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Hüter des Schicksals

Draco/Harry (was sonst)
von

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Kapitel 22
 

Es herrschte angespanntes Schweigen in Lynars Büro. Die Direktorin saß hinter ihrem Schreibtisch. Fawkes saß als Phönix auf seinem angestammten Platz in diesem Raum, Argus in Wolfsform direkt davor. Joshua hatte es sich auf Merlins Schoss bequem gemacht und Draco saß auf der Lehne von Daimos Sessel. So blieb ein Sessel vor dem Schreibtisch leer.

Als ein zaghaftes Klopfen erklang, antwortete Lynar mit einem freundlichen „Herein!“. Alle Blicke waren auf die Tür gerichtet, die sich nach kurzem zögern auch öffnete. Es war Ron, der den runden Raum nervös betrat und erst auf Lynars Aufforderung hin in dem leeren Sessel platz nahm. Sein Blick huschte unsicher von einem zum anderen, ohne irgendjemandem von ihnen in die Augen zu sehen.

Für Draco war es das erste Mal, dass sein sechste Sinn in Gegenwart des Rothaarigen nicht Alarm schlug. Bisher hatte er geglaubt, dies liege daran, dass er wusste, welch falsches Spiel Ron mit Harry getrieben hatte. Doch nun wurde Draco klar, dass es nicht Rons Lügen seinem Freund gegenüber gewesen waren, auf die er reagiert hatte, sondern die Lüge, die Ron lebte, seit er auf Pig getroffen war. Und in Draco keimte die Frage auf, ob Ron selbst überhaupt wusste, wer er wirklich war.

„Ich nehme an, dass ich wegen den Erinnerungen hier bin, die ich Dobby habe überbringen lassen“, meinte Ron nach einigem Zögern leise. Er wartete jedoch nicht auf eine Reaktion, sondern wandte sich an Daimos, der ihn mit unbewegter Miene beobachtete. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen, Daimos! Für alles, was ich dir in den letzten Jahren angetan habe! Ich weiß, dass es unverzeihlich ist. Manchmal frage ich mich, ob es nicht besser gewesen wäre, dich damals im Zug in Ruhe zu lassen. Dann wärst du in Slytherin gelandet und es wäre dir mit Sicherheit sehr viel besser gegangen.“

/Bereust du es, mit mir befreundet gewesen zu sein?\, wollte Daimos äußerlich ruhig wissen. Es fiel ihm schwer den Sturm, der in ihm tobte zu verbergen und er wusste wirklich nicht, wie er das schaffte. Aber es gelang ihm zu seiner großen Erleichterung ruhig in seinem Sessel sitzen zu bleiben.

„Nein“, meinte Ron entschieden. „Das heißt – manchmal schon, wenn ich daran denke, was das für dich für Konsequenzen hatten. Andererseits möchte ich die Zeit mit dir nicht missen, all die lustigen und schönen Erinnerungen die wir teilen. – Ich kann mir denken, dass du nicht mehr so besonders viel Wert darauf legst. Aber die Momente mit dir allein gehörten zu der wenigen Zeit, in der ich mich nicht verstellen musste, in der ich in fast allen Dingen immer ich selbst sein konnte. – Vielleicht...“ Ron unterbrach sich selbst kopfschüttelnd. Er wusste, dass die Bitte, die ihm durch den Kopf wanderte, eine Dreistigkeit sondergleichen war.

„Hör zu, Wiesel“, ergriff Draco mit kalter, schneidender Stimme das Wort. „Wenn du willst, dass wir dir glauben, solltest du bei jedem deiner Worte daran denken, wer vor dir sitzt. Ich spüre, wenn du lügst oder wenn du etwas verschweigst. Wenn du willst, dass sich auch nur etwas ähnliches wie Vertrauen zwischen uns aufbauen soll, solltest du uns immer die volle Wahrheit sagen, ganz egal, wie viel Überwindung es dich kostet, über manche Dinge zu reden! Mein sechster Sinn schlägt an, wenn du auch nur ein kleines Detail verschweigst. – Wenn es nach mir ginge, würde dieses Gespräch hier gar nicht stattfinden und du könntest jede Hoffnung auf unsere Unterstützung gleich vergessen. Daran solltest du immer denken!“

Ron nickte.

/Sei nicht so ungerecht!\, meinte Daimos bittend.

