Menschen, die auf Gras wandeln I+II+III von masamume ================================================================================ Kapitel 54: Kapitel 54 ---------------------- Kapitel 54 Nachdem er sich noch einen großen Brocken des frischen und noch warmen Brotes in den Mund steckte, lehnte der Pharao sich seufzend, zufrieden und vollends satt zurück. Er legte seinen Kopf auf Seths Schoß und blickte kauend zu ihm hinauf. „Dwasch woa dwer nschpoamschde …“ „Majestät“ lächelte Seth geduldig zu ihm herab. „Man versteht Euch nicht, wenn Ihr noch kaut.“ So musste der Pharao also auch noch leise lachen und erst ein Ende herbeikauen und auch noch schlucken, bevor er sagen konnte, was ihm auf dem Herzen lag. „Seth.“ Dann war die Sprache auch zu ihm zurückgekehrt. „Das war der entspannenste Tag, den ich seit langem hatte.“ „Dabei ist er noch gar nicht beendet.“ Seth setzte einen verführerischen Blick auf, mit welchem er die Wangen des Pharaos erst errötete und dann sanft streichelte.Dieser Tag hatte sich wahrlich schön gestaltet. Sie waren für Stunden ungestört und von den Vorgängen im Palast drang nichts in ihre kleine Welt vor, in welcher sie sich verkrochen. Lange hatten sie die Sonne im Tempelgarten nicht mehr genießen können, bevor aus dem sanften Schein ein Brennen wurde. So flüchteten sie mit Eintreten der Tageshitze in Seths kühleres Zimmer und legten ihre Körper aufs Bett nieder, um sich inniglichen Zärtlichkeiten hinzugeben. Schade ein wenig, dass der Pharao vor Erschöpfung einschlief, während Seth sich noch nicht ganz seinen Hals herunterküssen konnte. Doch er bedachte dies mit einem Lächeln, lockerte die Kleidung seines Liebsten, schob ihm ein Kissen unter und bewachte seinen Schlaf, den er offensichtlich dringender brauchte als feuchte Küsse. Es mussten viele Nächte gewesen sein, in welchen er kaum ruhte und nun versank er in einem so tiefen Schlaf, dass ihn nichts und niemand zu wecken vermochte. Seth machte dies nichts und so genoss er den Laut des tiefen Atems und das sanfte Gesicht, in welches sich ein entspanntes Lächeln bettete. Ja, er war sogar ein großes Stück erleichtert, da der Pharao gerade gestern hatte fallen lassen, dass ihm seit vielen Nächten der ruhige Schlaf verwehrt blieb. Selbst wenn er Gelegenheit fand, so quälte ihn sein Geist dennoch stur zum Wachen. Ihn nun schlafen zu sehen, war Glück und Ehre, da er nur bei Seth etwas Ruhe fand. Ein wenig mitleidig betrachtete er seinen Pharao und sein Herz betete, ein so warmherziger und gradliniger Mann wie Atemu möge den Segen erfahren, welcher ihm gerecht wurde. Ägypten wäre ohne ihn nicht mehr dasselbe reiche und friedenstrebende Reich. Er musste auf dem Thron bleiben und den Menschen Hoffnung und Gerechtigkeit schenken. Niemals in der Geschichte lehrte ein Pharao mehr von Nächstenliebe und Güte als Atemu. Bis sein Schlaf mit der abklingenden Hitze endete und sein Magen Seth anknurrte, bevor die Lippen lächeln konnten. Und anstatt in wilde Laken stürzten sie sich in die Völlerei. Als hätte der Schlaf die königlichen Lebensgeister wiedererweckt, so füllte er den Teller und den Kelch Mal um Mal und schmatzte vor Wonne. Da sie keine Gäste bei Tisch begrüßten und die Diener ihr belustigtes Grinsen nur hinter dem Rücken des Pharao zuließen, fühlte dieser sich frei und schleckte das Fruchtmuß aus der Schale direkt mit dem Finger. Bei Seth legte er seine Etikette ab und tat, wonach ihm der Sinn stand. Und der winkte für ihn immer wieder Diener mit vollen Platten heran, um seinem Pharao alles zu bieten, was der so lang vermisste. Das entspannte Essen hatte er sich wahrlich lang verboten. Und letztlich war es nun sein eigener Genuss, den satten König zu kraulen, seinen gefüllten Bauch zu streicheln und ihm tief in die Augen zu blicken. „Ach, mein Seth“ seufzte er und atmete tief ein und wieder aus. „Warum habt ihr mich nicht früher gezwungen, meine Arbeit ruhen zu lassen?