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Haus des Schreckens

Ryoki /Kapitel 6 überarbeitet
von

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Blutroter Traum

Kapitel 5
 

Das unerbittliche Bohren in ihrem Kopf war, das erste was Rika spürte, als sie ihre Lider öffnete und ihre Hand sich bleiern an ihre Stirn legte. Der warme Arm der um ihre Taille lag war das Zweite und dieser Umstand veranlasste ihr Herz in einen unregelmäßigen Takt, zuverfallen. Sich innerlich zur Ruhe ermahnend schloss die junge Frau für einen Moment ihre Augen um diese kurz darauf erneut aufzureißen. Bilder des gestrigen Abends drängten sich bitter in ihr Gedächtnis, seine Hände, wie sie zärtlich über ihren Körper fuhren, ihr eigenes Stöhnen und die Hitze, die unerträglich schien. Mit jeder weiteren Erinnerung, die sie einholte, kroch die Panik siedend heiß an ihr hinauf. Ihr eigener ungleicher Atem kam ihr plötzlich viel zu laut vor und die Umgebung schien es zu sein die ihr die Kehle zuschnürte. Sie musste hier weg, schoss es ihr durch den Kopf und noch in derselben Sekunde befreite sie sich mit fahrigen Bewegungen aus seiner Umarmung. Die Kleider, die verstreut auf dem Fußboden herumlagen, entlockten ihrer Kehle einen konfusen Laut, der jedoch in der nächsten Handlung unterging, als sie zittrig eben diese aufsammelte. Rika nahm sich keine Zeit sich die Sachen in ruhe anzuziehen, im hinaus stolpern fand der Stoff seinen Weg an ihre Figur ungeachtet dessen versuchte sie die Tür dennoch leise zu schließen. Das letzte, dass sie jetzt brauchte, war, das Ryo aufwachte. Noch nie war die junge Frau vor irgendeiner Situation geflohen, egal wie furchtbar sie auch war. Ohne zu zögern, ging sie damals auf die Beerdigung ihres Vaters, hatte ihrer Mutter beigestanden, als diese die Nachricht von Brustkrebs bekam aber das jetzt, war zu viel. Zuerst musste sie wieder Herr über ihre Gedanken werden und analysieren, wie es zu dem kam, was passiert war. In hektischen Schritten eilte die junge Frau den Korridor entlang und musste sich immer wieder durch die wirren Haare streichen. Die ganze Lage, in der sie sich befand, war surreal und absurd. Sie hatte gestern weder getrunken, noch sonnst irgendetwas genommen, was ihr auch nur entfernt erklären könnte, wie es dazu kam, dass sie mit ihm schlief.

„Das ist verrückt...“, hörte sie sich selbst murmeln und riss noch bevor die letzte Silbe ihren Mund verließ die Tür zur Küche auf. Erleichtert stellte sie fest das außer ihr niemand sonnst in dem Raum war und nur die bereits laufende Kaffeemaschine es war, die leise vor sich hinsummte. Ryo würde früher oder später aufwachen und eines wusste sie bereits jetzt, um ein Gespräch würde sie nicht drum herum kommen. Doch was sagte man in so einer Konstellation, wenn man selbst nicht wusste, was man davon denken oder gar fühlen sollte?

Die Kaffeetasse gab einen klirrenden Laut von sich, zugleich das Porzellan auf der Anrichte aufkam und die heiße Flüssigkeit sich ihren Weg hinein bahnte. Die Augen schließend und tief durchatmend setzte sich die junge Frau auf einen der Stühle. Sie hatte Worte in den Mund genommen, die sie nicht einfach zurücknehmen konnte, Worte dir ihr so selten über die Lippen huschten das die Bedeutung eben dieser Silben weit mehr, als eine einfache Lüge darstellte. Eine Lüge... Nein, sie hatte das, was sie sagte, auch so gemeint aber dennoch hatte sie nie vorgehabt auch nur in eine solche Richtung, zudenken.

