Anubis Black von Autumn (JadenxChazz, AtticusxZane (Kapitel 22 ist da!!!)) ================================================================================ Kapitel 7: Memory ----------------- Schön, dass ich doch noch ein paar Kommis gekriegt habe! Hier ist also das siebte Kapitel der Geschichte!^^ Viel Vergnügen! Kapitel 7: Memory Jaden und Atticus wurden in zwei getrennten Zimmern untergebracht. Ihre Verletzungen wurden untersucht und sachgemäß behandelt. Alexis verharrte bei ihrem Bruder und Zane stand in einer dunklen Ecke und beobachtete, wie sie seine Hand berührte und murmelte: „Jetzt wird alles gut, Nii-san. Das Böse hat dich manipuliert, da bin ich mir sicher. Du wirst gesund und dann sind wir endlich wieder zusammen." Syrus hielt sich natürlich bei Jaden auf, und auch Bastion und Chazz waren dort. Der bebrillte Junge schluchzte leise vor sich hin, während Misawa ihm die Schulter tätschelte und seinen Freund sorgenvoll musterte. Der Dunkelblauhaarige zeigte sich weniger beeindruckt von den letzten Ereignissen; stumm wie ein Fisch lehnte er neben der Tür und rümpfte die Nase über die ganze Gefühlsduselei. Freilich war seine Gleichgültigkeit nur äußerlich, auch wenn er die größte Mühe damit hatte, es zuzugeben. Die Krankenschwester trat ein und bat sie, den Patienten jetzt allein zu lassen. „Er sieht so erhitzt aus. Was ist mit ihm?" „Er hat Fieber bekommen, Mr. Princeton. Offenbar war er vor seiner Verwundung starkem Stress ausgesetzt. Da reagiert der Körper manchmal sehr heftig. Aber sein Zustand ist stabil, Sie müssen sich keine Sorgen machen." „Ich mache mir keine Sorgen!!" Es klang, als hätte man ihn beleidigt. Er blickte zu dem hübschen Brünetten hinüber und spürte, wie sein Herz sich schmerzlich zusammenzog. Verdammt, er konnte sich doch unmöglich sorgen?! Während er den anderen ansah, schossen ihm plötzlich ohne Vorwarnung Bilder durch den Kopf, die einen Sturm aus Emotionen in ihm erzeugten. Vor seinem geistigen Auge tauchten Sanddünen und Palmen auf. Eine große Stadt kam in Sicht....und schließlich eine gigantische Anlage, die von einer Pyramide beherrscht wurde....der „Heilige Bezirk".... ~~ Ägypten vor 4000 Jahren, Theben ~~ Drückende Hitze lastete über der Hauptstadt des Königreiches am Nil. Die Luft flirrte und schon die kleinste Bewegung ließ einem den Schweiß ausbrechen. In genau diesen Zeitpunkt fiel die erste Begegnung Shezars mit dem Anführer der Sieben Krieger des Anubis. Er stand ungeduldig wartend vor dem furchteinflößenden Tor, das den einzigen Einlass in der hohen Mauer bildete, die den Heiligen Bezirk umschloss. Es war schmucklos, aber ganz oben prangte ein Schakalskopf, dessen geschlitzte gelbe Augen dem jungen Mann das Gefühl gaben, durchbohrt zu werden. Er schwitzte und wünschte sich mit einem Mal, überhaupt nicht hergekommen zu sein. Plötzlich jedoch öffnete sich das Tor und ein schwarzhaariger Bursche in einem ebenfalls schwarzen Hüftrock kam heraus. Er war mit einem Krummschwert bewaffnet und um seinen Hals hing eines der Schlüsselamulette, von denen Shezar schon gehört hatte. „Bist du der letzte Bewerber? Mein Name ist Taris. Ich bin der Wächter des Fünften Tores und habe die Weisung, dich zu meinem Anführer zu bringen. Folge mir." Gemeinsam durchmaßen sie den riesigen Innenhof, dessen Zentrum zweifellos die Pyramide darstellte, die zusätzlich von sieben Mauerringen umgeben war. Ihr gegenüber erhob sich ein Gebäude im villenähnlichen Stil, das Wohnhaus der Kämpfer. Taris brachte ihn jedoch zu dem dritten Bauwerk