Von Jenseits des Schwarzen Schleiers von abgemeldet (Sirius Black sieht auf sein Leben von hinter dem Schwarzen Schleier zurück) ================================================================================ Kapitel 1: Der schwarze Schleier -------------------------------- Prolog Der schwarze Schleier Das Ende? I ch stehe in einem uralten, steinernen Durchgangsbogen und vor mir flattert ein schwarzer, zerfetzter Vorhang. Auf der anderen Seite schreit die Stimme eines Jugendlichen verzweifelt einen Namen. „Sirius! Nein! Sirius, das kann nicht sein.“ Sirius. Der Name klingt vertraut. Wer ist dieser Sirius? Warum schreit der Jugendliche dort draußen so verzweifelt diesen Namen? Ich sollte zu ihm gehen und ihn beruhigen. Er klingt als würde ihm jemand die Seele aus dem Leib reißen. Ich (Ich?) hebe meine Hand und will den schwarzen Schleier zur Seite schieben, doch jemand oder etwas hält mich zurück. „Du bist auf der anderen Seite, Sirius. Der Weg zurück ist versperrt“, sagt eine körperlose Stimme zu mir. Sie klingt sehr streng, aber auch unendlich gütig. „Sirius? Wer ist dieser Sirius, von dem du sprichst und den der Junge dort draußen so herzzerreißend ruft?“ „Du bist Sirius - Sirius Black - und du wurdest soeben von deiner eigenen Cousine ermordet.“ „Ermordet? Dafür komme ich mir aber recht lebendig vor…“ „Du bist hinter dem schwarzen Schleier und der Tod ist nur ein fernes, unbekanntes Land…“ Und plötzlich fällt mir ein – als hätte jemand in meinem Bewusstsein einen ganzen Kronleuchter entzündet - wer und was ich bin. Mir fällt auch siedend heiß ein, dass ich dort draußen noch nicht alles erledigt habe… „Ich muß zurück, der Junge – Harry – er braucht mich. Dort draußen findet gerade ein Kampf auf Leben und Tod statt…“ „Nein.“ Ein Wort der absoluten Endgültigkeit. „Aber…“ „Nein Sirius, es gibt keinen Weg mehr zurück… Nur Eines darf dir noch gewährt werden, bevor du endgültig hinter dem letzten Schleier verschwinden musst…“ „Und das wäre?“ Das Einzige, was ich wirklich will, lässt die Stimme nicht zu, das hat sie deutlich genug klar gemacht. „Du hast das Recht, dir dein Leben nochmals anzusehen... Damit du verstehst… Das Wie und Warum akzeptierst… Liebe und Hass – Freundschaft und Feindschaft abwägst… Dich selbst bewertest… Und mit allem deinen Frieden machst… Damit du am Ende bereit bist, zu gehen…“ Plötzlich will ich nichts mehr, als genau das. „Dann lass mich sehen…!“ Etwas reißt mich zurück durch Zeit und Raum. Und ich sehe… Mein Leben - meine Freunde - meine Feinde. Triumphe und Niederlagen… Gute Taten und dumme Fehler… Vieles, was ich nie wusste, wird mir offenbart. Wie Freunde zu Feinden wurden… Wie Feinde hätten Freunde sein können… Die Ereignisse, bei denen ich selbst dabei war, erlebe ich als wäre ich wieder dabei, auch wenn ich sie aus einer gewissen Distanz betrachten kann. Dinge, von denen ich keine Kenntnis hatte, werden mir offenbart. Vieles wird mir klar und ich beginne zu verstehen… Ich muss selbst über mich ein Urteil sprechen und mich mit der Vergangenheit aussöhnen… Bevor ich gehen muss… Bevor ich schließlich ins Licht gehen darf…  Das edle und uralte Haus der Black E in uraltes Haus. Düster. Kalt. Freudlos. Überall Schlangen. Sie winden sich um angelaufenen Kerzenleuchter, an uralten, wackligen Tischen hinauf, um krumme Stuhlbeine. An einem Treppenaufgang hängen die ausgestopften Köpfe von Generationen von Hauselfen. Wenn man eine Tür öffnet, weis man nie, welches Grauen einen dahinter erwartet. Es ist mein Elternhaus. Das Edle und Uralte Haus der Black… Und ich hasse es. Ich hasse es, seit ich denken kann. Reinblütige Magier. Edler als edel... Sieben Generationen prangen auf dem Stammbaum im Gästezimmer … Toujours Pur … Eine ehrwürdiger als die andere, sagt meine Mutter immer, alle von reinstem Blut… Meine Mutter… Sie ist für mich eine widerliche Vettel. Grausam, skrupellos, wahnsinnig, wirklich böse. Mein Vater steht völlig unter ihrem Pantoffel und gehorcht ihr fast immer. Er ist nur der Schatten eines Mannes… Und da gibt es noch meinen Bruder – Regulus. Ich mag ihn nicht besonders… Ich bin eine einzige Enttäuschung für meine Eltern. Ich denke nicht wie sie, handele nicht wie sie, bin nicht wie sie. Regulus ist der Liebling, schon seit seiner Geburt. Er ist ein paar Jahre jünger als ich und seit er da ist, bin ich für meine Eltern nur noch eine einzige Enttäuschung. Kann mir nur recht sein. Ich will auch nicht so sein wie sie. Eines Tages belausche ich ein Gespräch meiner Eltern. „…der Junge geht nach Hogwarts…“ die Stimme meines Vaters. „Nein. Dieser Schlammblutliebhaber Dumbledore ist dort Direktor geworden. Er wird ihn nur noch weiter verderben. Dumstrang - Dumstrang ist die einzige Lösung. Dort wird er auf die richtige Art in die Schwarzen Künste eingeführt werden.“ Meine Mutter. „In Hogwarts gibt es das erhabene Haus von Salazar Slytherin. Dem Edelsten von allen. Der Junge soll in dieses Haus, so wie wir es auch waren“, widerspricht ihr mein Vater. „Hhm. Nun, das ist das einzige Argument, das für Hogwarts spricht. Ja, das Slytherins Haus. Das gefällt mir. Gut, ich gebe nach. Dann wird es also Hogwarts sein…“ Ich höre ein Trippeln von kleinen Füßchen und halte es für besser, schnell zu verschwinden. Wenn Kreacher, unser alter Hauself, mich beim Lauschen erwischt, verpetzt er mich sofort bei meiner Mutter. (Er verehrt sie, sie ist seine Göttin.) Und wenn er das tut, könnte sie mich doch noch nach Dumstrang schicken und dorthin will ich auf keinen Fall. Komme ich nicht nach Hogwarts, haue ich ab. Ich werde einfach verschwinden und nie wieder auftauchen… „Sirius, wo bleibst du denn? Ich warte schon eine halbe Stunde auf dich. Nur, weil du bald dein Studium der Magie beginnst, heißt das noch lange nicht, dass du bei mir nichts mehr lernen musst…“ Mein Hauslehrer, Mr Nosferatu. Ich hasse ihn, wie alles hier. Er ist unglaublich streng und lässt stur nur seine Meinung gelten. Gut, er hat mir Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht und das ist auch gut so. Aber was er sonst noch von sich gibt ist übel, finster und Schwarze Magie. Nicht, dass ich schon Magie ausüben dürfte. Ich mag keine Schwarze Magie und ich glaube auch nicht, dass es etwas Besonderes, ja Königliches ist, ein Black zu sein. Und das ist es hauptsächlich, was er mir auf Geheiß meiner Eltern eintrichtern will. Ich widerspreche ihm, weil ich glaube, dass jede Person ihren Wert hat, egal ob Reinblütig oder Muggel oder irgendwas dazwischen. Er duldet meine Einwände nie. Widerspreche ich zu deutlich oder zu hartnäckig, werde ich in den Keller gesperrt. Dort haust ein Boggart, der die Gestalt dessen annimmt, vor dem man sich am meisten fürchtet. Man kann sich durchaus gegen das Biest wehren, wenn man die richtige Magie kennt. Ich kenne sie jedoch noch nicht und auch wenn ich sie kennen würde, dürfte ich sie nicht benutzen … viel zu jung! Ich bin also im zarten Alter von elf, jegliche Art von Angst und Schrecken gewohnt. „Sirius, du Flegel, du träumst schon wieder“ grollt Nosferatu. „Komm jetzt, bevor du dieses edle Haus verlässt, erwarte ich, dass dir meine Lehren in Fleisch und Blut übergegangen sind.“ Er betet den gewohnten Blödsinn herunter und ich schalte wie üblich auf Durchzug. Der Endeffekt ist, dass ich die restliche Zeit bis zum ersten September in der Gesellschaft des Boggarts im Keller verbringe.   Kapitel 2: Das erste Jahr ------------------------- Kapitel 1 Das erste Jahr James Potter S ie bringen mich mit großer Zeremonie zum Kings Cross Bahnhof auf das Gleis 9 ¾. Alle sollen sehen, dass ein Sohn aus dem Hause Black nach Hogwarts geht. So ein Blödsinn, wer sollte sich schon davon beeindrucken lassen? Mir ist das ganze Spektakel auf jeden Fall zuwider. Eine rote Dampflok wartet auf ein paar hundert Jugendliche, um sie nach Hogwarts zu bringen. Ich bin aufgeregt und fest entschlossen, das Beste aus meiner neuen Lage zu machen. Schließlich gibt es in Hogwarts vier Häuser und nicht nur das selbstherrliche Slytherin. Ich steige mit Sack und Pack in ein Abteil und mache es mir dort bequem. Es ist voll besetzt und es gibt ein großes Hallo. Nur ein ungepflegter Junge am Fenster gibt keinen Laut von sich und starrt schlecht gelaunt durch die Scheibe nach draußen. Aber er interessiert mich nicht. Der Junge mir gegenüber ist wesentlich interessanter. Schelmisch blitzende braune Augen hinter einer komischen Brille mustern mich neugierig. Himmel, der Knabe hat anstelle von Haaren etwas wie einen schwarzen Wischmop am Kopf. So was Wirres habe ich noch nie gesehen. „Oy“, sagt er neugierig. „Mein Name ist James Potter. Wer bist du?“ „Black, Sirius Black“, stelle ich mich vor. Der Bursche gefällt mir. Er scheint recht gut drauf zu sein. „Black. Ja, von deiner Familie habe ich schon gehört“, er rümpft verächtlich die Nase. „Schwarze Magier, schwärzer als schwarz.“ Er kennt mich doch noch gar nicht, warum beleidigt er mich dann? Ich werde plötzlich stinksauer. „Du weist nicht, wovon du redest, Potter“, fauche ich. Ich werde laut und funkle alle anderen im Abteil an. Der Junge am Fenster starrt mich unverwandt an, der kommt mir gerade Recht. Dem werd ich… „Was starrst du so?“ blaffe ich ihn an. „Potter und Black“, sagt er, als würde das die Sache klären und schnieft. Himmel, ist der Kerl ungepflegt. Seine Robe sieht aus, als hätte sie schon Merlin getragen und als unbrauchbar entsorgt. Seine Haare könnten dringend eine Wäsche vertragen, denn sie triefen vor Fett. Und mit der enormen Nase könnte er problemlos eine Flasche öffnen. „Und wer bist du?“ Ich will wenigstens den Namen meines Gegenübers wissen. „Severus Snape“, sagt er und schnieft erneut. „Snivellus Snape“, platze ich heraus. Ich finde diesen Spitznamen urkomisch. Schnüffelnase. Plötzlich fängt auch Potter an zu lachen und sagt: „Yeah, der Name passt. So werden wir dich in Zukunft nennen. Snivellus.“ Plötzlich scheinen wir einer Meinung zu sein und der Streit von vorhin ist vergessen. Der andere Junge wendet sich ohne ein weiteres Wort ab und starrt wieder aus dem Fenster. Ich vergesse seine Anwesenheit sofort und fange an, mich mit Potter zu unterhalten. „Weist du Potter, ich mag meine Familie nicht. Die ganze Schwarze Magie, das blöde Gefasel von reinblütig und edel, nur um die Grausamkeit und den Eigendünkel zu begründen. Nee du, das ist nichts für mich…“ „Hhm. Dann will ich dir das mal glauben. Was meinst du, in welches Haus du kommst?“ „Keine Ahnung. Ist mir auch egal, solange es nicht Slytherin ist“, erwidere ich. „Nee. Slytherin ist auch nicht mein Ding. Gryffindor wäre echt cool, was meinst du?“ „Yeah, voll cool. Sag mal, weist du was über den schmierigen Knaben am Fenster?“ „Nee, nur dass er mir unsympathisch ist und natürlich kenne ich den Namen, da gab´s mal vor ein paar Jahren nen Skandal – irgendwas mit Gift und seinem Vater – denke wenigstens, dass es um den ging. Aber was Genaues weis ich auch nicht. Egal - solange er Ruhe gibt, lass ich ihn auch in Ruhe.“ „Yeah, aber ich weis nicht, er ist echt widerlich. Ich möchte ihm nur zu gerne das Fett aus den Haaren zaubern oder ihn baden schicken…“ Wir reden miteinander, plaudern und freunden uns irgendwie an. Die Zeit vergeht wie im Flug. Es ist schon beinahe dunkel, als wir am Hogsmeade Bahnhof ankommen. Es herrscht ein gewaltiges Gedränge beim Aussteigen und James und ich schubsen uns ein bisschen durch die Gegend und fegen uns an. Wir sind nicht sauer aufeinander oder so. Es ist eine Art Machtkampf, wir wollen einfach herausfinden, wer der Stärkere ist. Nur so für die Unterlagen … Saublöde Idee. RUMS! Vor uns steht der größte Kerl, den ich je in meinem Leben gesehen habe und er knallt James und mir die Köpfe so fest zusammen, dass wir Sterne sehen. Dann wettert er in einem Dialekt los, den ich fast nicht verstehe. Soviel ist jedoch klar, wir sollen aufhören uns zu streiten und in die Boote steigen. Das verstehe ich auch ohne Worte, denn er stößt uns so vehement in die entsprechende Richtung, dass wir die Strecke zurücklegen, ohne dass unsere Füße auch nur den Rasen berühren. James kommt neben mir zum Sitzen und reibt sich stöhnend den Kopf. Wenn ihm der Schädel weniger brummt als mir, dann hat er mit Sicherheit die härtere Birne. „War ´ne blöde Idee, was Sirius?“ „Yeah. Keine Kloppereien mehr, oder?“ „Nee. Freunde?“ Er streckt mir die Hand hin. „Freunde“, sage ich und schlage ein. Hätte ich auch eingeschlagen, wenn ich gewusst hätte, wohin das alles führen wird? Ja, ich glaube schon. Nein, ich bin mir sicher. Wir hatten miteinander die beste Zeit der Welt … Freunde und mehr als nur das… Bis zum Ende und darüber hinaus… Ein großes Fest heißt uns neue Schüler willkommen. Wir müssen einen alten Zauberhut aufsetzen und er wählt uns in die einzelnen Häuser. Als ich ihn wieder abnehme, juble ich. Gryffindor! Jetzt heißt es warten, in welches Haus James kommt. Die Reihe der neuen Schüler scheint mir nahezu endlos. Endlich kommt James dran und ich drücke sämtliche Daumen und Zehen. „Gryffindor!“ ruft der Hut. Ich juble und klatsche mit dem Rest unseres Haustisches. James grinst und seine Augen funkeln. Er quetscht sich neben mich auf einen freien Stuhl. „Geschafft!“ strahlt er mich an. „Yeah, im gleichen Haus…“ „...und nicht in Slytherin!“ Anderthalb Stunden später gehen wir in unsere Himmelbetten im Gryffindor Turm. Wir sind so satt und mit bestem Essen so voll gestopft, dass wir fast zu träge sind, die drei anderen Jungen im Raum genauer zu mustern. Dennoch erregt der Eine unsere Aufmerksamkeit. Mittelgroß, hellbraune Augen, hellbraune Haare. Muss in unserem Alter sein. Er sieht sehr jung und gleichzeitig schrecklich erschöpft und verbraucht aus. Er bemerkt meinen neugierigen Blick und lächelt mich freundlich an. Ein furchtbar trauriges, schiefes und irgendwie geheimnisvolles Lächeln. Dann nickt er mir und auch James zu und zieht die Vorhänge vor sein Himmelbett. Scheint zu den schweigsamen Typen zu gehören. James ist eher ein Anführer und das war wohl auch der Grund für unsere kleine Kabbelei bei den Booten. Ich befehle auch lieber, als zu gehorchen. Hhm, „Freunde“ hat er gesagt und ich habe eingeschlagen. Freunde… Was bedeutet das? Meinen Leuten war nie jemand gut genug und so hatte ich noch nie welche. Immer nur dieses finstere, unheimliche, freudlose Haus voller schwarzer Kreaturen. Eigentlich bin ich ein recht fröhlicher Kerl. Wäre ich es nicht, hätte ich mich sicher längst umgebracht. Auch Potter scheint gut drauf zu sein, ein Typ mit dem man einen Hippogreif stehlen kann. Könnte echt Spaß machen, mit dem Knaben abzuhängen. Ich bin müde. Die Fahrt war lang und das Essen mehr als nur reichlich. Ich wälze mich auf die andere Seite und kaum habe ich mir Decke und Kissen bequem hingerichtet, bin ich auch schon eingeschlafen. Ich hatte Recht, James ist wirklich der Kumpel, den man erfinden müsste, wenn es ihn nicht gäbe. Er ist immer gut gelaunt und hat die verrücktesten Ideen, was man in Hogwarts anstellen kann. Er ist nicht besonders tiefsinnig oder nachdenklich, aber von Tiefsinnigkeiten hatte ich zu Hause genug. Jetzt will ich einfach alles genießen und meinen Spaß haben. Das Schloss ist uralt und riesig und es ist schwer, sich darin zu Recht zu finden. Es ist Wochenende und schon sehr spät am Abend. Eigentlich sollten wir alle schlafen. Aber James hat sich zu mir ans Bett gesetzt und wir tuscheln miteinander. „Was meinst du, Kumpel, sollen wir…?“ fragt er abenteuerlustig. „Es juckt mich in den Fingern. Die ganzen Gänge und Treppen, Zimmer und Räume … Yeah. Machen wir es“, erwidere ich ohne lange zu überlegen. James steht auf und ich schwinge die Beine aus dem Bett. Er steht neben mir und hält mir grinsend meinen Morgenmantel hin. Ich grinse zurück und schlüpfe in das Ding hinein. Auf leisen Sohlen schleichen wir uns an den zwei schlafenden Jungen vorbei. Es sind nur zwei, denn der seltsame Junge - er heißt Remus Lupin - ist krank. Dachte mir gleich, dass mit dem was nicht stimmen kann, obwohl er nett ist. Die Treppen hinunter schleichen wir und durch den Gemeinschaftsraum. Das Porträt der Fetten Dame bewacht den Turm, aber sie schläft in ihrem Rahmen und wir huschen an ihr vorbei. Wir stehlen uns durch die Korridore. Der Vollmond scheint durch die hohen Fenster und wirft tanzende Schatten auf die Böden. Plötzlich packt mich James an der Schulter und zieht mich hinter eine Statue. Gerade noch rechtzeitig. Einer der Geister gleitet vorbei. Sieht nach dem Fetten Mönch aus – dem Hausgeist von Huffelpuff - und der ist harmlos - aber wir haben um diese Zeit nichts in den Gängen verloren und es würde Ärger geben, wenn uns jemand erwischt. „Wo willst du eigentlich hin?“ flüstere ich James ins Ohr. Nicht, dass ich Angst hätte, aber ein Ziel sollten wir uns schon ausdenken. „Die Küche suchen.“ Die Küche. Typisch James. Der kann essen, dass es nahezu unglaublich ist. (Trotzdem ist er recht schlank, fast dünn und nicht besonders groß.) Wir huschen weiter durch die Gänge. Keiner von uns Beiden hat auch nur die leiseste Ahnung, wo sich die Küche befinden mag. Aber irgendwie ist es auch egal. Es ist einfach schrecklich aufregend, heimlich durch das Schloss zu strolchen. Da höre ich schlappende Schritte. „Pst“, zische ich und ziehe James in den Schatten einer Fensterbank. Ein Junge schleicht vorbei. Severus Snape. Was macht der denn hier? Meine Hände zucken nach meinem Stab, aber der ist nicht da. „Snivellus?“ haucht James. „Yeah“, gebe ich flüsternd zurück. „Hast du deinen Zauberstab dabei? Ich möchte ihm zu gerne was hinterher schicken…“ „Nee. Den hab ich oben gelassen.“ Finster starren wir dem anderen Jungen nach. Wir sind schon in der ersten Woche mit ihm aneinander geraten und er ist uns einfach unsympathisch. Ein Wort gab das andere und am Ende sprühten unsere Stäbe Funken. Snivellus kann mehr, als den seinen nur Funken sprühen zu lassen. Er kennt recht gemeine Flüche und setzt sie auch bedenkenlos ein. So eine erstklassige Gelegenheit zur Rache und wir haben unsere Stäbe im Schlafsaal gelassen … Shit! Mit einem einzigen Blickwechsel entscheiden wir, dass es für heute genügend unliebsame Begegnungen waren und schleichen uns in den Gemeinschaftsraum zurück. Wir sitzen am verlöschenden Feuer und sind in unsere Gedanken versunken. „Also sind wir nicht die Einzigen, die nachts durch das Schloss schleichen“, meint James schließlich. „Der alte Snivellus ist auch unterwegs.“ „Yeah. Scheint es recht gewohnt zu sein, in der Nacht die Verliese zu verlassen. Wenn der auch immer rum schleicht, bekommen wir wohl früher oder später mit ihm Probleme.“ James starrt sinnend ins Feuer. Plötzlich schaut er auf und grinst mich an. „Da gäb´s schon ne Lösung. Wir müssen nur auf die nächsten Ferien warten. Zu Hause hab ich ein Erbstück, das uns sehr helfen wird.“ „Ein Erbstück? Was denn?“ „Einen Unsichtbarkeits Umhang.“ „Wow. Yeah. Damit sind wir bestimmt auf der sicheren Seite.“ Jetzt grinsen wir beide. James gähnt breit und auch meine Augen werden schwer. „Gehen wir schlafen?“ frage ich ihn. Er gähnt nochmals und nickt. „Yeah. Ich glaube, für heute reicht es und morgen haben wir die erste Flugstunde. Da sollten wir ausgeschlafen sein.“ Wir stehen auf und schleichen uns in den Schlafsaal zurück.  Remus Lupin B esenflugstunde. Gemeinsam mit den Slytherin. Es besteht eine Art natürliche Konkurrenz zwischen den einzelnen Häusern von Hogwarts. Doch nirgends ist sie stärker als zwischen Slytherin und uns. Es gibt immer genügend gute Gründe den Anderen eins auszuwischen und jetzt bietet sich die Gelegenheit des Tages. Fliegen kann noch keiner von uns besonders gut und nur die Wenigsten haben schon mal auf einem Besen gesessen. Auf Geheiß der jungen Lehrerin, Madame Hooch, beschäftigen wir uns mit den Geräten. Alle sind voll konzentriert. Na ja, zu mindestens tun wir so. In Wirklichkeit jedoch werfen wir heimliche Seitenblicke auf die Anderen. Wie werden sie sich anstellen? Nun, die heimlichen Blicke werden belohnt. Snivellus kann es wohl gar nicht erwarten, aufzusteigen. Wie ist es sonst zu erklären, dass sein Besen wie eine Rakete in die Höhe schießt. Aber er kann das Ding nicht beherrschen. Es bockt und schleudert und schneller als er oben war, liegt er auch schon wieder unten. Ein Mädchen kichert hämisch. „Jetzt nur nichts anmerken lassen“, denke ich. „Nachher stellst du dich noch dämlicher an als der und dann lachen sie über dich.“ Aber zu komisch ist es schon. Snivellus liegt am Boden, wie eine weggeworfene Robe. Viel kann ihm aber nicht passiert sein, denn er steht gleich wieder auf. Doch bevor ich noch einen weiteren Gedanken an Snape verschwenden kann, stößt sich James vom Boden ab und steigt auf. So was von Fliegen habe ich noch nicht gesehen. Entweder er hat zu Hause schon heimlich geübt oder er ist ein Naturtalent. Die anderen scheinen mit mir einer Meinung zu sein, denn sie klatschen und jubeln. Schließlich landet er wieder, sehr lässig und elegant. Danach versuchen wir anderen unser Glück. Keiner fliegt so brillant wie James, aber keiner stellt sich so jämmerlich an wie Snivellus. Der schlurft nach der Stunde vor uns zum Schloss zurück und ich lasse es mir nicht nehmen, James seinen Absturz recht dramatisch vorzuspielen. Der biegt sich vor Lachen und nickt aufgekratzt. Auch er hat natürlich alles mitbekommen. Snivellus hört unser Lachen und wirft uns einen Blick zu, der uns zu Asche verbrannt hätte, wäre das möglich. Dann wendet er sich ab und trabt mit gesenkten Schultern zum Schlosstor. Doch noch jemand scheint nicht ganz einverstanden mit meiner Vorstellung zu sein. Remus. „Das ist nicht komisch, Sirius“, meint er ernst. „Dem Kerl hätte sonst was passieren können.“ „Ach sei doch kein Spielverderber, Lupin“, erwidert James verständnislos. „Es sah doch wirklich zu komisch aus.“ Plötzlich fangen auch Lupins Augen an zu funkeln und er kichert. „Yeah. Zu komisch, aber trotzdem ist es nicht nett, jemanden für seine Ungeschicklichkeit auszulachen.“ Von diesem Tag an gehört Remus zu unserer Bande. Er ist ein Junge mit einem Geheimnis und wir werden nicht recht schlau aus ihm. Er ist der netteste und freundlichste Kerl, den man sich nur vorstellen kann und wenn es einem nicht so toll geht, ist er der beste Kumpel, den man sich nur wünschen kann, aber er kann ein ganz schöner Spaßverderber werden, wenn wir zu sehr über die Stränge schlagen. Wir tun trotzdem immer das, was wir für richtig halten. Heute würde ich Remus Lupin als das Gewissen unserer Gruppe bezeichnen. Damals haben wir uns zuerst nur gewundert, warum er so oft krank ist. Die Zeit vergeht schnell und schon bald kommt Halloween. Doch bis es soweit ist, schleichen wir nachts weiter durch die Schule. Jetzt zu dritt. Nun ja, meistens, denn Remus ist so verflixt oft krank. Eigentlich halte ich ja James für meinen besten Freund, aber wenn es mir echt mal mies geht, will ich ihm das nicht eingestehen. Er würde mich doch glatt für ein Weichei halten und das bin ich nicht. Doch wie gesagt, er ist nicht besonders tiefgründig und mit einem blöden Witz oder einer schrägen Bemerkung, kann man ihn immer zum Lachen bringen und er stellt keine weiteren Fragen mehr. Remus ist anders. Es ist geradezu unheimlich, wie schnell und genau er merkt, wenn etwas mit einem nicht stimmt. Ich habe einen Brief von zu Hause bekommen und meine Mutter schreibt, wie unzufrieden sie mit mir ist, weil ich in Gryffindor bin. Ich soll mit dem Direktor reden, dass ich nach Slytherin wechseln will. Will ich aber nicht. Der Brief ist voller unterschwelliger Drohungen und ich mag ihn gar nicht zu Ende lesen. Es geht mir wirklich ziemlich mies. Wir wandern zu Pflanzenkunde hinunter ins Gelände, gemeinsam mit den Huffelpuffs. James flachst mit dem kleinen Rattengesicht aus unserem Schlafsaal herum, Peter Pettigrew. Er ist so damit beschäftigt, dass er gar nicht merkt, dass mich etwas bedrückt. Plötzlich legt sich eine sanfte Hand auf meine Schulter und ich schaue nach, wem sie gehört. Es ist Lupin und er hält mich zurück. „Sirius, geh langsamer“, sagt er leise. „Warum? Die Stunde fängt gleich an.“ „Weil mit dir was nicht in Ordnung ist. War was mit dem Brief, den du heute beim Frühstück bekommen hast?“ Ich schaue ihn groß an. Er kann nicht wissen, was in dem Brief stand, ich habe ihn am Klo gelesen und dann runtergespült. „Yeah“, antworte ich unwillig. Ich bin eigentlich gewohnt, mit meinen Problemen alleine fertig zu werden. Anderseits weis ich aber auch, dass Remus immer ein offenes Ohr hat. „Also, was ist?“ fragt er nach. Freundlich. Anteilnehmend. Nicht neugierig. Ich überlege, aber nur kurz. „Du weist doch, dass ich mit meiner Familie nicht besonders gut klar komme. Jetzt hat meine irre Mutter geschrieben, dass ich nach Slytherin wechseln soll. Sauber garniert mit hässlichen Drohungen. Verstehst du Remus, kein ‚Wie geht’s dir?’ kein ‚Gefällt´s dir in Hogwarts?’ und schon gar kein ‚Brauchst du was?’ Ich finde das so echt voll Scheiße!“ spucke ich regelrecht aus. Er hat mich mit seinen gelbbraunen Augen aufmerksam angesehen und ich merke, wie sein Gehirn zu arbeiten beginnt. „Das ist echt traurig“, meint er. „Was soll ich dazu sagen? Hör mal, weist du was, ich bin dein Freund, ehrlich, und James ist es mit Sicherheit auch…“ „Mit James mag ich nicht über dieses Thema reden“, unterbreche ich ihn. „Er ist ein Kumpel zum Greifen stehlen, echt, aber so was? Nee, da rede ich lieber mit dir drüber.“ „Danke für die Blumen“, meint er und grinst mich schief an. „Aber so habe ich das nicht gemeint. Ich wollte damit sagen: Pfeif auf deine Familie und schaff dir hier deine eigene. Gute Freunde können dir jede Familie ersetzten, besonders wenn es keine Gute ist.“ Ich grinse schief zurück und nicke. Recht hat er. Freunde… „Danke“, sage ich leise. Gemeinsam gehen wir zum Unterricht und kommen gerade noch rechtzeitig, bevor es Ärger mit Professor Sprout gegeben kann.  Lily Evans H alloween Morgen. Eine Neue kommt nach Hogwarts – Lily Evans - sie war krank, hat Dumbledore gesagt und der Sprechende Hut hat sie zu uns nach Gryffindor geschickt. James starrt sie an, als hätte er noch nie ein Mädchen gesehen. Zugegeben sie ist recht hübsch, aber so hübsch, dass man nicht mehr die Augen von ihr lassen kann? Na ja, James scheint nicht der Einzige zu sein, der so empfindet. Drüben am Slytherin Tisch fallen dem alten Snivellus schier die Augen aus dem Kopf. Ich stupse James in die Rippen und nicke zu Snivellus hinüber. „Schau mal, James, dort drüben, da geifert wer…“ „Wie? Was? Wen meinst du?“ Er ist völlig perplex und seine Augen huschen über den Slytherin Tisch. „Oh … Snivellus … Der dämliche Schleimbeutel … Na so was … Dem fallen gleich seine Augen ins Frühstück…“ Er ist voll durch den Wind und spricht total abgehackt. Schließlich lacht er verlegen auf und schüttelt den Kopf. „Also echt … diese Lily Evans … die sieht schon Klasse aus…“ Ich lache mit ihm mit und eigentlich weis ich gar nicht recht, worüber ich überhaupt lache. Aber Snivellus scheint es ganz genau zu wissen. Er wirft schon wieder mal diese mörderischen Blicke zu uns rüber. Wir gehen nach dem Frühstück in die Verließe hinunter zu Zaubertränke. James trottet neben mir und gibt abgerissene Halbsätze von sich. Das Mädchen scheint ihn wirklich schwer beeindruckt zu haben. Remus latscht an seiner anderen Seite und grinst sein übliches schiefes Grinsen. Plötzlich zuckt James zusammen und kann nicht mehr richtig gehen. Seine Knie sind so weich wie gekochte Nudeln. Ein Zauber? Ich wirble herum. Tatsächlich, da steht Snape und lacht sich schief. In der Hand hält er seinen Zauberstab. Den meinen habe ich augenblicklich auch in der Hand. Dieser Bastard! Nicht noch so ein Fluch! „Expelliarmus!“ rufe ich, sein Stab wirbelt davon und seine Nase beginnt zu bluten - recht heftig. Bevor jedoch noch irgendwer irgendwas tun kann, geht die Tür zu unserem Klassenzimmer auf und heraus kommt Professor Leech. Er ist unser Lehrer für Zaubertränke und unheimlich bis zum geht nicht mehr. Lange weiße Haare, rote Augen, eine Figur, wie ein Skelett, das frisch aus seiner Gruft geflohen ist. Er lässt seinen furchterregenden Blick über unsere Gruppe schweifen. „Finite incantatem!“ krächzt er und James kann wieder gerade gehen. „Fünf Punkte von Gryffindor!“ schnarrt er weiter. Na klar, jetzt waren wir es wieder! Verdammter Snivellus! Wart ab, bis ich dich mal erwische, zwischen dunkel und siehst mich nicht. Der Unterricht ist nicht uninteressant, aber Lily ist interessanter. Sie ist muggelstämmig, eine Hexe, deren Eltern über keinerlei Magie verfügen und hat daher tausend Fragen an uns, die wir aus Magierfamilien stammen. Das Mädchen ist witzig und schlau und es macht echt Spaß, sich mit ihr zu unterhalten. Das finde nicht nur ich, auch Remus ist dieser Meinung und James sowieso. Ich glaube, sie könnte den größten Blödsinn erzählen und James hielte es immer noch für der Weisheit letzten Schluss. Ich glaube, dass mein Freund sich verknallt hat. An den beiden tuschelnden Gestalten vorbei grinse ich Remus an und er grinst zurück. Wir zwinkern uns zu. Zu komisch, unser cooler Kumpel. Das Fest am Abend ist wirklich großartig und das Essen besonders köstlich. Lily sitzt bei uns und lacht über James Witze. Er dreht auf, wie noch nie und erzählt ihr jeglichen Unsinn, der ihm nur in den Sinn kommt. „…und da sagt der Vampir zur Banshee, ‚wenn du nicht schreist, beiße ich nicht’.“ Lily lacht. Ihr Lachen ist echt toll. So fröhlich, so unbeschwert. Das Mädchen scheint Probleme, wie ich sie habe, gar nicht zu kennen. Ich denke, auch sie könnte ein ganz guter Kumpel werden. Mehr lasse ich mir wohl besser erst gar nicht in den Sinn kommen, sonst könnte ich echt Ärger mit meinem Freund bekommen. Der Unterricht an Hogwarts fällt mir so unglaublich leicht, nur James ist genau so gut wie ich. Lupin fällt alles etwas schwerer, er muss sehr viel lernen und noch mehr nachholen, er ist so oft krank…  Nächtlicher Ausflug W ieder einmal ist Lupin nicht da, als wir beim Abendessen sitzen. „Wo Remus wohl schon wieder steckt?“ meint James während er sich mit seinem Stew voll stopft. Lily hat ein paar Freundinnen in Gryffindor gefunden und schnattert mit denen. Wir können also ungestört reden. „Weis nicht“, antworte ich. „Aber du hast Recht, seltsam ist das schon. Versteh mich nicht falsch. Ich mag Remus wirklich, aber irgendwie hat er ein Geheimnis und das bedeutet, dass er uns nicht so ganz vertraut. Ich finde das nicht richtig, wir sind doch seine Freunde, oder?“ „Yeah. Weist du was: Wir schleichen uns heute Nacht in den Krankenflügel. Besuchen ihn und stellen ihn zur Rede. Mal sehen, wie er reagiert.“ „Klasse Idee. Wir müssen nur aufpassen, dass uns keiner dabei erwischt.“ Er lacht leise in sich hinein und seine Augen funkeln spitzbübisch. „Ich hab nicht gewartet, bis ich wieder heimkomme. Dad ist zu jeder Schandtat bereit und ich hab ihn gebeten, mir den Unsichtbarkeits Umhang zu schicken. Heute hat ihn mir meine Eule, die alte Schuhu, gebracht. War fast zu groß für das Käuzchen. Keiner wird uns also sehen, wenn wir durchs Schloss geistern, wir müssen nur leise sein…“ Ich kann es kaum erwarten, dass endlich alle im Schlafsaal in Morpheus Armen liegen. Unruhig drehe ich mich im Bett hin und her und auch James scheint Hummeln im Hintern zu haben. Endlich teilen uns die gleichmäßigen, ruhigen Atemzüge der anderen Jungen mit, dass sie friedlich schlummern. Ich höre das Rascheln von James Bettvorhängen, dann tappende Schritte und kurz darauf werden die Meinen zurückgezogen. „Mach schon, Sirius, wach auf“, haucht er und rüttelt an meiner Schulter. „Hör auf, James, ich bin ja wach“, wispere ich zurück und schwinge die Beine aus dem Bett. Er hat etwas Schimmerndes, Fließendes, Silbriges in der Hand. Den Unsichtbarkeits Umhang. „Komm ganz dicht neben mich, damit wir beide drunter passen“, flüstert er mir zu. Ich schlüpfe in meine Schlappen und dränge mich an James. Mit einer eleganten, beinahe theatralischen Bewegung lässt er den Umhang über unsere Köpfe und Schultern gleiten. Erst jetzt bemerke ich, dass ich ein ganzes Stück größer bin als mein Kumpel. Na ja, dann muss ich mich halt ein bisschen klein machen. Zur Tür hinaus, durch den verlassenen Gemeinschaftsraum und durchs Porträtloch können wir noch üben, so dicht nebeneinander zu schleichen und in den Gängen beherrschen wir es bereits ziemlich gut. Es ist recht unheimlich, zu sehen, ohne gesehen zu werden. Der Nahezu Kopflose Nick – der Hausgeist von Gryffindor - schwebt an uns vorbei und schaut sich verwirrt um. Er spürt wohl, dass er nicht alleine ist, aber nicht einmal er (und er ist immerhin ein Geist) kann uns sehen. Auf Zehenspitzen schleichen wir uns an ihm vorbei und durch die mehr oder weniger verlassenen Korridore. Wir kennen eine Unmenge Abkürzungen und Geheimgänge durchs Schloss und so dauert es nicht lange, bis wir beim Krankenflügel ankommen. James greift behutsam nach der Türklinke, aber die lässt sich nicht bewegen. „Hast du deinen Stab dabei?“ flüstert er mir zu. „Ich habe den meinen schon wieder vergessen.“ „Yeah“, gebe ich zurück und lasse das Ding aus meinem Ärmel gleiten. „Alohomora!“ wedle ich damit in Richtung Tür. Diese klickt leise und springt einladend auf. Auf Katzenpfoten schleichen wir uns hindurch. Ein ziemlich großer Schlafsaal. Viele Krankenbetten. Der Vollmond scheint durch hohe Fenster und bietet genug Licht, um alles genau sehen zu können. Unsichtbar schleichen wir uns von einem Bett zum nächsten. Eins ist so leer, wie das andere. „Wo, zum Teufel, steckt Remus?“ stößt James ein lautes, erstauntes Keuchen aus. „Pst, sei doch leise, bevor uns noch jemand hört“, zische ich zurück und gebe ihm mit dem Ellenbogen einen leichten Stoß in die Rippen. „Autsch! Ich habs ja kapiert“, jappst er und reibt sich die Seite. „Was jetzt?“ „Wieder zurück. Hier ist nichts zu finden. Das nächste Mal müssen wir ihm früher nach, damit wir mitbekommen, wo er hin geht, wenn er verschwindet“, ist mein Vorschlag. „Yeah, lass uns von hier abhauen, bevor uns noch jemand erwischt“, gibt er zurück. Wir wenden uns zum Gehen, da wir uns aber nicht abgesprochen haben, wie wir uns bewegen wollen, stolpern wir übereinander und krachen in ein Regal voller Bettpfannen. WAMM! BAMM! PENG! Es klirrt, kracht und scheppert. Es ist, als wäre die Hölle los gebrochen. Wir hören das Schlurfen von Pantoffeln und die Krankenschwester, Madame Pom-frey, kommt schlaftrunken in den Saal. Bevor sie Licht machen kann, habe ich mich mit James blitzschnell unter eins der Betten gerollt. James fummelt am Umhang herum und deckt uns damit zu. „Lumos!“ ruft sie in den Raum und es wird hell um sie herum. „Ist da wer?“ Und nach einigen Sekunden, recht aufgebracht: „Wer war das? – PEEVES!“ Sie muss das Durcheinander, für das wir verantwortlich sind, gesehen haben. Gott sei Dank schiebt sie es auf den Poltergeist von Hogwarts. Nun ja, so was sieht ihm normaler Weise auch ähnlich. Sie schlurft durch den Saal, schaut prüfend zur Decke und unter jedes Bett, aber sie findet uns nicht, wir haben ja James genialen Umhang und sind unsichtbar. Mürrisch vor sich hin murmelnd und mit misstrauischen Blicken schlappt sie wieder aus dem Schlafsaal. Es dauert eine Weile, bis wir es wagen, uns wieder zu bewegen. Es ist ein eigenartiges Gefühl, so dicht neben James unter dem Bett zu liegen. Ich bin es nicht gewohnt, jemanden so nahe zu kommen und wir liegen fast aufeinander. „Glaubst du wir können…?“ raunt mir James ins Ohr. „Yeah, lass uns zusehen, dass wir Land gewinnen“, flüstere ich zurück. Wir quetschen uns wieder unter dem Bett hervor und wirbeln dabei Staubflusen auf, die uns in die Nasen dringen. Wir werfen uns einen entsetzten Blick zu, dann beginnen unsere Augen zu tränen und wir niesen … und niesen … und niesen. Schleunigst haben wir unsere Gesichter in der Zudecke des Bettes verborgen, unter dem wir gelegen haben, um das durchdringend hallende Geräusch zu dämpfen. Es dauert, bis wir endlich den Staub wieder aus unseren Nasen bekommen haben und es wagen, die Gesichter von neuem aus dem Bett zu heben. Recht unzeremoniell winkt James mich zu sich hin und wirft den Umhang über uns. So schnell und leise, wie wir nur können, laufen wir wieder in den Gryffindor Turm zurück. Wir sind beide zu aufgedreht, um jetzt schlafen zu können und lassen uns daher einfach in zwei Lehnstühle am verlöschenden Feuer im Gemeinschaftsraum fallen und schnappen nach Luft, so schnell sind wir durch das nächtliche Schloss gerannt. Etwas verlegen schauen wir uns in die Augen, fangen plötzlich an zu grinsen, dann lauthals zu Lachen. „Wer war das? – PEEVES!“ keucht James in einer echt guten Nachahmung von Madame Pomfreys Aufschrei. „Yeah. Peeves!“ gebe ich spöttisch zurück. „James, bist du plötzlich zum Poltergeist geworden?“ „Klar. Vor Schreck - du, das mit dem Umhang müssen wir wohl noch etwas üben.“ Wir lachen und flachsen noch eine Weile weiter. Dann wird James wieder etwas ernster. „Du, sag mal, hast du an Weihnachten schon was Bestimmtes vor?“ „Nee, heim will ich aber auch nicht. Du weist, wie ich zu meiner Familie stehe…“ „Yeah, deswegen frage ich ja. Meine Leute lieben es, wenn eine Menge Kids an Weihnachten da sind, je mehr desto besser. Also wenn du Lust hast, bist du zu mir nach Godrics Hollow eingeladen.“ Ein spitzenmäßiges Angebot. Aber… „Gerne, aber ich weis nicht, was meine Eltern dazu sagen, ob sie es erlauben.“ „Sag doch einfach, du bleibst in Hogwarts - es bleiben immer ein paar Leute da – und in Wirklichkeit kommst du mit zu mir nach Hause.“ Ich überlege. Nun, nach Hause wollte ich ohnehin nicht und habe das auch meiner Mutter schon geschrieben. Sie wird wohl kaum nachfragen, ob ich wirklich hier geblieben bin. Also antworte ich: „Klasse Idee, ich komme mit und wenn es hinterher rauskommt … Nun, den letzten fressen die Trolle…“ James lacht und nickt, dann gähnt er. „Lass uns schlafen gehen und Morgen schauen wir nach, was mit Remus ist.“ Ich nicke und Seite an Seite gehen wir die Wendeltreppe zum Jungenschlafsaal hinauf.  Weihnachten in Godrics Hollow E inen Monat später ist Weihnachten und wir fahren zusammen zu James. Remus ist wieder mal nicht bei uns. Wir haben ihn gefragt, wo er gesteckt hat, wenn er doch krank war und nicht im Krankenflügel gelegen hat. „Da müsst ihr was falsch verstanden haben“, war seine Antwort. „Nicht ich war krank, meine Mutter war es und ich musste kurz nach Hause. Ich kann sie doch nicht allein lassen, wenn es ihr nicht gut geht, oder?“ Aber bei seinen Worten war er etwas blass um die Nase und wir sind uns einig, dass er lügt. Weil er jetzt nicht bei uns ist, können wir ungestört über dieses Thema reden. „Seine Mutter ist aber verflixt oft krank“, meint James gerade. „Yeah“, bestätige ich. „Mindestens einmal im Monat.“ - Hhm, einmal im Monat - „Warte Mal. Es war Vollmond, als wir im Krankenflügel das Regal umgeworfen haben. Das weis ich ganz genau, weil wir kein Licht gebraucht haben, um die Betten zu überprüfen. Es war auch damals Vollmond, als wir die Küche gesucht haben und auch da lag Remus nicht in seinem Bett…“ „Vollmond? – Vollmond! – Sirius, das glaubst du doch wohl selbst nicht, oder?“ „Ich weis nicht, was ich glauben soll, James. Wenn du dir die Mondtabellen anschaust, war gestern wieder Vollmond und heute ist Remus unauffindbar.“ „Du meinst wirklich, er ist ein - “ „- Werwolf. Yeah. Könnte hinkommen.“ „Dann sollten wir ihn beim nächsten Vollmond genau im Auge behalten und sehen, wohin er geht“, schlägt er vor. Wir planen unser Vorgehen und lachen und flachsen miteinander. James ist schon ein verrückter Vogel und ich habe jede Menge Spaß an jeglicher Art von Unsinn. Wenn wir etwas planen, schaukeln wir uns gegenseitig immer weiter hoch, lassen uns immer wildere Pläne einfallen. Wir haben beide die riskante Neigung, anderen, die uns aus irgendeinem Grund nicht passen, oder die es verdient haben, recht boshafte Streiche zu spielen. Remus bremst uns, wenn wir es gar zu toll treiben, aber jetzt ist er nicht da und wir spinnen uns Sachen zusammen, für die wir von ihm einen dunkelfinsteren Blick eingefangen hätten. „Weist du, einen Werwolf zum Kumpel zu haben, wäre echt cool“, meint James. „Yeah cool schon, aber auch brandheiß. Wenn wir nicht höllisch aufpassen, können wir gemeinsam mit Remus den Mond anheulen.“ „Den Mond anheulen“, prustet James. „Sirius, du bist echt ein verrückter Hund.“ „Und du bist ein blöder Hirsch – zumindest wenn es um Lily geht…“ Er wird rot und winkt verlegen ab. „Du musst doch selbst zugeben, dass das Mädel echt Klasse ist“, nuschelt er. „Yeah. Klasse. Spitze. Erste Sahne. Aber das Vergnügen, sie zu erobern, überlasse ich lieber dir.“ Er wirft mir einen etwas finsteren Blick zu. „Yeah“, sagt er und klingt etwas knurrig. „Ich hoffe, du willst wirklich nichts von ihr. Du bist mein Freund, aber in Bezug auf Lily könntest du nur zu schnell zum Rivalen werden.“ „Ich sag doch, Lily ist deine Sache. Mach dir keinen Kopf – du Hirsch.“ „Verrückter Hund!“ „Willst du mir jetzt den Spitznamen Dog oder Hound geben?“ will ich wissen. „Nee, ich dachte eher an Padfoot. Ist dir schon mal aufgefallen, dass du lachst, wie ein Hund bellt, wenn du plötzlich etwas lustig findest? Padfoot – Tatze – finde ich gerade richtig.“ „Padfoot ist OK! Und du bist ein Hirsch.“ „Nee, Stag finde ich doof.“ „Ich dachte eher an Prongs für Gablung, Krone.“ „Solange du mir keins aufsetzt, bin ich damit einverstanden. Und wie nennen wir Remus?“ „Na wie wohl – Moony!“ „Moony passt – wenn er wirklich ein Werwolf ist“, lacht er zustimmend. Wir kichern, lachen und blödeln rum. James hat Recht, mein Lachen klingt wirklich wie das Kläffen eines Hundes. Ein älteres Paar holt uns in Kings Cross ab und wir wandern, vergnügt plaudernd, zum Tropfenden Kessel. Von dort aus reisen wir mit Flohpuder nach Godrics Hollow. Es ist ein hübsches Einfamilienhaus. Viel kleiner als mein Zuhause, aber irgendwie licht, hell, freundlich – und – voller Liebe. Mr und Mrs Potter haben mich begrüßt, als sei ich ein lang vermisster Verwandter. James hat ihnen Bescheid gegeben, dass er mich mitbringt, denn sie haben ein Klappbett in seinem Zimmer aufgestellt und Mrs Potter meint, wir sollen uns frisch machen und dann gäbe es auch gleich Abendessen. James Zimmer ist so behaglich und gemütlich, dass ich es am liebsten gar nicht mehr verlassen würde. „Tolle Bude“, meine ich zu ihm. „Gefällt´s dir?“ Ich nicke mit einem schiefen Grinsen. Wenn ich Zuhause so ein Zimmer hätte, würde ich viel lieber dorthin zurückkehren. Bei uns ist alles so finster, uralt und – schwarz. „Deine Leute sind auch so freundlich, so warmherzig. Ich kenne nur - Kälte…“ die letzten Worte habe ich fast geflüstert. James versteht mich trotzdem. Er wirft mir einen eigenartigen Blick zu, dann beginnt er zu erklären: „Meine Eltern sind schon über dreißig Jahre verheiratet und sie haben sich immer viele Kinder gewünscht. Es hat ewig gedauert, bis sie mich bekamen und weitere Kinder wird es nicht geben. Beide finden das schrecklich traurig und so war jeder Kumpel, den ich nach Hause geschleppt habe, willkommen - mehr als das. Mom hat mal zu mir gesagt, dass wenn ich jemand mitbringe, es fast so ist, als hätte sie noch weitere Kinder. Bitte, Sirius, sei so freundlich zu ihnen, wie du nur kannst. Ihnen liegt viel daran – und mir auch.“ „Klar, Prongs. Sicher bin ich freundlich zu deinen Eltern. Ich mag zwar aus einem miesen Stall stammen, aber ich kann mich durchaus benehmen und ich weis es sehr zu schätzen, dass ich herkommen durfte.“ „Dann sag ihnen das bitte und zeig es ihnen auch, das ist noch wichtiger. Wenn du zu viel Aufhebens machst, wird ihnen das peinlich sein. Aber ein nettes Wort zur rechten Zeit oder ein freundliches Lächeln…“ „Verstehe schon, nicht danke sagen, sondern zeigen, dass ich dankbar bin.“ „Yeah. Weist du, ich rede nicht viel von meinen Eltern, aber ich liebe sie wirklich sehr. Halt mich jetzt blos nicht für rührselig.“ „Nee“, sage ich traurig. „Ich wünschte, ich könnte meine Eltern lieben, aber ich kann es nicht. Sie sind zu…“ Ich schüttle den Kopf. James nickt. Er hat verstanden. „Komm Padfoot“, sagt er einfach, „Mum wartet mit dem Abendessen…“ Hätte ich schon früher gewusst, wie anständig die Potters sind, wäre ich schon vor Jahren von Grimmauld Platz abgehauen – mit Sack und Pack - und hier her geflohen. Ich treibe mich James in der verschneiten Kleinstadt herum. In zwei Tagen ist Weihnachten und ich möchte seinen Eltern etwas schenken. Gold habe ich nur sehr wenig. Meine Eltern meinen, ich brauche nicht mehr – wofür auch? Ich habe auch keine Eule, aber James hat eine und ich habe ihn gebeten, sie mir zu leihen. Ich habe sie in die Winkelgasse geschickt, damit sie mir ein paar Ewig Blühende Blumen für Mrs Potter und eine besonders hübsche Pfeife für Mr Potter besorgt. Der ist ein leidenschaftlicher Pfeifenraucher. Ich finde es so gemütlich, wenn er am Kamin sitzt und vor sich hin qualmt. Er liebt es dann, alte Geschichten zu erzählen. James hat mir eingestanden, dass er die schon so oft gehört hat, dass er sie auswendig kennt. Aber für mich sind sie neu und ich finde, es gibt kaum etwas Schöneres, als James Vater zuzuhören – es sei denn, die liebevolle Behandlung von Mrs Potter zu genießen. Ich schlurfe durch den Schnee und vergnüge mich damit, Bahnen in das Weiß zu ziehen. Ich bin völlig in meine Gedanken versunken. Plötzlich trifft mich ein Schneeball am Kopf. Ich wirble herum. Hinter mir steht James und grinst verschmitzt. „Na warte, Prongs!“ rufe ich und raffe eine Handvoll Schnee vom Boden zusammen, forme eine Kugel daraus. KLATSCH! Ein weiterer Ball hat mich mitten ins Gesicht getroffen. Aber jetzt bin ich dran. PATSCH! Meine Kugel trifft den Baum unter dem James steht und gleich darauf sieht der aus, wie ein Schneemann. Die Äste haben ihre kalte Last auf ihn abgeladen. „PADFOOT!“ grölt er, beutelt sich und wirft weitere Schneebälle auf mich, aber ich bin bereit und wehre mich nach Kräften. In kürzester Zeit sind wir beide pudelnass. Wir sind immer weiter aufeinander zugegangen. Schließlich stehen wir uns fast Nase an Nase gegenüber. James grinst, ich grinse zurück, dann liegen wir uns lachend in den Armen und schlagen uns gegenseitig auf den Rücken. Ein tolles Gefühl so zu lachen und soviel Spaß mit meinem Kumpel zu haben. Als wir so triefend nass in Godrics Hollow ankommen, schimpft uns Mrs Potter etwas aus, aber ihre Augen funkeln amüsiert. Ich merke, dass sie keineswegs wütend oder böse ist, als sie uns in James Zimmer hinauf zum Umziehen schickt, aber ich verstehe nicht. James scheint meinen abwesenden Blick zu bemerken, denn er fragt: „Was los, Padfoot? Bist du sauer? Hab ich dir wehgetan oder was?“ „Nee, nichts davon. Nur nachdenklich.“ „Über was denkst du nach? Hat dir die Schneeballschlacht keinen Spaß gemacht?“ „Doch und wie! Nee, das ist es nicht. Ich verstehe deine Mutter nicht. Sie schimpft und lacht gleichzeitig, aber ich verspüre keine finstere Freude oder kalte Wut in ihrem Verhalten. Ist sie nun sauer auf uns oder nicht?“ „Finstere Freude? Kalte Wut? Nee, bestimmt nicht. Ich werd versuchen, es dir zu erklären: Meine Mum will eine gute Mutter sein und sie ist es auch. Echt. Eine gute Mutter schimpft mit ihrem Sohn, wenn er so klatschnass heimkommt, wie wir vorhin. Also hat sie geschimpft. Aber andererseits ist sie so glücklich, zwei Rabauken, wie uns im Haus zu haben, dass sie dauernd lachen und singen könnte und Rabauken kommen nun mal ab und an klatschnass heim…“ Langsam beginne ich zu begreifen. Sie freut sich, dass wir so sind, wie wir sind. Andererseits fühlt sie sich dazu verpflichtet uns zu erziehen. Ich nicke James zu. „Ich glaube ich verstehe, was du meinst. Es ist nur so, dass ich sowas nicht kenne. Wäre ich in einem solchen Zustand nach Hause gekommen, hätte meine Mutter auch gelacht, aber hämisch und dann wäre ich umgehend in den Keller zu unserem Boggart gewandert, wo ich den Rest der Ferien verbracht hätte…“ James schaut mich groß an und schüttelt betroffen den Kopf. „Ich wusste nicht, dass es bei dir so zugeht. Du hast zwar gesagt, dass du nicht heim willst, aber dass es so ist…“ Ich nicke bedrückt. „Ich mag nicht darüber reden, OK? Aber es ist daheim wirklich schlimm. Weist du, du bist ein Einzelkind, aber ich habe noch einen jüngeren Bruder und der ist so folgsam – auf ihren schwarzen Wegen – und so beschränkt, dass er mir dauernd als leuchtendes Beispiel vorgehalten wird … Lassen wir das. Ich bin einfach nur froh, dass ich hier sein darf.“ „Gut Padfoot, lassen wir das. Gehen wir runter. Mum hat uns sicher heißen Kakao gemacht…“ Weihnachtsmorgen. James rüttelt mich wach. Dazu braucht er eine Weile, denn wenn ich schlafe, schlafe ich, dann kann ein Kessel neben mir explodieren und ich bekomme nichts davon mit. „Hey, Padfoot, wach auf – Geschenke!“ Ich gähne, strecke mich und blinzle ihn schlaftrunken an, sehe vor den Fenstern nur undurchdringliche Dunkelheit. „Himmel, Prongs es ist doch noch mitten in der Nacht, lass mich weiter pennen!“ „Nee, wach auf. Unten sind die Geschenke unterm Weihnachtsbaum. Mom und Dad haben ihn die ganze Nacht geschmückt. Du willst sie doch nicht enttäuschen, oder?“ „Nee, bestimmt nicht. Aber die freuen sich doch sicher auch dann noch über meine Freude, wenn ich ganz wach bin…“ Ich bin ein wenig knurrig, noch nicht ausgeschlafen und gereizt, weil James einfach keine Ruhe geben will. Der lacht, zieht mir die Decke weg und haut mir sein Kissen um die Ohren. Shit! – Jetzt bin ich wach. Ich packe den Zipfel meines Kissens und schlage zurück. Kurz darauf stehen wir uns gegenüber, hauen mit unseren Kissen auf jede Körperstelle des anderen, die wir erwischen können und die Federn aus den Kissen fliegen nur so durchs ganze Zimmer. Das reinste Federngestöber, Wir lachen und lärmen. Die Tür geht auf und ein schlaftrunkenes Gesicht hinter einer Nickelbrille schiebt sich durch den Spalt. „Also Jungs“, grummelt Mr Potter. „Es ist noch nicht mal hell. Lasst uns leben.“ Aber auch seine Augen funkeln belustigt. James schaut verlegen auf. „Sorry, Dad. Aber es ist doch Weihnachtsmorgen und ich wollte mit Sirius rechtzeitig runter kommen…“ Der schüttelt amüsiert den Kopf. „Sohn, sieh lieber zu, dass du die Federn weg bekommst. Deine Mutter bekommt Zustände, wenn sie dieses Chaos sieht.“ James grinst seinen Vater entschuldigend an, stupst mich in die Rippen und nickt mir zu. „Wir räumen gleich auf, Mr Potter“, sage ich zu James Vater. Er wirft uns beiden noch einen beschwörenden Blick zu, brummelt etwas und schlurft in sein Schlafzimmer zurück. Vorsichtig klauben wir die Federn vom Boden … den Betten … den Stühlen … den Vorhängen ... Sie schlüpfen uns unter die Schlafanzüge, in Nase und Mund, bleiben uns in den Augenwinkeln kleben. Wir husten, niesen, spucken, reiben uns die Augen. „War wohl doch keine so tolle Idee“, meint James unter Niesen und Spucken. Ich lache, huste, spotze und zupfe mir Federn aus den Haaren. „Nee, aber Spaß hat es trotzdem gemacht…“ Es dauert eine ganze Weile, bis man das Zimmer wieder betreten kann, ohne sich vorzukommen, als wäre man in einen ganzen Schwarm durchgedrehter Eulen geraten. Schließlich sind wir so weit, dass wir uns anziehen und hinuntergehen können. Inzwischen ist es wirklich hell und auch James Eltern sind nun wach. Ich höre Mrs Potter in der Küche herumwerken und Mr Potter summt im Wohnzimmer vor sich hin. Wir gehen in die Küche zum Frühstück. Mrs Potter strahlt mich an. „Sirius, mein Junge, vielen Dank für die wundervollen Blumen. Ich wollte schon immer solche haben.“ Ich lächle etwas verlegen zurück. Jetzt weis ich, was James gemeint hat, als er gesagt hat, offener Dank würde seinen Eltern peinlich sein. Auch habe ich noch nie erlebt, dass sich jemand über ein Geschenk von mir so gefreut hätte. „Gern geschehen Mrs Potter“, stammle ich schüchtern und werde rot. „Setzt euch, Jungs und esst erst mal was“, meint sie mit einem liebevollen Lächeln. „Dad hat noch im Wohnzimmer zu tun. Wir sind gestern nicht ganz fertig geworden.“ „Yeah, Mom. Ich verhungre“, lässt James sich vernehmen. Sie stellt eine riesige Auswahl von leckeren Sachen vor uns auf den Tisch und wir lassen es uns schmecken. Nach ein paar Minuten kommt auch Mr Potter in die Küche. Er schmunzelt uns fröhlich an. „Nun, habt ihr das Katastrophengebiet wieder in Ordnung gebracht?“ „Yeah, Dad, klar doch“, grinst James und ich nicke zu seinen Worten. „Dann ist es ja gut. Sirius, mein Lieber, danke für die schöne Pfeife. Ich werde sie mir gleich heute Abend in meinem Lieblingslehnstuhl vergönnen.“ Beim zweiten Mal fällt es mir leichter, eine angemessene Antwort zu geben. „Gern geschehen, Mr Potter. Es freut mich, dass sie ihnen gefällt…“ Wir sind voll, wie nur was, als uns Mr Potter ins Wohnzimmer winkt. Dort steht ein gigantischer Weihnachtsbaum, der vom Boden bis zur Decke reicht. Seine Krone ist etwas schief und die Spitze in Form eines feuerspeienden Drachen neigt sich in einem steilen Winkel nach vorne, weil der Baum etwas zu hoch für das Zimmer ist. Geschmückt ist er mit goldenen, sprühenden Kugeln, silbernen belebten Eulen, die leise schuhuhen, funkelnden, glitzernden Eiskristallen und regenbogenbuntem Lametta. Wunderschön! Zu Hause gab es nie einen Baum. Meine Leute mögen solche Feste nicht und daher wurden sie auch nie gefeiert, James stürzt sich auf die Geschenke unter den ausladenden Zweigen. Seine Eltern haben ihm ein Zauberbuch mit dem Titel Schwere Zauber leicht gemacht geschenkt (Nicht, dass er das brauchen würde) und einen Besen, einen Silber Arrow, ein echt cooles Teil… Plötzlich legt sich eine schwere, aber freundliche Hand auf meine Schulter und ich drehe mich zu Mr Potter um. „Sirius, mein Junge, dein Geschenk konnten wir nicht unter den Baum legen. Es wäre nicht dort geblieben.“ In der Hand hält er ein winziges, schwarzes Etwas, das er mir in die Arme drückt und ich schaue nach, um was es sich handelt. Es ist ein pechschwarzes Kätzchen mit einem sternförmigen, silberweißen Fleck auf der Stirn. Ich streichle es vorsichtig und es beginnt sofort behaglich zu schnurren. „Vielen Dank, Sir“, stammle ich. Ich hätte schon immer gerne eine Katze gehabt. Woher weis er das? Noch nicht mal James weiss davon. „Das ist Klasse. Echt stark.“ „Ein kleines Katerchen aus einer erstklassigen, magischen Zucht. James hat uns geschrieben, dass du kein Haustier hast und da haben wir uns gedacht, das könnte das Richtige sein“, meint Mrs Potter und klingt etwas verlegen. „Mehr als nur das Richtige - Mrs Potter, Mr Potter - Ich habe mir schon immer eine Katze gewünscht, aber meine Eltern mögen keine Katzen, überhaupt keine Tiere, nur Schlangen.“ „Nun“, antwortet Mr Potter, „wenn du ihn nicht mit nach Hause nehmen kannst, dann gibst du ihn in den Ferien einfach James mit, wenn du nicht zu uns mitkommst. Wie willst du ihn nennen?“ Ich streichle mein Katerchen weiter und überlege. Er ist schwarz, aber Blacky finde ich nicht gut, schließlich heiße ich selbst Black. Nun, ich heiße auch Sirius und mein Bruder heißt Regulus. Namen von Sternen sind in unserer Familie sehr beliebt. Warum dann dem Katerchen nicht auch den Namen eines Sterns oder Sternbildes geben? Aber welchen, es gibt so viele. Ich sinne weiter nach, bis James mich aus meinen Gedanken reißt. „Nun mach´s nicht so spannend, Padfoot, wie willst du ihn nennen?“ „Weis noch nicht, Prongs. Nach irgendeinem Stern, aber es gibt doch so viele…“ James Eltern lächeln uns glücklich an. Sie haben natürlich bemerkt, wie sehr ich mich über ihr Geschenk gefreut habe. „Er wird viel länger leben, als eine gewöhnliche Katze und er wird dich immer schützen und dich warnen, wenn Gefahr droht“, erklärt mir Mr Potter. „Und wenn es dir mal nicht gut geht, wird er dich trösten“, fügt Mrs Potter an. Ich lächle die Beiden freudestrahlend an und überlege weiter. Orion! Warum nicht. Der Name ist kurz und prägnant und ich habe dieses Sternbild immer besonders gern gemocht. „Orion“, sagte ich also. „Ich werde das Katerchen Orion nennen.“ Alle Drei lachen und nicken bestätigend. James hat eine so großartige Familie, dass ich fast neidisch bin, aber sie behandeln mich beinahe so, als wäre ich ihr eigener Sohn. Ich würde mich gerne dafür bedanken, aber das würde die Beiden nur wieder verlegen machen. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, als einfach nur danke zu sagen. Ich mache einen Schritt zu Mrs Potter hinüber und gebe ihr einen Kuss auf die Wange. Sie wird rot und ihre Hand fährt zu der Stelle, auf die ich sie geküsst habe. Sie lächelt mich liebevoll an und sagt: „Sirius, mein Junge, womit habe ich das verdient?“ „Einfach nur so, Mrs Potter. Danke, danke für alles.“ James wirft mir einen Blick zu, grinst zustimmend und nickt. Es sieht so aus, als hätte ich den richtigen Ton getroffen. Auch Mr Potter lächelt zufrieden. Wir sind wieder oben in James Zimmer, damit wir den Erwachsenen aus dem Weg sind. Mrs Potter will kochen und Mr Potter will die Zeit nutzen, um seine liegen gebliebene Arbeit zu erledigen. „Das war echt nett von dir, Padfoot, meiner Mutter einen Kuss zu geben“, meint James. „Weist du, Prongs, deine Leute sind so nett, so lieb zu mir, als wäre ich ihr eigener Sohn. Ich kenne so was nicht. Bei mir zu Hause gibt es keine Freundlichkeit. Ich kenne es seit frühster Jugend nicht anders, als dass ich wegen jedem Mist beschimpft werde und dass alles, was auch immer ich tue, das Falsche ist. Deine Eltern haben sich so über meine Geschenke gefreut und dann Orion … Ich hab mir schon immer eine Katze gewünscht und durfte nie eine haben. Und Weihnachten haben wir auch nie gefeiert. Da wollte ich mich halt bedanken und ich dachte einfach, das wäre der richtige Weg.“ „Einen Besseren hättest du kaum finden können. Mum hat sich riesig gefreut und Dad auch. Wenn du willst, kannst du immer die Ferien bei uns verbringen. Meine Eltern mögen dich wirklich sehr.“ Viel zu bald ist die schöne Zeit bei den Potters in Godrics Hollow zu Ende und es geht wieder zurück nach Hogwarts. Nicht, dass es dort weniger gut wäre. Alles ist besser, als das Leben bei mir zu Hause.  Werwolf W ir sitzen im Zug und unterhalten uns über die Ferien. Orion schnurrt in meinem Schoß und döst vor sich hin. Bei uns sitzt Peter Pettigrew und hört interessiert unserem Gespräch zu. Seine Augen huschen von einem zum Anderen und er nickt zu jedem unserer Sätze, als wären es Perlen der Weisheit. Dauernd ruft er Sachen wie „Klasse“ oder „Stark“ oder „Cool“. James scheint sich davon sehr geschmeichelt zu fühlen und ich finde es auch irgendwie gut, so sehr bewundert zu werden. Auch Lily sitzt bei uns im Abteil, aber sie runzelt die Stirn über Peters Verhalten. Als er kurz aufs Klo geht, sagt sie: „Findet ihr das gut, euch von dem kleinen Peter so – so hofieren zu lassen?“ „Wenn er will, soll er doch“, meint James kurz angebunden. „Pft“, schnaubt Lily, wendet sich von uns ab und starrt entschlossen aus dem Fenster. James grinst mich überlegen an und meint leise: „Soll sie doch schmollen. Ich gehe mit Peter so um, wie ich es für richtig halte und nicht so wie Lily meint.“ Ich zucke die Schultern. „Deine Sache. Aber Peter ist echt witzig, wenn er sich so benimmt.“ „Yeah. Zu komisch.“ Das Thema unsere Unterhaltung kommt zurück und setzt sich zu wieder uns. Wir verarschen ihn die ganze Reise nach Hogwarts und er scheint es regelrecht zu genießen. Vielleicht meint er, dadurch irgendwie im Mittelpunkt zu stehen. Peter wurde zu unserem Freund. Doch es war eine schlechte Wahl. Wir waren damals so arrogant und selbstgefällig, dass wir gar nicht gemerkt haben, wie Peter wirklich ist. Wir fühlten uns so geschmeichelt und bestätigt, durch sein Benehmen, dass wir uns nichts weiter dabei gedacht haben. Wir waren jung und dumm und der Preis, den wir später dafür zahlen mussten, war hoch … Unermesslich hoch. Hat er das damals schon alles geplant? Ich glaube kaum. Es kann nicht sein. Ich glaube selbst jetzt noch, dass er damals einfach nur starke Freunde gesucht hat, die ihm helfen und ihn beschützen. Aber irgendwann wollte er wohl selbst Bedeutung haben … Doch das kam alles erst viel später… Hogwarts ist wie immer. Viel Spaß, viel zu Lernen und Vieles, was man unternehmen kann. Heimlich und verbotener Weise natürlich, das macht viel mehr Spaß. Es wird wieder Vollmond und James und ich belauern Remus. Verschwindet er wieder oder… Unser Freund sieht elend und krank aus. Er drückt sich durch den Gemeinschaftsraum und wirft misstrauische Blicke über die Schulter, ob ihn jemand beobachtet. Wir tun so, als wäre das Feuer im Kamin unendlich interessant. James hat seinen Unsichtbarkeits Umhang unter seiner Robe versteckt und wir schleichen Remus hinterher, als er durch das Porträtloch verschwindet. Er wandert durch die leeren Gänge in Richtung Krankenflügel und schaut sich immer wieder um, ob ihm jemand folgt. Wir verbergen uns in Nischen und hinter Rüstungen, bis wir uns den Umhang überwerfen können, ohne dabei gesehen zu werden. Auf leisen Sohlen folgen wir Remus. Tatsächlich betritt er den Krankenflügel und wir lauschen dort an der Tür. „Ah, Remus, ist es wieder so weit?“ Die Stimme von Madame Pomfrey. „Ja, leider“ – Remus Stimme – „Ich habe das so satt, Madame Pomfrey, gibt es denn gar keinen anderen Weg?“ „Leider nicht, mein Lieber. Ich wünschte für uns alle, es wäre anders. Nun, wollen wir gehen?“ „Wenn`s denn sein muss.“ So unwillig habe ich Remus noch nie gehört. Schritte nähern sich der Tür und wir huschen zur Seite. Die Beiden kommen heraus. Madame Pomfrey hat die Hand tröstend auf Remus Schulter gelegt und führt ihn die Treppen hinunter. Wir lautlos hinterher, durch die Eingangshalle und ins Gelände hinaus. Es ist schon beinahe dunkel und graue Wolkenfetzen treiben über den stürmischen Abendhimmel. Die Beiden vor uns lenken ihre Schritte zur Peitschenden Weide. Die Äste greifen nach ihnen und versuchen, sie vom Stamm abzuhalten. Remus bückt sich und hebt einen langen Ast auf. Damit stochert er zwischen den Zweigen an den Wurzeln herum. Plötzlich friert der Baum regelrecht ein. Unser Kumpel gleitet in ein Loch zwischen den Wurzeln und verschwindet unter der Weide. Madame Pomfrey nickt, wendet sich ab und geht zum Schloss zurück. „Was machen wir, Prongs?“ fragte ich meinen Freund. „Hinterher oder auf Nummer Sicher?“ „Hinterher! Was sonst. Kein Risiko, kein Spaß!“ ist die Antwort. James hat wirklich vor nichts Angst und ein echt ungemeines Selbstvertrauen. Nicht, dass ich Angst hätte. Ich bin jegliche Horrorgestalt durch den Boggart in unserem Keller gewohnt, aber fragen muss ich doch, oder? Wir schleichen uns auf den Baum zu und seine Zweige schlagen nach uns, obwohl wir unsichtbar sind. Irgendwie kann uns die Pflanze wohl doch wahrnehmen. James bückt sich und greift nach dem Ast, den Remus schon vorher benutzt hat und wie dieser stochert er an den Baumwurzeln herum. Schließlich scheint er die richtige Stelle gefunden zu haben und die Weide friert erneut ein. Wir müssen den Umhang ablegen, denn der Eingang ist sehr schmal, so dass wir nur einzeln durchpassen. Nacheinander gleiten wir in den Erdtunnel unter dem Baum. Es ist eng und recht dunkel, Wurzelstränge reichen in ihn hinein und verfangen sich in unseren Roben und Haaren. Erdklumpen bröckeln uns in die Augen. James muss seine Brille abnehmen und sich das Gesicht abwischen. Hintereinander kriechen wir den Gang entlang - James voraus. Plötzlich ist er verschwunden. „James?“ rufe ich leise. „Ist dir was passiert?“ „Nee, komm einfach weiter. Hier kann man stehen, es ist ein richtiger Korridor.“ Ich krabble weiter, dann greifen meine Hände ins Leere und ich purzle aus dem Tunnel. James zieht mich wieder auf die Beine. „Schau mal, Padfoot, hier ist viel mehr Platz. Es fühlt sich an, wie in einem richtigen Haus.“ „Lumos!“ flüstere ich und wir können besser sehen, denn auch James lässt seinen Stab aufflammen. Er hat Recht, der Korridor sieht wirklich so aus, als würde er zu einem Gebäude gehören. „Gehen wir weiter?“ fragt er. Ich nicke. Das Ganze kommt mir wie ein unheimlich spannendes Abenteuer vor. James hat wirklich vollkommen Recht, kein Risiko, kein Spaß. Wir schleichen weiter durch den Korridor. Das Licht unserer Stäbe flackert unheimlich an den Wänden entlang und es dauert nicht lange, bis wir zu einer Türe kommen, die zu einem Haus oder ähnlichem zu führen scheint. „Da rein?“ frage ich James. „Yeah. Schauen wir nach, was es zu sehen gibt.“ Ich öffne die Tür. Dahinter befindet sich ein halb verwüstetes Zimmer, in dem eine weitere Tür zu einer Treppe führt und wir schleichen uns näher. Der Umhang liegt halb vergessen in James Hand und schleift über den staubigen Boden. Ich nicke fragend zur Treppe und James nickt bestätigend. Leise steigen wir die Stufen hinauf. Leise? - Ha! - Das Ding ächzt und knarrt entsetzlich. Plötzlich erscheint Remus am oberen Ende und aus seinen Augen spricht blankes Entsetzen. „Großer Merlin, was macht ihr beide denn hier?“ keucht er erschrocken. „Wir wollten nur wissen, wohin du gehst, wenn du mal wieder verschwindest“, antwortet James. „Bitte, geht hier weg, so schnell ihr könnt. Ich erkläre euch Morgen alles, auch wenn ich dann sicher eure Freundschaft verliere.“ „Du bist also ein Werwolf?“ frage ich neugierig. Er wirft mir einen gehetzten Blick zu. „Ja, ja, ja! Aber jetzt raus hier. Der Mond wird jeden Moment aufgehen und dann bin ich mörderisch gefährlich. Geht, geht, um Himmels Willen - geht …!“ Ein qualvolles Zittern fährt durch seinen Körper und er verändert sich. Er wird größer, sein Kopf zieht sich in die Länge, seine Kiefer verformen sich zu einer Schnauze. Sein Gesicht wird zur Wolfsfratze und in seinem Maul wachsen spitze, lange, messerscharfe Fänge. Er fängt an zu geifern und zu jaulen. Die Verwandlung muss wohl sehr schmerzhaft sein. Seine Füße und Hände dehnen sich, seine Fingernägel werden zu langen, scharfen Klauen. Seine Augen färben sich in einem unheimlichen gelb und beginnen unheilvoll zu glühen. Er heult und duckt sich drohend, begehrlich zum Sprung … und wir rennen los. Rennen um unser nacktes Leben. Den Korridor entlang und in den Erdgang hinein. Der Werwolf ist nur knapp hinter uns und wir können seinen heißen Atem im Nacken spüren. Wie die Verrückten krabbeln wir durch den Tunnel. Wir sind so schnell, dass uns die Zweige der Weide nicht mehr richtig erwischen. Nur ein paar unbedeutende Kratzer an Gesicht und Händen bekommen wir ab. Keuchend hasten wir von der Weide weg und ins dunkle Gelände hinaus. James hat immer noch den Umhang umklammert. In unserem Schrecken laufen wir nicht in Richtung Schloss hinauf, sondern zum See hinunter. Als wir den Mut aufbringen, uns umzudrehen, sehen wir, dass der Werwolf uns nicht weiter verfolgt. Schwer atmend lassen wir uns unter einer Birke ins feuchte Gras fallen. „Wow“, jappst James. „Das war knapp.“ „Wie hast du vorher nochmal gesagt?“ keuche ich. „Kein Risiko, kein Spaß.“ James beginnt schallend zu Lachen, obwohl er immer noch keuchend nach Luft schnappt. „Verrückter Hund!“ prustet er. „Blöder Hirsch!“ gebe ich zurück. Wir rappeln uns ein wenig auf und lehnen uns gegen den Baum. Es ist immer noch Winter und recht kalt, aber wir sind von der Aufregung und dem schnellen Laufen so erhitzt, dass wir es gar nicht bemerken. „Er ist also wirklich ein Werwolf“, meine ich, als ich wieder richtig atmen kann. „Yeah“, antwortet James. „So habe ich mir einen Werwolf nicht vorgestellt. Zumindest keinen so jungen.“ „Er ist echt gewaltig.“ „Riesig. Monströs.“ „Was denkst du?“ frage ich ihn. „Ich denke, er ist immer noch Remus und der ist ein echt feiner Kerl.“ „Yeah. Einer der Besten, die ich kenne.“ „Ich bin und bleibe sein Freund. Du?“ „Klar, bleibe ich sein Freund. Wir sind uns doch einig, Prongs, dass es cool ist, mit einem Werwolf befreundet zu sein.“ „Yeah. Er scheint aber ganz und gar nicht von dieser Tatsache begeistert zu sein.“ „Nee. Er klang bei Madame Pomfrey echt todunglücklich“, stimme ich ihm zu. „Es muss doch was geben, wie wir ihm beistehen können, wenn er in diesem Zustand ist.“ Ich denke nach. Plötzlich habe ich einen regelrechten Geistesblitz. „Animagi“, flüstere ich aufgeregt. „James - Animagi – ein Werwolf tut Tieren nichts an. Wenn wir Animagi wären, könnten wir bei ihm sein, wenn er ein Werwolf ist.“ „Animagi“, wiederholt James nachdenklich. „Aber der Zauber gehört zu den Schwierigsten, die es gibt - das ist dir doch hoffentlich klar?“ „Das schaffen wir schon. Du weist, dass wir die Besten in unserem Jahrgang sind.“ „Wahrscheinlich. Aber du verstehst doch sicher, dass es sich nicht gerade darum handelt ein Streichholz in eine Stecknadel zu verwandeln, oder?“ So zögernd kenne ich meinen Freund gar nicht. „Traust du dir das nicht zu oder hast du Angst?“ „Nee. Keins von beidem, aber es kann schrecklich schief gehen, wenn man einen Fehler bei der Verwandlung macht. Ich hab mal was über eine misslungene Verwandlung gelesen und es klang echt grässlich.“ „Klar, weis ich. Dann dürfen wir halt keinen Fehler machen und müssen uns so gut wie möglich darauf vorbereiten.“ „Trotzdem sollten wir Remus nichts von diesem Plan sagen, bis es uns gelungen ist. Ich möchte ihm keine falschen Hoffungen machen.“ „Gut. Da hast du Recht. Er täte mir echt Leid, wenn er meint, dass er als Werwolf Gesellschaft haben wird und dann klappt es doch nicht.“ „Yeah. Gehen wir zurück? Langsam wird es mir echt zu kalt hier.“  Kapitel 3: Lupins Geschichte ---------------------------- Lupins Geschichte E s dauert bis zum nächsten Abend, bis Remus wieder auftaucht. Er kommt recht spät in den Schlafsaal zurück und schaut nach, ob wir schon schlafen. Natürlich sind wir noch wach, denn wir haben neugierig auf ihn gewartet. „Kommt runter in den Gemeinschaftsraum. Dort ist keiner mehr und wir können ungestört reden“, meint er knapp. Man merkt deutlich, dass es ihm nicht leicht fällt, sein Versprechen zu halten. Wir huschen aus unseren Betten und die Treppen hinunter ans Feuer, dort setzten wir uns in die Lehnstühle und erst mal schweigen wir alle drei. Orion ist uns gefolgt und hat es sich auf Remus Schoß bequem gemacht. Dieser setzt mehrmals zum Sprechen an, schluckt hart und scheint einfach nicht die richtigen Worte zu finden. Ich werfe James einen fragenden Blick zu, der nickt. „Du“, sagt er einfach. „Remus“, fange ich an. „Als erstes solltest du wissen, dass du nicht unsere Freundschaft verlierst, nur weil du ein Werwolf bist.“ „Yeah“, fährt James fort. „Wir haben festgestellt, dass wir es echt cool finden, einen Werwolf zum Freund zu haben.“ „Echt. Auch wenn du als Werwolf ein echtes Monster bist, bist du immer noch Remus. Und Remus ist schwer OK.“ „Mehr als nur schwer OK“, bestätigt James. Remus starrt uns groß an, schnappt wie ein Fisch nach Luft und schüttelt den Kopf. „Ich hätte euch gestern umbringen können. Oder noch schlimmer – ich hätte euch ‚nur’ gebissen und ihr wärt auch zu Werwölfen geworden“, meint er gequält. „Yeah. Dann hätten wir gemeinsam den Vollmond anheulen können“, erwidert James und kichert. „Aber im Ernst, wir sind dir nicht blind oder ahnungslos hinterher gelaufen.“ „Nee“, füge ich an. „Wir haben uns schon gedacht, was mit dir los ist. Wir wollten es nur genau wissen.“ Remus schüttelt immer noch irgendwie verzweifelt den Kopf. „Ihr seid so was von - “ „Yeah“, antworte ich. „Verrückter Hund, was Prongs?“ „Klar. Blöder Hirsch. Stimmt´s Padfoot?“ Wir fangen beide an zu Lachen. Remus schaut uns an, als wären wir plötzlich ein wenig aus der Umlaufbahn geraten. „Danke“, murmelt er kaum hörbar und senkt den Kopf. „Ey, kein Problem“, sagen wir beide wie aus einem Mund. Er starrt in seinen Schoß und auf einmal fällt mir auf, dass Tränen in Orions Pelz tropfen. Remus weint - ganz lautlos, aber sehr intensiv. „Moony“, sage ich leise und lege ihm die Hand auf die Schulter. „Ey, wir sind deine Freunde. Du musst nicht weinen…“ „Nee. Echt nicht“, sagt James und legt ihm die Hand auf die andere Schulter. Der wirft uns einen recht unglücklichen Blick zu. So hätten wir uns die Reaktion von unserem Freund nicht vorgestellt. „Moony?“ schnieft Remus. „Yeah“, sagt James und klingt erleichtert. „Ich bin Prongs. Sirius ist Padfoot und du bist Moony. Einverstanden?“ Remus nickt und wirft uns einen dermaßen dankbaren Blick zu, dass es uns schon fast peinlich ist. „Jetzt erzähl“, fordere ich ihn auf. „Wie kommt es, dass du ein Werwolf bist?“ Als hätte ich ihm das Stichwort gegeben, fängt er an zu reden. „Ich stamme aus einem kleinen Dorf in Cornwall. Es ist eine wilde, urwüchsige, aber wunderschöne Gegend, direkt am Meer. Schroffe Klippen, dunkle Wälder, Felder und Wiesen - und immer und überall das Rauschen der See. Jede Menge Platz für einen kleinen, lebhaften Jungen, um großartige Abenteuer zu erleben…“ Wir hören ihm zu und sind regelrecht gebannt. Er kann unglaublich lebendig und spannend erzählen. „…Ich war noch recht klein - vier oder fünf – und wollte Das Große Abenteuer erleben. Ihr versteht mich sicher. Es gab nur wenige Kinder im Dorf. Wer etwas aus sich machen wollte, ging von dort weg. Kaum Arbeit, kaum eine Möglichkeit, sein Auskommen zu verdienen. Meine Eltern versuchten einen Hof zu bewirtschaften – sie versuchen es immer noch. Es ist alles andere als leicht, aber da sie Magie benutzen können, macht es das etwas einfacher. Trotzdem gibt es immer viel zu tun. Ich war meistens alleine oder bin in den Ställen der anderen Bauern rum gehangen. Meine Eltern hatten kaum Zeit, einen kleinen, quicklebendigen, abenteuerlustigen Jungen zu beaufsichtigen. Besonders, wenn der eigene Pläne hat und sich nicht beaufsichtigen lassen will…“ - Ich grinse James an und der grinst zurück. Schließlich sind wir auch nicht gerade stubenhockende Langweiler - „…also habe ich eines Tages meine Sachen gepackt - was man halt als Kind so einpackt – ein paar Butterbrote, eine Flasche Wasser und ein Taschenmesser – mein ganzer Stolz. Dann habe ich mich aufgemacht, mein Abenteuer zu erleben. Ich habe den Hof verlassen, als gerade keiner hinsah und bin zum Wald gewandert. Wie gesagt, ich war noch recht klein und es hat eine ganze Zeit gedauert, die anderthalb Kilometer zu bewältigen. Der Wald war echt stark. Uralte Bäume jeder Art, Büsche, Sträucher, Moos. Funkelndes Sonnenlicht, das sinnverwirrend in den Blättern spielte. Ich bin einfach dem nächsten Weg gefolgt, der sich mir anbot. Immer tiefer und tiefer in den Wald hinein. Mal nach rechts, mal nach links. Immer weiter und weiter. Ich weis nicht, was ich eigentlich gesucht habe, oder wohin ich überhaupt wollte. Es war so aufregend, so stark und auch etwas unheimlich. Ich weis nicht, ob ihr dieses Gefühl kennt, wenn etwas so unheimlich ist, dass man sich fast in die Hose pisst und man dadurch alles nur noch spannender und aufregender findet?“ Oh ja, das Gefühl kennen wir wohl beide. Wir haben es erst gestern Nacht zum letzten Mal gehabt. Also nicken wir. Er wartet unsere Bestätigung ab und fährt fort: „Nun, es hat nicht lange gedauert und ich hatte mich völlig verirrt. Ich habe es erst gar nicht bemerkt und bin einfach immer weiter gegangen. Es gab ja auch soviel zu sehen und zu bestaunen. Schließlich habe ich Hunger und Durst bekommen und mir einen umgestürzten Baum gesucht, auf den ich mich setzten konnte. Dann habe ich mich mit meinen großartigen Vorräten beschäftigt. Wie ich da so gesessen habe, ist mir plötzlich aufgegangen, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, wo ich bin und wie ich wieder nach Hause kommen soll – Versteht ihr, ich bin ja nicht weg gelaufen oder so, ich wollte nur Das Große Abenteuer erleben – Beim Anblick der ganzen uralten Baumriesen, dem Rascheln im Unterholz und dem Säuseln des Windes in den Blättern, ist mir klar geworden, dass dieses Abenteuer plötzlich ein paar Nummern zu groß für mich geworden war… Nun, irgendwie habe ich langsam ein bisschen Angst bekommen und habe auch angefangen zu weinen. Ich war ja nur ein kleiner Junge. Schließlich habe ich den Rest meines Mutes zusammengenommen und bin weiter gegangen. Es war schon Nachmittag gewesen, als ich mich zu meinem Ausflug entschlossen hatte und nun wurde es langsam dunkel. Da habe ich dann noch etwas mehr geweint und bin mit tränenverschleierten Augen weiter gestolpert. Irgendwann wurde ich müde und war der Meinung, es könne nicht schaden, wenn ich irgendwo ein bisschen schlafe. Ich habe einen uralten Baumriesen gefunden, der schon so marode war, dass sich unter seinen Wurzeln eine Art Höhle gebildet hatte. Die schien mir für mein Schläfchen geeignet zu sein, Ein verhängnisvoller Fehler, wie überhaupt fast alles, was ich an diesem Tag getan hatte. Dieser Wald galt nämlich bei den Muggeln als verflucht. Nun, meine Eltern sind Magier und wussten es besser. Aber ihr Wissen war wohl so schrecklich, dass sie nur flüsternd darüber sprachen, wenn überhaupt…“ „Weiter, erzähl weiter, Moony!“ meint James atemlos und ich nicke zustimmend. Remus grinst sein schiefes Grinsen und fährt fort: „…nun, ich war todmüde, etwas verzweifelt und erst vier oder fünf. Ich bin tatsächlich eingeschlafen. Mitten in der Nacht weckte mich ein schauderliches Geheul. Ich bin hoch geschreckt und habe mich noch tiefer in die Baumhöhle zurückgezogen. Ich war nicht besonders groß und auch die Öffnung im Baum war sehr eng. Ein kleines Kind, wie ich passte durch, aber sicher nichts Größeres … das hat mir damals das Leben gerettet, hat mich aber auch zu dem Dasein verdammt, dass ich nun führe… …denn plötzlich stand er vor dem Baum, die Geißel dieses Waldes – der Werwolf. Nun, ihr habt mich gestern gesehen und wisst, wie ein Werwolf aussieht … Nur dieser Werwolf war kein halbwüchsiger Junge, sondern ein ausgewachsener Mann und allem Anschein nach lebte er schon ewig alleine in diesem Wald. Ich glaube, die Einsamkeit hat ihn etwas wirr im Kopf gemacht, nicht nur als Werwolf, sondern auch in seiner menschlichen Gestalt. Seine scharfen Krallen fuhren zu mir in die Höhlung hinein und ich verschmolz regelrecht mit der Rückwand des Baumes. Ich schrie, weinte und jammerte. Ich hatte Todesangst. Plötzlich waren die Klauen verschwunden und nach einiger Zeit, habe ich es gewagt, mich zu entspannen. Ein weiterer verhängnisvoller Fehler. Der Verwandelte draußen, hatte nur darauf gewartet, dass ich mich bewege. Schneller, als ich schauen konnte, war seine Schnauze zum Eingang herein gefahren und er hatte mich ins Bein gebissen. Die Narbe kann man heute noch ganz gut sehen…“ Er hält inne, schiebt seine Robe hoch und sein Hosenbein und zeigt uns den Biss. Er ist enorm. Das Biest muss ihm einen ganzen Fetzen Fleisch herausgerissen haben. Man sieht noch genau, wo dieser fehlt, obwohl die Narbe im Lauf der Jahre ein silbriges Weiß angenommen hat, ist immer noch sowas wie eine Vertiefung zu sehen. Wir schauen ihn angemessen beeindruckt an und er erzählt weiter: „…Nun, ich bin durch den Schmerz so erschrocken, dass ich mein Bein einfach zurückgerissen habe und mich wieder ganz klein gemacht habe. Es war die längste Nacht meines Lebens. Die ganze Zeit hörte ich das Hecheln und das Geifern des Werwolfs vor dem Baum. Immer wieder fuhren seine Krallen tastend ins Innere. Der Blutgeruch muss ihn regelrecht tobsüchtig gemacht haben. Irgendwann hatte ich dann mein Taschenmesser in der Hand und habe mich daran - nun ja - festgehalten. Mein Bein tat schrecklich weh, hat aber nicht besonders stark geblutet. Schon bald wurde mir klar, dass ich die Wunde trotzdem verbinden muss. Ich habe einen Streifen aus meinem Unterhemd gerissen und ihn um den Biss gewickelt. So lag ich da also, hatte Schmerzen und Angst, war todmüde und schrecklich verzweifelt. Nun, es war Sommer und der Morgen dämmerte schon früh herauf. Plötzlich hörte ich eine Stimme. Sie klang, als sei sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt worden. ‚Jungchen, Jungchen’, krächzte sie heiser. ‚Kannst raus kommen. Der alte Mortie is wieder n Mensch. Der alte Mortie wird dich ausm Wald raus bringen. Komm raus, Jungchen, mach schon, komm raus.’ Ich habe diese Stimme heute noch genau so im Ohr, wie ich sie damals gehört habe. Ich glaube, ich werde sie meiner Lebtag nicht vergessen…“ Er macht eine nachdenkliche Pause und schüttelt wieder den Kopf. „Nun, es dauerte eine Weile, bis ich es gewagt habe, aus meiner Baumhöhle zu kriechen. Der Alte hat mich hoch gehoben und den ganzen Weg bis zum Waldrand getragen. Dabei hat er die ganze Zeit vor sich hin gemurmelt. ‚Armes Jungchen, armes Jungchen, jetz hat der alte Mortie dir seinen Fluch weitergegeben. Das wollte der alte Mortie nich. Darum lebt er auch fernab von n Menschen, dass er keinem nix tun kann, wenn er wieder zum Untier wird.’ Das und Ähnliches hat er die ganze Zeit in seinen zottigen Bart gebrummt. Ich habe zuerst gar nicht verstanden, von was er überhaupt geredet hat…“ Er wirft uns einen gequälten Blick zu. Dies meiste Zeit hat er uns nicht angesehen, hat einfach ins Feuer gesprochen, aber jetzt möchte er unsere Reaktion sehen. Wir starren ihn mit offenen Mund an. „Aber – aber immerhin lebst du doch noch…“ stammelt James. Moony nickt. „Schon“, meint er leise. „Aber manchmal, das könnt ihr mir echt glauben, wäre es mir lieber, wenn ich in dieser Nacht gestorben wäre … Denn danach war alles anders: Ich habe den Weg vom Waldrand - wo mich der alte Mortie verlassen hat - nach Hause alleine gefunden. Meine Eltern hatten mich bereits verzweifelt gesucht, als ich völlig erschöpft auf den Hof getaumelt kam. Meine Mutter hat zuerst großes Aufhebens um meine Wunde gemacht, diese aber wohl nicht für sehr gefährlich gehalten, auch wenn sie sehr tief war und inzwischen auch recht stark geblutet hat. Sie hat mich sauber gemacht, einen Heilzauber gesprochen und mich verbunden. Inzwischen hat mein Vater versucht, heraus zubekommen, wo ich eigentlich gesteckt hatte. Kaum wusste er es, riss er mich hoch und ist mit mir nach St Mungos appariert. Ich weis, es ist eigentlich unmöglich, das mit einer weiteren Person zu tun, die selbst nicht dazu in der Lage ist, aber er hat es damals trotzdem geschafft. Es wurde sofort klar, dass dieser Biss mich beim nächsten Vollmond ebenfalls zum Werwolf machen würde. Nun, bevor es so weit war, war ich auch schon wieder zu Hause. Sollte ich bei euch den Eindruck erweckt haben, meine Eltern würden mich nicht lieben und sich keine Sorgen um mich machen, dann ist das falsch. Sie lieben mich und ich liebe sie. Sie waren nur mit einem lebhaften Jungen, wie mir, etwas überfordert. Nun, in Zukunft musste ich die Vollmondnächte - sicher eingeschlossen - im Keller verbringen. Diese Nacht im Wald hatte fast jede Angst aus mir heraus gebrannt, doch nun lernte ich eine neue Furcht kennen – die Angst vor dem Mond – dem Vollmond, der mich zum Werwolf macht und mich den Verstand verlieren lässt. Das ließ mich auch sehr vorsichtig werden und lernen, Gefahren zu vermeiden.“ Wir schauen uns lange schweigend an. Nun, dass er ein Werwolf ist, wussten wir ja, aber diese Geschichte war echt starker Tobak. „Wie ging es weiter?“ murmelt James schließlich. „Weiter?“ „Nun du bist ein Werwolf, aber du bist hier…“ Remus lacht etwas gequält auf. „Dumbledore“, sagt er einfach. „Dumbledore hat es möglich gemacht. Wie ihr natürlich wisst, bin ich, wie auch meine Eltern, ein Magier und ich glaube auch ein recht guter … Nun, die Klasse von euch beiden habe ich nicht, aber ich denke es reicht.“ „Du bist gut genug“, platze ich heraus. Er grinst mich schief an und erzählt weiter. „Lange Zeit dachten meine Eltern, sie würden mich nie in eine Schule schicken können. Lesen, Schreiben, Rechnen und was man sonst noch so Grundlegendes braucht, haben sie mir selbst beigebracht. Ich habe nie eine Grundschule besucht und sie haben mich dauernd den Zaubererfunk anhören lassen, damit ich lerne, ohne Akzent zu sprechen und haben mir eine Unmenge Bücher besorgt. Die aus unserer Welt genauso, wie die der Muggel.“ „Deshalb kannst du dich so Klasse ausdrücken“, platze ich heraus. Er nickt. „Danke für die Blumen, Padfoot. Nun weiter mit der Geschichte. Es ist schon spät und ich werde schrecklich müde. Die Werwolfverwandlung ist schmerzhaft und kostet eine Menge Kraft. Meinen Eltern war klar, dass sie irgendwie versuchen mussten, mich nach Hogwarts zu bringen, aber solange Armando Dippet Direktor war, hat er es nicht zugelassen. Er hatte wohl zuviel Angst. Aber dieses Jahr hat sich alles geändert, als Dumbledore Schulleiter wurde. Er erkannte, dass ich ein recht fähiger Magier bin und war der Meinung, dass es ein regelrechtes Verbrechen sei, mich nicht richtig auszubilden. Nun, er ließ die Peitschende Weide pflanzen, so dass ich mich verstecken kann, bevor die Verwandlung einsetzt und so kann ich jetzt hier sein.“ „Heißt das, dass du dein Leben lang jedes Mal bei Vollmond diese Verwandlung durchstehen musst?“ fragt James bedrückt. „Recht wahrscheinlich. Es wird natürlich nach einem Heilmittel geforscht - schließlich gibt es mehr Werwölfe als nur mich - aber wann es eins geben wird…? Nun, man soll die Hoffnung nicht aufgeben…“ Er klingt so todtraurig, dass ihn am liebsten in den Arm nehmen würde, um ihn zu trösten, aber etwas an seiner Haltung verbietet mir diese mitleidige Geste und so klopfe ich ihm nur freundschaftlich auf die Schulter. „Weist du eigentlich, wie riesig du als Werwolf bist?“ fragt James, um die etwas peinliche Situation zu überspielen. „Riesig? Nee. Ich habe mich noch nie in diesem Zustand im Spiegel gesehen. Ich dachte ich wäre noch ein Werwolfjunges.“ Wir schütteln entschieden die Köpfe. „Nee, Moony, wenn der gestern nicht ausgewachsen war, dann fehlt aber nicht mehr viel“, meine ich bestimmt. Wieder läßt er dieses schiefe Grinsen aufblitzen, das für ihn so typisch ist. „Was meint ihr, Leute?“ fragt er schließlich. „Gehen wir zu Bett?“ Schlafen? Nach dem was wir gerade gehört haben? Der Junge hat echt ein sonniges Gemüt. Klar bin ich müde und auch James gähnt schon seit einiger Zeit. Aber jetzt schlafen? Ich bin zu aufgedreht. Doch wird mir bei Moonys Anblick klar, dass er unbedingt bald pennen sollte. Er sieht echt fertig und elend aus. James scheint ähnliche Gedanken zu haben wie ich, denn er sagt: „Geh du schon mal vor, Moony, wir kommen dann nach.“ Remus nickt und gähnt weit. Dann schlurft er zur Wendeltreppe, die zum Schlafsaal hinaufführt und verschwindet durch die Tür. Wir sitzen schweigend beisammen und starren nachdenklich ins Feuer. „Wir sollten es wirklich tun“, platzt James plötzlich heraus. „Was? Animagi?“ „Yeah. So wie Moony geklungen hat, hat er schon ein paar Mal an Selbstmord gedacht. Er ist ein viel zu feiner Kerl, als dass wir das zulassen dürften.“ „Yeah. Aber so schnell wird das nicht gehen. Ich habe heute ein bisschen in der Bibliothek gestöbert. Bücher über Verwandlungen und so. Es dauert Jahre, bis man das beherrscht.“ „Dann müssen wir ihm halt zeigen, wieviel er uns bedeutet und wie sehr wir ihn brauchen. Hättest du was dagegen, wenn ich ihn zu Ostern auch zu mir nach Hause einlade? Ich denke, du kommst ohnehin, oder?“ „Yeah. Nur zu gerne. Aber was werden deine Eltern dazu sagen?“ „Die müssen nicht erfahren, was mit Moony los ist. Zu Ostern ist kein Vollmond…“ „Yeah. Klasse. Dann sind wir zu dritt.“ Plötzlich lacht James auf. „Wenn Moony dabei ist, verbringen wir die Ferien mit unseren Nasen in den Büchern.“ „Na und? Schadet auch nicht. Und wir können uns ja was einfallen lassen, wie wir ihn dahinter hervorlocken…“  Peter und Snivelly S chon am nächsten Morgen platzt die Bombe. Ohne dass wir es bemerkt haben, ist uns Peter gestern aus dem Schlafsaal nach unten gefolgt. Er hatte sich in einem Sessel verborgen und alles mit angehört, was wir besprochen haben. „Ich will auch mitmachen“, platzt er beim Frühstück heraus, als Remus gerade am Klo ist. „Bei was mitmachen?“ fragt James und gibt sich ahnungslos. „Animagi. Mit einem Werwolf abhängen…“ „Bist du leise, du Trottel“, fauche ich ihn an und trete ihm unterm Tisch gegen das Schienbein. „Aua“, quiekt er, fährt dann aber leiser fort. „Aber ich will trotzdem mitmachen.“ Wir sitzen in der Klemme. Wir müssen ihn wohl mitmachen lassen, aber er ist eine solche magische Niete, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie er je ein Animagus werden will. James wirft mir einen gequälten Blick zu, der besagt, dass er genauso denkt. „Woher weist du überhaupt davon?“ murmelt James tonlos. „Bin gestern auch wach geworden, als Remus euch geweckt hat, dann bin ich euch nach. Ich war neugierig, was ihr so heimlich zu bereden hattet…“ „Na gut“, seufze ich. „Aber das mit den Animagi wird noch dauern. Wir können es ja selbst noch nicht.“ „Das ist Arbeit. Viel und harte Arbeit“, meint James, um ihn abzuschrecken. Peter ist weder besonders helle, noch besonders fix und die Arbeit hat er sicher nicht erfunden. „Macht nichts“, meint der jedoch aufgeregt. „Dafür lohnt es sich…“ Die Zeit vergeht und wir schleichen nachts durchs Schloss. In die Bibliothek, wenn Remus mal schläft oder in die Küche. Inzwischen wissen wir natürlich längst, wo wir die zu suchen haben. Gott sei Dank ist Peter eine echte Schlafmütze und begleitet uns nachts nur selten. Tagsüber klebt er jedoch geradezu an uns. Es ist ja recht nett, so verehrt zu werden, aber auf Dauer nervt es. Remus ist da eine viel angenehmere Gesellschaft –ganz abgesehen davon, dass er auch wesentlich mehr im Kopf hat. Es ist auch so, dass Peter jede Menge fiese Sachen einfallen und er uns dazu anstachelt, sie auszuführen und mit manchem davon wäre Remus sicherlich alles andere als einverstanden. Ich bin heute noch froh, dass Moony bei folgender Begebenheit nicht dabei war. Unser Opfer war mal wieder - wie könnte es auch anders sein - der alte Snivellus. Es ist der erste schöne Tag nach dem langen Winter und Remus erholt sich mal wieder vom letzten Vollmond. Uns drei lockt die Sonne nach draußen und wir wollen runter zum See. Peter hüpft um uns herum und macht Faxen. „Was wollen wir machen?“ piepst er. „Was? Habt ihr ne Idee?“ Plötzlich hält er in seinem Hüpfen inne. „Seht mal, der alte Schmierlappen. Seht mal, Snape, dort unter dem Baum am See! Was macht der da? Schläft der? Was hat er da in der Hand? Sirius, James, was hat der da in der Hand?“ Er kriegt sich gar nicht ein. Peters Rufe haben uns neugierig gemacht und wir gehen näher an unseren Erzfeind heran – Verflixter schwarzer Magier! – und so schmuddelig und ungepflegt! Snape ist wirklich eingeschlafen und scheint ein Pergament in der Hand zu halten. Mich interessiert brennend, was darauf steht und ich entwinde es ihm. Das weckt ihn natürlich auf. „Sieh da, Snivellus“, rufe ich fröhlich. „Was hast du denn da?“ „Gib das her, Black!“ gibt er grimmig zurück. Ich rolle das Pergament auf und fange an zu lesen. Ich kann mir das Lachen nicht verbeißen. Eine eigenwillige Rechtschrift hat er ja, der alte Snivellus, das muss man ihm lassen. Zur allgemeinen Erbauung – nun, eindeutig nicht zu der von Snape - lese ich das Geschriebene vor, so wie er es geschrieben hat. Er will nach dem Pergament greifen, aber ich ziehe es von ihm weg. James hält sich an meiner Schulter fest, damit er nicht umfällt, denn er lacht sich krumm. „Himmel, wo hast du denn schreiben gelernt? In der Baumschule beim Lehrer Ast? Weist du, du solltest deine Muttersprache etwas besser lernen, so ist das ein einziger Lachschlager!“ feixe ich amüsiert. James lacht immer noch. „Es ist ein Wunder, dass der alte Snivellus auch nur einen einzigen Zauber richtig aussprechen kann“, prustet er. „So wie der schreibt.“ Snape zuckt zusammen und seine Augen werfen mal wieder Dolche. Er fummelt in seiner Robe herum und greift nach seinem Zauberstab. Wir sind bereit, doch bevor James und ich überhaupt reagieren können, ist Peter schon zwischen uns durchgehuscht und hat Snape dessen Stab entrissen. Mit einem lauten Jubelruf wirft er das Ding in den See. Bevor wir uns jedoch noch weitere Schandtaten mit dem alten Snivellus einfallen lassen können, steht plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, Professor Leech bei unserer Gruppe. Mit seiner krächzenden Stimme verlangt er zu wissen, was hier vor sich geht. Shit! Kalt erwischt! Wenn Leech mitbekommt, dass wir auf Snape losgegangen sind, gibt es echt Ärger. Snivellus ist so was, wie sein Liebling. Nicht, dass er ihn wirklich bevorzugt, aber Snape ist der Einzige in Zaubertränke, der mit Leech wirklich klar kommt. Ich murmle was von wegen, wir würden ihm beim Rechtschreiben helfen und James unterstützt mich geistesgegenwärtig. Aber ich glaube aber kaum, dass Leech uns diese faule Ausrede glaubt, doch er bohrt jedoch nicht weiter nach. Dann fällt sein Blick auf Snapes Zauberstab, der immer noch im See treibt und er holt ihn mit einem Aufrufzauber zu sich. Dann fragt er nach, wem das Ding gehört. Snivellus sagt, es sei seiner und ist dabei so höflich, wie ich es gar nicht von ihm kenne. Nicht schleimig höflich, nee, echt nicht, respektvoll höflich. Ich konnte Snape nie leiden. Selbst heute noch, habe ich meine Vorbehalte gegen ihn. Aber er wusste immer, wen er respektieren musste und er war alles andere als ein schlechter Magier. Ein Schwarzer, ja, aber nie ein mieser. Und seine Zaubertränke sind und waren geradezu genial. Ich muss ihm heutzutage wirklich einen gewissen, zähneknirschenden Respekt zollen. Ich erwarte, dass Snape uns hinhängt und sagt, dass wir ihn geärgert haben, aber das tut er nicht. Er wirft uns nur bissige Blicke zu und schweigt. Eigenartig. Wäre doch eine tolle Gelegenheit für ihn, dafür zu sorgen, dass wir nachsitzen müssen. Sonst spart er ja auch nicht mit Flüchen, wenn er uns kalt erwischt. Leech staubt uns mit einigen lakonischen Worten zum Schloss zurück, aber wir tun so, als könne er uns gar nicht meinen und stolzieren regelrecht über den Rasen.  Mr Potter erzählt D ie Osterferien sind da. James hat Remus den Vorschlag gemacht, mit nach Godrics Hollow zu kommen. „Meinst du das wirklich ernst?“ hatte Moony erstaunt gefragt. „Du weist, was ich bin…“ „Yeah. Klar. Aber zu Ostern wirst du nicht zum Wolf werden – falsche Mondphase!“ Remus Gesichtsausdruck war eine eigenartige Mischung aus Freude, Kummer und Erwartung, aber er hat liebend gern zugestimmt und seine Eltern waren auch einverstanden. Wir sitzen im Zug, der uns nach King Cross bringt. Dauernd muss ich Peter ins Schienbein treten, damit er uns nicht verrät. Der Junge hat ein Hirn wie ein Sieb und wenn er aufgeregt ist, spricht er ohne nachzudenken … und er ist fast immer aufgeregt… Wir spielen Karten – Exploding Snap – um uns die Zeit zu vertreiben. Ich habe nicht mal nach Hause geschrieben, ich fahre einfach mit zu James, ohne das meine Eltern auch nur die geringste Ahnung über meinen Verbleib haben. Ich bin zu Weihnachten damit durchgekommen, ich werde auch jetzt damit durchkommen. „Was habt ihr vor, wenn ihr bei James seid?“ fragt Peter aufgedreht. Er hat schon mal wieder Hummeln im Hintern. James grinst mich an und ich grinse zurück, aber bevor wir uns zu einer Antwort aufraffen können, meint Remus trocken: „Lernen. Die Prüfungen sind nahe und es ist eine gute Gelegenheit.“ Er ist völlig ernst, aber da ist ein gewisses Blitzen in seinen Augen, das uns sagt, dass er noch ganz andere Dinge vorhat. „Lernen?!“ meint Peter erschüttert. „Klar“, meint James und ein spöttisches Grinsen erscheint in seinen Mundwinkeln. „Würde dir auch nicht schaden, oder?“ „Aber ... aber ... ihr lernt doch nie…“ jammert Peter fast verzweifelt. „Den seinen gibt’s der Herr im Schlaf“, antwortet Remus und man merkt ihm an, dass er sich ein Grinsen gewaltsam verkneifen muss. Sogar er verarscht Peter nur zu gerne, obwohl sowas sonst gar nicht seine Art ist. Peter quengelt und mault noch eine Weile, dann muss er aufs Klo und kaum hat er das Abteil verlassen, platzen wir alle drei mit einem brüllenden Gelächter heraus. „Lernen?!“ winselt James in einer großartigen Nachahmung von Peters Stimme. „Den seinen gibt’s der Herr im Schlaf“, ahme ich Moony nach. Der grinst schief. „Nun, was hätte ich den sonst sagen sollen. Lernen war noch nie euer Fall, oder? Euch beiden fliegt alles einfach so zu…“ „Neidisch?“ fragt James. Remus schüttelt den Kopf. „Nee. Aber manchmal…“ „Ach, komm“, versuche ich ihn aufzumuntern, denn er sieht etwas bedrückt aus, „wir machen uns schon eine gute Zeit bei James.“ Wieder holen uns James Eltern in Kings Cross ab. Auch Remus wird von ihnen begrüßt, wie ein lange erwarteter Ehrengast. James Leute sind einfach echt große Klasse. Zwei Klappbetten stehen in James Zimmer in Godrics Hollow. Es ist dadurch ein bisschen eng, aber immer noch irre gemütlich. Auch Moony ist ganz begeistert. James gibt ihm dieselben Hinweise, die er mir zu Weihnachten gegeben hat. Ich glaube jedoch nicht, dass Remus diese braucht. Er ist von Natur aus freundlich, höflich und zuvorkommend. Es ist Abend und wir drei Jungen sitzen am Kaminfeuer im Wohnzimmer der Potters. Wir sind zu träge und voll gefuttert, um nach oben zu gehen und lümmeln in den Lehnsesseln herum. Mrs Potter werkelt in der Küche und Mr Potter kommt gerade herein. Er setzt sich in seinen uralten Lieblingslehnstuhl und zündet sich die Pfeife an, die er von mir zu Weihnachten bekommen hat. Finde ich echt stark von ihm, dass er mein Geschenk auch benutzt. „Nun, Jungs, wie ist es?“ fragt er. „Lust auf eine Geschichte?“ James verdreht ein wenig die Augen, aber ich stimme begeistert zu. „Nun, ihr wisst – Remus vielleicht noch nicht – dass ich früher, als ich noch jünger war, als Auror gearbeitet habe. Es ist fast dreißig Jahre her und ich war gerade frisch verheiratet, als uns im Auroren Hauptquartier die Nachricht erreichte, dass die Vampire in Transsylvanien unruhig wurden. Nun muss ich ehrlich sagen, sie hatten damals auch allen Grund dazu. Es gab eine starke Fraktion unter den Magiern, die durchsetzen wollte, dass Vampire legal einfach gejagt und getötet werden dürfen. Nun, selbst ich muss zugeben, dass Vampire nicht gerade angenehme Zeitgenossen sind. Andererseits sind sie intelligente Lebewesen und haben ein Recht so zu sein, wie sie sind, wie jeder andere auch. Die Zeiten waren damals im Allgemeinen unruhig. Die Muggel hatten sich entschieden irgendeinen blöden Krieg zu führen. Ich glaube, sie bezeichnen ihn als Zweiten Weltkrieg oder so. Nicht, dass uns das sehr betroffen hätte, aber einige Schwarze Magier nutzten die Gunst der Stunde, um eine Menge Ärger zu verursachen. Wir Auroren schoben ohnehin schon Überstunden und jetzt auch noch die Sache mit den transsylvanischen Vampiren.“ James Vater hat eine so angenehme Erzählstimme, dass ich sofort völlig gefesselt bin und auch Remus ist ganz Ohr. Allein James starrt etwas gelangweilt ins Feuer. „Wir hatten also kaum Personal, das sich mit dieser Angelegenheit befassen konnte“; fährt Mr Potter fort. „So blieb es an mir hängen, mich um diese Sache zu kümmern. Ich war, wie gesagt, noch sehr jung und hatte noch kein volles Jahr als Auror gearbeitet, aber ich hatte ein gewaltiges Selbstvertrauen. Wenn man so jung ist, glaubt man, nichts könne einem schaden, man würde alles schaffen und man würde ewig leben. Nun ja, ich machte mich also auf und apparierte nach Transsylvanien. Die Kaparten. Eine wilde, gebirgige Gegend und sogar im Sommer kalt. Ich hatte als Kontaktadresse den Namen eines Magiers bekommen, der dort in einem kleinen Gebirgsdorf lebte. Als ich jedoch dort ankam, musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass er schon seit Tagen vermisst wurde. Seine Frau war eine Squib und hatte uns daher keine Nachricht schicken können. Sie war halb tot vor Angst und begrüßte mich als einen Retter aus höchster Not…“ Er erzählt uns, wie die Frau ihn angefleht hatte, doch nach ihrem Mann zu suchen und wie er der Bitte nachgekommen war. Wie er alleine durchs Gebirge gewandert war und dauernd in Gefahr gewesen war, von übereifrigen, verängstigten Muggeln eingesperrt oder von Vampiren angefallen zu werden. Die Geschichte ist unheimlich spannend, aber auch witzig. „…Schließlich kam ich zur Burg des Anführers der Vampire“, berichtet er uns zwei atemlos lauschenden Jungs - Nur zwei, denn James ist gelangweilt eingeschlafen. „Lord Burlagoff empfing mich und er hatte eine wirklich üble Laune. ‚Nun’, sagte er ‚Habt ihr Magier euch endlich bequemt, jemanden mit Vollmachten herzuschicken. Wurde aber langsam auch Zeit.’ Ich muss dazu sagen, dass ich von meinen Vorgesetzten tatsächlich weitreichende Befugnisse erhalten hatte, um die Vampire zu beschwichtigen und man hatte einen Auroren und keinen Diplomaten geschickt, weil sich ersterer leichter gegen Widrigkeiten zur Wehr setzten kann. ‚Ja’ sagte ich also. ‚Ich habe das Recht, mit ihnen zu verhandeln, Lord Burlagoff.’ Er funkelte mich an und ich hatte den Eindruck, dass er gegen etwas Magierblut nichts einzuwenden gehabt hätte. ‚Wir fordern das Recht auf Selbstbestimmung, das heißt, keine Einmischung mehr von euch Magiern. Keine Jagden, keine Verfolgung. Dann erwarten wir, dass man uns Nahrung zur Verfügung stellt. Jeden Monat zehn reine Jungfrauen.’ Nun, zu Letzterem durfte ich natürlich niemals meine Zustimmung geben…“ Mr Potter erzählt weiter von seinem Gespräch mit dem Obervampir. Wie er mehrmals in Gefahr geriet, selbst zum Hauptgang beim Dinner zu werden. Wie er schließlich in einem Verließ eingesperrt wurde, damit er den Forderungen nachgab und wie er dort den vermissten Magier vorfand. Wie er mit diesem tollkühne Fluchtpläne geschmiedet hatte und wie er schließlich doch noch überraschend Erfolg damit hatte, eine für beide Seiten angemessene Übereinkunft mit dem Obervampir zu treffen. „So kehrte ich also mit dem Magier in sein Dorf zurück, wo wir von seiner Frau, wie die Helden begrüßt wurden“, beendet er seine Geschichte. James liegt mit weit offenem Mund im Sessel und schnarcht leise. Remus und ich starren Mr Potter mit glänzenden Augen an. Seine Geschichte war wirklich spannend und voller überraschender Wendungen gewesen. „Ihr seid gute Zuhörer, Jungs. Bessere als mein eigener Sohn“, meint er liebevoll. „Seht ihn euch nur an. Er schläft, wie ein Baby.“ Wir lachen leise. „Er kennt die Geschichte halt schon“, erwidert Remus entschuldigend. „Wir noch nicht. Sie war wirklich stark, Mr Potter.“ Dann an mich gewandt. „Padfoot. Ich muss es ihm einfach sagen. Du weist schon was. Es ist nicht richtig, es weiter zu verschweigen…“ Ich sehe ihn unsicher an. Er hat schon Recht. Es ist nicht richtig, so eine Sache so lieben Menschen, wie den Potters zu verschweigen. Ich nicke unbestimmt. „Wie du meinst Moony.“ Remus greift nach James und rüttelt ihn wach. „Prongs, bist du so nett und holst deine Mum?“ „Yeah, aber warum?“ gähnt der. „Ich muss es deinen Eltern sagen…“ James versteht sofort. „Na ja, wenn du es für richtig hältst.“ Remus nickt entschlossen und James geht in die Küche, um seine Mutter zu holen. „Uns was sagen?“ fragt Mr Potter. „Sir, sie und ihre Frau sind so nett zu mir, dass ich es nicht für richtig halte, weiter unter Vorspieglung falscher Tatsachen hier zu bleiben. Und sie haben vorhin gesagt, jeder habe ein Recht nach seiner Art zu leben, also hoffe ich auf ihr Verständnis.“ James kommt mit seiner Mutter ins Wohnzimmer und Mr Potter nickt zu Remus Worten. „Wissen sie“, fährt er an James Eltern gewandt fort. „James hier und Sirius, sind die ersten echten Freunde, die ich je hatte und sie sind wirklich Klasse Freunde, denn sie wissen von meinem Geheimnis und sind trotzdem meine Freunde geblieben.“ Man merkt, dass er einen Weg sucht, es James Eltern möglichst schonend mitzuteilen. „Wenn sie mich rauswerfen, habe ich völliges Verständnis dafür.“ „Remus, mein lieber Junge“, meint Mrs Potter. „Was ist so schrecklich, dass du meinst, es verschweigen zu müssen?“ Remus wirft ihr einen wirklich gequälten Blick zu. Ich kann ihn verstehen. Sie haben ihn genauso freundlich aufgenommen wie mich und jetzt will er ihnen diese echt scheußliche Sache erzählen. „Nun sag schon, mein Junge“, ermutigt ihn Mr Potter, „wenn du nicht gerade ein irrer Massenmörder bist, werden wir dich sicher nicht wegschicken.“ „Nein“, sagt Remus. „Das nun nicht gerade, aber unter gewissen Umständen bin ich genauso gefährlich … Ich bin nämlich ein Werwolf.“ Für ein paar Augenblicke ist es, als hätte er eine Bombe in einer Gruppe spielender Kinder platzen lassen. Dann steht Mrs Potter auf, geht zu ihm und nimmt ihn wie einen Sohn in den Arm. „Aber Remus“, sagt sie leise, „das ist doch nicht deine Schuld. Du armer Junge … und deine armen Eltern…“ Sie weint ein bisschen und streichelt sanft sein Haar. Mr Potter schaut seine Frau und Remus lange an, dann sagt er: „Remus, wir werden dich nicht wegschicken. Nein, sicher nicht. Aber ich hoffe, du bist verständig genug, deine Vorkehrungen zu treffen, wenn deine Verwandlung bevorsteht.“ Remus schaut ihn dankbar an und antwortet: „Im Augenblick besteht keine Gefahr. Es ist Neu-mond. Aber wenn ich wieder hierher kommen darf…“ „Natürlich darfst du das“, unterbricht ihn Mrs Potter, drückt nochmals seine Schulter und geht wieder zu ihrem Stuhl zurück. „Danke. Wirklich, danke - dann wird das nicht zu einer Zeit sein, wenn ich eine Gefahr für irgendjemand bin.“ „Du bist sehr verständig für dein Alter, mein Junge“, wirft Mr Potter ein. „Wie alt bist du eigentlich?“ „Dreizehn, fast vierzehn“, antwortet Moony. Nanu, dann ist er ja fast zwei Jahre älter als ich. Ich bin erst vor ein paar Tagen zwölf geworden. „Das hast du uns ja gar nicht gesagt“, platzt James heraus. „Nun, ich habe euch aber gesagt, dass erst Dumbledore Direktor von Hogwarts werden musste, bis ich an die Schule durfte.“ James schlägt sich an die Stirn. „Hast Recht. Wir hätten nur nachdenken müssen, rechnen sollten wir ja eigentlich können.“ „James“, wendet sich Mr Potter an seinen Sohn. „Warum hast du uns nicht gleich die Wahrheit erzählt?“ „Dad, ich wusste nicht wie. Remus ist unser Freund, echt und wir wollten mit ihm zusammen die Ferien verbringen und wir wussten doch, dass er jetzt nicht gefährlich ist.“ „Mein Sohn, du solltest eigentlich wissen, wie ich zu Kreaturen jeglicher Art stehe. Dein Freund ist ein Mensch und ein verdammt netter noch dazu. Glaubst du, Mum und ich hätten nicht verstanden, warum er dein Freund ist?“ „Ich weis nicht, Dad. Ich habe zwar schon alle möglichen Leute mit nach Hause geschleppt, aber ein Wer-wolf war noch nie dabei.“ Sein Vater schaut ihn etwas skeptisch an, nickt dann aber. „Gut, Sohn, dann ist das jetzt geklärt, aber du kannst immer ehrlich zu uns sein und du musst uns nichts verschweigen und – Remus, meine Frau hat es schon gesagt: Du bist weiterhin herzlich bei uns willkommen.“ Wir sind nach oben gegangen und haben uns in die Betten gelegt, aber wir können noch nicht schlafen. „Du hattest echt Recht, Moony“, meint James. „Es war völlig richtig, meinen Eltern die Wahrheit zu sagen.“ „Ich konnte nicht anders, Prongs“, erwidert Remus. „Deine Leute sind so nett, so freundlich, so anständig. Es wäre nicht richtig gewesen, sie weiter so zu hintergehen. Zum anderen möchte ich auch später gerne wieder hier her kommen und wie sollte ich ihnen dann erklären, dass ich einmal im Monat verschwinde. Es wird nämlich nicht immer Neumond sein, wenn ich hier bin.“ Remus sagt immer, dass wir tolle Magier sind, aber denken kann er besser als wir. Er hat einen ziemlichen Weitblick für einen Jungen, aber er hat schließlich gesagt, dass er seit seiner Begegnung mit dem Werwolf vorsichtig geworden ist und zur Vorsicht gehört es nun mal, die Dinge abzuwägen zu können. Wir verleben tolle Ferien in Godrics Hollow und wir schaffen es auch, Moony hinter seinen Büchern hervor zu locken. Man kann soviel unternehmen. Wir legen uns in die Frühlingssonne und schauen den ziehenden Wolken nach. Ein frischer Wind weht uns durch Kleidung und Haar. Es ist ein irres Gefühl von Freiheit und Freundschaft. Ich kenne nur das Leben in der Stadt und Remus nur das Leben in einem kleinen Dorf. Godrics Hollow ist eine Mischung aus beidem. Es gibt Wiesen und Felder, aber auch jede Menge Häuser und Straßen. Besonders angetan hat es mir der kleine Fluss, der durch die Ortschaft fließt. Eine uralte Holzbrücke spannt sich darüber und ich kann stundenlang darauf stehen und in das fließende Wasser starren. Wir lümmeln zu dritt am Geländer und spucken ins Wasser, dann schauen wir zu, wie die Spucke in den Strudeln verschwindet. Im Nachhinein betrachtet ist das eine wirklich dämliche Beschäftigung, aber damals hatten wir die Zeit unseres Lebens. James nimmt eines Tages seinen Besen mit und führt uns zu einem verlassenen Grundstück, das von vier Meter hohen Hecken umgeben ist. „OK“, sagt er, als wir über den Zaun geklettert sind. „Wir können hier fliegen, wenn wir nicht über die Hecke aufsteigen.“ Er drückt mir einfach seinen Silber Arrow in die Hand und grinst verschmitzt. Wir wechseln uns dabei ab, mit dem Besen über das Grundstück zu sausen. James ist der beste Flieger von uns dreien, aber Remus und ich sind auch nicht schlecht. Es wird schon dunkel, als wir zu seinen Eltern zurückkehren. „Wisst ihr“, meint James am Heimweg. „Meine Eltern haben noch zwei Besen. Vielleicht leihen sie uns die, wenn wir versprechen, keinen Unsinn damit anzustellen.“ Wir grinsen ihn an und nicken begeistert. Es wird bestimmt noch viel mehr Spaß machen, wenn wir alle drei gleichzeitig in der Luft sein können. Tatsächlich gelingt es erst Remus, Mr Potter davon zu überzeugen, dass wir vorsichtig sein werden. Ich glaube, der Alte kennt seinen Sohn einfach viel zu gut. Wieder sind wir auf dem verlassenen Grundstück und James hat einen Ball mitgebracht. Wir spielen eine Art Quidditch mit drei Leuten. Einer von uns bewacht abwechselnd ein Loch in der Hecke und die beiden anderen versuchen den Ball hineinzuwerfen. James kann sich auf einem Besen so großartig bewegen, dass er dabei immer gewinnt. Nur kein Neid Sirius. Dafür bist du der hübschere, hat jedenfalls James Mum gemeint.  Hagrid, der Wildhüter D ie Zeit vergeht rasend schnell, als wir wieder in Hogwarts zurück sind und es wird warm und sommerlich. Wenn wir Zeit haben, treiben wir uns draußen am Gelände herum. Es kann also nicht ausbleiben, dass wir wieder dem riesigen Wildhüter von Hogwarts begegnen. Nach unserem Erlebnis mit ihm, an unserem ersten Tag in Hogwarts, sind James und ich ihm aus dem Weg gegangen. Wir waren der Meinung, es sei besser, ihn nicht zu reizen und er schien uns gefährlich zu sein. Außerdem gibt es an der Schule die wildesten Gerüchte über ihn. Er sei auch einst Schüler an Hogwarts gewesen, sei aber dann von der Schule geflogen. Nun, Gerüchte können täuschen ... Als wir eines Tages am Wochenende am See sitzen und gelangweilt Steine ins Wasser werfen, kommt er plötzlich über den Rasen, verdunkelt nahezu die Sonne. „Servus, Buam“, grummelt er. „Habts es Lust mia a weng bei de Viecha zum helfa, um de i mi kümman muas? Da Dumbledore sagt, dass es recht guade Magier seits.“ Wir starren ihn verblüfft an, dann wechseln wir fragende Blicke. Peter ist nicht bei uns, er muss lernen, sonst verbockt er die Prüfungen und Remus sitzt dabei, damit Peter keine Ausrede hat. Es sind also nur James und ich, an die Hagrid sich wendet. „Yeah“, meinen wir wie aus einem Mund. Uns ist wirklich stinklangweilig. Kein Peter, der sich aufspielt, kein Snivellus, der uns nachspioniert (das tut er nämlich nur zu gerne) und auch kein Remus, der uns zum Lernen auffordert. Einfach nur endlos langweilig. „Dann kemmts mit. I hob do a paar Hydekarnickel vom oidn Professor Kettleburn, de echt amoi wieda aus´gmist g´hörn.“ Wir folgen ihm neugierig zu seiner Hütte hinüber. Dort stehen Reihen und Reihen von Käfigen, in denen sich jede Menge quicklebendige Kaninchen tummeln. „De Sach is de. De Viech san in Paarungslaune und des hoast, dass as se in echte Wuidkatzn vawandln tean. Es is a weng g´fährlich, wenn ma jetzad zu eana hi geht. Aba dea Mist muas amoi ausi und meine andan Huifskräft samma davo. Do hob i ma denkt, eich is vielleicht langweilig und ia megt´s ma helfa?“ „Was sollen wir tun, Mr Hagrid, Sir?“ fragen wir unisono und klingen verunsichert. Hagrid ist wirklich gewaltig und wir halten es für besser, höflich zu sein. Der Riese lacht in seinen wilden Bart hinein und seine Käferaugen funkeln. „Nix Mr Hagrid und scho gar ned Sir“, brummelt er. „Olle sagn nua Hagrid zu mia. Des kennts es aa toa. Was des anda betrifft, do hobts an Recha und a Schaufi. Teats einfach an Mist aus de Käfig ausi und passt´s a weng auf, dass eich de bleed´n Viecha ned auskemma.“ Wir machen uns an die Arbeit und es wird uns schon sehr bald klar, warum ihm die anderen Hilfskräfte „davo“ sind. Die Hydes sind quicklebendig. Sie kratzen und beißen und zeigen große Lust, sich in den Verbotenen Wald zu verflüchtigen. Zuerst haben sich James und ich jeder einen Käfig vorgenommen, aber wir erkennen rasch, dass es besser ist, zusammen an einem Käfig zu arbeiten. Der eine mistet aus und der andere hindert die Biester daran zu entkommen. Es ist ziemlich nervenaufreibend und wir holen uns jede Menge Kratzer und Bisse an Händen und Unterarmen. „Mach den Käfig zu, Sirius, schnell“, ruft James immer wieder. „Ich kann das verdammte Biest nicht mehr halten.“ Es ist die reinste Sisyphus Arbeit. Die Reihe der Käfige zieht sich endlos hin und Hagrid ist schon vor Stunden im verbotenen Wald verschwunden – aber langweilig ist es uns jetzt sicher nicht mehr. Schließlich haben wir es dann doch geschafft und lassen uns erschöpft ins Gras vor Hagrid Hütte fallen. Ich mustere wehmütig meine schmalen Hände. Früher war ich immer recht stolz auf ihre elegante Form gewesen. Jetzt sehen sie aus, als hätte sie etwas mit langen, scharfen Zähnen zum Frühstück probiert, sie sauber durchgekaut und dann als ungenießbar wieder ausgespuckt. Auch James knetet seine Finger. „Verflixt, Padfoot, mir tun meine Pfoten weh“, murmelt er vor sich hin. „Meine singen All the Kings horses rückwärts.“ Nun ja, um einen blöden Spruch bin ich selten verlegen und es klappt auch dieses Mal. James beginnt laut zu lachen und vergisst seine Schmerzen. Da verdunkelt sich wieder die Sonne und Hagrid steht erneut vor uns. „Seits es fertig worn Baum, oda machts es nua a kloane Paus´n?“ „Fertig!“ seufzen wir beide. „Kennts es aa oanzln red´n, oda geht des nua im Chor?“ flachst er. Wir lachen noch lauter. Stimmt, die drei Sätze, die wir mit Hagrid gewechselt haben, waren im Chor gewesen. „Megts an Tee, Buam.“ Wir nicken zustimmend und ehrlich gesagt auch ziemlich durstig. „Dann kemmts.“ Er winkt uns in seine Hütte und brüht für uns alle einen regelrechten Eimer voll Tee auf. Dann setzt er sich zu uns an den Tisch. „Da Dumbledore hod aa g´sagt, dass es zwoa rechte Schlingl seits und dass i a weng auf eich schaug´n soi“, beginnt er zu erklären. „Do hod ea scho recht, aba wenn ma eich was oschafft, dann machts as aa.“ Wir starren ihn wortlos an. „Wos is? Habts Angst, dass i eich fress, oda warum sagts nix?“ Aus Verlegenheit haben wir beide versucht einen Schluck zu trinken. Aber der Spruch war zu gut und wir fangen an prustend zu lachen. Zwangsläufig verschlucken wir uns dabei und fangen an zu husten und zu spucken. Hagrid klopft uns so fest auf den Rücken, dass wir fast mit unseren Stühlen zusammenbrechen. Das bringt uns nur noch mehr zum Lachen. Hagrid ist alles andere als übel und echt witzig. Als wir wieder in der Lage sind zu sprechen, ohne nach Luft schnappen zu müssen, werfen wir uns einen Blick zu. „Du“, sagt James und ich grinse ihn an. „Yeah - Nee Hagrid, wir können durchaus jeder alleine sprechen und wir haben auch keine Angst, dass du uns frisst.“ „Des werd aa guad a so sei.“ „Dürfen wir mal wieder herkommen?“ fragt James erwartungsvoll. „Freilich. Wia soll i eich im Aug g´hoit´n, wenn i eich ned siag.“ Wir grinsen ihn an. Auch Hagrid könnte echt ein guter Kumpel werden, auch wenn er ja eigentlich ein Erwachsener ist. So war es dann auch. Hagrid wurde zu unserem Freund, nicht so, wie wir vier in unserer Bande. Nein, das nicht, denn alles haben wir ihm nun wirklich nicht erzählt. Aber er wurde zu jemand zu dem man gehen konnte, wenn man Lust dazu hatte oder einem langweilig war. Natürlich erzählen wir unseren Freunden von unserem Erlebnis an diesem Nachmittag. Remus wirft einen mitfühlenden Blick auf unsere zerrissenen Hände, verschwindet für ein paar Minuten und kommt mit zwei kleinen Schüsseln, gefüllt mit einer Flüssigkeit, wieder. „Murtlap Essenz“, sagt er. „Das dürfte helfen.“ „Woher weist du…?“ fragt James. „Ihr habt ja keine Ahnung“, flüstert er, „was ich mir antue, wenn ich als Werwolf mit mir alleine bin. Wenn ich sonst keinen kratzen und beißen kann, kratze und beiße ich mich selbst. Wenn ich dann wieder ein Mensch bin, brauche ich dieses Zeug und es hat noch immer geholfen.“ Moony hat Recht. Es kühlt und lindert und schon bald sind die Schmerzen völlig verschwunden. Es ist ein Klacks, die Prüfungen zu schreiben. Zumindest für James und mich. Remus hat viel gelernt und auch keine größeren Probleme. Peter schwitzt jedoch Blut und Wasser. Allerdings bestehen wir alle vier unsere Prüfungen und die Sommerferien sind da. Ich werde nicht sofort mit zu James kommen, meine Mutter hat mich unmissverständlich aufgefordert, nach dem Schuljahr umgehend in Grimmauld Platz zu erscheinen. Irgendwer hat ihr wohl gesteckt, wo ich in den letzten Ferien war. Ich muss es natürlich James sagen. „Wenn du nach vierzehn Tagen nicht bei mir aufgetaucht bist, komme ich dich abholen“, meint er entschlossen. „Ich glaube nicht, dass du meine Mutter recht beeindruckst.“ „Ich vielleicht nicht, aber mein Dad bestimmt. Du weist, der war mal Auror und deine Leute sind bekannter Maßen Schwarze Magier. So eine kleine Haussuchung oder so was … das wirkt manchmal die reinsten Wunder.“ „Du kannst ganz schön hinterhältig werden. Was ist mit Moony?“ „Der geht erst mal bis zum nächsten Vollmond nach Hause, dann kommt er zu mir. Ist besser so. Dieses Mal muss ich Moony Recht geben. Besser kein unnötiges Risiko eingehen.“ Wir trennen uns, ohne zu wissen für wie lange und Orion geht mit James.  Zwei üble Wochen W ie zwei drohende Gewitterwolken stehen meine Eltern am Gleis 9 ¾. Ich kann mich kaum von meinen Freunden verabschieden, da haben sie mich auch schon in eine Art Polizeigriff genommen und verfrachten mich nach Hause. Dort gibt es die Standpauke des Jahrhunderts. Ich schalte auf Durchzug, bis meine Mutter mich am Kragen packt, mich wie verrückt ankreischt und wild schüttelt. „Ich will eine Antwort, du Schmach meiner Lenden. Ich bin sicher, sie haben dich bei der Geburt vertauscht. So eine Missgeburt kann einfach unmöglich mein Sohn sein.“ Ich bin diese Schmähungen gewohnt und reagiere einfach nicht darauf. „Sieh dir Regulus an, so ein prachtvoller Junge, so ein wunderbarer Sohn“, fährt sie fort. Langsam werde ich doch wütend. Immer hält sie mir meinen dussligen Bruder vor. „Dann lass ihn dir doch einglasen, deinen wunderbaren Sohn und häng ihn an die Wand. Am besten gleich neben die Köpfe der Hauselfen“, rutscht es mir bissig heraus. Ihre Augen blitzen zornig und sie stößt mich so fest zurück, dass ich zu Boden falle. Sofort hat sie ihren Stab in der Hand und gellt: „Crucio!“ Ich liege am Teppich und winde mich verzweifelt unter entsetzlichen Schmerzen. Jeder Knochen, jeder Muskel, jede Faser von mir kreischt, brüllt, tobt und brennt. Es dauert wohl nur wenige Sekunden, bis mein Vater ihr den Arm herunter reißt und der Schmerz nachlässt, aber für mich schient es echt ewig zu dauern. „Meine Liebe“, sagt er ruhig, aber bestimmt, „willst du wegen dieses unwürdigen Bengels in Askaban landen?“ Meine Mutter schüttelt den Kopf, nicht um zu verneinen, sondern um ihn klar zu bekommen. „Du hast Recht. Er ist es nicht wert. Sirius – Stubenarrest!“ Und mit einem weiteren Wink ihres Zauberstabs verschwindet der Boden unter mir und ich fliege die Treppen hinauf in mein Zimmer. Als ich meine fünf Sinne wieder beisammen habe, denke ich: „Wenigstens ist es dieses Mal nicht der Keller. Was der Boggart wohl jetzt geworden wäre? Vielleicht ein Werwolf…“ Meine Mutter muss echt wahnsinnig sein, wenn sie den Cruciatus gegen mich einsetzt. Es ist ein unverzeihlicher Fluch und mein Vater hat völlig Recht: Diesen gegen einen Mitmenschen einzusetzen, bedeutet gewöhnlich lebenslange Haft in Askaban. Mein Zimmer ist so trist, wie alles hier in meinem Zuhause. Ich werfe mich auf mein Bett und starre an die Decke. Ich denke an den gemütlichen Raum, den James daheim hat. Dort wäre ich jetzt gern. Ich träume vor mich hin und schlafe schließlich ein. Die nächsten Tage vergehen so zäh wie Sirup. Einmal am Tag kommt Kreacher hereingebrummelt und bringt mir Wasser und Brot, leert meinen Nachttopf. Ich bin von früher her gewohnt, keinen zu haben, mit dem ich reden kann, aber das letzte Jahr war so ganz anders gewesen. Gleich drei gute Freunde in meinem Leben, vier wenn man Hagrid mitzählt - und plötzlich ist keiner mehr da. Die Wände meines Zimmers rücken immer näher und es ist furchtbar heiß hier drinnen. Wenn wenigstens Orion hier wäre … aber hätte ich den mitgebracht, hätte meine Mutter ihn glatt umgebracht… Ich liege fast den ganzen Tag am Bett und schwitze. Ich kann noch nicht mal das Fenster öffnen. Es ist verriegelt und ich kriege den Riegel nicht auf. Er ist schon seit Jahren eingerostet. Hin und wieder döse ich ein und verbringe meine Zeit zwischen Wachen und Schlafen. Nach einer Woche, lässt mich meine Mutter ins Wohnzimmer holen. „Nun, bist du jetzt bereit, höflich zu antworten?“ fragt sie bissig. Ich sage nichts, gebe weder einen Laut von mir, noch bewege ich mich. Soll sie nur wettern, mir doch egal. „Du bist ein Mitglied des edlen und uralten Hauses der Black. Du wirst dich wie ein solches benehmen. Noch heute schreibst du einen Brief an Dumbledore und bittest ihn, dich nach Slytherin zu versetzen.“ Jetzt entschließe mich doch zu einer Antwort. „Das werde ich nicht. Ich werde nicht ins stinkende Slytherin gehen und ich werde auch nicht an Dum-bledore schreiben.“ „Du wirst mir gehorchen“, kreischt sie mich an. „Das werde ich nicht“, brülle ich entschlossen zurück. „Silencio!“ keift sie und meine Stimme ist weg. „In diesem Haus schreit nur einer und das bist mit Sicherheit nicht du! Rauf in dein Zimmer mit dir! Wir werden schon noch sehen, ob du deine Meinung nicht änderst!“ Ohne Stimme trotte ich in mein Zimmer hinauf. Ich kenne den Gegenzauber noch nicht und selbst wenn ich ihn kennen würde, dürfte ich ihn hier nicht benutzen. Eine weitere Woche aus träger Melasse vergeht, ganz wie die erste, nur dass mir meine Mutter die ganze Zeit meine Stimme nicht wieder gibt. Der Zauber läuft nicht von selbst aus, er muss aufgehoben werden. Wieder zitiert sie mich ins Wohnzimmer und hebt dort den Zauber endlich wieder auf, damit ich ihr antworten kann. Doch ich habe meine Meinung nicht geändert und nach einigem hin und her scheucht sie mich wieder in mein Zimmer zurück. Doch in dieser Nacht ändert sich alles. Es ist stockfinster, als etwas gegen mein Fenster pocht. Neugierig gehe ich hin und sehe, dass davor ein Besen mitten in der Luft schwebt. Genauer gesagt ein Griff und ein Reisigbündel, dazwischen ist nichts. Ach du großer Merlin! Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Es muss jemand in einem Unsichtbarkeits Umhang sein – und da kommt eigentlich nur James in Frage. Mit aller Gewalt rüttle ich am Fenster und endlich gibt der eingerostete Riegel nach und ich kann es öffnen. Der unsichtbare Flieger huscht herein, der Besen landet und etwas Silbriges gleitet zu Boden. Es sind James und Remus. „Ich hab doch gesagt, dass ich dich holen komme, wenn ich nichts von dir höre, Padfoot.“ Ich kann nicht anders und falle ihm einfach um den Hals. Ich bekomme einen regelrechten Heulkrampf und es ist mir auch egal, wenn er mich deswegen für ein Weichei hält. „Ey, Sirius“, murmelt er und tätschelt mir unbeholfen die Schulter. „Krieg dich doch wieder ein, Padfoot.“ Ich löse mich von ihm. „Himmel, es tut so gut euch zu sehen. Kannst du deinem Vater nicht sagen, er soll mich hier raus holen. Ich bin kurz davor auszurasten.“ „Muss ich nicht. Du kommst jetzt gleich mit.“ „Zu dritt auf einem Besen oder wie?“ „Nee“, sagt Moony. „Wir haben die anderen beiden auch dabei. Es war nur noch zu hell, als wir in Godrics Hollow weg sind und daher haben wir den Umhang gebraucht und mussten zusammen auf einem Besen fliegen.“ „Yeah“, meint James, „aber jetzt ist es dunkel und wenn wir hoch genug fliegen, sieht uns keiner. Wo sind deine Sachen?“ Mit einer fahrigen Bewegung zeige ich in eine Ecke des Zimmers. James geht zu meinem Koffer hinüber und vertäut ihn mit einer echt phantasievollen Konstruktion an seinem Besen. Remus legt mir die Hand auf die Schulter und ich sehe seine Augen im Halbdunkel leuchten. „Schlimm?“ fragt er leise und mitfühlend. „Grauenvoll!“ antworte ich. Und mit ein paar knappen Sätzen erzähle ich ihm von den beiden letzten Wochen. Natürlich nichts, von dem Cruciatus, den mir meine Mutter auf den Hals gehetzt hat. „…und seit wann bist du in Godrics Hollow?“ „Erst seit gestern. Davor war Vollmond und danach bin ich gleich dort hin.“ „Bist du fertig, Padfoot?“ fragt James. Er hat alles gehört, was ich Moony erzählt habe und sieht echt entsetzt aus. „Nach dem, was du da erzählt hast, will ich nichts wie von hier raus.“ Remus drückt mir den Besen in die Hand und kurz darauf stürzen wir uns, einer nach dem anderen, auf unseren Fluggeräten aus dem Fenster. Die Nachtluft ist herrlich erfrischend und kühlt meinen erhitzten Körper. Nach meinem kurzen Zusammenbruch an James Schulter habe ich mich wieder beruhigt. Das Gespräch mit Remus und die Freiheit, hier am Himmel, tragen ein Übriges dazu bei. Schon bald habe ich meine übliche gute Laune wieder und fliege übermütig ein paar Loopings. Ich sehe es James an, dass er mir das gerne nachmachen würde, aber er muss es sich verkneifen, denn mein Koffer hat ein ganz schönes Gewicht und würde ihn sicher ins Trudeln bringen. Mein Freund lebt in einer recht abgelegenen Ecke von England und es dauert fast bis zum Morgengrauen, bis wir in Godrics Hollow ankommen. Der Himmel färbt sich schon rosa, als wir hinter seinem Elternhaus landen. Kurz darauf muss ich erkennen, dass James seine Eltern wieder mal nicht darüber informiert hat, was er tun will - wobei mich wundert, dass Remus dann überhaupt mitgemacht hat - denn als wir uns ins Haus schleichen wollen, flammt auf einmal in der Küche Licht auf und Mr Potter steht im Türrahmen. „Mein Sohn“, grollt er. „was hast du jetzt schon wieder angestellt? Als ich gestern Abend meinen Besen gesucht habe, war der weg, ebenso wie der deiner Mutter. Und als ich dann meinen Sohn und seinen Freund gesucht habe, waren die auch weg.“ „Dad“, sagt James lang gezogen. „Nicht sauer sein, ja, bitte?“ und er sieht ihn mit einem treuherzigen Hundeblick an. „Mr Potter, Sir“, sagt Remus. „wir haben uns solche Sorgen um Sirius gemacht. Er hat sich nicht gemeldet und wir wusste nicht was los ist.“ Mr Potter schaut von einem zum anderen und muss wohl plötzlich meinen doch recht jämmerlichen Zustand bemerken. „Sirius, mein lieber Junge, du siehst schrecklich aus“, meint er. „Was ist nur in den letzten vierzehn Tagen geschehen?“ Ich schaue ihm in die bebrillten Augen und entschließe mich sofort, ihm alles - außer von dem Cruciatus - zu erzählen. „…und als dann plötzlich Remus und James vor mir standen, war mir, als hätte sich eine Tür ins Paradies aufgetan“, ende ich. Mrs Potter ist während meiner Erzählung hinter ihren Mann erschienen und sagt nun: „Kommt erst mal rein und esst was. Du musst halb verhungert sein, Sirius, mein Lieber.“  Briefe I ch habe das Gefühl, endlich nach Hause gekommen zu sein, als ich beim Frühstück in der Küche von Godrics Hollow sitze. „James, du hättest mir wirklich sagen sollen, dass du Sirius holen willst, ich hätte dir doch geholfen“, sagt Mr Potter gerade vorwurfsvoll. „Ich weis, Dad. Ich habe auch lange darüber nachgedacht. Aber unter welchem Vorwand, hättest du Sirius aus Grimmauld Platz herausholen wollen? Du kannst doch nicht einfach zu den Blacks hingehen und sagen: ‚Ey, Leute, ich hab gehört, dass ihr miese, schwarze Magier seid, also gebt mir Sirius mit’, oder?“ „Aber ich hätte ihnen eine Eule schicken können und sie fragen können, ob Sirius den Rest der Ferien bei uns verbringen darf.“ „Yeah, Dad, klar. Und was, wenn sie einfach nein gesagt hätten? Damit wäre dann Padfoot auch nicht geholfen gewesen, oder?“ „Nun, wie auch immer, ich muss ihnen jetzt ohnehin schreiben und ihnen mitteilen, dass ihr Sohn bei uns ist…“ „Muss das sein, Mr Potter?“ platze ich heraus. „Was, wenn sie sagen, dass ich wieder heimkommen muss.“ Sofort muss ich wieder weinen. Der Gedanke an eine baldige Rückkehr nach Grimmauld Platz ist einfach zu schrecklich. „Ich weis nicht, was ich dann tun soll“, schniefe ich verzweifelt. Mrs Potter eilt auf mich zu und nimmt mich liebevoll in den Arm. „Nicht weinen, mein Junge, Mr Potter wird den Brief schon so abfassen, dass du hier bleiben kannst. Oder, mein Lieber?“ fragt sie mit einem scharfen Ton ihren Mann. „Aber natürlich. Mach dir keine Sorgen, mein Junge, du wirst den Rest des Sommers hier bleiben – Wie ist es Jungs? Ihr wart die ganze Nacht wach. Wollt ihr noch ein paar Stunden schlafen?“ James gähnt und auch Remus sieht müde aus, aber ich habe die letzten vierzehn Tage kaum etwas anderes getan, als zu schlafen und bin eigentlich hellwach. Trotzdem nicke ich wie die beiden anderen und gehe mit ihnen nach oben in James Zimmer. Kaum liegt der in seinem Bett, ist er auch schon eingeschlafen. Remus ist jedoch noch wach und bereit, mit mir reden. „Hältst du mich jetzt für ein Weichei, weil ich heute gleich zweimal geheult habe?“ will ich flüsternd von ihm wissen. „Nee. Du bist sicher kein Weichei. Wenn ich solange alleine irgendwo eingesperrt gewesen wäre, hätte ich mir wahrscheinlich das Leben genommen. Aber du hast durchgehalten und auch noch ohne durchzudrehen“, antwortet er. „Danke, Moony. Meinst du dass James…?“ „Nee. Der war fast verrückt, als ich hier ankam. Er hat sich wahnsinnige Sorgen um dich gemacht und hat mich unheimlich bequatscht, dass ich mitkomme, um dich zu holen. Als ich Einwände erhoben habe und gesagt habe, er soll das besser seinen Eltern überlassen, hat er auch geweint. Da habe ich mich dann breitschlagen lassen. Ich glaube, du weist gar nicht, wie sehr er an dir hängt … und ich auch … Weist du Sirius, eure Freundschaft bedeutet mir mehr, als alles andere auf der Welt und du solltest nicht böse auf mich sein, dass ich zuerst lieber vorsichtig sein wollte.“ „Nee, echt nicht. Ich kenn dich und du hast ja meistens auch Recht: Vorsicht ist der bessere Teil der Tapferkeit und außerdem bist du dann ja doch mitgekommen, um mich dort raus zu holen. Mensch, Moony, ich dachte, ich werde wahnsinnig, besonders als ich eine ganze Woche nicht sprechen konnte. Das war fast noch schlimmer als der Cruc - “ Beinahe wäre mir das rausgerutscht, was ich auf keinen Fall sagen wollte. „Der Cruc – Was?“ hakt Remus nach. „Vergiss es“, gebe ich rasch zurück. „Nee. Sag schon der Cruc-?“ „Verdammt, Moony, du musst mir versprechen, dass du nicht mit James darüber redest, der würde es seinem Vater sagen und dann wäre die Kacke echt am Dampfen.“ „Wenn du willst. Ich verspreche es. Ich werde James nichts sagen“, meint Remus mit feierlicher Stimme. „Der Cruciatus.“ „Du spinnst. Keiner spricht einfach so den Cruciatus aus. Das wäre verrückt. Das gäbe lebenslang Askaban.“ „Meine Mutter ist verrückt. Ich dachte, das weist du.“ „Na ja, du hast mal sowas gesagt, aber ich dachte, du sagst das nur so, wie man sowas halt sagt.“ „Nee. Ich hab das genau so gemeint. Meine Mutter ist verrückt, regelrecht wahnsinnig und sie hat den Cruciatus gegen mich eingesetzt.“ „Gegen dich“, ruft Remus entsetzt. James murmelt etwas, als er aber weiter schläft, spricht Remus leiser weiter. „Diese Irre hat den Cruciatus wirklich gegen dich angewandt?“ „Yeah. Sie war echt sauer auf mich.“ „Aber das ist doch kein Grund, diesen Fluch gegen den eigenen Sohn einzusetzen…“ Moony fehlen die Worte. „Nee, hat sie aber. Darum möchte ich auch nicht, dass die Potters was davon erfahren. Ich hasse meine Mutter, echt Moony, ich hasse sie. Aber Askaban? Nee. Bei allem, was man davon hört, ist das der schrecklichste Ort der Welt.“ „OK, Padfoot, ich werde nichts sagen, versprochen, aber du solltest zusehen, dass du dich nicht selbst verplapperst.“ Kurz darauf fallen mir dann doch die Augen zu und ich schlafe ein – genau wie Remus. Als ich wieder wach werde, liegt Orion in meinen Kniekehlen und schnurrt. Meine beiden Freunde schlafen noch. Ich greife nach meinem Katerchen, drehe mich auf den Rücken und lege ihn auf meine Brust. Seine gelben Augen funkeln mich an, nicht wütend oder beleidigt. Er scheint sich zu freuen, dass er wieder bei mir sein kann. Ich kraule versonnen sein Fell und er schnurrt wohlig weiter. Der Kummer der letzten zwei Wochen ist nun völlig von mir abgefallen und ich fühle mich ausgesprochen wohl. Wenn Mr Potter mir verspricht, dass ich hier bleiben darf, dann wird das wohl auch so sein – Ferien - Endlich tritt das Gefühl von Freiheit bei mir ein. Zuhause war es nur ein Empfinden der Leere. James wird unruhig und dreht sich hin und her. Er hat noch was gut bei mir, von Weihnachten. Ein diebisches Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht und ich schubse Orion von mir runter, dann stehe ich leise auf und husche zu James Bett hinüber. Ein verstohlener Griff und ich habe ihm seine dünne Decke weggezogen. Er schreckt hoch und blinzelt mich halbblind an. „Padfoot“, gähnt er. „Ausgeschlafen?“ „Yeah und zu jeder Schandtat bereit.“ „Lass uns Moony aufwecken.“ Ich schnappe mir auch die Zudecke von Remus und James beginnt ihn gnadenlos zu kitzeln. Moony ist natürlich sofort wach und kurz darauf sind wir in eine wüste Rangelei verstrickt. Wir lachen, kichern und kreischen, hauen uns gegenseitig die Kissen um die Ohren. Vorsichtiger dieses Mal und keine Federn fliegen durch die Gegend. Die Tür geht auf und Mr Potter schaut rein. „Wieder wach, Jungs?“ fragt er lächelnd. Wir grinsen ihn alle drei an und nicken. „Gut“, meint er. „Sirius, ich muss mit dir reden – alleine - zieh dich bitte an und komm runter, ja?“ „Mach ich, Sir.“ Er sitzt mit seiner Frau in der Küche und beide haben eine recht undurchdringliche Miene aufgesetzt. Nach einem prüfenden Blick frage ich: „Ich muss doch wieder nach Hause, oder?“ „Nein, mein Junge“, sagt Mrs Potter, aber sie klingt nicht zufrieden, „du kannst bleiben...“ „…aber den Brief, den deine Mutter mir geschrieben hat, solltest du wohl besser selbst lesen…“ fährt Mr Potter fort und gibt mir eine Pergamentrolle. Sehr geehrter Mr Potter, sagen sie diesem kleinen Bastard, dass er nicht mehr länger mein Sohn ist, wenn er nicht das tut, was ich von ihm verlangt habe. Soll er doch hingehen, wo hin er will und sei es zum Teufel. (Ich denke jedoch nicht dass der ihn haben will) Ich will ihn im edlen und uralten Haus der Black nicht mehr sehen. Ich wünsche ihnen viel Vergnügen mit dem verfluchten Bengel... Hochachtungsvoll Kassiopeia Black Nun, ich bin ihre Beleidigungen gewohnt. „Was sagst du dazu, mein Junge?“ fragt Mr Potter mit einem bedrückten Blick. „Nun, nach den Maßstäben meiner Mutter, ist dieser Brief direkt höflich.“ „Höflich…?“ platzt Mrs Potter erschrocken heraus. „Höflich? Sirius, mein Junge, du bist uns immer willkommen, hier in Godrics Hollow, solange du hier bleiben willst.“ „Meine Frau hat Recht. Aber was ist es, das deine Mutter von dir will, dass du es tust?“ „Ich soll an Professor Dumbledore schreiben und ihm mitteilen, dass ich ins Slytherin Haus verlegt werden will. Ich will aber in Gryffindor bleiben!“ stoße ich fast wütend aus. „Dann ist jetzt Klugheit gefragt, mein Junge. Warum schreibst du nicht wirklich an Dumbledore und schilderst ihm deine Situation? Er ist ein verständnisvoller Mann und wird dich sicher nicht gegen deinen Willen in ein anderes Haus versetzten. Der Sprechende Hut hat dich schließlich nach Gryffindor gewählt und er hat sicher seine Gründe dafür gehabt“, führt Mr Potter aus. „Meinen sie, er wird meiner Mutter das Richtige schreiben?“ „Wenn du ihn darum bittest…“ „Danke, Sir, der Rat ist echt gut. Werde ich tun. Vielleicht hilft mir Remus bei dem Brief, der kann sich immer so gut ausdrücken.“ „Dann mach das so, mein Junge“, sagt Mr Potter und will die Küche verlassen. Er öffnet die Tür und herein purzeln - Remus und James! Mr Potter lacht laut auf. „Damit hätte ich rechnen sollen, dass meinen Sohn die Neugierde plagt. Kommt rein, ihr beiden, ihr könnt Sirius bei seinem Brief helfen.“ Nach einigem Hin und Her, langen Überlegungen und guten Ratschlägen von allen Seiten kommt dieser Brief zu Stande: Lieber Professor Dumbledore, ich schreibe ihnen aus dem Haus von James Potters Eltern in Godric Hollow. Ich bin von zu Hause weg, weil meine Eltern mich zwingen wollen, Sie zu bitten, dass ich nach Slytherin wechseln kann. Das will ich aber nicht. Ich wollte immer nach Gryffindor und fühle mich dort auch wohl. Können Sie nicht meiner Mutter schreiben, dass ein solcher Wechsel nicht möglich ist, wo mich doch der Sprechende Hut nach Gryffindor gewählt hat? Bitte helfen Sie mir. Mit freundlichem Gruß Sirius Black Dann harren wir auf eine Antwort. Sie lässt nicht lange auf sich warten und kommt schon ein paar Stunden später: Lieber Sirius, mach Dir keine Sorgen. Du bist und bleibst in Gryffindor. Wo kämen wir denn dahin, wenn jetzt schon die Eltern die Häuser ihrer Kinder bestimmen wollten und nicht ein unabhängiger Richter? Ich habe deiner Mutter einen entsprechenden Brief geschrieben. Mit freundlichen Grüßen Albus Dumbledore PS. Viel Spaß mit deinen Freunden Ein weiterer Brief meiner Mutter kommt kurz darauf an. Voller wütender Seitenhiebe und beißenden Beleidigungen, aber ich darf in Godrics Hollow bleiben und auch wieder nach Hause kommen (nicht, dass ich großen Wert darauf legen würde) und zähneknirschend, gesteht sie mir endlich auch das Recht zu, in Gryffindor zu bleiben.  Ferienerlebnisse D as Wetter ist herrlich warm und James schlägt vor, dass wir zum Schwimmen gehen. Wir starren ihn eine Weile nur wortlos an. „Aber ... aber, Prongs“, stammelt Remus. „Ich kann doch gar nicht schwimmen.“ „Ich auch nicht“, muss ich zugeben. „Wo liegt das Problem? Dann bringe ich es euch einfach bei.“ Wir packen ein paar Sachen zusammen und James führt uns an einen einsamen See. Er ist weder besonders groß, noch besonders tief. Uralte Weiden stehen drum herum. Remus und ich haben keine Badehosen und James hat uns welche geliehen. Zum ersten Mal sehe ich die Narben von denen Remus gesprochen hat. Seine Arme und Beine sind übersät damit. Er sieht meinen prüfenden Blick und sagt: „Autoaggression. Hab euch doch davon erzählt.“ „Yeah“, meine ich. „aber dass es so viele sind, hatte ich mir nicht vorstellen können.“ „Nun, ich bin seit acht Jahren ein Werwolf und das sind rund hundert Vollmondnächte. Eine Menge Zeit für eine Menge Narben … Nun, sie heilen recht schnell … Werwolfsblut …“ Ich frage nicht weiter und mein Blick fällt auf James, auch seine Oberschenkel sind hinten mit Narben übersät. Er grinst mich schief an. „Bevor du fragst, Padfoot, nee, ich bin kein Vampir oder so. Ich bin als kleines Kind in eine Brombeerhecke gefallen, als ich vom Kirschbaum unseres Nachbarn gestürzt bin.“ „Was wolltest du denn im Kirschbaum des Nachbarn?“ fragt Remus mit einem scheinbar unschuldigen Grinsen. „Na was wohl?“ gibt James grinsend zurück. „Kirschen klauen … Es hat ein paar Stunden gedauert, bis Mum alle Dornen entfernt hatte und sie war nicht gerade zimperlich dabei und die spöttischen Kommentare von meinem Dad könnt ihr euch sicher vorstellen. Ich bin nie wieder in einen fremden Baum geklettert.“ Wir lachen alle drei. Nun, so interessante Narben wie meine beiden Freunde habe ich nicht aufzuweisen und bin ein wenig neidisch darauf. Wir steigen vorsichtig ins Wasser. James paddelt auf den See hinaus. Er schwimmt genauso gut, wie er fliegt. Schließlich dreht er um und krault zu uns zurück. Wir stehen zögernd bis zur Taille im Wasser und wissen nicht recht, was wir tun sollen. James richtet sich auf und spritzt uns mit gewaltigen Wellen nass. Das können wir uns natürlich nicht gefallen lassen und spritzen zurück. Sofort ist die schönste Wasserschlacht im Gange. Nun, Schwimmen haben wir an diesem Tag nicht mehr gelernt, aber nass geworden sind wir gründlich – alle Drei. Schließlich liegen wir auf unseren Handtüchern am Ufer und lassen uns die Sonne auf die Bäuche scheinen. Wir sind träge und faul, die Nacht war lang und wir haben am Vormittag nur ein paar Stunden geschlafen. Dann das nervenaufreibende Warten auf Dumbledores Antwort. Uns fallen die Augen zu. Als wir wieder aufwachen, brennt mein ganzer Körper – ein wundervoller, knallroter Sonnenbrand überzieht meine Haut – und nicht nur die Meine. James und Remus schauen auch nicht besser aus. „Oh, Mann“, seufzt James, „Mom wird meutern, wenn sie uns so sieht.“ Seine Mum meutert nicht. Als sie unsere rot gebrannten Arme sieht, gibt sie uns einfach nur eine stinkende Flüssigkeit, mit der wir uns einreiben sollen. Recht schuldbewusst trappen wir in James Zimmer hinauf. Wir schmieren uns das komische Zeug auf die Haut und der Geruch ist echt schrecklich, aber es kühlt und das Brennen und Jucken lässt sofort nach. „Hilfst du mir mal, Padfoot?“ fragt James. „Ich komme an meinen Rücken nicht dran.“ Und gibt mir das Fläschchen. Er stellt sich vor mich hin und ich verteile die Essenz auf seinem Rücken. Ein eigenartiges Gefühl meinen Freund so zu berühren, aber seine Haut sieht wirklich schrecklich aus. „Du auch?“ fragt er, als ich fertig bin. „Yeah. Mein Rücken brennt wie Feuer.“ Er verarztet mich, wie ich ihn. Sofort lässt das Brennen nach, aber seine Finger hinterlassen ein seltsames Gefühl. Plötzlich fängt Moony an zu kichern. Er ist viel beweglicher als wir beide und hat sich den Rüchen selbst eingerieben. „Was lachst du?“ fragt James pikiert. „Ein Werwolf mit Sonnenbrand“, prustet Remus. „Wenn das nicht komisch ist.“ James schaut mich an, ich schaue James an, dann werfen wir beide Remus einen Blick zu. Sein treubraver, belustigter Gesichtsausdruck, wie er so mit dem Fläschchen in der Hand dasteht, ist wirklich zu drollig und wir prusten los. Wie wir es häufig tun, schlagen wir uns gegenseitig auf den Rücken und zucken zusammen, es brennt scheußlich. Remus muss noch mehr lachen, als er unsere gequält - erschrockenen Mienen sieht. Wir albern rum, bis Mr Potter nachschauen kommt, warum wir einen solchen Lärm veranstalten. Er sieht drei halbnackte, sonnenver-brannte Jungs, die sich kaputt lachen und blöde Sprüche von sich geben. „Nun“, sagt er und seine Augen funkeln fröhlich. „Euch geht es offensichtlich wieder gut. Wenn ihr so weit seid, könnt ihr zum Essen runter kommen…“ Das Wetter bleibt gut und wir gehen weiterhin zum See. Allerdings sind wir mit der Sonne nun vorsichtiger und mit der Zeit lernen Remus und ich auch zu schwimmen. Dann zeigt James uns, wie man an den hängenden Ästen der alten Trauerweiden schaukeln kann. Er hält sich an einem Bündel Zweige fest, nimmt Anlauf und schwingt sich dann so weit wie möglich auf das Wasser hinaus. Hat sein Bogen die höchste Stelle erreicht lässt er los und klatscht in den See. Es sieht aus, als würde es Spaß machen. Das tut es auch. Man muss nur aufpassen, dass man kein Wasser schluckt, wenn man in den See fällt … denn genau das passiert mir beim ersten Mal. Ich denke nicht daran, die Luft anzuhalten, als das Wasser sich über mir schließt und komme hustend und spuckend wieder hoch. Ich kann noch nicht so toll schwimmen und bekomme Panik, als ich nicht gleich wieder Luft kriege. Sofort ist James neben mir und zieht mich aus dem See. Er klopft mir auf den Rücken, bis ich das verschluckte Wasser wieder ausspucke. „Mensch, Padfoot“, sagt er, „du musst die Luft anhalten, wenn du dich in den See fallen lässt. Ich dachte, das müsste dir klar sein.“ „Jetzt schon“, keuche ich. Es sticht in meiner Brust und tut gemein weh. „Leg dich erst mal ein bisschen auf dein Handtuch“, schlägt Moony vor, „bis es dir wieder besser geht.“ Gute Idee. Ich nicke zustimmend. Er grinst uns an, springt zu den hängenden Zweigen hinauf und hält sich fest. Er nimmt Schwung und fliegt über das Wasser hinaus. Am höchsten Punkt lässt er los und breitet die Arme aus. Er fliegt wie ein unbeholfener Vogel und klatscht in voller Länge in den Teich. James muss auch ihn aus dem Wasser retten, denn der Aufprall hat Remus die Luft aus den Lungen geschlagen und sein Bauch und seine Brust sind davon knallrot. „Himmel, Freunde, auf euch muss man ja höllisch aufpassen, dass ihr euch nicht selbst umbringt“, keucht James, als er Remus aus dem See zieht. „Ihr müsst vorsichtig sein. Wasser ist unberechenbar. Klar es macht Spaß zu schwimmen und zu plantschen, aber man muss auch aufpassen, was man tut.“ „Woher kannst du eigentlich so Klasse schwimmen?“ will ich wissen. „Es ist nicht gerade eine gängige Fähigkeit bei Magiern.“ „Ich hatte früher zwei Freunde unter den Muggelkindern, zwei Brüder. Sie sind ungefähr zu der Zeit hier weggezogen, als ich nach Hogwarts kam. Die haben es mir beigebracht. Ihre Eltern mochten mich und haben mich oft mitgenommen, wenn sie was unternommen haben. Sie haben auch aufgepasst, dass uns nichts passiert und wir es nicht übertreiben.“ „Ach so“, meine ich nur. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, dass James auch schon Freunde hatte, als wir uns noch nicht gekannt haben. Aber wenn ich mich recht besinne, hat er sowas mal nebenbei erwähnt. Das Wetter wird schlechter, als der August vergeht. Remus ist wieder nach Hause gefahren, denn der Vollmond steht bevor und wir werden ihn erst im Hogwarts Express wieder sehen. Zum Schwimmen ist das Wetter zu schlecht geworden und James schlägt vor, dass wir auf dem verlassenen Grundstück wieder ein bisschen fliegen. „Weist du, Padfoot, ich möchte wissen, ob ich nächstes Jahr ins Quidditch Team von Gryffindor aufgenommen werde, wenn wir wieder in der Schule sind.“ „So wie du fliegst? Jederzeit, Prongs, jederzeit. Auf welcher Position möchtest du spielen?“ „Sucher. Klein, schnell, leicht. Das passt zu mir.“ Das stimmt. James ist wirklich nicht besonders groß. Keiner in seiner Familie ist es. Ich bin dagegen im letzten Jahr ganz schön ins Kraut geschossen und bin gut einen Kopf größer als er. Mrs Potter hat mal zu mir gesagt, ich sei ein hübscher Junge. Ich weis nicht, ob ich Wert darauf lege, hübsch zu sein. Meine Mutter ist wirklich schön, aber schrecklich eitel und verbringt die meiste Zeit vor dem Spiegel. Dort sucht sie eifrig nach Falten oder anderen Anzeichen des Alterns, die dumme Kuh. Nun, wenn ich mich mal im Spiegel betrachte, sehe ich wirklich ein ansprechendes Gesicht mit funkenden schwarzen Augen und gepflegten schwarzen Haaren, ein adretter Kurzhaarschnitt, den Mrs Potter mir verpasst hat. Wie gesagt, ich bin recht groß und habe eine drahtige, schlanke Figur. Bei James scheinen seine Körperteile noch nicht so recht zusammen zupassen, bei mir jedoch stimmen die Proportionen. James sieht noch sehr nach einem Lausebengel aus, ich schon eher wie ein Jugendlicher, obwohl ich sicher noch lange nicht ausgewachsen bin und ich muss zugeben, dass James auch etwas jünger ist als ich. Er war erst zehn, als er nach Hogwarts kam und hatte erst im Oktober Geburtstag. Ich bin kurz vor Ostern zwölf geworden. „Was ist?“ reißt mich James aus meinen Gedanken. „Gehen wir fliegen?“ „Klar, Prongs. Gute Idee.“ Den Rest der Ferien trainieren wir für James Pläne. Mir liegt nicht viel an Quidditch, da aber mein Freund sein Herz dran gehängt hat, helfe ich ihm gerne.   Kapitel 4: Das zweite Jahr -------------------------- Kapitel 2 Das zweite Jahr Quidditch I m Hogwarts Express sitzen Remus, Peter und Lily bei uns im Abteil. Sie kabbelt sich wieder ein bisschen mit James. Er kehrt den großen Macker raus (Heute würde man sowas als Macho bezeichnen, aber damals gab es diesen Begriff noch nicht) und sie weiss auch nur zu genau, was sie will. Ich finde das einfach nur witzig, denn wenn man genau aufpasst, merkt man nämlich, dass sich die zwei echt gern haben. Es ist nur so, dass sie dauernd klarstellen müssen, wer das Sagen hat. Peters Augen flitzen zwischen ihnen hin und her, als würden sie einem Quaffel bei einem Quidditch Match folgen. Aber nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, hält er ihre Kabbelei für einen echten Streit. Nun, ich habe nicht die geringste Lust, ihn eines Besseren zu belehren, denn vielleicht irre ich mich ja auch, obwohl ich das nicht glaube. Ich muss unbedingt mit Remus darüber reden, wenn ich ihn mal wieder alleine erwische. Es sind wirklich Testspiele für unsere Quidditch Mannschaft ausgeschrieben und James ist ganz aufgeregt. Es wird tatsächlich ein neuer Sucher benötigt. „Mensch – Leute – Samstag – Testspiel“, kommt er zum Frühstück herunter gekeucht. So aufgeregt habe ich ihn nur an dem Tag erlebt, als er Lily zum ersten Mal gesehen hat. „Setz dich erst mal, James“, sagt Remus zu ihm, „und komm wieder zu Atem. Dann erzähl uns, worüber du so begeistert bist.“ Er folgt dem Rat, setzt sich und zieht sein Frühstück zu sich hin. „Ich hab doch die ganze Zeit, wo du nicht bei uns warst Moony, mit Sirius für Quidditch trainiert, weil ich doch versuchen wollte, Sucher in unserer Haus-mannschaft zu werden und jetzt brauchen sie wirklich einen Sucher. Am Samstag sind die Testspiele für alle Hausmannschaften. Ihr kommt doch hin, oder?“ „Klar kommen wir hin, oder Jungs?“ bestätige ich. Die beiden anderen nicken. Peter ist schon wieder entsetzlich aufgeregt und verherrlicht James so sehr, dass es fast nicht mit anzuhören ist. Lily wirft auch schon wieder giftige Blicke in James Richtung. „Peter“, sage ich also, „Lass das doch, du machst den guten Prongs noch ganz verlegen.“ Er wirft mir einen fast beleidigten Blick zu und schweigt dann verdrossen. James schaut mich an und zieht fragend die Augenbrauen hoch. Ich nicke zu Lily hinüber und er versteht, zuckt aber nur die Schultern. „Lass sie doch“, brummt er in seinen nichtvorhandenen Bart hinein. Samstag. Die Testspiele. Wir sitzen auf den Tribünen und sehen den Anwärtern zu. Sie fliegen alle wirklich gut, aber keiner so außerordentlich wie James. Es dauert nur Sekunden, bis er den Snatsch gefangen hat. Als unser Team die Entscheidung verkündet, James als Sucher aufzunehmen, springen wir auf und klatschen und jubeln unserem Freund zu. Hat er sich verdient. Remus läuft zu ihm hinüber, aber ich habe etwas Interessanteres gesehen. Ich bin ziemlich aufgedreht darüber, dass James seinen Wunsch erfüllt bekommen hat und Peter hat das Selbe gesehen, wie ich. Uns beide reitet der Schalk, als wir dem Gesehenen hinterher eilen. Es ist mal wieder der alte Snivellus, der unsere Spötterlaue erregt hat und er latscht über den Rasen zur Schule hinauf. Die Schultern hat er eingezogen, wie eine Schildkröte und seine Nase schleift fast über den Boden. „Sieh an, der alte Snivellus!“ rufe ich, als wir fast mit ihm gleichgezogen haben. Er wirbelt herum. „Was willst du, Black!“ faucht er mich an. Himmel, sieht der Knabe sauer aus. „Ach weist du“, spotte ich, „ich wollte nur sehen, ob du mit deinem Riesenzinken den Rasen pflügen kannst.“ Peter steht hinter mir und kichert hämisch. Ich höre eilige Schritte und James schließt mit Remus zu uns auf. Auch James konnte Snape noch nie leiden. „Na sowas, Snivellus“, ruft er stichelnd. „Gar nicht versucht, in eure Hausmannschaft zu kommen?“ Ha, ha, der und Hausmannschaft. „Snivelly und Quidditch?“ verspotte ich ihn weiter. „Hast du vergessen wie der fliegt?“ Snapes Gesicht nimmt die Farbe einer reifen Tomate an, war er vorher schon wütend, dann ist er jetzt echt stinksauer. „Halts Maul, Black!“ faucht er mich erneut an. „Na, na, du Schleimbeutel, das hat wohl gesessen?“ grinse ich ihn unverschämt an. Es macht unheimlich Spaß, ihn so zu reizen. Es sind zu viele Lehrer im Gelände unterwegs, als dass er es wagen dürfte, seinen Stab zu zücken und außerdem sind wir zu viert. Nun ja, ich weis nicht, ob Remus mitmachen würde, denn er sieht nicht so aus, als wäre er einverstanden mit dieser Begegnung und eine steile Falte ist zwischen seinen Augenbrauen erschienen. Peter jedoch scheint diese Demütigung Snapes nicht zu genügen. Er flitzt an mir vorbei und zupft an Snivellys schäbiger Robe. Er zieht sie hoch und man kann seine blassen Beine und die verwaschene Unterhose sehen. Snivellus ist außer sich vor Wut und stößt Peter mit aller Kraft zurück. Dieser läßt jedoch seine Beute nicht los und Snapes Robe reißt von oben bis unten auf. Es sieht verflixt komisch aus und James und ich, wir biegen uns vor Lachen. Peter schaut um Bestätigung heischend zu uns auf, aber Remus schüttelt ablehnend den Kopf. Plötzlich wird Snapes Blick eiskalt und seine Augen so leer, wie schwarze Löcher. Er schüttelt sein fettiges Haar zurück, richtet sich auf und nimmt seine Robe zusammen. Mit einem Mal wirkt er, als sei er der Überlegene. Er wendet sich ab und will gehen, doch Peter verdirbt ihm den ehrenhaften Abgang. Er stellt ihm ein Bein und Snivellus stürzt, mit dem Gesicht voraus auf die Steintreppe. Als er mit einem tödlichen Blick zu uns hochschaut, sehe ich dass er aus Nase und Mund blutet. Remus packt James am Arm und zieht ihn die Treppe hinauf, heraus aus der Gefahrenzone. Peter kichert immer noch und ich kann nicht anders, als das Selbe zu tun, während wir unseren Freunden folgen. In den nächsten Tagen ist Moony ganz schön wortkarg. James schiebt es auf den sich nähernden Vollmond, aber ich denke, dass es etwas anderes sein muss. Ich will mit Remus reden, aber ohne James und Peter. Die Gelegenheit bietet sich, als James beim Training ist und Peter für ihn den Besenträger spielt, damit er dabei zuschauen darf. „Ey, Moony, was ist los mit dir“, frage ich ihn, als wir im Gemeinschaftsraum unsere Hausaufgaben erledigen. „Du hast in den letzten paar Tagen kaum mal ein Wort gesagt.“ Er schaut mich ausdruckslos an und schüttelt schweigend den Kopf. Wieder steht diese steile Falte zwischen seinen Augen. „Nun, red schon, Kumpel“, dränge ich ihn. „Das Ding letztens…“ murmelt er. „Welches Ding?“ „Dieses gemeine Ding mit Snape“ antwortet er bestimmt. Ich habe diese Begegnung mit dem schon fast vergessen, denn so wichtig ist die mir kaum erschienen. „Ach komm schon, Moony, wir haben ihn doch blos ein bisschen verarscht.“ „Na ja, das war zwar auch nicht gerade nett, aber das ist normal. Aber das, was Peter gemacht hat, war wirklich fies und ihr beide steht nur daneben und lacht euch schief und haltet ihn nicht zurück.“ „Ach komm, es war doch echt zu komisch.“ „Zu komisch? Wie würdest du dich fühlen, wenn dir plötzlich jemand die Robe runter reißt und du fast nackt vor der halben Schule stehst? Ich kann Snapes Haltung nur bewundern. Er war wütend, ja, aber er hat versucht seine Würde zu bewahren und selbst das hat Peter ihm verdorben. Snape hat sich ziemlich wehgetan, er hat sogar geblutet und da hört der Spaß wirklich auf.“ „Du hast ja auch nichts gesagt.“ „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich meine besten Freunde vor einem ungepflegten Sonderling wie Snape angehe, oder? Nun, du hast mich gefragt, was ich habe und jetzt weist du es.“ Er packt seine Bücher zusammen, steht auf und geht. Wow, jetzt hat er mir aber die Meinung gesagt. Nun, irgendwie hat er Recht, aber Snape ist einfach ein zu gutes Opfer und es wäre ja nicht so, dass er ein armes, hilfloses Würstchen ist. Er weiss sich seiner Haut durchaus zu wehren und seine Flüche sind echt gemein. Ich möchte keinen Streit mit Remus, nur wegen dem alten Snivellus haben und entschließe mich, ihm nachzugehen. Moony ist uns sehr lange beleidigt und spricht nur das Nötigste mit uns. Ich habe mit James darüber geredet und er hat nur gemeint: „Lass ihn, das legt sich schon wieder. Ich lass mir von keinem, außer meinen Eltern sagen, wie ich mit anderen umgehen soll.“ Mehr als ein Monat vergeht. James trainiert jetzt sehr viel für Quidditch und Peter ist immer mit dabei. Remus schmollt noch immer und ich hänge häufig alleine ab. Mir wird immer sehr schnell langweilig und ich überlege, was ich tun kann. Nun, da wäre immer noch Hagrid und ich beschließe, ihn in seiner Hütte zu besuchen. Gedacht, getan. Heute ist Halloween und gestern war Vollmond. Es ist schon fast dunkel und recht frisch, als ich über das Gelände in Richtung Verbotener Wald gehe, wo Hagrids Hütte steht. Ich klopfe an die Tür und sein riesiger Köter beginnt zu bellen. Hagrid öffnet. „Ach, du bist as, Sirius, kimm eini“, brummelt er in seinen Bart und schiebt den Saurüden weg, damit ich die Hütte betreten kann. Drinnen sitzt Remus wie verloren auf einem Küchenstuhl und sieht entsetzlich aus. „Moony!“ entfährt es mir erschrocken. „Was ist denn mit dir passiert?“ Er blickt nicht auf, starrt nur vor sich in den Boden, als wäre der das Interessanteste, das er je gesehen hat. Seine Robe ist völlig zerfetzt und seine Haare sind mit Blut verklebt. „In an Vabotanan Woid is ea g´streunt. De Zentauren ham des gar ned meg´n. Ham eam de hoibe Nacht g´jagt, bis ea wieda a Mensch war. Wia de Madame Pomfrey eam in da Fria ned in da Heulanden Hütt´n g´fund´n hod, is s zu mia kemma. Und i hob eam g´sucht und vor oana hoib´n Stund´n aa g´fund´n. A Häufal Elend.“ Ich werfe Hagrid einen fragenden Blick zu, als ich endlich in der Lage bin, die Augen von Remus abzuwenden. „Red du mit eam“, brummt Hagrid, „Mia sogt ea nix. I bin draußd´n, wennst mi brachst.“ Er schnappt sich seinen Hund und verlässt mit langen Schritten die Hütte. Ich knie mich neben Remus auf den Boden und greife nach seinem Kinn, um ihn dazu zu bringen, mich anzusehen. Da leuchtet auch noch ein prächtiges Veilchen und alles ist zerkratzt. „Mensch, Moony“, sage ich, „immer noch sauer?“ Er sagt immer noch nichts, aber in seinen Augen stehen Tränen und rinnen über meine Hand. „Moony, Kumpel, sag doch was“, bettle ich. Plötzlich fällt er mir um den Hals und weint - weint, als würde es ihm die Seele zerreißen. „Remus, schon gut, beruhig dich doch“, sage ich leise und klopfe ihm besänftigend auf den Rücken. „Padfoot“, schluchzt er. „Sirius, ich war so sauer auf euch und wollte es euch auch zeigen. Aber dann wusste ich nicht, wie ich wieder anfangen soll, mit euch zu reden…“ „Hey, einfach nur reden. Keiner von uns war sauer auf dich. Aber, jetzt sag, wie bist du in diesen schrecklichen Zustand gekommen?“ Er lässt mich wieder los und schaut mich an, schaut mich ganz genau an. „Du weist doch, dass ich ein bisschen älter bin als du, oder?“ Ich nicke. Klar weis ich das. „Diese Verwandlung war schlimmer, als jede zuvor. Ihr habt damals gesagt, dass der Werwolf fast ausgewachsen war … Nun, ich glaube, jetzt ist er es wirklich … Es waren letzte Nacht so viele verlockende Gerüche in der Luft … Die Hütte war so eng … ich habe fast keine Kontrolle über den Wolf … er lebt nach seinen Instinkten … ich weis zwar am nächsten Morgen, was ich als Wolf getan habe … aber wenn ich ein Wolf bin, kann ich nicht entscheiden, was ich tue – das tut das Biest.“ Er stottert und stammelt. Was ist nur mit meinem Kumpel los, so kenne ich ihn gar nicht. Remus, der reden kann, als wäre er ein ausgebildeter Redner. „Remus, was willst du mir erzählen? Ich verstehe dich nicht ganz.“ „Ich will versuchen, dir zu erklären, was letzte Nacht los war, obwohl ich es selbst nur halb verstehe. Ich habe die Hündinnen im Dorf gerochen und der Geruch hat mich verrückt gemacht. Gewöhnlich weis ich - selbst als Werwolf - dass ich in der Heulenden Hütte zu bleiben habe. Es liegt auch ein Zauber am Ausgang, der nur Menschen und echte Tiere passieren lässt, keine Mischformen. Doch gestern konnte mich der Zauber nicht halten und ich bin unter der Weide heraus und einfach in den Wald gerannt - so weit hatte ich dann doch noch meinen Verstand beisammen, nicht ins Dorf zu laufen - und wie Hagrid schon gesagt hat, die Zentauren mochten das gar nicht.“ „Hm, die Hündinnen im Dorf? Mensch, Moony, ich glaube du bist in der Pubertät und beginnst auf weibliche Wesen zu reagieren.“ „Ich weis, ich hab da auch diese Träume und wenn ich wach werde, klebt alles.“ Er wird rot und dieses Geständnis ist ihm sichtlich peinlich. „Na und?“ meine ich nur und klopfe ihm auf die Schulter. „Soweit ich weis, ist das ganz normal.“ „Das weis ich auch, aber du verstehst nicht ganz, Sirius … Ich werde es nie in meinem Leben wagen dürfen, etwas mit einem Mädel anzufangen. Ich könnte ein Kind zeugen und das wäre dann ein geborener Werwolf. Ich bin nur durch meine Dummheit einer geworden. Aber, wie auch immer, ich möchte niemand dieses Schicksal aufzwingen, schon gar nicht meinem eigenen Kind … Und du glaubst doch wohl selbst nicht, dass ich was mit ner Hündin anfange. Ich bin zwar n Werwolf, aber nicht pervers, oder?“ „Nee, aber wie wäre es mit einer hübschen Werwölfin, oder werden nur Männer zu Werwölfen?“ meine ich mit einem schiefen Grinsen. „Sehr komisch, Padfoot“, meint er und findet das sichtlich gar nicht witzig. „Sorry, ich wollte dich nur etwas aufmuntern“, erwidere ich. Er grinst ebenso schief zurück und winkt ab. „Schon gut. Aber ich glaube, du hast jetzt einen Eindruck von meinem Problem. Ich kann doch wohl kaum zu Dumbledore gehen und zu ihm sagen: ‚Sorry, Sir, aber sie müssen den Zauber an der Peitschenden Weide verstärken, mein Werwolf sucht ein Weibchen’, oder?“ Ich lache laut auf und es klingt mal wieder, wie das Kläffen eines Hundes. „Nee. Wohl kaum.“ In diesem Augenblick beschließe ich, unsere Studien zum Animagus zu beschleunigen, denn Remus braucht wirklich dringend unsere Hilfe. „Was willst du jetzt machen?“ frage ich ihn. Er zuckt die Schultern. „Weis nicht“, sagt er einfach. „Aber noch so ne Nacht brauche ich sicher nicht.“ Ich wüsste schon, was ich ihm vorschlagen könnte, denn ich bin alles andere als unaufgeklärt, bei einem Elternhaus, wie dem meinen, wo dauernd von reinblütigen Verbindungen und ähnlichem Mist geredet wird. Ich bin noch zu jung dafür - das heißt, mein Körper ist es - aber Remus nicht. Ich weis nur nicht, wie ich mich ausdrücken soll, ohne dass es unanständig klingt. Er sieht meinen nachdenklichen Blick. „Sirius, wenn du eine Lösung weist, dann sag sie mir, ich mach es, was auch immer es ist.“ Er klingt wirklich verzweifelt. „Ähm…“ setze ich an. „Red schon, du wirst mir doch wohl kaum vorschlagen, dass ich mich umbringe, oder?“ „Nee du, sicher nicht. Aber ich weis nicht, wie ich es sagen soll, ohne, dass du es in den falschen Hals kriegst.“ „Bestimmt nicht. Sag´s einfach.“ „Machs dir selber.“ „Selber machen?“ „Na das, was in deinen Träumen passiert.“ Er wird noch röter und sein Blick wird unstet. „Hast Recht“, murmelt er. „Das war jetzt echt peinlich. Aber glaubst du wirklich, dass es hilft?“ „Denke schon. Wenn du deinen Trieb als Mensch befriedigst, wirst du als Werwolf kaum mehr den Hündinnen hinterher laufen.“ Er schaut mich nachdenklich an, dann nickt er. „Danke, Padfoot“, sagt er einfach. Mein Blick fällt wieder auf die ganze Gestalt vor mir, nicht nur in Remus leidgeprüftes Gesicht. „Du solltest unbedingt was gegen das Blut in deinen Haaren unternehmen. So kannst du nicht zum Schloss rauf“, meine ich, stehe auf und gehe zu Hagrids Spüle hinüber, denn dort liegt ein Handtuch, das ich nass machen kann. „Da“, gebe ich ihm das Tuch. „Wisch dich ab.“ Da er nicht sieht, was er tut, hat er keinen großen Erfolg mit seinen Bemühungen. „Nee, Moony so geht das nicht. Komm rüber zur Pumpe, dann wasch ich dir das Zeug raus.“ Er steht auf und bewegt sich etwas ungelenk. Die Zentauren müssen ihn gewaltig verprügelt haben, denn normaler Weise bewegt sich Remus mit der Eleganz einer Katze. Er bückt sich über das Becken und ich beginne, das Wasser aus der Pumpe zu befördern. „Shit!“ ruft er. „Ist das kalt!“ „Halt still, dann ist es gleich vorbei“, drücke ich seinen Kopf in den Strahl. Nur gut, dass Remus sehr kurzes Haar hat, sonst hätte ich das Blut nie raus bekommen ohne ihm den halben Skalp auszureißen. So ist es wirklich recht schnell vorbei. Er taucht vor mir auf und beutelt sich wie ein nasser Hund. „Danke“, sagt er nochmals. „Sollen wir ins Schloss zurück?“ „Nee. Erstmal müssen wir deine Robe noch in Ordnung bringen. Sonst könnte jemand die falschen Fragen stellen.“ Ich zücke meinen Stab und „Reparo!“ sieht Remus wieder vorzeigbar aus. „Jetzt können wir gehen. Das Fest fängt auch gleich an.“ Er grinst wieder sein übliches schiefes Grinsen und nickt. Vor der Tür verabschieden wir uns noch von Hagrid und gehen zum Schloss hinauf. Remus hat nie wieder etwas gesagt, wenn wir es zu toll mit Snape trieben und wenn doch, hat er hinterher nie wieder geschmollt. Nur seine Blicke, die sprachen Bände…  Animagipläne B eim nächsten Vollmond sitze ich mit James mitten in der Nacht in einem leeren Zimmer des Schlosses und habe ein wirklich ernsthaftes Gespräch mit ihm. Wir waren gerade in der Küche und haben uns etwas zum Essen gemopst. Hähnchenschenkel. Wir kauen an den Dingern herum, während wir uns unterhalten. Er weiss nichts Genaues über mein Gespräch mit Moony, denn ich weis nicht, ob ich mit ihm überhaupt schon über dieses Thema reden sollte. Ich erzähle ihm so von der ganzen Sache, als wenn Remus einfach nur aus schlichter Langeweile einen Mondscheinspaziergang im Verbotenen Wald unternommen hätte und dabei von den Zentauren erwischt worden wäre. „…verstehst du Prongs, wir müssen einfach was unternehmen, dass er nicht mehr länger alleine sein muss, wenn er ein Werwolf ist.“ „Die Animagi…“ seufzt James. „Ich habe schon in den Sommerferien alle Bücher studiert, deren ich habhaft werden konnte - Du weist schon, solange du noch in Grimmauld Platz warst – Aber die Verwandlung ist so komplex, dass es mindestens noch zwei Jahre dauern wird, bis wir damit Erfolg haben. Auch werden wir uns sehr vorsehen müssen, dass niemand mitbekommt, was wir da vorhaben. Einmal, weil der Zauber so irre vertrackt ist und so schrecklich leicht schief gehen kann. Zum anderen, weil man einen Animagus gewöhnlich beim Ministerium für Magie anmelden muss und das würde es wohl kaum ein paar Minderjährigen genehmigen, dass sie als Tiere rumlaufen. Schon gar nicht mitten in der Nacht bei Vollmond mit nem Werwolf.“ „Puh“, stoße ich aus. „Du hast ganz schon geschmökert, oder?“ „Yeah. Vergiss nicht, nicht nur dir liegt was an Moony, mir schon auch. Auch wenn ich mir von ihm keine Vorschriften machen lasse, ist er doch mein Freund, verstehst du?“ „Yeah. Klar. Aber du musst nicht die ganze Arbeit alleine machen, ich trag schon auch meinen Teil dazu bei.“ „Wirst du auch müssen. Die eigentliche Verwandlung kannst du nur selbst bewerkstelligen. Sicher, ich könnt dich in n Tier verwandeln, aber das wär dann kein Animagus und du könntest dich auch nicht selbst zurückverwandeln. Und dann ist da auch noch Peter. Ich hör ihn immer noch quieken ‚Ich will auch mitmachen. Animagi und mit einem Werwolf rum rennen.’ Die dumme Niete.“ „Aber du bestätigst ihn doch immer darin, um dich rum zu spinnen.“ „Es gefällt mir halt. Ich finde es urkomisch, wenn er sich so aufführt. Aber du hast Recht, jetzt müssen wir den Preis dafür zahlen. Ich hab keinen Plan, wie er sich verwandeln will, ohne dass es schief geht.“ „Yeah. Magisch ist er eine echte Niete. Andererseits, können wir ihm vielleicht dabei helfen, wenn wir erst mal genau wissen, wie die Verwandlung genau funktioniert.“ „Richtig. Wir sind ja selbst noch nicht so weit. Was anderes: In was willst du dich eigentlich verwandeln?“ „In was wohl? In Padfoot natürlich!“ „Und wie soll Padfoot aussehen?“ „Ich dachte an nen großen, schwarzen Hund. Groß genug, dass er mit nem Werwolf fertig wird.“ „Yeah. Dann werd ich zu Prongs. Auch ein Hirsch ist groß und schnell genug, um mit einem Werwolf mitzuhalten.“ Ich muss lachen. Es ist eine echt witzige Idee unsere Spitznamen als Animagi zu benutzen. „Wir können dann sogar darüber reden, ohne dass ein anderer weiss, wovon wir reden. Alle sind diese Spitznamen nur zu gewohnt.“ James grinst mich an und seine Augen funkeln und ich weis, er träumt mal wieder von neuen tolldreisten Abenteuern. Doch vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt. Es bedeutet viele Stunden Arbeit in der Bibliothek und James muss auch noch für Quidditch trainieren. Auch müssen wir es vor Remus geheim halten. Nicht leicht, besonders, weil - um allem noch die Krone aufzusetzen - die Bücher, die ich brauche in der Verbotenen Abteilung der Bibliothek stehen. Da kommt mir ein Zufall zur Hilfe. Als ich mich in der Bücherei rum drücke, um eine günstige Gelegenheit abzupassen, sehe ich, wie ausgerechnet Snape, dem Bibliothekar Mr Atoz einen Kuchen vor die Nase stellt und als der beginnt, sich damit zu befassen, blitzschnell in die Verbotene Abteilung verschwindet. Echt nicht dumm, der alte Schleimbeutel: So lenkt man den alten Drachen also ab. Ich spreche mich mit James ab. Der schickt umgehend seine alte Schuhu los, damit sie ihm Kuchen besorgt. Man sieht es den Potters zwar nicht an, aber sie sind alles andere als arm. James hat immer genügend Gold zu Verfügung, im Gegensatz zu mir und das, obwohl meine Familie echt reich ist. Auch bei mir klappt der Trick mit dem Kuchen und ich schleiche mich in die Verbotene Abteilung. James hat mir einen kleinen Zauber gezeigt, der mir jetzt hilft. „Duplex!“ flüstere ich und die Seiten, die ich brauche, werden auf Pergament kopiert, das ich mitgebracht habe. Echt praktisch. Es dauert nicht lange und ich habe genügend Informationen. Das Pergament verstecke ich in der Innentasche meiner Robe und verdrücke mich wieder klammheimlich aus diesen Räumen. Weihnachten kommt und ich werde die Feiertage wieder bei James verbringen. Meine Mutter hat mir einen regelrechten Drohbrief geschrieben, dass ich mich ja nicht in Grimmauld Platz blicken lassen soll, sie und mein Vater wären ohnehin nicht zu Hause.  Arbeitsame Feiertage R emus verbringt Weinachten zu Hause. Zum einen, weil wieder mal Vollmond angesagt ist, zum anderen, weil er das Fest bei seiner Familie ver-bringen will. Schließlich liebt er seine Leute und Peter ist ohnehin nie mit dabei in Godrics Hollow. Er will immer zu seiner Mutter, denn einen Vater gibt es nicht. Kaum sind wir bei James zu Hause angekommen, schleppt der auch schon alle Bücher herbei, die wir brauchen können und ich packe meine Kopien aus. Wir lesen, diskutieren und üben. James hat einen kleinen Zauber (Intimo Ferrendum) gefunden, der es uns ermöglicht, Magie zu betreiben, ohne dass das Ministerium davon Wind bekommt. Erst jetzt, hinter dem Schwarzen Schleier, erfahre ich, dass Snivellus jahrelang den Selben Zauber benutzt hat, um seine Träne heimlich brauen zu können. Na sowas…! Wir üben kleinere und größere Verwandlungen. Orion und Schuhu müssen nicht selten als Versuchsobjekte herhalten, ebenso wie James Besen, der Ball, mit dem wir Quidditch trainiert haben und unsere Hausschlappen. Wir haben es bisher noch nie nötig gehabt, viel zu lernen und so ist das jetzt etwas ziemlich Neues für uns, aber es macht Spaß. Was allerdings Mrs Potter dazu gesagt hätte, wenn sie mitbekommen hätte, was wir mit ihrem Gummibaum angestellt haben, daran wage ich gar nicht zu denken. Wir haben dann auch ganz schnell einen Neuen besorgt. Zu Weihnachten erwartet mich dieses Mal eine ganz besondere Überraschung. Mr Potter hat einen Arbeitskollegen aus dem Ministerium mitgebracht und stellt ihn uns verschmitzt grinsend vor. „Ich kenne den guten Alphard schon ewig, aber erst jetzt ist mir der Familiennamen aufgefallen – Black – und ich habe nachgefragt. Sirius, darf ich dir deinen Onkel vorstellen.“ Mir fällt die Kinnlade herunter und ich starre den fremden Mann an. Nun, eine gewisse Familienähnlichkeit ist vorhanden. Schwarze Augen, schwarze Haare, die bereits anfangen grau zu werden, schlank, groß, gutaussehend. „…und du bist also mein Neffe“, sagt er. „Der Sohn von Kassiopeia?“ Ich nicke wortlos, denn ich bin völlig baff und ich dachte immer, meine Familie bestünde nur aus schwarzen Magiern, aber Mr Potter würde nie ein solches Individuum in sein Haus bitten. „Aber wie? … Was?“ stammle ich. „Wir haben uns nie kennengelernt, mein Junge, weil mich die Black Familie schon vor über dreißig Jahren verstoßen hat, als ich begann, für das Ministerium als Auror zu arbeiten. Natürlich wurde ich sofort enterbt und mir wurde verboten, jemals wieder unser Stammhaus – dein Elternhaus – zu betreten. Und als mir der gute Potter hier erzählte, dass er einen Jungen namens Sirius Black in seinem Hause beherbergt, wurde ich neugierig.“ „Sie … Du … Äh…“ „Onkel Alphard, OK, mein Junge?“ „Onkel Alphard, gut. Äh…?“ „Was möchtest du wissen, Sirius?“ Ich starre ihn immer noch an und muss ziemlich dumm aus der Wäsche schauen, weil James zu kichern beginnt. Ich werfe ihm einen bissigen Blick zu, doch er grinst mich nur weiter an. „Ich wusste gar nicht“, setzte ich an, „dass es Blacks gibt, die nicht auf der Schwarzen Seite stehen. Ich dachte, ich wäre der erste, der sich abwendet.“ „Nein, mein Junge. Sie reden natürlich nie drüber und tilgen unsere Namen einfach aus ihrem Stammbaum, doch Gott sei Dank bringt selbst ein schwarzer Stall, wie das edle und uralte Haus der Black, von Zeit zu Zeit eine anständige Person zu Stande. Es ist nie einfach, sich gegen seine Familie zu stellen, mein Junge und entweder hast du es bereits gemerkt oder du wirst du es noch merken, spätestens dann, wenn sie dich rauswerfen und enterben.“ „Dann gibt es also auch noch Familie, die ich nicht zu hassen brauche“, murmle ich. „Ja, ein paar.“ „Wen?“ „Nun, da ist Andromeda. Sie ist deine Cousine und vielleicht zehn Jahre älter als du. Sie ist mit einem Muggel zusammen und das hat genügt, sie aus der Familie zu verstoßen. Du weist schon … Toujours Pur.“ Ich nicke mit einem schiefen Grinsen. Yeah. Der Spruch steht über unseren Familienstammbaum im Gästezimmer von Grimmauld Platz. „Und ich bin selbstverständlich auch noch da. Nun, viele wagen es nicht, gegen das Credo der Blacks zu verstoßen, aber immerhin – es gibt uns - Willkommen im Club, mein Junge.“ Wir verbringen einen sehr interessanten Abend. Ich habe tausend Fragen an Onkel Alphard und er stellt sich als ein fröhlicher, witziger und amüsanter Gesprächspartner heraus. „…nein, Sirius, da muss ich dich leider enttäuschen“, antwortet er auf meine Frage, ob ich ihn mal besuchen darf, „ich arbeite längst nicht mehr als Auror und das, was ich jetzt tue ist streng geheim. Leider darf ich keinem meinen Wohnsitz offenbaren, der noch minderjährig ist. Bitte frag nicht weiter nach.“ Ich bin zwar ein bisschen enttäuscht, nicke aber mit glänzenden Augen. Sein Leben klingt so spannend, so interessant, so aufregend. Vielleicht werde ich auch mal Auror. Ein paar Tage später - Onkel Alphard ist längst wieder weg - gehen wir weiter unseren Verwandlungsübungen nach. Die einfachen Verwandlungen – unbelebt zu unbelebt - beherrschen wir inzwischen im Schlaf. Auch die zweite Stufe – unbelebt zu belebt und umgekehrt – fällt uns nicht weiter schwer. Aber die Interspezies Verwandlungen haben den Teufel gesehen. Sie sind verflixt schwierig und wir müssen uns gegenseitig dauernd kontrollieren, damit unseren Versuchsobjekten – bei denen es sich immerhin um unsere geliebten Haustiere handelt – nichts Ernstliches zustößt. „Das reicht jetzt“, stöhnt James drei Tage vor Ende der Ferien. „Ein bisschen Freizeit möchte ich auch noch genießen.“ „Yeah. Hast Recht. Aber was ist mit den Verschwinde Zaubern?“ „Die haben Zeit bis zu den Osterferien, oder?“ Ich stimme ihm zu und er scheucht mich aus dem Zimmer, das uns in den letzten Tagen doch recht eng geworden ist. James organisiert im Keller einen uralten Holzschlitten, wir packen uns warm ein und suchen uns einen kleinen Hügel zum Schlittenfahren. Den finden wir auch rasch. Er wird von einer Unmenge Muggelkinder belagert, die sich dort im Schnee vergnügen. Es wird schon bald offensichtlich, dass ein paar größere Jungs die kleineren Kinder tyrannisieren. Ich schaue James fragend an und der zuckt die Schultern. „Solange sie uns in Ruhe lassen, kann es uns egal sein, was sie sonst machen.“ „Wenn Remus jetzt bei uns wäre, wäre er sicher anderer Meinung und ich denke, dass es nicht richtig sein kann, was diese großen Kerle mit den kleinen Kids anstellen.“ Es ist nämlich so, dass die größeren Burschen, die anderen Kinder umfahren, ihnen einfach die Schlitten wegnehmen oder sie nur so zum Spaß den Hügel hinunter schubsen. Mein Sinn für Fairness fühlt sich schon sehr getroffen. „Hm“, meint James. „Stimmt schon. So toll finde ich dieses Verhalten wirklich nicht, aber was können wir tun? Magie dürfen wir nicht einsetzen und körperlich sind die uns weit überlegen. Ich kenne diese Kerle, die sind mindestens drei Jahre älter als wir.“ Ich grinse ihn an. „Wie meinst du, bin ich mit unserem Haus-Boggart fertig geworden, ohne Magie zu benutzen?“ „Du kannst kämpfen?“ „Na ja, hauptsächlich kann ich gut ausweichen. Und du bist auch sehr schnell. Schließlich bist du nicht umsonst unser Quidditch Sucher.“ Jetzt grinsen wir beide. Als wäre es unser Hügel, stolzieren wir darauf zu. James hat mir Muggel Kleidung geliehen. Sie ist mir etwas zu kurz, aber mit den Hosenbeinen in den Stiefeln geht es schon. Wir fallen also nicht weiter auf. Nur unsere Körperhaltung erregt die Aufmerksamkeit der Krawallbrüder und sie kommen auf uns zu. „Seht mal“, sagt der offensichtliche Anführer. „Zwei niedliche Schnullerbabys. Wenn dass nicht der halbblinde Potter ist…“ Ich wechsle einen schnellen Blick James, der nickt, dann lächeln wir diesen King Cool lieb an. Das provoziert ihn irgendwie. „Her mit dem Schlitten, Potty“, grummelt er und greift nach der Zugleine. „Nee“, sagt James einfach und lächelt weiter. „Was? Wie war das, Potty-Baby?“ „Nee“, wiederholt James. „Vielleicht musst du ja schreien, Prongs“, meine ich mit einem süffisanten Grinsen. „Damit das in seinen dicken Schädel eindringt.“ „NEE“, brüllt mein Freund. King Cool scheint nur recht langsam zu kapieren, dass wir ihn gewaltig verarschen. „Wenn ihr meint, ich bin doof…“ „…dann sind wir genau an der richtigen Adresse“, vollenden wir im Chor den Satz. Der Kerl brüllt auf, senkt den Kopf und will auf uns zustürmen. James lässt den Schlitten los und macht sich bereit. Ich mache einen Schritt nach rechts, er einen Schritt nach links, der bullige Kerl stürmt stampfend auf uns zu und seine Kumpel feuern ihn eifrig an. „Gib´s diesen Milchbubis!“ „Hau Potty zu Brei!“ „Mach sie fertig!“ „Mach sie alle!“ Er hat seine dicken Finger zu Klauen verkrümmt und will sie James um den Hals legen. Der weicht ihm so elegant aus, wie er sonst einem Klatscher entkommt und ich stelle King Cool ein Bein. Je größer sie sind, umso tiefer fallen sie. WUMM! – Schon liegt er mit dem Gesicht im festgetretenen Schnee und schliddert den Abhang hinunter. Er rappelt sich wieder auf und röhrt wie ein wütender Drache. Seine Kumpel wollen ihm zur Hilfe kommen aber er brüllt: „Zurück, die zwei Rotznasen gehören mir!“ Dieses Mal stampft er auf mich zu. Seine Arme schwingen wild, wie Windmühlenflügel. Rechts – links fliegen seine Fäuste auf mich zu. Ich ducke mich und sie sausen zischend über meinen Kopf hinweg. Der Kerl kommt aus dem Gleichgewicht, stolpert und fällt fast auf mich drauf. Ich lasse mich zu Boden gleiten und rolle mich zur Seite. Plötzlich packen mich vier kräftige Fäuste und zerren mich hoch. Zwei seiner Kumpel halten mich eisern fest und James steht ihm nun alleine gegenüber. Mein Freund ist nicht umsonst ein exzellenter Quidditch Spieler und weicht dem Bullen mehrmals aus, bis auch er von zwei weiteren Kerlen geschnappt und festgehalten wird. Die Vier zerren uns aufeinander zu und stellen uns vor den King Cool hin. „Jetzt hab ich euch. Jetzt kriegt ihr die Keile eures Lebens. Du bist sowieso schon lange reif dafür, Potty, wenn ich da an früher denke“, schnieft er durch seine blutige, dicke Nase. Wir werden zwar festgehalten, aber unsere Oberkörper können wir frei bewegen. Der Bulle zieht aus und will James ins Gesicht schlagen. In diesem Augenblick duckt sich mein Freund und der gewaltige Hieb trifft einen der beiden Jungs, die James festhalten genau aufs Brustbein. Dem bleibt die Luft weg und er lässt meinen Freund los. Dann stürzt er wie ein gefällter Baum zu Boden. James windet sich von dem anderen frei. Meine beiden Häscher starren den Jungen am Boden an und ihr Griff lockert sich. Sofort tauche ich ab und mit einem Satz stehe ich neben James. Wir werfen uns einen Blick zu. Da haben wir wohl mehr abgebissen, als wir kauen können. „Rückzug!“ murmelt mir James aus dem Mundwinkel zu und ein Blick streift die fünf drohenden Gestalten. „Yeah“, gebe ich zurück, „Rückzug.“ Wie ein Mann wirbeln wir herum und rennen davon. James bückt sich nach seinem Schlittenseil und zieht das Ding hinter sich her. Die Bande verfolgt uns wie eine Meute geifernder, mordlustiger Jagdhunde. „Zum verlassenen Grundstück, Padfoot!“ keucht James mir zu. „Was willst du dort?“ „Hast du deinen Stab dabei?“ „Yeah. Immer!“ „Dort können wir den Tarnzauber verwenden und dann machen wir die Kerle fertig. Haben sie schon längst verdient.“ Ich lache bellend auf. „Yeah, machen wir das!“ Wie die Wilden laufen wir durch die winterlichen Straßen, schliddern, rutschen, gleiten aus, aber immer weiter und weiter rennen wir auf unser Ziel zu. James klatscht den Schlitten in die Hecke und dann sind wir wie der Blitz über den Zaun. Die Tatsache, dass unsere Verfolger den auch überwinden müssen, verschafft uns die Zeit den Tarnzauber auszusprechen. Drohend kommen die Fünf auf uns zu und sofort haben wir unsere Stäbe auf sie gerichtet. „Was habt ihr da doch für feine Stöckchen“, sagt King Cool mit einer winselnden Babystimme. „Wollt ihr uns damit vielleicht verhauen?“ James und ich haben unser Selbstvertrauen wieder, hier sind wir in der Übermacht, auch wenn es nicht so aussieht. Die Sichel unserer Verfolger zieht sich immer enger um uns zusammen, aber James grinst die Fünf recht unverschämt an und auch mein Gesichtsausdruck ist alles andere als nett. „Petrificus Totalus!“ ruft er und deutet mit seinem Stab auf King Cool. Gleichzeitig rufe ich „Impedimenta!“ und schwinge meinen Stab über die restlichen vier Kerle. King Cool fällt um, steif wie ein Brett und kann sich nicht mehr rühren. Die vier anderen bewegen sich, als würden sie durch einen Kessel voll Sirup waten. „Was meinst du, Padfoot? - So willige Versuchskaninchen für ne klassische Humanverwandlung finden wir nie wieder.“ „Yeah“, meine ich. „Bestimmt nicht so schnell.“ Wir grinsen uns dermaßen hinterhältig an, dass die Vier ihre Versuche einstellen, näher an uns dran zu kommen. Eine tollkühne Ruchlosigkeit überkommt mich und ich verwandle einen von ihnen in einen Dachs - es geht ganz leicht und der Verwandelte huscht ziellos über das Grundstück. James schwingt seinen Stab und verwandelt King Cool in ein kleines rosa Schweinchen, das jämmerlich quiekt. Die übrigen drei Helden fallen wie ein Mann in Ohnmacht. „Rückverwandlung?“ frage ich James. „Yeah. Sollte wohl sein. Wir müssen ja schließlich wissen, ob es auch klappt.“ Wieder schwingen wir unsere Stäbe und die beiden Jungen sind wieder sie selbst. War genauso einfach. Die Ganzkörperklammer und die Verlangsamungszauber werden von selbst auslaufen und die fünf Krawallbrüder werden schon keinem was davon erzählen. Wer würde ihnen diese Geschichte denn auch glauben? Sehr vergnügt und äußerst zufrieden mit uns, klettern wir wieder über den Zaun auf die Straße zurück, schnappen uns James Schlitten und gehen rodeln, wie wir es ursprünglich vorhatten. Als wir wieder am Hügel ankommen, werfen uns die Kinder dort eigenartige Blicke zu. Die Krawallbrüder sind uns mordlüstern nachgelaufen und jetzt kommen wir ohne die kleinste Schramme zurück. Klar, dass sie kucken. Wir vergnügen uns stundenlang damit, den Hügel hinunter zu fahren und den Schlitten wieder hinaufzuziehen und es macht riesigen Spaß. Die Kids lassen uns in Ruhe und die Rüpel tauchen nicht wieder auf. Zu Hause will ich von James wissen, was es mit den fünf Rabauken auf sich hatte. „Weist du“, beginnt er zu erzählen. „Früher als ich noch kleiner war, bin ich häufig mit denen aneinander geraten. Sie hatten es immer auf Bob und Paul abgesehen, die früher neben uns gewohnt haben. Sie haben die beiden verdroschen, dass es eine wahre Pracht war. Irgendwann wurde es mir zu blöde und ich habe mich eingemischt. Das musst du dir vorstellen. Ich, kaum einen Meter groß und die fünf anderen mindestens zwei Köpfe größer. Ich ein halbes Hemd und die – nun - Ochsen trifft es in vieler Hinsicht. Ich konnte sie natürlich nicht verprügeln, aber ich habe sie solange schwach angemacht, bis sie mich durch die halbe Stadt gejagt haben, bis wir an unserem Dorfpolizisten – Muggel – vorbei kamen. Er hat natürlich gesehen, wie fünf riesige Kerle einem kleinen Knirps hinterher gerannt sind und hat ihnen eine Gardinenpredigt verpasst, die sich gewaschen hat. Dann hat er sie zu ihren Eltern eskortiert. Du kannst dir sicher vorstellen, dass sie für einige Zeit recht kleinlaut waren. Später haben sie mich dann meistens in Ruhe gelassen, weil ich mich ein wenig mit Officer Craven angefreundet habe.“ Ich muss über die Geschichte lachen, sieht James wieder mal ähnlich, ein paar Helden der Straße so fertig zu machen. „Und jetzt haben die keine Angst, dass du wieder zu diesem Craven rennst?“ will ich wissen. „Nee, einmal sind die echt viel zu dämlich, um aus Erfahrungen zu lernen“, erwidert er. „Zum anderen ist Craven schon seit ein paar Jahren im Ruhestand und von hier weggezogen. Und so dämlich sind nicht mal die, dass sie das nicht wissen.“ „Na gut. Morgen wieder rodeln?“ „Yeah, wenn du Bock hast.“ Aber auch da tauchen die Rabauken nicht mehr auf.  Streifzüge G estern ist wieder Vollmond gewesen und wir sitzen im Zug nach Hogwarts. Was bedeutet, dass Remus nicht da ist und Peter ziemlich nervt. Wir drei sitzen alleine im Abteil und können uns ungestört unterhalten. „…und ihr habt wirklich schon eine Interspezies Verwandlung geschafft?“ quiekt er laut. „Leise, Peter“, meine ich zum fünften Mal und zum fünften Mal kollidiert mein Stiefel hart mit seinem Schienbein. Er muss schon einen blauen Fleck dort haben, was ihn aber nicht besonders zu stören scheint. „Yeah“, antwortet James gleichzeitig, „Aber bis zum Animagus wird es noch dauern.“ „Wenn du wirklich mitmachen willst. Solltest du diese Zauber auch üben“, setze ich hinzu. Peter wirft mir einen entsetzten und verzweifelten Blick zu. Wie gesagt, er hält nicht viel davon zu lernen oder zu üben. „Es wird dir nichts anderes übrig bleiben“, meint James süffisant. „Du musst diese Zauber erst beherrschen, bevor du auch nur daran denken kannst, es mit einem Animagus zu versuchen.“ Peter grummelt vor sich hin und schaut geknickt zum Fenster hinaus. James wirft mir einen verschmitzten Blick zu und ich schüttle den Kopf. Peter nervt manchmal ganz schön, aber vielleicht sollte ich ihn trotzdem etwas aufmuntern. Bei Remus habe ich damit nicht das geringste Problem, aber mit dem kann man auch reden, wie mit einem vernünftigen Menschen. Peter ist so eine Art Klassenclown und es ist nicht leicht, ernsthaft mit ihm zu sprechen. „Hey, Peter“, sage ich daher, „welches Tier willst du eigentlich werden?“ Wie erwartet, muntert ihn diese Frage auf. „Zu was wollt ihr werden?“ piepst er aufgeregt. „Tatze und Krone!“ meint James. Peters Augen nehmen einen eigenartigen Ausdruck an. „Wie eure Spitznamen“, meint er und zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, klingt er nachdenklich. „Wisst ihr eigentlich, wie der schmierige Snape mich immer nennt?“ Haben wir gehört, klar. Er nennt ihn immer „Ratte“ oder auch “Rattenschwanz“. Also nicken wir bestätigend und er fährt fort. „Also werde ich zu einer Ratte werden. Ganz heimlich und ohne, dass er es je erfahren wird“, zischt er mit einer finsteren Genugtuung, die auch völlig neu an ihm ist. Klar, James und ich können Snape nicht leiden, aber warum Peter einen solchen Hass auf ihn schiebt, kann ich eigentlich nicht verstehen. „Er ist ein so finsterer, schmieriger Bastard“, murmelt er in seinen nichtvorhandenen Bart. Nun ja, Bastard im eigentlichen Wortsinn, würde eher auf Peter passen, als auf Snivellus, nach allem was ich weis, ist Snape nämlich ehelich geboren, ganz im Gegensatz zu Peter. Wir planen weiter und unterhalten uns. Peter ist in einer eigenartigen Stimmung und dreht voll auf, aber nicht so wie sonst. Er feixt auf eine so unheimlich hinterhältige Art und Weise über Snape, dass sogar James und ich darüber erstaunt sind. Es braucht uns daher nicht zu wundern, dass Peter sich so sehr hochgeschaukelt hat, dass er wirklich dreist wird. Snivelly steigt vor uns aus dem Zug und Peter hat nichts Besseres vor, als ihn die Treppen hinunter zu schubsen. Remus wäre sicher nicht damit einverstanden gewesen, aber es sieht einfach zu komisch aus. Snivellus kniet auf allen Vieren am Bahnsteig und sein knochiger Hintern beult seine schäbige Robe aus. Himmel, kauft der sich denn nie eine Neue? Die hier ist ihm echt zu klein und würde eher Peter passen als ihm. Doch ich bin auch völlig aufgedreht und muss einen bissigen Kommentar abgeben: „Ey, Snivelly, pass doch auf, wo du hintrittst.“ „Yeah, Schleimbeutel, lern erst mal richtig zu gehen“, fügt James höhnisch an. Und alle Drei biegen wir uns vor Lachen. Snape rappelt sich auf und seine Augen werfen mal wieder Dolche. Seine Robe ist an den Knien völlig zerfetzt. Na, die kann er echt wegschmeißen. Auch Peter will noch seinen Triumph haben und ruft; „Wasch dir mal wieder die Haare!“ Das ist seine Dauerbeleidigung, wenn er Snape sieht, aber er ruft es dieses Mal so komisch, dass James und ich noch mehr lachen müssen. Wir steigen über Snivellus weg und gehen zu den pferdelosen Kutschen hinüber, ohne ihn noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Fürchten wir, dass uns einer seiner Flüche im Rücken treffen wird? Nee … Hagrid steht am See, um die Erstklässler hinüber zu bringen … und Snivellus weis nur zu genau, wann er seinen Zauberstab besser stecken lässt. Er mag alles Mögliche sein, aber dumm ist er gewiss nicht. Wir langweilen uns bald wieder und streifen daher erneut nachts durchs Schloss. Heute hat James entschieden, dass er noch Hunger hat und dass wir einen Abstecher in die Küche machen könnten. Es ist wieder Vollmond und das heißt Remus sitzt wieder mal alleine unter der Peitschenden Weide und Peter schläft Gott sei Dank. In letzter Zeit nervt der nämlich entsetzlich mit den Animagi. Unsichtbar schleichen wir uns aus unserem Turm und zahllose Treppen hinunter, bis zu dem Gang, der zu den Räumen der Huffelpuffs führt. In einem der Korridore hängen Bilder von Lebensmitteln und wir brauchen das mit dem Obstkorb. Dort muss man nämlich die Birne so lange kitzeln, bis sie sich in einen Türknauf verwandelt, dann kann man durch das Bild in die Küche gelangen. Dort laufen eine Menge Hauselfen rum und kaum haben wir den Umhang abgelegt, schießen auch schon ein paar auf uns zu. „Brauchen sie etwas, Sirs?“ piepst ein kleines Stimmchen. „Schön, sie mal wieder zu sehen“, freut sich ein anderes. (Wir sind hier inzwischen recht bekannt und auch beliebt). Freundlich begrüßen wir die kleinen Wesen. „Habt ihr etwas zu Essen, das wir mitnehmen können?“ fragt James. „Was immer sie wünschen, Sir“, ist die vielstimmige Antwort. James wirft mir einen Blick zu und ich überlege. „Habt ihr vielleicht noch was von dieser köstlichen Fleischpastete von heute Mittag?“ frage ich und schneller als wir schauen können, schleppen sie eine riesige Pastete herbei. Wir bedanken uns und verlassen die Küche. Unsichtbar natürlich. „Wohin?“ murmle ich James zu. „In das Zimmer, du weist schon, dort wo wir schon so oft waren.“ Gesagt, getan. Wir schleichen uns durch mondbeschienene Gänge und Korridore, bis wir den gesuchten Raum erreicht haben. James stößt die Tür auf und drinnen nehmen wir den Umhang ab. „Peter nervt“, meint James etwas gereizt. „Ich bin schon froh, dass wir heute mal ohne ihn unterwegs sein können.“ „Schon richtig, aber wie du weist, wir sind selbst dran Schuld.“ „Yeah“, murmelt missmutig er und holt die Pastete unter seinem Umhang hervor. Wir fangen an, sie zu essen. „Wir müssen Peter echt helfen“, nuschelt er mit vollem Mund. „So mies, wie der als Zauberer ist, werden wir ihm schon gewaltig helfen müssen.“ „Yeah. Darin sehe ich ein echtes Problem. Er ist sogar zu ungeschickt, um mit uns durchs Schloss zu schleichen. Und dann ein derartig komplizierter Zauber … Nee, ich weis nicht.“ „Und dem guten Remus ist auch nicht geholfen, wenn Peter alles vermasselt“, grummelt James. „Mitmachen lassen müssen wir ihn aber trotzdem. Ich habe keine Ahnung, was ihm einfallen könnte, wenn wir ihn jetzt doch nicht dabei sein lassen“, meine ich. „Hast auch wieder Recht“, erwidert James. „Ach was, wir finden schon eine Lösung, James, muss ja nicht heute sein.“ „Stimmt.“ Er gähnt. „Lass uns schlafen gehen, Sirius, ich bin echt müde.“ Ich nicke, wir wickeln uns wieder in den Umhang und gehen in unseren Turm zurück. Erst jetzt sehe ich, dass wir bei dieser Unterhaltung nicht so alleine waren, wie wir dachten. Der alte Snivellus hat uns belauscht. Warum hat er dieses Wissen nie benutzt? Vielleicht haben wir uns für ihn zu unklar ausgedrückt. Wir wussten ja, wovon wir sprachen und ein Außenstehender konnte aus unseren Worten auf nichts Bestimmtes schließen. Wir haben in der nächsten Zeit so unsere Probleme, mal ein Wort zu wechseln, ohne dass Peter dazwischen piepst. Die einzige echte Möglichkeit ihm zu entkommen, sind nächtliche Aufenthalte in diesem einsamen Zimmer. Wenn Remus uns begleitet, habe ich nichts dagegen, denn der nervt nicht. Wir schlafen nur noch wenig und kein auch noch so geheimer Winkel des Schlosses bleibt uns verborgen. Geheimtüren, verborgene Gänge, verlassene Zimmer, eigenartige Fundstücke. Das Leben kann so viel Spaß machen.  