The World In A Cage von -Red-Karasu (+Final Chapter up 9 December 2008+) ================================================================================ Kapitel 8: Interlude II: Karyu - How things became the way they are ------------------------------------------------------------------- So, diesmal ging es schneller, rechnet aber mit dem nächsten Kapitel nicht vor Anfang April ^^° Und Danke an die, die Kommentare geschrieben haben! Weiter geht's jetzt mit einem kleinen Ausflug in Karyus Vergangenheit, viel Spaß dabei ^^ ~~~~~~~~~~~~~~~ 08. Interlude II: Karyu – How things became the way they are „Karyu, komm sofort zurück, hörst du?!?!“, kreischte eine aufgebrachte Frauenstimme. Mit einem Knall fiel die Tür ins Schloss und ein 17-jähriger verließ wütend das Haus. „Du verdammtes Mistbalg!!!“ Er schaltete auf Durchzug. Er würde sich das nicht mehr anhören. Es hatte eh keinen Sinn mehr. Auf seinem Rücken trug er eine Reisetasche, in der er das Nötigste verstaut hatte. Nie wieder würde er auch nur einen Fuß in diese Wohnung setzen. Wütend schnaubte er, als er die Straße hinunter ging und sein sogenanntes „Zuhause“ mit zügigen Schritten hinter sich ließ. Sie hatten ihn lange genug herumgeschubst. Und nun, nachdem selbst seiner Mutter auch die letzte Sympathie für ihn abhanden gekommen zu sein schien, gab es keinen Grund, aus dem er sich seinen ihn drangsalierenden Stiefvater und dessen Schläge noch länger hätte antun müssen. Sollten sie doch zu zweit glücklich werden. Vielleicht soffen sie sich ja eines Tages zu Tode oder brachten sich gegenseitig um, wenn sie mal wieder stritten. Aber im Gegensatz zu ihnen hatte er noch so etwas wie ein Leben vor sich und das würde er sich von diesen beiden Schnapsleichen sicher nicht kaputtmachen lassen. Nicht, dass er großartige Ambitionen auf eine steile Karriere hegte, aber besser leben als diese beiden wollte er allemal. Und sei es nur, um am Ende auf sie herabsehen zu können. Der junge Mann blieb stehen, atmete tief durch. Auch wenn er es nicht bereute, so war sein Aufbruch – er vermied in Gedanken das Wort „Flucht“ – vielleicht doch etwas überstürzt gewesen. Am meisten störte ihn allerdings, dass er seine Gitarre hatte zurücklassen müssen. Er schüttelte kurz den Kopf, sah sich um. Er war ganz in der Nähe des Bahnhofs und noch fuhren Züge. Mit einem kurzen Nicken ging er dann entschlossen in Richtung des Gebäudes vor sich. Einer seiner besten Freunde wohnte nur ein paar Bahnstationen von hier und zumindest für heute Nacht konnte er sicher bei ihm unterkommen. ~~~ Tokyo. Warum? Was um Himmels Willen hatte ihn dazu gebracht, ausgerechnet nach Tokyo zu gehen, nachdem er seinem Kumpel nicht länger als ein Wochenende auf der Tasche hatte liegen wollen. Nirgendwo in Japan war das Leben teurer als hier und er, der kaum genug Geld hatte um die nächste Woche zu überleben, kam hierher, in der Hoffnung einen Job zu finden. Er seufzte. Vielleicht sollte er das nächste Mal wirklich besser nachdenken. Andererseits war das noch nie seine große Stärke gewesen. Er hatte schon immer aus dem Bauch heraus gehandelt und obwohl ihm das regelmäßig Ärger einbrachte, sah er keinen Grund daran etwas Grundlegendes zu ändern. Man hätte meinen können, dass er irgendwann etwas daraus lernen würde, aber bisher war dieser Zeitpunkt anscheinend noch nicht gekommen. Er stieß sich von der Hauswand ab, an der er bisher gelehnt hatte und tauchte wieder in den Menschenstrom ein, ließ sich durch die Einkaufsmeilen dieser Metropole treiben. Seit neun Tagen war er nun hier. Er hatte noch immer keine feste Unterkunft, sondern trieb sich nachts in irgendwelchen Parks herum, was nur dank der Tatsache funktionierte, dass Sommer war, und sein Geld verflüchtigte sich mit jedem Tag mehr. Aber noch weniger essen als jetzt