Lauf so schnell du kannst von Anuri (vielleicht holst du das Schicksal ein) ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- . Die Wochen vergingen, ohne dass sich groß etwas änderte. Pünktlich zu Beginn der Ausbildungen hatte die Firma Kisara eingestellt und seine Sekretärin hatte sie gleich unter ihre Fittiche genommen. Nun ging sie jeden Morgen mit ihm zusammen zur Arbeit und kam mit ihm zurück. Wenn er Überstunden machte, blieb sie meistens auch noch da, um ihm zu helfen, wo sie konnte. Sie lernte wirklich schnell und hatte sich zu einer großen Hilfe in der Firma entwickelt. Sie war zwar immer noch ziemlich ruhig, konnte aber auch aus sich herauskommen. Sein Bruder verbrachte sehr viel Zeit bei dem Kindergarten und war auch etwas ruhiger geworden. Manchmal hatte er sogar richtig schlechte Laune. Was eigentlich gar nicht zu Mokuba passen wollte. Es war fast so, als wäre es schon immer so gewesen. Als wäre sie schon immer in ihrem Leben gewesen. Oft erwischte er sich dabei, wie er sie beobachtete. Ihre Augen leuchteten voller Lebensfreude. Die Leere und die Angst schienen verschwunden. Er fragte sich, wie lange das wohl der Fall sein würde. Ob diese Gefühle wirklich alle verschwunden waren? Oder waren sie nur tief in ihr versteckt? Darüber sollte er sich nun wirklich keine Gedanken machen. Seto hatte beim Besten willen genug für das Mädchen getan und auch nach dieser Zeit gab es keinen Hinweis darauf, wo sie hergekommen war. Auch wenn er es nie zugeben würde, so erleichterte es ihn auch etwas. Denn wenn sie niemand vermisste, dann würde sie auch nie gehen müssen. Was ihm natürlich völlig egal war. Das alles hatte gar keine Bedeutung für ihn... okay...vielleicht ein ganz bisschen...aber wirklich nur ein kleines bisschen. Seufzend stand er auf. „Kisara? Wir machen Feierabend!“ Sie nickte lächelnd und packte ihre Sachen zusammen. „Soll ich zu Hause was kochen?“ „Ich denke, dass wird die Köchin schon übernommen haben.“ Lächelnd folgte sie ihm in die Limousine. Eigentlich mochte sie keine Autos. Viel lieber ging sie überall zu Fuß hin. Da er sich aber weigerte zu Fuß zur Arbeit zu gehen, hatte sie klein beigegeben. Ihr Blick war aus dem Fenster gerichtet, während er noch einige Anordnungen mit Roland durchging. Fröhlich sprang sie aus dem Auto, als sie endlich Zuhause ankamen. Das Erste, was sie tat, war, die Schuhe ausziehen und Barfuß zur Tür zu laufen. Inzwischen konnte sie zwar auf den Hackenschuhen laufen, aber sie mochte sie einfach nicht. Am liebsten trug sie gar keine Schuhe und keine Sandalen. „Ihr kommt gerade richtig zum Essen.“, kam es schlecht gelaunt von Mokuba. Der schien ja wirklich einen guten Tag gehabt zu haben. Er legte die Sachen ab und trat mit ihr an den Esstisch und ließ sich nieder. Sein Bruder war heute noch stiller als die letzten Tage. Langsam machte er sich wirklich Sorgen. „Wie war dein Tag?“, fragte er deswegen. Normalerweise musste er so was nicht fragen...normalerweise begann er von alleine zu erzählen. „Ganz okay...“ „Mokuba?“ Die Antwort war nun wirklich nicht typisch für seinen Bruder. Was war nur los? War irgendwas passiert? War irgendwas vorgefallen? „Ich bin nur schlecht drauf...“ „Nur?“ Der Kleine seufzte. „Es geht schon. Du hast ja viel zu tun...“ „Spuck es endlich aus!“ „Nichts...“ „Mokuba. Ich hab wirklich keine Lust auf dieses Spielchen. Also was ist los? Und wehe du sagst noch einmal es ist nichts, dann gibt es Ärger!