Juka_Coup a feutre von abgemeldet (Liebe auf den erstenBlick) ================================================================================ Kapitel 7: shichi/nana: fin autrement (Anderes Ende…) ----------------------------------------------------- Titel: shichi/nana: fin autrement (Anderes Ende…) Teil: 7/ 7 Autor: Lidi1374 Email: Lidi1374@web.de Beta: Manabu_Satoru(sei dir meiner ewigen Dankbarkeit bewusst!) Genre: Self-Insert, Visual Kei, Romantik Disclaimer: Könnt ich mir auch sparen, denn freiwillig zahlen würde mir niemand was hierfür, obwohl ich’s dringend nötig hätte. Natürlich gehört nix mir, M10M nur Mana- sama und die Personen jeweils sich selbst. Los geht’s mit dem letzten Teil. * * * Es war hart. Meine Hand wurde zwei Mal operiert, ich verbrachte drei Wochen im Krankenhaus, da ich zudem auch noch eine Infektion bekam. Natürlich war Shui den Großteil der Zeit an meiner Seite. An meinem Kopfende sitzend erledigte sie beinahe sämtlich ihrer Hausaufgaben und lernte für die bevorstehenden Prüfungen. Doch je näher ich der Genesung kam, desto mehr bekam ich Sehnsucht nach meiner Heimat. Es war doch ein großer Unterschied zwischen Japan und Deutschland. Erst hatte ich die Ruhe hier genossen, jetzt sehnte ich mich nach der „Stadt, die nie schlief“. Ich begann die japanische Sprache, die viel gerühmte Höflichkeit und Freundlichkeit zu vermissen. Ja selbst die vielen Reklame- und Neon- Schilder, der Rush- Hour Verkehr in Tokios Innenstadt, alles was ich vorher verabscheute lockte mich nur noch mehr zurück. An einem der vielen endlos langen Krankenhausnachmittage, als Shui sich an meinem Kopfende auf ihre schriftliche Prüfung in Mathe vorbereitete, schnitt ich eben dieses Thema an. „Shui?“ Sie hob den Kopf und lächelte mich an. Obgleich sie im Prüfungsstress steckte, sie hatte immer ein Lächeln für mich. Sie fasste meine gesunde Hand. „Ja?“ „Du bist ja bald mit der Schule fertig, nicht wahr?“, begann ich zögerlich. Sie nickte. „Also was ich sagen wollte...“ „Sprich dich aus,“, forderte sie mich auf. „Wollen wir dann nach Japan?“, fragte ich und sah ihr in die Augen. Doch sie wich meinem Blick aus. „Sieh mal Hiroki, ich weiß nicht...“, druckste sie jetzt herum. Was hatte sie für ein Problem damit? Diese Frage stellte ich ihr auch. „Hiroki, ich würde hier, in Deutschland oder in der Schweiz gerne studieren.“ Ich fürchte mein Gesicht wurde leichenblass. Das kam doch ein wenig plötzlich. „Studieren?“, krächzte ich. Mir wurde plötzlich ein wenig kälter. „Wozu studieren?“ „Hiroki, ich will nicht immer abhängig sein. Ich will meinen eigenen Job haben!“ Ich ließ ihre Hand los. „Ja von mir aus, kannst du das, aber... kannst du nicht in Japan studieren? Wir haben doch da... noch ganz andere Möglichkeiten.“ „Das ist nicht das Gleiche! Ich beherrsche die japanische Sprache nicht gut genug um dort Medizin zu studieren.“ „Medizin???“ Ich war fassungslos. Von diesen Plänen hatte sie mir vorher nie etwas gesagt. Okay, ich hatte auch nicht danach gefragt. Für mich hatte es ohne Frage gestanden, dass wir zusammen nach ihrem Abi nach Japan zurückkehren würden. Ich hätte dann dort wieder zu arbeiten begonnen und Shui... Ja was für eine Rolle hatte ich Shui in meinen Zukunftsträumen zugewiesen? Es hätte mir eigentlich klar sein müssen, dass sie sich nicht für die traditionelle Weise der Hausfrau entschließen würde. Shui klappte ihr Buch zu. „Lass uns das später weiterdiskutieren.