innerhalb des Bezirks - zum Tempel des Anubis, wo sich unterirdisch der Trainingsplatz für seine Krieger befand. Vor einer Wand hinter dem Altar blieben sie stehen und sein Führer berührte eine bestimmte Freske, die in sich einsank und die Geheimtür schwenkte zur Seite. Der freigelegte Korridor, der nach einer Weile in eine Treppe überging, war von Fackeln hell erleuchtet. Das gesamte Szenario hatte etwas Unwirkliches, fast Unheimliches und Shezar wagte nicht, auch nur einen Ton von sich zu geben. Wenn er ehrlich war, existierte nur ein einziger Grund für seine törichte Bewerbung zur Anubis-Prüfung: Sein Vater, Abkömmling aus dem ägyptischen Adel und seit seiner Jugend ein bewunderter Soldat, hatte beschlossen, seinem Sohn eine exquisite Kampfausbildung zu gönnen - er sollte einer der Sieben Krieger werden, da sein Herr Papa meinte, er wäre verweichlicht und zu überzeugt von sich selbst. Aber um in den „Genuss" dieser vielgerühmten harten Ausbildung zu kommen, musste er erst einmal den Eignungstest absolvieren, seine Rivalen um den Posten aus dem Feld schlagen und schließlich die eigentliche Prüfung bestehen, obwohl er nicht die geringste Lust dazu hatte. Was hatte ihm sein Vater da nur wieder eingebrockt! Sie erreichten einen großen Saal, in dem unzählige andere Jünglinge darauf warteten, dem Anführer der Anubiskrieger vorgestellt zu werden, sogar ein paar Mädchen waren darunter. Taris bedeutete ihm, zu warten und gesellte sich zu vier anderen schwarzgekleideten Personen hinüber, die wie er ein Schlüsselamulett trugen. Eine von ihnen war tatsächlich eine Frau. Shezar fragte sich zum hundertsten Mal, was er eigentlich hier tat. Nur weil er aus dem Kriegswesen keine Religion machte, rümpfte sein Vater die Nase und wollte ihn zu diesem ganzen Unsinn zwingen! Pah! Dieser dämliche Kram interessierte ihn doch überhaupt nicht! Plötzlich formierten sich die fünf Krieger vor einer Art Thron, der mit dem Rücken zu den Anwesenden stand. Zwei links, zwei rechts, Taris postierte sich vorne, und alle hielten Fackeln in den Händen. Sie entzündeten die großen Feuerstellen im Raum, löschten die Fackeln und säumten den Weg, der von dem Thron, der auf einem erhöhten Rondell stand, bis zu den Bewerbern hinunterführte. Der Thron war beweglich, da er auf einer steinernen Drehscheibe angebracht war und endlich erkannte der junge Adelige, dass wirklich jemand darauf sass. Ein Raunen lief durch die Menge, als die Drehscheibe in Aktion trat. „Ihr seid also diejenigen, die glauben, eines Anubiskriegers würdig zu sein. Dann lasst euch gesagt sein, dass die Ausbildung anstrengend und erschöpfend ist und alles von euch fordern wird - ganz einfach deshalb, weil ich es sein werde, der euch ausbildet!" Er sprach kühl und ernst. Shezar starrte ihn an und war unfähig, das wirre Gefühl zu beschreiben, das in ihm aufstieg. Der Wächter des Siebten Tores konnte nicht sehr viel älter sein als er, er war mit Sicherheit ebenfalls um die neunzehn, zwanzig Jahre alt. Er war großgewachsen, schlank und von herrlicher Gestalt. Die Flammen warfen einen matten Schein auf seine Bronzehaut und ließen die einzelnen Sehnen und Muskeln seiner Arme, Beine und seines Oberkörpers höchst vorteilhaft hervortreten. Das braune Haar, dicht und glänzend, bekam einen leicht rötlichen Schimmer, während die intensiven, faszinierenden Augen auf einmal mit Gold betupft zu sein schienen. Seine berückenden Lippen waren feucht und der schwarze Hüftrock ließ seinen Lendenansatz erkennen. Zwei Langschwerter waren auf seinen Rücken