Desperate Love von Shinichi_Kudou (Yohji x Ran) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- ~Teil 06~ Verwundert trafen sich ihre beiden Blicke. Sah er da wirklich richtig? Es sah so aus, als würde der Playboy weinen... oder bildete er sich das nur ein und es war nur das Rest Duschwasser des anderen? Aber warum sollte der andere denn Weinen? Was war nur los? "Yohji?" Etwas erstickt ertönte die einfache Frage des Namens vom anderen. Ran wollte nicht, das es dem anderen schlecht ging, denn es reichte ja schon, wenn es ihm selber schlecht ging. Hatte er vielleicht etwas falsch gemacht? Hätte er wirklich niemals darauf eingehen sollen? Auf einmal war es, als würde man ihm die Kehle zuschnüren. So hatte er den anderen noch nie gesehen und so hatte er den anderen auch nie sehen wollen. Ohne eine Antwort abzuwarten drehte er sich um und ging langsam die Treppen runter. Vielleicht sollte er einfach weggehen. Nicht für immer, aber wenigstens für eine Weile. Aber... konnte er denn einfach so davon laufen? Er schüttelte den Kopf und blieb am unteren Treppenansatz stehen. Nein... er durfte nicht davon rennen wie ein kleines Kind. Es war doch egal, wie es ihm selber ging, Hauptsache es würde dem anderen gut gehen. Wenn Yohji sagen würde, er solle gehen, dann würde er gehen und wenn er sagte, er solle bleiben, dann würde er bleiben. Doch... was tat er, wenn Yohji ihm gar nichts sagte und einfach nur Still war? Langsam bekam der Rothaarige doch etwas Angst und drehte sich unsicher auf dem Treppenabsatz um. Yohjis Maske, die er jahrelang getragen hatte, bröckelte nun. Und das ausgerechnet jetzt vor dem Roten. Warum musste er auch dann an seine Partnerin denken, wenn er so schon genug um die Ohren hatte? Und was dachte jetzt Aya von Yohji? Würde er es jetzt den anderen auf die Nase binden? Toll, dann konnte er gleich abhauen! Diese löchernden Fragen und mitleidigen Blicke wollte und konnte Yohji einfach nicht ertragen, sonst hätte er ja auch gleich alles erzählen können. Nein, wahrlich, DAS wollte Yohji nicht. Niemand sollte wissen, was mit ihm los war. Absolut niemand. Es ging auch keinem etwas an! Sollten sie sich alle raus halten. Aber mal langsam. Noch wusste sicherlich noch nicht mal Aya, was genau los war. Und damit das so blieb, sollte Yohji schleunigst hinter her. Also ließ er die Sachen wo sie waren und lief mit seinem Handtuch um die Hüfte Aya hinterher. Als er sah, dass sich dieser auf der Treppe noch mal umgedreht hatte, blieb er wieder stehen und sah zu ihm. Unsicherer als zuvor und bei weitem ratloser. So stand er nun da, die Hand am Geländer, die andere am Handtuch, damit sich das nicht auch noch so verflüchtigte wie seine Sprache es gerade tat. „… Aya… ich“ Hilflos schaute er zum Roten. Er erwartete keine, doch hatte er auch nichts gegen eine solche einzuwenden. Es war erschreckend für ihn selbst gewesen, wie verzweifelt seine Stimme geklungen hatte. Wie war das noch, dass er kein Mitleid wollte? Warum machte er denn gerade so eine bemitleidenswerte Figur? Etwas unsicher glitt sein Blick zu dem Playboy, welcher ihn gerade angesprochen hatte und dabei so verdammt unsicher klang. Irgendetwas durfte da doch nicht stimmen und Ran hätte gerne gewusst, was es denn war. "Möchtest du... reden", bot er dem anderen auch gleich ehrlich an. Er wusste nicht, was ihn nun erwartete, doch konnte er den anderen doch nicht einfach so hier rum stehen lassen und ihn ignorieren. Es war doch völlig egal, wie schlecht er sich selber