“, meinte sie und mir fiel auf, wie müde sie klang. Ich packte sie am Arm und hielt sie fest. „In Ordnung, kleines Vögelchen. Mach dir erst mal keine Gedanken, sondern zeig den Leuten, wie klug du bist.“, meinte ich und lächelte versuchsweise. Sie nahm mir meine unbekümmerte Art ab und küsste mich zum Abschied. Dann war ich allein. Auf dem Flur hörte ich Schwestern munter miteinander schnattern, der Wasserhahn im angrenzenden Bad tropfte. Doch in mir tobten die Fragen, überschlugen sich die Gedanken. Ich kann nicht beschreiben, was dieses Gespräch in mir ausgelöst hatte. Für mich war doch alles so selbstverständlich gewesen. Doch für mich stand nur nach wie vor fest: Ich wollte zurück nach Japan. Aber mit Shui. In dem Moment öffnete sich die Tür von meinem Zimmer und eine junge Pflegerin begrüßte mich freundlich. „Der Doktor möchte sie sehen.“ Ich nickte. Vorsichtig erhob ich mich aus dem Bett und zog mir langsam den Bademantel über. In einigem Abstand schlurfte ich der Krankenschwester hinterher in den Behandlungsraum. Ein junger Arzt nickte mir zu und bedeutete mir, auf der Behandlungsliege Platz zu nehmen. Die ganze Zeit, während er meine linke Hand untersuchte, ließ mich aber die Frage nicht los, warum gerade Shui den gleichen Job ausführen wollte, wie er. Hätte sie sich nicht in den Kopf setzen können, Musik zu studieren oder sonst etwas? Aber gerade Medizin, was doch so lange dauerte. Ich wollte nicht weitere Jahre hier warten. Die Stimme des Doktors holte mich aus meinen Gedanken. „Sie haben noch einmal Glück gehabt. Durch die beiden operativen Eingriffe konnten wir die Nerven wieder verbinden, die Fraktur ist korrigiert und wird nur noch ein bis zwei Wochen brauchen, bis der Gips entfernt werden kann.“ Ich verstand ehrlich gesagt kaum ein Wort. Verwirrt fragte ich: „Werde ich wieder Klavier spielen können?“ Mit einem unergründlichen Blick besah der Arzt sich seine Unterlagen. „Womöglich wird die Bewegungsmöglichkeit am Anfang noch eingeschränkt sein. Es ist aber nicht auszuschließen.“ Schon wieder: War das eine Antwort? Ich hatte keine eindeutige Antwort erhalten. Und so etwas wollte Shui später machen? Ich wurde wütend. „Ja oder Nein?“, blaffte ich den Heilfachmann mir gegenüber an. Aber statt mir etwas auf meine Frage zu erwidern, fragte er nur: „Sie sind Musiker in Japan?“. Was sollte ich davon schon wieder halten? Ich wurde aus diesem Weißkittel nicht schlau. „Ich bin überall Musiker. Werde ich nun wieder Klavier spielen können?“ Jetzt erst sah er mich direkt an. „Ja werden Sie. Aber ob es genau so wird wie vorher kann ich Ihnen leider nicht sagen.