Zum Inhalt der Seite

Na und!?

+ Hot One inbegriffen ;-)!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

5

In seiner Heimat jedoch bleibt Rene nicht ohne Erfolg. Mittlerweile hat er herausgefunden, dass sein Onkel ihm den Flug bezahlt hat und er nach New York ging. Doch weshalb der Junge dort rüber ist und wieso er nichts gesagt hat, ist Matze weiterhin unklar. Leon ist unterdessen schon ein paar Tage zurück und findet es überhaupt nicht toll, dass der Junge seine Miete jetzt nicht bezahlen kann. Doch ansonsten hat er sich nur in dem ersten Moment darüber geärgert, dass der Kleine abgehauen ist. Dann war es ihm ziemlich egal, denn er hat ja Rene, bei dem er sich austoben kann. Dieser wieder rum hofft immer noch, dass Mike bald wieder zurückkommt und spielt das Spiel mit Leon deshalb nur ungern weiter. Aber wenn der Kleine doch zurück kommt und Leon dann aus Frust alles ausplaudert ist das auch ein Problem. Jedes mal jedoch, wenn Rene bei Leon ist und dieser sich wieder an ihm ergötzt, kann Matze nur an den Jungen denken, dessen Wohnung doch gleich nebenan ist. So leer und verlassen und doch so, als würde er jeden Moment die Tür wieder öffnen und ihn anlächeln. Wenn Matze nach diesen Besuchen dann wieder daheim ist, sitzt er betrübt am Fenster und bewundert sie Stadt bei Nacht. So lange, bis er fast im Sitzen einschläft, weil er vor seinen Träumen angst hat. Dort taucht Mike ständig auf und verlässt ihn immer wieder. Matze ist wirklich verzweifelt und Claudia auch. Rene hat ihr verboten dem Chef etwas zu erzählen. Bei müsste dieser darüber eigentlich sofort informiert werden. Frau Mauer jagt es jetzt schon einen Schauer über den Rücken, wenn sie in zwei Tagen wieder bei ihm antanzen müssen. Sie würde ihren Job riskieren. Was soll sie dann tun? Sie will keine andere Arbeit. Aber sie möchte Rene auch nicht hintergehen. Das ist echt eine schwere Entscheidung.

Claudia blickt eben zu Matze hinüber, der zwar anwesend tut und in den Fernseher starrt, doch sie weiß es besser. Rene ist mit seinen Gedanken wiedereinmal bei dem Jungen. Und wenn nicht bei ihm, dann bei seinem Exfreund, den er nicht von der Backe bekommt. Claudia starrt auf ihre Armbanduhr. Es ist kurz nach zwei und der Film, den sie eigentlich gucken wollten, ist schon längst vorbei.

„Willst du nicht langsam ins Bett? Ich mach dann auch nach hause.“ meint seine Kollegin und schubst ihn leicht an, damit er aus seinen Träumen erwacht.

Rene sieht sie etwas leicht erschrocken an, schüttelt dann aber den Kopf, „ach nein, ich bin noch nicht müde. Wollen wir eine DVD ansehen?“ hakt er fröhlich tuend nach und steht auf.

Er geht zu seinem DVD-Schrank und sucht nach ein paar Filmen, die er Claudi unter die Nase hält. Diese seufzt schwer, als sie all die Dinger in den Händen hält. Rene will eben in seinen zweiten DVD-Schrank gehen, als sie ihn davon abhält.

„Was hältst du von dem Film?“ fragt sie nach und zeigt auf einen Film, der eine Komödie herbergt.

„Gerne.“ nickt dieser und eilt kurz in die Küche, um die vierte Flasche Weißwein zu holen.

Claudia hat ihr Glas noch nicht einmal halb entleert, doch er füllt es gleich wieder mit auf. So bekommt sie das Zeug doch nie leer, was ihr ohnehin nicht schmeckt. Sie würde lieber einen „fruchtigen Engel“ trinken, ein süßeres Getränk als dieses hier, mit weniger Alkohol.

Rene wirft den Film ohne Wiederworte ein und trinkt dann einen Schluck gleich aus der Flasche. Er hat schon einen rötlichen Schimmer auf den Wangen, von dem ganzen Alkohol. Danach setzt er sich wieder neben seine Kollegin und sieht mit ihr den Film an. Claudia bekommt von dem Film nicht mehr viel mit. Sie ist in ihren eigenen Gedanken vertieft. Erst als Matze sich plötzlich gegen sie anlehnt, schreckt sie aus diesen hoch. Er trinkt nebenbei immer wieder einen Schluck aus der Flasche, als würde er seine Lageveränderung kaum bemerkt haben. Claudia wieder rum weiß nicht recht, wie sie sich verhalten soll. Deshalb sitzt sie etwas steif da. Die Berührung tut ihr schon gut, aber irgendetwas stimmt an der Situation nicht. Sie kann sich nur nicht erklären was. Matze setzt mit einem Mal die Flasche auf dem Tisch ab und richtet sich wieder auf. Claudi hält den Atem an, als er sich plötzlich zu ihr vorbeugt. Sie ist so erschrocken darüber, dass sie mit einem mal seine Lippen auf ihren spürt, das sie sich nicht wehrt. Rene drückt sie vorsichtig auf das Sofa nieder, während er weiter küsst. Mit seiner Zunge bittet er bereits um Einlass, den seine Kollegin ihm ohne weiteres gewehrt. Sie ist mit der Situation vielleicht nicht unzufrieden, aber auch etwas überfordert. Was soll das? Wieso tut Matze das? Sucht er vielleicht nur Trost? Claudia tippt schon darauf, aber sie ist ungern eine Ersatzlösung. Dafür hat er immerhin noch Leon. Oder ist dieser nicht daheim? Claudia will Rene eben wegstoßen, als dieser ihr unter das Top fährt und ihre Brüste beginnt zu massieren. Sie weiß gar nicht, wie ihr geschieht. Da ihr Mund nicht zum Sprechen frei ist und Rene über ihr liegt, hat sie keine Chance sich zu wehren. Frau Mauer bemerkt, wie er mit seiner anderen Hand ihr über die enganliegende Hose streift. Claudi erschrickt zugleich, als Rene dann noch weitergeht und ihr unter die Hose gehen möchte. Energisch will sie sich aufrichten, doch Matze drückt sie wieder nach unten und beendet dafür aber erst einmal das Küssen.

„Möchtest du nicht?“ wundert sich Rene.

„Das, das Matze geht so nicht.“ versucht Claudi wieder etwas klar zu denken, „du kannst nicht erwarten, dass sich jeder von dir flachlegen lässt, nur weil du es gerade möchtest.“

Matze sieht sie neugierig an, während er mit seiner Hand weiter in die Hose hineinfährt und auch unter den Tanga fährt. Claudi wird bei diesen Berührungen sehr warm, doch sie würde hier nicht klein beigeben.

„Rene, wir sind Kollegen und ich, ich will nichts von dir.“ antwortet sie eisern, während Matze jedoch schon beginnt mit seinem Finger an ihrem Kitzler herumzuspielen.

„Denkst du, ich nehm dir das wirklich ab? Ich habe bemerkt, dass du dich nach mir sehnst. Wieso also, sollten wir es nicht miteinander versuchen?“ Rene fährt unterdessen schon mit einem Finger in sie hinein und bewegt ihn gleichmäßig.

Claudia errötet dabei, aber ihr wird auch zugleich bewusst, dass sie wirklich nur eine Ersatzlösung ist und Rene den Jungen liebt. Dabei kommt ihr der Gedanke aber auch, dass sie ihren Kollegen so sicher von dem Jungen ablenken könnte, doch sie war in diesem Moment auch etwas zu stolz, als eine Notlösung zu sein.

„Nein, Rene, ich will das nicht. Lass es sein und geh doch zu deinem Leon. Der kann es mit dir kaum erwarten.“ meint sie eisern und blickt ihn streng an, was ihn wiederum aber kaum beirrt.