Ihre Gedanken wurden durch das Aufreißen der Tür unterbrochen, die donnernd an die Wand schlug und knarrend protestierte.

„Morgen“, schallte es ihr mit einem Hauch Hysterie entgegen. Obgleich ihre eigene Situation, all ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, zog sie eine ihrer Augenbrauen nach oben, als sie Jen beobachtete, wie sie hineinstürmte und hastig nach der Kaffeekanne griff. Zerstreut blickte sich die Kato um und verharrte einen Moment, ehe sie die Kanne laut auf den Tisch stellte.

„Ich hab mit Takato geschlafen!“, platzte es aus ihr hinaus, ihre Stimme hoch und piepsend.

„Was?“

„Ich....ich hab mit im geschlafen. Gestern, einfach so.“ Bleich ließ sie sich neben Rika nieder, um gleich darauf wieder aufzuspringen und aufgewühlt durch das Zimmer zu laufen.

„Ich weiß nicht was ich mir dabei gedacht hab... Ich mein ich liebe ihn das will ich nicht abstreiten, das weißt du aber...“ Ein lautes Schluchzen drang aus der Kehle ihrer Freundin, als sie hinzusetzte; „Was soll ich ihm den sagen? Takato ich liebe dich aber ich wollte nicht mit dir Vögeln? Dass ich nicht weiß, warum ich das gemacht hab? Er wird nie wieder mit mir reden!“

„Jen! Beruhige dich und sei bitte etwas leiser, man hört dich wahrscheinlich durch das ganze Haus schreien.“ Möglicherweise klang sie kaltherzig und gefühllos, doch hatte sie gerade selbst Probleme ruhig zu bleiben und nebenbei Jen zuzuhören.

„Erzähl, was geschehen ist“, setzte sie hinzu und musste tief durchatmen, als ihre Freundin nickte.

„Ich weiß nicht, was genau passiert ist. An jede einzelne Handlung erinnere ich mich aber bei Gott ich weiß nicht, warum ich das getan habe, was in mich gefahren ist.“ Im Klartext war Jen dasselbe passiert wie ihr selbst... Still senkte die Nonaka ihren Kopf und spielte unbewusst an einer der Rosen an ihrem Hals herum. Die Frage, die jetzt unweigerlich aufkam, ließ sie stocken. Entweder war das alles ein verdammt dummer Zufall oder aber irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.

„Rika was soll ich machen?“

„Ich weiß es nicht“, gab sie ihr zu Antwort, mit den Gedanken wo gänzlich anderes. Durch den Ausbruch, den ihre Freundin noch vor Minuten hatte, war sie selbst immer ruhiger geworden. „Jen?“ Die Angesprochene hob ihren Kopf an, den sie auf die Tischplatte hatte fallen lasen und signalisierte so das sie zuhörte.

„Irgendwas ist falsch an dem Ganzen hier.“

„Was meinst du?“ Ihre grauen Augen erfassten die Gestalt vor ihr, ehe sie weitersprach; „Weil mir genau dasselbe passiert ist.“ In dem Sekundenbruchteil, als Jen entgeistert den Mund aufmachte, erklangen schleifende Schritte und die Stimme des Butlers, der mit sich selbstredend durch den Eingang lief.

„Oh wie schön, die Damen sind schon wach. Soll Redkliff das Frühstück machen?“

„Nein, mir ist der Hunger heute früh vergangen“, murrte die Braunhaarige gegen ihr sonstiges Verhalten unfreundlich.

„Ja Redkliff macht ihnen gerne das Frühstück, ja das macht er.“ Genervt schnaufend stand Rika auf und griff nach ihrem Kaffee um die Küche zu verlassen. Den konnte sie jetzt nicht auch noch gebrauchen.

„Oh wie schön, Sie tragen seine Geschenke! Da wird sich der Herr aber freuen. Wissen Sie Miss Violette hat sie nie gemocht umso zorniger war der Herr, als er erfuhr, dass seine Gattin sie wegschmiss“

Rika erstarrte und auch Jen richtete ihre Aufmerksamkeit auf den gekrümmten Mann, der lächelnd an die Decke sah.

