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Gelähmt

Seto x Joey
von

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Kapitel Eins

*freu*

Ich wollte diese FF schon so lange schreiben, und endlich ist der Anfang gemacht!!

Viel Spaß damit!
 

Autor: josephwheeler
 

Kontakt: ENS, GB, josephwheeler@gmx.de
 

Disclaimer: Nichts, außer die Idee zur Story und die Umsetzung, gehört mir. Ich verdiene damit kein Geld.
 

Pairing: Seto x Joey
 

Genre: Shounen Ai, Lemon / Lime, Romantik, Drama
 


 

Kapitel Eins
 

Dunkle Nacht.

Regen.

Ein blonder Junge mitten auf der Straße.

Grelles Scheinwerferlicht.

Quietschende Reifen.

Panische Angst und Erschrecken in klaren braunen Augen.

Dann ... Todesstille.
 

~*~
 

Krankenhäuser. So weiß und steril. So unglaublich ruhig, beinahe schon unheimlich.

Ich hasse sie.

Ich hasse sie wirklich.

Und nun bin ich hier.

Ich sitze hier auf einem Bett in einem dieser furchtbaren Hemden, die nur hinten am Nacken zusammengebunden werden und man so wirklich alles sieht. Ich glaube, die Dinger sind speziell für notgeile Ärzte und Schwestern, die sonst niemanden mehr abbekommen, angeschafft worden.

Ich verstehe nicht, was ich noch hier soll. Es geht mir gut. Die Ärzte meinen, mir Beruhigungsmittel verabreichen zu müssen. Okay, ich zittere vielleicht ein bisschen, aber das ist doch normal, wenn man gerade einen Autounfall erlebt hat.

... ein Autounfall. Wenn ich so drüber nachdenke, ging alles so schnell, dass ich kaum weiß, was genau passiert ist.

Ich weiß noch, dass ich etwas übermüdet nach Hause fahren wollte.

Ich hatte wieder bis in die Nacht gearbeitet.

Ich war wohl etwas abwesend mit meinen Gedanken...

Plötzlich ist mir etwas - nein, jemand! - vors Auto gelaufen!

Eine Frau?

Nein, es war ein Mann... ein junger Mann.

Ein Junge, der mir bekannt ist. Zumindest ist mir so, als würde ich ihn kennen.

Aber so sehr ich mich anstrenge, ich erinnere mich nicht.

Ob ich vielleicht doch mehr abbekommen habe, als ich vermute?
 

Ein Arzt betritt das Zimmer.

Er ist nicht allein.

Was soll das? Warum ist ein Polizist bei ihm?

Der Arzt flüstert ihm etwas zu.

Er nickt und wendet sich dann mir zu.

" Mister Kaiba", beginnt er.

" Erinnern Sie sich, was passiert ist?"

Ich nicke.

Ich hätte einen Autounfall gehabt, antworte ich ihm.

" An was erinnern Sie sich noch?"

Ich könne mich erinnern, dass mir jemand vor den Wagen gelaufen wäre und dass ich diesen Jemand wohl angefahren hätte.

Meine Antworten fallen ziemlich knapp aus.

Mein Kopf dröhnt.

Vermutlich habe ich eine Gehirnerschütterung.

Während ich meine Schläfen massiere, in der Hoffnung, das Pochen in ihnen dadurch etwas vermindern zu können, redet der Polizist weiter.

Ich bin momentan nicht in der Lage ihm aufmerksam zuzuhören, doch dann sagt er etwas, was sich seltsamerweise ganz klar in meine Wahrnehmung drängt.

Ich bitte ihn, es noch einmal zu wiederholen.

Dieses Mal höre ich ihm zu.

Das kann nicht wahr sein, was er mir da erzählt.

" Wo... wo ist er jetzt?", frage ich vorsichtig.

Ohne etwas zu erwidern zieht der Arzt den weißen Vorhang zur Seite, der die einzelnen Betten voneinander trennt.

Plötzlich bemerke ich das penetrante Piepen des EKGs und ich höre die Geräusche des Gerätes, das die Atmung unterstützt.

Und dann sehe ich das Gesicht.

Dein Gesicht.

Also ist es wahr, was der Polizist erzählt hat.

Ist dir bewusst, in was für Schwierigkeiten du mich bringst?!

Du dummer Köter!!!

Was fällt dir ein mir vors Auto zu laufen?

Wenn du dich schon umbringen willst, dann wirf dich vor den Wagen eines anderen, erhäng oder erschieß dich, mir egal!

Aber halt mich aus der ganzen verdammten Sache raus!!!

Verflucht, was zum Teufel soll ich denn jetzt tun?

Wenn du stirbst ist mein guter Ruf dahin.

Ich habe ohnehin jetzt einiges an Problemen zu bewältigen. Vielleicht bekomm ich wegen dir eine Anzeige, werde vorbestraft.

Und das nur wegen dir, weil du so lebensmüde bist!!!

Ich atme einmal tief ein.

" Wie ... wie geht es ihm... also ich meine..."

Ich rede wirres Zeug, seit wann stottere ich denn?

" Er hat großes Glück gehabt", sagt der Arzt.

" Zumindest wie man's nimmt. Es ist ein Wunder, dass er diesen harten Aufprall überlebt hat..."

Er stockt.

" Aber...?", frage ich vorsichtig.

Der Arzt sieht mich ernst an.

Dann redet er wieder und plötzlich wird um mich herum alles still.

Nur seine Worte hallen immer wieder in meinen Ohren wider.

Immer und immer wieder.

Es soll aufhören!!

Ich halte das nicht aus, meine Kopfschmerzen werden immer schlimmer.

Mir wird schwindelig. Furchtbar schwindelig.

Und dann wird alles dunkel...
 

Ich weiß nicht, wie lange ich ohnmächtig war. Einige Stunden waren es sicher, denn es ist bereits heller Tag, als ich wieder erwache.