Der lächelt sie nur kurz an und massiert ihren Kitzler weiter, während er zugleich versucht sie erneut zu küssen. Claudia kann sich ein Stöhnen kaum verkneifen und Matze erfreut es, dass sie erregt ist. Seine Bewegungen werden immer energischer und Frau Mauer weiß bald nicht mehr, ob sie es nun doch will oder nicht. Nein, sie will es nicht! Entschlossen versucht sie sich nicht weiter willenlos ihm hinzugeben und windet sich unter ihm. Dieser versucht die Reaktion schon, will aber nicht nachlassen. Bis jetzt hat er jede und jeden bekommen, er musste diese Personen nur lang genug reizen. Und seine Kollegin, da ist er sich sehr sicher, sehnt sich schon länger nach ihm. Nur hat er es bis jetzt immer versucht zu ignorieren oder sie etwas damit zu ärgern. Rene will eben ihre Hose öffnen, als ein Telefon klingelt. Erschrocken über dieses Geräusch passt er einen Moment nicht auf. Diese Chance nutzt Claudia und drückt ihn mit aller Kraft von sich herunter. Er fällt dabei auf den Teppich, tut sich aber nichts.

„Ich sagte, du sollst es lassen.“ fährt sie ihn an und geht an ihr Handy, das immer noch lauthals klingelt.

Als sie den Namen des Anrufers liest verschwindet ihre leichte Erregung sofort wieder.

„Hallo hier Mauer?“ fragt sie vorsichtig nach.

„Was denken sie sich eigentlich, sich nicht zu melden?“ schreit Herr Klein sie voll, „ihr Kollege hält wohl auch nichts mehr davon sein Handy anzuschalten?“

„Herr Klein, ich bin sicher, dass er nicht mit Absicht sein Handy ausgeschaltet hat.“ versucht sie den Vorgesetzten wieder etwas runter zuholen.

„Selbst wenn nicht, ist es noch lange kein Grund uns Informationen zu enthalten. Was denken sie sich eigentlich beide? Ich habe heute zufällig erfahren, dass der Beschuldigte in New York untergetaucht ist. Wieso erfahre ich das nicht von ihnen?“ will Herr Klein erzürnt wissen.

Claudia atmet leise tief durch und will eben wieder zum Sprechen ansetzen, als Rene ihr das Handy aus der Hand entreist.

„Herr Klein, es tut uns wirklich leid, dass wir ihnen dies nicht mitgeteilt haben. Aber Frau Mauer trifft keine Schuld. Ich hatte es ihr verboten, ihnen etwas zu sagen, solange wir Herrn Koyas direkten Aufenthaltsort nicht wissen. Nur leider haben wir ihn bis jetzt noch nicht herausfinden können.“

„Das ist auch kein Wunder. Der Onkel des Jungen wird ihnen diese Informationen sicher nicht zukommen lassen. Dafür geht es ihm um zu viel.“ antwortet ihr Vorgesetzter.

„Wovon sprechen sie?“ wundert sich Matze.

„Na von der Sache mit den verunglückten Eltern, die in einer Organisation namens „Rock“ gearbeitet haben. Ihr Tod war doch wahrscheinlich kein Unfall. Der Onkel, so wie der Sohn sind doch deshalb schon mehrere Jahre auf der Suche nach Antworten.“ meint Herr Klein genervt, „haben Sie überhaupt mal einen Blick in seine Akte geworfen?“

Matze schweigt betreten. Das mit den Eltern des Jungen hat er wirklich nicht gewusst. Doch was ist das für eine eigenartige Organisation namens „Rock“?

„An ihrem Schweigen merke ich, dass ich recht habe.“ murrt der Vorgesetzte, „ich werde sie wohl von diesem Fall abziehen müssen. In den Sachen von New York dürfen wir uns nicht einmischen. Ich werde den Kollegen dort eine Nachricht zukommen lassen. Aber wie ich sie kenne, werden die dort vor einen halben Jahr mit keinen Nachforschungen anfangen. Das heißt für uns, falls es wirklich so war, dass wir den Diamanten nicht wiedersehen werden. Darüber wird man sich nicht gerade freuen.“

Herr Matzke schluckt. Stimmt, für New York sind sie nicht zuständig. Er würde den Kleinen also wahrscheinlich nicht wiedersehen, wenn Herr Klein ihn jetzt mit einem Auftrag beauftragen würde, der wieder in einer ganz anderen Stadt liegt. Claudia sieht ihren Kollegen nur bedrückt an. Also hat Matze endlich das erzählt bekommen, was sie ihm ständig sagen wollte. Aber wenn dieser Dickschädel es nie hören wollte?

„Sie packen bitte bis morgen Mittag ihre Sachen wieder zusammen. Ihr nächster Auftrag ist in Frankreich. Dort werden sie bei der Polizei über alles informiert werden. Alle wichtigen Kleinigkeiten sende ich ihnen morgen per Fax noch rasch zu.“ meint Herr Klein wieder etwas ruhiger.

„Frankreich? Aber von da kamen wir doch letztens erst.“ wundert sich Matze, der seine Erschütterung versucht zu überspielen.

„Ja, es handelt sich dieses Mal um eine längere Sache. Aber wie gesagt, den Rest erfahren sie morgen. Schlafen sie erholsam weiter.“ erwidert der Vorgesetzte und legt genervt aus.

Er scheint wirklich rund um die Uhr zu arbeiten, wenn er selbst kurz vor um drei Nachts anruft. Matze legt sein Handy aus der Hand und wendet sich Claudia zu.

„Was hat es mit dieser Organisation „Rock“ auf sich?“ möchte er von ihr wissen.

Frau Mauer blickt kurz zur Seite, während sie antwortet, „ist das denn jetzt noch wichtig? Du wirst den Jungen ohnehin nicht wiedersehen. Vergesse ihn einfach und konzentriere dich auf dein nächstes Ziel.“

Rene schaut sie erst aus einem wütenden Blick, dann jedoch eher aus beglommenen Augen an, „vielleicht hast du recht.“

Dann schweigen sich beide an. Frau Mauer verlässt ohne ein weiteres Wort die Wohnung und fährt zu sich. Zu ihrer Wohnung, die sie bis morgen Mittag auch wieder räumen muss. Irgendwie hat sie sich gewünscht, dass dies passieren würde, aber das Rene sich jetzt so schlecht fühlt, wollte sie nicht. Doch wahrscheinlich würde er sich bald neu verlieben und den Jungen bald vergessen haben. Zumindest hofft sie das innig. Außerdem können beide froh sein, dass der Chef sie nicht rausgeworfen hat.
 

Anderthalb Monate später steht Mike eines Abends wieder hinter der Bar. In einer halben Stunde hat er endlich Schluss. Endlich kann er wieder in sein Bett. Endlich könnte er ruhig einschlafen und sich ausruhen. Schnurri wartet sicher auch schon auf ihn. Sein Onkel hatte sie ihm zwei Tage später nachgeschickt, mit einem sicheren Verkehr, damit dem Tier auch nichts passiert. Am Anfang musste sie sich an die neue Umgebung schon gewöhnen, doch es ging schneller als erwartet. Mario wendet sich eben ihm zu, als er zwei leere Gläser bringt.

„Kannst du den beiden dort hinten bitte unseren besten Sekt bringen? Sie haben etwas zu feiern, wie ich mitbekommen habe.“ lächelt Mario und weißt auf zwei Männer, der eine etwas dicklich, der andere schlaksig und einen Vollbart.

Beide tragen Brillen mit rötlichen Schimmer.

„Geht schon klar.“ nickt Mike und macht zwei Gläser fertig, die er sofort beiden serviert.

„Danke dir mein Junge.“ lächelt der Vollbartmann und hebt sein Glas zum Anstoßen an.

Sein Freund tut es ihm gleich und zupft sich vorher noch rasch seine weiße Krawatte zurecht. Die beiden machen auf Mike keinen besonders schönen Eindruck, aber er kann auch nicht sagen woran das liegt.

„Auf die Zusammenarbeit von „Brown“ und „Rock“.“ meint der Dickliche und stößt mit dem anderen an.

Mike war eben auf dem Rückweg, als ihm die Worte in den Ohren klingen. „Brown“ und „Rock“. Hat er das richtig verstanden? Nach über einem Monat hier arbeiten hat er endlich einen Anhaltspunkt gefunden. Er kann es kaum glauben. Er könnte vor Freude weinen, doch dazu ist keine Zeit. Er muss mehr über diese beiden Männer in Erfahrung bringen.

Eilig läuft er zu Mario, damit die Männer nichts merken. Er stellt das leere Tablett ab und hilft beim Abtrocknen.

„Was sind das eigentlich für Typen?“ hakt er neugierig an den Großen nach.

„Das sind Leute, mit denen du besser nie etwas zutun hast. Ich weiß auch nicht viel über sie, aber wie ich es vom Chef gesagt bekommen habe, wollen sie eine Zusammenarbeit starten.“

„Hängt denn Herr Saint da auch mit drin?“ wundert sich Mike, der damit seinen Chef meint.

