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Hundeyoukai: Drachenkrieg

Die vierte Staffel
von

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Im Spiegelkäfig

Ja, arme Myu. Oder armer Tsuko? Oder armer Magier. Ihr könnt euch aussuchen, wer euch am meisten Leid tut. Denn manchmal ist nicht alles so, wie es zu sein scheint.
 

22. Im Spiegelkäfig
 

Myu hatte das Gefühl, aus tiefem Wasser aufzutauchen. Mühsam öffnete sie die Augen - und zuckte unwillkürlich zurück, als sie in andere Augen blickte. Erst im zweiten Moment erkannte sie, dass sie selbst das war. Sie hatte in einen Spiegel gesehen. Was sollte das? Wo war sie? Sie erinnerte sich daran, durch den Wald gelaufen zu sein. Ja, sie hatte sich von Sango verabschiedet und wollte nach Hause. Und da war diese Maus gewesen, aus Gold. Und ein Portal. Es war eine Falle gewesen. Aber wer? Und warum? Sie setzte sich auf, guckte sich etwas besorgt um.

Verwirrt erkannte sie, dass sie in einem kleinen Raum saß, der nur aus Spiegeln bestand. Sogar Decke und Boden gaben ausschließlich ihr Bild wieder. Das war unheimlich, und die junge Katzenyoukai spürte, wie Angst in ihr aufstieg. Und damit ihre Magie. Ohne weiter nachzudenken, hob sie die Hand, ließ der Energie in ihr freien Lauf.

Wären es gewöhnliche Spiegel gewesen, wären sie zersplittert. Aber der sie geschaffen hatte, hatte genau gewusst, wen er hier gefangen halten wollte, und sich entsprechend abgesichert. So wurde die Macht zurückgeworfen, raste auf Myu zu, die nur erschreckt hingucken konnte, ehe sie der eigene Angriff traf. Es war ihre Magie und so konnte sie sie nicht so schnell verletzen, aber es tat genug weh. Mit einem leisen Klagelaut rieb sie sich den schmerzenden Arm.

„Wie temperamentvoll“, sagte jemand.

Sie sah sich um. Es war unheimlich, das eigene Bild überall zu erblicken „Wo bist du?“ fragte sie: „Und wer bist du?“

„Hast du mich vergessen?“ Das klang fast spöttisch: „Kein halbes Jahr vergeht und schon vergisst du?“

Plötzlich erkannte sie die Stimme: „Du bist Tsuko…“ Sie wollte eigentlich höflich Tsuko-sama sagen, aber doch nicht bei jemandem, der schon Yuri-sama hatte angreifen lassen, sie hier wohl entführt hatte.

„Stimmt. Geht ja doch. Nun, ich will meine Rache an deinem Hundeclan. Und damit ich sie bekomme, habe ich dich herbringen müssen. Mein Freund suchte jemanden, der Elementmagie beherrscht.“

„So wie du auch?“ Myu wunderte sich: „Außerdem beherrsche ich sie ja gar nicht richtig?“ Das tat doch wohl nur ein Schöpfergott. Rache an der Familie klang allerdings nicht so gut. Was hatte er nur vor?

„So wie ich auch, “ wiederholte Tsuko bissig: „Wenn du mir nicht die Drachendämonen weggenommen hättest.“

„Du warst nicht nett zu ihnen.“ Und außerdem hatte er immerhin versucht, Yuri-sama umbringen zu lassen.

„Man ist nicht nett zu Werkzeugen, kleine Katze. Aber das wirst du schon noch feststellen, wenn dich mein Freund ein wenig …behandelt.“

„Geh, Tsuko“, sagte ein anderer Mann: „Wenn du deine Rache willst, solltest du zusehen, dass du endlich die Sprüche der Drachenelementmagie aus deinem Kopf auf Papier bringst.“

„Ich erinnere mich nur langsam. Es war eben sehr viel, was in dem Buch stand.“

„Umso wichtiger ist es, das du dir Mühe gibst, mein Schüler.“

Schüler? Myu hörte, wie Schritte verklangen, eine Tür klappte und versuchte, sich erneut umzusehen, etwas außerhalb dieser Kammer zu erkennen. Aber da waren nur Spiegel.