“ Darauf hin bekam er er ein Grummeln. „Hast du irgendwann mal wieder Zeit?“ Da wehte der Wind also her. „Zurzeit ist in der Firma viel zu tun, aber am Wochenende bin ich Zuhause.“ „Hast du dann auch Zeit für mich, oder geht es wieder nur um sie?!“ „Mokuba...“ „Jaja...schon gut... Ich hab keinen Hunger mehr.“, sagte er und stand auf. Schnell verschwand er in sein Zimmer. Er würde wohl etwas Zeit für seinen Bruder nehmen müssen. Moki sollte sich nun wirklich nicht übergangen fühlen. Schließlich war er sein Ein und Alles. Seine Familie...aber ihm war durchaus bewusst, dass er das viel zu selten zeigte... „Ist das meine Schuld?“, fragte sie leise. „Nein, ...“ „Okay...“ Es war dunkel. Viel zu dunkel...Angst kroch in ihr hoch...wo war sie... was war hier los? Seth... sie fühlte das kalte Metall auf ihrer Haut...sie war angekettet... an ihren Handgelenken...und auch an den Fußgelenken...sie konnte sich nicht wirklich bewegen. Angst...was hatte man mit ihr vor...wo war sie... sie spürte, wie ihre Augen feucht wurden...nein...nicht...nicht weinen... sie versuchte, etwas zu erkennen...aber alles wurde von der Dunkelheit verschluckt. Sie schloss die Augen. Die Stille war ohrenbetäubend... sie war alleine...ganz alleine... was war passiert? Was? Seth...irgendwas mit Seth...oder?! Sie sah den jungen Priester vor ihrem inneren Auge. Er hatte ihr immer wieder geholfen, würde er auch jetzt wieder kommen? Irgendwas...irgendwas war komisch... es war, als ob ein Teil ihrer Seele fehlen würde...als wäre ihr etwas aus dem Inneren gerissen worden... und was immer es war...es hatte eine große Leere in ihrem Innern hinterlassen. Sie hörte dumpfe Schritte. Wer kam da? Wer war es? Bitte lass es keinen von ihren Peinigern sein...bitte lass es Rettung sein... Sie hörte ein leise Quietschen... kurz gefolgt von dem Zufallen der Tür. Die Schritte liefen durch den Raum. Es war ein Mann...ein schwerer Mann...nach den Geräuschen der Schritte zu urteilen. Es machte ihr Angst. Seth war schmal und durchtrainiert...seine Schritte waren leichter... Diese Schritte verband sie aber mit ihren Verfolgern... war sie ihnen in die Hände gefallen? Irgendwas sagte ihr, dass sie etwas Wichtiges vergessen hatte...etwas was passiert war, bevor sie hier zu sich gekommen war. Sie hörte ein Plappern und dann schepperte es leicht. Kurz kehrte wieder Ruhe ein, bevor die Geräusche zurückkehrten. Was machten die Person? Sie suchte...suchte nach etwas...etwas, was sich gut zu quälen eignen würde. Dieser Gedanke ließ Panik in ihr aufsteigen. Sie versuchte, sich zu befreien. Sie wusste selbst, wie sinnlos das Unterfangen war. Ein höhnisches Lachen drang an ihr Ohr. Sie war verloren...nun löste sich doch eine Träne. Seth... Schon wieder hörte sie die Tür...aber keine Schritte...dann hörte sie, wie etwas auf den Boden fiel, gefolgt von etwas Weiterem... das erste war scheppernd gefallen...doch das zweite hatte ein Dumpfes Geräusch gemacht. Was war passiert? Dann hörte sie kaum wahrnehmbare federnde Schritte. Ein Atem an ihrem Ohr... die Angst ließ sie erstarren. Würde dieser Mensch sie retten? Oder alles nur schlimmer machen? „Hast du Angst?“, fragte eine höhnische Stimme. Sie war kalt. Es war keine Wärme in ihr...gar nichts... dieser Mensch machte ihr noch mehr Angst als der andere. Dieser Mensch, der scheinbar über sie gebeugt stand. War böse...unberechenbar böse... sie konnte die negative Energie spüren....es drückte ihr fast die Lunge zu. „Du hast recht. Ich bin böse. Sehr böse! Aber heute werde ich dich mal retten.