Haus des Schreckens von Astre (Ryoki /Kapitel 6 überarbeitet) ================================================================================ Prolog: Rumänien ---------------- Prolog Rumänien Blitze erhellten die schwarze stürmische Nacht und der Donner hallte lärmend durch das Flugzeug, ließ es erzittern. Der Wind tobte und der Regen schlug geräuschvoll gegen die Fenster. Jen schrie panisch auf, als das Licht ausfiel. Ihre zarten Finger krallten sich in den Arm ihrer Sitznachbarin, die leidig aufseufzte. „Jen bitte, du brichst mir den Arm“, keuchte Rika, als der Griff noch verstärkt wurde. Das Gesicht verziehend legte sie ihre Hand auf die der jungen panikfüllten Frau. Das war ja abartig, welche Kraft Jen entwickelte, wenn sie Angst hatte... „Jen.“ Das Licht ging wieder an und die Genannte ließ zögernd los. Schuldbewusst sah sie auf. „Tut mir Leid.“ „Kein Problem“, presste sie heraus und strich sich über die rot gefärbte Haut. „Ich hoffe, wir sind bald da.“ Ja, das hoffte sie auch. Ihr Arm schmerzte höllisch, sie hatte Kopfschmerzen und war müde. Wieso hatte sie zugesagt, sie könnte in diesem Moment daheim gemütlich auf der Couch liegen und entspannen aber nein, sie musste ja mitkommen. Urlaub, hatte Takato gesagt, würde sicher lustig werden und seine Großmutter würde sich ja so freuen, meinte er noch dazu... Von dem allem sah sie momentan nichts, überhaupt nichts. Eine Durchsage erklang, die verkündete, dass sie in wenigen Minuten zur Landung ansetzten. „Gott sei Dank!“, stieß Jen aus. Der Blechvogel erbebte erneut und erst, als er vollkommen zum Stillstand gebracht wurde, entspannte sich Rika. Sie konnte von Glück reden, das sie ihren Arm noch rechtzeitig weggezogen hatte... Jens Finger waren bereits weiß angelaufen und ihre Fingernägel bohrten sich unnachgiebig in die Lehne ihres Stuhles. „Jen wir sind da.“ Die Angesprochene öffnete ihre Augen und atmete erleichtert aus. Sich streckend stand Rika auf, seufzend fuhr sie sich durch die offenen Haare. So einen scheiß Flug hatte sie seit langem nicht mehr gehabt. „Na ihr beiden, habt ihr einen guten Flug gehabt?“ Wenn Blicke töten könnten, wäre Kazu in dem Moment von beiden Frauen qualvoll umgebracht worden. Der junge Mann wich automatisch etwas in den Gang zurück, woher er gekommen war und hob beschwichtigend die Hände. Gähnend hielt sich die junge Frau eine Hand vor den Mund und zog ihren Koffer hinter sich her. Seit mehr als 10 Minuten liefen sie nun bereits durch den Flughafen und langsam fragte sie sich wirklich, ob Takato überhaupt wusste, wohin er ging. „Müde?“ Ryo musterte sie von der Seite her. „Sieht so aus oder?!“, schnaufte sie. Ihre Stimmung war so gut wie auf dem Nullpunkt angelangt, sie wollte nur noch hier raus und in ein Bett, mehr nicht. Seine Hand berührte die ihre, als er ihr kurzerhand den Koffer abnahm. „Hey was -“ Ryo unterbrach sie schmunzelnd. „Ich nehm schon.“ Erneut schnaufte sie laut aus. Soll er doch tun, was er wollte, sie hatte jetzt absolut keine Lust, mit ihm zu diskutieren. Ihre Augen schweiften zu einem der Schilder hinauf. Ausgang stand dort in großen Buchstaben auf Rumänisch und Takato war gerade dabei, daran vorbei zu laufen... Sie blieb stehen, was auch die anderen veranlasste, es ihr gleich zu tun. „Weißt du überhaupt wohin wir müssen?“, zischte sie leise und drohend. „Ich denke schon. Ich hab mir das Wort für Ausgang aufgeschrieben.