Von Jenseits des Schwarzen Schleiers von abgemeldet (Sirius Black sieht auf sein Leben von hinter dem Schwarzen Schleier zurück) ================================================================================ Kapitel 17: Harrys drittes Jahr ------------------------------- Kapitel 10 Harrys drittes Jahr Langer Weg nach Norden Ich suche mir ein geschütztes Plätzchen und rolle mich ein. Zum ersten Mal seit vielen Jahren schlafe ich ohne Träume welcher Art auch immer… Ein brennendes Hungergefühl weckt mich Stunden später. Nun, ich kann kaum irgendwo auftauchen und mir Fish und Chips kaufen. Ich werde als Tatze jagen müssen. Wir haben in den Vollmondnächten nie gejagt, da Remus den Wolf nicht noch gefährlicher machen wollte, als dieser ohnehin schon war. Daher habe ich keine Erfahrung, aber ich bin ein Tier mit dem Verstand eines Menschen und es wird schon gehen… Etwas raschelt in den Zweigen in der Nähe und Tatzes Jagdinstinkt wird sofort geweckt. Mit einem riesigen Satz stürze ich mich auf das Geräusch. Zwischen meinen Pfoten finde ich ein Kaninchen, das verzweifelt zappelt und quiekt. Ein schneller Biss macht dem ein Ende. Hungrig verschlinge ich das noch warme Fleisch. Es ist mir egal, dass es roh ist. Nun, Tatze ist es egal, Sirius ekelt sich ein bisschen davor, aber dennoch schmeckt es besser als alles, was ich seit Jahren gegessen habe. Ich will nach Hogwarts, nur dort bin ich in der Lage den Jungen zu schützen, nur dort… Aber es wird noch einige Zeit dauern, bis zum ersten September und ich werde auch ganz schön lange brauchen, um dorthin zu kommen. Ich wage es nicht zu apparieren, denn dann hinterlasse ich eine Fährte, der man folgen kann und nach Hogwarts geht das ohnehin nicht. Das Schloss ist durch zu viele Zauber, durch zu mächtige Magie geschützt... Dann also auf Tatzes Pfoten… Der Junge – Harry - ich möchte ihn sehen… Ich möchte ihn so verdammt gern sehen… Aber Moment, ich weis doch, wo er lebt. Hagrid hat es damals gesagt. Little Whinging, Surrey … Das liegt auf dem Weg, vielleicht kann ich Harry wirklich sehen, bevor ich weiter nach Norden laufe. Ich nehme den langen Weg unter die Pfoten. Tag um Tag renne ich, immer weiter und weiter. Tatzes Körper scheint unermüdlich. Manchmal muss ich jagen, aber ich habe nicht immer so viel Glück, wie beim ersten Mal, doch ich werde geschickter. Ich kann mich nur schwer an die rohe Nahrung gewöhnen und mein Magen spielt verrückt. Häufig erbreche ich wieder, was ich gerade gefressen habe. Ich brauche aber die Nahrung, selbst in dieser zähen Gestalt… Nun, die Gegend ist manchmal recht einsam und es gibt kleine Wälder und Gehölze, wo ich es wagen kann, zum Menschen zu werden. Sehr lange habe ich keine Magie mehr benutzt und ohne Stab ist es ohnehin sehr schwer, aber ich denke an das blaue Hexenlicht, das Moony so gut beherrscht hat. Ich konzentriere mich und das Licht gelingt. Ein paar trockene Äste und gleich brennt ein Feuer. Meine Beute, wieder mal ein Kaninchen, trägt noch sein Fell. Wie bekomme ich das blos runter? Ich hatte auch ewig kein Messer mehr in der Hand, denn sowas gibt’s in Askaban natürlich nicht… Irgendwie gelingt es mir mit Zähnen und Fingernägeln die Haut runter zu bekommen. Dann spieße ich meine Beute auf einen grünen Zweig und hänge ihn übers Feuer. Es tut gut, wieder mal ein Mensch zu sein, obwohl Askaban nicht mehr viel Menschliches an mir übrig gelassen hat. Ich habe nur noch zwei Ziele: Den Jungen zu schützen und Peter seinem verdienten Schicksal zuzuführen. Schon viel zu lange ist er damit durch gekommen… Ich bin nicht mehr der junge Kerl, der sich vor zwölf Jahren aufgemacht hat, seine Freunde zu rächen. Ich bin älter geworden, aber kaum ruhiger. Man hat mir zwölf Jahre meines Lebens gestohlen und das verzeihe ich nicht. Man hat mir meine Jungend gestohlen und meine Freunde. Ich war all die Jahre wie gelähmt, aber jetzt kommt das alte Gefühl der Abenteuerlust wieder in mir auf. Gut, mein Vorhaben ist gefährlich, aber alles, was auch immer ich tun könnte, ist gefährlich und wie hat Prongs immer gesagt: Kein Risiko, kein Spaß! Ach Prongs, alter Freund, zu lange habe ich gezögert, mein Versprechen zu erfüllen. Aber jetzt bin ich bereit. Ich werde deinen Sohn schützen und sollte es mich das Leben kosten… Der Gedanke an meine Freunde macht mich wieder ein bisschen traurig, aber Askaban hat mir zu viel genommen, als dass ich noch großartig Tränen hätte. Mein Kaninchen scheint fertig zu sein und heißhungrig verschlinge ich das gebratene Fleisch. Gewürze fehlen, aber mein Magen akzeptiert es auf jeden Fall besser, als das rohe Zeug… Ich werde wieder zu Tatze, bevor ich mich schlafen lege, denn sicher ist sicher. Weiter führt mich mein Weg und ich erreiche Little Whinging. Jetzt muss ich nur noch das richtige Haus finden, aber Tatze hat eine gute Nase. Der Junge muss nach James und Lily riechen und er geht in dem Haus ein und aus – und außerdem kannte ich den Jungen als er noch ein Baby war... Die Stadt ist nicht besonders groß, eine typische britische Kleinstadt. Unzählige Geruchsspuren ziehen sich durch die Straßen. Doch dann dringt mir ein Geruch in die Nase, den ich kenne, den ich nur zu gut kenne. Es riecht wie James und es riecht wie Lily ... Ja, es riecht nach Harry... Ich folge aufgeregt dieser Fährte. Ein großes Einfamilienhaus mit einem spießigen Vorgarten, ein Plattenweg führt zu einer Tür hinauf. In einem Fenster im oberen Stock brennt ein schwaches Licht. Ein kleiner Schatten huscht am Fenster hin und her. Der Junge? Kann schon sein. Das Licht oben erlischt, doch dafür geht im Hausflur eins an. Wieder Schatten in einer geriffelten Scheibe. Ein sehr großer und ein kleiner. Sie scheinen miteinander zu rangeln. Plötzlich fliegt die Tür auf und ein Junge mit einem Koffer und einem leeren Eulenkäfig stapft wütend heraus. „Ich gehe, mir reicht´s!“ ruft er und knallt die Türe zu. Ich verschmelze mit der Dunkelheit. Die Stimme, diese Stimme… Es klang wie Prongs, genau wie Prongs, wenn er Streit mit Snivellus hatte. Ich erinnere mich an den dreizehnjährigen James, der Junge hat seine Größe und sein wirres Haar. Sie gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Der Junge reibt sich die Stirn und ich kann die Narbe sehen. Er hat sie noch immer, nach all den Jahren. Es ist das Gesicht und die Gestalt von Prongs. Nur mühsam kann ich dem Impuls widerstehen, auf ihn zuzulaufen und ihm Tatzes Pfoten auf die Schultern zu legen oder sogar zu Sirius zu werden und ihn glücklich zu umarmen. Er geht mit langen Schritten die Straße entlang und zerrt seinen Koffer hinter sich her. Ich folge ihm im Schatten der Alleebäume. Ich sollte längst wo anders sein. Bin schon viel zu lange hier, für einen kurzen Blick, aber ich kann mich nicht losreißen. Es ist, als ginge mein alter Freund vor mir, als wäre er wieder von den Toten auferstanden, als Junge, zu unserer besten Zeit… Harry stapft immer weiter durch die nächtlichen Straßen. Er scheint kein Ziel zu haben, scheint nur von dem Haus weg zu wollen. Schließlich lässt er sich auf eine steinerne Gartenmauer fallen. Er starrt in die Dunkelheit und scheint etwas zu sehen… Verdammt, was macht er zu dieser Zeit überhaupt alleine auf der Straße? Es ist hier nicht sicher für ihn. Ich muss in der Nähe bleiben und auf ihn aufpassen. Plötzlich springt er auf, wirft wilde Blicke in alle Richtungen und lässt seinen Stab aufflammen. Hat er mich gesehen? Habe ich ihn erschreckt? Muss so sein, denn er macht einen Schritt zurück und stolpert über seinen Koffer, sein Stab fliegt im hohen Bogen durch die Luft. WAMM! Ein schrill violetter Dreideckerbus ist plötzlich neben dem Jungen erschienen. Der zuckt zusammen und rappelt sich auf. Der Schaffner spricht ihn an und nach einem kurzen Gespräch steigt Harry in den Bus und mit einem neuerlichen KRACH ist der Bus wieder verschwunden. Nun, dann kann ich weiter nach Hogwarts laufen. Harry ist in Sicherheit. Ich beschließe, ein paar Mülleimer nach etwas Essbaren zu durchsuchen, denn die Kaninchen haben sich seit ein paar Tagen rar gemacht, da hier alles wieder dichter bebaut ist. So leise ich kann, durchwühle ich ein paar Mülltonnen und werde fündig. Da hat doch tatsächlich jemand ein ganzes Hähnchen weg geworfen… Ich nehme es zwischen meine Zähne und mache mich wieder auf den Weg. Bald weis ich, warum der Vogel im Müll gelandet ist. Er ist zäh wie Leder, aber Tatze hat scharfe Zähne…  Die Heulende Hütte Immer weiter laufe ich nach Norden. Der Weg scheint endlos zu sein. Manchmal finde ich eine weggeworfene Zeitung, wenn ich durch eine Stadt komme und lese sie. Alle suchen nach mir, sogar die Muggel. Massenmörder. Ein netter Titel, gefällt mir, hat was… Hogwarts kommt immer näher und ich sollte mir langsam überlegen, wo ich mich dort verstecken kann. Der Verbotene Wald kommt nicht in Frage, Hagrid ist zu oft dort drinnen und er ist auch zu ungeschützt, um auf Dauer dort zu schlafen. In Hogsmeade werde ich sicher gesucht, dort leben nur Magier. Wahrscheinlich sind sogar Dementoren hinter mir her. Trotzdem kann ich dort am besten Informationen sammeln… Moment! Wenn ich ein Mensch gewesen wäre, hätte ich mir jetzt gegen die Stirn geschlagen. Die Heulende Hütte. Moony hat sich dort viele Jahre versteckt und wir sind nie aufgeflogen, nur Snape wusste davon, aber den hat Dumbledore zum Schweigen verdonnert. Es hieß im Dorf immer, es würde dort spuken und kaum einer wagte sich in die Nähe. Dort bin ich sicher und komme aufs Hogwarts Gelände, ohne dass ich durch die Tore muss. Es gibt zwar auch Geheimgänge, die direkt ins Schloss führen, nur leider führt einer in Leechs Privaträume und das ist mit Sicherheit der letzte Ort an den ich möchte. Ein anderer führt durch den Honigtopf, aber dort kann ich in keiner Gestalt rein. Nun, dann bleibt nur die Heulende Hütte, aber dort habe ich wenigstens ein Dach überm Kopf und sogar ein Bett zum Schlafen. Was für ein Luxus. Endlich bin ich angekommen und schleiche mich in der Dunkelheit nach Hogsmeade hinein. Da steigt mir ein bekannter Geruch in die Nase. Ich habe zwölf Jahre lang kaum etwas anderes gerochen… Dementoren und zwar jede Menge. Shit! Ich schleiche mich zur Heulenden Hütte. Keiner bemerkt den großen, schwarzen Hund. Es gibt keinen Zugang von Hogsmeade aus, aber ich schaffe mir einen und zwänge meinen dünnen Körper hindurch. Die Hütte sieht aus, wie ich mich an sie erinnere. Das Chaos im unteren Stockwerk, das uralte Himmelbett oben. Ich werde zum Menschen - zum ersten Mal seit Tagen – und lasse mich einfach auf die Matratze fallen. Kaum liege ich, bin ich auch schon eingeschlafen. Ich werde wieder wach, viele Stunden später, weil mir Hände und Füße verdammt wehtun, der Weg war weit und ich habe kaum eine Pause eingelegt. Hunger und Durst plagen mich, aber da lässt sich sicher Abhilfe schaffen. Ich strecke mich und meine Knochen knacken. Der menschliche Körper fühlt sich gut an, aber die Hütte darf ich nur als Tatze verlassen. Ich gehe die Treppen hinunter und mein Blick fällt in einen Spiegel, der zerbrochen an der Wand hängt. Wüsste ich nicht, dass es sich um einen Spiegel handelt, würde ich glauben, einem völlig Fremden gegenüber zu stehen. ‚Das ist doch nicht Sirius Black’, schießt es mir durch den Sinn. Ich habe mich zwar mal im Wasserkrug gesehen, aber der konnte nicht das wiedergeben, was mir jetzt dieser Spiegel zeigt. Ich sehe aus, wie ein Skelett, über das jemand eine leichenblasse Haut gezogen hat. Man kann jeden einzelnen Knochen sehen. In die ehemals glatte Haut hat die Zeit tiefe Runen eingegraben und ich bin sichtlich über meine Jahre hinaus gealtert. Nichts mehr von gutaussehend oder hübsch. Nicht, dass ich je viel Wert darauf gelegt hätte, aber es hat mir oft weiter geholfen, attraktiv zu sein. Himmel, ich sehe schlimmer aus, als Snivellus, damals in jenem längst vergangenen Sommer. Würden mich jetzt alte Freunde sehen, würden sie mich nicht mehr wieder erkennen. Mein Magen knurrt erneut und lenkt mich von meiner Selbstbetrachtung ab. Achselzuckend gehe ich weiter die Treppe hinunter. Vor dem Erdgang werde ich wieder zu Tatze, ihm fällt es leichter da durch zu kommen. Die letzten paar Meter lege ich recht schnell zurück, ich kenne die Eigenschaften der Weide nur zu gut. Es ist bereits wieder Nacht und keiner sieht mich, als in den Verbotenen Wald zum Jagen gehe. Das Wasser der Quelle schmeckt übrigens immer noch so gut, wie vor fast zwanzig Jahren… Die Tage vergehen und ich mache es mir in der Hütte so gemütlich, wie es nur geht. Ich stelle keine hohen Ansprüche mehr und bin mit sehr wenig zufrieden. Die Mülltonnen im Ort sind recht ergiebig und manch einer füttert schon mal einen niedlichen Streuner. Wenn ich welche finde, nehme ich auch weggeworfene Zeitungen mit. Ich bin sehr vorsichtig, den Dementoren nicht zu nahe zu kommen, denn die könnten mich möglicher Weise sogar als Tatze erkennen…  Unerwartete Begegnungen Das Schuljahr hat wieder begonnen und ich lauere im Wald, um zu beobachten, manchmal kann ich einen Blick auf Harry erhaschen, der zu Pflege magischer Geschöpfe oder zu den Gewächshäusern geht. Im ersten Fach gibt es für mich eine riesige Überraschung, denn nicht mehr der alte Kettleburn unterrichtet, sondern Hagrid! Na so was! Aber