Little Sweet Love von Minouett (~KaRe~ (1. + 2. Kapitel wurden überarbeitet <3)) ================================================================================ Kapitel 3: Word of Honour ------------------------- Little Sweet Love Kapitel 3: Word of Honour Und hier also dann mal das 3. Kapitel… Ich weiß; es hat mal wieder Ewigkeiten gedauert, aber dafü+r hab ich diesmal viiiel mehr geschrieben und mir Mühe gegeben es etwas auszuweiten XD Thx for the Kommis °~°V Disclaimer: Rechte liegen bei Takao Aoki, nur die Story gehört mir ganz allein. (Nicht klaun!) Warning: Shounen-Ai + es ist von MIR… Widmung: …ehm ja. XD“ Ich hoffe es gefällt euch :3 Much Fun ^____________^ Kai hatte mit einem inneren Konflikt zu kämpfen. Es war gegen seine Vorsätze und sein Image sich für Irgendwen besonders einzusetzen. Das war schon immer so, seit er sich der Abtei und seines Großvaters wegen vor der Außenwelt verschlossen und Niemanden an sich ran gelassen hatte. Doch hier ging es nicht um Irgendjemanden. Es ging um Rei. Rei war nie nur ‚Irgendwer’. Sie waren Freunde gewesen und der kleine Chinese hatte ihm insgeheim schon immer viel bedeutet, bis er verschwand. Allein, weil er der Einzige war, der mit ihm befreundet sein wollte. Dabei war er schon damals ein Kotzbrocken gewesen. Und sie hatten sich Beide verändert. Es war ist viel passiert in den Jahren, in denen sie sich nicht gesehen hatten. Sie waren wie zwei Fremde, die doch nicht Fremde waren, weil sie sich mal kannten. Wie sollte er sich ihm gegenüber also verhalten? Vertraut? Oder…fremd...? Im Zweifelsfall wohl eher fremd. Das war für ihn am einfachsten. Er blickte neben sich zu dem Jüngeren, der so gut es ging versuchte sich aufrecht zu halten. Er musterte ihn widerholt leicht misstrauisch. Eigentlich hätte er ihn aus nächstbestem Grund von sich gestoßen. Sein geschimpfter ‚Freund‘ hatte sich Boris und Voltaire angeschlossen! War er noch zu retten? Was für eine Gehirnwäsche mussten sie ihm unterzogen haben, damit so etwas zustande kam? Und vor allem Warum? Er verstand es nicht. Und diese Tatsache machte ihn rasend. Er hatte sonst auch immer den Überblick über alles. Immer die Kontrolle. Und kaum trat Rei in sein Leben geschahen Dinge, die nicht vorhersehbar oder geplant waren und warfen ihn aus seiner sicheren Bahn. Aber wenn er mehr wissen wollte, musste er ihn zur Rede stellen und dazu war ein Ort wie das Zimmer H108 gut geeignet, wie er gehört hatte. Die Krankenschwestern im Dienst vertrieben sich die meiste Zeit sowieso lieber mit Kaffepausen, Rauchen und Kartenspielen. (Vorzugsweise Skart) Deswegen meldeten sich die Meisten gerne mal krank, um dort einfach eine Freistunde zu verbringen. Kai sah sich im Korridor um und entdeckte das Schild mit der Zimmernummer neben der Tür. Rei währenddessen schien immer noch ziemliche Schmerzen zu haben, doch gab keinen Ton von sich. Wortlos öffnete Kai die Tür zum Krankenzimmer. Er war hier noch nie gewesen. Wieso auch. Die Krankenschwestern schienen, wie erwartet, kurzzeitig abwesend zu sein. Was für ein schlechter Service. // Er ist leicht…//, kam es dem Russen kurz in den Sinn, als er Rei hochhob und auf das nächstbeste Krankenbett platzierte. Dieser hustete verhalten und schwieg. Der Gedanke, dass Kai ihn gerade hochgehoben hatte, wirkte seltsam auf ihn. Er war dankbar und hätte sich insgeheim gefreut, wenn nicht die Schmerzen seine Sinne weitgehend betäubt hätten. Kurz sahen