Street Life von Meme (-***~A Gazette/Nightmare-AU-Story ~|~ 25.08.2007 - abgeschlossen) ================================================================================ Epilog: Last? ------------- Titel: Street Life Untertitel: A Gazette/Nightmare-AU-Story Kapiteltitel: Last? Kapitelanzahl: Prolog, 1. bis 8. Kapitel, Epilog Fandom: Gazette, Nightmare, J-POP/ J-Rock Genre: Shonen-ai, Drama Warnings: OOC, Lemon, Rape, AU Autor : ReDRuM_KuRaI E-Mail: Kurai-rai@gmx.de Disclaimer: Weder die Jungs von Gazette, Nightmare noch alle anderen gehören mir, ich verdiene kein Geld hiermit, will von niemandem seine Rechte verletzen. Diese Geschichte ist nie wirklich vorgefallen. Zeichenerklärung: ~siehe Prolog~ Anmerkung: Und wieder einmal erscheint das nächste und damit letzte Kapitel von „Street Life“ mit einiger Verzögerung. Tut mir wirklich Leid. Aber ich wollte das Ende so gut wie möglich gestalten – und leider ist es verdammt kurz. Aber in der Kürze liegt die Würze. Zu viele Worte hätten glaube ich alles nur noch kaputt gemacht. Ich möchte mich hier schon für die vielen Kommentare und aufbauenden Worte bedanken. Diese Fanfiction ist wirklich ein Teil meines Lebens geworden. Nur zu gern würde ich jedem einzelnen dafür danken, aber ich würde Wochen brauchen, um das zu schaffen. Deswegen: Viel Spaß beim Lesen des letzten Kapitels von „Street Life“! Es ist allen Lesern gewidmet. Danke! -~*~- Street Life -***~ A Gazette/Nightmare-AU-Story Last? Es war eine merkwürdige Zeit. Alles wirkte so irreal, plastisch, gespielt. Einfach leblos. Lieblos. Das Leben ging weiter, doch alle wussten, dass es anders werden würde. Ihre verlorene Zeit würden sie nie wieder aufholen können, all die verpassten Chancen ihr Leben so zu gestalten, wie sie es wollten. Nie mehr konnte es so werden, wie sie es sich gedacht hatten. Sie hatten es versaut. Schlichtweg. Durch und durch. Einfach so. Und das nur wegen einer Zeitspanne von nicht einmal einer Woche – oder einem viel zu kurzen Jahr. Alle nacheinander hatten etwas getan, oder eben nicht getan, was so nicht in ihrem Schicksal vorgesehen war, und hatten es somit selbst in die Hand genommen, ihr Leben zu leben, ohne zu wissen, dass sie sich losgerissen hatte, das System durcheinander brachten. Es wunderte daher niemanden, dass man versuchte sie zurückzuholen, ihnen den Gedanken des Normalseins aufzwingen wollte, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Dabei war es egal, was sie denjenigen antaten. Egal... Nichts sollte einem Menschen egal sein, wenn es um ein Leben ging. Denn es würde einen selbst auch nicht egal sein, wenn man im Sterben läge und sich niemand um ihn kümmerte. Aber sie lagen nicht im Sterben, sie lebten, versuchten auf eigenen Beinen zu stehen, es sollte niemandem egal sein, wie auch immer sie allein zu leben versuchten. Es ging sie nichts an, was sie taten, und dennoch sollte man es akzeptieren. Mutwillige Veränderung führt zu Mutation. Und jeder weiß, dass eine Mutation in den meisten Fällen bösartige Folgen hat. Verändert man also einen zwar nicht vorgesehenen, aber dennoch natürlichen Verlauf, wird es nur noch mehr Probleme geben. Anders ausgedrückt hieße dies: Hätte man die Stricher und Dealer aus dem ‚Xem’ mutwillig fortgeschafft, würden sie eher sterben, als hinter Schloss und Riegel zu leben. Ließe man sie dort, wäre das Leben weitergegangen – mit all seinen kleinen Fehlern. Doch es war weder das Eine, noch das Andere, was sie aus dem Club getrieben hatte. Selbsterhaltungstrieb. Wo man es einordnen mochte, blieb jedem selbst überlassen. Es war Blut geflossen, Menschen waren verraten und wiedergefunden worden, die Wahrheit kam ans Licht. Positives wie Negatives glich sich untereinander aus. Es käme nun alles so, wie es vor zwei Jahren als ihr neues Schicksal erwählt wurde. Nicht mehr so, wie es von Geburt an vorbestimmt