The World In A Cage von -Red-Karasu (+Final Chapter up 9 December 2008+) ================================================================================ Kapitel 14: 14. Kamikaze ------------------------ Es geht weiter. Es hat schon wieder so lange gedauert, verzeiht mir bitte. Ich hatte, was diese Geschichte angeht eine kleine Schreibblockade und hab nebenbei noch an einer anderen Geschichte gearbeitet...Aber jetzt ist es da. Ob im September wieder etwas kommt, oder wann, kann ich nicht genau sagen, da ich nicht weiß, wie ich zum schreiben komme und meine Beta den ganzen Monat durch Japan gondelt, aber wir versuchen unser Bestes. Jetzt genug davon, hier kommt das neue Kapitel, viel Spaß damit. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 14. Kamikaze Die Tür zur Garderobe öffnete sich und Karyu machte einen Schritt in den Raum, während er sich suchend umsah. „Hat einer von euch Tsukasa gesehen?“, fragte er dann genervt. Die Anwesenden, die sich gerade auf ihren Dienstbeginn vorbereiteten, schüttelten den Kopf, ehe eine junge Frau, deren Namen sich Karyu partout nicht merken konnte, vage in in Richtung Flur zeigte. „Ich glaub, er ist vorhin Richtung Waschräume gegangen...“, bemerkte sie desinteressiert und wandte sich wieder ihrem Makeup zu. Er nickte knapp und verließ den Raum wieder, ließ die Tür laut hinter sich ins Schloss fallen. Eilends stürmte er beinahe den Gang hinunter, um so schnell wie möglich zu den Räumlichkeiten zu gelangen. Der Kleine hatte ihm schon genug Scherereien bereitet und wenn der Brünette heute wieder zu spät bei seinem Kunden auftauchen würde, hätten sie Beide ein ziemliches Problem am Hals. Und darauf konnte er persönlich ganz gut verzichten. Schwungvoll stieß Karyu die Tür auf und sah sich um. Er glaubte für einen Moment ein ersticktes Schluchzen gehört zu haben und ging in die Richtung des Geräusches, blieb bei dem Anblick, der sich ihm bot, jedoch wie angewurzelt stehen. Am Waschbecken stand eine schmale Gestalt, die mit zittrigen Händen und tränennassen Wangen versuchte, einige Tabletten aus einem kleinen Glasgefäß zu schütteln. Der Junge betrachtete sie kurz, als sie in seiner Handfläche lagen, nur um sie dann mit einer schnellen Bewegung zu schlucken. „Bist du eigentlich bescheuert?“ Ohne sich bewusst dazu entschieden zu haben, hatte Karyu sich aus seiner Starre gelöst und den Jungen mit festem Griff an den Schultern gepackt. Tsukasa warf ihm nur einen verloren wirkenden Blick zu, bevor er den Kopf senkte und sich nicht einmal daran zu stören schien, dass er damit begonnen hatte, ihn kräftig durchzuschütteln. „Ich rede mit dir, verdammt!!!“ Er stieß den Jungen von sich, sodass dieser gegen die nächste Wand stolperte und ihn nun mit glasigen Augen ansah. „...lass mich doch einfach in Ruhe...“, flüsterte der Kleinere dann mit so tonloser Stimme, dass es Karyu geradezu Angst machte und er wieder einmal einfach aus seinem Bauchgefühl heraus handelte. Er verpasste Tsukasa erst einen Schlag ins Gesicht – ob aus Wut auf den Anderen oder sich selbst vermochte er nicht zu sagen – und packte ihn dann am Handgelenk, um ihn erbarmungslos in Richtung der nächsten Toilette zu zerren. Dort angekommen zwang er den zierlichen Jungen in die Knie, drückte ihn mit dem Kopf über die Kloschüssel und drehte ihm gleichzeitig den Arm auf den Rücken. „Spuck es aus. Oder ich bring dich dazu, dass du es ausspuckst.