gegurtet, und in seinem linken Ohr glitzerte ein Ohrring in Form des Ankh-Symbols. Eine Aura von Autorität, von Stärke und Tapferkeit ging von ihm aus, gepaart mit einer Art innerem Feuer, das Shezar einen heißen Schauer über den Rücken jagte. Seine Knie wurden ihm weich, im Magen wurde es ihm flau und seine Kehle war wie ausgedörrt. Sein Herz klopfte, schnell und hektisch. Er spürte, wie die brennenden Augen sich auf ihn richteten und das Blut rauschte ihm in die Wangen. „Ich bin nicht umsonst der Anführer der Sieben Krieger, das heißt, ich fasse niemanden mit Samthandschuhen an, auch die Frauen nicht! Ich bin ein strenger Lehrmeister und wer nicht mit mir zurechtkommt, hat Pech gehabt! Ich nehme nur den Besten....und ich kriege den Besten! Wer von euch das ist, wird die Ausbildung zeigen. Mit Feiglingen, Faulenzern, Weichlingen und Schwachköpfen mache ich kurzen Prozess! Und ehe ich es vergesse - mein Name ist Kail." Kail. Shezar wiederholte den Namen und wusste kaum, wie ihm geschah, als sein Herz erneut das Tempo beschleunigte. Wenn er doch nur die Achtung dieses Mannes erringen könnte....! Mit einem Mal war er gar nicht mehr wütend auf seinen Vater, denn jetzt hatte er ein Ziel gefunden: Er würde ein Anubiskrieger werden, um Kail nahe zu sein.... „Zu langsam!!" Shezar landete unsanft im Sand der Trainingsarena. Über ihr schraubten sich hohe Säulen in den blauen Himmel, denn es war einer der sieben Innenhöfe des Anubis-Tempels, der erste, um genau zu sein. Die mittelgroße Arena war in den Boden eingelassen und die Sitzränge außen herum gruppiert. Die Ausbildung hatte vor einem Monat begonnen und die Zahl der Bewerber war zusammengeschmolzen wie Schnee in der Sonne. Kail ragte über ihm auf, in seinen Händen hielt er zwei lange Schlagwaffen, deren Enden zu Haken umgebogen waren. „Zu langsam!" wiederholte er und spuckte aus. „Deine Reaktion ist zu zögerlich, du denkst zu viel nach! Warum sind dir die Bewegungsabläufe immer noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen?! Ich werde dir sagen, warum! Weil du diese Sache nicht ernst genug nimmst! Du übst weniger als die anderen, die bis jetzt durchgehalten haben! Du strengst dich nur halb so viel an! Du bist zu oberflächlich! Ich hatte dich gewarnt - die Ausbildung ist kurz, aber hart. Sehr hart. Wenn du dich nicht mehr zusammenreißt, werde ich dich aus dem Heiligen Bezirk hinauswerfen! Und wehe, wenn du noch einmal zurückkehren solltest, dann bist du tot! Außer uns und dem Pharao darf niemand den Bezirk betreten, eine Ausnahme gibt es nur in der Ausbildungszeit für die Rekruten! Heb dein Schwert auf und konzentriere dich besser!" Shezar erhob sich missmutig und stellte sich in Positur für die nächste Attacke. Kail warf seine Waffen zur Seite und holte sich ebenfalls eine Klinge. Die Metallschneiden trafen sich in der Mitte mit einem Klirren und schabten aneinander entlang, ehe die beiden Kämpfer ihre Hiebe austeilten. Der dunkelblauhaarige Ägypter hatte kaum eine Chance, denn er musste sich gegen Schläge verteidigen, die mit voller Wucht ausgeführt wurden. Das Schwert des Brünetten war stumpf aber schartig, sodass er viele blutende Schnitte und Kratzer verpasst bekam, bis die Klinge plötzlich an seinem Hals lag. Er schloss die Augen....und nichts geschah. „In einem echten Kampf wärst du jetzt tot. Dir läuft das Blut in dünnen Rinnsalen über den Körper und ich habe nicht einmal einen blauen Fleck. Ich habe dir doch gesagt, du bist zu langsam. Und du denkst zu viel, das lenkt dich ab. Du sollst