“ Er winkte der Schwester, die eifrig herbeiwuselte und die Liege desinfizierte, während ich in mein Zimmer zurücktrottete. Doch wider Erwarten machte meine Hand Fortschritte. An Shuis letztem Prüfungstag wurde ich entlassen. Mit einem glücklichen Lächeln erwartete sie mich am Eingang des Krankenhauses, begrüßte mich mit einem Kuss und lud meine Tasche in das Auto ihrer Mutter. Sie fuhr mich zu mir nach Hause. Die ganze Fahrt über erkundigte sie sich nach meinem Befinden und erzählte von der Musikprüfung. Sie hatte diese scheinbar ziemlich gut hinter sich gebracht. Die darauf folgenden Wochen wich sie nicht von meiner Seite. Sie begleitete mich sogar zur Physiotherapie und über jede kleine Bewegung mehr, freute sie sich wie ein Kind. Dann kam ihr Abiball. Shui bot einen wunderbaren Anblick in ihrem bodenlangen bordeauxroten Ballkleid. Doch nach der Zeugnisvergabe, als das Essen auf das Büfett geladen wurde, wurde sie plötzlich weiß wie eine Wand. „Einen Moment“, keuchte sie und verschwand auf die Damentoilette. Wenig später tauchte sie wieder auf, ein wenig lächelnd aber immer noch blass. Zweifelsohne war sie nervös. Sie war einfach zu schön, mit den dunklen, aufgesteckten Haaren und dem majestätischen Kleid. Und mehrfach an diesem Abend musste ich daran denken, wie schön sie erst in einem weißen Kleid oder einem Brautkimono aussehen würde. Doch ich hatte den Konflikt nicht vergessen, den wir einige Wochen vorher austragen wollten. Er war nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Mit Hilfe von Shui nahm ich in dem Aufnahmestudio der Musikschule, in der ich auch gearbeitet hatte, einige Demotapes auf und verschickte sie zu einigen japanischen Plattenfirmen. Und diese ließen mit der Antwort nicht lange auf sich warten: Schon ca. eine Woche später erreichten mich drei positive Mails, dass man mich gerne zu einem Vorsingen dort haben wollte. In meiner Freude erzählte ich es Shui sofort. Doch sie reagierte verhalten. Stumm, in sich zusammengekauert saß sie auf meinem Sofa. Das Gesicht bleich, eine Decke um sich geschlungen. „Mein Gott, Shui jetzt sag doch was“, sprach ich sie an. „Das ist doch schön... für dich.“, antwortete sie beinahe tonlos. Ich glaubte meinen Ohren nicht recht trauen zu können. „Nicht für dich???“, fragte ich leicht fassungslos. „Shui hob den Kopf, in ihren Augen glitzerte die Tränen. „Hiroki, ich wurde angenommen.“ „Du hast dich an den Universitäten beworben???“ „Natürlich habe ich das!“, sagte sie und sprang auf. Plötzlich wich auch noch der letzte Rest Farbe aus ihrem Gesicht und sie presste sich die Hand auf den Mund. „Ist dir nicht gut?!“, fragte ich sogleich besorgt doch sie stürzte nur an mir vorbei zur Toilette. Obgleich sie die Tür hinter sich zuschmetterte, konnte ich doch hören, wie sie sich hustend übergab. Ob ihr was auf den Magen geschlagen war? Nur ein paar Minuten später wankte sie wieder heraus und ließ sich auf mein Sofa fallen. „Kannst du mir bitte einen Schluck Wasser bringen?“, fragte sie ermattet. „Was ist mit dir?“ Sie machte nur eine abwehrende Handbewegung. „der Stress schlägt mir auf den Magen. Das war schon früher immer so.“ Ich reichte ihr das gefüllte Glas und hastig trank sie einige Schlucke. „Danke.“ Ich nickte nur. „Also wie geht’s jetzt weiter?“, fragte ich leise. Sie zog die Decke wieder um ihre Schultern. „Du wirst zu deinen Terminen nach Japan fliegen und ich werde mich für eine Uni entscheiden und mir eine Wohnung und einen Teilzeitjob dort suchen.“, meinte sie. Entsetzt sah ich sie an. „was würde sein, wenn ich in Japan angenommen würde?“ „Dann bleibst du natürlich da.