“ „Den Pharao zu etwas zu zwingen, ist so schwerlich wahrzumachen“ lächelte er zu ihm herab. „Doch nun denkt noch nicht an Eure Arbeit, Geliebter. Da ihr den halben Tag verschlafen habt, erlaubt Ihr mir, Euch nun Avancen zu machen?“ „Ich war so unbedacht, Seth. Ich hätte nicht so viel Brot und Fleisch verschlingen sollen. Dann könnte ich mich noch rühren und deine Avancen mit Erfolg krönen. Gib mir bitte noch einen Augenblick, bevor wir uns in Liebeleien verschlingen.“ „Auch zwei Augenblicke mag ich Euch geben.“ Er beugte sich zu ihm herab und flüsterte mit hauchender Stimme, damit die Diener keine Worte hörten. „Jedoch kann ich es kaum erwarten, Euch in meinen Armen zu schmelzen, Atemu, und Euch mit Küssen zu bedecken. Mein Körper verlangt so sehnsüchtig nach Euch, dass Eure lustverschleierten Augen mich in meinen Träumen heimsuchen.“ „Sprich noch mal“ flüsterte er, hob seine Arme und legte sie in seinen warmen Nacken. „Ich höre dich so gern meinen Namen sprechen.“ „Ich will ihn sprechen, singen, dichten und anbeten“ schwor er gedämpft zu ihm herabgewandt. „Euren heiligen Namen, welcher eine Wohltat ist für meine Zunge. Atemu. Über alles geliebter Atemu.“ „Dich zu haben, ist mein größtes Glück.“ Einen Augenblick kam ihm der traurige Gedanke, dass Seth all diese zärtlichen Worte einst hatte auswendig lernen und dieses galante Umwerben schmerzlich hatte üben müssen. Doch je tiefer er in diese blauen Augen blickte, desto sicherer wurde er sich, dass ihm dies nicht so wichtig war wie die Gewissheit, dass all sein Sprechen ehrlich und echt war. Seth war ein hervorragender Verführer, jedoch konnte selbst er dieses Funkeln in den Augen nicht spielen. Atemu spürte, diese innige Nähe entsprang einem wahren Gefühl. Was sich zwischen ihnen entwickelte, reichte über bloße Liebe hinaus. Die Gefühle zueinander waren den Göttern an Wahrhaftigkeit und Macht gleich. „Ich liebe dich sehr, mein Seth.“ „Und ich liebe Euch, Atemu“ hauchte er und tupfte einen schüchternen Kuss auf seine Lippen, strich sein lockeres Haar zurück und stupste verspielt seine Nasenspitze mit der seinigen an. Er war ja glücklich, dass der Pharao so reichlich gespeist hatte, jedoch drängte es ihn nun endlich nach intensiver Körperlichkeit. Und nun zu warten, dass sich dieses Völlegefühl verzog, war als grausam zu bezeichnen. „Komm her, Liebster“ schmunzelte Atemu, welcher diese kleinen Gesten durchaus zu lesen wusste. Wenn es nach Seths Willen ginge, wären sie bereits vom Speisesaal in sein Zimmer zurück gewechselt. Doch Seth setzte seinen Willen nur selten durch und er würde warten bis es seinem Pharao ebenfalls genehm war. Doch dieser konnte ihm die Wartezeit auch durchaus verkürzen. So verschlang er seine Finger in das erdbraune Haar, zog ihn herunter und nippte an seinem warmen Ohr. „Majestät“ flüsterte der junge Priester beschämt. „Ihr wollt mich quälen …“ „Nein“ hauchte er verliebt. „Ich erwärme dich. Und wenn dir warm ist, darfst du gern dein Gewand ablegen.“ „Dann lasst uns in meinen Raum zurückgehen.“ Er wollte sich erheben, doch der Pharao hielt ihn an Ort und Stelle, ließ ihn nicht ein Stück weichen. „Majestät …“ Stattdessen hob dieser seine Hand und schickte den Kammerdienern ein abwehrendes Zeichen. Eindeutig, dass er nun an sie keinen weiteren Wunsch als ihr Verschwinden hegte. An Seth jedoch hatte er noch so manchen Wunsch und deshalb verdeutlichte er ihm seine liebevollen Absichten, indem er sich mit etwas Nachdruck einen Kuss stahl. „Wir sind allein“ offenbarte er mit einem verliebten Lächeln. „Ihr überrascht mich ein ums andere Mal.