wundern muss mich das eigentlich nicht, der hatte schon immer eine Vorliebe für niedliche Monster. Ich muss da nur an Fluffy denken… Aus alter Gewohnheit habe ich ein Auge aufs Quidditch Feld. Irgendwie erwarte ich fast, James dort fliegen zu sehen. Was natürlich unmöglich der Fall sein kann, aber wenn die Gryffindors trainieren, erinnern mich die Bewegungen des Suchers schon sehr an meinen alten Freund. Ich strenge meine Augen so sehr an, wie ich nur kann, aber Tatze sieht als Hund einfach schlechter als ein Mensch. Eines Tages wage ich mich etwas näher heran. Es sieht wirklich aus, als würde James dem Snatsch hinterher rauschen… Es ist natürlich nicht Prongs, es ist sein Sohn und er fliegt so brillant wie sein Vater. Großer Merlin, ich muss ihn unbedingt in einem echten Spiel sehen und nicht nur beim Training… Vorsichtig ziehe ich mich wieder zurück. Keiner hat mich gesehen, keinem bin ich aufgefallen. Noch eine Person in schäbiger Kleidung hat aufmerksam dem Training zugesehen. Ich sehe nur den Rücken, aber etwas in der Haltung kommt mir bekannt vor. Der Mann, denn um einen solchen handelt es sich, schüttelt sinnend den Kopf und entfernt sich in Richtung Schloss. Auch diese Art, sich zu bewegen, kommt mir bekannt vor. Ich könnte schwören, diese weichen, katzenartigen Schritte schon oft gesehen zu haben. Ich schnüffle, aber der Wind kommt aus meiner Richtung und ich kann keine Witterung aufnehmen. Der Mann bleibt stehen und dreht sich um, als habe er meine Blicke gespürt. Ich mache mich klein hinter meinem Busch und starre die Gestalt an. Ja, ich kenne diesen durchdringenden Blick, ich kenne diese steile Falte zwischen den Augen, kenne dieses schiefe Grinsen, das das Gesicht des Mannes überzieht, als er die Schultern zuckt und sich wieder abwendet. Moony, gütiger Himmel, es ist Moony! Er darf mich auf keinen Fall sehen, bevor ich ihm nicht alles richtig erklären kann und die Wahrheit beweisen. Er muss mich immer noch für einen Mörder halten… Am liebsten würde ich aufspringen und ihm hinterherlaufen, ihn packen und ihn umarmen. Remus lebt und er ist hier, hier in Hogwarts! Ich bin bei meiner Mission nicht alleine, auch wenn ich mich nicht zu erkennen geben darf. Auch Moony würde nie zulassen, dass Harry etwas zustößt. Das Leben scheint ihm übel mitgespielt zu haben. Er sieht älter aus, als seine – wie alt ist er? ich bin fünfunddreißig und er ist zwei Jahre älter- siebenunddreißig Jahre. Sein Haar ist verdammt grau geworden und die Falten haben sich tief in sein Gesicht eingegraben und seine Robe war sehr schäbig und abgetragen. Doch seine Augen, diese scharfen Augen, die sind noch so jung wie damals, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Ach Moony, alter Freund, wer soll uns nur diese ganzen verlorenen Jahre wieder geben? Meine Seele schreit nach meinem letzten noch lebenden Freund, nach einem freundlichen Wort. Alleine seine Stimme wieder zu hören, dafür würde ich sonst was geben… Aber es kann nicht sein, es darf nicht, jetzt noch nicht, vielleicht nie … Nein, so darf ich nicht denken. Ich werde Peter zu fassen kriegen und dann kann ich Remus alles erklären und ihm beweisen, dass ich kein Mörder bin, dass ich unsere Freunde nicht verraten habe, dass ich unschuldig bin…  Halloween Ich will etwas unternehmen, denn ich will endlich die Sache ins Reine bringen. Es muss Hogsmeade Wochenende sein, denn viele Schüler strömen ins Dorf. Ich hoffe, einen Blick auf Harry erhaschen zu können, doch er ist nicht dabei. Die Gelegenheit ist günstig, ins Schloss zu kommen, denn es ist nahezu leer. Vielleicht kann ich mich irgendwo verstecken und herausbekommen wo Wurmschwanz ist. Schätze im Gryffindor Turm… Ich halte es nicht mehr aus, springe einfach auf und renne zum Schloss. Ich bin sehr schnell und keiner sieht mich. Auf leisen Sohlen hinauf in den Turm. Was bin ich doch für ein Narr, ich komme nie in den Turm. Ich kenne das aktuelle Passwort nicht und die Fette Dame hat noch keinen durchgelassen, der das Passwort nicht kannte. Vielleicht kann ich mich mit den Schülern durchschummeln. Doch wo kann ich mich so lange verstecken? Nun, vielleicht wenn ich mich bis zum Abend in einem der Geheimgänge verberge. Ich kenne sie alle, auch wenn die Karte des Herumtreibers schon lange Geschichte ist. Ich verschwinde in einem uralten Gang hinter einem Wandbehang und werde zum Menschen. So kann ich mich hier besser bewegen. Moment Mal, das war doch eine von James Abkürzungen in die Küche. Vielleicht kann ich den Hauselfen in meiner Hundegestalt ein paar Häppchen abbetteln. Ich folge dem Gang. Ja, ich hatte Recht, er führt zur Küche. Ich werde wieder zu Tatze und kratze am Eingang. „Wo kommst du denn her?“ piepst ein kleines Stimmchen. „Hast du vielleicht Hunger, Großer? Komm rein.“ Ich weis nicht, ob sie mich erkennen, aber sie schleppen eine ganze Menge Futter an und packen es mir in ein Tafeltuch. Irgendein spaßiger Elf packt ein langes Messer dazu. Kann ich sicher gut gebrauchen… Ich gebe ein kleines Kläffen von mir und verschwinde in den Geheimgang. An einer Stelle wird er breiter und ich werde zum Menschen. Das Zeug in dem Tischtuch riecht wirklich großartig. Die Hauselfen müssen erkannt haben, dass ich nicht das bin, was ich zu sein scheine, denn ich glaube kaum, dass ein echter Hund den Knoten im Tuch aufbekommen würde. Ich lasse mich am Boden im Staub der Jahrhunderte nieder und habe die erste anständige Mahlzeit seit zwölf Jahren… Ich bin satt, wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr und schlafe einfach ein. Als ich wieder wach werde, weis ich zuerst gar nicht, wo ich mich befinde, aber schnell fällt mir ein, was ich eigentlich vorhatte. Der Lärm in der nahen Küche, sagt mir, dass oben, in der Großen Halle wohl gerade das Festmahl statt findet. Ich grinse in mich hinein. Das ist die beste Gelegenheit, in den Turm einzudringen, wenn alle unten beim Essen sind… Und dank der Elfen habe ich ein langes scharfes Messer und das Porträt der Fetten Dame besteht nur aus Leinwand und Leinwand kann man im Notfall zerschneiden… Das Schloss ist wie ausgestorben. Nur von unten dringt der Lärm des Festmahls zu mir herauf. Na warte, Wurmschwanz, ich komme… Ich weis, wenn ich ihn als Ratte töte, wird er als Leiche wieder zum Menschen. Der Tod hebt die meisten Flüche auf, haben wir ja damals bei Mortie gesehen. Sie werden ihn finden und Dumbledore wird wissen, dass etwas an der Geschichte von damals nicht stimmen kann und Harry wird wieder in Sicherheit sein. Peter sollte seit genau zwölf Jahren tot sein. Der Gedanke ihn am Todestag meiner Freunde zu töten hat was… Ich stehe vor dem alten Bild, das früher auch mal meine Ruhe bewacht hat. Wie oft sind wir nicht bei Nacht an ihr vorbei geschlichen, auf dem Weg in irgendwelche Abenteuer, auch wenn es oft nur die Küche war, wohin wir wollten. „Mach auf oder du wirst es bereuen!“ fauche ich das Bild der Dame in Rosa an. „Kein Passwort, kein Zutritt!“ gibt sie stur zurück. Nun, die Lady war früher schon nicht begeistert, wenn wir sie im Morgengrauen geweckt haben, wenn wir von unseren Streifzügen zurückkamen. „Geh bei Seite oder du bekommst mein Messer zu spüren!“ kontere ich. Sie weigert sich erneut. Ich drohe ihr offen mit meinem Messer, aber sie weicht immer noch nicht. Nun, dann muss ich halt meine Drohung wahr machen. Ich steche in die Leinwand und die fette Dame beginnt zu kreischen. Man kann es nicht bis unten hören, aber vielleicht lockt es jemand anderen an. Ich muss mich beeilen. Weiter und weiter zerschlitze ich die Leinwand und die Fette Dame flieht durch die anderen Bilder. Zurück bleibt nur der zerfetzte Hintergrund. Aber das Porträtloch bleibt mir trotzdem verschlossen. Hinter dem Bild ist nur eine solide Wand. Das hätte ich mir denken sollen, so leicht verschafft man sich in Hogwarts zu nichts Zutritt. Hier gibt es einfach zuviel Magie. Ich sehe zu, dass ich verschwinde, denn unter mir höre ich einen Lärm, der nur bedeuten kann, dass Peeves, der Poltergeist, auf dem Weg ist, um nachzusehen, warum die fette Dame so eilig weg wollte. Ich husche in den nächsten Geheimgang. Wenn ich ein paar Mal auf den offenen Korridoren schnell die Geheimgänge wechsle, komme ich vielleicht in die Eingangshalle hinunter, ohne erwischt zu werden. Es gelingt. Kurz bevor ich den letzten verlasse, werde ich wieder zu Tatze, dann verschwinde ich wie ein Schatten durch die Schlosstüren und im dunklen Gelände. Ich muss das nächste Mal besser nachdenken, bevor ich handle… Mein Gehirn scheint nicht mehr so gut wie früher zu arbeiten, denn das war ja wohl ein Schuß in den Ofen…  Dementoren beim Quidditch Es vergehen viele Tage und ich streife weiter durch den Wald und das Gelände. Ein krummbeiniger roter Kater ist auch unterwegs und jagt Mäuse. Er muss einem der Schüler gehören, vielleicht weis er was über Wurmschwanz. Es dauert einige Zeit, bis er mich nahe genug an sich heran lässt, damit ich mich mit ihm verständigen kann. Ich habe es von Orion gelernt, wie ich mich als Hund mit einer Katze unterhalten kann. Obwohl unterhalten nicht ganz das richtige Wort ist. Es ist eine Mischung aus Körperbewegungen, Lauten und Gerüchen und hat auch eine telepatischen Komponente. Es ist, als würden wir geistige Bilder austauschen. Als Mensch wäre mir das nie gelungen. Irgendwie lässt er mich wissen, dass er von Wurmschwanz weiss und dass er ihm weder traut, noch ihn mag. Er ist nicht das, was er zu sein scheint, ebenso wenig wie ich, meint er. Er wird versuchen, ihn zu mir zu bringen, aber sein Herrchen würde sehr gut auf seine Ratte aufpassen, lässt er mich noch wissen. Dann rennt er - mit einem kleinen Gedanken des Abschieds an mich - ins Gebüsch und jagt einer Maus hinterher. Am nächsten Tag schüttet es wie aus Eimern, trotzdem bemerke ich Aufregung im Gelände und sehe, dass ein Quidditch Match stattfinden wird. Wer spielt? Ich sehe das Rotgold von Gryffindor und suche mir einen Platz ganz oben auf einer der Tribünen, wo sich keiner hingesetzt hat, da es zu ungeschützt ist, denn jetzt ist auch noch ein wütendes Gewitter losgebrochen. Es blitzt und donnert, donnert und blitzt… Dennoch kann ich von hier aus alles sehen. Es ist der Tag nach Vollmond und Moony ist bestimmt nicht in der Nähe. Er müsste sich schon sehr geändert haben, wenn er jetzt nicht schlafen würde. Und er ist der Einzige, der den schwarzen Hund als Tatze erkennen könnte. Es ist also sicher, einen Blick auf Harrys Flugkünste zu riskieren. Der Quaffel fliegt in die Luft und die Spieler steigen auf. Großer Merlin, er fliegt wie James. Dasselbe wilde, wehende Haar. Die gleichen flinken, sparsamen Bewegungen. Doch er scheint einen schnelleren Besen zu besitzen und das macht sich bezahlt. Es geht hin und her. Der Regen macht die Sicht undeutlich, aber die grellen Blitze beleuchten hin und wieder die Szenerie. Beide Teams haben Probleme und Harry scheint kaum etwas durch seine beschlagene Brille sehen zu können. Das Team nimmt eine Auszeit und landet. Ein Mädchen eilt über das Spielfeld und scheint ihm zu helfen. Sie steigen wieder auf. Harry prescht dem Snatsch hinterher, doch er bekommt ihn nicht. Plötzlich stürzt er vom Besen und fällt aus sechs Metern Höhe zu Boden. Sofort erkenne ich den Grund für den Sturz. Dementoren, hundert Dementoren stehen am gegen-überliegenden Ende des Spielfelds und ihre unheilvolle Aura verursacht Panik. Dumbledore eilt zum Spielfeld und schneller als ich es erzählen kann, stoppt er Harrys Sturz. Dann schickt er einen unglaublich mächtigen Zauber in Richtung der drohenden Gestalten und die Dementoren ziehen sich eilig vor die Umzäunung des Geländes zurück. Ich kann Dumbledores Wut bis zu meinem Platz spüren und halte es für besser, so schnell wie möglich unter der Peitschenden Weide zu verschwinden. Hoffentlich ist dem Jungen nichts passiert, der Sturz sah verdammt übel aus… Die Tage und Nächte werden mir immer unerträglicher. Ich will dem allen ein Ende bereiten. Der ganzen Gefahr für Harry und noch viel mehr meiner endlosen Einsamkeit. Sie ist noch schlimmer als in Askaban. Dort war keiner und hier ist Remus, nur ein paar hundert Meter von mir entfernt, oben im Schloss… Der Kater berichtet mir, dass er keine Chance hat, an Wurmschwanz heranzukommen, aber er wird es weiter versuchen. Dann zeigt er mir in einer schnellen Bildfolge Harry, der in einem Bett im Krankenflügel liegt und über die Trümmer seines Besens in Tränen ausbricht. Nun, dann ist das ja nochmal gut gegangen. Aber sein Besen… Himmel, das Ding ist mir gefolgt und die Weide hat es zu Streichhölzern verarbeitet. Der Junge braucht einen neuen Besen, den Besten, den man bekommen kann, so wie er fliegt. Nun, ich verfüge noch über Gold, auch wenn es mir hier nichts nützt, aber wenn ich eine Eule in die Winkelgasse schicke und dort sage, sie sollen das Gold aus meinem Tresor nehmen und Harry den Besen schicken ... Nein, halt, ich kann wohl kaum eine Eule schicken und bestimmt kann ich nicht etwas auf meinen Namen bestellen. Aber wenn ich den Kater ins Postbüro schicke und den Besen in Harrys Namen bestelle, das Gold kann ja von mir kommen, es genügt, wenn ich die Nummer meines Tresors nenne… Ja, das könnte klappen… Es kostet mich einige Mühe dem Tier zu erklären, was ich von ihm möchte, aber es ist schlauer, als ich gedacht habe und erklärt sich bereit, den Brief abzuliefern. Dann kann ich ja nur sagen: Fröhliche Weihnachten Harry!  