„Redkliff kann sich noch genau daran erinnern, wie der Herr Miss Violette danach züchtigte. Geschrien, die ganze Nacht über, wobei Redkliff das nicht versteht, der Herr hat nie fest zu geschlagen und die Peitsche war alt, kein gutes Leder. Nur gutes Leder bereitet Schmerzen wissen sie Miss.“ Stille herrschte nach seinen Worten und Jen war es die automatisch ihre Finger über das Halsband wandern ließ, bleich und nicht verstehen blitzte in ihren Augen auf.

„Katlin hat uns den Schmuck geschenkt...“, meinte sie leise, woraufhin der Butler entschieden den Kopf schüttelte.

„Nein nein Miss. Die alte Greisin hat sie von Redkliff bekommen, damals, als diese noch jung war und Redkliff von seinem Herren.“ Eine Gänsehaut jagte über den Rücken der Rothaarigen, wie sie den Sinn seiner Worte verstand und ebenso flammte der Zorn in ihr auf.

„Dein Herr ist seit fast zwei Jahrhunderten unter der Erde!“, fauchte sie ihn barsch an und umso erstaunter war Rika, wie er abermals den Kopf schüttelte.

„Miss hat nur in einem Recht. Der Körper von Redkliffs Herren ist nun seit genau 196 Jahren tot aber der Herr ist noch immer hier und Redkliff dient ihm weiterhin treu.“ Aus einem ihr unempfindlichen Grund wurde Rika schlecht bei seinen Worten und ohne das sie selbst wusste was sie tat, umfasste sie das fein verarbeitete Silber. Mit einem kurzen Ruck riss sie den Schmuck von ihrem Hals.

„Miss nein! Der Herr wir...“, ruppig fuhr sie dem Mann dazwischen und fegte ihm das Geschmeide entgegen.

„Jetzt hörst du mir genau zu. Ich habe es satt mir deinen Mist anzuhören! Mein Morgen war bisher die reinste Hölle, also verschone mich mit deinem Gerede.“ Redkliffs Augen lagen steif auf der am Boden liegenden Kostbarkeit, ehe er wehmütig aufsah.

„Der Herr wird furchtbar böse werden Miss. Das hätten Sie nicht tun dürfen, nicht nach dem er ihnen gestern so viel Spaß ermöglicht hat.“ Es wäre untertrieben zu sagen das in jenem Moment etwas explodierte, leise und zurückhaltend, doch für alle spürbar. Das Porzellan das Rika in der Hand hielt kam brutal auf der Anrichte auf und auch Jen blieb ab der Minute nicht mehr ruhig.
 

Ungestüm rauschte sie den lehren Gang entlang und strich sich grob die Haare zurück. Das war einfach nur noch irre... Rika hatte in ihrem leben viele Dinge erlebt, bei denen ein normal denkender Mensch Reisaus nahm. Bei Aurelia fing es an und endete nicht zuletzt bei Renamon aber das war sogar ihr zu abgedreht. Es waren nicht Redkliffs Worte, die sie fortjagten, es war der Mann selbst. Sie würde ihre Sachen packen und noch heute den nächsten Flieger nach Hause nehmen. Das Dilemma mit Ryo konnte auch noch warten...

„Rika?“ Die Angesprochene blickte hinüber zu Jen, die gegen ihre Erwartungen keinerlei Hysterie ausstrahlte.

„Weißt du, was ich jetzt machen werde? Ich stell Katlin zur Rede, noch müsste sie im Haus sein. Der Mann hat eine ausgewachsene Psychose das sage ich dir und bevor der Verrückte auf die Idee kommt Gott zu spielen bin ich hier weg!“ Obgleich die Situation keinesfalls lustig war, zuckten ihre Mundwinkel anhand der Ausdrucksweise flüchtig nach oben.