nicht denken, wenn du kämpfst. Du sollst nur fühlen! Egal, welche Waffe du in die Hand nimmst und egal, auf welche du dich später spezialisierst - gesetzt den Fall, du kommst überhaupt so weit -, die Waffe ist immer wie eine Verlängerung deines eigenen Körpers, sie muss dir ebenso vertraut sein wie du selbst. Immerhin, du bist stärker geworden. Du warst verweichlicht, als du hierher kamst, ein verwöhntes Adelsbalg, nichts weiter. Aber du fängst an, dich zum Mann zu entwickeln. Machen wir Schluss für heute....und schau nicht so unglücklich", meinte er und seine Züge erhellten sich durch ein bezauberndes Lächeln. Jeder, der dieses Lächeln sah, vergass sofort all seine Mühen, denn obwohl Kail streng war und äußerst unerbittlich sein konnte, besass er doch Humor und Mitgefühl. „....die anderen sind im Grunde nicht sehr viel geschickter als du. Komm mit, ich werde deine Wunden reinigen und sie verbinden." Sie verließen die Arena und gingen hinüber in den Zweiten Innenhof, der die Funktion eines Krankensaales erfüllte. In seiner Mitte befand sich ein Badebecken mit heißem Wasser, das mit Kräuteressenzen und heilendem Öl angereichert war. Mit flinken Fingern entkleidete Kail den verwirrten Shezar, dem die Situation entsetzlich peinlich war. Mechanisch stieg er ins Becken und zuckte zusammen, als das Wasser über seine Verletzungen strömte. Der Wächter des Siebten Tores zog sich aus und kletterte ungeniert hinterdrein. Seinem armen Schüler brach der Schweiß aus; die geschmeidige, schöne Erscheinung des anderen in kompletter Nacktheit jagte Blitze der Erregung durch ihn hindurch. Weiche Hände wuschen behutsam und sorgfältig das Blut ab und während sie über entblößte braune Haut strichen, ballte der Dunkelblauhaarige seine Hände zu Fäusten, um seiner schwelenden Begierde Herr zu werden. Seine Wangen hatten sich gerötet und sein Atem ging stoßweise. „So, das dürfte reichen. Komm heraus, damit ich dich abtrocknen kann." Er gehorchte automatisch dieser Anweisung, zumal Kail keinerlei Anstalten machte, sich wieder anzukleiden. So standen sie da, goldene Sonnenstrahlen fluteten den Hof und verfingen sich in den Wassertropfen, die über ihre nackten Körper rannen, während der Braunhaarige umsichtig die Wunden mit einem Tuch betupfte und sie schließlich mit sauberen Verbänden umwickelte. „Weißt du, Shezar....ich halte dich durchaus für fähig. Ganz überzeugt bin ich noch nicht von dir, aber wenn du es wirklich willst, könnte es dir gelingen. Nicht jeder Dahergelaufene wird einfach so ein Krieger des Anubis. Du verfügst über ein gewisses Potential, das du nutzen solltest. Oh?" Hiron, der Wächter des Ersten Tores, war eingetreten und verneigte sich. „Mein Anführer, Euer Besucher ist eingetroffen. Er wartet auf Euch am Fuße der Tempeltreppe." Damit verschwand er und Kail schlüpfte rasch in seine Gewänder. Er wirkte fröhlich und sehr ungezwungen, wie man ihn eher selten erlebte. Er eilte hinaus und Shezar folgte ihm heimlich und auf leisen Sohlen, nachdem er sich wieder angezogen hatte. Er spitzte hinter einer Säule hervor und beobachtete, wie der Brünette einem jungen Mann in die Arme fiel, der ihn leidenschaftlich an sich presste. Ein schmerzhafter Stich durchzuckte sein Herz. Was hatte das zu bedeuten? Hatte Kail einen Geliebten? Nein, das konnte doch nicht wahr sein! Aber der innige Blick, den die beiden austauschten....die Finger, die in einer Geste der Zärtlichkeit ineinander verschränkt waren....das offene, herzliche Lachen aus dem Mund des Kämpfers....das alles schien so