Juka_Coup a feutre von abgemeldet (Liebe auf den erstenBlick) ================================================================================ Kapitel 5: Go: seul (allein) ---------------------------- Titel: Go: seul (allein) Teil: 5/ 7? Autor: Lidi1374 Email: Minto1374@web.de Beta: Manabu_Satoru Genre: Self-Insert, Visual Kei, Romantik Info: Diese FF spielt nach dem Moi dix Mois- Konzert in München, 2005. Ryu und ich waren leider nicht bei diesem Konzi, also ist das hier alles reine Fiktion. Moi dix Mois gehört leider auch net mir, nur Mana- sama *schnief* und ich wette, dass für das hier auch niemand freiwillig etwas zahlen würde, also bleib ich halt Arm wie ’ne Kirchenmaus... T.T * * * Es war eine Qual ohne Shui. Mit unserem Tourbus hatten wir die Mädchen nach Hause in den Nordosten von Deutschland gebracht. Der Abschied fiel uns allen sehr schwer. Die ganze Band hatte die Beiden lieb gewonnen und hätte sie ohne zu zögern auch mit nach Paris genommen, aber das ging ja leider nicht. Ryu würde innerhalb des nächsten Monats nach Japan kommen. Zunächst hatte sie wohl noch ein wenig Kram mit den Behörden hier zu klären, also Visum beantragen, sich mit der japanisch- deutschen Botschaft in Verbindung setzten und einiges mehr. Aber wann Shui und ich uns wiedersehen würden, das stand noch in den Sternen. Nachdem wir die jungen Frauen abgesetzt hatten, wurde es merkwürdig still und bedrückend im Bus. Alle ließen die Köpfe hängen... Ob beim Einziehen ins andere Hotel, beim Schminken, beim Soundcheck, auch beim Konzert selber: Die ganze Zeit hatte ich Shuis Bild vor Augen, mein Herz klopfte schneller, wenn ich an sie dachte (also Dauerzustand) und ich wünschte mir nur, sie so bald wie möglich wieder zu sehen, ihre Stimme zu hören, ihre Nähe zu spüren. Das Konzert war die reinste Tortour. Klar, ich versuchte wie immer das Beste aus mir herauszuholen, doch allein der Gedanke wieder alleine ohne Shui auf mein Zimmer zu gehen, den Abend alleine rumkriegen zu müssen, das ließ mich müde und traurig werden. Wir verzichteten auf jegliche Aftershowparty und jeder verkrümelte sich in sein Zimmer- mal von Kazuno und Tohru abgesehen, die steckten wie üblich wieder die Köpfe zusammen und plauderten bis tief in die Nacht. Ich wusste das, weil mein Zimmer direkt daneben lag und mich das leise Gemurmel noch mehr nervte, als es diese drückende Stille tat. Kurz nach Mitternacht versuchte ich mich auf einen französischen Roman zu konzentrieren, den ich mir bei der Reise gekauft hatte (ich verstand natürlich so gut wie nur Bahnhof), doch mit einem Krachen flog die Tür auf und Kai stand in meinem Zimmer. Hatte ich etwa etwas anderes erwartet?! Kai nervte heute ungemein. Vor allem das triumphierende Grinsen auf seinem Gesicht was er mir gerade präsentierte, machte mich so rasend, dass ich mir ziemlich... (*räusper*)gewalttätige Szenen überlegte, die ich zum Glück nicht durchführte. „Was gibt’s?!“, fragte ich mit der schlechtesten Laune seit dem Ende meiner Schulzeit. „Gute Neuigkeiten!“, freute er sich und trat an mein Sofa heran und legte einen Laptop auf meine Beine. „Hier, als Leihgabe von der Hoteldirektion.