Ennuyant von Syndrome (Vampir, Sarkasmus, Einsamkeit) ================================================================================ Kapitel 11: Kapitel Neun ------------------------ Kapitel Neun Ich hasse Menschen. Sie sind Dumm. Ich hasse Gefühle. Sie machen Blind. Ich hasse mich. Weil ich beides liebe. Noch immer fällt der Schnee. Doch in der Nische, in der ich mich zurückgezogen habe, bleibt es grau. Nur meine rauen Geräusche erfüllen diese Spalte zwischen zwei großen Gebäuden. Tiefe, schmerzhafte Laute, die aus der schon trockenen Kehle kriechen. Hände, die sich auf mein Gesicht legen. Pressen, krampfen, kratzen. Wieso habe ich ihn nicht einfach genommen und das alles hätte ein Ende gehabt. Doch ich habe es nicht getan. Menschliche Widersprüchlichkeit. ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~ Karyu hatte sich zu seinem Glück aus der Starre befreit, die ihm seine Angst auferlegt hatte. Seine Schritte waren kraftvoll. Kein Zögern, denn der Leichnam war schon längst von einem Penner gefunden worden, der laut nach Hilfe schrie. Atemlos lehnte er sich an eine Häuserwand, seine Lungen brannten, das Hemd klebte ihm unter dem Mantel ekelhaft am Rücken. Mit der Erinnerung jedoch kam der große Schrecken, die Übelkeit, welche ihm beinahe schon seine vorherige Mahlzeit gekostet hatte. Es war nicht zu glauben, dass das wirklich sein Freund gewesen sein soll. Sein Kopf schien überlastet mit den Fragen nach dem Wieso, dem Weshalb und dem Ob. Es gab diese Wesen nicht, für die er sich gerne selbst mal deklarierte. Das war doch nur PR. Oder doch? Nein! Nein es gab sie nicht. Gefallene Seelen, die weder tot noch lebendig waren. Dieses Zwischending existierte nicht!!!! Er suchte. Nach Zero, seinem Geliebten, derjenige, durch wen seine Knie noch schlotterten. Er sollte ihm Rechenschaft schuldig sein. „Erklär es mir…“ redete er mit sich selbst und zog den Mantel fester. Stunde um Stunde rannte er durch die Gassen, musste aufpassen nicht einem der herumschwirrenden Ordnungshütern in die Arme zu fallen. Doch seine Bemühungen wurden enttäuscht. Schwerfällig schleppte der große Mann sich heim, fiel regelrecht auf seine Couch. Ausgelaugt. Verwirrt. Müde. Dennoch konnte er nicht schlafen. ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~ Noch immer bin ich in der kalten Gasse. Vor mir ein großer Fleck im Schnee, hat sich tief in die Materie gefressen. Tiefer, tiefer. Im fahlen Schein der Leuchtreklame wird rot zu schwarz. Ich konnte es nicht bei mir behalten. Das ist mir noch nie passiert. Noch nie war der Geschmack auf meiner Zunge so anekelnd gewesen. Metallisch. Die Kehle verklebend. Ich friere. So sehr, dass meine Finger sich in einer obskuren Haltung versteift haben. Mit schweren Schritten rette ich mich aus der Kälte um ich in meinen eigenen Wänden zur Ruhe zu legen. Dieser Sprung ist wichtig, so möchte ich jedem ersparen zu wissen, wie ich mich abquälen musste, nur um den halben Kilometer Fußmarsch zu schaffen. Mein Magen krampft. Süßer Schmerz, ich bekämpfe dich mit traumlosem Schlaf. Doch auch dieser ist nicht von Dauer, wie ich finde. Nicht lang genug. Ich würde am liebsten noch dein ganzes weiteres Leben schlafen mit der Gewissheit, dass ich nicht mehr zu dir kann, wenn ich erwache. Nur, das ist gerade nicht möglich. Tage vergehen. Es klopft an meiner Türe, doch ehe ich reagieren kann, liegt dies schon eine Stunde hinter mir. Die Zeit scheint zu rasen. Du hattest Angst vor mir. Hast du Angst vor mir? Meine Fenster sind wie immer verhangen, die Luft steht. Die einzige Tätigkeit meinerseits ist das herumliegen in meinem zerwühlten Bett. Seltsam, wie sehr mich der Hunger quält. Für ein Stück Brot hätte ich sicherlich jemanden umgebracht. Ironisch, nicht wahr? Wieder klopft es. Wie oft in dieser Woche? Ist sie überhaupt schon vorbei? Ehe ich mich aus deiner Starre befreien kann und es zur Türe geschafft habe bewegt sich der Türknauf. Es ruckelt. Sie fliegt auf, als ich den Schlüssel umdrehe und mit Blut unterlaufenen Augen in dein Gesicht blicke. „Karyu..“ entkommt mir mit einer gewissen Erleichterung. Du bist zurückgekommen. Zu mir.. und niemandem sonst. Kraftlos strecke ich dir meine Hände entgegen doch. Du wehrst sie ab. „Fass mich jetzt nicht an, Zero.. ich will mit dir reden.