eindeutig, so unmissverständlich zu sein! Als das Paar sich küsste, unterdrückte er einen Schrei und lief ins Innere des Tempels zurück. Tränen traten ihm in die Augen und sein Herz pochte wie in irrsinniger Qual gegen seinen Brustkorb. Nein, nein, das durfte nicht sein! Das konnte, wollte er nicht glauben! Er hatte die Strapazen der Ausbildung auf sich genommen, um Kail nahe sein zu können....und nun war alles umsonst?! Er war vergeben?! Das war nicht gerecht! Einfach nicht gerecht! Sein schöner, stolzer Kail - verliebt in einen anderen?! Er rannte und rannte, bis er den Siebten Innenhof erreicht hatte, der in eine Veranda mündete, von wo aus man die Stadt überblicken konnte. Ein sanfter Wind wirbelte sein Haar durcheinander, aber er achtete nicht darauf. »Wie grausam die Liebe ist! Warum nur darf ich es nicht sein, der in Kails Armen liegt? Welchen Sinn hat es jetzt noch, ein Krieger des Anubis zu werden? Aber er hat gesagt, ich sei fähig....er erwartet von mir, dass ich mich mehr anstrenge. Ich kann ihn doch nicht enttäuschen! Was soll ich bloß tun? Ich möchte ihn nicht verlassen....selbst wenn er mich nicht liebt, ich könnte ihn niemals vergessen, nicht einmal, wenn ich die Ausbildung abbrechen würde. Mein Herz schlägt wie wild, sobald ich nur an ihn denke! Nein, ich kann nicht zurück. Mir Kails Gunst zu verscherzen, ist das letzte, was ich wünsche. Ich muss weitermachen....!« „Mr. Princeton? Ist Ihnen nicht gut?" Die Krankenschwester schüttelte ihn behutsam und er schreckte auf. Er fühlte sich wie ausgehöhlt und ein heftiger Schmerz pochte in seinem Herzen. Shezar hatte Kail also geliebt....! Geliebt!! Und nun wiederholte es sich!? War er etwa dabei, sich in Jaden zu verlieben!?! Das konnte unmöglich sein! Chazz bäumte sich auf gegen diese ungeheuerliche Idee und hämmerte sich ein, wie sehr er diese Niete hasste und verachtete, aber es nützte ihm nichts. Er spürte, wie sein ganzer Körper sich erwärmte, während er an seinen „Rivalen" dachte und mit einem Ausdruck entsetzter Fassungslosigkeit stürzte er hinaus aus der Krankenstation, gleichgültig gegen die übrigen Anubis Black, die ihm verwirrt nachsahen. Auch Alexis und Zane hatten das Zimmer verlassen, in dem Atticus schlief und verfolgten Chazz‘ hastigen Aufbruch. „Was hat er? Vielleicht sollte ich nachher mal mit ihm reden...." „Nein." „Nein?" Sie wandte sich zu Bastion um, der ruhig und mit verschränkten Armen vor ihr stand. „Er muss jetzt allein sein. Irgendetwas hat ihn erschüttert, das habe ich an seinen Augen erkannt. Er will bestimmt mit niemandem sprechen, und ich finde, wir sollten das respektieren. Zane, erzähl uns lieber mal, wie es dazu kam, dass du deinen Entschluss geändert hast." „Genau, Onii-san! Weshalb hast du dich uns plötzlich angeschlossen?" „Also, das war so...." ~~ RÜCKBLENDE ~~ Gedankenverloren war er auf dem Weg zu seinem Seminar, immer noch unzufrieden mit dem Rat, den das blonde Mädchen ihm gegeben hatte. Andererseits war er äußerst irritiert von der Tatsache, dass Atticus Rhodes dem Mann aus seinem Traum wie aus dem Gesicht geschnitten war. Wenn er auch in diesem Leben existierte, würde er ihn gerne kennen lernen...."Du könntest für uns eine wertvolle Unterstützung sein." Das waren Alexis‘ Worte. Sie hatte mit vollem Vertrauen in seinen aufrichtigen Charakter über sein Schicksal gesprochen, denn sie wusste, dass er seine Freunde nie im Stich lassen würde, mochte er auch nach außen immer sehr reserviert und kühl sein. Außerdem - konnte er Syrus mit einer solch schweren Bürde