Zukunftspläne E s ist Zeit, die Fächer für die nächsten Jahre auszuwählen und wir Vier sitzen im Gemeinschaftsraum zusammen und diskutieren. „Quidditch…“ meint James gerade verträumt. „Davon kannst du auf Dauer aber nicht leben“, wirft Remus ein. „Aber Moony“, unterbreche ich ihn. „James ist doch echt Klasse in Quidditch. Der könnte glatt für England spielen.“ „Ganz bestimmt“, piepst Peter dazwischen. „Das leugne ich auch gar nicht“, gibt Remus zu. „Es ist nur so, dass eine Quidditch Karriere spätestens mit fünfunddreißig, vielleicht vierzig zu Ende ist. Dann sollte James noch Alternativen haben, womit er sein Gold verdienen kann.“ „Hmm“, meint James. „Richtig, aber worauf willst du hinaus?“ „Dass du trotzdem vernünftige Fächer auswählen solltest und auch auf gute Noten hinarbeiten solltest“, erwidert Moony. „Yeah. Richtig. Mach ich und gute Noten waren noch nie ein Problem.“ „Was willst du eigentlich für Fächer nehmen?“ frage ich Moony. „Alles, was mir vernünftig scheint, es zu studieren. Wahrsagen gehört zum Beispiel nicht dazu“, meint er und wirft einen zweifelnden Seitenblick auf Peters Pergament. „Warum so viel?“ piepst Peter dazwischen. „In meiner Lage muss ich soviel lernen, wie ich nur kann. Ich werde später wahrscheinlich jeden Job annehmen müssen, den mir jemand anbietet“, meint er traurig. „Ich muss also für alles offen bleiben. Wie ist es mit dir, Sirius?“ „Seit ich meinen Onkel Alphard kennen gelernt habe, schwebt mir eine Karriere als Auror vor. Ich stelle mir das wirklich aufregend und abenteuerlich vor.“ „Aber auch dafür brauchst du Bestnoten“, wirft Remus ein. „Kein Problem“, erwidere ich und kreuze gleichzeitig alles, was mir geeignet erscheint. „Was ist mit dir, Peter?“ fragt James. „Weis nicht“, meint der und schaut verschreckt drein. Seine Augen huschen das Pergament auf und ab. Dann kreuzt er das an, was ihm am Leichtesten erscheint. James wirft einen Blick auf meinen Zettel, dann auf den von Moony. Plötzlich lacht er. „Ihr habt die gleichen Fächer angekreuzt. Wisst ihr was? Ich schließe mich einfach an. Dann bleiben wir wenigstens zusammen und können uns gegenseitig helfen, sollte es wirklich mal Probleme geben.“ Peter fummelt frustriert mit seinem Pergament herum. „Was ist?“ fragt ihn James. „Ich will auch bei euch dabei sein“, jammert Peter. „Aber jetzt habe ich doch ganz was anderes gewählt als ihr.“ „Du musst dir überlegen, was du willst“, meint Remus knapp. „Wir helfen dir natürlich beim Lernen. Was Jungs?“ Wir nicken unbestimmt. Noch mehr Peter - unsere Begeisterung hält sich echt in Grenzen. „Aber wenn du andere Fächer nimmst, ist das nur schwer möglich. Wie gesagt, die Entscheidung liegt bei dir.“ Peter schwitzt Blut und Wasser. Dann kritzelt er auf dem Blatt herum, streicht Kreuze durch, kreuzt andere Fächer an. „Dann nehme ich dieselben Fächer wie ihr“, seufzt er. „Aber ein paar weniger. Arithmantik klingt zum Beispiel echt gemein, genau wie Alte Runen, da nehme ich lieber Muggelkunde und Wahrsagen.“ Peter ist echt eine Niete und ein unglaublich fauler Kerl. Die gedankliche Arbeit hat James hungrig gemacht und er will wieder mal in die Küche. Remus schüttelt den Kopf. „Ich bin müde“, meint er. „In ein paar Tagen ist Vollmond und da will ich ein bisschen im Voraus schlafen.“ Ich werfe ihm einen fragenden Blick zu und er nickt mit seinem typischen schiefen Grinsen. Seine Lippen formen ein lautloses „Später“ und er weist mit dem Kopf auf James und Peter. Ich zwinkere ihm zu. Peter hat James so in Beschlag genommen und quengelt mitkommen zu wollen, so dass unser wortloser Gedankenaustausch unbemerkt bleibt. Wieder sind wir im nächtlichen Schloss in Richtung Küche unterwegs. Remus ist gewohnt neben uns unter dem Umhang zu schleichen, aber Peter hat so seine Probleme damit. Dazu kommt, dass er wesentlich kleiner ist, als wir beide. In die Küche schaffen wir es noch ohne Zwischenfälle, doch am Rückweg gibt es Probleme. Peter ist so gierig auf das Zusatzhäppchen, dass er schon im Gehen zu Essen beginnt. Er behindert uns, unsere Füße kommen durcheinander und wir krachen in eine Rüstung. James und ich rutschen unter dem Umhang hervor. Dieser gleitet über Peter und verbirgt ihn völlig. Der Lärm ist so groß, dass sofort ein paar Leute aufgeschreckt im Gang erscheinen. Allen voran Professor McGonagall, unsere Hauslehrerin und Filch, der Hausmeister. Sie ist stink wütend und er funkelt uns blitzend an. „Potter, Black“, sagt sie streng. „Was machen sie um diese Zeit in den Korridoren?“ Plötzlich sind wir beide um eine Antwort äußerst verlegen und starren sie an, wie zwei gebadete Katzen. „Nun?“ drängt sie. „Ich warte auf eine Antwort.“ „Äh - “ sagt James. „Nun - “ stammle ich. McGonagalls scharfer Blick wandert von einem zum anderen. Filch zeigt triumphierend auf die Pastete, die vor unseren Füßen liegt. „Professor“, keucht er aufgeregt. „Sie haben Essen gestohlen!“ „Nachsitzen!“ sagt sie kühl. „Morgen Abend, bei mir in meinem Büro. Dort könnt ihr mir einen Aufsatz darüber schreiben, warum ihr nachts im Schloss nichts verloren habt.“ Wir schleichen gedemütigt in den Gemeinschaftsraum zurück und warten schweigend auf Peter. Der kommt ungefähr eine halbe Stunde später völlig eingeschüchtert durchs Porträtloch gestolpert. „P-p-padfoot, P-p-prongs, tut mir leid. Ich wollte euch nicht in Schwierigkeiten bringen“, stammelt er. James winkt ab und schüttelt finster den Kopf. „Lass mal“, antworte ich lakonisch. „Es ist schon zu lange gut gegangen.“ Wir sind nicht wirklich sauer auf Peter. Er ist nun mal tollpatschig und ungeschickt, da kann man nichts machen. „Bis du dich nicht richtig leise bewegen kannst, Peter“, meint James entschlossen, „wirst du nachts jedenfalls nicht mehr mitkommen.“ Peter wirft ihm einen bestürzten Blick zu und seine wässrigen Augen werden noch feuchter. „P-p-prongs, bitte, ich…“ „Nee, Peter. Lern erst mal, dich richtig zu bewegen, dann kannst du wieder mitkommen“, sagt James unerbittlich. Doch ich beschließe für mich, mal alleine was mit Peter zu unternehmen. Er tut mir einfach Leid. Das Nachsitzen ist nicht weiter schlimm und in James Gesellschaft sogar recht amüsant. Mit Sicherheit hat es auf uns nicht die Wirkung, die es eigentlich haben sollte. Wir faseln in unserem Aufsatz ein paar Gemeinplätze zusammen und beschließen mit einem fröhlichen Grinsen, dass wir uns auch in Zukunft nächtliche Ausflüge nicht nehmen lassen werden. Wie sagt James immer so schön: „Kein Risiko, kein Spaß!“  Froschlaich B evor ich jedoch dazu komme, mit Peter etwas anzustellen, habe ich Gelegenheit alleine mit Remus zu reden, als James mit Peter mal wieder beim Quidditch Training ist. Wir sind draußen im Gelände und genießen die ersten Sonnenstrahlen des kommenden Frühlings. Zum Hinsetzen ist es noch zu kalt, also schlendern wir über den Rasen. „Ich wollte nicht vor James und Peter darüber reden, Sirius“, sagt Remus leise. „Das dachte ich mir schon. James weis nichts von diesem speziellen Gespräch und mit Peter würde sowieso nicht über sowas reden“, bestätige ich. „Danke. Dein Rat war gut. Die beiden letzten Verwandlungen waren danach nicht mehr ganz so schlimm. Ich konnte den Werwolf unter der Peitschenden Weide halten.“ Mir liegt es auf den Lippen, ihm zu sagen, dass wir Pläne haben, ihm zu helfen, ihm beizustehen, ihm als Wolf Gesellschaft zu leisten. Aber ich beiße mir auf die Zunge, denn was ist, wenn wir es nicht schaffen… „Da bin ich froh. Echt, Moony, ich möchte nicht, dass dir im Verbotenen Wald was zustößt“, sage ich stattdessen. Er grinst mich schief an. „Yeah. Das Veilchen hatte ich noch über eine Woche. Woher weist du solche Dinge, wie du sie mir vorgeschlagen hast?“ „Meine Familie. Die Reinheit des Blutes … Dabei haben sie auch bis ins kleinste Detail klargestellt, wie man sein Blut rein hält. Nicht, dass mich das sehr interessiert hätte, aber so ganz nebenbei habe ich dadurch eine äußerst umfangreiche Sexualaufklärung bekommen.“ Remus wird rot. „Und das war dir nicht peinlich?“ fragt er fast flüsternd. „Nee. Anfangs fand ich es eher witzig, aber dann war es doch recht interessant. Ich weis nicht, wann ich endlich alt genug dazu sein werde“, füge ich seufzend an. „Du kannst es wohl gar nicht erwarten, oder?“ will Remus wissen und ist immer noch knallrot. Ich zucke die Schultern. „Nun, es bereitet mir keine schlaflosen Nächte, wenn du das meinst, aber neugierig bin ich dann doch.“ Ich will nicht genauer nachfragen, wie es ist, denn Remus ist die Sache ohnehin peinlich genug. Doch wenn ich es irgendwie aus ihm rauslocken kann, ohne direkt zu fragen ... Jetzt zuckt er die Schultern. „So toll ist es nun auch wieder nicht. Manchmal finde ich es sogar eher lästig, aber es hilft, Sirius, es hilft und das ist mir im Augenblick das Wichtigste.“ Mehr bekomme ich an diesem Tag nicht aus ihm heraus, so sehr ich auch um den heißen Brei rumrede und schließlich gehen wir zum Schloss zurück. Ostern kommt näher und ich habe noch immer nichts mit Peter alleine unternommen. Ich möchte es vor den Ferien tun, die ich wieder bei James verbringen werde, nachher vergesse ich es nur. Es ist der Morgen, an dem wir fahren wollen. James packt und kann seinen Besen nicht finden. Er sucht ihn überall. Schließlich verschwindet er nach unten in die Umkleideräume der Quidditch Mannschaft. Remus erholt sich mal wieder vom Vollmond uns ist nicht da. Peter sitzt auf seinem Bett und lässt die Beine baumeln. Seine Augen funkeln seltsam. „Was ist los, Peter, hast du ihm vielleicht den Besen versteckt?“ „Nee. Aber ich hätte einen so schönen Streich, den wir Snape spielen könnten.“ „Und an was hättest du gedacht?“ „Ich habe gesehen, wie er vorher zu Dumbledore rauf ist, wenn er wieder runter kommt, hätte ich da was für ihn.“ Er grinst und will es spannend machen. Ich tue ihm den Gefallen und frage nochmal nach. Jetzt ist die beste Gelegenheit meinen Plan auszuführen, warum also nicht? „Was?“ „Froschlaich … Was hältst du davon, wenn wir das Zeug dem alten Snape in die Hose schütten?“ „Der hat doch gar keine Hose an“, erwidere ich. „Eine Unterhose schon“, kichert er hämisch. „Und was für eine.“ Ich muss lachen. Der Streich ist ganz schön gemein, aber warum eigentlich nicht. Ich wollte dem alten Snivelly schon lange wieder mal eins auswischen. Seine Flüche sind echt hinterhältig. „Dann komm, lass uns ihm auflauern, bevor er wieder in den Verließen verschwindet.“ Wir ziehen los. Peter hat mir den Beutel mit dem Froschlaich in die Hand gedrückt und wir verstecken uns hinter dem Gargoyle, der den Zugang zu Dum-bledores Büro bewacht. Tatsächlich kommt Snape schon kurz darauf zur Tür heraus. Er scheint recht gut drauf zu sein. Nanu, so kenne ich ihn ja gar nicht. Gewöhnlich ist „Trübsinn“ sein zweiter Vorname. Peter huscht ihm zwischen die Beine, bringt ihn zu Fall und kniet sich auf seinen Rücken, zwischen die Schulterblätter. „Mach schon, Sirius!“ ruft er aufgeregt. „Her mit dem Froschlaich! Los, schnell, stopf ihm das Zeug in die Hose.“ Snape wehrt sich mit aller Kraft, aber Peter klammert sich an ihm fest und hält ihn unten am Boden. Ich gleite auf sie zu, schiebe Snivellys Robe hoch, ziehe ihm die Unterhose weg – so ein ausgeleiertes Ding – dann schütte ich ihm den Froschlaich hinein. Sein Hintern ist gar nicht so knochig, wie ich dachte. Er hat eine Form, die gerade zu dazu einlädt, drauf zu hauen. Ich gebe dem Impuls nach und schlage mit der flachen Hand fest zu. Es klatscht laut. Peter kichert hämisch und ich lache mich über die ganze Situation kaputt. Wieselflink machen wir uns auf und davon. Snape bleibt verdattert und wahrscheinlich auch gedemütigt und wütend hinter uns zurück. Wir fahren zu James. Remus wird nach den Feiertagen nachkommen und so werden wir Gelegenheit dazu haben, weitere Verwandlungen zu üben. Ich habe nachgedacht, geplant und ein bisschen aus dem Fenster geträumt, denn Lily streitet mal wieder mit James und da will ich nicht stören. „Was habt ihr wieder mit Snape angestellt? Er ist wie eine zerrupfte Fledermaus durch die Eingangshalle geschlichen“, klagt sie an. „Und was hat das mit uns zu tun?“ „Ihr liegt doch schon immer im Dauerclinch mit ihm, als ob ich das nicht wüsste.“ „Wann soll das denn gewesen sein?“ erwidert James gereizt. Er will sich nichts von Lily vorschreiben lassen, aber dieses Mal kann er sich gar keiner Schuld bewusst sein. Ich habe nicht die geringste Lust, die Sache aufzuklären. Zum einen macht mir die Streiterei viel zu viel Spaß. Zum anderen habe ich keine Lust zum Objekt von Lilys Schimpftirade zu werden. Peter grinst mich an und beschließt wohl ebenfalls, lieber zu schweigen. „Heute Morgen, eine halbe Stunde bevor der Zug abgefahren ist“, ist die Antwort. „Da war ich in den Umkleideräumen und habe meinen Besen gesucht.“ „Und? Hast du Zeugen?“ „Zeugen? Spinnst du? Nein, ich war allein!“ er klingt völlig entrüstet. „Du, Lily“, sage ich. „Das stimmt aber. James war wirklich unten und hat nach seinem Besen gesucht.“ „Du bist sein bester Freund und gibst ihm ein Alibi, wahrscheinlich warst du sogar bei der Sache, was auch immer es war, dabei – Pft!“ und wieder mal schmollt sie.  Mrs Potters zweiter Sohn E s wird echt schön sein, wieder bei den Potters zu sein. Dort ist das Zuhause, das ich nie gekannt habe. Mr Potter hat uns alleine abgeholt. Seine Frau hat eine Erkältung und ist zu Hause geblieben. Sofort bitte ich ihn, einen Abstecher in die Winkelgasse zu machen. „Warum möchtest du dort hin, mein Junge?“ fragt er. „Ich möchte gerne etwas kaufen, Sir.“ „Hast du überhaupt noch Gold?“ Ich werde rot. Außer ein paar Kupfermünzen bin ich pleite, aber das will ich nicht vor Mr Potter zugeben. „Dein Onkel hat mir das letztens gegeben, vielleicht löst das dein Problem.“ Er gibt mir einen kleinen Beutel und der ist schwer. Als ich hinein sehe, tummeln sich darin fröhlich einige Goldmünzen. „Alphard hat gesagt, dass du an Weihnachten so traurig ausgesehen hast, als er erwähnt hat, dass du ihn nicht besuchen darfst. Er hat gemeint, du sollst nicht denken, dass er dich nicht mag und ich soll dir doch den Beutel geben, denn er ist sich sicher, dass deine Eltern dir nichts mehr geben werden.“ Ich lächle ihn erfreut an. „Ab mit euch beiden in die Winkelgasse. Ich warte im Tropfenden Kessel auf euch.“ „Was willst du hier eigentlich?“ fragt James. „Deine Mom ist doch krank und da möchte ich ihr ein Geschenk mitbringen. Was, meinst du, würde ihr gefallen?“ James grinst. „Du, das ist echt nett von dir. Blumen, jede Art von Blumen.“ Wir durchstreifen die Winkelgasse, bis ich das Gesuchte finde. Veilchen. Schon bald sind wir im Tropfenden Kessel zurück und reisen nach Godrics Hollow. Mrs Potter hat fiebrig glänzende Augen und rote, heiße Wangen, aber sie steht in der Küche und kocht für uns und sie sieht echt krank und müde aus. „Mom, du lieber Himmel“, ruft James. „Geh ins Bett. Du bist krank.“ „Aber mein Junge“, sagt sie heiser. „Du bist doch heimgekommen und Besuch hast du auch mitgebracht.“ „Mrs Potter, gehen sie sich doch auskurieren“, beschwöre ich sie. „Bitte. James und ich kümmern uns schon um alles.“ „Aber Sirius, du bist doch ein Gast.“ „Schon, Mrs Potter, aber ich bin doch nur Sirius und ich fühle mich hier mehr zu Hause als in Grimmauld Platz.“ Sie wirft mir einen liebevollen Blick zu und lässt sich – immer noch etwas widerstrebend - von ihrem Mann nach oben führen. Wir stehen recht hilflos in der Küche und sehen unzähligen Töpfen, Pfannen und Kesseln beim Kochen zu. Ich habe nich die geringste Ahnung, was wir damit anfangen sollen. Plötzlich kocht einer der Kessel über und eine weiße Masse tropft auf den Herd. James springt dazu und zieht das Ding vom Feuer. Dabei verbrennt er sich unheimlich die Finger. Eine gewaltige Qualmwolke driftet stinkend durch den Raum. „Shit!“ ruft er und lässt das Ding wieder auf die Platte fallen. (Den Ausdruck hat er von mir und seine Mutter würde eine solche Sprache sicher nicht dulden.) Ich schnappe mir einen Lappen und ziehe den Kessel vom Herd. Wir versuchen zu retten, was zu retten ist, bis Mr Potter wieder hereinkommt. „Großer Merlin, Jungs“, hustet er, „was ist denn hier los?“ „Alles ist plötzlich übergekocht, Dad.“ „Wir haben versucht, das Schlimmste zu verhindern, Mr Potter.“ Er hilft uns sofort und zeigt uns, wie man es richtig macht. Es dauert über eine Stunde, bis wir das Essen auf den Tisch bringen können. James Vater stellt seiner Frau eine Portion auf ein Tablett und will es nach oben bringen. „Gehen sie rauf?“ frage ich. „Ja. Warum?“ „Bitte, nehmen sie ihr doch die Blumen mit. Es war alles plötzlich so hektisch, da habe ich es ganz vergessen.“ Ich gebe ihm die Veilchen. „Das ist wirklich nett von dir, mein Junge. Aber woher weist du, dass Veilchen ihre Lieblingsblumen sind?“ „Das wusste ich gar nicht. Es ist nur so, dass ich Veilchen auch total gern mag.“ Er lächelt mich herzlich an und nimmt die Blumen mit nach oben. Ich setze mich zu James an den Tisch und wir fangen an zu essen. „Uff, Padfoot, es sieht so aus, als würden wir lernen müssen zu kochen, Mum fällt mindestens für eine Woche aus.“ „Das schaffen wir schon. Kann auch nicht schwieriger sein, als so ein bekloppter Zaubertrank vom alten Leech.“ „Na ja, aber es hat noch keiner behauptet, dass Zaubertränke auch schmecken müssen, oder?“ meint James trocken. Ich habe mir gerade einen Löffel voller Essen in den Mund geschoben und pruste die ganze Portion über den Tisch. Dann muss ich husten. „Das – war – echt – fies“, stoße ich zwischen den einzelnen Hustern aus. James grinst verhalten. Da kommt sein Vater zurück. „Sirius, meine Frau möchte, dass du nachher nach oben kommst, sie will sich für die Blumen bedanken.“ „Aber das war doch nichts, Sir, hab ich doch gerne gemacht“, stammle ich. „Weist du, mein Junge, als James gesagt hat, er wolle dich mitbringen, hatte ich zuerst so meine Bedenken … Das Haus der Black ist im Auroren Hauptquartier nur zu bekannt … Aber inzwischen weis ich, dass du anders bist und ich bin froh, dass mein Sohn in Hogwarts einen so guten Freund gefunden hat.“ Jetzt werde ich echt rot. „Danke“, murmle ich. Das ist mir jetzt echt peinlich, so gelobt zu werden. „Yeah, Padfoot. Du bist echt der beste Kumpel, den ich je hatte. Du und Remus“, fügt James an. „Und du bist der beste, den ich je hatte. Du und Remus“, erwidere ich etwas heiser. „Ihr mögt euren Freund, den Werwolf, wirklich gern“, sagt Mr Potter etwas erstaunt und wir nicken zustimmend. „Zuerst dachte ich, er täte euch nur Leid, dann habe ich gemerkt, was für ein anständiger Bursche er ist. Aber ich hätte nicht gedacht, dass so junge Leute, wie ihr, das bemerken und es auch zu würdigen wissen.“ „Weist du Dad“, erklärt James, „Moony war schon unser Freund, bevor wir wussten, was er ist. Und er ist echt ein Klasse Kumpel.“ „Dann haben wir uns so unsere Gedanken darüber gemacht, warum er so oft krank ist“, setze ich fort, „wir sind recht schnell auf den Vollmond gekommen.“ „Dann sind wir ihm nach. Du hattest mir ja den Umhang geschickt und wir konnten es ungesehen tun.“ „Wir sind ganz schön erschrocken, als wir ihn bei seiner Verwandlung gesehen haben…“ „Ihr habt ihn dabei gesehen?!“ wirft Mr Potter erschrocken ein. „Yeah“, erwidert James. „Pure Neugierde. Aber uns ist nichts passiert.“ „Danach sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es echt cool ist, einen Werwolf zum Freund zu haben. Wer hat das schon?“ „Deine Abenteuerlust, nicht wahr, mein Sohn.“ „Yeah. Aber nicht nur. Moony ist echt schlau und kann die Dinge abwägen. Es ist echt gut, jemand zu kennen, der das kann“, meint James. „Yeah, Mr Potter und man kann sich mit Moony auch echt Spitze unterhalten. Er kann voll gut zuhören und weis immer einen guten Rat“, füge ich hinzu. „Also Jungs, jetzt was anderes: Wie wollen wir mit dem Haushalt fertig werden? Ich kann ein bisschen Kochen, aber es hängt noch viel mehr dran.“ „Wir helfen dir natürlich, Dad“, sagt James sofort. „Aber sicher, Mr Potter“, bestätige ich. Der Alte lächelt zufrieden. Dann erzählt er uns, während wir fertig essen, eine wilde Geschichte darüber, wie er gelernt hat zu kochen. Darin kommen ein Troll, ein Vampir und ein Riese vor, die sich nicht auf die richtige Zubereitung eines verirrten Magiers und dessen Eule einigen konnten und ein gewaltiger Kupferkessel, der dann das Problem auf recht unerwartete Weise gelöst hat. Sogar James hört dieses Mal zu, er scheint diese witzige Geschichte noch nicht zu kennen. Nach dem Essen gehe ich zu James Mutter hinauf, wie sie sich es gewünscht hat. Allzu lange will ich nicht bleiben, denn in der Küche steht noch das ganze Geschirr rum und ich will Prongs nicht damit alleine lassen. „Machen sie sich keine Sorgen, Mrs Potter. Wir schaffen das schon“, besänftige ich sie, denn sie will fast schon wieder aufstehen, um mitzuhelfen. „Bitte, werden sie doch erst mal wieder gesund. Sie sind eine so liebe Mum und James hat sie so gern. Sie müssen sich einfach ausruhen.“ Sie wirft mir einen liebevollen Blick zu. „Du siehst plötzlich ganz traurig aus, mein Junge“, flüstert sie heiser. Ich will mit einer gemurmelten Entschuldigung verlegen das Zimmer verlassen, aber sie hält mich zurück. Ihre Hand ist wirklich schrecklich heiß, aber ihr Griff ist sehr fest. „Was ist los, mein Lieber?“ flüstert sie. „Ich bin so neidisch auf James“, bricht es aus mir heraus. „Manchmal, verstehen sie … Er hat so großartige Eltern … Und was habe ich? Nur dieses schreckliche, verkommene, düstere Haus, wo es keine Liebe gibt und diese Wahnsinnige als Mutter … Verstehen sie mich bitte nicht falsch – James ist mein bester Freund und ich würde echt alles für ihn tun – darum finde ich es auch so mies von mir, auf ihn eifersüchtig zu sein … Aber ich kann gegen dieses Gefühl nicht an, wenn ich höre, wie liebevoll er von ihnen redet. Wie gerne er immer wieder nach Hause fährt. Wie frei, ja frei, er mit ihnen und ihrem Mann sprechen kann und seine eigene Meinung vertreten darf. Das dürfte ich mir zu Hause nie erlauben. Nicht, dass ich es nicht trotzdem täte … So neidisch, Mrs Potter, dass es richtig weh tut.“ Sie hat mir genau zugehört und sieht die unvergossenen Tränen in meinen Augen schimmern. „Mein armer Junge“, haucht sie. „Aber es sollte dir doch inzwischen klar sein, dass du hier immer willkommen bist.“ „Das weis ich doch, Mrs Potter und ich bin ihnen auch so unermesslich dankbar dafür. Aber ich habe dabei ein furchtbar schlechtes Gewissen. Ich habe irgendwie das Gefühl, James sozusagen seine Eltern – nun – zu stehlen…“ „Aber Sirius, andere Leute haben doch auch mehr als ein Kind und sie lieben sie alle. Warum sollten wir dann ein Problem damit haben, dich und James zu lieben. Für mich bist so sowas wie ein zweiter Sohn.“ Jetzt weine ich wirklich. „Aber leider bin ich nicht ihr Sohn. Ich bin der Sohn dieser Geistesgestörten…“ „Deine Empfindungen sind in dieser Sache wichtig, nicht irgendwelche belanglose Tatsachen.“ Ich habe mich neben das Bett gekniet. Jetzt verberge ich mein Gesicht in ihrer Bettdecke und heule mir schier die Seele aus dem Leib. Es war fast zuviel gewesen, zu sehen, dass es ihr nicht gut geht. In meinem Tiefst Inneren ist sie für mich meine Mutter. Sie streicht sanft übers Haar und murmelt. „So gern hast du uns, mein Junge?“ Ich nicke wild in ihre Bettdecke hinein. Dann fällt mir ein, was Remus damals zu mir gesagt hat … Schaff dir doch hier deine eigene Familie … So hat er es wohl nicht gemeint, aber wie es kommt, so kommt es. Ich hebe wieder den Kopf und rede leise weiter. „Ich habe mich so auf die Ferien bei ihnen gefreut. Es war mir als würde ich heimfahren. Verstehen sie, nicht nach Hause – heim!“ Sie streicht mir über mein tränenverschmiertes Gesicht und zupft nach einem Taschentuch. „Schnauben“, sagt sie bestimmt. Ich putze mir die Nase. „Ich habe es schon gesagt und ich habe es auch so gemeint: Du bist für mich wie ein Sohn. Du musst nicht eifersüchtig auf James sein, denn wir haben dich so gern wie ihn. Wir wollten immer viele Kinder haben, aber es ist nur James geworden. Du musst auch kein schlechtes Gewissen haben, weil du gerne bei uns bist. Es ist einfach nur in Ordnung. Auch James hat dich sehr gern … So gern, wie er hoffentlich einen Bruder gehabt hätte. Ihr seid Freunde. Ihr könnt doch auch sowas wie Brüder sein.“ Der letzte Satz klingt schrecklich sehnsüchtig. „Nur zu gerne“, schniefe ich. „Viel zu gerne, Mrs Potter.“ „Geh jetzt, mein Lieber, denn nun bin ich wirklich müde und möchte gerne schlafen.“ Ich stehe auf und gebe ihr einen Kuss auf die Backe. Ihre Augen strahlen. „Gute Nacht, Mrs Potter“, murmle ich und als ich das Zimmer schon fast verlassen habe, ganz, ganz leise, „…Mum…“ Ich gehe zuerst ins Bad - die Beiden unten müssen nicht sehen, dass ich geweint habe - und wasche mir das Gesicht ab. Dann gehe ich wieder in die Küche hinunter. Schon bevor ich die Tür öffnen kann, höre ich James atemlos lachen. „Weiter Dad“, ruft er, „das ist echt cool.“ Neugierig öffne ich die Tür und sehe wie Töpfe, Pfannen, Teller und Besteck eine Art Ballett mitten in der Luft aufführen. Mr Potter steht mitten im Raum und dirigiert das ganze Zeug mit seinem Zauberstab. Es sieht wirklich urkomisch aus. Schließlich lässt er alles an seinen angestammten Platz fliegen. „Das bist du ja wieder, Sirius“, sagt er als er meiner gewahr wird. „Schläft meine Frau?“ „Ich glaube schon“, antworte ich. „Sie war sehr müde als ich ging.“ „Bin ich auch“, meint James. „Kommst du mit hoch, Padfoot?“ „Sirius, mein Junge“, wirft Mr Potter rasch ein, „bleibst du bitte noch einen Moment?“ Ich nickte und höre wie mein Freund die Treppe hinaufstapft. „Du siehst aus, als wäre eben etwas – nun - Besonderes geschehen“, fragt er mich freundlich. „Ja, Sir, schon irgendwie.“ „Was war denn?“ „Ich hatte ein sehr – äh - wichtiges Gespräch mit Mrs Potter. Es ging darum, dass ich eifersüchtig auf James bin…“ Ich erzähle ihm alles, worüber ich mich mit seiner Frau unterhalten habe. „…und dann bin ich ins Bad und habe mir das Gesicht abgewaschen. Ich wollte nicht, dass James mich für eine Heulsuse hält“, ende ich. „Tränen, mein Junge, lass dir das gesagt sein, sind kein Zeichen von Schwäche. Sie sind nur ein Zeichen für tiefe, eindringliche Gefühle. Und, was das andere betrifft, hat meine Frau natürlich ganz Recht. Auch ich würde mich sehr freuen, wenn James für dich eine Art Bruder wäre.“ Tränen sind kein Zeichen von Schwäche, hat er gesagt. Ich habe als Kind ganz was anderes gelernt. Er schaut mich fragend an. „Glaubst du mir nicht? Du bist hier wirklich willkommen…“ „Das ist es nicht, Sir. Das habe ich immer so empfunden. Nein, es geht um das, was sie über Tränen gesagt haben. Ich dachte immer, ein Junge, der weint wie ein Baby, sei ein – äh, nun – ein Weichei…“ „Nein, Sirius, nein, gewiss nicht. Gefühle sind etwas sehr Starkes. Sie sollten ausgelebt werden, solange man keinem anderen damit schadet. Du schämst dich ja auch nicht dafür, wenn du etwas komisch findest und darüber herzlich lachst, oder?“ Das ist es wert, dass man darüber nachdenkt. Lachen … Nun, ich lache gerne und viel. Remus ist nicht ganz damit einverstanden, wenn wir uns über Snivellus lustig machen … aber das ist dann wohl die Sache mit einem Anderen schaden… „Ja Sir“, sage ich. „Ja, ich verstehe. So hat es mir noch niemand erklärt.“ „Geh rauf, mein Junge und überschlaf das. Es ist eh schon spät.“ „Ja, Mr Potter und Gute Nacht.“  Unerwartete Aufgaben A m nächsten Morgen versuchen wir, ein Frühstück zu Stande zu bringen. Mit äußerst mäßigem Erfolg: Die Brötchen sind verkohlt, Schinken und Ei verbrannt – ein paar zerbrochene Eier kleben auch am Boden - der Kaffee ist lauwarm und sieht eher wie Tee aus, die Milch ist übergekocht und die Marmelade haben wir erst gar nicht gefunden. Um alles richtig zu machen, sind wir schon im Morgengrauen aufgestanden, als die beiden Erwachsenen noch schliefen und jetzt stehen wir vor dem jämmerlichen Ergebnis unserer Mühen. Wir knuspern gerade an den Kohlebrötchen herum, als Mr Potter zur Tür herein kommt. Eine dichte, schwarze Qualmwolke steht im Raum und es riecht brenzlig. „Was habt denn hier angestellt?“ hustet er. „Frühstück gemacht!“ ist die klägliche Antwort. James Vater geht zum Fenster hinüber und reißt es auf. Langsam ist wieder etwas vom Zimmer zu erkennen, weil der Rauch nun abziehen kann. Er wirft einen doch sehr zweifelnden Blick auf das Chaos, das wir veranstaltet haben und meint: „Das mit dem Mittagessen überlasst ihr dann wohl doch besser mir. Ihr könnt zuschauen, wenn ihr wollt. Vielleicht lernt ihr ja was dabei.“ Etwas später schrubbt James die übergekochte Milch vom Herd und den Glibber von den Dielen und ich entsorge mit Mr Potter die verkohlten Brötchen, samt Schinken und Ei. Er hat uns gezeigt, wie man richtig ein Frühstück macht, wo die Marmelade und die anderen Sachen stehen, die man so braucht. Jetzt sind wir erst mal satt und werden uns unter seiner Aufsicht weiter um den Haushalt kümmern. Da wir in seiner Gegenwart keine Magie benutzen dürfen, wird es eine ziemlich harte Arbeit – Muskelschmalz ist gefragt. Es macht jedoch wirklich riesigen Spaß, ihm später beim Kochen zuzusehen. Sein Zauberstab wirbelt elegant durch die Luft und die Zutaten fliegen von alleine in die Töpfe, die Kochlöffel rühren selbständig um und Mr Potter summt fröhlich vor sich hin. Ab und an lässt er eine Bemerkung fallen, was er da eigentlich tut. Das Ergebnis seiner Bemühungen ist zwar etwas exotisch, aber echt lecker. Er trägt erneut eine Portion zu seiner Frau hinauf und wir stopfen uns voll, dann machen wir uns daran, die Küche wieder in einen vorzeigbaren Zustand zu versetzen – nicht weiter schlimm, abspülen können wir inzwischen. Wir sind fast fertig, als Mr Potter wieder herunter kommt. „Gut gemacht, Jungs, geht jetzt ein bisschen eure Ferien genießen“, meint er mit einem freundlichen Lächeln. „Und vielen Dank, für eure tolle Hilfe…“ Wir grinsen ihn an, flitzen aus dem Zimmer und aus dem Haus, dann spazieren wir durch den Ort und hängen beide unseren Gedanken nach. Unsere Schritte führen uns zu meiner Lieblingsbrücke. Lange Zeit starren wir schweigend in den Fluß. „Ganz schön viel Arbeit, die Mum da jeden Tag hat“, murmelt James nach einiger Zeit. „Yeah. Davon hatte ich keine Ahnung“, erwidere ich. „Aber Dad ist echt witzig, wenn er kocht.“ „Yeah und das Essen schmeckt, auch wenn es ganz schön seltsam ist.“ James lacht in sich hinein. „Yeah. Dad ist schon ein ulkiger Vogel.“ „Wie schaut´s aus, Prongs? Wann wollen wir die Verschwindezauber üben? Können wir nur machen, solange Remus noch nicht da ist.“ „Wie müde glaubst du, werden wir heute Abend sein?“ gibt er zurück. „Wird schon gehen. Solange ich ein paar Stunden schlafen kann.“ „Klar, meinen Schlaf brauche ich auch, aber so ein paar Stunden sollten wir schon üben, wenn wir mit den Animagi weiter kommen wollen.“ Wir starren weiter in den Fluss. „Mir ist langweilig“, meine ich nach einiger Zeit. „Ne Runde fliegen?“ „Hhm, weis nicht. Moony fehlt mir irgendwie.“ „Yeah, mir auch. Dieser verdammte Werwolffluch.“ Wobei wir ganz vergessen, dass es dieses Mal gar nicht der Vollmond ist, der Moony nach Hause gebracht hat. „Lass uns einfach noch ein bisschen durch den Ort zockeln“, schlage ich vor. James nickt und wir latschen weiter. Mitten im Ort sehen wir King Cool und seine Gang auf der anderen Straßenseite. Ihre Blicke fallen auf uns und sie machen sich mit einem Affenzahn aus dem Staub. James schaut mich an, ich schaue James an, dann beginnen wir beide schallend zu lachen. „Die hatten es aber eilig“, prustet James. „Denen ist wohl eine dringende Verabredung eingefallen“, setze ich hinzu. „Yeah. Mit Mamis Schürzenzipfel…“ „…oder dem nächsten Mauseloch.“ Dieser kleine Zwischenfall hat meine Langweile vertrieben und wir strolchen weiter durch den Ort bis es anfängt dunkel zu werden. Als wir das Chaos nach dem Abendessen in der Küche wieder gebändigt haben, gehen wir rauf in James Zimmer. Wir sind beide nicht mehr besonders munter, nehmen aber trotzdem unsere Übungen auf. Die Verschwinde Zauber sind schwieriger als alles, was wir vorher schon ausprobiert haben. Man muss sich gewaltig konzentrieren und es fällt einem schwer, das zu tun, wenn man dauernd gähnen muss und einem die Augen vor Müdigkeit tränen. Orion sieht wirklich eigenartig aus, da nur noch Kopf und Schwanz vorhanden sind und der Rest unsichtbar ist. Es dauert, bis es mir gelingt, den ganzen Kater wieder sichtbar zu machen. Das Tier ist schon längst kein kleines Katerchen mehr, er ähnelt eher einem etwas klein geratenen schwarzen Panther. Er maunzt mich so lange anklagend an, bis er wieder vollständig ist. Dann verschwindet er auf den Schrank und putzt sich beleidigt das ganze Fell. Die alte Schuhu schwirrt aufgeregt durchs Zimmer bis es James gelingt, ihre Flügel wieder sichtbar zu machen. Schließlich lassen wir uns erschöpft in unsere Betten fallen. „So ganz das Wahre war das heute wohl nicht“, gähnt James. „Nee, echt nicht. Da dürfen wir uns noch ganz schön anstrengen“, erwidere ich und auch mir fallen fast schon die Augen zu. Wie die Katzen rollen wir uns in unseren Betten zusammen und liegen kurz drauf in Morpheus Armen. Auch in den nächsten Tagen geht es uns nicht viel besser. Der Haushalt, nachmittägliche Spaziergänge und dann mangelhafte Versuche, unsere Haustiere verschwinden zu lassen. Hin und wieder schleiche ich mich auf einen kurzen Abstecher zu Mrs Potter, um zu sehen wie es ihr geht. Ich habe sie wirklich so wahnsinnig gern. Die Zeit vergeht rasch und Mrs Potter kann wieder aufstehen, genau an dem Tag, als Remus hereinschneit. „Danke“, sagt er zu den Potters, „dass ich wieder herkommen durfte.“ Mrs Potter lächelt ihn an und nickt freundlich. „Aber gern geschehen“, meint Mr Potter. „Ab mit euch ihr Rasselbande, hier geht jetzt alles wieder seinen gewohnten Gang…“ „Können wir die Besen haben, Dad?“ fragt James bittend. Sein Vater wirft einen prüfenden Blick von einem zum anderen und er verweilt auf Remus, bis der bekräftigend nickt. „Aber vorsichtig sein…“ James stürmt zur Besenkammer und nur wenige Minuten später sind wir am verlassenen Grundstück. Wir trainieren für James Quidditch Finale. Unsere Hausmannschaft liegt so gut, dass wir den Pokal gewinnen werden, wenn wir das Spiel gewinnen. Andern falls hat ihn Slytherin … und das gönnt ihnen keiner von uns. Der Rest der Ferien ist wesentlich erholsamer, als die erste Woche, aber Zeit, unsere Verschwinde Zauber zu üben haben wir auch nicht, weil ja jetzt Moony bei uns ist.  Gespräch mit Moony K aum sind wir wieder in Hogwarts zurück, ist das einzige Thema das Quidditch Finale. Es geht nämlich nicht nur um den Pokal, sondern auch um die Führung in der Hausmeisterschaft. Meistens sind es nur Gryffindor und Slytherin, die sich darum streiten. Ravenclaw und Huffelpuff haben zwar auch eine Menge Punkte, aber sie kommen so gut wie nie an die beiden anderen Häuser heran. Es kommt zu Kabbeleien zwischen den Unterrichtsstunden und so manch ein Fluch oder Zauber fliegt hin und her. Eigenartiger Weise scheint das den alten Snivellus nie zu interessieren. Er ist nie bei denen dabei, die Ärger machen und verhält sich in letzter Zeit seltsam still. Vielleicht plant er ja was Größeres. Es hagelt nur so Punktabzüge für beide Häuser, aber sie führen trotzdem noch immer in der Meisterschaft. Es ist ziemlich unruhig und daher nicht angesagt, nachts durchs Schloss zu streunen. Wir verschieben das bis nach dem Finale. Auch hat James nun derartig oft Training, dass er neben Unterricht und Hausaufgaben eigentlich nur noch schlafen will. Ein böser Brief von zu Hause erreicht mich wieder mal: Du Schande meiner Lenden, du bist in diesem Sommer zu Hause nicht erwünscht. Wir bekommen Besuch von Verwandten aus dem Ausland und ich lasse mir meinen guten Ruf nicht von einem kleinen Bastard wie dir verderben. Sieh zu, wo du im Sommer bleibst. Hier will ich dich auf jeden Fall nicht sehen. Aber ich denke, diese heiligen Potters werden dich schon wieder aufnehmen, du bist ohnehin die meiste Zeit bei ihnen. Wenn ich da an deinen lieben Bruder, Regulus denke … Ja, mit dem kann man Staat machen. Warum bist du nur eine solche Missgeburt geworden, wir haben uns doch soviel Mühe mit deiner Erziehung gegeben. Aber wahrscheinlich bist du wirklich bei der Geburt vertauscht worden. Du bist so aus der Art geschlagen, dass es mir mein Mutterherz zerreißt … Du bist eine einzige Schande. Kassiopeia Black Ich habe den Brief zwar schon am Morgen bekommen, wollte mir aber nicht den Tag damit verderben und so lese ich ihn erst gegen Abend, als ich kurze Zeit alleine im Schlafsaal bin, dann starre ich auf die gemeinen, beleidigenden Zeilen und auf einmal tropfen Tränen auf das Pergament. Orion schleicht sich an, springt auf meinen Schoß und rollt sich dort schnurrend zusammen. Er will mich trösten und ich kraule gedankenverloren seinen weichen Pelz. Es ist ja nicht so, dass ich im Sommer nach Grimmauld Platz zurückkehren wollte. Ich wollte ohnehin nach Godrics Hollow. Nur, die Vorwürfe, die sie mir macht sind so … so ungerechtfertigt … Es gibt mir plötzlich einen Stich ins Herz, als wäre ich wirklich der ungeratene Sohn, von dem sie schreibt und nicht sie die üble Mutter. Die Tür zum Schlafsaal wird geöffnet und Remus kommt herein. „Padfoot?“ fragt er. „Bist du da?“ „Yeah“, sage ich ganz leise und klinge verheult. Moony kommt zu meinem Bett und wirft einen Blick hinter die Vorhänge. „Sirius, was ist los? Du bist ja völlig aufgelöst.“ Ich will nicht sprechen, ich traue meiner Stimme nicht und so drücke ihm einfach nur den Brief in die Hand. „Was ist damit? Soll ich ihn lesen?“ Ich nicke und weiter laufen mir die Tränen übers Gesicht. Moony vertieft sich in das Pergament. Seine Augen huschen über die Zeilen und sein Gesicht färbt sich abwechselnd rot und blas. „Shit!“ sagt er. „Das ist echt verdammt fies.“ Er drückt mir ein Taschentuch in die Hand und spricht weiter. „Das klingt so, als wärst du echt das Letzte, was rum läuft. Aber, Padfoot, das bist du nicht. Du bist ein echt netter, anständiger Kerl und man kann mit dir Klasse auskommen. Gib nichts auf einen derartigen Brief voller Hass und Verachtung.“ Ich weine immer noch. Im Moment habe ich das Gefühl, als würde mir etwas die Seele zerreißen. Dieser spezielle Brief, war heute mehr, als ich ertragen kann. „Ey“, sagt Moony leise, setzt sich neben mich aufs Bett und legt mir besänftigend den Arm um die Schultern. „Wir sind deine Freunde und du darfst nie glauben, dass wir auch nur im Geringsten so denken, wie deine Mutter.“ „Diese alte Vettel“, bricht es gequält aus mir heraus. „Ich wünschte, ich wäre nicht ihr Sohn. Ich wünschte, ich wäre der Sohn der Potters…“ „Soviel ich davon mitbekommen habe, wie sie mit dir umgehen, bist du für sie wie ihr Sohn.“ „Schon. Ich hatte an Ostern ein Gespräch mit Mrs Potter darüber, aber meine schlechtes Gewissen gegenüber James wird dadurch leider auch nicht geringer.“ „Warum redest du dann nicht einfach mit ihm darüber, Sirius.“ „Ich kann mir seine Antwort nur zu gut vorstellen“, erwidere ich. „Er würde mich ansehen, als sei ich nicht ganz richtig im Kopf und würde einfach nicht verstehen, von was ich rede. Wir sind wirklich wie Brüder. Aber eben nur wie und nicht wirklich. Dieser Brief heute hat mich aus dem schönen Traum gerissen, der Sohn der Potters zu sein und hat mir nur zu eindringlich klar gemacht, dass ich doch der Sohn meiner Mutter bin und das tut scheiß weh…“ „Es ist doch völlig egal, wessen Sohn du bist, mein Freund. Es kommt nur darauf an, was für eine Person, was für ein Mensch du bist. Und du bist ein wirklich prächtiger Mensch. Es spielt doch keine Rolle, von wem du abstammst, denn das kann sich keiner aussuchen.“ „Du hast Recht, Moony, ich kann es mir nicht aussuchen, in welche Familie ich geboren werde, aber auch wenn ich sie total ablehne, gehöre ich doch zu ihr und das ist so verdammt Scheiße.“ „Dann weine drüber, so wie du es tust. Weine, aber dann erinnere dich daran, dass du Freunde hast, die dich mögen und denen deine Leute völlig egal sind. Aber dann trocknest du deine Tränen und gehst einfach wieder zur Tagesordnung über. Was denkst du, wie oft ich nicht schon über den Werwolf geheult habe? Aber ich muss trotzdem weiter machen, wenn ich mich nicht umbringen will und seit ich euch kenne, will ich das sicher nicht mehr. Das Leben hat mir trotzt dieses Fluches zu viel zu bieten, als dass ich es so einfach würde wegwerfen wollen.“ So habe ich das noch nie gesehen und ich starre Moony groß an, denn es ist schon zum wiederholten Mal, dass er mir seine Freundschaft beteuert hat. Er ist ganz sicher mein Freund und das muss ich jetzt wirklich in meinen Kopf reinbringen. „Danke“, murmle ich. „Danke, mein Freund.“ Er grinst mich mit seinem typischen schiefen Grinsen an und es bricht mir fast das Herz. Er leidet selbst, leidet jeden Monat, immer wieder aufs Neue und er hat trotzdem noch ein so großes Herz, einen verwirrten Jungen zu trösten, denn genau das bin ich im Augenblick … ein verwirrter Junge. Liegt es daran, dass er schon älter ist oder ist er einfach so? So freundlich, so anständig, so mitfühlend? Ein echter Freund? Er nimmt seinen Arm von meiner Schulter und klopft mir auf den Rücken. „Kommst du mit runter Padfoot? Irgendwer hat Süßigkeiten organisiert und teilt sie aus.“ Ich nicke. „Danke, Moony, du hast mir jetzt echt geholfen“, schniefe ich. „Gern geschehen, mein Freund.“ Ich nutze jetzt jede freie Minute, um die Verschwinde Zauber zu üben. Ich will unbedingt die Animagus Verwandlung vorwärts treiben. Shit! – Ich will einfach nicht, dass er noch länger alleine ist, wenn er dem Fluch unterliegt. Es ist mir erst im Nachhinein klar geworden, was er da eigentlich gesagt hat: ‚…erst seit ich euch kenne, denke ich nicht mehr daran mich umzubringen…’ Das heißt doch, dass er früher schon oft darüber nachgedacht hat, wie wir es auch schon vermutet hatten. Meine Übungen lassen das Gefühl in mir aufkommen, wirklich etwas Sinnvolles zu tun und ich habe auch meine gute Laune wieder.  Kapitel 5: Triumph ------------------ Triumph… D as Quidditch Finale ist wahnsinnig spannend und nervenaufreibend. Es geht hin und her und Slytherin führt schon um fünfzig Punkte, als es James endlich gelingt, den Snatsch zu fangen und unserem Haus somit den Sieg zu sichern. Es gibt eine riesige Party in unserem Turm und ich komme zum ersten Mal in den Genuss von Butterbier. Das Gesöff ist wirklich großartig und vertreibt den letzten Rest von Unbehagen aus mir. Alle wollen James und den anderen Mitgliedern der Mannschaft auf die Schultern klopfen oder einfach nur gratulieren. Es wird sehr spät, bis sie verschwunden sind. Nur ich bin mit Remus und James im Gemeinschaftsraum zurückgeblieben. „Ich bin zu aufgedreht, um zu schlafen“, meint James. „Außerdem kriege ich jetzt Hunger. Das ganze Bier schwappt mir im Magen herum und er schreit nach etwas Deftigen.“ „Ein Abstecher in die Küche?“ schlage ich vor. James grinst abenteuerlustig und nickt zustimmend. „Kommst du mit Moony?“ Auch Remus hat von dem Bier getrunken und schlägt seine übliche Vorsicht in den Wind. „Yeah“, meint er. James sprintet nach oben und ist schon Sekunden später mit seinem genialen Umhang zurück. Wir packen uns zu dritt darunter und machen uns auf in die Küche. Die Hauselfen begrüßen uns so freudestrahlend wie üblich und schleppen einen halben Schinken an. Wir machen uns mit unserer Beute zu dem Zimmer auf, in dem wir schon so oft waren. Wir sind nicht ganz sicher auf den Beinen und purzeln regelrecht durch die Tür. Wir müssen uns erst einmal auseinander dividieren, bevor wir aufstehen können. Etwas mit der Beleuchtung stimmt nicht und auch James fällt das auf. Er schaut sich um. „Snivellus!“ keucht er. „Stolpert man denn überall über dich?“ Und tatsächlich ist es Snape, der dort auf der Fensterbank sitzt und uns schweigend anstarrt. Mir fällt unser Streich von vor den Osterferien ein und ich muss lachen. „Was ist, du Schleimball“, rufe ich daher. „Willst du noch eine Portion Froschlaich in die Hose haben? Scheint dir ja echt gefallen zu haben.“ Remus und James kennen die Geschichte noch nicht und werfen mir fragende Blicke zu. Ich beginne zu erzählen. James Augen beginnen spöttisch zu funkeln und er prustet los. Remus jedoch scheint das schon wieder mal falsch zu finden. Die steile Falte zwischen seinen Brauen sagt mir das nur zu deutlich… Na, dem erkläre ich dann schon, warum ich bei dem Streich mitgemacht habe – später. James wirft unserem Erzfeind einen abschätzenden Blick zu und sagt feixend: „Hat dir wohl echt gefallen, was Snivellus?“ Der wirft zwar seine üblichen Dolchblicke, gibt aber keine Antwort. Das reizt mich und ich trieze weiter: „Hast du deine Zunge verloren?“ Ich suche nach meinem Zauberstab. Wir sind hier mit ihm alleine, kein Lehrer weit und breit. Was, wenn er uns gleich einen Fluch entgegenschickt? Doch er bewegt sich nicht, macht keine Anstalten uns zu verhexen. Vielleicht hat er ja seinen Stab gar nicht dabei. „Was machst du hier?“ fauche ich ihn an. „Und was macht ihr hier?“ keift er zurück. „Was geht dich das an?“ knurrt James. „Das Selbe gilt für euch!“ gibt Snivellus wütend zurück. Wir werfen uns fragende Blicke zu. Wir waren schon so oft in diesem Zimmer und haben hier so viele Dinge besprochen. Was, wenn er zu viel gehört hat? Kann aber eigentlich nicht sein. Er hätte sein Wissen sicher gegen uns benutzt. „Hältst dich für die Krone der Schöpfung, was Potter?“ fährt er schneidend fort. „Bist ein unvergleichlicher Angeber, lässt dich feiern, nur weil du für Gryffindor heute dieses blöde Spiel gewonnen hast…“ James lässt sich diese Beleidigung natürlich nicht gefallen und gibt zurück: „Saure Trauben, Snivellus. Hättest du mitgespielt, wären wir jetzt noch draußen. Wahrscheinlich wärst du nicht mal vom Boden hoch gekommen…“ „Das schon“, schnaube ich verächtlich, „aber er hätte ihn wohl genauso schnell wieder gesehen…“ Remus mischt sich nicht ein, er schüttelt nur zweifelnd den Kopf. Ich muss es ihm nachher wirklich erklären. Snivellus funkelt uns weiter an und zischt durch seine zusammengebissenen Zähne: „Stimmt, ich bin ein schlechter Flieger, aber ich gebe nicht so gewaltig an wie du, Potter…“ Er beleidigt James und der ist mein Freund, fast mein Bruder. Der Hieb saß, denn James findet nicht gleich eine Antwort. „Das ist Können, Snivellus, echtes Können“, brülle ich ihn an und werde wirklich laut. „Leise, Sirius, sei leise“, meint Moony und legt mir besänftigend die Hand auf den Arm. „Du bringst noch Filch auf unsere Spur und das ist es nicht wert.“ „Richtig“, sagt James gepresst. „Gehen wir und lassen diesen Schleimbeutel hier alleine vor sich hinschleimen.“ Ich bin immer noch sauer und nicht so ganz bereit, den alten Snivellus so leicht davonkommen zu lassen, aber meine Freunde ziehen mich zur Tür und in den Gang hinaus. Draußen wirft James wieder den Umhang um uns und wir kehren mit unserer Beute, dem Schinken, den James immer noch in der Tasche seiner Robe hat, in unseren Turm zurück. Als wir am Feuer sitzen und uns den Schinken teilen, fragt mich James: „Warum hast du damals im Zug nichts gesagt, als Lily mich angefaucht hat, dass du an dem schleichenden Snape Schuld warst.“ „Ich hatte keine Lust, mich mit ihr zu streiten“, gebe ich zur Antwort. „Die Dame ist mir zu selbstbewusst…“ „Und warum hast du dann später nichts gesagt?“ will er wissen. „Ich habe es echt völlig vergessen“, antworte ich wahrheitsgemäß, „und so wichtig war mir das Ganze nun auch wieder nicht.“ Er brummt abwägend und gähnt schließlich. „OK“, meint er. „Ich bin müde. Ich geh pennen. Nacht, ihr zwei.“ Dann trollt er sich schlurfend und gähnend die Treppe hinauf. Remus wirft mir einen abschätzenden Blick zu. „Ich weis schon, Moony, dass du solche Aktionen nicht magst“, meine ich entschuldigend. „Es ist nur so, dass ich Peter einen Gefallen tun wollte, weil er mir Leid getan hat und das Ding mit dem Froschlaich war seine Idee.“ „Peter hat dir Leid getan? Warum denn?“ „Weil ihn James damals ziemlich angefaucht hat, als wir wegen ihm von Filch und McGonagall erwischt worden sind und nachsitzen mussten. Peter ist so ein armes Würstchen und so ein schrecklicher Tollpatsch, aber er kann doch nichts dafür. Da wollte ich ihm halt das Gefühl geben, dass wir ihn trotzdem mögen.“ Remus wiegt nachdenklich den Kopf. „Und dann hältst du das für den richtigen Weg?“ fragt er zweifelnd. „Damals hielt ich es für eine gute Idee…“ „Na ja“, meint Moony und zwinkert mir zu, dann kichert er leise in sich hinein. „Komisch ist die Vorstellung dann doch. Der alte Snape, der mit Froschlaich in der Unterhose durch die Gänge huscht und versucht, von keinem mit nassen Hintern gesehen zu werden…“ Seine Augen funkeln amüsiert und er steht auf. Er gibt mir einen leichten Schlag auf die Schulter und meint: „Gehen wir schlafen? Morgen ist auch noch ein Tag…“ Ich nicke und gemeinsam verschwinden wir in unseren Schlafsaal. Nach diesem zufälligen Zusammentreffen im verlassenen Zimmer sind wir uns alle einig, diesen Raum nie mehr aufzusuchen. Wir wollen nichts riskieren… Die Zeit vergeht jetzt wie im Flug und die Prüfungen sind schneller zu schreiben, als wir damit gerechnet haben. Aber James und ich haben ohnehin keinerlei Probleme damit, wie schon erwartet. Moony hat gelernt und Peter leidet, wie schon beim letzten Mal… Es ist ganz klar, dass uns die praktischen Prüfungen in Verwandlung besonders leicht fallen, wie auch die in Zauberkunst. Sogar Peter schlägt sich nicht schlecht, er scheint tatsächlich geübt zu haben…  ...und seine Folgen Die Prüfungen sind vorbei und wir vier sitzen am Haustisch und planen unsere Ferien. „Du kommst also wieder zwischen den Vollmonden zu mir, Moony, oder?“ fragt James gerade. „Wenn es deinen Leuten recht ist, nur zu gerne“, antwortet Remus. „Padfoot ist ja ohnehin die ganze Zeit bei dir, stimmt´s?“ Ich nicke. Die Sache ist natürlich schon längst abgesprochen. „Was ist mit dir, Peter?“ fragt er. „Ich habe meiner Mum versprochen, ihr im Haus zu helfen und dann fahren wir drei Wochen ans Meer. Das wird voll gut. Wir sehen uns am ersten September wieder.“ „Dann auf den ersten September“, meint James, nimmt seinen Kelch mit Kürbissaft und hebt ihn zum Toast. Wir stoßen an und trinken. Es dauert nur wenige Minuten, bis mir komisch wird. Es blubbert in meinem Magen, mir wird schlecht und es würgt mich. Ein Blick auf meine Freunde zeigt mir, dass es ihnen um keinen Deut besser geht. Wir wollen uns nichts anmerken lassen und rutschen unruhig auf unseren Plätzen hin und her. Wenn ich so grün im Gesicht bin, wie meine Kumpel, muss ich wirklich entsetzlich aussehen. Plötzlich halte ich das Rumoren in meinen Eingeweiden nicht mehr aus und springe auf. Gleichzeitig erheben sich die drei anderen und gemeinsam rennen wir, so schnell wir können, in die Klos im Erdgeschoss. Erst jetzt sehe ich, wem wir diese Nettigkeit zu verdanken hatten. Ich habe mich das oft gefragt und habe es meist auf verdorbenes Essen geschoben. Aber warum waren wir vier dann die einzigen, denen es so schlecht wurde? Ich musste erst sterben, um klar zu sehen. Es war Snivellus. Keine schlechte Leistung, für einen dreizehnjährigen Jungen. Aber ich wusste schon immer, dass er ein geradezu genialer Trankbrauer ist… Was nichts daran ändert, dass es damals eine ganz schöne Gemeinheit war… Nun ja. wahrscheinlich hatten wir es auch verdient… Wir schließen uns in den Kabinen ein. Ich weis nicht, was ich als erstes tun soll, Scheißen oder Kotzen. Dann nimmt mir mein Körper die Entscheidung ab und ich tue beides gleichzeitig. Ich höre Peter jammern. „Mann, ist mir schlecht.“ Ich huste, keuche, würge und kotze. Es rinnt wie Wasser aus mir heraus und in meinen Gedärmen gurgelt es. Den anderen geht es um keinen Deut besser. Mir steht der kalte Schweiß auf der Stirn und mir ist schwindlig. Es stinkt unsagbar in dem engen Abteil. Meine Kotze fließt über meine Schuhe und trägt dazu bei, alles noch schlimmer zu machen… Fast eine Stunde krümmen wir uns in den Kabinen, bis es uns endlich gelingt, uns wieder zu bewegen, ohne dass alles Mögliche aus uns herausschießt. Wir stützen uns gegenseitig und schleppen uns in den Krankenflügel zu Madame Pomfrey. Die Gute kann nichts Eindeutiges feststellen und gibt uns einen Heiltrank, der es uns wenigstens ermöglicht, im Bett zu bleiben, ohne in unserem eigenen Dreck zu liegen. Erst nach drei Tagen ist der Spuk vorbei und jetzt ist es schon Zeit, unsere Sachen zu packen, um nach Hause in die Ferien zu fahren.  Überraschung! Wir sitzen im Zug und diskutieren das, was mit uns geschehen sein könnte. „Vielleicht war es das Essen“, meint Moony. „Ich hab rum gefragt“, erwidert James. „Viele haben denselben Auflauf gegessen wie wir und Padfoot hatte Hühnchen. Das Essen kann es nicht gewesen sein.“ „Vielleicht war es der Kürbissaft“, ist meine Idee. „Irgendwie hat der komisch geschmeckt, als wir angestoßen haben.“ „Aber davon haben fast alle getrunken“, meint Moony. „Aber du hast Recht, das Zeug hatte einen eigenartigen Beigeschmack.“ Wir rätseln noch einige Zeit weiter, ohne zu einem wirklichen Ergebnis zu kommen. „Ich tippe auf Snape“, sagt Peter plötzlich. „Wie soll er denn das geschafft haben“, gibt James zurück. „Er war nicht mal in unserer Nähe.“ „Das weis ich auch nicht“, gibt Peter zu. „aber zutrauen würde ich es ihm schon, dass er versucht uns zu vergiften…“ „Nee, Peter“, meine ich. „Ich kann ihn auch nicht leiden, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie er das bewerkstelligt haben soll.“ Wie gesagt: In diesem Fall hatten wir Unrecht und Peter war auf dem richtigen Weg… Ich muss Snivellys Geschicklichkeit, an uns Rache zu nehmen, ohne dass wir ihm auf die Schliche kamen, echten, wenn auch widerwilligen Respekt zollen. Unsere Reise dauert fast den ganzen Tag und wir vertreiben uns die Zeit mit Kartenspielen. Es ist witzig, nicht zu wissen, wann einem der ganze Packen um die Ohren fliegt. Das tut er auch mehr als einmal und wir sengen uns mehrfach Augenbrauen und Haare an, was besonders in James Fall zu einem echten Lacherfolg wird. Die Potters erwarten uns am Gleis 9 ¾. „Dad, es ist doch OK, wenn Remus dann später in den Ferien auch auf einen Monat zu uns kommt, oder?“ fragt James. „Aber sicher, mein Sohn“, antwortet Mr Potter. Und an Moony gewandt. „Ich freue mich schon auf deinen Besuch, mein Junge. Schade, dass du nicht länger bleiben kannst.“ „Danke, Sir. Aber sie kennen den Grund und außerdem habe ich ihnen versprochen, vorsichtig zu sein.“ Mr Potter lächelt ihn an, als wäre er sein Lieblingsneffe und schüttelt ihm die Hand, als würde er mit ihm einen Handel abschließen. Zum ersten Mal werden wir auf Peters Mutter aufmerksam. Sie ist eine winzige Frau, kaum größer als ihr Sohn und sie hat eine Art um ihn herum zu glucken, dass mich kaum mehr was an Peters Charakter wundert. Einerseits benimmt sie sich, als wäre er zerbrechlich, andererseits tut sie so, als wäre er der beste und tollste Junge der Welt. Für mich wäre eine solche Behandlung nichts. Sie tut nämlich auch so, als wäre Peter noch ein kleiner, ein sehr kleiner Junge… James stupst mich an, als Remus sich verabschiedet hat und deutet mit dem Kopf auf diese peinliche Szene. „Ich habs gesehen“, murmle ich. „Mami Bubi…“ „Yeah“, grinst James. „das erklärt Vieles…“ Ich nicke und wir verlassen mit den Potters den Bahnhof. Es ist wieder wie ein nach Hause kommen, als ich das Haus in Godrics Hollow betrete. „Wir haben eine Überraschung für euch, Jungs“, meint Mrs Potter mit einem pfiffigen Lächeln. „Ja“, setzt Mr Potter hinzu. „Da Sirius sowieso die meiste Zeit bei uns ist und später auch noch Remus her kommt, haben wir etwas umgeräumt. Wir haben euch den ganzen Dachboden ausgebaut, damit ihr genügend Platz habt.“ Ich starre ihn ungläubig an. Die Potters sind so großartige Leute und ich liebe sie mehr, als jeden anderen Erwachsenen. „V-v-vielen Dank“, stammle ich. „Mum, Dad, ihr seid Spitze“ ruft James und eilt die Treppe hinauf. Mit einem dankbaren Lächeln auf die Beiden folge ich ihm. Der Raum, den die Potters für uns hergerichtet haben, ist so groß, wie unser Schlafsaal in Hogwarts und dort sind wir zu fünft… James ganze Einrichtung steht drinnen und auch für mich haben sie ein richtiges Bett und einen Schrank besorgt. „Stark“, sage ich zu James. Der grinst mich an. „Ich hab dir doch gesagt, dass meine Leute dich echt mögen. Mum hat mal gesagt, dass sie dich am Liebsten adoptieren würde, aber deine Familie würde nie zustimmen. Also Padfoot, fühl dich mal als mein Bruder…“ Ich werfe ihm einen verschleierten Blick zu, denn ich muss mich bemühen, um nicht vor Rührung zu flennen. „Ich fühl mich schon seit letztem Jahr als dein Bruder, seit damals, als ihr mich aus Grimmauld Platz raus geholt habt…“ Er legt mir eine Hand auf die Schulter und reicht mir die andere. „Brüder?“ sagt er einfach. „Brüder“, bestätige ich und schüttle ihm die Hand. Dann umarmen wir uns. Einige wunderbare Jahre lang waren wir auch Brüder und mehr als das. Er hat mir später das als Vermächtnis hinterlassen, was einem Mann das Meiste bedeutet – seinen Sohn. Aber auch das kam erst Jahre später… Wir packen aus und machen es uns in dem neuen Zimmer so richtig gemütlich. Die Dachschräge ist hoch über uns und keiner muss sich bücken, wenn er aufrecht stehen will. James Leute habe eine riesige Fototapete an eine der Wände gehängt und die anderen Wände sind mit wunderschönen Birkenpanelen bedeckt. Der ganze Raum riecht angenehm nach dem hellen Holz. Auf der riesigen Fototapete sieht man einen Wald und der verändert sich nach Tages- bzw. Jahreszeit, nach Regen, Schnee oder Sonne. Das Ding ist sowas von Klasse. Da kommen die verstaubten Wandbehänge in meinem Elternhaus gar nicht mit… Wir gehen zum Abendessen hinunter in die Küche. Es riecht wieder Mal besonders lecker. „Gefällt es euch“, fragt Mrs Potter unsicher. Ich strahle sie an und nicke. „Und wie!“ dann gehen wir beide gleichzeitig auf sie zu und geben ihr rechts und links einen Kuss auf die Backe. Sie umarmt uns glücklich und ich spüre, wie ihre Freudentränen in meine Haare tropfen. „Mum, Dad, das ist ganz große Klasse, erste Sahne“, grinst James seine Eltern an und ich nicke dazu. Mit fehlen ein bisschen die Worte. Noch nie hat sich jemand solche Mühe gemacht, um mir eine Freude zu machen… um mich glücklich zu sehen… noch nie… „Wir haben uns auch gedacht“, erklärt James Vater, „dass ihr jetzt in ein Alter kommt, wo ihr mehr Freiraum haben solltet. Ich habe das Zimmer so abgeschirmt, dass ihr ungestört eure magischen Übungen machen könnt. Ich bin sehr stolz auf eure Leistungen in Hogwarts. Dumbledore hat mir extra in einem Brief geschrieben, dass ihr bereits zum zweiten Mal die Jahrgangsbesten seid. Deswegen habe ich diesen kleinen Zauber auf den Raum gelegt, auch wenn es nicht ganz legal ist, wenn Minderjährige Magie ausüben. Aber wir sind hier Magier und die Genehmigung dafür bleibt auf dieses Zimmer dort oben beschränkt…“ Ich wechsle einen Blick mit James. Sein Vater muss doch etwas von unserer Magie in den letzten Ferien mitbekommen haben. Mr Potter bemerkt den Blickwechsel und schmunzelt. „Oh“, meint er. „Euer Abschirmzauber war völlig in Ordnung, aber ihr habt nicht bedacht, dass Magie manchmal etwas Lärm macht und da habe ich mir gedacht, besser mit meiner Zustimmung…“ „Danke, Mr Potter“, stammle ich. „Klasse, Dad“, meint James gleichzeitig. „Ihr plant etwas, das ist mir völlig klar“, sagt Mr Potter. Er hebt die Hand, um uns zum Schweigen zu bringen, als wir etwas darauf erwidern wollen. „Ich will gar nicht genau wissen, was. Ich sollte es wohl besser nicht wissen, glaube ich, denn schließlich arbeite ich immer noch für das Ministerium für Magie… Ihr müsst mir nicht versprechen, dass die Sache legal ist, OK? Versprecht mir nur, vorsichtig zu sein.“ „Versprochen!“ rufen wir wie aus einem Mund. Ein solches Zugeständnis ist mehr als nur einmalig. Es ist genau das, was wir für diesen Sommer brauchen! „Und bitte“, fügt Mrs Potter an, „bleibt nicht die ganze Zeit im Zimmer hocken, wenn das Wetter schön ist. Ihr seid noch so jung und braucht frische Luft…“ „Klar, Mum, versprochen!“ erwidert James sofort. Ich will mich endlich passend bei den Beiden bedanken und überlege mir die richtigen Worte. „Mr Potter – Mrs Potter. Sie beide sind echt Klasse“, sage ich daher, „Es hat sich noch nie einer so viel Mühe für mich gemacht. Das Zimmer ist echt stark, besonders die Tapete. Und die Erlaubnis dort Magie üben zu dürfen, das ist so…“ mir fehlen die richtigen Worte, obwohl ich sonst immer weis, was ich sagen soll. Ich strahle die Beiden einfach etwas verlegen an. Sie nicken mir wohlwollend zu. Sie verstehen mich, auch ohne viele Worte. „Dein Onkel Alphard hat dir fürs nächste Jahr wieder etwas Gold da gelassen und lässt dich schön grüßen. Er ist auf geheimer Mission im Ausland und er hat versprochen, dich hier zu besuchen, wenn er es noch in den Ferien schafft. Er hat sich mit Dumbledore in Verbindung gesetzt und dir für die Zukunft das Formular für Hogsmeade unterschrieben, da wir davon ausgegangen sind, dass deine Eltern immer noch nicht besser auf dich zu sprechen sind. Dumbledore hat seine Unterschrift akzeptiert.“ „Hogsmeade?“ murmelt James. „Aber Junge, das musst du doch wissen, alle Schüler ab dem Dritten Jahr dürfen von Zeit zu Zeit am Wochenende das Dorf besuchen.“ James starrt ihn an. Offensichtlich hat er es entweder noch nicht gewusst oder sich noch keine Gedanken darüber gemacht. „Du darfst natürlich auch hin, mein Liebling“, setzt seine Mutter hinzu. James grinst sie an, dann grinst er mich an. Er scheint schon einige spezielle Pläne für diese Wochenenden zu haben…  Animagi Übungen Endlich haben wir wirklich die Gelegenheit richtig zu üben. Zuerst verwandeln wir uns gegenseitig in Tiere und wieder zurück. Wir fangen klein an: mit Mäusen, Dachsen und Katzen. Orion streicht verdutzt um mich herum, als ich gerade die Gestalt eines Katers habe und maunzt mich an. Ich kann ihn fast verstehen, obwohl ich in der Verwandlung meinen menschlichen Verstand behalte. Er stupst mich mit seiner Nase an und schnüffelt an mir. Seine Augen funkeln, aber er beginnt freudig zu schnurren und streift an mir vorbei, wie er es auch immer tut, wenn ich ein Mensch bin. Dann schlägt er mit der Pfote nach mir, aber ohne die Krallen auszufahren. Er will mit mir spielen, wird mir sofort klar. Ich haue mit meiner Pfote zurück und kurz darauf jagen wir uns gegenseitig durchs Zimmer. James ragt turmhoch über uns auf und lacht sich schief. Dann schwingt er seinen Zauberstab und macht mich wieder zum Menschen. Orion bremst verdutzt ab und schaut zu mir auf, dann streicht er mir erneut schnurrend um die Beine. „Das war zu komisch, Padfoot“, kichert James. „Sirius, der Kater jagt Orion, den Kater. Hat es wenigstens Spaß gemacht?“ „Yeah. Versuch es doch selbst“, meine ich und schwinge meinen Stab. James verwandelt sich. Er ist selbst als Kater verstrubbelt und sein Fell steht nach allen Seiten ab. Plötzlich geht die Tür auf und Mr Potter kommt herein. „Ihr macht einen ganz schönen Krach“, meint er, dann verstummt er, weil er sehen muss, wie Orion und James sich durch die Bude jagen. Er kommt ganz ins Zimmer und macht die Tür zu. Er schaut mich verblüfft an. „Wo ist James?“ platzt er heraus. „… nein, Sirius, mein Junge, dazu könnt ihr unmöglich schon in der Lage sein…“ Ich grinse und schwinge meinen Stab. James steht wieder in eigener Gestalt vor uns. „Doch, Dad, sind wir“, grient er seinen Vater an. Der schüttelt den Kopf. „Erstaunlich“, meint er, „wirklich außerordentlich. Das ist jenseits der OZE Ebene und manche schaffen das nie. Und ihr beide seid erst zwölf…“ „Er ist dreizehn“, meint James und zeigt nachdrücklich auf mich. „Na gut, Sirius ist dreizehn, aber ich kenne keinen, der das erfolgreich geschafft hat, bevor er nicht mindestens sechzehn war…“ „Wir üben schon eine ganze Weile, Mr Potter“, meine ich. „Aber sie haben gesagt, sie würden nicht wissen wollen, was genau wir vorhaben.“ „Jetzt würde ich es doch gerne wissen, auch wenn es mich sicher in einen Gewissenskonflikt bringen wird.“ Ich wechsle einen Blick mit James. „Wir wollen dich nicht in Schwierigkeiten bringen, Dad, denn das, was wir vorhaben ist wirklich verboten, aber wir haben unsere guten Gründe, es trotzdem zu tun.“ „Hmm“, brummt sein Vater. „Ich werde es für mich behalten, das verspreche ich, aber ich bin jetzt wirklich neugierig, warum ihr ausgerechnet Verwandlungen übt.“ James nickt mir zu und ich antworte. „Moony.“ „Moony?“ fragt Mr Potter. „Moony, unser bester Freund Remus“, meine ich. „Wir machen uns große Sorgen um ihn. Er ist so einsam, wenn er zum Werwolf wird und wir haben Angst, dass ihn diese Einsamkeit eines schlimmen Tages dazu bringt, Selbstmord zu begehen.“ „Und dazu haben wir ihn viel zu gern, Dad“, fährt James fort. „Er ist ein viel zu feiner Kerl, ein viel zu guter Freund, als dass wir das zulassen dürften.“ „Und dann wollt ihr euch gegenseitig in Tiere verwandeln, dass ihr ihm während seiner Verwandlung Gesellschaft leisten könnt? Jungs, ich muss euch dringend davon abraten, als Tiere könnt ihr keinen Zauberstab benutzen. Ihr könnt euch nicht zurück verwandeln. Und ich weis nicht, ob Remus dazu in der Lage ist, wenn er wieder ein Mensch ist.“ „Nee, Dad, das ist nicht so ganz unser Plan“, erwidert James. „Was dann?“ „Animagi, Mr Potter“, antworte ich. „Animagi? Das ist wirklich nicht legal, schon gar nicht in eurem Alter. Und außerdem ist es schrecklich gefährlich und kann gewaltig schief gehen.“ „Das ist uns schon klar, Dad. Warum glaubst du, dass wir im letzten Jahr wie die Verrückten alle Arten von Verwandlungen geübt haben?“ Sein Vater seufzt. Dann setzt er sich auf James Bett und winkt uns, dass wir uns zu ihm setzen. Im Schneidersitz lassen wir uns vor ihm am Boden nieder. „Euch liegt wirklich viel an Remus, an - wie nennt ihr ihn – Moony?“ Wir nicken zustimmend und sehr ernst. Wir wissen, gleich kommt wieder eine Geschichte und zumindest ich bin sehr gespannt. „Ihr habt beide Recht, Freundschaft ist das Wichtigste, was es auf der Welt gibt. Ohne Freundschaft wäre die Welt sehr einsam. Jeder wäre nur für sich und keiner könnte dem anderen vertrauen… Ich will euch die Geschichte von einem guten Freund erzählen, einem Freund, der schon lange nicht mehr lebt, einem Freund, der wie ich glaube, für mich gestorben ist…“  Rodric Darkwood „Sein Namen war Rodric Darkwood“, beginnt Mr Potter seine Erzählung. „und wir waren Jahrgangs- und Hauskameraden in Hogwarts. Wir waren euch beiden recht ähnlich, nur gab es keinen dritten Freund. Nun, wir haben gemeinsam studiert und hatten auch in der Schule schon unseren Anteil an großartigen Abenteuern. Wir standen uns so nahe wie Brüder, so wie ihr beide. Als es an der Zeit war, entschlossen wir uns, Auroren zu werden. Es schien uns so spannend, so aufregend, eine Fortführung unseres tollen Lebens an Hogwarts… Nun, ich habe euch schon von meiner Mission bei den Vampiren von Transsylvanien erzählt und was für eine unruhige Zeit damals war. Alle - ich meine natürlich nur in der magischen Gemeinschaft, die Muggel hatten, wie schon gesagt, andere Probleme – sprachen damals von einem schwarzen Magier. Sein Namen war Grindelwald und er hatte bereits eine Menge Unheil verursacht. Kurz nachdem ich aus Transsylvanien zurück war, wurde ich mit Rod auf ihn angesetzt. Wir sollten ihn nur verfolgen und über seine Pläne berichten. Man erwartete nicht von uns, dass wir es mit ihm aufnehmen, wir sollten ihn nur überwachen… Nun, wir waren jung, mutig und zu allem entschlossen. Aber wir waren auch noch dumm und zu sehr von uns selbst und unseren Fähigkeiten überzeugt…“ Er berichtet uns von seinen Plänen und Taten, von der Verfolgung und der Spionage, von den Berichten an das Hauptquartier und tollkühnen, großartigen Abenteuern. „Es ging sehr lange gut und langsam begannen wir uns für unverwundbar zu halten … für unbesiegbar… Wir haben uns zu viel zugetraut und haben uns zu nahe an Grindelwald und seine Anhänger heran gewagt… Lange Rede, kurzer Sinn, wir wurden erwischt. Schneller, als wir es überhaupt begreifen konnten, waren wir in ein Duell auf Leben und Tod verwickelt. Flüche flogen wie ein wütender Schwarm Wespen um uns herum und wir konterten mit unserer ganzen Kraft und all unseren Fähigkeiten. Wir waren umringt von unseren Gegnern und kämpften Rücken an Rücken. Wir hatten bereits einige Angreifer niedergestreckt - nicht getötet, wohlgemerkt, nur handlungsunfähig gemacht - als es geschah. Die Anderen waren nämlich keineswegs abgeneigt, tödliche Magie zu benutzen. Es wurden plötzlich einfach zu viele Flüche, die herum flogen, als dass wir hätten auf alle achten können. Einer davon flog auf mich zu und ich habe es zu spät bemerkt. Nicht jedoch Rod. Er warf sich vor mich, wurde getroffen und fiel schwer verletzt zu Boden. Er war noch nicht tot, lag jedoch im Sterben. Er sprach einen letzten Zauber aus, der so gewaltig war, dass er alle unsere Gegner auf einmal niederstreckte, nur Grindelwald gelang es zu fliehen. Ich ließ mich neben Rod auf den Boden sinken und er starb in meinen Armen. Es hat mich mein Leben lang verfolgt… Er hat mich gerettet und sein Tod war nicht sinnlos, denn er hat es uns ermöglicht, die meisten von Grindelwalds Anhängern gefangen zu nehmen. Erst einige Jahre später gelang es Dumbledore - ja eurem heutigen Direktor - ihn zu besiegen. Aber mein bester Freund war tot und nur, weil wir nicht gut genug aufgepasst hatten… Was will ich euch mit dieser Geschichte sagen? Freundschaft bedeutet alles, das ist das eine. Das Zweite ist, ihr solltet immer vorsichtig sein und euch nie selbst überschätzen und drittens: Lernt unbedingt, euch richtig zu duellieren, wobei es auch nicht schadet, ohne Magie kämpfen zu lernen. Zu schnell kann man seinen Stab verlieren und ist dann hilflos. Seht zu, Jungs, dass ihr nie hilflos vor einem Gegner steht…“ James grinst ihn verschmitzt und nachdenklich an. „Wir sind Duelle gewohnt, was Sirius?“ „Yeah“, meine ich und denke an einen ganz bestimmten Schleimball, der nie eine Gelegenheit auslässt, uns zu verfluchen… „Welche Duelle?“ „Weist du Dad, an unserer Schule gibt es einen schmierigen Kerl, mit dem wir schon am ersten Tag aneinander geraten sind.“ „Yeah, Mr Potter, der Knabe hat die Angewohnheit, uns Flüche hinterher zuschicken. Und wir lassen uns das natürlich nicht gefallen.“ „Wie heißt dieser Junge?“ „Snape, Severus Snape“, antwortet James. „Wir nennen ihn Snivellus“, füge ich an. „Snape? Doch nicht etwa der Sohn vom alten Ravenous Snape?“ Wir zucken die Schultern. „Keine Ahnung, Dad“, meint James. „Er muss es sein. Der alte Ravenous hat einen Sohn in euerem Alter. Seid sehr vorsichtig mit dem Jungen. Die Auroren sind schon seit Jahren hinter dem Alten her. Er handelt illegal mit schwarzen Zaubertränken und hat schon einiges Übel verursacht. Nicht, dass wir es ihm je hätten nachweisen können. Wenn der Junge nach dem Alten kommt, ist er brandheiß, um es mit euren Worten zu sagen.“ „Wir passen schon auf, Sir“, meine ich. „Yeah, Dad, der schmierige Snivellus ist kein Problem für uns.“ „Bitte überschätzt euch nicht und bleibt vorsichtig. Es muss nicht so sein, dass der Junge wie sein Vater ist – Sirius ist das beste Beispiel dafür – aber wenn er es doch ist, solltet ihr wirklich auf der Hut sein.“ Wir nicken nachdenklich. „Nun zu euren Plänen mit den Animagi. Macht es - Remus ist es sicher wert – aber überlegt genau, bevor ihr handelt. Ihr solltet erst den Rückverwandlungszauber für Animagi beherrschen, bevor ihr es wirklich versucht und dann sollte einer ein Mensch bleiben, um den Anderen im Notfall zurück verwandeln zu können. Ihr dürft erst beide gleichzeitig Tiergestalt annehmen, wenn ihr ganz sicher seid, auch die Rückverwandlung zu beherrschen.“ „Gut Dad, machen wir. Aber noch eine Bitte, sag Remus nichts davon, bis es soweit ist.“ „Nun, ich hatte ohnehin vor, zu schweigen. Aber warum soll ich auch ihm nichts sagen?“ „Es ist so, Mr Potter, dass wir noch nicht ganz sicher sind, ob wir es überhaupt zu schaffen und wir wollen Moony keine falsche Hoffnung machen. Er leidet so entsetzlich unter dem Werwolffluch und wenn er jetzt darauf hofft, diese Zeit nicht alleine verbringen zu müssen und wir können ihm dann doch keine Gesellschaft leisten, tut er sich möglicher Weise was an und das wollen wir auf keinen Fall riskieren…“ „Gut, jetzt kann ich euch beruhigt euren Übungen überlassen“, meint James Vater. „Jetzt weis ich, dass ihr denkt, bevor ihr handelt…“  Gegenseitige Verwandlung Unsere weiteren Übungen sind sehr erfolgreich, wir können den anderen problemlos in jedes beliebige Tier und wieder zurück verwandeln. James Vater hat uns aber gesagt, dass es schwieriger ist einen Animagus in einen Menschen zu verwandeln, wenn dieser ein Animagus bleiben will. Er hat uns auch geraten, uns gegenseitig in unsere gewünschte Animagus Gestalt zu verwandeln, damit wir uns an diese Form gewöhnen können, welche Art zu denken damit verbunden ist und wie man sich als ein derartiges Tier bewegt. James hat mich in den schwarzen Hund verwandelt, den ich mir vorgestellt habe. Das Tier ist noch nicht ganz ausgewachsen, ist, genau wie ich, noch ein Halbwüchsiger. Es ist erstaunlich, zu denken wie ein Mensch, aber zu sehen und zu riechen wie ein Hund. Mit den Gefühlen ist das so eine Sache. Sie sind etwas reduziert, man wird mehr durch Instinkte gesteuert und ich beginne langsam zu begreifen, was Remus damals damit gemeint hat, dass der Werwolf nach seinen Instinkten leben würde… Orion streift der Hundegestalt um die Beine und schnurrt. Er scheint langsam zu begreifen, was wir hier tun und akzeptiert mich in jeder Gestalt. Mein Kater hilft mir sehr dabei, zu verstehen, wie ich mich als Hund verhalten muss. Wir können auf einer gewissen Ebene mit einander kommunizieren, obwohl Hund und Katze eine völlig unterschiedliche Körpersprache haben. James lässt mich eine ganze Stunde in Tiergestalt üben, dann verwandelt er mich wieder zurück. „Wie war es, Padfoot?“ will er wissen. „Interessant“, meine ich knapp. „Jetzt du?“ „Yeah.“ Ich schwinge meinen Stab und James wird zu Prongs, obwohl von einem Geweih noch nicht viel zu sehen ist. Mein Freund sieht aus, wie ein Rehkitz dessen weiße Flecken gerade Mal am verschwinden sind. Er stakt auf seinen überlangen Beinen durchs Zimmer und sieht eher wie ein Fohlen aus, denn wie ein Hirsch. Er hat einen niedlichen Schopf an der Stelle, wo sich irgendwann mal ein Geweih bilden soll und seine braunen Augen sind dieselben, wie die, die er als Junge hat. Er stolziert zu Orion hin und mein Kater schnüffelt an ihm, scheint zu akzeptieren, dass es sich bei dem Rehkitz um James handelt. Schuhu fliegt überrascht auf und landet auf der Schulter meines Freundes, reibt ihren Schnabel an seinem Schopf. Auch ich lasse James eine ganze Stunde als Hirschkalb herum laufen, bevor ich ihn zurück verwandle. „Und?“ frage ich. „Yeah. Du hast Recht. Das muss man erst selbst ausprobiert haben, bevor man darüber reden kann“, erwidert er. „Du bist ein echt niedliches Hirschkälbchen“, ziehe ich ihn auf. „Und du ein süßer, kleiner Welpe“, gibt er zurück und grinst. Er ist nicht beleidigt, sondern versteht meinen Witz, wie er gemeint war. „Wie sehe ich als Hund eigentlich aus? Ich habe nur den Tierkörper gefühlt, aber keine Ahnung, wie ich aussehe.“ „Riesig, schwarz, zottig. Fast wie ein junger Bär. Wenn du erst ausgewachsen bist, wird das Vieh gewaltig sein. Ich meine, ich würde mich schon jetzt nicht mehr freiwillig mit ihm anlegen. Er wirkt zwar noch etwas tollpatschig und welpenhaft, aber man kann schon die Kraft sehen, die in diesem Körper steckt. Wie ist es, Padfoot? Kannst du dich mit dieser Gestalt anfreunden? Ist es die Richtige für dich?“ Gute Frage. Ich denke etwas darüber nach. Ja, der Hund fühlt sich gut an und James hat auch Recht mit der vorhandenen Kraft. Ich kann mich mit dem Tier identifizieren und es entspricht meinem Wesen. Mutig, klug, stark und schnell. „Yeah“, sage ich daher. „Tatze passt zu mir und wie ist es dir, Prongs?“ James Augen nehmen einen nachdenklichen Ausdruck an. Dann nickt er. „Yeah. Krone passt auch zu mir. Hast du eine Ahnung, wie wir jetzt weiter machen sollen?“ „Wie wäre es, wenn du mich wieder in Tatze verwandelst und ich versuche Tatze zu bleiben während du versuchst, mich wieder zum Menschen zu machen?“ „Versuchen wir es!“ ist die Antwort. Gesagt, getan. Es ist schwer, dem Gegenzauber zu widerstehen, aber ich bekomme ein sehr gutes Gefühl für die Hundegestalt. Sie wird mit der Zeit wirklich zu einem zweiten Körper, der wirklich der Meine ist… Stunden später sind wir beide völlig erschöpft, aber es gelingt mir schon beinahe, Tatze zu bleiben, obwohl James mich in Sirius zurück verwandeln will. „Pause“, stöhnt der schließlich, als ich endgültig wieder ein Mensch bin. „Lass uns runter gehen und was Essen. Ich bin am Verhungern.“ „Yeah. Ich hab auch einen Hunger, als wäre ich immer noch der schwarze Hund.“ Mrs Potter hat ein gewaltiges Abendessen hergerichtet und wir hauen rein, als gäbe es Morgen nichts mehr. Sie schaut uns verwundert an, freut sich jedoch über unseren Appetit. Mr Potter lächelt wissend, aber er schweigt, selbst vor seiner Frau. Die Tage bis nach dem nächsten Vollmond sind angefüllt mit den wechselweisen Übungen, unsere Tiergestalt zu halten, während der andere versucht, die Rückverwandlung zu bewirken. Auch James ist der Meinung, Krone immer besser zu beherrschen und sich an den Tierkörper zu gewöhnen.  „Raus mit euch!“ Wir verlassen das Zimmer nur, um zu essen oder ins Bad zu gehen. Das betreiben wir so lange, bis Mrs Potter uns nahezu gewaltsam vor die Tür setzt. „Geht spazieren, geht schwimmen oder fliegt auf den Besen, aber geht nach draußen! Jetzt ab mit euch - Raus!“ Sie drückt uns die Besen in die Hand und wirft uns aus dem Haus. Wir stehen da, wie bestellt und nicht abgeholt, haben etwas verlegen die Besen in der Hand und wechseln einen halb belustigten, halb erschrockenen Blick. „Gehen wir fliegen!“ meint James achselzuckend. „Yeah“, erwidere ich. „So entschlossen habe ich deine Mum noch nie gesehen.“ „Wir sind selbst dran schuld“, lacht er reumütig. „Wir hatten ihr doch versprochen, an die frische Luft zu gehen.“ „Yeah, Prongs, aber ich dachte, für frische Luft sei noch Zeit genug, wenn Moony erst da ist.“ „Ich hab mir da was überlegt“ erwidert er. „Dad hat doch vom Duellieren gesprochen. Das können wir auch mit Moony üben, ohne unser Geheimnis zu verraten und der Schutz im Dachzimmer bleibt ja bestehen…“ „Gute Idee. Dann sind wir nächstes Jahr wenigstes richtig gegen Snivellys Gemeinheiten gewappnet.“ „Mein Gedanke…“ Wenn wir bei James sind, tragen wir natürlich keine Roben und Umhänge, wir tragen Jeans und T-Shirts, damit wir auf den Straßen nicht auffallen. Nun ja, alleine die geschulterten Besen machen uns auffällig, aber keiner spricht uns deswegen an, auch wenn wir so manchen fragenden Blick ernten. Das verlassene Grundstück können wir nicht mehr benutzen, dort wird gebaut, also entschließen wir uns, zum See zu gehen. Auch dort sind die Bäume hoch genug, um uns vor neugierigen Blicken zu verbergen. Wir flitzen durch das kleine Wäldchen, jagen uns, blockieren uns, versuchen uns gegenseitig vom Besen zu werfen. Mrs Potter hatte Recht, in uns hat sich jede Menge körperliche Energie angestaut, während die magische nahezu erschöpft ist. Wir toben uns so richtig aus. Wir sind schmutzig, durchgeschwitzt und zerzaust, als wir am See landen. „Puh“, meint James. „ist mir heiß!“ „Yeah. Mir auch, ich wünschte wir könnten schwimmen gehen…“ „Und was hält dich davon ab?“ „Wir haben doch keine Badehosen dabei.“ „Na und? Wozu brauchen wir die schon. Hier ist ja keiner außer uns beiden…“ „Du meinst ganz ohne…?“ „Yeah, warum nicht…“ James hat Recht, warum nicht? Nun, da wäre das kleine Problem, mich vor meinem Freund nackt ausziehen zu müssen, aber andererseits ist er genauso ein Junge wie ich und sieht auch nicht anders aus… Ich zucke innerlich mit den Schultern und werfe meine durchgeschwitzten Sachen ab. James hat wirklich noch den Körper eines Jungen, während der Meine schon fast zu einem Jugendlichen gehört. Ich habe an gewissen Stellen schon ein paar Härchen, wo James noch nicht mal Stellen hat. Wenn man den Verstand und die Fähigkeiten meines Freundes kennt, denkt man gar nicht daran, wie jung er noch ist. James läuft in den See und läßt sich einfach ins Wasser fallen. Er taucht ein paar Meter, dann erscheint sein Kopf wieder an der Oberfläche. Er blinzelt mich kurzsichtig an und ruft: „Komm rein, Padfoot, es ist herrlich.“ Ich folge ihm vorsichtiger. Es hat mir gereicht, letztes Jahr beinahe abzusaufen und wer weis, vielleicht habe ich das Schwimmen ja in der Zwischenzeit auch wieder verlernt. Habe ich nicht. Ich schwimme zu meinem Freund. Plötzlich taucht der, packt mich an den Beinen und zieht mich unter Wasser. Shit! Will er mich ersäufen? Will er nicht. Er wartet, bis ich wieder auftauche und spritzt mir einen Schwall Wasser ins Gesicht. ‚Na warte, Prongs!’ denke ich und spritze zurück. Schon bald tobt die schönste Wasserschlacht, wir spritzen uns nass, tauchen uns gegenseitig unter und jagen uns durchs Wasser. Es macht eine Menge Spaß so herum zu toben. Wir waren in den letzten Tagen auch viel zu ernst und viel zu konzentriert bei unseren Übungen. Der ganze jugendliche Überschwang bricht jetzt aus uns heraus. Um einiges später krabbeln wir recht erschöpft aus dem Wasser und lassen uns am Ufer, unter den Bäumen, in den Sand fallen. Sonne und Wind spielen in den Blättern und im See. Die verschiedenen Grüntöne glitzern. Es ist einfach herrlich, so jung zu sein, Ferien zu haben und einen guten Freund, mit dem man das teilen kann. Wir liegen träge nebeneinander im Schatten und genießen den wunderbaren Tag. „Mum hatte Recht. Wir waren viel zu lange drinnen. Es ist schon richtig zu Üben, aber das hier hat auch seinen Berechtigung“, meint James weise. „Yeah“, entgegne ich. „All zuviel ist ungesund…“ James kichert. „Wir haben es wirklich etwas übertrieben. Das merke ich erst jetzt.“ „Yeah. Aber wir haben so tolle Erfolge erzielt, dass ich immer weiter und weiter machen wollte“, erwidere ich. „Ich genau so“, meint er. „Wir sind so verdammt nahe dran.“ „Schon, aber was ist, wenn wir zu viel Energie verbrauchen und deswegen was schief geht. Es ist schon richtig, hin und wieder eine Pause einzulegen.“ „Was anderes…“ „Yeah?“ „Du warst vorhin so komisch, als ich davon gesprochen habe, ohne was baden zu gehen. Schämst du dich oder was?“ „Weis nicht“, murmle ich und werde rot. „Ich bin ein bisschen älter als du und komme langsam in die Pubertät und soviel ich weis, wird dann alles anders…“ „Was alles?“ „Einfach alles. Alles, was mit deinem Körper zu tun hat und denken tust du auch anders, besonders in Bezug auf Mädchen und so…“ „Lily?“ fragt er unsicher. „Nee, nicht speziell Lily, alle Mädchen. Nicht als Personen, sondern als Wesen des anderen Geschlechts…“ „Mädchen sind doch meistens recht langweilig“, meint er. „Nun, Lily nicht, die ist witzig, schlau und gewieft. Mit der kann man herrlich reden und streiten. Die meisten anderen Mädchen kucken dich nur an, als wärst du der letzte Trottel und fangen an, hinter vorgehaltener Hand, zu kichern.“ „Yeah. Aber interessant werden sie trotzdem. Wart´s nur ab, wir reden in einem Jahr wieder drüber, wie du dann über die Sache denkst.“ „Was ist in diesem Zusammenhang eigentlich mit Moony. Der ist doch noch ein Stück älter.“ „Der hat seine eigenen Probleme…“ „Was weist du, was ich nicht weis?“ Da stellt er mich vor ein Problem. Es ist Moonys Angelegenheit. Habe ich überhaupt das Recht, mit James darüber zu reden? Soll er ihn doch selbst fragen – andererseits ist das Thema Moony ziemlich peinlich und mir weniger, weil ich es seit frühster Jugend gewohnt bin, über solche Sachen zu hören und zwar in einer recht deutlichen Art und Weise. „Jetzt red schon!“ drängt mein Freund. Ich rolle mich auf den Bauch, damit ich in seine Augen schauen kann. „Es ist so, dass ich nicht weis, ob ich Moonys Vertrauen missbrauche, wenn ich mit dir über sein Problem rede. Er hat sich mir anvertraut und es war ihm mehr als nur peinlich.“ „Nun, dann erzähl du es mir und ich muss ihn nicht fragen. Dann kann es ihm auch nicht peinlich sein und ich weis trotzdem, was los ist.“ Gutes Argument und das einzige, das ich gelten lassen darf. „Nun, es ist so, dass er ja wirklich reifer ist, als wir beide und natürlich beginnt, auf Mädchen zu reagieren. Das ist der eine Teil seines Problems. Er kann es sich nicht erlauben, einem Mädchen näher zu kommen, wegen des Werwolfs. Der ist der zweite Teil des Problems. Der Werwolf ist bereits ganz ausgewachsen und reagiert auf alle Gerüche, auch auf die von Hündinnen.“ „Shit!“ meint James leise. „Da hat er ja ein echtes Problem. Aber woher weist du davon?“ „Erinnerst du dich, letztes Jahr, als er so sauer auf uns war?“ James nickt. „Ich war zu der Zeit recht viel allein, weil du für Quidditch trainiert hast und Peter bei dir abhing und Remus hat geschmollt. Es war mir eines Tages so langweilig, dass ich zu Hagrid runter bin, weil ich Gesellschaft gesucht habe. Dort war Moony und er war in einem schrecklichen Zustand…“ Ich erzähle James von unserem damaligen Gespräch, das er ja so nicht kennt. Jetzt erfährt er von mir den Rest. „…seitdem will ich die Animagi noch dringender fertig bringen.“ James starrt mich mit großen, halbblinden Augen an – die Brille liegt vergessen bei seinen Klamotten – und schüttelt den Kopf. „Shit!“ meint er nochmal. „Wenn das so ist, verzichte ich auf die Pubertät.“ „Bei Moony ist es so. Bei uns wird es wohl kaum so schlimm sein. Wir haben ja immer noch unseren Verstand, obwohl ich es nicht so genau weis, ich bin noch nicht alt genug, aber es wird wohl nicht mehr lange dauern, wenn mir schon unter den Armen und zwischen den Beinen die Haare wachsen.“ „Du weist recht genau darüber Bescheid, oder?“ „Yeah. Bei mir zu Hause lernt man das schon als kleiner Junge, denn du könntest dich ja mit der Verkehrten einlassen und die Reinheit des Blutes beflecken und solchen Mist…“ den letzten Teil des Satzes habe ich recht abfällig ausgestoßen. James weiss ganz genau, was ich von solchem ausgemachten Blödsinn halte. „Yeah“, meint er. „Aber weist du was, dein Rat, dass er es sich selber machen soll, klingt irgendwie eklig.“ „Aber Moony meint, es hilft und ich denke, es ist immer noch besser, als zu versuchen, es sich bei den Ohren rauszuschwitzen oder kalt zu duschen. Wobei ich Letzteres nicht für besonders Erfolg versprechend halte.“ James prustet los. „Es ausschwitzen“, keucht er amüsiert. „Das geht doch gar nicht, oder?“ „Keine Ahnung, ich glaube es kaum“, erwidere ich und lache mit. Momentan bin ich sehr froh, am Bauch zu liegen. Unter mir ist bei diesem Gespräch etwas hart geworden – zum ersten Mal in meinem Leben - und es wäre mir wirklich peinlich, wenn James etwas davon mit bekäme. Langsam wird das Gefühl direkt unangenehm. Also springe ich auf und laufe in den See. Shit! Kaltes Wasser hilft also doch… James schaut mir verblüfft nach, folgt mir dann aber einfach und wir schwimmen nebeneinander über den Teich. „Was war denn plötzlich mit dir?“ fragt er mich. Und ich murmle verlegen etwas von wegen zu heiß geworden. Da habe ich schon eine so ausführliche Erziehung in Sachen Sexualität genossen und dann sind mir die Reaktionen meines Körpers vor meinem Freund peinlich. Darüber muss ich mal ausführlicher nachdenken, wenn ich mal Zeit dafür habe…  Duellierübungen Die Ferien vergehen und wir achten jetzt darauf, zwischen unseren Übungen oft genug ins Freie zu kommen. Dann kommt endlich auch Remus nach Godrics Hollow. Er hat Kratzer im Gesicht und an den Armen und ein wirklich prachtvolles Veilchen, das in allen Regenbogenfarben schillert und neugierige Blicke der erwachsenen Potters auf sich zieht… Aber sie stellen keine Fragen… Wir stellen sie natürlich sofort, als wir mit ihm alleine in Dachzimmer sind. „Moony, was ist denn blos mit dir passiert?“ will James aufgeregt wissen, kaum dass ich die Tür geschlossen habe. Remus wirft mir einen gequälten Blick zu. „Ich hab es James letztens erklärt. Ich hab mir gedacht, dass es dir peinlich wäre und dass er es wissen sollte…“ Moony seufzt erleichtert. „Danke“, murmelt er. „Ich konnte zu Hause deinem guten Rat keine Folge leisten, weil wir bis zum Vollmond Besuch von entfernten Verwandten hatten und deren Sohn schlief bei mir im Zimmer. Er ist alt genug, um unangenehme Fragen zu stellen, aber zu jung, um die Antwort zu verstehen. Also wurde es echt schlimm. Das Schloss, das mich als Junge sicher im Keller gehalten hatte, stellt jetzt kein großes Hindernis mehr für mich da. Ich bin ausgebrochen, aber ich konnte den Werwolf zwingen, in den Wald zu laufen und das Dorf zu meiden. Dort hatte ich einen Zusammenstoß mit dem alten Mortie. Es ist um die zehn Jahre her, dass ich ihm das letzte Mal begegnet bin und schon damals war er alt. Jetzt ist er wirklich grau und sehr gebeugt. Das tut aber seiner Kraft als Werwolf keinen Abbruch. Und ich muss gestehen“, seufzt er, „dass Werwölfe keine besonders geselligen Wesen sind. Vielleicht ist auch nur der alte Mortie keins… Lange Rede, kurzer Sinn: Es kam zum Kampf. Nicht unbedingt auf Leben und Tod, aber es war alles andere als ungefährlich. Wir haben uns gegenseitig nichts geschenkt und einander entsetzlich zugerichtet. Gott sei Dank ist es Sommer und es wurde bald hell. Als wir wieder Menschen waren, haben wir kurz miteinander geredet. ‚Bist groß geworden, Jungchen’, hat er zu mir gesagt. ‚Hast den Biss vom alten Mortie gut überstanden. Warum bist du zurückgekommen? Willst du jetzt hier im Wald leben? Der alte Mortie möchte aber seinen Platz nicht hergeben…’ ‚Nein’, habe ich geantwortet, ‚ich bin nur in den Ferien bei meinen Eltern zu Besuch und dieses Mal konnte mich meine Zelle nicht halten. Ich habe noch soviel Verstand behalten, in den Wald zu fliehen, damit ich keinem was tun kann. Die Rauferei tut mir leid, Mortie.’ ‚Schon gut, Jungchen, kann man nicht verhindern, wenn zwei Männchen unserer Art aufeinander treffen. Wie nennt man dich eigentlich, Jungchen? Damit der alte Mortie wenigstes deinen Namen kennt, sollten wir uns nochmal begegnen.’ ‚Remus, Remus Lupin’, war meine Antwort, ‚aber meine Freunde nennen mich Moony.’ ‚Freunde? Du hast Freunde, Remus?’ ‚Yeah, gute Freunde und sie wissen, was ich bin…’ ‚Jetzt ist der alte Mortie aber neidisch. Gute Freunde. Na dann viel Glück, Jungchen. Vielleicht sehen wir uns nochmal…’ Mit diesen Worten verschwand er wieder in der Tiefe des Waldes. Ich bin blutig und zerschlagen heimgetrottet… Und was habt ihr so gemacht?“ Wir erzählen es ihm, wenn auch nicht die ganze Wahrheit. „…und dann meinte James Dad, wir sollen duellieren üben, aber damit wollten wir warten, bis du da bist“, beende ich unseren abwechselnden Bericht. „Klasse Idee“, grinst er, „das könnte Spaß machen. „Meint ihr nur mit den Stäben oder auch anders?“ „Wir haben darüber nachgedacht“, antwortet James. „Auch anders. Denn Dad hat ganz Recht, was ist, wenn wir keinen Stab haben. Sollen wir uns dann einfach ergeben, oder was?“ „Ich hab euch doch mal erzählt, dass meine Eltern mir auch Muggelbücher zum Lesen besorgt haben, oder?“ fragt Moony. Wir nicken. „In einem wurden Kampftechniken beschrieben und ich hatte damals eine Menge Spaß damit, das auszuprobieren. Nun ja, so lange, bis die beste Vase meiner Mutter samt Vitrine zu Bruch ging…“ er lacht bei dieser Erinnerung leise in sich hinein. „Sie hat zwar alles gleich wieder repariert, aber sie hat mir auch strengstens verboten, weiter im Haus zu üben.“ „Dann kannst du uns ja was davon zeigen, oder?“ frage ich aufgeregt. „Yeah, aber wir sollten dann weit weg von allem sein, was zerbrechlich ist. Ich möchte keinen Ärger mit James Mum kriegen…“ „Dann üben wir am See. Mum wirft uns ohnehin wieder raus, wenn wir hier zu lange rumlungern…“ meint James. Den Rest des Tages verbringen wir erst mal damit, uns gegenseitig wieder auf den aktuellen Stand er Dinge zu bringen. Was mit anderen Worten nur bedeutet, dass wir ausgiebig quatschen. So nahe James und ich uns auch stehen, ohne Remus sind wir nicht ganz vollständig, wobei ich gestehen muss, dass Peter uns überhaupt nicht fehlt, wir verschwenden noch nicht mal einen Gedanken an ihn… Am nächsten Morgen fällt der erste Regen des Sommers und nicht mal Mrs Potter besteht darauf, dass wir das Haus verlassen. Die beste Gelegenheit Duelle zu üben. Zwei von uns versuchen, sich gegenseitig zu entwaffnen und der Dritte passt auf, dass nichts schief geht. Den Expelliarmus beherrsche ich zum Beispiel schon seit dem ersten Jahr und auch den Petrificus. James ist darin um keinen Deut schlechter und auch Moony stellt sich alles andere als ungeschickt an. Wir drei sind uns bei diesen relativ einfachen Zaubern völlig ebenbürtig. „Wir sollten deinen Dad fragen, ob er uns hilft“, meint Remus schließlich. „So kommen wir nicht recht weiter.“ James zockelt los, um seinen Vater zu holen. Ich habe also ein paar Minuten Zeit, ein vertrauliches Wort mit Remus zu wechseln. „Du bist nicht sauer, dass ich mit James über deine Angelegenheiten geredet habe, oder?“ frage ich ihn. „Nee, echt nicht. Früher oder später hätte er mich sowieso gefragt. Eher früher, so wie ich hier angekommen bin… So musste ich ihm nicht erst viel erklären.“ Ich grinse ihn dankbar an. Es liegt mir echt viel an seiner Freundschaft und, wie gesagt, er hat mir wirklich gefehlt. James kommt mit seinem Dad zurück. „Was gibt’s Jungs?“ fragt er. „Mein verrückter Sohn hier hat mich einfach an der Hand gepackt und die Treppen hoch gezogen.“ „Sie haben uns doch geraten, das Duellieren zu üben, Mr Potter“, meine ich. „Aber ohne Anleitung kommen wir nicht recht weit. Entwaffnung und Ganzkörperklammer, OK, aber das sind doch nur die Grundlagen…“ „Und jetzt soll ich euch weiter helfen, oder?“ meint er und grinst verschmitzt. „Ja, Dad, bitte“, erwidert James. „Das wäre ganz toll, Mr Potter“ sage ich gleichzeitig. „Es wäre uns wirklich eine sehr große Hilfe, Sir“, fügt Remus an. „Nun gut, Jungs, zeigt mir erst mal, was ihr schon könnt.“ Wir stellen uns auf und demonstrieren abwechselnd unser Können. Er nickt zufrieden. „Das ist gut, Jungs, sehr gut. Aber ich muss euch noch ein wenig über die allgemein anerkannten Duellregeln unterrichten. Nicht, dass ein wirklich schwarzer Magier sich daran halten würde…“ Er zeigt uns die richtige Aufstellung für ein ehrenwertes Duell: den Abstand, den die Gegner gewöhnlich zu einander haben, die richtige Art, sich zu verbeugen und welche Ausweichmanöver als ehrenhaft gelten. Auch spricht er von der Rolle der Sekundanten. „Steht euch jedoch ein echter Schwarzer Magier gegenüber, dann vergesst ihr alle Regeln von Ehre und Anstand am besten sofort und kämpft mit allen Mitteln, die euch zur Verfügung stehen“, meint er abschließend. Dann zeigt er uns den Lähmzauber, der Verlangsamungszauber (der Gegner sollte sich kurze Zeit gar nicht bewegen und nicht nur schleichen, wie bei mir, letzten Winter) und den Schildzauber. Einige Erfolg versprechende Hexereien und er spricht auch sehr eindringlich über die unverzeihlichen Flüche. „Ihr müsst euch immer bewusst sein, einen dieser drei Flüche – den Imperius, den Cruciatus und den Averda Kadevra – gegen einen Mitmenschen auszusprechen, bedeutet lebenslängliche Haft in Askaban und ich schwöre euch, dort wollt ihr mit Sicherheit nicht landen. Ich will nicht behaupten, dass ihr nie in die Verlegenheit kommen werdet, die Unverzeihlichen benutzen zu müssen, aber ihr solltet es euch dann schon sehr genau überlegen. Wegen Askaban. Nun, dieses Gefängnis wird von den sogenannten Dementoren bewacht. Wirklich scheußliche und grausame Kreaturen. Ich habe sie bei meiner Tätigkeit als Auror kennengelernt, wenn ich gezwungen war, dort Gefangene abzuliefern. Ich schöre euch, Jungs“, sagt er und schüttelt sich angewidert. „Die nehmen euch alles. Jede Freude, jeden glücklichen Gedanken, den Willen zu leben und zuletzt auch eure Seele.“ „Kann man sich denn nicht gegen diese Wesen wehren, Dad?“ murmelt James erschrocken. „Doch, das kann man. Aber es ist sehr schwierig. Zum einen ist dieser Schutzzauber sehr weit fortgeschrittene Magie, zum anderen ist es ganz etwas anderes, ihn im stillen Kämmerlein zu üben, als ihn gegen die echten Dementoren einzusetzen…“ „Wie heißt dieser Zauber, Sir?“ fragt Remus begeistert. „Es handelt sich um den sogenannten Patronus Zauber. Man ruft damit eine Art Wächter, der in der Lage ist, die Dementoren zu verjagen. Man benötigt dazu unbedingt einen Zauberstab und dann kommt das, was so schwer ist. Man muss sich ganz stark auf einen glücklichen Gedanken konzentrieren - Gar nicht so leicht, denn solche Gedanken sind die Nahrung der Dementoren und sie saugen diese regelrecht aus euch heraus.“ „Können sie uns diesen Patronus beibringen, Mr Potter?“ frage ich mit glänzenden Augen. „Versuchen kann ich es, aber es wäre ein Wunder, wenn ihr mehr erzeugen könntet, als silbrigen Dunst… Expecto Patronum!“ ruft er plötzlich und eine Art silberner Geisterlöwe erscheint im Zimmer. Er wirft stolz seinen Kopf hoch und brüllt lautlos. Er wirkt auf mich nicht bedrohlich, sondern ist wunderschön. Kurz darauf ist dieses eigenartige Wesen auch schon wieder verschwunden. „Hat jeder einen Löwen, Dad?“ fragt James beeindruckt. „Nein. Ein Patronus sieht bei jedem anders aus. Wollt ihr den Zauber ausprobieren? Ihr habt alle drei einen so enthusiastischen Blick…“ Wir nicken aufgeregt. Er lässt uns den Ruf erst ohne Zauberstab üben, bis er völlig sitzt und wir uns nicht mehr versprechen. „Also gut“, meint er schließlich. „Jetzt einer nach dem anderen. Denkt an etwas Schönes und sprecht den Ruf aus. James, willst du es versuchen?“ Der stellt sich neben seinen Vater und zückt seinen Zauberstab. Sein Gesicht ist vor Konzentration verzogen. „Expecto Patronum!“ ruft er und aus seinem Stab quillt dichter silbriger Dunst. Er wirft seinem Vater einen enttäuschten Blick zu, doch der lächelt zufrieden. „Sehr gut, mein Sohn, ausgezeichnet!“ meint er. „Aber Dad, das war doch nur silberner Rauch!“ „Und das ist eine gewaltige Leistung für einen Zauberer deines Alters.“ „Das bisschen Rauch?“ fragt James ungläubig. „Das bisschen Rauch, wie du es nennst, zeigt mir, dass du auf dem richtigen Weg bist. Man lernt diesen Zauber gewöhnlich erst im letzten Jahr in Verteidigung gegen die Schwarzen Künste und ich kenne genügend ausgewachsene Magier, die noch nicht mal, das bisschen Rauch zu Stande bringen.“ „Darf ich es versuchen?“ frage ich ihn. Er nickt. „Expecto Patronum!“ rufe ich und denke an das Gefühl, wie es war, als mich James und Remus letztes Jahr aus Grimmauld Platz erlöst haben. Aber auch ich bringe nur einen etwas dichteren silbrigen Nebel zu Stande. „Genau so gut, Sirius, mein Lieber!“ ruft Mr Potter erfreut. „Ihr seid wirklich begabt!“ Remus macht einen Schritt neben ihn und auch er ruft: „Expecto Patronum!“ James und ich reißen erstaunt Augen, Mund und Ohren auf. Vor Remus erscheint sein Werwolf, sehr neblig, sehr milchig, aber eindeutig zu erkennen. Nur Sekunden verharrt dieses Wesen von seinem Herren, bevor es wieder verschwindet. Orion faucht beleidigt und huscht auf den Schrank. „Wow“, entfährt es James und mir gleichzeitig. Moony schaut uns verdutzt an. Er scheint selbst nicht mit einem solchen Erfolg gerechnet zu haben. „Tolle Leistung, mein Junge“, ruft Mr Potter aus. „Es ist einfach genial, deinen schlimmsten Alptraum zu deinem stärksten Verbündeten zu machen.“ „An was hast du gedacht?“ platzt James heraus. „An euch beide und an unsere Freundschaft. Das ist das größte Glück, dass ich mir vorstellen kann…“ meint er und seine Augen schimmern verdächtig. Wir klopfen ihm auf die Schultern und sind ein wenig neidisch. Heute bin ich mir sicher, dass der alte Potter damals seine guten Gründe hatte, uns so gewaltig zu unterstützen. Er arbeitete im Ministerium für Magie und erfuhr dort Dinge, die nicht so leicht an die magische Öffentlichkeit drangen. Er wollte uns alle Waffen in die Hände geben, die wir später vielleicht einmal brauchen würden und er wusste nicht, wieviel Zeit er noch dafür haben würde… „Jetzt könnt ihr eine Weile alleine weiter üben“, meint er schließlich. „Ich bin unten und vergönne mir ein Pfeifchen, wenn ihr mich braucht.“ Mit einem freundlichen Winken verschwindet er durch die Tür und wir hören seine Schritte die Treppe hinunter klappern. Wir stellen uns in einer Reihe nebeneinander auf und versuchen weiter, unseren Patronus zu rufen. Orion und Schuhu beobachten uns skeptisch von den Schränken herab. Sie scheinen sich nicht ganz sicher zu sein, ob sie dem silbrigen Dunst zu nahe kommen wollen. Wir schwitzen vor lauter Konzentration und auch Moony braucht ein paar Versuche, bevor sein Werwolf erneut erscheint. Viel deutlicher und länger dieses Mal… „Wow“, meint James. „Klasse Moony.“ Remus wird rot und verlegen. „Es ist so eine Sache“, meint er leise. „Ich weis, dass mich der Patronus vor den Dementoren schützen soll, andererseits verabscheue ich den Werwolf…“ „Wie Dad schon gesagt hat“, erwidert James einfach. „Mach deinen schlimmsten Alptraum zu deinem besten Schutz. So musst du denken, dann dürfte der Zauber öfter klappen.“ Remus nickt etwas bedrückt und versucht es erneut. Wieder erschein ein silberner Werwolf und gleitet durchs Zimmer. Echt beeindruckend… Wir versuchen es weiter und ich rufe mir das Gespräch mit Mrs Potter in den Sinn, wo sie mich als ihren Sohn bezeichnet hat. „Expecto Patronum!“ und dieses Mal erscheint endlich mein Patronus vor mir. Ein silbriger, bärenartiger Hund. Er wirft den Kopf zurück und schreitet majestätisch um unsere Gruppe herum. Dann löst er sich in silbrigen Rauch auf. James starrt mich an und holt Luft, um etwas zu sagen. Ich schüttle eindringlich den Kopf, denn mir ist sofort klar, dass er drauf und dran ist, unser Geheimnis zu verraten. Er holt nochmal tief Luft, dann wirft einen erschrockenen Blick auf Remus und nickt. Gott sei Dank, er hat sofort verstanden. Um seine Verlegenheit zu überspielen ruft auch er „Expecto Patronum!“ und dieses Mal klappt es auch bei ihm. Ein silberner Hirsch erscheint und kantert lautlos durch den Raum, bevor auch er sich wieder in silbrigen Nebel auflöst. Wir grinsen uns an, wie die Bekloppten und fangen an, schallend zu lachen. Moony schaut uns etwas unsicher an, dann entschließt er sich, einfach mit zu lachen. „An was hast du gedacht?“ frage ich James. „An unsere Freundschaft“, meint er und zwinkert mir zu. Er hat fast zwangsläufig an die Animagi gedacht, nachdem er Tatze gesehen hatte und was es für ein Spaß sein wird, mit Remus durch die Nacht zu streifen, wird mir augenblicklich klar. Wir üben weiter und schon bald gelingt es uns, jedes Mal den Patronus zu rufen. James trabt erneut los, um seinen Dad zu holen. Wir führen ihm stolz unsere Beschützer vor. „Erstaunlich“, meint er kopfschüttelnd. „Ihr könnt wirklich Unglaubliches leisten, wenn ihr es euch in den Kopf setzt.“ Wir grinsen ihn alle drei an. „Aber lasst es euch nicht zu Kopf steigen. Ihr beherrscht den Zauber erst wirklich, wenn ihr ihn Angesichts eines Dementors ausführen könnt und wir können kaum einen hier in dieses Dachzimmer holen.“ Plötzlich zucke ich zusammen und habe einen glänzenden Einfall. „Was ist mit einem Boggart, Sir?“ platze ich heraus. „Der nimmt doch die Gestalt dessen an, was wir am meisten fürchten…“ „Woher weist du, was ein Boggart macht?“ fragt er plötzlich scharf. „So weit ich mich erinnere, lernt man das erst im dritten Jahr.“ „Bei mir zu Hause lebt einer im Keller und ich habe ihm nur zu oft als Strafe Gesellschaft geleistet…“ Mr Potter schüttelt nachdenklich den Kopf. „Ich bin froh, mein Junge, dass du die Ferien bei uns verbringst“, meint er entrüstet. „Nun, das mit dem Boggart ist eine gute Idee. Man kann ihn durchaus beeinflussen und ich kenne die Wirkung der Dementoren. Mal sehen, ob ich einen aus dem Ministerium schmuggeln kann, damit ihr üben könnt.“ Wir grinsen ihn aufgeregt an. „Stark, Dad“, freut sich James. „Nun, ob das ein Grund zur Freude ist, wird sich noch herausstellen, aber es könnte wirklich eine Möglichkeit sein, euch die richtige Anwendung des Patronus beizubringen. Nun, Mrs Potter hat vorhin gemeint, der Regen hätte aufgehört und ihr sollt euch bis zur Abenddämmerung noch ein bisschen raus trollen. Also – ab mit euch!“ Wir verdrücken uns zum See und gehen noch ein bisschen Schwimmen. Die Bäume haben den meisten Regen vom Ufer abgehalten und es ist fast trocken. Auch das Wasser ist nicht viel kälter geworden. Wir ziehen uns aus - dieses Mal haben wir Badehosen dabei – und gehen einfach ins Wasser. Wir schwimmen über den See, ohne rum zu spinnen und entspannen uns bei diesen gleichmäßigen Bewegungen. Unsere angespannten Muskeln werden locker und die Aufregung des Tages flaut ab. Die magische Energie, die wir verbraucht haben, erneuert sich und wir fühlen uns ausgesprochen wohl. Ich weis, dass die beiden anderen genauso empfinden, weil wir entsprechende Bemerkungen wechseln. Als wir wieder dort angekommen sind, wo unsere Kleidung liegt, steigen wir aus dem Wasser und legen uns auf die Handtücher. „Habt ihr zwei noch Lust auf ein bisschen körperliches Training?“ fragt Moony. „Yeah“, rufen wir gleichzeitig und springen erwartungsvoll auf. „Also“, meint Moony. „Als erstes müsst ihr lernen, richtig zu fallen, ohne euch zu verletzen.“ Er steht auf, springt mit einem Satz zur Seite, kommt am Boden auf, rollt sich ab und ist schneller wieder auf den Beinen, als wir überhaupt begreifen können, was er da getan hat – es ist eine einzige fließende Bewegung... „Wow“, stößt James hervor. „Waren das Werwolf Reflexe?“ „Nee, nicht nur“, erwidert Remus. „Das kann jeder eigentlich lernen, der nicht so tollpatschig ist wie Peter.“ Die nächsten Stunden verbringen James und ich damit, uns zu Boden zu werfen und wieder auf die Beine zu kommen, ohne uns zu sehr weh zu tun. Remus gibt uns Ratschläge. Als wir beschließen, es für heute gut sein zu lassen, können wir beide wirklich fallen, ohne uns zu verletzen. Allerdings sehen wir aus wie Schlammwühler, da wir in der Badehose geübt haben. „Wir sollten besser noch eine Runde schwimmen“, meint James. „Wenn Mum uns so sieht, kriegt sie Schreikrämpfe.“ Lachend laufen wir in den See und veranstalten eine gewaltige Wasserschlacht. Schließlich sind wir noch Jungs und wollen unseren Spaß haben. Wobei ich nicht behaupten möchte, dass unsere Übungen keinen gemacht hätten… Wir verbringen die folgende Woche, wie diesen Tag. Magische Übungen bis zum Mittagessen und die Nachmittage am See mit dem körperlichen Training, das Moony sich ausgedacht hat. Mit der Zeit werden wir auch dabei richtig gut. Er zeigt uns, wie man sich richtig duckt und ausweicht, wie man die Körperkraft des Gegners gegen ihn einsetzt. „Damit könnt ihr jemand aus dem Gleichgewicht bringen, der wesentlich größer ist als ihr“, erklärt er. „Woher weist du das alles?“ fragt James. „Ich dachte, deine Mum hätte dir verboten, damit weiter zu machen?“ „Nur im Haus. Ich habe auf unserem Hof geübt“, grinst Moony. „Das Buch hat mein Dad wohl eher zufällig erwischt und ihm war wohl nicht klar, was da alles drinstand. Der Titel war Selbstverteidigung leicht gemacht und ich habe es schon vor Jahren auswendig gelernt. Außerdem war es ein guter Ausgleich zu der Anstrengung, ein Werwolf zu sein.“ „Ein Ausgleich?“ frage ich. „Ich dachte der Werwolf kostet dich jede Menge Kraft?“ „Das schon, aber zu Neumond, habe ich fast zuviel davon, dann hilft es mir, diese Übungen zu machen“, erwidert er. „Habt ihr noch Lust oder gehen wir schwimmen?“ „Schwimmen!“ beschließen wir einstimmig.  Der Boggart Schon am nächsten Wochenende kommt Mr Potter mit einem Boggart daher. Dieser hat sich in einer alten Standuhr eine Heimstadt gesucht und wir helfen James Vater das Ding auf den Dachboden zu bringen. „Also“, setzt er an, „ein Boggart ist, wie ihr schon wisst, ein Gestaltenwandler. Wir werden so verfahren, dass ich seine Aufmerksamkeit auf mich ziehen werde und versuche, ihn dazu zu bringen, dass er sich in einen Dementor verwandelt. Ihr könnt dann euren Patronus an ihm ausprobieren.“ Wir grinsen ihn aufgeregt an und nicken wild. Mr Potter öffnet die Tür der Standuhr und klatscht in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Kreatur zu erregen. Es gelingt, wie geplant und der Boggart wird zum Dementor. Womit wir jedoch nicht gerechnet haben, ist die Tatsache, welche bedrohliche Ausstrahlung ein solches Wesen hat. Es ist beängstigend, was geschieht, wenn ein Dementor im Raum erscheint: Zuerst wird es eisig kalt und dunkel. So dunkel, dass man die Hand nicht mehr vor Augen sehen kann und so kalt, dass einem der Atem in den Lungen gefriert. Dann kommt eine grausige Woge, wie von einem gefrorenen Wasserfall auf einem zu und saugt jeden fröhlichen Gedanken aus einem heraus. Man sieht, hört und fühlt die schrecklichsten Dinge, die man je erlebt hat. Es fällt einem schwer Luft zu holen, man ist wie gelähmt und man kann kaum einen klaren Gedanken fassen… Der Auftritt des falschen Dementors scheint ewig zu dauern, bis ich die Stimme von Mr Potter höre, die „Riddikulus!“ ruft und den Boggart dazu bringt, wieder in seiner Standuhr zu verschwinden. Wir drei Jungs werfen uns entsetzte Blicke zu, keuchen erschrocken und der kalte Schweiß steht uns auf der Stirn. „Wow, Dad“, murmelt James. „Das war jetzt echt starker Tobak.“ Wir nicken zustimmend zu diesen Worten. „Ihr habt jetzt also einen recht genauen Eindruck davon gewonnen, was ein Dementor mit dem Bewusstsein eines Menschen anstellt. Man kann es sich kaum vorstellen, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Wollt ihr es nochmal versuchen?“ Wir werfen uns erneut fragende Blicke zu. Dann sagen wir wie aus einem Mund: „Ja!“ Wieder öffnet James Vater die Tür der Standuhr und heraus kommt erneut die bedrohliche Gestalt. Sie trägt eine so dunkelgraue Kutte, dass diese fast schwarz zu sein scheint. Man sieht kein Gesicht, denn der ganze Kopf ist von einer Kapuze bedeckt. Man hört nur den keuchenden, rasselnden Atem, der die ganze Luft im Raum zu verschlingen scheint. Das Wesen ist fast drei Meter groß und man kann nichts von seinem Körper sehen, alles wird von dieser Kutte verborgen. Plötzlich schiebt sich eine schleimige, tot-graue Hand aus dem Ärmel des Umhangs und richtet sich auf unsere Gruppe zitternder Jungen. Die Kreatur kommt auf uns zu. Keiner unserer Gedanken leitet eine Verwandlung des Boggarts ein, denn das, was wir im Moment am meisten fürchten, ist genau dieser Dementor. Gleichzeitig heben wir unsere Zauberstäbe und krächzen in unterschiedlichen Tonlagen und Lautstärken: „Expecto Patronum!“ Mit sehr mäßigem Erfolg. Nur schwache silbrige Dunstwölkchen schießen aus unseren Stäben und die Gestalt kommt ungehindert weiter auf uns zu. Es lässt sich kein froher Gedanke in meinen Geist rufen, nur Angst, Hoffnungslosigkeit und Trauer beherrschen meine Gedanken. Nochmals keuche ich „Expecto Patronum!“ doch der Erfolg ist noch geringer als beim ersten Mal… Als ich wieder etwas sehen kann, liege ich am Boden und schluchze. Neben mir geht es Remus und James auch nicht besser. Mr Potter ragt über uns auf. „Geht’s wieder Jungs?“ fragt er. Wir rappeln uns benommen auf und starren verlegen in den Boden. „Macht euch keine Gedanken darüber, dass ihr in Ohnmacht gefallen seid. Ich habe schon gestandene Magier gesehen, die zusammen gebrochen sind, als ein Dementor auf sie zukam.“ Er bringt eine gewaltige Tafel Schokolade zum Vorschein und teilt Stücke davon an uns aus. „Das beste Mittel nach einem solchen Angriff“, meint er. „Esst das Zeug, es wird euch gut tun.“ Wir kauen auf den Riegeln herum und zumindest aus meinem Magen schwindet die grausame Kälte, die die Kreatur dort hinterlassen hat. An den Gesichtern meiner Freunde kann ich erkennen, dass es auch ihnen wieder besser geht. „Nun, ruht euch ein paar Minuten aus, dann können wir es nochmal probieren, wenn ihr es wollt“, sagt Mr Potter und wirft prüfende Blicke auf uns. Wir stehen nahezu gleichzeitig auf. Es sieht so aus, als wolle sich keiner von uns den Anschein von Zurückhaltung oder gar Angst geben. Doch ich muss zugeben: Ich habe Angst! Andererseits ist es mir jedoch lieber, jetzt unter kontrollierten Bedingungen üben zu können, als später vor einem echten Dementor zu stehen und dann nicht zu wissen, wie ich mich verteidigen soll. Meine beiden Freunde scheinen meine Gedanken zu teilen. „Nochmal, Dad!“ krächzt James und wir werfen Mr Potter bestätigende Blicke zu. Nach einem weiteren prüfenden Blick öffnet er wieder die Uhr. Wir stehen Schulter an Schulter und versichern uns der Nähe unserer Freunde. „Keiner von uns ist alleine“, murmelt Remus. „Wir sind zu dritt und wir sind Freunde. Das ist ein glücklicher Gedanke, aber das ist auch eine Tatsache. Er kann uns diesen Gedanken nicht nehmen, denn es ist keine blose Vorstellung, sondern eine fundamentale Tatsache. Behaltet das einfach im Kopf.“ Ich höre James bestätigend brummen und flüstere leise „Ja!“ Remus hat Recht. Unsere Freundschaft ist eine unabänderliche Tatsache und das gibt uns die notwendige Kraft. Die unheilvolle Kreatur gleitet drohend auf uns zu. Wir heben unsere Stäbe und rufen entschlossen; „Expecto Patronum!“ Und dieses Mal gelingt der Zauber. Drei silbrige Wesen springen regelrecht aus unseren Stäben: Ein Hirsch, ein Werwolf, ein gewaltiger Hund und sie stürmen auf den Boggart-Dementor zu. Der hält inne, verharrt einen Lidschlag lang, dann zieht er sich eilig in seine Standuhr zurück und wir jubeln und lachen. „Großartig!“ ruft Mr Potter erstaunt und erfreut. „Ihr habt eure Kräfte vereint und euch gegenseitig Unterstützung gewährt.“ „Nochmal, Dad“, erwidert James. „Dieses Mal aber jeder für sich alleine.“ „Ich glaube, das verschieben wir auf Morgen. Ihr solltet euch erst einmal erholen. Geht raus, geht schwimmen oder fliegen. Allzu viel auf einmal kann euch schaden und ihr habt in kürzester Zeit einen überwältigenden Erfolg erzielt. Wie ich euch schon gesagt habe, gibt es eine Menge erwachsene Zauberer, die diese Magie nie meistern konnten. Es ist eine wirklich außerordentliche Leistung, die ihr heute erbracht habt. Wenn meine Frau von diesen Übungen erfährt, reißt sie mir den Kopf ab. Ihr solltet das besser für euch behalten. Und jetzt raus mit euch!“ Wir gehorchen ihm und trollen uns zum See. „Das war stark, was du zu uns gesagt hast, Moony“, meint James, als wir träge im Schatten der alten Weiden liegen. „Yeah“, stimme ich zu. „Du hast immer so klasse Gedanken, Remus.“ „Ich habe es euch beiden schon oft gesagt und sage es wieder: Ihr seid meine Freunde und das bedeutet mir alles - nicht einfach nur ein froher Gedanke, sondern schlicht und ergreifend die Wahrheit…“ „Mensch, Moony, wir sind deine Freunde“, platzt es aus mir heraus und James Fuß stößt gegen mein Bein. Er hat Recht, ich war kurz davor, mich zu verplappern. „Klar, Remus, wenn du nicht da bist, fehlt uns was“, fügt James an. Moony grinst uns an, sein übliches schiefes Grinsen, doch dieses Mal hat es einen teils glücklichen, teil sehnsüchtigen Charakter. „Ich habe keine richtigen Worte dafür, was es mir bedeutet, mit euch beiden zusammen sein zu können“, meint er leise. „Ich hatte noch nie zuvor Freunde, keinen zum Reden, keinen zum Abhängen. Ich war immer nur alleine. Ich hatte immer so viele tolle Ideen, was ich unternehmen könnte, aber ohne Freunde ging das nicht richtig. Und wenn ich doch etwas unternommen habe, dann hat es bei weitem nicht so viel Spaß gemacht, wie es das jetzt tut, wenn ich mit euch rum ziehen kann… Aber das ist es nicht allein. Es ist ein so großes, gutes Gefühl in mir. Eine Wärme…“ „Schon gut, Moony“, meine ich. „Du bedeutest mir genau so viel und ich denke, James empfindet genau so.“ „Yeah“, erwidert James. „Du bist unser bester Freund. Das kannst du mir glauben…“ Dieses Mal muß ich James treten, denn jetzt ist er kurz davor, sich zu verplappern. „Ich kann nicht mehr“, murmelt James. „Wenn ich es nicht sage, platze ich…“ „Mir steckt es auch wie ein Klos in Hals…“ gebe ich leise zurück. „Von was redet ihr?“ fragt Remus. „Großes Geheimnis“, grinst James schief. „Ganz großes Geheimnis“, stimme ich zu. „Wollt ihr es spannend machen, oder traut ihr mir nicht?“ will er wissen. „Du“, sagt James und schaut mich an. „Seit wir wissen, dass du ein Werwolf bist, haben wir einen Plan gefasst“, fange ich an zu erklären. „Einen recht tollkühnen Plan“, setzt James fort. „Es wissen nur noch zwei weitere Personen davon. Peter und mein Dad.“ „Jetzt sagt schon, um was geht es?“ drängt Moony. James und ich grinsen uns an. Es macht Spaß, Moony zu triezen und es spannend zu machen. „Animagi“, flüstern wir geheimnisvoll im Chor. „Animagi? Was soll das jetzt wieder heißen – Animagi?“ „Wir üben schon seit über einem Jahr Verwandlungen“, beginnt James. „Wir sind gar nicht schlecht.“ „Aber wir sind noch nicht so weit“, füge ich an. „Ich schätze, es wird auch mindestens noch ein Jahr dauern, bis wir es schaffen… „Insbesondere weil auch Peter mitmachen will“, grummelt James. „Aber … aber … aber, warum habt ihr mir nichts davon gesagt?“ stammelt Remus. „Mehrere Gründe“, erwidere ich. „Und keiner hat damit zu tun, dass wir dir nicht vertrauen würden.“ „Welche Gründe?“ flüstert er. „Wir wissen nicht sicher, ob es klappen wird“, meint James. „Und wenn wir mit dir davon reden und du freust dich – wir wollen ja zu Animagi werden, damit wir dich als Werwolf begleiten können – und dann schaffen wir es nicht…“ versuche ich zu erklären. „Wir wollten verhindern, dass du dann schrecklich enttäuscht bist“, spricht James weiter. „Wir haben uns Sorgen darüber gemacht, dass … dass du dir dann was antun könntest“, flüstere ich. Die Gefühle, die bei diesen Worten über Moonys Gesicht ziehen, sind unglaublich. Hoffnung, Freude, Zuneigung und Unglauben. Plötzlich stehen Tränen in seinen Augen. „Das wollt ihr wirklich für mich tun?“ schluckt er hart. „Yeah“, antworten wir gleichzeitig. „Versteh doch, Remus“, murmle ich, setze mich neben ihn und lege meinen Arm um seine zuckenden Schultern, „wir sind genau so sehr deine Freunde, wie du der unsere.“ „Yeah“, meint James, setzt sich an seine andere Seite und legt ebenfalls den Arm um ihn. „Einfach nur Freunde und Freunde halten nun mal zusammen…“ Leise beginnt Moony erneut zu sprechen. „Als ihr mich damals in der Heulenden Hütte aufgestöbert habt, hatte ich panische Angst. Einmal davor, euch zu verletzen. Zum anderen aber, dass ich eure Freundschaft verliere, nun, da ihr mein Geheimnis kennt. Dann habt ihr gesagt, dass ihr es einfach cool findet, mit einem Werwolf abzuhängen. Ich konnte das gar nicht verstehen, war aber unendlich froh darüber. Und jetzt wollt ihr das für mich tun. Das ist mehr, als ich je verdient habe.“ Er hält seinen Kopf gesenkt und seine Tränen tropfen auf seine nackten Oberschenkel. „Ey, Moony, wein doch nicht“, murmle ich und klopfe ihm auf die Schulter. „Ist doch alles OK.“ „Danke“, murmelt er. Ich merke, dass er aufstehen will und lasse ihn los. James tut das Selbe. Remus schaut uns beiden tief in die Augen und sein schiefes Grinsen zuckt erneut über sein nasses Gesicht. „Gehen wir schwimmen. Ich muss mich jetzt einfach ein bisschen bewegen…“ Das tun wir auch, bis wir erschöpft regelrecht aus dem Wasser krabbeln. Wir lassen uns keuchend auf unsere Handtücher fallen und bewegen uns mehrere Minuten lang überhaupt nicht mehr. „Genug bewegt, Moony?“ fragt James, als er wieder richtig Luft bekommt. „Im Augenblick schon“, gibt der zurück. Remus ist aus demselben Grund ins Wasser gelaufen, wie ich damals nach meinem - doch etwas peinlichen - Gespräch mit James, wird mir klar. Er wollte seine Verlegenheit überspielen. Ach Moony, Kumpel, wir mögen dich einfach und das ist doch nichts worüber man verlegen sein müsste…   Kapitel 6: Das dritte Jahr -------------------------- Kapitel 3 Das Dritte Jahr Morchie Lang waren diese Sommerferien, länger als alle anderen, an die ich mich erinnern kann. Es ist so viel geschehen und wir haben eine Unmenge gelernt. (Wir beherrschen eine große Anzahl von Duellzaubern und auch die Patronusse gehorchen uns nun vollständig und in jeder Situation). Es hat auch jede Menge Spaß gemacht, obwohl wir ja Magie und Selbstverteidigung geübt haben und uns nur sehr wenig wirkliche Freizeit genommen haben. Doch das, was wir dabei unternommen haben, war so intensiv, dass es leicht bis zu den nächsten Ferien reicht. Wir sitzen im Zug und Peter erzählt uns von seinem Urlaub am Meer. Moony sitzt am Fenster und träumt vor sich hin, er hat Godrics Hollow natürlich rechtzeitig zum näch-sten Vollmond verlassen und hat sich uns erst wieder im Hogwarts Express angeschlossen. Ich weis nicht, warum er momentan so verträumt ist, das ist sonst gar nicht seine Art. „…und dann sagt meine Mum zu mir“, erzählt Peter gerade, „Siehst du, wir haben die schönste Sandburg vom ganzen Strand gebaut…“ Wir drei anderen werfen uns einen amüsierten Blick zu. Peter hat einen richtigen Urlaub für kleine Kinder verbracht und wir… …wir sind etwas reifer geworden… Peter erzählt uns haarklein alles, was er erlebt hat. Erst als der Zug schon in Hogsmeade einfährt, fragt er uns: „Und was habt ihr in den Ferien so gemacht?“ James und ich wechseln uns mit zum Teil erfundenen Erzählungen ab. Peter muss nun wirklich nicht alles wissen… Plaudernd steigen wir aus, plaudernd gehen wir zu den pferdelosen Kutschen. Peter hüpft wie gewohnt um uns herum. Plötzlich stupst er uns an. „Snape hängt in unserem Kielwasser“, flüstert er begeistert. Wir wirbeln herum. Tatsächlich, da ist Snivellus, aber er ist nicht alleine. Ich habe ihn schon ein paar Mal mit dem anderen Jungen gesehen. Ich kenne auch dessen Namen. Er heißt Hieratus Morch und seine Familie ist mit der meinen gut bekannt, nicht dass ich ihn näher kennen würde… „Snivelly, alter Schleimball“, rufe ich und meine Augen blitzen. Nur zu gut habe ich noch unsere Duellübungen im Kopf. Wenn er etwas plant… Nun, wir sind gewappnet. „Auch wieder da?“ Himmel, der Kerl sieht noch ungepflegter und schäbiger aus, als sonst. Tatsächlich trägt er sogar immer noch die zerrissene Robe vom letzten Jahr. Sie ist ihm nun mehr als nur viel zu kurz. Auch James sieht das natürlich und kann es nicht lassen, darüber zu spotten. „Und immer noch in den alten Klamotten“, feixt er. „Ist Yorkshire denn so am Arsch der Welt, dass man dort weder was kaufen, noch sich ordentlich waschen kann?“ „Klar“, ruft Peter. „Dort laufen sie gewöhnlich noch in Tierfellen rum und Snapes Haare sind auch noch so fettig, wie immer!“ Remus ist mit den Vorgängen natürlich wieder mal nicht einverstanden, aber er sagt nichts dazu, nur seine Augen, die sprechen Bände und die steile Falte furcht erneut seine Stirn. Plötzlich huscht Peter zwischen uns durch und zupft an Snapes Robe. Das Ding stammt wirklich aus alt-ehrwürdigen Zeiten, denn es reißt sofort an den Schultern auf und Snivelly steht mal wieder im Freien. Er trägt sogar noch immer die Selbe alte Unterhose, wie damals, wo wir ihm diesen Streich das erste Mal gespielt haben. Doch dieses Mal haben wir noch mehr Publikum, es fehlen jedoch die Lehrer. „Großer Gott“, ruft James und zeigt auf die im Wind flatternde Unterhose, „Snivellus, wechselst du die denn nie?“ „Himmel, du bist ein richtiger schmieriger Oger, Snivelly. Widerlich, echt widerlich!“ füge ich an. Alle Zuschauer lachen sich schief. Unvermittelt tritt Morchie neben ihn und legt ihm mit einer beschwichtigenden Geste seinen eigenen Umhang um die nackten Schultern. Dann packt er ihn am Arm und führt ihn weg zu einer leeren Kutsche. Ich dachte, an diesem Burschen wäre nicht viel dran, aber das war jetzt echt edel… Remus packt uns an den Schultern und schiebt uns in die Kutsche, vor der wir stehen. Er sagt nichts weiter zu dem Thema, bis wir beide uns wenig später unter vier Ohren unterhalten können. „Ich will nicht wieder davon anfangen, Padfoot“, meint er flüsternd, während wir der Auswahlzeremonie in der Großen Halle zusehen, „aber du weist, was ich von solchen Aktionen halte.“ „Yeah. Peter übertreibt es mal wieder. Aber du weist, dass ich es einfach nicht lassen kann, Snape durch den Kürbissaft zu ziehen… Aber was anderes. Weist du, wer mich heute echt beeindruckt hat?“ Remus hängt an meinen Lippen und zieht fragend die Augenbrauen hoch. „Morchie.“ „Morchie?“ „Hieratus Morch, der andere Junge, der Snape den Umhang über die Schultern gelegt hat. Ich fand die Geste echt Klasse“, meine ich. „Es ist wirklich stark rüber gekommen. So einen klasse Freund hätte ich dem alten Snivelly nie und nimmer zugetraut…“ „Yeah“, murmelt Moony. „Ich hoffe für ihn, dass er merkt, was er an dem Anderen hat. Wäre schade drum, Perlen vor die Trolle geworfen…“ „Egal. Aber du hast Recht, Peter hat echt wieder mal übertrieben, auch wenn es schon irgendwie komisch war.“ Moony grinst sein übliches schiefes Grinsen und meint noch als Nachgedanken: „Dann sind wir uns ja einig, oder?“ Und ich nicke einfach nur dazu, denn in diesem Moment erscheint das Festmahl vor uns und ich habe einen Bärenhunger… Große Gedanken um das Wohlbefinden von Snape habe ich mir damals natürlich keine gemacht, aber diese beeindruckende Geste von Morchie blieb mir lange im Gedächtnis… Wir begegnen den Beiden wieder, als wir zu Leech in Zaubertränke gehen und erstaunlicher Weise trägt Snape nun plötzlich anständige Roben. Sie sind ihm zwar etwas zu weit, sehen aber um Welten besser aus, als die alten Fetzen von früher. Peter findet das komisch und macht abfällige Bemerkungen darüber, aber momentan langweilt mich das entsetzlich und James hat kein Interesse an seinen Späßen, denn seine Augen folgen in den ersten Wochen des Schuljahrs ausschließlich Lily. Sie hat etwas mit ihren Haaren gemacht und ist ein ganzes Stück gewachsen. Sie war schon immer recht hübsch, aber jetzt ist sie wirklich Klasse. Ich kann James verstehen, aber ich finde die uneingeschränkte Aufmerksamkeit, die er Lily schenkt, echt zu komisch. Ich wollte schon lange mit Moony über diese Sache reden und da die Quidditch Saison wieder begonnen hat, bietet sich auch schon bald die Gelegenheit dazu. Es ist Wochenende und kurz nach dem Vollmond. Das Wetter ist immer noch schön und ich strolche mit Remus übers Gelände. „Moony, ich muss dich mal was fragen“, setze ich tastend an. „Um was geht es?“ erwidert er versonnen. Er ist die meiste Zeit immer noch so verträumt, wie damals im Zug. „Um James und Lily. Ich möchte wissen, was du dazu meinst.“ „Hmm, James und Lily. Yeah. James ist schon in Lily verknallt, seit er sie zum ersten Mal gesehen hat, aber das ist dir doch wohl klar, oder?“ „Yeah. Aber hast du eine Ahnung, was sie denkt?“ dränge ich. „Nun, ich bin nicht gerade ein Spezialist für das, was Mädchen denken. Aber ich glaube, dass sie ihn auch sehr gern hat. Ob sie aber in ihn verknallt ist, das kann ich dir echt nicht sagen.“ „Weist du, ich denke an die dauernden Kabbeleien der Beiden. Ich halte das nicht für echten Streit, sondern für eine Art liebevollen Machtkampf, wenn es sowas gibt…“ Remus kichert. „Ich glaube, da hast du genau die richtige Bezeichnung gefunden. Sie sind beide sehr starke und dominante Persönlichkeiten und jeder will Recht haben. Yeah. Liebevoller Machtkampf…“ Ich nicke. Dann hatte ich also wohl recht mit meinen Vermutungen. OK, Prongs, mein Freund, das Mädel ist und bleibt deine Sache. Ich werfe einen Blick auf meinen anderen Freund und merke, dass er mit seinen Gedanken schon wieder mal weit weg ist. Jetzt möchte ich aber doch langsam mal wissen, was mit ihm los ist. „Moony? Wo bist du?“ frage ich daher. „Oh, äh, Sorry.“ Er wirft mir einen eigenartig prüfenden Blick zu. Dann seufzt er resignierend. „Es war diesen Sommer“, beginnt er zu erzählen. „Ich war wieder in Cornwall und der Vollmond war auch mal wieder an mir vorüber gegangen. Meine Eltern wollten mir meinen Freiraum lassen und so zog ich alleine durch die Botanik. Nach Godrics Hollow wollte ich auch nicht wieder, damit meine Eltern nicht glauben, dass sie mir egal geworden sind. Ich hoffe du verstehst mich?“ Ich überlege. Yeah. Wenn ich etwas für meine Eltern übrig hätte, würde ich auch einen Teil der Ferien bei ihnen verbringen wollen. „Yeah. Ich kann dir folgen. Aber was hat das mit deinem eigenartigen Verhalten zu tun?“ „Nun in den letzten Jahren hat man in unserer Gegend eine neue Verdienstquelle entdeckt. Ich habe dir doch erzählt, dass es dort sehr schön ist. Also vermieten einige Bauern Ferienwohnungen an Gäste aus den großen Städten… …da habe ich sie kennen gelernt…“ „Wen kennen gelernt?“ „Miranda. Ein Mädchen, das mit ihren Eltern in unserem Dorf Urlaub gemacht hat… Muggel natürlich…“ „Und sie hat dir – äh - gefallen?“ „Yeah. Mehr als nur das. Ich hab dir doch gesagt, dass ich durch die Gegend gestrolcht bin. Und sie hat das Gleiche getan. Uns war beiden langweilig und wir haben angefangen, uns miteinander zu unterhalten. Sie war nett, witzig und etwas jünger als ich. Wirklich hübsch, lange dunkelbraune Locken und die blausten Augen, die du dir nur vorstellen kannst. Es war einfach nur schön. Sie hatte viel zu erzählen, aber die meiste Zeit sind wir nur schweigend miteinander spazieren gegangen. Und mit der Zeit habe ich – habe ich mich in sie verliebt…“ „Moony…?!“ platze ich heraus. Es ist nicht so, dass ich mir nicht vorstellen könnte, mich zu verlieben. Aber Remus mit seinem Problem und er kennt die Konsequenzen… „Ich weis, Sirius. Aber der nächste Vollmond war weit weg und ich wusste auch, dass ich Miranda wohl nie wieder sehen werde. Also habe ich die kurze Zeit, die wir miteinander hatten, einfach genossen.“ „Du hast dich also in sie verliebt?“ dränge ich. Das Thema ist spannend und solche Gedanken gehen mir schon seit einiger Zeit häufig durch den Kopf, geistern auch manchmal durch meine Träume... „Yeah. Ich … nun … wir sind zusammen rum gezogen und waren recht abgeschieden. Sie hat mit mir geflirtet und mir das Gefühl gegeben, der tollste Kerl der Welt zu sein. Heute weis ich, dass ihr auch klar war, dass sie mich nach diesem Sommer wohl nicht mehr wieder sehen würde. Eines Tages sind wir über die Wiesen gewandert und haben uns in die Sonne gesetzt. Wir träumten beide vor uns hin… Plötzlich hat sie sich bei mir angelehnt und sagte: ‚Du bist ein so anständiger, ernster Junge, Remus. Die meisten anderen Kerle hätten schon versucht, mich zu küssen oder auch mehr…’ Dabei hat sie mich mit ihren wundervollen blauen Augen angeschaut und ich … ich bin regelrecht darin – nun – ertrunken… ‚Ich finde dich echt Spitze, Miranda, und ich mag dich wirklich’, habe ich zu ihr gesagt. ‚Warum willst du mich dann nicht küssen?’ war ihre Gegenfrage. Und dann habe ich sie einfach geküsst… Sirius, ich kann dir nicht erklären, was ich dabei empfunden habe. Du musst das erst selbst erleben, bevor du verstehst… Nun, sie hat meinen Kuss erwidert und wir saßen eng umschlungen in dieser Wiese. Stundenlang. Am nächsten Tag ist sie wieder heimgefahren. Aber nun geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf, obwohl ich weis, dass nie etwas Ernsteres hätte daraus werden können. Sei mir also jetzt nicht böse, wenn ich zurzeit ein bisschen verträumt bin, denn die Chancen, dass ich etwas Derartiges nochmal erleben darf, sind sehr gering…“ Ich starre ihn mit offenem Mund an und meine Hand hebt sich wie von selbst und legt sich auf seine Schulter. „Klar. Nee. Ich bin nicht böse. Aber zum ersten Mal ist mir wirklich klar geworden, dass du um einiges älter bist als wir.“ „Danke“, murmelt er. „Ich möchte nicht, dass meine Träumereien unsere Freundschaft zerstören. Echt nicht.“ „Nee, bestimmt nicht. Irgendwann habe ich vielleicht auch mal ´ne Freundin und dann möchte ich dich auch nicht verlieren.“ Er seufzt. „Wir werden langsam erwachsen…“ „Aber ich hoffe, nur sehr langsam. Ich bin ganz gerne ein Junge und mache mit meinen Freunden Blödsinn und auch andere Sachen…“ Er grinst mich mit diesem schiefen, sehnsüchtigen Grinsen an, das ich so gut von ihm kenne. Er ist kein Junge mehr, erkenne ich plötzlich. Er ist ein Jugendlicher und kein halbes Kind mehr. Plötzlich weis ich sein Vertrauen und seine Freundschaft zu schätzen, wie noch nie. „Ey, Moony“, sage ich daher. „Danke für dein Vertrauen. Ich finde das wirklich stark von dir, dass du mir alles erzählt hast, denn dir gegenüber, bin ich nur ein kleiner Junge…“ Er schaut mich erstaunt an. „Du? Ein kleiner Junge? Nee, echt nicht. Ich habe dich nie als einen kleinen Jungen angesehen. Du hast mir damals diesen guten Rat gegeben, der mir mein Leben um einiges erleichtert hat … und wie du denkst und sprichst … und auch die Pläne, die du mit James wegen meines Problems gemacht hast … Nee … kein kleiner Junge kann so sein … ich weis, dass ihr beide jünger seid als ich, aber für mich sind wir gleichaltrig und einfach echte Freunde…“ „Danke“, murmle ich und komme mir gleich ein ganzes Stück erwachsener vor. Ich halte sehr viel von Remus und er scheint eine Menge von mir zu halten und auch von James. Ich kenne ihn jetzt schon über zwei Jahre, aber manchmal werde ich nicht ganz schlau aus ihm. Er ist geistig so reif und denkt so erwachsen, dass er noch viel älter zu sein scheint, als er eigentlich ist. Andererseits hat er so viele Zweifel und Sorgen, weint so leicht und hat ein so junges Gesicht, dass er mir manchmal viel jünger erscheint. Aber er hat wohl einfach eine andere Erziehung genossen als ich… Er bemerkt meinen nachdenklichen Blick. „Was ist?“ fragt er und ich versuche, ihm meine Gedanken zu erklären. Er nickt nur. „Du wirst niemals jemand wirklich kennen. Kein Mensch ist aus einem Guss und bei jedem gibt es ein Wenn und Aber. Du hast Recht, ich weine sehr leicht. Aber das ist oft das einzige Ventil, das ich habe. Du hast dir oft schon Gedanken darüber gemacht, dass dich jemand für ein Weichei halten könnte, wenn du weinen musst, aber du hast mich nie für eins gehalten, wenn ich geheult habe, oder?“ Moony hatte schon immer eine ganz eigene Art, die Dinge zu betrachten. „Nee - Shit – Moony - niemand, der bei jedem Vollmond als Werwolf rumlaufen muss, kann ein Weichei sein…“ Er schaut mich lange und eindringlich an, dann nickt er. „Du verstehst also?“ „Weis nicht. Ich versuche es zumindest. Du hast oft so – so einzigartige Ideen und bringst mich dazu, meine vorgefasste Meinung nochmal zu überdenken. Das ist eine gute Sache und ich lerne viel dazu. Über Personen, über ihre Reaktionen, warum sie das tun, was sie tun. Und ich möchte verstehen…“ „Ich bin froh, dass du mich nicht einfach als Spinner abtust…“ „Du bist kein Spinner!“ rufe ich fast entrüstet. „Du bist mein Freund!“ „Deswegen habe ich aber noch lange nicht immer Recht.“ „Nee, vielleicht nicht“, meine ich mit schiefem Grinsen, „aber meistens…“ Er grinst dankbar zurück und wir entschließen uns, zum Essen ins Schloss zurück zu gehen…  Unterricht Es ist nicht so, dass wir unsere Tage nur damit verbringen das Leben zu genießen. Es gibt viel zu lernen, nicht dass James und ich mehr machen würden, als unsere Hausaufgaben. Die neuen Fächer, die wir belegt haben, fallen uns auch nicht schwer. Gut, die Alten Runen wollen erstmal in die Köpfe hinein und Arithmantik benötigt auch eine satte Portion Gehirnschmalz, aber Pflege magischer Geschöpfe ist das reinste Vergnügen und Professor Kettleburn ein wirklich komischer Vogel. Wir haben dieses Fach gemeinsam mit den Slytherin und es ist ein Leichtes, den Kleinkrieg zwischen unseren Häusern in diesem Fach erschöpfend auszutragen. Kettleburn bekommt nie was davon mit… Kurz vor Halloween nehmen wir in Verteidigung gegen die schwarzen Künste den Boggart durch. Kein Problem für Remus, James und mich. Mr Potter hat uns im Sommer selbstverständlich auch beigebracht, wie man mit dem Boggart als Solchem umzugehen hat. Professor Asmodeo bringt die Kreatur in den Unterricht mit und läßt uns den Gegenzauber erst mal trocken üben. Die Theorie hat er uns bereits in der letzten Stunde erläutert. Kein Problem „Riddikulus!“ Aber Peter kann das Wort noch nicht mal richtig aussprechen. Er murmelt nur tonlos vor sich hin. Asmodeo lässt seinen Blick über seine Klasse schweifen, er sieht die Mundbewegungen seiner Schüler und nickt zufrieden. Dann lässt er den Boggart auf uns los. Peter steht so ungünstig, dass ihn die Kreatur als ersten erwischt. Sie kommt auf ihn zu und verwandelt sich seltsamer Weise in Snivellus. Aber in was für einen Snivellus… Er sieht aus, als wäre er vor langer Zeit eines unsagbar grausamen Todes gestorben und nun aus seiner Gruft gekrochen, um den armen Peter als sein schlimmster Alptraum heimzusuchen. Das fettige schwarze Haar ist so lang, dass es fast am Boden schleift. Die schwarzen Augen sind riesig, leer, bodenlos. Die gelben Zähne teilweise abgebrochen und gefletscht. Und Snivellus sieht alt aus, uralt. Er hat seine langen Finger zu grausamen Klauen verbogen und seine schmutzigen, eingebrochenen Fingernägel fahren wie spitze Dolche vor Peters Gesicht durch die Luft. Der stolpert zurück und sofort springt Remus vor ihn. Der Boggart verwandelt sich in einen silbern schimmernden Vollmond. „Riddikulus!“ ruft Remus entschlossen. Sofort verwandelt sich das Wesen in eine riesige Kakerlake und stürzt - hilflos auf den Rücken fallend - zu Boden. „Ha!“ ruft Moony und seine Augen beginnen zufrieden zu funkeln. James huscht nach vorne und der Boggart wird zu einem schwarz gekleideten Vampir. Er kommt mit blutunterlaufenen Augen und nach seinem Blut lechzend auf ihn zu. „Riddikulus!“ sagt James regelrecht lässig und dem Vampir fällt ein Zahn nach dem anderen aus, die Reißzähne zuerst. Er wirft einen selten dämlichen Blick auf sein Gegenüber. Ich trete vor James und der Boggart verwandelt sich in meine Mutter. Sie kommt mit ihren irr blitzenden Augen auf mich zu und auf ihren Lippen liegt der Cruciatus Fluch. Ihr schwarzes Haar fliegt um ihren Kopf, als würde ein wütender Wind es zerzausen. „Riddikulus!“ fauche ich und ihr Haar wickelt sich um ihren Kopf und erstickt jeden Laut. Sie beginnt mit ihren messerscharfen Fingernägeln daran zu zerren. Aber da tritt schon der Nächste vor mich und eine erneute Verwandlung setzt ein. Einer nach dem anderen kommen die anderen Schüler nach vorne und legen sich mit dem Boggart an. Immer seltsamer und konfuser werden sie Gestalten, die er annimmt. Langsam wirken seine Verwandlungen nur noch komisch, so wie es sein soll. Einige von uns fangen an zu kichern, schließlich schallend zu lachen und der Formwandler zerplatzt in eine feine Staubwolke. Asmodeo ist mit den Leistungen der Klasse sehr zufrieden und entlässt uns einige Minuten früher in die Mittagspause. „Ihr habt heimlich geübt!“ mault Peter beim Essen. „Das sah bei euch so leicht aus…“ „Deine Mutter, nicht wahr, Padfoot?“ murmelt Moony mir zu. „Yeah. Schlimmer als der Dementor. Hast du gesehen, was sie sagen wollte?“ Wir beachten Peter kaum, der jammernd und quengelnd auf James einredet. „Yeah. Davor hast du also mehr Angst, als vor den anderen Biestern?“ „Wenn du den Fluch einmal am eigenen Leib erlebt hast, dann fürchtest du nichts mehr, als ihn nochmal zu erleiden…“ murmle ich. Moony nickt nachdenklich und wendet sich dem maulenden Peter zu. „Wurmschwanz, jetzt hör endlich auf zu nörgeln“, sagt er scharf zu ihm und benutzt zum ersten Mal Peters Animagus Spitznamen. „Du hättest dich nur vorbereiten müssen. Du kannst dich nicht immer drauf verlassen, dass einer von uns da ist und dir aus der Patsche hilft.“ „Aber ... aber ... Remus... “ „Nichts, aber Remus“ Moony klingt fast sauer und redet sehr leise. So kenne ich ihn gar nicht. „Ich weis, wie sehr du James und Sirius mit der Animagi Verwandlung in den Ohren liegst. Wie kannst du erwarten, dass sie dir dabei helfen, wenn du nicht mal mit einem Boggart fertig wirst. Shit, Peter, es gibt Sachen, die musst du selbst lernen, die kann kein anderer für dich übernehmen.“ „Aber Moony, woher weist du davon …“ quiekt Peter verzweifelt, auch er hat Remus noch nie so sauer erlebt. „Wir haben im Sommer davon gesprochen und dabei fiel auch dein Namen. Mensch, ich würde mich echt freuen, Gesellschaft zu haben, wenn ich in diesem beschissenen Zustand bin, aber James und Sirius können sich mir erst dann anschließen, wenn du auch so weit bist. Du willst ja unbedingt dabei sein, also tu zum Teufel auch was dafür!“ Dann steht er auf, nickt uns zu und geht alleine zur nächsten Stunde. „W-w-was war denn mit M-m-moony?“ stammelt Peter verblüfft. James zuckt die Schultern und wirft mir einen fragenden Blick zu. „Er ist einsam, ihr wisst schon, wann ich meine. Und Peter, echt, wir sind deine Freunde, aber wir können dir nicht bei allem Händchen halten. Du darfst dich nicht beschweren, wenn du nicht bereit bist, selbst etwas zu tun.“ Plötzlich weint er. „H-h-helft ihr mir, wenn ich übe?“ schnieft er. James klopft ihm auf die Schulter. „Yeah“, meint er, „dann gleich heute Abend im Bedarfs Raum. Dort findet uns keiner.“ Sein Vater hat diesen Raum zufällig entdeckt, als er an Hogwarts war und uns im Sommer davon erzählt, als wir ihn gefragt haben, ob er einen Ort kennen würde, wo wir in Hogwarts ungestört weiter üben können. Heute Abend scheint Peter etwas sehr kurzfristig zu sein, aber er wagt es nicht, James zu widersprechen. Dem fällt Peters Reaktion nicht weiter auf, da Lily sich gerade zu ihm setzt und ihn in ein Gespräch verwickelt.  Hogsmeade Am Halloween Tag ist unser erstes Wochenende in Hogsmeade und James plant einen umfangreichen Einkaufbummel in Zonkos, dem Scherartikel Laden. „Was willst du blos mit dem Mist?“ fragt Remus zweifelnd. „Ich stelle es mir herrlich vor, einen Kracher in einen von Leechs Kesseln zu werfen oder Niespulver an eins von Kettleburns Ungeheuern zu verfüttern oder…“ Wir fangen an, laut zu lachen. „Yeah“, meine ich. „Ich glaube, wenn wir das Zeug erst mal haben, fallen uns genügend Verwendungsmöglikeiten dafür ein…“ Wir machen uns auf den Weg ins Dorf hinunter. James hat blendende Laune und auch Remus hat seinen Ausbruch vor Peter schon lange bereut. Er war mit dabei, als wir Peter im Bedarfs Raum unterrichtet haben und er tat ihm furchtbar leid, als er mitbekam, wie schwer es Peter fällt, auch nur die einfachste Verwandlung zu vollbringen. Auf eventuelle Duellierübungen haben James und ich nach einem kurzen Blickwechsel ohnehin bis auf weiteres verzichtet. Moony hatte sogar die Courage, sich bei Peter zu entschuldigen – was der nicht unbedingt verdient hat – und so ist alles wieder in bester Ordnung. Erst in Zonkos sehe ich, wieviel Gold James wirklich zur Verfügung hat, denn er kauft alles, was ihm unter die Finger kommt. Er benimmt sich wie ein Kind in einem Spielwarenladen, nachdem man ihm gesagt hat: „Nimm alles mit, was du willst!“ Er hat ein Päckchen braungrünes Pulver in der Hand und spielt nachdenklich damit. „Was hast du da?“ frage ich ihn. Er drückt mir das Tütchen in die Hand und ich lese: Cat-on-the-Run. Jede Katze, die auch nur einen Hauch davon abbekommt, wird nie wieder gesehen. „Du hast doch nichts gegen Orion, oder?“ frage ich misstrauisch. „Dann hätte ich dir das wohl kaum gezeigt. Nee, aber Filchs Katze nervt mich schon die längste Zeit und sie ist schon ewig dafür reif, dass jemand etwas gegen sie unternimmt.“ Ich lache in mich hinein und nicke zustimmend. Das Biest nervt echt. Sie ist uns schon unzählige Male begegnet, wenn wir nachts durchs Schloss gestreunt sind. James drückt jedem von uns eine der vollen Papiertüten in die Hand, weil er soviel gekauft hat, dass er es alleine nicht mehr tragen kann. Dann schleppt er uns in den Honigtopf. Dort tobt er sich genauso aus, wie in Zonkos. Jetzt hat jeder von uns zwei Tüten in der Hand. „Gehen wir was trinken“, meint er fröhlich. Wir gehen in die Drei Besen und nehmen uns einen Tisch mitten im Raum. Ich habe erst einmal Butterbier getrunken, letztes Jahr, als Gryffindor den Quidditch Pokal gewonnen hatte. Das Zeug schmeckt heiß noch besser als damals, wo es lauwarm war. Wir quatschen, blödeln, lachen und trinken. Es wird eine ganze Menge, aber keiner von uns spürt etwas von dem Alkohol. Dann kommt Lily mit ein paar Mädels aus Gryffindor herein und mit James Interesse für uns ist es aus. Er hat nur noch Augen für Lily. Ich grinse Remus schief an und der grinst zurück, dann zuckt er die Schultern. Es macht auch ohne James aktive Beteiligung Spaß, in Hogsmeade zu sein. Erst jetzt sehe ich, dass wir auch an diesem Tag von einem schwarzen Augenpaar aufmerksam beobachtet worden sind. Snape! Ich hätte nie gedacht, dass Snivelly ein ernsthaftes Interesse für Lily gehabt haben könnte. Er hat nie - von einer einzigen Ausnahme am Ende unseres fünften Jahres abgesehen - auch nur ein Wort mit ihr gewechselt. Erst jetzt weis ich, was er für sie empfunden haben muss und plötzlich tut er mir schrecklich leid. Er hatte nie auch nur die geringste Chance bei Lily…  Nochmal Hogsmeade James setzt seine Ausbeute aus Zonkos bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten ein. Mit der Zeit bekommen wir den Ruf als Unruhestifter und Tunichtgute, nicht dass uns die Lehrer oft erwischen würden… Bestimmt bekommen unsere Mitschüler davon eine Menge mit und haben sicherlich auch ihren Spaß daran. Wenn Filchs Katze auch nur ein Haar von uns sieht, läuft sie um ihr Leben, das Zeug ist wirklich gemein… Wir unternehmen jetzt fast jede Nacht Ausflüge, um mit Peter zu üben, Remus ist mit dabei, wenn er kann. Es ist eine gewaltige Ochsentour, Peter auch nur die Grundlagen einzutrichtern, aber auch wir lernen viel dabei. Ist Peter wirklich einmal zu müde, um mitzukommen, übe ich mit James alleine. Wir schlafen kaum noch vier oder fünf Stunden pro Nacht, aber wir sind jung und es reicht, es muss einfach reichen… Langsam lernen wir, uns aus eigener Kraft in Tatze und Krone zu verwandeln. Als es mir zum ersten Mal gelingt, bin ich darüber so aufgeregt, dass ich die Rückverwandlung nicht mehr hinbekomme. James starrt mich nur verblüfft an und reagiert erst, als ich mich aufrichte und ihm meine dicken Pfoten auf die Schultern lege. Er verwandelt mich wieder in einen Menschen. „Klasse, Padfoot“, meint er. „Na ja, so Klasse dann doch wieder nicht. Ich konnte nicht mehr zum Menschen werden, weil ich so begeistert über die erfolgreiche Verwandlung in Tatze war.“ James schlägt sich mit der Hand an die Stirn. „Ich war so überrascht, als es dir wirklich gelungen ist, dass ich dich nur anstarren konnte. Sorry…“ „Macht nichts, du hast ja dann doch verstanden, was ich von dir wollte“, gebe ich zurück. „Willst du es jetzt versuchen.“ Er nickt und ist etwas überdreht. Er konzentriert sich und es gelingt ihm tatsächlich zu Krone zu werden. Er kommt auf mich zu galoppiert und bremst gerade noch ab, bevor er mich zu Boden wirft. „Soll ich dich zurück verwandeln?“ frage ich und er neigt seinen Hirschkopf. Es macht keine Probleme, ihm den Gefallen zu tun. Sofort steht er wieder in seiner Jungengestalt vor mir. „Dad hatte Recht. Die Rückverwandlung aus der Tiergestalt ist echt schwer. Wir sollten das wirklich noch sehr üben, bevor wir beide gleichzeitig zu Animagi werden.“ „Yeah und bevor wir versuchen, Peter auch das beizubringen…“ James nickt mit einem schuldbewussten Grinsen. Peter hat heute nur vorgegeben, müde zu sein, weil James das letzte Mal die Geduld mit ihm verloren hat, als er eine Interspezies Verwandlung zum zehnten Mal verbockt hatte. Er hat ihn ziemlich angeblafft und Peter war heulend aus dem Zimmer gelaufen. James hat sich zwar später bei ihm entschuldigt, aber Peter schmollt trotzdem noch. Über unsere ganzen Übungen, dem Unterricht, James Quidditch Training und sonstigen Aktivitäten, vergeht die Zeit schnell und schon bald kommen die Weihnachtsferien. Doch zuvor geht es noch mal nach Hogsmeade, Wir sind alle vier unterwegs ins Dorf, als wir vor uns zwei Gestalten durch den Schnee stapfen sehen. Snivellus und Morchie. James bückt sich und nimmt einen Patzen Schnee auf, formt einen Ball daraus. Dann grinst er uns an, deutet auf seine Kugel und dann auf die Beiden vor uns. Ich grinse, Moonys Augen beginnen zu funkeln (offensichtlich hat er gegen eine freundliche Schneeballschlacht keine Einwände) und Peter bückt sich einfach und formt seinen eigenen Schneeball. Nur Sekunden später fliegen die nassen Kugeln auf die beiden Jungen vor uns zu. KLATSCH! PATSCH! – Volltreffer. Die beiden wirbeln herum und teilen sich. Wir werfen weitere Bälle, die auch ihr Ziel treffen. Aber jetzt sind unsere Gegner gewarnt und wehren sich. Ein regelrechter Hagel aus Schneebällen fliegt hin und her. Einige unserer Geschosse treffen die Bäume, unter denen unsere Widersacher stehen und machen sie zu Schneemännern. Wir lachen und gehen immer weiter auf sie zu. „Die beiden könnten ein Bad vertragen“, ruft James fröhlich. Wir werfen uns auf unsere Kontrahenten. James und ich auf Snivellus, Peter und Remus auf Morchie. Wir seifen sie regelrecht mit dem nassen Schnee ein, aber das genügt mir noch nicht und ich stopfe Snivelly das nasse Zeug unter die Kleidung. Himmel, dass der nicht friert, er hat noch nicht mal mitten im Winter mehr unter seiner Robe an, als die alte Unterhose… Aber irgendwie ist es mir dann doch egal und ich stopfe ihm weiter Schnee unter die Kleidung. Ich erinnere mich an unseren letzten Zusammenstoß vor ein paar Tagen vor dem Verließ in dem wir Zaubertränke haben. Snivellus war an der Seite von Morchie daher gehinkt gekommen und wir haben uns über seinen Gang lustig gemacht. Ich hatte ihn gefragt, ob er für Quidditch trainiert hätte, weil ich weis, wie sehr er sich darüber ärgert, dass er so jämmerlich fliegt. Er hat mit seiner üblichen trocken-schnippischen Art geantwortet, doch ich habe gar nicht auf die Worte geachtet, seine Stimme hatte sich verändert und klang wie die eines jungen Erwachsenen. James machte natürlich sofort eine freche Bemerkung, ob er im Stimmbruch sei und ich fand das so komisch, dass ich ihn gefragt habe, ob er versucht hätte zu singen und ob seine Kollegen etwas dagegen gehabt hätten. Während des ganzen Wortwechsels war Morchie drauf und dran, sich einzumischen, aber ein sehr ausführlicher Blickwechsel mit Snivellus hielt ihn zurück. Scheinbar glaubt dieser, dass wir nicht bemerkt haben, dass er sich mit Morchie angefreundet hat. Nun, soll er denken was es will… Jetzt erst verstehe ich, was er für eine schreckliche Kindheit Snivelly verbracht haben muss. Sie war wohl noch schlimmer als meine. Er kannte nur Kälte und Hass, hat sich wohl häufig selbst gehasst und hat kaum jemanden je vertraut… Er kannte nie Freundschaft, kannte nie Liebe und wusste mit Morchies Anhänglichkeit nie richtig etwas anzufangen. Hat er diese Freundschaft je als das angesehen, was sie war? Echt und gut und vielleicht das Beste, was ihm je in seinem Leben geschehen war? Ich hoffe es für ihn, denn sonst wäre er ein noch ärmerer Kerl, als der, für den ich ihn heute halten muss… Ich hätte nie gedacht, dass ich je für Snivellus Mitgefühl empfinden würde, aber ich tue es. Auch Respekt, ja. Aber in diesem Augenblick überwiegt das Mitgefühl… Ich hoffe für ihn, dass er an dieser Schneeballschlacht soviel Spaß hatte wie wir… Nur ein einsamer, schäbiger, ungepflegter Junge… Wir haben ihn so verabscheut, ja regelrecht gehasst… Wäre es anders gewesen, wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weis? Ich wünschte, ich könnte es aus ganzem Herzen wahrheitsgemäß bejahen. Aber ich glaube - nein, ich fürchte - damals hätte mich das nicht gekümmert. Ich musste erst viele, schreckliche Jahre erleben und durchleben, um zu begreifen… Zu begreifen, was es wirklich bedeutet, einsam zu sein… Nun, genug mit den Erinnerungen an das, was vor ein paar Tagen war. Inzwischen sind unsere Gegner nass genug und wir trollen uns fröhlich in Richtung Drei Besen…  Animagi! Wir fahren zu James und kein böser Brief meiner Mutter belastet mich. Wir haben keinen Kontakt mehr miteinander und ich bin alles andere als böse darüber… Peter verspricht uns hochheilig, sich in den Ferien mit seinen Büchern zu befassen, damit wir im nächsten Trimester mit unseren Übungen weiter machen können. Remus wird wieder nach Hause fahren, denn er ist der Meinung, dass man die Feiertage bei seiner Familie verbringen sollte, wenn man es will und kann… Die Potters erwarten uns, wie gewohnt am Bahnsteig. Peter eilt sofort zu seiner Mutter und die betüttelt ihn, wie schon das letzte Mal. Egal. James Eltern begrüßen auch Remus und er freut sich sehr darüber, das sehe ich ihm genau an. Wieder in Godrics Hollow ziehe ich mich mit James sofort in sein Dachzimmer zurück und wir packen aus. Es dauert nicht lange und James Dad kommt herauf und fragt nach, warum wir so schnell verschwunden sind. „Ihr seht müde aus, Jungs“, meint er. „Ist es denn so schwer in der Schule geworden?“ James grinst ihn an. „Nee, Dad“, erwidert er. „Wir haben es geschafft Dad, wir haben es wirklich geschafft! Wir können zu Krone und Tatze werden!“ Der Alte strahlt uns an. „Großartig, Jungs.“ „Nur die Rückverwandlung klappt noch nicht ganz, Mr Potter“, füge ich an. „Wir wollen das hier üben.“ „Habt ihr es Remus inzwischen gesagt?“ will er wissen. „Yeah, Dad. Wir haben schon letzten Sommer mit ihm darüber geredet. Wir konnten es nicht länger für uns behalten, es wollte einfach raus.“ „Er war so oft so schrecklich traurig, Sir“, füge ich an. „Wir wollten ihm einfach Hoffnung geben, dass es besser für ihn werden wird.“ „Und eure Sorgen?“ „Ach komm schon, Dad, es wird sicher klappen. Es klappt ja jetzt schon fast. Dann sind die Sorgen unnötig, weil sie ja keine Grundlage mehr haben…“ Der brummt nachdenklich. „Gut, dann übt. Aber versucht, leise zu sein. Ich möchte nicht, dass deine Mutter etwas davon erfährt, mein Sohn, und das lässt sich kaum vermeiden, wenn hier ein Hirsch durchpoltert.“ Wir grinsen ihn an. Wenn man ihn so reden hört, dann weis man genau, woher James seinen schrägen Sinn für Humor und seine Abenteuerlust hat. Wir sind aufgeregt und aufgedreht, als ich mich wieder in Tatze verwandle. Der Körper fühlt sich von Mal zu Mal besser an. Ich versuche, die Rückverwandlung einzuleiten und es klappt… Nun, es klappt fast, meine Hose reißt hinten auf und ein schwarzer Hundeschwanz baumelt aus meinem Hosenboden. James sieht es natürlich sofort, zeigt auf das wedelnde Ding und lacht sich kaputt. Ich verrenke mich und schaue mir der Schlamassel an. „So hilf mir doch, James“, rufe ich verzweifelt. Doch der kann sich vor Lachen nur noch die Seiten halten. Ich greife nach meinem Stab und versuche, wieder ganz zum Menschen zu werden. Nach einigen weiteren Verrenkungen, schaffe ich es auch. Ich werfe ihm einen etwas beleidigten Blick zu und er versucht, sich wieder einzukriegen. „Sorry“, keucht er unter Lachtränen, „aber das sah zu komisch aus. Du hast direkt mit dem Ding gewedelt.“ Jetzt, da mein Schrecken überstanden ist, muss ich einfach mitlachen. James hat Recht. Ein Junge, der mit einem Hundeschwanz wedelt ist echt witzig… Es dauert eine Weile, bis James in der Lage ist, seine Verwandlung zu versuchen. Sie gelingt ihm. Er wird zu Krone. Er setzt seine Hufe, so leise er kann, auf den Holzboden. Ich sehe ihm an, dass er die Rückverwandlung probiert. Langsam schmilzt die Tiergestalt und die Jungengestalt erscheint. Zum ersten Mal, hatte James dieses Mal ein kleines Geweih und das wird ihm zum Verhängnis. Er wird wieder zum Menschen, aber die Hörner bleiben. Nun ist es an mir, mich schief zu lachen. „Schau mal in den Spiegel, Prongs. Ein bisschen was von Krone ist noch da“, pruste ich. Er latscht etwas betreten vor den Spiegel und schaut hinein. Dann beginnt auch er erneut zu Lachen, zeigt auf sein Spiegelbild und seine Brille verrutscht, so sehr lacht er. Schließlich greift er nach seinem Zauberstab und bringt die Überreste von Krone ganz zum Verschwinden. „Wir sollten runter gehen und was essen“, schlägt er vor, als er wieder reden kann, ohne vor Lachen zu keuchen. „Dann können wir es nochmal probieren.“ Zwei völlig überdrehte Jungen gehen zu Mrs Potters Küche hinunter. James Vater hält uns im Gang auf. „Ich habe euer Gelächter bis ins Wohnzimmer gehört. Was war denn?“ Wir erzählen es ihm. Abwechselnd und ausführlich. Seine Augen beginnen zu funkeln und wir wissen, er denkt mal wieder an eine Geschichte, die er erlebt hat. „Habt ihr Lust, nach dem Abendessen ein bisschen ins Wohnzimmer zu kommen. Mir ist eine Geschichte über Animagi eingefallen…“ Wir nicken begeistert und gehen gemeinsam mit ihm in die Küche zum Essen.  Björn und Lars Wir haben uns die Bäuche voll geschlagen und sitzen nun mit Mr Potter am gemütlichen Kaminfeuer. Er stopft sich seine Pfeife und macht eine große Zeremonie daraus. Es dauert ein paar Minuten bis sie richtig brennt und er sich bequem in seinen Sessel zurückgelehnt hat. „Es liegt schon über zwanzig Jahre zurück“, beginnt er seine Erzählung, „als ich auf eine Mission nach Norwegen geschickt wurde. Ich hatte schon einige Erfahrung im Ausland gesammelt und galt als erste Wahl, wenn es um sowas ging. Es handelte sich um eine problematische Situation mit den Eisriesen, die dort leben. Sie hatten sich in mehreren Fjorden verbarrikadiert und machten es schwer für die Muggel, diese Buchten zu benutzen. Sogar die Geheimhaltung unserer magischen Welt geriet in Gefahr… Ich reiste also nach Norwegen, wo mich zwei Magier bereits erwarteten. Björn Jarlson und Lars Renjek. Björn war ein gewaltiger Mann, kaum kleiner als Hagrid, den ihr beide sicher kennt. Lars war klein und hatte derartig rotes Haar, dass man im Sonnenlicht meinen konnte es stünde in Flammen. Sie nahmen mich freundlich auf und zeigten mir die Wege zu den Horten der Riesen. Eines Nachts, ich schlief schon am Lagerfeuer, wurde ich durch ein Geräusch geweckt. Ein leises Geräusch, viel zu leise, um von einem Riesen zu stammen. Björn hatte es verursacht. Ich wollte mich gerade aufsetzten und ihn fragen, ob etwas nicht in Ordnung sei, als ich vor Überraschung blinzeln musste. Ich verhielt mich ganz ruhig – um ehrlich zu sein, war ich vor Staunen erstarrt – denn ich konnte zusehen, wie meine beiden Begleiter begannen, sich in Tiere zu verwandeln. Keiner hatte mir mitgeteilt, dass meine Gefährten Animagi waren. Vielleicht wusste es auch keiner von meinen Leuten zu Hause… Björn wurde zum Bären und Lars zum Fuchs. Ihr könnt euch sicher meine Gedanken vorstellen, als ich die beiden Seite an Seite in den Wand traben sah…“ Mr Potter erzählt weiter von seinen Abenteuern mit den beiden Animagi. Wie er versuchte ihnen zu verheimlichen, dass er ihr Geheimnis kannte und wie er sich im Angesicht größter Gefahr gezwungen sah, die beiden zu bitten, sie möchten doch ihre Tiergestalt annehmen, da es ihnen sonst ans Leder gegangen wäre. Wie er auf Björns breiten Rücken vor den Riesen fliehen konnte und wie es Lars in seiner Fuchsgestalt gelang, doch alles noch zum Guten zu wenden. „…gut für uns Magier und die Muggel“, schließt er etwas traurig seine Erzählung. „Weniger gut für die Riesen, beinahe alle ertranken in den eisigen Fluten der Fjorde. Jene Riesen, die dieses Armageddon überlebten, wanderten aus und wurden nie wieder in Norwegen gesehen.“ Wir beide starren ihn mit glänzenden Augen an. Plötzlich grinst James und meint: „Deine Storys werden immer besser, Dad.“ „Mein lieber Sohn und auch du Sirius, ich kenne euch zu gut. Eure Abenteuerlust, euren Wagemut und auch eure verrückten Ideen. Du warst schon immer so, James. Ich brauche mich da nur an Kirschbaum der Nachbarn zu erinnern. Ich wollte deiner Phantasie früher nicht noch mehr Stoff für verwegene Taten liefern. Deine Mutter hätte mir einen Fluch angehängt, den ich nicht so leicht wieder losgeworden wäre. Aber jetzt, da mir immer deutlicher bewusst wird, dass man dir unmöglich die Flügel stutzen kann, erzähle ich dieses Geschichten lieber, vielleicht lernt ihr ja was draus…“ Wir nicken beide eindringlich. Natürlich lernen wir was draus. Wir lernen, dass man nichts voraussetzen soll. Wir lernen, dass man an den unmöglichsten Orten Verbündete findet und dass man oft nicht sicher sein kann, wer ein Freund ist und wer ein Feind. Wir lernen aber noch etwas anderes – und ich weis nicht, ob das wirklich die Absicht von James Dad war – wir lernen, dass er ein genauso verrückter und wilder Hund war, wie wir beide… „Cool, Dad“, grinst James mit blitzenden Augen. „Da soll noch einer sagen, dass ich nicht nach dir komme.“ Ein etwas verlegenes Lächeln spielt um Mr Potter Lippen und er seufzt nachdenklich. „Seid vorsichtig, Jungs. Versprecht mir das, ja?“ „Versprochen!“ rufen wir einstimmig und er nickt besänftigt. Und wir machen weiter… Nach einigen weiteren Übungsstunden wird die Verwandlung und Rückverwandlung zum Animagus selbstverständlich, wird regelrecht zum Reflex. Ein einziger Gedanke genügt nun, uns zu Tatze und Krone zu machen, ein weiterer, um wieder zu Sirius und James zu werden. Ohne zusätzliche Schwänze oder Geweihe. Wir sind sehr zufrieden mit uns und beschließen, den Rest der Ferien so richtig zu genießen. Die Potters haben mir nämlich etwas echt Starkes zu Weihnachten geschenkt. Auch ich besitze jetzt meinen eigenen Besen. Einen Silber Arrow, genau wie James.  Die verfallene Fabrik „Alphard kann dich leider schon wieder nicht besuchen kommen, mein Junge“, hatte Mr Potter zu mir gesagt, als er mir den Besen überreicht hat. „Du sollst nicht böse sein und es täte ihm wirklich leid, soll ich dir ausrichten. Dann hat er mir einen Beutel Gold gegeben und gesagt, wir sollen dir einen Besen dafür kaufen. Nun, wir haben beschlossen, noch etwas drauf zu legen und dir einen wirklich guten Besen zu kaufen. Ich hoffe, er gefällt dir.“ Ich war ziemlich sprachlos vor Staunen und habe nur mit einem strahlenden Grinsen genickt. Mein eigener Besen! Das ist erste Sahne. Ich fliege nämlich wirklich gern, auch wenn mir an Quidditch nicht besonders viel liegt. Es ist zwar verflixt kalt, aber dennoch beschließen wir in der ersten Woche des neuen Jahres fliegen zu gehen. Die Bäume am See sind kahl, das verlassene Grundstück schon lange bebaut und wir müssen schon scharf überlegen, wo wir fliegen wollen. „Es gibt eine alte, verfallene Fabrik am anderen Ende des Ortes“, meint James schließlich, nachdem er sein gesamtes Gehirnschmalz aktiviert hat. „Dort drinnen können wir vielleicht fliegen, ohne gesehen zu werden.“ Ich zucke die Achseln. „Gehen wir hin und sehen nach“, meine ich einfach. Mich friert, mein Gesicht ist klamm und meine Nase und meine Ohren fühlen sich wie Eis am Stiel an. Wenn ich noch lange hier mit James quatschend auf der Straße stehe, werde ich auf Stelle festfrieren. Wir beschließen ein bisschen zu laufen, um wieder warm zu werden, denn mein Kumpel friert nicht weniger als ich. Es dauert nicht lange und wir erreichen ein vollkommen verlassenes Industriegelände. Ein Drahtzaun mit verrosteten „Betreten Verboten“ Schildern hält uns nicht lange auf. Wir haben ihn sofort überwunden, weil er mehr Löcher hat als ein Schweizer Käse. Zerbrochene Betonklötze und verbogenen Stahlteile liegen am Boden herum und in der Ferne ragt eine gewaltige steinerne Fabrikhalle mit eingeworfenen Fensterscheiben auf. „Dort drüben ist es“, sagt James und sein Atem raucht in der eisigen Luft vor seinem Gesicht. Wir stolpern vorsichtig über den unebenen Boden. Überall liegen diese Betonklötze herum und die Stahlträger ragen in eigenartigen Winkeln über die schmalen Schleichwege, die sich über das Gelände ziehen wie Tierpfade. Es ist ein eigenartiges Gefühl über diese zerstörte Hinterlassenschaft der Muggel zu gehen. Aber es ist irgendwie auch sehr aufregend. „Wie hat es Moony damals beschrieben…“ murmelt James. „…so aufregend, dass du dir fast in die Hose pisst“, gebe ich zurück. „Yeah. Genau das…“ Das ganze Gelände hat eine so verlassene, unheimliche und doch irgendwie abenteuerliche Ausstrahlung, dass wir dauernd unsichere Blicke über die Schultern werfen, denn es sind manchmal auch Geräusche zu hören, die es hier eigentlich gar nicht geben dürfte. „Ratten und Vögel“, murmelt James nervös. „Nur Ratten und Vögel…“ „Yeah“, flüstere ich zurück. Wir wissen nur zu genau, dass wir hier etwas echt Verbotenes tun… Immer näher kommen wir dem Gebäude, das unser Ziel ist, bis wir schließlich davor stehen. Alle offensichtlichen Zugänge sind fest verschlossen und die zerstörten Fensterscheiben sind zu hoch über dem Boden, als dass wir sie hätten so einfach benutzen können. „Sollen wir auf den Besen da hoch fliegen?“ frage ich James zweifelnd. „Yeah“, antwortet er nachdenklich. „Vielleicht ist es drinnen ein bisschen wärmer. Mir ist es nämlich saukalt.“ Wir schwingen uns auf die Silber Arrows und sie tragen uns zu den eingeschlagenen Fensterscheiben hinauf. Blitzschnell wollen wir durchflitzen, doch wir bemerken nicht, dass nicht das ganze Glas aus dem Rahmen gebrochen ist. Einige spritze, messerscharfe Scherben ragen immer noch in die Öffnung hinein. Wir haben es so eilig, in das Gebäude zu kommen, dass wir gleichzeitig versuchen durch das Fenster zu flitzen. Plötzlich schreit James schrill auf und landet taumelnd am schuttübersäten, zerklüfteten Hallenboden. „Was ist los, Prongs?“ rufe ich erschrocken und lande neben ihm. Er taumelt vom Besen und kauert sich schmerzerfüllt zusammen. Seine rechte Hand hat er krampfhaft an den linken Oberarm gepresst. „Shit, Padfoot, ich hab mich furchtbar aufgeschlitzt“, keucht er. „Zeig mal“, erwidere ich und versuche seine Hand von seinem Arm wegzuziehen. Blut fließt unter seinen Fingern heraus, seine ganze Hand ist voll damit und er will nicht los lassen. „James, du musst mir die Wunde zeigen, sonst kann ich dir nicht helfen“, dränge ich ihn. Er schaut mich gequält an und Tränen fließen über sein schmerzverzerrtes Gesicht. „Ich trau mich einfach nicht“, schnieft er, „ich hab Angst, dass ich dann verblute.“ „Nee. Lass mich sehen, dann kann ich dir vielleicht helfen.“ Vorsichtig löse ich James verkrampfte Finger von seinem Arm. Dann helfe ich ihm die völlig zerfetzte Jacke auszuziehen und reiße ihm vorsichtig den Ärmel seines Sweatshirts auf. Eine lange, gezackte Wunde zieht sich über seinen Oberarm und blutet entsetzlich. Er wirft einen zaghaften Blick darauf und schluckt schwer. „Shit“, murmelt er. „Das sieht ja noch schlimmer aus, als es sich anfühlt. Wenn Mum das rauskriegt, sperrt sie mich ein, bis ich alt und grau bin…“ „Muss sie ja nicht erfahren, oder?“ erwidere ich. „Lass mich mal mit meinem Zauberstab dran.“ Ich hole meinen Stab aus der Jeans und murmle den Tarnzauber. Das Blut quillt in dicken, dunkelroten Schlieren aus der Wunde und tropft auf den Boden. Ich habe auch schon mal etwas über Heilungen gelesen, als ich in der Bibliothek rumgestöbert habe, wie ich damals alleine abgehangen bin und kenne daher die richtigen Sprüche, aber ausprobiert habe ich sie noch nie. Ich zucke innerlich die Schultern und versuche es einfach. Ich habe keine andere Wahl, denn mein Freund verliert immer mehr Blut. Vorsichtig drücke ich die tiefen Schnitte zusammen, murmle den Zauber und fahre mit dem Zauberstab an den Wundrändern entlang. Meine Magie funktioniert und die zerfetzte Haut fügt sich fast nahtlos zusammen. Aber es werden wohl Narben bleiben… Ein weiterer Zauber ist nötig, denn James keucht immer noch vor Schmerzen. Auch von dem habe ich gelesen und versuche mich daran. Erfolgreich! „Puh“, seufzt James. „Am schönsten ist es wenn, der Schmerz nachlässt.“ Ich bin vor Schreck so überdreht, dass ich bei diesem blöden Spruch von Prongs beginne, hysterisch zu lachen. Auch James bekommt einen Lachkrampf. Er prustet und heult gleichzeitig. Er sitzt am kalten Beton und sein ganzer Körper zittert unkontrolliert. Er ist in einem schrecklichen Zustand und dieser Anblick bringt mich schnell wieder zur Besinnung. „Ey, Prongs, krieg dich wieder ein“, murmle ich beschwichtigend und lege den Arm um meinen Freund. „Wir sollten zusehen, dass wir wieder nach Hause kommen. Es ist scheißkalt und dein Sweatshirt ist genauso kaputt wie deine Jacke.“ James beutelt sich nochmals, als wolle er das Geschehene abschütteln. „Wir können nicht einfach so Heim, unsere ganze Kleidung ist völlig mit Blut verkrustet und wenn Mum das sieht, stellt sie Fragen…“ „Mach dich nicht verrückt, Mann, wir müssen nur einen Reinigungszauber verwenden.“ James kichert in sich hinein. Er ist voll durch den Wind. Er tatstet mit seinem gesunden Arm nach seinem Zauberstab. „Scourgify!“ stößt er aus und seine Kleidung ist wieder halbwegs sauber. Ich nicke zustimmend und benutze denselben Zauber, um auch mich zu säubern. James versucht aufzustehen, aber seine Beine tragen ihn nicht richtig. Er hat verdammt viel Blut verloren und wankt nun hin und her. „Ist dir schwindlig?“ frage ich. „Yeah“, murmelt er. „Und kotzübel…“ Ich springe auf die Beine und greife nach ihm. Er klammert sich an mir fest, dann dreht er seinen Kopf zur Seite und erbricht sich auf den Boden. Er hustet gequält und ein weiterer Schwall klatscht auf den Beton. Er würde zu Boden sinken, hätte ich ihn nicht so fest umklammert. „Komm, setz dich dort drüben nochmal hin und ruh dich ein bisschen aus. So kommen wir nie bis zu eurem Haus“, meine ich und führe ihn zu einem Betonklotz in der richtigen Höhe. James läst sich darauf sinken. „Was ist nur mit mir los? So dreckig ist es mir noch nie gegangen. Alles dreht sich vor meinen Augen. Kennst du keinen Zauber, dass es mir wieder besser geht, Padfoot?“ Er klingt echt fertig. „Nee. Ich bin schon froh, dass die geklappt haben und ich bin nicht Madame Pomfrey…“ „…und auch nicht Leech, was das betrifft“, murmelt James. „Der würde sicher den richtigen Trank kennen.“ „Im Augenblick wäre ich schon froh, Snivelly zu sein. Der hat in Zaubertränke einiges drauf.“ James kichert. „Nee, dazu wäschst du dir zu oft die Haare…“ Ich habe mich neben meinen Freund gesetzt und halte ihn fest, da er auch im Sitzen immer noch wankt. Sein nackter Arm fühlt sich eiskalt an. Ich friere zwar auch, aber James Jacke besteht wirklich nur noch aus Fetzen. Eine Erinnerung an Morchie blitzt in mir auf und ich ziehe meine Jacke aus und lege sie James um die Schultern. Der schaudert erneut. Was soll ich nur tun? Wir müssen hier raus und so schnell wie möglich ins Warme kommen. James sollte sich unbedingt hinlegen und sich ausruhen. „Prongs, glaubst du, du kannst dich an mir festhalten, wenn ich mit dir am Besen sitze?“ „Wir dürfen draußen am Tag nicht fliegen“, murmelt er. „Es ist verboten … wenn man uns sieht … das gibt furchtbaren Ärger…“ Immer leiser wird seine Stimme und immer schwerer sinkt er gegen mich. Leider hat er nur zu Recht, mein schöner Plan bringt nichts. Aber was dann? Ich muss ihn tragen. Könnte gehen, er ist kleiner und leichter als ich. Aber was mache ich mit unseren Besen? Nun, es gibt einen Schrumpfzauber und dann kann ich sie einfach in die Tasche stopfen. Gedacht, getan. James ist inzwischen völlig auf dem Betonklotz zusammengesunken, hat die Augen verdreht und ist kaum mehr bei Bewusstsein. Irgendwie schaffe ich es, mir meinen Freund auf die Schulter zu laden. Jetzt muss ich nur noch aus diesem verflixten Gebäude kommen. „Alohomora!“ und eine der gewaltigen Stahltüren öffnet sich knarrend. Ich schleppe den reglosen Körper meines Gefährten hinaus, wanke unter seinem Gewicht die schmalen Gassen zwischen den Trümmern entlang. James und leicht? Der wiegt mindestens wenn nicht mehr… Der Weg nach Hause scheint mir endlos zu sein. Ich friere nicht mehr, obwohl James nun meine Jacke trägt. Ich schwitze wie ein Affe. Immer schwerer wird mein Freund, aber ich habe keinen anderen Gedanken mehr, als ihn zu den Potters zu bringen. Einen Schritt nach dem anderen, die verschneiten Straßen entlang. Das Wetter hat sich so sehr verschlechtert, dass sie wie ausgestorben sind und so fallen wir keinem auf. Nach Hause … nach Hause… Zu einem anderen Gedanken bin ich nicht mehr fähig und mit dem letzten Rest meiner Kraft schaffe ich es bis an die Türschwelle der Potters. Dort geben meine überanstrengten Beine nach und ich krache polternd gegen die Tür. Dann weis ich eine Weile nichts mehr…  Die Konsequenzen Als ich wieder zu mir komme, liege ich warm eingepackt in meinem Bett. Jeder einzelne Muskel tut mir entsetzlich weh. Ich fühle mich immer noch schrecklich erschöpft und kann mich kaum bewegen. Langsam drehe ich mich um und versuche aufzustehen, denn ich muss dringend ins Bad. Das ist wohl auch der Grund, warum ich wach geworden bin. Jede einzelne Bewegung fühlt sich an, als würde jemand mit einem sehr scharfen, spitzen Messer meine Muskeln traktieren und ich ächze leise. „Uhh, Padfoot“, murmelt James und setzt sich schlaftrunken auf. „Wie kommen wir hier her?“ „Hab dich getragen. Bis zur Tür. Dann weis ich auch nichts mehr“, gebe ich zurück und mühe mich weiter ab, aus dem Bett zu kommen. Wenn ich es nicht bald schaffe aufzustehen, pisse ich mir noch in die Hose. „Was ist mit dir?“ fragt James, als er meine vergeblichen Bemühungen bemerkt. „Muss aufs Klo“, murmle ich und versuche es erneut. James schwingt die Beine aus dem Bett und hilft mir hoch. Er muss mich stützen, damit ich es schaffe ins Bad zu wanken. So einen Muskelkater hatte ich noch nie, noch nicht mal nach den anstrengenden Übungen im letzten Sommer mit Remus. James muss mich sogar stützen, damit ich im Stehen pissen kann. Ist mir ganz schön peinlich. Aber es hilft nichts, ich schaffe es einfach nicht, ohne seine Hilfe grade stehen zu bleiben. Mein Freund bringt mich wieder in unser Zimmer zurück. Erst jetzt wird mir bewusst, dass mit James wieder alles in Ordnung sein muss, wenn er mir so sehr helfen konnte. Ich knautsche mir mein Kissen unterm Arm zusammen, damit ich ihn ansehen kann. „Mit dir wieder alles klar?“ frage ich. „Yeah. Mensch, Padfoot, ich glaube, ohne dich wäre ich in dieser Fabrik echt draufgegangen.“ „Da haben wir hochkarätig Mist gebaut“, erwidere ich. „Tut dir dein Arm noch sehr weh?“ „Nee. So gut wie neu. Und schwindlig ist mir auch nicht mehr. Mensch, Sirius, du hast mir echt das Leben gerettet…“ Ich werde rot. „Du bist doch fast sowas wie mein Bruder“, murmle ich verlegen. „Du hättest dasselbe für mich getan.“ „Klar“, gibt er zurück und klingt genauso verlegen, wie ich mich fühle. „Was sollen wir nur Mum und Dad erzählen?“ „Wie wär´s mit der Wahrheit?“ ertönt plötzlich Mr Potters Stimme von der Tür. „Dad“, stöhnt James betroffen. Keiner von uns hat gehört, dass er in der Nähe ist. Ich habe noch nicht mal eine Ahnung, wie spät es überhaupt ist. Aber James Vater trägt noch seine Tageskleidung, es kann also noch nicht allzu spät sein. Mr Potter kommt ganz herein, nimmt sich einen Stuhl und setzt sich zwischen unsere Betten. „Also Jungs, was ist geschehen? Vor drei Stunden hat es laut gegen die Haustür geschlagen und als ich hinausgegangen bin, seid ihr zwei bewußtlos vor der Tür gelegen. Ihr habt Glück, dass Mum bei ihrer Freundin zu Besuch ist. Ich musste ihr also nichts erklären, sondern habe euch einfach in eure Betten gepackt. Und jetzt müsst ihr mir eure Geschichte erzählen. Den Anfang, den Schluss kenne ich ja schon.“ Ich sehe James Augen im Halbdunkel aufblitzen und nicke. Wir erzählen seinem Vater alles und wechseln uns dabei ab. „…und dann hatte ich nur noch den Gedanken, es bis hier her zu schaffen“, ende ich. Mr Potters Augen sind während unseres Berichts dauernd von einem zum anderen gewandert. Jetzt schaut er zur Decke und sein Gesicht ist nachdenklich verzogen. „Nun…“ meint er. „Was soll ich jetzt dazu sagen … Ihr habt ziemlichen Mist gebaut, aber es ist nochmal gut gegangen…“ „Dad“, fällt ihm James in den Gedankengang, „es ist doch nicht wirklich was passiert. Müssen wir es echt Mum sagen? Die macht sich doch immer solche Sorgen und das möchte ich bestimmt nicht…“ Sein Vater stößt einen langen Seufzer aus und wiegt sinnend den Kopf. „Nun … Nein …“ murmelt er. „Vielleicht ist es wirklich besser, ihr nichts zu sagen … Na gut, schlaft jetzt … Morgen sehen wir weiter…“ Er beugt sich über seinen Sohn und gibt ihm einen Kuss, dann kommt er zu mir rüber und wuschelt mein Haar. „Gut gemacht, mein Junge“, murmelt er. „Vergiss nie, wenn man jemanden das Leben gerettet hat - besonders, wenn es sich um Magier handelt – dann wird ein besonderes Band zwischen diesen Menschen geformt. Jetzt seid ihr wirklich Brüder… Gute Nacht.“ Und draußen ist er bei der Tür. Jetzt seid ihr wirklich Brüder, hat er gesagt. Nicht nur Freunde, Brüder. „Jetzt habe ich endlich einen Bruder“, reißt mich James aus meinen Gedanken. „Wenn es nach mir geht, dann hast du den schon lange…“ gebe ich zurück. „Mensch, Sirius, es ist gut zu wissen, dass ich mich voll auf dich verlassen kann, wenn es hart auf hart kommt.“ „Klar kannst du das, Prongs. Immer und auf jedem Fall…“ James gähnt und auch ich bin inzwischen todmüde. „Lass uns schlafen“, murmelt er. „Yeah“, meine ich und kaum habe ich mir das Kissen unter den Kopf gestopft, bin ich auch schon eingeschlafen… Am nächsten Tag haben wir beide das Schlimmste überstanden, nur meine Bewegungen sind noch etwas steif, als wir gegen Mittag aufwachen und in die Küche hinunter gehen. „Nun, ausgeschlafen?“ fragt Mr Potter, der dort anscheinend auf uns gewartet hat. „Yeah, Dad“, murmelt James noch etwas verpennt und ich nicke. Wir setzen uns an den Tisch, wo noch unser Frühstück auf uns wartet. „Wo ist Mum?“ fragt James und reibt sich die Augen. „Hat bei ihrer Freundin übernachtet. Die Gute ist ein wenig krank und Mum kümmert sich etwas um sie. Ich hab ihr gesagt, sie soll bleiben. Wir werden hier schon alleine fertig.“ James seufzt. „Na, du weist doch wohl am besten wie Mum ist. Sie ist am glücklichsten, wenn sie sich um jemanden kümmern kann… Ich hab nur immer ein bisschen Angst, dass sie sich übernimmt…“ Ich werfe einen fragenden Blick von einem Potter zum anderen. „Weist du mein Junge, meine Frau ist nicht ganz gesund, sie war es noch nie. Darum haben wir ja auch nur einen Sohn. Sie will sich immer um alles kümmern und manchmal, ist es einfach zu viel für sie. Aber sie will sich das nicht anmerken lassen und macht trotzdem weiter. Ich mache mir oft große Sorgen um sie.“ „Sie ist krank?“ platze ich heraus. „Prongs, du hast mir nie was davon gesagt!“ Der zuckt nur die Achseln. „Was hätte das gebracht, Padfoot. Sie hätte dein Mitgefühl nicht angenommen und es wäre ihr nur peinlich gewesen.“ „Aber du weist doch, wie gerne ich deine Mum habe, ich hätte ihr doch…“ „Was geschenkt? Geholfen? Oder was? Nee, Alter, geschenkt hast du ihr ohnehin immer wieder mal was und etwas anderes hätte sie nie angenommen. Wir müssen meine Mum einfach so nehmen, wie sie ist. Dad und ich haben das schon vor Jahren gelernt.“ Der alte Potter nickt ein wenig traurig bei den Worten seines Sohnes. „Was anderes Jungs, habt ihr in den Ferien noch was Besonderes vor?“ Wir schauen uns an und schütteln den Kopf. Nee, für dieses Mal haben wir genug von tollkühnen Abenteuern. „Dann hätte ich einen Vorschlag für euch“, meint Mr Potter. „Was?“ fragt James und seine Augen beginnen zu funkeln. „Nun“, ist die Antwort und ich merke, er will uns auf andere Gedanken bringen. „Das ist noch illegaler als eure Animagi, aber ich halte es für sinnvoll, dass ihr es jetzt schon lernt, obwohl ihr es offiziell erst benutzen dürft, wenn ihr volljährig seid und es euch in Hogwarts ohnehin nichts nützt.“ Wir spüren beide, dass der Alte sich diebisch freut und uns ein bisschen auf die Folter spannen möchte. „Was ist es Mr Potter?“ frage ich daher, da ich ihm den Spaß nicht verderben will, obwohl ich eine gewisse Vorstellung davon habe, was es sein könnte. „Ratet“, meint er und seine Augen funkeln wie die seines Sohnes, wenn der mal wieder einen wilden Plan ausheckt. „Hmm“, sinniert James. „Sicher ein Zauber.“ Sein Vater grinst. „Was sonst? Los weiter! Fällt dir was ein, Sirius, mein Junge?“ „Hmm“, mache ich ebenfalls und bin bereit, jetzt Mr Potter ein wenig aufzuziehen. „Was Verbotenes … Etwas, das man erst tun darf, wenn man erwachsen ist … und was, das man lernen muss … Hmm, Animagi können wir schon … den Patronus auch … wir können uns duellieren wie die Weltmeister … Hhm…“ James beginnt spitzbübisch zu grinsen. „Nee, Dad, nicht, oder? Doch nicht Apparatieren?“ Sein Vater lacht laut auf und das Funkeln in seinen Augen steht dem in den unseren um nichts nach. Er wirkt jetzt plötzlich nicht wie ein Erwachsener im mittleren Alter, sondern wie ein Lausejunge auf dem Weg in sein größtes Abenteuer. „Ja“, meint er. „Ja. Ich hätte es nicht vorgeschlagen, wenn ich nicht wüsste, was ihr leisten könnt…“ Die letzten Ferientage verbringen wir damit, die Theorie der Apparations Kunst zu lernen…  Zwischenfall bei Kettleburn Wir haben also extrem gute Laune, als wir wieder den Hogwarts Express besteigen. Und flachsen mit Remus und Peter, dass sich die Balken biegen. Unser überlautes Gelächter macht Lily auf uns aufmerksam und sie wirft einen Blick in unser Abteil. „Wem habt ihr jetzt schon wieder eins ausgewischt?“ fragt sie streng. „Keinem“, meint James knapp. „Ich sollte wohl besser nachsehen gehen, ob Snape wieder mal in einer Ecke hockt und an den Nachwirkungen eurer Angriffe leidet“, erwidert sie forsch. „Snivellus … pah … der … komm schon … na so was … Padfoot, sag was…“ James stammelt und stottert und sein Blick sagt mir, dass ich jetzt etwas wirklich Überzeugendes sagen muss. „Mensch, Lily, keiner von uns hat an den alten Snivellus auch nur gedacht. Wir hatten einfach nur tolle Ferien und haben den beiden anderen davon erzählt. Das ist alles. Du musst uns doch nicht immer irgendwelcher Hinterhältigkeiten verdächtigen, nur weil wir gut drauf sind.“ „Ich hab´s schon mal gesagt und ich sag’s jetzt wieder: Du würdest ihm jedes Alibi geben. Du bist sein Freund.“ Spricht´s und ist verschwunden. „Was sollte das?“ fragt James völlig baff in den Raum hinein. Wir zucken alle drei ahnungslos die Achseln. „Ich glaube, sie mag es einfach nicht, wenn du jemanden triezt, Prongs“, meint Remus nachdenklich. „Sie wird doch nicht was an Snape finden?“ schlägt Peter zögerlich vor. „Nee, glaube ich nicht“, beruhige ich meinen Freund. „Snivelly ist einfach nur unser bevorzugtes Opfer…“ Doch der Stachel bleibt in James sitzen… Die Zeit vergeht mit nächtlichen Übungen und Peter wird langsam - quälend langsam – besser. Wenn er einen guten Tag hat, schafft er eine Interspezies Verwandlung. Hat er keinen, kann er noch nicht mal eine Stecknadel in ein Streichholz verwandeln. Wir sind häufig genervt, weil wir wissen, wie Moony sich an jedem Vollmond schindet und wir ihm endlich Gesellschaft leisten wollen. Tatze und Krone beherrschen wir aus dem FF und schließlich kommen wir überein, Peter in Wurmschwanz zu verwandeln, damit er sich schon mal an den Rattenkörper gewöhnen kann. Er wuselt durch den Bedarfsraum und es scheint ihm zu gefallen. Aber er ist noch weit davon entfernt, die Verwandlung selbst zu schaffen… Das Wetter wird dieses Jahr bereits Ende Februar wirklich schön und es macht Spaß, Unterricht im Freien zu haben. Eines Tages latschen wir mal wieder zum alten Kettleburn hinunter zu Pflege magischer Geschöpfe. Er zeigt uns Einhörner und ich finde diese Kreaturen wirklich stark. James und Remus sind erstaunlicher Weise auch ganz bei der Sache, nur Peter zappelt wie üblich ein bisschen herum. Plötzlich geschieht es. Meine Ohren beginnen zu jucken und zu zwicken, meine Hände fahren wie von selbst an meinen Kopf und ich höre Peters gellende Schreie. „Meine Ohren! Meine Ohren! MEINE OHREN!“ Es bricht das totale Chaos aus, die Hälfte der Jungen beginnt verrückt zu spielen. Lange Pflanzententakel wachsen uns aus den Ohren und wickeln sich um unsere Köpfe und Hälse, beginnen uns zu würgen. Ich zerre und reiße an den Ranken, die meine Kehle immer fester einschnüren. Das Grünzeug wird immer wilder und die Betroffenen toben wie die Irren über den Rasen. Kettleburn braucht eine Weile, um zu reagieren. Er ist ganz aufgeregt und aus dem Häuschen und treibt uns in den Krankenflügel. Es hat sechs aus unserer Klasse erwischt. Unsere ganze Bande aus Gryffindor, Macnair und – tatsächlich Snivellus - aus Slytherin. Madame Pomfrey tut, was sie kann. Aber wer auch immer für dieses Grünzeug verantwortlich ist, hat ganze Arbeit geleistet. Sie kann die Pflanzen nur betäuben, aber aus unseren Ohren bringt sie sie nicht so schnell heraus. Shit! Das war schon wieder mal ein Anschlag von Snivellus! Wir haben es zu Lebzeiten nie erfahren. Wirklich genial von ihm, sich das Unkraut auch selbst anzuhängen, denn ich muss erkennen, dass es kein Versehen war, dass er auch davon befallen wurde. Ich habe seine besonderen Fähigkeiten wohl immer unterschätzt. Vielleicht habe ich den ganzen Menschen falsch eingeschätzt… Vielleicht wäre manches anders gekommen, wenn wir ihn zu unserem Freund gemacht hätten… Für ihn, wie für uns… Wir hängen solange in der Krankenstation fest, dass wir vor Langweile beinahe eingehen. Was liegt näher, als Snivellus zu verspotten, der ärgert sich immer so schön. Doch den Gefallen tut er uns dieses Mal nicht. Er reagiert einfach nicht auf unsere Anspielungen. Nur einmal sieht er etwas beleidigt aus, als wir uns über die Ranken amüsieren. Wir dürfen keinen Besuch bekommen, bis Madame Pomfrey sicher ist, dass das Grünzeug nicht ansteckend ist. Kaum ist es so weit, hat Snivelly auch schon einen Besucher. Morchie. Moony hat ganz Recht, es wäre Perlen vor die Trolle geworfen, wenn Snivellus nicht bemerkt, wieviel er Morchie bedeutet. Aber auch wenn er sonst alles anderes als dumm ist, habe ich jedoch Schwierigkeiten, ihm echte Freundschaft zuzutrauen. Von ihm kommen immer nur negative Gefühle. Darum fällt mir jetzt auch nichts Besseres ein, als ihn wieder zu verspotten. Mich interessiert, wie er reagiert. Er hat mit Morchie geflüstert, als ich herausplatze: „Nanu, Snivellus, Besuch?“ Er wirft wieder mal seine berühmten Dolchblicke, also muss ihm doch was an Morchie liegen. Auch James kann es nicht lassen und meint: „Das Grünzeug bewirkt eine echte Verbesserung bei deinem Aussehen. Man sieht deine fettigen Haare nicht mehr so gut.“ „Yeah. Sogar sein krummer Zinken wirkt kleiner“, piepst Peter. Wir wollen uns regelrecht ausschütten vor Lachen, aber zwischen Moonys Augen erscheint schon wieder diese steile Falte. Dem geht es mal wieder echt mies. Gestern war Vollmond und so sagt er erst mal nichts. Snivellus ist nicht gerade auf den Mund gefallen und macht mal wieder ein paar beißende Bemerkungen über James, was mich natürlich sofort dazu bringt, zurück zu fauchen. „Lasst es“, murmelt Remus schließlich, „das bringt nichts.“ Und weil es ihm so schlecht geht und er kaum sprechen kann, hören wir auf und spielen lieber eine Runde Karten. Ich habe nie gewusst, was damals in jener letzten Nacht im Krankenflügel geschehen ist. Ich habe nur am nächsten Morgen den Glibber nach einem feuchten Traum in meiner Hose gefunden und mir nichts weiter dabei gedacht. Ich wusste auch nie, dass Severus – und so will ich ihn ab jetzt in meiner Reflektion nennen – etwas anderes als Hass und Abneigung für mich empfand. Er muss sein ganzes Leben in einer derartig alles umfassenden Einsamkeit verbracht haben, dass es mich eigentlich nicht wundern darf, dass er von mir – seinem erklärten Gegner – geträumt hat, wie von einem heimlichen Geliebten… Hätte ich damals schon davon gewusst, wäre mir dieses Wissen wohl äußerst unangenehm und peinlich gewesen. Aber jetzt meine ich, dass es immer noch besser war, als diese endlose Leere, unter der er fast immer gelitten haben muss… Nun, ich weis es nicht … Selbst jetzt noch nicht … Wir hätten damals vielleicht unseren Frieden mit ihm machen sollten, aber wir daran hatten kein Interesse. Er war ein zu gutes Opfer, zu leicht erreichbar, zu anders … Obwohl ich im Nachhinein sagen muss, dass wir einen genialen Trankbrauer wie ihn in unserer Bande gut hätten brauchen können. Ich hätte mir damit auch einige schnippische Bemerkungen erspart, die - unter anderen Dingen - meinen Tod herbeigeführt haben. Und Severus hätte sich auch einige sehr dunkle, üble Jahre ersparen können… Vertan, leider vertan… Nun, schließlich können wir den Krankenflügel wieder verlassen und wir holen die verlorene Zeit rasch wieder auf.  Gespräche Das Jahr schreitet rasch voran und ehe wir es uns versehen, naht schon wieder Ostern. Bevor wir zu James fahren, wollen wir noch mal nach Hogsmeade. Doch zuvor findet noch folgendes Gespräch statt: James sitzt eines Abends recht verdrießlich am Kaminfeuer im Gemeinschaftsraum. Peter hat sich unter dem Vorwand, er sei müde, bereits nach oben verzogen. In Wahrheit will er mal eine Pause in unseren endlosen Übungen einlegen. Na ja, wenn er meint… Aber nicht Peter ist der Grund für die miese Laune von James. Es ist mal wieder Lily in Verbindung mit Snivelly. „Dauernd hält sie mir vor, dass ich dem armen Severus was angetan haben soll“, beklagt er sich bei uns. „Wenn ich ihm was antue, hat er es auch verdient. Was findet sie denn blos an dem Kerl? Er ist doch einfach widerlich, so schmierig und ungepflegt…“ „Ich glaube nicht, dass sie überhaupt was an ihm findet“, meint Remus. „Sie mag es nur nicht, wenn du jemanden schlecht behandelst und Severus ist nun mal dein bevorzugtes Opfer. Warum eigentlich?“ Er wirft einen fragenden Blick auf uns beide. „Wir mögen ihn einfach nicht“, antworte ich, „er ist irgendwie eine lebende Beleidigung…“ „Yeah“, fügt James an. „Er stellt all das dar, was ich verabscheue. Er ist ein schwarzer Magier – ihr braucht euch nur seine Flüche anschauen, er kannte schon im ersten Jahr mehr schwarze Zauber, als die meisten von uns im siebten – dann diese schäbige, schmierige Erscheinung – sogar die Slytherin rätseln, ob er überhaupt mal unter die Dusche geht – er hat nichts an sich, was irgendwie sympathisch ist.“ „Nun, ich glaube nicht, dass viel davon wirklich seine Schuld ist“, meint Remus. „Er stammt halt aus miesen Verhältnissen…“ „Das tut Sirius doch auch!“ erwidert James empört. „Aber er benimmt sich trotzdem nicht so – so unmöglich!“ „Danke“, murmle ich. „Aber du darfst nicht vergessen, dass ich euch zu Freunden habe und nichts von meiner Familie halte. Snivelly hat keinen, außer Morchie und dem sein Elternhaus ist um keinen Deut besser als das meine.“ „Sag blos, er tut dir leid?“ meint James und klingt regelrecht entrüstet. „Nee. Jeder ist das, was er aus sich macht. Er hatte die Wahl, genau wie ich, und er muss sie wohl auch irgendwann getroffen haben. Nee. Leid tut er mir nicht. Aber wir sollten trotzdem gerecht bleiben.“ „Gerecht? Der Scheißkerl soll blos seine schmierigen Finger von Lily lassen und seine Augen auch, was das betrifft…“ platzt Prongs heraus. „Warum sagst du ihm dann das nicht einfach?“ meint Remus, um die Sache zu beenden. „Er hat doch nie auch nur ein Wort mit Lily gewechselt.“ „Ich will einfach nicht, dass sie sich für ihn einsetzt. Er ist es einfach nicht wert, dass sie ihm auch nur die geringste Beachtung schenkt. Aber danke für deinen Rat, ich werd ihm sagen, was Sache ist… Nun, Jungs, ich geh pennen. Wir wollen morgen noch ein bisschen trainieren, bevor es nach Hogsmeade geht.“ Er nickt uns zu und steigt die Treppe zum Schlafsaal hinauf. Ich werfe Remus einen skeptischen Blick zu. „Ich stehe hinter ihm. Du?“ „Klar. Er ist mein Freund. Aber er ist so eifersüchtig, dass es fast schon weh tut.“ „Yeah. Aber wie heißt es so schön ‚Liebe macht blöd’.“ Remus prustet los. „Yeah. Da könntest du Recht haben. Was anderes. Ich möchte gerne auch dieses Mal wieder in den Osterferien nach Godrics Hollow kommen. Doch in der zweiten Woche ist Vollmond. Wie siehst du die Sache?“ „Nun da sind zwei Punkte. Die Potters haben einen soliden Keller und James und ich beherrschen die Animagi. Nur wir beide, Peter ist noch nicht so weit, doch das spielt in Godrics Hollow keine Rolle. Peter ist ohnehin nie dabei.“ Remus glotzt mich sprachlos an. „Ihr seid … ihr könnt … Animagi!“ stammelt er. „Yeah. Es klappt seit den Weihnachtsferien, aber wir haben es wegen Peter noch nicht gemacht. Der fühlt sich schon mies genug, auch ohne, dass wir uns vor ihm aufspielen.“ „Du meinst, wir könnten beim Ostervollmond durch Godrics Hollow streunen?“ fragt er sehnsüchtig. „Wenn wir es heimlich tun und gut aufpassen … Klar, warum nicht“, erwidere ich lässig. „Und was sagt James dazu?“ „Nun, du hast erst jetzt was davon gesagt, aber ich glaube nicht, dass Prongs groß dazu überredet werden muss. Ein Wort und er ist dabei. Du kennst ihn doch…“ Er grinst sein schiefes Grinsen und nickt. Seine Augen nehmen einen verträumten Ausdruck an. Zum ersten Mal seit ich ihn kenne, scheint er wirklich glücklich zu sein. Er spricht kein Wort und schaut mich einfach nur an. Über sein Gesicht ziehen unglaublich viele Gefühle. Gute Gefühle, glückliche Gefühle… Er ist schon so lange mein Freund, aber ich habe nie gemerkt, wie einsam er trotzdem ist. Er muss sich in den Vollmondnächten wirklich schrecklich fühlen, wenn er jetzt wegen dieser einfachen Aussage, dass wir die Animagi schaffen, so glücklich sein kann. „Remus“, wispere ich und lege ihm die Hand auf die Schulter. „Alles klar?“ „Yeah … yeah, sicher … es geht mir besser als seit zehn Jahren … zum ersten Mal seit dieser verdammten Nacht habe ich wirklich wieder Hoffnung…“ Sein Blick reicht in die Unendlichkeit. „… Hoffnung…“ murmelt er nochmal. „Ey, Moony, du hattest doch nicht wieder diese komischen Ideen, oder?“ frage ich nach. Sein Blick kehrt wieder ins hier und jetzt zurück und er schaut mich scharf an. „Aber nicht bei James petzen, ja?“ „Sicher nicht. Was ist los?