“, erwiderte sie nüchtern, beinahe ohne eine Regung in ihrem Gesicht. „Shui nein, das kann ich nicht. Ich will keine Wochenendbeziehung.“, meinte ich heftig. „Ich bleibe hier, du würdest in Japan bleiben. Wenn ich mein Staatsexamen habe, würde ich zu dir kommen.“ „Das dauert wie lange?“ Sie schluckte. „Sechs bis Sieben Jahre.“ „Nein.“ Sie stand auf und sah mir in die Augen. „Doch Hiroki.“ „Kannst du das denn nicht in Japan machen???“ Sie lachte ohne Freude: „Weißt du nicht wie schlecht mein japanisch ist? Ich hätte doch gar keine Chance, weder bei den Aufnahmetests noch bei dem Studium!“ „Aber Shui ich will nach Japan zurück!“ „Dann gibt es wohl keine anderen Ausweg.“ Und sie ging. Mit gemäßigten Schritten verließ sie meine Wohnung. Ein paar Sekunden später hörte ich den Motor von dem Auto ihrer Mutter aufheulen. Ich stand wie festgefroren. Konnte nicht glauben, was sich soeben abgespielt hatte. Ich rührte mich eine ganze Weile nicht, ging immer wieder im Kopf den Dialog von eben durch. Sollte es das gewesen sein? Hatten Shui und ich uns soeben getrennt? Nein, dass konnte es nicht sein. Ich roch doch noch ihr Parfum, sah doch noch ihr Glas. Auf dem Couchtisch lag doch noch ihr Buch! So einfach konnten wir uns nicht trennen. Das war nur ein kleiner Streit eben gewesen. Jeden Augenblick würde sie anrufen und sich entschuldigen. Wir würden uns am Telefon in den unterschiedlichsten Sprachen noch kurz ankeifen, dann aber würde sie „Gomen nasai“ sagen und ich würde antworten „It’s okay.“ Dann würde sie erleichtert lachen und ich mitlachen. Wenig später käme sie wieder zu mir und ich nähme sie wieder in die Arme, sie würde mich küssen, bis wir wieder im Bett landen würden. Und am nächsten Morgen würde ich aufwachen und ihren Kopf auf meiner Brust spüren. Und sie würde mich noch im Halbschlaf anlächeln. Mit dem Gedanken, packte ich meinen kleinen Koffer, mein Flugzeug geht ab Berlin am nächsten Nachmittag. Mit den gleichen Gedanken ging ich auch ins Bett, natürlich nicht ohne das Telefon neben meinem Kopf zu platzieren. Ich schlief mit dem Gedanken ein. Als ich aufwachte wurde mir zunächst nicht klar, was so anders war. Bis es mir wie Schuppen vor die Augen fiel: sie hatte nicht angerufen. Von dieser Gewissheit nicht ganz überzeugt warf ich einen Blick auf das Display meines Telefons. Kein neuer Anruf. Auch mein Handy hatte keine Kurzmitteilung für mich. Vielleicht hatte sie gemailt? Hastig fuhr ich den Computer hoch. Doch zugleich wurden meine Hoffnungen zunichte gemacht. Ich konnte es nicht fassen. Es war doch nur eine kleine Auseinandersetzung gewesen, oder? Ein Blick auf die Uhr bestätigte mir, dass ich meine notwendigsten Sachen zusammenkramen musste. Ich musste den Zug nach Berlin noch erwischen. Rasch zog ich mein Notebook ab und stopfte es in meine schwarze Tasche. Ich hatte für den Flug Buissness- Klasse gebucht, da musste mein dunkler Rucksack in der Ecke stehen bleiben. Für den Fall, dass Shui während meiner Abwesenheit hier hereinschauen würde, legte ich einen kleinen Zettel auf den Wohnzimmertisch: „Lass uns noch einmal über alles in Ruhe reden. Bin wahrscheinlich in drei Tagen wieder da. Kuss, H.