sich Beide an und versuchten sich dann mit der Einrichtung des Krankenzimmers abzulenken. Schlicht und weiß. Ziemlich einfallslos, wie man feststellen konnte. Wenige Krankenliegen, ein Schreibtisch und ein etwas größerer Arzneischrank. Alles in einem eher dreckigen Weiß-Ton gehalten. Rei dachte nach. Wie sollte er nur anfangen? Und was, wenn es Kai nicht interessierte und er nicht die Absicht hatte ihm zu helfen? … Außerdem konnte ihn das auch in große Schwierigkeiten bringen… Vielleicht sollte er es doch lassen-… Aber…Andererseits würde er wahrscheinlich nie wieder eine Möglichkeit finden, die Abtei zu verlassen. Was sollte er tun? Was nur?? Wenn nur wenigstens diese Schmerzen nicht wären… Nervös zwirbelte er an einer Haarsträhne herum und verriet sich. Kai hatte scharfsichtig diese Bewegung verfolgt und wusste, was in Rei vorging. Er traute sich nicht ihn um etwas zu bitten… Immer wenn er an einer Strähne gezwirbelt hatte, war er nervös und fand keine Worte. Das war schon immer so... Doch kaum ging Kai dem Gedanken nach, wie er Rei am besten zwang ihm Rede und Antwort zu stehen, da fing dieser plötzlich an, ohne Unterlass zu husten. Der Kleinere hielt sich mit der einen Hand den Bauch und der anderen den Mund und schien erneut einen Magenkrampf zu haben, was Kai etwas hilflos wirken ließ. Er hatte keine Ahnung von Erster Hilfe. Aber er musste irgendetwas unternehmen. Irgendwie musste er ihn beruhigen. “ Rei! Atme ruhiger!”, befahl er ihm eindringlich, doch dieser hatte die Augen zusammengekniffen und rang nach Luft. Er schien sich nicht konzentrieren zu können. Kai reagierte dieses mal sofort, drehte Reis Gesicht zu sich, hob sein Kinn an und starrte ihn an. Er zwang ihn quasi zu Blickkontakt und hoffte, dass es wirkte. Rei öffnete sofort erschrocken und verstört seine Augen und sah seinem Gegenüber direkt ins Gesicht. Sie saßen immer noch dicht nebeneinander. Die goldgelben Opale des Jüngeren schimmerten leicht fiebrig, aber er wurde ruhiger. Sein Atem ging noch immer stoßweise und er zitterte leicht. Sein Kopf war leer. Er konnte nichts denken. Konnte nur Kais Augen sehen, die ausnahmsweise eine gewisse Wärme ausstrahlten. “Es funktioniert also immer noch.”, stellte Kai monoton fest und ließ das Kinn des Anderen wieder sinken. Schon früher war es so gewesen, dass wenn man das Kinn des jungen Chinesen anhob, dieser plötzlich fast wie hypnotisiert wirkte. Kai wusste nicht wieso, genau wie Rei. Es war ähnlich wie, als wenn man Jemanden so in die Enge trieb, dass ihn eine Art Schock erfasste. Und Kai erwischte sich erneut dabei, wie er etwas zufrieden feststellte, dass Rei ‚der Alte‘ zu sein schien. Die Art, wie er handelte, oder seine Gestik, war dieselbe. Auch die Sache mit dem Kinn… Davon wusste Kai allein. Es machte ihn stolz und selbstzufrieden. Rei jedoch schien alles andere als glücklich. Er lächelte schief und lenkte erneut Kais Aufmerksamkeit auf sich. Es war kein Lächeln, das Fröhlichkeit vortäuschen sollte. Es war ein verzweifeltes Lächeln, ein panisches, ein schmerzerfülltes. Er fing an zu schluchzen. Tränen bildeten sich in seinen hübschen Augen, doch er unterbrach nicht den Blickkontakt zu Kai, so wie er es früher getan hatte. Und Kai merkte sofort, dass hier etwas gewaltig schief lief. Das war nicht normal. Hatte er ihn etwa mit seiner Bemerkung so sehr verletzt? Aber das war doch kein Grund zum heulen. Ganz und gar nicht. Und Rei war nicht