Bordell Suzuki von Rici-chan (RenxHoro Epilog ist da!) ================================================================================ Kapitel 10: Vergangenheit ------------------------- Kapitel 10: Vergangenheit Horo seufzte. Ihm schien das ganze auf einmal so unwirklich. Ren saß noch immer neben ihm, Pilica hatte nach ihren Worten lieber das Weite gesucht. Der Blauhaarige massierte sich die Schläfen. Ok, Ok, vielleicht war er schwul. Vielleicht hatte er auch einfach nur so ein Gefühl in Rens Nähe weil dieser der Erste war der ihn auf diese Art und Weise berührt hatte. Jener saß noch immer neben ihm und reichte ihm ein Taschentuch ohne ihn anzusehen. Horo nahm es verlegen und schnäuzte sich die Nase. Aber etwas lag ihm noch immer auf dem Herzen. „Ren?“ „Ja?“ „Du hast… vorhin gesagt du wärst eine Person der es schlecht ging. Kannst du mir das genauer erzählen, bitte?“ Der Ainu kam sich fast töricht vor bei dieser Bitte. Er ahnte, was sein Chef die ganze Zeit durchmachen oder arbeiten musste. Aber er mochte Ren inzwischen, soviel konnte er sich eingestehen. Er wollte mehr über ihn wissen, ihn besser kennen lernen. Sein Gesicht war immer noch durch seinen vorherigen Gefühlsausbruch gekennzeichnet. Dennoch blieb seine Mimik wenigstens einigermaßen neutral. Nur seine Hände deuteten auf seine innere Unruhe hin. Sie begannen das benutzte Taschentuch in den Händen zu falten und wieder auseinander zu ziehen. Ren seufzte. Eigentlich redete er nicht über so etwas. Aber wenn Horo schon mit so einem verheulten Blick ankam… „Also… ich komme ja eigentlich aus China, wie du dir denken kannst. Ich wohnte in der Nähe von Tibet, mit meinen Eltern und meiner großen Schwester. Aber unsere Eltern starben früh. Meine Mutter anscheinend etwas später nach meiner Geburt und mein Vater starb durch einen Arbeitsunfall.“ Alleine das brachte Horos Gesicht, welches ohnehin schon mehr oder weniger erschöpft wirkte, zum erbleichen. Er hatte ebenfalls seine Eltern verloren, aber zu diesem Zeitpunkt war er schon so alt gewesen, das er damit besser umgehen konnte. Es war zwar noch in der Pubertät gewesen, wo man seine Eltern am meisten hasste und am stärksten liebte; aber zu solch einer Entwicklung kam es bei ihm nicht. Und in diesem Fall war sich Horo sicher, das er lieber alles durchgemacht hätte, als so leben zu müssen, ohne sie. Ren hatte seine Eltern dagegen nicht einmal kennengelernt. Der Schwarzhaarige bemerkte die Reaktion des Ainus und begann sich zu wundern. Er wusste, das er kein leichtes Schicksal hatte, aber wenn der Blauhaarige deswegen schon so ein Gesicht zog, wie sollte es dann bei der weiteren Wendung sein? Würde er das überhaupt verkraften? Ren begriff nun ebenfalls, das er selbst sehr abgehärtet sein musste. Viele Schicksale ließen ihn kalt, er sah schon Menschen sterben ohne sich dabei gehen zu lassen oder eine andere Reaktion zu zeigen als seine neutrale Maske. Diese Tode waren noch immer nichts Alltägliches für ihn, aber es berührte ihn nicht bis in sein Inneres. Er sperrte Gedanken über die Intimitäten der Personen aus, ihren Charakter und wie ihr Leben war. Für ihn lebten diese Menschen nicht wirklich. So wie ihm sein eigenes Schicksal nach einer Weile wie das eines anderen erschien. „Jedenfalls war ich gerade einmal 2, als meine Fünfjährige Schwester versuchte in kein Waisenhaus zu müssen. Leider wurden wir doch aufgegriffen. Sie konnte einfach auch noch nicht für uns sorgen. Ist ja klar. Du musst wissen, dass in China Jungen mehr zählen als Mädchen, vor allem in den ländlichen Gebieten. Mich wollten viele sofort adoptieren, aber meine Schwester natürlich nicht. Aber uns ging es im Waisenhaus so schlecht, das meine Schwester mich schließlich trotz Widerstand gehen ließ. Nach Japan.