Ryzom Noir von Alexej_Axis (Yachalis Geschichte) ================================================================================ Kapitel 1: Slow Decay --------------------- „So biete ich Euch, ehrenwerte Diener Jenas, oh ihr segensspendende Karavan, ich biete Euch diese Opfergaben dar, bitte nehmt meine bescheidene Gabe, oh ihr höheren Wesen, in Form dieses Kipee-Fleisches an! Ich bitte Euch!“ Der dürre, kleine Zorai mit der nichtssagenden Maske ging in die Knie und hob das stabile Blatt mit der Opfergabe für die Karavan über seinen viel zu großen Kopf. Zitternd und nur mit braunen Leinen bekleidet kniete er im feuchten Matsch vor der Versammlung der Karavan-Gesandten. Über ihm schwebte das seltsame Ding, das er nicht verstand, und das ihn immer wieder mit seinen grünen, sakralen Fingern berührte um ihm seine Gunst zu erweisen. Der kleine Zorai kauerte sich glücklich zusammen, als sich endlich einer der Karavan erbarmte und das Blatt mit den Gaben entgegennahm. Der Kommandeur war gelangweilt gewesen und hatte sich in ‚nachdenklicher Pose’ und ‚aufrechter Haltung’ an den Porter gelehnt. Er schlief. Der Soldat ratterte seinen auswendig gelernten Text mit zerknirschter Miene herunter; zum Glück sah es hinter der Atemschutzmaske niemand. Das kleine kubische Schiff dieser Einheit surrte mürrisch und eine der Soldaten schob ihre Kapuze zurück, um dem technischen Gerät einen sorgenvollen Blick zu schenken. Das Schiff blickte zurück, der grüne Laserstrahl tastete die Umgebung ab. Witterung und Klima machten dem ‚Wunder’ schwer zu schaffen, das wusste sie. Der Winter in Zora war matschig und kalt. Es regnete schon wieder. Ihr altersschwaches, mit Moos bewachsenes Heim spiegelte sich in ihrem gelben Visier wieder und sie seufzte, als plötzlich etwas anderes ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie schob die Kapuze zurück und schulterte das Pulsgewehr. Von Zora her kam eine große Gestalt durch den nächtlichen Urwald gestapft. Mit schweren Schritten näherte sie sich zielstrebig der Karavan-Einheit. Der dürre junge Zorai war damit beschäftigt, sich aufdringlich kriechend und überschwänglich bei dem Soldaten anzubiedern, der seine Opfergabe in Empfang genommen hatte. Die junge Gefreite sah aufmerksam zu, wie der Fremde näher kam. Sie wischte sich mit dem Ärmel das goldene Visier vom matschigen Schneeregen frei und beobachtete aufmerksam die Szenerie. Der große Homin im langen, schwarzen Ledermantel schritt auf den dürren Zorai zu, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, ein schwarzes Tuch vor dem Mund. Unvermittelt packte er den wimmernden Karavan-Anbeter an der Schulter und warf ihn auf den Rücken in den Schlamm. „Der Kommandant hat zu tun. Verzieh dich, du hast deine Belohnung bereits erhalten. Danke Jena und sei demütig!“, zischte die dunkle und raue Stimme emotionslos. Der kleine Zorai wich - sich duckend - zurück und brabbelte noch einige Dankgebete an Jena, als er rückwärts in die Wildnis zurückkroch, oder woher er auch immer gekommen sein mochte. „Die sehen und hören sowieso nur was sie wollen,“ murmelte die große Gestalt in der Sprache der Zorai und schob die Kapuze zurück. Die junge Karavan neigte den Kopf zur Seite und beobachtete die Maske, die darunter zum Vorschein kam. Das violette Muster der Venen eines Blattes pulsierte auf dem Gesicht des jungen Zorai, der den Schal herunterzog und den Kopf senkte, was soviel wie ein Grinsen bedeutete. Hinter den schmalen Schlitzen blitzten zwei gerissene Augen auf. „Ich muss mit dem Kommandanten sprechen.