war, sondern nun hatten sie ein zweites Schicksal, das sie erhielten, als sie neu geboren wurden. Vielleicht könnten sie zwischen diesen beiden Vorherbestimmungen entscheiden, doch wäre es dann genauso, wie wenn sie an einer Weggabelung stünden und den rechten Weg wählten. Sie würden sich dann immer fragen, was der linke für sie verborgen hätte. Gemeinsame Entscheidungen treffen und getrennte Wege gehen. So wird es allen ergehen, ohne wenn und aber, bei den einen früher, bei den anderen später. Sie können sich nicht dagegen wehren. Das ist ihr Schicksal. Sie alle werden voneinander getrennt werden. Weigern sie sich dagegen, eröffnen sich ihnen immer mehr Wege, die Entscheidungen werden schwieriger, sie werden mehr geächtet werden, da andere es ihnen nicht gönnen werden, dass sie die Wahl haben. Ein ewiger Teufelskreis. Ob es gut oder schlecht für sie war? Nur eine Entscheidung. Ein jeder von ihnen wird sich entscheiden müssen. Es ist der Lauf der Dinge. Niemand wird sich dagegen wehren können. Sie müssen, ob sie wollen oder nicht. Auch wenn dadurch nicht alles so laufen wird, wie sie es wollen, soviel Schlechtes auch folgen mag – es wird immer Gutes nachfolgen. So ist der Lauf der Dinge. Die Gerichtsverhandlungen waren in vollem Gange. Die dadurch entstandene Anspannung war förmlich zum Greifen nah, egal in wessen Nähe man sich aufhielt. Alle hatten eine erste Zeugenaussage leisten müssen, nach der ihnen zugesagt wurde, dass sie nicht mehr im Gericht erscheinen müssten, bis sie benachrichtigt wurden. Sie durften in dieser Zeit jedoch weder das Land, noch die Stadt verlassen. Doch Regeln waren dazu da, um gebrochen zu werden. Und kaum hatte Kai seine Aussage gemacht, war er mit Hitsugi ins Ausland geflüchtet – mit falschen Papieren, die er von alten Freunden für sie beide bekommen hatte, damit sie ihn nicht wieder so schnell finden würden. Beim ersten Mal waren sie schnell aufgegriffen worden, nachdem sie sich von Ruka und Yomi in der Schule verabschiedet hatten. Doch dieses Mal sollte es besser verlaufen: Mit dem ersten Ausweis in das erste Land, mit einem zweiten ins nächste Fluchtland, solange bis ihnen niemand mehr folgen würde. Zudem fielen die beiden kaum noch auf. Die Haare waren bei beiden pechschwarz, die Kleidung schlicht, fast schon spießig, Hitsugis Piercings waren verschwunden, selbst ihre Mimik, Gestik und ihre Aussprache hatten sie zwanghaft unter Zeitdruck verändert. Ihre Freunde hatten sie nach der plötzlichen Veränderung nach Kais Aussage fast nicht wiedererkannt. Doch es war nötig, denn im Laufe der Verhandlungen würde herauskommen, wie der ehemals Braunhaarige in Aois Machenschaften verstrickt war und die Strafe darauf würde so hart für ihn sein, er würde wahrscheinlich nie wieder einen freien Fuß auf den Boden setzen können. Und das wollten sie alle nicht riskieren, nicht jetzt, wo Hitsugi sein Glück bei Kai gefunden hatte, das er wirklich verdiente. Er hatte alles für ihn aufgegeben, selbst seine Familie, die ihn so nahm, wie er war, egal, wie viel Metall er im Gesicht trug, die Haare geschnitten und gefärbt hatte oder sein Kleidungsstil war. Sie nahmen ihn so, wie er war – und dennoch ließ er sie im Unwissenden zurück, nur um mit Kai irgendwo neu anzufangen. Dennoch würde besonders Yomi den früheren Blaurothaarigen vermissen, war er ihm doch eine Stütze gewesen, die ihm über den unbewussten Verlust von Ruka hinweggeholfen hatte. Die einzigen, die davon nichts wussten, waren Reita und Uruha, die noch immer von Herrn Chiba Akira und Kouyou genannt wurden, da er sich mit ihren selbstgegebenen Namen noch immer nicht abfinden konnte. Nur das, was sie im Gerichtssaal mitbekamen, waren die einzigen Informationen, die sie über Kai und Hitsugi erhielten – bis zu dem Zeitpunkt jedenfalls. Denn besonders Uruha interessierte es, wie Hitsugi in das alles