Sofort höre ich wieder dieses widerliche, penetrante Piepen, welches ich auch schon heute Nacht gehört habe.

Ich schaue nach links und dann sehe ich dich in dem Bett neben mir liegen.

Du bist an so vielen Schläuchen und Kabeln angeschlossen, dass du schon gar nicht mehr menschlich wirkst.

Du liegst so ruhig da.

Sag, schläfst du?

Oder liegst du im Koma?

Etwas schwerfällig erhebe ich mich aus meinem Bett und gehe zu dir hinüber.

Abgesehen von der Tatsache, dass du an so vielen Maschinen angeschlossen bist, wirkst du so friedlich, als würdest du schlafen.

Ich hoffe, du wirst noch lange schlafen.

Denn wenn du aufwachst...

Ich seufze tief.

Grundsätzlich ist es mir egal, was mit dir passiert.

Aber wenn ich darin verwickelt bin, werde ich stinksauer!

Warum musstest du dich vor mein Auto werfen?

Warum?

Sag es mir!

Warum?!

Hasst du mich so sehr, dass du mein Leben auf diese Weise zerstören musst?

Aber glaube nicht, dass ich mich dafür entschuldigen werde!

Geschweige denn, dass es mir Leid tun wird!

Das bist du mir nicht wert, verstanden?
 

...
 

Normalerweise würdest du wieder einen deiner kindischen Wutanfälle bekommen, wenn du hören könntest, was ich gerade zu dir sage.

Oder besser, was ich zu dir sagen will...

Aber nichts von dem spreche ich laut aus.

Es ist still in dem Zimmer. Zu still für meinen Geschmack.

Ich setze mich auf den Stuhl, der neben deinem Bett steht, und betrachte dich wieder.

Wie geht dein Leben wohl weiter, wenn du aufwachst und feststellen musst, dass mit dir etwas passiert ist, was nicht so einfach rückgängig zu machen ist?

Es gibt sicher Methoden, die dir helfen werden, dein Leben zu meistern.

Vielleicht auch Operationen.

Wenn es sein muss, werde ich diese auch für dich bezahlen, wenn du mir versprichst, mich danach in Ruhe zu lassen.

Ich weiß ja, wie knapp bemessen deine finanziellen Möglichkeiten sind.

Und dann passiert dir noch so etwas.

Du bist wirklich ein bemitleidenswerter Kerl. Nichts als Scheiße in deinem Leben. Wieso konfrontierst du mich damit? Ich will davon nichts wissen, verstanden?!

Leicht schüttele ich meinen Kopf.

Er tut weh.

Warum mache ich mir nur so viele Gedanken um dich?

Ich versteh es nicht!

Dabei verstehe ich doch sonst alles!!

Verdammt!

Langsam stehe ich auf und gehe wieder zu meinem Bett.

Die Schwester hat mir zum Glück ein Mittel gegen die Kopfschmerzen dagelassen.

Während ich die Tablette runterschlucke, schaue ich wieder zu dir.

Mir war so, als hättest du deine Hand gerade etwas bewegt.

Wachst du auf?

Wieder gehe ich zu dir und betrachte dich ausgiebig.

Ja, deine Augenlider zittern leicht.

" Wheeler..."

Leise sage ich deinen Namen.

Langsam und etwas schwerfällig öffnen sich deine braunen Augen und nachdem du orientierungslos umher geblickt hast fällt dein Blick auf mich.

Du sagst kein Wort und dennoch stellst du mir so viele Fragen.

Ich kann sie alle hören.

" Was machst du hier?"

" Wo bin ich?"

" Was ist passiert?"

Diese und noch mehr Fragen.

" Wir sind im Krankenhaus...", beginne ich langsam und gerade, als ich fortfahren will, bemerke ich deinen verwirrten Blick.

Beinahe schon panisch schaust du wieder zu mir.

" Warum..... warum kann ich meine Beine nicht mehr bewegen...?"

Schweigend schaue ich dich an.

Was soll ich dir darauf antworten?

" Warum spüre ich sie nicht mehr?!"

Deine Stimme... sie klingt so heiser und verzweifelt.

" Ich bin der Falsche, um dir darauf eine Antwort zu geben", sage ich beinahe schon kalt und schaue weg.

Ich kann deinem Blick nicht standhalten.

Ich ertrage ihn nicht!

Schau mich nicht so an!!!

Zum Glück kommen gerade die Ärzte und Schwestern rein.

Vorsichtig und behutsam kümmern sie sich um dich.

Ich sitze wieder auf meinem Bett und schaue von dort aus zu.

Sie erklären dir, was genau geschehen ist.

Und ich sehe dir an, dass du das alles nicht fassen kannst.

Du wirfst mir einen vorwurfsvollen Blick zu, dann wirst du auch schon aus dem Zimmer geschoben, da die Ärzte dich untersuchen wollen.

...

Nun bin ich allein hier.

Dein Blick geht mir nicht aus dem Kopf.

Warum machst du mir Vorwürfe?!

Du hast dich vor mein Auto geworfen, ich kann nichts dafür!

Erneut schüttele ich meinen Kopf.

Seltsam...

Ich frage mich wirklich, was jetzt wohl mit dir passieren wird.

So viel ich weiß wohnst du mittlerweile in einer eigenen Wohnung.

Ob die wohl behindertengerecht ist?

Ach was, du schaffst das schon.

Ich gebe es ungern zu, aber du bist ziemlich stark.

Sowohl körperlich als auch seelisch.

Deine Willenskraft ist unglaublich groß.

Sie wird dich nicht unterkriegen.

Sie kann dich nicht zerstören.

Diese Querschnittslähmung!

Kapitel Zwei

Disclaimer: Nichts gehört mir, außer die Idee!
 