Der Fremde sagte: „Du bist also eine Youkai, die Elementmagie beherrschen kann. Und du besitzt Menschenmagie. Was für eine ungewöhnliche, reizvolle Mischung. Wie du bereits feststellen durftest, ist dieser Spiegelkäfig auf dich ausgelegt. Mit keiner Magieart kannst du diese Spiegel zerstören.“

„Was willst du von mir?“ fragte Myu und legte unwillkürlich die Arme um sich. Das war furchterregend, nur das eigene Bild zu sehen, nicht zu wissen, mit wem man redete. „Ach, Yuri-sama…“ dachte sie: „Wo bin ich nur gelandet? Und wo bist du?“

„In gewisser Hinsicht, deine Magie kennen lernen. Und später dann dich. Du wirst mit mir zusammenarbeiten, mir bei meinen Forschungen nützlich sein.“

„Und wenn ich nicht will?“

„Du wirst dich fügen, da bin ich sicher. Früher oder später wirst du Hunger bekommen, Durst. Das zähmt. – Und am Ende, werde ich das große Experiment versuchen. Es müsste interessant sein, mit dir ein Kind zu bekommen.“

Myu hätte ihn gerne angestarrt. War dieser Fremde verrückt? Da sie sich allerdings nur selbst in die Augen sah, meinte sie: „Aber ich habe doch schon einen Gefährten.“

„Das interessiert mich nicht. Ich werde morgen wieder kommen. Und dann sehen wir weiter.“

Sie hörte, dass er ging. Da ihr diese Spiegel Angst einjagten, sie aber keine erneute Reflexion einer Magieattacke riskieren wollte, schloss sie die Augen, zog die Beine an. Das klang gar nicht gut, beschloss sie dann. Tsuko und dieser unbekannte Verrückte…und sie hier eingeschlossen, ohne Möglichkeit, etwas unternehmen zu können? Yuri-sama würde sie bestimmt vermissen, sie bestimmt suchen. Ja, die Familie würde sie nicht im Stich lassen, da war sie sicher. Aber ob sie sie hier finden würden? Anscheinend war dieses Versteck gut mit Magie abgesichert. Sie konnte etwas um sich spüren. Nein, das klang alles gar nicht gut.

Ganz ruhig bleiben, dachte sie. Sie musste sich beherrschen, durfte nicht in Panik verfallen, oder ihre Magie würde ausbrechen, durch die Spiegel sie selbst verletzen. Yuri-sama und die Familie würden sie nicht im Stich lassen. Und immerhin….da gab es auch noch die Götter, die an ihr interessiert waren, darunter Izanagi-sama selbst. Nein. Sie würden sie suchen, sie würden sie finden. Alles, was sie tun musste, war abzuwarten. Aber sie wusste auch, dass der Unbekannte Recht hatte. Es waren sicher noch Tage, aber irgendwann müsste sie Nahrung zu sich nehmen, essen, aber vor allem trinken. Ihr Youki war zu schwach, als dass sie es länger als ein gewöhnlicher Mensch ausgehalten hätte. Und so, wie ihr Entführer das gesagt hatte, würde sie erst etwas erhalten, wenn sie ihm entgegenkommen würde.

„Denk an Shiro-.sama“, beschwor sie sich. Die Piraten hatten sie entführt und sie hatte nicht aufgegeben. „Zeig ihr, dass du das auch schaffst, zeig es der Familie, dass sie zu Recht so nett zu dir sind. Und zeig Yuri-sama, dass er stolz auf dich sein darf.“

Aber sie umschlang ihre angezogenen Beine mit den Armen, legte den Kopf auf die Knie. Eine kleine Katze fühlte sich schrecklich einsam und hilflos.
 

Die Gruppe, die durch die lebhafte Handelsstadt wanderte, erregte kaum Aufsehen. Allerdings wichen die meisten ihnen aus. Das Paar, das voranging, war eindeutig kriegerisch, trug Rüstung und Schwert. Und die Händler konnten abschätzen, dass die Bekleidung, die Waffen Vermögen wert sein mussten. Das Paar dahinter war ebenfalls bewaffnet, wirkte dagegen einfacher angezogen. Zumal die Bekleidung der jungen Frau mit Pfeil und Bogen war sehr ungewöhnlich. Und der junge Mann trug eine Tasche auf dem Rücken. Das waren wohl die Diener.

