Purple Dream von phyl ================================================================================ Kapitel 3: Purple Snow ---------------------- - Part Three: Purple Snow - Garden fröstelte und zog seine Leinenweste noch etwas näher um sich herum. Der Schnee peitschte ihm ins Gesicht, während er stur durch eine weiße Ödnis stapfte. Er ging auf einem alten, längst verfallenen Weg, welcher, wenn man dem Gebrabbel eines alten Einsiedlers Glauben schenken konnte, direkt zum Schloss des Schneekönigs führte. Der in einem warmen Teil des Landes aufgewachsene Mensch war Temperaturen unter 0° Celsius nicht gewohnt. Er wagte es gar nicht, einen Blick nach hinten zu Rúcrac zu werfen - dieser es musste als Reptil hier wirklich nicht leicht haben. Um sich irgendwie abzulenken und seine Augen von den Schneeflocken abzuhalten, starrte Garden wie hypnotisiert auf den Boden. Dieser war mit etwa 30 Zentimetern Schnee und Eis bedeckt und machte das Vorwärtskommen schwierig. Am Wegesrand standen wenige verfrostete Holzpfähle, durch die man den ungefähren Verlauf des einst benutzten Stück Land ausmachen konnte. Hier und dort wuchsen besonders widerstandsfähige Disteln oder Moos; aber nirgends war ihm auch nur ein Busch aufgefallen, von Bäumen ganz zu schweigen. In der Wüste hatte es wenigstens Kakteen gegeben. Manchmal hörte man im Wind das leise Geräusch eines Schneefuchses und Garden war erst vor kurzem beinahe über ein totes Schneehäschen gestolpert. Auch wenn es nun schon einige Zeit her war, ihm rasten immer noch die Gedanken im Kopf herum, die er sich über Rúc’s fantastische Geschichte machte. Zusammengefasst konnte man sagen, dass der Drache seinen Zwillingsbruder in Form eines Steines mit sich nahm, um ihn irgendwann aus diesem einsamen Gefängnis zu befreien. Aber diese ganzen Details, sie faszinierten, ängstigten und verwirrten Garden nur. Ihm war klar geworden, dass er hier mit einem psychisch instabilen Mörder herumreiste. „Rúc’O’tka (1)… Was sagte der Herr noch darüber, wie weit es ist?“ Garden’s Stimme schlug sich gegen den eisigen Wind, der die Flocken gegen ihre Gesichter wehte. „… Rúc?“ Als nach einiger Wartezeit noch immer keine Antwort vom Drachen erklang, drehte sich der Blonde besorgt um. Er wusste doch, dass Drachen kalte Temperaturen kaum vertragen konnten. Wieso war er stur vorneweg gestapft? Er blieb kurz stehen, ehe er sich entschlossen einen kurzen Weg zurück zu Rúc (2) bahnte. Der Drache lehnte an einem kleinen Felsvorsprung und hielt sich den Arm zum Schutze über die Stirn. Wenn er Garden gerufen hatte, so hatte der brausende Wind dieses leise Geräusch mit Sicherheit geschluckt. Der Mensch war nach wenigen Schritten bei seiner Begleitung angekommen und betrachtete ihn voller Sorge. „O’tka? Geht es Euch gut?“ Er erhaschte einen kleinen Blick auf Rúc’s Gesicht. Seine Lippen waren schwarz angelaufen, seine Wangen waren stark ergraut (3) und er hatte die Lider schwer atmend geschlossen. „Ihr erfriert, wenn Ihr so weiter macht.“ stellte Garden mit einer erstaunlichen Ruhe in der Stimme fest. Falls Rúc irgendetwas gesagt hatte, so hatten die Geräusche von außen dies erstickt. Garden hatte sich immer noch nicht richtig an diese einzigartige Stimme gewöhnt. „Kommt.“ meinte er beruhigend und berührte sachte Rúc’s Arm. „Lasst uns eine Pause einlege-“ Er wurde abrupt unterbrochen, der Drache wischte seine Hand mit einem Armzug weg und stieß sich von der Eiswand ab. „Wir… gehen weiter.“ röchelte er unter gepresstem, gefrierendem Atem aus. „Ich will… nicht länger warten.“ Still bewunderte Garden die Echse für ihren Mut… oder ihre Dummheit. „Dann lasst mich Euch helfen.