“ Demonstrativ hob Takato den weißen Zettel in die Luft. „Und wieso laufen wir gerade daran vorbei?“ An Kazu vorbeigehend nahm sie dem Tamer das Papier ab und warf einen Blick darauf.“ Schön säuberlich stand die Adresse seiner Großmutter darauf und daneben einige Wörter. „Da schau, da steht das Wort für Ausgang.“ Er zeigte mit dem Finger darauf und Rika hob eine Augenbraue. „Da steht Eingang, du Idiot!“ „Echt?“ Sah sie aus, als ob sie Scherze machte? Nein! Einen bissigen Kommentar runterschluckend drehte sie sich um und lief in die andere Richtung. Die Anderen kamen ihr hinterer und es war Kazu, der die Stille unterbrach. „Woher kannst du eigentlich Rumänisch?“ „Vater“, antwortete sie einsilbig. Ja, ihrem Erzeuger hatte sie es zu verdanken, dass sie diese elende Sprache konnte. Er hatte einen Narren an diesem beschissenen Land gefressen und hatte natürlich auch erwartet, dass sie es ihm gleich tat. Doch genau das Gegenteil war der Fall, sie mochte dieses Land nicht, man musste immer und überall aufpassen. Die Mentalität war anderes, härter, als die in Japan. Es gab keine Mittelschicht, entweder man war reich und wohlhabend oder arm und kurz vor dem Verhungern. Sie war im Sommer oft hier gewesen, es gab durchaus schöne Momente, doch die schlechten überwogen... Es regnete in Strömen und es sah auch nicht danach aus, dass es in nächster Zeit aufhören würde. Das war einer der Gründe, warum sie Rumänien nicht mochte, zu viel Regen... Ihr Blick schweifte auf den Zettel in ihrer Hand, bevor sie hinaus ging und eins der Taxis heranwinkte. „Wohin soll es gehen, schöne Dame?“, fragte der Fahrer sie lächelnd auf Rumänisch und verstaute das Gepäck in dem Kofferraum. Rika gab ihm den Zettel, als sie einstiegen. „Zu der Adresse müssen wir.“ Er warf einen kurzen Blick darauf, bevor er ihn ihr zurückgab. „Sind sie sicher?“, meinte er, während er den Motor startete. Rika bejahte seufzend und blickte aus dem Fenster. „Wenn ich mir etwas erlauben darf, fahren sie woanders hin.“ Blinzelnd wandte sie sich dem Mann zu. Was sollte das denn jetzt? Die junge Frau ignorierte die anderen, die dem Gespräch aufmerksam folgten, obwohl sie kein Wort verstanden. „Warum?“ „Nun es ist ein recht altes Anwesen und den Gerüchten nach soll ein böser Geist dort leben.“ Belustigt hob sie die Augenbrauen. „Sagen sie bloß, dass sie abergläubisch sind.“ Er lachte rau auf und bog ab, beschleunigte. „Nein eigentlich nicht. Doch dieses Haus steht unter keinem guten Stern. Es ist sehr abgelegen, grenzt an den Karpaten an.“ Sie schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Glauben sie nicht, dass man sich dann eher um wilde Bären oder Wölfe Sorgen machen müsste?“ „Das auch, ja, aber bei allen Scherzen. Mir behagt es nicht, eine schöne Frau wie sie und deren Freunde dorthin zu fahren.“ Sie seufzte und sah abermals aus dem Fenster, in die dunkle Nacht hinaus, bevor sie ihm antwortete. „Dann tut es mir Leid, das sie uns dennoch dorthin bringen müssen.“ Das konnte ja heiter werden, wenn solche Gerüchte im Umlauf waren. Ein Anwesen, das an die Wälder gebaut war, war selten und nicht gerade sehr einladend. Sie verspürte absolut kein Verlangen danach, einem Braunbären gegenüber zu stehen. Jen beugte sich nach vorne. „Rika? Über was habt ihr euch unterhalten?“ Sie winkte ab. „Nichts von Belang.