„Na, ja richtig mit drin hängt er sicher nicht. Aber er hat früher etwas mit Herrn Geller zutun gehabt. Das ist der Mann mit dem Vollbart. Der andere heißt Herr Mertzer. Viel weiß ich von den beiden nicht. Sie kommen nur sehr, sehr selten hier her. Meist um neue Geschäfte oder Mitarbeiter anzuwerben.“ meint Mario etwas leiser.

„Und das tun die in einer, entschuldige meinen Ausdruck, Schwulenbar?“ wundert sich Mike.

„Ja, dass liegt an unserer anderen Kundschaft. Sie nehmen fast nur Männer bei sich auf, was auch immer sie da tun. Manche sagen, sie handeln mit Waffen, andere mit Drogen. Ich bin der Meinung, dass Herr Geller nur Drogen vertickt und Herr Mertzer nur Waffen. Wahrscheinlich wollen sie ihre krummen Geschäfte jetzt zusammenhauen.“ mutmaßt Mario, der eben bemerkt, dass sein Chef auf die Bar zukommt, „aber kein Wort zu unserem Chef.“

„Geht klar.“ meint Mike nickend und stellt die wieder trockenen Gläser an ihren Platz zurück.

Herr Saint kommt auf Mario zu und bestellt noch ein Glas des besten Sektes. Mario macht ein Glas fertig und mit dem vollen Glas geht ihr Chef jetzt auf die beiden Männer zu, über die sie die ganze Zeit gesprochen haben. Mike würde nur zu gern wissen, was sie da bereden, aber das wird er wohl kaum erfahren. Nachdem Herr Saint kurz einen Schluck der Flüssigkeit getrunken hat, dreht er sich plötzlich um und nickt zur Bar hin. Mike bekommt mit, dass Herr Geller interessiert zu ihm blickt. Der Siebzehnjährige wendet schnell den Blick von ihnen ab und wendet sich einem Kunden zu, der eben an die Bar rantritt.

„Einen Schnaps bitte für Tisch 32 und einen Feigling ebenfalls.“ meint der kleine Mann und verschwindet wieder.

Mike bereitet alles rasch zu und serviert die Sachen. Als er wieder zurückkommt, steht Herr Saint mit einem Mal vor ihm.

„Möchten Sie etwas?“ wundert sich Mike, der den Blick nicht recht deuten kann, mit dem sein Chef ihn beäugt.

„Du bringst bitte drei Gläser des besten Sektes an den Tisch sieben. Geht auf meine Rechnung.“ antwortet sein Chef und nickt wieder zu den beiden Männern hin.

Mike nickt eilig und bereitet alles zu. Als er wieder bei den Männern steht, bietet Herr Geller ihm plötzlich einen Stuhl an.

„Ähm danke, aber ich bin im Dienst.“ wundert sich der Junge und stellt die drei Gläser ab.

„Keine Angst, dein Chef hat nichts dagegen.“ lächelt Herr Mertzer.

Der Siebzehnjährige lässt sich auf einen Stuhl fallen und bekommt ein Glas zugeschoben, von dem Sekt. Irritiert nimmt er es an sich. Die beiden Männer prosten ihn zu und Mike bleibt wohl nichts anderes zutun, als es ihnen nachzutun. Nach einem kleinen Schluck setzt er das Glas wieder ab. Was wollen die beiden Männer von ihm? Mike befürchtet nichts Gutes.

„Also, du heißt also Mike?“ fragt Herr Mertzer interessiert nach.

„Äh ja.“ antwortet der Junge zurückhaltend.

„Hast du Lust dir etwas Geld dazu zuverdienen?“ will wiederum Herr Geller wissen.

Der Siebzehnjährige wittert mit einem Mal seine Chance. Die Typen zeigen Interesse an ihm. Dann könnte er doch endlich etwas über die Organisation „Rock“ herausfinden und was seine Eltern damit zutun hatten.

„Immer gern. Um was geht es?“ erkundigt er sich neugierig.

Herr Mertzer betrachtet ihn kurz nachdenklich und meint, „wir handeln mit ein paar anderen Dingen, als andere. Währst du bereit dort mitzuwirken?“

Mike versteht sofort wie das gemeint ist und nickt, „selbstverständlich. Geld kann ich immer gebrauchen, egal wie ich es mir verdiene.“

„Das ist gut.“ lacht Herr Geller fröhlich auf und prostet dem Jungen zu, daraufhin alle ihre Gläser rasch entleeren.

„Wie läuft das alles ab? Ab wann kann ich mitmachen?“ möchte der Siebzehnjährige keine Zeit verlieren.

„Alles zu seiner Zeit. Keine Eile. So schnell läuft das nicht.“ antwortet Herr Mertzer, der den Eifer etwas drosseln will.

„Äh, OK.“ entschuldigt sich der Kleine für seine Hektik.

„Wir müssen dich doch vorneweg testen, ob du unser auch würdig bist.“ lächelt Herr Geller, was Mike wiederum einen leichten Schauer über den Rücken jagt.

Was ist mit dem testen gemeint? Was muss er tun?

Herr Mertzer kramt aus seiner Hosentasche einen kleinen Zettel, wo eine Adresse draufsteht.

„Sei in drei Tagen um neun an diesem Ort. Aber ich warne dich vor. Wenn du den Test nicht bestehen solltest, dann wirst du kaum noch eine Chance für einen zweiten Versuch haben. Also überlege es dir gut. Sei da oder sei es nicht. Eine zweite Gelegenheit gibt es nicht.“ meint Herr Geller mit einer harten Stimme, die Mike wieder etwas ängstigt, was er nach außen hin aber nicht zeigt.

„OK, dann bis in drei Tagen.“ nickt Mike, der sich nach einem Nicken der beiden Männer erhebt und wieder zur Bar geht.

Ihm ist irgendwie beklommen zu mute. Dieser Test behagt ihn gar nicht und er hat das mit der zweiten Chance auch sofort verstanden. Wenn er diesen Test nicht besteht, dann würde er sterben. Mike hat bereits zugesagt und wird die Sache auch durchziehen. Fragt sich nur, ob er es auch überleben wird. Wenn alles gut geht, braucht er nicht einmal die Diamanten zuende suchen. Die Diamanten, die eine letzte Aufgabe und Bitte seiner Eltern herbergen. Fragt sich nur, wie ihm seine Fragen mit den Diamanten beantwortet werden soll. Die Tatsache, gleich direkt nach dem Unheil zusuchen, erscheint Mike jedoch viel sicherer, auch wenn er dabei sein Leben aufs Spiel setzen muss.

Eine Stunde später taucht er wieder im Hotel auf, wo Schnurri ihn schon sehnsüchtig erwartet. Sie hat Hunger und deshalb bekommt sie augenblicklich auch etwas. Obwohl Mike weiß, dass die Putzfrau die Katze schon mehr als genug extra füttert. Er streichelt die Katze kurz, bevor er ihr das Futter hinstellt. Dann setzt sich Mike auf das gemütliche Bett und denkt nach. Er hat seinem Onkel versprochen ihn sofort zu informieren, wenn etwas Neues geschehen ist. Doch wenn Mike den Unterton der Männer richtig gedeutet hat, wird er, sobald er in dieser Organisation ist, keine Gelegenheit dazu haben, mit irgendjemanden wieder Kontakt aufzunehmen. Er muss besser alle Kontakte trennen, damit diese nicht in Gefahr geraten. Aber das darf er aus Sicherheitsgründen nicht per Post machen. Also würde er sich morgen in den Flieger setzen und für einen letzten Tag nachhause zurückkehren.
 