Alleine Die Tage nach dem Match waren die letzten warmen des Jahres und es wird verdammt kalt. Meine übliche Beute verzieht sich in Erdlöcher und wagt sich nicht mehr ins Freie. Das einzige, was ich noch jagen kann, sind Ratten. Auch nicht verkehrt, bei jeder stelle ich mir vor, es wäre Peter, den ich erledige… Diese Diät bekommt mir nicht besonders gut und ich habe fast immer Hunger. Noch nicht mal die Mülltonnen in Hogsmeade geben jetzt noch viel her. Es wird auch immer gefährlicher durch den Ort zu streifen. Mein unbedachter Überfall an Halloween hat alle wissen lassen, dass ich in der Nähe bin, auch wenn sie vergeblich nach mir suchen. Denn wer verdächtigt schon einen streunenden zottigen Hund? Es ist zugig und kalt in der Heulenden Hütte. Ich friere fast immer, egal ob ich Sirius bin oder Tatze. Meine menschliche Gestalt hat kaum mehr Fleisch auf den Knochen und der Hundepelz ist verfilzt und räudig. Ich überlege, wie ich an die Passworte zum Gryffindor Turm heran kommen soll. Manchmal leistet mir der krummbeinige Kater in meinem Versteck Gesellschaft und ich habe mir angewöhnt laut vor mich hin zu reden. Es scheint fast, als würde das Tier meine Worte verstehen. Er springt mir oft auf den Schoß, schnurrt und lässt sich von mir streicheln. Es tut gut ein Lebewesen in der Nähe zu haben, es berühren zu können und es zu streicheln, auch wenn es nur eine Katze ist. Ich denke an Orion und meine Eule Altair. Was aus den beiden wohl geworden ist, nachdem man mich verhaftet hatte? Nun, Orion war gewohnt, nach seinem Willen zu kommen und zu gehen und auch Altair konnte immer jagen gehen, wenn er es wollte. Ich hoffe, dass sie sich alleine durchschlagen konnten, aber ich werde es wohl nie genau wissen… Eines Tages kommt der rote Kater mit einem Hähnchenschenkel im Maul daher. Er muss wohl bemerkt haben, dass ich immer hungrig bin. Schlaues Tier, echt. Die Zeit vergeht schleppend langsam. Der Winter wird immer kälter und es schneit wie verrückt. Die Einsamkeit drückt mir so sehr aufs Gemüt, dass ich weder aus noch ein weis. Am liebsten würde ich einfach alles stehen und liegen lassen und zu Moony ins Schloss hinauf laufen. Ich sehe ihn fast nie, aber dennoch häufig genug, um zu wissen, dass er immer noch an Hogwarts ist. Es quält mich, nicht mit ihm reden zu können. Wie gerne würde ich seine heisere Stimme hören, seinen glänzenden Verstand wieder erleben. Er könnte mir helfen. Er würde wissen, wie ich in den Turm komme. Er würde wissen oder könnte es in Erfahrung bringen, wo Wurmschwanz sich genau aufhält. Ach Moony, all die Jahre, all diese verlorenen Jahre. Wie ist es dir blos in dieser Zeit ergangen? Nicht besonders gut. Deine Roben sind schäbig und geflickt. Kannst kaum einen Job gehabt haben. Was lehrst du an Hogwarts? Denn du musst ein Lehrer sein, warum wärst du sonst hier … Und du bist wahrscheinlich ein glänzender Lehrer. Du hattest schon immer mehr Verstand, als wir anderen zusammen. Du hattest immer ganz genaue Begriffe von richtig und falsch, warst immer unser Gewissen. Ich ertappe mich dabei, wie ich mich erneut mit einem Remus unterhalte, der gar nicht da ist. Natürlich ist er nicht da, wie sollte er es auch sein, auch wenn ich mich in seinem alten Versteck aufhalte… Wieviel Menschliches ist noch an Sirius Black? Ich weis es nicht. Das, was mir Askaban noch gelassen hat, schwindet hier immer mehr. Zu oft muss ich als Tatze unterwegs sein. Zu sehr bin ich seine reduzierte Welt gewöhnt. Selbst wenn ich Sirius bin, benehme ich mich häufig, wie ein Hund. Ich esse nicht mehr, ich fresse. Ich trinke nicht mehr, ich saufe und wenn ich schlafe - auch wenn ich das fast immer in menschliche Gestalt tue - dann liege ich nicht wie ein Mensch unter der schäbigen Decke, sondern ich rolle mich ein, wie ein Hund… Kaum mehr ein menschliches Wesen… Viele, viele Wochen vergehen auf diese Art. Weihnachten kommt und geht, ohne dass ich es richtig bemerke. Ich hoffe, der Junge hat seinen Besen bekommen, hoffe er hat sich darüber gefreut, hoffe ich kann ihn damit fliegen sehen…  Erneuter Einbruch Tatsächlich findet wieder ein Spiel statt und ich entschließe mich, es von einem Versteck aus zu beobachten. Ja, der Junge fliegt einen neuen Besen und der ist wunderbar. Er hat nicht nur Talent, er ist großartig. Immer noch glaube ich, James zu sehen, wenn ich dem Jungen beim Fliegen zuschaue. Er muss den Snatsch entdeckt haben, denn er geht in einen brillanten Sturzflug, wie ich noch keinen besseren gesehen habe. Doch was ist das dort drüben? Zwei Dementoren? Nein, ich kann keine unheilvolle Ausstrahlung wahrnehmen. Es muss sich um etwas anderes handeln. Harry scheint sie jedoch für echt zu halten. Er zückt seinen Stab und ich sehe, dass er etwas ruft und was dann geschieht, raubt mir fast das Bewusstsein… Krone! Krone bricht aus seinem Stab hervor und galoppiert auf die Kuttengestalten zu. Sie werden umgeworfen und ich kann sehen, dass es ein paar Jugendliche aus Slytherin waren, die sich einen üblen Streich erlaubt haben. Während sie vom Patronus umgeworfen wurden, hat Harry den Snatsch gefangen und hebt ihn jubelnd in die Höhe. Dann sehe ich Remus, der auf ihn zueilt. Hat er ihm beigebracht, wie man den Patronus beschwört? Muss wohl so sein. Wer würde es besser wissen, als einer von uns, wie man das lernt oder lehrt? Ich entschließe mich zu verschwinden, bevor mich noch jemand bemerkt. Wieder in der Hütte, denke ich weiter nach. Wenn Remus ihm den Patronus beibringen konnte, dann muss Harry so begabt sein, wie sein Vater. Ich höre noch den alten Potter sagen, es sei sehr schwer, das zu lernen und man würde es erst wirklich beherrschen, wenn man es Angesichts eines Dementors schafft. Nun, Harry muss geglaubt haben, erneut vor ein paar Dementoren zu stehen und er hat gehandelt, wie wir gehandelt hätten. Ganz schön mutig, der Junge. Aber an Mut hat es weder James noch Lily je gemangelt… Und Remus. Wie schwer ist es ihm gefallen, Harry auszubilden? Er muss bemerkt haben, wie ähnlich er seinem Vater schaut. Was muss er denken? Was muss er fühlen? Der Junge sieht aus, wie sein alter Freund Prongs und dann auch noch dieser spezielle Patronus – Krone… Der Kater kommt herein, maunzt mich an und lässt einen zerknitterten Pergamentzettel auf meinen Schoß fallen. Ich streichle ihn geistesabwesend und sehe nach, was er da angeschleppt hat. Ich kann es kaum glauben. Auf dem Fetzen stehen die Passworte für den Gryffindor Turm für die nächste Woche. Phantastisch! Genau das, was ich brauche. Der Kater ist wirklich schlauer als jede Katze, die ich je gesehen habe, Orion eingeschlossen. Nun, dann weis ich, was ich heute Nacht tun werde, wenn alle schlafen. Meine Rache ist nur einen Herzschlag von mir entfernt… Ewig lang brennt noch Licht, oben im Turm. Sie feiern wohl ihren Sieg heute. Shit, Kinder, geht endlich schlafen. Ich will nicht mehr länger warten… Es ist weit nach Mitternacht, als endlich die letzte Kerze im Turm erlischt und ich mache mich auf die Pfoten, trabe zum Schloss. Die Tür lässt sich leicht öffnen und auf geheimen Wegen, so wohl bekannt, mache ich mich auf den Weg zum Turm. Dort ist die Luft rein, nur der bekloppte Ritter, Sir Cadogan, döst neben seinem fetten Pony im Rahmen. Die fette Dame ist wohl abgelöst worden… Ich werde zum Menschen, denn ich brauche meine Stimme, hole das Pergament heraus und lese das Passwort ab. „Räudiger Kojote“, springt der Ritter auf und fuchtelt etwas hilflos mit seinem überlangen Schwert herum. Erneut murmle ich das Passwort und er erwidert: „Nun gut, tretet ein edler Herr“ und schwingt bei Seite. Der Gemeinschaftsraum sieht noch genau so aus, wie vor so vielen Jahren, aber hier ist keiner mehr. Sie müssen alle in ihren Schlafsälen sein. Ich brauche den auf der Jungenseite, den der Drittklässler. Ich habe herausgefunden, dass der rothaarige Junge, bei dem Wurmschwanz untergekrochen ist, ein Freund von Harry sein muss. Ich sehe sie häufig zusammen und meistens ist auch noch ein Mädchen dabei – die Herrin des roten Katers… Leise schleiche ich mich die Wendeltreppe zu den Schlafsälen hinauf. Erstes Jahr – Zweites Jahr – Drittes Jahr, ja hier bin ich richtig. Behutsam öffne ich die Tür. Doch wo schläft der Junge, den ich brauche? Nun, die Bilder aus den Erinnerungen des Katers haben es mir gezeigt, es ist das Bett dort drüben. Ich schleiche näher, zücke mein Messer und mache mich daran, die Bettvorhänge herunter zuschneiden. Rasch, rasch, bevor er mir entkommen kann… Doch wo ist der kleine Bastard? Ich suche die schlafende Gestalt ab. Doch keine Spur von Wurmschwanz. Immer hektischer suche ich, doch das ist ein Fehler, der Junge schreckt hoch und beginnt, wie ein Wahnsinniger zu kreischen: „WAAAAAAAHHHHHH!“ Zu spät. Ich muss verschwinden, wenn ich nicht erwischt werden will und das will ich mit Sicherheit nicht… Blitzschnell die Wendeltreppe wieder hinunter, durch den Gemeinschaftsraum und zum Porträtloch hinaus. Weiter in einen Geheimgang, die Gestalt verändert und runter, runter in die Eingangshalle. Keiner da, Glück gehabt. Dann zur Tür hinaus und nichts, wie über den Rasen und unter die Peitschende Weide. Ich japse und keuche, als ich mich wieder im oberen Geschoss befinde. Verdammt, verdammt noch eins… Wo war er nur? Warum hat er nicht bei seinem Herrchen geschlafen? Wieder nicht geklappt… Ich schimpfe und fluche vor mich hin. Der rote Kater kommt hereingestrolcht und ich bemerke, dass er mir etwas mitzuteilen hat. Ich werde zu Tatze und erfahre, warum ich heute wieder kein Glück hatte. Wurmschwanz hat sich dünn gemacht. Hat etwas Blut und Fell hinterlassen und ist verschwunden. Nicht einmal der Kater weiss, wo er hin ist. Er ist aber nicht tot, zumindest mein tierischer Freund hat ihn nicht gefressen. Peter hat erneut seinen Tod vorgetäuscht, wie schon damals, als er mich so gewaltig zum Narren gemacht hat… Verdammte kleine Ratte, wie Snivellus immer so schön gesagt hat… Ich koche vor Wut, aber da lässt sich jetzt nichts machen. Weit kann er als Ratte nicht gekommen sein. Er war noch nie gut zu Fuß, schon früher musste er immer auf meinem Rücken reiten, wenn wir bei Vollmond unterwegs waren. Er muss sich noch irgendwo im Gelände befinden. Nun, dann werde ich ihn einfach suchen bis ich ihn gefunden habe… Und dann, Peter, dann…  Harrys Kopf Sie machen das Schloss dicht. Jeden Eingang, jeden Geheimweg, alles wo man heimlich ins Gebäude kommen könnte, wird versiegelt. Nun, wenn Peter noch im Schloss sein sollte, habe ich keine Chance mehr, ihn zu finden. Aber ich vermute ihn ohnehin eher irgendwo im Gelände. Im Schloss könnte jemand zufällig über ihn stolpern und den vermeintlich Toten zu seinem Herrchen zurück bringen. Ich denke nicht, dass Wurmschwanz so ein Risiko eingehen wird. Es wird immer gefährlicher für mich übers Gelände zu streifen. Jetzt hat Hagrid auch noch einen Hippogreifen in seinem Gemüsebeet festgebunden. Jeden Abend holt er das Biest in seine Hütte. Aber Hagrid hatte ja schon immer eine Vorliebe für hübsche Ungeheuer… Ich muss mich irgendwie mit dem Hippogreifen anfreunden, sonst kann ich mich überhaupt nicht mehr frei bewegen. Also schleiche ich mich zu ihm, wenn keiner in der Nähe ist. Bin immer auf dem Sprung im Wald zu verschwinden und mich dort zu verstecken. Eine Verbindung zu einem Hippogreifen herzustellen ist wesentlich schwieriger als bei einer Katze. Nicht, weil er so viel dümmer wäre, im Gegenteil. Aber er ist stolz, unglaublich stolz und seine Klauen und sein Schnabel sind verdammt scharf… Musste ich am eigenen Pelz erfahren, als ich zu schnell versucht habe, mich ihm zu nähern. Nun, es sieht nicht so aus, als könnten wir Freunde werden, aber er akzeptiert mit der Zeit meine Gegenwart und greift mich nicht mehr an, wenn ich in seine Nähe komme. Eines Tages ist wieder ein Hogsmeade Wochenende, denn das Dorf ist voller Schüler. Aus Langweile spähe ich durch die Ritzen der Hütte und bekomme ein nettes Schauspiel geboten. Wurmschwanz Herrchen kommt wild gestikulierend und augenscheinlich mit sich selbst redend den Weg zur Hütte herauf. Drei andere Jungs, offensichtlich Slytherins, kommen aus einer anderen Richtung und beginnen einen Streit mit ihm. Sie fauchen sich gegenseitig an. Erinnert mich sehr an unsere Bande, wenn wir wieder mal Snivellus am Wickel hatten. Sieht kein bisschen anders aus. Aber plötzlich, wird es doch anders. Aus dem Nichts fliegen matschige Erdklumpen auf die drei feixenden Slytherins. Sie sehen sich mit selten dämlichen Blicken um und der rothaarige Junge beginnt schallend zu lachen. Immer mehr Matsch fliegt durch die Gegend und zwei der Jungs fischen mit ausgebreiteten Armen in der leeren Luft herum, aber sie finden wohl nichts. Dann stolpert einer und fällt hin. Jetzt sehe ich, wer den Dreck geworfen hat. Es ist Harry und er muss wohl den alten Umhang von James tragen, denn nur sein Kopf wird sichtbar. Zuerst lacht er nur, doch dann wirbelt er herum und flieht in Richtung Honigtopf. Im Laufen hüllt er sich wieder in seinen Umhang und wird völlig unsichtbar. Wie von Furien gehetzt, rennen auch die anderen Jungen wieder