„Bis gleich“, gab sie ihr zur Antwort, als die Kato nach rechts abbog und ihr zunickte. Manchmal überraschte die junge Frau Rika. In vielen Momenten blitzte immer wieder das kleine Mädchen von früher hervor, dass Angst vor jedem noch so kleinen Schatten hatte, aber nur einmal musste Jen wütend oder stur werden, dann erkannte man sie kaum wieder. Zwiegespalten nannte man so etwas, wenn sie sich recht erinnerte. Wenigstens lenkten solch kleine Sachen ab, spätestens in ihrem Zimmer würde sie auf Ryo stoßen aber noch würde sie dieses unliebe Gespräch hinauszögern. Solange bis sie dieses verfluchte Haus verlassen hatten.

„Hey Rikalein.“ Erklang der geräuschvolle Ruf, der sie veranlasste ihren Blick, zuheben. Den unwohlen Laut, als sie ihre Freunde sah unterdrückte sie. Heute war nicht ihr Tag, dachte sie im Stillen und ließ es zu das Ryo seine Arme um ihre Figur legte. Der Kuss der folgte ließ sie ahnen, wie schwierig es werden würde. Zärtlich und liebevoll, keinen Hauch von Befangenheit im Gegensatz zu ihr. Eigentlich sollte sie von ihm zurückweichen, seine Hände und die sachten Berührungen zurück verbannen, doch tat sie nichts der gleichen.

„Gut geschlafen?“, gab er leise von sich und holte sie somit zurück in die Wirklichkeit. Einer Wirklichkeit, der sie liebend gerne entfliehen würde.

„Passt.“ Anhand ihrer kurz angebundenen Antwort hob er kurz die Augenbrauen, doch ehe er darauf eingehen konnte, unterbrach ihn Kazu. Den freundschaftlichen Klaps auf die Schulter, den er ihm gab, wirkte auf sie demütigend, obgleich sie innerlich den Kopf schütteln musste, als sie ihre eigenen Gedanken vernahm.

„Wie es aussieht, haben wir hier was verpasst“, grinste er, doch bevor sie reagieren konnte, unterbrach Takato sie.

„Rika weißt du, wo Jen ist?“

„Im Zimmer deine Großmutter“, gab sie monoton zurück und strich sich ungewollt über den Hals. Ihr eigene Wahrnehmung kam ihr mit jeder Sekunde sonderbarer vor. Sie hörte Takato den Gang entlang laufen und kurz darauf wusste Rika das er bereits um die Ecke gebogen war. Die junge Frau musste blinzeln, als sie Damian auf die Gruppe zu schreiten sah, doch mit jedem Meter, den der Mann ging, verstummten die Geräusche um sie herum mehr. Dunkel war die Vorahnung, die ihr nun wie kaltes Wasser über den Rücken rann. Es war ein kurzer Wink der sie veranlasste ihre Aufmerksamkeit auf etwas zurichten, das weit hinter dem Rumänen stand. Ihr Verstand sagte ihr das, jenes Bild, dass sie erblickte unmöglich war, ihr Herz allerdings begriff. Hatte das ausmaß der Bedrohung längst wahrgenommen.

„Rika?“ Der klang, als Ryo ihren Namen nannte schleuderte sie unbarmherzig zurück in das hier und jetzt. Abertausende flüchtige Erinnerungen durchzuckten sie, jedes noch so kleine Wort, das sie als Kind aufgeschnappt hatte, aber nichts wollte sich greifen lassen.

„Seid ruhig“, entkam es ihrer Kehle brechend, ihre Augen weiterhin auf das Ungetüm gerichtet.

Es wirkte wie ein spottendes Grinsen, als das Tier seine Lefzen abnormal weit nach oben zog. Das schwarze Fell zerzaust und dreckig, aber war es nicht das, was Rika veranlasste zurückzuweichen, sondern den roten Ton seiner Augen. Dann war es der Zeiger der Zeit, der stillstehen blieb, wie sich ihre Freunde verwirrt in die Richtung drehten, in die sie starrte.

