Konsequenzen des Erinnerns von iome (Eine HG/SS-Geschichte.) ================================================================================ Kapitel 12: 12. Vergebung ------------------------- @Belly-chan:Wiedermal danke für Dein Review! Dafür gibt es auch ganz schnell das neue Kapitel! 12. Vergebung Hermine erhob sich aus dem Bett und hüllte sich in den Morgenmantel. Ihr Fuß schmerzte jetzt nicht mehr und sie konnte endlich wieder richtig auftreten. Mit dem Gedanken, diese freudige Nachricht Severus mitzuteilen, verließ sie ihr Zimmer, fand aber schon kurz darauf heraus, dass sie völlig allein war. Wo war er denn hin? Nun, vermutlich einkaufen, wie sonst auch immer. Die Erinnerungen an den ersten gemeinsamen Monat hier wieder zu haben, half ihr ungemein. Nun, dann würde sie eben erst einmal duschen. Es ging ihr heute Morgen richtig gut und nur die, nicht wirklich von ihr gewichene, Müdigkeit setzte ihr etwas zu. Als ihr klar wurde, dass das oft bei Schwangeren der Fall war, musste sie sich erst einmal setzen. Schwanger! Das war die einzige Tatsache, die sie zwar wieder kannte, aber noch nicht wirklich begreifen konnte. Ja, die Vergewaltigung war schlimm, sehr schlimm sogar, aber tagsüber dachte sie nicht daran. Tagsüber war es, als hätte es sie nie gegeben. Nun aber, da sie wusste, warum sie ein paar Pfunde mehr auf die Waage zu bringen schien, da wurde ihr ganz anders. Sie bekam tatsächlich ein Kind. Voller Ungläubigkeit, aber auch voller Verzweiflung saß sie auf dem Wannenrand und schüttelte den Kopf. Warum hatte das nur passieren müssen? Und ausgerechnet ihr! Das Leben war ungerecht und es half ihr auch kein bisschen, dass sie von alledem irgendwann nichts mehr wissen würde, denn jetzt musste sie mit den Tatsachen leben. Vor circa drei Monaten hatte sie so sehr darauf gehofft, die Schwangerschaft ohne die Erinnerungen durchstehen zu können, doch das Experiment war kläglich gescheitert. Dass sie hier saß und darüber nachdachte, war der sichere Beweis dafür. Nun gab es keinen Ausweg mehr für sie, keine Rückzugsmöglichkeit, keine Auszeit für ihr Gehirn. Sie musste mit dem leben lernen, was ihr geschehen war und was noch geschehen würde. Draußen schlug die Wohnungstür zu und Hermine wischte sich schnell die Tränen aus den Augen und ging unter die Dusche. Severus musste nicht unbedingt mitbekommen, wie ihr das zusetzte. Er machte sich auch so schon genug Sorgen um sie. Was für eine seltsame Verkehrung der Rollen! Jetzt machte sie sich schon Gedanken darum, ihm Sorgen und Schmerz zu ersparen. Nun, vielleicht, weil sie wusste, dass auch er eigentlich nur ein Opfer in einem gefährlichen Spiel war. Nach der Dusche ging sie hinüber ins Wohnzimmer und sah, ohne dass er es bemerkte, Severus dabei zu, wie er das Frühstück zubereitete. Er sah bedrückt aus, wie er da stand und den Tisch deckte. Eigentlich sah er so schon aus, seit er damit begonnen hatte, ihr die Erinnerungen wieder zu geben. Hermine wurde schlagartig klar, dass diese ganze verfahrene Situation für ihn auch nicht viel einfacher sein konnte als für sie. Vielleicht war es in mancher Hinsicht für Severus sogar noch schwerer, weil er sich wohl eine Menge Selbstvorwürfe machte. Eine Welle aus Mitleid für ihn erfasste Hermine und leise trat sie aus dem Türrahmen, an dem sie gerade noch gelehnt hatte. Sie ging zum inzwischen fertig gedeckten Tisch, auf dem ihre Lieblingsmarmelade und allerlei Leckereien auf sie warteten. Statt sich aber zu setzen, ging Hermine zu Severus, stellte sich