fühlte... Hauptsache dem anderen ging es gut. Den Gedanken festhaltend stieg er langsam die Treppe rauf, bis er Yohji genau gegenüber stand und wartete eine Antwort ab. Hoffentlich würde der andere mit ihm reden wollen und würde ihn nun nicht einfach abweisen. Ran wusste nicht, wie er selber auf eine Abweisung des anderen reagieren würde... Wollte er reden? Oder sollte er reden? Selbst wenn, Yohji wusste ja doch nicht, was er sagen sollte. Und dann würde auch das eintreten, was er auf keinen Fall wollte. Doch so wie Aya jetzt vor ihm stand und auf eine Antwort wartete, kam in Yohji immer stärker der Drang auf, wirklich mal zu sagen was los war. Einfach mal irgendeinem von diesen Bildern zu erzählen, von seinem Grund, weshalb er hier bei Weiß war. Doch gleichzeitig drängte sich auch die Frage auf, ob Aya wirklich der Richtige dafür war. Irgendwie… wollte der braunhaarige das schon gerne glauben. Trotzdem… er konnte das nicht sagen. Ohne etwas zu sagen, beugte sich Yohji nach vorn und bettete sein Gesicht auf Rans Schulter. Yohji wusste auch nicht warum, aber er wollte es einfach und ohne groß zu überlegen tat Yohji es schließlich. Nicht immer musste man alles durchdenken, manchmal sollte man auch einfach was tun. Und wenn es nur so was Kleines war. „… tut mir leid…“, nuschelte er dann. Und es stimmte. Schließlich war er an dem Ärger, den Aya vielleicht jetzt hatte, mit Schuld. "Schon gut...", flüsterte Aya und legte seine Arme um den Playboy, welcher nun so auf einmal einen total hilflosen Eindruck auf ihn machte. Langsam stieg er mit ihm die Treppen rauf und steuerte sein eigenes Zimmer an. Es war wohl besser, wenn der andere sich nun etwas ausruhen würde. Vielleicht konnte Ran ihm doch helfen und ihm wenigstens zuhören, denn offenbar hatte Yohji wohl ein Problem, über das er noch nie mit ihnen gesprochen hatte. Doch der Rothaarige würde den anderen zu nichts zwingen und einfach abwarten, ob er nicht selber von sich aus anfangen würde mit dem Erzählen. Behutsam wurde der ältere auf das Bett dirigiert und dort erst einmal abgesetzt. "Du... kannst reden wenn du möchtest... Oder du kannst einfach nur hier bleiben und dich ausruhen. Hier kommt niemand in mein Zimmer." Es war sowieso das aller erste mal, das Ran jemand anderen in sein Zimmer lies. Das hatte er noch nie getan, weil ihm sein Zimmer immer viel zu Persönlich schien. Hier und da standen kleine Bilder von seiner Schwester oder seinen Eltern. Wie sie im Urlaub gewesen waren oder einfach nur zu Hause spaß gehabt hatten. Der Schreibtisch war leergeräumt und nur ein Dickes Buch zierte die recht kleine Ablage. Da saß er nun. In nichts weiter als seinem Handtuch mitten auf Ayas Bett. Eigentlich hatte Yohji damit gerechnet sich eine zu fangen oder weggestoßen zu werden. Vielleicht sogar beides. Aber das Aya ihn hier rein lassen würde. Sein Blick viel auf ein Foto. Eine Person kannte er, die andere nicht. Es war ein Mädchen mit braunen Haaren. Es lachte und umarmte den Rotschopf. Aya lächelte so glücklich, wirkte sowieso ganz anders als Yohji ihn bisher kannte. Waren das auch Überbleibsel aus Ayas früherem Leben? So wie seine Bilder, die er immer wieder vor Augen hatte? Tat die Erinnerung daran auch so weh? Er wandte seinen Blick wieder ab. Die Frage brannte trotzdem auf seiner Zunge, so dass er sie schließlich stellte. Die Frage nach der Vergangenheit. Die Frage, die sie sich nie gegenseitig gestellt hatten und es vielleicht auch nicht tun sollten. Es war egal, warum alle bei Weiß waren, nicht wahr? Sie hatten jetzt – aus welchen Gründen auch immer- dieses Leben und das war einzig und allein das, was zählte. „Aya…“, begann er dann doch, überrascht wie leise und zögerlich dieser Name aus seinem Mund kam, „… wer… ist das Mädchen?