The World In A Cage von -Red-Karasu (+Final Chapter up 9 December 2008+) ================================================================================ Kapitel 7: 7. Abel to Cain -------------------------- 07. Abel to Cain „Hey Kleiner, alles ok?“ Tsukasa sah nach oben und blickte in das freundliche Gesicht Mayas. Ein wackliges Lächeln zierte seine Lippen. „Ja...ok...“ Seine Stimme war leise und genauso zittrig, wie er sich fühlte und so konnte er auch nicht verhindern, dass er zusammenzuckte, als sie ihm leicht durch die Haare wuschelte. In dem Moment öffnete sich die Tür. „Tsukasa?“ „Mh?“ „Komm mit, du hast Arbeit.“ Ein schwaches Nicken blieb die ganze Antwort als der zierliche 18-jährige sich erhob, an Maya vorbei ging und hinter Karyu das Zimmer verließ. Ausgerechnet Karyu. Seit er hier war, machte der Ältere sich beinahe unablässig an ihn heran, egal wie dreckig es ihm gerade ging, oder was er zu tun hatte. Auch wenn er jetzt – im Vergleich zu anderen Tagen – geradezu nett zu ihm gewesen war, war der Größere ihm doch nicht geheuer. Er war einfach nicht einzuschätzen, genau wie der Rest seiner neuen „Kollegen“, allen voran dieser Zero. Aber vielleicht wurde man so, wenn man länger hier arbeitete. Er würde es wohl am eigenen Leib erfahren. Tsukasa war so in seine Gedanken versunken, dass er beinahe gegen Karyu gelaufen wäre, der nun vor einer Tür stehen geblieben war und ihn mit einem ernsten Gesichtsausdruck ansah, in dem er jedoch meinte, noch etwas anderes erkennen zu können. „Ich werde hier warten. Wenn irgendwas...nicht Geplantes passiert, schrei. Dann helf ich dir.“ Tsukasa nickte. „Danke.“ „Nichts danke. Wenn dir was passiert, erlebe ich die Hölle.“ Karyu sprach vollkommen emotionslos und gerade das traf den Jüngeren wirklich hart. Noch einmal nickte er knapp, legte dann die Hand auf die Türklinke, um den Raum zu betreten. Doch noch bevor er dir Tür öffnen konnte, wurde sie auch schon von innen aufgerissen und er sah sich einem Mann von mindestens Mitte vierzig gegenüber, der anscheinend gerade vorgehabt hatte, sich wütend darüber zu beschweren, dass noch niemand bei ihm war. Als er jedoch Tsukasa erblickte, wich die Wut in seinem Gesicht einem süffisanten Grinsen. Er trat einen Schritt zur Seite und bedeutete dem Jungen, den Raum zu betreten. Mit verzweifeltem Ausdruck wandte Tsukasa sich angesichts dieser Geste noch einmal zu Karyu um, der sich jedoch nicht im Geringsten darum kümmerte und ihn einfach ignorierte. Also ließ er sich ohne Gegenwehr von dem Freier durch die Türöffnung ziehen und auf das Bett in eine sitzende Position drücken. Mit angsterfüllten Augen sah er den Mann an, der vor ihm stand und ihn nun eingehend musterte, ohne dass dabei dieses seltsame – Tsukasa kam es einfach nur widerlich vor – Grinsen aus seinem Gesicht wich. Es war das erste Mal, dass er so angesehen wurde. Das erste Mal, dass er anscheinend gezwungen sein würde so weit zu gehen, wie er gehofft hatte, es nie tun zu müssen. Mit einem Schaudern spürte er, wie ihm der Fremde mit zwei Fingern über die Wange strich, sein Blick dabei immer gieriger wurde. „Du siehst noch besser aus als auf dem Bild...so schön...und zerbrechlich...“ Er zuckte zusammen, als der Atem des Mannes über seinen Hals und sein Ohr strich und unwillkürlich kniff er die Augen zusammen. Er ekelte sich. Er wollte das alles nicht, wollte nur, dass es aufhörte. Als er schließlich die Hände des Mannes erst auf seiner Kleidung und dann darunter, direkt auf seiner Haut spürte, konnte er nicht anders als zuzulassen, dass erste Tränen über sein Gesicht rannen. ~~~ Karyu wartete draußen vor der Tür. Seit Tsukasa den Raum des Kunden betreten hatte, stand er hier, starrte Löcher in die Wand gegenüber und vernichtete eine Zigarette nach der anderen. Er wusste nicht warum, aber er