„Oh scheiße...“, hörte sie Kazu noch murmeln, ehe das Folgende nicht grauenvoller sein konnte. Der massive Körper setzte sich in wahnwitziger Geschwindigkeit in Bewegung und gleichzeitig, wie Damian sich ebenso umdrehte, bohrten sich bereits die scharfen Reiszähne in sein Fleisch. Sein Schrei ging in dem Brüllen des Bären unter, als dieser sein Gesicht zerfleischte und seine scharfen Klauen die Haut in Stücke riss. Das Tier hob seinen Schädel in Sekunden, ein gezielter Biss und ein lautes gurgeln, als es die lebenswichtige Arterie heraus pflügte, war in der Luft zu vernehmen. Das Blut war es das einer Fontäne gleich in alle Richtungen spritzte.

„Rennt!“ Rikas Stimme war ein Wispern, doch brauchte es nicht mehr, um die Bewegungslosigkeit zu verscheuchen.
 

Jen klopfte nun bereits zum fünften Mal an die schwere Holztür und noch immer vernahm man kein Geräusch von der alten Frau. Sie war in der Annahme hier hergekommen das Katlin hier wäre und jetzt da eben dies nicht der Fall war, konnte sie nur einen frustrierten Seufzer ausstoßen. Ein letztes Mal traf ihre Hand auf das dunkle Fichtenholz, doch jetzt hielt sie zögernd inne, als die Tür sich von selbst knarrend öffnete. Wenn dies wieder ein dummer Scherz dieser Frau war, konnte sich die Greisin warm anziehen.

„Katlin?“ Vorsichtig betrat sie das Zimmer und runzelte verwirrt ihre Stirn, als sich nichts weiter, als Schränke und ein Bett vorfand. Achtsam drehte sich die junge Frau zu allen Seiten und legte ihren Kopf schief. Die Tür war wohl schon etwas beschädigt, dann musste sie das Gespräch verschieben, denn suchen würde Jen sie in dem riesigen Haus nicht. Für was gab es Telefone... Schnaufend griff sie an ihren Nacken und versuchte die Kette achtsam zu lösen. Das Teil jedoch blieb hier. Sie glaubte dem Verrückten zwar nicht, aber bis die Sache nicht geklärt war, würde sie das Halsband nicht tragen. Es ging ums Prinzip. Sie war vielleicht oft naiv, ängstlich und auch übertrieb sie gerne einmal aber verarschen ließ sie sich nicht. Katlin hatte ihr erzählt sie vermisse ihre Tochter und sollte das nur eine Lüge gewesen sein, würde sie nicht mehr nur zu allem nicken. In dem Bezug verstand sie keinen Spaß.

„Wieso geht das nicht auf...“, murrte die Kato leise und verlor nach ein paar versuchen später die Geduld. So wie bereits Rika vor ihr riss sie das Geschmeide von ihrem Hals und ließ es grob auf die weiche Matratze fallen. Erst jetzt bemerkte sie etwas, was ich zuvor entgangen war. Unschlüssig musterte sie das kleine Buch, das unberührt auf der Decke lag. Eigentlich tat man so etwas nicht aber irgendetwas in ihr ließ sie das Büchlein in die Hand nehmen. Von selbst schlug sie die ersten Seiten auf, von Neugierde getrieben ignorierte sie ihr schlechtes Gewissen und fing an zu lesen.
 

Ich habe das Haus meiner Träume gefunden, groß, kunstvoll verziert und lichtdurchflutet. Mir ist bewusst das Haruo und ich weit von unserer Heimat entfernt sind aber das macht mir nichts aus. Rumänien ist ein prachtvolles Land, weite Wälder, wunderschöne Städte und dieses Anwesen. Mehr brauche ich nicht und mehr will ich auch nicht. Es hat lange gedauert, bis ich meinen Mann davon überzeugen konnte, hier zu bleiben und nicht zurück nach Japan zu fliegen. Doch letztendlich konnte er selbst nicht mehr leugnen, dass es ihm hier gefiel. Hier werde ich alt werden, das weiß ich.
 