“ Die Stimme hatte einen spöttischen Ton angenommen. Retten...er würde sie retten? Warum? „Weil ich es kann.“ Woher? Sie hatte mit Sicherheit nicht gesprochen. „Tja, dank des Millenniumsrings...dank Zorc... kann ich so einiges. Ich hab mein Ziel erreicht...“ Wieder überkam Panik sie. Zorc... das Böse... „Ja, das Urböse...keine Angst der nervige Pharao und seine Gespielenen haben ihn besiegt und wieder verbannt, aber er hat mir ein Geschenk da gelassen.“ Er lachte leicht. Sie öffnete die Augen. Es war noch genauso dunkel wie vorhin...doch irgendwas...jetzt eine ganz leichte Lichtquelle. Der Millenniumsring... war das dieser Ring? Er erinnerte ihn an den Stab von Seth. „Nicht schlecht...aber Seth wird dich nicht retten können...aber vielleicht kann es jemand anderes...wenn er schnell genug rennt.“ „Wa..s …von was ...reden sie...“, kam es brüchig von ihr. Ihre Stimme klang so kraftlos und gebrochen. „Vom Schicksal... und du hast Glück. Ich habe noch nie viel davon gehalten...“ Schicksal...Schicksal... Er begann etwas auf Altägyptisch zu murmeln. Doch sie verstand kein Wort. Aber sie konnte die Schatten spüren, die nach ihr griffen. Sie verschlingen wollten... das letzte, was sie wahrnahm, war ein Grinsen...weiße Haare...weiße Haare...dann folgte nur noch Schmerz und Dunkelheit. Sie schrie auf. Sie saß senkrecht im Bett. Ihr Atem ging stoßweise. Sie hörte zwei Paar eilige Schritte in ihre Richtung eilen... Angst stieg hoch...dann wurde es schlagartig hell. „Kisara?“ Seth...nein...Seto stand vor ihr und schaute sie besorgt an. Mokuba betrat ebenfalls den Raum. Sie war nicht mehr gefangen...sie war bei den Kaibas...sie war in Sicherheit... Seto betrachtete sie. Scheinbar hatte sie 'nur' schlecht geträumt. Er war unsicher, was er nun machen sollte... Wenn sein Bruder Alpträume hatte, nahm er ihn in den Arm... aber sollte er das hier auch machen? Sie zitterte regelrecht... Er überwand sich und ließ sich neben ihr nieder. Sanft legte er einen Arm um ihre Schulter. Der Kleine pflanzte sich ebenfalls aufs Bett und begann, irgendeinen Müll zu erzählen. Der Braunhaarige musste lächeln, so schnell ging es, dass Moki seine Wut auf eine Person vergaß. Jetzt war es wichtig, sie zu beruhigen. Es dauerte eine Weile, dann ließ das Zittern nach. Vorsichtig löste sich der Firmenchef von ihr. „Ich mach uns eine heiße Schokolade.“ Dann war er auch schon in der Küche verschwunden. Es dauerte auch nicht lange dann kam er mit den Tassen wieder. Langsam begannen sie zu trinken und sein Bruder laberte nebenbei weiter. Sie konnten beide sehen, dass sich das Mädchen wieder entspannte. Er seufzte erleichtert auf. Sie saßen noch eine ganze Weile so zusammen. Der Schwarzhaarige war irgendwann aufgestanden und hatte die Tassen mitgenommen. Auch Seto wollte wieder in sein Zimmer, wurde aber von ihr aufgehalten. „Ich will nicht alleine sein...“, murmelte sie leise. Eine Weile betrachtete er sie nur, dann nickte er. „Mach etwas Platz...“ Sie rückte zur Seite und er legte sich zu ihr. Nach einer Weile schmiegte sie sich zögerlich ganz leicht an ihn, bevor sie wieder einschlief und diesmal in einen traumlosen Schlaf. Doch die Farbe Weiß ließ sie nicht los...sie verankerte sich tief in ihr. Sie war wichtig...es war wichtig...wieso wusste sie nicht, aber sie hatte das Gefühl, es wäre unglaublich wichtig...nicht wieder vergessen... Weiß... Hosted by Animexx e.V. 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