Battlefield von abgemeldet (Man sieht nur mit dem Herzen gut.) ================================================================================ Kapitel 1: Startschwierigkeiten ------------------------------- ~*~ Kapitel 1 Startschwierigkeiten „Kannst du deinen Text?“ Uh, diese simple Frage ließ mich schon wieder aufschrecken. Musste er das genau jetzt fragen? Ich merkte, wie ich unter seinem fragenden Blick immer kleiner wurde. „Hm…“, flüsterte ich kaum hörbar. Seine Augenbrauen wanderten in die Höhe. Das konnte nichts Gutes heißen. „Was heißt dieses ‚hm’…?“ Was hatte ich auch erwartet? Ich hätte mir doch sicher sein müssen, dass er mich das fragt. Da half wohl entweder nur der Rückzug, wo ich ihm gestehen müsste, dass ich noch nahezu keine Zeile meines Textes konnte oder ich trat den mutigen Sprung nach vorn an. Ich entschied mich spontan für letzteres. „Ich kann meinen Text.“, gab ich ihm klar und deutlich als Antwort und sah ihn dabei herausfordernd an. Mich überraschte nicht sonderlich, dass er mir einen extrem zweifelnden Blick zuwarf, weshalb ich nicht davon ausging, dass er mir glaubte. „So?“, gab er gedehnt von sich, wobei seine Augenbrauen immer weiter in die Höhe wanderten. In diesem Moment wusste ich, dass ich mich wieder gewaltig in eine Situation hineinmanövriert hatte, die ich eigentlich seit geraumer Zeit zu umgehen versuchte. Aber irgendwie wollte es mir einfach nicht gelingen. Verunsichert sah ich zu ihm auf. Warum konnte Tsuruga-san einen auch immer so schnell einschüchtern? „Dann kann ja heute Abend eigentlich gar nichts mehr schief gehen, richtig?“, setzte er noch einen drauf, wobei sich mir fast der Magen umdrehte. Dennoch nickte ich eifrig, um weiteren Fragen auf jeden Fall aus dem Weg zu gehen, doch gegenüber dem, was jetzt folgte, hätte ich die Fragen doch lieber vorgezogen. Tsuruga-san fing an zu lächeln. ARGH!!! Er hatte doch tatsächlich sein extrem gewinnendes Gentlemangrinsen aufgesetzt! Ah!! Nein!!! Das war der Untergang! Was hatte ich getan?! NEIN!!! Mein Innerstes schrie nach Erbarmen, doch mich erhörte wieder einmal niemand… „Du weiß ja, wie Hinushe-san reagiert, wenn jemand seinen Text nicht kann…“ Sein dämliches Grinsen wurde noch breiter und mein Entsetzten immer größer. „Nun gut, wir sehen uns dann!“ Ich konnte nichts entgegnen und sah ihm stattdessen nur mit einem entsetzten Gesichtsausdruck hinterher, wie er durch den langen Gang zum Ausgang lief. Himmel! Wo hatte ich mich da wieder reingesetzt?! Wie konnte ich auch mal wieder so unendlich dumm sein?! Argh! Das passierte mir in letzter Zeit ständig. Ich schrie innerlich ärgerlich auf und bemerkte, wie ich immer wütender wurde. Was erlaubte sich diese Person eigentlich mich immer so bloß zu stellen? Natürlich würde ich meinen Text können, wenn ich nicht die letzten Tage im Daruma-ya hätte schuften müssen wie eine Blöde! Von früh bis spätabends! Da ist es doch nur natürlich, wenn man nicht mehr kann, oder? Wann hätte ich denn meinen Text lernen sollen? Außerdem wusste ich überhaupt nicht, dass ich heute schon diese Szene drehen sollte! Seit ich es erfahren habe, mache ich eigentlich nichts anderes als Lernen!! Argh… dieser ungehobelte, unfreundliche, sarkastische, dumme… Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als es plötzlich neben mir zu tuscheln begann. Irritiert sah ich mich um. Ich hatte in meiner Rage mal wieder vergessen, wo ich eigentlich war und wurde mir jetzt erst wieder bewusst, dass ich in der riesigen Kantine von LME saß. „Hast du das gesehen?!“ Natürlich war mal wieder nicht unbeobachtet geblieben, dass sich so ein stinknormales Mädchen mit dem „großen Ren Tsuruga“ unterhielt. Ich konnte nichts anderes tun als aufseufzen. Wenn ihr wüsstet! Der Schein trügt sehr bei diesem Menschen! „Die hat mit Ren gesprochen! DIE ?!!“ Bitte, habt ihr schon mal was von Diskretion gehört? „Das kann doch gar nicht sein! Guck dir die doch mal an!!!“ Ich versuchte die Mädchengruppe zu ignorieren. „Ey, weißt du was? Die ist doch in der Schauspiel-Akademie!“ Ugh… sie kannten mich auch noch? „Stimmt… das ist diese Kuh, die immer das meiste Lob vom Kursleiter bekommt!“ So viel Neid unter den Menschen… Ich schüttelte meinen Kopf, doch unwillkürlich musste ich lächeln. „Ja genau… ich konnte die noch nie leiden, sag ich dir!“ Och, das ist nichts Neues für mich. Da seid ihr nicht die Ersten. „Ah… gehört die nicht zu dieser Love-Me-Kombi?!“ Lautes Gelächter ertönte und innerlich begann ich bereits zu resignieren. Oh wie gut wusste ich, was jetzt gleich kommen würde. „Natürlich! Siehst du das nicht?!“ Mussten die immer so laut reden? „Wie kann man ihn denn nicht sehen, diesen ÄTZEND PINKEN OVERALL???!!!“ Ich begann schon wieder wütend zu werden, obwohl ich es gar nicht wollte. Eigentlich konnten mir diese Mädchen doch vollkommen egal sein! Aber warum hatte ich meinen Overall heute Morgen auch angezogen? Ich war eigentlich echt bescheuert! Aber heute früh wusste ich noch nicht, dass ich heute Abend drehen sollte. Eigentlich war meine Szene erst für übermorgen geplant, aber Hinushe-san änderte gerne spontan den Drehplan. Eigentlich war er daran Schuld, dass ich meinen Text deshalb heute noch nicht konnte. In zwei Tagen hätte ich ihn unter Garantie drauf gehabt. Wieder seufzte ich, aber es half wohl alles nichts. Irgendwie musste ich mir die zehn Seiten Text noch merken, denn in sechs Stunden würde der Dreh beginnen. Also schnappte ich mir meine Tasche und machte mich auch auf den Weg zum Ausgang. Da wirklich sehr schönes Wetter war beschloss ich mir irgendwo draußen einen ruhigen Platz zum Lernen zu suchen. Aber vorher musste ich noch den Love-Me-Overall loswerden… ~*~ Ich würde mich über einen kleinen Kommentar sehr freuen :o) Kapitel 2: Überraschungen ------------------------- Vielen lieben Dank für eure netten Kommentare! Ich habe mich wikrlich sehr darüber gefreut! *knuddelt euch alle ganz dolle* Und weil ja mehrere von euch gerne ein längeres Kapitel gehabt hätten, hab ich mich daran natürlich auch gehalten ;o) A/N: Kyoko fasst einen Entschluss!? ~*~ Kapitel II Überraschungen „Mogami-san?“ Ich war so erschrocken, dass ich mit einem spitzen Schrei von meiner Bank aufsprang. Wild blickte ich mich nach dem Verursacher dieser unliebsamen Störung um. „Mogami-san?“, kam es noch einmal flüsternd. In diesem Moment entdeckte ich einen schüchternen Yashiro-san hinter mir. Meine Güte, wieso schlich er sich so von hinten an mich heran? „Ich wollte dich nicht stören…“, fing er an, doch ich unterbrach ihn kurzerhand. „Ach, machen Sie sich bitte keine Sorgen. Ich war nur ein bisschen erschrocken, sonst nichts.“, entgegnete ich ihm lächelnd. „Ah, gut.“ Er schien sichtbar erleichtert zu sein. „Wie geht es dir?“ „Danke sehr gut.“, antwortete ich, obwohl mir immer schlechter wurde, wenn ich an den Dreh heute Abend dachte. Aber das musste ich ihm ja nicht unbedingt sagen. „Und Ihnen?“, fragte ich fröhlich. „Es ist ja doch schon eine ganze Weile her, seitdem wir uns das letzte Mal getroffen haben, nicht wahr?“ „Allerdings…“, sagte er nickend. Dann zögerte er einen Augenblick, ehe er wieder zum Sprechen ansetzte. „Ich wollte dich nur fragen, ob du vielleicht… irgendwelche… Hilfe… brauchst.“ Zum Ende hin wurde er immer leiser und eine feine Röte begann sich auf seinen Wangen auszubreiten. Ich sah ihn überrascht an. „Hilfe? Warum?“ „Nun ja…“, er zögerte und senkte seinen Blick. „Ich meine mit deinem Text. Soll ich dir helfen?“ Meine Augenbrauen wanderten in die Höhe. Was sollte das denn bitte? Wieso wollte mir Yashiro-san beim Textlernen helfen? Das machte doch hinten und vorne keinen Sinn! Oder doch? Da gab es schon eine Möglichkeit… „Yashiro-san“, fing ich vorsichtig an, „Hat Sie eventuell Tsuruga-san beauftragt zu mir zu kommen?“ „Ah… nein, wie kommst du denn darauf?“ Lachend winkte er sofort ab, doch meine Gesichtszüge schliefen ein. Tsuruga-san hatte ihn tatsächlich geschickt. „Er wollte auch ja sichergehen, dass die Szene heute Abend gedreht wird, richtig?“, fragte ich ihn mit tonloser Stimme. Yashiro-san blieb das Lachen in der Kehle stecken und er schluckte. Dann nickte er und sagte leise: „Hm… könnte möglich sein.“ Oh Gott, ich konnte es nicht fassen! Jetzt schickte er schon seinen Manager zu mir, damit er auch ja nicht mit dem Drehplan in Verzug kam. Wie krank war dieser Mensch? „Es tut mir Leid, ich…“ „Ach ist schon gut.“ Meinen Ärger hinunterschluckend versuchte ich zu lächeln und da sich Yashiro-sans Gesichtszüge wieder etwas aufhellten, wusste ich, dass ich ihn davon überzeugt hatte, dass es mir wirklich nichts ausmachte. Ich setzte mit meinen nächsten Worten sogar noch einen drauf. „Ich finde es sogar sehr freundlich von Tsuruga-san, das er sie geschickt hat, aber ich denke, dass ich es auch alleine schaffe. Ich kann meinen Text schon fast.“ Ich schob meinen Worten wieder ein freundliches Lächeln hinterher, mit dem ich auch Yashiro-sans letzte Zweifel zunichte machte. „Dann ist ja gut.“, sagte er wirklich erleichtert. Ich musste zugeben, dass er sich sehr schnell von mir beruhigen ließ, denn ich glaube niemand hätte mir meine Beteuerungen abgenommen. Ich glaubte ja nicht einmal selber an das, was ich sagte, denn natürlich fand ich es nicht unheimlich nett von Tsuruga-san! Ich wusste nicht, ob ich eher wütend oder enttäuscht sein sollte. Wütend, weil sich Tsuruga-san die Frechheit herausnahm mir zu unterstellen, ich könnte meinen Text nicht oder Enttäuschung, weil er mich anscheinend für so unzuverlässig hielt, dass er sogar jemanden zu meiner Hilfe schickte. Im Grunde zog das eine ja auch das andere nach sich und doch überwog die Enttäuschung, obwohl ich mir nicht erklären konnte wieso. Vielleicht, weil ich manchmal das Gefühl hatte, dass er mich doch eigentlich kennen müsste, denn zuweilen hatten wir sogar dieselben Ansichten über manche Dinge. Doch dann kam wieder so eine Situation wie jetzt und meine Meinung von ihm sank mal wieder mit rasender Schnelligkeit. Innerlich seufzte ich auf. Was sollte ich tun? Ich resignierte, denn ich konnte nichts tun. Ich wollte eigentlich auch gar nichts tun. Und doch fragte ich Yashiro-san: „Wieso wussten Sie eigentlich, dass ich hier bin? Haben Sie mich durch Zufall gefunden?“ Ich wollte es also doch. Ich wollte einfach nicht glauben, dass Tusruga-san Yashiro nur geschickt hatte, weil er mir beim Textlernen helfen sollte. Gab es da nicht doch noch einen anderen Grund? „Oh nein.“ Er schüttelte mit dem Kopf und schien dabei auch auf die Frage, die ich mir in Gedanken gestellt hatte, zu antworten. „Ren hat mir den Hinweis gegeben zuerst hier nach dir zu suchen und da hatte er ja auch Recht.“ Ich war nun schon zum wiederholten Male an diesem Tag sehr überrascht. „Ach, tatsächlich?“ „Ja, er hat gesagt, dass du bei dem schönen Wetter bestimmt nicht drin bist, sondern hier irgendwo in der Sonne liegst.“ Ugh… wieso wusste das Tsuruga-san? „Das wusste er?“, fragte ich. Yashiro-san nickte nur und scheinbar erstaunte ihn dieser Fakt bei weitem nicht so wie mich. Hatte Tsuruga-san auch noch geheimnisvolle Kräfte, die ihm ermöglichten die Aufenthaltsorte von Personen zu bestimmen? Ugh… allein schon die Vorstellung ließ mich frösteln. „Geht es dir nicht gut?“, fragte mich Yashiro-san sofort, weil eine feine Gänsehaut über meine Arme wanderte. Ich vertrieb meine Gedanken. „Nein, alles in bester Ordnung!“, beruhigte ich ihn sogleich. „Dann ist ja gut. Also wenn du meine Hilfe brauchst…“ „Nein, Sie können vollkommen unbesorgt sein! Sagen Sie bitte auch Tsuruga-san, dass ich auf jeden Fall die Szene heute Abend drehen werde.“, entgegnete ich ihm entschlossen. Yashiro-san nickte nur und verabschiedete sich von mir. Ich winkte ihm mit einem Lächeln hinterher, welches er genauso freundlich erwiderte. Sobald er aber außerhalb meines Blickfeldes war, schliefen meine Gesichtszüge ein. War das denn alles fair? Irgendwie tat mir Yashiro-san auch ganz schön Leid. Immerhin war es ihm ziemlich peinlich gewesen, dass er hier mit mir meinen Text lernen sollte und das hatte er alles nur Tsuruga-san zu verdanken! Immer wieder war es Tusurga-san, der seinen Mitmenschen das Leben schwer machte… nun ja nicht allen, denn hauptsächlich war ich es ja, die unter seinen Schikanen zu leiden hatte. Warum musste er mich auch immer so bloß stellen? Jetzt hatte bestimmt auch Yashiro-san einen falschen Eindruck von mir. Eben genau jenen, den Tsuruga-san über mich verbreitete: Ich war unzuverlässig, hatte keine Manieren und konnte nicht einmal die einfachsten Aufgaben übernehmen, ohne irgendwo ein Unglück anzurichten. Aber das stimmte doch alles nicht! Ich war zuverlässig, wusste, wie man sich benahm und konnte auch Dinge erledigen ohne ein Chaos zu hinterlassen. Nur wenn ich etwas für Tsuruga-san tun musste, ging es meistens schief. Warum konnte ich mir nicht erklären, aber er machte mich einfach immer tierisch nervös. Ich seufzte auf und sah mich um. Eigentlich sollte ich an einem so schönen Sommertag keinen trüben Gedanken nachhängen. Aber ich musste feststellen, dass auch gar nicht mehr viele Leute in meiner Umgebung saßen. Wo waren sie denn alle auf einmal hin?! Ich war noch erstaunter, als ich die ängstlichen Blicke bemerkte, die mir einige zuwarfen. Huh? Hatte sich meine Aura mal wieder verändert? Anscheinend hatte ich es nicht mitbekommen, da ich so in meine Gedanken versunken gewesen war. Aber jetzt musste ich weiter lernen. Schließlich hatte ich nur noch etwa zwei Stunden, obwohl ich meinen Text natürlich eigentlich schon konnte. Aber ich wollte lieber noch mal sicher gehen und zum vierten Mal alles durchsprechen. Denn ich wollte ja heute Abend vor der Kamera glänzen. Und nicht nur das.. Ich wollte Tsuruga-san mit meinem Spiel beeindrucken! Es sollte ihn vollkommen umhauen! Genau das war mein Ziel! Dieses und kein anderes! Und mit Feuereifer beugte ich mich wieder über das Drehbuch… ~*~ Zwei Stunden später… Murmelnd lief ich in der Garderobe auf und ab. Das Drehbuch hielt ich in den Händen und ging noch einmal meinen Text durch. Eigentlich konnte ich ja meine Rolle… ich war mir auch sicher, dass ich den Text korrekt sprechen würde… und sämtliche Regieanweisungen waren mir natürlich auch bekannt… Und trotzdem… Ich hatte furchtbare ANGST! Aber nein… die brauchte ich ja nicht zu haben, denn Tsuruga-san konnte sich heute auf was gefasst machen! Ich würde mich nicht wieder von seinem Spiel außer Gefecht setzten lassen wie beim ersten Mal. Oh nein! Ich hatte aus meinen Fehlern gelernt und hatte nicht vor sie zu wiederholen. Aber ich muss zugeben, wenn ich daran dachte, dass ich bald mit ihm vor der Kamera stehen würde, kehrte sich mein Innerstes nach Außen und die Angst kroch wieder in mir hoch. Denn obwohl ich meinen Text konnte, hatte ich immer noch das Gefühl nicht hundertprozentig in meiner Rolle zu stehen. Das half mir nicht gerade meine Sorgen zu bekämpfen. Plötzlich klopfte es an meiner Tür. „Ja?“, fragte ich sofort und spürte, wie mein Herz einen Schlag aussetzte. Musste ich schon zum Set?! Jetzt schon?! Hatte ich nicht noch Zeit? „Bist du so weit?“, sagte Yumi, meine Schauspielkollegin während der meisten Szenen, die jetzt mit einem fragenden Blick vor mir stand. Ich nickte schwach. „Alles in Ordnung, Kyoko-chan?“ Ich nickte wieder und versuchte zu lächeln, obwohl ich bezweifelte, dass es mir wirklich gelang. „Sind die anderen schon alle fertig?“, fragte ich sie, um von meinem momentanen Gefühlszustand abzulenken. „Ja, bis auf Maijka. Aber die ist ja nie rechtzeitig fertig.“ Sie seufzte. „Wahrscheinlich macht sie sich wieder extra für Ren schön.“ „Hm…“ sagte ich nur, um überhaupt irgendetwas zu sagen. „Können wir gehen?“ Ich brachte wieder nicht mehr als ein „Hm…“ zustande und das fiel jetzt auch Yumi auf. „Kyoko-chan, was ist los?“ Ich druckste herum. „Eigentlich nichts weiter…“ Und damit wollte ich es schon bewenden lassen, doch als ich das fragende Gesicht Yumis vor mir sah wusste ich, dass ich weiter sprechen musste. „Hm… nun ja… es ist meine erste Szene mit Tsuruga-san und…“ „Du bist nervös?“, unterbrach sie mich. „Ja, aber nicht wegen meinem eigenen Spiel, sondern wegen diesem Menschen.“ „Ah.“ Sie lächelte. „Ich war auch nervös, als ich vor ein paar Jahren das erste Mal mit Tsuruga-san etwas zusammen gedreht habe. Aber er ist wirklich sehr nett und ihr kennt euch doch auch schon eine ganze Weile jetzt.“ Sie verstand mein Problem nicht, weshalb ich erneut versuchte es ihr zu verdeutlichen: „Es geht mir nicht direkt um Tsuruga-san, sondern um sein Spiel mit mir.“ Sie sah mich verständnislos an. Okay, ich drückte mich aber auch komisch aus, das musste ich zugeben. „Also“, fing ich wieder an, „Ich habe einfach nur Angst davor, dass er mich mit seinem Spiel vollkommen überragt und ich nur in seinem Schatten stehe, egal was ich auch tue.“ Yumi sah immer noch nicht aus, als hätte sie es begriffen. „Aber Kyoko-chan, jeder steht doch im Grunde im Schatten von Ren Tsuruga! Er ist der beste Schauspieler, den Japan hat!“ Ich seufzte innerlich auf. Sie verstand mich echt nicht, aber ich hatte auch keine Lust es ihr näher zu erläutern. Es hatte ja doch keinen Sinn, weshalb mir wieder nur ein zustimmendes „Hm.“ über die Lippen kam. „Und außerdem ist er doch wirklich nett!“ Ich musste aufpassen, dass ich bei diesem Satz kein angeekeltes Gesicht zog. Nett?! Das war das letzte Wort, welches ich mit Tsuruga-san in Verbindung bringen würde. Sprachen wir wirklich über dieselbe Person?! „Nun aber los, Kyoko-chan, Hinushe-san will bestimmt auch nicht länger warten.