“ Gut, wenn die Hoheit es wünschte, wollte er dem gern entsprechen. Und so begann er erneut mit einem langsamen, lieblichen Kuss, welcher dann jedoch bald feucht und leidenschaftlich an Drang gewann. Lang hatten sie keinen Moment zu zweit gehabt, ständig waren die Gedanken des Pharaos an anderen Stellen, bei anderen Problemen, anderen Bedrohungen und Forderungen. Doch nun hatte er die freien Stunden zur Entspannung genutzt, hatte Kraft geschöpft und Platz gebracht zwischen sich und den Vorgängen im Palast. Dieser Tag im Tempel hatte ein wenig Last von seinen Schultern genommen und wich nun der Nacht, welche hoffentlich die letzten Bedenken vertrieb. Die Probleme würden ihn am morgigen Tage früh genug einholen und er würde wieder den Ministern und dem Volk gehören. Doch in diesem Moment gehörte er einzig und allein Seth und seinem Kuss. Sie ließen sich nur wenig Abstand zum Atemschöpfen, als der Pharao bereits das fein gewebte Priestergewand ein Stück von den kräftigen Schultern zwang und seinen Geliebten über sich zog. Die Matte auf dem Steinboden spendete Wärme und das Sitzkissen stützte seinen Kopf, als er von Seths Verlangen herabgedrückt und gefangen genommen wurde. „Atemu“ keuchte er, griff seine Hände und hielt sie neben seinem Kopf fest. „Ihr seid so verlockend.“ „Dann gib der Verlockung nach“ hauchte er und drückte das Knie fest in die muskulöse Seite seines Geliebten. „Liebe mich, mein Seth. Und lass uns nicht an morgen denken.“ „In meinen Gedanken seid nur Ihr, Majestät.“ Er nahm dies als Erlaubnis dafür, nun doch schneller als ersehnt sein Verlangen an ihm stillen zu dürfen. Mit bestimmten Händen schob er den knielangen Rock seines Pharaos hinauf und verschloss seine Lippen mit einem schmatzenden Kuss. Ihre Körper erhitzten sich wie schwarzer Stein in brennender Sonne, ihre Zungen verlangten nacheinander wie ein Durstender nach Wasser. Sie tranken ihre Leidenschaft auf, konnten sich kaum genug ihrer Sucht nach dem geliebten Körper ergeben. Der Ort war gleich geworden und mit ihm die Zeit. Einzig gegenwärtig war der sich beschwerende Atem und dieses Drängen im Herzen, welches nach außen strebte und Ausdruck in fahrigen Berührungen, in leidenschaftsverzerrten Minen fand. Es hätte auch genau auf diese und erfüllende Weise seinen Lauf genommen, hätte man nicht an der Türe geklopft. Sowohl der Pharao als auch Seth nahmen keine Notiz davon, zu emsig waren sie dabei, sich gegenseitig zu entblößen und jedes Stück zarte Haut mit feuchten Küssen zu lieben. Doch ihr vertieftes Liebesspiel fand jähe Unterbrechung, als die große Tür aufging und ein Diener seinen Weg hinein bahnte. Zwar senkte er sofort den Kopf und blickte die beiden halbnackten Leiber möglichst wenig an, jedoch störte er einfach diese intensive Zweisamkeit. „Bitte geh“ formte der Pharao aus lautem Hauchen und feuchtem Atem. Störungen wünschte er im Augenblick nicht. „Verzeiht bitte die Störung, Majestät“ bat der Diener und senkte sein Haupt noch tiefer zu Boden. „Ich bringe wichtige Kunde.“ „Später.“ Der Pharao wollte das abtun, jedoch richtete er sich auf Seths Schoß auf, welcher sich damit an seiner empfindsamen Halsbeuge gütlich tat und seine Adern mit Lust füllte. „Ich bin beschäftigt“ keuchte er und erwiderte den aufgereckten Kopf, schloss Seths verlangende Zunge zwischen seinen Lippen ein. In diesem Augenblick wollte er nichts anderes mehr sehen, nichts anderes mehr spüren als den Körper und die Lust seines sehnlichst geliebten Göttertraumes. „Majestät …“ Man hörte fast ein Flehen in des Dieners Stimme. Trennen konnte er die beiden nicht, ja selbst das Aufblicken verbot er sich. Dennoch hatte er Order, dem Pharao wichtiges zu sagen. Ein zweites Klopfen schallte durch den Raum. Die Tür stand bereits offen und so hinderte sie niemanden daran, zusätzlich einzutreten. „Herr.“ Der Diener kniete sofort nieder als Fatil den Raum betrat und wenig Scham besaß, dem Pharao direkt in sein lustrotes Gesicht zu sehen. „Also Seth“ seufzte Fatil schwer und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe gedacht, diesen Teil hättet ihr bereits abgeschlossen.