Seasons von Kunoichi (Oneshot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: [Winter] Das Wiedersehen (Romantik) ---------------------------------------------- Hinata blickte durch die vereiste Scheibe auf das dichte Schneetreiben draußen vor ihrem Fenster, das bereits seit mehreren Stunden anhielt und für jeden schneelosen Winter entschädigte, den es je gegeben hatte. Kleine Eisblumen zierten das dünne Glas, das sofort beschlug, als Hinatas Atem es berührte. Das Mädchen lehnte ihre Stirn gegen die kalte Scheibe und suchte nach einem Punkt in der Dunkelheit, den sie erkennen konnte, doch noch nicht einmal die gegenüberliegenden Häuser waren zu erkennen. Einzig ihr Spiegelbild blickte ihr verzerrt und traurig entgegen. Hinata schloss die Augen und lauschte auf die Geräusche des Hauses. Es war kein Laut zu hören. Weihnachten war vorbei und Hinata war allein. Sie wusste, sie hätte mit den anderen mitgehen können. Ihre Familie war auf dem alljährlichen Fest, das während der Weihnachtstage in Konoha abgehalten wurde. Es war ein vergnügliches Ereignis, bei dem alle ihren Spaß hatten. Doch Hinata war nicht zum feiern zumute; nicht dieses Jahr. Was sollte sie dort allein, wenn all ihre Freundinnen in Begleitung erschienen? Ino kam mit Shikamaru, Tenten mit Neji und Sakura gar nicht. Sie hatte zu viel mit ihrer Ausbildung zu tun. Warum sollte Hinata dann dort auftauchen? Sie wusste, mit wem sie zu dem Fest gehen würde. Es hatte keinen Sinn, sich noch weiter zu verstellen oder den anderen etwas vorzumachen, denn sie wussten es ohnehin alle. Hinata seufzte tief. Naruto war mittlerweile schon drei lange Jahre fort und sie wusste nicht, wann er zurückkommen würde. Damals hatte sie ihn beobachtet, wie er das Dorf verlassen hatte. Doch sie hatte sich nicht getraut, ihm Aufwiedersehen zu sagen, obwohl sie doch genau wusste, dass sie ihn für eine lange Zeit nicht mehr sehen würde. Von dem Moment an, hatte sie keinen Tag verbracht, ohne an ihn zu denken. Es tat weh, sich daran zu erinnern. Ebenso, wie jeder Tag ohne ihn schmerzhaft war. Hinata wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie eine vermummte Gestalt draußen an ihrem Haus vorbeihuschen sah. Einen Moment lang meinte sie, einen blonden Haarschopf erkannt zu haben, als der Wind die Kapuze zurückgeweht hatte. Ruckartig stand sie auf und der Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, fiel krachend zu Boden. Hatte sie jetzt schon Wahnvorstellungen? Unschlüssig verharrte sie am Fenster und sah der Person nach, die sich durch das Schneetreiben kämpfte und immer weiter von ihr entfernte. Hinatas Gedanken rasten. Was sollte sie tun? Wenn er es nun tatsächlich war? Wenn er wirklich wieder zurück war? Hecktisch überlegte sie hin und her, obwohl sie wusste, dass ihr Entschluss längst feststand. Im Vorbeirennen packte sie ihre Jacke, die unordentlich gefaltet auf ihrem Bett lag, und streifte sie über, während sie die Treppe hinunter jagte. Dann öffnete sie die Haustür und lief, ohne ihre Schuhe über zu ziehen, durch den kalten Schnee. Ihre Socken durchweichten sofort und ließen die Kälte ihren Körper empor steigen. Doch Hinata war es egal. Sie wollte die Gestalt um jeden Preis einholen; musste sich vergewissern... "NARUTO-KUN!" Der Wind trug ihre verzweifelten Rufe fort und sie schrie erneut, so laut es ihre Stimme erlaubte. In dem hohen Schnee sackte sie immer wieder ein und ein schnelles Vorankommen war somit kaum möglich. Hinata kam sich unendlich langsam vor. Dann verharkte sich plötzlich ihr Fuß und sie landete der Länge nach im Schnee. Keuchend blieb sie liegen. Sie würde ihn nicht einholen; jetzt nicht mehr. Vielleicht würde er gleich seine Wohnung aufsuchen. Eine Möglichkeit wäre es, ihn dort anzutreffen; eine kleine Hoffnung, an die sie sich klammerte. Zitternd erhob sich Hinata wieder, schüttelte den Schnee aus ihren Haaren und betrachtete den frischen Abdruck ihres Körpers, in der weißen Pracht. Der kalte Wind brannte ihr in Augen und Lungen; sie schlang