“, forderte er mit kalter Stimme. Als Tsukasa wieder nicht reagierte, legte Karyu einen Arm um dessen Bauch und drückte ruckartig mit dem Handballen in die Magengrube des Brünetten, der daraufhin tatsächlich anfing zu würgen und sich, nachdem Karyu diese Bewegung noch ein paar Mal wiederholt hatte, krampfartig erbrach. Der Ältere hielt seinen Blick starr auf den zitternden Körper vor sich gerichtet. Ihm war klar, dass Tsukasa ihn jetzt vermutlich noch weniger leiden konnte als vorher schon, aber er hatte einfach nicht zulassen können, dass der Junge sich in irgendwelchen Stoff flüchtete und sich damit auch noch selbst zerstörte. Vollkommen egal, was er da hatte nehmen wollen. Das Warum schob er in diesem Moment von sich weg und war froh, als Tsukasa versuchte, sich wieder aufzurichten. Deutlich vorsichtiger als vorher half Karyu ihm dabei, wieder auf die Beine zu kommen und stützte ihn auf dem Weg zu den Waschbecken, damit er sich den Mund ausspülen konnte, ließ ihn aber immer noch keinen Augenblick aus den Augen. „Geht's dir besser?“, fragte er nach einer Weile des Schweigens, in der sein 'Schützling' nur bewegungslos am Waschbecken gestanden und auf die Wand vor sich gestarrt hatte. Jetzt begann der dünne Körper vor ihm erneut leicht zu zittern und bevor Karyu sich versah, hatte Tsukasa ihm, wie schon ein paar Tage zuvor, einfach die Arme um den Oberkörper geschlungen und ließ sich langsam auf den Boden rutschen. „I-ich...kann das...einfach nicht...“, brachte er dann krächzend hervor, mittlerweile auf dem Boden kniend und sah aus verweinten Augen zu dem Bodyguard auf. Dieser fühlte sich mit der ganzen Situation einmal mehr vollkommen überfordert, hockte sich dann aber etwas zögernd ebenfalls hin, um dem Jüngeren mit einer unsicheren Geste eine Träne von der Wange zu streichen. Tsukasa krallte seine Hände in Karyus Unterarm und schluchzte nun heftiger und schien kaum noch in der Lage zu sein, richtig zu atmen. „Lass d-das...d-ir geht’s doch...a-auch nur...“, er machte eine Pause, in der er förmlich nach Luft schnappte, „weil's d-dein...verd...dammter Job ist...du h-hasst mich...genau wie j-jeder andere hier...“, sein Griff um Karyus Arm verstärkte sich noch, doch dieser versuchte sich immer noch einen Reim auf das momentane Geschehen zu machen und sah stumm auf den Weinenden hinab. „Es ist doch jetzt...alles egal...“, Tsukasas Stimme war nicht mehr lauter als ein Flüstern. ~~~ Mit angemessenen Schritten durchquerte Kana das Grudge, bis sie sich schließlich an der Bar niederließ und die Beine übereinanderschlug. Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, bevor sie mit einer fließenden Bewegung einen der Stricher, die hinter der Bar arbeiteten zu sich winkte, um sich den üblichen Bloody Mary zu bestellen. Zero, der heute im Club arbeitete, sah sie und ging zu ihr, um sie zu begrüßen. Mit einem Lächeln nahm sie den Handkuss zur Kenntnis. „Wie geht es dir?“, fragte sie dann, nachdem sie ihn eingehend gemustert hatte. Mit seinem üblichen leeren Lächeln nickte der Schwarzhaarige leicht. „Gut, danke. Vielleicht können wir später reden. Ich habe leider noch eine Kundin.“ Kana nickte knapp. „Dann hoffe ich, dass du später noch etwas Zeit für mich hast. Du weißt, ich warte nicht gern.“ „Ja, natürlich...