Hundeyoukai: Drachenkrieg von Hotepneith (Die vierte Staffel) ================================================================================ Kapitel 30: Der neue Ministerpräsident -------------------------------------- Die lang geplante Hochzeit sollte eigentlich vor Überraschungen sicher sein. Aber es gibt auch Leute, die plötzlich und unerwartet damit konfrontiert werden. Zum Beispiel, weil sie leider erst gestern gewählt wurden...Viel Spaß beim Lesen. 30. Der neue Ministerpräsident Herr Hidetoshi Nakagawa rückte ein wenig den Gürtel des altmodischen Kimono zurecht. Er fühlte sich mit dieser Kleidung deutlich unwohl. Überdies sah er nicht so ganz den Grund ein, warum er hier überhaupt in diesem Vorzimmer des kaiserlichen Palastes wartete. Schön, es war seit Jahrhunderten Tradition, dass jeder neu gewählte Ministerpräsident mit dem Kaiser in dessen privaten Schrein zum Beten ging, aber erstens glaubte er nicht gerade an Götter und zum zweiten fand er solche Traditionen rückständig. Aber ihm war auch bewusst, dass viele seiner Wähler das anders sahen und so beugte er sich, wenn auch zähneknirschend. Er drehte sich um, als ein Hofbediensteter hereinkam: „Folgen Sie mir bitte.“ Und das Ganze auch noch in diesem altmodischen Hofjapanisch. Nakagawa bekam langsam aber sicher die Krise. Aber das half wenig. So folgte er dem Beamten in einen Raum, der in schwarz und gold gehalten war. Ein niedriger Tisch stand dort, daneben kniete ein Mann, den er sofort erkannte. Der Kaiser. Hastig verneigte er sich. „Setzten Sie sich bitte, Nakagawa-san.“ Der Kaiser deutete an seine rechte Seite. Der Diener schloss die Tür von außen und der Ministerpräsident nahm Platz. Höchstens eine Stunde, dachte er, dann war er hier wieder draußen, und endlich, nach so langen, harten Wartejahren, der mächtigste Mann in ganz Japan. „Jeder Kanzler, jeder Shogun, jeder Ministerpräsident betritt am ersten Tag nach seiner Amtseinführung diesen Raum. So ist es nun schon über vierhundert Jahre. Denn was ich Ihnen nun sagen werde, darf niemand außerhalb dieses Raumes je erfahren. Nun, es würde Ihnen wohl auch niemand glauben.“ Der Kaiser griff zu einer Rolle Papier, die auf dem Tisch lag: „Dies hier ist eine Karte Japans. Ganz Japans, wie Sie gleich sehen werden.“ Der Ministerpräsident nahm die Rolle und starrte darauf: „Was soll...“ Er hätte fast gesagt: der Unsinn, aber die letzten Reste einer guten Erziehung hielten ihn davon ab. „Die Gebiete, die Sie nicht kennen, werden von anderen Wesen bewohnt. Haben Sie sich nie gefragt, wohin all die Youkai, Drachen, Oni und Kappa unserer Legenden hin sind?“ Der Kaiser kannte das Erstaunen: „Ich möchte, nein, ich muss, Sie gleich jemandem vorstellen, dem Mann, der der wahre Herr Japans ist. Und ich bitte Sie inständig, sehr altmodische Höflichkeitsregeln zu beachten. Er ist der Herr der Youkai, Gebieter der Drachen. Und das Letzte, was wir brauchen können, ist, dass er sich beleidigt fühlt. Sie bräuchte das zwar nichts mehr anzugehen, da Sie dann tot wären, aber die anderen Menschen würden gewiss auch büssen.“ Nakagawa starrte den Kaiser gegen jede Etikette an. War der etwa verrückt geworden? Was sollte diese Karte? Das Gerede von Youkai? Es gab keine Youkai, ebenso wenig wie es Götter gab. Das waren Geschichten aus dem Mittelalter, erfunden, um Kinder und Leichtgläubige zu erschrecken, nichts anderes. Dieser seufzte ein wenig: „Sie glauben mir nicht? Die wenigsten Ministerpräsidenten taten es, die hier je zuvor saßen. Sie werden es gleich sehen.