“ Yohji traute sich nicht aufzuschauen, hatte Angst etwas Falsches angesprochen zu haben und genauso viel Angst hatte er davor einem forschenden Blick seitens Ayas nicht standhalten zu können. Ran wandte sich um und sein Blick fiel auf seine Bilder, die er überall in diesem Zimmer aufgehängt hatte. Für eine Sekunde hatte er sie alle vergessen und Yohji deswegen mit hier rein geschleppt. Doch nun... war es doch sowieso egal, ob der andere die Bilder nun gesehen hatte oder nicht. Er hatte zwar nicht gewollt, dass sie jemals jemand sehen würde, da es seine Persönlichen Erinnerungen waren... doch dem Playboy würde er sich wirklich gerne anvertrauen. "Das... ist meine kleine Schwester", fing er leise an zu erzählen und wandte sein Gesicht wieder dem Playboy zu. "Meine Schwester... 'Aya'...", murmelte er nun und riss sich sofort wieder zusammen, als er weiter sprach, "Sie starb vor knapp einem Monat. Meine Eltern kamen bei einem Bombenattentat von Schwarz ums Leben und sie lag zwei Jahre im Koma. Sie ist der Grund, warum ich zu Weiß kam und weitergelebt habe. Doch... vor einem Monat starb auch sie. Man konnte sie leider nicht mehr retten." Seine Stimme war nur noch ein einziges Flüstern gewesen und er klammerte sich an den Körper des anderen. Wieso hatte er ihm das nun schon wieder erzählt? Wollte er es nicht eigentlich umgekehrt machen und Yohji helfen? Yohji sah nur ungläubig zur Wand gegenüber. //Seine… Schwester?// Die Arme des braunhaarigen legten sich um den zitternden Körper und drückten ihn an sich. Er hatte nicht gewusst, dass Aya eine Schwester hatte, hatte es noch nicht einmal geahnt. Und schon gar nicht, dass sie erst seit so kurzem tot war. Wieder mal war Schwarz, ob nun direkt oder indirekt, an dem Tod eines geliebten Menschen schuld. Wieder diese Idioten und Monster von Schwarz, die auch ihn soweit getrieben hatten, bei Weiß einzusteigen, nur um vielleicht irgendwann mal die Chance zu bekommen, sich eventuell rächen zu können. Nun fing auch Yohji an, leicht zu zittern. Er verdrängte es aber so gut es ging, denn es war jetzt nicht der passende Augenblick dafür, um zu finden wie scheiße doch das eigene Leben war, wenn der Rotschopf gerade in seinen Armen lag und ihm von seiner Schwester erzählt hat. „Diese… Schweine“, war nur sein einziger Kommentar, den er auch nur geflüstert raus bekommen hatte. Er senkte seinen Kopf und bettete ihn auf Ayas, sog dessen Geruch ein. Was sollte er auch noch groß dazu sagen? Dass es dem Roten nicht gut ging, sah man. Dass es scheiße war und weh tat, bekam Yohji auch mit. Also warum danach fragen? „Sie… war bestimmt ein tolles Mädchen gewesen oder?“, fragte er mit immer noch leiser und liebevoller Stimme. Na toll, jetzt stocherte er auch noch in den Erinnerungen rum! Wie dämlich konnte er eigentlich sein? Die Erinnerungen gerade JETZT auf zu wärmen war doch so was von bescheuert! Zudem, wenn sie es nicht gewesen wäre in Ayas Augen, dann würde dieser nicht so daran zu nagen haben. //Schalt doch mal dein Gehirn an, du Depp!!