verstrickt war, da er nicht dazu gezwungen war, eine Aussage zu machen, jedoch ständig an Kai hing und schließlich mit diesem spurlos verschwand, Yomi danach ziemlich niedergeschlagen war – was schließlich darauf hinauslief, dass der Kleinste beichten musste. Reita dagegen war mehr besorgt um Uruha, der ihm das Wichtigste war, beobachtete ihn in jedem freien Moment, wenn er sich nicht gerade bei seinem Bruder immer wieder entschuldigte oder seinen Vater um Verzeihung bat, da er so viel Mist gebaut hatte. Ihm war deutlich anzumerken, dass er schon einige Zeit kaum noch geraucht oder gar gekifft hatte – er war aufgedrehter und redefreudiger geworden, was vorher davon unterdrückt worden war –, denn der mittlerweile nun fast Blonde Uruha hatte eine regelrechte Aversion gegen jegliche Art von Rauch entwickelt. Und jeder in seiner Umgebung nahm Rücksicht auf ihn. Beide sprachen davon, sich irgendwo eine kleine Wohnung zu nehmen, solange wohnten sie noch bei den Chibas, um ganz neu und vor allem von vorne anzufangen. Mit den Erfahrungen, die sie in den letzten Jahren gemacht hatten, sowie mit denen im Gericht – wo Uruha in Tränen ausgebrochen war, als er die Vergewaltigung wieder und wieder in allen Details erklären, Fragen dazu beantworten musste – würden sie besser leben und weitere Fehler vermeiden können. Es wird besser werden, wenn sie daran glauben. Stattdessen sah es bei Ruka und Yomi nicht so gut aus. Ersterer hatte noch immer mit dem Entzug zu kämpfen. Die Anzeichen von diesem waren ihm deutlich anzusehen. Tiefe, schwarze Ränder unter den Augen, die Haltung war gebeugt, er war noch mehr abgemagert, sprach kaum noch – und wenn, dann stritt er sich mit dem kleinen Blondschwarzhaarigen, als er mitbekommen hatte, was zwischen ihm, Hitsugi und Kai alles gelaufen war, obwohl sie in gewisser Weise wieder zueinander gefunden hatten. Yomi fand alles viel zu übertrieben, schließlich hatten sie keine Vereinbarung nicht mit irgendwem anderen ins Bett zu steigen, sie waren in dem Sinne zu dem Zeitpunkt ja nicht einmal wirklich zusammen. Es war seiner Ansicht nach einfach nur kindisch, sich über so etwas zu streiten. Schließlich hatten sie schon anderes hinter sich gebracht und auch in den letzten Jahren mit anderen das Bett geteilt. Wenn auch unter anderen Umständen. Ihr Streit dauerte so lange an, bis der Jüngere es nicht mehr aushielt. Die Beleidigungen und fiesen Bemerkungen und Kommentare des großen Blonden anzuhören, war unerträglich. Er konnte sich ihnen nicht ständig entgegensetzen. Wutentbrannt hatte er daher nach seinem Trainingskatana gegriffen und es wenig später auf Ruka gerichtet, die Spitze drückte schon gegen sein Shirt. Völlig unbeirrt hatte dieser die Hände darum gelegt, es von sich schieben wollen. Doch die Klinge zerschnitt ihm die Handinnenflächen. Yomi hatte die Schutzschicht entfernt. Und hätte dieser nicht den darauffolgenden, angsterfüllten Blick in Rukas Augen gesehen, hätte der in tiefster Rage versetzte Yomi sicher zugestochen. Verletzte Verliebte greifen oft zu unglaublichen Mitteln. Yomi war verletzt worden, mehrfach sogar, obwohl er sich entschuldigt hatte, immer wieder erklären wollte, warum, ihm sein Freund aber nie wirklich zuhörte. Man wird nie verstehen, warum. Er tat es, weil er nichts anderes mehr wusste, um Ruka zu beruhigen. Dass er ihn verletzen könnte, daran hatte er nicht einmal gedacht. Er wollte nur, dass es endlich aufhörte. Versuche nie hinter die Gedankengänge eines solches zu gelangen. Es würde dich umbringen. Mit zitternden Händen hatte der Blonde das Katana umgriffen und dem zitternden Kleinen es aus den Händen und ihn zu sich in die Arme gezogen, die blutenden Hände nicht beachtend. Sie krallten nur aneinander fest, bis der Jüngere vor Erschöpfung einschlief. Am darauffolgenden Morgen erwachte Yomi durch das seltsame Gefühl auf seinem