Mike steht viele Stunden später wieder vor seiner Wohnungstür. Hier würde er nun alle noch nötigen Sachen holen, die ihm wichtig sind. Dann würde er das hier alles hinter sich lassen müssen. Seine Gedanken kreisen die ganze Zeit darum, was geschehen würde, wenn er Rene noch mal wiedersehen könnte oder Leon. Wie würden die beiden auf sein Auftauchen reagieren. All die Erinnerungen an beide würden hier bleiben müssen. Sein Herz fühlt sich sehr schwer an, als er die Haustür aufschließt und die wenigen Treppen zur ersten Etage hinaufläuft. Sein Gesicht versucht eisern keine Reaktion von Trauer zu zeigen. Leise schließt er seine Wohnungstür auf. Aus Leons Wohnung dringen Stimmen, aber Mike kann sie nicht deuten. Schnell schließt er die Tür wieder hinter sich. Hier ist er also wieder. Stockend läuft er in sein Schlafzimmer. Das Bettzeug ist von der Geschichte mit Leon immer noch so zerwühlt. Mike muss innerlich lächeln. Seine Gedanken greisen eben um Leon. Was er wohl macht? Ob er auf ihn gewartet hat? Doch was sind das dann für Stimmen aus seiner Wohnung? Mike will es in diesem Moment besser gar nicht wissen. Aber was ist, wenn es Rene ist, der bei ihm ist? Dann würden die Geräusche durchaus einen Sinn ergeben. Mike will besser gar nicht daran denken. Was die da wieder treiben würden. Etwas bedrückter als gedacht betritt er nun seine Wohnstube. Sie ist auch noch so, wie er sie verlassen hat. Da entdeckt er auch sein mittlerweile ausgeschaltetes Handy. Eigentlich hatte er es an zurückgelassen, doch das Akku hält niemals über einen Monat durch. Vielleicht sind ja Anrufe auf ihm oder SMS? Soll er mal nachsehen? Aber wenn da Nachrichten von Freunden drauf sind? Sicher könnte er dann nur noch schwerer zurück. Das muss auch nicht sein. Deshalb rührt Mike das Handy nicht an und macht sich erst noch einen Saft auf, der noch verschlossen war. Mit dem Orangenglas in der Hand setzt er sich auf sein Sofa und lehnt sich kurz zurück. Hier also hat Rene vor einer Weile gesessen und ihn mit lüsternen Blicken angestarrt. Und da am Fenster hat er gestanden und diesen gutaussehenden Mann dabei beobachtet. Da hatten sie ihren ersten Kuss. Mike seufzt schwer bei der Erinnerung daran. Er vermisst ihn ziemlich und auch Leons Küsse. Doch irgendwie taucht immer mehr Rene in seinem Kopf auf, als Leon. Woran das liegen mag? In Mike’s Augen sammeln sich kleine Tränen, die er energisch wegwischt. Er muss jetzt nicht wirklich weinen. Das hat er die ersten beiden Wochen in New York schon genug getan, wie er findet. Nein hier muss er wirklich keine Träne vergießen. Es reicht. Der Siebzehnjährige sieht wieder auf sein Handy. Nun gut, er sollte vielleicht doch mal in seinen Posteingang des Handys nachsehen. Etwas zurückhaltend nimmt er das elektronische Gerät in die Hände und schaltet es an. Akku fast leer, wird angezeigt. Mike holt das Ladekabel dazu, während das Handy eine eingegangene SMS nach der anderen anzeigt. Als Mike wieder auf sein Handy blickt sind es insgesamt 53 Stück, die in drei Tagen verfasst wurden. Und alle, wirklich alle stammen von Rene. Mike muss schmunzeln, als er ein paar von ihnen liest. Er hat ihn wirklich lieb gehabt. Das wird aus jeder SMS klar, doch jetzt ist Matze sicher wieder vergeben. Und das ist auch gut so! Mike wird ihn ohnehin nicht wiedersehen. Das ist sicher, denn ob er aus New York jemals wieder loskommt, ist momentan noch eine gute Frage. Traurig legt Mike jetzt sein Handy aus der Hand und packt ein paar Kleinigkeiten ein, die er unbedingt als Erinnerung mitnehmen möchte.
 

Unterdessen gerade in Köln. Matze bekommt einen Sendebericht nach dem anderen zugestellt. Irritiert sieht er sich nur die ersten Beiden an. Sein Gesicht ist so verwundert, dass er plötzlich vergisst, wo er sich gerade befindet.

„Herr Matzke?“ möchte ein junger Mann wissen, mit dem er eben bei einem Geschäftessen sitzt.

Rene blickt auf und nickt schluckend, „können sie mich kurz entschuldigen?“

„Ja aber sicher.“ meint der Mann, während Matze bereits aufspringt und in eine ruhige Ecke stürmt.

Er hat alle Sendeberichte von den Nachrichten erhalten, die er vor mehreren Wochen an Mike versendet hat. Kann das wirklich sein? Hat Mike auf sein Handy gesehen? Ist es wieder an? Dann würde das aber auch bedeuten, dass Mike wieder daheim ist. Denn genau dort auf dem Stubentisch lag vor ein paar Wochen das Handy des Kleinen. Das weiß Rene genau, weil er die Wohnung nach Hinweisen durchsucht hatte, aber keine finden konnte. Oder hat jemand anderes das Handy des Jungen angeschalten, der das Passwort kennt? Zitternd stellt Rene sein Handy um, so dass seine Nummer nicht mehr mitgesendet wird. Er muss es wissen. Es geht nicht anders, sonst wird er verrückt.
 

Eben klingelt bei Mike das Handy, als er das Glas abwäscht, was er vorhin benutzt hat. Zitternd geht er in die Stube und sieht auf das Display des Handys. Eine unbekannte Nummer ruft an. Wer das wohl sein mag? Vielleicht sein Onkel, der herausgefunden hat, dass er wieder da ist? Immerhin hat sein Onkel ja genug Kontakte, um so etwas sicher schnell herauszufinden. Mike weiß nicht recht, ob er wirklich rangehen soll. Doch wenn es wirklich Herr Koya ist, dann ist dieser Anruf sicher wichtig und Mike könnte sich den Gang in sein Krankenhaus sparen.

Nervös nimmt er ab und meldet sich kurz, mit „Hallo?“

Matze sein Herz macht einen Hüpfer. Das ist eindeutig dem Kleinen seine Stimme. Nur wie kann das sein? Was soll er jetzt sagen? Was ist, wenn der Junge wieder auflegt? Matze steht fast wie in Trance da und starrt auf einen Punkt an der Wand.

„Hallo?“ wiederholt Mike seine Frage noch etwas unruhiger.

Es ist wirklich kein Zweifel. Das ist eindeutig die süße, bezaubernde Stimme, die Rene die ganzen Wochen vermisst hat. Es ist so, als hätte er sie erst gestern gehört. So vertraut und so unbeschreiblich schön. Mike will eben auflegen, als dann doch eine männliche Stimme antwortet.

„Hallo, Süßer.“ Mike’s Herzschlag setzt für einen kurzen Moment aus.

Das ist eindeutig Renes Stimme. Rene ist am Apparat! Er glaubt es kaum! Wie wusste Rene, dass er wieder da ist. Doch wenn er das weiß, dann würde Matze sicher bald hier vorbeikommen. Und dann..., und dann würde er ihn sicher den Kopf wieder verdrehen. Nein, dass kann er nicht zulassen. Nicht jetzt, wo er endlich seinem Ziel näher kommt. Mike weiß nicht was er sagen soll, deshalb schweigt er beklommen.

„Mike, bist du noch dran?“ erkundigt sich Rene bei ihm.

Der Kleine könnte für Freude seufzten, dass ist so wahnsinnig schön, dass er diese Stimme noch einmal hören darf. Das ist kaum auszuhalten. Mike genießt die Erinnerung an diese Stimme und beschließt, wenigstens ein Abschiedsgespräch zu führen, damit er Rene lange in Erinnerung behalten darf.

„Äh, ja ich bin noch dran.“ antwortet der Siebzehnjährige zögernd.

Rene atmet erleichtert aus. Er dachte schon, dass der Süße aufgelegt hat.

„Wie geht es dir?“ ist die beste Frage, die Matze im Moment einfällt.

„Gut.“ antwortet Mike knapp, obwohl dies ja eigentlich nicht so ist.

„Na dann ist ja gut.“ lächelt Rene erleichtert, was der Kleine ja nicht sehen kann.

Dann schweigen sich beide wieder an. Keiner weiß so recht, was er sagen soll. Eigentlich hätte Matze normalerweise einige Fragen an den Jungen. Aber wenn er diese stellt, dann könnte es passieren, dass er auflegt und dann ist alles wieder vorbei.

„Darf ich fragen, was du gerade so machst?“ erkundigt sich Matze ruhig.

„Ich, ich mache ...“ Mike stockt, beinah hätte er gesagt, dass er Sachen packt.

Aber das geht nicht. Wer weiß, was für Fragen Rene dann noch stellt. Bedrückt und in Gedanken versunken redet der Siebzehnjährige mit einemmal nicht weiter.

„Willst es mir also nicht sagen?“ fragt Rene freundlich nach, „das ist auch nicht schlimm. Musst du nicht. Ich bin froh, dass ich deine Stimme wieder hören kann.“

„Mm.“ meint Mike daraufhin nur, weil es ihm ähnlich geht.