“ Ich hoffte, dass das die Wogen glätten würde, aber wahrscheinlich würde sie sich vorher melden. Während ich im Zug saß, überlegte ich die ganze Zeit, wie es erst zu diesem Streit hatte kommen können. Ich wollte nach Japan. Sie auch, allerdings nicht jetzt. Wäre es nicht klüger gewesen, einen Aufschub oder einen Kompromiss zu schließen? Auf dem Flughafen kaufte ich mir einige hoffnungslos überteuerte japanische Zeitungen. Doch richtig konnte ich mich nicht auf die mir vertrauten Schriftzeichen konzentrieren. Die Wartezeit auf das Flugzeug, das einchecken und das Starten bekam ich nur halbherzig mit. Meine Gedanken waren beschäftigt mit Shui und unserem Streit. Warum hatten wir uns in dem Aspekt unserer Zukunft nicht richtig abgesprochen? Inzwischen hatte ich meine Schuld eingesehen. Ich war zu sehr darauf fixiert gewesen, nach Japan zurückzukehren, dass ich nicht auf sie geachtet hatte. Aber hatte ich nicht schon genug für die Beziehung geopfert? Fast zwei Jahre hatte ich in ihrer Nähe gelebt, hatte auf einen Job auf der Bühne verzichtet. Konnte ich jetzt nicht erwarten, dass sie mit mir kam? Außerdem hatte ich die Hoffnung gehegt mit ihr zusammen eine musikalische Karriere aufbauen zu können. Das dies nicht ihr Ziel gewesen war, geschweige denn ihre Absicht, hatte ich nie bemerkt. Der Angestellte mit dem Apple-Computer und dem dampfenden Kaffee mir schräg gegenüber sah mich mit einem gering schätzenden Blick an, musterte meine Erscheinung von oben, bis die Stewardess mich erlöste und mir lächelnd ein Sandwich reichte. Doch ich legte es zur Seite und fasste den Entschluss dem Ehepaar Manabu, Mana und Ryu, zu schreiben. Ich war mir nicht sicher, ob Shui in der letzten Zeit den Kontakt weitergeführt hatte. Ich zu meinem Teil hatte mich ziemlich zurückgehalten, erst Recht, als ich feststellen musste, dass Mana ohnehin nie mit mehr als fünf Sätzen antwortete. Ich tippte beim Zerkrümeln meines Sandwichs eine kurze Mail in der ich meine nahende Ankunft, meine Vorstellungsgespräche und auch eine Andeutung über den Streit mit Shui einbaute. Schon wenige Minuten später erhielt ich eine kurze Antwort von Ryu. Sie würde mich am Flughafen abholen. Mehr stand nicht in ihrer Mail. Hatte sie sich an Manas Kargheit angepasst? Allein die Vorstellung, wie das Ehepaar Manabu morgens beim Frühstück saßen und mit unbewegten Gesichtern ein Hühnerei pellten ließ mich prusten. Prompt funkelte mich natürlich wieder der kleinkarierte Angestellte an, der inzwischen an seinem dritten Kaffee nippte. Armer Abhängiger. Die Flugstunden verbrachte ich mit dem Formulieren von Briefen an Shui. Wie sollte ich ihr beibringen, dass ich mit ihr zusammensein wollte, aber nicht in diesem Abstand?! Gab es denn kein anderes Land, was zwischen Europa und Japan lag, in dem unsere beiden Sprachen gesprochen wurden??? Nein, das gab es definitiv nicht. Nach 6 Flugstunden nickte ich dann endlich ein. Doch in meinem Traum verfolgte mich das Thema weiter... Am Flughafen holte ich meinen Koffer vom Band, als ich auch schon die adrett gekleidete Ryu winken sah. Ehe ich mich versah, umarmte sie mich überschwänglich, was uns missmutige Blicke von den Menschen die nahe an uns vorbeigingen einbrachte. Lachend schob ich sie weg. „Ryu wir sind in Japan.“ „Gomen nasai.