Bauch – Rukas badagierten Händen -, und sie schworen sich gegenseitig so etwas nie wieder zu tun. Psychisches Leiden schmerzt mehr, als physisches. Von all dem bekamen Ni~ya und Sakito, die sich den Traum einer gemeinsamen Wohnung am Stadtrand schon lange erfüllt hatten, nicht viel mit. Sie hatten alle gebeten sich in nächster Zeit außerhalb des Gerichts nicht mehr bei ihnen zu melden. Sie wollten Abstand haben zu dem ganzen Geschehen, ihr gemeinsam neu angefangenes Leben friedlich beginnen, ohne mit allem mehrfach konfrontiert zu werden. Die Gerichtsverhandlung war kräftezerrend genug. Denn ihre Kräfte brauchen sie für anderes: Ihre Beziehung stand auf sehr wackeligen Beinen, jedes noch so kleine Geschehen von früher, dass sie falsch behandelten oder aufgriffen, könnte alles zunichte machen. Das gegenseitige Vertrauen war noch nicht wirklich wieder so groß, als dass sie sich in der Nähe des anderen einfach so fallen lassen konnten – so, wie es ganz zu Anfang war, als sie sich kennen lernten. Es würde wahrscheinlich nie wieder so werden – und wenn, dann würde das Vertrauen größer sein, als alles andere. Sie sprachen viel und häufig darüber, oft bis spät in die Nacht hinein, um jedes Missverständnis aus dem Weg zu räumen. Tags darauf lagen sie Arm im Arm dicht aneinander gekuschelt im Bett, bevor Ni~ya aufstehen musste. Er hatte damit begonnen seinen Schulabschluss nachzuholen, den er nie bekommen hatte, da seine Eltern ihn aus dem Haus geworfen hatten, nachdem sie erfahren hatten, dass ihr einziger Sohn und damit ihr einziger leibliche Erbe schwul war. Seitdem hatte der Dunkelblonde nie wieder etwas von ihnen gehört. Es interessierte ihn auch nicht, wie es ihnen ging. Was kümmerten einen die Eltern, die ihr Kind nicht annahmen, wie es war? Danach wollte er studieren, ihre gemeinsamen Ersparnisse aus dem Bordell sollten zumindest für etwas gut sein. Und wenn nicht dafür, wofür denn dann? Es war besser, als es irgendwie einfach nur auszugeben. So tat Aoi zumindest einmal in ihrem Leben wirklich etwas Gutes. So war es die beste Möglichkeit, es sinnvoll zu gebrauchen. Sakito lernte von zu Hause aus – Fernstudium. Bei seiner Intelligenz war ihm nichts besser zuvorgekommen, als das – außerdem musste er sich um ihren kleinen Nachwuchs kümmern, den er nicht die ganze Zeit über allein in der Wohnung lassen wollte. Es gab aber auch Dinge, die sich nie ändern würden. -~*~- „Sakito?“, rief der Dunkelblonde leise, der gerade aus der Abendschule kam, in der er einige Extra-Kurse belegt hatte, um seine Defizite zu minimieren. Zudem war er verpflichtet dorthin zu gehen, da die meisten seiner Arzttermine über den ganzen Morgen gestreckt waren. Die Nachuntersuchungen seiner Schussverletzung waren hart und anstrengend, besonders, da die Bewegungen seiner Schulter durch die Verletzung beeinträchtigt wurden. Doch er würde nicht aufgeben. Für ein gemeinsames Leben mit Sakito würde er alles tun, damit nichts im Wege stand. Und genau nach diesem suchte er jetzt. Nirgends in der Wohnung war er zu finden, so klopfte er zaghaft gegen die Tür ihres Arbeitszimmers, bückte sich kurz, um etwas vom Boden zu heben, das ihm um die Beine schlich, und öffnete die Tür etwas, als er keine Antwort erhielt, und lugte durch den so entstandenen Spalt, seufzte innerlich. Wenn Sakito nicht lernte, dann schrieb er stundenlang am Computer. „Arbeitest du immer noch daran?“ Mit leichtem Entzücken sah er, wie der nun Schwarzhaarige zusammenzuckte, sich zu ihm herumdrehte. „Bin so gut wie fertig“, meinte er erleichtert, als er Ni~ya erkannte, und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, nahm dem anderen das kleine Fellknäuel ab und kraulte es hinter den Ohren. „Ich muss mir nur noch einen Titel einfallen lassen.