konnte er nicht, sonst würde es ihn irgendwann schlicht und einfach umhauen. Und er konnte es auf keinen Fall riskieren, dass er mit Ärzten oder der Polizei in Kontakt kam. Denn die würden dann seine Personalien überprüfen und auch wenn die Chance sehr klein war, so war es doch möglich, dass seine Eltern ihn als vermisst gemeldet hatten. Jetzt hatten sie schließlich niemanden mehr, der ihnen nachräumte oder ihnen ihren Scheiß-Alkohol brachte. Er sah sich kurz um. Irgendwo hier musste sein Ziel sein. In einer Anzeige einer Tageszeitung hatte er gelesen, dass ein kleines Restaurant einen Aushilfskellner suchte. Das war die letzte von acht Stellen, die er sich heute angesehen hatte. Und bisher hatte er keinen Erfolg verbuchen können. Langsam wurde die Zeit knapp... Keine fünf Minuten später blieb er stehen. Das war es wohl. Er atmete noch einmal tief durch, setzte sein freundlichstes Lächeln auf und betrat dann das kleine, traditionell japanisch eingerichtete Restaurant, innerlich für seinen Erfolg betend. ~~~ Während er sich durch die halbdunklen Gassen schleppte, fragte er sich immer wieder, wie er es in den vergangenen zwei Jahren soweit hatte kommen lassen können – zumindest in den Augenblicken, in denen er sich nicht an der nächstbesten Hauswand abstützen musste, um die Krämpfe auszuhalten, die seinen Körper in regelmäßigen Abständen schüttelten. Eigentlich hatte er sich doch geschworen, niemals zu werden wie seine Mutter und ihr dauerbesoffener Stecher, und jetzt? Jetzt saß er noch viel tiefer in der Scheiße. Ein schmerzerfülltes Stöhnen entkam seinem Mund, als sich sein Körper unter erneuten Schmerzwellen zusammenzog. Wenn er diesen Typen, der ihm neuen Stoff verkaufen wollte, nicht bald fand, würde er vermutlich elendig in einer dieser Seitengassen verrecken. Zumindest fühlte sich sein Körper im Moment so an, als hätte er genau das vor. Allerdings hätte das auch den Vorteil, dass er sich dann nicht mehr mit dieser Misere herumschlagen müsste. Egal. Er musste weiter, musste in Bewegung bleiben, um es noch ein paar Minuten zu überstehen. Dann endlich, als er um die nächste Ecke bog, konnte er den leuchtenden Schriftzug erkennen. Warum sein Dealer ihn ausgerechnet in der Nähe des „Grudge“ treffen wollte, verstand er zwar nicht, aber andererseits war es wahrscheinlich, dass er das Geld, das er bekommen würde, gleich für die Dienste eines Mitarbeiters dieses „Clubs“ einsetzen wollte. Er wagte sich weiter in die Gasse vor, sich nur zu bewusst, dass diese Vorsicht eigentlich umsonst war, da sein lauter, unregelmäßiger Atem ihn ohnehin verraten würde, sollte ihm jemand auflauern. „Karyu. Da bist du ja endlich!“ Der Angesprochene fuhr zusammen, als die Stimme hinter ihm erklang. Im Halbdunkeln konnte er seinen Dealer auf sich zukommen sehen. „Bist du bescheuert? Ich hätt beinah nen Herzinfarkt gekriegt!“ Seinem Gegenüber entlockte diese Ansage lediglich ein müdes Grinsen. „So wie du aussiehst, machst du's ohnehin nicht mehr lange...“ „Wie auch immer...“ Karyu sah sich unruhig um, versuchte seine Schmerzen zu unterdrücken, um einen klaren Kopf zu behalten. Ihm war von Anfang an nicht wohl bei dieser Sache gewesen. Jeder Junkie und Dealer hier wusste, dass man in dieser Gegend keine Geschäfte abwickeln sollte, und hätte dieser abgewrackte Typ, der jetzt ein nur wenige Zentimeter großes, in Silberfolie eingewickeltes Päckchen aus der Tasche zog, nicht so guten Stoff, hätte er sich auch nie darauf eingelassen. Mit zitternden Händen holte er einige große Geldscheine aus der Tasche und hielt sie dem anderen hin. Langsam musste er sich wirklich beeilen, wenn er nicht die vollen Auswirkungen seiner Entzugserscheinungen erleben wollte. Doch wie so oft im im Leben machte ihm irgendwer einen fetten Strich durch die Rechnung, denn gerade als der Dealer das Geld an sich genommen hatte und ihm seine paar Gramm Crack aushändigen wollte, kamen zwei Gestalten um die Ecke, die nur Sekundenbruchteile brauchten, um zu verstehen, was sich in der Seitenstraße abspielte. Mit einem „Verdammt!