der Typ, der bei solch einer kleinen Bemerkung gleich anfing seinen Tränen freien Lauf zu lassen. Natürlich war er sensibler und nahm sich auch einfache Dinge zu Herzen, aber etwas Anderes stimmte hier nicht. “Es tut weh…“, flüsterte Rei auf einmal und hob seine geballte Faust hoch. Kai erstarrte. “Es tut so schrecklich weh, Kai.”, wiederholte er noch leiser und öffnete zitternd seine Hand. Kais Augen weiteten sich geschockt und er konnte Rei gerade noch daran hindern von der Krankenliege herunter zu stürzen. Er war ohnmächtig. //Scheiße!// Er hielt ihn fest, legte ihn so gut es ging auf die Liege und wollte gerade aus der Tür rennen, um die Krankenschwester zu holen, als diese auch schon die Tür öffnete und erstaunt war, zwei Personen vorzufinden. “Rufen sie schnell einen Krankenwagen!“, brüllte er der Schwester entgegen, die ihn überaus verblüfft ansah. Doch das störte ihn nicht. “Los, nun machen sie schon!!“, drängte er verärgert und die Schwester gehorchte sofort. Währenddessen war eine weitere Schwester aufgetaucht. Sie begriff schnell und fing an, Rei zu untersuchen. Kai spürte, wie Kälte und Unruhe von ihm Besitz ergriff. Und Hass. Hass auf die Leute, die dem Schwarzhaarigen so etwas angetan hatten, dass dieser so mit Schmerzen zu kämpfen hatte. “Grundgütiger!!“, entfuhr es der Schwester, die Rei auf Wunden untersuchte, plötzlich, “ Seine Hand! Seine Hand ist ja voller Blut!!!“ Erschüttert sah sie Kai an. “Woher kommt das? Hat er sich verletzt?“ “Nein, nicht direkt. Er wurde verletzt und hat wahrscheinlich innere Verletzungen…Das Blut kam durch Husten.“, antwortete Kai wahrheitsgemäß und ließ Rei nicht aus den Augen. Er war blass. Die Krankenschwester wirkte leicht aufgelöst. “Majenna! Kommt der Notarzt bald? Ich glaub die Lage des Jungen ist nicht zu unterschätzen…!“ Kai fühlte sich unwohl in seiner Haut. Rei musste durchhalten! Er musste einfach! Es verstrich nur wenig Zeit, da hörte man eiliges Getrappel und die Notärzte trafen ein. Sie beförderten den blassen Chinesen auf eine Trage und befragten Kai, wegen der Ursache. Dieser antwortete knapp, aber ausreichend. Als die Männer Rei schließlich raus transportierten, wandte sich einer der Ärzte an Kai und fragte: “Wollen sie mitkommen, junger Mann? Ich nehme an, sie sind mit Rei Kon befreundet?“ Der Gefragte zögerte zuerst, überwand sich jedoch und nickte kurz. //Sobald er wieder ansprechbar ist, werde ich ihn zur Rede stellen.//, dachte Kai bei sich und folgte den Sanitätern in den Krankenwagen. Als sie nach einiger Zeit im Krankenhaus ankamen ließ Kai sich im Wartezimmer nieder. Er wartete auf die Ergebnisse. Es bestand kein Grund zur Sorge. Das hatten die Ärzte ihm versichert. Wieso sollte er sich also unnötig aufregen? Wenn es Rei schon bald wieder besser gehen würde, bestand kein Grund für unnötige Besorgnis. Doch je länger Kai darüber nachdachte, dass es ja keinen Sinn habe, sich Sorgen zu machen, desto unruhiger wurde er innerlich. Vielleicht wollte er sich selbst nur beruhigen... Es würde Rei besser gehen. Die Wunden würden verheilen. Warum also ein Drama um das Nichts gestalten? Der junge Russe wartete. Und wartete. Doch nach zwei Stunden untätigen Herumsitzens, stand er auf und ging im Wartesaal umher. In ihm kroch leichte Nervosität auf. War es denn normal, dass eine Untersuchung so lange dauerte? Ging es Rei vielleicht doch schlechter als erwartet? Sollte er nachfragen? Er sah sich nach