zum Schloss zurück. Drei wohl, um zu petzen. Einer, um zu retten, was noch zu retten ist. Harry hatte offensichtlich keine Genehmigung in Hogsmeade zu sein, warum wäre er sonst unsichtbar gewesen? So ein Schlingel… Aber auch sein Vater hat es mit irgendwelchen dummen Regeln nie zu genau genommen… Wieder vergehen viele Wochen und ich suche unablässig nach Peter, doch ich habe keinen Erfolg. Nur selten habe ich noch das Glück, einen Blick auf Harry oder Remus zu werfen, denn meist bin ich jetzt in der Nacht unterwegs. Man sucht noch immer überall nach mir und passt immer besser auf. Alles Ungewöhnliche wird untersucht. Ich denke, nicht mal als Tatze würde ich jetzt noch durchkommen, schon gar nicht, wenn Remus mich sieht. Das letzte Quidditch Match muss ich mir ebenfalls verkneifen. Es ist einfach zu gefährlich. Doch etwas anderes kann ich mir jedoch von einem Versteck aus vergönnen… Es ist Remus, der eine Art Hindernissparcour aufbaut. Endlich weis ich auch, was er unterrichtet - Verteidigung gegen die Schwarzen Künste. Im dritten Jahr sind es dunkle Kreaturen, die durchgenommen werden. Grindelows, Kappas, Rotkappen, Hinkepunks … das ganze Spektrum, baut er im Gelände auf. Sein Clou ist ein Boggart in einer großen Kiste. Muss ihm eine Menge Spaß machen, denn er summt fröhlich - und furchtbar falsch - vor sich hin. (Aber singen konnte keiner von uns...) Am nächsten Morgen kehre ich zu meinem Ausguck zurück, denn die Prüfung möchte ich mir nicht entgehen lassen. Könnte eine Riesenspaß werden und davon hatte ich letzter Zeit nicht besonders viel… Tatsächlich erscheinen die Drittklässler, unter ihnen Harry und seine beiden Freunde. Er macht sich als erster an den Hindernislauf und brilliert, wie ich es mir schöner gar nicht hätte wünschen können. Wenn er was kann, dann die Verteidigung. Er beherrscht sie mindestens so gut, wie wir in diesem Alter. Mit einem strahlenden Lächeln springt er wieder aus der Kiste mit dem Boggart und hat mit Sicherheit bestanden. Seine beiden Freunde schlagen sich weniger gut. Der Junge versinkt im Morast und das Mädchen springt mit einem entsetzten Aufschrei aus der Kiste und stammelt was von wegen, McGonagall habe gesagt, sie sei überall durchgefallen, was zu Lachsalven ihrer Freunde führt. Nun, es ist Zeit zu verschwinden, ich habe schon eine ganze Menge riskiert, um das zu sehen und wie Moony immer so schön gesagt hat: Vorsicht ist der bessere Teil der Tapferkeit… Noch am selben Abend geschieht das, worauf ich so lange gewartet habe, wenn auch anders, als ich es erhofft hatte…  Wurmschwanz Rückkehr Es wird unruhig bei Hagrids Hütte und ich erhasche einen Blick auf eine Person, die ich eigentlich nie wieder sehen wollte. Es ist McNair, der war in meinem Jahr an Hogwarts, aber in Slytherin. Auch er war, meines Wissens, ein Todesser und ist frei gekommen… Er scheint Scharfrichter geworden zu sein und es geht wohl um den Greifen, mit dem ich versucht habe mich anzufreunden. Sie wollen ihn wohl hinrichten und Hagrid heult so schlimm, wie damals als er den Jungen aus der Ruine des Potterhauses gezogen hat… Es wird Abend und ich sehe, wie sich eine Spur über den Rasen zu ziehen beginnt, ohne dass es einen Grund dafür gibt. Es muss wohl Harry unter dem alten Umhang von James sein. Hagrids Tür öffnet und schließt sich und etwa eine halbe Stunde später muss ich sehen, dass ich in Deckung gehe. Vier Leute kommen ebenfalls über den Rasen zu Hagrids Hütte herunter. Einen kenne ich nicht, es ist ein uralter Zauberer, der wohl besser in einem Museum aufgehoben wäre als hier. Bei den anderen handelt es sich um McNair, Fudge und Dumbledore. Die Hintertür von Hagrids Hütte fliegt auf und etwas Unsichtbares entfernt sich. Jetzt aber wirklich nichts wie weg. Ich verschwinde unter den Bäumen und beobachte weiter. Plötzlich ist der rote Kater neben mir und reibt sich an Tatzes Beinen. Irgendwas will er von mir… Dann überschlagen sich die Ereignisse. Plötzlich wird der rothaarige Junge sichtbar und fummelt an seiner Brusttasche herum. „Halt still, Scabbers, verdammte Ratte, ich bin´s doch nur, Ron!“ faucht er. Ratte? Ratte! Er muss Peter wieder gefunden haben. Ja, hat er. Die Ratte wuselt sich frei und entkommt ihm. Er rennt quer über das Gelände hinter ihr her. Dann werden Harry und seine Freundin sichtbar und folgen ihm. Der Umhang flattert hinter ihnen her, bis sie ihn einfach fallen lassen, um schneller rennen zu können. Der Kater wischt mir eine und mir wird klar, dass ich auch besser dem Jungen namens Ron folgen sollte. Ich renne so schnell ich kann und überhole ihn, will ihn von der anderen Seite erwischen. Er hat Wurmschwanz wieder eingefangen und versucht, ihn in seiner Tasche zu verstauen. Ich will Peter haben, ich muss ihn einfach haben, koste es was es wolle. Ich warte schon viel zu lange auf diesen Augenblick… Tatze duckt sich zum Sprung. Harry sieht es und wirft sich vor seinen Freund, versucht seinen Stab zu zücken. Ich springe trotzdem, werfe ihn mit meinem schweren Körper um, rolle über ihn und der andere Junge versucht nun seinerseits, ihn zu schützen. Den will ich ja eigentlich, also stürze mich auf ihn und erwische ihm am Arm. Wohin mit ihm und der verdammten Ratte? Nun, wir sind ganz in der Nähe der Peitschenden Weide und dort ist es völlig sicher. Ich zerre den Jungen mit meinen Zähnen vorwärts, der Kater huscht an mir vorbei und berührt den Astknoten. Der Baum erstarrt. Ich schleife meine Beute weiter. Der Junge wehrt sich, versucht, sich mit den Beinen an den Baumwurzeln fest zu klammen. Doch mein Eifer verleiht mir gewaltige Kräfte. Ein grausames Knirschen, ein lauter Schrei. Rons Bein ist gebrochen und ich kann ihn endlich in den Tunnel zerren. Immer weiter durch den Erdgang, dann durch den Korridor und hinauf in den ersten Stock. Ich werde zum Menschen. Jetzt ist alles egal. Jetzt kann ich den Weg nur noch weiter gehen, den ich eingeschlagen habe. Ich entwinde dem Jungen seinen Zauberstab und richte ihn auf den bebenden Burschen. „Sei still“, zische ich ihn an. „Sei still, dann geschieht dir nichts.“ Er wirft mir einen funkelnden, schmerzerfüllten Blick zu und keucht: „Sie werden kommen. Sie kommen sicher. Sie werden mich retten…“ „Schweig jetzt“, gebe ich zurück. „Ich warte auf sie, ich hoffe du hast Recht…“ Der Junge richtet sich halb auf, hält sein gebrochenes Bein, keucht kläglich auf, bewegt sich unruhig und fällt zu Boden. Plötzlich fliegt die Tür krachend auf. Ich stehe im toten Winkel und man kann mich vom Eingang aus nicht gleich sehen. Herein stürmen Harry und seine Freundin mit erhobenen Stäben. „Ron, alles klar?“ ruft Harry. „Wo ist der Hund?“ will das Mädchen wissen. „Kein Hund, Harry“, keucht Ron. „Es ist eine Falle…“ „Wie? Was?“ entgegnet Harry. „Das war kein Hund, das war ein Animagus…!“ Ich habe mich leise hinter den beiden Kids in Stellung gebracht und verdecke den Ausgang. Der Junge neben dem Bett starrt mich an. Ich schließe die Tür. Alle da, alles komplett, die Show kann beginnen. Ich grinse zufrieden in mich hinein. Nun, die Stäbe könnten eine Gefahr darstellen. Die Kids sind alles andere als schlechte Magier, wie ich erst heute Vormittag sehen konnte. „Expelliarmus!“ krächze ich und die Stäbe fliegen davon. Ich fange sie auf, bevor sie zu Boden fallen können. „Ich hab gehofft, dass ihr kommt, um euerem Freund zu helfen“, meine ich heiser. Zu lange habe ich meine Stimme nur benutzt, um mit mir selbst zu sprechen und da war die Tonlage egal. „Dein Vater hätte dasselbe für mich getan. Tapfer, sehr tapfer. Habt keine Hilfe geholt. Bin froh, macht alles einfacher…“ Harry beginnt vor Wut zu zittern und will auf mich losgehen, aber seine Freunde halten ihn zurück. „Nein!“ ruft das Mädchen, doch der Junge wendet sich an mich: „Wenn sie Harry umbringen wollen, müssen sie zuerst uns umbringen!“ Ich will Harry sicher nicht umbringen, aber sie müssen das wohl glauben, bedenkt man, was das ganze Jahr über in den Zeitungen über mich zu lesen war. Der Junge ist so aufgeregt, dass er nicht auf sein gebrochenes Bein achtet und beginnt bedenklich zu schwanken. „Leg dich wieder ihn“, meine ich daher. „Du machst alles nur noch schlimmer.“ „Haben sie mich nicht verstanden?“ faucht er mich an und hält sich verzweifelt an Harry fest. „Sie müssen uns schon alle drei umbringen!“ Nein Kinder nein, nicht ihr werdet sterben, ein anderer ist heute endlich dran… „Es wird heute nur einen Mord geben“, entgegne ich und mein Grinsen wird breiter. Endlich, endlich… „Wie das?“ faucht Harry mich an. „Das letzte Mal war es dir doch egal, wie viele sterben müssen, oder? Du hast doch die ganzen Muggel abgeschlachtet, nur um an Pettigrew heranzukommen … Was ist los mit dir? Bist du in Askaban weich geworden?“ „Nicht, Harry, nicht“, flüstert ihm das Mädchen ängstlich zu. „ER HAT MEINEN VATER UND MEINE MUTTER UMGEBRACHT!“ brüllt Harry, reißt sich von seinen Freunden los und stürzt sich auf mich. Es scheint ihm egal zu sein, dass ich doppelt so groß bin, wie er. Dass ich ein erwachsener Mann bin und er nur ein Junge ist. Es geht so schnell, dass ich mich nicht verteidigen kann, ja ich will mich noch nicht mal verteidigen. Seine Anklage liegt zu nahe an der Wahrheit. Er hat jedes Recht wütend zu sein und ich will ihn auf keinen Fall verletzen. Er umklammert eisern mein Handgelenk und zwingt die Stäbe von seinen Freunden weg. Dann hämmert er seine Faust gegen meine Schläfe. Keinen schlechten Punch der Junge. Wir verlieren das Gleichgewicht und taumeln gegen die nächste Wand. Ich kann die Magie in den Zauberstäben nicht mehr beherrschen, bin zu lange aus der Übung und ein Funkenregen bricht daraus hervor. Die beiden anderen Kids beginnen ängstlich zu schreien. Harry lässt nicht von mir ab und prügelt wie besessen auf mich ein. Ich muss mich einfach wehren, die Schläge tun verdammt weh. Er soll aufhören, ich will endlich Peter haben. „Nein“, zische ich und greife mit meiner freien Hand nach Harrys Kehle. „Nein, ich habe schon viel zu lange gewartet.“ Er soll aufhören. Ich habe etwas anderes zu tun, als ihm jetzt alles zu erklären. Meine Hand schließt sich fester um den Hals des Jungen. Plötzlich trifft mich ein Bein aus dem Nichts genau am Handgelenk und ich muss Harry los lassen. Im gleichen Moment hat sich der andere Junge auf mich geworfen und entwindet mir die Stäbe. Den seinen erwischt er, die anderen rollen über den Boden. Verdammt, die kämpfen mit allen Mitteln. Tapfere kleine Bande… Harry hechtet nach seinem Stab, aber der rote Kater wirft sich dazwischen. Doch der Junge stört sich nicht daran und verscheucht ihn mit einem gezielten Fußtritt. Ich sehe das alles nur halb unter den Körpern der beiden anderen Kids hervor. „Aus dem Weg!“ brüllt Harry seine Freunde an und die lassen mich los, schneller als ich schauen kann. Das Mädchen schnappt sich den Stab, der immer noch am Boden herumkugelt, der Junge kriecht zum Bett und bricht darauf zusammen. Ich liege hilflos an der Wand. Der Kampf hat mich mehr erschöpft, als ich es erwartet hätte. Ich muss schwächer sein, als ich dachte. Harry kommt auf mich zu und sein Stab zeigt auf mein Herz. Kennt er tödliche Flüche? Ich weis es nicht. Aber auch andere Magie, richtig angewandt, kann mich jetzt umbringen. Ich bin plötzlich so verdammt schwach. „Willst mich umbringen, was Harry?“ murmle ich. Schade, dann kann ich meine Rache nicht mehr vollziehen, aber irgendwie ist es auch egal. Mein Gesicht fühlt sich an, wie ein Punchingball und wahrscheinlich blute ich auch. Die Kids haben eine recht eindrucksvolle Handschrift. „Du hast meine Eltern umgebracht“, klagt Harry erneut an. Seine Stimme schwankt, aber seine Hand ist ruhig, so verdammt ruhig. Den Vorwurf mache ich mir schon seit zwölf Jahren, aber er sollte die Wahrheit wissen, bevor er mich tötet. „Ich kann es nicht leugnen“, erwidere ich daher. „Aber du solltest die ganze Geschichte kennen…“ „Die ganze Geschichte?“ faucht er mich an. „Du hast sie an Voldemort verkauft. Mehr brauche ich nicht zu wissen!“ Er nennt den Namen, er hat Mut, aber er muss verstehen, er muss einfach, sonst läuft er vielleicht irgendwann in dieselbe tödliche Falle wie wir. „Du musst mir zuhören!“ dränge ich ihn. „Du wirst es bereuen, wenn du mir nicht zuhörst … du verstehst einfach nicht…“ Verdammt, er muss es wissen, er muss alles erfahren, plötzlich ist mir das wichtiger als alles andere. „Ich verstehe besser als du meinst“, gibt er mit zitternder Stimme zurück. „Du hast sie nie gehört, oder? Meine Mum, wie sie versucht, Voldemort davon abzuhalten, dass er mich umbringt … und du bist dran Schuld … nur du…“ Oh mein Gott! Plötzlich huscht der rote Kater an uns allen vorbei und lässt sich auf meiner Brust nieder, als wolle er mich vor Harry schützen. „Geh weg“, murmle ich ihm zu und versuche, ihn weg zu schubsen, doch er schlägt seine Krallen in meine Robe und lässt sich keinen Zentimeter bewegen. Er funkelt Harry drohend an und seine Herrin schluchzt trocken. Der Junge starrt auf uns herab, umklammert seinen Stab noch fester und scheint zu überlegen. Dann richtet er den Stab erneut auf den Kater und mich. Verdammt, Junge, hör mir zu, dann kannst du mich umbringen, aber zuerst hörst du mir zu. Doch ich richte nicht nochmal das Wort an ihn. Die Zeit scheint sich wie Kaugummi zu dehnen. Plötzlich ertönen Schritte auf der Treppe, das Ding knarrt noch genau so, wie vor zwanzig Jahren. Dann beginnt das Mädchen zu rufen. „Hier oben, wir sind hier oben – Sirius Black – Schnell!