Blinzelnd hob Jen ihren Kopf. Katlins Tagebuch... Sie wusste es gehörte sich nicht geheime Gedanken andere zu durchforsten aber ehe sie sich versah hatte die junge Frau bereits eine andere Stelle in dem Buch aufgeschlagen.
 

Es erstaunt mich immer mehr, wie viel man in den verschiedenen Kammern findet. Ich habe uralte Bücher gefunden, Aufzeichnungen, ja sogar die Geschichte von Livian Damir und Violette Larin Rebreanu habe ich gefunden. Den Menschen, die dieses wundervolle Gebäude erbauten und darin ihren Lebensabend verbrachten. Ich bin glücklich, mein Leben scheint endlich einen Sinn gefunden zu haben und schon sehr bald wird das Lachen meines Kindes zu hören sein. Ein Mädchen wird es, sagte mir der Arzt. Mie soll sie heißen, ja das wird ihr Name sein.
 

Sie musste unbedingt aufhören zu lesen, sie las gerade das Leben von Takatos Großmutter, was nicht nur dreist, sondern auch unangebracht war. Sachte setzte sich die junge Frau auf das Bett, wie sie bereits um einige Seiten weiter nach vorne blätterte.
 

Ich weiß nicht was mit mir passiert, doch dieses Haus macht mir von Stunde zu Stunde mehr Angst. Nie litt ich an Hysterie oder gar Nervenschwäche aber je mehr ich in den alten Schriften lese und das Leid Violette erlebe, desto schlimmer wird es. Meine schöne Tochter schläft keine Nacht mehr durch und auch am Tage weint sie bitterliche Tränen. Mein Mann wird von Woche zu Woche merkwürdiger, keine schmeichelhaften Komplimente huschen ihm mehr über die Lippen und keine zärtlichen Berührungen spüre ich mehr von ihm. Im Gegenteil, grob fasst er mich an und meinen Namen schreit er nur noch. Den Namen, den er immer geliebt hatte.
 

Ohne zu realisieren was sie tat, schlug Jen die nächsten Seiten auf.
 

Mein ganzes Leben zersplittert, wie es der Spiegel in unserem Schlafzimmer tat, als Haruos Faust ihn zerschlug. Gewalt und Vehemenz regieren mein Dasein, seit ich meine Mie zu meinen Eltern schicken musste. Es tat mir so leid, doch fürchte ich meinen Mann jede Stunde mehr. Er zerschlägt Sachen, brüllt ohne Grund und beleidigt mich. Beleidigungen, die mittlerweile auch auf unser Kind übergehen und so schickte ich sie weg. Denn ich kann damit umgehen, das unschuldige Wesen nicht.
 

Schluckend hielt die Kato inne, ehe sie die nächsten Einträge in dem kleinen Buch suchte.
 

Ich habe nie an Übernatürliches oder gar Geister geglaubt. Die Menschen, die mir solch Geschichten erzählt haben, habe ich ausgelacht und sie für verrückt gehalten. Doch langsam zweifel ich daran. Der Butler erzählt immer mehr Geschichten und je länger, wie hier sind, desto seltsamer wird er. Sein Herr kommt, murmelt er immer. Dass er nicht meinen Mann meint, das weiß ich.
 

Jen schloss einen Augenblick ihre Augen bevor sie kopfschüttelnd und tief durchatmend weiter Katlins erloschenen Worten folgte.
 