einem Krankenpfleger oder etwas Ähnlichem um, doch der Flur wirkte seltsam leer. Gerade, als er um die Ecke gehen wollte, um an der Rezeption zu fragen, wie lange er noch zu warten hatte, wich er zurück. Hastig sah er sich um und versteckte sich am Eingang des Wartezimmers, gerade so, dass er beobachten konnte, wer den Flur entlang ging. Kaum hatte er sich dort positioniert, da kam auch schon ein kräftiger Mann mittleren Alters, violetten Haaren und mit zwei Leuten in Begleitung, um die Ecke gebogen. //Verflucht, ich hätte früher nach ihm sehen sollen… //, schoss es Kai durch den Kopf und beobachtete weiter, wie Boris Balkov, Abteilungsleiter der Abtei, seinen Weg ungehindert fortsetzte und die Zimmerschilder, die an den Flurtüren angebracht waren, genau musterte. Kai zögerte kurz, schlich sich jedoch aus seinem Versteck hervor und folgte Boris und seinem Gefolge in relativ großem Abstand. Er konnte es sich nicht genau erklären, weshalb ihm plötzlich so flau im Magen wurde und in ihm dieses schreckliche Gefühl hinaufkroch, dass er seit seinen Jahren in der Abtei nicht mehr zugelassen hatte. Das Gefühl, dass ihn des Nachts immer wieder wach gehalten hatte und dass sein stetiger Begleiter gewesen war, auch wenn man es ihm nie angesehen hatte. Angst. Jetzt, wo er Boris in leibhaftiger Gestalt keine 50 m von sich entfernt stehen sah, fühlte er, wie schrecklich es sein konnte sie zu verspüren. Doch es war nicht dasselbe Gefühl. Das Gefühl das er damals gehabt hatte, war vor allem mit Hass verbunden. Einem gewaltigen Hass auf sein vollkommenes Umfeld, das ihn gequält hatte und ihm seine Freiheit nahm. Und nur durch diesen Hass, hatte er es in der Abtei ausgehalten. Aber sein jetziges Gefühl war noch mit etwas Anderem vermischt. Mit Sorge. Er hatte Angst um Rei. Es war klar, dass Boris wegen des Chinesen und im Auftrage Voltaires kam. Und wie er es sich denken konnte, war für sie Reis Gesundheit zweitrangig. Doch was konnte er schon groß ausrichten? Er, der immer noch die Angst in seinen Gliedern spürte, wenn er nur an Boris Balkov dachte und sich zwingen musste nicht einfach die Flucht zu ergreifen? Vielleicht sollte er gehen… Er hatte die Abtei hinter sich gelassen und das war gut so. Wenn er sich jetzt weiter mit Rei befasste und sich einmischte, würde ihm das nur Ärger einbringen. Zögernd sah der Russe wieder in die Richtung, in der der Abteileiter verschwunden war. Er senkte etwas den Blick. Konnte er das wirklich mit sich ausmachen? Der Graublauhaarige wollte es sich nicht eingestehen, aber er vermisste heimlich das Lächeln des Chinesen. Nicht ein einziges Mal hatte Rei seit ihrem Treffen ehrlich gelächelt, oder aus Freude. Und auch seine goldenen Augen zeugten nur von Trauer, Schmerz und tiefen Wunden, wie er selbst sie einst hatte. Es war, als würde er dem schmerzhaften Ebenbild seiner Seele gegenüberstehen. Rei hatte es nicht verdient genau wie er zu leiden. Und Kai wurde klar, dass wenn er wollte, dass Rei genau das tat und wieder wie früher wurde, musste er ihm helfen. Er musste ihm aus der Abtei helfen, egal aus welchen Gründen auch immer er da war. Egal aus welchem Blickwinkel; die Abtei war grauenvoll und nicht das Richtige für Rei, selbst wenn er es anders sehen sollte. Doch so heldenhaft dieser Gedanke ihm auch vorkam, so unmöglich erschien es ihm auch ihn umzusetzen. Er kannte die Abtei gut genug, um zu wissen, dass es fast unmöglich war ihr zu