Matze weiß auch nicht mehr, was er sagen soll. Der Kleine ist also wieder da. Wie soll er sich jetzt verhalten? Nach so langer Zeit? Soll der einfach fragen, ob er vorbei kommen darf?

„Darf ich dich wiedersehen?“ erkundigt sich Rene bei dem Jungen.

Mike schweigt und atmet tief durch. Erst danach findet er langsam wieder das, weshalb er eigentlich hier ist. Er darf sich jetzt nicht aus dem Konzept bringen lassen. Er muss stark sein. Für sich, seinen Onkel, seine verstorbenen Eltern und vielleicht auch für Rene, damit er ihn eines Tages vielleicht wiedersehen kann.

Bedrückt schaut er zu Boden, „ich leg jetzt auf. Machs gut.“ meint er nur rasch und drückt auf den Ausschaltknopf.

Rene schreit ihn noch eilig etwas hinterher, damit er nicht auflegen soll, doch es ist zu spät. Er wählt die Nummer erneut, aber das Handy wurde schon wieder ausgeschalten. Für ein paar Sekunden steht er regungslos da, dann eilt er wieder zu dem jungen Mann, der am Tisch auf ihn wartet.

„Und, was war so wichtig?“ möchte der Klient wissen.

„Es ist ein Notfall. Ich muss unser Essen leider verschieben. Ich melde mich so bald wie möglich bei ihnen.“ erwidert Matze und streckt dem Jungen zum Abschied die Hand entgegen.

Dieser sieht ihn zwar etwas verwundert an, doch er hat keine Zeit etwas zu erwidern. Rene stürmt schon schnellen Schrittes aus dem Restaurant. Kaum draußen zückt er sein Handy und ruft seine Kollegin an.

„Bist du etwa schon fertig mit Essen?“ will diese wissen.

„Es gab eine Unterbrechung. Hol mich bitte augenblicklich ab.“ weißt er sie an.

„Was ist denn passiert?“ stutzt Frau Mauer.

„Ich sagte, du sollst dich beeilen. Ich hab es äußerst eilig.“ schreit Rene ihr mit einem Mal ins Ohr, woraufhin sie sofort den Motor startet und erschrocken zu ihm eilt.

Nur zwei Minuten später, durch ein paar Verkehrsregelnmissachtungen und kurze Strecken über Gehwege fahren, gelangt Claudia zu Rene.

Dieser nimmt ihr gleich die Schlüssel ab. Kaum hat sich Frau Mauer bei ihm angegurtet, düst er schon in Richtung Flughafen.

„Dürfte ich jetzt bitte wissen, was hier vor ich geht?“ hakt sie etwas wütend nach, da ihr diese ganze Hetzerei nicht zusagt.

„Der Kleine ist wieder da, aber ich habe die Befürchtung, dass dies nicht von langer Dauer ist.“ antwortet er, während er über eine rote Ampel saust und einem LKW ausweicht.

Claudia hält bei diesem Manöver die Luft an und bemerkt, dass sie danach fast vergisst zu atmen. Deshalb nimmt sie rasch einen tiefen Luftzug, bevor sie spricht.

„Wie bitte? Meinst du mit dem Kleinen etwa Mike? Mike Koya?“

„Ja, genau den.“ antwortet Matze, der ein ernstes Gesicht aufsetzt.

„Und wieso ist er wieder da? Und vor alledem, wieso rast du jetzt durch die Stadt?“ hakt seine Kollegin nach, als ihr Partner mit Hilfe des Gehweges ein Auto rechts überholt.

„Ich weiß nicht, wieso er plötzlich wieder da ist. Aber ich weiß eines ganz sicher. Wenn ich nicht schnell bei ihm auftauche, dann ist er wieder weg.“ erklärt Matze und legt eine Vollbremsung hin, als sie vor dem Flughafen ankommen.

„Du willst jetzt zu ihm fliegen?“ reist Claudia entrüstet die Augen auf.

„Genau und du sag unserem Chef bescheid, dass irgendetwas familiäres dazwischen gekommen ist, weshalb ich unseren Klienten versetzt habe. Ich meld mich.“ nickt Rene und eilt aus dem Wagen.

Frau Mauer sieht ihm zu, wie er in der Flughafenhalle verschwinden. Sie kann gar nicht recht beschreiben, was sie in diesem Moment fühlt. Es ist ein ganz dumpfes Gefühl. Endlich hat sie gedacht, ist Matze über Mike hinweg und dann taucht der Junge aus heiterem Himmel wieder auf. Das darf doch nicht wirklich wahr sein! Sie fasst es nicht! Das gibt es doch nicht!
 

Mike wischt sich eben die letzten Tränen vom Gesicht. Freudentränen. Er durfte wirklich noch einmal die Stimme von Rene hören. Wie schön sie war.

Wie sie sich nach all der Zeit noch immer anhört. Es ist fast so gewesen, als hätte Matze direkt neben ihm gestanden. Als wären sie nie getrennt gewesen. Es ist einfach wunderbar angenehm gewesen. Doch jetzt muss er sich schweren Herzens zusammenreisen. Er muss es schaffen das Geheimnis über seine Eltern zu lösen. Erst dann würde er seine Ruhe finden können und wieder kommen. Wahrscheinlich würde Rene niemals so lange warten. Das ist Mike bewusst, aber wie sagt man so schön, „die Hoffnung stirbt zuletzt“.

Der Kleine nimmt seinen vollen Rucksack auf den Rücken und tritt aus dem Hausflur. Hinter der Tür von Leon ist noch einiges los. Mike bleibt kurz stehen. Er sollte sich von Leon vielleicht verabschieden und ihm das mit dem Geld für die Wohnung klären. Beklommen klingelt er mehrmals bei Leon, der erst beim dritten Mal öffnet.

„Was ist denn?“ will er genervt wissen und öffnet die Tür.

Doch als er Mike erblickt, stockt er in der Bewegung. Sein Hemd, dass er trägt, ist nur kurz übergestreift und von seiner Hose ist der Gürtel noch offen.

„Oh, hallo Kleiner.“ kratzt er sich etwas verlegen am Hinterkopf.

Kleiner? Seit wann sagt der denn nicht mehr Süßer zu ihm? Was ist geschehen? Oder hat sein ehemaliger Lehrer etwa Besuch?

„He Leon! Mach hin! Ich will nicht zu lang warten!“ ruft eine männliche Stimme hinter Leon.

„Oh, OK ich wollt nicht stören. Ich will nur kurz „tschüss“ sagen.“ murmelt Mike, der etwas verlegen ist.

„Willst du schon wieder abreisen? Bist doch gerade erst gekommen?“ wundert sich Herr Kramer.

„Ähm ja, ich mache dann gleich noch zurück. Wollt nur ein paar Sachen abholen. Das Geld wegen der Wohnung hast du doch von meinem Onkel überwiesen bekommen, oder?“ fragt der Siebzehnjährige noch einmal nach.

„Äh ja, hab mich schon gewundert, von dem das ist.“ lächelt Leon, dem die Sache etwas merkwürdig erschienen ist.

„Nun gut, auf wiedersehen. Bis bald.“ erwidert Mike und nickt kurz, bevor er sich umdreht und die Stufen hinuntergeht.

Leon sieht ihn mit einem gemischten Gefühl im Magen nach, doch in seiner Wohnung wartet noch ein gutaussehender Mann, der etwas von ihm haben will. Deshalb hat er jetzt keine Zeit für Kinder.
 

Mike geht die Straßen hinunter und biegt eine ab. Dort wartet von vorhin noch das Taxi. Der Taxifahrer hat unterdessen fern gesehen, weshalb ihm das Warten nichts ausgemacht hat.

„Und wo soll es jetzt hingehen?“ fragt der Fahrer freundlich nach.

„Zum städtischen Krankenhaus. Ich möchte da einen Zettel abgeben.“ erwidert Mike und reicht dem Mann wieder einen großen Schein nach vorn.

Der Herr fährt los und der Kleine lehnt sich wieder in Ruhe zurück. Er will sich nicht umdrehen und sehen, wie die bekannte Umgebung wieder verschwindet. Es fällt ihm so schon schwer genug wieder gehen zu müssen. Ohne Rene gesehen zu haben. Komischerweise bemerkt Mike eben, dass Leon ihm mittlerweile sehr egal geworden ist. Vielleicht deshalb, weil der schon wieder einen neuen Freund zu haben scheint. Oder hat er noch nie so viel für Leon empfunden wie für Rene? Mike weiß es nicht, doch momentan ist es ihm auch etwas egal, wie das früher war. Was jetzt zählt ist das hier und jetzt. Der Taxifahrer hält vor dem Krankenhaus an und wendet sich dem Jungen zu.