Kapitel Zwei
 

Seit drei Wochen liegst du nun schon im Krankenhaus. Die meiste Zeit verbringst du im Bett. Du redest nicht, du isst und trinkst nur wenig. Die Ärzte und Schwestern machen sich mit jedem Tag mehr Sorgen um dich. Auch ich denke oft über dich nach.

Ich bin nach zwei Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Seitdem besuche ich dich jeden Tag, wenn auch nur inoffiziell. Du bemerkst mich nie, ich beobachte dich immer aus dem Hintergrund und weiß noch nicht mal, warum ich dies tue.

Vielleicht möchte ich sicher sein, dass es dir gut geht?

Habe ich ein schlechtes Gewissen?

Nein, unmöglich! Das wäre doch vollkommen unbegründet, schließlich warst du es, der mir vors Auto gelaufen ist.

Ich seufze. Die Gewissheit, dass du trotz deiner Lähmung dein Leben weiterhin meisterst, schwindet mit jedem Tag mehr. Weil ich sehe, wie dein Lebenswille seit drei Wochen immer weiter nachlässt.
 

Deine Eltern und deine Schwester haben dich einmal besucht. Aber was war mit deinen Eltern los?

Warum haben sie dich nicht umarmt?

Warum haben sie nicht vor Freude geweint, dass du noch lebst?

Warum haben sie dir nicht Mut zugesprochen?

Warum, verdammt noch mal, sagten sie, dass du doch lieber hättest sterben sollen?

Wieso tun sie dir so etwas an? Hassen sie dich so sehr? Bist du mir deshalb vor das Auto gelaufen? Weil deine Familie dich verachtet?
 

...
 

Ich kenne das Gefühl.

Von meinem Adoptivvater möchte ich lieber gar nicht erst reden. Rosig war mein Leben mit ihm nicht gerade.

Aber du kennst ja die Geschichte, wie ich Gozaburo von seinem Thron in der Kaiba Corporation gestürzt und diese übernommen habe.

Er hat es nicht besser verdient!
 

... meine Güte, wie lächerlich! Ich offenbare dir hier gerade einen Teil meines Lebens, dabei hörst du mir nicht mal zu. Wie solltest du auch, wenn ich nichts laut ausspreche?
 

Wenn ich jetzt zu dir ginge, was wären deine Worte?

Würdest du überhaupt irgendetwas sagen?

Oder würdest du mich gar nicht erst beachten?

Ich gebe es ungern zu, aber ich würde gern mit dir reden. Hören, wie es dir geht. Mir ist nicht klar warum, aber es interessiert mich auch, warum deine Eltern dich so verachten.
 

Liegt es wohl ein deiner großen, vorlauten Klappe?

Oder an deinem Talent, dich von einer Scheiße in die nächste zu reiten?

Vielleicht an deinen schlechten Noten?
 

Ich weiß nicht, sind das Gründe, sein eigenes Kind zu hassen? Wahrscheinlich nicht...
 

Schon wieder! Schon wieder stelle ich fest, dass ich mir Gedanken um dich mache. Allmählich wird mir das zu viel.

Ich kann dich nicht leiden und dennoch bin ich hier, Tag für Tag, und denke dann noch unentwegt über dich nach. Wie schaffst du das bloß?

Wie schaffst du es, mich regelrecht dazu zu zwingen, ohne etwas dafür zu tun?

Du sitzt nur da, jeden Tag.

Schaust immer in die Ferne.

Sagst nie ein Wort... nicht ein einziges.

Die ganzen drei Wochen über hast du nicht ein Wort gesagt. Das passt nun wirklich nicht zu dir.

Sonst redest du doch immer so viel ... so unglaublich viel.

Aber jetzt bist du stumm.
 

...
 

„ Kaiba... was willst du denn hier?“
 

Hm?

Eine bekannte Stimme reißt mich aus meinen Gedanken – deine Stimme!

Verwundert schaue ich zu dir.

Du bist mir plötzlich so nahe, bist direkt neben mir.

Nein, ich stehe neben dir!

In deinem Zimmer.

Wie bin ich denn hier her gekommen?

Ich muss wohl so in Gedanken gewesen sein, dass ich nicht gemerkt habe, wie ich wie von selbst zu dir gegangen bin.
 

Etwas neben mir stehend sehe ich dich an. Es ist, als hätte ich einen Filmriss.
 

„ Sag schon...“, höre ich dich erneut sagen. Du sprichst also doch noch!

„ Was machst du hier?!“
 

Was soll ich dir darauf antworten?
 

„ Sehen wie es dir geht.“

„ Einfach so, ja? Jeden Tag?“

„ Du hast mich also doch bemerkt...“

„ Natürlich...“
 

Und nun wieder beklemmendes Schweigen. Du wirkst so mitleiderregend. Wegen deiner eigenen Dummheit bist du nun an das Bett gefesselt. Hättest du doch besser aufgepasst, du dummer Hund!
 

„ Bist du hier um dich bei mir zu entschuldigen?“

„ Wofür sollte ich mich entschuldigen? Es war deine eigene Schuld. Bereits im Kindergarten lernt man, dass man mindestens dreimal nach links und nach rechts schaut, bevor man über eine Straße geht!“
 

Sollte ich nicht etwas Rücksicht auf deine Situation nehmen?
 

Warum erwiderst du darauf nichts? Es ist doch sonst immer deine Art, mir Contra zu geben. Aber nun schweigst du wieder und lässt deinen Kopf sinken.

Dein straßenköterblondes, zerzaustes Haar verdeckt deine müden und traurigen Augen.

Du tust mir Leid!

In einer Nacht wurde dein ganzes Leben zerstört, weil du nicht auf den Verkehr geachtet hast.
 

„ Die Ärzte meinen, dass ich kaum eine Chance habe, wieder laufen zu lernen... weißt du, was das bedeutet?“
 

Sicher weiß ich, was das bedeutet. Du wirst den Rest deines Lebens...
 

