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GON

Geschichte ohne Namen
von

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Kapitel 7 (Saki)

Rae war immer noch beleidigt. Fragt mich nicht warum. Normalerweise waren entweder ich oder Lil beleidigt und sie brachte uns wieder zur Vernunft. Egal. Wenn sie unbedingt schmollen wollte. Von mir aus. Dann unterhalte ich mich eben mit Lilith.

Ich beschleunigte Anis etwas um zu ihr zu gelangen, Rae kümmerte sich gar nicht um uns sondern ritt immer noch stur geradeaus.

" Hey Lil! Wie fandest du unsere kleine Begegnung mit dem übergroßen leicht verwirrten Steak? Dafür dass er unsterblich sein sollte war er aber ziemlich schnell im Nirvana!"

"Na und? Sei doch froh! Jetzt sind wir ihn los und haben sogar noch etwas zu essen ergattert! Was willst du mehr?" sie deutete auf die zwei Keulen die an ihrem Sattel und sah mich fragend an.

" Naja, du hast schon Recht. Aber mir ging das alles doch etwas zu einfach. Wir sollten vorsichtig sein. Schaden kann das nie. Vielleicht rede ich mir da ja auch grad was ein, aber besser wäre es schon. Was hat Rae eigentlich dazu gesagt, dass wir endlich etwas zu essen gefunden haben?

"Nichts. Sie fand es noch nicht mal gut. Sie hat sogar gesagt, wir sollen das Fleisch lieber in Ruhe lassen und uns etwas anderes zu Essen suchen. Dabei habe ich noch nicht einmal den ganzen Ochsen mitnehmen wollen." Plötzlich riss sie ihre Augen auf und brachte ihr Pferd so schnell zum stehen dass es sich aufbäumte. Sie sprang aus dem Sattel und rannte vorraus.

"Lil, spinnst du jetzt total? Was ist denn auf einmal los?"

Sie machte auf den Absätzen kehrt und rannte an mir vorbei den Weg ein Stück zurück und schien etwas auf dem Boden zu suchen.

"Hast du es noch nicht bemerkt? Rae ist verschwunden!" Sie sah mich verzweifelt an.

"Quatsch mit Soße! Die ist doch..." Ich drehte mich herum und sah den Weg hinauf. Nichts.

"Siehst du! Sie ist weg!!" Lil sah mich mit einem echt seltsamen Blick an. Als würde sie gleich losheulen. So kannte ich sie gar nicht.

" Jetzt mach dir nicht gleich ins Hemd! Sie war sauer und ist bestimmt einfach nur vorausgeritten!" Ich stieg ebenfalls vom Pferd. Was denkt Lil eigentlich? Rae kann sich doch schließlich nicht in Luft auflösen!

" Sieh doch! Hier, genau an dieser Stelle sind noch Hufabdrücke von ihr. Und hier...", sie lief ein Stück auf mich zu "hören sie einfach auf. Als hätte sie sich in Luft aufgelöst!"

Argh. Ich sollte mir ganz viele kleine Zettel schreiben auf denen steht, dass ich nicht mehr so idiotische Vorraussagungen in die Zukunft machen soll und sie mir überall hinkleben!!!

"Aber das ist doch unmöglich!! Sie war doch die ganze Zeit vor uns! Wir hätten es doch bemerken müssen!" Ich war total fertig. Das Rae einfach so verschwunden ist, scheint mir schon seltsam genug, aber dass wir nicht mal gemerkt hatten, dass sie verschwand, war schon höchst schrullig.

"Natürlich ist das möglich, sonst wäre sie ja noch hier!" blaffte mich Lil an. Auch bei ihr schienen die Nerven blank zu liegen. Obwohl... Das taten sie ja ständig. Nur halt nicht in dem Ausmaß.

"Schon O.K. Ich hab es verstanden. Du brauchst mich nicht so anzumeckern. Schließlich habe ich sie nicht in die Jackentasche gestopft, nur um dich zu ärgern." Sauer drückte ich ihr die Zügel von Raenef in die Hand, die ich für sie gehalten hatte. "Aber ich wüsste schon gerne, was mit Rae geschehen ist. Anscheinend war der übergroße Big Mac doch nicht alles, was in diesem Wald an Absonderlichkeiten herrscht. Wäre ja auch zu schön gewesen."

Lil funkelte mich böse an, bevor sie sich am Riemen riss und wieder auf ihr Pferd stieg.