“ Und so schritt ich mit dem Drehbuch in der Hand durch die Tür und somit meinem sicheren Untergang entgegen. ~*~ Kapitel 3: Die Schlacht beginnt...!? ------------------------------------ Danke ihr Lieben für die Kommentare! Ihr macht mich damit echt so sehr glücklich, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Vor allem, wenn es euch so gut gefällt, dann ist man fast richtig stolz auf das, was man geschrieben hat :) Dankeschön nocheinmal und ich bemühe mich auch weiterhin nah an den Charakteren aus dem Manga zu bleiben. A/N: Vorbereitungen und Angstzuständeabbau... ~*~ Kapitel III Die Schlacht beginnt…?! Da stand er und lächelte Maijka an. Ich war diesmal also wirklich die Letzte, die zum Set kam und Hinushe-san kam wahrscheinlich deshalb gleich zu mir gelaufen. „Mogami-san…“ Ich ließ ihn gar nicht aussprechen, sondern entschuldigte mich sofort bei ihm. „Es tut mir furchtbar Leid! Es wird nicht wieder vorkommen, dass ich zu spät zum Dreh komme...“ „Ist alles in Ordnung?“ Huh? Die Frage passte doch jetzt überhaupt nicht. Ich hatte mich innerlich schon auf eine Standpauke vorbereitet… „Ja, alles okay.“, antwortete ich ihm perplex. Hinushe-san seufzte erleichtert auf. „Dann ist ja gut.“ Er lächelte. „Ich dachte nur, dass es dir nicht gut geht oder so etwas in der Art, weil du ja sonst immer pünktlich bist.“ Ich errötete. „Nein, verzeiht meine Unpünktlichkeit, aber mit mir ist alles in Ordnung.“ Obwohl in meinem Inneren natürlich momentan das absolute Chaos herrschte und ich überhaupt nicht wusste, wie ich diese Szene drehen sollte. „Dann können wir ja jetzt gleich anfangen.“, sagte Hinushe-san und begann sich zu den Kameramännern zu begeben um die letzten Dinge noch einmal durchzusprechen. Am liebsten wäre ich jetzt davongelaufen, doch ich zwang mich ruhig zu bleiben. Immer und immer wieder murmelte ich aufmunternde Worte vor mich hin, um mich mental auf die Szene vorzubereiten. Das hysterische Lachen Maijkas unterbrach meine beruhigenden Beschwörungen. Hatte Tsuruga-san etwa einen Witz erzählt? Konnte dieser Mensch etwa lustig sein? Davon hatte ich noch nie etwas mitbekommen… Ich sah zu den beiden hinüber, doch Tsuruga-san war gar nicht bei Maijka. Sie unterhielt sich gerade mit Yashiro-san und von diesem Menschen war überhaupt nichts zu sehen. „Kannst du deinen Text, Mogami-san?“ Ich zuckte unwahrscheinlich zusammen, als eine mir wohlbekannte Stimme diese Worte ganz nah an meinem Ohr flüsterte. „J..ja…“, stotterte ich. Oh mann, das hörte sich nicht gerade danach an, als ob ich diesen Menschen gleich fertig machen wollte. Aber warum musste er mir so ins Ohr hauchen?! Ich kämpfte gegen eine Gänsehaut an, die sich überall breit machen wollte, indem ich mich räusperte und ihm deutlich „Aber natürlich!“ entgegnete. Je mehr Tsuruga-sans Augenbrauen in die Höhe wanderten, desto tiefer sank mein eben noch vorhandenes Selbstbewusstsein und ich wurde immer kleiner. „Ich bin ehrlich gespannt.“ Oh, da konnte er sich sicher sein, dass ich das auch war. „Und du bist tatsächlich der Meinung, dass du die ganzen zehn Seiten Text, wovon du heute morgen noch nicht ein Wort konntest, jetzt auswendig weißt?“ Er sprach immer noch sehr leise und stand nach wie vor dicht neben mir. Doch als ich seine Worte jetzt hörte, da erwachte wieder mein Kampfgeist und ich richtete mich gerade auf. „Da können Sie sich sicher sein!“ Ich sah ihn herausfordernd an. Er lächelte. Ugh… das hieß bestimmt nichts Gutes. „Du gibst also zu, dass du heute Morgen noch nicht ein Wort des Textes konntest?“ Argh! Er hatte mich wieder reingelegt! Dieser… dieser… Argh! „Lasst uns anfangen!“, ertönte Hinushe-sans Stimme zu uns herüber und rettete mich so vor einer Antwort. Tsuruga-san und ich begaben uns auf unsere Positionen, doch ganz bei der Sache war ich natürlich noch nicht. Wie konnte dieser Mensch wieder nur so gemein sein?! Das war doch nicht fair! Wieso wusste er, dass ich meinen Text heute Morgen noch nicht konnte? Ich hatte ihm doch mehrfach versichert, dass ich die paar Zeilen schon drauf hatte. Hatte ich mich irgendwie verplappert? Eigentlich nicht… Wieso wusste er es dann!? War ich so eine schlechte Schauspielerin, dass er mich sofort durchschauen konnte? „Uuuuuunnd…“ Aber ich musste mich jetzt auf meine Szene konzentrieren. Jetzt würde ich mich bei ihm revanchieren und er konnte sich auf was gefasst machen! „… Actiooooon!“ ~*~ „He, Maijka! Was soll das?!“ Hinushe-san lief aufgebracht auf sie zu. „Das war jetzt schon das vierte Mal!“ „Es tut mir Leid…“ Oh… sie hatte mal wieder ihren „Wimmer-Ton“ drauf. Wie sehr mich dieses Mädchen manchmal aufregte! Aber sie bekam es echt nicht hin, dass sie den einen Satz im richtigen Tonfall sprach. „Wir machen erst mal eine Pause.“, rief Hinushe-san, bevor er sich wieder eingehend Maijka zuwandte, um ihr zum tausendsten Mal den einen Satz vorzusprechen. Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen. Gott, wir waren nun schon seit einer Stunde beim Drehen und mussten bisher fast alles noch einmal wiederholen, weil Majika entweder ihren Text vergaß, über irgendwelche Requisiten stolperte oder Tsuruga-san anschmachtete und darüber wieder ihren Text vergaß. Obwohl er am Beginn dieser Szene nicht einmal mitspielte, sondern nur am Rand saß und zusah. Aber das war für Maijka auch schon zu viel… Ich seufzte auf. „Anstrengend?“, fragte eine Stimme neben mir. Ugh… ohne es zu merken hatte ich mich genau auf den Stuhl neben Tsuruga-san gesetzt. „Hm…“, gab ich ihm zur Antwort. Ich wollte eigentlich nicht schon wieder ein Gespräch mit ihm beginnen, weil es sowieso wieder wie das Letzte enden würde. „Du bist dir sicher, dass du es besser machen würdest, richtig?“, fragte er mich ruhig. Ich schluckte. Jedem anderen hätte ich jetzt direkt mit einem Ja geantwortet, aber bei Tsuruga-san war ich lieber ein bisschen vorsichtig. Wer wusste schon, wie er meine Antwort dann wieder auf die Probe stellen würde. Deshalb sagte ich gedehnt: „Ich… weiß nicht.“ „Doch.“ Ach? Konnte er wirklich Gedanken lesen oder so? „Was?“, fragte ich ihn mit gespieltem Erstaunen. „Du würdest es besser machen.“, war seine Antwort. War das jetzt die Meinung, die er glaubte, dass ich sie hatte oder dachte er das jetzt selbst? Ich war verwirrt und fragte ihn deshalb: „Wer sagt das?“ „Ich.“ Huh? Meine Kinnlade fiel hinunter. Das war doch jetzt ein indirektes Lob von ihm, oder nicht? Das war ja nicht zu fassen! „So? Denkt Ihr das?“ Ich war trotzdem misstrauisch. Er grinste. Oh mann… „Ich bin mir sicher, dass du die Stelle nur dreimal hättest wiederholen müssen.“ Meine Gesichtszüge schliefen wieder ein. Es war kein Lob gewesen. Es hieß nur, dass er Maijkas Schauspielkünste anscheinend noch weniger schätzte als meine und das war mir nun eigentlich herzlich egal. Immerhin war er zu Maijka viel netter als zu mir, aber das sollte mich auch nicht weiter interessieren… Um von mir abzulenken sagte ich: „Vielleicht sollten Sie mal mit Maijka-chan sprechen. Möglicherweise hört sie Ihnen ja mehr zu als Hinushe-san und wir ersparen uns eine weitere Wiederholung.“ „Meinst du?“ Er reagierte tatsächlich auf meine Frage? Der Wahnsinn… Ich nickte. „In Ordnung.“ Und damit erhob er sich und ging zu Maijka und Hinushe-san. Ich war tatsächlich gespannt, wie das Mädchen auf ihn reagieren würde. Vielleicht bekam sie ja einen Schreikrampf oder so… Hätte mich nach ihren anschmachtenden Blicken von vorhin nicht gewundert. „Maijka-chan.“, hörte ich Tsuruga-san leise sagen. Das Mädchen sah auf und wäre fast vom Stuhl gefallen. „Jetzt beruhige dich erst einmal, wir kriegen das hin, okay?“ Sie nickte. Bei der einfühlsamen Stimme von Tsurga-san hätte wohl sogar auch ich genickt. Er klang wirklich total nett. „Sprich mir einfach nach, in Ordnung?“ Wieder nickte sie. „Du hast ihm wirklich einen Antrag gemacht?“, rief Tsuruga-san mit einem entsetzten Gesichtsausdruck und mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. Wie machte das dieser Mensch bloß, dass er innerhalb von Sekunden in eine Rolle so hineinschlüpfen konnte, dass er sogar die Mimik und Gestik mit übernahm? Und als Maijka es diesmal nachsprach machte sie es tatsächlich richtig. Mir blieb der Mund offen stehen, während Maijka Tsuruga-san anstrahlte. Und was machte er? Er lächelte zurück. Da machte sie nun seit einer Stunde alles falsch und dann sprach sie den Satz einmal richtig und schon schenkte er ihr ein bezauberndes Lächeln?! Nicht, dass ich es selbst bezaubernd gefunden hätte… „Okay.“, sagte er, „Und jetzt: ‚Bist du noch ganz bei Trost?! Das ist doch der reinste Wahnsinn!’“ Und wieder sprach Maijka es ihm genau richtig nach. Ich konnte es nicht glauben. „Gut. Es geht weiter!“, rief Hinushe-san und klopfte Tsuruga-san dankend auf die Schulter. Kopfschüttelnd begab ich mich wieder vor die Kameras. ~*~ „Anisa du kannst ihn nicht einfach heiraten! Da hat Sima vollkommen Recht!“ „Jetzt hör auf mir das auch noch einzureden. Ich liebe Dai! Warum begreift das niemand?!“ Sie sah so unheimlich verzweifelt aus, dass ich mich zu ihr setzte und sie in den Arm nahm. Ich begann sie sanft in meinen Armen zu wiegen, ehe ich ihr versicherte: „Ich glaube es dir ja… aber ich möchte nicht, dass jemand meine Schwester auf irgendeine Art und Weise verletzt.“ „Das weiß ich doch.“, entgegnete sie mir mit einer sanften Stimme und lächelte. Dennoch fuhr sie seufzend fort: „Ich werde jetzt nach oben gehen. Ich bin müde.“ Ich nickte und ehe sie durch die Tür ging, sagte sie mir noch: „Falls Dai anruft… kannst du ihm sagen, dass ich ihn morgen sehen möchte?“ Ich seufzte gequält auf. „Bitte Suji!“ „In Ordnung.“ „Cuuuuuut!“ „Danke, das war sehr schön.“, rief Hinushe-san uns beiden zu. Yumi lächelte glücklich und auch ich war sehr froh, dass wir diesmal schon beim ersten Durchlauf das Okay bekommen hatten. Ich muss dazu sagen, dass es auch die erste Szene war, in der Maijka nicht mitspielte… „Yumi-chan, du hast dann für heute Feierabend. Maijka-chan ist auch schon in der Umkleide.“ Ich schluckte. Gleich würde er diesen Menschen auf die Bühne holen. Mein Herz schlug wieder ein bisschen schneller, doch ich ließ nicht zu, dass ich in Panik geriet. Nicht jetzt, nicht vor der Szene und vor allem nicht vor Tsuruga-san. „Wir drehen jetzt die Szene zwischen Dai und Suji!“, rief Hinushe-san und Tsuruga-san kam langsam zu mir herübergeschlendert. Ich atmete tief durch. Nur nicht die Nerven verlieren. „Na, aufgeregt?“, fragte er mich mit einem koketten Grinsen. Aufregung war ja gar kein Ausdruck! Aber betont ruhig sagte ich: „Wieso denn? Hat doch bisher alles gut geklappt.“ Er nickte und sagte doch tatsächlich: „Das stimmt, Yumi-chans und dein Spiel war ganz passabel.“ Passabel!!! Das war ja ein unheimliches Kompliment. Mit denen schmiss der gute Kerl ja heute nur so um sich… Na warte nur! Er konnte sich sicher sein, dass er jetzt sein blaues Wunder erleben würde! „Ren, du kommst rein, wenn sich Kyoko-chan mit einem Seufzer auf die Couch fallen lässt, okay?“ Der große Meister nickte und begab sich wie ich in Position. Na dann… „Uuuuuunnd…“ Auf geht’s! Auf in die Schlacht! „…Actiooooon!“ ~*~ Kapitel 4: Schockzustände ------------------------- So, mein Dank gilt erstmal wieder den lieben Kommentareschreibern ;o) Ihr seid ja sooo toll!!! Und ich hoffe, dass euch dieses Kapitel auch wieder gefällt, obwohl es wieder ein bisschen kürzer ist... A/N: Kalte Schauer. Kalt? ~*~ Kapitel IV Schockzustände Kopfschüttelnd sah ich Anisa hinterher und ließ mich dann mit einem Seufzer auf die Couch fallen. Es klopfte an der Tür und der Butler trat ein. Ich sah überrascht auf, denn zu dieser späten Stunde erwartete ich keinen Besuch mehr. „Dai Isana.“, kündigte er an und augenblicklich sprang ich von der Couch auf. Dai betrat den Raum und der Butler ging ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. „Guten Abend, Suji-chan.“, begrüßte er mich mit einem Lächeln. Ich starrte ihn nur an und konnte erst einmal nichts erwidern. Dai’s Augenbrauen gingen in die Höhe. „Ihr habt mich nicht erwartet?“ „N..nein…“, stotterte ich immer noch geschockt von seinem plötzlichen Auftreten. (Durchatmen Kyoko! Bisher läuft alles sehr gut. Einfach nur weitermachen…) „Aber Anisa erwartet mich doch.“ Ich straffte meinen Rücken und antwortete ihm bestimmt: „Das glaube ich ganz sicher nicht.“ (Das war gut… Tsuruga-san sieht verwirrt aus. Aber gut, so sollte Dai jetzt auch gucken…) „Wieso denn das?“ „Sie schläft schon.“, entgegnete ich ihm sachlich. „Das kann nicht sein!“ „Doch.“ Er ließ sich resigniert auf die Couch fallen. „Aber wieso denn das?“ (AAAAAAAHHHH!!!!!!!! Das war nicht der Text, der im Drehbuch stand!!! Tsuruga-san veränderte gerade den Text!!! Warum machte er das?!) „Nun…“ (Um Himmels Willen! Was sollte ich denn jetzt erwidern?! Ich bemerkte wie Hinushe-san auf seinem Stuhl hin und herrutschte. Er überlegte wahrscheinlich, ob er die Szene abbrechen sollte… Aber wollte ich das? Wollte ich mir die Blöße vor Tsuruga-san geben? Er stellte mich hier auf eine Probe, das wurde mir eben klar, doch was für einen Sinn verfolgte er damit? Doch ehe ich etwas antworten konnte sagte er schon:…) „Hat sie unsere Verabredung wirklich vergessen?“ Ich schluckte. (In der Szene sollte sich Suji etwas mehr mit Dai anfreunden, denn immerhin war er der Verlobte ihrer Schwester, doch wahrscheinlich gefiel Tsuruga-san das Drehbuch an dieser Stelle nicht… Aber warum hatte er das nicht von Anfang an Hinushe-san gesagt?) „Vielleicht habt Ihr euch im Datum vertan?“, fragte ich Dai vorsichtig. Doch er schüttelte den Kopf. „Ich bin mir ganz sicher, dass sie von heute gesprochen hat.“ (Na toll… und nun?) „Sie meinte vorhin zu mir…“, fing ich an und er sah auf. (Hilfe, was war das für ein intensiver Blick?!) „…sie sei müde und wollte Sie aber morgen gerne sehen.“ „Morgen.“, murmelte er und ich nickte. Er schwieg. (Schweigen war auch nicht schlecht… da musste ich wenigstens nicht krampfhaft überlegen, was ich ihm antworten sollte. Oder sollte ich genau jetzt in diesem Moment etwas sagen?!) „Weißt du was, Suji-chan?“ Ich sah ihn fragend an. „Eigentlich bin ich auch wegen dir hierher gekommen.“ Ich starrte ihn an. (Was sollte denn das jetzt?! Dai und Suji verstanden sich doch eigentlich überhaupt nicht! Sie konnte sich doch beide nicht leiden und jetzt kam Dai auf einmal wegen Suji?! Das machte doch gar keinen Sinn!) „Warum?“, fragte ich perplex. Er lächelte. (Verdammt! Sieh nicht hin, Kyoko… sieh nicht hin…) „Ich wollte dir danke sagen.“ (HUH????) „Danke, dass du als einzige zu deiner Schwester gehalten hast.“ „D..d..das ist doch selbstverständlich!“, antwortete ich ihm stockend. „Nein, das ist es leider nicht, aber du hast es getan und dafür bin ich dir dankbar. Wie hätte Anisa sonst all die schwere Zeit mit ihrer Tante und ihrem Onkel überstanden?“ Ich errötete. (Ah! Wieso rief Tsuruga-sans Spiel in mir wieder solche unkontrollierbaren Reaktionen hervor?! Mist.) Ich senkte den Kopf. „Sie ist meine Schwester, da macht man doch alles und außerdem….“ Ich hörte abrupt auf, als Dai aufstand, sich vor mir niederkniete und meine Hand ergriff. (WAAAAAAAAAAAAAAASSS????? Was passierte hier gerade???? Tsuruga-san!!!!! Lassen Sie sofort meine Hand los! Was soll das?) „Vielen Dank, Suji.“ Ganz langsam… unendlich langsam führte er meine Hand zu seinem Mund. (Ich erstarrte vollkommen. Das war jetzt nicht wahr… das konnte einfach nicht real sein! UM HIMMELS WILLEN!!! WAS SOLLTE DAS???) Unendlich sanft waren seine Lippen, als sie vorsichtig meinen Handrücken berührten und Dai mir einen Kuss gab. (Mein Herzschlag setzte aus und alles was ich tun konnte war ihn einfach nur mit offenem Mund anzustarren. Zu etwas anderem war ich nicht fähig. Auf einmal fühlte sich mein ganzer Kopf wie leergepustet an und es existierten nur noch Tsuruga-sans Augen, in denen ich mich für diesen einen Augenblick verlor.) „Cuuuuut.“ Tsuruga-san ließ meine Hand los und ich zwang mich in eine andere Richtung zu sehen. Ich wollte gar nicht glauben, was eben passiert war. „Ren!“, rief ihm Hinushe-san zu. „Warum um alles in der Welt hast du diese Szene verändert?!“ Jetzt musste ich ihn doch wieder ansehen, denn die Frage wollte ich auch sehr gerne beantwortet haben. „Nun ja….“ Tsuruga-san kratzte sich am Kopf. War er etwa verlegen?! „Ich dachte mir einfach, dass es so viel mehr Sinn machen würde und das wärmere Verhältnis zwischen Suji und Dai viel besser darstellt.“ Und das dachte er sich einfach so aus? Also wusste er schon wieder, dass ich mitspielen würde beziehungsweise, dass er sich sicher war mich so beeinflussen zu können?! Man, warum war dieser Mensch so verdammt selbstsicher? „Ren, die Szene war einfach umwerfend! Die lassen wir auf jeden Fall erstmal so drin. Echt super!“ Toll… Hinushe-san war auch noch auf seiner Seite… Also stand wie immer nur ich allein auf weiter Flur. Ich nahm meine Tasche und machte mich in Richtung Umkleide. Ja, mein Tag war für heute beendet… und was für ein Ende es wieder gewesen war. Ich seufzte. „So schlimm?“ Ich zuckte zusammen und drehte mich ruckartig um. „Alles in Ordnung, Mogami-san?“, fragte mich ein besorgt dreinblickender Yashiro-san. Ich atmete erleichtert auf. Für einen Moment hatte ich tatsächlich geglaubt, dass es vielleicht schon wieder Tsuruga-san war, der mir hinterherkam, doch der unterhielt sich immer noch mit dem Regisseur. Uh… jetzt hatte ich wohl auch noch Verfolgungswahn…?! „Hm.“, entgegnete ich Yashiro-san bloß und wollte eigentlich schon weiter gehen, denn so richtig in Stimmung mit jemandem zu reden war ich jetzt nicht. Doch er hielt mich zurück. „Du hast wirklich fantastisch gespielt.“ Zum zweiten Mal an diesem Abend errötete ich. Prima, erst vor Tsuruga-san selber und jetzt vor seinem Manager. Irgendetwas mussten die beiden an sich haben… „Dankeschön.“ Yashiro lächelte, als er die nächsten Worte sagte: „Ich glaube auch Ren war beeindruckt und von Hinushe-san brauchen wir ja gar nicht erst zu reden.