//, schalt er sich innerlich selbst. Er löste sich aus der Umklammerung des Playboys und stand auf. Ran klappte das kleine Foto um, sodass man nicht mehr darauf sehen konnte. Es tat ihm weh darüber zu sprechen und so plötzlich war es ihm verdammt noch mal unangenehm, dass überhaupt jemand sein Zimmer betreten hatte. Hätte er den anderen wohl besser in dessen eigenes Zimmer schleppen sollen? Das wäre sicherlich besser gewesen und hätte unangenehme fragen erspart. Jetzt war es, als wäre seine Kehle wie zugeschnürt und er brachte keinen einzigen Ton mehr über seine Lippen. Die Augen geschlossen und sich von Yohji abgewandt stand er nun da, war still und rührte sich nicht mehr vom Fleck. Wenn er sich nicht bald vom Fleck bewegte, dann würde Yohji wohl noch auf komische Gedanken kommen. So drehte er sich einfach um und sah den Playboy an. Dass es ihm selber nicht gut ging, das wusste er und er wusste auch, dass der andere es ihm sogar schon an der Nasenspitze ansehen konnte. Doch das war ihm egal. Er hatte den anderen nicht her geholt um sich auszuheulen. "Willst du mir nicht lieber von dir erzählen", brachte er ein wenig erstickt vor als er zum Bett kam und sich dort erneut nieder lies. Vielleicht hatte Yohji den Wink verstanden und würde einfach nicht mehr weiter nachfragen. Da war sie nun, die Situation es zu sagen und wohl nicht drum rum kommen zu können. Schließlich hatte Aya gerade dasselbe getan und es war allein aus Fairness ein Zwang jetzt mit der Sprache raus zu rücken. Es stand dem Roten außerdem auf die Stirn geschrieben, dass er jetzt eine Antwort erwartete. Eine Erwiderung auf sein gegebenes Vertrauen seitens Yohjis. Also seufzte der braunhaarige und faltete seine Hände auf seinem Schoß zusammen, verknotete und presste seine Kiefer aufeinander, auf der Suche nach den richtigen Worten. Noch nie hatte er es wem gesagt, deshalb hatte Yohji auch keine Ahnung, wie er es jetzt anstellen sollte. „Ich… vorher war ich ein Privatdetektiv, wenn man es so nennen will… und ich hatte eine Partnerin“, ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Nur kurz und mit Schmerz durchsetzt, aber es war da gewesen. „Asuka…“, noch immer schwang mit diesem Namen so viel Liebe mit. Und wieder schnürte sich seine Kehle schmerzlich zu. Er vergrub jetzt sein Gesicht in seinen Händen. Er wollte nicht, dass Aya seine Tränen sah. Noch nie hatte er wirklich geweint vor jemanden, schon gart nicht vor einem Teamkollegen. Sie sollten ihn für stark und unbesiegbar- oder zumindest schwerbesiegbar- halten. Schließlich war er das doch auch! Zumindest am Tage und in der Nacht, wenn er nicht allein war. Sofern ihn die Stille und Dunkelheit einholte, sah es anders aus. Aber das brauchte niemand zu wissen. Es sollte niemand wissen… Trotzdem lief die erste Träne an seiner Wange runter. Unwirsch beseitigte Yohji sie, versuchte immer noch die neu aufkommenden zurück zu drängen. „Ich… hätte sie nicht allein lassen sollen… ich hätte an ihrer statt… da sein müssen… dann…“, seine Stimme brach. Er konnte nicht mehr weiter reden. Zu doll schmerzte es, zu sehr zerriss es ihn innerlich. Es tat so furchtbar weh, noch immer tat es so schrecklich weh. Warum konnte es nicht aufhören? Warum konnte Yohji es nicht einfach vergessen, so wie er es schon so oft probiert hat? Leicht zog er die Hände des anderen von dessen Gesicht und konnte so nun auch selber die Tränen sehen. Anscheinend hatte er den Playboy völlig falsch oder anderes eingeschätzt, wie es nun hier zu sehen war. "Shh~ Ganz ruhig. Beruhig dich erst mal und red nur weiter wenn du wirklich möchtest..." Schließlich wollte er den anderen zu nichts zwingen und wollte auch nichts weiter hören, wenn es für