entkommen. Kai erinnerte sich nur zu gut, wie er selber sich jede Nacht in der Abtei Jemanden gewünscht hatte, der ihn aus diesem Loch holte. Er war zu stolz um nach Hilfe zu schreien, aber seine ganze Seele und sein ganzer Verstand hatten sich nur noch an Hoffnung geklammert. Und auch wenn er sich nie in Menschen hineinversetzte, weil er es nicht für nötig hielt und genug mit sich selber beschäftigt war, so konnte er sich denken, dass es Rei genauso gehen musste; wenn nicht sogar schlimmer. Rei war anders als er. Ganz anders. Er passte charakterlich überhaupt nicht in dieses Grundschema der Abtei hinein. Die Abtei kreierte herzlose Maschinen, die nur den Sieg im Sinn hatten. Wer Mitleid hatte wurde verachtet und wer Anderen half, wurde zum Verräter gegenüber seines Lehrmeisters. Kai war von Grund auf nicht der Emotionalste. Das hatte einerseits die Abtei geprägt, da er quasi mit ihr aufgewachsen war, doch andererseits, war er eben so, wie er war. Doch Rei… Er war das genaue Gegenteil. Kais Augen flammten auf. Niemand würde Rei ausnutzen. Niemand sollte ihm wehtun, ihn anschreien, oder auch nur anfassen. Allein der Gedanke daran, dass Rei denselben Prüfungen unterzogen wurde, die er selbst einst zu absolvieren hatte, riefen Übelkeit in ihm hervor. Es war grausam und machte einen seelisch kaputt. Er selber war schon fast ein psychisches Wrack, was das anbelangte, doch das war im Moment nicht von Belang. Wie von selbst bewegten sich seine Beine. Schnellen Schrittes näherte er sich der Tür, in der auch Boris verschwunden war. Vorsichtig lugte er durch das schlitzartige Fenster in der oberen Hälfte der Tür. Er konnte erkennen, dass Boris, sowie die beiden kräftigen Handlanger um ein Krankenbett herumstanden. Sie verhinderten die Sicht auf die Person, die in dem Bett lag, doch Kais Instinkt nach, handelte es sich sicher um den jungen Chinesen. Als er kurzzeitig lange, schwarzviolette Haare schimmern sah, hatte er auch den Beweis. Kai atmete tief ein und aus. Er durfte nicht überstürzt handeln. Denn auch, wenn in ihm das Blut pochte und seine Gedanken und Gefühle unruhig und voller Impulse in seinem Körper umher hasteten, so durfte er nicht unüberlegt handeln und seinen Verstand ausschalten, nur weil Hass und Wut überhand gewannen. Wie konnte er Rei da am Effektivsten heraushelfen? Sollte er Boris ablenken, damit der Chinese türmen konnte? Aber das würde dieser wohl in seinem derzeitigen Zustand kaum zustande bringen. Was konnte er also tun? Was? Er sah sich fieberhaft suchend um und hatte Glück. Die Krankenschwester kam gerade in den Flur hinein gebogen. Kai sah kurz noch einmal durch das Türfenster, doch Boris schien sich nur mit seinen Leuten zu unterhalten. Dann drehte er sich zur Krankenschwester und winkte sie ungeduldig zu sich her. „Kann ich ihnen hel…“, wollte die Schwester wissen, als sie bei Kai ankam, aber dieser hielt ihr schnell den Mund zu und sah sie mörderisch an. Die Schwester blickte ihn verwirrt an, doch der Graublauhaarige hatte sich blitzschnell dem Fenster zugewandt, um sich zu versichern, dass Boris noch immer am diskutieren war. Er wandte sich wieder der Schwester zu und raunte ihr zu: „Das ist das Zimmer von einem Patienten der vor ca. 1 ½ Stunden eingeliefert wurde, auf Grund von schlimmen, inneren Verletzungen… Besucher sind nicht erwünscht, oder?“ Die Schwester schien irritiert, aber nickte kurz. Kai grinste bösartig. „Dann werden sie wohl die Personen, die sich in diesem Zimmer aufhalten sofort hinausschmeißen, richtig?