„ ... in einem Rollstuhl verbringen müssen“, antworte ich schließlich. Und offen gesagt kommt mir dieser Satz nur schwer über die Lippen.
 

„ Meine Eltern wollen mich nicht pflegen. Du hast es ja sicher gesehen, wie sehr sie es bedauert haben, dass ich nicht gleich gestorben bin. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als in ein Pflegeheim zu gehen...“
 

Ein Pflegeheim?

In ein Pflegeheim... mit Sechzehn. Du sollst bis zu deinem Lebensende in einem Pflegeheim wohnen? Nicht gerade ein berauschendes Leben, dass dich nun erwarten wird. Wer weiß, wie es in so einem Heim zugeht? Man erwartet eine führsorgliche Pflege und bekommt meistens genau das Gegenteil.
 

Und wie sollst du das überhaupt bezahlen? Auf Lebensdauer wird das wirklich teuer.
 

„ Meinst du, dass du das wirklich willst, Wheeler?“
 

Was rede ich denn da?
 

„ Von ‚wollen’ kann gar keine Rede sein! Ich ‚muss’! Anders geht es nicht!“

„ Was ist mit deinen Freunden? Können die dich nicht aufnehmen?“

„ Meine Freunde? Die haben weder die Zeit noch die finanziellen Mittel, sich um mich zu kümmern. Ich weiß, sie würden sofort alles für mich tun, doch das kann ich ihnen nicht zumuten...“
 

Da ist was Wahres dran. Aber was willst du sonst tun?

Das ausgerechnet dir so etwas passieren muss.
 

„ Die Ärzte meinen, dass sie mich so lang hier behalten, bis eine Unterkunft für mich gefunden worden ist. Ende dieser Woche werde ich dann wohl in ein Pflegeheim überwiesen....“
 

Du sagst das so leise. Ich meine, in deiner Stimme ein Schluchzen zu hören. Dir ist auch klar, dass das Pflegeheim keine Lösung auf Dauer sein wird, nicht wahr? Nein, es muss eine andere Lösung für dich gefunden werden.

„ Ich werde dir helfen“, höre ich mich plötzlich sagen.

„ Du willst mir helfen? Wie das?“

„ Indem ich dich bei mir aufnehme!“
 

Du schaust mich fassungslos an. Und auch ich kann nicht wirklich glauben, was ich da sage. Ich will dich bei mir wohnen lassen? Dich?!
 

„ Warum sagst du das? Willst du mich quälen? Machst du dich jetzt über mich lustig?“
 

Du scheinst mir offenbar nicht zu glauben und ich kann es sogar verstehen. Ich schüttle den Kopf und sehe dich entschlossen an.
 

„ Ich meine es ernst. Du wirst bei mir wohnen. Dort wirst du rund um die Uhr von meinen Ärzten gepflegt, du hast ein eigenes Zimmer, ein warmes Bett und obendrein wirst du für nichts bezahlen müssen.“

„ Und was genau verlangst du dafür von mir?“

„ Eine Hand wäscht die andere – du zeigst mich nicht an und ich lasse dich bei mir wohnen.“
 

In meinen Augen ist das eine angemessene Gegenleistung für mein großzügiges Angebot.
 

„ Verstehe...“, sagst du leise und auf dein Gesicht legt sich seit Langem wieder ein Lächeln, auch wenn es kein besonders nettes Lächeln ist.

„ Du hast Schiss, dass ich mit einer Anzeige dein so wunderbares Leben zerstöre, was? Du kannst dir in deiner Position natürlich keine negative Presse erlauben. Aber ich bin einverstanden.“
 

Ich nicke nur. Dann ist es also eine beschlossene Sache. Joey Wheeler wird ab sofort bei mir wohnen. Gut, ich könnte mir Schöneres vorstellen, aber immerhin brauch ich mir so keine Sorgen machen, mit dem Gesetz in Konfrontation zu geraten. Ich habe dich in der Hand – ein falsches Wort und ich setz dich auf die Straße.

Doch ich glaube, dich gut genug zu kennen, um zu wissen, dass es soweit nicht kommen wird.

Kapitel Drei

Kapitel Drei
 

Ich muss sagen, das hat schon einen gemeinen Hang zur Ironie. Der Junge, wegen dem ich vor einigen Wochen noch einen Unfall hatte, den er nicht ohne Folgen überstanden hat, sitzt nun mit mir im Auto.

Ab sofort wirst du also bei mir leben. Meinen Ärzten und Bediensteten habe ich bereits alles erklärt. Es wird dir also an nichts fehlen.
 

Immer wieder schaue ich zu dir. Du wirkst nachdenklich. Oder machst du dir Sorgen?

Ich weiß es nicht. Dein Blick ist undefinierbar.

Aber danach zu fragen, was mit dir los ist, möchte ich auch nicht. Das hieße dann ja, dass es mich interessieren würde. Und das tut es nicht! Ganz und gar nicht!

Also schweigen wir weiterhin.
 

Es dauert nicht lang, als wir an meiner Villa ankommen. Sofort steige ich aus, hole selbst deine Sachen und den Rollstuhl aus dem Kofferraum. Doch als ich dich aus dem Auto heben und in den Stuhl setzen will, schlägst du meine Hände weg.

„Lass das!“, herrschst du mich an, doch sofort wird deine Stimme wieder ruhiger.

„Ich kann das allein...“

Du klingst traurig – nein, hilflos.

Ist es so? Kommst du dir hilflos vor? Brauchst du selbst so kleine Dinge wie dich selbst in den Rollstuhl zu setzen, um dir zu beweisen, dass du noch nicht vollkommen auf die Hilfe anderer angewiesen bist?

Ich muss zugeben, ich verstehe es nicht. Nicht, weil ich es nicht verstehen will, sondern weil es mir unmöglich ist, mich in deine Situation hinein zu versetzen.