“ Ich spürte jetzt wie das Blut regelrecht in meine Wangen schoss. Gott, musste er das jetzt hier so öffentlich sagen!? Es waren doch noch ein Haufen Leute um uns herum. „W… wie kommt Ihr… denn… darauf?“, fragte ich ihn stotternd. Nicht mal einen ordentlichen Satz bekam ich zustande… „Die Gesichter der beiden sprechen Bände und Ren hat vorher nicht erwartet, dass du so mitspielen würdest.“ Ich wurde hellhörig. Was hatte er gerade gesagt? Er hatte nicht erwartet…? „Dann“, fing ich an, „wusstet Ihr schon vor der Szene, dass Tsuruga-san den Text verändern wollte?“ Yashiro-san wurde blass und kratzte sich verlegen am Kopf. Oh mann…. „Und Ihr habt mir nichts davon gesagt?!“ Ich wurde wütend. Was sollte das alles? Warum stellte er mich auf eine Probe? Was bezweckte Tsuruga-san damit? Ich hatte das Gefühl, dass Yashiro immer kleiner wurde, doch ich fragte weiter. „Was hatte das alles für einen Sinn?“ „Nun ja…“ Er räusperte sich. „Er fand die Szene so eben einfach schöner…“ „Pah!“ Ich glaubte ihm kein Wort. „Doch.“ „Das glaube ich nicht… und erzählt mir ja nicht, dass er nur meine Hand küssen wollte oder solche Scherze.“ Yashiro-san wurde rot. Huh? „Das ist nicht wahr, richtig?“, fragte ich ihn sicherheitshalber noch einmal. Sofort begann er energisch seinen Kopf zu schütteln. Na dann war ich ja beruhigt… … und vor mich hin grummelnd lief ich in die Umkleide, wobei ich Yashiro-san einfach stehen ließ. ~*~ (pssst.... nicht das Feedback vergessen....) ;o) Kapitel 5: Vermutungen einer Freundin ------------------------------------- Hey ihr Lieben! Mein Dank geht mal wieder an meine Reviewer! Ich knuddel euch alle mal gaaaaaaaaanz feste! Ich freue mich echt wahnsinnig, wenn euch die Story so gut gefällt! Habt vielen, vielen Dank! Und dafür ist das Kapitel heute auch ein bisschen länger ;o) A/N: Ren accepts Kyoko???!!! Can't be, can it? ~*~ Kapitel V Vermutungen einer Freundin „Ah meine Liebe, es ist so schön, dass wir uns mal wieder sehen!“, begrüßte ich Kanae und ich fiel ihr im selben Augenblick um den Hals. „Kyoko!“ Ich wusste, dass sie Umarmungen nicht leiden konnte, aber in diesem Moment war ich einfach so glücklich sie wieder zu sehen, dass ich nicht an mich halten konnte. „Es ist sooo schön!“ „Das hast du schon mal gesagt.“, antwortete sie mürrisch und schaffte es, mich von sich wegzudrücken. Sie hielt mich auf Armlänge, als sie weiter sprach. Ganz so, als ob sie dachte, dass ich gleich über sie herfallen würde. Also nein… „Musst du mich immer so in der Öffentlichkeit umarmen?“ „Wir sind doch beste Freundinnen!“ Das sie das einfach nie begreifen wollte! Sie stöhnte auf. Wie immer. „Komm, lass uns reingehen.“ Kanae ging los und ich folgte ihr hinein in das gemütliche Café, welches nicht weit vom Daruma-ya entfernt lag. „Wie läuft es mit deinem neuen Film, Kanae?“, fragte ich sie sofort, als wir uns gesetzt hatten. „Ganz gut, danke.“ „Und weiter?“ Das man ihr immer alles aus der Nase ziehen musste… „Ich habe heute endlich mal wieder einen freien Tag. Da möchte ich nicht nur über die Arbeit reden.“ „Also gefällt es dir nicht so richtig?“ Sie sah mich an, aber ich konnte ihren Blick nicht deuten. „Die Rolle schon…“, antwortete sie zögernd. „Aber?“ „Der Regisseur ist furchtbar!“ Ah! Da lag also das Problem. „Erzähl.“, sagte ich nur und dann legte Kanae los. Sie hörte gar nicht mehr auf über ihren Regisseur zu reden. Er würde sie immer nur kritisieren, ihre Arbeit nicht schätzen und auf ihre Ideen überhaupt nicht eingehen. Ich hörte die ganze Zeit zu und ließ sie erzählen. Es tat ihr sichtbar gut, denn sie entspannte sich zusehends. Anscheinend hatte sie am Set auch keinen zum Reden und das war wohl das Allerschlimmste für sie. Arme Kanae… und das sagte ich ihr auch. „Tut mir Leid, Kanae.“ „Was?“, fragte sie mich verwundert. „Das mit dem Regisseur. Aber hast du schon mal mit jemandem aus seinem direkten Umfeld gesprochen? Mit dem Assistenten oder mit dem Regisseur vielleicht selber?“ Sie winkte ab. „Das hat bei denen alles keinen Sinn.“ „Hm.“ „Ach na ja… Ich habe ja im Grunde auch nur eine Nebenrolle und da sollte man nicht zu viel erwarten.“ Jetzt tat sie mir nicht nur Lied, jetzt hatte ich auch ein schlechtes Gewissen. Eigentlich war Kanae die bessere Schauspielerin von uns beiden und trotzdem bekam sie oft kleinere Rollen als ich. Nun ja… meine Rolle jetzt in „Everything Changes“ war zwar auch nicht riesig, aber immerhin spielte ich in einer großen LME-Produktion und Kanae „nur“ bei einem kleineren Label, wo sie eine Art Gastrolle übernommen hatte. „Hör mal Kanae“, mir kam gerade ein Gedanke, „wie wäre es denn, wenn ich mal zu Takarada-san gehe und für dich nach einer Rolle für einen neuen Film frage?“ „Ach nein.“, sagte sie sofort, doch ich konnte an ihrer Stimme hören, dass sie die Idee gar nicht so schlecht fand. „Ist doch keine große Sache. Ich muss morgen früh sowieso zu ihm und dann kann ich ihn ja einfach mal daraufhin ansprechen.“ „Das kann ich doch auch selbst tun.“ „Nein. Das mach ich schon.“ Ich hatte so das Bedürfnis ihr zu helfen, dass ich ihr gar keine andere Wahl ließ. Ich wollte ihr einfach auch mal wieder etwas Gutes tun. Eine Weile herrschte Stille zwischen uns, ehe Kanae wieder das Wort ergriff. „Sieh mal.“, sagte sie und deutete auf den Fernseher, der auf der Theke stand. „Ist das nicht Fuwa?“ Ich sah genauer hin und ja, sie hatte Recht. „Das ist Sho’s neues Video. „Wheeling around“ heißt es glaube ich und er hat es letzten Monat irgendwo auf Honshu gedreht. Zusammen mit dreißig gutaussehenden jungen Mädchen, die sich wie Wassernixen am Strand räkeln und…“ Ich brach ab, denn Kanae sah mich äußerst amüsiert an, was mich doch sehr irritierte. „Was ist?“ „Du sagst immer, dieser Kerl sei dir so egal und trotzdem weißt du scheinbar alles über ihn.“ Ich wurde rot. „Ach… Nein…“, wehrte ich ab, „Das habe ich bloß in irgendeiner Zeitung neulich gelesen.“ „Hm.“ Sie glaubte mir nicht. Und sie hatte immer noch diesen belustigten Blick. „Du weißt doch, dass ich Sho hasse!“ „Ja, weiß ich.“ Ich atmete auf. „Siehst du.“ Damit war die Sache ja wohl erledigt. „Aber wieso interessierst du dich immer noch für ihn?!“ Wohl doch noch nicht. Ich seufzte auf. Konnte sie das denn nicht verstehen? „Ich habe so lange mit ihm zusammengelebt. Da vergisst man den anderen einfach nicht so schnell.“ „Aber er hat dich benutzt! Das kannst du doch nicht vergessen haben!“ „Oh nein!“ Ich bekräftigte das Ganze noch mit einem energischen Kopfschütteln. „Das werde ich nie vergessen… seine Worte damals…“ Und leise, in meinem Inneren, begann es wieder zu brodeln – diese Wut von damals trug ich immer noch in mir. Kanae seufzte. „Ach Kyoko, in deinen Sturkopf kann man auch nie hineinsehen.“ Ich lächelte. Ja, manchmal war ich darauf fast ein bisschen stolz. Doch gab es einen Menschen, der in mir scheinbar lesen konnte wie in einem offenen Buch. Aber an ihn wollte ich jetzt nicht denken. Nicht heute Abend. „Oh, sie haben den Sender gewechselt. Schau, jetzt bringen sie diese dämliche Talkshow wieder, von der ich dir mal erzählt habe.“ Ich sah wieder zum Fernseher hin. Kanae kicherte vor sich hin. „Sieh dir diesen Typen mal an…“ Meine Augenbrauen wanderten in die Höhe. Der Moderator hatte sich sehr in Schale geworfen. Er hatte einen grünen Anzug an, knallrote Schuhe, ein lila Hemd und eine blau-weiß gestreifte Matrosenmütze auf dem Kopf. „So sieht der jedes Mal aus.“ Kanae gluckste immer noch und hielt sich die Hand vor den Mund, wahrscheinlich um nicht laut loszuprusten. Hm… so viel wie sie hatte ich für den Kerl irgendwie nicht übrig. So glücklich schien er auch nicht auszusehen in seinem Kostüm. Sicherlich war das Ganze nur wieder irgendein PR-Gag, den man sich extra für diese Talkshow ausgedacht hatte. ‚Mein heutiger Gast ist ein ganz Großer…’, fing er an und hüpfte dabei quer durchs Bild. ‚… ihr werdet es nicht glauben meine Damen. Ich hoffe ihr sitzt gut, denn mein Gast wird euch garantiert umhauen…’ Schien ja ein ganz toller Hecht zu sein… sein Gast. ‚…. Ich habe hier, extra für euch, den großen, einzigartigen, gutaussehenden und besten Schauspieler Japans…’ Oh nein… ‚… Reeeeeeeeen…’ Bitte habt Erbarmen. ‚… Tsuruuuugaaaaa…’ Bitte liebe Leute, schaltet ein anderes Programm ein! „Sie mal einer an, den kennen wir doch.“, sagte Kanae und schaute nun sehr interessiert auf den Bildschirm. Ich versuchte mir ein anderes Betrachtungsobjekt im Café zu suchen. Aber anscheinend hatten sich alle gegen mich verschworen, denn ich war die Einzige, die gerade nicht zum Fernseher sah. Alle anderen, und damit meine ich wirklich das gesamte Café, sowohl Gäste (welche seltsamerweise fast ausschließlich Frauen zu sein schienen) als auch Bedienung starrten gebannt auf den Bildschirm und beglotzten Tsuruga-san und den Kakadu-Menschen. Also ehrlich! Hatten die denn alle gar keine Skrupel? „Hey Kyoko!“ Kanae zupfte mir unsanft am Ärmel. „Er spricht gerade über euren Film!“ Widerwillig zwang ich mich hinzusehen. Wow. Mir wurde mal wieder klar, warum Tsuruga-san als der absolute Frauenschwarm galt. Er sah tatsächlich gar nicht so übel aus. „Hast du das gehört?“, fragte mich Kanae und sah mich erwartungsvoll an. Ich merkte, dass ich rot wurde, denn sie hatte mich gerade dabei ertappt, wie ich ihn nur angestarrt hatte ohne irgendetwas zu hören… „Was hat er denn gesagt?“, fragte ich sie leise. „Er spricht von seinem heutigen Tag! Ihr habt doch heute zusammen gedreht, oder?“ Ich nickte. Aber ihre Aufregung auf einmal konnte ich echt nicht nachvollziehen. „Hör doch mal!“ Gut, gut, ich gab mich geschlagen… ‚… und Sie sagten, Ren, dass Sie heute die erste Szene zwischen Ihrem Charakter Dai und der von Kyoko Mogami gespielten Suji gedreht haben…’ Oh GOTT!!!! Er hatte meinen Namen ausgesprochen! Im Fernsehen!!!! Kanae strahlte mich an und ich konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Wow… so war das also, wenn man allmählich bekannt wurde. ‚Wie ist denn die Szene so gelaufen? Unsere Zuschauer sind natürlich alle gespannt, wie sich die Beziehung zwischen Dai und Suji entwickelt, denn das Produktionsteam hält natürlich immer noch alles unter Verschluss.’ Tsuruga-san grinste. Meine Kinnlade fiel hinunter. Wie konnte man denn SO gut aussehen?! Um mich herum seufzte das halbe Café. ‚So viel will und kann ich natürlich auch nicht verraten’, fing er an, ‚Doch die Szene ist sehr zu meiner Zufriedenheit verlaufen.’ Das Blut schoss nur so in meine Wangen. Zu seiner Zufriedenheit?! Argh! Er hatte mich vollkommen unter Kontrolle in der Szene… ‚ Wir hatten sie auch kurzfristig etwas verändert…’ PAH! Das WIR in diesem Satz musste ja wohl eindeutig gestrichen werden! ‚… aber danach gefiel sie allen Beteiligten noch besser.’ Ich ausgeschlossen. ‚Und kommen sich denn Dai und Suji auch gefühlsmäßig noch etwas näher?’ HUH?! Wieso konnte dieser Kerl so eine Frage stellen?! Hatte der Typ gar keine Ahnung vom Drehbuch? ‚Nein, das sicher nicht…’ Na sonst hätte ich die Rolle auch bestimmt nicht angenommen… ‚… aber es macht großen Spaß mit Mogami-san zu arbeiten.’ Ich bekam riesige Glupschaugen und mein Kinn fiel wieder herunter. Bitte?! Was hatte er gerade gesagt? ‚Und dabei ist sie ja noch gar nicht so lange Schauspielerin, nicht wahr? Ich glaube, es ist auch ihre erste richtig große Rolle, nicht wahr?’ Tsuruga-san nickte. ‚Sie macht ihre Sache aber wirklich sehr gut und damit meine ich auch, dass sie oft professioneller arbeitet als so manch anderer, der schon sehr lange in der Filmbranche ist.’ Mein Kopf fühlte sich seltsam leer an und meine Fähigkeit zu Denken war gerade außer Betrieb. Bitte?! TSURUGA-SAN, WAS HABEN SIE GENOMMEN????? „Das wusste ich…“, murmelte Kanae mit einem Lächeln vor sich hin. ‚Dann können wir ja alle Großes von dem Film erwarten!’ ‚Das hoffe ich doch.’, war Tsuruga-sans Antwort, welche er noch mit einem schelmischen Grinsen untermalte. Oh man, das war zuviel für mich. Ich musste mich erst einmal anlehnen, um meine Gedanken wieder zu ordnen. Das grinsende Gesicht Kanaes vor mir half mir dabei nicht wirklich. „Warum bist du so froh?“ Ihr Grinsen wurde noch eine Spur breiter. DAS irritierte mich nun doch schon sehr. „Er mag dich!“ „WAS?!“ Zu sagen, dass ich entsetzt war, ist eine gewaltige Untertreibung. „Hast du in den letzten Monaten einmal gehört, dass Ren jemanden so gelobt hat?“ Ich überlegte. „Bestimmt, aber wir haben es vielleicht nicht mitbekommen…“ „Ach komm schon!“, unterbrach sie mich. „Du weißt genauso gut wie ich, dass er das fast nie macht!“ Ich wollte es nicht glauben. Nein. Ich wollte einfach nicht. „Das stimmt nicht.“, antwortete ich ihr deshalb energisch. „Yumi macht ihre Sache genauso gut und es war vielleicht Zufall…“ Wieder ließ sie mich nicht aussprechen. „Das ist nicht wahr! Yumi kannst du doch nicht mit dir vergleichen.“ Ugh, ich hatte vergessen, dass Kanae Yumi ja auch kannte… „Aber wenn du Suji spielen würdest, dann hätte er DICH in den höchsten Tönen gelobt, meine Liebe.“ Ich lächelte sie an, denn ich fand das Argument doch recht schlagkräftig. Doch sie winkte ab. „Da ich nicht mitspiele steht so eine Option gar nicht zur Debatte.“ Und nach einer Weile, in der ich nicht reagierte, sagte sie noch: „Nimm es doch einfach so hin, Kyoko. Ren mag dich und Punkt.“ Und Punkt? Ich seufzte. „Na also!“ Huh? Sah sie mein Seufzen tatsächlich als Zustimmung an? „Dreht ihr morgen wieder zusammen?“ „Nein, morgen sind wieder Szenen mit Yumi dran." Und dann sprachen wir nicht mehr über Tsuruga-san. Kanae wusste eigentlich, dass sie bei diesem Thema auf einen äußerst wunden Punkt traf und wahrscheinlich ließ sie es jetzt deshalb bei meiner scheinbaren Zustimmung zu der Angelegenheit bewenden. Es wurde noch ein sehr langer Abend und am Ende lief dann sie von uns beiden mit einem strahlenden Gesicht nach Hause und ich hatte diesen gedankenverlorenen, grimmigen Blick drauf, den sie am Anfang hatte. Nun ja, wenigstens war der Abend für einen von uns sehr schön verlaufen… Während ich langsam nach Hause schlenderte versuchte ich nicht an das Gespräch zwischen Tsuruga-san und dem Moderator zu denken. Das brachte mich nur wieder durcheinander. Aber ich war schon sehr froh, dass Kanae mich nicht danach gefragt hatte, was in der Szene zwischen Dai und Suji eigentlich abgelaufen war… ~*~ Für Reviews bin ich sehr zu haben... ;o) Und jetzt verabschiede ich mich erst einmal für eine Weile in den Urlaub, aber ich hoffe doch sehr, dass euch das Kapitel gefallen hat. Kritik, Lob, Anregungen, Vorschläge, oder was auch immer sind seeeeehr herzlich willkommen ;o) Kapitel 6: Ritter in schimmernder Rüstung ----------------------------------------- Hallo ihr Lieben! Ihr seid ja sooo toll! Ich liebe eure Reviews! Und vor allem so nach dem Urlaub ist es schön, sie alle zu lesen ;o) Das neue Kapitel ist deshalb auch mal ein bisschen länger, weil ihr ja irgendwie alle nach längeren Kapiteln zu lechzen scheint, lol... und ich freue mich jedes Mal, wenn ich mit den Charakteren so glaubhaft bin, dass sie euch an den Manga erinnern. Wenn nicht, dann will ich sofort Worte des Protests hören, okay? Dieses Kapitel hier hat echt ganz sehr viel Spaß gemacht zu schreiben und ich hoffe sehr, dass es euch genauso viel Freude macht, wenn ihr es lest! Ach... was ich eigentlich schon viel früher sagen wollte: Ich habe mit der deutschen Rechtschreibung Frieden geschlossen. Das heißt, ich schreibe groß und klein was ich will und setze auch Kommas wohin ich will, denn durch die tausenden Rechtschreibreformen ist mein armes Hirn ganz verwirrt und ich bekenne mich auch dazu so ein Spießer zu sein, der eben immer noch "desweiteren" schreibt, einfach weil es viel schöner aussieht als "des Weiteren"... das ist doch viel zu abgehackt und lässt sich in der Form gar nicht flüssig lesen... findet ihr nicht auch?! Habt also bitte in bisschen Nachsicht mit mir... A/N: Retter in der Not... ~*~ Kapitel VI Ritter in schimmernder Rüstung Langsam schlenderte ich zu Takarada-sans Büro. Ich war mal wieder viel zu zeitig, aber das war ja zu erwarten. Ich konnte mich kaum erinnern in den letzten, knapp zwei Jahren, die ich nun schon bei LME unter Vertrag war jemals zu spät gekommen zu sein. Nun ja, ausgenommen vielleicht das ein oder andere Mal… wenn ich etwas für Tsuruga-san erledigen musste. Irgendetwas hatte dieser Mann an sich, dass ich immer in seiner Umgebung vollkommen versagte. Okay, vielleicht nicht vollkommen, aber doch so, dass er immer einen Grund hatte rumzumeckern. Wieso dachte ich eigentlich an diesem schönen Morgen schon wieder an Tsuruga-san?! Die Sonne breitete sich gerade in ihrer ganzen Pracht am Himmel aus, es herrschte eine angenehme Wärme draußen und die Vögel zwitscherten munter im eben erst verschwundenen Morgennebel. Ja, selbst in Tokio zog sich früh über den Parks ein leichter Dunst, der mal nicht den permanenten Abgasen der Millionen von Autos zuzuschreiben war. An so einem Morgen musste man wirklich nicht an einen Menschen wie Tsuruga-san denken. Nein, ganz sicher nicht! Ich lächelte fröhlich vor mich hin, denn endlich war ich soweit, dass er nicht mehr mein ganzes Denken vollkommen in Beschlag nahm. Seit gestern Abend, musste ich mir eingestehen, geisterte er durch meinen Kopf und gab einfach keine Ruhe. ‚…die Szene ist sehr zu meiner Zufriedenheit verlaufen…’ Ich schüttelte meinen Kopf, um seine Stimme loszuwerden. ‚…sie macht ihre Sache aber wirklich sehr gut…’ Mein eben noch so frohes Lächeln erstarb wieder. ‚…es macht großen Spaß mit Mogami-san zu arbeiten…’ Ich seufzte gequält auf. Oh Gott, warum verfolgte mich dieser Mensch bloß so in meinen Gedanken?! Es war wirklich zum verrückt werden! Und dann war ja da noch dieser Kuss. Naja, als Kuss konnte man das vielleicht nicht bezeichnen, aber seine Lippen hatten immerhin auf meiner Hand gelegen und zu meiner Schande musste ich mir eingestehen, dass ich es im Nachhinein gar nicht mehr sooo unendlich furchtbar fand. Immerhin hatte ich mich mehrmals noch an diesem Tag dabei ertappt, wie ich meine Hand angestarrt hatte. Beim Gedanken daran stieg mir wieder die Röte in die Wangen. Oh man, wie konnte man denn so blöd sein?! Was Kanae gestern Abend über Tsuruga-san gesagt hatte, hatte mich wirklich sehr verwirrt. Angeblich mochte er mich. Wäre dieser Gedanke allein nicht so absurd, dann würde ich vielleicht noch darüber lachen. Aber so hatte er mich eher geschockt, als aufgeheitert. Aber warum? Warum warf mich ein simpler Gedanke so aus der Bahn? Es war ja nur eine Vermutung von Kanae gewesen und nichts weiter. Obwohl sie natürlich ganz und gar davon überzeugt war… Eigentlich war es ja gar nicht so schlimm. Ich meine, es gab viele Menschen, die ich mochte und die auch mich ganz gut leiden konnten, denn was war schon so schlimm daran einen anderen gern zu haben? Nichts. Wirklich nichts. Überhaupt gar nichts. Echt… … nichts. Und warum um Himmels Willen konnte ich deshalb die halbe Nacht nicht schlafen???!!! GOTT VERDAMMT! Wo sollte das denn hinführen?! BOING „Auuu!