“ auf den Lippen reagierte der Mann, der Karyu seine Ware gebracht hatte, ließ den Stoff fallen und suchte schleunigst das Weite. Karyu selbst hätte es ihm gern gleichgetan, doch kaum hatte er einige Meter hinter sich gebracht, verließen ihn mit einer weiteren Welle von Krämpfen auch seine letzten Kraftreserven und er spürte nur noch, wie seine Beine nachgaben, bevor er sich mit dem Gesicht voran auf dem harten Asphalt wiederfand. Noch bevor er sich auch nur annähernd von den Schmerzen oder der in ihm aufsteigenden Übelkeit erholen konnte, hörte er, wie jemand neben ihm stehen blieb. Er musste nicht einmal den Kopf heben, um zu wissen, dass es die beiden Männer von eben waren. Und als sollte eben dieser Gedanke bestätigt werden, fühlte er eine Hand, die in seinen Haarschopf griff und ihn daran grob nach oben zog. „Na was haben wir denn da...?“ Die Stimme, die er hörte, troff geradezu vor Sarkasmus und als Karyu es fertig bekam, seine Augen, die er vor Schmerz zusammengekniffen hatte, wieder zu öffnen, konnte er auf dem Gesicht des Typen, der ihn gepackt hatte, ein hämisches Grinsen erkennen. „Wenn das mal keiner dieser abgefuckten Junkies ist...“ Die zweite Stimme ertönte irgendwo hinter ihm. Bevor er sich darüber jedoch Gedanken machen konnte, wurde sein Arm brutal nach hinten gerissen, so dass Karyu sich mehr oder weniger aufgerichtet im Griff dieses zweiten ominösen Mannes wiederfand. Ein ersticktes Keuchen verließ seinen Mund. Das Leben musste ihn wirklich hassen. Doch auch dieser Gedanke wurde im Keim erstickt, als sich eine Faust ungebremst in seinen Bauch grub. Aus seinem Keuchen wurde ein Röcheln und er konnte nicht sagen, wie er es schaffte, seinen rebellierenden Magen unter Kontrolle zu behalten und dem Typen vor sich nicht einfach auf die Schuhe zu kotzen. Vielleicht das letzte bisschen Selbsterhaltungstrieb, das ihm noch geblieben war. „Ich dachte eigentlich, Penner wie du wissen mittlerweile, dass sie hier nichts zu suchen haben...“ Mit diesen Worten landete die Faust an seinem Kinn, während der Andere hinter ihm ihn fester packte, als Karyu drohte, einfach zu Boden zu sacken. Automatisch fiel sein Blick auf seinen kostbaren Stoff, der durch das Silberpapier selbst im hier herrschenden Zwielicht gut zu sehen war. Zu seinem Leidwesen wurde dieser Blick bemerkt. Der Mann, dessen Kraft er eben schon zu spüren bekommen hatte, bückte sich und hob das kleine Päckchen auf, drehte es spielerisch zwischen den Fingern, während die Augen seines Opfers sich nicht davon abwenden konnten. Ein paar Zentimeter in Silber gewickeltes Pulver, das ihm die nächsten ein, zwei Tage das Überleben sichern würde. „Du willst es, nicht war?“ Beinahe gegen seinen Willen musste Karyu nicken. Ja, verdammt, er brauchte diesen Stoff. Jetzt! So groß sein Verlangen war, so geschockt musste er aussehen, als der Mann vor ihm seelenruhig begann, das kleine Päckchen auseinander zu falten und dann gelassen, mit einem miesen Grinsen auf den Lippen zusah, wie Karyus Lebensgrundlage im wahrsten Sinne des Wortes vom Winde verweht wurde. Bevor er in der Lage war, wirklich zu begreifen, was gerade geschehen war, spürte er wie sein Arm losgelassen und er dafür am Kragen gepackt wurde. Und im nächsten Moment prallte er schmerzhaft gegen die nächste Hauswand. Kraftlos sank er daran herunter und erwartete schon als nächstes mit Fußtritten malträtiert zu werden, gegen die sein jetzt erbärmlich zitternder Körper mit einhundertprozentiger Sicherheit kapituliert hätte, als er stattdessen schnelle Schritte auf