Sesshoumaru blieb stehen, sah sich etwas um: „Kagome.“

„Äh, ja?“ Sie hatte mitgewollt, also sollte sie auch mitarbeiten: „Was willst du?“

„Der Tempel von Chinju.“

„Ja, ich erkundige mich schon.“ Klar, der Herr Hundefürst würde doch keine gewöhnlichen Menschen nach dem Weg fragen. Er würde sich wohl nie ändern. So ging sie zu einem Händler am Straßenrand, wie viele hier Japaner: „Verzeihung…wir suchen den Tempel von Chinju.“

„Dort, die dritte Strasse. Dann habt ihr wohl eine lange Reise vor euch?“

„Ja, danke.“ Sie drehte um.

Kurz darauf standen sie vor dem Tempel, der eindeutig von den japanischen Kaufleuten erbaut worden war. Aber auch andere Händler schienen hier ein- und auszugehen, zu opfern. Ohne zu zögern betraten die führenden Hundeyoukai das Areal. Der Bannkreis war für sie kein Hindernis. Inuyasha nahm ihn nicht einmal wahr. Kagome konnte die spirituelle Reinheit fühlen, aber sie sah keinen Grund, etwas zu sagen, was ihr sicher bloß von Schwager und Schwägerin so eigenartige Blicke eingetragen hätte.

Ein gelb gekleideter Priester in der Halle des Tempels zuckte unwillkürlich zusammen, als er bemerkte, wer sich näherte. Sesshoumaru ignorierte ihn, legte die Münze, die er vom Mondgott erhalten hatte, auf die Truhe.

Kurz darauf erschien eine dunkle Wolke aus dem Behälter und eine tiefe Stimme sagte: „Was für ungewöhnlicher Besuch. Schon seit Ewigkeiten habe ich keine solche Nachricht mehr bekommen. Wie kann ich euch helfen?“

Der Priester starrte erstaunt hin. Waren das etwa gar keine Dämonen, dass sich Chinju-sama so mit ihnen unterhalten wollte?

Sesshoumaru sah zu seiner Gefährtin. Shiro fragte darum: „Im weit entfernten Westen soll ein mächtiger Magier wohnen, in den Schwarzen Bergen. Wir haben ihn im Verdacht, ein Familienmitglied entführt zu haben. Was kannst du uns dazu sagen?“

„Ein mächtiger Magier, in den Schwarzen Bergen? Ja, ich erinnere mich. Händler kommen zu mir, ehe sie reisen und wenn sie wiederkommen. Sie opfern, bitten um Schutz. Nur wenige waren so weit entfernt, aber manche berichteten von einem Magier, der in der Einsamkeit der Berge hause. Sie nannten ihn Kakon, aber das ist kaum sein Name. Der Weg zu ihm ist weit und gefährlich. Hm. Ein Familienmitglied, sagtet ihr. Nun, ihr müsst von hier aus immer nach Westen gehen. Die menschlichen Händler folgen einem Weg, den man die Seidenstrasse nennt. Und sie meiden alle Gebiete, die zu große Gefahren aufweisen. Ihr werdet wohl den direkten Weg nehmen wollen. Aber dort lauern viele Schwierigkeiten. Selbst für jemanden wie euch.“ Chinju schwieg einen Augenblick: „Geht von hier nach Westen. Dann gelangt ihr in ein Tiefland, wo vielerlei Lebewesen wohnen, nicht alle freundlich. Danach müsst ihr durch die Hungersteppe wandern. An deren Ende liegt ein großes buddhistisches Kloster, wo auch alle menschlichen Händler noch einmal einkehren. Das ist das letzte sichere Haus, ehe es in die Einsamkeit der Einöden geht. Dort gibt es weder Menschen noch Dämonen noch irgendetwas anderes, das euch freundlich gesonnen sein wird. Wenn ihr dort durch alle Gefahren gelangt seid…nun, dann liegt die Wüste ohne Wiederkehr vor euch. Habt ihr auch diese überlebt, seht ihr die Schwarzen Berge vor euch.“

„Kakon“, wiederholte Shiro: „Wurzel allen Übels. Nein, das wird der Name sein, den ihm die Händler geben.“

„Verzeih, edle Dame…das mit den Gefahren hast du schon gehört?“ Chinju fragte vorsichtshalber noch einmal nach.