“ ~°~°~ Rei blinzelte, als das grelle Licht seine Augen blendete. Es war seltsam weiß um ihn herum. Was war hier los? Wo war er? Er wollte sich aufrichten, aber ein starker Schmerz in seiner Magengegend ließ ihn wieder zurücksinken. Ein leises Stöhnen verließ seine Kehle. Verdammt, tat das weh… „Bleib liegen.“, ertönte ein bekannte Stimme neben ihm. Sie war tief und warm. Und trotzdem ließ die Tonlage keinen Wiederspruch gelten. Rei drehte langsam seinen Kopf nach rechts, von wo er die Stimme vernommen hatte und erschauerte unwillkürlich leicht. Kai saß mit etwas Abstand auf einem Stuhl neben seinem Bett und musterte ihn mit seinen rubinartigen Augen. „Kai…“, flüsterte der kleine Chinese heiser und spürte, wie sein Herz einen Sprung machte. Wieso war er denn hier? Wo waren sie überhaupt? Allen Anschein nach in einem Krankenhaus… Aber was war passiert? Lauter unbeantwortete Fragen turnten durch seinen Kopf und er sah Kai fragend an. „Boris war hier.“, kam es nach einiger Zeit von dem Russen und Ray zuckte zusammen. Boris? Etwas in ihm begann zu rotieren und nervös sah er Kai an. „Was wollte er?“, fragte er leise und fühlte, wie in ihm die Angst aufstieg. Sie drückte ihm leicht die Kehle zu und ihm wurde erneut leicht Übel. „Ich denke mal, das liegt auf der Hand.“ „Und wieso bin ich dann noch hier?“ „…“ Ein seltsamer Ausdruck schlich sich auf das Gesicht des Russen, doch er schwieg. Rei musterte ihn noch immer unsicher, aber etwas ruhiger. Wenn Kai hier war, war alles gut. Er fühlte sich sicher. Zwar konnte er sich nicht wirklich erklären, was er hier machte, aber er wusste, dass wenn er fragte, er nur Kais heiligen Zorn heraufbeschwören würde. Und in seinem jetzigen Zustand wollte er nicht streiten. Denn wenn er mit Kai stritt, wurde es oft sehr laut und es blieben ein wutschnaubender Kai und ein meist ebenso wütender und verletzter Rei zurück. „Danke.“, unterbrach er schließlich sanft das Schweigen und zog den Blick des Graublauhaarigen erneut auf sich. Dieser nickte nur. Als Rei jedoch Anstalten machte aufzustehen, handelte der Graublauhaarige schnell und drückte den Kleineren in sein weißes Bett zurück. „Hier geblieben.“ „Ja, aber….“ „Kein aber. Du bist hier fürs erste sicher. Wenn du jetzt kopflos raus rennst, fangen dich Voltaires Leute ab. Willst du das?“, er zog eine Augenbraue hoch und sah sich vielsagend im Raum um. Doch Rei übersah das. „Nein!“, entfuhr es ihm sofort und Kai’s Mundwinkel zuckten leicht sarkastisch. Wieder herrschte Schweigen und wiederholt zwirbelte der junge Chinese an seiner violetten Haarsträhne. Erneut traute er sich nicht zu fragen. Ein drückendes Gefühl hatte sich auf seinen Körper gelegt. Es gab ihm das Gefühl, dass die Frage mehr als 50 Tonnen wog und er sie Kai nicht aufbürden wollte, aber unbedingt loswerden musste. „Würdest du…“, setzte er leise an und sah ihm verlegen in die Augen. Kai sah gleichgültig zurück. „…würdest du mir…vielleicht…aus der Abtei helfen?