“ Während dieser Erzählung, die ihm inzwischen so leicht über die Lippen ging, ohne das er wieder ihr Gesicht vor sich sah, oder einen Schimmer dessen was dieses gewesen war, blickte er den Älteren erneut an. Und blinzelte, weil ihm dieses fremde Bild nicht passte. Horo weinte. Nicht in wilden Schluchzern; in stillen Tränen, die seine geröteten Wangen entlang in sein T-Shirt tropften. Seine Augen waren rot, und er war so gefangen von allem, das er nicht einmal zu bemerken schien das Ren ihn anstarrte. Der Chinese war verwirrt. Nicht etwa, weil Horo so mitfühlend war. Ihm selbst fiel hingegen erneut die eigene Gefühllosigkeit auf. War er schon so abgebrüht? Hatte er verlernt zu weinen? Wäre kein Wunder bei alldem, was er hier bisher erlebt hatte. Horo hingegen sah ein, wie kindisch und vor allem nichtig sein kleines Problem war, vielleicht schwul zu sein. Er und Pilica hatten später als Ren ihre Eltern verloren. Als sie danach auch noch zu so einer schlechten Pflegefamilie kamen, war die Trauer noch größer geworden, ebenso die Wut, dass sie verlassen worden waren. Aber trotz des Unglücks blieb ihnen doch noch eins: sie hatten sich. Ren dagegen hatte niemanden. Die ganze Zeit lang. Er konnte die Tränen nicht aufhalten, die sich ihren Weg bahnten. Das Taschentuch war inzwischen mehr als zerknautscht zwischen seinen Händen, wo die Knöchel weiß hervortraten, weil er sich so anspannte. Der Blauhaarige weinte auch nicht nur, weil Ren ihm wegen seines Schicksales leid tat. Er weinte auch noch wegen der Schwester des Chinesen, die versucht hatte sich um den kleinen Ren zu kümmern. Horo war selbst ein großer Bruder, und konnte so mehr als andere nachempfinden, was dieses Mädchen durchgemacht haben musste. Wie konnte sie in so einem zarten Alter, wo sie selbst genauso viel Liebe und vor allem Verständnis benötigte wie ihr Bruder, sich so um ihn kümmern? Woher hatte sie die Kraft genommen? Und wie schwer muss es ihr erst gefallen sein, ihn gehen zu lassen? Der Ainu schnäuzte sich mit dem benutzen Taschentuch noch einmal die Nase, bevor er sich etwas heiser an Ren wandte. Er stutzt, als sein Gegenüber ihn auch erstaunt anstarrte. Zuvor hatte er während seiner Ausführungen nur die kahle Wand angestarrt. Horo wurde noch verlegener. Wahrscheinlich hielt er ihn erst recht für homosexuell, wenn er wegen so einer Kleinigkeit weinte. Obwohl das ja wohl überhaupt keine Kleinigkeit war… „Weist du, wo deine Schwester ist?“ Ren schluckte. Er versuchte sich zu beruhigen; aber er versuchte wohl sicherer das Gegenteil zu erreichen. Er blieb ja ruhig – und das obwohl jemand vor ihm wegen seines eigenen Schicksales weinte. Wenn seine kleine Ziehtochter dies tat, war es schon schlimm – aber eine fast erwachsene Person, die ihn dann auch noch mit so großen Hundeaugen dabei ansah, die ihn fast dazu verleiteten ihn an sich zu drücken, brachen noch mehr die kühle Maske, die er sonst zu tragen pflegte. Er räusperte sich, bevor er weitersprach. Sein Verstand brachte sich wieder ein, obwohl sein Herz mehr denn je danach drängte sich jemanden vollends zu öffnen. Seine bisherigen Worte beschrieben einen Teil der Vergangenheit, der schon weit zurücklag. Die Prostitution, der Drogenhandel, seine fehlenden Kindheit, und zuletzt Horos Frage, die den Kern eines weiteren Problems traf – all jenes bestimmte seine Gegenwart, und war nicht minder schrecklich wie seine Vergangenheit. „Ich weis es leider nicht. Ihr Vorname ist Run, aber den findest du ein paar Tausend Mal im Telefonbuch. Das Kinderheim gibt es nicht mehr.