„Was denken sie, wie lange ihr Besuch dauert?“ erkundigt er sich.

„Können sie mich in zwei Stunden hier abholen? Ich muss noch ein längeres Gespräch führen. Solange können sie gern Pause machen.“ lächelt Mike und verlässt mit einem Nicken das Taxi.

Der Fahrer wartet noch, bis die Tür zufällt und startet dann den Motor. Erst als das Taxi um eine Ecke fährt, begibt sich Mike in das Krankenhaus. Die Krankenschwestern, die ihm begegnen, sehen ihn noch entgeisterter an, als das letzte Mal. Der Siebzehnjährige grüßt die staunenden Frauen höfflich und schmunzelt in sich hinein. Dann weiß sein Onkel sicher auch noch nichts von seinem Glück. Mit welcher Frau er ihn wohl heut wieder erwischen wird? Vielleicht mit der Oberschwester, der Stationsleiterin oder mit einer neuen Praktikantin? Als Mike ohne anzuklopfen das Büro betritt muss er zugeben, dass es zur Abwechslung wohl doch eher eine Chirurgin ist. Mal etwas anderes. Sein Onkel blickt ihn entgeistert an und lässt sofort seine Finger von der halbausgezogenen Frau. Diese zieht sich rasch ihre Sachen wieder an und verlässt etwas errötend den Raum.

„Was machst du denn hier?“ hakt Herr Koya nach, der sein Hemd etwas zurecht zupft.

„Ich wollte dir, wie versprochen einen Bericht abliefern.“ dabei knallt er ihm einen dicken Briefumschlag auf den Tisch, „da steht alles drin, aber wie ich dich kenne willst du es erst mal persönlich wissen.“

Sein Onkel nimmt den Umschlag zur Hand und öffnet ihn. Da sind mindestens 10 handgeschriebene Seiten drin. Mit einer Handbewegung weißt er Mike einen Stuhl zu. Wieso ist sein Neffe mit einem Mal hier aufgetaucht? Was macht er hier? Stimmt etwas nicht?

„Könntest du mir dann kurz erzählen, weshalb du mir den nicht per Post geschickt hast?“ erkundigt sich Herr Koya fragend, weil dies für ihn viel einfacher gewesen ist.

„Den hätte jemand abfangen können.“ erklärt sein Neffe und holt eine Zigarettenschachtel hervor, „ich darf doch?“

Herr Koya verzieht nur etwas das Gesicht, nickt aber zustimmend. Sonst würde er wieder mit dem Jungen ins Café gehen müssen und da könnte man sie belauschen.

„Also, was hast du herausgefunden?“ möchte der Chefarzt wissen.

„Fangen wir besser von vorn an.“ lächelt Mike und zieht an seiner angezündeten Zigarette, bevor er seinen Onkel eine genaue Schilderung der letzten paar Wochen abliefert.

Drei Stunden später beenden sie das Gespräch, das Mike mit einem Mal der Taxifahrer einfällt. Wenn der nicht mehr da ist, dann hätte er einen Zapfen. Immerhin ist sein Rucksack in dem Wagen.

„Nun gut, dann wünsche ich dir viel Glück und Erfolg. Ich weiß zwar nicht, ob dies wirklich der richtige Weg ist, aber ich weiß auch, dass ich dich von diesem Weg nicht abbringen kann.“ meint Herr Koya und schiebt dem Jungen noch ein Bündel Geld zu, „das ist eine Notreserve. Ich weiß ja nicht, was noch auf dich zukommt.“

„Danke, das werde ich sicher gebrauchen können.“ nickt Mike und reicht ihm zur Abwechslung mal die Hand.

„Pass bitte auf dich auf. Du bist schließlich mein einziger Neffe.“ meint Herr Koya, mit etwas belegter Stimme.

Mike nickt daraufhin nur und verlässt das Krankenhaus. Jeder Schritt kommt ihm so vor, als würde er sich tatsächlich von seinem alten Leben entfernen und das alles hier nie mehr wiedersehen können.

Erleichtert stellt er jedoch zu gleich fest, dass der Taxifahrer immer noch auf ihn gewartet hat.

„Danke ihnen. Dafür bekommen sie ein extra Trinkgeld.“ bedankt sich Mike freundlich und schnallt sich an.

„Und wo geht es jetzt hin?“ möchte der Fahrer wissen und startet den Motor.

„Zum westlichen Friedhof bitte.“ antwortet der Siebzehnjährige nett.

Der Mann betrachtet ihn etwas verwundert, kommt seiner Aufforderung aber sofort nach.
 

Inzwischen wird Leon wieder bei seinen Liebesspielchen gestört.

„Was ist denn noch?“ will er wütend wissen, als er plötzlich Rene ins Gesicht start.

„Ist er hier?“ fragt Matze nach und schiebt Leon zur Seite.

Er geht alle Zimmer durch, ohne das der Ältere ihn aufhalten kann. Aber Mike ist nicht hier. Nur eine Schwuchtel, die sich eine Decke überzieht, als Rene ihn schon längst erblickt hat.

„Wen suchst du denn?“ fragt Leon sehr genervt nach.

„Ich suche Mike, wen denn sonst?“ will Matze mit düsterem Blick wissen.

„Der ist vor über zwei Stunden mal hier gewesen. Weiß leider nicht mehr genau wann das war, aber ist ne ganze Weile her.“ antwortet Leon und kratzt sich leicht am Hinterkopf.

„Und was hat er gesagt? Hat er seinen Aufenthaltsort verraten?“ möchte Rene eilig wissen.

„Mensch bin ich allwissend? Der Kleine ist gleich wieder abgezischt, als er David gehört hat. Außerdem hat er sich bei mir nur erkundigt, ob sein Onkel das Geld für die Wohnung überweist und dann hat er sich schon verabschiedet.“ erklärt Leon, dem es langsam nervt, immer bei den schönen Dingen gestört zu werden.

„Nun gut, falls er doch noch mal auftauchen sollte, sag mir bitte bescheid.“ meint Rene etwas geknickt.

„Wieso sollte ich das tun?“ setzt Leon wieder ein Pokergesicht auf.

Matze packt ihn mit einem Mal, presst ihn an die Wand und hält seine Waffe an Leons Schleife, „recht das als Antwort?“

„He, nimm die Waffe runter. Ist ja gut.“ erwidert Leon hastig und ängstlich.

„Will ich auch hoffen. Wenn ich erfahren sollte, dass du mir irgendwelche Informationen unterschlägst, dann kannst du dein blaues Wunder erleben. Und noch etwas, du hast dir schon bessere Typen angelacht. Der sieht einfach nur scheiße aus.“ meint Rene und verlässt somit die Wohnung.

„Lässt du dir das von dem gefallen?“ stutzt Leons Besuch.

„Ach, halt’s Maul.“ murrt dieser und knallt die Tür hinter Matze zu.

Rene eilt wieder zu seinem Taxi, dass er sich kurz gemietet hat und steigt eilig ein.

„Wo soll es jetzt hingehen?“ erkundigt sich der Fahrer.

„Zum Krankenhaus.“ meint Matze, „und zwar so schnell wie möglich.“
 

Mike steht mittlerweile vor einem großen Grab und legt einen gekauften Blumenstrauß nieder. Auf dem Grabstein steht, „hier ruhen in Frieden Katrin Koya und Franz Koya.“

Dies sind seine Eltern, die vor ein paar Jahren ums Leben gekommen sind. Das sind die Leute, die ihm eine kleine Nachricht hinterlassen haben. Eine Nachricht, die mit den drei Diamanten zutun haben. Wenn er alle drei zusammengetragen hat, würde sich alles ändern. So wird es behauptet. Ob es stimmt, weiß Mike nicht. Einen Diamanten hat er bereits an sich gebracht. Und wo er versteckt ist weiß nur er und seine Eltern. Der Kleine muss lächeln, als er ich an das Grab niederkniet. Ja, dass weiß wirklich nur er und seine Eltern. Ein Geheimnis, dass diese jedoch nicht mehr ausplaudern können. Seufzend verweilt er noch ein paar Minuten so, bis er sich schließlich wieder zum Ausgang macht. Der Taxifahrer sieht mal wieder fern und bemerkt den Jungen erst, als dieser wieder zusteigt.

„Und wo soll es jetzt hingehen?“ fragt der Fahrer nach.