den anderen eine Belastung darstellte. Ran selber hatte glücklicherweise noch seine Kontrolle um nicht so zu enden wie der Playboy hier vor seiner Nase. Und er fickte sich auch nicht durch die Gegend, weil er nur irgendjemanden verloren hatte. Doch... irgendwie tat Yohji ihm total leid und er wollte ihm so gerne Helfen. Doch wie sollte er das nun wieder anstellen? Hatte er sich nicht schon wieder zuviel vorgenommen, wo er doch gerade wieder Abstand von dem anderen nehmen wollte? Offenbar war Ran nach wie vor Anlaufpunkt für anderer Leute Probleme. Aber er war ja auch selber schuld, wenn er es immer wieder anbot und immer wieder ein offenes Ohr für alles haben wollte. "Möchtest du weiter erzählen oder soll ich es lieber vergessen?" Natürlich wollte er mehr hören. Wollte mehr von dem älteren erzählen und war froh, dass er den anderen überhaupt im Arm halten durfte. Solang der nicht nach seinem Befinden fragte, war auch alles soweit okay. Es verbrauchte viel zu viel Energie sich zu erinnern und dann darüber zu sprechen, ohne zusammen zu brechen. Wenn Aya jetzt dachte, dass er ein Feigling gewesen war, der sich all die Zeit nur versteckt hatte hinter einer Identität, die er sich aufgebaut hatte. Einem falschen ich, das von Bett zu Bett ging, nur um die Erinnerungen vergessen zu können. Dann hatte er vollkommen Recht, denn was anderes war er nicht. Er war feige. Und wie er es war. Und er war erbärmlich. War er doch zu schwach, um jetzt stark zu sein, jetzt wo es wichtig war. Stattdessen heulte er vor Aya rum, wie ein kleines Kind und dieser tat auch noch so, als wenn es ihm nicht unangenehm war. Das hatte Yohji nicht verdient. Schon gar nicht, nachdem er dem Roten wohl doch wehgetan hatte, ohne weiter über die Folgen nach zu denken. „… ich habe sie geliebt…“, fing er wieder mit dem Thema an. „Mehr… als mein eigenes Leben… tausend mal mehr… und dann wird sie mir genommen, vor meinen Augen… einfach tot…“ Nun starrte Yohji wie apathisch gerade aus ließ die Bilder an sich vorbei ziehen. „Und… ich konnte es nicht verhindern. Ich… hätte sie nicht dieser Gefahr aussetzen dürfen…“ Seine Stimme war nur leise und zitterte, drohte wieder und wieder zu brechen. Yohji schluckte schwer und atmete tief durch, wischte sich die Tränen weg. „Sie wurde erschossen, starb noch am selben Ort… deshalb bin ich hier bei Weiß…“ Er blickte nun zu Aya und versuchte ein klägliches Lächeln. Ein leises seufzen war zu hören, als Ran sich anhörte, was der Playboy zu sagen hatte. Er hielt ihn keinesfalls für Schwach... In gewisser Weise ähnelte es ja ihm selber, doch das konnte er jetzt wohl kaum sagen. Mal abgesehen davon, dass er es auch nicht sagen wollte. "Hey... Ist schon gut... Wieso gibst du dir alleine die Schuld?" Er streichelte sanft über eine Wange von Yohji und versuchte ihn wenigstens ein bisschen zu beruhigen. Das ihm selber die Sitzende Position etwas schmerzte, lies er einfach mal außen vor und kümmerte sich nicht weiter darum. "Sie war doch auch Privatdetektiv, wenn sie deine Partnerin war. Sie war sich der Gefahr doch bewusst, hab ich Recht? Ich glaube nicht, dass du zu ihr gesagt hast, dass sie das machen soll. Es war ihre eigene Entscheidung. So wie jeder von uns sich dazu entschlossen hat zu Weiß zu kommen." Ran schloss die Augen und lehnte sich etwas zurück, hielt den anderen dabei fest in seinem Arm und versuchte ihm etwas Trost zu spenden. Nur wusste er nicht, wie er das anstellen sollte, schließlich hatte er den Yohji von damals nicht