allein lassen? Er zeigte es nicht oft, aber sein kleiner Bruder bedeutete ihm viel und er wollte ihn vor Gefahren beschützen, so gut es möglich war. Und dann natürlich....Atticus. Oder Hiron, wie er sich im Traum genannt hatte. Aus ihm unerklärlichen Gründen kehrten seine Erinnerungen immer wieder zu diesem Gesicht mit dem gewinnenden Lächeln zurück, das er auf dem Foto gesehen hatte, kostete er immer wieder den Geschmack dieser Lippen, die sich auf die seinen gepresst hatten, auch wenn dies nicht in der Realität geschehen war. Es hatte sich jedoch unglaublich real angefühlt....Er blieb abrupt stehen. Über seine Haut krochen mit einem Mal eisige Schauer und seine Nackenhaare stellten sich auf. Bedrohung....Angst....das war es, was sich seinem Wesen mitteilte, während der Himmel blitzartig von schwarzen Wolken überzogen wurde. Das war doch nicht normal! Es wurde dunkel über der Duellakademie und der Eindruck von Furcht verstärkte sich. Er trat ans Fenster. »Finsternis....warum kommt mir das so bekannt vor? Ich spüre....Zorn....Hass....und diese Kälte, diese tödliche Kälte! Die gesamte Umgebung liegt im Schatten....Schatten? Schattenreiter....Unsinn, das ist lächerlich! Und dennoch....« Seine schlanken Finger betasteten die Glasscheibe und zuckten zurück. »Sie vibriert! Es ist, als laste eine erdrückende Aura auf ihr....Mr. Sheppard....ich muss zu Mr. Sheppard....!« Der Direktor empfing ihn sofort, denn er hatte dieselben Wahrnehmungen gehabt wie sein Schüler. „Ich befürchte, dass der Feind aufgetaucht ist - und diesmal ist es kein Dämon." „Sie vermuten, dass es einer von Onuris‘ Kämpfern ist, nicht wahr?" „Ja, ein Schattenreiter. Ich hoffe, dass unsere Anubiskrieger das Duell gegen ihn bestehen können. Doch sag mir, mein Junge....warum bist du hier? Ich dachte, du hältst die ganze Geschichte für ein Lügenmärchen meinerseits?" „Ich....ich bin mir nicht mehr so sicher. Könnte ich....könnte ich mir einen dieser geheimnisvollen Schlüssel einmal ansehen?" Der Kanzler stimmte zu und führte ihn in den unterirdischen Raum, in dem die letzten beiden Amulette versiegelt waren. Zane musterte die Konstruktion mit Verblüffung und gehorchte stumm, als Mr. Sheppard ihm gebot, die dritte Säule zu berühren. „Sprich mir nach: Gott Anubis, dein Krieger ist hier und erwartet deinen Befehl." „Ist das unbedingt notwendig?" „Du wolltest den Schlüssel sehen. Anders kann die Versiegelung nicht gelöst werden." „Also, wenn es denn sein muss: Gott Anubis, dein Krieger ist hier und erwartet deinen Befehl!" Die vorletzte Kette sprang ab und aus der Kassette schoss ein weißer Lichtstrahl. Zane war zunächst ein wenig erschrocken, aber er bekam sich rasch wieder unter Kontrolle. Vor ihm materialisierte sich sein vergangenes Alter Ego und einen Moment lang war der berühmte „Kaiser" ernsthaft sprachlos. Sein Gegenüber war fast wie ein Zwilling, nur dass seine Haut braungebrannt und sein Haar ein Stück länger war. ~~ Ich freue mich, dich zu sehen, der du meine Wiedergeburt in dieser Zeit bist. Knie nieder. Zane Truesdale, ich, Anares, einer der Sieben Krieger des Anubis, übergebe dir hiermit den Schlüssel der Freiheit! Sein Schutzpatron ist der Gott Horus. Verteidige dein Tor mit diesen Wurfmessern, die so treffsicher und schnell ihr Ziel finden mögen wie der Falke, der auf seine Beute herabstößt. Erhebe dich nun, Hüter des Dritten Tores! ~~ „Und....was wird nun mit dir geschehen?" ~~ Ich werde endlich meine wohlverdiente Ruhe finden. Meine Seele sehnt sich nach Frieden. Du kennst deine Aufgabe