“ Ich war gegen irgendetwas gerannt. Oh man… Der Tag hatte gerade erst angefangen und ich hatte mich schon wieder in eine Situation gebracht, die ich eigentlich zu umgehen versuchte. Warum war ich auch so trottelig? Es war anscheinend ein Wesen aus Fleisch und Blut, gegen das ich gerannt war, denn irgendwer sagte etwas zu mir. Aber ich hörte es nicht, denn ich rieb meine schmerzende Stirn. Der Aufprall war wirklich hart gewesen. Offenbar war ich gegen die Brust von irgendjemandem gelaufen. Demnach musste es ein Mann sein… … und groß musste er auch sein. Ich begann plötzlich zu schwitzen. Ein Mann. Ein großer Mann. Hier, im LME Gebäude. Morgens, wenn eigentlich sonst noch niemand da ist. Oh bitte. Nein. Oh Gott. Ich sah auf und fand mich plötzlich einem dunklen Augenpaar gegenüber, welches mich besorgt musterte. „Mogami-san? Ist alles in Ordnung?“ Ich antwortete nicht. Ich konnte nicht. Die einzige Frage, die ich mir in dem Moment stellte war: „Warum?!“ Warum? WARUM AUSGERECHNET ER???? Ich wollte auf der Stelle kehrt machen, aber wusste, dass es sinnlos war jetzt noch die Flucht anzutreten. „Mogami-san?“ „Hm.“ Irgendetwas musste ich ja schließlich sagen. „Geht es dir gut?“ „Hm.“ Wie man es sah… „Tut der Kopf weh?“ Huh? „Alles in Ordnung.“, antwortete ich ihm und hoffte, dass er endlich woanders hinsehen würde. „Warum siehst du mich nicht an?“ Damit du meine roten Wangen nicht siehst, du Idiot! Er beugte sich noch weiter zu mir hinunter. „Sieh mich an.“ Es war ein Befehl. Aber ich war nicht gewillt ihm Folge zu leisten. Stur sah ich weiter zu Boden. „Sieh mich an.“ Oh Himmel, warum flüsterte er jetzt? Ich erstarrte, als ich plötzlich seine Hand an meinem Kinn fühlte. Er hob mein Gesicht sanft an, damit ich ihm endlich in die Augen sah. Das tat ich dann auch und mein Herz begann einen Takt schneller zu schlagen. Er war tatsächlich besorgt, dass konnte ich in seinen Augen lesen. Aber warum waren sie so verdammt dunkel und tief, dass man nicht mehr herausfand, wenn man sich einmal in ihnen verlor? Denn genau das schien gerade zu passieren… „Geht es dir wirklich gut?“ Ich nickte mechanisch. Ich war hypnotisiert. Er seufzte auf. „Warum bist du dann so komisch?“ War ich das? Ich wandte mich widerwillig ab und er ließ seine Hand, die eben noch mein Kinn vorsichtig umfasst hatte, sinken. „Ich war wahrscheinlich nur erschrocken.“, nuschelte ich als Antwort und trat einen Schritt zurück. Seine Nähe machte mich auf eine seltsame Art und Weise nervös. „Dann ist ja gut.“ Ich atmete innerlich erleichtert auf und hoffte inniglich, dass er es dabei bewenden lassen würde. Und er tat es auch zu meinem großen Erstaunen, denn als nächstes fragte er: „Was machst du denn so früh eigentlich hier?“ „Takarada-san möchte mich sehen.“, antwortete ich ihm prompt, froh darüber, dass ich nun nicht mehr hilflos irgendwelche Ausreden erfinden musste. „Wirklich?“ Er klang überrascht. „Glaubt Ihr mir nicht?“, fragte ich ihn misstrauisch. „Oh doch, natürlich.“, beeilte er sich zu sagen. „Ich war nur ein wenig überrascht.“ Huh? „Warum?“ Ich verstand ihn nicht. Was war denn so seltsam daran zu seinem Arbeitgeber gerufen zu werden? „Ich soll auch zu ihm.“ „Jetzt?“ Eine dämliche Frage. „Jetzt.“, bestätigte er. Wollte Rory etwas mit uns beiden besprechen? Was konnte er denn wollen? Änderungen im Drehplan für „Everything Changes“? Das konnte er doch aber mit Hinushe-san besprechen oder mit Tsuruga-san. Da brauchte er mich doch nicht… Oder wollte er mir eine Standpauke halten? Hatte ich vielleicht irgendetwas falsch gemacht? Und Tsuruga-san als mein Sempai sollte das Ganze mit anhören? Oder hatte ich etwas vergessen? Vielleicht sollte ich eine Aufgabe als Love-Me-Praktikantin erledigen und hatte es versäumt? Mein Gesicht muss sehr verwirrt ausgesehen haben, denn sonst hätte mein Gegenüber wohl kaum plötzlich angefangen zu lachen. „Was ist?“, knurrte ich. Er machte sich in so einem Moment über mich lustig! Ich war wirklich beunruhigt! „Dein Gesicht.“ „Was ist daran so komisch?“, fuhr ich ihn an. Oh, wie ich ihn jetzt wieder nicht leiden konnte! „Es spricht Bände.“, kicherte er. „Tut es nicht.“, erwiderte ich störrisch. „Du bist besorgt, dass Rory dir eine Strafpredigt oder so etwas hält, nicht wahr? Weil du denkst irgendetwas vergessen zu haben und du findest es furchtbar, dass ich auch noch zuhöre.“ Also ehrlich! Was erlaubte sich dieser Mensch hier eigentlich?! „Das stimmt nicht!“, wehrte ich mich sofort wütend, doch wohl jedes kleine Kind konnte an meinem verletzten Unterton erkennen, dass er mich ertappt hatte. „Ach nein?“ „Nein!“ „Ich habe Recht. Du kannst es ruhig zugeben.“ „Nein!“ Dieser arrogante…! „Doch.“ „NEIN!!!“ „Sicher?“ „JA, verdammt!“ Er lachte wieder laut los. Oh mann… Meine Dämonen machten sich wieder selbstständig, ich konnte es fühlen. Meine Aura wurde immer dunkler und bedrohlicher, je länger Tsuruga-san lachte. Dieser Mensch konnte einen aber auch immer sooooo wütend machen! „Ach, lassen wir das jetzt.“ Er konnte sich nur schwer wieder beruhigen und ich musste einmal mehr feststellen, dass ihm meine Dämonen irgendwie nichts anhaben konnten. Er schien es nicht einmal zu bemerken, dass seine Umgebung aus einer dicken Zorneswand bestand, die ihre Kreise immer enger um ihn zog. Das er noch Luft bekam wahr höchst erstaunlich. „Komm Mogami-san, Rory wartet bestimmt schon.“ Augenblicklich verpuffte alles um mich herum. Takarada-san wartete… und was würde mich bei ihm erwarten? Ich ließ meinen Kopf hängen und trottete neben Tsuruga-san her. Ich bemerkte die Seitenblicke, die er mir hin und wieder zuwarf, doch ich war viel zu sehr in meinen Gedanken versunken, um darüber weiter nachzudenken. Ich war nur froh, dass er mich wenigstens jetzt mit seinen giftigen Kommentaren verschonte. ~*~ „Und? Was haltet ihr beide von meiner Idee?“ Gespannt sah Rory zwischen Tsuruga-san und mir hin und her. Ich konnte ihn nur anstarren. Und konnte oder wollte es einfach nicht begreifen, was er gerade vorgeschlagen hatte. Ich war hierher gekommen mit der Befürchtung eine Standpauke zu erhalten. Eine Zurechtweisung, eine Strafarbeit vielleicht oder eventuell auch einen neuen Auftrag als Love-Me-Praktikantin. Aber das hier jetzt… das überstieg meine Vorstellungskraft. „K…k…könnt Ihr das vielleicht noch einmal sagen, Takarada-san?“, fragte ich ihn vorsichtig mit einigem Stottern in der Stimme. Beide Männer sahen mich an. Der eine sehr überrascht, der andere seltsamerweise eher besorgt. „Ich will Sho Fuwa zu einem Gastspiel in „Everything Changes“ überreden.“, erklärte Rory seine Absichten erneut. „Ich meine, er sieht doch nicht schlecht aus und ist doch zurzeit der Renner in der Musikbranche. Außerdem tritt er in vielen Talkshows auf und gibt dort immer eine ganz passable Vorstellung seiner Entertainerfähigkeiten.“ „Seid Ihr euch da ganz sicher?“ Ich konnte es einfach immer noch nicht glauben, deshalb fragte ich jetzt noch einmal. „Nun ja, immerhin beschäftigen sich viele Musiker irgendwann mit der Schauspielerei…“ „Aber er hat doch noch nie gespielt!“ Es war ein eher hilfloser Einwand, aber irgendetwas musste ich doch tun! Doch bevor Rory etwas antworten konnte fragte Tsuruga-san leise: „Und welche Rolle soll er übernehmen?“ Takarada-san grinste breit. „Sujis besten Freund.“ Ich glaube Tsuruga-san und ich schnappten beide gleichzeitig nach Luft. In diesem Moment wusste ich nicht, ob ich über Rorys Vorschlag oder über Tsuruga-sans Verhalten geschockter sein sollte. Aber beides hielt sich wohl in diesem Augenblick die Waage. „Ich meine, es war ja nur ein Vorschlag.“, sagte Rory jetzt, durch unsere Reaktion ein wenig verunsichert. „Aber du hast doch schon einmal mit ihm zusammengearbeitet, nicht wahr Kyoko-chan?“ Ich nickte. „Für einen Spot von ihm.“ „Genau.“ Rory strahlte wieder. „Du kennst ihn doch auch von früher, nicht?“ Oh musste er das jetzt sagen? „Rory…“, begann Tsuruga-san. Ich sah ihn an. Er erwiderte meinen Blick. Er schien in meinen Augen nach etwas zu suchen, doch ich wusste nicht was. „Ja?“, fragte Takarada-san neugierig und sah von Tsuruga-san zu mir. „Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist.“ „Nicht? Och.“ Er zog enttäuscht eine Schnute. „Ich weiß nicht, ob Mogami-san ordentlich mit ihm arbeiten kann.“ Was hieß denn das jetzt? „Wie meinst du das, Ren?“, fragte ihn Rory. „Ich denke, dass es einige Differenzen zwischen ihnen gibt, die nicht unbedingt während eines Drehs ausgefochten werden müssen.“ „Differenzen?“ Takarada-san wurde neugierig. Ich wurde wütend. Sehr wütend. Er hielt mich für unfähig. Er befürchtete, dass ich der Situation nicht gewachsen sein würde. Das ich Sho gegenüber ausrasten würde. Das ich mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren könnte. Das ich mich UNPROFESSIONNEL verhalten würde. Dieser…! Dieser…! Ungehobelte….!!!!!! Ehe dieser Idiot noch etwas sagen konnte wandte ich mich an Rory. „Takarada-san?“ Er sah mich fragend an, was ich als Aufforderung zum Weitersprechen ansah. „Vielleicht ist die Idee gar nicht so schlecht.“ Jetzt waren beide wirklich überrascht. Vor allem Tsuruga-san bedachte mich mit einem verwirrten Blick. Na warte… „Ich denke sogar“, fuhr ich fort, „Das Fuwa-san einen ganz neuen Wind in den Film bringen kann. Ich glaube, dass die Produktion dann noch erfolgreicher werden würde.“ Eigentlich war ich erstaunt, dass ich bei meinen Worten nicht selber würgen musste, denn Sho am Set war das Allerletzte was ich mir wünschte. Ich würde lieber sterben als noch einmal ein Wort mit ihm zu wechseln, aber nur so konnte ich Tsuruga-san zeigen, dass ich Herr über die Situation und auch über mein Leben war. Ich war kein Mauerblümchen mehr! Ich konnte mich auch wehren! Und ich wollte es ihm zeigen! „Hm… inwiefern würde denn der Film erfolgreicher werden, Mogami-san?“, fragte mich Rory. „Ganz Japan ist doch geradezu wahnsinnig nach seiner Musik. Und warum sollten seine ganzen Fans nur die Musikläden stürmen? Ich bin mir sicher, dass sie sich auch auf den Kinosesseln drücken würden, nur um ein Stück ihres Idols zu erhaschen.“ Ich klopfte mir innerlich selbst auf die Schulter. Meine Argumentation fand ich recht überzeugend, obwohl ich mich vor mir selbst schämte. Dass ich einmal zu solchen Mitteln greifen würde, das hätte ich nie gedacht. Ursprünglich wollte ich ja Sho boykottieren und im wahrsten Sinne des Wortes fertig machen, doch irgendwie hatte sich dieser Gedanke immer weiter an den Rand meines Bewusstseins geschoben und die Schauspielerei an sich war für mich wichtig geworden. Außerdem hatte die Person, die jetzt wieder das Wort ergriff, sich immer weiter vorgedrängelt, sodass für Sho eigentlich gar kein Platz mehr war. „Rory, das ist alles nicht gut.“ „Warum, Ren? Klingt doch alles sehr logisch, was Kyoko-chan erzählt, findest du nicht?“ „Ich habe keinen Zweifel, dass die Quoten durch sein Gastspiel in die Höhe getrieben werden, aber überleg dir bitte, dass wir das halbe Drehbuch umschreiben müssten, denn es ist keine Rolle für Sujis Bruder vorgesehen. Es kann daher sein, dass wir einige Szenen noch einmal drehen müssen und dafür fehlt uns definitiv die Zeit. Außerdem hat Fuwa keinerlei Schauspielerfahrung und ich halte es demnach für sehr unklug, ihn mitten in der Produktion debütieren zu lassen.“ Rory nickte und ich kochte. Mit jedem Wort von Tsuruga-san war ich mehr in mich zusammengesunken. Takarada-san würde ihm Recht geben. Das wusste ich. „Desweiteren müsstest du die Crew aufstocken“, erklärte er weiter, „Ich glaube nämlich nicht, dass Fuwa ohne einen ganzen Stab von Betreuern auskommt.“ Rory seufzte auf. „Du hast Recht, Ren. Die Idee war dumm.“ Er ließ sich resigniert auf seinen Stuhl fallen. „Vergesst es einfach.“ Ich war deprimiert. Da hatte ich mich nun schon so für Sho ins Zeug gelegt und dann passierte doch nichts. Und Rory wechselte schon das Thema… ich war echt enttäuscht. „Gut, dann will ich euch nicht weiter aufhalten.“, sprach Rory. „Aber, Kyoko-chan, wolltest du nicht noch irgendetwas wegen Kanae Kotonami fragen?“ Ugh, beinahe hätte ich es vergessen! „Ren, du kannst schon gehen. Ich will dich in deinem Terminplan nicht aufhalten.“ Tsuruga-san nickte knapp und verließ dann den Raum. Meine Erleichterung daraufhin konnte ich mir zwar selber nicht richtig erklären, aber ich atmete erst einmal tief ein, als ich mit Rory allein war. Tsuruga-san machte mich eben doch nervös. ~*~ Mit einem Lächeln schloss ich die Tür von Rorys Büro. Es hatte nicht lange gedauert ihm mein Anliegen vorzutragen und er war wirklich sehr verständnisvoll. Bei der nächsten größeren Produktion sollte Kanae sogar eine Hauptrolle bekommen und ein bisschen stolz war ich schon, dass ich ihr diese Möglichkeit verschafft hatte. Ich musste es ihr so schnell wie möglich erzählen, am besten noch vor dem Dreh heute. „Mogami-san?“ Ich fuhr zusammen. „Tsuruga-san?“, fragte ich ungläubisch. „Was machen Sie denn noch hier?“ Er lächelte verlegen. Wurde er etwa rot? Nein… oder? „Ich habe auf dich gewartet.“, entgegnete er mit einem Schulterzucken. Meine Kinnlade fiel hinunter. „Wieso denn das? Habt Ihr heute Morgen nicht noch ein Shooting?“ „Yashiro hat mich angerufen. Es wurde verlegt.“ „Ah.“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber er sprach schon weiter. „Ich dachte mir einfach, dass ich dich mit zum Set nehme. Du hast doch heute einige Szenen mit Yumi.“ Ich nickte. Warum war er denn auf einmal so nett und wollte mich mitnehmen? „Aber ich kann auch mit dem Fahrrad fahren.“, wandte ich jetzt ein. Ich wollte ihm keine Umstände bereiten. „Hast du schon einmal aus dem Fenster gesehen?“ Huh? „Ahh!“ Er kicherte. Es schüttete wie aus Kübeln. „Aber es war doch so schön vorhin!“ „Das Wetter ändert sich eben schnell.“ Wohl oder übel musste ich ihm zustimmen. Und seine Frage, ob ich immer noch unbedingt mit dem Fahrrad fahren wollte, verneinte ich jetzt. Die Aussicht war in der Tat nicht mehr so schön. Also nahm ich doch sein Angebot an. Tsuruga-san war eben doch manchmal ein sehr netter und umsichtiger Mensch. Nun ja… vielleicht nicht gleich sehr nett… aber immerhin sehr umsichtig. Kurze Zeit später saßen wir im Auto und mein Fahrrad lag irgendwo im Kofferraum. Die Stille, die sich seit einer Weile zwischen uns ausgebreitet hatte, empfand ich diesmal nicht als unbedingt unangenehm, wie es sonst oft der Fall war, obwohl ich immer noch ein wenig enttäuscht war, dass ich gegen ihn verloren hatte. Denn eine Niederlage war es schon… da oben… in Takarada-sans Büro. Aber im Grunde musste ich mir eingestehen, dass ich froh war, dass er Shos Gastspiel verhindert hatte… „Ich wollte dir noch für gestern danken, Mogami-san.“, sagte er plötzlich. „Warum denn das?“ „Du bist auf mein Spiel eingegangen.“ Was hätte ich denn auch anderes machen sollen, Mister? „Du hast dich hervorragend geschlagen.“ Ich war froh, dass er auf die Straße sah und nicht in mein Gesicht. Ein roter Schleier hatte sich wieder über meine Wangen gelegt. „D…das war Zufall.“ „Meinst du wirklich?“ Naja… „Was hätte ich denn auch sonst machen sollen, als in der Rolle zu bleiben und weiter zu machen?“ Ich lachte nervös. „Du hättest die Szene auch beenden können.“, meinte er ernst. Ich schwieg. „Was?“ „Was?!“ „Was denkst du dir gerade?“ „Nichts.“ „Ich höre?“ „Nichts.“ „Mogami-san.“ „Ja?“ „Sag schon.“ „Warum habt Ihr die Szene geändert?“ Jetzt war es doch aus mir herausgeplatzt. Eigentlich wollte ich ihn das nicht fragen, aber das war etwas, was mich seither nicht mehr in Ruhe ließ. Und er schien nicht überrascht zu sein, denn er nickte ernst. „Ich wollte dir die Szene erleichtern.“ „Huh?“ „Du konntest deinen Text nicht…“ „Ich konnte meinen Text!“, unterbrach ich ihn bestimmt. „Ich wusste ihn!“ „Du konntest deinen Text nicht hundertprozentig.“ „Doch!“ Er seufzte auf. „Du hast den gesamten Text für die lange Szene in ein paar Stunden gelernt und warst dir einfach noch nicht ganz sicher.“ „Ich…“ „Hör mir zu.“ Widerwillig schluckte ich meine Antwort hinunter, die ich ihm gerade wütend an den Kopf werfen wollte. Hätte ich mal nie diese dämliche Frage gestellt! „Du hättest dich in jedem Falle mehr auf den Text konzentriert, als auf dein Spiel. Egal wie du jetzt auch protestiert, du weißt es. Deshalb habe ich die Szene geändert. Nur deshalb. Ich wollte dir das Spielen erleichtern. Ich habe die Szene für dich geändert.