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GON

Geschichte ohne Namen
von

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Kapitel 5 (Rae)

"Ich will was zu Essen!"

Lil ritt neben mir und funkelte mich böse an.

"Wie konntest du mir das nur antun!"

"Hey ich bin auch nur ein Mensch, ich darf auch Fehler machen!", gab ich ihr zur Antwort. Ich konnte doch nichts dazu, ich hatte mich so über Lil' s Kurzschluss Handlung geärgert, dass ich den Proviant ganz verdrängt hatte und wenn ihr das Essen so wichtig ist, soll sie doch nächstes Mal die Verantwortung dafür übernehmen.

"Hey Saki, wo willst du denn hin?", fragte ich Saki, welcher vorausgaloppierte.

"Weg von eurem Zickenkrieg, dass hält ja kein Mann aus!"

"Selbst schuld!", gaben Lil und ich gleichzeitig zur Antwort. Wenigstens ein Punkt in dem wir uns sofort einig waren.

Zugegeben, wir waren schon ein verrückter Trupp. Lil mit ihrem Messerfimmel, Saki mit seinem Alles-Richtig-und-am-Ende-doch-nicht-schaff-Problem und ich. Ich bin diejenige, auf die sich jeder verlässt und von der jeder denkt, das sie alles schafft, dabei vergessen die meisten das ich auch nur ein Mensch bin. Hätte Lil den Proviant vergessen, würde sich wahrscheinlich keiner aufregen, da würden sie alle nur sagen, dass sie sich das auch denken hätten können, was wahrscheinlich auch der Grund ist, warum man ihr solche wichtigen Aufgaben nicht anvertraut.

"Rae? Hey Rae?"

Jemand stieß mich an und ich wachte aus meinen Gedanken auf.

"Was ist denn?", fragte ich genervt.

"Ich hab dich jetzt schon fünfmal gerufen!", beschwerte sich Saki.

"Du hörst ja auch nicht immer auf deinen Namen, sondern auf so Kosewörter wie Fifi oder Sklave!", meinte ich und wandte mich dann an Lil um zu erfahren was denn los sei.

"Ich glaube das wollte Saki dir gerade erklären!", meinte Lil nur.

"Ich will es aber von dir wissen! Saki ist mir zu primitiv, ich rede mit keinem Fifi!"

"Da vorne kommt ne Weggabelung und ich wollte einfach nur wissen, welchen wir nehmen sollen!", gab Saki trotzig zur Antwort.

Wir waren ja eigentlich froh gewesen, den Weg wieder gefunden zu haben, aber nun gelangten wir andauernd an Weggabelungen oder Kreuzungen, was fast nerviger war, als sich durchs Gestrüpp zu kämpfen.

"Und wieso soll ich dass jetzt schon wieder entscheiden? Kannst du keine eigenen Entscheidungen treffen?"

Okay, ich gebe zu, ich bin heute echt fies zu Saki, aber er geht mir so tierisch auf die Nerven und dann hab ich auch noch Kopfweh, weil ich schlecht geschlafen habe! Das ist alles seine Schuld, er musste ja auch unbedingt im Winter aufbrechen, er hätte ja ruhig noch ein halbes Jahr warten können, um zu uns zu kommen und zu sagen das es endlich losgeht, schließlich hat er schon sein ganzes Leben gewartet, da wäre es auf die paar Monate auch nicht mehr angekommen.

"Das letzte Mal als ich was entschieden habe, sind wir in diesen Schlammassel hier geraten und für die nächste Katastrophe kann sich ruhig eine von euch verantwortlich machen!"

"Von mir aus! Wir müssen es ja eh gemeinsam ausbaden, dann ist es sowieso egal, wer entscheidet! Wir nehmen einfach den Weg der am einfachsten aussieht!", meinte Lil gelassen.

"Dir ist schon klar, dass das was harmlos aussieht, am Ende immer in der Katastrophe endet?", fragte ich sarkastisch

"Dann nehmen wir halt den verwesenden!"

"Woher willst du denn wissen, das einer der Wege am verwesen ist, ich meine du warst nicht zufällig schon mal hier und bist eine Überlebende und hast nur nichts gesagt?", wollte ich

wissen.

"Weil kaputte Wege eben auch verwesende Wege sind, ist doch beides das Selbe!"

"Wenn du meinst!"

Mit diesen Worten fielen wir in schweigen, bis wir an die Gabelung kamen, jetzt hatten wir jedoch ein Problem, beide Wege sahen ziemlich gleich aus.

"Och man, jetzt war unserer schöner Streit völlig umsonst gehabt!", grinste ich. Denn auch wenn wir uns noch so anfauchten, wir waren eben die besten Freunde und da nimmt keiner einen Streit so ernst, hoff ich doch mal.