Na holla! Sie wird doch nicht auf ihre alten Tage noch die Vokabel Selbstbeherrschung gelernt haben! Ich grinste heimlich in mich hinein. So ganz auf die Probe wollte ich ihre neu erlernte Fähigkeit nun doch nicht stellen. Sicher ist sicher.

"Und wo soll's jetzt hingehen?" fragte ich sie. Wenn sie schon unbedingt "Retter in der Not" spielen wollte, dann aber bitte auch auf ihre Verantwortung. Falls was schief läuft, und das tut es bei Lil sowieso, kann ich wenigstens ihr die Schuld geben und mich über sie lustig machen. Ich schwang mich ebenfalls wieder in den Sattel und sah sie fragend an.

Sie überlegte kurz und sagte dann zielsicher:"Wir reiten zurück auf die Lichtung. Vielleicht war der BSE-Kranke Ochse doch nicht alles gewesen. Wahrscheinlich haben wir irgendwas übersehen, was wichtig war. Oder hast du eine bessere Idee?"

"Ja, hab ich. Wir vergessen Rae einfach und reiten wieder nach Hause. Was meinst du?"

Lil funkelte mich böse an, bevor sie ihr Pferd drehte und ohne einen Kommentar einfach Richtung Waldlichtung davonritt.

"Hey, dass sollte ein Scherz sein! Du meinst doch nicht im Ernst, ich würde Rae hier lassen?" rief ich ihr nach und trieb Anis ebenfalls zur Eile an.
 

Als wir auf der Lichtung ankamen, fiel ich vor Schreck fast aus dem Sattel, und auch Lil schien ziemlich überrascht zu sein.

Die ganze Fläche war in weißes Licht getaucht, zu hell um echt zu sein, jedoch zu dunkel um nicht real zu sein, fast so, als hätte irgendeiner eine Wolke vom Himmel genommen und sie jetzt hier zwischen die Bäume gestopft. Hier und da sah man vereinzelte Sonnenstrahlen, beinahe wie morgens in den Bergen, wenn die Sonne durch den nächtlichen Nebel dringt. War das überhaupt Nebel? Ich war mir nicht sicher. Man sah alles wie aus weiter Entfernung, und war doch so nah am Geschehen das man sich kaum getraute zu atmen, um die Stille die hier momentan herrschte nicht zu stören. Selbst unsere Pferde schienen das mystische das diesen Ort beherrschte, zu bemerken, sie gaben keinen Laut von sich und stellten neugierig ihre Ohren auf als wir auf die Lichtung ritten. Wie durch einen Vorhang hindurch, der die ganze Lichtung umhüllte, so kam es uns vor. Nicht mal das Rauschen des Windes oder das Rascheln der Blätter hörte man, obwohl sich die Baumkronen leicht hin und her neigten.

Selbst an der Stelle an der vor ein paar Augenblicken noch der Kadaver unseres erlegten Ochsen gelegen hatte, war nichts mehr zu sehen. Kein Blut, keine eingedrückten Stellen auf dem Gras, als hätte hier nie ein Kampf stattgefunden, wäre der Ochse nie gestorben. Nur unberührte Natur. Und wir mitten drin.

Auf einmal fühlte ich mich richtig fehl am Platze, doch zum Umkehren war es zu spät, das wusste ich. Wir mussten schließlich erfahren, was mit Rae geschehen war und so wie das hier aussah, lag Lil mit ihrem Vorschlag nochmals hierher zurückzukehren goldrichtig.

Ich wollte zu Lil etwas sagen, aber alles was ich herausbrachte war ein leises Flüstern, als würde mich dieser Ort daran hindern, laut zu sein: "Lil, ich glaube, hier sind wir nicht falsch auf unserer Suche nach Rae. Lass uns absteigen und sehen ob wir etwas finden, das uns weiterhilft!"

Lil sah mich an. "Wieso flüsterst du?" Sie hielt inne als sie merkte, dass auch sie nur flüstern konnte. "Macht dass dieser Ort, ich meine, weil wir nur so leise sprechen können?"

Ich nickte und stieg von Anis. "Das vermute ich. Eine andere Erklärung fällt mir im Moment nicht ein."

Ich lies Anis Zügel fallen und sah mich suchen auf dem Waldboden um, irgendwo musste man ja beginnen. Wonach ich suchte? Keine Ahnung. Aber mir erschien es als sinnvoller irgendwas zu tun als wie Lil auf ihrem Pferd zu sitzen und mir zuzuschauen.