konnte es nicht lassen sich vorzustellen, was gerade hinter dieser Tür ablief. Nach einigen stillen Minuten konnte er die ersten Schluchzer hören, die ihm immer verzweifelter zu werden schienen und schließlich zu einem schmerzerfüllten Wimmern wurden, während gleichzeitig ein lauter werdendes Stöhnen an seine Ohren drang. Karyu schüttelte energisch den Kopf, um die bildliche Vorstellung des Geschehens wieder aus seinen Gedanken zu verbannen. Er wusste nicht, warum ihm das an die Substanz ging, aber anders als die meisten Geschehnisse hier, ließ es ihn nicht kalt. ~~~ „Fuck! Jetzt mach schon! Los!“ Hektisches Herumhacken auf einer Tastatur. Leises Knurren, als der Schwarzhaarige zum wiederholten Male versuchte, endlich eine Verbindung zum Internet zu bekommen. „Verdammtes Drecksding!!!“, fluchte Hizumi – was eigentlich eher untypisch für ihn war – weiter, als es ihm auch dieses Mal nicht gelang und ließ seinem Ärger freien Lauf, indem er einmal kräftig gegen das Gehäuse seines PCs schlug. Und siehe da, die Meldung „Verbindung aufgebaut“ erschien wie durch Zauberhand auf seinem Flachbildschrim. „Geht doch...“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und nahm einen Schluck seiner Cola. Misstrauisch beobachtete er die Maschine dabei, wie sie alle nötigen Konfigurationen vornahm, so dass er sich in seinen bevorzugten Chat einloggen konnte, in dem sich eigentlich nur Leute tummelten, die er über die ein oder andere Ecke kannte. Dort angekommen enterte einen privaten Raum, in dem er sich mit einem Freund verabredet hatte. Beinahe sofort erschien eine Nachricht auf seinem Bildschirm. *zettyou_spice* wrote: Nettes Outfit~ *zettyou_spice* wrote: ...wo warst du so lang? Leicht verdrehte er die Augen. Warum musste dieser Typ immer so neugierig sein? Er schnitt seiner Webcam eine Grimasse und strich sich mit der Hand über den nackten Oberkörper, da er nur Shorts trug. Als Ergebnis sah er seinen Freund im Anzeigefenster von dessen Videostream lachen. Hizumis Finger flogen über die Tastatur. +Ero:de+ wrote: Danke, ich weiß... +Ero:de+ wrote: Hatte heute dieses Fotoshooting, hab ich dir doch erzählt. Es dauerte nur ein paar Momente, bis er eine Antwort lesen konnte. *zettyou_spice* wrote: Achso, stimmt. ...hatte ich ganz vergessen... *zettyou_spice* wrote: Wie war's denn? War dein/e Partner/in wenigstens heiß? X3 +Ero:de+ wrote: Partner. Und: ja. War er. Hizumi zögerte kurz. Sollte er erzählen, was passiert war und vor allem, mit wem er posiert hatte? Mit einem Seufzen entschloss er sich dazu. Er würde ohnehin den ganzen Abend darüber nachdenken. Doch bevor er etwas schreiben konnte, hatte er bereits eine neue Nachricht: *zettyou_spice* wrote: Beschreiben! Ich will jedes Detail! +Ero:de+ wrote: Immer mit der Ruhe...Ich hab dir doch von diesem Typen erzählt, den ich gefunden hab...? *zettyou_spice* wrote: Der Stricher? +Ero:de+ wrote: Ja, genau der. DAS war mein Partner. Hizumi sah auf das Bild, das ihm die Reaktion seines Freundes zeigen würde, und wie erwartet entgleisten diesem die Gesichtszüge. Danach war auf dem Stream sichtbar, dass sein Gegenüber hektisch zu tippen anfing. *zettyou_spice* wrote: WTF??? *zettyou_spice* wrote: Im Ernst? +Ero:de+ wrote: Nein, ich verarsch dich. Natürlich ernst, sonst würd ich das nich sagen, oder? *zettyou_spice* wrote: Bei dir weiß man ja nie. Aber gut. Erzähl mal. Der Schwarzhaarige zog eine Augenbraue nach oben. Manchmal hätte er den anderen wirklich töten können für seine Kommentare. Aber man gewöhnte sich ja bekanntlich an alles. +Ero:de+ wrote: Naja, viel zu erzählen gibt es da eigentlich nicht. Er hat vielleicht 2 Sätze mit mir geredet. Das war's. Er wirkt immer so...mh...weit weg? +Ero:de+ wrote: ...also so, als würde es ihn nichts angehen, was mit seinem Körper passiert... *zettyou_spice* wrote: Wundert dich das wirklich?...ich meine...ich will nich wissen, was er so über sich ergehen lassen muss...bei dem „Job“... +Ero:de+ wrote: Ja...vielleicht...aber...ich versteh das ja nich...aber ich hab ihn ständig anstarren müssen. *zettyou_spice* wrote: What? Wie meinst du das?...Unfall-Schema, oder was? Hizumi musste leise lachen. War ja klar, dass er damit kam. Auf diese Theorie hatte sein Kumpel schon immer gern bestanden. Er trank noch einen Schluck seiner Cola, um Zeit zu schinden, und schrieb dann, mit bedächtig gewählten Worten, seine Antwort. +Ero:de+ wrote: Nein. Nicht so... +Ero:de+ wrote: Wie soll ich sagen...es ist mehr so...er wirkt auf mich so unwirklich... +Ero:de+ wrote: Wie etwas, was nicht aus dieser Realität stammt, in der ich lebe... +Ero:de+ wrote: Vielleicht ein bisschen, wie ein Schmetterling, den es sonst nur in den Tropen gibt. Etwas Fremdes...er ist so schön, so zerbrechlich...und so kalt... Ein Blick auf seinen Bildschirm verriet ihm, dass sein virtuelles Gegenüber über seine Worte nachdachte. Er schien beinahe verwirrt zu sein, runzelte die Stirn. *zettyou_spice* wrote: ...das klingt psycho...als ob du von ihm besessen wärst...oder in ihn verknallt. +Ero:de+ wrote: Was? Quatsch. Nein. Er fasziniert mich eben. *zettyou_spice* wrote: Meinetwegen auch das. *zettyou_spice* wrote: Oh. Sorry ich muss weg. Meine Beschäftigung ist gerade nach hause gekommen...hehe... *zettyou_spice* wrote: wir sehen uns morgen, k? +Ero:de+ wrote: Ok. Dann bis morgen. Und viel Spaß! »*zettyou_spice* said: „see you later, bitches!“ and left this room« Mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen verließ auch Hizumi den Chatroom. Er wusste sehr gut, was sein Freund jetzt tun würde. Sein Mitbewohner war anscheinend gerade heimgekommen und nun würden die beiden ihr gemeinsames Schlafzimmer nutzen. Eigentlich beneidenswert. Der Schwarzhaarige stand auf und ging langsam in seine Küche, vorbei am Schlafzimmer. Als er durch die halboffene Tür auf sein eigenes Bett sah, hatte er sofort wieder das Bild vor seinem geistigen Auge, wie Zero ihn verwirrt angesehen hatte, nachdem er aufgewacht war. Dieser Anblick hatte sich unwiderruflich in seine Netzhaut gebrannt. ~~~ „Zero?“ „Ja...“ „Wer war das?“ Der Angesprochene zuckte leicht zusammen, als die Hände, die bisher eher sanft über seinen Rücken gestrichen hatten, sich in die von Striemen gezeichnete Haut gruben. Er ließ ein Seufzen hören. „Keine Ahnung. Irgendeiner der Üblichen halt“. Er blickte die Frau an, die neben ihm im Bett lag. „Du weißt, dass es mir auch lieber wäre, wenn ich 'etwas' unversehrter wäre...“ Nun kicherte sie. „Ja, aber aus anderen Gründen, als ich mir das wünsche“. „Sicher. Wir denken doch alle nur an uns selbst, da sind weder du noch ich eine Ausnahme“. Spielerisch fuhren feingliedrige Hände durch seine schwarzen Zöpfe, zogen neckend daran. „Nur mit dem Unterschied, dass ich zumindest bis auf wenige Ausnahmen auch das bekomme, was ich will...“ „Danke...es ist immer wieder eine Freude und überaus aufbauend, mit dir zu reden, Kana...“ Er erntete ein zuckersüßes Lächeln von der Frau, die für ihn bezahlte. „Dann hör doch auf zu reden und lass uns zum Wesentlichen kommen...“ Mit einer fließenden Bewegung richtete sie sich auf, drückte Zero auf die Matratze und lächelte ihn triumphierend an. Zero schloss die Augen, ließ ihre Liebkosungen und Berührungen einfach geschehen. Auch wenn sie sicher zu Kunden zählte, die ihm lieber waren, änderte das nichts an der Tatsache, dass er, hätte er die Wahl, das alles nicht tun würde. Und wie jedes Mal, wenn er mit dieser Frau zusammen war, wunderte er sich über das merkwürdige Verhältnis, dass sie zueinander hatten. Wäre der bezahlte Sex nicht, hätte man beinahe meinen können, dass sie Freunde wären. Ein sanftes, aber dennoch energisches Beißen in seinen Hals holte ihn aus seinen Gedanken, gemeinsam mit der Hand, die zielsicher den Weg zwischen seine Beine fand. „Du bist unkonzentriert. Du weißt, dass ich das nicht ausstehen kann.