“ Ich will mich aufrichten, wer weis, wer hochkommt. Er könnte mir noch gefährlicher werden als die drei Kids. Immer noch starren wir uns alle gegenseitig an.  Alte Freunde Plötzlich blastet jemand die Tür mit einem Zauber auf, alle schauen in diese Richtung und herein kommt Remus. Mit einem Blick erfasst er die Situation und ruft: „Expelliarmus!“ Sämtliche Stäbe fliegen zu Remus und er fängt sie auf. Er kommt weiter ins Zimmer herein und versucht immer noch, alles im Auge zu behalten. Dann sagt er nur einen einzigen Satz: „Sirius, wo ist er?“ Moony begreift, gütiger Himmel, er begreift. Er weiss es, er weis es! Ich finde keine Worte und werfe ihm nur einen eindringlichen Blick zu. Dann deute ich auf den Jungen am Bett, in dessen Brusttasche Wurmschwanz immer noch herum raschelt. „Aber dann…“ murmelt Remus und wirft mir einen Blick zu, als wolle er meine Gedanken lesen. Früher konnte er das immer recht gut. „…warum hat er sich dann nicht schon gezeigt? Es sei denn…“ plötzlich hat er alles verstanden. Seine Augen werden groß. „Es sei denn, er war derjenige … es sei denn, ihr habt getauscht … ohne es mir zu sagen.“ Ich nicke. Ich müsste zu viel erklären, wenn ich ihm alles erzählen wollte. Ach, Moony, du verstehst, aber denken konntest du schon immer besser als wir anderen. Harry mischt sich ein und will von Remus wissen, was hier überhaupt los ist. Er versteht nicht, wie könnte er auch. Remus hört ihn gar nicht. Er lässt nur seinen Stab sinken, kommt zu mir herüber und zieht auf mich auf die Beine. Dann umarmt er mich wortlos, aber ich fühle wie sein Herz aufgeregt gegen meine Brust schlägt. Ach, Moony… Das Mädchen schreit wütend auf. Er lässt mich wieder los und wendet sich ihr zu. Scheint sie zu mögen, der gute alte Remus, denn er ist völlig gefasst, obwohl sie außer sich vor Wut auf ihn losgeht und ihn beschimpft. Er versucht einfach nur, sie zu beruhigen, aber sie ist so sauer, dass sie ihn gar nicht zu Wort kommen lässt. „Jetzt hör mir doch zu Hermine“, schreit er, um ihr Lamento zu übertönen. „Ich erklär´s dir…“ Jetzt geht auch noch Harry auf Remus los. Wirft ihm vor, er habe ihm vertraut und nun sei er mit mir im Bunde. Remus versucht zu erklären, dass er die ganze Zeit nichts mit mir zu tun gehabt hätte, seit zwölf Jahren, aber jetzt sei er mein Freund. Er will erklären, aber das Mädchen, Hermine, will ihm keine Zeit dafür lassen und beschuldigt ihn, ein Werwolf zu sein, dass er mir geholfen habe ins Schloss zu kommen und dass er Harry auch tot sehen wolle. Remus reagiert völlig ruhig und kann endlich eine Erklärung abgeben. „Aber Hermine“, entgegnet er, „sonst bist du besser. Ich habe Sirius weder ins Schloss geholfen, noch möchte ich, dass Harry stirbt…“ Sein Gesicht verzerrt sich. „Aber leider kann ich nicht leugnen, ein Werwolf zu sein.“ Da Ron versucht, sich aufzurichten, es aber vor Schmerzen nicht schafft, geht Moony zu ihm hinüber und will ihm helfen. Der Junge hat Angst und schreit: „Weg von mir, du Werwolf!“ Remus bleibt auf der Stelle stehen. Wie lange soll er denn noch unter dem leiden, was er ist? Verdammt! Verlegen wendet er sich wieder Hermine zu und fragt sie, wie lange sie schon weiss, dass er ein Werwolf ist. Und sie meint, seit sie den Aufsatz für Snape geschrieben hätte. Die Antwort scheint Remus wirklich zu erheitern und er erwidert: „Ja, ja ich denke, darum hat er euch den Aufsatz auch aufgegeben, in der Hoffnung, dass jemand raus findet, was ich bin.“ Es geht zwischen den beiden noch ein bisschen mit dem Thema Werwolf hin und her. Als die Kids erfahren, dass alle Lehrer wissen, dass Remus ein Werwolf ist, sind sie doch sehr überrascht. Mir wird das alles plötzlich zu viel. Das ganze hin und her. Das ganze Blabla… Ich gehe zum Bett hinüber und lasse mich drauf sinken. Ich berge mein Gesicht in den Händen und versuche klar zu denken, aber ich kann nicht mehr… Der Kater versucht mich zu trösten und Ron versucht von mir wegzukommen. Sie fürchten mich, sie fürchten mich immer noch… Remus will erneut, alles erklären, aber die Kids trauen nun auch ihm nicht mehr. Aus lauter Verzweiflung gibt er ihnen ihre Stäbe zurück und steckt seinen eigenen wieder ein. „So, jetzt seid ihr bewaffnet und wir sind es nicht. Werdet ihr mir jetzt zuhören?“ „Wenn sie ihm nicht geholfen haben, woher wussten sie dann, dass er hier ist?“ will Harry wissen. „Die Karte des Herumtreibers“, meint Remus knapp. Die Karte. Ich dachte, die existiert überhaupt nicht mehr. Es würde mich echt interessieren, wie sie wieder in Remus Hände gelangt ist. Augenscheinlich war sie zuvor in Harrys Besitz. Harry fragt, woher Remus wisse, wie die Karte überhaupt funktioniert und Moony erklärt. Auch warum er sie überhaupt im Auge behalten hat. Er wird nervös und ungeduldig und läuft im Zimmer auf und ab. Was hat er nur? Er sagt, er wisse, wie die Kids hier hergekommen seien und dass noch jemand bei ihnen gewesen sei. Sie glauben ihm das nicht. Es geht hin und her und langsam werde ich auch genervt. Mach dem ein Ende Moony! Komm auf den Punkt oder ich tue es. Als hätte er mich gehört, bittet er Ron um dessen Ratte. Der weigert sich. Remus schleicht sich regelrecht an ihn an und Wurmschwanz scheint um sein Leben zu kämpfen. Ich muss mich einfach einmischen. „Das ist keine Ratte“, krächze ich. Der Junge will mir nicht glauben, kann ich ihm nicht verdenken. „Nein wirklich nicht“, unterstützt mich Remus ruhig. „Er ist ein Zauberer.“ „Ein Animagus“ füge ich an. „Namens Peter Pettigrew.“  Alte Feinde Keiner glaubt uns das und alle rufen durcheinander. Harry meint sogar, ich müsse doch genau wissen, dass Peter tot sei, schließlich hätte ich ihn ja höchstpersönlich getötet. „Ich wollte es tun“, knurre ich. „Aber der kleine Peter hat mich reingelegt, aber nochmal schafft er das nicht!“ Ich greife nach Wurmschwanz. Jetzt, jetzt bist du dran, Peter! Doch Remus mischt sich ein. Was will er noch? Wir haben diese Ratte und er wird bekommen, was er schon so lange verdient. „Nein“, ruft Moony. „Wir müssen es erklären – du kannst nicht so einfach – sie müssen es verstehen…“ Ich will keine Zeit mehr verlieren, Peter hatte schon viel zu viel Zeit. „Wir können es hinterher erklären, hinterher“, schnappe ich und versuche immer noch die Ratte in die Hand zu bekommen. Remus ringt mit mir und versucht mich abzuhalten. „Sie haben jedes Recht dazu“, keucht er. „Er war Rons Haustier. Es geht sie was an, auch wenn sie es noch nicht verstehen. Und du schuldet es Harry, Sirius!“ Harry, der Junge, Harry! Ja, ich schulde ihm eine Erklärung… Ich wehre mich nicht länger gegen Remus und gebe nach, aber Wurmschwanz lasse ich nicht aus den Augen. „Na gut, dann erzähl ihnen, was du willst, aber beeil dich, Remus. Ich will den Mord endlich begehen, für den ich so lange im Knast war…“ Remus nickt und erklärt alles: Wie Peter starb und doch nicht starb, wie er entkommen konnte. Sie glauben ihm nicht. Ich versuche, ihn zu unterstützen, aber mir glauben sie erst recht nicht. Wie auch? Sie müssen mich für völlig durchgeknallt halten. Remus behandelt die Sache schließlich, als wäre es ein Problem im Unterricht und wendet sich dabei hauptsächlich an Hermine. Sie scheint die Hellste der drei zu sein. Verdammt Remus, musst du denn immer so weitschweifig sein, komm zum Ende. „Mach schon“, dränge ich ihn. „Ich hab keinen Bock, nochmal zwölf Jahre zu warten.“ Remus meint, dazu würde er meine Hilfe brauchen, denn er kenne nur den Anfang. Plötzlich werden wir durch ein Geräusch unterbrochen und wir alle schrecken zusammen. Hermine meint es würde spuken, aber Remus erklärt ihr die Wahrheit Das Versteck des Werwolfs… Und er beginnt mit der Geschichte. Er erzählt wirklich die Kurzfassung und nicht die ganze Story. Erzählt, dass es jetzt ein Linderungsmittel gäbe und Snape würde es für ihn herstellen. Snape? – Snivellus? Was macht der hier an Hogwarts? Aber ich frage nicht nach, will Moony nicht unterbrechen, sonst dauert die ganze Story noch länger und ich will nicht mehr warten… Er versucht, ihnen zu erklären, wie es ist, ein Werwolf zu sein und ich schalte ab. Ich weis es nur zu genau, habe es nur zu oft gesehen… Jetzt erzählt er auch noch die Ganze Story mit den Animagi. „Beeil dich“, dränge ich ihn. Peter so nah und doch zu weit weg, als dass ich ihn packen und erwürgen könnte… Remus winkt ab und erzählt weiter. Plötzlich ändert sich seine Stimme und eine eigenartige Form von Selbsthass taucht in ihr auf. Er macht sich Vorwürfe, Dumbledore selbst jetzt nichts von den Animagi erzählt zu haben und plötzlich meint er: „Snape hatte Recht mit mir.“ Zum dritten Mal fällt jetzt der Name und reißt mich nun endgültig aus der Betrachtung meiner Beute. „Snape?“ platze ich heraus und richte meinen Blick auf Remus. Jetzt will ich es doch genauer wissen. „Was hat der mit der ganzen Sache zu tun?“ „Er ist hier“, entgegnet Remus. „Er lehrt auch.“ Und er erzählt weiter. Dass Snape mit uns an der Schule war, der üble Streich mit dem Werwolf, den ich ihm gespielt habe. Ich wiegle ab. Es ist alles schon so lange her. Was spielt das jetzt noch für eine Rolle? Doch wie es sich zeigt, spielt es doch noch eine Rolle, denn plötzlich schält sich Snape direkt vor uns aus dem Unsichtbarkeits Umhang, mit gezücktem Stab und blitzenden Augen… Diese Dolchblicke hatte ich fast vergessen, er scheint sie im Lauf der Jahre zur absoluten Perfektion gebracht zu haben. Er geht auf uns beide los und attackiert uns mit bissigen Bemerkungen. Als Remus sich verteidigen will, höflich wie nur was, fährt er ihm über den Mund. Er sitzt plötzlich am längeren Hebel und genießt es in vollen Zügen. Er will uns beide nach Askaban schicken, scheint sich über diese Aussicht richtig zu freuen. Shit, wie lange kann ein Mensch denn hassen? Sehr lang, muss ich zugeben, verdammt lang. Mein Hass auf Peter ist nicht geringer, als der, den Snape auf uns schiebt… Als Remus ihm genau das vorwirft, fesselt und knebelt er ihn einfach. Moony stolpert und fällt zu Boden. Ich springe auf. Ich brauche keinen Stab, um mit Snivelly fertig zu werden… Dachte ich… Aber er reagiert verdammt schnell und richtet seinen Stab zwischen meine Augen. Ich erstarre. Wenn ich mich jetzt bewege, jagt er mir sonst was in den Schädel. Nur zu gut erinnere ich mich an seine Flüche von damals… Und er ist sicher nicht aus der Übung… „Gib mir einen Grund“, flüstert er. „Gib mir einen einzigen Grund und ich tue es.“ Verdammter Mistkerl! Plötzlich flammt die ganze alte Wut, die ganze alte Abscheu, der ganze alte Hass wieder in mir auf. Mit welchem Recht steht dieser verdammte Schleimball jetzt lebend und gesund vor mir, wenn Lily und James schon so lange kalt und tot im Grab liegen… Aber ich verhalte mich lieber ruhig. Wie gesagt, seine Flüche… Plötzlich mischen sich die Kids in den Streit ein. Versuchen, Snivellus zu beschwichtigen, versuchen die Wahrheit heraus zu finden. Aber sie dringen, nicht bei ihm durch. Er scheint sie genau so zu hassen, wie uns damals… Er wird so wütend über ihre Einwürfe, dass sein Stab beginnt Funken zu sprühen, genau in meine Richtung. „Rache ist süß“, faucht Snape mich an. „Ich hab so gehofft, dich erwischen zu können.“ „Du machst dich wieder mal zum Narren, Severus“, entgegne ich. Wie gerne hätte ich den alten Spottnamen benutzt, aber damit würde ich jede Chance zunichte machen, dass er mir zuhört und außerdem ist es nicht ratsam, jemanden zu beleidigen, der einen Zauberstab auf einem richtet und noch dazu stinksauer ist. Ich sage ihm zu, dass ich ihm folge, solange er nur Rons Ratte ins Schloss mit hinauf nimmt. Doch er will nicht auf mich hören, droht einfach, mich den Dementoren zum Fraß vorzuwerfen. Nun ja, nicht gerade zum Fraß. Sie sollen mich küssen und mir damit die Seele aussaugen. Nee, danke, das brauche ich echt nicht. Ich bereite mich darauf vor, das Hexenlicht zu beschwören und es auf ihn zu werfen. „Verdammt, hör mir doch zu, die Ratte, die verdammte Ratte“, krächze ich. Doch Snape scheint langsam den Verstand zu verlieren. Ich muss erkennen, dass er keinen Vernunftgründen mehr zugänglich ist. Er versucht, mich und Remus aus dem Zimmer zu bringen, aber Harry wirft sich dazwischen und versucht uns zu verteidigen. Doch auch auf ihn will Snape nicht hören. Harry versucht zu ihm durchzudringen indem er schreit, doch Snivellus schreit einfach nur zurück und beleidigt Harry und mit ihm auch James. Er will ihn von der Türe wegscheuen und plötzlich geschieht es… „Expelliarmus!