“ Ich muss wohl ziemlich verwirrt geguckt haben, denn Kai sah mich einen Augenblick forschend an, dann grinste er verschwörerisch zu und meinte zwinkernd: „Das ist wireless LAN“. Als ich mich immer noch nicht wie verrückt freute (wie denn auch?!“), setzte er nur erklärend hinzu: „Hat Shui nicht auch MSN?!“, als bei mir der Groschen fiel. „Arigato gozaimsasu, Kai- kun!”, bedankte ich mich artig. Denn ich hatte weiterhin Zweifel, dass sie auch wirklich on sein würde, immerhin hatte sie morgen Schule und die begann hier schon halb Acht. Doch sie war on!!! Begeistert tippte ich eine Begrüßung. Sie antwortete: „Bonsoir, Jukaaaaaa! Ich freu mich, dass alles geklappt hat!“ „Wieso geklappt?!“ „Kai meinte, dass er versuchen würde, dir einen Laptop auszuleihen und hat mir gesagt, dass ich möglichst diese Nacht noch ein wenig aufbleiben sollte.“ Ich war begeistert und es tat mir Leid, was für böse Absichten ich vorhin gegen Kai gehegt hatte. Shui und ich schrieben noch bis drei Uhr, dann trennten wir schweren Herzens voneinander. Morgen würde ich zurück in Japan sein, dann gab es nur noch die Zeitverschiebung zu beachten... Die nächsten Tage vergingen nur quälend. Mana war in dem Studio nicht zu leiden und immer wieder gerieten wir gereizt aneinander. Eines Abends, unmittelbar nach unserer Europa- Reise klappte ich in einem 24h- Shop zusammen und der Arzt im Krankenhaus stellte bei mir akute Stresssymptome verbunden mit Schlafmangel fest. Wenn ich nicht am Arbeiten war, dann schrieb ich mit Shui per MSN oder ich schickte ihr Mails . Doch sie war mein einziger Lichtblick... Zwei Tage nach meinem „Ohnmachtsanfall“ beschloss ich, die Band Moi dix Mois zu verlassen. Shui sagte ich davon vorerst nichts, ich musste erst einmal mit mir selbst einig werden. Am 10. April kam Ryu hier in Japan an. Ich hatte es mir nicht nehmen lassen, zusammen mit Mana und Kai zum Flughafen zu kommen und sie abzuholen (auch weil ich mir insgeheim Nachricht von Shui erhoffte). Kurz bevor wir dorthin fuhren, teilte ich Mana und Kai meine Entscheidung mit. Während Kai eine tragische Szene daraus machte und mich versuchte umzustimmen, nahm Mana meine Entscheidung kommentarlos, lediglich mit einem Nicken, hin. Ich weiß nicht, ob ich etwas anderes erwartet hatte. Ich hatte -glaube ich – gehofft, er würde auch versuchen mich umzustimmen oder wenigstens etwas sagen, wie „Es ist ein Verlust für das Projekt“ oder etwas in dieser Art. Aber das hätte jeder andere gemacht und das war schon ein Grund, warum er es nicht tat. Danach holten wir zu dritt Ryu ab. Als sie kam begrüßte sie Kai und mich nach europäischer Art mit Umarmen und Mana sogar mit einem Kuss, der sie mit einem Gesichtsausdruck der einem seligen Lächeln schon ziemlich nahe kam, in die Arme schloss. Danach wandte sie sich mir wieder zu und meinte: „Shui hat dir was mitgeschickt. Herrje, ich hab es auch noch als Handgepäck genommen, denn ansonsten hätte ich bei meinem Gepäck noch mehr zuzahlen müssen...