“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging in Richtung der Zimmer, wo die Freierin schon auf ihn wartete. Und obwohl er es zu ignorieren versuchte, konnte er Kanas stechend eifersüchtigen Blick im Rücken spüren. ~~~ Hizumi ließ sich auf seinen Stuhl vor dem PC fallen und klickte die Seite seines Stammchats an. Ungeduldig trommelte der junge Webdesigner mit den Fingern auf der Tischplatte herum, er konnte es kaum erwarten, bis er endlich online kam, um seine Neuigkeiten zu teilen. »User +Ero:de+ logged in« *zettyou_spice* wrote: Hey, da bist du ja endlich, ich hab gewartet~ +Ero:de+ wrote: Sorry, hatte noch zu tun. Musste dringend noch ein Projekt fertigstellen... +Ero:de+ wrote: Aber ich hab jetzt die Fotos von diesem Shooting letztlich. *zettyou_spice* wrote: Passt schon. *zettyou_spice* wrote: Das mit dem Stricher?? *zettyou_spice* wrote: Immer her damit, wenigstens eins. Wenn der Typ dich so fasziniert, dann muss ich ihn sehen~ +Ero:de+ wrote: Okay, ich schick dir eins davon...aber wehe du schickst das weiter, sonst macht meine Tante mir die Hölle heiß... »+Ero:de+ sends file« *zettyou_spice* wrote: Ja, ja, kein Ding, ich bin halt nur neugierig... » File sent successfully « +Ero:de+ wrote: Und? Wie findest du ihn? Nach einer knappen Minute runzelte Hizumi verwundert die Stirn. Wieso brauchte der Andere so lang, um zu antworten? Sonst dauerte das doch auch immer nur wenige Sekunden. *zettyou_spice* wrote: ... *zettyou_spice* wrote: ...ich bin in zehn Minuten bei dir »*zettyou_spice* said: „see you later, bitches!“ and left this room« „Was ist denn jetzt kaputt?“, fragte Hizumi sich halblaut selbst. Er konnte sich wirklich keinen Reim auf das Verhalten seines Freundes machen, da er viel eher damit gerechnet hätte, dass dieser nun anfangen würde jedes Detail von Zeros Erscheinungsbild zu analysieren und kommentieren. Mit einem Seufzen gab er es auf, einen tieferen Sinn hinter dem ungewöhnlichen Verhalten zu suchen, loggte sich wieder aus und stand dann auf, um in Richtung Küche zu gehen. In der Zeit, bis sein Freund eintreffen würde, konnte er sich noch eine Kleinigkeit zu Essen machen, schließlich hatte er heute aufgrund der näherrückenden Deadline für seine Arbeit noch nicht wirklich etwas zu sich genommen. Keine Viertelstunde später klingelte es Sturm und Hizumi beeilte sich, an die Tür zu gehen, um einem eventuellen Streit mit seinem Nachbarn vorzubeugen. Kaum hatte er die Tür geöffnet, war sein Kumpel auch schon in der Wohnung und ging, ohne sich auch nur die Schuhe auszuziehen, in Richtung Wohnzimmer. „Natürlich, komm nur herein...“, murmelte er perplex, folgte seinem Gast dann aber, der ihn bereits ungeduldig ansah. „Wo sind die anderen Bilder? Bitte, ich muss sie dringend sehen!“ Jetzt wirklich ernsthaft verwirrt nickte Hizumi. „Setz dich, ich hol sie...“ Als er zurückkam, saß sein Freund auf der Couch, sah ihn schon erwartungsvoll an und riss ihm die Mappe mit den Fotos förmlich aus der Hand, blätterte dann aber stumm darin herum und schien mit jedem Augenblick aufgewühlter zu werden. „Das kann nicht sein...“, meinte er irgendwann leise und ließ die Mappe auf den Tisch fallen. „Das kann schlicht und einfach nicht sein...“ Hizumi runzelte die Stirn und sah den anderen besorgt an. Was zur Hölle ging hier eigentlich vor? „Daisuke...was ist los?“, wollte er dann eindringlich wissen, da das Verhalten seines Gegenübers ihm einfach nur Rätsel aufgab. Der Angesprochene hob den Kopf und ein ungläubiger Blick aus ihn unverwandt ansehenden Augen traf ihn. „Ich...kenne ihn...“ „Wie bitte?“ Jetzt war es an Hizumi einfach nur schockiert dazusitzen. „Woher kennst du ihn?