“ Du klingst als hättest du es im Bad vor Spiegel geübt. Tausende Male. Reden? Was hat das für einen Sinn? Du wirst sicherlich nicht ehrlich zu mir sein, so unsicher wie dein Blick über mich wandert. Zarte, jedoch tiefschwarze Wimpern, sie scheinen das glänzende Weiß zu halten auf dem sich die facettenreiche Iris wie ein Fleck krallt. Ich scheine einen Moment gefesselt davon ab zu driften, doch werde ich fest gefasst. Kurz entgleitet mir ein schmerzliches Seufzen. Lange, feine Finger haben nach meinen Schultern gepackt, sie gefangen bevor du mich leicht schüttelst. „REDE mit MIR!“, wiederholst du dich erneut. Harte Worte zerschneiden einen Augenblick deine aufeinander gepressten Lippen. Unverständlich schaue ich dich an. Du stinkst nach Angst, Mensch. Oder bin ich das? Nein bestimmt nicht. Das kann nicht sein ich- Mein Körper zuckt zusammen, fasern krümmen sich wütend. Ich werde dich fressen und mir nach meinem Mahl mit Splittern deiner Knochen deine Fetzen aus den Zähnen pulen! Armselig. Aber diese Vorstellung hilft mir gerade nicht vor innerlichem Schmerz auf zu brüllen. Langsam, nur millimeterweise gebe ich dir nach. „Worüber?“, scheinheilig blinzle ich durch meine verschleierte Sicht. „Du weißt worüber. Nun sag es mir“, forderst du mit starkem Blick. Schauspielerei. Dafür bekommst du nur ein mattes Nicken. „Wieso denn auf einmal so kalt, Karyu~“ wechsle ich meine Strategie, um es mir nicht zu nahe gehen zu lassen und hebe die Hand um deine Wange zu berühren. Warm, leicht rau, hattest du keine zeit dich so umgehend zu pflegen, wie du es sonst immer getan hast? Ein süffisantes Lächeln kriecht über meine Lippen, verbreitet sich wie eine Pest. Erst durch deine Finger werde ich aufgeschreckt. Sie tun weh, graben sich krampfig in meine Muskeln. „Du hast sie umgebracht… verdammt noch mal was stimmt nicht mit dir?“ „Alles hat seinen Zweck. Das verstehst du nicht..“ winke ich einfach locker ab. Meine Güte.. es war doch nur ein Mensch. Einer deiner Art, bist du deshalb so betroffen darüber? „Hör auf damit! Das sollte einen Zweck haben? Erklär es mir endlich! Los jetzt!“, wie ein Sturm die Weiden schüttelst du mich. Ich antworte nicht, auch wenn es weh tut. Damit scheine ich dich noch mehr auf zu regen. Ja wieso sollte ich dir zuhören? Als ob du verstehen kannst, was ich bin. Ich sollte dir am besten gar nicht mehr zuhören, bis du endlich wieder gegangen bist, doch, ein leiser, trauriger Tonfall fesselt wieder meine Aufmerksamkeit. „…Zero….“, entkommt dir nur leise. „rede mit mir. Bitte. Was sollte das…“ bittest du nun. Das Schütteln ist zu einem Streicheln geworden. Noch schlimmer. Bemitleide mich jetzt nicht auch noch. Ich verstehe dich einfach nicht, weiß nicht, was du denkst. „Ich-“ mir fehlen die Worte. „Ja?“ fragst du nach und schaust mich viel erwartend an. Meine Hände zittern vor Aufregung, „Nichts“ „Gut.. dann nichts.. ich gehe..“, klingst du plötzlich wieder zornig. Du lässt mich los und drehst dich um. Welch schneller Abgang. Du willst so einfach verschwinden? Das geht doch nicht! Du bist doch zu mir gekommen! Die Türe wird aufgerissen, du bewegst dich hinaus, doch blitzschnell erwache ich aus meiner Starre und fasse dich an deinem Mantel. „Ich brauchte es. Hörst du?“ entkommt mir hektisch. Geh nicht. Bleib hier. Ich fühle mich abhängig. Was soll ich tun, wenn du jetzt gehst? Ein unverständliches Geräusch ist zu hören, als ich haltlos die Worte wiederhole und dabei schon verzweifelt klinge. Lange geschieht nichts. Wieso tut es gut, dass du dich zu mir drehst? Deine Arme legen sich um mich. Ängstlich, als wäre ich eine Puppe aus gepresstem Staub, welche vom Wind genommen werden könnte. In meinem Taumel höre ich dein „Das klingt krank“, gar nicht wirklich. Gib mir Bestätigung, dass du bleiben wirst. Gib mir noch einmal die Worte, die du mir in einem flüchtigen Moment gegeben hast, dein süßes Bekenntnis. Gib mir mehr von dir. Gib, gib, gib, ich bin ein nehmendes Monster. „Komm…“ meinst du nur als mein Körper zu zucken beginnt, ich bemerke gar nicht wie ich ein erleichtertes Geräusch von mir gebe, als mir ein Stein vom Herzen fällt. Starke Hände die mich aufrecht halten um mich zu betten, besorgte Augen die mich abtasten. Ich habe nicht bemerkt wie krank ich aussehe, wie wenig Kraft nur noch in mir steckt. Ist es dir nun egal? Wie schön. „Bleibst du?“, rau verlassen mich diese Worte als ich in meinem mentalen Tief schon zu Tränen gerührt bin. In der letzten Zeit weine ich zu oft. Das ist doch abnormal. Du bist bei mir geblieben. Mein Liebling, das hält nicht den Lauf der Zeit an, doch bedeutet es mir viel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)