Ron sah für einen Moment unsicher zu Daimos, bevor er den Blick auf den Boden richtete und leise seinen Satz zu Ende führte. „Vielleicht kommt - trotz alle dem - irgendwann ein Moment, in dem du mir verzeihen kannst. Ich würde mir das sehr wünschen, doch ich hab wohl kaum das Recht auf eine Erfüllung dieses Wunsches zu hoffen.“

/Du neigst dazu, zu schnell zu vergeben. Ganz besonders bei ihm!\, entgegnete Draco ruhig. Ihm gefiel der Ausdruck in Daimos Augen nicht. Auch wenn er spürte, dass Ron jedes seiner Worte ernst meinte, sah er in dem Gryffindor noch immer eine Bedrohung.

/Ich habe dir auch vergeben\, erinnerte Daimos. /Gib ihm wenigstens eine Chance!\

/Ich habe auch nicht versucht dich um zu bringen. Und würde ich Wiesel keine Chance geben, hätte dieses Gespräch tatsächlich nicht statt gefunden!\, entgegnete Draco. /Lass uns das nicht jetzt ausdiskutieren, Daimos\, bat Draco nach einer kurzen Pause.

Daimos blieb still, was Draco als Zustimmung wertete.

„Das wichtigste vorweg!“, ergriff Joshua während der Unterhaltung zwischen Draco und Daimos das Wort. „Wie lautet der Zauber, der Daimos seine Stimme zurückgibt?“

Ron zögerte und warf einen Blick zu Draco, der ihn kritische musterte. Seufzend meinte er: „Ich habe Pig geschworen niemandem, auch euch nicht, den Zauber zu sagen. Pig hat mich ihn so lange üben lassen, bis ich hin ungesagt konnte. Er gehört zu den Zaubern, die die Weberinnen damals eigentlich komplett aus dem Gedächtnis unserer Welt getilgt haben, damit niemand ihn mehr anwendet, weil durch ihn so viel Schlechtes getan wurde. Ich kann diesen Schwur nicht brechen. Ich werden den Zauber selbst auf Daimos anwenden müssen, wenn ihr mir das erlaubt.“

Draco schwieg, obwohl jeder im Raum mit einem harschen Nein gerechnet hatte. Doch der Blonde spürte, dass Ron die Wahrheit sagte. Und auch wenn es ihm nicht gefiel, er konnte Ron nicht zwingen den Schwur seinem Schicksalswind gegenüber zu brechen.

„Er sagt die Wahrheit“, meinte Draco schließlich missmutig. „Aber mir gefällt der Gedanken nicht, dass er den Zauberstab auf Daimos richten will!“

„Mir auch nicht!“, stimmte Joshua ihm zu. Er wusste schließlich am besten, wie gut Ron zaubern konnte. Außerdem brachte er zusammen mit Draco dem Gryffindor wohl am meisten Misstrauen entgegen.

„Ich denke, das ist Daimos Entscheidung“, mischte Argus sich ein. „Immerhin geht es dabei um ihn!“

Für lange Zeit herrschte unangenehme Stille in dem runden Raum. Daimos war sich der Blicke aller anderen bewusst, obwohl nur Ron und Draco ihn direkt ansahen. Doch es war schließlich seine Antwort, auf die alle warteten.

Er hatte Ron einmal mehr als irgendwem sonst vertraut. Doch dieses Vertrauen war nicht nur erschüttern, sondern vollkommen zerstört worden, als Ron seinen Zauberstab zerbrochen hatte. Und dieses Vertrauen würde so schnell nicht wieder aufgebaut werden, auch wenn er nun verstand, dass Ron kaum eine Wahl gehabt hatte. Daimos vertraute allerdings den Erinnerungen, die er in den letzten Tagen gesehen hatte. Und er wünschte sich seit dem nichts mehr, als endlich wieder sprechen zu können.

Ob es eine Dummheit war oder nicht, Daimos nickte.

„Okay“, murmelte Ron unsicher. „Du wirst wahrscheinlich nicht gleich sprechen können, wenn ich den Zauber angewandt habe. Der Zauber regeneriert deine Stimmbänder, aber das wird eine Weile dauern. Pig konnte mir nicht sagen, wie lange es dauern wird. Er meinte, es hinge von zu vielen Dingen ab, als dass er darüber eine Vermutung äußern wollte.“ Der Gryffindor zog seinen Zauberstab und richtete ihn langsam auf Daimos. „Bereit?“

Erneut nickte Daimos. Ron sprach kein Wort, doch Daimos fühlte die Magie um sich herum für einen Moment stocken und danach ruhiger weiter fließen als zuvor. Er öffnete den Mund, doch mehr als ein klägliches Krächzen konnte er seiner Kehle nicht abgewinnen. Doch er spürte, dass der Zauber gewirkt hatte. Das teilte er den anderen auch mit, den gerade Draco und Joshua behielten Ron kritisch im Blick.