die Arme um ihren Körper und machte ein paar Schritte voran. Wie Glassplitter bohrten sich die eisigen Flocken in Hinatas Haut. Sie wagte kaum aufzusehen. Dann zeichnete sich ein paar Meter vor ihr die Silhouette eines Jungen ab, der ihm Schein einer Laterne stand. Hinata verengte die Augen zu Schlitzen um besser sehen zu können und erkannte endlich die Person, nach der sie sich so lange gesehnt hatte. Sie hatte es geschafft: Er hatte ihre Rufe gehört und er hatte auf sie gewartet. In einen dicken Mantel gehüllt, schritt Naruto dem Mädchen entgegen und zog sich die Kapuze aus dem Gesicht, damit sie ihn erkennen konnte. Entsetzt blickte er auf Hinatas frierende Gestalt hinunter. "Hinata, was tust du hier?", fragte er vollkommen perplex und berührte ihr Gesicht. Es war so kalt und weiß wie der Schnee. "Ich- Ich habe nach d- dir gesucht", sagte sie heiser und plötzlich schien alle Kälte von ihr abzufallen und sie fühlte sich, als würde sie von innen heraus glühen. Es war eine andere Hitze, als die bei einem Fieber und Hinata wusste nur zu gut, woher sie kam. "D- Du warst... so lange weg", stammelte sie und ihr fiel plötzlich ein, dass sie sich gar nicht überlegt hatte, wie sie ihm erklären sollte, warum sie ihm nachgelaufen war. "Hinata..." Er blickte sie besorgt an. "Wir sollten irgendwo reingehen! Und du hast ja auch gar keine Schuhe an!", sagte er sichtlich verwirrt, nahm ihre Hand und zog sie hinter sich her, in eine Seitenstraße. Durch das Heulen des Windes waren die Geräusche des Festes aus der Ferne zu hören. Der Platz an dem es stattfand musste ganz in der Nähe sein. Benommen folgte Hinata der hochgewachsenen Gestalt Narutos. Außer seiner Größe hatte er sich nicht sehr verändert. Auch seine Art, die Weise wie er sprach oder sich bewegte, war gleich geblieben. Hinata konnte das besser beurteilen als jeder andere, denn es gab niemanden, der Naruto so genau beobachtet hatte wie sie. Endlich machte er halt und zog klappernd ein Schlüsselbund aus der Innentasche seines Mantels hervor. Das Schloss gab mit leisem Klicken den Durchgang frei und eilig schlüpften die beiden Ninja in das Treppenhaus des Wohnblocks. "Was für ein Mistwetter!", fluchte Naruto und klopfte sich den Schnee vom Mantel, "Komm, gehen wir hoch in meine Wohnung! Du solltest dich erstmal aufwärmen." Er wandte sich lächelnd zu Hinata um, die seine Geste schüchtern erwiderte. Stumm folgte sie ihm die Treppen hinauf in den zweiten Stock. Nur sehr langsam drang in ihr Bewusstsein ein, was gerade in den letzten Minuten geschehen war: Naruto war zurückgekehrt. Gerade noch hatte sie an ihn gedacht und plötzlich stand er vor ihr, so als hätte er ihre inneren, verzweifelten und einsamen Rufe gehört. War das nur ein Traum? Konnte es wirklich sein, dass er sie gerade mit zu sich nahm? Und wie sollte sie sich verhalten? Mit jeder Stufe, die Hinata nahm, sank ihr mehr und mehr der Mut. Sie hatte sich diese Situation immer herbeigesehnt, doch nun, wo sie da war, konnte sie gut und gerne darauf verzichten... Als Naruto schließlich vor einer der Türen stoppte und erneut das Schlüsselbund hervorkramte, ereilte Hinata plötzlich der absurde Wunsch, sich wieder umzudrehen und nach Hause zu laufen. Es war ihr egal, wie feige das ausgesehen und wie komisch es auf Naruto gewirkt hätte. Hinata schluckte sacht. Aber konnte sie jetzt einen Rückzieher machen? Unmöglich! "Wow, ist das schön, wieder hier zu sein", rief Naruto freudig aus, trat in seine Wohnung, schaltete das Licht ein und warf den Mantel achtlos in eine Ecke. Hinata folgte ihm nur zögernd und blieb einen Moment unschlüssig im Flur stehen. Sie beobachtete den Jungen, wie er mit seinem Rucksack in einem der Räume verschwand und wunderte sich anschließend, was er dort drin veranstaltete, als lautes Klappern von Geschirr zu hören war. "Mach's dir doch einfach im Wohnzimmer bequem, Hinata! Ich koch uns in der Zwischenzeit Tee", beantwortete er ihre unausgesprochene Frage und schüchtern befolgte Hinata seine Anweisungen, suchte