“ ... und ihr Gepäck war wirklich beachtlich: Ein großer und ein kleinerer Koffer, zwei doppelt und dreifach verschnürte und gesicherte Umzugskartons, ein Kosmetikköfferchen und als Handgepäck einen Rucksack und eine mit japanischen Musikern beklebte Tasche. Aus dem Rucksack holte sie ein mit bunten Bildern und Grüßen versehenes, schmales Päckchen hervor und reichte es mir. Unwillkürlich klopfte mein Herz wieder schneller und ich bedankte mich förmlich. Sie lachte und fing dann an zu erzählen, doch das handelte von ihrer Reise und mehr bekam ich auch gar nicht mit. Kai und ich schoben den Koffertrolli, während Mana und Ryu voraus gingen. Mein wertvolles Päckchen hatte ich ganz oben auf gelegt und ließ es beim manövrieren nicht aus den Augen. Nur Kai war es zu verdanken, dass wir auf dem Flughafen damit keinen Unfall bauten... Zu Hause öffnete ich aufgeregt wie ein kleiner Junge an Weihnachten das Päckchen. Heraus kam ein kleiner Plüschfrosch, ein langer Brief und ein riesiger Stapel Fotos. Bevor ich es mir genauer ansah, kochte ich mir einen Tee und stellte Musik an. X- Japan. Ein Ausnahmefall mal wieder, doch meine geliebten Enka- CD’s fristeten seit der Europareise ein trauriges Leben in der hintersten Ecke meiner Drei- Zimmer- Wohnung. Dann sah ich mir die Bilder an. Sie hatte Fotoserien geknipst. Von allem, was sie betraf und zu ihr gehörte. Auf den Rückseiten hatte sie meist kleine Notizen geschrieben. Die ersten Fotos zeigten ihre Familie. Ihre Eltern, ihre kleine Schwester, ihre Großeltern, ihre Patentante und ihre Cousine. Dann ihr Zu Hause. Das Haus, die Wiesen dahinter, ihre Nachbarin, die auch eine ihrer Lehrerinnen war, ihr schwarzes Klavier, ihr Zimmer mit den vielen Bücherregalen und Plüschfröschen und- einer Bildersammlung von mir bzw. Moi dix Mois an der Wand über ihrem Bett. „Die hat Ryu mir kurz vor dem Konzi gemacht“, hatte sie auf die Rückseite geschrieben. „ So kann ich morgens und Abends an dich denken und von dir träumen, wenn ich im Bett bin ^^!“ Ich las mir diese Sätze ganz oft hintereinander durch und je öfter ich sie las, desto wärmer wurde mir. Meine Shui. Dann weiter. Die Schule, ihr Klassenraum, Shui in dem Redaktionsraum der Schülerzeitung, bei einer Konferenz. Bilder von anderen Freunden, vom Schulhof, von den Lehrern, von der Musikschule. Sie hatte so gut wie alles, was mit ihr zu tun hatte fotografiert bzw. fotografieren lassen. Zum Schluss waren noch gut 20 Bilder nur von ihr. Ein Kinderbild, dann welche als Vampir verkleidet, im Hinata- Cos, und andere. Ein paar rahmte ich und stellte sie mir neben mein Bett auf den Nachttisch. Zusammen mit Ryu telefonierte ich mit Shui am nächsten Tag und teilte ihr auch meinen baldigen Austritt aus der Band mit. Es tat gut, nach so langer Zeit ihre schöne Stimme mal wieder zu hören. Wie gerne hätte ich wieder mit ihr gesungen... An Shuis Geburtstag überredete ich die Jungs im Aufnahmestudio ein Geburtstagsständchen zu spielen und aufzunehmen. Sie taten mir den Gefallen und wenig später schickte ich ihn per E- Mail im mp3- Format nach Deutschland. Zurück kamen viele elektronische Küsse, Grüße und jede Mengen Freudentränen... Vier Tage später war dann das Konzert im Shibuya AX. Das Abschlusskonzert für mich. Ich hatte meine Haare bleichen lassen und dann blond färben lassen. Shui war in Deutschland vom Glauben gefallen, denn sie liebte schwarze Haare. Doch ihr gefielen auch meine blonden. Für mich war dies ein zusätzliches Symbol für einen Neuanfang. Und ich gab auf der