„Weißt du etwas darüber, ob Simior am Samstag Joshua entführen lassen wollte?“, ergriff Merlin das Wort. Diese Sache ließ ihn nicht los. Das bereitete ihm mehr Sorgen, als er irgendwem bisher gesagt hatte. Es war pures Glück gewesen, dass Joshua seinen Entführer durchschaut hatte. Wahrscheinlich wäre er jemandem, der in Lynars Gestalt aufgetaucht wäre ohne Bedenken gefolgt.

„Entführung?“, kam es gleichzeitig entsetzt von Ron und Draco. Und auch auf Daimos Gesicht zeichnete sich der Schock ab.

„Offensichtlich weiß Ron nichts davon“, beantwortete Joshua Merlins Frage. Er hatte an die misslungene Entführung gar nicht mehr gedacht. Seine Gedanken waren von den darauf folgenden Geschehnissen viel zu sehr eingenommen worden.

„Ein Ravenclaw, der bis letztes Jahr noch nach Hogwarts ging hat mit Hilfe von Vielsafttrank die Gestalt von Merlin angenommen und wollte Joshua vermutlich aus dem Schloss locken, nachdem alle anderen Schüler sich auf den Weg nach Hogsmeade gemacht hatten“, erklärte Lynar.

„Ich habe ihn zum Glück rechtzeitig durchschaut“, fuhr Joshua fort.

„Wo ist der Typ jetzt?“, wollte Draco wissen.

„Großvater hat ihn mitgenommen, nachdem in Hogsmeade wieder Ruhe eingekehrt war. Ich werde mich in den Weihnachtsferien mit ihm beschäftigen“, stellte Joshua grimmig fest.

Ron schüttelte den Kopf. „Ich habe Josephs Sachen noch nicht vollständig durchgesehen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er mir etwas gesagt hätte, sollte er eine Entführung geplant haben. Aber es gibt einige Verrückte im Clan, die so etwas auch auf eigene Faust versuchen würde um ihre Stellung zu verbessern!“

„Das habe ich mir fast gedacht.“ Merlin runzelte nachdenklich die Stirn. „Das bedeutet, dass wir darauf gefasst sein müssen, dass so eine Situation noch einmal eintreten kann.“

Ron nickte. „Ich habe den Befehl gegeben, keine weiteren Aktionen gegen Hogwarts oder einen Schüler von Hogwarts zu starten. Aber ich kann nicht garantieren, dass sich alle daran halten.

„Ich nehme an, Sie haben zusammen mit Pigwidgeon einen Plan ausgearbeitet, Mr Weasley, wie Sie nach dem Tod von Joseph Simior vorgehen werden!“, stellte Lynar fest.

Ron nickte erneut. „Wir haben jede Menge Szenarien durchgespielt, aber da gingen wir immer davon aus, dass ich die Schule bereits beendet hätte. Ich werde ganz offiziell erst die Führung übernehmen, wenn ich mein Abschlusszeugnis überreicht bekomme. Ich nehme an, dass sich mein Vater bald bei ihnen melden wird, weil er die offizielle Zeremonie hier in Hogwarts gleich nach der Zeugnisausgabe abhalten will. Diesen Wunsch hat Joseph in seinem Testament geäußert und ich kann mich selbst nicht dagegen stellen, ohne mehr Aufmerksamkeit als nötig auf mich zu lenken.

Auch wenn ich inoffiziell den Clan leite werde ich noch überwacht. Ein Fehltritt meinerseits und es ist gut möglich, dass der Clan einen anderen Führer wählt. Mit großer Wahrscheinlichkeit würde das Charlie sein, nachdem Percy vor lauter Habgier nicht nachgedacht hat, bevor er gehandelt hat. Bis ich in der Zeremonie mein Amt antrete muss ich vorsichtig sein, was Aktivitäten gegen den Clan betrifft. Es gibt viele, die mir misstrauen, nachdem erst die Zwillinge und nun auch Ginny den Clan verraten haben.“

„Das hört sich an, als wäre jeder deiner bisherigen Pläne undurchführbar!“, stellte Merlin fest.