“ „Die Vollmondnächte sind in letzter Zeit immer schlimmer geworden. Nicht die Sache mit den Mädchen. Nein, das nicht, da hat dein Rat geholfen… Aber die Einsamkeit wird immer schlimmer. Die Leere, der Drang zu rennen und zu laufen, unter dem strahlenden Vollmond dahin zu eilen. Die Heulende Hütte wird mir immer enger und ich wüte immer schlimmer, wenn ich dort eingesperrt bin. Du hast damals die Narben gesehen. Inzwischen sind es doppelt so viele. Ich reiße, kratze und beiße mich wie ein Irrer, wenn ich ein Werwolf bin. Und dann kommen dir halt seltsame Gedanken, wenn du dich am nächsten Tag wieder zusammenflickst. Manchmal bekommst du zuviel und manchmal hast du einfach genug… Genug von diesen endlosen Nächten, von der Einsamkeit und den Schmerzen. Genug von deinem ganzen Leben…“ „Remus, nein … bitte … du bist unser Freund und wir brauchen dich, wir brauchen deine Freundschaft, deinen Verstand, deine Besonnenheit. Bitte … hör auf damit … wir sind für dich da … wir helfen dir, wo wir nur können…“ „…und dafür bin ich euch so unendlich dankbar. Der Gedanke an euch ist oft das Einzige, was mich weiter machen lässt…“ „Mensch, Remus, was muss ich denn noch tun, damit es dir besser geht. Sag´s mir, dann mach ich es. Echt…!“ „Du hast schon so viel getan und auch James. Du bist fast schon erwachsen, so wie du denkst und sprichst, aber James ist manchmal so ein richtiger Lausebengel und ich fürchte, er würde vieles nicht verstehen. Du hast mal gesagt, er würde dich nur anschauen und einfach nicht verstehen. Ich fürchte, mir würde es genau so gehen, wenn ich versuche ihm meine Gedanken zu erklären.“ „Yeah. James ist nicht der nachdenkliche Typ, aber er ist auch nicht dumm. Er versteht schon, wenn man es ihm richtig erklärt. Inzwischen denke ich etwas anders über ihn. Er wird langsam auch zu einem Jugendlichen. Du musst doch nur schauen, wie eifersüchtig er beim Thema Lily reagiert.“ „Auch richtig. Yeah. Er wird erwachsen.“ Plötzlich muss ich in mich hinein lachen. „Was ist?“ fragt Remus. „Was geht dir so Komisches durch den Kopf?“ „Animagi“, antworte ich. „Als wir mit unseren Übungen angefangen hatten, haben wir uns gegenseitig in unsere Animagi Gestalten verwandelt. James wurde zu einem Hirschkalb. Echt niedlich. Aber als er die Rückverwandlung zum ersten Mal völlig alleine geschafft hatte, trug er ein Geweih. Es blieb nämlich übrig, als er wieder zum Menschen wurde. Yeah, man könnte sagen, auch er wird langsam erwachsen…“ „Ihm ist das Geweih geblieben?“ fragt Remus und muss auch grinsen. „Yeah, und bei mir blieb die Hunderute übrig…“ Remus wirft mir einen erschrockenen Blick zu, doch dann beginnt er zu kichern. „Da ihr beide wieder normal ausseht, habt ihr das Problem wohl gelöst, oder?“ „Yeah, war kein Drama, aber zuerst bin ich ganz schön erschrocken und James hat sich krumm gelacht.“ „Und?“ „Na ja, dann hab ich mich über sein Geweih kaputt gelacht…“ „Aber jetzt klappt die Verwandlung in beide Richtungen, oder?“ „Yeah. Im Halbschlaf…“ „Apropos Schlaf, wie wär´s? Gehen wir hoch?“ „Yeah!“ gähne ich und wir steigen die Wendeltreppe hinauf.  James klärt die Fronten Ostern kommt und damit auch das Wochenende in Hogsmeade. James mault immer noch rum und ist fest entschlossen, Snape zur Rede zu stellen. Es ist mein vierzehnter Geburtstag und ich komme mir nach meinem langen Gespräch mit Moony richtig erwachsen vor. „Wo meint ihr, dass wir Snivellus finden werden?“ grummelt James. „Wir müssen nur suchen. So groß ist das Dorf nicht“, erwidert Remus. „Dann erst mal zu Zonkos“, quiekt Peter. Ich schüttle sinnend den Kopf, Snivelly habe ich noch nie in Zonkos gesehen, aber wenn Peter meint… James braucht ohnehin neue Ware von dort, vielleicht wird dann seine Laune wieder besser. Das wird sie. Mein Kumpel tobt sich wieder mal so richtig aus und kauft alles was ihm geeignet erscheint. „Keine Spur von Snivellus“, brummt er. „Na dann, weiter in den Honigtopf“, meine ich. Die anderen nicken. Ich bin nicht scharf darauf, dass James hier in Hogs-meade öffentlich einen Streit mit Snivelly anfängt, aber ich kann ihn nicht daran hindern, wenn er es wirklich will. Im Honigtopf geht es zwar zu, wie beim jährlichen Besenausverkauf, aber wieder ist kein einziges fettiges Haar von Snivellus zu sehen. „Gehen wir in die Drei Besen“, schlägt Remus vor. Auch er hat mit Sicherheit null Bock auf Stress, aber er kennt James genau so gut wie ich und er weis, dass ihm nur die Möglichkeit bleibt, schlichtend einzugreifen, sollte die Sache zu sehr ausufern. Und tatsächlich: Kaum betreten wir das Pub, sehen wir auch schon, wie Snivelly sich in einem Eck mit Morchie unterhält. Sie scheinen ein recht ernstes Gespräch zu führen, denn beide schrecken überrascht auf, als James auf sie zugeht und uns die freien Stühle am Tisch besetzen lässt. Wir drängen das Duo regelrecht an die Wand. „Auf ein Wort“, grollt er Snivellus an. „Was willst du, Potter?“ faucht der zurück. Wir haben in letzter Zeit nicht viel von ihm gesehen, keine Ahnung, wo er gesteckt hat. Das war wohl auch der Grund für Lilys verbale Angriffe auf James. „Du starrst Lily dauernd an. Das mag ich nicht. Die ist mein Mädel. Lass deine schmierigen Finger von ihr“, platzt James abgehackt heraus. „Weis sie das auch?“ schnappt Snivellus hämisch. „Dass sie dein Mädel ist?“ „Das ist meine Sache. Halt dich da raus. Das bringe ich schon auf die Reihe. Ich mach ihr das schon noch klar.“ Snivellys Augen blitzen eigenartig und er erwidert, erstaunlich ruhig: „Ich halte Lily nicht für einen Menschen, der sich von dir was sagen lässt.“ James ist wie vom Donner gerührt und bringt kein Wort heraus. Ich muss einspringen, sonst läuft die Sache aus dem Ruder. „Hör dir das an, James, wie der von Lily spricht. Du machst dir doch keine Hoffnungen auf eine solche Perle, was Snivelly?“ gehe ich auf ihn los. Er wird knallrot und seine Augen nehmen einen eigenartigen Ausdruck an. Er scheint sich für ein paar Sekunden ganz in seine Gedanken zu verlieren, dann spielt plötzlich ein seltsames Lächeln um seine Lippen. James bemerkt natürlich diesen sonderbaren Gesichtsausdruck. „Dann stimmt es also“, bricht es aus ihm heraus. „Lass du deine dreckigen Finger von Lily oder ich mach dir das Leben zur Hölle.“ Snape wirft ihm einen festen Blick zu und sagt nichts mehr. Er hat so eine Art drauf, den Sieger zu spielen, obwohl er eigentlich der Unterlegene ist. Eine Haltung, die man nur bewundern kann. James nickt, als wäre nun alles geregelt, versichert sich mit einigen schnellen Blicken unserer Zustimmung, dann nickt er nochmals. Wir stehen auf und verlassen den Pub. Nur Peter bleibt zurück. Ich kann hören, dass er leise noch etwas zu Snape sagt, kann die Worte aber nicht verstehen. Nur zu genau höre ich jedoch Snivellys Antwort: „Du kleine, miese Ratte, da fürchte ich mich aber. Sieh mal, ich zittere schon vor Angst…“ Peter kommt uns nach und man sieht ihm deutlich an, dass er stinksauer ist. Da will er schon mal mutig sein und sein Gegenüber vermasselt ihm dann den tollen Auftritt. Na ja, es wäre ja nicht so, dass Peter dem alten Snivellus noch nie was vermasselt hätte… Es ist nicht so, dass ich plötzlich Zuneigung zu Snivellus gefasst hätte, aber wenn ich ehrlich bin, muss ich vor mir selbst zugeben, dass er in meinen Augen gewaltig an Format gewonnen hat, seit er mit Morchie abhängt. Irgendwie juckt es mich in den Fingern, diesen seltsamen Respekt, den ich plötzlich für ihn empfinde durch eine kleine Gemeinheit zu zerstören. Aber mir fällt auf die Schnelle nichts Geeignetes ein. Nun, was soll´s, kommt Zeit kommt Rat…  Befremdliche Mitteilung Wie schon besprochen, kommt Remus dieses Mal sofort mit nach Godrics Hollow. James hat ein paar Mal die alte Schuhu zu seinen Eltern geschickt und sie so lange genervt, bis sie eine Lösung gefunden haben, wo Remus bei Vollmond bleiben kann. Nach langem hin und her hat sein Vater zugestimmt, den Keller zu verwenden und Remus war damit natürlich einverstanden. Wir sitzen im Zug und müssen uns zusammenreißen, keine Bemerkung vor Peter fallen zu lassen. Er ist einfach noch nicht so weit und wir wollen nicht, dass er sich noch mieser fühlt, als er es ohnehin schon tut. Wir blödeln rum und quatschen Unsinn, um Peter zum Lachen zu bringen und ihn abzulenken. Lily sitzt wieder mal dabei und wirft skeptische Blicke auf mich und James, aber im Grunde genommen hat sie dieses Mal nichts gegen unser Benehmen einzuwenden. Ihre Mundwinkel fangen mit der Zeit an zu zucken und schließlich lacht sie genau so laut wie wir anderen auch. James und ich können einfach zu albern werden, wenn wir es darauf anlegen. Die Zeit vergeht wie im Flug und uns kommt es dieses Mal sehr schnell vor, bis wir in Kings Cross ankommen. Wieder einmal werden wir nur von Mr Potter abgeholt. James Mutter ist auf Erholung zu ihrer Cousine nach Italien gefahren und er muss mit uns Jungs alleine zu recht kommen. „Aber, Sir, wir wären doch in Hogwarts geblieben, wenn sie uns das gesagt hätten“, platzt Remus heraus. „Yeah, Dad, warum hast du uns nichts davon geschrieben?“ meint James gleichzeitig. „Wir helfen ihnen natürlich, Mr Potter“, füge ich hinzu. „Immer langsam mit den jungen Hippogreifen, Jungs“, erwidert der. „Zum einen kam die Reise meiner Frau recht plötzlich. Ihr seid schon im Zug gesessen, als sie sich dazu entschlossen hat. Des Weiteren ist es so, dass ich euch trotzdem in Godrics Hollow haben wollte. Ich höre im Ministerium Dinge, die euch die Haare zu Berge stehen lassen würden… Reden wir zu Hause weiter. Hier ist es mir zu unsicher…“ Mr Potter hat uns ins Wohnzimmer geholt und fängt an zu erklären. Wir sitzen aufmerksam bei ihm und sind völlig baff über seine Worte. „Also Jungs, ich weis nicht, wie sehr die Gerüchteküche in Hogwarts bereits kocht, aber ich habe noch nicht viel von Dumbledore darüber gehört. Also denke ich, dass ihr nur wenig wisst… Ihr erinnert euch an meine Geschichte über den schwarzen Magier Grindelwald?“ Wir nicken zustimmend. „Nun, es sieht so aus, als gäbe es einen neuen, wirklich üblen Erzbösewicht am Spielfeld. Wir kennen seinen Namen noch nicht, aber unsere Informanten sprechen von einem schwarzen Magier, der sich selbst ‚Dunkler Lord’ nennt. Der Mann scheint noch viel gefährlicher zu sein, als damals Grindelwald. Wie gesagt, unsere Informationen sind nicht allzu genau, aber was wir wissen, klingt sehr gefährlich… Ich kenne euch drei nur zu genau: Eure Abenteuerlust, euren Hang die Regeln – nun – etwas zu verbiegen. Ihr seid mutig und kühn, lasst euch fast nichts verbieten und seid hochintelligent, manchmal geradezu genial.“ „Nicht, Dad, das ist peinlich, wenn du uns so lobst…“ unterbricht ihn James. „Das sollte jetzt kein Lob sein. Es ist nun Mal einfach eure Art… Nun, wie auch immer, ich kenne euch und ich weis, wenn es hart auf hart kommt, werdet ihr kämpfen wollen. Ich möchte daher, dass ihr so gut wie nur möglich ausgebildet seid. Alleine euer regulärer Unterricht ist mir im Augenblick zu wenig. Ich will tun, was ich kann, damit ihr bereit seid, sollte es zum Schlimmsten kommen.“ „Das klingt echt nicht gut, Sir“, murmelt Remus. „Ich weis es nicht“, erwidert Mr Potter. „Das ist es ja, ich weis es einfach nicht…“ „Und was hast du dir für die Osterferien vorgestellt Dad?“ wirft James ein. „Nun, ich will euch, so gut ich nur kann, die Verteidigung gegen die unverzeihlichen Flüche beibringen. Tut mir leid, Jungs, das Apparieren muss erst mal warten. Das ist wichtiger…“ „Apparieren?“ fragt Remus überrascht nach. „Yeah“, meine ich. „James Dad hat uns letzte Ferien die Theorie beigebracht und wir wollten eigentlich jetzt damit weiter machen.“ James nickt mit leuchtenden Augen. „Nun“, reißt uns Mr Potter aus unserer Diskussion. „Ich halte das andere momentan für viel wichtiger und beides wird kaum gehen. Es strengt euch zu sehr an, aber wenn ihr meint…“ „Fangen wir erst mal an, Dad, dann sehen wir schon, wieviel wir leisten können“, erwidert James entschlossen. „Ich denke, wenn du zu solchen Mitteln greifst, dann ist es dir mehr als nur wichtig.“ „Ist es mein Sohn. Die Lage ist so unsicher, dass ich alles tun will, was nur möglich ist.“ Er wirkt so ernst und regelrecht bedrückt, dass wir ihn nur anstarren können. Nach einigem Schweigen, schüttelt er den Kopf, wie um sich von seinen Gedanken zu befreien. „Nun zu Remus“, meint er schließlich. „Ich war mir bei dieser Sache nicht sicher. Einerseits, wollte ich euch wirklich alle drei hier haben. Andererseits, nun du bist ein Werwolf… Glaubst du, dass ein einfaches Schloss dich im Keller halten wird?“ Remus wiegt sinnend den Kopf. „Yeah. Normaler Weise schon. Aber vielleicht legen sie noch einen zusätzlichen Schutzbann auf den Raum. Als Werwolf kann ich keine Magie ausüben. Das dürfte sicherer sein.“ Mr Potter stimmt nachdenklich zu. „Ja, das kann ich tun. Wie lange brauchst du, um dich von deiner Verwandlung zu erholen?“ „Nur den nächsten Tag, aber sobald es hell ist, bin ich nicht mehr gefährlich. Gewöhnlich verschlafe ich den folgenden Tag und warte, bis meine Wunden verheilt sind.“ „Wunden?“ fragt Mr Potter nach. „Yeah“, murmelt Remus. „James und Sirius wissen darüber Bescheid. Ich kratze und beiße mich selbst, wenn ich als Werwolf alleine bin. Es ist ziemlich fies, aber die Wunden heilen schnell.“ „Sollte ich noch etwas wissen?“ Remus denkt nach. „Nein, ich glaube das ist alles. Ich habe meine Murtlap Essenz dabei und ich bin es inzwischen wirklich gewohnt, mit dem Werwolf umzugehen…“ „Nun gut, mein Junge, dann ist das geklärt. Also, was ist? Seid ihr mit meinem anderen Vorschlag einverstanden?“ Wir nicken und sind eigentlich begeistert. Verteidigung gegen die übelsten Flüche zu lernen, die es gibt, das hat schon was…  Drastisches Training Am nächsten Morgen nach dem Frühstück kommt Mr Potter mit zu uns ins Zimmer hinauf. Wir haben sowas schon erwartet und sind zu allem bereit. „Nun“, setzt er an. „Eigentlich bin ich kein so toller Lehrer, aber ich werde versuchen, euch alles genau zu erklären. Die Tarnung in diesem Raum ermöglicht es mir, euch die unverzeihlichen Flüche vorzuführen, ohne dass es jemand erfährt, der besser nichts davon wissen sollte. Da ich ein Auror war, kenne und beherrsche ich diese Flüche natürlich, auch wenn mich das nicht von dem Verbot entbindet. Sie sind grausam, gemein und hinterhältig. Darum bezeichnet man sie ja auch als unverzeihliche Flüche… Ich war heute Nacht im Keller und habe ein paar Ratten gefangen, damit ich euch ihre Wirkung vorführen kann, aber ich muss euch eindringlich bitten, nur untereinander darüber zu reden, was hier in diesem Zimmer geschehen wird…“ „Klar, Dad!“ bestätigt James. „Versprochen, Sir“, sagt Remus. „Sicher, Mr Potter“, füge ich an. „Gut, dann fangen wir an. Der erste Fluch ist der Imperius. Beherrscht man den, kann man andere Lebewesen dazu bringen, alles zu tun, was auch immer man von ihnen will. Sie haben keinerlei freien Willen mehr und sind sich ihrer selbst kaum mehr bewusst. Es ist möglich, ihn abzuschütteln, wenn man einen sehr starken Willen hat. Der zweite Fluch ist der Cruciatus. Er erzeugt im Opfer die schrecklichsten Schmerzen, die man sich nur vorstellen kann. Man kann ihn nicht abwerfen, aber man kann ihn mildern…“ „Wie?“ platze ich heraus und in meinen Augen muss eine derartige Panik stehen, dass Mr Potter aufhorcht. „Sirius, was ist? Macht dir mein Vortrag Angst?“ fragt er überrascht. „Nein – nein, das ist es nicht – nur…“ „Sag´s ihm“, murmelt Remus und legt mir die Hand besänftigend auf die Schulter. „Was anderes hat jetzt keinen Sinn mehr.“ „Was?“ James Augen huschen neugierig zwischen uns hin und her. „Der Cruciatus...“ murmle ich. „Ich kenne seine Wirkung. Ich habe sie am eigenen Leib erfahren. Darum will ich ganz dringend wissen, wie man damit fertig werden kann…“ „Du hast nie etwas davon gesagt“, meint James und klingt fast ein wenig beleidigt. „Nur Moony weis davon und das auch nur, weil ich mich verplappert habe… Prongs, das hat nichts damit zu tun, dass ich dir nicht vertrauen würde oder so. Ich wollte eigentlich keinem was davon sagen.“ „Aber warum nicht, mein Junge?“ fragt Mr Potter. „Du weist, was darauf steht, oder?“ „Das ist ja der Grund. Ich weis es ganz genau. Darum wollte ich ja auch nicht, dass jemand davon weis… Es war meine Mutter, meine eigene, verrückte Mutter, die ihn gegen mich eingesetzt hat und ich kann sie doch nicht einfach so nach Askaban schicken, oder?“ Ich bin ziemlich verzweifelt. Hoffentlich versteht Mr Potter meine Gründe und auch James… „Deine Mutter?“ keucht James. „Wann denn? Du warst doch schon ewig nicht mehr zu Hause.“ „In den Sommerferien, nach unserem ersten Jahr, bevor ihr mich damals aus Grimmauld Platz befreit habt.“ „Und du weist seitdem davon, Moony?“ will James wissen. „Yeah. Aber Sirius hat mich eindringlich gebeten, dass ich darüber schweige. Versteh doch, Prongs, du hättest dich verpflichtet gefühlt, mit deinem Dad darüber zu sprechen. Und Padfoot wollte nicht, dass es Ärger gibt. Mrs Black mag wahnsinnig oder sonst was sein, aber sie ist immer noch seine Mutter…“ „Danke, Moony“, murmele ich. Mr Potter und sein Sohn nicken. „Gut, das kann ich akzeptieren“, meint Mr Potter. „Schön finde ich es nicht, aber ich kann es akzeptieren. Mach dir keine Sorgen, mein Junge, ich werde nichts unternehmen, aber sollte noch mal sowas geschehen, dann sag es mir, um Himmels willen. Man darf keinen mit sowas durchkommen lassen. Einverstanden?“ Ich weis nicht, was ich sagen soll. Ja? Nein? „Padfoot“, murmelt Remus. „Denk an deinen Boggart … Willst du ewig darunter leiden?“ Ich werfe ihm einen nachdenklichen Blick zu. „Hast Recht, Moony“, seufze ich. „Gut, Mr Potter, ich werde es ihnen sagen, sollte meine Mutter nochmal so ausflippen.“ „Gut, dann ist das geklärt. Nun, weiter mit meinem Unterricht. Ich werde euch später beibringen, wie man sich richtig wehrt. Jetzt aber zum letzten Fluch. Das ist der Averda Kedavra und der ist tödlich. Sofort, unmittelbar, unabänderlich. Nichts und niemand kann das ändern und es gibt auch keine Gegenwehr. Man kann nur versuchen, ihm auszuweichen, mehr nicht…“ Alle drei keuchen wir entsetzt. Keiner von uns hatte das gewusst, es scheint nicht allgemein bekannt zu sein. „Nun weiter“, unterbricht Mr Potter unser fassungsloses Schweigen. „Ich werde euch jetzt die drei Flüche an den Ratten vorführen - Passt genau auf.“ Er holt eine Ratte aus der Tasche seiner Robe und setzt sie auf den Tisch. Sie versucht, zu entkommen, aber ein Bann scheint sie daran zu hindern. „Imperio!“ flüstert er und deutet mit seinem Stab auf das Tier. Es wird plötzlich ganz ruhig und versucht nicht mehr davon zu laufen. Mr Potter schwingt erneut seinen Stab und die Ratte beginnt kuriose Kunststückchen zu machen. Sie läuft aufrecht auf den Hinterbeinen, dann macht sie einen Handstand auf den Vorderbeinen, schließlich führt sie eine Art kunstvollen Tanz auf. „Ihr seht also, was der Imperius bewirkt. Es ist offensichtlich, dass die Ratte diese Dinge nie aus eigenem Antrieb tun könnte. Allein der Fluch zwingt sie dazu. Ich werde euch später zeigen, wie man sich dagegen wehrt. Vielleicht können diese Übungen Remus sogar dabei helfen, seinen Werwolf besser zu kontrollieren, möglich wäre es. Nun der zweite Fluch…“ Er packt die behexte Ratte weg und zieht eine andere aus der Tasche. Auch sie ist offensichtlich gebannt. „Erschreckt jetzt nicht“, meint er. „Er ist unglaublich gemein und es ist furchtbar, ihn auch nur mit anzusehen - Crucio!“ Die Ratte beginnt augenblicklich sich zu winden, zu kreischen und zu toben. Er hat Recht, es ist wirklich noch um Einiges schlimmer, den Fluch als unbeteiligter Beobachter zu sehen, als ihn selbst zu erleiden. „Hör auf, Dad, hör bitte auf“, ächzt James. Mr Potter hebt den Fluch auf und die Ratte bleibt keuchend auf der Tischplatte liegen. „Ich musste es euch zeigen, sonst könnt ihr es einfach nicht begreifen. Nicht einmal Sirius, der diesen Fluch bereits am eigenen Leib erlebt hat. Jetzt aber weiter, mit dem letzten der Drei Unverzeihlichen.“ Wieder tauscht er die Ratten aus. „Averda Kadevra!“ sagt er ohne jegliches Vorwort. Ein grüner Lichtblitz schießt aus seinem Stab und die Ratte fällt um und regt sich nicht mehr. Sie ist tot, einfach so. Nun werfen wir uns wirklich entsetzte Blicke zu. „Einfach … einfach … so“ stammelt James. „Dad, das ist … das ist …“ „Ja Jungs, genau das. Keine Gegenwehr, nur die Flucht. In diesem Fall ist Vorsicht wirklich der bessere Teil der Tapferkeit. Hört ihr, wie ein schwarzer Magier diese Worte formt, duckt euch und dann nichts wie weg. Versucht, euren Gegner zum Verstummen zu bringen, ihn zu lähmen oder sonst was. Aber zuerst ducken und dann nichts wie in Deckung! Der Protego hilft in diesem Fall überhaupt nichts – er ist zu schwach - Verstanden?“ Wir nicken mit glasigen Augen. Das war einfach fürchterlich. Ein grüner Lichtblitz und dann nichts mehr. Keine Verletzungen, keine wilden Zuckungen, kein spritzendes Blut … Nur die tote Ratte am Tisch, völlig heil und unverletzt… „Habt ihr für heute genug gesehen oder sollen wir weiter machen?“ Wir schlucken alle drei schwer, aber nach dem, was wir gerade gesehen haben… „Weiter!“ murmeln wir gleichzeitig. „Nun gut. Ich habe mir überlegt, euch nacheinander mit dem Imperius zu belegen und ihr tut was ihr könnt, um ihn abzuschütteln. Ihr braucht eure gesamte geistige Kraft, um diesem Fluch zu widerstehen. Wer möchte anfangen?“ Nun. das ist ein kleines Problem… Sicher möchten wir lernen, wie wir uns wehren können, aber uns diesem Fluch stellen? Nun ja, scharf sind wir nicht gerade darauf… „Machen sie es, Sir!“ murmelt Remus schicksalsergeben und nimmt uns damit die schwere Entscheidung ab. Mr Potter nickt. „Gut, mein Junge. Imperio!“ Moonys Augen werden leer, seine Gesichtszüge erschlaffen, seine Arme hängen locker an seinen Seiten herunter. „Mach einen Handstand“, befiehlt Mr Potter. Remus steht wie eine Marionette auf und folgt dem Befehl. Einfach so. Doch plötzlich beginnen seine Muskeln zu zittern und er kracht lautstark auf den Boden. „Gut, sehr gut Remus, du hast gegen meinen Befehl angekämpft!“ ruft Mr Potter. „Kleine Pause, dann versuchen wir es nochmal.“ Moony sitzt keuchend am Boden und schwitzt wie verrückt. „Puh“, schnauft er. „Das war hart…“ „Bereit?“ fragt Mr Potter. „Yeah“, murmelt Remus und steht wieder auf. Erneut spricht Mr Potter den Fluch, aber dieses Mal wehrt sich Moony schneller. Er macht keinen Handstand, sondern bricht einfach wieder zusammen… Wir üben den ganzen Vormittag abwechselnd, dem Imperius zu widerstehen, bis wir völlig erschöpft sind. „Genug!“ meint Mr Potter schließlich. „Wir sind alle völlig fertig und ich wette, ihr könntet einen Drachen roh verschlingen. Nun, den kann ich euch nicht anbieten, aber ich habe eine Pastete unten im Ofen und ich hoffe, die ist noch nicht völlig verkohlt. Wir haben länger gearbeitet, als ich es eigentlich wollte.“ Wir grinsen ihn entkräftet an und nicken. Die Kruste der Pastete ist zwar ein wenig dunkel, aber das Ding ist durchaus noch genießbar. Natürlich ist sie ein wenig exotisch, wie alles, was Mr Potter kocht. Die Kombination von Karotten, Bananen, Käse und Schellfisch, würde ich dann doch als etwas skurril bezeichnen, aber nichts desto trotz schmeckt es uns echt Klasse. Wir stopfen das Essen nur so in uns hinein, weil wir regelrecht ausgehungert sind. „Nun“, meint James Vater. „Ich denke ihr verbringt den Nachmittag lieber im Freien und erholt euch. Wir können morgen weiter machen, nicht wahr?“ „Können wir nicht schon heute weiter üben, Dad?“ fragt James erwartungsvoll. „Seid ihr nicht zu müde?“ erwidert sein Vater. „Nee“, rufen wir alle drei wie aus einem Mund. „Nun, ihr mögt noch fit sein, aber ich bin es nicht mehr. Das waren heute Morgen eine Menge anstrengende Zauber und ich muss mich erst einmal richtig erholen, OK?“ Etwas enttäuscht stimmen wir zu. „Also dann, raus mit euch. Ich kümmere mich hier schon um alles. Jetzt, da meine Frau nicht da ist, neige ich etwas zur Junggesellen Wirtschaft. Wir werden gründlich aufräumen müssen, bevor sie wieder heimkommt…“  Kapitel 7: Überlegungen ----------------------- Überlegungen Wir trollen uns nach draußen. James Vater hat schon Recht, es war wirklich Zeit ins Freie zu kommen. Meine Muskeln sind von der Anstrengung verkrampft, dem Fluch zu widerstehen. James reibt sich die Arme und Remus geht ein wenig ungelenk. „Warum war dein Dad so fertig?“ frage ich James. „Geht es ihm nicht gut?“ „Nee. Er ist einfach nicht mehr der Jüngste. Er sagt immer, wenn man jung ist, hat man Kraft ohne Ende, aber wenn man älter wird, lässt das schwer nach.“ „Kann nicht ganz stimmen“, erwidert Remus. „Dum-bledore ist mit Sicherheit um einiges älter als dein Dad und er gilt schon seit vielen Jahren als der mächtigste weiße Magier unseres Jahrhunderts.“ „Kommt vielleicht auf die Person an“, meine ich achselzuckend. „Wisst ihr, seit ich weis, dass James Mum nicht ganz gesund ist, mache ich mir einfach Sorgen um alle beide, wenn mir was seltsam vorkommt.“ „Musst du nicht“, antwortet James. „Wir leben schon so lange mit Mum Krankheit, dass wir immer mit allem rechnen.“ „Na ja“, grinse ich schief. „Ich mag deine Leute halt und ich möchte nicht, dass ihnen was zustößt, verstehst du?“ „Klar, ich mag sie doch auch“, meint er. „Aber wie es kommt, so kommt es. Man kann einfach immer nur das Beste aus den Umständen machen.“ „Stimmt“, erwidert Moony. „Man kann oft nichts ändern und muss mit manchen Sachen einfach leben…“ Er klingt traurig und ich weis, dass er an den nächsten Vollmond denkt. „Dieses Mal wird es anders“, versuche ich ihn zu trösten. „Du wirst nicht alleine im Keller der Potters sitzen…“ „…nee, echt nicht“, fährt James fort. „Dieses Mal machen wir gemeinsam Godrics Hollow unsicher.“ Remus grinst schief und gleichzeitig erscheint wieder diese steile Falte auf seiner Stirn. „Haltet ihr das für echt gut?“ murmelt er. „Ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Es könnte sonst was geschehen…“ „Schiss?“ fragt James. „Nee, das nicht, aber der Werwolf ist nicht gerade ein Schoßhündchen.“ „Mensch, Moony“, versuche ich ihn zu überzeugen, „wir sind doch dabei und wir sind groß genug, dich aufzuhalten, wenn du auf dumme Gedanken kommst.“ „Klar“, wirft James ein. „Krone nimmt dich auf die Hörner, wenn du versuchst abzuhauen…“ „…und Tatze fängt dich wieder ein, wenn es dir doch gelingt“, setze ich hinzu. Wir wollen diesen Vollmond wirklich dazu nutzen, Spaß zu haben. „Vielleicht ist sowieso alles hinfällig“, murmelt Remus, „wenn Mr Potter wirklich einen Bann auf den Keller legt.“ „Den können wir leicht brechen oder umgehen“, meint James geheimnisvoll. „Woher willst du das wissen?“ gebe ich zurück. Über den Bann habe ich mir auch schon so meine Gedanken gemacht. „Ich kenne Dads Art zu zaubern, ich weis auch wie man einen Bann von ihm aufhebt.“ James grinst versonnen. „Hab ich mir beigebracht, als er mich daran hindern wollte, dass ich mir seinen Besen - nun - ausleihe.“ „Ach deswegen konntest du bereits so stark fliegen, als wir es im ersten Jahr lernen sollten“ platze ich heraus. „Klar. So ein Naturtalent bin ich dann auch wieder nicht, obwohl ich nie große Probleme mit Dads Besen hatte“, erwidert James. Wir sind durch die Stadt gestrolcht, ohne zu bemerken, wohin wir eigentlich gehen. Unsere Schritte haben uns zum zerstörten Fabrikgelände getragen. Plötzlich bleibt James auf der Stelle stehen. „Nee, oder?“ murmelt er. „Hier wollte ich eigentlich nicht so schnell wieder her. Der blöde Unfall von letzten Mal reicht mir.“ „Unfall?“ fragt Remus erstaunt nach und wir erzählen ihm die Geschichte. Keinem von uns ist sie als so wichtig erschienen, als dass wir viel darüber geredet hätten … Aber vielleicht war uns das Missgeschick ja auch nur peinlich. „Na ja“, meint er nachdenklich, „sowas kann schon mal passieren. Aber ich finde es echt stark von dir Padfoot, wie du dich um James gekümmert hast.“ „Yeah“, fügt James an. „Padfoot hat mich heimgeschleppt. Ich weis bis heute nicht, wie er das ohne Magie auf die Reihe gekriegt hat.“ „Nun, ich musste dich aus der Kälte raus bringen, was hätte ich sonst tun können?“ „Trotzdem. Ich hab mich damals noch nicht mal richtig bedankt.“ Ich zucke die Achseln. „Hast du schon, außerdem hat uns dein Dad unterbrochen… Du warst verletzt, bist mein Freund und da habe ich dir einfach geholfen. Mann, Prongs, du bist für mich wie ein Bruder und du hättest das Selbe für mich getan…“ „Yeah. Zumindest versucht. Ich glaube kaum, dass ich dich hätte schleppen können.“ „Versuchs doch mal“, werfe ich ein und grinse ihn interessiert an. James grinst zurück, kommt auf mich zu und versucht mich hoch zu heben. Er schlingt seine Arme um meine Hüften und hievt… „Uff, Padfoot, du bist echt schwer“, ächzt er. Moonys Augen funkeln. „Lass mich mal“, sagt er. James lässt mich wieder zu Boden gleiten und ich lande auf den Füßen. Dann kommt Remus auf mich zu. Er bückt sich etwas, packt mich mit einem Arm am Oberschenkel und schlingt den anderen um meine Schultern, dann richtet er sich wieder auf. Ich liege wie ein Mehlsack über seinen Schultern und er trägt mich ein ganzes Stück durch die Gegend, bis er mich wieder runter lässt. Er atmet noch nicht einmal schwerer. „Wow, bist du stark“, staunt James. Moony schüttelt den Kopf. „Auch nicht stärker als du. Ich weis nur, wie ich zufassen muss.“ „Kannst du mir das beibringen?“ will Prongs wissen. „Klar, euch beiden, wenn ihr wollt. Könnte vielleicht mal wichtig werden.“ In der nächsten halben Stunde spielen Remus, James und ich abwechselnd den Mehlsack und wir probieren aus, wie wir die jeweils anderen am besten tragen können. Moony hat ganz Recht, man muss nur wissen wie… Als wir davon genug haben streunen wir weiter über das Ruinengrundstück. Es ist viel wärmer als beim letzten Mal und es macht Spaß, über die Betonklötze zu klettern und an den Stahlträgern herum zu turnen. Der Ort hat an diesem warmen Frühlingstag viel von seiner eigenartig düsteren Ausstrahlung verloren. Obwohl wir uns häufig so erwachsen vorkommen und auch im magischen Bereich so fähig wie die meisten Erwachsenen sind, ist keiner von uns älter als fünfzehn und nun toben wir wie die kleinen Kinder übers Gelände. Wir spielen verstecken, johlen, lachen, brüllen, kreischen. Die ganze Anstrengung des Vormittags fällt von uns ab. Schließlich lassen wir uns ziemlich erschöpft auf ein paar Betonklötze fallen und schnappen regelrecht nach Luft. „Gehen wir heim“, meint James schließlich. „Ich hab schon wieder Hunger…“  Vollmond Streunereien Über unserem Training mit James Vater vergeht die Zeit sehr schnell und er hatte Recht, zum Apparatieren fehlt uns danach nun wirklich die Kraft… Die Vollmondnacht ist da. Mr Potter hat Remus in den Keller gebracht und die Tür nicht nur zugesperrt, sondern auch magisch verriegelt. Er hat uns erklärt, müde zu sein und so sieht er auch aus. Er zieht sich schon früh zurück. Wir beide liegen wach in unseren Betten und starren aus dem Fenster. Wir beobachten den Himmel, gleichzeitig lauschen wir nach Geräuschen aus dem Schlafzimmer unter uns. Der Nachthimmel ist pechschwarz und langsam geht der Mond auf. In Mr Potters Schlafzimmer ist es völlig ruhig geworden. Wir wechseln einen fragenden Blick. „Sollen wir?“ murmelt James. „Bist du sicher, dass dein Dad schläft?“ gebe ich zurück. „Yeah. Denke schon, aber wir können unten an der Tür lauschen.“ „Dann los“, flüstere ich und schwinge meine Beine aus dem Bett. James folgt meinem Beispiel. Auf Katzenpfoten schleichen wir die Treppe hinunter, huschen zu Mr Potters Schlafzimmertür und lauschen aufmerksam. Ein leises, regelmäßiges Schnarchen dringt durch das dicke Holz. James grinst mich an, nickt und bedeutet mir, weiter die Treppe hinunter zu gehen. Wir huschen leise in den Keller. Ein knisterndes, knackendes Geräusch dringt durch die verschlossene Tür. Wir hören ein Scharren und Hecheln, ein leises Jaulen und weitere kratzende, beißende Laute. Ich schaue James an und hebe fragend die Augenbraue. Er nickt und zückt seinen Stab. Dann murmelt er etwas und deutet auf die Tür. Ein leises Knacken beweist, dass sie nun offen ist. „Animagi, rasch jetzt“, murmelt James und wir werden zu Tatze und Krone. Mit meiner Hundeschnauze öffne ich die Türe ganz. Drinnen springt Moony auf die Beine. Wahnsinn… Er ist noch größer geworden, als damals, wo wir ihn das erste Mal in diesem Zustand gesehen haben. Doch dieses Mal bekomme ich einen ganz anderen Eindruck von ihm. Ich habe immer noch meinen menschlichen Verstand, aber meine Sinne und mein Körper sind die eines Hundes. Ich laufe auf meinen vier dicken Pfoten auf ihn zu und beschnüffle ihn. Er steht auf zwei Beinen, hält aber seinen Körper recht weit nach vorne gebeugt. Seine monströse Schnauze stößt zu mir herunter und er schnüffelt an mir. Krone schreitet auf uns zu und Moony schnüffelt auch an ihm. Dann stößt er ein leises Jaulen aus. Es ist eigenartig, in unserer Tiergestalt können wir natürlich nicht sprechen, aber es kommt durchaus zu einer Verständigung. Wir schubsen Remus aus dem Keller und zur Hintertür aus dem Haus. Voll, rund, silbern steht der Mond über uns. Moonys Blick richtet sich zum Himmel und plötzlich beginnt er laut zu heulen. Verdammt laut. James stupst ihm mit seinem Geweih in die Rippen und treibt ihn, so rasch wie möglich, in Richtung See. Zu dritt laufen wir unter dem strahlenden Vollmond dahin. Es ist einfach herrlich. Frei, wild, berauschend. Die Tierkörper scheinen überhaupt keine Müdigkeit zu kennen. Wir huschen unter den Weiden umher. Hier ist kein Mensch außer uns. Der See glitzert unter dem Sternenhimmel und wir verständigen uns irgendwie, dass wir Lust haben zu schwimmen. Drei Tierwesen springen einfach ins Wasser und wir paddeln durch den Teich. Es ist zwar kalt, aber nicht so eisig, wie ich es erwartet hätte. Schließlich steigen wir wieder aus dem Gewässer und laufen weiter, weiter, immer weiter. James und ich sorgen dafür, dass Moony keinem Menschen nahe kommen kann. Die Nacht ist sehr lang, aber irgendwann beginnt der Mond am Horizont zu verschwinden und der Himmel wird heller. Wir laufen wieder nach Godrics Hollow zurück und schleichen uns ins Haus. Wir schieben und schubsen Remus in den Keller zurück, dann werden wir wieder zu Menschen und verschließen die Tür, schleichen ins Dachzimmer hinauf. Erst dort wagen wir es, wieder zu sprechen. „Wow“, murmelt James. „Das war das Schärfste, was ich je erlebt habe.“ „Yeah, rattenscharf!“ gebe ich zurück. „Mann, nun bin ich aber müde und mir ist verflixt kalt, jetzt, wo ich wieder ein Mensch bin.“ Er wirft sich auf sein Bett, angelt nach seiner Decke und wickelt sich fest hinein. Er gähnt weit und richtet sein Kopfkissen. Ich bin seinem Beispiel gefolgt und auch mir fallen fast schon die Augen zu. „Nacht“, murmle ich noch bevor ich die Augen wirklich schließe und kurz darauf bin ich auch schon eingeschlafen. Ein paar Stunden später werden wir von einem sehr müden Remus geweckt, der zur Tür herein stolpert. Wir werfen ihm neugierige Blicke zu. „James Dad hat mich raus gelassen“, gähnt er. „Er hat gemeint, heute kein Training. Ich glaube er weis, was ihr getan habt… Ihr habt nämlich vergessen, den Bann wieder auf die Tür zu legen…“ „Schlechte Arbeit, Jungs“, kommt die Stimme von Mr Potter von der Tür. „Dad!“ stöhnt James. „Ihr braucht nicht zu glauben, dass ich nichts von euren Plänen wusste. Es war mir klar, dass ihr euren Animagi Auslauf geben wolltet, nun, da ihr sie beherrscht. Ging alles glatt oder ist etwas passiert?“ Wir schütteln verneinend den Kopf. „Es ist alles glatt gegangen, Mr Potter“, murmle ich etwas beschämt. „Gut“, erwidert er. „Dann ruht euch jetzt aus. Kommt einfach runter, wenn ihr was zum Essen haben wollt.“ Er sieht kein bisschen sauer aus, scheint sich eher über diese gelungene Eskapade genau so zu freuen, wie wir. Er wirft uns ein schnelles Grinsen zu und verlässt dann das Zimmer. „Moony“, meint James. „Alles klar mit dir?“ Remus grinst und sieht dabei aus, als sei es ihm noch nie so gut gegangen. „Mehr als nur das“, erwidert er. „Keine Wunden, keine Schmerzen und der Werwolf war regelrecht zahm…“ „Dir geht es also gut?“ frage ich nach. „Gut? Himmel, Padfoot, gut? Ich hab noch nie einen so starken Vollmond erlebt. Das Laufen, das Rennen, dieses Gefühl von Freiheit. Wahnsinn…“ Seine Augen funkeln und blitzen. „Mensch, Jungs, ich bin glücklich, einfach nur glücklich … Danke…“ Er lässt sich auf sein Bett fallen und gähnt. „Müde?“ will James wissen. „Yeah, aber auch nicht so wie sonst. Gut, die Verwandlung war nicht anders als sonst auch, aber danach… Ich war immer so verzweifelt, so hilflos wütend, wenn ich mich wegschließen lassen musste… Aber dieses Mal… Ich konnte mich so richtig austoben. Es war das Schönste, was ich je empfunden habe, heute Nacht mit euch herum zu streunen…“ Wir beschließen, so lange zu Schlafen, bis wir wirklich ausgeschlafen haben. Den Rest der Ferien verbringen wir mit weiteren Verteidigungsübungen. Schließlich können wir alle drei den Imperius abwerfen und danach immer noch handlungsfähig sein und wir wissen auch, wie man mit dem Cruciatus umzugehen hat. Verdammt anstrengend und irgendwann bricht man trotzdem zusammen. Aber es ist immerhin ein Vorteil zu wissen, dass man ihm nicht völlig hilflos gegenübersteht. An den Nachmittagen, setzt Remus gewöhnlich das körperliche Training fort. Es erscheint uns als die einzige Möglichkeit - mit einem gewissen Erfolg - dem Averda Kedavra zu entkommen. Wenn ich heute sehe, wie jung, frei und gut drauf wir damals waren, scheint mir mein Leben nicht vergebens gewesen zu sein. Zwei Jungs haben es tatsächlich geschafft, einem dritten eine schreckliche Last zu erleichtern, ihn für einige Zeit regelrecht glücklich zu machen…  Wurmschwanz Nur ungern wollen wir auf unsere nächtlichen Streifzüge mit Moony verzichten, als wir wieder in Hogwarts zurück sind. „Nein“, meint dieser jedoch bestimmt. „So sehr ich diese Nacht auch genossen habe, ich möchte nicht, dass ihr mich wieder begleitet, solange Peter noch nicht so weit ist. Der schiebt dann nur wieder Frust und wird unausstehlich…“ Das Gespräch findet natürlich ohne den Genannten statt. Er sitzt in Wahrsagen und wir in Arithmantik. „Aber, Moony“, murmle ich. „Dann sitzt du wieder alleine unter der Peitschenden Weide.“ „Macht nichts. Ich weis jetzt ja, dass es nicht für immer sein wird“, erwidert er. „Und was ist in den Ferien?“ wirft James ein. Moony grinst sein schiefes Grinsen. „Was Wurmschwanz nicht weis, macht ihn nicht heiß…“ flüstert er. Wir nicken zustimmend. Dann ruft uns Professor Vector zur Ruhe und wir konzentrieren uns wieder auf die komplexen Rechnungen… Unsere nächtlichen Ausflüge nehmen immer weiter zu. James und ich drängen darauf, dass Peter weiter kommt. Wir spielen bereits mit dem Gedanken, ihn einfach in Wurmschwanz zu verwandeln, damit er mitkommen kann. Doch Moony rät uns ab. „Warum sollte er dann noch lernen, die Verwandlung selbst zu schaffen, wenn ihr es ihm schon wieder abnehmt?“ Zähneknirschend müssen wir ihm Recht geben. Wir hatten uns schon vorgestellt, beim nächsten Vollmond durch den Verbotenen Wald zu streifen und jetzt das. Aber es ist leider wirklich so, wie Remus sagt, Peter ist so stinkfaul, dass er nicht mehr weiter üben würde, wenn wir ihm die Verwandlung abnehmen… „Shit, Peter, jetzt konzentrier dich endlich mal“, flucht James. „So wird das nie was.“ Peter klammert sich krampfhaft an seinen Zauberstab und versucht unglücklich, mich in eine Katze zu verwandeln. Ich habe Schnurrhaare und pelzige Hände, meine Augen haben sich gelb verfärbt, aber sonst ist nicht viel mit mir geschehen. „Nochmal“, piepst er verzweifelt. „Sirius, ich versuch´s nochmal.“ Wieder schwingt er seinen Stab und murmelt den Zauber. Mein Körper beginnt zu schrumpfen, mein Rücken krümmt sich und ich sinke auf alle Viere. Bei James ging die Verwandlung ruckzuck, bei Peter jedoch läuft sie regelrecht in Zeitlupe ab. „Na siehst du“, meint James erleichtert. „Du kannst es doch … und jetzt die Rückverwandlung.“ Peter stöhnt leise und schwitzt. Ich kann in meinem Katzenkörper seine Angst regelrecht riechen. Seine Hände zittern und er wischt sich mit dem Ärmel verzweifelt über seine feuchte Stirn. Sein dünnes Haar hängt ihm wirr in die Augen. Er schwingt erneut seinen Stab. Mein Körper wird wieder größer, das Fell zieht sich in meine Haut zurück, meine Augen fangen weniger Licht ein. Immer noch auf allen Vieren werde ich wieder zum Menschen, allerdings habe ich immer noch die Katzenohren zusätzlich zu meinen eigenen und den langen, biegsamen Schwanz. Ich stelle mich wieder auf die Füße. James lacht leise in sich hinein, aber Peter schaut todunglücklich aus der Wäsche. „Hast was vergessen, Wurmschwanz“, kichert er. „Versuch, auch noch Schwanz und Ohren weg zu bringen.“ Mit einer hastigen, ungeschickten Bewegung richtet er erneut seinen Stab auf mich. Ohren und Schwanz schrumpfen nicht in meinen Körper zurück, wie es eigentlich sein sollte, sondern fallen einfach ab. Mein Hintern schmerzt und an meinem Kopf pochen die Stellen, wo vorher noch die Katzenohren saßen. „Na ja“, murmle ich und reibe mir das Steißbein. „Genial war das jetzt nicht gerade, aber wenigstens bin ich wieder vollständig ein Mensch. Das nächste Mal spielst du aber das Versuchskaninchen, Prongs.“ James lacht noch immer in sich hinein. „Klar. Aber Peter, du musst dich wirklich, so stark du nur kannst, konzentrieren, wenn du eine Humanverwandlung versuchst.“ Der Angesprochene wirft ihm einen gequälten, verzweifelten Blick zu. „Tu ich doch“, wimmert er. „Aber besser geht es einfach nicht.“ Wir schütteln wortlos den Kopf. So kann es nicht weiter gehen, Peter muss sich einfach noch mehr anstrengen. An einen Animagus ist so gar nicht zu denken. Er würde es vermasseln… „Genug für heute“, seufze ich. „Gehen wir schlafen…“ „Yeah“, erwidert James. „Ich bin alle.“ Peter schnieft vor sich hin und folgt uns wortlos in den Turm zurück. Die nächsten Wochen verbringen wir mit weiteren nächtlichen Übungsstunden, bis das Quidditch Finale näher kommt und James jede freie Minute zum trainieren braucht. Auch die Prüfungen kommen immer näher. Aber Peter ist endlich so weit, dass er Humanverwandlungen hin und zurück ohne größere Probleme bewältigt. Sein eigener Animagus – Wurmschwanz – wird jedoch bis zum nächsten Jahr warten müssen. Schade, aber nicht zu ändern. In den wenigen freien Stunden, die uns jetzt noch bleiben, planen wir unsere Ferien. Peter sitzt in einer ruhigen Ecke des Gemeinschaftsraums und büffelt so sehr, dass ihm regelrecht der Schädel raucht. Wir haben im Moment keine Lust mehr zum lernen und nur Remus hat seine Nase immer noch in einem Lehrbuch. „Dieses Mal müssen wir uns was einfallen lassen“, meint James gerade. „Dad hat mir geschrieben, dass ihn das Ministerium wieder Mal ins Ausland schickt und ihr wisst, wie das mit Mum ist. Ich mache mir so meine Gedanken... Klar würde sie uns alle drei wieder aufnehmen, aber ich mache mir Sorgen, dass es ihr zu viel werden könnte…“ „Dann muss ich halt mal wieder nach Hause nach Grimmauld Platz“, erwidere ich bedrückt. Es würgt mich regelrecht bei diesem Gedanken. James wirft mir einen elenden Blick zu. „Sorry“, murmelt er. „Kein Grund“, gebe ich zurück. „Du weist, wie sehr ich deine Mum mag… Ich will wirklich nicht, dass sie sich zu viel zumutet.“ Plötzlich klappt Remus sein Buch zu und lässt es auf den Tisch fallen. Wir schrecken zusammen. „Was ist Moony?“ fragt James. „Ich habe eine klasse Idee“, meint dieser und seine Augen beginnen zu funkeln. „Ich war jetzt schon so oft bei dir, Prongs. Warum kommt ihr nicht mal mit zu mir nach Cornwall?“ Mein Herz beginnt bei diesem Gedanken regelrecht zu hüpfen. Zu Moony … Nicht nach Hause, das wäre erste Sahne! „Werden deine Eltern damit einverstanden sein?“ platze ich heraus. Remus zuckt die Achseln. „Keine Ahnung. Denke schon. Ich schick ihnen ´ne Eule.“ Er greift in seine Schultasche und zieht ein leeres Pergament heraus. Dann beginnt er zu schreiben. Nur wenige Zeilen, schließlich wirft er uns ein schiefes Grinsen zu und macht sich auf den Weg in die Eulerei. James schaut mich nachdenklich an. „Cornwall“, meint er. „Wäre schon cool.“ „Yeah. Vielleicht lernen wir dann auch den alten Mortie kennen“, erwidere ich. Er lacht leise in sich hinein. „Yeah … Vollmond … dunkle Wälder … das Meer … Yeah…“ murmelt er vor sich hin. Er macht bereits Pläne. Wenige Minuten später ist Remus bereits wieder zurück und setzt sich zu uns ans Feuer. „Jetzt müssen wir einfach warten“, murmelt er. „Meine Leute sind echt OK, aber wir werden mehr selbst machen müssen, als in Godrics Hollow. Ihr wisst schon der Hof… Mein Zimmer ist auch viel kleiner, als das von James, sogar kleiner als das alte. Aber wenn es uns zu klein wird, zelten wir halt einfach unten im Hof. Könnte auch Spaß machen…“ „Wir werden uns auch mit unserer Magie etwas zurückhalten müssen, oder?“ frage ich ihn. „Nun, den Schutzzauber, werden wir wohl kaum so gut hinbekommen, wie James Dad“, erwidert er zweifelnd. James grinst. „Dann muss es halt unser alter Tarnzauber tun. Klar, er ist nicht so Klasse, wie der von Dad, aber er war auch nicht schlecht.“ „Dann ist ja alles klar“, meint Moony. „Yeah“, antworten wir gleichzeitig. „Aber was machen wir bei Vollmond?“ fragt er zweifelnd. „Ich möchte meinen Leuten keine Schwierigkeiten machen.“ „Es war doch auch bei mir daheim ganz OK. Und Cornwall ist noch viel einsamer“, brummt James abenteuerlustig. „Sei kein Frosch, Moony“, setze ich hinzu. „Wir können es immer noch entscheiden, wenn wir erst mal bei dir sind.“ Er zuckt die Achseln. „Auch wieder wahr“, murmelt er. „Andererseits wäre es schon was, mit euch durch Morties Wald zu rennen…“ Wir grinsen ihn an. Klar, Moony ist meistens sehr vorsichtig, bei allem was er tut, aber er ist im Grunde genommen genau so abenteuerlustig wie wir…  Bei den Lupins Endlich sind die Prüfungen geschrieben und die Ferien beginnen. Es ist alles geklärt. Wir werden den ersten Monat bei Remus Leuten verbringen und den zweiten in Godrics Hollow. Eine Menge Briefe sind hin und her gegangen – natürlich habe ich keinen davon geschrieben. Meine Eltern interessiert es schon lange nicht mehr, wo ich mich aufhalte, wenn ich nicht in Hogwarts bin – aber James Mum hat darauf bestanden, dass wir wenigstes ein bisschen Zeit in Godrics Hollow verbringen. Sie schreibt, sie hoffe, James Dad werde dann wieder zurück sein. Nun, wir werden sehen… Wir sitzen im Zug und die üblichen Witze fliegen hin und her. Peter schwärmt wieder mal von Ferien am Meer mit seiner Mum und wir legen ihm nahe, seine Übungen nicht zu vernachlässigen. „Nicht, dass du alles wieder vergisst“, legt Moony ihm ans Herz. Aber ich habe den Eindruck, dass er ihm gar nicht mehr zuhört, sondern schon ganz im Urlaub ist. Ich werfe James einen skeptischen Blick zu. Er zuckt die Schultern. „Dann halt das Ganze noch mal von vorne“, murmelt er seufzend. Es scheint ihn inzwischen ganz schön zu nerven, wie unzuverlässig und faul Peter ist, wenn man ihm nicht andauernd in den Hintern tritt. Lily kommt herein und setzt sich zu uns. Wir sind gezwungen, das Thema zu wechseln. Keiner von uns hält es für eine geniale Idee, sie zu viel wissen zu lassen. Sie wäre mit unseren wilden Plänen nie einverstanden, auch hat sie keine Ahnung von Moonys Problem. Wir haben ihr nie was davon erzählt. Keiner erwartet uns in Kings Cross. „Wir müssen zum Tropfenden Kessel“, erklärt Remus. „Der Wirt gibt uns Flohpuder und wir reisen durchs Feuer nach Cornwall.“ „Stimmt“, wirft James ein. „Ich habe deine Leute noch nie hier gesehen.“ „Es ist zu kompliziert, wenn sie mitten unter ihrer Arbeit einen ganzen Tag verlieren, nur um mich abzuholen“, erwidert Remus. „Ich bin es gewohnt auf diese Art hin und her zukommen. Alles kein Problem.“ Wir schleppen unsere Koffer quer durch Muggel London zum Tropfenden Kessel. Tom, der Wirt grinst Remus freundlich an. „Dieses Mal zu dritt?“ meint er. „Yeah“, nickt Remus. „Wir machen bei mir daheim gemeinsam Urlaub.“ Tom gibt uns eine kleine Schale mit dem Zauberpulver und einer nach dem anderen tritt in die Flammen. Remus zuerst. „Cornwall zu den Lupins“, sagt er. Grüne Flammen flackern auf, es blitzt und Moony ist verschwunden. „Du!“ meint James. Ich trete mit meinem Gepäck in die Flammen und wiederhole Remus Worte. Die Flammen flackern smaragdgrün auf und ich beginne mich, sehr schnell um mich selbst zu drehen. Ein widerliches Gefühl krampft meinen Magen zusammen. Ich bin noch nie besonders gern durch das Floh-netzwerk gereist, aber es ist die einzige Möglichkeit zu Moony zu kommen. Etwas schwindlig, schließe ich meine Augen. Als das Herumwirbeln endlich aufhört, öffne ich sie wieder. Remus hilft mir aus einem engen, rußgeschwärzten Kamin. „Komm da raus, Padfoot, James folgt dir sicher gleich“, meint er. Das Haus ist recht klein und einfach. Seine Eltern sehe ich nirgends. Er bemerkt meinen fragenden Blick. „Sie sind draußen – kümmern sich um die Ernte. Sie kommen erst später heim. Kein Problem. Ich zeige euch alles, wenn James da ist.“ Es dauert keine Minute und der verstrubbelte Kopf unseres Freundes erscheint im Feuer. „Wow“, hustet er. „Der Ruß – ich hab ihn eingeatmet, als ich die Adresse gesagt habe.“ Wir helfen auch ihm aus den Flammen. „Kommt mit“, meint Remus. „Mein Zimmer ist oben unterm Dach.“ Wir nehmen unsere Koffer und bringen sie eine schmale Treppe hinauf. Remus hatte Recht, das Zimmer ist echt klein, aber wir finden Platz. Seine Leute haben für uns drei ein richtiges Matratzenlager hergerichtet und Schlafsäcke darauf gelegt. „Ah“, sagt Moony. „Sie haben mein Bett raus gebracht, dann haben wir etwas mehr Platz. Ich hoffe, es macht euch nichts aus, am Boden zu schlafen.“ Er klingt etwas peinlich berührt, wohl weil hier alles etwas bescheiden ist. Mich stört das nicht im Geringsten und auch James scheint es nichts auszumachen, denn er sagt: „Ist doch cool. Ich wollte schon immer mal so pennen. Matratzen am Boden, Schlafsäcke… Mum war nie damit einverstanden. Sie meinte immer, ich hätte mein Bett und solle es auch benutzen.“ Er grinst. „Ich erinnere mich als ich mal meine Matratze auf den Boden geworfen habe, weil ich dort pennen wollte. Mann, war die sauer…“ „Sauer? Deine Mum?“ erwidere ich zweifelnd. „Na ja, vielleicht nicht direkt sauer, aber mit Sicherheit auch nicht einverstanden mit meinen verrückten Ideen…“ „Es gefällt euch also?“ fragt Remus unsicher. „Yeah, klar“, ist die Antwort. „Kommt ihr mit runter? Ich hab versprochen, was zu kochen, sobald ich daheim bin.“ „Du kannst kochen?“ platzt James überrascht heraus. Er denkt wohl genau wie ich an unsere doch recht mangelhaften Versuche damals, als Mrs Potter krank war. „Nicht so Klasse wie Mum, aber man kann es durchaus essen“, grinst Moony schief. „Dann kannst du es uns ja beibringen“, murmle ich. „Denn das, was wir in dieses Hinsicht leisten, ist mehr als nur jämmerlich…“ Remus zeigt uns die Küche und fängt an zu kochen. Ganz ohne Magie. Er lässt uns Gemüse putzen und Kartoffeln schälen. „Soll ein Eintopf werden“, meint er. „Ist nicht besonders schwierig, schmeckt gut und macht auch satt.“ Remus benimmt sich hier in Cornwall anders als sonst. Er scheint viel erwachsener und selbstbewusster, als wir ihn kennen. Der jugendliche Überschwang, den er zumindest hin und wieder an den Tag legt, ist hier fast verschwunden. Nicht, dass er weniger OK wäre als sonst, aber der Unterschied ist eindeutig nicht zu übersehen. Ein gewaltiger Kessel mit Eintopf brodelt und blubbert am Herd. Es riecht verführerisch. Er kann wirklich kochen… Es ist schon spät, als seine Eltern endlich nach Hause kommen. Ich bin überrascht, als ich sie sehe, beide scheinen kaum alt genug zu sein, um einen halbwüchsigen Sohn wie Remus zu haben. „Du hast gekocht, Remus?“ fragt seine Mutter. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sie fragen, ob sie auch ein Werwolf ist. Ihre ganzen Züge haben etwas von einer Wölfin, aber sie ist trotzdem eine gut aussehende Frau. Nicht wirklich schön, aber irgendwie Klasse. Sie hat dasselbe hellbraune Haar und dieselben gelbbraunen Augen, wie unser Freund. Sie bietet einen so ungewöhnlichen Anblick, dass es mir schwer fällt die Augen von ihr ab zu wenden. „Und ihr seid die Freunde von Remus?“ fragt sein Vater in meine Gedanken hinein. „Ja, Sir“, murmeln wir etwas verlegen. Auch er ist ein recht beeindruckender Mann. Er ist weder besonders groß, noch vierschrötig, aber seine Arme unter den hochgekrempelten Ärmeln, weisen drahtige Muskeln auf. Er ist weißblond und hat graublaue Augen. Doch der Gesamteindruck ist einzigartig. Wenn ich es recht bedenke, ist auch unser Freund Moony ein ziemlich gut aussehender Kerl, oder vielmehr er wäre es, würde er nicht immer so müde und kränklich aussehen. Die beiden Erwachsenen lächeln über meine eindringliche Musterung. Es ist dasselbe schiefe Grinsen, das Moony immer hat. „Wollen wir essen?“ fragt Remus in die verlegene Stille hinein. Wir nicken und fühlen uns aus unseren Gedanken gerissen. James hat Remus Eltern nicht weniger eindringlich angestarrt als ich. Wir setzen uns alle an den Küchentisch und Moony teilt den Eintopf aus. Verlegen beginnen wir zu essen. Die Lupins sind so anders als die Potters. Nicht weniger freundlich, oder so. Aber recht schweigsam und anders. „Ihr wisst von Remus Problem?“ fragt dessen Vater etwas unsicher. Wir nicken. „Ja“, meint James. „Sicher, Sir, schon seit über zwei Jahren.“ „Warst du unvorsichtig, mein Sohn?“ fragt Moonys Mutter. „Nein, Ma´am, war er nicht“, werfe ich ein. „Nur, wenn wir entschlossen sind, etwas heraus zu bekommen, dann schaffen wir das auch…“ „Weist du, Mum“, erwidert Remus mit seinem schiefen Grinsen. „Die beiden sind neugieriger als zwei junge Katzen, aber ich bin wirklich stolz darauf, dass sie meine Freunde sind.“ Sein Vater nickt zustimmend. „Ich bin froh, dass du nicht mehr alleine sein mußt, trotz dieses Fluchs.“ „Warum sollte er das sein“, platzt James heraus. „Moony ist ein Klasse Typ und jeder, der das nicht erkennt, muss ein echter Trottel sein.“ „Moony?!“ fragt Remus Mutter und ihre Augen funkeln interessiert. Sie hat wirklich eindeutig etwas von einer Wölfin. „Mein Spitznamen, Mum“, erwidert Remus. „James heißt Prongs und Sirius nennen wir Padfoot. Eine Art Witz.“ „Wo ist der Witz?“ will sein Vater wissen. Remus schaut uns an. „Erklärt ihr es“, bittet er. „Nun“, erwidere ich. „Wenn ich lache, klingt es manchmal wie Hundegebell, daher der Name Padfoot.“ James wird knallrot und versucht zu erläutern: „Es gibt in Hogwarts ein Mädchen, dass ich echt Klasse finde und Sirius meint, dass ich mich wie ein blöder Hirsch aufführe, wenn es um sie geht. Vielleicht hat er Recht…“ „Sicher habe ich Recht“, werfe ich spöttisch ein. „Du benimmst dich wie ein Platzhirsch und vertreibst jeden, der es auch nur wagt, sie anzusehen. Ich muss nur an Snivelly damals denken…“ Remus kichert in sich hinein. „Hör auf, Padfoot. Siehst du nicht, wie peinlich Prongs das Ganze ist…“ Plötzlich beginnen wir alle drei schallend zu lachen. Die ganze Situation ist zu komisch. Die Erwachsenen werfen Blicke von einem zum andern und entscheiden sich dann einfach mitzulachen. „Was habt ihr in den Ferien vor?“ fragt Mr Lupin schließlich, als wir mit dem Essen fertig sind und Remus beim Abspülen helfen. „Ein bisschen durch die Botanik ziehen, Dad“, erwidert Remus. „Schwimmen, vielleicht in den Klippen klettern, vielleicht ein bisschen mit den Besen fliegen - die beiden haben welche dabei – mal sehen.“ „Gut, aber seid vorsichtig. Ich verlass mich drauf, mein Sohn, dass du auf deine Freunde aufpasst. Ich möchte dich in den Ferien nicht zu sehr einspannen, aber du würdest uns wirklich helfen, wenn du dich ein bisschen ums Kochen kümmern würdest. Dieses Jahr haben wir Probleme mit dem Wetter, es ist so unbeständig. Wir müssen uns mit der Ernte beeilen, oder wir verlieren alles.“ „Gibt es auch andere Probleme?“ fragt Remus. „Du weist schon mit der Finanzierung.“ „Das ist es ja“, erwidert seine Mutter. „Wir wissen es noch nicht. Wir können dieses Jahr einen gewaltigen Gewinn erwirtschaften oder alles verlieren. Hängt alles davon ab, wie schnell wir auf einen Wetterumschwung reagieren können. Ihr müsst wissen“, fährt sie an uns gewand fort, „dass wir magische Pflanzen im großen Stil anbauen. Es gibt einen immer größeren Markt dafür. Doch sie sind empfindlich und brauchen eine Menge besonderer Pflege. Ich möchte, dass ihr hier genau so schöne Ferien habt, wie bei den Potters, aber wir haben leider nur wenig Zeit…“ „Mach dir keine Sorgen um uns, Mum“, erwidert Remus, „wir kommen schon klar. Ich bin schon froh, dass wir alle drei herkommen durften. Sirius hätte sonst nach Hause müssen, und das wollte keiner von uns…“ „Black, nicht wahr?“ wirft sein Vater ein und ich nicke. „Nun, wenn du ein Freund meines Sohnes bist, dann ist das OK. Remus weis, wem er trauen kann und wem nicht. Aber deine Familie…“ „Dad“, meint Moony. „Sirius kann seine Familie nicht leiden und du hast mir schon als kleines Kind beigebracht, dass die Person wichtig ist, nicht die Abstammung, dafür kann keiner…“ Mr Lupin brummt zustimmend und nickt. „Richtig“, erwidert er knapp. „Hör auf, mein Lieber“, mischt sich Mrs Lupin in das Gespräch. „Die Jungs sollen sich eine schöne Zeit machen und sich nicht Sorgen wegen irgendwelcher verrückten Gerüchte über schwarze Magier machen… Wie ist es, Jungs? Seid ihr müde?“ Wir nicken, obwohl uns die „verrückten Gerüchte“ natürlich brennend interessieren, aber keiner der beiden Erwachsenen sieht so aus, als würde er darüber reden wollen.  Cornwall Wir haben uns oben auf unsere Schlafsäcke geworfen. Es ist sehr warm und wir haben alles bis auf unsere Unterhosen ausgezogen. Das Thema sind natürlich die „verrückten Gerüchte“. „Was meinst du, James“, frage ich. „Kann das der Grund sein, warum dein Dad so plötzlich ins Ausland musste?“ „Hmm, gut möglich“, erwidert der. „Es muss was dran sein, worum auch immer es sich handeln mag. Ihr erinnert euch an die letzen Ferien, wo Dad darauf bestand, uns gegen die Unverzeihlichen zu wappnen. Würde dazu passen.“ „Weist du was Genaueres, Moony?“ wende ich mich an Remus. „Nee. Nicht mehr als ihr. Aber es muss ganz schön – nun, drastisch – sein, wenn meine Eltern davon wissen. Sie geben gewöhnlich nichts um Gerüchte und kümmern sich nur um ihre eigenen Angelegenheiten.“ Wir diskutieren eine Weile hin und her, aber kommen zu keinem rechten Ergebnis. „Nun“, meint James schließlich, „wenn wir später dann wieder in Godrics Hollow sind, werde ich Dad mal ein bisschen interviewen. Mal sehen, was er weis und ich bin sicher, dass er was weis…“ Wir nicken. James hat Recht, wenn jemand mehr weis, dann sein Vater. Aber ich habe auch noch eine Idee. „Prongs, leihst du mir die alte Schuhu?“ „Klar, aber was willst du mit ihr?“ „Mein Onkel Alphard, der arbeitet auch fürs Ministerium, vielleicht weis er was.“ „Gute Idee“, brummt Moony. Er klingt müde und mir wird klar, dass schon in drei Tagen wieder mal Vollmond ist. „Lasst uns schlafen“, meine ich daher. „Morgen ist auch noch ein Tag. Dann kann ich meinem Onkel schreiben…“ Da die Lupins mehr als genug mit ihrem Hof zu tun haben, lassen sie uns an der langen Leine laufen und Remus sorgt dafür, dass keiner von uns verhungert. Moony kann mehr, als ich jemals vermutet hätte. Wir mögen die besseren Zauberer sein (obwohl man keinen Unterschied bemerkt, wenn er geübt hat), aber solche Mahlzeiten wie er hätte keiner von uns beiden zu Stande gebracht… Aber wir lernen dazu… Wie ich es mir vorgenommen hatte, schreibe ich schon am nächsten Morgen an Onkel Alphard: Lieber Onkel Alphard, ich habe Dir noch nie geschrieben, da ich mir nicht sicher bin, ob es dir – wegen deiner Arbeit – recht ist. Aber dieses Mal brennt mir eine Frage auf den Nägeln und ich weis nicht, an wen ich mich sonst wenden soll. Was hat es mit diesen wilden Gerüchten über diesen schwarzen Magier auf sich? Sogar die Eltern von Remus – und wir sind hier im hintersten Cornwall – reden in Rätseln darüber. Keiner weis was Genaues. James Dad ist auf einer Mission im Ausland und so können wir ihn nicht fragen. Gib einfach der Eule deine Antwort mit, wenn es dir möglich ist. Sie wird mich hier finden, aber ich hoffe sie findet dich – wo auch immer du sein magst. Bitte antworte uns schnell. Dein Neffe Sirius Doch bevor wir die Antwort bekommen, ist der Vollmond da. Moonys Eltern kommen ungewöhnlich früh nach Hause, es ist noch nicht Mal später Nachmittag. Sie werfen ihm bedrückte Blicke zu, aber sie sagen nichts. Remus bemerkt es natürlich, wirft uns einen flehendlichen Blick zu, nichts zu verraten und sagt: „Mum, Dad, macht euch doch keine Sorgen. Meine Freunde wissen vom Werwolf. Sie sind ihm sogar schon Mal begegnet. Keine Sorge, es ist nichts geschehen…“ „Das ist es nicht“, erwidert sein Vater. „Wir fürchten nur, dass dich das Schloss unten nicht hält, wie schon letztes Jahr und du bist noch gewachsen und auch stärker geworden…“ „James, bekommst du den Bann von deinem Dad hin?“ fragt Remus. „Yeah. Er hat ihn uns letztes Mal noch beigebracht“, meint der. „Ein Bann?“ fragt Remus Mum. „Ja, Ma´am. Mein Dad hat ihn angewandt, als Remus letztens bei Vollmond in Godrics Hollow war“, erwidert James. „So weit ich weis, ist es derselbe, der Moony in Hogwarts unter der Peitschenden Weide hält“, füge ich hinzu. „Und ihr beherrscht ihn?“ fragt sein Dad nach. Wir nicken wild. „Und was ist mit der Vernunftgemäßen Beschränkung der Magie Minderjähriger?“ will Mrs Lupin wissen. „Keine Fragen, keine Lügen Mum“, grinst Remus sie schief an. „Wir wissen ganz genau, was wir tun, keine Sorge.“ „Deine Freude scheinen dir gut zu tun, Remus“, meint sein Dad. „Du klingst richtig erwachsen.“ „Himmel, Dad, ich bin doch kein kleines Kind mehr. Ich bin sechzehn, in einem Jahr bin ich volljährig. Ich muss erwachsen werden und was meine Freunde betrifft, die sind die besten Magier, die Hogwarts seit Jahren - ich würde sogar sagen, seit Dumbledores Zeiten - gesehen hat.“ „Hör auf, Moony, du machst uns ganz verlegen“, murmelt James und wird rot. „Nicht, Remus, das ist peinlich“, platze ich gleichzeitig heraus. „Ach kommt schon, Jungs, ist doch wahr!“ gibt der bestimmt zurück. „Was soll´s. Es ist Zeit für den Keller und vergesst nicht den Bann…“ Er steigt etwas verloren in den Keller hinunter und plötzlich tut er mir mal wieder schrecklich leid. Wir können ihn erst dort raus holen, wenn seine Leute schlafen. Wir trappen hinterher. Remus tritt in einen Raum, hinter eine massive Tür. „Vergesst morgen früh nicht wieder den Bann“, murmelt er. „Meine Leute wissen nichts von den Animagi. Sie werden sich in ihrem Schlafzimmer verbarrikadieren. Ihr habt also freie Bahn, sobald sie schlafen, aber bleibt trotzdem vorsichtig, OK?“ „OK“, bestätigen wir nickend. Ich murmle den Tarnzauber, James flüstert den Zauberbann und die Tür wird versiegelt. „Lass uns nach oben gehen“, meint er. „und warten, bis es so weit ist. Als wir wieder in der Küche sind, wollen Moonys Eltern jedoch noch mit uns reden. „Seid ihr euch wirklich ganz sicher, bei dem was ihr getan habt?“ will Mr Lupin wissen. „Ganz sicher, Sir“, erwidert James. „Mein Dad ist sehr gründlich, wenn er uns was zeigt. Sie müssen wissen, er war ein Auror und kennt seine Zaubersprüche.“ Er nickt zufrieden. „Dann ist es ja gut.“ „Eine andere Frage, Jungs, was findet ihr an unserem Sohn?“ will seine Mum wissen. „Tut er euch nur leid, oder ist es mehr?“ „Viel mehr, Ma´am“, erwidere ich. „Remus war schon unser Freund als wir noch nichts vom Werwolf wussten. Er ist einfach schwer OK…“ „…mehr als das“, fügt James an. „Er ist das Gewissen unserer Bande, wenn Moony sagt ‚besser nicht’, ist es immer gut, auf ihn zu hören. Er ist echt schlau.“ „Aber er ist doch kein so großartiger Magier“, wirft sein Dad ein. „Vielleicht kein großartiger“, meine ich. „Aber wenn er so viel lernt, wie er das immer tut, ist er so gut wie wir. Er verliert nur immer Zeit durch seinen Fluch und muss jedes Mal eine Menge aufholen.“ „Aber selbst, wenn er kein so toller Magier wäre“, fügt James an. „wäre er immer noch unser Freund, denn er kann wirklich gut denken.“ „Er hat eine eigene Art die Dinge zu sehen und das bringt uns dazu, nochmal nachzudenken“, meine ich. „Ihr mögt ihn also wirklich, meinen verfluchten Sohn“, sagt Mrs Lupin abwägend. „Er ist unser bester Freund“, sagen wir bestimmt im Chor. Seine Eltern nicken zufrieden. „Und was seid ihr beide für einander?“ fragt Mr Lupin neugierig. „Brüder“, ist die gemeinsame Antwort. „Ich möchte es ihnen erklären“, füge ich an. „Wissen sie, ich komme mit meinen Eltern nicht klar. Sie sind böse - Schwarze Magier - Ich denke, das ist ihnen bekannt?“ Ich warte das Nicken der Lupins ab. „Seit dem ersten Jahr an Hogwarts war ich nicht mehr zu Hause. Ich war immer bei James und seine Leute sehen mich als etwas wie einen zweiten Sohn an. Darüber bin ich unsagbar glücklich.“ „Letzten Winter“, fügt James an. „Hatte ich einen dummen Unfall und Sirius hat mir das Leben gerettet. Ich wäre sonst wahrscheinlich verblutet.“ Er schiebt seinen T-Shirt Ärmel hoch und zeigt den Lupins die gezackte Narbe, die sich dort immer noch abzeichnet. „Seitdem sind wir wie Brüder und Remus ist unser bester Freund…“ Die beiden scheinen mit unseren Antworten zufrieden zu sein. Wir sagen noch gute Nacht und steigen nach oben. Es dauert nicht lange, bis sich auch die Lupins zurückziehen. Aber wir wollen noch etwas warten, bis wir ganz sicher sind, dass sie schlafen. „Die beiden sehen so jung aus“, meint James plötzlich. „Yeah, verflixt jung. Noch keine dreißig, schätze ich.“ „Müssen sie aber sein. Moony ist schließlich schon sechzehn. Dann hätten sie ihn ja schon als Teenager gehabt.“ „Stimmt auch wieder, Prongs, aber möglich ist alles.“ „Sie kommen mir so unsicher vor, was Remus betrifft“, meint James. „Yeah. Er hat doch mal gesagt, sie seien mit einem lebhaften Jungen wie ihm überfordert gewesen und jetzt auch noch der Werwolf, ich bitte dich … Ich finde sie nett, aber so ganz anders als deine Leute.“ „Nun“, erwidert James. „Meine Eltern könnten genauso gut meine Großeltern sein. Moonys Eltern, fast schon unsere älteren Geschwister, vielleicht ist es das.“ „Yeah. Kann sein.“ „Du, was anderes, wenn wir schon von Geschwistern reden. Wann kommt eigentlich dein Bruder nach Hogwarts?“ „Nächstes Jahr, aber ich schätze er wird gar nicht nach Hogwarts kommen. Sie werden ihn wohl nach Dumstrang schicken. Bei mir hat meine Mutter die Diskussion mit meinem Vater verloren. Nochmal wird sie nicht nachgeben. Also heißt es wohl bye-bye Regulus, hättest was Besseres werden können“, erwidere ich schulterzuckend. „Du magst ihn wohl nicht besonders, oder?“ ist die Rückfrage. Ich zucke erneut die Schultern. „Als ich von zu Hause weg bin, war er echt noch ein kleiner Junge und alles, was er damals sagen konnte war ‚Ja, Mum. Mach ich, Mum. Du hast ganz Recht, Mum’. Du kannst dir vorstellen, was ich davon halte. Und dass er mir immer als leuchtendes Beispiel vorgehalten wurde, hat die Sache auch nicht gerade besser gemacht. Ich mag kaum einen aus meiner Familie und will auch nicht gerne über meine Verwandtschaft reden. Ich habe zum Beispiel noch eine Cousine in Hogwarts, eine Schwester von Andromeda, die Onkel Alphard erwähnt hat. Bellatrix. Sie ist im fünften oder sechsten Jahr in Slytherin. Nicht mal das weis ich genau. Da siehst du, wie sehr mich meine Verwandtschaft interessiert, wenn ich noch nicht mal das weis… Lassen wir das Thema, das frustriert mich nur…“ „Gut“, meint James. „Aber du solltest wirklich wissen, dass du für mich mein Bruder bist und nicht der von Regulus…“ „Danke Prongs - Sollen wir los? Es scheint mir schon spät genug zu sein.“ „Yeah gehen wir…“  Morties Wald Wir schleichen uns die Treppen hinunter und lauschen an der Schlafzimmertür der Lupins. Die schlafen zwar noch nicht, sind aber offensichtlich anderweitig beschäftigt und werden uns kaum hören. James wirft mir ein verlegenes Grinsen zu und ich grinse genauso verlegen zurück. Das hätten wir jetzt wohl besser nicht mitkriegen sollen... Weiter huschen wir hinunter in den Keller und unter den üblichen Vorsichtsmaßnahmen lassen wir Moony raus. Es ist offensichtlich, dass der Werwolf bereits auf uns gewartet hat. Er schnüffelt ganz aufgeregt an Tatze und Krone, folgt uns ohne Probleme aus dem Haus und rennt dann voraus in Richtung Wald. Moony hatte Recht, wo auch immer man sich in Cornwall befindet, hört man das Meer rauschen. Auch der Vollmond scheint hier ein ganz anderes Licht zu werfen. Wir rennen und rennen. Der Wald kommt immer näher, aber Remus zeigt keine Angst, obwohl er selbst als Werwolf wissen muss, dass Mortie ihn sicher finden wird. Vielleicht ist er heute wirklich auf eine kleine Rangelei aus. Er scheint sich nicht besonders gut im Wald auszukennen, denn er schnüffelt nach Spuren. Dann rennt, läuft und springt er so schnell durch den Wald, wie es das Unterholz nur zulässt. Wir folgen ihm. Als Menschen hätten wir das nie geschafft. Immer tiefer führt er uns unter die Bäume hinein, bis wir zu einer kleinen Lichtung kommen. Er springt auf einen uralten Baum zu und deutet mit seinen Klauen darauf. Es muss sich um den Baum handeln, wo er sich damals vor Mortie versteckt hat. Ich gebe zur Bestätigung einen kläffenden Laut von mir. James senkt kurz sein Geweih. Weiter eilt Moony durch den Wald, immer mit der Nase am Boden. Er scheint wirklich etwas zu suchen. Wir beide hinterher. Plötzlich scheint er es gefunden zu haben, denn er stößt ein mächtiges Geheul aus. Ein zweiter Werwolf erscheint. Doch es scheint etwas nicht mit ihm zu stimmen. Er ist völlig weiß und schrecklich gebeugt. Auch hat er noch viel von einem Menschen, viel mehr als Remus. Er beginnt mit fast menschlicher, irgendwie heulender Stimme zu sprechen. „Jungchen“, sagt er. „Remus. Es ist das letzte Mal, dass der alte Mortie zum Ungeheuer wird. Er wird nie wieder die Sonne sehen. Schön dir nochmal zu begegnen. Ich weis, du kannst jetzt nicht sprechen, kein echter Werwolf kann das, aber weil es das letzte Mal für mich ist, bin ich zu menschlicher Rede fähig. Hast du deine Freunde mitgebracht?“ Remus nickt und stößt eine Mischung aus Heulen und Bellen aus. „Du wolltest sie Mortie zeigen, ja? Animagi, tolle Sache, wirklich gut, Jungchen. Wenn der alte Mortie nicht mehr ist, kannst du den Wald haben, wenn du ihn brauchst. Tu mir nur den einen Gefallen. Komm wieder zurück, wenn die Sonne scheint und begrab mich wie einen Menschen, ja? Ich hab wie ein Tier im Wald gelebt, ich möchte wenigstens wie ein Mensch begraben sein. Machst du das Jungchen? Und ihr zwei Animagi, tut ihr dem alten Mortie diesen letzten Gefallen?“ Remus heult wild und nickt fanatisch. Ich kläffe laut und James senkt erneut sein Geweih. „Danke Jungs, danke. Der alte Mortie ist froh, euch noch kennengelernt zu haben. Lauft jetzt mit dem Mond und lasst den alten Mortie zufrieden sterben…“ Ein Zittern läuft durch den Körper des Verwandelten und er bricht zusammen. Seine Arme und Beine zucken, dann wird sein Körper schlaff und er wird wieder völlig zum Menschen. Der Tod hat den Fluch aufgehoben… Moony stoßt ein wildes, verzweifeltes Geheul aus, eine Totenklage für den alten Mortie. Ich falle mit einem Hundejaulen ein und James gibt ein lautes Röhren von sich. Dann beginne ich mit meinen Pfoten eine Grube zu buddeln und Remus hilft mir mit seinen Pranken, James schiebt mit seinem Geweih die Erde zur Seite. Keiner von uns achtet darauf, dass die Nacht rasch voranschreitet. Die Bäume stehen sehr dicht und der Wald ist so dunkel, dass keiner von uns bemerkt, dass es langsam hell wird. Erst als Remus wieder zum Menschen wird, erkennen wir, dass es Morgen ist. „Begraben wir ihn“, sagt er heiser. „Er hat mir zwar seinen Fluch weiter gegeben, aber er verdient doch ein anständiges Begräbnis.“ Wir werden wieder zu Menschen und helfen Moony den alten Mortie in die Grube zu hieven. Remus weint. „Einsam gelebt“, sagt er, „aber wenigstens nicht einsam gestorben. Himmel, wenn ich euch nicht hätte, könnte das auch einmal mein Schicksal sein. Mir ist, als wäre ein Teil von mir gestorben…“ Mühsam schieben wir die Erde in die Grube, James wird erneut zu Krone, weil er so größere Erdmassen bewegen kann. „Helft mir mal mit dem Felsen dort drüben“, murmelt Remus und klingt furchtbar traurig. Und wir wälzen gemeinsam einen gewaltigen Felsbrocken über das Grab. Remus zieht sein altes Taschenmesser aus der Hosentasche. Dann beginnt er auf dem Stein herum zukratzen. Es dauert eine Weile, bis er wieder aufsteht. „Hier liegt der alte Mortie. Möge er seinen verdienten Frieden finden“, hat er in den Felsen geritzt. „Gehen wir“, murmelt er rauh und wendet sich ab. Wir folgen ihm. Eine ganze Zeit gehen wir schweigend durch den Wald, bis James sich räuspert und meint: „Du hast uns den Baum gezeigt, wo du dich damals versteckt hast, oder?“ „Yeah“, antwortet Moony. Er klingt immer noch heiser. Kommt vielleicht vom Heulen. „Wisst ihr, dieses Mal habe ich meinen Verstand behalten. Klar, mein Körper war der eines Werwolfs, aber mein Geist blieb menschlich. Ich konnte zwar nicht sprechen, aber ich war völlig ich selbst.“ „Echt?“ frage ich nach. „Mir schien auch, als wüsstest du letzte Nacht genau, was du tust.“ „Yeah“, meint James. „aber was erzählen wir deinen Eltern, wenn sie uns erwischen, wenn wir heimkommen?“ „Die Wahrheit, erwidert Moony. „Oder soviel von der Wahrheit, wie sie ertragen können und das auch nur, wenn sie fragen. Aber es ist noch sehr früh und vielleicht schaffen wir es noch, bevor sie wach werden.“ Wir laufen schneller durch den Wald und schaffen es tatsächlich, rechtzeitig bei den Lupins anzukommen, um vorzugeben, wir hätten Moony erst im Morgengrauen aus dem Keller geholt.  Onkel Alphards Brief Die Nacht war lang und wir sind müde, daher beschließen wir, an den Strand hinunter zu gehen und dort eine Runde zu schlafen. Ich werde wach als die alte Schuhu mich an den Haaren zupft. „Ey, Post!“ rufe ich und wecke damit die beiden anderen. „Lies vor!“ meint James aufgeregt. „Yeah, mach schon!“ setzt Moony hinzu. Seine Stimme kratzt noch immer. Ich reiße den Brief auf und lese vor: Mein lieber Sirius, zuerst: Du darfst mir natürlich immer schreiben, wenn du willst, nur besuchen kannst du mich leider erst, wenn du siebzehn bist. Nun Jungs, zu eurer Frage: Ich weis dass, James Dad nicht daheim ist, wir sind nämlich gemeinsam unterwegs. Wir haben uns besprochen, was wir euch sagen wollen und wir stimmen überein, euch zu erzählen, was wir wissen, aber nicht alles, was wir vermuten… Nun, die Sache ist die, es geht um einen schwarzen Magier, den seine Anhänger als Dunkeln Lord bezeichnen. Wir kennen immer noch nicht seinen wahren Namen. So weit wir es beurteilen können, sammelt er reinblütige Magier um sich und plädiert dafür, dass nur diese einen Wert haben und auch nur diese ausgebildet werden sollten. Damit findet er in gewissen Kreisen durchaus Anhänger. Ich wette, mein Junge, unsere liebe Familie, findet das rattenscharf (um eure Worte zu benutzen). Wir halten diese Haltung jedoch für sehr gefährlich. Wo kämen wir hin, wenn fähige Magier nicht ausgebildet würden und mit ihren besonderen Fähigkeiten ganz alleine da stünden? Wir glauben auch, dass es nur ein Vorwand ist, um Leute auf seine Seite zu ziehen, die dumm genug sind, um an einen solchen Mist zu glauben. Wir halten es eher für eine leere Phrase, damit er an Macht gelangen kann und machtgierige Personen sind immer gefährlich. Potter meint, ich soll euch in diesem Zusammenhang nur an Grindelwald erinnern… Nun, so ist die momentane Lage und das Ministerium und auch die magische Gemeinschaft sind natürlich beunruhigt und es gibt eine Menge wilder Gerüchte. Was davon den Tatsachen entspricht? Wir wissen es leider noch nicht so genau. Ihr sollt vorsichtig sein und eure Übungen fortsetzen, meint Potter. Er wird versuchen, Anfang August wieder zu Hause zu sein, damit er weiter mit euch trainieren kann. Wenn ihr noch Fragen habt oder auch nur mit uns in Kontakt bleiben wollt, schreibt uns einfach wieder. Machts Gut. Alphard Black. „Du lieber Himmel“, stöhnt James. „Dad wird doch nicht wieder als Auror arbeiten? Mum hat mir mal erzählt, dass er ihr bei meiner Geburt versprochen hat, das nicht mehr zu tun. Wenn er sein Versprechen jetzt bricht, ist die Kacke echt am dampfen.“ „Hat er dir nicht gesagt, was er im Ausland macht?“ fragt Moony. „Nee. Er meinte nur streng geheim“, erwidert James nachdenklich. „Wisst ihr was? Onkel Alphard war doch auch Auror und hat erzählt, er würde jetzt was anderes machen. Was, wenn sie die ehemaligen Auroren wieder aktiviert haben? Das klingt alles gar nicht gut…“ „Und die Ermahnung von James Dad, wir sollen mit unseren Übungen weiter machen…“ meint Remus kopfschüttelnd. „In dem Brief steht zwischen den Zeilen mehr als im eigentlichen Text.“ „Moony hat Recht. Mein Onkel hat uns zwar eine Menge gesagt, aber das was er nur angedeutet hat, ist fast interessanter“, überlege ich. „Yeah“, gibt James zu. „Was meint ihr? Gehen wir schwimmen und suchen uns später ein ruhiges Plätzchen, wo wir Duelle üben können?“ Wir sind einverstanden und stürzen uns fröhlich ins Meer. Wir waren damals einfach noch so jung, dass uns selbst so eigenartige Nachrichten nicht lange bedrücken konnten. Nicht dass wir den Brief so einfach aus unseren Gedanken verbannt hätten, wie ich ihn zur Seite gelegt hatte. Wir mussten die Neuigkeit nur erst richtig verarbeiten… Da der alte Mortie nicht mehr lebt, ist der Wald nun ungefährlich und wir strolchen darin herum, bis wir dort einen geeigneten Platz für unsere Übungen finden. Ein kleiner Tarnzauber und es kann losgehen. James und ich beherrschen inzwischen den Imperius Fluch, auch wenn wir uns nicht ganz sicher sind, ob wir ihn wirklich zu Übungszwecken einsetzen sollen. Askaban steht immer noch als schweigende Drohung in unseren Hinterköpfen. „Es muss sein“, meint James, „wie sollen wir denn sonst üben?“ „Aber sollen wir dann vielleicht auch den Cruciatus zu Übungszwecken einsetzen?“ meine ich gequält. „Du fürchtest ihn noch immer?“ fragt Remus. „Yeah und wie. Ich kann mich zwar dagegen wehren, aber ich habe trotzdem Angst davor.“ „Nee“, erwidert James. „Ich halte nichts davon, meine Freunde nur zur Übung einfach mal ein bisschen zu foltern, nee, echt nicht.“ „Es gibt ähnliche Flüche“, schlägt Moony vor. „Sie sind nicht ganz so gemein, aber zum Üben müssten auch die reichen.“ „Klasse Idee“, erwidert James. „Beherrschst du sie und wenn ja, kannst du sie uns beibringen?“ „Yeah, mach ich“, meint Remus. So haben wir eine Möglichkeit gefunden, uns vorzubereiten, ohne Askaban zu riskieren. Die Tage vergehen und wir halten es so, wie wir es schon in Godrics Hollow immer gemacht haben. Am Vormittag unsere magischen Übungen, am Nach-mittag schwimmen und dann Remus körperliches Training. Er hat seltsamer Weise nach dem letzten Vollmond diese heisere Stimme nicht mehr verloren und wir vermuten, dass er im Stimmbruch ist oder dass dieser bereits vorbei ist und er als Erwachsener nun mal eine heisere Stimme hat. James ist zurzeit manchmal seltsam gereizt, wie ich es gar nicht von ihm kenne und auch Remus fällt das auf. „Was hat er nur?“ meint er, als James gerade weit draußen im Meer schwimmt. „Weis nicht. Vielleicht fehlt ihm Lily“, erwidere ich etwas spöttisch. „Hmm, Lily … Warte mal … Wie alt ist er jetzt eigentlich?“ überlegt Remus. „Dreizehn, wird im Oktober vierzehn. Er ist der jüng-ste von uns“, meine ich. Remus lacht plötzlich in sich hinein. „Weist du was, er kommt jetzt auch in den Pubertät, hat feuchte Träume und so und hat keine Ahnung, was eigentlich mit ihm los ist. Wahrscheinlich ist ihm das Ganze auch noch so schrecklich peinlich, wie mir damals.“ „Könntest Recht haben. Sollen wir mit ihn reden, oder soll er alleine da durch?“ „Weis nicht. Mir hat es damals geholfen, aber James ist nicht ich und mit war es echt unangenehm, darüber zu reden. Wie bist du eigentlich damit klar gekommen?“ „Nun, ich wusste ja was mit mir los war und hab mir weiter keine großen Gedanken darüber gemacht. Hatte ich einen solchen Traum, hat halt am nächsten Morgen meine Pyjamahose geklebt … Auch kein Problem.“ „Was ist mit Mädchen?“ will Moony wissen. „Hmm, mir ist noch keine über den Weg gelaufen, die mich mehr interessiert hätte. Sie müsste schon mehr sein, als einfach nur hübsch oder so. Sie müsste was im Kopf haben und nicht zu kichern beginnen, wenn ich mich mit ihr unterhalten will. Ich kann keine dämliche Pute brauchen, die nur gut aussieht und mit der man sonst nichts anfangen kann. Eher ein richtiger Kumpel, versteht du?“ „Yeah. Du stellst ganz schön große Ansprüche.“ „Na ja, meine Mutter sieht großartig aus und auch meine Cousine Bellatrix ist eine echte Schönheit, aber wenn man an ihren Charakter denkt, nee danke, da bin ich lieber vorsichtig mit schönen Menschen.“ „Aber du siehst selbst auch nicht gerade eben schlecht aus, oder?“ „Yeah und ich weis nicht, ob ich darüber glücklich sein soll. Ich denke oft, wenn ich in den Spiegel schaue, hübsche Verpackung, aber was ist dahinter?“ „Ein intelligenter Kerl, ein klasse Kumpel, ein großartiger Magier…“ meint Remus und grinst mich schief an. Ich werde rot. „Danke für die Blumen, aber bin ich wirklich so? Ist das nicht nur Fassade?“ „Komm schon, Mann, du hast ´n gutes Herz. Wir ham oft genug miteinander geredet. Das is keine Fassade, das is echt.“ Plötzlich spricht er nicht mehr in dem reinen Englisch, das ich von ihm kenne, sondern benutzt den schweren Cornwall Akzent, den auch seine Eltern haben. „Danke“, murmle ich und hänge ein wenig meinen Gedanken nach. Normaler Weise halte ich mehr davon, einfach nur Spaß zu haben, aber manchmal überfallen mich solche Zweifel und eigenartige Gedanken, meist dann, wenn ich überhaupt nicht damit rechne. Plötzlich kommt James aus dem Wasser, beutelt sich und spritzt uns nass. Wir werfen uns einen Blick zu und machen bei der Wasserschlacht einfach mit… Es ist ein Abend Ende Juli und wir liegen schwitzend in Moonys winzigem Zimmer. Wir sind träge, faul, aber es ist zu heiß zum Schlafen. „Gehen wir runter zum Meer“, schlägt Remus vor. „Dort geht immer ein bisschen Wind.“ Wir schnappen uns die Schlafsäcke, trappen die Treppe hinunter und aus dem Haus. Wir legen uns an den Strand. Über uns der schimmernde Sternenhimmel und der zunehmende Mond. Die Wellen rauschen und es weht tatsächlich ein leichter Wind, der unsere verschwitzten Leiber kühlt. „Kann ich mal mit euch reden?“ fragt James und klingt ungewohnt unsicher. „Klar“, erwiderte ich. „Immer“, setzt Remus hinzu. „Du hast mal zu mir gesagt, Sirius, dass sich in der Pubertät alles ändert. Ich glaube, bei mir ist es jetzt so weit… Gereizt, schlecht gelaunt, komische Träume. Meistens geistert Lily darin rum. Ich schlafe schlecht und das kenne ich gar nicht.“ Ich werfe Remus einen Blick zu. Der nickt. Wir lagen also mit unserer Vermutung richtig. „Mach dich damit blos nicht verrückt, Prongs“, meine ich. „Was auch immer mit dir geschieht, ist völlig normal.“ „Normal? Wenn ich von Lily träume und dann lauter Glibber zwischen meinen Beinen klebt?“ stößt er fast angewidert aus. „Klar“, meint Remus. „Ich dachte Padfoot hat letztes Jahr mit dir da drüber geredet?“ „Hat er, aber ich habs damals nicht verstanden, jetzt passiert mir das selbst und es ist echt seltsam. Ich bin so komisch drauf. Ich mag mich manchmal selbst nicht.“ „Nun“, meine ich, „ich kann dir nur denselben Tipp geben, wie Moony.“ „Yeah“, murmelt der, „mir hats geholfen.“ „Das klingt so eklig“, schaudert James. „Dann musst du mit deiner miesen Laune leben“, erwidere ich schulterzuckend. „Und was machst du? Ich meine, wenn du in dieser Stimmung bist?“ will James wissen. Jetzt wird´s echt ein bisschen peinlich, aber ich entschließe mich, ehrlich zu sein. „Dann halte ich mich an meinen eigenen Rat“, murmle ich. „Was sonst? Ich hab dir´s damals schon gesagt, ausschwitzen kommt nicht so gut und ´ne kalte Dusche ist auch nicht das Wahre.“ James lacht. „Yeah, hast du gesagt. Nun, ich überleg´s mir. Aber danke, dass ihr mich nicht auslacht.“ „Warum sollten wir“, erwidert Moony. „Uns geht´s ja auch nicht anders und manchmal ist es wirklich alles andere als witzig. Außerdem hast du´s besser als wir, du hast wenigstens ein Mädel, wir nicht. Ich darf nicht und Sirius stellt zu hohe Ansprüche…“ „Zu hoch? Meinst du?“ unterbreche ich ihn. „Na ja, vielleicht…“ grinst er mich an. „Aber bei dir kann man nur sagen, gekochte Kröte scheut den Kessel.“ „Yeah“, erwidere ich. „Aber irgendwie habe ich es auch nicht so eilig damit. Wenn ich ein Mädel hätte, würde ich mit der abhängen wollen. Momentan hänge ich aber lieber mit euch ab. Das macht mehr Spaß.“ „Meint ihr beides geht nicht“, will James wissen. „Keine Ahnung“, meint Moony. „Du solltest es auf jeden Fall versuchen, weil ein Mädel wie Lily sollte man sich echt nicht entgehen lassen. Die ist schwer OK.“ „Willst du was von ihr?“ fährt James auf. „Nee. Du kennst die Gründe. Aber wenn ich dürfte, hättest du wahrscheinlich einen Konkurrenten.“ „Zwei“, werfe ich ein. „Wenn ich dir nicht schon vor Jahren versprochen hätte, dass Lily deine Sache ist. Die ist nämlich genau das, was ich mir unter einer Gefährtin vorstelle.“ „Und dann wäre da noch Snivellus“, meint James nachdenklich. „Der!“ stoße ich aus. „Mensch Prongs, hast du noch nie gemerkt, dass er sich nie trauen würde, sie auch nur anzusprechen…“ „Und wenn er von ihr träumt“, meint Remus. „Was schadet es schon. Sie steht auf dich, nicht auf ihn.“ „Warum stellt sie sich dann immer vor ihn?“ will James wissen. „Sie mag es halt nicht, wenn du dich wie ein Trottel aufführst“, erwidere ich. „Ich bin kein Trottel und du gehst ja selbst auch auf ihn los“, wirft er ein. „Hast ja Recht, ich mag ihn einfach nicht. Er ist irgendwie `ne wandelnde, lebende Beleidigung, so wie er rum läuft“, gebe ich zu. „Mir ist er auch nicht besonders sympathisch“ meint Moony. „Aber irgendwie tut er mir auch leid. So schäbig, so ungepflegt, so alleine. Nur Morchie steht ihm zur Seite. Severus ist fast immer mies drauf und zum Lachen geht er wahrscheinlich in den Keller.“ „Was man wohl wortwörtlich nehmen kann“, füge ich an. „Schließlich lebt er in Hogwarts in den Verließen.“ „Nun, ich werde kaum aufhören ihn zu triezen“, meint James schließlich. „Er ist ein zu gutes Opfer und er wird sicher nicht aufhören uns Flüche hinterherzuschicken. Und das lasse ich mir bestimmt nicht gefallen.“ „Dann bekommst du wieder Ärger mit Lily“, wirft Remus ein. „Macht nichts. Mit ihr zu streiten macht fast so viel Spaß, wie sich mit ihr zu unterhalten…“  Mrs Potters Kummer Es wird August und eine Eule von Mr Potter trifft ein. Jungs, ich bin noch nicht zu Hause, aber ich rechne fest damit, bis zum dritten, wieder daheim zu sein. Meine Frau meint, ihr sollt eure Sachen packen und nach Godrics Hollow kommen. Sie schafft es die paar Tage auch alleine. Bitte macht es und denkt nicht, ihr müsstet sie schonen. Sie fühlt sich etwas einsam und könnte Gesellschaft brauchen. Ich verlasse mich drauf, dass ihr Mum unauffällig ein wenig helft. Dad Wir zeigen den Brief Remus Eltern und sie scheinen fast erleichtert zu sein, ihren problematischen Sohn für den Rest der Ferien los zu sein. Es ist ganz offensichtlich, dass sie ihr wirklich lieben, aber ebenso offensichtlich fürchten sie ihn auch. Eine komplizierte Situation, aber Moony scheint ganz gut damit klar zu kommen. Wir packen unsere Sachen zusammen und reisen mit Flohpuder nach Godrics Hollow. Mrs Potter erwartet uns schon und ich erschrecke bei ihrem Anblick. Das letzte Mal als wir hier waren, war sie bei ihrer Cousine und so haben wir sie nicht gesehen. Irgendwie sieht sie alt, traurig und müde aus. „Mum!“ ruft James und klingt erschrocken. „Geht´s dir nicht gut?“ „Keine Sorge Jungs“, erwidert sie. „Es geht mir schon wieder besser.“ „Sie waren krank, Mrs Potter?“ platze ich beunruhigt heraus. „Nicht direkt, nur ein bisschen mau“, erwidert sie entschuldigend. „Warum haben sie uns nichts gesagt“, meint Remus. „Wir wären doch früher gekommen und hätten ihnen geholfen.“ „Ihr habt Ferien und müsst in der Schule schon genug arbeiten“, ist die Antwort. „Da will ich nicht auch noch eine Last sein.“ „Mum, du bist nie eine Last“, murmelt James. „Immer willst alles alleine machen. Das muss doch nicht sein, wenn drei halbwüchsige Jungs da sind, die dir helfen können.“ „Aber wer soll für euch kochen? Von euren kläglichen Bemühungen im letzten Jahr hat Dad mir eingehend erzählt…“ „Remus kann kochen, Mum“ erwidert James. „Hat er jetzt die ganze Zeit bei sich zu Hause auch schon gemacht.“ „Und wir sind dabei sicher nicht verhungert“, füge ich an. „und geschmeckt hat es auch immer verdammt gut.“ „Und abspülen und saubermachen haben wir an Ostern zur Genüge gelernt“, setzt James hinzu. „Mum, schon dich bitte, wir wollen dich wirklich nicht verlieren.“ „Ich mache mir solche Sorgen um deinen Dad“, murmelt sie plötzlich, lässt sich bleiern auf einen Küchenstuhl sinken und seufzt schwer. „Er arbeitet wieder als Auror…“ Wir wechseln einen schnellen Blick. Wir hatten also Recht. Irgendwie ist in der magischen Welt die Kacke gewaltig am dampfen. „Mach dir keine Sorgen Mum, Dad hat uns geschrieben, dass er bis zum dritten wieder zu Hause sein will.“ „Aber der Job ist doch so gefährlich. Dad hatte mir versprochen, nur noch am Schreitisch zu arbeiten…“ erwidert sie. „Mrs Potter“, meint Moony. „Wir wissen ein bisschen davon und haben uns so unsere Gedanken darüber gemacht…“ „Ihr wisst? Aber woher?“ unterbricht sie ihn. „Onkel Alphard“, erkläre ich. „Wir haben ihn gefragt und er hat geantwortet, wobei das, was er nicht geschrieben hat, interessanter war als der eigentliche Brief. Er ist mit ihrem Mann unterwegs und er ist auch schon lange kein Auror mehr. Wenn er diesen Job wieder macht, dann muss es echt wichtig sein.“ „Mum, Dad ist ein großartiger Magier. Er kennt seine Gegenzauber ganz genau“, versucht James sie zu beruhigen. „Aber er ist doch schon so lange aus der Übung.“ Sie hat Angst, das merkt man genau. Vielleicht ist das auch der Grund, warum es ihr so mies gegangen ist. Nur Sorgen und keiner mit dem sie drüber reden konnte… „Ist er nicht“, erwidere ich daher. „Er hat jede Ferien mit uns geübt, damit wir es richtig lernen können.“ „Yeah, Mum. Schien ihm sehr wichtig zu sein“, fügt James hinzu. Er hat sich neben sie auf den Boden gekniet und umarmt sie. Sie beginnt leise zu weinen. „Mum … nicht…“ murmelt er. „Ich bin so froh, dass ihr da seid“, schnieft sie. „Ich dachte ihr wärt zu jung, um euch mit meinen Sorgen zu belasten … und jetzt … und jetzt … seid ihr mir ein echter Trost.“ „Wir sind zwar jung, Ma´am“, meint Remus, geht zu ihr hin und nimmt tröstend ihre Hand. „Aber das heißt noch lange nicht, dass wir nicht verstehen und auch nicht, dass wir kein Mitgefühl hätten oder uns nur um uns selbst kümmern würden. Wir nehmen Anteil an unseren Freunden und an Leuten, die wir mögen … und sie mögen wir alle mit Sicherheit… James ist ihr einziger Sohn und er liebt sie gewiss. Für Sirius sind sie eine Ersatzmutter, weil seine eigene - nun – nichts taugt. Und mich haben sie wie einen Lieblingsneffen aufgenommen, trotz meines gefährlichen Problems. Sie können mir ruhig glauben, dass wir das außerordentlich zu schätzen wissen…“ Remus kann so ernst und eindringlich reden, dass man ihn wirklich für einen Erwachsenen halten kann. Er hat schon so eine Art einem zu trösten… Mir hat er auch schon verdammt oft damit geholfen. „Danke, mein Junge“, murmelt sie und zieht ein Taschentuch aus ihrer Robe. Sie schnaubt und wischt sich die Tränen vom Gesicht. „Ihr seid alle drei so prachtvolle Jungs. Wilde Schlingel, aber prachtvoll…“ „Nun, Mum, du hast schon Recht, wir sind noch jung und wir sind auch wild, warum auch nicht. Aber wir können auch ernst sein, wenn es die Lage erfordert…“ „Dad hat eine so hohe Meinung von euch. Er will mir nicht sagen warum, aber er hält wirklich große Stücke auf euch“, erwidert sie. Wir wechseln einen schnellen Blick und sind uns einig, ihr die Wahrheit zu sagen. „Wir erklären es dir, Mum“, setzt James an. „Aber sie müssen uns versprechen, dass sie sich nicht darüber aufregen“, setze ich hinzu. Sie wirft uns einen fragenden Blick zu und Remus erzählt ihr die ganze Geschichte. Wir überlassen ihm das nur zu gern, denn er findet leichter die richtigen Worte, damit sie sich nicht noch zusätzliche Sorgen macht. Er erklärt ihr nochmal die Sache mit dem Werwolf, unserem Entschluss, deswegen zu Animagi zu werden, Mr Potters Rat Duelle zu üben, die Patronusse und die Sache mit den unverzeihlichen Flüchen. Wie wichtig es Mr Potter war, dass wir uns wirklich verteidigen können und dass sein Wissen um die verzwickte Lage in der magischen Welt ihn wohl auch dazu gebracht hat, wieder als Auror zu arbeiten. Sie starrt ihn regelrecht an und vergisst vor lauter Überraschung weiter zu weinen. „Aber … aber … ihr seid doch noch so jung … James ist erst dreizehn, Sirius vierzehn und du, Remus, bist gerade mal sechzehn … und dann solche Magie …“ platzt sie heraus. „Mum, wir sind dazu in der Lage“, versucht James zu erklären. „Warum sollten wir dann nicht alles lernen, wo es Dad doch so wichtig ist.“ „Aber die Gefahr …“ stammelt sie. „Es wäre viel gefährlicher unvorbereitet einem Schwarzen Magier gegenüber zu stehen“, versucht Remus sie zu beschwichtigen. „Besser jetzt die ganzen Sachen lernen, als später nicht zu wissen, was man tun soll.“ „Bitte, Mum, behalte das mit den Animagi für dich. Es ist nicht ganz legal, aber Remus ist einfach unser Freund und wir wollen ihn nicht im Stich lassen…“ „Heißt das, ihr seid bereits mit dem Werwolf unterwegs gewesen?“ fragt sie scharf. Wir wechseln erneut einen Blick und nicken. Wenn schon, denn schon … die ganze Wahrheit. „Ja, Mrs Potter“, gebe ich zu. „Aber wir sind vorsichtig, ehrlich.“ „Ma´am“, fügt Remus an. „Der Werwolf ist zahmer und weniger gefährlich, wenn er Gesellschaft hat. Das haben wir alle drei schon bemerkt und für mich ist das Ganze wesentlich einfacher, wenn ich in diesem Zustand nicht alleine sein muss. Ich bin meinen Freunden so unendlich dankbar, dass sie das für mich getan haben, ich kann gar nicht sagen wie sehr. Aber wenn es ihnen lieber ist, bleibe ich das nächste Mal im Keller…“ setzt er wie als Nachgedanken hinzu. Sie mustert uns eindringlich. „Ich muss wirklich aufhören, euch für Kinder zu halten … Ihr seid keine mehr … niemand, der so denkt und handelt, wie ihr, kann noch ein Kind sein … aber…“ „Mum“, unterbricht sie James. Er scheint ihre Besorgnis zu erkennen „Egal wie oder was, ich bleibe dein Sohn und auch Sirius und Remus, sehen etwas wie eine Mutter in dir. Du verlierst uns nicht, nur weil wir keine Kinder mehr sind und langsam selbständig werden.“ Sie umarmt ihren Sohn und gibt ihm einen Kuss, dann winkt sie auch mich zu sich hin. Sie umarmt uns alle drei und murmelt: „Drei Söhne, auf die ich so unendlich stolz sein kann…“ Dann weint sie noch ein bisschen mehr. Als sie uns wieder loslässt, steht Remus auf und meint fast geschäftsmäßig, um die etwas rührselige Szene zu überspielen: „Ich kümmre mich ums Essen, macht ihr zwei den restlichen Haushalt. Mrs Potter, wenn sie mir bitte nur zeigen, wo alles steht, komme ich schon klar. Ruhen sie sich einfach aus. Sie sind jetzt nicht mehr alleine und wir kümmern uns schon um alles. Bitte machen sie sich nicht verrückt und Mr Potter wird auch schon bald wieder da sein…“ Es gelingt uns, Mrs Potter unter die Arme zu greifen, ohne dass sie sich überflüssig fühlt. Sie ist zwar noch immer der Meinung, alles ganz alleine in der Hand zu haben, aber in Wahrheit kümmern wir uns um die meisten Dinge... Eine Kunst für sich… Die Tage vergehen rasch und es wird wieder Vollmond. „Dieses Mal bleibe ich im Keller“, meint Remus. „James Mum wäre das wohl lieber, auch wenn sie nichts gesagt hat.“ „Und wenn es dir dann wieder mies geht?“ fragt James zweifelnd. „Dann muss ich halt damit leben, wie früher auch.“ Ist die lakonische Antwort. „Bitte, versprecht es mir. Lasst den Werwolf im Keller…“ Ziemlich ungern geben wir ihm unser Wort.  Vollmondnacht Es wird eine echt üble Nacht. Remus heult und tobt hinter der verschlossenen Tür und die wahnsinnigen Geräusche zerren an unseren Nerven. Wir liegen ruhelos in James Zimmer und machen uns schreckliche Sorgen um unseren Freund. Plötzlich geht die Tür auf und Mrs Potter kommt herein. Ihre Augen sind rot und verweint. Ihr Haar steht so wild um ihren Kopf, als sei sie mehrmals gedankenlos durch gefahren. Eine Angewohnheit, die James wohl von ihr hat. „Schlaft ihr, Jungs?“ flüstert sie in die Dunkelheit hinein. „Nee, Mum, komm rein“, erwidert James. Sie kommt ganz ins Zimmer und setzt sich seufzend ans Bett ihres Sohnes. „Ist das immer so schlimm?“ fragt sie und klingt verzweifelt. „Keine Ahnung“, murmelt James. „Wir waren noch nie dabei, wenn er eingesperrt werden musste.“ „Kann man denn gar nichts dagegen tun?“ fragt sie und ihre Hände fahren aus einem Reflex heraus an ihre Ohren. „Schon“, erwidere ich. „Aber wir mussten ihm versprechen, es nicht zu tun, damit sie sich nicht noch mehr Sorgen machen.“ „Was? Die Animagi?“ fragt sie und ich sehe, dass sie angefangen hat zu zittern. James muss es auch bemerkt haben, denn er nimmt seine Decke und legt sie seiner Mutter um die Schultern. „Yeah, Mum, die Animagi“, sagt er. „Wir holen ihn dort raus und rennen gemeinsam durch die Nacht. Das beruhigt ihn immer und macht den Fluch für ihn erträglich.“ „Dann macht es, holt ihn raus und lauft“, stößt sie verzweifelt aus. „Ich mache mir zwar Sorgen um euch, aber es ist schrecklich zu hören, wie euer Freund in meinem Keller leidet.“ Wie von der Feder geschnellt sind wir aus den Betten und angezogen. „Bleib hier oben, Mum“, meint James, „bis du unten die Tür zufallen hörst. Hier bist du sicher und bitte, mach dich nicht verrückt, wir sind im Morgengrauen zurück.“ „Geht, Jungs, geht“, murmelt sie. „Und seid um Himmels Willen vorsichtig.“ „Sind wir“, versprechen wir im Chor. Wir eilen die Treppe hinunter. Der Lärm im Keller wird immer lauter und lauter. Remus heult wahnsinnig und gleichzeitig herzzerreißend. Wieder spreche ich den Tarnzauber und James hebt seinen Bann auf. Unmittelbar darauf werden wir zu Animagi und stoßen die Tür auf. Remus steht mitten im Raum und seine Augen funkeln uns an. Nochmal heult er laut auf. Er sieht entsetzlich aus. Große Fellfetzen hängen von seinem ganzen Körper und er blutet scheußlich. Sein eigenes Blut klebt an seinen Zähnen und er stinkt entsetzlich. Er schlurft auf uns zu und jault leise. Wir schubsen ihn zur Tür hinaus und aus dem Haus. So rasch wir können drängen wir ihn in Richtung See. Er rennt, läuft mit großen Sprüngen durch den Ort. Wir folgen ihm. Als wir den See erreichen, stürzt er sich hinein, als wolle er sich ertränken. Er schwimmt mit langen Zügen hin und her. Wir bleiben dicht bei ihm. Schließlich klettert er wieder ans Ufer und atmet schwer. Das Wasser hat das Blut von seinem Körper abgewaschen, aber dadurch wirkt er nur noch entstellter. Ich trabe auf ihn zu, richte mich auf und lege ihm meine Tatzen auf die Schultern, das nächste zu einer Umarmung, das ich in dieser Gestalt zu Stande bringe. Er hebt seine Klauenhand und streicht mir über den Kopf. Dann jault er wieder leise. James ist zu uns heran gekommen und reibt seine weiche Hirschnase an Moonys Schulter. Der legt seine andere Klaue auf James wirres Haarbüschel und jault erneut. Langsam wird sein Atem ruhiger und regelmäßiger. Er scheint sich zu beruhigen. Wir schaffen es, dass er sich unter den Weiden einrollt und zu dösen beginnt. Abwechselnd halten wir neben unserem Freund Wache. Einer döst, der andere passt auf. Sollte Moony weglaufen wollen, sind wir bereit. Die Nacht vergeht nur langsam, aber es ist Sommer und es wird schon früh hell. Er scheint eingeschlafen zu sein, denn er schreckt hoch, als er wieder zum Menschen wird. Dieses Mal scheint auch die Rückverwandlung mit gewaltigen Schmerzen verbunden zu sein. Erst als wirklich wieder Remus vor uns liegt, geben auch wir unsere Tiergestalt auf. Er weint. „Ihr hattet es doch versprochen“, schluchzt er. „Ihr hattet es doch versprochen…“ „Und wir hätten unser Versprechen auch gehalten“, erwidert James, „aber Mum hat uns so sehr gebeten, dir zu helfen.“ „Es war entsetzlich Moony“, füge ich hinzu. „Du bist im Keller völlig ausgetastet.“ Er wirft einen Blick auf seinen zerfetzten Körper, der nun in menschlicher Gestalt wieder angefangen hat zu bluten. Er sinkt in sich zusammen und weint, als wolle er nie wieder damit aufhören. „Hast du das Murtlap Zeug dabei?“ murmle ich. Er kramt in seiner zerfetzten Jeans herum und zieht einen Flachmann heraus. „Da“, schnieft er. Ich wühle in meiner Hosentasche nach einem Taschentuch und als ich eins gefunden habe, schütte ich die Flüssigkeit darauf. Dann beginne ich meinen Freund zu verarzten. James murmelt den Tarnzauber und meint: „Benutz den Stab, Sirius, die Risse sind zu tief für das Zeug.“ Ich nicke, polke den Stab aus meiner Tasche und benutze dieselben Heilzauber, wie damals bei James. Langsam beruhigt sich Remus wieder und hört auf zu weinen. „Gehen wir heim“, meint James. „Mum wartet sicher noch auf uns und ich habe versprochen, im Morgengrauen zurück zu sein.“ Wir stehen auf und wollen uns auf den Heimweg machen. Moony hinkt entsetzlich und wir müssen ihn stützen, denn alleine kann er kaum mehr gehen. Schweigend gehen wir durch den schlafenden Ort. Keiner von uns weis so recht, was er sagen soll. Ich kann nur hoffen, dass wir Moony nicht zu sehr enttäuscht haben… Mrs Potter hat tatsächlich in der Küche auf uns gewartet. Sie springt regelrecht auf die Beine, als wir zur Hintertür herein kommen. „Da seid ihr ja endlich“, seufzt sie. „Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“ „Alles OK, Mum“, erwidert James. „Nur Moony geht es echt dreckig. Wir bringen ihn hoch, damit er sich ausruhen kann.“ Sie nickt und murmelt: „Ich mache Frühstück.“ Remus kommt alleine nicht mehr die Treppen hoch und so tragen wir ihn einfach hinauf. Wir legen ihn in sein Klappbett und er grummelt schlaftrunken: „Danke, Freunde, reden wir später, ich kann nicht mehr, muss jetzt einfach schlafen…“ und weg ist er. Wir gehen wieder in die Küche hinunter. James Mum hat das Frühstück schon auf den Tisch gestellt. „Wie geht es Remus?“ fragt sie und klingt müde. „Er schläft“, erwidert James. „Das solltet du auch tun, Mum.“ „Später“, erwidert sie. „Ich bin noch zu überdreht zum Schlafen - Himmel, was soll ich sagen? Was habt ihr heute Nacht gemacht?“ „Mit Moony gelaufen“, antworte ich. „Runter zum See. Dort sind wir geschwommen, dann haben wir abwechselnd unter den Weiden gedöst, bis er wieder zum Menschen wurde.“ „Mum, keine Angst, er wird erst wieder zum Werwolf werden, wenn wir zurück in Hogwarts sind…“ versucht James sie zu beruhigen. „Angst? Nein, ich habe keine Angst. Er tut mir nur so schrecklich leid“, seufzt sie. „Uns doch auch, Mrs Potter“, erwidere ich. „Wir wären sofort mit ihm los, wenn er uns nicht darum gebeten hätte, es dieses Mal nicht zu tun.“ „Es ist für ihn nicht so schlimm, wenn er uns zur Gesellschaft hat“, setzt James hinzu. „Dann ist er ruhiger, weniger wölfisch und er behält auch seinen menschlichen Verstand.“ „Ihr habt euch da eine ganz schöne Last aufgeladen“, murmelt sie. „Nee, Mum, echt nicht“, erwidert James. „Normaler Weise ist es ein riesiger Spaß.“ „Er ist einfach nur unser Freund“, füge ich hinzu. „Und für Freunde tut ihr alles, oder?“ meint sie. „Ach, James, du bist ganz wie dein Dad … Ihr beide seid die besten Freunde, die man nur haben kann. Ich bin stolz, dass ihr so großartige Menschen seid…“ „Danke Mum“, murmelt James etwas verlegen. Wir haben gedankenverloren in unserem Frühstück herum gestochert und nur wenig von unserem Tee getrunken. „Wir sollten alle noch ein bisschen schlafen“ schlage ich vor und James gähnt weit. „Yeah“, murmelt er. „Pennen wir noch ein bisschen, du auch, Mum.“ Sie nickt, steht auf und geht mit uns die Treppe hoch. „Schlaft gut“, sagt sie noch und geht in ihr Schlafzimmer. „Hoffentlich kommt dein Dad bald heim“, meine ich zu James. „Yeah“, gibt er zurück. „Hoffentlich…“  Gespräche Wir schlafen, bis es schon fast wieder Abend ist. Ich werde wach, weil mein Magen fürchterlich knurrt. Remus ist bereits auf. Er sitzt auf einem Stuhl und starrt aus dem Fenster. „Moony?“ murmle ich. Er wirft mir einen Blick zu und hinkt dann zu mir herüber. „Ich bin nicht sauer“, meint er knapp und setzt sich zu mir ans Bett. „Ich habe es gestern schon nach ein paar Minuten bereut, dass ich euch habe versprechen lassen, mich nicht aus dem Keller zu holen.“ In seinen Augen stehen wieder Tränen und er sieht wirklich verzweifelt aus. „Uns hat das von vorne herein nicht gefallen, aber in Bezug auf James Mum, haben wir deine Einwände verstanden. Wir hätten uns wirklich daran gehalten, aber es war gestern einfach zu schrecklich. Mrs Potter hat uns gebeten, dir zu helfen…“ Moony nickt. „So schlimm wie gestern war´s noch nie. Dieses Mal habe ich völlig meinen Verstand verloren. Ich hatte nicht mehr die geringste Kontrolle über den Werwolf, dort unten im Keller. Ein kleiner Teil von mir war immer noch menschlich und musste hilflos, diese irrsinnige Wut mit ansehen, musste die entsetzlichen Schmerzen erleiden und ich konnte nichts, aber auch gar nichts dagegen tun. Dann ging plötzlich die Tür auf und ihr habt mich raus geholt. Es war, als hättet ihr mich aus der Hölle befreit und mein Verstand kam wieder zurück…“ James ist durch unsere Stimmen wach geworden und hört Moony nun schweigend zu. „…ich wollte nur noch rennen und rennen und als wir an den See kamen, hätte ich mich am liebsten darin ertränkt. Nur eure Gegenwart hat mich davon abgehalten. Und als ich dann unter den Weiden stand und ihr habt mich in euerer Tiergestalt – nun - umarmt, da ließ diese schreckliche Anspannung, diese grausame Qual nach und ich wurde wieder ruhig. Ich konnte mich zusammenrollen und dösen, auch wenn die Wunden immer noch entsetzlich schmerzten. Als ich dann wieder zum Menschen wurde, konnte ich vor lauter Verzweiflung nur noch weinen. So furchtbar habe ich mich noch nie zugerichtet. Dein Zauber war wirklich Klasse Padfoot. Die Kratzer und Bisse sind fast verheilt und tun auch nicht mehr weh… Es geht auch nichts über einen guten Schlaf. Bringst du mir das bei? Die Heilzauber, meine ich.“ „Klar“, erwidere ich. „Und du bist echt nicht sauer?“ Plötzlich umarmt er mich heftig und kurz darauf auch James. „Nein“, sagt er. „Nein, niemals, ich glaube, ich hätte mich letzte Nacht wirklich umgebracht, wärt ihr nicht gekommen. Ich hätte mich einfach selbst zerfleischt…“ Plötzlich geht die Tür auf und Mr Potter kommt herein. „Dad!“ ruft James überrascht. „Himmel, bin ich froh, dass du wieder da bist.“ Der begrüßt uns alle drei aufgeräumt, dann fragt er: „Was war letzte Nacht los? Mum ist ziemlich aufgelöst“ und als er unsere erschrockenen Minen sieht. „Nein, nein, keine Sorge, es geht ihr gut. Sie schläft jetzt endlich…“ Wir erzählen ihm die ganze Geschichte. „So schlimm, mein Junge?“ wendet er sich schließlich an Remus. „Ja, dieses Mal schon“, erwidert der. „Aber jetzt ist es ja für vier Wochen wieder vorbei. Aber erzählen sie doch, Sir, wie ist es ihnen ergangen?“ Auch wir sind neugierig und schauen James Dad erst jetzt genauer an. Er sieht erschöpft und dünn aus, halb verhungert, um genau zu sein. Seine Kleidung ist staubig und abgetragen und tiefe Falten haben sich in sein Gesicht eingegraben. „Später“, meint er. „Jetzt sollten wir alle erst mal was essen…“ Eine Stunde später sitzen wir alle satt und zufrieden in den Lehnstühlen im Wohnzimmer auch Mrs Potter hat sich uns angeschlossen, auch sie ist neugierig, von den Erlebnissen ihres Mannes zu hören. „Es begann alles mit den Gerüchten, von denen ich euch bereits erzählt habe“, fängt er an zu berichten. „Gerüchte über einen Dunkeln Lord, der reinblütige Magier – nun, schwarze Magier – um sich sammelt. Der alte Streit um die Reinheit des Blutes flammte wieder auf. Dieser hatte schon vor tausend Jahren zur Trennung von Gryffindor und Slytherin geführt und er ist nie ganz verstummt. Nun, es ist schlicht und ergreifend Unsinn, jemanden vom Erlernen der wahren Magie auszuschließen, nur weil er nicht die richtigen Vorfahren hat. Es sollte immer nur um Fähigkeiten gehen und nicht um Blut. Nebenbei, es gibt zwar nicht viele von ihnen, aber es gibt sie immerhin, reinblütige Squibs. Was sollte man dann mit denen machen, wo sie doch nicht in der Lage sind, Magie auszuüben? Aber weiter mit diesem dunklen Lord. Alphard und ich wurden losgeschickt, um herauszufinden, woher er kommt. Nur wenn wir etwas über seine Herkunft erfahren, wissen wir mit wem wir es wirklich zu tun haben. Wir haben seine Spur quer durch halb Europa verfolgt und er ist echt verdammt weit rumgekommen. Albanien, Bulgarien, Griechenland, die Türkei… Überall hörten wir Gerüchte über ihn. Es war nicht einfach, denn wir konnten uns nicht als Auroren zu erkennen geben und wir benahmen uns, als seien wir zwei alte Wandervögel, die der zweite Frühling erwischt hat. Nicht immer fanden wir ein Gasthaus, nur selten hatten wir genug zu Essen. Dieser Dunkle Lord hat sich in sehr einsamen und abgelegenen Gegenden herum getrieben. Lange Zeit hielten wir ihn für einen Ausländer, Osteuropäer oder so. Schließlich stießen wir auf einen alten Ghoul, der eine interessante Geschichte zu erzählen hatte, nachdem wir ihn gebannt hatten, natürlich. Vor fast dreißig Jahren, noch zu der Zeit von Grindelwald, sei ein junger britischer Magier in dieser Gegend aufgetaucht und habe überall nach altem Wissen gesucht, nach mächtiger schwarzer Magie. Anfangs habe er noch wie ein Mensch ausgesehen, doch später sei eine entsetzliche Verwandlung bei ihm eingetreten. Er sei immer schlangenartiger geworden, immer unmenschlicher… Und er nannte einen Namen … Lord Voldemort … Nicht einmal seine Anhänger würden es wagen, diesen Namen laut auszusprechen, meinte der Ghoul unter Zetern und Zittern… Lasst euch von sowas nie beeindrucken. Es gab schon immer Leute, die ihren Namen zu etwas unheimlichen, zu etwas machtvollen hochstilisieren wollten. Früher sagte man, sie ließen ihren Schatten wachsen, wie einen Bart. Nun, das tut wohl auch dieser Voldemort. Ich kann euch nur raten, ihn immer bei seinem richtigen Namen zu nennen. Denn die Furcht davor, verleiht ihm Macht über euch. Ihr dürft nie zulassen, dass eine solche Person Macht über euch erhält…“ Wir haben ihm regelrecht gebannt zugehört. „Aber was hat er nun vor, Dad, dieser Lord Voldemort?“ fragt James. „Wir wissen es immer noch nicht genau, aber es kann nichts Gutes sein, nach allem, was wir in Erfahrung gebracht haben. Er scheint jedoch noch nicht ganz so weit zu sein, um wirklich an die Öffentlichkeit zu treten. Wir können uns nur auf das Schlimmste vorbereiten und auf das Beste hoffen“, seufzt er. „Nun, Jungs, wie wollen wir es halten, habt ihr noch Lust zu trainieren?“ „Wieder die Unverzeihlichen, Dad? Oder dieses Mal auch das Apparieren? Remus ist immerhin schon sechzehn und darf es bald offiziell.“ „Und da wollt ihr ihm nicht nachstehen, oder?“ schmunzelt sein Vater. Wir nicken aufgeregt. „Gut, dann werde ich den Schutzbann auf das ganze Haus ausweiten, damit ihr ungestört üben könnt.“ Das Apparieren erweist sich nicht als so einfach, wie es geklungen hat. Die ersten paar Male landen wir sonst wo im Haus, nur nicht dort, wo wir eigentlich ihn wollten. Wir haben Glück, dass wir nicht in Wänden stecken bleiben oder uns aufsplitten. Aber Übung macht den Meister und es dauert nur zwei Wochen, bis wir es punktgenau beherrschen. Mr Potter schüttelt den Kopf. „Ihr setzt mich immer wieder in Erstaunen, Jungs. Es gibt viele ausgewachsene Magier, die diese Kunst nie hinreichend beherrschen und lieber ihren Besen benutzen. Es ist sicherer…“   Kapitel 8: Das vierte Jahr -------------------------- Kapitel 4 Das vierte Jahr Snivelly Die Ferien neigen sich ihrem Ende zu und wir sind mit dem, was wir erreicht haben sehr zufrieden. Auch Mr Potter scheint über unsere Fortschritte beruhigt zu sein. „Solltet ihr in Hogwarts neue Gerüchte hören, die euch beunruhigen, schreibt an mich oder an Alphard. Im Zweifel geht zu Dumbledore und fragt ihn. Ich kann euch nicht garantieren, dass er eine Antwort für euch hat, aber er ist schlau und weis eine Menge mehr, als er normaler Weise sagt. Ihr könnt euch immer und jederzeit auf ihn verlassen. Seid vorsichtig bei euren Mondscheinausflügen und lasst euch nicht erwischen. Ich kann und will sie euch nicht verbieten, erst recht nicht, nach dem was das letzte Mal mit Remus geschehen ist.“ Mit diesen Ermahnungen bringt er uns mit Mrs Potter zum Hogwarts Express. Wir bringen unsere Koffer hinein und packen sie rasch in ein leeres Abteil, dann gehen wir nochmal auf den Bahnsteig zurück, um uns von den Potters zu verabschieden. Mrs Potter sieht endlich wieder etwas besser aus und scheint sich erholt zu haben, nachdem sie ihren Mann wieder hatte. Eine gewisse Sorge bleibt jedoch in mir, aber ich lasse mir nichts anmerken und erwidere herzlich ihre liebevolle Umarmung. Die Lok stößt einen schrillen Pfiff aus und wir beeilen uns einzusteigen. Wir hängen aus den Fenstern und winken wild, bis der Zug um eine Kurve biegt. Dann latschen wir in das Abteil, das wir schon zuvor mit unseren Koffern besetzt haben. Doch dort sind wir nicht so alleine, wie wir gedacht hatten. Am Fenster, fast von den Vorhängen ver-borgen, sitzt Snivellus und er sieht entsetzlich aus. Beinahe so schrecklich wie Peters Boggart damals bei Professor Asmodeo. Snape ist dürr, ausgemergelt, seine Haare hängen ihm fettiger denn je ins Gesicht, sie sind sehr ge-wachsen und fallen ihm weit über den Rücken hinunter. Seine Haut spannt sich so eng über seinen Kopf, dass er wie ein Totenschädel aussieht und seine Augen stehen riesig und schwarz brennend in ihren Höhlen. Einfach grausig. Ich bin froh, dass Peter nicht bei uns ist, der hätte mindestens ein Jahr lang Alpträume davon bekommen. Natürlich sind auch wir drei über diese entsetzliche Erscheinung erschrocken. Aber Snivelly ist unser erklärter Gegner und wir wollen uns nicht anmerken lassen, wie bestürzt wir wirklich sind. Also fange ich mal wieder an, ihn zu beleidigen: „Oi, alter Schmierlappen, auch wieder da?“ feixe ich, aber in meinem Tiefst Inneren denke ich: „Um Himmels Willen, was ist dir denn nur zugestoßen?“ laut stichle ich jedoch weiter, da er mir keine Antwort gibt und mich nur mit seinen unheimlichen, brennenden Augen anstarrt. „Sag Mal, herrscht in Yorkshire die große Dürre und man hat euch verboten, das Wasser zum Waschen zu verschwenden?“ „Yeah“, meint James und ich höre deutlich, dass auch er entsetzt ist. „Deine Haare könnten dringend einen Ölwechsel vertragen.“ Snape gibt immer noch keine Antwort und bohrt nur seine brennenden Augen weiter in uns hinein. Schließlich wendet er sich einfach ab und starrt wieder aus dem Fenster. Remus holt die Karten heraus und schlägt uns ein Spiel vor. Uns ist schon wieder langweilig und wir stimmen zu. Erst jetzt erfahre ich was für einen grauenvollen Sommer Severus damals verbracht hat. Ich bin schon nach zwei Wochen beinahe verrückt geworden. Er hat acht Wochen, alleine im Keller eingesperrt bei Wasser und Brot durchgehalten. Kein Wunder, dass er aussah, als sei er aus einer Gruft geflohen. Himmel, warum nur haben wir ihn nur verspottet? Wir hätten ihn fragen sollen, was ihm zugestoßen ist… Wobei ich jedoch bezweifle, dass wir eine Antwort von ihm bekommen hätten. Er hat nie wirklich jemand vertraut und uns schon gar nicht. Er war innerlich wesentlich stärker und härter, als wir es ihm je zugetraut hätten. Ich habe ihn immer für etwas – nun – schwach, vielleicht auch hasenherzig gehalten, aber jetzt erkenne ich, dass er das nie war. Er war und ist unglaublich mutig und kann sich gegen Widrigkeiten stellen, die die meisten anderen Menschen zerbrochen hätten. Ja, ich empfinde Mitleid, aber auch einen gewaltigen Respekt und dieser Respekt vor Severus, wächst mit jedem Stück Erinnerung an ihn. Wie konnten wir nur so dumm sein und ihn so verdammt falsch einschätzen…? Wir amüsieren uns mit den Karten, aber der Anblick von Snivellus geht uns einfach nicht aus dem Kopf. Wie sollte er auch, der Kerl ist immerhin immer noch in unserem Abteil, auch wenn er nun zu schlafen scheint. „Shit“, meint Moony immer noch entsetzt. „Habt ihr euch Snape genauer angesehen?“ „Yeah. Sieht schrecklich aus“ murmle ich und auch ich kann den Schrecken nicht aus meiner Stimme verbannen. „Ich weis, dass seine Leute arm sind, aber gab´s denn bei denen den ganzen Sommer nichts Anständiges zum Essen?“ „Kann nicht nur das gewesen sein“, meint James leise. „Die Augen, habt ihr seine Augen gesehen, wie – wie glühende Kohlen. Da muss noch mehr sein, als nur zu wenig zu Essen. Solche Augen bekommt man nicht nur vom Hunger…“ Plötzlich fällt mir unser Gespräch vom Strand ein und Snivellys Vorliebe für Lily. „Vielleicht hat er Liebeskummer“, schlage ich vor. „Du weist schon, Prongs, nach deiner kleinen Ansprache vor Ostern…“ James und Remus lachen leise in sich hinein. „Glaube ich kaum“, meint Moony. „Liebeskummer … nee … kann mir nicht vorstellen, dass man dann so aussieht… Muss was anderes sein…“ Plötzlich fällt mir auf, dass Morchie gar nicht da ist und mir fällt ein Gerücht ein, das ich letztes Jahr gehört habe. „Vielleicht fehlt ihm auch Morchie“, platze ich heraus. „Hab gehört, dass der Kleine auf zwei Jahre nach Dumstrang ist.“ „Egal“, meint James und will das Thema beenden, denn Lily ist gerade Mal wieder an unserer Tür vorbei gegangen und hat ihn sofort auf andere Gedanken gebracht. „Er ist und bleibt ein schmieriger Mistkerl.“ Remus reagiert so schnell wie immer. „Lasst uns weiter spielen“, meint er knapp und gibt die Karten aus… Bald schon lachen wir wieder miteinander und werfen uns blöde Witze an den Kopf. Wir sind jung, begabt und viele Abenteurer warten wieder auf uns… Warum sollten wir uns also große Gedanken um einen Jungen machen, den wir ohnehin nicht ausstehen können? Snivellus scheint wirklich geschlafen zu haben, denn er schreckt hoch, als die Hexe mit den Snacks vorbei kommt. Irgendwie scheint er an Gold gekommen zu sein, denn er kauft ihr ein paar Sachen ab, dann beginnt er gedankenverloren zu Essen. Er muss wirklich halb verhungert sein, so wie er isst… Ganz langsam und vorsichtig, als wolle er seinem Magen nicht zu viel zumuten. Eigenartig. Aber James hat Recht. Es ist wirklich egal…  Na Endlich… Peter war nicht mit uns im Zug gewesen, weil er sich eine Sommergrippe eingefangen hatte und seine Mum wollte ihn nicht nach Hogwarts lassen, bis er nicht wieder ganz gesund war. Als er endlich auch ankommt, erzählt er uns aufgeregt und mit vielen Worten von seiner Krankheit. Als er endlich eine Pause macht, um Luft zu holen, meint James knapp: „Aber jetzt bist du wieder gesund, oder?“ Peter nickt aufgeregt. „Gut, dann heute Abend im Bedarfsraum!“ Der wirft ihm einen entsetzten Blick zu und uns wird augenblicklich klar, dass wir wohl wieder von vorne werden anfangen müssen. Er hat wahrscheinlich keine Sekunde geübt und alles wieder vergessen… Peter stellt sich wirklich wieder entsetzlich ungeschickt an und James verliert bald die Nerven. „Shit, Wurmschwanz, wie blöde bist du eigentlich. Wir haben uns monatelang die Nächte um die Ohren geschlagen, um dir was beizubringen und jetzt stehst du als winselndes Häuflein Elend vor mir und hast alles wieder vergessen!“ Peter windet sich und weint leise vor sich hin. Er tut mir leid, aber nicht sehr, wir hatten ihm doch gesagt, er solle üben… James packt ihn an den Schultern und schüttelt ihn, dass ihm regelrecht die Zähne klappern. „Verdammt, Mensch…“ „Beruhig dich wieder, Prongs“, meine ich. „Ich werd es ihm so erklären, dass er´s kapiert!“ Remus ist nicht bei uns. Er will wieder mal für den nächsten Vollmond voraus schlafen, also kann ich mit Peter ganz anders reden, als wenn Moony dabei wäre. „Jetzt hör mir genau zu, Peter. Eins sag ich dir im Voraus: Es ist mir völlig egal, ob du deinen Animagus beherrschst oder nicht. Wir werden Moony nicht nochmal bei Vollmond alleine lassen. Das letzte Mal hat mir gereicht. Es war entsetzlich. Entweder du reißt dich jetzt zusammen, wie noch nie in deinem Leben oder du bist einfach nicht dabei, wenn wieder Vollmond ist. Du hast die Wahl und ich sag´s dir nochmal, es ist mir scheißegal, was du tust. Weil Remus mir tausendmal wichtiger ist als deine faulen Ausreden, warum du wieder nicht geübt hast. Scheißegal, hörst du?“ „Aber – aber – P-p-padfoot, P-p-prongs. Ich dachte wir wären Freunde …“ stammelt er in Tränen aufgelöst. „Yeah“, grollt James. „Das dachte ich auch, aber Freunde lassen einander nicht so hängen, wie du es mit uns machst…“ Aus Peters Blick spricht das reinste Entsetzen. Wahrscheinlich hat er das alles nur für einen Riesenspaß gehalten und er hat nie bemerkt, wie ernst uns die Sache ist. „Nein“, stammelt er. „Nein, ich will euch doch nicht im Stich lassen…“ „Yeah“, meine ich. „Du hältst das wohl alles für einen tollen Gag, aber wir nicht. Uns ist die Sache sehr ernst - wegen Moony. Kannst du dir überhaupt vorstellen wie es ist, ein Werwolf zu sein? Jeden Monat musst du dich unter irrsinnigen Schmerzen in ein solches Wesen verwandeln, musst dich wegsperren lassen, damit du keinen beißt oder gar umbringst. Sitzt ganz alleine irgendwo rum und kratzt und beißt dich selbst, weil sonst keiner da ist. Bist halb wahnsinnig, bist in dir selbst eingeschlossen und musst dir dabei zusehen, wie du dir als Wolf alles Mögliche selbst antust, ohne auch nur das Geringste dagegen tun zu können, weil dir die Bestie einfach nicht gehorcht. Und dann weist du, dass du Freunde hast, Freunde, die Himmel und Hölle in Bewegung setzten, um dir zu helfen, um dir in diesem Zustand Gesellschaft zu leisten und dass sie das auch könnten, nur sie dürfen es nicht, weil es da noch einen Freund gibt, der mitmachen will, der aber einfach noch nicht so weit ist… Noch nicht so weit ist, weil er sich einfach nicht genug Mühe gibt, Peter… Was meinst du, was Remus bei diesem Gedanken empfindet? Spaß? Einen tollen Gag? Wohl kaum, oder?“ Ich habe mich in Rage geredet. Nur zu genau steht mir Moonys verzweifeltes Gesicht vom letzten Vollmond vor Augen. Ich will einfach nicht, dass er nochmal so leiden muss, nur weil Peter zu faul ist, seinen Teil der Arbeit zu tun… Der starrt mich mit offenem Mund an und vergisst vor lauter Überraschung weiter zu heulen. „D-d-das wusste ich nicht“, schluckt er. „Ich hab das alles wirklich nur für einen tollen Spaß gehalten. Ich dachte, wir hätten soviel Zeit, wie wir wollen, um die Animagi zu schaffen. Ich dachte…“ „Du hättest wohl noch besser nachdenken sollen“, erwidert James gnadenlos. „Du wolltest ja unbedingt mitmachen, also streng dich jetzt gefälligst an.“ Dann wendet er sich an mich: „Mach heute bitte alleine weiter, Padfoot. Wenn ich mir diesen Mist noch länger mit ansehen muss, könnte es sein, dass ich Wurmschwanz stehend freihändig erwürge – Nacht!“ und weg ist er. „Also, Peter“, meine ich mit einem recht unguten Grinsen. „Du hast ihn gehört. Versuchen wir´s noch mal.“ Es sieht so aus, als habe Peter diesen Anpfiff dringend gebraucht, denn als wir weiter machen, nimmt er sich zusammen wie noch nie und die Verwandlungen gelingen endlich so, wie sie sollen. „Siehst du“, meine ich Stunden später. „Wenn du es wirklich willst, kannst du es doch.“ Peter steht schweißgebadet und keuchend vor mir, seine Augen funkeln. „Lass mich den Animagus versuchen, Sirius“, murmelt er schwer atmend. „OK, probier´s!“ erwidere ich. „Ich bin bereit, sollte etwas schief gehen.“ Seine Stirn furcht sich in Konzentration und er kneift die Augen zusammen. Langsam, entsetzlich langsam, schrumpft sein Körper. Aus seiner Haut sprießt ein nahezu räudiges Fell, sein spitzes Gesicht wird noch spitzer und unter seiner Nase sprießen Schnurrhaare. Er kauert sich am Boden zusammen und endlich, endlich ist er Wurmschwanz. Er huscht durch den Raum, wuselt von einer Wand zur anderen. Dann kommt er schlitternd vor mir zum Stehen. „Soll ich dich wieder zurückverwandeln“, frage ich und die Ratte nickt aufgeregt. Ich schwinge den Stab und Peter steht wieder als Mensch vor mir. „Es klappt! Es klappt!“ jubelt er und hüpft vor mir auf der Stelle auf und ab. „Na siehst du“, erwidere ich und klopfe ihm auf die Schulter, damit er mit seiner dämlichen Hüpferei aufhört. Ich bin heute wirklich ganz schön angenervt und sein übliches Benehmen fällt mir noch mehr auf den Wecker als sonst. „Es geht doch, wenn du dich zusammen nimmst. Das nächste Mal ist dann die Rückverwandlung dran. Du kannst dich nämlich nicht immer darauf verlassen, dass einer von uns da ist und es für dich erledigt…“ War es dieser Tag, an dem die Grundlage für Peters spätere Handlungen gelegt wurde? Ich weis es immer noch nicht, aber es ist gut möglich. Wir waren jung, wir waren ungeduldig und Remus war uns tausendmal wichtiger als Peter. Moony war unser Freund, Wurmschwanz immer nur eine Art witziges Anhängsel. Sind wir selbst Schuld, an dem, was er später Schreckliches getan hat? Gut möglich. Aber hätten wir anders handeln können? Wahrscheinlich. Freundlicher, besonnener, taktvoller… Auch in diesem Fall haben wir wohl einen verhängnisvollen Fehler begangen, der erst Jahre später zum Tragen kam… Schon in der nächsten Nacht sind wir wieder im Bedarfs Raum und drillen Peter in der Hin- und Rückverwandlung zum Animagus. Er hat unsere Animagi noch nie gesehen und in einer Pause bittet er darum: „Könnt ihr mir nicht mal eure Animagi zeigen? Ihr habt gesagt, ihr werdet zu Tatze und Krone. Ich möchte die so gerne mal sehen…“ Wir werfen uns einen Blick zu und nicken, dann nehmen wir unsere Animagi Gestalten an. Peter zuckt zuerst zusammen, an beginnt er wieder zu hüpfen und klatscht. Sein Gesicht furcht sich erneut und Wurmschwanz schließt sich Tatze und Krone an. Nur Minuten später werden wir alle drei wieder zu Menschen. Endlich! Wir haben es geschafft! Moony, wir kommen! Schon beim nächsten Vollmond!  Der verbotene Wald Wir halten es vor Remus geheim, dass wir jetzt alle drei Animagi sind. Wir wollen ihn überraschen, aber lange müssen wir unser Schweigen nicht wahren, denn schon zwei Tage später ist Vollmond. Gegen Abend verschwindet Remus mit einem schiefen Lächeln in unsere Richtung aus dem Gemeinschaftsraum. Wir bleiben zurück, bis alle anderen schlafen gegangen sind, dann packen wir uns unter James Umhang und schleichen uns aus unserem Turm und hinaus ins Gelände. Mitten auf der Wiese nehmen wir unsere Tiergestalten an und der Umhang gleitet unbeachtet zu Boden. Wir laufen zur Peitschenden Weide und Wurmschwanz huscht zum Astknoten, stößt mit seiner Schnauze dagegen. James ist als Krone zu groß, um durch den Erdtunnel zu kommen. Er wird wieder zum Menschen und gleitet hinein. Sobald wir den Gang zur Heulenden Hütte erreicht haben, wird er wieder zu Krone. Wir laufen diesen entlang, bis wir die Tür erreichen Kaum habe ich sie mit meiner Schnauze aufgestoßen, steht auch schon der Werwolf vor uns. Er jault leise auf und wedelt mit seinem buschigen Schwanz. Seine Augen funkeln aufgeregt. Wir stupsen ihn an und er läuft voraus zum Erdtunnel. Er gleitet hinein und läuft zum Ausgang. Dort verharrt er. Peter huscht an ihm vorbei und bringt die Weide wieder dazu einzufrieren. Moony bewegt sich immer noch nicht. James ist zurückgeblieben, da er wieder als Mensch durch den Tunnel muss. Plötzlich wird mir klar, warum Remus nicht weiter geht, der Bann hält ihn auf. Ich husche über ihn, packe ihn im Genick und zerre ihn unter dem Baum hervor. Dann treibe ich ihn ein Stück ins Gelände. James kommt unter der Weide hervor, kaum hat er sich ein paar Schritte vom Baum entfernt, wird er wieder zu Krone und läuft auf uns zu. Wurmschwanz klettert auf meinen Rücken. Er ist zu klein, um mit uns Schritt halten zu können, darum haben wir beschlossen, dass er auf mir reiten soll. Wir laufen an Hagrids Hütte vorbei in den Verbotenen Wald. Tausend eigentümliche Geräusche, eine Million fremder lockender Gerüche, schimmerndes Mondlicht… Es ist großartig, unter dem raschelnden, dichten Laubdach dahin zu eilen. Remus läuft, hüpft und springt. Er tanzt regelrecht durch den Wald. Plötzlich bricht etwas durchs Gesträuch. Drei gewaltige Zentauren kommen auf uns zu. Sie haben ihre Bögen erhoben und ihre scharfen Pfeile deuten auf uns. Remus bleibt auf der Stelle stehen, er erstarrt regelrecht. „Werwolf“, sagt einer der Zentauren. „Wir lieben es nicht, wenn du durch unseren Wald läufst.“ Remus stößt ein halb bellendes, halb jaulendes Geräusch aus und nickt. James und ich setzen uns in Bewegung und stellen uns vor ihn. Ich kläffe leise und James stößt ein dröhnendes Röhren aus. „Ihr seid keine Tiere“, meint ein anderer Zentaur. „Ihr seid Animagi.“ Wir nickten mit unseren Tierköpfen. „Ihr achtet auf den Werwolf?“ wirft der dritte ein. „Passt auf, dass er keinem etwas tut?“ Wir nicken erneut. Die drei Pferdewesen flüstern miteinander und scheinen zu einem Entschluss zu kommen. „Nun gut. Dann streift durch unseren Wald, aber achtet unser Revier. Ihr seid dort nicht willkommen, den Rest des Waldes stellen wir euch frei. Solltet ihr euch aber nicht angemessen benehmen, werden wir euch mit allen Mitteln von hier vertreiben.“ Wir nicken nochmals und so schnell wie sie erschienen sind, hat der Wald die drei Zentauren auch wieder verschluckt. Wir streifen weiter umher. Schließlich gelangen wir an eine Quelle, die auf einer Lichtung aus dem Boden sprudelt. Weil wir alle vier Durst haben, trinken wir daraus. Das Wasser ist kristallklar und eiskalt, aber es schmeckt einfach herrlich. Wir lassen uns auf der Lichtung nieder und dösen etwas. Remus ist ruhig, friedlich und scheint mir glücklich zu sein. Das Mondlicht spiegelt in der Quelle und die Lichtung hat eine fast magische, ungemein friedliche Ausstrahlung. Es tut gut, hier einfach nur unter dem Sternenhimmel zu liegen und zu träumen. Es ist immer noch völlig dunkel, als James mich anstupst und mir bedeutet, dass wir wieder zur Weide zurückkehren sollten, bevor es hell wird. Ich muss ihm zustimmen. Gemeinsam bringen wir den Werwolf auf die Beine und Moony versteht. Wir laufen durch den Wald zur Weide zurück. Wurmschwanz rennt zum Astknoten und wir bugsieren Remus wieder in den Erdgang. Er begreift und verschwindet unter dem Baum. Wir werden wieder zu Menschen und suchen nach James Umhang, damit wir ungesehen in unseren Turm zurückkehren können… Schon wieder hat uns damals ein schwarzes Augenpaar beobachtet. Doch wie es scheint, wusste Severus da noch nicht, was er eigentlich gesehen hatte. Einen Hund und einen Hirsch, die über den Rasen liefen und Stunden später James, Peter und mich, wie wir wieder ins Schloss zurückgekehrt sind. So wie es aussieht, hat er erst viele, viele Jahre erfahren, dass wir Animagi waren. Was Remus betraf, sah die Sache etwas anders aus, aber auch das dauerte noch zwei Jahre… Am nächsten Abend sitzen wir drei am verlöschenden Feuer des Gemeinschaftsraums von Gryffindor und warten auf Remus. Es ist schon recht spät, als er endlich durchs Porträtloch geklettert kommt. Er sieht zwar immer noch ziemlich müde aus, grinst uns aber fröhlich an. „Alles klar Freunde“, meint er und setzt sich zu uns ans Feuer. „Wirklich alles OK?“ frage ich. „Wir haben dich mitten in der Nacht wieder unter die Weide geschupst.“ „Wenn ich laufen und rennen kann, dann macht es mir nicht mehr viel aus, noch ein, zwei Stunden in der Heulenden Hütte zu verbringen. Ich hatte dieses Mal noch nicht mit euch gerechnet… Peter, du bist also auch endlich so weit…“ „Ja“, piepst der. „Die beiden haben mich so lange gedrillt, bis ich es geschafft hatte. Aber jetzt ist es genug, oder?“ Ich werfe James einen genervten Blick zu, der seufzt tief. „Eigentlich hatten wir noch weitere Pläne“, brummt er in sich hinein. „Was?“ fragt Peter und klingt fast entsetzt. „Duellieren“, antworte ich knapp. „Ihr könnt euch duellieren? Richtig duellieren?“ will er wissen. „Was denkst du denn, Wurmschwanz?“ murmelt Remus. „Dass wir die ganze Zeit nur auf der faulen Haut gelegen haben, wenn wir in Godrics Hollow waren?“ Peter wirft uns sprachlose Blicke zu. Es ist offensichtlich, dass er genau das gedacht hat. „Ihr – ihr habt trainiert?“ stammelt er. „Yeah“, antworten wir mit einer Stimme. „Es liegt an dir“, meint James knapp. „Wenn du lernen willst, üben wir mit dir…“ „…wenn nicht“, füge ich hinzu. „Dann stehst du halt irgendwann einem üblen schwarzen Magier völlig wehrlos gegenüber.“ „Ü-ü-üble S-s-schwarze M-m-magier?“ stottert er. „Yeah“, meint Remus etwas spöttisch. „Die soll es doch tatsächlich geben…“ Ich kenne Moony und weis, Peters stinkfaule, zögerliche Haltung fällt ihm gewaltig auf die Nerven. Wir haben alle drei Mr Potters Warnungen nur zu genau im Ohr. Er hat uns die ganzen Sachen sicher nicht aus Jux und Tollerei beigebracht. Keiner von uns hat jedoch große Lust, Peter die Angelegenheit genauer auseinander zu setzen. Er würde nur noch wildere Gerüchte in die Welt setzen, um sich aufzuspielen und Leute verrückt machen, die keine Ahnung von den Tatsachen haben. „Ihr meint also, ich sollte mit euch duellieren üben?“ meint er verwirrt. „Es liegt an dir“, erwidert Remus. „Ganz alleine an dir. Nur du kannst das für dich entscheiden.“ „Himmel, Peter“, fährt James dazwischen. „Wir haben es dir schon oft genug gesagt, wir können nicht immer bei dir Händchen halten…“ „Wir helfen dir, klar“, füge ich hinzu. „Aber lernen musst du den Mist letztendlich alleine.“ Wir werfen ihm alle drei recht ernste Blicke zu und er krümmt sich regelrecht darunter zusammen. „Gut“, murmelt er, „gut, wenn ihr meint, dann machen wir halt weiter…“ Vielleicht liegt es an Peters mangelnder Begeisterung, aber er stellt sich als wirklich jämmerlicher Duellant heraus. Erwischt er uns jedoch in einem unaufmerksamen Augenblick, kann er ganz schön hinterhältig werden, aber in einem offenen Duell versagt er jedes Mal elendiglich. Wir tun trotzdem unser Bestes, damit er wenigstes die Grundlagen zu beherrschen lernt. Die Vollmondnächte sind immer eine willkommene Unterbrechung in diesem langweiligen Einerlei. Wir machen das ganze Gelände von Hogwarts unsicher, wagen uns sogar nach Hogsmeade hinunter. Kein noch so verborgener Pfad im Verbotenen Wald bleibt uns unbekannt. Es ist nur ein Glück, dass wenigstens drei von uns recht passable Magier sind, denn häufig dösen wir jetzt in den Unterrichtsstunden vor uns hin. Wird ihm alles mal wieder zu öde, verwendet James rege seine Ausbeute aus Zonkos und ich mache natürlich fleißig mit. Remus hält sich bewusst raus und Peter ist meistens zu feige. Es kann also auch nicht ausbleiben, dass wir bei unseren Untaten erwischt werden und nachsitzen müssen. Aber auch dabei treiben wir es so bunt, dass jeder Lehrer, der uns bestrafen will, es schon bald aufgibt, uns gemeinsam in einem Raum zu behalten. Verflixt langweilig, aber auch dabei weis James Rat und besorgt zwei alte Taschenspiegel, die wir so behexen, dass wir damit in Verbindung bleiben können, selbst wenn fünf Stockwerke zwischen uns liegen. Wenn jeder einen davon hat, muss man nur den Namen des anderen ins Glas hineinsagen und schon kann man miteinander sprechen… Wahrscheinlich haben wir damals so gewaltig über die Stränge geschlagen, weil uns Peter so entsetzlich auf die Nerven ging. Nun, er war unser Freund, sicher… Aber er war nie so sehr unser Freund, wie Moony und er hatte weder dessen angenehmes Wesen, noch dessen Willen, etwas aus sich zu machen, gegen jeden Widerstand… Remus stand damals ein wenig über den Dingen. Zu dieser Zeit, merkte man es am stärksten, dass er bereits sechzehn war und wir gerade mal vierzehn. Er grinste häufig sein schiefes Grinsen, wenn wir mal wieder nachsitzen mussten, aber blöd dahergeredet hat er nie. Ich denke, er fand unsere albernen Scherze genau so witzig wie wir, hielt sich aber für zu reif, um mitzumachen. Wie auch immer, es war eine tolle Zeit, die wir damals hatten und ich bereue nichts…  Snivellys Nachthemden Es ist Halloween geworden und wir haben wieder mal ein Wochenende in Hogsmeade vor uns. Moony kann dieses Mal nicht mitkommen, denn der Vollmond hat wieder mal seinen Tribut von ihm gefordert. Klar, haben wir es uns nicht nehmen lassen, auch dieses Mal die Gegend unsicher zu machen. Wir sind zwar ein wenig übernächtigt, aber so müde wie Remus sind wir nicht. Er hat einfach beschlossen, wie üblich den Tag nach dem Vollmond zu verschlafen und so sind wir nur zu dritt, als wir nach Hogsmeade latschen. „Erst mal wieder zu Zonkos“, meint James. „Meine Bestände neigen sich drastisch dem Ende zu und der alte Filch hat meine letzten Stinkbomben beschlagnahmt.“ „Du willst also mit diesen Jokes weitermachen?“ frage ich. „Yeah“, erwidert er, „du nicht?“ Ich zucke die Schultern. „Irgendwie schon, aber mit der Zeit nervt das dauernde Nachsitzen. Wir sind sogar dann dran, wenn wir mal unschuldig sind…“ „Was selten genug vorkommt“, kichert James. „Meistens waren wir es ja wirklich und immer werden wir auch nicht erwischt…“ Peter kichert und hüpft um uns herum. „Ich finde eure Streiche toll“, piepst er. „Der Dra-chendung letztens an der Decke von Gewächshaus vier war echt stark.“ Wir müssen beide bei der Erinnerung an diesen besonderen Streich laut auflachen. James hatte aus purer Langeweile einen Feuerwerkskörper in einen Pflanztopf von Professor Sprout gestopft. Dieser war hochgegangen, die ganze Schweinerei war in die Höhe gespritzt und dann in stinkenden Klumpen auf die ganze Klasse herabgeregnet. Professor Sprout hat den wahren Schuldigen nie gefunden und nur vermutet, die Fangzahngeranie müsse wohl etwas schlechte Laune gehabt haben und es sei wohl besser, diese nicht so stark zu düngen… „Seht mal“ murmelt Peter in unseren Lachanfall hinein. „dort vorne ist Snape. Der hat sich was gekauft. Was er wohl in der Tüte hat?“ Wir werden neugierig. Zu lange schon haben wir dem Mistkerl keins mehr ausgewischt, wir waren zu beschäftigt und er hat sich etwas rar gemacht. Snivellus latscht in Gedanken versunken auf der Straße und hat sich tatsächlich eine Papiertüte unter den Arm geklemmt. Sofort schleichen wir uns näher. Peter schießt übereifrig nach vorne und rempelt Snivellus an. Der stolpert und seine Tüte segelt in hohem Bogen durch die Luft. Ich will sie aufheben und er hechtet darauf zu. Gleichzeitig greifen wir nach dem Ding. Er will sie zurück haben, ich will sie nicht hergeben. Wir zerren ein wenig daran herum. Das Papier ist nicht besonders widerstandsfähig und reißt sofort. Etwas Weißes segelt in den Straßendreck. Peter greift danach und beutelt es aus. Es ist ein Oma-Nachthemd, das in einer frischen Brise vor seinem Körper flattert. Ich wusste ja schon immer, dass Snivelly einen eigenartigen Geschmack hat, was seine Garderobe betrifft, aber dass er sich sowas Altmodisches auch noch kauft… Es sieht einfach zum Schreien komisch aus. „Oy, Snivellus“, kichert James. „Scharfes Teil, so was trägt meine Uroma, aber auch nur dann, wenn es keiner sieht…“ „Yeah, wo hast du denn die Nachtmütze?“ füge ich an. „Die scheinst du vergessen zu haben…!“ Er wird recht schnell wütend und ärgert sich wieder mal bildschön. Ist uns lange nicht mehr gelungen, ihn so aus der Ruhe zu bringen. „Gib mir das zurück, Rattenschwanz“, faucht er Peter an. Der tänzelt weiter mit dem verdreckten Nachthemd durch die Gegend. „Verkehrter Namen“, feixt James. „Er heißt Wurmschwanz.“ Peter kichert verlegen. James und ich werfen uns einen Blick zu und nicken. Wenn Snivellus sich schon so ein Nachthemd gekauft hat, dann sollte er es vielleicht auch mal anprobieren, beschließen wir. Wir machen einen Schritt auf ihn zu, wickeln ihn aus seinem Umhang und lassen diesen einfach zu Boden gleiten. Snivellus wehrt sich nach Kräften, aber zu zweit sind wir stärker und Remus Training war auch nicht umsonst. „Komm, Peter“, rufe ich. „Zieh ihm das scharfe Teil über.“ Peter kichert und tänzelt näher. James drückt Snivellys Schultern runter und ich knie mich auf seine Beine. Dann greife ich nach seiner Robe und ziehe sie hoch. James greift von oben danach und zieht ihm das Ding ganz aus. Er trägt immer noch nicht mehr, als seine alte Unterhose darunter. Peter reicht uns das Nachthemd und wir quetschen Snivelly hinein. „Los, Padfoot“, meint James aufgekratzt, „zieh´s ihm wieder über die Beine, jedes Mädel, das vorbeikommt, fällt beim Anblick dieser Unterhose glatt in Ohmacht und das wollen wir doch nicht, oder?“ Ich will der Aufforderung folgen, als plötzlich Snivellys Beine frei kommen. Er trifft mich am Knie und ich taumle zurück. Tut höllisch weh. Weiter sausen seine Beine durch die Luft und treffen James am Kopf, seine Brille segelt davon und seine Nase beginnt zu bluten, aber er lässt Snivellys Handgelenke nicht los. Peter wirft sich dazwischen und bekommt zum Lohn einen Tritt zwischen die Beine, dass er aufjault und sich zusammenkrümmt. Shit! - Das schreit nach Rache. Ich gleite wieder auf die beiden Kontrahenten am Boden zu und schnappe mir erneut Snivellys umherfuchtelnde Beine. „Hilf mir, Prongs“, bitte ich James. „Drehen wir ihn auf den Bauch.“ „Was hast du vor?“ ist die Rückfrage. „Ich will ihm den Hintern verhauen, wie einem kleinen Kind“, meine ich hämisch. „Schau dir doch nur den armem Wurmschwanz an, der kommt gar nicht mehr hoch und du wirst ein bildschönes Veilchen bekommen. Für diese fiesen Tritte hat er Strafe verdient.“ James lacht bei dieser Ankündigung laut auf und Peter kichert. Er scheint immer noch ziemliche Schmerzen zu haben. Wir drehen Snivelly um und halten ihn wie mit Eisenklammern unten am Boden. Ich schiebe ihm das Omahemd hoch ziehe ihm seine Unterhose runter und wieder überkommt mich beim Anblick seines nackten Hintern die Lust, drauf zu hauen. Ich gebe diesem Impuls ausgiebig nach. Ich schlage zu bis sich die Haut rot färbt. Eigenartiger Weise zeichnen sich weiße Striemen in dem ganzen Rot ab. Nun, vielleicht hatte er auch mal ´ne Auseinandersetzung mit ´ner Brombeerhecke. Sieht jeden Falls ganz danach aus… Nun, da habe ich mir wohl selbst in die Tasche gelogen. Kratzer von Dornen sehen ganz anders aus, wie ich auch damals schon zu genau wusste. Schließlich kannte ich ja die Narben von James… Aber zu welchem Schluss hätte ich sonst kommen sollen? Ich hätte mir nie vorstellen können, dass er so selbstzerstörerische Neigungen haben könnte, dass er sich das selbst angetan hat. Erst jetzt erkenne ich, wie es jahrelang um Severus gestanden haben muss. Warum hat ihm denn niemand geholfen? Warum hat ihn niemand gefragt, was mit ihm los ist? Hat Morchie davon gewusst? Ja, muss ich jetzt erkennen, hat er. Und er hat auch versucht, Severus beizustehen, aber dieser verflixte Sonderling hat ihn wohl nie nahe genug an sein wirkliches Ich heran gelassen. Shit, Severus, warum hast du nie jemand an dich ran gelassen, du verdammter stolzer Narr… Nun, von mir und James hättest du wohl kaum Hilfe zu erwarten gehabt, aber ich bin sicher, Remus hätte dir geholfen und auch uns dazu gebracht, dass wir mitmachen… Ach, Shit! Schade drum… Schließlich habe ich genug und stehe auf, mein Knie sticht. James angelt nach seiner Brille und nach Snivellys Robe. Wir sind alle drei in einem Zustand, dass wir es für besser halten, uns erst Mal im Schloss zu restaurieren, bevor wir Hogsmeade weiter unsicher machen. Ich muss mich bei James aufstützen, denn mein Bein trägt mich nicht sicher und gibt unter mir nach. Peter watschelt wie eine Ente, muss ganz schön gesessen haben, dieser Tritt von Snivellus und James zieht Blut in seiner Nase hoch. Er hält Snivellys Robe hoch wie eine Kriegsflagge und sie flattert hinter uns her, als wir uns über den Hang zum Schloss hinauf trollen. Es dauert einige Zeit, bis die Nachwirkungen dieser Begegnung wieder abgeklungen sind. James hält es für einen großen Sieg unsererseits und hat die dreckige Robe an die Wand des Gemeinschaftsraums gepinnt. Hat wieder mal einen herrlichen Krach mit Lily gegeben. Ich schätze, James hat das auch dieses Mal wieder ausgiebig genossen, auch wenn sie jetzt schon fast zwei Wochen schmollt…  Nicht ganz unerwartet Ein paar Tage später begegnen wir Snivelly erneut unten vor Leechs Klassenzimmer. Er sieht anders aus als sonst. Seine Haare hängen ihm heute mal nicht in fettigen Strähnen ums Gesicht, sondern fliegen wie feine Spinnenweben um seinen Kopf. Ich kann´s einfach nicht lassen und platze heraus: „Nanu, du hast dir doch nicht mal die Haare gewaschen?“ Ein neuerlicher Dolchblick trifft mich und er faucht mich an, ich solle ihn in Ruhe lassen. James scheint jedoch einen anderen Verdacht zu haben: „Ich hab dich gewarnt, Snivellus, lass die Finger von Lily“, mault er ihn giftig an. Glaubt Prongs vielleicht, Snivelly hat sich fein gemacht, um Lily zu beeindrucken? Glaube ich kaum, so denkt der einfach nicht… Lily steht an der Verließ Tür und tut, als ginge sie das alles nichts an. Wie gesagt, sie schmollt noch immer. James schaut sehr wütend aus der Wäsche, denn Snape gibt leise zurück: „Saure Trauben, Potter, saure Trauben…“ Bevor James ihm eine entsprechende Antwort zuzischen kann, geht jedoch die Tür auf und Leech winkt uns nach drinnen. Hocherhobenen Hauptes stolziert Snivelly in das Verließ. Seine Scheinsiege fallen mir allmählich auf den Wecker und ebenso der eigenartige Respekt, den ich angefangen habe, für ihn zu empfinden. Ich gebe ihm einen so festen Stoß in den Rücken, dass er taumelt und stolpert. Er wirbelt herum und funkelt mich wütend an. „Einmal krieg ich dich, Black, warts nur ab, einmal krieg ich dich und dann bist du dran…“ Soll ich mich vor dieser schwachen Drohung fürchten? - Ich glaube kaum. Und wenn er sie doch wahr macht? Nun, ich bin vorbereitet… Die Zeit vergeht rasch. Peter wird langsam besser und auch die wunderbaren Vollmondnächte sind nicht zu verachten. Unterricht, Quidditch und Lernen läuft irgendwie nebenbei. Inzwischen haben James und ich den Ruf bekommen, die schlimmsten Unruhestifter zu sein, die man seit vielen Jahren an der Schule erlebt hat. Wir treiben unsere Streiche so weit, dass es nicht ausbleiben kann, dass wir in Dumbledores Büro zitiert werden, weil er ein ernstes Wörtchen mit uns zu reden hat. James und ich stehen vor seinem überladenen Schreibtisch und seine ruhigen blauen Augen ruhen auf uns. Wir winden uns ein wenig unter seinen durchdringenden Blicken. „Nun“, seufzt er. „Nichts gegen ein paar Streiche, ohne die wäre das Leben dann doch recht langweilig… Aber was ihr beide in den letzten Monaten treibt, hat langsam auf keiner Drachenhaut mehr Platz. Knallkörper in den Zaubertrankkesseln, Niespulver für die Salamander von Professor Kettleburn und jetzt diese verrückte Verwandlung, die ihr euch heute bei Professor McGonagall geleistet habt…“ er lacht in sich hinein. Nun, es war mit Sicherheit komisch, die Pantoffeln nicht in einfache Kaninchen zu verwandeln, sondern in grün-rosa karierte Hydekarnickel. Fanden zumindest James und ich… Professor McGonagall hatte dazu eindeutig eine ganz andere Meinung… „Und erzählt mir jetzt blos nicht, dass es ein Versehen war“, fährt er fort. „Ich weis ganz genau, dass ihr für ein solches Versehen viel zu gute Magier seid. Die gute Minerva war völlig aus dem Häuschen, so durcheinander habe ich sie noch nie erlebt. Gewöhnliche Strafarbeiten haben auf euch zwei Schlingel wohl kaum eine Wirkung. Aber vielleicht, wenn ich einfach vernünftig mit euch rede und euch bitte, es in Zukunft nicht mehr so zu übertreiben … ja?“ Wir starren ihn an. Nachdem wir in sein Büro befohlen worden waren, hatten wir mindestens mit einer Sperre für Hogsmeade gerechnet, aber jetzt das… Nun, eine Strafe hätte uns wohl kaum dazu gebracht, mit dem Unsinn aufzuhören, aber diese ruhigen, freundlichen Worte… Das ist etwas ganz anderes… „Nun, wie ist es?“ fragt er nach. Wir wechseln einen schnellen Blick. Vertraut Dumbledore hat James Dad damals gesagt. James nickt mir zu und ich zwinkere. Wir sind uns einig. „Ja, Sir“, murmeln wir mit einer Stimme. „Wir werden uns in Zukunft etwas zurückhalten, wir versprechen es…“ „Gut dann“, erwidert er. „Mr Potter und Alphard Black haben mir beide versichert, dass man sich auf ein Versprechen von euch beiden immer verlassen kann. Ich hoffe, sie liegen richtig… Nun, ich will euch nicht verbieten, euren Spaß hier in Hogwarts zu haben, aber bitte, stört nicht dauernd den Unterricht. Es gibt Schüler hier, die ihn viel nötiger haben, als ihr beide…“ Jetzt sind wir wirklich verlegen. Er hat uns so sehr gelobt, dass uns einfach nichts anderes übrig bleibt, als uns etwas zurückzunehmen, wenn wir nicht wollen, dass er seine gute Meinung über uns verliert. „Wir versprechen“, platzen wir gemeinsam heraus, „den Unterricht nicht mehr zu stören, Sir.“ „In Ordnung, dann wäre das jetzt geregelt. Und jetzt raus mit euch…“ Wir verlassen fast fluchtartig sein Büro, doch als die Tür hinter uns zuschlägt, hören wir noch, wie er leise in sich hineinkichert: „Grün-rosa karierte Hydekaninchen … Also wirklich…“ „Nun, was ist?“ fragt Remus neugierig, als wir in den Gemeinschaftsraum zurückkehren. „Hat er euch Hogsmeade verboten?“ Wir schütteln den Kopf, aber weder James noch ich sind fähig, Worte zu finden. „Was dann?“ drängt er auf eine Antwort. „Gar nichts“, murmelt James. „Gar nichts?“ erwidert Moony erstaunt. „Wir mussten ihm nur versprechen, es in Zukunft nicht mehr so zu übertreiben“, murmle ich, immer noch verblüfft. „Yeah“, fügt James an. „’Stört nicht mehr den Unterricht’, hat er gesagt. ‚Andere haben ihn nötiger als ihr’.“ „Da hat er euch wohl bei der Ehre gepackt, oder?“ ist Remus Frage. „Yeah“, meine ich kopfschüttelnd, „da kommen wir jetzt nicht mehr aus, was Prongs?“ „Nee, echt nicht. Nicht, wenn wir wollen, dass er seine gute Meinung von uns behält.“ „Na ja“, wirft Moony etwas bedrückt ein. „Dann Adieu Vollmondstreunereinen, Adieu, nächtliches Training, Adieu Zusatzhäppchen aus der Küche…“ „Nee“, grinst James ihn plötzlich an. „Etwas Derartiges haben wir nicht versprochen…“ „…davon hat er nicht die geringste Ahnung“, setze ich hinzu. „Und was Dumbledore nicht weiss, macht ihn nicht heiß“, endet James. Moony strahlt. Er ist zwar von unseren übertriebenen Scherzen alles andere als begeistert, aber gegen die anderen Dinge hatte er noch nie ernsthafte Einwände…  Wieder mal Hogsmeade Weihnachten kommt näher, doch zuvor ist nochmals Vollmond und wir dürfen auch nochmal nach Hogsmeade hinunter. Dieses Mal sind wir alle vier gemeinsam unterwegs. James und ich haben uns wirklich zusammen genommen und nun jucken uns die Finger nach neuen Abenteuern. „Vollmond kommt bald“, meint James gerade versonnen. „Und, hast du dieses Mal was Besonderes vor?“ erwidere ich. James zuckt nur die Achseln. „Das Übliche, denke ich, oder?“ „Das Gelände, Hogsmeade, der Verbotene Wald“, sinniert Moony träumerisch. „Was wollt ihr mehr?“ So wie Remus das sagt, klingt es gleich viel aufregender für James. „Yeah“, murmelt er. Peter ist schon wieder mal völlig aus dem Häuschen und tanzt um uns herum. Manchmal nervt er schon gewaltig… Plötzlich werde ich unruhig, fühle mich beobachtet und werfe skeptische Blicke um mich. Offensichtlich macht mir Snivellys Drohung doch mehr zu schaffen, als ich gedacht hätte. Ich kann nichts Bedrohliches sehen, trotzdem zucken meine Finger nach meinem Zauberstab. Sicher ist sicher. Eigentlich will ich mir meine Nervosität nicht anmerken lassen, dennoch frage ich die anderen: „Wo der alte Snivelly wohl steckt?“ Remus wird sofort wieder misstrauisch und wirft mir einen fragenden Blick zu. „Was willst du denn von ihm?“ will er wissen. James hilft mir aus der Patsche, ohne es zu wissen. „Du hast es das letzte Mal hier in Hogsmeade nicht gesehen, warst ja nicht mit… War ´n echter Joke. Snivellus hat sich so richtige altmodische Oma-Nachthemden gekauft.“ Peter kichert und wir beginnen, die ganze Geschichte zu erzählen. Ich kann mir einen fiesen Seitenhieb auf Peter nicht verkneifen. Er hat nach diesem kleinen Intermezzo zu lange den Leidenden gespielt… Feixende Kommentare über die ganze Begebenheit fliegen hin und her. Bis Remus uns unterbricht: „Lasst mal, ich glaube es ist besser, wenn ich es nicht so genau weis…“ Wir latschen weiter nach Hogsmeade und James beschließt, trotz aller Versprechen Dumbledore gegenüber, dass er seine Waren aus dem Zonkos wieder aufstocken könne… Nun, wenn er meint… Meine Sinne haben mich damals nicht getrogen. Severus war wirklich in unserer Nähe und hat unsere Unterhaltung mitbekommen. Es war ihm wohl zu heiß, in Hogsmeade auf uns los zu gehen. Vielleicht wollte er uns auch einzeln erwischen, aber vielleicht war es wirklich eine Leere Drohung. Shit! Wir hätten die Sache wirklich regeln sollen. So ein Blödsinn, einander jahrelang zu belauern, nur um den Gegner kalt zu erwischen. Nun ja, wir waren jung und hatten einfach jede Menge Blödsinn im Kopf… Ich habe andere Pläne. Ich brauche noch Geschenke für die Potters. Remus will erst mal wieder nach Hause und erst später nach Godrics Hollow nachkommen. Peter wird uns auch dieses Mal wieder erspart bleiben und darüber bin ich alles andere als böse. Mitten im Ort steht plötzlich Lily vor uns und scheint endlich ihr Schmollen beendet zu haben. „Kommt ihr mit in die Drei Besen?“ fragt sie fröhlich. „Wir sollten dann doch mal wieder miteinander reden…“ James vergisst Zonkos natürlich sofort und folgt ihr bereitwillig. Wir grinsend hinterher. In den Besen haben zwei weitere Mädel aus Gryffindor auf sie gewartet. Sie sollte wohl die Kupplerin spielen, denn kaum haben wir uns zu ihnen an den Tisch gesetzt, nimmt mich Nora Crane in Beschlag und Kara Loom beginnt mit Remus zu plaudern. Peter sitzt etwas verloren daneben und starrt trübinnig in sein Butterbier. Als die beiden Mädchen kichernd auf dem Klo verschwinden, beginnt Lily zu erklären. „Nora und Kara wissen, dass ich manchmal mit euch zusammen bin und ihnen gefallen Sirius und Remus. Jetzt haben sie mich so lange genervt, bis ich mich bereit erklärt habe, euch her zu holen. Sorry…“ „Kein Grund sich zu entschuldigen, Lily“, erwidert Remus ruhig. „Ist doch ganz lustig mit den beiden. Und wir sind durchaus in der Lage selbst zu entschieden, ob wir mehr von ihnen wollen, oder?“ Lily strahlt ihn so sehr an, dass James beginnt gewaltig die Stirn zu runzeln. Ich trete ihn gegen das Schienbein und schüttle den Kopf. „Lass es, Prongs“, murmele ich. „Moony doch nicht…“ Er zuckt zusammen und schaut mich an. „Nee, klar, Moony doch nicht…“ murmelt er beruhigt und seine Züge glätten sich. Die anderen beiden Mädels kommen zurück und wir unterhalten und weiter, jetzt aber alle miteinander. Schon bald muss ich jedoch erkennen, dass Nora zwar recht nett ist, aber einfach nicht mein Typ. Zu oberflächlich. Tut mir Leid, Mädel, da wird wohl nichts draus… Wir sind länger in den Drei Besen geblieben, als wir es eigentlich wollten und nun müssen wir uns beeilen zum Schloss hinauf zu kommen, bevor der Mond aufgeht. Er ist nämlich voll. Moony verschwindet eilends im Krankenflügel und die beiden anderen geben vor, müde zu sein und ziehen sich in unseren Schlafsaal zurück. Als ich mich ihnen anschließen will, hält mich Lily zurück. Gott sei Dank bekommt James nichts davon mit… „Sirius?“ meint sie und hält mich am Ärmel meiner Robe fest. „Kann ich mal ernsthaft mit dir reden?“ „Yeah, was gibt’s?“ erwidere ich. „Remus.“ „Was ist mit ihm?“ „Er sah heute wieder mal schrecklich aus. Er sieht so oft so schrecklich aus…“ „Und jetzt denkst du, wir sind gemein zu ihm, oder was?“ gebe ich mich ahnungslos. „Nee. Das glaube ich kaum. Zu jedem anderen, aber nicht zu Remus. Ich müsste blind sein, nicht zu erkennen, dass er euer Freund ist. Aber ich möchte endlich wissen, was mit ihm los ist. Er war so müde, so fertig und trotzdem so unglaublich charmant zu uns Mädchen. Ich hatte dennoch nicht den Eindruck, dass er von Kara mehr wollte. Ich werde nicht schlau aus ihm.“ „Und warum fragst dann mich und nicht ihn oder James?“ versuche ich mich aus der Affäre zu ziehen. „James fängt nur wieder an, mit mir zu streiten. Und Remus – nun – ich traue ich mich nicht recht. Er ist irgendwie schon so erwachsen…“ meint sie unsicher. „Mensch, Sirius, du bist kein übler Kerl und du bist sein Freund. Bitte sag mir doch was los ist.“ Ich seufze. Was soll ich tun? Wenn ich ihr keine befriedigende Antwort gebe, wird sie auf eigene Faust Nachforschungen anstellen und das könnte echt gefährlich werden. Aber Moonys Geheimnis ist sein Geheimnis und nichts, worüber man so nebenbei plaudert. „Lily“, erwidere ich daher. „Bitte, lass mich mit Remus reden, bevor ich dir was davon sage, was mit ihm los ist.“ „Versprochen?“ drängt sie. „Versprochen“, seufze ich und sie lässt mich die Treppe hinaufsteigen...  Lilys Fragen Die Vollmondnacht verbringen wir, wie wir es schon so oft getan haben, doch ich bin nicht ganz bei der Sache. Ich bekomme nicht aus dem Kopf, was ich Lily blos sagen soll… Ich gehe ihr die nächsten zwei Tage aus dem Weg und dann ist es Zeit, wieder nach Hause zu fahren. Ich will schon erleichtert aufseufzen, als sie mich im Gang stellt, wie ich vom Klo komme und mich in ein leeres Abteil drängt. „Und?“ fragt sie. „Hast du mit Remus geredet?“ „Konnte ich noch nicht. Du hast doch mitbekommen, dass er wieder krank war, oder?“ „Ich will jetzt wirklich wissen, was mit ihm los ist, oder muss ich es wirklich selbst herausfinden?“ drängt sie. Ich seufze erneut. Nun, Moony sitzt mit James und Peter in unserem Abteil und ich weis nicht, ob ich die beiden anderen bei einem solchen Gespräch dabei haben möchte. James würde anfangen zu streiten und Peter – Himmel - Peter, würde nur Mist reden… Sorry, Moony, ich habe keine andere Wahl… „Setz dich, Lily“, meine ich daher. „Du willst wissen, was mit Remus los ist? Nun, du hast mich kalt erwischt, also bleibt mir nichts anderes übrig, als dir die Wahrheit zu sagen…“ „Mach´s nicht so spannend, Sirius“, drängt die weiter. „Spannend?“ ich lache etwas gequält auf. „Yeah, sehr spannend, aber auch eine gefährliche Sache. Versprich mir, das, was ich dir jetzt sage, für dich zu behalten.“ Ich warte ihre Bestätigung ab. „Verspreche ich“, meint sie aufgeregt. „Aber jetzt erzähl schon.“ „Vielleicht kommst du ja selbst drauf, wenn ich dir ein paar Tipps gebe. Also… Tipp eins: Wann war Remus immer krank? Tipp zwei: Welchen Spitznamen hat er? Tipp drei: Wie passt das zusammen?“ „Jetzt machst du es doch spannend“, murmelt Lily unzufrieden. „Hör mal, ich möchte meinen Freund nicht verraten, aber wenn du von selbst draufkommst…“ „Na gut“, erwidert sie. „Der Spitzname ist das einfachste, ihr nennt ihn immer Moony. Wann er immer krank war – hmm – vor zwei Tagen – Moony – Mond – Vollmond? – Nee, Sirius – nee, echt nicht … du willst mich verarschen, oder?“ Ich schaue ihr vollkommen ernst in ihre wundervollen, schimmernden Smaragdaugen. Kein Wunder, dass Prongs schon seit drei Jahren in sie verknallt ist, sie ist wirklich erste Sahne… Lass das, Sirius, komm jetzt blos nicht auf dumme Gedanken… „Nee, Lily, ich verarsche dich nicht. Warum sollte ich auch? Du bist ja auch von selbst drauf gekommen, oder?“ erwidere ich ruhig. „Aber – aber – das ist ja entsetzlich…“ platzt sie heraus. „Wie meinst du das?“ frage ich. Ich möchte wirklich wissen, was sie jetzt denkt. „Spinnst du? Remus – ein Werwolf! Das muss schrecklich für ihn sein. Er ist doch so ein anständiger Kerl.“ „Yeah - yeah, das ist er. Du kennst ihn nicht so gut, wie ich. Er ist der beste Freund, den du dir nur vorstellen kannst, James eingeschlossen. Versteh mich nicht falsch, James ist für mich wie mein Bruder, echt, aber Moony hat mir schon bei so vielen Dingen geholfen. Er ist absolut verschwiegen und zuverlässig.“ „Du magst die beiden wirklich, oder? Ich meine, nicht nur als Kumpel zum Blödsinn machen, sondern mehr.“ „Yeah, Lily, viel mehr…“ Sie schaut mich eine Weile schweigend an. „Das muss ich jetzt alles erst mal auf die Reihe bringen. Du hast mir jetzt eine Menge Stoff zum Nachdenken gegeben. Ich dachte, ihr wärt einfach – nun – etwas ausgeflippte Spaßvögel – aber da ist mehr, viel mehr…“ Jetzt möchte ich aber auch eine Frage von Lily beantwortet haben, die ich mir schon lange stelle: „Lily, ich bin neugierig, du musst mir nicht antworten, wenn du nicht willst, aber ich möchte es wirklich gern wissen…“ „Was?“ fragt sie. „Wie stehst du zu James und wie ist das mit Snape?“ platze ich heraus. Sie wird rot und ich sehe, dass sie jetzt sehr verlegen ist. „Severus…“ murmelt sie. „Nun, ich will nichts von ihm, wenn du das meinst. Er tut mir nur leid, das ist alles - oder nein, nicht alles. Ich … ich finde James wirklich Klasse, aber ich finde er … er macht das zunichte, wenn er einen Schwächeren mies behandelt…“ „Snivellus ist nicht schwächer als wir“, platze ich heraus. „Der kann sich sehr gut wehren und es ist ja nicht immer so, dass wir den Trouble anfangen. Er kann durchaus auch austeilen.“ „Kann sein, vielleicht sehe ich immer nur den falschen Teil eurer Querelen. Trotzdem finde ich nicht gut, was ihr mit ihm anstellt. Er – Snape – ist so armselig, so schäbig und er sieht immer so traurig aus, als trüge er die Last der ganzen Welt auf den Schultern und er ist einsam, so schrecklich einsam, keiner mag ihn wirklich…“ „Nun, einer schon, aber der ist jetzt nicht da, Morchie, der ist sonst sein Kumpel“, werfe ich ein. Lily nickt und fährt fort. „…auf der anderen Seite James. So brillant, so genial, so gut drauf. Beliebt, hat gute Freunde und wird wohl auch geliebt. Immer gut gekleidet und sauber, keine Sorgen, keine Spur von einsam… Verstehst du, Sirius, ich finde es falsch, wenn man demjenigen, dem es ohnehin schon mies geht, noch eins drauf gibt.“ „Jetzt hast du mich zum Nachdenken gebracht“, erwidere ich. „Nun, ich denke, wir werden uns vom alten Snivellus auch in Zukunft nichts gefallen lassen und es steht immer irgendwas zwischen uns, das kannst du mir glauben. Er spart nicht mit Flüchen, wenn er uns sieht und wir können nicht immer gleich etwas dagegen tun. Du musst auch versuchen, uns zu verstehen. Snape ist ein schwarzer Magier und dieser Clinch dauert schon zu lange, als dass wir so einfach damit aufhören könnten…“ „Gut“, brummt sie nicht ganz zufrieden. „Ich mische mich nicht ein, wenn es gerechtfertigt ist, aber wenn ihr es zu toll treibt, werde ich dazwischen gehen…“ Ich halte ihr meine Hand hin. „Einverstanden – ein Gewissen braucht jeder Mensch, sei du mit Moony das unsere…“ Sie schlägt ein. „Versprochen“, bestätigt sie. „Geh wieder zu deinen Kumpels, sonst vermissen die dich noch. Ich werde Moonys Geheimnis für mich behalten.“ „Danke Lily“, murmle ich und gehe zu den anderen zurück. Erst später wird mir klar, dass sie meine Frage nur zum Teil beantwortet hat. Der Teil mit Snivelly war klar, aber wie ist das mit James? Nun, sie scheint ihn sehr zu mögen, aber seine manchmal doch sehr fiesen Scherze weniger. Wie auch immer, James hat Recht. Wir werden auch zukünftig das tun, was wir für richtig halten… Auch ich werde dieses Gespräch mit Lily für mich behalten. Ich habe keine Lust, James Eifersucht auf mich zu ziehen… Ich habe meinen Freunden erzählt, ich hätte ein bisschen aus dem Fenster geschaut und mich in Träumereien verloren. Sie haben mir geglaubt.  Andromeda Wir werden dieses Mal nicht von den Potters abgeholt, sondern von Onkel Alphart. Er steht mit einer sehr schönen jungen Frau am Bahnsteig. Sie ist hochschwanger. „Hallo, Jungs“, ruft er. „Kommt rüber.“ Wir eilen auf ihn zu. „Ist mit Mum oder Dad was passiert?“ ruft James aufgeregt. „Immer mit der Ruhe, alles halb so wild. Gehen wir erst mal in den Tropfenden Kessel, dann erkläre ich euch alles“, erwidert Onkel Alphard. Besorgt laufen wir neben den beiden Erwachsenen durch Muggel London. Endlich kommen wir im Kessel an. Keiner der Beiden hat uns auch nur eine einzige Frage beantwortet. Mein Onkel bittet den Wirt des Kessels um ein abgetrenntes Zimmer. Erst als wir alle fünf drinnen sind und Onkel Alphard einen Zauber auf die Tür gelegt hat, beginnt er zu erklären. „Also Jungs, ihr wisst von unseren Problemen und der gute Potter hat sich etwas übernommen. Es ist gestern im Ministerium zusammen gebrochen. Totale Erschöpfung, sagen die Heiler. Mrs Potter ist bei ihm in St Mungos und will nicht von seiner Seite weichen. Er braucht jetzt viel Ruhe. Alles ist so schnell passiert, dass wir euch nicht benachrichtigen konnten. Aber wir haben Arrangements für eure Ferien getroffen. Sirius, darf ich dir deine Cousine Andromeda Tonks vorstellen.“ Ich werfe der schönen Frau einen interessierten Blick zu, sie lächelt zurück. „Hallo Sirius“, meint sie. „Wir haben überlegt, was wir mit euch anfangen. Alphard kann euch nicht nehmen, die Potters sind mit sich selbst vollauf beschäftigt und ich denke Remus Eltern werden kaum darüber glücklich sein, wenn plötzlich drei Jungs auf der Matte stehen…“ Remus nickt bedrückt. „Kaum“, murmelt er. „Also haben wir uns überlegt“, fährt Andromeda fort, „dass ihr zu mir kommt.“ Wir starren sie alle drei wie vom Donner gerührt an. Mit sowas hätten wir jetzt wirklich nicht gerechnet. „Was ist mit Remus?“ platze ich heraus. „Der wollte doch erst mal heim.“ „Und was ist mit mir?“ fragt James gleichzeitig. „Ich will unbedingt Dad besuchen…“ Onkel Alphard hebt beschwichtigend die Hand. „Remus geht über die Feiertage erst mal nach Hause und kommt dann später zu Andromeda nach, wenn er das will…“ Remus nickt. „…und James, Andromeda lebt in London, es wird also kein Problem sein, deinen Dad zu besuchen.“ „Also Jungs“, fügt Andromeda hinzu, „einverstanden?“ Wir nicken wild. „Einverstanden“, ist die einstimmige Antwort. „Gut, dann will ich euch noch ein bisschen was von mir erzählen: Ich habe kein eigenes Haus, nur eine große Wohnung, mitten in London. Ich bin mit Ted verheiratet und wir warten auf unser erstes Kind“, sie klopft sich auf den dicken Bauch. „Ted ist ein Muggel, aber er weis, dass ich eine Hexe bin. Nun, er findet es immer noch seltsam zu sehen, wie Magie ausgeübt wird. Haltet euch also bitte etwas zurück. Ich weis, dass es gewöhnlich verboten ist, aber wenn ich an das denke, was Alphard und der alte Potter so von euch erzählen, halte ich meine Warnung für angebracht… Ich arbeite auch fürs Ministerium, nur im Moment bin ich bis nach meiner Entbindung vom Dienst befreit.“ „Wann ist es denn soweit?“ frage ich neugierig. Immerhin gehört sie zur Familie und ich werde Onkel, wenn sie das Baby hat. Sie zuckt die Schultern. „Lieber heute als morgen. Aber ich denke, es wird wohl noch einen Monat dauern.“ „Also“, meint Onkel Alphard dazwischen, „dann ist alles geklärt, oder? Lasst uns aufbrechen.“ Wir gehen zum nächsten Kamin und reisen mit Flohpuder in unterschiedliche Richtungen. Es geht alles so schnell, dass wir uns nicht einmal richtig voneinander verabschieden können. Andromedas Stadtwohnung ist sogar noch kleiner, als das Haus der Lupins und unglaublich schlampig. Sie seufzt, als sie aus dem Kamin tritt. „Ted ist ein lieber Kerl, aber von Ordnung hält er nichts.“ Sie schwingt ihren Stab und sofort sieht das ganze Zimmer wie geleckt aus. „Es ist ein Glück, dass mir dieser Zauber so leicht fällt, sonst würden wir schon in ein paar Tagen einen Kompass brauchen, um vom Wohnzimmer in die Küche zu kommen“, murmelt sie vor sich hin. Wir kichern im uns hinein. „Kommt Jungs“, wendet sie sich an uns. „Ich zeig euch, wo ihr schlafen könnt.“ Klein ist die Wohnung ja, aber es gibt trotzdem eine Menge Zimmer. Einige sind fast leer. „Nun“, meint Andromeda, als sie unsere erstaunten Blicke sieht. „Wir sind nicht reich. Ich bin enterbt, wie Alphard. Aber ich bin keine schlechte Hexe.“ Sie schwingt ihren Stab und zwei Betten erscheinen in einem der leeren Zimmer. Eine erneute Handbewegung und das Zimmer ist komplett eingerichtet, die Betten bezogen und sogar für ein Plätzchen für Orion und Schuhu ist vorhanden. „Wow“, meint James. „Echt Klasse.“ „Kannst du uns das beibringen?“ platze ich heraus. Mit Erscheine Zaubern haben wir uns bisher noch nicht befasst. Sie grinst uns an. „Ich denke, dazu seid ihr noch ein bisschen jung. Das lernt man gewöhnlich erst im sechsten und siebten Jahr…“ Ich werfe James einen Blick zu, er grinst und zwinkert. Ein knapper Gedanke und Tatze und Krone stehen vor Andromeda. Sie starrt uns mit offenem Mund an. „Das – das – das gibt’s doch nicht“, stammelt sie. Wir werden wieder zu Menschen. „Glaubst du immer noch, dass wir zu jung sind?“ grinse ich sie an. „Aber – aber ihr seid doch noch Kids!“ „Yeah“, meint James und sein Grinsen steht dem meinen um nichts nach. Andromeda scheint recht gut drauf zu sein und einem guten Witz keineswegs abgeneigt. Deswegen haben wir ihr auch unser großes Geheimnis vorgeführt. Plötzlich beginnt sie schallend zu lachen. „Macht das blos nicht, wenn Ted es sehen kann, der kippt mir glatt aus den Latschen.“ „Nee, Cousinchen, sicher nicht“, erwidere ich. „Wir haben dir das nur gezeigt, weil du uns nichts zugetraut hast.“ „OK, OK, überredet“ winkt sie ab. „Ich zeige euch die Erscheine Zauber.“ „James“, wendet sie sich an meinen Freund. „Du kannst morgen mit Sirius deinen Dad besuchen gehen, heute ist es schon zu spät.“ James nickt wortlos und plötzlich ist die ganze Fröhlichkeit aus seinem Gesicht verschwunden. „Dad …“ stößt er aus und lässt sich auf sein Bett fallen. „Dad…“ Andromeda wirft mir einen Blick zu und hebt fragend die Augenbrauen. „Ich nehme an, du kennst Mr Potter?“ frage ich sie. Sie nickt. „Er ist nicht mehr der Jüngste und wir machen uns schon lange Sorgen um ihn. Nun, zumindest ich. James hat immer abgewiegelt, seine Mum ist nämlich auch nicht ganz gesund…“ „Nun, Sirius, kümmere dich um James. Ich sorge fürs Essen, Ted wird auch bald da sein.“ Sie dreht sich um und lässt uns alleine.  James Kummer Mein Freund starrt vor sich hin ins Leere. Er schaukelt gedankenverloren vor und zurück. Hin und wieder murmelt er etwas, das ich nicht verstehen kann. Ich setze mich neben ihn und lege ihm den Arm um die Schultern. „Ey, James“, murmle ich beruhigend. „Komm, Prongs, deinem Dad wird schon nicht so viel fehlen…“ Er wirft mir einen betroffenen Blick zu. „Ich hab nicht gewusst, dass es ihm nicht gut ging. Er hat nie was geschrieben und Mum … Mensch, wenn die bei ihm in St Mungos sitzt kann sie sich gleich zu ihm ins Zimmer legen. Die kippt uns aus den Latschen. Die ist doch auch nicht gesund… Mensch, Prongs, was soll ich nur machen, wenn sie – wenn sie nicht mehr gesund werden oder – oder sogar sterben…!“ Plötzlich schluchzt er kläglich auf und Tränen fließen ihm übers Gesicht. Er weint völlig verzweifelt. Ich ziehe ihn an meine Brust und lasse ihn einfach seinen Kummer aus sich heraus weinen. Er klammert sich an mir fest als sei ich der einzige Halt in einer plötzlich veränderten Welt. Erst jetzt wird mir klar, wieviel ihm wirklich an seinen Eltern liegt. Er ist immer ein wenig flapsig mit ihnen umgegangen, aber die gegenseitige Zuneigung war immer offensichtlich. Doch jetzt…? Ich habe meine Arme um ihn gelegt und streiche ihm besänftigen über den Rücken. Sein ganzer Körper zuckt und am liebsten würde ich mitheulen, denn auch ich liebe seine Eltern und mache mir große Sorgen, aber wenn ich jetzt nicht stark bleibe, bricht alles zusammen. Mit der Zeit wird er ruhiger und sein Atem geht regelmäßiger, er ist in sich zusammengesackt. Offensichtlich hat er sich in den Schlaf geweint. Vorsichtig löse ich mich von ihm und lasse ihn aufs Bett gleiten. Ich ziehe ihm Schuhe und Klamotten aus und packe ihn unter die Decke. Es ist wohl besser, wenn er jetzt ein bisschen schläft. Er hat noch seine Brille auf. Ich nehme sie ihm ab und lege sie auf den Nachttisch. Es hat keinen Sinn, wenn ich ihm beim Schlafen zuschaue und daher will ich hinüber zu Andromeda gehen. Plötzlich sacke ich jedoch auch in mich zusammen und lasse mich auf mein Bett sinken… Die Potters … Himmel … hoffentlich geht es ihnen wirklich bald wieder gut … sie sind auch so was wie meine Eltern … Nicht weinen, Sirius … du musst jetzt stark sein … für deinen Freund … für Prongs … deinen kleinen Bruder … Himmel… Meine Tränen tropfen lautlos zu Boden. Erst jetzt trifft mich die schlechte Nachricht mit aller Gewalt. Vorher war einfach zu viel los… James seufzt leise und dreht sich auf die andere Seite. Unwillig wische ich mit dem Ärmel über meine Augen. ‚Tränen sind kein Zeichen von Schwäche’, hat Mr Potter damals zu mir gesagt. Nein, weder James noch ich sind schwach, aber wir haben sehr intensive Gefühle und die wollen jetzt einfach raus… Ich schüttle den Kopf, wie um meine Gedanken zu ordnen. Dann zucke ich die Achseln. Es hilft nichts hier zu sitzen und zu flennen. Ich muss einfach zur Tagesordnung übergehen und weiter machen. Trotzdem dauert es noch eine Weile, bis ich mich aufraffen kann, hinüber in die Küche zu gehen.  Familie Andromeda ist noch alleine und schaut vom Herd auf, als ich reinkomme. „Wo ist James?“ fragt sie. „Schläft“, murmle ich. „Hast du geweint?“ will sie wissen, als sie mir einen genaueren Blick zuwirft. Ich zucke die Achseln. „Dir liegt eine ganze Menge an der ganzen Potter Familie, oder?“ Ich nicke. „Für mich sind sie meine Familie“, flüstere ich. „Hoffe, du bist nicht sauer drüber.“ „Kaum“, erwidert sie. „Was mich betrifft, besteht meine Familie aus Ted, dem Baby, Alphard und jetzt auch dir. Der ganze überhebliche Black Klüngel kann mir gestohlen bleiben.“ „Mir auch“, bricht es aus mir heraus. „Scheißbande…“ „Yeah, und so schön reinblütig…“ ihr Ton macht mir eindringlich klar, dass sie von diesem ganzen Mist dasselbe hält wie ich. „Ich finde es gut, dass du einen Freund gefunden hast, der dir soviel bedeutet wie ein Bruder…“ „Mehr als mein eigener Bruder“ werfe ich ein. „Regulus bedeutet mir gar nichts…“ Sie nickt. „Mir bedeuten Bellatrix und Narcissa auch nichts.“ „Bellatrix kenn ich, aber wo ist Narcissa?“ „Verheiratet mit Lucius Malfoy. Noch so ein Reinblutspinner.“ „Tolle Familie haben wir…“ „Yeah. Weist du Sirius, als Alphard mich gebeten hat, euch bei mir aufzunehmen, habe ich eher dem alten Potter zuliebe zugestimmt. Ich wollte keinen aus meiner Familie im Haus haben, aber du bist OK. Alphard hat immer von dem Jungen gesprochen, aber du bist kein Junge mehr, oder?“ „Ich bin vierzehn, zu Ostern werde ich fünfzehn, aber ich glaube du hast Recht. Ich bin kein Junge mehr. Moony meint immer, ich würde nicht wie ein Junge handeln…“ „Moony? Noch ein Freund von dir.“ „Du kennst ihn schon – Remus.“ „Ach so, der ernste Bursche, der erst mal seine Eltern besuchen wollte.“ „Yeah. Moony ist ernster als wir, aber er ist schon in Ordnung. Er ist ein bisschen älter, wird schon im Sommer volljährig.“ „Und dann seid ihr im gleichen Jahrgang?“ „Yeah. Er war schon – hmm – ich glaube dreizehn, als er in Hogwarts angefangen hat.“ „So alt? Ist er ein bisschen – nun – langsam?“ Ich muss lachen. Moony und langsam? Nee, echt nicht. Ich schüttle den Kopf. „Was findest du so komisch?“ „Du würdest Remus nicht für langsam halten, wenn du ihn besser kennen würdest. Er ist sogar echt schlau. Vielleicht kein Genie in der Magie, aber denken kann er, wie kaum ein anderer.“ „Also ein kleines bisschen magisch unterentwickelt?“ sie will der Sache wirklich auf den Grund kommen. „Nee, nur nicht so brillant wie James und ich. Wobei ich uns nicht loben will. Ich weis nur, was wir können und wozu wir in der Lage sind, wenn wir es wirklich wollen. Moony muss viel lernen und üben, wir nicht. Aber wenn er das tut, steht er uns in nichts nach.“ „Warum ist er dann so spät dran?“ „Nun, ich möchte nicht, dass du dir Sorgen machst, es besteht keine Gefahr, für irgendwen, wenn er hierher kommt…“ „Gefahr? Welche Gefahr könnte ein sechzehnjähriger Junge für einen ausgebildeten Auror darstellen, das ist nämlich mein Job beim Ministerium, aber erwähne es nicht vor Ted. Der meint, ich arbeite am Schreibtisch…“ „…aber du lässt dir den Spaß nicht nehmen, oder?“ „Bestimmt nicht, aber lenk jetzt nicht ab. Was ist mit Remus?“ „Remus ist ein Werwolf“, beantworte ich nun endlich ihre Frage. Ihre Augen werden riesig und sie starrt mich wortlos an. „Alphard, ich erwürg dich“, murmelt sie schließlich. „Nee, lass mal, Onkel Alphard hat keine Ahnung davon. Nur die Potters wissen Bescheid.“ Sie schüttelt den Kopf, um ihre Gedanken zu klären. „Die Potters wissen es?“ „Das und noch eine ganze Menge mehr. Oder wieso glaubst du beherrschen wir die Animagi?“ „Der alte Potter? Der hat euch ausgebildet?“ „Nicht bei den Animagi, da hat er uns nur beraten…“ erwidere ich. „Was hat euch dieser verrückte alte Gnom noch beigebracht?“ Ihre Augen blitzen, aber sie ist nicht entrüstet, sondern scheint es für ein tolles Ding zu halten. „Er hat mich nämlich auch ausgebildet, meinte immer, es sei noch das nächst Beste, wenn er schon kein Auror mehr sein soll. Nun, er wird seine Gründe haben, diesen Job aufzugeben, auch wenn er ihn jetzt zeitweilig wieder gemacht hat.“ „Mrs Potter“, meine ich. „Es hat es ihr bei James Geburt versprochen, dass er im Büro bleibt…“ „Ach so, kann ich verstehen. Aber jetzt sag schon, worin hat er euch ausgebildet?“ „Duellieren, Patronusse, Verteidigung gegen die unverzeihlichen Flüche, apparieren…“ „Verwandlungen?“ will sie wissen. „Die haben wir uns selbst beigebracht, nur die Erscheine Zauber fehlen noch“, erwidere ich. „Und ihr beherrscht das ganze Zeug?“ „Yeah. Im Halbschlaf. Nun, nicht alles, was an Hogwarts gelehrt wird, wir sind ja auch erst im vierten Jahr, aber wir können uns durchaus unserer Haut wehren.“ „Er hat euch von Du-weist-schon-Wem erzählt?“ murmelt sie und scheint plötzlich doch Angst zu bekommen. „Du-weist-schon-Wer?“ frage ich und mir ist im ersten Augenblick nicht klar, von wem sie redet. „Diesem schwarzen Magier, dem Dunklen Lord. Keiner wagt es seinen Namen zu nennen, daher die Umschreibung. Nun, Alphard und der alte Potter wagen es, sonst keiner…“ „Ach du sprichst von diesem Lord Voldemort?“ platze ich heraus. „Himmel, Sirius, du weist nicht, was du da tust“, sie ist zusammengezuckt und blickt sich so ängstlich um, als könne der Genannte augenblicklich in ihrer Wohnung erscheinen. „Nenn nie diesen Namen, es könnte gefährlich sein.“ „Nein, Andromeda, ich nenne ihn. James Dad hat gesagt, dass solche Furcht nur Voldemorts Macht noch wachsen lässt. Ich weis, was ich tue und ich werde auch weiterhin diesen Namen nennen. Ich werde nicht zulassen, dass er Macht über mich oder meine Freunde erhält. Niemals, nie…“ Ich bin aufgesprungen und es ist mir völlig ernst mit meinen Worten. „Ich sage mich doch nicht von meiner Familie los, nur um einem anderen schwarzen Magier zu gehorchen!“ „Du hast echt Mut, Sirius“, murmelt Andromeda überrascht. „Ich hoffe, dass es nicht nur tollkühner, jugendlicher Leichtsinn ist.“ Ich schüttle den Kopf. „Nein, Cousinchen, ich bin noch sehr jung, das stimmt, aber ich bin nicht dumm. Ich weis, was ich will und was ich nicht will und ich habe gute Freunde und wir stehen einander bei.“ „Gesprochen, wie ein wahrer Held“, lässt sich plötzlich eine fröhliche Stimme vernehmen. „Ted!“ ruft Andromeda, springt auf, so schnell es ihr Bauch zulässt und fällt ihm um den Hals. „Sirius, das ist mein Mann Ted. Ted, das ist mein Cousin Sirius. Er bleibt die Ferien über mit zwei Freunden bei uns.“ Ted wirft mir einen prüfenden Blick zu, den ich erwidere. Ich hatte noch nie viel mit Muggel zu tun, Lily ist kein echter, die ist zwar muggelstämmig, aber eine Hexe. Ted ist mittelgroß, schlaksig, irgendwie sieht er aus wie ein Lausejunge. Erst später bemerke ich, dass er auch schrecklich schlampig und tollpatschig ist, aber er ist echt nett und hat sich mit seiner ungewöhnlichen Frau arrangiert. „Zauberer, oder?“ meint er. Ich nicke. „Keine Sorge, mein Lieber“, mischt sich Andromeda ein. „Sie sind alle noch minderjährig und dürfen in der Öffentlichkeit nicht zaubern.“ Er holt tief Luft. „Gut“, seufzt er. „Großartig.“ „Sirius, holst du James rüber?“ fragt sie mich. Ich will den Mund öffnen und ihr sagen, dass ich ihn lieber schlafen lasse, als sie mir einen beschwörenden Blick zuwirft, der besagt, dass sie kurz mit ihrem Mann alleine sein möchte. Also nicke ich einfach und verlasse den Raum. Wohin soll ich? Ich möchte James nicht wecken, andererseits, vielleicht hat er doch Hunger. Ich gehe ins Zimmer und mein Freund wird durch das Geräusch wach, als ich die Tür schließe. Er fährt hoch und blinzelt mich halbblind an. „Padfoot“, murmelt er und schwingt die Beine aus dem Bett. „Hast du mich ins Bett gebracht?“ „Yeah“, erwidere ich. „Hab dir ganz schön was vorgeheult, oder?“ murmelt er in den Boden hinein und sucht verlegen seine Brille. „Bin ein echtes Weichei, oder?“ „Du hast ganz schön geweint, yeah. Aber deswegen bist du kein Weichei“, erwidere ich. „Nicht? Dann ´ne Heulsuse.“ „Kaum. Ich hab früher auch mal so gedacht, bis mir dann dein Dad erklärt hat, dass man kein Weichei ist, nur weil man mal weint. Er hat gemeint, es ginge um Gefühle und die sind nie verkehrt. Weinen, hat er gemeint, ist wie Lachen, man kann nichts dafür, man tut es einfach, wenn man sich so fühlt.“ James blinzelt mich an. „Da hat er wohl Recht, wie meistens. Danke Padfoot.“ „Hör mal, Prongs. Ich mache mir nicht weniger Sorgen als du, nicht dass du mich für herzlos hältst…“ „Nee, aber du hast nicht geflennt, oder?“ „Doch, als du geschlafen hast“, meine ich. „Vorher musste ich mich erstmal um dich kümmern, kleiner Bruder.“ „Kleiner Bruder, hm? Ich geb dir kleiner Bruder“, murmelt er und wirft mir sein Kissen an den Kopf. Ich schnappe es aus der Luft und werfe es auf ihn zurück. „Klar, kleiner Bruder. Ich bin mindestens einen Kopf größer als du. Kannst mich ja großer Bruder nennen…“ James polkt sich das Kissen von der Brille und ist plötzlich wieder ernst. „Shit, Alter“, murmelt er. „Ich war vorhin so verdammt froh, dass du da warst. Ich dachte ich krieg mich nicht mehr ein. Ich konnte mich nur noch an dir festhalten. Alles schien mir plötzlich aus dem Leim zu gehen. Gerade hatte ich mich noch über Andromedas dummes Gesicht kaputt gelacht und einen Augenblick später stand Mums trauriges Gesicht vor meinen Augen. Und mir schoss durch den Sinn: Wie kannst du lachen und Blödsinn machen, wenn Dad im Krankenhaus liegt und Mum verzweifelt daneben sitzt…“ „Kannst du, James, können wir … Weil wir jung sind, weil wir leben, weil wir unser Leben genießen und ich glaube kaum, dass es deine Leute würden anders haben wollen. Sie lieben uns so, wie wir sind und sie wollen, dass es uns gut geht.“ „Du bist heute so ernst, Sirius, irgendwie so erwachsen…“ „Ich hatte vorhin ein langes Gespräch mit Andromeda, dass ein eigenartiges Gefühl in mir erzeugt hat. Mir ist heute zum ersten Mal wirklich klar geworden, wie alleine ich wäre, wenn ich nicht dich und deine Leute hätte. Klar, da sind immer noch Remus und Peter. Und wenigstens Remus ist ein Klasse Freund. Aber Familie? Da habe ich nur dich und deine Eltern. Auf die Meine kann ich nicht zählen und will es auch gar nicht. Andromeda ist zwar schwer OK, aber die hat ihre eigenen Familie gegründet, wenn du verstehst, was ich meine… Nur du und deine Leute…“ Ich stehe vor ihm und muss wohl bei meinen Monolog eine recht tragische Gestalt abgeben, denn plötzlich steht er auf und umarmt mich. „Freunde und Brüder, Mann, Freunde und Brüder, OK?“ murmelt er, als er sich wieder von mir löst. „Lass uns einfach zusammenhalten, was auch immer geschieht.“ „Yeah“, erwidere ich und schaue ihm tief in die Augen. „Danke, Prongs. Das bedeutet mir alles.“  St Mungos Wir verbringen eine recht unruhige Nacht, weil alle Freundschaftsschwüre unsere Besorgnis nicht vertreiben konnten. Wir wälzen uns im Halbschlaf bis zum Morgen hin und her. Kaum wird es hell im Zimmer, fliehen wir aus unseren Betten und ziehen uns an. Wir haben gestern noch mit Andromeda und Ted besprochen, dass er uns ins Herz von London bringen wird, wo sich auch St Mungos befindet. Er hat ein Auto und wird uns auf dem Weg zur Arbeit dort raus lassen. Ted ist Handwerker und hat ein eigenes kleines Geschäft, das aber nicht besonders gut läuft, weil - wie Andromeda liebevoll meinte - „Tollpatsch“ sein zweiter Vorname ist. Ted hat nur lachend darüber die Achseln gezuckt. Er scheint nicht so schnell was übel zu nehmen… Wir sind angezogen und gehen in die Küche hinüber. Ted steht am Herd und versucht Kaffee zu kochen. Es gelingt ihm noch schlechter als uns damals. Inzwischen hat Moony uns gründlich das Kochen beigebracht. Wenigstes für ein anständiges Frühstück reicht es. „Danke Jungs“ meint er schwitzend. „Andromeda verhext mich eines Tages noch, wenn ich so weiter mache. – Sorry!“ Das letzte Wort gilt James, dem er gerade den heißen Kaffee über die Jeans gegossen hat. James zuckt nur die Schultern, steht auf und geht sich trocken legen. Er hat wohl schon mit sowas gerechnet, seitdem Ted mir gestern das Kotelett auf meinen Pullover serviert hat. Die Küche sieht entsetzlich aus, als Ted uns aus dem Haus treibt, da er spät dran ist und seinen Laden rechtzeitig öffnen will. „Wir helfen ihr nachher, wenn wir wieder zurück sind“, murmelt James mir zu. „Yeah, sollten wir, sonst bereut sie es noch, dass sie uns aufgenommen hat“, gebe ich flüsternd zurück. Wir können zwar kein Auto fahren, aber sind durchaus in der Lage, einen Besen zu fliegen, wir haben also tatsächlich Ahnung davon, wie man ein Gefährt im weitesten Sinn lenkt. Ted fährt ungefähr so, wie Snivellus fliegt. James und ich klammern uns verzweifelt an den Handgriffen fest und hoffen, mit dem Leben davon zu kommen. Mir ist schlecht und James ist grasgrün im Gesicht. „Himmel“, murmelt er. „Schlimmer als Flohpuder oder ´n Portschlüssel.“ Ich gebe ihm keine Antwort und nicke nur. Ich habe Angst, dass mein Frühstück auf James landet, wenn ich den Mund öffne. Ted quasselt und plaudert, weist uns auf Sehenswürdigkeiten hin, an denen wir vorbeikommen. Dabei schleudert der Wagen jedes Mal wild quer über die Fahrbahn, aber Ted lässt sich davon nicht im Geringsten stören. Endlich sind wir am Ziel angekommen und Ted lässt uns raus. Wir atmen auf… „Andromeda hat gesagt, ihr sollt ein Gebäude hier in der Nähe suchen, das sich Purge & Drowse GmbH nennt. Soll hier irgendwo in einer Nebenstraße sein. Ich soll euch das geben, damit könnt ihr wieder zu uns kommen. Ich weis zwar nicht, wie das gehen soll, aber Andromeda sagte, ihr wüsstet Bescheid. Bis heute Abend dann…“ und weg ist er. Eine Frau mit Kinderwagen führt einen eigenartigen Tanz auf, um sich und ihr Baby zu retten. Ein alter Mann fuchtelt ihm drohend mit seinem Gehstock nach, dann ist er um eine Ecke verschwunden. „Himmel“, meint James nochmal und hält sich den Magen. „Da nehme ich dann doch lieber Flohpuder…“ Meine Eingeweide machen Saltos und mein Frühstück verabschiedet sich von mir. „Yeah“, erwidere ich und wische mir den Mund ab. „Aber erst, wenn mein Magen sich wieder beruhigt hat, OK?“ James lacht etwas gequält. „Lass uns St Mungos suchen“, meint er und wir machen uns auf den Weg. Es ist nicht schwer, das schäbige Gebäude zu finden, aber es ist nicht so einfach, hinein zu kommen. Eine grässliche Puppe steht in einem Schaufenster und folgt uns mit ihren Augen. „Ich will jetzt echt zu Dad“, meutert James. Da winkt die Puppe mit dem Finger und wir können einfach durch die Scheibe hinein. Eine gelangweilte Hexe sitzt an der Information und James geht schnurstracks auf sie zu. „Wir möchten Dad besuchen“, meint er. „Mr Potter. Er wurde vorgestern hergebracht.“ Die Hexe sucht auf einer Liste nach dem Namen. „Warten sie einen Moment, meine Herren“, erwidert sie. „Heiler Farwick wird sie gleich abholen kommen.“ Sie greift nach einer winzigen Eule und bindet ihr eine Schriftrolle ans Bein. Das Tierchen flitzt davon. Sie winkt uns zu ein paar hässlichen Plastikstühlen, wo wir warten sollen. Wir finden es zwar ein wenig eigenartig, dass sie uns nicht einfach gesagt hat, wo James Dad liegt, aber wir entschließen uns friedlich zu warten…  Sorgen Es dauert nicht lange, bis ein Heiler in einem limonengrünen Umhang auf uns zukommt. „Ihr seid also die Jungs der Potters?“ fragt er. Wir nicken und müssen ihm wohl recht erschrockene Blicke zugeworfen haben, denn er fährt eilig fort. „Nein, nein, eurem Dad wird es bald wieder besser gehen. Er ist nur erschöpft und braucht Ruhe. Nein, es geht um eure Mum. Sie hätte sich schon vor Jahren hier behandeln lassen sollen. Dann hätten wir noch etwas tun können, aber jetzt…“ „Was fehlt Mum?“ platzt James heraus. „Ist sie sehr krank? Wird sie sterben?“ „Beruhige dich, mein Junge“, versucht der Heiler ihn zu beschwichtigen. „Es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Aber der Zusammenbruch eures Dad war zuviel für sie. Sie muss sich sehr schonen und in einigen Monaten wäre ein langer Urlaub in der Sonne angebracht. Sie braucht viel Ruhe und Wärme und jede Aufregung muss vermieden werden. Bitte versucht, ihr das Gefühl zu geben, dass ihr alleine mit allem fertig werdet. Sie hat die ganze Zeit gemurmelt, sie müsse sich um ihre Söhne kümmern. Andererseits dürft ihr eurer Mum nicht das Gefühl geben, dass sie nutzlos ist…“ „Darin haben wir schon Übung“, murmle ich. „Ihr wusstet also, dass sie nicht gesund ist?“ „Schon seit vielen Jahren“, erwidert James. „Dad meinte immer, wir müssen sie tun lassen, was sie meint tun zu müssen. Sie wäre sonst nicht glücklich gewesen…“ Der Heiler nickt. „Damit hatte er nicht Unrecht. Wenn jemand sich nutzlos fühlt, dann hat er auch keinen Grund wieder gesund zu werden. An diesem Punkt erreicht auch die beste Magie ihre Grenzen… Nun gut, geht zu euren Eltern und redet mit ihnen. Ihr seht mir wie zwei Jungs aus, die schon die richtigen Worte finden werden. Kommt mit.“ Er führt uns kreuz und quer durch das ganze Gebäude, bis wir an einem kleinen Zimmer angelangen. „Geht rein und tut euer Bestes“, schiebt uns der Heiler durch die Tür und lässt uns alleine. Es stehen nur zwei Krankenbetten im Raum, darin liegen James Eltern. Mr Potter ist sehr blass, aber er sitzt aufrecht in seinen Kissen und liest in einem Buch. Mrs Potter scheint zu schlafen und wirkt in den weißen Kissen winzig und sehr krank. James Dad hat wohl die Türe gehört und schaut von den Seiten hoch. „Jungs“, flüstert er und winkt uns zu sich. „Schön euch zu sehen.“ Er greift nach seinem Stab und wedelt damit durch die Luft. Zwei Stühle erscheinen. „Setzt euch, aber seid leise, Mum soll schlafen.“ „Dad“, murmelt James. „Dad, Himmel…“ ihm fehlen die Worte. „Schon gut, Junge, schon gut. Ich bin bald wieder OK. Es war ein bisschen viel in letzter Zeit. Ihr wisst schon, dieser schwarze Magier. Er treibt es immer schlimmer, aber noch haben wir ihn unter Kontrolle, auch wenn die Leute beginnen ihn zu fürchten.“ Er seufzt. „Schlimme Sache, wirklich schlimm. Die gute Andromeda fällt für einige Zeit aus und ich wollte sie ersetzen. Ich bin ein alter Narr. Wie soll ich eine Zwanzigjährige ersetzen? Nun, ich wollte es tun und ich habe mich übernommen. Das nächste Mal weis ich es besser…“ „Das nächste Mal, Dad?“ fragt James. „Muss es denn ein nächstes Mal geben. Du bist nicht mehr der Jüngste… Dad, ich habe echt Angst um dich…“ Der alte Potter seufzt erneut. Er ist viel ernster als ich ihn kenne. Wahrscheinlich macht er sich auch große Sorgen um seine Frau. „Die Lage ist schlimm und sie wird noch schlimmer werden, weil die Angst immer weiter wächst und jetzt schon kaum einer wagt, diesen verdammten Namen zu nennen.“ Ich schaue ihm ernst in die Augen und meine: „Wir, wagen es, Sir. Jetzt, immer. Ich hatte gestern eine Unterhaltung mit Andromeda darüber. Und ich bin entschlossen, mich nicht von diesem Voldemort einschüchtern zu lassen.“ „Vorsicht Jungs, überschätzt euch nicht. Der Mann ist sehr gefährlich.“ „Komm schon, Dad, wir werden kaum aus Hogwarts davon laufen und schwarze Magier jagen. Aber wenn wir mit der Schule fertig sind, könnte das anders aussehen…“ „Ihr wollt also in meine Fußstapfen treten?“ fragt er. „Auroren werden?“ „Sirius schon“, meint James. „Ich dachte eher an eine Quidditch Karriere. Aber man weis nie was kommt und sollte er sich an meinen Freunden vergreifen, könnte ich es mir sehr schnell anders überlegen.“ Prophetische Worte, die James da von sich gab. Er war nie ein Auror, aber er hat durchaus schwarze Magier gejagt… Keine fünf Jahre später… „Gut Jungs, man darf sich nie von solchen Personen unterdrücken lassen. Lernt, übt, nutzt eure Fähigkeiten. Aber vergesst darüber nie, euren Spaß zu haben…“ Ich stupse James an. „Was hab ich dir gesagt, Prongs? Sie würden es so wollen…“ „Yeah, stimmt, hast du gesagt.“ „Um was geht es?“ will Mr Potter wissen. Wir erklären es ihm. „Ja, da hattest du wirklich Recht, mein Junge, wir wollen nicht, dass ihr euch vor Sorge verrückt macht. Wir werden schon wieder…“ Aus dem anderen Bett klingt ein leises Gemurmel zu uns herüber. Mrs Potter scheint wach zu werden. Sofort schnellt James zu ihr hinüber und flüstert ihr beruhigende Worte zu. „Sirius?“ spricht mich Mr Potter an. Ich schaue wieder zu ihm hin. „Erst mal danke, dass du so für James da bist.“ Er winkt ab, als ich etwas erwidern will. „Ich weis, er ist dein Freund, fast dein Bruder, aber selbst Brüder sind nicht immer für einander da. Du musst nur an deinen eigenen denken… Aber das ist es nicht, was ich mit dir besprechen wollte. Es geht um meine Frau, sie soll Urlaub machen…“ Ich nicke, hat der Heiler schon gesagt. „Ich möchte mit den Beiden zu Ostern nach Italien fahren, wir haben dort Verwandte, bei denen wir wohnen können, aber sie sind sehr beengt. Hast du eine Möglichkeit, wo du bleiben kannst. Der Name Black hat dort wirklich einen schrecklichen Klang und wir können dich nicht mitnehmen, leider.“ Schade, aber nicht zu ändern. Ich überlege. Nun Andromeda fällt sicher flach. Sie hat dann schon ihr Baby. Zu Remus möchte ich nicht so gerne, seine Eltern sind schon mit ihm überfordert und sie sahen uns letzten Sommer lieber gehen, als kommen, war zumindest mein Eindruck. Auch wenn sie uns mochten und nette Leute sind. Nun, es ist kein Problem in Hogwarts zu bleiben, da ich wirklich nicht nach Hause will. „Yeah“ erwidere ich also. „Ich bleibe einfach in der Schule. Aber im Sommer darf ich doch wieder kommen, ja? Bitte?“ „Natürlich. Es geht wirklich nur um die Osterferien und dass Cosima die Blacks hasst und sich nicht überzeugen lässt, dass es in dieser Familie auch gute Menschen gibt.