"Ja, aber Spaß gemacht hat es trotzdem!", grinste Lil.

"Und was machen wir jetzt?", fragte Saki ratlos.

"Sag ich doch einfach zu primitiv!"

Lil und ich verfielen in lachen, während Saki anscheinend überhaupt nichts verstand.

Als wir uns endlich wieder gefangen hatten, war Saki von Mut erfasst worden und hatte sich für einen der Wege entschieden, wir, also Lil und ich, blieben erstmal noch stehen und sahen diesem interessiert und mit einem Grinsen im Gesicht nach.

"Saki! Saki!", rief Lil gelassen.

"Was ist denn?", fragte Saki und drehte sich Lil zu.

"Achtung!", meinte Lil ruhig und freundlich, während sie mit dem Finger auf Saki deutetet.

"Mann wie wärst denn mit ein paar mehr Worten? Oder willst du mich etwa verarschen? Das kann ich auch selbst!"

"Dann eben nicht!", meinte Lil hinterlistig grinsend.

Saki drehte sich wieder nach vorne, genau in diesem Moment wurde er hart im Gesicht getroffen, von einem Ast, der auf den Weg ragte.

Saki jaulte auf, während Lil und ich unseren Weg fortsetzten.

Als wir an Saki vorbei kamen, hielt sich dieser die Hände vors Gesicht und jammerte immer noch lautstark.

"Tja Saki, ich hab dir doch gesagt du sollst dich in Acht nehmen, aber du wolltest ja nicht hören!", grinste Lil.

"Du! Wenn du mich nicht gerufen hättest, hätte ich den Ast gesehen, das ist alles deine Schuld! Macht es dir etwa Spaß mich zu quälen und zu manipulieren? Du Sadistin!", schrie Saki wütend.

Ich spürte förmlich wie die Spannung zwischen den beiden immer stärker wurde und verdrückte mich.

"Gar keine so schlechte Idee! So hab ich das ganze noch gar nicht gesehen!", meinte Lil immer noch gelassen.

Ich war echt baff und Saki anscheinend auch, denn er erwiderte nichts. Anscheinend hielt er die Zeit für reif um Taten walten zu lassen. Er trieb sein Pferd an und ritt auf Lil zu.

Diese bekam davon jedoch nichts mit, da sie gerade damit beschäftigt war in ihren Satteltaschen zu wühlen.

Saki kam das gerade recht, so konnte er sie überraschen. Er stieg in die Steigbügel um sich besser abstoßen zu können, da er Lil mit einem Ruck vom Pferd hauen wollte.

In dem Moment wo er sich abstieß, beugte sich Lil nach vorne da sie aus ihrem Steigbügel gerutscht war. Saki fiel mit einem dumpfen Schlag auf den Boden und mich, wo ich doch alles aus sicherer Entfernung beobachtet hatte, hätte es fast aus dem Sattel gehauen vor lachen. Zum Glück konnte ich mich noch rechtzeitig wieder fangen und in den Sattel setzen.
 

Ich glaube Saki hatte für heute genug, denn obwohl es erst früher Nachmittag war, hatte er darauf bestanden ein Lager aufzuschlagen und hatte sich behaglich geweigert, weiter zu reiten.

"Wisst ihr was?", fragte Lil plötzlich, als hätte sie einen Geistesblitz gehabt.

"Noch nicht!", meinte Saki genervt und desinteressiert.

"Vielleicht gibt es hier in diesem Wald ja gar nichts Schlimmes! Vielleicht waren die Leute einfach nur froh, endlich in eine Zivilisierte Welt zu kommen und hatten dann einfach keine Lust mehr in ihr Dorf zurückzukehren!"

"Mach dir keine Hoffnungen!", meinte Saki und wandte sich wieder dem Feuer zu, welches er gerade entzündet hatte.

Als wir uns am Abend hinlegten, gingen mir nochmals Lil' s Worte durch den Kopf, sie konnte schon recht haben, denn bis jetzt war uns noch nichts Verdächtiges in diesem Wald begegnet, aber oft drügt ja der schein.
 

Wir waren bereits seit der Morgendämmerung unterwegs und heute schien es, als wollte der Wald uns in die Irre führen, die Wege waren so Kurvig, das wir nicht mal hätten sagen können, in welche Richtung wir reiten, wenn wir uns nicht an der Sonne orientiert hätten. Auch hatte ich das Gefühl, das wir ab und an Kreise ritten, denn kaum hatten wir eine Gabelung oder Kreuzung passiert kam auch schon die nächste, manche sahen aus, als würden sie alle in die gleiche Richtung führen, führten dann aber in Schlangenlinien in die etgegengesetzte Richtung oder in einem Bogen zurück an die gleiche Kreuzung.

