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Die Welt des dunklen Lichts

Es fand sich kein besserer Titel^^
von

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Unheil

Das Wochenende schien für mich noch ewig anzudauern. Wenn ich den halben Tag in der Schule war, hatte ich ja meinen gesunden Ausgleich zu all den unnatürlichen Vorkommnissen der letzten Zeit. Jetzt wusste ich, wie es sich anfühlte, in einer ungewollten, für meinen Geschmack zu realen Fantasiewelt zu leben. Da es langsam begann, dunkel zu werden, beschloss ich, noch in der Stadt spazieren zu gehen. Ich liebte abendliche Spaziergänge, so halb im Schutze der Dunkelheit. Die Lichter schienen alles zu verzaubern und kleideten die düstere Realität in milde Farben. Und auch wenn noch viele Leute unterwegs waren, war es, als würde die Stadt sich langsam zum Schlafen legen, und ihre Angst vor der Dunkelheit verband die Menschen auf eine stille Weise. Und doch waren sie sich alle so fremd und mieden einander. Ich fand es faszinierend, aber ich fühlte mich immer, als würde ich nicht hier hineingehören. Ich hatte die Dunkelheit der Nacht schon immer eher als Beschützend empfunden, als darin eine Bedrohung zu sehen. Ich hatte mich sogar schon langsam daran gewöhnt, Schatten zu sehen, die sich..unnatürlich bewegten. In letzter Zeit sah ich so etwas ja oft und am Anfang war es auch noch wirklich erschreckend gewesen, doch jetzt war ich der Meinung, dass die Dinge erst dann bedrohlich für mich waren, wenn sie auch eine Gefahr darstellten. Doch ich wusste, die Schatten würden mich nicht angreifen und vielleicht war es ja auch nur mein eigener Verstand, der mir einen Streich spielte. Ich wusste einfach nur, die Dunkelheit war gut. Dort fühlte ich mich viel sicherer und Leid wurde darin zur Gleichgültigkeit, die doch viel besser zu ertragen war. Im Tageslicht fühlte man sich doch wie mitten in einem Scheinwerferlicht, so ungeschützt von starrenden Blicken. Ich runzelte die Stirn, als ich realisierte, was für Gedanken ich da spann. Da sah ich plötzlich aus den Augenwinkeln etwas blitzen. Ein kleines Stück Stahl, das wohl von einem vorbeifahrendem Auto angeleuchtet wurde. Eine Rasierklinge in den Händen eines Mädchens, das geschützt vor einer Haustür auf der Treppe saß. An der Klinge und ihrem Arm lief Blut herunter..Fuck! Sie schnitt sich die Pulsadern auf! Blitzschnell wandte ich mich um und riss ihr das Teil aus der Hand. "Verdammt, was tust du nur?", rief ich entsetzt, während ich Taschentücher aus meiner Jackentasche kramte und eine halbe Packung auf ihrem Arm auslegte. Sie sah mich mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und völliger Verzweiflung an. Und da erkannte ich sie. Es war Darlons Schwester, Mairien.

Warum hatte ich nur die ganze Zeit nicht an Darlon gedacht? "Oh Mann", seufzte ich und setzte mich neben ihr auf die Treppe. Es sah ganz danach aus, als hätte ich mir mal wieder ein fremdes Problem angeeignet. Und ich wusste noch nicht einmal, was es überhaupt war. "Sag mal, willst du darüber reden?", fragte ich dann in ruhigem Ton. Sie saß nur schweigend da und sah ins Leere, mit einem Gesichtsausdruck, als würde sie bitterlich weinen. Doch keine Träne verließ ihre traurigen Augen."Komm schon, was ist passiert?". Jetzt sah sie nach unten. "Ich kann einfach nicht mehr", schluchzte sie, doch ohne zu weinen, "Ich weiß nicht, es ist einfach alles so..schlecht, so hoffnungslos..es gibt keinen Sinn mehr..". Sie suchte noch verzweifelt nach Worten, doch ich war einfach enttäuscht. Musste ich mir hier denn wirklich von einer Vierzehnjährigen anhören, wie schlecht und sinnlos doch das ganze Leben war? "Du hast keine Ahnung", sagte ich leise. Dafür hatte ich einfach kein Verständnis. Es musste ja an ein Wunder grenzen, dass sie überhaupt so lange überlebt hatte, wenn sie sich wegen eines solchen Grundes gleich umbringen wollte. Wenn sie wüsste, was ich durchgemacht hatte...Und wie zum Teufel hätte ich meinem besten Freund den Tod seiner Schwester beibringen sollen? Warum dachten diese Leute nie an Andere, wenn es mal wirklich wichtig war? Und sofort schämte ich mich für meine Gedanken. Wann hatte ich denn begonnen, so schlecht über Andere zu denken? Ich kam mir selbst herzlos vor. Sie sah mich jetzt vorwurfsvoll an. Sie musste wohl meine Blick erkannt haben. "Scheiße", sagte sie, als sie an ihren blutigen Armen heruntersah. Na das kannst du wohl laut sagen, dachte ich. Ich war mir sicher, dass mein Leben vor zwei Jahren aber bei Weitem nicht so schlecht gewesen war, als ihres jetzt. Ich hätte nicht im Traum daran denken können, auch nur an Selbstmord zu denken. Damals war doch die Welt noch gut gewesen, das Leben war so unbeschwert und unschuldig gewesen zu der Zeit, auch wenn man damals schon gemerkt hatte, dass etwas verloren war. Es war auf jeden Fall leichter gewesen, als es das jetzt war. Was würde denn nur mit ihr geschehen, wenn sie jetzt schon so dachte? Was war das denn nur für eine Welt geworden?.."Du wirst meinem Bruder doch aber nichts sagen, oder?" Ich überlegte tatsächlich einen Moment lang, ob ich ihm das wirklich zumuten konnte, doch dann dachte ich daran, dass er sowieso irgendwann ihre Narben sehen würde. "Das werde ich wohl tun müssen", sagte ich. Es war eine schreckliche Situation. Ich wusste doch selbst gut genug, wie es war, auf diese Weise verraten zu werden, nur weil die Leute mir im Grunde ja nur Gutes wollten. Doch ich stellte mir nicht mehr die Frage, was das Richtige war, weil es niemals völlig richtig war. Irgendjemanden enttäuschte man doch immer und ich hoffte einfach nur noch, dass die Menschen mir verziehen, wenn sie die Wahrheit herausfanden.

