Seasons von Kunoichi (Oneshot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 4: [Herbst] Unheimlicher Auftrag (Thriller) --------------------------------------------------- Es waren Regentage, wie Konoha sie schon ewig nicht mehr erlebt hatte. Straßen und Wege waren von einer matschigen Schicht bedeckt, Flüsse und Gräben überflutet. Das Wasser sammelte sich in Gärten und Kellern. Der Wind peitschte durchs Land, riss Bäume um und Ziegel von den Dächern. Dem Himmel nach zu urteilen war ein baldiges Ende der Herbststürme nicht in Sicht. Grau und schwer lag die Wolkendecke über dem Dorf, schon drei ganze Tage lang. Es war ein miserables Wetter, bei dem jeder Zuhause im Warmen blieb. Jeder außer mir… Ich rannte die nassen, schlammigen Straßen entlang, beeilte mich, um so schnell wie möglich wieder ins Trockene zu gelangen. Das Wasser wirbelte hinter mir auf, gleichzeitig drängte der Wind mich zurück. Meine Schuhe waren durchweicht und ein unangenehmes Kältegefühl stieg mir die Beine hinauf; betäubte meine Gliedmaßen. Ich war noch nicht sehr lange unterwegs und trotzdem nass bis auf die Haut. Meine Haare hingen mir strähnig ins Gesicht und ich fuhr mit der Hand über meine Augen. Den ganzen Tag wurde es nicht richtig hell, doch jetzt, bei Regen und Dämmerung, schien die Dunkelheit unaufhaltsam näher zu rücken und verschleierte die Sicht. „Verdammtes Dreckswetter!“, fluchte ich laut auf und meine Stimme verhallte im donnernden Sturm, „Verdammter Mistkerl!“ Ich wusste sehr genau wem ich den ganzen Schlamassel zu verdanken hatte. Es gab nur eine Person, die es kontinuierlich schaffte mich in Schwierigkeiten reinzureiten. Seit drei Jahren arbeiteten wir beide bei der Anbu und nicht ein einziges Mal hatte Naruto gefehlt. Nur heute, ausgerechnet heute, bei einer der wichtigsten Besprechungen, tauchte er nicht auf. Wer musste ihm also alle Unterlagen vorbeibringen? Diesmal würde ich ihm tatsächlich den Kopf abreißen! Das matte Licht der Straßenlaternen führte mich zu dem Haus, in dessen oberstem Stockwerk sich Narutos Wohnung befand. Ich blickte hinauf und stellte erleichtert fest, dass Licht in einem der Zimmer brannte. Wenigstens war er zuhause. Ich drückte die Tür auf und stolperte ins Trockene, hastete dann die Treppe hinauf und blieb vor der Wohnungstür stehen um mir eine kleine Atempause zu gönnen. Mein Puls ging schnell und mein Körper zitterte vor Kälte. Von Kleidung und Haaren tropfte das Wasser auf den Boden und ich hatte im ganzen Flur nasse Fußabdrücke hinterlassen. Naja, ich musste hier ja nicht saubermachen… Als ich mich einigermaßen gesammelt hatte, begann ich energisch an die Tür zu klopfen und es dauerte schier endlos lange, bis mir schließlich von dem Blondschopf geöffnet wurde. Naruto sah mich verwundert an und mir schoss durch den Kopf, dass er sich eigentlich denken konnte, dass die Anbu jemanden losschickte um nach ihm zu sehen. Da er selbst nichts sagte, ergriff ich das Wort. „Wo warst du heute?“, fragte ich im meinem härtesten Tonfall. Er sollte ruhig spüren, dass er mir Umstände bereitet hatte, „Weißt du, was heute für ein Tag ist? Ich hoffe, dir ist bewusst, dass der Termin wichtig war!“ Naruto antwortete mir nicht direkt sondern trat einen Schritt zurück und murmelte dann: „Komm erstmal rein.“ Ich folgte ihm kommentarlos in die Wohnung, schloss die Tür hinter mir und sah ihm zu, wie er in einem der Räume verschwand. Leise Geräusche drangen an meine Ohren und ich tippte darauf, dass der Fernseher lief. Was dachte sich dieser Idiot eigentlich dabei, sich einen gemütlichen Tag zuhause zu machen, während ich abends im Regen durch die Straßen rannte um ihm seine Unterlagen zu bringen? Ich glaubte vor Wut zu platzen, beherrschte mich jedoch, folgte Narutos Weg und blieb im Türrahmen zum Wohnzimmer stehen. Naruto saß auf dem Sofa und blickte mich an. Er trug nur ein T-Shirt und eine weite Hose, hatte sich eine Wolldecke über die Schultern geworfen und wirkte recht blass. „Bist du krank?“, erkundigte ich mich nun doch und bemühte mich, alle Besorgnis aus meiner Stimme zu verbannen. Zumindest die Wut ebbte bei dem Anblick ein wenig ab. „Ich hab keine Ahnung“, gab er leise zu, „Ich fühle mich irgendwie seltsam.