Ich kann nur hier stehen und dir zusehen, wie du mühsam versuchst, aus dem Auto in den Rollstuhl zu gelangen. Es dauert etwas, bis du es schließlich geschafft hast, aber dennoch scheinst du ein kleines bisschen stolz auf dich zu sein.

„Siehst du? Dafür brauche ich deine Hilfe nicht“, meinst du zu mir, schaust mich jedoch nicht an. Aber ich merke, dass du bei weitem nicht so davon überzeugt bist, wie du es mir gerade klar machen willst.
 

„Nein!“, sagst du schnell, als ich mich hinter den Rollstuhl stelle und dich zur Haustür schieben will. Auch das willst du ohne meine Hilfe machen.

„Lass dir etwas Zeit, Wheeler! Du sollst dich noch schonen. Du wirst noch oft genug die Gelegenheit haben, dich um dich selbst zu kümmern...“, sage ich nur und schiebe dich zur Villa. Je näher wir der Tür kommen, desto schwerer wird mir ums Herz. Es wird für uns beide nicht leicht werden. Ich habe nun die Verantwortung für dich. Wehe dir, du stellst irgendwas an, was mich in Schwierigkeiten bringt. Wehe, dir passiert irgendetwas!
 

Sofort kommen meine Bediensteten auf uns zu, als wir das Haus betreten. Jeder von ihnen kennt seine Aufgabe genau.

„Dein Zimmer ist im oberen Stockwerk. Da du ja sicher nicht die ganze Zeit da oben verbringen willst, hab ich extra für dich einen Lift dort an der Treppe anbringen lassen. Somit kannst du dich je nach Belieben überall im Haus aufhalten. Doch solltest du mal raus wollen, sag einem meiner Angestellten Bescheid, verstanden? Ich will, dass dich dann jemand beaufsichtigt.“
 

Ohne zu murren, was mich persönlich sehr überrascht, nickst du nur.

„Warum tust du das alles für mich, Kaiba? Überleg doch mal. Schickte man mich in ein Pflegeheim, wärest du mich für immer los...“
 

„Halt den Mund, Wheeler, und rede nicht so einen Blödsinn! Ich zeig dir jetzt dein Zimmer!“
 

Ich will auf deine Fragen nicht antworten.

Ich kann es nicht - noch nicht!

Warum mache ich das für dich?

Warum überlasse ich dich nicht einfach deinem Schicksal?

Warum? Warum? Warum?

Unentwegt stelle ich mir diese eine Frage. – Warum? –

Und seit drei scheinbar endlosen Wochen habe ich noch immer keine Antwort darauf gefunden.
 

„Dein Zimmer liegt genau neben meinem. Nachts wird niemand außer uns beiden da sein. Also wenn dann etwas sein sollte... komm zu mir“, sage ich leicht seufzend und betrete dann mit dir dein Zimmer.

„Was ist mit Mokuba? Wo ist er?“, höre ich dich fragen. Das ist alles, was dich interessiert? Wo mein kleiner Bruder steckt?

„Er ist in einem Internat.“

Und das ist auch gut so. Mokuba hat dich sehr gern und wenn er sehen würde, in was für einem Zustand du dich befindest, würde ihn das nur aufregen. Er soll sich keine Sorgen machen. Deshalb hat er von mir auch nichts von dem Unfall erfahren.
 

Schweigend schaust du dich in dem Zimmer um und lächelst mich schließlich leicht an.

„Also ich schätze, besser als in einem Pflegeheim ist es hier allemal!“

Was soll das, Wheeler?

Versuchst du gerade witzig zu sein? Ich verstehe nicht, warum du den Abgebrühten zu spielen versuchst, obwohl dir seit der Diagnose zum Heulen zumute ist. Vor mir brauchst du nicht den Starken zu mimen, Köter, nicht in deinem Zustand.
 

„Du wirst wieder laufen lernen, Wheeler, verstanden? Egal, wie lang es dauern wird, du wirst es wieder lernen!“
 

Verwirrt schaust du mich an.
 

„Und wie soll ich das schaffen, Kaiba? Die Ärzte haben selbst gesagt, dass ich vermutlich nie wieder laufen kann.“

„‚Vermutlich’! Sie haben ‚vermutlich’ gesagt. Verstehst du? Und sei es nur eine zehnprozentige, du hast eine geringe Chance. Anstatt auf ewig Trübsal zu blasen, hast du diese Chance zu ergreifen und alles dir mögliche dafür zu tun, es zu schaffen, verstanden?"
 

Du nickst nur.

Ich sehe dir an, dass du keine Hoffnung hast. Du hast dich aufgegeben.

Aber meine Ärzte und ich haben schon alles Nötige arrangiert um dir deine Motivation zurückzugeben.
 

„Kaiba... ich danke dir, dass du das alles für mich tust. Aber im Moment will ich einfach nur meine Ruhe haben. Ich will keine Ärzte sehen. Und ich will auch nichts davon hören, dass ich irgendwann wieder laufen kann. ‚Irgendwann’ ist ein so verdammt dehnbarer Begriff. Das kann ewig dauern! Außerdem scheint dir nicht bewusst zu sein, was ich gerade fühle! Ich fühle absolut nichts! Meine Beine sind lahm! Die sind so gut wie tot!! Also erzähl mir nicht, dass ich wieder laufen lerne! Das ist Schwachsinn!“
 

Noch nie habe ich dich so verzweifelt gesehen.

Und noch nie habe ich gesehen, dass du dich selbst aufgibst.

Bin ich mir der Schwere deines Leides wirklich nicht bewusst?
 