„Zum Flughafen. Mein Flug geht in einer Stunde.“ weißt Mike an und lehnt sich traurig zurück.

Ist dieses Geheimnis es wirklich wert, dass er dies alles hier zurücklässt? Der Kleine weiß es nicht, aber wenn er diesen Weg nicht geht, wird er es auch nicht herausfinden können.

„Wo soll es denn hingehen?“ erkundigt sich der Fahrer, der ein Gespräch wegen der langen Weile beginnen möchte.

„Ich fliege wieder nach New York.“ antwortet der Kleine freundlich, glücklich nicht stumm dasitzen zu müssen.

„Kamen sie nicht heute Morgen erst von dort?“ wundert sich der Mann.

„Ja, ich habe nur etwas abgeholt.“ nickt Mike zustimmend.

„Wie ist es denn so in New York? Ich war dort noch nie.“ möchte der Taximann wissen.

Der Kleine schmunzelt und beginnt dem Mann einiges von dieser Stadt zu erzählen. Der Fahrer ist sehr begeistert von den ganzen Sachen, weil er von vielen Dingen noch nie gehört hat. Und so vergeht die Zeit aus sehr rasch. Als sie über eine Brücken fahren, wird der Wagen mit einem Mal langsamer. Mike sieht verdutzt auf die Uhr. Sind sie denn schon da? Normalerweise braucht man für die Strecke doch eine Dreiviertelstunde.

„Ein Stau.“ erklärt der Taxifahrer etwas angespannt, als der Kleine nachfragt.

„Können sie den nicht umfahren?“ möchte Mike wissen, der seinen Flug nur ungern verpassen möchte.

„Leider nicht. Wahrscheinlich dauert es noch eine ganze Weile.“ meint der Mann etwas verärgert, da die Zeit drängt.

Der Kleine lehnt sich seufzend zurück. Na hoffentlich kommt er nicht zu spät zum Flughafen. In einer halben Stunde fliegt sein Flugzeug davon.

Eine Viertelstunde später ist das Taxi kaum vom Fleck gekommen. Der Junge sieht immer öfter flüchtig auf die Uhr. Doch es bringt nichts. Die Schlange will einfach nicht weniger werden. Mike sieht sich schon den Flug verpassen. Der Fahrer bemerkt seine Angespanntheit und schlägt etwas vor.

„Wenn sie wollen, ruf ich mal beim Flughafen an und frag, ob sie den Flug etwas verschieben können?“

„Würden sie das wirklich machen?“ strahlt der Kleine mit einem Mal wieder.

Der Taxifahrer greift schon zum Handy.
 

Währenddessen vergeht die Zeit immer schneller. Rene stürmt kurz vor sechs in die Flughafenhalle und blickt sich eilig um. Vom Chef des Krankenhauses hat er die Information erhalten, dass Mike den Flug um sechs nehmen wird. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät. Er will den Kleinen in seine Arme schließen. Er darf einfach nicht zu spät sein! Rene blickt auf die Uhr. In drei Minuten würde der Flug abfliegen. Er eilt schnell zur Rezeption, zeigt seinen Beamtenausweis vor.

„Ist Herr Koya schon da gewesen?“ will er wissen.

„Tut mir leid, aber selbst ihnen dürfen wir diese Auskunft nicht geben.“ schüttelt die Frau entschuldigend den Kopf.

„OK, dann sagen sie mir wenigstens, ob er für um sechs eine Flugkarte hat. Das reicht mir zu.“ bittet Matze sie eilig.

Die Frau sieht ihn nachdenklich an. Dann seufzt sie laut und sieht zu ihrer Kollegin, die mit einem anderen Kunden zutun hat. Schnell tippt sie auf einem Computer herum und wendet sich dann wieder Matze zu.

„Ja, Herr Koya hat für um sechs ein Ticket bei uns bestellt. Wenn er es abgeholt hat, dann können sie ihn vielleicht noch in der zweiten Eingangshalle antreffen. Die Fluggäste für diese Maschine sind gerade beim Einchecken.“ meint sie freundlich.

Matze bedankt sich rasch und rennt in die zweite Eingangshalle. Er erkennt sofort die Schlange von Menschen, die warten. Einige sind schon durch den Durchgang gegangen. Vielleicht ist der Kleine ja noch nicht durch. Rene bekommt es langsam mit der Angst zutun. Wenn er Mike nicht mehr findet, dann würde er ihn wieder aus den Augen verlieren. Und das vielleicht für immer. Das darf nicht geschehen! Er möchte ihn wiedersehen, ich wieder umarmen, ihn wieder riechen, in wieder küssen und berühren. Gehetzt kommt er bei den Passagieren an und durchsucht die Massen. Nein, Mike ist nicht unter ihnen. Rene sieht genau hin, aber hier ist er nicht. Entweder kommt er noch oder aber, er ist schon durch den Durchgang hindurch. Matze eilt zu einem Angestellten, der das alles genau beobachtet. Er will von ihm wissen, ob der Kleine schon durch ist, aber der Mann schickt ihn kopfschüttelnd weg.

„Bitte, es geht um Leben und Tod!“ meint Matze, der total aufgeregt und niedergeschlagen zugleich den Mann weiter bedrängt.

„Fragen sie bei der Information nach.“ meint der Angestellte und sieht zu, wie der letzte Passagier den Durchgang betritt.

„Das hab ich schon. Sie geben mir auch keine weitere Auskunft.“ antwortet Rene jetzt laut.

Der Angestellte blickt ihn finster an, „gehen sie bitte zur Seite. Ich muss hier zumachen.“

„Dann halt so.“ knurrt Rene und springt über die Absperrung hinweg.

„Das können sie nicht tun! Haltet ihn auf!“ brüllt der Angestellte zwei Wachmännern zu, die Rene sofort nachsetzen.

Er rennt an den Passagieren vorbei und weiter auf den Weg zum Flugzeug entlang. Die Wachleute versuchen ihn einzubekommen, schaffen es aber nicht, da ständig Leute im Weg sind. Eine Fluglotsin heißt eben ein paar Gäste willkommen. Rene versucht sich an diesen Gästen vorbeizudrängen, da packen ihn die beiden Männer am Arm. Er will sich losreisen, doch es bringt nichts.

„Kommen sie bitte mit.“ meinen es die Männer noch freundlich, obwohl sie ihn dabei hart packen und wieder zurückschleifen.

„Nein, ihr versteht das nicht. Ich muss unbedingt noch schnell mit jemanden reden.“ erwidert Rene, der so kurz vor dem Ziel verzweifelt wird.

„Das können sie gern jemand anderem erzählen.“ meint ein Wachmann grimmig und sie führen ihn zurück.

Das letzte Stück läuft Matze sogar bereitwillig mit zurück, weil es zu spät ist. Es ist zu spät. Jetzt gibt es keine Möglichkeit mehr den Jungen jemals wiederzusehen. Als wie wieder durch die Absperrung getreten sind, laufen Rene kleine Tränen über die Wangen. Da fliegt er extra aus Köln hier her. Da setzt er alles in Bewegung und nun das. Nun verpatzt er es auf dem letzten Stück. Die Wachmänner sehen ihn etwas entgeistert an. Mit so einer Reaktion haben sie nicht gerechnet. Sie stehen nur verdattert neben ihm und sehen sich kurz an. Matze setzt sich auf einem Stuhl, der neben ihm steht. Er hat wirklich alles verbockt. Er würde Mike niemals wiedersehen können. Niemals. Einer der Männer löst sich von ihnen und geht in ein Büro davon. Der andere bleibt stehen, damit Rene nicht plötzlich türmt, obwohl das Schwachsinn ist. Er ist nicht mal in der Lage aufzustehen. So niedergeschlagen wie er im Augenblick ist. Alles war umsonst.
 

„Da sind wir.“ meint der Taxifahrer und hält am Flughafen an.

„Danke ihnen.“ bedankt sich Mike und drückt ihm zum Abschied einen großen Schein in die Hand.

Dann verlässt er den Wagen und geht zur Rezeption. Eine Dame lächelt ihn schon freundlich entgegen.

„Guten Tag, ich habe das Flugzeug für um Sechs nach New York verpasst. Man sagte mir am Telefon, dass es heute noch einen Zweitflug gibt?“ fragt Mike nach.

„Ja, der geht in einer halben Stunde. Soll ich ihnen gleich noch einen Platz sichern?“ fragt die Frau neugierig nach.

„Ja bitte.“ nickt Mike und lässt die Augen durch die Halle schweifen.