“ Die Augen blickten in Richtung des Teleporters. „Weckt ihn auf, Jungs.“ Ein scharfes Kopfnicken unterstrich die ‚Bitte’ des Homins. Die Karavan grinste unter ihrem Visier, stemmte keck die linke Hand in die Hüfte und feuerte das riesige Pulsgewehr mit der Rechten ab. Ein Izam fiel schnarrend und kohlschwarz vom Himmel und krümmte sich. Der Kommandant schreckte augenblicklich auf. „Was-…wie-…Angriff?“, surrte die metallische, durch das Visier verzerrte Stimme völlig emotionslos, auch wenn man den hektischen Bewegungen die verstörte Panik ansah, die ihn gepackt hatte. „Kommandant,-da-will-Sie-jemand-sprechen.“ surrte die Kavaran-Gefreite zurück und lies das Gewehr mit der qualmenden, glühenden Mündung in den Schnee sinken, wo diese zischend abkühlte. „Ganz recht.“ Der Zorai trat mit selbstsicherem Schritt an den Kuilde-Führer heran. „Der Grund meines Hierseins wird Sie freuen. Die monatliche Zahlung wird fällig.“ Wieder senkte sich der Kopf zu einem Grinsen. „Ach-so. Du-bist-es.“ Ein verirrter Blick traf die Karavan, die das Gewehr abgefeuert hatte, dann justierte sich das Visier richtig und der Kommandant wurde Herr über die nur für ihn sichtbaren, eingeblendeten Zahlen und Zeichen, die in seinem Visier aufblinkten und die Daten darstellten, die ihm das kleine Schiff übermittelte. „Yachalis. Du-bist-spät-dran.“ „Ich weiß ehrenwerter Kommandant.“ Der Kopf senkte sich noch mehr und ein breites Lächeln vertrieb das Grinsen. „Verzeiht.“ Yachalis ließ einen durchschnittlichen Beutel über seinen Handrücken wandern und warf ihn dann dem Kommandanten zu. Dieser fing ihn ohne eine für einen solchen Vorgang notwendige Muskelfaser zu beanspruchen. Ein Klicken war zu hören. „Gut. Du-wirst-weiterhin-unseren-Schutz-genießen. Es-haben-sich-allerdings-einige-Dinge-geändert-in-unserem-Vertrag.“ „Wie bitte?“ Yachalis ließ eine silberne kleine Dose aufschnappen, die aus matisianischem Schimmerschierling gefertigt war. Er zog sich einen fyrosianischen Tabakstengel heraus und zündete ihn mit einem Fingerschnippen an. Der Karavan-Kommandant verzog angewidert das Gesicht unter dem Visier. Kamimagie. Wie er das verabscheute. „Ja. Die-Situation-spitzt-sich-zu. Wir-haben-Grund-zu-der-Annahme,-dass-die-Kami-durch-die-Ankunft-Jenas-in-Aufruhr-geraten-sind. Sie-planen-sicherlich-den-Gegenschlag. Unsere-Rohstoffsucher-haben-immer-mehr-Probleme-mit-den-kleinen-Biestern. Dementsprechend-gibt-es-neue-Anweisungen-für-dich.“ „Ich höre.“ Yachalis sog den Qualm des Tabakstengels ein und lauerte Aufmerksam auf eine sich bietende Gelegenheit. „Zora-und-Fyros-sind-für-uns-komplizierter-geworden. Dennoch-werden-wir-keinen-Millimeter-weichen. Unsere-Kundschafter-haben-herrausgefunden-dass-das-Goo-weiter-vorrückt. Einige-wichtige-Persönlichkeiten-hier-in-Zora-sollen-befallen-sein. Uns-kümmert-das-nicht. Aber-wir-beobachten-es-interessiert. Du-sollst-uns-Informationen-aus-den-verschiedenen-Städten-besorgen. Es-ist-absolut-wichtig-für-uns-den-Überblick-zu-behalten, auch-wenn-und-gerade-dort-wo-wir-nicht-willkommen-sind." Ein leises Schnarren drang aus dem Helm. "Du-sollst-das-für-uns-erledigen. Hier-in-Zora. Du-bist-ein-guter-Junge. Du-arbeitest-schon-lange-für-uns. Wir-vertrauen-dir. Du-wirst-dafür-belohnt-werden.