„Ja.“ Sie sah zu ihrem Gefährten.

„Dieser Magier….Beherrscht er Elementmagie?“ erkundigte sich Sesshoumaru.

„Davon habe ich nie gehört, edler Herr. Aber einen Gefallen werde ich euch noch tun.“ Eine weitere schwarze Dunstwolke drang aus der Truhe, hüllte die vier ein, während Chinju erklärte: „Ich verleihe euch meine Gabe der Sprache. Ihr werdet auf eurer Reise die Sprache der Leute, Menschen und Youkai, verstehen und sprechen. Verlasst ihr allerdings dieses Land, so fällt sie an mich zurück.“ Der Nebel zog sich wieder zurück.

Sesshoumaru nickte leicht: „Gehen wir.“

Als die vier Besucher den Tempel verlassen hatten, wagte es der Priester zu der Truhe zu treten. Die Münze, die sie mitgebracht hatten, war noch dort: „Diese Münze…was mag das bedeuten?“ Er rechnete nicht mit einer Antwort, und zuckte zusammen, als der Gott entgegnete:

„Sie kamen in höchstem Auftrag. Ich musste ihnen helfen.“
 

Inuyasha sah seitwärts: „Magst du noch etwas essen, Kagome?“

„Nein, ich habe zuhause noch etwas gehabt. Danke. – Diese Namen klingen ja abenteuerlich. Hungersteppe, Wüste ohne Wiederkehr.“

„Ich habe dir doch gesagt, dass du zuhause bleiben sollst.“

„Ich habe keine Angst. Ich finde nur die Namen eigenartig, “ fauchte sie sofort, nahm sich dann aber zusammen. In Gegenwart der zwei so hochrangigen Hundeyoukai wollte sie sich und ihre Art schließlich nicht blamieren: „Und dieser Kakon...Vermutlich nennt man ihn nur so. Welche Eltern wären schon so verrückt, ihr Kind als „Wurzel allen Übels“ zu bezeichnen? Man sucht doch hübsche Namen...“ Sie brach ab, da ihr einfiel, was der Name ihres Schwagers bedeutete, und ergänzte hastig: „Bei Menschen.“

„Ja, bei Menschen.“ Der Hanyou grinste etwas. Da hatte sie gerade noch die Kurve bekommen. Aber er gab zu, dass die Wegbeschreibung schon mal nicht sehr anheimelnd klang. Allerdings war das vollkommen egal. Irgendwo in den Schwarzen Bergen saß die arme kleine Myu fest. Und sie wollten und würden sie da herausholen.
 

Die junge Katzenyoukai hatte inzwischen begriffen, dass Hunger und Durst bei weitem nicht ihr größtes Problem sein würden. Sobald sie die Augen öffnete, sah sie nichts außer ihrem eigenen Bild, und das gewiss fünfzigfach. Sie fühlte sich dann beobachtet, auch, wenn das natürlich Unsinn war. Aber es zerrte an den Nerven. Allerdings war es ebenso schwer, dauernd die Augen geschlossen zu halten. Seitdem der Unbekannte gegangen war, hatten ihre empfindlichen Ohren kein noch so winziges Geräusch mehr vernehmen können. Sie konnte nichts sehen, nichts hören, hatte nur einen geringen Raum zur Bewegung, und ihr wurde bewusst, dass das eine sehr infame Möglichkeit war, ihren Verstand anzugreifen, ihren Willen zu betäuben, ja, zu brechen. Und genau das hatte der Fremde doch vor, so, wie er das gesagt hatte. Was sollte sie nur tun? Sie müsste sich doch wehren können, um länger durchzuhalten, auf die Familie warten zu können. Irgendwie müsste sie sich ablenken, an etwas anderes denken, damit ihr Wunsch, die Augen zu öffnen geringer wurde. Gedichte, vielleicht. Oder auch Magiesprüche? Alles, was sie je gelernt hatte, müsste ihr nun helfen. So setzte sie sich ein bisschen bequemer hin, ließ aber die Augen zu, als sie begann, ein Lied vor sich hinzumurmeln, das sie gehört hatte.
 