"Ähm, willst du mir nicht mal helfen nach Spuren für Rae´s Verschwinden zu suchen? Immerhin war es deine Idee!"

Doch Lil antwortete mir gar nicht. Sie deutete nur stumm hinter mich und blickte über mich hinweg. Ich drehte mich herum und... mir stockte der Atem.

Da stand, genau auf der Stelle an der der tote Ochse gelegen hatte, ein alter Mann. Er trug eine weiße Kutte, die wie das Licht um uns herum seltsam leuchtete. Sie schien geradezu mit dem Hintergrund zu verschmelzen, so dass ich im ersten Augenblick an eine Halluzination glaubte. Doch als ich ein zweites Mal hinsah, stand er immer noch da und blinzelte mich vergnügt an. Außer seinem Gesicht, das ganz rosig war, wie das eines Neugeborenen sah man von ihm nichts. Ab Hals abwärts steckte er in seiner Kutte. Der alte Mann war nicht sehr groß, gerade noch so um ihn nicht für ein Kind zu halten, was angesichts seiner Stoppelartigen, kurzen weißen Haare auf seinem Kopf schon unmöglich war.

Er lächelte, wobei er die Augen zu Schlitzen verengte und man seine zwei verbliebenen Zähne seines ehemaligen Gebisses zu Gesicht bekam.

"Willkommen in diesem Wald, Saki Yamada. Endlich habe ich euch gefunden, wie ihr seht. Manchmal kommt das Gesuchte auch zum Suchenden." Er sprach in völlig normaler Lautstärke, wobei er nicht aufhörte zu lächeln. Doch das war es nicht, was mich irritierte.

"Woher kennen sie meinen Namen? Und was wollen sie von uns? Und warum sollte ich ausgerechnet sie suchen, wo ich sie doch gar nicht kenne?"

"Oh, so viele Fragen, doch es gibt Antworten. Woher ich dich kenne sei vorerst noch geheim, zu gegebener Zeit wirst du verstehen. Doch lass dir gesagt sein, ich komme nicht in böser Absicht. Natürlich weißt du nichts von mir, ebenso wenig davon dass du mich mit deiner Suche nach deiner verloren gegangenen Freundin indirekt auch gesucht hast. Ich weiß bescheid. Bescheid über euer Vorhaben, ich begleite euch schon seit Beginn eurer Reise, ohne euer Wissen. Verzeiht, doch es musste sein. Die Zeit ist gekommen, die Schatten sind lang und werden bald alles Licht verdrängen. Auch Rae hat mit ihnen Bekanntschaft gemacht, so schien es mir an der Zeit mich euch zu offenbaren, gestattet, Tamino Zarmot mein Name."

"Du weißt, was mit Rae passiert ist?" Lil, die sich bis jetzt zurückgehalten hatte sprang aus ihrem Sattel und stürmte auf Tamino zu. Ich fasste sie am Ärmel und hielt sie zurück.

"Was soll das Saki?" blaffte sie mich an. "Er weiß was mit Rae los ist, wahrscheinlich hat er sie entführt! Warum beschützt du diesen Tamino Zarmot oder wie auch immer? Ist dir Rae nicht mehr wichtig oder was?" Sie schrie fast, was sich aufgrund des aufgezwungenen Flüsterns in gewisser Weise richtig komisch anhörte. Ich meine, stellt euch mal jemanden vor, der flüsternd versucht zu schreien!

"Jetzt beruhig dich erstmal, Lil. Glaub mir, er ist auch mir in gewisser Weise suspekt. Besonderst deshalb, weil er so viel über uns weis und uns angeblich schon die ganze Zeit beobachtet. Aber im Moment ist er unsere einzige Chance etwas über Raes Aufenthaltsort herauszufinden, verstehst du? Selbst wenn er uns anlügen sollte, ist das immer noch besser als hier zu bleiben und zu warten das Rae von allein zurückkommt, wo auch immer sie ist. Im Moment sind wir nicht in der Situation in der wir besonderst wählerisch sein zu können. Glaub mir, auch ich mache mir Sorgen wegen Rae, bei ihrer Blödheit kann ihr alles passieren." Ich grinste. "Lass uns erst mal hören, was er zu sagen hat, bis jetzt hab ich nicht so viel verstanden. Danach kannst du ihn immer noch zu Brei hauen!"

"Danke, ihr seid zu gütig." Lachte Tamino.

Lil überlegte. "Okay, du hast ja Recht. Aber wenn er Rae irgendwas getan hat, dann war heute sein letzter mystischer Auftritt. Hast du das verstanden, Alter?" Sie drohte ihm mit der Faust.