“ fragte er daher den Drachen. Ruckartig blieb er stehen. Man konnte nicht genau sagen, ob er auf Garden’s Ausspruch reagiert hatte oder ob er festgefroren war. „… Gut…“ Man konnte das gemurmelte Wort fast nicht verstehen, aber Garden kam sofort angesprungen. „Ich werde Euch stütz-“ Und zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Minuten wurde er unterbrochen. Diesmal allerdings nicht von Rúc. Auf der Spitze der Anhöhe, die sie emporkletterten, stand ein Mädchen, vielleicht fünf Jahre jünger als Garden. Man konnte ihr Gesicht nicht erkennen, da sie einen langen, braunen, verwaschenen Lederumhang trug, der eine Kapuze beinhaltete. Sie hatte hüftlange schwarze Haare, die umso eindrucksvoller wirkten, da sie mit dem Wind flatterten. Auf ihrer Schulter saß ein- ja was? Garden kannte dieses Tier nicht. Es schien eine Fledermaus zu sein, hatte allerdings einen Vogelschnabel und ein Paar schneeweiße Vogelflügel zusätzlich… Was Garden hatte aufschrecken lassen, war, dass das Mädchen zu sprechen angefangen hatte. Nun, Sprechen war vielleicht etwas zu viel gesagt. „Krääjch!“ kreischte die junge Dame und der Mensch hielt sich unwillkürlich die Ohren zu. Rúc wandte sich bei diesem Geräusch unwillkürlich um, und seine Augen fingen an zu blitzen. Er ging, so gut es ihm das eben halb erfroren möglich war, einen Schritt zurück und nuschelte Garden etwas zu. Dieser riss geschockt die Augen auf. „Eine Dunkelelfin, eine echte?!“ Stumm nickte das Reptil und zog schwerfällig Nebula heraus. „Versteck’ dich. Das hier könnte gefährlich werden.“ raunte er dem Menschen zu, der diesen Befehl eifrig befolgte und hinter einen eisüberwachsenen Stein hastete. Einige sehr lange Sekunden vergingen, in denen Rúc und die Elfin sich nur anstarrten. Dann, wie auf ein geheimes Zeichen hin, krächzte das seltsame Tier auf ihrer Schulter und sie preschte in Rúc’s Richtung. Er fackelte nicht lange und zog selbst mit einem gewaltigen Schwertstoß an der jungen Frau vorbei. Das physische Gefecht war schneller vorbei, als Garden es sich je hätte träumen können. Mit einem einzigen Angriff hing der Arm des Mädchens schlaff hinunter, während Blut aus einer sehr, sehr großen Wunde an Rúc’s Oberarm tropfte. Die beiden waren nun wahrscheinlich nicht mehr in der Lage, irgend eine Waffe zu tragen. Doch nun folgte der Kampf, der allein durch die Köpfe der beiden vorgingen. Garden konnte aus seinem provisorischen Versteck nur bruchstückweise beobachten, was dort vor sich ging. Den Anfang machte die Dunkelelfin. Da ihr Gesicht noch immer verhüllt war, konnte man nicht erkennen, was sie tat, jedoch fuhren neben ihr urplötzlich die schwummrigen Gestalten von- Garden wagte nicht zu glauben, was er da sah. Geister. „Eine Espiritia?“ (4) murmelte Rúc, halb erfroren, halb wütend. Garden wagte kaum zu atmen. Espiritiae waren magische Geschöpfe, die mit Geistern Verbindung aufnehmen, sie aus dem Jenseits holen konnte und mit ihrer Hilfe mächtig werden konnten. Diese Form Magie wurde von den Elfen verboten, da es zur ‚Störung der Totenruhe’ durch den obersten Führer der Waldreligion dekliniert wurde. Die Geister schossen durch den Schnee auf Rúc zu. Er vollführte noch einen verzweifelten Gegenschlag, aber in seiner jetzigen Kondition konnte er es unmöglich mit einer Espiritia aufnehmen. Im vollen Besitz seiner Kräfte und in einem gemäßigteren Klima könnte dieser Kampf Stunden dauern, ehe es zu einem Ergebnis kommen könnte. So aber wurde schneller Prozess mit ihm gemacht. Die silbrigen Gestalten nahmen ihn auf, und fünf von ihnen schwebten mit dem widerstandslosen Drachen zurück zur Elfin. Garden wusste, dass er den Violetthaarigen nicht so ziehen lassen dürfte, und trat selbst aus seinem Versteck hinaus, um auf die Unbekannte zuzurennen, die stolz ihren Gewinn beäugte. Mit einem Sprung auf ihre Beine rempelte der Junge die Mächtige einfach so um. „Garden…“ knurrte der Drache den Jungen an. „Das ist jetzt meine Angelegenheit, also ver-“ „Nein, Rúc’O’tka!“ rief der Blonde nur, um sich sofort wieder aufzurappeln - und von der Gestalt festgehalten zu werden. „So, so…“ schnurrte eine angenehme, gleichzeitig schneidende Stimme ihn an. „Das Drachenkätzchen hat sich also eine Maus gefangen…“ Wie auf einen unsichtbaren Befehl hin schwebten zwei der Geister auf die Espiritia zu um ihr die schwere Last abzunehmen. Mit einem leisen ‚Plop’ waren alle lebenden und toten Personen von diesem Ort verschwunden, und der Wind brauste unerbittlich und einsam über die öde Schneewüste… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)