vor ihn und wartete, bis er sie endlich ansah. Das war in diesem Moment so ziemlich das Allerletzte, was dieser wollte. Severus war sich sicher, dass Hermine ihm Vorwürfe machen würde. Vorwürfe wegen der Vergewaltigung, wegen der Schwangerschaft und wegen der ganzen Situation. Er zumindest hätte es an ihrer Stelle so getan. Doch er war nicht an ihrer Stelle und würde es niemals sein. Er konnte ihr weder den Schmerz, noch die Schwangerschaft abnehmen, ja noch nicht einmal die Erinnerungen. Aber zumindest konnte er ihr den Respekt erweisen, sich ihre Vorwürfe anzuhören. Severus sah auf. Und es geschah etwas, dass Severus beinahe aus der Bahn warf. Hermine sah ihn für einen Moment lang mit schief gelegtem Kopf an und umarmte ihn dann einfach. Keine Vorwürfe, keine schmerzvollen Blicke, keine Tränen in ihren Augen. Nicht einmal ein Hauch dessen. Einfach nur eine Umarmung, die ihm Kraft gab und ihn mit stiller Dankbarkeit für ihr Einfühlungsvermögen erfüllte. Obwohl er selbstverständlich wusste, dass Hermine Trost wohl viel dringender von Nöten hatte, als er selbst, nahm Severus ihre Geste dankbar an und sog das friedliche Gefühl, was sie ihn spüren ließ, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, auf. In den letzten Monaten hatte er Hermines Wesen sehr gut kennen gelernt, doch damit hatte er trotzdem niemals gerechnet. In dem Monat, den sie mehr oder weniger nebeneinander her gelebt hatte, war auch eine gewisse Vertrautheit entstanden, aber niemals war da solche Tiefe gewesen, wie in dieser Sekunde. Endlich begriff Severus, dass er einfach nur dastand und sich umarmen ließ. Schnell schlang auch er seine Arme um Hermine und drückte sie fest an sich. Während er seinen Mund auf ihr Haar senkte, murmelte er leise. „Womit habe ich Deine Verzeihung nur verdient?“ Hermine fand keine Antwort, zumindest keine verbale, doch sie vergrub ihr Gesicht tiefer in seiner Robe, seufzte leise und strich ihm mit beiden Händen sanft über den Rücken. In all der Zeit, die sie nun zwangsläufig zusammen wohnten, war nie eine solch große Nähe zueinander vorhanden gewesen, wie in diesem Moment. Erst nach einer ganzen Zeit lösten sie sich wieder voneinander und nahmen dann, ohne große Worte, ihr Frühstück ein. Die folgenden Wochen verliefen in vertrauten Bahnen. Severus sorgte für Hermines Wohlbefinden und Hermine, deren Bauch sich nun allmählich sichtbar wölbte, saß tagsüber oft stickend oder lesend in der kleinen Wohnung und versank dabei in Gedanken. Sie und Severus hatten sich mit den Geschehnissen mehr oder weniger freiwillig arrangiert. So ähnlich war es zwischen ihnen schon einmal gewesen, bevor sie die Schwangerschaft festgestellt hatten und auch noch ein paar Tage danach. Und doch war es irgendwie anders. Wie damals sprachen sie nicht übermäßig viel miteinander, doch manchmal da sahen sie gleichzeitig von ihren Büchern auf und ihre Blicke begegneten sich. Manchmal schenkte Hermine ihm jetzt auch einfach ein kleines Lächeln und irgendwann lernte er auch, es zu erwidern. Die Tage wurden also sichtlich einfacher, während die Nächte so anstrengend blieben, wie stets. Beinahe jede einzelne Nacht erwachte Hermine schreiend aus ihren Albträumen. Und jede Nacht saß Severus dann bei ihr am Bett und tröstete sie. Hermines Albträume hatten sich im Lauf der Zeit verändert. Sie waren nicht mehr so sehr von Severus geprägt, als viel mehr von der Anwesenheit und der Gier nach Gewalt und Sex, die die anderen Todesser verströmten. So oft Hermine sich auch