“, presste er hervor und seine bernsteinfarbenen Seelenspiegel suchten die seines älteren Gegenübers. All seine Hoffnung war in seinen Augen zu lesen und er krallte sich unbewusst in seine weiße Krankenbettdecke. Rei wusste, dass Kai guten Grund hatte ihn links liegen zu lassen und ihm ‚Hilfe‘ zu verweigern. Er hatte ihn in seinen Augen schließlich hintergangen. Kai sah ihn an und in seinem Blick lag ein ungewöhnlich finsterer Ausdruck. Als wollte er ihn abweisen, oder dazu bringen nicht weiter zu sprechen. Erneut hob er warnend eine Augenbraue und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Wieso bemerkte Rei es nicht? Dieser griff Kais Reaktion falsch auf und bekam plötzlich Zweifel. Er biss sich auf die Unterlippe. Eigentlich war es nicht fair von ihm, um Hilfe zu bitten. Er wühlte Kais Vergangenheit auf, die er selber extra sorgsam zugedeckt hatte, indem er ihn aus der Abtei geholt hatte. Und seiner Ansicht nach, schuldete Kai ihm rein gar nichts, da er ihn nicht darum gebeten hatte, ihm in irgendeiner Weise zu helfen. Natürlich; Ray hatte zu dem Zeitpunkt über Kais Befinden, seine Wünsche und Ängste Bescheid gewusst. Und auch wenn sein damaliger bester Freund es nie ausgesprochen hatte, so war ihm klar gewesen, dass Kai sich nichts sehnlicher als seine Freiheit wünschte. Trotzdem, war nie eine Bitte über die Lippen des Russen gekommen. Sein Stolz verbot ihm vieles und diese Art von ‚um Hilfe bitten‘ gehörte ganz oben auf die Liste. Aus diesem Grund hatte Ray es auch vorgezogen seinem Freund nicht zu offenbaren, wem der Verdienst galt, dass er von einen auf den anderen Tag einfach so entlassen worden war. Vielleicht hatte Kai geahnt, wer dahinter steckte, als mit seiner Entlassung auch sein bester Freund wie vom Erdboden verschluckt wurde. Aber nie mit Sicherheit gewusst. Und er wäre gekränkt gewesen…todsicher. Er wäre in seiner Ehre verletzt gewesen und hätte ihn schließlich wie Luft behandelt. Und wenn er erfahren hätte, dass der jüngere Chinese sich dadurch auch noch selbst ‚verkauft‘ hatte… Er wäre ausgerastet…bestimmt. Rei kannte den großen Stolz seines Freundes. Den großen Ego und das große Vertrauen in sich selbst, das er heimlich immer bewundert hatte, waren Kai schon öfters ein Hindernis gewesen, aber auch eine große Hilfe. Vertieft in seine Gedankengänge, die verkettet mit der Vergangenheit ihn für einen Moment abwesend erscheinen ließen, holte er sich selbst schnell wieder in die Realität zurück, als er bemerkte, wie Kai sich ungeduldig räusperte. „Ich…uhm…“, fing Ray leise an und schaute unbehaglich zu dem Älteren hin. „…Ich meinte…ob du vielleicht eine Möglichkeit weißt, wie man aus ihr fliehen kann…denn ehrlich gesagt, behagt es mir nicht wirklich dort…Es…es sollte keine Bitte, oder so etwas sein…“ Er lächelte nervös und etwas aufgesetzt und sah Kai abwartend an. Dieser zog die Stirn kraus. „Jetzt Halt’s Maul. Kein Ton mehr.“, zischte er leise und funkelte Ray warnend an, was diesen schlucken ließ. Er begriff noch immer nicht. Er fühlte sich unter Kais Blicken auf einmal schwach und irgendwie entblößt. Doch er konnte nicht genau mit sich ausmachen, was ihn so aus der Bahn warf. Kais schroffer Umgangston? Den kannte er doch nur zu gut. Seine mehr oder weniger harsche Ausdrucksweise? Nein, auch die war ihm bekannt, obwohl sie eigentlich nie auf ihn angewandt worden war. Was hatte er denn falsch gemacht? Er hatte doch nur… Rays Gedanken wirbelten durcheinander und türmten sich aufeinander auf. Musste er sich entschuldigen? Jetzt sofort? Dafür, dass er Kai auf etwas angesprochen hatte, was dieser vielleicht grundlegend hatte vermeiden wollen? „Entschuldige bitte…ich hatte nicht vor…“, stammelte er und war über sich selbst erschrocken, als seine Stimme einen seltsam hohen Klang annahm. „Also ich wollte dich nicht irgendwie mit einspannen…ich wollte ja nur wissen…“ Kai glich einem Vulkan, der kurz davor war zu explodieren. Und Rei einem Häufchen Elend, das die Welt nicht mehr verstand, als er auch schon Kais Hand auf den Mund gepresst bekam, was ihn am weitersprechen hinderte. „Bist du denn lebensmüde??