Dann sagte sie: "Du bist doch genauso wie meine ganze, dämliche Familie. Herzlos bis zum Geht nicht mehr." Ich musste grinsen. Darlon war keinesfalls herzlos, er hatte doch manchmal so unglaublich viel Leidenschaft in sich..Ich schwelgte schon wieder in alten Erinnerungen. Ich hatte ihn schon seit Tagen nicht mehr gesehen, dabei ging er in meine Schule. Warum bekam ich nur irgendwie ein schlechtes Gefühl, wenn ich an ihn dachte? Langsam begann es zu regnen. "Was macht eigentlich Darlon?", fragte ich dann. Sie zuckte mit den Schultern, "Hab keine Ahnung, ich war schon seit zwei Tagen nicht mehr zu Hause", gestand sie. "Ach Mairien", seufzte ich und half ihr auf die Beine, "Na komm, ich bring dich jetzt erst mal nach Hause". Ich musste auch unbedingt mal wieder mit Darlon reden. Sie verzog nur resignierend den Mund, nahm meine helfende Hand an, weil sie ja doch noch ziemlich wackelig auf den Beinen stand und beschloss dann, mir den ganzen Weg wortlos zu folgen.

Warum bereitete sie ihrer Familie nur so viel Ärger und wie konnte sie nur so unglücklich sein? Ich verstand es nicht und wollte es auch nicht. Es war wie ein dunkler, dichter Schatten, der sich langsam über unsere Seelen zu legen begann. Von diesem Gedanken musste ich frösteln und beschloss daher, ihn ruhen zu lassen. Durchgenässt und niedergeschlagen klopfte ich an die alte, schon halb morsche Tür, die zusammen mit dem Regen das Geräusch zu verschlucken schien. Mairien stand vermummt mit ihrer Kapuze und gesengtem Blick da, wie ein Häufchen Elend. Dann öffnete Darlon. "Hey", sagte er leise. Und irgendwie sanft, fand ich. Es war so schön, ihn endlich wiederzusehen. "Ich..hab gerade deine Schwester gerettet", sagte ich, nahm ihren Arm und zeigte Darlon die Schnittwunden. Mairien starrte immer noch auf den Boden. "Oh Mann", stöhnte Darlon mit bestürztem Blick. "Okay, danke, dass du sie hergebracht hast, Siras". Er zog sie zu sich herein, hob kurz zum Abschied die Hand und schloss dann die Tür hinter sich. Vollkommen verdattert starrte ich jetzt die Tür an. Ich konnte es einfach nicht fassen, was zum Teufel war das gerade? Ich war so froh gewesen, ihn endlich wieder zu sehen, wollte mich mit ihm mal über alles unterhalten, und er wies mich einfach kühl ab, als wäre ich eine Fremde. Verdammt, was war nur los? Er war doch sonst nie so und ich traute ihm jetzt auch zu, dass er tatsächlich die Schule geschwänzt hatte. Das hat mich jetzt wirklich unglaublich verletzt. Darlon war doch der wichtigste Mensch, den ich hatte. Ich fühlte mich so einsam, verlassen, gehasst und vertrieben. Ich fühlte mich, als hätte ich eine tonnenschwere Last auf meiner Seele und ich hätte wirklich heulen können. Ja, das Wetter war ja gerade am Besten dafür, durch den Regen würde man nicht sehen, dass ich weinte. Doch um die Qual noch zu verstärken, bekam ich keine einzige Träne heraus und das Leid schien mich nahezu zu erdrücken. Irgendeine abartige Kraft wollte da wohl, dass ich keine glückliche Minute mehr verbringen durfte. Und wohl nicht nur ich. Was war denn nur aus der Welt geworden? Was ist nur passiert, dass es so kommen musste?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2006-04-24T13:31:30+00:00 24.04.2006 15:31
An einerStelle ist mir was aufgefallen:da kommt irgendwie in 4Sätzen nacheinander das Wort gewesen-weiß net stört mi nenbissl, aba sonst weiter so^^


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