“ „Danke, Sir“, murmle ich. „Kein Problem, mein Junge.“ „Sirius kommst du mal rüber?“ ruft James leise. Ich trage meinen Stuhl zum anderen Bett. „Sirius, mein Junge“, flüstert Mrs Potter. „Geht es dir gut? Schau dir nur diese nutzlose alte Frau an, nicht mal um ihre Jungs kann sie sich mehr kümmern…“ „Nicht, Ma´am“, versuche ich sie zu beruhigen. „Sie sind nicht nutzlos. Werden sie erst mal wieder gesund. Dann können sie sich schon wieder um uns kümmern. Und inzwischen kommen wir auch alleine klar, das schaffen wir schon.“ „Ich wünschte, du wärst wirklich mein Sohn“, murmelt sie. „Deine Mutter weis gar nicht, was sie an dir verloren hat.“ „Für mich sind sie meine Mutter“ gebe ich fast wütend zurück. „Nicht diese Wahnsinnige, die wie ein eklige Spinne in Grimmauld Platz hockt.“ „Dann solltest du langsam auch mal Mum zu ihr sagen“, schlägt James vor. Mrs Potters Augen beginnen zu strahlen. „Würdest du das, mein Junge? Könntest du mich wirklich Mum nennen?“ flüstert sie. „Mum“, murmle ich und gebe ihr einen sanften Kuss. „Gerne, nur zu gerne nenne ich dich Mum…“ Sie lächelt mich an und in ihren Augen glitzern Tränen. „Ich bin müde“, murmelt sie. „Sehr müde, aber auch sehr glücklich.“ Ihr fallen die Augen zu und ihre regelmäßigen Atemzüge beweisen, dass sie wieder friedlich schläft. „Danke, mein Junge“, murmelt Mr Potter. „Das hat sie sich schon sehr lange gewünscht. Schon seit eurem Gespräch damals. Aber sie wollte dich nicht darum bitten, wegen deiner ernsten Bedenken.“ „Nun, die hat James gerade völlig ausgeräumt.“ James wirft uns fragende Blicke zu. „Erklär ich dir am Heimweg, OK?“ Er ist vorerst zufrieden und nickt. „Gut, Jungs, ihr habt euch jetzt lange genug die Leidensgeschichte von zwei Tattergreisen angehört. Ihr könnt uns morgen wieder besuchen kommen, wenn ihr wollt. Macht Ferien…“  Kapitel 9: In den Straßen von London ------------------------------------ In den Straßen von London Wir machen uns auf den Weg zum Tropfenden Kessel, damit wir mit dem Flohpuder zu Andromeda zurück können. „Du sagst mir in letzter Zeit vieles nicht mehr“, meint James und klingt enttäuscht. „Was für Bedenken?“ „Sei nicht eingeschnappt. Ich will versuchen, es dir zu erklären: Du weist, wie wir zueinander stehen und wie ich dir gegenüber empfinde, oder?“ „Klar, du bist mein bester Freund, mein großer Bruder, oder was meinst du?“ „Yeah und ich liebe deine Eltern, als wären sie meine eigenen. Und genau da liegt mein Problem. Sie sind es nicht. Es sind deine Eltern, verstehst du, nicht meine. Hätte ich auch noch begonnen deine Mutter Mum zu nennen, wäre dieses miese Gefühl in mir noch stärker geworden…“ „Welches miese Gefühl?“ Es ist klar, dass James mich nicht versteht. Ich muss er ihm ausführlich erklären. Nun gut… „Ich habs dir nie gesagt, aber ich war immer eifersüchtig auf dich. Wegen deiner tollen Eltern. Neidisch, dass es direkt wehtat. Aber du bist mein Freund, du bedeutest mir sehr viel. Immer wenn dieses elende Gefühl in mir aufkam, fühlte ich mich deswegen noch mieser. Wie kann ich auf meinen besten Freund so eifersüchtig sein, verstehst du? Wenn ich mich dann auch noch zwischen dich und deine Eltern dränge, wäre es doch so gewesen, als wolle ich sie dir wegnehmen…“ „Ich habs schon immer gewusst, Padfoot“, wirft er ein. „Du hast ´nen satten Knall. Deswegen mag ich dich auch so. Jetzt hör mir mal genau zu, großer Bruder, Mum und Dad wollten immer viele Kinder haben, das hab ich dir doch schon vor Jahren gesagt. Es ist doch völlig egal, ob es ihre eigenen sind, oder ob sie sie einfach angenommen haben. Ich hätte auch immer gerne Geschwister gehabt und ein Bruder wie du kommt mir nur Recht. Du nimmst mir nichts weg, wenn du meine Mutter Mum nennst, verstehst du. Du gibst mir was damit. Erst mal habe ich dadurch einen Bruder. Dann ist Mum glücklich, weil sie noch einen Sohn hat und Dad ist glücklich, weil Mum glücklich ist. Begreif doch, es gibt keinen Grund für Neid oder Eifersucht, Mum und Dad sind die Eltern von uns beiden, weil wir alle es so wollen.“ So hat James noch nie mit mir geredet. Ich darf also die Potters lieben - ich darf es und muss mir keine Vorwürfe deswegen machen. „Danke“, murmle ich. „Jetzt hast du was in meinem Kopf zu Recht gerückt. Jetzt ist alles OK.“ „Was anderes“, meint James in meine Gedanken hinein. „Was hast du gestern mit Andromeda geredet, wie ich geschlafen habe – über diesen Voldemort?“ „Nun, sie hat damit angefangen, aber sie hat den Namen nicht benutzt, sie nannte ihn Du-weist-schon-Wer. Und ich wusste nicht gleich, von wem sie sprach. Und als sie mir das erklärt hat, musste ich an deinen Dad denken… Was er über die Angst, einen Namen zu nennen, gesagt hat und ich habe ihr deutlich erklärt, dass ich mich nicht von einem Schatten ins Bockshorn jagen lasse.“ James nickt eindringlich. „Ich auch nicht“, meint er. „Wäre doch Blödsinn. Der Kerl soll nur kommen, ich lass mich nicht unterkriegen.“ „Ich denke, wir sollten noch stärker unsere Selbstverteidigung weiter üben und die Duelle“, füge ich hinzu. „Klar, Ted wird begeistert sein, wenn ein paar Flüche durch sein Wohnzimmer zischen“, erwidert James zweifelnd. „Muss ja nicht bei Andromeda sein. Die wollte uns ohnehin die Erscheine Zauber beibringen. Nee, wenn wir wieder in Hogwarts sind.“ „Du, was wollte eigentlich Dad von dir, wie ich zuerst bei Mum war?“ Ich erzähle es ihm. „…kein großes Problem, du fährst einfach mit deinen Leuten mit und ich bleibe über Ostern in Hogwarts. In den großen Ferien sind wir ja dann wieder zusammen. Könnte ganz schön Klasse werden, weil Moony dann bereits volljährig ist…“ „Yeah, stimmt ja. Könnte eine Menge Spaß machen. Er darf, wir noch nicht…“ Wir grinsen uns an und machen Pläne. Wir sind angeregt plaudernd durch die Straßen gezogen und unsere Schritte haben uns doch tatsächlich wie von selbst zum Tropfenden Kessel geführt. Durchs Feuer reisen wir zu Andromeda…  Erscheine! Andromeda steht kopfschüttelnd in der Küche und scheint gerade erst aufgestanden zu sein, als ich aus dem Feuer trete. „Dieser Ted“, murmelt sie. „So ein liebenswerter Schlamper.“ „Lass mal, Cousinchen“, meine ich. „Ich hab schon mit James besprochen, dass wir in diesem Katastrophengebiet wieder klar Schiff machen. Du sollst schließlich nicht bereuen, dass du uns aufgenommen hast.“ In diesem Moment kommt James aus dem Feuer und hat meine letzen Worte noch gehört. „Klar, Andromeda“, setzt er hinzu. „Wir haben da schon Übung drin. Dad und Moony haben es uns beigebracht…“ „Wie geht es deinen Leuten?“ will Andromeda wissen und James berichtet. „Dann wird es ihnen bald wieder besser gehen, oder?“ schließt sie. „Yeah“, meine ich. „Denke schon, aber ich hoffe, wir können die ganzen Ferien bei dir bleiben, denn ich möchte ihnen nicht zur Last fallen, solange sie noch nicht wirklich wieder ganz gesund sind.“ „Klar“, erwidert sie. „Kein Problem.“ Als die Wohnung wieder normal aussieht schlägt sie uns vor, in ein leeres Zimmer zu gehen, um dort die Zauber zu üben. „Wie wollt ihr eigentlich verhindern, dass das Ministerium Wind von euren Übungen bekommt? Ihr wisst schon, das Gesetz zur Vernunftbeschränkten Magie Minderjähriger.“ „Das ist schon seit Jahren kein Problem mehr für uns“, meint James, murmelt den Tarnzauber und wedelt mit seinem Stab. Andromeda nickt. „Ihr beherrscht die Verschwinde Zauber, oder?“ Wir bestätigen. „Dann lasst mal sehen. Lasst mal diesen Stuhl verschwinden.“ Sie wedelt mit ihrem Stab und ein Stuhl erscheint. James grinst mich an. „Du“, meint er knapp. Ich schwinge meinen Stab und der Stuhl ist wieder weg. Dann lässt sie sich dasselbe von James demonstrieren. Ihm fällt es genauso leicht wie mir. „Könnt ihr das auch mit Lebewesen?“ will meine Cousine wissen. „Damit haben wir es gelernt“, meint James. „Mit unseren Hautieren. Hin und zurück.“ „Dann beherrscht ihr ja bereits einen Teil der Erscheine Zauber“, erwidert sie. „Nun, dann zu den anderen Stufen, etwas aus dem Nichts zu erschaffen…“ Sie erklärt uns ausführlich die Theorie und nennt uns die richtigen Sprüche. Dann lässt sie es uns versuchen. Es bereitet uns keine größeren Schwierigkeiten, ihren Anweisungen zu folgen. Wir haben schon zu viele Sachen gemacht, als dass es noch großer Anstrengungen bedarf, auch diese Zauber zu beherrschen. „Wow“, meint sie. „Ich dachte, Sirius hätte gestern ein wenig angegeben, aber er hatte Recht. Wenn ihr euch was in den Kopf setzt, dann schafft ihr das auch.“ James nickt. „Wir wissen was wir können und daher haben wir auch das nötige Selbstvertrauen, zu tun, was auch immer wir uns in den Kopf setzten…“ Die nächsten Tage bis Weihnachten vergehen mit diesen Übungen und wir besuchen auch wieder die Potters in St Mungos. Nur in Teds Auto haben wir uns nicht mehr gesetzt… Mit der Zeit wird es immer schwieriger, weitere Ausreden zu finden, warum wir lieber auf magischen Wegen ins Krankenhaus gehen. Es gibt ein herrliches Chaos, als Ted darauf besteht, den Baum zu schmücken und uns bittet ihm dabei zu helfen, weil Andromeda sich doch schonen soll. Zuerst will das Ding nicht in seinem Ständer stehen bleiben und kippt immer wieder um. James wird die Sache zu schließlich zu dumm und er murmelt einen leisen Zauber, der den Baum befestigt. Ted holt sich einen Stuhl, stolpert damit prompt über eine Teppichfalte und kracht in den Esstisch. Wir klauben ihn aus den Trümmern. „Danke, Jungs, danke“, murmelt er. „Es geht schon wieder.“ Andromeda ist mit eiserner Selbstbeherrschung im Schlafzimmer geblieben und wirft jetzt einen erschrockenen Blick durch die Wohnzimmertür. Ohne, dass Ted es bemerkt, bedeute ich ihr, wieder dorthin zurück zu gehen. „Reparo!“ murmle ich und die Trümmer fügen sich wieder zusammen. Ted holt einen Karton mit Christbaumkugeln und kurz darauf darf James die bunten Scherben wieder miteinander verbinden. Lametta fliegt in der ganzen Wohnung herum. Später finden wir sogar noch was davon in der Badewanne und im Abendessen. Ted ist wirklich schlimm. Er ist so schrecklich hilfsbereit, doch wenn man ihn lässt, braucht man echt selbst bald Hilfe. Er muss wirklich das berühmte Glück der Narren haben, denn er fügt weder sich noch uns ernsthaftere Verletzungen zu. Es dauert Stunden, bis der Baum endlich geschmückt ist und kaum ein Möbel hat diese Aktion unbeschadet überstanden. Nur gut, dass wir den Reparo so gut beherrschen. Ted strahlt uns an. „Danke Jungs“, meint er. „Alleine hätte ich das nie geschafft. Und Magie ist gar nicht so schlecht…“ Er poltert durch die Wohnzimmertür. Wir hörten, wie er im Gang stolpert und durch die Schlafzimmertür fällt. Dann seine Stimme: „Liebling, kommst du, wir sind soweit.“ „Sie muss ihn echt lieben“, flüstert James mir zu. „Wäre sie keine Hexe, würden sie echt in Trümmern hausen.“ „Yeah“, erwidere ich. „Wenn er nur nicht so schrecklich hilfsbereit wäre. Ohne ihn hätten wir es schneller geschafft und mit wesentlich weniger Verwüstung…“ Ted kommt mit Andromeda zurück und sie strahlt uns dankbar an. Sie weis wohl nur zu genau, dass es nicht Teds Verdienst ist, dass die Bude noch heil ist. „Großartig, Jungs“, freut sie sich. „Lasst uns schlafen gehen. Morgen gibt’s Geschenke…“ Der Weihnachtstag vergeht ohne größere Zwischenfälle, sieht man davon ab, dass Ted mir Bratensoße über die Jeans kippt und James seine Haare löschen muss, weil Ted unbedingt die Kerzen am Christbaum anzünden wollte…  Nymphadora Wir sind alle erleichtert, als die Feiertage vorbei sind und Ted wieder arbeiten muss. Remus schneit auch herein und mit seiner Hilfe, fällt es uns viel leichter, Andromeda die Arbeit abzunehmen. Sie ist in den letzten Tagen sehr schwerfällig geworden und die Geburt scheint echt bald bevorzustehen. Auf unsere Frage meint sie: „Es dauert mindestens noch bis Mitte Januar, keine Sorge, dann seid ihr längst wieder in Hogwarts.“ Nun, sie muss es wohl am besten wissen und wir glauben ihr. Kurz vor dem Ende der Ferien, kommen wir gerade aus St Mungos zurück, als Andromeda beginnt vor Schmerzen zu stöhnen. „Was fehlt dir?“ frage ich erschrocken. „Es ist soweit“ zischt sie durch zusammengebissene Zähne. „Wir müssen sie ins Bett bringen“, meint Remus geistesgegenwärtig. „So wie ich das sehe, schaffen wir es nicht bis nach St Mungos mit ihr.“ Er packt sie unter den Armen und bringt sie in eine aufrechte Stellung. „Nehm ihre Beine“, befiehlt er, „und helft mir, sie zu tragen.“ Gemeinsam schleppen wir meine Cousine ins Schlafzimmer und legen sie dort ins Bett. „Was sollen wir tun?“ murmelt James vollkommen durcheinander. „Jemand sollte Ted holen“, schlage ich vor. „Nee, blos nicht“, keucht Andromeda. „Nicht bevor das Kind da ist. Teds Hilfsbereitschaft ist das Letzte, was ich jetzt brauche…“ dann stöhnt sie wieder auf. Insgeheim muss ich ihr Recht geben. Ted würde alles nur noch schlimmer machen. Mit abgehackten, keuchenden Sätzen gibt uns Andromeda Anweisungen, was wir tun sollen. Sie schickt James in die Küche, wo er Wasser heiß machen soll. Mich lässt sie Leintücher aus dem Schrank holen und Remus behält sie bei sich. Kluge Wahl, Moony war schon immer der beste Tröster von uns. Er setzt sich neben sie ans Bett und hält ihr einfach die Hand. „Wie soll´s jetzt weiter gehen, Andromeda?“ murmelt er. „Bleib nur bei mir, dann geht´s schon“, murmelt sie schwach. „Du bist der Älteste und ich denke, du kippst nicht so leicht aus den Latschen.“ „Ich hoffe, ich verdiene dein Vertrauen“, murmelt er etwas unsicher. Ich wage es nicht, einen Blick auf das Bett zu werfen, denn Andromeda schindet sich furchtbar, dennoch scheint Remus zu wissen, was er zu tun hat. „Du warst noch nie bei einer Geburt dabei, oder?“ keucht sie. „Bei einem Menschen noch nicht, nein. Aber ich bin ein Bauernjunge und hab schon einer Menge Jungtiere auf die Welt geholfen“, erwidert er. Nanu, davon hat er noch nie was erzählt und seine Eltern haben keine Viehzucht, nur ihre magischen Pflanzen. Aber jetzt ist sicher nicht der richtige Zeitpunkt um nachzufragen. Mir wird ganz komisch zu Mute und ich verziehe mich lieber in die Küche zu James. Ich bin jederzeit bereit, mich den schlimmsten Flüchen zu stellen und ich habe kaum Angst davor, aber das, was da jetzt im Schlafzimmer geschieht, läßt mich regelrecht in Angstschweiß ausbrechen. James steht völlig verloren am Herd und schaut belämmert dem Wasser beim Kochen zu. Er wirft mir einen entsetzten Blick zu und findet keine Worte. Auch ich weis nicht, was ich zu ihm sagen soll. Wir stehen in der Küche und werfen uns weitere hilflose Blicke zu. Das Stöhnen und Keuchen, das aus dem Schlafzimmer dringt, wird immer lauter und schriller und plötzlich dringt ein heller, spitzer Schrei zu uns in die Küche, dann das Weinen eines Babys. Wir zucken zusammen. Dann ertönt Remus Stimme. „Bringt mir mal das heiße Wasser und die Leintücher, macht schon.“ Wir folgen seiner Anweisung mit weichen Knien. Moony steht neben Andromedas Bett und hält ein winziges, blutiges Etwas in den Armen. „Schüttet das Wasser in die Plastikwanne“, kommandiert er. „Und seht zu, dass es nur lauwarm ist.“ Wie betäubt folgen wir seinen Anleitungen. Er kommt mit dem blutigen Bündel herüber und senkt es vorsichtig in die Wanne, nachdem er die Temperatur überprüft hat. Er stützt das Baby mit einer Hand ab und lässt ungemein sanft und vorsichtig Wasser über das Kind rinnen, bis er das ganze Blut entfernt hat. „Gebt mir mal ein Laken“, meint er. James stolpert fast über seine eigenen Füße, als er der Bitte nachkommt. Remus wickelt die Kleine – Andromeda hat nämlich eine Tochter geboren – in das Leintuch und trägt das Bündel dann wieder zu ihr hinüber. „Da hast du deine Tochter“, murmelt er. „Alles dran, soweit ich das beurteilen kann und echt hübsch, ganz die Mutter.“ „Wie willst du sie nennen“, stammle ich. Andromeda wirft einen müden Blick auf ihr Kind und murmelt: „Sie sieht wie eine kleine Nymphe aus. Nymphadora…“ Sie schlingt ihre Arme liebevoll um das Bündel und kurz darauf ist sie auch schon eingeschlafen. Wir verlassen leise das Schlafzimmer.  Teds ganzer Stolz Wir sind in die Küche gegangen und haben uns was zu Essen gesucht. Remus ist sich umziehen gegangen, weil seine ganzen Klamotten voller Blut waren und schließt sich uns jetzt an. Er hat einen eigenartigen Gesichtsausdruck, als er sich zu uns setzt. Wir schämen uns ein bisschen, weil wir ihn alleine gelassen haben. „Mensch, Moony, ohne dich wären wir aufgeschmissen gewesen“, platzt James heraus. „Bist du sauer, weil wir dir nicht geholfen haben“, plappere ich gleichzeitig los. „Nee, ich bin nicht sauer“, meint er und als er unsere zweifelnden, entschuldigenden Blicke sieht. „Echt nicht. Es ist einfach so, dass ich vorhin etwas erlebt habe, von dem ich nie gehofft hatte, es je erleben zu dürfen. Es ist, als wäre die kleine Nymphadora irgendwie meine eigene Tochter, versteht ihr. Ich habs euch doch schon mal erklärt, ich werde es nie wagen dürfen, ein eigenes Kind zu haben, noch nicht mal eine Frau, was das betrifft und jetzt habe ich dabei geholfen, eins auf die Welt zu bringen… Das ist – das ist so – großartig, phantastisch, einzigartig. Warum meint ihr, hat Andromeda euch aus dem Zimmer geschickt und euch beschäftigt gehalten? Ich weis wenigstes, wie eine Geburt sein kann. Als ich das erste Mal gesehen habe, wie eine Kuh gekalbt hat, bin ich umgekippt. Das ganze Blut, die eigenartigen Gerüche und Frauen gebären schwerer als Tiere. Ich hab darüber mal was gelesen… Mir war klar, dass es euch wahrscheinlich auch nicht besser gehen würde, als mir damals und ich konnte mich nicht auch noch um euch kümmern… Drum war ich froh, dass ihr in der Küche und aus dem Weg wart…“ „Du überraschst mich immer wieder, Moony“, meine ich. „Du hast Fähigkeiten, die weit über das Übliche hinausgehen…“ „Ich habs damals schon Peter gesagt, ich muss alles lernen, was ich nur kann und seien es noch so abwegige Dinge. Ich habe keine Ahnung, welchen Beruf ich mal ergreifen kann, was unsere Gesellschaft überhaupt zulässt. Ein Werwolf – ich bitte euch…“ Wir schütteln den Kopf. „Du magst ein Werwolf sein“, murmelt James. „Aber du bist ein so feiner, anständiger und vielseitig begabter Mensch … Die Gesellschaft ist einfach blöde, wenn sie dich nicht als was auch immer arbeiten lässt.“ „Danke, Prongs“, erwidert Moony. „Aber die Wenigsten denken wie du… Nun, wir werden sehen… Wäre einer von euch so nett, Ted zu holen? Ich denke er sollte wissen, dass er Vater geworden ist…“ „Mach ich“, erwidert James und springt auf. „Bleibt ihr hier und schaut nach Andromeda“ und draußen ist er bei der Tür. Moony grinst sein übliches schiefes Grinsen. „Hat es ganz schön eilig, der gute Prongs?“ lacht er in sich hinein. „War ganz schön schwer für euch, oder?“ „Yeah“, erwidere ich. „Andromeda hatte so schreckliche Schmerzen. Ich wusste nicht, dass eine Geburt so – so – qualvoll ist.“ „War halb so schlimm“, meint Moony. „Ich hab gelesen, dass eine Geburt einen ganzen Tag oder noch länger dauern kann. Das waren jetzt noch nicht mal zwei Stunden.“ „Ich bin mir nicht sicher, ob ich sowas mal einer Frau, die ich liebe, antun möchte“, gebe ich zurück. „Diese Schmerzen, diese Last … ich weis nicht…“ „Frag mal Mrs Potter, ob sie das nicht nochmal gerne in Kauf genommen hätte, um weitere Kinder zu bekommen“, erwidert er. „Es heißt Frauen vergessen dieses Schmerzen sehr schnell und sind dann einfach nur glücklich, wenn sie ihre Kinder erst mal haben.“ „Ich bin Onkel“, murmle ich. „Ich hab `ne kleine Nichte und ich darf sie lieben. Andromeda ist anständig, sie gehört nicht zu den schwarzen Blacks.“ Die furchtbare Anspannung von vorher fällt von mir ab und ich kann wieder klar denken. „Weist du, Remus, vorhin habe ich gedacht, dass ich mich lieber mit den Unverzeihlichen Flüchen rumschlage, als nochmal bei einer Geburt dabei zu sein, aber jetzt denke ich, dass es schon was Tolles ist, wenn neues Leben auf die Welt kommt.“ „Yeah“, erwidert Moony. „War auch für mich nicht leicht, aber jemand musste deiner Cousine doch helfen und ihr wart sicher nicht dazu in der Lage.“ „Nee, das hätten wir sicher gewaltig verbockt.“ Dann sitzen wir eine ganze Weile einfach schweigend beieinander. Plötzlich poltert Ted so eilig zur Tür herein, dass diese schief in ihrem Rahmen hängen bleibt. Seine Augen blitzen und er ist voll durch den Wind. James folgt ihm auf den Fersen und bringt die Tür wieder in Ordnung. Ted hastet weiter durch die Räume und ins Schlafzimmer. Wortlos beschließen wir, die beiden erstmal alleine zu lassen. „War ganz schön schwer ihn zu überreden, dass er sein Auto stehen lässt“, meint James seufzend. „Er wollte unbedingt fahren, aber er fährt schon unter normalen Umständen wie ein Bekloppter. Hätte er jetzt den Wagen genommen, hätte er ihn sicher um den nächsten Baum gewickelt.“ „Nun“, meint Remus, „du hast es offensichtlich geschafft, ihn heil herzubringen.“ „Yeah, hab ihn einfach am Arm gepackt und in den nächsten Bus gesetzt. Er hat dauernd sinnloses Zeug vor sich hin geplappert und ich musste neugierigen Muggel erklären, dass er soeben Vater geworden ist. Das haben sie verstanden und uns nicht weiter belästigt.“ Ted kommt zurück und murmelt vor sich hin: „Ich bin Vater … Ich bin Vater … ich hab eine Tochter … so eine wunderschöne Tochter …“ Er läuft ziellos durch die Wohnung, zu Abwechslung mal ohne über alles zu stolpern. Remus geht zur Anrichte hinüber und schüttet Whiskey in ein Glas. „Da“, meint er an Ted gewandt, „trink erst mal `nen Schluck, auf deine Tochter, dann geht es dir wieder besser.“ Ted greift nach dem Glas und kippt es in einem Zug hinunter. Dann besteht er darauf, dass wir mit ihm auf Nymphadora anstoßen. Keiner von uns hat je was Stärkeres als Butterbier getrunken und der scharfe Alkohol brennt uns die Kehle hinunter und bringt uns gewaltig zum Husten. Ted schenkt uns dauernd nach und wir suchen nach Möglichkeiten das Zeug los zu werden, ohne es zu trinken. Gut, dass wir die Verschwinde Zauber beherrschen, denn Ted ist schon bald zu betrunken, um zu merken dass wir Magie verwenden. Mit der Zeit werden seine Augen glasig und er sinkt in sich zusammen, er hat einen satten Rausch. Sein Kopf fällt auf die Tischplatte und er beginnt leise zu schnarchen. „Legen wir ihn auf die Couch“, meint Remus. „Da kann er seinen Rausch ausschlafen, ohne dass er Andromeda stört…“  Nochmal Lily Nach einem letzten Besuch bei den Potters in St Mungos fahren wir wieder nach Hogwarts zurück. Wir sind uns einig, dass es dieses Mal wirklich noch ereignisreichere Ferien gewesen waren als üblich. Irgendwie komme ich mir als Onkel schrecklich erwachsen vor und James scheint es auch nicht viel anders zu gehen. Wir sind alle drei recht schweigsam und hängen unseren Gedanken nach. Peter spielt sich wieder mal auf und plappert eine Menge Unsinn darüber, wie er mit seiner Mum die Ferien verbracht hat. Wir können ihn kaum mehr für voll nehmen und hören ihm fast nicht mehr zu. Schließlich wird mir sein Brabbeln zu viel und ich murmle was von wegen ich müsse auf Klo. Ich gehe ein paar Schritte, bis man mich von unserem Abteil aus nicht mehr sehen kann und starre aus dem Fenster. Die Gegend fliegt regelrecht vorbei… „Sirius? Sirius, träumst du?“ Lily! Himmel, die hatte ich ganz vergessen. „Hi, was gibt’s?“ erwidere ich und gebe mich unschuldig. „Ich habe unsere Unterhaltung letztens die ganzen Ferien nicht aus dem Kopf bekommen“, meint sie nachdenklich. „Sei bitte leise, Lily. Das wovon wir geredet haben, ist nicht allgemein bekannt und soll es auch nicht werden.“ „Klar, klar doch, sicher“, stammelt sie und zieht mich in ein leeres Abteil. „Ich hab überlegt“, setzt sie an. „Wenn euer Kumpel ein so gewaltiges Problem hat, werdet ihr ihn sicher nicht im Stich lassen. Was unternehmt ihr dagegen?“ Die Frage ist verdammt direkt und ich finde erst Mal keine Worte. „Ihr tut doch was, oder?“ drängt sie. „Yeah – yeah, aber wohl nicht so, wie du es dir vorstellst“, erwidere ich. „Ihr sucht kein Heilmittel?“ platzt sie heraus. „Es gibt kein Heilmittel, Lily, und wir sind keine Heiler und nur mittelmäßige Trankbrauer, was das betrifft. Sicher, wir kommen mit dem Unterricht absolut klar, aber selber sowas ausprobieren? Nee, du, das liegt keinem von uns.“ „Ihr seid besser in verbaler Magie, oder?“ fragt sie nach. „Yeah.“ „Also, was dann?“ „Lily, das darf ich dir nicht sagen, ich würde mich und meine Freunde in gewaltige Schwierigkeiten bringen, wenn es raus kommt“, versuche ich sie abzubringen. „Von mir erfährt keiner was“, erklärt sie bestimmt. „Lily, es ist nicht legal, was wir tun“ und als sie erschrocken aufkeucht: „Nee, wir tun keinem was an, echt nicht. Aber es ist mit Sicherheit gegen das Gesetz.“ „Ihr – ihr – ihr werdet noch von der Schule fliegen“, platzt sie entsetzt heraus. „Das wäre noch das Geringste. Wir könnten dafür ins Gefängnis kommen…“ „Mensch, Sirius, die Gefahr…“ „Kein Risiko, kein Spaß… Aber im Ernst, darum ging es vielleicht mal am Anfang. Jetzt geht es alleine um Remus. Er ist unser Freund und er leidet, leidet mehr als du dir auch nur vorstellen kannst. Die Verwandlung ist einfach entsetzlich und wahnsinnig schmerzhaft. Und es ist auch alles andere als witzig, jeden Vollmond zum Biest zu werden…“ „Du scheinst es recht genau zu wissen, nicht wahr?“ wirft sie ein. „Yeah – yeah – ich hab ihn erlebt, letzten Sommer bei den Potters. Es ist so grausam. Remus ist ein so anständiger Mensch und dann dieser Fluch - es ist einfach nicht gerecht.“ „Du hast ihn schon als Werwolf gesehen?“ „Schon vor drei Jahren, so lange wissen wir es schon.“ „Und euch ist nichts geschehen?“ „Nee, wir waren schneller als der Wolf. Wir hatten Glück, dass ein Bann ihn dort hält, wo er sich in diesem Zustand versteckt hält“, beruhige ich sie. „Jetzt hast du mir zwar eine Menge erzählt, aber meine Frage hast du nicht beantwortet.“ „Lily, bitte…“ Plötzlich geht die Tür auf und Remus kommt hereingeplatzt: „Da steckst du also - Hi, Lily. Hältst du das für schlau, Padfoot? Wenn James euch so sieht, rastet er aus.“ „Da bist du auf dem falschen Hippogreifen. Es geht nämlich um dich“, erwidere ich. „Lily ist zu schlau, um nicht zu merken, dass mit dir etwas nicht stimmt. Sie hat mich schon vor den Ferien danach gefragt. Ich hab vergessen, mit dir darüber zu reden, du weist selbst, dass wir andere Sachen im Kopf hatten…“ „Yeah, sicher, schon gut“, erwidert er und fährt dann an Lily gewandt fort. „Du weist also, was ich bin, oder?“ Lily schaut ihn eindringlich an, als wolle sie überprüfen, ob sich etwas von dem Wolf in Remus müden Zügen zeigt und nickt. „Keine Sorge, ich bin jetzt nicht gefährlich, ich bin jetzt nur ein Junge…“ „Ein Junge?“ unterbreche ich ihn. „Nee Moony, du bist kein Junge mehr, nicht nachdem, was du an Weihnachten geleistet hast. Du bist ein Mann…“ Er grinst mich schief und etwas traurig an. „Vielleicht hast du ja Recht. Aber in Hinsicht auf den Wolf, spielt das ohnehin keine Rolle, wie du genau weist, der ist schon lange ausgewachsen. Nee, ich wollte Lily nur beruhigen, damit sie sich keine unnötigen Sorgen macht.“ „Ihr redet beide eine Menge“, fährt sie dazwischen, „aber ihr sagt nichts, wenigstens nicht das, was ich hören möchte.“ Remus wirft mir einen fragenden Blick zu. „Kannst es dir doch denken, oder? Lily ist zu schlau und wenn sie überlegt, kommt sie schon auf die richtige Fährte.“ „Und willst du ihr es sagen?“ „Weis nicht recht…“ „Jetzt redet doch nicht über mich, als ob ich nicht da wäre“, platzt sie heraus. „Sorry Lily. Aber die Sache ist wirklich heiß“, erwidert Remus. „Versprich uns, dass du uns nicht verrätst, weder mich, noch meine Freunde.“ „Ich verspreche es, sonst sagt ihr mir nie was und ich komme noch vor Neugierde um“, erwidert sie drängend. „Das wollen wir sicher nicht“, murmle ich. „Lass mich“, meint Remus und ich nicke. Dann erklärt er ihr ausführlich die Sache mit den Animagi. Ihre Augen werden immer größer und sie keucht ein um das andere Mal überrascht auf oder schüttelt ungläubig den Kopf. „Das habt ihr also getan“, meint sie, als Remus geendet hat. „Ihr seid ganz anders, als ich dachte. Ihr habt ein Verantwortungsbewusstsein, das viel weiter geht, als ich mir vorstellen konnte – wenn ich so an die Dinger denke, die ihr gewöhnlich dreht…“ „Es ist was anderes, wenn es um unsere Freunde geht“, erwidere ich. „Für die tut jeder von uns alles…“ „Yeah“, murmelt Moony. „Und mehr als das…“ „Ich glaube“, erwidert Lily leise, „ich muss mal wieder schwer nachdenken und meine Gedanken ordnen … Bis später…“ und weg ist sie. „Nun, dieses Treffen sollten wir wohl besser für uns behalten“, meine ich zu Remus. „Yeah, wäre wohl besser“, erwidert er. „Weist du, ich habe das Gefühl bekommen, dass Lily echt auf James steht, aber sich nicht sicher ist, ob er wirklich der Richtige ist. Die ist nämlich ein Mädel, das nur einmal liebt und dann will sie sicher gehen, dass es nicht der Falsche ist, für den sie sich entscheidet.“ „Hmm, da könntest du Recht haben“, überlege ich. „Sie mag James, aber sie will keinen Angeber und wir nennen ihn sicher nicht umsonst Prongs, oder? Du weist, wie sehr ich ihn mag, aber er kann sich wirklich unglaublich aufspielen. Andererseits, ist er ein echt feiner Kerl und er tut für seine Freunde alles. Lily kennt ihn einfach nicht so gut, wie wir und sie möchte Informationen.“ „Yeah, denke ich auch. Weist du, ich würde mich echt freuen, wenn sie mit Prongs zusammenkäme, sie ist schon ein tolles Mädchen.“ „Yeah, ich auch. Schade, dass sie solche Mädels wie Lily nicht in Serie herstellen.“ Remus lacht leise und etwas traurig in sich hinein: „Gott sei Dank, ist das nicht so, sonst käme ich echt in Versuchung…“ „Das hast du letzten Sommer schon gesagt. Aber wie stellst du dir dann dein Leben als Erwachsener vor? So ganz ohne Frau?“ „Nun, ich habe meine Freunde und so bin ich nicht allein. Aber was eine Beziehung mit einer Frau betrifft, nun…“ er zuckt die Schultern. „Die wird wohl immer ein unerreichbarer Traum für mich bleiben… Lass uns zurückgehen, bevor James uns mehr Fragen stellt, als wir beantworten wollen…“  Snivelly geht Baden Wieder in Hogwarts werden James und ich plötzlich stärker eingespannt. Dumbledore scheint unserem Versprechen nicht ganz zu trauen und hat Hagrid beauftragt, sich ein wenig um uns zu kümmern, dass wir nicht auf dumme Gedanken kommen. Das tut der ausgiebig. Kaum bringt er in Erfahrung, dass wir nichts Besonderes vorhaben, holt er uns zu sich hinunter und lässt uns mitarbeiten. Einen Vorteil hat die Sache ja, wir lernen das Hogwartsgelände und den Verbotenen Wald auf eine Art kennen, wie wir es alleine nie geschafft hatten. Hagrid stellt uns den Zentauren vor und wir finden endlich heraus, wo sich ihr Lager befindet. Gut zu wissen, denn sie haben uns ja verboten, uns mit Remus dort blicken zu lassen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie uns als die Animagi erkennen, die ihnen damals begegnet sind. Sie verlieren jedenfalls kein Wort darüber, aber sie werfen uns neugierige Blicke zu, wenn sie glauben, dass wir es nicht sehen. James muss auch wieder häufiger für Quidditch trainieren und da sind dann auch noch die Vollmondnächte… Die Zeit vergeht rasend schnell und es wird Frühling. Es wird schon bald sehr warm und das Wetter ruft mich ins Freie. Remus erholt sich wieder mal vom Vollmond und Peter ist mit James beim Training. Lässt der sich nie nehmen, wenn er es verhindern kann. Ich strolche übers Gelände und überlege gerade, ob ich zu Hagrid gehen soll, als mir eine einsame Gestalt unter der Birke am See ins Auge fällt. Mir ist so stinklangweilig, dass ich alle guten Vorsätze vergesse, denn bei der Gestalt handelt es sich um Snivellus. Den wollte ich schon lange Mal baden schicken und eine bessere Gelegenheit wird sich mir wohl nie wieder bieten. Ich schleiche mich leise näher und zücke meinen Stab. „Mobilicorpus!“ rufe ich und Snivelly hängt hilflos in der Luft. Er wedelt ziellos mit den Armen herum, aber ich sorge dafür, dass er nirgends Halt findet. „Lass mich runter, Black!“ faucht er. „Sofort, Snivelly, sofort“, gebe ich zurück und lasse ihn hinaus über den See fliegen, dann hebe ich den Zauber auf. „Geh mal baden!“ rufe ich ihm nach, als er ins Wasser klatscht. Ich grinse vor mich hin. Es hat zu komisch ausgesehen, wie er so gottjämmerlich in der Luft hing und er ist wie ein Stein ins Wasser gefallen. Witzig, echt witzig. Doch was ist das? Er kommt nicht wieder hoch. Gerade will ich ihm nach, denn absaufen soll er nun wirklich nicht, da schießt eine riesige Gestalt an mir vorbei und stürzt sich ins Wasser. Hagrid krault wie ein Wilder auf den See hinaus und bringt Snivellus wieder zum Vorschein. Der hustet und spuckt literweise Wasser aus. Hagrid bringt ihn ans Ufer und lässt ihn wie eine nasse Ratte zu Boden gleiten. Ich muss schon wieder grinsen. Es sieht wirklich zu bühnenreif aus. „Sirius, du bleeda Hund“, faucht Hagrid mich an. „Du kannst an andan Buam doch ned in an See schmeiß´n.“ „Ich dachte, er könne ein Bad brauchen“, gebe knapp ich zurück. War wohl doch keine so gute Idee. Ich grinse Hagrid etwas schuldbewusst an. „Schaug jetzad blos, dass de schleichst“, faucht er. „Mir red´n uns spada…“ Ich trolle mich, denn er wirft mir einen derartig drohenden Blick zu, dass ich nicht weis, was er tun wird, wenn ich seiner Anweisung nicht umgehend folge… Nun, heute weis ich, dass Severus damals nicht viel zugestoßen ist. Es war wirklich keine so tolle Idee, ihn in den See zu werfen, nur weil mir langweilig war. Ich hatte noch nicht mal daran gedacht, ob er überhaupt schwimmen kann. Und da hielt Lily uns für verantwortungsbewusst. Na ja… Jung und dumm wäre manchmal wohl die bessere Bezeichnung gewesen… Gegen Abend entschließe ich mich, zu Hagrid hinunter zu gehen. Alleine - Weder James noch Remus müssen etwas davon wissen. Das Ganze ist mir dann doch ein bisschen peinlich… „Da bist ja“, meint Hagrid, als er die Tür öffnet. „Kimm eini, mia miass´n red´n.“ Er lässt mich an seinen Tisch hinsetzen und stellt einen Eimer Tee vor mich hin. „Ich weis selber, dass das heute Nachmittag nicht das Wahre war“, gebe ich zu. „Es ist nur so, dass es mich schon ewig in den Fingern juckt, Snape ein Bad zu verpassen. Er ist so ungepflegt und schmierig. Ich fand die Idee einfach witzig und hab nicht weiter über die Konsequenzen nachgedacht.“ „Du häddads eam glatt absauf´n lass´n“, grollt er düster. „Nee, Hagrid, echt nicht. Ich wollte ihn grade raus holen, als du an mir vorbei geschossen bist. Du weist, ich mag ihn echt nicht, aber umbringen will ich ihn dann doch nicht.“ Hagrid schaut mir lange und eindringlich in die Augen, dann nickt er. „Mach ned no amoi so an Mist“, grummelt er. „Des hod koan Wert. A wennst eam ned mogst, so vakehrt is ea aa wieda ned. Lass eam hoit, wenn ea da nix tuat.“ „Getan hat er mir dieses Mal wirklich nichts, aber oft genug…“ murmle ich. „Lass as, lass as einfach, Sirius. Du bist doch sonst ned so a Depp. So a Rache, de fliegt hi und hea und es wird imma schlimma und dann g´schieht was, des kona ned woin häd…“ „Nun, Hagrid, ich verspreche dir, ich denke das nächste Mal erst bevor ich handele. Stell dir vor, ich hätte ihm doch tatsächlich fast das Leben retten müssen.“ „Häd eam vielleicht mea g´stunga als ois andas, was´d eam hädst ootoa kenna“, erwidert Hagrid nachdenklich. Ich zucke die Schultern und es ist mir eigentlich egal. „Gut Hagrid, dann ist das wohl geklärt, oder?“ Er nickt. „Druck de, du Schlingl. Werst scho as rechte toa...“  Ein schlimmer Brief Ostern kommt und zum ersten Mal bleibe ich alleine in Hogwarts. Remus will nach Hause, bevor der Vollmond kommt und James will, wie gesagt, mit seinen Eltern nach Italien. Peter verschwindet wie immer zu seiner Mum. Es ist der erste Tag der Osterferien und es ist stinklangweilig in der leeren Schule. Gegen Abend pocht etwas an das Fenster des Gemeinschaftsraums und eine Eule flattert herein, als ich das Fenster öffne. Es ist der Vorabend meines fünfzehnten Geburtstags und ich vermute Post von James, Remus oder sogar Peter, obwohl es sich bei der Eule keineswegs um Schuhu handelt. Aufgeregt reiße ich die Pergamentrolle auf und streiche sie glatt. Die grausamem Schriftzüge meiner Mutter springen mir entgegen: Sirius, nicht länger bist du ein Mitglied dieses Hauses. Behalte den Namen, er wird dir kein Glück bringen, dafür habe ich schon gesorgt… Zu lange schon vermeidest du nach Hause zu kommen und ich sehe, dass du nicht länger zum edlen und uralten Haus der Black gehörst. Du bist enterbt und dein Bruder Regulus wird das Alleinerbe antreten, wenn er erst einmal volljährig ist. Trete nie wieder über meine Schwelle. Du bist nicht mein Sohn, du bist nicht länger ein Black. Es ist mir egal, was aus dir wird. Morgen erhältst du deine Privatsachen. Ich will nicht, dass dieser Dreck noch länger unser edles Haus beschmutzt. Solltest du sterbend auf meiner Türschwelle liegen, werde ich auf dich spucken. Verflucht sollst du sein - Geh zur Hölle… Kassiopeia Black Sprachlos starre ich auf diese gemeinen Zeilen. Onkel Alphard hat mich gewarnt, dass das geschehen würde. Aber ich hätte nicht so früh damit gerechnet. Alphard war über zwanzig, als sie ihn verstießen und auch Andromeda war schon erwachsen, als sie enterbt wurde. Ich bin noch minderjährig. Himmel, jetzt bleiben mir wirklich nur noch die Potters… Ich starre aus dem Fenster in die Nacht hinaus. Der Vollmond scheint über dem Gelände, aber Moony ist nicht da, der ist in Cornwall. Gerade heute würde ich gerne laufen, rennen… Weg… Weg von diesem Brief. Weg von meinen Gedanken. Weg von mir selbst… Nicht mal Orions Schnurren hilft mir heute… Ich will einfach nur raus aus dem Schloss… Nicht als Tatze. Tatze ist immer nur mit Freunden unterwegs. Sirius will laufen. Ich starre nochmal auf den Brief, dann knülle ich ihn zusammen und werfe ihn ins Feuer. Es ist keiner mehr im Gemeinschaftsraum, die Kids, die nicht nach Hause gefahren sind, haben sich schon schlafen gelegt. Gedankenverloren stehe ich auf, dabei fällt Orion von meinem Schoss und wirft mir einen beleidigten Blick zu, dann trotte ich los. Einfach durchs Porträtloch, dann leises weiter durch die Gänge, hinunter in die Eingangshalle. Der Umhang ist bei James, ich bin also nicht unsichtbar. Trotzdem mache ich mir keine Gedanken darüber, dass jemand mich sehen könnte. Irgendwie wäre es mir auch egal. Ich fühle mich leerer als je zuvor in meinem ganzen Leben. Meine langen Beine tragen mich in den Verbotenen Wald und den Pfad zur Quelle entlang. Mein Kopf summt und eine schreckliche Verzweiflung überkommt mich. Ich fühle mich dreckig, beschmutzt von dem gemeinen Brief. Hilflos. Die Quelle kommt vor mir im Licht des Vollmonds in Sicht. Sie hat eine so magische Ausstrahlung, sie kann mich reinigen, schießt mir durch den Kopf. Gut … Gute Idee… Ich werfe einfach meine Kleidung ab und steige in diese heilige Quelle. Plötzlich bricht alles aus mir heraus und ich schreie – weinend und trotzig – lauthals in die Nacht hinein: „Verdammt sei das edle und uralte Haus der Black. Nie wieder will ich mit ihnen etwas zu tun haben. Ich bin kein schwarzer Magier. Verdammt sei der Brief, mit dem sie mich enterbt haben. Ich brauche ihr Gold nicht. Verdammt seien meine Mutter, mein Vater und auch Regulus, mein dummer Bruder, der soviel besser sein soll, als ich. Ich brauche ihre Zustimmung nicht. Verdammt sei das Blut, das in meinen Adern fließt, ich will es nicht!“ Dieses schwarze, üble Blut, das in meinen Adern fließt, kotzt mich plötzlich unsäglich an. Ich will es loswerden, will es fließen sehen. Meine Fingernägel sind sehr scharf und ich reiße mir damit die Brust auf. Das verhasste Blut rinnt in breiten Strömen an meiner Brust hinunter. Plötzlich packt mich der Wahnsinn meiner Familie und immer weiter reiße ich mir die Haut auf. Die ganze Zeit rinnen mir Tränen übers Gesicht. Ich bin wütend, verzweifelt, beinahe verrückt. Es braucht einige Zeit, bis ich bemerke wie kalt das Quellwasser eigentlich ist. ‚Ich will nicht sterben!’, schießt es mir plötzlich durch den Sinn. ‚Dann haben sie gewonnen und ich bin der Narr! Ich will leben, leben damit ich ihnen beweisen kann, dass ich sie nicht brauche!’ Mit klammen Gliedern klettere ich aus dem Wasser und taumle zu meiner abgelegten Kleidung hinüber. Ich sinke in mich zusammen. Immer noch rinnt mein Blut an mir hinunter und die tiefen Kratzer beginnen zu schmerzen. Ich will mich aufrichten und mich anziehen, denn ich friere entsetzlich. Doch bevor der Gedanke meinen Körper erreicht, breche ich zusammen und weis bis zum Morgengrauen von nichts mehr… Und nun widerfährt mir die größte Überraschung meines Lebens… Ich wäre in dieser Nacht in diesem Wald verblutet, hätte sich nicht mein erklärter Feind meiner erbarmt. Auch Severus hatte der strahlende Mond in den Wald gelockt und er hat alles mit angesehen. Was muss er nur von mir gedacht haben? Hat er mich für schwach gehalten, für eine Heulsuse? Sieht nicht so aus. Kaum war ich zusammengebrochen, war er zu mir herübergekommen und hat mich verarztet. Hat meine Wunden mit einem Trank behandelt. Und was er dann tat, verstehe ich auch jetzt noch nicht. Er hat mich berührt, mich gestreichelt. Sehr ungeschickt, aber auch sehr zärtlich… Warum nur, das alles? Er hat mich doch genauso gehasst und verabscheut wie ich ihn, oder? Hat er, wird mir klar. Aber aus irgendeinem obskuren Grund hat er mich auch verzweifelt geliebt. Wie lange und wie sehr muss er unter dieser komplizierten Hassliebe gelitten haben… Wie sehr muss ihn das zerrissen haben… Es ist Wahnsinn, zu versuchen dieselbe Person gleichzeitig zu hassen und zu lieben… Ach Severus, es ist so sonderbar. Du bist so sonderbar. Damals hätte ich dir wohl sonst was angetan, wenn ich davon gewusst hätte. Deine Hände an mir… Ich wäre eine Woche nicht mehr unter der Dusche herausgekommen, so sehr hätte es mich davor geekelt… Heute jedoch tut es mir wirklich leid, dass wir nie vernünftig miteinander gesprochen haben. Wir hätten Freunde sein können. Liebende wohl eher nicht. Du warst nicht mein Typ und ich stehe nicht auf Männer, aber eigentlich habe ich dich immer zu schlecht gekannt. Habe mich immer nur von meinen Vorurteilen leiten lassen, egal wer auch immer versucht hat, mich davon abzubringen… Wer weis, was hätte sein können, wären wir Freunde gewesen. Mädchen haben mich nämlich auch nie besonders interessiert. Meine Freunde waren mir immer wichtiger… Als ich wieder zu mir komme, ist die Nacht fast vorbei und ich bin fünfzehn. Meine Wunden haben sich geschlossen und mein Glibber klebt zwischen meinen Beine. Plötzlich finde ich alles nur noch amüsant. Ich werfe einen Blick in die Dunkelheit, aber die ist immer noch undurchdringlich. Ich zucke die Achseln, beschließe mich sauber zu machen, mir wieder was anzuziehen und noch ein paar Stunden im Turm zu schlafen… Als ich in meinem Himmelbett wieder wach werde, ist der Wahnsinn der Nacht völlig aus meinem Bewusstsein verschwunden. Ich habe mein altes, fröhliches Selbst wieder und der Brief ist vergessen… …bis ich eine alte Holzkiste am Fußende meines Bettes entdecke. Das Familienwappen der Black ist in ihren Deckel gebrannt. Neugierig gehe ich hin und mache sie auf. Drinnen befinden sich ein paar alte Sachen von mir. Kindheitserinnerungen, ein paar Bücher, altes Spielzeug. ‚Tolles Geburtstagsgeschenk’, denke ich sauer. Und plötzlich wird mir klar, dass ich nun nicht mehr besitze, als diese alte Kiste und meinen Koffer. Das ist alles, was nun noch Sirius Black ausmacht. Es stinkt mir unsäglich und ich mache mich schlecht gelaunt zum Frühstück auf. Am Tisch gegenüber sitzt Snivellus und öffnet ein Päckchen. Wer sollte dem schon was schicken? Kann eigentlich nur ein Ostergeschenk von Morchie sein… Ich schlendere zu ihm hinüber und will stänkern. Warum sollte es ihm gut gehen, wenn es mir so mies geht? Ich funkle ihn an und er funkelt zurück, aber er scheint eigenartig gute Laune zu haben. Die will ich ihm umgehend verderben, will meinen Frust an ihm auslassen… „Oy, Snivelly“, fege ich ihn daher an. „Ein Geschenk bekommen? Wer würde dir schon was schenken.“ Ich lache abfällig auf, will ihn reizen, will einen Streit anfangen… Irgendwas, um diese hilflose Wut in mir los zu werden… „Das geht dich einen feuchten Schmutz an, Black“, faucht er mich an und irgendwie scheint er es zu genießen, mich ohne meine Freunde vor sich zu haben. Nun, mit ihm werde ich sicher alleine fertig… Vor ihm liegt eine Packung mit Bertie Botts Bohnen und eigentlich mag ich die Dinger nicht. Man weis nämlich nie, was man für einen Geschmack erwischt und ich hatte schon so Sachen wie Chili, Popel und Haarwachs. Danach habe ich darauf verzichtet. Aber jetzt reizt es mich, ihm die Bohnen wegzuessen. Ich greife nach der Packung, reiße sie auf und schütte mir den ganzer Inhalt in den Mund. Hätte ich besser bleiben lassen sollen. Die Bohnen verraten mich auch dieses Mal und der Geschmack ist einfach ekelhaft. Ich kann das unmöglich schlucken und spucke alles in meine Hand. Als wäre es die Schuld von Snivelly, schleudre ich das Zeug vor ihn auf den Tisch. „Whä“, platzt es aus mir heraus. „Ohrenschmalz.“ Snivellus will sich ausschütten vor Lachen. „In die eigene Grube gefallen“ feixt er. „Tut mir ja so schrecklich leid.“ Ich werfe ihm einem Blick zu, der seinen üblichen Dolchblicken um nichts nachsteht und trolle mich beleidigt. Ging ja mal wieder nach hinten los… Dieses Mal hat er wirklich gewonnen…  Mädchen Erst als meine Freunde wieder da sind, geht es mir wieder etwas besser. Ich erzähle ihnen nichts von diesem elenden Brief, aber ich fange einen regen Schriftwechsel mit Onkel Alphard und Andromeda an. Die wissen, wie es ist, verstoßen zu sein und vielleicht wird es mit der Zeit auch leichter für mich… Als der nächste Vollmond kommt, bin ich fast so wie immer und genieße das Laufen und Rennen im Wald und im Gelände. Aber schon bald überfallen mich erneut quälende Zweifel und mein Schlaf wird sehr unruhig. Ich versuche meine schlechte Laune mit Ausbrüchen manischer Fröhlichkeit zu kompensieren, aber die kleinste Kleinigkeit, zieht mich wieder runter und ich ziehe mich in mich selbst zurück. James fällt scheinbar nichts auf und er ist auch wieder sehr mit Quidditch beschäftigt. Remus wirft mir fragende Blicke zu, sagt aber nichts und Peter bekommt ohnehin nichts mit. Viel passiert in den Wochen bis zu den Prüfungen nicht. Wir machen Blödsinn, hängen miteinander ab, lernen auch mal, wenn wir Lust dazu haben und gehen zu Hagrid hinunter. Allerdings ist nun ein neues Thema aufgetaucht – Mädchen. Wir sitzen zu dritt am See und diskutieren diesen Gegenstand eingehend. Peter ist im Turm und büffelt. James steht schon seit Ewigkeiten auf Lily und er fabuliert immer stärker über sie. „Ich möchte jetzt doch mal wissen, warum sie sich immer weigert, mit mir auszugehen“, meint er, da er sich schon zum x-ten Mal einen Korb von ihr geholt hat. Remus und ich grinsen uns an. Wir wissen es, aber wir können es James nicht sagen. Nicht, wenn wir Streß mit ihm vermieden wollen. Mit ihm ist einfach nicht vernünftig zu reden, wenn es um Lily geht. „Vielleicht bist du nicht ihr Typ“, schlage ich vor. Er zerstrubbelt verlegen sein Haar und wirft mir einen brennenden Blick zu. „Warum nicht?“ will er wissen. „Was weis ich? Vielleicht steht sie nicht so drauf. wenn du wieder mal alle möglichen Leute in den Gängen verhext“, meint Remus und kommt der Wahrheit damit so nahe, wie er nur kann, ohne ihm von unserem Gespräch mit Lily zu erzählen. Wir wissen, wir bewegen uns auf sehr dünnen Eis, aber uns würde es echt gefallen, wenn er mit Lily beisammen wäre. Wir mögen sie nämlich auch recht gern. „Was ist mit euch beiden?“ will er wissen. „Kein Mädel in Sicht?“ Remus zuckt die Schultern. „Mir würde schon die eine oder andere zusagen, aber du weist, warum ich es nicht drauf ankommen lassen will.“ „Aber du musst doch nicht gleich mit ihr schlafen“, erwidert James. „Und vom küssen ist noch niemand schwanger geworden.“ Remus wirft ihm einen gequälten Blick zu. „Yeah“, meint er. „Yeah, aber was ist, wenn ich die Kontrolle über mich verliere. Du weist schon, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist noch williger…“ James kichert. „Ach komm schon. Du bist ein Muster an Selbstbeherrschung…“ „Hast du eine Ahnung“, murmelt er. „Was willst du damit sagen?“ werfe ich ein. „Dein guter Rat von damals, Padfoot, was meinst du, wie oft ich dem nicht inzwischen nachkommen muss, nur um überhaupt schlafen zu können.“ „Na ja“, meine ich mit schiefem Grinsen. „So anders geht es mir da auch nicht. Na und, auch kein Beinbruch, oder?“ Remus murmelt etwas, das ich nicht verstehe. „Was?“ frage ich nach. „Aber doch nicht drei bis fünf Mal pro Nacht“, wiederholt er etwas lauter. Ich zucke die Schultern. „Manchmal schon“, gebe ich zu. Dieses Geständnis scheint Moony aufzuheitern. „Und ich dachte schon ich wäre nicht normal.“ „Komm schon, Alter, bei den flotten Käfern, die hier an Hogwarts rumschwirren, müsstest du schon ein Eunuch sein, um nicht darauf zu reagieren“, meine ich. James hat unserer freundschaftlichen Flachserei wortlos zugehört. „Du meinst wirklich, es ist normal, wenn man es sich so oft selbst macht?“ fragt er tastend nach. „Was ist schon normal, kleiner Bruder? Wenn du es so oft brauchst, brauchst du es halt so oft“, gebe ich zurück. „Brauche ich aber nicht. Nur hin und wieder. Jetzt dachte ich schon, mir fehlt was, ich habe da irgendeine Macke“, murmelt er. „Nee“, meint Remus. „Einmal bist du noch ein bisschen jünger und es wurde erst mit der Zeit heftiger und zum anderen schätze ich, ist es wohl bei jedem ein bisschen anders.“ „Du meinst es wird noch unangenehmer?“ „Kann sein, muss aber nicht“, erwidere ich. „Mach dir keinen Kopf, Prongs, ich hab auf jeden Fall kein Problem damit…“ „Ich hab da noch ein Problem“, gibt er zu und wird rot. „Wo?“ „Was wo?“ frage ich nach. „Es wäre mir entsetzlich peinlich, wenn jemand das mitbekommt“, murmelt er. „Also, wo macht ihr es?“ „Im Schlafsaal, wenn alle pennen“, wirft Remus ein. „Oder am Klo.“ „Unter der Dusche oder in der Badewanne“, meine ich. „Aber wenn euch wer sieht?“ meint James erschrocken. „Wer sollte uns denn schon sehen, Peter vielleicht?“ erwidere ich. „Oder Jeff?“ (Jeffrey Dyer ist der fünfte Junge in unserem Schlafsaal, aber er bleibt lieber für sich und hängt gewöhnlich mit seinen älteren Geschwistern aus Ravenclaw ab. Manchmal scheint es, als würde er nur bei uns im Schlafsaal pennen und wäre sonst selbst ein Ravenclaw). James nickt. „Nun, Jeff hat noch nie was von dem mitbekommen, was wir tun“, meint Remus bestimmt. „Und was Peter betrifft, was meinst du, was der die halbe Nacht tut?“ füge ich hinzu. „Peter auch?“ fragt James und klingt verblüfft. Er hat Wurmschwanz noch nie für voll genommen. Genauso wenig wie ich, nebenbei bemerkt. „Na ja“, erwidere ich. „Er ist so alt wie wir und wird auch in dieser Hinsicht auch kaum anders sein. Außerdem habe ich ihn auch schon öfter gehört, wenn er zu Gange war.“ Wir grinsen uns an und scheinen alle sehr zufrieden mit uns zu sein. Die Prüfungen sind geschrieben und bestanden. Remus ist siebzehn geworden und gilt nun als Erwachsener. Er hat beschlossen, nicht nach Hause zu fahren. Seine Eltern seien zu beschäftigt, meinte er nur. Er will mit zu James und bei Gelegenheit die Appationsprüfung ablegen, damit er sich freier bewegen kann. James plant einige Zeit mit uns am See zu zelten – keine schlechte Idee. Moony gefällt der Gedanke auch. „Aber nicht gerade bei Vollmond, OK?“ meint er knapp. Und ich? Ich will alles genießen, was auch immer kommt und meine miesen Gedanken endlich vergessen...  Geständnis Die Potters holen uns mal wieder gemeinsam vom Zug ab. Beide sehen um Welten besser aus, als letzte Weihnachten, aber sie sind älter geworden. Ein halbes Jahr kann manchmal vieles ändern… Sie befragen uns nach unseren Plänen während wir zu Tropfenden Kessel gehen und James erzählt es ihnen aufgeregt. Ich bin ein wenig schweigsam, denn plötzlich geht mir der Brief von Ostern wieder durch den Kopf und macht mich erneut traurig. Es weis noch immer keiner meiner Freunde davon. Die Sache liegt mir zwar quer im Magen, will mir aber nicht über die Lippen kommen. Godrics Hollow hat sich nicht verändert und das Dachzimmer ist behaglich wie eh und je. Wir packen aus und machen es uns gemütlich. „Wann willst du zum See?“ fragt Remus. „Am liebsten gleich“, erwidert James. „Das Wetter soll noch vierzehn Tage halten und dann ist eh Vollmond und da wolltest du ja nicht dort sein, oder?“ „Na ja, sicher ist sicher“, meint Remus. „Aber wir werden sehen…“ James grinst und die alte Abenteuerlust funkelt in seinen Augen. „Also, heute noch raus oder erst morgen früh?“ will er wissen. Moony grinst schief und nickt. „Packen wir zusammen und verschwinden wir…“ James hat im Keller ein uraltes Zelt aufgetrieben, das seinem Dad gehört. Er hat es früher gebraucht, wenn er in Freien unterwegs war. Es ist zerrissen, staubig und mürbe, aber mit einigen beiläufigen Zaubern lässt es sich reparieren. Ein paar Erscheine Zauber sorgen für den Rest. Moony ist beeindruckt. Er war ja nicht dabei, als wir die an Weihnachen mit Andromeda geübt haben. Bepackt, wie für eine Expedition ins unbekannte Nepal wollen wir das Haus verlassen, als die Potters uns aufhalten. „Schon so weit?“ meint James Dad. „Yeah“, erwidert James. „Das Große Abenteuer ruft…“ „Nun, dann lass es mal nicht zu laut schreien“, schmunzelt sein Dad. „Macht keinen Unsinn und bleibt vorsichtig, ja?“ „Remus“, mischt sich Mrs Potter ein. „Du bist erwachsen, pass auf die beiden Rabauken auf, OK?“ „Aber sicher Ma´am“, sagt er laut und murmelt dann so, dass nur wir beide es hören können: „Als ob ihr euch beaufsichtigen lassen würdet und es bleibt die Frage, wer auf wen aufpassen muss…“ Wir lachen in uns hinein. Auch Moony kennt uns nur zu gut. Mrs Potter hat Vorräte für uns vorbereitet und lässt uns die nun in unsere Rucksäcke packen. „Ihr kommt schon wieder heim“, meint sie lächelnd, „wenn euch das Essen ausgeht oder ihr genug von eurer Kocherei habt.“ Wir grinsen sie an. „Wahrscheinlich, Mum“, erwidere ich und sie freut sich sichtlich, dass ich sie immer noch so nenne. Die Sonne ist am Untergehen als wir durch die sommerlichen Straßen von Godrics Hollow wandern. Es ist wirklich ein großartiges Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Sogar Moony lässt sich davon anstecken, obwohl er eigentlich erwachsen ist. Nicht, dass er uns diese Tatsache unter die Nase reiben würde, er benimmt sich wie immer, ist nur ein wenig ernster geworden… Wir kommen bei den Weiden am See an und beginnen unser Zelt aufzubauen. Zuerst versuchen wir es ohne Magie, aber wir stellen uns entsetzlich ungeschickt an. Nicht mal Remus hat Ahnung, wie man das macht. Schließlich seufzt er resignierend. Die Zeltstangen neigen sich in alle Richtungen, nur nicht dorthin wo sie sollen, die Leinwand lässt sich auch mit Gewalt nicht darüber spannen, die Strippen haben sich eher um uns gewickelt, als dass sie sonst was halten würden. Moony schüttelt resignierend den Kopf. „Dann halt doch mit Magie“, meint er und schwingt seinen Stab. „Jetzt darf ich ja.“ Die Stangen stellen sich vorbildlich hin, die Leinwand flattert darüber und die Strippen zurren alles fest. Er wirft uns einen unsäglichen Blick zu und James und ich fangen an, hilflos zu lachen. Moonys Gesichtsausdruck ist einfach zu komisch. „Was lacht ihr?“ fragt er und kann sich selbst kaum mehr zurückhalten. Seine Mimik ist wirklich sehenswert. Seine Nase zuckt, er kneift die Augen zusammen und er versucht gewaltsam seine Mundwinkel vom Grinsen abzuhalten. Wir lachen nur noch lauter und wenigstens mir tut langsam der Bauch davon weh. James ringt nach Luft und hält sich die Seiten, er bricht zusammen und kugelt sich am Boden. „Nun sagt schon“, wiederholt Moony, „was ist so komisch?“ „Du!“ pruste ich. „Dein Gesicht!“ Da gibt er seine Bemühungen auf, ernst zu bleiben und schließt sich unserem Gelächter an. Es dauert einige Zeit, bis wir uns von unserem Ausbruch erholt haben. „Sollen wir die Würstchen grillen?“ fragt James schließlich. „Ich bekomme Hunger.“ „Yeah“, erwidere ich. „Ich geh Holz sammeln.“ Dann trolle ich mich unter die Bäume. Als ich wieder zurückkomme, höre ich die Stimmen meiner Freunde. „Erklär mir mal, Moony, was mit Padfoot los ist“, sagt James gerade. „Er benimmt sich seit Ostern so eigenartig. Entweder er hat derartige Ausbrüche von Fröhlichkeit, dass man nur noch über ihn lachen kann oder er brütet alleine vor sich hin. Meinst du er ist sauer, dass er Ostern in Hogwarts bleiben musste.“ „Glaub ich nicht“, erwidert Moony. „Wenn er hätte nach Hause müssen, dann könnte ich es mir vorstellen, aber gegen Hogwarts hatte er noch nie was einzuwenden.“ Ich stehe mit meinem Holzbündel in der Dunkelheit und weis nicht, was ich tun soll. Es würgt mich. Meine zwei besten Freunde machen sich große Sorgen um mich und ich stehe hilflos im Wald und… „Padfoot?“ ertönt plötzlich Remus Stimme neben mir. Ich habe noch nicht mal gemerkt, dass er sich genähert hat. „Ich wollte dich gerade suchen.“ Ich werfe ihm einen unglücklichen Blick zu und nicke. „Komme schon“, murmle ich. Kurz darauf brennt ein Feuer und die Würstchen brutzeln vor sich hin. Ich starre einfach in die Flammen und hänge wieder meinen Gedanken nach. „Verdammt, Sirius“, bricht es plötzlich aus James heraus. „Was ist mit dir in letzter Zeit los, großer Bruder.“ Dass er mich jetzt als Bruder bezeichnet, ist mehr, als ich ertragen kann. Die beiden sind meine besten Freunde und ich war in letzter Zeit wirklich seltsam. Ich werfe ihnen einen gequälten Blick zu und die Last der letzten Monate bricht aus mir heraus. Ich kann mich nicht beherrschen und Tränen beginnen über mein Gesicht zu fließen. „Um Gottes Willen, Padfoot“, stößt James aus, rutscht neben mich und legt den Arm um mich. „Was ist nur mit dir los?“ Ich kann nicht sprechen, mir steckt ein Klos in der Kehle und schüttle nur den Kopf. „Jetzt red schon“, drängt mich Remus und rutscht auf meine andere Seite. „Du muss dich nicht schämen oder was, wir sind doch deine Freunde.“ „Sie haben mich enterbt“, spucke ich regelrecht aus. „Das uralte und edle Haus der Black hat mich ausgestoßen. Haben mir den Rest meines Besitzes geschickt und sie wünscht mir die Hölle an den Hals…“ „Aber du willst doch ohnehin nichts von ihnen wissen…“ erwidert James. „Das ist es nicht“, versuche ich zu erklären. „Aber jetzt bin ich völlig allein. Zehntausend Gedanken und wilde Pläne, einer verrückter als der andere, wirbeln in meinen Gedanken durcheinander. Dauernd versuche ich einfach zur Tagesordnung zurück zu kehren, wie es Remus mir mal geraten hat und wenn ich denke, es ist mir gelungen, überfällt mich der ganze Mist erneut. Ich versuche Witze zu machen, komisch zu sein, auf andere Gedanken zu kommen, aber immer wieder steht dieser scheußliche Brief vor meinem inneren Auge. Ich wollte nicht mit euch darüber reden, weil ich nicht wusste, was ich eigentlich sagen sollte, versteht ihr? Für dich, James, bin ich dein Bruder und für dich, Remus, dein bester Freund. Ihr hättet nur wieder gesagt, was ich für euch bin. Aber das ist es nicht, was ich hören wollte. In mir ist ein Gefühl, als wäre ich eine Pflanze und jemand hätte mich gepackt und mit der Wurzel ausgerissen, als hinge ich in der Luft und fände keinen Halt mehr. Dann kommt die Furcht dazu, dass ich vielleicht dem Wahnsinn meiner Familie verfalle…“ Ich erzähle ihnen, was ich im verbotenen Wald getan habe, von den Gefühlen, dem Wahnsinn, der mich dabei gepackt hatte und erwähne auch die Narben, die ich mir damals zugefügt habe. Die ganze Qual, das ganze Entsetzen, die hilflose Wut, der grenzenlose Frust, rinnen aus mir heraus, wie das Blut damals aus meiner Brust. Und endlich, endlich lässt die grässliche Anspannung, die ich seit Ostern empfinde nach. Remus wirft mir einen ernsten Blick zu. „Du hättest schon längst mit uns darüber reden sollen, Padfoot“, meint er bestimmt, aber in seiner Stimme klingt kein Vorwurf. „Du solltest doch wissen, dass wir dich nie im Stich lassen. Ich will jetzt nicht wieder von unserer Freundschaft anfangen, denn du hast ja gesagt, dass du das jetzt nicht hören willst, aber sie existiert, begreif das…“ „Mensch, Alter“, murmelt James. „Wie auch immer, was auch immer, wir sind für dich da…“ „Versteht mich doch, ich habe wirklich Angst, dass ich wahnsinnig werde, nach meinem Anfall damals. Wahnsinn liegt in meiner Blutlinie. Ihr braucht euch doch nur meine Mutter ansehen und meine Cousine Bellatrix ist um keinen Deut besser und die sind nicht die einzigen…“ „Aber das muss doch noch lange nicht heißen, dass es dich auch erwischt“, unterbricht mich James. Ich schüttle den Kopf. „Bis Ostern hatte ich das auch gedacht, aber ihr könnt euch nicht vorstellen, was für ein entsetzliches Gefühl es war, mir selbst die Brust aufzureißen und einerseits zu wissen, dass das völlig irre ist und andererseits einfach nicht damit aufhören zu können, ja es sogar zu genießen…“ „Mensch, Brüderchen“, meint James und klopft mir auf die Schulter, „dich kann man echt nicht alleine lassen, wenn du solche Sachen machst…“ Ich werfe ihm ein schiefes Grinsen zu. „Ich glaube, das hätte keine Rolle gespielt. Es war Vollmond und normaler Weise wären wir miteinander unterwegs gewesen. Ich weis nicht, was ich dann getan hätte. Vielleicht hätte ich eine Rauferei mit Moony angefangen oder mich absichtlich zu früh in einen Menschen zurückverwandelt, damit er mich beißt… Ich weis nicht…“ „Komm“, erwidert Remus. „So einen Blödsinn hättest du nie gemacht und so eine kleine Rangelei wäre nicht so schlimm gewesen.“ „Tatzes Zähne sind sehr scharf. Ich hätte dich schwer verletzen können…“ „Moonys Zähne sind es auch und ich bin es gewohnt, alles nicht so wild.“ „Essen wir was“, fährt James dazwischen. „Die Würstchen sind schon bald Kohle und ich habe Hunger. Außerdem sieht mit vollem Magen alles sowieso anders aus.“ Ich muss einfach über Prongs Kommentar lachen. Irgendwie hat er Recht. Mit vollem Magen sieht wirklich alles anders aus… Als wir uns gemeinsam in unseren Schlafsäcken im Zelt verrollen, schlafe ich besser als seit zwei Monaten… Es hilft also doch, sich auszusprechen.  Camping James will am nächsten Morgen nach einem recht mangelhaften Frühstück zum Schwimmen gehen. Es kann also nicht ausbleiben, dass meine beiden Freunde meine neuen Narben sehen. Vor ein paar Jahren hätte ich sonst was drum gegeben, solche interessante Narben vorweisen zu können. Jetzt denke ich jedoch etwas anders. „Himmel“, meint James kopfschüttelnd. „Da hast du dich ja sauber zugerichtet.“ „Yeah“, setzt Remus hinzu. „Siehst fast so Klasse aus wie ich…“ „Hört schon auf, ihr zwei“, entgegne ich. „Ich weis doch selbst, dass ich da Mist gebaut habe.“ Die beiden flachsen noch ein bisschen rum, bis ich James untertauche und Remus einen Schwall Wasser ins Gesicht spritze. Sofort ist wieder die schönste Rangelei im Gange. Von wegen erwachsen, Moony treibt es noch bunter als wir beide… Der letzte Rest von meinem Frust schwindet bei diesem Spaß und endlich, endlich bin ich wieder ich selbst. Wir quatschen, rangeln miteinander und bleiben mit unserer Magie in Übung (der Tarnzauber wirkt auch hier) und die Zeit bis zum nächsten Vollmond vergeht rasend schnell. Remus wird müde und blass. Er will sich mehr ausruhen und weniger Blödsinn machen. So war es schon immer, wenn seine Verwandlung bevorstand, wir haben es nur noch nie so sehr bemerkt wie jetzt. Unsere Vorräte gehen aus und er drängt uns, wieder zu den Potters zurückzukehren. „Aber nicht, dass du meinst, wir müssten dich wieder im Keller lassen“, meint James. „Nee, du, Moony, das wäre keine gute Idee“, setze ich hinzu. „Mum – Mrs Potter – kriegt einen Anfall, wenn du nochmal so in ihrem Keller tobst…“ „Schon gut, schon gut“, gibt er sich geschlagen. „Ich freu mich ja auch, wieder mit euch durch die Nacht zu strolchen.“ Wir packen und bringen das ganze Zeug wieder nach Hause. Die Potters haben schon auf uns gewartet. „Das ihr euch auch Mal wieder blicken lasst“, meint James Dad. „Ich dachte schon ihr wärt ausgewandert.“ Wir grinsen ihn an, sind sonnenverbrannt, von den Zweigen im Wald zerkratzt und von Mücken zerstochen, die sich durch nichts abweisen ließen, aber wir sind verdammt gut drauf und der Meinung, wir hätten die beste Zeit unseres Lebens gehabt. „Hat euch Spaß gemacht, oder?“ schmunzelt er. „Yeah, Dad und wie“, erwidert James. „War ´ne feine Sache dort unten am See“, füge ich hinzu. Remus nickt nur. Plötzlich gibt es einen Donnerschlag, dass wir alle zusammenzucken und es blitzt grell. Nur Sekunden später pladdert ein Regenguss herunter, dass man vor den Fenstern nur noch einen undurchdringlichen Wasservorhang sehen kann. „Da seid ihr ja gerade noch rechtzeitig heim gekommen“, meint Mrs Potter. „Du meine Güte“, setzt sie hinzu. „Ihr seht alle drei aus, als hättet ihr die ganzen zwei Wochen kein Wasser mehr gesehen. Ich dachte, ihr wärt am See gewesen.“ „Waren wir auch, Mum“, erwidert James. „Ab mit euch, unter die Dusche, ihr seht aus, wie Kobolde“, schimpft sie ein wenig, aber sie lächelt glücklich. „Aber degenerierte“, setzt Mr Potter hinzu. Lachend verziehen wir uns ins Bad und wollen uns in einen vorzeigbaren Zustand versetzen. Ich kann mich mit James nicht einigen, wer als erstes dran ist, unter die Dusche zu steigen und Moony wird es recht bald zu blöde unserer Kabbelei zuzuhören. Er schubst uns zusammen ins Duschbecken und dreht einfach das Wasser auf. Es plätschert eiskalt auf uns hinunter und dämpft unsere Streitlust. „Shit! Moony, was tust du?“ platze ich heraus. „Remus, das ist saukalt“, ruft James gleichzeitig. „Ich dachte, ihr könntet etwas Abkühlung brauchen“, meint der mit schiefem Grinsen. „Padfoot hat das schon seit Jahren bei mir gut…“ Weiter kommt er nicht, denn wir packen ihn ohne ein weiteres Wort und ziehen ihn auch unter die Dusche. Nun ist es so eng, dass wir uns gegenseitig auf die Füße treten. Remus Hände fuchteln in der Luft herum, bis er den Wasserhahn erwischt und die Temperatur erträglicher machen kann. Es macht mir inzwischen längst nichts mehr aus, mich vor meinen Kumpels nackt zu zeigen und die scheinen sich ohnehin keine Gedanken darüber zu machen. James erwischt eine raue Wurzelbürste und schrubbt mich damit ab. Ich habe das Gefühl, er will mir die Haut abziehen und entringe ihm das Ding. Dann revangiere ich mich. Moony hält sich raus. Er lehnt an der Wand und lacht in sich hinein. „Lach du nur“, meint James und schnappt sich eine zweite Bürste. Dann gehen wir gemeinsam auf Remus los. „Hört auf, ihr zwei - ich brauch meine Haut noch – autsch, das tut weh – Gnade…!“ keucht er. Doch wir lassen uns von unserem Vorhaben nicht abbringen. Als wir endlich genug haben, schwimmt das Bad und ein großer Teil unserer Sonnenbräune hat sich als solide Dreckschicht entpuppt. Wir ziehen uns was über und Remus schwingt kurz seinen Stab, um das Bad wieder in Ordnung zu bringen. Dann gehen wir zusammen in die Küche hinunter. Draußen tobt ein regelrechter Sturm. Mr Potter fängt uns ab. „Kommt einstweilen ins Wohnzimmer. Mum hat es sich in den Kopf gesetzt, euch ein fünf Gänge Menü zu kochen und ihr solltet sie nicht stören“, meint er. Wir folgen ihm hinein. „Nun“, setzt er an. „es ist Vollmond, aber dort draußen regnet es junge Kniesel. Wollt ihr trotzdem heute Nacht raus?“ „Yeah, Dad“, meint James. „Das bisschen Regen macht uns nichts aus.“ „Wir sind ja nicht aus Zucker“, fügt Moony an. „Nicht nochmal“, murmle ich gedankenverloren. „Nee, nicht nochmal…“ „Was? Nicht nochmal?“ will James Dad wissen. „Nicht nochmal, das, was das letzte Mal war, als wir Moony im Keller lassen wollten…“ erwidere ich bedrückt. Mr Potter nickt. Seine Frau hat ihm die Geschichte sicher in den dunkelsten Farben erzählt. Es muss damals für sie noch schrecklicher gewesen sein, als für uns. „Na gut“, gibt Mr Potter nach. „Aber…“ „…seid vorsichtig“, beendet James den Satz. „Klar doch, Dad.“ „Sind wir, Sir, sind wir immer“, füge ich hinzu. Remus sagt nichts. Er weiss genau, er kann nicht vorsichtig sein, wir müssen es für ihn sein. Er kann sich als Werwolf immer noch nicht kontrollieren…  „Du bist unser Sohn“ Wir legen uns noch eine Weile aufs Ohr, um für die Nacht ausgeruht zu sein, aber es wird nur ein kurzes Nickerchen, denn Mrs Potter ist schon bald mit ihrem Essen so weit. Erst jetzt merken wir, wie unzureichend wir uns die letzten zwei Wochen ernährt haben, denn wir hauen rein, wie die Wilden. Es schmeckt großartig, ist weder halb verbrannt noch halb roh, wie es unsere Brutzelei am Lagerfeuer meistens war. Wir hatten das Zeug nämlich entweder am Grillrost vergessen, oder es bereits hungrig verschlungen, obwohl es kaum darauf gelegen hatte. Aber wir sind jung und gesund und diese kleine Unannehmlichkeit hatte unseren Spaß nicht im Geringsten beeinträchtigt. Durch den starken Regen wird es schon früh dunkel, aber man kann den Mond nicht sehen. Remus beschließt, sich schon jetzt in den Keller zurückzuziehen. Wir wollen ihn erst holen, wenn es wirklich Nacht ist. Die beiden Potters holen uns ins Wohnzimmer und wollen reden. „Wir haben vor zwei Tagen einen Brief von deiner Mutter bekommen, Sirius, mein Lieber“, setzt Mr Potter an. „Er war so voller Gift und Galle – sie hatte wohl auch eine Art Fluch hineingepackt – dass wir es für besser hielten, ihn sofort zu verbrennen, nachdem wir ihn gelesen hatten“, fügt seine Mum an. „Warum hast du nichts davon gesagt, dass sie dich rausgeworfen und enterbt hat, mein Junge?“ will Mr Potter wissen. „Uns hat er es auch erst letztens erzählt“, wirft James ein. „Ich wollte nicht darüber reden“, murmle ich. „Blödsinn“, fällt mir James ins Wort. „Es lag dir wie ein Stein im Magen und hat dich halb erstickt.“ „Stimmt“, brummle ich. „Aber ich dachte, ich hätte euch meine Gründe erklärt.“ „Hast du ja auch. Nur Mum und Dad sollten sie jetzt endlich auch mal kennen.“ Erneut erkläre ich, was mit mir los war. Den Potters nicht ganz so ehrlich und ausführlich, wie meinen Freunden. Die irre Aktion im Verbotenen Wald verschwiege ich völlig, aber die beiden verstehen trotzdem. „Wann wirst du volljährig?“ will Mr Potter wissen. „In ungefähr anderthalb Jahren“, antworte ich. „Gut“, erwidert er. „Wir haben uns besprochen und wenn es dir Recht ist, übernehmen wir so lange die Vormundschaft für dich. Jemand muss es tun, sonst steckt dich das Ministerium in ein Waisenhaus. Alphard darf es nicht tun, wegen seiner geheimen Arbeit und Andromeda kann nicht, weil sie sich um ihre eigene Familie kümmern muss. Ihr wisst, wie Ted ist und jetzt auch noch ihr Baby…“ „Wie ist es, mein Junge“, unterbricht ihn Mrs Potter. „Bist du einverstanden?“ „Von Herzen gern“, erwidere ich. „Ich bin echt froh…“ Ich seufze tief und eine Last von der ich gar nicht gewusst hatte, wie schwer sie eigentlich war, fällt von mir ab. „Danke“, murmle ich und umarme zuerst Mrs Potter, dann ihren Mann. „Danke, ohne euch wüsste ich nicht, was ich hätte tun sollen…“ „Schon gut, mein Junge“, erwidert er. „Für mich bist du schon seit Jahren mein Sohn. Mindestens seit damals, als du James das Leben gerettet hast…“ Seine Frau wirft ihm einen fragenden Blick zu. „Frag besser nicht“, meint er. „Du machst dir nur Sorgen über etwas, das schon lange vorbei ist…“ „Ich möchte es dennoch gern wissen“, drängt sie und da ich merke, dass sie beginnt sich über unser Schweigen aufzuregen, erzähle ich ihr die ganze Geschichte. Sie seufzt schwer. „Ihr hättet es mir schon früher sagen sollen. Himmel, mein Sohn, du wärst beinahe gestorben und ich wusste nichts davon.“ „Ich bin aber nicht tot und warum hätten wir dir Sorgen machen sollen?“ erwidert James. „Lassen wir das, Mum, das mit Sirius ist jetzt wichtiger. Ihr wollt ihn adoptieren oder was?“ „Das können wir nicht“, erwidert sein Vater. „Mrs Black besteht darauf, dass Sirius den Namen weiter trägt und gibt dazu keine Zustimmung. Ich versteh es zwar nicht ganz, aber ich kann nichts dagegen unternehmen.“ „Sie hat geschrieben, ich solle den Namen weiter tragen, er würde mir kein Glück bringen“, werfe ich ein, „Ich denke, sie hat mir einen Fluch der alten Sorte hineingelegt oder so was. Sie will, dass ich nie wieder glücklich bin. Nun, das werde ich ihr gründlich verderben. Ich werde meinen eigenen Weg gehen, wenn ich erst mal erwachsen bin und nichts und niemand – schon gar nicht meine irre Mutter – werden mich daran hindern…“ „Reg dich nicht auf, mein Lieber“, versucht Mrs Potter mich zu beruhigen, denn die letzten Sätze habe ich beinahe geschrieen. „Du bleibst bei uns, solange es nötig ist und dann führst du dein eigenes Leben, obwohl ich hoffe, dass du uns dann auch noch besuchen kommst…“ Ich nehme sie nochmal in den Arm und gebe ihr einen Kuss. „Sicher, Mum, ihr seid jetzt meine Eltern“, beruhige ich sie. „Auch wenn ich nicht euren Namen trage und als meine Eltern werde ich euch so lange besuchen, wie ich willkommen bin.“ Erst jetzt bemerke ich wie klein sie doch ist und wie hoch ich über sie aufrage. Erwachsene schienen mir immer so viel größer zu sein als ich und jetzt bin ich der Größere. Ich werde wohl langsam selbst erwachsen. „Ich bin so froh, dass ich euch alle habe. Eine liebevolle, großherzige Mutter, einen weisen, gutmütigen Vater und einen tollkühnen, wilden Bruder. Auch wenn wir nicht dasselbe Blut haben, verbindet mich viel mehr mit euch, als mit jenen, mit denen ich das Blut teile. Ich danke euch allen. Ich danke euch…“ Ich bin erregt im Zimmer herumgelaufen und habe gesprochen, als wolle ich es der ganzen Welt mitteilen, dass ich mich nun wirklich als Sohn der Potters betrachte. Es muss schrecklich pathetisch aussehen, aber keiner lacht darüber. Sie alle merken, wie ernst es mir damit ist. „Du hast wirklich sehr darunter gelitten, oder?“ fragt James leise und scheint erst jetzt wirklich zu verstehen, was mich in den letzten drei Monaten so eigenartig hat werden lassen. „Yeah, kleiner Bruder, yeah“, murmle ich. „Ich hatte keine Worte für meine Empfindungen, wusste nicht, wie ich ausdrücken soll, was mich bewegt…“ „Solange hast du es alleine mit dir rum getragen?“ will Mrs Potter bekümmert wissen. „Schon seit Ostern?“ Ich nicke. „Es war nicht mangelndes Vertrauen, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, ich müsse alleine damit fertig werden.“ „Letztendlich musst du das auch“, meint Mr Potter. „Aber das heißt nicht, dass du mit keinem darüber reden darfst. Wir helfen dir alle und wenn es auch nur Worte sind, die wir zu bieten haben, so hilft es doch und du hast zumindest nicht mehr das Gefühl, es alleine mit der ganzen Welt aufnehmen zu müssen.“ „Nun“, wirft Mrs Potter ein, um das Thema zu einem Ende zu bringen. „Es wird dunkel und wir werden schlafen gehen. Viel Spaß bei eurem Ausflug und passt auf euch auf…“  Das war knapp Es ist wirklich schon spät geworden und es ist Zeit, Remus aus seinem Kerker zu befreien, bevor er wieder ausrastet. Wir traben in den Keller hinunter, öffnen die Tür und werden gleichzeitig zu Tatze und Krone. Dann laufen wir mit Moony in die Nacht hinaus. Es regnet noch immer in Strömen und wir werden alle drei klatschnass. Der Boden am See ist vom Regen durchweicht und sehr schlammig. Trotzdem laufen und rennen wir herum, wie wir es gewohnt sind. Der Dreck spritzt an uns hoch und verklebt unser Fell. Ich stinke nach nassem Hund, genau wie Remus. Es macht trotzdem Spaß und nach dem ernsten Gespräch mit den Potters ist es genas das, was ich jetzt brauche. Der dichte Regenvorhang verhindert eine klare Sicht und auch alle Gerüche sind schal. So kommt es, dass wir beinahe über einen Landstreicher gestolpert wären, der es sich unter einem der Bäume bequem gemacht hat. Gerade noch rechtzeitig bemerken wir, wie Remus erstarrt und beginnt laut zu heulen. Plötzlich bricht seine Werwolfnatur durch und er duckt sich geifernd zum Sprung. James reagiert sofort, galoppiert auf ihn zu und wirft ihn von den Beinen. Ich springe dazu, packe ihn im Nacken und zerre ihn aus der Gefahrenzone. Der Tramp schläft einfach weiter, ohne etwas von der Gefahr mitzubekommen, in der er geschwebt hat. Gemeinsam treiben wir Remus auf die andere Seite des Sees, wo wir ihn dazu bringen, sich unter einem Busch einzurollen und etwas zu dösen, auch wenn wir immer nasser und dreckiger werden und es alles andere als angenehm ist. Die Nacht dauert in meinen Augen schrecklich lange, aber irgendwann geht doch die Sonne auf und Remus wird wieder zum Menschen. Wir trotten zusammen nach Hause. Es regnet immer noch und unsere Menschenkleidung wird ebenfalls völlig durchnässt. Remus wirft uns bedrückte Blicke zu, sagt aber nichts. Er scheint sich irgendwie zu schämen. Es dauert nicht allzu lange, bis wir zu Hause und im Warmen sind. Wir sind alle drei nass, dreckig und wir frieren entsetzlich. „Unter die Dusche“, murmelt James mit klappernden Zähnen. „Ich glaube, mir wird nie wieder warm.“ „Seht euch nur den Deck an, den wir reingeschleppt haben“, brummt Moony vor sich hin. „Machen wir nachher sauber“, nuschle ich. „Erst mal wieder warm werden.“ Dieses Mal gibt es keinen Streit, wer als erstes unter die Brause darf. Wir stellen uns einfach gleichzeitig darunter und drehen den Strahl so heiß auf, wie wir es nur ertragen können. Mindestens eine halbe Stunde genießen wir nahezu reglos die Wärme. „Ich krieg Hunger“, murmelt James schließlich. „Yeah, lass uns Frühstück machen“, erwidere ich. „Ich mach den Dreck unten weg“, bietet Remus an. Gesagt, getan. Es dauert nicht lange und wir sitzen zusammen in der Küche und genießen unser Frühstück. „Das war verdammt knapp“, murmelt Remus. „Shit, wäre ich alleine gewesen, gäbe es jetzt einen Toten oder einen weiteren Werwolf.“ Er klingt sehr bedrückt. „Mann“, platzt James heraus, „darum sind wir ja dabei, dass du nichts anstellen kannst.“ „Ich denke, alleine würdest du nie diesen Mondscheinspaziergang, machen, oder?“ füge ich an. „Nur in Cornwall, in Morties Wald“, gibt er zu. „Dort geht keiner freiwillig rein. Er gilt immer noch als verflucht, obwohl Mortie ja nicht mehr lebt…“ „Yeah“, erwidere ich. „Außerdem hat er dir ja den Wald vermacht, oder?“ „Stimmt und darüber bin ich sehr froh“, meint Remus. „Wenn ich erstmal apparieren darf und aus der Schule bin, werde ich die Vollmondnächte dort ver-bringen. Ihr seid herzlich eingeladen, mir dorthin zu folgen.“ Wir sind von der Idee begeistert, dort werden wir völlig sicher sein, wenn wir nicht mehr die Möglichkeiten von heute haben. Es war wirklich verdammt knapp letzte Nacht und ich weis nicht, ob ich es nochmal riskieren möchte, nicht hier in Godrics Hollow. Mit Hogwarts ist das eine andere Sache. „Weist du was“, meine ich daher, „wir dürfen zwar noch nicht offiziell apparieren, aber wir beherrschen es zuverlässig und wir können ja auch noch einen Monat lang üben… Beim nächsten Vollmond apparieren wir nach Cornwall, das ist sicherer.“ Moony sieht aus, als fiele ihm ein gewaltiger Stein vom Herzen. Er seufzt. „Gut“, meint er knapp. „Machen wir das.“ „Du kannst ja mal mit Dad mit zur Arbeit gehen und deine Prüfung ablegen“, setzt James hinzu. „Wenn dir dann wohler ist. Du bist alt genug…“ Der letzte Satz klang etwas neidisch, aber wir haben uns noch nie sehr darum gekümmert, ob etwas legal ist, wenn wir es wirklich tun wollten… Wir machen unsere Pläne wahr. Moony legt seinen Test erfolgreich ab. Wir üben noch ein bisschen, obwohl es eigentlich nicht nötig ist und lassen es schließlich ganz bleiben, weil es uns mit der Zeit dann doch sehr langweilt, es immer nur im Haus zu tun. Dann schleppt James alle Zauberbücher seines Vaters an und wir lernen eine Menge Sprüche, die wir noch nicht kannten. Davon gibt es immer welche und man weis nie welcher nützlich sein könnte. Den nächsten Vollmond verbringen wir in der Sicherheit von Morties Wald und nichts Aufregendes geschieht. Am Morgen macht Remus allein einen kurzen Besuch bei seinen Eltern und kommt nicht besonders glücklich zurück. Dann apparieren wir nach Godrics Hollow in unser Dachzimmer. James hat natürlich wieder mal Hunger und verschwindet sofort in die Küche. Ich will jedoch wissen, was die eigenartigen Blicke von Remus zu bedeuten haben. „War was?“ frage ich ihn. „Bei deinen Leuten, meine ich.“ „Sie haben mich zwar nicht raus geworfen oder enterbt oder so, aber sie haben mir deutlich gezeigt, dass ich zu Hause nicht mehr sehr willkommen bin. Haben gemeint, ich sei jetzt erwachsen und solle mein eigenes Leben führen. …und meine Mutter war schwanger…“ Ich glotze ihn mit offenem Mund an. „Was zum magenkranken Geier…“ stammle ich. „Sie lieben mich immer noch haben sie gemeint, aber jetzt, wo sie ein gesundes Kind haben können, ist ihnen ein Werwolf in der Familie zu gefährlich. - Shit!“ Remus ist schrecklich enttäuscht von seinen Leuten, das kann ich ihm ansehen. Ist ja auch eine Scheißhaltung: Du bist erwachsen und wir bekommen ein gesundes Kind, also verschwinde jetzt einfach, du Werwolf… „Mensch, Moony, du bist wenigstens erwachsen, im Gegensatz zum mir. Komm, mach dir nichts draus, du hast ja immer noch uns…“ Er schüttelt den Kopf. „Jetzt weis ich erst wirklich, was du damals gemeint hast. Ich dachte ich hätte verstanden, aber dem war nicht so. Es ist wirklich ein Scheißgefühl…“ „Yeah, yeah, ist es…“ „Verstehst du, ich werde einen Bruder oder eine Schwester haben, aber ich werde sie nie kennen lernen, weil meine Eltern es nie zulassen werden und ich denke, du weist, was für mich Kinder bedeuten…“ „Yeah, weis ich, ein unerfüllbarer Traum, stimmt´s?“ Er nickt und eigentlich hätte ich gedacht er würde wieder mal weinen, aber seine Augen bleiben trocken. Sie brennen nur in einem unheimlichen gelben Licht und sein Blick ist kurze Zeit so, wie der von Snivellus damals im Zug – Glühende Kohlen… „Moony“, bricht es aus mir heraus. „So weine doch, bitte, deine Augen…“ Er schüttelt den Kopf. „Ich kann nicht“, murmelt er. „Das ist jenseits von Tränen. Da dachte ich immer, sie lieben mich wirklich, auch wenn ich unter diesem Fluch leide. Ich dachte ich bin ihr Sohn und sie sind meine Eltern. Ich dachte…“ „Vielleicht waren sie zu jung und sind immer noch zu jung, um mit einer Persönlichkeit wie dir klar zu kommen. Vielleicht bist du ihnen zu schnell erwachsen geworden und sie verstehen dich nicht mehr. Vielleicht…“ „Ja sie sind noch jung. Meine Mutter hat mich bekommen, kaum dass sie aus der Schule raus war und mein Dad ist auch nicht älter. Aber dadurch müssten wir uns im Alter doch noch näher stehen und sie müssten mich doch begreifen … müssten begreifen, dass ich alles tun würde, damit ich keinen verletze, wenn ich dem Fluch unterliege.“ Er spricht so unendlich traurig und seine Augen sind leer geworden, scheinen in die Unendlichkeit zu blicken. Ich lege einfach meinen Arm um ihn und sage nichts mehr. Mr Potter hat Recht: Letztendlich muss man mit sowas alleine fertig werden… Einige Zeit vergeht. Dann schüttelt Moony sich plötzlich, als wolle er seine Gedanken loswerden und sein Blick kehrt ins hier und jetzt zurück. „Lass uns runter gehen und was essen“, meint er. „Ich hab Hunger und ich bin schrecklich müde…“   Kapitel 10: Das fünfte Jahr --------------------------- Kapitel 5 Das fünfte Jahr Verflixter Snivellus Kaum sind wir wieder in Hogwarts zurück, erreicht unser Kleinkrieg mit Snape ungeahnte neue Ausmaße. Wir, das heißt James und ich, können kaum durch einen Korridor gehen, ohne dass uns einer seiner Flüche erwischt. Wir wehren uns natürlich fleißig. Eigenartiger Weise geht er weder auf Peter noch auf Remus los. Er sieht nicht mehr so zerstört aus, wie letztes Jahr, aber eine eigenartige Leere geht von ihm aus, eine Qual, die ich mir nicht erklären kann. Selbst wenn es ihm Mal gelingt, uns kalt zu erwischen, tritt kein Leuchten in seine Augen und sie bleiben leer und bodenlos. Er ist irgendwie so unbeteiligt an allem und er scheint den Kleinkrieg mit uns nur aus einem einzigen Grund weiter zuführen, weil er es schon so lange tut und nichts Besseres mit sich anzufangen weis. Kein Morchie weit und breit, der – nun - was auch immer mit ihm unternimmt. Snivellus huscht wie eine übergroße Fledermaus durch Hogwarts und viele der jüngeren Schüler beginnen ihn zu fürchten und - obwohl ich noch nie gesehen habe, dass er sich mit einem anderen angelegt hätte, als mit uns - hat er einen schrecklichen Ruf bekommen… Keiner von uns hat je erfahren, was ihm in diesem Sommer zugestoßen war. Ich bin mir nicht sicher, ob Morchie überhaupt davon wusste. Severus war bei seiner Heimkehr auf seinen toten, halbverwesten Vater gestoßen und hatte ihn begraben. Es muss einfach unsäglich entsetzlich für ihn gewesen sein. Er hat seinen Vater nie geliebt, aber nun hatte er keinerlei Familie mehr – seine Mutter war schon seit zwei Jahren tot. Wenn ich mir vorstelle, einen ganzen langen heißen Sommer lang, alleine in einer Hütte abhängen zu müssen. Ohne Hilfe, ohne auch nur eine einzige Person, mit der er reden konnte… Einsam, verlassen und hilflos… Er war nicht der Mensch, irgendwen um Hilfe zu bitten. Und ich bin mir sicher, wenigstes Dumbledore hätte ihm geholfen, wenn schon sonst keiner. Aber er ist durch diesen ganzen Mist alleine durch. Ich kann ihn für diese unglaubliche Stärke nur bewundern. Ich hätte nie gedacht, dass er so ist. Aber wie schon gesagt, ich kannte ihn – sein wirkliches Ich – viel zu wenig. Ja, wenn man es richtig betrachtet, eigentlich überhaupt nicht. Es war also zu dieser Zeit so, dass drei von uns – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen – keine Familie mehr hatten… Die gegenseitige Verflucherei geht unvermindert bis Halloween weiter und wir beschließen, ihm im Dorf einen Denkzettel zu verpassen, wenn sich uns eine günstige Gelegenheit dazu bietet. In der Schule wird es langsam zu gefährlich und die Strafandrohung gegen Zauberei in den Gängen wird immer höher. Nicht, dass auch nur einer von uns je dabei erwischt worden wäre… Remus ist zum Vertrauensschüler ernannt worden und hat noch eine Besprechung, er hat aber versprochen, später nachzukommen. Wir sind da gar nicht böse drüber, denn wir wissen nur zu genau, was er davon hält, wenn wir auf Snivelly losgehen. Aber der hat wirklich eine Abreibung verdient… Peter weiss natürlich, was wir vorhaben und sein Gesicht hat einen wirklich gemeinen Ausdruck angenommen. Er scheint eigene Pläne zu haben, die er uns jedoch nicht verrät. Nun, egal, er kommt schon noch früh genug damit daher. Und wirklich, die Gelegenheit, auf die wir gehofft haben, bietet sich uns schneller, als wir es erwartet hätten. Wir sehen Snivellus vor uns, aber er geht nicht auf dem normalen Weg nach Hogsmeade hinunter, er geht querfeldein. Er scheint völlig in seine finsteren Gedanken versunken zu sein – wie sollten die auch anders sein, als finster…? Peter ist sofort ganz aus dem Häuschen und prescht vor. Wir hinterher. Er läuft Snivelly vor die Beine und bringt ihn zu Fall. Snape will seinen Stab zücken, aber James ist schneller und packt ihn an den Handgelenken. Vergeblich versucht er den Griff meines Freundes zu brechen, aber seine Beine werden wieder gefährlich. Ich werfe mich auf ihn und nagle ihn am Boden fest. Er kann sich nicht mehr rühren. Peter hüpft aufgeregt um unser Trio herum. „Was machen wir“ piepst er. „Was, Padfoot, Prongs, was?“ Wir werfen uns einen bedripsten Blick zu. Na Klasse, jetzt haben wir Snivelly am Boden, aber ihn einfach zu verprügeln, scheint uns nicht das Richtige zu sein. Wäre nicht unser Stil. „James, `ne Idee?“ will ich wissen. Der zuckt die Schultern. „Sollte schon was sein, an das er sich erinnert. Seine Flüche werden von Mal zu Mal fieser.“ Da mischt sich Peter ein. „Ich hab was mitgebracht“, quiekt er und zieht einen recht großen Lederbeutel aus seiner Robe. „Und was soll das sein, Wurmschwanz?“ frage ich interessiert, jetzt erfahren wir wohl sein Geheimnis. Und wirklich… „Och, nur ein paar einfache Sachen“, feixt er. „Ratteneingeweide, Aalaugen, Froschlaich, schön klein geschnitten und verquirlt. Schön schmierig, schön schleimig und ein bisschen vergammelt…“ „Schleim für den Schleimbeutel“, platze ich heraus. Der Witz kommt echt gut… „Das passt“, ruft James aufgedreht. „Her mit dem Zeug!“ Peter kommt mit seinem Beutel auf uns zu und kippt ihn über den hilflosen Snivellus aus. Wir weichen dem stinkenden Zeug aus, aber es läuft uns dennoch was über die Hände und das wird mir zum Verhängnis. Snivellys Handgelenke rutschen aus James Händen, denn er hat natürlich nicht aufgehört sich zu wehren. Er schnellt hoch und verpasst mir einen rechten Haken, der sich gewaschen hat. Ich schmecke Blut und falle nach hinten. Snivellus ist frei und stinksauer. Der Glibber tropft an seinem ganzen Körper hinunter, seine Haare hängen in stinkenden Strängen in sein Gesicht und er scheint was von dem Mist geschluckt zu haben, denn er spuckt aus. Auch ich komme wieder auf die Beine und das ist auch gut so, denn Snivelly scheint sich mit uns prügeln zu wollen, obwohl es nicht so aussieht, als hätte er Übung darin. „Willst du dich prügeln?“ frage ich und wische mir Blut vom Kinn. Es fühlt sich dick und geschwollen an. „Ja“, keucht er und spuckt nochmal aus. „Ja, komm her Black, dann poliere ich dir die Fresse.“ „Nanu, Snivellus, alter Schleimbeutel“, wirft James ein, „auf einmal gar keine Angst, du Weichei?“ „Angst?“ gibt er schnaubend zurück. „Ich hab keine Angst, nicht vor dir, Potter, nicht vor Black und schon gar nicht vor Pettigrew, dem kleinen Rattenschwanz…“ Wenn ich so seine Augen sehe, denke ich, dass er wirklich keine Angst hat - vor nichts und niemand… „Mutig, mutig“, spottet James. „komm, hau her“ und deutet auf sein Kinn. Snivellus lässt sich das nicht zweimal sagen und stürmt auf Prongs los. Aber wir haben nicht umsonst stundenlang Ausweichmanöver geübt und James geleitet mit unnachahmlicher Eleganz zur Seite. Snivellus rauscht vorbei und Peter stellt ihm ein Bein. Er strauchelt und fällt. Aber genauso schnell ist er wieder auf den Beinen. In seinen Augen funkelt pure Mordlust. Jetzt geht er auf mich los. Nun, wenn er meint, er wird schon sehen, was er davon hat. Ich erwarte ihn mit geballten Fäusten. Er rast auf mich zu und ich tänzle zur Seite. Meine Faust kollidiert mit seiner Schläfe. Ich blute immer noch aus dem Mund und das Echo hat er sich verdient. Er strauchelt und taumelt, kann sich aber abfangen. Peter findet das unheimlich witzig und lacht ihn aus. Das hätte er besser nicht getan. Schon einem normal temperierten Snivellus, geht man besser aus dem Weg, wenn man sich nicht seiner Haut zu wehren weiss, noch viel mehr einem, dem Mordlust in den Augen steht. Und ich weis, wie sehr Peter ihn fürchtet, ich brauche mich nur an den Boggart zu erinnern… „Jetzt bist du mutig, du Ratte“, faucht Snivelly Peter an. „Hast ja deine tollen Freunde dabei. Wenn du alleine bist, sehe ich immer nur eine Staubwolke von dir…“ Peter huscht auf uns zu und versteckt sich hinter unseren Rücken. Er wirft ängstliche Blicke dahinter hervor und piepst. „P-p-padfoot, P-p-prongs, helft mir, er will mir was antun.“ „Feige Ratte!“ faucht Snivelly erneut und steht immer noch kampfbereit vor uns. Peters feiges Verhalten nervt mich im Augenblick mehr denn je und ich kann mir ein verächtliches Schnauben nicht verkneifen. Snivellus musste von Anfang an gewusst haben, dass er uns unterlegen ist, aber er hat wenigstens gekämpft und sich nicht hinter irgendwem verkrochen… Auch James geht dieses Gewinsel auf den Wecker, denn er sagt: „Mach dir nicht ins Hemd Wurmschwanz, wir passen schon auf - Lass uns gehen“, wendet er sich an mich. „Peter pisst sich sonst noch wirklich an. Und er alte Snivelly ist wirklich zu ungeschickt…“ Aber ich höre einen gewissen Respekt im letzten Satz, den er sich nicht anmerken lassen will und ihn daher lieber in eine Beleidigung verpackt. „Yeah“, meine ich. „Krieg dich wieder ein, Peter, wir passen schon auf, dass der große, böse Snivellus dir nichts antut.“ Er zittert fast vor Angst und ich will ihn hier wegbringen, bevor er sich wirklich noch nass macht. Peter wird knallrot und wir sehen zu, dass wir wegkommen, bevor Snivellus noch einfällt, dass er eigentlich einen Zauberstab hat… Als ich mich kurz umdrehe, sehe ich, wie er gedemütigt, triefnass und wahrscheinlich auch stinkend ins Schloss zurück schleicht.  Moonys Meinung zu Mädchen Wir vergnügen uns auf unserer üblichen Einkauftour und gehen schließlich auf ein paar Butterbier in die Drei Besen. Lily setzt sich mit ein paar Freundinnen zu uns und James ist für nichts mehr rechtes zu gebrauchen. Diese Mal ist auch Peter beschäftigt, er hat sich in Sara McCorry – noch ein Mädchen aus Gryffindor, aber im vierten Jahr - verkuckt und sie scheint seine Vorliebe zu erwidern. Die beiden haben nur noch Augen füreinander. Irgendwie gönne ich es ihnen. Die anderen Mädels haben die Köpfe zusammengesteckt und tuscheln angeregt miteinander. Hin und wieder werfen sie mir glühende Blicke zu. Ich habe jedoch keinerlei Lust, mich näher mit ihnen zu befassen, ich stehe nämlich nicht auf tuschelnde Kichermädchen und außerdem schmerzt mein Kinn immer noch. Gott sei Dank kommt endlich Moony und nimmt mich in Beschlag. „Lass uns ein bisschen durch Hogsmeade gehen“, meint er und zwischen seinen Augen steht wieder diese steile Falte. Ich nicke und folge ihm einfach nach draußen. Die beiden anderen bemerken es noch nicht mal und es sieht so aus, als wolle Remus ohnehin mit mir alleine reden. Ich winke den anderen Mädels kurz zu und fühle ihre schmachtenden Blicke in meinem Rücken brennen. Wir gehen in Richtung Heulende Hütte. „Du hast mich gerettet; Moony“, seufze ich, „Soviel weibliche Aufmerksamkeit kommt gar nicht gut…“ Er lacht leise in sich hinein und die steile Falte ist verschwunden. „Eigentlich wollte ich ja was anderes mit dir besprechen“, erwidert er. Ich kann mir schon denken, was er will. Wahrscheinlich ist er dem triefenden Snivellus begegnet, als der ins Schloss zurück ist. „Snivelly, oder?“ meine ich nur. „Yeah“, gibt er zurück. „Sah mal wieder ganz nach einer von Peters Gemeinheiten aus, stimmt´s?“ „Stimmt, aber dieses Mal hatte ich nicht viel dagegen einzuwenden. Du bist ja nie das Ziel seiner Flüche, er jagt sie ja nur immer James und mir hinterher und es sieht so aus, als hätte er in den Sommerferien Schwarze Magie für Fortgeschrittene studiert. Wir waren der Meinung, er hätte eine Abreibung verdient…“ „Was war es dieses Mal?“ will Moony wissen. „Er hat gestunken wie eine ganze Senkgrube.“ „Irgendeine Spezialmischung von Peter und das Zeug hatte es wirklich in sich…“ ich reibe mein Kinn, das immer noch von dem rechten Haken schmerzt. „Er hat mir eine verpasst, die sich gewaschen hat.“ „Er hat dich geschlagen?“ fragt Remus erstaunt. „Sonst benutzt er doch immer nur Magie.“ „Yeah, aber so schnell kam er wohl nicht an seinen Zauberstab ran. Wir haben ihn festgehalten, aber er konnte sich befreien als der ganze Glibber auf ihm drauf war. Wollte sich mit uns prügeln, hatte aber keinen Erfolg damit. Dein Training war zu gut…“ „Wenn ich gewusst hätte, dass ihr es benutzt um Snape zu verprügeln, hätte ich es euch nicht beigebracht…“ „Ey, wir haben ihn nicht verprügelt, wir haben ihn nur ins Leere laufen lassen, OK?“ Remus seufzt. „Na gut. Ihr werdet wohl nie damit aufhören, oder?“ „Nur, wenn er uns in Ruhe lässt. Bitte rede nicht drüber. Ich möchte nicht, dass James wieder mit Lily Streit kriegt. Die beiden amüsieren sich gerade so schön.“ „Na gut, mein Name ist Moony, ich weis von nichts… Was anderes, was hast du vorhin genau mit gerettet gemeint?“ „Die Mädels, die mit Lily abhängen, die werfen mir dauernd Blicke zu, kann ich dir sagen, da wird mir ganz anders. Eine – wenn es die richtige ist – wäre ja OK, aber diese geballte Ladung Weiblichkeit, ist doch zuviel des Guten.“ „Warum, du kannst es dir doch raussuchen, mit welcher du dich näher befassen willst…“ Jetzt ist es an mir zu seufzen. Ich werfe einen Blick zum Himmel, als stünde dort die Antwort geschrieben und setze mich auf einen Zaun an der Heulenden Hütte. „Weis nicht, Moony. Wenn es um eine normale Unterhaltung geht, dann habe ich keine Probleme, aber die wollen doch nur von mir hören, wie schön und lieb und niedlich sie sind… Und du weist, was ich von zu schönen Leuten halte…“ „Hast du überhaupt schon mal mit einer geredet?“ will Moony wissen. „Yeah. Damals mit Nora und die wollte genau diese Dinge von mir hören. Mensch, Remus, das ist mir echt zu oberflächlich. Ich möchte einfach nur mit einem Mädel reden, um herauszufinden wie sie wirklich ist, nicht ihr Honig ums Maul schmieren…“ „Willst du nicht mal mehr von ´nem Mädchen?“ „Schon, aber ich mag keine oberflächlichen Menschen, die öden mich an“, erwidere ich achselzuckend. Moony lacht wieder in sich hinein. „Ich habs dir schon mal gesagt, du stellst einfach zu hohe Ansprüche. Flirte mit den Mädels, schmier ihnen Honig ums Maul, sag ihnen, sie sind schön wie `ne Feenkönigin. Was macht das schon, dann bekommst du wenigstens heraus, ob mehr hinter der Fassade steckt. Warum auch nicht? Du bist jung, du siehst Klasse aus und du darfst dich verlieben…“ „Mensch, Remus, du doch auch. Und vom küssen ist noch keine schwanger geworden…“ Er murmelt etwas vor sich hin, das ich wieder mal nicht verstehe und ich werfe ihn einen fragenden Blick zu. „Was meinst du, wie toll es ist, mit ´nem Mädel rum zumachen und wenn du ein bisschen mehr willst, rennt sie davon und lässt dich mit stechendem Unterleib zurück…“ „Die Kleine von vor zwei Jahren mit den wunderbaren blauen Augen?“ frage ich nach. „Yeah“, grummelt er. „Yeah. Es war wirklich schön mit ihr, aber…“ „Ach komm, so schlimm kann´s doch nicht gewesen sein, oder?“ „Hast du eine Ahnung, warts nur ab, bis du mal mit blauen Eiern rum läufst. Da hilft nämlich auf die Schnelle nämlich nichts mehr.“ Er schüttelt mit einem gequälten Lächeln den Kopf. „Du wirst schon sehen…“ „Und trotzdem meinst du, ich soll mich mit diesen Mädels einlassen?“ „Warum nicht? Wenn die Richtige dabei ist? Wie willst du es sonst raus finden?“ meint er. „Auch wieder wahr. Wollen wir zu den anderen zurückgehen?“ „Yeah. Du kannst ja dann schon mal deinen Charme spielen lassen“, meint er und wir gehen zu den Drei Besen zurück. „Meinst du den habe ich?“ will ich wissen. Ich bin mir in dieser Sache alles andere als sicher, bisher habe ich Mädels immer wie Kumpels behandelt. Wieder lacht Remus in sich hinein. „Warum glaubst, dass sie sonst so auf dich fliegen…?“ Als wir im Pub zurück sind, nehme ich mir Moonys Rat zu Herzen und beginne mit Kara zu sprechen. Ich mache ihr Komplimente und sie fährt voll drauf ab. Die anderen Mädchen werfen ihr giftige Blicke zu, aber das soll mich im Moment nicht kümmern. Kara beginnt sich sichtlich unwohl zu fühlen und meint schließlich: „Begleitest du mich zu Schloss hoch, Sirius?“ „Wenn du willst“, erwidere ich und an meine Freunde gewandt. „Ich seh euch dann beim Festmahl, OK?“ Moony nickt nur mit einem feinen Grinsen, aber weder James noch Peter reagieren auf meine Worte. „Ich sag´s ihnen“, meint er knapp und sein Grinsen vertieft sich. Er scheint die ganze Situation einfach zu witzig zu finden… Kara hakt sich bei mir unter und wir schlendern nach Hogwarts hinauf. „Du bist ein klasse Typ“, meint sie. „Und du ein nettes Mädchen“, erwidere ich. Sie wirft mir einen weiteren glühenden Blick zu und plötzlich brennt er sich unter meine Haut. Jetzt verstehe ich was Moony damit gemeint hat, in den Augen eines Mädchens zu ertrinken. Vielleicht sollte ich sie küssen, vielleicht erwartet sie das. Ich wende mich ihr ganz zu und umarme sie schüchtern und sie lässt ihren Kopf gegen meine Schulter sinken. „Sirius“, seufzt sie und meine Lippen finden die ihren. Auch hier hatte Remus Recht, man muss es erlebt haben, um zu verstehen… Es wird ein langer Kuss, aber plötzlich reißt sie sich von mir los und läuft davon. Ich stehe ziemlich belämmert am Weg und weis nicht, was überhaupt los ist. War ich zu ungestüm? Ich glaube kaum. Sie schien es doch gewollt zu haben, aber vielleicht war sie von ihrer eigenen Courage überrascht. Vielleicht ist sie genau so verwirrt, wie ich… Nach dem Halloween Festmahl geraten wir noch mal mit Snivellus aneinander, als wir in unsere Gemeinschaftsräume gehen wollen. Eigentlich bin ich mit meinen Gedanken ganz wo anders, aber ich muss das Ganze erst Mal verarbeiten, bevor ich mit jemanden darüber reden kann. Snivelly kommt mir gerade Recht, um mich abzulenken. „Oy, Snivellus“, rufe ich daher so laut, dass es alle hören können. „Wieder sauber? Den Weg zur Dusche ganz alleine gefunden?“ Sofort sind sämtliche Augen mit äußerstem Interesse auf uns gerichtet. „Halt Maul, Black!“ gibt er zurück. Er scheint noch immer recht sauer zu sein. „War höchste Zeit, dass du dich mal wieder wäschst“, fügt James an und grinst feixend. Ihm hat die Sache wohl mehr Spaß gemacht als mir. Mein Kiefer tut mir noch immer so weh, dass ich kaum kauen konnte. „Hat, dir die Seife gefallen“, mischt sich Peter ein. Jetzt kann er ja sicher sein, dass Snape ihm nichts antun wird, nicht vor der halben Schule. „Wir haben noch mehr davon.“ Remus spielt inzwischen die ahnungslose Unschuld, ist auch besser so, er ist immerhin Vertrauensschüler… Snivellus wirft seine Dolchblicke von einem zum anderen und faucht: „Lasst mich in Ruhe! Lasst mich einfach nur in Ruhe!“ „Nee“, meint James. „Wir lassen dich erst in Ruhe, wenn du kein Schleimbeutel mehr bist…“ Dann geht er einfach die Treppe hoch. „Vergebliche Hoffnung, Prongs“, rufe ich ihm so laut nach, dass alle es hören können. „Der ist ein Schleimbeutel und wird sich auch nicht ändern.“ Dann folge ich meinem Freund. Remus greift sich Peter und zieht ihn hinter uns her. Auch er weiss, dass der Kleine keine Chance gegen Snivelly hat, sollte der echt gemein werden. Aber Snape tut nichts dergleichen und durchbohrt nur weiterhin unsere Rücken mit seinen Dolchblicken… Shit, muß es Severus damals dreckig gegangen sein, wenn ihm diese hinterhältige Sache in Hogsmeade aufgeheitert hat. Das hat sie nämlich, sehe ich jetzt. Sicher zuerst war er echt sauer, aber danach war er wieder mehr oder weniger er selbst und nicht länger diese hohle, finstere, leere Gestalt, die er seit dem Sommer war. Auch seine Flüche sind danach weniger geworden. Wir dachten damals, wir hätten ihm eine satte Lektion erteilt, aber seine Beweggründe waren gänzlich andere… Und kurz darauf hatte er wohl auch andere Dinge im Sinn… Wie wir übrigens auch…  Fluffy Lange mache ich mir keine großen Gedanken um Kara, denn es geschieht etwas, das sie völlig aus meinem Geist verdrängt. Es ist kaum eine Woche später am Wochenende, als Hagrid beim Frühstück bei uns am Tisch erscheint. „Servus, Buam“, grummelt er. „Wenn´s nacha Lust habt´s kemmts zua meina Hüttn obi. Ich mecht eich was zoag´n.“ „Was denn?“ platzt James heraus. „Kemmts obi und i zoag´s eich“, erwidert er und seine Augen funkeln aufgeregt. „Mach´s nicht so spannend, Hagrid“, versuche ich etwas aus ihm heraus zu bekommen. „Naa, kemmts und ia werds as seg´n…“ Und weg ist er. James zuckt die Schultern. „Ich hatte ohnehin nichts besseres vor“, meint er. „Gehen wir zu ihm runter, was meint ihr?“ Remus nickt, aber Peter macht Ausflüchte. Besuche bei Hagrid arten häufig in Arbeit aus und davon hält er nur wenig. „Ich wollte mich doch mit Sara treffen“, gibt er schließlich zu, da er nur zu genau weis, dass wir ihn dann nicht mehr weiter drängen werden. James zuckt die Schultern. „Dann viel Spaß mit Sara“, meint er nur. „Fang aber blos nicht an zu maulen“, füge ich hinzu, „wenn du später erfährst, dass wir eine Menge Spaß hatten und du nicht.“ Peter nickt und macht sich sicherheitshalber vom Acker. Wir beenden unser Frühstück und latschen zu Hagrid runter. Hätten wir gewusst, was uns dort erwartet, wären uns wohl auch dringende Verabredungen eingefallen… Wir klopfen und sein bärtiges Gesicht erscheint im Türspalt. „Guad“, meint er, „kemmts eini Buam und passt´s auf, dass ea ned ausi laft.“ Neugierig schieben wir uns an ihm vorbei und erstarren: Vor seinem Kamin hockt ein riesiges Vieh und funkelt uns mit sechs Augen an. Sechs – das Ungeheuer hat nämlich drei Köpfe. „Hagrid?“ murmelt Remus erschrocken. „Hagrid, was ist das?“ James und mir fehlen einfach nur die Worte. „Des is da Fluffy. Den woit i eich zoag´n. Weil i den jetzad erscht kriagt hob. De san selt´n, de dreiköpfigan Hund…“ Das Biest knurrt uns in drei unterschiedlichen Tonlagen an, zerrt an seiner Leine und geifert. „Brav sei, Fluffy“, grummelt Hagrid dem Biest zu. „Des san Freind. Sei a brava Hund.“ „Hagrid, bist du wahnsinnig“, platze ich heraus. „So ein Riesenvieh in der kleinen Hütte!“ „Aba i muas eam doch herinnad hoit´n. Es wird koit und ea is doch no a kloans Baby.“ „Baby?“ stammelt James. „Yeah, Baby, klar Hagrid, Baby…“ „Und jetzt sollen wir dir helfen, ihn stubenrein zu kriegen, oder was?“ meint Remus und klingt erschöpft. Wir wissen alle drei, wenn Hagrid sich was in den Kopf gesetzt hat, bringt man das nicht mehr raus, dazu kennen wir ihn zu gut. Es ist allgemein bekannt, dass er eine Vorliebe für alle Arten von Ungeheuern hat und sie niedlich findet, aber es ist das erste Mal, dass er uns mit einer derartigen Kreatur konfrontiert. „Ja“, erwidert er auf Remus Frage. „Hob ma denkt, ia megt´s vielleicht a weng mit eam Gassi geh oda so?“ „Yeah, Hagrid“, murmle ich. „Wir sind ja auch zu dritt und wenn er unterwegs Hunger bekommt, hat er für jedes Maul ein Häppchen…“ „Aba ea is doch no so kloa“, erwidert Hagrid und scheint traurig über unseren mangelnden Enthusiasmus zu sein. „I hob denkt, ia find´s eam so guad wia i, hob denkt, ia tadads ma helfa.“ Der gewaltige Mann sieht aus, als würde er vor lauter Enttäuschung gleich anfangen zu weinen. „Schon gut, Hagrid“, murmelt James, weil er nicht sehen will, wie Hagrid weint. „Wir helfen dir ja auch…“ „Aber wie muss man mit dem Vieh umgehen?“ will Moony wissen. „Ea mog Musik, wenns eam was vorsingts, dann is ea ganz friedlich…“ Das ist ein Problem: James und ich sind im Stimmbruch und Moony kann nicht singen. „Und du meinst, das wird was?“ platzt James heraus. „Wir sind alle drei nicht recht bei Stimme, weist du.“ „Dann pfeifts hoit oda summts. Ea is ned wählerisch…“ Wir geben uns geschlagen und in nächster Zeit werden unsere Gedanken nur noch von diesem riesigen dreiköpfigen Biest beherrscht, das – zumindest bei mir - auch durch die Träume geistert… Heute sind wir mit Fluffy im Verbotenen Wald unterwegs. Plötzlich scheint ihm ein Geruch in die Nase zu steigen, denn er rast einfach los. Alle drei hängen wir verzweifelt an seiner Leine und er schleift uns hinter sich her. „Schnell Animagi!“ keucht Remus, bevor er gegen einen Baum kracht und die Leine loslassen muss. Einen Sekundenbruchteil später sind wir zu Tatze und Krone geworden. James überholt Fluffy, stemmt sich mit aller Gewalt in den Boden und richtet sein Geweih auf ihn. Ich springe Fluffy von der Seite an, um ihn zu stoppen. Drei geifernde Kiefer schnappen nach mir. Einem davon kann ich entgehen, doch drei sind doch ein bisschen viel. Einer erwischt mich in der Flanke, der andere an der Schnauze und sie beißen zu – sehr fest. Ich jaule auf. Doch ein Gutes hat das Ganze, Fluffy ist stehen geblieben. James senkt seinen Kopf noch tiefer und rammt sein Geweih in den Leib des dreiköpfigen Hundes. Der lässt erschrocken von mir ab und ich falle blutend und hechelnd zu Boden. Remus hat sich inzwischen wieder hochgerappelt und kommt auf uns zugehinkt. Er blutet aus Nase und Mund. Trotzdem packt er die Leine und bindet sie an einem Baum fest. Fluffy ist sauer, dass er dem interessanten Geruch nicht mehr nachspüren kann und gebärdet sich wie wild. Krone rammt ihm erneut sein Geweih entgegen und gibt ein drohendes Röhren von sich. Das Biest scheint davon so verblüfft zu sein, dass er sich einfach auf seine Hinterläufe fallen lässt und still sitzen bleibt. James wird wieder zum Menschen. „Padfoot“, ruft er. „Alles OK?“ Auch ich werde wieder zum Menschen, blute im Gesicht und an meiner Seite. Es tut verflixt weh. „Nee, nicht so ganz“, stöhne ich. „Das Mistvieh hat mir die Visage zerbissen und wollte sich aus meinen Eingeweiden Sockenhalter machen.“ Remus wischt sich mit seinem Ärmel das Blut aus dem Gesicht und kommt zu mir rüber. „Lass mal sehen, was deine Heilzauber bewirken können“, meint er knapp, zückt seinen Zauberstab und schwingt ihn während er die Sprüche murmelt. Dann fährt er damit an meinem Gesicht entlang und sich spüre, wie das Bluten aufhört, die Bisse sich schließen und der Schmerz nachlässt. Danach behandelt er meine Seite genau so. „Ich glaube nicht, dass du im Gesicht Narben behalten wirst“, meint er. „Die Verletzungen sind nur oberflächlich, aber die am Bauch sind ganz schön tief gewesen. Geht’s wieder?“ „Yeah, besser“, erwidere ich. „Können wir zurückgehen?“ fragt James. „Soll Hagrid sich doch um seine Töle kümmern…“ November und Dezember vergehen wie Kleister und jeder Tag mit dem Vieh macht alles nur noch schlimmer, auch wenn es von derartigen Alleingängen absieht und es zu keinen weiteren ernsthaften Verletzungen mehr kommt. Mein Gesicht ist wirklich ohne Narben verheilt. Glück gehabt… Wir sind alle drei heilfroh, als die Ferien kommen und wir nach Godrics Hollow verduften können. …und ich muss wohl nicht erst erwähnen, dass Peter sich schief gelacht hat und sich beharrlich weigert, mit runter zu Hagrid zu kommen…  Eigenartige Begegnung Doch bevor uns der Zug nach Hause bringt, geht es nochmal nach Hogsmeade hinunter. Wieder kleben die Mädles an mir, aber Kara scheint ihren Mund nicht mehr aufzubringen. Egal, die anderen sind auch nicht schlecht und so flirte ich halt mir denen. Es geschieht nichts Aufregenderes, als dass Moony ein langes Gespräch mit Nora hat und schließlich mit ihr alleine zum Schloss hinauf verschwindet. Na warte, Remus, auf das Interview später bin ich gespannt… James verschwindet schon recht früh, weil er noch Training hat und Peter begleitet ihn wie üblich. Ich plaudere noch ein wenig mit den Mädels, bis ein interessantes Gespräch an meine Ohren dringt. Rodolphus Lestrange unterhält sich mit meiner Cousine Bellatrix. Sie sitzen an einem Tisch in der Nähe und scheinen mich gar nicht zu bemerken. „…und dann hab ich zu ihm gesagt“, meint Lestrange gerade. „Lass mich aber nicht zu lange warten, Snape und er meinte, er würde es machen, hätte er ja versprochen.“ „Er hat dir also die Gedächtnislösung gebraut?“ will meine Cousine wissen. „Ja, sag ich doch. Hab eine Menge dafür bezahlt, aber der Trank ist jede einzelne Galleone davon wert. Kann dir Snape nur empfehlen, er ist ein erstklassiger Trankbrauer.“ „Meinst du er würde auch etwas Hinterhältiges brauen?“ will sie wissen. „Sicher. Du zahlst, er braut. So einfach ist das. Liegt in seiner Familie, sein Vater war immer großartig, haben meine Eltern gemeint, aber der ist nicht mehr im Geschäft. Wahrscheinlich lebt er gar nicht mehr. Hat sich wohl tot gesoffen, meinte mein Vater.“ „Und du denkst, der Junge ist so gut wie der Alte?“ murmelt Bellatrix. „Besser. Der hat seinen Kopf beisammen, der säuft nämlich nicht…“ Mehr höre ich von dieser Unterhaltung nicht, da ein allgemeiner Aufbruch stattfindet. Es ist nämlich höchste Zeit zum Abendessen ins Schloss zurück zu kehren. James Dad hatte also Recht, was den alten Ravenous Snape betraf. Schwarze Tränke… Und Snivellus scheint in seine Fußstapfen zu treten. Wo er die Dinger wohl herstellt? Wohl irgendwo unten in den Verließen. Mal sehen, ob ich was rausfinden kann… Keiner meiner Freunde taucht zum Abendessen auf, die haben wohl was Besseres vor. Alleine macht es keinen Spaß, aber ich sehe, dass auch Snivellus fehlt und ich weis, dass er nicht nach Hause gefahren sein kann. Es gehen nämlich Gerüchte um, dass er das schon seit Jahren nur noch im Sommer macht. Nun, er wird seine Gründe haben, aber jetzt ist die Gelegenheit günstig, etwas über seinen Trankhandel herauszufinden. Ich verlasse einfach die große Halle und schleiche mich in die Verließe hinunter. Es ist totenstill hier unten, kein Mensch ist unterwegs, alle die noch da sind, sitzen wohl oben beim Essen. Plötzlich höre ich hinter einer Tür Wasser rauschen und werde sehr neugierig. Vielleicht ist Snivelly ja duschen gegangen… Ich schleiche mich näher und stoße die Tür auf. Tatsächlich, er ist es und er steht nackt unter der Dusche. Ich bin doch etwas verblüfft, ihn in diesem kalten, ansonsten leeren Raum zu sehen. „Dacht ich mir doch“, platze ich heraus, „dass du hier unten irgendwo abhängst, wenn du nicht beim Essen bist. Und, na sowas, jetzt duschst du sogar mal. Sogar deine eigenen Leute rätseln, ob du das überhaupt mal tust.“ „Wie du siehst“, knurrt er mich an, „ist dem durchaus so. Lass mich jetzt einfach in Ruhe.“ Seine kühle Art reizt mich erneut und ich beginne ihn zu verspotten. „Nee“, meine ich. „Wär doch ´n verlorener Tag, wenn ich dich nicht triezen könnte.“ Ich setze mich auf seine Kleidung, damit er nicht auf die Idee kommt, abzuhauen. Er wirkt so dürr, so einsam, da im Wasserstrahl, dass ich nicht anders kann, als ihn genau zu mustern. Er ist kleiner und leichter als ich. Mir ist nie aufgefallen, wie überschlank er wirklich ist, man kann fast seine Rippen zählen, aber eigentlich hat er gar keine schlechte Figur. Er muss so alt sein wie ich, wird mir klar, aber er scheint mir schon um einiges erwachsener zu sein, denn er ist viel stärker behaart. Er scheint sich unter meinem neugierigen Blick regelrecht zu winden. Er könnte mir einfach seinen Rücken zuwenden und mich damit aus seiner persönlichen Welt ausschließen, aber das tut er nicht. Jetzt will ich es genauer wissen, stehe auf, packe seine Klamotten und gleite auf ihn zu. Ich will um ihn herumgehen, aber er wendet mir stur das Gesicht zu. Sein Kopf ist halb gesenkt und er wirft mir von unter den Wimpern scharfe Blicke zu. Ich muss ihn einfach zu einer Reaktion reizen. „Himmel“, sage ich daher. „bist du ein hässliches Knochengestell.“ Er reißt den Kopf hoch und fixiert mich, aber in seinen Augen ist ein Ausdruck, den ich noch nie in ihnen gesehen habe. Leid, Sehnsucht, Traurigkeit, Einsamkeit… Ich kann es nicht recht beschreiben… „Was geht dich das an, Black“, faucht er mich an, aber die Wut klingt nicht ganz echt. Ich will jetzt wirklich wissen, was in ihm vorgeht und stichle weiter. „Och, ich wollte nur wissen, ob du wirklich so dürr bist wie ich dachte.“ Das scheint getroffen zu haben, denn er wendet sich ab. Sofort wird mit klar, warum er mir nicht den Rücken zuwenden wollte. Ich habe zwar mal die Narben auf seinem Hintern gesehen, aber gegen die, die er am Rücken hat, waren das die reinsten Mückenstiche. Ein unfassbares, silbriges, wulstiges Narbengewebe zieht sich über seine Haut. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, muss so wahnsinnig sein, wie meine Mutter. „Und?“ murmelt er auf meine spöttische Frage. „Zufrieden?“ Ich kann nur keuchend Luft holen. „Sag mal, Snivelly“, bricht es aus mir heraus. „Sind sie in Yorkshire so arm, dass sie Jungs wie dich als Ackergäule benutzen müssen?“ und sie dabei halb tot prügeln, denke ich bei mir. „Lass mich in Ruhe!“ faucht er mich erneut an, aber mir fehlen weitere Worte und ich schweige einfach. Er verharrt einige Augenblicke in einer geduckten Haltung unter dem Wasserstrahl. Dann scheint er wohl zu glauben, ich wäre gegangen und wendet sich wieder um. Jetzt sehe ich, warum er sich trotz der Narben, die er zuerst so dringend verbergen wollte, umgedreht hatte. Er schleppt einen Steifen mit sich rum, der gewaltige Ausmaße hat. Wäre mir auch peinlich, so erwischt zu werden, noch dazu von einem erklärten Feind… „Nun, den geeigneten Schwanz für einen Gaul hast du ja“, platze ich heraus. Will ich ihn beleidigen? Nee, eigentlich nicht. Ich will nur das letzte Wort haben, denn ich will von hier verschwinden und ihm seine Privatsphäre gewähren. Doch ich will das Schlachtfeld nicht als Verlierer verlassen und so werfe ich seine Klamotten ins Duschbecken und gehe hocherhobenen Hauptes. Schon damals war mir klar, dass ich nicht der Sieger war. Ich hatte mir nur ein Beispiel an Severus genommen. Der wusste nämlich schon immer, dass die richtige Haltung alles ist. Wie hätte ich auch der Sieger sein können, gegenüber einem Jungen, der aussah, als wäre er einer grässlichen Folterkammer entkommen… Jetzt erfahre ich, dass er sich einen Teil dieser Verletzungen selbst beigebracht hatte, aber nicht alle, noch nicht einmal die meisten davon. Sein Vater hatte ihn jahrelang so geschunden, bevor er ihn regelmäßig vergewaltigt hat. Da braucht es mich wirklich nicht zu wundern, dass er immer so anders war, dass er kaum jemand vertraut hat, dass er keinen an sich ran ließ… Shit! – Und da dachte ich immer, meine Kindheitserfahrungen mit dem Boggart im Keller seien schrecklich gewesen… Ich trotte völlig aus dem Konzept gebracht in unseren Turm hinauf. Ich muss jetzt ein bisschen alleine sein und nachdenken. Keiner hält mich auf, als ich in unseren Schlafsaal hinauf latsche, mich dort ans Fenster setze und hinausstarre. Eigentlich hatte ich den alten Snivellus ja dabei erwischen wollen, wie er illegale Tränke braut. Aber diese bizarre Begegnung im Duschraum hat mich völlig auf andere Gedanken gebracht. Diese Narben kann ich sicher nicht mehr auf ein paar Brombeerranken schieben. Sie sahen einfach zu grausam aus. Mich wundert, dass er überhaupt noch grade stehen und gehen kann. Kein Wunder, dass er lieber alleine duscht, wenn keiner es sehen kann… Und dann seine Reaktion bevor ich gegangen bin… Was hat ihn so erregt? Denn als ich hereinkam, war noch nichts davon zu sehen. Steht er vielleicht auf Jungs? Nun, mit einem Mädel habe ich ihn noch nie gesehen, noch nicht mal in der Nähe von einer. Da ist nur Lily, aber da ist er zu schüchtern, auch nur ein Wort zu sagen. Andererseits ist Morchie sein einziger Freund und von dem ist es ein offenes Geheimnis, dass er auf Jungs steht. Er ist das, was ich nie würde sein wollen – niedlich. Hat er was mit Snivellus? Sieht nicht danach aus. Sie haben sich nie so benommen, als wären sie mehr als nur Freunde. Mir fällt auch ein, dass Snivelly es nicht leiden kann, wenn ihn jemand berührt. Nur zu oft habe ich gesehen, wie er zurückzuckt, wenn ihn jemand auch nur zufällig streift. Auch bei Morchie war die Reaktion dieselbe… Ich werde aus dem alten Snape wirklich nicht schlau. Einerseits ist er irgendwie ein echter Sonderling und benimmt sich so anders als die meisten anderen Leute. Dann ist da aber diese seltsame Stärke, über die er mit Sicherheit verfügen muss, denn sonst hätte er sich längst das Leben genommen. Eine Stärke, die nichts mit körperlicher Kraft oder mit magischen Fähigkeiten zu tun hat. Obwohl er mir in dieser Hinsicht auch alles andere als schwach erscheint. Mein Kinn hat nach dem Ding von Halloween noch über eine Woche wehgetan… Und seine magischen Fähigkeiten? Nun, was ich über die Lestranges weis, würde keiner aus dieser Familie ein Lob aussprechen, dass nicht mindestes fünfmal verdient ist. Und was seine Flüche betrifft, sind die zwar hundsgemein, aber er beherrscht sie aus dem FF und es ist Macht dahinter… Nee, ich werde echt nicht schlau aus ihm. Sollte ich vielleicht anfangen, ihn zu respektieren, wie Remus und Lily es schon die ganze Zeit wollen? Wie könnte ich das, wenn er doch ein schwarzer Magier ist und jetzt auch noch diese Tränke braut… Denn daran zweifle ich nicht im Geringsten… Lange, lange habe ich jetzt in die Nacht hinaus gestarrt und bin zu keinem Schluss gekommen. Was soll ich tun? Nun, ich werde wohl weiter nachforschen, wo er seine Tränke braut. Und wenn er mir einen Fluch nachjagt, werde ich mich wehren. Aber sonst…? Plötzlich geht die Tür auf und herein kommen, fröhlich plaudernd, Remus und James. „Ey, Sirius“, meint Prongs als er mich am Fenster sieht. „Wo hast du gesteckt?“ „Hier und noch wo anders…“ erwidere ich gedankenverloren. „Wo?“ will Moony wissen. „Du hast einen so nachdenklichen Blick…“ „Yeah“, wirft James ein. „Bist du auch mit `nem Mädel hoch zum Schloss?“ „Nee, das nicht“, erwidere ich. „Die sind mir heute echt auf den Senkel gegangen und dann habe ich ein verdammt interessantes Gespräch belauscht…“ Ich erzähle meinen Freunden, was ich von der Unterhaltung zwischen Bellatrix und Lestrange mitbekommen habe. „…und als ihr dann nicht beim Essen aufgetaucht seit, ebenso wenig wie der alte Snivellus, dachte ich, ich könnte vielleicht was darüber rausbekommen, was er unten in den Verließen so treibt…“ Dann erzähle ich ihnen ziemlich stockend, von meinem Erlebnis in den Duschräumen der Slytherin. James saugt überrascht Luft ein, als ich ihnen von den Narben berichte und Remus schüttelt nachdenklich den Kopf. Sie lassen mich meine Geschichte jedoch zu Ende erzählen, bevor sie anfangen zu reden. „Und du sagst seine Narben sind noch übler, als die von Moony?“ murmelt James. „Moonys Narben sind echt schlimm, aber die von Snivellus … nee, Jungs, sowas Gemeines hab ich noch nie gesehen. Fingerdicke Wülste. Schon lange verheilt, klar. Aber wer dafür verantwortlich ist, der muss mindestens so irre sein, wie meine Mutter. Er muss ihn mit sonst was verdroschen haben, immer wieder und wieder…“ „Tut er dir Leid?“ will Remus wissen. „Weis nicht … Nee, nicht so. Mitleid bringt nichts, das wissen wir wohl alle drei. Aber irgendwie empfinde ich plötzlich einen eigenartigen Respekt für ihn…“ „Respekt?“ platzt James heraus. „Mann, du redest immerhin von Snivellus und nicht von irgendeinem Heiligen Märtyrer…“ „Immer mit der Ruhe, James“, wirft Moony ein. „Was schadet es, einen Gegner zu respektieren?“ „Weis nicht, wenn ich ihn respektiere, kann ich ihn nicht mehr so schön schikanieren“, erwidert der. „und das macht immer unheimlich Spaß…“ „Yeah“, werfe ich ein. „Es macht Spaß und ich werde auch nicht damit aufhören, aber ich denke, dass wir kein Wort über das, was ich heute Abend zufällig gesehen habe, verlieren sollten. Ich finde, wir sollten das einfach als seine Privatsphäre respektieren.“ „OK“, erwidert James. „Reden wir nicht drüber…“ „Meine Meinung kennt ihr ohnehin“, meint Remus. „Ich werd mich nicht einmischen, aber treibt es nicht zu bunt mir ihm, sonst muss ich, ob ich will oder nicht…“ er tippt auf sein Vertrauensschülerabzeichen. Insgeheim hatten wir ohnehin schon die ganze Zeit die Vermutung, dass Dumbledore ihm das Ding nur gegeben hat, damit er uns ein bisschen – nun – im Zaun hält…  Der letzte der Lupins Die Potters holen uns nicht ab. Sie wissen, dass wir sehr wohl alleine in der Lage sind, nach Godrics Hollow zu kommen und damit haben sie völlig Recht. Beide sehen aus, als seinen sie seit den großen Ferien um mehrere Jahre gealtert. Schon wenige Minuten später erfahren wir, warum sie so traurig und müde aussehen. „Kommt ins Wohnzimmer, alle drei“ seufzt Mr Potter. „Wir müssen dringend reden. Es gibt sehr schlechte Nachrichten.“ „Schon wieder meine Mutter?“ platze ich heraus. „Setzt euch erst mal, Jungs“, erwidert er. Mr Potter sieht aus, als wäre es wirklich etwas Schwerwiegendes über das er sprechen will. „Der Dunkle Lord?“ überlegt James. „Voldemort, meine ich…“ „Auch. Es hängt alles mehr oder weniger zusammen… Nun, wo soll ich anfangen? „Nun Sirius, deine Mutter gibt kein Sterbenswörtchen von sich, also liegt hier kein Grund zur Sorge…“ Es fällt ihm so wahnsinnig schwer, zu reden, das spüren wir alle drei ganz genau. „Dad“, drängt James, „so sprich doch…“ Der seufzt erneut und schüttelt nachdenklich den Kopf. „Nun, Voldemort…“ murmelt er. „Er wird stärker, er wird gefährlicher und er hat begonnen, Magier zu ermorden, die sich ihm nicht anschließen wollen oder ihm einfach nur im Weg sind. Ja, er hat begonnen zu morden… Ach, Sirius, mein Junge, ich weis nicht, wie ich es leichter für dich machen soll… Sirius, dein Onkel Alphard ist Voldemort zum Opfer gefallen…“ Ich schaue ihn groß an. „Onkel Alphard ist … ist tot?“ stammle ich. Ich kann es nicht glauben. Ich habe doch erst vor ein paar Tagen einen Brief von ihm bekommen. Er war fröhlich, glücklich, zuversichtlich… „Er konnte dem Averda Kadevra nicht entkommen. Er war zu langsam, er war zu mutig…“ Ich kann nicht antworten, weine nur leise vor mich hin. Derjenige aus meiner Familie, der mir am meisten bedeutet hat, ist tot. Ich werde ihn nie besuchen können, werde nie sehen wo und wie er gelebt hat. Ich werde nie wieder einen Brief von ihm erhalten… Doch da irre ich mich, einen Brief von meinem Onkel bekomme ich noch. „Sirius“, reißt mich mein Pflegevater aus meinen Gedanken. „Alphard hat mir den gegeben, als wir begannen, wieder als Autoren zu arbeiten.“ Und gibt mir einen Brief. Lieber Sirius, wenn du diesen Brief vom alten Potter bekommst, weile ich nicht mehr unter den Lebenden. Nicht, dass ich mir große Sorgen machen würde, aber die Arbeit als Auror ist gefährlich und man weis nie… Mein lieber Junge, ich war so froh, dich kennengelernt zu haben. Ich wünschte du wärst mein Sohn gewesen, denn eigene Kinder habe ich nicht. Der alte Potter spricht immer so lobend von dir, so freundlich und liebevoll. Sie werden sich um dich kümmern, wenn du, wie ich es erwarte, von deinen Eltern enterbt wirst. Nun, ich möchte nicht, dass ein Verwandter von mir in der Gosse landet, nur weil er kein Gold hat. Ich habe ein Testament verfasst, das dich zu meinem Alleinerben macht. Du erhältst eine angemessene Summe, solange du noch minderjährig bist. An deinem siebzehnten Geburtstag, erhältst du das Verfügungsrecht über meinen ganzen Besitz. Auch eine Wohnung gehört dazu. Die Adresse wird jedoch erst an deinem siebzehnten Geburtstag sichtbar werden. Bewahre also den Brief gut auf… Mach das Beste draus und lass dich nie unterkriegen. Aber eigentlich mache ich mir keine Sorgen, du bist schon in Ordnung. Alphard Black „Er … er“, stammle ich. „Hat mich zu seinem Alleinerben eingesetzt…“ „Ja. Er wollte das so. Er fand es immer sehr schade, nicht mehr Zeit mit dir verbringen zu können, denn er hatte dich wirklich sehr gern…“ Er seufzt schon wieder. „Das war doch noch nicht alles, oder Dad?“ meint James leise nach einen prüfenden Blick in dessen Gesicht. „Nein … nein, leider nicht. Die schlechten Nachrichten reißen in letzter Zeit kaum ab…“ murmelt der. „Remus, mein Lieber, die andere Neuigkeit betrifft dich und sie ist um keinen Deut besser… Wie sag ich es dir nur? Es ist so verdammt schwer… Es gab ein schreckliches Unwetter in Cornwall und deine Eltern wollten ihre Ernte an Winterkräutern retten… Es hagelte Körner so groß wie ein Snatsch. Deine Leute, konnten sich nicht mehr in Sicherheit bringen und wurden davon erschlagen…“ „Und das Kind?“ bricht es aus Remus heraus. „Meine Mutter war schwanger…“ Mr Potter schüttelt traurig den Kopf. „Sie hatte eine Fehlgeburt, als sie starb und das Kind starb mit ihr…“ Plötzlich heult Remus auf, als würde er zum Werwolf werden. Er ist aufgesprungen und hat seine Fäuste zur Decke gestreckt. Nochmals scheit er wortlos und verzweifelt auf. James und ich springen auf und versuchen ihn zu beruhigen. „Moony“, murmelt James. „Du bist nicht alleine, wir sind bei dir, so beruhige dich doch…“ Gemeinsam bringen wir ihn dazu, sich wieder in den Sessel zu setzen. Er starrt ins Leere und murmelt: „Jetzt kann ich mich nie wieder mit ihnen versöhnen…“ dann kippt er einfach um. „Was meint er?“ will James wissen. „Letzten Sommer“, erwidere ich. „Letzen Sommer, als wir bei Vollmond in Cornwall waren. Da hat er doch kurz seine Eltern besucht und dann…“ Remus kommt wieder zu sich. „…dann haben sie gemeint, dass ich zu Hause nicht mehr erwünscht bin. Ich bin volljährig und sie bekommen ein Kind. Ein gesundes Kind. Kein verfluchter Werwolf…“ faucht er regelrecht. „Moony“, murmelt James. „Das wusste ich nicht. Shit, Mann. Das ist ein solcher Mist.“ „Yeah. Ich wollte die Sache wieder in Ordnung bringen, aber jetzt ist es zu spät…“ erwidert Remus todtraurig. „Zu spät, wieder zu meinen Eltern zu finden. Zu spät, mein Geschwisterchen kennen zu lernen. Zu spät für einfach alles… Zu spät…“ und erneut verliert er das Bewusstsein. „Himmel, dem geht es aber dreckig…“ murmelt James. Mr Potter nickt und seufzt schon wieder. „Tut mir Leid für ihn, so schrecklich Leid. Er ist der Letzte seiner Familie…“ murmelt er. „Es gibt keine weiteren Verwandten. Jetzt müsst ihr beide seine Familie sein, Jungs.“ „Aber klar, Dad“, erwidert James. „Sicher, Dad“, meine ich. „Er ist schon so lange unser Freund. Jetzt ist er auch unser Bruder.“ Ein glückliches Blitzen erscheint kurz in Mr Potters Augen. Es ist das erste Mal, dass ich ihn Dad genannt habe… Die Tür geht auf und Mrs Potter kommt herein. „Du hast es ihm also gesagt?“ wendet sie sich an ihren Mann. „Du hast ihn doch gehört, oder?“ erwidert der. „Der Schrei…“ murmelt sie. „Ich dachte, eine verdammte Seele würde zur Hölle fahren…“ Sie kommt zu uns herüber und scheint erst jetzt zu bemerken, dass Moony nicht mehr bei Bewusstsein ist. „Armer Junge“, flüstert sie. „Ist dir alles zu viel geworden?“ dann etwas lauter an uns gewandt: „Bringt ihn nach oben, Jungs, damit er sich ausruhen kann und seid bitte für ihn da.“ Wir nehmen ihn einfach und tragen ihn die Treppe hoch ins Dachzimmer.  Lagebesprechung Gemeinsam ziehen wir ihn aus und packen ihn unter die Decke. „So ein Mist“, murmelt James. „Na dann, fröhliche Weihnachten…“ „Yeah. Was machen wir jetzt?“ erwidere ich. „Wie geht es dir eigentlich?“ will er wissen. Ich zucke die Schultern. „Traurig. Yeah – traurig“, meine ich. „Aber eigenartiger Weise auch froh. Du weist schon, der Brief. Er hat mir alles vermacht. Ich muss mir keine Gedanken mehr machen, dass alles, was Sirius Black ausmacht, in einen Koffer und eine Holzkiste passt…“ „Du bist echt ein blöder Hund“, fährt mir James ins Wort. „Sirius Black ist nicht das, was er besitzt, sondern das, was er aus sich macht, das was er anderen bedeutet, das was er für seine Freunde tut.“ James Einwurf ist sehr erwachsen und ich starre ihn an, als hätte ich ihn noch nie gesehen. Ausgerechnet James, der normaler Weise lieber Blödsinn macht, als sich tiefsinnige Gedanken. „Himmel, großer Bruder, wie oft muss ich dir noch sagen, was du mir bedeutest. Ich schreib es dir mal auf, dann kannst du es einrahmen und übers Bett hängen, damit du es nie vergisst. Aber vielleicht musst du es einfach wieder und wieder hören, damit du es endlich mal glaubst. Für mich bist du mein bester Freund, bist mein Bruder. Und ich hab dich wirklich gern, ich liebe dich genauso, wie ich meine Eltern liebe… Einfach nur, weil du so bist, wie du bist. Weil ich mich in jeder Situation auf dich verlassen kann, weil du mich nie im Stich lassen würdest, weil ich dir mein Leben anvertrauen würde, jetzt und jederzeit. Oder meinst du, ich mag dich nur wegen deines hübschen Gesichts und deiner funkelnden, schwarzen Augen? Du bist einfach schwer OK. Versteh das doch endlich…“ „Ich verstehe es doch. Nur manchmal scheint das einfach nicht zu genügen… Manchmal scheint es zu wenig zu sein…“ „Mensch, zu wenig – Blödsinn. Es ist alles, was zählt!“ erwidert James und packt mich an der Schulter. Er drückt fest zu. Tröstend, bestätigend, brüderlich… Remus wird unruhig und scheint wieder zu sich zu kommen. Er richtet sich erschrocken auf und scheint für einige Augenblicke nicht zu wissen, wo er ist. Doch dann sieht er uns. „Jungs“, murmelt er, „wie komme ich ins Bett?“ „Du bist zusammengebrochen“, erwidere ich, „und Mum meinte, wir sollen dich hochbringen, damit du dich ausruhen kannst.“ „Meine Kehle ist ganz rau. Habe ich geschrieen?“ wispert er heiser. „Yeah“, meint James. „wie ein tollwütiger Werwolf.“ Remus schüttelt den Kopf und will aufstehen. „Liegen bleiben“, sage ich und drücke ihn in seine Kissen zurück. „Dir geht’s echt nicht gut, Moony.“ „Yeah“, wirft James ein. „nicht, dass du uns nochmal umkippst oder ausrastest. Wir konnten dich unten fast nicht bändigen…“ „Bin voll ausgerastet, oder?“ murmelt Moony. „Yeah“, gibt James zurück. „Würd ich aber auch, wenn es um meine Eltern ginge…“ „Es ist wirklich zu spät…“ flüstert Remus. „So schade, so verdammt schade. Jetzt bin ich wirklich ganz allein…“ „Bist du nicht“, gebe ich zurück. „Du hast immer noch uns und die Potters. Und für Nymphadora bist du sowas wie ein Onkel, genau wie ich. Immerhin hast du sie auf die Welt gebracht.“ „Andromedas Kleine … sie wird an Heilig Drei König ein Jahr alt … ob wir Andromeda besuchen können?“ fragt Remus sehnsüchtig. „Ich schreib ihr, wenn James mir Schuhu leiht und frage nach“, erwidere ich. „Danke“, murmelt er und seufzt. „Aber trotzdem komme ich mir plötzlich entsetzlich einsam vor. Wie Padfoot mal gesagt hat – wurzellos.“ „Yeah“, erwidere ich. „So ist das Gefühl, wenn du meinst keinen mehr zu haben. Aber so ist es nicht, Moony. Du hast noch uns beide. Wir sind deine Freunde. Wir drei stehen uns so unendlich nahe, dass wir wie Brüder sind und mehr als das. Wir haben die gleichen Ideen, die gleichen Ansichten und auch die gleichen Ziele. Jetzt mehr denn je, Moony. Ich habe einmal gesagt, dass ich kämpfen werde, wenn Voldemort sich an meinen Leuten vergreift. Genau das hat er jetzt getan. Er hat sich an meinem Onkel vergriffen. Steht ihr zu mir?“ Ich will nicht nur Remus auf andere Gedanken bringen, mir sind auch eben erst wieder Mr Potters Worte über Voldemort eingefallen und wenn wir schon Brüder sind, sollten wir das Ganze irgendwie offiziell machen…  Pakt der Wolfsbrüder Meine beiden Freunde starren mich an. „Yeah, sicher mache ich mit“, erwidert James. „Du kannst auf mich zählen“, sagt Remus sehr ernst. „Jetzt und immer.“ „Ein Pakt“, murmle ich. „Ein Eid, dass wir die dunklen Mächte bekämpfen werden, wo auch immer wir ihnen begegnen…“ James ist sofort Feuer und Flamme und auch Moonys Augen beginnen wieder zu leuchten. „Wir brauchen einen Namen für unsere Gruppe“, meint Remus. „Wolfsbrüder“, meint James knapp. „Wie sonst. Remus, du bist ein Wolf und wir beide begleiten dich immer wenn der Vollmond scheint.“ James will ihm ebenso eindringlich, wie schon zuvor mir, klar machen, dass er nicht alleine steht, nun da er keine eigene Familie mehr hat. „Klasse“, meine ich daher. „Das passt - Wolfsbrüder…“ „Ihr beide mögt mich wirklich, oder?“ murmelt Remus. „Es ist nicht nur Mitleid, oder?“ „Nee, Remus“, erwidere ich. „Ich empfinde kein Mitleid für dich. Mitgefühl, Anteilnahme, ja, bestimmt, aber niemals Mitleid. Moony, du bist mein Freund und Mitleid kann nie eine Grundlage für Freundschaft sein. Mitleid würde dich herabwürdigen zu einem jämmerlichen Wesen und das bist du mit Sicherheit nicht. Du bist ein anständiger Mensch, einer der Besten, die ich kenne…“ „…yeah“, wirft James ein. „Padfoot spricht mir aus der Seele. Hör Mal, wir sind nicht zu Animagi geworden, weil du uns Leid tust, sondern weil wir sehr viel für dich empfinden und unser Freund bist…“ „…außerdem hattet ihr eine Menge Spaß dabei“, meint Remus mit schiefem Grinsen. „Klar, sicher“, gibt James zu, „aber das war nur am Anfang ein Grund. Später würde es einfach zur Notwendigkeit, weil du dich jeden Monat so entsetzlich geschunden hast. Du hättest Sirius damals hören sollen, wie er Wurmschwanz zusammengeschissen hat, als der nur noch Mist gebaut hat. War echt hörenswert. So sauer habe ich ihn noch nie erlebt.“ „Peter“, murmelt Remus plötzlich. „Was ist mit Peter? Soll er auch ein Wolfsbruder werden? Ich meine, immerhin ist er auch häufig bei Vollmond mit dabei…“ „Nicht so gerne“, werfe ich ein, „und zwar aus einem ganz bestimmten Grund. Er ist ein jämmerlicher Duellant und ich möchte ihn nicht in Gefahr bringen…“ „Er wird aber mitmachen wollen, wenn er was mitkriegt“, wirft James ein. „Muss er doch nicht, oder?“ erwidere ich. „Peter ist nicht der Schnellste, wenn es darum geht, etwas mitzukriegen…“ „Aber er hat damals die Sache mit den Animagi auch mitbekommen, oder?“ meint Moony. „Yeah“, sagt James. „Aber damals waren wir in Hogwarts und jetzt sind wir hier, in Godrics Hollow. Er kann uns also nicht belauschen.“ „Dann also nur wir drei?“ erwidert Moony. „Vorerst schon, denke ich“, ist meine Antwort. „Yeah, vorerst“, fügt James an. „Man weis nie was kommt…“ „Wir sind uns einig?“ will ich von meinen Freunden wissen. „Yeah“, kommt die gemeinsame Antwort. „Wir sollten irgendwie formulieren, was unsere Ziele sind“, meint Remus. „Richtig“, erwidere ich. „Wir wollen gegen Schwarze Magier vorgehen, erstmal.“ „Klar“, meint James. „Aber wir wollen auch zusammenhalten, oder?“ „Yeah“, fügt Remus an. „Freunde und Brüder durch dick und dünn…“ „…gegen alle Widrigkeiten…“ ist mein Vorschlag. „…was auch immer geschieht…“ setzt James hinzu. „…und Unschuldige wollen wir schützen…“ meint Remus noch. „Also keine Verhexerei mehr, Prongs, nur weil dich jemand nervt.“ „OK, OK“, erwidert der. „Ich halte mich zurück. Es sein denn es geht um Snivellus.“ „Da kannst du“, grinse ich. „Der ist nämlich sicherlich nicht eben ein Unschuldiger...“ Remus lacht in sich hinein, „Ich dachte mir schon, dass ihr dieses Schlupfloch findet… Aber nur, wenn er es verdient hat, OK?“ „Hat er doch immer“, murmelt James. „Wir sollten es irgendwie feierlich machen“, meine ich. „Damit wir uns ganz sicher sein können, dass wir es wirklich ernst meinen.“ „Yeah“, meint James und seine Augen funkeln. Seine alte Abenteuerlust macht sich wieder mal bemerkbar und das Ganze klingt wirklich sehr tollkühn. Man muss sich das nur vorstellen, drei Kids, immer noch in der Schule, schließen einen Pakt gegen die Schwarzen Mächte, eigentlich gegen Voldemort. Wenn das kein Abenteuer ist… Plötzlich hören wir schwere Schritte auf der Treppe und Mr Potter kommt herein. Früher hat man ihn nie gehört, er scheint wirklich langsam alt zu werden… „Nun, Jungs“, fragt er. „Alles klar?“ Wir nicken bestätigend. „Mum meint, ihr sollt runterkommen, wenn ihr wach seid und erst mal was essen…“ Viel später sind wir satt und wesentlich ruhiger wieder im Dachzimmer zurück und bereiten die Feierlichkeit für unseren Pakt vor. Ich dekoriere den ganzen Raum mit Kerzen und Remus zieht einen flammenden Kreis auf dem Boden. James ist im Keller und sucht etwas. Wenig später kehrt er mit drei uralten, aber wunderschönen Roben und drei ebensolchen Zaubererhüten zurück. „Familienerbstücke“, meint er. „Ich dachte, wir sollten sie tragen, damit wir uns wirklich wie Brüder fühlen.“ „Gute Idee“, erwidere ich und Remus nickt. Wir ziehen uns die Sachen an. Sie passen uns ausgezeichnet und lassen uns aussehen wie drei mittelalterliche Magier. Wie mächtige Magier… Wir schreiben unseren Eid zusammen und benutzen dazu die Sprache, die wir in alte Runen gelernt haben. Wir wollen dem Ganzen irgendwie Macht und Bedeutung verleihen. Ein Gutes hat die Sache bereits, Remus und ich haben uns wieder völlig beruhigt und haben uns von unserem Kummer abgelenkt. Es ist genau Mitternacht, als wir gemeinsam den flammenden Kreis betreten und folgenden Eid sprechen. Wir sprechen ihn in Englisch, aber Moony hat drei Ausfertigungen des Pakts für uns in den alten Schriftzeichen gemalt: „Dies ist der Pakt der Wolfsbrüder: Wir geloben feierlich als Freunde und Brüder zusammen zu stehen so lange wir leben und auch darüber hinaus, sollte das möglich sein. Weiterhin geloben wir, schwarze Magier zu bekämpfen, wo auch immer wir sie antreffen und immer für das Gute zu kämpfen. Die Unschuldigen wollen wir schützen und sei es mit unserem Leben. Besonders jener, der sich Voldemort oder auch Dunkler Lord nennt, sei unser erklärter Gegner. Jeder, der einem der Unseren etwas antut, sei unserem Zorn ausgeliefert. Dies schwören wir bei unserem Leben, unserer Seele und unserer Hoffnung auf eine Zukunft hinter dem letzten Schleier.“ Es ist, als würde sich ein unglaublich mächtiger Zauber auf uns legen und uns irgendwie zusammenschweißen, uns wirklich zu Brüdern machen. Es kostet uns auch eine Menge Kraft in diesem Kreis zu stehen und die Worte zu sprechen. Kaum sind wir zu Ende taumeln wir regelrecht heraus und die Flammen gehen aus. Ein seltsamer Windhauch aus dem Nichts bringt die Kerzen zum Verlöschen. Wir taumeln in unsere Betten und schlafen ein, ohne die alte Kleidung abzulegen, ohne ein weiteres Wort, ohne einen weiteren Gedanken an was auch immer… Ohne es zu wissen, haben wir an jenem Abend uralte Magie beschworen. Wir waren noch Kids, selbst Remus, aber wir haben etwas getan, wovor sich selbst viele erwachsene Magier gefürchtet hätten. Kaum einer wagte auch nur diesen Namen zu nennen: Voldemort. Aber wir nannten ihn nicht nur, sondern sprachen uns sogar ausdrücklich gegen ihn aus. Freunde und Brüder. Das waren wir im Grunde genommen schon lange, aber wir hatten es noch nie zuvor so klar formuliert. War es das alles wert? Ja. Ich denke schon, auch wenn nun Remus der einzige Wolfsbruder ist, der nun noch lebt. James ist schon vierzehn Jahre tot und ich bin es auch seit ein paar Stunden. Remus ist der Letzte, der den Eid jetzt noch halten kann, in dieser Welt der Lebenden. Ach Remus, alter Werwolf, wie einsam wirst du jetzt wieder sein… Aber halt! Da gibt es doch noch die Kids, unsere Erben. Da sind Harry, Hermine und Ron. Da sind ihre Freunde. Sie haben Dumbledores Armee gegründet und tragen die Fackel weiter, die wir vor so vielen Jahren entzündet haben… Weiter und weiter, von einer Generation zur nächsten… Bis in alle Ewigkeit…  Diskussion über Lily Schon am nächsten Morgen schicke ich Andromeda einen Brief und frage sie, ob es ihr Recht ist, wenn wir alle sie besuchen kommen. Als wir so in James Zimmer abhängen, fällt mir plötzlich etwas ein, das ich über die letzten Ereignisse völlig vergessen hatte. „Remus, was war das eigentlich mit Nora?“ will ich daher von Moony wissen. Der wirft mir zuerst einen verblüfften Blick zu, dann beginnt er, in sich hineinzulachen. „Was ist so komisch?“ fragt James. „Nora“, erwidert Remus. „Sie wollte sich nur mit mir unterhalten, weil sie weis, dass ich ein Freund von Sirius bin. Wisst ihr was? Sie ist echt in dich verknallt, Padfoot. Du hast dich damals nach dem ersten Gespräch mit ihr völlig zurückgezogen und jetzt wollte sie von mir wissen, wie sie an dich rankommen kann…“ „Und was hast du gesagt?“ platze ich heraus. „Du kennst mich doch“, grinst der. „Wenn ich nichts sagen will, bekommt auch kaum einer was aus mir raus…“ „Du warst doch nicht unfreundlich zu ihr, oder?“ will James wissen. „Komm, denk doch nach“, erwidere ich. „Moony und unfreundlich…“ „Nein, war ich sicher nicht“, wirft Remus ein. „Ich habe eine Menge geredet, aber nichts gesagt. Hinterher war sie nicht schlauer als zuvor.“ Wir lachen. „Was ist, hast du ´ne Neue?“ fragt mich James. „Nee. Keine dabei, die ich näher kennen lernen möchte. Noch quatschen sie mir alle zuviel Unsinn. Die einzige, von der ich weis, dass sie das nicht tut ist Lily und ich habe James schon von Anfang an versprochen, dass sie alleine seine Angelegenheit ist.“ Der brummt zufrieden. „Dann ist ja alles klar“, meint er kurz angebunden. „Mensch, Prongs“, wirft Remus ein. „Auf uns beide musst du echt nicht eifersüchtig sein. Keiner von uns nimmt dir dein Mädel weg. Krieg das endlich mal in deinen Kopf.“ „Du musst nicht gleich auf uns losgehen, nur weil wir uns mal mit ihr unterhalten“, setze ich hinzu. „Es ist nur so, dass sie das einzige Mädel ist, das keinen Müll redet. Sie ist schau, witzig, amüsant und nett. Und man kann mit ihr über alles Mögliche reden…“ „Woher weist du das?“ feuert James ab. „Sagen wir es ihm“, murmelt Remus. „Klar, warum nicht…“ „James, Lily hat uns vor ungefähr einem Jahr gestellt und wollte wissen, was mit Remus los ist, weil er doch so oft so mies aussieht.“ „Warum habt ihr mir nie davon erzählt“, will er völlig baff wissen. „Wegen deiner verflixten Eifersucht“, erwidert Remus. „Du flippst immer total aus, wenn es um Lily geht. Kein anderer Junge darf sie auch nur ansehen, ohne dass du gleich aus der Robe platzt…“ „Ich … ich … ich liebe dieses Mädchen“, flüstert James und klingt beschämt. „Sie ist die Frau, die ich mal heiraten möchte…“ „Ich denke, sie hat dich auch sehr gern“, erwidert Moony. „Die ganzen Fragen über mich dienten nur dazu, mehr über dich heraus zu finden. Darüber, wie du wirklich bist.“ „Du darfst nie vergessen, dass die anderen Schüler von Hogwarts dich nicht so kennen wie wir“, werfe ich ein. „Sie kennen dich als brillanten Quidditch Sucher oder als Witzbold, der sich alles traut, vielleicht auch noch als genialen Magier. Keiner weis, wie du bist, wenn du mal Sorgen oder Probleme hast. Keiner weis, wie du deine Freunde wirklich behandelst. Keiner, außer Remus und mir.“ „Lily ist alles andere als dumm“, fährt Moony fort. „Sie wusste nur zu genau, wen sie fragen muss und wie sie fragen muss. Ich hab mal zu Sirius gesagt, sie sei ein Mädchen, das nur einmal liebt. Aber dann mit allem, was sie zu bieten hat. Und ich denke, sie sucht einen Partner, mit dem sie – nun – ihre Seele teilen kann.“ „Sie hat dich mit Sicherheit näher ins Auge gefasst, aber sie will sicher gehen“, setzte ich hinzu. „Sie hat damals gesagt, sie würde es nicht mögen, dass du auf Schwächere losgehst, weil du dir selbst dann etwas nimmst. Deine Ehre, vielleicht…“ „…oder deine Würde“, fügt Remus an. „Sie möchte dich achten können, denke ich und ich bezweifle, dass sie das kann, wenn du dich nicht entsprechend benimmst…“ „Keine Hexereien mehr in den Gängen, oder?“ seufzt James. „Aber Snivelly…“ „Komm schon, kleiner Bruder“, erwidere ich. „So schwer wird dir das doch kaum fallen. Und was Snivellus betrifft, dem musst du ja nicht gerade dann einen Fluch nachjagen, wenn sie es sieht, oder?“ James lacht in sich hinein. „Auch wieder richtig“, meint er. Plötzlich schlägt etwas gegen das Fenster und beendet unsere Diskussion. Wir schrecken zusammen und werfen einen Blick in die entsprechende Richtung. Es ist Schuhu und sie hat die Antwort von Andromeda…  Besuch bei den Tonks Lieber Sirius, Lieber Remus, Lieber James, jetzt muss ich schon drei Anreden wählen, Jungs, damit keiner beleidigt ist. Aber im Ernst. Ihr könnt mich und die kleine Nymphadora gerne besuchen kommen. Am besten dann, wenn Ted gerade in der Arbeit ist. Meine Kleine hat eine unerwartete Fähigkeit, das glaubt ihr erst, wenn ihr es seht… Jetzt hab ich euch neugierig gemacht, oder? Kommt einfach vorbei. Andromeda „Wann wollen wir zu ihr?“ fragt James ganz aufgeregt. „Remus?“ wende ich mich an Moony. „Nun, so bald wie möglich“, erwidert er. „Ich möchte nur zuvor in die Winkelgasse, Geschenke…“ Plötzlich sinkt er in sich zusammen und starrt in den Boden. „Was ist los, Moony?“ frage ich sofort. „Ich wollte … ich wollte…“ er stammelt und bringt den Satz nicht zu Ende. Es sieht beinahe aus, als würde er sich schämen oder so. „Remus?“ platzt James heraus. „Moony, was ist? Nun sag schon, fehlt dir was?“ „Ich hab kein Gold…“ murmelt der und klingt peinlich berührt. „Aber … aber“, stammelt James. „…du hattest doch immer welches.“ „Ich habe schon seit letzte Ostern keins mehr bekommen. Zuerst dachte ich, meine Eltern hätten Probleme mit dem Hof und bin einfach sparsam mit dem umgegangen, was ich noch hatte. Aber jetzt ist auch das weg. Ich bin völlig mittellos…“ „Hat der Hof deinen Leuten gehört?“ will ich wissen. „Yeah. Das denke ich zumindest. Ich weis nicht, wie weit sie sich bei den Kobolden von Gringotts verschuldet haben“, erwidert er. „Du solltest mit Dad darüber reden“, wirft James ein. „Er meinte gestern, du wärst der letzte der Lupins. Das heißt aber auch, dass du der Alleinerbe bist…“ „Ja“, entfährt es Remus. „Ich gehe gleich runter und rede mit ihm“ und weg ist er. „Das war jetzt nicht besonders taktvoll von dir, James“, meine ich. „Ihn wieder an den Verlust seiner ganzen Familie zu erinnern.“ „Taktlos? Oh, yeah, vielleicht hast du Recht. Das wollte ich nicht. Aber erschien sich doch solche Sorgen zu machen, weil er kein Gold hat. Ich meine, es muss doch was da sein, von seinen Eltern.“ Mum kommt herein. „Ich soll euch von Remus ausrichten, dass er Dad vom Ministerium abholt und dann mit ihm zu Gringotts geht“, meint sie. „Er schien ziemlich durcheinander zu sein.“ James setzt ihr die Sache auseinander. „Wir würden ihm sofort was geben“, setzt er hinzu. „Aber ich kenne Moony. Er würde es nie annehmen.“ „Stimmt Mum, er wollte noch nicht mal was von James Süßigkeiten nehmen, wenn der sich wieder mal im Honigtopf ausgetobt hatte.“ „Der arme Junge, bei ihm hört das Unglück nie auf. Zuerst der Werwolf, dann die Sache mit seinen Eltern und jetzt das… Aber wenigstens hat er euch zu Freunden…“ Dann geht sie wieder. Wir vertreiben uns die Zeit bis Remus wieder kommt mit Zaubererschach. Wir sind beide keine besonders guten Spieler und spielen nur, weil James gestern das Schachbrett gefunden hat, als er die alten Roben gesucht hat. Es dauert, bis unser Freund wieder hereinkommt. „Und? Was ist?“ wollen wir gleichzeitig von ihm wissen. „Nun, es ist kaum Vermögen da. Der Hof ist hoch verschuldet, gehört mir aber noch. Mr Potter hat mir geholfen, mit den Kobolden einen Handel abzuschließen. Der Hof wird verpachtet, um die Schulden abzubezahlen – sie wollten ihn sich zuerst ganz unter den Nagel reißen – wenn ich mit Hogwarts fertig bin, sollte die Sache geregelt sein. Unsere Möbel werde ich verkaufen, um bis dahin Gold zum Leben zu haben. Dem Himmel sei Dank, dass ich volljährig bin. Ich hätte das sonst gar nicht regeln können und hätte alles verloren.“ „Und dann?“ will James wissen. „Gehst du dann nach Cornwall zurück. Ich meine nach Hogwarts?“ Moony schüttelt den Kopf. „Höchstens bei Vollmond in Morties Wald. Ich bin kein Bauer und wollte nie einer werden. Wahrscheinlich werde ich den Besitz weiter verpachten und nach London ziehen. Vielleicht finde ich ja auch Arbeit…“ Man sieht ihm genau an, dass er sich wieder die alten Sorgen macht, dass niemand einen Werwolf beschäftigen will. Er seufzt. „Was anderes, Jungs, seht mal was ich für die kleine Nymphadora gefunden habe.“ Er zeigt uns ein knuddeliges Stofftier, das einen wunderschönen Hippogreifen darstellt. Es ist flauschig und weich und kann von selbst durch die Luft fliegen. „Meint ihr, es wird der Kleinen gefallen?“ fragt er besorgt. „Also ich find es Klasse“, meint James. „Yeah, aber da fällt mir was ein. Ich hatte als kleiner Junge einen Stoffdrachen, den ich heiß und innig geliebt habe. Er muss irgendwo in meiner Holzkiste sein…“ Ich gehe zu dem Ding hinüber, das ich überall mit hinschleppe und fange an darin herum zu wühlen. Tatsächlich ist er drinnen, nur schrecklich verstaubt und abgegriffen. „Da ist er ja!“ rufe ich dennoch erfreut. „Willst du den zu Andromeda mitnehmen?“ fragt James zweifelnd. „Yeah. Meine Nichte sollte ein Erbstück von mir haben. Ich mach ihn nur noch ein bisschen sauber und heil.“ Zwei, drei gemurmelte Sprüche und das Ding ist wieder wie neu. Auch James beginnt nun in seinen Sachen herum zu wühlen und bringt eine Babydecke zum Vorschein, die er auf dieselbe Art wie ich wieder in Ordnung bringt. Remus lacht leise in sich hinein. „Ihr seid mir schon zwei“, meint er. „Aber um ehrlich zu sein, hätte ich als Kind auf sowas auch gestanden … Morgen dann zu Andromeda?“ Wir nicken und beschließen jetzt zum Essen in die Küche runter zu gehen. Am nächsten Nachmittag reisen wir mit Flohpuder zu den Tonks. Andromeda begrüßt uns erfreut, aber mir einer gewissen Traurigkeit im Blick. „Onkel Alphard, stimmt´s?“ frage ich sie. „Yeah, er war einer der Verwandten, die ich besonders gern hatte. Er war für mich ein guter Freund und er war ein guter Mann…“ „Yeah“, erwidere ich. „Wusstest du, dass er mir alles vermacht hat?“ „Ja, es war so abgesprochen. Ich habe mein Auskommen, aber du hast gar nichts mehr“, meint sie nur. „Das ist schon OK so. Weist du, dass auch eine kleine Wohnung dazu gehört?“ „Yeah“, entgegne ich. „Dann hab ich wenigstens ein Zuhause, wenn ich mit Hogwarts fertig bin…“ „Schon früher“, meint sie. „Du kannst dort einziehen, sobald du volljährig bist. Es stehen dort eine Menge interessante Sachen rum, die er auf seinen Reisen gesammelt hat. Es gehört auch noch was ganz Besonderes dazu. Er hat immer gesagt, dass er dir das Ding geben will, sobald du alt genug bist. Natürlich hatte er die begründete Hoffnung, dann noch am Leben zu sein. Nun, es kam anders…“ „Sei nicht traurig, Cousinchen. Ich denke es war ihm lieber im Kampf zu sterben, als alt und krank im Bett dahin zu siechen. Mich jedenfalls beruhigt diese Vorstellung…“ „Du hast Recht, das hat etwas Tröstliches…“ erwidert sie und dann an uns alle gewandt: „Kommt, gehen wir zu Nymphadora.“ Sie führt uns in ein neu ausgestattetes Kinderzimmer, wo ein niedliches kleines Mädchen am Boden sitzt und mit Bauklötzen spielt. „Nymphchen, Besuch für dich“, spricht sie die Kleine an. „Deine drei Onkels sind gekommen.“ Nymphadora wirft uns einen Blick zu und plötzlich beginnt sie die Stirn zu runzeln und zu schielen. Hatte sie zuerst weißblondes Haar und blaue Augen, so ist ihr Haar jetzt plötzlich so schwarz wie Rabenschwingen und ihre Augen sind ebenso dunkel geworden, auch ihre Gesichtsform hat sich verändert. „Du großer Merlin“, platzt es aus Remus heraus. „Die Kleine ist ein Metamorphmagus.“ James und ich können das Kind nur mit offenem Mund anstarren. „Ted bekam Schreikrämpfe, als sie das das erste Mal gemacht hat“, meint Andromeda. „Ich musste ihm erst lang und breit erklären, was das zu bedeuten hat. Schließlich hat er sich wieder beruhigt und findet es jetzt ganz stark, wenn sie das macht.“ Sie seufzt. „Jetzt muss ich ihr nur noch beibringen, das nicht vor Muggeln zu tun…“ „Nymphchen“, sagt Remus leise und freundlich zu der Kleinen. „Ich hab dir was mitgebracht.“ Er gibt ihr den Hippogreifen. Sie lässt ihn prompt fallen und er hebt ab. „Ui“, piepst sie. „Pferdchen fliegt. Schau, Mammi, Pferdchen fliegt.“ Sie hüpft und tanzt durch das Zimmer, immer dem Stofftier hinterher. Dabei stolpert sie über alles Mögliche inklusive ihrer eigenen Füße. „Dabei kommt sie leider nach Ted“, seufzt Andromeda. Sie das scheint neuerdings recht oft zu tun. „Nymphchen sei doch vorsichtig, nein, Liebling nicht das Regal hochklettern…!“ WUMM! Das Wandregal ist umgestürzt und hat die Kleine unter sich begraben. Andromeda seufzt schon wieder, zückt ihren Zauberstab und bringt das Debakel wieder in Ordnung. Nymphadora sitzt am Boden und weint. Viel scheint ihr jedoch nicht geschehen zu sein, sie ist eher erschrocken als verletzt. Ich gehe zu ihr hinüber und sage: „Kuck mal, Kleines, ich hab auch was für dich“ und gebe ihr den Drachen. Sofort sind die Tränen vergessen und sie jubelt. „Dache, Dache, kuck Mammi, Dache!“ Andromeda schüttelt den Kopf. „Seit ich weis, dass sie so ungeschickt ist, wie Ted, habe ich auf alles einen Zauber gelegt, damit sie sich nicht verletzt.“ Erneut seufzt sie. „Was sie allerdings nicht daran hindert, sich trotzdem überall blaue Flecke zu holen.“ „Nymphy müde Mammi, Nymphy schlafen“, piepst das Thema von Andromedas Seufzern. „Dann komm, Liebes, Mammi legt dich in dein Bettchen…“ „Nymphchen“, meint James. „Ich hab da auch noch was für dich…“ Er geht zu ihr hinüber und deckt sie mit seiner Decke zu. „Das is fein, dante, Ontel“, piepst sie und schlingt ihre Arme um einen Deckenzipfel. Sie schließt sie Augen und scheint sofort eingeschlafen zu sein. Andromeda winkt uns ins Wohnzimmer zurück. „Ein Glück, dass sie so schnell einschläft“, murmelt sie. „Sonst hätte ich überhaupt keine Ruhe mehr. Wisst ihr, Jungs, ich würde gerne wieder anfangen zu arbeiten, aber wenn ich Nymphchen mit Ted alleine lasse, können wir unsere Wohnung nach zwei Stunden zum Katastrophengebiet erklären. Ted alleine ist schon schlimm genug, aber zusammen mit der Kleinen … nun die Verwüstungen, die ein Tornado anrichtet, sind Pippifax dagegen…“ Wir lachen leise in uns hinein. „Arme Andromeda“, entfährt es mir. „So sehen also Mutterfreuden aus, was Moony?“ „Nun, ich dachte…“ will der sich entschuldigen. „Lasst mal, Jungs“, fällt ihm Andromeda ins Wort. „Natürlich bin ich glücklich, dass ich Nymphchen habe, aber dass sie soviel Arbeit macht, hätte ich mir nicht vorgestellt.“ „Was anderes, Cousinchen: Du hast vorhin gesagt, Onkel Alphard hätte mir noch etwas besonders schenken wollen…?“ „Yeah, wollte er. Es steht bei uns in der Garage, weil er nicht in Versuchung kommen wollte, es weiter zu benutzen. Er wurde langsam alt, der Gute, und seine Reflexe waren nicht mehr das, was sie mal waren. Wenn ihr zwei heroben bleibt und ein Ohr auf Nymphchen habt, kann ich es Sirius zeigen, OK?“ fügt sie an. Die beiden nicken und Andromeda geht mit mir zur Garage hinunter. „Da ist es“, meint sie und zieht eine Decke von einem Teil in der hintersten Ecke der Garage. Mir fällt die Kinnlade herunter. Dort steht ein Motorrad, wie ich noch nie eins gesehen habe. Schwarz, Chrom – glänzend und blitzend. „Rattenscharf!“ platze ich heraus. „Es kann natürlich fliegen. Alphard hat es verzaubert, aber du darfst es erst fahren, wenn du volljährig bist…“ Ich höre ihr nur mit einem halben Ohr zu und gehe zu der Maschine hinüber und streiche sanft mit der Hand über den glänzenden Lack. Andromeda lacht leise in sich hinein. „Zeig einem Kerl ein Motorrad und alles andere wird unwichtig“, grinst sie. „Ted hat genauso reagiert. Er wollte es unbedingt fahren und als ich es ihm verboten habe, hat er es heimlich getan. Aber nur einmal, denn er kam an den Flughebel und hob ab. Als er es wieder auf den Boden zurückgebracht hatte, zitterten ihm die Beine und er schwor, er würde nie wieder aufsteigen.“ „Er hat es geflogen und ihm ist nichts zugestoßen?“ frage ich verwundert, denn nur zu genau erinnere ich mich an Teds Fahrkünste. „Es liegen alle möglichen Sicherheitszauber darauf, Kollisionsschutz, Absturzsicherung und so weiter… Aber du hast Recht, es ist ein Wunder, dass das gut gegangen ist…“ „Kann ich es mal anlassen?“ dränge ich. „Nur mal den Motor hören. Bitte Andromeda…“ „Na gut“, gibt sie nach. „Aber nicht aus der Garage raus fahren, OK?“ Ich nicke wild. Das Gerät ist schärfer als alles, was ich je besessen habe, sogar heißer als mein Silber Arrow. Ich kicke die Maschine an und der Sound ist einfach geil. Ich kann nicht anders, als mich drauf zu setzen und mir vorzustellen, ich würde damit durch die Gegend rauschen. Es vibriert unter meinem Körper, dass mir ganz anders wird. Das Gefühl ist so scharf, wie ein feuchter Traum. Ich muss einen eigenartigen Gesichtsausdruck haben, denn Andromeda meint. „Komm wieder runter von dem Ding, Sirius, sonst hebst du mir noch ab. Du kannst es zu den Potters mitnehmen, dann haben die die Verantwortung dafür. Hilf mir es raufzuschaffen, dann könnt ihr es durchs Feuer mitnehmen.“ „Mensch, Cousinchen, das ist das Heißeste, was ich je geschenkt bekommen habe“, murmle ich vor mich hin. Sie grinst und nickt. „Ich sehe es. Mobilimotorrad!“ und das Ding schwebt vor uns her, die Treppen hinauf und in Andromedas Wohnzimmer. „Wow!“ ruft James mit großen Augen. „Das hat dir dein Onkel also überlassen?“ Remus nickt nur. „Tolles Ding…“ murmelt er. Die nächste halbe Stunde untersuchen wir drei die Maschine ganz genau. Bis… KRACH! „Oh“, meint Andromeda knapp. „Nymphchen ist wieder wach…“ Lange bleiben wir nicht mehr, sondern reisen durchs Feuer wieder nach Hause zurück. Andromeda hat mit ihren Lieben genug am Hals, als dass wir ihr auch noch auf den Wecker fallen wollen…  Kapitel 11: Ausflug ------------------- Ausflug „Himmel“, meint Dad. „Hat sie dir das Teil mitgegeben, mein Junge? Lass es uns in den Schuppen bringen und sehen, was der alte Alphard da für Zauber drauf gelegt hat.“ „Nun, es ist recht sicher damit zu fliegen, aber lernen musst du es trotzdem“, erklärt er, als wir dort angekommen sind. „Du hast sogar einen Unsichtbarkeits–Servo, man kann dich also nur damit sehen, wenn du es willst. Setz dich mal drauf…“ Dann erklärt er mir in allen Einzelheiten, wie man das Ding bedient. James und Remus stehen daneben und hören auch genau zu. „Ihr könnt es heute Nacht ausprobieren, wenn es dunkel ist, aber lasst euch nicht erwischen“, setzt er hinzu.“ „Dad?!“ platzt James heraus. „Kommt schon, Jungs, ich weis, dass es euch auf den Nägeln brennt. Ginge mir nicht anders, wenn ich so jung wäre, wie ihr und gerade so ein Geschoß bekommen hätte. Hätte mich von nichts davon abbringen lassen…“ „Dad?!“ lasse nun auch ich mich hören. „Aber, Mr Potter“, murmelt Remus. „Er darf es doch erst fahren, wenn er erwachsen ist, oder?“ „Stimmt, aber du bist erwachsen und du darfst es fahren und Sirius darf es fahren, sobald er sechzehn ist und ein Erwachsener dabei ist. Ich kenne die entsprechenden Muggelgesetze.“ „Aber, Dad, ich werde doch erst zu Ostern sechzehn…“ ich will das Ding natürlich unbedingt fahren, koste es was es wolle, aber dass ich jetzt auch noch die Erlaubnis dazu bekomme… Mr Potter lacht leise. „Na und, die paar Monate… Jungs, ihr solltet mich inzwischen kennen. Ich halte euch für reif und verantwortungsvoll genug, mein Vertrauen nicht zu missbrauchen. Wenn ich daran denke, was ihr in der Magie alles leisten könnt… Also, soweit es mich betrifft seid ihr erwachsen. Ich will euch nichts verbieten, auch wenn es nicht ungefährlich ist. Ich will euch immer nur ans Herz legen, vorsichtig zu sein, OK?“ Wir nicken wild. Er packt uns bei der Ehre und da kommen wir nie aus. Es ist das einzige Mittel, uns im Zaun zu halten. Sehr aufgeregt sitzen wir beim Abendessen und können es kaum erwarten, dass es dunkel wird. Es ist zwar Winter, aber es liegt kein Schnee und es wird wirklich früh genug dunkel… „Erst Mal Padfoot, oder?“ meint James. „Ihm gehört das Ding schließlich…“ „Yeah“, meint Remus. „Vergiss nicht den Servo, Sirius…“ Aber ich höre ihn schon gar nicht mehr. Ich schiebe das Motorrad nach draußen und bringe den Motor zum Laufen. Er macht einen ganz schönen Lärm, aber das spielt keine Rolle. Ich schwinge mich in den Sattel und fahre los. Das Ding ist wesentlich schneller als mein Besen und vorerst bleibe ich auf der Straße und auch sichtbar. Der Fahrtwind rauscht durch mein Haar und es ist ein unglaubliches Gefühl. Zuerst fahre ich recht langsam, aber schließlich drehe ich den Gashebel immer weiter auf und rase regelrecht dahin… Freiheit … Abenteuer und ein irres Kribbeln in meinen Eiern… …und es ist saukalt. Macht nichts, um nichts in der Welt möchte ich darauf verzichten, diese Maschine zu bewegen. Ich will gerade zu meinen Freunden zurückkehren, als mir ein Fahrzeug entgegen kommt. Es dauert in der Dunkelheit einige Augenblicke, bis ich als ein Auto der Muggel Polizei erkenne. Sofort betätige ich den Servo und werde unsichtbar. Dann sehe ich zu, dass ich den Boden verlasse und hebe ab. Es ist noch irrer das Motorrad zu fliegen, als nur damit zu fahren. Gut, dass ich weis, wie man mit einem Besen umgeht, denn das hilft mir sehr dabei, die Maschine sicher oben zu halten. Rasch sehe ich zu, dass ich zum Haus der Potters zurückkomme. Ich bin ohne Licht gefahren und hoffe, dass der Polizist mich nicht gesehen hat, bevor ich unsichtbar werden konnte. Ich lande wieder bei meinen Freunden und werde wieder sichtbar. „Wenn ihr auf der Straße fahrt, passt auf, die Polizei ist unterwegs, lasst euch nicht erwischen“, informiere ich meine Freunde. James ist so aufgeregt, dass er mich mit seiner Zappelei sehr an Peter erinnert. Remus bemerkt das auch und grinst sein schiefes Grinsen. „Prongs als nächster, oder Padfoot?“ meint er. „Yeah - Da, James, hast du das Ding.“ Der schwingt sich auf die Maschine und tritt sie an. Er gibt sich recht cool und lässig, als wäre das nichts Besonderes. Er braust los… Er ist der beste Flieger, den ich je gesehen habe, aber mit dem Motorrad hat er auf der Straße so seine Probleme. Er wechselt dauernd die Fahrbahn und schleudert hin und her. Er fährt beinahe so schlecht, wie Ted. Mit einem Mal wird er unsichtbar und uns wird klar, dass er abheben will. „Vielleicht kommt er in der Luft besser klar“, murmelt Remus. „Am Boden war das nicht gerade genial, oder?“ „Nee, echt nicht“, erwidere ich. „endlich mal was, wo er nicht erste Sahne ist.“ „Neidisch?“ will Remus wissen. „Nee, aber manchmal kann er schon einen Dämpfer gebrauchen, oder?“ „Yeah, damit er nicht größenwahnsinnig wird“, grinst Moony. Wir beide lieben James, wie einen Bruder, aber es ist schön zu wissen, dass er nicht einfach alles beherrscht, was er anpackt. Kurz darauf ist er auch schon wieder zurück. Er bringt das Motorrad schliddernd zum Stehen. „Nee“, keucht er. „Nee, nicht nochmal … Da ist mir mein Besen lieber … das Ding ist nichts für mich…“ Er steigt mit schlotternden Knien von der Maschine, bockt sie auf und taumelt zur Seite. Dann erbricht er lautstark sein Abendessen. „Remus?“ frage ich. „Willst du?“ „Yeah, yeah, gerne“, murmelt der. Er schwingt sich auf die Maschine und prescht los. Es scheint ihm wesentlich mehr Spaß zu machen, als James… Ich gehe zu ihm rüber und sehe nach, ob es ihm wieder besser geht. „Alles wieder klar, Prongs?“ frage ich ihn. „Geht gleich wieder“, hustet er. „Nee du, das Motorrad ist dein Ding. Ich kann es nicht kontrollieren, da steckt Power dahinter, die ich nicht verstehe, das Ding ist was für Muggel, aber nicht für mich. Ich kann gar nicht verstehen, was du da dran findest…“ „Es ist ein phantastisches Gefühl, es zu fahren und noch schärfer, es zu fliegen“, erwidere ich aufgeregt. Ich kann nicht begreifen, warum es ihm nicht genauso gefällt, wie mir. „Mir ist nur schlecht geworden“, murmelt er. Da kommt Remus wieder zurück und bremst vor uns, dass der Kies in der Einfahrt nur so spritzt. Er grinst. „Gefällt mir“, meint er. „Feine Sache das Teil.“ James schaut ihn kopfschüttelnd an. „Also mir ist mein Besen echt lieber…“ meint er und klingt dabei so sehr nach Peter, dass wir in Lachsalven ausbrechen. „Wurmschwanz, du hast dich aber verändert“, prustet Remus heraus. „Yeah, früher warst du doch semmelblond mit Sommersprossen…“ füge ich an. James bleiben nur zwei Möglichkeiten. Er kann beleidigt sein oder mitlachen. Natürlich gewinnt sein Sinn für Humor die Oberhand und er lacht einfach mit. „Komm, steig hinter mir auf, Prongs, und ich fliege“, biete ich ihm an. „Na gut“, meint er. „Aber nur dir zuliebe…“ „Remus“, wende ich mich an Moony, „warum holst du dir nicht meinen Besen und James Umhang und fliegst mit?“ „Gute Idee!“ und schon ist er im Haus verschwunden. „Aber wie sollen wir und gegenseitig sehen, wenn wir unsichtbar sind?“ will James wissen. „Dann müssen wir halt dauernd miteinander reden, damit wir zusammenbleiben können, außerdem hört er den Motor…“ Remus ist bereits wieder zurück und ich steige wieder auf mein Motorrad. „Steig auf, kleiner Bruder, und halt dich gut an mir fest. Bereit Moony?“ Der nickt. „Dann los!“ Ich lasse uns unsichtbar werden und Remus hüllt sich in den Umhang. Dann heben wir ab. Ich fliege nicht volles Tempo, damit Moony dranbleiben kann. James hält sich an mir fest, aber er klammert nicht. „Und?“ rufe ich ihm zu. „Besser?“ „Yeah“, erwidert er. „Viel besser. So macht das wirklich Spaß. Mitfahren ist OK, aber alleine … Nee du, echt nicht mein Ding.“ „Remus?“ rufe ich. „Bist du da?“ „Yeah“, ist die Antwort. „Direkt an deiner Seite, wie es klingt.“ Wir fliegen und fliegen. Über Straßen, Städte, Wiesen, Felder und Wälder. Es ist eiskalt, aber macht trotzdem riesigen Spaß. „Lass uns zurückfliegen“, schnattert James mit klappernden Zähnen. „Ich friere hier gleich fest.“ „OK!“ erwidere ich. „Moony? Rückflug!“ „Yeah!“ er klingt, als wäre ihm genauso kalt wie James. Eigenartiger Weise friere ich überhaupt nicht. Nicht, dass mir warm wäre, aber das Gefühl, das das Vibrieren des Motors in mir auslöst überdeckt alles andere. Nur ungern fliege ich zurück, aber ich will nicht, dass meine Freunde sich nicht wohl fühlen… Bald sind die Ferien zu Ende. Ich bin fast jede Nacht mit meinem Motorrad unterwegs gewesen. Remus und James haben dankend auf weitere Flüge in der Kälte verzichtet, aber ich wollte es mir nicht nehmen lassen. Die Maschine ist natürlich in Godrics Hollow geblieben. Was zwar sehr schade, aber einfach nicht zu ändern ist. Mr Potter hat uns noch als Rat für das nächste Trimester mitgegeben, wir sollten ausprobieren, wieviel Magie wir ohne Zauberstab ausüben können. „Es ist immer besser, sich auch dabei auszukennen“, meinte er. „Man weiss ja nie und schließlich habt ihr einen guten Vorsprung durch eure Animagi…“ Dieser Rat und unsere anschließenden Übungen haben mir später eine höllische Zeit sehr erleichtert und mir Dinge ermöglicht, die vor mir noch keiner geschafft hatte…  Immer Trouble mit Peter Da wir in diesem Jahr wichtige Prüfungen schreiben müssen, nimmt der Umfang unserer Hausaufgaben enorme Ausmaße an. Glücklicher Weise müssen weder James noch ich viel lernen und Moony hat seine Nase schon immer in seine Bücher gesteckt. Nur Peter… Peter ist ein Kapitel für sich. Immer wieder nimmt er sich vor, jetzt zu lernen, aber immer kommt ihm was dazwischen. Sara, der Vollmond, Sara, Snivellus … und wenn es nichts davon ist, fällt ihm sicher was anderes ein, warum er gerade nicht lernen kann. „So kann das nicht weiter gehen“, murmelt Remus, als Peter gerade mal wieder losgezogen ist um sich mit Sara zu treffen. „Ich gönn ihm ja das Mädel, aber wenn er so weiter macht, dann rasselt er durch seine OZE.“ James zuckt die Schultern. „Es hat mir schon gereicht, mit ihm die Animagi zu pauken“, grummelt er. „Bitte Moony, verschon uns“, meine ich kopfschüttelnd. „Wir haben es sogar aufgegeben mit ihm das Duellieren zu üben. Er ist einfach hoffnungslos…“ „Muss ich mich alleine drum kümmern?“ fragt Remus beinahe ärgerlich. „Nee“, erwidern wir unwillig aus einem Mund. „Shit!“ grollt James. „Ich habs ihm oft genug angeboten…“ „…yeah“, schließe ich mich an. „Aber er hatte jedes Mal eine neue Ausrede. Er ist müde vom letzten Vollmond, er hat ein Date mit Sara oder Snivelly hat ihn so erschreckt, dass seine Nerven flattern und er kann sich nicht konzentrieren…“ „Yeah“, fügt James an. „Ich weis nicht, was er mit Snivellus hat, den sieht man doch kaum mehr und wenn doch… Diese mickrigen Flüche, die er in letzter Zeit von sich gibt, kratzen uns doch kaum. Sogar Peter sollte damit fertig werden…“ „Ich denke er hat derzeit andere Dinge vor, als sich darum zu kümmern, wen er verfluchen will. Ihr wisst schon, die Sache mit den Zaubertränken, die er verscherbelt“, füge ich an. „Du meinst, dass er damit wirklich handelt?“ will Remus wissen. Wenn die Sache wirklich illegal ist, geht es ihn dann doch was an. Er ist immerhin Vertrauensschüler. „Yeah“, gebe ich zurück. „Die Aussage von Lestrange war eindeutig, aber ich bezweifle, dass du ihm was wirst nachweisen können. Wir wissen doch wohl alle drei, dass er ziemlich schlau ist…“ „Nee“, muss auch James zugeben. „Doof ist der echt nicht. Sein ganzes Wesen hat so was Heimliches, Hinterhältiges…“ Ich winke ab. „Wir mögen ihn nicht, das war doch schon immer so“, unterbreche ich ihn. „Aber wir sollten versuchen, ihn so zu sehen, wie er ist.“ „In letzter Zeit verteidigst du ihn recht häufig, was Padfoot“, wirft James ein. „Nee“, erwidere ich. „Ich habe nur angefangen, ihn irgendwie zu respektieren, seit ich ihn damals so unter der Dusche gesehen habe…“ „Das hindert dich aber nicht daran, ihm weiter Streiche zu spielen“, wirft Remus ein. „Yeah“, brumme ich. „Dafür habe ich auch meine Gründe. Ist es euch nicht aufgefallen, dass wir ihm zwar seltener begegnen, aber er doch mindestens einmal am Tag unsere Pfade kreuzt. Selbst wenn er eigentlich an diesem Ort nichts zu tun hat.“ „Stimmt“, murmelt Remus nachdenklich. „Es wäre ja nicht so, dass es die Bibliothek oder draußen am Gelände wäre, wo er uns über den Weg läuft…“ „Nee, immer an den eigenartigsten Stellen im Schloss“, füge ich an. „Meinst du er spioniert uns nach?“ will James wissen. „Yeah, denke schon“, erwidere ich. „Er ist schon seit Jahren hinter uns her. Es könnte sein, dass er mehr weis, als gut für ihn oder uns ist.“ „Denkst du er hat was über die Animagi herausgefunden?“ meint James. Ich schüttle den Kopf. „Nee“, entgegne ich „Wir haben uns nie in Sichtweite des Schlosses verwandelt und er kann uns dabei einfach nicht gesehen haben. Aber ich denke, er könnte einen Verdacht in Bezug auf Moony haben. Wie gesagt, er ist alles andere als dumm und es muss ihm in all den Jahren aufgefallen sein, wie oft Remus krank ist. Lily ist ja auch so draufgekommen…“ „Du meinst er ist meinem Geheimnis auf der Spur?“ seufzt Remus. „Ich denke, er ahnt zumindest was, wenn er auch mit Sicherheit nichts Bestimmtes weis“, ist meine Antwort. „Dieses Nachspionieren treib ich ihm aus“, murmelt James. „Irgendwann erwische ich ihn, wenn er es zu weit treibt und sich zu weit vorwagt und dann erteil ich ihm eine Lektion, die er sein ganzes Leben lang nicht vergisst.“ „James“, wirft Remus ein. „Lass das doch…“ „Nee, ich mag das nicht und irgendwann wird alles zu viel“, erwidert der. „Stell dich einfach blind und taub, damit du dann keine Probleme bekommst…“ Remus wirft ihm einen eigenartigen Blick zu, der besagt, dass er die Sache nochmal überdenken wird und sich dann entscheiden wird, wenn es so weit ist. Peter kommt herein und unterbricht unsere Diskussion. „Ah, Wurmschwanz“, ruft Moony. „Dein Treffen schon beendet? Dann solltest du mal zu uns kommen und dich mit deinen Büchern befassen. Ich glaube nicht, dass Padfoot und Prongs es dir noch oft anbieten werden, dass sie mit dir lernen und ehrlich gesagt, habe ich auch was Besseres vor, als dir nachzulaufen.“ „Yeah, Peter“, fügt James an. „letztes Angebot…“ „…nimmst du es nicht an“ setze ich hinzu, „bist du auf dich alleine gestellt.“ Peter hat offensichtlich alles andere als so eine Begrüßung erwartet und starrt uns mit offenem Mund an. Dabei sieht er echt selten dämlich aus. „M-m-moony, P-p-padfoot, P-p-prongs…“ stottert er erschrocken. „Hör auf rum zu stammeln und gib eine Antwort“, faucht James. „Yeah“, setze ich hinzu. „Jetzt!“ Moony wirft ihm einen grimmigen Blick zu. Peter schaut uns an, als hätte er uns noch nie gesehen. „Aber – aber – aber…“ stammelt er weiter. „Himmel, Wurmschwanz“, platzt Remus schließlich der Kragen. „Du bist unser Freund, oder? Wir wollen, dass du deine OZE bestehst, aber wenn du nichts dafür tust, können wir dir auch nicht mehr helfen. Benimm dich doch nicht noch dümmer, als du…“ Er verstummt und schüttelt den Kopf. Es ist offensichtlich, dass er Peter nicht beleidigen will und so beendet er den Satz nicht. „Gut“, murmelt Peter kleinlaut. „Dann lernen wir halt…“ Es wird noch schlimmer, als damals die Sache mit den Animagi. Er kann sich fast nichts Theoretisches merken und vieles bei unseren magischen Studien ist nun mal graue Theorie. Wir drei wechseln uns bei dieser undankbaren Aufgabe ab, damit keiner von uns zu schnell die Nerven verliert. Die reiben sich nämlich im Laufe der Zeit immer weiter auf. Selbst James und ich müssen Hausaufgaben machen und bei James kommt auch noch Quidditch Training dazu. Remus wird immer wieder durch die Vollmondnächte unterbrochen und ich werde von Hagrid wieder stärker eingespannt, damit ich nicht auf dumme Gedanken komme, meint er… Haben wir wirklich mal einen Abend weniger vor, üben wir zaubern ohne Stäbe. Es ist eine harte und schwierige Aufgabe. Klar gibt es Zauber, die auch ohne Stab funktionieren: Einige sehr leichte und natürlich der schwierige Animagus. Aber meistens ist es zufällige und fast unlenkbare Magie, die entsteht, wenn man unter Spannung steht, wütend ist oder Angst hat. Remus ist jedoch schon bald in der Lage, ein blaues Hexenlicht ohne Stab zu erzeugen und es im äußersten Notfall auch auf den Gegner zu werfen. James kann eine Art Stromschlag erzeugen, wenn ihn jemand festhält und nicht loslassen will. Und ich, ich lerne mein Ich abzuschirmen, keine leichte Sache, denn der Werwolf ermöglicht es Remus auf eine animalische Art unsere Gefühle und Gedanken zu erahnen und das immer, auch wenn er ein Mensch ist. Peter lernt nichts von alledem. Wir sind schon froh. Wenn wir ihm den Schulstoff eintrichtern können…  Nochmal gut gegangen Ostern kommt rasend schnell auf uns zu. Aber zuvor ist Vollmond und wir entschließen uns, den in vollen Zügen zu genießen. Die Arbeit ist uns in letzter Zeit dann doch etwas zu viel geworden und wir brauchen dringend eine Pause. Wir sind auf eine Art erschöpft und mit den Nerven runter, dass wir zum ersten Mal unvorsichtig werden. Wir haben uns entschlossen, dieses Mal das Dorf unsicher zu machen und auch den letzten Winkel zu erforschen. Womit wir jedoch nicht gerechnet haben, ist, dass Hagrid dort unterwegs war und sich mehr Drinks genehmigt hat, als gut für ihn war. Er liegt mitten am Weg und schnarcht. Offensichtlich schläft er hier einen gewaltigen Rausch aus. Moony wittert ihn natürlich als erster. James reagiert sofort und nimmt den Wolf auf die Hörner. Er treibt ihn, so schnell er kann, in Richtung Peitschende Weide. Peter und ich werden zu Menschen und mühen uns ab, Hagrid nach Hause zu schleifen. Er wiegt soviel wie ein kleiner Elefant und es ist äußerst mühsam. Wir brauchen eine halbe Ewigkeit dazu. Einige Zeit später schließt James sich uns an und es wird etwas leichter. „Hab Moony unter die Weide zurück gebracht, damit ich euch helfen kann“, keucht er. „Hoffe, er tut sich nichts an. War heute Nacht nicht lange draußen…“ „Hoffen wir das Beste“, erwidere ich atemlos. „Aber Hagrid muss heim…“ Peter sagt nichts, sondern zieht nur ächzend und stöhnend an dem riesigen Körper. Endlich haben wir die Hütte erreicht und können ihn hinein bugsieren. Wir sind völlig erschöpft, als er endlich in seinem Bett liegt und beschließen ins Schloss zurück zu kehren um zu schlafen, obwohl es eigentlich noch recht früh ist. Wir taumeln den Hang hinauf und denken nur noch an unsere warmen, weichen Betten. Der Unsichtbarkeits Umhang liegt vergessen in James Hand und schleift hinter ihm her. Knarrend öffnet sich die Schlosstür und eine Laterne erscheint im Spalt. So müde er auch ist, James reagiert blitzschnell und wirft den Umhang über uns. Wir drängen uns zusammen und verharren auf der Stelle. Im Lichtkegel erscheint Filch und starrt ins dunkle Gelände hinaus. Seine Katze streicht ihm um die Beine. Sie schient Witterung von uns zu bekommen, denn sie verschwindet eilends. Sie hat wohl das Cat-on-the-Run immer noch nicht vergessen… Das ist unser Glück. Filch murmelt unzufrieden etwas vor sich hin, schwenkt nochmals die Lampe und verschwindet dann mit schlurfenden Schritten im schlafenden Schloss. Es dauert einige Zeit, bis wir es wagen, ihm zu folgen…  Die Karte des Herumtreibers Am nächsten Tag ist Hogsmeade Wochenende und Remus ruht sich vom Vollmond aus. Wir haben ihn kurz im Krankenflügel besucht und er hat die Nacht gut überstanden. Er meinte nur, er sei müde und wolle nichts als schlafen. Obwohl wir nicht besonders froh darüber sind, haben wir Peter mitgenommen. Wenigstens gestern hat er sich dabei als nützlich erwiesen, Hagrid nach Hause zu bringen… Diese Ereignisse sind auch Thema unserer jetzigen Unterhaltung. „War gestern ein ganz schönes Dings, stimmt´s Prongs?“ meine ich gerade. Ich bin immer noch nicht ganz wach und gähne. „Yeah“, erwidert er und gähnt ebenfalls. „Ganz schön knapp. Kam aber nicht schlecht, Padfoot.“ Peter hat sich immer noch nicht ganz darüber beruhigt, dass Filch uns beinahe erwischt hätte und piepst ängstlich. „Also mir war das etwas zu knapp, wisst ihr?“ „Weist du was, Wurmschwanz“, werfe ich ein, „so weinig ich den alten Snivellus mag, mit einem hat er Recht, du bist wirklich ein echter Angsthase!“ Er nervt mich in letzter Zeit so sehr, dass ich recht schnell mit ihm die Geduld verliere… James kichert gähnend. Auch er ist noch immer schrecklich müde. „So ganz Unrecht hat Peter dann aber doch nicht“, erwidert er nachdenklich. „Wir sollten etwas erfinden, was uns mitteilt, wer im Gelände unterwegs ist, so dass wir ihm aus dem Weg gehen können.“ „Hhm, nicht nur im Gelände“, meine ich. „Auch im Schloss und nur Eingeweihte sollten es verwenden können.“ „Yeah“, gibt er zurück. „Keine schlechte Idee.“ Wir wurden schon wieder mal belauscht! Also wirklich, zu dieser Zeit war Severus so oft in unserer Nähe, dass es schon wirklich nach Absicht aussah. Er hat zwar eine Menge gehört, aber bei weitem nicht alles verstanden und darüber kann ich auch heute nur froh sein. Hätte er die Sache mit den Animagi erfahren, hätte er wohl kaum geschwiegen, wie er es sonst tat. Die Sache wäre dann doch einfach zu groß gewesen… „Wie wäre es mit einer Art Karte“, piepst Peter. „Irgendwie verzaubert oder so…“ Er klingt unsicher, aber die Idee ist wirklich gut. „Yeah“, murmelt James nachdenklich. „Eine Karte, die alle Flure, Etagen, Zimmer und auch die Geheimgänge von Hogwarts und auch das ganze Gelände zeigt…“ „Und die Leute, die sich dort bewegen“, füge ich hinzu. „Hätten wir sowas schon gestern gehabt, wären wir erst gar nicht in diese dumme Situation geraten.“ „Hhm“, brummt James. „Und ein Zauber, der alles unsichtbar macht, wenn wir es nicht mehr brauchen.“ „Und einer, der alles wieder sichtbar macht, wenn wir Informationen haben wollen“, füge ich hinzu. „Vielleicht eine Art kompliziertes Passwort“, überlegt James. „Ich hätte da eins“, piepst Peter. Wir werfen ihm einen fragenden Blick zu. „Wie wär´s mit ‚Ich erkläre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin’,“ schlägt er vor. Wir platzen lachend heraus. „Klasse“, kichert James. „Gefällt mir“, pruste ich. „Und wenn wir sie nicht mehr brauchen, dann vielleicht der Satz: Unheil angerichtet. Und jeder, der versucht auf eine andere Art versucht, Zugang zu den Geheimnissen der Karte zu bekommen, sollte auf eine passende Art beleidigt werden“, fügt Peter noch an. „Mann“, meint James. „Heute bist du aber echt gut drauf, Wurmschwanz, so klasse Ideen hattest du ja noch nie.“ „Na ja“, füge ich an. „Wenn es um Unfug ging, war Peter schon immer recht einfallsreich, oder?“ Der grinst in sich hinein und freut sich sichtlich über das unerwartete Lob. Wir gehen ins Zonkos und kaufen wieder mal ein, danach in den Honigtopf, schließlich sind wir bei den Drei Besen angekommen und James und ich überlegen, ob wir nicht zuerst noch wo anders hin wollen. Plötzlich ist Peter verschwunden. Ein schneller Blick zeigt mir, dass er wieder mal Snivellus entdeckt hat. Der sitzt mit einer Tüte im Gras, er scheint gedöst zu haben und Peter hat ihn augenscheinlich aufgeweckt. Er schaut mit einem sehr gefassten Blick zu ihm hoch und scheint sich nicht aus der Ruhe bringen lassen zu wollen. Ich kann nicht hören, was Peter zu ihm sagt, denn er redet seht leise, aber wieder höre ich Snivellys Antwort nur zu genau: „Oh, yeah“, meint er kühl. „Alles klar, Wurmschwanz, Mr Pettigrew, euer Ehren… Aber weist du was? Ratte bleibt Ratte…“ Jetzt kann ich auch Peters Antwort hören, denn er wirft sich in die Brust und versucht – ziemlich erfolglos – beeindruckend auszusehen. Er schreit fast: „Eines Tages zeige ich es euch allen!“ Er wirbelt auf dem Absatz herum und kommt wieder zu uns rüber. „Peter, was sollte das?“ will James wissen. „Wolltest du mit Snivellus Streß anfangen?“ „Weist du, das ist nicht sehr schlau, mitten in Hogsmeade“, füge ich an. „Ich hasse den Kerl“, murmelt Peter. „Ich kann ihn einfach nicht ausstehen…“ „Komm“, meine ich. „Gehen wir in die Drei Besen und du erzählst uns die Story.“ Peter nickt und macht ein dermaßen finsteres Gesicht, wie ich es noch nie zuvor bei ihm gesehen habe.  Peters Geschichte Wir sitzen im Pub und vor uns steht ein Butterbier. Peter ist nervös und räuspert sich: „Wir kennen uns jetzt schon so lange, aber ihr habt mich das noch nie gefragt. Egal, dann erzähle ich es euch halt jetzt. Wie ihr wisst, lebe ich bei meiner Mutter. Nur bei meiner Mutter. Sie wollte meinen Vater heiraten und war auch schon schwanger, als er starb – an Gift starb. Er war wohl ein bisschen in die verkehrte Gesellschaft geraten. Es gab keine offizielle Untersuchung, hat meine Mum gesagt, aber sie hat selbst nachgeforscht… Sie bekam heraus, wo man üble Tränke kaufen konnte, abgesehen von der Nocturngasse, meine ich und ein Name wurde genannt: Ravenous Snape. Der Vater von unserem Snape. Er ist für den Tod meines Vaters verantwortlich und auch dafür, dass ich als uneheliches Kind aufwachsen musste. Alle in meiner Gegend wussten, dass ich keinen Vater habe und haben mich immer Bastard gerufen. Versteht ihr? Wäre mein Vater nicht an diesem Gift gestorben, wäre alles in Ordnung gewesen. Aber so…? Wie sagst du immer so schön, Padfoot? Shit!“ „Nun“, erwidere ich. „Das ist wirklich Shit, aber Snivellus kann doch nichts dafür…“ „Dafür vielleicht nicht. Aber warum sollte er sich einer intakten Familie erfreuen, wenn ich keine habe? Warum sollte er zu Vater und Mutter nach Hause gehen können, wenn auf mich nur meine Mum wartet? Ich habe mich immer nach einem Vater gesehnt, aber da war immer nur meine Mum und die hat mich immer in Watte gepackt. Wenn sie wüsste, was wir alles miteinander anstellen – nun – ich denke, sie bekäme echte Angstzustände und würde mir verbieten, mich mit euch abzugeben... Da ich an den alten Snape nicht rankomme, halte ich mich an den Jungen und versuche, es ihm heimzuzahlen, ihn zu blamieren und ihn fertig zu machen, wo ich nur kann…“ „Nun“, erwiderte ich nachdenklich. „Das kann ich verstehen, aber ich glaube nicht, dass Snivellus zu Hause glücklich ist. Ich bin mir nicht mal sicher, ob seine Eltern überhaupt noch leben…“ Peter wirft mir einen fragenden Blick zu. „Warum denkst du, dass er kein gutes Zuhause hat?“ will er wissen. „Du hast ihn vorletzten Sommer nicht im Zug gesehen, als er aus Yorkshire zurückkam, aber wenn du an deinen Boggart denkst, gibt es dir eine recht gute Vorstellung von seinem Aussehen damals. Man kommt nicht so aus den Ferien zurück, wenn man ein gutes Elternhaus hat, oder?“ „Du denkst auch an die Narben, die du damals gesehen hast, oder Padfoot?“ meint James. „Yeah“, erwidere ich. „Wer sollte die ihm beigebracht haben, wenn nicht seine Eltern? Aber was anderes, Peter, du hasst ihn also, aber ich weis, dass du ihn auch fürchtest. Warum?“ „Weil ich genau weis, dass er mir über ist. Dass er Macht hat, dass er dieselben Tränke brauen kann, wie sein Vater und seine Flüche sind ein echter Hammer, wie ihr genau wisst. Aber, Sirius, was meinst du mir Narben? Ich weis von keinen Narben bei Snape.“ „Weil er die nicht dort hat, wo man sie sehen kann. Ist dir noch nie aufgefallen, dass er immer den ganzen Körper bedeckt hält, dass er nie im See badet oder sich umzieht, wenn ihm jemand sehen kann. Und soweit ich weis, geht er nur unter die Dusche, wenn ihn mit Sicherheit keiner dabei beobachten kann. Ich schätze ihm sind die Dinger peinlich…“ „Aber wenn dem so ist, woher weist du dann davon?“ will Peter wissen. „Weil ich ihm letztens mal nachspioniert habe, wollte ihn dabei erwischen, wie er Tränke braut. Aber das hat er nicht, er war unter der Dusche und dort habe ich alles gesehen… Peter, ich schwöre dir, etwas Entsetzlicheres habe ich noch nie gesehen… Grausam, wirklich grausam. Wer sollte ihn so zugerichtet haben, wenn nicht seine eigenen Leute. Wir waren es nämlich sicher nicht.“ „Soll das jetzt heißen, ich soll aufhören auf den armen Snape loszugehen?“ will Peter wissen. „Nee“, erwidert James. „Aber auch in diesem Fall hat Moony Recht. Was schadet es, einen Feind zu respektieren? Man lernt dabei nur mehr über seine Schwächen…“ „Außerdem lassen wir ihn auch nicht in Ruhe“, füge ich an. „Er hängt mir in letzter Zeit viel zu oft ganz zufällig in unserer Nähe rum und ich will nicht, dass er was über unsere Geheimnisse herausfindet… Noch am gleichen Abend reden wir mit Remus über die Karte, die wie herstellen wollen. Er hält es für eine vorzügliche Idee… Und anstatt zu lernen, sitzen wir beieinander und werkeln an unserem Kunstwerk herum. Jedem von uns fallen bei dieser Arbeit noch kleine Verbesserungen ein. Wir haben beschlossen sie auf ein uraltes Stück Pergament zu bannen, denn James meint, es sei besser, sie wie einen wertlosen Fetzen Papier aussehen zu lassen, etwas völlig Bedeutungsloses… Es dauert die halbe Nacht, bis wir es geschafft haben. Dann signieren wir stolz unser Werk: Die ehrenwerten Herren Moony, Wurmschwanz, Padfoot und Prongs Unentwegte Unterstützer aller magischen Unruhestifter präsentieren stolz: DIE KARTE DES HERUMTREIBERS Wir sind müde und ziemlich sicher, dass wir es noch bereuen werden, einen weiteren kostbaren Abend verloren zu haben, an dem wir mit Peter hätten lernen können. Aber wir sind uns ebenso sicher, dass es die Sache wert war, denn der Spaß den wir bei unserer Arbeit hatten, ist wirklich unbezahlbar… Ostern ist da und wir haben - etwas traurig - beschlossen in Hogwarts zu bleiben. Wir können es uns nämlich nicht leisen, noch mehr Zeit beim Lernen mit Peter zu verlieren. Es ist immerhin der Stoff von fünf Jahren, den wir ihm eintrichtern müssen. Er hat zwar etwas gemault und gequengelt, aber dann doch klein beigegeben, nachdem wir ihm alle drei nochmals angedroht hatten, er könne seinen Mist alleine machen, wenn er jetzt nicht mitzieht. Ganz nebenbei lernen wir auch noch etwas Muggelkunde und Wahrsagen, weil Peter einfach nicht in der Lage ist, sich diesen Stoff ohne unsere Hilfe einzuprägen. Allein die Vollmonde unterbrechen jetzt noch unsere allabendliche Lerngemeinschaft. Mit der Zeit geht es uns allen drei an die Substanz und Peter macht nur verdammt schleppend Fortschritte…  Wir suchen ein Opfer Die OZE rücken rasch näher und ehe wir es uns versehen, stecken wir auch schon mitten in den Prüfungen. Wie üblich, kein Problem für James und mich. Moony ist wie immer bestens vorbereitet, aber Peter hat trotzt endloser Übungsstunden immer noch so seine Probleme. Nun, mancher lernt´s nie… Es ist der Tag, an dem wir unsere Prüfung in Verteidigung gegen die Dunklen Künste geschrieben haben. Wir sind wirklich recht mit den Nerven runter, als wir endlich die Pergamente abgeben können. Die Prüfung selbst, war für uns natürlich nicht weiter schwer, nur die langen Abende mit Wurmschwanz werden uns langsam wirklich zu viel. Einerseits sind sie endlos stressig, weil er nur so langsam begreift. Andererseits, sind sie so stinklangweilig, weil wir den Mist schon seit Jahren im Halbschlaf beherrschen. Es braucht also keinen zu wundern, dass wir ein Ventil suchen und ab bekommt den ganzen Frust mal wieder – wie könnte es auch anders sein – der alte Snivellus… Wir haben Mittagspause und gehen hinaus in die Sonne, um uns noch etwas vor der Prüfung am Nachmittag zu entspannen. Ich will Dampf ablassen und eine der Prüfungsfragen kommt mir dazu gerade recht. „Ey, Moony“, flachse ich. „Was hast du von Frage zehn gehalten?“ Remus grinst schief und versucht ernst zu klingen, doch auch ihm merkt man deutlich sowohl die Anspannung als auch die Spottlust an: „Nennen sie fünf Merkmale eines Werwolfs. Starke Frage, echt.“ „Und, hast du sie zusammenbekommen, was meinst du?“ spottet James und versucht vergeblich seiner Stimme einen besorgten Tonfall zu geben. „Denke, das hab ich“, meint Remus und versucht immer noch ernst zu klingen. „Wartet mal, wie war die Antwort noch…? Erstens: Er sitzt auf meinem Platz. Zweitens: Er hat meine Klamotten an. Drittens: Er heißt Remus Lupin.“ Wir beide beginnen prustend zu lachen. Es gibt Tage, da ist Moonys Humor einfach zu trocken. Nur Peter sieht aus, als hätte ihm jemand seinen Nachtisch geklaut. Wir werfen ihm einen fragenden Blick zu. „Ich weis nicht, ob ich alles richtig habe“, murmelt er. „Da ist die spitze Schnauze, die gelben Augen und der buschige Schwanz…“ Wir seufzen alle drei. Da haben wir seit Monaten jeden Abend mit ihm gepaukt und jetzt das. Außerdem… „Sag mal“, platzt James heraus. „Wie dumm kann man eigentlich sein? Da rennst du einmal im Monat mit `nem Werwolf rum…“ „Am besten hängst du diese Info gleich ans schwarze Brett“, bringt ihn Moony sofort zum Schweigen. James zuckt entschuldigend die Achseln, holt einen Snatsch heraus, den er irgendwo hat mitgehen lassen und beginnt damit rumzuspielen. Ein Blinder würde merken, dass er angenervt wie nur was von Peter ist. Wurmschwanz ist nicht blind und versucht ihn auf seine Art besser drauf zu bringen. Er hüpft und springt um uns herum, klatscht und macht Faxen. Nun, ich weis nicht, ob das das Richtige ist… Wir sind beim See angekommen und setzen uns unter die Birke. Remus hat schon wieder ein Buch in der Hand. James spielt weiter mit dem goldenen Ding und Peter albert immer noch rum. Mich nervt das alles… „Prongs“, meine ich daher, „steck doch bitte das blöde Ding weg, bevor Peter sich noch in die Hose pisst, ja?“ „Wenn´s dich nervt…“ meint er nur und steckt den Snatsch wieder ein. „Mir ist langweilig“, seufze ich. „Wenn doch nur bald wieder Vollmond wäre…“ „Du weist, dass ich das nicht für so witzig halte“, wirft Remus ein. „Aber wenn dir langweilig ist, dann frag mich nochmal in Verwandlung ab…“ und will mir sein Buch rüber geben. Ich kann im Augenblick kein Schulbuch mehr sehen und winke ab. „Nee, Moony, du weist, dass ich den ganzen Mist bis zum Abkotzen auswendig kenne“, gebe ich zurück. „Ey. Padfoot“, murmelt James plötzlich. „Kuck mal, dort drüben… Meine Augen folgen seinem Blick. „Na bestens“, erwidere ich leise. „Snivellus … der schon wieder … der kommt mir gerade Recht…“ Endlich jemand, an dem ich meinen ganzen Frust und meine ganze Langweile abreagieren kann… Die steile Falte zwischen Remus Augen stört mich im Augenblick nicht im Geringsten, genauso wenig, wie Peters hämische Erwartung. Ich stehe auf und James folgt mir. Snivellus scheint was gemerkt zu haben und versucht, sich vom Acker zu machen. Aber er kommt nicht weit. „Stupify!“ ruft James und stoppt jeglichen Fluchtversuch. Wir erreichen ihn. Er liegt hilflos am Boden und kann sich nicht rühren, verstehen kann er mich jedoch mit Sicherheit. „Sieh an, Snivelly“, gehe ich ihn daher an. „Spionierst du uns schon wieder mal nach?“ James genügt das noch nicht. Er zückt seinen Stab und schwingt ihn. Sofort hängt Snape kopfüber in der Luft. Gut dass er immer einen Gürtel an seiner Robe trägt, sonst hätten alle – die halbe Schule hat sich nämlich in freudiger Erwartung um uns versammelt - noch viel mehr gesehen, als nur seine schäbigen Unterhosen. „Mann, Snivelly, wechselst du denn deine alten Liebestöter nie?