Bühne noch ein letztes Mal alles, was ich aus meinen Stimmbändern herausholen konnte. Es erfüllte mich ein wenig mit Wehmut, daran zu denken, dass dies das Ende von meiner Arbeit bei Moi dix Mois bedeutete. Etwas mehr als drei Jahre hatte ich nur für meinen Job gelebt, unter Manas straffen Zeitprogramm kaum Freizeit gehabt. Und das sollte sich nun ändern... Dann sagte ich ins Mikro: “This is the last song I'll sing here. Lets all dance together in the end..." Und wir spielten Peagant. Es war ein ergreifendes Gefühl, denn dieses Lied wurde allein für mich gespielt und die Fans gingen toll mit der Musik mit. In den ersten Reihen weinte ein Mädchen und ich erinnerte mich an Shui. Dann war das Lied auch schon zu Ende. Ich verharrte noch ein paar Minuten in meiner Position in der Mitte des Catwalks. Ließ nocheinmal die Atmosphäre auf mich wirken. Dachte an den Anfang bei Moi dix Mois, an die Konzerte, die Partys, die langen Stunden im Studio und dann an den Aufenthalt in Europa. Langsam hob ich meinen Arm mit dem Mikro. Er fühlte sich bleiern und unglaublich schwer an. „Thank you.“ Sagte ich leise und verließ die Bühne zum letzten Mal mit den anderen. Die Aftershowparty war eine der größten und verrücktesten, die wir je gefeiert hatten- und wir hatten selten nach Auftritten gefeiert. Mana war einfach nicht der Typ für so etwas. Doch Kai hatte sich diesmal mit der Organisation selbst übertroffen: Alkohol aus aller Herren Länder direkt importiert. Russischer Wodka, Französischer Champagner, Deutsches Bier, amerikanische Mixgetränke und eben alles, was das Herz begehrte (dass Sake in rauen Mengen da war, brauch ich wohl nicht mehr zu erwähnen, oder?). Zusätzlich noch ein kleines Büffet. Meine Bandkollegen stürzten sich regelrecht darauf. Auch K, mit dem ich bisher recht wenig zu tun gehabt hatte, stieß des Öfteren mit Kazuno, Tohru und auch mit mir an. Mana und Ryu waren nur am Anfang dabei, verzogen sich aber, als die Stimmung ausgelassener wurde. Ich hielt mich mit dem Alk zurück. Ich wusste, dass meine Shui Alkohol nicht leiden konnte und schon nach ihrer Begründung warum und den möglichen Folgen hatte ich auch mir geschworen meinen Alkoholkonsum auf ein Minimum zu beschränken. Außerdem wollte ich mich auch gar nicht richtig betrinken. Mir gefiel der leicht bittere Abschiedsschmerz, in dem ich mich gepaart mit ein wenig Selbstmitleid nochein wenig suhlen wollte. Ich schätze, ich hatte ein Bier und ein Glas Champagner getrunken, als Kazuno zu mir wankte und sich neben mich auf’ s Sofa plumpsen ließ. Ich hatte inzwischen zu einem Softdrink gegriffen, Kazuno nuckelte an einem Mixgetränk. Er hatte schon einiges intus. Das merkte ich sofort, als er anfing zu reden; ach was ~zu lallen. „So“, meinte er. „Das war’ s dann wohl.“ „Sieht so aus.“, erwiderte ich achselzuckend. „Was ist eigentlich mit deiner- wie heißt sie noch gleich- deine Freundin da aus Deutschland. Seid ihr noch zusammen?“ In seinem Tonfall war etwas, was mir gar nicht gefiel. „Ja. Sind wir.“ Er seufzte. „Ach ja. Die hätte mir auch noch gefallen...“, er summte irgendetwas vor sich hin. Ich versuchte meinen unterdrückten Ärger mir nicht anmerken zu lassen. „Ach ja?!