“ Seltsam? Was war „sich seltsam fühlen“ für eine neue Entschuldigung dem Dienst fernzubleiben? Ich antwortete nicht und öffnete stattdessen die Brusttasche meiner Weste, zog eine kleine Schriftrolle heraus und warf sie dem Blonden entgegen. Er fing sie nicht und sie landete lautlos neben ihm auf dem Sofa. „Die Unterlagen über das Besprochene“, erklärte ich kurz, „Es geht um die neue Diensteinteilung. Da du nicht da warst, haben sie dir ziemlich viel Schrott untergeschoben, aber vielleicht kannst du das noch ändern lassen, bevor der Plan in Kraft tritt.“ Naruto griff nach der Rolle und brach das Siegel, doch bereits nach dem er die ersten paar Zeilen gelesen hatte, legte er sie wieder weg. „Danke, dass du sie gebracht hast“, sagte er und weckte in mir mehr und mehr den Eindruck, dass irgendwas ganz und gar nicht stimmte. Er verhielt sich nicht so, wie ich ihn kannte. Ich trat langsam ins Zimmer und ließ mich neben ihm auf das Sofa gleiten. „Also, was ist los?“ Er schaute verwundert auf. „Ich sagte doch, ich fühl mich nicht so gut. Vielleicht krieg ich eine Erkältung oder so. Bauchschmerzen, aber nichts Ernstes“, entgegnete er, doch eine innere Stimme sagte mir, dass das nicht so ganz der Wahrheit entsprach. Schweigend saßen wir nebeneinander. Der Regen trommelte gleichmäßig gegen das große Fenster am anderen Ende des Raumes und übertönte die Geräusche des Fernsehers. Die Scheibe war beschlagen, doch draußen war es so stockfinster, dass man ohnehin nichts hätte erkennen können. Ich wäre länger bei Naruto geblieben, nicht wegen ihm, sondern nur um mich noch ein wenig aufzuwärmen, aber ich hatte für diesen Tag genug und wollte möglichst schnell nach Hause und ins Bett. Morgen musste ich zum Dienst wieder früh hoch. „Also gut, kurier dich aus“, sagte ich nach ein paar Minuten schließlich, „Ich mach mich auf den Weg, bevor der Sturm noch stärker wird.“ Ich hatte mir keine Vorwürfe zu machen: Wenn er nicht erzählen wollte, was los war, konnte ich auch nichts für ihn tun. Lange genug gewartet hatte ich jedenfalls und vielleicht bildete ich es mir auch nur ein und ihm fehlte tatsächlich nichts weiter. Wir standen auf und Naruto brachte mich zur Haustür, wünschte mir eine gute Nacht und ich verschwand auf der Treppe, ohne seine Worte zu beachten. Wenn ich eines nicht leiden konnte waren es höfliche Floskeln. Widerwillig begab ich mich zurück in den Regen. Der Wind hatte nachgelassen, doch das Wasser strömte nach wie vor wie aus Eimern auf mich herab. Ich wich einer umgestürzten Weide aus, nahm eine Abkürzung durch die kleine Gasse rechts von mir und war nach ein paar Minuten schon in meiner Straße. Keuchend erreichte ich meine Wohnung und schloss die Tür auf. Ich freute mich auf eine heiße Dusche, eine Mahlzeit und dann auf mein Bett. Dieser Tag war alles andere als angenehm verlaufen und ich hoffte inständig, dass sich das Wetter zu morgen bessern würde. Doch ich sollte kein Glück haben… Ich begann schon um 9 Uhr morgens mit dem Bereitschaftsdienst. Es war eine der Aufgaben bei der Anbu, die ich bei weitem am meisten hasste, da meine Fähigkeiten nur zum Einsatz kamen, wenn eine Person ausfiel oder es auf anderen Missionen Komplikationen gab. Neben mir war noch Neji im Raum und auch Naruto hätte eigentlich da sein sollen, doch er fühlte sich scheinbar immer noch nicht besser und kam auch nicht zum Dienst. Es war schon später Nachmittag und wie immer, wenn ich Bereitschaft machen musste, fühlte ich mich wie bestellt und nicht abgeholt. In letzter Zeit gingen nicht viele Aufträge der Stufe A oder S ein und dementsprechend wenig hatte die Anbu zu tun. Auch heute war noch nichts passiert und ich war froh, dass in einer halben Stunde meine Ablösung kommen würde. Vielleicht konnte ich aus diesem Tag doch noch etwas Sinnvolles machen. Ich hatte schon nicht mehr damit gerechnet, als plötzlich ein Falke durch das offene Fenster zu uns reinsegelte und kreischend über unsere Köpfe hinweg flog. Jetzt musste alles schnell gehen. Neji und ich griffen fast zeitgleich zu den Schwertern, die wir neben uns abgestellt hatten, schnallten sie uns auf den Rücken und rannten aus dem Raum. Der Wind war eiskalt, schnitt in die Haut und brannte in den Lungen. Es nieselte nur noch leicht, doch den Wolken nach zu urteilen, kündigte sich schon eine weitere Verschlechterung des Wetters an. Neji und ich folgen dem Falken, nahmen den Weg über Konohas Dächer, wobei wir aufpassten mussten, nicht auf den glitschigen Dachziegeln auszurutschen, und kamen keine drei Minuten später am Dorftor an. Ich hatte keine Ahnung, wohin uns der Vogel führen würde und demnach wusste ich auch nicht, wie