“ Daisuke atmete tief durch. „Er...wir waren auf einer Schule...er war eine Stufe über mir und wir waren quasi beste Freunde...bis...er irgendwann einfach weg war...“ „Bist du dir da sicher?? Ich meine, vielleicht sieht er deinem Freund auch nur ähnlich?“ Der Ältere der Beiden versuchte Ruhe zu bewahren. Was er gesagt hatte, war zwar absurd, aber genauso unwahrscheinlich war es doch, dass ausgerechnet Zero der ehemalige beste Freund von Daisuke gewesen sein sollte. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, was für ein Leben der Stricher geführt haben mochte, bevor er in dem Club gelandet war. Dem entsprechend fiel auch die Reaktion seines Gegenübers aus. „Natürlich bin ich sicher! Ich hab mit dem Typen beinahe mein gesamtes Leben verbracht!“, antwortete Daisuke gewohnt ungeduldig und fischte aus seiner Jackentasche ein schon ziemlich lädiertes Foto. „Das wurde nach einem Schulfest gemacht...der Junge ganz rechts ist Shinya...er und Zero waren schon immer unzertrennlich gewesen und damals waren sie gerade ein paar Monate ein Paar...“, erklärte er dann ruhiger. Hizumi hingegen konnte kaum glauben, dass das der gleiche Mensch sein sollte, den er kennen gelernt hatte. Aber ohne Zweifel war das auf dem Bild die vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alte Version des jungen Mannes, mit dem er selbst nun auf einem anderen Satz Bilder zu sehen war. Zero trug die Sommeruniform seiner Schule und strahlte förmlich in die Kamera, während er seinen Freund im Arm hielt und Daisuke die beiden von hinten anzuspringen schien. „Was...ist damals passiert?“, fragte er dann den anderen, der ihn nur schulterzuckend ansah. „Das weiß niemand so genau...Zeros Mutter war gestorben...kurz vor seinem Geburtstag...am Tag ihrer Beerdigung ist er noch einmal zu ihrem Haus gegangen, um ein paar Sachen zu holen und nicht mehr wieder gekommen...Shinya hat sich jahrelang Vorwürfe gemacht, weil er ihn allein hatte gehen lassen...“, erzählte Daisuke kopfschüttelnd, während sein Blick einen unbestimmten Punkt fixierte. „Wenn ich das gewusst hätte...“ Seufzend stand er auf und sah zu seinem Kumpel. „Lass die Finger von ihm...“ „Was??? Wie kannst du das sagen? Ich denke er ist dein Freund?“ Hizumi war aufgesprungen und sah den Jüngeren zornig an, doch der schüttelte nur leicht den Kopf. „Zero hat Gründe für das, was er tut...hätte er fliehen wollen, hätte er es versucht...oder er hätte irgendwie jemandem von uns eine Nachricht zukommen lassen...verstehst du? Die Polizei ist damals davon ausgegangen, dass er sich umgebracht hat oder so etwas...er will nicht gefunden werden!“ Mit diesen Worten drehte Daisuke sich um und stürmte aus der Wohnung, während Hizumi ihm einfach nur fassungslos hinterhersah. „...das kann ich nicht glauben...“, murmelte er dann und ließ sich wieder auf sein Sofa fallen. ~~~ Er hatte gerade den Hauptraum den Clubs wieder betreten und sich an der Bar ein einfaches Glas Wasser bestellt, als Kana ihn mit einem beinahe zischend ausgesprochenen „Zero!“ zum Zusammenzucken brachte, was noch verstärkt wurde, als sie ihre Hand auf seine Schulter legte. Der unter seinem Oberteil verborgene, tiefe Kratzer brannte stark, als er mit dem Stoff in Berührung kam. Betont langsam drehte er sich um und sah sie an. „Kann ich dir helfen?“ „Was ist mit deinem Gesicht?“ „Was wohl? Ich finde es sieht so zerkratzt gut aus...