“ Der Ministerpräsident hatte plötzlich das Gefühl, als ob die Temperatur im Raum rasch absank. Zu seiner bodenlosen Überraschung erschien aus dem Nichts ein Mann in äußerst seltsamer Kleidung. Nun ja, altmodisch. Über der klassischen Hakama-Hose trug er einen feinen seidenen Haori, darüber eine prunkvolle Rüstung und Schwerter, die gewiss Jahrhunderte alt waren. Eine Art Fellboa wallte über seine Schulter. Aber was den Ministerpräsidenten erschreckte war das lange, seidige, weiße Haar, die spitzen Ohren, die bernsteinfarbenen Augen, Hände, die Klauen waren. Das war ein Youkai, wenn er den Märchenbüchern seiner Großmutter trauen durfte. Er sah aus, als wäre er vielleicht Mitte dreißig, aber wenn er schon Jahrhunderte hier war? Da sich der Kaiser ein wenig vorneigte, tat Nakagawa das automatisch auch. „Sesshoumaru-sama“, sagte der Kaiser: „Ich freue mich, dass Ihr Euch wieder einmal die Zeit genommen habt, einen neuen Ministerpräsidenten kennen zu lernen. Sein Name ist Hidetoshi Nakagawa.“ „Ich merke mir die Namen nicht, Mikado. Eure Kanzler wechseln so schnell. Ich habe meinen seit sechshundert Jahren. – Hier.“ Nachlässig warf der Hundeyoukai zwei Rollen vor die Menschen: „Mein Halbbruder heiratet morgen hier in Tokio. Ihr beide seid eingeladen.“ „Zu einer Hochzeit Eurer Familie?“ Der Kaiser klang überrascht: „Das ist sehr freundlich von Euch.“ „Die Braut ist ein Mensch. - Du, Mensch?“ Nakagawa brauchte einen Schubser seines Herrschers, um aus seinem Schockzustand zu erwachen: „Ja?“ Äh, wie hatte der Kaiser gesagt: „Sesshoumaru-sama?“ Dieser betrachtete ihn: „Du wirst mir morgen vier dieser kleinen Kästen bringen, mit denen man in die Ferne sprechen kann.“ „Äh…was?“ „Mobiltelefone“, half der Kaiser. Das hatte Nakagawa nicht gemeint: „Ich soll…vier Handys besorgen? Sind Sie noch zu retten? Gehen Sie doch selbst in einen Laden und…“ Er brach lieber ab, denn der Youkaifürst stand auf einmal direkt vor ihm. Und er hatte ihn nicht kommen sehen: „Ich meine…“ „Meine Fürstin wünscht vier solcher Kästen. Und sie wird sie bekommen.“ Shiro hatte zum ersten Mal seit fünfhundert Jahren einen Wunsch geäußert, den sie für sich selbst ersehnte. Und er würde ihr dieses Anliegen erfüllen, nicht in ihren Augen vollständig versagen. Schon gar nicht durch die Schuld eines Menschen. Nur ein vollendeter Trottel hätte die Drohung überhört: „Ja, natürlich, vier Telefone, ich werde sie besorgen.“ Wozu auch immer eine Youkaifürstin Handys wollte. Der Kaiser hielt es für ratsam, einzugreifen. Das Allerletzte, was er anstrebte, war Ärger mit den Youkai: „Darf ich fragen, was wir dem Brautpaar als Geschenk mitbringen dürfen?“ Er öffnete die Einladung: „Im Higurashi-Schrein?“ „Ich weiß nicht, was unter Menschen üblich ist. - Aber nur ihr beide seid eingeladen, Mikado.“ „Selbstverständlich.“ Der Kaiser ließ durch nichts erkennen, dass er den Zusatz in der Einladung: „Bitte niemanden umbringen!“ mehr als besorgniserregend fand, zumal er sicher war, dass diese Mahnung weder an ihn noch an seinen Ministerpräsidenten gerichtet war. „Ich bin mir der Ehre bewusst, bei einer Hochzeit Eurer Familie anwesend sein zu dürfen, Sesshoumaru-sama.“ Ein Nicken, dann war der Youkai verschwunden. „Wer...wer ist das?“ fragte Nakagawa, dessen Verstand irgendwann aufgehört hatte, zu funktionieren. Er hatte die Einladung noch immer verschlossen in der Hand. „Der Herr der Hunde, Herrscher der Youkai, Gebieter der Drachen, Fürst der westlichen Gebiete. Sein Name ist Sesshoumaru. Und diese Einladung zu einer Hochzeit…das hätte ich mir nie träumen lassen.“ „Sie...Sie wollen dahin gehen?