“ Er erwiderte den sanften Kuss, schloss genießerisch die Augen, leckte sich bedauerlich über die Lippen, als die des anderen seine nicht mehr berührten, stattdessen leckte ihm das Tier über die Wange. „Wie war die Schule?“ „Hm?“, machte Ni~ya, sah vom Fernseher auf. Es liefen gerade Nachrichten. „Soweit alles gut, nur Mathe macht wie früher auch schon Probleme.“ Verlegen fuhr er sich durch die Haare, lehnte sich auf der kleinen Couch zurück, auf die er sich nur kurz zuvor gesetzt hatte. „Wie gesagt, ich helfe dir ... gerne.“ Sakito stockte, griff mit der freien Hand nach der Fernbedienung, die der Ältere fest in der seinen hielt, und schaltete den Fernseher lauter – doch die Meldung war schon vorbei. „Was ist denn?“, fragte Ni~ya, hob ein zweites Tier vom Boden auf, das an seinem Hosenbein zerrte. Sakito, leichenblass, starrte fassungslos auf den Bildschirm, auf dem die Nachrichtensprecherin weiter sprach, als wäre nichts passiert. „Aoi“, flüsterte er heiser, hatte seinen Namen seither nicht mehr gebraucht. Seine Stimme brach fast, er schluckte hart, ließ sich nur kurz später neben Ni~ya sinken, zitterte am ganzen Leib, wurde von dem anderen in den Arm genommen. „Was ist denn?“, fragte er noch einmal mit Nachdruck, strich ihm beruhigend über den Oberarm, versuchte es zumindest. So recht Verstand er nicht, wollte es auch nicht, besonders, wenn es um ihn ging. „Er hat sich erhängt. In seiner Zelle. Heute Morgen.“ Stille. Keiner wusste, was er sagen sollte. Doch ... geschah es recht? Oder hätten sie eher gewollt, dass er ewig hinter Gittern verbracht hätte? War es nur ein Zeichen von Schwäche? War derjenige, der sie jahrelang unterdrückt hatte, doch nur feige und hatte sich von seiner alleinigen Angst zu seinen Taten verleiten lassen? Und hatte er nun Angst vor den Konsequenzen? „Banu, lass das!“ Sakito zog die kleine rote Katze von seinem Ärmel, an dem sie gezogen und ihn so aus seinen Gedanken gerissen hatte. Sie schien fragend zu ihm aufzuschauen, maunzte leise, als wäre sie das unschuldigste Geschöpf auf der Welt. Faith dagegen, ein grauer Australian Shepherd-Welpe, war das komplette Gegenteil, ein richtiger kleiner Raufbold, der sich nun schon wieder an einem Kissen vergriffen hatte. „Aus!“, lachte Ni~ya, zog dem Kleinen den Stoff zwischen den Zähnen weg und packte ihn am Nackenfell, um ihn auf den Boden zu setzen. Tiere sind die sanften Heiler geschundener Seelen. Eine Weile herrschte wieder Stille, in der sie beide den Tieren beim Tollen zusahen, ehe sich der Ältere wieder an Sakito wand. „Willst du das Ende nicht ändern?“ Er strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht, streichelte ihm sanft über die Wange. Zaghaft schüttelte er den Kopf. „Zumindest eine Geschichte soll ein Happy End haben“, meinte er daraufhin, schmiegte sich an seine Hand. „Der Verlag will es so." „Du hast einen gefunden?“ Erstaunt sah Ni~ya ihn an, bekam daraufhin ein sachtes Nicken. „Dann hab ich vielleicht sogar einen Titel für dich“, flüsterte er sanft, zog ihn zu sich auf den Schoß, legte die Arme um seine Hüfte und knabberte sanft an seinem Ohr. Während er ihn hauchzart an der Hüfte kraulte, streichelte er ihn mit der anderen Hand am Bauch, schob langsam sein langärmliges Shirt hoch. “Wie wäre es mit...“ Er hauchte ihm nur ins Ohr. Niemand anderes sollte es hören. Niemand anderes sollte es erfahren. Es war ihre Geschichte. Es war ihr Buch. Es war ihr Leben. -~*~- Nur wenige Tage später fand man einen jungen Mann. Eine Überdosis Heroin im Blut, eine Kugel im Kopf. Die Waffe hielt er noch in der einen kalten Hand, in der anderen einen Brief, in dem nur ein Name geschrieben stand. Der Fundort war ein altes Lagerhaus. Die Wände waren mit einer Art Geschichte besprayt. Über ihn war nichts bekannt. Das einzige markante Merkmal waren seine blonden, fast weiß-blonden Haare. “...Street Life.“ -~*~- Vielen Dank. ReDRuM_KuRaI Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)