“, erwiderte sie und verbeugte sich. „Ein herzliches Willkommen, ehrenwerter Juka“. „Vielen Dank für die freundliche Begrüßung“, antwortete ich. Wir wandten uns zum Gehen, sie erkundigte sich nach allerlei Lapalien wie den Flug, das Bordessen und Ähnlichem. Erst als wir in ihr Auto stiegen, wurde sie ernst. „Was ist bei euch los, Juka?“. Es war ungewohnt nach so langer Zeit meinen Künstlernamen wieder zu hören. Doch ich verzichtete auf eine Verbesserung. Dieser Name war auch ein Teil von mir. „Was soll bei uns los sein?!“, versuchte ich unbekümmert zu antworten, was mir jedoch nicht gelang. Ryu fuhr energisch an und drängelte sich vor einen roten Toyota, überholte an einer Ampelkreuzung waghalsig einige Autos und bog dann mit quietschenden Reifen in eine Straße ein ,wo Stau war. Sie fluchte. Ich musste schlucken. „Fährst du immer so?“, fragte ich sie. Sie setzte sich eine Sonnenbrille auf die Nase. „Nur wenn ich emotional werde.“ „Ich hoffe du wirst nicht allzu oft emotional.“ „Nur von Zeit zu Zeit.“ Da wunderte es mich, dass ihr Wagen noch in einem Stück war. „Du bist jetzt emotional? Warum?“ Sie warf mir einen verärgerten Seitenblick zu. „Weil bei euch, verdammt noch mal, etwas nicht in Ordnung ist.“ Wie zur Bestätigung hupte sie das vor uns stehende Auto an, als dies nicht augenblicklich anfuhr. Mir graute es vor ihrer Fahrweise. Ich wollte aus diesem Auto. Und jetzt auch noch über den Streit zu reden mit dieser Kamikaze neben mir... „Was ist nun?“, fragte sie mit etwas grimmigen Unterton. „Ja. Wir haben uns gestritten,“ „Naja, Streit gehört zu jeder Beziehung,“ „Eigentlich schon. Aber dieses Mal hat sie die Wohnung verlassen und sich nicht wieder gemeldet. Sie hat sich noch nicht einmal verabschiedet.“, klagte ich. „Hmm. Wann war das?“ „Nach meinem Zeitempfinden vorgestern.“ Ryu sagte nichts. Die Fahrbahn wurde frei und sie gab Gas, zischte an den wartenden Autos vorbei und fuhr in den Stadtbezirk, wo auch meine Wohnung lag. Das Schweigen machte mich fast noch nervöser als ihr rasanter Fahrstil. Erst nachdem sie eingeparkt hatte, seufzte sie. „Juka, da stimmt etwas nicht.“ Auf meine Fragen hin schüttelte sie nur den Kopf. Sie begleitete mich in meine kühle, leere Wohnung. „Ich schlage vor, du nimmst eine Schlaftablette und wenn du dich ausgeruht hat, rufst du durch.“ „Musst du nicht arbeiten?“ „Nein, Mana hat unseren Urlaub verschoben ohne mich zu fragen. Ich hatte meine Freistellung aber schon beantragt und eine Vertretung organisiert. Ich mache im Moment blau.“ Sie schob sich an mir vorbei und inspizierte meine gähnend leere Küche. Im hintersten Küchenschrank fand sie noch ein Päckchen Instantnudelsuppe. „Ich glaube kaum ,dass das zum Überleben ausreicht.“, meinte sie skeptisch. „Aber egal, Du ruhst dich jetzt ersteinmal aus, du siehst nämlich aus wie... na ja.“ „Wie sehe ich aus?“, fragte ich verwirrt. „Jedenfalls ziemlich müde. Also, beruhig dich, schlaf ein wenig und dann gehen wir später Essen, okay?