“ Der Ministerpräsident hatte vergessen, wie man den Kaiser ansprechen sollte. „Ich werde nicht den Herrscher Japans durch eine Ablehnung beleidigen. Und das sollten Sie im Interesse aller Menschen auch nicht tun.“ „Na...natürlich nicht.“ Und er würde morgen mit seinem Kaiser gehen, wohin immer auch der ging. Kagome seufzte auf. Heute war der große Tag, ihr eigentlicher Hochzeitstag. Und sie war nervös wie nur etwas. Ihre Mutter, die fleißig am Kochen war, wandte den Kopf: „Was ist? Der Empfang beginnt doch erst in drei Stunden. Komm, hilf mir.“ Während die Braut das tat, erklärte sie: „Ich muss mich noch umziehen. Und außerdem ist mir etwas Dummes eingefallen. Ich…ich durfte ja nicht einmal meine besten Freundinnen einladen, weil sie Menschen sind.“ Das hatte sie schon verärgert, aber der Haushofmeister war da unerbittlich gewesen. Und sie hatte zu verstehen begonnen, wo der Haken an einem Leben als Prinzessin lag. Zu allem Überfluss hatte auch ihr Noch-nicht-ganz-Ehemann ihr nicht beigestimmt. „Inuyasha hatte Recht. Sie wären durch die ganzen Youkai sicher mehr verängstigt. Wir sind durch ihn doch daran gewöhnt. Opa freut sich sogar schon drauf, sie endlich einmal zu sehen.“ „Möglich. Trotzdem…normalerweise schminkt doch eine Schwester oder eine Freundin die Braut, oder?“ „Ja.“ Frau Higurashi ordnete die Dekoration: „Aber in diesem Fall solltest du vielleicht deine Schwägerin bitten.“ „Shiro?“ Kagome versuchte sich vorzustellen, dass sich die stolze Hundefürstin als Zofe betätigte: „Ich weiß nicht. Nachher hält sie das für eine Beleidigung.“ „Inuyasha hat extra in die Einladungen geschrieben, dass er keine Toten will. Ich denke jedoch nicht, dass das nötig war. Sie sind zwar Youkai, aber doch keine Unwesen.“ „Ja. Und seit dem Mittelalter sind sie friedlicher geworden, sagte er. Na schön, ich werde diesen Haushofmeister zu Shiro schicken. Der kann sich auch mal nützlich machen, statt mir dauernd zu sagen, was ich alles beachten muss.“ Nach der Hochzeit würde sie ihn mit Wonne wieder in das Schloss im Westen abreisen sehen. „Tu das. Und dann zieh dich um.“ „Ja, Mama.“ Kagome stand im Badezimmer vor dem Spiegel, als sich die Tür öffnete. Erstaunt sah sie, wer kam und drehte sich um. „Shiro….Shiro-sama…“ Sie hatte ihre Schwägerin seit der Epoche der Kriegerischen Staaten nicht mehr gesehen. Für sie selbst waren das nur Wochen gewesen, aber natürlich waren fünfhundert Jahre vergangen, selbst für Youkai eine lange Zeit. Shiro war eindeutig älter geworden. Sie hätte nun sie auf Anfang Dreißig geschätzt. „Ich...ich freue mich, dass du gekommen bist.“ „Ich freue mich, dass du an mich gedacht hast.“ Die Hundefürstin nahm die Bürste: „Ich werde dir gern helfen. Der Haushofmeister sagte, es sei die Tradition bei Menschen, dass dies die Schwester tut.“ Also war das bei Menschen ein Ehrenamt. Und es wäre äußerst ungehörig gewesen, so etwas der Gefährtin des Schwagers abzulehnen. „Ja.“ Kagome blieb stehen, betrachtete im Spiegel, wie die Youkai begann, ihre Haare durchzubürsten, fast vorsichtig, um ihr nicht aus Versehen wehzutun. Die junge Miko wusste das zu schätzen. „Ich habe mein Hochzeitsgewand, das Shiromuko, in meinem Zimmer. Und auch den Kimono für nachher.“ „Ja, das sagte deine Mutter. Ich habe Tamiko dorthin geschickt, mit meiner Garderobe.“ Und da sie den erstaunten Blick bemerkte: „Ich muss mich noch umziehen. Es wäre unziemlich, zu solch einem Anlass nicht in Staatsrobe zu erscheinen.“ „Oh…kommen alle so vornehm?“ War ihre Hochzeit etwa eine Staatsaffäre? Inuyasha hatte das zwar angedeutet, sie ihm aber nicht geglaubt. „Natürlich. Was hast du denn gedacht?