weit es war und was für Probleme aufgetreten waren, dass wir einspringen mussten. Ich glaubte nicht an eine S-Rang Mission, da Anbu meistens keine Hilfe forderten, und nahm stark an, dass es Jo-Nin waren, die sich in Schwierigkeiten befanden. Nach den ersten hundert Metern dachte ich, der Falke würde uns in den Todeswald führen, welcher nicht weit entfernt von dem Dorf lag, und ich rechnete schon mit dem Schlimmsten, als er zu meiner Erleichterung plötzlich die Richtung wechselte und weiter nördlich Kurs nahm. Wir gerieten in unbekanntes Gebiet und der Wald um uns wurde dichter. Ich war froh, Neji an meiner Seite zu haben, der mit seinem Byakugan auch durch das undurchdringbarste Gestrüpp sehen und so den Vogel nicht verlieren konnte. Uralte Baumriesen schlossen uns in ihrem Labyrinth aus Zweigen ein. Ihre Kronen reichten weit hinauf und verdeckten die Sicht auf den grauen, verhangenen Himmel; verliehen dem Wald eine immerwährende Dunkelheit, so dass man kaum merkte, wie die Dämmerung langsam voranschritt. Äste, breit wie ganze Baumstämme, versperrten uns den Weg; zwangen uns auf den Waldboden auszuweichen und ein Stück übers Unterholz zu laufen. Unmerklich zog Neji das Tempo an und ich kam mir mehr denn je vor wie auf der Flucht, ohne zu wissen wovor. „Wir sind gleich da“, hörte ich meinen Partner nach einigen Minuten berichten, „Das sieht echt schlimm aus. Wir sollten uns beeilen!“ „Kannst du sehen, was passiert ist?“, entgegnete ich interessiert und er antwortete mit leichter Anspannung in der Stimme: „Es muss einen Kampf gegeben haben, aber es scheint schon alles vorbei zu sein. Da hinten bewegt sich keiner mehr.“ „Tz, wie immer sind wir zu spät und haben das Beste verpasst“, spottete ich, „Sie hätten nach Ärzten schicken sollen, nicht nach Verstärkung.“ „Ich glaube nicht, dass noch Ärzte gebraucht werden, Sasuke…“ Wir kämpften uns weiter vor und brachen nur wenig später durch das Gehölz auf eine kleine Lichtung. Fast kam es mir vor, als wären die Bäume nur für uns zur Seite gewichen und hätten einen Kreis um die Menschen in ihrer Mitte geschlossen, damit uns kein Detail des ganzen schockierenden Ausmaßes entging. Für einen kurzen Moment schien die Zeit still zu stehen und weder Neji noch ich wagten es, uns zu rühren. Meine Augen glitten über die bleichen Körper, folgten dem roten Fluss, der sich wie eine Schlange den Weg durch das Gras bahnte und blieben an den zerbrochenen Tiermasken hängen. Ich war schon lange bei der Anbu und hatte mir schon einiges ansehen müssen, doch solch ein Massaker war mir, zumindest im Dienst, bis jetzt immer erspart geblieben. Kalte Schauer ließen meinen Körper unwillkürlich erzittern. Ich wusste, dass es nicht der Ekel vor diesem Anblick war, sondern bloß ein Augenblick, in dem die Angst mich mit eisigen Fingern berührte; in dem ich realisierte, dass es keine Jo-Nin waren, sondern diese Leute alle so stark gewesen waren wie ich, bevor sie brutal getötet wurden. „Sasuke, hier!“ Ich erwachte aus meiner Starre und schenkte die Beachtung wieder Neji, der sich ein Stück von mir entfernt und nun neben einen Anbu gekniet hatte, dessen Gesicht zu entstellt war, um es persönlich zu erkennen, an dessen Kleidung allerdings noch das Abzeichen angebracht war, das ihn als Anführer dieser Gruppe identifizierte. Neji öffnete eine Schriftrolle, die er dem Mann zuvor aus der Tasche genommen haben musste und sagte nachdem er den obersten Abschnitt gelesen hatte: „Eine Gruppe von sechs Leuten, im Auftrag der Hokage für ein Attentat zuständig“ – er zeigte auf die Stelle mit dem Siegel – „Die Mission wurde erfolgreich ausgeführt. Sie müssen gerade auf dem Rückweg gewesen sein, als sie überfallen wurden. Zähl nach, sind alle sechs da?“ Ich ließ den Blick abermals über die Lichtung schweifen und nickte zur Bestätigung. Neji rollte das Pergament wieder auf und wischte das Blut an der Kleidung des Anbu ab, bevor er es in seiner Seitentasche verstaute. „Wer könnte zu so etwas fähig sein?“, murmelte er abwesend, „Dieses Monster stellt eine wahre Bedrohung für das Dorf da. Ich finde, wir sollten so schnell es geht zurück und Bericht erstatten.