“ Ein gespieltes, ausdrucksloses Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Entschuldige.“ Er legte einen Arm um ihren schmalen, vom Alter noch unberührt erscheinenden Körper und zog sie näher an sich. ~~~ „Tsukasa?“ Die dunkle Stimme drang nur schwach in das Bewusstsein des 18-jährigen vor. Er wusste nicht, wie spät es war, wo genau er war oder was er tat. Alles, was ihm bewusst war, war die Tatsache, dass sein gesamter Körper höllisch schmerzte und er sich noch nie in seinem Leben so schäbig gefühlt hatte. Als das Zimmer vom Aufflackern einer Lampe erhellt wurde, kniff er die Augen zusammen. Schritte kamen auf das Bett zu und er merkte daran, dass die Matratze sich senkte, dass sich jemand neben ihm auf dem Bettrand niedergelassen hatte. Eine Hand, die sich irgendwie rau anfühlte, legte sich auf seine Stirn. „Hey, bist du bei Bewusstsein?“ Er registrierte die Stimme, erkannte sie nach einer Weile und schlug daraufhin seine vom Weinen schmerzenden Augen auf. „Was interessiert's dich denn?“ Seine Stimme klang heiser und nahm seinen Worten damit die Schärfe, die er eigentlich hatte hineinlegen wollen. „Ich bin für dich verantwortlich, schon vergessen?“ Die Stimme des anderen klang kühl wie immer, aber wieder glaubte er noch etwas Anderes darin zu hören. Aber das bildete er sich vermutlich auch dieses Mal nur ein. „Komm, ich bring dich hier weg.“ „Mach dir bloß keine Mühe.“ „Das Zimmer wird gebraucht.“ Innerlich schnaubte Tsukasa. Hatte er es nicht gesagt? So etwas wie Mitgefühl existierte an diesem Ort nicht. „Karyu, du bist ein Arsch.“ Die Worte waren mehr ein Flüstern gewesen, aber dennoch hatte der Ältere, der ihn nun vorsichtig hochhob, sie gehört. Tsukasa sah das bittere Lächeln nicht, das der so Betitelte nun zeigte. „Danke, dafür werde ich bezahlt.“ Mit dem Fuß schloss Karyu die Zimmertür und trug den mittlerweile entweder wieder schlafenden oder bewusstlosen Jungen in eines der Zimmer, die den Angestellten vorbehalten waren, legte ihn vorsichtig auf das schmale Bett, das im Raum stand, und verließ diesen dann wieder, in der Absicht, jemanden zu holen, der sich um den Kleinen kümmern würde. Er selbst hatte noch zu tun und außerdem wollte er nicht bei dem Jungen bleiben, der ohnehin schon einen viel zu großen Teil seiner Gedanken einnahm. ~~~ „So, ich muss jetzt da lang.“ Maya zeigte nach links, wo eine Straße von ihrem bisherigen Weg abging. „Sicher, dass du es noch zu dir nach Hause schaffst?“ Sie musterte den Jungen, der bleich und mit ausdruckslosen Augen neben ihr stand. Sie hatte das ungute Gefühl, dass sich dieser Ausdruck irgendwann nicht mehr ändern würde, wie bei der Mehrzahl ihrer Kollegen. Er schien zu zart zu sein, als dass er nicht irgendwann endgültig zerbrechen würde. „Ja...das...geht schon...“ erwiderte er nach kurzem Zögern leise. „Es...ist nicht sehr weit...“ „Gut.“ Maya nickte noch einmal. „Dann...sehen wir uns morgen. Und Tsukasa: versuch zu schlafen, ok?“ Nun war es an ihm zu nicken. Dann drehte sich seine Kollegin um und setzte ihren Heimweg fort, während er noch immer an der gleichen Stelle stand und nicht wusste, ob er es denn wirklich noch bis zu dem Loch, das sich seine Wohnung nannte, schaffen würde, ohne vorher einfach wieder aus den Latschen zu kippen. Ein zittriges Seufzen verließ seine trockenen, aufgesprungenen Lippen, als er sich vorsichtig und mit kleinen Schritten, um sich möglichst wenig zu bewegen, doch noch in die Richtung seines Ziels aufmachte. Er war so in seine Gedanken versunken, dass er die Gruppe junger Männer nicht bemerkte, die ihm auf seinem Weg entgegenkamen. Erst als er mit einem von ihnen schmerzhaft zusammenprallte, merkte er, dass er nicht mehr allein war. Obwohl der Zusammenstoß nicht allzu heftig gewesen war, hatte er ausgereicht, den zierlichen und geschwächten Jungen das Gleichgewicht verlieren zu lassen. Er stieß ein scharfes Zischen aus, als er schmerzhaft auf dem Asphalt aufkam. „Seht mal...wir scheinen Glück zu haben in den letzten Tagen.