“ Ich war sprachlos. Er hatte das alles nur wegen mir getan? Warum? Warum um alles in der Welt machte Tsuruga-san so etwas? Für mich!? Den Rest der Fahrt sprachen wir beide kein Wort mehr miteinander. Ich war auch viel zu geschockt und verwirrt, als das ich ein sinnvolles Gespräch hätte führen können. In meinem Kopf drehte sich alles und ich war wirklich dankbar, dass ich saß, denn ich fühlte, dass meine Knie ganz weich waren. Wie konnte er einen denn mit so wenigen Worten außer Gefecht setzen? ‚Ich habe die Szene für dich geändert.’ Oh mein Gott! ‚Er mag dich.’ Himmel! War da vielleicht doch etwas dran? ~*~ Und Leute... schreibt mir bitte was!!! Büdde, büdde, büdde... ich sterbe für eure Kommentare! Vor allem für die längeren! Die kurzen sind genial, aber die langen sind einfach grandios... lol ;o) Kapitel 7: Hypnose ------------------ Oh mein Gott, ich liiiiiiiiiiieeeebe eure Kommentare... *total süchtig ist* Danke, danke, danke! Ihr macht mich damit so glücklich! Und mich hat es auch gefreut, dass keiner gemeckert hat, dass Sho nun doch nicht auftaucht. Ersteinmal zumindest nicht, vielleicht auch gar nicht, mal sehen... ich bin nicht so der fanatische Sho-Anhänger, wisst ihr... Und ich find es schön, dass die Dialoge einigermaßen glaubhaft rüberkommen. So eine Ich-Perspektive ist manchmal gar nicht so einfach und vor allem beim jetztigen Kapitel hab ich gemerkt, dass meine Kyoko ein bisschen zu sarkastisch ist... und Ren irgendwie eine Art geheimnisvoller Psychopat... uiuiui A/N: Aufregungen mit Herzklopfen ~*~ Kapitel VII Hypnose Ich freute mich. Ich hüpfte förmlich von einem Bein aufs andere. Ich war so aufgeregt! Wir wechselten die Location! Yeah! Die ganze Crew hatte das Set zusammengepackt und jetzt standen wir alle vor dem Bus und warteten, dass sie endlich das Gepäck verstauten. „Kyoko-chan, kannst du nicht endlich mal stillstehen?“ „Entschuldige.“, nuschelte ich und zwang mich zur Ruhe. Aber es war schwer… „Sie freut sich eben einfach, Maijka.“, verteidigte mich Yumi und ich schenkte ihr ein dankbares Lächeln. „Mein Gott, es ist doch nur eine andere Location!“ „Eben.“ Warum wollte Maijka das denn nicht verstehen? Wir würden ans Meer fahren! Ans Meer!!! „Warst du etwa noch nie am Meer?“, fragte Maijka überheblich. Oh man, manchmal wünschte ich mir einfach sie würde ihren Mund halten und nicht alles auf ihre dämliche Art und Weise kommentieren. „Doch, aber das ist schon seeehr lange her.“, antwortete ich ihr sogar noch recht freundlich, denn die Freude über diese kleine Reise war bei mir einfach zu groß, um sie mir schon jetzt verderben zu lassen. „Also, für mich ist das Meer nichts Besonderes mehr.“ Sie machte eine abfällige Handbewegung. „Meine Eltern haben im Norden am Strand ein Sommerhaus, wisst ihr?“ Nein, wussten wir nicht und wir wollten es auch gar nicht wissen, jedenfalls ich nicht. Yumi schien jedoch eher interessiert zu sein, denn sie meinte erfreut: „Wirklich? Das ist ja toll!“ Maijka lächelte überlegen. „Naja, weißt du, nachdem du dort fast schon aufgewachsen bist, hat das Meer seinen Reiz verloren.“ Als ob die See an Reiz verlieren würde! Wusste dieses Mädchen überhaupt wovon sie da sprach?! „Ja… das kann ich verstehen.“ Huh? Yumi? Alles klar? „Eigentlich hätten sie die Szenen auch im Studio drehen können“, fuhr Maijka fort, “Doch es gab Mehrere am Set, die unbedingt die reale Brandung und so Zeugs mit aufnehmen wollten…“ Und so Zeugs! Argh! Dieses Mädchen war eine verwöhnte Göre! „Wer hat denn darauf bestanden?“, wurde sie von Yumi gefragt. Oh man, irgendwie hing sie an Maijkas Lippen. „Naja… angeblich ging das Ganze von Ren aus und Hinushe-san war dann auch ganz begeistert von der Idee.“ Sie nannte ihn REN???? Sie nannte Tsuruga-san einfach so REN!!! Diese Impertinenz! Hatte die denn überhaupt vor irgendetwas oder irgendwem Respekt? Was erlaubte die sich eigentlich?! Sie konnte nicht mal zwei zusammenhängende Sätze sprechen, ohne über Requisiten zu stolpern oder sie vergaß ihren Text vor lauter Tsuruga-san-Anschmachterei! Und sie nannte ihn einfach so Ren! Argh! Das war zuviel. Ich ließ die beiden einfach stehen. Das konnte ich mir nicht mit anhören. „Was hat sie denn?“, hörte ich hinter mir noch die Maijka-Tussi fragen, doch ich ging einfach weiter. Ich wollte nichts mehr hören. ~*~ Ich seufzte laut auf. Der Tag hatte so schön begonnen. Und jetzt? Und jetzt? Wir hatten uns alle einquartiert und ich hatte schon begonnen auszupacken. Man hatte für uns extra eine eigene kleine Ferienanlage direkt am Meer gemietet und mein Haus hatte einfach eine traumhafte Aussicht. Aber natürlich gab es an der ganzen Sache einen Haken. Wie sollte es auch anders sein? Die Häuser waren immer für zwei Personen ausgelegt und sie hatten uns ausgelost. Warum auch immer. Sie hätten uns auch die ganze Sache selbst einteilen lassen können. Aber unsere Co-Regisseurin fand es viel besser, wenn sich mal neue Pärchen bildeten und nicht immer nur dieselben Leute zusammen wären. Sie hatte von einem „besseren Gruppenklima“ gesprochen. Ich hasste sie für diese Idee. Ich war überzeugt gewesen mit Yumi ein Haus zu teilen. Es wäre so schön geworden. Und nun? Jetzt hatte ich Maijka an der Backe. Oh, wie furchtbar konnte denn ein Tag werden, der doch eigentlich sooo gut angefangen hatte? Ich hätte mit jedem mein Haus geteilt! Mit JEDEM! Bloß nicht mit Maijka! Selbst mit Tsuruga-san hätte ich mich abgefunden! Tsuruga-san? Hatte ich gerade tatsächlich an TSURUGA-SAN gedacht? Das war doch nicht wahr. Oh Gott. Ich war so froh gewesen, dass seine Worte heute bisher nicht in meinem Kopf herumgegeistert waren. Ich hatte ihn auch gar nicht gesehen, denn heute Morgen hatte er noch das Shooting gehabt, welches gestern verlegt worden war. Das hatte mir Yashiro-san erzählt und deshalb kam er erst später. „Kyoko-chan?“ Die Stimme kam aus dem Bad. Woher auch sonst? „Ja?“ „Hast du mein Puder und meine Bürste irgendwo gesehen? Ich finde es nicht!“ Ich seufzte auf. „Schau mal in deiner Tasche nach, vielleicht hast du es noch gar nicht ausgepackt.“ Ein paar Minuten war es still, dann hörte ich sie sagen: „Jaa! Du hattest Recht!“ Oh Wunder. Das konnte ja was werden! Wie lange sollten wir hier bleiben? Knapp eine Woche? Ugh… Ich schnappte mir ein Buch aus meiner Tasche und ging auf unsere Terrasse. Wenigstens war der Ausblick schön. Langsam begann die Sonne unterzugehen, wobei sie dem Wasser einen leichten, rötlichen Schimmer verlieh. Es war wirklich phantastisch. Ich atmete tief die frische Luft ein und ließ mich in einen der bequemen Korbsessel fallen. Wenn man mal die Tatsache außer Acht ließ, dass ich mit Maijka ein Haus teilte, dann war es wirklich ein Traum hier. Vielleicht würde es ja auch gar nicht so schlimm werden. Sich selbst Hoffnung zu machen war ja immerhin nicht verkehrt. „Kyoko-chaaaaaaaan?“ Ah! „Wie spät ist es? Müssen wir nicht zum Essen?“ Das Mädchen war ein Albtraum. „Es ist gleich um acht.“, antwortete ich ihr träge. „UM ACHT?“ Ich sprang von meinem Sessel auf. Himmel, wie konnte man denn so eine hohe Fiepsstimme haben!? „Wirklich? Schon so spät?“ „Ja!“, knurrte ich. Man, die konnte einen echt fertig machen. „Los komm! Wir müssen uns beeilen! Wir können nicht zu spät kommen! Sonst sind doch die besten Plätze schon besetzt!!!“ Meinte sie das wirklich ernst? Wenn ihre ganze Vorstellung hier nicht so absurd gewesen wäre, dann hätte ich sogar gelacht. Aber soo… „Geh ruhig schon vor, ich komme etwas später nach.“ „Was?! Nein, du kommst schön jetzt mit!“ Wieso denn das? „Wirklich, ich habe kein Problem damit etwas später…“ „Nein.“ Ich hasste es, wenn man mich nicht aussprechen ließ. „Du kommst mit mir.“ Inzwischen war sie auf die Terrasse gekommen und ich muss zugeben, dass mir bei ihrem Anblick die Kinnlade herunterfiel. Sie hatte ein langes, schwarzes Kleid an und hatte sich so viel Schminke ins Gesicht geklatscht, dass ich sie kaum wieder erkannt hätte. Um ihre Augen hatte sie ebenso großzügig Farbe verteilt wie auf ihren Lippen. Sie wusste offenbar, dass Rot als Signalfarbe galt und wollte dadurch Aufmerksamkeit erregen. Ich hätte in diesem Falle wohl eher dazu tendiert Rot als Abschreckungsfarbe zu bezeichnen. Was so ein bisschen Make-up doch ausmachen konnte. Sie bemerkte mein Erstaunen, weshalb sie nervös an sich herunter sah und fragte: „Ist irgendetwas nicht in Ordnung? Sitzt etwas nicht richtig?“ Das war wieder so ein Moment, in dem ich normalerweise vor Lachen fast gestorben wäre. Aber nicht jetzt. Nicht mit diesem Abendkleid vor mir, welches Einblicke gewährte, die man eigentlich unter Verschluss halten sollte. Eigentlich… „Nein, alles sitzt perfekt.“, entgegnete ich ihr knapp und sie antwortete mir mit einem erleichterten Aufseufzen. „Gut. Was sagst du zu dem Kleid?“ „Es sieht hübsch aus.“ Und ich meinte es ehrlich. Es sah wirklich nicht schlecht aus, obwohl ich es wohl nie getragen hätte. Aus dem einfachen Grund, dass mir der Ausschnitt viel zu weit war. Sie strahlte. „Danke. Aber los, jetzt gehen wir!“ Sie nahm meinen Arm und zog mich ins Haus. „M…moment!“ „Was ist?“ „Ich habe doch gesagt, dass ich nachkomme!“ „Ach Quatsch! Du kommst jetzt mit.“ Seit wann war sie denn so erpicht auf meine Gesellschaft? Aber die Antwort lieferte sie mir gleich selbst: „Was ist denn, wenn noch keiner da ist? Dann sitz ich dort alleine rum. Das kommt nicht in Frage!“ Aha, daher wehte also der Wind. Ich war so was wie ihr Maskottchen, welches sie unterhalten sollte, solange bis sich jemand anderes finden würde. Früher nannte man das Hofnarr… „Los jetzt!“ Ich fügte mich meinem Schicksal und trottete neben ihr her. Immerhin hatte sie jetzt meinen Arm losgelassen. Ich schloss die Tür ab und wir liefen an den anderen Häusern vorbei in Richtung Hauptgebäude, wo sich der Speisesaal befand. Eigentlich war ich überrascht, dass Maijka mich mitgenommen hatte. Im Grunde sah ich nämlich noch genau so aus, wie heute morgen, als wir in den Bus eingestiegen waren. Ich trug immer noch meine Jeans, hatte dieselben bequemen Schuhe an und nur das T-Shirt hatte ich gegen einen dünnen Pullover getauscht, weil hier doch eine recht kühle Brise wehte. Wie Maijka das in ihrem kurzärmeligen Kleidchen aushielt war mir ein Rätsel. Wir waren nicht die Ersten, die zum Essen erschienen. Ich war überrascht, dass schon der halbe Saal voll war. Ich schluckte. Es hatte sich nicht nur Maijka in Schale geworfen. Ich sah, dass ich zwar keine absolute Ausnahme darstellte, aber die Mehrzahl der Frauen hatte sich doch zumindest etwas fein gemacht. Entweder hatten sie extravagante Blusen, schwarze Hosen, Kleider oder Stöckelschuhe an. Aber wie man auf Zehn-Zentimeter-Absätzen überleben konnte, würde wohl immer ein Rätsel für mich bleiben. „Oh, da sind ja Sami und Nouna!“, rief meine Mitbewohnerin erfreut und setzte sich sogleich in Bewegung. Mich ließ sie natürlich stehen. Ich hatte es nicht anders erwartet und ein bisschen Erleichterung verspürte ich auch, sie endlich los zu sein. Ich trottete gemächlich zum Buffet und begann mir mein Abendbrot auf den Teller zu packen. Man hatte sich wirklich viel Mühe gegeben und ich konnte mich gar nicht entscheiden. Die Suche nach einem Sitzplatz war auch nicht einfacher als die Auswahl des Essens, doch ich fand noch einen freien Tisch weiter hinten. Als ich jedoch auf dieses so verlockende stille Eckchen zulief, hörte ich, wie jemand meinen Namen rief. Es war Yashiro-san, der mich fröhlich zu sich herüber winkte. Ich lächelte und änderte die Richtung. Yashiro-sans Gesellschaft war auch nicht schlecht. Er würde mich zumindest nicht irgendwo stehen lassen… Ich lächelte allerdings nicht mehr, als ich seinen Tischnachbarn erkannte. Tsuruga-san saß genüsslich kauend neben ihm und beobachtete mich. Ich schluckte. Eigentlich hätte ich jetzt viel lieber kehrt gemacht, denn der freie Tisch erschien mir verlockender denn je, doch es war zu spät um noch einen Rückzieher zu starten. Und da hatte ich mich so gefreut ihm heute nicht über den Weg gelaufen zu sein. Tsuruga-san sah mich immer noch an, als ich langsam auf ihren Tisch zuging. Plötzlich fühlte ich mich schrecklich fehl am Platz zwischen all den aufgetakelten Frauen rings um mich herum. Warum hatte ich keinen Rock angezogen? Das hätte wenigstens noch halbwegs elegant ausgesehen, aber Jeans? Ich setzte mich Yashiro-san gegenüber. „Wir können dich doch nicht alleine an einem Tisch sitzen lassen!“ Ich zwang mich zu einem Lächeln. „Das ist sehr nett von Ihnen.“ „Habt ihr euch schon eingerichtet?“ „Ja, jedenfalls so gut wie.“, antwortete ich ihm mit eher weniger Enthusiasmus in der Stimme. Eigentlich hätte ich gar nichts gesagt, aber da sie mich an ihren Tisch gebeten hatten, wollte ich auch ein einigermaßen höflicher Gesprächspartner sein. „Wie gefällt dir der Blick?“ „Er ist wirklich wunderschön. Ich hätte nie gedacht, dass wir so nah am Strand wohnen würden.“ Ich schob meinem Satz ein verkrampftes Lächeln hinterher. Mein Gott, entspann dich! An diesem Tisch frisst dich niemand… „Sie haben traumhaftes Wetter für morgen angesagt, perfekt für die Außenaufnahmen und für eine tolle Sicht.“ Yashiro-san freute sich aufrichtig. „Sehr schön.“ „Ist alles in Ordnung, Mogami-san?“ Fast hätte ich mich an meiner Kartoffel verschluckt, als Tsuruga-san mich plötzlich ansprach. Hatte meine Antwort etwa zu euphorisch geklungen? Ich nickte nur und beugte mich tiefer über meinen Teller. „Mogami-san?“ Konnte er sich den nicht wenigstens einmal mit einem simplen Kopfnicken zufrieden geben? Warum musste er denn immer noch einmal nachfragen? „Ja, alles ist in bester Ordnung.“ Und diesmal sah ich ihn an. Das hätte ich nicht tun sollen. Wirklich nicht. Denn ich konnte nicht mehr wegsehen. Seine Augen hielten mich förmlich gefangen. Himmel! Wieso hatte ich das Gefühl, dass er regelrecht in mich hinein sehen konnte? „Mit wem teilst du dir ein Haus?“ „Mit Maijka-san.“, antwortete ich ihm sofort. Seine Augen ließen mich einfach nicht los. „Kommt ihr beide gut miteinander zurecht?“ „Klar!“ Er zog eine Augenbraue in die Höhe und ich zwang mich wegzusehen. Meine Antwort war zu hastig gewesen. Stille breitete sich am Tisch aus und ich stocherte auf meinem Teller herum. Ich brauchte nicht einmal aufzublicken, um zu wissen, dass Yashiro-san hilflos zwischen Tsuruga-san und mir hin und her sah und Tsuruga-san selbst seinen bohrenden Blick immer noch auf mich gerichtet hatte. Ich begann zu schwitzen. Wieder einmal. Wie so oft, wenn Tsuruga-san mich mit seinen Augen durchleuchtete. Ich schluckte. Das Schweigen wurde langsam drückend. Yashiro-san räusperte sich leise. Ich sah nicht auf. Mein Herz schlug schneller. Ruhig… ganz ruhig… Ich geriet allmählich in Panik. Mir schnürte es förmlich die Kehle zu. Ich begann zu zittern. „Okay!“, gab ich mich geschlagen. „Okay. Wir hätten uns wohl beide über einen anderen Mitbewohner mehr gefreut, doch im Grunde ist es wirklich kein Problem. Sie haben ja die Häuser auch ausgelost und insofern brauchen wir uns ja auch gar nicht zu beschweren.“ Ich sah wieder von meinem Teller auf. Tsuruga-sans Mundwinkel zuckten. Oh wehe dir! Wehe du fängst jetzt an zu lachen! Er biss sich auf die Lippen. Wage es ja nicht! „Uaaaaahhh!“ Ich hasste ihn. Wirklich. Er machte sich immer über mich lustig. Das war nicht fair. Das war schlicht und einfach nicht fair! „Ah, bei Ihnen scheint es ja sehr lustig zuzugehen!“ Nein! Oh bitte! Warum musste DIE jetzt hier auftauchen?! „Ist der Platz noch frei?“ Nein, du dumme Kuh! „Natürlich.“, antwortete ihr Tsuruga-san mit einem zuvorkommenden Lächeln. Er hatte sich wieder beruhigt. Dieser Idiot. „Darf ich fragen, worüber Ihr gerade so herzlich gelacht habt?“, fragte Maijka mit einer süßen Stimme. Ich wollte ihr ins Gesicht schlagen. „Ach, nicht der Rede wert.“ Ich hätte ihn ermordet, hätte er es ihr gesagt. Mit meinen eigenen Händen hätte ich ihn erwürgt. „Wie war Ihr Fotoshooting heute Morgen, Tsuruga-san?“ Ach, sie nannte ihn tatsächlich Tsuruga-san? Na so was… „Ganz gut, danke.“ Aber das Shooting hatte ich selbst vollkommen vergessen. Das hätte ich ihn auch fragen können… wäre sicherlich ein gutes Ablenkungsmanöver geworden. „War es wirklich für das JM Magazine?“ „Ja, das ist richtig.“ Sie begann wie ein Honigkuchenpferd zu strahlen. „Ich liebe diese Zeitung! Die ist immer so aufschlussreich! Die Themen interessieren mich immer sehr und die Autoren scheinen mit ihrer Wortwahl immer genau ins Schwarze zu treffen…!“ Himmel! Was faselte die denn hier? JM Magazine war eine Modezeitschrift! „… ich bin wirklich schon gespannt auf die Fotos! Hat ihnen das Shooting Freude bereitet?“ „Nun… es war eigentlich wie jedes andere auch…“ „Hach, das kann ich gut nachvollziehen! Sie müssen diese ganzen Fotoshootings furchtbar langweilig finden, so oft, wie sie welche machen müssen!“ „Hm…“ „Also mir würde es zumindest so gehen. Ich glaube nach einer Weile würde ich das einfach schrecklich nervig finden und…“ Maijka redete und redete. Ich glaube am Ende starrte ich sie förmlich an, weil ich von ihrem Redefluss so beeindruckt war. Und Yashiro-san ging es ähnlich. Er hatte zumindest in den letzten zehn Minuten nirgendwo anders hingesehen. Ich sah zu Tsuruga-san. Er sah mich an. Er sah mich an!!! Ah! Ich wurde schlagartig rot und stierte wieder auf meinen Teller. Wieso sah er mich an, wenn Maijka mit ihm redete? Das war doch verdammt unhöflich! Und ich wusste, dass Tsuruga-san ein sehr höflicher Mensch war. Ein echter Gentleman. Das galt natürlich nicht für sein Verhalten mir gegenüber. Aber sonst war er das wirklich. Und warum hatte er dann gerade zu mir rübergeschielt? Vielleicht hatte ich mich ja auch verguckt? Nein, das konnte nicht sein. Ich hatte mich wieder diesen tiefen Brunnen gegenüber gefunden, die einen so schnell hinab zogen, dass an ein Entrinnen nicht mehr zu denken war. Tsuruga-san saß Maijka gegenüber. Die Gute hatte ein Kleid mit einem Wahnsinnsausschnitt an, viel Schminke im Gesicht und ein hübsches Lächeln auf den Lippen. Auch ihre Stimme war nicht so unangenehm, da sie jetzt mal nicht in einer so hohen Tonlage sprach. Und neben ihr saß ich. Der Pullover verdeckte alles, ich war vollkommen ungeschminkt und ich sagte kein Wort. Wem würde ein Mann wohl seine Aufmerksamkeit schenken? Richtig! Der Person mit der Nummer 1 – Maijka. Und doch nicht mir! „Was hältst du davon, Mogami-san?