„Du gibst also auf? In Ordnung. Vergrabe dich hier und versink in deinem Selbstmitleid. Du hast die Wahl, Joey. Kämpfe gegen diese Lage an oder ergib dich ihr. Entscheide selbst. Ich kenne dich schon eine Weile - und wo ist nun der Köter geblieben, der verbissen immer weiter gekämpft hat, der niemals aufgab, auch wenn es oft keinen Sinn mehr zu machen schien? Gibt es ihn wirklich nicht mehr oder hat er den Schwanz eingezogen aus Angst davor zu scheitern? ... Denk darüber nach."
 

Ich drehe mich um und gehe.

Dich lasse ich verwirrt zurück.

Ich verstehe dich, zumindest soweit, wie ich deine Situation nachvollziehen kann.

Doch wenn du jetzt aufgibst, hilft es dir nicht.

Du musst kämpfen, Joey Wheeler!

Nur wenn du kämpfst kannst du auch wieder gesund werden.

Kapitel Vier

Kapitel Vier
 

Seufzend lehne ich mich zurück.

Es ist mittlerweile mitten in der der Nacht und ich arbeite schon wieder. Gleich nach dem Verlassen deines Zimmers habe ich mich in mein Arbeitszimmer zurückgezogen. Das ist mittlerweile einige Stunden her, seitdem habe ich nichts von dir gehört.

Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es drei Uhr nachts ist. Du wirst jetzt wohl schlafen.
 

Hoffentlich findest du im Schlaf ein wenig Ruhe.
 

Nachdenklich stehe ich auf und gehe zum Fenster. Der Vollmund strahlt hell vom Himmel. Eine sternenklare Nacht.

Wunderschön und geheimnisvoll.

Sie wirkt friedlich und doch kann in so einer Nacht so unglaublich viel passieren – Gutes wie auch Schlechtes!

Es mag ungerecht für diejenigen erscheinen, denen Schlechtes widerfährt, doch so ist nun einmal der Lauf des Lebens. Aber unabhängig davon, was wem zustößt, man hat immer die Gelegenheit, dennoch etwas aus der entsprechenden Situation zu machen.
 

„Nur nicht unterkriegen lassen“, dies ist der einzige Grundsatz, an den sich der Mensch halten sollte.
 

Ich nicke meinem Spiegelbild in dem großen Fenster zu, so als hätte ich mit jemand anderem als mit mir selbst gesprochen.
 

Neige ich nun schon zu Selbstgesprächen?
 

Nachdem ich mich wieder zu meinem Schreibtisch begeben habe, schalte ich meinen Laptop aus. Es wird Zeit, dass ich ein wenig schlafe. Meine Kaffeetasse, die ich in dieser Nacht gewiss sechsmal leer trank, mitnehmend verlasse ich mein Arbeitszimmer. Anschließend, als ich sie in der Küche abgestellt habe, mache ich mich auf den Weg in mein Schlafzimmer. Dabei komme ich an deinem Zimmer vorbei.
 

Ich weiß nicht warum, aber ich werfe einen Blick hinein, um zu sehen, ob du auch wirklich schläfst. Jedoch entdecke ich dich nicht im Bett, sondern in deinem Rollstuhl sitzend vor dem Fenster.

Genau wie ich vor wenigen Minuten schaust auch du in den sternenklaren Himmel. Ich sollte einfach gehen, stattdessen betrete ich dein Zimmer und gehe zu dir.
 

„An was denkst du?“
 

Du sagst erst kein Wort, so als hättest du mich nicht gehört. Dann schließt du kurz deine Augen und schaust mich daraufhin an.
 

„An nichts Besonderes…“, antwortest du knapp. Trotz der Dunkelheit kann ich erkennen, wie deine Augen feucht glänzen.
 

„Kannst du nicht schlafen? Es ist schon spät.“

„Dasselbe könnte ich dir auch sagen, Kaiba. Warum schläfst du noch nicht?“

„Ich musste noch arbeiten…“

„Weißt du… ich verstehe dich nicht. Du bist immer nur am Arbeiten, tagein tagaus. Warum unternimmst du nichts und machst dir mal mit Mokuba einen schönen Tag? Wenn ich könnte, würde ich sofort aus diesem Rollstuhl aufstehen und weglaufen. Einfach nur laufen. Egal wohin. Bis vor ein paar Wochen war es für mich selbstverständlich, einen Fuß vor den anderen setzen zu können, aber nun…“
 

Du schaust wieder weg. Deine Hände liegen auf deinem Schoß, sind zu Fäusten geballt. Sie zittern, ebenso wie deine Stimme. Du weinst schon die ganze Zeit, nicht wahr?
 

„Wheeler…“, sage ich seufzend zu dir und schiebe dich mit deinem Rollstuhl wieder zum Bett. Ohne zu zögern packe ich dich am Rücken und in die Kniekehlen und hebe dich hoch, um dich aufs Bett zu setzen.
 

„Es ist sicher schwer für dich, aber wenn du dich nun selbst aufgibst, nutzt dir selbst diese kleine Chance wieder laufen zu lernen nichts“, sage ich so streng wie möglich und stelle deinen Rollstuhl neben das Bett an die Wand.
 

„Du hast zwei Möglichkeiten: entweder du ergibst dich deinem Schicksal oder du kämpfst dagegen an. Und so lange noch eine Chance besteht, und sei sie noch so klein, würde ich alles daran setzen, sie auch zu nutzen.

Also reiß dich gefälligst ein bisschen zusammen, klar?! Ich habe die besten Ärzte und Physiotherapeuten für dich engagiert, die es gibt. Erst wenn diese sagen, es sei hoffnungslos, erlaube ich dir aufzugeben, verstanden? Und so lange dies nicht der Fall ist, strengst du dich an, damit du diesen Rollstuhl bald tatsächlich nie wieder brauchen wirst und dorthin laufen kannst, wohin du auch immer möchtest.