“ Bei diesen Worten betrachtet er erneut die gegenüberliegende Wand, als würde er versuchen das Muster der Raufasertapete zu entschlüsseln. Er war sich sicher, dass wenn er Horohoro bei den weiteren Worten auch noch angesehen hätte, sein Herz über seinen Verstand gesiegt hätte. Horo schniefte noch einmal unabsichtlich, bevor er auf seien Hände starrte, die noch immer das Taschentuch umklammerten. Etwas genervt knüllte er es zusammen und warf es in die nächste Ecke. Danach betrachtete er wieder das Profil des Chinesen, welcher ihn nicht in das Gesicht blickte. In seinem Kopf arbeitete es. Er wusste jetzt mehr über Ren, ganz klar. Aber was sollte er nun tun? Gleichzeitig schimpfte er sich, dass er bei so einer Unterhaltung wieder an seine eigenen Probleme dachte. Er versuchte sich Rens Leben vorzustellen. Er hatte in den letzten Tagen mehr als genug Eindrücke bekommen, wie es ablaufen musste. Tagsüber Vater und Leiter des Bordells. Nachts gefährliche und unwürdige Arbeiten. Und das alles ohne zu ahnen, wo das letzte und einzige Familienmitglied war… Ihm wurde schlecht, wenn er daran dachte. Wenn er nicht wissen würde, wo Pilica war, wie es ihr ging, was sie machte, ob die Schmerzen hatte oder glücklich war… Er konnte nur die Weite des Schmerzes erahnen, die sein Gegenüber durchleben musste und noch immer tat. Aber ebenso tat sich ein neuer Beschluss immer stärker in ihm auf. Diese Entschlossenheit es auch noch durchzuziehen, nahm er aus tiefstem Herzen und aus dem gerade erfahrenen. Nachdem er sich noch einmal kurz mit dem Handrücken über Augen und Nase gewischt hatte, blickte er Ren erneut an. Dessen Blick war nun endlich wieder auf ihn gerichtet. Dennoch wirkte jener noch immer neutral, wenn auch leicht verwirrt und fragend. Horo schmunzelte innerlich; Er selbst musste verheult und zudem ziemlich unattraktiv aussehen. Seine Haare waren aus der Form geraten, seine Kleidung zerknittert und seine Wangen noch nass von den Tränen. Ren hingegen wirkte gelassener in seiner dennoch nicht minder unordentlichen Aufmachung. Er trug einen viel zu großen Pullover und aus der Hose war er anscheinend schon lange heraus gewachsen. Dennoch konnte Horo erahnen, wie der Mensch unter dieser unpassenden Kleidung aussah. Darunter schlugen mit voller Überzeugung ein gutes Herz und ein klarer Verstand. Horo lächelte. So schlimm würde es sicher nicht werden. Was war das ganze schon, entgegen der sonstigen Situation? Und entgegen dem, was Ren durchmachte? Und er wusste noch etwas. Etwas, was sogar mehr Bedeutung hatte als das vorherige: Er mochte Ren. Er vertraute ihm. „Würdest du es jetzt mit mir machen?“ Und er würde mit ihm sein erstes Mal haben. +*+*+ Verzeiht die lange Wartezeit. (__ __) Aber bald geht es weiter! Das Ende wartet schon darauf geschrieben zu werden! ;D mfg, Rici Hosted by Animexx e.V. 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