“ Ich zuckte unwahrscheinlich zusammen und ich konnte schwören, dass ich so rot anlief wie eine Tomate. „I…i…i…“ „Ja?“ Oh man, ich hatte keine Ahnung worum es ging. „Könntet Ihr das vielleicht noch einmal wiederholen?“ Er grinste. Dieser Idiot. „Gurami-san hat gerade vorgeschlagen, dass sie mit jemandem die Häuser tauscht.“ „Huh?“ „Sie würde gerne mit Ignata-san tauschen.“ Maijka wollte mit Yumi tauschen??? Freiwillig? „Wenn sie möchte…“, nuschelte ich, doch innerlich startete ein Feuerwerk. „Keine gute Idee?“ Oh man, er wusste genau, das der Vorschlag meine Rettung war. „Doch, klar, wenn sie lieber bei Sami-san ist, dann geht das schon in Ordnung.“ Maijka drehte sich zu mir um. „Danke Kyoko-chan!“ Sie meinte es ehrlich und ich lächelte schwach. Vielleicht war sie ja doch nicht so übel… aber sie hätte mir das auch sagen können, ohne Tsuruga-san in die Sache mit hinein zu ziehen. „Ich muss es ihr gleich erzählen. Wenn Ihr mich entschuldigt.“ Mit einem fröhlichen Nicken verabschiedete sie sich von Yashiro und Tsuruga-san. Mich ignorierte sie. Dumme Kuh. Yashiro-san atmete erleichtert auf. „Phew… ich dachte sie hört überhaupt nicht mehr auf mit Reden.“ Tsuruga-san grinste. „Gefällt dir dein neuer Mitbewohner besser, Mogami-san?“ Ich nickte und wurde schon wieder rot. „Danke. Das war sehr nett von Ihnen, Tsuruga-san.“ Im Grunde hatte er mir ja wirklich geholfen. Er hatte Maijka zu verstehen gegeben, dass ich damit einverstanden war, bevor ich irgendetwas gesagt hatte. Wenn ich doch mal zugehört hätte… Sein Grinsen wurde noch eine Spur breiter. „Gern geschehen.“ Mir lief ein Schauer über den Rücken. Warum musste er denn gerade wieder so gut aussehen? Ich brauchte unbedingt frische Luft. „Ich glaube, ich mache mich jetzt auch auf den Weg. Mein Koffer ist noch nicht ganz ausgepackt…“ Ich nuschelte eher vor mich hin, als das ich die beiden direkt ansprach. Ich wollte nur noch so schnell wie möglich verschwinden. „Gute Nacht.“ Ich bekam Gänsehaut. „Gute Nacht.“, antwortete ich ohne ihn anzusehen und nur mit einem kurzen Nicken zu Yashiros-san machte ich mich auf den Weg nach draußen. Atmen, einfach nur atmen, Kyoko! ~*~ KLeine Frage... Mag eigentlich irgendwer Maijka? Kapitel 8: Proben ----------------- Oh Gott, ich habe es doch tatsächlich geschafft!! Ein neues Kapitel ist daaaa... Aber zuerst wollte ich mich für eure furchtbar lieben Kommentare bedanken! Ihr seid echt die Größten!! Und ich habe versucht die kritischen Anmerkungen jetzt mit einzubeziehen und hoffe, dass es mir gelungen ist. Das müsst ihr mir dann erzählen ;) So, dann wünsch ich euch sehr viel Freude mit dem neuen Kapitel und hoffe natürlich inständig, dass es euch gefällt!! A/N: Nähe... sher viel Nähe... ~*~ Kapitel VIII Proben „Dai, wo willst du hin?“ „Ich muss gehen, Anisa!“ „Bitte!“ Sie klammerte sich an ihn. „Bleib noch hier, ich bitte dich.“ Er lächelte sie liebevoll an. Mein Herz klopfte schneller und ich bekam eine Gänsehaut. Ich hörte wie mehrere Frauen um mich herum leise aufseufzten. Also wirklich..! „Du willst, dass ich noch bleibe?“ Anisa nickte eifrig und sah ihn an. „Aber was wird deine Familie dazu sagen? Ich glaube nicht, dass sie alle darüber sehr erfreut sind…“, flüsterte er und strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Kyoko! Reiß dich zusammen! Wehe du seufzt jetzt!!! „Meine Familie ist mir egal!“, wisperte sie und schlang ihre Arme um seinen Hals. Er lachte leise auf. „Meinst du wirklich?“ Er tupfte ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. Ich konnte meine Augen nicht von der Szene vor mir abwenden. Ich kaufte Tsuruga-san seine Rolle vollkommen ab. Für mich, war er der perfekte Dai und er sah in diesem Moment so verliebt in Anisa aus, dass ich mich ernsthaft fragte, ob er jetzt nur Anisa oder auch Yumi vor sich sah. Mit wem genau spielte er? Ich hoffte mit Anisa. Oh ja… Huh? „CUT!“ Tsuruga-san und Yumi lösten sich voneinander. „Perfekt. Das war einfach nur perfekt!“ Hinushe-san war total begeistert. Wie sollte man das auch nicht sein, wenn Tsuruga-san am Spielen war? Wenn er vor der Kamera stand, dann zog er seine Kollegen ja förmlich mit. Okay, das galt vielleicht nicht für die nächste Szene nach der Mittagspause. Da sollte Maijka mit ihm spielen. „Die Lunchboxen stehen hier drüben!“, rief irgendjemand von der Crew und eröffnete somit offiziell die Pause. Als ob ich eine Pause gebraucht hätte! Noch nicht einmal hatte ich heute vor der Kamera gestanden. Bisher hatte ich nur zugesehen, denn heute Morgen hatte man wegen dem sehr guten Wetter nur Szenen zwischen Dai und Anisa auf einer großen und breiten Terrasse nahe am Meer gedreht. Aber ich hätte auch nichts anderes machen wollen, als den beiden beim Spielen zuzuschauen. Wenn Tsuruga-san spielte, dann konnte ich einfach nicht anders und musste hinsehen. Wahrscheinlich starrte ich ihn immer an, als käme er von einer anderen Welt. Aber sein Spiel schien mir tatsächlich manchmal einfach zu gut um wirklich real zu sein. Wie anmaßend von mir zu glauben ich könnte ihm ebenbürtig sein! Gerade bei der letzten Szene war einfach alles perfekt. Dieser Ausdruck war einfach nur Wahnsinn… „Entschuldigen Sie bitte.“ Aufgeschreckt fuhr ich aus meinen Gedanken. Ein junger Mann stand neben mir und lächelte mich freundlich an. „Ja?“ „Sind Sie Mogami-san?“ Wieder bejahte ich seine Frage. Wer war er? Die Antwort lieferte er mir umgehend. „Ich bin Suwara Higasaki von der Tokio News und würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.“ Ich sah ihn vollkommen entgeistert an. Ein Reporter?! Das konnte ich ja gar nicht glauben! „Sie sind von der Tokio News?“, stammelte ich. Das war wieder eine überaus intelligente Frage meinerseits. Aber den guten Mann schien das nicht zu stören, denn er lächelte mich freundlich an und nickte. „Würden Sie ein paar Fragen beantworten?“, bat er mich erneut. „Ich… also… ähem…“ Na klasse… mein allererstes Gespräch mit jemandem von der Presse verlor sich wieder in Rumgestotter. Das fing ja hervorragend an. Aber ich wusste nicht, ob wir überhaupt Interviews geben durften. Schließlich waren wir mitten im Dreh und die Agentur hatte meines Wissens bisher nur die Namen der Darsteller und eine grobe Inhaltsangabe zum Film veröffentlicht. „Es dauert auch wirklich nicht lange.“, fuhr er fort. „Ich würde gerne, aber eigentlich…“ Ich konnte ihn ja schlecht einfach so abspeisen. Immerhin war dies die Gelegenheit für mein allererstes Interview überhaupt!! Und die wollte ich eigentlich auch nicht ungenutzt verstreichen lassen. Unsicher sah ich mich um. Yashiro-san kam gerade auf mich zu. Anscheinend hatte er unser Gespräch mitbekommen, denn er begrüßte den Reporter neben mir freundlich mit: „Sie sind Higasaki-san?“ Sogar den Namen hatte er sich gemerkt, den ich schon lange wieder vergessen hatte. Anscheinend hatte Yashiro-san wirklich gelauscht. Na so was… Der Reporter nickte höflich. Irgendwie hatte er seit Minuten nichts anderes mehr getan als die dummen Fragen seiner Gesprächspartner durch Bejahung oder Nicken zu beantworten. „Ich möchte gerne ein Interview mit Mogami-san.“ Wow, wie das klang… Der Mann wollte ein Interview mit mir! Mit mir!! Ich kann nicht sagen, dass ich nicht ein bisschen stolz war. Um nicht zu sagen… ich strahlte übers ganze Gesicht bei seinen Worten. „Nun wissen Sie“, begann Yashiro-san, „momentan dürfen die Schauspieler keine Fragen von der Presse beantworten.“ Och Yashiro-san! Komm schon! „Wir sind mitten im Dreh“, fuhr er fort, „und die Agentur will noch keine weiteren Informationen über den Film herausgeben.“ „Aber Tsuruga-san war doch vor einigen Tagen in einer Talkshow und hat über „Everything Changes“ gesprochen.“ Da musste ich dem guten Reporter Recht geben, obwohl ich mich eigentlich nicht an diesen Auftritt von Tsuruga-san erinnern wollte. Jedes mal lief sofort eine Gänsehaut meinen Rücken hinunter, wenn ich an seine Worte zurückdachte. „Nun ja… ähem…“ Jetzt fing auch Yashiro-san an zu stottern. „Gibt es hier ein Problem?“ Ich zuckte erschrocken zusammen. Oh man! Mich fröstelte bei dieser tiefen Stimme. Doch ich konnte sehen, dass nicht nur ich mit meiner Gänsehaut zu kämpfen hatte, sondern der Reporter neben mir ganz klein wurde und es ihn förmlich schüttelte. „Ich wollte gern…“, fing er an, aber er führte seinen Satz nicht zu Ende. „Mogami-san hat gerade keine Zeit.“ Na toll, vielen Dank Tsuruga-san. Ade du schöne Chance! Ade du schönes Interview. Der Reporter sank noch weiter in sich zusammen, nuschelte ein „Natürlich, verzeihen Sie!“ und machte sich davon. Also wirklich. SO respekteinflößend war Tsuruga-san ja nun auch wieder nicht. Ich drehte mich zu ihm um. Doch. Er sah schrecklich furchteinflößend aus! Ugh… meine Gänsehaut verstärkte sich noch, obwohl ich das gar nicht mehr für möglich gehalten hätte. Dennoch wollte ich nicht so schnell klein bei geben. „Tsuruga-san, das war aber nicht sehr höflich von Ihnen!“ Ich reckte mutig mein Kinn in die Höhe um noch ein bisschen größer zu werden. Er sah mich nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Nein?“, fragte er scheinheilig. Dieser Idiot. „Nein!“ Yashiro-san, sah von ihm zu mir und wieder zu ihm. „Das wäre eben mein erstes Interview geworden!“ „Und?“ Und?! Er hatte wirklich die Nerven „Und?“ zu fragen? Himmel! Hatte dieser Mensch denn überhaupt gar kein Feingefühl? Hatte er nur eine blasse Ahnung davon, was es bedeutete zum ersten Mal vor der Chance zu stehen ein Interview zu geben? „Du hast jetzt nun mal keine Zeit.“ „Ach ja? Ich habe durchaus Zeit, denn jetzt ist Mittagspause und daher…“ Er unterbrach mich. Oh man, wie ich es liebte, wenn man mich nicht ausreden ließ. „Ich brauche dich.“ Ich starrte ihn an. Bitte?! „Was?!“, fragte ich ihn perplex. Nach einem kurzen verwirrten Blick meinerseits zu Yashiro-san wusste ich, dass auch er überrascht war. „Du musst mir helfen.“ „Huh?“ „Beim Textlernen.“ WAS??!!! Tsuruga-san brauchte Hilfe beim Textlernen?? Das war unmöglich! Niemals! „Das glaub ich Ihnen nicht.“, stieß ich fassungslos hervor. Er legte seinen Kopf schief und sah mich an. „Doch.“, sagte er und grinste. „Sie brauchen doch keine Hilfe beim Textlernen!“ Ich konnte es einfach nicht fassen. Er grinste. „Nein, ich brauch sie nicht.“ Häh? Was? Wie jetzt? Die totale Verwirrung machte sich in mir breit und ich verstand gar nichts mehr. Auch Yashiro-san konnte mir meine unausgesprochene Frage nicht beantworten. Deshalb musste ich sie wohl stellen… „Aber eben haben Sie doch gesagt, dass Sie Hilfe brauchen.“ „Richtig.“ Sein Grinsen wurde noch eine Spur breiter. Als ich ihn nur weiter anstarrte und nichts sagte, ließ er sich endlich dazu herab mir sein Anliegen etwas präziser darzulegen. Wie überaus gütig von ihm… „Ich wurde gebeten Maijka-chan beim Textlernen zu helfen. Das habe ich gestern Abend dann auch getan, aber irgendwie wollte es nicht so richtig funktionieren.“ Er fuhr sich durch die Haare und meine Augenbrauen wanderten in die Höhe. Was hieß das denn bitteschön? „Sie schien mir etwas abgelenkt.“, fügte er hinzu und unweigerlich musste ich lächeln. Ich konnte mir das Bild lebhaft vorstellen. Bestimmt saßen sie beide auf ihrer Terrasse und Tsuruga-san versuchte ordentlich mit ihr zu üben. Innerlich musste ich laut lachen, denn ich stellte mir Maijka vor, wie sie die Chance sicherlich nicht ungenutzt lassen wollte Tsuruga-san ganz für sich allein zu haben. Sicherlich hatte sie ihn mehr als nur angeschmachtet… „Soso…“, entgegnete ich gedehnt. Konnte es sein, dass der große Tsuruga-san doch ein bisschen röter um die Nase herum wurde? „Deshalb wollte ich dich bitten mit mir und Maijka-chan zu üben, weil…“ „… Sie es allein offenbar nicht schaffen.“, führte ich seinen Satz zu Ende. Diesen Triumph konnte ich mir einfach nicht nehmen lassen. Wann wurde man schon einmal von Tsuruga-san um Hilfe gebeten? Er nickte verlegen. Ei, wie niedlich. Dieses schüchterne Lächeln ließ einen ja fast schwach werden. Aber nein..!! Wie konnte ich denn so was denken?! Wie käme ich denn dazu? Aber warum waren meine Knie dann auf einmal so zittrig? Wie seltsam… „Okay, ich werde es versuchen.“, ließ ich verlauten und ein wirklich erleichterter Tsuruga-san lächelte mich jetzt an. Oh Gott, wie verdammt gut konnte er denn aussehen? Ich konnte sehr gut verstehen, dass die Frauen ihm reihenweise erlagen. Dennoch wurde mir in dem Moment bewusst, dass ich schon lange nicht mehr sein Gentlemangrinsen zu Gesicht bekommen hatte. Warum eigentlich? „Danke, Mogami-san.“ Oh man, der schien ja echt unter Maijka gelitten zu haben. Der arme Kerl… Ich winkte ab. „Schon gut.“ ~*~ Eine Weile später… Da hatten Tsuruga-san und ich mich schon dazu bereit erklärt Maijka zu helfen und dann spielte die sich auch noch auf, als wäre sie die Königin und wir ihre Bediensteten, obwohl es doch hätte andersherum sein müssen. Seit geschlagenen zehn Minuten trotteten wir nun schon hinter ihr her am Strand entlang, weil sie nicht von anderen beobachtet werden wollte und daher ein stilles Plätzchen suchte. Dabei muss ich dazu sagen, dass wohl nur ich hinterher trottete. Denn Maijka hatte sich Tsuruga-san geschnappt und lief in so einem Tempo, dass ich schon begriffen hatte, dass sie mich nicht unbedingt dabei haben wollte. Ich kam mir vor wie ein Eindringling in ihrem schönen Paradies, wo anscheinend nur sie und Tsuruga-san Platz hatten. Ihr Gesicht hatte Bände gesprochen, als Tsuruga-san ihr eröffnet hatte, dass ich ebenfalls mit ihr üben würde. Wäre die ganze Situation im Grunde nicht so doof gewesen hätte ich in diesem Moment mit Sicherheit losgeprustet. Yashiro-san hatte auch seinen Spaß. Aber warum er so ein wissendes Grinsen auf dem Gesicht hatte, als Tsuruga-san sein Anliegen vortrug, weiß ich nicht. Sehr seltsam das Ganze… „So, hier ist ein schönes Plätzchen zum Üben!“, ließ Maijka verlauten und ich war froh, dass das Hinterhergelaufe endlich vorbei war. „Also ich würde vorschlagen, dass wir die Szene von gestern Abend einfach noch einmal wiederholen.“, meinte Tsuruga-san. Welch geistreicher Plan. „Eine hervorragende Idee!“, strahlte Maijka. Also so was! „Gut, Mogami-san hast du das Drehbuch dabei?“ „Ja. Hier in meiner Hand.“ Mein Gott, das sah er doch! „Kennst du die Szene?“ Wieder bejahte ich seine Frage. Maijka spielte Hana und die war Anisas beste Freundin. Sie war genauso wie Anisas Schwester Suji nicht wirklich begeistert von der Beziehung zwischen Anisa und Dai. Aber während Suji wirkliche Bedenken und konkrete Zweifel gegenüber seiner Aufrichtigkeit hegte, wollte Hana Dai eigentlich nur für sich haben, weil sie selbst in ihn verliebt war. Irgendwie wurde mir gerade klar, dass Hana auch in der Realität Dai wollte… Na so ein dummer Zufall. „Gut, dann unterbrichst du bitte Maijka-chan immer, wenn sie etwas tut, was nicht in den Regieanweisungen steht. Okay?“ Ich runzelte die Stirn. Was hatte sie denn mit ihm angestellt gestern Abend? „Wo ist Anisa?“, fragte Hana und sah Dai mit großen Augen an. Dieser zuckte mit den Schultern. „Ich glaube sie ist gerade bei ihrer Schwester.“ „Möchtest du mit mir tanzen?“ Dai sah sie überrascht an. „Bitte…“ Hana lief auf ihn zu und streichelte seinen Arm. „Stop!“, rief ich und ich bekam eine vage Ahnung davon, was Tsuruga-san durchstehen musste. „Was ist denn?“, fragte mich Maijka grob. „Du darfst Dai nicht berühren. Er gibt dir zuerst auffordernd die Hand und erst dann darfst du ihn anfassen.“ „Das ist doch egal!“ „Ist es nicht.“, antwortete ich ihr sachlich, denn in irgendwelche Diskussionen war ich nicht gewillt mich einzulassen. Nicht bei diesem Mädchen! „Weiter!“, gab ich die Anweisung, da von Tsuruga-san keinerlei Reaktion kam. „Bitte Dai!“, hauchte Hana und trat einen Schritt auf ihn zu. „Okay, warum nicht.“, entgegnete ihr dieser und reichte ihr die Hand. Hana legte sofort ihre Arme um seinen Hals und drängte sich an ihn. „Stop!“ Also das war ja das Letzte! Hielt sie sich überhaupt an irgendwelche Regieanweisungen? Sie konnte ihren Schauspielkollegen doch nicht derart überfallen! „Mein Gott, lass mich doch spielen!“, warf sie mir wütend entgegen. Also wirklich! Wo lebte die denn? Ich machte das doch nicht, weil es mir Spaß machte!! Dieses freche und ungehobelte Mädchen! Sollte sie doch Tsuruga-san ganz für sich alleine haben! Ich wollte ihn bestimmt nicht!! „Vielleicht sollten wir das anders machen.“, begann nun Tsuruga-san endlich auch mal was zu sagen. „Mogami-san, kannst du den Text zufällig?“ Ich nickte. „Tatsächlich?“ Er schien sehr überrascht zu sein. Ich nickte erneut. „Würdest du dann bitte die Rolle von Hana kurz übernehmen?“ Meine Augen wurden immer größer. Das war doch jetzt nicht sein Ernst?! Himmel! Kannte der die Szene auch wirklich? Das war eine Tanzszene mit sehr viel Körperkontakt! Ich begab mich doch nicht freiwillig in so eine Situation mit Tsuruga-san! Außerdem würde mich Maijka bestimmt umbringen. Schon jetzt war ich überrascht nicht allein von ihrem vernichtenden Blick tot umzufallen. „Aber wieso? Ich bin mit meiner jetzigen Rolle durchaus zufrieden!“, versuchte ich ihn zu überzeugen. Er sah mich regelrecht verzweifelt an. Oh Gott, litt er wirklich so sehr? „Bitte.“ Nein! Sieh mich nicht mit so großen Augen an!! Sieh weg Kyoko, einfach nicht hinsehen! Uagh… „Okay.