Jetzt steht er schon wieder hier. Hier, wo es kein Zurück mehr geben wird. Seufzend holt er den Geldbeutel heraus und bezahlt das neue Flugticket.

„Wenn sie wollen, können sie gern in unser kleines Café gehen. Es ist gleich dort um die Ecke.“ schlägt die Frau vor, nimmt das Geld entgegen und reicht das Ticket über die Theke.

„Danke, das werd ich tun.“ lächelt der Kleine und geht den Weg entlang, der zum Café führt.

Dort bestellt er sich einen kleinen Kaffee und ein Stück Kuchen. Nachdenklich verspeist er ihn. Vielleicht hätte er doch besser beim Bäckermeister mal vorbeischauen sollen? Sein Onkel hat zwar gesagt, er habe alles geklärt, aber trotzdem. Er hätte den alten Mann gern ein letztes Mal gesehen. Ein Lächeln saust über seine Lippen. Sicher hätte der Bäckermeister ihn einen Rüffel erteilt, weil er sich einfach so aus dem Staub gemacht hat. Und Mike hätte sicher nur zugestimmt und nebenbei die Bleche geschruppt. Solche kleinen Auseinandersetzungen fehlen ihm schon ziemlich. Oder die langweilen Partys seines Onkels. Wie gern hätte er seinem Verwandten vor allen Leuten noch eines ausgewischt. Das wäre sicher lustig geworden. Gedankenversunken blickt er auf die Uhr. Es wird Zeit. Zeit zum Gehen. Zeit der Heimat für immer Lebewohl zu sagen.

„Komisch,“ denkt sich Mike, „genau das Selbe hab ich vor fast zwei Monaten auch schon mal gedacht. Nur war ich mir damals irgendwie noch sicher, dass alles hier irgendwann wiedersehen zu können. Doch jetzt... , jetzt ist es ein Abschied wo keine Rückkehr gewährleistet ist.“

„Die Fluggäste für den Flug nach New York finden sich bitte langsam am Durchgang 3 ein.“ ruft es eben durch das Mikrofon in der Halle umher.

Seufzend steht er auf, trinkt den letzten Schluck aus und verlässt das Café. Nachdenklich sieht er zu einer großen Anzeigetafel hinauf. Sein Flug würde in 20 Minuten beginnen. Die Schritte zum Durchgang kommen ihm wie eine Ewigkeit vor.
 

„Na gut, dieses Mal werden wir drüber hinwegsehen. Aber wenn Sie noch mal auffällig werden, dann...“ meint einer der Wachmänner, der schon über eine halbe Stunde auf Rene einredet.

„Ist gut, da brauchen sie keine Sorgen haben.“ seufzt Matze, der noch leicht rote Augen vom Weinen hat.

Aber langsam geht die Röte zurück, aber der traurige Ausdruck in seinem Gesicht bleibt bestehen. Er entschuldigt sich noch mal kurz und verlässt die Halle über eine Rolltreppe. Sein Blick ist nach unten gerichtet und er denkt viel darüber nach, dass er den Jungen nie wiedersehen kann.

Mike wiederum sieht ebenfalls nach unten und befindet sich jetzt auch auf der Rolltreppe. Nur diese fährt nach oben. Die beiden kommen sich langsam näher, doch niemand sieht auf. Beide sind so in Gedanken versunken, dass die Umwelt sie nicht interessiert. Eben begegnen sie sich auf den Treppenhöhen, doch die Gesichter sehen sich nicht an. Sie haben sich verfehlt. Keiner sieht auf, nicht einmal zurück. Rene seufzt und fährt sich durch das Haar. Er ist fix und fertig. Alles hat nichts genützt. Der Klient ist sicher sauer auf ihn. Das muss er sicher heute noch ausbaten. Herr Klein hat sicher auch schon davon erfahren. Mensch, wie soll er das dem Chef nur erklären? Er kann schlecht sagen, der er dem Jungen nachgejagt ist. Herr Klein würde ihm den Vogel zeigen und ihn hochkant herauswerfen. Plötzlich stößt sein Arm mit dem eines anderen zusammen. Die Person hat geträumt und entschuldigt sich eilig, während sie schon nach oben weiterrollt. Rene blickt den dicklichen Kerl düster an und beobachtet, wie er nach oben fährt. Sein Blick wandert langsam weiter die Treppe hinauf. Dann weiten sich seine Augen. Das ist der Hinterkopf von Mike!

„MIKE!“ ruft er aus Leibeskräften und springt von einer Rolltreppe, über ein paar Blumen, zur nächsten Rolltreppe.

„Darf ich mal?“ will er wissen und schubst die Leute zur Seite.

Mike erreicht unterdessen die letzte Stufe und sieht auf die Uhr. Er hat noch genug Zeit, um auf die Toilette zu gehen. Das muss er schon seit dem Kaffee. Also geht er rasch in Richtung Toiletten und verschwindet dort drinnen.

Rene stolpert eben die letzte Stufe hinauf und sieht sich um. Kein kleiner, süßer Junge zu sehen. Er ruft noch drei, viermal seinen Namen, aber Mike ist nicht zu sehen. Eilig rennt er durch ein paar Gänge hindurch, aber der Kleine ist nicht da. Hat er sich das alles nur eingebildet? Hat er so sehr an den Jungen gedacht, dass er ihn vielleicht gar nicht gesehen hat? Er muss wirklich einen Sehfehler haben. Bildet sich Leute ein, die gar nicht da sind. Kopfschüttelnd, über seine eigene Blödheit, geht er wieder zur Rolltreppe und fährt nach unten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  tifi
2008-02-16T20:50:59+00:00 16.02.2008 21:50
und achja.. vergessen da ich dachte es war kapitel sehcs, was es aber net war xD
also:
bist ja fiiiiiiiiiiies die d aeinfach so aneinander vorbei fahren zu lassen und unseren Süßen seinen Hübshcen net hören zu lassen ;D
Von:  tifi
2008-02-16T20:49:31+00:00 16.02.2008 21:49
also wie am tel schon gesagt: das is einfach so geil!!!!!!! ^0^ und man kann da gar nimmer aufhören zu lesne und will immer weiter
und egal wa es nu is, man leidet und freut und so sich mit den - man fühlt halt mit denen
aber du schreibst das auch so das man da gar nicht anders kann <333333
und aber bist rotze fies, beim besten hörst de immer auf *lach*
njoooooooooo, ich bin süchtig *dazu steh*
*umschmus* hoffe das de bald wieder weiter schreiben kannst ^^
Von:  Akane2
2006-07-12T14:36:37+00:00 12.07.2006 16:36
also: aucheigenltichein kommi zu alln kapiteln!
du schreibst so, das man richtig moitfiebert
also ich zumindest immer!
die letzte szene in diesem kapitel, wo sich die beiden verfehlen z.B. da hab ih mitgefiebert und sonst auch so!
das ist echt ne tolle ff!
mach weiter so!
dus chreibst spannende und packende stories... okay ich hab bis jetzt nur diese gelseen aber das gefällt mir ^^
Von: abgemeldet
2006-06-30T15:23:40+00:00 30.06.2006 17:23
hallo^^

dieses kommi ist ein kommi für alle kapitel um ehrlich zu sein bin ich zu faul in alle etwas reinzuschreiben, also fasse ich es hier mal zusammen^^

ich finde diese ff voll klasse und du solltest so schnell wie möglich weiter schreiben^^

leider sehen meine kommis immer sehr langweilig aus weil ich nie so recht weiß was ich genau schreiben soll, aber ich hoffe du gibst dich hiermit zufreiden^^

du hast einen guten stil udn deine kapitel lassen sich sehr schön lesen^^
mach weiter so^^
kannst mir ja ne ens schicken wenn das nächste kapi da ist^^

dankeschön
hdl deine sweet_sherry

P.S.:
tut mir leid das es mit dem kommi so lange gedauert hat, aber leider war ich total im schulstress und hatte wenig zeit deine story zu lesen, hab 3 arbeiten geschrieben, zwei tests und musste 2 präsentationen vorbereiten und mit einer bin ich noch nciht fertig, aber ich hoffe du kannst mir verzeihen...

dankeschön^^
Von:  Akikofuma
2006-06-17T21:51:28+00:00 17.06.2006 23:51
Hallo! Die Geschichte ist einfach nur geil! *leuchtendeaugen*. Wie immer stecken hier Gefühle drinn die wie die eigenen sind. Dadurch kann man die Personen so super verstehen. Bitte schreib weiter! Und immer schön am Ball bleiben


Zurück