“ Yachalis neigte den Kopf von rechts nach links. Die Floskeln des Kommandanten bedeuteten ihm nicht viel, aber sein Angebot klang verlockend. „Die Lieferung kommt morgen an. Shookipulver. Schnee. Reine Wahre aus Dyron. Es bleibt beim Preis. Abnahmemenge auch?“ Der Kommandant nickte surrend. „Sicher. Für-unsere-treuen-Anbeter.“ Beide bedachten sich mit einem schäbigen Grinsen und Yachalis schlug mit dem Kommandanten ein, der seines hinter dem Visir des Helmes verborgen hatte. Besiegelung des Vertrages per Handschlag. Drogenhandel war auch nichts anderes als Viehhandel. „Ich mach den Job. Verlasst Euch auf mich, Kommandant.“ Der Zorai verbeugte sich ausfallend vor dem Karavan-Offizier und zog dann den Mantel um sich und die Kapuze ins Gesicht. „Wir sehen uns nächsten Monat. Die Ware kriegt Ihr morgen Nacht, am gleichen Platz wie immer. War eine Freude mit Euch Geschäfte zu machen.“ Yachalis stapfte mit schweren Schritten durch den Schneematsch und verschwand wieder in Richtung Zora. Die Karavan sah den Kommandanten an. „Er-ist-noch-nicht-bereit-oder?“ „Ich-bin-mir-nicht-sicher. Ich-denke-wir-starten-den-Versuch-bald. Uns-bleibt-einfach-keine-Zeit-mehr.“ Die Frau nickte und beide schauten durch den windgepeitschten Schnee dem Zorai hinterher dessen Silhouette noch einmal grün aufleuchtete, als das tastende Auge des ächzenden Schiffes über die Ebene strich. Yachalis stapfte mit seinen schweren fyrosianischen Stiefeln durch den Rotlichtbezirk von Zora. Die Hände in den Manteltaschen, den Tabakstengel im Mund, bahnte er sich seinen Weg durch die frierenden Nutten und die verwirrten Goo-Verseuchten, die in den Straßen herumlungerten. Wie er diese Stadt verabscheute und gleichzeitig liebte. Seine Heimat, ein Rattenloch mit schöner Fassade. Für die Gilden ließen sie sich was einfallen, schöne kleine Gärten, Bonsaikultur und Leuchtkristalle, Magnetismus und so weiter – aber hier im Dreck, so nah an der Grenze zum verseuchten Gebiet sah die Sache anders aus. Verseuchtes Gebiet ja. Er strich sich die langen violetten Dreadlocks aus dem Gesicht. Der Regierungsbezirk war zweifelsohne das verseuchteste Gebiet von allen. Aber diese Gerüchte hielten sich nur dort, wo die Homins keinen Einfluss auf die Geschicke in Zora hatten. Dieses Thema war in den Köpfen der meisten Bürger und Würdenträger längst nicht mehr aktuell. Dabei sind wir hier doch alle ein bisschen Goo im Kopf, dachte er bei sich und grinste breit hinter der Maske. Mit ein paar geschickten Schritten erklomm er beschwingt den kleinen Schutthaufen hinter seiner Wohnung, der es ihm ermöglichte über den Balkon einzusteigen und schwang sich über das Geländer. Als er die Reispapierwand zur Seite schob und den Tabakstengel in den feuchten Schnee spuckte, hörte er bereits seinen Vermieter gegen die Tür hämmern, die glücklicherweise aus festem Bambus bestand. „Lee!“, kreischte seine Schwester, die sich mit einem schweren Stock bewaffnet hatte und in einer dunklen Ecke des Raumes hockte. „Mach was! Er reißt uns die Tür ein!“ „Ja ja,“ knurrte der junge Zorai und knackte mit dem Genick. Er war mit vier weiten Schritten bei der Tür und entriegelte sie mit zwei Handgriffen. Der Vermieter fiel ins Zimmer. Wutentbrand richtete sich der stämmige Homin auf und kassierte sofort einen Schlag ins Gesicht, der ihn auf die Knie beförderte. Yachalis wich nicht zurück, sondern trat hinter ihn und hielt ihm eine schwere, schwarz glänzende Karavan-Handfeuerwaffe unters Kinn. „Ganz ruhig Lung'xin.