“ Sie würde sich hüten, auch nur ein Wort in der Nähe von Jen zu sagen. Nur zu gut wusste sie, wie sehr die junge Frau auf so etwas ansprang. Dummer Aberglaube... Eine Stunde war vergangen und Rika unterdrückte einen unwohlen Laut. Sie fuhren durch die dicht bewachsenen Wälder, die Straße wurde immer schlechter befahrbar und zu allem Überfluss ließ der Regen nicht nach. „Schöne Dame, wir werden in Kürze an einem großen Tor ankommen. Ich werde nicht weiter hineinfahren, es tut mir Leid.“ „Sind es die wilden Tiere oder der angebliche Geist, der uns da raus schickt?“ Der Wagen hielt und noch unbehaglicher betrachtete sie das mächtige Eisentor, das sich vor ihnen auftat. Er antwortete nicht auf ihre Frage. „Bitte kommen sie wieder mit in die Stadt, ich würde ihnen ein schönes Hotel heraussuchen oder ihnen für eine Nacht bei mir Unterschlupf gewähren.“ Sie schüttelte den Kopf und stieg trotz des Unwetters aus. Ryo war der Erste, der es ihr nachmachte. „Was ist denn?“ „Ab hier laufen wir zum Haus.“ Ihr Blick schweifte durch die Bäume hindurch, bevor sie hinzusetzte: „ Er kann nicht weiter rein fahren.“ Sie hasste Rumänien, diese Wälder konnten sogar ihr Angst einjagen... Das Tor ging knarrend auf und gab den Weg ins Innere frei. Der Fahrer half den jungen Männern, die Koffer heraus zu heben und wandte sich Rika zu. „Ich lege es ihnen noch einmal nahe, wieder mit zu kommen.“ Sie strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. „Nein aber trotzdem Danke.“ Aus ihrer Hosentasche zog sie ein paar Geldscheine, doch der Mann wehrte ab, schloss seine Hand auf die ihre. „Hier ist niemand und kein Mensch kommt diesem Gelände zu nah. Es gibt keinen Empfang und zu der nächsten Stadt sind es mehrere Kilometer durch die Karpaten, ich hoffe sie wissen, was sie tun.“ Er drückte etwas zu. Eine Geste des Abschieds. „Passen sie gut auf sich und ihre Freunde auf. Es war mir eine Ehre, schöne Frau.“ Der Fahrer ließ sie los, nickte ihnen allen noch einmal zu. Einen aberwitzigen Moment war sie versucht, wieder in das Auto zu steigen und das Angebot anzunehmen. Die Reifen gingen etwas durch, als der Rückwärtsgang eingelegt wurde. Sie schüttelte den Kopf. Sie hasste Rumänien! Ohne einen Kommentar oder auf die neugierigen Fragen einzugehen, ging sie an ihren Freunden vorbei auf das Gelände. „Rika.“ Ryo beugte sich im Gehen zu ihr hinunter, leise, sodass die anderen es nicht hören konnten, sprach er weiter: „Du kannst mir nicht erzählen das ihr über nichts Wichtiges geredet habt, der Mann sah nicht gerade glücklich aus.“ „Es war aber nichts Weltbewegendes... Lediglich eine Einladung zum Essen.“, meinte sie, vermied es aber, ihn anzusehen. Sollte er das glauben, bevor sie von Geistern und sonstigem Aberglauben anfing. Ryo schnaufte missbilligend aus, sagte jedoch nichts mehr. Wie es den Anschein hatte, glaubte er ihr und bei dem Haus, das sich gerade vor ihnen erstreckte, war das auch gut so. Ungeachtet dessen, das der Regen sie und die anderen bis auf die Knochen durchnässt hatte, verlangsamte sie ihr Tempo instinktiv. „Ist das groß“, hörte sie Kazu von hinten rufen. Einem Schloss ähnlicher als einem Haus. Rissige Anbauten ragten in den dunklen Himmel hinauf und der Wind pfiff laut durch die Spalten. Das Bild, das sie vor ihren Augen hatte, war alles andere als einladend, eher das Gegenteil war der Fall. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)