“ Shiro sah sich um: „Ich…ich muss zugeben, dass ich keine Ahnung habe, wie man sich schminkt.“ „Äh…Ich tue die Wimperntusche schon selbst darauf. Aber ich wäre froh, wenn du mir dann mit den Nadeln helfen würdest, die Haare hochzustecken. - Machst du das auch noch bei dir? Oder lässt es deine Zofe machen?“ „Ja. Wie gesagt, ich werde als Fürstin auftreten.“ „Meine Mutter kocht so viel, obwohl ich gesagt habe, dass ihr wohl kaum etwas essen werdet.“ „Nun, Miyaki und Myu werden gewiss etwas zu sich nehmen, vielleicht auch andere. Dein Großvater macht die Zeremonie im Schrein?“ „Ja. Ich hoffe, das wird nicht zu unangenehm. Es ist ein heiliger Ort.“ „Ich denke, die weiße Magie wird die Familie nicht stören, geschweige denn, läutern.“ Shiro klang unbewusst ein wenig arrogant. Kagome dachte, dass sie sich in den fünfhundert Jahren nicht viel geändert hatte. Aber warum hätte sie es auch sollen. Unter den Bannkreisen lebten die Drachen und Youkai noch immer wie im Mittelalter. Sie hatten die Öffnung Japans, die Weltkriege zwar mitbekommen, aber sich weder eingemischt noch gar sich angepasst. Wieso hätten sie das allerdings auch tun sollen? „Ich dachte an die Kinder“, erklärte sie hastig. „Oh. Sie sind nicht mehr so klein, wie du sie zuletzt gesehen hast. Da waren sie ja wirklich noch Welpen.“ „Wie alt sind sie jetzt? Nach menschlichen Maßstäben?“ „Ich würde sagen, um die zehn, elf.“ „Und Seiko und Katsumaru sind noch immer verlobt?“ „Kein Fürst der Youkai bricht sein Wort.“ „Entschuldige. Ich meinte, ob sie sich mögen.“ „Ja. Seiko hat zu Katsumaru ein engeres Verhältnis als zu Arashi.“ Shiro nahm die Nadeln: „Es ist natürlich schön, aber ein wenig bedauerlich doch.“ „Du denkst an dich und Akamaru? Aber inzwischen hast du doch sicher auch zu Sess…äh zu dem Taishou ein enges Verhältnis.“ Denk an die mittelalterlichen Regeln, beschwor sich Kagome. Nicht, dass deine Hochzeit noch mit Streit endet. „Gewiss.“ Inuyasha seufzte laut und deutlich. Das war wirklich lästig. Er vermisste seine gewohnte Garderobe aus rotem Feuerrattenhaar, aber der Haushofmeister war unerbittlich gewesen. Er dürfe doch der Familie keine Schande machen und im Alltagsgewand heiraten. Wenn die Hochzeit schon nach menschlichen Regeln verlaufen sollte, müsste er sich auch wie ein menschlicher Bräutigam kleiden. Kagome hatte ihm auch gut zugeredet, und jetzt stand er hier im Hof des Higurashi-Schreins und wäre am liebsten davongelaufen. Schwarz stand ihm doch überhaupt nicht. Schwarze Hakama-Hosen, einen schwarzen Haori und zu allem noch darüber einen schwarzen Kimono. Auch Frau Higurashi hatte ihm versichert, dass das das traditionelle Kostüm des Bräutigams wäre. Sie war sogar so freundlich gewesen und hatte Haori und Kimono mit dem Familienzeichen des Westclans bestickt. Er hatte ihr extra eine Zeichnung besorgen müssen. Sie hatte sich viel Mühe gegeben, das gab Inuyasha gern zu. Aber so ganz wohl war ihm nicht. „Nervös, Inuyasha?“ Er drehte sich um: „Sesshoumaru!“ Sein Bruder sah aus wie immer, sogar die Rüstung hatte er anbehalten. Immerhin hatte er auf ein Schwert verzichtet. „Unsinn. Mich regt nur das Schwarz hier auf. – Shiro ist oben bei Kagome. Wenn sie runterkommen, geht die Zeremonie da im Schrein los. Hinterher ist dann der Hochzeitsempfang. Wir machen ihn hier im Hof. Ich nahm an, dass dir das eher gefällt, als in einem menschlichen Haus.“ „Du lernst dazu.“ „Keh!“ Aber sein Halbbruder würde sich wohl nie ändern. Dafür sah der Hanyou, wer noch dabei war: „Hallo, Seiko, Arashi...