"Eure Sorge ist begründet und unbegründet. Was mich angeht, so bin ich nur eine kleine Figur in einer viel größeren Geschichte. Ich tat Rae nichts zu leide. Doch was sie angeht, ist eure Sorge wahrscheinlich begründet. Sie ist in der Tat entführt worden, von einem Volk der Schatten. Niemand hat sie, die in den dunkelsten Teilen dieser Welt leben, je gesehen. Und die, die davon berichten könnten leben nicht mehr. Dies Volk ist eines der ältesten dieser Welt und sie kennen unsere Welt wie niemand sonst. Sie wandeln nur im Schatten und bei Nacht. Keiner weiß, woher sie kamen, doch eins ist sicher: Die, die sich die Yami nennen, wollen diese Welt ihren Regeln unterwerfen und sie sich eigen machen."

"Wenn sie so gefährlich sind wie du behauptest, wie kommt es dann, dass wir noch nie etwas von ihnen gehört haben? Ich meine eine ganze Welt zu erobern ist doch auch nicht so ohne, oder? Ohne dass sich die Völker wehren, ohne einen Widerstand ist das doch bestimmt nicht möglich? Ich meine, wer lässt sich schon freiwillig unterwerfen?" Lil stemmte die Hände in die Hüften und sah Tamino fragend an.

"Siehst du? Das ist ein Beweis der Macht der Yami, sie arbeiten im Dunkeln, dass ist ihre Art. Nicht einmal du, wo du doch in dieser Welt lebst bekommst etwas von ihren Machenschaften mit." Er lächelte traurig.

"Gibt es denn gar keine Möglichkeit sie aufzuhalten?" wollte ich wissen.

"Saki, bist du verrückt? Du willst doch nicht etwa gegen die kämpfen?" Lil sah mich an als würde sie an meinem Verstand zweifeln.

"Mach mal halblang. Davon hab ich nix gesagt. Aber wenn diese Yami Rae haben, müssen wir sowieso zu ihnen. Tamino, sag, gibt es einen Grund warum ausgerechnet sie entführt wurde?"

Das Gesicht des alten Mannes hellte sich schlagartig auf. "Dies", sagte er "ist die Frage auf die ich gewartet habe. Ja, es gibt tatsächlich einen Grund. Nach einer längst vergessenen Prophezeiung soll es einst soweit sein, dass die Yami die Welt erobern wollen. Auch die Yami kennen sie. Nach dieser Prophezeiung soll ihr Plan, der schon am gelingen ist, in letzter Minute von einem ungleichen Trio vereitelt werden. Es soll der Legende nach aus einem vom Volk der Uumi, einem vom Volk der Ignis und einem vom Volk der Kaze bestehen. Nach bekannt werden dieser Geschichte setzen die Yami alles daran die erwähnten Völker zu zerstören und in einem Fall ist ihnen das auch fast gelungen. Das Feuervolk, das Ignis genannt wurde, hatten sie ausgerottet, alle wurden getötet, alle bis auf einen."

"Und dieser eine..." Ich schnappte nach Luft.

"Ja Saki, dass bist du. Rae gehört zum Volk der Uumi und du Lil zum Volk der Kaze. Warum ihr das nicht wusstet? Bei dir Saki liegt das auf der Hand, deine Eltern konnten dich kurz vor ihrem Tod in Sicherheit bringen, so dass die Yami nichts von dir mitbekommen haben. Und bei Rae und dir ist das so, ihr seid indirekt mit diesen Völkern verwandt, einige eurer Vorfahren gehörten dazu. Jedenfalls war das ein ganz schöner Schock für die Yami als sie mitbekamen, dass sie einen der Ignis übersehen hatten. Nun entführten sie Rae um euch zu ihnen zu locken. Man sagt, sie haben ihr Quartier im Osten, in den Schneegebirgen, den Teil des Landes in dem immer Winter herrscht."

"Du meinst also, wir sollen uns dorthin begeben?" Lil sah mich an und sagte dann in einem noch leiseren Flüsterton: "Hat er sie noch alle?"

"Keine Ahnung!" Entgegnete ich. "Sag mal, Tamino, wo ist.... ER IST WEG!"

Der seltsame alte Mann war verschwunden und mit ihm auch das Licht.

"Tja, da bleibt uns wohl nichts anderes übrig als in die Schneegebirge zu reiten!" meinte ich achselzuckend.



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