“, zischte Kai gefährlich nahe an Reis Ohr und jagte dem Kleineren einen Schauer über den Rücken, der sich gewaschen hatte. Alles was Rei erwidern konnte, war einen fragenden Laut unter Kais Hand hervorzubringen. „Wenn du dich etwas genauer umschaust, dürfte dir auffallen, dass in der linken Ecke uns gegenüber ein kleiner schwarzer Punkt ist. Was glaubst du was das ist? Richtig!- Eine Überwachungskamera! Rate mal, wer sie da angebracht hat?! Richtig!- Boris!“ Kais Stimme war sehr gedämpft, aber dennoch laut genug, dass Rei jedes Wort verstehen konnte. Und ihm ging auf einmal ein Licht auf, weswegen Kai sich so seltsam verhalten hatte. „Wenn du also in Gegenwart dieser Minikamera, wie du am besten fliehen kannst, ist das klug? Richtig! – Nein, ist es nicht! Und wenn du nicht aufhörst mich so falsch anzulächeln, werde ich wahnsinnig und schüttel dich so lange, bis es dir vergeht. Alles klar?“ Vollkommen irritiert nickte Rei langsam und starrte Kai völlig überrumpelt an, als dieser sich etwas von seinem Ohr entfernte. Seine Gedanken überhäuften sich und ließen sich nicht klar zu Ende führen. Er hatte diese Kameras tatsächlich nicht gesehen. Natürlich war es da nicht gerade klug nach möglichen Fluchtversuchen zu fragen. Und wenn er weiter darüber nachdachte, hätte er sich sogar dafür ohrfeigen könne. Kai hatte doch gesagt, dass Boris hier gewesen war; es war zu erwarten gewesen, dass er nicht unbewacht blieb. Außerdem hatte er mit seinen Blicken ihn schon die ganze Zeit darauf aufmerksam machen wollen, wie es ihm in den Sinn kam. Rei stieg die Hitze ins Gesicht. Er war so ein Idiot…! Er hätte das doch sofort merken müssen, so offensichtlich wie das war. Und der zweite genannte Punkt von Kai tat ein Übriges und vertiefte die Röte des Chinesen. Er lächelte falsch?! So etwas fiel Kai auf und erzürnte ihn? Er musste sich ein glückliches Schmunzeln verkneifen. Das erste seit langer Zeit. Es war fast überwältigend, was diese Tatsache in Rei auslöste. Am liebsten hätte er Kai das ehrlichste Lächeln geschenkt, das er zu bieten hatte. Doch seine Miene blieb fast unverändert. Zu ernst war die Lage. Und seine Schmerzen hatten sich noch lange nicht gelegt. Unmerklich seufzte Ray auf und sah verunsichert zu Kai, der sich wieder normal positioniert hatte und den Blick fest erwiderte. Schließlich beugte sich Kai wieder zu ihm und musterte Ray ausgiebig, was diesem eine feine Röte ins Gesicht trieb. Er mochte es überhaupt nicht leiden so direkt angestarrt zu werden, wenn kein erdenklicher Grund vorhanden war. Und ohne es beeinflussen zu können, erschienen Bilder vor seinem inneren Auge. Was, wenn Kai jetzt doch etwas näher kommen würde? So nah…dass sie sich fast… Der Russe schenkte ihm einen leicht spöttischen bis amüsierten Blick, als die Röte in dem femininen Gesicht seines Gegenübers zunahm. Er näherte sich erneut Rays Ohr und hauchte: „Ich werde dich da rausholen, du hast mein Ehrenwort.“ °~°~ °~°~ Jaja, ich weiß… kai hat seine Tage XD *behauptet* *nodd* Ich hoffe, das Kapitel hat euch einigermaßen zugesagt,…schreibt mir n Kommi! :D Minou Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)