“ rufen alle drei Kids mit einer Stimme und ein gewaltiger magischer Hieb lässt Snape gegen die Wand krachen. Er rutscht daran hinunter und bleibt bewusstlos liegen. Ein dünnes Blutrinnsal sickert unter seinem Haaransatz hervor. Severus… Was muss er damals empfunden haben? Was ging in seinem Kopf vor? Und wieder erhalte ich meine Antwort: Lily spielt eine Rolle und auch ich selbst. Er hat Lily wirklich und aufrichtig geliebt, aber sie hat einen anderen gewählt. Lily wurde ermordet und er musste einen Schuldigen finden, musste es einfach… Nun, Voldemort war verschwunden und Peter war offensichtlich tot. Nur ich war noch am Leben, jedoch für ihn unerreichbar in Askaban. Er war als Junge immer – nun – verknallt in mich gewesen und nur wenn er mir die Schuld an allem in die Schuhe schieben konnte, konnte er mich wirklich hassen. Konnte ertragen, dass ich lebendig begraben in Askaban saß… Irgendwie musste er einen Weg finden, damit weiter zu leben, dass zwei der drei Menschen, die er je geliebt hatte tot waren und der dritte anscheinend die Schuld am Tod des einen trug. Er musste sein Gehirn dazu bringen, sich nicht mehr an die Liebe von einst zu erinnern. Einfach nur, damit er weiter machen konnte, weiter leben konnte... Denn auch er hatte geschworen, Lilys Sohn zu schützen, auch wenn er sich das nie anmerken ließ. Zu tief war sein Hass auf James. Und Harry ist das Ebenbild seines Vaters… Dann bin ich aus Askaban ausgebrochen und er muss ein übles Jahr verbracht haben. Noch dazu mit Remus, genau in dem Job, den er schon seit dreizehn Jahren haben wollte. Der ganze Mist von damals muss wieder hochgekommen sein. Auch wenn er Remus nie so sehr verabscheut hat, wie den Rest von uns, wirklich gemocht hat er ihn nie. Und dann entdeckt er die Karte, als er Remus seinen Werwolftrank bringen will. (Eigentlich nett von ihm.) Sieht unsere Namen, genau an dem Ort, wo wir ihm diesen letzten üblen Streich gespielt haben und eilt dazu. Hört einen Teil des Gesprächs, hört Moonys Rechtfertigung, der auch noch genau diesen Streich erwähnt. Und ich stehe da und fasle auch noch was von ´ner Ratte… Es muss einfach eine Sicherung bei ihm durchgebrannt sein. Hass, Wut, unterdrückte Gefühle, verdrängte Erinnerungen und dann auch noch die Kids, die ihm keineswegs für ihre Rettung dankten, sondern sich auf unsere Seite stellten. Es ist ihm einfach alles zu viel geworden und er ist vorübergehend durchgeknallt… Jetzt kann ich es so betrachten, damals sah ich die Sache jedoch ganz anders… „Das hättet ihr nicht tun sollen“, krächze ich an die Kids gewandt. „Ich wäre schon mit ihm fertig geworden…“ Dann reden alle durcheinander. Ich will ihnen Zeit geben, sich zu beruhigen und kümmere mich erst mal um Remus, der immer noch hilflos gefesselt am Boden liegt und gegen seine Bande kämpft. Er steht auf und reibt sich die Arme, wo ihm die Seile ins Fleisch geschnitten haben. „Danke, Harry“, meint er knapp. „Ich sage immer noch nicht, dass ich euch glaube“, entgegnet der. „Dann ist es Zeit, dass wir den Beweis erbringen“, erwidere ich. Plötzlich bin ich wieder ruhiger und gehe erneut auf mein eigentliches Ziel zu. Wieder erhebt Hermine Einwände, fragt woher ich wusste, dass es sich bei der Ratte um Peter handelt. Remus stellt mir dieselbe Frage. Im Grunde habe ich keine Lust mehr dazu, aber ich erkläre weiter. Ron versucht seine Ratte zu verteidigen und es geht hin und her. Ich muss sogar noch erklären welche große Hilfe mir der rote Kater – Hermine nennt ihn Crockshanks – war. Trotz allen Erklärungen ist Harry immer noch der Meinung, ich sei Schuld am Tod seiner Eltern, bis wir ihm auch das genau auseinander setzen. Es fällt mir entsetzlich schwer, das alles zu schildern, so schwer, mir alles erneut ins Bewusstsein zu rufen, so verdammt schwer… Remus unterbricht schließlich mit fester Stimme und fordert Ron auf, ihm endlich die Ratte zu geben. Er verspricht, der Ratte werde nichts geschehen, sollten wir uns irren… „Bereit, Sirius?“ fordert er mich auf, ihm zu helfen und ich schnappe mir Snapes Stab vom Bett, gehe zu Remus. Endlich, endlich… Die Wahrheit… „Zusammen“, murmle ich. „Denke schon“, erwidert Moony. „Bei drei.“ Er zählt und wir vollbringen den Zauber. Ein weiß-blauer Lichtblitz fährt aus den Stäben und die Ratte beginnt sich zu verwandeln. Sie windet sich, Peter versucht die Form zu halten, aber der Gegenzauber von zwei fähigen Magiern ist zu viel für ihn. Es gibt einen weiteren blendenden Lichtblitz und langsam wächst aus der Ratte am Boden ein Mann. Er weint und windet die Hände. Crockshanks faucht überrascht. Peter ist klein, kaum größer, als er als Junge war. Sein Haar ist dünn geworden und beinahe farblos und er bekommt eine Glatze. Er sieht aus, als hätte er in letzter Zeit eine Menge an Gewicht verloren und seine Haut scheint ihm mehrere Nummern zu groß zu sein. „Ach, hallo Peter“, meint Remus trocken. „Lange nicht gesehen.“ „S-s-irius, R-r-emus“, stammelt Peter. Er hat schon immer gestottert, wenn er ein schlechtes Gewissen hatte. „Meine alten Freunde…“ Es reicht mir, er nennt uns immer noch seine Freunde, obwohl er wissen muss, dass uns bekannt ist, was er getan hat. Ich hebe meinen Stab und will dem ein Ende setzen, doch Remus hält mich, mit einem warnenden Blick auf die Kids, erneut zurück. Mit einer Art unverschämten Höflichkeit wendet er sich an Peter und will seine Stellungnahme hören. Der stammelt herum, beschuldigt zuerst mich, dann beruft er sich auf die Macht von Voldemort, die er gefürchtet habe, dann bittet er die Kids um Hilfe, aber von denen bekommt er keine mehr. Sie glauben uns jetzt, endlich glauben sie uns. Wir werden ihn töten, Remus und ich, gemeinsam, Schulter an Schulter, wie in alten Tagen… Doch Harry geht dazwischen. Das wundert mich, will er denn keine Rache? Doch, will er. Er will Peter den Dementoren ausliefern, er scheint ihre Auswirkung nur zu genau zu kennen. Als uns das immer noch nicht überzeugt, meint er, sein Vater habe gewiss nicht gewollt, dass wir wegen ihm zu Mördern würden. Nun, da kennt er seinen Vater schlecht. Ich muss da nur an Patrick denken, obwohl ich nicht weis, was genau mit dem geschehen ist. Aber ich traue Prongs und Moony eine ganze Menge zu, besonders, wenn letzterer gerade ein Werwolf ist… Ich möchte jedoch nicht das gute Bild zerstören, das der Junge von seinem Vater hat und das im Grunde genommen auch richtig ist… Mit einer Bewegung senken wir unsere Stäbe und Remus bindet Peter mit demselben Zauber, den Snape zuvor auf ihn angewandt hat. „Wenn du dich verwandelst, wenn du versuchst zu fliehen, bist du ein toter Mann Peter“, droht er ihm und an Harry gewandt: „Ist das in Ornung für dich?“ Der überlegt nur kurz, dann nickt er. Remus geht zu Ron und verarztet ihn. Er kann heilen, aber mit gebrochenen Knochen hatten wir nie zu tun und so schient er einfach nur das gebrochene Bein. Der Junge richtet sich auf und belastet das Bein. Er kann stehen, wenn auch unter Schmerzen, dann bedankt er sich bei Moony. Die Kids vertrauen uns jetzt wirklich, das kann ich direkt spüren. Dem Himmel sei Dank… Hermine will wissen, was wir mit Snape machen wollen, der immer noch bewusstlos am Boden liegt. Remus untersucht ihn und meint wir sollten ihn einfach zum Schloss hinauf mitnehmen und es sei besser, ihn erst dort wieder aufzuwecken. Er grinst schief. Der Dreifachzauber sei ganz schön mächtig gewesen, fügt er noch hinzu. Er benutzt den Mobilicorpus um den schlaffen Körper wie eine Marionette aufzurichten, damit wir ihn bewegen können. Ich schlage vor, jemand solle sich an Peter ketten, nur so, zur Sicherheit. Remus tut es und Ron. Er sieht aus, als wäre er beleidigt, dass Wurmschwanz ihm so lange das getreue Haustier vorgespielt hat. Wir machen uns dran, die Heulende Hütte zu verlassen.  Hundert Dementoren Ich kümmere mich um den bewusstlosen Snivellus. Nicht, dass ich mir große Sorgen um dessen Wohlbefinden machen würde. Der hat schon ganz andere Sachen ausgehalten. Peter ist aufgeflogen. Jetzt kann ich alles erklären und meine Unschuld beweisen. Das eröffnet mir völlig neue Perspektiven und zum ersten Mal seit nunmehr fast dreizehn Jahren schöpfe ich wieder Hoffnung. Ich wusste schon nicht mehr, wie sich dieses Gefühl überhaupt anfühlt… Ich wende mich an Harry. „Du weist, was das alles zu bedeuten hat?“ frage ich ihn heiser. „Yeah“, meint er. „Du bist frei.“ „Ja, das auch“, entgegne ich. „Aber ich bin auch dein Pate. Ich weis nicht, ob dir das je wer gesagt hat?“ „Weis ich“, murmelt er. „Nun, deine Eltern wollten, dass ich mich um dich kümmere, wenn ihnen etwas zustößt…“ Ich möchte den Jungen zu mir nehmen. Es wäre herrlich. Frei zu sein und James Sohn in meiner Nähe zu haben… Er wirft mit einen fragenden Blick zu. „Wenn du lieber bei Onkel und Tante bleiben willst“, füge ich an, „dann würde ich das verstehen…“ – ‚bitte Harry, sag ja, sag ja…’ - „Wenn ich erst mal alles geklärt habe … wenn du ein anderes Zuhause haben möchtest…“ Ich kann kaum sprechen. Ich wünsche mir das so sehr, aber es zählt nur, was der Junge will, nur das… „Du meinst bei dir leben?“ will er wissen. „Die Dursleys verlassen…?“ „Wenn du lieber bei ihnen bleibst, dann verstehe ich es“, erwidere ich traurig. „Bist du verrückt?“ entgegnet er. „Bei den Dursleys bleiben? Hast du ein eigenes Haus? Wann kann ich einziehen?“ Ich vergesse, dass ich Snivelly leiten muss, vergesse, dass ich schwach und müde bin, vergesse alles, außer dem Jungen neben mir. „Meinst du das ernst?“ platze ich heraus. „Klar, sicher!“ meint er. Und plötzlich kann ich nur noch grinsen, glücklich grinsen. Es ist mir, als wären die letzten dreizehn Jahre nichts gewesen, gar nichts. Das zu hören, wiegt das ganze Elend dieser Jahre auf, jeden einzelnen Tag… Mir fehlen weitere Worte und auch Harry schweigt. Wir erreichen den Ausgang des Erdtunnels. Im Lauf der Jahre ist er teilweise abgebröckelt und nun viel größer, als er es damals war. Wir können hindurch, ohne uns zu sehr zu bücken. Zuerst geht das aneinander gefesselte Trio hindurch, dann schaffe ich Snape nach oben und folge ihm. Dann kommen Harry und Hermine ins Freie. Es ist bereits verdammt dunkel im Gelände, aber wir machen uns einfach auf den Weg zum Schloss. Peter zappelt in seinen Fesseln und Remus droht ihm, er solle still halten. Moony war schon immer recht schnell genervt von Peters Zimperlichkeiten… Plötzlich geschieht es. Eine Wolke treibt über den Himmel, weg vom Mond – vom Vollmond! Verdammt! Darauf habe ich nun wirklich nicht geachtet. Die Ereignisse überschlagen sich. Snape kracht in das Trio vor uns, ich halte die beiden Kids hinter mir zurück. Nur zu genau erinnere ich mich, was mit Remus gleich geschehen wird. Ich muss die Kinder schützen. Moony zittert und beginnt sich zu verwandeln. „Lauft!“ rufe ich den beiden zu. „Verschwindet!“ Doch Harry hat den Mut seines Vaters, er will seinen Freund retten, der immer noch hilflos an Remus und Peter gebunden ist. Ich stoße ihn zurück, wende mich Remus zu und der ist beinahe schon ein Wolf. Ich muss ihn packen und von hier weg bringen, er fällt sonst jeden Menschen in seiner Nähe an. Ich werde zu Tatze, springe ihn an, schlage meine Zähne in seinen Nacken und seine Schnauze senkt sich in meinen Pelz. Seine Fänge sind im Lauf der Jahre nicht stumpfer geworden und es tut verdammt weh. Blut sickert aus der Bisswunde, aber es ist egal. Nichts zählt mehr, außer dass ich ihn von hier weg schaffen muss. Jaulend, fauchend, keifend, kämpfend zerre ich ihn weiter und weiter. Dann reißt er sich los, scheint wieder etwas zu Verstand zu kommen und flieht in Richtung Wald. Nun, dort ist er einstweilen sicher. Ich laufe zu den Kindern zurück. Doch dort herrscht das Chaos. Ron ist bewusstlos und rührt sich nicht und Harry ruft entsetzt: „Sirius, er ist geflohen, hat sich verwandelt und ist geflohen!“ Ich habe Schmerzen und möchte mich eigentlich nur zusammenrollen und schlafen. Doch die Nachricht, dass Peter erneut geflohen ist, schickt einen enormen Adrenalinstoss durch meinen schwachen Leib und ich versuche, ihn wieder zu finden. Ich kenne seinen Geruch und folge der Spur. Immer weiter und weiter. Er läuft in Richtung See, ich hinterher. Doch dann geschieht etwas, womit ich nun wirklich nicht gerechnet hätte. Die verdammten Dementoren, die vor den Schultoren gelauert haben, sind plötzlich da. Tatze kann sich nicht gegen sie wehren, nicht wenn sie so geballt auftauchen und ihn fangen wollen. Ich muss zum Menschen werde, brauche einen Zauberstab, brauche den Patronus… Der einzige Weg… Doch ich habe nicht mit dem Druck gerechnet, den sie plötzlich auf mich ausüben. Ich schreie, kann nur noch schreien… Karinas geschundener Leichnam, Lily kalt und tot, James, seinen Stab immer noch in der Hand und Einsamkeit, grenzenlose Einsamkeit… Kälte, Dunkelheit, Hoffnungslosigkeit… Zwölf Jahre Askaban fallen wie ein gigantischer Felsen auf mich herab. Ich finde keinen glücklichen Gedanken, keinen beruhigenden Gedanken. Ja, ich kann noch nicht mal überhaupt noch denken… Ich schreie erneut auf, breche zusammen und weis von nichts mehr…  Dumbledore hört sich alles an Ich weis nicht, wieviel Zeit vergangen ist, aber als ich wieder zu mir komme, liege ich in einem Sessel und zwei blaue Augen hinter einer Halbmondbrille blicken auf mich herab. Dumbledore! „Du weilst also wieder unter den Lebenden“, murmelt er. „Die Dementoren, nicht wahr?