„So sieht es aus.“ Ron nickte zustimmend. „Ich habe Pig zwei oder drei Mal darauf angesprochen, was sein würde, wenn Joseph vor Ende meiner Schulausbildung stirbt, doch er hat immer gesagt, dass das nicht passieren würde!“

/Pig scheint irgendetwas zur Eile getrieben zu haben! Offensichtlich war er fest davon überzeugt, mehr Zeit zu haben\, stellte Daimos fest, ohne dass Ron es hörte. Sie hatten sich darauf geeinigt Ron nichts von Pigs Erinnerungen zu erzählen.

„Aber ich habe den notdürftigen Grundriss eines Plans in den letzten Tagen zusammengetragen. Ich habe mir noch nicht einmal Gedanken darüber gemacht, ob es klappen könnte!“, stellte Ron fest.

„Nur raus damit!“, forderte Argus.

„Mein Vater plant eine große Zeremonie vor der versammelten Schule und vielen Eltern. Er ist der Meinung ich würde die lang überfällige Veränderung bringen. Ich denke, er wird nicht sehr begeistert sein, wenn er mitbekommt, wie diese Veränderung aussehen. Aber das tut ja jetzt nichts zur Sache. In dem Moment, in dem ich öffentlich die Führung des Clans zugesprochen bekomme kann ich tun und lassen was ich will. Ich könnte die Clanführung auch einfach abgeben. An wen ich will. Er muss nicht mal zum Clan gehören“, erklärte Ron. „Ich könnte meine Position an Daimos und Joshua abtreten.“

„Und was hätten wir dann davon`“, wollte Joshua zweifelnd wissen.

„Der Clan kann nicht einfach zerschlagen werden“, meinte Ron. „Dazu existiert er zu lange und ist in seiner Struktur zu gefestigt. Es wird Jahre dauern alle Angehörigen des Clans davon zu überzeugen, dass nicht nur dieser Krieg sondern alles woran sie glauben ein einziger Irrsinn ist! Vielleicht wird es sogar einige Generationen dauern. Ihr beiden seid als Erben der Schicksalsweberinnen unsterblich. Ihr habt genug Zeit den Clan langsam aufzulösen und gleichzeitig zu verhindern, dass die Situation sich noch weiter zu spitzt.“

„Das ist gar kein schlechter Ansatz“, stellte Argus fest. „Wenn wir den Clan einfach so versuchen zu zerschlagen würden wir damit unweigerlich scheitern, weil hunderte von Menschen fest an das glauben, was Joseph Simior und seine Vorgänger seit gut eintausend Jahren predigen. Diese Menschen würden sich wieder zusammen finden und vielleicht würde das alles hier von vorn beginnen!“

„Aber mehr als ein Anfang ist das nicht“, meinte Fawkes. „Daimos und Joshua werden wohl kaum als Clanführer akzeptiert werden!“

Ron schüttelte den Kopf. „Ihr kennt die Mentalität im Clan nicht. Was der Clanführer sagt ist Gesetz. Ihm wird nicht widersprochen und seine Handlungen werden nicht angezweifelt, egal was man selbst darüber denkt. Jeder Zuwiderhandlung steht unter Strafe. Und es ist nicht der Clanführer der bestraft, sondern derjenige, der die Zuwiderhandlung bemerkt.“

/Das ist grausam!\, stellte Daimos fest.

„Aber so ist es seit je her und niemand ist je auf die Idee gekommen, das zu ändern“, stellte Ron fest. Ohne Vorwarnung wechselte er dann plötzlich das Thema. „Wie geht es Ginny?“

„Sie ist im Moment nicht sehr gut auf dich zu sprechen!“, stellte Joshua ruhig fest. „Es ist für dich wahrscheinlich besser, wenn du ihr aus dem Weg gehst!“

Ron seufzte. Das hatte er sich bereits gedacht. Der Weg den er gewählt hatte brachte den Hass all jener mit sich, die er dadurch zu beschützen suchte. Es tat weh Daimos Misstrauen zu spüren, genauso sehr wie zu wissen, dass Ginny ihn hasste.

„Vielleicht wird sie es irgendwann verstehen, wenn all das vorbei ist, Ron!“, stellte Merlin fest.