“ Er nickte und schlürfte von seinem Gebräu. „Jupp. Was meinst du wie neidisch ich in Deutschland war. Kommt sie eigentlich noch mal her?!“ Das Gespräch wollte ich nicht mehr fortsetzten. Shui gehörte zu mir! Ich machte nur eine vage Geste und beeilte mich dann, in eine andere Ecke des Raumes zu kommen, wobei ich mir ins Gedächtnis rief „Er ist betrunken, nur betrunken. Morgen wird er sich an nichts erinnern können.“ Aber auch die anderen waren schneller voll, als ich gedacht hatte. So kam es, dass ich schon kurz nach Mitternacht wieder in meiner Wohnung war. Ich ließ das Licht aus, zündete im Wohnzimmer nur eine Kerze an. Sonst machte ich meistens gleich Musik an, wenn ich kam, doch auch das ließ ich bleiben. Ich wollte einfach nur nachdenken. Ich schloss die Augen und sah sofort Shuis Gesicht, dann diesen betrunkenen Kazuno, der sie auch wollte. Dann ließ ich die Moi dix Mois Zeit revue passieren. Drei Jahre Französischabendkurs, drei Jahre Workaholic und geforderte Perfektion. Drei Jahre zusammen mit den anderen lachen, über verkaufte CD’ s freuen und feiern. Der Durchbruch in Europa. Der Erfolg, der dort verzeichnet wurde. Und jetzt? Aus dem Französischabendkurs hatte ich Deutschkurs gemacht (und diese Grammatik in der Sprache trieb mich zur Raserei). Noch in Manas Label hatte ich Aufnahmen von meinem Gesang gemacht und Bewerbungen geschrieben. Aber diese hatte ich noch nicht losgeschickt. Jetzt wollte ich ersteinmal Ferien. Nach drei Jahren mal länger als höchstens eine Woche am Stück. Nächste Woche sollte ich noch einmal ins Label kommen und Seth, meinen Nachfolger „einarbeiten“, ihm das Label zeigen und einige Lieder mit ihm durchgehen. Ich öffnete die Augen, blinzelte in die Dunkelheit hinein. Von draußen drang ein schwacher Lichtstrahl von der Straßenlaterne herein. Ich lehnte mich zurück in die weichen Kissen. Shui würde es hier gefallen. Viele weiche Kissen, eigentlich mit hellem Holz eingerichtet. Naja, nur eigentlich, denn wirklich sehen konnte ich es jetzt gerade nicht. Shui. Da war sie wieder. Ein Blick auf meine Uhr zeigt mir, dass es 2 Uhr 30 war. Naja, was soll’ s. Ich konnte ja ausschlafen. 2 Uhr 30. Hm, dass hieß in Deutschland bei Shui war es später Nachmittag. So 17 Uhr. Das war die Zeit, in der sie die Mails schrieb. Oder wir ab und zu telefonierten. Doch statt mich wie gewohnt wieder zu erheben, sank ich in die Kissen zurück. Nur wenige Minuten später war ich eingeschlafen. Meine freien Tage nutzte ich dazu, alte Freunde und Bekannte aufzusuchen. Es tat gut, sie alle mal wieder zu sehen. An einem Tag, an dem ich bei mir groß sauber machte, klingelte es an der Haustür. Mit Gummihandschuhen und Staubtuch bewaffnet öffnete ich die Tür. Ryu stand strahlend davor. „Konnichiwa Juka- kuuuuun!“, freute sie sich. Ich lachte und machte eine Bewegung, dass sie eintreten sollte. „Oh, du bist beim Saubermachen?“, fragte sie mich und schielte ein wenig argwöhnisch auf meine neonorangen Gummihandschuhe. „muss auch mal getan werden.“, brummte ich und zog diese schnell aus. „Was verschafft mir die Ehre?“. „Darf ich dir hiermit die Einladung zu unserer Hochzeit überreichen?!“ und schon hatte ich einen mit goldenen Schriftzeichen versehenden Umschlag in der Hand. „Heute müsste der auch bei Shui- chan angekommen sein. Können wir sie anrufen?