wünschte, die Träume mochten verschwinden, so waren sie doch noch immer ihr unerwünschter Begleiter durch die Nächte. Ein paar mal hatte sie versucht tagsüber zu schlafen, doch auch da quälten sie bald die gleichen Bilder und Ängste. Einmal war Severus erst sehr spät von einem Todessertreffen nach Hause gekommen und hatte sie dann schreiend auf der Couch gefunden, wo sie zuvor eingeschlafen war. Sofort war er zu ihr geeilt und hatte sie in den Arm genommen, doch sie war einfach nicht aufgewacht. Erst nachdem er einen Zauber auf sie gesprochen hatte, kam sie wieder zu sich, blickte ihn verängstigt an, um ihm aber dann die Arme fest um den Hals zu schlingen und sich an ihm festzuhalten, bis sie aufhören konnte zu zittern. In dieser Nacht hatte er Hermine in ihr Bett getragen, sie zugedeckt und ihr eine gute Nacht gewünscht, doch noch bevor er einen Schritt von ihr weg gemacht hatte, rief sie ihn wieder zu sich. „Severus, bitte bleib heute Nacht bei mir.“, flehte sie. „Ich weiß es ist albern, aber ich habe den Eindruck die Träume werden immer schlimmer und ich habe Angst, beim Aufwachen allein zu sein.“ Erst wollte er den Kopf schütteln und ihr diese Bitte abschlagen, doch dann sah er die Angst in ihren Augen, zog seine Jacke aus und kroch zu ihr in die Laken. Wenig später schlief sie friedlich an ihn gekuschelt und auch er döste irgendwann ein. In dieser Nacht hatte sie keine weiteren Albträume. Vielleicht war das der Grund, dass sie ihn am nächsten Abend bat, wieder zu ihr ins Bett zu kommen. Vielleicht war es auch einfach, weil sie in dieser Phase der Schwangerschaft ein wenig menschliche Nähe brauchte. Severus, der in der vergangen Nacht festgestellt hatte, dass er auch ruhiger schlief, wenn er neben ihr lag, stimmte mit etwas Widerwillen zu. Noch immer hatte er Angst sie durch zu viel Nähe zu bedrängen, doch die wurde ihm in den darauf folgenden Nächten genommen. Jeden Abend wenn er sich neben sie legte, kam sie zu ihm gekrochen und kuschelte sich in seine Arme. Und mit jeder Nacht, die verging, fühlte es sich vertrauter und natürlicher an. Wenn er aufwachte und sie war nicht da, dann vermisste er etwas. Und wenn sie dann wieder kam von der Toilette, dann zog er sie fest an sich und vergrub sein Gesicht in ihren wundervollen Haaren. Oft schob er sie dann wieder ein wenig von sich, wenn ihm wieder einmal bewusst wurde, dass er aufhören musste, so für sie zu empfinden. Hermine, die mittlerweile im siebten Monat war, freute sich darüber, dass seit seiner Anwesenheit in ihrem Bett, die Albträume weniger wurden. Vielleicht war es ja auch nur die Tatsache, dass es nun schon so lange zurücklag und sie es verarbeitet hatte, vielleicht war es aber auch wirklich durch das sichere Gefühl, was er ihr gab. Manchmal, wenn sie nicht sofort einschlafen konnte, da dachte sie daran, wie seltsam es doch war, mit dem Mann, der die Schuld an ihrem Zustand trug, hier im Bett zu liegen und sich auch noch über seine Anwesenheit zu freuen. Doch dann erinnerte sie sich immer wieder daran, dass er keine Wahl gehabt hatte. Immer öfter strich sie sich dann gedankenverloren über den runden Bauch und wunderte sich, wie stark ihre Gefühle für den Mann neben ihr, aber auch für das ungeborene Kind, doch waren. TBC Das klingt, als wären wir schon ziemlich nah an einem Happy End, nicht wahr? Aber seid euch sicher, das sind wir nicht und das hier ist nur ein kleines Zwischenhoch. Schließlich kommen da noch ein paar Kapitel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)