“ feixe ich weiter. Er ist nicht gerade auf den Mund gefallen und Beleidigungen fliegen hin und her. Ich muss ihn wieder mal heimlich bewundern, denn ich weis nicht, ob mir in einer derartig peinlichen Lage, noch was Schlaues eingefallen wäre… Aber es tut gut, ihm wieder Mal eins auswischen zu können, er ist wirklich ein zu gutes Opfer... Nun, es tut solange gut, bis sich eine neue Stimme in das Geschehen mischt. Lily! Nun, sie hat ja schon damals gesagt, dass sie sich einmischen wird, wenn sie unsere Angriffe für ungerechtfertigt hält… …und der hier ist eindeutig ungerechtfertigt. Snivellus hat jedes Recht, an einem so schönen Tag im Freien zu sein, selbst wenn er uns damit gewaltig auf die Nüsse geht… „Lass ihn runter!“ faucht sie James an. „Nur wenn du mal mit mir alleine ausgehst“, ist seine Antwort. Er hat sie schon so oft eingeladen und sich jedes Mal einen Korb eingehandelt. „Lass ihn runter!“ schimpft Lily erneut. „Nur weil du weltklasse Quidditch spielen kannst, gibt dir das noch lange nicht das Recht, jeden zu verhexen, der dir nicht passt.“ James schwingt lässig seinen Stab und Snivellus kracht herunter. WUMM! Shit, das hat sicher wehgetan. Snivellus reibt sich den Schädel und wirft seine berühmten Dolchblicke auf uns, dann platzt es aus ihm heraus und er geht auf Lily los: „Ich brauch deine Hilfe nicht, du Schlammblut!“ „Gut, Snivellus, gut“, gibt Lily kochend vor Wut zurück. „Ich werde mich nicht mehr einmischen. Und weist du was? Du könntest wirklich mal deine Unterhosen wechseln…“ Auch James geht diese spezielle Beleidigung seiner Angebeteten gewaltig gegen den Strich und er bellt: „Scourgify!“ Rosa Seifenschaum quillt unmittelbar darauf aus Snapes Mund. Er hustet und spotzt. Warum musste er auch Lily so derb beleidigen. Und ich dachte er mag sie irgendwie… Er hat noch nie mit ihr gesprochen und jetzt sagt er doch was zu ihr und dann ist es eine der schlimmsten Beleidigungen, die wir in der magischen Welt kennen… Während dieser Gedankengänge hat Lily mit James weiter gestritten und Snivelly ist zu seinem Stab hinübergekrabbelt. Er hat ihn schon fast in der Hand und will zu uns herumwirbeln, als ich darauf aufmerksam werde. Komm blos nicht auf komische Ideen, denke ich gerade, da ruft er auch schon einen Fluch, der James kalt erwischt und seine Nase zum Bluten bringt. Na warte… „Impedimenta!“ gelle ich und er ist vollständig gelähmt. Jetzt mault Lily auch mich an. Was meint die denn? Dass ich zulasse, dass Snape James verletzt? Sie droht uns sogar Flüche an. Na ja, muss nicht sein. Soweit ich weis, ist sie nämlich eine erstklassige Hexe… Schließlich wirbelt sie herum und stolziert davon. James ruft ihr noch nach, aber sie tut, als würde sie ihn nicht hören. Nun ist er echt sauer und frustriert. Ganz klar, dass Snivellus das abbekommt. Der Impedimenta hat bereits wieder nachgelassen und Snivellus versucht erneut einen Fluch. Doch dieses Mal bin ich schneller. „Expelliarmus!“ rufe ich dröhnend und sein Stab wirbelt davon. Er hat mit Sicherheit keine Chance gegen uns beide, schon gar nicht, wenn James so zornig ist, wie jetzt… Er wedelt mit seinem Stab und Snivelly hängt wieder mit dem Kopf nach unten in der Luft. James kocht vor Wut. „Wer will sehen, wie ich dem alten Snivellus die Unterhose ausziehe?“ ruft er laut den Umstehenden zu. Das sollte er nicht tun, das ist dann doch zu gemein, ich sollte eingreifen. Aber bevor ich etwas tun kann, kommt Remus zu uns herüber geeilt. Er hatte die ganze Zeit so getan, als würde er völlig in sein Buch vertieft sein und nichts von allem mitbekommen – so wie wir es ihm für den Fall der Fälle geraten hatten. Aber diese letzte Aktion von James, scheint ihm dann doch zu weit zu gehen. „James, hör auf, dort drüben kommt Leech!“ ruft er und James hebt den Zauber auf. WUMM! Snivellus kracht erneut auf seinen Schädel und verliert das Bewusstsein. „Ihr trollt euch auch besser“, winkt Remus die anderen Schüler davon. Die zerstreuen sich rasch und lassen uns alleine vor diesem Desaster stehen. „Wo soll Leech denn sein?“ will James wissen. „Nirgends“, erwidert Moony nüchtern. „Sag mal, Mann, spinnst du? Du kannst doch hier keinen Striptease vorführen. Das geht echt zu weit. Ich musste dich aufhalten, bevor noch mehr geschieht und Leech war ein guter Vorwand…“ James wirft ihm einen entschuldigenden Blick zu: „Sorry“, meint er. „Aber wie kann er es wagen, Lily Schlammblut zu nennen…?“ „Ein Gutes hat die Sache ja“, werfe ich ein. „Lily verschwendet nun sicher keinen einzigen Gedanken mehr an ihn.“ James brummt befriedigt. Remus ist inzwischen zu dem Bewusstlosen hinüber gegangen und untersucht ihn. „Nicht viel passiert“, murmelt er. „Es wird nur eine Weile dauern, bis er wieder zu sich kommt und dann brummt ihm sicher der Schädel.“ Er wirft einen Blick um sich und erkennt, dass nur wir vier – auch Peter hat sich davon gemacht – noch hier unten am See sind. „Seht euch das an“, meint Remus. „Ich hab zwar alle weggeschickt, aber keiner hat auch nur die geringsten Anstalten gemacht, nachzusehen, was mit ihm los ist…“ „Du weist doch, dass ihn keiner mag“, erwidert James bestimmt. „Yeah“, meine ich nachdenklich, „aber seine Tränke kaufen sie dann doch. Wie viele Leute meint ihr, haben von seiner Gedächtnislösung getrunken? Ich wette jede Menge, was ich so mitbekommen habe.“ „Yeah“, erwidert Moony. „Aber ich denke, es ist besser, wenn ich nichts von dieser Sache weis, oder?“ Wir nicken. Er hat Recht, immerhin ist er Vertrauensschüler und sollte solche Regelverstöße ahnden… Ich kaure mich neben Moony und werfe einen Blick auf Snivellus. Sein Gesicht ist so ruhig, wie aus Stein gemeißelt und ich denke, wenn er sich besser um sich selbst kümmern würde, wäre er echt kein hässlicher Bursche. Keine Schönheit, nee, echt nicht, aber in seinen Zügen liegt etwas, das ihn wie eine Art intellektuellen Satan aussehen lässt. Eigentlich ein recht interessantes Gesicht. Nun, da es weder von Wut, Hass, noch Abscheu verzerrt wird… Ich greife nach seinem Schädel und ertaste die Beule. Ein ganz schön gewaltiges Ding. Als ich meine Hand vorsichtig zurückziehe, klebt eine Menge Blut daran. Ich werfe einen überraschten Blick darauf. „Nicht weiter schlimm“, meint Remus. „Ich würde mir größere Sorgen machen, würde er nicht bluten und mach dir keine Gedanken, Kopfwunden bluten immer recht stark.“ Jetzt kommt auch James herüber und man sieht ihm an, dass er ein schlechtes Gewissen hat. „Hab´s wohl echt übertrieben, oder?“ meint er. „Yeah“, erwidert Remus. „Hast du, aber wir haben noch mal Glück, viel ist wirklich nicht passiert. Hätte schlimmer kommen können…“ „Hagrid“, murmle ich und mir fällt das Gespräch von damals ein. „Wo?“ will James wissen. „Nee, nicht jetzt, vor `nem guten Jahr…“ Und ich erzähle meinen Freunden die Sache von damals. „…und dann meinte er, wir sollten damit aufhören, denn Rache würde nur erneute Rache der anderen Seite nach sich ziehen, bis mal was geschieht, was keiner so wollte…“ Hätte ich mich doch nur kaum drei Monate später an diese weisen Worte erinnert, bevor ich mich zu einem noch übleren Streich hinreißen ließ… „Nun, er wird bald wieder zu sich kommen“, meint Moony. „Ich denke, dann sollten wir nicht mehr hier sein…“ Guter Gedanke und so trollen wir uns zum Schloss hinauf. Es war wirklich ein hundsgemeiner Streich, den wir Severus damals gespielt hatten. Im Grunde genommen gibt es echt keine Entschuldigung dafür. Es war einfach so, dass wir beide wegen Peter so schrecklich gereizt waren. Dann der Prüfungsstress und auch Snapes Nachstellungen waren uns schon zu lange auf den Wecker gegangen. Er war ein zu gutes Opfer, so alleine dort unten am See und wirklich schlimm war es ja nur geworden, weil er Lily so übel beleidigt hat. Warum eigentlich? Dann erkenne ich die traurige Wahrheit: Er hatte immer davon geträumt ihr strahlender Held zu sein und sie vor irgendwas Üblem zu retten… …und dann kommt sie daher und rettet ihn, auch noch aus einer derartig peinlichen Lage... Für Severus muss die ganze Situation etwas unglaublich Verkehrtes, nahezu Perverses gehabt haben. Und wenn man bedenkt, wie er immer drauf war, dann muss man sich kaum wundern, dass er auf eine beißende Beleidigung zurückgegriffen hat. Der Einzige von uns, der sich damals halbwegs anständig verhalten, war Moony. Gut, er hat uns zuerst gewähren lassen, als dann aber das Ganze drohte, zu weit zu gehen, hat er eingegriffen. Und er hat auch nach dem bewusstlosen Severus gesehen. Keiner von uns, noch irgendein anderer Schüler, war auf diese Idee gekommen… Nun, wie gesagt, Snape war damals wirklich alles andere als beliebt und hatte außer Morchie keine Freunde und der war immer noch in Dumstrang… Dennoch hatte er seine Kunden, aber nicht mal die hielten es für nötig, ihm zu helfen. Nur Moony… …und wie ich sehe, hat Severus das nie erfahren… Es war auch der Tag, an dem Severus zum ersten Mal wirklich seinen Verdacht gegen Remus in seinem Inneren formulierte. Er ist wirklich alles andere als dumm und seine krude Idee führte später dann auch beinahe zur Katastrophe…  Ferienpläne Endlich sind alle Prüfungen geschrieben und die wohlverdienten Ferien sind da. Wie immer fahren wir zu dritt nach Godrics Hollow. Peter fährt natürlich zu seiner Mum. Weil wir ihn so sehr mit dem Lernen in Beschlag genommen haben, hat Sara sich von ihm getrennt. Sie ist erst im vierten Jahr und konnte gar nicht verstehen, warum das wichtiger sein sollte als sie. Tut mir Leid für Peter, ist aber nicht zu ändern. Nun, die Kleine wird schon noch merken, wie das fünfte Jahr ist… Wieder machen wir uns alleine zu den Potters auf. Sie haben uns schon erwartet und Dad winkt uns ins Wohnzimmer, kaum dass wir unsere Sachen nach oben gebracht haben und mit dem wunderbaren Abendessen von Mum fertig sind. „Ich dachte schon, ihr wärt sauer auf uns“, meint Dad. „weil ihr an Ostern nicht her gekommen seid.“ „Nee, Dad“, erwidert James. „Es ging um Peter, der gehört auch zu unserer Bande…“ „…aber er hat weder unser Talent, noch hat er viel Ahnung von dem, was wir alles bereits gelernt haben. Gut, er ist auch ein Animagus, aber es war schlimm genug, ihm das beizubringen…“ füge ich an. „Seien wir doch ehrlich“, meint Remus. „Peter ist ein fauler Kerl und eine magische Niete und wir mussten monatelang mit ihm pauken, damit er auch nur halbwegs durch die Prüfungen kommt, Mr Potter, das war der Grund warum wir in Hogwarts bleiben mussten. Denn was auch immer Peter sonst sein mag, er ist auch unser Freund…“ Dad nickt. „Verstehe“, meint er. „Das war sehr anständig von euch - Nun, was habt ihr für diese Ferien geplant?“ „Motorradfahren“, strahle ich. Nur dieser Gedanke hat mir manchmal die Kraft gegeben, mit Peter weiter zumachen, wenn der zum hundertfünften Mal die falsche Antwort gegeben hatte. „Nee“, meint James. „Nicht mein Ding. Ich denke ein bisschen Besen fliegen oder schwimmen.“ „Die Sache mit der Magie ohne Stäbe“, ist Moonys Vorschlag. „Dank Peter sind wir damit ja nicht besonders weit gekommen.“ „Was könnt ihr?“ will Dad wissen. „Hexenlicht“, erwidert Moony. „Ich kann es beschwören und werfen.“ „So ´ne Art Schock“, meint James. „Wenn mich jemand festhält und nicht loslassen will, bekommt er sowas wie ´nen elektrischen Schlag.“ „Ich kann nur meine Gedanken abschirmen“, meine ich kleinlaut. Eine große Leistung scheint mir das nicht gerade zu sein. „Sirius“, entgegnet Moony. „So wenig, wie du tust, ist das nun auch wieder nicht. Wenn du nämlich deine Gedanken abschirmst, kann ich nichts mehr von dir wahrnehmen und sonst kann ich das immer, bei jedem, den ich etwas besser kenne...“ „Darum wusstest du auch immer, wenn es mir mal mies ging, oder?“ will ich wissen. „Yeah“, murmelt er und es scheint ihm nahezu peinlich zu sein. „Schon OK“, erwidere ich. „Du hast dein Wissen ja nie missbraucht. Nur immer geholfen.“ „Du kannst Gefühle ertasten, Remus?“ will Mr Potter wissen. „Seit ich ein Werwolf bin“, antwortet der. „Es ist eine Mischung aus riechen, fühlen und erahnen. Meistens liege ich richtig – außer Sirius schirmt sich ab, dann weis ich nichts mehr…“ „Dann hat Remus Recht, mein Junge, es ist eine erstaunliche Leistung, die du da vollbringst. Ich finde, ihr anderen solltet das auch lernen. Es heißt von Voldemort, er würde den Legilimentes Zauber beherrschen, der es ihm ermöglicht Gedanken und Erinnerungen anderer zu sehen und er würde immer wissen, ob jemand die Wahrheit sagt oder ihn anlügt.“ „Es gibt doch sicher einen Gegenzauber, oder Dad?“ will James wissen. „Natürlich“, erwidert der Alte. „Obwohl es kein Spruch ist, den man dem Gegner entgegenschleudert. Es ähnelt eher der Verteidigung gegen den Imperius.“ „Und du bringst uns das bei?“ dränge ich ihn. „Ja, Sirius, so weit ich es kann“, erwidert er. „Der Legilimentes ist einfach zu beherrschen, wenn man das entsprechende Talent hat, aber Occlumentik oder wie man es häufiger nennt – Verschließung – bedarf einiger langer, harter Übungsstunden. Habt ihr nicht für einige Zeit genug vom Lernen?“ Wir werfen uns gegenseitig fragende Blicke zu. Dann nicken wir. „Es wird eine angenehme Abwechslung sein, Sir“, gibt Remus für uns alle die Antwort, „wieder Mal gewisse Erfolge zu erzielen. Wissen sie, die Sache mit Peter war manchmal ganz schön frustrierend.“ „Yeah“, murmelt James, „besonders wenn er sich zum fünften Mal nicht daran erinnern konnte, wofür Muggel elektrischen Strom brauchen. Inzwischen wussten sogar wir es, obwohl wir das Fach nicht belegt hatten.“ „Oder wenn er sich nicht über die Bedeutung der Runenstäbe klar werden konnte“, füge ich hinzu. „Ich hätte es ihm vorsingen können.“ „Besser nicht“, kichert Remus. „Du weist, wie schrecklich du singst…! Aber im Ernst, Sir, Peter ist furchtbar langsam und entsetzlich faul. Ich denke, wir haben ihn durch die Prüfungen gebracht…“ „Aber nur knapp“ wirft James ein. „’Ich weis nicht, ob ich bei der Werwolffrage alles richtig habe’“, ahmt er Peters Piepstimme nach. „Ich bitte euch. Er ist seit zwei Jahren bei jedem Vollmond, den wir in Hogwarts verbringen, mit uns unterwegs…“ „Klingt wirklich nach jemanden, der - nun - etwas unterbelichtet ist…“ meint Dad. Ich zucke die Schultern. „Ich weis nicht, ob er unterbelichtet, faul oder sonst was ist, Dad, auf jeden Fall, hat keiner von uns drei jetzt noch besonders gute Nerven.“ „Gut“, erwidert er. „Dann macht ihr vielleicht erst mal ein bisschen Ferien und dann fangen wir langsam mit der Hexenlicht Sache an, was meint ihr?“ Keine schlechte Idee. Wir nicken und weil der Abend nun schon recht weit fortgeschritten ist, beschließen wir erst mal eine Runde zu pennen. Ein ausgiebiger, ungestörter Schlaf wirkt manches Mal Wunder und so ist es auch bei uns drei. Es geht uns wesentlich besser, als wir am Morgen aufwachen und wir stecken voller Tatendrang. „Willst du immer noch mir deiner Kiste rumgasen?“ will James wissen. „Yeah. Was haltet ihr davon, wenn wir uns dann später am See treffen?“ erwidere ich. „Sollte nicht ein Erwachsener dabei sein?“ meint Remus. „Ach was“, entgegne ich. „Ich bin inzwischen sechzehn und sehe da kein Problem, wenn ich vorsichtig bin. Zur Not kann ich ja immer noch unsichtbar werden und abheben…“ „Na gut, wie du meinst“, ist Moonys Antwort, aber er sieht nicht besonders glücklich mit meiner Entscheidung aus. James zuckt nur die Schultern. „Gibst du Remus deinen Besen?“ will er wissen. „Dann können wir am See ein bisschen fliegen.“ „Klar, sicher kann Moony den Silber Arrow haben“, sage ich prompt. Remus grinst. Ich weis, wie gerne er fliegt, aber er kann sich jetzt keinen eigenen Besen leisten. Nun, ich habe mein Motorrad, warum sollte er dann nicht meinen Besen nehmen. Wir gehen frühstücken und verlassen dann das Haus. James und Remus mit Besen und Badesachen und ich mit dem Schuppenschlüssel. Meine Karre blitzt und funkelt noch mehr als an Weihnachten, Dad muss sie geputzt haben… Nett von ihm, aber ich kann mir gut vorstellen, dass ihm das Ding genauso gut gefällt, wie mir. Wieder habe ich dieses wahnsinnige Gefühl, als ich mich in den Sattel schwinge und losbrause. Ein knappes Winken zu meinen Freunden und schon bin ich um die nächste Ecke verschwunden. Es ist einfach herrlich über die Landstraßen zu rauschen. Die Sonne in meinem Gesicht, der Wind in meinen Haaren und dieses wahnsinnige Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Ich kann James einfach nicht verstehen, warum ihm das nicht genau soviel Spaß macht, wie mir. Ich wähle recht einsame Straßen und Wege, damit ich die Geschwindigkeit voll auskosten kann, ohne jemand in Gefahr zu bringen. Die Landschaft fliegt an mir vorbei. Ich bin es eigentlich nicht gewohnt, Entfernungen auf diese Art zurückzulegen. Besen, Flohpuder, Apparieren oder auch mal ein Portschlüssel, so bewegen sich Magier normaler Weise fort. Notfalls auch mal auf einem Hippogreifen oder einem Thestral, obwohl ich die nicht besonders mag, auch wenn ich - wir alle drei - zu denen gehöre, die sie sehen können. Die Biester sind mir zu unheimlich. Da lob ich mir doch mein Motorrad, das kann ich wenigstes fahren, ohne einen Toten gesehen haben zu müssen… Die Zeit verfliegt nur so und schon bald steht die Sonne im Mittag. Ich beschließe zu meinen Freunden zurückzukehren. Die haben am See schon auf mich gewartet. „Da bist du ja endlich“, meint James. „Ich habe schon angefangen, mir Sorgen zu machen, aber Moony meinte, du würdest schon noch auftauchen, wenn du genug hast…“ So verbringen wir die folgende Woche und endlich fallen der Streß und der Frust von uns ab. Wie könnte es auch anders sein. Das Wetter ist herrlich, das Fahren ist geil und das Schwimmen tut ein Übriges…  Magie ohne Stäbe Schon bald sind wir bereit, unsere Übungen wieder aufzunehmen. Es ist nicht allzu schwer, das Hexenlicht zu rufen und es auch zu werfen, wenn man es richtig erklärt bekommt und keinen Stress hat. James spezieller Trick ist schon etwas schwieriger zu meistern, aber wenn man sich genügend konzentriert, klappt das auch… Dad zeigt uns noch andere Sachen, die man auch ohne Stab schaffen kann. Verschlossene Türen zu öffnen, solange kein Zauber darauf liegt. Apparieren, solange es nicht zu weit ist. Den Schildzauber zu bilden, auch wenn er schwächer ist, als mit dem Stab. „Kämpfen ohne Stäbe ist nicht einfach“, erläutert Dad. „Das Hexenlicht ist nicht besonders mächtig, aber immerhin kann man einen Gegner damit kurzzeitig blenden, sogar seine Robe in Brand setzen, wenn man Glück hat. Aber gegen wirklich mächtige Magie ist das so gut wie nichts…“ „Dad“, meint James. „Remus hat uns schon vor ein paar Jahren ein paar Dinge beigebracht.“ „Dann lasst mal sehen“, erwidert der. „Prongs gegen Moony?“ frage ich. „Ihr seid ungefähr gleich groß, dann bekommt man den besten Eindruck.“ Die beiden nicken und stellen sich auf. Dann führen sie Dad Moonys Selbstverteidigung vor. Der ist schwer beeindruckt. „Davon habt ihr nie was gesagt“, meint er. „Schien uns nicht so wichtig, Dad“, entgegnet James. „Und zuerst war es einfach nur Spaß, dann hat es sich aber auch als nützlich erwiesen. Du weist schon, mal wieder Snivellus…“ „Dieser Snape Bursche“, meint Dad nachdenklich. „Habt ihr inzwischen raus gefunden ob er der Sohn von Ravenous ist?“ „Yeah, Dad, ist er“, werfe ich ein. „Ich habe zufällig ein Gespräch zwischen Lestange und meiner Cousine Bellatrix gehört und die haben den Alten erwähnt, aber sie meinten auch, er würde nicht mehr leben.“ „Dann hat dieser - wie nennt ihr ihn – Snivellus? - keine Eltern mehr?“ will Dad wissen. Ich zucke die Schultern. „Keine Ahnung, Dad. Er muss doch auch noch `ne Mutter haben, oder?“ „Nein, die ist schon vor einigen Jahren gestorben“, erwidert er. „Ich erinnere mich an die Sache, weil es eine Untersuchung gab und das Ministerium hat Gift vermutet, aber auch da konnten wir dem Alten nichts beweisen.“ „Dann wäre Snape ja jetzt ein Waise“, murmelt Remus. „Genau wie ich…“ „Aber du bist volljährig und er nicht“, werfe ich ein. „Er muss in meinem Alter sein. Soviel ich mitbekommen habe, hat er um Ostern rum Geburtstag. Ich weis noch, wie ich ihm damals seine Bertie Botts Bohnen geklaut habe – ging übrigens ganz schön in die Hose, sie haben nach Ohrenschmalz geschmeckt - da lag eine Geburtstagskarte von Morchie dabei, wenn ich mich recht erinnere … Zu seinem fünfzehnten Geburtstag. An dem Tag war auch mein fünfzehnter Geburtstag – das weis ich noch genau, weil ich an diesem Morgen diese verflixte Holzkiste am Fußende meines Bettes vorgefunden hatte und darüber so stinksauer war…“ Ich habe sehr aufgeregt gesprochen, denn wenn ich richtig liege, sind Snivellus und ich genau gleich alt. „Wenn dem so ist, das mit dem Alter, meine ich, wisst ihr etwas von einer Vormundschaft?“ will Dad wissen. Wir schütteln den Kopf. „Snape ist ein sehr undurchschaubarer Bursche“, erwidert Moony. „Selbst wenn sowas der Fall wäre, was ich jedoch nicht glaube, wären wir so ungefähr die Letzten, die davon erfahren würden.“ „Wenn seine Leute tot sind“, murmelt James. „Dann gönne ich es ihm…“ „Sohn, das war jetzt wirklich gemein“, unterbricht ihn Mr Potter. „Selbst wenn ihr ihn nicht mögt, könnt ihr euch doch nicht darüber freuen, wenn er ein Waise ist…“ „Nee, Dad“, werfe ich ein. „da hast du James jetzt falsch verstanden, weil du nicht alle Informationen hast…“ Ich erzähle ihm von den Narben und was wir davon denken. „… deswegen, meinte James, er würde es ihm gönnen…“ Dad schüttelt den Kopf. „Ihr seid mir schon welche“, brummt er. „Ihr erzählt mir viel zu wenig. Das Ministerium hätte sich sehr für diese Narben interessiert. Sie wären ein Weg gewesen, den alten Ravenous aus dem Verkehr zu ziehen…“ „Aber doch nur, wenn Snivellus gegen ihn ausgesagt hätte, oder?“ frage ich. „Er hätte ihn doch sicher auch selbst anzeigen können, oder?“ „Ich bin mir nicht sicher, ob ihm das bewusst ist“, entgegnet Remus. „Ich meine, dass es da jemanden gibt, der sich für ihn einsetzten würde. Ihr kennt ihn doch und wisst, wie misstrauisch er ist…“ Wir nicken. „Ihr habt euch ganz schön mit dem jungen Snape befasst, stimmt´s?“ meint Dad. „Yeah, Dad“, antwortet James. „Zwangsläufig, da wir schon seit fünf Jahren dauernd mit ihm aneinander geraten und dann lernt man jemand schon kennen, gewissermaßen…“ Dad nickt. „Ich habe es euch schon damals gesagt, seit vorsichtig mit dem Knaben, er könnte nach seinem Vater kommen…“ „Kommt er auch, zumindest so irgendwie“, meine ich. „Ich habe nämlich auch gehört, dass er mit Tränken handelt. Nur, erwischen konnten wir ihn dabei nicht. Er muss wirklich gute Arbeit leisten, denn seine Kunden halten dicht…“ „Schwarze Tränke?“ fragt Dad scharf. Ich zucke die Schultern. „Keine Ahnung. Ich hab nur was von ´ner Gedächtnislösung gehört“, entgegne ich. „Gut, bitte haltet die Ohren offen und teilt es mir oder Dumbledore mit, solltet ihr von was Üblerem hören. Wir brauchen keinen zweiten Ravenous, sollte der Alte wirklich tot sein…“ Dann machen wir mit unseren Übungen weiter. Der nächste Vollmond kommt und wir verbringen ihn in wieder in Morties Wald. Der Werwolf ist einfach ein Risiko, das uns zu groß ist. Die Sache mit dem Tramp und auch das Ding mit Hagrid hat uns inzwischen Vorsicht gelehrt. Es mag für uns ein riesiger Spaß sein, mit einem Werwolf durch die Botanik zu ziehen, aber es dürfte sicher kein Spaß mehr sein, wenn Moony einen Menschen beißt. Und er kann verflixt schnell sein, wenn er will. Es kommt immer häufiger vor, dass er versucht sich abzuseilen. Bis jetzt konnten wir es noch immer verhindern. Aber was ist, wenn wir doch mal zu langsam sind? Also besser kein dummes Risiko eingehen. Immer weiter treiben wir unsere Übungen. Am Ende sind wir alle drei in der Lage sowohl dem Imperius als auch dem Legilimentes zu widerstehen, ohne unsere Stäbe zu gebrauchen. Dad besteht drauf, James und mir beizubringen, wie man mit einem Dolch kämpft. Moony meint, er würde das nicht brauchen, seine Selbstverteidigung würde ihm reichen. Und das stimmt auch. Er ist ohne weiteres in der Lage, sowohl James als auch mich zu entwaffnen, wenn wir ihn mit unseren Dolchen anreifen. Die Übungen mit den langen Messern sind nicht ganz ungefährlich, denn Dad besteht darauf, dass wir scharfe Waffen verwenden. „Wie sollt ihr es je richtig lernen“, meint er, „wenn ihr nicht genau wisst, dass der andere euch ernsthaft verletzen kann?“ Nun, unsere Heilzauber funktionieren recht gut und wir brauchen sie auch recht häufig. Lange, blutige Schnitte sind an der Tagesordnung, bis wir gelernt haben, richtig auszuweichen und uns rechtzeitig zu ducken. Es ist nicht so, dass wir die ganzen Ferien nur arbeiten würden. Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass ich auf mein geliebtes Motorrad steige und durch die Gegend brettere. Manchmal fährt Moony mit, seltener James. Wir gehen auch wieder Schwimmen oder fliegen mit unseren Besen…  Abschied Bevor wir wieder zurück fahren, ruft uns Mr Potter nochmal zusammen. „Jungs, ihr habt noch zwei Jahre an Hogwarts. Remus ist inzwischen erwachsen und Sirius wird nächste Ostern volljährig, bei James dauert es noch ein bisschen länger. Ich habe euch nun alles beigebracht, was ich kann. Wenn ihr irgendwie Gelegenheit erhaltet, noch weitere Sachen zu lernen, dann nutzt sie um Gottes willen, ja?“ „Dad?“ fragt James. „Du sprichst so seltsam, was ist los? Du klingst so besorgt?“ Dad seufzt. „Euch entgeht nur wenig, oder?“ Wir nicken. Klar. Wir müssten schon taub sein um diese seltsame Art von Abschied in seiner Stimme nicht zu hören. „Voldemort“, meint er knapp. „Es wird schlimmer und schlimmer und es erwischt immer mehr Auroren und auch andere Zauberer, die nichts mit schwarzer Magie zu tun haben wollen. Uns gehen langsam die Leute aus. Ich werde wieder Vollzeit als Auror arbeiten. Ich halte es für unbedingt nötig. Aus mancherlei Gründen, weis ich nicht, wie lange ich noch zu leben habe. Wahrscheinlich habt ihr es schon bemerkt, ich bin ich mehr der Jüngste und meine Ausdauer lässt immer weiter nach… Schon seit ein paar Jahren … und seit meinem Zusammenbruch damals weis ich, dass meine Tage gezählt sind. Doch bevor es soweit ist, möchte ich noch ein letztes großes Abenteuer erleben. Eigentlich hatte ich gehofft, Alphard würde mich begleiten, aber den hat es ja leider schon erwischt.“ „Gehst du allein?“ flüstere ich besorgt. Das klingt schrecklich, wie eine Todesahnung… „Nein. Es gibt da einen verrückten Vogel im Auroren Hauptquartier - Alastor Moody - er ist sehr fähig und recht exzentrisch. Aber dennoch ein zuverlässiger und begabter Mann… Er wird mich begleiten.“ „Mr Potter“, fällt Moony ein. „Wann gehen sie?“ „Sobald ihr wieder sicher in Hogwarts seid“, erwidert der. „Bitte versteht mich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht mehr viel Zeit habe und die möchte ich nicht nutzlos am Kamin verbringen. Ich denke ihr könnt es mir nachempfinden, dass ich ein allerletztes großes Abenteuer erleben möchte…“ „Dad“, murmelt James. „Was sagt Mum dazu?“ „Warum meint ihr, dass sie sich diesen Sommer so zurückgehalten hat? Auch ihr geht es immer schlechter. Ihre Krankheit geht in die Endphase und sie wird bald dauerhaft in St Mungos leben müssen. Sie möchte nicht, dass meine ganze Beschäftigung darin besteht, sie dort zu besuchen. Wir haben nächtelang darüber diskutiert und sie wollte, dass ich meinem Wunsch nachkomme, noch etwas Nützliches zu tun, bevor es zu spät ist…“ James bricht in Tränen aus und auch ich muss weinen. Allein Moonys Augen bleiben trocken, aber sie brennen erneut in diesem schrecklichen Licht. Ich habe Remus nicht mehr weinen sehen, seit dem Tag, an dem er mir von seinem „Rauswurf“ von Zuhause erzählt hat… „Wir werden euch also verlieren?“ schluchzt James verzweifelt. „Früher oder später? – Ja. Sirius, Remus, ich verlasse mich darauf, dass ihr euch um James kümmert, sollte er dann noch nicht volljährig sein, OK?“ Wir nicken, aber mir fehlen die Worte. „Wir werden uns gegenseitig Familie sein“, meint Remus und seine Stimme ist noch heiserer als gewöhnlich. „Das haben wir uns schon lange geschworen – Wolfsbrüder – was, Jungs?“ Er streckt die Hand aus und wir beide legen die unseren darauf. „Wolfsbrüder“, murmeln wir. Plötzlich kommt Mum dazu und wir sehen nur zu deutlich, was Dad gemeint hat. „Du hast es ihnen also gesagt, mein Lieber“, meint sie. „Wisst ihr, bis vor ein paar Jahren hatte ich nur einen Sohn. Dann brachte er euch beide mit und plötzlich hatte ich das unfassbare Glück, drei Söhne zu haben. Drei wilde, ungewöhnliche Söhne, ja, aber auch großartige, verantwortungsbewusste und fürsorgliche Söhne. Es war eine herrliche Zeit mit euch und ich hatte soviel Freude an eurer Gegenwart. Bitte verzeiht einer alten Frau, wenn sie rührselig wird. Aber ich liebe euch alle drei, als wärt ihr alle meine Söhne und nicht nur James… Umso schwerer fällt mir die nächste Bitte…“ Wir werfen ihr fragende Blicke zu. „…bitte, kommt in den Ferien nicht mehr hier her. Nicht zu Weihnachten, nicht zu Ostern, bis James volljährig ist und ihm dieses Haus gehört. Ich glaube nicht, dass dann noch einer von uns leben wird. Ich werde nach St Mungos gehen und Dad geht wieder als Auror ins Ausland. Ich möchte nicht, dass ihr mich im Krankenhaus besuchen kommt. Möchte nicht, dass ihr meinen Verfall mit ansehen müsst. Irgendwann werde ich euch nämlich einfach nicht mehr erkennen. Ich vergesse jetzt schon dauernd die einfachsten Dinge. Behaltet mich im Gedächtnis, wie ihr mich gekannt habt, als eure Mum, die euch über alles liebt…“ Wir gehen alle drei auf sie zu und umarmen sie. James weint sich die Seele aus dem Leib und auch ich heule wie ein Schlosshund. Moonys Augen funkeln wie glühende Kohlen, aber sie bleiben immer noch trocken. Seine Stimme ist leise, heiser und rau als er wieder spricht. „Ma´am“, murmelt er. „Danke, dass sie mir meine Eltern ersetzt haben, als die nichts mehr von mir wissen wollten. Danke, dass ich all die Jahre hier sein durfte, obwohl ich ein Werwolf bin. Danke, dass sie mir immer das Gefühl gegeben haben, hier willkommen zu sein…“ Jetzt weint auch Mum. „Meine lieben, lieben Jungs“, flüstert sie. „Mein prächtigen Söhne… Ich wünsche euch alles Glück der Welt. Nur schade, dass ich nie meine Enkel kennen lernen werde … Aber damit konnte ich auch nie wirklich rechnen…“ Sie entlässt uns aus der Umarmung, nickt uns nochmals traurig zu und geht die Treppe nach oben in ihr Schlafzimmer, um ihre Koffer zu packen. „Tut mir leid, Jungs“, meint Dad. „Wir waren uns einig, euch nicht die Ferien zu verderben. Aber wir waren uns genauso einig, dass ihr das alles wissen solltet, bevor ihr wieder nach Hogwarts geht. Vielleicht können James und Remus in den nächsten großen Ferien bei Sirius wohnen, der hat ja dann bereits Alphards alte Wohnung… Jungs, ich weis nicht, ob wir uns nochmal wieder sehen. Ich hoffe es, aber ich befürchte, dass dem nicht so sein wird. Ihr habt mir auf meine alten Tage soviel Freunde und auch Spaß gemacht, wie ich es nie erhofft hätte. Ihr habt mir das Gefühl gegeben nochmal jung zu sein, habt meinen alten Geschichten zugehört und sie mich erneut erleben lassen… Und eure Abenteuer gaben mir das Gefühl, dass auch die nächste Generation bereit ist, ihre Pflichten gegenüber unserer Rasse zu übernehmen. Damit meine ich die menschliche Rasse und keineswegs nur die Zauberer... Ihr seid gerecht, stark und loyal. Tragt das Licht weiter, das ich versucht habe in euch zu entzünden… Meine drei prächtigen Söhne…“ Auch er umarmt uns alle drei, sehr fest und herzlich … und bevor wir noch etwas erwidern können, ist auch er die Treppe hinauf und im Schlafzimmer verschwunden. Wir schauen uns an, aber keiner von uns ist in der Lage, jetzt etwas zu sagen… In zwei Stunden geht unser Zug und wir sollten uns langsam auf den Weg machen, wenn wir ihn nicht verpassen wollen. Als wir die Treppen hinaufgehen, um unsere Koffer zu holen, hören wir zwei Geräusche, die uns sagen, dass sich die Potters bereits auf den Weg gemacht haben. Sie wollten wohl einen noch rührseligeren Abschied vermeiden. Durchs Feuer reisen wir zum Tropfenden Kessel und von dort aus weiter nach Kings Cross. Der Hogwarts Express wartet bereits auf uns und immer noch sprachlos steigen wir ein…  Kapitel 12: Das sechste Jahr ---------------------------- Kapitel 6 Das sechste Jahr Gedanken im Zug Wir sind also recht bedrückt, als wir im Zug sitzen. Nur Peter quasselt und macht Blödsinn, aber keiner von und hört ihm zu, denn unsere eigenen Gedanken sind zu schwer und zu dringend, als dass wir uns mit seinen Ferienerlebnissen belasten wollten. Beide Potters haben nicht mehr lange zu leben. Ich weis nicht, wen von uns es schwerer trifft. James? Für ihn waren seine Eltern immer auch seine Freunde und er ist in ihrer Liebe, Fürsorge und Wärme aufgewachsen. Sie waren immer und jederzeit für ihn da und das soll jetzt einfach so vorbei sein… Remus? Er hat seine Eltern immer geliebt, aber sie haben ihn verstoßen, als er erwachsen war und sie ein weiteres Kind erwarteten. Seitdem waren auch für ihn die Potters sowas wie seine Eltern. Seine eigenen Leute sind bei einem Unglück umgekommen und jetzt verliert er auch noch die Personen, die dem am nächsten kamen… Mich selbst? Die Potters haben mir fünf Jahre lang das Zuhause geboten, das meine Leute nie für mich hatten. Die Liebe, die Zuneigung und das Verständnis, dass ich ohne diese beiden anständigen Menschen nie kennen gelernt hätte. Ich denke, sie haben mich zu einem besseren Menschen gemacht, als ich ansonsten geworden wäre. Es wird verdammt einsam und leer werden, ohne sie… Plötzlich kommt Lily herein und bemerkt die eigenartige Stimmung im Abteil. Peter plaudert und lacht, aber wir drei anderen starren wortlos vor uns hin und scheinen nur körperlich im Zug anwesend zu sein, unsere Gedanken sind ganz wo anders. „Was ist denn hier los?“ murmelt sie. Und dann geistesgegenwärtig: „Peter, Sara sucht dich. Sie ist im nächsten Wagon, vielleicht solltest du zu ihr gehen.“ Peter grinst sie an, springt auf und ist im Korridor verschwunden. „Jungs“, murmelt sie und setzt sich zu uns. „Ihr seht aus, als wäre jemand gestorben oder so…“ „Nee“, erwidert James. „Noch nicht. Aber keiner von uns weis, wann es geschehen wird und wir fürchten, dass es nicht mehr lange dauern wird.“ Sie wirft uns einen entsetzten Blick zu. „Wer?“ platzt sie heraus. „James Eltern“, erwidert Moony. „Seine Mum hat eine degenerative Krankheit im Endstadium und ist seit heute in St Mungos. Sein Dad ist Auror und hat sich entschlossen, auf ein letztes großes Abenteuer zu gehen.“ „Ein letztes großes Abenteuer?“ keucht Lily. „Was hat er denn vor?“ „Er will sich auf die Jagd nach Voldemort machen“, erwidere ich und zum ersten Mal kann ich erleben, welche Angst dieser Name wirklich auslöst. Lily zuckt zusammen und windet sich. „Du traust dich den Namen von Du-weist-schon-Wem zu nennen?“ platzt sie heraus. „Yeah“, antwortet James. „Klar. Mein Dad hat uns beigebracht, dass die Angst vor einem Namen nur die Angst vor der Sache selbst schürt. Und dass man die Dinge immer bei ihrem richtigen Namen nennen soll, weil man ihnen sonst eine Macht über einem verleiht, die sie gar nicht verdienen. Wir alle nennen diesen Dunklen Lord bei seinem richtigen Namen – Voldemort!“ Lily sieht erschrocken, aber auch zu Tiefst beeindruckt aus. „Ihr seid ganz schön mutig“, murmelt sie. „Mutig?“, erwidere ich. „Hör mal, Lily, dieser Voldemort hat meinen Lieblingsonkel auf dem Gewissen… Denkst du, wir wären nicht darauf vorbereitet, gegen ihn vorzugehen, wenn die Zeit dafür reif ist?“ „Gegen ihn vorgehen?“ platzt sie heraus. „Das ist kein Mut, das ist tollkühn, das ist Wahnsinn, das ist echt gefährlich…“ „Nein, Lily“, sagt Remus leise, aber sehr ernst und bestimmt. „Es ist einfach nur notwendig, wenn wir nicht alle sterben oder von Voldemort versklavt werden wollen.“ Lily schaut von einem zum anderen und schluckt hart. „Ihr habt euch in diesem Sommer ganz schön verändert“, meint sie schließlich. „Letztes Jahr wart ihr noch so richtige Lausejungs – ich muss nur an das fiese Ding während der Prüfungen mit Snape denken - aber jetzt…? Ihr seid so ernst geworden … so entschlossen … so … so erwachsen…“ Wir beschließen diesen leisen Seitenhieb wegen Snivellus zu überhören, das eigentliche Thema ist zu ernst für einen dummen Streit. „Wir sind keine Kinder mehr“, erwidert Moony. „Ich sowieso nicht, ich bin bereits achtzehn. Sirius wird zu Ostern volljährig und James nächstes Jahr im Oktober … Nee, Lily, Kinder sind wir echt keine mehr ... und ich denke, du bist auch keins mehr, oder?“ „Aber … aber, ich werde diese Weihnachten doch erst sechzehn“, stammelt sie. „Und was hat es mit dem Alter zu tun, wie erwachsen jemand ist?“ frage ich sie. „Du bist dann erwachsen, wenn du so handelst, oder?“ Sie wirft uns erneut Blicke zu, dieses Mal jedoch sehr nachdenkliche. „Ihr gebt mir jedes Mal was zum Überlegen“, murmelt sie, springt auf und ist einen Augenblick später draußen im Gang verschwunden. „Ist die immer so?“ will James wissen. „Yeah“, erwidere ich. „Yeah. In ein paar Tagen wird sie wieder auftauchen und das Ganze nochmal mit uns durchkauen, wenn sie es in alle Richtungen überdacht hat.“ „Du hast dir da ein wirkliches Klassemädel ausgesucht, Prongs“, fügt Moony an. „Sieh zu, dass sie dir keiner wegschnappt.“ „Nee“, murmelt der. „Sicher nicht. Aber ich muss erstmal damit klar kommen, dass sie viel eigenständiger ist, als ich dachte.“ „Damit kommst du schon klar“, werfe ich ein. „Du kommst ja auch mit uns klar und so einfach sind wir nun auch wieder nicht…“ „Aber ihr seid Jungs und sie ist ein Mädchen“, platzt er heraus. „Na und?“ meint Remus. „Ich denke, du wirst besser mit ihr klar kommen, wenn du sie wie einen gleichwertigen Partner behandelst. Sie mag dich nämlich echt gern…“ „Hmm“, brummt James und verliert sich erneut in seinen Gedanken. Remus wirft mir sein typisches schiefes Grinsen zu und starrt dann ebenfalls wieder ins Leere…  Jetzt reicht´s Kaum hat der Schulbetrieb wieder begonnen, hängt Snivellus wieder in unserer Nähe herum. Ganz nebenbei und ganz unauffällig. Er ist nicht mehr alleine, Morchie ist wieder aus Dumstrang zurück und hat sich sehr verändert. Er trägt einen verwegenen Pferdeschwanz und sieht geradezu verflixt gut aus. Das niedliche in seinen Zügen ist dem scharf geschnittenen Gesicht eines attraktiven jungen Mannes gewichen. Viele Mädels schauen ihm nicht weniger nach als mir. Er scheint jedoch kaum Interesse an ihnen zu haben und hängt lieber mit Snivellus ab. Man sieht jetzt kaum mehr einen ohne den anderen. Echt eigenartig. Es sieht auch so aus, als hätten sie gemeinsam die Ferien verbracht. Die wilden Gerüchte über Snivellys Zaubertränke reißen auch nicht ab, aber es ist unmöglich, ihm auf die Schliche zu kommen… Die Zeit bis Oktober vergeht ohne größere Zwischenfälle. Es ist nur so, dass Snivellus immer mehr nervt. Es passt mir nicht, dass er dauernd versucht, uns zu belauschen. Ein Hogsmeade Wochenende am Tag vor dem Vollmond ist angesagt und wir latschen gemeinsam runter ins Dorf. Wir haben uns immer noch nicht ganz von den schlechten Nachrichten erholt. Wir sind nachdenklicher geworden und auch nicht mehr ganz so gut drauf, wie früher. Wie könnten wir auch, wenn wir jeden Tag neue schlimme Nachrichten erwarten müssen? Nur Peter ist so wie immer. Er hüpft um uns herum und macht seinen üblichen Blödsinn. Plötzlich stupst er uns an und macht uns auf Snivelly und Morchie aufmerksam, die ein kurzes Stück hinter uns gehen. Mir reicht es jetzt endgültig und James anscheinend auch. Wir haben uns dieses Jahr ziemlich mit unseren Gemeinheiten zurückgehalten, weil er ja auch nichts getan hat, außer uns zu belauern. Doch nun ist uns plötzlich seine blose Gegenwart zu viel. „Oy, Snivellus“, ruft James und klingt, als würde er sich auf eine kleine Auseinandersetzung regelrecht freuen. „Hat Mami dich dieses Jahr aber fein gemacht, alter Schleimbeutel!“ Es stimmt. Zum ersten Mal seit ich ihn kenne, trägt er anständige Roben, die ihm genau passen und nicht schäbig oder viel zu weit sind. „Was dagegen?“ faucht er zurück. Auch ich kann´s nicht lassen und spotte weiter. „Das hilft aber auch nichts, so leicht verliert ein schmieriger Pilz wie du nicht seine Sporen“, feixe ich. „Da hilft der beste Schneider nichts.“ Peter piepst wieder seinen alten Joke über Snivellys fettige Haare. Keiner von uns findet den noch wirklich witzig und nicht einmal Snape scheint sich noch darüber zu ärgern… Remus steht einfach nur neben uns und schüttelt den Kopf. Er weis nur zu genau, dass es schon lange wieder Zeit für sowas war, aber glücklich ist er sicher nicht darüber… Plötzlich beginnt Snivelly mit einer sehr herausfordernden Stimme zu sprechen: „Ich kenn euch Bande“, zischt er. „Immer unterwegs, immer bei Nacht, ganz heimlich und immer draußen im Gelände…“ „Das kannst du nur wissen, wenn du auch nicht im Bett liegst“, fällt James ihm ins Wort. „Kein Druckmittel gegen uns“, mischt sich Remus müde ein. „Lasst uns gehen“, meint er an uns gewandt, „Das bringt nichts.“ Er hat wirklich keine Lust auf Streß und will einfach weg von der ganzen Situation. Doch mir reicht es mit diesen Nachstellung und Anspielungen und ich bleibe zurück, während Moony die anderen in Richtung Drei Besen wegführt. Ich gehe erneut auf Snivelly los. „Willst uns weiter nachspionieren?“ zische ich ihn an. „Willst immer noch wissen, was wir tun? Dann komm, komm heute Nacht zur Peitschenden Weide, dann siehst du es…“ Soll er doch sehen, was mit Remus los ist, vielleicht hält er sich dann zurück, wenn er sieht, wie gefährlich das Ganze ist. Ich werde schon aufpassen, dass Moony ihn nicht beißt… „Du willst doch nur, dass ich an der Weide ein Auge verliere oder so. Wie dieser Junge damals“, gibt er zurück. „Nee“, erwidere ich. „Nur kein Schiss, Snivellus, deiner kostbaren Haut geschieht schon nichts. Musst nur mit einem Zweig an den Astknoten am Fuß der Weide rumstochern, dann kannst du dem Gang darunter zu unserem Hauptquartier folgen. Komm einfach hin und schau, was wir dort machen…“ Dann wende ich mich mit einem verächtlichen Schnauben ab und lasse ihn einfach mit Morchie mitten am Weg stehen. Schnell habe ich wieder zu meinen Freunden aufgeschlossen, aber meine Laune hat sich nur wenig gebessert. Wir gehen in die Drei Besen und Remus macht sich mit Peter auf, Getränke zu besorgen. Es ist soviel los, dass es eine Weile dauern wird. „Wo warst du vorher?“ will James wissen. „Snivellus!“ erwidere ich knapp. „Was hattest du noch mit ihm?“ „Ich hab ihn eingeladen, uns heute Nacht unter der Weide zu besuchen“, antworte ich. „Spinnst du?“ platzt James ziemlich laut heraus. „Es reicht mir so mit ihm“, gebe ich zurück, „seiner dauernden Spionage, seiner lästigen Neugierde, es langt mir einfach…“ Ich bin nicht viel leiser als er. Er legt mir die Hand auf den Arm. „Beruhig dich, Padfoot“, meint er. „Mich nervt er doch auch. Aber was, wenn Moony ihn beißt?“ „Wir sind doch dabei und ich halte den Wolf schon zurück. Ich will dem alten Snivellus einen Schrecken einjagen, den er nicht so schnell vergisst, aber ich will nicht, dass ihm was echt Übles passiert.“ „Hmm“, brummt er. „Das ist mir etwas zu unsicher. Ich werde ihn im Gang zur Heulenden Hütte abpassen und ihn wieder unter der Weide rausholen. Kannst ja dafür sorgen, dass er Moony trotzdem sieht, denn ich denke nicht, dass es eine Möglichkeit gibt, ihn davon abzubringen, heute Abend unter der Peitschenden Weide aufzutauchen… Aber jetzt genug damit. Die zwei kommen zurück und Moony macht nie bei einer so verrückten Sache mit, also sagen wir ihm besser nichts davon…“ „OK“, murmle ich. „Anderes Thema…“ Da habe ich mich wirklich zu etwas hinreißen lassen, was eigentlich kaum zu verantworten war. Severus zum Werwolf hinunter zu schicken, in der vagen Hoffnung, ihm einen Mordsschrecken einzujagen und in der Zuversicht es würde schon nichts Ernstes geschehen… Verdammter jungendlicher Leichtsinn… Es wird Abend und heute machen wir uns viel früher auf, als sonst. James will kein Risiko eingehen und war haben keine Ahnung, wann Snape ins Gelände hinunter gehen wird. Ich gehe schon vor Remus in die heulende Hütte und verstecke mich dort in meiner Gestalt als Tatze. Moony kommt herein und trabt nach oben, ohne mich zu bemerken. Gut. James lauert unsichtbar draußen im Gang. Es wird dunkel und der Mond geht auf. Ich höre draußen Schritte, dann James drängende Stimme: „Raus hier, Snape, raus, oder du gehst drauf, du Idiot…“ „Warum denn?“ Snivellys schneidende Stimme. „Dir passiert ja auch nichts, oder?“ „Du verstehst nicht! Sirius und seine bekloppten Ideen…“ Man hört das Scharren von Füßen und das Rascheln von Kleidung, Keuchen und Ächzen… Plötzlich schießt Moony die Treppe hinunter und an mir vorbei. Er stößt die Türe auf… Ich springe ihm hinterher und erhasche noch einen Blick auf die bleichen, entsetzten Gesichter von James und Snape, bevor ich Remus wieder am Nackenpelz in das Zimmer zurückzerren kann und es James gelingt, Snivelly in den Erdgang zu zerren. Kaum ist die Witterung der beiden verschwunden, wird Moony wieder ruhig. Gut. War wirklich eine blöde Idee. Remus wäre mir beinahe entkommen und die beiden anderen waren verdammt nahe an dieser Türe dran… Remus wirft mir einen funkelnden Blick zu und ich beschließe, heute mit ihm hier unten zu bleiben, das Gelände ist heute nicht sicher… Die Nacht scheint ewig zu dauern und ich warte ab, bis Moony fest eingeschlafen ist. Der wird uns ganz schön was erzählen, wenn er wieder ein Mensch ist. Ich muss mich wirklich zusammenreißen, sonst geschieht tatsächlich bald mehr, als irgendeiner von uns verantworten kann. Ich war die ganze Zeit krank vor Sorge um die Potters und meine Gedanken waren sonst wo, nur nicht dort, wo sie eigentlich hätten sein sollen. Ich muss wieder zur Tagesordnung übergehen, wir alle müssen das, bevor noch Schlimmeres geschieht. Wie konnte ich mich nur zu so einer Wahnsinnstat hinreißen lassen…? Endlich nähert sich der Morgen und ich verlasse Moony. James Umhang liegt noch im Gang und ich nehme ihn zwischen die Zähne. Trabe durch den Tunnel und auf den Rasen hinaus. Dort werde ich wieder zum Menschen, lege mir das Ding um und kehre rasch in unseren Turm zurück… Peter hatte sich etwas kränklich gefühlt – zu viel Butterbier – und ist dieses Mal im Schlafsaal geblieben und darüber bin ich alles andere als böse. Der wäre heute wirklich fehl am Platz gewesen… Als ich durchs Porträtloch klettere, sehe ich James, der noch am verlöschenden Feuer sitzt und in einem der Polstersessel döst. Er schreckt hoch. „Da bist du ja“, murmelt er. „Alles klar bei dir?“ „Yeah, was ist mit dir?“ erwidere ich. „Erwischt“, meint er knapp. „Dumbledore hat mir gewaltig die Leviten gelesen, aber es wird nichts weiter geschehen. Er meinte, damit würden wir selbst ins Reine kommen müssen … und er hat Snape zum Schweigen verdonnert. Mann, schob Snivellus `ne üble Laune… Wir sollten uns in nächster Zeit vor ihm in Acht nehmen, er denkt nämlich, wir hätten ihn umbringen wollen…“ „Shit! War echt die dümmste Idee, die ich je hatte“, erwidere ich. „Aber ich hab in letzter Zeit meinen Kopf nicht ganz beisammen…“ „Yeah. Ich denke, keiner von uns drei hat das in letzter Zeit. Verdammt, ich mach mir solche Sorgen um meine Eltern und die Nachrichten sind so verdammt spärlich…“ „Keine Nachrichten sind gute Nachrichten“, versuche ich ihn und mich zu beruhigen. „Aber du hast Recht. Keiner von uns bekommt momentan diese Sache aus dem Kopf…“ „Yeah“, seufzt er. „Moony wird uns die Hölle heiß machen, wenn er wieder ein Mensch ist…“ „…und damit hat er auch völlig Recht, oder?“ „Yeah, dieses Mal haben wir es echt verdient.“ „Du nicht, war ja meine Schnapsidee…“ „Ein Versprechen“, murmelt Prongs mit einem bedrückten Nicken. „Keine Gemeinheiten mehr gegen irgendwen, solange er es nicht wirklich verdient hat, OK?“ „Versprochen“, erwidere ich und es ist mir völlig ernst. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Es schien mir so gerechtfertigt zu sein… Aber es war so verdammt leichtsinnig und daneben. „Lass uns noch `ne Runde pennen, bevor Remus auftaucht“, schlägt James vor. „Ich möchte wenigstens halbwegs wach sein, wenn er zu wettern beginnt…“ „Yeah, gute Idee…“  Moony ist ärgerlich Wir verbringen den nächsten Tag recht schweigsam und gedrückt, während wir auf Remus warten. Es wird wie üblich Abend, bis er endlich auftaucht. Wir erwarten ihn am Feuer. Peter hat wieder Mal ein Date mit Sara und wird uns kaum stören. „Starkes Stück“, brummt er heiser und die Falte auf seiner Stirn ist tiefer und steiler denn je. „Sorry, Mann“, erwidere ich. „Ich weis, dass ich Mist gebaut habe. Aber es ist nochmal gut gegangen…“ „Noch Mal gut gegangen?“ faucht er mich plötzlich wütend an und wird wirklich laut. „Verdammt, Padfoot, das war das Idiotischste, was du je gemacht hast und ihr habt wirklich schon eine ganze Menge angestellt. Shit, denkt nach, bevor ihr handelt! Was, wenn ich gerade dieses Mal schneller gewesen wäre als du. Ich hätte nicht nur Snape gebissen, sondern auch James. Was habt ihr euch nur dabei gedacht?“ „Zu wenig“, murmle ich kleinlaut. „Shit, Moony, ich bin voll durch den Wind, seit ich von der Sache mit den Potters weis und manchmal stört mich sogar die Fliege an der Wand. Und Snivellys Nachstellungen waren in letzter Zeit mehr, als ich ertragen konnte. Ihn gestern schon wieder in unserem Kielwasser zu sehen, war einfach der Tropfen, der den Kessel zum überlaufen brachte…“ „Hast du nie daran gedacht, dass er gestern vielleicht nur zufällig hinter uns war?“ meint Remus schneidend. Ich schaue ihn groß an. Nee, auf die Idee bin ich wirklich nicht gekommen. „Und du Prongs?“ wendet sich Remus an James. „Warum hast du ihn nicht aufgehalten. Du musst davon gewusst haben, warum wärst du gestern sonst in menschlicher Gestalt im Korridor gewesen?“ „Yeah. Er hatte es mir gesagt, aber da war es schon zu spät, was dagegen zu unternehmen“, erwidert James. „Hätte ich vielleicht zu Snivellus gehen sollen und sagen: ‚Sorry, Mann, Sirius hat nur Scheiße erzählt, du wirst dort heute Abend nichts finden.’ Weil er mir das geglaubt hätte, oder? Ich konnte ihn nur abfangen und das Schlimmste verhindern…“ Moony seufzt. „Ihr seid so geniale Magier, so klasse Freunde, aber manchmal frage ich mich wirklich, wann ihr gedenkt, endlich erwachsen zu werden…“ „Nie“, platzen wir mit einer Stimme heraus. „Nee, Moony, im Ernst“, versuche ich ihn zu beschwichtigen, denn die steile Falte ist erneut erschienen, „wir haben uns gestern in die Hand versprochen, nie wieder so einen Mist zu bauen und erst zu überlegen, bevor wir handeln…“ „Du hast nämlich völlig Recht“, fährt James fort. „Das hätte gestern verflixt ins Auge gehen können. Also, keine Gemeinheiten mehr, gegen irgendwen, außer er hat es wirklich verdient…“ „Versprochen?“ fragt Moony nach. „Versprochen“, erwidern wir im Chor. Remus seufzt erneut, aber die Falte auf seiner Stirn glättet sich langsam wieder. Da kommt Peter herein und wir sehen, dass er ausgesprochen schlechte Laune hat. „Was ist denn mit dir?“ will James wissen und scheint froh über die Unterbrechung zu sein. Wenn Moony sich erst mal beruhigt hat, wird er kaum mehr mit diesem Thema weiter machen und daran liegt im Moment sowohl James als auch mir. Wir wissen beide nur zu genau, dass wir echt übel Mist gebaut haben und brauchen es nicht auch noch aufs Butterbrot geschmiert… „Sara“, erwidert Peter knapp und nicht das geringste Piepsen ist in seiner Stimme zu hören. „Sie ist nicht einverstanden damit, dass ich lieber mit euch abhänge, als mit ihr. Hab versucht ihr zu erklären, dass wir letztes Jahr nur gelernt haben. Wollte sie mir nicht glauben, wo ich doch nur fünf OZE erreicht habe und ihr jeder über zehn. War echt sauer und meinte, es sei besser, wenn sie sich nicht mehr mit mir treffen würde, weil mir nichts an ihr läge…“ „Tut mir echt Leid, Peter“, erwidert Remus. „Keiner von uns wollte, dass Sara mit dir bricht. Wir wollten dich nur halbwegs durch die Prüfungen bringen…“ Der winkt ab. „Weis ich doch“, meint er. „War letztes Jahr nicht leicht mit mir, oder? Aber ich hab nun mal nicht euren Verstand. Kann mir nur schwer was merken, sei es in der Theorie oder auch in der Praxis. Habt ihr ja lange genug mit mir mitgemacht, oder? Sorry, Leute. Hab mich nie dafür bedankt, stimmt´s? Aber jetzt tu ich´s. Danke Freunde, ich hab erst jetzt kapiert, wieviel ihr in den letzten Jahren für mich getan habt…“ So ernst war Peter noch nie, aber immerhin ist er auch schon fast siebzehn und es wird Zeit, dass auch er erwachsen wird. Heute scheint er einen großen Schritt in diese Richtung gemacht zu haben… „Ich geh pennen, Freunde, mir langt´s für heute, vielleicht fühl ich mich morgen nicht mehr ganz so mies – Nacht!“ und er schlurft mit gesenkten Schultern die Treppe hinauf. „Was war jetzt mit dem?“ will James wissen. „Hat Liebeskummer“, meint Remus. „Will sich nichts anmerken lassen und fühlt sich wie der letzte Dreck, denke ich. Keine schöne Sache, von einem Mädel, das man echt mag, so in den Kessel gehauen zu werden, oder?“ Wir nicken zustimmend. Wahrscheinlich hat er Recht. Aber, dass Peter zu derartigen Gefühlen überhaupt in der Lage ist, hätte ich nie gedacht.  Neue Rätsel um Snivellus Als hätte ihm die Sache mit dem Werwolf wirklich zu denken gegeben, macht Snivellus sich in der nächsten Zeit echt rar. Man sieht ihn nur noch im Unterricht oder ganz selten bei den Mahlzeiten in der Großen Halle. Selbst Morchie wird jetzt häufig ohne ihn gesichtet. Wir machen uns so unsere Gedanken und stellen uns einige Fragen. Braut er wieder seine Tränke? Wahrscheinlich. Soweit wir es beurteilen können existiert ein schwunghafter Handel, der von den Slytherins ausgeht. Snivelly selbst tritt dabei nicht in Erscheinung. Selbst Remus ist jetzt sehr neugierig geworden, aber er kann keinen erwischen, der mit einem der Tränke unterwegs ist. Diese müssen wirklich von höchster Qualität sein, denn keiner, der in Verdacht gerät, gibt seine Quellen preis. Bei Kettleburn haben wir gehört, dass Snivelly ein Zuchtexperiment mit Hydekaninchen plant. Nun, wer`s glaubt wird selig. Wir glauben es nicht. James vermutet, dass er Versuchskaninchen für irgendwelche Experimente braucht. Doch es ist unmöglich herauszufinden, wo er das tut. Irgendwo in den Verließen, soviel ist sicher, aber für uns ist er unauffindbar. Zu viele Türen sind dort unten mit Passworten gesichert, die wir weder kennen noch herausfinden können. Es dauert fast zwei Monate, bis Snape wieder an den Haustischen auftaucht. Morchie sieht sehr erleichtert aus, aber Snivellus macht den Eindruck als habe er in der Zeit, wo er sich so rar gemacht hat, kaum geschlafen. Er hat schwarze Ringe unter den Augen und einen sehr abwesenden Gesichtsausdruck. Tut er uns Leid? Wohl kaum. Was auch immer er getan hat, es war seine Entscheidung und er hat danach gehandelt… Erst jetzt erfahre ich, was Severus damals wirklich getan hat. Er hat intensive Forschungen betrieben, um ein Heilmittel für Remus zu finden. Er hat uns den üblen Streich mit dem Werwolf unter der Peitschenden Weide gar nicht so übel genommen, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Er hat James nur angepöbelt, weil er der Meinung war, der würde das erwarten. Er hatte tatsächlich Erfolg mit seinem Linderungstrank, obwohl das erst viele Jahre später wirklich zum Tragen kam. Severus hat Moony über zehn Jahre später das Leben wirklich sehr erleichtert, obwohl er es mit seiner üblichen schnippischen Art tat und nie erwähnt hat, dass der Trank von ihm entwickelt wurde. Eine wirklich großartige Leistung, muss ich echt sagen… Damals hat Morchie ihn wieder aus seiner Abgeschiedenheit geholt und ihn dazu gebracht, sich wieder dem Leben in Hogwarts anzuschließen. Morchie war wirklich ein viel besserer Kerl, als ich damals gedacht habe. Er stammte wie ich aus einer Schwarzen Familie, hatte aber nie viel mit ihnen am Hut. Nicht, dass er sich offen gegen sie ausgesprochen hätte. Wenn er jedoch eins war, dann ein echter Freund für Severus….  Hogsmeade mit Lily Die Zeit vergeht wie im Flug. Ehe wir es uns versehen, sind auch schon die Weihnachtsferien da. Wir werden wie versprochen in Hogwarts bleiben. Es wäre für uns alle sehr traurig, wenn sich nicht Lily bereit erklärt hätte, das Hogsmeade Wochenende vor den Ferien mit James zu verbringen. Er ist völlig aus dem Häuschen und macht sich echt fein. „Meint ihr ich sollte mich rasieren?“ fragt er. Remus und ich finden die Frage echt witzig. Der dünne Flaum, der sich jetzt an seinem Kinn zeigt, bedarf wohl kaum einer Rasur. „Klar“, meint Moony und versucht erst zu bleiben. „Mit den Stoppeln, brauchst du nicht mit einem Mädel ausgehen. Käme nicht gut, was meinst du, Padfoot?“ „Klar, sicher, unbedingt“, erwidere ich und beiße mir auf die Zunge, um nicht lauthals rauszuplatzen. James nickt eifrig und verschwindet im Bad. „Meinst du, ich hätte ihm den Zauber fürs Rasieren zeigen sollen?“ kichert Moony in sich hinein. „Das ist doch sicher das erste Mal, dass er sich rasieren muss, oder?“ „Yeah, zu beidem“, lache ich in mich hinein. „Ich halte schon mal die Heilzauber bereit, wenn er wieder kommt.“ „Du hattest nie Probleme damit, oder?“ will Moony wissen. „Die paar Härchen, die mir wachsen, puste ich doch glatt so weg, aber wie kommst du damit klar?“ erwidere ich. „Kleiner Zauber, immer glatt rasiert, stand in dem Buch“, meint er und demonstriert ihn. Erst jetzt fällt mir auf, dass Remus bereits sehr stark der Bart wächst. Man sieht es nur nicht so sehr, weil er so helle Haare hat und er sich immer sehr pflegt. „Hast ihn wohl wirklich noch nicht sehr nötig, oder?“ fügt er an. „Nee, aber irgendwann werde ich ihn sicher auch brauchen. Danke Mann, dass du mich nicht auflaufen lässt, wie James eben…“ „Mensch, Padfoot, ich denke, es wird kaum einen Unterschied machen, ob er sich rasiert oder nicht…“ „Oh doch, macht es“, kommt die jämmerliche Antwort von der Tür. James ist wieder da und er sieht aus, als hätte er eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einer Rasierklinge gehabt. „Das übe ich besser noch ein bisschen“, murmelt er kläglich. „Vielleicht an `nem Kürbis oder so, der blutet wenigstens nicht…“ „Komm her Prongs“, kichere ich. „Lass mich das wieder in Ordnung bringen.“ Ich zücke meinen Stab und schließe die blutigen Schnitte. Remus macht ein Taschentuch am Wasserspender nass und wischt ihm das Gesicht sauber. „Jetzt bist du wieder vorzeigbar“, meint er. „Lily wird begeistert von der Mühe sein, die du dir für sie gemacht hast…“ „Ihr zieht mich auf…“ meint James. „Yeah“, erwidere ich. „Mann, wozu willst du dich rasieren, bei dem bisschen Flaum der dir wächst?“ „Aber das kratzt doch sicher beim Küssen, oder?“ Ich kraule ihm spöttisch das Kinn und erwidere: „Nee, weich wie `n Babypopo…“ James Sinn für Unsinn bricht durch und er beginnt schallend zu lachen. „Alles klar, ihr beide, habs verstanden. Ich hör auf, mich wie ein Platzhirsch aufzuführen“, prustet er und zerwuschelt sein Haar. „Wird besser sein“, wirft Remus ein. „Sonst denkt Lily noch, sie wäre mit dem Falschen unterwegs…“ James winkt ab und verlässt den Schlafsaal. „Du hast Recht“, wendet Moony sich an mich. „Manchmal braucht er wirklich `nen Dämpfer.“ „Yeah“, gebe ich zurück. „Manchmal schon… Lass uns sehen, wo Peter steckt und dann auch ins Dorf gehen…“ Peter ist sofort mit dabei, aber er vermisst natürlich James. Den ganzen Weg hinunter in den Ort nervt er uns damit. „Warum ist James nicht mitgekommen?“ mault er gerade. „Mann, Wurmschwanz, so dämlich kannst doch nicht mal du sein“, entgegne ich. „Kannst du dir das denn nicht denken?“ Er nervt schon wieder mal schrecklich, seit Sara ihn so hat abfahren lassen, will er nämlich nichts mehr von Mädchen wissen… „Mensch, Moony, erklär du ihm die Sache, ich geb´s auf“, füge ich an. Remus kichert in sich hinein. Er ist heute schon den ganzen Tag in einer recht spöttischen Laune und jetzt wird Peter zu seinem Opfer. Moony würde nie jemanden absichtlich beleidigen oder verletzen, das ist nicht seine Art. Aber zuerst James Gockelgehabe und nun Peters dusslige Ahnungslosigkeit, das reizt wohl selbst ihn zu sehr… „Also Peter, mein Lieber“, setzt er an und ahmt dabei McGonagalls Tonfall nach, wenn sie bemerkt, dass Peter mal wieder zu sehr auf der Leitung steht. „Es gibt da Bienchen und Blümchen und wenn die hübschen Blümchen sich fortpflanzen wollen, dann brauchen sie die fleißigen Bienchen dazu.“ Ich kann nicht mehr. Diese McGonagall Stimme in Verbindung mit diesem Quatsch ist einfach zu gut. Ich gehe vor Lachen in die Knie und hämmere hilflos mit der Faust auf den Boden. „Mach weiter, Moony“, pruste ich. „Mann, Remus, das ist zu komisch.“ Noch komischer ist jedoch Peters Blick, den er mir und Remus zuwirft. Er scheint nicht zu begreifen, dass wir ihn verarschen. „Remus, was meinst du damit?“ platzt er heraus. „Was soll das heißen?“ „Ich rede von Jungs und Mädels“, erwidert Remus und versucht ernst zu bleiben. „Dass die auch mal alleine was mit einander unternehmen wollen. Du solltest doch wissen, wie das ist, oder? Ich rede von Lily und James. Selbst du solltest mitbekommen haben, dass Prongs schon seit Jahren in sie verknallt ist, oder?“ „Aber wir haben uns doch schon so oft mit Lily in Hogsmeade getroffen, warum dann heute nicht?“ will Peter wissen und klingt enttäuscht. Remus seufzt. So dämlich stellt Peter sich doch sonst nicht an und auch er hat oft alleine was mit Sara unternommen. „Die beiden wollen alleine sein, Peter“, erwidert er. „Solltest du doch verstehen können, Mann. Stell dich doch nicht so an… Wir müssen doch nicht überall dabei sein…“ „Aber…?“ platzt Peter dazwischen. „Schluss jetzt“, unterbreche ich ihn. „James geht mit Lily aus und wir lassen sie dabei in Ruhe. So einfach ist das, klar?“ Peter murmelt etwas in seinen nichtvorhandenen Bart hinein, gibt aber endlich Ruhe. Erneut wurden wir belauscht. Severus und Morchie waren hinter uns und haben eine Menge von dieser Unterhaltung gehört. Hat ihn wohl sehr getroffen, dass seine Angebetete nun in festen Händen ist. Shit, Mann, selbst Schuld. Du hättest sie nicht so übel beleidigen sollen… Aber dennoch hat Severus mein Mitgefühl. Da verknallt er sich schon mal in jemanden und dann wird seine Zuneigung nicht erwidert. Wäre es anders gekommen, wenn er unser Freund gewesen wäre? Vielleicht. Um unsere Bande schwirrten immer eine Menge Mädchen rum und wenn sogar Peter eine abbekommen hat, wäre sicher auch eine für Severus dabei gewesen. Und vielleicht sogar für Morchie… Obwohl Letzterer sich nie über einen Mangel an weiblicher Gesellschaft beschweren musste. Aber das hat ihn nie gekümmert. Er stand da wohl eher auf einen Anderen… Da James mit Lily in die Drei Besen will, haben wir uns entschlossen ins Hogs Head zu gehen. Wir waren noch nie dort, denn es handelt sich um einen unglaublich schäbigen und dreckigen Laden. Heute halten wir es jedoch für recht abenteuerlich… Das wird es auch, aber anders als wir es uns vorgestellt hätten. Die Gläser in diesem Pub sind so unglaublich schmutzig, dass es alleine ein Abenteuer ist, daraus zu trinken. Ein unglaubliches Völkchen hängt hier ab. Die meisten haben ihre Kapuzen tief in die Gesichter gezogen. Diejenigen, die beieinander an einem Tisch sitzen, scheinen tuschelnd irgendwelche heimlichen Geschäfte zu besprechen. Es sind keine weiteren Personen in unserem Alter in dem Pub. Wir setzen uns an einen staubigen Tisch und Peter geht zum Tresen, um Butterbier für uns zu besorgen. Remus gute Laune scheint wieder verebbt zu sein und er starrt ein wenig trübsinnig vor sich hin. „Was ist Moony?“ will ich wissen. „Hilft nicht viel“, murmelt der. „Blödsinn zu machen, meine ich. Ich bekomme die Potters einfach nicht aus meinen Gedanken…“ „Yeah“, erwidere ich. „Hilft echt nicht. Wusste ich aber schon, du weist schon, von damals…“ „Yeah“, entgegnet Remus. „Aber wie kommen wir nur wieder aus diesem Loch raus?“ „Vielleicht sollten wir ihnen schreiben“, schlage ich vor. „Wie es ihnen geht und so.“ „Ist einen Versuch wert“, meint Moony. „Wir sollten mit James darüber reden, sobald der wieder seinen Kopf von Lily wegbekommen kann.“ „Wir sollten ihm aber sicher nicht den Spaß verderben. Lassen wir ihn erst mal sein Date genießen. In den zwei Wochen Ferien haben wir noch genug Zeit dafür.“ „OK“, erwidert er knapp, denn Peter kommt mit dem Bier zurück. Er hat Mühe, die drei Gläser zu tragen und wir können sie ihm gerade noch abnehmen, bevor er das ganze Bier über den Tisch kippt. „Ihr seht so ernst aus“, meint er und klingt plötzlich auch selbst nicht mehr so kindisch. Wir haben ihm nichts von dieser Sache erzählt. Wie gesagt, Peter muss nicht alles wissen… Remus wirft mir einen Blick zu und ich nicke. „Erklär du´s ihm“, meine ich knapp. Remus erzählt. Nicht ausführlich, aber dennoch genug, dass Peter sich ein Bild davon machen kann. „Aber – aber, warum seid ihr beide dann so traurig?“ fragt er verständnislos. „Hast es nicht verstanden, oder?“ erwidere ich. „Für Moony und mich sind die Potters auch unsere Eltern, Mann. Remus Leute leben seit einem Jahr nicht mehr und ich bin vor anderthalb Jahren Zuhause rausgeflogen. Wir haben keine Familie mehr außer den Potters. Niemand…“ Peter glotzt uns mit großen Augen an. „Das – das – wusste ich nicht. Ihr habt nie was gesagt…“ stammelt er. „Du warst nie in Godrics Hollow dabei“, erwidert Moony. „Wie solltest du also?“ „Wir drei“, murmle ich. „Wir haben nur noch uns. Nun, Moony ist erwachsen und bei mir dauert es auch nicht mehr lange, aber bei James ist es noch fast ein Jahr, er ist grade mal sechzehn. Er liebt seine Eltern über alles und es berührt uns schon alleine aus diesem Grund. Er ist unser Freund und wir werden ihm immer beistehen…“ Peter wirft uns einen eigenartigen Blick zu und nickt, aber er sagt kein Wort mehr zu diesem Thema… Wahrscheinlich war er beleidigt, dass wir ihn irgendwie ausgeschlossen hatten. Er wusste nur sehr wenig, von den Dingen, die wir in Godrics Hollow miteinander unternommen haben. Er war nie mit dabei. Wollte immer nur heim zu seiner Mutter. War das der Tag, wo er begann zu überlegen, ob er sich andere Freunde suchen sollte? Stärkere Freunde, mächtige Freunde, finstere Freunde. Vielleicht liegt ein Teil der Schuld auch bei uns, aber wir dachten uns nichts dabei. Peter war immer nur ein Anhängsel für uns, weniger ein echter Freund oder gar Vertrauter… Außerdem war er die letzten fünf Jahre immer anstrengender geworden. Es war nicht so, dass wir ihn nicht mochten, aber wir konnten ihn auch nie wirklich für voll nehmen… Seine mangelnden magischen Fähigkeiten, seine Art sich aufzuspielen und James und mir zu huldigen. Seine nervende Art, uns zu drängen ihm zu helfen, ohne selbst seinen Teil dazu beizutragen… Außerdem neigte er sehr dazu, über alles Mögliche zu klatschen und wilde Gerüchte in die Welt zu setzen, nur um sich wichtig zu machen… Shit, Peter, wir haben dich nie wirklich gekannt und haben dir selbst dann noch in einigen wichtigen Punkten vertraut, als du dieses Vertrauen längst nicht mehr verdient hattest…  Traurige Weihnachten Peter ist nach Hause gefahren, ebenso wie Lily. Wir sitzen zusammen am Feuer am Gemeinschaftsraum und reden mit James darüber, einen Brief an seine Eltern zu schreiben. „Yeah“, erwidert er. „Ich wollte Mum schon besuchen, aber sie hat es uns doch verboten. Aber ein Brief ist mit Sicherheit eine gute Idee. Dad sollten wir wohl besser nicht schreiben, wer weis, wo er steckt und ob wir ihn nicht in Gefahr bringen, wenn wir ihm eine Eule schicken.“ Remus brummt zustimmend. „Gut überlegt“, erwidert er. „Aber deiner Mum möchte ich unbedingt schreiben. Wir erfahren hier so wenig. Ich möchte zu gerne wissen, ob es ihr wenigstens halbwegs geht.“ James besorgt sich ein Pergament und beginnt zu schreiben: Liebe Mum, wir hoffen, dir geht es besser. Wir drei machen uns große Sorgen um dich. Bitte, lass doch zu, dass wir dich besuchen. Du fehlst uns und wir vermissen dich so sehr. Schreib uns doch wenigstens ein paar Zeilen, damit wir wenigstens über Eulenpost in Verbindung bleiben können. Wir haben nur ein paar spärliche Zeilen von Dad bekommen und sind völlig im Dunklen. Er hat immer gemeint, es sei besser, ihm nicht zu antworten, für den Fall dass er im Geheimen operieren muss. Er meint immer, er würde sich melden, wenn er es für sicher hält. Aber das scheint schon recht lange nicht mehr der Fall zu sein. Ach, Mum, wir lieben dich und möchten sicher gehen, dass es dir gut geht… Alles Liebe Deine Söhne James Sirius Remus Wir schicken die alte Schuhu mit dem Brief los. Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als auf eine Antwort zu warten. James holt das Schachbrett hervor und Remus zeigt uns, wie man richtig spielt. James und ich haben bisher kaum mehr getan, als die Figuren auf den Feldern hin und her zu schieben und uns darüber zu freuen, wenn sie sich gegenseitig niedergemetzelt haben. Moony kann wirklich gut spielen und beweist uns das auch. Keiner von uns beiden hat auch nur die geringste Chance ihn zu besiegen, aber wir lernen schnell… Es dauert drei Tage, bis Schuhu zurückkommt. Es ist schon recht spät, als es an das Fenster des Gemeinschaftsraums pocht. James springt eilig auf und läßt sein Käuzchen herein. Schuhu ist voller Schnee und beutelt sich ab, dann streckt sie ihr Bein aus und lässt James die Schriftrolle entfernen. Kaum hat er sie davon befreit, flattert sie zum Kaminrost und wärmt sich das nasse Gefieder auf. Eilig entrollt James den Brief und beginnt zu lesen. Doch schon kurz darauf lässt er ihn sinken und starrt ins Leere. Ich entwinde das Pergament seinen schlaffen Fingern und beuge mich gemeinsam mit Remus darüber: Sehr geehrter Mr Potter, Sehr geehrter Mr Black, Sehr geehrter Mr Lupin, leider ist Mrs Potter nicht mehr in der Lage, ihnen zu antworten. Ihr Zustand wird von Tag zu Tag schlechter. Die meiste Zeit weis sie kaum mehr, wer sie ist, noch wo sie sich befindet. Hat sie einen lichten Moment, spricht sie nur von ihnen dreien und ihrem geliebten Mann. Aber auch dies wird immer seltener. Ich kann Ihnen von einem Besuch nur abraten, da sie darüber schrecklich aufregen würde, wenn sie klar im Kopf ist. Anderen Falls würde sie Sie erst gar nicht erkennen. Es tut mir sehr leid, ihnen keine besseren Nachrichten zukommen lassen zu können. Sie sind alle drei nahezu erwachsen, bitte machen sie sich keine zu großen Sorgen, denn Mrs Potter ist glücklich, selbst wenn sie sich ihrer Umgebung kaum mehr bewusst ist. Es schient fast, als sei sie bereits in einer besseren Welt… Ich werde mich in Zukunft regelmäßig in Verbindung setzten und sie über Mrs Potters Zustand auf dem Laufenden halten. Mit freundlichen Grüßen Heiler Farwick Wir werfen uns einen entsetzten Blick zu. „James“, murmelt Moony. „Himmel, Kumpel, damit hat keiner von uns gerechnet, als wir dich gebeten haben, ihr zu schreiben…“ „Weis ich doch“, seufzt James. „Ich wollte doch auch wissen, wie es ihr geht. Jetzt bekommen wir wenigstens regelmäßig Nachrichten über ihren Zustand und müssen nicht länger im Dunkeln tappen.“ „Mum“, wispere ich. „Ach, Mum…“ Ich liebe diese Frau so sehr, wie man nur eine gute Mutter lieben kann. Es reißt und fetzt in meinem Inneren, als würde etwas mein Herz zermalmen. Meine Augen brennen, aber mir fehlen die Tränen. Jetzt verstehe ich, was Moony damals damit gemeint hat, sowas sei zu schlimm für Tränen. Ich werfe einen Blick auf Prongs. Er starrt vor sich hin und auch seine Augen sind trocken und sehen aus, wie glühende Kohlen. Moonys Gesicht sieht aus, wie aus Stein gemeißelt. Es ist völlig starr und ausdruckslos. Sein Blick reicht in die Unendlichkeit. „Wir sollten mit Dumbledore über das alles reden. Er sollte es wissen, wenn das Schlimmste eintritt“, schlägt Moony vor. James nickt mechanisch und ich murmle tonlos: “Yeah.“ Wie ein Mann stehen wir auf und machen uns zum Büro des Direktors auf.  Dumbledore Irgendwie scheint er uns bereits erwartet zu haben, denn kaum sind wir am Gargoyle angekommen, der sein Büro bewacht, öffnet der sich ohne Passwort und Dumbledores Stimme ertönt: „Kommt rauf Jungs, ich habe Zeit für euch…“ Die Wendeltreppe trägt uns wie von selbst nach oben und wir betreten sein Büro. Er wirft uns einen sehr traurigen Blick zu und schwingt seinen Stab, um drei Stühle zum Erscheinen zu bringen. „Setzt euch, Jungs. Heiler Farwick hat auch an mich geschrieben und ich habe bereits mit euch gerechnet. Ich stehe schon seit vielen Jahren mit dem alten Potter in Verbindung und weis über einiges Bescheid. Ich denke nicht, dass er mir je alles mitgeteilt hat, was ihr so in euren Ferien getrieben habt, aber doch eine ganze Menge. Ich kenne eure Anlagen und Fähigkeiten und ich weis auch, dass der alte Potter euch ausgebildet hat. Als er sich im Sommer aufmachte, um Voldemort zu jagen, hat er mir die Verantwortung für euch drei übergeben. Ich habe mich bisher nie eingemischt, da ihr alleine mit allem fertig zu werden scheint. Aber jetzt braucht ihr Hilfe, oder?“ Wir nicken. „Ja, Sir“, erwidert Remus. Er ist der einzige von uns, der momentan noch halbwegs sprechen kann. „Wir wissen nichts über den Verbleib von Mr Potter und was Mrs Potter betrifft – nun – wenn Heiler Farwick ihnen geschrieben hat, haben sie eine recht genaue Vorstellung davon, was uns jetzt bewegt. Wir machen uns schon seit dem Sommer nur noch Sorgen um die beiden und bekommen unsere Köpfe einfach nicht frei…“ Dumbledore seufzt. „Ihr kennt die üble Lage in unserer Welt?“ fragt er. Wir nicken. „Dann wisst ihr, wie wichtig die Aufgabe des alten Potter ist?“ Er wartet unsere Bestätigung ab. „Kann ich auf eure Diskretion zählen?“ Wir murmeln unsere Zustimmung… Und was er uns dann erzählt, ändert alles. „Dieser Lord Voldemort … Ich kenne ihn gut... Einst war er Schüler an Hogwarts. Sein richtiger Name ist Tom Riddle und er war schon immer hinter Macht her. Er war ein guter Schüler und ein Liebling von Armando Dippet, meinem Vorgänger, weil er so brillant war, weil er ein Waise war und weil er ihm Leid tat. Ich habe ihm jedoch nie getraut. Er hatte immer etwas an sich, was ihn nicht vertrauenswürdig erscheinen ließ. Nun, er verließ Hogwarts vor nahezu vierzig Jahren und wurde zum Dunklen Lord, legte sich den Namen Voldemort zu und veränderte sein Aussehen so sehr, dass niemand mehr den einst so gut aussehenden Burschen wieder erkennen konnte. Dann begann er Anhänger um sich zu scharen. Leute, die dachten, wie er. Leute, die sich beschwatzen, erpressen oder verzaubern ließen. Jetzt verfügt er über eine regelrechte Armee. Ich denke, ihr wisst bereits, dass er begonnen hat Leute zu ermorden, die sich ihm nicht anschließen wollen, oder ihn sogar offen bekämpfen. Das Ministerium ist nahezu machtlos, da niemand weis, wer selbst von diesen Personen noch auf der guten Seite steht oder wer bereits von den Dunklen Mächten vergiftet ist. Nun, von einigen wenigen, weis ich mit Sicherheit, dass wir auf sie zählen können. Dein Vater, James, ist einer davon, ein anderer war Sirius Onkel Alphard und dann gibt es noch Alastor Moody. Aber wem wir dort sonst noch vertrauen können...?“ er zuckt die Achseln. „Die Alten sterben, werden ermordet oder sind einfach nicht mehr in der Lage zu kämpfen. Die Jungen? Wer weis schon, wer von ihnen zuverlässig ist… Nun, ich habe eine wichtige Aufgabe für euch drei, wenn ihr sie haben wollt, denn ich denke ich kann euch vertrauen…“ „Jetzt und immer“, platzt es aus uns dreien heraus und Dumbledore nickt zufrieden. „Ihr seid nicht dumm und ich denke, ihr habt euch bereits eure Gedanken gemacht.“ Wir nicken. „Wie denkt ihr über diese ganze Angelegenheit?“ Moony kramt in seiner Robe herum und bringt das Pergament mit dem Pakt der Wolfsbrüder zum Vorschein. „Ich nehme an, Sir, sie können die alten Runen lesen“, sagt er. „Ich denke, das wird ihnen am besten zeigen, was wir von der ganzen Sache halten…“ Dumbledore öffnet das abgegriffene Pergament und liest. Er murmelt vor sich hin und schließlich nickt er. „Das hatte ich gehofft, aber ich hatte nicht erwartet, dass ihr dem Lauf der Dinge so weit voraus seid. Gut. Ich möchte, dass ihr über meinen Vorschlag genau nachdenkt und mir dann eine Antwort gebt: Ich brauche – vorerst hier in der Schule - Leute, auf die ich mich vollkommen verlassen kann. Leute, die sich um die anderen Schüler kümmern. Ich weis von Sirius und James, dass sie rechte Tollköpfe sein können, aber Remus hat sich bereits meines Vertrauens als würdig erwiesen. Als erstes brauche ich fürs nächste Jahr Schulsprecher, die sich um die jüngeren Schüler vertrauensvoll kümmern werden. Personen, deren magische Fähigkeiten groß genug sind, um sich gegen Widrigkeiten verteidigen können, die auch mal unkonventionelle Lösungen für ungewöhnliche Probleme finden können und die über Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen verfügen. Denn ich befürchte, dass es in den nächsten Jahren noch viel schlimmer werden wird, bevor wir wirklich etwas gegen Voldemort unternehmen können. Wir werden später eine Art Armee gegen die Dunklen Mächte benötigen. Noch seid ihr in der Schule, aber wenn ihr mit Hogwarts fertig seid, was habt ihr dann vor?“ „Quidditch und schwarze Magier jagen“, murmelt James. „Ich denke, wenn ich in einer großen Mannschaft spiele, komme ich weit genug im ganzen Land herum, um einiges herauszufinden. Wer traut schon einem Sportler zu, dass er mehr kann, als seinen Sport. Ich halte das für eine gute Tarnung für eine Menge Dinge.“ „Ich dachte daran, Auror zu werden“, erwidere ich. „Aber bei dem Ruf meiner Familie, dürfte das im Moment keine so geniale Idee sein… Nun, dank Onkel Alphard, verfüge ich über genug Gold, um eine Weile ohne Job über die Runden zu kommen. Aber in erster Linie hatte ich vor, schwarze Magier zu jagen. Wegen Onkel Alphard…“ „Ich weis nicht, was ich einmal werden kann“, schließt sich Moony an. „Sie kennen mein Problem mit dem Werwolf. Es ist zwar nicht allgemein bekannt, aber jeder Arbeitgeber bekommt über kurz oder lang mit, dass ich bei jedem Vollmond krank bin. Was auch immer sie von mir erwarten, Sir, ich werde es tun.“ Dumbledore hat sich unsere Antworten sehr genau angehört. „Nun, wer von euch drei, macht mir nächstes Jahr den Schulsprecher?“ will er wissen. Remus schüttelt den Kopf. „Ich besser nicht“, meint er. „Der Werwolf, sie verstehen schon…“ „Ich auch nicht“, schließe ich mich an. „Wegen meiner Familie. Es gibt zu viele, die mir wegen meines Namens nicht ganz trauen.“ „Ich mache es“, erwidert James. „Ich denke, ich kann auf die Unterstützung meiner Brüder zählen, oder?“ Wir nicken bestimmt. „Und wen würdet ihr als weiblichen Schulsprecher vorschlagen?“ fragt Dumbledore weiter. Darauf gibt es nur eine Antwort und wir geben sie mit einer Stimme: „Lily Evans!“ „Lily Evans? So, so? Könnt ihr das auch begründen, oder seid ihr nur alle drei in sie – nun – verknallt?“ „Das auch ein wenig“, erwidert Remus. „Nun, James wohl am meisten. Aber das ist nicht der Grund. Lily ist eine großartige Hexe, sie ist intelligent und schlau. Sie ist stark, zuverlässig und weis genau, was sie will und was nicht. Und sie ist muggelstämmig, was wohl auch nicht verkehrt ist, wenn man bedenkt, unter welchem dum-men Vorwand Voldemort Anhänger rekrutiert.“ Dumbledore scheint mit Remus Ausführungen mehr als nur zufrieden zu sein. „Ihr habt bereits eure eigenen Überlegungen angestellt, oder?“ Wir nicken erneut. „Gut, Jungs, ich kann euch keinen großen Trost bieten, bei dem was euch bedrückt, aber ich kann euch eine neue Aufgabe anbieten. Kümmert euch um die jüngeren Schüler. Behaltet die Stimmung in der Schule im Auge und nächstes Jahr wird es die Schulsprecher geben, die wir jetzt besprochen haben. Ich zähle auf euch, Jungs. Nach dem siebten Jahr habe ich neue Aufgaben für euch, über die ich jetzt noch nicht sprechen möchte. Aber wenn ihr euch als so zuverlässig erweist, wie ich es erwarte, habe ich große Hoffnung, dass wir wirklich eine Chance gegen Voldemort haben. Geht jetzt schlafen, Jungs und macht euch keine zu großen Sorgen. Wie es kommt, kommt es, wir können nur das Beste draus machen…“ Eigenartig getröstet und beruhigt kehren wir in unseren Turm zurück. Die neuen Aufgaben, bringen uns wirklich auf andere Gedanken und wir fühlen uns wieder etwas besser.  Wolfsschwester Lily hängt jetzt auch häufiger bei uns ab. Dumbledore hatte bereits ein Gespräch mit ihr und jetzt hat sie eine Menge Fragen an uns. Wir sitzen am Feuer im Gemeinschaftsraum und alle anderen, selbst Peter, sind bereits schlafen gegangen. „Wie stellt ihr euch die Sache vor?“ will sie von uns wissen. „Nun“, erwidert Remus. „Wir kümmern uns um die Jüngeren, sorgen dafür, dass hier möglichst wenig aus dem Ruder läuft…“ „Aber was ist, wenn wir wirklich kämpfen müssen?“ drängt sie und klingt etwas ängstlich. „Dann werden wir kämpfen“, platzen James und ich gleichzeitig heraus. „Kämpfen?“ wiederholt sie etwas zittrig. „Himmel, Jungs, wir sind doch kaum mehr als Kids. Wir können doch gar nicht richtig kämpfen…“ „Doch“, erwidert Moony bestimmt. „Können wir. Wir haben es jahrelang geübt. Immer wenn wir etwas Zeit dafür hatten.“ „Und du glaubst wirklich, das reicht?“ meint sie ungläubig. „Hol deinen Umhang, James“, murmle ich. „Zeigen wir ihr es. Sonst glaubt sie es uns ja doch nicht.“ Der nickt und ist sofort in Richtung Schlafsaal verschwunden. „Was habt ihr vor?“ fragt Lily. „Es gibt einen Raum hier im Schloss, wo wir ungestört üben können“, antworte ich. „Dort werden wir jetzt hingehen und dir zeigen, was wir können.“ „Was, jetzt? Mitten in der Nacht? Ihr habt einen ganz schönen Knall. Was, wenn man uns erwischt? Das gibt gewaltigen Ärger!“ Lily klingt furchtbar besorgt. „Wir werden nicht erwischt“, erklingt James Stimme plötzlich aus dem Nichts. Er hat sich unter dem Umhang verborgen an uns herangeschlichen und lässt ihn jetzt von seinen Schultern gleiten. Der Anblick ist einzigartig. James Gestalt schält sich aus dem Nichts. Sehr langsam, Stück für Stück. Prongs hat wirklich einen ausgezeichneten Sinn für theatralische Auftritte. Lily schnappt keuchend nach Luft. „Das ist es also!“ platzt sie erstaunt heraus. „Ein Unsichtbarkeits Umhang. Ich rätsle schon seit Jahren, wie ihr es immer wieder geschafft habt, in der Nacht unterwegs zu sein, ohne dabei erwischt zu werden…“ „Jetzt weist du es, Lil“, erwidert James. „Uns allen, auch Dumbledore, ist diese Sache viel zu wichtig. Keine Geheimnisse mehr. Wir weihen dich in alles ein, Liebling.“ Die beiden stehen sich seit einiger Zeit sehr nahe und sind jetzt wirklich ein Paar. „Komm jetzt mit uns unter den Umhang“, meint er. „Wir gehen in unser Versteck…“ Er wirft den Umhang um uns alle vier und es wird wirklich eng darunter, aber es geht schon. Wie wir es gewohnt sind, schleichen wir durch mondbeschienen Korridore und Geheimgänge. Lily scheint überrascht zu sein, aber es gelingt ihr ohne weiteres mit uns Schritt zu halten. Rasch haben wir den Bedarfsraum erreicht. „Setz dich, Lil und schau zu“, meint James. „Keine Sorge, hier findet uns keiner, wir benutzen diesen Raum schon seit Jahren.“ Lily drapiert sich elegant auf einem der Sitzkissen im Raum und wir demonstrieren ihr unsere Duelle. Die ganzen Zauber, die wir jahrelang geübt haben. Als unsere Patronusse durch den Raum gleiten, bleibt ihr der Mund vor Überraschung offen stehen. „Was – was könnt ihr noch?“ James und ich werden zu Tatze und Krone. Sie wusste bereits von den Animagi, hat sie aber noch nie gesehen. „Wow“, flüstert sie beeindruckt. „Ich dachte, ihr würdet etwas angeben, als ihr mir damals davon erzählt habt. Aber das ist echt beeindruckend…“ „Wir sind alle drei auch in der Lage zu apparieren“, fügt Moony an. „Nur, das können wir dir hier in Hogwarts nicht vorführen. Die Schutzzauber auf dem Schloss, du verstehst schon…“ Sie nickt. „Wieviel davon könnt ihr mir beibringen?“ will sie nahezu atemlos wissen. Wir werfen uns fragende Blicke zu. „Alles!“ meinen wir mit einer Stimme. „Und es dürfte einfacher sein, als bei Peter“, murmelt James. „Du bist eine viel bessere Hexe.“ „Wann können wir anfangen?“ platzt Lily heraus. „Gleich jetzt?“ „Wenn du willst“, erwidert James. „Gerne.“ Und wir fangen an… Lily erweist sich wirklich als eine viel bessere Schülerin als Peter. Sie hat bereits mehr Übung und ist viel geschickter, als wir zu hoffen gewagt hatten. Viele Nächte verbringen wir nun wieder hier in diesem Raum. Nur der Vollmond unterbricht unsere Übungen. Lily hat kein Interesse ein Animagus zu werden und diese Übungen bleiben uns daher erspart. Mit dem Patronus ist das so eine Sache. Lily beherrscht ihn sehr schnell, aber wir können nicht mit einem Dementor üben, noch nicht mal mit einem Boggart, uns steht einfach keiner zur Verfügung. Ihr Patronus nimmt die Form einer gewaltigen silberweißen Schleiereule an und ist sehr mächtig. Das kann man spüren, wenn sie vorbeischwebt… Peter ist jetzt nicht mehr dabei. Klar, sind wir noch mit ihm zusammen, tagsüber und in den Vollmondnächten, aber bei unseren Treffen mit Lily ist er nicht anwesend, er weis noch nicht mal was davon… Unmerklich haben wir uns damals von Peter entfremdet. Wir hatten andere Dinge vor und Peter hatte kaum Interesse, sich weitere Nächte um die Ohren zu schlagen. Stück für Stück, immer weiter begann das Verhängnis seinen Anfang zu nehmen, das uns nur wenige Jahre später dann auch ereilte… Kurz vor Ostern haben wir drei Freunde eine wichtige Unterhaltung… „Wir sollten sie in den Bund aufnehmen“, meint James. „Sie ist so gut wie wir und wir brauchen sie echt … Ich brauche sie, ich liebe sie nämlich wirklich…“ „Yeah“, erwidere ich. „Auch für mich ist sie in den letzten Monaten zu einer kleinen Schwester geworden.“ „Wolfsschwester“, murmelt Moony. „Yeah, gefällt mir…“ Wir haben sie alle drei wirklich verdammt gern. Es hat sich heraus gestellt, dass wir ihre Brillanz sogar noch unterschätzt haben, ihre Fähigkeiten, ihre Macht. Sie ist wirklich eine wertvolle Ergänzung für unsere Gruppe. Unser Gesprächsthema hat einige Stühle entfernt bei einigen Freundinnen gesessen und hat ihre Hausaufgaben erledigt. Als die anderen Mädchen ihren eigenen Beschäftigungen nachgehen, kommt sie zu uns herüber. „Was habt ihr zu tuscheln?“ will sie wissen. „Es ging um dich“, erwidert Remus wahrheitsgemäß. „Morgen Nacht, im Bedarfsraum, dann erklären wir dir alles. Wir können keine Lauscher riskieren, OK?“ „Gut“, meint sie. „Dann dort…“ Das ganze Schloss scheint zu schlafen. Nun, wir vier sind wach und ich schätze, es gibt noch andere, die nicht in ihren Betten liegen. Wir wissen von Snivellus, dass er das fast nie tut, aber der soll uns jetzt nicht kümmern. Wir haben den Bedarfsraum so hergerichtet, wie damals James Dachzimmer. Remus hat eine weitere Abschrift des Bundes angefertigt. Und James schleppt die alten Roben schon die ganze Zeit mit sich rum. Er hat Schuhu losgeschickt, um noch eine solche Robe in Hogsmeade zu besorgen. Das Käuzchen kommt gerade noch rechtzeitig mit dem Gewünschten zurück. „Ich hole Lil ab“, meint James, als alles bereit ist und verschwindet durch die Tür. Remus und ich werfen uns die prächtigen, alten Roben über und warten auf die beiden anderen. Sie brauchen recht lange. Lily ist sehr aufgeregt, als sie mit James ankommt. Wahrscheinlich haben sie die günstige Gelegenheit genutzt, um einige heiße Küsse auszutauschen, denn beide sind ein bisschen rot im Gesicht und wirken ziemlich atemlos. Nun, ich gönne es ihnen. James holt sich seine Robe und wirft sie über. „Da, nimm das Ding, Lily“, wende ich mich an sie und gebe ihr die neue Prachtrobe. „Wow“, meint sie. „Die sind aber schön. Was habt ihr vor? Das wirkt hier alles sehr feierlich.“ Wir haben beschlossen, dass Moony reden soll, weil er das am besten kann und so ist er es, der ihr alles erklärt. „Wir haben vor einiger Zeit einen Bund geschlossen, als es sich herausstellte, dass weder Sirius noch ich eine Familie haben, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Die Potters haben uns – nun - adoptiert. Für uns war James schon lange sowas, wie ein Bruder und wir wollten es offiziell machen. Aber das war nicht der einzige Grund für unseren Bund. Es ging auch darum, die Dunklen Mächte, speziell Voldemort, zu bekämpfen. Es kommt zu immer mehr Verlusten bei den Leuten, die gegen ihn sind und Sirius Lieblingsonkel war eines seiner ersten Opfer. Wir sind nicht bereit, das zu dulden, wir wollen uns dagegen wehren.“ Er gibt Lily das Pergament, das er für sie geschrieben hat. „Ich denke, du beherrschst die Alten Runen gut genug, um das verstehen zu können. Lies es und wenn du dazu bereit bist, werden wir dich in unseren Bund der Wolfsbrüder als Wolfsschwester mit aufnehmen…“ Schwer atmend vor Aufregung liest sie die Zeilen. Ihre Zungenspitze steckt in ihrem Mundwinkel, als sie konzentriert die Worte übersetzt. „Ja“, murmelt sie. „Ja, das ist es wert. Bei einer solchen Sache bin ich nur zu gerne mit dabei. Ich mag euch alle drei sehr. Remus und Sirius, wie Brüder, aber James bedeutet mir noch mehr. Gerne schließe ich mich als eure Schwester diesem Bund an…“ „Dann tritt mit uns in den Kreis und wiederhole unsere Worte“, meint Moony. Sie nickt begeistert und tritt gemeinsam mit uns in den Flammenring. Wir sprechen ihr die Worte des Bundes feierlich vor und ebenso feierlich wiederholt sie diese. Man spürt genau, dass es ihr mit diesem Eid genauso ernst ist, wie uns. Erneut wird die mächtige, alte Magie frei und die kraftvollen Worte schweißen uns noch weiter zusammen. Kaum ist der Eid gesprochen, treten wir wieder aus dem Kreis und ein Wind aus dem nirgendwo löscht jegliches Licht im Raum. Sofort haben wir alle vier - denn auch Lily ist dazu in der Lage - unser Hexenlicht auf der Hand und erhellen damit das Dunkel. „Wow“, murmelt Lily. „Da war echte Macht dahinter und nicht nur läppischer Hokuspokus.“ Dann umarmt sie jeden von uns und gibt uns einen Kuss auf die Wange, der nur bei James etwas zärtlicher ausfällt. „Meine Brüder“, murmelt sie. „Danke, Freunde. Solche Brüder wie euch, hätte ich schon immer gerne gehabt. Alle in meiner Familie sind echte Muggel und meine Schwester hasst mich regelrecht dafür, dass ich eine Hexe bin. Traurig, aber nicht zu ändern. Nun seid ihr drei meine magische Familie.“ Ihre Augen strahlen vor Freude und gleichzeitig rinnen Tränen über ihr Gesicht. James nimmt sie in den Arm und streicht ihr tröstend übers Haar. Remus und ich wenden uns ab, um diesen innigen Moment nicht zu stören. Die beiden lieben sich wirklich sehr und ich kann mir kaum etwas vorstellen, was ich meinem kleinen Bruder mehr gönnen würde…  Endlich siebzehn Die Zeit vergeht so wahnsinnig schnell. Lily hat James in den Osterferien zu sich nach Hause eingeladen und er hat, nach einer kurzen Rücksprache mit uns, freudig zugestimmt. Remus muss sich mal wieder um seine Finanzen kümmern und wir beide haben uns abgesprochen, dass wir nach meinem Geburtstag in die Wohnung wollen, die Onkel Alphard mir hinterlassen hat. In mir ist ein eigenartiges Gefühl. Endlich bin ich wirklich von meiner üblen Familie frei. Ich will es irgendwie die Welt verkünden, aber dann begnüge ich mich damit, an die geheimnisvolle Quelle im Verbotenen Wald zurückzukehren und es dort auszusprechen. Es ist mitten in der Nacht, als ich mich dorthin aufmache. Ich kenne den Wald wie meine Robentasche und nichts, was sich dort drinnen herumtreibt, macht mir Angst. Der Frühling hat bereits den Winter besiegt, aber es immer noch recht kalt, zumal bei Nacht. Dennoch lege ich meine Klamotten ab und steige nackt in die eisige Quelle. Hier ist ein Ort der Macht, wenn ich mich hier von allem lossage, wird es Gültigkeit haben. Mit ruhiger Stimme spreche ich die Worte, die ich mir zu Recht gelegt habe: „Ich bin frei. Endlich frei. Das noble und uralte Haus der Black hat keine Macht mehr über mich. Es ist vorbei. Jetzt kann ich endlich mein eigenes Leben führen. Nie mehr muss ich in das verhasste Haus meiner Eltern zurückkehren. Soll Regulus doch ihre schwarze Fackel weiter tragen. Ich trage meine eigene, meine eigene…“ Recht theatralisch hebe ich die Arme und drehe mich um mich selbst, als wolle ich den ganzen Wald anrufen, mein Zeuge zu sein, dass ich kein schwarzer Black bin, sondern nur ich selbst. Dass ich eigene Ziele und Pläne habe, die nichts mit dem uralten und edlen Haus der Black zu tun haben. Und wirklich, diese pathetische Geste hat Wirkung auf meinen Seelenzustand. Ich fühle mich endlich frei. Frei von dem ganzen Dunkel, das mein ganzes Leben lang wie eine drohende Gewitterwolke über mir gehangen hat. Plötzlich werde ich schrecklich müde, bin regelrecht erschöpft und die Eiseskälte des Wassers dringt bis ins Innere meiner Knochen. Ich steige aus dem Wasser, lasse mich auf meine Kleidung sinken. Nachdenklich starre ich in die Dunkelheit. Ja, ich habe das Richtige getan. Es war notwendig, das laut auszusprechen. Ich nicke mir selbst zu, rolle mich auf meiner Robe zusammen und bin auch schon eingeschlafen, kaum dass ich richtig liege… Und wieder war ich nicht alleine. Wieder hatte mein Ausbruch einen Zeugen. Den Selben wie das letzte Mal. Severus war mir aus unerfindlichen Gründen in den Wald gefolgt und hatte alles mit angesehen. Er muss mich damals fast verzweifelt geliebt und begehrt haben, obwohl er sich sonst wohl nichts aus Männern machte. Sonst wäre er sicher noch ganz anders mit Morchie zusammen gewesen. Aber das war er nie. Er hat in dieser Hinsicht nie verstanden, was der von ihm wollte. Er sah immer nur einen guten Freund in ihm. Aber wenigstens das waren die beiden für einander. Es ist so traurig und schade, dass er es nie verstanden hat. Hätte ihm viel Einsamkeit erspart, wahrscheinlich beiden… Stattdessen hing er immer dieser verzweifelten, unerfüllten Hassliebe mir gegenüber nach. Ich stelle es mir schrecklich vor, sich nach jemanden zu sehnen, von dem man genau weis, dass man ihn nie wird haben können, nie berühren darf, nie auch nur ein normales Wort mit ihm wechseln wird… Shit, Severus, das ist so verdammt ungerecht, dir gegenüber. Einmal hast du mich berührt, hast sehnsüchtig meinen Namen geflüstert, hast mir damals wohl auch mein Leben gerettet, ohne dass ich zu Lebzeiten je davon erfuhr. Wir hätten damals wirklich miteinander reden sollen, nicht nur reden – uns wirklich ernsthaft unterhalten sollen. Ich denke, du wärst kaum ein schlechterer Freund gewesen als James oder Remus. Du warst nie ein wirklich schlechter Mensch, nur ein sehr einsamer… …und diese Einsamkeit hat dich zu deinen späteren Taten getrieben, das und dass man dich nur für deine Tränke achtete und nie als der Mensch, der du warst. Du hast in deinem Inneren immer sehnsüchtig und verzweifelt nach Achtung und Respekt geschrieen und keiner hat dir das gewährt… …außer vielleicht Morchie, aber das war wohl zu wenig… Shit! Was für ein einsames, leeres und elendes Leben hast du jahrelang geführt und dein Stolz hat dich daran gehindert, etwas daran zu ändern… Auf die richtige Art zu ändern und nicht auf diesen dunklen, üblen Wegen, die du später gewählt hast… Ich erwache im Morgengrauen und mache mich auf, ins Schloss zurück. Jetzt bin ich endlich volljährig und Onkel Alphards Wohnung erwartet mich…  Blacks Spot Am nächsten Abend treffe ich mich mit Moony im Tropfenden Kessel. Erst jetzt ist die Adresse der Wohnung auf Onkel Alphards letztem Brief erschienen und ich weis, wo ich hin muss. Ich zeige Moony das Pergament und er grinst. „Dein Onkel hatte schon einen eigenartigen Humor“, meint er. „Blacks Spot, ich bitte dich.“ Ich grinse zurück. „Mir gefällt´s“, erwidere ich. „Ich finde, das hat was, oder?“ „Na ja, du hattest auch schon immer einen schrägen Humor, also denke ich, es ist für dich wirklich OK.“ Wir sitzen zusammen an einem Tisch und vergönnen uns ein Butterbier. „Und, wie ist es bei dir gelaufen?“ will ich von Remus wissen. „Na ja, schlechter als ich gehofft hatte, besser als ich befürchtet hatte“, erwidert er. „Das was ich habe, ist nicht viel, aber wenn ich sparsam bin, wird es reichen, bis ich mit Hogwarts fertig bin. Danach sieht die Sache dann etwas anders aus. Ich werde nie reich oder auch nur wohlhabend sein, aber ich kann mir eine Wohnung leisten und davon leben, wenn ich eine Arbeit finde. Mach dir keine Sorgen, ich komme schon klar. Es ist nur so, dass man den Kobolden ein wenig auf die Finger schauen muss, sonst schieben sie zu viel in die eigene Tasche. Gut, dass ich mich etwas mit Arithmantik auskenne, sonst hätten sie mich abgekocht, wie Murtlap Essenz.“ Es muss wohl stimmen, dass er sich sehr einschränken muss. Er trägt schon seit Jahren immer dieselben, alten Roben. Nicht dass er schäbig oder ungepflegt daher kommen würde, aber wenn ich an die Kleidung denke, die James oder ich zur Verfügung haben, dann fällt der Unterschied schon auf. Er hat meinen musternden Blick bemerkt und zuckt die Schultern. „So schäbig, wie Snape früher, bin ich dann doch noch nicht und ich werde es hoffentlich auch nie werden“, meint er. „Aber neue Roben sind einfach nicht drin.“ Ich möchte ihm gerne anbieten, ihm zu helfen und wieder einmal liest er fast meine Gedanken. „Nee, Sirius, das möchte ich nicht. Du brauchst dein Vermögen selbst und ich bezweifle, dass ich dir geliehenes Gold zurückzahlen könnte. Mach dir keine Sorgen, Bruder, ich komme schon klar, echt…“ „Du mit deinem Gedankenlesen“, murmle ich. „Ich wollt dir das wirklich grade anbieten und ich habe doch eine ganze Menge Gold zu Verfügung. Versteh doch, ich helf dir gerne, wenn du Hilfe brauchst.“ Er seufzt. „Nun, eine neue Robe könnte ich schon brauchen, aber ich geb dir das Gold zurück, sobald ich es kann, einverstanden?“ „Yeah“, erwidere ich. „Sonst stimmst du ja doch nicht zu. Lass uns losziehen, dann hol ich etwas Gold von den Kobolden und dann zu Madame Malskin, OK?“ Er nickt und wir brechen auf. Mein Onkel hat mit wirklich ein anständiges Stück Gold hinterlassen und ich mache mir keine Sorgen um meine Zukunft. Irgendeinen Job finde ich bestimmt und dann ist das ein gutes Polster für schlechte Zeiten. Remus staunt, aber es liegt keinerlei Neid in seinem Blick. Gold hat noch nie eine Rolle in unserer Freundschaft gespielt… Er will nur eine einzige neue Hogwarts Robe haben und er erklärt sich nicht bereit, mehr von mir anzunehmen, so sehr ich ihm auch zureden will. „Eine genügt wirklich, Padfoot, mehr brauche ich nicht, OK?“ sagt er immer wieder. „Na gut, aber sag mir, wenn du doch noch was brauchst, ja?“ „Mach ich“, verspricht er zögernd und ich weis, er wird mich nur um Gold bitten, wenn es echt Mathäii am Letzen ist. Dann muss ich ihm halt unauffällig etwas unter die Arme greifen. Dass ich mal das Bier zahle oder so und ich muss auch James einweihen… Als wir in der Winkelgasse fertig sind, reisen wir durchs Feuer nach Blacks Spot… Es handelt sich um eine eigenartige Hütte, irgendwo am Stadtrand von London. Von außen sieht sie nach nichts aus, aber innen ist sie recht geräumig und sehr geschmackvoll, wenn auch etwas exotisch eingerichtet. Alte, gemütliche Ledersessel stehen an einem Kamin, fremdartige Masken und Artefakte hänge an den Wänden, Tierfelle und ausländische Teppiche liegen auf den Böden. Das Ganze ist recht ordentlich und aufgeräumt, aber dennoch merkt man deutlich, dass hier nie eine Frau mit Hand angelegt hat. Die Küche ist winzig, aber sie dürfte für uns genügen, auch wenn wir zu dritt hier abhängen, wie wir es für den Sommer geplant haben. Es existiert eine verhältnismäßig große Bibliothek im Salon und ein Gästezimmer. Das Schlafzimmer ist recht klein, wirkt aber mit den blauseidenen Tapeten sehr gemütlich. Ein schmales Bett steht darin, ein uralter, kunstvoll geschnitzter alter Schrank und ein wunderschöner Schreibtisch mit einem krummbeinigen Stuhl davor. „Cool“, meint Moony. „Geschmackvoll und gediegen…“ „Yeah, klasse Bude“, erwidere ich. „Sehen wir uns das andere Zimmer an?“ Moony nickt und wir suchen das Gästezimmer auf. Hier ist alles in lichten Erdtönen gehalten und zwei bequeme Betten stehen darin. „Genug Platz für uns drei“, stelle ich fest. „Ich schaff das andere Bett hier rüber, wenn wir alle da sind. Ich hab keinen Bock, alleine in einem Zimmer zu schlafen, wenn ihr hier seid.“ „Warum eigentlich?“ fragt Moony, zückt seinen Stab und zeichnet ein Bett auf einen freien Platz. „Lass doch das Ding da drüben, es geht doch auch so, oder?“ Ich lache. „Klar, so geht das auch.“ „Vergiss nicht, du darfst jetzt offiziell und keiner wird dumme Fragen stellen“, meint er grinsend. „Richtig“, platze ich heraus. „Muss mich erst dran gewöhnen.“ „Sollen wir mal nachsehen, ob wir ein Abendessen zustande bringen?“ meint er. „Yeah, ich bekomme Hunger“, entgegne ich. „Aber ich denke kaum, dass noch irgendwas essbar ist, selbst wenn noch Vorräte vorhanden sind. Immerhin ist das Haus schon seit einiger Zeit unbewohnt.“ Wir durchstöbern die Speisekammer. Sie ist zwar nicht gerade voll, aber auch alles andere als leer. „Da liegt ein Zauber drauf, der alles frisch hält“, stellt Moony erstaunt fest. „Was sollen wir kochen, Eintopf, einen Auflauf oder magst du was Kaltes?“ „Mann, Moony, glaubst du, du bekommst mit dem Zeug deinen Eintopf zusammen?“ will ich wissen. „Der war nämlich immer echt Klasse.“ Er grinst mich fröhlich an. „Yeah, sicher, alles da“, erwidert er. Kartoffel schälen und Gemüse putzen kann ich inzwischen echt gut, aber die eigentliche Zubereitung überlasse ich dann doch lieber Remus. Bei ihm brennt das Ganze nämlich nicht an… Zum ersten Mal in unserem Leben sind wir hier wirklich ganz auf uns alleine gestellt, aber dafür stellen wir uns gar nicht so übel an. Der Eintopf ist so lecker, wie ich ihn in Erinnerung habe und wir lassen es uns schmecken. „Was hast du in den Ferien vor?“ will Remus wissen. „Ich dachte daran, meine Apparierprüfung abzulegen und dann steht uns offiziell das ganze Land offen“, erwidere ich. „Gute Idee“, meint er. „Nächste Woche ist Vollmond. Kommst du dann mit in Morties Wald, auch wenn James dieses Mal wo anders ist?“ „Klar“, erwidere ich. „Hatte ich ohnehin vor. Ich lass dich doch nicht alleine, wenn es nicht sein muss…“ „Danke“, meint er mit seinem schiefen Grinsen. „Ich war echt ganz schön überrascht, als Lily ihn zu sich nach Hause eingeladen hat.“ „Yeah“, erwidere ich. „Aber ich denke, ihr ist die Sache völlig ernst. Ihm übrigens auch. Er hat mal gesagt, sie sei die Frau, die er heiraten will.“ „Yeah“, meint Remus. „Lily Potter – klingt gut.“ „Du magst sie auch sehr, stimmt´s?“ frage ich. „Sicher, aber eher wie eine kleine Schwester und, wie du weist, ist das auch besser so.“ „Stimmt. Ich bin froh für James, dass er sie endlich erobert hat. Ich hoffe, dass er jetzt nicht mehr wegen ihr auf Snivellus losgeht. Ich denke, es wird Zeit, ihn in Ruhe zu lassen, vorausgesetzt, er lässt uns in Ruhe…“ meine ich. „Du weist, dass ich schon die längste Zeit versuche, euch das nahe zu legen. Schön, dass du es langsam selbst einsiehst“, erwidert Moony. Ich zucke die Achseln. „Ich denke, wir haben in Zukunft wichtigere Dinge vor, als diesen blöden Kleinkrieg weiter zu führen, oder? Würde uns nur von anderen Sachen ablenken, die vielleicht gefährlich werden könnten“, erwidere ich. Moony nickt nur. „Ich bin müde, lass uns schlafen gehen, OK?“ „OK, probieren wie die Betten aus…“  Kapitel 13: Ferien mit Remus ---------------------------- Ferien mit Remus Am nächsten Tag beginnen wir das Haus nach unseren Bedürfnissen umzuräumen und einzurichten. Remus verschwindet kurz, um Lebensmittel zu besorgen. Er kennt sich dabei besser aus als ich. Mit Mühe kann ich ihn dazu bringen, Gold von mir dafür mitzunehmen. Ich kann doch nicht von ihm verlangen, dass er sein bisschen Gold auch noch dafür verschwendet. Remus war nicht recht zufrieden, hat sich aber von mir breitschlagen lassen. Inzwischen appariere ich nach Godrics Hollow und hole dort mein Motorrad ab. Ich habe sowohl einen Schlüssel für den Schuppen als auch einen fürs Haus selbst. James hat sie mir überlassen, da er von meinen Plänen wusste. Durchs Feuer kehre ich nach Blacks Spot zurück. Moony ist bereits wieder da und dabei die Vorräte zu verstauen. „Wo warst du?“ will er wissen. „Hab meine Kiste aus Godrics Hollow geholt. Was hältst du davon, wenn wir damit nach Cornwall hoch rauschen?“ „Hmm, dann müssten wir aber schon früher los. Ich glaube kaum, dass die Fahrt an einem Tag zu schaffen ist, oder?“ erwidert er. „Yeah, oder hast du was Besseres vor?“ „Du liebst deine Schüssel wirklich, stimmt´s?“ „Klar. Du, Remus, ich wollte noch schnell ins Ministerium, wegen der Apparations Prüfung.“ „Du warst schon wieder illegal unterwegs, oder?“ seufzt er. Ich zucke die Achseln. „Komm schon, Mann, was sollte schon passieren?“ erwidere ich. „Aber ins Ministerium gehst du durchs Feuer, OK?“ drängt er. „Nee. Wir sind in London, ich fahr mit meiner Kiste hin“, gebe ich zurück. „Na gut, aber sei vorsichtig…“ „Himmel, Dad, hast du dich aber verändert“, spotte ich. Remus grinst sein schiefes Grinsen. „Sorry, Mann, ich mach mir einfach Sorgen, dass was schief gehen könnte“, erwidert er. „Schon gut, Moony. Ich bin vorsichtig, versprochen…“ Ich bringe mein Motorrad vor die Tür und schwinge mich in den Sattel, dann brause ich zum Ministerium für Magie. Es ist schwieriger, die richtige Abteilung zu finden, als meine Prüfung abzulegen. Ich suche über eine Stunde nach dem richtigen Ort, bin aber nach fünf Minuten schon wieder draußen und habe meine Berechtigung zum Apparieren. Ich kann Bürokratie nicht ausstehen, sie ist so furchtbar langsam… Als ich wieder nach Blacks Spot zurückkomme, hat Remus bereits wieder gekocht. „Warum hast du nicht gewartet?“ frage ich ihn. „Ich hätte dir doch geholfen.“ „Ist doch kein Problem, oder?“ erwidert er. „Kann ich doch tun, solange du unterwegs bist.“ „Danke, Mann“, gebe ich zurück. „Wann denkst du, sollen wir nach Cornwall aufbrechen?“ „Morgen oder Übermorgen. Ich hab keine Ahnung, wie lange wir auf der Straße unterwegs sein werden. Wir sollten auch Schlafsäcke mitnehmen, oder?“ „Yeah, klar. Wenn wir zu lange brauchen sollten, apparieren wir einfach in Morties Wald, oder Moony?“ „Gute Idee“, erwidert er und stellt seinen Auflauf auf den Tisch. Es ist lecker, wie alles, was Moony kocht. Aber es passt mir nicht ganz, dass er den Haushalt dauernd alleine machen will, also helfe ich ihm beim Aufräumen. Eine wirklich eigenartige Sache, sich um alles selbst kümmern zu müssen. Ich stelle fest, dass wir von Hogwarts ganz schön verwöhnt sind. Hätte Remus nicht einen recht guten Sinn für Ordnung, würde ich hier schon bald nichts mehr finden, denn in dieser Hinsicht bin ich leider Ted recht ähnlich…  Motorradreise Wir haben unsere Campingsachen gepackt und machen uns auf den Weg nach Cornwall. Das Wetter ist herrlich und die Straßen sind frei. Remus sitzt hinter mir und hält sich fest. Ich lasse meine Maschine einfach laufen und sie frisst geradezu die Meilen. Moony scheint die Fahrt genauso zu genießen wie ich. Wir sind den ganzen Tag unterwegs und halten nicht an, bis es dunkel wird. Ein kleines Wäldchen bietet uns den geeigneten Platz zum Übernachten. Remus will absteigen, aber es gelingt ihm nicht so Recht. Er taumelt und fällt schwer auf den Hintern. „Moony, was hast du?“ rufe ich. „Zu lange gesessen“, murmelt er. „Meine Beine sind ganz steif.“ Er beginnt seine Oberschenkel zu massieren. Ich grinse und bocke meine Kiste auf. Dann vergeht mir aber ganz schnell mein Grinsen, denn es geht mir nicht besser als Remus. Meine Beine tragen mich nicht, sie verkrampfen sich und ich lande neben Moony am Boden. „Shit, Remus, du hast Recht, war wohl wirklich ein bisschen lang, die Fahrt“, entgegne ich. Jetzt ist es an ihm zu grinsen. „Komm“, meint er. „Sehen wir zu, dass wir unser Lager aufschlagen und ein bisschen was in den Magen bekommen.“ Ich nicke, dann helfen wir uns gegenseitig hoch. Meine Muskeln schmerzen fast so sehr, wie damals als ich James nach Hause geschleppt habe. Wir beide bewegen uns recht eckig, schaffen es aber dennoch, unsere Würstchen auf den Grillrost zu werfen und die Schlafsäcke auszurollen. Eine Stunde später ist es bis auf das flackernde Feuer völlig dunkel geworden. Wir haben unsere Würstchen heißhungrig verschlungen und liegen in unseren Schlafsäcken. Über uns funkeln die Sterne und der nahezu volle Mond. Ein leichter Wind weht durch die Bäume. Es ist noch recht frisch, immerhin ist es erst April, aber wir haben uns fest eingepackt und es ist warm genug am Feuer. „War trotzdem eine gute Idee“, meint Remus. „Es hat schon was, den ganzen Tag über die Straße zu brettern und nachts im Freien zu schlafen.“ „Yeah“, erwidere ich. „Ich mag einfach das Gefühl, im Sattel zu sitzen, die Sonne im Gesicht zu spüren und den Wind in den Haaren. Es ist so ein wahnsinniges Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Ich kann einfach nicht verstehen, warum es James nicht genauso sehr gefällt, wie uns.“ Remus murmelt gähnend etwas, das ich nicht verstehen kann. Als er keine Antwort von mir bekommt, wiederholt er es etwas lauter. „Vielleicht mag er das Kribbeln in den Eiern nicht…“ Ich lache. „Yeah, kann schon sein. Aber gerade das gefällt mir. Das unglaubliche Kribbeln im Unterleib, wenn man auf der Maschine sitzt…“ „Stimmt“, erwidert er. „Aber ich kann mir vorstellen, dass da nicht jeder drauf steht. Kann mit der Zeit ganz schön unangenehm werden. Aber mit sowas hattest du noch nie Probleme, oder?“ „Nee“, entgegne ich. „Wenn mir danach war, fand ich immer eine Möglichkeit, damit fertig zu werden.“ „Egal wann und wie?“ „Na ja, manchmal musste ich schon recht dringend auf ein Klo verschwinden…“ Remus lacht leise in sich hinein. „Yeah“, murmelt er und gähnt. „Manchmal ist so ein Klo echt die letzte Rettung.“ „Ey, Mann, tu was du für richtig hältst. Es ist bald Vollmond und ich bin echt müde. Ich bin gleich weg, wenn ich mich einrolle, OK?“ „OK“, erwidert er. „Und danke. Es wäre mir dann doch etwas peinlich, wenn du noch wach bist…“ „Alles Klar“, erwidere ich, drehe mich um und bin wirklich schon kurz darauf eingeschlafen. Als ich am nächsten Morgen wach werde, ist Remus bereits dabei Kaffee zu kochen und ein paar Brötchen aufzubacken. Ich gähne und strecke mich. Meine Muskeln fühlen sich wieder in Ordnung an. Remus wirft mir einen Blick zu und fragt: „Ausgeschlafen?“ „Yeah und du, alles wieder OK?“ „Sicher, nur noch ein bisschen weich in den Knien. War gestern wirklich eine lange Fahrt.“ Mit Remus war das schon immer so eine Sache. Man kann sich stundenlang mit ihm über alles Mögliche unterhalten, aber er kann genauso gut stundenlang schweigen und seinen Gedanken nachhängen. Besonders wenn sich der Vollmond nähert, wird er häufig sehr still. Ich habe schon lange gelernt, diese Eigenheit zu respektieren. Jetzt fällt sie mir nur wieder mal stärker auf, denn sonst war immer noch James in der Nähe, mit dem ich mich unterhalten konnte. Wir essen unser Frühstück, räumen alles auf und packen zusammen. Dann machen wir uns wieder auf den Weg. Heute jedoch halte ich alle zwei Stunden an, damit wir uns ein bisschen die Beine vertreten können. Nochmal braucht keiner von uns so verkrampfte Muskeln. Remus sieht müde aus, aber auch das bin ich von ihm gewohnt. Er ist erst neunzehn, sieht gewöhnlich aus, als wäre er gerade mal sechzehn, aber irgendwie ist er vor der Zeit gealtert. Bereits jetzt ziehen sich dünne graue Fäden durch sein hellbraunes Haar. Es fällt mir nur auf, weil ich ihn so gut kenne, denn er trägt es sehr kurz. Mir wäre noch nie aufgefallen, dass Moony irgendwie eitel wäre. Gut, er ist sehr ordentlich und reinlich, aber das hat nichts mit Eitelkeit zu tun, sondern gehört einfach zu seinem Charakter. Du wirst nie jemanden wirklich kennen, hat er mal gesagt, es gibt bei jedem ein Wenn und Aber. Dennoch denke ich, dass ich ihn recht gut kenne und dass er einfach nur ein anständiger Kerl ist. Jetzt lerne ich ihn noch von einer ganz anderen Seite kennen. Beim Fahren muss er sich ganz auf mich verlassen, denn er beherrscht das Motorrad nicht gut genug, um mit einem anderen hinter sich zu fahren. Aber sonst übernimmt er für alles andere die Verantwortung. Es steht uns noch eine Nacht im Freien bevor, da wir heute wegen unserer Pausen nur eine kürzere Strecke geschafft haben. Aber die verkrampften Beine bleiben uns erspart. Immerhin etwas… Moony hat den ganzen Tag kaum ein Wort gesagt und ich mache mir Sorgen um ihn. „Alles klar, Remus?“ frage ich ihn. „Yeah, sicher. Warum fragst du?“ erwidert er. „Weil du heute mal wieder soviel geredet hast.“ „Ach das. Kennst du doch von mir, oder? Hab ich doch immer, wenn der Mond voll wird. Bin dann immer müde, schlapp und hab keine große Lust, viel zu sagen.“ „Weis ich, aber so schweigsam wie jetzt, warst du noch nie.“ „Kann schon sein“, ist die knappe Antwort. Nun, man konnte noch nie viel aus Moony raus kriegen, wenn der nicht wollte. „Die Potters immer noch?“ will ich wissen. „Auch“, erwidert er. „Aber noch was anderes. Ich habe versucht, eine Stelle zu finden, bevor wir uns im Kessel getroffen haben. Hab einfach mal ein bisschen rumgefragt, was sich nach Hogwarts so anbieten würde. Aber immer kam die Frage: ‚Sie sehen nicht gesund aus. Welche Krankheit haben sie?’ und ich hatte keine Antwort darauf. Ich konnte ja schlecht sagen: ‚Oh, es ist bald Vollmond und dann laufe ich immer als Werwolf rum.’ Ganz schön frustrierend, oder?“ „Yeah“, meine ich. „Kann ich verstehen. Aber musst du es denn sagen?“ „Ich möchte nicht lügen und es käme über kurz oder lang sowieso raus. Es ist nämlich nicht nur so, dass die Leute Werwölfe fürchten, weil sie Angst haben, sie könnten gebissen werden. Es ist vielmehr so, dass Werwölfe als schwarze Kreaturen gelten und dass keiner ihnen traut…“ „Aber, Moony, du bist ein hoch anständiger Kerl und…“ falle ich ihm ins Wort. „Es spielt kaum eine Rolle, wie nett ich als Mensch bin“, meint er traurig. „Alle sehen in mir nur den Werwolf und nicht Remus Lupin.“ „Shit. Das ist echt eine dumme Sache“, erwidere ich. „Was wirst du tun?“ „Nun, ich habe eine Art Job entdeckt, den ich machen kann. Ich werde in St Mungos Proband, in der Forschung für Heilmittel. Ich kann es zwar wahrscheinlich nicht lange machen, aber es ist immerhin sowas wie ein Job und wird auch ganz gut bezahlt.“ „Mann“, platze ich heraus. „Du bist doch kein Versuchskarnickel…“ Er zuckt traurig die Achseln. „Ich werde natürlich weiter suchen, aber im Augenblick sieht es so aus, als hätte ich kaum Alternativen…“ „Du kannst nach Hogwarts jedenfalls erst mal bei mir wohnen, OK“, schlage ich ihm vor. „Danke, Padfoot, das ist schon mal eine große Hilfe und ich gerate nicht so in Zeitdruck.“ „Komm schon, Moony, wozu sind Freunde da…“  Das Grab der Lupins Nach der weiten Reise ist der Vollmond in Morties Wald das reinste Vergnügen. Wir laufen unter den Bäumen, dösen auf der Lichtung, spüren interessanten Gerüchen nach. Keiner stört uns dabei, denn der Wald gilt immer noch als verflucht. Den nächsten Tag und die nächste Nacht verschlafen wir unter dem dichten Blätterdach, dann geht es Remus wieder besser. „Ich möchte das Grab meiner Eltern besuchen“, murmelt er. „War noch nie dort. Wollte nicht alleine dorthin…“ Ich nicke und klopfe ihm auf die Schulter. „Ich begleite dich, OK?“, erwidere ich. „Kein Problem.“ Das Dorf hat einen uralten Friedhof und unzählige Generationen von Dorfbewohnern liegen hier begraben. Viele Grabhügel sind mit Unkraut überwuchert und Efeu rankt sich über altertümliche Steine und Kreuze. Wir suchen den ganzen Friedhof ab, bis wir das Grab seiner Familie finden. Ein liebloses Holzkreuz bezeichnet die Stelle, wo nahezu die ganze Familie Lupin begraben liegt. Keine Blumen schmücken den kleinen Hügel, nur Unkraut hat ihn überwuchert. „Nicht mal soviel hatte irgendwer für sie übrig“, murmelt er traurig. Dann kniet er sich vor das Grab, pult sein Taschenmesser aus der Jeans und beginnt das Unkraut zu jäten. Wieder nehmen seine Augen diesen brennenden Ausdruck an und ich weis, er würde gerne weinen, kann es aber nicht mehr. „Ich helf dir, wenn du willst“, murmle ich. „Du könntest mir einen Riesengefallen tun, Sirius“, meint er leise. „Was auch immer du willst“, erwidere ich. „Du kennst doch die magischen Kräuter, oder? Kannst du mir ein paar besonders hübsche besorgen? Sie haben für diese Pflanzen geliebt und ich denke, es würde ihnen gefallen, unter ihnen auf ewig zu ruhen…“ „Mach ich, Mann“, erwidere ich knapp und gehe. Ich habe natürlich sofort bemerkt, dass er hier ein wenig alleine sein möchte und ich will mich nicht in seinen ganz privaten Kummer einmischen. Ich gehe zum Wald, dort habe ich eine Menge von den Pflanzen gesehen, von denen er gesprochen hat. Ich kenne ihr Aussehen und ihren Geruch. Ich werde zu Tatze, da ich sie so leichter aufspüren kann. Hier kann ohnehin niemand die Verwandlung sehen. Meinen Umhang nehme ich zwischen die Zähne, weil ich die Pflanzen dort hinein tun will. Es fällt Tatze nicht schwer, die Pflanzen auszugraben und auf den Umhang fallen zu lassen. Es werden recht viele, bis ich mich entschließe, zu Remus zurückzukehren. Ich werde wieder zum Menschen und gehe zum Grab zurück. Remus kniet immer noch mit gesenktem Kopf davor und murmelt vor sich hin. Ich will seine Andacht nicht stören und bleibe etwas entfernt stehen. Trotzdem kann ich seine Worte hören. „…Mum, Dad ich habe euch so sehr geliebt. Ich dachte immer, ihr würdet mich genauso lieben. Doch ihr habt mich wohl immer mehr gefürchtet als geliebt. Habt immer gefürchtet, der Fluch würde auch über euch kommen. Ich bin traurig, so schrecklich traurig, dass ihr mich nicht mehr als euren Sohn haben wolltet, als Mum ein weiteres Kind erwartet hat. Ich hätte mein Geschwisterchen so gerne kennengelernt und jetzt wird niemand sie oder ihn kennen, niemand… Ach Mum, Dad, ich hätte mir eher das Leben genommen, als meiner Familie etwas anzutun. Aber es ist zu spät. Wir konnten das nicht mehr bereinigen, weil ihr euch für eure verflixten Pflanzen geopfert habt, euch und das ungeborene Kind. Das ist alles so verdammt schade. Hätte ich nicht meine Freunde, wäre ich euch schon längst gefolgt, dann hätten wir die Sache hinter dem letzten Schleier ins Reine bringen können und ich könnte endlich meinen Frieden finden und ihr auch…“ Er seufzt tief und kehrt aus seiner Versunkenheit ins hier und jetzt zurück. Zeit mich zu nähern, bevor er merkt, dass ich alles gehört habe. „Moony?“ frage ich leise und gehe auf ihn zu. „Sirius, hast du was gefunden?“ erwidert er und seine Stimme ist heiserer denn je. „Yeah“, erwidere ich und zeige ihm meine Ausbeute. „Da war noch eine Alraune im Wald, aber ich hab mich nicht getraut, sie auszugraben. Ich war als Tatze unterwegs.“ „Alraune, hmm, die hätte ich wirklich gerne für das Grab“, murmelt er. „Würdest du sie mir noch holen?“ „Wenn du willst, klar“, erwidere ich und mache mich erneut auf. Ich finde einen alten Blumentopf hinter einem anderen Grab und nehme ihn mit. Am Waldrand fülle ich ihn mit Erde. Ein bisschen Moos für die Ohren und es kann losgehen… Die Mutterpflanze ist uralt und riesig. Ich wage es nicht, sie auszugraben. Ihr Schrei würde mich mit Sicherheit töten oder zumindest in den Wahnsinn treiben, aber sie hat unzählige Ableger und von denen kann ich relativ gefahrlos einen nehmen. Vorsichtig lockere ich die Erde um eine kleine Pflanze. Dann packe ich sie an den Kopfblättern, wie wir es in Pflanzenkunde gelernt haben und zerre sie aus dem Boden. Die hässliche, babyartige Wurzel schreit wie am Spieß, aber das Moos hält das Schlimmste von meinen Ohren ab. Entschlossen stopfe ich sie in den Blumentopf und bedecke sie wieder mit Erde. Das stoppt ihre hohen Schreie. Mit meiner Beute kehre ich zu Moony zurück. Er hat bereits die meisten Pflanzen eingesetzt und nur in der Mitte einen Platz für die Alraune frei gelassen. „Du hast sie?“ fragt er. „Yeah“, erwidere ich. „Aber stopf dir erst mal ein bisschen Moos in die Ohren, die Kleine hat ein ganz schönes Organ.“ Moony nickt und kommt meiner Aufforderung nach. Dann gebe ich ihm den Blumentopf. Auch er packt die Alraune fest bei ihrem grünen Schopf und zerrt sie aus dem Behältnis. Er stopft sie in das Loch, das er für sie vorgesehen hat und bedeckt sie mit Erde. Gut dass es hier so einsam ist, sonst hätten die wilden, kreischenden Schreie jemanden schaden können. Remus steht auf und klopft sich die Erde von Händen und Jeans. „Gehen wir“, murmelt er. „Hier habe ich alles erledigt, was ich tun wollte. Danke, Mann, dass du meinen Wunsch nach Alleinsein respektiert hast. Ich wollte nicht ganz alleine hier her, aber ich wollte ungestört hier am Grab sein.“ „Schon gut, Moony“, erwidere ich und lasse durch nichts erkennen, dass ich etwas von dem mitbekommen habe, was er hier am Grab gesagt hat. „Lass uns wieder nach London zurückfahren, OK?“ „Yeah, fahren wir heim…“ Die Rückfahrt ist ohne Zwischenfälle und zwei Tage später sind wir wieder in Blacks Spot zurück. Die Ferien sind fast vorbei und schon bald fahren wir nach Hogwarts zurück.  James Osterferien Am Bahnsteig treffen wir auf Prongs und Lily. Sie sehen verliebter aus denn je, aber nicht besonders glücklich oder zufrieden. Wir nehmen uns ein gemeinsames Abteil und sind sehr neugierig, was die beiden erlebt haben. Wir werfen ihnen fragende Blicke zu, aber James scheint nicht so recht mit der Sprache raus rücken zu wollen. Lily wirft ihm ein schiefes Grinsen zu und meint: „Dann erzähle ich es ihnen eben. Nun, ihr wisst, dass meine Eltern Muggel sind und sie fanden es damals toll, als sie erfuhren, dass ich eine Hexe bin. Das hat sich im Lauf der Jahre auch nicht geändert, aber ich habe mich verändert. Ich gehöre irgendwie nicht mehr zu ihnen, ich gehöre in eure magische Welt. Nun, auch damit konnten sie sich irgendwie abfinden. Doch eine in unserer Familie konnte das nie. Weder damit, dass ich eine Hexe bin, noch dass es mir gefällt, noch dass ich nun zu einer anderen Welt gehöre. Es handelt sich um meine Schwester Petunia, sie ist sowas von muggelhaft, dass es höher nicht mehr geht. Sie weigert sich zu glauben, dass es unsere Welt überhaupt gibt und mich – mich hält sie für einen Freak.“ Sie seufzt schwer. „Nun, das lässt sich nicht ändern. Meine Eltern haben James freundlich aufgenommen, obwohl sie um ihn herumgeschlichen sind, als könne er jeden Moment explodieren oder sowas. Petunia hat ihn jedoch behandelt, als wäre er ein Asozialer oder als würde er aus der Gosse stammen. Als wisse er nicht, wie man mit Messer und Gabel isst oder zu dumm dazu sei, eine Dusche zu benutzen oder elektrisches Licht anzumachen.“ „Yeah“, fällt James ihr ins Wort. „Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich mir vorgekommen, als sei ich geistig minderbemittelt oder so…“ „Das bist du aber nicht, mein Schatz“, erwidert sie. „Ich denke, du bist mit allem besser klar gekommen, als ich zu hoffen gewagt habe.“ „Peter letztes Jahr“, erwidert der. „Wir haben Muggelkunde mit ihm gepaukt und daher weis ich einiges über Muggel und konnte mich darauf einstellen.“ „Wie auch immer, du hast dich vorbildlich verhalten. Nur, was auch immer James tat, meine Schwester hat das nicht von ihrer vorgefassten Meinung abgebracht und sie hat es ihn und auch mich spüren lassen.“ „Nur gut, dass ich noch keine Magie ausüben darf“, erwidert der. „Es hätte mich doch sehr in Versuchung geführt, ihr irgendeinen kleinen Fluch nachzuschicken…“ „Hat dich doch sonst nie gestört“, werfe ich ein. „Na ja, es ist doch noch was anderes Magie direkt vor Muggel auszuüben, als dort, wo es auch andere Magier gibt…“ „Na ja“, fährt Lily fort. „Wir hätten wirklich schöne Ferien gehabt, hätte nicht meine Schwester alles daran gesetzt, sie uns zu verderben. Wollten wir mit einander spazieren gehen, war sie dabei. Waren wir im Garten, trieb sie sich in der Nähe herum. Und nachts bestand sie darauf in meinem Zimmer zu schlafen, da sie ja das ihre großzügiger Weise James überlassen hatte. Wir hatten keine einzige Minute für uns allein.“ „Bis es Lil zu blöd wurde’“, fährt James fort. „Nun, ich wollte nicht zaubern, aber meine Kleine hier hat mich solange genervt, bis ich ihr den Tarnzauber gezeigt habe.“ „Wie konnte Lily dich nerven, wenn doch immer Petunia dabei war“, will Remus wissen. „Alte Runen“, kichert die. „Wir beherrschen beide diese Sprache gut genug, um uns darin halbwegs unterhalten zu können. Petunia verstand natürlich nur Bahnhof. Nun, ich habe sie schlafen geschickt und wir hatten unsere Ruhe.“ „Solange bis das erhöhte Ruhebedürfnis Lils Eltern auffiel…“ „…aber da waren die Ferien auch schon fast vorbei. Und in der Zwischenzeit hatten wir eine Menge Spaß miteinander.“ „Wenigstens konnte Petunia nicht mehr nerven.“ Er klingt nicht ganz glücklich, aber dennoch irgendwie zufrieden. Nun, mehr werden wir im Augenblick wohl nicht aus ihm raus bringen. Doch wir werden ihn später sicher noch eingehend ausfragen, wie mir ein Blick auf Moony zeigt. Auch er will mehr wissen, da bin ich mir ganz sicher. „Wo steckt eigentlich Peter?“ meint Lily. „Er hängt doch sonst immer bei euch ab.“ „Macht sich in letzter Zeit wieder mal etwas rar“, erwidert Moony. „Ich denke, er hat sich wieder mit Sara versöhnt. Ihr wisst schon, während der Zeit, wo wir Lily ausgebildet haben.“ James zuckt die Achseln. Die Antwort genügt ihm wohl. „Und was habt ihr angestellt?“ will er wissen. Wir erzählen es ihm eingehend. „Wäre in Blacks Spot auch noch ein Plätzchen für mich frei?“ fragt Lily etwas schüchtern nach. „Ich habe keine Lust, den Sommer wieder in Petunias Gesellschaft zu verbringen.“ „Platz ist genug da“, erwidere ich. „Du hast sogar dein eigenes Zimmer“, fügt Moony an. „Wir haben drei Betten ins Gästezimmer gestellt und das Schlafzimmer ist frei.“ „Wenn ich euch nicht auf den Wecker falle, würde ich gerne mitkommen.“ „Was werden deine Eltern dazu sagen?“ will James wissen. „Sie haben mich zwar fast schon wie einen Schwiegersohn in spe behandelt, aber ich denke kaum, dass sie davon begeistert sein werden, wenn du die großen Ferien alleine mit drei Männern verbringst.“ Lily lacht nur. „Was sie nicht wissen, macht sie auch nicht heiß. Ich werd ihnen erzählen, dass ich die großen Ferien im Gegenzug bei deinen Eltern verbringen werde.“ „Aber – aber, was, wenn sie bei meinen Leuten nachfragen? Wie du weist, ist mein Vater irgendwo im Ausland und meine Mutter liegt in St Mungos. Sie sind beide kaum irgendwie zu erreichen.“ „Na und?“ meint sie abenteuerlustig. „Dann können meine Eltern sie auch nicht fragen.“ James lacht in sich hinein. „Hört ihr das Mädel? Meine Lil, die passt schon zu uns…“ Ich werfe Remus einen Blick zu. Für so abenteuerlustig hätte ich Lily nie gehalten. Eher für jemanden, der sich immer an die Regeln hält. Sie passt noch besser zu James, als ich erwartet hätte. Auch sie hat diese wilde, tollkühne Ader, aber sie setzt sich noch stärker für Schwächere ein, als wir es je getan haben. Ihre Gründe, ich unserem Bund anzuschließen, waren noch etwas anders gelagert, als die unseren. Uns trieb eher eine Art Rache gepaart mit Abenteuerlust. Sie treibt ihr Gerechtigkeitssinn… „Yeah“, murmeln wir beide. „Lily ist schon richtig…“  Gespräch mit James Als wir wieder in Hogwarts sind, suche ich nach einer Gelegenheit, alleine mit James zu reden. Wegen Lily kann Remus ruhig dabei sein, aber ich will auch wegen ihm mit James reden. Die Gelegenheit bietet sich am Tag nach dem nächsten Vollmond, als wir im Gemeinschaftsraum auf Moony warten. Lily ist bereits schlafen gegangen und Peter hängt wirklich wieder mit Sara ab. Wir sind also endlich mal alleine. „Prongs, ich muss mit dir über Remus reden“, setze ich an. „Was ist mit Moony?“ erwidert er. „Mehrere Dinge. Einmal ist er so gut wie pleite. Ich möchte dich bitten, mir dabei zu helfen, wenn wir in einem Pub sind. Ich möchte, dass wir in Zukunft die Getränke zahlen. Wenn wir im Sommer in Blacks Spot sind, sollten wir die Lebensmittel zahlen, überhaupt alles, was irgendwie möglich ist, ohne dass er es merkt.“ „Yeah, sicher, kein Problem“, meint er. „Was sonst noch?“ „Wir waren an Vollmond oben in Cornwall und Remus hat das Grab seiner Familie besucht. Das weist du ja bereits, aber was du noch nicht weist, ist, was er dort am Grab gesagt hat…“ Ich erzähle ihm alles, an was ich mich erinnern kann. „…er weis nicht, dass ich es gehört habe, aber ich mache mir Sorgen um ihn. Er hat schon wieder Selbstmordgedanken. Er sagte etwas von wegen, er hätte sich schon längst seinen Leuten hinter dem schwarzen Schleier angeschlossen, wenn er uns nicht hätte. Es ist auch so, dass er auf der ganzen Reise recht schweigsam war und ich dachte es käme vom Vollmond, aber es war wohl auch noch was anderes. Er hat nach einem Job gesucht und keinen gefunden. Stell dir vor, Prongs, er will Versuchskaninchen in St Mungos spielen, um so sein Gold zu verdienen.“ „Spinnt der?“ platzt James heraus. „Das ist brandheiß. Dabei kann sonst was passieren.“ „Es ist echt verzweifelt und ich hab ihm angeboten nach Hogwarts erst mal bei mir in Blacks Spot zu wohnen. Gott sei Dank hat er angenommen. Da kann ich mich dann um ihn kümmern und aufpassen, dass er nichts tut, was er später bereut.“ „Gut“, seufzt James. „Ich hätte nie gedacht, dass es einmal eine Rolle spielen würde, dass du ein halbes Jahr älter bist als ich, aber nun tut es das. Du kannst über dein Vermögen bereits verfügen, ich noch nicht. Aber ich habe auch so genug Gold, um Moony unauffällig zu unterstützen. Und dann sie Sache mit Lil im Sommer…“ „Willst du nicht, dass sie mitkommt?“ frage ich erstaunt. „Doch, schon, aber ich traue mir selbst nicht. Wenn sie im Nebenzimmer schläft … du weist schon. Bei ihr daheim war das was anderes. Da waren ihre Eltern und die ätzende, neugierige Petunia, aber in Blacks Spot, da sind nur wir…“ „Komm, Mann, du bist bis jetzt nicht über sie her gefallen und wirst es wohl auch kaum tun, wenn wir bei mir sind, oder?“ „Außerdem gehören dazu immer zwei“, mischt sich plötzlich Moonys Stimme ins Gespräch. „Seit wann bist du wieder da?“ platzt James heraus. „Grade eben gekommen, hab nur das mit Lily gehört“, erwidert der. „Jetzt erzähl mal was wirklich in den Ferien war.“ „Ihr seid vielleicht neugierig“, brummt James. „Klar“, erwidere ich. „Du bist schließlich der einzige von uns, der `ne feste Freundin hat.“ „Schon gut, schon gut“, murmelt er, aber er ist nicht so unwillig, wie er klingen möchte. „Die erste Woche hing uns dauernd die dämliche Petunia im Kielwasser, bis Lil der Kragen geplatzt ist und sie sie verhext hat. Dann konnten wir endlich ein bisschen alleine sein. Jetzt kuckt nicht so, wir haben nicht miteinander geschlafen, klar? Mehr als ein bisschen knutschen, Händchenhalten und streicheln war nicht. Das wolltet ihr doch wohl wissen, oder?“ Wir laufen beide etwas rot an, aber das Thema ist einfach zu interessant. „Wenn du nicht davon reden willst…“ murmelt Moony. „Nee. Ich möchte schon, aber ich weis nicht, ob es richtig Lil gegenüber ist, klar?“ Wir nicken. Soviel Taktgefühl hätten wir ihm nur nicht zugetraut, aber er liebt das Mädel echt über alles. „Was wollt ihr wissen?“ setzt er hinzu. „Wie es war? Schön, einfach wunderschön. Aber ich musste mich wirklich sehr zurückhalten, als sie mich so gestreichelt hat…“ „Schlimmer Fall von blauen Eiern…“ murmelt Remus. „Woher weist du?“ platzt James heraus. „Genau das ist passiert. Ich schwöre euch, das ist sowas von übel … Wenn ich Lil nicht so sehr lieben würde, dann hätte ich sonst was mit ihr angestellt.“ „Du würdest dem Mädel nie Gewalt antun“, erwidert Remus. „Und wenn ihr es beide wollt, ist es doch auch OK.“ „Wenn wir es beide wollen…“ murmelt James. „Ihr würdet es im Sommer taktvoll übersehen, wenn ich mal nicht bei euch im Zimmer schlafe, stimmt´s?“ Remus lacht in sich hinein. „Padfoot kann sehr taktvoll sein und er schläft wie ein Stein, habe ich in den Ferien gesehen.“ „Was meinst du jetzt damit?“ fragt James. „Du weist doch, dass wir kurz vor dem Vollmond mit Sirius Kiste nach Cornwall rauf sind und du weist, was ich kurz vor Vollmond immer tue, damit ich als Werwolf nicht den Hündinnen nachlaufe, oder?“ „Ach das meinst du“, entgegnet James. „Und du hast einfach gepennt, Padfoot?“ grinst er mich an. „Klar“, erwidere ich. „Ich hab´s dir schon mal gesagt: Was der Körper braucht, muss er haben und ich denke, keiner von uns braucht dabei neugierige Zeugen, oder?“ „Nee, sicher nicht…“ „Hör mal“, meint Remus. „Alleine Lilys Vorschlag, dass sie den Sommer bei uns in Blacks Spot verbringen will, legt doch nahe, dass sie mehr von dir will, oder? Wenn du sie nicht überrollst, dann kommt schon alles in Ordnung.“ „Du meinst, sie will auch?“ stammelt James. „Keine Ahnung, Prongs. Ich denke, du solltest soweit gehen, bis sie nein sagt und dann hörst du einfach auf…“ entgegnet Remus. „…hörst einfach auf“, murmelt James. „Du hast leicht reden… Das gibt wieder dicke Eier und das ist echt nicht nett…“ „Na und?“ erwidere ich. „Mein Haus hat auch ein Klo und dort kann man dicke Eier recht gut loswerden…“ James lacht laut auf. „Ihr seid mir schon zwei…“ prustet er. „Na gut, dann freu ich mich halt einfach mal auf den Sommer…“  Schlimme Neuigkeiten Wenige Tage später erreichen uns unabhängig von einander zwei Briefe. Einer schlimmer als der andere. Eines Morgens, an einem sonnigen Wochenende schwebt eine uns unbekannte Adlereule zu James und liefert einen Brief ab. Er ist an uns alle drei adressiert und so beugen wir uns interessiert über das Pergament: Sehr geehrte Herren Potter, Black, Lupin, ich weis nicht, wie ich es ihnen schonend beibringen soll Gestern Nacht ist Mrs Potter von uns gegangen. Sie war den ganzen Tag bei klarem Verstand und hat liebevoll über ihre drei prachtvollen Söhne gesprochen, die noch an Hogwarts seien und von denen man noch große Dinge erwarten könne. Sie meinte noch, vielleicht sei es doch möglich, ihre Söhne nochmals zu sehen. Es schien ihr um Welten besser zu gehen und wir hatten bereits die Hoffnung, sie könne sich noch einmal erholen. Am Abend schlief sie ein und als die Schwester gegen Mitternacht nach ihr sehen wollte, hatte sie unsere Welt bereits verlassen. Mein herzliches Beileid ihnen dreien. Mehr Trost kann ich ihnen leider nicht bieten… Mit freundlichen Grüßen Heiler Farwick James Augen werden plötzlich leer. Er steht wie eine Marionette auf und rennt aus der Großen Halle, durch die Eingangshalle und ins Gelände hinaus auf den See zu. Ich bin ebenfalls wie vom Donner gerührt und kann kaum mehr denken. Ich weis nur eins, mein kleiner Bruder braucht Hilfe. Moonys Gesicht ist wieder wie aus Stein gemeißelt, aber er scheint seinen Verstand noch beisammen zu haben. „Komm, Padfoot“, stößt er mich an. „Nicht, dass er sich noch was antut.“ Gemeinsam eilen wir ihm nach. Auch Lily hat ihn gesehen, wie er aus dem Schloss gerannt ist und schließt sich uns an. „Was ist los?“ keucht sie im Rennen. „Mum“, nuschle ich und kann kaum reden. „Mrs Potter ist letzte Nacht gestorben“, meint Remus heiser. „James ist echt fertig und wir beide auch.“ James rennt ein ganzes Stück vor uns. Er ist schon fast am See, bremst ab, reißt sich die Kleidung vom Leib und stürzt sich ins Wasser. Wir beide wie die Wilden hinterher. Es macht fast den Eindruck, als wolle er sich ertränken. Er krault auf den See hinaus. Leider konnte er schon immer besser schwimmen als wir und wir können ihn nicht so schnell einholen, wie wir es wollen. Mitten im See hört er plötzlich auf sich zu bewegen und sinkt wie ein Stein in die Tiefe. Lily ist draußen geblieben und wir tragen noch unsere Kleidung, aber dennoch tauchen wir verzweifelt hinter ihm her. James ist weit unter uns und sinkt immer tiefer. Wie macht er das blos? Lebende Körper treiben gewöhnlich. Mit gewaltigen Armschlägen tauchen wir ihm hinterher. Meine Lungen beginnen nach zu brennen und zu stechen, aber ich lasse mich davon nicht abhalten, meinem Freund zu folgen. Remus ist neben mir und silbrige Luftblasen quellen aus seinem Mund. Ich strecke meinen Arm soweit ich kann und erwische James wirren, schwarzen Haarschopf. Remus Hand ist neben der meinen und er packt James Schulter mit eisernem Griff. Mit letzter Kraft stoßen wir uns wieder nach oben. Meine Lungen scheinen zu platzen und die Wasseroberfläche ist unendlich weit über uns. Es dauert eine schiere Ewigkeit, bis es wir sie durchstoßen. Köstliche Luft füllt meine Lunge und ich keuche und huste. Neben mir geht es Moony auch nicht besser. Aber wir haben James. Seine Augen sind geschlossen und sein Kopf rollt kraftlos hin und her. „Bringen wir ihn raus“, hustet Remus. Wir stellen uns sehr ungeschickt dabei an, ihn durchs Wasser zu schleppen, aber wir schaffen es, ihn ans Ufer zu bringen. Lily steht aufgeregt dort und hilft uns, ihn aus dem See zu ziehen. Remus rollt ihn auf den Bauch und klopft ihm auf den Rücken, aber er atmet scheinbar nicht mehr. „Lass mich, Moony“, schiebt Lily ihn weg. Sie rollt James wieder auf den Rücken und beginnt mit seinen Armen Pumpbewegungen zu vollziehen. Aber auch das scheint nicht viel zu bringen. „Nehmt seine Arme“, keucht sie „und macht mit diesen Bewegungen weiter. Ich versuch was anderes.“ Wir kommen der Aufforderung nach. Sie holt tief Luft, presst ihre Lippen auf die seinen und atmet in seinen Mund. Immer wieder und wieder, bis sich sein Brustkorb plötzlich hebt und er zu husten beginnt. „Schnell“, keucht sie. „Dreht ihn zur Seite, dass er das Wasser ausspucken kann.“ Wieder folgen wir ihrer Anweisung… Und James hustet weiter, erbricht einen gewaltigen Schwall Wasser, ringt keuchend nach Luft. „Himmel, kleiner Bruder“, murmle ich. „Das hat doch keinen Sinn. Auch wenn Mum nicht mehr ist, du musst weiter leben…“ „Ich kann nicht mehr“, hustet er. „Es ist zuviel. Ich komme nicht klar damit. Ich pack´s einfach nicht. Ich kann noch nicht mal weinen. Ich hasse mich dafür. Mum ist tot und ich kann noch nicht mal drüber weinen.“ „Konnte ich auch nicht, als ich vom Tod meiner Eltern erfuhr“, flüstert Moony. „Es gibt Dinge, die zu schlimm für Tränen sind…“ Lily ist die Einzige von uns, die noch trocken ist. sie greift nach James Robe und wickelt ihn hinein, dann nimmt sie ihn fest in die Arme. Tränen rinnen über ihr Gesicht… Sie war die ganze Zeit so stark und ohne ihre Hilfe, wäre es mit James aus gewesen und jetzt weint sie herzzerreißend. „Du dummer Kerl, was hast du dir nur dabei gedacht“, schluchzt sie. „Willst dich einfach umbringen. Was hätte ich ohne dich machen sollen. Ich liebe dich doch so sehr…“ James scheint seinen Kopf wieder zusammen zu bekommen. „Lil“, murmelt er. „Meine geliebte Lil. Nein, das wollte ich dir nicht antun. Ich konnte nicht mehr denken. Es war nur diese qualvolle Pein in mir, ein Leid, ein Kummer, stärker als jede Vernunft. Ich wollte sie im See ertränken, wollte, dass der Schmerz aufhört, einfach irgendwie endet…“ Remus stupst mich an und nickt in Richtung Schloss. „Gehen wir uns trocken legen. Lily wird hiermit schon fertig und besser als wir…“ Ich nicke und folge ihm in unserem Turm. Peter fängt uns in der Eingangshalle ab. „Was war denn mit Prongs?“ will er wissen. „Mrs Potter ist gestorben“, erwidert Remus in einem Tonfall, der Wurmschwanz veranlasst, keine weiteren Fragen zu stellen. Wir haben echt Glück, dass sonst keiner diese Szene mitbekommen hat… Doch leider war das noch nicht alles, was das Schicksal an Schlägen für uns bereithält. Am selben Abend sitzen wir vier im Gemeinschaftsraum zusammen und Lily versucht uns zu trösten. Peter steckt schon wieder mal sonst wo und darüber bin ich alles andere als böse. Wir hätten ihn hierbei echt nicht brauchen können. Er hat sich die Karte des Herumtreibers ausgeliehen und meinte, er würde sie brauchen. Wir haben sie ihm nur zu gerne geliehen, um ihn loszuwerden. Lily redet beruhigend auf uns ein und wir hängen unseren Erinnerungen an Mum nach. Wir erzählen ihr viel von unseren Aufenthalten von Godrics Hollow. Die Geschichten beruhigen uns und die Trauer sickert irgendwie aus uns heraus. Plötzlich ertönt ein Klappern an der Fensterscheibe und Lily springt auf. Sie lässt eine sehr zerzauste, fast mottenzerfressene Schreieule herein. Sie hüpft vor uns auf den Tisch und streckt ein Bein aus. Remus nimmt ihr das Pergament ab, sie schüttelt sich, sträubt ihr Gefieder und hebt wieder ab, fliegt zum Fenster hinaus. Der Brief ist an uns drei Jungs adressiert und trägt eine unbekannte, klobige Handschrift: Jungs, Ihr kennt mich nicht, aber ich weis eine Menge von euch. Mein Name ist Alastor Moody und ich bin Auror. Ich habe euren Dad auf seiner Reise begleitet, auf seinem letzten Großen Abenteuer, wie er es immer nannte. Und es war ein großes Abenteuer. Wir haben jenen verfolgt, der sich als Dunkler Lord bezeichnet. Nahe, sehr nahe kamen wir an ihn heran. Ach, Jungs, er hat so verdammt viele Schwarze Magier um sich geschart. Zu viele für uns beide… Sie haben uns erwischt und es kam zum Kampf. Ich hätte nie gedacht, dass euer Dad noch soviel Macht hat. Er kämpfte wie ein Held und hat ein paar von den Bastarden in den Orkus geblasen, aber es waren zu viele. Genau genommen nur einer zuviel… Er hat eurem Dad den Averda Kedavra entgegen geschickt und der konnte sich nicht mehr rechtzeitig ducken. Ich weis, dass ihr den Fluch kennt… Ein einziger grüner Blitz und alles ist vorbei. Nun, der Kerl, der das getan hat, sitzt bereits in Askaban. Fand ich die bessere Strafe, als ihn einfach umzulegen. Ich habe mich oft mit dem alten Potter unterhalten und weis daher, dass er so sterben wollte. Im Kampf, nicht im Bett. Er war bereit, mit einem letzten großen Knall abzutreten. Das hat er immer gesagt und das hat er auch geschafft … Er hat mich gebeten, euch zu benachrichtigen, wenn es geschehen ist. Das habe ich hiermit getan. Tut mir leid für euch, Jungs, ich weis, was der Alte euch allen dreien bedeutet hat. Aber vielleicht tröstet es euch, dass es immer sein Wunsch war, so zu gehen… Alastor Moody „Jetzt auch noch Dad“, murmelt James hohl. „Jetzt haben wir wirklich nur noch uns…“ „Wölfe“, murmelt Lily und streckt ihre Hand nach ihm aus. Er legt die seine hinein. „Wölfe“, gibt er zurück. Remus legt eine Hand darauf, gefolgt von der meinen. „Wölfe“, murmeln auch wir. Wir sind nicht verwandt, aber unser Pakt bindet uns stärker als Blut und diese nahezu stumme Bestätigung, dass wir füreinander da sind, tröstet uns auf eine seltsame Art. Plötzlich wird unser bedrücktes Schweigen von Peter unterbrochen, der zum Porträtloch hereinstolpert. Er sieht ganz derangiert und atemlos aus. Seine wässrigen Augen funkeln entsetzt. „Was ist denn mit dir los?“ will Lily wissen. Sie ist im Moment die einzige von uns, die ihren Kopf noch richtig beisammen hat. „Filch hat mich erwischt“ stammelt er. „Auf dem Rückweg zum Turm. War ein bisschen spät dran und wollte gerade auf die Karte schauen, um zu sehen, ob die Luft rein ist. Da stand er plötzlich vor mir. Ich hatte keine Zeit mehr, die Schrift zu aktivieren, aber er hat mir das alte Pergament trotzdem abgenommen … Sara hatte sich versteckt. Sie muss gleich kommen…“ Der Verlust der Karte ist zwar alles andere als schön, aber bei den schlechten Nachrichten, die wir heute bekommen haben, ist es kaum der Rede wert… „Macht nichts, Peter“, brummt James. „Geh schlafen, alles halb so wild…“ Wurmschwanz wirft ihm einen verblüfften Blick zu - er hatte wohl erwartet, dass wir ihm halb den Kopf abreißen – aber er sagt nichts mehr und trollt sich die Treppe hinauf. Schweigend sitzen wir noch eine Weile beieinander und spenden uns Trost. Dann entschließen sich Remus und ich schlafen zu gehen und Lily noch ein wenig mit James alleine zu lassen. Die Prüfungen kommen näher, aber keiner von und hat großes Interesse daran zu lernen. Peter sitzt mit Sara zusammen und paukt für ihre OZE. Sie weiss jetzt wohl, was es mit dem fünften Jahr auf sich hat, denn sie wirft ihm häufig entschuldigende Blicke zu. Wir sind jetzt eher mit Lily zusammen als mit Peter, sie ist eine wesentlich angenehmere Gesellschaft und nervt nie. Mit unseren dummen Streichen haben wir völlig aufgehört und nicht mal Snivellus bringt uns noch dazu Flüche durch die Gegend zu schicken, denn er ist kaum mehr in unserer Nähe. Vielleicht auch, weil er sich jetzt keine Hoffnung mehr auf Lily macht… Es ist das erste Jahr in dem wir nicht gelernt oder geübt haben, abgesehen von dem Training für Lily, aber wir beherrschen unseren ganzen Stoff trotzdem im Schlaf. Zu viele Jahre lang haben wir den ganzen Mist geübt. Dieses Jahr hatten wir wirklich andere Dinge im Kopf… Die Prüfungen sind schnell geschrieben und wohl auch bestanden. Doch bevor wir uns in die Ferien aufmachen, will Dumbledore uns nochmal sprechen.  Dumbledore stimmt zu Wir sitzen in seinem Büro und warten ab, was er uns zu sagen hat. „Ihr seid jetzt also wirklich mit Lily zusammen“, meint er. „Ich bin froh, dass ihr miteinander auskommt. Wie weit habt ihr Lily eingeweiht?“ „In alles, Sir“, erwidert Remus knapp. „Wir haben die Zeit genutzt, sie auszubilden und sie ist eine brillante Schülerin und Hexe.“ „Gut, sehr gut“, nickt der. „Was habt ihr für den Sommer geplant?“ „Wir werden alle zu mir nach Hause fahren“, erwidere ich. „Nicht nach Grimmauld Platz, nach Blacks Spot. Mein Onkel hat mir die Hütte hinterlassen.“ „Warum nicht wie üblich zu den Potters?“ „Sie wissen es nicht?“ stammelt James. „Nun ich weis, dass Mrs Potter in St Mungos ist und Mr Potter im Ausland, aber nichts desto trotz gibt es doch noch immer das Haus in Godrics Hollow.“ „Mum und Dad sind beide tot“, murmelt James und gibt Dumbledore die beiden Briefe, die er immer bei sich hat. „Das wusste ich nicht“, murmelt der, nachdem er sie gelesen hat. „Moody ist noch nicht wieder zurück und wir haben keine Nachricht von ihm erhalten…“ „Sie kennen Alastor Moody?“ will Remus wissen. „Er ist ein alter Freund von mir und ein sehr zuverlässiger Mann. Wenn er sich nicht meldet, dann ist er entweder sehr dicht an etwas dran oder er steckt in großen Schwierigkeiten. Aber jetzt weiter mit euren Angelegenheiten. Warum nicht nach Godrics Hollow?“ „Das Haus gehört mir erst, wenn ich volljährig bin und das werde ich erst im Oktober“, erwidert James. „Mein Dad meinte, Remus und Sirius sollten sich so lange um mich kümmern.“ „Nun gut. Ich denke, das kann ich akzeptieren. Die beiden sind schließlich erwachsen. Aber wie ist das mit dir, Lily?“ „Ich will diesen Sommer nicht nach Hause, Sir“, ist ihre Antwort. „Meine Eltern sind zwar Muggel, aber dennoch ganz OK. Es geht eher um meine Schwester und die ist eine echte Zimtzicke. Ich habe keine Lust, mir von der wieder die Ferien verderben zu lassen. Ich gehe mit nach Blacks Spot.“ „Sind deine Eltern damit einverstanden?“ will Dum-bledore wissen. Lily entschließt sich sofort, ehrlich zu sein. Wir alle wissen, dass Dumbledore es sofort merkt, wenn man ihn anlügt. „Die denken, ich fahre nach Godrics Hollow zu den Potters, weil doch James die Osterferien bei uns war. Sie denken auch, dass sie den Potters nicht schreiben können, weil sie doch Magier sind und keine Ahnung von Muggel haben, was natürlich nicht stimmt, aber sie wissen es nicht besser. Die Wahrheit würden sie wohl kaum verstehen. Ihr kleines Töchterchen mit drei Männern in einem Haus und keine Erwachsenen dabei, ich bitte sie, Sir…“ Der wirft uns einen strengen Blick zu, dann seufzt er. „Ich denke, ihr seid alt genug, um für euch selbst zu entscheiden und ich denke auch, dass ich mich auf euch verlassen kann, oder?“ Wir nicken. „Es wird nichts geschehen, womit nicht alle einverstanden sind“, meint Remus. „Das versprechen wir ihnen, Sir.“ Moony ist schlau genug, um uns ein Schlupfloch offen zu lassen. „Nun gut. Ich halte zwar nicht viel davon, dass Lily ihre Eltern belügt, aber ich bin froh, dass ihr den Sommer zusammen verbringt. Ich halte es für sicherer. Wenigstens zwei von euch sind vollwertige Magier und dürfen ihre Magie auch benutzen und ich denke, auch Lily und James sind alles andere als wehrlos.“ „Wir können uns wehren, Sir“, erwidert James. „Schon seit vielen Jahren und wir passen schon auf, dass keine Muggel etwas davon mitbekommen.“ „Remus, was wirst du in den Vollmondnächten tun?“ will er von Moony wissen. „Nach Cornwall apparieren und dort den Wolf durch Morties Wald toben lassen. Der Wald gilt als verflucht und ich bin dort sicher.“ „Du machst das schon länger, oder?“ „Ja, Sir, schon seit ich erwachsen bin. Es ist leichter, den Werwolf zu ertragen, wenn ich dann rennen und laufen kann. Das weis ich schon, seit ich vor Jahren einmal aus meiner Zelle zu Hause entkommen bin und seither nutze ich dazu jede Gelegenheit, die sich mir bietet.“ Er lügt nicht, sagt aber auch nicht die ganze Wahrheit und Dumbledore stellt nicht die richtigen Fragen… „Gut, dann verlasse ich mich auf euch. Bitte bereitet euch gut aufs nächste Jahr vor. Ich habe die seltsame Ahnung, dass wir es noch dringend brauchen werden und… Schöne Ferien…“  Lilys Überraschung Wir sitzen im Zug und fahren heim. Peter macht sich immer noch rar und ist jetzt fast dauernd mit Sara zusammen, aber uns ist das nur Recht. „Also“, meint Lily. „Was genau habt ihr in den Ferien vor?“ „Nun, wie schon gesagt“, erwidert Moony. „Zu den Vollmonden nach Cornwall.“ „Motorradfahren“, ist meine Antwort. „Mit dir abhängen“, entgegnet James. „Können wir auch ein bisschen durch London bummeln?“ will Lily wissen. „Es laufen ein paar Klasse Filme im Kino, die ich mir gerne ansehen würde.“ „Warum nicht“, meint James, „aber woher bekommen wir die richtige Währung?“ „Bei Gringotts“, erwidert sie. „Die tauschen auch in die andere Richtung.“ James wirft einen kurzen Blick auf Moony und zieht dann eine Augenbraue fragend in meine Richtung hoch, Ich verstehe ihn sofort und nicke bestimmt. Er wollte wissen, ob das ein Fall von Wir zahlen für Remus ist. Wir vier stehen uns inzwischen so nahe, dass wir auch schweigend beieinander sitzen können, ohne uns zu langweilen. Wir sind alle im letzten Jahr viel ruhiger geworden. Die ganze Blödelei hat aufgehört und Remus Frage von damals: Wann wollt ihr endlich erwachsen werden? Ist keine Frage mehr, wir sind es nämlich geworden. Eigentlich, ohne es richtig zu merken, der Lauf der Dinge hat uns einfach dazu gemacht. Als wir in London sind, reisen wir durch den Tropfenden Kessel nach Blacks Spot. Lily ist von dem Haus begeistert. „Ist ja scharf“, ruft sie. „So eine irre Bude, Padfoot!“ „Komm mit“, meine ich. „Ich zeig dir, wo du schlafen kannst.“ Und führe sie in das eigentliche Schlafzimmer. Sie macht große Augen und scheint sich hier sofort wohl zu fühlen. Sie stellt ihren Koffer in die Ecke und macht sich daran auszupacken. Wir haben an Ostern Onkel Alphards alte Klamotten weitgehend entsorgt und der Schrank steht leer. Lily nutzt das und packt ihre Sachen hinein. „Komm, Prongs“, meint Moony. „Wir zeigen dir unser Zimmer.“ James kann sich kaum von Lily losreißen, aber er folgt uns trotzdem. „Starke Bude, Padfoot!“ meint er. „Gefällt mir echt.“ Auch wir bringen unsere Sachen unter. „Ich geh kochen“, sagt Moony schließlich und trollt sich in die Küche. „Himmel“, murmelt James. „Das war jetzt ein eigenartiges Gefühl, zu sehen, wie Lil ihren Koffer auspackt. Irgendwie so – intim.“ „Warum meinst du, hat Moony dich hier rüber gelotst?“ entgegne ich. „Er hat einen recht feinen Sinn für sowas.“ „Was er wohl kocht?“ wundert sich James. „Ich schätze seinen Eintopf, weil er weis, dass wir ihn beide mögen.“ „Yeah, mit dem Zeug kann man sich so richtig schön voll stopfen“, grinst er zurück. Wir gehen in die Küche hinüber und richtig, dort ist Moony mit Lily und sie schälen Kartoffeln. Wir schließen uns ihnen an und putzen das Gemüse. „Ich hoffe ihr seid einverstanden damit“, meint Remus. „Aber wir müssen erst einkaufen, bevor ich was anderes kochen kann.“ „Ich kann auch ein bisschen kochen“, wirft Lily ein. „wenn wir die richtigen Sachen besorgen, aber eine tolle Hausfrau bin ich nicht.“ „Apropos Hausfrau“, meine ich. „Wie wär´s wenn wir mal wieder Andromeda besuchen?“ Remus fängt an zu strahlen. „Und Nymphchen…“ „Wieso fällt euch beim Stichwort Hausfrau Andromeda ein?“ will Lily wissen. James erklärt es ihr und sie lacht sich über seine Schilderung des Tonks´schen Haushalts kaputt. „Also die Familie möchte ich echt gerne kennen lernen, schickst du ihr ´ne Eule Sirius?“ „Mach ich“, gebe ich zurück. „Aber erst nach dem nächsten Vollmond“, meint Moony. „Es ist schon in drei Tagen wieder soweit. Wie wollen wir es dieses Mal halten?“ „Ich will mitkommen“, platzt Lily heraus. „Lil, du bist kein Animagus und als Mensch ist es viel zu gefährlich“, gibt James zurück. Lil grinst ihn an und plötzlich sitzt eine wunderschöne Schleiereule auf ihrem Stuhl. Sie ist ebenfalls ein Animagus. „Wie – wie – wie“, stammelt James. Sie wird wieder zum Menschen. „Ich habe das schon geübt, seit ich davon weis, dass ihr welche seid. Es war ziemlich schwer, aber schließlich habe ich es letztes Jahr geschafft. Dann musste ich aber noch lernen zu fliegen. Das ist nämlich eine ganz spezielle Fähigkeit und liegt nicht im Animagus selbst. Ich wollte mich mit meinen ungeschickten Versuchen nicht vor euch blamieren.“ Sie schaut unsere erstaunten Gesichter an und grinst. „Ist mir gelungen, oder, meine Überraschung?“ „Du weist, dass du das geheim halten musst, oder?“ wirft Moony ein. „Nur Andromeda weis noch davon, sonst keine lebende Seele außer uns. Noch nicht mal Dumbledore hat die geringste Ahnung davon.“ „Das war mir schon von Anfang an klar“, winkt sie ab. „Aber die Vorstellung, vor meiner Schwester zur Eule zu werden ist zu schön.“ James beginnt prustend zu lachen. „Yeah“, kichert er. „Die olle Petunia kippt dir garantiert aus den Latschen…“ „Nun bring sie doch nicht auch noch auf dumme Gedanken“, meint Moony stirnrunzelnd und beginnt mit dem Kochen. „Keine Sorge, Remus, die Vorstellung ist echt stark, aber tun würde ich es dann doch nie“, beruhigt ihn Lily. „Aber was anderes, wie kommen wir nach Cornwall?“ „Wir apparieren“, erwidert James. „Du auch?“ „Yeah, sicher. Schon seit einiger Zeit.“ „Aber ich kann es noch nicht“, meint sie enttäuscht. „Das bringen wir dir bis dahin zuverlässig bei“, beruhige ich sie. „Du bist eine so tolle Hexe, da dürfte das kein Problem sein.“ Sie nickt mir dankbar zu.  Ferien mit Lily Und Lily lernt wirklich schnell. Bereits drei Tage später ist sie tatsächlich in der Lage, mit uns nach Cornwall zu apparieren. Wir drei werden zu Animagi und warten den Mondaufgang ab, der Remus zum Werwolf macht. Lily sieht zum ersten Mal die Verwandlung. Sie sitzt auf einem Ast und schaut mit ihren funkelnden Eulenaugen auf unsere Gruppe herunter. Sie muss zu Tiefst beeindruckt sein, denn sie schüttelt sich selbst in ihrer Tiergestalt. Kaum ist Remus Verwandlung beendet, beginnen wir, wie gewohnt durch den Wald zu laufen. Lily segelt in ihrer Eulengestalt über uns dahin. Sie muss wirklich sehr viel geübt haben, denn sie fliegt beinahe so gut, wie ein echter Vogel. Die Vollmondnacht macht noch mehr Spaß als sonst, denn Lily ist als Eule wirklich witzig. Manchmal fliegt sie so knapp über uns hinweg, dass uns ihre Flügelspitzen streifen. Schließlich lässt sie sich auf James Schulter nieder und reitet auf ihm durch den Wald. Es ist mitten im Sommer und die Nacht ist sehr kurz. Schon bald dämmert der Morgen herauf. „Wow“, meint Lily. „Das macht ihr also immer bei Vollmond. Echt stark.“ Ihre Augen funkeln und sie strahlt. „Was machen wir jetzt?“ will sie wissen. „Pennen“, erwidert James knapp und gähnt. „Lasst uns nach Blacks Spot zurückkehren“, schlägt Moony heiser und müde vor. Ich nicke nur und wir apparieren nach Hause. Wie wir es gewohnt sind, frühstücken wir erst mal, bevor wir uns schlafen legen. Remus döst bereits im Sitzen vor sich hin. „Komm, Moony“, meine ich. „Gehen wir uns ablegen, du siehst todmüde aus.“ Er nickt und gähnt, folgt mir taumelnd in unser Schlafzimmer. James und Lily bleiben zurück. Sollen sie doch. Das geht mich überhaupt nichts an. Kaum liegen wir auf unseren Betten hat uns auch schon der Schlaf überrollt… Als ich wieder wach werde, ist es schon später Nachmittag. Remus schläft noch und ich entscheide, dass ich mal was kochen könnte. Ein Blick auf James Bett zeigt mir, dass er da sicher keine Minute drin gelegen hat. Na ja, mit sowas hatten wir ja auch gerechnet. Ich finde Prongs in der Küche, wo er gedankenverloren in einer Tasse Tee herumrührt. „Lil schläft noch“, murmelt er. „bin auch erst grade wach geworden…“ Ich setze mich zu ihm und schenke mir auch eine Tasse Tee ein. Wenn er reden will, wird er das schon tun. Wenn ich ihn zu sehr dränge stammelt er nur rum. „Was ist mit Moony?“ will er wissen. „Pennt auch noch“, erwidere ich. „War heute morgen echt müde und ich auch.“ James brummt bestätigend. „Hab noch eine ganze Weile mit Lil gequatscht“, meint er. „Bis wir beide vor lauter Gähnen kaum mehr ein Wort raus bekamen. Hat gemeint, ich soll doch in ihr Zimmer mitkommen. War mir echt nicht sicher, was ich tun soll, bin dann aber doch mitgegangen. Lil hat sich einfach mit ihren Klamotten aufs Bett gelegt und mich aufgefordert, dass ich mich neben sie lege. Hat sich an meine Schulter gekuschelt und bevor noch mehr geschehen konnte, waren wir beide tief und fest eingeschlafen…“ Er lacht leise in sich hinein. „Weist du, Padfoot, ich hätte nie gedacht, dass es so schön sein kann, einfach nur neben Lil zu schlafen und neben ihr aufzuwachen. Blos das … Und es war einfach mehr als nur OK.“ Mein kleiner Bruder sieht aus, als sei er heute um ein paar Jahre erwachsener geworden. Nichts passiert, hat er gesagt. Ich denke in gewisser Weise ist eine ganze Menge geschehen. „Siehst du“, meine ich daher. „Keine Probleme mit Blauen Eiern, oder?“ „Nee. Bin viel zu schnell eingepennt“, entgegnet er. „Trotzdem war das schon was Besonderes.“ Lily kommt gähnend herein gewankt. „Hi, Jungs“, murmelt sie. „Ausgeschlafen?“ Wir nicken. „Ist man immer so müde, nach einer solchen Nacht?“ will sie wissen. „Nee, Lily, nicht immer“, erwidere ich. „Wir dösen meistens in unserer Tiergestalt und dann geht es am nächsten Tag besser. Ginge ja auch gar nicht anders, wenn wir zum Unterricht müssen. Würde verdammt schnell auffallen, stimmt´s?“ Sie nickt. Da kommt auch Remus herein. „Dann sind wir ja wieder komplett“, meint James. „Was wollen wir kochen?“ Schnell bekommen wir unser Leben in Blacks Spot in den Griff und eine gewisse Routine spielt sich ein. Irgendeiner kocht. Ein anderer kauft ein, wieder ein anderer räumt auf. James verbringt die meisten Nächte doch bei uns im Zimmer. Er scheint auf eine erneute Einladung seiner Angebeteten zu warten und sie scheint auf eine Frage von ihm zu warten. Remus und ich finden das echt amüsant, aber wir sagen nichts dazu. Ich gase wieder mit meinem Motorrad durch die Gegend, fahre in die Winkelgasse, Gold umtauschen, denn Lily will unbedingt mit uns ins Kino. Sie ist viel mit James in Muggel London unterwegs und Moony hat die Vorzüge von Onkel Alphards Bibliothek entdeckt. Man bringt ihn kaum hinter den alten Büchern hervor. An den Abenden sitzen wir oft zusammen und Moony berichtet uns begeistert von Zaubern von denen er tagsüber gelesen hat. Es sind wirklich interessante Dinge dabei. Unter anderem hat er in einem Buch gelesen, wie man sich selbst im Notfall einen Zauberstab herstellen kann. Coole Sache, denn man weis ja nie… Eines Abends kommen James und Lily mit Kinokarten daher und fordern uns auf, mitzukommen. Zum ersten Mal wird wirklich klar, dass Lily aus einer anderen Welt stammt. Sie kennt sich echt aus und führt uns zu einem Kino. Es ist eine völlig neue Erfahrung für mich, einen Film anzusehen. Ich wusste gar nicht, dass auch die Muggel bewegte Bilder kennen, dachte das gäbe es nur in unserer Welt… Der Film heißt Tommy und wird von hämmernden Rhythmen einer britischen Rockband begleitet. Mir gefällt er, aber ich denke nicht, dass James und Lily viel davon mit bekommen, denn deren Lippen kleben unentwegt aneinander. Remus starrt wie gebannt auf die Leinwand und wiegt sich im Takt. Der Raum ist sehr dunkel und meine Freunde sind nicht das einzige Pärchen. Wirklich eine eigenartige Erfahrung, aber eine gute… Als der Film zu Ende ist, schlendern wir durch das nächtliche London. Es hat schon was. Die dunklen Straßen, die vielen Lichter, die vielen Menschen, die unterwegs sind… „Hat dir gefallen, was Moony?“ frage ich Remus. „Klasse“, erwidert der. „Muss Lily fragen, ob es noch mehr solche Filme gibt, wenn sie wieder ansprechbar ist…“ Lily und James gehen nämlich eng umschlungen vor uns und scheinen sich in ihrer eigenen Welt zu befinden. Wir wollen sie dabei nicht stören. „Ich finde es schön“, sage ich leise zu Remus. „Es freut mich echt, dass die beiden endlich zusammen sind.“ „Mich doch auch“, erwidert er. „Und ohne, das unsere Freundschaft kaputt gegangen ist. Im Gegenteil.“ „Ich finde es nur witzig, wie die beiden in Blacks Spot umeinander herumschleichen“, füge ich an. „Jeder wartet, dass der andere was sagt.“ „Yeah. Hast du eine Ahnung, was nach dem Vollmond zwischen den beiden war?“ will er wissen. „Nichts“, erwidere ich. „Sie waren beide zu müde und haben nur nebeneinander geschlafen. Aber ich habe so ein Gefühl, als würde heute Nacht wieder mal ein Bett leer stehen.“ Remus lacht leise in sich hinein. „Yeah, da könntest du Recht haben. Du was anderes … Hast du schon an Andromeda geschrieben?“ „Oh, yeah, hab ich ganz vergessen“, erwidere ich. „Sie hat gemeint. Sie sei im Urlaub an der Küste und würde Mitte August wieder zurück sein, dann könnten wir gerne vorbeikommen.“ „Gut“, meint Moony. „Ich freu mich schon auf Nymphchen.“ „Du magst die Kleine echt gern, oder?“ „Yeah. Für mich ist sie ganz was Besonderes, wo ich doch geholfen habe, sie auf die Welt zu bringen. Fast sowas, wie eine kleine Schwester oder Tochter.“ „Na ja, viel Familie haben wir wohl alle nicht mehr, stimmt´s?“ meine ich etwas traurig. „Yeah“, erwidert er. „Aber wir haben immer noch uns und das ist auch eine ganze Menge.“ Ich nicke und schiebe die trüben Gedanken, die mich schon wieder Mal überfallen wollten, rasch bei Seite. Ich will mir den schönen Abend nicht verderben lassen. Wir hatten Recht, mit unserer Vermutung, dass das dritte Bett in unserem Zimmer in dieser Nacht leer bleiben würde. Die Beiden gehen ganz selbstverständlich in Lilys Zimmer als wir nach Hause kommen. Remus und ich grinsen uns an. Da wir noch nicht recht müde sind, hängen wir noch ein bisschen im Salon ab und genehmigen uns ein Butterbier. „Lust auf ein paar Partien Schach“, meint Moony. „Ich bin noch zu wach zum Schlafen.“ „Yeah, gute Idee.“ Wir spielen die halbe Nacht, bis uns die Augen zufallen. Langsam werde ich richtig gut, aber Moony kann ich immer noch nicht schlagen. Schließlich gehen auch wir beide zu Bett.  Besuch bei Andromeda Es ist wirklich seltsam, so eigenverantwortlich als Erwachsener zu leben. Nichts hat mich darauf richtig vorbereitet, aber wenn man einen Schritt nach dem anderen macht und sich genau überlegt, was man tun will, dann klappt das schon alles. Die Zeit vergeht rasch und den nächsten Vollmond verbringen wir wieder in Cornwall. Auch gehen wir wieder miteinander ins Kino und Moony genießt jeden einzelnen der Musikfilme, die wir uns ansehen. Immer seltener schläft James noch bei uns im Zimmer, aber weder Moony noch ich bekommen etwas von dem aus ihm heraus, was in dem anderen Zimmer geschieht. Wir wollen aber auch nicht zu neugierig nachbohren, denn schließlich geht die Sache nur die beiden was an… Es wird Mitte August und eine Eule von Andromeda kommt an, die uns mitteilt, dass sie wieder zu Hause ist. Schon am nächsten Tag reisen wir durchs Feuer zu ihr. „Schön euch wieder mal zu sehen, Jungs“, begrüßt sie uns freundlich. „Und wer ist die nette junge Dame, die ihr mitgebracht habt?“ „Lily Evans, Ma´am“, murmelt die. „Nichts Ma´am, einfach nur Andromeda, wie für die anderen auch, meine Liebe“, erwidert die. Lily lächelt sie freundlich an. Die Wohnung hat sich nicht sehr verändert. Man sieht nur, dass wieder eine Menge Reparaturen angefallen sind. Ted und Nymphadora, schätze ich… „Wo ist Nymphchen?“ will Moony wissen. „Sie schläft Gott sei Dank“, erwidert Andromeda. „Das letzte Mal als ihr da wart, war sie noch sehr klein, aber sie ist gewachsen und damit auch das Chaos, das sie regelmäßig anrichtet. In Verbindung mit Ted ist es eine riesige Verantwortung und ich kann noch immer nicht meiner Arbeit nachgehen. Tut mir zwar Leid, aber meine Familie ist mir wichtiger. Langsam kann ich deinen Dad verstehen, James. Wie geht es eigentlich deinen Leuten?“ Sie stellt die Frage ganz unschuldig und möchte es einfach nur wissen. Wir werfen ihr alle drei einen doch sehr bedrückten Blick zu. „Was ist?“ fragt sie nach. „Weist du es den nicht?“ murmelt James. „Bitte Moony, mach du, du kannst das besser.“ „Sie sind beide schon vor Ostern gestorben. Tut mir leid Andromeda. Mrs Potter litt an einer degenerativen Erkrankung und hat Stück um Stück ihr Gedächtnis verloren und Mr Potter war hinter Voldemort her und wurde von dessen Anhängern ermordet.“ Andromeda keucht. „Das wusste ich nicht. Keiner hat mir was gesagt und mit dem Ministerium stehe ich kaum mehr in Verbindung. Himmel, das tut mir so leid für euch. Wie kommt ihr jetzt zu Recht?“ „Geht schon“, erwidert Moony. „Ich bin schon neunzehn und Sirius ist auch erwachsen. Mr Potter hat uns die Verantwortung für James übergeben, bis auch er volljährig ist. Wir wohnen in den Ferien in Alphards alter Wohnung.“ „Und Lily?“ fragt Andromeda nach. Sie wollte schon immer alles ganz genau wissen. „Wohnt auch bei mir“, antworte ich. „Allein mit drei Männern, Lily?“ wendet sich meine Cousine an sie. „Warum nicht“, entgegnet sie. „Remus und Sirius sind wie Brüder für mich und James werde ich später mal heiraten - Also, wo liegt das Problem?“ Andromeda schüttelt den Kopf. „Ihr seid mir schon welche … Aber ich denke es ist schon OK. Schließlich habe ich auch erst mal ein paar Jahre mit Ted zusammengelebt, bevor wir geheiratet haben…“ KRACH „Nymphchen ist wach“, rufen wir drei Jungs im Chor. Lily versucht erfolglos, sich ein Lachen zu verkneifen und Andromeda seufzt wieder mal. „Gehen wir rüber“, meint sie knapp. Wir folgen ihr ins Kinderzimmer. Hier hat sich dann doch einiges geändert. Am Boden liegen dicke Matten und alle Regale und Schränke sind sicher an den Wänden befestigt. Alles was irgendwelche Verletzungen verursachen könnte, jegliche spitze Kante oder Ecke ist aus dem Zimmer verschwunden. Selbst das Bett ist abgerundet. „Ich hatte es satt, meine Kleine dauernd zusammenflicken zu müssen. Nicht mal die Zauber haben gereicht, um sie erfolgreich zu schützen“, murmelt meine Cousine. „Nymphchen, Besuch!“ wendet sie sich an das Mädchen. Die Kleine ist sehr gewachsen und hält sich inzwischen etwas mit ihren Verwandlungen zurück. Sie scheint es gelernt zu haben. Wer weis, wieviel Nerven es Andromeda gekostet haben mag, sie soweit zu bringen… „Meine Onkels!“ ruft das Mädchen. „Besuch für Nymphy!“ sie klatscht in die Hände und hüpft durchs Zimmer. „Bist du meine Tante?“ hoppelt sie auf Lily zu. „Ja, ich denke, so könnte man sagen“, erwidert Lily verblüfft und hebt die Kleine hoch. „Du bist aber eine ganz Niedliche“, meint sie. Stimmt. Nymphadora sieht heute aus, wie ein kleiner Engel, mit goldenen Löckchen, einem herzförmigen Gesichtchen und himmelblauen Augen. Aber kaum hat Lily zu ihr gesagt, sie sei niedlich, verzieht sie ihr Gesicht und es verändert sich. Ihr Haar wird so rotbraun, wie das von Lily und ihre Augen nehmen ebenfalls Lilys Form und Farbe an. „Wow“, meint die. „Metamorphmagus. Ihr habt mir gar nichts davon gesagt, Jungs…“ „Hättest du eh nicht geglaubt, oder Lil?“ erwidert James. „Nee, nicht so ganz. Ich hab zwar mal was davon gelesen, aber das glaubt man wirklich erst wenn man es sieht“, gibt sie zur Antwort. „Nymphchen“, meint Andromeda streng. „Du sollst das doch nicht tun, wenn Leute da sind.“ „Aber Tante ist so schön, Nymphy, will so aussehen, wie die Tante“, piepst die Kleine. „Tante, lass Nymphy runter“, meint sie zu Lily und beginnt zu zappeln. „Spielst du mit meinem Dachen und meinem Fliegpferdchen?“ „Sie liebt die Viecher, die ihr damals angeschleppt habt“, murmelt Andromeda uns zu. „Sie sind schon ganz abgekaut und räudig, aber sie gibt sie nicht her.“ „Lil hat mit mir eine Puppe mit Kleidchen für Nymphchen besorgt“, erwidert James und zieht die Sachen aus seiner Robe. Wir wussten davon und haben Lily Gold mitgegeben, damit sie auch genug besorgen kann. „Nymphchen“, wendet sich James an das Kind. „Schau mal, wir haben dir was mitgebracht.“ „Oh, Puppe, Puppe und Kleidchen“, jubelt die Kleine und stürzt auf uns zu. Sie ist so schnell, dass es keiner verhindern kann, dass sie wieder mal über ihre eigenen Beine stolpert und der Länge lang hinschlägt. Remus beugt sich sofort über sie und stellt sie wieder auf die Beine. Sie schaut ihn nur an und weint noch nicht mal. „Danke, Onkel“, piepst sie. „Du bist lieb.“ In Remus Augen steht ein eigenartiger Ausdruck. Ich weis, dass ihm die Kleine viel bedeutet, aber jetzt wird mir klar, dass er sie regelrecht liebt … Er liebt ein Mädchen von noch nicht mal drei Jahren… Nun, es ist seine Sache. Nymphadora läuft mit der Puppe wieder zu Lily hinüber und beginnt äußerst angeregt mit ihr zu spielen. „Lassen wir die beiden“, meint Andromeda “und gehen wir ins Wohnzimmer. Lily? Kann ich dich mit Nymphchen alleine lassen?“ „Sicher“, erwidert die geistesabwesend. „Kein Problem. Stimmt´s Nymphchen. Wir spielen grade so schön…“ Wir folgen meiner Cousine ohne weitere Worte in den anderen Raum. „Eine tolles Mädel hast du da, James“, meint sie nach dem sie uns Tee serviert hat. „Hat ja auch lang genug gedauert, bis er sie endlich erobert hatte“, gebe ich zurück. „Er ist schon in sie verknallt, seit er sie kennt.“ „Zieh mich nicht wieder auf, Padfoot“, grummelt James. „Du weist, was sie mir bedeutet…“ „Komm schon, kleiner Bruder“, wirft Remus ein. „Nicht schmollen. Wissen wir doch, aber manchmal bist du einfach zu verliebt, da müssen wir dich mal wieder aus deinen rosa Wölkchen runter holen.“ James lacht in sich hinein und winkt ab. „Und was ist mit euch beiden?“ will Andromeda wissen. „Keine große Liebe in Sicht?“ Remus schüttelt den Kopf. „Kannst dir doch denken, warum, oder?“ entgegnet er. Sie wirft ihm einen fragenden Blick zu. „Der Werwolf“, antwortet er. „Ich darf mich mit keinem Mädel einlassen. Zu riskant.“ „Oh, Mist“, meint sie. „Daran habe ich gar nicht gedacht. Und was ist mit dir Sirius?“ „Hab noch keine gefunden, die Lily das Wasser reichen könnte. Und die war schon immer James Angelegenheit.“ „Aber es gibt doch sicher eine Menge hübsche Mädchen in Hogwarts“, entgegnet Andromeda. „Schon, aber es geht mir nicht um Schönheit. Ich erwarte mehr, von einer Frau, als dass sie nur schön ist. Du musst doch nur an Bellatrix denken. Die ist echt schön, aber es gibt kaum ein größeres Miststück als sie, abgesehen vielleicht von meiner Mutter, oder?“ Andromeda nickt. „Yeah, stimmt schon, aber du kannst doch nicht einfach Leute ablehnen, nur weil sie gut aussehen, Sirius.“ „Nee, tu ich auch nicht. Aber wenn ich mich mit den hübschen Mädels in Hogwarts unterhalte, dann kommt nichts rüber, verstehst du? Nichts, was ich bei ´ner Freundin erwarte. Keine Kameradschaft, keine – nun – ich weis nicht recht, Brillanz… Ich meine ich möchte mich mit einem Mädel auch über andere Sachen unterhalten können als über hübsche Kleider oder interessante Frisuren. Nee, Andromeda, solange es nicht echt passt, hänge ich lieber mit meinen Freunden ab, das bringt mir mehr.“ Moony grinst. „Ich hab´s dir schon gesagt und ich sag´s dir wieder: Du stellst einfach zu hohe Ansprüche.“ „Warum auch nicht. James hat Lily gefunden und erobert. Warum sollte nicht auch für mich irgendwo so ein Mädel rumlaufen? Ich hab viel Zeit, ich kann warten…“ Andromeda lacht. „Ich wusste schon immer, dass du was im Kopf hast, aber dass du so denkst … Nun die meisten Männer in deinem Alter gehen eher auf eine hübsche Schale und der Kern ist ihnen egal. Respekt, Cousin, du bist schon richtig…“ Lily kommt wieder herüber. „Sag mal, Andromeda, ist das normal?“ will sie wissen. „Nymphchen hat gemeint sie sei müde, hat sich hingelegt und war sofort eingeschlafen.“ Andromeda nickt. „Gott sei Dank. Sonst wäre ich inzwischen wahnsinnig geworden. Sie und Ted kosten nämlich ganz schön Nerven…“ „Aber du liebst ihn noch immer, oder?“ frage ich. „Ja, sicher liebe ich meinen alten Tollpatsch“, entgegnet sie. „Aber ich würde wirklich gerne wieder arbeiten, gerade jetzt … Ich denke ihr kennt die Lage, aber ich kann doch Ted nicht mit der Kleinen alleine lassen…“ „Vielleicht wächst er ja mit den Aufgaben“, meint Remus. „Kannst du nicht erst mal ganz langsam anfangen? Einen oder zwei Tage in der Woche?“ „Auror ist nicht gerade ein Teilzeitjob“, erwidert sie traurig. „Und wenn du erst mal einfach im Büro arbeitest?“ schlage ich vor. „Einfach, um wieder rein zu kommen und wenn es klappt, dann kannst du ja wieder mehr machen.“ „Hmm“, meint sie. „Kann ich versuchen. Wisst ihr, schön langsam fällt mir hier nämlich die Decke auf den Kopf.“ „Kann ich mir vorstellen“, erwidert Lily. „Ich möchte auch mal Kinder haben, aber nur Hausfrau und Mutter zu sein, nee, ich denke das ist nichts für mich.“ „Ich helf dir schon mit unseren Kindern“, murmelt James. „Dafür wirst du wohl Zeit haben, wenn du wirklich Profi beim Quidditch wirst“, wirft sie ein. Nun ja, ich wusste schon immer, dass Lily eine Dame ist, die ganz genau weis, was sie will. Andromeda lacht in sich hinein. „Yeah, ihr seid schon richtig…“ Es ist schon spät, als wir Andromeda wieder verlassen, aber sie drängt uns freundlich, zu gehen, bevor Ted heimkommt. Denn wo Ted ist, herrscht das Chaos…  Kapitel 14: Das letzte Jahr --------------------------- Kapitel 7 Das letzte Jahr Dicke Luft in Hogwarts Der Rest der Ferien vergeht schnell und wir fahren in unser letztes Jahr an Hogwarts. Wir fühlen uns erholt und auf alles vorbereitet. Wir wurden in den Ferien von keinen üblen Gerüchten belästigt und machen uns keine großen Sorgen über das, was Dumbledore gesagt hat. Wir erwarten eine gewisse Unsicherheit und Gedrücktheit, aber das, was wir antreffen, haben wir in keinster Weise erwartet… Ein eigenartiger Bursche ist in Slytherin aufgetaucht und ich finde schnell heraus, dass er aus Dumstrang kommt. Er spricht mich nämlich an. „Du musst Sirius Black sein“, meint er. „Ich bin Igor Karkaroff und kenne deinen Bruder Regulus. Ich soll dir Grüße von ihm ausrichten und dich fragen, ob du dich nach der Schule auch dem Dunklen Lord anschließen willst.“ Er hat mich ohne meine Freunde abgefangen und ich bin sprachlos. Was will dieser geleckte Finsterling von mir? Wenn er Regulus kennt, muss er auch wissen, dass ich enterbt bin und nichts mit dem edlen und uralten Haus der Black zu tun habe… „Nein, Karkaroff, bestimmt nicht, such dir die Anhänger für Voldemort wo anders, aber nicht bei mir. Bleib mir mit dem ganzen Mist blos vom Leib und lass mich mit schwarzer Magie in Ruhe…“ Seine Augen haben einen entsetzten Ausdruck angenommen, als ich den Namen ausgesprochen habe, aber das ist mir egal. Soll er doch. Wegen so einem Kerl nehme ich mich sicher nicht zurück. „Du wirst schon noch sehen, was du davon hast“, murmelt er, dreht sich auf der Ferse um und geht. Sein Umhang bläht sich theatralisch hinter ihm und er schreitet davon, als würde die Schule ihm gehören… So ein aalglatter Dreckskerl und da war ich immer der Meinung, Snivellus sei schmierig. Ich hatte wohl keine Vorstellung davon, wie schmierig ein Mensch wirklich sein kann, auch wenn Karkaroff alles andere als ungepflegt ist, so hat er doch eine schleimige Art an sich, die Snivellus direkt anständig erscheinen lässt… Überhaupt Snivellus… Er macht sich wieder rar. Braut wohl erneut seine Tränke und immer noch können wir ihm nichts nachweisen. Sieht man ihn doch mal, ist er immer in Gesellschaft von Morchie und eben jenem Karkaroff. Dieser scheint sich in Dumstrang mit Morchie angefreundet haben, denn sie benehmen sich, als würden sie sich schon lange kennen. Sehr gut kennen … Vielleicht sogar intim… Wieviel Snivellus davon mitbekommt, weis ich nicht, aber er hat jetzt nur noch schlechte Laune. Er jagt uns zwar keine Flüche mehr hinterher, aber er funkelt uns mit seinen mörderischen Dolchblicken an. Wir begnügen uns damit, zurück zu funkeln. Doch die jüngeren Kinder reagieren anders. Sie fürchten ihn unglaublich, obwohl er ihnen absolut nichts tut. Er fegt nur wie eine blutrünstige Fledermaus durch die Gänge und löst Angst und Schrecken aus. Wir können ihn weder ermahnen, noch sonst was tun, denn er ist ja nur anwesend, wie es sein gutes Recht ist. Doch seine blose Anwesenheit löst bei vielen der Jüngeren ein ungutes Gefühl aus… Die Lage ist sehr übel, wir haben in Blacks Spot wirklich außerhalb unserer Welt gelebt und nichts davon mitbekommen. Jetzt treffen immer schlimmere Nachrichten ein. Immer mehr Leute sterben. Auroren, Magier und inzwischen manchmal auch Muggel. Aber es sind nicht mehr nur unbekannte Namen und die Verluste, die unsere Gruppe bereits getroffen haben, treffen jetzt immer mehr Mitschüler. Wir sind alle vier sehr eingespannt und dauernd sind wir unterwegs, um Jüngere oder auch Gleichaltrige zu trösten. Aber wie tröstet man jemand über den Verlust von geliebten Personen? Wir haben wirklich keine Zeit mehr für Unsinn, schlagen uns unzählige Nächte um die Ohren. Nicht wie früher, um unsere Magie zu üben oder herumzustrolchen, sondern um lange Gespräche mit jenen zu führen, die das so verdammt dringend brauchen. Häufig sind wir auch in Dumbledores Büro und sprechen uns mit ihm ab. Und der Unterricht? Der muss nebenbei laufen, auch wenn uns am Ende des Jahres die Abschlussprüfungen erwarten. Wir stehen unter gewaltigen Druck und gäbe es nicht immer noch unsere geliebten Vollmondnächte, würden wir sicher darunter zerbrechen. Peter ist manchmal noch dabei, aber immer öfter findet er Ausreden, um nicht mitkommen zu müssen. Hat er Angst? Macht ihn die Stimmung in der Schule verrückt? Passt es ihm nicht, dass Lily jetzt immer mit uns zusammen ist? Ich weis es einfach nicht und eine befriedigende Antwort bekommen wir von ihm auch nicht … Zu dieser Zeit hat sich Peter wohl bereits um andere Freunde umgesehen und wir waren zu sehr eingespannt, um es zu bemerken. Hat er auf Karkaroffs Einflüsterungen gehört? Gut möglich. Obwohl ich nicht glaube, dass Snivellus was davon wusste. Er hätte Peter nie in seiner Nähe geduldet und Peter wäre ihm nie zu nahe gekommen. Er hat ihn immer gehasst und gefürchtet… James spielt immer noch Quidditch, denn er will seine Pläne verwirklichen. Und tatsächlich bekommt er an seinem siebzehnten Geburtstag die Nachricht eines bekannten Vereins, dass sie ihn als Sucher wollen, sobald er mit der Schule fertig ist. Endlich mal eine gute Neuigkeit, nach all den schlechten, die uns jeden Tag erreichen… Wir kommen kaum dazu, Luft zu holen. Dauernd ist etwas anderes und James gibt in einer der seltenen ruhigen Minuten zu, von Herzen froh zu sein, dass auch wir ihm – neben Lily – zur Seite stehen. „Wenn ich euch nicht hätte“, murmelt er eines Tages beim Essen, „wäre ich schon lange durchgedreht. Dumbledore hatte Recht, es wird immer schlimmer und schlimmer.“ Wir nicken nur bedrückt zu seinen Worten. Plötzlich springt wieder jemand weinend vom Ravenclaw Tisch auf und Remus folgt ihm seufzend. Er kann am besten von uns trösten, aber er kann nicht überall sein… Die Angst im Schloss, der Druck und die Unsicherheit werden immer schlimmer. Selbst die Lehrer bleiben nicht davon verschont. Keiner weis noch, wem er – abgesehen von seinen nächsten Freunden – noch trauen kann. Und niemand traut noch jemand aus Slytherin. Die anderen drei Häuser rücken immer näher zusammen und Slytherin scheint fast in einem anderen Land zu liegen. Immer wieder geht mir das Lied des Sprechenden Hutes vom Jahresbeginn durch den Kopf: Ihr denkt ich bin ein alter Hut Bin schäbig und verschlissen Doch eins, das kann ich wirklich gut Ich hab das rechte Wissen Ich treffe jedes Jahr die Wahl Der Jugend in das Haus Doch wird es heute mir zur Qual Ich weis nicht ein noch aus Wie soll ein alter Hut wie ich Nun euch in Häuser trennen Ich fürchte es, ich schäme mich Das muss ich frei bekennen Wie soll ich in ein Haus euch führ´n Wo einig wir euch brauchen Wie sollt Gemeinschaft ihr denn spür´n Wenn euch die Köpfe rauchen Doch ach, ich tue meine Pflicht Wie lang schon ich es tue Ich tu es, doch ich will es nicht Ich finde keine Ruhe… Das Lied war noch viel länger, aber keiner hat mehr den folgenden Zeilen zugehört, zu rätselhaft waren die vorhergehenden. Der Hut hat sich meines Wissens noch nie zuvor so gesträubt, seine Wahl zu treffen und das alles hat die Angst unter Schülern und Lehrern nur noch mehr geschürt. Sicher, er hat schließlich doch das getan, wofür er existiert. Aber mir schien es, als wolle er die Erstklässler zum Galgen schicken und nicht nur in ihre Häuser… Weihnachten kommt näher, aber wir beschließen in Hogwarts zu bleiben. Wir werden hier gebraucht, denn nur wenige wagen es, die Schule zu verlassen. Immer mehr Eltern halten nur noch diesen Ort für sicher…  So anders Nicht Mal mehr Hogsmeade macht noch Spaß. Es ist nicht wie früher, wo man dort einfach sein Bier trinken konnte oder Scherzartikel kaufen. Heute schleichen nur bedrückte Menschen durch den Ort. Man hört nur noch Tuscheln und Flüstern. Will man etwas kaufen, werfen einem die Ladenbesitzer Blicke zu, als würde es sich um Dracheneier handeln. Selbst Madame Rosmerta, die Wirtin der Drei Besen, bei der wir immer sehr beliebt waren und die unzählige Male über unsere Scherze gelacht hat, scheint uns nicht mehr zu trauen. Sie wirft unserer Gruppe skeptische Blicke zu und das macht mir irgendwie noch mehr Angst als alles andere. Ja, auch wir haben Angst, aber wir geben uns alle Mühe, Außenstehende nichts davon merken zu lassen. Wir sollen uns um die Kids kümmern und das können wir nur, wenn sie glauben, dass wir stark sind. Doch voreinander geben wir es flüsternd zu. Wir kennen einander inzwischen zu gut und wissen fast blind, was die anderen bewegt. „Keine tapferen Lügen zwischen uns“, hat Moony mal gesagt. „Es hat keinen Sinn, uns gegenseitig vorzuspielen, wie kühn und tapfer wir doch sind, wenn wir doch vor Angst kaum mehr richtig schlafen können. Ja, wir sind stark, wir kennen unsere Fähigkeiten und wir halten zusammen. Das ist es, was uns die Kraft gibt, weiter zu machen. Aber wir müssen absolut ehrlich zueinander sein, anders geht es nicht.“ Wir mussten ihm zustimmen, weil er wieder Mal Recht hatte und es schlossen sich lange Gespräche an, die uns etwas beruhigt haben und uns neue Energie gaben… Erneut haben wir in den Drei Besen ein solches Gespräch. „…ihr müsst euch das vorstellen“ erzählt Lily gerade, „drei ältere Geschwister, der Vater, der Onkel und die Tante in einer Woche. Lydia konnte kaum mehr klar denken und war kurz davor, einfach aus dem Fenster zu springen…“ „Konntest du sie wieder beruhigen?“ will Remus wissen. „Ja, aber es war so verdammt schwer, durch ihre Trauer zu dringen. Ich hab ewig auf sie eingeredet, hab ihr gesagt, dass sie immer noch ihre Mutter hat, dass sie der nicht noch einen Verlust antun kann. Und der banale Spruch, dass das Leben trotzdem weiter gehen muss. Ich bin mir dabei so schäbig vorgekommen, solche Allgemeinplätze herunter zu beten.“ „Aber wenn du ihr damit helfen konntest, Lil, dann ist das doch OK“, versucht James sie zu beruhigen. Lily seufzt und nickt bedrückt. „Es ist wirklich verdammt schwer“, meine ich, „es zum x-ten Mal überzeugend rüber zu bringen, oder? Immer wieder und wieder. Dieser furchtbare Kummer, dieses entsetzliche Leid und wir haben nur Worte für sie. Manchmal sind Worte so verdammt leer…“ „Aber sie sind im Moment das Einzige, was wir haben“, erwidert Remus. „Und es ist besser, irgendwas zu tun, als einfach nur hilflos daneben zu stehen, oder?“ Es ist Moonys Klugheit, sein Einfühlungsvermögen und seine unglaubliche innere Stärke, die uns jetzt den nötigen Halt gibt. Ich bin so unsagbar froh, einen solchen Freund zu haben. „Wir machen auf jeden Fall weiter“, entgegnet James. „Wir haben die Aufgabe übernommen und jetzt sollten wir sie - so gut wie wir es nur können - erfüllen, so hart es für uns auch manchmal sein mag.“ „Wir müssen uns einfach gegenseitig so weiter helfen, wie bisher“, fügt Moony an. „Auch wir haben füreinander kaum mehr als Worte. Aber wir wissen auch, dass es hilft, über das zu reden, was uns bedrückt.“ Wir nicken zustimmend. Wenn er sich entschließt, Dinge zu erklären, ist er wirklich immer sehr überzeugend. Etwas besser aufgelegt, als zuvor, gehen wir wieder ins Schloss zurück. Doch die Lage verbessert sich auch über die Feiertage nicht. Gut, Snivellus und seine Kumpels sind nicht da und das reinigt die Luft ein wenig. Die Jüngeren sind etwas ruhiger und nicht mehr ganz so gedrückt. Aber die schlimmen Nachrichten reißen einfach nicht ab. Immer weitere Anschläge werden publik, immer weitere Morde. Dumbledore ruft uns mal wieder in sein Büro. „Wie kommt ihr mit dem allen klar?“ will er wissen. „Ihr seht recht müde und geschafft aus.“ „Sind wir auch, Sir“, erwidert Remus. „Wir tun, was wir können, aber es ist wirklich sehr schlimm. Kaum haben wir den einen beruhigt, fängt der nächste zu weinen an.“ „Die Lage ist wirklich übel und wird immer übler. Ich bin froh, dass ich in euch die richtige Wahl getroffen habe. Ihr erleichtert mir eine unglaubliche Last, aber ich möchte nicht, dass ihr euch übernehmt.“ „Es geht schon, Sir“, wirft James ein. „Es muss einfach. Wenn nicht wir, wer dann?“ „Trotzdem möchte ich, dass ihr euch ein paar Tage frei nehmt. Es ist immerhin Weihnachten.“ „Keiner von uns hat noch recht viel Familie“, erwidert Lily. „Nicht mal ich. Meine Eltern sind zum Skilaufen gefahren, als ich meinte, ich wolle hier bleiben. …und zu Petunia und ihrem Schwarm setze ich mich bestimmt nicht nach Hause.“ Dumbledore seufzt. „Ihr wollt also hier bleiben?“ meint er. „Es sind noch so viele Leute da“, antworte ich. „Die brauchen uns, wenn wieder was passiert. Wir können nicht einfach abhauen, nur weil alles ein bisschen viel wird.“ „Es wird euch also doch ein bisschen viel, nicht wahr?“ murmelt Dumbledore. „Sir“, wirft Moony ein. „Wir helfen uns gegenseitig, wir ziehen uns gegenseitig wieder hoch, wenn es uns mal nicht so gut geht. Wir bleiben, wir werden gebraucht.“ „Nun gut, aber solltet ihr wirklich eine Pause brauchen, dann gebt mir Bescheid, dann gewähre ich euch Sonderurlaub, einverstanden?“ Wir nicken zustimmend, aber wir sind uns einig, dass wir nur im äußersten Notfall auf dieses Angebot zurückkommen werden… Wie ging es Severus zu dieser Zeit eigentlich? Diese Frage stelle ich mir erst jetzt. Damals war er nicht mehr besonders interessant, er hing nur finster im Schloss herum. Ich bekomme meine Antwort. Es war für ihn nicht weniger übel als für uns. Doch er hat eine andere Lösung für das Problem gefunden. Er hat sich immer tiefer in seine schwarzen Tränke vergraben und sich in sich selbst zurückgezogen. Morchie war ihm auch keine große Hilfe mehr. Der war mit Karkaroff liiert und ich schätze, Severus hat das wohl kaum gepasst. Er neigte schon immer dazu, sich zurückzuziehen, wenn die Dinge nicht nach seinen Vorstellungen liefen. Nur seine Tränke gaben ihm noch die Bestätigung, die er so dringend brauchte. Karkaroff drängte die beiden anderen immer weiter in Richtung Voldemort. Und seine Einsamkeit ließ ihn weiter diesen Weg folgen… Verdammt Severus, du hättest was sagen sollen, hättest dich wehren sollen. Du hättest diesen Weg nicht gehen müssen… Du bist doch alles andere als schwach und dumm. Und Morchie hätte sicher auf dich gehört, wenn du was gesagt hättest. Der hat dich nämlich schon immer geliebt…  Sonderurlaub Die Ferien sind vorbei und die Schule ist wieder voll besetzt. Diejenigen, die Zuhause waren, kommen bedrückt und mit neuen, schlimmen Gerüchten zurück. Die Angst wird immer unheilvoller und die Kids drängen sich schutzsuchend um die Lehrer, aber auch die haben Angst und können kaum Hilfe anbieten. Der Unterricht in allen Jahrgangsstufen läuft nur sehr schleppend und nicht selten läuft jemand hysterisch schluchzend aus einem der Klassenzimmer. Wir tun weiterhin, was wir können, aber wir sind nur vier und es sind so viele, die unsere Hilfe brauchen. Wir haben Dumbledore gebeten, uns am Wochenende nach Hogsmeade runter zu lassen, weil wir einfach einen Gardinenwechsel brauchen, weil uns die Köpfe brummen. „Geht, aber nehmt einen der Geheimgänge, ich bin sicher, dass ihr sie alle kennt. Ich möchte nicht, dass sich jemand benachteiligt fühlt und zusätzlichen Ärger anfängt.“ „Danke, Sir“, erwidert Remus. „Wir werden vorsichtig sein.“ Wir schleichen uns durch einen Geheimgang, der nach Hogsmeade führt und ein Anflug meiner alten Abenteuerlust überkommt mich plötzlich. Ich fühle mich besser als seit Monaten. Es ist eigenartig im Dorf zu sein, ohne dass halb Hogwarts dort rum läuft, aber es bewirkt das, was wir uns erhofft haben. Es macht unsere Köpfe frei. Wir gehen in die Drei Besen und bestellen uns Butterbier. „Nee“, meint Moony plötzlich. „Ich denke. ich brauche heute mal was Stärkeres.“ Und bestellt sich ein Glas Feuerwhiskey. Ich schließe mich mit James an. Lily bleibt beim Butterbier. Damals bei Ted, hat uns der scharfe Alkohol fast die Kehlen verätzt, aber jetzt tut er verdammt gut. Ich beschließe, trotzdem vorsichtig damit zu sein. Das Letzte was ich jetzt brauchen kann, ist so ein Rausch, wie Ted ihn damals hatte. Das Zeug entspannt mich, wärmt meinen Magen und macht mich ruhiger. Erst jetzt bemerke ich, wie fertig ich eigentlich war. Auch Remus und James entspannen sich sichtlich. „Ja, besser“, meint Moony. „Ist ein bisschen viel geworden, in letzter Zeit.“ James nickt. „Dad hat immer gesagt, Alkohol ist keine Lösung, aber heute kommt es mir vor, als sei er auch kein Problem.“ „Wie sollen wir weiter machen?“ fragt Lily. „Es scheint mir immer noch zu wenig, was wir tun und die Abschlussprüfungen kommen auch immer näher…“ „Wir haben wirklich nicht großartig Zeit auch noch zu lernen“, meine ich. „Das, was wir bereits können, muss einfach reichen. So wie ich das sehe, kam dieses Jahr nicht besonders viel dran, was wir nicht irgendwann schon gelernt haben, oder?“ „Nee“, erwidert James. „Hauptsächlich Widerholungen und Vertiefungen und wenn wir uns nicht in das Zeug vertieft haben, dann weis ich nicht wer…“ „Noch nicht mal Moony hat dieses Jahr viel für den Unterricht getan, oder Remus?“ Der schüttelt den Kopf. „Nee. Neben Unterricht, Vollmond und den verzweifelten Kids, muss ich dann doch auch noch ein bisschen schlafen.“ „Wie wir alle“, seufzt James. „Bei mir kommt auch noch Quidditch dazu, obwohl ich nicht den Eindruck habe, dass es dieses Jahr irgendwen sehr interessiert, wer den Pokal holt.“ „Nee, Liebling“, entgegnet Lily. „Wir haben mit Sicherheit alle was anderes im Kopf. Ich verstehe nicht, warum Dumbledore die Spiele überhaupt stattfinden lässt.“ „Ich denke“, wirft Moony ein, „weil sie doch hin und wieder jemanden auf andere Gedanken bringen. Schätze, das ist sein Hauptgrund.“ Wir quatschen über alles Mögliche, ohne dass uns jemand stören oder belauschen kann. Es war wirklich höchste Zeit, mal was anderes zu sehen als die Schule und ihre Schüler. Wir haben ja den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen… „Also, weiter wie bisher“, meint Lily und trinkt den letzten Schluck aus ihrem Glas. Wir nicken und trinken ebenfalls aus. „Was anderes bleibt uns nicht“, entgegnet Moony. „Wollen wir wieder ins Schloss zurück?“ James zahlt und wir gehen.  Ostern Die Zeit bis zu den Osterferien vergeht für uns sehr schnell. Es gibt immer eine Unmenge zu tun und wir haben kaum mehr freie Zeit. Es ist der Tag nach Vollmond. Remus ruht sich aus und Lily ist wieder Mal bei einem Mädchen, das in einer Ecke sitzt und hilflos weint. „Padfoot?“ murmelt James, so dass es keiner hören kann. „Was gibt´s Brüderchen?“ „Es geht um Lily. Wir haben mit diesem Durcheinander hier kaum mehr Zeit für uns alleine. Es war im Sommer so schön, einfach mal neben ihr einschlafen und aufwachen zu können. Ich weis schon, was du sagen willst. Hier sind die Schlafsäle nun mal getrennt und sie werden uns kaum ein Doppelzimmer geben, oder? Aber sie fehlt mir, verstehst du? Mal ´ne schnelle Umarmung, mal ´n Kuss, aber für mehr war in den letzten Monaten gar keine Gelegenheit…“ „Prongs, warum schnappst du dir nicht dein Mädel und gehst mit ihr in den Bedarfsraum. Den kannst du so gestalten, wie du ihn brauchst und noch keiner hat uns dort gefunden. Du musst dir halt nur einen Zeitpunkt aussuchen, wo keiner nach dir fragt. Oder du fährst zu Ostern einfach mit ihr nach Godrics Hollow. Das Haus gehört nämlich inzwischen dir.“ „Hmm. Das ist eine Möglichkeit, aber ich möchte dich und Remus nicht mit den Problemen hier alleine lassen.“ „Du musst ja nicht die ganzen Ferien wegbleiben, aber eine Woche schaffen wir es sicher auch allein.“ „Ich frage nachher Lil. Aber ich weis nicht, ob sie zustimmen wird.“ „Mann, Brüderchen, ich weis nicht, ob du es übersehen hast. Ihr seid schon seit ein paar Monaten beide erwachsen, was auch immer ihr tut, es ist alleine eure Entscheidung. Und wenn du nicht nach Godrics Hollow willst, dann geht ihr halt nach Blacks Spot, kein Problem…“ Ich kann ihn verstehen. Immer nur neben der Angebeteten zu sitzen und besten Falls mal Händchen zu halten, wenn man es auch anders kennt, ist doch verflixt wenig. Soll er doch mal von hier abhauen und seinen Kopf frei bekommen, denn ich bin sicher die paar Tage schaffe ich es auch mit Remus alleine. Der Vollmond ist vorbei und nichts hindert uns… Lily kommt wieder zu uns herüber und sieht geschafft aus. In ihren Augen stehen ungeweinte Tränen. „War schlimm“, meint sie. „Ein älterer Bruder, er war nur ein kleiner Angestellter im Ministerium, einfach spurlos verschwunden … Die Ärmste … Diese Ungewissheit ist fast noch schlimmer, als wenn es um Tote geht. Was soll ich denn sagen? Er taucht schon wieder auf? Kann natürlich sein, aber es ist doch viel wahrscheinlicher, dass man nie wieder was von ihm hört…“ Sie seufzt schwer. „Lil, Liebling“, murmelt James. Sie quetscht sich zu ihm in den Sessel und kuschelt sich an ihn. Er legt sanft seinen Arm um sie. „Padfoot hatte einen Vorschlag. Wenn du willst, fahren wir ein paar Tage zu mir nach Hause oder auch nach Blacks Spot, wenn dir das lieber ist…“ „Aber wir werden doch hier gebraucht“, wirft sie ein. „Wir können doch nicht einfach abhauen…“ „Schwesterchen“, erwidere ich. „Ich hab´s Prongs schon gesagt und ich sag dir dasselbe: Remus und ich werden ein paar Tage lang hier auch alleine mit allem fertig. Es bringt keinem was, wenn einer von uns zusammenbricht, oder?