Tsuko sah auf, als der Magier sein Zimmer betrat: „Ich verstehe nicht so ganz, was du von der Kleinen willst.“ Er saß auf einer Matte vor dem Feuer, schrieb eifrig, wie die Papiere vor ihm zeigten. Der Drache trug noch immer die Kleidung eines Schamanen seines Volkes. Sein Gastgeber hatte sich in ein bodenlanges Gewand gehüllt, dessen Kapuze sein Gesicht stets im Schatten bleiben ließ, zumal hier im Halbdunkel des unterirdischen Raumes. Am besten konnte man die Hände des Magiers erkennen, die ruhigen Hände eines entschlossenen Mannes.

„Elementmagie ist einer der rätselhaftesten Zweige der Magie, wie du wissen solltest. Und außer euch Drachen hat sich kein Volk damit genauer befasst. Genauer, den japanischen. Hier in China wissen sie nur sehr wenig darüber.“ Er ließ sich nieder: „Ich habe dir schon vor Jahrzehnten gesagt, dass du vermutlich der talentierteste unter allen Drachen bist, was diesen Zweig angeht. Ich wollte und will mehr darüber lernen, alles wissen.“

Um diese Macht schlussendlich selbst einsetzen zu können. Aber das musste er dem Drachenschamanen ja nicht unbedingt erzählen. Dieser war wütend, wollte seine Rache an den Youkai bekommen, um die Herrschaft in Japan antreten zu können. Solange er dies glaubte, annahm, mit seiner Hilfe die Macht zu erlangen, solange würde Tsuko auch alles aufschreiben, was er sich aus dem geheimen Buch der Drachen über Elementmagie angelesen hatte. Danach war der gute Drache nun nutzlos. Die junge Katzenyoukai war die viel verheißungsvollere Marionette, zumal mit ihrer Mischung aus Elementmagie, Youki und Menschenmagie. Er hatte noch nie von einem Wesen gehört, das dieses Durcheinander besaß. Und mit ihr konnte man auch als zauberkundiger Mensch einige Dinge tun, die mit einem männlichen Drachen sicher kaum gegangen wären. Auch das waren durchaus reizvolle Aussichten.

Der Magier blickte auf die Notizen: „Du bist schon weit fortgeschritten.“

„Ja, langsam komme ich wieder hinein. Aber das Buch enthält so viel….Das mag noch dauern. Diese Myu kann aus deinem Spiegelkäfig nicht entkommen?“

„Nein. Es sei denn, sie will Selbstmord begehen. Aber selbst dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie sich nur verletzt. Überdies werden irgendwann ihre Nerven versagen, sie verzweifelt sein. Sie wird sich mir dann unterwerfen wollen, freiwillig, sozusagen, weil ihr gar nichts anderes mehr übrig bleibt. Und dann werde ich mit den Versuchen beginnen.“

Tsuko nickte, mit einem Mal froh, dass sein alter Freund diese Versuche nicht an ihm starten wollte. „Wenn du Hilfe brauchst, sag es nur.“

„Das werde ich.“ Der Magier lächelte ein wenig. Der Drachenschamane brauchte nicht zu wissen, dass er zu diesem Zeitpunkt wohl bereits unter der Erde liegen würde. Er konnte und wollte keine Konkurrenz dulden, sei es in China oder in Japan oder sonst wo. Schon, als er den jungen Drachen damals auf die Fährte der Elementmagie setzte, hatte er gewusst, dass er ihn eines Tages töten würde, sobald dieser seinen Zweck erfüllt hatte. Er plante stets äußerst langfristig, ohne sich allerdings von kurzfristigen Entwicklungen überraschen zu lassen. Er rechnete immer mit alternativen Entwicklungen, baute sie ein. „Wenn du etwas von mir willst – ich bin in meinem Laboratorium.“