Solangsam kam mir der Verdacht, das die Menschen, welche das Dorf verlassen hatten, entweder im Wald verhungert sind, was eher unwahrscheinlich war, den Nahrung fand man genug, oder das sie einfach den Weg zurück nicht mehr gefunden haben. Ein Problem, das wir später auch bekommen sollten.

Als wir erneut an eine Kreuzung kamen, an der sich diesmal sieben Wege schnitten, meinte Saki hoffnungslos, das Lil ihre Messer wohl vergessen könnte, denn selbst wenn wir das böse Vieh finden würden, wäre es doch unwahrscheinlich, das wir den Weg zurück ins Dorf finden würden!

"Aber es gibt sicher noch andere Wege dorthin, außer durch diesen Wald!", meinte Lil und schien den Tränen nahe, bei dem Gedanken ihre Messer nicht zu bekommen.

"Ja, durch den Nebel, das heißt, wenn wir hier herausfinden und dann wieder zurück in die Berge und wenn wir uns nicht im Nebel verirren!", konterte Saki giftig.

"Falls du es vergessen hasst, dieses Vieh, wie du es nanntest, ist auch für den Nebel verantwortlich und wenn es sein muss Holzen wir den Wald eben ab, um in das Dorf zu kommen, ich mach das hier doch nicht umsonst!", meinte Lil scharf.

"Hey seit mal leise!", gebot ich ihnen, denn ich hatte ein ungutes Gefühl, wenn die beiden hier so rumschrien.

"Was ist das? Warum ist es hier so ruhig und wieso ist es auf einmal so dunkel?" fragte Lil nervös.

Sie hatte recht, wir waren in eine Art Tunnel aus Bäumen geritten und die einzigen Geräusche die man hörte, waren die unserer Tiere und von uns.

"Damit man Eindringlinge, welche sich lautstark streiten besser hören und finden kann!", gab ich leise zur Antwort.

"Aber wer oder was hat die Macht, Tiere zum schweigen zu bringen, wer kann den Wind dazu bewegen, nicht zu wehen? Ich finde das ganz schön beunruhigend, auf was haben wir uns da nur eingelassen?", fragte Lil leicht beunruhigt.

"Wir? Wir haben uns auf gar nichts eingelassen! Du warst diejenige, welche nicht genug bekommen konnte! Deshalb ist Gier wohl auch eine Todsünde!", gab ich zur Antwort.

Allerdings beunruhigte mich diese Stille und diese unatrüliche Dunkelheit auch. Mein Gefühl sagte mir, das etwas nicht stimmte und ich hatte die drückende Gewissheit, dass wir es hier mit etwas übernatürlichem zu tun hatten. Und so wie ich die Gesichter meiner Freunde deutete, war es ihnen ebenso bewusst.

"Also, wie es scheint nähern wir uns dem gesuchten Ziel!", wollte Saki uns aufmuntern.

An der nächsten Weggabelung, welche wir erreichten, als es bereits dämmerte, fanden wir ein Schild auf dem geschrieben stand.

"Lange war eure Reiße, doch nicht vergebens! Ihr habt euch gestritten und seit doch noch zusammen! Dies war nur die erste Prüfung! Nehmt ihr den rechten Weg, so werdet ihr in das Herz des Waldes gelangen! Nehmt ihr jedoch den linke, so gebt ihr auf und der Wald wird euch aus seiner gewallt entlassen und zurück in das Dorf bringen!"

"Was soll das denn bedeuten?", fragte Saki und wandte sich Lil und mir zu.

"Ich vermute mal, das wir nun wissen was hier los ist! Wie kann man Tiere zum schweigen bringen? Indem man sie erst gar nicht hinein lässt! Wie bringt man den Wind zum schweigen? Indem man das Blätterdach so dicht macht, dass er nicht durchdringen kann!", meinte ich.

"Soll das etwa heißen wir kämpfen nicht gegen eine einzelne Person, sondern wir kämpfen gegen den Wald!", meinte Lil.

"Das heißt also, wir müssen den rechten Weg nehmen, denn umzukehren, wäre ziemlich erniedrigend!"

Also war es beschlossene Sache. Wir wandten uns dem rechten Weg zu.

"Sieht gar nicht so schlimm aus!", versuchte ich die gedrückte Stimmung zu heben.

"Rae bist nicht normalerweise du diejenige, welche immer sagt, was harmlos aussieht muss nicht auch harmlos sein?", fragte mich Lil.

"Du hast ja Recht, aber ich will heute mal nicht so pessimistisch sein!"

Damit setzen wir unseren Weg fort, in Richtung Herz des Waldes.



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