“ Es passierte rein zufällig, als mein Blick den Waldrand um die Lichtung streifte, dass ich aus dem Augenwinkel eine rasche Bewegung wahrnahm. Sofort wirbelte ich herum, griff instinktiv nach dem Schwert auf meinem Rücken und fixierte die Stelle, an der ich meinte, jemanden gesehen zu haben. Vielleicht war es die Tatsache, dass so viele Anbu getötet wurden, die mich so nervös machte und aufmerksamer werden ließ, vielleicht auch eine leise Vorahnung, der Angreifer könne noch ganz in der Nähe sein und uns jeden Augenblick überfallen. Immerhin befanden sich Neji und ich auf dieser Lichtung wie auf dem Präsentierteller. „Was ist denn jetzt?“ Der Hyûga-Erbe starrte mich verwirrt an, als ich völlig unangekündigt in Kampfposition wechselte und die Hand zu meinem Schwertgriff führte. Ich bedeutete ihm nur, mir zu folgen, als ich ein paar Schritte vortrat und forderte knapp: „Neji, das Byakugan!“ „-ist erschöpft“, vervollständigte er meinen Satz, „Ich hab es den ganzen Weg hierher benutzt, damit wir den Vogel nicht verlieren. Wir müssen auch noch irgendwie zurückkommen und ich vergeude mein Chakra nicht. Der Angreifer ist weg, es ist keine Energie im engeren Umkreis zu spüren. Komm schon, das ist ein streunendes Tier, nichts weiter. Lass uns gehen!“ Es war nur allzu verständlich, dass Neji es eilig hatte von diesem Ort zu verschwinden und Tsunade von dem Vorfall zu erzählen, um noch Schlimmeres zu verhindern. Doch ich war noch nicht bereit zu gehen. Etwas gold-gelbes blitzte zwischen den Büschen auf und ich hielt kurz inne. „Das ist kein Tier, Neji“, murmelte ich, „Jemand beobachtet uns.“ Langsam steuerte ich dem Waldrand entgegen, den Griff immer noch fest um das Schwert gelegt und bereit zuzuschlagen. Ich wagte es nicht über die Schulter zurückzusehen, doch ich nahm an, dass Neji stehen geblieben war um aus der Distanz anzugreifen, falls irgendetwas passierte. Fast kam ich mir lächerlich vor, jemandem entgegenzugehen, von dem ich nicht mal genau wusste, ob er überhaupt da war und wollte schon wieder umdrehen und zugeben, dass ich mich geirrt haben musste, als ich eine erneute Regung wahrnahm. Blitzschnell wanderte meine freie Hand an den Gürtel, zog ein Wurfmesser heraus und schleuderte es nach vorn, direkt ins Gestrüpp. Im selben Moment begann ich zu laufen, zog das Schwert aus der Scheide und holte aus. Mein Angriff ging ins Leere und ich blickte mich panisch um, doch es war niemand da. Raschelnd wirbelten Blätter durch die Luft und glitten langsam dem Boden entgegen. Ich stand bis zu den Knien im Strauch, rings umher von Bäumen eingekreist. Zögernd drehte ich mich um und blickte auf die Lichtung zurück; suchte Nejis Blick, der jedoch ebenso ahnungslos schien wie meiner. Dann bemerkte ich das Wurfmesser seitlich in der Baumrinde stecken und stellte verblüfft fest, dass ein Fetzen abgerissenen Stoffes an der Spitze hinunter hing. Es war das gleiche Gefühl, als würde einem mit voller Wucht in den Magen geschlagen werden, so dass die Luft für ein paar Sekunden wegblieb. Mit zitternden Fingern zog ich das Messer ab und betrachtete das orangene Stück Stoff in den Händen. „Das kann nicht sein…“, flüsterte ich, „Er ist nicht hier.“ Jemand legte mir eine Hand auf die Schulter und zerrte mich zurück auf die Lichtung. Ich schloss eine Faust um meinen Fund, bevor Neji ihn zu sehen bekam. „Bist du fertig?“, fragte dieser nun ruppig, „Ich versteh ja, dass dich das alles hier beunruhigt, aber dreh jetzt gefälligst nicht durch! Ich hab doch gesagt, dass du dich getäuscht hast.“ Ich konnte ihm weder Recht geben noch seine Aussage abstreiten, starrte stattdessen abwesend zu dem Fleck, von dem ich gekommen war und fühlte das kleine Stück Stoff in meiner zitternden Hand. Die Gedanken rasten wild durch meinen Kopf ohne zu einer Erkenntnis oder Erklärung zu kommen. Wie war das möglich? Was hatte das zu bedeuten? Er konnte nicht… „-ji… Neji?“ Eine verzerrte, von permanentem Rauschen unterlegene Stimme durchbrach das Schweigen und schreckte uns beide auf. Unverzüglich griff Neji an seinen Gürtel und führte das Funkgerät an seinen Mund. „Was ist?“, fragte er schroff, scheinbar wütend darüber, sich ebenfalls erschrocken zu haben. „Alles in Ordnung bei euch?“, ertönte die Stimme aus dem Gerät, nun etwas deutlicher zu verstehen, „Was war los? Habt ihr gekämpft?“ „Es gab nichts mehr zu tun, alle Anbu sind tot“, antwortete der Hyûga und wir hörten, wie jemand scharf die Luft einsog. Danach herrschte eine kurze Pause, bevor die Person fortführte: „Anbu? Das ist schlecht. Sehr schlecht…“ „Was meinst du?“, harkte Neji vorsichtig nach und ich fürchtete mich bereits vor der Antwort. „Es gab einen weiteren Angriff, nicht weit von euch entfernt. Der Notruf wurde soeben abgeschickt.