“ Ich habe kaum mehr eine Stimme und nicke einfach nur. „Was ist geschehen? Dort unten im Gelände und damals“, will er wissen. Ich räuspere mich, suche nach Worten. „Peter … Animagus … er war der Verräter…“ stammle ich. „Langsam, Sirius, noch mal von vorne“, versucht er mich zu beruhigen und beschwört mit einer Bewegung seines Zauberstabs eine Tasse Tee. Ich trinke und die Wärme tut mir gut. Langsam finde ich wieder etwas zu mir selbst. Dann erzähle ich meine ganze Geschichte. Der Werwolf, die Sache mit den Animagi, der Fidelius und warum ich wollte, dass Peter zum Geheimnisbewahrer wird. Der Tod meiner besten Freunde und meine verzweifelten Rachepläne. Wie Peter mich und auch alle anderen reinlegen konnte. Dann Askaban und die Zeitung, die ich von Fudge hatte. Meine Flucht und die letzten neun Monate und dann der heutige Abend, die Gespräche, Snapes Erscheinen und Harrys Einwände, dann der Vollmond und Peters Flucht. Der Angriff der Dementoren… Ich versuche, es so knapp, logisch und zusammenhängend, wie nur möglich zu erzählen und es scheint mir auch zu gelingen. „Peter ist also wieder verschwunden?“ murmelt Dum-bledore und ich nicke. „Dir ist doch wohl klar, dass niemand dir diese Geschichte glauben wird. Man hält dich für einen wahnsinnigen Massenmörder und weder dein Name, noch dein Ruf sprechen für dich…“ „Aber sie, Sir, sie glauben mich doch, oder?“ entgegne ich verzweifelt. „Remus war zumindest heute dabei und kann es bestätigen…“ Er schaut mich an, lange und genau. Sein Blick scheint bis in mein Innerstes zu dringen, meine Gedanken zu lesen, mich abzuschätzen und zu wiegen. Dann nickt er, doch sein Blick bleibt traurig. „Ja, Sirius. Ich glaube dir. Ich werde versuchen, die Sache in Ordnung zu bringen, aber ich weis nicht, wieviel Einfluss ich noch auf Fudge nehmen kann. Remus nutzt uns leider gar nichts. Er streunt als Werwolf durchs Gelände und bis er wieder ein Mensch ist, dürfte es bereits zu spät sein. Sie sind zu scharf darauf, dich zu fangen. Sie fürchten dich zu sehr. Sie wollen dich vernichten. Fudge hat die Dementoren bevollmächtigt, den Kuss auszuführen und dann gibt es keinen Weg mehr, dich noch zu retten. Wir haben zu wenig Zeit… Zeit…. Vielleicht gibt es noch eine andere Möglichkeit… Ja, könnte sein, wenn sie den Willen und den Mut dazu haben… Warte hier, bis etwas geschieht. Warte und verlier nicht die Hoffnung…“ Mit wehendem Umhang stürmt er aus dem Zimmer und lässt mich mit meinen wirren Gedanken alleine. Dumbledore … ihr könnt ihm immer vertrauen … höre ich Dads Worte … immer vertrauen... Nun, etwas anderes kann ich kaum tun. Die Tür ist versperrt und magisch verriegelt. Ohne Stab ist da nichts zu machen. Noch nicht mal für mich. Die Dementoren haben mir den letzten Rest meiner Kraft geraubt, der nach dem Kampf mit Moony noch übrig war. Kein Stab… Snapes Stab…! Doch natürlich haben sie mir den wieder abgenommen. Aus dem Fenster kann ich auch nicht. Ich bin hier mindestens zwanzig Meter über dem Boden, wenn ich springe, ist das mein sicherer Tod… Plötzlich pocht etwas gegen eben jenes Fenster. Ich springe auf und schaue hinaus. Es ist der Hippogreif aus dem Gemüsebeet und auf seinem Rücken sitzen Harry und Hermine! Ich versuche das Fenster zu öffnen, aber auch das ist magisch verriegelt. Die Kids erkennen meine vergeblichen Versuche und Hermine winkt mich vom Fenster zurück. Dann zückt sie ihren Stab und ruft etwas. Das Fenster springt auf. Der Hippogreif schwebt unruhig vor dem einzigen Ausgang. Ich kann nur noch stammeln. Wie kommen die hier her, mit dem Greifen, bereit mich zu retten? „Mach schon“, ruft Harry, „beeil dich. Du musst da raus, die Dementoren sind schon unterwegs. McNair ist schon auf dem Weg, sie zu holen.“ Ich quetsche mich aus dem Fenster. Hätte ich in den letzten Monaten nur etwas mehr gegessen, hätte ich sicher nicht mehr durch die winzige Öffnung gepasst. Irgendwie schaffe ich es, den Greif hinter Hermine zu besteigen und Harry lässt ihn hoch hinauf zum Westturm fliegen. Dort landet das Tier und die beiden Kids rutschen von seinem Rücken. „Sirius, du verschwindest besser sofort“, keucht Harry. „Sie müssen das Zimmer jeden Moment erreichen und dann sehen sie, dass du weg bist.“ „Was ist mit dem anderen Jungen?“ will ich wissen. Er war wie tot am Boden gelegen, als ich mit Remus gekämpft habe. „Der wird schon wieder, hat Madame Pomfrey gesagt“, entgegnet Harry. „Aber jetzt geh, SCHNELL!“ „Wie kann ich mich nur bei euch bedanken?“ will ich wissen. Ich verdanke den beiden Kids viel mehr als nur mein Leben. „GEH!“ rufen sie mit einer Stimme. Sie haben Angst um mich … um mich! Zu lange hat niemand mehr einen Gedanken an die Kreatur namens Sirius Black verschwendet… Aber sie haben Recht, ich muss weg. „Wir sehen uns wieder“, entgegne ich. „Harry, du bist wirklich der Sohn deines Vaters…“ Ich fordere den Greif auf, abzuheben und seine gewaltigen Flügel beginnen die Luft zu peitschen und er steigt auf. Höher und höher, fliegt er … auf den vollen Mond zu … in die Freiheit…  Auf nach Süden Dumbledore hat es wieder gerade gebogen. Mit viel Phantasie und der Hilfe von zwei unglaublich mutigen Kids. Wie hat er das nur in so kurzer Zeit geschafft? Aber er kennt wohl Mittel und Wege. Der Junge ist einstweilen wieder in Sicherheit und nun muss ich zusehen, mich selbst zu retten. Meine Aufgabe ist noch lange nicht erledigt. Doch wohin soll ich mich wenden? Nun, Dementoren sind Kreaturen der Dunkelheit und auf nördliche Gebiete beschränkt. Wenn ich so weit wie möglich nach Süden fliege, werden sie mich bestimmt nicht aufspüren können. In ein paar Tagen, muss ich den Kids irgendwie eine Nachricht zukommen lassen, dass meine Flucht geglückt ist und ich muss auch noch ein paar Sachen erklären. Die Zeit war einfach zu knapp, um alles zu sagen, was zu sagen war. Sie sollten noch ein paar Dinge wissen. Die Freiheit am Himmel ist wunderbar. Es ist beinahe so schön, den Greif – wie haben ihn die Kids doch gleich genannt? Buckbeak! – zu reiten, wie meine alte Kiste zu fahren. Ich bin immer noch schwach, beinahe krank, dünn und ziemlich verbraucht. Nun, wenn ich wieder anständig esse und mich richtig ausruhen kann, wenn die Einsamkeit etwas nachlässt, beginne ich vielleicht wieder, mich wie ein Mensch zu fühlen. Von Tatze habe ich eine Zeit lang genug. Ich will versuchen, mich auch äußerlich wieder zu einem Menschen zu machen. Eine Rasur wäre schön und auch meine Haare sind viel zu lang. Ich brauche nur einen Zauberstab. Das ganze letzte Jahr habe ich keinen einzigen Gedanken daran verschwendet. Was hätte Tatze schon damit anfangen sollen? Nun, ich kann kaum bei Ollivander auftauchen und mir dort einen besorgen, auch wenn ich mich ein paar Muggel zeigen sollte, möglichst weit weg von Hogwarts. Dann ziehen sie vielleicht auch die Dementoren von dort ab. Aber zurück zum Stab… Moony! Moony hat mir mal was aus einem von Onkel Alphards Büchern vorgelesen, darüber, wie man sich notfalls selbst einen Stab herstellen kann. Ich muss mich einfach daran erinnern, denn ich kann kaum in Blacks Spot auftauchen und das Buch von dort holen, dort suchen sie mich bestimmt… Nun, vielleicht, ein ganz schneller Abstecher dorthin, dann kann ich mich gleich bei der Gelegenheit ein paar Muggel zeigen. Ein paar Sachen zusammengepackt und dann nichts wie weiter nach Süden… Die unermüdlichen Schwingen von Buckbeak haben mich während meiner Gedanken Meilen um Meilen weiter getragen. Unter mir liegt eine große Stadt und ich erkenne es als die Vororte von London. Ich lenke den Greif in Richtung meiner alten Wohnung und lasse ihn hinter dem Haus landen. Es ist noch recht dunkel und keiner wird mich sehen. Niemand da, der mich hier bereits sucht, doch ich denke nicht, dass ich viel Zeit haben werde.  Ruhepause in Blacks Spot Seit Jahren war niemand mehr hier. Keine Spur von Orion oder Altair. Hätte ich nach all den Jahren auch nicht damit gerechnet. Die Vorräte sind nach der langen Zeit immer noch frisch, Alphards Zauber wirkt noch immer. Ich packe ein bisschen was ein. Ein paar Roben und Umhänge. Ist mir alles viel zu weit, aber besser als nichts. Die Bücher, die ich haben wollte und… Kann ich es wagen? Ich möchte mich duschen, wieder mal sauber sein, mich als Mensch fühlen und nicht als halbtierische, gequälte Kreatur. Egal, es ist das Risiko wert. Mit frischer Kleidung steige ich in mein Bad hinauf, Licht darf ich nicht anmachen, aber ich finde auch im Dunklen alles. Ich werfe die alten Lumpen ab, die ich so ewig getragen habe und steige ins Becken. Heißes Wasser, das über meinen Körper prasselt, eine raue Bürste und Seife. Es ist, als würde ich die letzten dreizehn Jahre in den Ausguss spülen. Es tut so verdammt gut. Ich beeile mich, so gut ich kann, aber es ist dennoch schon recht hell, bis ich fertig bin. Ein Blick in den Spiegel sagt mir, dass ich mir wirklich noch etwas Zeit für eine Rasur und einen Haarschnitt nehmen sollte. So brauche ich mich wirklich nicht mehr unter Menschen wagen. Ich habe immer noch keinen Stab, aber das müsste auch so gehen. Ich verwende den alten Zauber, den Moony mich vor so vielen Jahren gelehrt hat. Himmel was haben wir damals gelacht, wie haben wir James verarscht… War eine tolle Zeit… Nun, der verfilzte Bart ist ab und die Haare haben wieder eine vernünftige Länge, auch wenn ich sie nicht so kurz schneide, wie ich sie als Junge hatte. Langsam wird aus diesem blassen, dünnen Gespenst wieder etwas, das zumindest an Sirius Black erinnert, wie er vor so vielen Jahren aussah. Doch ich bin gealtert, sehr gealtert und in meinen Augen ist immer noch etwas, das an Askaban erinnert. Ich fürchte, es wird für immer dort sein. Das Gefängnis hat einen Teil von mir behalten, einen Teil meiner Seele, dort wo sich gewöhnlich Freude und Glück befinden. Das ist mir wohl zum größten Teil genommen worden. Ob ich es je wieder finden werde? Nun, die Zeit wird es zeigen. Auf einmal bin ich hungrig und müde, wie noch nie und ich beschließe Buckbeak ins Haus zu holen und den Tag hier zu verbringen. Ich denke nicht, dass ihnen Blacks Spot zu schnell einfällt. Vielleicht halten sie mich auch für zu schlau, hierher zu kommen. Aber es ist auch egal. Ich brauche einfach eine kurze Pause und etwas Nahrung, bevor ich weiter reisen kann. Es wäre auch nicht gerade genial, mich bei Tageslicht hier blicken zulassen, schon gar nicht mit einem Hippogreifen, der wohl ebenfalls gesucht wird… Ich gehe in die Küche hinunter und sehe zu, ob ich Moonys alten Eintopf zustande bringe… Nun, er schmeckt nicht ganz so gut, wie wenn Remus ihn kocht, aber er ist warm und füllt mir den Magen. Buckbeak macht sich über die Reste her und scheint damit zufrieden zu sein. Der Greif akzeptiert mich einfach. Er scheint zu wissen, dass mit unserer Flucht auch sein Leben gerettet wurde. Als ich aufgegessen habe, überfällt mich eine bleierne Müdigkeit und ich schleppe mich in mein altes Schlafzimmer, lasse mich auf mein Bett fallen und bin eingeschlafen, kaum dass ich auf der Matratze liege…  Eule, Brief und Stab Ich erwache am späten Nachmittag ausgeruht und erholt, wie schon ewig nicht mehr. Ich habe länger geschlafen, als ich eigentlich wollte, aber das ist jetzt auch nicht mehr zu ändern. Noch immer scheint mich keiner hier zu suchen. Nun, dann habe ich vielleicht noch etwas Zeit. Ich strecke mich und fühle mich eigentlich recht wohl. Was soll ich als nächstes tun? Nun, ich könnte an die Kids schreiben, solange ich noch Federn und Papier zur Verfügung habe. Im Salon finde ich, was ich brauche. Ich gehe in die Küche, setze mich an den Tisch und will zu schreiben beginnen. Da knallt etwas gegen die Scheibe. Ich springe erschrocken auf und werfe einen vorsichtigen Blick nach draußen. Es ist ein winziger Federball und es scheint sich um eine Zweigeule zu handeln. Ich hole sie herein. Die schickt mir der Himmel! Sie schuhuht aufgeregt und beginnt um meinen Kopf zu flattern, kaum, dass sie sich etwas erholt hat. „Ruhig, du kleiner Federball“, murmle ich und fange sie aus der Luft. „Du kannst mir einen Gefallen tun. Lieferst du einen Brief für mich ab?