Der Gryffindor sah überrascht zu ihm. Nach allem, was er in den letzten Monaten hatte tun müssen war Mitgefühl und Trost das letzte, was er geglaubt hatte bei den Leuten zu finden, bei denen er nun saß. Und dennoch warf Merlin ihm einen Blick zu, der ihm mehr Mut und Hoffnung gab, als irgendwelche Worte es je gekonnt hätten.

„Vielleicht“, stimmte Ron ihm wenig überzeugt zu. „Aber ich werde mich das nächste halbe Jahr über genauso verhalten müssen, wie in den letzten Monaten. Das wird ihren Hass gegen mich wohl eher noch steigern!“

„Wir könnten Ginny ins Vertrauen ziehen“, schlug Lynar vor.

„Nein!“, kam es entschieden von Ron. „Das ist zu gefährlich!“

„Gefährlich?“, hackte Draco nach.

Ron sah ihn ernst an und wagte das erste Mal an diesem Abend dem Blonden in die Augen zu sehen. „Ich muss mich auf die Schule konzentrieren, ich habe den Clan nicht zu einhundert Prozent unter Kontrolle. Abtrünnige werden gejagt und in der Regel nach einigen Monaten Gefangenschaft und Folter getötet. Es ist schon gefährlich genug für Ginny und uns alle. Wenn Ginny irgendetwas weiß und sie gerät in die Hände irgendeines Clanmitglieds könnte ich auffliegen! Das ist ein untragbares Risiko!“

„Das ist wahr“, stimmte Fawkes ihm zu.

Lynar lächelte nachsichtig. „Das war mir klar. Ich wollte nur deine Reaktion darauf sehen!“

Ron nickte. Wie es schien war dieses ganze Gespräch eine einzige große Prüfung für ihn. Er vertraute den Hütern und den Zwillingen so sehr, wie er Pig vertraut hatte. Aber er konnte nicht erwarten, dass das gleiche auch umgekehrt zutraf. Ron war sich sicher, dass Draco ihn hasst, wahrscheinlich noch mehr, als Ginny es tat. Und Joshua schien ihm nicht sehr viel besser gesonnen zu sein. Der einzige, bei der Ron glaubte, er ein wenig Positive Gefühle für ihn, war Merlin.

„Es ist spät und Draco, Daimos, Joshua und ich haben seit zwei Tagen nicht mehr geschlafen“, ergriff eben dieser das Wort und unterbrach damit die unangenehme Stille, die aufgekommen war. „Er wird wohl kaum auffallen, wenn du öfter im Büro der Direktorin bist, Ron. Deine neue Position bringt immerhin einiges an Aufgaben mit sich.“

Ron stimmte ihm mit einem Nicken zu.

„Dann sollten wir alles andere auf später verschieben!“, meinte Merlin.
 

Müde aber glücklich ließ Daimos sich auf sein Bett sinken. Einen Großteil des Gespräches hatte er wirklich damit zu kämpfen gehabt, Ron nicht stürmisch zu umarmen. Schon seit er Pigs Erinnerungen gesehen hatte war er dem Gryffindor so unendlich dankbar. Dennoch konnte er ihm noch nicht wieder vertrauen, was Daimos ein wenig traurig stimmte.

„Ich sage ja, du verzeihst zu schnell!“, stellte Draco kopfschüttelnd fest. Er setzte sich neben Daimos aufs Bett und strich ihm liebevoll durch die Haare.

/Er hat sein ganzes Leben für mich und Joshua aufgegeben, Draco! Zu einem Zeitpunkt, als er weder Josh noch mich kannte! – All das was wir in seinen Erinnerungen gesehen haben, Draco. Es gibt keinen größeren Freundschaftsbeweis als das!\, entgegnete Daimos lächelnd.

„Er hat dich fast getötet!“, erinnerte Draco verzweifelt. „Er hat dich dazu gebracht, dir das Leben nehmen zu wollen!“ Draco schauderte bei der Erinnerung an seinen leblosen, blutüberströmten Freund. Noch immer schreckte er von Zeit zu Zeit nachts aus dem Schlaf, weil er im Traum zu diesem Abend zurückgekehrt war.