Ich habe gesagt, dass ich dir helfen und mich um dich kümmern werde, also mach es mir nicht so schwer und trage auch selbst einen Teil dazu bei. Sonst hätte ich dich genauso gut in ein Pflegeheim stecken können.“
 

Du siehst mich ganz überrascht an.

Ich lasse mir nichts anmerken, aber mir geht es ebenso - auch ich bin überrascht von mir. Es war beinahe so, als hätte ich meinem kleinen Bruder eine Standpauke gehalten um ihn wieder zur Vernunft zu bringen.
 

„Glaubst du denn an mich, Kaiba?“, fragst du leise und schaust mich an.

„Glaubst du wirklich daran, dass ich wieder laufen lerne? Obwohl die Ärzte im Krankenhaus sagten, dass die Wahrscheinlichkeit bei unter zehn Prozent liegt?“

„Zehn Prozent ist nichts weiter als eine Zahl, Wheeler. Allerdings eine viel versprechende Zahl. Sie sagt aus, dass dennoch eine Chance besteht. Wenn du es genau wissen willst – Ja, ich glaube daran, dass du wieder laufen lernst.

Also, wenn ich dich schon nicht aufgebe, warum willst du es dann tun?

Du kennst dich doch selbst am besten und weißt, wie stark dein Wille ist und die Kraft, diesen auch durchzusetzen und dein Ziel zu erreichen“, antworte ich dir ehrlich.
 

Du lachst leise.
 

„Ich hätte nie gedacht, dass du mal so mit mir redest, Seto Kaiba“, meinst du leise und nach einer kurzen Pause fügst du hinzu:„ Ich danke dir, dass du an mich glaubst.“

„Nicht der Rede wert. Jetzt schlaf endlich“, sage ich daraufhin nur und verlasse schließlich dein Zimmer. Es wird Zeit, dass ich ins Bett komme.
 

Am nächsten Morgen stehe ich später auf als sonst. Die Nacht war eindeutig etwas zu lang. Gähnend gehe ich ins Bad.
 

„Guten Morgen, Kaiba.“
 

Erschrocken erblicke ich dich. Es ist noch etwas ungewohnt, dass außer mir und Mokuba, wenn er in den Ferien zu Hause ist, jetzt noch jemand in diesem Haus wohnt.
 

„Morgen…“, antworte ich leise. Du sitzt in deinem Rollstuhl vor dem Waschbecken, putzt dir gerade die Zähne.
 

„Sag Bescheid, wenn du fertig bist, Wheeler“, meine ich und gehe wieder. Nach einer Weile klopfe ich jedoch an die Tür, da du nun schon ziemlich lange da drin bist.

„Bist du bald mal fertig, ich muss in die Firma!“, herrsche ich dich an.

„J-ja, ich komme gleich…“, höre ich dich sagen. Deine Stimme klingt seltsam, so als wäre etwas passiert. Ohne Vorwarnung gehe ich rein und schaue nach, ob mit dir alles in Ordnung ist.
 

„Ach du meine Güte, was hast du denn vorgehabt?“, frage ich schon im nächsten Augenblick, als ich dich auf dem Boden liegen sehe.

„Ich wollte duschen“, antwortest du mir. „Aber als ich in die Dusche steigen wollte, ist mein Stuhl weggerollt und jetzt lieg ich hier und komm nicht mehr hoch…“

Du klingst richtig beschämt.
 

„Verstehe…“, sage ich knapp und beuge mich zu dir runter, um dir ein Badehandtuch um die Schultern zu legen. „Deswegen bist du auch nackt. Warum ist niemand hier, der dir hilft? Ich habe doch extra einen Pfleger für dich engagiert.“
 

„Ich weiß“, nuschelst du verlegen und klammerst dich beinahe schon an das Handtuch. Es ist dir ganz offensichtlich peinlich, dass ich dich in so einer Situation sehe.

„Aber ich wollte nicht, dass mir ein fremder Kerl beim Duschen hilft.“

„Wheeler, der Mann ist dafür ausgebildet worden, dass er Pflegefällen wir dir auch beim Duschen oder Baden hilft. Der fasst dich garantiert nicht an um sich aufzugeilen“, versuche ich dir zu erklären.

„Das ist mir klar, aber ich mag das trotzdem nicht. Außerdem werde ich ja wohl noch selbst duschen können“, antwortest du mir trotzig.

„Na ganz offensichtlich ja nicht, sonst würdest du nicht hier am Boden liegen“, meine ich kopfschüttelnd.
 

Dieser Junge ist vielleicht stur.
 

„Wie dem auch sei, ich habe es eilig“, sage ich schließlich nur und hebe dich hoch. „Wenn du dich von deinem Pfleger nicht duschen lassen willst, werde ich das jetzt eben selbst machen.“

„Du willst was?“, fragst du mich verdattert und im nächsten Augenblick findest du dich schon in der Wanne sitzend wieder. Ich nehme dir das Badetuch wieder ab und lege es zur Seite.

„Mir gefällt das jetzt auch nicht unbedingt, Wheeler, aber da ich dringend in die Firma muss und keine Zeit habe, den Kerl jetzt noch zu suchen, damit er dich duscht, mach ich das jetzt selbst. Du wirst schon nicht daran sterben“, meine ich nur und drehe das Wasser auf.

Nachdem es eine angemessene Temperatur erreicht hat, halte ich die Duschbrause über deinen Kopf. Du bist knallrot, doch wenigstens scheinst du nun ruhig zu sein. Allerdings hätte ich wissen müssen, dass sich dieser Zustand sofort wieder ändert.

„Los, gib’ die Brause her!! Meine Arme sind noch nicht gelähmt, das kann ich also alleine!!“, jammerst du rum und reißt mir das Ding aus der Hand. Anstatt nun selbst zu duschen, sitzt du da nur starr rum.

„Was ist los, ich dachte du kannst das allein?“

„Aber nicht, wenn du mir zuschaust. Geh’ bitte!“
 

Wieder seufze ich.
 