“, gab ich mich zähneknirschend geschlagen und Maijka und ich tauschten die Plätze. Ich kann nicht umhin zuzugeben, dass sich mein Herzschlag nahezu verdoppelte mit jedem Schritt den ich auf ihn zuging. Oh verdammt! Worauf hatte ich mich hier eingelassen?! Ich sollte doch Maijka helfen und nicht Tsuruga-san!! „Wir machen gleich dort weiter wo wir aufgehört haben.“ Ich nickte mechanisch. Seine Nähe machte mich ganz nervös. Er legte seinen Arm um meine Hüfte und ich konnte nicht anders als die Luft anzuhalten. Ich spürte seine Hand und seine Berührung schien wie Feuer auf meiner Haut zu brennen, denn eine enorme Wärme breitete sich in mir aus. Zu sagen, dass meine Knie ein wenig weich wurden wäre eine sehr starke Untertreibung, denn ich hatte fast das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren. Oh Gott, mir graute es vor den nächsten Minuten. „Du musst deine Hand auf meinen Arm legen.“, flüsterte er gefährlich nah an meinem Ohr, was nicht unbedingt förderlich für meinen labilen Gesamtzustand war und nur noch mehr dazu beitrug, dass mein Herz schneller schlug. Wie in Trance tat ich wie mir geheißen und legte zögerlich meine Hand auf seinen Arm. Sanft zog er mich weiter an sich, während alles in meinem Inneren aufschrie. Ich wollte nur noch weg. Nicht mehr hier sein. Nicht mehr hier bei ihm. Ich bekam kaum noch Luft, denn meine Lungen schienen mir ihren Dienst zu versagen. War das denn möglich? Wie war es möglich, dass er mich so dermaßen aus dem Konzept brachte? „Los geht’s!“, rief Maijka und ich zwang mich selbst in meine Rolle. „Anisa ist wirklich zu beneiden.“, flüsterte ich, während Dai anfing sich zur imaginären Musik zu bewegen. „Tatsächlich?“, kam es ebenso leise zurück. In meinem Kopf drehte sich alles und mir wurde schwindlig. Warum hatte er mir die Worte so entgegen gehaucht? Oh Gott, stand nicht etwas anderes im Drehbuch? Aber so sehr ich auch versuchte mich zu erinnern, ich wusste nicht mehr was drin stand. Nur meinem Text konnte ich noch halbwegs… das hoffte ich zumindest, denn als ich Tsuruga-sans überaus wohlriechenden Duft wahrnahm war ich mir da nicht mehr so sicher. „Sie kann glücklich sein einen so wunderbaren Mann gefunden zu haben.“ Dai drängte sich noch ein wenig mehr an mich. Oh Gott, das war auch nicht im Drehbuch! Sollte er sich nicht eher wegdrehen? Oh Himmel! Jetzt hatte er mich soweit an sich gezogen, dass ich seinen Herzschlag spüren konnte. Und in dem Moment, wo ich gewahr wurde, dass sein Herz genauso raste wie meins, setzte mein Herz für einen Schlag aus. Dai lächelte. „Ich bin mir sicher, dass auch du noch den perfekten Mann findest.“ Hana löste sich ein Stück von ihm und sah ihn an. Ich versank förmlich in seinen Augen. Oh Gott, sie waren so tief, dass ich Gefahr lief mich gänzlich in ihnen zu verlieren. Und wieso raste sein Herz so? Setzte ihm diese Szene gerade genauso zu wie mir? Das konnte eigentlich nicht sein… Eine Gänsehaut breitete sich über meinen Rücken aus, als er seinen Arm, der noch immer um meine Hüfte lag, weiter nach oben schob. Unendlich langsam bewegte sich seine Hand Zentimeter um Zentimeter meinen Rücken hinauf und fast hätte ich laut aufgeseufzt. Was machte er hier nur mit mir? Ich war ihm vollkommen erlegen. Ich konnte nichts mehr tun. Mein Verstand war gerade dabei sich zu verabschieden, als ein lautes Räuspern mich aus meiner Trance riss. Jäh schraken wir auseinander und ich hatte wirklich Mühe mich gerade auf den Beinen zu halten. Zuerst dachte ich Maijka hätte sich geräuspert, doch dann entdeckte ich einen puterroten Yashiro-san, der kleinlaut verkündete, dass die Mittagspause vorbei sei. Maijka starrte mich und auch Tsuruga-san mit offenem Mund an. Anscheinend hatte sie schon die ganze Zeit über so dagesessen. Wieso sie die Szene nicht unterbrochen hatte war mir ein Rätsel, denn obwohl wir nichts getan hatten, was nicht auf die ein oder andere Weise im Drehbuch stand, hatten wir doch die Szene soweit verändert, dass sie nicht mehr ihren ursprünglichen Charakter behalten hatte. Aber was hatten wir denn überhaupt getan? Was war hier gerade passiert? Mein Herz schlug noch immer wie verrückt und mein Bauch fühlte sich an, als würde er eine ganze Schmetterlingskolonie beherbergen. Was um Himmels Willen hatte Tsuruga-san mit mir gemacht? „Lasst uns gehen.“ Ich blickte zu ihm auf und war mir sicher auch bei ihm einen leichten Rotschimmer auf den Wangen zu entdecken. Hatte ihn das Spiel genauso mitgenommen wie mich? Wieso hatte sein Herz gerast? Warum verdammt schien er haargenau so wie ich zu reagieren?! Mein Gott, ich mochte ihn doch nicht wirklich so verdammt gut! Echt nicht! Wirklich! Ich respektierte ihn und er war mein Vorbild, doch darüber ging es doch nicht hinaus, richtig? Richtig? RICHTIG?!! Ich bemerkte, wie sich langsam Panik in mir ausbreitete. Maijka lief den ganzen Weg zurück neben Tsuruga-san und redete vergnügt auf ihn ein. Offenbar hatte sie sich wieder gefangen, doch weder Tsuruga- noch Yashiro-san steuerten viel zum Gespräch bei. Von mir ganz zu schweigen. Ich stierte vor mich hin zu Boden und versuchte mich wieder zu beruhigen. Mich beruhigen wovon? Von einem simplen Spiel mit Tsuruga-san? Pah! Aber war es wirklich so simpel gewesen? Oh Gott! Verdammt!! Ich musste umgehend Miss Menno anrufen. Dessen wurde ich mir unweigerlich bewusst. ~*~ Bitte bitte bitte hinterlasst mir einen kleinen Kommentar, ja? Kapitel 9: Verdrängte Erkenntnisse ---------------------------------- Ich danke euch für eure Kommentare zum letzten Kapitel! Ihr seid echt so super!! Awww... ich hab mich ja so gefreut!! DANKE!! Umso mehr hoffe ich, dass ich mit diesem Kapitel wieder den richtigen Ton getroffen habe. Es wird ein bisschen ernster für unsere beiden Lieben und ich muss gestehen, dass ich mir lange nicht mehr so unsicher wegen einem Kapitel war... vielleicht hätte ich auch zwei Kapitel draus machen sollen, aber gut, hier ist es jetzt und Schluss mit den Entschudligungen. A/N: Fear throws your heart to the ground, but love turns the whole thing around. (J. Mayer) ~*~ Kapitel IX Verdrängte Erkenntnisse „Mein Gott, Kyoko!! WAS ist passiert?“ Hatte sie es denn immer noch nicht begriffen? Man oh man… Aber gut ich musste zugeben, dass ich mich überaus undeutlich ausdrückte. „Würdest du jetzt bitte die Güte besitzen mir endlich dein Problem ordentlich zu erläutern?“, fragte sie mich und natürlich bemerkte ich ihren genervten Unterton. „Das ist nicht so einfach, Kanae!“, versuchte ich mich zu verteidigen. „Gut, dann leg ich jetzt auf…“ „Nein! Warte!!“ Himmel, sie konnte doch jetzt nicht einfach auflegen und mich in meinem labilen Zustand allein lassen! Ich brauchte doch ihre Hilfe. „Also ich versuche es noch einmal…“, begann ich. „Beeil dich, ich hab noch viel zu tun!“ Ich durchlitt hier gerade furchtbare Seelenschmerzen und sie trieb mich noch zur Eile an? „Ich hab dir doch von der Szene erzählt, die ich mit Tsuruga-san gespielt habe.“ „Ja, soweit konnte ich dein Gestammel noch verstehen.“, entgegnete sie mir und ich konnte förmlich vor mir sehen, wie sie mit den Augen rollte. „Ich will jetzt wissen, wie es weiter ging.“ „Ja also, du weißt worum es in der Szene geht? Hatte ich das schon gesagt?“ Oh je, ich konnte mich schon nicht mehr daran erinnern, was ich vor zehn Minuten erzählt hatte. So weit war es nun schon mit mir! Ich war völlig meschugge und das nur wegen dieser Szene! Wegen meinem Sempai! Also wirklich..! „Kyoko! Weißt du überhaupt wie spät es ist?! Es ist weit nach Mitternacht und ich will eigentlich meine Ruhe!“ Oh Gott, es war schon so spät?! Das hatte ich gar nicht mitbekommen… ach du Schande. „Aber hast du nicht gerade gesagt, dass du viel zu tun hast?“, wollte ich von ihr wissen. „Damit du endlich mal mit der Sprache rausrückst! Denn wenn das jetzt nicht augenblicklich geschieht, dann schmeiß ich den Hörer auf die Gabel!“ „Aww… Miss Menno du nimmst dir sogar die Zeit mit mir zu telefonieren und dabei hab ich dich doch bestimmt geweckt!“ „In der Tat.“, meinte sie trocken. Mein Gott, daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht! Ich beraubte sie gerade ihres Schönheitsschlafes! Nicht das sie ihn nötig gehabt hätte, aber trotzdem konnte ich sie doch nicht so selbstsüchtig in ihrer Nachtruhe stören! Was war ich nur für eine Freundin? „Oh mein Gott, Kanae das tut mir so Leid! Das wollte ich nicht, ich bin so blöd, ich…“ Sie unterbrach mich. „Kyoko!!“ „Okay, ich leg jetzt auf. Ich will dich nicht weiter stören. Ich meine, ist ja im Grunde auch gar nicht so wichtig, wirklich nur ein unbedeutender kleiner Vorfall… ganz harmlos…“, ich versuchte es mit einem halbherzigen, dummen Kichern herunter zu spielen. Ob sie mich jetzt hasste? Oh nein! Meine beste Freundin! Ich war ja so dumm!! Wie konnte ich diese Freundschaft einfach so aufs Spiel setzen?! Wie furchtbar leichtsinnig von mir! „Hey!! Hör mir jetzt mal zu!“ „Ich ruf einfach morgen noch mal an, okay?“ Meine Güte war ich unsicher… „KYOKO!!“ Ich musste den Hörer ein wenig von meinem Ohr weg halten. Sie war doch etwas lauter geworden… „Ja?“, fragte ich vorsichtig. „Bist du wieder bei mir?“ Huh? „Wie meinst du das?“ „Ob ich wieder normal mit dir reden kann will ich wissen.“ Sie klang jetzt wie die Ruhe selbst. Wie die Ruhe vor dem großen Sturm. Gleich würde sie bestimmt anfangen mich zu beschimpfen und das sie überhaupt noch den Hörer in der Hand hielt und nicht schon längst aufgelegt hatte, erschien mir wie ein kleines Wunder. Ich atmete tief durch. „Gut.“, hörte ich es am anderen Ende der Leitung. „Jetzt fängst du bitte noch einmal von vorne an, okay?“ Oh wieso klang sie jetzt so verdammt nett? „Um dich zu beruhigen: ich werde jetzt nicht eher auflegen, bevor du mir nicht alles erzählt hast und ich werde bestimmt nicht sterben, wenn ich meinen Schlaf erst ein paar Minuten später fortsetze, alles klar?“ Ich nickte. „Verstanden?“, fragte sie noch einmal nach, wobei mir einfiel, dass sie ja mein Nicken nicht sehen konnte. „Ja ist gut, meine Liebe!“, säuselte ich und mir viel ein Stein vom Herzen. Sie war ja so ungeheuer lieb! Ich hätte sie am liebsten durchs Telefon gezogen und umarmt. „Jetzt fang nicht damit an!“ „Okay, okay…“ Miss Menno hatte keine große sentimentale Ader. Zumindest gab sie vor keine zu besitzen, doch ich war mir sicher, dass es sie gab. „Also Tsuruga-san hat mit mir getanzt.“, fing ich an, doch schob ich schnell hinter: „Naja, also nicht richtig, es war wie gesagt nur die Szene, aber er hatte seine Hand um meine Hüfte und ich meine Hand auf seinem Arm…“ Ich merkte, wie ich immer leiser wurde, denn irgendwie war mir das Ganze doch etwas peinlich. „Das ist beim Tanzen nun mal so.“, stellte Kanae in einem so sachlichen Ton fest, dass es mir selber schon fast normal vorkam. Dennoch startete ich noch einen Versuch, ihr das eigentliche Problem deutlich zu machen. „Aber er war mir so nah!“ Was für eine überzeugende Aussage! Ich ohrfeigte mich innerlich selbst. Aber wie sollte ich ihr das verdammt noch mal erklären? Diese Gefühle?! „Hör mal Kyoko“, begann sie und ich kam mir vor wie ein kleines Kind. „Man kann nicht mit jemandem tanzen, der zwei Meter von einem entfernt ist. Du musst deinen Tanzpartner zwangsläufig anfassen.“ „Hm.“ Eigentlich hatte sie ja Recht. „Aber wieso hat er mir so ins Ohr geflüstert? Und er hat mich mit so großen Augen angesehen und…“ Irgendwie blieben mir die Worte förmlich im Halse stecken. Ich hatte die Szene von Tsuruga-san und mir noch genau vor Augen und schon wieder lief ein wohliger Schauer meinen Rücken hinunter. „Und was?“, hakte Kanae nach. Oh man, jetzt konnte ich keinen Rückzieher mehr machen. „Ich habe seinen Herzschlag gespürt.“, wisperte ich kaum hörbar. „Was?“ Offenbar hatte sie es akustisch tatsächlich nicht verstanden, weshalb ich es noch einmal wiederholte. „Und wie ich vermute“, fing sie in einem nüchternen Tonfall an, „willst du mir als nächstes erzählen, dass sein Herz ziemlich schnell geschlagen hat, richtig?“ Mir fiel die Kinnlade hinunter. „Aber… was… wie… huh?“, stammelte ich. Miss Menno seufzte auf. „Mein Gott Kyoko! Was hab ich dir denn immer wieder gesagt? Letztens erst wieder im Café und davor auch schon des Öfteren. Muss ich das wirklich noch einmal wiederholen?“ „Ich weiß nicht was du meinst.“, entgegnete ich ihr und meinte es ernst. Genervt stöhnte sie auf. „Ren mag dich.“ Verlegen fing ich an zu hüsteln. „Nicht doch Kanae… Du weißt doch, er ist mein Sempai und wir sind einfach nur Kollegen und ja, ich respektiere und bewundere ihn sehr. Doch er kann mich unmöglich…“ „Argh!“, unterbrach sie mich. „Und wie erklärst du dir dann bitte seinen rasenden Herzschlag?“ Gute Frage. Keine Ahnung. Nächste Frage. Ehrlich gesagt wollte ich darüber gar nicht nachdenken und mir auch nicht eingestehen, dass ich wegen dieser Frage schon die halbe Nacht kein Auge zugetan hatte. „Kyoko, ich sag es dir jetzt klar und deutlich.“ Sie holte tief Luft. „Ren ist in dich verliebt.“ Ich hielt den Atem an. Bitte?! Was hatte sie da gerade gesagt? Unmöglich! Das war ja fast schon lächerlich. Tsuruga-san konnte keinesfalls in mich verliebt sein. Der Gedanke kam in meinem Kopf nicht einmal richtig an. Es war fast schon unerhört so was auch nur im Entferntesten zu denken! Der beliebteste Schauspieler Japans konnte doch jede Frau haben, die er nur wollte. Überall wo er auftauchte lag ihm die weibliche Bevölkerung zu Füßen. Da würde er sich doch nie für so eine wie mich entscheiden! Niemals!! „Hallo? Bist du noch da?“ „Ähm ja.“, antwortete ich schnell. „Aber es kann einfach unmöglich wahr sein, dass Tsuruga-san mich… also…“ Irgendwie konnte ich nicht einmal das Wort aussprechen. Aber Kanae wusste sowieso was ich meinte. „Ach ja, und warum nicht? Weil er praktisch Jede haben kann? Weil ein Großer wie Ren Tsuruga sich nur Models aussucht? Weil er so gut aussieht, dass er unbedingt ein genauso hübsches weibliches Pendant braucht?“ „Genau.“ Sie hatte es erfasst. Kanae war ja so intelligent! „Das ist doch lächerlich!“ „Warum denn das? Immerhin gibt es sonst keine Anzeichen, dass er mich auch nur ansatzweise mehr als nur mögen könnte.“ „Ich hab euch in der Vergangenheit beobachtet. Weißt du wie ihr euch gegenseitig geradezu anschmachtet?“ „WAS?!“ Also das war ja wohl die Höhe! Ich himmelte doch Tsuruga-san nicht an! „Natürlich. Weißt du wie er dir immer hinterher sieht, wenn du an ihm vorbeiläufst? Dieser sehnsüchtige Gesichtsausdruck spricht Bände. Und außerdem kannst du deine Augen auch nie von ihm losreißen. Denk doch nur an die Situationen wo er spielt und du jede seiner Bewegungen förmlich aufsaugst.“ „Aber das ist doch nur, weil ich sein Talent so bewundere!“, versuchte ich mich zu verteidigen. Die Anschuldigungen Kanaes waren durchaus sehr belastend… „Das redest du dir nur ein.“, sagte sie mit einem Seufzen. „Außerdem findet auch Yashiro-san, dass es mehr als offensichtlich ist, dass ihr beide euch sehr mögt.“ „Du hast mit Yashiro-san über Tsuruga-san und mich geredet?“ Ich war vollkommen sprachlos. Oder fassungslos traf es wohl eher. Ich konnte ihm doch nie wieder unter die Augen treten, wenn er das alles genauso empfand wie Kanae! „Nur ein bisschen.“ „Oh mein Gott!!“ „Alles halb so wild. Er findet genauso wie ich, dass ihr ein durch und durch perfektes Paar seid.“ Wie sie das so ruhig sagen konnte war mir ein Rätsel. „So und da wir das ja jetzt geklärt hätten, geh ich jetzt wieder ins Bett.“, verkündete sie. „Hm.“ Mehr konnte ich nicht sagen. „Gute Nacht, Kyoko!“ „Hm… schlaf gut.“ Oh man, ich würde die ganze Nacht kein Auge zu tun! ~*~ Aufseufzend ließ ich mich an einen Tisch in meiner unmittelbaren Nähe fallen. Ich hatte keine Lust mehr Energie in eine so banale Angelegenheit zu stecken, wie die sorgfältige Auswahl meines abendlichen Sitzplatzes. Wie ich überhaupt noch Energie aufbringen konnte mir etwas Essbares auf meinen Teller zu packen war mir ohnehin ein Rätsel. Genauso wie die Antwort auf die Frage, wie ich den heutigen Tag eigentlich überlebt hatte. Dem gemeinsten und übelsten Getuschel überhaupt hatte ich mich ausgesetzt gesehen. So richtig fassen konnte ich es immer noch nicht, was heute am Set abgelaufen war und im Grunde war es schlicht und einfach zu deprimierend um sich darüber noch weiter Gedanken zu machen. Maijka hatte nicht nur ein bisschen, sondern im Grunde alles über die Szene zwischen Tsuruga-san und mir herumerzählt und nicht nur das… nach den geschockten, erbosten und angeekelten Gesichtsausdrücken der Anderen zu urteilen musste ich wer weiß was mit ihm angestellt haben. Anscheinend hatte sie die ganze Angelegenheit noch in den blühendsten Farben ausgeschmückt und am Ende war ich wohl über Tsuruga-san hergefallen. Zwar war ich verächtliche und angewiderte Blicke von meinen Mitmenschen gewohnt, doch war es schon etwas heftig, wenn ich dauernd und überall als Miststück beschimpft wurde. Natürlich nie laut, sondern nur als Zischen hier und da wahrnehmbar. Aber die Banane, die man nach mir geworfen hatte, war tatsächlich die Krönung gewesen. Davon mal ganz abgesehen, dass eigentlich der Akt des Bananewerfens an sich überaus lächerlich ist, handelte es sich um eine fast noch grüne Frucht, die mich durch die Wucht des Aufpralls an meinem Hinterkopf tatsächlich beinahe auf den Boden befördert hätte. Das war das Dümmste, was mir je passiert ist. Ich meine, ehrlich… wer wird schon von einer Banane niedergestreckt?! Gewaltsam versuchte ich die Gedanken an diesen peinlichen Zwischenfall zu verdrängen, als sich dummerweise gerade jetzt die Ursache des allgemeinen Übels in mein Gesichtsfeld drängte. „Mogami-san, kann ich kurz mit dir sprechen?“ Ich konnte ein Aufstöhnen nicht unterdrücken. Wusste dieser Mensch eigentlich, was er mir mit seiner Anwesenheit an meinem Tisch antat? Da konnte ich mich ja gleich auf weitere Attentate einstellen. „Das fasse ich als ein Nein auf, aber ich muss trotzdem mit dir reden.