“ Heiseres Lachen folgte auf diese Aussage. „Noch so ein kleines, flatterhaftes Vögelein. Er kommt sicher auch geradewegs aus dem „Grudge“...“ Entsetzen breitete sich in Tsukasa aus, als er aufsah und erkennen musste, dass die sieben oder acht Typen ihn eingekreist hatten. Und ihren Blicken nach zu urteilen, hatten sie schon eine ziemlich klare Idee, was sie mit ihm anstellen wollten. //Bitte...bitte...nicht...// „Och seht mal...der Kleine is so happy, dass er uns seine Dienste anbieten darf, dass er vor Glück anfängt zu heulen...“, lachte einer der Typen, während er ihn unsanft wieder auf die Beine zog, nur um ihn danach an die nächstgelegene Hauswand zu drücken. Tsukasa konnte nichts anderes tun, als die Augen zusammenzukneifen und zu beten, dass er das Bewusstsein verlieren würde, als er zum zweiten Mal an diesem Abend ein paar Hände seinen Körper erforschen spürte. Ungeduldige Finger rissen am Reißverschluss seiner Jacke, bis sie sie geöffnet hatten, doch gerade als Tsukasa damit rechnete, jetzt auch noch seine Bluse zu verlieren, waren die Hände plötzlich verschwunden und er hörte ein ersticktes Aufkeuchen. Ängstlich öffnete er die Augen und gewahrte jemanden, mit dem er hier wirklich nicht gerechnet hatte. Er sank an der Hauswand herunter und beobachtete die Szene, die sich ihm bot: Karyu war gerade dabei, die Straßenbande aufzumischen und wie es aussah, hatten diese Typen trotz ihrer Überzahl nicht wirklich eine Chance gegen den Bodyguard. Der ignorierte es völlig, dass auch er einige Treffer abbekam und schlug so lange auf seine Gegner ein, bis diese entweder bewegungslos am Boden lagen oder einfach die Flucht ergriffen. Schwer atmend blieb der Ältere stehen, wischte sich das Blut, das ihm als Resultat eines harten Treffers übers Kinn lief, ab und sah Tsukasa forschend an. „Alles ok, Kleiner?“, fragte er, noch immer leicht außer Atem und zog den anderen dann vorsichtig auf die Füße, um ihn ein weiteres Mal anzusehen. „Ja...du...warst noch rechtzeitig...da...“ Wieder liefen Tsukasa Tränen über die Wangen. Er wunderte sich beinahe, dass er überhaupt noch welche hatte, um weinen zu können, und ließ sich, ungeachtet dessen, wen er vor sich hatte, gegen Karyus Oberkörper sinken. Es war einfach zu viel für ihn. Er brauchte das Gefühl, dass er nicht ganz allein war – auch wenn es nur für wenige Minuten und nicht echt sein sollte. „Ich bring dich nach hause.“ Die Stimme des Bodyguards klang erstaunlich weich, als er ihn sich zum zweiten Mal an diesem Abend auf die Arme lud, um ihn den restlichen Weg bis zu Tsukasas Wohnung zu tragen. Keine halbe Stunde später saß Karyu in seinem eigenen Wohnzimmer, das nur von einigen Kerzen erhellt war. Zur Gesellschaft hatte er nur seinen derzeit besten Freund – eine Flasche Jack Daniel's – der ihn hoffentlich auch heute Abend erfolgreich davon abhalten würde nachzudenken. ~~~~~~~~~~~~~~~~ So..hier ich nochmal. Erstmal zu der Sache mit dem Unfall-Schema, falls jemand nich wissen sollte, was damit gemeint ist: Es geht darum, dass Menschen die Eigenschaft haben, bei Unfällen, die besonders schlimm/hässlich sind einfach hinzustarren, auch wenn sie es eigentlich nicht sehen wollen, aber eben von ihrer Neugier dazu getrieben werden. (mir wurde gesagt, dass man das in der "Fachsprache" auch als "natürlichen Voyerismus" bezeichnet. Jetzt wissen wir's also *lach*) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)