“ „Wie bitte? Was sollen wir jetzt tun?“ „Nichts, bleibt wo ihr seid! Es ist zu riskant. Ich hatte mit einem kleineren Übel gerechnet. Mit einem Streit zwischen Jo-Nin und fremden Ninja vielleicht, nicht mit so was. Ich schicke eine Spezialeinheit zu euch, ihr rührt euch da nicht weg!“ „Scheiß auf den Spezialtrupp, meinst du etwa, die können irgendwas ausrichten?“ Neji drückte seinen Gesprächspartner weg, ohne ein weiteres Wort anzuhören und steckte das Funkgerät zurück an den Gürtel. „So ein Idiot!“, fluchte er leise, „Viel wichtiger ist jetzt die Sicherung des Dorfes, bevor es dort mit den Morden weitergeht. Die wissen nicht, wer oder was hier rumläuft. Alle restlichen Anbu abzuziehen ist der größte Fehler, denn man machen kann.“ „Was hast du vor?“, fragte ich ruhig und ließ den Stofffetzen unbemerkt in meiner Hosentasche verschwinden, um wenigstens eine Hand frei zu haben. „Wir kehren um!“, antwortete Neji aufgebracht, „Für den Rückweg werden meine Augen das aushalten. Je länger wir diskutieren, umso mehr Zeit geht verloren.“ Eigentlich hätte ich lieber auf die Verstärkung warten wollen, denn ich hatte einen Verdacht und musste herausfinden, in wie weit die Vorfälle damit in Verbindung standen. Doch ich ignorierte das ungute Gefühl und schloss mich Neji an, der die Lichtung wieder verließ. Die Vorahnung, das Wetter würde noch einmal zum Schlechteren umschlagen, bestätigte sich und der Nieselregen verwandelte sich in einen Hagelschauer, von dem wir unter dem dichten Blätterdach des Waldes zum Glück nicht allzu viel spürten. Der Wind wurde stärker und erinnerte mich beinahe schon an den Sturm, gegen den ich vorigen Abend angekämpft hatte, als ich auf dem Weg zu Naruto war. Dieser Abend schien mir eine Ewigkeit her zu sein. Was hatte Naruto eigentlich noch zu mir gesagt? Ich wusste es nicht mehr genau… Es passierte zu schnell, um rechtzeitig reagieren zu können. Wir sprangen von Ast zu Ast und ich lag einige Meter hinter Neji zurück; hatte mich bis zu diesem Augenblick an dem Rücken des Hyûga orientiert um den Weg beizubehalten, als ich von der Seite einen Schatten auf mich zukommen sah. Im nächsten Moment wurde ich im Sprung gepackt und mit voller Wucht zu Boden gerissen. Ich wollte Neji zu Hilfe rufen, doch er war bereits zu weit weg und der Knall meines Aufpralls ging im tosenden Wind unter. Ich wurde ins Unterholz geschmettert und schaffte es gerade noch, den Sturz mit einer Rolle abzufangen, um mich nicht schwerer zu verletzen. Sofort kam ich wieder auf die Beine und blickte mich panisch um. Meine Schulter schmerzte und es fühlte sich an, als wären ein paar Rippen gebrochen, doch äußerlich war ich unversehrt. „Sasuke!“ Erschrocken wirbelte ich herum und sah für den Bruchteil einer Sekunde die orange-schwarze Jacke im Dickicht verschwinden. Schon seine Stimme hatte mir verraten, um wen es sich handelte. Ich hatte mich also doch nicht geirrt… „Naruto, bleib stehen!“, brüllte ich ihm hinterher und begann zu rennen. Ich war zu durcheinander, um einen klaren Gedanken zu fassen; kämpfte mich durchs Unterholz einen kleinen Steilhang hinauf und zerschnitt mir dabei Arme und Gesicht an Zweigen und Dornenbüschen. Die Schmerzen breiteten sich im ganzen Körper aus und ich hätte geschrieen, wäre mir nicht vom Laufen die Luft ausgeblieben. Immer wieder erhaschte ich kurze Blicke auf meinen Kameraden und konnte mir sicher sein, der richtigen Spur zu folgen. Was tat Naruto hier und weshalb lief er vor mir davon? Hatte er mit den Morden zu tun? Ich hatte immer noch keine Erklärung für sein Verhalten und beschloss, ihm weiter nachzujagen, bis einer von uns erschöpft war oder er sein Ziel erreicht hatte. Mein Gefühl sagte mir, dass hier etwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zuging. Mit der Zeit wurde das Blätterdach lichter und der Regen ging nur umso gewaltiger auf mich nieder. Der Himmel war hinter schwarzen Wolken versteckt, die das Land in düsteres Licht tauchten und es wie bei Nacht wirken ließen. Die Bäume standen nun weiter auseinander, sodass ich irgendwann zwischen ihnen ein großes Gebilde erspähen konnte. Schon seit einer guten Viertelstunde lieferten Naruto und ich uns die wilde Verfolgungsjagd durch den Wald und ich hatte bereits keine Ahnung mehr, wo ich mich überhaupt befand. Auch das Gebäude, das vor mir zwischen den Kiefern empor ragte, hatte ich noch nie zuvor gesehen. Ich