/Ich weiß\, meinte Daimos leise. /Ich werde das nicht vergessen, Draco. Und das ist der Grund, warum ich ihm wahrscheinlich nie wieder so werde vertrauen können, wie ich es einmal getan habe. Aber es hindert mich nicht daran ihm zu verzeihen! – Für mich ist das alles so lange her, Draco. Als wären Jahre vergangen. Ich bin nicht mehr Harry Potter und alles, was von diesem Leben geblieben ist, sind Erinnerungen. Schmerzhafte Erinnerungen zwar, aber all das belastet mich längst nicht so sehr, wie es vielleicht richtig wäre.\

„Das ist kein Grund leichtsinnig zu sein!“, erwiderte Draco sanft. „Ich kann nicht nachvollziehen, wie du dich fühlst. Aber es macht mir Sorgen, wenn du über die Dinge, die gerade Mal ein viertel Jahr zurück liegen so einfach hinwegsehen kannst!“

Daimos schüttelte lächelnd den Kopf. /Ich sehe nicht darüber hinweg. Mir wurde nur die Möglichkeit geschenkt darüber in einer Weise zu urteilen, wie du es vielleicht erst in vielen Jahren können wirst. Manchmal sieht man erst nach Jahrzehnten, wenn man einen Fehler begangen hat!\

„Von welchen Fehlern sprichst du?“, wollte Draco zweifelnd wissen. „Weasley zu misstrauen ist sicherlich kein Fehler!“

/Es wäre ein Fehler Rons Hilfe nicht anzunehmen\, stellte Daimos fest. /Ich sage nicht, dass wir ihm vertrauen können. Aber er bietet uns einen Weg, den Krieg auf einen sehr viel friedlicheren Weg zu beenden, als einen Sieg auszufechten. Ron wurde jahrelang von einem Schicksalswind geprägt. Egal wie sie zum Schluss zueinander standen, im Grunde hat Pig Ron mit erzogen. Und ich denke, dass wir auf das, was Pig erschaffen hat vertrauen können. Er war ein Schicksalswind und ich würde einem Schicksalswind jederzeit mein Leben anvertrauen.\

„Ron ist kein Schicksalswind. Er ist ein Mensch, der von den einen dazu erzogen wurde dich zu hassen und von einem anderen, dich zu verehren. Das ist ein Widerspruch in sich und wir können nicht sicher sein, dass er auf seinem Standpunkt beharrt, jetzt wo Pig nicht mehr ständig um ihn herum ist und er den Clan führt!“, gab Draco zu bedenken.

/Bei was können wir uns schon sicher sein? Wir können nur hoffen, dass wir das Richtige tun. Ob es so ist werden wir in jedem Fall erst später erfahren. Wir müssen den Weg wählen, von dem wir glauben, es sei der richtige und auf uns vertrauen. - Glaubst du, es wäre besser, die Möglichkeit, die Ron uns bietet, auszuschlagen und stattdessen gegen die Clan in den Krieg zu ziehen?\ Daimos blickte ernst zu seinem Freund hinauf.

Draco schüttelte entschlossen den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Ein Krieg ist das letzte, was England jetzt braucht!“

/Und wir haben die Möglichkeit diesen Krieg zu verhindern. Warum es also nicht versuchen. Glaubst du, du kannst Ron um des Friedens Willen ein klein wenig vertrauen entgegen bringen?\

„Ich werde es versuchen“, sagte Draco seufzend.

Daimos zog Draco lächelnd zu sich herunter um ihm einen langen, zärtlichen Kuss zu geben. „Ich liebe dich!“ Daimos’ Stimme klang brüchig und es war ungewohnt nach so langer Zeit wieder zu sprechen. Doch es war auch eine unglaubliche Erleichterung für Daimos seine Stimme wieder zu haben.

„Ich liebe dich auch!“ Diese Worte beschrieben kaum, was Draco für Daimos empfand. Gerade in diesem Moment wurde ihm das nur zu deutlich. Seine Gefühle waren so viel stärker, als man es mit Worten ausdrücken konnte.
 

Obwohl Joshua lieber bei Merlin geblieben wäre, machte er sich kurz vor der Sperrstunde auf den Weg in die Räume der Slytherins. Es war Dienstagabend und er war seit Samstag vor dem Frühstück nicht mehr in dem Gemeinschaftsraum seines Hauses gewesen. Irgendwann würde das auffallen und noch mehr Aufmerksamkeit konnten sie wirklich nicht gebrauchen.

Das Schloss lag verlassen da. Der Angriff auf Hogsmeade hatte alle Schüler geschockt. Niemand war auch nur auf den Gedanken gekommen, es könne so nah an Hogwarts einen Kampf geben, in den auch noch Schüler mit hineingezogen wurden. So gut wie jeder Schüler wusste von dem wachsenden Konflikt zwischen dem Clan der Roimis und den Slytherins. Doch bisher war das alles weit weg von ihrem Schulalltag gewesen. Nun das Gegenteil bewiesen zu bekommen war für alle schockierend gewesen.