“ Die beiden hatten sich höflich drei Schritte hinter ihrem Vater gehalten. Inuyashas Laune stieg etwas, als er sah, dass auch sein Neffe schwarzen Haori und Hakama trug. Und dann kamen auch noch die anderen Familienmitglieder und er musste sie begrüßen, so dass er die Kleidung vollkommen vergaß. Hofbeamte und Sicherheitsleute hatten sich erst gewundert, dann dagegen protestiert, dass der Kaiser und der Ministerpräsident ohne sie in einem obskuren Schrein in Tokio beten wollten. Der Herrscher Japans hatte sich erst durchgesetzt, als er mit ungewohntem Nachdruck erklärt hatte, dies sei der ausdrückliche Befehl einer höheren Macht gewesen und er müsse es für das Wohl aller Japaner tun. So stiegen die beiden allein die Treppen zu dem Schrein empor. Für einen Augenblick glaubten sie einen Widerstand zu bemerken. „Ein Bannkreis“, vermutete der Kaiser. „Niemand wird die Zeremonie stören können.“ „Eine Hochzeit…“ Der Ministerpräsident war ein wenig aufgeregt. Sein Assistent hatte ihm die vier Handys besorgt. Da er nicht wusste, was dieser Youkaifürst von ihm erwartete, hatte er die vier für alle denkbaren Netze freischalten lassen, die Rechnung auf sich selbst. Er nahm nicht an, dass der Kerl dafür bezahlen würde, oder gar ein Konto hätte, von dem aus die Telefongesellschaft abbuchen konnte. Und falls die Fürstin nicht telefonieren könnte, wäre das bestimmt ungesund. Er hatte die Mobiltelefone als Geschenk verpacken lassen und trug sie nun mit sich. Die beiden blieben stehen, musterten die Szene vor ihnen. Gewiss zwanzig Leute standen da, vor dem Haus war ein Büffet aufgebaut, eine große Hochzeitstorte. Und von den Personen auf dem Hof waren nur vier eindeutig menschlich, das eine davon die Braut, die die traditionelle weiße Kleidung trug, angefangen vom Seidenschleier, über den Kimono und den Obi. Der Bräutigam war dagegen eben so sicher kein Mensch, das verrieten schon die Ohren oben auf dem Kopf. Eine Frau kam auf sie zu: „Ja, du lieber Himmel, welche Ehre….Majestät… und Sie sind doch der neue…Herr…“ „Nakagawa.“ Das ging ja schon gut los: „Und Sie sind…?“ „Ich bin Frau Higurashi, die Mutter der Braut. Bitte, kommen Sie näher, Majestät, Exzellenz. Die Zeremonie im Schrein beginnt gleich.“ Sie war sich nicht ganz sicher wie man solch hohen Besuch anreden sollte, aber da die anderen Anwesenden ja auch Fürsten und Prinzen und dazu Youkai waren, und dies hier Menschen, war es wohl eher gleich. Bevor die beiden Neuankömmlinge wussten, wohin sie sich wenden sollten, stand Sesshoumaru vor ihnen: „Die Kästen?“ „Hier. Ich habe mir erlaubt, sie bereits als Geschenk verpacken zu lassen, Sesshoumaru-sama.“ Der Ministerpräsident hoffte, dass das richtig gewesen war, als er sie mit einer höflichen Verneigung überreichte. Der Hundefürst nahm das Päckchen. „Was hat das gekostet?“ „Äh…“ Nakagawa war so perplex, dass er die Antwort nicht wusste. „Ich...ich habe es vergessen.“ Menschen! Ein Gedächnis von Zwölf bis Mittag! „Ich werde dir einen Boten schicken.“ Der Kaiser beschloss, eine Frage zu stellen. Immerhin kannte er den Dämon seit Jahrzehnten: „Die Zeremonie findet im Schrein statt? Verzeiht, wenn ich das so sage, aber…ist das für Youkai nicht lästig?“ Er wollte nicht gerade gefährlich sagen. „Nein.“ Sesshoumaru ging seitwärts, zu seinem Haushofmeister, übergab das Päckchen mit dem Befehl, das nach Hause zu bringen. Er würde es Shiro unter vier Augen aushändigen – und er war neugierig, wie sie sich bedanken würde. „Kommen Sie, mein lieber Ministerpräsident. Die anderen Gäste scheinen alle in den Schrein zu gehen.