beobachtete, wie Naruto die Tür aufstieß und in dem Haus verschwand, ehe ich selbst die Stelle erreichte. Keuchend blieb ich vor dem Eingang stehen, stemmte meine Arme auf die Knie und rang nach Luft. Das Haus ähnelte einer alten Villa und es war anzunehmen, dass zu früherer Zeit reiche Fürsten in ihr gehaust haben mussten. Jetzt stand sie leer und Farbe bröckelte von den Wänden, die schönen Statuen zu beiden Seiten des Eingangs waren von der Sonne ausgebleicht und zum Teil zerstört und die Fenster waren mit Brettern vernagelt. Was sollte ich tun? Es war offensichtlich, dass es sich hier um eine Falle handelte, ich wusste nur noch nicht, wer sie gestellt hatte... Allerdings war Naruto scheinbar nicht ganz klaren Verstandes und irgendjemand musste diesen kleinen Idioten ja wieder aus seinem Schlamassel befreien. Ich war nun schon so weit gekommen und wusste ohnehin nicht, wie ich zurückkommen sollte, da konnte ich ihm also genauso gut auch das letzte Stück in die Villa folgen. Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, trat ich ein paar Schritte vor und schob die Tür langsam auf. Der Gang vor mir war stockdunkel, dass man die eigene Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte. Es war angenehm, nach so langer Zeit endlich wieder im Trockenen zu stehen, doch dafür war es bitterkalt. Der Regen tropfte von meinen Haaren hinunter, über die Haut und ließ mich erschaudern. Ich wischte mir die nassen Strähnen aus den Augen und wagte mich weiter vor. Zu beiden Seiten waren Türen, doch ich probierte nicht, ob sie verschlossen waren. Am Ende des Flures konnte ich eine Treppe ausmachen und umso näher ich ihr kam, umso dunkler wurde es und umso leiser wurde das Tosen des Windes draußen hinter der Eingangstür, die ich offen gelassen hatte. Ich hörte meinen eigenen Atem, laut und stockend, und als ich mich dabei ertappte, wie die schwitzige Hand sich um den Griff des Schwertes klammerte, wurde mir bewusst, dass ich Angst hatte. Mit einem erschütternden Knall warf der Wind die Tür ins Schloss und ich glaubte, mein Herz würde stehen bleiben. Sekundenlang befand ich mich in totaler Finsternis, fühlte mich, wie von einem großen schwarzen Loch verschluckt, bis sich meine Augen an die neue Situation gewöhnt hatten und ich schwache Umrisse erkennen konnte. Der Sturm drang gedämpft an meine Ohren, ansonsten war alles still. Ich war kein Feigling, doch in diesem Moment wusste ich nicht ob es Regenwasser oder Schweiß war, der mir das Gesicht hinunterlief. Zögernd tastete ich mich an der Wand entlang und erreichte schließlich das Ende des Flures, indem ich schmerzhaft mit dem Knie gegen eine niedrige Kommode stieß. Links und rechts neben dem Treppenaufgang gingen wieder zwei Türen ab, wobei ich bei der rechten einen schwachen Lichtschimmer durch die Ritzen dringen sah. Mit zitternder Hand griff ich nach der Klinke und drückte sie runter. Das Zimmer war nicht abgeschlossen und ich setzte einen Fuß hinein. Ein bleiches Gesicht starrte mich aus pechschwarzen Augen an, nur wenige Meter vor meinem eigenen. In wilder Panik zog ich das Schwert aus der Scheide, ehe ich realisieren konnte, dass ein großer Spiegel an der gegenüberliegenden Wand angebracht war. In einem langen Stoß atmete ich aus. Mein Herz raste und die Kehle war zugeschnürt, sodass es mir schwer viel zu schlucken. „Alles in Ordnung“, flüsterte ich mir mit heiserer Stimme zu, „Du bist doch sonst nicht so ängstlich.“ Langsam drang in den Raum ein und ließ den Blick schweifen. Die Lichtquelle, deren Schein ich unter der Tür wahrgenommen hatte, entpuppte sich als duzende von Kerzen, die überall verteilt standen und dem Ort eine unheimliche Atmosphäre verliehen. Das Zimmer war groß und mit altertümlichen Gegenständen möbliert, die meist zerschlissen und gebraucht waren. Am anderen Ende des Raumes stand eine Tür offen, doch im Halbdunkel konnte ich nicht erkennen, wie es im Zimmer hinter ihr aussah. Die Vorhänge vor den vernagelten Fenstern waren runter gerissen worden, der Teppich fleckig und abgenutzt. Die Luft war stickig und stank verfault, dass einem übel wurde. Ich wusste nicht, ob dieser Weg wirklich die richtige Fährte zu Naruto war, doch einen anderen Anhaltspunkt als die brennenden Kerzen gab es nicht und so durchquerte ich das Zimmer mit anhaltender Achtsamkeit. Als ich bereits die Mitte erreicht hatte, regte sich etwas in Türrahmen vor mir und wie angewurzelt blieb ich stehen