“ „Ich möchte schon gerne…“ meint sie sehnsüchtig. „Mal hier raus … mal mit James ein bisschen alleine sein … Gut Padfoot, danke. Lass uns fahren, Liebling, in dein Haus, wenn´s dir recht ist.“ „Klar, Kleines, verschwinden wir für ein paar Tage…“ erwidert er. Wir sitzen noch eine Weile schweigend beisammen, dann beschließen die Beiden ein paar Sachen zusammenzupacken, damit sie morgen mit nach London fahren können. Ich bleibe am Feuer sitzen und warte auf Moony. Peter kommt zu mir und setzt sich zu mir. „Hi“, murmle ich. „Auch mal wieder da?“ „Sorry, Padfoot, aber bei dem, was dieses Jahr abgeht, komme ich nicht mehr mit. Ich bin nicht so wie ihr. Ich kann das nicht, mich um andere kümmern, ihnen bei ihren Sorgen helfen. Ich habe dazu weder die Fähigkeit, noch die Kraft…“ „Schon OK, Mann“, erwidere ich. „Ist nichts für jeden, das was wir da machen. Ich bin froh, dass du Sara hast…“ „Die ist nicht so einfach. Immer hängt sie an mir dran, immer will sie mit mir zusammen sein. Sie klammert richtig und dann die Sprüche. ‚Pete, wirst du auf mich warten, bis ich auch mit der Schule fertig bin?’ – ‚Du hast doch keine Andere, oder Pete?’ Ich sag dir, das nervt manchmal ganz schön. Versteh mich nicht falsch, Padfoot, ich liebe dieses Mädel, aber sie ist nicht der Mittelpunkt meiner Welt. Ich wäre gerne wieder mit euch unterwegs, aber dann habe ich sofort wieder Stress mit ihr. Schau mal, dort drüben sitzt sie und starrt beleidigt hier rüber, nur weil ich mit dir rede…“ „Du musst wissen, was du willst“, erwidere ich. „Hau doch auf den Tisch und sag ihr mal die Meinung…“ „Hab ich schon mal“, murmelt er. „Da war sie dann eine ganze Woche beleidigt und hat mich nicht mehr ran gelassen…“ Ich zucke die Achseln. „Du musst wissen, ob du damit leben kannst, unter ihrem Pantoffel zu stehen. Mein Vater kam - denke ich - ganz gut damit klar. Aber mein Ding wäre das echt nicht. Wenn ich ein Mädel hätte, würde ich eine gleichberechtigte Partnerin wollen. Es muss ja nicht einer die Hosen anhaben, oder? Man kann ja auch alles gemeinsam entscheiden…“ „Yeah“, murmelt Peter, aber er klingt nicht recht überzeugt. „Danke, Mann, ich denke, ich geh wieder zu Sara…“ und weg ist er. Ich zucke innerlich die Achseln. Seine Sache… Moony kommt durchs Porträtloch und ich informiere ihn über die Sache mit James und Lily. „Hast Recht“, meint er. „Die beiden brauchen mal wieder ein bisschen Zeit für sich und soweit kommen wir echt auch alleine klar.“ Und so ist es auch. Über Ostern sind mehr Leute heimgefahren und es scheint, als sollten wir eine kleine Atempause bekommen. Wir finden sogar ein bisschen Zeit unseren Schulstoff zu wiederholen, aber die meiste Zeit hängen wir einfach nur miteinander ab. Peter hat sich uns wieder angeschlossen, hat sich wohl mal wieder mit Sara gestritten, aber er redet nicht drüber. Er ist auch der Hauptgrund, dass wir wieder unsere Bücher ausgepackt haben, denn er braucht mal wieder unsere Hilfe… James und Lily bleiben nur eine Woche weg, dann schließen sie sich uns wieder an. Sie sehen ausgeruht und zufrieden aus, glücklich…  Die letzten Monate Die Zeit bis zu den Prüfungen vergeht schnell. Wir gehen unseren Aufgaben nach und es ist immer noch schlimm, aber wir haben uns daran gewöhnt, insofern man sich an Angst, Kummer und Leid gewöhnen kann… Von anderen Schülern im letzten Jahr höre ich immer wieder, wie schwer ihnen die einzelnen Prüfungen gefallen sind, von den Problemen, die sie hatten, alles zu Papier zu bringen, davon, dass sie sich oft nicht an die richtigen Antworten erinnern konnten, weil sie andere Dinge im Kopf hatten… Aber von uns vier hatte keiner Probleme und sogar Peter schien dieses Mal viel ruhiger in die Prüfungen zu gehen… Das letzte Jahr ist zu Ende, aber bevor wir uns trennen, ruft uns Dumbledore nochmal zu sich. „Ihr habt dieses Jahr glänzende Arbeit geleistet und mir viel abgenommen. Nun möchte ich von euch wissen, ob ihr weiter für mich arbeiten wollt – gegen Voldemort.“ „Jederzeit“, ist die einstimmige Antwort. „Wie sieht es aus? Was werdet ihr tun?“ „Ich ziehe mit Lily nach Godrics Hollow“, meint James. „Das haben wir schon besprochen. Sie will nicht mehr nach Hause, auch wenn ihre Schwester inzwischen verheiratet ist. Ich habe einen Vertrag als Sucher bei den Blackburn Giants und werde auch spielen.“ Lily nickt nur. „Remus wird zu mir nach Blacks Spot kommen“, meine ich. „Dort haben wir genug Platz und wir kommen gut miteinander aus. Arbeit habe ich noch keine, aber genug Gold um ein paar Jahre sorgenfrei davon leben zu können.“ „Yeah“, ergänzt Remus. „Ich ziehe mit Sirius zusammen und suche weiter nach Arbeit. Notfalls mache ich Versuchskaninchen in St Mungos. Die suchen immer wen, der neue Tränke ausprobiert.“ „Du weist, was ich davon halte“, murmle ich. „Aber ich kann nicht von dir leben, oder?“ entgegnet der entschieden. „Ach komm schon, Moony, das Haus ist da und für die anderen Dinge reicht dein Gold schon, auch ohne, dass du sonst was schluckst…“ „Nun gut“, wirft Dumbledore ein. „Ich möchte euch ein Angebot machen. Ihr wisst, dass ich unermüdlich gegen Voldemort arbeite. Wir, das heißt ein paar Auroren, andere Magier und ich haben den Orden des Phönix gegründet… Da ist zum Beispiel Alastor Moody, der James Vater auf seiner letzten Reise begleitet hat, Alice und Frank Longbottom, die gerade mit ihrer Auroren Ausbildung fertig geworden sind und noch ein paar andere. Wenn ihr mitmachen wollt, werdet ihr sie alle noch kennen lernen. Wir treffen uns immer an anderen Orten, das ist sicherer. Wir sind nur wenige und es sind auch schon einige umgekommen, das will ich euch nicht verheimlichen. Die Arbeit ist sehr gefährlich und es könnte jeden von euch jederzeit auch das Leben kosten. Ihr seid die besten Schüler, die ich seit langer Zeit das Vergnügen hatte, an dieser Schule zu sehen und ich muss zugeben: Ich brauche euch. Wenn ihr lieber nicht mitmachen wollt, habe ich vollstes Verständnis dafür, aber ich hoffe, ihr werdet es tun…“ Er hat sehr eindringlich und fast traurig gesprochen. Es ist völlig klar, dass er jeden braucht, den er bekommen kann und dem er vertrauen kann… Wir werfen uns fragende Blicke zu und nicken dann bestimmt. „Wenn sie mich wollen, obwohl ich ein Werwolf bin, dann schließe ich mich gerne an“, beginnt Moony. „Ich hatte ohnehin vor, etwas gegen Voldemort zu unternehmen.“ „Sie kennen meine Ansicht, Sir“, fügt James an. „und Voldemort hat meinen Vater auf dem Gewissen. Ich stehe meinen Mann.“ „Und auch Onkel Alphards Tod geht auf sein Konto“, setze ich hinzu. „Er war einer von zwei Verwandten, die mir etwas bedeuten und ich will das sicher nicht ungesühnt lassen. Zählen sie auf mich, Sir.“ „Nun, ich habe zwar keine Verwandten durch Voldemort verloren“, meint Lily. „Aber ich konnte es noch nie ausstehen, wenn jemand andere Personen leiden lässt, nur weil er es kann. Ich weis nicht, wie oft ich im letzten Jahr verzweifelte Mitschüler trösten musste, aber alleine schon wegen denen bin ich bereit, gegen Voldemort zu kämpfen. Ich bin dabei, Sir.“ „Gut. Ihr kennt alle Fawkes, meinen Phönix. Nach ihm ist der Orden benannt. Ich schicke euch eine seiner Federn, wenn ich euch brauche. Dann erfahrt ihr auch Ort und Zeit des nächsten Treffens. Ich brauche euren Eid, dass ihr die Geheimnisse wahren werdet, bei Leben, Seele und Blut…“ Wir nicken einfach nur. Natürlich, den wird er jederzeit von uns bekommen. „Uns stehen schwere und üble Zeiten bevor. Ihr seid alle noch so entsetzlich jung, aber ich brauche euch, wir alle brauchen euch. Ich habe euch schon das letzte Jahr eurer Jugend genommen und jetzt fordere ich noch mehr von euch…“ er seufzt. „…ich würde es nicht tun, wenn es nicht so schrecklich wichtig wäre. Eure Pläne für die Zukunft hängen in hohem Maß davon ab, was aus dieser üblen Geschichte mit Voldemort wird. Remus, Sirius hat Recht. Es ist keine gute Idee, Versuchskaninchen zu spielen, unter anderem auch, weil ich dich einsatzbereit brauche und nicht mit purpurnen Pusteln im Krankenhaus. Denk vielleicht mal an einen Job als Barkeeper, dort stellt man nicht so viele Fragen und es fällt weniger auf, wenn du dir den einen oder anderen Tag frei nimmst und du hörst und siehst viel, was wir sonst nicht erfahren würden… James, mach das, spiel Quidditch. Du hast ganz Recht, damit kommst du weit im Land herum und kannst die Stimmung im Auge behalten… Und wir brauchen jede Information, die wir bekommen können… Lily, ich denke, du wirst James begleiten und ihm bei allem helfen… Sirius, ich weis, dass du deine Familie hasst, aber nicht jeder weis, dass du nicht zu den schwarzen Blacks gehörst. Vielleicht kannst du Verbindungen zur – nun – Halbwelt aufbauen, die nützlich für uns sind. Ich meine nicht wirklich schwarze Magier, denn die Welt besteht nicht aus schwarz und weis. Ich meine jene, die schon immer ihren eigenen, nicht ganz legalen Geschäften, nachgegangen sind. Sie wissen von Dingen, die sie nie einem von uns erzählen würden, aber vielleicht gelingt es dir, dich bei ihnen – nun - einzuschmeicheln. Ich weis, ich lade euch damit eine große Verantwortung auf, aber meine anderen Leute sind schon zu bekannt und können sich nicht dort bewegen, wo ihr hinkommt. Ihr seid noch jung, aber das bedeutet auch, dass sowohl eure Gesichter als auch eure Fähigkeiten unbekannt sind. Lily ist muggelstämmig und ihr anderen habt keine Familie mehr, die sich zu euch bekennt. Ihr seid also nicht über euren Angehörigen erpressbar. Ich weis, es ist verdammt hart, aber wir müssen jede Möglichkeit nutzen, die sich uns bietet…“ er seufzt wieder. „Ich hätte euch lieber eine unbeschwerte Jugend geboten, aber so wie die Dinge liegen, kann und konnte ich das nicht. Ich hoffe, ihr verzeiht einem alten Mann…“ „Da gibt es nichts zu verzeihen, Sir“, erwidert James. „Man kann an den Umständen nichts ändern und es ist uns allen lieber, etwas gegen diese üblen Dinge zu unternehmen, als unsere Jugend zu genießen und sie einfach geschehen zu lassen…“ Wir anderen nicken bestimmt zu seinen Worten, er hat uns aus der Seele gesprochen. „Gut, Kinder, dann entlasse ich euch jetzt. Viel Glück und lasst euch nicht unterkriegen. Ich kenne euch und eure außerordentlichen Talente und Fähigkeiten. Ich wünsche euch nur das Beste. Macht es gut, bis wir uns wieder sehen… Das ist der Abschied von Hogwarts und Dumbledore als unserem Direktor. In Zukunft wird er als Führer des Phönixordens unser Vorgesetzter sein… Doch was die Zukunft bringen mag, liegt noch im Dunkeln… Zum letzten Mal packen wir unsere Sachen, um nach London zu fahren. Zum letzten Mal schlendern wir über das Gelände von Hogwarts. Zum letzten Mal nehmen wir in den Drei Besen in Hogsmeade einen Drink. Zum letzten Mal wechseln wir ein paar finstere Blicke mit Snivellus… Die Zukunft wartet auf uns, als wir zum letzten Mal in den Hogwarts Express einsteigen, der uns nach Kings Cross trägt. Zum letzten Mal…  Kapitel 15: Der Phönixorden --------------------------- Kapitel 8 Der Phönixorden Arbeit Ich richte mich mit Remus in Blacks Spot ein. Wir haben uns entschlossen, jeder für sich ein Zimmer zu nehmen. „…vielleicht bringst du doch mal ein Mädel mit und dann störe ich nur“, hat er gemeint und sich das kleinere Schlafzimmer genommen. Er hat tatsächlich Arbeit in einem Pub gefunden, nicht im Tropfenden Kessel, nein, das nicht, sondern im Gleaming Pumpkin. Ein Ort, wo auch gerne die Halbwelt verkehrt, die ich ausspionieren soll. Rasch gewöhnen wir uns daran, tagsüber zu schlafen und nachts wach zu sein, denn sowohl das Geschäft im Pumpkin, als auch seine Besucher sind recht lichtscheu. Moonys freundliche, offene Art hat ihn schon bald bei seiner Kundschaft beliebt gemacht und sie erzählen ihm viele Dinge, die sie keinem anderen anvertrauen würden. Er gilt als verschwiegen und als jemand, der immer einen guten Rat bereithält. Ich lerne zu Trinken, zu Rauchen, zu Fluchen. Die Sprache und das Benehmen der Leute, an die ich ran will. Weil ich Gold habe und immer bereit bin, einen auszugeben, mögen sie mich. Besonders die Frauen. Ich bin nicht besonders scharf auf sie, denn die meisten von ihnen sind mehr als nur halbseiden, aber ich unterhalte mich gerne mit ihnen. Sie hören von Dingen, wie sonst keiner, denn ihre Kundschaft ist bei den doch sehr – privaten - Treffen manchmal recht redselig. So bringe ich zum Beispiel in Erfahrung, dass Voldemorts Anhänger sich als Todesser bezeichnen – echt spaßig diese krummen Vögel… James erscheint häufig in der Zeitung. Einer der jüngsten Sucher seit Jahren … Seine hübsche Freundin … und wieder hat er in kürzester Zeit den Snatsch gefangen… Sein Name ist immer wieder für Klatsch und Schlagzeilen gut. Wir haben nur noch selten Gelegenheit, uns zu sehen, aber wenigstens ist einmal im Monat Vollmond und dann treffen wir uns manchmal in Cornwall und rennen zusammen durch die Nacht. Eine nette Abwechslung… Mein hübsches Gesicht und meine Großzügigkeit haben mir im Pumpkin den Ruf eingebracht, ich sei ein reicher Erbe, der das verruchte Leben kosten möchte und der Name Black tut ein Übriges. Und da sind dann noch die Treffen des Ordens… Eine rotgoldene Feder erscheint in Blacks Spot und teilt uns mit, dass Dumbledore uns sehen will. Remus seufzt und nimmt sich einen Abend frei. Er verdient nicht allzu viel, kann sich aber damit einigermaßen über Wasser halten. Ich würde ja gerne alles zahlen, aber er besteht darauf, seinen Teil zu unserem Haushalt beizutragen. „Lass mal, Padfoot“, sagt er dann immer. „Ich hab schon genug…“ Wir Apparatieren zur angegebenen Adresse. Eine Menge Leute sind schon dort, auch Lily und James sind gekommen. Dumbledore stellt uns die anderen vor. Auch Hagrid ist dabei und freut sich, uns zu sehen. Dumbledore lässt uns vor den anderen Mitgliedern den Eid auf den Orden des Phönix schwören, dann lässt er uns berichten. Wir tun es ausgiebig. „Dann hat der Feind jetzt also einen Namen“, meint Dumbledore als ich zu Ende gekommen bin. „Todesser – nun Voldemort hatte immer schon einen eigenartigen Sinn für Humor.“ „Die Leute haben Angst“, erzählt James. „Man weis nie, wem man trauen kann. Noch nicht mal, ob die Spieler der gegnerischen Mannschaft Anhänger Voldemorts sind. Aber wir konnten die Namen einiger – wie hat Sirius sie genannt – Todesser in Erfahrung bringen.“ Er nennt sie. „Wir wissen zwar, dass sie Voldemort folgen, aber wir werden ihnen nicht so leicht was nachweisen können. Nun, wenigstens sind wir gewarnt.“ Die Longbottoms berichten von geplanten Aktionen gegen bestimmte Magier und auch gegen Muggel. Dumbledore koordiniert eine Vorgehensweise, um die gefährdeten Personen zu schützen. In einer Nacht und Nebel Aktion ziehen wir los und es kommt zu einem Kampf mitten in London gegen ein paar ausgerastete Todesser. Flüche fliegen hin und her, doch bevor wir unsere Gegner festnehmen können, sind sie bereits Apparatiert. Nun, wenigstens die Muggel sind für heute in Sicherheit. So geht es weiter. Manchmal gewinnen wir und die Todesser müssen fliehen. Manchmal sind die Todesser in der Übermacht und wir müssen uns geschlagen zurückziehen. Es kommt auch zu Verlusten auf unserer Seite und wir brauchen dringend neue Leute. Jeder kennt jemanden, der vielleicht geeignet wäre. Wir erinnern uns an Peter, der jetzt in einer untergeordneten Stellung beim Ministerium für Magie arbeitet. Ich bespreche mich mit Remus und wir beschließen, ihn einfach nach Blacks Spot einzuladen. Inzwischen habe ich mir längst eine Eule zugelegt, schon um mit James und Lily in Verbindung zu bleiben. Ich habe sie Altair genannt. Peter antwortet hocherfreut und taucht auch ein paar Tage später bei uns auf. „Padfoot, Moony“, ruft er, als er hereinkommt, „schön euch zu sehen. Wie geht´s euch?“ „Setz dich, trink was“, erwidere ich. Wir wollen erstmal die Lage peilen, bevor wir mehr erzählen. „Wie geht´s dir? Erzähl mal.“ „Nun“, erwidert er. „Nicht schlecht. Ich habe mich von Sara getrennt, noch bevor wir Hogwarts verlassen haben. Du hattest nämlich Recht, Padfoot, es kommt nicht gut, unter dem Pantoffel zu stehen und Mum wäre auch nie damit einverstanden gewesen.“ „Du wohnst also noch zu Hause?“ will Moony wissen. „Yeah. Ist einfacher, wenn Mum sich um alles kümmert. Ich arbeite im Ministerium und verdiene nicht schlecht. Da kann ich auch gut für Mum sorgen. Aber jetzt erzählt, was macht ihr beide so, über James kann man ja dauernd was in der Zeitung lesen…“ Wir erzählen ihm erst mal die halbe Wahrheit. Wir wissen nicht, inwieweit er immer noch der Peter ist, an den wir uns erinnern. Es ist zwar nur ein halbes Jahr vergangen, seit wir aus der Schule sind, aber Peter war im letzten Jahr nicht mehr viel bei uns. Er scheint noch immer der Alte zu sein. Witzig, zappelig, nicht besonders begabt, aber immer noch unser alter Freund… Wir beschließen, ihn einzuweihen und zu fragen, ob er mitmachen will. Es war dumm, diese wichtige Sache nicht Dumbledore zu überlassen. Peter war damals nicht mehr unser Freund, wenn er es jemals wirklich war… Er arbeitete damals bereits für Voldemort und war natürlich begeistert, so dicht an die Gegenorganisation dran zu kommen, ja sogar in sie hinein. Wie muss er sich gefreut haben, wie stolz muss er damals gewesen sein, dass er uns so täuschen konnte, selbst Moony, der gewöhnlich sowas buchstäblich riechen konnte… Peter ist Feuer und Flamme und sagt zu, mit zum nächsten Treffen zu kommen. Wir versprechen, ihn über Ort und Zeit zu benachrichtigen.  Karina Peter verlässt uns gegen Abend und wir gehen wieder unserer Arbeit nach. Es gibt hier einen Ganoven namens Mundungus Fletcher. Er handelt mit gestohlenen Waren und ist ein recht zwielichtiges Subjekt. Aber er weis Dinge, die sonst keiner weis und kann Dinge besorgen, die niemand sonst auftreiben kann. Nur vergisst er manchmal zu bezahlen… Das macht ihn nicht unbedingt beim Publikum des Pumpkin beliebt. Besonders weil er meistens wirklich pleite ist und dann nicht mal seine Zeche bezahlen kann. Ich übernehme es für ihn und dafür gibt er mir Informationen, die sind zwar immer recht gut, aber ansonsten ist Dung nicht besonders zuverlässig und wenn er getrunken hat, belästigt er auch die Mädels… Ein paar von denen sind recht nett und intelligenter, als man es bei ihrem Beruf vermuten könnte. Sie sind weltklug und haben eine Menge Lebenserfahrung. Hin und wieder hat mal Eine Ärger mit ihrem Beschützer und flüchtet dann zu mir. Ich habe hier nämlich auch den Ruf, eine üble Rechte zu schlagen, wenn mir jemand auf den Sack geht. Dung hat das auch schon zu spüren bekommen. Heute ist es wieder mal soweit, dass eins von den Mädels meine Hilfe braucht… „Sirius“, murmelt Karina und setzt sich zu mir an den Tisch. „Kann ich heute Nacht mit zu dir kommen? Wenn Patrick mich erwischt, schlägt er mich grün und blau. Er ist stockbesoffen und stink wütend. Wenn er wieder nüchtern ist, ist alles wieder in Ordnung, aber heute laufe ich ihm besser nicht mehr über den Weg.“ Ich überlege. Ich hab noch nie eins von den Mädels mit nach Hause genommen. Keiner hier weis überhaupt, wo wir wohnen. Es weis auch kaum einer, dass ich Remus besser kenne… Dann fällt mein Blick auf den erwähnten Patrick. Ein Bulle von einem Kerl und noch betrunkener, als Karina es beschrieben hat. „Wenn ich mit dir mitgehe, denkt er, ich habe einen Kunden und lässt mich in Ruhe“, drängt sie ängstlich. „Na gut“, meine ich. „Lass mich zahlen und dann gehen wir.“ Sie strahlt mich an. Karina ist ein recht hübsches Mädchen und wenn sie nicht so übermäßig geschminkt wäre, könnte sie wirklich schön sein. Dass sie nett und nicht dumm ist, weis ich ohnehin schon lange. Ich gehe zu Remus an die Bar und gebe ihm Bescheid, was ich vorhabe. „Ich dachte schon, du nimmst nie eine mit“, grinst er schief. „Nee“, meine ich. „Patrick will sie vertrimmen und da passe ich lieber ein bisschen auf sie auf.“ „Oh, der heilige St Sirius“, flachst Moony. „Pass nur auf, dass dir der Scheinheiligenschein nicht runter fällt.“ „Blödmann“, gebe ich zurück und grinse. „Wir sprechen morgen weiter“, erwidert er. „Ich bin leise, wenn ich heimkomme, OK?“ „OK, dann bis morgen, Moony“, entgegne ich einfach. Ich winke Karina zu mir und durchs Feuer gehen wir nach Blacks Spot. „Wow“, meint sie. „Du wohnst aber gediegen.“ „Gefällt`s dir?“ frage ich und plötzlich bin ich ein bisschen schüchtern. Ich war noch nie mit einem Mädchen alleine. „Wo schläfst du?“ will sie wissen. „Komm ich zeig´s dir“, meine ich und führe sie in mein Schlafzimmer. Sie schaut sich um und beginnt dann, sich auszuziehen. Ich werde rot und wende verlegen den Blick ab. „Du, deswegen hab ich dich aber nicht mitgenommen“, murmle ich. „Weis ich“, erwidert sie. „Du bist nicht der Typ dafür und die anderen Mädels meinen, dass du echt nett bist, weil du uns nicht gleich anspringst. Obwohl wir sind, was wir sind, behandelst du uns wie echte Damen. Du bist ein toller Mann, aber du scheinst dich für Mädchen nur als Menschen zu interessieren. Die anderen Kerle behandeln uns immer wie Ware. Du behandelst uns, als wären wir einfach deine Freunde und wir wissen das alle echt zu schätzen.“ Sie setzt sich in ihrer abgetragenen Spitzenunterwäsche auf mein Bett und klopft neben sich auf die Kissen. „Du magst doch Mädchen, oder?“ murmelt sie. „Denke schon“, gebe ich zögernd zurück. Sicher mag ich Mädchen und die ganze Situation ist sehr erregend für mich. Verdammt erregend. „Sonst mache ich das nicht“, flüstert sie und küsst mich sanft. Mir läuft es heiß und kalt den Rücken hinunter und ich erwidere ihren Kuss. Ihre Hände gleiten unter meine Robe und ziehen sie mir über den Kopf, dann will sie meine Hose aufmachen. „Lass, das kann ich alleine“, murmle ich. Ich will das Mädel, ich will sie einfach… Ich lege den Rest meiner Kleidung ab, lasse sie einfach auf den Boden fallen. „Großer Merlin, hast du einen tollen Körper“, meint sie. Ich habe ihr den Rücken zugewandt. Mein Steifer ist mir doch ein bisschen peinlich vor der Kleinen, aber dann denke ich mir, dass ich sicher nicht der erste Mann bin, den sie nackt sieht. Das Zimmer ist dunkel und nur der Halbmond bietet ein wenig Licht. Ich gehe zum Bett zurück und setze mich wieder neben sie. Ich denke, es ist besser, wenn ich ehrlich zu ihr bin. „Karina“, murmle ich also. „Ich hatte noch nie was mit ´ner Frau. Also wundere dich bitte über nichts, OK.“ „Du bist ein feiner Kerl, Sirius und du bist ehrlich. Findet man selten. Ich hab dich für älter gehalten, so wie du dich benimmst, aber du bist noch recht jung, oder?“ „Jung? Na ja, ich bin achtzehn“, gebe ich achselzuckend zurück. „Zu jung für dich?“ „Nee, ´ne angenehme Abwechslung, mal mit jemand in meinem Alter ins Bett zu gehen und zwar, weil ich es möchte und nicht, weil ich Geld verdienen muss.“ Was müssen diese Mädels nur für ein beschissenes Leben führen…? Sie befreit sich von ihrer Unterwäsche und zieht mich zu sich aufs Bett. Sie küsst mich erneut und plötzlich sind ihre Finger überall auf meiner Haut. Ich finde es wunderschön und beginne auch ihren Körper zu erforschen. Ihre Haut ist glatt wie Marmor, aber warm. Ihre Brüste sind hoch und fest, aber nicht zu groß. Die hat welliges, schulterlanges, rabenschwarzes Haar und graue Augen, die im Halbdunkel wie Sterne leuchten. Eigentlich ist sie ein tolles Mädchen, habe ich unter der ganzen Schminke gar nicht bemerkt. „Du bist sehr zärtlich“, flüstert sie. „Du hast wundervolle Hände. Mach weiter.“ Warum sollte ich auch nicht zärtlich sein? Es ist schön, sie so zu streicheln. Mein steifer Penis pocht an meinem Oberschenkel und als sie danach greift, ist es bei mir auch schon vorbei. „Sorry“, murmle ich. „So hatte ich mir das nicht vorgestellt…“ „Du bist sehr jung, da geht es gleich nochmal, keine Sorge“, erwidert sie. Und sie beweist es mir. Ihre Hand an meinem Unterleib macht phantastische Dinge mit mir. Ich traue mich nicht recht, sie auch dort anzufassen, bis sie meine Hand nimmt und zwischen ihre Beine legt. Sie zeigt mir, was ich tun soll. Schließlich hilft sie mir, in sie einzudringen und ich scheine keine schlechte Leistung zu bringen, denn sie seufzt hingebungsvoll. Es dauert eine ganze Weile, bis ich nicht mehr kann und mich ziemlich erschöpft von ihrem glatten Leib wälze. „Und ich war echt deine erste Frau?“ fragt sie. „Yeah“, erwiderte ich. „Meine erste…“ „Dann würde ich wirklich gerne wissen, wie du bist, wenn du mehr Erfahrung hast.“ „Wie meinst du das?“ will ich wissen. „Weist du, die meisten Kerle sind toll im Bett, aber nur in ihren Erzählungen, in echt taugen sie nichts. Und dann kommst du daher und sagst ‚Karina, du bist meine erste Frau’ und dann bringst du mehr zu Stande, als diese ganzen Großmäuler zusammen.“ „Danke“, murmle ich etwas verlegen, aber angenehm überrascht. „Du musst nicht meinen, dass ich das von dir erwartet habe, Karina, echt nicht. Ich hätte dir auch mein Bett überlassen und auf einem Sessel im Salon geschlafen.“ „Das weis ich doch. Du bist ein echter Gentleman, Sirius. So was wie dich findet man selten, auch in der sogenannten besseren Gesellschaft. Du gehörst zu den London Blacks, oder?“ „Yeah, aber ich bin so was wie ´n schwarzes Schaf“, erwidere ich. „Ein schwarzes Schaf in ´ner Familie von schwarzen Magiern ist wohl eher so was wie ´n weißer Rabe, oder?“ erwidert sie. „Du bist ganz schön schlau“, meine ich. „Für ´ne kleine Bordsteinschwalbe, meinst du?“ „Nee, für ´n junges Mädel.“ „Danke, aber du weist doch was ich bin. Jetzt frag mich bitte nicht, wie so ´n nettes Mädel wie ich zu so ´nem Job kommt. Ich brauchte Gold und er bot sich an. Lassen wir´s dabei OK?“ „Wie du willst. Ich hab kein Problem mit deinem Job. Jeder kann tun, was er für richtig hält, solange er keinem anderen damit schadet.“ „Du bist ganz schön tolerant.“ „Hab ich als junger Kerl so gelernt.“ „Bei den schwarzen Blacks?“ fragt sie erstaunt. „Bin nicht bei ihnen aufgewachsen“, erwidere ich. „Hatte Klasse Pflegeeltern, die mir beigebracht haben, wie man sich benimmt und wie man in der Welt weiter kommt.“ „Müssen echt anständige Leute sein.“ „Yeah, yeah, das waren sie wirklich. Bitte frag nicht weiter nach… Es tut zu weh an sie zu denken…“ „Hat Du-weist-schon-Wer sie auf dem Gewissen?“ bohrt sie nach. „Dad schon, yeah. Mum ist an einer degenerativen Krankheit gestorben.“ „Meine Eltern hat er auch auf dem Gewissen“, murmelt sie. „Ich bin keine besonders begabte Hexe, fast eher schon ein Squib, war nie auf einer anständigen Schule und meine Familie war immer arm. Als meine Eltern nicht mehr gelebt haben, hatte ich keine andere Wahl, als diesem Beruf im Pumpkin nachzugehen. Na ja, man kann davon leben, aber Patrick ist manchmal ein echtes Problem…“ „Warum bist du dann mit ihm zusammen?“ will ich wissen. „Weil nicht alle Kerle so nett sind wie du und wenn sie sich beschissen aufführen, dann greift Patrick ein“, erwidert sie. „Ich gebe ihm Gold dafür, aber es gibt Tage, da verdiene ich zu wenig und er wird sauer…“ „Wenn du Gold brauchst, geb ich dir welches, Karina“, biete ich ihr an. „Nee, Sirius, von jedem anderen, aber nicht von dir. Ich würde dich lieber als einen Freund ansehen, denn als einen Kunden. Es war so nett von dir, mich mitzunehmen, ohne von mir zu erwarten, dass ich mit dir ins Bett gehe und dort sonst was mit dir mache.“ „Sonst was?“ „Ach, Sirius, du hast ja keine Ahnung, was Kerle mit Mädels wie mir manchmal anstellen. Ein blaues Auge oder ein paar gebrochene Rippen sind noch das Wenigste. Mach dir keine Gedanken, ich komm schon klar.“ Sie gähnt. „Lass uns ein bisschen schlafen, ich bin müde.“ Ich brumme bestätigend, auch ich bin müde. Sie kuschelt sich vertrauensvoll an mich und ist kurz darauf eingeschlafen. Ich brauche ein bisschen länger. Es war eine völlig neue Erfahrung, mit Karina zu schlafen und es war schön, aber das Ganze hat wohl keine Zukunft. Ich arbeite für den Orden und sie im Horizontalen Gewerbe… Ich gähne, drehe mich zur Seite und schlafe ebenfalls ein.  Moony ist neugierig Karina schläft noch fest, als ich am nächsten Tag gegen Mittag wach werde. Ich lasse sie schlafen und schleiche mich in die Küche. Remus sitzt beim Kaffee und grinst mich an. „Schläft die Kleine noch?“ will er wissen. „Yeah“, erwidere ich. „Hast du auch `nen Kaffee für mich?“ „Bedien dich“, meint er und grinst weiter. „Was grinst du so?“ „Kannst du dir doch denken, oder? Mein kleiner Bruder ist heute Nacht wirklich zum Mann geworden, oder?“ „Komm mit nicht männlicher vor als gestern, Moony. Aber verdammt schön war´s schon.“ „Erzähl“, fordert er mich auf. Und ich erzähle. „…das Ganze hat keine Zukunft, aber es hatte schon was.“ „Nicht verknallt?“ will Moony wissen. „Weis nicht. Ich mag Karina, aber verknallt? Nee, eher nicht…“ Die Tür geht auf und Karina kommt herein. Sie trägt meinen Morgenmantel und sonst nicht viel. Sie sieht noch sehr verschlafen aus und gähnt. Dann sieht sie sich in der Küche um. „Remus?“ murmelt sie erstaunt. „Was machst du denn hier?“ Natürlich kennt sie ihn nur als Barkeeper des Pumpkin. „Ich wohne hier. Sirius und ich sind alte Schulfreunde“, erwidert er. „Magst du ´nen Kaffee?“ „Hätt ich mir denken sollen“, meint sie und nimmt sich eine Tasse. „Habt euch nie anmerken lassen, dass ihr euch besser kennt.“ „Warum hättest du es dir dann denken sollen?“ fragt Remus nach. „Weil ihr manchmal die Köpfe zusammensteckt, wenn es keinen Grund dafür gibt“, erwidert sie. „Wie lange kennt ihr euch schon?“ „Über sieben Jahre, stimmt´s, Remus?“ erwidere ich. „Yeah, schon ´ne halbe Ewigkeit.“ „Warum machst du den Job im Pumpkin“, will sie wissen. „Du bist nicht der Typ, der sich normaler Weise hinter den Tresen in einer solchen Kneipe stellt. Du bist viel zu intelligent und ein viel zu guter Zauberer. Ich hab paar Mal gesehen, wie du ein Glas repariert hast oder so. Geschickt, beiläufig, als wäre es ganz normal.“ „Hab meine Gründe“, erwidert er und auf ihren fragenden Blick. „Ich bekomme keine andere Arbeit.“ „Und du, Sirius, kommst mir auch ganz anders vor, als der faule Sohn reicher Eltern. Und gestern hast du gesagt, du wärst nicht bei den Blacks aufgewachsen. Ihr passt beide nicht in eine solche Umgebung. Nicht, dass es jemand außer mir aufgefallen wäre.“ Remus seufzt. „Da waren wir wohl unvorsichtig, was Padfoot?“ „Yeah, sieht so aus“, gebe ich zurück. Plötzlich blitzen ihre Augen auf. „Ihr arbeitet gegen Du-weist-schon-Wer, oder?“ „Karina ist fast eine Squib und Voldemort hat ihre Eltern auf dem Gewissen, aber sie ist echt schlau…“ meine ich tastend. „Karina“, wendet er sich an sie. „Willst du für uns arbeiten? Du hörst viel, bekommst viel mit, könntest uns viele Informationen liefern.“ „Ihr habt Mut, ihr nennt den Namen. Ich werde euch helfen…“ Karina wurde unsere wichtigste Informantin und meine Freundin. Immer wenn ihr Patrick zu viel wurde, kam sie mit zu mir nach Blacks Spot und wir waren zusammen. Habe ich mich damals in sie verliebt? Nein, aber sie war mir fast drei Jahre lang eine gute Freundin…  James und Lily Fast drei Jahre vergehen. Peter ist mit uns im Orden und wir gehen gegen Voldemort vor, wo wir nur können, aber es scheint nahezu hoffnungslos zu sein. Immer mehr Leute verschwinden oder sterben, auch jene aus dem Orden. Immer seltener haben wir Erfolg, bei unseren Gegenaktionen. Besonders erfolgreich sind die beiden Pärchen. Die Longbottoms und James mit Lily. Sie sind wohl so schön unauffällig, aber alle vier sind brillante Magier. Remus und ich gehen unserer Arbeit weiter nach. Hätten wir nicht die Wohnung, ginge es Remus manchmal echt übel. Immer weniger Kunden kommen in den Pumpkin und das Geschäft geht schlecht. Die Menschen haben zuviel Angst. Dann muss ich mich sogar mit Patrick duellieren, weil er Karina vertrimmt hat, weil sie zu wenig Gold eingenommen hat. Wie sollte sie auch? Es kommen kaum mehr Kunden. Patrick ist ein mieser Zauberer und ich habe nicht das geringste Problem, ihn zu entwaffnen. Ich sehe mich schon als Sieger, als er mit einem Dolch auf mich losgeht. Gut, dass ich mich auch hierbei verteidigen kann. Sofort habe ich meinen Dolch in der Hand und beweise ihm, dass er auch dabei den Kürzeren zieht. Es gelingt mir, ihn zu entwaffnen und zu Boden zu schicken, aber ich fange mir einen langen Schnitt an meinem Waffenarm ein. Es blutet wie verrückt und der halbe Boden im Pub ist nass und klebrig davon. Karina schnappt sich ein Geschirrtuch von Moonys Tresen und versucht, mich zu verarzten. Patrick liegt halb bewusstlos auf den abgetretenen Holzdielen und keucht. Remus schwingt seinen Stab und wirft ihn aus der Bar. Sein Boss wäre mit einem Besinnungslosen in seinem Etablisment nicht einverstanden, daher entsorgt er ihn lieber durch die Hintertür. „Lass, Karina“, meine ich, um ihre fruchtlosen Versuche zu stoppen, die Blutung zustillen. Ich ziehe meinen Stab aus der Robe und murmle den alten Heilzauber. Er wirkt, wie gewohnt, auch wenn ich den Stab in meine Linke nehmen muss. „Wow“, platzt sie heraus. „Das war gut genug für St Mungos. Ich dachte schon, Patrick würde dich umbringen, als er seinen Dolch zog. So hat er schon ein paar fähige Zauberer fertig gemacht.“ „Ich brauche nicht unbedingt meinen Stab um zu kämpfen“, entgegne ich. „Ich hatte verdammt gute Lehrer.“ Der Pub ist bis auf uns leer, aber Remus darf erst zur Sperrstunde schließen, darum hängen wir hier heute überhaupt noch ab. Da geht die Tür auf und herein kommen Lily und James. „Was macht ihr denn hier?“ platzt Remus heraus und eilt auf unsere Freunde zu. Er umarmt beide und strahlt. „Prongs, Lily“, rufe ich, „kommt rüber.“ Wir haben die beiden schon seit einer Ewigkeit nicht gesehen, weil James immer häufiger bei Spielen eingesetzt wurde und sie im ganzen Land unterwegs gewesen waren. „Ist das James Potter?“ flüstert Karina. „Du kennst den berühmten Sucher der Blackburn Giants?“ „Er ist mein Pflegebruder“, gebe ich zurück. „Wir haben euch in Blacks Spot gesucht“, tönt James durch den ganzen Pub, „und da ihr nicht dort wart, dachten wir, euch hier zu finden.“ Ich bin ebenfalls aufgestanden und umarme meine beiden Freunde. Erst jetzt wird mir klar, wie sehr ich sie in letzter Zeit vermisst habe, besonders bei Vollmond. „Himmel, es tut gut, euch zu sehen“, gebe ich zurück. „Ihr schaut verdammt gut aus.“ Und das stimmt auch. Beide sind jetzt völlig ausgewachsen und bieten einfach einen prächtigen Anblick. „Ihr beide aber auch“, meint Lily. „Willst du uns nicht deine Freundin vorstellen, Padfoot?“ „Yeah. Karina, das sind James Potter und Lily Ewans, unsere besten Freunde aus der Schule. Lily, James, das ist Karina – wie heißt du eigentlich mit Nachnamen?“ „Ravenwood“, meint sie. „Freut mich, euch kennen zulernen.“ Sie gibt sich sehr charmant und freundlich, aber ich merke ihr an, dass sie verzweifelt nach ihrer Kinderstube sucht. Lieb von ihr… „Hört mal, wir sind her gekommen, um euch zu sagen, dass wir jetzt endlich heiraten wollen. Lily ist schwanger und ich denke es ist an der Zeit“, erläutert James. „Herzlichen Glückwunsch!“ erwidern Remus und ich aus einem Mund. „Wann ist es soweit?“ frage ich weiter. „Nun das Baby kommt erst in acht Monaten“, meint Lily. „Aber heiraten wollen wir nächsten Samstag“, fügt James an. „Wir möchten euch beide als Trauzeugen“, setzt Lily hinzu. „Ihr wisst schon, so unter Wölfen…“ Wir lachen alle, nur Karina weis nicht warum. Sie weis weder, dass Remus ein Werwolf ist, noch von den Animagi und schon gar nichts vom Pakt der Wolfsbrüder. Ich schüttle leicht den Kopf in Richtung meiner Freunde und sie verstehen sofort. „Klar, machen wir, was Moony?“ erwidere ich. „Sicher, wer für wen?“ will der wissen und man sieht ihm an, dass er sich freut. Auch ihm haben die Beiden sicher gefehlt. „Sirius für mich und Remus für Lil, OK?“ schlägt James vor. Wir nicken. Plötzlich kracht die Hintertür auf und herein stürmt Patrick mit ein paar Freunden. Man sieht auf den ersten Blick, dass sie Streit suchen. Ein kurzer Blickwechsel genügt und wir drei Männer stehen auf, zücken unsere Stäbe und stellen uns den Kerlen. Es sind sechs. „Du hast wohl gedacht, Patrick, dass sechs Mann genügen, um uns beide aufzumischen“, fege ich ihn an. „Lass Karina in Ruhe, die ist nicht dein Punchingball.“ „Karina gehört mir, du geleckter Schnösel. Du meinst wohl, mit deinem hübschen Gesicht kannst du alles haben! Karina ist mein Pferdchen! Komm her du blöde Schnalle und mach deine Arbeit.“ Karina hat sich in ihrem Stuhl ganz klein gemacht und versucht sich zu verstecken. Lily richtet sich auf und legt schützend den Arm um sie. Das macht Patrick auf Lilys tolles Aussehen aufmerksam. „Oy, Frischfleisch“, grölt Patrick. „Dann geh ich mit zwei Schwälbchen, anstatt nur mit einer.“ James knurrt wie ein böser Hund. „Du beleidigst meine Frau, du erbärmlicher Drecksack“, faucht er. „Lass ihnen den ersten Schlag, Prongs, sonst bekommen wir hier kein Bein mehr auf die Erde“, murmle ich ihm aus dem Mundwinkel zu. Er brummt bestätigend und nickt. Doch er muss keine Sekunde länger warten, dann fliegen auch schon die Flüche der Gegenseite durch die Luft. Ich höre Lily helle Stimme, die „Protego!“ ruft. Sie weis genau, dass wir ausweichen werden und dann kontern. Sie kennt seit langem unsere Art zu kämpfen. Genau das tun wir auch und es dauert nur Sekunden, bis unsere sechs Gegner bewegungsunfähig sind. Ich bin stink wütend und will nicht, dass Patrick sich nochmal an Karina vergreift. Ich ziehe einen Beutel Gold aus der Robe und stopfe den abfällig in seinen Umhang. „Da, das dürfte reichen, Karina von dir freizukaufen, oder? Verschwinde und lass dich hier im Pumpkin nicht mehr blicken… Helft ihr mir, Jungs, diesen Müll zu entsorgen?“ wende ich mich an meine Freunde. Kurz darauf ist der Pub wieder leer. Karinas Kopf liegt an Lilys Schulter und sie weint herzzerreißend. Lily kenn sowas schon aus unserem letzten Jahr und tröstet sie, so gut sie kann. Man sieht es Karina nicht an, dass Patrick sie verprügelt hat. Er verpasst ihr keine blauen Flecken an Stellen, die man gleich sehen kann, dazu ist er zu schlau, würde ja seinem Geschäft schaden… Wir lassen die beiden Frauen reden und unterhalten uns miteinander. „Ist die Kleine deine Freundin, Padfoot?“ will James wissen. „So ungefähr. Ich schlafe mit ihr und sie ist hier unsere beste Informantin. Ich mag sie und sie mag mich. Mehr nicht.“ „Sie ist – ich meine…“ fährt er fort. „Yeah. Sie arbeitet im horizontalen Gewebe und hier ist sie meine beste Tarnung als Sohn reicher Eltern, der mal so richtig schön verrucht sein will. Nach nunmehr drei Jahren nehmen sie mir das auch ab.“ „Sie wissen nicht, dass du mit Remus befreundet bist, oder?“ „Nur Karina“, antwortet Remus, „zwangsläufig, weil sie schon in Blacks Spot war, aber die hält dicht. Die anderen halten uns nur für Barmann und Kunde, die halt mal miteinander reden.“ „Macht euch die Sache eigentlich noch Spaß?“ will James wissen. „Mir schon. Man weis nie, was als nächstes passiert, kommt meinem Hang für Abenteuer entgegen“, erwidere ich grinsend. „Nun“, meint Remus. „Es ist immer noch besser, als in St Mungos irgendwelche Tränke zu schlucken und Padfoot hat Recht, die Sache hat schon ihre Vorzüge.“ Er wirft einen Blick auf Karina und James versteht, dass er nicht ganz frei reden kann. „Wieviel weis die Kleine?“ fragt Prongs weiter. „Nur das Nötigste, dass wir gegen Voldemort kämpfen“, erwidere ich. „Sie hat ihre Eltern durch ihn verloren. Sie ist grade mal so noch `ne Hexe, hat keinerlei Ausbildung und kann sich nicht wehren.“ „Aber sie arbeitet für euch, oder?“ „Sie hört mehr, als manch anderer und hat uns schon wichtige Tipps gegeben, sie hat nämlich auch Todesser unter ihren Kunden“, erwidert Remus. „Und du Moony, hast du keine Freundin?“ drängt James. „Nee und du weist auch warum“, ist die traurige Antwort. „Immer noch kalte Duschen, oder was?“ flachst James. „Hör blos auf“, entgegnet Moony. „Was meinst du, wie mich die Mädels hier anmachen und ich bin schließlich auch nicht aus Holz. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu behaupten, ich stünde mehr auf Jungs. Himmel, war mir das peinlich, es stimmt nämlich nicht, bevor du nachfragst…“ „Armer Moony, immer verkannt“, feixt Prongs und ich muss kichern, denn mir fällt wieder der heilige St Sirius von damals ein… „Wenn du jetzt auch noch einen blöden Kommentar abgibst, Padfoot, dann werde ich echt sauer“, mault der. „Nee, heiliger St Remus“, gebe ich zurück. Da muss auch er lachen. „Danke, das hab ich verdient“, kichert er. „Weist du, Mann“, wende ich mich an James, „ich bin auch mit Karina so gerne zusammen, weil meine Mutter durchdrehen würde, wenn die davon wüsste. Eine nahezu reinblütige Squib, ich bitte dich… Aber sie ist schon OK. Ungebildet ja, aber alles andere als dumm. Sie hat eine Art von Klugheit, die nichts mit Büchern oder lernen zu tun hat. Die Art von Klugheit, die dich durchs Leben bringt, wenn du verstehst, was ich meine.“ James nickt. „Du magst sie ja wirklich, Padfoot.“ „Yeah, Mehr als alle Mädels an Hogwarts zusammen. Nicht die große Liebe, nee, aber ein Mädel, mit dem ich echt gerne zusammen bin.“ Lily hat es endlich geschafft, dass Karina nicht mehr weint und die beiden beteiligen sich an unserem Gespräch. „Du hast mich von Patrick freigekauft, Sirius?“ fragt sie erstaunt. „Das wollte ich nicht. Jetzt weis ich nicht mehr, wo ich hin soll…“ „Zu mir, wohin sonst“, meine ich überrascht. Darüber habe ich mir wirklich noch keine Gedanken gemacht. „Aber mein Job…“ stammelt sie. „Du gehörst mir nicht, Karina, du gehörst nur dir selbst. Wenn du bei mir wohnen willst, OK. Wenn du mit deinem Job weiter machen willst auch OK. Du kannst uns auch den Haushalt führen, wenn du das willst. Ich würde dich zwar nur ungern als Informationsquelle verlieren, aber es ist deine Entscheidung.“ „Einfach so?“ fragt sie verblüfft. „Sirius, du bist einer der feinsten Menschen, die mit je begegnet sind, echt.“ „Du willst sie doch nicht in diesem fiesen Job weiterarbeiten lassen“, meint Lily entsetzt. „Nee, lass mal Lily, das ist schon OK“, gibt Karina zurück. „Ich muss ja nicht, wenn ich nicht will und was das andere betrifft, Informationen bekomme ich auch ohne, dass ich mit irgendwelchen alten Säcken ins Bett gehen muss. Wenn ich was kann – und ich kann echt nicht viel - dann Leuten Dinge aus der Nase ziehen, die sie von selbst eigentlich nicht preisgeben wollten…“ Sie strahlt uns alle an, dann verschwindet sie im Klo. Als sie wieder zurückkommt, ist die ganze Schminke verschwunden und ich sehe, dass sie viel jünger sein muss, als ich dachte. Ich war immer der Meinung gewesen, sie müsse in meinem Alter sein, wahrscheinlich sogar etwas älter. „Großer Merlin“, platze ich heraus. „Wie alt bist du eigentlich?“ „Seit drei Tagen achtzehn. Ich musste doch älter aussehen. Ich arbeite schon für Patrick, seit ich zwölf bin. Er ist mein Onkel und nur ein paar Jahre älter als ich. Er meinte, er würde mich nur aufnehmen, wenn ich Gold ranschaffe und mir blieb nichts anderes übrig, er ist mein einziger lebender Verwandter.“ „Warum hast du nie was davon gesagt“, meint Remus. „Wir hätten dir doch geholfen.“ „Das weis ich doch, aber was hätte man denn mit mir gemacht? In ein Waisenhaus gesteckt, oder? Es ist doch kaum möglich, dass zwei junge Kerle, ein fünfzehnjähriges Mädel bei sich leben lassen, wenn sie nicht mit ihr verwandt sind…“ „Du warst erst fünfzehn, damals als du das erste Mal bei mir warst?“ Ich bin voll durch den Wind. Sie war damals noch weit minderjährig und ich war schon achtzehn… „Mach dir keine Sorgen, Sirius, wo kein Kläger, da kein Richter. War der Lieblingsspruch von Onkel Patrick…“ „Wie lange musst du den Laden eigentlich noch offen lassen, Remus?“ will Lily wissen. Der schaut auf die Uhr. „Ich kann zumachen. Gehen wir?“ Wir reisen durchs Feuer nach Blacks Spot. Es ist zwar schon spät, aber keiner von uns will jetzt schlafen. Lily und James planen noch stundenlang ihre Hochzeit und Karina macht eifrig mit. Lily hat sie mit einer Stimme, die keinen Widerstand unsererseits zuließ, gebeten ihre Brautjungfer zu werden und Karina hat mehr als nur begeistert zugestimmt. Es ist schon kurz vor Sonnenaufgang, als die beiden nach Godrics Hollow zurückkehren. „Ich gebe den Job im Pumpkin auf“, meint Moony plötzlich. „Er bringt nichts mehr. Woher sollen denn die Trinkgelder kommen, wenn keiner mehr kommt und was trinkt. Es ist die reinste Zeitverschwendung dort rumzuhängen. Man kann auch keine Informationen bekommen, wenn keiner da ist, der redet und ich halte es auch für besser, wenn wir uns alle drei eine Weile dort nicht mehr blicken lassen…“ „Aber … aber…“ platzt Karina heraus. „Ihr hört doch nicht auf, Du-weist-schon-Wer zu bekämpfen, oder?“ „Nee, sicher nicht“, entgegne ich. „Ich bin in gewissen Kreisen bekannt genug und werde mich in Zukunft einfach ein bisschen in der Nockturngasse rum treiben. Dort bekomme ich schon meine Informationen. Weist du Karina, ich weis schon seit Jahren, dass es besser ist auf Moony zu hören, wenn er sagt, lass das. Es geht nur in die Hose, wenn man es trotzdem tut.“ „Und es wird eine angenehme Abwechslung sein, mal wieder bei Sonnenlicht unterwegs zu sein, oder?“ fügt Remus an. „Sonne?“ flachse ich. „Wie sieht die denn aus?“ „Ja weist du, das ist das große gelbe Ding am Himmel, das du nicht direkt anschauen kannst, wenn du nicht blind werden willst“, gibt er mit seinem trockenen Humor zurück. „Ach, yeah, das, hab ich schon mal was davon gehört…“ flachse ich zurück. Wir lachen beide und gehen in unsere Zimmer. Karina folgt mir etwas verloren. „Hör mal“, meine ich. „Du kannst auch im anderen Bett schlafen, wenn dir das lieber ist. Du kannst auch morgen das andere Zimmer haben und Remus schläft hier. Wir waren es jahrelang gewohnt, im selben Raum zu pennen.“ „Muss ich?“ fragt sie und klingt traurig. Ich nehme sie einfach in den Arm und halte sie fest. Dann küsse ich sie, so zärtlich ich kann. „Du musst gar nichts, was du nicht willst, Kleines, überhaupt nichts…“ „Ach Sirius, ich hab mich damals schon in dich verliebt, als du mich das erste Mal hier her gebracht hast. Du warst fast schüchtern, so ehrlich, so unsicher und dann so zärtlich und liebevoll, so wunderbar. Besser, als ich es je erträumt hätte. Und da war ich, die kleine abgebrühte Hure, die schon so viele Männer hatte, die immer älter tun musste, als sie war und du hast mich behandelt, als wäre ich ein Mädchen aus gutem Haus, hast dich nie an meinem Job gestört. Hast mich immer die sein lassen, die ich wirklich bin…“ „Wenn ich alles gewusst hätte, hätte ich eine Lösung gefunden und wenn ich Dumbledore hätte um Hilfe bitten müssen. Ich hab viel zu lange einfach nur mit dir geschlafen und mich nicht wirklich um dich gekümmert“, falle ich ihr traurig ins Wort. „Aber du warst doch da, wenn ich dich brauchte. Ich konnte immer bei dir unterkriechen, wenn ich von Patrick weg wollte…“ „Yeah. Und ich hatte nichts Besseres zu tun als dich ins Bett zu schleppen, oder?“ „Du hast immer gefragt, ob ich will. Du hast mich nie gedrängt, nie zu irgendwas gezwungen. Und ich wollte, ich wollte immer. Du warst der Einzige, der mich mal in den Arm genommen hat und gestreichelt hat. Der mir Wärme und Zuneigung gab. Die anderen haben immer nur genommen, du hast immer nur gegeben…“ „Ach, Kleines…“ „Lass uns schlafen gehen, wir sind beide müde. Du musst ja nicht sonst was mit mir anstellen, lass mich einfach nur neben dir schlafen, wenn du nicht mehr willst…“ Nun, ich möchte schon mehr, aber als sie sich auszieht, sehe ich die unzähligen blauen Flecken, die Patrick ihr verpasst hat und ich bereue, dass ich ihn nicht mit einem gemeineren Fluch flach gelegt habe… „Dieser verdammte Bastard…“ murmle ich. „Halb so wild“, erwidert sie. „Wenigstens blutet nichts und die blauen Flecke gehen auch wieder weg…“ „Keiner hat das Recht, ein Mädel zu verprügeln“, bricht es aus mir heraus. „Du hast dem ja ein Ende gesetzt. Ihr drei seid wirklich mächtige Magier und die Frau, diese Lily, der Schutzbann, denn die benutzt hat … So was Mächtiges habe ich noch nie gesehen…“ „Lily weis, wie wir kämpfen, sie hat oft genug mit uns trainiert und auch wirklich schon an unserer Seite gekämpft, dass sie genau wusste, was wir vorhaben…“ „Ihr versteht euch blind…“ „Yeah, wir kennen uns schon zehn Jahre und wenigstens mit den Jungs, war ich fast die ganze Zeit zusammen.“ „Was bedeuten dir deine Freunde?“ „Wir sind uns die einzige Familie, die wir noch haben, wir sind wie Geschwister … Sie bedeuten mir alle mehr, als mein Leben…“ „Ihr seid alle vier so großartige Menschen. Ich bin froh, euch zu kennen…“ Sie geht zum Bett und legt sich hinein, schlägt die Zudecke einladend zurück und klopft neben sich auf die Matratze. Ich lege mich neben sie und nehme sie vorsichtig in den Arm. Sie kuschelt sich an mich. Als würde sie nicht mir gehören, beginnt meine Hand Karinas glatte Haut zu streicheln. Sie seufzt wohlig und gibt meine Berührung zurück. „Ich will dir nicht wehtun, Kleines“, murmle ich. „Tust du nicht, du nie…“ Aber bevor wir wirklich noch mehr miteinander anstellen können, sind wir eingeschlafen.  Hochzeit Karina will sich ein hübsches Kleid für Lilys Hochzeit kaufen und ich bin der Meinung, auch Remus könnte mal neue Klamotten gebrauchen. Mein Gold ist festgelegt und ich lebe von den Zinsen, aber es ist kein Problem etwas vom Kapital aus Gringotts zu holen. Wir statten zu dritt Madame Malskins Roben für alle Gelegenheiten einen Besuch ab und Karina gerät in Verzückung. Es sieht so aus, als hätte sie noch nie in ihrem Leben eine vernünftige Robe besessen. Moony grummelt vor sich hin und sucht nach etwas Passendem, das er sich leisten kann. Schön langsam nervt mich das. Er soll sich verdammt noch mal was Anständiges aussuchen, ich zahl es schon. „Remus“, ruft Karina. „Wie wär´s mit dieser Robe? Passt zu deinen Augen.“ Es handelt sich um einen lichtbraunen Stoff, der im Licht golden schimmert und er würde Moony wirklich ausgezeichnet stehen. „Nee, Karina“, murmelt er. „Zu teuer.“ „Shit, Moony, wenn dir das Ding gefällt, dann nimm es“, zische ich ihm zu. „Ich möchte dass wir bei James Hochzeit anständig daher kommen und nicht wie die Lumpensammler.“ „Verdammt Padfoot“, gibt er zurück, „ich hab dir noch nicht mal das Gold für die Hogwarts Robe zurückgegeben. Ich will nicht noch mehr Schulden bei dir haben!“ „Komm schon, Remus, probier die Robe an“, drängt Karina. „Lass uns sehen, wie du darin aussiehst.“ Remus seufzt und lässt sich von Karina überreden. Tatsächlich sieht er in dem Ding großartig aus. Ich wusste schon immer, dass mein Freund ein attraktiver Mann ist, aber bei seiner gewöhnlich abgetragenen Kleidung und seinem müden Gesicht, fällt das kaum auf. „Wow“, meint Karina. „Das kommt echt gut, Remus. Schau dich doch mal im Spiegel an.“ Moony begutachtet seine Erscheinung. Er seufzt schon wieder. „Also gut, Padfoot“, meint er. „Aber das ist das letzte Mal, dass ich von dir sowas annehme.“ „OK, OK, aber das nimmst du jetzt an“, erwidere ich bestimmt. Karina kommt mit einer grauen, nahezu silbernen Robe für mich an. Sie mag aus der Gosse stammen, aber sie hat einen sehr guten Geschmack, was Kleidung betrifft. Und seit sie sich nicht mehr so stark schminkt, kann man sie von einem Mädchen aus gutem Hause nicht mehr unterscheiden. Sie hatte immer eine recht saubere Sprache und sprach nie diesen Unterschicht Slang, den man in London so häufig antrifft. So wie sie jetzt auftritt, hätte Patrick sie wohl kaum wieder erkannt… Ich begutachte mich im Spiegel. Himmel, wer ist der attraktive Kerl, da im Glas. Mein schwarzes Haar ist länger, als ich es zu meiner Schulzeit getragen habe und ich habe mir einen kleinen Dreitagebart stehen lassen, um älter auszusehen. Sollte ich mal wieder abmachen, sieht ein bisschen ungepflegt aus. Ich bin gut einen Kopf größer als Remus und ein ganzes Stück muskulöser. Ihn kostet der Vollmond immer so viel Kraft und er sieht immer etwas unterernährt aus. Das Grau lässt mich noch größer und schlanker erscheinen, als ich es ohnehin bin. Mir gefällt, was ich sehe… „Mann, komm wieder aus dem Spiegel zurück“, flachst Moony. „Oder ich muss anfangen mich zu fragen, ob wir nicht besser dich Prongs genannt hätten.“ Ich grinse ihn an. „Lass mich doch auch mal ein bisschen eitel sein“, gebe ich zurück. Er winkt ab und grinst ebenfalls. Karina sucht sich eine mitternachtsblaue Robe aus, die ihr glänzend steht. Sie ginge in dieser Aufmachung ohne weiteres als reiche Erbin durch. Madame Malskin hat uns in Ruhe auswählen lassen und tritt jetzt zu uns. „Nun, haben sie das Richtige gefunden?“ fragt sie. „Ja“, erwidere ich. „Packen sie uns bitte die Sachen ein.“ Das tut sie und ich zahle. Der Gesichtsausdruck von Moony tut mir weh. Er will das nicht, aber ich lasse ihm keine andere Wahl. Verdammt, großer Bruder, wir sind doch Freunde und Freunde halten zusammen… Der große Tag kommt und wir treffen uns mit unseren Freunden. Es kommen ein paar Leute aus dem Orden und auch Peter erscheint. Es wird eine sehr feierliche Trauung und die Öffentlichkeit nimmt regen Anteil daran, da James ja eine Art Berühmtheit ist. Presse, Blitzlichtgewitter, eine Menge Fragen. Es lässt sich nicht verhindern, dass wir alle mit auf dem Zeitungsfoto erscheinen. Vielleicht nicht das Wahre, aber es wird uns schon nicht schaden. Lily ist in ihrer schneeweißen Robe schön, wie noch nie und James ist wirklich ein sehr gut aussehender und vornehmer Bräutigam. Ich bin glücklich für meine beiden Freunde, dass sie es endlich offiziell machen, was eigentlich schon seit über zehn Jahren existiert. Die beiden waren noch Kinder gewesen, als sie sich in Hogwarts kennengelernt haben und jetzt sind sie verheiratet. Jeder, der Augen im Kopf hat, kann sehen, wie sehr sie sich lieben und wie unendlich glücklich sie sind. So ein verdammt schöner Tag… Doch von den Dingen, die am nächsten Tag geschahen, erfahre ich erst jetzt. Ich wusste nie davon… Severus… Er war wirklich ein Todesser geworden. Hatte weiter seine schwarzen Tränke gebraut und hatte sich selbst verloren. Die drei Jahre, die ich im Pumpkin für den Orden gearbeitet hatte, hat er für Voldemort gearbeitet und hatte sich während dieser Zeit fast zu Grunde gerichtet. War in sich selbst gefangen… Er war zu dieser Zeit wohl kaum mehr ein menschliches Wesen, hatte sich zu einem Schatten seiner selbst reduziert… Und Morchie? Nun, er kam nicht mehr an seinen Freund heran. In keinster Weise. Er lebte zwar mit ihm und mit Karkaroff zusammen, aber er konnte keinen Einfluss mehr auf Severus nehmen. Dann erschien dieses Hochzeitsfoto im Tagespropheten und riss Severus aus seiner Lethargie. Er erkannte, dass er auf dem falschen Weg war, dass er dabei war, sich und seinen Freund immer weiter in Richtung Abgrund zu bringen. Er fasste den Entschluss, sich von Voldemort und den Todessern zu trennen und Morchie war – wie nicht anders zu erwarten – bereit ihm zu folgen. Morchie war ohnehin nur bei den Todessern, weil er dachte Severus und auch Karkaroff würden das von ihm erwarten. Doch dann ereilte die beiden Möchtegernabtrünnigen ein Ruf ihres Herren und Morchie opferte sich, um Severus das Leben zu erhalten. Erst jetzt sehe ich, dass auch mein Bruder, Regulus, an diesem Tag den Tod fand. Er starb durch dieselbe Hand, die auch mir den Tod brachte. Ich hatte gewusst, dass er ein Todesser war, hatte es mir denken können, nachdem Karkaroff mich damals hatte rekrutieren wollen… Aber erst jetzt erfahre ich die genauen Umstände. Regulus war das Grauen zu viel geworden und auch er hatte Voldemort verlassen wollen, war dabei erwischt worden und zur Warnung für die anderen Todesser hingerichtet worden. Ach, Bruder, hätte ich dich doch besser gekannt, hätte ich mich doch nur um dich gekümmert, vielleicht wäre es zu verhindern gewesen. Ich denke nicht, dass du je ein übler Mensch warst. Ich glaube, du warst immer nur schwach, gehorsam und ein bisschen dumm. Severus hat dich zuerst für mich gehalten, du musst mir also recht ähnlich gesehen haben. Du warst noch so verdammt jung, gerade mal achtzehn. Wir alle waren damals im Grunde genommen noch so unglaublich jung… Dein Tod gab Severus den letzten Anstoß, sich wirklich von Voldemort abzuwenden… Shit, Severus, während der Monate in denen wir auf die Geburt von Lilys Kind warteten, bist du durch deine private Hölle gegangen und tatsächlich am anderen Ende irgendwie wieder raus gekommen… Doch wer warst du danach…? Wir haben in Godrics Hollow bis zum frühen Morgen gefeiert und sind todmüde durchs Feuer nach Blacks Spot gereist. Karina geht gleich zu Bett, aber Remus will noch mit mir reden. „Sirius“, meint er. „In drei Tagen ist Vollmond. Was wollen wir tun?“ „Gute Frage“, erwidere ich. „Ich will dich nicht alleine lassen, aber wir brauchen eine Ausrede für Karina oder wir sagen ihr die Wahrheit. An dieses Problem, habe ich gar nicht gedacht, als ich sie hier her geholt habe.“ „Yeah“, brummt Moony. „Versteh mich nicht falsch, es war richtig, die Kleine aus Patricks Klauen zu befreien, aber nun gibt es dieses Problem…“ „Traust du ihr weit genug?“ will ich wissen. „Du hast da die bessere Nase.“ Er schaut sinnend vor sich auf den Tisch. „Nun, sie weiss eine Menge über uns beide, was sonst keiner im Pumpkin wusste und sie hat nie darüber geklatscht. Aber ein Werwolf? Ist wohl ein bisschen was anderes, oder?“ „Vielleicht wenn ich mal ein unverfängliches Interview mit ihr führe, nur mal so, um ihre Ansichten kennen zu lernen…“ „Mach das“, entgegnet er. „Dann können wir immer noch entscheiden, was wir tun.“ Ich brumme bestätigend. „Lass uns pennen gehen“, meine ich. „Ist schon spät und ich bin verflixt müde…“ Er nickt und wir trennen uns.  Vier kurze Monate Karina schlummert bereits selig, als ich ins Schlafzimmer komme. Ich zucke die Achseln, ziehe mich aus und lege mich zu ihr. Sie seufzt leise und kuschelt sich an mich. Plötzlich bemerke ich, dass sich meine Gefühle für dieses Mädchen gewandelt haben. Sie war immer nur eine Freundin gewesen, aber jetzt liebe ich sie aus tiefstem Herzen, aus ganzer Seele. Ich verstehe nicht, was meine Gefühle für sie so verändert hat. Vielleicht war es die Trauung heute, der Anblick meiner besten Freunde, die heute so wahnsinnig glücklich waren. Vielleicht war es die Freude in Karinas Augen, weil keiner ihr ihre Vergangenheit angesehen hatte und alle sie wie eine Lady behandelt haben. Sie hat heute so unglaublich schön ausgesehen und ganz plötzlich wurde sie mir zu der Gefährtin, die ich immer gesucht hatte. Sie bewegt sich leicht an meiner Seite und ich begehre sie wie noch nie, aber sie schläft und ich möchte sie nicht aufwecken… Ich horche sie am nächsten Tag ein bisschen aus und ihre Antworten stellen mich zufrieden. Also erkläre ich ihr die Sache mit Moony. „Sowas hatte ich mir schon gedacht“, erwidert sie. „Der Spitzname und die Tatsache, dass er nie bei Vollmond im Pumpkin war. Seine eigenartige Augenfarbe bei einem bestimmten Lichteinfall, yeah, ich dachte mir schon sowas. Aber Remus gehört zu den besten Kerlen, die ich kenne und es ist seine Sache. Er würde nie jemand etwas antun, er ist OK.“ „Du bist einfach echt schlau“, entgegne ich. „Aber du bist auch verschwiegen und diskret.“ „Das muss ich auch sein. Bei meinem früheren Job ging das nicht anders. Aber warum hast du mir das jetzt erzählt?“ Wie soll ich nur fortfahren? Das einfachste ist, ihr Tatze zu zeigen… Ich werde zu dem bärengroßen, schwarzen Hund und sie stößt einen leisen Schrei aus. Also wechsle ich wieder in meine menschliche Gestalt. „Keine Angst, Kleines, Tatze ist nicht gefährlich. Ich wollte es dir nur zeigen, damit du verstehst, warum ich bei Vollmond verschwinde. Ich laufe mit Moony durch einen Wald, bis er wieder zum Menschen wird, damit er in diesem schrecklichen Zustand nicht alleine sein muss…“ „Ich hab keine Angst. Ich bin nur erschrocken. Du bist wirklich mächtig und du liebst deinen Freund echt…“ „Yeah. Moony war immer für mich da, wenn ich ihn gebraucht habe und ich – wir - waren immer für ihn da. Wir haben uns ewige Freundschaft geschworen und diesen Eid werde ich halten, koste es was es wolle.“ „Ich bin froh, dich und auch Remus zu kennen. Ich hätte nie gedacht, dass es Menschen wie euch gibt. Mächtig, ja, aber auch so unglaublich anständig. Sirius, ich liebe dich so sehr“, fügt sie fast flüsternd an. „Und ich liebe dich, Karina“, erwiderte ich. „Eigentlich schon lange, aber ich habe es erst vor kurzem verstanden.“ „Du hattest andere Sachen im Kopf, wichtigere Sachen. Du kämpfst mit deinen Freunden auf verlorenen Posten und trotzdem macht ihr weiter. Ihr seid so tapfer, so mutig, so unglaublich… Meine Liebe wartet auf dich, bis du Zeit dafür hast…“ „Das ist aber nicht richtig so, Kleines“, entgegne ich. „Soviel Zeit muss sein. Immer. Vieles kann man warten lassen, aber Liebe sollte nicht dazu gehören. Nee, echt nicht.“ „Dann lass uns schlafen gehen“, meint sie einfach. „Es ist schon spät. Wo Remus wohl steckt?“ „Der wollte ins Kino. Dafür hat er schon seit Jahren eine Vorliebe und er wollte mir die Gelegenheit geben, mit dir alleine zu reden. Moony besitzt ein äußerst ausgeprägtes Taktgefühl.“ Wir gehen ins Schlafzimmer hinüber. „Ich hab deinen Freund noch nie mit einem Mädel gesehen und es gibt Gerüchte, er würde auf Jungs stehen“, meint sie plötzlich. „Aber ich sehe ihn auch nie mit Männern, außer mit dir und du stehst bestimmt nicht auf Kerle.“ Ich lache leise in mich hinein. „Nee, Remus steht nicht auf Jungs, aber mit Mädels darf er nichts anfangen. Eben wegen dem Werwolf. Was, wenn er ein Kind zeugt… Er hat sich schon vor Jahren entschieden, lieber alleine zu bleiben. Manchmal tut er mir deswegen so schrecklich Leid. Dass er auf Jungs steht hat er nur gesagt, weil deine Kolleginnen ihn nicht in Ruhe lassen wollten und er sich ihrer Aufmerksamkeit nicht mehr anders erwehren konnte.“ „Das ist traurig, echt traurig. Ich mag ihn so sehr, fast wie einen großen Bruder“, murmelt sie. „Er ist immer so freundlich und nett, ja einfach nur nett. Jede Frau, die ihn erobern kann, kann sich glücklich schätzen, so einen Mann zu bekommen.“ „Yeah. Hab ich auch schon oft gedacht. Aber bei diesem Thema lässt er nicht mit sich reden…“ Sie kuschelt sich wieder enger an mich und das Thema Moony verschwindet sofort völlig aus meinem Kopf. Nun, da sie bei mir wohnt, schlafen wir häufiger miteinander, aber trotzdem ist es jedes Mal etwas Besonderes… Die Zeit vergeht und Karina bleibt alleine in Blacks Spot, wenn wir bei Vollmond laufen gehen. Sonst begleitet sie mich manchmal oder ist auch alleine unterwegs. Remus geht jetzt viel seiner eigenen Wege. Er spioniert in der Winkelgasse, während ich mit Karina die Nockturngasse unsicher mache. Nur die Abende verbringen wir häufig gemeinsam. Manchmal gibt es Situationen, die ich besser alleine erledige, dann wartet Karina mit Remus in der Küche auf mich. Die beiden verstehen sich wirklich gut, aber in mir kommt kein Gefühl von Eifersucht auf. Mich freut es eher, dass auch Moony meine Kleine mag.  Karina Ravenwood Black Doch dann kommt es zur Katastrophe. Karina sind Gerüchte zu Ohren gekommen, denen sie wieder mal nur alleine nachgehen kann. Also verabschiedet sie sich eines Abends von uns und zieht los. Es ist mitten im Winter und Vollmond. Wir sind auf dem Weg nach Cornwall. Sie umarmt und küsst mich, bevor sie durch das Feuer verschwindet. „Passt auf euch auf“, sind ihre Abschiedsworte. Das sagt sie immer, wenn wir getrennt unterwegs sind. Wir apparieren in Morties Wald und verbringen diese Nacht, wie schon so viele zuvor. Als wir am folgenden Nachmittag nach Blacks Spot zurückkehren, ist Karina noch nicht wieder zurück. Zuerst mache ich mir keine großen Gedanken darüber. Sie war schon häufig länger alleine weg. Doch gegen Abend werde ich unruhig und nervös. Ich laufe in der Küche hin und her und beschäftige mich geistesabwesend mit allen möglichen Dingen. Als ich mir kochendes Teewasser über die Hände kippe, wird Moony auf mein eigenartiges Verhalten aufmerksam. Er hatte sich mit einem Buch beschäftigt. Er liest überhaupt viel, wenn er Zeit dazu hat. Schon immer… „Padfoot“, platzt er heraus. „Was ist los mit dir? Zeig mal – Shit, das sieht übel aus.“ Meine Hände sind knallrot und die Haut wirft Blasen. Remus zückt seinen Stab und bringt das Schlamassel in Ordnung. „Was hast du heute nur?“ meint er. „Du läufst schon seit Stunden ruhelos hin und her.“ „Karina. Ich mache mir Sorgen“, entgegne ich. „Ich hab so ein ungutes Gefühl im Magen. Sie sollte schon längst zurück sein…“ „Sie war oft schon länger alleine unterwegs“, wirft Remus ein. „Yeah, weis ich, aber trotzdem…“ „Wo wollte sie hin?“ will er wissen. „Nockturngasse, einem Gerücht über die Todesser nachgehen“, gebe ich zurück. „Dann komm“, meint er. „Gehen wir sie suchen.“ Ich werfe ihm einen unsagbar dankbaren Blick zu und schwinge mir meinen Umhang über die Schultern. Wir apparieren. Ich kenne jeden Winkel der Nocktungasse und jetzt suchen wir sie alle ab. Ich will schon an einer winzigen Sackgasse vorbei gehen, als mich Remus auf eine Menge Ratten aufmerksam macht, die sich an einem mit Schneematsch bedeckten Bündel Lumpen zu schaffen machen. Wir gehen nachsehen. Plötzlich erstarre ich. Das Lumpenbündel sieht wie die Robe aus, die Karina gestern getragen hat. Die unguten Biester ziehen und zerren daran herum. Remus vertreibt sie mit einigen gezielten Fußtritten. „Bleib zurück, Padfoot“, murmelt er und versucht mich von dem Bündel abzuhalten, aber er schafft es nicht, denn plötzlich entwickle ich Bärenkräfte und fege ihn einfach bei Seite. Dann beuge ich mich über den kläglichen Haufen und ziehe die Fetzen weg. Das hübsche Gesicht ist kaum mehr zu erkennen, es ist mit blauen Flecken und tiefen Schnitten überzogen, der tiefste geht durch ihre Kehle. Karina, nein, um Gottes Willen, Karina…! Ein wilder Schrei quält sich von meinen Lippen und ich breche zusammen. Als ich wieder zu mir komme, kniet Remus neben mir im Straßenschmutz. Seine Augen funkeln wieder Mal in diesem schrecklichen Licht und mir wird mit einem Schlag klar, dass Karina tot ist und dass auch Remus die Leiche gesehen hat. Ich kann es nicht glauben, will es nicht glauben. Ich muss ihr helfen… „Lass uns von hier verschwinden, Sirius, bevor uns noch jemand für die Täter hält“, meint er. „Aber nicht ohne sie“, murmle ich. „Nicht ohne Karina…“ Ich rapple mich auf und hebe den geschundenen Körper meiner Geliebten auf. Nichts, was irgendwer sagen könnte, wird mich davon abhalten, zu tun, was ich tun will. Aber Moony versucht es erst gar nicht. Er nickt nur. Er hilft mir, den schlaffen Leib zu halten und gemeinsam schaffen wir es, mit ihr nach Blacks Spot zu apparieren. Ich fühle mich so leer, wie noch nie in meinem Leben. Leer, verlassen, einsam… Einfach schrecklich… Mit einer unwilligen Bewegung, fege ich alles vom Küchentisch und lege Karina darauf. Remus steht etwas hilflos daneben. „Lass sie uns sauber machen und im Garten begraben“, meint er. „Ja, waschen wir sie. Dann geht es ihr bald wieder besser“, murmle ich und will den zweiten Teil seines Satzes einfach nicht hören. Ich will die Wahrheit einfach nicht akzeptieren. Wenn ich sie wasche und ihre Wunden heile, dann wird es ihr bald wieder gut gehen. Sie kann einfach nicht tot sein, nicht Karina. Jeder, aber nicht meine Kleine… „Sirius“, murmelt Remus verzweifelt. „Du kannst sie nicht heilen. Karina ist tot. Bitte, nicht…“ versucht er mich zurück zu halten, als ich meinen Stab zücke. Warum will Moony denn nicht verstehen? Er muss mich sie heilen lassen, bevor es zu spät ist. Ich versuche ihn von mir weg zu schieben, aber er ist stärker, wenn er es sein muss. Er packt mich und hält meine Arme in einer verzweifelten Umarmung hinter meinem Rücken fest. Ich wehre mich, kämpfe mit meiner ganzen seelenwunden Kraft gegen meinen Freund an. „Lass mich los, lass mich los, ich muss Karina helfen, lass mich los, Moony. Sie stirbt, wenn du mich nicht los lässt…“ „Sie ist schon tot, schon seit Stunden, wie es aussieht“, keucht er mit heißerer Stimme. „Padfoot, keiner kann ihr mehr helfen.“ „Ich kann es. Ich konnte uns noch immer heilen…“ röchle ich. „Padfoot, verdammt, es gibt keinen Spruch, der die Toten zurückbringt, es gibt einfach keinen“, er schluchzt, ist selbst verzweifelt, versucht, mich mit seiner ganzen Kraft zur Besinnung zu bringen. Er ringt mit mir, schüttelt mich, aber ich will nicht auf ihn hören, will einfach nicht glauben, dass ich nichts mehr tun kann. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als mich mit einem Kopfstoß bewußtlos zu schlagen. Als ich wieder zu mir komme, liege ich in einem Sessel, den Remus wohl aus dem Salon geholt hat. Er steht am Küchentisch und ist dabei Karina in die Robe zu hüllen, die sie bei Lilys Hochzeit getragen hat. Ich raffe mich auf und schlappe zu ihm hinüber. „Sorry, Padfoot, aber du wolltest nicht mit dir reden lassen, ich musste dich schlafen schicken.“ Seine Augen brennen wie glühende Kohlen vor ungeweinten Tränen. „Sie ist wirklich tot“, murmle ich und meine Stimme klingt hohl. „Vorbei … vorbei…“ „Sie war schon seit Stunden tot, als wir sie gefunden haben“, erwidert Remus traurig. „Wer tut sowas?“ flüstere ich. „Wer bringt ein Mädel auf eine so gemeine Art um…“ „Patrick“, erwidert Moony und ich kann seine krächzende Stimme kaum verstehen. „Das war keine Magie. Das waren Fäuste und ein Messer. Und wen kennen wir, der sowas benutzt? Nur ihren nutzlosen Onkel.“ „Sie ist nicht leicht gestorben, oder?“ will ich wissen. Er muss die Verletzungen genauer gesehen haben, als er sie gewaschen hat. „Sie muss mit allem gekämpft haben, was ihr zur Verfügung stand. Unter ihren Fingernägeln waren dicke Blutkrusten und Hautfetzen. Ihre Hände und Unterarme waren zerschnitten, sie muss sich wie eine Wilde gegen das Messer gewehrt haben und ihre Fingerknöchel waren gebrochen…“ Ich streichle sanft über das bleiche Gesicht. Remus hat ihre gebrochenen Augen geschlossen und ich muss nicht mehr den leeren Ausdruck in ihnen sehen. Sie sieht aus, als würde sie friedlich schlafen… „Danke, Moony“, murmle ich. „Und entschuldige, ich wollte es einfach nicht glauben…“ „Schon, gut, Padfoot“, erwidert er. „Ich verstehe dich doch. Auch wenn ich keine Freundin habe, weis ich doch, was Liebe bedeutet. Und du hast sie geliebt, nicht wahr?“ „Yeah“, erwidere ich leise. „Sie war die Gefährtin, die ich immer gesucht habe und ich wusste es seit dem Tag, an dem James und Lily geheiratet haben. Und ich hab es ihr Gott sei Dank auch gesagt…“ Moony murmelt etwas. Ich schaue ihn fragend an. Was will er mir sagen und doch nicht sagen…? Er seufzt schwer. „Sie trug dein Kind“, meint er etwas lauter. „Sie war von mir schwanger?“ platze ich heraus. „Sie hat es mir gesagt. Sie wollte noch nicht, dass du es weist, bevor es zu sehen ist. Sie meinte, du würdest sie davon abhalten wollen, zu spionieren und das wollte sie unbedingt, so lange es nur ging. Es war ihr so wichtig, uns zu helfen. Sie hat dich so sehr geliebt und hätte alles für dich getan.“ Ich lasse mich schwer in einen Stuhl fallen. Das wusste ich nicht. Mein Kind. Sie trug mein Kind. „Sie hat sich viel mit mir unterhalten, hat mich gebeten, ihr eine Ausbildung zu geben, wenn du alleine unterwegs warst. Wollte gut genug für dich sein, Padfoot. Sie glaubte immer, sie sei nicht gut genug für dich. ‚Er kann doch nicht eine kleine, ungebildete Hure aus der Gosse heiraten’, hat sie immer zu mir gesagt, wenn ihr die Fortschritte zu langsam vorkamen.“ „Warum wusste ich nie was davon?“ „Sie wollte dich damit überraschen“, erwidert er. „Sie war nie zu wenig für mich“, murmle ich heiser. „Sie war genau das, was ich wollte. Ihre Herkunft war mir immer egal. Sie war die Frau, die ich lieben konnte.“ Meine Augen brennen und plötzlich tropfen lautlos Tränen zu Boden. Endlich kann ich weinen. Endlich bricht der ganze Schmerz, der wie ein brennender Fels in meiner Seele gelegen hat, aus mir heraus. Remus seufzt. „Weine, Padfoot, weine und danke dem Himmel, dass du es noch kannst. Ich habe keine Tränen mehr. Ich hatte die Kleine auch wahnsinnig gern. Sie war einfach was Besonderes… Und ich habe einfach keine Tränen mehr…“ Ich kann mich fast nicht mehr fassen, immer wieder beginne ich zu schluchzen, manchmal schreie ich leise auf, wenn die Qual sich ihre Bahn bricht… Und plötzlich sind wir nicht mehr alleine. Lily und James sind da. Remus muss sie benachrichtigt haben, damit sie ihm helfen. Lily ist hochschwanger, aber das tut ihrer Beweglichkeit kaum einen Abbruch. Sie kommt zu mir und nimmt mich in die Arme. „Bruder“, murmelt sie. „Jetzt haben sie dir auch noch dein Mädel genommen.“ Sie streichelt mein Haar. Ich lehne mich schwer gegen sie und weine immer noch. Ich höre Gesprächsfetzen von meinen Freunden, sehe aber nichts, da ich mein Gesicht an Lilys Brust verborgen habe. „Hilfst du mir Prongs?“ höre ich Remus fragen. „Wir müssen sie begraben und Padfoot ist wohl kaum in der Lage dazu.“ „Wer war das?“ will James wissen. „Ich vermute Patrick und ich weis, wie wir es herausbekommen können.“ „Blut und Haut“, murmelt James. „Ja, damit geht es.“ Die beiden verlassen das Haus. Lily schafft es mit der Zeit, dass ich mich wieder etwas beruhige. „Ich dachte immer, wir hätten alle Zeit der Welt“, nuschle ich. „Alle Zeit, alles zu tun, was auch immer wir wollten. Wir hatten keine großen Pläne, wollten nur zusammen sein, zusammen leben, zusammen arbeiten. Ist denn das zuviel verlangt? Ein kleines bisschen Glück in diesen schlimmen Zeiten… …ich will ihren Mörder, Lil, ich will ihn und dann, dann werde ich das tun, wofür man mich nach Askaban bringen kann, denn es ist mir egal, jetzt wo Karina nicht mehr ist.“ „Du willst ihm den Averda Kedavra auf den Hals schicken?“ erwidert sie entsetzt. „Nein, Lil, nein, nicht den Averda. Das wäre zu leicht. ein grüner Blitz und alles ist vorbei … Nein, den Cruciatus…“ „Nein, Sirius, nein. Beschmutz deine Seele nicht mit sowas Schrecklichem. Wenn du dich rächen willst, bring ihn nach Askaban…“ „Wer würde mir schon glauben. Ich hab keinen guten Ruf. Einfach ein Mord unter Rivalen um eine kleine Hure, wird man sagen. Und ich will es selbst tun. Ich will, dass dieses Schwein leidet, wie sie gelitten hat…“ „Dann nimm deinen Dolch und schnitz ihm dein Monogramm in den Pelz“, ertönt plötzlich James Stimme. Er und Remus sind wieder herein gekommen. „Rache ist nicht gut“, murmelt Moony. „Das sollten wir wohl am besten wissen, oder?“ „Stell dir vor, es wäre Lil die dort liegt oder Nymphadora“, platzt James heraus. Auch er weiss ganz genau, was Moony für Andromedas Kleine empfindet. „Was würdest du dann sagen?“ „Ich hoffe, ich wäre dann noch fähig, auf die Vernunft zu hören“, entgegnet der seufzend. „Aber ich fürchte, ich könnte es nicht…“ „Lasst uns Karina begraben“, murmle ich. „Ich ertrage es nicht länger, sie so leblos da am Tisch liegen zu sehen.“ Meine Freunde wickeln den kalten, schönen Leichnam in ein Laken und ich nehme das klägliche Bündel auf meine Arme. Dann trage ich meine Frau und mein Kind in den Garten. Ich kann kaum mehr denken, bin wie taub, reagiere nur noch. Sanft lege ich sie in die Grube, die Remus und James gegraben haben. Mit meinen eigenen Händen schiebe ich die eiskalte Erde über den reglosen Leib. Es fällt mir schwer, die Stelle zu bedecken, wo sich ihr Gesicht befindet, doch langsam rieselt die Erde von selbst darüber. Immer noch laufen Tränen über mein Gesicht. Mir ist, als würde ich einen Teil meiner selbst begraben. An der Stelle in mir, wo Karinas Gegenwart ihren Platz hatte, herrscht eine Leere, die so tief ist, dass sie sich durch nichts füllen lässt. Ein tiefes schwarzes Loch, das kein Ende zu haben scheint, keinen Boden, nichts. Ein Findling liegt in einer Ecke des Gartens und ich zücke meinen Stab, um ihn auf das Grab zu setzten. Die Zauber fallen mir so leicht, aber zum ersten Mal spielt auch das keine Rolle mehr für mich. Hier liegt meine geliebte Gefährtin mit unserem ungeborenen Kind Karina Ravenwood Black Lebe wohl Bis wir uns hinter dem letzten Schleier wieder sehen Diese Sätze brenne ich mit einem Zauber in den Stein und mir ist, als wolle mir mein Herz dabei zerbrechen. Kaum habe ich den letzten Buchstaben geschrieben, verliere ich erneut das Bewusstsein… Ich bin sehr lange krank und liege mit Halluzinationen im Bett. Seltsamer Weise spielt darin ausgerechnet Severus eine maßgebliche Rolle. Ich bin mit ihm auf einer Waldlichtung und versuche ihn zu trösten, obwohl ich es eigentlich bin, der des Trostes bedarf. Zwei einsame Seelen, die sich gefunden haben. Nie im wahren Leben, nur hier, in einem bizarren Traum. Hier verspüre ich keinen Hass mehr gegen ihn, keine Abscheu, keine Wut. Er tut mir nur so entsetzlich leid. Ihm geht es noch schlechter als mir. Ich habe ja immerhin noch meine Wahlgeschwister. Er hat keinen mehr… Auch er hatte genau zu dieser Zeit einen völligen Zusammenbruch erlitten und irgendein kosmischer Zufall hat uns beiden dieselbe Vision zukommen lassen. Severus fand Trost darin und darüber bin ich heute froh. Wenigstes einmal in all dieser Zeit, war ich nicht sein Feind, sondern ein Freund… Manchmal muss man dem Schicksal einfach frech ins Gesicht grinsen, wenn es nur noch Übles für einen bereit hält… Und das konnten wir wohl beide. Schon der alte Potter hat mal gesagt, dass man Freunde oft an den seltsamsten Orten findet… Und einen seltsameren Ort, als der, wo wir uns damals befanden, kann es wohl kaum geben…  Pate Als ich meine Sinne wieder ganz beisammen habe, ist es bereits Frühling geworden. Ich bin abgemagert, kraftlos und dünn. Meine Freunde haben sich die ganze Zeit um mich gekümmert, obwohl ich mich an nichts davon erinnern kann. Ich schlage die Augen auf und schaue in James besorgtes Gesicht. „Padfoot!“ ruft er. „Moony, Moony, er ist endlich wieder wach!“ Remus kommt ins Zimmer geschossen. „Na endlich!“ sagt er. „Wir dachten schon, du würdest nicht mehr zurückkommen wollen.“ „War ich lange weg?“ murmle ich und bin kaum zu verstehen. Meine Stimme klingt hohl und rau. „Verdammt lange“, erwidert James. „Ich hab mir Urlaub genommen, wollte Moony nicht mit dir alleine lassen. Du warst die meiste Zeit völlig weggetreten, manchmal hast du was gemurmelt. Wir haben es nicht gewagt, dich ins Krankenhaus zubringen. Aus mancherlei Gründen…“ „Hast du Hunger, Sirius?“ will Remus wissen. „Wir konnten dir nur hin und wieder ein bisschen Suppe hinunter betteln.“ „Yeah“, murmle ich. „Mein Magen fühlt sich entsetzlich an. Hast du vielleicht was von deinem Eintopf?“ Er stößt ein Lachen aus, das sich wie eine Mischung aus Freude und großem Kummer anhört. „Nee, aber ich koch dir einen“ und sofort ist er wieder in der Küche verschwunden. „Wo ist Lily?“ wende ich mich an James. „In St Mungos. Das Kind kommt“, erwidert er. „Und da hockst du bei mir rum?“ nuschle ich. „Lil hat darauf bestanden, besonders als Remus ihr von Nymphadoras Geburt erzählt hat“, gibt er mit schiefem Grinsen zu. „Sie meinte, hier sei ich nützlicher…“ „Ich muss wieder gesund werden“, murmle ich. „Und dann, dann schnappe ich mir dieses elende Dreckschwein Patrick…“ „Zu spät, Padfoot“, erwidert James. „Den haben wir uns schon zur Brust genommen. Lil war zwar dagegen, aber Remus hat deine Kleine fast so gern gehabt wie du. Auch er wollte Rache und als seine Informanten ihm gemeldet haben, Patrick wolle das Land verlassen, haben wir zugeschlagen.“ „Was habt ihr mit ihm gemacht?“ „Er hatte eine hübsche Begegnung mit dem Werwolf“, erwidert Moony, der gerade mit einem Teller Eintopf wieder hereinkommt. „Ich habe den Wolf noch nie losgelassen, aber dieses Mal, habe ich wohl eine Ausnahme gemacht.“ In seiner Stimme klingt eine grimmige Befriedigung, die ich dort noch nie gehört habe. „Du hast sie auch geliebt, oder?“ murmle ich. „Yeah, aber sie war immer dein Mädel. Ich hab sie geliebt für ihre Tapferkeit, es mit einem Leben aufzunehmen, das ihr nie etwas zu bieten schien, für ihre Kraft, mit einer Welt fertig zu werden, der sie immer egal war. Wegen ihrer Liebe zu dir… Ja, ich hab sie geliebt, anders als du, aber deswegen nicht weniger…“ Er hilft mir, mich in meinen Kissen aufzurichten und drückt mir den Teller in die Hand. „Essen“, kommandiert er. Und ich halte es für besser dem Befehl nachzukommen. Die warme Nahrung füllt meinen Magen, aber ich kann nicht viel davon runter bringen. Er muss wohl geschrumpft sein, in der Zeit als ich hier lag. „Wir haben etwas besprochen“, meint James ansatzlos. „Remus, Lil und ich. Und wir sind uns einig. Wir möchten, dass du für unser Kind den Paten machst, dass du für es da bist, sollte uns etwas zustoßen.“ „Aber warum ich und nicht Remus?“ erwidere ich etwas erstaunt. „Weil du eine neue Aufgabe brauchst“, meint Remus. „Ich könnte dem Kind nie so ein Pate sein, wie du. Du weist schon, der verflixte Wolf. Und keiner von uns will, dass du etwas Tollkühnes oder Verrücktes anstellst, nun da sie nicht mehr ist…“ „Yeah. Wir brauchen dich nämlich gesund und mit vollem Verstand. Es wird immer schlimmer. Der Orden steckt ganz schön in der Klemme und wir verlieren immer mehr Leute. Jetzt ist es schon so weit, dass die Todesser regelmäßig irgendwelche Muggel jagen. Mensch, Padfoot, wir brauchen dich. Sieh zu, dass du schnell wieder gesund wirst…“ Ich habe Karinas Namen nie wieder erwähnt, nie wieder über sie gesprochen. Gedacht habe ich oft an sie und auch von ihr geträumt… Erst Askaban ließ mich sie fast vergessen. Dort sind frohe Erinnerungen der Preis, den man fürs blose Überleben zahlt…  Harry James Potter Doch Lily kommt ohne Kind wieder aus dem Krankenhaus zurück. „Falscher Alarm“, meint sie. „Es war ohnehin zu früh und nur der Aufregung zuzuschreiben. Es dauert mindestens noch drei Monate, meinte der Heiler und mein Bauch ist nur so dick, weil ich eine Unmenge Luft drinnen habe. Ich soll mich schonen, hat er gesagt. Pft – schonen … Es gibt viel zu viel zu tun.“ Und davon lässt sie sich von keinem von uns abbringen, was auch immer wir sagen... „Sie wird das Kind noch bekommen, während sie einem Rudel Todesser hinterher hetzt“, meint James unwillig. Die beiden sind bei uns in Blacks Spot geblieben, da sie von hier aus schneller im Krankenhaus sein können. „Da kannst du nichts machen“, erwidere ich. „Sie hatte schon immer einen starken Willen.“ Es geht mir langsam wieder besser und ich habe fast wieder meine alte Figur zurück, aber ich bin nicht mehr der Alte. Etwas in mir ist gestorben und klang ich früher nur manchmal wie ein Hund, wenn ich gelacht habe, so klingt es jetzt immer wie ein Kläffen. Meine Freunde passen auf mich auf, damit ich mir nichts Wahninniges einfallen lasse, um meiner Gefährtin ins Grab zu folgen. Doch das will ich jetzt nicht mehr. Ich jage nur noch wie besessen schwarzen Magiern hinterher und immer ist entweder James oder Remus bei mir… Kurz bevor das Kind geboren wird, lässt Dumbledore uns rufen. Uns und die Longbottoms, denn auch Alice ist hochschwanger. „Ich habe etwas erhalten, was die Potters und die Longbottoms betrifft. Sirius und Remus möchte ich dabei haben, weil sie die besten Freunde der Potters sind. Nun, es handelt sich um die Prophezeiung einer ansonsten recht jämmerlichen Seherin, aber in diesem Fall halte ich es für echt. Der ganze Tonfall war echt, die ganze Situation… Ich werde euch den Text zur Kenntnis bringen: Der Eine mit Macht, zu überwinden den Dark Lord, bald erscheint … geboren jenen, die sich dreimal ihm stellten, geboren, wenn der siebte Mond stirbt … und der Dark Lord wird Ihn zeichnen als Gleichen, doch wird über Macht Er verfügen, die der Dark Lord nicht kennt … und Einer muss sterben durch des Anderen Hand, denn Keiner kann leben, wenn der Andere gedeiht … Der Eine mit Macht, zu überwinden den Dark Lord, geboren, wenn der siebte Mond stirbt… Nun, sowohl die Potters als auch die Longbottoms haben ihm dreimal gegenüber gestanden und sind mit dem Leben davon gekommen. Sowohl Lily, als auch Alice sind schwanger und allen Anzeichen nach werden beide Ende Juli einen Sohn zur Welt bringen. Die Kinder müssen um jeden Preis geschützt werden, denn einer von beiden ist unsere einzige Chance, Voldemort ein endgültiges Ende zu bereiten. Er ist nicht mehr menschlich genug, um wie ein Mensch zu sterben, fürchte ich. Voldemort kennt die ersten Zeilen der Prophezeiung, doch nicht ihren ganzen Wortlaut. Wir wurden leider belauscht, als die Prophezeiung gemacht wurde. Er wird hinter den Kindern her sein. Ich kann kaum mehr tun, als euch diese Warnung zu geben und euch zu bitten, euch vorzusehen.“ Er seufzt schwer. „Es ist nichts so dunkel, dass es nicht doch noch Licht in sich trägt. Lily, Alice, ihr tragt dieses Licht… Ich danke euch für euer Kommen und wünsche euch viel Glück…“ Er entlässt uns mit einer traurigen Handbewegung… Und tatsächlich bringt Lily Ende Juli einen kleinen Sohn zur Welt. Sie geben ihm den Namen Harry James Potter. Ich bin unglaublich stolz, den Jungen zur Taufe zu tragen und Remus strahlt ebenfalls, als wäre es sein eigener Sohn.  Atempause Schließlich kehren James und Lily wieder nach Godrics Hollow zurück, denn sie sind der Meinung, mir ginge es wieder gut genug, dass man mich nicht mehr dauernd beaufsichtigen müsse. Und es stimmt. Seit ich den Jungen auf meinen Armen getragen habe, will ich wieder leben, habe ich wieder eine richtige Aufgabe. Moony überredet mich, Ferien zu machen und mit ihm auf meinem alten Motorrad nach Cornwall rauf zu fahren. Die Maschine unter mir lässt vieles von dem von mir abfallen, was mich so lange belastet hat und ich fühle, wie mich die Vergangenheit langsam los lässt. Die erste Nacht unter freiem Himmel ist wunderbar. Viel zu lange, haben wir nur in der Stadt gelebt und auch die Vollmondnächte haben nicht viel daran geändert. Die Sterne über uns, der fast volle Mond, die milde Luft der Sommernacht und mein Freund, der neben mir am Feuer liegt. Zum ersten Mal seit Monaten fühle ich mich wieder jung, ich bin doch erst zweiundzwanzig, aber in letzter Zeit habe ich mich gefühlt, als hätte ich bereits zwei Leben gelebt… „Dir scheint es endlich besser zu gehen“, meint Moony gerade. „Yeah, war ´ne Klasse Idee. Mir ist, als wäre ich neu geboren, Moony.“ „Ich musste dich nur dazu bringen, wieder auf deine alte Kiste zu steigen. Es ist dir immer gut gegangen, wenn du damit gefahren bist“, meint er mit seinem typischen schiefen Grinsen. „Stimmt“, gebe ich zurück. „So war es immer.“ „Ich mache mir Gedanken über die Prophezeiung, von der Dumbledore gesprochen hat“, sagt er plötzlich. „Harry oder Neville. Einer von beiden muss töten oder sterben. Keine tolle Aussicht, oder?“ „Nee, echt nicht. Wir werden auf beide Jungs verdammt gut aufpassen müssen“, entgegne ich. „…und der Dark Lord wird ihn zeichnen als Gleichen…“ murmelt Moony. „Yeah, bisher ist etwas Derartiges noch nicht geschehen. Noch wissen wir nicht, ob sie sich auf Harry oder Neville bezieht.“ „Hmm, Voldemort hat doch diesen Reinblutfimmel“, überlegt Remus. „Neville ist reinblütig, aber Harry ist es nicht.“ „Yeah, aber nach allem was wir von Dumbledore über Voldemort erfahren haben, ist sein echter Namen Tom Riddle und ein Elternteil war ein Muggel, denn er war in einem Muggel Waisenhaus. Er muss ein Halbblut sein, wie Harry.“ „Davon sind wir jetzt auch nicht schlauer“, meint Moony. „Es gibt keine Möglichkeit herauszufinden, welcher von beiden gemeint ist, solange Voldemort nicht handelt.“ „Yeah, aber wenn er das tut, wird es verdammt gefährlich“, erwidere ich. „Weder Lily und James noch die Longbottoms können hoffen, ihm ewig zu entkommen. Wir müssen unsere Freunde schützen, so gut wie wir nur können.“ „Du könntest ja mal damit anfangen, sie öfter in Godrics Hollow zu besuchen“, schlägt Remus vor. „Wir waren ewig nicht mehr dort…“ „Yeah. Als wir das letzte Mal dort waren haben Mum und Dad noch gelebt“, murmle ich. „Ey, jetzt nicht wieder traurig werden, ja?“ Er hat meinen Tonfall gehört und weis, dass mir die beiden immer noch fehlen, selbst nach all den Jahren. „Nee, ich versuch´s wenigstens…“ „Lass uns schlafen, wir haben morgen noch einen weiten Weg vor uns“, meint er noch und gähnt. Ich brumme bestätigend und wickle mich in meinen Schlafsack. Es dauert noch ein Weilchen, bis ich Ruhe finde und ich versuche, meine Ohren zu verschließen, denn ich weis nur zu genau, was Moony neben mir in seinem Schlafsack treibt… Könnte ich auch mal wieder machen. Es war nichts mehr, seit jener letzten Nacht … Nur nicht daran denken, Sirius, du wirst nur wieder traurig… Meine Hand fährt zwischen meine Beine und kaum habe ich damit angefangen, beginne ich wieder mal zu weinen. Es sind ihre Hände, die ich dort spüre. Ihre Hände und ich werde sie nie wieder wirklich spüren. In mir windet sich ein gequältes Wesen, das ich versuche - jeden Tag aufs Neue – so tief in mir zu verschließen, dass es nicht mehr heraus kann. Von dem ich versuche, es keinen sehen zu lassen, damit ich die Kraft finde, weiter zu leben. Einfach nur einen Tag um den anderen weiter zu leben… Mein Körper reagiert jedoch und erleichtert recht schnell sich seiner Last… Dann kann ich endlich einschlafen… Ausgeruht, wie seit Langem nicht mehr, erwache ich am nächsten Tag. Moony sieht noch recht müde aus, aber das kenne ich von ihm. Es ist nicht mehr so schweigsam wie früher, aber ich sehe ihm an, dass er sich fast zwingen muss zu reden. Und er will reden, damit ich nicht wieder auf trübe Gedanken komme. Wir haben uns die Reise gut eingeteilt und erreichen schon am nächsten Abend Morties Wald. Wir haben noch einen ganzen Tag bis zum Vollmond Zeit und Remus schlägt am nächsten Morgen vor, ans Meer zum Baden zu gehen. Ich merke, dass er alles tut, damit ich mich an die schönen Zeiten früher erinnere. Und ich erinnere mich… Hier am Meer mit Moony und Prongs. Prongs, der gerade eben zum Jungendlichen wurde und nicht die geringste Ahnung hatte, was eigentlich mit ihm los war. Mein Gott, haben wir ihn oft mit seinem Gockelgehabe verarscht. Hat er nie übel genommen, hat immer über sich selbst lachen können. Ich starre auf die Wellen, die an den Strand schlagen und bin verdammt weit weg. „An was denkst du?“ fragt Remus. „James damals, hier am Strand, in jener heißen Nacht. Oder wie er das erste Mal versucht hat, sich zu rasieren und wie wir ihn so schrecklich damit aufgezogen haben…“ „War ´ne tolle Zeit, die wir hatten, stimmt´s?“ entgegnet er. „Hab nie ´ne bessere erlebt…“ „James damals, als du in Grimmauld Platz verschollen warst…“ erinnert sich Remus. „Du warst immer sein bester Freund…“ „Yeah, du aber auch. Wir waren immer ein tolles Trio und später hat nicht mal Lily dabei gestört. Weist du noch, wie sie damals in Blacks Spot plötzlich zu Schleiereule wurde?“ „Yeah, wir haben nie dämlicher aus der Wäsche geschaut“, lacht er in sich hinein. „Die unzähligen Stunden mit Peter, Himmel, ist der mir manchmal auf den Sack gegangen…“ „Ihr habt wohl mehr Peter abbekommen als ich. Die Verwandlung war immer eurer Ding. Aber immerhin, ihr habt es geschafft…“ „Yeah, war ein Riesenspaß. Mann, du hättest James damals sehen sollen. Ein Junge mit Geweih. Es war so urkomisch…“ „Und ein Junge mit ´ner Hunderute, oder?“ „Yeah“, grinse ich. „Das hatte schon was… Und Hagrid, mit seinen verdammten Hydekarnickeln…“ „Und Fluffy…“ „Oh Gott, den hatte ich fast vergessen. ‚Schnell, Animagi’ und WAMM bist du in diesem dämlichen Baum gehangen…“ „Yeah, hat verdammt weh getan…“ „Der Tag, an dem ich meinte, ich müsse Snivelly ein Bad im See vergönnen und Hagrid hat mich dabei erwischt. Hab euch nie davon erzählt, war mir zu peinlich, bin nicht besonders gut dabei weg gekommen, fast so schlecht wie mit Bertie Botts Bohnen… „Du hast Snape baden geschickt?“ fragt Moony erstaunt nach. „Yeah. Mir war langweilig. Du hast dich vom Vollmond erholt und James war mit Peter beim Quidditch. Hätte für den alten Snivellus dumm ausgehen können. Er kann nämlich nicht schwimmen…“ „Ihr immer mit euren vertrackten Streichen…“ entgegnet er. „Wir haben ja damit auf gehört, damals, nachdem du ihn fast erwischt hättest. Hatte sich irgendwie tot gelaufen…“ „Und wir hatten Wichtigeres im Kopf, oder?“ „Yeah…“ „Sirius?“ sagt er und klingt plötzlich ernst. „Was gibt’s?“ „Ich will es dir schon seit Wochen sagen und hab es immer wieder aufgeschoben, aber jetzt muss ich es tun. Es ist Zeit…“ Ich richte mich auf und schaue ihn eindringlich an. „Raus damit!“ „Halt mich jetzt bitte nicht für undankbar oder was, aber ich werde nicht mit nach London zurückkommen.“ „Aber warum?“ platze ich heraus. „Bitte, lass mich ausreden. Es fällt mir auch so schon schwer genug… Ich wohne schon viel zu lange bei dir und liege dir auf der Tasche. Ich muss endlich eigenes Gold verdienen. Der Hof wird immer baufälliger und wirft immer weniger ab. Schon bald müsste ich Gold reinstecken, damit ich ihn noch weiter verpachten kann. Ich werde ihn verkaufen. Ich habe die ganzen Jahre nach Arbeit gesucht. Etwas, das ich tun kann, ohne dass der Wolf zum Problem wird. Ich habe eine glänzende Ausbildung und auch gute Noten, aber bisher hat es mir nichts genutzt. Barkeeper, ich bitte dich… Jetzt hat man mir eine Stelle als Fluchbrecher in Irland angeboten. Die dortigen Kobolde haben baufällige Minen entdeckt und sie suchen jemand, der mit den alten Flüchen fertig wird, die darauf liegen. Hat schon ein paar Zauberer erwischt – Unfälle - und keiner will den Job. Den Kobolden ist es egal, ob ich ein Werwolf, ein Vampir oder sonst was bin, Hauptsache ich komme mit den Flüchen klar und mache den Job. Ich denke, ich kann das. Ich hätte schon vor zwei Monaten anfangen können, aber ich wollte warten, bis Lilys Baby da ist und bis es dir wieder besser geht. Ihr habt euch jahrelang um mich gekümmert und ich wollte dich nicht im Stich lassen, solange du mich brauchst. Jetzt ist es Zeit zu gehen. Ich bin vor ein paar Tagen vierundzwanzig geworden und es wird wirklich Zeit, dass ich auf eigenen Füßen stehe.“ „Aber, Moony, großer Bruder, du bist mir nie zur Last gefallen. Ich war immer froh, dass du da warst … Immer… Und was wird mit deiner Arbeit für den Orden?“ „Die führe ich fort. Bei den Kobolden und zu den Treffen appariere ich, dort können wir uns ja sehen und auch James und Lily … Verdammt, Padfoot, das fällt mir so unheimlich schwer. Mir bedeutet unsere Freundschaft alles… All die Jahre und ihr habt mir nie irgendwas vorgeworfen, nie. Immer wart ihr für mich da. Es war die beste Zeit meines Lebens, aber ich muss jetzt gehen, ich muss einfach. Ich muss mein eigenes Leben führen. Ihr habt es Peter oft genug gesagt, ‚wir können dir nicht immer bei allem Händchen halten’. Das könnt ihr auch bei mir nicht tun… Aber wir sind und bleiben Freunde… Ach, Shit!“ Er wirft mir einen unendlich traurigen und beinahe verzweifelten Blick zu. „Ich versteh dich doch, Remus. Ich versuch´s zumindest… Es freut mich, dass du endlich einen Job gefunden hast, echt. Du hast Recht, Barkeeper, ich bitte dich … du hast was Besseres verdient. Du bist ein brillanter Magier und ein so verdammt anständiger Kerl. Es tut mir Leid, dass du weg willst, aber wenn du es wirklich willst, dann werde ich dir nicht dagegen reden und wir bleiben Freunde … wir bleiben in Verbindung. Kommst du noch bei Vollmond hier her?“ „Vielleicht nicht immer, aber manchmal sicher.“ „Dann gib mir Bescheid, dann komme ich auch, wenn ich kann, OK?“ „Das wäre schön. Würde mich freuen. Aber bitte, komm mir nicht nach Irland nach. Wir müssen beide unser eigenes Leben führen. James und Lily haben es geschafft. Wir sind immer noch die Wolfsbrüder, aber sie sind auch eine junge Familie…“ „Gut, wie du willst. Du hattest bei solchen Sachen schon immer Recht. Du bist so verdammt klug. Klüger, als James und ich es je waren.“ Plötzlich kann ich nicht anders und umarme ihn einfach, wie schon so oft zuvor und er erwidert die Umarmung, mit all der Zuneigung, die wir füreinander empfinden. „Freunde und Brüder, Padfoot“, murmelt er. „Freunde und Brüder“, erwidere ich. „Jetzt und immer.“ „Yeah, jetzt und immer.“ Dann löst er sich von mir. Wir stehen einfach auf und gehen ein bisschen schwimmen. Die Zeit bis zum Abend verbringen wir schweigend, in der Nacht laufen wir nochmal zusammen durch den Wald. Als er wieder zum Menschen wird, umarmt er mich kurz und appariert, ohne noch ein weiteres Wort zu sagen. Er hat Recht. Es ist bereits alles gesagt. Die Rückfahrt ist sehr einsam ohne Moony und auch die Nacht, die ich alleine verbringen muss, ist leer ohne meinen Freund. Wir haben so lange zusammen in Blacks Spot gelebt und es war eine verdammt gute Zeit… In dieser Nacht wurde ich wirklich erwachsen und wieder etwas einsamer. Es war, als hätte ich wieder jemand aus meiner Familie verloren, obwohl Moony ja nicht tot war, sondern einfach nur gegangen. Damals begann bereits die Zeit der Einsamkeit, aber noch hatte ich Freunde, noch konnte ich mich frei bewegen, noch war alles halb so schlimm…  Bis zum Ende Auch Blacks Spot ist leer ohne Remus und ich beschließe, meine nächtlichen Streifzüge wieder aufzunehmen. Aber auch die bekannten Gassen sind einsam. Ich lese sehr viel in Onkel Alphards alten Büchern. Eine neue Freundin will ich mir nicht suchen. Ich finde es nicht richtig, das Andenken an meine Gefährtin so leicht abzutun… Aber vielleicht habe ich auch nur Angst. Angst vor einem erneuten Verlust… Wer liebt leidet. Severus wusste das schon seit vielen Jahren. Ich habe es damals gelernt. Doch Severus wusste noch etwas anderes… Manchmal ist es die Sache wert… Etwas, das ich damals gelernt habe, auf die harte Tour… Überhaupt Severus… Was hat er damals eigentlich gemacht? Er hatte sich kurz vor Harrys Geburt vollkommen von Voldemort abgewandt und war zu Dumbledore nach Hogwarts geflohen. Obwohl geflohen wohl kaum der richtige Ausdruck ist, wenn man bedenkt, dass er bei den Todessern für den Orden spioniert hat. Aber große Angst hatte er ja noch nie vor irgendwas. Hätte ich ihn zu dieser Zeit gesehen, hätte ich ihn wohl kaum wieder erkannt. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst und es ging ihm mehr als nur dreckig. Aber er hat es geschafft, sich von seinem einmal eingeschlagenen Weg abzuwenden und das Richtige zu tun. Dafür verdient er meinen äußersten Respekt. Es ist nicht leicht, von Anfang an zu sagen, dass man sich gegen einen Mächtigen stellt, so wie wir es getan haben. Aber um wieviel schwerer muss es sein, von dieser Macht zu kosten und dann zu sagen: ‚Das ist nichts für mich, ich stelle mich dagegen, was auch immer es kostet…’ Denn Voldemort ging mit abtrünnigen Anhängern noch schlimmer um, als mit offenen Gegnern… Welchen unglaublichen Mut bedarf es, mit dem Dunklen Mal, eingebrannt in die eigene Haut, zu Dumbledore zu gehen und zu sagen: ‚Ich bin ein Todesser, aber ich will das nicht mehr. Ich will für sie arbeiten.’ Unglaublicher Mut oder tolldreiste Frechheit? Nein, es war Mut. Denn wenn Severus je jemanden respektiert hat, dann war es immer Dumbledore… Ich besuche häufig Lily und James. Ihr kleiner Sohn ist James wie aus dem Gesicht geschnitten, hat aber Lilys Augen. Dieser Junge bedeutet mir so verdammt viel… Ich will der jungen Familie nicht zu oft auf den Keks gehen und zu viele gute Freunde habe ich nicht, aber da ist immer noch Peter und ich hänge öfters mal bei dem ab. Bis er mir wieder zu sehr auf die Nerven geht… Er ist immer noch eine wirkliche magische Niete und er ist ein furchtbar langweiliger und korrekter Bürokrat geworden. Wenn wir uns über alte Zeiten unterhalten piepst er manchmal noch so dazwischen, wie damals, als er ein Junge war, aber auch er ist zum Mann geworden. Kein besonders beeindruckender, aber genau der richtige Typ, um einen Sessel in einem langweiligen Büro zu wärmen… Aber immer noch besser Peter und seine Gluckenmutter, als ganz alleine abhängen. Die Untaten von Voldemort und seinen Todesser nehmen immer weiter zu. Immer mehr von unseren Leuten erwischt es. Remus sehe ich nur noch selten. Dumbledore meint immer, wenn ich nach ihm frage, dass er wichtige Arbeit bei den Kobolden in Irland leistet. Nie kommt eine Eule, die mich nach Cornwall einlädt. Schicke ich selbst eine, hat er immer zu viel zu tun. Verdammt, Moony, du fehlst mir. Über ein Jahr vergeht. Es wird Oktober und Dumbledore ruft mich zu einem Treffen zu den Potters Godrics Hollow. Remus ist wieder mal unabkömmlich. „Ich habe schlimme Neuigkeiten aus einer sehr zuverlässigen Quelle“, setzt er an. „Sie berichtet mir, dass es Voldemort auf James und Lily abgesehen hat. Es gibt keinen sicheren Ort für euch, denn Hogwarts kann ich nicht vorschlagen. Es passt einfach nicht, mit dem kleinen Kind und allem. Aber ich kann einen Schutz vorschlagen, einen schwierigen Zauber, den Fidelius Zauber. Euer Wohnort wird dadurch geheim und dieses Geheimnis wird im Inneren einer lebenden Seele eingeschlossen und nur diese kann es einem anderen mitteilen. Diese Person muss natürlich vollkommen vertrauenswürdig sein. Ich biete euch meine Hilfe an, aber wenn ihr jemand anderen wisst…“ „Sirius!“ sagen James und Lily sofort wie aus einem Mund. „Nun, das dachte ich mir schon, aber Voldemort ist auch hinter ihm her. Er hat einfach zu viele Todesser gestellt.“ „Dann mache ich den Geheimnisträger und tauche selbst unter“, erwiderte ich. „Es weis ohnehin fast niemand, wo ich wohne und ich habe genug Gold, mir noch eine andere Wohnung zu nehmen… Irgendwo…“ „Wir haben noch ein Problem. Ich fürchte, wir haben einen Maulwurf im Orden. Zu viele Aktionen sind in letzter Zeit fehlgeschlagen, als dass wir es noch für Zufall halten könnte.“ „Wer?“ platzen wir alle drei heraus. „Wir wissen es nicht, sonst könnten wir ihn benutzen und mit falschen Informationen füttern. Jeder ist im Grunde genommen verdächtig. Ich muss nur an den Imperius Fluch denken…“ „Remus, Sirius und ich können dem schon seit vielen Jahren widerstehen. Dad hat uns das damals noch beigebracht…“ platzt James heraus. „Ja“, seufzt Dumbledore, „ja, ich weis. Aber kann Remus das auch in seiner Werwolfgestalt? Er verfügt dann über keine Magie und kaum über freien Willen. Ich mache mir Sorgen um ihn. Er leistet glänzende Arbeit, drüben in Irland, aber er kommt nur noch selten hierher und ich weis nicht, ob ihn nicht ein Todesser erwischt hat…“ „Ich traue Remus“, breche ich heraus. „Immer…“ „Yeah“, meint James. „Moony ist OK.“ „Professor Dumbledore hat Recht“, entgegnet Lily. „Versteht mich nicht falsch, ich vertraue Remus auch, aber was, wenn ihn jemand als Werwolf mit dem Imperius belegt hat … Ich bin nicht sicher, ob er sich dann als Mensch noch davon befreien kann…“ Dumbledore seufzt und nickt. Man muss sich nur vorstellen, wie grausam die Lage damals war. Wir mussten unserem besten Freund mistrauen, nur weil er nicht mehr dauernd bei uns abhing. Man konnte keinem mehr trauen… „Na gut“, meint James schließlich. „Sirius, soll den Geheimnisbewahrer machen und dann abtauchen, OK?“ Dumbledore seufzt erneut und nickt. „Gut, dann macht das so. Ich gebe euch den Zauberspruch, nutzt ihn.“ Er überreicht uns ein Pergament auf dem die genauen Anweisungen und die Auswirkungen des Fidelius Zaubers stehen. Dann nickt er uns nochmals zu und appariert. Mir ist die ganze Sache immer noch nicht sicher genug. Was, wenn ich erwischt werde und jemand setzt den Cruciatus gegen mich ein? Ich fürchte diesen Fluch immer noch. Mehr als alles andere. Da kommt mir eine Idee. Peter! Den würde nie jemand für einen Geheimnisträger halten. Magisch eine Niete, menschlich eine Witzfigur, aber immer noch unser Freund… Ich mache James und Lily diesen Vorschlag. „Glaubst du vielleicht, dass wir ausgerechnet Peter mehr trauen als dir?“ fragt James verblüfft. „Es ist so, dass ich mir selbst nicht ganz traue. Nee, ich würde euch nie aus freiem Willen verraten, aber ich fürchte den Cruciatus, wie du sehr wohl weist, Prongs. Außerdem weis jeder, dass wir Freunde sind. Immerhin war sogar ein Bild in der Zeitung mit mir als eurem Trauzeugen. Auf der anderen Seite Peter. Jeder weis, dass er eine traurige Gestalt ist. Ihr habt ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen, außer bei den Treffen des Ordens. Kein Mensch würde je auf die Idee kommen, dass ihm jemand etwas Wichtigeres anvertraut, als die Verantwortung für ein paar Memos über die Entsorgung alter Zauberstäbe, oder?“ James ist nicht recht zufrieden mit den Vorschlag, muss aber meinen Argumenten zustimmen. „Gut, dann also Peter“, meint er. Ich appariere einfach zu ihm und hole ihn ab. Er ist zu Hause, wo sollte er auch sonst sein. Zurück müssen wir durchs Feuer, Peter hat es nie geschafft zu apparieren. James und Lily machen ihm den Vorschlag und er sieht echt geschmeichelt aus. „Mann, Prongs, echt, jederzeit, gerne“, stammelt er und strahlt. „Aber es ist doch nicht gefährlich, oder?“ „Nee, für dich nicht“, beruhige ich ihn. „Außerdem du weist doch, Peter“, fügt James an. „Kein Risiko kein Spaß.“ Wurmschwanz kichert in sich hinein. „Mann, ja, das waren Zeiten…“ murmelt er. Wir beschwören den Zauber, denn Peter wäre nie dazu in der Lage. Es handelt sich um die höchste Form der Magie. Schwieriger als alles andere, was wir je getan haben. Seien es die Animagi, die Patronusse oder das apparieren. Allein unser Wolfspakt hat eine ähnliche Macht entfesselt… Es gehört zum Zauber, dass Peter uns allen dreien den Ort mitteilen muss, so verrückt ist diese Magie, dass wir sonst nie mehr hier her gefunden hätten, nachdem wir das Haus verlassen haben. Er sieht richtig glücklich aus, wird aber langsam unruhig und meint er wolle wieder nach Hause. Er reist durchs Feuer zurück. Was muss er damals gedacht haben? Was muss er empfunden haben? Er war nicht auf dem Weg nach Hause. Er war auf dem Weg, seine Freunde zu verraten. Freunde? Das waren wir schon lange nicht mehr für ihn. Er hatte bessere gefunden, stärkere. Freunde mit Macht, die diese Macht auch ein wenig auf ihn abfärben ließen. Sein neuer großer Freund, sein Meister, Voldemort wollte nichts dringender wissen, als den Aufenthaltsort von James und Lily und unser kleiner Wurmschwanz hatte den jetzt ganz exklusiv. Er und nur er konnte ihn Voldemort mitteilen. Wie mächtig, wie großartig, wie bedeutsam muss er sich an diesem Abend vorgekommen sein… Er muss sich in einem regelrechten Rausch befunden haben. Von allen Fehlern, die ich je in meinem Leben begangen habe, war das der Schlimmste und Dümmste… Aber wohl auch der Unvermeidlichste. Ich hatte Peter in gewisser Weise immer unterschätzt. Er war durchaus zu einigen Dingen in der Lage und es konnte mit Sicherheit apparieren, denn so traf er sich mit seinen Todesserfreunden. Verdammt, wir hätten besser Severus zum Geheimnisträger machen sollen als Peter. Der hätte uns nie verraten. Von dem war überhaupt erst die Warnung gekommen… Ich mache mich auch wieder auf den Heimweg. Es ist spät geworden und ich bin müde. Außerdem muss ich mir noch in Ruhe überlegen, wo ich abtauchen soll. Nun, die Mädels aus dem Pumpkin sind immer eine gutes Adresse. Ich stehe immer noch in Verbindung mit ihnen, denn sie haben die besten Tipps…  Tod und Mord Ich schlafe nicht besonders gut. Bin am nächsten Morgen irgendwie unruhig, hibbelig, nervös. Ich fange an, mir über Peter Gedanken zu machen. Er schien gestern Angst gehabt zu haben. Vielleicht sollte ich ihn besuchen und nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Aber es ist zu früh. Er ist sicher im Büro. Dann halt gegen Abend. Verdammt, ich bin so unruhig und nervös. Was ist nur los mit mir? Ich laufe im ganzen Haus herum, stöbere, versuche zu lesen, versuche, mir was zu kochen. Kommt nichts rechtes dabei raus. Die Mittagssonne fällt durchs Fenster und ich werfe einen Blick durch die Scheibe. Die letzten Strahlen der Herbstsonne lassen das Chrom an meiner alten Kiste aufblitzen. Es ist, als wolle sie mir zuzwinkern. Yeah, gute Idee. Es muntert mich immer auf, wenn ich auf der Maschine sitze. Und die Zeit vergeht auch… Ich verlasse das Haus, schwinge mich auf meine Kiste und brettere ein bisschen durch die Gegend. Ich bin hier in den Vororten von London und die Straßen sind frei. Doch heute kann mich nicht mal das Vibrieren unter meinem Hintern beruhigen. Irgendwas stimmt einfach nicht. Ich werde immer unruhiger und nervöser. Es wird Abend, Peter muss jetzt bald zu Hause sein. Ich beschließe zu ihm zu fahren. Seine Mum ist zu Hause, hat Peter aber seit gestern Abend nicht mehr gesehen. Sie weiss weder, wo er ist, noch wann er heimkommt. Er müsse schon längst da sein, meint sie. Diese Auskunft beruhigt mich auch nicht gerade und ich beschließe, noch ein wenig durch die Stadt zu gasen, vielleicht hängt er in einer seiner Stammkneipen ab, kann man ihm bei der Mutter auch nicht verdenken… Aber Peter ist weder im Kessel, noch im Pumpkin, noch in einem anderen Pub, das er gewöhnlich besucht. Langsam werde ich gereizt und auf meinen Armen stellen sich alle Härchen auf. Nochmal zu Peter nach Hause, aber er ist noch immer nicht aufgetaucht. Seine Mutter bittet mich, nach ihm zu suchen. Sie mache sich Sorgen um ihren Jungen, meint sie. Ich verspreche es. Vielleicht hat er nochmal bei James und Lily vorbeigeschaut, weil er unsicher geworden ist. Ich beschließe nach Godrics Hollow zu düsen. Dazu brauche ich den Turbo, wenn ich nicht erst meine Kiste heimbringen will. Egal die Karre fliegt genau so gut, wie sie fährt. Ich suche mir eine leere Seitenstraße, schalte den Unsichtbarkeits Servo ein und hebe ab. Wenn ich in der Luft das Gas voll aufdrehe, bin ich verdammt schnell. Ich fresse die Meilen nur so. Trotzdem ist es schon fast Mitternacht als ich in Godrics Hollow ankomme. Doch ich komme zu spät. Das ganze Haus liegt in Trümmern. Ich bin entsetzt und lande. Eine riesige Gestalt ragt in mitten der Ruine auf. Ich erkenne sie sofort. „Hagrid“ rufe ich verzweifelt. „Hagrid, wo sind sie? Wo sind Lily und James!“ Der gewaltige Mann sieht mich an und heult wie ein Schlosshund. Im Arm hält er ein winziges Bündel. „Dod“ schluchzt er. „Er, Du-woast-scho-wea hods derwusch´n. Z´spat, bist z´spat dro. Aba da Bua, da Harry, der lebt. Und dea Du-woast-scho-wea is weg, vaschwundn. Kunnt an Buam ned umbringa. Nua a Narb´n hod ea eam vapasst. Do schaug, a Narb´n wia a Blitz.“ Großer Gott, James und Lily sind tot. Verdammt, verdammt, Voldemort hat sie doch erwischt, hat alles nichts gebracht, was wir getan haben. Aber der Junge lebt und ich bin sein Pate. Ich habe die Pflicht, mich um ihn zu kümmern. „Hagrid, gib mir den Kleinen“, dränge ich ihn. „Ich bin sein Pate. James und Lily haben ihn mir anvertraut.“ „Na, Sirius, na, da Dumbledore hod g´sagt, i soi an Buam zu eam bringa. Do is no de Schwesta vo da Lily, do soi ea hi. Nach Little Whinging in Surrey. Dort wohnt de, mit ihram Mo…“ „Aber Hagrid, Lily hat ihre Schwester schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Die war nicht allzu gut zu sprechen auf sie, weil sie doch eine Hexe war und dann auch noch James geheiratet...“ „Naa, i muas toa, was da Dumbledore g´sagt hat. Grossa Mo da Dumbledore.“ Ich kenne Hagrid gut genug, um zu wissen dass weitere Diskussionen nichts bringen. Dumbledore hat ihm was aufgetragen und er würde eher sterben, als den Auftrag zu verbocken. „Dann nimm wenigstens mein Motorrad. Ich brauch´s nicht mehr.“ Der nickt dankbar, steigt auf und hebt ab. Schon bald ist er in der Ferne verschwunden und ich appariere nach Hause. Ich muss nachdenken… Ich brauche meine Kiste wirklich nicht mehr, würde mich nur behindern, bei dem, was zu tun ist. Der Junge wird versorgt werden, darum wird sich Dumbledore schon kümmern. Dann bleibt mir noch eine letzte Pflicht. Ich wünschte Moony wäre hier, aber der ist sonst wo und außerdem ist Vollmond… Wer war das? Das ist die Frage, wer? Nur einer kann das Geheimnis verraten haben, nur ein einziger. Peter! Dieser verdammte Bastard hat seine besten Freunde verraten. Ich muss ihn finden und ihn töten. Etwas anderes gibt es nicht mehr. Er hat es nicht verdient, weiter zu leben. Keiner, der meiner Familie sowas antut, hat noch das Recht, weiter zu leben. Lily tot, James tot. Ihre leblosen Körper lagen in den Trümmern. Ich habe es kaum wahrgenommen. Hagrid hat die ganze Szene dominiert. Aber jetzt zeigt mir mein inneres Auge das ganze Bild: James. Tapfer, noch den Stab in der Hand, mit dem er sich gegen einen überlegenen Gegner zur Wehr setzten wollte. Die Brille zertrümmert, die Augen weit aufgerissen, das Haar wild wie eh und je. Hat er den Averda abgefangen, um seine Frau und seinen Sohn zu schützen? Wäre ihm zuzutrauen. Er wusste, dass er sich vor diesem Fluch ducken musste. Er wusste es schon seit langem. Lily. Immer noch schön, aber kalt, so schrecklich kalt. Ihre Arme immer noch um ein nicht mehr vorhandenes Baby geschlungen. Der Fluch muss sie in den Rücken getroffen haben, denn man konnte sehen, dass Hagrid sie umgedreht hatte. Sie wollte ihr Kind schützen. Das Kind, das ihr mehr wert war, als ihr eigenes Leben. Harry. Nur ein hilfloses Baby, gezeichnet von einer Blitznarbe… …und der Dark Lord wird ihn zeichnen als Gleichen… Ja, Harry ist das Kind aus der Prophezeiung, Oh, Dumbledore, schütze den Jungen, schütze unsere Hoffnung weise… Ich habe nun eine andere Pflicht. Ich muss meine Freunde rächen. Hatte nie bessere als sie. Nur Moony, aber der ist nicht da. Schon ewig sitze ich am Küchentisch und starre ins Leere. Ich brauche was zu trinken, was Starkes. Habe immer was zum Trinken im Haus, obwohl ich nur wenig trinke. Habe immer einen klaren Kopf bei meiner Arbeit gebraucht. Aber das ist jetzt auch vorbei. Voldemort ist weg. Wer braucht da noch `nen Phönixorden? Ich gieße mir ein großes Glas Feuerwhiskey ein und trinke es in einem Zug aus. Plötzlich kann ich nur noch Schreien. Mein Leid ist für alles andere zu groß. Etwas reißt an meiner Seele und ein noch tieferes Loch entsteht, als damals. Tief, tief, so unendlich tief. Ich beschließe, es mit Whiskey zu füllen. Ich kann jetzt keinen solchen Zusammenbruch brauchen, wie damals. Ich habe zu tun, sobald es hell wird. Peter wird wohl einfach zur Arbeit gehen, als sei nichts geschehen. Dort kann ich ihn erwischen, die Ratte. Severus hatte Recht, er ist wirklich nur eine kleine, feige Ratte. Mein Kopf beginnt sich zu drehen. Bilder zucken an mir vorbei: James uns ich schubsen uns durch die Gegend und Hagrid haut uns die Köpfe zusammen. „Freunde“, sagt James… Sein Dad, der ungläubig schaut, als ich James von einer Katze in einen Menschen zurück verwandle… So viele Bilder, so viele Szenen, so viele Jahre. Mein Freund, mein Bruder… Nie wieder werde ich sehen, wie du dein Haar zerraufst, Lily hinterher starrst, Remus aufziehst oder mich … Nie wieder. Ich möchte weinen, doch ich kann nicht. Nur diese wahnsinnigen Schreie hallen weiter von meinen Lippen. Ich schütte den scharfen Alkohol in mich hinein, als wolle ich mich darin ertränken. Und endlich, endlich beginnt er zu wirken und mein Kopf sinkt auf die Tischplatte. Als ich wieder zu mir komme ist mein Kopf ganz klar und ich weis, was zu tun ist. Ich werde Peter töten und was danach kommt, ist völlig egal. Nur noch meine Rache zählt… Nur noch das.  Rache Ich appariere in die Gegend, wo das Ministerium sich befindet, hänge einfach auf der Straße herum. Hunderte Muggel laufen an mir vorbei durch die geschäftigen Straßen. Es sind auch ungewöhnlich viele Magier unterwegs und sie scheinen in Feierlaune zu sein. Kein Wunder, jener, den sie so viele Jahre lang gefürchtet und auch gehasst haben, ist verschwunden. Voldemort ist nicht mehr. Sie können ausgelassen feiern, aber mir ist nicht nach Feiern. Lily und James sind tot. Wie könnte ich mich dem allgemeinen Frohsinn anschließen, wo es mir das Herz zerreißt? Weiter starre ich der Menschenmenge nach. Und plötzlich ist er da, kommt auf mich zu, ohne mich gleich zu sehen. Dann fällt sein Blick doch auf mich. Er bleibt auf der Stelle stehen. Anklagend richtet er einen Finger auf mich und ruft. „Sirius, du Mörder! Lily und James, wie konntest du nur?“ Und ehe ich meinen Stab zücken kann, ehe ich auch nur einen klaren Gedanken fassen kann, hat er etwas gemurmelt. Hinter ihm fliegt die halbe Straße in die Luft, blutige Körperteile fliegen überall herum. Muggel schreien, Bremsen quietschen, eine Sirene geht los… Es herrscht das totale Chaos. Endlich habe ich meinen Stab in der Hand, doch zu spät. Blitzschnell verwandelt sich Peter in Wurmschwanz und verschwindet mit zahllosen anderen Ratten in der Kanalisation. Ich will ihm eilig nach. Doch plötzlich ertönen um mich herum eine Menge knallender Geräusche und eine Unmenge Zauberer vom Ministerium apparieren neben mir. Es sind zu viele, als dass ich mich gegen sie wehren könnte. Viel zu viele… Sechs, acht Mann ergreifen mich. Entwinden mir meinen Stab. Einer zerbricht ihn… „Sirius Black, sie sind verhaftet wegen des Mordes an zwölf Muggel und einem Magier“, tönt einer von ihnen. „Und die Potters, wie konnten sie nur?“ Wahnsinn, das ist doch Wahnsinn. Peter ist für die Morde verantwortlich und auch für den Tod von James und Lily. Er ist nicht tot, er hat sich verdrückt, die Ratte. Doch keiner würde mir glauben, dass er zu Wurmschwanz werden kann. Viel zu sorgfältig haben wir es all die Jahre geheim gehalten. Gefangen, Sirius, in der eigenen Falle gefangen. Zum Narren gemacht von einem jämmerlichen Mann, für den du kaum mehr als belustigtes Mitleid übrig hattest… Und plötzlich bricht er durch. Der Wahnsinn, der in meiner Familie herrscht. Und ich beginne sinnlos zu lachen. Brüllend, bellend, hysterisch, wie irr. Ich bin nur noch ein hilflos lachendes Wrack. Mein Kopf summt und ich lache und lache. Die Zauberer, die mich festgenommen haben schütteln entsetzt die Köpfe und zerren mich von der Straße. Sie bringen mich an den Ort, an den ich nie im Leben gelangen wollte… Ohne Anhörung, ohne Prozess, ohne Urteil… Sie bringen mich nach Askaban…   Kapitel 16: Askaban ------------------- Kapitel 9 Askaban Zwölf Jahre in der Hölle Ich war damals für ein paar kurze Stunden völlig wahnsinnig. Während der Zeit, als sie mich übers Meer auf die einsame Insel brachten, wo sich das Gefängnis der magischen Welt befindet – Askaban. Ein Ort, wie aus Dantes Inferno. Eine steinerne, graue, trostlose Zelle erwartet mich. Eine Gittertür aus massivem Stahl. Eine schmale Pritsche mit einer dünnen Decke. Ein wackliger Tisch, ein schäbiger Stuhl. Ein winziges Loch als Fenster mit Blick aufs stürmische Meer, ebenfalls vergittert. Grauer Himmel, Regen. Die einsamen Schreie von wilden Möwen… Und Druck, Druck in meinem Schädel. Er zermalmt meine Gedanken, lähmt meine Erinnerung, nimmt mir jede Vorstellung von Glück oder Hoffnung. Die Dementoren, nicht nur einer oder zwei, sondern hunderte… Hunderte dieser verdammten Wesen. Sie drücken mich nieder. Saugen aus mir heraus, was Sirius Black ausmacht. Freude, Erinnerung, Hoffnung… Sie machen mich leer, machen mich fast zur bloßen Hülle eines Menschen. Doch ich weis, wie ich mich abschirmen kann… Ich weis es, hab es gelernt, schon vor Jahren mit meinen beiden Freunden. Doch einer dieser Freunde lebt nicht mehr und der andere ist weit weg. So verdammt weit weg... Ich bin allein, habe noch nicht mal mehr einen Stab, aber vielleicht brauche ich den auch nicht unbedingt… Die Dementoren sind blind, können nicht sehen, wo ich bin, können nicht sehen was ich bin. Spüren nur meine Emotionen. Es gibt da vielleicht einen Ausweg. Einen Ort an den ich fliehen kann. Einen Ort in mir selbst… Ich werde zu Tatze. Und tatsächlich lässt der irrsinnige Druck in meinem Bewusstsein etwas nach. Tatzes Empfindungen sind einfacher, weniger komplex. Die Ungeheuer können ihm Freude und Glück nicht aussaugen, denn das kennt er nur in sehr beschränktem Ausmaß… Ich rolle mich in meiner Tiergestalt zusammen und beginne zu dösen… Ich schlafe ein und träume… Godrics Hollow, das Dachzimmer. Es ist dunkel und nur ein paar vereinzelte Sterne schimmern beim Fenster herein. Ich gehe hinüber, irgendwas möchte, dass ich es öffne. Ich folge dem Drang und mein bloßer Wunsch lässt es aufschwingen… Eine Schleiereule schwebt auf Geisterschwingen herein, ein Hirsch springt mit einem gewaltigen Satz hindurch. Die Umrisse der Tiere verschwimmen und vor mir erscheinen meine beiden besten Freunde… Vor mir erscheinen Lily und James. „Padfoot“, murmelt James, kommt zu mir herüber und streichelt meinen Hundekopf. Ich bin hier in Gestalt von Tatze. „Du hast alles versucht, stimmt´s? Wir wissen, dass nicht du uns verraten hast. Wie könntest du auch. Du warst nicht der Geheimnisbewahrer, Peter war es.“ „Unschuldig“, ertönt Lilys Stimme. „Du bist unschuldig. Er lebt, mein Sohn lebt und Voldemort ist fort…“ „Padfoot, mein Freund, mein Bruder. Moony hatte immer Recht. Rache bringt nichts. Du wolltest uns nur so gut wie möglich schützen, aber Wurmschwanz machte seinem Namen alle Ehre. Schlau war er, hinterhältig. Er war immer niederträchtiger als wir, war immer neidisch auf uns… Und wir Narren haben ihm vertraut…“ „Und jetzt haben sie dich nach Askaban gebracht“, wieder die Stimme von Lily. „Ach, Bruder … Denk immer daran: Dich trifft keine Schuld, weder an unserem Tod, noch an dem von Peter. Er ist nicht tot. Er hat sich entschlossen, ein Leben als Ratte zu führen und seine Zeit abzuwarten…“ „Voldemort ist nicht wirklich tot, nur machtlos, geschlagen. Er wird wiederkehren, wenn es an der Zeit ist und wieder versuchen, meinen Sohn zu töten. Dir vertraue ich Harrys Leben an, schütze ihn, wenn es an der Zeit ist. Wache über ihn, liebe ihn, rette ihn… Das ist mein Vermächtnis an dich…“ „Es ist diesseits des schwarzen Schleiers das letzte Mal, dass wir uns sehen, mein Wolfsbruder. Denn wir müssen schon bald ins Licht gehen. Dort warten wir auf dich, bis du dich uns dort anschließt…“ Ich möchte antworten, möchte ihnen sagen, wie sehr ich sie liebe, wie sehr ich sie vermisse. Möchte ihnen versprechen, mich um den Jungen zu kümmern… Doch ich kann nicht. Ich bin in Gestalt von Tatze hier und ich kann einfach nicht zu Sirius zu werden… Es geht nicht… Die Gestalten meiner Freunde werden unscharf, verschwimmen und beginnen sich aufzulösen. Aber auch Tatze hat eine Stimme, auch wenn er nicht zu menschlicher Sprache in der Lage ist und so heule ich, wie ich damals auf Morties Lichtung geheult habe… Und mit einem letzten Winken sind meine beiden Freunde verschwunden… Als ich wieder wach werde, fühle ich mich seltsam getröstet und der Druck der Dementoren auf meinen Geist hat etwas nachgelassen. Jemand hat eine Mahlzeit herein gebracht und frisches Wasser. Ich habe Hunger und Durst und werde lieber wieder zum Menschen. Schmecken tut das Zeug nicht besonders, aber mein Magen ist leer und mein Körper braucht Brennstoff, also esse ich. Mein Verstand wird wieder klarer und ich beginne richtig nachzudenken… Sie müssen glauben, dass ich es war, der James und Lily verraten hat. Dumbledore hielt mich für den Geheimnisbewahrer, denn wir hatten ihm nicht gesagt, dass wir Peter gewählt hatten. Keiner kann die Sache richtig stellen. Lily und James sind tot. Mir würde keiner glauben und Peter hat sich vom Acker gemacht. Oh mein Gott … Moony muss auch glauben, dass ich zum Verräter geworden bin, muss glauben, dass ich für Voldemort gearbeitet habe. Ach, Remus, was musst du nur von mir denken? Ich wünschte, ich könnte mit dir reden, dir alles erklären. Ich wünschte, du wärst da und ich könnte mit dir trauern. Nein, nicht hier, nicht in Askaban, sondern einfach nur da. Meine Augen brennen, aber weinen kann ich nicht mehr. Die Lage ist zu aussichtslos. Wie sollte es mir nur gelingen, von hier zu entkommen? Mein Stab ist zerbrochen und die Türe, die in die Freiheit führt ist magisch verriegelt, ohne Stab ist da nichts auszurichten und selbst wenn, wäre ich immer noch auf einer einsamen Insel gefangen, mitten im Meer. Mein schlechter Ruf, den ich mir so mühsam aufgebaut habe, macht mich jetzt unglaubwürdig. Keiner wird mir irgendwas glauben, selbst wenn sie mir Gelegenheit geben, mich zu rechtfertigen. Ich glaube zu dieser Zeit immer noch, dass es eine Verhandlung geben wird. Dass ich Gelegenheit bekomme, mich zu rechtfertigen. Aber diese Chance kommt nie… Die Tage vergehen schleppend langsam. Ich dachte, ich hätte Langeweile kennengelernt, als ich vor vielen Jahren die zwei Wochen in Grimmauld Platz festsaß, aber das war der reinste Erholungsurlaub gegenüber dem, wie es hier ist. Manchmal starre ich stundenlang aus dem winzigen Fenster aufs Meer hinaus, folge mit den Augen dem Flug der Möwen, lausche ihren heiseren, krächzenden Schreien. Manchmal unterhalte ich mich im Geist mit Remus, James oder Lily… Ich verfluche Peter, streite mich mit Severus, bis ich verzweifelt erkennen muss, dass ich alleine bin und keiner da ist, mit dem ich reden kann, dass ich nur mit mir selbst rede… Manchmal wird diese Öde unterbrochen, besonders in den ersten Wochen. Ich sehe, wie meine Cousine Bellatrix mit Ehemann und Schwager an meinen Gitterstäben vorbei geschleppt wird. Sie kreischt und schreit, verkündet unablässig ihre unverbrüchliche Treue zu Voldemort. Ein junger Bursche ist bei ihnen, er kann kaum achtzehn sein. Er hat einen leeren Blick und ein ausdrucksloses Gesicht. Verzweifelt schluchzt er nach seiner Mutter und beteuert seine Unschuld. Auf krummen Wegen erfahre ich, dass sie verurteilt wurden, weil sie die Longbottoms mittels des Cruciatus in den Wahnsinn gefoltert haben. Sie wollten von ihnen Voldemorts Aufenthaltsort herausbringen. Vergeblich. Keiner weis, ob der überhaupt noch lebt und wenn ja, wo er sein könnte… Nicht, dass irgendwer mit mir reden würde, aber die anderen Gefangenen sprechen manchmal miteinander oder murmeln im Schlaf vor sich hin und Tatze hat scharfe Ohren. Immer mehr Todesser werden eingeliefert, auch Karkaroff, der mir noch aus Hogwarts bestens bekannt ist. Doch er bleibt nicht lange und die Gerüchte besagen, dass er andere Todesser beim Ministerium hingehängt hat, um frei zu kommen. Hat behauptet, er wäre den Imperius unterlegen. Viele Todesser behaupten, sie hätten nicht aus freiem Willen gehandelt, reden sich raus und kommen frei oder auch erst gar nicht hier her. Die Auroren scheinen Überstunden zu machen, denn der Strom der eingelieferten Todesser reist ein paar Monate lang nicht ab. Doch wer weiss, wie viele davonkommen, weil sie lügen und sich unschuldig geben? Ich höre von Prozessen und dem Hauptankläger Barty Crouch. Der weinende Junge war sein Sohn und weil der Vater ein hohes Tier im Ministerium ist, erhält er die Genehmigung seinen Sohn mit seiner Frau zu besuchen. Die Frau jammert und schluchzt, als er sie hereinbringt, ist nahezu bewusstlos, als sie wieder gehen. Sie kommen nicht nochmal… Nach fast einem Jahr wird alles ruhiger. Kaum einer wird mehr eingeliefert und wenn einer geht, dann mit den Füßen voraus… Man bekämpft die Wirkung der Dementoren gewöhnlich mit glücklichen Gedanken, aber die sind gleichzeitig ihre Nahrung und sie saugen sie aus den Menschen heraus, deren sie habhaft werden können. Ich weis das schon lange, aber irgendwann fällt mir ein, was Moony vor so vielen Jahren gesagt hat, kurz bevor es uns das erste Mal gelang, den Boggart-Dementor zu besiegen: …wir sind Freunde und das ist ein glücklicher Gedanke, aber es ist auch eine unumstößliche Tatsache und den Gedanken kann uns keiner nehmen… Nun, meine Freunde sind tot, oder nicht länger meine Freunde. Moony ist zwar noch irgendwo dort draußen, aber keiner weiss, wo er sein mag. Und ich weis nicht, ob er noch mein Freund ist, denn er muss sicher glauben, dass ich schuldig bin. Was sollte er auch sonst glauben? Er kennt die Wahrheit nicht… Doch es gibt einen anderen Gedanken, der dem ersteren ähnelt. Er ist zwar nicht unbedingt glücklich, aber vielleicht doch von der Art, dass er mir helfen kann: Ich habe keinen ermordet, Weder James und Lily, noch Peter, noch die zwölf Muggel. Ich bin unschuldig! Nein, glücklich ist dieser Gedanke wirklich nicht, aber es ist die Wahrheit… Ein Tag vergeht wie der andere. Manchmal höre ich das Schluchzen und Weinen der anderen Gefangenen und wenn ich Tatze bin, kann ich ihre Verzweiflung sogar riechen… Aber mit der Zeit werden sie immer leiser und ruhiger, bis sie schließlich ganz verstummen, für immer… Kurz bevor sie sterben, werden die Dementoren immer sehr aufgeregt und unruhig. Man weiss immer, wenn bald jemand stirbt. Das hin und her Gleiten der Kuttengestalten nimmt immer weiter zu, bis wieder jemand mit den Füßen voraus hinaus getragen wird und wieder Ruhe einkehrt. Dieses Schicksal ereilt auch den Crouch Jungen, der so nach seiner Mutter geweint hat und unablässig seine Unschuld beteuerte. Auch er wurde immer stiller und stiller und schließlich tragen ihn die Dementoren aus dem Gebäude und begaben ihn im trockenen Boden der Insel, es will wohl keiner die Leiche... Ich war noch keine vierundzwanzig, als ich hier her gebracht wurde und ein recht gut aussehender Bursche. Groß, schlank. gut gebaut, ein Gesicht, nach dem sich die Frauen zweimal umdrehten und auch manche Männer… Doch auch an mir frisst Askaban, genauso wie an allen anderen. Aber ich werde nicht leise, ich werde nicht verrückt, ich lebe einfach weiter… Als ich eines Tages zufällig mein Spiegelbild im Wasserkrug betrachte, erschrecke ich zu Tiefst. Mein Gesicht ist nicht länger hübsch. Es ist bleich, dürr, fast ein Totenschädel. Die schwarzen Haare hängen lang, wirr, ungekämmt und glanzlos in mein Gesicht. Und meine Augen, meine Augen. James hatte oft gesagt, sie würden funkeln und blitzen, aber jetzt brennen sie. Brennen wie schwarze Kohlen, scheinen keinem Menschen mehr zu gehören, sondern einem blutrünstigen Vampir. Ein zottiger Bart bedeckt meine Wangen und ich sehe aus, als wäre ich ein Greis oder eine Mumie, die aus ihrer Gruft geflohen ist… Ich bin sehr dünn, fast dürr. Das Essen sättigt, aber es reicht irgendwie nicht. Ist zu wenig, wie alles hier. Nicht von der Menge her, sondern auf eine andere Art, die ich nicht recht beschreiben kann… Manchmal verbringe ich ganze Wochen als Tatze, denn der lebt im Jetzt und macht sich keine Gedanken ans Morgen. Manchmal erscheinen Magier aus dem Ministerium und inspizieren das Gefängnis, aber auch sie reden nie mit mir. Ich weis nicht mehr, wie meine Stimme klingt, denn ich habe seit Ewigkeiten mit keinem mehr gesprochen, auch wenn ich immer noch diese Unterhaltungen in meinem Kopf führe… Gut, dass ich viele von Onkel Alphards Büchern gelesen habe. Er besaß auch Muggel Romane und Moony hat mir den einen oder anderen empfohlen. Ich lese die Bücher in meinem Geist wieder und wieder, das vertreibt ein wenig die Langeweile. Besonders einer geht mir jetzt nicht mehr aus dem Kopf. Er hieß der Graf von Monte Christo und ich kann mich mit der Hauptfigur verdammt gut identifizieren… Ein junger Mann, jahrelang unschuldig auf einer Insel mitten im Meer eingekerkert, aber ihm gelang die Flucht… Nun, es wird mir kaum gelingen, mich mittels eines geschärften Löffels durch magisch verstärkte Mauern zu graben… Aber träumen kann man doch… Ich merke kaum, wie die Jahre vergehen. Ein Tag gleicht völlig dem anderen, keine Abwechslung, nichts Neues. Nur manchmal Träume. Aber kaum beginnen die angenehm zu werden, sind sie auch schon vorbei und werden durch meine schlimmsten Erinnerungen ersetzt, da die Dementoren, sich auf jedes Glücksgefühl stürzen, wie ein Thestral auf die Beute. Sie hinterlassen nur Leere, Kummer, Leid und seelische Pein… Zwölf Jahre vergehen. Striche an der Wand markieren die einzelnen Tage. Manchmal erscheint es mir unendlich wichtig, die Zeit zu messen, manchmal spielt es keine Rolle mehr, aber ich füge einen an den anderen ... Tag für Tag ... Woche für Woche ... Monat um Monat ... Jahr um Jahr… Zwölf endlose Jahre lang. Ohne Freude, ohne Glück, ohne irgendwas, das das Leben noch lebenswert machen könnte. Und auch ohne Hoffnung. Nur das Wissen um meine Unschuld, nur das… Dann Einsamkeit. Gnadenlose, grenzenlose Einsamkeit. Dachte ich vielleicht, ich sei einsam gewesen, als meine Gefährtin starb, oder als Moony nach Irland ging? Das war nichts, gar nichts. Ich war frei und konnte gehen, wohin auch immer ich wollte. Konnte mit Leuten reden, konnte lachen und manchmal sogar Spaß haben. Manchmal bin ich fast verrückt, beinahe wahnsinnig, aber eine Verwandlung in Tatze hält mich dann bei klarem Verstand. Seit ich hier bin, trage ich dieselbe Kleidung, die ich bei meiner Festnahme trug. Ich konnte mich nur ein wenig waschen, wenn ich auf Trinkwasser verzichtet habe. Hab ich nur gemacht, wenn ich mich selbst nicht mehr riechen konnte. Es gibt jeden Tag nur einen Krug voll und das viele Wasser draußen im Meer wurde mir an solchen Tagen zur Qual, auch wenn ich wusste, dass es mir kaum gut bekommen wäre, davon zu trinken… Manchmal denke ich daran, einfach Schluss zu machen, mich einfach dem Druck der Dementoren zu ergeben. Einfach leise zu werden, still. Nichts mehr zu essen, einfach aufzugeben, wie so viele andere hier auch… Doch etwas hält mich zurück. Etwas, das ich noch erledigen muss. Das Vermächtnis von Lily und James. Der Junge, der lebt… Wieder einmal kommt jemand aus dem Ministerium, um das Gefängnis zu inspizieren. Er heißt Cornelius Fudge und ist wohl seit ein paar Jahren Minister für Magie. Keine Ahnung, warum er hierher kommt, aber er spricht mit den Gefangenen und erkundigt sich nach unserem Befinden. Mir kommt er vor, wie eine Figur aus einem Witzblatt, mit seiner limettenfarbigen Melone auf dem Kopf und seiner Nadelstreifenrobe... „Nun Black, haben sie hier alles, was sie brauchen?“ will er wissen. Blöde Frage. Hier gibt es nichts von dem, was ich wirklich brauche. Am meisten fehlt mir jedoch meine Freiheit und die wird er mir wohl kaum geben. Also zucke ich einfach die Achseln. Dann fällt mir der Tages Prophet auf, der in seinem Nadelstreifenumhang steckt. Wäre eine nette Abwechslung, mal was lesen zu können oder die Kreuzworträtsel zu lösen. „Brauchen sie die Zeitung noch, Minister?“ frage ich daher und erkenne meine Stimme nicht wieder, zu lange habe ich sie nicht mehr benutzt. „Was wollen sie damit, Black?“ erwidert er. „Die Kreuzworträtsel lösen“ entgegne ich. „Es ist hier ein wenig langweilig…“ Er brummt und nickt. Dann schiebt er mir die Zeitung über den Tisch und verlässt meine Zelle. Seit Jahren habe ich nichts als magere Gerüchte gehört und stürze mich daher auf jede einzelne Zeile des Tages Propheten, als wären es Merlins wahre Sprüche. Eine Menge Klatsch und Tratsch, aber Nachrichten aus der wirklichen Welt… Quidditch wird immer noch gespielt. Eine Band namens Schwestern des Schicksals macht Schlagzeilen und ein Angestellter des Ministeriums hat bei einem Preisausschreiben gewonnen. Er heißt Arthur Weasley und wenn ich es recht bedenke, gehört er zu meiner weitläufigen Verwandtschaft, auch wenn sein Name in meinem Elternhaus verfemt war, er galt als Blutverräter. Er ist mit seiner ganzen Familie von dem Preisgeld nach Ägypten gefahren, um seinen Sohn zu besuchen. Der arbeitet dort für Gringotts als Fluchbrecher. Hmm, Fluchbrecher? Den Job hat Moony auch mal gemacht. Aus diesen Gründen interessiert mich das Bild, das die Weasley Familie zeigt und ich sehe es mir näher an. Plötzlich ist es mir, als habe ein Blitz in meinen Kopf eingeschlagen. Einer aus der vielköpfigen Familie hat ein Haustier, eine Ratte… …und ich kenne diese Ratte, kenne sie seit Jahren, habe sie dutzende Male gesehen, kenne ihren Namen… Ein Name, den ich in den letzten Jahren unzählige Male verflucht habe, ein Name, der einst einem Freund gehörte und nun meinem schlimmsten Feind… Peter Pettigrew alias Wurmschwanz! Großer Merlin, da hat er die ganze Zeit gesteckt. Hat sich als Haustier bei einer Zaubererfamilie eingeschlichen. So einfach und gleichzeitig so genial… Aufgeregt lese ich nochmals den ganzen Artikel. Ein Satz fällt mir plötzlich besonders ins Auge … zum Schuljahresbeginn nach Hogwarts zurückkehren… Hogwarts? Verdammt, Hogwarts! Der Junge – Harry - muss inzwischen fast dreizehn sein und wird auch in Hogwarts sein. Kann gar nicht anders sein. Ein Sohn von Lily und James muss einfach ein brillanter Magier sein und er ist der Junge aus der Prophezeiung… …und Peter, der verdammte Peter ist auch dort ... wartet seine Zeit ab… Wartet ab, ob sein Meister wieder auftaucht und sollte das je geschehen, wird er den Sohn genauso verraten, wie die Eltern. Alle Donner! Harry ist in Hogwarts und Peter ist auch in Hogwarts. Shit! Und Dumbledore ahnt nichts von Peter, kann nichts von Peter ahnen… Wie sollte er auch? Er wusste nie von den Animagi… Ich muss hier raus, so schnell wie möglich, muss weg von hier, muss aus Askaban fliehen. Ich bin der Pate des Jungen und es ist höchste Zeit, dass ich mich auf meine Pflicht besinne… Aber wie soll ich von hier fliehen? Seit zwölf Jahren, zwölf endlosen Jahren, sitze ich hier fest und habe immer noch keinen Weg gefunden, von hier zu fliehen, aber jetzt muss ich, ich muss einfach… Eine Welle von Kraft, wie ich sie noch nie erlebt habe, durchflutet mich und ich habe einen brillanten Einfall. Die Gitterstäbe stehen recht eng, aber ich bin entsetzlich dünn geworden in all den Jahren und Tatze ist noch dünner. Sofort verwandle ich in meinen Animagus und versuche mich durch die Stäbe zu zwängen, aber es geht nicht. Fast passe ich hindurch, aber nicht ganz. Nun, wenn ich ein paar Tage hungere, wird es sicher gehen. Fällt mir nicht schwer. Das Essen habe ich schon lange über… Mein Schlaf wird unruhig und Bilder von Lily und James geistern durch meine Träume, als wollten sie mich an mein Versprechen erinnern. „Er ist in Hogwarts“, will ich ihnen zurufen, „er ist in Hogwarts“, aber sie driften nur wortlos um mich herum… Es dauert über eine Woche, bis ich endlich dünn genug bin, um mich durch die Stäbe zu zwängen. Ich warte die Nacht ab und quetsche und presse Tatzes Leib durch die Gitterstäbe. Ein bisschen Fell und Haut bleibt daran kleben, aber es stört mich nicht im Geringsten. Ich laufe in meiner Tiergestalt durch die Gänge von Askaban. Die Dementoren sind blind und können mich nicht sehen. Tatze können sie ohnehin auf Grund seines reduzierten Gefühlsspektrums kaum wahrnehmen und ich renne einfach an ihnen vorbei. Am Ausgang muss ich kurz wieder zum Menschen werden, um die verschlossene Tür zu öffnen. Sie ist nur versperrt und nicht magisch verriegelt. Ich schicke einen dankbaren Gedanken an Dad, der uns vor so vielen Jahren beigebracht hat, wie man ein Schloss knackt. Die Tür knarrt auf und ich werde wieder zu Tatze. Ich renne über den nackten, trockenen Sand auf das Meer zu. Es ist sturmgepeitscht, aber das stört mich nicht. Tatze schwimmt besser als Sirius und ich stürze mich in die See. Es blitzt und donnert und die wütenden Wellen werfen mich herum, wie ein Stück Holz. Doch ich kann die Küste sehen und paddle unablässig darauf zu. Es sind mindestens drei Meilen und es ist sehr anstrengend, aber der Adrenalinstoß, den meine gelungene Flucht ausgelöst hat, treibt mich immer weiter vorwärts. Frei! Endlich bin ich frei und die unglaubliche Freude darüber tobt selbst durch Tatzes reduzierte Gefühlswelt. Die Wellen brechen sich an den Felsen der Küste und werfen mich an den Strand. Weitere Haufetzen bleiben an den schroffen Klippen hängen, aber ich habe es geschafft. Hechelnd liege ich an der Küste und versuche wieder zu Kräften zu kommen. Es wäre keine gute Idee, jetzt wieder zum Menschen zu werden, sie werden mich suchen, als sei ich Voldemort selbst. Sie halten mich für schuldig und sie werden mich jagen. Tatze fällt nicht weiter auf. Peter hat es zwölf Jahre lang geschafft, als Ratte zu leben und was der kann, kann ich schon lange…   Kapitel 17: Harrys drittes Jahr ------------------------------- Kapitel 10 Harrys drittes Jahr Langer Weg nach Norden Ich suche mir ein geschütztes Plätzchen und rolle mich ein. Zum ersten Mal seit vielen Jahren schlafe ich ohne Träume welcher Art auch immer… Ein brennendes Hungergefühl weckt mich Stunden später. Nun, ich kann kaum irgendwo auftauchen und mir Fish und Chips kaufen. Ich werde als Tatze jagen müssen. Wir haben in den Vollmondnächten nie gejagt, da Remus den Wolf nicht noch gefährlicher machen wollte, als dieser ohnehin schon war. Daher habe ich keine Erfahrung, aber ich bin ein Tier mit dem Verstand eines Menschen und es wird schon gehen… Etwas raschelt in den Zweigen in der Nähe und Tatzes Jagdinstinkt wird sofort geweckt. Mit einem riesigen Satz stürze ich mich auf das Geräusch. Zwischen meinen Pfoten finde ich ein Kaninchen, das verzweifelt zappelt und quiekt. Ein schneller Biss macht dem ein Ende. Hungrig verschlinge ich das noch warme Fleisch. Es ist mir egal, dass es roh ist. Nun, Tatze ist es egal, Sirius ekelt sich ein bisschen davor, aber dennoch schmeckt es besser als alles, was ich seit Jahren gegessen habe. Ich will nach Hogwarts, nur dort bin ich in der Lage den Jungen zu schützen, nur dort… Aber es wird noch einige Zeit dauern, bis zum ersten September und ich werde auch ganz schön lange brauchen, um dorthin zu kommen. Ich wage es nicht zu apparieren, denn dann hinterlasse ich eine Fährte, der man folgen kann und nach Hogwarts geht das ohnehin nicht. Das Schloss ist durch zu viele Zauber, durch zu mächtige Magie geschützt... Dann also auf Tatzes Pfoten… Der Junge – Harry - ich möchte ihn sehen… Ich möchte ihn so verdammt gern sehen… Aber Moment, ich weis doch, wo er lebt. Hagrid hat es damals gesagt. Little Whinging, Surrey … Das liegt auf dem Weg, vielleicht kann ich Harry wirklich sehen, bevor ich weiter nach Norden laufe. Ich nehme den langen Weg unter die Pfoten. Tag um Tag renne ich, immer weiter und weiter. Tatzes Körper scheint unermüdlich. Manchmal muss ich jagen, aber ich habe nicht immer so viel Glück, wie beim ersten Mal, doch ich werde geschickter. Ich kann mich nur schwer an die rohe Nahrung gewöhnen und mein Magen spielt verrückt. Häufig erbreche ich wieder, was ich gerade gefressen habe. Ich brauche aber die Nahrung, selbst in dieser zähen Gestalt… Nun, die Gegend ist manchmal recht einsam und es gibt kleine Wälder und Gehölze, wo ich es wagen kann, zum Menschen zu werden. Sehr lange habe ich keine Magie mehr benutzt und ohne Stab ist es ohnehin sehr schwer, aber ich denke an das blaue Hexenlicht, das Moony so gut beherrscht hat. Ich konzentriere mich und das Licht gelingt. Ein paar trockene Äste und gleich brennt ein Feuer. Meine Beute, wieder mal ein Kaninchen, trägt noch sein Fell. Wie bekomme ich das blos runter? Ich hatte auch ewig kein Messer mehr in der Hand, denn sowas gibt’s in Askaban natürlich nicht… Irgendwie gelingt es mir mit Zähnen und Fingernägeln die Haut runter zu bekommen. Dann spieße ich meine Beute auf einen grünen Zweig und hänge ihn übers Feuer. Es tut gut, wieder mal ein Mensch zu sein, obwohl Askaban nicht mehr viel Menschliches an mir übrig gelassen hat. Ich habe nur noch zwei Ziele: Den Jungen zu schützen und Peter seinem verdienten Schicksal zuzuführen. Schon viel zu lange ist er damit durch gekommen… Ich bin nicht mehr der junge Kerl, der sich vor zwölf Jahren aufgemacht hat, seine Freunde zu rächen. Ich bin älter geworden, aber kaum ruhiger. Man hat mir zwölf Jahre meines Lebens gestohlen und das verzeihe ich nicht. Man hat mir meine Jungend gestohlen und meine Freunde. Ich war all die Jahre wie gelähmt, aber jetzt kommt das alte Gefühl der Abenteuerlust wieder in mir auf. Gut, mein Vorhaben ist gefährlich, aber alles, was auch immer ich tun könnte, ist gefährlich und wie hat Prongs immer gesagt: Kein Risiko, kein Spaß! Ach Prongs, alter Freund, zu lange habe ich gezögert, mein Versprechen zu erfüllen. Aber jetzt bin ich bereit. Ich werde deinen Sohn schützen und sollte es mich das Leben kosten… Der Gedanke an meine Freunde macht mich wieder ein bisschen traurig, aber Askaban hat mir zu viel genommen, als dass ich noch großartig Tränen hätte. Mein Kaninchen scheint fertig zu sein und heißhungrig verschlinge ich das gebratene Fleisch. Gewürze fehlen, aber mein Magen akzeptiert es auf jeden Fall besser, als das rohe Zeug… Ich werde wieder zu Tatze, bevor ich mich schlafen lege, denn sicher ist sicher. Weiter führt mich mein Weg und ich erreiche Little Whinging. Jetzt muss ich nur noch das richtige Haus finden, aber Tatze hat eine gute Nase. Der Junge muss nach James und Lily riechen und er geht in dem Haus ein und aus – und außerdem kannte ich den Jungen als er noch ein Baby war... Die Stadt ist nicht besonders groß, eine typische britische Kleinstadt. Unzählige Geruchsspuren ziehen sich durch die Straßen. Doch dann dringt mir ein Geruch in die Nase, den ich kenne, den ich nur zu gut kenne. Es riecht wie James und es riecht wie Lily ... Ja, es riecht nach Harry... Ich folge aufgeregt dieser Fährte. Ein großes Einfamilienhaus mit einem spießigen Vorgarten, ein Plattenweg führt zu einer Tür hinauf. In einem Fenster im oberen Stock brennt ein schwaches Licht. Ein kleiner Schatten huscht am Fenster hin und her. Der Junge? Kann schon sein. Das Licht oben erlischt, doch dafür geht im Hausflur eins an. Wieder Schatten in einer geriffelten Scheibe. Ein sehr großer und ein kleiner. Sie scheinen miteinander zu rangeln. Plötzlich fliegt die Tür auf und ein Junge mit einem Koffer und einem leeren Eulenkäfig stapft wütend heraus. „Ich gehe, mir reicht´s!“ ruft er und knallt die Türe zu. Ich verschmelze mit der Dunkelheit. Die Stimme, diese Stimme… Es klang wie Prongs, genau wie Prongs, wenn er Streit mit Snivellus hatte. Ich erinnere mich an den dreizehnjährigen James, der Junge hat seine Größe und sein wirres Haar. Sie gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Der Junge reibt sich die Stirn und ich kann die Narbe sehen. Er hat sie noch immer, nach all den Jahren. Es ist das Gesicht und die Gestalt von Prongs. Nur mühsam kann ich dem Impuls widerstehen, auf ihn zuzulaufen und ihm Tatzes Pfoten auf die Schultern zu legen oder sogar zu Sirius zu werden und ihn glücklich zu umarmen. Er geht mit langen Schritten die Straße entlang und zerrt seinen Koffer hinter sich her. Ich folge ihm im Schatten der Alleebäume. Ich sollte längst wo anders sein. Bin schon viel zu lange hier, für einen kurzen Blick, aber ich kann mich nicht losreißen. Es ist, als ginge mein alter Freund vor mir, als wäre er wieder von den Toten auferstanden, als Junge, zu unserer besten Zeit… Harry stapft immer weiter durch die nächtlichen Straßen. Er scheint kein Ziel zu haben, scheint nur von dem Haus weg zu wollen. Schließlich lässt er sich auf eine steinerne Gartenmauer fallen. Er starrt in die Dunkelheit und scheint etwas zu sehen… Verdammt, was macht er zu dieser Zeit überhaupt alleine auf der Straße? Es ist hier nicht sicher für ihn. Ich muss in der Nähe bleiben und auf ihn aufpassen. Plötzlich springt er auf, wirft wilde Blicke in alle Richtungen und lässt seinen Stab aufflammen. Hat er mich gesehen? Habe ich ihn erschreckt? Muss so sein, denn er macht einen Schritt zurück und stolpert über seinen Koffer, sein Stab fliegt im hohen Bogen durch die Luft. WAMM! Ein schrill violetter Dreideckerbus ist plötzlich neben dem Jungen erschienen. Der zuckt zusammen und rappelt sich auf. Der Schaffner spricht ihn an und nach einem kurzen Gespräch steigt Harry in den Bus und mit einem neuerlichen KRACH ist der Bus wieder verschwunden. Nun, dann kann ich weiter nach Hogwarts laufen. Harry ist in Sicherheit. Ich beschließe, ein paar Mülleimer nach etwas Essbaren zu durchsuchen, denn die Kaninchen haben sich seit ein paar Tagen rar gemacht, da hier alles wieder dichter bebaut ist. So leise ich kann, durchwühle ich ein paar Mülltonnen und werde fündig. Da hat doch tatsächlich jemand ein ganzes Hähnchen weg geworfen… Ich nehme es zwischen meine Zähne und mache mich wieder auf den Weg. Bald weis ich, warum der Vogel im Müll gelandet ist. Er ist zäh wie Leder, aber Tatze hat scharfe Zähne…  Die Heulende Hütte Immer weiter laufe ich nach Norden. Der Weg scheint endlos zu sein. Manchmal finde ich eine weggeworfene Zeitung, wenn ich durch eine Stadt komme und lese sie. Alle suchen nach mir, sogar die Muggel. Massenmörder. Ein netter Titel, gefällt mir, hat was… Hogwarts kommt immer näher und ich sollte mir langsam überlegen, wo ich mich dort verstecken kann. Der Verbotene Wald kommt nicht in Frage, Hagrid ist zu oft dort drinnen und er ist auch zu ungeschützt, um auf Dauer dort zu schlafen. In Hogsmeade werde ich sicher gesucht, dort leben nur Magier. Wahrscheinlich sind sogar Dementoren hinter mir her. Trotzdem kann ich dort am besten Informationen sammeln… Moment! Wenn ich ein Mensch gewesen wäre, hätte ich mir jetzt gegen die Stirn geschlagen. Die Heulende Hütte. Moony hat sich dort viele Jahre versteckt und wir sind nie aufgeflogen, nur Snape wusste davon, aber den hat Dumbledore zum Schweigen verdonnert. Es hieß im Dorf immer, es würde dort spuken und kaum einer wagte sich in die Nähe. Dort bin ich sicher und komme aufs Hogwarts Gelände, ohne dass ich durch die Tore muss. Es gibt zwar auch Geheimgänge, die direkt ins Schloss führen, nur leider führt einer in Leechs Privaträume und das ist mit Sicherheit der letzte Ort an den ich möchte. Ein anderer führt durch den Honigtopf, aber dort kann ich in keiner Gestalt rein. Nun, dann bleibt nur die Heulende Hütte, aber dort habe ich wenigstens ein Dach überm Kopf und sogar ein Bett zum Schlafen. Was für ein Luxus. Endlich bin ich angekommen und schleiche mich in der Dunkelheit nach Hogsmeade hinein. Da steigt mir ein bekannter Geruch in die Nase. Ich habe zwölf Jahre lang kaum etwas anderes gerochen… Dementoren und zwar jede Menge. Shit! Ich schleiche mich zur Heulenden Hütte. Keiner bemerkt den großen, schwarzen Hund. Es gibt keinen Zugang von Hogsmeade aus, aber ich schaffe mir einen und zwänge meinen dünnen Körper hindurch. Die Hütte sieht aus, wie ich mich an sie erinnere. Das Chaos im unteren Stockwerk, das uralte Himmelbett oben. Ich werde zum Menschen - zum ersten Mal seit Tagen – und lasse mich einfach auf die Matratze fallen. Kaum liege ich, bin ich auch schon eingeschlafen. Ich werde wieder wach, viele Stunden später, weil mir Hände und Füße verdammt wehtun, der Weg war weit und ich habe kaum eine Pause eingelegt. Hunger und Durst plagen mich, aber da lässt sich sicher Abhilfe schaffen. Ich strecke mich und meine Knochen knacken. Der menschliche Körper fühlt sich gut an, aber die Hütte darf ich nur als Tatze verlassen. Ich gehe die Treppen hinunter und mein Blick fällt in einen Spiegel, der zerbrochen an der Wand hängt. Wüsste ich nicht, dass es sich um einen Spiegel handelt, würde ich glauben, einem völlig Fremden gegenüber zu stehen. ‚Das ist doch nicht Sirius Black’, schießt es mir durch den Sinn. Ich habe mich zwar mal im Wasserkrug gesehen, aber der konnte nicht das wiedergeben, was mir jetzt dieser Spiegel zeigt. Ich sehe aus, wie ein Skelett, über das jemand eine leichenblasse Haut gezogen hat. Man kann jeden einzelnen Knochen sehen. In die ehemals glatte Haut hat die Zeit tiefe Runen eingegraben und ich bin sichtlich über meine Jahre hinaus gealtert. Nichts mehr von gutaussehend oder hübsch. Nicht, dass ich je viel Wert darauf gelegt hätte, aber es hat mir oft weiter geholfen, attraktiv zu sein. Himmel, ich sehe schlimmer aus, als Snivellus, damals in jenem längst vergangenen Sommer. Würden mich jetzt alte Freunde sehen, würden sie mich nicht mehr wieder erkennen. Mein Magen knurrt erneut und lenkt mich von meiner Selbstbetrachtung ab. Achselzuckend gehe ich weiter die Treppe hinunter. Vor dem Erdgang werde ich wieder zu Tatze, ihm fällt es leichter da durch zu kommen. Die letzten paar Meter lege ich recht schnell zurück, ich kenne die Eigenschaften der Weide nur zu gut. Es ist bereits wieder Nacht und keiner sieht mich, als in den Verbotenen Wald zum Jagen gehe. Das Wasser der Quelle schmeckt übrigens immer noch so gut, wie vor fast zwanzig Jahren… Die Tage vergehen und ich mache es mir in der Hütte so gemütlich, wie es nur geht. Ich stelle keine hohen Ansprüche mehr und bin mit sehr wenig zufrieden. Die Mülltonnen im Ort sind recht ergiebig und manch einer füttert schon mal einen niedlichen Streuner. Wenn ich welche finde, nehme ich auch weggeworfene Zeitungen mit. Ich bin sehr vorsichtig, den Dementoren nicht zu nahe zu kommen, denn die könnten mich möglicher Weise sogar als Tatze erkennen…  Unerwartete Begegnungen Das Schuljahr hat wieder begonnen und ich lauere im Wald, um zu beobachten, manchmal kann ich einen Blick auf Harry erhaschen, der zu Pflege magischer Geschöpfe oder zu den Gewächshäusern geht. Im ersten Fach gibt es für mich eine riesige Überraschung, denn nicht mehr der alte Kettleburn unterrichtet, sondern Hagrid! Na so was! Aber wundern muss mich das eigentlich nicht, der hatte schon immer eine Vorliebe für niedliche Monster. Ich muss da nur an Fluffy denken… Aus alter Gewohnheit habe ich ein Auge aufs Quidditch Feld. Irgendwie erwarte ich fast, James dort fliegen zu sehen. Was natürlich unmöglich der Fall sein kann, aber wenn die Gryffindors trainieren, erinnern mich die Bewegungen des Suchers schon sehr an meinen alten Freund. Ich strenge meine Augen so sehr an, wie ich nur kann, aber Tatze sieht als Hund einfach schlechter als ein Mensch. Eines Tages wage ich mich etwas näher heran. Es sieht wirklich aus, als würde James dem Snatsch hinterher rauschen… Es ist natürlich nicht Prongs, es ist sein Sohn und er fliegt so brillant wie sein Vater. Großer Merlin, ich muss ihn unbedingt in einem echten Spiel sehen und nicht nur beim Training… Vorsichtig ziehe ich mich wieder zurück. Keiner hat mich gesehen, keinem bin ich aufgefallen. Noch eine Person in schäbiger Kleidung hat aufmerksam dem Training zugesehen. Ich sehe nur den Rücken, aber etwas in der Haltung kommt mir bekannt vor. Der Mann, denn um einen solchen handelt es sich, schüttelt sinnend den Kopf und entfernt sich in Richtung Schloss. Auch diese Art, sich zu bewegen, kommt mir bekannt vor. Ich könnte schwören, diese weichen, katzenartigen Schritte schon oft gesehen zu haben. Ich schnüffle, aber der Wind kommt aus meiner Richtung und ich kann keine Witterung aufnehmen. Der Mann bleibt stehen und dreht sich um, als habe er meine Blicke gespürt. Ich mache mich klein hinter meinem Busch und starre die Gestalt an. Ja, ich kenne diesen durchdringenden Blick, ich kenne diese steile Falte zwischen den Augen, kenne dieses schiefe Grinsen, das das Gesicht des Mannes überzieht, als er die Schultern zuckt und sich wieder abwendet. Moony, gütiger Himmel, es ist Moony! Er darf mich auf keinen Fall sehen, bevor ich ihm nicht alles richtig erklären kann und die Wahrheit beweisen. Er muss mich immer noch für einen Mörder halten… Am liebsten würde ich aufspringen und ihm hinterherlaufen, ihn packen und ihn umarmen. Remus lebt und er ist hier, hier in Hogwarts! Ich bin bei meiner Mission nicht alleine, auch wenn ich mich nicht zu erkennen geben darf. Auch Moony würde nie zulassen, dass Harry etwas zustößt. Das Leben scheint ihm übel mitgespielt zu haben. Er sieht älter aus, als seine – wie alt ist er? ich bin fünfunddreißig und er ist zwei Jahre älter- siebenunddreißig Jahre. Sein Haar ist verdammt grau geworden und die Falten haben sich tief in sein Gesicht eingegraben und seine Robe war sehr schäbig und abgetragen. Doch seine Augen, diese scharfen Augen, die sind noch so jung wie damals, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Ach Moony, alter Freund, wer soll uns nur diese ganzen verlorenen Jahre wieder geben? Meine Seele schreit nach meinem letzten noch lebenden Freund, nach einem freundlichen Wort. Alleine seine Stimme wieder zu hören, dafür würde ich sonst was geben… Aber es kann nicht sein, es darf nicht, jetzt noch nicht, vielleicht nie … Nein, so darf ich nicht denken. Ich werde Peter zu fassen kriegen und dann kann ich Remus alles erklären und ihm beweisen, dass ich kein Mörder bin, dass ich unsere Freunde nicht verraten habe, dass ich unschuldig bin…  Halloween Ich will etwas unternehmen, denn ich will endlich die Sache ins Reine bringen. Es muss Hogsmeade Wochenende sein, denn viele Schüler strömen ins Dorf. Ich hoffe, einen Blick auf Harry erhaschen zu können, doch er ist nicht dabei. Die Gelegenheit ist günstig, ins Schloss zu kommen, denn es ist nahezu leer. Vielleicht kann ich mich irgendwo verstecken und herausbekommen wo Wurmschwanz ist. Schätze im Gryffindor Turm… Ich halte es nicht mehr aus, springe einfach auf und renne zum Schloss. Ich bin sehr schnell und keiner sieht mich. Auf leisen Sohlen hinauf in den Turm. Was bin ich doch für ein Narr, ich komme nie in den Turm. Ich kenne das aktuelle Passwort nicht und die Fette Dame hat noch keinen durchgelassen, der das Passwort nicht kannte. Vielleicht kann ich mich mit den Schülern durchschummeln. Doch wo kann ich mich so lange verstecken? Nun, vielleicht wenn ich mich bis zum Abend in einem der Geheimgänge verberge. Ich kenne sie alle, auch wenn die Karte des Herumtreibers schon lange Geschichte ist. Ich verschwinde in einem uralten Gang hinter einem Wandbehang und werde zum Menschen. So kann ich mich hier besser bewegen. Moment Mal, das war doch eine von James Abkürzungen in die Küche. Vielleicht kann ich den Hauselfen in meiner Hundegestalt ein paar Häppchen abbetteln. Ich folge dem Gang. Ja, ich hatte Recht, er führt zur Küche. Ich werde wieder zu Tatze und kratze am Eingang. „Wo kommst du denn her?“ piepst ein kleines Stimmchen. „Hast du vielleicht Hunger, Großer? Komm rein.“ Ich weis nicht, ob sie mich erkennen, aber sie schleppen eine ganze Menge Futter an und packen es mir in ein Tafeltuch. Irgendein spaßiger Elf packt ein langes Messer dazu. Kann ich sicher gut gebrauchen… Ich gebe ein kleines Kläffen von mir und verschwinde in den Geheimgang. An einer Stelle wird er breiter und ich werde zum Menschen. Das Zeug in dem Tischtuch riecht wirklich großartig. Die Hauselfen müssen erkannt haben, dass ich nicht das bin, was ich zu sein scheine, denn ich glaube kaum, dass ein echter Hund den Knoten im Tuch aufbekommen würde. Ich lasse mich am Boden im Staub der Jahrhunderte nieder und habe die erste anständige Mahlzeit seit zwölf Jahren… Ich bin satt, wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr und schlafe einfach ein. Als ich wieder wach werde, weis ich zuerst gar nicht, wo ich mich befinde, aber schnell fällt mir ein, was ich eigentlich vorhatte. Der Lärm in der nahen Küche, sagt mir, dass oben, in der Großen Halle wohl gerade das Festmahl statt findet. Ich grinse in mich hinein. Das ist die beste Gelegenheit, in den Turm einzudringen, wenn alle unten beim Essen sind… Und dank der Elfen habe ich ein langes scharfes Messer und das Porträt der Fetten Dame besteht nur aus Leinwand und Leinwand kann man im Notfall zerschneiden… Das Schloss ist wie ausgestorben. Nur von unten dringt der Lärm des Festmahls zu mir herauf. Na warte, Wurmschwanz, ich komme… Ich weis, wenn ich ihn als Ratte töte, wird er als Leiche wieder zum Menschen. Der Tod hebt die meisten Flüche auf, haben wir ja damals bei Mortie gesehen. Sie werden ihn finden und Dumbledore wird wissen, dass etwas an der Geschichte von damals nicht stimmen kann und Harry wird wieder in Sicherheit sein. Peter sollte seit genau zwölf Jahren tot sein. Der Gedanke ihn am Todestag meiner Freunde zu töten hat was… Ich stehe vor dem alten Bild, das früher auch mal meine Ruhe bewacht hat. Wie oft sind wir nicht bei Nacht an ihr vorbei geschlichen, auf dem Weg in irgendwelche Abenteuer, auch wenn es oft nur die Küche war, wohin wir wollten. „Mach auf oder du wirst es bereuen!“ fauche ich das Bild der Dame in Rosa an. „Kein Passwort, kein Zutritt!“ gibt sie stur zurück. Nun, die Lady war früher schon nicht begeistert, wenn wir sie im Morgengrauen geweckt haben, wenn wir von unseren Streifzügen zurückkamen. „Geh bei Seite oder du bekommst mein Messer zu spüren!“ kontere ich. Sie weigert sich erneut. Ich drohe ihr offen mit meinem Messer, aber sie weicht immer noch nicht. Nun, dann muss ich halt meine Drohung wahr machen. Ich steche in die Leinwand und die fette Dame beginnt zu kreischen. Man kann es nicht bis unten hören, aber vielleicht lockt es jemand anderen an. Ich muss mich beeilen. Weiter und weiter zerschlitze ich die Leinwand und die Fette Dame flieht durch die anderen Bilder. Zurück bleibt nur der zerfetzte Hintergrund. Aber das Porträtloch bleibt mir trotzdem verschlossen. Hinter dem Bild ist nur eine solide Wand. Das hätte ich mir denken sollen, so leicht verschafft man sich in Hogwarts zu nichts Zutritt. Hier gibt es einfach zuviel Magie. Ich sehe zu, dass ich verschwinde, denn unter mir höre ich einen Lärm, der nur bedeuten kann, dass Peeves, der Poltergeist, auf dem Weg ist, um nachzusehen, warum die fette Dame so eilig weg wollte. Ich husche in den nächsten Geheimgang. Wenn ich ein paar Mal auf den offenen Korridoren schnell die Geheimgänge wechsle, komme ich vielleicht in die Eingangshalle hinunter, ohne erwischt zu werden. Es gelingt. Kurz bevor ich den letzten verlasse, werde ich wieder zu Tatze, dann verschwinde ich wie ein Schatten durch die Schlosstüren und im dunklen Gelände. Ich muss das nächste Mal besser nachdenken, bevor ich handle… Mein Gehirn scheint nicht mehr so gut wie früher zu arbeiten, denn das war ja wohl ein Schuß in den Ofen…  Dementoren beim Quidditch Es vergehen viele Tage und ich streife weiter durch den Wald und das Gelände. Ein krummbeiniger roter Kater ist auch unterwegs und jagt Mäuse. Er muss einem der Schüler gehören, vielleicht weis er was über Wurmschwanz. Es dauert einige Zeit, bis er mich nahe genug an sich heran lässt, damit ich mich mit ihm verständigen kann. Ich habe es von Orion gelernt, wie ich mich als Hund mit einer Katze unterhalten kann. Obwohl unterhalten nicht ganz das richtige Wort ist. Es ist eine Mischung aus Körperbewegungen, Lauten und Gerüchen und hat auch eine telepatischen Komponente. Es ist, als würden wir geistige Bilder austauschen. Als Mensch wäre mir das nie gelungen. Irgendwie lässt er mich wissen, dass er von Wurmschwanz weiss und dass er ihm weder traut, noch ihn mag. Er ist nicht das, was er zu sein scheint, ebenso wenig wie ich, meint er. Er wird versuchen, ihn zu mir zu bringen, aber sein Herrchen würde sehr gut auf seine Ratte aufpassen, lässt er mich noch wissen. Dann rennt er - mit einem kleinen Gedanken des Abschieds an mich - ins Gebüsch und jagt einer Maus hinterher. Am nächsten Tag schüttet es wie aus Eimern, trotzdem bemerke ich Aufregung im Gelände und sehe, dass ein Quidditch Match stattfinden wird. Wer spielt? Ich sehe das Rotgold von Gryffindor und suche mir einen Platz ganz oben auf einer der Tribünen, wo sich keiner hingesetzt hat, da es zu ungeschützt ist, denn jetzt ist auch noch ein wütendes Gewitter losgebrochen. Es blitzt und donnert, donnert und blitzt… Dennoch kann ich von hier aus alles sehen. Es ist der Tag nach Vollmond und Moony ist bestimmt nicht in der Nähe. Er müsste sich schon sehr geändert haben, wenn er jetzt nicht schlafen würde. Und er ist der Einzige, der den schwarzen Hund als Tatze erkennen könnte. Es ist also sicher, einen Blick auf Harrys Flugkünste zu riskieren. Der Quaffel fliegt in die Luft und die Spieler steigen auf. Großer Merlin, er fliegt wie James. Dasselbe wilde, wehende Haar. Die gleichen flinken, sparsamen Bewegungen. Doch er scheint einen schnelleren Besen zu besitzen und das macht sich bezahlt. Es geht hin und her. Der Regen macht die Sicht undeutlich, aber die grellen Blitze beleuchten hin und wieder die Szenerie. Beide Teams haben Probleme und Harry scheint kaum etwas durch seine beschlagene Brille sehen zu können. Das Team nimmt eine Auszeit und landet. Ein Mädchen eilt über das Spielfeld und scheint ihm zu helfen. Sie steigen wieder auf. Harry prescht dem Snatsch hinterher, doch er bekommt ihn nicht. Plötzlich stürzt er vom Besen und fällt aus sechs Metern Höhe zu Boden. Sofort erkenne ich den Grund für den Sturz. Dementoren, hundert Dementoren stehen am gegen-überliegenden Ende des Spielfelds und ihre unheilvolle Aura verursacht Panik. Dumbledore eilt zum Spielfeld und schneller als ich es erzählen kann, stoppt er Harrys Sturz. Dann schickt er einen unglaublich mächtigen Zauber in Richtung der drohenden Gestalten und die Dementoren ziehen sich eilig vor die Umzäunung des Geländes zurück. Ich kann Dumbledores Wut bis zu meinem Platz spüren und halte es für besser, so schnell wie möglich unter der Peitschenden Weide zu verschwinden. Hoffentlich ist dem Jungen nichts passiert, der Sturz sah verdammt übel aus… Die Tage und Nächte werden mir immer unerträglicher. Ich will dem allen ein Ende bereiten. Der ganzen Gefahr für Harry und noch viel mehr meiner endlosen Einsamkeit. Sie ist noch schlimmer als in Askaban. Dort war keiner und hier ist Remus, nur ein paar hundert Meter von mir entfernt, oben im Schloss… Der Kater berichtet mir, dass er keine Chance hat, an Wurmschwanz heranzukommen, aber er wird es weiter versuchen. Dann zeigt er mir in einer schnellen Bildfolge Harry, der in einem Bett im Krankenflügel liegt und über die Trümmer seines Besens in Tränen ausbricht. Nun, dann ist das ja nochmal gut gegangen. Aber sein Besen… Himmel, das Ding ist mir gefolgt und die Weide hat es zu Streichhölzern verarbeitet. Der Junge braucht einen neuen Besen, den Besten, den man bekommen kann, so wie er fliegt. Nun, ich verfüge noch über Gold, auch wenn es mir hier nichts nützt, aber wenn ich eine Eule in die Winkelgasse schicke und dort sage, sie sollen das Gold aus meinem Tresor nehmen und Harry den Besen schicken ... Nein, halt, ich kann wohl kaum eine Eule schicken und bestimmt kann ich nicht etwas auf meinen Namen bestellen. Aber wenn ich den Kater ins Postbüro schicke und den Besen in Harrys Namen bestelle, das Gold kann ja von mir kommen, es genügt, wenn ich die Nummer meines Tresors nenne… Ja, das könnte klappen… Es kostet mich einige Mühe dem Tier zu erklären, was ich von ihm möchte, aber es ist schlauer, als ich gedacht habe und erklärt sich bereit, den Brief abzuliefern. Dann kann ich ja nur sagen: Fröhliche Weihnachten Harry!  Alleine Die Tage nach dem Match waren die letzten warmen des Jahres und es wird verdammt kalt. Meine übliche Beute verzieht sich in Erdlöcher und wagt sich nicht mehr ins Freie. Das einzige, was ich noch jagen kann, sind Ratten. Auch nicht verkehrt, bei jeder stelle ich mir vor, es wäre Peter, den ich erledige… Diese Diät bekommt mir nicht besonders gut und ich habe fast immer Hunger. Noch nicht mal die Mülltonnen in Hogsmeade geben jetzt noch viel her. Es wird auch immer gefährlicher durch den Ort zu streifen. Mein unbedachter Überfall an Halloween hat alle wissen lassen, dass ich in der Nähe bin, auch wenn sie vergeblich nach mir suchen. Denn wer verdächtigt schon einen streunenden zottigen Hund? Es ist zugig und kalt in der Heulenden Hütte. Ich friere fast immer, egal ob ich Sirius bin oder Tatze. Meine menschliche Gestalt hat kaum mehr Fleisch auf den Knochen und der Hundepelz ist verfilzt und räudig. Ich überlege, wie ich an die Passworte zum Gryffindor Turm heran kommen soll. Manchmal leistet mir der krummbeinige Kater in meinem Versteck Gesellschaft und ich habe mir angewöhnt laut vor mich hin zu reden. Es scheint fast, als würde das Tier meine Worte verstehen. Er springt mir oft auf den Schoß, schnurrt und lässt sich von mir streicheln. Es tut gut ein Lebewesen in der Nähe zu haben, es berühren zu können und es zu streicheln, auch wenn es nur eine Katze ist. Ich denke an Orion und meine Eule Altair. Was aus den beiden wohl geworden ist, nachdem man mich verhaftet hatte? Nun, Orion war gewohnt, nach seinem Willen zu kommen und zu gehen und auch Altair konnte immer jagen gehen, wenn er es wollte. Ich hoffe, dass sie sich alleine durchschlagen konnten, aber ich werde es wohl nie genau wissen… Eines Tages kommt der rote Kater mit einem Hähnchenschenkel im Maul daher. Er muss wohl bemerkt haben, dass ich immer hungrig bin. Schlaues Tier, echt. Die Zeit vergeht schleppend langsam. Der Winter wird immer kälter und es schneit wie verrückt. Die Einsamkeit drückt mir so sehr aufs Gemüt, dass ich weder aus noch ein weis. Am liebsten würde ich einfach alles stehen und liegen lassen und zu Moony ins Schloss hinauf laufen. Ich sehe ihn fast nie, aber dennoch häufig genug, um zu wissen, dass er immer noch an Hogwarts ist. Es quält mich, nicht mit ihm reden zu können. Wie gerne würde ich seine heisere Stimme hören, seinen glänzenden Verstand wieder erleben. Er könnte mir helfen. Er würde wissen, wie ich in den Turm komme. Er würde wissen oder könnte es in Erfahrung bringen, wo Wurmschwanz sich genau aufhält. Ach Moony, all die Jahre, all diese verlorenen Jahre. Wie ist es dir blos in dieser Zeit ergangen? Nicht besonders gut. Deine Roben sind schäbig und geflickt. Kannst kaum einen Job gehabt haben. Was lehrst du an Hogwarts? Denn du musst ein Lehrer sein, warum wärst du sonst hier … Und du bist wahrscheinlich ein glänzender Lehrer. Du hattest schon immer mehr Verstand, als wir anderen zusammen. Du hattest immer ganz genaue Begriffe von richtig und falsch, warst immer unser Gewissen. Ich ertappe mich dabei, wie ich mich erneut mit einem Remus unterhalte, der gar nicht da ist. Natürlich ist er nicht da, wie sollte er es auch sein, auch wenn ich mich in seinem alten Versteck aufhalte… Wieviel Menschliches ist noch an Sirius Black? Ich weis es nicht. Das, was mir Askaban noch gelassen hat, schwindet hier immer mehr. Zu oft muss ich als Tatze unterwegs sein. Zu sehr bin ich seine reduzierte Welt gewöhnt. Selbst wenn ich Sirius bin, benehme ich mich häufig, wie ein Hund. Ich esse nicht mehr, ich fresse. Ich trinke nicht mehr, ich saufe und wenn ich schlafe - auch wenn ich das fast immer in menschliche Gestalt tue - dann liege ich nicht wie ein Mensch unter der schäbigen Decke, sondern ich rolle mich ein, wie ein Hund… Kaum mehr ein menschliches Wesen… Viele, viele Wochen vergehen auf diese Art. Weihnachten kommt und geht, ohne dass ich es richtig bemerke. Ich hoffe, der Junge hat seinen Besen bekommen, hoffe er hat sich darüber gefreut, hoffe ich kann ihn damit fliegen sehen…  Erneuter Einbruch Tatsächlich findet wieder ein Spiel statt und ich entschließe mich, es von einem Versteck aus zu beobachten. Ja, der Junge fliegt einen neuen Besen und der ist wunderbar. Er hat nicht nur Talent, er ist großartig. Immer noch glaube ich, James zu sehen, wenn ich dem Jungen beim Fliegen zuschaue. Er muss den Snatsch entdeckt haben, denn er geht in einen brillanten Sturzflug, wie ich noch keinen besseren gesehen habe. Doch was ist das dort drüben? Zwei Dementoren? Nein, ich kann keine unheilvolle Ausstrahlung wahrnehmen. Es muss sich um etwas anderes handeln. Harry scheint sie jedoch für echt zu halten. Er zückt seinen Stab und ich sehe, dass er etwas ruft und was dann geschieht, raubt mir fast das Bewusstsein… Krone! Krone bricht aus seinem Stab hervor und galoppiert auf die Kuttengestalten zu. Sie werden umgeworfen und ich kann sehen, dass es ein paar Jugendliche aus Slytherin waren, die sich einen üblen Streich erlaubt haben. Während sie vom Patronus umgeworfen wurden, hat Harry den Snatsch gefangen und hebt ihn jubelnd in die Höhe. Dann sehe ich Remus, der auf ihn zueilt. Hat er ihm beigebracht, wie man den Patronus beschwört? Muss wohl so sein. Wer würde es besser wissen, als einer von uns, wie man das lernt oder lehrt? Ich entschließe mich zu verschwinden, bevor mich noch jemand bemerkt. Wieder in der Hütte, denke ich weiter nach. Wenn Remus ihm den Patronus beibringen konnte, dann muss Harry so begabt sein, wie sein Vater. Ich höre noch den alten Potter sagen, es sei sehr schwer, das zu lernen und man würde es erst wirklich beherrschen, wenn man es Angesichts eines Dementors schafft. Nun, Harry muss geglaubt haben, erneut vor ein paar Dementoren zu stehen und er hat gehandelt, wie wir gehandelt hätten. Ganz schön mutig, der Junge. Aber an Mut hat es weder James noch Lily je gemangelt… Und Remus. Wie schwer ist es ihm gefallen, Harry auszubilden? Er muss bemerkt haben, wie ähnlich er seinem Vater schaut. Was muss er denken? Was muss er fühlen? Der Junge sieht aus, wie sein alter Freund Prongs und dann auch noch dieser spezielle Patronus – Krone… Der Kater kommt herein, maunzt mich an und lässt einen zerknitterten Pergamentzettel auf meinen Schoß fallen. Ich streichle ihn geistesabwesend und sehe nach, was er da angeschleppt hat. Ich kann es kaum glauben. Auf dem Fetzen stehen die Passworte für den Gryffindor Turm für die nächste Woche. Phantastisch! Genau das, was ich brauche. Der Kater ist wirklich schlauer als jede Katze, die ich je gesehen habe, Orion eingeschlossen. Nun, dann weis ich, was ich heute Nacht tun werde, wenn alle schlafen. Meine Rache ist nur einen Herzschlag von mir entfernt… Ewig lang brennt noch Licht, oben im Turm. Sie feiern wohl ihren Sieg heute. Shit, Kinder, geht endlich schlafen. Ich will nicht mehr länger warten… Es ist weit nach Mitternacht, als endlich die letzte Kerze im Turm erlischt und ich mache mich auf die Pfoten, trabe zum Schloss. Die Tür lässt sich leicht öffnen und auf geheimen Wegen, so wohl bekannt, mache ich mich auf den Weg zum Turm. Dort ist die Luft rein, nur der bekloppte Ritter, Sir Cadogan, döst neben seinem fetten Pony im Rahmen. Die fette Dame ist wohl abgelöst worden… Ich werde zum Menschen, denn ich brauche meine Stimme, hole das Pergament heraus und lese das Passwort ab. „Räudiger Kojote“, springt der Ritter auf und fuchtelt etwas hilflos mit seinem überlangen Schwert herum. Erneut murmle ich das Passwort und er erwidert: „Nun gut, tretet ein edler Herr“ und schwingt bei Seite. Der Gemeinschaftsraum sieht noch genau so aus, wie vor so vielen Jahren, aber hier ist keiner mehr. Sie müssen alle in ihren Schlafsälen sein. Ich brauche den auf der Jungenseite, den der Drittklässler. Ich habe herausgefunden, dass der rothaarige Junge, bei dem Wurmschwanz untergekrochen ist, ein Freund von Harry sein muss. Ich sehe sie häufig zusammen und meistens ist auch noch ein Mädchen dabei – die Herrin des roten Katers… Leise schleiche ich mich die Wendeltreppe zu den Schlafsälen hinauf. Erstes Jahr – Zweites Jahr – Drittes Jahr, ja hier bin ich richtig. Behutsam öffne ich die Tür. Doch wo schläft der Junge, den ich brauche? Nun, die Bilder aus den Erinnerungen des Katers haben es mir gezeigt, es ist das Bett dort drüben. Ich schleiche näher, zücke mein Messer und mache mich daran, die Bettvorhänge herunter zuschneiden. Rasch, rasch, bevor er mir entkommen kann… Doch wo ist der kleine Bastard? Ich suche die schlafende Gestalt ab. Doch keine Spur von Wurmschwanz. Immer hektischer suche ich, doch das ist ein Fehler, der Junge schreckt hoch und beginnt, wie ein Wahnsinniger zu kreischen: „WAAAAAAAHHHHHH!“ Zu spät. Ich muss verschwinden, wenn ich nicht erwischt werden will und das will ich mit Sicherheit nicht… Blitzschnell die Wendeltreppe wieder hinunter, durch den Gemeinschaftsraum und zum Porträtloch hinaus. Weiter in einen Geheimgang, die Gestalt verändert und runter, runter in die Eingangshalle. Keiner da, Glück gehabt. Dann zur Tür hinaus und nichts, wie über den Rasen und unter die Peitschende Weide. Ich japse und keuche, als ich mich wieder im oberen Geschoss befinde. Verdammt, verdammt noch eins… Wo war er nur? Warum hat er nicht bei seinem Herrchen geschlafen? Wieder nicht geklappt… Ich schimpfe und fluche vor mich hin. Der rote Kater kommt hereingestrolcht und ich bemerke, dass er mir etwas mitzuteilen hat. Ich werde zu Tatze und erfahre, warum ich heute wieder kein Glück hatte. Wurmschwanz hat sich dünn gemacht. Hat etwas Blut und Fell hinterlassen und ist verschwunden. Nicht einmal der Kater weiss, wo er hin ist. Er ist aber nicht tot, zumindest mein tierischer Freund hat ihn nicht gefressen. Peter hat erneut seinen Tod vorgetäuscht, wie schon damals, als er mich so gewaltig zum Narren gemacht hat… Verdammte kleine Ratte, wie Snivellus immer so schön gesagt hat… Ich koche vor Wut, aber da lässt sich jetzt nichts machen. Weit kann er als Ratte nicht gekommen sein. Er war noch nie gut zu Fuß, schon früher musste er immer auf meinem Rücken reiten, wenn wir bei Vollmond unterwegs waren. Er muss sich noch irgendwo im Gelände befinden. Nun, dann werde ich ihn einfach suchen bis ich ihn gefunden habe… Und dann, Peter, dann…  Harrys Kopf Sie machen das Schloss dicht. Jeden Eingang, jeden Geheimweg, alles wo man heimlich ins Gebäude kommen könnte, wird versiegelt. Nun, wenn Peter noch im Schloss sein sollte, habe ich keine Chance mehr, ihn zu finden. Aber ich vermute ihn ohnehin eher irgendwo im Gelände. Im Schloss könnte jemand zufällig über ihn stolpern und den vermeintlich Toten zu seinem Herrchen zurück bringen. Ich denke nicht, dass Wurmschwanz so ein Risiko eingehen wird. Es wird immer gefährlicher für mich übers Gelände zu streifen. Jetzt hat Hagrid auch noch einen Hippogreifen in seinem Gemüsebeet festgebunden. Jeden Abend holt er das Biest in seine Hütte. Aber Hagrid hatte ja schon immer eine Vorliebe für hübsche Ungeheuer… Ich muss mich irgendwie mit dem Hippogreifen anfreunden, sonst kann ich mich überhaupt nicht mehr frei bewegen. Also schleiche ich mich zu ihm, wenn keiner in der Nähe ist. Bin immer auf dem Sprung im Wald zu verschwinden und mich dort zu verstecken. Eine Verbindung zu einem Hippogreifen herzustellen ist wesentlich schwieriger als bei einer Katze. Nicht, weil er so viel dümmer wäre, im Gegenteil. Aber er ist stolz, unglaublich stolz und seine Klauen und sein Schnabel sind verdammt scharf… Musste ich am eigenen Pelz erfahren, als ich zu schnell versucht habe, mich ihm zu nähern. Nun, es sieht nicht so aus, als könnten wir Freunde werden, aber er akzeptiert mit der Zeit meine Gegenwart und greift mich nicht mehr an, wenn ich in seine Nähe komme. Eines Tages ist wieder ein Hogsmeade Wochenende, denn das Dorf ist voller Schüler. Aus Langweile spähe ich durch die Ritzen der Hütte und bekomme ein nettes Schauspiel geboten. Wurmschwanz Herrchen kommt wild gestikulierend und augenscheinlich mit sich selbst redend den Weg zur Hütte herauf. Drei andere Jungs, offensichtlich Slytherins, kommen aus einer anderen Richtung und beginnen einen Streit mit ihm. Sie fauchen sich gegenseitig an. Erinnert mich sehr an unsere Bande, wenn wir wieder mal Snivellus am Wickel hatten. Sieht kein bisschen anders aus. Aber plötzlich, wird es doch anders. Aus dem Nichts fliegen matschige Erdklumpen auf die drei feixenden Slytherins. Sie sehen sich mit selten dämlichen Blicken um und der rothaarige Junge beginnt schallend zu lachen. Immer mehr Matsch fliegt durch die Gegend und zwei der Jungs fischen mit ausgebreiteten Armen in der leeren Luft herum, aber sie finden wohl nichts. Dann stolpert einer und fällt hin. Jetzt sehe ich, wer den Dreck geworfen hat. Es ist Harry und er muss wohl den alten Umhang von James tragen, denn nur sein Kopf wird sichtbar. Zuerst lacht er nur, doch dann wirbelt er herum und flieht in Richtung Honigtopf. Im Laufen hüllt er sich wieder in seinen Umhang und wird völlig unsichtbar. Wie von Furien gehetzt, rennen auch die anderen Jungen wieder zum Schloss zurück. Drei wohl, um zu petzen. Einer, um zu retten, was noch zu retten ist. Harry hatte offensichtlich keine Genehmigung in Hogsmeade zu sein, warum wäre er sonst unsichtbar gewesen? So ein Schlingel… Aber auch sein Vater hat es mit irgendwelchen dummen Regeln nie zu genau genommen… Wieder vergehen viele Wochen und ich suche unablässig nach Peter, doch ich habe keinen Erfolg. Nur selten habe ich noch das Glück, einen Blick auf Harry oder Remus zu werfen, denn meist bin ich jetzt in der Nacht unterwegs. Man sucht noch immer überall nach mir und passt immer besser auf. Alles Ungewöhnliche wird untersucht. Ich denke, nicht mal als Tatze würde ich jetzt noch durchkommen, schon gar nicht, wenn Remus mich sieht. Das letzte Quidditch Match muss ich mir ebenfalls verkneifen. Es ist einfach zu gefährlich. Doch etwas anderes kann ich mir jedoch von einem Versteck aus vergönnen… Es ist Remus, der eine Art Hindernissparcour aufbaut. Endlich weis ich auch, was er unterrichtet - Verteidigung gegen die Schwarzen Künste. Im dritten Jahr sind es dunkle Kreaturen, die durchgenommen werden. Grindelows, Kappas, Rotkappen, Hinkepunks … das ganze Spektrum, baut er im Gelände auf. Sein Clou ist ein Boggart in einer großen Kiste. Muss ihm eine Menge Spaß machen, denn er summt fröhlich - und furchtbar falsch - vor sich hin. (Aber singen konnte keiner von uns...) Am nächsten Morgen kehre ich zu meinem Ausguck zurück, denn die Prüfung möchte ich mir nicht entgehen lassen. Könnte eine Riesenspaß werden und davon hatte ich letzter Zeit nicht besonders viel… Tatsächlich erscheinen die Drittklässler, unter ihnen Harry und seine beiden Freunde. Er macht sich als erster an den Hindernislauf und brilliert, wie ich es mir schöner gar nicht hätte wünschen können. Wenn er was kann, dann die Verteidigung. Er beherrscht sie mindestens so gut, wie wir in diesem Alter. Mit einem strahlenden Lächeln springt er wieder aus der Kiste mit dem Boggart und hat mit Sicherheit bestanden. Seine beiden Freunde schlagen sich weniger gut. Der Junge versinkt im Morast und das Mädchen springt mit einem entsetzten Aufschrei aus der Kiste und stammelt was von wegen, McGonagall habe gesagt, sie sei überall durchgefallen, was zu Lachsalven ihrer Freunde führt. Nun, es ist Zeit zu verschwinden, ich habe schon eine ganze Menge riskiert, um das zu sehen und wie Moony immer so schön gesagt hat: Vorsicht ist der bessere Teil der Tapferkeit… Noch am selben Abend geschieht das, worauf ich so lange gewartet habe, wenn auch anders, als ich es erhofft hatte…  Wurmschwanz Rückkehr Es wird unruhig bei Hagrids Hütte und ich erhasche einen Blick auf eine Person, die ich eigentlich nie wieder sehen wollte. Es ist McNair, der war in meinem Jahr an Hogwarts, aber in Slytherin. Auch er war, meines Wissens, ein Todesser und ist frei gekommen… Er scheint Scharfrichter geworden zu sein und es geht wohl um den Greifen, mit dem ich versucht habe mich anzufreunden. Sie wollen ihn wohl hinrichten und Hagrid heult so schlimm, wie damals als er den Jungen aus der Ruine des Potterhauses gezogen hat… Es wird Abend und ich sehe, wie sich eine Spur über den Rasen zu ziehen beginnt, ohne dass es einen Grund dafür gibt. Es muss wohl Harry unter dem alten Umhang von James sein. Hagrids Tür öffnet und schließt sich und etwa eine halbe Stunde später muss ich sehen, dass ich in Deckung gehe. Vier Leute kommen ebenfalls über den Rasen zu Hagrids Hütte herunter. Einen kenne ich nicht, es ist ein uralter Zauberer, der wohl besser in einem Museum aufgehoben wäre als hier. Bei den anderen handelt es sich um McNair, Fudge und Dumbledore. Die Hintertür von Hagrids Hütte fliegt auf und etwas Unsichtbares entfernt sich. Jetzt aber wirklich nichts wie weg. Ich verschwinde unter den Bäumen und beobachte weiter. Plötzlich ist der rote Kater neben mir und reibt sich an Tatzes Beinen. Irgendwas will er von mir… Dann überschlagen sich die Ereignisse. Plötzlich wird der rothaarige Junge sichtbar und fummelt an seiner Brusttasche herum. „Halt still, Scabbers, verdammte Ratte, ich bin´s doch nur, Ron!“ faucht er. Ratte? Ratte! Er muss Peter wieder gefunden haben. Ja, hat er. Die Ratte wuselt sich frei und entkommt ihm. Er rennt quer über das Gelände hinter ihr her. Dann werden Harry und seine Freundin sichtbar und folgen ihm. Der Umhang flattert hinter ihnen her, bis sie ihn einfach fallen lassen, um schneller rennen zu können. Der Kater wischt mir eine und mir wird klar, dass ich auch besser dem Jungen namens Ron folgen sollte. Ich renne so schnell ich kann und überhole ihn, will ihn von der anderen Seite erwischen. Er hat Wurmschwanz wieder eingefangen und versucht, ihn in seiner Tasche zu verstauen. Ich will Peter haben, ich muss ihn einfach haben, koste es was es wolle. Ich warte schon viel zu lange auf diesen Augenblick… Tatze duckt sich zum Sprung. Harry sieht es und wirft sich vor seinen Freund, versucht seinen Stab zu zücken. Ich springe trotzdem, werfe ihn mit meinem schweren Körper um, rolle über ihn und der andere Junge versucht nun seinerseits, ihn zu schützen. Den will ich ja eigentlich, also stürze mich auf ihn und erwische ihm am Arm. Wohin mit ihm und der verdammten Ratte? Nun, wir sind ganz in der Nähe der Peitschenden Weide und dort ist es völlig sicher. Ich zerre den Jungen mit meinen Zähnen vorwärts, der Kater huscht an mir vorbei und berührt den Astknoten. Der Baum erstarrt. Ich schleife meine Beute weiter. Der Junge wehrt sich, versucht, sich mit den Beinen an den Baumwurzeln fest zu klammen. Doch mein Eifer verleiht mir gewaltige Kräfte. Ein grausames Knirschen, ein lauter Schrei. Rons Bein ist gebrochen und ich kann ihn endlich in den Tunnel zerren. Immer weiter durch den Erdgang, dann durch den Korridor und hinauf in den ersten Stock. Ich werde zum Menschen. Jetzt ist alles egal. Jetzt kann ich den Weg nur noch weiter gehen, den ich eingeschlagen habe. Ich entwinde dem Jungen seinen Zauberstab und richte ihn auf den bebenden Burschen. „Sei still“, zische ich ihn an. „Sei still, dann geschieht dir nichts.“ Er wirft mir einen funkelnden, schmerzerfüllten Blick zu und keucht: „Sie werden kommen. Sie kommen sicher. Sie werden mich retten…“ „Schweig jetzt“, gebe ich zurück. „Ich warte auf sie, ich hoffe du hast Recht…“ Der Junge richtet sich halb auf, hält sein gebrochenes Bein, keucht kläglich auf, bewegt sich unruhig und fällt zu Boden. Plötzlich fliegt die Tür krachend auf. Ich stehe im toten Winkel und man kann mich vom Eingang aus nicht gleich sehen. Herein stürmen Harry und seine Freundin mit erhobenen Stäben. „Ron, alles klar?“ ruft Harry. „Wo ist der Hund?“ will das Mädchen wissen. „Kein Hund, Harry“, keucht Ron. „Es ist eine Falle…“ „Wie? Was?“ entgegnet Harry. „Das war kein Hund, das war ein Animagus…!“ Ich habe mich leise hinter den beiden Kids in Stellung gebracht und verdecke den Ausgang. Der Junge neben dem Bett starrt mich an. Ich schließe die Tür. Alle da, alles komplett, die Show kann beginnen. Ich grinse zufrieden in mich hinein. Nun, die Stäbe könnten eine Gefahr darstellen. Die Kids sind alles andere als schlechte Magier, wie ich erst heute Vormittag sehen konnte. „Expelliarmus!“ krächze ich und die Stäbe fliegen davon. Ich fange sie auf, bevor sie zu Boden fallen können. „Ich hab gehofft, dass ihr kommt, um euerem Freund zu helfen“, meine ich heiser. Zu lange habe ich meine Stimme nur benutzt, um mit mir selbst zu sprechen und da war die Tonlage egal. „Dein Vater hätte dasselbe für mich getan. Tapfer, sehr tapfer. Habt keine Hilfe geholt. Bin froh, macht alles einfacher…“ Harry beginnt vor Wut zu zittern und will auf mich losgehen, aber seine Freunde halten ihn zurück. „Nein!“ ruft das Mädchen, doch der Junge wendet sich an mich: „Wenn sie Harry umbringen wollen, müssen sie zuerst uns umbringen!“ Ich will Harry sicher nicht umbringen, aber sie müssen das wohl glauben, bedenkt man, was das ganze Jahr über in den Zeitungen über mich zu lesen war. Der Junge ist so aufgeregt, dass er nicht auf sein gebrochenes Bein achtet und beginnt bedenklich zu schwanken. „Leg dich wieder ihn“, meine ich daher. „Du machst alles nur noch schlimmer.“ „Haben sie mich nicht verstanden?“ faucht er mich an und hält sich verzweifelt an Harry fest. „Sie müssen uns schon alle drei umbringen!“ Nein Kinder nein, nicht ihr werdet sterben, ein anderer ist heute endlich dran… „Es wird heute nur einen Mord geben“, entgegne ich und mein Grinsen wird breiter. Endlich, endlich… „Wie das?“ faucht Harry mich an. „Das letzte Mal war es dir doch egal, wie viele sterben müssen, oder? Du hast doch die ganzen Muggel abgeschlachtet, nur um an Pettigrew heranzukommen … Was ist los mit dir? Bist du in Askaban weich geworden?“ „Nicht, Harry, nicht“, flüstert ihm das Mädchen ängstlich zu. „ER HAT MEINEN VATER UND MEINE MUTTER UMGEBRACHT!“ brüllt Harry, reißt sich von seinen Freunden los und stürzt sich auf mich. Es scheint ihm egal zu sein, dass ich doppelt so groß bin, wie er. Dass ich ein erwachsener Mann bin und er nur ein Junge ist. Es geht so schnell, dass ich mich nicht verteidigen kann, ja ich will mich noch nicht mal verteidigen. Seine Anklage liegt zu nahe an der Wahrheit. Er hat jedes Recht wütend zu sein und ich will ihn auf keinen Fall verletzen. Er umklammert eisern mein Handgelenk und zwingt die Stäbe von seinen Freunden weg. Dann hämmert er seine Faust gegen meine Schläfe. Keinen schlechten Punch der Junge. Wir verlieren das Gleichgewicht und taumeln gegen die nächste Wand. Ich kann die Magie in den Zauberstäben nicht mehr beherrschen, bin zu lange aus der Übung und ein Funkenregen bricht daraus hervor. Die beiden anderen Kids beginnen ängstlich zu schreien. Harry lässt nicht von mir ab und prügelt wie besessen auf mich ein. Ich muss mich einfach wehren, die Schläge tun verdammt weh. Er soll aufhören, ich will endlich Peter haben. „Nein“, zische ich und greife mit meiner freien Hand nach Harrys Kehle. „Nein, ich habe schon viel zu lange gewartet.“ Er soll aufhören. Ich habe etwas anderes zu tun, als ihm jetzt alles zu erklären. Meine Hand schließt sich fester um den Hals des Jungen. Plötzlich trifft mich ein Bein aus dem Nichts genau am Handgelenk und ich muss Harry los lassen. Im gleichen Moment hat sich der andere Junge auf mich geworfen und entwindet mir die Stäbe. Den seinen erwischt er, die anderen rollen über den Boden. Verdammt, die kämpfen mit allen Mitteln. Tapfere kleine Bande… Harry hechtet nach seinem Stab, aber der rote Kater wirft sich dazwischen. Doch der Junge stört sich nicht daran und verscheucht ihn mit einem gezielten Fußtritt. Ich sehe das alles nur halb unter den Körpern der beiden anderen Kids hervor. „Aus dem Weg!“ brüllt Harry seine Freunde an und die lassen mich los, schneller als ich schauen kann. Das Mädchen schnappt sich den Stab, der immer noch am Boden herumkugelt, der Junge kriecht zum Bett und bricht darauf zusammen. Ich liege hilflos an der Wand. Der Kampf hat mich mehr erschöpft, als ich es erwartet hätte. Ich muss schwächer sein, als ich dachte. Harry kommt auf mich zu und sein Stab zeigt auf mein Herz. Kennt er tödliche Flüche? Ich weis es nicht. Aber auch andere Magie, richtig angewandt, kann mich jetzt umbringen. Ich bin plötzlich so verdammt schwach. „Willst mich umbringen, was Harry?“ murmle ich. Schade, dann kann ich meine Rache nicht mehr vollziehen, aber irgendwie ist es auch egal. Mein Gesicht fühlt sich an, wie ein Punchingball und wahrscheinlich blute ich auch. Die Kids haben eine recht eindrucksvolle Handschrift. „Du hast meine Eltern umgebracht“, klagt Harry erneut an. Seine Stimme schwankt, aber seine Hand ist ruhig, so verdammt ruhig. Den Vorwurf mache ich mir schon seit zwölf Jahren, aber er sollte die Wahrheit wissen, bevor er mich tötet. „Ich kann es nicht leugnen“, erwidere ich daher. „Aber du solltest die ganze Geschichte kennen…“ „Die ganze Geschichte?“ faucht er mich an. „Du hast sie an Voldemort verkauft. Mehr brauche ich nicht zu wissen!“ Er nennt den Namen, er hat Mut, aber er muss verstehen, er muss einfach, sonst läuft er vielleicht irgendwann in dieselbe tödliche Falle wie wir. „Du musst mir zuhören!“ dränge ich ihn. „Du wirst es bereuen, wenn du mir nicht zuhörst … du verstehst einfach nicht…“ Verdammt, er muss es wissen, er muss alles erfahren, plötzlich ist mir das wichtiger als alles andere. „Ich verstehe besser als du meinst“, gibt er mit zitternder Stimme zurück. „Du hast sie nie gehört, oder? Meine Mum, wie sie versucht, Voldemort davon abzuhalten, dass er mich umbringt … und du bist dran Schuld … nur du…“ Oh mein Gott! Plötzlich huscht der rote Kater an uns allen vorbei und lässt sich auf meiner Brust nieder, als wolle er mich vor Harry schützen. „Geh weg“, murmle ich ihm zu und versuche, ihn weg zu schubsen, doch er schlägt seine Krallen in meine Robe und lässt sich keinen Zentimeter bewegen. Er funkelt Harry drohend an und seine Herrin schluchzt trocken. Der Junge starrt auf uns herab, umklammert seinen Stab noch fester und scheint zu überlegen. Dann richtet er den Stab erneut auf den Kater und mich. Verdammt, Junge, hör mir zu, dann kannst du mich umbringen, aber zuerst hörst du mir zu. Doch ich richte nicht nochmal das Wort an ihn. Die Zeit scheint sich wie Kaugummi zu dehnen. Plötzlich ertönen Schritte auf der Treppe, das Ding knarrt noch genau so, wie vor zwanzig Jahren. Dann beginnt das Mädchen zu rufen. „Hier oben, wir sind hier oben – Sirius Black – Schnell!“ Ich will mich aufrichten, wer weis, wer hochkommt. Er könnte mir noch gefährlicher werden als die drei Kids. Immer noch starren wir uns alle gegenseitig an.  Alte Freunde Plötzlich blastet jemand die Tür mit einem Zauber auf, alle schauen in diese Richtung und herein kommt Remus. Mit einem Blick erfasst er die Situation und ruft: „Expelliarmus!“ Sämtliche Stäbe fliegen zu Remus und er fängt sie auf. Er kommt weiter ins Zimmer herein und versucht immer noch, alles im Auge zu behalten. Dann sagt er nur einen einzigen Satz: „Sirius, wo ist er?“ Moony begreift, gütiger Himmel, er begreift. Er weiss es, er weis es! Ich finde keine Worte und werfe ihm nur einen eindringlichen Blick zu. Dann deute ich auf den Jungen am Bett, in dessen Brusttasche Wurmschwanz immer noch herum raschelt. „Aber dann…“ murmelt Remus und wirft mir einen Blick zu, als wolle er meine Gedanken lesen. Früher konnte er das immer recht gut. „…warum hat er sich dann nicht schon gezeigt? Es sei denn…“ plötzlich hat er alles verstanden. Seine Augen werden groß. „Es sei denn, er war derjenige … es sei denn, ihr habt getauscht … ohne es mir zu sagen.