“ Sie sah mich mit großen Augen an. Ein Blick auf meine Uhr zeigte mir, dass das nicht möglich war. „In Deutschland ist es 3 Uhr früh und wie bei uns Dienstag!“, sagte ich mit einem Kopfschütteln. „Oh!“, war das einzige, was sie in dem Moment erwiderte. Tja, man merkte, dass Ryu inzwischen hier ihr zu Hause gefunden hatte. Die ganze Zeit hatte sie auf Japanisch geschnattert und auch die Umgangsformen beherrschte sie perfekt. Nur die europäische Herzlichkeit war aus ihr nicht gewichen, was auch schade gewesen wäre. Einen Monat später fand die Hochzeit statt. Zunächst hatte es so ausgesehen, als wenn Shui wegen der Schule nicht kommen würde, was dann aber doch glücklicherweise nicht der Fall war. Am Hochzeitstag selber holte ich sie vom Flughafen ab. Ich erkannte sie schon von weitem, als sie durch die verglaste Empfangshalle kam. Mir fiel auf, dass ihre Haare kürzer waren. Sie waren nun nur noch kinnlang und zusätzlich hatte sie sich blonde Strähnen färben lassen. So waren wir, was die Haarfarbe betraf, auch fast wieder im Partnerlook. Sie sah mich erst, nachdem sie ihren kleinen Rollkoffer vom Band genommen hatte und in die große Halle des Flughafens trat. RUMS lag der Koffer und RUMS die kleine Umhängetasche an der Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte. Gleich darauf sprang sie in meine Arme. Nur zu gern schloss ich meine Arme um sie. Genoss das Gefühl, dass sie wieder bei mir war. Ich roch ihr dezentes Parfüm und den fruchtigen Duft ihrer Haare. Spürte endlich wieder ihre Wärme. Sie schmiegte ihr Gesicht an meine Schulter. „Hab dich vermisst!“, murmelte sie. Und als sie aufsah kullerten ihr Freudentränen aus den Augenwinkeln. Zärtlich küsste ich sie und strich die Tränen weg. „Ich dich auch!“. Ein missmutiger älterer Herr vom Flughafenpersonal schaute uns grimmig an. Strafend, dass wir uns nicht normal japanisch verbeugten, bohrte seinen Blick direkt zwischen mich und Shui. Dafür hasste ich ihn, obwohl ich ihn nicht kannte. Aber er veranlasste Shui dazu, sich aus meiner Umarmung zu lösen und ihre Tasche wieder aufzusammeln. Den Koffer übernahm ich. „Na dann los. Wir müssen uns beeilen! Du kannst dir gar nicht vorstellen wie gut Ryu in ihrem schwarzen Hochzeitskleid aussieht!“, kicherte ich. Ryus Kleid war natürlich nicht schwarz, aber ich wollte Shui mal wieder ein kleines bisschen reinlegen. „Waaaaaaaaaas? Schwarz?!“, war sie auch gleich fassungslos. „Ja. Und Mana- sama hat wieder blaue Haare.“ (Es waren nur Strähnchen...) „Was für eine Hochzeit. Man könnte eher Fasching oder Trauer sagen, aber eine Trauung...“ Wir fuhren gleich in meine Wohnung, wobei ich Shui schon den ersten Touristenschock Tokyos präsentieren konnte: der berühmte Stau. Teilweise war es immer besser mit dem Auto ein paar Stunden früher los zu fahren, damit man auch pünktlich ankam. Aber wir wussten uns die Zeit gut zu vertreiben, denn wir hatten uns sehr viel zu erzählen. Meine Wohnung gefiel Shui wirklich, wie ich es mir ausgemalt hatte. Es war ein wunderbares Gefühl, sie wirklich hier zu wissen und nicht auf der anderen Seite der Erdkugel. In aller Schnelle zogen wir uns um und Shui schminkte sich auch noch ein wenig. Eigentlich hatte ich erwartet, dass sie wegen des Jetlegs total müde sein würde, doch davon war keine Spur zu sehen. Im Gegenteil: In ihrem dunkelroten Ballkleid sah sie einfach hinreißend aus. Ihre kurzen Haare hatte sie mit silbernen Spangen zurückgesteckt und um ihren Hals hatte sie eine dünne Silberkette gelegt. „Du meine Güte, nach der Hochzeit werde ich nicht mehr laufen können.