“ Sie tutet erneut und ihre gelben Augen funkeln. Scheint einverstanden zu sein, der kleine Flederwisch. Ich setze ihn auf den Tisch und er pickt ein paar Brotkrumen auf, die dort noch von gestern liegen. Ich nehme meine Feder wieder auf und beginne zu schreiben: Lieber Harry, ich hoffe, dieser Brief erreicht dich, bevor du wieder bei Onkel und Tante bist. Ich weis nicht, ob sie an Eulenpost gewöhnt sind. Buckbeak und ich verstecken uns. Ich sage nicht wo, falls das in falsche Hände gerät. Ich weis nicht, wie zuverlässig diese Eule ist, aber es ist die einzige, die mir zur Verfügung steht und sie scheint es machen zu wollen. Ich glaube, dass die Dementoren noch immer hinter mir her sind, aber sie werden mich hier wohl nicht finden. Ich denke, ich werde mich von ein paar Muggeln sehen lassen, weit weg von Hogwarts, damit sie vom Schloss abgezogen werden. Es gibt ein paar Dinge, die ich dir während unsers kurzen Treffens nicht sagen konnte. Ich habe dir den Feuerblitz geschickt. Crockshanks hat die Bestellung für mich zur Eulenpost gebracht. Ich habe deinen Namen benutzt, aber ihnen gesagt sie sollen das Gold aus meinem Tresor bei Gringotts nehmen. Bitte nimm ihn als Gegenwert für dreizehn Geburtstagsgeschenke von deinem Paten. Ich denke, ich sollte mich auch dafür entschuldigen, dass ich dich vor dem Haus deines Onkels so sehr erschreckt habe. Ich hatte nur gehofft, einen kurzen Blick auf dich werfen zu können, bevor ich mich auf den Weg nach Norden machte. Aber ich glaube, mein Anblick hat dich erschreckt. Nun, was kann ich noch schreiben? Was kann ich noch für den Jungen tun? Ah ja, er war letztes Jahr in Hogsmeade, ohne die Genehmigung dazu zu haben. Nun, die kann er von mir bekommen. Alphard hat mir damals die für mich unterschrieben und Dumbledore hat es akzeptiert. Er akzeptiert jetzt sicher auch die meine… Ich lege etwas bei, was dir nächstes Jahr den Aufenthalt in Hogwarts vergnüglicher machen wird. Wenn du mich brauchst, schreib mir. Deine Eule findet mich schon. Ich schreib dir bald wieder. Sirius Gut das genügt. Ich denke, das wird ihn beruhigen, denn es geht mir nicht aus dem Kopf, wie besorgt er dort oben am Turm war. Der Junge ist schon richtig… Halt mal, Ron hat sein Haustier verloren, als Peter sich dünn gemacht hat, vielleicht mag er ja die Winzeule. Sie scheint einen Herren zu suchen… PS Vielleicht möchte dein Freund Ron die Eule haben, wo es doch meine Schuld ist, dass er kein Haustier mehr hat. So, das reicht jetzt wirklich. Es wird Zeit, dass ich mich anderen Dingen zuwende und dann von hier verschwinde, denn ich denke, lange bin ich hier nicht mehr sicher. Ich binde den Brief der Eule ans Bein und lasse sie wieder zum Fenster hinaus. Sie schuhuht und hebt ab, verschwindet in Richtung Sonnenuntergang. Jetzt zum Zauberstab. Ich brauche geeignetes Holz und einen Kern aus etwas von einer magischen Kreatur. Nun, eine solche Kreatur steht neben mir und scharrt mit Klauen und Hufen. Und Holz? Nun, über dem Grab im Hintergarten wächst Haselnussstrauch und ein Zweig von dem könnte richtig sein… Ich werfe einen Blick hinaus - kein Mensch in Sicht. Ich schleiche mich hinaus und tatsächlich sitzt ein Bogenwichtel in den Zweigen des Busches und beginnt zu zetern, als ich ihm einen dickeren Ast stehlen will. Er zerkratzt mir die Hände, aber ich bekomme meinen Ast. Rasch wieder hinein ins Haus… Nun, auch Buckbeak ist nicht begeistert, als ich mir eine Feder von ihm holen will, doch ich kann ihn beruhigen und eine aus seinen Schwingen rupfen. Der notwendige Zauber ist recht komplex und ohne Stab wirklich schwierig, aber ich habe die Übungen von damals nicht vergessen, wie man Magie ohne Stab bewirken kann und die helfen mir jetzt. Es dauert einige Zeit, bis ich den fertigen Zauberstab in den Händen halte. Ich wedle damit in der Luft herum und tatsächlich beginnt er wie gewünscht Funken zu sprühen. Er fühlt sich gut an und gehorcht mir, so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Nun, das hat wohl geklappt. Vielleicht noch eine kleine Mahlzeit und dann nichts wie weg von hier…  Afrika Gerade noch rechtzeitig verlasse ich das Haus. Kaum habe ich Buckbeak bestiegen und wir haben abgehoben, als ich Geräusche höre, die besagen, dass Zauberer apparieren. Ich lasse Buckbeak knapp über ihre Köpfe hinweg fliegen, so dass sie mich genau sehen können und lasse ihn dann so schnell aufsteigen, dass mich ihre Zauber, die sie mir natürlich hinterher schicken, nicht mehr treffen können. Es ist bereits zu dunkel, als dass sie mir so einfach folgen könnten. Rasch bin ich mit dem Greif in der Ferne verschwunden. Immer weiter nach Süden geht der Flug. Die Küste nähert sich und schon bald fliegen wir über den Kanal. Es dämmert schon, als wir wieder das Festland erreichen. Ich beschließe, am Tag zu schlafen und in der Nacht zu reisen. Die Nacht ist zwar die Zeit der Dementoren, aber es ist trotzdem sicherer, wenn mich keine Magier sehen. Sie suchen mich sicher überall… Ich bin an der Küste von Frankreich und auch hier gibt es Wälder, in denen ich mich verbergen kann. Ich bin wieder auf der Flucht und Buckbeak ist mein einziger Gesprächspartner. Aber er versteht mich und gehorcht mich auch bis zu einem gewissen Grad. Ich kann ihn wohl kaum in die Ortschaften mitnehmen, die auf unserem Weg liegen und die muss ich betreten. Nicht nur, weil meine Vorräte recht knapp bemessen sind, sondern auch, weil ich auch nach Neuigkeiten giere. Zeitungen werden überall weg geworfen und auch wenn ich die Sprache nicht verstehe, sagen mir die Bilder doch einiges. Ich brauche fast zwei Wochen, um mein Ziel zu erreichen. Ich suche mir einen einsamen Ort in einem Nationalpark der Muggel. Es gibt hier zwar jede Menge Tiere, aber fast keine Menschen. Es ist einsam, aber endlich habe ich Zeit, mich zu erholen. Es wächst genug, was ich essen kann, nur Wasser wird manchmal zu einem Problem. Aber alles in allem geht es mir nicht schlecht. Bis auf die Alpträume, die mich regelmäßig heimsuchen ... aber ich konnte wohl kaum ernstlich erwarten, dass zwölf Jahre Askaban einfach so spurlos an mir vorübergehen ... oder? Hin und wieder schreibe ich an Harry und bekomme auch Antwort. Einige Zeit lang ist er der einzige menschliche Ansprechpartner, den ich habe und es sind nur Briefe… Doch eines Tages erreicht mich eine Eule und ein anderer hat mir geschrieben. Remus. Lieber Padfoot, Dumbledore hat mir erzählt, wie er dir die Flucht ermöglichen konnte und ich bin froh, dass es dir gelungen ist. Wäre dem nicht so, hätte ich es längst in der Zeitung gelesen. Ich bin nicht mehr in Hogwarts. Severus hat seinen Schülern erzählt, was ich bin und schneller als man Expelliarmus rufen kann, wurde Dumbledore von Eulen bombardiert, die Briefe von erbosten Eltern brachten, welche meinten sie würden keinen Werwolf als Lehrer für ihre Kinder haben wollen. Ich hielt es für besser, die Schule zu verlassen. Ich lebe in London in einer kleinen Wohnung, mitten unter lauter Muggel. Was anderes kann ich mir nicht leisten. Mach dir keine Gedanken über den Vollmond. Ich gehe immer noch nach Cornwall oder hole mir den Wolfsbann aus St Mungos, wenn ich es mir leisten kann. Jetzt, wo ich weis, dass wir immer noch Freunde sind, vermisse ich dich sehr. Ich war so verdammt froh, dich nach all den Jahren wieder zusehen, zu wissen dass du lebst, auch wenn es dir offensichtlich alles andere als gut geht. Die Lage ist hier nicht besonders ruhig und besonders Dumbledore macht sich Sorgen darüber, dass Peter entkommen konnte. Er meinte Harry habe ihm berichtet, Sybill Trelawney - eben jene Seherin, von der die Prophezeiung über Harry stammt – hätte ihm während seiner Prüfung eine Prophezeiung über Voldemort und Wurmschwanz gemacht. Nun befürchtet Dumbledore, dass etwas dran sein könnte, denn Wurmschwanz ist immer noch unauffindbar. Nicht, dass ihn viele suchen würden. Keiner glaubt uns die Geschichte, wie du dir sicher denken kannst. Schreib mir, wenn du es wagst… Dein Freund Moony Es tut verdammt gut, etwas von ihm zu hören, zu wissen, dass er immer noch mein Freund ist. Ach, Moony, ich wünschte, wir könnten mal wieder ausführlich miteinander quatschen… Weiter verfliegen die Wochen. Ich bekomme Post von Harry und Remus und schicke wilde, exotische Vögel mit Briefen zurück. Ich weis nicht, wie lange ich noch hier bleiben kann. Die Trockenzeit ist gekommen und sowohl Wasser als auch Nahrung werden knapp und ich durchstreife weite Gebiete, um genug zu finden. Dann erreicht mich ein weiterer Brief von Harry… Lieber Sirius, Danke für den letzten Brief. Dieser Vogel war riesig, hat kaum durch mein Fenster gepasst. Hier läuft alles wie immer. Dudley geht es nicht allzu gut mit seiner Diät. Meine Tante hat ihn erwischt wie er Krapfen in sein Zimmer schmuggeln wollte. Sie meinte, sie würde ihm wohl das Taschengeld kürzen müssen, wenn er damit nicht aufhört. Er ist echt sauer geworden und hat seine Playstation aus dem Fenster geworfen. Das ist so ein Muggel Ding auf dem man Spiele spielen kann. Ein bisschen dumm von ihm, finde ich, jetzt hat er nichts mehr womit er sich ablenken kann. Mir geht es gut, hauptsächlich, weil die Dursleys befürchten, du könntest hier auftauchen und sie alle in Fledermäuse verwandeln, wenn ich dich darum bitte. Etwas Verrücktes ist heute Morgen geschehen. Meine Narbe hat mir wieder wehgetan. Das letzte Mal ist das geschehen, als Voldemort in Hogwarts war. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er hier irgendwo in der Nähe war, oder? Weist du, ob Fluchnarben manchmal noch Jahre später schmerzen? Ich schicke dir das mit Hedwig, wenn sie zurückkommt. Sie ist momentan draußen beim Jagen. Schönen Gruß an Buckbeak. Harry PS Wenn du mir wieder schreibst, werde ich bis zum Ende des Sommers bei Ron Weasley sein. Sein Dad hat Karten für die Quidditch Weltmeisterschaft! Hmm, seine Fluchnarbe… Das ist kein gutes Zeichen. Dumbledore scheint mit seinen Befürchtungen auf der richtigen Fährte zu sein. Vielleicht sollte ich wieder nach Norden reisen. Vielleicht sollte ich zusehen, dass ich wieder in die Nähe des Jungen komme. Doch zuerst sollte ich ihm eine Antwort zukommen lassen. Hedwig sitzt noch in einer Palme und döst. Die wird sich erst mal eine Runde erholen müssen, bis sie wieder zurückfliegen kann. Nun, wahrscheinlich drängt die Sache nicht, aber ich kann mir schon mal überlegen, was ich antworte. Einerseits möchte ich nicht, dass er sich unnötige Sorgen macht, andererseits möchte ich, dass der Junge vorsichtig ist. Und Vorsicht liegt nun nicht gerade in seiner Familie. Weder Lily noch James besaßen viel davon und wenn ich an den alten Potter denke… Der ist immerhin bei seinem letzten großen Abenteuer gestorben… Ich darf ihn aber auch nicht irgendwie herausfordern, denn James wurde umso eifriger, je mehr Widerstand man ihm entgegen setzte. Verdammt, Sirius, jetzt musst du genau überlegen und der Junge vertraut dir. Schreib blos nicht das Verkehrte… Doch bevor ich mich dazu in der Lage sehe, erreicht mich ein weiterer Brief von Remus. Padfoot, es geschehen hier seltsame Dinge. Die Leute werden unruhig und es gibt Gerüchte über Todesser und nicht nur Gerüchte. Das Dunkle Mal erschien beim Quidditch Weltcup am Himmel und ein paar bekloppte Todesser machten sich einen Spaß daraus, wieder mal ein paar Muggel zu schikanieren. Du kannst dir vorstellen, dass eine Menge Zauberer aus dem Ministerium anwesend waren und versuchten, der Sache ein Ende zusetzen. Bevor sie jedoch jemanden erwischen konnten, waren alle dieser Narren bereits appariert. Es ist zumindest bedenklich, dass die Todesser wieder offen auftreten und noch bedenklicher ist natürlich das Auftauchen des Dunklen Mals, ganz öffentlich am Nachthimmel. Nun, Dumbledore hat die Konsequenzen gezogen und den alten Moody als Lehrer nach Hogwarts gerufen. Verteidigung gegen die schwarzen Künste. Sicher erinnerst du dich an den verrückten Alten aus dem Orden - man nennt ihn jetzt Mad-Eye, weil er sein Auge im Kampf gegen die Todesser verloren hat und nun ein magisches Auge trägt - und er war auch, der den alten Potter auf seiner letzten Reise begleitet hat. Dumbledore vertraut ihm blind. Ich möchte dich in Sicherheit wissen, aber ich denke, es wäre besser, wenn du wieder nach Norden kommst. Langsam und vorsichtig. Du weist schon: Vorsicht ist der bessere Teil der Tapferkeit. Aber ich hätte dich wirklich gerne wieder hier in der Gegend und ich denke, Dumbledore ist derselben Meinung. Vielleicht schreibst du ihm selbst und fragst ihn danach... Dein Freund Moony Das sind sehr bedenkliche Neuigkeiten, aber Moony hat Recht. Ich sollte wirklich zuerst an Dumbledore schreiben und ihn um seine Meinung bitten. Doch trotzdem werde ich mich langsam nach Norden bewegen, denn ein Briefwechsel ist nicht besonders schnell. Also schreibe ich zwei Briefe, einen an meinen alten Direktor, einen an meinen Patensohn. Sir, sie können sich sicher denken, wer der Verfasser dieses Briefes ist. Ich nenne weder Namen noch Aufenthalt, falls dies abgefangen wird. Moony hat mir von den Ereignissen beim Welt Cup berichtet und ich halte sie für ebenso bedenklich, wie sie. Insbesondere wegen des Jungen. Der hat mir geschrieben, dass seine Narbe geschmerzt hat und er sich Sorgen macht, dass unser alter Feind in seiner Nähe ist. Nun, das glaube ich nicht, aber immerhin ist Wurmschwanz frei und man kann nie wissen, was dem einfällt. Moony meinte auch ich solle wieder zurückkommen. Macht sich aber Sorgen um meine Sicherheit, doch ich will mich um den Jungen kümmern, ich habe es Prongs und seiner Frau versprochen und habe auf Grund der Umstände meine Pflicht schon zu lange vernachlässigt. Wie sehen sie die Sache? Und wenn sie mir zu stimmen, kennen sie einen sicheren Ort in ihrer Nähe? Padfoot Hedwig hat sich erholt und ist bereit, wieder nach England zurück zu fliegen. Der zweite Brief ist fällig. Ich muss Harry beruhigen. Er war beim Welt Cup und wer weiss, was er dort miterleben musste. Harry – Ich fliege sofort wieder Nordwärts. Die Neuigkeit über deine Narbe passt einfach zu gut zu den Gerüchten, die mir in letzter Zeit zu Ohren gekommen sind. Wenn sie erneut schmerzt, geh sofort zu Dumbledore. Ich habe erfahren, dass er Mad-Eye aus seinem Ruhestand geholt hat, was bedeutet, dass wenigstes er die Zeichen liest, wenn es schon sonst keiner tut. Ich bleibe mit dir in Verbindung. Schöne Grüße an Ron und Hermine. Halt die Augen offen, Harry Sirius Ich bin irgendwie plötzlich in Eile und habe kaum mehr Pergament zur Verfügung, aber der Fetzen wird genügen. Einen Augenblick lang wünsche ich mir, Harry würde seinem Vater weniger ähneln, denn dann könnte ich sicher sein, dass er tut, was ich sage. Nun, er ist, wie er ist und ich kann nur hoffen, dass seine Freunde so OK sind, wie die meinen. Ich mache mich auf den Heimweg.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)