“ Der Mann verharrte, knackte aber vor Wut mit dem Kiefer. Yachalis neigte den Kopf und grinste. „Du kleiner Bastrard,“ knirschte der Vermieter. „Es reicht, ich hab eure Spielchen lange genug mitgemacht, wo ist die Kohle?“ „Ganz ruhig Lung'xin, ich wiederhol mich nicht gern.“ Yachalis griff mit der linken Hand in seine Manteltasche und holte ein Beutelchen Dapper heraus, das er dem wutschnaubenden, doch nervösen Mann unter die Nase hielt, ohne die Waffe von seinem Kinn zu nehmen. „Ich hab dir gesagt, Lung'xin, ich zahl deine Scheißmiete für dieses Drecksloch hier. Du weißt doch wir sind beide hart arbeitende Männer und tun unser Bestes. Du für deine Nutten und ich für meine Schwester. Aber ich hab dir gesagt, wenn du es wagst ihr noch einmal Angst zu machen, dann schneid ich dir was ab, was du sicher gern behalten würdest. Und jetzt schau sie dir mal an, Lung'xin.“ Er drehte den Kopf des untersetzten Zorai mit Hilfe des Laufes in Na'shinas Richtung, die auf den Knien zusammengesackt in der Ecke kauerte und den Stock umklammerte. Lung'xin fluchte und Yachalis setzte ihm den Stiefel in den Nacken. „Wir können Streit haben, wenn du wirklich willst. Aber ich denke, die Kohle ist dir lieber, Lung'xin.“ Yachalis reichte dem Vermieter das Säckchen Dapper. Dieser grabschte gierig danach und befreite sich mit einem Aufbäumen seines massigen Körpers und einem Aufschrei von dem Gewicht auf seinem Rücken. Der junge Zorai verlor das Gleichgewicht und rollte sich ab, doch als er gerade wieder auf die Beine kommen wollte, trat ihm Lung'xin ins Gesicht. Er verlor die Waffe aus der Hand und krümmte sich zusammen. „Dreckspack!“, keuchte Lung'xin und spuckte auf den Boden. Er wog das Gewicht des Beutels in seiner Hand, während Yachalis wieder auf die Beine kam und sich etwas Blut aus dem Mundwinkel wischte. „Das reicht für den nächsten Monat, du Bastard!“, spie er. „Und lass dir ja nicht wieder einfallen, meiner Schwester Angst zu machen!“ Lung'xin grinste dreckig. „Ich mach was mir gefällt, Kleiner. Und wenn mir das Geld nicht rechtzeitig zur Tür reinflattert, dann nehme ich mir dafür einen Ausgleich.“ Er sah Na'shina an und streckte die Zunge heraus. Yachalis trat ihn in die Seite und er rutsche in den Eingang der Wohnung; das Mädchen sprang auf und warf die Tür hinter ihm zu. Die Geschwister verharrten einen langen Augenblick, in dem der feiste Zorai noch einige obszöne Bemerkungen durch den Hausflur schrie, während er sich lachend entfernte. Na'shina sah Yachalis an und fiel ihm um den Hals. „Oh Bruder!“ sie wich zurück und sah ihn mit feuchten Augen an. Dann begann sie hektisch und wenig kraftvoll auf seine Schulter einzuschlagen. „Das kann so nicht weiter gehen!“ „Is ja gut.“ Yachalis fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht, die in dicken, schwarzen, fingerlosen Lederhandschuhen steckten. „Ich weiß Na'shina, aber was soll ich denn machen? Ich tu mein Bestes um das alles hier am Laufen zu halten und mehr Geld ist nicht drin.“ Sie ließ von ihm ab und schluchzte, während er aufstand und zur Wasserschale wankte, um sich das Gesicht zu waschen. Bei Jena, dieser miese, fette Bastard hat einen Schlag! Er fühlte sich, als habe ihn ein Mektoub vors Kinn getreten. „Ich,“ schluchzte Na'shina, „ich will das nicht mehr.