“, befürchtete sie und blickte zweifelnd auf ihre roten Schuhe mit dem kleinen Absatz. Ich lachte. „Dann trag ich dich eben, du zierliches Vögelchen.“. Sie errötete leicht und zupfte an ihrer Taille das Kleid zurecht. Mir fiel auf, dass sie ziemlich abgenommen hatte. Ob der Schulstress ihr so zugesetzt hatte? Aber für weitere Überlegungen blieb keine Zeit mehr. So zog ich Shui sanft wieder zurück in mein kleines, dunkles Auto. Ich selbst hatte mir nur einen schwarzen Anzug angezogen mit weißem Hemd und –passend zu Shuis Kleid, eine rote Krawatte. Außerdem schob ich mir jetzt zum Autofahren eine Sonnenbrille auf die Nase. Ausnahmsweise kamen wir diesmal ohne Stau zu dem Nobelhotel, wo die Hochzeit stattfand. Zu meiner Freude konnte ich keinen einzigen Reporter oder Fotografen sehen, was besonders Mana auch sehr schätzte. Shui lief gleich hoch zu Ryu in die Suite und ich traf Mana auch gleich in der Hotelbar. Er saß mit krummen Rücken in einem eleganten Anzug an der Theke und der Barkeeper redete auf ihn ein. „Sie Glücklicher, hier zu heiraten! Und Ihre Frau kommt aus Europa? Nein wie aufregend!“ Ich unterbrach den Hotelangestellten. „Hallo du!“, sagte ich und klopfte Mana auf die Schulter. Er drehte sich zu mir um. „Ich kann das nicht.“, sagte er mit verschlossener Miene auf Französisch. „Was?! Dem Barkeeper entgehen? Das wird ganz einfach sein.“, meinte ich, doch mir schwante Übles. „Nein. Die Rede auf deutsch halten.“ Puh, doch keine Bindungsängste. „Warum nicht?! Da sind doch keine Fehler drin. Ich habe sie dem sensei extra noch gegeben.“ „Aber meine Aussprache ist so schrecklich!“, meinte er immer noch mit ausdruckslosem Gesicht. „Ach was. Komm jetzt, wir müssen los.“, meinte ich energisch und zog Mana hinter mir her. Ein paar Minuten später ging die Trauung auch schon los. Schnell setzte Shui sich neben mich. „Du hast mich gelinkt!“, flüsterte sie und kniff mir in den Arm. „Das war nicht nett!“, schimpfte sie leise, lächelte aber. Die Hochzeit war wunderbar. Eine richtige Märchenhochzeit. Ein Highlight war für mich die dreistöckige Hochzeitstorte. Ein richtiges Meisterwerk mit einer kleinen Mana- Figur(mit blauen Strähnen) und einer kleinen Ryu- Figur oben drauf. Aber ich fürchte, ich hatte zuviel davon gegessen, denn ich musste völlig überfüllt zusehen, wie meine Shui von dem ollen Kazuno später zum Tanzen aufgefordert wurde. Doch drei Lieder später fühlte auch ich mich in der Lage zu tanzen. Mana hatte seine Rede doch nicht auf Deutsch gehalten sondern aus einem Sprachensalat wie üblich, wenn er mit Ryu erzählte. Auch wenn diese in einwandfreiem Japanisch sprach... Ich fürchte so viel habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht getanzt, auch nicht, als ich damals gezwungen wurde, in den Tanzkurs zu gehen. Aber egal. Am Samstagmorgen so gegen drei Uhr verschwand auch das Hochzeitspaar und auch Shui und ich fuhren zurück in meine Wohnung und fielen dort in die weichen Kissen. Am nächsten Morgen- eher Samstag Mittag wachte ich auf und zwei große, grünbraune Augen funkelten mich fröhlich an. „Hm? Du bist ja schon wach!