Joshua hatte erwartet, den Gemeinschaftsraum von Slytherin verweist vorzufinden. Doch vor dem fast erloschenen Kaminfeuer saß Blaise in einen Sessel gesunken. Im ersten Moment dachte Joshua, sein Freund wäre vor dem Feuer eingeschlafen, weil Blaise keine Regung zeigte, als Joshua den Gemeinschaftsraum betrat. Als Joshua jedoch zu Blaise trat um ihn zu wecken, sah er, dass er mit trüben Augen ins Nichts starrte.

„Blaise?“ Joshua kniete sich vor seinen Freund, sah ihn besorgt an.

Doch der andere Slytherin reagierte gar nicht auf ihn.

Seufzend setzte Joshua sich auf die Lehne des Sessels und nahm ihn in den Arm. Es dauerte eine Weile, doch dann lehnte Blaise sich gegen ihn. Er schloss die Augen und bis sich auf die Unterlippe, um die Tränen zurück zu halten. Vor anderen zu weinen war ihm peinlich, und wenn es nur sein bester Freund war.

„Es gibt keinen Grund dich deiner Tränen zu schämen, Blaise“, meinte Joshua leise. Sanft strich er dem anderen Slytherin über den Rücken. „Niemand wird dich wegen deiner Trauer verurteilen!“

„Warum ausgerechnet Seamus?“, wollte Blaise mit brechender Stimme wissen.

„Ich weiß es nicht“, wisperte Joshua traurig.

Es vergingen einige stille Minuten, bevor Joshua spürte, wie bei Blaise die Dämme brachen und der Slytherin seinen Tränen freien Lauf ließ. Joshua hielt ihn tröstend fest und ließ ihm alle Zeit, die er brauchte. Er wusste, dass das alles war, was er für Blaise im Moment tun konnte.

Irgendwann, lange nachdem Blaise wieder ruhiger geworden war, meinte Joshua leise: „Es tut mir Leid, Blaise. Alles. Ich behaupte dein bester Freund zu sein und wenn du mich brauchst, bin ich nicht da.“

„Ich bin dir nicht böse, Josh. Du hast so viel um die Ohren!“, murmelte Blaise.

„Das ist keine Ausrede, meinen besten Freund tagelang mit seiner Trauer allein zu lassen“, entgegnete Joshua seufzend. „Dabei weiß ich doch am besten wie du dich fühlst. – Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn Daimos Merlin nicht hätte retten können!“

„Ich dachte ein Hüter des Schicksals könne nicht sterben!“, stellte Blaise verwirrt fest.

Joshua seufzte. „Das dachten wir auch. Aber offensichtlich ist das Privileg – oder auch die Last – der absoluten Unsterblichkeit nur Daimos und mir zu Teil geworden. Merlin wäre Samstagnacht fast gestorben.“

„Du hast gesagt, er sei ein so hervorragender Kämpfer. Ich verstehe nicht, wie es irgendwer geschafft hat, ihn aus dem Verkehr zu ziehen“, meinte Blaise leise.

„Merlin ist dem Fluch nicht ausgewichen, weil er dann mich getroffen hätte. Außerdem glaube ich, dass er durch den Cruciatus noch geschwächt war“, erklärte Joshua mit gerunzelter Stirn.

Blaise sah überrascht zu ihm auf. „Cruciatus?“

„Hab ich nichts davon erzählt?“ Joshua blinzelte verwirrt, bis ihm einfiel, dass er dazu tatsächlich nicht gekommen war. Er hatte Blaise seit Samstag nicht mehr allein gesehen und außer ihm wollte Joshua niemandem von der versuchten Entführung erzählen.

Blaise schüttelte den Kopf.

„Als ich Samstag ins Schloss zurückgekehrt bin, traf ich auf jemanden, der sich als Merlin ausgab und mich bat ihm zu folgen. Allein das verwirrte mich, weil ich ja eigentlich mit Merlin verabredet war. Aber es war auch etwas in der Art, wie dieser ‚Merlin’ sich benahm, das mich verwirrt. Als ich telepathisch bei Merlin nachfragte, erfuhr ich, dass er in seinem Büro war und dort auf mich wartete“, begann Joshua zu erklären.