“ „Shin, ich tu, was ich kann.“ Yachalis wusch sich das Gesicht und zog den Mantel aus. „Ich kann nichts dafür, dass Vater und Mutter nicht mehr hier sind! Ich kann es nicht ändern.“ Er holte eine schwarze metallene Kiste unter dem Bett hervor und öffnete sie. Darin befanden sich Einzelteile für Schusswaffen. Na'shina schluchzte. „Das Goo ist schuld.“, stammelte sie und schlang die Arme fest um die Knie. Ihr dürrer Leib zitterte in den roten, zusammengeflickten Kleidern. „Ach hör doch auf!“, zischte Yachalis mürrisch und begann damit, die diversen Einzelteile auf Tüchern auszubreiten und zu sortieren. „Ich hab dir schon tausendmal gesagt, du sollst das nicht glauben! Man hat sie aus dem Weg geräumt, weil sie zuviel gesehen haben.“ Er steckte sich einen neuen Tabakstengel an und begann damit, die Einzelteile in immer gleichen Arbeitsschritten zusammenzustecken. „Und was sollen sie gesehen haben?“ wimmerte Na'shina. „Das weiß ich auch nicht, Shin.“ Er hob den Schlitten prüfend gegen das schwache Licht, dass von der Fettkerze her den Raum beleuchtete und steckte weitere Einzelteile zusammen. „Wenn ich das wüsste, dann wäre ich vermutlich auch tot.“ „Aber sie waren gute Homins! Sie waren Diplomaten! Alle beide waren sie gute und friedvolle Personen! Wer sollte ihnen etwas angetan haben?“ Yachalis blickte auf und sah seine Schwester eindringlich an. Dann legte er seufzend die Waffenteile beiseite und ging zu ihr herüber, um sie in den Arm zu nehmen. „Nicht weinen, Na'shina.“ Sie legte ihren Kopf wimmernd an seine Schulter und er streichelte ihre Schultern. „Ich weiß, es ist hart.“ Er senkte den Kopf und biss sich auf die Zunge. Auch für ihn war es hart, aber es war an der Zeit, stark zu sein, also ließ er sich nichts anmerken. Er musste härter werden, um seine Schwester und sein eigenes Leben zu sichern. „Die Welt da draußen ist ein Drecksloch! Und es ist nicht unbedingt das Goo, dass die Homins zu Bösem treibt. Es schläft in uns allen und es liegt an uns, diesem Übel entgegenzuwirken, verstehst du?“ Er hob mit dem Zeigefinger ihr Kinn und lächelte sie an. Es war ein fast perfektes Lächeln, daran musste er noch üben. Sie sah ihn mit großen Augen an und umarmte ihn, krallte sich in seinen sehnigen Schultern fest und schluchzte. Er tröstete sie einige Minuten schweigend. „Komm schon, Shin, geh Wasser holen und setz uns einen Tee auf, in Ordnung?“ „In Ordnung.“ Sie wischte sich die Tränen von der Maske und lächelte schon wieder, als sie den Balkon betrat und etwas Schnee in dem alten Emailletopf sammelte. Yachalis Lächeln verschwand unter einer stummen Schale der Härte, als er sich wieder seiner Arbeit zuwandte und die Waffen für die Karavan-Kompanie zusammensteckte. Er biss sich auf die Zunge, bis er Blut schmeckte. Sein Kopf hämmerte von dem Schlag, den er kassiert hatte, aber er durfte seiner Schwester gegenüber keine Schwäche zeigen. Nein, er durfte niemals wieder Schwäche zeigen. Harte Schale. Harter Kern. Nur so würde er in dieser Dreckswelt voller Korruption und Gewalt im schönen Kleid der Völkerverständigung und Diplomatie überleben können. Er war nun 18 Jahre alt, er war ein Mann, er musste für seine Schwester sorgen. Er würde hart dafür arbeiten müssen. Und er schwor sich, seine Schwester aus diesem Dreck herauszuholen, koste es, was es wolle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)