“ Zero atmete durch und versuchte, sich zu beruhigen, doch in Kanas Augen konnte er den Zorn aufwallen sehen. „Wie sprichst du eigentlich mit mir?“ „Entschuldige...“ Er seufzte. „Wollen wir uns setzen? Ich bring dir gleich etwas zu trinken, ja?“ Zero war gerade dabei, hinter die Bar zu treten, als Kana ihn am Arm packte. „Nein, du bleibst hier. Wer war das?“ „Meine letzte Kundin.“ „Wie heißt sie?“ Er sah die Frau vor sich verwirrt an. Es schien als würde ihre Besessenheit allmählich Besorgnis erregende Ausmaße annehmen. „Du weißt, dass ich darüber nicht sprechen darf. Und es spielt auch keine Rolle.“ „Natürlich tut es das! Du gehörst mir! Und diese Frau hat kein Recht, deine Schönheit zu zerstören!“ Kanas Stimme war lauter geworden und die Wut darin nicht mehr zu überhören. Ihre Finger gruben sich in seinen Oberarm, als Zero versuchte, sich von ihr loszumachen. Allmählich hatte er keine Lust mehr auf dieses Spiel. „Ach, wenn eine vollkommen Unbekannte mich kauft, ist das ein Problem, ja? Aber wenn du mich deinem Neffen schenkst, ist das in Ordnung, oder was?“, fragte er selbst lauter als eigentlich nötig. „Ich bin vielleicht Stricher und habe deiner Meinung nach weder Stolz noch Würde, aber ich bin nicht dein verdammtes Spielzeug! Lass mich mit dem Scheiß endlich in Ruhe!“ Er wusste, was er sagte oder verlangte, war vollkommen sinnlos und musste sich in Kanas Ohren einfach nur kindisch anhören, doch eine Ohrfeige auf die bis dahin unverletzte Wange zeigte ihm, dass er wohl einen empfindlichen Nerv getroffen hatte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ er den Club in Richtung der Aufenthaltsräume. Er hasste Tage wie diesen. Nicht nur, dass sein Leben war, wie es eben war, nein, es musste auch noch alles schlecht laufen, was nur ging. Jetzt fehlte nur noch, dass er diesem schrägen Typen wieder über den Weg lief und er würde sich vermutlich einfach von der nächstbesten Brücke stürzen. ~~~ „Karyu?“ Der Angesprochene drehte sich um und sah zu seiner Überraschung Maya auf sich zulaufen. „Was gibt's?“ Er sah sie fragend an, doch dann verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck. „Alles okay bei dir?“, wollte er mit einer vagen Geste in Richtung ihres schon halb verheilten Veilchens wissen. „Ja, keine Bange, es geht nicht um mich.“ Sie hielt inne und schien für einen Moment zu überlegen, wie sie ihrem Ziehsohn ihr Anliegen näherbringen konnte. „Ich hab dich vorhin gesehen. Mit Tsukasa.“ Sie sah ihm forschend in die Augen. „Wie geht es ihm?...Er sah, vorsichtig ausgedrückt, wirklich beschissen aus.“ Betont unbeteiligt nickte Karyu. „Ich weiß. Hatte wohl nen Schwächeanfall oder so was...ist wieder besser, schätze ich.“ Er wusste nicht genau warum, aber irgendwas in ihm hielt ihn davon ab zu erzählen, was wirklich passiert war. Vielleicht war es das gleiche Gefühl, dass ihn dazu brachte, sich um den Jungen zu sorgen. „Ich werd ihn erstmal in seine Wohnung schaffen, sonst bricht er uns noch auf dem Weg dahin zusammen...zum arbeiten ist er heute jedenfalls nicht mehr zu gebrauchen.“ Er fuhr sich durch die Haare. „Kannst du das regeln?“ Als Maya bejahte, wandte er sich zum gehen, wurde von ihr aber noch einmal zurückgehalten. „Karyu, ich bin nicht blind.“, meinte sie dann ruhig. „Kümmer dich um ihn, sieh es meinetwegen als zweite Chance. Aber wenn du wieder so etwas abziehst wie damals mit Zero, werd ich dir eigenhändig das Genick brechen.“ Sie sah ihn ernst an und irgendwas sagte Karyu, dass er besser nicht an ihren Worten zweifeln sollte. Er nickte leicht. „Keine Angst...das habe ich nicht vor...