„Danke.“ Tsuko neigte höflich den Kopf, als sein Gastgeber das Zimmer verließ. Für einen Moment dachte er an seine, in so greifbare Nähe gerückten, Wunschträume. Vier Drachendämonen zu beschwören war noch niemandem gelungen, das hatte ihm der Magier bestätigt. Er war so nahe daran gewesen, alles zu beherrschen. Und dann waren diese Hundeyoukai und vor allem diese Myu gekommen, hatten ihm die Elementgeister abspenstig gemacht. Ohne die Katze war der Hundeclan gegen erneut beschworene Elemente hilflos. Und Myu würde zu diesem Zeitpunkt schon als kleine Laborkatze geendet haben. Das war eine wunderschöne Zukunftsaussicht. Diesmal konnte nichts mehr schief gehen. Und er wäre endlich der Herr der Drachen, Herr der Youkai und Menschen, wie es ihm zustand, als der stärkste, magischste aller Drachen. Was für ein Glück, dass er vor Jahrzehnten diesen Magier aus China kennen gelernt hatte, sich seiner Führung anvertraut hatte. Schön, er gab zu, dass das nicht der ehrliche Weg war, der einem so starken Drachen wie ihm gebührte. Das wäre ein offenes Duell gegen Sesshoumaru gewesen. Aber Daiki hatte ja bewiesen, dass das lebensgefährlich wäre. Und außerdem….diese Hunde waren einfach zu viele. So rechtfertigte er vor sich selbst sein Vorgehen.

Dennoch konnte er die Stimme in sich nicht zum Verstummen bringen, die ihm sagte, dass er nicht nur einen Fehler begangen hatte.
 

Der Magier ging in sein Laboratorium. Kleine, dunkle zweibeinige Wesen huschten erschreckt in die Ecken des Raumes, als er hereinkam, verneigten sich tief vor ihrem Meister. Er beachtete sie nicht, als er zu einem Wasserbecken trat, das zwischen zwei Fackeln stand. Wie alle seine Räume befand sich auch sein Laboratorium unter der Erde. Er hatte schon immer gewusst, dass man manche Dinge besser außerhalb der Sicht aller anderen Wesen tun sollte, ein Grund, warum er noch immer am Leben war. Er warf einen Blick in das Wasser, betrachtete auf diese Art seine Gefangene im Spiegelkäfig, ohne dass diese es bemerken konnte. Sie saß da, hatte die Augen geschlossen. Ja, das war vernünftig, aus ihrer Sicht. Aber wie lange würde sie das so durchhalten? Irgendwann würde sie doch gucken wollen, auch Hunger, Durst bekommen. Soweit er wusste, mussten auch Youkai Nahrung zu sich nehmen, außer denen, die zu mächtig waren, sich noch auf derartige Art regenerieren zu müssen. Aber solche waren äußerst selten. Diese junge Katzenyoukai gehörte sicher nicht dazu. Wie es wohl ihre Familie geschafft hatte, Tsuko so in die Enge zu treiben, dass er flüchten musste? Er hatte zwar den Bericht des Drachenschamanen gehört, aber das konnte er nicht glauben. Gegen einen so starken Drachen, zumal mit Elementmagie, konnten doch Youkai dieses Rangstufe nichts ausrichten? Es sei denn, da wartete noch eine Überraschung auf ihn.

Er war neugierig, was die Versuche an der kleinen Katze ergeben würden. Er müsste nur aufpassen, sie nicht zu sehr zu beschädigen, damit sie sich regenerieren könnte. Soweit er wusste, hatte es schon ein paar Mal Kreuzungen zwischen Youkai und Menschen gegeben. Hanyou, nannte man das, in Japan, wenn er sich richtig entsann. Da sie Menschenmagie besaß, war vielleicht auch unter ihren Vorfahren einer gewesen. Es dürfte ein interessantes Experiment werden, ein Kind mit ihr zu zeugen. Mit leisem Lachen wandte er sich ab, um zu dem Arbeitstisch zu gehen, wo seine chemischen Versuche ihn bereits erwarteten.
 

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Das nächste Kapitel heisst: die Jagd beginnt.

Nach der Beschreibung des Schutzgottes scheint der Weg länger zu sein, als es für Myus Gesundheit zuträglich wäre. Aber wer glaubt schon, dass die vier Verfolger wirklich die gesamte Strecke gemütlich zu Fuß gehen?
 

Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (37)
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Von:  astala7
2008-03-27T16:03:32+00:00 27.03.2008 17:03
Armer Tsuko. Eindeutig. Der hat am meisten auf dem Kerbholz. Aber dem MAgier wird es auch nciht gut ergehen.