gekannt und seine Partnerin ebenfalls nicht. "Ich glaube, es fällt dir einfach schwer, von der Vergangenheit abzulassen. Warum versuchst du nicht einfach damit zu leben?" Das war eigentlich eine bescheuerte Frage, aber wenn man versuchte etwas zu vergessen, dann wurde das Leid nur noch umso größer, bis man irgendwann daran zerbrach. So hatte er es selbst erfahren, denn er selber war bereits an seinem eigenen Schmerz zerbrochen und wusste nicht, wie er noch weiter machen sollte. Sein ganzer Lebensinhalt war zerstört worden... „Aber ich hätte sie aufhalten müssen… das war ich ihr schuldig… bei Weiß wissen wir auch wie weit wir gehen können. Wenn’s zu schlimm wird, warnt uns Omi… ich hätte sie warnen m ü s s e n verstehst du?“ Yohji seufzte ebenfalls, schloss seine Augen und genoss einfach mal die Nähe des anderen. „Und ich würde damit leben, hab ich doch bisher auch geschafft, aber… Schreiend hat ein Mitglied… Aya…. Ich glaube, dass ist Asuka. Ich weiß es nicht, aber… ich mein, wie kann das auch sein? Sie ist doch gestorben… wie kann sie dann…“ Diese Gedanken hatte Yohji sich noch nicht mal erlaubt zu denken und jetzt sprach er sie einfach aus. „Ich bekomm das einfach nicht in meinem Kopf rein…“, ungläubig schüttelte er etwas seinen Kopf, ließ die Augen geschlossen. „Neu…“, er lachte etwas kalt auf, „passender Name…“ Dann löste er sich von Aya, setzte sich aufrecht und sagte schließlich total zusammenhangslos: „Vorhin… ich wollte nicht, dass du gehst… ich… will nicht, dass du mich jetzt ignorierst…“ Damit war wirklich alles, was er sich vorgenommen hatte, über Bord geworfen. Ran schüttelte den Kopf und sah seinen Gegenüber weiter an. "Ich würde dich niemals ignorieren können, Yohji... Ich.. ich liebe dich doch", flüsterte er und musste selber wegsehen. Nun hatte er es auch wirklich ausgesprochen und es würde wohl auch kein zurück mehr geben. Als er keine Antwort des anderen vernehmen konnte, drehte er sich jedoch wieder um und sah Yohji an. "Wie hättest du sie warnen können, wenn du gar nicht genau wusstest, was passieren wird? Selbst bei uns kann es passieren, dass jemand stirbt, weil jemand unachtsam ist oder etwas total Unvorhergesehenes passiert." Irgendwie fühlte sich Aya nun lau und hatte nicht mehr wirklich Kraft für dieses Gespräch. Je länger er sprach desto eher kamen seine Erinnerungen hoch an seine Familie und seine Eltern. Wie lange hatte er schon nicht mehr ihre Stimme gehört und war einfach nur alleine gewesen? Wie lange musste er das noch durchstehen, bevor er jemanden gefunden hatte. Und wenn Yohji ihn vielleicht doch nehmen würde? Für... eine langfristige Beziehung? Konnte der andere das überhaupt oder war dessen Schmerz über seine tote Partnerin noch zu groß? Er konnte und wollte jetzt nicht darüber nachdenken, denn er spürte, wie er erneut anfing leicht zu zittern und schloss die Augen. Okay, nicht dass man sich es nicht hätte denken können – eigentlich- doch trotzdem war Yohji geschockt von Ayas Geständnis. Er liebte IHN? Das war natürlich ein Grund für diese Änderungen, klar. Ohne zu wissen, ob es das richtige war, nahm Yohji den Roten einfach in seine Arme und hielt ihn einfach nur fest. Der braune selbst schloss seine Augen. Jetzt wurde ihm auch so langsam klar, wie doll er Aya wehgetan haben musste und das nur, weil der Herr mal ein bisschen Druck hatte. Es war ja auch nicht so, als wenn Yohji nichts für Aya empfinden würde. So viel stand fest. Doch ob es Liebe war… „Ich… weiß nicht, ob ich dich