sich zu eilen und eine herrische Stimme Anweisungen bellen hörte. Für einen Moment sah er Asphalt, dann bunte Farben, Grau und schließlich hatte er das Gefühl, in eine undurchdringliche Dunkelheit zu fallen, ohne etwas dagegen tun zu können. ~~~ Als er wieder halbwegs zu Bewusstsein kam, registrierte er zwei Dinge: Zum einen fühlte sich der Erdboden, auf dem er lag, merkwürdig weich an und zum anderen war es wärmer, als er es von einer klammen Oktobernacht erwartet hätte. Das Einrasten eines Türschlosses, das in seinen Ohren unheimlich laut klang, ließ ihn aufschrecken. Schwerfällig hob er seinen Kopf, wartete bis sein Blick halbwegs klar wurde und erkannte einen Mann, der keine zwei Meter von seinem Bett entfernt stand und auf ihn herunter sah. „Du siehst wirklich erbärmlich aus...“ Die harten Worte aus dem Mund des Mannes ließen ihn zusammenzucken, auch wenn Karyu sich bewusst war, dass es der Wahrheit entsprach. „Danke“, meinte er deswegen so sarkastisch, wie er es zustande brachte, während sein Körper wieder zu zittern begann. „Wo bin ich hier?“, wollte er dann wissen. Der Unbekannte verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. „In meiner Wohnung. Und hier wirst du so lange bleiben, bis du sauber bist.“ Er zeigte auf eine Tür an der anderen Seite des Zimmers. „Dort ist das Bad ...und dort...“, er zeigte neben das Bett, „...steht ein Eimer. Du wirst dich früher oder später übergeben müssen. Ich komme später wieder und bringe dir etwas zu essen“. Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ das Zimmer. Karyu starrte ihm fassungslos hinterher. Was zur Hölle ging hier eigentlich ab? Allerdings hatte er keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, da sein Körper wieder zunehmend von Schüttelfrost und Krämpfen, die sich nach kurzer Zeit in seiner Magengegend sammelten, beherrscht wurde. Zwar versuchte er, soweit es ging, ruhig zu bleiben, aber gegen die Tatsache, dass er immer häufiger würgen musste, konnte er nichts ausrichten und schließlich musste er vor der Schwäche seines Körpers kapitulieren und einsehen, dass er zu schwach war, um den stärker werdenden Brechreiz noch zurückzuhalten. Mit einem Ächzen gelang es ihm noch, sich über den Bettrand zu beugen, so dass er das wenige, das in seinem Magen gewesen war, zusammen mit viel Magensäure und Gallenflüssigkeit in den Eimer erbrach. Schwer atmend blieb er eine Weile so über den Bettrand gebeugt liegen und wartete, dass die Krämpfe in seinem Bauch abklangen, während ihm der widerliche, leicht saure Geruch seines Erbrochenen in die Nase stieg. Irgendwann, als sich der Nebel in seinem Kopf wieder etwas lichtete, stellte er fest, dass er anscheinend noch einmal eingeschlafen sein musste. Ob nun aus Übermüdung oder schlicht, weil sein Körper durch den Entzug vollkommen entkräftet war, wollte er lieber gar nicht wissen. Als seine Wahrnehmung etwas schärfer wurde, bemerkte er zuerst, dass er noch immer den schalen Geschmack seines Erbrochenen auf der Zunge hatte. Als er sich daraufhin unter einem schmerzvollen Stöhnen aufrichtete, musste stellte er fest, dass sein Körper von kaltem Schweiß bedeckt und das Bett, in dem er lag, vollkommen zerwühlt war. Karyu rutschte an den Bettrand, stellte vorsichtig seine Füße auf den Boden und stand langsam auf. Mit wackeligen Schritten ging er in Richtung des Badezimmers, als erst der Schlüssel im Türschloss herumgedreht und anschließend und anschließend die Tür zu seiner „Zelle“ aufgerissen wurde, bevor zwei miteinander diskutierende Personen den Raum betraten. Trotz seiner noch etwas getrübten Wahrnehmung erkannte er, dass es der Mann war, der ihn anscheinend hierher gebracht hatte, und der nun schlagartig schwieg und so den Streit mit der Frau, die nach ihm eintrat, unterbrach. „Du bist wach?