“ Na nur zu, oh großer schöner Mann... wie ich dir zu Füßen liiiieegee!!! Oh man!! Das er sich bei meiner dunklen Aura überhaupt traute meine Nähe aufzusuchen war ja schon bemerkenswert, aber sich auch noch zu mir zu setzen war ja mal wieder die Krönung. Gerade heute von allen Tagen, wollte ich ihn nicht sehen. „Hinushe-san hat mir von dem Zwischenfall berichtet.“ Ach, hat er das?! „Von welchem, bitte?“, fragte ich ihn höflich, denn ich konnte ja nicht wissen, ob er von dem Vorfall mit der Banane, der Tomate oder der Kiwi sprach. „Also…“, zögerte er, „das mit der Banane.“ Aha. „Hm.“, entgegnete ich ihm und sah weiter stur auf meinen Teller. Ansehen mochte ich ihn nicht, zumal ich den allgemeinen Gerüchten nicht noch weiter Nahrung geben wollte. Wer wusste schon, wer uns hier im Speisesaal gerade alles beobachtete. Ich spürte förmlich die Blicke sämtlicher weiblicher Personen im Nacken und mir lief es nur bei dem Gedanken daran kalt den Rücken hinunter. Wer wusste schon, wozu Frauen fähig waren, wenn es um ‚ihren’ Mann ging? „Mogami-san… ich…“ Ich war mir fast sicher jetzt gleich ein paar tadelnde Worte hören zu müssen, dass ich doch besser hätte aufpassen sollen. „Ich weiß… nicht…“ Nanu? Warum redete Tsuruga-san so zögerlich? Als er nicht weiter sprach musste ich ihn gezwungenermaßen doch ansehen und war überrascht, dass ich mich einem überaus besorgten Augenpaar gegenübersitzen sah. Der Vorfall sollte ihn jetzt vielleicht doch nicht sooo mitnehmen, oder? „Also…“, wieder ließ er den Satz unbeendet, weshalb ich mich genötigt fühlte endlich auch mal etwas zu sagen. „Es war nicht so schlimm wie es sich vielleicht anhört und die Banane war auch nicht dermaßen hart.“ Oh Gott, jetzt unterhielt ich mich mit ihm schon über Bananen!! „Die Banane hat dich fast umgeworfen!“ „Ähem… naja… gut gezielt würde ich dazu sagen.“, meinte ich räuspernd. Oh Himmel, das war ja echt peinlich hier!! „Warum bist du nicht zu mir gekommen?“ „Huh?“ „Warum hast du mir das nicht gleich erzählt?“ Ging es dem noch gut? ‚Hallo Tsuruga-san, ich wurde gerade von einer Banane erledigt?’ Hätte ich ihm DAS sagen sollen? Das war doch jetzt nicht sein Ernst!! „Ich hätte dabei sein müssen! Dann hätte ich sofort etwas unternommen!“, sprach er aufgebracht weiter und meine Augenbrauen wanderten immer höher. „Was hätten Sie gemacht?“, fragte ich ihn und ich konnte mir einfach nicht verkneifen hinterher zu schieben, „Hätten Sie die Banane zurückgeworfen?“ Gleich darauf biss ich mir auf die Zunge. Oh man, das hätte ich nicht sagen sollen. Ich konnte doch nicht so mit meinem Sempai reden!! Der wirft doch nicht mit Bananen um sich!! „Ja, hätte ich.“ Mir fiel die Kinnlade hinunter. „Wie bitte?“ „Ja, ich hätte die Banane zurückgeworfen.“ Ha ha ha. Verarschen konnte er einen schon immer gut. Aber er quittierte mein zur Grimasse verzogenes Gesicht nur mit einem ernsten Ausdruck und meinte doch tatsächlich: „Ich hätte wahrscheinlich noch mehr geworfen.“ Ach komm schon… wer kauft dir denn den Bananenwerfertypen ab? Das glaubst du doch wohl selber nicht! „Mogami-san“, er lehnte sich weiter vor und ich musste mich zusammenreißen nicht panisch zurückzuweichen. Glücklicherweise war der Tisch aber noch zwischen uns. Dennoch schien er das Entsetzen in meinen Augen gelesen zu haben, denn er räusperte sich und rückte wieder ein Stück zurück. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mir das Leid tut!“ Hää?? „Was denn? Sie können doch gar nichts dafür!“ Seine Augen weiteten sich. „Ich kann nichts dafür?!“, fragte er mich ungläubig mit einem Krächzen in der Stimme. „Ich wollte, dass du mir hilfst, ich habe dich mit Maijka-chan zusammengebracht, obwohl ich weiß, dass du sie nicht leiden kannst…“ „Aber…“, wollte ich ihn unterbrechen, doch er brachte mich zum Schweigen, indem er einfach fortfuhr. „… ich war es, der von dir verlangt hat, diese Szene zu spielen und auch ich war es, der sie verändert hat.“ Oh. Mein. Gott. Er gab zu die Szene verändert zu haben? Bisher hatte ich mir erfolgreich eingeredet, dass alles so abgelaufen war, wie es im Drehbuch gestanden hatte. Uh, meine heile Welt bekam ihre ersten Risse. Ich startete einen verzweifelten Versuch das Thema um unsere gemeinsame Szene abzuwenden, indem ich verlauten ließ: „Es ist doch alles abgelaufen, wie es im Drehbuch gestanden hat.“ Und dann schob ich noch hinterher: „Ich habe nichts bemerkt, was darüber hinausgegangen wäre.“ In dem Moment, wo ich diese Worte aussprach fragte ich mich, ob es wirklich gut war, wenn man sich selber dermaßen betrügen konnte. Zu behaupten ich hätte nichts gemerkt, fiele nicht mehr in die Kategorie „Verschleiern von Tatsachen“, sondern war schlicht und einfach eine Lüge. Eine Lüge, die ich versuchte mir selber als die Wahrheit zu verkaufen. Dummerweise gelang mir das aber nicht. Und als ich Tsuruga-san in die Augen sah, wollte ich dem auch gar nicht mehr Glauben schenken. Wie hypnotisiert starrte ich ihn an, denn ich konnte Enttäuschung in seinen Augen erkennen und eine mir unerklärliche Wut. Erschrocken wich ich noch weiter zurück, was er nur noch mehr mit einem verletzten Blick quittierte. „Tsuruga-san… ich muss gestehen… ich…“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Seine Augen setzten mich außer Gefecht, weil ich mir seine Empfindungen nicht erklären konnte. Warum sah er so unglücklich aus? „Du hast die Szene als normal empfunden.“ Das war keine Frage, das war eine sachliche Feststellung, die mir förmlich das Blut in den Adern gefrieren ließ. So gefährlich hatte er lange nicht mehr geklungen. „Also, naja…“, ich hüstelte verlegen, während ich fieberhaft nach einer Antwort suchte. Doch was sollte ich ihm sagen? Etwa, dass die Szene eigentlich die bisher schönsten zehn Minuten meines Lebens gewesen waren? Oder sollte ich ihm vielleicht verkünden, dass ich nicht mehr richtig schlafen konnte, weil ich mir ständig vorstellte wie es wäre von ihm noch einmal im Arm gehalten zu werden? Oder womöglich sollte ich ihm erklären, dass ich fast jede freie Minute damit verbrachte an ihn zu denken? Ich war viel zu geschockt ob meiner eigenen Gedanken, als das ich ihm hätte antworten können. Was ich mir gerade eingestanden hatte klang gar nicht gut. Natürlich mochte und respektierte ich Tsuruga-san als meinen Sempai, doch mehr war da doch nicht. Immerhin war ich nicht umsonst schon seit vielen Monaten in der Love-Me-Section von LME. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als sich Tsuruga-san erhob und sich mit einem lapidaren „Wir sehen uns dann morgen“ verabschiedete. Was war denn bitte hier gerade passiert?! Apathisch starrte ich auf den Fleck wo er eben noch gesessen hatte. Was sollte denn das? Warum war er jetzt so kalt und abweisend? Hatte ich etwas Falsches gesagt? Kurz entschlossen stand ich auf und folgte ihm. Ich wusste, dass ich mir die ganze Nacht den Kopf zerbrechen würde, wenn ich ihn jetzt nicht zur Rede stellen würde. Außerdem konnte er mich nach so einem Tag doch nicht einfach so abspeisen. Immerhin hatte ich wirklich wegen ihm gelitten. Er war noch nicht weit gekommen und bald hatte ich ihn eingeholt. „Tsuruga-san.“ Er wandte sich um und fragend sah er mich an. „Ich hab das nur so dahingesagt, wirklich ich hab gemerkt… also…“ Wie konnte ich das nur ordentlich ausdrücken? Meine Fähigkeit Sätze zu bilden war durch seine Nähe doch ziemlich eingeschränkt. „Was?“ Er hatte immer noch diesen unterkühlten Tonfall. „Also“, begann ich und atmete tief durch, „ich habe durchaus bemerkt, dass sie die Szene verändert haben.“ Meine Stimme war nur noch ein Flüstern, als ich weiter sprach. „Wir hätten uns voneinander wegdrehen müssen, nicht aufeinander zu und außerdem hätte Dai wohl nie seine Hand… also… er hätte nie…“ Diesmal wünschte ich mir fast, er würde mich unterbrechen und mir damit diese Peinlichkeit ersparen. Doch als ich meinen Blick hob konnte ich sehen, dass mich Tsuruga-san mit einem festen Ausdruck fixierte und auf das Fortführen meines Satzes wartete. „… Dai hätte Hana vielleicht auch nicht näher an sich gezogen.“ Nervös spielte ich mit meinen Fingern, während alles in mir danach lechzte wegzulaufen. „D… das wollte ich Ihnen nur noch einmal sagen.“, gab ich kleinlaut zu Protokoll und wünschte ihm kurz darauf eine gute Nacht. Erleichtert wandte ich mich zum Gehen, doch er hielt mich zurück. „Warte, Mogami-san.“ Seine tiefe Stimme ließ schon wieder einen Schauer über meinen Rücken wandern. Und die gerade noch da gewesene Erleichterung verwandelte sich wieder in totale Anspannung. Unsicher wandte ich mich um, wobei ich es jedoch vermied ihn direkt anzusehen. „Hast du Lust auf einen kleinen Spaziergang am Strand?“ Zaghaft nickte ich. In meiner jetzigen Verfassung hätte ich ihm eh nichts ausschlagen können. Langsam setzten wir uns in Bewegung und schlenderten in Richtung Strand, während alles in mir Achterbahn zu fahren schien. Ich war mir sicher, dass einige Frauen in Japan alles darum gegeben hätten jetzt mit mir zu tauschen. Das sie wirklich fast alles tun würden wurde mir heute durch die Aktion mit der Banane glaubhaft vermittelt. Und trotzdem hätte ich gerade in diesem Moment gern mit jemand anderem getauscht. Ich war extrem nervös und setzte unsicher einen Fuß vor den anderen. Das Tsuruga-san kein Wort sagte, machte die ganze Sache auch nicht besser, obwohl ich so davor bewahrt wurde irgendwelche peinlichen Antworten auf verfängliche Fragen zu geben. Dennoch gefiel mir die Stille nicht und als wir nach ein paar Minuten den Strand erreichten brach ich mein Schweigen mit einem dummen Kommentar über das schöne Wetter und die rote Sonne am Horizont. Was Dämlicheres hätte mir auch nicht einfallen können, um ein Gespräch zu beginnen. Doch erstaunlicherweise entgegnete Tsuruga-san: „Ein sehr schöner Sonnenuntergang.“ Hm… mir wurde gerade bewusst, in was für einer Situation ich mich befand. Ich war allein. Mit einem Mann. Mit einem gutaussehenden Mann. Mit dem begehrtesten Mann Japans. Allein mit ihm am Meer… … und vor uns ein Sonnenuntergang. Ich kam mir vor wie in einem kitschigen Liebesfilm. Aber ich musste zugeben, dass es durchaus ein schöner Film war, der da vor meinem inneren Auge und seltsamerweise auch wirklich in der Realität ablief. Ich hörte das sanfte Rauschen der Wellen und spürte die kühle abendliche Brise. Man, wenn es jetzt nicht gerade so unpassend gewesen wäre hätte ich laut aufgeseufzt und mich in den weichen Sand fallen lassen. Wenige Augenblicke später taten wir aber genau das: wir ließen uns einfach im Sand nieder und sahen den Wellen zu, die sich sachte am Ufer brachen. Dieses Schauspiel hatte durchaus eine sehr beruhigende Wirkung auf mich, die sich immerhin dadurch auszeichnete, dass sich mein Herzschlag wieder normalisierte und ich mich nicht mehr panisch nach einer Fluchtmöglichkeit umsah. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr weg und ich musste mir eingestehen, dass ich mich durchaus an Tsuruga-sans Anwesenheit gewöhnen konnte. Um nicht sogar zu sagen: ich fühlte mich wohl. „Ich werde in Zukunft besser aufpassen.“, meinte er leise neben mir. „Worauf?“, fragte ich ihn, wobei ich kaum meinen Kopf drehte. Zu sehr faszinierte mich das Naturschauspiel vor mir. „Auf dich.“ Eine Gänsehaut lief mir den Rücken hinunter. Oh Gott, warum sagte er heute lauter so komische Dinge? „Ich kann selber auf mich aufpassen, Tsuruga-san.“, erklärte ich ihm bestimmt und sah ihn entschlossen an. Er lächelte, was meinen Herzschlag wieder unkontrolliert beschleunigen ließ. „Ich weiß. Aber nach dem Vorfall heute bin ich mir da nicht mehr so sicher.“ „Ach das…“, ich machte eine abwertende Handbewegung. „Das waren nur unglückliche Umstände. Ich war wohl einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.“ Er rückte ein Stück näher zu mir, wobei ich nicht wusste, ob mir das gefiel oder eher nicht. Ersteres hätte ich mir wohl eh nicht eingestanden… Wir saßen jetzt so dicht nebeneinander, dass ich meine Augen senkte. Ich konnte ihn einfach nicht länger ansehen. Diese Wärme in seinem Blick ließ nicht nur meine Knie weich werden, sondern ließ geradezu mein Innerstes erzittern. Als sich auch noch seine Finger sanft um mein Kinn schlossen und er es vorsichtig anhob, damit ich ihn wieder ansah, konnte ich nur noch bebend Luft holen. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte, so angespannt war ich. „Ich werde nicht zulassen“, begann er wispernd, wobei sein Gesicht ungeheuer nah vor meinem schwebte, „dass dir jemand noch einmal etwas antut.“ „Es war doch nur eine Banane.“, gab ich ebenso leise zurück, aber ohrfeigte mich gleich darauf innerlich, wie dämlich ich war. Das war das Dümmste was ich jetzt hätte sagen können. Ich Trottel musste natürlich wieder die gesamte Atmosphäre zerstören!! Tsuruga-san grinste und kam mir noch ein Stückchen näher. Mit jedem weiteren Zentimeter, den er überwand stieg meine Panik, weil ich nicht wusste, was ich tun sollte. Natürlich hätte ich einfach aufstehen und wegrennen können. Aber seltsamerweise wollte ich das gar nicht. Irgendetwas in mir genoss es und wäre in diesem Augenblick um nichts in der Welt an einem anderen Ort gewesen. Dennoch erstarrte ich vollkommen, als seine Lippen meine Wange streiften. Die Berührung war so unendlich sanft, dass ich ein Aufseufzen nur mit aller Macht unterdrücken konnte. Das ich meinen Herzschlag überhaupt noch fühlte war ein Wunder und das er ihn nicht zu hören schien ebenso. Seine Hand, die noch immer mein Kinn umschlossen gehalten hatte, wanderte jetzt weiter über meinen Hals zu meinem Nacken. Das zarte Kribbeln, welches seine Finger auf meiner Haut hinterließen brachte mich förmlich um den Verstand und ich ertappte mich selbst dabei, wie ich mich in die Berührung lehnte. Was machte er hier nur mit mir? Unendlich sanft spürte ich wieder seine Lippen auf meiner Wange, die vorsichtig weiterwanderten. Ganz langsam bewegten sie sich zu meinem Kinn und ich verlor mich so sehr in seiner zarten Berührung, dass ich meine Augen mit einem wohligen Seufzen schließen musste. Seine schlanken Finger streichelten ganz behutsam meinen Nacken und jagten mir angenehme Schauer über den Rücken, weshalb ich kaum bemerkte, dass seine Lippen fast bei den meinen angekommen waren. Normalerweise hätte jetzt alles in mir Alarm geschlagen und ich wäre erschrocken zurück gewichen, doch mein Verstand hatte sich schon seit einer geraumen Weile verabschiedet und der einzige Zweck meiner Existenz schien darin zu bestehen mich auf seine Lippen zu konzentrieren. Unendlich zart fühlte ich wenige Augenblicke später seine Lippen auf den meinen und meine Fähigkeit zu Denken setzte vollständig aus. Er zog mich noch ein Stück weiter zu sich und jetzt konnte ich auch seinen rasenden Herzschlag spüren. Seine Lippen waren so unendlich weich, dass ich mich ganz dem Gefühl hingab von ihm so sanft berührt zu werden. Als er begann sachte an meiner Oberlippe zu knabbern, konnte ich nicht mehr an mich halten und legte ihm meine Arme um den Nacken. Wenn ich mich jetzt beobachtet hätte, hätte ich mich wohl geohrfeigt, doch in diesem Moment war mir alles egal. Es existierte nur noch Ren vor mir. Ren… in Gedanken ließ ich seinen Namen genüsslich über meine Zunge rollen. Was für ein wunderschöner Klang. Ich zog ihn noch ein Stück zu mir, den Kuss nicht enden lassen wollend. „Kyoko…“, hauchte er nah vor meinen Lippen und spätestens jetzt erlag ich seinem Bann vollkommen. Mit beiden Händen umfasste er mein Gesicht und tupfte mir einen sanften Kuss auf den Mund. Immer wieder suchten seine Lippen die meinen und mit jeder Berührung wurde unser Kuss intensiver. Ich konnte gar nicht anders, als mich völlig in diesem Gefühl bedingungslosen Vertrauens zu verlieren. Er küsste mich mit einer solchen Hingabe, dass mir schwindlig wurde und ich mich nur noch weiter in seine Berührungen lehnen musste. Dennoch verhinderte die wohlige Wärme in meinem Körper und das Gefühl tiefster Zufriedenheit nicht, dass ich erschrocken zurückzuckte, als ich plötzlich seine Zunge an meinen Lippen fühlte. Mit weit aufgerissenen Augen löste ich mich von ihm. Um meine Verwirrung noch zu steigern, schenkte er mir einen Blick tiefster Bestürzung, welcher mich noch weiter zurückrutschen ließ. „Verzeih, ich weiß nicht…“, begann er mit rauer Stimme, die sich so gar nicht wie seine eigene anhörte. Mein Herz schlug wie wild, als ich mich ruckartig erhob und wie betäubt ein paar Schritte zurück taumelte. Die Geschehnisse der letzten Minuten schienen erst jetzt in mein Bewusstsein zu dringen und je mehr ich mir darüber im Klaren wurde, desto entsetzter war ich. „Es tut mir Leid…“ Auch Ren hatte sich jetzt erhoben und wir standen uns gegenüber. Ich konnte nicht glauben, was eben passiert war und sein verzweifelter Blick trug nicht eben dazu bei mir die ganze Situation zu erklären. Ich spürte, wie ich zu zittern begann. Ich konnte hier nicht bleiben. Weg! Ich musste weg von hier!! Rasch drehte ich mich um und fing an zu laufen. Ich sah mich nicht um, ich konnte nicht. „Nein, warte!“, hörte ich es hinter mir rufen und mein Herz schrie förmlich auf, als es die Enttäuschung in seiner Stimme hörte. Was tat ich hier? Was hatte er getan? Was hatten wir da eben getan?! „Kyoko!!“, schrie es von weit her, doch ich lief einfach weiter. So schnell ich konnte, versuchte ich den Abstand zwischen uns zu vergrößern, während mein Herz mit jedem Meter mehr zerriss. Ich lief. Ich rannte davon. Vor ihm. Vor mir selbst. Und ich bemerkte die lautlosen Tränen, die langsam meine Wangen hinunterliefen. ~*~ Oh Gott bitte... schreibt mir was dazu! Irgendwas!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)