Die Spiegel sind mit keiner Magieart zu zerstören? Dann probier's doch einfach mal mit roher Gewalt... ist immer eine Lösung. Ist zwar eher Inus Stil, aber trotzdem...

Und immer sind es die Frauen, die entführt werden. Erst Shiro bei den Piraten, dann Miaki von den Drachen und jetzt Myu von dem Magier. Und immer werden sie befreit. Bemerkt denn keiner, das diese Strategie keinen Sinn hat?

Das kagome mehr Angst vor dem namen als vor der Wüste selbst hat, glaube ich ihr gerne. Aber sie waren ja schon einmal in einem 'Wald ohne Wiederkehr' und sind ja auch wiedergekehrt.

Tsuko versucht sich auf miserable Weise zu beruhigen. Die Hunde sind zu viele! Also ehrlich, es sind nur vier! Shiro, Sess, Akamaru und Yuri. Dazu kommt ein hanyou und eine Katze, aber auch dann sind es nur 6. Tsuko, die vier Elemente und der Magier, das sind auch 6. Er soll es sich endlcih eingestehen: Es sind nicht zu viele, sie sind einfach nur zu gut für ihn! Okay, und nebenbei haben sie auch noch göttlichen Beistand...
Von: abgemeldet
2007-03-14T14:15:00+00:00 14.03.2007 15:15
Ahh, endlich geschafft!
Ja, ich lebe noch^^°
Allerdings wird es noch dauern bis ich mich hier durchgearbeitet habe und auch noch die anderen Geschichten lesen werde...
Außerdem sollte ich auch mal weiterschreiben... Mein Apple Computer macht jedesmal faxen, wenn ich Kapitel hochlade...

Okay, ich mach mich auf zum nächsten Kapitel.
Ist der Magier ein Mensch??
Das sieht mir ganz nach einem zweiten Wendepunkt aus!

Bye

Minerva
Von:  Tigerin
2007-02-03T13:41:25+00:00 03.02.2007 14:41
Schönes Kapitel!^^

Der ... Magier ist echt widerlich. Arme Myu. Der kann froh sein das Yuri nichts von seiner Aussage weiß, ich wäre dann nämlich nicht mehr in der Nähe um mir anzusehen, was mit dem Magier passiert... ich glaube kaum, dass ihm das gefallen würde.
Außerdem ist er auch noch hinterhältig. Tsuko glaubt ja auch noch, dass er ihm hilft... da sieht es wohl aus dem Gesichtspunkt des Magiers ganz anders aus...

So ein Spiegelkäfig ist echt eine Horrorvorstellung. Ich hätte wohl auch die ganze Zeit meine Augen geschlossen... da wird man doch wahnsinnig, wenn man sich die ganze Zeit selbst ansehen muss...

Und Inu und Kago werden von der Bevölkerung als Diener angesehen. Das sollten sie zumindest nicht sagen, ich glaube nicht, dass das den beiden gefallen dürfte.

So, das war der vorletzte Kommi... bald hab ichs geschafft...^^

Bye Tigerin
Von:  Teilchenzoo
2007-02-02T17:22:33+00:00 02.02.2007 18:22
Oh je ... Schändung fremden Eigentums und unerlaubte Einfuhr gefährdeter/seltener Lebewesen ... ganz nebenbei unerlaubte Festsetzung, Missbrauch und geplanter Mord ... da kommt einiges auf den Magier zu. Wenn man den erwischt ... hoppla!
Zumal es nicht irgendein "netter" Justizbeamter ist ... er sollte sich freiwillig stellen und dann auf Polizeischutz hoffen.