liebe Aya“, fing er dann wahrheitsgemäß an, „Aber… ich vertraue dir mehr als irgendwem anderen in diesem Team und… ich will nicht, dass du irgendwann aus meinem Leben verschwindest, hörst du? Ich kann… dir auch nicht sagen, ob ich dich vielleicht mal lieben werde… aber… ich will dir nicht weh tun- nicht noch mehr, also sag mir, was ich besser lassen sollte…“ Irgendwie hatte ihr Gespräch eine Wendung genommen. Aya verstand, was der andere ihm dort sagte, doch er wollte es nicht verstehen. Er wollte, dass der andere ihn liebte. Doch anscheinend war das alles nicht möglich. Vielleicht würde er immer noch alleine sein, wenn die Tür zu seinem Zimmer zuging und er alleine zurück blieb. Das war doch alles irgendwie nicht fair. Warum mussten immer sie Leiden? Wie er es auch drehte und wendete…. Immer waren sie diejenigen, die irgendwie litten und langsam hielt er das ganze einfach nicht mehr aus. Er lag in den Armen desjenigen, den er liebte und musste sich nun auch noch von ihm trösten lassen. Es war total falsch, dachte sich Aya. Aber er versuchte gar nicht erst, sich aus der Umarmung zu lösen. Erst einmal musste er das Verlangen niederkämpfen, nun einfach los zu weinen. In seinen Augen hatten sich bereits Tränen angesammelt und wollten ihren Weg nach draußen finden, welchen Ran ihnen jedoch verwährte. Er wollte nicht, dass der andere sah wie er weinte, deshalb löste er sich langsam aus der Umarmung und sah Yohji an, als würde es ihm selber gut gehen. Nur seine Augen konnten noch ein bisschen über ihn selber verraten. „Ist schon gut, das weiß ich doch“, meinte er aufmunternd in die Richtung des Playboys und sah dabei wirklich vollkommen verständnisvoll aus. Was sollte er auch schon tun? Eigentlich KONNTE er gar nichts tun und es würde ihm nur noch mehr Schmerzen bereiten, wenn er das nun nicht einsehen würde. Wieder und wieder umspielten ihn Erinnerungen an seine Familie. Seine Eltern und seine Schwester, wie sie zusammen im Urlaub waren, als er mit seiner Schwester in der Schule war oder sie zu Hause lernten. Wie sie alle zusammen auf den Jahrmarkt gingen und einfach nur spaß hatten, ein Besuch im Badehaus und ein netter Familienabend zu Hause. Er war damals so glücklich gewesen... Doch dann änderte sich die Erinnerung und schlug um zu Schmerzen. Wie er körperlich und seelisch verletzt worden war, das er andere Menschen umbrachte, das er keine Rücksicht nahm, das seine Schwester gestorben war bis hin zu seiner unerfüllten Liebe, die ihn nun noch weiter belasten würde. All diese Gedanken drehten sich nun im Kreis und ihm wurde verdammt noch mal schwindelig. Er musste hier weg. Und zwar, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Doch er kam nicht umhin, eine Hand an seine Schläfen zu legen und sich dort erst einmal sanft zu Massieren. „Ich geh runter… ich brauch was zu trinken. Komm bitte mit aus meinem Zimmer.“ Niemals würde er jemanden alleine hier in seinem Zimmer lassen, denn dafür war es nun wirklich viel zu Persönlich eingerichtet. Nur gut, das der ältere noch nicht genug Zeit hatte einen genaueren Blick auf die Einrichtung zu werfen. Und selbst Aya fühlte sich in diesem Zimmer auf einmal nur noch erdrückt und wollte hier raus. Er hielt es einfach nicht mehr aus. Langsam stand er auf und wollte schon einen Schritt Richtung Tür machen, als ihm seine Beine versagten und er einfach zusammenklappte. Es war so plötzlich schwarz geworden vor seinen Augen…. ~tbc~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)