“ Ich nicke. Ich müsste zu viel erklären, wenn ich ihm alles erzählen wollte. Ach, Moony, du verstehst, aber denken konntest du schon immer besser als wir anderen. Harry mischt sich ein und will von Remus wissen, was hier überhaupt los ist. Er versteht nicht, wie könnte er auch. Remus hört ihn gar nicht. Er lässt nur seinen Stab sinken, kommt zu mir herüber und zieht auf mich auf die Beine. Dann umarmt er mich wortlos, aber ich fühle wie sein Herz aufgeregt gegen meine Brust schlägt. Ach, Moony… Das Mädchen schreit wütend auf. Er lässt mich wieder los und wendet sich ihr zu. Scheint sie zu mögen, der gute alte Remus, denn er ist völlig gefasst, obwohl sie außer sich vor Wut auf ihn losgeht und ihn beschimpft. Er versucht einfach nur, sie zu beruhigen, aber sie ist so sauer, dass sie ihn gar nicht zu Wort kommen lässt. „Jetzt hör mir doch zu Hermine“, schreit er, um ihr Lamento zu übertönen. „Ich erklär´s dir…“ Jetzt geht auch noch Harry auf Remus los. Wirft ihm vor, er habe ihm vertraut und nun sei er mit mir im Bunde. Remus versucht zu erklären, dass er die ganze Zeit nichts mit mir zu tun gehabt hätte, seit zwölf Jahren, aber jetzt sei er mein Freund. Er will erklären, aber das Mädchen, Hermine, will ihm keine Zeit dafür lassen und beschuldigt ihn, ein Werwolf zu sein, dass er mir geholfen habe ins Schloss zu kommen und dass er Harry auch tot sehen wolle. Remus reagiert völlig ruhig und kann endlich eine Erklärung abgeben. „Aber Hermine“, entgegnet er, „sonst bist du besser. Ich habe Sirius weder ins Schloss geholfen, noch möchte ich, dass Harry stirbt…“ Sein Gesicht verzerrt sich. „Aber leider kann ich nicht leugnen, ein Werwolf zu sein.“ Da Ron versucht, sich aufzurichten, es aber vor Schmerzen nicht schafft, geht Moony zu ihm hinüber und will ihm helfen. Der Junge hat Angst und schreit: „Weg von mir, du Werwolf!“ Remus bleibt auf der Stelle stehen. Wie lange soll er denn noch unter dem leiden, was er ist? Verdammt! Verlegen wendet er sich wieder Hermine zu und fragt sie, wie lange sie schon weiss, dass er ein Werwolf ist. Und sie meint, seit sie den Aufsatz für Snape geschrieben hätte. Die Antwort scheint Remus wirklich zu erheitern und er erwidert: „Ja, ja ich denke, darum hat er euch den Aufsatz auch aufgegeben, in der Hoffnung, dass jemand raus findet, was ich bin.“ Es geht zwischen den beiden noch ein bisschen mit dem Thema Werwolf hin und her. Als die Kids erfahren, dass alle Lehrer wissen, dass Remus ein Werwolf ist, sind sie doch sehr überrascht. Mir wird das alles plötzlich zu viel. Das ganze hin und her. Das ganze Blabla… Ich gehe zum Bett hinüber und lasse mich drauf sinken. Ich berge mein Gesicht in den Händen und versuche klar zu denken, aber ich kann nicht mehr… Der Kater versucht mich zu trösten und Ron versucht von mir wegzukommen. Sie fürchten mich, sie fürchten mich immer noch… Remus will erneut, alles erklären, aber die Kids trauen nun auch ihm nicht mehr. Aus lauter Verzweiflung gibt er ihnen ihre Stäbe zurück und steckt seinen eigenen wieder ein. „So, jetzt seid ihr bewaffnet und wir sind es nicht. Werdet ihr mir jetzt zuhören?“ „Wenn sie ihm nicht geholfen haben, woher wussten sie dann, dass er hier ist?“ will Harry wissen. „Die Karte des Herumtreibers“, meint Remus knapp. Die Karte. Ich dachte, die existiert überhaupt nicht mehr. Es würde mich echt interessieren, wie sie wieder in Remus Hände gelangt ist. Augenscheinlich war sie zuvor in Harrys Besitz. Harry fragt, woher Remus wisse, wie die Karte überhaupt funktioniert und Moony erklärt. Auch warum er sie überhaupt im Auge behalten hat. Er wird nervös und ungeduldig und läuft im Zimmer auf und ab. Was hat er nur? Er sagt, er wisse, wie die Kids hier hergekommen seien und dass noch jemand bei ihnen gewesen sei. Sie glauben ihm das nicht. Es geht hin und her und langsam werde ich auch genervt. Mach dem ein Ende Moony! Komm auf den Punkt oder ich tue es. Als hätte er mich gehört, bittet er Ron um dessen Ratte. Der weigert sich. Remus schleicht sich regelrecht an ihn an und Wurmschwanz scheint um sein Leben zu kämpfen. Ich muss mich einfach einmischen. „Das ist keine Ratte“, krächze ich. Der Junge will mir nicht glauben, kann ich ihm nicht verdenken. „Nein wirklich nicht“, unterstützt mich Remus ruhig. „Er ist ein Zauberer.“ „Ein Animagus“ füge ich an. „Namens Peter Pettigrew.“  Alte Feinde Keiner glaubt uns das und alle rufen durcheinander. Harry meint sogar, ich müsse doch genau wissen, dass Peter tot sei, schließlich hätte ich ihn ja höchstpersönlich getötet. „Ich wollte es tun“, knurre ich. „Aber der kleine Peter hat mich reingelegt, aber nochmal schafft er das nicht!“ Ich greife nach Wurmschwanz. Jetzt, jetzt bist du dran, Peter! Doch Remus mischt sich ein. Was will er noch? Wir haben diese Ratte und er wird bekommen, was er schon so lange verdient. „Nein“, ruft Moony. „Wir müssen es erklären – du kannst nicht so einfach – sie müssen es verstehen…“ Ich will keine Zeit mehr verlieren, Peter hatte schon viel zu viel Zeit. „Wir können es hinterher erklären, hinterher“, schnappe ich und versuche immer noch die Ratte in die Hand zu bekommen. Remus ringt mit mir und versucht mich abzuhalten. „Sie haben jedes Recht dazu“, keucht er. „Er war Rons Haustier. Es geht sie was an, auch wenn sie es noch nicht verstehen. Und du schuldet es Harry, Sirius!“ Harry, der Junge, Harry! Ja, ich schulde ihm eine Erklärung… Ich wehre mich nicht länger gegen Remus und gebe nach, aber Wurmschwanz lasse ich nicht aus den Augen. „Na gut, dann erzähl ihnen, was du willst, aber beeil dich, Remus. Ich will den Mord endlich begehen, für den ich so lange im Knast war…“ Remus nickt und erklärt alles: Wie Peter starb und doch nicht starb, wie er entkommen konnte. Sie glauben ihm nicht. Ich versuche, ihn zu unterstützen, aber mir glauben sie erst recht nicht. Wie auch? Sie müssen mich für völlig durchgeknallt halten. Remus behandelt die Sache schließlich, als wäre es ein Problem im Unterricht und wendet sich dabei hauptsächlich an Hermine. Sie scheint die Hellste der drei zu sein. Verdammt Remus, musst du denn immer so weitschweifig sein, komm zum Ende. „Mach schon“, dränge ich ihn. „Ich hab keinen Bock, nochmal zwölf Jahre zu warten.“ Remus meint, dazu würde er meine Hilfe brauchen, denn er kenne nur den Anfang. Plötzlich werden wir durch ein Geräusch unterbrochen und wir alle schrecken zusammen. Hermine meint es würde spuken, aber Remus erklärt ihr die Wahrheit Das Versteck des Werwolfs… Und er beginnt mit der Geschichte. Er erzählt wirklich die Kurzfassung und nicht die ganze Story. Erzählt, dass es jetzt ein Linderungsmittel gäbe und Snape würde es für ihn herstellen. Snape? – Snivellus? Was macht der hier an Hogwarts? Aber ich frage nicht nach, will Moony nicht unterbrechen, sonst dauert die ganze Story noch länger und ich will nicht mehr warten… Er versucht, ihnen zu erklären, wie es ist, ein Werwolf zu sein und ich schalte ab. Ich weis es nur zu genau, habe es nur zu oft gesehen… Jetzt erzählt er auch noch die Ganze Story mit den Animagi. „Beeil dich“, dränge ich ihn. Peter so nah und doch zu weit weg, als dass ich ihn packen und erwürgen könnte… Remus winkt ab und erzählt weiter. Plötzlich ändert sich seine Stimme und eine eigenartige Form von Selbsthass taucht in ihr auf. Er macht sich Vorwürfe, Dumbledore selbst jetzt nichts von den Animagi erzählt zu haben und plötzlich meint er: „Snape hatte Recht mit mir.“ Zum dritten Mal fällt jetzt der Name und reißt mich nun endgültig aus der Betrachtung meiner Beute. „Snape?“ platze ich heraus und richte meinen Blick auf Remus. Jetzt will ich es doch genauer wissen. „Was hat der mit der ganzen Sache zu tun?“ „Er ist hier“, entgegnet Remus. „Er lehrt auch.“ Und er erzählt weiter. Dass Snape mit uns an der Schule war, der üble Streich mit dem Werwolf, den ich ihm gespielt habe. Ich wiegle ab. Es ist alles schon so lange her. Was spielt das jetzt noch für eine Rolle? Doch wie es sich zeigt, spielt es doch noch eine Rolle, denn plötzlich schält sich Snape direkt vor uns aus dem Unsichtbarkeits Umhang, mit gezücktem Stab und blitzenden Augen… Diese Dolchblicke hatte ich fast vergessen, er scheint sie im Lauf der Jahre zur absoluten Perfektion gebracht zu haben. Er geht auf uns beide los und attackiert uns mit bissigen Bemerkungen. Als Remus sich verteidigen will, höflich wie nur was, fährt er ihm über den Mund. Er sitzt plötzlich am längeren Hebel und genießt es in vollen Zügen. Er will uns beide nach Askaban schicken, scheint sich über diese Aussicht richtig zu freuen. Shit, wie lange kann ein Mensch denn hassen? Sehr lang, muss ich zugeben, verdammt lang. Mein Hass auf Peter ist nicht geringer, als der, den Snape auf uns schiebt… Als Remus ihm genau das vorwirft, fesselt und knebelt er ihn einfach. Moony stolpert und fällt zu Boden. Ich springe auf. Ich brauche keinen Stab, um mit Snivelly fertig zu werden… Dachte ich… Aber er reagiert verdammt schnell und richtet seinen Stab zwischen meine Augen. Ich erstarre. Wenn ich mich jetzt bewege, jagt er mir sonst was in den Schädel. Nur zu gut erinnere ich mich an seine Flüche von damals… Und er ist sicher nicht aus der Übung… „Gib mir einen Grund“, flüstert er. „Gib mir einen einzigen Grund und ich tue es.“ Verdammter Mistkerl! Plötzlich flammt die ganze alte Wut, die ganze alte Abscheu, der ganze alte Hass wieder in mir auf. Mit welchem Recht steht dieser verdammte Schleimball jetzt lebend und gesund vor mir, wenn Lily und James schon so lange kalt und tot im Grab liegen… Aber ich verhalte mich lieber ruhig. Wie gesagt, seine Flüche… Plötzlich mischen sich die Kids in den Streit ein. Versuchen, Snivellus zu beschwichtigen, versuchen die Wahrheit heraus zu finden. Aber sie dringen, nicht bei ihm durch. Er scheint sie genau so zu hassen, wie uns damals… Er wird so wütend über ihre Einwürfe, dass sein Stab beginnt Funken zu sprühen, genau in meine Richtung. „Rache ist süß“, faucht Snape mich an. „Ich hab so gehofft, dich erwischen zu können.“ „Du machst dich wieder mal zum Narren, Severus“, entgegne ich. Wie gerne hätte ich den alten Spottnamen benutzt, aber damit würde ich jede Chance zunichte machen, dass er mir zuhört und außerdem ist es nicht ratsam, jemanden zu beleidigen, der einen Zauberstab auf einem richtet und noch dazu stinksauer ist. Ich sage ihm zu, dass ich ihm folge, solange er nur Rons Ratte ins Schloss mit hinauf nimmt. Doch er will nicht auf mich hören, droht einfach, mich den Dementoren zum Fraß vorzuwerfen. Nun ja, nicht gerade zum Fraß. Sie sollen mich küssen und mir damit die Seele aussaugen. Nee, danke, das brauche ich echt nicht. Ich bereite mich darauf vor, das Hexenlicht zu beschwören und es auf ihn zu werfen. „Verdammt, hör mir doch zu, die Ratte, die verdammte Ratte“, krächze ich. Doch Snape scheint langsam den Verstand zu verlieren. Ich muss erkennen, dass er keinen Vernunftgründen mehr zugänglich ist. Er versucht, mich und Remus aus dem Zimmer zu bringen, aber Harry wirft sich dazwischen und versucht uns zu verteidigen. Doch auch auf ihn will Snape nicht hören. Harry versucht zu ihm durchzudringen indem er schreit, doch Snivellus schreit einfach nur zurück und beleidigt Harry und mit ihm auch James. Er will ihn von der Türe wegscheuen und plötzlich geschieht es… „Expelliarmus!“ rufen alle drei Kids mit einer Stimme und ein gewaltiger magischer Hieb lässt Snape gegen die Wand krachen. Er rutscht daran hinunter und bleibt bewusstlos liegen. Ein dünnes Blutrinnsal sickert unter seinem Haaransatz hervor. Severus… Was muss er damals empfunden haben? Was ging in seinem Kopf vor? Und wieder erhalte ich meine Antwort: Lily spielt eine Rolle und auch ich selbst. Er hat Lily wirklich und aufrichtig geliebt, aber sie hat einen anderen gewählt. Lily wurde ermordet und er musste einen Schuldigen finden, musste es einfach… Nun, Voldemort war verschwunden und Peter war offensichtlich tot. Nur ich war noch am Leben, jedoch für ihn unerreichbar in Askaban. Er war als Junge immer – nun – verknallt in mich gewesen und nur wenn er mir die Schuld an allem in die Schuhe schieben konnte, konnte er mich wirklich hassen. Konnte ertragen, dass ich lebendig begraben in Askaban saß… Irgendwie musste er einen Weg finden, damit weiter zu leben, dass zwei der drei Menschen, die er je geliebt hatte tot waren und der dritte anscheinend die Schuld am Tod des einen trug. Er musste sein Gehirn dazu bringen, sich nicht mehr an die Liebe von einst zu erinnern. Einfach nur, damit er weiter machen konnte, weiter leben konnte... Denn auch er hatte geschworen, Lilys Sohn zu schützen, auch wenn er sich das nie anmerken ließ. Zu tief war sein Hass auf James. Und Harry ist das Ebenbild seines Vaters… Dann bin ich aus Askaban ausgebrochen und er muss ein übles Jahr verbracht haben. Noch dazu mit Remus, genau in dem Job, den er schon seit dreizehn Jahren haben wollte. Der ganze Mist von damals muss wieder hochgekommen sein. Auch wenn er Remus nie so sehr verabscheut hat, wie den Rest von uns, wirklich gemocht hat er ihn nie. Und dann entdeckt er die Karte, als er Remus seinen Werwolftrank bringen will. (Eigentlich nett von ihm.) Sieht unsere Namen, genau an dem Ort, wo wir ihm diesen letzten üblen Streich gespielt haben und eilt dazu. Hört einen Teil des Gesprächs, hört Moonys Rechtfertigung, der auch noch genau diesen Streich erwähnt. Und ich stehe da und fasle auch noch was von ´ner Ratte… Es muss einfach eine Sicherung bei ihm durchgebrannt sein. Hass, Wut, unterdrückte Gefühle, verdrängte Erinnerungen und dann auch noch die Kids, die ihm keineswegs für ihre Rettung dankten, sondern sich auf unsere Seite stellten. Es ist ihm einfach alles zu viel geworden und er ist vorübergehend durchgeknallt… Jetzt kann ich es so betrachten, damals sah ich die Sache jedoch ganz anders… „Das hättet ihr nicht tun sollen“, krächze ich an die Kids gewandt. „Ich wäre schon mit ihm fertig geworden…“ Dann reden alle durcheinander. Ich will ihnen Zeit geben, sich zu beruhigen und kümmere mich erst mal um Remus, der immer noch hilflos gefesselt am Boden liegt und gegen seine Bande kämpft. Er steht auf und reibt sich die Arme, wo ihm die Seile ins Fleisch geschnitten haben. „Danke, Harry“, meint er knapp. „Ich sage immer noch nicht, dass ich euch glaube“, entgegnet der. „Dann ist es Zeit, dass wir den Beweis erbringen“, erwidere ich. Plötzlich bin ich wieder ruhiger und gehe erneut auf mein eigentliches Ziel zu. Wieder erhebt Hermine Einwände, fragt woher ich wusste, dass es sich bei der Ratte um Peter handelt. Remus stellt mir dieselbe Frage. Im Grunde habe ich keine Lust mehr dazu, aber ich erkläre weiter. Ron versucht seine Ratte zu verteidigen und es geht hin und her. Ich muss sogar noch erklären welche große Hilfe mir der rote Kater – Hermine nennt ihn Crockshanks – war. Trotz allen Erklärungen ist Harry immer noch der Meinung, ich sei Schuld am Tod seiner Eltern, bis wir ihm auch das genau auseinander setzen. Es fällt mir entsetzlich schwer, das alles zu schildern, so schwer, mir alles erneut ins Bewusstsein zu rufen, so verdammt schwer… Remus unterbricht schließlich mit fester Stimme und fordert Ron auf, ihm endlich die Ratte zu geben. Er verspricht, der Ratte werde nichts geschehen, sollten wir uns irren… „Bereit, Sirius?“ fordert er mich auf, ihm zu helfen und ich schnappe mir Snapes Stab vom Bett, gehe zu Remus. Endlich, endlich… Die Wahrheit… „Zusammen“, murmle ich. „Denke schon“, erwidert Moony. „Bei drei.“ Er zählt und wir vollbringen den Zauber. Ein weiß-blauer Lichtblitz fährt aus den Stäben und die Ratte beginnt sich zu verwandeln. Sie windet sich, Peter versucht die Form zu halten, aber der Gegenzauber von zwei fähigen Magiern ist zu viel für ihn. Es gibt einen weiteren blendenden Lichtblitz und langsam wächst aus der Ratte am Boden ein Mann. Er weint und windet die Hände. Crockshanks faucht überrascht. Peter ist klein, kaum größer, als er als Junge war. Sein Haar ist dünn geworden und beinahe farblos und er bekommt eine Glatze. Er sieht aus, als hätte er in letzter Zeit eine Menge an Gewicht verloren und seine Haut scheint ihm mehrere Nummern zu groß zu sein. „Ach, hallo Peter“, meint Remus trocken. „Lange nicht gesehen.“ „S-s-irius, R-r-emus“, stammelt Peter. Er hat schon immer gestottert, wenn er ein schlechtes Gewissen hatte. „Meine alten Freunde…“ Es reicht mir, er nennt uns immer noch seine Freunde, obwohl er wissen muss, dass uns bekannt ist, was er getan hat. Ich hebe meinen Stab und will dem ein Ende setzen, doch Remus hält mich, mit einem warnenden Blick auf die Kids, erneut zurück. Mit einer Art unverschämten Höflichkeit wendet er sich an Peter und will seine Stellungnahme hören. Der stammelt herum, beschuldigt zuerst mich, dann beruft er sich auf die Macht von Voldemort, die er gefürchtet habe, dann bittet er die Kids um Hilfe, aber von denen bekommt er keine mehr. Sie glauben uns jetzt, endlich glauben sie uns. Wir werden ihn töten, Remus und ich, gemeinsam, Schulter an Schulter, wie in alten Tagen… Doch Harry geht dazwischen. Das wundert mich, will er denn keine Rache? Doch, will er. Er will Peter den Dementoren ausliefern, er scheint ihre Auswirkung nur zu genau zu kennen. Als uns das immer noch nicht überzeugt, meint er, sein Vater habe gewiss nicht gewollt, dass wir wegen ihm zu Mördern würden. Nun, da kennt er seinen Vater schlecht. Ich muss da nur an Patrick denken, obwohl ich nicht weis, was genau mit dem geschehen ist. Aber ich traue Prongs und Moony eine ganze Menge zu, besonders, wenn letzterer gerade ein Werwolf ist… Ich möchte jedoch nicht das gute Bild zerstören, das der Junge von seinem Vater hat und das im Grunde genommen auch richtig ist… Mit einer Bewegung senken wir unsere Stäbe und Remus bindet Peter mit demselben Zauber, den Snape zuvor auf ihn angewandt hat. „Wenn du dich verwandelst, wenn du versuchst zu fliehen, bist du ein toter Mann Peter“, droht er ihm und an Harry gewandt: „Ist das in Ornung für dich?“ Der überlegt nur kurz, dann nickt er. Remus geht zu Ron und verarztet ihn. Er kann heilen, aber mit gebrochenen Knochen hatten wir nie zu tun und so schient er einfach nur das gebrochene Bein. Der Junge richtet sich auf und belastet das Bein. Er kann stehen, wenn auch unter Schmerzen, dann bedankt er sich bei Moony. Die Kids vertrauen uns jetzt wirklich, das kann ich direkt spüren. Dem Himmel sei Dank… Hermine will wissen, was wir mit Snape machen wollen, der immer noch bewusstlos am Boden liegt. Remus untersucht ihn und meint wir sollten ihn einfach zum Schloss hinauf mitnehmen und es sei besser, ihn erst dort wieder aufzuwecken. Er grinst schief. Der Dreifachzauber sei ganz schön mächtig gewesen, fügt er noch hinzu. Er benutzt den Mobilicorpus um den schlaffen Körper wie eine Marionette aufzurichten, damit wir ihn bewegen können. Ich schlage vor, jemand solle sich an Peter ketten, nur so, zur Sicherheit. Remus tut es und Ron. Er sieht aus, als wäre er beleidigt, dass Wurmschwanz ihm so lange das getreue Haustier vorgespielt hat. Wir machen uns dran, die Heulende Hütte zu verlassen.  Hundert Dementoren Ich kümmere mich um den bewusstlosen Snivellus. Nicht, dass ich mir große Sorgen um dessen Wohlbefinden machen würde. Der hat schon ganz andere Sachen ausgehalten. Peter ist aufgeflogen. Jetzt kann ich alles erklären und meine Unschuld beweisen. Das eröffnet mir völlig neue Perspektiven und zum ersten Mal seit nunmehr fast dreizehn Jahren schöpfe ich wieder Hoffnung. Ich wusste schon nicht mehr, wie sich dieses Gefühl überhaupt anfühlt… Ich wende mich an Harry. „Du weist, was das alles zu bedeuten hat?“ frage ich ihn heiser. „Yeah“, meint er. „Du bist frei.“ „Ja, das auch“, entgegne ich. „Aber ich bin auch dein Pate. Ich weis nicht, ob dir das je wer gesagt hat?“ „Weis ich“, murmelt er. „Nun, deine Eltern wollten, dass ich mich um dich kümmere, wenn ihnen etwas zustößt…“ Ich möchte den Jungen zu mir nehmen. Es wäre herrlich. Frei zu sein und James Sohn in meiner Nähe zu haben… Er wirft mit einen fragenden Blick zu. „Wenn du lieber bei Onkel und Tante bleiben willst“, füge ich an, „dann würde ich das verstehen…“ – ‚bitte Harry, sag ja, sag ja…’ - „Wenn ich erst mal alles geklärt habe … wenn du ein anderes Zuhause haben möchtest…“ Ich kann kaum sprechen. Ich wünsche mir das so sehr, aber es zählt nur, was der Junge will, nur das… „Du meinst bei dir leben?“ will er wissen. „Die Dursleys verlassen…?“ „Wenn du lieber bei ihnen bleibst, dann verstehe ich es“, erwidere ich traurig. „Bist du verrückt?“ entgegnet er. „Bei den Dursleys bleiben? Hast du ein eigenes Haus? Wann kann ich einziehen?“ Ich vergesse, dass ich Snivelly leiten muss, vergesse, dass ich schwach und müde bin, vergesse alles, außer dem Jungen neben mir. „Meinst du das ernst?“ platze ich heraus. „Klar, sicher!“ meint er. Und plötzlich kann ich nur noch grinsen, glücklich grinsen. Es ist mir, als wären die letzten dreizehn Jahre nichts gewesen, gar nichts. Das zu hören, wiegt das ganze Elend dieser Jahre auf, jeden einzelnen Tag… Mir fehlen weitere Worte und auch Harry schweigt. Wir erreichen den Ausgang des Erdtunnels. Im Lauf der Jahre ist er teilweise abgebröckelt und nun viel größer, als er es damals war. Wir können hindurch, ohne uns zu sehr zu bücken. Zuerst geht das aneinander gefesselte Trio hindurch, dann schaffe ich Snape nach oben und folge ihm. Dann kommen Harry und Hermine ins Freie. Es ist bereits verdammt dunkel im Gelände, aber wir machen uns einfach auf den Weg zum Schloss. Peter zappelt in seinen Fesseln und Remus droht ihm, er solle still halten. Moony war schon immer recht schnell genervt von Peters Zimperlichkeiten… Plötzlich geschieht es. Eine Wolke treibt über den Himmel, weg vom Mond – vom Vollmond! Verdammt! Darauf habe ich nun wirklich nicht geachtet. Die Ereignisse überschlagen sich. Snape kracht in das Trio vor uns, ich halte die beiden Kids hinter mir zurück. Nur zu genau erinnere ich mich, was mit Remus gleich geschehen wird. Ich muss die Kinder schützen. Moony zittert und beginnt sich zu verwandeln. „Lauft!“ rufe ich den beiden zu. „Verschwindet!“ Doch Harry hat den Mut seines Vaters, er will seinen Freund retten, der immer noch hilflos an Remus und Peter gebunden ist. Ich stoße ihn zurück, wende mich Remus zu und der ist beinahe schon ein Wolf. Ich muss ihn packen und von hier weg bringen, er fällt sonst jeden Menschen in seiner Nähe an. Ich werde zu Tatze, springe ihn an, schlage meine Zähne in seinen Nacken und seine Schnauze senkt sich in meinen Pelz. Seine Fänge sind im Lauf der Jahre nicht stumpfer geworden und es tut verdammt weh. Blut sickert aus der Bisswunde, aber es ist egal. Nichts zählt mehr, außer dass ich ihn von hier weg schaffen muss. Jaulend, fauchend, keifend, kämpfend zerre ich ihn weiter und weiter. Dann reißt er sich los, scheint wieder etwas zu Verstand zu kommen und flieht in Richtung Wald. Nun, dort ist er einstweilen sicher. Ich laufe zu den Kindern zurück. Doch dort herrscht das Chaos. Ron ist bewusstlos und rührt sich nicht und Harry ruft entsetzt: „Sirius, er ist geflohen, hat sich verwandelt und ist geflohen!“ Ich habe Schmerzen und möchte mich eigentlich nur zusammenrollen und schlafen. Doch die Nachricht, dass Peter erneut geflohen ist, schickt einen enormen Adrenalinstoss durch meinen schwachen Leib und ich versuche, ihn wieder zu finden. Ich kenne seinen Geruch und folge der Spur. Immer weiter und weiter. Er läuft in Richtung See, ich hinterher. Doch dann geschieht etwas, womit ich nun wirklich nicht gerechnet hätte. Die verdammten Dementoren, die vor den Schultoren gelauert haben, sind plötzlich da. Tatze kann sich nicht gegen sie wehren, nicht wenn sie so geballt auftauchen und ihn fangen wollen. Ich muss zum Menschen werde, brauche einen Zauberstab, brauche den Patronus… Der einzige Weg… Doch ich habe nicht mit dem Druck gerechnet, den sie plötzlich auf mich ausüben. Ich schreie, kann nur noch schreien… Karinas geschundener Leichnam, Lily kalt und tot, James, seinen Stab immer noch in der Hand und Einsamkeit, grenzenlose Einsamkeit… Kälte, Dunkelheit, Hoffnungslosigkeit… Zwölf Jahre Askaban fallen wie ein gigantischer Felsen auf mich herab. Ich finde keinen glücklichen Gedanken, keinen beruhigenden Gedanken. Ja, ich kann noch nicht mal überhaupt noch denken… Ich schreie erneut auf, breche zusammen und weis von nichts mehr…  Dumbledore hört sich alles an Ich weis nicht, wieviel Zeit vergangen ist, aber als ich wieder zu mir komme, liege ich in einem Sessel und zwei blaue Augen hinter einer Halbmondbrille blicken auf mich herab. Dumbledore! „Du weilst also wieder unter den Lebenden“, murmelt er. „Die Dementoren, nicht wahr?“ Ich habe kaum mehr eine Stimme und nicke einfach nur. „Was ist geschehen? Dort unten im Gelände und damals“, will er wissen. Ich räuspere mich, suche nach Worten. „Peter … Animagus … er war der Verräter…“ stammle ich. „Langsam, Sirius, noch mal von vorne“, versucht er mich zu beruhigen und beschwört mit einer Bewegung seines Zauberstabs eine Tasse Tee. Ich trinke und die Wärme tut mir gut. Langsam finde ich wieder etwas zu mir selbst. Dann erzähle ich meine ganze Geschichte. Der Werwolf, die Sache mit den Animagi, der Fidelius und warum ich wollte, dass Peter zum Geheimnisbewahrer wird. Der Tod meiner besten Freunde und meine verzweifelten Rachepläne. Wie Peter mich und auch alle anderen reinlegen konnte. Dann Askaban und die Zeitung, die ich von Fudge hatte. Meine Flucht und die letzten neun Monate und dann der heutige Abend, die Gespräche, Snapes Erscheinen und Harrys Einwände, dann der Vollmond und Peters Flucht. Der Angriff der Dementoren… Ich versuche, es so knapp, logisch und zusammenhängend, wie nur möglich zu erzählen und es scheint mir auch zu gelingen. „Peter ist also wieder verschwunden?“ murmelt Dum-bledore und ich nicke. „Dir ist doch wohl klar, dass niemand dir diese Geschichte glauben wird. Man hält dich für einen wahnsinnigen Massenmörder und weder dein Name, noch dein Ruf sprechen für dich…“ „Aber sie, Sir, sie glauben mich doch, oder?“ entgegne ich verzweifelt. „Remus war zumindest heute dabei und kann es bestätigen…“ Er schaut mich an, lange und genau. Sein Blick scheint bis in mein Innerstes zu dringen, meine Gedanken zu lesen, mich abzuschätzen und zu wiegen. Dann nickt er, doch sein Blick bleibt traurig. „Ja, Sirius. Ich glaube dir. Ich werde versuchen, die Sache in Ordnung zu bringen, aber ich weis nicht, wieviel Einfluss ich noch auf Fudge nehmen kann. Remus nutzt uns leider gar nichts. Er streunt als Werwolf durchs Gelände und bis er wieder ein Mensch ist, dürfte es bereits zu spät sein. Sie sind zu scharf darauf, dich zu fangen. Sie fürchten dich zu sehr. Sie wollen dich vernichten. Fudge hat die Dementoren bevollmächtigt, den Kuss auszuführen und dann gibt es keinen Weg mehr, dich noch zu retten. Wir haben zu wenig Zeit… Zeit…. Vielleicht gibt es noch eine andere Möglichkeit… Ja, könnte sein, wenn sie den Willen und den Mut dazu haben… Warte hier, bis etwas geschieht. Warte und verlier nicht die Hoffnung…“ Mit wehendem Umhang stürmt er aus dem Zimmer und lässt mich mit meinen wirren Gedanken alleine. Dumbledore … ihr könnt ihm immer vertrauen … höre ich Dads Worte … immer vertrauen... Nun, etwas anderes kann ich kaum tun. Die Tür ist versperrt und magisch verriegelt. Ohne Stab ist da nichts zu machen. Noch nicht mal für mich. Die Dementoren haben mir den letzten Rest meiner Kraft geraubt, der nach dem Kampf mit Moony noch übrig war. Kein Stab… Snapes Stab…! Doch natürlich haben sie mir den wieder abgenommen. Aus dem Fenster kann ich auch nicht. Ich bin hier mindestens zwanzig Meter über dem Boden, wenn ich springe, ist das mein sicherer Tod… Plötzlich pocht etwas gegen eben jenes Fenster. Ich springe auf und schaue hinaus. Es ist der Hippogreif aus dem Gemüsebeet und auf seinem Rücken sitzen Harry und Hermine! Ich versuche das Fenster zu öffnen, aber auch das ist magisch verriegelt. Die Kids erkennen meine vergeblichen Versuche und Hermine winkt mich vom Fenster zurück. Dann zückt sie ihren Stab und ruft etwas. Das Fenster springt auf. Der Hippogreif schwebt unruhig vor dem einzigen Ausgang. Ich kann nur noch stammeln. Wie kommen die hier her, mit dem Greifen, bereit mich zu retten? „Mach schon“, ruft Harry, „beeil dich. Du musst da raus, die Dementoren sind schon unterwegs. McNair ist schon auf dem Weg, sie zu holen.“ Ich quetsche mich aus dem Fenster. Hätte ich in den letzten Monaten nur etwas mehr gegessen, hätte ich sicher nicht mehr durch die winzige Öffnung gepasst. Irgendwie schaffe ich es, den Greif hinter Hermine zu besteigen und Harry lässt ihn hoch hinauf zum Westturm fliegen. Dort landet das Tier und die beiden Kids rutschen von seinem Rücken. „Sirius, du verschwindest besser sofort“, keucht Harry. „Sie müssen das Zimmer jeden Moment erreichen und dann sehen sie, dass du weg bist.“ „Was ist mit dem anderen Jungen?“ will ich wissen. Er war wie tot am Boden gelegen, als ich mit Remus gekämpft habe. „Der wird schon wieder, hat Madame Pomfrey gesagt“, entgegnet Harry. „Aber jetzt geh, SCHNELL!“ „Wie kann ich mich nur bei euch bedanken?“ will ich wissen. Ich verdanke den beiden Kids viel mehr als nur mein Leben. „GEH!“ rufen sie mit einer Stimme. Sie haben Angst um mich … um mich! Zu lange hat niemand mehr einen Gedanken an die Kreatur namens Sirius Black verschwendet… Aber sie haben Recht, ich muss weg. „Wir sehen uns wieder“, entgegne ich. „Harry, du bist wirklich der Sohn deines Vaters…“ Ich fordere den Greif auf, abzuheben und seine gewaltigen Flügel beginnen die Luft zu peitschen und er steigt auf. Höher und höher, fliegt er … auf den vollen Mond zu … in die Freiheit…  Auf nach Süden Dumbledore hat es wieder gerade gebogen. Mit viel Phantasie und der Hilfe von zwei unglaublich mutigen Kids. Wie hat er das nur in so kurzer Zeit geschafft? Aber er kennt wohl Mittel und Wege. Der Junge ist einstweilen wieder in Sicherheit und nun muss ich zusehen, mich selbst zu retten. Meine Aufgabe ist noch lange nicht erledigt. Doch wohin soll ich mich wenden? Nun, Dementoren sind Kreaturen der Dunkelheit und auf nördliche Gebiete beschränkt. Wenn ich so weit wie möglich nach Süden fliege, werden sie mich bestimmt nicht aufspüren können. In ein paar Tagen, muss ich den Kids irgendwie eine Nachricht zukommen lassen, dass meine Flucht geglückt ist und ich muss auch noch ein paar Sachen erklären. Die Zeit war einfach zu knapp, um alles zu sagen, was zu sagen war. Sie sollten noch ein paar Dinge wissen. Die Freiheit am Himmel ist wunderbar. Es ist beinahe so schön, den Greif – wie haben ihn die Kids doch gleich genannt? Buckbeak! – zu reiten, wie meine alte Kiste zu fahren. Ich bin immer noch schwach, beinahe krank, dünn und ziemlich verbraucht. Nun, wenn ich wieder anständig esse und mich richtig ausruhen kann, wenn die Einsamkeit etwas nachlässt, beginne ich vielleicht wieder, mich wie ein Mensch zu fühlen. Von Tatze habe ich eine Zeit lang genug. Ich will versuchen, mich auch äußerlich wieder zu einem Menschen zu machen. Eine Rasur wäre schön und auch meine Haare sind viel zu lang. Ich brauche nur einen Zauberstab. Das ganze letzte Jahr habe ich keinen einzigen Gedanken daran verschwendet. Was hätte Tatze schon damit anfangen sollen? Nun, ich kann kaum bei Ollivander auftauchen und mir dort einen besorgen, auch wenn ich mich ein paar Muggel zeigen sollte, möglichst weit weg von Hogwarts. Dann ziehen sie vielleicht auch die Dementoren von dort ab. Aber zurück zum Stab… Moony! Moony hat mir mal was aus einem von Onkel Alphards Büchern vorgelesen, darüber, wie man sich notfalls selbst einen Stab herstellen kann. Ich muss mich einfach daran erinnern, denn ich kann kaum in Blacks Spot auftauchen und das Buch von dort holen, dort suchen sie mich bestimmt… Nun, vielleicht, ein ganz schneller Abstecher dorthin, dann kann ich mich gleich bei der Gelegenheit ein paar Muggel zeigen. Ein paar Sachen zusammengepackt und dann nichts wie weiter nach Süden… Die unermüdlichen Schwingen von Buckbeak haben mich während meiner Gedanken Meilen um Meilen weiter getragen. Unter mir liegt eine große Stadt und ich erkenne es als die Vororte von London. Ich lenke den Greif in Richtung meiner alten Wohnung und lasse ihn hinter dem Haus landen. Es ist noch recht dunkel und keiner wird mich sehen. Niemand da, der mich hier bereits sucht, doch ich denke nicht, dass ich viel Zeit haben werde.  Ruhepause in Blacks Spot Seit Jahren war niemand mehr hier. Keine Spur von Orion oder Altair. Hätte ich nach all den Jahren auch nicht damit gerechnet. Die Vorräte sind nach der langen Zeit immer noch frisch, Alphards Zauber wirkt noch immer. Ich packe ein bisschen was ein. Ein paar Roben und Umhänge. Ist mir alles viel zu weit, aber besser als nichts. Die Bücher, die ich haben wollte und… Kann ich es wagen? Ich möchte mich duschen, wieder mal sauber sein, mich als Mensch fühlen und nicht als halbtierische, gequälte Kreatur. Egal, es ist das Risiko wert. Mit frischer Kleidung steige ich in mein Bad hinauf, Licht darf ich nicht anmachen, aber ich finde auch im Dunklen alles. Ich werfe die alten Lumpen ab, die ich so ewig getragen habe und steige ins Becken. Heißes Wasser, das über meinen Körper prasselt, eine raue Bürste und Seife. Es ist, als würde ich die letzten dreizehn Jahre in den Ausguss spülen. Es tut so verdammt gut. Ich beeile mich, so gut ich kann, aber es ist dennoch schon recht hell, bis ich fertig bin. Ein Blick in den Spiegel sagt mir, dass ich mir wirklich noch etwas Zeit für eine Rasur und einen Haarschnitt nehmen sollte. So brauche ich mich wirklich nicht mehr unter Menschen wagen. Ich habe immer noch keinen Stab, aber das müsste auch so gehen. Ich verwende den alten Zauber, den Moony mich vor so vielen Jahren gelehrt hat. Himmel was haben wir damals gelacht, wie haben wir James verarscht… War eine tolle Zeit… Nun, der verfilzte Bart ist ab und die Haare haben wieder eine vernünftige Länge, auch wenn ich sie nicht so kurz schneide, wie ich sie als Junge hatte. Langsam wird aus diesem blassen, dünnen Gespenst wieder etwas, das zumindest an Sirius Black erinnert, wie er vor so vielen Jahren aussah. Doch ich bin gealtert, sehr gealtert und in meinen Augen ist immer noch etwas, das an Askaban erinnert. Ich fürchte, es wird für immer dort sein. Das Gefängnis hat einen Teil von mir behalten, einen Teil meiner Seele, dort wo sich gewöhnlich Freude und Glück befinden. Das ist mir wohl zum größten Teil genommen worden. Ob ich es je wieder finden werde? Nun, die Zeit wird es zeigen. Auf einmal bin ich hungrig und müde, wie noch nie und ich beschließe Buckbeak ins Haus zu holen und den Tag hier zu verbringen. Ich denke nicht, dass ihnen Blacks Spot zu schnell einfällt. Vielleicht halten sie mich auch für zu schlau, hierher zu kommen. Aber es ist auch egal. Ich brauche einfach eine kurze Pause und etwas Nahrung, bevor ich weiter reisen kann. Es wäre auch nicht gerade genial, mich bei Tageslicht hier blicken zulassen, schon gar nicht mit einem Hippogreifen, der wohl ebenfalls gesucht wird… Ich gehe in die Küche hinunter und sehe zu, ob ich Moonys alten Eintopf zustande bringe… Nun, er schmeckt nicht ganz so gut, wie wenn Remus ihn kocht, aber er ist warm und füllt mir den Magen. Buckbeak macht sich über die Reste her und scheint damit zufrieden zu sein. Der Greif akzeptiert mich einfach. Er scheint zu wissen, dass mit unserer Flucht auch sein Leben gerettet wurde. Als ich aufgegessen habe, überfällt mich eine bleierne Müdigkeit und ich schleppe mich in mein altes Schlafzimmer, lasse mich auf mein Bett fallen und bin eingeschlafen, kaum dass ich auf der Matratze liege…  Eule, Brief und Stab Ich erwache am späten Nachmittag ausgeruht und erholt, wie schon ewig nicht mehr. Ich habe länger geschlafen, als ich eigentlich wollte, aber das ist jetzt auch nicht mehr zu ändern. Noch immer scheint mich keiner hier zu suchen. Nun, dann habe ich vielleicht noch etwas Zeit. Ich strecke mich und fühle mich eigentlich recht wohl. Was soll ich als nächstes tun? Nun, ich könnte an die Kids schreiben, solange ich noch Federn und Papier zur Verfügung habe. Im Salon finde ich, was ich brauche. Ich gehe in die Küche, setze mich an den Tisch und will zu schreiben beginnen. Da knallt etwas gegen die Scheibe. Ich springe erschrocken auf und werfe einen vorsichtigen Blick nach draußen. Es ist ein winziger Federball und es scheint sich um eine Zweigeule zu handeln. Ich hole sie herein. Die schickt mir der Himmel! Sie schuhuht aufgeregt und beginnt um meinen Kopf zu flattern, kaum, dass sie sich etwas erholt hat. „Ruhig, du kleiner Federball“, murmle ich und fange sie aus der Luft. „Du kannst mir einen Gefallen tun. Lieferst du einen Brief für mich ab?“ Sie tutet erneut und ihre gelben Augen funkeln. Scheint einverstanden zu sein, der kleine Flederwisch. Ich setze ihn auf den Tisch und er pickt ein paar Brotkrumen auf, die dort noch von gestern liegen. Ich nehme meine Feder wieder auf und beginne zu schreiben: Lieber Harry, ich hoffe, dieser Brief erreicht dich, bevor du wieder bei Onkel und Tante bist. Ich weis nicht, ob sie an Eulenpost gewöhnt sind. Buckbeak und ich verstecken uns. Ich sage nicht wo, falls das in falsche Hände gerät. Ich weis nicht, wie zuverlässig diese Eule ist, aber es ist die einzige, die mir zur Verfügung steht und sie scheint es machen zu wollen. Ich glaube, dass die Dementoren noch immer hinter mir her sind, aber sie werden mich hier wohl nicht finden. Ich denke, ich werde mich von ein paar Muggeln sehen lassen, weit weg von Hogwarts, damit sie vom Schloss abgezogen werden. Es gibt ein paar Dinge, die ich dir während unsers kurzen Treffens nicht sagen konnte. Ich habe dir den Feuerblitz geschickt. Crockshanks hat die Bestellung für mich zur Eulenpost gebracht. Ich habe deinen Namen benutzt, aber ihnen gesagt sie sollen das Gold aus meinem Tresor bei Gringotts nehmen. Bitte nimm ihn als Gegenwert für dreizehn Geburtstagsgeschenke von deinem Paten. Ich denke, ich sollte mich auch dafür entschuldigen, dass ich dich vor dem Haus deines Onkels so sehr erschreckt habe. Ich hatte nur gehofft, einen kurzen Blick auf dich werfen zu können, bevor ich mich auf den Weg nach Norden machte. Aber ich glaube, mein Anblick hat dich erschreckt. Nun, was kann ich noch schreiben? Was kann ich noch für den Jungen tun? Ah ja, er war letztes Jahr in Hogsmeade, ohne die Genehmigung dazu zu haben. Nun, die kann er von mir bekommen. Alphard hat mir damals die für mich unterschrieben und Dumbledore hat es akzeptiert. Er akzeptiert jetzt sicher auch die meine… Ich lege etwas bei, was dir nächstes Jahr den Aufenthalt in Hogwarts vergnüglicher machen wird. Wenn du mich brauchst, schreib mir. Deine Eule findet mich schon. Ich schreib dir bald wieder. Sirius Gut das genügt. Ich denke, das wird ihn beruhigen, denn es geht mir nicht aus dem Kopf, wie besorgt er dort oben am Turm war. Der Junge ist schon richtig… Halt mal, Ron hat sein Haustier verloren, als Peter sich dünn gemacht hat, vielleicht mag er ja die Winzeule. Sie scheint einen Herren zu suchen… PS Vielleicht möchte dein Freund Ron die Eule haben, wo es doch meine Schuld ist, dass er kein Haustier mehr hat. So, das reicht jetzt wirklich. Es wird Zeit, dass ich mich anderen Dingen zuwende und dann von hier verschwinde, denn ich denke, lange bin ich hier nicht mehr sicher. Ich binde den Brief der Eule ans Bein und lasse sie wieder zum Fenster hinaus. Sie schuhuht und hebt ab, verschwindet in Richtung Sonnenuntergang. Jetzt zum Zauberstab. Ich brauche geeignetes Holz und einen Kern aus etwas von einer magischen Kreatur. Nun, eine solche Kreatur steht neben mir und scharrt mit Klauen und Hufen. Und Holz? Nun, über dem Grab im Hintergarten wächst Haselnussstrauch und ein Zweig von dem könnte richtig sein… Ich werfe einen Blick hinaus - kein Mensch in Sicht. Ich schleiche mich hinaus und tatsächlich sitzt ein Bogenwichtel in den Zweigen des Busches und beginnt zu zetern, als ich ihm einen dickeren Ast stehlen will. Er zerkratzt mir die Hände, aber ich bekomme meinen Ast. Rasch wieder hinein ins Haus… Nun, auch Buckbeak ist nicht begeistert, als ich mir eine Feder von ihm holen will, doch ich kann ihn beruhigen und eine aus seinen Schwingen rupfen. Der notwendige Zauber ist recht komplex und ohne Stab wirklich schwierig, aber ich habe die Übungen von damals nicht vergessen, wie man Magie ohne Stab bewirken kann und die helfen mir jetzt. Es dauert einige Zeit, bis ich den fertigen Zauberstab in den Händen halte. Ich wedle damit in der Luft herum und tatsächlich beginnt er wie gewünscht Funken zu sprühen. Er fühlt sich gut an und gehorcht mir, so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Nun, das hat wohl geklappt. Vielleicht noch eine kleine Mahlzeit und dann nichts wie weg von hier…  Afrika Gerade noch rechtzeitig verlasse ich das Haus. Kaum habe ich Buckbeak bestiegen und wir haben abgehoben, als ich Geräusche höre, die besagen, dass Zauberer apparieren. Ich lasse Buckbeak knapp über ihre Köpfe hinweg fliegen, so dass sie mich genau sehen können und lasse ihn dann so schnell aufsteigen, dass mich ihre Zauber, die sie mir natürlich hinterher schicken, nicht mehr treffen können. Es ist bereits zu dunkel, als dass sie mir so einfach folgen könnten. Rasch bin ich mit dem Greif in der Ferne verschwunden. Immer weiter nach Süden geht der Flug. Die Küste nähert sich und schon bald fliegen wir über den Kanal. Es dämmert schon, als wir wieder das Festland erreichen. Ich beschließe, am Tag zu schlafen und in der Nacht zu reisen. Die Nacht ist zwar die Zeit der Dementoren, aber es ist trotzdem sicherer, wenn mich keine Magier sehen. Sie suchen mich sicher überall… Ich bin an der Küste von Frankreich und auch hier gibt es Wälder, in denen ich mich verbergen kann. Ich bin wieder auf der Flucht und Buckbeak ist mein einziger Gesprächspartner. Aber er versteht mich und gehorcht mich auch bis zu einem gewissen Grad. Ich kann ihn wohl kaum in die Ortschaften mitnehmen, die auf unserem Weg liegen und die muss ich betreten. Nicht nur, weil meine Vorräte recht knapp bemessen sind, sondern auch, weil ich auch nach Neuigkeiten giere. Zeitungen werden überall weg geworfen und auch wenn ich die Sprache nicht verstehe, sagen mir die Bilder doch einiges. Ich brauche fast zwei Wochen, um mein Ziel zu erreichen. Ich suche mir einen einsamen Ort in einem Nationalpark der Muggel. Es gibt hier zwar jede Menge Tiere, aber fast keine Menschen. Es ist einsam, aber endlich habe ich Zeit, mich zu erholen. Es wächst genug, was ich essen kann, nur Wasser wird manchmal zu einem Problem. Aber alles in allem geht es mir nicht schlecht. Bis auf die Alpträume, die mich regelmäßig heimsuchen ... aber ich konnte wohl kaum ernstlich erwarten, dass zwölf Jahre Askaban einfach so spurlos an mir vorübergehen ... oder? Hin und wieder schreibe ich an Harry und bekomme auch Antwort. Einige Zeit lang ist er der einzige menschliche Ansprechpartner, den ich habe und es sind nur Briefe… Doch eines Tages erreicht mich eine Eule und ein anderer hat mir geschrieben. Remus. Lieber Padfoot, Dumbledore hat mir erzählt, wie er dir die Flucht ermöglichen konnte und ich bin froh, dass es dir gelungen ist. Wäre dem nicht so, hätte ich es längst in der Zeitung gelesen. Ich bin nicht mehr in Hogwarts. Severus hat seinen Schülern erzählt, was ich bin und schneller als man Expelliarmus rufen kann, wurde Dumbledore von Eulen bombardiert, die Briefe von erbosten Eltern brachten, welche meinten sie würden keinen Werwolf als Lehrer für ihre Kinder haben wollen. Ich hielt es für besser, die Schule zu verlassen. Ich lebe in London in einer kleinen Wohnung, mitten unter lauter Muggel. Was anderes kann ich mir nicht leisten. Mach dir keine Gedanken über den Vollmond. Ich gehe immer noch nach Cornwall oder hole mir den Wolfsbann aus St Mungos, wenn ich es mir leisten kann. Jetzt, wo ich weis, dass wir immer noch Freunde sind, vermisse ich dich sehr. Ich war so verdammt froh, dich nach all den Jahren wieder zusehen, zu wissen dass du lebst, auch wenn es dir offensichtlich alles andere als gut geht. Die Lage ist hier nicht besonders ruhig und besonders Dumbledore macht sich Sorgen darüber, dass Peter entkommen konnte. Er meinte Harry habe ihm berichtet, Sybill Trelawney - eben jene Seherin, von der die Prophezeiung über Harry stammt – hätte ihm während seiner Prüfung eine Prophezeiung über Voldemort und Wurmschwanz gemacht. Nun befürchtet Dumbledore, dass etwas dran sein könnte, denn Wurmschwanz ist immer noch unauffindbar. Nicht, dass ihn viele suchen würden. Keiner glaubt uns die Geschichte, wie du dir sicher denken kannst. Schreib mir, wenn du es wagst… Dein Freund Moony Es tut verdammt gut, etwas von ihm zu hören, zu wissen, dass er immer noch mein Freund ist. Ach, Moony, ich wünschte, wir könnten mal wieder ausführlich miteinander quatschen… Weiter verfliegen die Wochen. Ich bekomme Post von Harry und Remus und schicke wilde, exotische Vögel mit Briefen zurück. Ich weis nicht, wie lange ich noch hier bleiben kann. Die Trockenzeit ist gekommen und sowohl Wasser als auch Nahrung werden knapp und ich durchstreife weite Gebiete, um genug zu finden. Dann erreicht mich ein weiterer Brief von Harry… Lieber Sirius, Danke für den letzten Brief. Dieser Vogel war riesig, hat kaum durch mein Fenster gepasst. Hier läuft alles wie immer. Dudley geht es nicht allzu gut mit seiner Diät. Meine Tante hat ihn erwischt wie er Krapfen in sein Zimmer schmuggeln wollte. Sie meinte, sie würde ihm wohl das Taschengeld kürzen müssen, wenn er damit nicht aufhört. Er ist echt sauer geworden und hat seine Playstation aus dem Fenster geworfen. Das ist so ein Muggel Ding auf dem man Spiele spielen kann. Ein bisschen dumm von ihm, finde ich, jetzt hat er nichts mehr womit er sich ablenken kann. Mir geht es gut, hauptsächlich, weil die Dursleys befürchten, du könntest hier auftauchen und sie alle in Fledermäuse verwandeln, wenn ich dich darum bitte. Etwas Verrücktes ist heute Morgen geschehen. Meine Narbe hat mir wieder wehgetan. Das letzte Mal ist das geschehen, als Voldemort in Hogwarts war. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er hier irgendwo in der Nähe war, oder? Weist du, ob Fluchnarben manchmal noch Jahre später schmerzen? Ich schicke dir das mit Hedwig, wenn sie zurückkommt. Sie ist momentan draußen beim Jagen. Schönen Gruß an Buckbeak. Harry PS Wenn du mir wieder schreibst, werde ich bis zum Ende des Sommers bei Ron Weasley sein. Sein Dad hat Karten für die Quidditch Weltmeisterschaft! Hmm, seine Fluchnarbe… Das ist kein gutes Zeichen. Dumbledore scheint mit seinen Befürchtungen auf der richtigen Fährte zu sein. Vielleicht sollte ich wieder nach Norden reisen. Vielleicht sollte ich zusehen, dass ich wieder in die Nähe des Jungen komme. Doch zuerst sollte ich ihm eine Antwort zukommen lassen. Hedwig sitzt noch in einer Palme und döst. Die wird sich erst mal eine Runde erholen müssen, bis sie wieder zurückfliegen kann. Nun, wahrscheinlich drängt die Sache nicht, aber ich kann mir schon mal überlegen, was ich antworte. Einerseits möchte ich nicht, dass er sich unnötige Sorgen macht, andererseits möchte ich, dass der Junge vorsichtig ist. Und Vorsicht liegt nun nicht gerade in seiner Familie. Weder Lily noch James besaßen viel davon und wenn ich an den alten Potter denke… Der ist immerhin bei seinem letzten großen Abenteuer gestorben… Ich darf ihn aber auch nicht irgendwie herausfordern, denn James wurde umso eifriger, je mehr Widerstand man ihm entgegen setzte. Verdammt, Sirius, jetzt musst du genau überlegen und der Junge vertraut dir. Schreib blos nicht das Verkehrte… Doch bevor ich mich dazu in der Lage sehe, erreicht mich ein weiterer Brief von Remus. Padfoot, es geschehen hier seltsame Dinge. Die Leute werden unruhig und es gibt Gerüchte über Todesser und nicht nur Gerüchte. Das Dunkle Mal erschien beim Quidditch Weltcup am Himmel und ein paar bekloppte Todesser machten sich einen Spaß daraus, wieder mal ein paar Muggel zu schikanieren. Du kannst dir vorstellen, dass eine Menge Zauberer aus dem Ministerium anwesend waren und versuchten, der Sache ein Ende zusetzen. Bevor sie jedoch jemanden erwischen konnten, waren alle dieser Narren bereits appariert. Es ist zumindest bedenklich, dass die Todesser wieder offen auftreten und noch bedenklicher ist natürlich das Auftauchen des Dunklen Mals, ganz öffentlich am Nachthimmel. Nun, Dumbledore hat die Konsequenzen gezogen und den alten Moody als Lehrer nach Hogwarts gerufen. Verteidigung gegen die schwarzen Künste. Sicher erinnerst du dich an den verrückten Alten aus dem Orden - man nennt ihn jetzt Mad-Eye, weil er sein Auge im Kampf gegen die Todesser verloren hat und nun ein magisches Auge trägt - und er war auch, der den alten Potter auf seiner letzten Reise begleitet hat. Dumbledore vertraut ihm blind. Ich möchte dich in Sicherheit wissen, aber ich denke, es wäre besser, wenn du wieder nach Norden kommst. Langsam und vorsichtig. Du weist schon: Vorsicht ist der bessere Teil der Tapferkeit. Aber ich hätte dich wirklich gerne wieder hier in der Gegend und ich denke, Dumbledore ist derselben Meinung. Vielleicht schreibst du ihm selbst und fragst ihn danach... Dein Freund Moony Das sind sehr bedenkliche Neuigkeiten, aber Moony hat Recht. Ich sollte wirklich zuerst an Dumbledore schreiben und ihn um seine Meinung bitten. Doch trotzdem werde ich mich langsam nach Norden bewegen, denn ein Briefwechsel ist nicht besonders schnell. Also schreibe ich zwei Briefe, einen an meinen alten Direktor, einen an meinen Patensohn. Sir, sie können sich sicher denken, wer der Verfasser dieses Briefes ist. Ich nenne weder Namen noch Aufenthalt, falls dies abgefangen wird. Moony hat mir von den Ereignissen beim Welt Cup berichtet und ich halte sie für ebenso bedenklich, wie sie. Insbesondere wegen des Jungen. Der hat mir geschrieben, dass seine Narbe geschmerzt hat und er sich Sorgen macht, dass unser alter Feind in seiner Nähe ist. Nun, das glaube ich nicht, aber immerhin ist Wurmschwanz frei und man kann nie wissen, was dem einfällt. Moony meinte auch ich solle wieder zurückkommen. Macht sich aber Sorgen um meine Sicherheit, doch ich will mich um den Jungen kümmern, ich habe es Prongs und seiner Frau versprochen und habe auf Grund der Umstände meine Pflicht schon zu lange vernachlässigt. Wie sehen sie die Sache? Und wenn sie mir zu stimmen, kennen sie einen sicheren Ort in ihrer Nähe? Padfoot Hedwig hat sich erholt und ist bereit, wieder nach England zurück zu fliegen. Der zweite Brief ist fällig. Ich muss Harry beruhigen. Er war beim Welt Cup und wer weiss, was er dort miterleben musste. Harry – Ich fliege sofort wieder Nordwärts. Die Neuigkeit über deine Narbe passt einfach zu gut zu den Gerüchten, die mir in letzter Zeit zu Ohren gekommen sind. Wenn sie erneut schmerzt, geh sofort zu Dumbledore. Ich habe erfahren, dass er Mad-Eye aus seinem Ruhestand geholt hat, was bedeutet, dass wenigstes er die Zeichen liest, wenn es schon sonst keiner tut. Ich bleibe mit dir in Verbindung. Schöne Grüße an Ron und Hermine. Halt die Augen offen, Harry Sirius Ich bin irgendwie plötzlich in Eile und habe kaum mehr Pergament zur Verfügung, aber der Fetzen wird genügen. Einen Augenblick lang wünsche ich mir, Harry würde seinem Vater weniger ähneln, denn dann könnte ich sicher sein, dass er tut, was ich sage. Nun, er ist, wie er ist und ich kann nur hoffen, dass seine Freunde so OK sind, wie die meinen. Ich mache mich auf den Heimweg.   Kapitel 18: Grimmauld Platz --------------------------- Grimmauld Platz Der Hippogreif scheint meine Eile zu spüren und seine Schwingen tragen uns in Windeseile nach Süden. Er ist noch nie so schnell geflogen, wie heute. London nähert sich bereits wenige Stunden später. Doch wo soll Buckbeak bleiben? Ich kann ihn wohl kaum in ein Muggel Mietshaus mitnehmen… Nun, da wäre immer noch die Höhle an der Küste und dort kann ich ihn unterbringen, bis mir etwas Besseres einfällt. Gedacht, getan. Kaum habe ich den Greifen untergebracht, appariere ich zu Remus. Doch, mit dem, was mich dort erwartet, hätte ich nicht gerechnet. Moony eilt durch den Raum und packt. „Sirius!“ ruft er überrascht. „Was bringt dich hier her?“ Mit ein paar knappen Sätzen, erkläre ich ihm das Wichtigste. „Shit“, murmelt er. „Verdammt, das ändert natürlich alles.“ Er steht verloren zuwischen zwei gepackten Koffern und schaut mich nachdenklich an. „Was ist hier los?“ will ich in sein Schweigen hinein wissen. „Warum packst du?“ „Kann mir die Miete nicht mehr leisten. Bin gekündigt worden…“ murmelt er. „Wo wolltest du hin?“ entgegne ich. Er zuckt die Schultern. „Erst mal in Morties Wald. Es ist Sommer und ich kann Campen. Und dann? Nun, keine Ahnung…“ „Warum geht es dir plötzlich so schlecht?“ frage ich nach. „Diese Zicke aus dem Ministerium“, stößt er wütend aus. „Diese Umbridge hat ihre Verordnung durchgebracht und nicht mal Gringotts will noch für mich arbeiten. Sie haben mir mein Gold ausbezahlt und meinten – recht höflich übrigens – dass sie mich nicht mehr in ihrer Bank sehen wollten. Das Gold ist jetzt aufgebraucht und mir bleibt nichts mehr…“ Er klingt furchtbar traurig und erschöpft. Mir kommt der schlimme Verdacht, dass er wieder Mal vorhatte, dem allem ein Ende zu setzen. „Hmm“, denke ich laut nach. „Blacks Spot ist wohl kaum sicher. Ich denke, sie bewachen den Ort noch immer…“ Auch Moony scheint zu überlegen. „Grimmauld Platz…“ murmelt er. „Was ist mit dem Haus?“ frage ich. „Dort können wir doch sicher nicht hin, dort lebt immer noch der Rest meiner schwarzen Verwandtschaft… „Wohl kaum“, erwidert er. „Dein Vater ist gestorben, kurz nachdem du nach Askaban gekommen bist und deine Mutter starb vor ungefähr zehn Jahren. Stand damals eine lange Geschichte im Tages Propheten. Du bist der Letzte der Black, kein anderer mehr übrig. Und es spielt keine Rolle, dass sie dich enterbt haben, denn es gibt keine anderen Erben mehr.“ „Das Haus gehört mir?“ platze ich heraus. „Yeah, nach allem, was ich weis, ist es deins. Aber ich weis nicht, wie sicher der Ort ist.“ „So sicher ein Ort nur sein kann“, entgegne ich. „Ich habe mich immer gewundert, wie ihr damals überhaupt dorthin gefunden habt. Es sollte eigentlich gar nicht möglich sein, das Haus zu entdecken. Meine Eltern hatten jede Menge Schutzzauber darauf liegen…“ „Nun, James ist einfach hingeflogen“, meint er, „aber jetzt, wo du es erwähnst, war es schon eigenartig. Wir haben das Gebäude erst wirklich gesehen, als wir es fast gerammt haben. Hat sich irgendwie aus dem Nichts geschält. Doch deine Story hat uns damals so abgelenkt, dass wir uns keine weiteren Gedanken mehr darüber gemacht haben.“ „Dann lass uns dorthin apparieren, wenn du alles gepackt hast“, entgegne ich. „Ich kann mir zwar eine Menge Orte vorstellen, wo ich lieber wäre, aber wir haben wohl keine große Auswahl, oder?“ „Kaum“, seufzt Remus. „Tut mir Leid. Ich hätte mir auch was anderes gewünscht. Ich weis noch genau, wie sehr du diesen Ort immer gehasst hast… Ich winke ab. „Gehen wir?“ Er nickt und wir apparieren. Wir erscheinen in der Vorhalle und bevor wir noch etwas anderes tun können, beginnt ein Porträt meiner Mutter zu kreischen und zu schreien: Missgeburt, Monster, Schande meines Fleisches, du wagst es in dieses Haus zurückzukehren. Du bist verbannt, verbannt, auf ewig verbannt… Remus wirft mir einen schiefen Blick zu und ich sehe mich nach etwas um, womit ich sie zum Schweigen bringen kann. Ein gewaltiger verstaubter Samtvorhang hängt vor einem der Fenster und ich reiße ihn einfach herunter. Moony geht mir sofort zur Hand und gemeinsam verdecken wir das Gemälde. Es kehrt wieder Ruhe ein. Ich lege einen Finger auf meine Lippen und winke Remus in die Küche hinunter. Dort hängen keine Bilder und es dürfte etwas ruhiger sein. Der gewölbeartige Raum ist vollkommen verdreckt, der Kamin rußig wie nur was und es stinkt. Hier war wohl schon ewig niemand. Remus schaut sich um. „Du lieber Himmel“, murmelt er. „Deine Leute nahmen den Begriff Schwarze Magie wohl ziemlich wörtlich, oder?“ Moonys trockener Humor… Ich muss einfach lachen. „Yeah, yeah, sieht ganz so aus“, entgegne ich. Bevor er mir antworten kann, geht plötzlich die Schranktür unter dem Boiler auf und ein steinalter Hauself kommt herausgetrappt. Kreacher! „Ist der junge Herr wieder zurück? Haben sie ihn aus Askaban raus geworfen?“ zetert er. „Nicht mal dort wollten sie ihn wohl haben. Oh, was würde die Herrin weinen, wenn sie wüsste, dass er wieder zurück ist. Das Herz würde ihr brechen, wüsste sie, dass er wieder ihr edles Haus beschmutzt…“ Remus wirft mir einen fragenden Blick zu. „Das ist Kreacher, unser alter Hauself. Er konnte mich schon als Kind nicht leiden und hat mich dauernd bei meiner Mutter verpetzt“, erkläre ich und dann an Kreacher gewandt. „Das spielt alles keine Rolle mehr. Ich bin der Letzte der Black und somit dein einziger Herr. Du wirst mir jetzt schon gehorchen müssen, da sonst keiner mehr von uns lebt.“ Er wirft mir einen beißenden Blick zu, aber er weis nur zu genau, dass ich im Recht bin. Er gehört unserer Familie und er hat mir zu gehorchen. Er verbeugt sich auf eine dermaßen spöttische Art, dass es mich in den Füßen juckt, ihm einen Tritt zu verpassen, aber ich lasse es dann doch sein. Wer weis, wozu wir ihn noch brauchen. „Verschwinde“, meine ich. „Sieh zu, dass wir hier irgendwo schlafen können, verstanden?“ „Wie der Herr befiehlt“, murmelt er vor sich hin und verlässt die Küche. „Nettes Heim, stimmt´s?“ meine ich an Remus gewandt. „Yeah“, entgegnet der mit einem recht sarkastischen Tonfall. „Echt nett. Was willst du als nächstes tun?“ „Das, was Dumbledore mir aufgetragen hat. Die alte Gruppe wieder aktivieren. Wobei ich nicht so recht weis, wer überhaupt noch zur Verfügung steht. Der Alte hat Arabella Figg und Mundungus Fletcher erwähnt.“ Moony lacht in sich hinein. „Nun, Mundungus ist meines Wissens nach immer noch der Ganove, der er damals im Pumpkin war und die gute Mrs Figg ist eine Squib. Sie wohnt jedoch nur ein paar Straßen von Harry entfernt. Daher will Dumbledore sie wohl dabei haben… Aber Dedalus Diggle, Emmiline Vance und Sturgis Podmore leben noch und die können wir benachrichtigen. Wobei ich natürlich nicht weis, ob sie nochmal bereit sind, sich dieser Gefahr auszusetzen.“ „Und du?“ will ich wissen. „Was ist mit dir?“ „Das dürfte dir doch wohl klar sein, oder?“ entgegnet er. „Ich bin natürlich wieder dabei. Wir sollten wohl auch Dumbledore benachrichtigen, wo wir stecken, was meinst du?“ „Yeah“, erwidere ich. „Weist du, was mich beim letzten Mal immer irgendwie gestört hat? Dass wir uns jedes Mal wo anders getroffen haben. Wir hatten kein Hauptquartier, wo man Nachrichten hinterlassen konnte oder einfach Mal auf der Suche nach Neuigkeiten vorbei schauen konnte…“ „Richtig“, meint Remus. „Aber worauf willst du hinaus?“ „Grimmauld Platz, dieses Haus. Kaum jemand weis, dass es überhaupt existiert. Es ist so geheim, wie etwas nur geheim sein kann. Ich werde es Dumbledore als Hauptquartier anbieten…“ „Gute Idee“, erwidert Moony nachdenklich. „Schreib ihm. Wir können ihm den Brief durchs Feuer schicken. Ich werde zusehen, dass ich mit den anderen reden kann, wobei ich Mundungus wohl besser dir überlasse. Du bist mit ihm immer besser klar gekommen als ich.“ „Yeah“, lache ich in mich hinein. „Du wolltest immer, dass er seine Zeche bezahlt und er hatte nie Gold.“ „Woraufhin immer du bezahlt hast“, gibt er mit schiefem Grinsen zurück. Wir beginnen mit unserer Aufgabe. Als erstes schreibe ich den Brief an Dumbledore und Moony nutzt das Feuer, um sich mit den genannten Personen in Verbindung zu setzten. Sir, Moony hat seine Wohnung nicht mehr, aber mein Elternhaus steht leer und es gehört jetzt mir. Wir sind hier untergetaucht. Er spricht mit den alten Genossen und ich denke, er wird sie überzeugen können. Sir, wir hatten früher nie ein Hauptquartier, wo wir uns treffen konnten und das hat mich immer irgendwie gestört. Ich biete ihnen mein Haus zu diesem Zweck an. Es ist durch meinen Vater so gut geschützt worden, wie es nur denkbar ist, aber vielleicht fallen ihnen noch weitere Maßnahmen ein. Wir beide stehen ihnen natürlich für alles zur Verfügung. Padfoot Wir erreichen an diesem Tag noch eine ganze Menge, aber Mundungus ist nicht auffindbar. Wahrscheinlich sitzt er wieder mal in einer Klemme und muss sich verstecken. Wäre auch nicht das erste Mal… Remus hat fast den ganzen Tag kniend vor dem Kamin verbracht, jetzt steht er auf und streckt sich. Seine Knochen knacken so laut, dass sogar ich es hören kann. „Ich habe alle bis auf Mrs Figg erreicht“, teilt er mir mit. „Dort werde ich persönlich hin müssen, aber nicht jetzt. Sie machen wieder mit und setzen sich auch noch selbst mit dem Alten in Verbindung.“ Er gähnt. „Müde?“ frage ich. „Yeah“, entgegnet er. „Bin es nicht gewohnt, den halben Tag auf Steinplatten zu knien und meinen Kopf starr in einen Kamin zu stecken. Ich denke, ich werde langsam alt.“ „Du bist grade mal vierzig“, meine ich. „Ein Mann in den besten Jahren…“ Er lacht leise. „Sag das mal meinen morschen Knochen, die sehen das wohl etwas anders.“ „Komm, gehen wir nach oben und schauen, ob dieser verflixte Hauself etwas zu Stande gebracht hat. Aber sei leise in der Halle. Die freundliche Begrüßung vom Porträt meiner Mutter hat mir gereicht.“ Er grinst schief und nickt. Wir verlassen die Küche und gehen nach oben.  Die erste Nacht Kreacher ist nicht auffindbar und das Haus ist noch verkommener, als es auf den ersten Blick aussah. Alles ist voller Dreck, überall hängen Spinnenweben und was so alles durch die Räume kriecht ist schlichtweg unsäglich. Der Hauself taucht auf dem oberen Treppenabsatz auf und murmelt bissige Bemerkungen vor sich hin. Wir steigen zu ihm hoch und er winkt uns mit nahezu beleidigenden Gesten in mein altes Kinderzimmer. Ich beschließe, seine Frechheit einfach zu übersehen… Hier hat sich seit fünfundzwanzig Jahren nichts geändert. Keiner scheint es seit damals betreten zu haben, als Remus und James mich hier rausgeholt haben. Der Staub liegt zentimeterdick auf jeder auch nur halbwegs ebenen Fläche, der Teppich ist abgetreten und nur eine solide Dreckschicht hält ihn noch zusammen. Das Fenster ist so verklebt, dass man nicht mehr nach draußen sehen kann. Kreacher ist nach unten verschwunden, bevor ich ihn noch fragen kann, was er hier eigentlich getan hat, denn es sieht nicht so aus, als hätte er überhaupt was getan. Nur Moonys Koffer hat er rauf gebracht. Nun, dann muss ich es halt tun. Wir brauchen wenigstens ein zweites Bett. Remus steht neben mir und schüttelt den Kopf. „Kein Wunder, dass du hier weg wolltest“, meint er. „Das sieht ja aus, als würden hier Trolle hausen.“ „Yeah“, entgegne ich. „War schon immer so. Nur in den letzten fünfundzwanzig Jahren ist hier alles komplett vor die Hunde gegangen. Früher war es wenigstens sauber.“ Ich zücke meinen Stab und wedle damit durch die Luft. Ein Bett erscheint, samt Kissen, Decke und Laken. „Wird wohl für eine Nacht reichen“, wende ich mich an Remus. „Sicher“, erwidert er. „Wir stellen wohl beide keine großen Ansprüche mehr.“ „Nee, echt nicht“, gebe ich zurück. „Ist das erste Mal seit Monaten, wo ich überhaupt ein Bett zu Gesicht bekomme.“ Schmutzig und in voller Kleidung, wie ich bin, lasse ich mich auf meine alte Matratze sinken. „Du bist auch ziemlich fertig, oder?“ fragt Remus. „Yeah“, gähne ich. „Müde. überdreht, kaputt. War eine ganze Menge, was geschehen ist. Harry wäre fast gestorben und Voldemort lebt wieder. Ich hab seit fast zwei Tagen nicht mehr geschlafen und es ist schon wieder Abend.“ „Hunger hast du keinen?“ will Remus wissen. Ich zucke die Achseln. „Schon, aber das hat Zeit, bis ich eine Runde gepennt habe. Es dürfte ohnehin nichts da sein, denke ich.“ „Ich hab noch ´ne Tafel Schokolade. Macht auch satt und bringt Energie“, murmelt Remus. Er bricht das Ding in zwei Hälften und reicht mir die eine. „Sonst wirst du noch wach, weil dein Magen knurrt“, meint er. „Hast wohl schon Erfahrung mit sowas“, entgegne ich. Er zuckt die Schultern. „Ich bin vollkommen pleite“, entgegnet er. „Ernähre mich schon seit Wochen von Schokolade. Ist billig und macht auch satt.“ „Shit!“ murmle ich und kaue auf dem süßen Zeug rum. „Irgendwie müssen wir an mein Gold dran kommen…“ „Du hast noch Gold?“ fragt er erstaunt. „Yeah“, erwidere ich. „Fast noch das ganze Erbe von Alphard. Aber es ist noch bei Gringotts und ich weis nicht, wie ich drankommen soll. Und du kannst dich dort auch nicht mehr blicken lassen, ganz abgesehen davon, dass keiner wissen muss, dass du weist, wo ich mich aufhalte.“ „Vielleicht kann Dumbledore uns helfen. Ich bin ziemlich sicher, dass er hier auftauchen wird.“ „Yeah. Wenn wer was drehen kann, dann der Alte“, entgegne ich. Ich bin es so sehr gewohnt, in voller Kleidung zu schlafen, dass ich mich beinahe wundere, dass Remus in seinen Koffern herumkramt und sich zum Schlafen umzieht. Ich bin wohl wirklich kein zivilisierter Mensch mehr. Auch Remus ist sehr dünn geworden, aber er hatte noch nie viel Fleisch auf den Knochen. Der Werwolf und immer zu wenig Gold. Dennoch hat er immer noch den Körper eines jungen Mannes. Die alten Narben sind kaum mehr sichtbar und neue gibt es keine, der Wolfsbann scheint echt zu wirken. Er bemerkt meine Musterung, als er unter die Decke schlüpft. „Was ist?“ will er wissen. „Du hast dich in all den Jahren kaum verändert“, entgegne ich. Er lacht leise. „Meinst du? Nun, ich bin ein alter, einsamer Wolf geworden. Ein zähes Biest…“ „Moony“, murmle ich. „Du bist nicht mehr einsam. Wir sind schon so viele Jahre Freunde und jetzt sind wir wieder zusammen. Du bleibst doch hier, oder?“ „Ich wüsste nicht, wo ich sonst hin sollte“, erwidert er traurig. „Du hattest schon wieder diese komischen Ideen, oder?“ will ich wissen. Er seufzt. „Weist du, Sirius, es ist jetzt wirklich so weit, dass ich nichts, absolut nichts, mehr tun kann. Es steht mir kein Weg mehr offen. Keine Chance je wieder Arbeit zu finden, kein Gold mehr, keine Wohnung. Nur ein alter Werwolf… Und bevor ich so werde, wie Mortie, mache ich ein Ende. Ich will nicht wie ein Tier im Wald leben und dann eines Tages zum Werwolf werden und wissen, dass es das letzte Mal ist, dass ich nie wieder die Sonne sehen werde und dass ich einsam dort irgendwo verrecken werde, ohne dass jemand davon weis und mich auch nur begräbt. Nee, Padfoot, da mache ich doch lieber selbst Schluss, bevor ich auf ein so elendes, jämmerliches Ende warte…“ „Moony, nicht…“ murmle ich. „Keine Sorge, Sirius. Jetzt habe ich wieder eine Aufgabe und es gibt zu tun… Verdammt viel zu tun und ich lasse weder dich, noch Dumbledore, noch den Jungen im Stich…“ „Remus, ich möchte, dass du eins weist, alles was ich noch besitze, gehört auch dir. Wir sind Brüder, verstehst du, Wolfsbrüder, auch wenn nur noch wir beide übrig sind. Ich werde ein Testament machen und dir Blacks Spot überschreiben. Ich möchte, dass Harry dieses Haus erbt und es dem Orden solange als Hauptquartier zur Verfügung steht, wie er es braucht. Ich werde noch immer gesucht und keiner weis, ob sie mich nicht doch noch erwischen. Dann möchte ich alles geregelt haben. Remus, bitte, kümmere du dich um den Jungen, sollte mir was zustoßen…“ „Darum hast du mich schon mal gebeten und ich hab es dir schon damals versprochen. Aber was hast du? Hast du ´ne komische Vorahnung?“ „Nee, eigentlich nicht, aber wenn Voldemort wieder da ist, kann einem der Tod verdammt schnell ereilen, wie wir nur zu genau wissen…“ Moony brummt zustimmend. „Aber, Padfoot, du musst mir nichts hinterlassen, echt nicht. Ich komme schon irgendwie klar“, meint er. „Sicher“ erwidere ich zynisch, „so wie in den letzten fünfzehn Jahren, oder? Nee, Remus, ich will es so. Blacks Spot war in meinen Augen immer genauso deine Wohnung, wie die meine und ich möchte, dass du ein Zuhause hast, wo du willkommen bist und wenigstens leben kannst. Morties Wald, ich bitte dich… Du magst ein Werwolf sein, aber du bist doch kein wildes Tier, das auf Dauer im Wald leben kann. Und ich möchte nicht, dass du deine verrückte Idee wahr machst, echt nicht.“ „Danke“, murmelt er. „Du bist echt der beste Freund, den ich noch habe.“ „Wozu sind Freunde da?“ Wieder der alte Spruch. Aber er wird nicht dadurch unwahr, dass er alt ist. „Lass uns schlafen, OK?“ erwidert er und ich merke, dass seine Stimme sehr rau klingt. „Yeah. Schlafen wir…“ Aber es wird keine ruhige Nacht. Dauernd schrecke ich hoch, weil irgendwas raschelt, knarrt oder knackst. Himmel, was hat meine irre Mutter hier nur alles gehalten? Ob es den Boggart im Keller wohl noch gibt? Gut möglich. Sie hat jegliche schwarze Kreatur als Haustier gehalten, die das zuließ. Nun, morgen werden wir uns wohl um das Haus kümmern müssen, damit es wieder für Menschen bewohnbar wird und es wird auch wieder ein neues Haustier geben. Ich werde Buckbeak holen und ihn im Schlafzimmer meiner Mutter halten. Finde ich einen sehr passenden Verwendungszweck für diesen Raum… Ich schlafe wieder ein, aber meine Träume bleiben unruhig und alle möglichen Gestalten wirbeln chaotisch durcheinander…  Hauptquartier Ich werde endgültig wieder wach, weil Moony mich schüttelt. „Wach auf, Mann“, ruft er und rüttelt an meiner Schulter. „Du träumst schlecht.“ „Remus?“ murmle ich schlaftrunken. „Danke, Mann, das war wirklich ein Alptraum. Keine Ahnung, um was es überhaupt ging, aber das Gefühl, war verdammt übel - Wie spät ist es eigentlich?“ „Es ist Morgen“, entgegnet er. „Lass uns in die Küche runter gehen und schauen, ob dort noch etwas Essbares zu finden ist. Ich wäre schon mit Kaffee oder Tee zufrieden.“ Ich brumme zustimmend und schwinge die Beine aus dem Bett. Remus ist bereits wieder angezogen, aber auch er sieht immer noch müde aus. Wir gehen gemeinsam die Treppe hinunter. Bei Tageslicht besehen, ist hier alles noch verlotterter als im Halbdunkel. Ich schüttle angewidert den Kopf. Wir bemühen uns, in der Halle leiser zu sein und das Porträt meiner Mutter nicht aufzuwecken. Es gelingt uns und wir steigen zur Küche hinunter. Auch Remus scheint der Dreck hier keineswegs zu gefallen, denn er zückt seinen Stab und murmelt unablässig. „Scourgify! Evanesco!“ Gute Idee. Ich helfe ihm dabei. Schließlich kann man sich wenigstens durch den Raum bewegen, ohne am Boden fest zu kleben. Remus kramt in den Schränken, Schubfächern und in der Speisekammer herum. Aus den Schüben fliegen Motten auf, aus einem Schrank krabbeln eine Menge dicke, schwarze Spinnen und in der Speisekammer leben unzählige Ratten und Mäuse. Ich blaste alles weg, was an Moony vorbeikommt. „Großer Merlin“, murmelt er. „Nichts zu Essen, aber jede Menge Ungeziefer.“ „Yeah“, gebe ich zurück. „Ich bin es gewohnt, mich von Ratten zu ernähren, du aber wohl kaum…“ Er zuckt die Schultern. „Nun, wenn es nichts anderes gibt, esse ich auch die, aber begeistert bin ich nicht gerade davon.“ Unsere Magie hilft uns nämlich gar nichts. Es ist zwar möglich auf magische Weise zu kochen, aber Lebensmittel braucht man schon dazu. Die lassen sich auch mit dem besten Erschiene Zauber nicht beschaffen… Remus findet tatsächlich noch einen Packen Tee, den die Ratten noch nicht angeknabbert haben, er war nämlich in einer Blechbüchse. „Nun“, meint er. „Viel ist es nicht, aber wenigstens ist es warm.“ Er sucht nach einem geeigneten Kessel und als er den gefunden hat, muss er erst einmal ein Nest von was weis ich was entfernen, bevor er ihn benutzen kann. Er seufzt tief. Trotzdem können wir uns nur wenig später eine Tasse heißen Tee genehmigen. „Ich werde zu Mrs Figg gehen und sie über alles informieren. Ich hoffe, sie macht mit“, meint er. „Yeah“, gebe ich zurück. „und ich werde Buckbeak herholen.“ „Besser erst, wenn es wieder dunkel ist“, entgegnet er. „Du kannst kaum bei Tageslicht in einer von Muggel bewohnten Gegend mit einem Hippogreifen durch die Gegend fliegen, oder?“ „Hast Recht“, muss ich zugeben. „Wäre wohl kaum eine gute Idee.“ Wir sitzen einfach beisammen und füllen uns die Bäuche mit der heißen Flüssigkeit. Was anderes wird es vorerst kaum geben… Plötzlich knistert und kracht es im Kamin und smaragdgrüne Flammen flackern auf. Dumbledore tritt aus dem Feuer. „Ich dachte, es sei besser persönlich mit euch zu reden“, meint er und setzt sich zu uns. „Danke für dein Angebot, Sirius. Ich halte das für eine ausgezeichnete Idee. Du hast Recht, ich werde den Ort noch zusätzlich mit dem Fidelius Zauber sichern. Dann dürfte ihn wirklich niemand mehr finden. Es haben sich bereits einige alte Kampfgenossen bei mir gemeldet, ihr habt gute Arbeit geleistet. Doch wir brauchen noch unbedingt Mundungus und Mrs Figg. Mundungus, wegen seiner Verbindung zur Unterwelt und Mrs Figg, weil sie in Harrys Nähe wohnt. Der Junge muss um jeden Preis geschützt werden, wenn er wieder zu Hause ist, denn ich denke kaum, dass er im Haus bleibt. Er wird bei jedem Schritt, den er vor die Tür setzt in größter Gefahr sein und dem Ministerium ist das egal. Fudge ist nicht bereit, mir zu glauben und wird wohl versuchen, mich in Misskredit zu bringen…“ Er seufzt. „Ich werde tun, was ich kann, um die Öffentlichkeit zu warnen, aber wegen dieser dummen Artikel von Rita werden mir die meisten wohl nicht glauben, wenn ich mich auf etwas berufe, das Harry gesagt hat. Man hält ihn für geistig instabil, einen Angeber und vielleicht auch durchgeknallt und potentiell gefährlich… Nun, Sirius, was ist mit Mundungus? Er war doch schon früher eine deiner besten Quellen.“ „Ich kann ihn nirgends aufspüren“, entgegne ich. „Kann sein, dass er mal wieder mehr von etwas abgebissen hat, als er kauen kann. War auch früher oft so und dann ist er eine Zeit lang untergetaucht. Ich kann mich wohl kaum frei bewegen, auch nicht in diesen Kreisen.“ „Nein, das kannst du sicher nicht“, erwidert Dumbledore. „Mir wäre es ohnehin am liebsten, wenn du dieses Haus nicht verlassen würdest. Sie suchen dich noch immer. Jetzt wahrscheinlich mehr denn je. Sie werden dir sonst was in die Schuhe schieben, denn vom wahren Schuldigen glauben sie lieber weiterhin, er sei tot.“ „Ich wollte los und Buckbeak her holen“, entgegne ich. „Er ist in einer Höhle an der Küste und ich fürchte, er wird sich dort nicht mehr lange ruhig halten.“ „Wo befindet er sich genau?“ will Dumbledore wissen. „Dann beschwöre ich ihn hier her und du musst nicht das Haus verlassen.“ Ich erkläre es ihm etwas unwillig, denn ich hatte mich schon darauf gefreut, an die frische Luft zu kommen. Die ganze Atmosphäre hier macht mich alles andere als glücklich und schlägt mir bereits nach diesen wenigen Stunden aufs Gemüt. Leider weis ich aber nur zu genau, dass der Alte Recht hat. Ich werde immer noch gesucht. Dumbledore wirbelt seinen Stab durch die Luft, murmelt ein paar Worte. Sofort erschient Buckbeak mitten in der Küche. Er krächzt und macht sich über die toten Ratten her, die immer noch am Boden liegen. „Eine Bitte, Sir“, wendet sich Remus an den Alten. „Wir beide können es nicht tun und mir fiele keiner ein, den wir sonst darum bitten könnten…“ „Um was geht es?“ will der wissen. „Um mein Gold bei Gringotts“, antworte ich. „Moony ist pleite und die Kobolde haben ihn aus der Bank geworfen. Ich selbst kann aus offensichtlichen Gründen dort nicht auftauchen, aber es liegt immer noch mein ganzes Vermögen dort fest. Wir brauchen das Gold dringend, denn außer diesem Tee hier ist nichts mehr Essbares im Haus.“ „Ich werde mich drum kümmern“, meint er. „Aber ich denke, ihr solltet nicht warten müssen, bis ich zurück bin.“ Er schwingt seinen Stab und eine Platte mit Sandwichs erscheint. Ich kenne keinen anderen, der diesen Zauber beherrscht. Hätte mir in den letzten Jahren verdammt geholfen, würde ich das können. „Danke Sir“, meint Remus. „Wir beide hatten schon seit Tagen nichts mehr Anständiges zum Essen.“ „Warum hast du nichts gesagt, Remus?“ will der Alte wissen. „Nun, sie habe mir schon vorletztes Jahr einen Job gegeben und sie wissen, wie das geendet hat. Sie hätten mich kaum wieder einstellen können und mit den neuen Antiwerwolf Gesetzen, bekomme ich wirklich nirgends mehr Arbeit, noch nicht mal im Pumpkin…“ „Es gibt immer Möglichkeiten“, erwidert der Alte. „Ich werde sehen, was ich tun kann. Es gibt immer noch ein paar Leute, die mir den einen oder anderen Gefallen schulden… Nun, wir werden sehen. Ich kümmere mich so schnell wie möglich um das Gold, damit ihr hier weiter machen könnt. Wie wollt ihr es mit dem Werwolf halten? In zwei Wochen ist schon wieder Vollmond.“ „Cornwall oder St Mungos“, erwidert Moony knapp. „Nun, wenn es Cornwall ist, dann bitte ohne Tatze. Sirius darf nicht gesehen werden“, meint Dumbledore. Jetzt sagt er es schon zum dritten Mal, dass ich das Haus nicht verlassen soll. Nun, er wird schon wissen, warum und ich nicke etwas unwillig. „Gut, dann werde ich jetzt den Fidelius Zauber aussprechen und den anderen mitteilen, wo wir uns treffen können…“ Das tut er auch, dann nennt er uns den Ort und appariert. Kaum ist er weg, machen wir uns halbverhungert über die Sandwichs her. „Ich werde zu Mrs Figg apparieren und mit ihr reden“, meint Remus während er noch am letzten Bissen kaut. „Und ich werde zusehen, dass wir kein Ungeziefer mehr hier drinnen haben“, entgegne ich. Er nickt und verschwindet. Ich bringe Buckbeak nach oben und er folgt mir erst, als ich seine toten Ratten mitnehme. Dann kehre ich wieder in die Küche zurück. Es ist kein Putzen, was ich hier unten veranstalte. Es ist eher, als würde ich gegen das ganze Haus Krieg führen. Kreacher ist mir nicht die geringste Hilfe. Er murmelt irgendwelche Flüche in seinen nicht vorhandenen Bart und läuft mir eher unter die Beine, als dass er etwas Vernünftiges tun würde. Schließlich packe ich ihn an dem dreckigen Geschirrtuch, das er sich wie einen Lendenschurz umgebunden hat und verfrachte ihn in sein Versteck unter dem Boiler. „Bleib da und halt die Klappe“, fauche ich ihn wütend an. Seine Beleidigungen sind mir langsam zu viel geworden und ich will meine Ruhe vor dem kleinen Mistkerl haben. Ich schiebe einen Stuhl vor die kleine Tür und verkeile ihn darunter. Genug ist genug. Wie lange soll ich mir von Kreacher noch vorwerfen lassen, dass ich meine Mutter ins frühe Grab gebracht habe. Die ist doch nur gestorben, weil sie keinen mehr hatte, den sie rumkommandieren oder schikanieren konnte. Nun, keinen Menschen, Kreacher war ja immer noch da und den hat wohl zehn Jahre lang ihr Porträt durch die Gegend gehetzt. Ich mag den Hauselfen nicht, mochte ihn noch nie und sein Gezeter und Gemurmel sorgt sicher auch nicht dafür, dass sich etwas daran ändert. Ich schwitze und bin völlig verdreckt, als ich mit der Küche so weit fertig bin, dass man hier wieder für Menschen geeignete Mahlzeiten zubereiten kann. Mal sehen, ob ich oben irgendwo eine saubere Robe finde. Die hier steht vor Dreck und nicht einmal ich will sie noch tragen. Das alte Zimmer meines Vater. Ein Boggart springt mich regelrecht an, als ich den Kleiderschrank öffne und verwandelt sich in einen Dementor. Doch ich habe erkannt, was es wirklich ist und rufe einfach „Riddikulus!“ Das Biest strauchelt und wird zu einer dreckigen Kutte. Ein erneuter Zauber und er platzt in tausend Einzelteile. Ich bringe nur noch wenig Geduld für die niedlichen Haustierchen meiner Eltern auf und exorziere, was auch immer mir in die Quere kommt. Die alten Roben sind verstaubt und vergilbt. Ich beutle sie aus und eine Staubwolke steigt von ihnen auf, bringt mich zum Husten. Viel zu kurz und viel zu weit. Mein Vater hatte eine völlig andere Figur als ich. Egal. Die Dinger sind immer noch sauberer, als das Teil, das ich trage und ein kleiner Zauber macht sie passend. Ich könnte mich auch mal wieder kultivieren. Remus hat zwar nichts gesagt, aber er hat mir gestern doch einen recht beredeten Blick zugeworfen, als ich mich in den dreckigen Klamotten ins Bett gelegt habe. Es wird wirklich Zeit, dass ich wieder anfange, mich wie ein Mensch zu benehmen, wenn ich jetzt wieder mit anderen Menschen zusammenleben will. Ich gehe in das uralte Bad und hier erwarten mich eine Unmenge Silberfische, Schnecken und Molche. Wirklich, eine nette Gesellschaft, die hier haust. Ein paar weitere Zauber und man kann den Raum wieder halbwegs benutzen. Ich lasse Wasser in die Wanne, aber es ist kalt. Auch egal, ein weiterer Zauber und es beginnt sich zu erwärmen. Jetzt aber nichts, wie runter mit dem dreckigen Zeug und ab in die Wanne. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal warm gebadet habe und es tut verdammt gut. Das Wasser ist binnen weniger Minuten braungelb und ich entschließe mich, es abzulassen und frisches nachzufüllen. Es ist so angenehm, in der Wärme zu sitzen, dass ich anfange zu dösen. Ich werde erst durch wilde, hysterische Schreie im Erdgeschoss wieder ganz wach, Remus ist wohl zurück, denn schon nach kurzer Zeit herrscht wieder Ruhe. Ich höre, wie er die Treppen heraufkommt. „Moony?“ rufe ich. „Ich bin hier, im Bad.“ Ich habe noch nicht die geringste Lust, diesen angenehmen Ort zu verlassen. Er kommt herein und fängt an zu Lachen. „Soll ich dir eine Gummiente bringen, Padfoot, damit dir nicht so langweilig wird?“ flachst er. „Sorry, Mann“, gebe ich grinsend zurück, „aber ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich dazu das letzte Mal Gelegenheit hatte…“ Er winkt ab. „Schon gut“, meint er. „Also die gute Arabella macht mit. Sie hat schon seit Jahren ein Auge auf den Jungen und wird jetzt nicht damit aufhören. Sie hat mir Tee und Plätzchen vorgesetzt und jetzt könnte ich wohl ein paar neue Zähne brauchen. Die Dinger waren steinhart.“ Ich lache in mich hinein. Die Vorstellung ist einfach zu komisch, wie Moony bei der alten Lady sitzt, an ein paar Felskeksen knabbert und dabei höfliche Konversation macht. Er lacht mit, denn er kann sich wohl denken, was mir durch den Kopf geht. „Yeah“, meint er. „Hatte schon was. Und was hast du gemacht?“ „In der Küche ausgemistet. Dann dachte ich mir, ich sollte mir wohl was Sauberes zum Anziehen suchen. Dabei bin ich über einen Boggart und noch ein paar Nettigkeiten gestolpert. Dann wollte ich baden, aber hier sah es aus, wie in Leechs Büro nachdem ein Wirbelsturm durchgezogen war. Er hätte das Zeug wohl sicher brauchen können und Snivellus wohl auch, was das betrifft. Ich sag dir eins, wenn wir hier zu zweit aufräumen wollen, brauchen wir dazu mindestens hundert Jahre.“ „So übel?“ will er wissen. „Noch schlimmer. Du kannst hier keine Tür öffnen, ohne das dir eine magische Menagerie der übelsten Sorte entgegen kommt…“ Ich muss wohl recht frustriert und schlecht gelaunt klingen, denn er fragt: „Du hasst dieses Haus also noch immer, oder?“ „Yeah. Warum meinst du, dass ich seit meinem zwölften Lebensjahr nicht mehr hier war?“ Er nickt mit einem mitfühlenden Blick. „Willst du nicht aus der Wanne kommen?“ meint er. „Du fängst schon an zu schrumpeln.“ Wieder muss ich über seinen trockenen Witz lachen und stehe einfach auf. Ich habe vergessen, mir ein Handtuch zu suchen und tropfe vor mich hin. Moony sieht mein Dilemma und verschwindet in unserem Zimmer. Kurz darauf ist er mit einem Badetuch zurück. „Da“, meint er. „Leg dich trocken…“  Der neue Orden des Phönix Am Nachmittag taucht Dumbledore erneut auf. Im Schlepptau hat er Mundungus. „Da habt ihr den alten Lumpen“, meint er. „Ein paar finstere Gestalten waren hinter ihm her. Er muss wohl vergessen haben, die Ware zu bezahlen, die er gewöhnlich verscherbelt.“ „Du lernst es nie, oder Dung?“ meine ich. „Sirius, Sirius Black. Ich dacht, du wärst sonst wo, aber nich hier, mitten in London“, gibt er überrascht zurück. „Du wolltet dich früher im Pumpkin auch immer um die Zeche drücken“, fügt Remus an. „Dich gibt´s auch noch?“ murmelt Dung. „Yeah. Sämtliche Gerüchte über mein Ableben waren völlig übertrieben“, gibt Remus trocken zurück. „Ich dacht, Patrick hätt dich schon vor fünfzehn Jahren erwischt…“ entgegnet der. „Nee, nicht er mich, wir ihn“, murmelt Remus. „Nun“, mischt sich Dumbledore in das Gespräch. „Seht zu, was ihr von Mundungus in Erfahrung bringen könnt. Da, Sirius, hast du dein Gold, ich konnte die Kobolde überreden, es rauszurücken.“ Er drückt mir nachdenklich einen gewaltigen Beutel in die Hand. „Ich habe eine Menge zu tun und ich denke, es wird hier schon bald zugehen, wie am Gleis 9 ¾ am ersten September.“ „Hoffen wir es“, erwidert Moony bedächtig. „Hoffen wir, dass wir genügend Leute zusammenbekommen. Das letzte Mal waren wir doch verdammt wenige…“ „Ich denke, dieses Mal sind wir besser organisiert“, erwidert Dumbledore. „Es waren kaum vierundzwanzig Stunden nach Voldemorts Rückkehr vergangen, als wir schon unsere Gegenmaßnahmen ergriffen haben und dieses Mal machen wir uns keine Illusionen über seine Gefährlichkeit, oder?“ „Ich hoffe, das genügt“, seufzt Moony. „Das letzte Mal mussten zu viele von uns dran glauben.“ „Nun, wir können nur unser Bestes versuchen“, meint Dumbledore, nickt uns verabschiedend zu und verschwindet. „Gib mir was von dem Gold, Sirius“, murmelt Moony mit einem zweifelnden Blick auf Mundungus. Er traut ihm nicht, wenn es um Gold geht. Er kennt ihn einfach zu gut. „Ich will ein paar Vorräte besorgen.“ „Nimm den ganzen Beutel und bring ihn zu Buckbeak“, erwidere ich. „Der wird gut drauf aufpassen.“ Remus wirft mir sein schiefes Grinsen zu und nickt befriedigt. Dann verlässt er die Küche. „Nun, Dung, was geht so ab, bei unseren alten Freunden?“ will ich von dem alten Ganoven wissen. „Ihr seid damals ohne ´n Wort aus `m Pumpkin verschwunden und ´s hieß Patrick sei hinter euch her, wegen der Kleinen, die er laufen hatte“, beginnt er zu erzählen. „Dann gab´s Gerüchte, ihr wärt´s in der Nockturngasse zu finden und er is hinter euch her, wohl fast ´n halbes Jahr lang. Dann hieß ´s er hätt die Kleine erwischt und se abgemurkst. Dann is er auch verschwunden. S´ hieß er wär nach Frankreich rüber. Hab ihn nie mehr gesehen. Ne Zeit später hab ich ´n Bild von dir in der Zeitung gesehen, mit dem Quidditch Sucher, dem Potter und seiner kleinen Frau. Und ´n gutes Jahr später war dann alles vorbei. Du-weist-schon-Wer hat diesen Potter umgelegt und auch die kleine Frau. Denk mir, du kennst die Geschichte… Dann war ewig Ruhe, bis du aus Askaban weg bist und die Dementoren dich überall gesucht haben. Hab nie geglaubt, dass du die Potters hingehängt hast, war doch klar, dass du denen ihr Freund bist, wo du doch bei der Hochzeit dabei warst und so. Warst immer ´n feiner Kerl, hast nie wem fertig gemacht. Na ja, vielleicht mal `ne harte Rechte, wenns wer verdient hat…“ Stimmt, auch Mundungus ist mir damals mal in einen rechten Haken gelaufen, als er stockbesoffen war und die Mädels nicht in Ruhe lassen wollte… „Weiter Dung“, dränge ich. „Das sind alles alte Geschichten. Mich interessiert, was jetzt geredet wird, bei deinen Ganovenfreunden.“ Doch er lässt sich Zeit, fummelt mit einer uralten Tabakspfeife herum und zündet sie umständlich an. Sie stinkt, als habe er sie mit alten Socken gestopft. Erst dann spricht er weiter. „´S heißt er wär wieder da. Seine Leute würden wieder aktiv werden, würden wieder laut werden, hängen ja oft genug im Pumpkin ab. ´N paar von denen. Flüstern und tuscheln, aber bei den Mädels sind sie nich so vorsichtig, da quatschen die so einiges. Denken wohl, die Mädles wären blöd oder so. Ich glaub, du weist, dass se das nich sin.“ „Du hast also immer noch die alten Verbindungen, oder?“ werfe ich ein. „Die Mädels sin ´türlich nich mehr die Selben, wärn ja inzwischen zu alt für den Job, aba die Mädels, die jetz unterwegs sin, sin auch nich verkehrt. Hörn alles, sehn alles, aber sagn nix. Wenn de noch dein hübsches Gesicht hättest, wär´s leicht. Die würn dir alles erzähln…“ „Selbst wenn dem so wäre“, werfe ich ein. „Ich kann wohl kaum dort rum laufen. Fast alle Zauberer sind hinter mir her. Denken immer noch, ich hätte zwölf Muggel umgelegt und den verdammten Wurmschwanz…“ „Dann werd ich mal mit den Mädels reden“, verspricht er, „und schaun, was se wissn.“ „Gut, aber versuch nüchtern zu bleiben“, erwidere ich. „Du kannst sonst deine Finger nicht bei dir lassen und die Mädels werden dir kein Wort sagen und du beziehst höchstens Prügel von ihren Beschützern.“ Er brummt unzufrieden. „Du has wohl nix zu Trinken da, oder?“ will er wissen. „Keine Ahnung, was Remus mitbringt“, erwidere ich. „Vielleicht hat er ja was gekauft.“ „Dann wartn wa halt auf´n gut´n Remus…“ Und mehr ist nicht aus ihm heraus zu bringen, bis Remus zurückkommt und tatsächlich so schlau war, auch etwas Stärkeres mitzubringen. Remus versteht die Lage sofort und schenkt Mundungus einen Becher mit Feuerwhiskey ein und der beginnt dann tatsächlich ein paar interessante Einzelheiten zu berichten. Moony macht sich Notizen und ich stelle die Fragen. Der alte Dung ist halb betrunken, als er uns wieder verlässt. Er gibt uns das Versprechen, weitere Informationen zu sammeln und sich später wieder zu melden. „Den seh ich auch lieber gehen als kommen“, seufzt Remus. „Auch wenn das einen Menge Neuigkeiten waren.“ „Du kennst doch Dung“, entgegne ich. „Der war schon immer ein Ganove und hat sich in den letzten fünfzehn Jahren wohl kaum geändert.“ „Yeah“, meint er. „aber deswegen muss ich ihn noch lange nicht mögen, oder?“ „Kaum“, gebe ich zurück. „Du kannst ihn ruhig mir überlassen, OK?“ Moony nickt. „Ich werd uns was kochen“, schlägt er vor. „Du hast sicher genauso viel Hunger wie ich.“ „Gute Idee.“ „Eintopf, oder?“ stellt er fest. Ich muss lachen. „Klar, Eintopf…“ Das Essen ist schnell fertig gekocht und genau so schnell vertilgt. Die Glocke draußen an der Tür geht los, gleichzeitig beginnt das Porträt meiner Mutter wieder zu kreischen und zu toben. „Ich seh nach, wer draußen ist“, seufzt Moony. „Kümmre du dich um das Geschrei.“ Ich nicke knapp und gehe nach oben. Dieses Mal wird alles noch schlimmer, denn sämtliche weiteren Porträts, die im Treppenaufgang hängen, schließen sich dem Gebrüll an. Es dauert einige Zeit, bis ich die verstaubten Vorhänge wieder über dem Bild angebracht habe und meine alte Mum wirft mir jede Nettigkeit an den Kopf, die ihr nur in den Sinn kommt. Dann zücke ich meinen Stab und stunne die anderen Porträts. Schließlich kehrt wieder Ruhe ein. Remus hat unseren Besucher in die Küche hinunter gebracht und ich war so beschäftigt, dass ich gar nicht mitbekommen habe, um wen es sich handelt. Ich folge ihnen.  Das erste Treffen Es ist Alastor – Mad-Eye – Moody und er sieht ganz anders aus, als ich ihn in Erinnerung habe. Er war schon immer ein verrückter, exzentrischer Vogel, aber jetzt sieht er wirklich reichlich wüst aus. Ein großer Teil seiner Nase fehlt, sein Gesicht ist so vernarbt, dass man es kaum mehr für menschlich halten kann und er hat zwei unterschiedliche Augen. Das braune hatte er schon damals, als wir das erste Mal für den Orden gearbeitet haben, das andere ist von einem elektrischen Blau und es wirbelt wie verrückt in der Augenhöhle herum. Erst als ich mich neben ihn setzte, sehe ich, dass er auch ein Bein verloren haben muss, denn ein geschnitztes, klauenartiges Holzbein schaut unter seiner Robe heraus. „Dumbledore meinte, ich solle hier vorbei schauen und mich mit euch absprechen. Er hat mir auch von Sirius erzählt. Nun, gewöhnlich traue ich keinem, aber ich konnte mir nie vorstellen, dass Sirius die Potters verraten haben soll. Hätte dir nicht ähnlich gesehen, war nicht deine Art. Wir alle wussten, wie sehr du an deinen Freunden gehangen hast. Doch damals war nicht mit Crouch zu reden, er machte was er wollte und alle hatten Angst. Tut mir leid für dich, Mann, aber jetzt bist du ja wieder frei, auch wenn du hier drinnen bleiben solltest…“ Jetzt fängt der auch noch damit an. Aber Moody war schon immer der Ansicht, zuerst einen Lähmzauber loszuschicken und dann die Fragen zu stellen. Es heißt auch, die andauernde Jagd nach schwarzen Magiern hätte ihn ein bisschen seltsam im Kopf gemacht. Dennoch bin ich der Meinung, dass er immer noch ein wertvoller Verbündeter ist. „Nun“, fährt Mad-Eye fort. „Ich denke im Lauf der Zeit werden auch die Anderen hier auftauchen und dann können wir loslegen. Dumbledore will heute Abend das erste Treffen abhalten und ich denke, er hat Recht. Wir haben einen schönen Vorsprung, aber wenn wir uns nicht beeilen, verlieren wir den wieder. Wir hatten unglaubliches Glück, dass der Junge wieder überlebt hat und berichten konnte.“ „Harry ist schon OK“, entgegnet Remus. „Er weis sich schon seiner Haut zu wehren und hat eine Menge Mut.“ „Wie sein Vater“, entgegnet Mad-Eye. „Der ließ sich auch durch nichts aufhalten. Nun, ich hatte letztes Jahr das Pech, diesem jungen Bastard Crouch in die Falle zu gehen. Nicht besonders nett, neun Monate in seinem eigenen Koffer eingeschlossen zu verbringen.“ „Wie konnten sie dich überhaupt erwischen?“ will ich wissen. „Werde wohl langsam alt“, brummelt er. „Nun, schließlich bin ich auch im Ruhestand. Dumbledore hatte mich gebeten, letztes Jahr an Hogwarts Verteidigung gegen die Schwarzen Künste zu unterrichten und ich muss sagen, ich hielt die Idee für gut. Mir war es verdammt langweilig geworden, so alleine in meinem Haus. Ich hatte gerade alles gepackt und wollte mich schlafen legen, um am nächsten Tag frisch für die Reise zu sein, als es an meiner Tür klopfte. Hab mir nicht viel dabei gedacht, schaut manchmal wer vorbei, sogar mitten in der Nacht. Trotzdem hab ich sicherheitshalber meinen Stab gezogen. Hat mir nur leider weniger als nichts genützt. Ein kleiner Mann stand vor der Tür und er kam mir bekannt vor. Doch bevor ich noch was tun konnte, schoss ein roter Blitz auf mich zu und dann weis ich vom nächsten dreiviertel Jahr nur das, was Dumbledore mir erzählen konnte. War wohl euer alter Freund Peter.“ „…die Ratte“, murmele ich. „Mich hat er damals auch kalt erwischt. Wir haben wohl immer unterschätzt, wie hinterhältig er ist…“ „Du bist immer noch sauer auf ihn, oder?“ will Moody wissen. „Mehr den je“, entgegne ich. „Wenn ich ihn in die Finger bekomme, ist er Geschichte, egal, was Harry sagt. Nochmal linkt der mich nicht.“ „Du weist, dass Harry damals Recht hatte“, erwidert Moony. „James hätte nicht gewollt, dass wir für ihn zu Mördern werden.“ „Ich wollte nur nicht, dass der Junge seine gute Meinung von seinem Vater verliert. Oder wie war das damals mit Patrick?“ Remus grinst sein schiefes Grinsen, aber dieses Mal hat es einen recht entschuldigenden Charakter. „Er ist nicht tot, wenn du das meinst“, entgegnet er leise. „Was dann?“ will ich wissen. „Ein Werwolf?“ „Nee. Er hat mich nur gesehen und einen Mordsschrecken bekommen. Er wollte abhauen, aber Krone hat ihn windelweich geprügelt und ich hab ihn ein bisschen zerkratzt, nur mit meinen Klauen, die Schnauze blieb zu – ein Bann von James. Am nächsten Tag hielt Patrick es für besser das Land für immer zu verlassen. Hat er wohl auch getan, denn keiner hat ihn hier je wieder gesehen. Nun, ich schon, auf meinen Wanderungen durch halb Europa bin ich ihm wieder begegnet. Er hat ein Gasthaus irgendwo in Albanien und es geht ihm alles andere als gut. Hat sich nie ganz von den Prügeln damals erholt und hinkte noch fünf Jahre später. Ich denke Krone hat ihm fast alle Gräten gebrochen, die er im Leib hat und er war wohl nie wieder der Alte. Hat mich nicht erkannt und ich habe zugesehen, dass ich wo anders übernachte.“ Endlich habe ich die Antwort auf eine Frage erhalten, die ich mir schon seit fünfzehn Jahren stelle. Meine Freunde sind nicht zu Mördern geworden und darüber bin ich irgendwie froh. Patrick hat seine Strafe bekommen, aber meine Freunde haben keine wirkliche Schuld auf sich geladen. „Danke“, murmle ich. „Jetzt weis ich das endlich auch…“ „Hast nie danach gefragt“, erwidert Remus achselzuckend. Mad-Eye hat uns zugehört und nickt jetzt. „Ihr hattet wohl beide keine gute Zeit, oder?“ fragt er. Wir schütteln den Kopf. „Aber das wird sich ändern, jetzt, wo es wieder Arbeit gibt“, fügt er hinzu. Der Alte scheint sich richtig auf ein bisschen Aufregung zu freuen. Ich muss an Dad denken. Er war mit Mad-Eye unterwegs, damals, als es ihn erwischt hat und er hatte auch nicht als alter Mann am Kamin sterben wollen. Ich denke, Moody ist auch nicht anders… Dann geht es los. Dauernd läutet wer an der Tür. Remus macht auf und ich bin laufend unterwegs, die Porträts vom Kreischen abzuhalten. Es kommen Dedalus Diggle, der immer noch so aufgeregt ist wie früher, Sturgis Podmore, der jetzt fürs Ministerium arbeitet und noch einige mehr. Der halbe Weasley Clan rückt an. Arthur, Molly und Bill. Die anderen Kids sind wohl noch in Hogwarts, denn das Schuljahr endet erst in ein paar Tagen. Dann erscheint auch Dumbledore und er hat Snape und McGonagall mitgebracht. Nun, auch die beiden sind sicher sehr nützlich für uns, auch wenn ich nicht begeistert bin, ausgerechnet Snivellus in meinem Haus begrüßen zu müssen… „Nun“, beginnt Dumbledore als wir uns alle in der Küche versammelt haben. „Das ist immerhin ein Anfang. Wieder wollen wir uns gegen Voldemort zusammenschließen, wie schon vor so vielen Jahren. Bleibt zu hoffen, dass wir dieses Mal schneller Erfolg mit geringeren Verlusten erreichen können. Wir brauchen einen Plan, in dem wir unser weiteres Vorgehen festlegen. Was plant Voldemort? Wieviel wissen wir? Nun, es ist Professor Snape gelungen, erneut mit den Todessern in Kontakt zu treten. Er hat schon damals für uns gearbeitet, doch ich hielt es für besser, nichts davon zu sagen, denn mir war klar, dass wir einen Spion in unserer Mitte hatten und leider lag ich damit völlig richtig. Es war Peter Pettigrew und er hat auch seinen Anteil an Voldemorts Rückkehr. Nun, Severus, was kannst du uns berichten?“ Snivellus steht auf und beginnt in der Küche auf und ab zu gehen. Er wirkt wie eine zu groß geratene Fledermaus. „Meine Verbindungsleute sprechen von einer neuen Sache, hinter der der Dunkle Lord her ist. Etwas, das es ihm ermöglicht, mit dem jungen Potter abzurechnen. Immerhin ist ihm der Junge bereits viermal entkommen und das hat noch keiner geschafft. Der Dunkle Lord ist schrecklich wütend und will den jungen Potter unbedingt zur Strecke bringen. Es heißt, es gäbe eine Prophezeiung über den Jungen, von der er erfahren kann, wie er mit ihm fertig werden kann…“ „Die gibt es“, wendet Dumbledore ein. „Sie wurde aufgezeichnet und lagert im Ministerium für Magie in der Abteilung für Geheimnisse. Wir müssen sie unbedingt vor ihm schützen, Voldemort darf keines Falls erfahren was sie genau besagt. Soviel kann ich jedoch dazu sagen: Der Junge – Harry – ist der Einzige, der Voldemort letztendlich besiegen kann. Ich halte es jedoch für zu früh, dass der Junge schon davon erfährt. Er ist noch so verdammt jung und sollte damit noch nicht belastet werden…“ Ich werfe Remus einen Blick zu. Wir kennen den genauen Wortlaut dieser Prophezeiung schon seit vielen Jahren und wir waren damals schon der Meinung, sie sei eine wirklich große Last für jeden, der sie zu tragen hat. Erst jetzt bringe ich Harry - den Jungen, der meinen alten Freund Prongs so verdammt ähnlich sieht – wirklich damit in Verbindung. Plötzlich wird meine Verpflichtung Harry gegenüber noch größer. Snape berichtet weiter, von dem was er in Erfahrung bringen konnte. Stellt seine Rolle und die Gefahr, in die sie mit sich bringt deutlich heraus. Er sucht wohl immer noch nach Anerkennung und Respekt. Hat sich in all den Jahren kaum geändert… „Wir haben also die Aufgabe“, setzt Dumbledore fort, „die Prophezeiung zu schützen, den Jungen zu schützen und weitere Mitglieder für den Orden zu rekrutieren. Die Öffentlichkeit sollte die Wahrheit erfahren und ich denke, das wird meine Aufgabe sein. Wir müssen auch über die Aktionen der Todesser auf dem Laufenden bleiben, das kann jedoch nur Severus tun…“ Der wirft sich in die Brust und sieht nahezu unerträglich arrogant und selbstgefällig aus. Er genießt es wirklich… „Wer will was machen?“ fährt Dumbledore fort. „Ich werd mich mit der alten Figgy um ´n Jungen kümmern“, murmelt Mundungus, der ebenfalls wieder da ist. „Wär nich schlecht, wenn ich unsichtbar wär oder so…“ „Es wäre besser, wenn keiner von uns gesehen wird, bei den Wachdiensten“, meint Mad-Eye. „Stelle meine Unsichtbarkeits Umhänge zur Verfügung und ich kann ohne weiteres noch im Ministerium Wache schieben.“ „Danke, Alastor“, erwidert Dumbledore. „Ich werde zusehen, was ich im Ministerium erreichen kann“, fügt Arthur Weasley an. „Vielleicht hilft mir Sturgis dabei?“ Der nickt. „Ich lasse mir bei Gringotts einen Schreibtischjob geben“, setzt Bill hinzu. „und sehe zu, was ich mit den Kobolden zu Stande bringen kann.“ „Nun, ich werde überall einspringen wo ich gebraucht werde“, meint Remus. „Obwohl ich mich im Ministerium besser nicht blicken lassen sollte. Wie ihr wisst, sind Werwölfe dort nicht gerade beliebt in letzter Zeit…“ Ein Anteilnehmendes Raunen geht um den Tisch und ich werfe Snivellus einen giftigen Blick zu, den er genauso giftig erwidert. „Nun, Black“, zischt er mir zu, so dass nur ich es über das ganze Gemurmel hören kann. „Welchen tollkühnen Plan hast du? Oder hast du nicht mehr den Mut dazu? Bist du in Askaban weich geworden?“ Er erwischt mich kalt. Was kann ich schon tun? Dumbledore will, dass ich das Haus nicht verlasse und es ist wohl kaum möglich, dass ich irgendwo rum laufe und Gefolgsleute rekrutiere. Auf meinen Kopf ist ein Preis ausgesetzt. Mir sind schlicht und ergreifend die Hände gebunden und ich habe keine Antwort für ihn. Doch auch Dumbledore hat die hämischen Worte gehört und wendet sich an Severus. „Sirius wird sich darum kümmern, dass dieses Haus für uns bewohnbar wird. Ich denke, später in den Ferien werden die Kinder der Weasleys, Hermine und auch Harry hier her kommen. Hier sind sie am sichersten…“ „Ich werde hier bleiben und dabei helfen“, fügt Molly an. „Sie können mich außerdem überall einsetzen, wo sie mich brauchen können…“ Das Gespräch läuft wieder in normalen Bahnen und auch die anderen sagen, was sie für den Orden tun wollen. Doch Snivellus zischt mir noch etwas über den Tisch hinweg zu: „Dann viel Spaß beim Putzen, Black. Ist ja wirklich eine aufregende und gefährliche Aufgabe…“ Mistkerl! Warum war er damals so hämisch zu mir? Warum musste er mich so beleidigen? Jetzt sehe ich es. Er hatte sich während des letzten Jahres von Voldemorts vormaliger Herrschaft nahezu versteckt. Gut, er hat für den Orden spioniert, aber er hat während der ganzen Zeit die Sicherheit von Hogwarts nicht verlassen. Er hat sich wohl irgendwie dafür geschämt. Und zu dieser Zeit war ich in derselben Situation, er hat wohl seinen Frust von damals einfach an mir ausgelassen… Danach hatte er fast zehn ruhige Jahre in der Schule, keine großen Probleme, kaum Schwierigkeiten, kaum Sorgen… Doch auch keine Freunde und jede Menge Einsamkeit und wahrscheinlich auch Frust. Dann kam Harry nach Hogwarts und die ganze alte Geschichte kam wieder hoch. Der Hass auf James, die vergebliche Liebe zu Lily… Dann sind Remus und ich aufgetaucht und er hat sich wahrscheinlich erneut an alles erinnert. Remus konnte er eins auswischen, indem er allen vom Werwolf erzählte, aber ich bin ihm direkt unter seiner übergroßen Nase entwischt. Und dann hat Dumbledore uns versprechen lassen, dass wir zusammenarbeiten. Kann ihm kaum leichter gefallen sein als mir. Er war wohl recht sauer darüber, aber er würde Dumbledore nie enttäuschen. Dem vertraut er und er würde alles für den Alten tun. Also blieb ihm als einziges Ventil, mich zu beleidigen, mir schnippische Bemerkungen zuzuwerfen und abzuwarten, wie ich darauf reagiere… Er hätte sein Versprechen nie gebrochen, aber wenn ich es gebrochen hätte, wäre er auch nicht mehr daran gebunden gewesen… Dumm war er ja noch nie… Und wie stolz war er wirklich darauf, dass er bei den Todessern spionieren kann...? Nun, ich denke ziemlich - immerhin war er der Einzige, der das für den Orden tun konnte – auch wenn ihm das Ganze sicher keinen Spaß gemacht haben kann – und der Preis für seine verspätete Rückkehr in Voldemorts Reihen wohl verdammt hoch war... Ach Severus, Mann, wir hätten den alten Hass einfach vergessen sollen und so zusammenarbeiten, wie Dumbledore es eigentlich wollte. Wäre uns allen besser bekommen… Dann sind alle Aufgaben verteilt und Dumbledore hebt die Versammlung auf. Die meisten Anwesenden machen sich auf, um mit ihrer Arbeit zu beginnen. Nur Remus, Arthur und Molly bleiben. „Morgen früh komme ich wieder und dann können wir zusehen, was man hier tun kann“, meint Molly. „Ich denke, wir werden mit den Kindern in der Ferien ganz hierher kommen, wenn es dir recht ist, Sirius.“ „Yeah, ist in Ordnung und Danke, Molly“, erwidere ich. „Das Haus ist wirklich schrecklich verdreckt und mit allem möglichen Ungeziefer verseucht.“ Sie winkt ab. „Damit werden wir schon fertig“, meint sie knapp. Arthur sitzt nur daneben und schweigt. Es ist ziemlich klar, wer im Hause Weasley die Hosen an hat und es ist sicher nicht Arthur. „Komm Arthur, mein Lieber“, meint sie. „Lass uns nach Hause gehen und alles vorbereiten.“ „Sicher, meine Liebe“, entgegnet er. „Die Kinder kommen schon bald und dann sollten hier wenigstens Schlafzimmer zur Verfügung stehen.“ Die Beiden verabschieden sich und apparieren nach Hause.  Hausputz Remus wirft mir einen fragenden Blick zu. „Was wollte Snape vorhin von dir?“ will er wissen. „Mich triezen, mich herausfordern, mir zeigen, dass er wichtiger ist als ich, was weis ich…“ murmle ich. „Und bist du drauf eingestiegen?“ „Nee, Dumbledore hat mich vor einer Antwort gerettet. So ein schmieriger Mistkerl. Hat sich in all den Jahren kaum geändert, außer dass er vielleicht noch bissiger geworden ist…“ „Die Kids mögen ihn auch nicht“, wirft Remus ein. „Er hat es auf alle Gryffindors abgesehen, aber besonders auf Harry, Ron und Hermine und du wirst es kaum glauben – auf Neville Longbottom.“ „Den Sohn von Frank und Alice?“ platze ich heraus. „Der Junge ist nicht verkehrt, aber schrecklich unsicher und geistesabwesend und er fürchtet Snape mehr als alles andere“, erklärt Remus. „Woher weist du…?“ „Sein Boggart. Nicht so übel, wie der von Peter damals, aber eine gewisse Ähnlichkeit war schon vorhanden…“ Plötzlich grinst er. „Was ist daran so komisch?“ will ich wissen. „Du weist, dass Lachen das ist, was einen Boggart eigentlich erledigt. Also musste ich Neville dazu bringen, dass seine größte Furcht lächerlich wirkt. Ich habe ihm gesagt, er solle sich die Kleidung seiner Großmutter in den Geist rufen und sie Snape anziehen…“ Ich breche in bellendes Gelächter aus. „Himmel, Moony, so eine Gemeinheit hätte ich dir gar nicht zugetraut…“ „Nun, Neville musste irgendwie mit dem Boggart fertig werden und das schien mir die richtige Art zu sein. Soviel habe ich mir nicht dabei gedacht und es ging um den Boggart und nicht um Severus. Aber kurz darauf war die Story in der ganzen Schule herum und Severus ist jetzt auch nicht beliebter, als zu unserer Schulzeit. Drei Häuser voller Kids haben sich krumm gelacht und Severus war stinksauer, wie du dir sicher vorstellen kannst. Als er mir das nächste Mal den Wolfsbann gebracht hat, hat er das mit einer derartig bissigen Bemerkung getan, dass mir keine rechte Antwort eingefallen ist.“ „Nun, er hat noch nie etwas auf sich beruhen lassen, was ihn in seiner Ehre verletzt hat.“ „Du weist, dass ich nie soviel gegen ihn hatte, wie ihr, aber gemocht habe ich ihn auch nie besonders. Nun, wir werden wirklich mit ihm zusammenarbeiten müssen, was auch immer an altem Mist zwischen uns steht. Also reiß dich bitte zusammen und lass dich nicht provozieren.“ „Ich werde mein Bestes tun“, brumme ich. „Aber wenn er es zu bunt treibt, bekommt er es zurück, das sage ich dir. Ich bin nicht plötzlich zu seinem Kasper geworden, nur weil ich das Haus nicht verlassen soll…“ Remus winkt ab. „Lass uns schlafen gehen“, meint er. „Ich denke, die gute Molly taucht sicher im Morgengrauen auf, bewaffnet mit Putzeimer und Besen.“ Ich brumme zustimmend und wir gehen nach oben. Und tatsächlich ist es noch sehr früh am Morgen, als Molly wieder auftaucht. Ich bin nicht besonders böse drüber, dass sie mich aus dem Schlaf reißt, denn ich hatte schon wieder üble Alpträume. Remus öffnet verschlafen die Tür und ich habe schon wieder eine Auseinandersetzung mit dem Porträt meiner Mutter. In meiner hilflosen Wut über ihre gellenden Schreie, versuche ich das Bild von der Wand zu nehmen. Ich will es in eine Besenkammer sperren oder es verbrennen, doch es lässt sich nicht von der Wand lösen. Dann kommt auch noch Kreacher daher gebrummelt und murmelt was von wegen: „Meine arme Herrin, meine arme Herrin, wenn sie davon wüsste, was ihr nutzloser Sohn mit ihrem Porträt tun will, sie würde sich im Grab herumdrehen…“ „Halts Maul, Kreacher“, fauche ich zurück. „Verschwinde in die Küche und lass mich meine Arbeit tun.“ Er verbeugt sich äußerst spöttisch vor mir und watschelnd – immer noch vor sich hin murmelnd – trollt er sich. Ich bringe das Bild auf die übliche Art wieder zum Schweigen und folge dann Remus und Molly in die Küche hinunter. Die ist gar nicht mit meiner Putzerei hier unten zufrieden und macht sich selbst an die Arbeit. Remus wirft mir einen Blick zu und winkt mich nach draußen. „Lass sie einfach machen“, meint er beschwichtigend. „Frauen haben wohl ihre eigenen Ansichten von Sauberkeit. Kümmern wir uns oben um die Schlafzimmer. Ich denke, dort hängt noch genügend Ungeziefer rum und wir sollten uns erstmal damit beschäftigen.“ Ich bin einverstanden und es wird ein denkwürdiger Tag. Was es auch immer an lästigen Biestern gibt, kreucht und fleucht in diesem Haus herum. Gut, dass Remus schon früher Mal als Jäger von schwarzen Kreaturen gearbeitet hat. Ich hätte nicht für jedes dieser Biester den richtigen Spruch auf Lager gehabt und hätte auch mal im Zweifelsfall zu einer Zeitung gegriffen… Remus drückt mir schließlich einen Besen in die Hand und lässt mich das Sammelsurium zusammen fegen. „Echt toll, der Job“, brummle ich vor mich hin. Remus hört mich trotzdem. „Du willst doch sicher, dass Harry später herkommt, oder?“ meint er. „Yeah, das wäre stark“, erwidere ich. „Dann müssen wir hier sauber machen…“ Aber die Antwort höre ich schon nicht mehr. Den Jungen hier bei mir zu haben, das wäre schon was… Ich weis eigentlich nicht, was ich überhaupt in Harry sehe. Ich mag ihn wirklich sehr. Aber mag ich ihn, weil er Harry ist, oder weil er mich so sehr an Prongs erinnert? Schwierige Frage. Ich muss ihn so nehmen, wie er ist und er ist leider nicht wirklich Prongs, aber er hat dieselben Eigenschaften wie mein alter Freund. Er ist mutig, tapfer, manchmal tollkühn und man kann sich auf ihn verlassen. Er hat mir damals mehr als nur mein Leben gerettet und er ist das Einzige, was von meinen beiden Freunden hier in dieser Welt noch übrig ist. Alle neigen dazu ihn als Jungen anzusehen, als Kind, das noch nicht alles zu wissen braucht. Aber ich erinnere mich nur zu gut daran, wie sehr ich es in seinem Alter gehasst habe, nicht für voll genommen zu werden. Er wird fünfzehn. Damals bekam ich diesen scheußlichen Brief und musste verdammt schnell erwachsen werden, aber ich hatte gute Freunde und auch erstklassige Pflegeeltern, die mir dabei halfen. Harry hat zwar gute Freunde, aber seine Tante ist wohl kaum das, was man als tolle Mutter bezeichnen kann. Nun, dann muss ich halt etwas wie ein Vater für ihn sein. Aber ich sehe mich nicht in der Lage, zu sehr den Erwachsenen raus zukehren. Harry sieht wohl kaum einen Vater in mir. Eher eine Mischung aus großer Bruder und gutem Freund. Ich war auch schon für James sowas wie ein großer Bruder, also sollte ich mich Harry gegenüber so verhalten, wie ich damals zu James war. Dabei darf ich jedoch nie aus den Augen verlieren, dass er einfach nicht wirklich James ist… Eine ganz schön verzwickte Situation. „Sirius?“ unterbricht Remus meine Gedanken. „Ich hab über Harry nachgedacht“, erwidere ich. „Und was er mir bedeutet. Ganz schön knifflig.“ „Wie meinst du das?“ Ich setze ihm meine Gedanken auseinander. „Yeah“, murmelt er. „Yeah, du hast Recht. Gar nicht so einfach. Lass es einfach auf dich zukommen, Padfoot und mach das Beste draus. Einen besseren Rat habe ich nicht für dich.“ Ich brumme zustimmend. „Denkst du, wir können es wagen, uns in der Küche blicken zu lassen?“ frage ich ihn. „Ich bekomme Hunger…“ „Einen Versuch ist es wert“, meint er. „Mein Magen knurrt auch.“ Molly steht am Herd und brutzelt. Es riecht einfach köstlich und mir läuft das Wasser im Mund zusammen. „Kommt rein, ihr zwei“, meint sie. „Das Essen ist bald fertig.“ Schon wenige Minuten später setzt sie uns einen gewaltigen Teller Stew vor und setzt sich zu uns. „Ihr seht ganz schön geschafft aus“, sagt sie. „War es so schlimm.“ „Molly“, entgegnet Remus, „das ganze Haus ist regelrecht verseucht. Zum Putzen sind wir noch gar nicht gekommen, wir haben nur eine Unmenge Ungeziefer vernichtet.“ „Und wir haben nur zwei Zimmer geschafft“, setze ich hinzu. „Ich weis nicht, was dieser Hauself all die Jahre hier gemacht hat. Das ganze Haus ist wirklich verkommen und dann das ganze Schwarze Zeug – Dosen, Flaschen, Flakons, Bücher, was weis ich, was sonst noch – sollte auch verschwunden sein, bevor die Kids herkommen, wenigstens in ihren Schlafzimmern…“ Molly nickt und sieht etwas bedrückt aus. „Was hast du?“ will Remus wissen. „Die Kinder … Der arme Harry. Er muss im Sommer erst einmal zu Onkel und Tante. Es wäre mir lieber, wenn er sofort hier her kommen könnte, aber Dumbledore hat nein gesagt…“ Ich entschließe mich, ihr die Sache mit Leben für Leben aus Liebe gegeben zu erklären. Schließlich nickt sie. „Das ist also der Grund. Weis Harry davon?“ „Ich denke nicht“, entgegnet Remus. „Er weiss nur, dass er jeden Sommer dorthin muss. Dumbledore wird ihm kaum mehr als das gesagt haben.“ „Ich denke, er sollte es wissen“, werfe ich ein. „Wir hätten es auch wissen wollen.“ „Sirius. Er ist doch noch ein Kind“, unterbricht mich Molly. „Wir müssen auf ihn aufpassen, dafür sorgen, dass er vorsichtig bleibt – ich kenne ihn und meinen jüngsten Sohn, die streuen überall rum.“ „Er ist kein Kind mehr, Molly“, widerspreche ich. „Sein Vater war mit fünfzehn auch kein Kind mehr. Großer Merlin, wenn ich denke, was wir alles gemacht haben, als wir in dem Alter waren…“ „Eben darum“, entgegnet sie. „Er soll solche Dinge nicht tun. Es ist viel zu gefährlich.“ „Kein Risiko, kein Spaß“, murmle ich vor mich hin. Doch diesen Satz hätte ich besser nicht sagen sollen, denn plötzlich muss ich erfahren, dass Molly - die liebe, nette, freundliche Molly – völlig aus der Haut fahren kann. Ich sei verantwortungslos, sei leichtsinnig, hätte keinen Begriff davon, was für den Jungen gut sei… Sie wütet und tobt, bis es Remus gelingt, sie zu beruhigen. „Molly“, meint er. „Wir wollen doch auch nicht, dass Harry etwas zustößt oder er irgendwo rumstreunt, wo er nichts verloren hat.“ „Dann braucht er von allem auch nichts zu wissen“, entgegnet sie. „Er muss nur wissen, dass er vorsichtig sein muss…“ …und davon lässt sie sich auch nicht abbringen. Remus wirft mir einen Blick zu, der besagt, ich solle besser schweigen. Also lasse ich ihn machen, denn es war schon immer das Beste, auf ihn zu hören… Schließlich gehen wir wieder nach oben und vernichten weiter Ungeziefer.  Tonks Es dauert keine Woche, bis der Rest der Weasley Familie hier her kommt. Ron, seine Zwillingsbrüder und seine jüngere Schwester Ginny. Plötzlich gibt es genügend Hände, die uns helfen und Remus schließt sich den anderen Ordensmitgliedern bei ihrem Wachdienst an. Auch Arthur hatte im Ministerium Erfolg und bringt doch tatsächlich zwei Auroren daher, die uns glauben und nicht der Auslegung der Ereignisse, die das Ministerium der Öffentlichkeit anbietet. Einer ist ein hochgewachsener Schwarzer mit Glatze und Ohrring und heißt Kingsley Shacklebolt. Er sieht sehr beeindruckend aus. Die andere ist eine junge Frau und murmelt nur ihren Namen, dass wir ihn nicht verstehen. Doch wir fragen nicht weiter nach. Es ist ein weiteres Treffen geplant und wir bereiten in der Küche alles vor. Das letzte Treffen war doch etwas trocken und wenigstens Mundungus hatte danach schrecklichen Durst… Die junge Frau besteht darauf, Molly zu helfen und stolpert ungeschickt durch die Küche. An was erinnert mich das nur? Als sie einen Becher einschenken will, kippt der um und verschüttet seinen Inhalt über den ganzen Tisch. Die Frau holt sich einen Lappen von Molly und will aufwischen, da fällt auch noch die Flasche um. In ihrem Eifer alles wieder in Ordnung zu bringen, stolpert sie über die Stühle und kracht längelang auf den Boden. „Das habe ich doch schon mal gesehen“, murmelt Remus neben mir. „Yeah, ich auch“, gebe ich leise zurück. „Warte Mal, Ted, Ted Tonks, der Mann von Andromeda, der war auch so schusselig. Hast du den Namen der Kleinen verstanden?“ „Nee. Ich frag sie mal“, erwidert der. Er geht zu der Frau hinüber und hilft ihr wieder auf die Beine. „Wie war noch mal dein Name?“ fragt er sie höflich. „Tonks“, erwidert sie. „Einfach nur Tonks.“ „Nymphadora?“ platzt er heraus. „Woher kennst du den Namen, Remus?“ entgegnet sie und klingt unglücklich. „Ich halte ihn nämlich schon mein ganzes Leben lang geheim. So ein dämlicher Namen, was sich meine Mutter nur dabei gedacht hat.“ „Dass du wie eine kleine Nymphe aussiehst“, klärt Remus sie auf. „Woher weist du das schon wieder?“ will sie wissen. „Ich kenn dich schon seit deiner Geburt, Tonks“, erwidert er und respektiert ihren Wunsch, den Vornamen nicht zu nennen. „Warte mal, ich kann mich an drei Jungs erinnern, die mich mal als ganz kleines Kind besucht haben und mir Stofftiere und ´ne Decke geschenkt haben. Später waren sie dann noch mal mir ´ner hübschen jungen Frau da, aber ich wusste nie ihre Namen. Sie haben immer nur gesagt, sie seien meine Onkel und meine Tante.“ „Das waren Sirius und ich mit Lily und James“, klärt er sie auf. Seine Reaktion auf Tonks ist wirklich außerordentlich. Er wirft ihr Blicke zu, die ich noch nie von ihm gesehen habe. Kein Wort davon, dass er geholfen hat, sie auf die Welt zubringen. Wüsste ich es nicht besser, würde ich denken, mein alter Freund Moony habe sich plötzlich verknallt, aber das sieht ihm doch gar nicht ähnlich… Andererseits war Nymphadora schon immer was Besonderes für ihn. „Ich kannte Lily und James Potter? Harrys Eltern?“ fragt sie überrascht nach. „Yeah, nur dass sie damals noch nicht verheiratet waren“, erwidert er. „Warum seid ihr dann nicht mehr gekommen?“ „Die Arbeit für den Orden und Lily und James waren bereits wenige Jahre später tot und Sirius saß unschuldig in Askaban…“ „Aber du warst doch frei“, murmelt sie. „Aber nicht mehr besonders gerne irgendwo gesehen. Ich weis nicht, ob´s dir wer gesagt hat. Ich bin ein Werwolf…“ „Wow“, entgegnet sie. „Nee, das hat mir keiner gesagt. Ist aber rattenscharf einen Werwolf zum Onkel zu haben.“ Remus kann nicht anders und lacht laut auf. Wahrscheinlich erinnert er sich an die Worte von James und mir damals, vor so vielen Jahren… „Das hat mir schon lange keiner mehr gesagt“, kichert er. „Nee, Mädel, echt nicht…“ Schließlich sind alle da und das Treffen kann beginnen. Kingsley ist der Auror, der mich jagen soll und er erklärt sich bereit, falsche Gerüchte über meinen Aufenthaltsort in die Welt zu setzen, damit ich hier in London sicher bin, solange ich mich nicht blicken lasse. Snape ist dieses Mal nicht dabei und darüber bin ich gar nicht böse. Ich habe keine Lust, mir wieder vorwerfen zu lassen, ich sei zu nichts nutze. Jeder hat etwas zu sagen, doch plötzlich werden wir durch ein Rascheln an der Tür gestört. Molly springt auf, um nachzusehen und herein kugeln ihre Zwillingssöhne. Sie rastet wieder völlig aus und staubt die beiden mit barschen Worten die Treppen hinauf in deren Zimmer. Fred und George sehen jedoch nicht so aus, als würde sie dieser Ausbruch von weiterer Spionagetätigkeit abhalten. Remus hat mir mal erzählt, die beiden seien noch schlimmer als James und ich damals. Tunichtgute, Unruhestifter, Spaßvögel… Nun, warten wir ab, was ihnen noch so alles einfällt, das in Erfahrung zu bringen, was sie wissen wollen. Molly sagt ihnen freiwillig sicher nichts… Nach dieser unerwarteten Unterbrechung wird die Sitzung weiter fortgesetzt. Dumbledore verteilt erneut die Aufgaben, legt mir wieder ans Herz, das Haus nicht zu verlassen und hebt dann die Sitzung auf. Bis auf die Weasleys verlassen alle Grimmauld Platz wieder und wir beschließen, schlafen zu gehen, denn es ist schon sehr spät geworden und in ein paar Tagen ist wieder Vollmond. Ich wünschte, ich könnte mit Moony nach Cornwall gehen und dieses Haus, wenn auch nur für kurze Zeit, verlassen. Ich habe es so verdammt über… Doch Remus war in St Mungos und er wird sich in der Besenkammer einschließen, wenn es soweit ist, sich harmlos zusammenrollen und dösen… Wir sind immer noch zusammen in einem Zimmer, denn die Räume, die wir gereinigt haben, sind immer noch begrenzt und mit der halben Weasley Familie ist das Haus ganz schön voll. Wir legen uns schlafen, doch es klingt nicht so, als könne Remus Ruhe finden. Er wirft sich von einer Seite zur anderen und schließlich höre ich, wie er sich wieder aufsetzt. „Moony? Was ist?“ frage ich. „Kannst du auch nicht schlafen?“ entgegnet er. „Nee, du bist so verdammt unruhig.“ „Lass uns runter gehen und noch was trinken“, schlägt er vor. „´N Butterbier oder so.“ „Klar, warum nicht“, stimme ich zu. Ich werfe mir einfach meinen Umhang über und gehe mit ihm leise die Treppe hinunter. Das Haus ist abgesehen von ein paar leisen knisternden Geräuschen ganz still. Remus hat sich einen Morgenmantel über seinen Schlafanzug geworfen und sieht entsetzlich müde aus. Die Weasleys scheinen bereits fest zu schlafen, aber das weis man nie so ganz sicher, insbesondere, was Fred und George betrifft. Moony ist recht schweigsam und starrt in sein Butterbier. „Also, was ist los?“ frage ich ihn erneut. Er seufzt tief und nimmt einen Schluck. „Nymphadora“, murmelt er. „Yeah, die hab ich gesehen. Was ist mit ihr?“ „Ist ganz schön erwachsen geworden, das kleine Nymphchen…“ gibt er zurück und seufzt erneut. Also doch! Moony, Moony, na so was. „Und?“ dränge ich. „Stell dich nicht dumm, Padfoot. Du weist genau, was die Kleine mir immer bedeutet hat und jetzt steht plötzlich eine erwachsene Frau vor mir…“ Er spricht sehr leise und zögerlich, scheint schweren Gedanken nachzuhängen. „Und du hast dich in sie verliebt, oder Moony?“ „Yeah“, sagt er so leise, dass ich es von seinen Lippen ablesen muss. „Und was ist dabei?“ entgegne ich. „Sirius, ich bitte dich … Ich bin vierzig und die Kleine gerade mal zwanzig. Ich hab sogar geholfen, sie auf die Welt zu bringen.“ „Na und? Ihr seid beide erwachsen und wenn sie deine Gefühle erwidert, warum nicht?“ gebe ich zurück. „Da ist immer noch der Werwolf“, erwidert er. „Den du Tonks sofort unter die Nase gerieben hast, machst du doch sonst nicht…“ „Ich wollte wissen“, meint er, „wie sie drauf reagiert. Und sie meinte nur Wow, das ist rattenscharf. Sie ist noch so verdammt jung und sorglos.“ „Noch mal: Na und? Du bist ein Mensch und als solcher hast du ein Recht darauf zu lieben, wie jeder andere auch.“ „Aber ausgerechnet Nymphchen…“ „Du liebst die Kleine doch schon, seit sie auf der Welt ist, oder?“ erinnere ich ihn. „Das weist du?“ fragt er erschrocken. „Yeah, sicher, war nicht zu übersehen. Wir wussten es beide, James und ich, meine ich.“ „Ihr habt nie was gesagt“, murmelt Remus. „Warum hätten wir das tun sollen? Wär dir doch nur peinlich gewesen und du warst ziemlich glücklich damit.“ „Yeah. War ein unerfüllbarer Traum, aber jetzt ist es kein Traum mehr. Sie lebt und atmet ganz in meiner Nähe und ist sicher kein kleines Kind mehr…“ „Krieg doch erst mal raus, ob sie überhaupt Interesse an dir hat“, schlage ich vor. Er seufzt schon wieder. „Wie sollte ein junges Mädel Interesse an ´nem alten Wolf wie mir haben?“ „Jetzt hör mal, du bist ein recht attraktiver Mann und warst immer schon der Netteste von uns. Die Mädels sind schon damals auf dich geflogen, als wir noch in Hogwarts waren. Du hast nur immer abgeblockt, genau wie damals im Pumpkin…“ Er wird rot. „Erinnere mich blos nicht da dran“, murmelt er. „Ich musste vorgeben auf Jungs zu stehen, nur damit sie mich in Ruhe ließen…“ „Also, Mädels stehen doch auf dich, oder? Warum nicht auch Tonks?“ Remus wirft mir einen recht gequälten Blick zu und murmelt etwas, das ich nicht verstehen kann. Das hatte er schon immer, wenn er etwas sagen und doch nicht sagen wollte. „Du must dich schon laut äußern, wenn du was sagen willst“, meine ich. „Du bist der Gedankenleser von uns beiden.“ Er lacht leise in sich hinein. „Du und deine blöden Sprüche… Und was, wenn sie Interesse hat? Was dann?“ „Dann tust du dich mit ihr zusammen oder was auch immer“, entgegne ich. „Ich war noch nie mir `ner Frau zusammen. Ich bin ein Werwolf, hast du doch wohl kaum vergessen, oder?“ Er klingt schrecklich verzweifelt und ich höre genau, dass er mit Tonks zusammen sein möchte, es sich aber nicht traut. „Nun komm schon, du bist doch wohl aufgeklärt genug, dass du weist, wie du verhindern kannst, dass sie schwanger wird, oder? Andere Bedenken hattest du doch nie.“ „Yeah, yeah, schon. Aber eine vierzigjährige männliche Jungfrau ist doch einfach zu lächerlich, oder?“ gibt er gequält zurück. „Darüber machst du dir also Sorgen? Himmel, soll ich dir ´ne Zeichnung machen oder was? Und dabei hast du doch Peter die Sache mit den Bienchen und Blümchen damals so gut erklärt.“ Er lacht wieder auf. „Blödmann“, meint er. „Selber Blödmann“, gebe ich zurück. „Das Ganze ist doch nicht so schwer. Mach einfach, es wird schon passen.“ „Du hast leicht reden, du hattest wenigstens schon mal `ne Freundin“, gibt er zurück. „Na und, da war ich auch schon fast zwanzig. Ich hab ihr einfach gesagt, dass ich noch nie zuvor mit ´nem Mädel zusammen war und es war OK.“ Jetzt ist es an mir zu seufzen. Warum musste er nur diese Sache, ins Spiel bringen. „Sorry“, murmelt er. „Wollte dich nicht dran erinnern…“ „Schon gut. Ist schon verdammt lang her, aber sie fehlt mir heute noch genauso, wie damals. Lassen wir das, ja bitte.“ „OK“, gibt er zurück und trinkt noch einen Schluck Butterbier. „Lass doch einfach alles auf dich zukommen“, meine ich. „Und was geschieht, geschieht halt. Dir bleibt nichts anderes übrig, als es zu nehmen, wie es kommt. Keiner von uns hat im Grunde genommen eine andere Wahl.“ „Und was ist mit dir? Suchst du dir wieder `ne Freundin?“ will er wissen. Da stellt er mir so ´ne Frage. Ich überlege… „Wenn ich meinen Namen wieder rein gewaschen habe, denke ich schon. Aber jetzt, wo ich schon über zwei Jahre auf der Flucht bin und mich verstecken muss? Nee, wohl kaum“, erwidere ich nachdenklich. „Und immer noch dieselben hohen Ansprüche?“ will er wissen. „Yeah, daran hat sich nichts geändert“, gebe ich zurück. „Warum sollte ich mich mit weniger begnügen, als ich schon mal hatte?“ „Du hast dich nicht geändert, stimmt´s? Alles oder nichts“, meint er. „Yeah, warum sollte ich mich mit Eulenmist begnügen, wenn ich nach den Sternen greifen kann?“ erwidere ich. „Eulenmist…“ lacht er in sich hinein. „Hör mal, Moony, das gilt auch für dich. Wenn du dich in Tonks verliebt hast, dann solltest du auch versuchen, sie zu erobern.“ „Und du hättest nichts dagegen? Immerhin bist du ihr Onkel“, will er wissen. „Ihr Onkel? Ich war der Onkel von Nymphchen, aber das ist Tonks und die führt ihr eigenes Leben. Werd glücklich mit ihr. Meinen Segen hast du auf jeden Fall“, entgegne ich. „Danke, Padfoot, das bedeutet mir eine ganze Menge“, murmelt er. „Lass uns wieder ins Bett gehen, bevor wir noch mit den Köpfen am Küchentisch einschlafen“, schlage ich vor. „Yeah, gehen wir wieder hoch. Ich denke, jetzt werde ich Ruhe finden…“  Juli Drei Wochen vergehen. Remus verbringt den Vollmond in der Besenkammer und der Wolfsbann scheint wirklich zu helfen, denn er ist ruhig und tobt nicht im Geringsten. Am nächsten Tag verzieht er sich müde in unser Zimmer und verschläft die hellen Stunden. Am Abend übernimmt er seinen Anteil am Wachdienst. Hermine taucht auf und hilft ebenfalls bei der Reinigung des Hauses. Ich hatte auch Recht mit den Weasley Zwillingen. Sie haben etwas erfunden, das sie Ausfahrbare Ohren nennen. Damit versuchen sie unsere Treffen zu belauschen, was auch solange gut geht, bis Molly sie damit erwischt, ihnen die Dinger abnimmt und sie vernichtet. Sie ist ziemlich wütend darüber und tobt fast eine Stunde mit den Jungs. Ich denke jedoch, dass das die beiden auch nicht von weiteren Aktionen abhält. Wenn Snivellus bei den Treffen erscheint, murmelt er mir jedes Mal schnippische, bissige Beleidigungen zu. Ich müsse mich wohl sehr wohl fühlen hier, in meinem Elternhaus, wo ich es doch nicht verlassen würde. Es sei schon eine wirklich mutige Tat, hier alles zu putzen und wie es denn damit vorwärts ginge. Ich würde mir hier meinen Hintern breit sitzen, während er die ganze Zeit sein Leben riskiert. Ich zerbeiße meine Antworten, bevor sie meinen Mund verlassen können, reiße mich so sehr zusammen, wie ich nur kann, aber es fällt mir von Mal zu Mal schwerer, nichts zu sagen, nicht genauso bissig zurück zu zischen, es ihm nicht auf die eine oder andere Art heimzuzahlen. Es fällt mir auch immer schwerer, das Haus nicht verlassen zu dürfen, ausgerechnet hier festzusitzen, wo ich nie in meinem Leben wieder sein wollte. Meine Abscheu gegen mein Elternhaus ist mit den Jahren nicht geringer geworden und Kreacher trägt seinen Teil dazu bei, dass es noch unerträglicher wird. Dauernd murmelt er hämische Beleidigungen und schneidende Kommentare. Weise ich ihn deswegen zurecht, gibt er sich unschuldig und erwidert, er habe doch gar nichts gesagt. Wir werfen die Hinterlassenschaften meiner Eltern aus dem Haus, doch immer ist Kreacher in der Nähe und versucht die Sachen zu stehlen und irgendwo zu verstecken, wo sie vor unserer Putzaktion sicher sind. Hin und wieder bekomme ich Post von Harry und ich weis, auch Ron und Hermine bekommen Briefe von ihm. Er will wissen, was los ist, was Voldemort vorhat, wann er von Privet Drive weg kann… Dumbledore hat uns verboten, etwas Eindeutiges zu schreiben, die Eulenpost sei nicht mehr länger sicher, die Briefe könnten abgefangen werden und wir sollten Harry nicht aufregen, damit er nichts Unbesonnenes tut. Ich schreibe Harry zurück. Meine, er solle auf sich aufpassen, solle vorsichtig sein, wir würden ihn sobald wie möglich hier her holen, wobei ich natürlich nicht erwähne, wo wir sind. Er quengelt und meutert, doch solange Dumbledore nicht sein OK gibt, können wir nichts tun. Harry muss einen Monat zu Hause verbringen, damit er für den Rest des Jahres relativ sicher ist. Doch das dürfen wir ihm nicht sagen, auch das muss noch immer geheim bleiben. Es ist wirklich amüsant, dabei zuzusehen, wie Remus um Tonks herumscharwenzelt. Er ist freundlich und nett zu ihr, aber das ist er ja immer. Ich bin mir nicht sicher, ob das Mädel überhaupt mitbekommt, was er von ihr will. Schließlich beginnt er, mit ihr herumzuflachsen und sie aufzuziehen. Tonks nimmt nichts übel und gibt seine Bemerkungen genauso spöttisch zurück. Ich denke, sie mag ihn sehr, aber ist sich darüber überhaupt nicht im Klaren. Muss wohl mal ein paar Sätze mit ihr reden, das Ganze ist ja kaum mehr mit anzusehen. Moony schläft sehr unruhig und wälzt sich die halbe Nacht in seinem Bett hin und her. Ich will ihn nicht fragen, was mit ihm los ist, denn im Grunde genommen weis ich es ja.  Tonks sollte es wissen Die Gelegenheit, mit Tonks zu reden kommt, als sie eines Tages am Nachmittag reinschneit, als alle anderen unterwegs sind oder mit Putzen beschäftigt. Sie will dabei helfen, aber Molly wirft mir einen derartig verzweifelten Blick zu, dass ich das Mädel bitte, mir doch in der Küche Gesellschaft zu leisten. „Ich möchte doch auch helfen“, murmelt Tonks ziemlich unglücklich. „Du hilfst uns doch auch. Schon mit deiner Arbeit als Auror“, entgegne ich. „Aber hier gibt es doch auch soviel zu tun“, wirft sie ein. „Na ja, lass Molly mal machen. Die weis am Besten, wie man sowas macht“, gebe ich zurück. Ich will sie nicht beleidigen und sagen, wie ungeschickt sie doch ist und dass sie mit ihrer Hilfe alles noch schlimmer macht. In dieser Hinsicht kommt sie wirklich nach ihrem Vater, den schrägen Humor hat sie jedoch von Andromeda. „Du sag mal, Sirius, weist du, warum Remus mich immer so aufzieht?“ will sie wissen. „Nicht, dass es mir nicht gefällt, aber ich begreife es nicht so ganz.“ Das ist jetzt die beste Gelegenheit, ihr die Wahrheit zu sagen. Nun ja, soviel von der Wahrheit, wie sie wissen sollte. Gewisse Einzelheiten überlasse ich dann doch besser Remus. „Weil er dich verdammt gern hat“, erwidere ich. „Schon immer.“ „Ich mag ihn doch auch“, entgegnet sie. „Er ist ein so netter Kerl, aber manchmal kommt er mir doch etwas eigenartig vor.“ „Na ja, er war sehr lange alleine. Du weist schon, der Werwolf“, versuche ich zu erklären. „Er denkt immer, dass ihn das nicht besonders beliebt macht, bei unseren Leuten.“ „Aber du bist doch sein Freund, oder?“ „Yeah, sicher, schon seit über fünfundzwanzig Jahren, aber manchmal ist das zu wenig.“ „Warum hat er eigentlich keine Frau oder wenigstens eine Freundin?“ fragt sie neugierig nach. „Ich meine, er ist doch schwer in Ordnung, Werwolf hin oder her.“ „Er hatte immer Angst, dass er ein Kind zeugen würde, das ebenfalls dem Fluch unterliegt“, antworte ich wahrheitsgemäß. „Aber das muss doch nicht sein“, platzt sie heraus. „Es gibt doch Möglichkeiten, das zu verhindern, oder?“ „Sag das mal Moony“, murmle ich. „Ich versuch´s schon seit Ewigkeiten, immer erfolglos.“ „Also ich mag ihn, aber er wird doch kaum von einem halben Kind wie mir was wollen“, entgegnet sie traurig, „Ich meine, er kennt mich seit ich ein Baby war…“ „Yeah“, entgegne ich leise. „Und seit damals liebt er dich…“ „Er liebt mich?“ bricht es aus ihr heraus. „Aber warum hat er dann nie was gesagt?“ „Der gute Remus ist ein bisschen schüchtern“, erwidere ich, „Und er hat dieselben Bedenken wie du. ‚Was soll so eine junge Frau mit einem alten Werwolf wie mir?’ hat er gemeint.“ „Aber – aber – das spielt doch keine Rolle, oder?“ stammelt sie. „Wir sind doch beide erwachsen, oder? Wenn er will und ich will, wo liegt dann das Problem?“ „Ich weis es nicht, Tonks, ich weis es echt nicht“, meine ich. „Er liebt dich und du magst ihn, aber ich denke, er traut sich nicht, den ersten Schritt zu machen. Vielleicht weis er gar nicht, wie das geht…“ „Du meinst wirklich, Remus ist schüchtern?“ fragt sie weiter. „Aber warum denn?“ Ich zucke die Achseln. Das soll sie Moony lieber selbst fragen, da mische ich mich besser nicht ein. „Hmm“, brummt sie vor sich hin. „Remus ist schon ein Klasse Kerl und er ist sicher nicht so jung und dumm, wie die anderen Kerle, mit denen ich zusammen war. Die haben sich immer an meiner Ungeschicklichkeit gestört und auch daran, dass ich fast immer sage, was ich denke.“ „Es liegt an dir, was du tust“, entgegne ich. „Denn ich denke, Moony ergreift sicher nicht die Initiative.“ Sie wirft mir einen langen Blick zu, dann nickt sie zustimmend. „Yeah“, meint sie. „Das werde ich tun. Gut zu wissen, dass er nicht schon vergeben ist. Ich dachte nur immer, er sieht eine kleine Nichte in mir, nicht eine erwachsene Frau.“ „Remus ist nicht dumm und mit Sicherheit auch nicht blind“, werfe ich ein. „Du bist sicher kein kleines Mädchen mehr, das einem Stoffgreifen hinterher hüpft.“ Sie grinst. „Die Viecher habe ich immer noch“, murmelt sie. „Ich hab sie einfach geliebt…“ Ich lache in mich hinein. „Yeah“, meine ich. „Daran kann ich mich erinnern. Dache und Fliegpferdchen…“ Sie kichert. „Ja, so hab ich die Viecher immer genannt…“ „Also, was willst du tun?“ frage ich sie. „Kann ich manchmal hier bleiben?“ will sie wissen. „Übernacht, meine ich?“ „Yeah, klar. Die Schlafzimmer sind inzwischen sauber, du brauchst dir nur eines zu nehmen.“ „Wo schläft Remus?“ „Oben, bei mir im Zimmer“, entgegne ich. „Hmm, da kann ich ihn schlecht besuchen“, erwidert sie. „Sag mir Bescheid, dann bleibe ich die Nacht bei Buckbeak“, schlage ich vor. Sie grinst erneut. „Dir liegt echt viel an Moony, oder?“ „Verdammt viel“, entgegne ich. „Er ist mein bester Freund und schon seit vielen Jahren sowas wie mein Bruder. Vergiss nicht, es leben nicht mehr allzu viele von uns. Wir beide haben sonst keinen mehr. Weder Familie, noch enge Freunde.“ Sie nickt und scheint erst jetzt zu verstehen, was alles dranhängt, wenn man sich mit Voldemort anlegt, was man alles dabei verlieren kann… „Kannst du gleich heute Abend zu Buckbeak gehen?“ bittet sie mich. „Yeah, wenn du willst“, stimme ich zu. „Bevor ich vor meiner eigenen Courage Schiss bekomme, ja. Ich will mit ihm ohne Zeugen reden, dann sehe ich schon, wie es aussieht…“ Ich nicke, doch zu weiteren Diskussionen fehlt die Zeit, denn Molly kommt herein und will anfangen zu kochen. Wie ich es versprochen habe, schlafe ich diese Nacht bei Buckbeak und hoffe das Beste…  Remus redet Am nächsten Morgen platzt Remus ins Zimmer und ist voll durch den Wind. Er rüttelt mich wach und will reden. „Ey, Moony“, murmle ich schlaftrunken. „Langsam, du wirfst mich ja noch aus dem Bett.“ „Ich muss dir was erzählen“, murmelt er aufgeregt. „Nymphadora … War das deine Idee…? Wieviel hast du ihr gesagt...?“ „Immer mit der Ruhe“, erwidere ich. „Lass mich erst mal richtig wach werden.“ Er geht nervös im Zimmer hin und her, murmelt vor sich hin. „Also. Ich hab mit ihr geredet“, setze ich an. „War ja nicht mehr mit anzuschauen, wie du dich geplagt hast. Hast ja kaum mehr schlafen können, oder?“ „Yeah“, brummt er. „Tonks immer in meiner Nähe, aber immer unerreichbar für mich…“ „Wäre sie nicht gewesen, wenn du den Mund aufgemacht hättest“, erwidere ich. „Sie mag dich, aber sie dachte, sie sei für dich immer noch das kleine Mädchen, das mit Stofftieren spielt.“ „Und du hast sie eines Besseren belehrt?“ „Yeah, aber das gestern war ihre Idee. So halbwegs zumindest…“ „Ich hab mich schon gewundert wo du steckst“, beginnt er zu erzählen. „Und als dann die Tür aufging, dachte ich, du wärst es. Doch es war Tonks. Himmel, es war ganz schön peinlich, ich hab schon im Bett gelegen. Sie kam einfach herein und hat sich auf dein Bett gesetzt. Dann hat sie mich gerade heraus gefragt, ob das stimmt, dass ich sie mag. Mir wurde heiß und kalt, aber ich hab eine Bestätigung gemurmelt. Sie hat mich angelächelt und meinte, das würde auf Gegenseitigkeit beruhen, ich sei der netteste Kerl, der ihr je begegnet wäre. Ich wusste weder, was ich darauf antworten sollte, noch, was ich tun konnte. Sie ist aufgestanden und kam zu mir rüber, oder wollte es zumindest. Der Teppich kam ihr in die Quere und sie ist gestolpert. Sie ist gestürzt und hat sich den Kopf an der Bettkante anschlagen. Sie verlor der Bewusstsein und ich bin aus dem Bett raus, habe versucht, sie wieder zu sich zu bringen, aber sie war vollkommen weg. Also habe ich sie einfach ins Bett gepackt und gewartet, bis sie wieder zu sich kommt. Hat ziemlich lange gedauert. Schließlich wurde sie wieder wach. Sie hatte sich eine offene Wunde am Haaransatz eingehandelt und ich hatte sie bereits behandelt. Sie hat mich mit trüben Augen angeschaut und dann begann sie zu würgen. Ich war gerade noch schnell genug, um sie zur Seite zu drehen, dann fing sie auch schon an zu Kotzen wie ein Reiher. Ich hab ihr was zu Trinken geholt und ihr das Gesicht abgewaschen. Es ging ihr noch immer ziemlich schlecht und so habe ich ihr einfach geraten, eine Runde zu schlafen ... und das hat sie auch – bis vor einer viertel Stunde. Ich hab mich in dein Bett gelegt und ihr dabei zugesehen ... grins nicht so blöd, Padfoot...“ Der letzte Satz war direkt an mich gerichtet, denn ich grinse wirklich. „Och, Moony, du Armer“, säusle ich spöttisch. „So war das Ganze aber wirklich nicht gedacht...“ „Nee, echt nicht“, erwidert er. „Aber wer weis, vielleicht ist es besser so...“ „Och, komm schon“, gebe ich zurück und grinse noch immer. „Du will sie und sie will dich – lass dich nicht von solchen Lappalien aus dem Konzept bringen.“ „Ich weis nicht“, murmelt er und versinkt in seine Gedanken. „Vielleicht soll es einfach nicht sein...“ Und was auch immer ich sage, er lässt sich nicht von seinen Zweifeln abbringen. Dann grinst er plötzlich sein typisches schiefes Grinsen. „Lass uns Frühstücken gehen“, meint er und ich merke deutlich, dass er zu dem Thema nichts mehr hören will. Wir gehen runter. Tonks sitzt bereits am Tisch und grinst Remus an, als wir herein kommen. Er setzt sich neben sie und lächelt sie irgendwie entschuldigend an, doch keiner von beiden sagt etwas anderes als nur ganz allgemeine Dinge. Wie auch immer, Remus Problem verliert schon sehr bald an Bedeutung, denn ein Brief von Harry trifft ein... Ich bin gerade von Dementoren angegriffen worden und möglicher Weise werde ich von Hogwarts relegiert. Ich will wissen was los ist und wann ich hier raus komme.  Harry muss in Sicherheit gebracht werden Doch bevor ich diesen Brief erhalte, ist in Grimmauld Platz bereits die Hölle los. Arthur kommt daher appariert und stammelt etwas von Harry, der unrechtmäßig Magie angewandt habe. Es sei im Ministerium die Hölle los, denn der Junge habe gegen das Gesetz zur Vernunftbeschränkten Magie bei Minderjährigen verstoßen und es sei auch noch ein Muggel in der Nähe gewesen. Er, Arthur, habe ihn bereits ermahnt, im Haus zubleiben und ja keine Magie mehr auszuüben. Das Ministerium wolle Harrys Stab zerbrechen und er habe ihn gewarnt diesen nicht herauszugeben. Dumbledore würde versuchen, alles wieder in Ordnung zu bringen… Der Gute ist völlig durcheinander und ich beschließe, meine Warnung der von Arthur hinterherzuschicken, nur ein paar Zeilen: Arthur hat uns gerade erzählt, was geschehen ist. Verlass nicht nochmal das Haus, was auch immer du tust. Für mehr ist keine Zeit, denn dann taucht auch noch Mundungus auf. Er stammelt etwas von einem guten Geschäft und von einer aufgeregten Figgy und von Harry. Harry, der zwei Dementoren verjagt habe. Dumbledore wisse schon Bescheid und habe auch schon seine Konsequenzen gezogen. Es dauert eine Weile, bis wir die ganze Geschichte aus ihm raus bringen. Dann hat Molly ihren größten Auftritt bisher. Mundungus hat Glück, dass sie ihm nicht die nächste Pfanne über den Schädel zieht. Sie brüllt ihn dermaßen an, dass sie direkt dem Porträt meiner Mutter Konkurrenz macht. „Bist du des Wahnsinns“, kreischt sie. „Du verlässt deinen Posten, um ein paar Kessel zu kaufen? Ist dir das wichtiger, als das Leben von Harry zu schützen? Der Ärmste, muss sich selbst verteidigen, benutzt Magie, obwohl wir genau das vermeiden wollten. Das Ministerium wird sich einmischen … Oh, was für ein Durcheinander … Ich meuchle dich, du alte Kanalratte…“ Remus geht dazwischen und redet beruhigend auf Molly ein und nach einiger Zeit gelingt es ihm auch, dass sie aufhört zu toben. Ich halte es für besser, Mundungus aus der Schußline zu bringen und schicke ihn in den Pumpkin. Dann kommt der Brief von Harry an und macht alles noch dringlicher. „Wir müssen Harry hierher bringen“, werfe ich in die angeregte Diskussion zwischen Remus und Molly. Das bringt beide sofort auf andere Gedanken. „Stimmt“, erwidert Moony. „Er ist nicht länger sicher bei Onkel und Tante, aber wir müssen es genau planen. Jede unbesonnene Handlung unsererseits kann alles noch schlimmer machen.“ Molly nickt vehement. „Wir sollten warten, was Dumbledore dazu sagt“, entgegnet sie. „Mach jetzt blos keine Dummheiten, Sirius.“ Ich schüttle den Kopf. „Wenigstens schreiben sollte ich ihm und ihm sagen, dass wir ihn dort rausholen.“ „Nein, Sirius“, plötzlich ist Dumbledore mitten in der Küche aufgetaucht. „Du kannst ihm das nicht schreiben. Er hat im Moment Probleme genug. Ich konnte seinen Rauswurf gerade noch abbiegen, aber es wird zu einer Anhörung kommen, bei der sich alles entscheidet. Noch irgendein Fehler und wir verlieren alles.“ „Was sollen wir dann tun?“ platze ich heraus. „Hier rum sitzen und Däumchen drehen?“ Ich werde langsam wütend. Warum tut denn keiner was? Wenn nicht bald jemand etwas unternimmt, hole ich den Jungen selbst, koste es was es wolle. „Bleib ruhig, Sirius“, versucht Remus mich zu beschwichtigen. „Wir tun was wir können, aber es kann nicht von jetzt auf gleich gehen. Wir müssen genau planen und wir müssen in aller Heimlichkeit und Sicherheit handeln, die uns nur möglich ist.“ „Remus hat völlig Recht“, wirft Dumbledore ein. „Apparieren kann und darf der Junge noch nicht. Wir können keinen Portschlüssel verwenden, sonst verraten wir unseren Aufenthaltsort. Aus demselben Grund ist es auch nicht möglich, Harry durchs Feuer her zu holen, das Flohnetzwerk wird überwacht…“ „Wir könnten ihn mit Besen abholen“, schlägt Remus vor. „Der Junge fliegt brillant.“ „Aber nicht nur einer oder zwei“, wirft Moody ein, der ebenfalls in der Küche aufgetaucht ist. „Wir brauchen einen Geleitschutz. Man kann nicht vorsichtig genug sein, wenn es um den jungen Potter geht.“ Dumbledore nickt. „Das müssen wir genau koordinieren“, meint er. „Kann ich dir das überlassen, Alastor?“ Der nickt und sieht sehr zufrieden aus. Er braucht doch tatsächlich drei Tage, um alles auf die Reihe zu bringen und ich werde immer nervöser und gereizter. Nur Moony schafft es, mich davon abzuhalten, einfach zu Harry zu apparieren und ihn nach Grimmauld Platz zu holen. Mad-Eye sammelt eine Truppe, die gereicht hätte mit einem dutzend Todessern fertig zu werden: Er selbst, Remus, Tonks, Kingsley und noch ein paar andere. Er will mit ihnen Harry abholen und wer sonst noch im Orden verfügbar ist, soll sich im Hintergrund halten und erst eingreifen, wenn es alle anderen erwischt hat. Mir kommt das alles übertrieben vor, doch Moody besteht darauf und damit es nicht noch länger dauert, stimmen wir ihm einfach zu. Ich bekomme trotzdem keine aktive Rolle, denn Dumbledore besteht immer noch darauf, dass ich das Haus nicht verlasse…   Kapitel 19: Harrys viertes Jahr ------------------------------- Kapitel 11 Harrys viertes Jahr Heimweg Buckbeak ist das Klima hier weniger gut bekommen als mir und wir kommen nur langsam vorwärts. Ich könnte apparieren, aber dann müsste ich den Hippogreif zurück lassen und das will ich nicht, denn er war in den letzten Monaten mein einziger Freund. Er ist zu schwach zum Fliegen und so machen wir uns auf unseren eigenen Beinen auf den Weg. Solange die Gegend einsam ist und keine Menschen in der Nähe sind, bleibe ich ein Mensch, doch hin und wieder muss ich auch zu Tatze werden. Auch hier gibt es Zauberer und auch die suchen mich, selbst im hintersten Afrika. Dann werden wir aufgehalten, die Sahara ist uns im Weg. Auf dem Hinweg sind wir einfach drüber weg geflogen, aber das ist jetzt leider nicht möglich. Wir müssen nach Osten abdrehen und versuchen dem Nil zu folgen. Der Weg ist weit und er wird nicht kürzer, wenn wir einen Umweg machen müssen. Doch kaum haben wir den Nil erreicht geht es Buck-beak um Welten besser und er kann auch wieder fliegen. Nun kommen wir wieder schneller vorwärts und fressen nur so die Meilen. Irgendwo in der Nähe von Kairo erreicht mich ein Brief von Dumbledore und er meint, ich solle zurück- kommen, es sei wohl besser so und er wisse auch ein Versteck in der Nähe von Hogsmeade für mich. Er beschreibt mir die Lage einer Höhle. Er meint aber auch, ich solle erst mal woanders untertauchen. Noch sei die Lage relativ stabil und er wolle keinen auf meine Spur bringen. In Hogwarts finde dieses Jahr das Trimagische Turnier statt und eine Menge Leute vom Ministerium würden dort ein und aus-gehen. Es sei sehr riskant für mich. Er stellt mir jedoch die Entscheidung frei. Nun, vielleicht kann ich bei Remus unterkriechen, aber der hat ja gemeint, er hätte nur eine kleine Wohnung und ich schleppe immerhin einen Hippogreif mit mir rum. Die Antwort von Harry erreicht mich viele Tage später und er versucht abzuwiegeln, meint, er habe nur geträumt. Ich solle mir keine Sorgen machen und in Deckung bleiben. Netter Versuch, Junge, netter Versuch. Aber das glaub ich dir nicht und das schreibe ich auch. Ich bin bereits in Frankreich und werde wohl wieder auf britischem Boden sein, wenn ihn der Brief erreicht. Ich versichere ihm, gut versteckt zu sein, damit er sich keine Sorgen mehr um mich macht. Er soll mir alle Neuigkeiten aus Hogwarts berichten, meine ich noch. Ich hoffe er nimmt mir das alles ab. Ich finde eine Fluthöhle in den Klippen von Dover und bringe Buckbeak dort unter. Ich will zu Moony und der Hippogreif ist hier einige Zeit sicher. Er wird nämlich genauso gesucht wie ich, schließlich hat man ihn zum Tode verurteilt. Ich wage es zum ersten Mal seit Jahren zu apparieren, in die Nähe von Blacks Spot. Doch das Haus wird immer noch überwacht und ich kann hier nicht bleiben. Wie soll ich Moony nur in London finden? Die Stadt ist riesig und Magier stehen nun nicht gerade im Telefonbuch. Keiner darf mich sehen und so kommt wieder mal Tatze zum Einsatz. Tatzes Nase ist im letzten Jahr nicht schlechter geworden und ich finde in der Nähe von St Mungos eine Spur von Remus. Dorthin musste er einfach kommen. Er hat sich wohl seinen Wolfsbann abgeholt und ist aus einem mir unerfindlichen Grund zu Fuß nach Hause gegangen. Ein unerwarteter Glücksfall. Ich folge der Fährte und sie führt in die schäbigste Gegend der Stadt. Uralte Mietskasernen, halbe Ruinen, doch noch immer leben eine Menge Menschen hier, nebeneinander, dicht an dicht. Remus muss es echt mies gehen, wenn er hier wohnt… Seine Spur führt zu einem Mietshaus in dem ich nicht mal Trolle würde leben lassen. Es stinkt widerlich nach Kohl, altem Fett und Armut. Inzwischen ist es Nacht geworden, aber die Haustür steht offen und ich schleiche mich hinein. Moonys Geruch führt mich viele Treppen hinauf bis unters Dach. Ein Türvorleger vor einem abblätternden Eingang sagt mir, dass ich mich vor Remus Domizil befinde. Ich kratze an dem alten Holz. Es ist eine Woche vor Vollmond und ich denke, er muss zu Hause sein. Ich höre sogar Geräusche von drinnen. Ich könnte ja auch bellen, aber das könnte den Falschen auf mich aufmerksam machen. Keine Reaktion von drinnen und ich weis, wie gut Moony hört. Weiter scharre und kratze ich an der Tür, bis ich endlich Schritte höre. Die Tür öffnet sich und das müde Gesicht meines alten Freundes erscheint. Ein unsagbarer Ausdruck zieht sich über seine Züge, als er den schwarzen Streuner erkennt. „Tatze!“ ruft er freudig überrascht. „Himmel, Mann, komm rein!“  Wie Moony die Jahre verbrachte Kaum ist die Tür geschlossen, werde ich zum Menschen. Remus schaut mich an, als habe er mich noch nie gesehen, oder als könne er sich an meinem Anblick nicht satt sehen. Er macht einen unsicheren Schritt auf mich zu, legt mir die Hände auf die Schultern, dann zieht er mich an sich und umarmt mich. „Padfoot“, murmelt er heiser. „Großer Merlin, Padfoot. Ich hatte nicht gehofft, dich so schnell wieder zu sehen.“ Ich erwidere die Umarmung und fühle mich ersten Mal seit Jahren wieder irgendwo willkommen. „Moony“, seufze ich. „Ich hab halb London nach dir abgesucht.“ Er löst sich von mir, nimmt aber seine Hände nicht von meinen Schultern. „Aber du hast mich gefunden“, meint er. „St Mungos und es ist nur eine Woche bis Vollmond. Dort konnte ich deine Spur aufnehmen und Tatze hat eine gute Nase.“ „Komm setz dich erst mal, hast du Hunger? Oder magst du was zu trinken. Ich hab Butterbier oder Wein.“ Die Wohnung ist nicht klein, sie ist winzig. Kaum größer als meine Zelle in Askaban. Ärmlich, abgewohnt… Er sieht meinen musternden Blick. „Nicht ganz das, was du gewohnt bist, oder?“ meint er und scheint peinlich berührt über seine Armut zu sein. „Nee, echt nicht. Ich bin ein Bett auf der nackten Erde gewohnt. Dreck, wilde Tiere und wenig zu essen. Nee, echt nicht das, was ich gewohnt bin…“ Er grinst sein schiefes Grinsen, das ich mehr vermisst habe, als ich mir je eingestehen wollte. „Du hast immer noch diesen schrägen Humor“, meint er. Ich zucke die Achseln. „Manches ändert sich nie, Mann.“ Wir setzen uns auf ein paar uralte, verschlissene Sessel und es tut gut, mal wieder wie ein zivilisierter Mensch zu sitzen und nicht auf der Erde zu kauern, wie ein Wilder. „Also“, setzt er an. „Magst du was?“ Ich grinse ihn an. „Eintopf“, erwidere ich. Er beginnt schallend zu lachen. „Eintopf. Hätte ich mir denken können. Hab einen da. Mach ihn nur schnell warm.“ Er steht auf und geht zwei kurze Schritte zu seinem Herd hinüber. „Butterbier?“ fragt er. „Yeah, gute Idee. Hatte ewig keins mehr.“ Er reicht mir eine Flasche und nimmt sich auch eine. Das Essen ist schnell warm und er gibt mir eine Portion. Ich schlinge sie geradezu in mich hinein. Lange hatte ich keine vernünftige Mahlzeit mehr und schon lange esse ich kaum mehr wie ein Mensch. Er lässt mich schweigend essen, bis ich genug habe. Die ganze Zeit lässt er mich nicht aus den Augen. „Hab dich vermisst, all die Jahre, so verdammt vermisst“, meint er, als ich fertig bin und er den Teller wegräumt. „Ich dich auch. Und immer hatte ich im Kopf, dass du mich für den Mörder an unseren besten Freunden halten musst“, entgegne ich. „Askaban“, meint er nur. „Nun, ich hatte letztes Jahr genug Dementoren.“ „Hast du Harry beigebracht, sie zu bekämpfen?“ „Woher weist du, dass er das kann?“ „Hab es beim Quidditch gesehen. Die Jungs aus Sly-therin, die von Krone erwischt wurden“, meine ich. „Yeah, war ein hübscher Schreck für Malfoy und seine Freunde. Hab es den kleinen Bastarden von Herzen vergönnt, haben sich immer über mich lustig gemacht…“ grinst er. „Yeah, ich habs Harry beigebracht. Er wollte es so, damit er nicht nochmal vom Besen fällt, wenn die Dementoren auftauchen.“ „Hätte ich mir denken können, dass das der Grund war. Verdammt, ich dachte schon, er bricht sich das Genick.“ „Das hast du auch gesehen?“ „Ich habe eine ganze Menge gesehen“, erwidere ich, „letztes Jahr. Nicht alles, aber eine Menge von dem, was sich im Freien abgespielt hat. Himmel, dieser Junge, als ich ihn das erste Mal fliegen sah, dachte ich es wäre Prongs, dort in der Luft.“ „Yeah. Er ist phantastisch. Was meinst du wie es mir ging, als er den Patronus lernen wollte? Ich habe mich zuerst geweigert, aber dann hat er mich überredet. Weist du, was ihn die Dementoren sehen lassen? Den Tod seiner Eltern, wieder und wieder. Da konnte ich es ihm nicht versagen, verstehst du? Auch wenn ich immer James gesehen habe, als er geübt hat. Ich dachte, es zerreißt mir das Herz. Und dann sein Patronus…“ „Krone, yeah, hab ich gesehen. Ich dache, ich falle in Ohnmacht.“ „Harry ist wie James, aber auch irgendwie nicht. In ihm ist eine Traurigkeit, ein Kummer, wie ich ihn bei Prongs nie erlebt habe. Es geht ihm bei seinen Verwandten nicht besonders gut, musst du wissen. Aber Dumbledore meint, er muss jeden Sommer dorthin zurück. Lily ist gestorben, damit er lebt und das schützt ihn, aber nur, wenn er dort zu Hause ist, wo noch Lilys Blut fließt. Uralte Magie, meint er…“ Ich schaue ihn groß an. Das hat also Voldemort damals vertrieben. Leben für Leben aus Liebe gegeben. Nein, dagegen kann selbst die schwärzeste Magie nicht ankommen. Ich nicke. „Erzähl, wie ist es dir gegangen in all den Jahren…“ unterbricht er meine Gedanken. Und ich erzähle, alles, woran ich mich erinnern kann. Alles, was ich erlebt und gesehen habe. Askaban handle ich mit ein paar Worten ab – es sitzt noch zu tief in mir drinnen, als das ich wirklich davon sprechen könnte... Er hört mir zu und unterbricht mich nicht. Hin und wieder nimmt er einen Schluck aus der Flasche. Dabei fällt das schummrige Licht auf sein Handgelenk und ich kann dort eine dünne Narbe sehen. Als ich zu Ende bin, greife ich nach seinem Arm und drehe ihn so, dass ich es genauer sehen kann. Ja, eine Narbe, eine ganze spezielle Art von Narbe. „Du hast es also getan?“ murmle ich. Er versucht erst gar nicht zu leugnen oder sich dumm zu stellen. „Yeah, yeah, damals vor dreizehn Jahren“, erwidert er bedrückt. „Willst du die ganze Geschichte hören?“ „Sicher. Ich hätte dich ohnehin gefragt, wie es dir in der Zeit ergangen ist, als ich aus der Welt war…“ erwidere ich. Er nickt und beginnt zu erzählen. „Nun, es war Vollmond, als Lily und James ermordet wurden und als ich am übernächsten Tag wieder unter Menschen kam, war auch alles andere bereits geschehen. Auch Peter galt als tot und du warst in Askaban. Mein dummer Fluch hatte verhindert, dass ich irgendwas hatte tun können. Ich war fertig, voll durch den Wind. Ich habe mich gehasst, verachtet und es hat mir schier das Herz zerrissen. Alle weg, keiner von meinen Freunden mehr da. Ich habe mir Vorwürfe gemacht, dich alleine gelassen zu haben. Dachte, du hättest die Seiten gewechselt, weil du einsam warst oder Macht wolltest oder sonst was. Ich gab mir die Schuld für alles. Man las ja genug in den Zeitungen. Sirius Black, der Massenmörder und er arme kleine Peter Pettigrew, von dem nicht mehr übrig blieb, als ein Finger ... James Potter, der berühmte Sucher, ermordet mit samt seiner Frau und der Junge, der lebt. Ich war völlig verzweifelt, wusste nicht, an wen ich mich wenden sollte, wusste nicht, mit wem ich noch reden konnte. Und dann der Werwolf... Die Auroren machten Jagd auf alle schwarzen Kreaturen und das ist ein Werwolf nun mal. Und plötzlich hatte ich genug von allem, es wurde mir zu viel und ich konnte nicht mehr. Hab mein altes Wurzelmesser genommen und mir die Pulsadern aufgeschlitzt… Wollte dieses verdammte Blut loswerden, wollte es fließen sehen. Ich denke, du kennst dieses beschissene Gefühl…“ Ich nicke. Ja, ich weis genau, was er meint. Er fährt in seiner Erzählung fort. „Es kommt einer kosmischen Ironie gleich, dass sich Dumbledore kurz zuvor entschlossen hatte, nach mir zu sehen. Ich war kaum mehr bei mir, als er neben mir apparierte. Mit einem Blick erkannte er das ganze Schlamassel und hat mich verbunden. Das verfluchte Wer-wolfblut hat dann auch verdammt schnell dafür gesorgt, dass sich die Schnitte wieder schlossen. Er hat mich ganz schön zusammengestaucht, muss ich sagen. Dann haben wir uns unterhalten. Sehr lange und sehr ausführlich. Ich war so verdammt froh, jemand zu haben, dem ich alles erzählen konnte und wurde wieder ruhiger. Er hatte mich eigentlich gesucht, weil er prüfen wollte, ob ich dem Imperius unterliege. Da er nun mitbekommen hatte, dass das nicht der Fall war, war er zufrieden. Nachdem ich ihm versichert hatte, dass ich nicht nochmal so einen Mist bauen würde und alleine klar käme, ist er wieder verschwunden. Hatte ziemlich viel um die Ohren, damals. Nun, ich habe überlegt, was mir noch bleibt. Der Job in Irland war zu Ende und ich war wieder ohne Arbeit. Meinen Hof hatte ich verkauft und das Gold bei Gringotts angelegt. Von den Zinsen konnte ich entweder wohnen oder leben. Ich entschloss mich, mir ein wenig die Welt anzusehen, es gab nichts mehr, was mich noch in England hielt, nur noch traurige Erinnerungen, an das was für immer vorbei war… Die nächsten zehn Jahre bin ich durch ganz Europa gezogen, hab mal als Barkeeper oder auch als Tellerwäscher gearbeitet, mal als Fluchbrecher oder auch als Jäger schwarzer Kreaturen. Ein paar Mal habe ich sogar geholfen, Kinder auf die Welt zu bringen… Aber nirgends konnte ich lange bleiben, überall bemerkte man früher oder später, dass ich bei Vollmond verschwand und ich musste weiter ziehen. Ich habe gerade genug verdient, um durchzukommen. Große Reichtümer sind dabei natürlich nicht zu holen, wie du dir sicher denken kannst. Freunde hatte ich keine. Man muss sich länger irgendwo aufhalten, um Freunde zu finden. Ich war einsam, entsetzlich einsam. Eine Frau oder Freundin kam natürlich immer noch nicht für mich in Frage. Es war eine interessante Zeit ja, und ich habe auch viel gelernt. Aber die Einsamkeit war entsetzlich. Aber ich denke, davon muss ich dir wohl kaum was erzählen. Schließlich hat mich das Heimweh überwältigt und ich bin nach England zurück. Arbeit gab es hier keine für mich, aber ich war wenigstens wieder zu Hause. Die ganzen Jahre war ich mit Dumbledore in Verbindung geblieben, nicht häufig, aber ab und an. Wären nicht seine Briefe gewesen, hätte ich es sicher nochmal versucht. Irgendwann in einer endlosen, dunklen Nacht oder auf einer meiner einsamen Reisen durch die Lande. So hatte ich aber einen Grund, am Leben zu bleiben, auch wenn ich kaum mehr viel Freude daran hatte. Letztes Jahr bekam ich dann einen Brief und Dum-bledore wollte wissen, ob ich als Lehrer nach Hogwarts kommen wolle. Verteidigung gegen die schwarzen Künste. Erfahrung hätte ich ja genug, meinte er. Ich hab zugesagt. Ein bezahlter Job, langfristig, wo zumindest einige wissen, was ich bin und sich nicht daran stören. Es kam mir vor, als hätte sich eine Tür ins Glück geöffnet. Und es war ein gutes Jahr. Der Wolfsbanntrank, den Snape brauen konnte, hat ihren Teil dazu beigetragen. Weist du, mit der Zeit ödet es einfach an, jeden Vollmond alleine durch die Wälder zu streifen und ich musste dann häufig an Mortie denken… Sein einsames Leben, sein elender Tod. Nur in der Gesellschaft von drei Tierwesen, die ihm versprochen hatten, ihn zu begraben. Du weist einiges vom letzten Jahr. Wahrscheinlich hast du mich sogar gesehen, denn du warst nicht überrascht, als ich plötzlich ins Zimmer geplatzt bin… …und dann diese dumme Rache von Snape. Erzählt der doch überall rum, dass ich ein Werwolf bin. Fühlte sich wohl nicht mehr an sein Versprechen gebunden. Vielleicht meinte er, es sei nicht mehr wichtig. Jetzt weis selbst der letzte Zauberer irgendwo an der schottischen Grenze, dass Remus Lupin ein Werwolf ist. Und es kam noch schlimmer. Irgendeine dämliche Schnepfe aus dem Ministerium – Umbridge heißt sie – will ein Gesetz durchbringen, dass Werwölfe geächtet werden. Keiner in ganz Großbritannien gibt mir jetzt noch einen Job. Und ich will nicht mehr ins Ausland. Nun, die bezahlte Arbeit letztes Jahr hat meine Reserven etwas anwachsen lassen und ich kann mehr schlecht als recht von den Zinsen leben. Du siehst ja, wie ich hier hause, aber für mehr reicht es einfach nicht. Ich nenne es Wolfshöhle, denke du magst den Joke…“ Ich habe ihm schweigend zugehört und grinse beim letzten Satz. Yeah, den Witz mag ich echt. Moony hatte immer schon einen zu trockenen Humor. Doch angesichts seiner Erzählung werde ich gleich wieder ernst. „Shit, Moony“, meine ich. „und ich dachte immer, mir wäre es schlecht gegangen.“ „Wir hatten wohl beide unseren Packen zu tragen, oder?“ entgegnet er. „Bleibst du eine Weile hier?“ „Ich möchte schon gern, Mann, aber ich will dich nicht in Schwierigkeiten bringen“, erwidere ich. „Wenn man uns zusammen erwischt, kommen wir beide nach Aska-ban. Vielleicht gibt man uns eine Doppelzelle.“ Er grinst schief. „Yeah, das wäre echt amüsant, besonders bei Vollmond“, meint er. „Aber bleib hier, wenigstens ein paar Tage, bis du dich ausgeruht hast und wieder zu Kräften gekommen bist. Du siehst nämlich schrecklich aus. Ich hätte dich letztes Jahr wirklich kaum wieder erkannt, wenn nicht Hermine laut deinen Namen gebrüllt hätte.“ „So schlimm?“ frage ich. „Noch schlimmer. Du siehst aus, wie dein eigener Geist. Du warst immer schlank, jetzt bist du dürr und du siehst viel älter aus, als du bist.“ „Askaban“, murmle ich. „Askaban hat mir alles genommen. Manchmal denke ich, ein Teil meiner Seele ist immer noch dort.“ „Diese Dementoren sind echt übel…“ erwidert er. „Bist du müde?“ „Yeah. Könnt auf der Stelle einschlafen.“ „Dann leg dich schlafen. Kannst dir mein Bett nehmen…“ „Nee, bin gewohnt am Boden zu schlafen. Will dir nicht dein Bett wegnehmen.“ „Dann schieb dir wenigstens die Sessel zusammen“, entgegnet er. „Dürften bequemer sein, als der nackte Boden.“ Ich brumme zustimmend. Wir legen uns schlafen. Ein kleiner Zauber und die Stühle werden zu einem bequemen Lager, das lang genug für meine große Gestalt ist. Ein weiterer Spruch und ich habe Decke und Kissen. „Du beherrschst die ganzen Tricks immer noch“, meint Moony. „Yeah, aber sehr zäh. Bin ein bisschen sehr aus der Übung“, entgegne ich. „Nacht.“ „Nacht, Padfoot, schöne Träume.“ Ich rolle mich zusammen, wie ich es gewohnt bin und höre, wie auch Remus sich umdreht. Es hat verdammt gut getan, mit ihm zu quatschen. Zu viele einsame Tage und Nächte habe ich mir das gewünscht. Ja, ich bin ein hohes Risiko eingegangen, hierher zu kommen, aber es hat sich gelohnt, so sehr gelohnt.  In der Wolfshöhle Aber so schnell wie ich dachte, kann ich nicht einschlafen. Ich bin es nicht mehr gewohnt, vier Wände und eine Decke um mich zu haben. Ich starre in die Dunkelheit. Remus raschelt in seinem Bett herum. Ach so, ist ja kurz vor Vollmond. Selbst das hat sich also nicht geändert. Er macht es sich immer noch selbst, bevor er zum Werwolf wird. Wenn ich so nachdenke, ist Moony jetzt achtunddreißig und war noch nie mit einer Frau zusammen. Das ist einfach nicht gerecht… Wenigstens eine Freundin war mir vergönnt, bevor ich so lange weggesperrt war. Nun, Askaban nimmt einem auch jeglichen Sexualtrieb. Wie könnte es auch anders sein. Sex macht Spaß und das ist die Nahrung der Dementoren. Bevor man selbst davon was hat, haben sie einem auch schon alles wieder genommen. Nicht, dass ich es im ersten Jahr nicht versucht hätte, aber ich habe es schnell wieder aufgegeben. Es geht einem hinterher noch schlechter als zuvor und so habe ich es schnell bleiben lassen… Aber ich bin nicht mehr in Askaban und die Geräusche aus dem anderen Bett erinnern mich daran. Remus versucht leise zu sein und er ist es auch, aber meine Ohren sind sehr scharf geworden, denn das schwächste Geräusch kann Gefahr bedeuten… Nun, was Moony Recht ist, ist mir billig. Mein Körper reagiert nur langsam auf meine Berührungen. Zu lange, viel zu lange, habe ich noch nicht mal mehr dran gedacht. Remus hat Recht, viel ist nicht mehr dran an mir. Nur noch Haut und Knochen, aber auch das bin ich gewohnt und es ist auch egal. Endlich regt sich was zwischen meinen Beinen, dachte schon, mein Körper hätte auch das vergessen, aber nun erinnert er sich und es tut verdammt gut. Eine Spannung in mir, von der ich gar nicht wusste, dass sie existiert, baut sich ab. Verspannte Muskeln entspannen sich und ich fühle mich besser als seit langem. Es dauert ewig bis es vorbei ist. Vom anderen Bett sagen mir Moonys regelmäßige Atemzüge, dass er längst schläft. Doch schließlich entlädt sich die Spannung von zwölf langen Jahren doch noch und ich denke, dass ich nicht gerade leise dabei bin. Remus murmelt etwas, dreht sich aber nur um und schläft weiter. Mein ganzer Körper bebt, dann entspanne ich mich wieder und sehr plötzlich bin ich eingeschlafen. „Magst du einen Kaffee?“ weckt mich am nächsten Morgen die Stimme meines Freundes. Ich schrecke hoch. So fest habe ich schon ewig nicht mehr geschlafen und im ersten Moment, weis ich nicht, wo ich überhaupt bin. Ich schlage wild um mich, bis ich ganz zu mir gekommen bin. Sofort steht Moony neben mit. „Sorry, Mann, beruhig dich. Du bist bei mir und in Sicherheit, OK?“ „Remus?“ murmle ich. „Yeah, Padfoot, yeah. Alles in Ordnung.“ „Sorry, plötzlich wusste ich nicht mehr, wo ich bin und du hast mich erschreckt.“ Er winkt ab. „Komm, iss erst mal Frühstück und dann kannst du dich ein bisschen kultivieren. Du siehst aus, als hättest du ewig keine Dusche mehr gesehen.“ „Yeah“, meine ich und stehe auf. „Nicht seit meiner Flucht aus Hogwarts, als ich kurz in Blacks Spot war. Und davor zwölf Jahre lang nicht. Waschen kannst du dich in Askaban nur, wenn du aufs Trinken verzichtest.“ Moony murmelt etwas und winkt mich an den Tisch, wo bereits dampfender Kaffee und frische Brötchen stehen. „Kannst du dir das überhaupt leisten?“ frage ich mit vollen Backen. „Keine Sorge, dafür reicht´s schon“, erwidert er. „Mensch, Sirius, du hast mich fast ein Jahr durch-gefüttert. Da kann ich es sicher ein paar Tage.“ „Ich bleib nicht lange. Bei Vollmond bin ich wieder weg. Muss weiter nach Hogwarts. Der Junge, du weist schon.“ „Was meint Dumbledore dazu?“ „Er überlässt die Entscheidung mir. Ich will auch Buckbeak nicht zu lange alleine lassen.“ „Buckbeak? Der Hippogreif ist noch immer bei dir?“ fragt Remus erstaunt. „Yeah. Sicher. Wartet in einer Höhle an der Küste auf mich. Nur, wenn ich ihn zu lange alleine lassen, kommt er auf dumme Gedanken.“ „Du bist mir schon einer“, meint er. „Aber für deine Freunde hast du schon immer alles getan, stimmt´s?“ Er sieht nicht so aus, als würde er auf diese Frage eine Antwort erwarten und so grinse ich ihn nur an. Als ich halbwegs satt bin, gehe ich ins Bad und unter die Dusche. Dieses Mal kann ich mir Zeit lassen, heute hetzt mich keiner. Remus kommt mit einer grauen Robe herein. „Deine Alte kannst du wohl kaum mehr anziehen“, meint er. Stimmt, alle Roben, die ich bei mir hatte sind längst in Fetzen gegangen und die, die ich anhatte, sieht auch nicht mehr recht gut aus. „Meinst du, dass sie mir passt? Du bist kleiner als ich“, entgegne ich. Er grinst mich an. „Erkennst du die nicht wieder? Die hast du zur Hochzeit von James und Lily getragen. Hab ich dir als Erinnerung gemopst, bevor ich nach Irland bin. Hat mir geholfen, wenn ich ein Werwolf war, sie roch nach einem Freund…“ Das Geständnis scheint ihm nicht besonders peinlich zu sein. Er scheint sich viel mehr zu freuen, dass er saubere Kleidung für mich hat. Ich hatte den Vorhang vor die Dusche gezogen, um nicht alles nass zu machen, aber jetzt bin ich fertig und schiebe ihn bei Seite. „Hast du mal ´n Handtuch?“ frage ich ihn. Doch ich bekomme keine Antwort. Er starrt mich nur wortlos an. „Moony?“ dränge ich. „Gestern dachte ich du wärst dünn“, murmelt er. „Aber du bist ja regelrecht ausgezehrt.“ Ich zucke die Schultern und er reicht mir ein Handtuch. „War Trockenzeit in Afrika und unterwegs habe ich auch nicht viel gefunden. Ich weis kaum mehr, wie es ist, wirklich satt zu sein. Schon seit vielen Jahren nicht mehr.“ Ich reibe mich trocken und werfe einen Blick in den Spiegel. Ja, könnte mich mal wieder rasieren und auch meine Haare sind wieder viel zu lang. Ein Griff nach meinem Zauberstab, ein, zwei gemurmelte Worte und ich sehe wieder besser aus. Remus steht noch immer hinter mir und starrt mich an. Dann wirbelt er herum und verlässt wortlos den Raum. Kurz darauf höre ich, wie eine Tür zuschlägt. Er hat die Wohnung verlassen. Wo ist er blos hin? Egal, er kommt sicher bald wieder. Plötzlich wird mir klar, warum er zu Fuß unterwegs war. Er lebt hier unter lauter Muggel und es wäre doch sehr auffällig, wenn er seine Wohnung betreten und verlassen würde, ohne die Treppe zu benutzen. Am Tisch stehen noch ein paar Brötchen und ich beschließe, mir noch welche davon zu genehmigen. Ich habe noch immer Hunger. Wenn ich nur irgendwie an mein Gold kommen könnte, ich möchte nicht, dass Remus für mich zahlt, der hat doch selbst kaum was. Aber ich kann ihn noch nicht mal zu Gringotts schicken. Man würde erfahren, dass er mit mir in Verbindung steht und das wäre für ihn verdammt gefährlich. Ich seufze und verspreche mir, dass ich es wieder gut machen werde. Remus kommt wieder zurück und er ist schlimmer bepackt als James früher, wenn er gerade Zonkos und den Honigtopf geplündert hatte. „Jetzt koche ich erst mal was Anständiges“, meint er. „So kommst du hier nicht weg, wie du angekommen bist.“ „Mensch, Remus, das kannst du dir doch wirklich nicht leisten“, platze ich heraus. „Egal, du brauchst was Vernünftiges zu Essen“, erwidert er. „Du brichst noch zusammen, wenn das so weiter geht. Wie lange denkst du, dass du als Hungerkünstler noch überleben kannst. Ist mir schon letztes Jahr aufgefallen, dass du verdammt schwach bist und du warst noch nie schwach.“ „Ach, Moony“, seufze ich. „Danke, Mann.“ Er winkt ab und packt seine Einkäufe aus. Dann beginnt er ein fünf Gänge Menü zu kochen. Bei den Gerüchen, die dabei aufsteigen, beginnt mein Magen zu knurren, wie Tatze, wenn er schlecht gelaunt ist. „Verdammt, Padfoot“, murmelt er. „Was haben diese Jahre nur aus dir gemacht? Was tun wir nur unseren Gefangenen an? Das ist menschenunwürdig…“ „Nun, es geht wohl darum, dass man einen Zauberer kaum auf Dauer einsperren kann, wenn man keine echt guten Wachen hat“, entgegne ich. „Trotzdem, diese Ungeheuer…“ murmelt er. „Yeah, das sind sie, das sind sie wirklich. Ich möchte wirklich so schnell keinem mehr von ihnen begegnen.“ „Kann ich mir denken. Du bist letztes Jahr zusammengebrochen, unten am See, oder?“ „Yeah. Wer hat mich eigentlich davor gerettet, von den Dementoren geküsst zu werden?“ Das frage ich mich schon lange. Vielleicht kennt Remus die Antwort. „Harry“, erwidert er. „Mit Hilfe eines Zeitwandlers. Das Ding hat es den Kids auch ermöglicht, dich aus dem Turm zu retten.“ „Harry?“ platze ich heraus. „Wie hat der Junge es nur geschafft, mit den Dementoren fertig zu werden?“ „Nur, weil er zweimal da war. Eben durch diesen Zeitwandler und Krone … Krone war wohl diese Nacht nochmal unterwegs…“ „Yeah, dieser spezielle Patronus. Harry ist schon in Ordnung. Und seine Freunde wohl auch.“ „Sind sie. Hermine ist die Schlauste der Bande. Du kannst dir nicht vorstellen, wieviel die lernt.“ „Wie du damals, Moony. Du hattest deine Nase auch immer in den Büchern.“ Er lacht in sich hinein. „Yeah, stimmt. Dann Ron. Er ist das sechste von sieben Kindern und seine älteren Brüder sie nehmen ihn – nun – nicht ganz für voll. Er ist kein übler Magier, aber es mangelt ihm ein bisschen an Selbstvertrauen und er ist recht unsicher. Allerdings ist er Harry wirklich ein Freund und deckt ihm immer den Rücken. Konnte ich live erleben, als Harry in Hogsmeade war, obwohl er es nicht durfte und dabei erwischt wurde…“ „…er wurde also erwischt. Ich hab ihn damals durch ein Loch in der Heulenden Hütte gesehen. Genauer gesagt seinen Kopf. Er hat wohl James alten Umhang.“ „Yeah und nicht nur den. Er hat auch die Karte des Herumtreibers und beinahe hätte Snape sie verbrannt. Ich konnte sie ihm gerade noch abnehmen. Hab sie dem Jungen zurückgegeben, als ich Hogwarts verlassen habe.“ „Sie sind so, wie wir damals, oder?“ frage ich. „Nun, nicht ganz. Sie sind nicht ganz so ausgelassen und schlagen nicht so sehr über die Stränge. Aber sie sind tapfer und halten zusammen. Stehen für einander ein. Und wenn es echte Probleme gibt, lassen sie sich nicht durch irgendwelche dummen Vorschriften aufhalten.“ „Warte mal, Harry hat mir geschrieben, seine Narbe habe geschmerzt und das sei schon mal geschehen, als Voldemort an Hogwarts war. Was hat es damit auf sich?“ „Voldemort hatte in Harrys erstem Jahr einen jungen Lehrer übernommen und war hinter dem Stein der Weisen her. Harry hat es mit Hilfe seiner Freunde verhindern können…“ „Verdammt, dann lebt er wirklich noch und ist hinter Harry her. Das Ganze wieder von vorne, oder?“ platze ich heraus. „Yeah. Ich dachte, dir sei das klar“, entgegnet er. „Irgendwie schon, aber ich wusste nicht, dass er sich schon mit Voldemort rumschlagen musste.“ „Sogar schon zweimal. Im zweiten Jahr hat er sich mit einem Basilisken angelegt, den Voldemort über ein altes Tagebuch kontrollieren konnte. Nicht direkt als Voldemort, sondern als sechzehnjähriger Tom Riddle. Er hatte sein jungendliches Ich in ein Tagebuch gebannt und manipulierte damit Rons jüngere Schwester. Nun, Harry wurde auch damit fertig. Er ist nicht so brillant, wie James es immer war, aber wenn er sich es in den Kopf setzt, kann er fast alles bewerkstelligen. Er beherrscht die Verteidigungskünste wirklich brillant.“ „Yeah. Das habe ich mitbekommen. Ich habe bei deiner Prüfung damals heimlich zugesehen. Harry und seine beiden Freunde…“ „Da warst du auch in der Nähe?“ gibt Remus erstaunt zurück. „Immer wenn es möglich war. Ich konnte mich an dem Jungen und dir einfach nicht satt sehen. Ich war so verdammt einsam, die ganze Zeit. Was meinst du, wie oft ich nicht kurz davor war, ins Schloss hinauf zulaufen, um dich zu sehen, mit dir zu reden, dir alles zu erklären?“ Plötzlich rinnen Tränen über mein Gesicht. Ich kann es einfach nicht verhindern. Moony sieht es nicht. Er kümmert sich um seine Töpfe und Pfannen. Doch als ich nicht weiter rede, dreht er sich um. „Sirius, Mann…“ murmelt er. „Schon gut, Remus“, erwidere ich. „Ich bin einfach froh, wieder mit dir reden zu können und mir einfach den ganzen Mist von der Seele quatschen zu können.“ „Essen ist fertig…“ meint er leise. „Nee, Sirius, du kommst mir hier nicht weg, bevor es dir nicht viel besser geht…“ Remus kocht jeden Tag soviel ich nur essen kann und wir unterhalten uns stundenlang. Langsam beginne ich, mich wieder wie ein Mensch zu fühlen. Doch der Vollmond kommt näher und bevor es so weit ist, möchte ich hier weg sein. Den Termin habe ich mir gesetzt. Bevor ich jedoch aufbrechen kann, erreicht mich ein Brief von Harry. Ich lese ihn gemeinsam mit Remus. Lieber Sirius, Du hast mir gesagt, ich soll dich über alles, was an Hogwarts vorgeht auf dem Laufenden halten soll, also da kommt es. Ich weis nicht, ob du davon gehört hast, aber dieses Jahr findet das Trimagische Turnier statt und letzten Samstag wurde ich als vierter Champion gezogen. Ich weis nicht, wer meinen Namen in den Feuerkelch geworfen hat, denn ich war es nicht. Der andere Champion ist Cedric Diggory aus Huffelpuff. Ich hoffe dir und Buckbeak geht es gut. Harry Remus starrt mich an, ich starre Remus an. Verdammt, damit hätten wir wohl wirklich nicht gerechnet. Eine sehr schlaue Art zu versuchen, Harry umzubringen. „Du musst mit ihm reden“, murmelt Remus. „Von Angesicht zu Angesicht. Du kannst das nicht in einem Brief gerade richten. Geht einfach nicht…“ „Yeah, aber schreiben muss ich ihm trotzdem … Ein Kamin … Ich könnte mit ihm durchs Feuer sprechen, aber du hast keinen Kamin.“ „Auch wenn ich einen hätte“, erwidert er, „hätte ich ihn wohl kaum ans Flohnetzwerk anschließen lassen können, mitten in einem Haus voller Muggel. Aber es gibt eine andere Möglichkeit, wenn du es wagst.“ „Komm schon“, werfe ich ein. „Du kennst mich besser, ich riskiere alles, wenn es um Freunde geht. Und Harry ist zumindest der Sohn eines Freundes. Also, was schlägst du vor?“ „Blacks Spot.“ „Dort hängen jede Menge Zauberer vom Ministerium rum“, entgegne ich. „Die warten doch nur darauf, dass ich nochmal dort auftauche.“ „Ich habe einen Plan, die von dort abzuziehen. Aber es wird nur für kurze Zeit gehen und es bedarf einiger Vorbereitungen. Dieser Vollmond ist zu kurzfristig, aber beim nächsten könnte es gehen. Der Wolfsbann macht mich harmlos, also wird nichts geschehen. Ich werde mich dort als Werwolf zeigen und sie haben keine andere Wahl, als mir zu folgen. Ich weis nicht, wie lange ich sie an der Nase rumführen kann, aber du weist, wie schnell der Wolf ist. Du hast vielleicht eine halbe Stunde und ich denke, es wird am besten sein, wenn ich es mitten in der Nacht mache, damit sie mich nicht identifizieren können. Außerdem sollte am andern Ende wirklich nur Harry sein, vielleicht auch noch seine Freunde … Erzähl dem Jungen nichts von meiner Aktion. Er muss nichts davon wissen. Könnte ihn auf dumme Gedanken bringen…“ „Das würdest du tun?“ „Sicher. Mir liegt an Harry genau so viel, wie dir, oder was hast du gemeint?“ „Sorry, Mann, daran habe ich gar nicht gedacht“, entschuldige ich mich. Er winkt nur ab. „Schon OK. Du warst einfach zu lange allein. Nun, du solltest dem Jungen schreiben, dass du ihn beim nächsten Vollmond im Feuer unseres alten Gemeinschaftsraums besuchen willst. Nenn, besser das Datum, er muss nicht unbedingt an den Mond erinnert werden. Am besten du sagst gar nichts von mir…“ „Warum? Meinst du, Harry hat Angst vor dir oder er mag dich nicht?“ „Ich denke, eher das Gegenteil. Trotzdem…“ „Schon gut, wie du willst. Dein Name bleibt außen vor, OK?“ Er nickt und gibt mir was zum Schreiben. Ich bestelle Harry für den 22. November um ein Uhr Morgens in den Gryffindor Gemeinschaftsraum. Er soll mir Bescheid geben, ob es klar geht. Und er soll natürlich vorsichtig sein… Kaum ist der Brief weg, verlasse ich Remus und sehe nach, wie es Buckbeak geht. Ich halte es für besser, hier in dieser Fluthöhle zu bleiben, bis es an der Zeit ist, nach Blacks Spot zu gehen. Ich will momentan nicht zu Moony zurück. Er hat schon viel zu viel Gold für mich ausgegeben und das Risiko wird immer größer, je länger ich mich unter Menschen aufhalte…  Gespräch durchs Feuer Harry benachrichtigt mich, dass der Termin in Ordnung ist und ich freue mich darauf, ihn wieder zu sehen. Durch die Berichte im Tages Propheten bleibe ich über das Trimagische Turnier auf dem Laufenden, doch ein Name springt mir geradezu ins Auge – Karkaroff. Vor ihm muss ich Harry unbedingt warnen. Ich weis, dass er ein Todesser ist, er war schließlich in Askaban, hat sich aber frei geredet und eine Menge anderer Todesser ans Messer geliefert. War nicht besonders beliebt dort, der geleckte Kerl… Remus hat mir eine Menge Vorräte mitgegeben und so brauche ich keinen Hunger zu leiden. Es tut gut, wieder halbwegs wie ein Mensch zu leben, auch wenn ich nur in einer Höhle hause. Der 21. November ist da und ich appariere um Mitternacht zum 22. nach Blacks Spot. Dort werde ich zu Tatze und beobachte. Tatsächlich steht das Haus noch immer unter Bewachung, aber fast nur der Form halber. Remus muss nur einen recht alten Auroren ablenken und das dürfte ihm nicht allzu schwer fallen. Und wirklich taucht Moony eine halbe Stunde später auf und lässt sich von dem Wächter sehen. Der zuckt zusammen. Ein gewaltiger Werwolf läuft einfach durch die Straßen und an ihm vorbei, viel zu schnell, als das er ihn mit einem Fluch erwischen könnte. Der Auror zückt trotzdem seinen Stab und rennt keuchend hinter ihm her. Das ist meine Gelegenheit und ich schleiche mich in mein altes Haus. Es hat sich hier nichts verändert, seit ich das letzte Mal hier war. Ich hoffe nur, dass niemand den Kamin hier überwacht, aber ich denke, es wird schon glatt gehen… Die Zeit tickt vorbei. Viertel vor eins … zehn vor eins … fünf vor eins … es ist soweit. Ich werfe Flohpulver in den Kamin, knie mich davor hin, stecke meinen Kopf hinein und murmle: „Hogwarts, Gryffindor Gemeinschaftsraum…“ Ein smaragdgrünes Aufflackern von Flammen und mein Kopf beginnt sich zu drehen. Nicht besonders angenehm, aber was soll´s. Harry scheint eben erst von sonst wo zurückgekehrt zu sein und erschrickt, als er meinen Kopf in den Flammen erkennt. Dann grinst er mich freudig an und lässt sich am Kaminvorleger nieder. „Sirius“, ruft er. „Wie geht’s dir?“ „Mach dir keine Sorgen um mich“, entgegne ich. „Wie geht’s dir?“ Ich sehe ihm an, dass er schon sagen, will es ginge ihm gut, doch dann überlegt er es sich anders. „Nee, nicht so gut. Keiner glaubt mir, dass ich nichts dafür kann, dass ich am Turnier teilnehme, noch nicht mal Ron. Dann hat diese Rita Skeeter im Tages Propheten so einen Mist über mich geschrieben und wer mich nicht damit aufgezogen hat, hat mich bemitleidet. Sie hat nämlich geschrieben, ich würde jede Nacht wegen meiner Eltern weinen. Ich bin doch kein kleines Baby mehr, oder...?“ Nun, sein Großvater wäre da anderer Meinung gewesen – übers Weinen, meine ich – aber er redet schon weiter. „…und Hagrid hat mir gerade gezeigt, was in der ersten Aufgabe dran kommt und, Sirius, es sind Drachen! Das schaffe ich nie…“ „Mit Drachen kann man umgehen, Harry“, beruhige ich ihn. „Es gibt einen ganz einfachen Zauber…“ Er scheint wirklich ziemlich mit den Nerven runter zu sein und er tut mir Leid. Er ist verdammt noch eins zu jung, um sich mit solchem Mist rum zuschlagen. Aber es gibt noch wichtigere Dinge, die er unbedingt wissen muss und ich weis nicht, wie lange ich in Blacks Spot noch sicher bin. Die Zeit drängt und das sage ich ihm auch. „Es gibt da ein paar Sachen, vor denen ich dich warnen muss“, meine ich daher und erkläre ihm die ganze Sache mit Karkaroff und wie gefährlich der ist. Er unterbricht mich dauernd mit Zwischenfragen, aber ich bringe meine Warnung an den Mann. Doch ich muss ihn auch noch auf etwas anderes aufmerksam machen. Ich weis es aus dem Tages Propheten und auch Moony hat davon gesprochen. Jemand wollte wahrscheinlich versuchen, den alten Mad-Eye davon abzuhalten, nach Hogwarts zu kommen, denn er war am Vorabend seiner Abreise in seinem Haus angegriffen worden und ich denke der Junge sollte auch davon wissen. Wir reden auch über das Dunkle Mal und die Todesser beim Welt Cup und einer Hexe vom Ministerium, die schon seit Monaten vermisst wird. Harry scheint davon bereits eine Menge gehört zu haben und sich seine eigenen Gedanken dazu gemacht zu haben. Der Junge ist sicher nicht dumm und wenn er mit seinen Freunden reden kann, kommt eine ganze Menge dabei heraus, auch wenn sie nicht immer richtig liegen… Dann will er von mir wissen, wie er mit dem Drachen fertig werden kann. Ich rate ihm erst mal davon ab, einen Lähmzauber zu benutzen, weil einer davon für einen Drachen viel zu wenig ist. Doch das weiss er bereits, denn er hat es kurz zuvor unten im Gelände gesehen. Plötzlich werden wir unterbrochen, weil Schritte in der Nähe zu hören sind. „Geh, Sirius, geh“, zischt er mir zu. „Da kommt wer.“ Er springt auf und deckt das Feuer mit seinem Körper ab. Mir bleibt nichts übrig, als wirklich zu verschwinden und auf das Beste zu hoffen, bei allen Dingen, die wir heute besprochen haben… Ich bin wieder in Blacks Spot zurück und beschließe in meine Höhle zu apparieren. Verdammt, jetzt wird es wirklich Zeit, dass ich nach Hogwarts reise. Aber nicht alleine, Buckbeak wird mich begleiten. Ihm ist die Fluthöhle verflixt eng geworden und ich konnte ihn nur dazu bringen, noch länger hier zu verharren, indem ich mit Engelszungen auf ihn eingeredet habe. Glücklich ist er wohl trotzdem nicht. Ich denke, es wird ihm gefallen, sich wieder etwas bewegen zu können. Nun, wenigstens ist der Junge gewarnt und ich vertraue darauf, dass er schon den richtigen Zauber finden wird, um mit dem Drachen fertig zu werden… Ich mache mich langsam und vorsichtig auf den Weg nach Norden, nachdem ich Remus einen kurzen Brief geschrieben habe und ihn darin über das Nötigste informiert habe. Ich schreibe ihm auch, dass ich mich jetzt auf den Weg nach Hogwarts mache. Eine Woche später erreicht mich ein dicker Brief von Harry. Die Winzeule, die ich damals Ron vermacht habe, bringt ihn. Sie findet mich in einem Gehölz, wo ich mich verborgen halte und flattert aufgeregt um meinen Kopf herum, bis ich sie fangen kann. Durchgedrehter kleiner Kerl… Harry ist mit dem Drachen auf eine geniale Art fertig geworden. Er ist auf seinem Feuerblitz geflogen und hat das Biest ausgetrickst. Jede einzelne seiner Bewegungen während dieser Aufgabe beschreibt er mir in allen Einzelheiten. Nun, ich weis, wie brillant er fliegt, aber das ist dann doch etwas anderes, als den Snatsch beim Quidditch zu fangen. Dort spuckt wenigstens keiner Feuer…  Schwierigkeiten Es ist nicht einfach, zu Fuß mit einem Hippogreifen durch die Lande zu ziehen ohne dabei gesehen zu werden und ich wage es nicht zu fliegen... Buckbeak gehorcht mir nämlich nicht immer, wenn ich ihm sage, er soll in Deckung bleiben. So ist es auch kein Wunder, dass er sich eines Tages, während ich schlafe, losreißt und auf eigene Faust auf die Jagd geht. Ich schrecke durch das Geräusch auf, das er beim Abheben erzeugt. Es ist sinnlos, ihm hinterher zu rufen, er wird nicht auf mich hören, wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat. Ziemlich hilflos starre ich ihm nach. Vielleicht kommt er ja zurück, wenn er genug hat. Es war dumm von mir, zu versuchen, einen Greifen monatelang am Boden zu halten und noch dazu die meiste Zeit in einer abgeschlossenen Höhle… Soll ich alleine weiter reisen? Keine gute Idee, sollte er zurückkehren. Und ich habe noch ein weiteres Problem. Da ich jetzt wieder die meiste Zeit als Mensch unterwegs bin, friere ich fast immer. Es ist Anfang Dezember und verdammt kalt geworden. Es konnte nicht ausbleiben, dass mein geschwächter Körper mich im Stich lässt und ich ziemlich krank werde. Die Vorräte von Remus sind längst aufgebraucht und ich habe mich die meiste Zeit von Ratten ernährt. Oft war ein Feuer zu gefährlich und ich musste die Biester wieder roh essen. Einfach widerlich, aber ich hatte keine Wahl. Entweder das oder gar nichts. Ich wage es nicht, mich in die Nähe von Menschen zu begeben, denn ich werde noch immer gesucht. Ich bin sogar zu schwach, vernünftig Magie zu be-treiben. Ich bin müde, ausgelaugt, krank und ich weis nicht, wohin ich mich wenden soll. Da Moony eine Zeit lang nichts von mir gehört hat, bekomme ich einen Brief von ihm. Er will wissen, wie es mir geht, was los ist… Ich habe kein Pergament mehr und auch nicht die Kraft, ihm zu schreiben. Ich habe mich wie ein gehetztes Tier in einem dreckigen Erdloch zusammengerollt, ich habe nichts mehr zu essen und es geht mir dreckiger denn je. Es wird auch immer kälter. Ein trockener Husten plagt mich und ich habe hohes Fieber – wirre Alpträume, die keinen Sinn ergeben... Ich weis kaum mehr wer oder wo ich bin. Daher halte ich es zuerst für eine Fieberphantasie, als Remus vor meinen Augen auftaucht. „Sirius“, flüstert er. „War verdammt schwer, dich zu finden. Bin einer Eule gefolgt. Die haben ihre eigene Magie, um die Adressaten zu finden, auch wenn kein anderer an sowas zu denken scheint…“ Ich hebe meine zittrige Hand und fahre damit durch die Luft, um die Vision zu vertreiben, aber sie trifft festes Fleisch. Remus greift nach meiner Hand und hält sie fest. Er ist wirklich da, es ist keine Einbildung… „Mann, du glühst ja“, murmelt er. „Wir müssen dich ins Warme bringen. Zu mir können wir aber nicht. Meine Wohnung wird zurzeit auch überwacht. War doch keine so tolle Idee, sie den Werwolf sehen zu lassen.“ Ich kann ihn kaum verstehen, begreife kaum, was er sagt. Er schwingt seinen Stab und bringt einen Schlafsack zum Erscheinen. Er zerrt mich aus dem Erdloch und irgendwie schafft er es, mich in den Schlafsack zu schieben. Es ist warm, warm, endlich friere ich nicht mehr. Ich weis nicht, wie Moony es schafft, aber er bringt es zu Stande. Plötzlich habe ich einen Becher an meinen Lippen und eine heiße Flüssigkeit rinnt meine Kehle hinunter. Ich schlucke dankbar. Er ist immer in meiner Nähe. Ich kann seine Anwesenheit spüren, auch wenn ich kaum klar sehen kann. Immer wieder flößt er mir etwas Warmes ein. Ich weis nicht wie lange es dauert, bis ich wieder ganz bei mir bin. „Remus?“ murmle ich und höre sofort, wie er sich mir nähert. „Padfoot, na endlich“, erwidert er. „Geht es dir wieder besser?“ „Yeah, denke schon. Wie lange bist du schon da?“ gebe ich zurück. „Schon fast zwei Wochen. Mann, dir ist es vielleicht mies gegangen. Hast dich echt übernommen, was?“ „Sieht so aus. Buckbeak ist abgehauen und gleichzeitig bin ich immer kränker geworden.“ „Nun, dein Hippogreif ist wieder da und ich hab ihn festgebunden. Sieht nicht so aus, als wolle er nochmal abhauen. Aber warum passt du nicht besser auf dich auf?“ „Wie könnte ich. Ich darf mich nirgends sehen lassen und zuletzt hatte ich nicht mal mehr die Kraft zu Tatze zu werden.“ „Ich kann nicht mehr lange bleiben. Übermorgen ist Vollmond und dieses Mal, werde ich wohl nach Corn-wall müssen. Hatte keine Zeit, mir den Wolfsbann zu besorgen.“ „Verdammt, Moony, das ist meine Schuld“, murmle ich. „Red keinen Unsinn“, entgegnet er. „du warst krank und hast meine Hilfe gebraucht. Ich bin froh, dass ich dich gefunden habe.“ „Du hast was von ´ner Eule gesagt“, meine ich. „Ein alter Trick, von dem ich in Alphards Büchern ge-lesen habe. Aber kaum einer kennt ihn. Keiner denkt daran, die Hilfe eines Tieres in Anspruch zu nehmen. Du weist doch, wie arrogant unsere Sippschaft manchmal werden kann, oder?“ Ich lache leise in mich hinein, aber es geht in einen üblen Hustenanfall über. „Langsam, Sirius“, murmelt Remus. „Du bist noch nicht wieder ganz auf dem Damm. Mach langsam, was auch immer du vorhast.“ „Ich will weiter nach Hogwarts. Bin schon viel zu lange hier…“ „Lässt sich auch nicht ändern, oder?“ gibt er zurück. „Meinst du, du kannst was Richtiges essen?“ „Eintopf“, entgegne ich. Er lacht leise in sich hinein. „Na klar, was auch sonst…“ Dann geht er zu einem winzigen Feuer hinüber, über dem ein kleiner Kessel hängt und füllt eine Schüssel mit seinem Inhalt. „Da“, meint er. „Iss dich satt. Padfoot, alter Freund, wie lange willst du noch so weiter machen? Du wirst noch draufgehen, wenn du nicht besser auf dich achtest.“ „Ich habe keine andere Wahl und es ist völlig egal, wenn ich draufgehe, Hauptsche der Junge ist in Sicherheit. Remus, versprich mir eins, sollte es mich wirklich irgendwann erwischen, kümmre du dich um Harry, OK?“ „Versprochen“, entgegnet er sehr bestimmt. „Aber dir wird nichts passieren, wenn du ein bisschen auf dich aufpasst und vergiss nicht, Prongs und Lily waren auch meine Freunde und Harry bedeutet mir genau soviel wie dir. Ich wollte mit ihm nur nie viel über die Vergangenheit reden. Einmal tat es viel zu weh daran zu denken, zum anderen hat er eine ausgesprochen hohe Meinung von seinem Vater und wir beide wissen doch nur zu genau, wie wild James werden konnte, wenn er es wollte. Ihn hat nie etwas oder jemand davon abhalten können, das zu tun, was er tun wollte. Nur du hattest etwas Einfluss auf ihn und du hast lieber bei allem mitgemacht, als ihn zu bremsen.“ „Yeah“, murmle ich. „Ich weiss, an welche Schoten du denkst. Aber damals waren wir alle noch so verdammt jung und das alles hat einfach zu viel Spaß gemacht.“ „Aber jetzt sind wir älter und hoffentlich klüger, oder?“ entgegnet er. „Yeah, hoffentlich“, erwidere ich. „Nun, ich werde Harry kaum etwas erzählen, das James in einem schlechten Licht erscheinen lässt.“ „Ich sicher auch nicht. Der Junge braucht ein Vorbild, dem er nacheifern kann und alle wissen, dass James im Grunde genommen ein großartiger Mensch war.“ „Soll nur jemand was anders sagen“, stoße ich hervor. „Dann bekommt er es mit mir zu tun.“ „Und mit mir…“ Ich bin mit meiner Schüssel fertig, aber ich habe noch immer Hunger. „Hast du noch was?