“ Dann drehte er sich endgültig um, damit er endlich Tsukasa holen und zumindest für heute Nacht von hier wegbringen konnte. ~~~ Mürrisch wühlte Zero in seiner Schultertasche nach seinem Schlüssel. Nach dieser Nacht wollte er nichts mehr machen, außer einfach nur in sein Bett zu fallen und für ein paar Stunden einfach an garnichts denken zu müssen. Als er aufsah, um die Tür aufzuschließen, hatte er für einen Augenblick das Gefühl einfach laut losfluchen oder wahlweise lachen zu müssen. Zu schade, dass es hier in der Nähe keine Brücken gab, von denen er hätte springen können. Wie sehr konnte das Leben – oder wer auch immer dort oben das Sagen hatte – ihn eigentlich hassen? Nach einer weiteren Sekunde des Nachdenkens beschloss er, den anderen einfach zu ignorieren, da Hizumi bis jetzt auch nur dort herumstand, ohne sich irgendwie zu regen und das, obwohl er ihn hatte kommen sehen müssen. Zero hatte es gerade bis ins Treppenhaus geschafft und wollte eben die Tür schließen als eine Hand ihn mit festem Griff an der Schulter festhielt, was den Schmerz, der durch die Kratzer verursacht wurde, wieder aufflammen ließ. „Was willst du?“, fragte er den ungebetenen Gast schließlich so desinteressiert, wie es ihm nur möglich war. „...dich etwas fragen...“ Zero drehte sich wieder zu dem anderen um, wobei er ihn mit einem offensichtlich genervten Blick bedachte. „Und was?“ „Bist das wirklich du?“ Er hatte schon zu einer weiteren Gegenfrage ansetzen wollen, als er das Bild in Hizumis Händen sah. Seine Augen weiteten sich und er versuchte, das Zittern, das seinen Körper ergreifen wollte, krampfhaft zu unterdrücken. Er brauchte noch einen Moment, bis er sich wieder vollends im Griff hatte. „Geh.“ „Was?“ „Du sollst verschwinden!“ Hizumi sah ihn erstaunt an. Er hatte nicht erwartet, dass der andere sofort so gereizt reagieren würde. „Also stimmt es wohl...“ Er sah noch einmal auf das Foto, in das lachende Gesicht des jungen Mannes, der nun vor ihm stand und den er sich lachend einfach nicht vorstellen konnte. „Was geht dich das an...“ Zero wandte seine Augen krampfhaft von dem Bild ab. „Ich will nicht mal wissen, woher du das hast...“ Er kniff die Augen leicht zusammen. „Und ich sage es nur noch einmal: Verpiss dich aus meinem Leben, verstanden?“ Ohne Hizumi auch nur noch einmal anzusehen schlug er die Tür vor dessen Nase zu und eilte die Treppen zu seiner Wohnung hinauf. Die Wohnungstür fiel ebenfalls lautstark ins Schloss. „Verdammte Scheiße!“ Fluchend riss Zero sich die Tasche von der Schulter und warf sie auf den Boden. Dann sank er langsam mit dem Rücken an der Tür hinunter, bis er schließlich auf dem Boden sitzen blieb. Er musste sich stark zusammenreißen, um seine Fassade wenigstens halbwegs aufrecht zu erhalten und nicht einfach in Tränen auszubrechen. Doch er hatte seit dem Tag, an dem Karyu ihn in diesem Zimmer gefunden hatte, nicht mehr geweint, und er hatte nicht vor daran etwas zu ändern. Hizumi indessen stand vor dem Haus, in dem der andere wohnte, und sah an der Fassade nach oben. Er konnte nicht verhindern, von der Reaktion Zeros beeindruckt zu sein. Der Stricher mochte zwar bisher mürrisch gewesen sein, aber hatte nie so die Stimme erhoben. Er zog sein Handy aus der Tasche und schrieb Daisuke eine Nachricht. „Ich werde ihn nicht einfach aufgeben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)