und hielt mein Schwert zum Angriff bereit. Überraschenderweise trat mir eine junge Frau gegenüber. Das schwarze Haar fiel ihr sanft über die Schultern, schimmerte bläulich im Kerzenschein. Ihre Gesichtszüge waren mir so vertraut wie die eigenen und binnen weniger Sekunden kam die Erkenntnis. Sie traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Völlig perplex starrte ich die Person mir gegenüber an; stand wie versteinert da, während meine Gedanken wild durcheinander wirbelten. Die Frau war kein Geist; sie blickte mich aus klaren, lebhaften Augen an, wie es nur ein Mensch aus Fleisch und Blut vermochte. Dennoch wirkte ihr Gesicht leer und emotionslos. Ich begriff nicht, warum sie hier war, denn mein Bruder hatte sie vor knapp 12 Jahren getötet. Ich selbst hatte ihre Leiche neben der meines Vaters gefunden. Sie machte einen Schritt auf mich zu und ich wich vor ihr zurück wie ein verängstigtes Kind. Diese schwarzen Augen durchbohrten mich, als könnten sie mir bis in die Seele blicken. Ich hatte keine Ahnung wohin dieses Schauspiel führen würde, doch mit jedem Schritt drängte sie mich weiter in die Enge. Sollte ich angreifen? Meine Hand zitterte und war so schwitzig, dass mir das Schwert jeden Moment aus der Hand zu gleiten drohte; der Arm schien wie blockiert und ließ sich einfach nicht heben, so sehr ich es auch wollte. Nur noch wenige Meter trennten mich von der Tür, durch die ich gekommen war. Wenn ich nun floh, was würde dann aus Naruto? Die Frage erübrigte sich rasch, als mich jemand von hinten packte, festhielt und mir etwas Weiches gegen Mund und Nase drückte. Sofort schwanden meine Sinne, ohne dass ich mich dagegen wehren konnte. Mein Körper war gelähmt und ich bekam ihn nicht mehr unter Kontrolle. Das Schwert fiel klirrend nieder und als ich losgelassen wurde, sank auch ich widerstandslos zu Boden. Benommen blieb ich liegen und kämpfte verzweifelt gegen die Dunkelheit an, die mein Sichtfeld einzuhüllen drohte. „Wir haben uns lange nicht gesehen, Sasuke.“ Aus dem Schatten hinter meiner Mutter trat eine große Gestalt hervor und an der rauen Stimme und blassen Haut, die im Licht der Kerzen noch viel weißer wirkte, erkannte ich ihn sofort: Orochimaru. Nach all den Jahren hatte er sich kein bisschen verändert. Ich hatte ihn für tot gehalten, doch hier stand er nun vor mir, das Schlangengesicht zu einer hämischen Grimasse verzogen, die gelben Augen voller Begierde auf mich gerichtet, als wäre ihm nie geschadet worden. Ich wollte ihn anschreien; wollte wissen, was mit Naruto passiert war; sagen, dass ich es mir hätte denken können, dass er hinter der ganzen Sache steckt… Doch meine Stimme gehorchte mir nicht. Nicht mal ein leises Krächzen bekam ich aus der Kehle. „Um genau zu sein“, fuhr Orochimaru fort, „haben wir uns nicht mehr gesehen, seit du dich von mir abgewandt und mich fast getötet hast. Zu meinem Glück lebte ein kleiner Teil von mir in Kabuto weiter und so konnte ich nach einiger Zeit meinen Leihkörper wechseln und zu alter Stärke zurückkehren. Ich nehme an, damit hast du nicht gerechnet?“ Ich versuchte mich aufzurichten, probierte nach meinem Schwert zu greifen, wenigstens einen Finger zu rühren und musste feststellen, dass alle Bemühungen vergebens waren. Es war mir nicht möglich auch nur irgendeinen Teil meines Körpers zu bewegen. Noch dazu verdichtete sich der schwarze Nebel vor meinen Augen immer mehr. „Glaub nicht, dass ich noch mal versuchen werde, deinen Körper zu übernehmen. Ich hole mir nur eine Sache von dir und das sind die Augen. Mehr als dein Sharingan benötige ich gar nicht. Kabuto wird sich um die Operation kümmern.“ Mit einem Ruck wurde ich von der Person hinter mir hochgerissen und gegen die kalte Wand gedrückt. Ich sah wie Kabuto das Tuch, mit dem er mich betäubt hatte, zur Seite legte und fühlte, wie er meine Arme durch Schlaufen steckte, die mich an der Wand aufrecht stehen ließen. Wie eine schlaffe Puppe hing ich nun vor ihm, während er die Vorbereitungen für die Operation traf. Im Gegensatz zu seinem Meister blickte er mir nicht ein einziges Mal in die Augen und konzentrierte sich stattdessen ganz auf seine Aufgabe. Hinter ihm erkannte ich die schemenhaften Umrisse Orochimarus und meiner Mutter. Plötzlich trat eine vierte, etwas kleinere Person hinzu. Ich schärfte meinen Blick, doch der Nebel war zu stark geworden. Ich hörte, wie Kabuto eines der Instrumente nahm; spürte, wie er begann sein Chakra für sein Medizin-Ninjutsu in der Hand zu sammeln. Dann wurde die ganze Szenerie von einem Schrei und einem dumpfen Aufprall unterbrochen, doch auf meinen Ohren wurde es endgültig still. Als ich wieder zu mir kam war der Himmel klar und der kühle Wind strich mir angenehm über das Gesicht. Das Gras unter mir war noch nass vom letzten Regen und die Luft erfüllt von den Stimmen der Anbu, die um die Villa verstreut waren. Ein besorgtes Gesicht beugte sich über mich und ich sah in die blauen Augen unserer Hokage. „Wo ist Naruto?