“ frage ich Remus und gebe ihm das leere Ding. Er steht auf und füllt sie erneut. „Iss dich satt, Padfoot. So wie es aussieht, weis keiner, wann du wieder was Vernünftiges bekommst. Ich kann mich momentan in der Nähe von Hogwarts nicht blicken lassen.“ Ich nicke. Das war mir irgendwie klar. Die Sache letztes Jahr, wo Snape ihn als Werwolf blos gestellt hat, geistert noch immer durch die Zeitungen. Diese Skeeter lässt es nicht einschlafen. „Danke“, murmle ich. Remus zuckt nur die Schultern. „Wie haben wir früher immer gesagt? Wozu sind Freunde da…“ „Trotzdem, Danke dafür, dass du nach all den Jahren immer noch mein Freund bist.“ „Ich werde nie vergessen – und sollte ich ewig leben – wie sehr ihr mir damals an der Schule geholfen habt, dass ihr immer für mich da wart, dass ihr immer meine Freunde wart, egal, was geschehen ist“, erwidert er. Er klingt etwas traurig, aber auch sehr bestimmt. Bis zum folgenden Abend bleibt er noch bei mir, dann appariert er nach Cornwall. Er hinterlässt mir ein paar Vorräte, den Schlafsack und ein paar Seiten Pergament. Endlich kann ich Harrys Brief beantworten. Ich gratuliere ihm zu seinem Erfolg und mahne ihn, weiter vorsichtig zu sein und mich auf dem Laufenden zu halten. Das Turnier sei noch nicht vorbei, warne ich ihn und es würde sicher noch eine Menge Gelegenheiten für jemanden geben, der es auf ihn ab-gesehen hat. Natürlich erwähne ich mit keinem Wort, dass ich krank war. Er hat schon genug Probleme und muss sich nicht auch noch um mich Sorgen machen… Remus hat mir noch etwas dagelassen. Sein altes Taschenmesser. Man kann damit jedes Schloss öffnen und jeden Knoten lösen. Weil ich nichts anderes habe, schicke ich es dem Jungen als Weihnachtsgeschenk…  Die Höhle in den Bergen Jetzt, da ich wieder alleine bin, brauche ich immer noch beinahe zwei Monate um wieder einigermaßen gesund und handlungsfähig zu werden. Erneut muss ich meine Vorräte mit Ratten strecken. Ich wage es nicht zu fliegen, weil es immer noch zu kalt dazu ist und mache mich wieder zu Fuß auf den Weg. Ich schaffe höchstens zehn Meilen am Tag. Komme ich jedoch an einem Ort vorbei, werde ich zu Tatze, denn ich giere nach Neuigkeiten aus Hogwarts, vom Turnier und auch über andere Vorgänge in der magischen Welt. Nebenbei halte ich Verbindung mit Dumbledore und Moony. Dennoch fließen die Informationen recht spärlich… Dann erreicht mich wieder ein Brief von Harry und er berichtet, dass er nachts wegen seiner zweiten Aufgabe beim Turnier unterwegs war, dass er auf der Karte des Herumtreibers gesehen hat, dass Barty Crouch sich in Snapes Büro herum getrieben hat und Snape ihn, Harry, in Verdacht gehabt hätte, dort eingebrochen zu sein. Moody habe ihn gerettet. Dann berichtet er von den Verdächtigungen, die Mad-Eye gegen Snape vorgebracht hätte. Nun, das erfordert eine längere Antwort, als sie in einem Brief Platz hat. Mal sehen, was sich machen lässt… Kein Wunder, dass Moody Snivellus im Auge behält. Wir alle wissen nur zu genau, dass der einst ein Todesser war und das genügt vollkommen, um misstrauisch zu bleiben… Nun, in spätestens zwei Tagen werde ich in Hogwarts sein und dann kann ich mich vielleicht in Hogsmeade mit Harry und seinen Freunden treffen, was auch bedeutet, dass ich Tatze wieder zum Einsatz bringen muss. Ich schreibe ihm ganz knapp, er solle mir den Termin für sein nächstes Hogsmeade Wochenende mitteilen, dann wandere ich weiter und warte auf seine Antwort. Sie erreicht mich, als ich bereits im Versteck in den Bergen angekommen bin. Die Höhle ist wärmer und besser geschützt, als alles, was ich in den letzten Monaten zu Gesicht bekommen habe und ich schlafe mich erst einmal richtig aus, bevor ich in Gestalt von Tatze einen Streifzug durchs Dorf unternehme. Auch hier gibt es weggeworfene Zeitungen, volle Mülltonnen und Leute, die schon mal einen netten Streuner füttern… Trotzdem ist es zu wenig zum Leben, zuviel zum Sterben und ich verliere sehr viel an Gewicht. Das was ich bei Moony hatte zulegen können, war schon vor meiner Krankheit wieder verbraucht und ich denke, Remus hat Recht, wenn er sagt, dass ich nicht mehr lange so weiter machen kann. Aber ich habe keine andere Wahl, es geht um Harry, den Sohn meines besten Freundes und die einzige Hoffnung, die unsere Welt gegen Voldemort hat… Kurz bevor es soweit ist, dass ich Harry wieder sehen werde, schicke ich die Eule, die er mir geschickt hat, mit genaueren Anweisungen, wo er mich findet zu ihm zurück und bitte ihn, mir soviel Essen, wie möglich mitzubringen. Verdammt, ich habe einfach Hunger und so spendabel sind die Dorfbewohner nun auch wieder nicht. Hin und wieder habe ich mir schon einen Tritt eingefangen, wenn sie genug von mir hatten, denn Tatze ist zwar stark und zäh, aber alles andere als niedlich… Der ersehnte Tag kommt und ich erwarte die Kids in der Gestalt von Tatze. Ich bin richtig aufgeregt, zu lange hatte ich mal wieder keine menschliche Gesellschaft. Da kommen sie auch schon den Weg herunter. Harry, Ron und Hermine. Harry hat seine Schultasche dabei und er scheint sie bis zum Bersten mit Essen voll gestopft zu haben. „Hi, Sirius“, meint Harry knapp, als sie mich erreicht haben. Ich kann nicht anders, ich muss an der Tasche schnüffeln. Lecker, mir läuft das Wasser im Mund zusammen… Ich wedle knapp und fordere die Kids durch Gebärden auf, mir zu folgen. Es ist eine ganz schöne Strecke bis zu meinem Versteck hinauf und Tatze ist auf seinen vier Pfoten viel schneller als Menschen auf ihren zwei Beinen, aber die Kids folgen mir verbissen. Ich schlüpfe durch die Felsspalte, hinter der meine Höhle verborgen liegt und die Kids folgen mir. Sie sehen Buckbeak, den ich drinnen angebunden habe und Hermine begrüßt ihn freudig. Ich werde wieder zu Sirius, Harry gibt mir seine Tasche und ich öffne sie. „Hähnchen“, murmle ich heiser. Meine Stimme ist wieder mal kaum mehr zu verstehen, weil ich sie ewig nicht mehr benutzt habe. Ich nehme mir einfach einen Schenkel und setze mich auf den Boden. Dann beginne ich heißhungrig zu essen. „Danke“, murmle ich zwischen den Bissen. „hab die meiste Zeit von Ratten gelebt, kann nicht zuviel in Hogsmeade klauen, würde auffallen…“ Ich grinse die drei Kids an. Es tut so verdammt gut ein paar freundliche Gesichter zu sehen, besonders das von Harry. „Himmel, Sirius, was machst du hier?“ platzt er heraus und klingt regelrecht entsetzt. Und ich hatte gemeint, er würde sich freuen, mich zu sehen – Shit! „Ich erfülle meine Pflicht als dein Pate“, gebe ich trocken zurück. „Mach dir keine Sorgen um mich. Ich spiele den niedlichen Streuner.“ Harry schaut mich immer noch besorgt an und ich versuche seine Sorgen mit einem Grinsen zu zerstreuen. Ich bin es wirklich nicht mehr gewohnt, dass sich jemand Gedanken um mein Wohlbefinden macht. Nun, Moony macht das sicher, aber den habe ich auch schon fast drei Monate nicht mehr gesehen. Ich muss den Jungen wirklich beruhigen. „Ich wollte zur Stelle sein“, erwidere ich nun in einem ernsten Ton. „Dein letzter Brief, du weist schon. Das wird alles immer verdächtiger. Hab jede weggeworfene Zeitung geklaut, die ich erwischen konnte, um auf dem Laufenden zu bleiben und ich denke, ich bin nicht der Einzige der sich Sorgen macht.“ Ich nicke zu meinen gesammelten Zeitungen hinüber. Gewöhnlich schlafe ich darauf, ist wärmer. Doch Harry macht sich immer noch Gedanken. „Was, wenn sie dich erwischen?“ platzt er heraus. „Was, wenn dich jemand sieht?“ „Nur ihr drei und Dumbledore wissen hier in der Gegend von Tatze“, meine ich achselzuckend und widme mich weiter dem Hähnchen. Ich kann einfach nicht aufhören, zu essen. Es schmeckt wirklich köstlich und mein Magen schreit nach mehr. Die beiden Jungs beginnen meine Zeitungen zu studieren und reden über Barty Crouch. Er sei wohl krank und Hermine meint, das würde ihm recht geschehen, wo er doch seine Hauselfe rausgeworfen habe. Das klingt interessant. Warum sollte jemand so war tun? Hauselfen sind absolut zuverlässige Diener, unter allen Umständen und sie würden nie etwas gegen den Willen ihrer Besitzer tun… Ich frage nach, will Näheres wissen und Harry erklärt. Die Elfe sei mit dem Dunklen Mal beim Quidditch Welt Cup in Verbindung gebracht worden und darauf hin habe Crouch sie raus geworfen. Das ist wirklich seltsam, es hält mich nicht am Boden und ich konnte immer schon besser denken, wenn ich mich bewege. Ich lasse mir die ganze Geschichte noch mal ausführlich erklären. Die Elfe war zuerst in der Loge, dann haben sie die Kids im Wald wieder gesehen, wohin die vor den durchgeknallten Todessern geflohen waren. Dann war die Elfe mit Harrys Stab erwischt worden. Ich versuche die Angelegenheit aus allen Richtungen zu beleuchten. Wer hätte an den Stab herankommen können außer der Elfe? Die Kids verdächtigen eine ganze Menge Leute, darunter die Malfoys. Die sind sicher Todesser, aber keiner konnte ihnen damals auch nur das Geringste nachweisen. Harry erwähnt auch Ludo Bagman, der ihm beim Turnier immer seine Hilfe angeboten habe, obwohl er doch ein Preisrichter sei. Über den weis ich gar nichts und frage nach. Harry meint, er sei schon OK. Doch Ron entgegnet, sie hätten ihn im Wald gesehen, kurz bevor das Dunkle Mal erschien. Es geht ein bisschen über Bagman hin und her, aber sie kommen zu keinem sicheren Ergebnis. Doch mich interessiert mehr, was Crouch genau getan hat. Ich mag ihn nicht. Er war es, der mich ohne Prozess in Askaban festgesetzt hat und auch seinen eigenen Sohn dazu verdammt hat. Ich erkläre den Kids alles, was ich darüber weis und sie sind entsetzt. Ich denke, sie verlieren ein wenig den Glauben an die Gerechtigkeit des Ministeriums. Sie wollen Näheres wissen und als ich meine, sie würden das noch nicht verstehen, fordert Ron mich auf, es doch zu versuchen. Nun, wir hätten uns damals auch nicht sagen lassen, wir wären zu jung. Ich muss mich nur daran erinnern, was wir nicht alles unternommen haben, um Informationen zu erhalten. Die drei erinnern mich so verdammt an drei andere Kids, an Moony, Padfoot und Prongs. Also grinse ich und erzähle ihnen, wie es damals war, als wir die Probleme mit Voldemort das erste Mal hatten. Die Unsicherheit, die Angst, die Hilflosigkeit… Ich erzähle, wie ich den jungen Crouch in Askaban gesehen habe, den Besuch von dessen Mutter und Vater. Und auf Nachfrage auch vom Tod des Jungen. Ich will den Kids nicht zu viel über Askaban erzählen. Die Erinnerung ist einfach zu schrecklich und das muss sich auch in meinen Augen zeigen, denn die Kids starren mich an, als wäre ich plötzlich ein anderer. Reiß dich zusammen, Sirius, mach ihnen nicht noch mehr Angst, sie fürchten sich ohnehin schon genug… „Moody meint, Crouch sei völlig besessen davon, Schwarze Magier zu fangen“, wirft Harry ein. „Yeah, davon habe ich gehört“, erwidere ich. „Er ist in dieser Hinsicht wohl ein wenig verrückt. Ich denke, er ist der Ansicht, wenn er weiter schwarze Magier fängt, dann wird er wieder populär…“ „Und er hat in Snapes Büro rum gesucht!“ meint Ron. Er klingt, als wäre er auf einen Schatz gestoßen und ich denke, er kann den alten Snivelly auch nicht leiden. Trotzdem macht das keinen Sinn und das sage ich den Kids auch. Crouch hätte es genau so gut offiziell machen können, ja sogar besser, als heimlich mitten in der Nacht, meine ich. Auch Harry hat was gegen Snape, aber Hermine meint nur, Dumbledore würde Snape trauen. Das Thema scheint zwischen den dreien nicht neu zu sein, zu geübt klingen die Einwürfe. Doch auch ich bin nicht recht glücklich darüber, das Snivellus an Hogwarts unterrichtet und sage das auch. Ich weis ja (obwohl ich nicht mit den Kids darüber rede), dass er seine Tränke verscherbelt hat und die Slytherins seine besten Kunden waren. Wie sehr können wir ihm wirklich vertrauen? Doch soviel ich weis, ist Snivelly nie angeklagt worden und wie gesagt, er ist alles andere als dumm, erkläre ich den Kids. Sie bringen Karkaroff ins Spiel. Er würde Snape kennen meinen sie. Na klar, kennen die sich, aus unserem letzten Schuljahr, aber das erwähne ich nicht. Ich will die Kids nicht noch mehr gegen ihn aufbringen. Immerhin ist er Lehrer und sie müssen irgendwie damit klar kommen, denn was auch immer, Dumbledore hat ihn eingestellt und er vertraut ihm. Doch die Kids fangen wieder mit der Durchsuchung von Snivellys Büro durch Moody und Crouch an und ich erwidere, dass es mich nicht wundern würde, wenn Mad-Eye die Büros aller Lehrer durchsucht hätte. Schließlich schlage ich vor, dass Ron an seinen Bruder schreiben soll, der Crouchs Assistent ist, vielleicht finden wir Näheres dabei heraus. Ron ist skeptisch, erklärt sich aber schließlich dazu bereit. Ich denke, es ist Zeit, dass wir uns wieder trennen, die Kids sind schon verdammt lange hier und es ist besser, wenn sie niemand vermisst und vielleicht dumme Fragen stellt. Ich weise sie strikt an, nicht heimlich zu mir runter zu kommen und mich weiterhin auf dem Laufenden zu halten. Auf keinen Fall möchte ich, dass Harry sich in Gefahr oder in Schwierigkeiten bringt. Harry widerspricht und meint, keiner habe dieses Jahr versucht, ihm etwas zu tun. Doch das stellt mich keineswegs zufrieden und so antworte ich recht grimmig: „Ganz egal. Ich kann erst wieder frei atmen, wenn das Turnier vorbei ist und das ist es erst im Juni. Und wenn ihr untereinander über mich sprecht, dann nennt mich Snuffles, OK?“ Sie können mich wohl kaum weiterhin Padfoot nennen. Es gibt zu viele Leute, die diesen Spitznamen kennen und wissen, zu wem er gehört. Ich werde wieder zu Tatze und begleite sie ins Dorf zurück. Sie tätscheln mir zum Abschied den Kopf, als sei ich wirklich ein Hund. Die beste Tarnung, die es für mich geben kann und daher gestatte ich es. Ich folge ihnen mit den Augen, auf ihrem Weg ins Schloss hinauf.  Neuigkeiten Die Zeit vergeht nur langsam und die Zeitungen sind voll mit Gerüchten, aber nur wenige Tatsachen kommen zum Vorschein. Harry schickt mir jeden Tag ein echt gewaltiges Fresspaket und endlich werde ich wenigstens halbwegs satt. Dennoch lebe ich wieder mehr wie ein Tier, als wie ein Mensch. Ich bin dreckig, verwildert und stinke, aber ich wage es nicht, zu häufig mein Versteck zu verlassen. Zu gefährlich. Wohin sollte ich auch gehen? Hier ist der einzige Ort, der sicher genug ist und nahe genug an dem Jungen dran. Es ist wieder verdammt einsam, mit Buckbeak als einziger Gesellschaft. Immer wieder kaue ich im Kopf das Gespräch durch, das ich mit den Kids geführt habe, aber ich bin hinterher nicht schlauer als zuvor. Dann bekomme ich einen Brief von Harry, der alles noch weiter durcheinander bringt. Er schreibt, dass in der dritten Aufgabe ein Labyrinth dran kommen würde, voll mit Ungeheuern und Fallen. Einer der anderen Champions, Viktor Krum aus Dumstrang, habe ihn dann um ein Gespräch gebeten und er sei ihm ins Gelände gefolgt, plötzlich sei Crouch daher getaumelt und habe etwas davon gefaselt, Voldemort würde stärker werden und es sei alles seine Schuld. Er müsse unbedingt mit Dumbledore reden. Crouch sei kaum bei Verstand gewesen. Harry sei dann zum Schloss hinauf gerannt und als er nach einiger Zeit mit Dumbledore zurückgekehrt sei, wäre Krum bewusstlos gewesen und Crouch spurlos verschwunden. Es wird immer eigenartiger. Kann es sein, dass doch jemand an Hogwarts ist, der sein eigenes Süppchen kocht? Gut möglich, aber wer und wo? Ist es vielleicht Snivellus? Kann ich mir kaum vorstellen. Er hatte Harry schon über drei Jahre lang in seiner Nähe und hat ihm nichts Ernstliches angetan, auch wenn er ihn schikaniert hat, wo er nur konnte. Remus hat sogar erwähnt, er habe ihm im ersten Jahr das Leben gerettet, als der junge Lehrer, den Voldemort besessen hatte, versuchte Harry beim Quidditch umzubringen. Und dann die Sache letztes Jahr… Ich wollte dem Jungen natürlich sicher nichts antun, aber Snivelly musste das wohl glauben, denn alles sprach gegen mich. Er ist sofort los und wollte eingreifen. Ist ihm zwar schlecht bekommen, aber es ist wohl der Gedanke, der zählt. Nee, Snivelly kann wohl kaum eine Gefahr sein. Aber wer dann? Karkaroff? Nun, dem traue ich nicht besonders viel zu. Vielleicht möchte er, aber ich denke, er ist zu feige. Nein, nicht direkt unter Dumbledores krummer Nase. Karkaroff war schon immer ein großkotziger, aalglatter Geck… Ich überlege und überlege, aber ich komme zu keinem Schluss. Doch eins wird mir plötzlich klar: Was, verdammt noch eins, hat der Junge schon wieder alleine bei Dunkelheit im Gelände zu suchen gehabt, noch dazu mit einem von Karkaroffs Schülern? Er soll sich gefälligst aus Schwierigkeiten raus halten… Ich schicke ihm mit der Eule einen geharnischten Brief zurück. Harry, was soll der Blödsinn, einfach mit Viktor Krum beim Wald spazieren zu gehen? Ich will, dass du mir umgehend mit einer Retoureule schwörst, dass du zukünftig von nächtlichen Alleingängen absiehst. Es ist jemand in Hogwarts, der äußerst gefährlich ist. Für mich ist es völlig klar, dass jemand verhindern wollte dass Crouch mit Dumbledore sprechen konnte. Wahrscheinlich warst du in der Dunkelheit nur ein paar Meter von ihm entfernt. Er hätte dich töten können. Dein Name ist nicht zufällig in den Feuerkelch geraten. Wenn jemand versuchen wollte, dich anzugreifen, dann war das seine letzte Chance. Bleib dicht bei Ron und Hermine, verlass den Gryffindor Turm in den Abendstunden nicht mehr und bereite dich auf die dritte Aufgabe vor. Übe Lähmen und Entwaffnen. Ein paar Hexereien wären auch nicht verkehrt. Du kannst absolut nichts wegen Crouch unternehmen. Bleib in Deckung und pass auf dich auf. Ich warte auf deinen Brief, in dem du versprichst, nicht mehr irgendwo herum zu streunen, wo du nichts zu suchen hast. Sirius Verdammt, warum muss der Junge James nur so ähnlich sein? Es wäre einfacher, wenn er ein bisschen mehr von Lily hätte. Die war wenigstens immer Vernunftgründen zugänglich und ließ sich was sagen … Und sie hat immer gut nachgedacht, bevor sie gehandelt hat. Nun, es ist nicht zu ändern und ich kann nur hoffen, dass Harry sich meinen Brief zu Herzen nimmt. Kurz darauf erreicht mich die Antwort und der Junge versichert mir, vorsichtig zu sein und nicht mehr rum zu streunen. Außerdem will er mit seinen Freunden für die dritte Aufgabe üben… Ich kann nur hoffen, dass er sich dran hält. Ein gutes Vorbild kann ich wohl kaum für ihn sein, denn er weis ein paar von den Dingen, die ich in der Schule angestellt habe... Ich muss da nur an das Ding mit dem Werwolf und Snivellus denken und davon weis er mit Sicherheit. Moony hat ihm letztes Jahr davon erzählt… Dumbledore schreibt mir. Harry hat einen Traum gehabt und gesehen, wie Voldemort Peter gefoltert hat, weil der irgendwas verbockt hat, aber das sei jetzt wieder in Ordnung gebracht worden. Dumbledore meint, das hätte sicher mit Crouchs Verschwinden zu tun und er mache sich immer größere Sorgen. Ich solle in Deckung bleiben. Er ginge jedoch davon aus, dass ich Harry bei seiner dritten Aufgabe sehen wolle und er empfiehlt mir, es als Tatze von Hagrids Gemüsebeet aus zu tun. Alle wären sicher abgelenkt und es bestünde wohl nur geringe Gefahr für mich… Himmel, der alte Kauz. Natürlich möchte ich dabei sein, doch ich habe nicht mal zu träumen gewagt, dafür eine Chance zu bekommen. Sofort fühle ich mich um Welten besser. Es ist schön, sich auf etwas freuen zu können… Ich halte es jedoch für angebracht, Harry nochmal eine Warnung zukommen zu lassen. Er macht sich sicher so seine Gedanken, was dieser Traum zu bedeuten hat. Himmel, Junge, pass blos auf dich auf… Die Zeit vergeht wieder sehr langsam, aber sie vergeht dennoch. Es wird Juni und der Abend auf den ich aus unterschiedlichen Gründen so lange gewartet habe ist da. Ich verlasse meine Berghöhle, laufe als Tatze aufs Hogwarts Gelände und mache es mir in Hagrids Gemüsebeet bequem.  Das Turnier Man hat einen gewaltigen Irrgarten auf dem Quidditch Feld zum Wachsen gebracht und rundherum sind Tribünen aufgebaut worden. Als es langsam dunkel wird, beginnen die sich mit Leuten zu füllen. Dann erhasche ich einen Blick auf Harry, der mit einem größeren Jungen als erster das Labyrinth betritt. Wenig später folgt ein watschelnder Junge, kurz darauf ein hübsches Mädchen. Ein Sprecher kommentiert das Geschehen, aber ich bekomme nicht viel davon mit. Ich schätze, die Zuschauer auf dem Tribünen sehen mehr. Manchmal geht ein Raunen durch die Menge, manchmal ein Seufzen oder Stöhnen. Einmal höre ich einen gellenden Schrei und denke, das Mädchen ist vielleicht ausgeschieden. Einmal sieht man rote Funken über dem Irrgarten. Der zweite Champion ist also raus. Es raschelt und knackst im Gesträuch. Wie lange dauert denn das noch? Sie müssen doch bald den Pokal erreicht haben und der Sieger muss herauskommen… Doch nichts Derartiges geschieht. Plötzlich hört man einen lauten Knall und ein Rauschen aus dem Labyrinth. Was ist da nur los? Die Menge auf den Tribünen wird unruhig und keiner scheint etwas zu wissen. Alle warten darauf, dass etwas geschieht, dass der Sieger heraus kommt oder was auch immer. Die Lehrer, die um den Irrgarten patrouilliert sind, laufen hinein, um nachzusehen, was vor sich geht. Es dauert einige Zeit, bis sie mit dem watschelnden Jungen und dem hübschen Mädchen zurückkommen. Beide sind bewusstlos… Doch keiner Spur von dem anderen Jungen oder Harry. Wo stecken die blos? Es dauert und dauert, aber immer noch taucht keiner wieder auf. Unternehmt doch endlich was! Warum tut denn niemand was? Ich werde unruhig und nervös. Da stimmt etwas ganz eindeutig nicht. Dieses blöde Gefühl hatte ich bisher erst zweimal in meinem Leben und jedes Mal ist jemand gestorben, an dem mir sehr viel lag. Aber ich darf nichts tun, muss hier in diesem verdammten Beet sitzen bleiben, darf keine Aufmerksamkeit erregen. Ich will schon jede Vorsicht in den Wind schlagen, als doch etwas geschieht: Harry erscheint in einem Lichtwirbel neben dem Labyrinth am Rasen. Mit der einen Hand hat er den Pokal umklammert, mit der anderen den größeren Jungen und mit dem scheint etwas überhaupt nicht zu stimmen, denn er wirkt blass und leblos. Harry kann sich nicht auf den Beinen halten und sinkt in sich zusammen. Er zittert und blutet, lässt aber weder den Pokal noch den Jungen los. Ich will schon zu ihm hinüber laufen, als eine Unmenge Leute herbei stürzen. Allen voran Dumbledore und Fudge. Ich muss mich zwingen, keine Bewegung zu machen, mich ganz ruhig zu verhalten, obwohl alles in mir danach drängt aufzuspringen und auch dorthin zu laufen. Es herrscht ein gewaltiges Gedränge um die beiden Jungen und ich kann nichts Eindeutiges erkennen. Plötzlich entfernt sich Dumbledore aus dem Knäuel und geht auf ein Paar zu, bei dem es sich nur um die Eltern des andern Jungen handeln kann. Weiteres herum Gewusel und dann hinkt der alte Mad-Eye mit Harry zum Schloss hinauf. Vielleicht hat Dumbledore ihn dort hin geschickt, damit sich Madame Pomfrey um den Jungen kümmern kann. Harry wankt wie betäubt neben Moody her und scheint sich kaum seiner Umgebung bewusst zu sein. Ich beschließe, zu warten, bis es etwas ruhiger wird und dann - koste es was es wolle - ins Schloss und zu Harry zu laufen. Dann sehe ich, wie Dumbledore plötzlich ebenfalls zum Schloss hinaufstürmt, gefolgt von Snape und McGonagall. Das macht mich noch nervöser, aber es sind immer noch zu viele Leute im Gelände, als dass ich etwas unternehmen könnte. Nur sehr langsam zerstreuen sie sich und gehen in kleinen Gruppen zum Schloss hinauf. Da kommt McGonagall wieder durchs Tor und es sieht aus, als wolle sie in meine Richtung. Tatsächlich kommt sie zu mir ins Gemüsebeet und sagt klar und deutlich: „Dumbledore hat zu mir gesagt, du sollst mir folgen und in sein Büro kommen. Ich hoffe du kannst mich verstehen, ich komme mir ganz schön seltsam vor, mit einem Hund zu reden…“ setzt sie leiser hinzu. Ich springe auf und beginne zu wedeln. „Du verstehst also tatsächlich. Nun, dann komm mit…“ murmelt sie. Sie eilt wieder in Richtung Schloss zurück und ich folge ihr. Die Marmortreppe hinauf, durch verschiedene Gänge, bis zum Gargoyle, der den Aufgang zu Dumbledores Büro bewacht. „Knusper Kakerlaken“, murmelt sie, die Statue springt bei Seite und enthüllt die Wendeltreppe. „Dort hinauf“, wendet sie sich an mich und weist mir den Weg (Als ob ich den nicht kennen würde). Oft genug war ich in diesem Büro. Einmal, weil Dum-bledore von uns wollte, dass wir mit unserem Blödsinn aufhören und viele Male, als er gewisse Dinge mit uns zu besprechen hatte. Die Tür mit dem Greifenklopfer springt auf und ich laufe hinein. „Warte hier“, weist McGonagall mich streng an. „Dumbledore wird sicher bald kommen.“ Ich wedle erneut und sie lässt mich alleine.  Voldemorts Rückkehr Nun, auf Dumbledore kann ich genauso gut als Sirius warten und so werde ich wieder zum Menschen. Ich muss nicht all zu lange warten, doch in der kurzen Zeit mache ich mir größere Sorgen als das ganze Jahr zuvor. Ich bin nervös, unruhig und ich habe Angst, große Angst um Harry. Er sah gar nicht gut aus, dort unten neben dem Irrgarten… Die Tür geht auf und Dumbledore kommt mit Harry herein. Ich stürze auf den Jungen zu. „Bist du in Ordnung, Harry“ rufe ich. „Ich wusste es – so was musste geschehen – Was ist passiert?“ Ich bin total aufgeregt und kann kaum einen klaren Gedanken fassen. Der Junge sieht so schrecklich aus, wie ich mich fühle, aber er ist am Leben. Er gibt mir jedoch keine Antwort. „Was ist geschehen?“ dränge ich daher. Doch es ist Dumbledore, der zu erzählen beginnt. Barty Crouch, der Sohn, sei nicht in Askaban gestorben, seine Mutter habe mit Hilfe des Vielsafttrankes, der es einem Magier ermöglicht die Gestalt einer anderen Person anzunehmen, mit ihm getauscht und sei kurz darauf selbst dort gestorben. Der Alte habe seinen Sohn unter dem Imperius die ganze Zeit zu Hause verborgen gehalten, verborgen auch unter einem Unsichtbarkeitsumhang, bewacht von eben jener Hauselfe, die der Alte im Sommer raus geworfen hatte. Sie sei es auch gewesen, die den Alten überredet hatte, den Jungen zum Welt Cup zu lassen. Er habe in der Loge Harrys Stab gestohlen und dann später das Dunkle Mal beschworen. Nur wenige Tage später sei Voldemort mit Wurmschwanz im Hause Crouch aufgetaucht und habe den Jungen befreit, den Alten dem Imperius unterworfen. Dann hätte der Junge mit Wurmschwanz Hilfe Moody überwältigt und der Junge habe – wieder mit Hilfe des Vielsafttrankes – die Rolle von Mad-Eye übernommen und er sei es gewesen und nicht Moody, der das ganze Jahr an Hogwarts unterrichtet habe. Und jetzt hätte der Doppelgänger versucht, Harry zu töten, alles für Voldemort. Ich glaube meinen Ohren nicht trauen zu können. Das war ja eine Intrige ohne gleichen. Doch was sollte das mit Voldemort? Was ist mit dem? Doch auch Dumbledore scheint es nicht genau zu wissen, denn er wendet sich an Harry. „Harry, wir müssen jetzt in allen Einzelheiten wissen, was geschehen ist, nachdem du im Labyrinth den Pokal genommen hast.“ Himmel, der Junge ist völlig fertig, so neugierig ich bin, das muss doch Zeit haben. „Hat denn das nicht bis morgen Zeit, Dumbledore“, platze ich heraus. „Lassen wir ihn in Ruhe, lassen wir ihn schlafen.“ Ich greife nach der Schulter des Jungen, um ihn Stütze und Halt zu bieten, denn er sieht fertiger als fertig aus. Doch Dumbledore besteht darauf, alles zu hören. Es sei wichtig, meint er und es würde nichts bringen, es zu verschieben, hinterher sei alles nur noch viel schlimmer. Harry holt tief Luft und beginnt zu erzählen. Der Pokal sei ein Portschlüssel und habe ihn und Cedric auf einen Friedhof versetzt. Dort sei ein Mann auf sie zugekommen, der etwas getragen habe, eine Stimme habe gerufen „Töte den Überflüssigen“, dann ein grüner Blitz und Cedric sei tot gewesen, einfach so. Der Mann habe ihn, Harry, dann an einen Grabstein gefesselt und er hätte den Mann als Wurmschwanz erkannt. Der Name auf dem Grabstein sei Tom Riddle gewesen. Wurmschwanz habe dann einen gewaltigen Steinkessel zum Vorschein gebracht und das, was er zuvor getragen hätte, wäre im Kessel gelandet. Es habe sich um ein unglaublich hässliche Baby Kreatur gehandelt. Dann habe Peter einen Zauber gerufen: Knochen vom Vater unwissend gegeben und aus dem Grab, auf dem Harry festgebunden war, sei etwas Leuchtendes, Staubartiges in den Kessel geflogen. Dann habe Peter ein Messer gezogen und einen weiteren Zauber gemurmelt: Fleisch vom Diener freiwillig gegeben und dann habe er seine eigene Hand abgeschnitten und in den Kessel fallen lassen. Er habe sich gewunden und habe gewimmert, sei jedoch zu Harry hinüber gegangen und hätte ihm Blut aus der Armvene abgezapft - Er zeigt uns den Schnitt – und mit dem Spruch: Blut vom Feind mit Gewalt genommen ebenfalls in den Kessel gekippt. Das ganze habe begonnen, herum zu wirbeln und Funken hätten gesprüht, später ein blendendes Licht. Schließlich sei Voldemort lebend aus dem Kessel gestiegen und habe sich von Wurmschwanz ankleiden lassen. Er hätte nach Peters Unterarm gefasst und der habe geschrieen. Dann sei Voldemort auf Harry zugekommen und sei nun in der Lage gewesen ihn zu berühren, ganz im Gegensatz zu damals, wo Quirrell durch eine blose Berührung von Harrys nackter Haut verbrannt worden sei. Dann seien plötzlich dutzende Todesser appariert und Voldemort habe ihnen eine Rede gehalten, ihnen Vorwürfe gemacht, ihn nicht gesucht zu haben, habe auch einige von ihnen dem Cruciatus unterworfen und sie seien demütig regelecht auf ihn zu gekrochen. Dann habe er von seinen weiteren Plänen gesprochen und von der großen Macht, die auf sie alle warten würde. Als letztes habe er ihnen beweisen wollen, dass Harry nicht sein Niedergang sei, sondern, dass er ihn besiegen würde. Dann habe er Harry spöttisch zu einem Duell herausgefordert, habe ihn zwingen wollen, ihm zu gehorchen, schließlich sei es Harry gelungen zu fliehen und sich hinter einem Grabstein zu verstecken. Aber er, Harry, habe nicht auf den Knien sterben wollen, sondern aufrecht und tapfer, wie sein Vater. Voldemort habe den Averda ausgesprochen und Harry im gleichen Augenblick den Expelliarmus. Und dann sei etwas Seltsames geschehen. Die Stäbe hätten sich irgendwie verbunden und hätten einen goldenen Lichtkäfig um die beiden Duellanten gewoben… Plötzlich kann er nicht mehr weiter sprechen. „Wie konnte sowas geschehen?“ platze ich heraus. Von einer derartigen Magie habe ich noch nie gehört. Wie sollte ein einfacher Expelliarmus den Averda ausschalten können? Doch Dumbledore versteht und beginnt zu erklären. Die Stäbe hätten denselben Kern, je eine Feder von seinem Phönix Fawkes und daher könne es zu eigenartigen Effekten kommen, wenn man zwei derartige Stäbe zwingen würde, gegeneinander zu kämpfen. Ein Stab würde den anderen zwingen, alle Zauber, die mit ihm ausgeführt wurden in umgekehrter Reihenfolge erneut auszuführen. Dumbledore drängt Harry weiter zu berichten und zögernd tut der Junge das auch. Eine Art geisterhafter Cedric sei erschienen, dann zwei weitere Personen und als letztes … seine Mutter und sein Vater. Ich kann kaum glauben, was ich da höre und keuche entsetzt. Der Junge wurde erneut gezwungen, seine toten Eltern zu sehen, wie schon letztes Jahr durch die Dementoren. Er erzählt weiter. Die Gestalten hätten ihm Mut zugesprochen und es ihm ermöglicht, zu entkommen. Er sei auf ihre Anweisung zum Portschlüssel gerannt, die wütenden Todesser hinter ihm her. Er sei zu Cedric gelaufen, wie dieser ihn in seiner Geistform gebeten hatte und hätte dann den Pokal mit dem Aufrufzauber zu sich gerufen. Der Portschlüssel habe ihn dann wieder nach Hogwarts zurück versetzt. Der Phönix ist inzwischen zu Harry geflattert und heilt seine Wunden. Der Vogel muss ihn wirklich gern haben, wenn er das tut. Doch das fällt mir nur neben bei auf. Die Geschichte war wirklich härter als alles, was ich je gehört habe und ein vierzehnjähriger Junge hat das alles überlebt. „Ich bin stolzer auf dich, als ich es sagen kann“, meint Dumbledore leise zu Harry. „Du hast Tapferkeit jenseits von allem bewiesen, was ich erwartet hätte. So große Tapferkeit wie jene, die Voldemort zu seiner großen Zeit bekämpft haben…“ Dann schlägt er Harry vor, in den Krankenflügel zu gehen, einen Schlaftrunk zu nehmen und erst mal eine Nacht traumlos zu schlafen. Harry scheint alles egal zu sein, er scheint nur noch seine Ruhe haben zu wollen. Verdammt, das was er heute Nacht erlebt hat, ist mehr, als die meisten von uns überstanden hätten und jeder, wirklich jeder, wäre danach fertig, völlig am Ende… „Sirius“, wendet sich Dumbledore an mich. „willst du bei ihm bleiben?“ Ich nicke. Ich würde mich von nichts davon abhalten lassen, stehe auf und werde zu Tatze. Dann bringen wir ihn gemeinsam in den Krankenflügel. Dort warten schon eine Menge Leute auf uns. Es sieht aus, wie Ron mit seiner halben Familie und Hermine. Dumbledore bittet sie, Harry keine Fragen zu stellen und sie stimmen zu. Dann übergibt er den Jungen Madame Pomfrey und die bringt ihn ins Bett. Ich setze mich einfach in eine Ecke und behalte ihn im Auge. Dumbledore meint, er müsse noch mit Fudge sprechen und Harry solle den Schlaftrunk nehmen und verlässt uns. Kaum hat Harry einen Schluck getrunken, sinkt er in seine Kissen und schläft ein. Doch die Ruhe wärt nicht lange. Man kann die wütende Stimme von McGonagall hören, die sich lautstark mit Cornelius Fudge streitet. Sämtliche Rotschöpfe im Raum und auch Hermine zucken zusammen.  Weil nicht sein kann was nicht sein darf „Sie sollten mit dem Lärm aufhören“, murmelt die Mutter der Familie. „Sie werden den Jungen noch aufwecken.“ Die Tür fliegt auf und die Streitenden platzen herein, gefolgt von Snape. „Wo ist Dumbledore?“ will Fudge wissen. Mrs Weasley meint sie wisse es nicht, doch bevor Fudge weiter fragen kann, kommt der Gesuchte auch schon herein. Er will wissen, was das Durcheinander zu bedeuten hat und McGonagall informiert ihn, dass Fudge veranlasst hat, dass ein Dementor den jungen Crouch küsst. Sie ist so stinksauer, wie ich sie noch nie erlebt habe, nicht mal damals als sie James und mich mitten in der Nacht mit der geklauten Pastete erwischt hat. Snape mischt sich ein und meint, Fudge habe wohl seine Sicherheit gefährdet gesehen und es deswegen getan. Es geht ein bisschen hin und her, dann meint Dum-bledore, es sei schade, dass Crouch nun nicht mehr Zeugnis über die Ereignisse ablegen könne und Fudge erwidert, das habe ohnehin keinen Sinn, Crouch sei wahnsinnig gewesen. Darauf hin bringt Dumbledore Voldemort ins Spiel, aber Fudge will ihm nicht glauben. Was auch immer Dumbledore sagt, er will es einfach nicht glauben. Meint, sein einziger Zeuge, Harry, sei wohl auch nicht so ganz richtig im Kopf und es könne einfach nicht sein, dass Voldemort wieder da sei. Da mischt sich Harry selbst ein, keiner von uns hat bemerkt, dass er wach ist. Er wirft ein, Fudge würde wohl den Artikeln von Rita Skeeter glauben. Und Fudge entgegnet, es müsse wohl was dran sein, die seien glaubwürdiger, als der Gedanke, dass Voldemort wieder zurück sei. Er will sich auf keinen Fall vom Gegenteil überzeugen lassen, was auch immer jemand sagt. Harry nennt die Namen der Todesser, die nach Voldemorts Wiedergeburt erschienen seien, aber Fudge meint nur, der Junge könnte die Namen sonst woher haben. Dumbledore versucht auch, Fudge von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass die Dementoren von Askaban abgezogen werden müssten. Sie würden zu Voldemort übergehen, genau wie die Riesen und man müsse sich mit den intelligenten magischen Wesen in Verbindung setzten. Fudge weigert sich. Plötzlich wird es Snape zu dumm und er zeigt Fudge sein Todesserbrandmal. Er meint, vor einer Stunde sei es noch pechschwarz gewesen, aber selbst jetzt könne man es noch sehr gut sehen. Fudge zuckt vor ihm zurück, als habe er ihn versengt. Die Tatsache, dass Snivellus ein Todesser war, entsetzt ihn augenscheinlich mehr als alles andere. Fudge will nur noch hier raus und er meint, Dumbledore wolle nur seinen Job haben und betreibe daher diese Panikmache. Er klatscht Harry den Gewinn aus dem Trimagischen Turnier auf den Nachttisch und verschwindet mit langen Schritten. Dumbledore seufzt, aber er scheint entschlossen. Er will wissen, wer von den Anwesenden an seiner Seite stünde und alle tun es. Mrs Weasley meint, er könne auch auf ihren Mann zählen. Der älteste ihrer Söhne fügt hinzu, er werde seinen Vater benachrichtigen und verschwindet. Dumbledore schickt McGonagall los, Hagrid zu holen. Er soll sich wohl um die Sache mit den Riesen kümmern. Auch McGonagall geht sofort. Dann meint er: „Nun sollten zwei aus unserer Gruppe von einander wissen, wer sie sind. Sirius, wenn du bitte deine wirkliche Gestalt annimmst.“ Und Tatze wird wieder zum Menschen. Mrs Weasley schreit auf, doch Ron beruhigt sie sofort wieder. Snivellus wirft mir einen Blick zu, der mich auf der Stelle getötet hätte, wäre es ihm möglich gewesen. Sein Hass ist um keinen Deut geringer geworden und ich muss zugeben, dass ich momentan auch nicht die geringste Zuneigung für ihn empfinde. Abgesehen von allem anderen ist er auch Schuld daran, dass es Remus so mies geht… „Der“, schnarrt Snape. „Was tut der hier?“ Und Dumbledore meint, ich sei auf seine Einladung hier, genau wie Snivellus selbst. Er würde uns beiden vertrauen und es sei Zeit, die alte Fehde zu begraben. Weder Snivellus noch ich haben große Lust dazu, zu viele Dinge, zu viele Jahre, stehen zwischen uns. So verdammt viel Abneigung, Misstrauen und alter Zorn… Doch Dumbledore macht es kurz. Er verlangt einen Nichtangriffspakt und will, dass wir uns einfach die Hand schütteln. Der Alte kann ganz schön überzeugend sein, wenn er das will und so geben wir uns die Hand. Sehr kurz, als würde eine längere Berührung uns versengen oder mit einer tödlichen Krankheit infizieren… Kaum ist das geschehen, schickt Dumbledore mich los. Ich soll die alten Mitglieder des Phönixordens informieren und dann bei Remus untertauchen. Ich möchte nicht gehen, möchte gerne noch bei Harry bleiben, aber ich sehe natürlich die Dringlichkeit und die Notwendigkeit dieser Aktion ein. Die Zeit drängt wirklich und nachdem ich mich rasch von Harry verabschiedet habe, werde ich zu Tatze und verlasse den Raum und das Schloss… Nun, was war das damals mit Severus? Was muss er empfunden haben, mir so plötzlich gegenüber zu stehen? Seinem alten Feind, in den er vor so vielen Jahren so sehr verliebt war? Man gibt mir die Antwort. Schon im letzten Jahr hatte ihn die Begegnung völlig aus der Ruhe gebracht und er war fast wahnsinnig geworden. Mit der Zeit konnte er sich wohl damit abfinden, dass ich doch nicht Schuld am Tod von Lily war. Er hat sich wohl das Ganze in endlosen schlaflosen Nächten wieder und wieder durch den Kopf gehen lassen. Severus wusste nichts von Tatze, hat ihn an diesem Tag zum ersten Mal als das erkannt, was er wirklich ist. An diesem Tag konnten wir uns wirklich nicht ausstehen, haben uns verabscheut wie noch nie. An diesem Tag musste Severus seinen sorgfältig gehegten Hass gegen mich aufgeben, musste einfach mit mir zusammen arbeiten, weil es unabdinglich nötig war. Wir waren beide intelligent genug, um das zu erkennen, aber es muss verdammt schwer für ihn gewesen sein, die fest zementierten Ansichten von fast vierzehn Jahren aufzugeben… Er hat im folgenden Jahr wieder bei den Todessern spioniert und das muss seinem Selbstbewusstsein einen enormen Auftrieb gegeben haben. Er tat etwas, das keiner außer ihm tun konnte. Nur er war früher ein Todesser gewesen und dann wieder auf unsere Seite zurückgekehrt. Dumbledore vertraute ihm und brauchte ihn. Muss Severus ganz schön was abgegeben haben, auch wenn es verdammt gefährlich war. Doch er hatte noch nie vor irgendwas Angst und hatte schon immer getan, was er glaubte tun zu müssen … Als Tatze laufe ich in die Berge und hole Buckbeak ab. Es ist Nacht und keiner sieht uns, als wir abheben und uns auf den Weg zu Remus nach London machen…  Kapitel 20: Harrys fünftes Jahr ------------------------------- Kapitel 12 Harrys fünftes Jahr Dumbledores Befürchtungen Ich warte auf die Rückkehr der Geleitschutztruppe und werde mit der Zeit ganz schön unruhig und nervös. Für den Abend ist ein weiteres Treffen des Ordens geplant und Molly besteht darauf, dass ich ihr dabei helfe, alles vorzubereiten. Verbessert meine Laune auch nicht gerade… Nacheinander treffen die einzelnen Mitglieder ein, aber immer noch kein Zeichen von Harry. Mollys Sohn Bill spottet darüber: „Wahrscheinlich lässt Mad-Eye sie über Grönland fliegen, weil es ihm als sicherer erscheint. Mach dir keine Sorgen Sirius, die kommen schon, du kennst doch den Alten. Er war ein genialer Auror, aber jetzt ist er übervorsichtig geworden… Wären wir doch alle, wenn wir neun Monate in einem Koffer verbracht hätten, oder?“ Bill hat einen recht schrägen Sinn für Humor, der dem meinen recht ähnlich ist, jedoch nicht alle Weasleys haben den – leider. Bevor die Weasleys hier her kamen, gab es Probleme mit dem dritten Sohn, Percy. Er arbeitet für das Ministerium und glaubt Fudge und nicht Dumbledore. Es gab Streit und keiner aus der ganzen Familie ist noch gut auf ihn zu sprechen. Molly leidet sehr darunter, darum platzt sie auch bei der kleinsten Kleinigkeit so sehr aus der Robe. Arthur zerbricht alles, was er in der Hand hält, wenn Percys Namen auch nur erwähnt wird. Ich bin irgendwie über sieben Ecken mit der ganzen Familie verwandt, aber das sind im Grunde genommen alle reinblütigen Familien, wenn manchmal auch recht weitläufig. Snape kommt mit geblähtem Umhang hereingerauscht und nutzt die Gelegenheit, mich schon wieder zu verspotten. „Nun Black“, murmelt er schneidend. „Wie geht es mit deiner aufregenden Arbeit für den Orden voran? Muss schon wirklich abenteuerlich sein, sich mit Ungeziefer rum zu schlagen, oder? Sehr tapfer von dir, dich hier in deinem Elternhaus zu verstecken, während andere wirklich ihren Hals riskieren…“ Er zischt die Beleidigungen so leise, dass nur ich es hören kann. Erneut zerbeiße ich eine Antwort, aber es würgt mich eine bissige Erwiderung zu zischen. Verdammter Mistkerl! Doch bevor er noch viel mehr sagen kann, sind Remus und die anderen zurück. Dumbledore erscheint und eröffnet die Sitzung. „Ich mache mir Sorgen“, setzt er an, „dass Voldemort versuchen wird, Harry zu übernehmen. Wir wissen schon seit Jahren von der Verbindung, die zwischen ihm und dem Jungen existiert. Harry konnte schon immer wahrnehmen, wenn Voldemort in seiner Nähe ist und nun, da dieser wieder einen eigenen Körper besitzt, wird die ganze Sache noch gefährlicher. Voldemort hat seine alte Macht wohl bereits zum Teil wieder, ich denke jedoch, dass er noch nicht so weit ist, wieder an die Öffentlichkeit zu treten. Er hat im Moment noch wenige Anhänger, die wichtigsten sitzen immer noch in Askaban. Doch wir können nicht darauf verrauen, dass das noch lange der Fall sein wird. Harry wurde bereits von Dementoren angegriffen und wir können nicht sicher sein, dass diese noch dem Ministerium gehorchen. Ich war noch nie glücklich darüber, dass diese Kreaturen unsere Gefangenen bewachen. Wie kann man auch Wesen vertrauen, die davon leben, menschliche Seelen zu fressen…? Nun, zurück zu Harry. Ich weis nicht, in wie weit meine Befürchtungen gerechtfertigt sind, wir alle wissen jedoch, dass Voldemort in der Lage ist, Legilimentät auszuüben und daher besteht die Gefahr, dass er versuchen wird, den Jungen für seine Zwecke zu benutzen. Harry sollte nicht zu viel von dem erfahren, was wir hier tun. Voldemort könnte ihn dazu benutzen, uns auszuspionieren, ohne dass der Junge etwas davon merkt. Harry war letztes Jahr zwar dazu in der Lage den Imperius von Voldemort abzuschütteln, aber es gibt wesentlich subtilere Methoden, jemanden zu kontrollieren. Ich mache mir wirklich große Sorgen, aber wir mussten Harry aus dem Privet Drive weg holen. Er hätte sich sicher kaum mehr länger dort ruhig verhalten und ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass er etwas sehr Unbedachtes tut, weil er die Geduld verliert… Nun, was gibt es für Neuigkeiten?“ „Der Junge ist oben“, erwidert Remus. „Wir haben ihn vor ein paar Minuten hergebracht und ich denke er wird eine Menge Fragen haben. Seine Freunde werden ihm ein paar Antworten geben, aber ich denke nicht, dass ihm das genügt…“ „Komm schon, Moony“, werfe ich ein. „Uns hätten blose Vermutungen auch nicht genügt und die Kids wissen nicht gerade viel von dem, was wir hier tun.“ „Und das ist auch ganz richtig so“, unterbricht mich Molly. „Sie sind noch Kinder. Es wäre viel zu gefährlich für sie, wenn sie mehr wüssten. Sie würden sich einmischen wollen und dabei kann sonst was passieren.“ Der alte Streit schon wieder. Verdammt, Molly, wir hätten uns das auch nicht gefallen lassen… Aber ich gebe keine Widerworte, denn andere Dinge sind jetzt wichtiger, als ein erneuter Streit mit Molly. Die anderen berichten von ihrem Wachdienst im Ministerium und Dumbledore legt fest, wer sich in der folgenden Woche darum kümmern soll. Snape berichtet von weiteren Treffen mit den Todessern und von den Plänen, die er in Erfahrung bringen konnte. Wieder gibt er sich nahezu unerträglich arrogant. Ich könnte ihn in den Hintern treten. Als ob ich nicht dasselbe getan hätte, wäre es mir möglich gewesen. Aber nur er hat die notwendigen Verbindungen, nur er war früher ein Todesser. Ich weis nicht, ob man ihm wirklich trauen kann, aber Dumbledore tut es und wenn wir dem nicht mehr vertrauen dürfen, wem denn dann? Als alles gesagt ist, mahnt uns Dumbledore nochmal zur Vorsicht dem Jungen gegenüber und hebt die Versammlung auf. Ein gewaltiges Gedränge entsteht und die meisten brechen auf. Ich bleibe zurück, denn ich habe keine Lust, Snape nochmal die Gelegenheit zu bieten, mir Beleidigungen zuzuzischen. Die Kids müssen wohl auf dem Weg nach unten sein, denn plötzlich ertönt ein Krachen aus der Eingangshalle. Jemand ist wohl wieder mal über den Trollbein Schirmständer gestolpert und ich tippe auf Tonks, ist ihr schon ein paar Mal passiert. Das Bild meiner Mutter beginnt wieder zu schreien und zu kreischen und ich mache mich seufzend auf, sie zum Schweigen zu bringen. Langsam verliere ich wirklich die Geduld mit den Eigenheiten dieses Hauses… Remus und Molly sind bereits damit beschäftigt, wieder Ruhe zu schaffen, doch Remus schafft es dieses Mal nicht alleine, den Vorhang wieder über das Bild zu werfen und ich komme ihm zu Hilfe. Tonks sitzt am Boden und entschuldigt sich unablässig. Kaum wird das Porträt meiner gewahr, fängt es noch schlimmer an zu zetern. Die üblichen Nettigkeiten. Mir reißt der Geduldsfaden. Zuerst Snape und jetzt auch noch das. „Halts Maul, du alte Vettel“, brülle ich das Bild an, doch es zetert nur noch lauter. „Sei endlich still, du grausame Hexe!“ fauche ich und mit einer gewaltigen Anstrengung gelingt es Moony und mir, den Vorhänge wieder über dem Porträt zu befestigen. Harry schaut mich mit großen Augen an, so wütend kennt er mich wohl nicht. Ich schiebe mein Haar zurück, das mir in die Augen gefallen ist und grinse ihn grimmig an. „Hallo, Harry“, meine ich. „Ich sehe, du hast meine liebe Mum kennengelernt.“  Harry will alles wissen „Deine was?“ stammelt er. „Meine Mutter, yeah“, entgegne ich. „wir versuchen schon die ganze Zeit, das Bild loszuwerden, aber sie hat es wohl an die Wand gehext.“ Und winke ihn in die Küche hinunter. Er will natürlich wissen, was ein Bild meiner Mutter hier verloren hat und ich erkläre es ihm. Keiner hatte ihm gesagt, dass es sich hier um mein Elternhaus handelt. Ich schiebe immer noch einen gewaltigen Frust und der Junge muss es wohl merken, denn er wirft mir einen eigenartigen Blick zu. Die Küche hat sich bereits ziemlich geleert, aber Bill ist immer noch dabei Schriftrollen zu verstauen, die wir für die Sitzung gebraucht haben und Molly meutert, weil er das nicht schon lange erledigt hat. Tonks will helfen, schafft es aber nur ein Pergament anzuzünden. Molly löscht es mit einem Seufzen. Als sie sehen, dass Harry hereingekommen ist, begrüßen ihn alle freudig. Sie sind wohl genau so froh wie ich, dass er endlich hier ist. Auch Mundungus ist geblieben und döst vor sich hin. Als er Harry bemerkt, beginnt er Entschuldigungen zu stammeln. Dem Jungen scheint das egal zu sein. Molly bittet um Hilfe beim Kochen, aber die von Tonks nimmt sie nur sehr ungern an, denn die Beinahekatastrophen in den letzten Tagen haben sie den Rest ihrer Nerven gekostet. „Hattest du einen guten Sommer?“ will ich von Harry wissen. „Nee, der war lausig“, erwidert er. Was er nur hat, er konnte wenigstens raus und frische Luft atmen. Ich hab dieses verdammte Haus seit über einem Monat nicht mehr verlassen und ich habe das alles mehr als nur über. Ich kann das alles schon seit einer ganzen Zeit nur noch mit einem gewissen Galgenhumor ertragen und der bricht auch jetzt durch. „Worüber beklagst du dich?“ entgegne ich daher. „Was?“ platzt Harry heraus. Er kann wohl kaum glauben, dass ich ihn so wenig zu verstehen scheine. Doch ich erkläre es ihm. Der Frust hier festzusitzen, das Haus nicht verlassen zu können, weil ich immer noch gesucht werde, dass ich froh gewesen wäre, wenigstens eine kleine Rauferei erleben zu können… Doch Harry meint, wenigstens habe ich gewusst, was los sei und das sei immer noch mehr, als man von ihm sagen könne. „Yeah“, meine ich. „Und der liebe Snape hat mir die ganze Zeit erklärt, wie nutzlos ich bin. War echt nett von ihm. Fragt mich immer wie wir mit dem Putzen vorankommen…“ „Putzen?“ will der Junge wissen und ich erkläre es ihm eingehend. Plötzlich wird unsere Unterhaltung unterbrochen, weil die Weasley Zwillinge es sich in den Kopf gesetzt haben, dass Essen mit Hilfe ihrer Stäbe auf den Tisch zu bringen… Doch augenscheinlich haben sie ihre Fähigkeiten überschätzt… Molly beginnt schon wieder Mal zu schreien und dann überstürzen sich die Ereignisse. Der Kessel mit dem Eintopf schliddert über den Tisch, eine Kanne Butterbier schwappt hinterher und wir tauchen gerade noch rechtzeitig ab, bevor sich ein riesiges Brotmesser in meinen Handrücken bohren kann. Diese Zwillinge…! Molly tobt weiter, aber sie bekommt nur recht lakonische Antworten von ihren Söhnen. Ich kann nicht anders und beginne bellend zu lachen, Harry schließt sich an, doch Dung flucht leise vor sich hin. Er war etwas zu langsam und ist mit seinem ganzen Stuhl umgekippt. Mühsam rappelt er sich wieder hoch. Molly schimpft und zetert weiter, versehentlich entschlüpft ihr der Name Percy und ein peinliches Schweigen entsteht, Bill unterbricht es, indem er uns alle zum Essen auffordert. Wir tun das ausgiebig. Zwischendrin meint Molly zu mir, wir sollten uns um das Wesen im Schreibtisch im Gästezimmer kümmern, es würde sich wohl um einen Boggart handeln, aber es sei ihr lieber, wenn Mad-Eye es erst mal mit seinem magischen Auge überprüfen würde und die Vorhänge dort seien auch voller Doxys. Jetzt redet die schon wieder von diesem verdammten Hausputz, aber ich sollte sie wohl besser nicht schon wieder auf die Palme bringen. „Was immer du meinst“, entgegne ich daher gelangweilt. „Wir kümmern uns schon drum. Ich freue mich schon drauf…“ füge ich noch sarkastisch an. Es nervt mich bis zum Abwinken und ich gäbe sonst was drum, bald mal was anderes zu sehen, als dieses verflixte Haus. Es war alles andere als schön, zwei Jahre lang auf der Flucht zu sein, sich die meiste Zeit irgendwo im Freien aufzuhalten und am nackten Boden zu schlafen, aber immerhin konnte ich mich frei bewegen und habe immer wieder was anderes gesehen. Mir gegenüber macht Tonks Blödsinn, wie sie es oft schon getan hat und amüsiert alle mit den Verwandlungen ihres Metamorphmagus. Sie kann das wirklich gut und erntet damit auch eine Menge Gelächter. Na, wenigstens jemand, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt… Am anderen Ende des Tisches geht es um das Verhalten der Kobolde und deren weitere Pläne. Sieht nicht unbedingt gut aus für uns. Es ist in letzter Zeit eine Menge ganz schön in die Hose gegangen… Mundungus erheitert die Zwillinge und Ron mit Geschichten aus seiner Geschäftspraxis. Sie lachen und kichern, bis Molly sich wütend einmischt und Dung zum Schweigen bringt. Sie ist immer noch ziemlich sauer auf ihn wegen der Sache mit Harry. Alle lassen sich das Essen schmecken, als wären sie halb verhungert und Mollys reichhaltige Gerichte sind schon sehr bald verschwunden. Molly will die Kids ins Bett schicken, doch ich denke, es ist an der Zeit, dass Harry die Antwort auf ein paar Fragen bekommt und fordere ihn dazu auf, sie zu stellen. Damit bringe ich Molly nun wirklich wieder auf die Palme. Sie will es nicht zulassen, kommt wieder mit den üblichen Einwänden daher… Wirft mir sogar vor, Harry mit seinem Vater zu verwechseln… Wirft mir vor, dass ich mich in Askaban wohl sehr gut um ihn hätte kümmern können… Wirft mir vor, kein Verantwortungsgefühl zu haben… Habe ich aber, besser Harry erfährt es von uns, als dass er sich alles zusammenreimt und die Hälfte davon falsch ist. Ich mache mich bereit, sie zu widerlegen, notfalls gewaltsam. Doch ich muss es nicht tun… Remus und Arthur sind dieses Mal auf meiner Seite und Moony meint ebenfalls, es sei besser, wenn Harry es von uns erfährt als aus zweifelhaften Quellen. Er weiss wie wir alle von den Spionageversuchen der Zwillinge. Molly muss sich geschlagen geben, doch ihre eigenen Kinder will sie aus der Schusslinie bringen. Doch damit erntet sie ein gewaltiges Protestgeheul. Die Zwillinge werfen ihr vor, bereits erwachsen zu sein und sie könne sie nicht mehr ausschließen. Ron meint einfach, Harry würde ihm und Hermine ohnehin alles erzählen und Molly schafft es nur ihr jüngstes Kind, Ginny, nach oben zu bringen. Dann beginnt Harry seine Fragen zu stellen. Was mit Voldemort los sei, was wir hier tun würden und was überhaupt los sei. Wir erklären es ihm. Sehr behutsam und vorsichtig, blos nicht zu viel, nur dem Jungen keine Angst machen, nur die Kids auf keine dummen Ideen bringen… Verdammt noch eins, ich würde ihm am liebsten alles in allen Einzelheiten erklären, wirklich alles. Doch das würden weder Arthur noch Remus zulassen und auch Dumbledore wäre äußerst ungehalten darüber, also halte ich mich zurück. Wir erklären die Hintergründe und die ganze Situation in der magischen Welt. Warum uns fast keiner glaubt und warum wir so wenig dagegen tun können und was wir trotzdem unternehmen… Und ich gebe ihm alle Hinweise, die ich wage ihm zu geben. Auf die Pläne der Todesser, auf unsere Pläne und auf die Prophezeiung, hinter der Voldemort her ist, ohne jedoch genau zu sagen, um was es geht. Harry muss glauben, dass es sich um eine Waffe handelt und in gewisser Weise stimmt das auch. Informationen sind Waffen, auch wenn man sie kaum wie einen Stab in die Hand nehmen kann, können sie schärfer sein als ein Dolch… Molly unterbricht die Diskussion schließlich und meint das würde reichen, sonst könne man die Kids gleich in den Orden aufnehmen und Harry platzt heraus, er würde mitmachen wollen, er würde kämpfen wollen und die anderen Kids stimmen ihm zu. Doch Remus ist dagegen. Er will die Kids genauso sehr schützen, wie ich, trotzdem wünsche ich mir, er hätte sich nicht eingemischt, auch wenn er - wie schon so oft - Recht hat. Wir können es uns nicht leisten, halbe Kinder in den Orden aufzunehmen, die sich des Risikos einfach nicht bewusst sein können. Selbst Tonks ist noch verdammt jung, auch wenn wir damals noch jünger waren. Doch Moony hat trotzdem Recht. Der Preis für unseren Mut war verdammt hoch. James und Lily haben mit ihrem Leben bezahlt, mich hat es fast fünfzehn Jahre meines Lebens gekostet und Moonys Preis waren lange Jahre der Einsamkeit… Ich möchte wirklich nicht, dass auch die Kids diesen oder einen ähnlichen Preis zahlen müssen… Ich kann mich nicht gegen Remus stellen, es war schon immer besser auf ihn zu hören, wenn er meinte Besser nicht… Molly scheucht die Kids nach oben und ziemlich unwillig folgen sie ihr…  „Versteh doch…“ Trotzdem bin ich etwas sauer auf Moony und er bemerkt es natürlich sofort. „Padfoot“, sagt er leise und eindringlich. „Ich wünschte, es ginge anders, aber es geht nicht. Der Junge ist die einzige wirkliche Hoffung für unsere Welt. Was, wenn er zu früh vorprescht? Was, wenn er noch zu schwach ist? Was, wenn er handelt und versagt, nur weil er zu schnell zu viel wollte? Und ich glaube ihm, wenn er sagt er wäre bereit zu kämpfen. Das ist er schon seit Jahren und er hat bereits gegen Voldemort gekämpft, wie du nur zu genau weist. Doch er und auch wir alle, hatten geradezu unverschämtes Glück, dass er wieder und wieder überlebt hat. Wie lange, glaubst du, wird uns dieses Glück treu bleiben? Und selbst, wenn er nicht der Junge aus der Prophezeiung wäre, ist er immer noch der Sohn unseres besten Freundes, ist er das einzige was von Lily und James noch übrig ist. Und ich weis, dass dir das klar ist, du hast es schließlich selbst zu mir gesagt.“ Ich werfe ihm einen bedrückten Blick zu. „Und trotzdem“, murmle ich. „Es wäre mir lieber, ihm die ganze Wahrheit sagen zu können.“ Remus will etwas entgegnen, aber ich winke ab. „Shit, Moony, ich weis doch, dass du Recht hast“, erwidere ich. „Aber deswegen muss ich noch lange nicht glücklich darüber sein, oder?“ „Ich bin es ja auch nicht“, gibt er zu. „Ich weis, wie wir damals waren. Wir hätten auch die ganze Wahrheit wissen wollen. Doch der Preis kann so verdammt hoch sein... Viel zu hoch für die Kids, wenn es nach mir geht…“ Ich brumme zustimmend. Das ist ja der Grund, warum ich die Sache schließlich auf sich habe beruhen lassen. „Harry ist nicht dumm“, wirft Arthur ein, der unserer Diskussion bisher schweigend gefolgt ist. „Er hat seine Freunde und er wird schon das Richtige tun. Himmel, Sirius, ich kenne meine Söhne und meine Tochter. Sie werden ihm beistehen, wo sie nur können, auch ohne zu wissen, was er wirklich ist. Einfach nur, weil sie ihn mögen, weil sie Freunde sind. Ich denke gerade du weist, was Freundschaft wirklich bedeutet, oder?“ Arthur redet nie besonders viel und viele halten ihn für ein bisschen bekloppt, weil er verrückt nach allem ist, was mit Muggel zu tun hat. Aber ich weis, dass er ein sehr zuverlässiger Mann ist und auch, dass er alles andere als ein schlechter Zauberer ist. Wenn er etwas zu sagen hat - solange es nicht mit Muggel zu tun hat – ist es besser, ihm genau zuzuhören… „Gut“, entgegne ich. „Ich werde das Thema vor den Kids nicht mehr aufgreifen. Ich hoffe das stellt euch zufrieden?“ Beide nicken, doch dann muss Remus sich um Tonks kümmern, die die Küche aufräumen wollte und dabei natürlich das übliche Chaos verursacht hat… Molly holt ihren Gatten ab und meint, es sei jetzt wirklich für uns alle Zeit schlafen zu gehen, denn morgen gäbe es wieder eine Menge zu tun. Ich habe keine Lust, den Streit wieder aufzunehmen und trolle mich mit Remus nach oben. Moony schläft immer noch bei mir und so gehen wir zusammen in mein altes Kinderzimmer. In voller Kleidung lasse ich mich auf meine Matratze falle uns starre an die Decke. Ich höre, wie Moony sich umzieht und ebenfalls zu Bett geht. Er raschelt etwas herum, dann wendet er sich mir zu. „Sei nicht sauer, Padfoot“, murmelt er. „Nee, Moony“, erwidere ich. „Bin ich nicht. Ich weis doch, dass du Recht hast. Ich bin nur in letzter Zeit so verdammt gereizt. Das verflixte Haus, meine erzwungene Untätigkeit und dann auch noch sie bissigen Anspielungen von Snape. Langsam kriege ich echt zu viel. Und dann Mollys verfixtes Rumgeglucke. ‚Sie sind noch so jung … Sie sind doch noch Kinder…’ Shit, Moony, wir waren in diesem Alter keine Kinder mehr…“ „Nee, echt nicht“, muss er zugeben. „Aber wir hatten damals nicht die Probleme, die wir heute haben. Es ging nie um die Rettung unserer Welt, immer nur um den Kampf gegen Voldemort.“ „Gegen den kämpfen wir ja jetzt auch wieder“, werfe ich ein. „Schon, aber als wir uns wirklich gegen ihn gestellt haben, waren wir dann doch ein ganzes Stück älter und auch noch besser ausgebildet.“ „Yeah“, muss ich zugeben. „Das stimmt. Sorry, Mann, aber meine Laune ist echt nicht die beste…“ „Das Haus, oder?“ will er wissen. „Auch. Eigentlich alles zusammen. Ich fühle mich so verdammt eingesperrt hier und dann noch Snapes gemeine Anmerkungen.“ „Der liegt dir wohl quer im Magen, oder?“ meint er. „War heute schon wieder was?“ „Yeah“, entgegne ich. „Wieder dasselbe. Fragt mich, wie das Putzen voran geht, lobt mich hämisch für den großen Mut, den ich dabei beweise und dass er sein Leben wirklich in Gefahr bringen würde, ganz im Gegensatz zu mir…“ „Das ist so verdammt kindisch von ihm“, versucht Moony mich zu beruhigen, „Und was tust du dagegen?“ „Ich versuch, es zu überhören“, murmle ich unzufrieden. „Aber du kannst mir glauben, dass ich nicht weis, wie lange ich das noch schaffe.“ „Lass dich nicht aus der Ruhe bringen“, entgegnet er. „Das bringt nichts, Padfoot. Sobald du dich von ihm aus der Ruhe bringen lässt, hat er gewonnen. Ich hoffe, das ist dir klar.“ Ich brumme unwillig. „Ich weis“, entgegne ich. „Aber ich weis wirklich nicht, wie lange ich mein Temperament im Zaun halten kann. Ich bin durch zuviel in meinem Leben durchgegangen, als dass ich mir einen solchen Mist ewig anhören würde.“ „Eben deswegen“, meint Remus. „Du hat so viel überstanden, so verdammt viel. Und jetzt willst du dich von einem Mann reizen lassen, der immer noch einen alten Hass bewahrt, der schon lange jeder Grundlage entbehrt.“ „Du meinst, es sind immer noch diese ollen Kamellen? Er ist immer noch sauer auf uns, wegen der Streiche von damals?“ „Mancher vergibt nie“, erwidert Remus. „Ich halte es jedoch nicht nur für sinnlos und dumm, ich halte es für verdammt gefährlich. Wir können keine Zwietracht im Orden brauchen, damit spielen wir nur Voldemort in die Hände.“ So habe ich das noch gar nicht gesehen. „Du hattest schon immer das Talent, die Dinge von allen Seiten zu sehen“, brumme ich. „Also gut. Ich versuche, mich zu beherrschen.“ Ich seufze schwer. „Wenn ich wenigstes hier raus käme, mal was anderes sehen könnte. Ein bisschen frische Luft schnappen könne. Hier fällt mir langsam die Decke auf den Kopf.“ „Mal sehen, ob wir beim nächsten Vollmond was drehen können“, schlägt er vor. „Vielleicht rauf nach Cornwall, wie früher.“ „Glaubst du, wir können das wagen?“ frage ich aufgeregt nach. „Das wäre zu schön. Es ist schon so verdammt lang her, dass wir gemeinsam durch die Nacht gerannt sind.“ „Mir würde es auch gefallen“, entgegnet er. „Du hast Recht, es ist wirklich ewig her… Aber vielleicht sollten wir damit warten, bis die Kids wieder in Hogwarts sind und hier wieder alles etwas ruhiger ist.“ „Yeah, das ist richtig“, gebe ich zurück. „Molly rastet völlig aus, wenn sie was davon mitbekommt. Aber Hauptsache, wir können dort hin.“ „Dann ist es abgemacht. Sobald es hier ruhiger wird, gehen wir gemeinsam nach Cornwall.“ Seine Stimme klingt so sehnsüchtig, wie ich mich fühle. Auch er war schon verdammt lange wieder als Werwolf allein und muss viele Jahre lang genauso einsam gewesen sein, wie ich. „Nacht“, murmelt er noch, dreht sich zur Wand um und ist wenige Atemzüge später auch schon eingeschlafen. Ich wünschte, ich könnte das auch. Als Junge konnte ich pennen. das es nicht mehr normal war und nicht mal ne Explosion hätte mich wach bekommen. Askaban hat das alles geändert und ich fürchte inzwischen meine dauernden Alpträume...  Putzkolonne Als ich am nächsten Morgen wach werde und in die Küche hinunter gehe, ist diese bereits leer. Ich habe länger geschlafen, als gewöhnlich. Alle sind wohl schon bei der Arbeit, selbst Remus ist verschwunden. Ich nehme mir einen Kaffee und überlege, was ich als nächstes tun soll. Buckbeak fällt mir ein. Der hat sicher wieder mal Hunger. Molly lagert alle Ratten, die ihr unter die Hände kommen, in einer alten Tasche, damit wir sie an den Greifen verfüttern können. Ich ertränke einen Teil meines Frustes in der Tasse, dann stehe ich auf, nehme mir sie alte Tasche und mache mich auf den Weg nach oben ins einstige Schlafzimmer meiner Mutter. Buckbeak hat wirklich Hunger und er sieht nicht so aus, als wäre er hier in diesem Zimmer besonders glücklich, aber er darf das Haus genauso wenig verlassen, wie ich. Sie jagen auch ihn immer noch… Seufzend mache ich mich auf den Weg ins Gästezimmer. Ich kann genauso gut mithelfen, wie irgendwo rum hängen und dumm dreinschauen. „...Kreacher ist schon alt, er schafft das alles nicht mehr…“ dringt Hermines Stimme zu mir. „Du hast keine Ahnung, was Kreacher alles schafft, wenn er es will“, unterbreche ich sie. Ich kann den Elfen einfach nicht ausstehen und finde wirklich keine netten Worte für ihn. Harry wirft einen Blick auf die blutfleckige Tasche, die ich dabei habe. Ich erkläre es ihm, lasse das Ding auf einen Sessel fallen und wende mich dann dem Schreibtisch zu, von dem Molly gestern geredet hat. Scheint wirklich ein Boggart zu sein, aber bei dem, was meine Mutter so alles hier in dem Haus gehalten hat, kann es sich um sonst was handeln. Ich sage ihr das auch und sie antwortet mit einer sehr kühlen Höflichkeit, sie ist immer noch sauer wegen gestern. Na ja, die kriegt sich schon wieder ein und ich beschließe ebenfalls ruhig und höflich zu bleiben. Doch dann unterbricht uns die Türglocke und das Gekreische der Bilder unten. „Wie lange wollen die denn noch hier läuten“, murmle ich genervt. „Sie wissen doch genau, was dabei rauskommt.“ Ich trabe nach unten, um das Geschrei abzustellen. Inzwischen habe ich schon Übung drin, das Porträt wieder zum Schweigen zu bringen. Vor der Tür steht Kingsley und meint, er sei beim Wachdienst abgelöst worden und er wolle einen Bericht für Dumbledore hinterlassen. Wir gehen gemeinsam in die Küche. Er bringt ein leeres Pergament zum Vorschein und beginnt zu Schreiben. Ich stelle ihm eine Tasse Kaffee hin und nehme mir auch noch eine. „Ganz schön was los im Ministerium“, meint er, nachdem er fertig geschrieben hat. „Es geht um den Jungen. Diese dumme Sache mit dem Patronus. Kaum einer glaubt, dass er sich nur verteidigt hat. Die dummen Gerüchte im Tages Propheten … Alle meinen er sei ein eingebildeter Angeber, der sich nur wichtig machen und aufspielen will…“ „Harry lügt nicht“, platze ich heraus. „Wenn er sagt, dass Dementoren in Little Whinging waren, dann stimmt das auch.“ Kingsley winkt ab. „Mir brauchst du das nicht sagen“, entgegnet er mit seiner ruhigen Stimme. „Ich wäre nicht hier, wenn ich Harry und Dumbledore nicht glauben würde…“ „Entschuldige“, erwidere ich. „Ich mache mir nur Sorgen wegen der ganzen Angelegenheit und es ärgert mich, wenn jemand auf Harry losgeht.“ „Du kennst doch unsere Leute“, erwidert er. „Die glauben erst, dass Voldemort zurück ist, wenn er vor ihnen steht und den Averda ausspricht. Es ist leichter, Dumbledore und Harry für durchgeknallt zu halten, als sich seiner größten Furcht gegenüber zu sehen.“ Ich muss ihm zustimmen und seine ruhige Art zu reden, beruhigt mich auch wieder. „Es wird schon gut gehen“, meint er. „Dumbledore paukt den Jungen schon raus. Immerhin war es eine lebensbedrohliche Situation und dann hat Harry, auch als Minderjähriger das Recht Magie einzusetzen.“ „Stimmt“, entgegne ich. „aber was, wenn es das Ministerium nicht so sieht?“ „Dann bleibt er halt hier“, erwidert Kingsley. „Aber ich glaube wirklich nicht, dass wir uns darüber Sorgen machen müssen.“ Harry hier bei mir. Das wäre schon was, aber ich sollte mich da wirklich nicht reinsteigern. Mach dir keine falschen Hoffnungen, Sirius, es wäre absurd, wenn du dir wüscht, dass der Junge aus der Schule fliegt, nur damit er hier bei dir leben kann. Ein eigenartiges Gefühl steigt in mir auf, aber ich versuche es zu unterdrücken. Meine Laune bessert sich dadurch nicht gerade… Kingsley merkt natürlich, dass ich nicht besonders gut drauf bin und beginnt, auf eine unnachahmlich witzige Art, mir von seiner vorgeblichen Fahndung nach mir zu erzählen und mein Sinn für Unsinn bricht wieder mal durch. Wenig später lache ich schallend über seine komische Erzählung. Wieder läutet es an der Tür und das Kreischen setze erneut ein. Bevor wir jedoch etwas dagegen unternehmen können, höre ich, wie Mollys Schritte die Treppe herunter kommen. Kurz darauf macht sie dem Porträt meiner Mutter ernsthafte Konkurrenz. Kingsley wirft mir einen fragenden Blick zu, ich nicke und wir gehen ebenfalls nach oben in die Eingangshalle. Molly ist feuerrot im Gesicht und geht auf Mundungus los, der mit einem gewaltigen Stapel Kessel in der Halle steht und versucht, sich zu verteidigen. Kingsley erkennt die Lage sofort und bringt Molly und Mundungus dazu, ihren Streit in der Küche fort zusetzten. Ich bringe das Bild wieder zum Schweigen. Ich habe nicht die geringste Lust, mir den Streit zwischen Molly und Dung weiter mit anzuhören. Soll Kingsley zusehen, was er tun kann. Lieber gehe ich wieder zu den Kids ins Gästezimmer.  Stammbaum „Kreacher putzt“, höre ich die Stimme des alten Hauelfen. „Nette Geschichte“, unterbreche ich ihn. Er geht mir mehr auf die Nüsse, als alles andere hier. Er verbeugt sich schon wieder auf diese aufreizend freche Art und dieses Mal fahre ich wirklich aus der Haut. „Stell dich wieder gerade hin“, schnauze ich ihn an. „Also, was willst du hier.“ Und er meint, er wolle wieder putzen. Wer´s glaubt… Es geht hin und her und er fängt wieder an mich zu beleidigen. Er redet ganz normal und höflich und mit den nächsten Atemzug lässt er einen Schwall Beleidigungen los, der sich gewaschen hat. Langsam werde ich echt sauer. Verdammter kleiner Mistkerl… Ich werfe ihm vor, er wolle doch nur wieder Dinge stehlen, damit wir sie nicht wegwerfen können und er gibt Widerworte. Es geht weiter hin und her, schließlich befehle ich ihm, den Raum zu verlassen, weil ich wirklich genug von ihm habe. Er geht, aber er murmelt weiter etwas von wegen Mörder und Askaban vor sich hin. Shit, jetzt reicht´s echt…. „Murmle weiter“, fauche ich ihm hinterher. „Und ich werde wirklich zum Mörder…“ Hermine versucht, ihn zu verteidigen, meint es wäre vielleicht besser, ihn frei zu lassen. Aber das ist nicht mehr möglich, er weis bereits zu viel über den Orden, erkläre ich ihr. Doch dieses Diskussion langweilt mich rasch und ich gehe zur Wand hinüber, wo noch immer der uralte Wandbehang mit unserem Stammbaum hängt. Immer noch dieser blöde Reinblüter Mist… Harry und die Kids folgen mir und schauen sich das Ding neugierig an. „Du bist gar nicht da drauf“, meint er, nachdem er ihn genau untersucht hat. „Früher schon“, erwidere ich und zeige auf das kleine Loch, wo meine Mutter meinen Namen entfernt hat, nachdem sie mich rausgeworfen hatte. Ich erzähle ihm die Geschichte in Kurzfassung. Es tut wieder mal verdammt weh, mir das alles wieder in Erinnerung zu rufen. Ach Prongs, Mum, Dad, ich vermisse euch immer noch so entsetzlich… Ich muss ihm auch erklären, wie mein Elternhaus war und warum ich es verlassen habe, Alphard und Andromeda, Regulus. Harry scheint entsetzt zu sein, als er hört, dass ich auch mit Bellatrix verwandt bin. Er scheint sie irgendwoher zu kennen, aber das kann eigentlich nicht sein, sie sitzt schon seit fünfzehn Jahren in Askaban. Molly unterbricht uns und bringt etwas zu Essen herein. Die Kids stürzen sich darauf, nur Harry bleibt bei mir. Auch ihm scheint es nicht besonders gut zu gehen, er macht sich sicher Sorgen… Wir unterhalten uns weiter über meine bucklige Verwandtschaft. Der Junge weis nur wenig über unsere Welt, er weis nichts von dem, was ich schon als Kind hier eingetrichtert bekam. Wie sollte er auch, er ist bei Muggel aufgewachsen. Ausgerechnet bei jener ätzenden Petunia, die James und Lily damals die Ferien so sauer hat werden lassen. Na ja, dann erzähle ich halt, was ich für richtig halte… Das macht das Gefühl hier eingeschlossen zu sein nur noch übler. „Ich mag es nicht, wieder hier zu sein“, ende ich. „Ich hatte gehofft, nie wieder hier her kommen zu müssen.“ Harry wirft mir einen Blick zu und er scheint mich zu verstehen, scheint wirklich zu begreifen, von was ich rede. Dann schlage ich ihm vor, ihn als Tatze zu seiner Anhörung zu begleiten. Dumbledore wäre wohl kaum damit einverstanden, zu viele wissen inzwischen von Tatze, aber was er nicht weis macht ihn nicht heiß und Harry sage ich natürlich nichts davon, bringt ihn nur auf dumme Ideen… Sein Blick ist derartig entsetzt, dass mir augenblicklich klar wird, dass er den Gedanken an die Anhörung völlig verdrängt hat und dass ihm die ganzen Sorgen jetzt plötzlich wieder mit Vehemenz überfallen. „Mach dich nicht verrückt“, versuche ich ihn zu trösten. „Sie müssen dich freisprechen, es gibt da so eine Klausel…“ „Und was wenn nicht?“ wirft er ein. „Kann ich herkommen und bei dir leben?“ ‚Himmel, Junge, nur zu gerne’, denke ich. Aber das darf ich nicht sagen, ich darf noch nicht mal daran denken… „Wir werden sehen“, gebe ich unverbindlich zurück. Er drängt mich, meint er würde sich besser fühlen, wenn er wüsste, dass er bei mir ein Zuhause habe, anstelle dem der Dursleys. „Muss schlimm sein dort, wenn du lieber hier bist“, murmle ich. Doch dann werden wir glücklicher Weise von Molly unterbrochen die meint, wenn wir nicht gleich rüber kämen, sei nichts mehr zum Essen da… Ich bin nicht besonders glücklich mit der ganzen Situation und so beschließe ich, einfach weiter beim Aufräumen mit zu helfen. Molly nimmt sich eine Vitrine vor, in der jede Menge Sachen rum liegen, die man nur als brandheiß bezeichnen kann. Uraltes, aber noch flüssiges Blut, Warzenpulver, Orden, Medaillen, ein rostiger Dolch, der aussieht, als sei einer damit ermordet worden und eine Spieluhr, die hypnotische Eigenschaften hat und von Ginny außer Gefecht gesetzt wird. Jede Menge Mist also… Kreacher versucht andauernd, uns daran zu hindern etwas weg zuwerfen und das Zeug zu klauen, um es irgendwo zu verstecken. Wenn ich ihn dabei erwische und ihm die Sachen wieder abnehme, wirft er mir wieder Nettigkeiten an den Kopf, die selbst Fred und George zum Erröten bringen. Schließlich werfe ich Kreacher mal wieder aus dem Zimmer. Verdammte kleine Kakerlake… Wir brauchen drei Tage für den Raum und den blöden Wandbehang werden wir ebenso wenig los, wie das Porträt in der Eingangshalle. Molly will mit dem Wesen im Schreibtisch warten, bis Mad-Eye wirklich einen Blick darauf geworfen hat und ich muss ihr Recht geben, wenn man an den liebenswerten Charakter meiner Mutter denkt, kann es sonst was sein, was da im Schreibtisch steckt. Kreacher nervt die ganze Zeit und ein um das andere Mal werfe ich ihn raus. Es nutzt nur nicht recht viel. Remus ist jetzt noch stärker für den Orden eingespannt und ich sehe ihn verdammt selten. Er schläft auch nicht mehr bei mir im Zimmer und hat sich einen eigenen Raum genommen – er will mich wohl nicht stören – vielleicht quält ihn aber auch die Tatsache, dass ich immer häufiger schreiend aus meinen Alpträumen hochschrecke und er nicht weis, wie er mir helfen soll ... denn mein alter Freund gehört zu den Leuten, die immer helfen wollen... Es wird immer schlimmer für mich, hier in diesem Haus festzusitzen. Dumbledore rät mir eindringlich davon ab, Harry zu seiner Anhörung zu begleiten. Er meint, Wurmschwanz wisse von Tatze und wenn der es wissen würde, hätte er es mit Sicherheit auch Voldemort gesagt und der habe es bestimmt an seine Todesser weiter gegeben. Der Animagus sei also nicht sicher, schon gar nicht in der Nähe des Ministeriums… Shit, warum muss er immer Recht haben? Meine Laune wird immer düsterer und ich werde regelrecht griesgrämig. Eine Stimmung, die ich noch nie an mir beobachtet habe … traurig, auch verzweifelt, das ja, aber nie griesgrämig ... das war immer nur Severus... Was ist nur los mit mir? Manchmal bekommen wir Hilfe von den Anderen bei dieser verantwortungsvollen Reinigungsaufgabe, wobei ich sagen muss, auf Tonks hätte ich wirklich lieber verzichtet… Immer wenn Snivellus hier antanzt, spottet er weiter und es fällt mir von Mal zu Mal schwerer den Mund zu halten. Er merkt nur zu genau, dass er momentan am längeren Hebel sitzt und nutzt das schamlos aus. Wir hätten ihn damals nicht so sehr ärgern sollen, er ist so verdammt nachtragend…  Anhörung Der Vorabend von Harrys Anhörung bessert meine Laune auch nicht. Molly erinnert mich erneut daran, dass ich das Haus nicht verlassen darf. Der Junge wirft mir einen traurigen Blick zu und ich weis nicht worauf ich hoffen soll. Harry gehört nach Hogwarts und er muss einfach weiter ausgebildet werden, aber die Vorstellung, er würde hier bei mir leben ist einfach zu reizvoll… Ich habe eine verdammt schlechte Nacht und finde keine Ruhe. Gegen vier Uhr morgens habe ich genug und entschließe mich, in die Küche hinunter gehen, dort kann ich wenigstens was trinken und mich irgendwie ablenken. Wenig später kommt Remus daher geschlappt und schaut so aus, wie ich mich fühle. „Kannst du auch nicht schlafen?“ murmelt er und gähnt. „Nee. Mir spukt dauernd diese blöde Anhörung im Kopf rum“, entgegne ich. „Shit, Moony, der Junge hat mich gefragt, ob er bei mir wohnen kann, wenn er von Hogwarts fliegt…“ „Und jetzt weist du nicht mehr, was du dir wünschen sollst, oder?“ murmelt Remus. „Yeah. Blöde Situation“, brumme ich zurück. „Du hast in letzter Zeit ganz schön miese Laune“, entgegnet er. „Yeah. Du kennst die Gründe“, gebe ich zurück. „Immer noch?“ „Ich werd mich nie daran gewöhnen.“ „Wir gehen nach Cornwall, wenn die Kids wieder in der Schule sind, ich versprech´s dir“, versucht er mich aufzumuntern. Und wirklich, die Hoffnung auf eine Nacht, die ich nicht in diesem Haus verbringen muss, macht es ein bisschen leichter. Nicht viel, aber ein bisschen… „Wo ist Tonks?“ will ich mich auf andere Gedanken bringen. „Hatte heute Nacht Wachdienst. Schätze, sie wird in ein, zwei Stunden hier auftauchen…“ „Wie läuft es mit ihr?“ „Neugierig wie immer“, gibt er mit einem schiefen, etwas gequälten Grinsen zurück. Ich zucke die Achseln. „Wenn du nichts sagen willst…“ Nun zuckt er die Schultern. „Ich wage es einfach nicht, was Ernstes mit ihr anzufangen ... ja, ich mag sie, aber es ist einfach nicht richtig ... alles in mir schreit alarmiert auf, wenn ich ihr zu nahe komme ... ich bin ihr Onkel ... habe sie sogar auf die Welt gebracht ... verdammt, Mann, das kommt mir wie Inzest vor ... und so lasse ich lieber die Finger von ihr ... auch als Nichte kann ich sie gern haben ... aber alles andere ... nee, Mann. besser nicht ... da bleib ich lieber alleine...“ „Waren wir das beide nicht lang genug?“ entgegne ich und will ihn wohl überzeugen, dass es anders gehen könnte. Er mag in Tonks etwas wie seine Tochter sehen, aber sie ist es mit Sicherheit nicht... „Viel zu lange“, stimmt er zu. „Aber trotzdem...“ Wieder gelingt es mir nicht, ihn zu überzeugen, aber sowas hätte ich mir eigentlich denken sollen ... Moony hatte schon immer sehr feste Grundsätze und er hat nie dagegen verstoßen, was auch immer war... Bevor aus unserer zähen Diskussion eine echte Auseinandersetzunge werden kann, kommt Tonks daher. Sie gähnt weit. „Hi, ihr zwei“, murmelt sie. „War `ne lange Nacht. Habt ihr `nen Kaffee für mich, sonst schlaf ich noch auf der Stelle ein.“ Remus macht ihr einen und stellt auch eine Tasse vor mich hin. Er findet es wohl kaum gut, dass ich Butterbier gefrühstückt habe… Wenig später kommen auch Molly und Arthur herein. Molly ist noch im Morgenmantel, aber Arthur hat sich als Muggel verkleidet. „Kann wohl kaum mit Harry apparieren“, meint er, als er unsere fragenden Blicke sieht. „Wir müssen wie Muggel mit der U-Bahn zum Ministerium fahren.“ Er sieht nicht aus, als sei das ein Problem für ihn, vielmehr scheint er sich darauf zu freuen. Ach so, er steht ja auf alles, was mit Muggel zu tun hat… Es dauert nicht lange, bis auch Harry herein kommt. Er scheint auch eine miese Nacht verbracht zu haben und er sieht nicht so aus, als wolle er reden. Tonks ist hilfsbereit, wie immer und stolpert über einen Stuhl, als sie einen für Harry unter dem Tisch hervor ziehen will. Sie rappelt sich wieder auf und beginnt eine Geschichte darüber zu erzählen, dass sie und Kingsley bereits im Ministerium Misstrauen erregt haben. Remus redet beruhigend auf sie ein und sie meint, sie werde sich in Zukunft vorsehen. Harry sitzt verloren auf seinem Stuhl und Molly macht ihm Frühstück. Es sieht jedoch nicht aus, als habe er großen Hunger und er knabbert nur an einem Stück trockenen Toast herum. Molly gluckt ein bisschen um ihn herum und versucht, sein Haar glatt zu kämmen. Vergebliche Liebesmüh, schon James bekam seine Haare nie ordentlich hin und bei Harry geht es um kein bisschen besser. Ich kann ihm ansehen, dass es ihm auf den Wecker fällt, aber er sagt immer noch nichts. Tonks gähnt immer noch vor sich hin und meint sie könne heute unmöglich schon wieder Wache schieben und Arthur erklärt sich bereit, für sie zu übernehmen. Dann versucht er, Harry zu beruhigen und der zuckt zusammen, als habe man ihn verbrannt. Er ist schrecklich nervös. Verdammt, was soll ich nur zu ihm sagen, damit er sich besser fühlt. Nun, ich kann ihm nur einen guten Rat geben. Die anderen reden schon genug auf ihn ein. „Bleib höflich und halt dich an die Tatsachen“, murmle ich. „Verlier nicht die Geduld.“ „Das Gesetz ist auf deiner Seite“, fügt Remus an. „Sie müssen dich frei sprechen.“ Arthur schlägt vor, aufzubrechen und Harry sieht sehr erleichtert aus, die Küche verlassen zu können. Er springt auf und verlässt mit ihm das Haus. Die Stimmung in der Küche wird nicht besser. Auch wenn wir alle der Meinung sind, Harry sei im Recht gewesen, so vertraut keiner von uns dem Ministerium wirklich noch. Zu viel ist dort schon so gehandhabt worden, dass nicht Recht gesprochen wurde, sondern nur Vertuschung betrieben wurde. Ich brauche da nur an meinen eigenen Fall zu denken… So gerne ich es hätte, dass Harry bei mir bleibt, werde ich doch eingreifen, wenn ihm Unrecht geschieht. Ich kann mit dem leben, was mir zugestoßen ist, aber ich werde nicht zulassen, dass dem Jungen was Ähnliches passiert… Tonks gähnt immer noch, beschließt aber, dennoch zur Arbeit zu gehen. Molly rumort in der Küche herum und schließlich kommen auch die anderen Kids herunter. Auch die sind unruhig und nervös und stochern nur in ihrem Frühstück herum. Ron zerkrümelt ein Hörnchen und Hermine schüttet sich eine Unmenge Zucker in den Kaffee. Egal, sie rührt ohnehin nur darin herum und trinkt keinen Schluck davon. Fred und George reißen blöde Witze, über die die anderen krampfhaft versuchen zu lachen und Ginny spielt geistesabwesend mit Crockshanks. Es herrscht eine verdammt gedrückte Stimmung und nicht mal Remus oder mir fällt noch was ein, wie wir das ändern könnten. Molly starrt nur vor sich hin und schimpft nicht mal über das ganze Durcheinander. Die Zeit zieht sich wie Kaugummi, aber keiner kann sich aufraffen, etwas anderes zu tun, als hier in der Küche abzuhängen. Ich wünschte, ich könnte etwas Stärkeres trinken, um meine flatternden Nerven zu beruhigen, aber das wäre für die Kids ein verdammt schlechtes Beispiel und so lasse ich es lieber. Doch dann kommt Harry herein und strahlt. Die Kids rufen durcheinander und jubeln. Sie schreien und kreischen, veranstalten einen regelrechten Kriegstanz in der Küche. Man kann sein eigenes Wort kaum mehr verstehen. Mitten in dem ganzen Radau, teilt uns Arthur mit, er habe im Ministerium Lucius Malfoy gesehen, der mit Fudge in dessen Büro gegangen sei. Shit! Dem kann man nicht trauen, wir wissen das er ein Todesser ist, obwohl uns das wieder mal keiner glaubt, da Malfoy schon seit vielen Jahren großzügige Spenden für alle möglichen gemeinnützigen Zwecke gibt. Interessante Information, Dumbledore sollte es wissen… Arthur will weiter, da es wieder eine eigentlich recht witzige Aktion gegen Muggel gegeben hat. Öffentliche Klos, die ihren Inhalt gewaltsam wieder von sich geben … Na ja, manche haben schon so einen eigenartigen Sinn für Humor. Er drückt mir eine Zeitschrift in die Hand und geht. Molly will etwas Anständiges zum Essen kochen und gleichzeitig die Kids zum Schweigen zubringen, die immer noch durch den Raum toben. Ich blättere durch die Zeitschrift, die Arthur mir gegeben hat. Eine Notiz von Kingsley besagt, ich solle mal den Artikel über Stubby Broadman lesen. Ich lache in mich hinein. Yeah, echt witzig, aber ich bin sicher nicht der Leadsänger der Küchenkobolde ... ich kann nämlich immer noch nicht singen...  Harry geht nach Hogwarts So sehr ich mich freue, dass Harry aus dem Schlamassel raus gekommen ist, bin ich dennoch nicht wirklich glücklich darüber. Dieser Zwiespalt zerreißt mich fast und meine Laune wird immer schlechter. Ich werde wortkarg und mürrisch, aber ich will das nicht an den anderen auslassen und verbringe lieber viele Stunden bei Buckbeak. Den stört es nicht, wenn ich schlecht drauf bin. Da Remus jetzt so viel unterwegs ist, bekommt er nicht viel davon mit und ich muss gestehen, dass ich ihm was vorspiele. Ich habe keine Lust auf eine erneute Diskussion darüber, was mit mir los ist… Am Vortag der Abreise der Kids, kommen die Bücherlisten aus Hogwarts und es stellt sich heraus, dass Ron und Hermine Vertrauensschüler von Gryffindor geworden sind. Molly ist völlig aus dem Häuschen und beschließt, eine Party zu feiern. Nun, wenn sie meint. Aber auch davon bekomme ich keine bessere Laune. Molly ist jedoch wirklich glücklich, sie verschwindet in die Winkelgasse und kehrt mit einem Besen für Ron zurück. Dann tobt sie durch die Küche und kocht wie verrückt. Mich nimmt sie in Beschlag, damit ich ein Banner auf ein Laken pinsle, um Ron und Hermine zu gratulieren. Ich tue ihr den Gefallen, weil sie keine Ruhe gibt. Eine Menge Leute tauchen auf und sind in echter Feierstimmung, doch ich kann mich kaum aufraffen, auch nur freundlich ‚Hallo’ zu sagen. Auch Mad-Eye kommt daher und Molly bittet ihn, einen Blick auf den Schreibtisch im Gästezimmer zu werfen. Er war schon länger nicht mehr hier und kann es daher erst jetzt tun. Sein magisches Auge rotiert in einer Ekel erregenden Weise und er starrt damit durch Wände und Decken in das alte Möbel, dann meint er es würde sich wirklich um einen Boggart handeln und ob er sich darum kümmern solle. Doch Molly winkt ab und erwidert, sie werde das schon erledigen. Alle brabbeln durcheinander, aber einer scheint beinahe so schlechte Laune zu haben wie ich – Harry. Ist er sauer, dass Ron Vertrauensschüler geworden ist und nicht er? Kann schon sein. Nun, wir haben uns damals bei Remus nichts gedacht, waren eher der Meinung gewesen, dass es uns nur den Spaß verdorben hätte, aber der Junge sieht das wohl anders. Doch Tonks scheint die Sache gerade rücken zu wollen und meint, sie selbst sei auch nie Vertrauensschülerin gewesen, ihr Hauslehrer sei der Meinung gewesen, sie hätte nicht die richtigen Eigenschaften dazu, sie könne sich nicht richtig benehmen und Ginny lacht darüber. Sie fragt mich, wie das bei mir gewesen sei und ich muss bei der Erinnerung lachen. Ich erkläre ihr, dass wohl kaum jemand so verrückt gewesen wäre, mir oder auch James das Abzeichen zu geben, wir hätten zu viel angestellt, Remus habe es bekommen. Der meint, es habe nicht viel Wirkung gehabt, denn selbst er habe keine Kontrolle über uns ausüben können. (Nicht, dass er das je gewollt hätte, aber das sagt er natürlich nicht...) Das freundschaftliche Geplänkel scheint auch Harry wieder aufzuheitern. Aber ich habe immer noch so meine Probleme damit, ein freundliches Gesicht zu machen. Bildfetzen aus meiner Schulzeit schießen mir durch den Sinn und das tonnenschwere Wissen, dass das alles für immer vorbei ist, macht mich so verdammt traurig… Ich bin in Gedanken versunken und bekomme nur wenig von dem mit, was um mich herum vorgeht. Als ich mich in die Gegenwart zurückrufe, sehe ich, dass Mad-Eye sich mit Harry unterhält. Doch von dem Jungen geht eine eigenartige Traurigkeit aus. Ich gehe zu ihnen hinüber. „Was hast du da, Mad-Eye?“ will ich wissen und der Junge nutzt die Gelegenheit zu verschwinden. Moody hat ein uraltes Photo vom ursprünglichen Phönixorden. Himmel, so viele bekannte Gesichter und so wenige von ihnen weilen noch unter uns. Kein Wunder, dass Harry geflohen ist. Auch mir fällt es verdammt schwer einen Blick darauf zu werfen. Moody wirft mir mit seinem echten Auge einen Blick zu und scheint zu begreifen. Sein magisches Auge richtet sich dorthin, wo Harry sich befinden muss. „Es gibt Ärger im Gästezimmer“, murmelt er. „Wir sollten nachschauen.“ Ich nicke und winke Remus, mir zu folgen. Er reagiert sofort und wir eilen zusammen die Treppen hinauf, Moody folgt uns langsamer, sein Holzbein behindert ihn. Es bietet sich uns ein eigenartiges Bild. Harry versucht auf Molly einzureden, die schluchzt und weint völlig aufgelöst und am Boden liegt Harrys bleiche Leiche. Der verflixte Boggart. Remus reagiert sofort und macht ihn fertig. Konnte er schon immer verdammt gut. Doch Molly kann sich kaum fassen und weint immer weiter. Remus kümmert sich um sie. Auch das konnte er schon immer großartig. Sie hat Angst und meint, es könne alles Mögliche geschehen, mit ihrer halben Familie im Orden und den unmündigen Kindern in Hogwarts. Es sei so schrecklich, so furchtbar. Moony redet auf sie ein und versucht sie zu beruhigen. Wir seien ja auch noch da, wir würden uns schon um alles kümmern und es sei dieses Mal viel einfacher, weil wir schon so früh reagieren konnten. Nur langsam beruhigt sie sich wieder und meint dann, sie sei so dumm gewesen und was Harry nur von ihr denken würde, wenn sie noch nicht mal mit einem Boggart fertig werden würde. Doch Harry sieht nicht so aus, als würde er sie für dumm halten. Er scheint recht genau zu verstehen, was sie bewegt. Ich habe mich auf mein Bett gelegt und denke angestrengt nach… Die Weasleys sind für Harry das, was damals die Potters für mich waren. Erst jetzt fange ich langsam an zu verstehen. Auch der Junge hat seine Wahlfamilie gefunden. Schön für ihn, doch ich wünschte, ich würde auch dazu gehören… Doch dann wird mir klar, dass er auch mich verdammt gern hat, mindestens so gern, wie die Weasleys. Das hat er mir schon mit tausend Kleinigkeiten bewiesen, doch ich habe verdammt lange gebraucht, es zu begreifen. Immer bringe ich den Jungen mit seinem Vater durcheinander, in meiner chaotischen Gefühlswelt, meine ich… Harry ist eine völlig eigenständige Persönlichkeit und hat mit James nicht mehr zu tun, als dass dieser sein Vater ist. Himmel, Sirius, begreif das doch endlich…! Ich will unbedingt noch was für Harry tun, um ihm zu zeigen, wieviel er mir bedeutet. Dann fällt mir etwas ein. Etwas, das auch mir was bringt. Ich werde ihn morgen als Tatze zum Zug begleiten. Es ist zwar gefährlich, aber ich muss einfach mal aus diesem verdammten Haus raus. Der Vollmond ist weit und mir fällt hier die Decke auf den Kopf. Warum nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden? Moody murmelt sowieso schon die ganze Zeit von erhöhten Sicherheitsvorkehrungen, die wir brauchen würden, um den Jungen nach Kings Cross zu bringen. Nun, wenn ich ihn schon nicht in Privet Drive abholen konnte, dann bringe ich ihn wenigstens zum Zug. Mit diesen freudigen Gedanken, schlafe ich ein und ich finde eine bessere Ruhe als seit vielen Monaten…  Tatze macht einen Ausflug Am nächsten Tag mache ich meinen Entschluss wahr und Molly rastet mal wieder ziemlich aus. Sie ist ohnehin gereizt, weil wir spät dran sind und die Zwillinge wieder eine Menge Mist bauen, da sie die Magie nicht so gut beherrschen, wie sie denken. Es passt ihr also sicherlich auch nicht, dass Tatze Harry begleiten will, aber das Gesicht des Jungen macht alles wieder wett. Er freut sich wie ein kleines Kind. Alles in der Halle geht drunter und drüber, das Porträt kreischt, aber keiner kümmert sich drum. Mad-Eye murmelt etwas von wegen, Sturgis sei nicht gekommen und nun sei die Garde einen Mann zu wenig. Molly treibt uns alle entschlossen auf die Straße, wo Tonks in einer glänzenden Verkleidung als alte Dame wartet. Würde ich nicht wissen, wie sie riecht, hätte ich sie nicht erkannt. Die Sonne scheint nur schwach, aber sie fühlt sich auf meinem Pelz großartig an. Ich habe schon seit zwei Monaten keinen Himmel mehr über mir gespürt. Ich kann nicht anders und benehme mich wie ein ausgelassener Welpe auf seinem ersten Spaziergang. Jage Tauben und scheuche eine Katze durch die Gegend. Harry will sich ausschütten vor Lachen. Er genießt es wohl genau so wie ich. Es tut so verdammt gut, sich zu bewegen, zu laufen und zu springen. Ich konnte es noch nie ausstehen, mich lange ruhig zu halten und Askaban hat diese Neigung nicht gerade einschlafen lassen. Wir brauchen einige Zeit, um zum Bahnhof zu kommen, aber ich genieße jeden einzelnen Schritt. Molly scheucht uns durch die Absperrung zwischen Gleis neun und zehn. Es herrscht hier das übliche Gedränge, an das ich mich noch aus meiner eigenen Schulzeit so gut erinnere. Alle geben den Kids noch gute Ratschläge und meinen, sie sollten auf sich aufpassen. Die Zeit drängt, aber ich will mich noch von Harry verabschieden. Ich stelle mich auf die Hinterbeine und lege ihm meine Pfoten auf die Schultern, die einzige Art einer Umarmung, zu der Tatze in der Lage ist. Aber er versteht schon, wie es gemeint ist. Molly geht dazwischen und schubst Harry in den Zug. Dann zischt sie mir zu, ich solle mich mehr wie ein Hund benehmen. Die soll sich nicht so haben… Der Zug fährt an und die Kids hängen winkend aus den Fenstern. Ich renne ihm hinterher, bis er um eine Ecke biegt und aus meiner Sicht verschwindet… Leb wohl, Harry und viel Spaß in Hogwarts… Wir machen uns wieder auf den Heimweg. Arthur, Tonks und Mad-Eye gehen ihren Aufgaben nach und Remus und Molly begleiten mich. In einer dunklen Ecke werde ich zum Menschen und wir apparieren. Molly packt, denn Arthur und sie wollen wieder in den Fuchsbau zurück, nun da die Kinder in Hogwarts sind. Sie hat noch ein paar Worte zu sagen und bestätigt mir damit, dass sie mit meiner Eskapade alles andere als zufrieden ist. „Molly“, entgegne ich. „Es ist doch gut gegangen. Keiner hat den schwarzen Hund mit mir in Verbindung gebracht.“ „Es war trotzdem ein unnötiges Risiko, das du eingegangen bist, Sirius“, gibt sie zurück. „Dumbledore will, dass du im Haus bleibst, zu deiner eigenen Sicherheit…“ „Schon gut, Molly“, winke ich ab. „Ich habs ja verstanden…“ Sie nickt und verabschiedet sich. Dann sind Remus und ich wieder allein. Sofort fühlt sich das Haus entsetzlich leer und verlassen an und drückt schon wieder furchtbar auf meine Laune. Ich werfe Moony einen Blick zu. Sehr glücklich schaut der auch nicht aus. Er seufzt. „Ich versteh dich, Padfoot“, meint er. „Ich weis schon, warum du das getan hast, aber genial war das wirklich nicht…“ „Ich konnte nicht mehr, Moony“, entgegne ich. „Noch ein paar Tage mehr und ich wäre durchgedreht. Ich dachte, ich könnte es riskieren und es ist ja auch gut gegangen.“ Er schüttelt den Kopf. „Verdammt, Mann“, gibt er zurück. „Du bist nur hier noch sicher. Auf deinen Kopf ist ein Preis von zehntausend Galleonen ausgesetzt, wie du nur zu gut weist und es gibt eine Menge Leute, die ihn nur zu gerne verdienen würden. Und du machst einen Spaziergang…“ „Als Tatze…“ entgegne ich. „Yeah und jeder einzelne Todesser weis, von deinem Animagus…“ Nun ist es an mir zu seufzen. „Shit, Moony, ich gehe noch drauf, wenn ich noch lange hier bleiben muss“, stoße ich aus. „Ausgerechnet hier. Das Haus macht mich wahnsinnig. Für mich ist das schlimmer als Askaban, dort hat mich wenigstens keiner angepöbelt.“ „Dann mach so weiter“, erwidert er. „Dann bist du schneller wieder dort, als du schauen kannst. Obwohl ich nicht denke, dass sie dich nochmal einsperren werden. Sie werden die Dementoren veranlassen, dich zu küssen und dann bist du weder tot noch lebendig…“ Ich will etwas erwidern, will ihm erklären, warum ich raus musste, doch er winkt ab, „…ich versteh dich doch, Mann. Denkst du ich wüsste nicht, wie du dich fühlst? Du schirmst dich nicht ab und ich kann deine Gefühle spüren. Du konntest mich noch nie hinters Licht führen in Bezug auf deine Empfindungen…“ „Moony…“ murmle ich. Himmel, er weis es, er weis es schon die ganze Zeit… „Meinst du, ich kann mir nicht denken, wie das für dich ist?“ fährt er fort. „Du warst immer gewohnt, das zu tun, was du wolltest. Dann in den zwölf Jahren in Askaban, hat man dich vollkommen kontrolliert, dann bist du ausgebrochen und warst zwei Jahre auf der Flucht, zwei Jahre dauernd unterwegs oder in einem Versteck… Du kannst mir glauben, dass ich nur zu genau weis, was es bedeutet, nirgendwo zu Hause zu sein, nirgendwo willkommen zu sein und auch nicht zu wissen, wie man das ändern soll… Und jetzt das, ausgerechnet dieses Haus, das du immer gehasst hast und von dem du es fünfundzwanzig Jahre lange vermieden hast, es zu betreten. Der ganze Dreck, die drückende Atmosphäre und dann auch noch Kreacher und Snape, die darin wetteifern, dir Beleidigungen an den Kopf zu werfen. Yeah, Mann, echt, ich versteh dich… Aber ich mach mir Sorgen um dich, ich möchte nicht dich auch noch verlieren… Es sind schon zu viele von uns verschwunden oder ermordet worden. Nicht auch noch du, Padfoot, nicht auch noch du… Ich könnte es nicht aushalten, auch noch dich zu verlieren… Ich kann und will dir nicht verbieten, das Haus zu verlassen, aber bitte sei vorsichtig, was auch immer du tust, sei vorsichtig…“ „Moony…“ murmle ich erneut. Das hätte ich nicht erwartet. Er hängt noch immer so an mir, wie früher, eher noch mehr. Ich seufze. „Ich versprech´s dir, Remus, ich werde vorsichtig sein. Wirklich…“ „Danke, Sirius“, erwidert er. „Ich mach mir halt einfach Sorgen um dich. Vielleicht können wir ja beim nächsten Vollmond Abhilfe schaffen…“ „Vollmond“, seufze ich. „Wenn das hinhaut … Ja, die paar Tage kann ich abwarten.“ Er grinst sein typisches schiefes Grinsen und es zerreißt mir mal wieder das Herz. Er hat von meiner Einsamkeit gesprochen, von meinem Leid, aber ihm kann es auch nicht so anders gegangen sein. Er hat mir nur sehr wenig von seinen zehn Jahren im Ausland erzählt, kaum mehr, als dass es sie gegeben hat. „Sirius“, spricht er mich an. „Ich muss wieder an meine Arbeit. Kann ich dich alleine lassen, ohne dass du irgendwas Tollkühnes tust oder echten Mist baust?“ „Kannst du“, erwidere ich. „Ich bleib hier und sehe zu, ob ich noch etwas Ungeziefer abmurksen kann. Keine Sorge, was Aufregenderes mache ich nicht.“ Er nickt und bricht auf. Doch ich habe eigentlich keine Lust, schon wieder zu putzen. Ich nehme mir lieber ein Glas Feuerwhiskey und trinke es genüsslich leer. Jetzt darf ich ja, keiner mehr da, dem ich ein schlechtes Beispiel geben könnte. Es wird eine halbe Flasche und sie steigt mir ganz schön in den Kopf – immerhin habe ich zwölf Jahre lang keinen einzigen Tropfen Alkohol auch nur gesehen und was ich in den letzten beiden Jahren getrunken habe, ist nicht der Rede wert – ich bin das Zeug einfach nicht mehr gewohnt... Am frühen Nachmittag schleiche ich mich etwas beschämt in mein Schlafzimmer hinauf. Ich bin ziemlich betrunken und schlafe auf der Stelle ein…  Nachrichten Die folgende Woche vergeht äußerst zäh. Nur selten kommt mal wer vorbei, selbst Remus hat viel zu tun, wie auch der Rest des Ordens. Nur ich kann immer noch gar nichts tun. Die Langeweile ist unerträglich. Hin und wieder putze ich konzeptlos ein bisschen im Haus herum, aber viel kommt dabei nicht raus. Das Ganze ist entsetzlich nervtötend und ich muss gestehen, dass nur ein Glas Feuerwhiskey mich ein bisschen beruhigt. Es geht mir hier beinahe so schlecht wie in Askaban, auch wenn es hier keine Dementoren gibt, ist immer noch Kreacher da, der mich andauernd daran erinnert, was ich doch für ein nutzloser, jämmerlicher Kerl bin. Immer wieder werfe ich ihn aus dem Raum, in dem ich mich gerade befinde. Nur selten kann ich mich dazu aufraffen, auch nur mein benutztes Geschirr wegzuräumen. Ich kümmere mich so gut wie nicht mehr um mich selbst, weil mir einfach alles völlig egal ist. Nur wenn ich weis, dass Remus auftauchen wird, reiße ich mich etwas zusammen, damit er sich nicht wieder Sorgen um mich macht. Doch am Samstag trifft ein Brief von Harry ein und bringt wieder etwas Bewegung in alles. Lieber Schnüffel, Hoffe, du bist OK! Die erste Woche war schrecklich. Ich bin wirklich froh, daß endlich Wochenende ist. Wir haben eine neue Lehrerin in Verteidigung gegen die Schwarzen Künste bekommen, Professor Umbridge. Sie ist fast so nett wie deine Mum. Ich schreibe Dir, weil die Sache, die letzten Sommer geschehen ist, letzte Nacht wieder passiert ist, als ich bei Umbridge nachsitzen mußte. Wir alle vermissen unseren größten Freund und wir hoffen, daß er bald zurückkommt. Bitte schreib schnell zurück. Alles Liebe Harry. Es geht ihm nicht gut und seine erste Woche war so schlimm, wie meine. Seine Narbe hat ihm auch wieder wehgetan. Verdammt, die Verbindung mit Voldemort muss noch enger sein, als wir es befürchtet haben. Und er musste nachsitzen, bei eben jener Umbridge, die Remus im letzten Jahr so übel mitgespielt hat. Dumbledore hat keinen Lehrer für Verteidigung gegen die schwarzen Künste gefunden und Remus hat mir mal mit schiefem Grinsen erzähle, dass der Job als verflucht gilt. Könnte man wirklich so sehen. Quirrell ist tot, gestorben, weil er Voldemort beherbergt hat. Lockhart hat sein Gedächtnis verloren, weil Rons Zauberstab die unangenehme Angewohnheit entwickelt hatte, die Flüche auf seinen Benutzer zurückzufeuern, Remus musste seine Sachen packen, weil das mit dem Werwolf raus kam und Mad-Eye kam gar nicht dazu zu unterrichten, weil der junge Crouch seine Stelle einnahm und ihn neun Monate in seinem eigenen Koffer aufbewahrt hat. Man könnte also durchaus sagen, dass etwas mit dem Job nicht stimmt. Dumbledore brauchte einen Lehrer und konnte keinen finden. Nun, ich denke Snivellus hätte den Job mit Handkuss genommen, aber Dumbledore meinte, er solle lieber bei seinen Zaubertränken bleiben. Ich kenne die Gründe des Alten nicht, aber er hat mit Sicherheit gute. Nun, das Ministerium will ein Auge auf die Vorgänge in Hogwarts haben und hat Dumbledore dieses Schnepfe Umbridge aufs Auge gedrückt. Er war nicht glücklich darüber, aber ihm waren die Hände gebunden. Ich muss unbedingt mit den Kids reden. Briefe sind nicht sicher, schon gar nicht mit dieser Vettel in Hogwarts. Nun, vielleicht spät abends im Feuer des Gemeinschafsraums, das hat schon letztes Jahr mal geklappt. Doch so, wie ich jetzt aussehe, darf ich mich den Kids nicht zeigen. Ich muss mich erst mal kultivieren. Endlich habe ich wieder eine gewisse Aufgabe und mein Frust lässt etwas nach. Gegen Mittag taucht Remus auf und hat ebenfalls Neuigkeiten. Sturgis, den Mad-Eye am Abreisetag der Kinder vermisst hat, ist verhaftet worden, weil er angeblich im Ministerium durch eine verschlossene Tür wollte. „Sturgis hatte Wachdienst“, meint Remus, „bei der Prophezeiung…“ „Und?“ „Arthur sagte doch er hätte Malfoy dort unten gesehen“, entgegnet er. „Was, wenn er Sturgis mit einem Imperius erwischt hat.“ „Shit, dann hatten wir ja wohl nochmal Glück, dass Sturgis erwischt wurde“, gebe ich zurück. „Wir schon, er nicht“, erwidert Remus. „Er sitzt für sechs Monate in Askaban…“ „Dann machen sie verdammt ernst“, meine ich. „Sechs Monate Hölle für einen kleinen Einbruch, ich bitte dich…“ „Wir müssen uns noch weiter vorsehen“, murmelt er. „Aber wie?“ gebe ich zurück. „Du weist doch, dass man es gelernt haben muss diesen Fluch abzuschütteln und nicht jeder kann das.“ Er nickt bedrückt. „Nun, wir können nur hoffen, dass die Todesser es nicht nochmal versuchen, wenn es schon mal schief gegangen ist“, meine ich weiter. „Hoffentlich“, entgegnet er knapp und seufzt. „Was ist mit dir, Remus? Du kommst mir so bedrückt vor.“ „Der Vollmond“, meint er. „Ich weis nicht, ob es hinhaut. Man hat dich am Bahnhof gesehen, Sirius und vermutet dich in London.“ „Wer will mich schon gesehen haben? Ich war als Tatze dort und außerdem werde ich dauernd irgendwo gesehen, von allen möglichen Leuten, obwohl ich die letzten fast drei Monate nur hier war.“ „Malfoy“, murmelt Remus. „Er hat seinen Sohn zum Zug gebracht und er ist mit Sicherheit ein Todesser, also weis er auch sehr wahrscheinlich von Tatze. Himmel, Sirius, du musst einfach vorsichtiger sein.“ „Du hältst es also für sicherer, wenn ich hier drinnen bleibe?“ seufze ich. Das wars dann wohl mit Cornwall… „Sorry, Mann, aber es ist momentan einfach zu gefährlich. Vielleicht das nächste Mal, wenn sich alles wieder etwas beruhigt hat“, gibt er zurück. Er versucht, mich zu trösten. Nett von ihm. Aber ich wäre schon verdammt gerne hier raus gekommen. Doch das ist wohl wieder mal ein Fall von Moony sagt, lass das… „Sag mal“, meint er und wirft einen Blick auf das Durcheinander in der Küche. „Von was hast du dich eigentlich in der letzten Woche ernährt?“ Ich zucke die Achseln. Es waren Sandwichs, Butterbier und Feuerwhiskey, aber das muss er nicht unbedingt wissen. „Hatte keinen großen Hunger“, gebe ich zurück. „Alleine schmeckts mir nicht.“ „Dann koche ich uns besser mal was Anständiges“, meint er. „Eintopf?“ Ich lache bellend auf. „Klar, damit kriegst du mich immer“, erwidere ich. „Ich liebe dieses Zeug.“ Ich raffe mich auf und helfe ihm erst mal, wieder etwas Ordnung hier herunten zu schaffen und dann sitzen wir einträchtig beim Gemüse putzen, wie schon so viele Male. Nach dem Essen haut sich Remus noch eine Runde aufs Ohr. Er ist heute Nacht mit dem Wachdienst dran und in ein paar Tagen ist schon wieder mal Vollmond. Er verlässt mich in der Abenddämmerung und ich hänge wieder mal alleine ab. Ich beschließe jede Stunde einen kurzen Blick durchs Feuer zu riskieren, ob die Luft rein ist und ob ich mit den Kids reden kann.  Im Feuer Es ist schon nach Mitternacht, als der Gemeinschaftsraum bis auf die drei verlassen ist. Ein schneller Blick und wieder zurück, aber sie sind wirklich alleine und ich kann es wagen. Harry kniet auf dem Kaminvorleger, als ich wieder im Feuer erscheine. „Ich dachte schon, ihr würdet schlafen gehen, bevor ich mit euch reden kann. Ich hab jede Stunde vorbei geschaut“, begrüße ich sie. Es tut verdammt gut, die drei zu sehen, auch wenn es nur durchs Feuer ist. Harry freut sich, mich zu sehen, aber Hermine scheint erschrocken, über das Risiko. Nun was soll´s, ich bin jetzt da und will reden. Ich erwähne Harrys Brief und es sieht so aus, als habe er seinen beiden Freunden nichts davon gesagt. Er will wissen, ob ich verstanden hätte, was er gemeint habe und ich bestätige es. Er hat sich absichtlich etwas unklar ausgedrückt, um etwaigen Außenstehenden keine Informationen zu geben. Hat er recht gut gemacht. Doch ich komme lieber zu seiner Narbe und versuche, ihn zu beruhigen. Sie habe doch schon das ganze letzte Jahr geschmerzt, meine ich und das habe wenig zu bedeuten, wir hätten schon damit gerechnet, nun, da Voldemort wieder richtig am Leben sei. Doch Harry macht sich Sorgen, dass Umbridge vielleicht ein Todesser sei und Ron meint, sie sei wohl übel genug dazu. Ich kann sie beruhigen. Es gibt nicht nur schwarz und weiß, das hat mir Dumbledore schon vor Jahren gesagt und es gibt immer welche, die ihr eigenes Süppchen kochen, auf die eine oder andere Art. Ich erwähne, was Remus von ihr hält und warum und ich kann mir einen Seitenhieb auf Kreacher nicht verkneifen, was mir wieder eine kleine Rede von Hermine über Elfenrechte einbringt. Nun, ich hab gewöhnlich nichts gegen Hauselfen, die meisten sind sogar schwer in Ordnung – ich muss da nur an letztes Jahr denken - aber mit Kreacher ist das was anderes. Ich unterbreche ihr Lamento und ich frage nach Umbridges Unterricht. Die Kids beklagen sich aufs Übelste. Sie würde ihnen nichts beibringen, sie würden nur ein dämliches Buch lesen, das sei alles. „Nun, sie will wohl nicht, dass ihr für den Kampf ausgebildet werdet“, gebe ich zurück. Unsere Informationen besagen nämlich, dass Fudge fürchtet, Dumbledore sei hinter seinem Posten her. Nun, ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn diese Witzfigur abgelöst würden, aber Dumbledore hat was gegen Politik und macht lieber sein eigenes Ding, wenn es geht in Absprache mit dem Ministerium, klar, aber wenn es nicht anders geht, dann auch auf eigene Faust. Ich versuche, es den Kids mit wenigen Worten zu erklären, aber so, dass sie sich keine zu großen Sorgen machen. Dann fragen sie mich nach Hagrid und ich versuche, sie auch in dieser Hinsicht zu beruhigen. Der sei zäh und würde schon wieder auftauchen, meine ich. Himmel, ich muss mich wirklich zusammenreißen. Ich darf sie meinen Frust nicht spüren lassen, Harry kriegt es fertig und macht irgendwelchen Unsinn, wenn er denkt, es ginge mir nicht gut. Er mag mich nämlich wirklich… Darum schlage ich fast nebenbei vor, wir könnten uns vielleicht am nächsten Hogsmeade Wochenende dort treffen. Ich sei mit der Verkleidung als Tatze durchgekommen, warum nicht nochmal? Doch mit dem Proteststurm, den ich dafür ernte, hätte ich nicht gerechnet. Auf keinen Fall, meinen sie einstimmig, es sei zu gefährlich und ich sei am Bahnhof doch gesehen worden. Verdammt, die Kids lesen auch den Tages Propheten, damit hätte ich nicht gerechnet, bei den ganzen Seitenhieben auf Harry, die dort schon seit Wochen drinnen stehen. Ich bin etwas beleidigt und enttäuscht. „Ich dachte, du würdest mich vielleicht gerne wieder sehen“, meine ich zu Harry. „Ja. Sicher“, gibt er zurück. „Aber ich möchte nicht, dass du wieder in Askaban landest. Es ist zu gefährlich.“ „Nun, da kommst du wohl nicht nach James“, meine ich und bin wohl wirklich etwas eingeschnappt. „Der sagte immer kein Risiko, kein Spaß…“ Der Junge versucht, es mir zu erklären, aber ich halte es für besser zu verschwinden, bevor der ganze Frust wirklich aus mir raus bricht, bevor ich etwas sage, was ihn auf dumme Ideen bringt und ihn etwas Tollkühnes tun lässt… Ich murmle etwas von wegen ich würde hören, dass Kracher in die Küche käme und ziehe meinen Kopf wieder aus dem Feuer. Verdammt, ich hätte mich schon sehr über einen kleinen Ausflug nach Hogsmeade gefreut… Shit, Sirius, du kannst doch dem Jungen keine Flausen in den Kopf setzten. Er darf sich nicht in Gefahr bringen und du schlägst sowas vor und dann bist du auch noch beleidigt, wenn er die Stimme der Vernunft hört… Mein Verstand sagt das Eine, meine Gefühle ganz was anderes. Ich ertränke den Zwiespalt mal wieder in einem Glas Feuerwhiskey…  Dung berichtet Ich schiebe ziemlich lange Frust wegen Harrys Absage und die verdammte Einsamkeit, hier in Grimmauld Platz macht alles auch nicht besser. Häufig bin ich zu betrunken, um ein vernünftiges Gespräch mit Remus zu führen, wenn der mal da ist, was auch immer seltener der Fall ist. Ich bin viel zu tief in meinem eigenen Elend und meinem Selbstmitleid versunken. Ja, ich suhle und ertränke mich regelrecht darin. Die einzige Abwechslung bieten die unregelmäßigen Treffen des Ordens. Wenn ich weis, dass eins stattfindet, versuche ich nüchtern zu bleiben, aber sonst…? Ich muss an solchen Tagen schon deswegen nüchtern bleiben, weil dann meistens auch Snape auftaucht und mir seine üblichen schnippischen Kommentare zuzischt und ich darf nicht darauf eingehen. Wenn ich den Kopf voll Feuerwhiskey hätte, würde mir das wohl kaum gelingen… Die Wochen vergehen und ich lasse mich hängen, schlimmer als je zuvor in meinem Leben. Die Lage ist verdammt übel und ich kann nur hier rum sitzen und einfach nichts tun. Kurz vor Halloween haben wir ein erneutes Treffen und Dumbledore gibt Mundungus den Auftrag, ein Auge auf Harry an dessen Hogsmeade Wochenende zu haben. Verdammt und ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, trotz der Mahnung der Kids dorthin zu gehen und sie zu treffen. Denn was hätten sie schon tun können, wenn Tatze plötzlich vor ihnen steht? Mich zusammenstauchen? Das hätte ich gerne in Kauf genommen, wenn ich nur wieder Mal etwas hätte unternehmen können… Aber wenn Dung dort ist, erfährt es auch Dumbledore und der wird sich wohl kaum so leicht beruhigen lassen, wie die Kids. Das betreffende Wochenende kommt. Am Abend taucht Mundungus auf und hat Einiges zu erzählen. Remus ist nicht da, aber Molly hat vorbeigeschaut, weil sie heute Nacht den Wachdienst übernimmt und sich letzte Instruktionen abholen wollte. „Bin ins Hogs Head gegangen“, beginnt Dung, „dacht, ´s wär ´ne gute Idee. Da kommt plötzlich ´Arry rein, mit die zwei anderen und sie reden. Was von ´ner Lerngruppe, was von Verteidigung gegen die Dunklen Künste, was von ´Arry soll´s ihnen beibringen. Und wie ich so zuhör, da kommen ´ne Menge mehr Kids daher und setzen sich dazu. ´S geht ein bisschen hin und her und dann beschließen sie, dass der ´Arry ihnen die Verteidigungskünste beibringen soll, weil die Umbridge das nicht richtig macht und er das doch so gut kann. Die Hermine lässt sie was unterschreiben und dann sind die meisten auch schon wieder weg.“ Er scheint das wirklich komisch zu finden, aber Molly beginnt sofort zu zetern. „Das sollten sie nicht tun“, meint sie. „Das ist gefährlich, da kann sonst was passieren. Die sind doch noch Kinder, das Zeug können sie auch noch lernen, wenn sie erstmal aus der Schule sind.“ „Aber, Molly“, wage ich einzuwerfen. „Es kann doch nicht verkehrt sein, wenn sie lernen und üben. Vergiss nicht, sie schreiben dieses Jahr ihre OZE und sie müssen lernen…“ „Lieber fallen sie mir bei allen Prüfungen durch, als dass sie sich in solche Gefahr bringen“, gibt Molly bestimmt zurück. Nun, ich habe keine Lust, mich schon wieder mal mit ihr zu streiten und sage nichts mehr. Doch das ganze Wochenende geht es mir besser als seit langem. Die Kids sind schon richtig und diese Lerngemeinschaft erinnert mich sehr an verdammt schöne Zeiten, als wir noch jung waren und das alles selbst gelernt haben. Verflixt gute Zeiten, die wir damals hatten… Am nächsten Montag wird es jedoch wieder übler. Molly rauscht herein und klatscht mir einen Brief von Dumbledore auf den Tisch in dem er schreibt, Umbridge habe mit Billigung des Ministeriums jegliche Aktivitäten verboten, bei denen mehr als drei Schüler sich zusammengeschlossen haben und darunter würde wohl auch Harrys Lerngruppe fallen. „Er hat schon genug Schwierigkeiten, er muss sich nicht noch direkt mit dem Ministerium anlegen. Ich verbiete es“, zetert sie. „Du kannst es ihm nicht verbieten“, entgegne ich. „Nur weil du eine so tollkühne Ader hast, muss der Junge doch nicht genau so sein“, gibt sie wütend zurück. „Ihm und Hermine kann ich es vielleicht nicht verbieten, aber Ron und Ginny werden dabei auf keinen Fall mitmachen. Sieh zu, dass du ihnen das sagst, Sirius. Ich weis genau, dass du sie im Feuer besucht hast. Mach das nochmal und sag ihnen, sie sollen das bleiben lassen. Sie werden sich noch ihre ganze Zukunft versauen. Sie haben später noch jede Menge Zeit, das alles zu lernen. Auch Harry und Hermine. Großer Merlin, ich will doch nur das Beste für sie. Auf dich hören sie vielleicht. Ich kann nicht, ich habe wieder Wachdienst.“ „Molly…“ werfe ich ein, doch sie lässt mich nicht weiter reden. „Sag ihnen das“, wiederholt sie. „Ich bekomme es heraus, wenn du es nicht tust!“ „OK, OK, Molly. Ich richte es ihnen aus.“ Immer noch wutschnaubend verschwindet sie wieder und ich schicke Hedwig, die mich mal wieder besucht hat, mit einer knappen Notiz zu Harry. Ich will mich mit ihnen wieder im Feuer des Gryffindor Gemeinschaftsraums treffen.  Kapitel 21: Tastende Stummelfinger ---------------------------------- Tastende Stummelfinger Sie erwarten mich bereits, Ron döst in einem Stuhl und bemerkt mich als erster. Sofort sitzen alle drei auf dem Kaminvorleger und starren auf meinen Kopf im Feuer. Nach einer knappen Begrüßung platzt Harry sofort mit dieser komischen Erziehungsverordnung heraus, von der Dumbledore geschrieben hat. Er spricht allerdings nur von Quidditch Teams. „…oder geheime Verteidigungsgesellschaften“, vollende ich seinen Satz. „Woher weist du?“ will er wissen und ich erzähle es. Von Dung, der alles mit angehört hat und auch von Mollys Einwänden. Sie unterbrechen mich, meinen sie hätten gerne mit Dung gesprochen und ich meine, dieser sei schon mal aus dem Hogs Head geflogen und der Barmann dort sei sehr nachtragend. Harry ist ziemlich wütend, dass er immer noch überwacht wird. „Und mit Recht“, entgegne ich. „Wenn das erste, was du an deinem freien Wochenende tust, ist, eine illegale Verteidigungsgruppe zu gründen.“ Nochmal wiederhole ich Mollys Einwände. Sie werfen mir frustrierte Blicke zu, aber dann meint Ron, ob ich das auch wolle, dass er nicht bei dieser Gruppe mitmacht. „Ich?“ erwidere ich erstaunt. „Bestimmt nicht. Ich halte es für eine Klasse Idee.“ Harry wirft mir einen überraschten Blick zu. „Wirklich?“ platzt er heraus. „Sicher“, entgegne ich und denke wieder an unsere Bande damals. „Glaubst du vielleicht, James und ich hätten zugelassen, dass so eine dumme Zicke wie diese Umbridge uns davon abhält, anständig Verteidigung zu lernen?“ Harry entgegnet, letztes Jahr hätte ich doch immer gemeint, es solle vorsichtig sein und sich bedeckt halten und ich entgegne, letztes Jahr sei auch jemand in Hogwarts hinter ihm her gewesen, aber jetzt sei jemand hinter uns allen her und wolle uns umbringen und dann sei es doch wohl besser, zu wissen, wie man sich verteidigt. Sie werden etwas unsicher, aber ich halte es wirklich für besser. Himmel, Junge, versteh doch, nicht nur Molly will das Beste für euch, auch ich will es und ich halte es immer für besser, wenn man sich wehren kann, als wenn man hilflos bei schrecklichen Ereignissen zusehen muss. Ich weis es einfach besser, aber ich will nicht vor den Kids darüber reden… „Also, wie habt ihr alles organisiert?“ will ich wissen, bevor mich wieder die nur zu bekannte Traurigkeit überfällt. Besser die Abenteuer der Kids mitzuerleben, als dauernd Trübsal zu blasen. „Wo trefft ihr euch?“ Sie plappern aufgeregt durcheinander und meinen schließlich, sie hätten noch keinen Treffpunkt. Ich schlage die Heulende Hütte vor, aber es sind viel zu viele, um nachts ungesehen übers Gelände zu schleichen und unter den alten Umhang von James passen sicher nicht mehr als drei oder vier. Dann schlage ich einen Ort in einem der Geheimgänge vor, wo es eine ganze Menge Platz gibt, aber Harry meint, genau der sei eingebrochen. Doch bevor mir der Bedarfraum einfällt, erscheinen tastende Finger im Feuer und versuchen mich zu erwischen. So schnell ich kann, ziehe ich mich zurück. Verdammt, verdammt, verdammt… Das kann nur diese Umbridge gewesen sein, die versucht ganz Hogwarts unter ihre Fuchtel zu bekommen… Hoffentlich konnten die Kids rechtzeitig verschwinden. So ein Mist! Ich mache mir ziemliche Vorwürfe, nicht vorsichtiger gewesen zu sein, die Kids in Schwierigkeiten gebracht zu haben und ich kann nur hoffen, dass der Zwischenfall gut für sie ausgegangen ist und dass sie mit ihre Gruppe trotzdem weiter machen. Da in den nächsten Tagen kein am Boden zerstörter Harry auftaucht, muss es wohl glatt gegangen sein… Beim nächsten Treffen nimmt Dumbledore mich bei Seite und mahnt mich, nicht nochmals eine derartige Gefahr einzugehen. Ob ich denn wolle, dass Harry von Hogwarts fliegt. Selbst er könne nicht mehr viel für den Jungen tun, wenn er mit mir erwischt würde. Mit einem tiefen Seufzen stimme ich ihm zu und verspreche ihm, keine Dummheiten mehr zu begehen. Dieses Treffen verläuft für mich jedoch in einer anderen Hinsicht halbwegs zufriedenstellend. Snivellus, berichtet auch er sei von Umbridge inspiziert worden und man könne dieser Frau in keinster Weise trauen, sie würde zu viele Fragen stellen und dem Ministerium Dinge mitteilen, die dort keinen etwas angingen. Dumbledore beruhigt ihn und meint, man müsse diese Frau einfach hinnehmen und ihr gegen über freundlich und höflich sein. Snivellus, sieht nicht sehr zufrieden aus, nickt aber. Als sich das Gespräch anderen Themen zuwendet, zische ich ihm zu: „Hat wohl raus bekommen, was für ein übler Pilz du bist, was Snivellus, über deine Todesserfreunde…“ „Hätte ich keine Kontakte zu den Todessern, Black“, zischt er zurück, „Dann könnte ich mir in Hogwarts genauso schön den Hintern breit sitzen, wie du hier. Muss angenehm sein, zu wissen, dass man das Haus nicht verlassen darf, weil es ja die eigene kostbare Haut kosten könnte…“ Ich wende mich einfach von ihm ab und tue so, als würde ich Mad-Eye zuhören, der von seinem Wachdienst im Ministerium spricht. War ´ne dumme Idee, ihn zu reizen, hat ihm nur wieder eine Gelegenheit geboten, es mir heimzuzahlen. Dennoch ist es ein netter Gedanke, dass er unter dieser Umbridge genauso zu leiden hat, wie alle anderen auch. Ich bin mir sicher, dass er sie beinahe ebenso wenig ausstehen kann, wie mich.  Cornwall bei Vollmond Immer noch schleppen sich die Tage nur so dahin. Mir fällt die Decke auf den Kopf und ich hasse dieses Haus wie noch nie. Und um allem noch die Krone aufzusetzen wird Kreachers Gemurmel immer frecher und lauter. Immer wieder versuche ich, den Feuerwhiskey im Schrank zu lassen – kann mir ja einfach nicht gut tun, mir andauernd diesen Mist in den Hals zu schütten – aber immer öfter ertappe ich mich dabei, wie ich mir schon wieder ein Glas damit voll schütte und es dann auch leere… Es braucht mich also nicht zu wundern, dass ich nicht mehr ganz nüchtern bin, als eines Tages gegen Abend Remus auftaucht. Ich sitze griesgrämig am Küchentisch und versuche mich davon abzuhalten, mir noch ein weiteres Glas einzuschenken, als er zur Tür herein kommt. „Hi, Sirius“, begrüßt er mich gutgelaunt, doch dann ändert sich sein Tonfall. „Großer Merlin, Padfoot, hast du in einem Whiskeyfass gebadet? Du stinkst wie Mundungus.“ „Nee“, gebe ich nicht der Wahrheit entsprechend zurück. „War nur ´n Schluck. Was gibt’s Moony? Warst lange nicht mehr da.“ „Tut mir Leid, Mann, aber es gab soviel zu tun und es gibt nicht viele im Orden, die soviel freie Zeit haben, wie ich, stimmt´s?“ entgegnet er etwas traurig. „Aber hast du in letzter Zeit mal aus dem Fenster geschaut? Es ist Vollmond und ich bin hergekommen, um mein Versprechen einzulösen. Geht es dir gut genug, um mit mir nach Cornwall zu kommen?“ Plötzlich beginnen meine Augen zu funkeln und ich grinse ihn an. „Echt, Moony?“ platze ich heraus. „Klar“, erwidert er. „Ich hab zwar kein OK von Dum-bledore und ich denke, wir werden es auch kaum bekommen, aber du brauchst mal einen Tapetenwechsel. Cornwall ist einsam und der Wald gilt immer noch als verflucht. Himmel, Sirius, ich hab mich doch auch darauf gefreut, mal wieder mit dir zu laufen.“ „Danke“, murmle ich. „Sorry, Mann, hier ersaufe ich in meinem Frust.“ „Und nicht nur in dem, oder? Du hast knallrote Augen und das war heute sicher nicht dein erster Drink, stimmt´s?“ „Shit, Moony, was soll ich denn sonst tun. Ich will das doch gar nicht, aber…“ „Deine Sache, Padfoot“, erwidert er. „Aber für genial halte ich das nicht.“ „Ich auch nicht“, murmle ich. Ich bin nicht sauer auf ihn. denn ich weis, dass er nur zu Recht hat, aber ich weis einfach nicht, was ich deswegen tun soll. „Komm, Sirius, kultivier dich ein bisschen und dann lass uns verschwinden“, meint er nur. Ich grinse ihn an und gehe rauf ins Bad. Er hat Recht, ich stinke wirklich wie ein ganzes Whiskeyfass, bin unrasiert und war seit vielen Tagen nicht mehr unter der Dusche. Das hole ich jetzt ausgiebig nach. Als ich wieder in die Küche komme, bin ich wieder relativ nüchtern und besser drauf, als seit vielen Wochen. Remus grinst mich an. „Jetzt bist du´s wieder“, meint er. „Lass uns verschwinden, es ist schon beinahe dunkel.“ Ich grinse zurück und nicke. Wir apparieren. Kaum sind wir dort, werde ich zu Tatze und warte neben Remus auf den Mondaufgang. Der lässt nicht lange auf sich warten und er wird zum Werwolf. Er jault leise und wir rennen los. Himmel, tut es gut, mal wieder die Beine zu strecken, die Muskeln spielen zu lassen, einfach nur zu laufen. Auch Moony sieht aus, als hätte er eine Menge Spaß. Immer wieder stößt er mich an, manchmal wirft er mich sogar um und wir rangeln ein bisschen mit einander, ohne Zähne und Klauen natürlich. Es ist so verdammt lange her, seit wir das zum letzten Mal gemacht haben und wir toben uns richtig aus. Es ist fast schon Winter und die Nacht dauert ewig. Wir schlafen keine Sekunde. Wer weis, wann wir nochmal Gelegenheit dafür haben. Der Wald ist so einsam, wie wir es erwartet haben und kein Mensch ist in der Nähe, nur wir beide, nur Moony und Padfoot… Doch irgendwann graut doch wieder der Morgen und Remus wird wieder zum Menschen. Wir grinsen uns nochmal an und apparieren nach Grimmauld Platz zurück. Ich mache uns ein Frühstück und heute gehört mal kein Tropfen Alkohol dazu. Remus gähnt weit und schlürft seinen Kaffee. „War schon was“, murmelt er. „Himmel, das hab ich verdammt lange vermisst.“ „Ich auch“, gebe ich zurück. „Hat verflixt gut getan, Moony.“ „Yeah“, entgegnet er. „Ich war schon lange nicht mehr dort. Meistens nehme ich den Wolfsbann und bleibe im Haus.“ „Wo steckst du in letzter Zeit eigentlich?“ will ich wissen. „Hier“, gibt er zurück. „Du siehst mich zwar selten, aber ich bin hier. Ich komme und gehe mitten in der Nacht. Du schläfst dann fast immer.“ „Sag einfach ‚Hallo’, bitte Moony“, murmle ich. „Ich sitze hier Tag für Tag rum und hab keinen mir den ich reden kann, sieht man von Kreacher ab und auf eine Unterhaltung mit dem kann ich dankend verzichten.“ „Aber du schläfst…“ erwidert er. „Dann weck mich auf, OK?“ gebe ich zurück. „Ich kann wirklich ein freundliches Gesicht und ein nettes Wort brauchen und so gut schlafe ich wirklich nicht, dass man mich nicht aufwecken dürfte.“ „OK“, erwidert er. „Mach ich, aber maul nicht, wenn du doch mal fest geschlafen hast.“ „Keine Sorge, so fest schlafe ich nicht“, meine ich bedrückt. „Ich habe noch nie fest geschlafen, seit wir wieder hier sind.“ „Ich hab dich gehört, als ich noch bei dir im Zimmer geschlafen habe, aber ich dachte, inzwischen ginge es dir besser“, erwidert er. Ich schüttle den Kopf. „Ich habe nicht mehr richtig gut geschlafen, seit damals als wir beide das letzte Mal mit meiner Karre rauf nach Cornwall sind.“ „Aber – aber – das war vor fünfzehn Jahren“, stammelt er. Ich nicke. „Yeah, fünfzehn Jahre.“ „Shit, Mann, ich denke, ich werde mich wieder ein bisschen mehr um dich kümmern“, entgegnet er nachdenklich. „Nicht, dass du wirklich nochmal echten Mist baust.“ „Danke“, erwidere ich. „Lass uns schlafen gehen, heute bin ich echt mal müde.“ Er gähnt. „Yeah, ich war schon ewig nicht mehr die ganze Nacht wach…“ Wir gehen nach oben und Moony beschließt, wieder mal bei mir im Zimmer zu schlafen. Und es tut mir verdammt gut, mal zu spüren, dass ich nicht alleine im Haus bin… Es war das letzte Mal, dass ich mit Remus bei Vollmond unterwegs war. Natürlich wusste ich das damals noch nicht. Ich träumte immer noch von einer Zukunft. Von einer Zukunft, die noch etwas für mich bereit hielt… Von Freiheit, von Abenteuern, von einem lebenswerten Leben… Vielleicht sogar von einer neuen Liebe… Auch wenn diese Träume alles andere als konkret waren und kein genaues Ziel kannten. Doch das Schicksal hatte anderes mit mir vor…  Vision Hagrid ist endlich wieder von seiner Mission bei den Riesen zurück, aber er hatte keinen Erfolg und es ist ungewiss, ob sich diese nicht doch den Todessern anschließen werden. Er sieht entsetzlich aus, aber er will nicht sagen, wer oder was ihn so zugerichtet hat. Remus und ich tippen auf ein neues niedliches Monster, aber mit Gewissheit können wir nichts sagen. Moony macht sich nicht mehr so rar und er hält sein Versprechen, mich zu wecken, wenn er mitten in der Nacht heimkommt. Macht alles etwas einfacher. Harry hat Probleme in Hogwarts. Nicht, dass ich es von ihm selbst erfahren würde. Es gibt keine Möglichkeit mehr mit ihm in Verbindung zu bleiben. Sämtliche Kommunikationskanäle werden von dieser Umbridge Zicke überwacht. Der Junge macht weiter mit seiner Verteidigungsgruppe und es heißt, er würde auch gute Erfolge erzielen, doch die Nachrichten sind so verdammt spärlich. Selbst Dumbledore weis nichts Bestimmtes, er hat einfach zuviel für den Orden zu tun, als dass er alle Vorgänge in Hogwarts im Auge behalten könnte. Er wagt es auch nicht, Harry zu oft zu sehen, da er befürchtet, dass diese eigenartige Verbindung zwischen dem Jungen und Voldemort von letzterem gegen ihn selbst benutzt werden könnte. Dann kommt die üble Nachricht, dass Harry eine lebenslange Sperre für Quidditch von Umbridge bekommen hat, weil er Malfoys Sohn verprügelt hat. Es ist schon vor einiger Zeit geschehen, aber wie gesagt, die Informationen fließen verdammt spärlich. Ich würde ihm gern schreiben oder sogar mit ihm sprechen. Möchte ihm sagen, dass das alles halb so wild ist, dass er sicher wieder spielen darf, wenn das Kapitel Umbridge in Hogwarts abgeschlossen ist. Dass er sich die Sache nicht so zu Herzen nehmen soll, aber mir sind die Hände gebunden und ich kann gar nichts tun, überhaupt nichts. Die Zeit schleppt sich voran und ich werde recht launisch. Ist Remus in der Nähe, geht es mir halbwegs, aber er hat eine Menge zu tun und ich sitze häufig alleine im Haus. Es macht mich langsam verrückt und es kann nicht ausbleiben, dass ich doch wieder zur Flasche greife. Weihnachten kommt näher und meine Stimmung wird noch schlechter. Molly hat gesagt, sie hätte die Kids in den Fuchsbau eingeladen. Schade, ich hätte wenigstens Harry gerne hier gehabt. So werden es verdammt einsame Feiertage werden, denn außer Remus wird wohl kaum jemand hier sein. Doch dann kommt alles anders. Es ist recht spät am Abend, kurz vor den Ferien und ich sitze recht verloren in der Küche und habe schon wieder mal Freundschaft mit einer Flasche Whiskey geschlossen. Plötzlich ertönen Rufe aus dem Erdgeschoss und ich gehe nachsehen, wer es ist. Es ist Phineas Nigellus, mein Ur-Ur-Großvater, genauer gesagt sein Porträt aus Hogwarts. Die Bewohner der Bilder können zwischen ihren Porträts hin und her wechseln und sein Bild hängt in einem der Schlafzimmer. „Was schreist du so?“ maule ich ihn an. „Nachricht von Dumbledore“, erwidert er mit einem zynischen Unterton. „Arthur Weasley wurde an gegriffen und seine Kinder und der Potter Junge sollen her kommen. Dumbledore will wissen, ob du damit einverstanden bist.“ „Ja, sicher, ich freu mich drauf“, erwidere ich und meine Laune hebt sich in einem Maß, das kaum mit der schlechten Nachricht über Arthurs Verletzung zusammen passt. Phineas verschwindet wieder, um meine Botschaft zu überbringen und ich gehe in die Küche hinunter, um dem Whiskey verschwinden zu lassen. Ich würde Harry nie sehen lassen, dass ich trinke… Kreacher kommt herein gelatscht und murmelt vor sich ihn: „Ist es wahr, dass sie wieder herkommen, diese Blutverräter Brut. Stimmt es dass ihr Vater tot ist?“ Es reicht mir absolut mit diesem verdammten Elf und ich brülle ihn an: „RAUS!“ Im selben Augenblick erscheint ein Lichtwirbel mitten in der Küche und vier Weasleys und Harry erscheinen mit Hilfe eines Portschlüssels. Sie tragen Schlafanzüge und sehen völlig durcheinander aus. Kreacher verschwindet murmelnd und ich helfe Ginny auf die Beine. „Was ist los?“ frage ich. „Phineas meinte, euer Vater sei verletzt worden.“ „Frag Harry“, gibt einer der Zwillinge zurück. Ich kann die beiden nicht auseinander halten. Spielt ohnehin keine Rolle, sie treten nur im Doppel auf. Harry wirft einen recht verzweifelten Blick in die Runde, beginnt aber dennoch zu erzählen. Er habe einen Traum gehabt, eine Art Vision. Er habe eine riesige Schlange gesehen, die durch einen Korridor gekrochen sei. An dessen Ende habe Arthur gesessen und gedöst, sei aber dann wach geworden und die Schlange habe ihn angegriffen, ihn mehrmals gebissen und er habe entsetzlich geblutet. Die Weasleys sehen entsetzt aus. „Ist Mum da?“ murmelt der andere Zwilling wie betäubt und ich muss verneinen. Sie wisse wohl noch nicht einmal was davon, entgegne ich und es sei das Wichtigste gewesen, die Kids erstmal aus Hogwarts wegzubringen. Ginny regt sich schrecklich auf, will Kleidung haben, will zu ihrem Dad nach St Mungos, will einfach handeln. Ich darf das nicht zulassen und widerspreche. Sie gehen alle auf mich los, ich kann ihre Verzweiflung beinahe riechen, aber ich muss sie hier behalten, bis die schlimme Nachricht aus einer anderen Quelle zu uns gelangt. Keiner darf wissen, dass sie von Harry kam. Er gilt ohnehin schon als nicht mehr ganz dicht. Nur mühsam lassen sie sich überzeugen und lümmeln sich in die Stühle am Küchentisch. Ich will sie ablenken und schlage Butterbier vor. (Wenn ich schon keinen Feuerwhiskey trinken kann, dann wenigstens das...) Sie nehmen das Angebot an und trinken einen Schluck. Dann verfällt die ganze Gruppe in gequältes Schweigen. Harry wirft mir entsetze Blicke zu, aber im Moment habe ich keinen Trost für ihn. Was sollte ich auch sagen? Ich weis ja selbst nicht, was genau los ist. Wir können nur warten. Es dauert ewig, aber dann erscheint eine goldene Feder mit einer Nachricht. Sie ist sehr kurz, aber sie ist von Molly. Sie beruhigt, Arthur sei noch am Leben, die Kids sollen hier bleiben und sie werde nach St Mungos gehen und so schnell wie möglich weitere Nachricht geben. Aber keinen beruhigt die Botschaft wirklich und die Stimmung wird noch gedrückter. Das Schweigen nimmt eine Art greifbare Masse an und es ist verdammt übel. Stunden vergehen, Stunden über Stunden. Die Zeit dehnt sich schier endlos, aber keinem fällt etwas ein, was er sagen kann, um die drückende Stille zu brechen. Die Kids spielen verloren mit ihren Flaschen herum, dösen oder starren ins Leere. Harry sieht mit jedem Augenblick unglücklicher aus. Endlich kommt Molly herein und bricht das lähmende Schweigen. Sie sieht entsetzlich aus, aber sie lächelt. „Er kommt wieder in Ordnung“, meint sie und klingt furchtbar müde. „Wir können ihn später besuchen. Bill ist jetzt bei ihm.“ Die Erleichterung ist bei allen ist spürbar und die Weasley Kinder gehen auf Molly zu und umarmen sie. Ich denke, ein Frühstück wäre jetzt nicht verkehrt und rufe nach Kracher, aber der lässt sich nicht blicken. Egal, dann mache ich es eben selbst. Ich gehe zum Herd hinüber und kümmere mich um alles. Harry kommt zu mir herüber. Er will sich nicht in die Familien Angelegenheit der Weasleys einmischen. Kann ich ihm nicht verdenken, doch Molly sieht das anders und folgt ihm. Sie umarmt ihn und bedankt sich, dass er Arthur gerettet hat. Harry ist schrecklich verlegen und hat keine rechte Antwort für sie, doch Molly scheint, auch keine zu erwarten. Dann bedankt sie sich bei mir, dass ich mich um die Kids gekümmert habe und ich schlage ihr vor, hier zu bleiben, bis Arthur wieder gesund ist. Sie meint, das wäre dann wohl auch über die Feiertage und ich meine, da hätte ich nun wirklich nichts dagegen. Habe ich sicher nicht, dann ist es hier wenigstens nicht so einsam… Harry will dringend mit mir reden und zerrt mich in die Speisekammer. Dort erzählt er mir, dass er den eigenartigen Drang verspürt habe, Dumbledore zu verletzten, kurz bevor der Portschlüssel ihn hier her versetzt habe. Himmel, der Alte hatte Recht, die Verbindung zwischen Voldemort und dem Jungen besteht tatsächlich. Das kann ich ihm unmöglich sagen, er macht sich völlig verrückt, wenn er davon erfährt. Ich wiegle ab und meine, es sei nur eine Nachwehe der Vision gewesen. Gut, dass er hier so dunkel ist und er mein Gesicht nicht sehen kann. Ich glaube kaum, dass er die große Besorgnis in meinen Zügen übersehen hätte. Ich weis nicht, was ich ihm noch sagen könnte, ohne zuviel zu sagen und verlasse daher einfach die Speisekammer. Verdammt, verdammt, verdammt. Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg, aber Dumbledore hat Recht. Die Gefahr ist zu groß, dass Harry auf eigene Faust etwas Unbedachtes unternimmt und damit alles in Frage stellt. Er ist so verdammt mutig. Er würde jederzeit für seine Freunde alles opfern. Wer weiss, was er unternimmt, wenn er die Wahrheit kennt. Ich würde ihm fast alles zutrauen, nur um seine Freunde zu retten. Shit, Junge, warum musst du in dieser Hinsicht nur so nach deinem Vater kommen? Wir frühstücken und schicken die Kinder dann zu Bett. Molly meint, sie sollten noch ein bisschen schlafen und danach würden sie Arthur im Krankenhaus besuchen. Sie gehen schlaftrunken nach oben. „Sirius“, meint Molly. „Willst du dich nicht auch etwas hinlegen?“ Ich schüttle den Kopf. „Nee, Molly“, entgegne ich. „Ich könnte jetzt keine Ruhe finden. Verdammt, hätte der Junge nicht gesehen, wäre Arthur jetzt tot. Aber er soll nicht sehen, er darf nicht sehen. Wer weis, was Voldemort dem Jungen noch alles einflüstert. Er muss jetzt von der Verbindung wissen und er wird es erbarmungslos ausnutzen.“ Molly nickt bedrückt. „Gut, dass du es einsiehst“, murmelt sie. „Ich habe schon befürchtet, du würdest es für eine tolle Sache halten. Das ist es nicht, auch wenn es uns dieses Mal sehr geholfen hat und ich unendlich dankbar bin.“ „Molly, was auch immer ich sein mag, dumm bin ich nicht“, entgegne ich. „Es ist Wahnsinn, wenn Harry weiterhin die Gedanken und Gefühle von Voldemort mitbekommt. Ich fürchte, er könnte sich zu etwas hinreißen lassen, was keiner von uns verantworten kann.“ „Gibt es keinen Weg, etwas gegen diese Verbindung zu unternehmen?“ will sie wissen. „Doch, gibt es“, erwidere ich. „Occlumentik. Aber ich beherrsche das Ganze nicht hinreichend, um es ihm beibringen zu können.“ „Aber Dumbledore kann es sicher, oder?“ fragt sie eindringlich nach. „Yeah, ich denke schon, aber ob er es wagt, in Gegenwart des Jungen seinen Geist zu öffnen, bezweifle ich. Voldemort könnte über Harry Zugang zu Dum-bledores Wissen erhalten und das ist mit Sicherheit das Letzte, was wir wollen.“ „Hmm, da hast du vollkommen Recht“, gibt sie zurück. „Aber ich denke, es gibt auch andere, die Harry Occlumentik beibringen können, oder?“ „Sicherlich, ich wüsste aber nicht wer. Wir sollten es Albus überlassen.“ „Gut, Dumbledore wird es sicher wissen.“ Sie beginnt etwas ziellos in der Küche herum zu räumen. Wenn ich alleine bin, mache ich mir kaum die Mühe etwas wegzuräumen und entsprechend sieht es hier auch aus. „Noch mal danke, dass wir hier bleiben können“, meint sie. „Gern geschehen“, entgegne ich. „Es ist verdammt einsam hier, wenn nur der Orden hier tagt. Ich hatte schon die Befürchtung, ich müsse Weihnachten alleine mit Kreacher feiern.“ Sie wirft mir einen besorgten Blick zu. „Großer Merlin, daran hatte ich gar nicht gedacht“, gibt sie zurück. „Natürlich werden wir für ein schönes Fest sorgen.“ Wir sitzen schweigend herum, bis Tonks und Mad-Eye auftauchen, um später die Weasleys nach St Mungos zu begleiten, zur Sicherheit. Sie brechen auf und ich bin wieder alleine, aber meine Stimmung ist besser, als seit Monaten. Ich freue mich darauf, mit den ganzen Kids Weihnachten zu feiern und denke nach, woher wir Schmuck bekommen sollen. Hier gibt es keinen. Weihnachten wurde noch nie in diesem Haus gefeiert. Nun, vielleicht kann Dung etwas drehen, wenn ich ihm Gold gebe. Ich plane und überlege. Nicht einen Gedanken verschwende ich daran, mir ein Glas Whiskey einzuschenken. Er ist meinem Bewusstsein völlig entfallen.  Harrys Kummer Als sie wieder zurückkehren beginnt der Junge sich eigenartig zu benehmen. Er geht in sein Zimmer hinauf und lässt sich nicht mehr blicken. „Er war plötzlich furchtbar blass“, erwidert Molly auf meine Frage. „Ich habe es für besser gehalten, dass er noch ein bisschen schläft. Er scheint sich schreckliche Sorgen zu machen. Ich weis nicht, was er hat.“ Molly fegt durch die Küche und macht sich daran, ein Essen herzurichten. Doch die Kids drängen sich zu mir und flüstern über das, was sie gehört haben. Mad-Eye hat wohl ein paar Bemerkungen fallen lassen, die in Harry seltsame Gedanken geweckt haben. Der Junge muss sich Sorgen machen, er sei die Schlange gewesen, alles sei seine Schuld und er könne auch uns gefährlich werden. Verdammt, wie können wir ihn nur beruhigen? Auf mich wird er kaum hören, aber vielleicht auf seine Freunde. Doch er kommt fast zwei Tage nicht herunter, bis auch Hermine hier auftaucht. Sie prescht wie ein Wirbelwind durchs Haus und holt Harry aus dem Zimmer meiner Mutter, wo er sich bei Buckbeak versteckt hat. Ich hoffe, sie kann ihn wieder zu Sinnen bringen. Aber selbst Harrys eigenartiges Verhalten kann im Augenblick meine blendende Stimmung nicht trüben. Molly besteht darauf, das ganze Haus zu schmücken und ich habe Dung losgeschickt, um alles zu besorgen. Ich kann nicht anders als glücklich vor mich hin zu singen, auch wenn es einfach schrecklich klingt, aber singen konnte ich ja noch nie… Harry gibt seine Isolation auf und schließt sich der allgemeinen Aufregung an. Remus taucht auch wieder auf und ist entschlossen, Weihnachten hier zu feiern. „Was wollen wir dem Jungen schenken?“ meint er als wir einen Abend alleine in der Küche verbringen. „Fällt dir was ein?“ „Yeah, wenn du dich in die Winkelgasse traust“, erwidere ich. „Dort kann ich mich frei bewegen“, meint er. „Was willst du von dort?“ „Bücher über die Verteidigungskünste, die besten, die du bekommen kannst“, erwidere ich und erzähle ihm, was ich über Harrys Truppe weis. „Das tut er wirklich?“ will Remus wissen. „Yeah, wir waren doch auch nicht anders oder?“ „Stimmt, aber wir waren nur vier oder fünf und du sagst, sie sind fast dreißig.“ „Wir können ihm kaum aktiv dabei helfen. Es ist verboten, was er da tut, durch eine Erziehungsverordnung deiner lieben Freundin Umbridge. Ich denke, ein paar gute Bücher könnten ihm sicher dabei helfen, zu tun, was er tun will. Es richtig zu tun, nicht nur dilletantisch…“ „Da hast du Recht“, gibt er zu. „Er sollte wirklich vorbereitet sein und wenn – wie hast du sie genannt? – meine liebe Freundin? – ihnen nichts beibringt, dann muss er es wohl selbst in die Hand nehmen. Ich besorge schon das Richtige.“ Ich drücke ihm ein paar Galleonen in die Hand und er wirft mir einen unwilligen Blick zu. „Du bist noch immer pleite, oder?“ murmle ich. „Nicht komplett, Dumbledore besteht darauf, mich für meine Arbeit im Orden zu bezahlen. Es ist mir entsetzlich peinlich, aber ich musste annehmen.“ „Lass dir von Dumbledore helfen, Moony. Der weis schon, was er tut“, gebe ich zurück. „Von mir willst du ja nie was annehmen.“ Er wirft mir einen gequälten Blick zu. „Du weist, wie ich darüber denke…“ murmelt er. „Yeah, weis ich: Nun, mein Testament ist auf jeden Fall gemacht und Dumbledore hat es. Sollte mir etwas zustoßen - obwohl ich das momentan kaum glaube, immerhin sitze ich hier fest – bist du abgesichert. Widersprich mir bitte nicht, ich möchte es so“, füge ich an als er den Mund öffnet, um etwas zu sagen. „Remus, du warst mir immer einer der beiden besten Freunde, die ich je hatte und ich will nicht, dass es dir dreckig geht, nur weil ich mein Schicksal gefunden habe, OK?“ „Ich mache mir langsam Sorgen um dich“, murmelt er. „Du sprichst mit in letzter Zeit verdammt oft vom Sterben…“ Ich schüttle den Kopf. „Man weiss nie was kommt, aber vielleicht rührt es daher, dass ich mir die meiste Zeit hier wie lebendig begraben vorkomme. Momentan fühle ich mich besser, aber wie lange das anhält…?“ „Die Kids, oder?“ will er wissen. „Yeah. Es tut gut, hier nicht alleine zu sein, aber Weihnachten dauert nicht ewig und was danach kommt…?“ „Mann, Padfoot, sie werden dich nicht ewig jagen, irgendwann kommt die Wahrheit raus und dann kannst du wieder leben, wie du willst.“ Ich seufze schwer. „Aber wann wird es soweit sein? Im Moment sieht es nämlich so aus, als ob es noch ewig dauern würde.“ „Verlier nicht die Hoffnung, es wird schon werden“, versucht er mich zu trösten. „Dein Wort in Merlins Gehörgang…“ Moony besorgt die Bücher und es sind die Besten, die ich je gesehen habe. Weihnachten kommt und geht. Wie ich es beinahe schon erwartet habe, ist es mit meiner guten Laune auch bald wieder vorbei. Kreacher wird die ganze Zeit nicht gesichtet, aber darüber bin ich wirklich nicht böse. Doch als Harry erwähnt, Hauselfen seien durchaus in der Lage, gegen den Willen ihrer Besitzer zu handeln, beginne ich mir dann doch so meine Gedanken zu machen und suche nach dem Hauselfen. Ich finde ihm am Dachboden, wo er sich anscheinend versteckt hat. Nun, dann wären wir ja wieder komplett, auch wenn ich nicht gerade glücklich über sein erneutes Gemeutere bin. Er scheint eine eigenartig gute Laune zu haben und nur aus reiner Gewohnheit vor sich hinzumurmeln. Seltsam, aber mir soll es egal sein…  Snivellus Die Ferien gehen zu Ende, genauso wie meine gute Laune. Ich bin wieder mürrisch und gereizt und halte es für besser, einfach in Buckbeaks Raum vor mich hin zu brüten. Doch dann unterbricht etwas meine Brüterei und holt mich in die Küche hinunter. Es ist Snivellus und er will mit Harry sprechen. Nun, kann er tun, aber nicht ohne mich. Ich weis, wie sehr er den Jungen immer schikaniert und das werde ich kaum zulassen, noch dazu in meinem eigenen Haus. Ich setze mich ans andere Ende des Tisches und versuche, ihm keine Beachtung zu schenken. Er funkelt mich mit den bekannten Dolchblicken an. Was ist dem nur schon wieder über die Leber gelaufen? Er schiebt mir einen Brief zu und Dumbledore schreibt, er habe einen Lehrer in Occlumentik für Harry gefunden und es sei Snape. Er wisse, dass dieser gut genug in dieser Materie sei, um selbst Voldemort zu täuschen. Es sei die einzige Möglichkeit, den Jungen so zu beschützen, wie wir es besprochen hätten… Nun, begeistert bin ich nicht davon, aber wenn der Alte in dieser Hinsicht eine so hohe Meinung von Snivellus hat, wird schon was dran sein. Harry kommt rein und räuspert sich. „Setzten sie sich, Potter“, schnarrt er Harry an und der kommt zu mir rüber und setzt sich neben mich. Jetzt kommandiert Snivellus hier auch schon rum und ich werde sauer. Eine gute Gelegenheit, endlich mal meinen Frust abzulassen. „Ich würde es begrüßen, wenn du hier keine Anweisungen geben würdest, Snape“, pflaume ich ihn an. „Es ist nämlich mein Haus.“ Er wird ziegelrot und zischt zurück. „Ich hätte es vorgezogen, mit ihnen alleine zu reden, Potter“, gibt er zurück und ein gemeines Grinsen verzieht sein Gesicht. „Aber Black…“ Ich lasse ihn nicht ausreden und falle ihm ins Wort. „Ich bin Harrys Pate“, fauche ich ihn an und werde laut. Es tut verdammt gut, zu schreien. „Und ich bin auf Dumbledores Anweisung hier“, gibt er schneidend zurück. „Aber wie du willst, Black, bleib dabei, dann fühlst du dich zur Abwechslung mal nützlich.“ Verdammter Kerl, schon wieder fängt er mit diesem Mist an. Es reicht, es reicht wirklich. „Was willst du damit sagen?“ fauche ich zurück. Er beleidigt mich weiter, meint aber dann, dass Dum-bledore ihn geschickt habe, weil Harry Occlumentik lernen solle. Harry will wissen, was das sei und Snivellus erklärt es. Er meint, er werde Harry den Unterricht geben und der ist völlig durch den Wind und wirft mir einen bittenden Blick zu. Ich frage Snape, warum Dumbledore es nicht selbst machen würde, obwohl ich die Antwort natürlich kenne. Snape gibt gehässig zurück, es sei das Privileg des Direktors, unangenehme Aufgaben zu delegieren. Es gibt ihm wirklich ganz schön was ab, Harry zu beleidigen. Er muss ihn wirklich ziemlich hassen. „Ich habe mich sicher nicht darum gerissen, Black“, fügt er an. „Nun, ich muss gehen, denn im Gegensatz zu dir habe ich nämlich zu tun.“ Er nennt Harry den ersten Termin und will gehen, doch ich halte ihn zurück, drohe ihm, dass wenn er es Harry unnötig schwer macht, er es mit mir zu tun bekommt. Und sofort fliegen weitere Beleidigungen hin und her. Er reizt mich bis zur Weißglut und bringt mich doch tatsächlich dazu, dass ich meinen Stab zücke und ihn damit bedrohe. Sofort hat auch er seinen Stab gezogen und funkelt mich mit eiskalter Wut an. Wir sind beide bereit uns sonst was an den Kopf zu werfen (Himmel – das letzte Mal, dass wir uns so gegenüberstanden, war mit sechzehn ... Na dann, auf die alten Zeiten, Snivelly...) Aber Harry geht dazwischen und versucht, mich daran zu hindern… Aber bei mir sind alle Sicherungen durchgebrannt und ich versuche, ihn zur Seite zu schieben. Snape sieht sich in der besseren Stellung und heißt mich einen Feigling. Verdammt Harry, geh mir aus dem Weg, dem zeig ich einen Feigling, dem alten Snivellus… Weitere Beleidigungen fliegen hin und her. Ich nenne ihn Malfoys Schoßhund und er hält mir meinen Ausflug als Tatze vor. Wir funkeln uns an, wie zu unseren besten Zeiten. Harry versucht verzweifelt, uns zu trennen und uns zur Besinnung zu bringen. Aber er hat keinen Erfolg… Bevor es jedoch wirklich zu einer ernsten Auseinandersetzung kommt, geht die Tür auf und sämtliche Weasleys inklusive Arthur und Hermine platzen herein - Das stoppt unsere Rauflust und Snape stolziert davon. Was sollte das nun wieder? Hat er Harry wirklich so sehr gehasst? Nein. Nein, das ist nicht richtig, wird mir mitgeteilt. Er hatte geschworen, den Jungen mit seinem Leben zu schützen, aber er wollte nicht, dass irgendwer davon wusste. Es wäre ihm wohl peinlich gewesen, wenn man ihn bei einem menschlichen Gefühl ertappt hätte – wohl eine Frage des Images... Ich denke, er hat sich sogar darüber gefreut, diese Aufgabe zu bekommen. So konnte er sich an seinen Schwur halten, ohne dass jemand etwas davon mitbekam. Mit mir stritt er sich aus reiner Gewohnheit. Er hatte sicher auch seinen Spaß dabei, denn ich war ja alleine und nicht wie früher mit meinen Freunden zusammen. Hätte ich ihm wirklich einen Fluch entgegengeschickt? Ja, ich denke schon. Ich war so dermaßen wütend, gereizt und frustriert damals, dass ich wieder meine alte Gewohnheit angenommen hätte, ihn zu meinem Opfer zu machen. Hätte Severus ernst gemacht? Ja, hätte er. Aber er hätte mir den ersten Schlag überlassen, um mich ins Unrecht zu setzen. Diese ganze dumme Streiterei… Wir hätten gemeinsam versuchen sollen, Harry zu schützen, nicht jeder für sich alleine und möglichst noch gegeneinander… Shit, Severus, was waren wir doch für Narren… Kaum ist Severus verschwunden, versuche ich abzulenken, denn alle starren mich erschrocken an. „Nur eine kleine Diskussion unter alten Schulfreunden“, meine ich und winke ab. „Nun, Arthur, es ist wunderbar, dass es dir wieder gut geht“, setzte ich hinzu. „Feiern wir das.“ Sie lassen sich ablenken und Molly hilft mir, alles vorzubereiten. Dieser dumme Streit hat mir den letzten Rest von guter Laune genommen, aber ich will es mir nicht anmerken lassen und verhalte mich wie damals, als ich diesen elenden Brief von meiner Mutter bekommen habe und drehe voll auf. Ich lache über jeden Mist, den sich die Weasley Zwillinge einfallen lassen, biete allen noch und noch zu Essen an und versuche, nicht mit Harry alleine zu sein. Denn der Junge ist nicht dumm. er merkt natürlich, dass das alles nur gespielt ist. Will er mich trösten? Will er mir sagen, ich solle nicht auf Snapes gemeine Anspielungen hören? Ich denke schon. Aber ich will es nicht hören, nicht seinen Trost, nicht seine guten Worte. Verdammt, Harry, ich steh das schon durch. Mach dich nicht verrückt wegen mir. Ich komm schon klar. Du bist wichtiger, pass blos auf dich auf und lass dich nicht von Snape unterkriegen. Aber Moment mal, ich hab da doch noch diese uralten Spiegel irgendwo, mit denen ich mit James in Verbindung bleiben konnte, wenn wir getrennt nachsitzen mussten. Gute Idee, dann kann mir der Junge Bescheid geben, wenn Snivellus zu gemein wird und dann wird mich keiner mehr aufhalten. Aber die Dinger sind in Blacks Spot, doch es ist das Risiko wert. Ohne jemand davon Bescheid zu geben appariere ich nach Blacks Spot. Keiner da, keiner in der Nähe. Gut, dann kann ich ja ein bisschen suchen. Wo sind die Dinger nur? Ich weis genau, dass James sie damals bei mir gelassen hat, als wir Hogwarts verlassen haben… Die alte Holzkiste mit dem Familienwappen, ja, dort habe ich sie damals hingepackt. Ich steige in mein altes Schlafzimmer hinauf und dort steht sie, wie schon seit vielen Jahren. Ich wühle darin herum und finde tatsächlich die Zwillingsspiegel. Plötzlich packt mich wieder eine gewaltige Trauer. James fällt mir ein, der Spaß, den wir damals hatten und unsere großartige Freundschaft. Ach Prongs, du fehlst mir, du fehlst mir mehr, als ich sagen kann… Ich seufze schwer, wische mir eine einzelne Träne aus den Augen und appariere zurück nach Grimmauld Platz. Zum Glück hat keiner gemerkt, dass ich weg war - Das erspart mir eine Menge Ärger. Am nächsten Tag ist es soweit. Die Kids müssen wieder nach Hogwarts und es herrscht ein gewaltiger Aufruhr in der Eingangshalle. In dem Durcheinander fällt es mir nicht schwer, dem Jungen den Spiegel in die Hand zu drücken. „Lass dich nicht von Molly damit sehen“, murmle ich ihm zu. „Sie wäre sicher nicht damit einverstanden. Du kannst damit mit mir in Verbindung bleiben. Sag mir Bescheid, wenn Snape dich schlecht behandelt, OK?“ Er murmelt eine Bestätigung, aber ich bin mir nicht sicher, ob er es wirklich tun wird. Er macht sich immer solche Sorgen um mich, fürchtet immer, dass man mich wieder nach Askaban bringt. Selbst wenn, Harry, spielt das keine Rolle, wenn nur du in Sicherheit bist und es dir gut geht…  Gefängnisausbruch Schon kurz darauf erreichen uns sehr üble Nachrichten. Schlimmer als wir befürchtet haben, auch wenn Dumbledore wohl damit gerechnet hat. Zwölf Todesser sind aus Askaban ausgebrochen, darunter meine Cousine Bellatrix, ihr Mann und ihr Schwager. Dumbledore beruft sofort ein Treffen ein und alle erscheinen. „Es ist also geschehen, womit wir schon so lange gerechnet haben“, beginnt er. „Voldemort hat seine treusten Anhänger aus Askaban befreit und er wird nun rascher vorgehen können. Zwölf Leute, die seine Reihen verstärken, aber was für zwölf. Bellatrix Lestrange, einer der grausamsten Menschen, die mir je begegnet sind. Ihr Gatte und ihr Bruder. Antonin Dolohov, der damals die Prewett Brüder ermordet hat. Algernon Roockwood, der Geheimnisse des Ministeriums an Voldemort verraten hat. Er könnte für uns am gefährlichsten, wenn Voldemort ihm die richtigen Fragen stellt. Es gibt nun noch mehr Arbeit für uns. Wir müssen tun, was wir nur können, damit es nicht noch schlimmer wird. Severus, denkst du, du könntest irgendwie herausfinden, wo sie sich aufhalten?“ Der schreckt wie aus einem Traum hoch und wirft wilde Blicke in die Runde, als habe ihn jemand beleidigt, dann glätten sich seine Züge und er scheint zu verstehen, was Dumbledore ihn gefragt hat. „Ich kann es versuchen, Sir“, erwidert er nachdenklich, „Aber ich fürchte, wenn ich zu direkt oder zu eindringlich frage, werde ich überhaupt nichts mehr erfahren. Vielleicht habe ich Glück und jemand lässt eine Bemerkung fallen, die uns weiterhilft…“ „Nun gut, tu dein Bestes“, bestätigt der Alte. „Sirius, ich muss dir nochmals dringend ans Herz legen, hier im Haus zu bleiben. Das Ministerium lässt verbreiten, dass du die Todesser befreit hast, da sie immer noch an Voldemorts Rückkehr zweifeln. Es könnte äußerst verhängnisvoll sein, wenn du irgendwo gesehen wirst.“ Ich brumme unwillig, aber zustimmend. Er hat Recht. Leider hat er Recht und ich hatte schon auf einen weiteren Vollmond in Cornwall gehofft. Moony legt mir beruhigend die Hand auf den Arm und ich nicke ihm zu. „Nun, Mundungus, was hast du zu berichten, wie ist die Stimmung unter den Leuten?“ Der pafft an seiner stinkenden Pfeife und nimmt erst einen Schluck aus seinem Becher, bevor er sich zu einer Antwort aufrafft. „Die Leute wern unruhig, de glauben nich, was ihnen das Ministerium erzählt. Zwölf Todesser einfach so raus aus Askaban… Nee, da glauben die eher an selbst zaubernde Zauberstäbe. Dass der Sirius das geschafft hat, war damals `ne Sensation. Aber gleich zwölf, nee, Dumbledore, nee. Die kommen sich langsam verarscht vor. Stellen Fragen, wollen Antworten. Aba sie wern sich nich gleich `ner Anti Voldemort Bewegung anschließen, nur weil se sich Fragen stellen…“ „Gut, Mundungus“ entgegnet der Alte, „bleib bitte dran und benachrichtige uns sofort, wenn du Neuigkeiten bekommst.“ Dung brummt zustimmend. Dann geben die anderen ihre Berichte ab. Snape scheint schon wieder vor sich hin zu träumen. So geistesabwesend kenne ich den gar nicht. Er rafft sich noch nicht mal dazu auf, mir Beleidigungen zuzuzischen. Was hat er nur? Heute bekomme ich eine Antwort auf diese Frage. Er hatte Harry bereits die erste Unterrichtsstunde gegeben, schnippisch und zynisch wie nur was, aber er hat Einblick in Harrys Erinnerungen bekommen. Severus hatte wohl immer geglaubt, Harry hätte es gut Zuhause, ein intakte Familie, alles was er braucht, sei fast schon eine gefeierte Berühmtheit. Es mag so sein, dass Harry das in unserer Welt ist, aber es ist es mit Sicherheit nicht in bei Onkel und Tante. Dort wird er ziemlich schlecht behandelt und schikaniert. Severus hat das in seinen Erinnerungen gesehen und sich wohl in gewisser Weise in ihm wieder gefunden. Muss ihn ziemlich durcheinander gebracht haben… Aber er hat sich nichts anmerken lassen und Harry weiter gedrillt und getriezt. Wohl kaum die richtige Methode, dem Jungen etwas beizubringen. Schon James wollte immer Spaß daran haben, wenn er mal was lernen musste und in dieser Hinsicht ist Harry mit Sicherheit auch nicht anders. Ich habe schon damals begriffen, warum Dumbledore diese Aufgabe kaum selbst übernehmen konnte. Aber hätte er keinen besseren finden können als Severus, der fünfundzwanzig Jahre alten Hass mit sich herum schleppte? Nein, wohl nicht, denn Dumbledore war der Einzige, der wirklich wusste, wie sehr Severus Lily geliebt hatte und hatte wohl die Hoffnung, er werde sich schon auf die richtige Art um Harry kümmern. Vielleicht glaubte Severus sogar, er habe die richtige Methode gefunden oder er wusste es einfach nicht besser… Das Treffen endet mir einem nicht besonders glücklichen Unterton, aber wir sind alle etwas ruhiger Angesichts dieser üblen Nachrichten geworden, nun da Dumbledore mit uns darüber geredet hat.  Harry bringt die Sache in Bewegung Dass nicht nur wir uns Sorgen über die Ereignisse machen, zeigt sich einen Monat später. Kingsley schneit herein und klatscht mir eine Ausgabe des Quasslers auf den Küchentisch. Ein Magazin, das es gewöhnlich mit der Wahrheit nicht so genau nimmt und wilde Gerüchte in die Welt setzt. Doch dieses Mal grinst mich Harrys Konterfei von der ersten Seite an. „Was hat er jetzt wieder gemacht?“ platze ich heraus. „Wahrscheinlich hat er sich eine Menge Ärger damit eingehandelt“, erwidert Kingsley. „Aber lies das Interview, er hält mit nichts hinterm Berg. Er hat alles erzählt, was letzten Juni geschehen ist und er nennt eine Menge Todesser beim Namen. Du kannst dir sicher vorstellen, dass es im Ministerium schwirrt, wie in einem Bienenstock und auch auf der Straße herrscht eine Menge Aufregung.“ „Harry hat ganz schön Mut, was Kingsley?“ murmle ich während ich das Interview lese. „Ich denke, das ist nicht ganz auf seinem Mist gewachsen ist“, entgegnet Kingsley. „Ich tippe auf die kleine Granger, die hat so das gewisse Etwas.“ Ich grinse ihn an. „Yeah, das stimmt. Hermine hat eine Art von Widerstandsgeist, der nichts mit offener Rebellion zu tun hat“, meine ich. „Sie hält sich an die Regeln, aber sie nutzt die Grenzen bis aufs äußerste aus.“ Dann lese ich den Bericht zu Ende. „Damit wird er sich mit Sicherheit jede Menge Ärger mit dieser Umbridge einhandeln.“ „Das wird er“, erwidert Kingsley. „Ich kenne Dolores Umbridge, nicht besonders gut, aber gut genug. Sie ist eine Bürokratin, wie sie im Buche steht und stur bis zur Dummheit. Was das Ministerium sagt, das glaubt sie. Dabei ist sie eine ziemlich mickrige Hexe, aber sie denkt sie sei ungemein fähig und sie hängt an jedem bisschen Macht, das ihr zugestanden wird. Sie will alles kontrollieren und hasst alle Nonkonformisten. Eine sehr unangenehme Person und ich denke du weist, wie sie über Mischwesen denkt.“ „Sie hasst und fürchtet sie“, entgegne ich. „Remus ist stinksauer auf sie und nennt sie eine Zicke. Du kennst Remus, er würde nie zu jemand unfreundlich sein. Aber bei dem Namen Umbridge verliert er echt die Fassung.“ Kingsley nickt und grinst. Er hat Remus Lamento auch schon mal gehört. Das Gespräch mit Kingsley ist erst der Anfang. Das Interview ist sehr lange Thema, nicht nur bei unseren Treffen, sondern in allen Gesellschaftsschichten. „De Mädels meinen“, berichtet Dung, „dass se dem ´Arry eher glauben als ´m Ministerium. Se meinen, dass se von Fudge verdamm lang für dumm verkauft worn sin. Das finden se gar nich nett. Auch wenn se nich das sin, was man als anständig nennt, sin se doch Hexen und se wollen de Wahrheit wissen. Hab ihnen gesagt, se könn ruhig glaubn, was der `Arry gesagt hat.“ Dumbledore ist jedoch nicht besonders glücklich. „Ich bin nicht böse darüber“ meint er, „dass Harry es veröffentlich hat, die Reaktionen in der Öffentlichkeit geben ihm Recht. Aber ich bin nicht froh, über den Preis den er dafür zahlen musste. Umbridge hat ihm verboten, je wieder nach Hogsmeade zu gehen und sie hat ihn wieder nachsitzen lassen. Mir sind die Hände gebunden. Ich verliere langsam fast den ganzen Einfluss, den ich in Hogwarts habe. Ich kann nicht offen gegen Umbridge vorgehen, denn Fudge ist schon schizophren genug. Er muss nicht auch noch Anlass bekommen, ernsthaft zu glauben, dass ich hinter seinem Posten her bin, dieser Narr.“ Ich habe Dumbledore noch nie so entrüstet und hilflos gesehen. Wütend angesichts dieser grenzenlosen Dummheit und hilflos angesichts der Machtfülle die Umbridge beginnt zu sammeln. Die Lage ist schlimmer als je zuvor. Die zwölf Todesser sind weiter auf Flucht und das Ministerium stellt sich blind und taub. Auf die Dementoren ist kein Verlass mehr. Sie tun schon seit einiger Zeit, was sie wollen und nicht mehr, was das Ministerium befiehlt. Doch selbst das wollen sie nicht zugeben und stellen sich dumm. Ich werde immer gereizter. Immer noch sitze ich in Grimmauld Platz fest und kann weniger als gar nichts tun. Wie gerne würde ich mit dem Jungen reden, würde ihm zu seinem Mut gratulieren, ihm sagen, dass er das Richtige getan hat. Doch keiner von uns kann Kontakt zu Harry aufnehmen und ihm auch nur das Geringste sagen. Noch nicht einmal Dumbledore, denn der muss sich immer noch vor der Verbindung zwischen Harry und Voldemort in Acht nehmen… Die Zeit vergeht schleppend und ich leide immer stärker unter den Gegebenheiten. Wie gerne wäre ich mit den anderen unterwegs und würde wie sie die Todesser jagen, besonders meine wahnsinnige Cousine. Doch Dumbledore verbietet mir nun regelrecht, das Haus zu verlassen. „Nein, auf keinen Fall, du musst weiterhin versteckt bleiben…“ das ist die ganze Antwort die ich auf meine Bitten hin bekomme. Doch es wird noch schlimmer. Ende April schneit wieder mal Kingsley herein und hat schlimme Nachrichten. Remus ist wieder mal da und wir haben uns recht bedrückt unterhalten. „Dumbledore musste fliehen“, platzt Kingsley plötzlich herein. „Was ist geschehen“, erwidern wir aufgeregt. „Umbridge hat Harry eine Falle gestellt. Sie hatte ihn im Verdacht, eine Armee für Dumbledore zu trainieren. Und in gewissen Sinn hat er das auch getan, auch wenn es nie gegen das Ministerium ging, soweit ich weis. Sie - Umbridge – hat eine aus Harrys Gruppe gefunden, die sie verraten hat. Sie hat Fudge und zwei Auroren nach Hogwarts geholt, um Harry zu verhaften. Doch es kam alles anders. Umbridge hat ihre Informantin vorgeführt, aber die wollte nicht sprechen. Jemand hat dem Mädel eine Akne angehext, wie ich sie schlimmer noch nicht gesehen habe. Auf ihrer Stirn stand in dichten roten Pusteln das Wort Petze. Ich konnte gerade noch den Oblivate auf sie anwenden, bevor sie die ganze Geschichte vor Fudge noch mal wiederholen konnte. Sie wusste von nichts mehr und konnte nur noch hilflos den Kopf schütteln. Doch Umbridge brachte ein Pergament zum Vorschein, auf dem eine Menge Namen von Schülern standen. Die Kids haben das Ganze doch glatt Dumbledores Armee genannt. Harry wollte schon zu geben, dass das Ganze auf seinem Mist gewachsen ist und die Schuld auf sich nehmen, doch der Alte hat ihn daran gehindert. Harry ist im Moment nur in Hogwarts sicher und Dumbledore hat alles auf sich genommen, hat den Jungen auf eine geradezu geniale Weise rausgepaukt. Wie auch immer, es endete damit, dass er uns alle mit einem dermaßen gewaltigen Stunner flachgelegt hat, wie ich ihn noch nie erlebt habe und als ich wieder zu mir kam, war er bereits verschwunden. Minerva hat mir später erzählt, was wirklich geschehen ist. Der Alte hat letzte Anweisungen hinterlassen und ist dann mir Fawkes Hilfe verschwunden. Ich denke, er wird bei unserem nächsten Treffen schon wieder auftauchen…“ „Das sind üble Neuigkeiten“, brummt Moony. „Ohne Dumbledore ist Hogwarts völlig in der Hand dieser Schnepfe. Minerva wird kaum etwas dagegen tun können.“ „Verdammt“, erwidere ich. „Das ist echt schlecht gelaufen. Aber der Junge ist immer noch sicher in Hogwarts. Wenigstens das.“ „Wenig genug“, fügt Remus an. Es geht noch eine Weile hin und her, doch wir sind nicht recht zufrieden. Man kann nichts tun, man kann nur den Dingen ihren Lauf lassen… Schon am nächsten Tag findet wieder ein Treffen statt und Dumbledore erscheint. Er versucht, uns zu beruhigen. „Nun, Hogwarts musste ich verlassen. Es war der einzige Weg, Harry zu schützen. Es spielt keine Rolle, ich werde im Geheimen weiter arbeiten. Wenigstes hindert mich nun nicht mehr das Amt des Direktors“, fügt er mit eine gewissen Selbstironie an. „Die Lage ist übel, aber wir werden versuchen, das Beste daraus zu machen. Nun, Severus, kannst du mir sagen, was in Hogwarts geschieht?“ Der nickt und wirft einen recht arroganten Blick in die Runde. „Umbridge hat sich von Fudge den Schulleiterposten geben lassen und wollte ihn ihr Büro hinauf, Direktor, aber der Gargoyle gab ihr den Weg nicht frei. Die ganze Schule lacht darüber. Es gibt auch wilde Gerüchte, Fudge läge in St Mungos mit einem Kürbis an Stelle seines Kopfes und die werden immer wilder… Nun, Umbridge hat sich an mich gewandt und wollte ein Vertiaserum für Potter haben. Sie wollte Dumbledores Aufenthaltsort von ihm in Erfahrung bringen und auch den deinen, Black. Natürlich habe ich ihr nur Wasser gegeben. Was mit dir geschieht, Black, ist mir völlig egal, aber wir können natürlich nicht auf sie verzichten, Professor Dumbledore, Sir. Bevor sie jedoch bemerken konnte, dass sie nur Wasser von mir bekommen hatte, gab es einen gewaltigen Aufruhr in der Schule und alles war plötzlich voller Feuerwerkskörper. Umbridge hatte den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als wild gewordenen Raketen und Feuerwerkskörpern hinterher zu jagen. Ich weis nicht, wem sie das Ganze zu verdanken hat, aber ich habe so meinen Verdacht…“ „Danke Severus“, unterbricht ihn Dumbledore. „Ich verlasse mich auf dich, dass du uns weiter über die Vorgänge in Hogwarts auf dem Laufenden hältst. Bitte unterrichte Harry auch weiter in Occlumentik. Das ist jetzt wichtiger denn je. Ich werde untertauchen und sehen, was sich machen lässt. Wenn ihr mich braucht, könnt ihr mich auf dem üblichen Weg benachrichtigen. Auch Eulen, die von hier kommen, werden mich finden. Momentan müsst ihr hier alleine weiter machen. Ich habe besondere Pläne und die kosten eine Menge Zeit…“ Es gibt eine Menge Gemurmel und Zwischenrufe, aber der Alte besteht darauf, es so zu machen, wie er es geplant hat. Schließlich gibt er uns noch einige Aufträge und Verhaltensregeln und appariert. Nur langsam verlassen uns auch die übrigen Mitglieder des Ordens, nur Severus fegt wie üblich wie eine Fledermaus hinaus, ohne mir noch eine weitere Beleidigung zuzuzischen. Er ist jetzt wichtiger für uns als je zuvor und er weis es – weis es nur zu genau… Damals hätte ich merken sollen, wie sehr er wirklich auf unserer Seite stand. Die tiefe Befriedigung in seinen Worten, als er Umbridges Versagen schilderte, hätte es mir sagen sollen, aber damals hörte ich nur den erneuten Seitenhieb auf mich und war mal wieder beleidigt… Schließlich sind nur noch Remus und ich in der Küche zurückgeblieben. „Er hat es schon wieder getan“, murmle ich eingeschnappt. „Er hat mich schon wieder beleidigt, verdammter Snivellus.“ „Shit, Padfoot, du kennst ihn doch. Lass dich nicht fertig machen“, entgegnet Moony. „Wir brauchen ihn jetzt in Hogwarts, ohne Dumbledore gibt es nur noch ihn und McGonagall, die etwas gegen Umbridge tun können. Und McGonagall muss sich bedeckt halten, jeder weis, wie sie zu Dumbledore steht. Fang also bitte keinen Streit mit ihm an, OK?“ Ich winke ab. „Ist die Sache nicht wert“, erwidere ich. „Aber es stinkt mir schon gewaltig, dass ich mich nicht wehren darf.“ „Nochmal: Du kennst ihn schon genauso lange wie mich und weist, wie er ist. Er wird sicher keine Gelegenheit auslassen, dir die üblen Streiche von damals mit Zins und Zinseszins zurückzuzahlen.“ „Über zwanzig Jahre“, murmle ich. „Ich bitte dich, wie nachtragend kann man denn sein…?“ „Sehr nachtragend, wie du siehst“, gibt er zurück. „Aber mach dir nichts draus. Es ist einfach nur kindisch…“ Ich brumme zustimmend und nicke, aber meine Laune wird immer mieser.  „Warum habt ihr das getan?“ Remus bleibt jetzt immer öfter bei mir in Grimmauld Platz. Ich weis, er will mich daran hindern, meinen Frust wieder in Feuerwhiskey zu ertränken. Ich bin froh, dass er da ist und ich jemanden zum unterhalten habe, aber es nervt mich, dass er mich zu kontrollieren versucht. Kreacher läuft immer noch mit einem beleidigenden Murmeln auf den Lippen herum, aber immer öfter ist er unauffindbar. Ich habe immer noch Harrys Warnung im Ohr und suche ihn. Nicht immer habe ich dabei Glück. Die Wochen vergehen, immer im selben Einerlei. Eines Tages bin ich wieder mal auf der Suche nach den verflixten Hauselfen, als plötzlich Remus daher kommt. „Schnell, Sirius, komm runter, Harry ist im Feuer“, ruft er und ich folge ihm in die Küche. „Was gibts?“ will ich wissen, kaum dass ich die Küche betreten habe. Ich setze mich vor den Kamin und Remus schließt sich mir an. Er sieht sehr besorgt aus. „Ist etwas passiert?“ dränge ich den Jungen. „Nee, alles klar“, erwidert er. „Ich – ich wollte nur mit euch über meinen Dad sprechen…“ Er erzählt uns, dass er wieder eine Occlumentik Stunde mit Snape gehabt hätte, doch der sei weg gerufen worden und Harry sei neugierig geworden und hätte in Dumbledores Denkarium geschaut, wo Snape gewöhnlich seine Erinnerungen aufbewahren würde, wenn er mit Harry übt. Harry habe darin gesehen, wie wir auf Snivellus losgegangen seien, zur Zeit unserer OZE und er erzählt uns den dummen Streich von damals, so wie er ihn gesehen hat. Er klingt ziemlich entrüstet und enttäuscht. „Hat James mit dem Snatsch gespielt?“ will Remus wissen und grinst sinnend in sich hinein. „Ja, hat er und er hat dauernd zu den Mädchen am See hinübergestarrt und in seinen Haaren rumgewuschelt…“ Wir grinsen uns an. Ja, das hat James immer gemacht. Wir versuchen, es dem Jungen zu erklären, wie es war so jung zu sein und soviel Spaß zu haben. Natürlich verteidigen wir James, wo wir nur können. Er solle seinen Vater nicht nach dem beurteilen, was er gesehen hat, meint Remus. Der Junge soll kein schlechtes Bild von seinem Vater bekommen… Der meint, sein Vater habe Snape ohne guten Grund angegriffen, nur weil ich mich gelangweilt hätte. Und ich entgegne darauf sei ich auch nicht besonders stolz. Wir seien jung und dumm gewesen, meinen wir, regelrechte Idioten. „Nun, Moony nicht so sehr“, gebe ich zu. Doch der schüttelt den Kopf. „Hab euch aber nicht sehr zurückgehalten, oder?“ meint der. „Hab euch nie gesagt, ihr sollt Snape in Ruhe lassen.“ Hat er aber, zumindest zu mir. Er hat es immer mir überlassen, mit James zu reden, aber ich hatte viel zu viel Spaß an unseren Streichen, als dass ich das für nötig befunden hätte. „Nun“, erwidere ich an Remus und den Jungen gewandt, „Du hast uns aber manchmal dazu gebracht, dass wir uns schämen und über alles nochmal nachdenken…“ Der Junge will aber noch mehr wissen. Er meint, Lily müsse James gehasst haben, wo sie doch so auf ihn losgegangen sei. Doch das kann ich ihm schnell wieder ausreden und erkläre ihm soviel, wie ich es wage, ohne vom Pakt der Wolfsbrüder oder den üblen Ereignissen damals zu sprechen. Er muss das nicht wissen, nicht dass er auf noch tollkühnere Ideen kommt… Er diskutiert mit uns herum und will uns nicht recht glauben. Kein Wunder, wenn er diese Sache von damals gesehen hat, denn es war wirklich ein verdammt übler Streich. „Schau“, versucht ich ihn zu überzeugen. „Dein Vater war ein Klasse Typ und er war schon richtig. Er war der beste Freund den ich je hatte und schließlich sind wir alle aus solchem Mist raus gewachsen…“ Harry murmelt unzufrieden, er hätte nie gedacht, dass Snape ihm einmal Leid tun würde. „Wo du den erwähnst“, meint Remus. „Was hat der eigentlich gesagt, als er dich erwischt hat?“ Und Harry meint, Snape habe ihn raus geworfen und sich geweigert habe ihn in Zukunft Occlumentik zu leeren, worüber er aber überhaupt nicht böse sei. „Was?“ platze ich heraus. „Er weigert sich…“ Und Remus schließt sich entsetzt an, wir können es nicht glauben. Er hatte es doch versprochen… Wir drängen Harry, zu ihm zu gehen und ihn zu bitten, dass er den Unterricht fortsetzt. Ich meine, ich würde schon ein Wörtchen mit ihm sprechen, wenn er sich weigert und Remus wirft ein, er würde sich schon darum kümmern. Wahrscheinlich fürchtet er, dass mir in diesem Fall wirklich der Geduldsfaden reißen könnte. Er weis, dass ich keine Zurückhaltung kenne, wenn es um Harry geht. Die Weasleys haben ihm von dem Beinaheduell an Weihnachten sicher erzählt… Harry meint, wir hätten nicht gesehen, wie wütend Snape gewesen sei und es habe sicher keinen Sinn. Wir bestehen jedoch darauf. Dann unterbricht ein Geräusch auf seiner Seite unsere Unterhaltung und er muss sich zurückziehen. Wir setzen uns an den Tisch und haben erst mal nichts mehr zu sagen. „Verdammt, dieser nachtragende Bastard“, platzt es aus mir heraus. „Jetzt gibt er schon dem Jungen die Schuld für James Taten, für Dinge, die vor über zwanzig Jahren passiert sind. Lange bevor der Junge überhaupt geboren war…“ „Wie würdest du dich fühlen, wenn dich Malfoys Sohn in einer solchen peinlichen Situation sehen würde“, erwidert er. „Würdest du dich recht herzlich bei ihm bedanken oder ihn hochkantig rauswerfen?“ „Hmm“, brumme ich. „da hast du auch wieder Recht. Aber ich denke, Harry wollte nur einen Blick auf seinen Vater erhaschen und ist zu lange in der Erinnerung geblieben.“ „Wahrscheinlich“, entgegnet er. „Nun, ich werde mit Severus reden und sehen was ich tun kann.“ „Als ob der auf dich hören würde“, brumme ich. „Versuchen kann ich´s auf jeden Fall“, entgegnet er und lässt sich auch nicht davon abbringen…  Gespräche Ein paar Tage später platzt Molly herein und berichtet entsetzt, dass ihre Zwillinge Hogwarts ohne Abschluss verlassen hätten und nun einen Scherzartikelladen in der Winkelgasse eröffnet haben. Sie ist völlig außer sich. „Beruhig dich, Molly“, versuche ich sie zu besänftigen. „Was ist verkehrt daran, wenn sie einen Laden eröffnen?“ „Einen Scherzartikelladen, ich bitte dich“, zetert sie weiter. „Woher haben sie nur das Gold dafür? Ach, Sirius, ich befürchte, dass sie mit Mundungus krumme Geschäfte machen…“ „Das glaube ich nicht, Molly“, entgegne ich. „Davon wüsste ich. Dung hätte es mir sicher freudestrahlend erzählt.“ „Aber woher dann?“ meint sie. Doch ich habe auch keine Ahnung. Ein paar Tage später klärt ein Brief von Ron alles. Die Zwillinge haben das Gold von Harry. Er hat ihnen den Gewinn aus dem Trimagischen Turnier dafür geschenkt. „Dass der Junge das getan hat…“ meint Molly völlig durcheinander, als sie erneut bei mir aufgetaucht ist. „Ich denke, er wollte das Gold nicht, wo doch sein Mitchampion dabei umgekommen ist“, erwidere ich. „Und da hat er es einfach meinen Jungs gegeben?“ erwidert sie und ist noch mehr durcheinander als zuvor. „Deine Jungs, Molly, haben ein großes Talent. Sie haben das Talent aus Unsinn Gold zu machen. Was ist denn schon dabei? Sie werden ihr Auskommen haben. Ich denke, du musst dir keine Sorgen um die Beiden zu machen. Ich denke, sie sind recht gute Geschäftsleute.“ „Hmm, glücklich bin ich nicht darüber, aber ich denke, du hast Recht. Wenigstes die beiden stehen auf eigenen Beinen…“ Sie hat sich wieder einigermaßen gefangen und verlässt mich wieder. Am selben Abend taucht auch Remus wieder auf. Er hat mit Snape gesprochen. „Du hattest Recht. Er hat sich nicht überreden lassen“, meint er. „Was hat er gesagt?“ will ich wissen. „Er hat furchtbar gezetert und schneidende Kommentare gefaucht. Er lasse sich nichts von einem Werwolf wie mir sagen. Der Junge hätte bereits genug Spaß gehabt und er würde ihm nicht noch eine solche Gelegenheit bieten. Er hat regelrecht gekocht und mich dann fast angegriffen. Wenn Harry nochmal zu ihm in sein Büro kommen würde, hat er mir noch nachgerufen, dann würde er ihn so gründlich verhexen, dass er sich selbst nicht wieder erkennt. Es hat nicht viel gefehlt, dann hätte er mir auch noch was nachgeworfen. Der einzige Grund, dass er es nicht getan hat, war dass er nichts zur Hand hatte. Wir haben uns nämlich im Verbotenen Wald getroffen.“ „Dieser Mistkerl!“ murmle ich. „Du hast ihm doch nie was getan.“ „Aber ich war immer der Freund von James und dir. Ich denke, das genügt ihm. Nun, ich meine, er wird Harry trotzdem weiter unterrichten, wenn der ihn darum bittet. Aber nur dann.“ „Verdammt, Dumbledore sollte es wissen“, murmle ich. „Und was sollte der tun? Er kann sich kaum in der Nähe von Hogwarts blicken lassen“, gibt Remus zurück. „Verdammt…“ „Yeah, aber wir können es nur nehmen wie es kommt und auf das Beste hoffen.“ Die Zeit vergeht und wir erhalten keine weiteren wirklich schlechten Nachrichten. Nicht, dass die Lage nicht ohnehin mies genug wäre…  „Du solltest hier bleiben!“ Doch gegen Ende des Schuljahres bekommen wir wirklich schlechte Nachrichten. Kingsley bringt sie mal wieder. Umbridge habe versucht, Hagrid festzunehmen, berichtet er, mitten in der Nacht und ohne, dass es jemand bemerkt. Das sei ihr jedoch nicht gelungen, denn sie hätte wohl übersehen, dass genau zu diesem Zeitpunkt im Nordturm die Astronomieprüfung statt gefunden habe. Die ganze Schule hätte es gesehen, so auch McGonagall. Sie sei hinunter geeilt und sei von vier Stunnern mitten in die Brust getroffen worden und sei jetzt in St Mungos. Sie habe noch Glück gehabt, den Angriff überhaupt zu überleben. Hagrid sei die Flucht geglückt und man könne nur hoffen, dass er nicht doch noch erwischt würde. Jetzt ist wirklich nur noch Snape in Hogwarts, um den Jungen zu schützen. Doch alle Diskussionen bringen nichts. Es wird jetzt wirklich verdammt eng für uns. Es ist alles andere als leicht, gegen Voldemort zu kämpfen und es wird nicht leichter, wenn das Ministerium sich so stur stellt und alles noch weiter durcheinander bringt. Doch dann gerät alles sehr plötzlich in Bewegung. Remus ist bei mir, auch Tonks, Mad-Eye und Kingsley haben vorbei geschaut. Seit Dumbledore untergetaucht ist, gibt es keine regelmäßigen Treffen mehr, aber der eine oder andere kommt schon mal auf der Suche nach Neuigkeiten vorbei. Ich bin wieder mal in einer üblen Laune, denn Kreacher hat völlig grundlos Buckbeak verletzt und die anderen haben mir geholfen, den Greif zu verarzten. Nun sitzen wir in der Küche beisammen und diskutieren die Lage, als es plötzlich blitzt und Snivellus mitten im Raum erscheint. „Potter hat etwas davon gefaselt, der Dunkle Lord hätte dich erwischt, Black, aber wie ich sehe, ist dem nicht so“, schnappt er. „Erzähl hier keine Rätsel, Snape“, zische ich zurück. „Was ist mit Harry?“ „Potter hatte wohl wieder mal eine von seinen Visionen. Er muss wohl gesehen haben, dass der Dunkle Lord dich in der Abteilung für Geheimnisse gefangen hält. Umbridge hat ihn in ihrem Büro erwischt. Ihn und seine tapferen kleinen Freunde. Ich weis nicht, was sie dort wollten. Nun, auf jeden Fall wollte sie erneut ein Veritaserum von mir. Ich habe ihr keins gegeben, aber sie wird keine Ruhe gegeben haben. Potter gab mir die rätselhafte Warnung, der Dunkle Lord habe Padfoot in der Gewalt, dort wo es versteckt sei. Ich brauchte nicht lange, um mir alles zusammen zu reimen. Dann habe ich Dumbledore eine Warnung geschickt. Doch kurz darauf sah ich, wie Umbridge mit Potter und Granger im Verbotenen Wald verschwand. Ich war der Meinung, Dumbledore würde sich schon um alles kümmern, als aber nach einer Stunde immer noch keine Spur von Potter zu entdecken war, bin ich ihm in den Wald gefolgt, doch dort war keiner mehr zu finden. Ich denke, er ist auf eigene Faust ins Ministerium gegangen. Dieser kleine Narr, tollkühn und ebenso wenig zu zügeln wie sein Vater…“ Ich will auf ihn los, will ihm das Maul stopfen, er soll endlich aufhören Harry und James zu beleidigen, doch Remus hält mich zurück. „Lass das, Sirius“, meint er. „Wie war das mit Harry und seinen Freunden? Sie sind ins Ministerium, meinst du?“ „Habe ich doch gesagt“, schnarrt der zurück. „Sowas von verantwortungslos. Potter liebt dich, Black, er will dich retten. Aber er hatte ja schon immer eine Neigung den Helden zu spielen.“ „Wir müssen los“, platze ich heraus. „Wir müssen Harry vor seinem eigenen Mut retten.“ „Du solltest besser hier bleiben, Black“, wirft Snivellus ein. „Dumbledore wird bald kommen und er sollte alles genau hören. Ich muss zurück nach Hogwarts und das Schlimmste wieder grade bügeln. Ich denke Potter ist nicht alleine los, es sind wohl noch fünf andere dabei.“ „Und du glaubst wirklich, ich bleibe hier und sitze mir weiter den Hintern platt, wenn es um Harry geht?“ schnappe ich. „Du musst mich wohl wirklich für einen gewaltigen Feigling halten, Snivellus, wenn du denkst, dass ich zulasse, dass Harry etwas zustößt.“ „Es ist mir egal“, zischt er zurück, „was du glaubst, dass ich von dir denke. Dumbledore muss Bescheid wissen.“ „Das kann Kreacher tun“, meine ich ungehalten. „Kreacher? Kreacher! Komm her du Missgeburt. Du hast alles gehört, du wirst es Dumbledore berichten, verstanden?“ Er wimmert und murmelt erneute Beleidigungen, aber er wird mir gehorchen. „Black, verdammt“, zischt Snape. „Du solltest wirklich hier bleiben. Was meinst du, was sie mit dir machen, wenn sie dich ausgerechnet im Ministerium erwischen…?“ Doch ich höre ihn schon gar nicht mehr, bin schon mit den anderen hinausgestürmt. Eine wilde Tollkühnheit fließt nun durch meine Adern. Der Junge – Harry - ist in Gefahr und es ist meine Aufgabe, ihn zu retten, sein Leben zuschützen. Die anderen scheinen zu begreifen, was mich bewegt und keiner von ihnen erhebt Einwände als ich hinaus stürme. Wir apparieren zum Ministerium. Erst jetzt sehe ich, welche gewaltigen Sorgen Severus damals – vor nur wenigen Stunden – bewegt haben. Und er durfte es sich noch nicht mal anmerken lassen… Wir hätten ihm das wohl kaum abgenommen. Was muss er empfunden haben? Wieviel Kraft muss es ihn gekostet haben, alles mit einer unbeteiligten, ja sogar schnippischen Stimme zu erzählen? Doch er hat seinen Eid gehalten, wenn auch mit unserer Hilfe. Harry war in Gefahr, aber er durfte nicht eingreifen, weil er sonst seine Stellung bei den Todessern in Gefahr gebracht hätte. Wie hätte er zur Rettung des Jungen eilen können, wo doch mit Sicherheit Todesser im Ministerium waren und dort auf Harry warteten? Denn nur der Junge und Voldemort selbst können die Prophezeiung in die Hand nehmen, ohne wahnsinnig zu werden. Aber warum hat er versucht, mich zurück zuhalten? Es waren nicht seine üblichen schnippischen Bemerkungen, die er von sich gegeben hat. Er hat mir wohl immer nur zu gern eins ausgewischt, aber ich denke, er wollte mich nie tot sehen. War es immer noch diese alte verzweifelte Hassliebe, die ihn bewegt hat? Ja, das ist gut möglich. Hatte er Angst um mich? Severus? Angst um seinen alten Feind? Nun, vielleicht nicht wirklich Angst, aber er hat sich wohl schon Sorgen gemacht, dass man mich erwischen könnte… Verdammt, verdammt, verdammt. Ich hätte auf ihn hören sollen, aber es ging nie darum, mein Leben zu retten… Es ging immer nur um den Jungen… Um Harry, den einzigen Sohn meines besten Freundes Prongs, dem Jungen aus der Prophezeiung…  Das letzte Gefecht Wir erscheinen in der Einganghalle des Ministeriums für Magie und keiner ist dort. Wenigstens der Wachzauberer sollte da sein, aber es ist alles leer und verlassen. Wir eilen zu den Fahrstühlen hinüber und sie bringen uns rasselnd nach unten. Ich bin entsetzlich nervös und dieses verdammte ungute Gefühl krampft mir die Eingeweide zusammen. Harry, Harry, verdammt, Harry… Nicht du… Jeder, aber nicht du… Die anderen stehen schweigend neben mir, während der Aufzug in die Tiefe sinkt. Wir eilen den dunklen Gang entlang, der zu den Gerichtssälen im Keller führt, aber dort wollen wir nicht hin. Wir wollen an sein Ende, zu der dunklen Tür, die zur Abteilung für Geheimnisse führt. Ich stoße sie auf und wir kommen in einen kreisrunden, schwarzen Raum mit zwölf Türen. „Wo sind sie?“ ruft Kingsley und eine Tür schwingt einladend auf. Wir stürmen hindurch. Eine Menge Todesser befinden sich im Raum und Harry steht auf einem Podest vor einem steinernen Durchgangsbogen und hält eine gläserne Kugel in der Hand. Malfoy steht vor ihm und will ihm das Ding abnehmen. Tonks jagt ihm einen Fluch entgegen, er stolpert zurück und Harry bringt sich unter der Plattform in Sicherheit. Sofort geht der Rest von uns auf die anderen Todesser los. Wir springen regelrecht die steinernen Stufen hinunter. Ich genieße es, wieder zu kämpfen, wieder handeln zu können, nicht länger in meinem verfluchten Elternhaus festzusitzen. Ein Junge, bei dem es sich wohl um Neville handeln muss – er sieht aus wie Alice vor so vielen Jahren – krabbelt zu Harry und geht neben ihm in Deckung. Dann geht es drunter und drüber. Immer mehr Flüche fliegen durch den Raum und lenken meine Aufmerksamkeit von Harry ab. Himmel, tut das gut! Der ganze Frust des letzten Jahres entlädt sich in wilden Flüchen, die ich auf diese verhassten Todesser herabregnen lasse. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Mad-Eye getroffen wird, sein magisches Auge aus der Augenhöhle fällt und über den Boden kullert. Tonks hat sich mit meiner lieben Cousine angelegt und Kingsley duelliert sich gleich mit zwei Todessern. Dolohov steht vor Harry und will ihm die Glaskugel abnehmen, bedroht ihn und Neville. Ich renne zu ihnen und ramme den Todesser mit der Schulter aus dem Weg. Er reagiert verdammt schnell und schleudert mir Flüche entgegen, ich kontere mit allem, was ich habe. Habe ich Angst? Nein. Eine gewaltige Lebensfreude pulst durch meine Adern und gibt mir eine unglaubliche Macht, wie ich sie noch nie gespürt habe. Ich genieße jeden einzelnen Augenblick dieses Kampfes. Zu lange bin ich mir nutzlos, hilflos und jämmerlich vorgekommen. Endlich kann ich wieder handeln, wie es meiner Natur entspricht. Dolohov will mir einen tödlichen Fluch entgegen werfen, doch Harry reagiert, bevor ich es kann und ruft: „Petrificus Totalus!“ der Todesser klappt zusammen und kann sich nicht mehr rühren. „Gut gemacht!“ rufe ich Harry zu. Er ist so gut wie sein Vater in dem Alter und ich freue mich, dass seine Verteidigungsübungen wohl recht erfolgreich waren. Doch er sollte hier raus. „Harry“, rufe ich. „Nimm die Prophezeiung und die anderen und verschwinde von hier!“ Da schießt ein grüner Lichtblitz auf uns zu und ich wirble herum. Es war Bellatrix und sie hat Tonks außer Gefecht gesetzt. Nun, dann muss ich mich selbst um meine Cousine kümmern. Ich renne zu ihr hin und habe bereits die Flüche auf den Lippen. Sie bringt sich auf dem Podest in Sicherheit, wehrt sich mit allen Mitteln und es ist wirklich Macht in ihrer Magie. Ich werde kurz abgelenkt als Malfoy gegen das Podest kracht. Aber ich kann ausweichen. Er will einen Fluch auf Harry werfen, aber Remus springt dazwischen und ich kann meine Aufmerksamkeit wieder auf Bellatrix richten. Wir tauschen wilde Flüche aus und das Training des alten Potter macht sich bezahlt. Das Abducken, das Ausweichen, das zur Seite gleiten. Ich habe nur noch Augen und Ohren für mein Gegenüber. Der ganze alte Hass auf meine schwarze Familie bricht durch und ich werde unvorsichtig. Sie wirft einen roten Lichtblitz auf mich und ich kann ausweichen. „Das kannst du doch besser!“ spotte ich. Doch sie ist noch nicht am Ende, ein zweiter Blitz folgt rasend schnell dem ersten, trifft mich mitten in der Brust, mein Grinsen erstarrt, mein ganzer Leib beugt sich in einem Bogen rückwärts und ich falle nach hinten durch den zerfetzten schwarzen Vorhang, der in dem steinernen Durchgangsbogen flattert … Ich falle … falle …. falle … Ewigkeiten…   Kapitel 22: Epilog ------------------ Epilog Durch den schwarzen Schleier ins ewige Licht Ich stehe in einem uralten, steinernen Durchgangsbogen und vor mir flattert ein schwarzer, zerfetzter Vorhang. Auf der anderen Seite schreit die Stimme eines Jugendlichen verzweifelt einen Namen. „Sirius! Nein! Sirius, das kann nicht sein.“ Sirius. Der Name klingt vertraut. Wer ist dieser Sirius? Warum schreit der Jugendliche dort draußen so verzweifelt diesen Namen? Ich sollte zu ihm gehen und ihn beruhigen. Er klingt als würde ihm jemand die Seele aus dem Leib reißen. Ich (Ich?) hebe meine Hand und will den schwarzen Schleier zur Seite schieben, doch jemand oder etwas hält mich zurück. „Du bist auf der anderen Seite, Sirius. Es gibt für dich keinen Weg mehr zurück“, sagt eine körperlose Stimme zu mir. Sie klingt sehr streng, aber auch unendlich gütig… „Sirius? Wer ist dieser Sirius, von dem du sprichst und den der Junge dort draußen so herzzerreißend ruft?“ „Du bist Sirius - Sirius Black - und du wurdest soeben von deiner eigenen Cousine ermordet.“ „Ermordet? Dafür komme ich mir aber recht lebendig vor…“ „Du bist hinter dem schwarzen Schleier und der Tod ist nur ein fernes, unbekanntes Land…“ Und plötzlich fällt mir ein – als hätte jemand in meinem Bewusstsein einen ganzen Kronleuchter entzündet - wer und was ich bin. Mir fällt auch siedend heiß ein, dass ich dort draußen noch nicht alles erledigt habe… „Ich muß zurück, der Junge – Harry – er braucht mich. Dort draußen findet gerade ein Kampf auf Leben und Tod statt…“ „Nein.“ Ein Wort der absoluten Endgültigkeit. „Aber…“ „Nein Sirius, es gibt keinen Weg mehr zurück… Nur Eines darf dir noch gewährt werden, bevor du endgültig hinter dem letzten Schleier verschwinden musst…“ „Und das wäre?“ Das Einzige, was ich wirklich will, lässt die Stimme nicht zu, das hat sie deutlich genug klar gemacht. „Du hast das Recht, dir dein Leben nochmals anzusehen... Damit du verstehst… Das Wie und Warum akzeptierst… Liebe und Hass – Freundschaft und Feindschaft abwägst… Dich selbst bewertest … Und mit allem deinen Frieden machst… Damit du am Ende bereit bist, zu gehen…“ Plötzlich will ich nichts mehr, als genau das. „Dann lass mich sehen…!“              Nun habe ich alles gesehen. Nun begreife ich alles. Meine Freunde, meine Feinde… Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Hass, Liebe, Freundschaft und Abneigung. Zusammenhänge, die ich nie erkannt habe. Meine Fehler, meine Triumphe, meine Verluste. Ich habe meinen Frieden mit allem gemacht, was von Bedeutung war... Mein ganzes Leben habe ich erneut durchlebt… War es gut? War es schlecht? Nun, es spielt keine große Rolle mehr. Ich bin jetzt hinter dem letzten Schleier und es war einfach mein Leben und ich bereue es nicht. Kleinigkeiten, ja… Verpasste Chancen, nicht geführte Gespräche, nicht geschlossene Freundschaften… Aber im Großen und Ganzen? Nein, ich bereue nicht… Und ich bin so gegangen, wie es schon der alte Potter immer wollte, nicht als alter, hilfloser Mann am Kamin, sondern mit einem letzten großen Knall, in einem letzten großen Kampf… Plötzlich erscheint ein Licht. So hell, so strahlend, so wunderschön. So heilsam und mächtig, wie ich es noch nie gesehen oder erlebt habe. „Geh“, sagt die strenge, gütige Stimme. „Geh, Sirius, es ist Zeit. Du hast die einzige bedeutsame Wahrheit erkannt. Es war einfach dein Leben und du hast es gelebt…“ Leuchtende Gestalten erscheinen im Licht. Zuerst undeutlich, dann kann ich sie erkennen: James und Lily, aber auch Hieratus Morch und mein Bruder Regulus. Die beiden alten Potters, die ich immer wie meine eigenen Eltern geliebt habe. Dort steht Karina mit unserem Kind und winkt… Alle sehen so jung, lebendig und gesund aus… „Padfoot, alter Freund“, höre ich die so lange vermisste Stimme von Prongs, meinem besten Freund, meinem Bruder, von James Potter. „Komm, komm zu uns ins Licht. Schon zu lange warten wir auf dich.“ Ich zögere noch. Es ist so manches unerledigt geblieben, aber es ist nicht mehr an mir, es zu erledigen. „Remus“, denke ich. „Moony, mein lieber Freund, mein großer Bruder, kümmre du dich nun um den Jungen, wie du es versprochen hast. Ich kann es nicht mehr. Dies ist mein größtes Vermächtnis an dich…“ Das Licht zieht mich an, es ruft mich, es lockt mich. Ich weis, ich muss gehen, die Zeit ist reif… „Padfoot…“ „Komm jetzt, Sirius…“ „Komm zu uns…“ „Hier warten noch viele Abenteuer auf dich…“ „Alle Abenteuer, die du dir nur vorstellen kannst…“ „Hier haben wir alle Zeit für unsere Liebe, können alles nachholen, was uns damals versagt blieb…“ Und ich wende mich vom schwarzen Schleier ab und gehe auf das strahlende Licht zu. Zu meinen Freunden, die mir winken, die so sehnlich auf mich warten… Zu meiner Frau und meinem Kind, das nie ein Leben hatte, nur hier im ewigen Licht existiert… Zu meinen Gegnern, die nicht länger meine Feinde sind… Ins Licht, ins Licht, wo noch tausend großartige Abenteuer auf mich warten. Wo ich wieder jung, gesund und glücklich sein werde. Wo auch meine Seele wieder heil und ganz sein wird. Wo ich wieder lieben kann… „Harry, es tut mir Leid“, ist mein letzter Gedanke, bevor ich in das wundervolle Licht eintrete. „Nun ist es an dir, deinen Weg alleine weiter zu gehen. Zu siegen oder unterzugehen. Es liegt alleine an dir, ob Licht oder Dunkel siegen… Harry, mein lieber Junge… Leb wohl, bis wir uns eines Tages hier in diesem strahlenden Licht wieder begegnen werden, wo ich mit deinem Vater und deiner Mutter auf dich warte…“ Ins Licht ... dann plötzlich Dunkelheit ... und schließlich das Ende... ODER...?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)