“ Dass der Pharao erst den Tag verschlief und dann eine gedeckte Tafel verschlang, welche eine ganze Kompanie hätte versorgen können, war so eher der undenkbare Tagesverlauf. Er hätte eher darauf gesetzt, dass die beiden Liebenden übereinander herfielen, sobald man sie ungestört ließ. Und erst mit dem raumfüllenden Erscheinen seines Palastvorstehers blickte der Pharao wahrlich auf und schenkte ihm einen Moment seiner Aufmerksamkeit. Auch wenn seine Arme eng um Seths Nacken geschlossen waren und ihre Gewänder gleichermaßen locker von ihren hitzigen Körpern hingen. „Verzeiht, dass ich Euch unterbreche“ entschuldigte Fatil dann jedoch und senkte zum Zeichen seiner Schuld den Blick. „So sehr ich Euch Eure freie Zeit vergönne, so sehr muss ich darauf bestehen, Euch eine Kunde anzutragen.“ „Welche Kunde?“ fragte er besorgt nach und als er mehr Augenmerk auf Fatil denn auf seinen Priester wand, ließ dieser sein hitziges Werben abebben und folgte dem königlichen Blick zur Tür. „Entschuldige, dass ich dir den Pharao entreißen muss“ nickte er Seth zu und legte dann seinen Blick auf den zurück. „Majestät, Ras Lanuf steht vor unseren Toren.“ Der König benötigte drei verstreichende Sekunden, in welcher diese Worte in seinen Kopf drangen und seine Gedanken vollends erfüllten. „Jetzt schon?“ hinterfragte er sichtlich entrückt. „Was ist mit ihren Botschaftern?“ „Wenn sie welche schickte, so haben sie uns nicht erreicht“ antwortete er mir fester, wenn auch besorgter Stimme. „Mein Pharao, die Königin führt ein kleines Heer bei sich, ein größeres jedoch wartet weit um Pe-Amun verstreut. Ich treffe sicher Eure Zustimmung, wenn ich rate, sie schnellstmöglich zu empfangen.“ „Natürlich müssen wir sie empfangen“ sprach er sofort und zog sein verrutschtes Gewand zurück über seine Schultern. „Ruf die Garde zusammen und mein Gefolge. Bereitet Quartiere für die Königin und ihre Mannen vor. Und lass mir neue Kleidung bringen.“ „Ich war so frei, all dies vorzubereiten. Die Pferde werden bereits gesattelt und Eure Kleidung wird in diesem Moment gebracht. Wie Ihr weiter verfahren wollt, erklärt mir bitte, wenn ich Euch zurück in den Palast begleite.“ „Natürlich.“ Dann wand er sich an Seth und blickte ihn seufzend an. „Es tut mir sehr leid. Ich hätte gern …“ „Schon gut“ sprach der und legte ihm liebevoll die Fingerspitzen auf seine leicht bebenden Lippen. „Selbst ich weiß, wie wichtig Ägyptens Stellung zu Libyen in diesen Tagen ist. Nur mit libyscher Hilfe könnt Ihr einen Krieg mit Tschad verhindern.“ „Und Ihr solltet mit Ras Lanuf sprechen, bevor Ephrab es vermag“ sprach Fatil voll Ernst. „Er und sein Bruder sind bereits auf dem Weg zum Stadttor.“ Das war ein harter Schlag für den Pharao. Eben noch flogen seine Gedanken hin zu wundervollsten Berührungen, fand er sich eingebettet in schützende Arme, in wonnigste Wärme. Und im nächsten Moment brach der Sturm los. Es war allen dreien klar, dass sich nun das Schicksal Ägyptens entscheiden würde. Ging der Pharao siegreich aus den Verhandlungen mit Libyen hervor, so würde er den Tschad zurückdrängen und Frieden bewahren können. Würde aber Ephrab seinen Einfluss auf den königlichen Hof und die libysche Königin mit Erfolg krönen, so würden sowohl Atemu als auch sein Reich einer unsicheren Zukunft entgegensehen. Allein konnte Ephrab das Volk Ägyptens nicht unterwerfen – mit einem Kriegerstaat wie Libyen im Bündnis jedoch war dies denkbar. Die Königin Ras Lanuf wandelte sich in einen Schlüssel, welcher ein unbekanntes Tor öffnete. Doch durfte diese das keinesfalls erfahren – denn auch sie war als unerbittliche Kriegerin über ihre Landesgrenzen hinaus bekannt. „Ihr Götter“ flüsterte Atemu mehr zu sich als in Seths Ohr. „Gebt mir die Kraft, mein Volk zu schützen …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)