„Ich habe dem Fremden frei heraus gesagt, dass er nicht Merlin sei und ihn danach ziemlich provoziert. Er wollte mich entführen, aber er hatte wohl nicht wirklich einen Plan, wie er das anstellen sollte. Ich ließ mir den Zauberstab abnehmen und warnte Lynar. Danach habe ich den Bogen wohl etwas überspannt. Der Typ wollte mir einen Cruciatus auf den Hals hetzen. Merlin ist direkt in die Flugbahn teleportiert um den Fluch abzufangen.“

„Woran hast du erkannt, dass es nicht Merlin war?“, hackte Blaise schmunzelnd nach.

„An der Art, wie er mich angesehen hat und“, Joshua wurde rot, „es hat sich nicht so angefühlt, als stünde ich Merlin gegenüber.“

„Es ist schön zu sehen, dass zwischen euch beiden endlich wieder alles in Ordnung ist“, stellte Blaise lächelnd fest. „Dich hat euer Streit ziemlich mitgenommen, nicht wahr?“

Joshua seufzte. „Ja. – Aber ich glaube, wir sollten uns schlafen legen. Du siehst aus, als hättest du seit Samstag nicht mehr geschlafen!“

Blaise senkte betroffen den Blick. „Das stimmt so in etwa.“ Er war ruhelos durch die Schule gewandert oder hatte hier im Gemeinschaftsraum gesessen, seit er von Seamus Tod erfahren hatte. Von Zeit zu Zeit war er im Sessel eingenickt, doch lang war der Schlaf nie gewesen. Immer wieder ließen ihn Albträume über den Kampf hochfahren.

Joshua zog ihn bestimmte aus dem Sessel und Blaise hatte keine andere Wahl, als ihn zu ihrem Zimmer zu begleiten. Er wusste, dass es genauso wenig bringen würde sich hinzulegen, wie sich gegen Joshua zu stellen. Dennoch ging er sich duschen und verkroch sich unter seiner Decke.

Doch Blaise wurde ein weiteres Mal überrascht, als Joshua sich zu ihm ins Bett legte, anstatt in sein eigenes Bett zu gehen. Schmunzelnd schloss Blaise die Augen. Nachdem seine Mutter gestorben war – damals war er acht gewesen – hatten abwechselnd Draco oder Joshua bei ihm geschlafen, um ihm beizustehen. Sie hatten das aus reiner Gewohnheit beibehalten, bis Blaise und Draco nach Hogwarts gekommen waren.

Auch diesmal half es Blaise den dringend benötigten Schlaf zu finden.
 

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Ich weiß, es hat wider eine Ewigkeit gedauert >.< Ich weiß auch nicht, es ist zwar alles da, aber ich hab es einfach nicht aufs Papier gebracht. Ich hoffe, das nächste Kapitel kann ich euch schneller liefern!
 

Lg

tanguna



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2009-06-28T17:37:37+00:00 28.06.2009 19:37
hi
habe deine fgerade zu gelesen un dfinde diese wirkilich klasse
hoffe du schreibst bald weiter
lg mouse94
Von:  Ella
2009-04-28T16:46:00+00:00 28.04.2009 18:46
WOW diese ff ist einfacher hammer geil.
BITTE schreib sie weiter.
könnte ich einen ENS kriegen wennn sie weter geht bitte.
Liebe grüsse ELla:-)
Von:  leewes
2009-02-13T06:30:14+00:00 13.02.2009 07:30
ich finde diese ff einfach nur ginial...
ich hoffe das sie weiter geführt wird und nicht einfach so im sande verweht...*G*
bis dann
lee
Von:  TorturNight
2009-02-04T23:47:12+00:00 05.02.2009 00:47
Hammer geschichte, hoffe das es weiter geht.
Von:  Silverphoenixdragon
2009-01-10T18:21:43+00:00 10.01.2009 19:21
hey
eine klasse ff
ich hoffe doch sie wird weitergehen
^^
knuddel

sky
Von: abgemeldet
2008-11-06T20:45:48+00:00 06.11.2008 21:45
Hi tolles Chap. Ich finde es gut, das Josh sich auch wieder um Blais kümmert. Schreib weiter so . Freu mich auf die Fortsetzung. LG Hexe Marte
Von:  Angelcerise
2008-10-26T11:26:58+00:00 26.10.2008 12:26
Klasse Kapitel^^
Ich finds klasse das Daimos Ron etwas vertraut XD
Und auch das er bald wieder sprechen kann ;-)
Schreib bitte schnell weiter X3


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