„Ich putze mir wenigstens schon mal die Zähne. Beeil dich jetzt“, sage ich und gehe zum Waschbecken.

„Aber dann bist du immer noch hier“, moserst du weiter rum.

„Mann, Wheeler! Jetzt stell’ dich nicht so an. Du hast nichts an dir, was ich nicht schon gesehen hätte“, zische ich genervt. Allmählich regst du mich auf.
 

„Ich habe wirklich keine Zeit für dein Rumgezicke“, meine ich nur und dusche dich schließlich doch selbst, damit es schneller geht. Dabei überhöre ich gekonnt deine Jammereien. Ich lege einen Arm um dich und ziehe dich ein wenig zu mir hoch, damit ich leichter an die tiefer liegenden Stellen deines Körpers heran komme um diese zu waschen. Dabei zickst du am meisten rum.

„Du tust regelrecht so, als würde ich dich vergewaltigen. Jetzt hör auf, dich so anzustellen“, schreie ich dich schon fast an.

„Wenn du dir gleich von deinem Pfleger hättest helfen lassen, wären wir beide jetzt nicht in dieser Situation!“, murre ich und wasche jede Stelle deines Körpers. Immerhin bist du nach kurzer Zeit dann doch mal ruhig und lässt mich ohne weiterer Widerworte machen.

„Na siehst du, das war’s auch schon“, sage ich schließlich und stelle das Wasser ab. Ich lege dir meinen Bademantel um und setze dich wieder in deinen Rollstuhl.

„Hier!“, meine ich trocken und lege dir noch ein Handtuch für die Haare auf deinen Schoß.

„Abtrocknen und dich anziehen kannst du aber wirklich allein, oder?“, sage ich leicht schmunzelnd, bin ich doch von deinem Anblick ein klein wenig amüsiert. So wie du dasitzt, wirkst du sprichwörtlich wie ein begossener Pudel.

Du nickst nur und verschwindest dann schweigend, mit hochrotem Kopf, aus dem Bad.

Endlich habe ich meine Ruhe.

Ich ziehe mich aus und gehe ebenfalls duschen. Nun muss alles schnell gehen, damit ich nicht noch später in die Kaiba Corporation komme. Auch wenn ich der Leiter der Firma bin, so kann ich es mir nicht erlauben, zu spät zu kommen. Ich hasse Unpünktlichkeit. Sowohl bei meinen Mitarbeitern als auch bei mir selbst.
 

Es dauert nicht lange, da verlasse ich schon das Bad, meine Krawatte bindend und mein Sakko über dem Arm. Mir meinen Aktenkoffer geschnappt habend, verlasse ich, ohne mich von dir zu verabschieden, die Villa, um mich von meinem Chauffeur zur Firma fahren zu lassen.
 

Was für ein verrückter und stressiger Morgen.

Sehr schlecht für meine Nerven und meiner Migräne.



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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Von:  Mia11
2018-03-13T17:04:57+00:00 13.03.2018 18:04
Geht es mal weiter? Oder nicht? Es wäre schade wenn nicht, ich möchte doch wissen was noch passiert.
Von: abgemeldet
2008-02-15T09:28:29+00:00 15.02.2008 10:28
Heeey schreib mal weiter
Von:  LyraSummers
2007-08-06T15:25:48+00:00 06.08.2007 17:25
kawaiiiiiiii
einfach sweet wie dus beschrieben hast
ich hoffe du schreibst weiter
*es kaum erwarten kann*
Von:  Statjana
2007-05-08T17:27:25+00:00 08.05.2007 19:27
einfach sssuuuuuupppppeeeeeeeeeeerrrrr, schreib schell weiter bitte,
*anflehen*
*auf den knien rutsch*
*hunde Blick* bitte.
Von: abgemeldet
2007-03-29T17:56:51+00:00 29.03.2007 19:56
Hi
Schön das du eine neues Kappi hocgeladen hast.
^^
Sind echt super geworden.
du hast echt nen klasse stil.
Mach weiter so ich kann das nächste Kappi nicht erwraten.
lg
neiiko
Von: abgemeldet
2007-03-28T20:08:15+00:00 28.03.2007 22:08
O.O
SSUUPPPPPEEEERRRRRRR!!!
echt der hammer!!! tolles kappi!!!
*staun*
freu mich scho total wenns weiter geht!!!
na dann...bis zum nächsten mal..und immer weiter so!!!

cucu
Von:  Zack
2007-03-28T20:04:49+00:00 28.03.2007 22:04
Der arme Junge!
Von:  MarieSoledad
2007-01-31T20:50:15+00:00 31.01.2007 21:50
hey, die story ist richtig gut!
das ist viel typischer und realistischer als dieses ständige "oh ich liebe dich ja schon so lange und deshalb mache ich mir solche vorwürfe", am besten noch von beiden seiten o_O

das ist eine total typische kaiba-joey-reaktion!
mal davon abgesehen dass es echt gut geschrieben ist!

aber irgendwie finde ich, dass es noch nciht wirklich beendet ist, das ist so ein abrupter schluss.
gibt es keine nachgeschichte?
Von:  KumaChan
2006-06-22T06:37:10+00:00 22.06.2006 08:37
Ach, du bist einfach die größte!
Ich find die Story so, wie se ist, genau richtig.
Dieser Schreibstil ist einfach schön!
*abknutscht*
Ich hab dir ja schon ne Ellenlange ENS darüber geschrieben, also lässt sich nichts mehr sagen^^
Von:  Engelchen_Fynn
2006-06-13T06:16:15+00:00 13.06.2006 08:16
Oh Gott, Joey tut mir so leid.....
Und soll ich dir was sagen?
Ich mag seine Eltern nicht! grr
Bin ja mal gespannt wie es weitergeht, die Story ist echt klasse. ^^


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