bye lg neko
Von:  Krylia
2007-02-01T21:27:36+00:00 01.02.2007 22:27
Hach ja, das scheint eine spannende Reise zu werden... über die ich jetzt schon lesen könnte. Aber ich muss schlafen gehen. -_-
Von:  Lizard
2007-01-30T16:32:27+00:00 30.01.2007 17:32
Ja... öh... eigentlich ist mal wieder schon alles gesagt (das kommt davon, wenn man mit seinen Kommis immer so spät dran ist...^^°).
Ich gebe trotzdem noch meinen Senf dazu.
Eins vor allem: arme Katze!
Allerdings ist die Hilfe ja schon unterwegs, und was für ein Quartett!
Was würden Inuyasha und Kagome wohl dazu sagen, wenn sie wüssten, dass sie in den Augen der Außenstehenden zu Dienern von Sesshoumaru und Shiro degradiert werden? Gerade Inuyasha tut mir da immer so leid, nie nimmt den einer richtig ernst (was sich dann allerdings meist als Fehler erweist)
Und wenn wir schon beim Thema 'ernst nehmen' sind...
ich zitiere da mal folgende Selbsteinschätzung des Magiers:
>Er plante stets äußerst langfristig, ohne sich allerdings von kurzfristigen Entwicklungen überraschen zu lassen. Er rechnete immer mit alternativen Entwicklungen, baute
sie ein.<
Dazu sag ich nur: TATSÄCHLICH?!? Den Hundeclan hat er aber sicher nicht eingeplant, da wird ihn noch eine Überraschung erwarten... Recht so!

Schön, wie du das Problem mit der Sprachverständigung gelöst hast. Dann steht aufregenden Abenteuern in China ja nix mehr im Wege!^^
Von: abgemeldet
2007-01-30T12:33:24+00:00 30.01.2007 13:33
sodele, sry, dass ich bis jetzt nicht geschrieben hab.
aber ich hab ne sehnenscheidenentzündung gehabt und da gehz nit so gut mit schreiben... >.<
aber jetzt bin ich ja da. ^^
also,. das chap war mal wieder toll.
arme myu, in so nem spiegelkäfig würd ich ja wahnsinnig werden. weil sich ja die spiegelungen der spiegelungen der spiegelungen etc ja auch wieder spiegeln... da kriegt man schon von der vorstellung kopfweh o.O"
und was dieser dreckskerl mit ihr vorhat! ~.~ widerlich.
ich mein, nicht, dass er das je überleben würde, er würde tausend tode sterben, einer grausamer als der andere. XD aber alleinj die vorstellung. dieser a****.
mann, der kerl is verloren. ^.^
ich frue mich schon drauf. xD
also, bis zum nächstne chap ^^
cu
nao
Von:  chaska
2007-01-29T20:34:24+00:00 29.01.2007 21:34
China, du tust mir Leid. Dem Magier mit seinen fiesen Plänen gönne ich jedoch den Ärger, der da auf ihn zukommt. Die beiden Pärchen werden dem Magier und seinem Drachenlehrling sicher noch recht viele Probleme machen. Vielleicht unterschätzt er ja auch die kleine Katze. Myu hat in der Vergangenheit schon oft bewiesen, das sie eine Menge bewirken kann.
Ich bin schon gespannt, was die Gefährten auf dieser Reise so alles erwartet.
Liebe Grüße
chaska
Von:  sastar
2007-01-29T11:46:55+00:00 29.01.2007 12:46
Bitte schreibe schnell weiter...
Von: abgemeldet
2007-01-28T19:34:15+00:00 28.01.2007 20:34
Oh Gott! Die arme Myu!!! Der Spiegel is ja ur fies!!! Und Tsuko und sein Sensei sin ja solche Idioten!! *fauch* Die arme Myu vergewaltigen!! *auszuck* Gemeinheit!!
Ähm... Inuyasha als Diener?? *hust* Gut, dass er das nicht weiß, dass er als Diener gesehen wird^^°
>„Verzeih, edle Dame…das mit den Gefahren hast du schon gehört?“ Chinju fragte vorsichtshalber noch einmal nach.< *Entrüstet schau* hat der keine Ahnung mit wem er spricht?
>„Ja, bei Menschen.“ Der Hanyou grinste etwas. Da hatte sie gerade noch die Kurve bekommen.< *eg* Kago kriegt immer grad so noch die Kurve *lol*
>Dennoch konnte er die Stimme in sich nicht zum Verstummen bringen, die ihm sagte, dass er nicht nur einen Fehler begangen hatte.< Vll sollte er zur abwechslung mal auf die Stimme hören? XDDD
>Er müsste nur aufpassen, sie nicht zu sehr zu beschädigen, damit sie sich regenerieren könnte. < MYU IS DOCH KEIN DING!!!!! *sich aufreg* *zick*
Also ich mag den Sensei nich *nicnic*

GLG Kiara


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