“ Nakagawa konnte nur nicken. Das waren Youkai, alle offenbar teuer gekleidet, die Frauen zum Teil in bis zu zwölflagigen Kimonos. Das musste ein Vermögen gekostet haben, auch der Schmuck, den sie trugen. Und drei Kinder konnte er entdecken, ungefähr gleich alt, er hätte sie auf knapp über zehn geschätzt, aber das war wohl kaum der Fall. Der alte Herr Higurashi, Kagomes Großvater wartete in Priesterkleidung im Schrein. Er war nervös, nicht nur, weil seine Enkeltochter heiratete, sondern auch, weil sie mit ihm zuvor durchgegangen war, welche Zeremonien er besser nicht ganz richtig durchführen sollte. Die Läuterung des Brautpaares, zum Beispiel, könnte fatale Folgen haben, falls Inuyasha dabei aus irgendeinem Grund das Youki entzogen werden würde. Das galt auch für das Trinken des gesegneten Reisweins. Kagome nahm zwar nicht an, dass ihr Opa über die gleiche Macht verfügte, wie sie selbst, aber sie war zu besorgt, dass etwas schief gehen könnte. Und wirklich das Allerletzte, was sie sich für ihren Hochzeitstag wünschte, war ein Blutbad. Sie hatte bereits freudig den jungen Mann begrüßt, zu dem Shippou geworden war. Für sie waren ja nur Wochen vergangen, aber er war nun herangewachsen und sie suchte in dem Gesicht vor sich die Spuren des kleinen Kindes, das so oft in ihrem Arm geschlafen hatte. Selbstverständlich war der gesamte Hundeclan da, aber auch Kouga und Ayame. Sie war erstaunt gewesen, wie vornehm nun auch die Wolfsyoukai gekleidet waren, aber Kouga hatte rasch erklärt, dass das nur für heute sei, weil das doch ein besonderer Tag sei. Und, hatte er mit gewissem Grinsen hinzugefügt, wenn sie sich schon für den Falschen entschieden habe, müsse er ihr das auch zeigen. Eine Bemerkung, die ihm einen Rippenstoss von Ayame und fast einen Faustschlag von Inuyasha eingebracht hatte, den dieser gerade noch stoppte, als er das Gesicht seiner Braut sah. Kouga seinerseits verspürte gute Lust auf eine Faustkampf, aber der Haushofmeister hatte eine eindeutige Botschaft gebracht: falls er auf der Hochzeit Inuyasha in eine unangenehme Situation bringen würde, würde Sesshoumaru das als Beleidigung der Familie betrachten. Und so nett eine Rauferei um der alten Zeiten willen mit dem Hanyou gewesen wäre - nicht um den Preis, Krieg mit dem kompletten Hundeclan zu bekommen. Und als Kagome sich umdrehte und den Kaiser plus Ministerpräsidenten entdeckte, wurde ihr zum ersten Mal wirklich bewusst, in welcher Familie sie da gelandet war. Der Kaiser, der Tenno, der Mikado, der gewöhnlich nie oder nur zu ganz speziellen Ritualen seinen Palast verließ und war bei ihrer Hochzeit! Kein Wunder, dass es geheißen hatte, sie solle ihre Freundinnen besser nicht einladen. Die gesamte Geheimhaltung der letzten Jahrhunderte würde auffliegen. „Kagome!“ Inuyasha stand neben ihr: „Komm, wir sollten in den Schrein gehen. Nachher, zum Empfang, kommen noch ein paar Leute, die an der Zeremonie nicht teilnehmen wollten oder können.“ „Immerhin ist der Kaiser hier. Der Kaiser!“ „Ja, Sesshoumaru lud ihn gestern wohl ein. Er ist doch immerhin der ranghöchste Mensch in Japan.“ „Ja… wie nett.“ Was sollte sie dazu noch sagen? ****************************************************** Da fällt einem auch nur noch wenig ein, oder? Das nächste Kapitel heisst: Hochzeitsempfang, und ihr werdet erfahren, warum Myus Schwanz eine diplomatische Krise auslösen kann und was passiert, wenn ein älterer Herr in Babylaune kommt...^^" Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapiel freigeschaltet wurde. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)