und wirst sie nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen. Ich wünsche dir viel Glück....und pass auf deinen Bruder auf. ~~ „Das werde ich." Anares‘ Erscheinung erlosch und der Direktor geleitete den Grünhaarigen zum geheimen Eingang des Anubis-Black-Traktes, wo er ihm sein neues Zimmer zuwies. Zane zog sich die schwarze Uniform an, bewaffnete sich und eilte zusammen mit dem Kanzler zum Ort des Gefechts, um seinen Kameraden zu helfen.... ~~ ENDE DER RÜCKBLENDE ~~ „Da haben wir ja wirklich Glück gehabt, dass du noch rechtzeitig gekommen bist, anderenfalls wären wir gegrillt worden. Ist dir eigentlich dasselbe passiert wie mir?" „Was meinst du, Syrus?" „Ich habe einen meiner Pfeile verschossen, aber es sind wieder genauso viele wie vorher im Köcher. Das ist doch merkwürdig, nicht?" „Es handelt sich um Waffen, die von einem Anubispriester gesegnet wurden, wie Mr. Sheppard mir erzählt hat. Mein fehlendes Wurfmesser wurde automatisch durch ein neues ersetzt. Es ist wohl eine Art Zauber dafür verantwortlich." „Ehrlich? Das ist ja klasse!" „Du akzeptierst also jetzt die Situation mitsamt ihrer Magie und ihren Monstern?" erkundigte sich Misawa neugierig und der andere nickte. „Was bleibt mir übrig? Die Begegnung mit einem viertausend Jahre alten Ebenbild kann einen schon bekehren....und nachdem ich zum ersten Mal ein Schattenduell gesehen habe, kann ich es doch nur noch akzeptieren. Ich frage mich allerdings, wie es möglich ist, dass Atticus, der eigentlich zu uns gehört, ein Schattenreiter wurde. Ob man ihn manipuliert hat?" „Das kann nur er uns sagen. Hoffen wir, dass er bald wieder aufwacht...." „Ja....und hoffentlich geht es auch Jay bald wieder gut...." Chazz rannte noch immer, hinaus aus dem Hauptgebäude der Schule, Richtung Wald, wo der erste große Kampf stattgefunden hatte. Nein, es konnte einfach nicht sein!! Diese Erinnerung an sein früheres Leben....er und verliebt in diesen Idioten, in diesen blöden, hirnlosen, kindischen, untalentierten Trottel?! Niemals, niemals, niemals!! Das waren Shezars Gefühle, die mit seinen eigenen überhaupt nichts zu tun hatten! Er stand nicht auf Kerle! Endlich gelangte er zu der Klippe, die steil zum Meer hin abfiel und stoppte in seinem wilden Lauf. Sein Herz hämmerte schwer gegen seine Brust und zog sich unangenehm zusammen, als das Bild des küssenden Paares durch seinen Geist schwamm. Mist, warum tat es weh!? „Jaden ist mir vollkommen egal", sagte er laut vor sich hin, aber er musste zugeben, dass es sich nicht besonders überzeugend anhörte. Ob er rasch genesen würde? Das Duell hatte ihn eine Menge Energie gekostet und verwundet war er auch....sein Gesicht, so erschöpft und fiebrig, so angreifbar und so....schön. Schön? Selbst im Leid? Matt glänzendes Haar, wie Seide, und die makellose Linie von Stirn, Nase und Mund....dieser Mund....Eine Welle des Verlangens schwappte in ihm nach oben und Chazz stieß einen unterdrückten Schrei aus. »Nein, nein, nein!! Das ist nicht wahr, das ist nicht wahr!! Ich empfinde nicht das geringste für ihn, Jaden ist mir gleichgültig! Wir sind Gegner, und keine Freunde! Ich muss doch nur wegen dieser blöden Anubis-Sache mit ihm zusammenarbeiten! Ich will das nicht fühlen....!« Er....und Liebe? Er sank auf die Knie und starrte auf das Wasser hinaus. Die Sonne ging gerade unter und malte goldrote, flammende Schleier über den Himmel. Sein Verstand und sein Stolz sagten „Nein". Ihnen gab er den Vorzug. Aber sein Herz sagte „Ja". Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)