“ Karyu nickte schwach. „Gut. Setz dich.“ Der ihm noch immer Unbekannte deutete auf das Bett, in dem Karyu bis jetzt geschlafen hatte. „Aber-“ „Setz dich!“ Karyu zuckte zusammen, tat dann jedoch lieber, was von ihm verlangt wurde. Er wusste nur zu genau, dass er nicht nicht einmal den Hauch einer Chance hätte, sollte es zu einer Auseinandersetzung kommen. Die Frau, die nach dem Betreten des Zimmers im angrenzenden Bad verschwunden war, trat nun mit einem Lächeln auf den Lippen zu Karyu und reichte ihm ein Glas Wasser. „Hier, trink etwas. Dann geht’s vielleicht etwas besser. Ich bin übrigens Maya.“ Dann, bevor Karyu etwas erwidern konnte, drehte sie sich um und wandte sich an den Mann. „Und Kenta, sei nicht so grob zu ihm.“ Der so Angesprochene verschränkte die Arme und sah Maya ernst an. „Wieso nicht? Er hat es doch nicht anders verdient, wenn er sich sein Leben so versaut mit diesem Dreckszeug.“ Davon gänzlich unbeeindruckt legte seine Begleiterin ihm die Hand auf den Arm, lächelte ihm zu und verließ dann mit dem Satz „Ich werde etwas zu Essen machen.“ den Raum. Karyu, der nur dagesessen und die Szene beobachtet hatte, hob nun das Glas an die Lippen und trank einen Schluck. Dann wandte er sich seinerseits an den Mann, der ihn nun ansah. „Wer...sind Sie eigentlich...und wieso haben Sie mich mitgenommen?“ Trotz seiner Verfassung war er erstaunt darüber, wie brüchig seine Stimme klang. Erst zuckte sein Gegenüber nur mit den Schultern, während er zu überlegen schien, was er antworten sollte. Schließlich rang er sich zu einer knappen Erklärung durch. „Matsumoto Kenta...und zu dem anderen Punkt: Es wäre nicht unbedingt gut für uns gewesen, wenn in der Nähe des Grudge ein abgewrackter Junkie sein Leben ausgehaucht hätte.“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer wieder und Karyu konnte hören, wie er in einem anderen Teil der Wohnung wieder ein Gespräch mit Maya anfing. Langsam ließ sich Karyu wieder auf das Bett sinken, froh darüber, dass er im Moment, da weder Übelkeit noch ständiges Zittern seinen Körper beherrschten, klar denken konnte. Nachdenklich sah er an die Decke. Warum dieser Matsumoto ihn mitgenommen hatte, konnte ihm im Prinzip auch egal sein. Er hatte ihm damit vielleicht – nein, ziemlich sicher sogar – das Leben gerettet, aber andererseits konnte er hier nicht ewig bleiben, sondern sollte zusehen, dass er hier schnellstmöglich wieder weg und an neuen Stoff kam. So schwach, wie er sich im Moment fühlte, bezweifelte er, dass er diese Entzugserscheinungen noch lange aushalten würde. Eine leichte Berührung an der Schulter, die trotz aller Vorsicht eine Welle aus Schmerz durch seinen überreizten Körper fluten ließ, riss ihn aus seinen Gedanken. Als er den Kopf in die Richtung drehte, aus der die Berührung gekommen war, sah er die Frau von gerade eben vor sich stehen. Mit einem seltsam weichen Lächeln, betrachtete sie ihn. „Ich hab dir was zu Essen gebracht...ich weiß nicht, ob du es lange bei dir behalten kannst, aber du solltest es versuchen.“ Karyu nickte schwach, als er einer Schale auf dem Nachttisch gewahr wurde, die anscheinend mit Misosuppe gefüllt war. „Danke...“ Die Frau zuckte nur leicht mit den Schultern. „Schon gut. Bedank dich nicht. Du hast noch eine Menge Zeit vor dir, bis du clean bist...und ich glaube nicht, dass Kenta dich vorher hier weglässt.“ „Was?“ Karyu sah die Ältere geschockt an. Das konnte sie doch nicht ernst meinen. „Aber das...das geht nicht...das halt ich nicht aus...“ Maya betrachtete den Jungen, oder vielmehr jungen Mann vor sich. Ein Häufchen Elend, wie es im Buche stand. Er sah einfach nur fertig aus und war allem Anschein nach mit seinen Kräften am Ende. Sie konnte sich gut vorstellen, warum ihr Freund ihn mitgenommen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)