“ Und schon hatte sie mit einem Rums meine Wohnung verlassen. Wie kam sie von Beziehungsproblemen auf Ausschlafen? Ich wurde aus dieser Frau nicht schlau. Aber ein Blick in den Spiegel bestätigte mir, dass sie in Bezug auf mein Aussehen Recht hatte. In meinem Badschrank fand ich sogar noch ein paar Beruhigungstabletten. Zwar waren die mittlerweile ein halbes Jahr überlagert, aber ich beschloss, dass das der Wirkung sicher keinen Abbruch tat und schluckte eine. Schon ein paar Augenblicke später schlief ich auf meinem Sofa ein, noch zwischen Koffer und Notebook. Als ich aufwachte, schienen die ersten Strahlen des neuen Tages durch die Fenster hinein. Ich fühlte mich erholt und sprang vom Sofa. Doch ein Blick auf die schmutzigen Fenster, die dicke Staubschicht auf den Möbeln und mein Chaos aus meinen Sachen, bremste meinen Elan und Tatendrang sodass ich auf das Sofa zurücksank. Ich verzichtete auf das Ordnen und Saubermachen und ging stattdessen unter die Dusche und wusch mir den Schweiß und Dreck der Reise von der Haut und aus meinen wieder dunklen Haaren. Kurz darauf rief Ryu an und nur einige wenige Minuten später stand sie in meiner Tür. „Ohayo gozaimasu, Juka- kun!“, begrüßte sie mich und packte mich am Handgelenk. „Ich hab dir einen Reinigungsservice besorgt“, meinte sie und deutete auf zwei mürrisch aussehende Damen, die auf dem Hausflur mit Reinigungskoffern bewaffnet waren. Ich verbeugte mich leicht erstaunt und bat sie herein, doch Ryu zog mich nach draußen. „Sie werden deine Wohnung ordnen, wir fahren frühstücken. Nachher bring ich dich auch zu deinen Vorstellungsgesprächen und gehe in der Zwischenzeit shoppen.“ Ich konnte nur verblüfft nicken und folgte ihren Worten. An diesem und dem darauffolgenden Tag hatte ich drei Vorstellungsgespräche, inklusive Vorsingen. Die Konzerne machten allesamt einen positiven Eindruck auf mich. Und eines stellte mich auch tatsächlich ein. Die Firmenleitung und zuständige Produzenten entwarfen ein neues Konzept. Schon eine Woche später hatte ich eine neue Band. Nun war man dabei das Debüt zu entwickeln. Es war unmöglich, wieder nach Deutschland zu gehen. Daher rief ich bei Shui zu Hause an. Ihr Handy war ausgeschaltet, auf Mails reagierte sie nicht. Ich hatte mich in den Mails mehrmals entschuldigt und sie um einen Kompromiss gebeten. Doch auch am Telefon war ich nicht viel erfolgreicher. Shuis Mutter war am Telefon. Ich erkundigte mich nach Shui, doch auf meine Frage hin wurde es still am Telefon. „Ist etwas mit ihr?“, fragte ich nun noch beunruhigter. „Hiroki“, sagte die Mutter zögernd „Ich weiß nicht, ob es richtig ist, dass ich es dir sage, aber... Shui ist nicht hier“ „Wo ist sie dann? Wo kann ich sie erreichen?“ „Sie ist der Schweiz, Hiroki. Sie wurde in Zürich an der Universität angenommen. Entschuldige.“ Sie legte auf. Ich stand wie vom Donner gerührt mit dem Telefon in der Hand da, hörte am anderen Ende nur noch das gleichmäßige Tuten. Shui hatte Deutschland verlassen. Auch wenn mich diese Nachricht noch zusätzlich aus der Bahn geworfen hatte, so bemühte ich mich wenigstens im Beruf alles in Ordnung zu bringen. Meine Kollegen waren nett und aufgeschlossen, doch neue Freunde fand ich nicht so schnell in ihnen. In einer Nacht, in der ich mal wieder von Schlaflosigkeit geplagt war, schrieb ich meine Gedanken auf, in den verschiedensten Sprachen. Der Hauptteil war auf japanisch, die Anfangszeile auf Französisch, eine Art Refrain auf Englisch. Es erstaunte mich, als ich entdeckte, dass mein Gedicht auch eine gewisse Rhythmik enthielt. Einige Tage später legte