“, fragte ich sofort und versuchte mich aufzurichten, doch Tsunade drückte mich zurück und wies mich an, noch liegen zu bleiben. „Du bist noch geschwächt von der Betäubung, also beweg dich nicht zu viel!“, murrte sie, „Ich hab dir bereits das Gegenmittel verabreicht, aber es dauert noch, bis es vollständig wirkt. Naruto ist dort drüben bei Jiraiya. Sie stellen das Siegel wieder her, das Orochimaru gebrochen hat, um Kyûbi die Kontrolle übernehmen zu lassen.“ Nur sehr langsam drangen die Worte zu mir durch und ich begann zu begreifen, wo ich war und was geschehen sein musste. Endlich verstand ich auch, weshalb sich Naruto die ganze Zeit so seltsam benommen hatte und das Puzzle fügte sich aus seinen Einzelteilen zusammen. Doch was war nur passiert, nachdem ich das Bewusstsein verloren hatte? Es brannten mir noch zu viele Fragen auf der Seele. „Wo ist Orochimaru? Wer hat mich gerettet?“, erkundigte ich mich mit matter Stimme und Tsunade seufzte schwer. „Orochimaru und Kabuto sind geflohen als wir das Haus stürmten“, entgegnete sie bitter, „Bedanken darfst du dich bei Neji. Er hat uns mit dem Byakugan hierher geführt.“ „Das meine ich nicht“, sagte ich endlich, „Wer hat Kabuto gehindert als-“ Ich hielt inne und plötzlich wurde mir klar, wer die vierte Person im Raum war, die hinter Orochimaru auftauchte. Hatte Naruto etwa die Kontrolle über Kyûbi zurück gewonnen, um mir zu helfen? War sein Wille am Ende doch stärker als die Macht des Fuchses? „Weiß Naruto was passiert ist?“, durchbrach ich unser kurzes Schweigen. „Leider nicht, er hat keinerlei Erinnerungen an die letzten paar Tage. Wir wissen nicht, wann Orochimaru das Siegel gelöst haben kann, aber er muss Naruto schon eine Weile zuvor aufgelauert haben. Vielleicht auf einer Mission. Wer weiß…“, antwortete die Hokage grimmig, „Wir nehmen auch an, dass Orochimaru noch zu schwach war, um sich dir in Konoha zu stellen, wo du in meiner und Jiraiyas Nähe gewesen wärst. Deshalb wird er Kyûbi auf dich angesetzt haben, indem er ihm versprach, ihn ganz zu entsiegeln, falls er es schafft dich alleine herzuholen.“ „Dann hat Kyûbi die Anbu-“ „Es scheint so zu sein.“ In einiger Entfernung hörte ich Naruto mit Jiraiya streiten und atmete erleichtert aus. Es beruhigte mich, dass er wieder ganz der alte war und ich mir zumindest um ihn keine Gedanken mehr machen musste. Scheinbar hatte sich doch noch alles zum Guten gewandt. Ich fühlte, wie das Gefühl in meinen Körper zurückströmte und schaffte es problemlos meinen Oberkörper hochzustemmen. Die Schmerzen in Schulter und Brustkorb waren verschwunden. Ich nahm an, dass Tsunade mich bereits geheilt hatte. Nun gab es nur noch eine einzige Sache, die mich wirklich beschäftigte und abermals wandte ich mich an die amtierende Hokage. „Tsunade-sama, was ist mit der Frau, die noch im Haus war?“, fragte ich vorsichtig und die Ärztin sah mich verwundert an. „Welche Frau? Im Haus war niemand außer euch“, antwortete sie mir wahrheitsgemäß, „Du bist noch zu durcheinander. Ruh dich etwas aus! Ich schicke Naruto gleich zu dir.“ Ich ging nicht weiter auf das Thema ein und beobachtete stattdessen, wie sie aufstand und sich einer Gruppe Anbu zuwandte, um deren Bericht über den Zustand der oberen Stockwerke der Villa anzuhören. Mir war klar, dass ich früher oder später auch Naruto befragen würde, ob er sich an die Frau erinnerte und hoffte, dass er nicht völlig mit dem inneren Kampf gegen Kyûbi beschäftigt gewesen war. Vielleicht war es ein neues Jutsu von Orochimaru um Tote wiederauferstehen zu lassen? Doch wo war die Frau dann hin, wenn sie nicht mit Orochimaru und Kabuto geflohen war? Hatten die Anbu nicht das ganze Haus abgesucht? War sie vielleicht doch nur ein Geist oder pure Einbildung? Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ich auf diese Frage nie eine Antwort bekommen würde… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)