“, murmelte ich noch ein wenig verschlafen. Sie lachte und kuschelte sich näher an mich. „Hai~ ich kann neben dir einfach nicht ruhig liegen, du machst mich ganz verrückt!“. Sanft küsste sie mich auf den Mund. „Du wirst ja beim nächsten Moi dix Mois- Konzert in Deutschland gar nicht mehr dabei sein, oder?“, fragte sie mich ein wenig traurig. „Doch ich fahre mit. Aber singen wird Seth an meiner Stelle.“ „Soo, Seth heißt er also.“ „Ja, wusstest du das noch nicht?“ „Woher denn, was das Label anbelangt schweigst du dich aus und die Presse kann man bei uns vergessen.“, klagte sie. Ich strich ihr übers Haar. „Das wird anders werden, wenn du ersteinmal hier bist.“ Sie lächelte . „Ich bin schon hier.“ „Ich meine, wenn du für immer hier bleibst.“, sprach ich meine Hoffnung aus. Sie schloss kurz die Augen. Ich beugte mich über sie. „Möchtest du?“, fragte ich vorsichtig. Sie küsste mich stürmisch und umarmte mich. „Ja.“ „Ich will mein Leben mit dir verbringen.“, flüsterte ich und küsste sanft ihren Hals, sodass sie erschauderte. „Ich möchte meines auch mit dir verbringen.“, sagte sie leise. Vorsichtig ließ ich meine Hände unter ihr Pyjamaoberteil gleiten und streichelte ihre weiche Haut. Sie atmete tiefer durch. „Ich werde dir nicht weh tun.“, flüsterte ich ihr ins Ohr und öffnete langsam ihren Schlafanzug. „Ich weiß.“ ... Es war das erste Mal, dass wir miteinander schliefen, aber es war schön. Ach verdammt, schon jetzt, wo ich mich daran erinnere sitze ich mit Taschentüchern unter der Nase, weil ich dabei, wie in einem Manga, total starkes Nasenbluten bekomme. Shimata! Also wechsel ich lieber das Thema, sonst sinke ich noch blutleer zusammen. Sie blieb noch bis Montag Morgen. Sie hatte den Montag von der Schulleitung freibekommen. Außerdem war es, wenn sie nach Deutschland zurückkehrte neun einhalb Stunden früher, als hier. Sie würde also Montag Früh auch dort ankommen. An dem restlichen Wochenende zeigt ich ihr Tokyo. Mein Lieblingskaffee, die besten Einkaufsstraßen und am Sonntag luden uns auch Ryu und Mana in ihr Heim ein, bevor sie zwei Tage später in die Flitterwochen aufbrachen. Und dann musste Shui wieder nach Hause. Ein herzzerreißender Abschied. Wann würden wir uns wiedersehen? Ich blieb noch am Flughafen, bis ihr Flugzeug hinter den Wolken verschwunden war. Und da war ich wieder allein... Kommentar Uff, ich dachte schon das Kapitel beende ich nie *drop*. Das ist diesmal aber wirklich ultralang geworden, ne? =^.^= Meow. Also, vielen Dank für alle, die das hier gelesen haben *knuffel* und an alle, die mir auch noch ein Kommi dazu geben- *ultraknuffel*- oder GB- Eintrag oder sonst was. Vielen Dank erneut an Manabu-chaniii, denn die korrigiert brav meine Fehler.^o^ Bis bald! Part roku kommt bestimmt bald! (^o^)// (Vielleicht nach den Prüfungen *schluck*. ) Eure Lidi # Hosted by Animexx e.V. 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