ich es dem Produzenten der Band vor und er erlaubte eine Vertonung dessen. Unsere Debütsingle wurde ein Lovesong. Dieses Lied stürmte Japans Charts entgegen den düsteren Prophezeiungen von Musikwissenschaftlern. Am Tag der Veröffentlichung schrieb ich den Text des Liedes in eine Mail, in den Anhang legte ich die veröffentlichte Version, gespielt von der Band, gesungen von mir. Dann schickte ich sie Shui. Sie sollte wissen, dass dieses Lied für sie war. Am selben Tag war ich zu Besuch bei Manabus. Ryu hatte mich zum Tee trinken eingeladen, sogar Mana war ausnahmsweise anwesend und hockte mit einer Erkältungsmaske auf dem Sofa und sah noch mieser gelaunt aus, als ich ihn in den stressigsten Zeiten von Moi dix Mois gesehen hatte. Kurz nach meiner Ankunft servierte Ryu den Tee und sah mich dann ernst an. „Juka, ich hab gestern Nachricht von Shui bekommen.“ Meine Teeschale klirrte auf dem modernen Glastisch. „Ja?“, krächzte ich angespannt. Mein Hals schien trotz des Tees wie ausgetrocknet. „Ich hab mit ihr telefoniert. Sie hat aus einem Krankenhaus angerufen.“ „Krankenhaus???“ Meine Hände begannen leicht zu zittern. „Was hat sie?“ „Sie erwartet ein Kind von dir.“ Ich habe keine Ahnung, was in dem Moment mit mir passierte. Ich weiß nur noch, dass mir schwarz vor Augen wurde und ich in die Kissen des Sofas sackte. Es war ein Schock für mich. Aus einem mir unerklärlichen Grund hatten wir- Shui und ich- Shuis Zukunft verbaut. Ich konnte keinen richtig klaren Gedanken fassen, außer dass ich mich dauernd fragte, wie das geschehen sein konnte. Immerhin hatten wir immer verhütet. Aber nun bekam sie ein Kind. Von mir. Ich blieb bei Ryu und Mana. Mit den beiden beriet ich, was ich tun sollte. Ryu versuchte mich zu überzeugen, Shui nachzureisen. Ich sollte sie nicht im Stich lassen. Mana dagegen warf mit wenigen wohl gewählten Worten ein, dass ich am Beginn meiner Karriere stand und Shui nichts von sich hatte hören lassen. Am frühen Morgen einigten wir uns darauf, dass ich versuchen sollte sie in der Schweiz zu erreichen. Würde sie mich abwimmeln, sollte ich erst dann zu ihr, sobald es mir vom Job aus möglich war. Ansonsten sofort(„Ryu: Was ist dir wichtiger: Karriere oder Familie?!“)... Ich ging dennoch am nächsten Tag ins Studio. Der dritte Song wurde aufgenommen, trotz meiner Übermüdung. Doch wir waren erfolgreich, sodass ich schon am frühen Nachmittag in meine leere Wohnung konnte. Dort rang ich mich dazu durch, doch noch meine Mails abzurufen, bevor ich Schlafen gehen wollte. Und als ich die Nachricht sah, wurde ich schlagartig wach: Shui hatte geschrieben!!! Ungeduldig öffnete ich die Mail. Sie enthielt nur zwei kurze Sätze: „Sie wird uns beide brauchen... Ich liebe dich.“ Im Anhang war ein Bild. Zunächst konnte ich die vielen grauen Streifen nicht einordnen, bis ich endlich einige klare Linien erkennen konnte. Es war ein Ultraschallbild. Von meiner Tochter. ... The End ^o^♪ Kommentar Geschafft ©! Meine erste Fanfic, die auch beendet habe… Ich hoffe euch hat es gefallen. Ich würde mich über Kommis freuen. Ein großes Dankeschön zuletzt noch an Sio fürs Beta- lesen und für den Grundstein dieser FF. *verbeug*. Mata ne∼ (^o^)// Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)