Mein Mann ist tot. Einfach so. Ich bin mit Redkliff in die Stadt gefahren um unseren Vorrat aufzufüllen, und als wir wieder kamen, da hing er dort. Bleich war sein Gesicht und seine Augen waren leer und grau. Die rote Färbung um seinen Hals dort, wo das Seil ihm die Luft abschnürte, hob sich grotesk von seiner Haut ab. Die Polizei durchsucht das ganze Anwesen, doch würden sie nichts finden, es gab keinen Abschiedsbrief und keine Hinweise was wirklich passiert was. Nur ich weiß es und der Butler. Liebevolle Küsse hat er mir einen Abend zuvor geschenkt, hatte seit Monaten wieder geflüstert das er mich liebe und in seiner Betrunkenheit meinte Haruo, er würde ihn bald holen. Ich habe ihn weggeschickt, weil ich seinen Alkoholgeruch nicht ertragen konnte. Ich habe ihn weggeschickt, ohne bedacht. Warum nur, kann ich nicht aufhören zu weinen?
 

„Gott...“, flüsterte sie sich leise zu und spürte, wie ihre Augen glasig wurden.
 

Meine Tochter schreibt mir Briefe, voller Freude und Glück sind sie. Sie erzählt mir von ihren Freunden und ihren Abenteuern, doch egal wie sehr ich mich bemühe, freuen kann ich mich nicht. Nur wenn sie einmal mehr schreibt, das sie mich vermisse fange ich wieder an zu Weinen aber ich weiß es nützt mir nichts. Er lässt mich nicht gehen, doch töten tut er mich auch nicht. Ich habe ihn in so vielen Formen gesehen und nichts schien ihn aufzuhalten. Immer wenn mir einmal mehr die Tränen kamen oder ich voller seelischer schmerzen schrie hörte ich ihn lachen. Ich weiß das Livian Damir Rebreanu meinen tot bedeutet genau, wie er der Untergang von Violette war.
 

Die Tür war es die Jen aufschrecken ließ, als diese sich leise öffnete.

„Hier bist...“ Takato verstummte, als er beobachtete, wie seine Freundin ihm mit feuchten Augen entgegen blickte und sich bereits die ersten Tränen lösten.

„Jen was ist passiert?“ Eilig schritt er an ihre Seite, doch brachte sie kein Wort über ihre Lippen nur das Buch, das sie in der Hand hielt, reichte sie ihm. Zögernd nahm er es entgegen und folgte ihrer stummen Bitte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-05-16T20:34:40+00:00 16.05.2009 22:34
Wow,kaum ist man mal ein paar Tage nicht online (scheiß Abschlussprüfungen ~.~) gleich so viele neue Kapitel,aber das freut mich ^^
Also gut,erstmal zu diesem hier: Ich stimme kizuna16 zu,teilweise stockt einem vor Spannung echt der Atem
Also Spannung in eine Geschichte bringen kannst du wirklich gut ^^
Und das mit dem Tagebuch war eine gute Idee,bringt ein bisschen Licht in die ganze Sache
Von:  kizuna16
2009-05-13T16:21:51+00:00 13.05.2009 18:21
gott ich hab zwischenzeitlich aufgehört zu atmen....deine story ist der hammer!!!
nur das mit dem balken konnt ich mir nicht so gut vorstellen....wie genau lief das da jetzt ab?
erst dachte ich der sei von oben gekommen, halt auf den typen drauf, aber dann ist der ja um rika geschwungen und das hat mich dann total verwirrt....
aber ansonsten war das kapitel super....ich bin voll gespannt wer oder was diese kreatur ist und was es mit ihr auf sich hat.
und vorallem was genau rika und jen damit zu tun haben, und welchen freunden rika nicht vertrauen soll.....
fragen über fragen
ich freu mich auf das nächste kapitel!!!

kizuna xxx
Von: abgemeldet
2009-05-13T15:15:52+00:00 13.05.2009 17:15
danke für die nachricht
das kapitel ist echt gut und ich freu mich wenns weiter geht :)
lg .
:))
Von:  Bunny94
2009-05-13T13:22:46+00:00 13.05.2009 15:22
echt cool
und ich glaube das alle es weiter kesen wollen
und warum schreibe schnell weiter und hoffentlich
ist es bald fertig damit man schnell weiter lesen kann


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