das Wohnzimmer und nahm dort auf dem geräumigen Sofa platz. Es war ein merkwürdiges Gefühl hier zu sein. Unauffällig sah sie sich um, bis ihr Gastgeber mit einem Tablett das Zimmer betrat. "Hier, davon wird dir sicher warm!", sagte er lächelnd, reichte Hinata einen Becher Tee und ließ sich dann neben ihr in die Kissen sinken. Dankend nahm sie an und trank in einem Zug aus. Der Tee zeigte seine sofortige Wirkung und die Wärme kehrte in ihre Glieder zurück. Behutsam stellte sie den Becher zurück aufs Tablett und Naruto tat es ihr gleich. "Das war gut, oder nicht?", fragte er zufrieden und steckte sich. Hinata nickte. Sie hielt den Blick gesenkt; aus Angst, wieder zu erröten, wenn sie den Jungen ansah, so wie es ihr immer passierte, ohne, dass sie etwas dagegen tun konnte. Naruto schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. "Wirklich angenehm, wieder Zuhause zu sein", seufzte er, "Ich hab zwar auf der Trainingsreise eine Menge gelernt, aber mit dem alten, perversen Sack sind drei Jahre echt eine Tortur, das kannst du mir glauben!" Er grinste und fixierte dann interessiert seine Gesprächspartnerin. "Und was hast du die Jahre so gemacht, hm?" Überrascht, dass Naruto sie etwas fragte, zuckte Hinata leicht zusammen. "I- Ich hab nichts gemacht... also nicht wirklich..." Ihr Gesicht brannte. Sie merkte, wie sie sich mehr und mehr verhaspelte. "Ich hab trainiert", brachte sie hervor und plötzlich hörte sie Naruto leise lachen. "Was- Was i- ist so lustig?", fragte sie unsicher. "Ach, ich hab mich nur gerade gewundert", sagte er und grinste sie breit an, "Du bist wirklich sehr hübsch geworden, Hinata." Hinatas Herz setzte für einen Schlag aus. Ihr wurde schwindelig; sie meinte, ohnmächtig zu werden. Hatte Naruto das tatsächlich gerade zu ihr gesagt? War das möglich? Bisher sagte er immer ganz offen und ehrlich seine Meinung, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, also... "Du- Du machst- Witze!", stammelte sie. Ihr Kopf wirbelte herum und ihre Blicke trafen sich. So direkt hatte sie ihm wohl noch nie in die Augen gesehen. "Ich meine es ernst", entgegnete er verdutzt über ihre plötzliche Reaktion und Hinata schluckte. Wie lange hatte sie auf diese Worte gewartet!? "Naruto, ich muss dir etwas sagen!", platzte es aus ihr heraus. Wenn sie es ihm jetzt nicht sagte, würde sie es ewig bereuen. "Ich- Ich wollte es dir schon so lange..." Sie stockte, als wäre ihr mit einem Mal die Luft weggeblieben. Seine kristallblauen Augen blickten sie durchdringlich an; interessiert, was nun kommen würde, und plötzlich wusste Hinata das selbst nicht mehr. Ihre Stimme wurde wieder schwächer, dünner, und plötzlich war sie wieder das schüchterne Mädchen, wie sie es seit je her schon immer war. "Ich..." Am liebsten wäre sie aufgestanden und gegangen. Sie schaffte es einfach nicht. Hinata atmete tief ein, setzte erneut an, doch ihr ging kein Ton mehr über die Lippen. Warum konnte sie ihre Gefühle nur nicht aussprechen? "Was ist denn, Hinata?" "N-Nichts", flüsterte sie resigniert und brach den Blickkontakt; starrte auf ihre Knie. Ihr Herz trommelte ihr rasend und schmerzhaft gegen die Brust. Naruto schaute sie verwundert an und sie wünschte sich, er würde endlich wegsehen. Gleich würde er wieder sagen, sie wäre merkwürdig; ja, sie wartete nur darauf... Doch es kam nichts. Naruto blieb stumm und die Stille im Raum wurde unerträglich. "Du musst es ja nicht sagen", seufzte er leise, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schaute zur Decke. Hinata erfasste schon Panik, er könnte nun beleidigt sein, als er in normalem, freundlichem Ton weiter sprach. "Heute ist so eine Art Weihnachtsfest in Konoha, nicht wahr?", fragte er fast beiläufig und Hinata nickte rasch. "Und warst du schon dort?" "N-Nein, noch nicht..." "Warum nicht?" "Ich- Ich hatte keine Lust", antwortete das Mädchen zögernd und spürte, wie ihr das Blut abermals in den Kopf schoss. Sie war so eine schlechte Lügnerin... Aber sollte sie ihm etwa erzählen, dass sie nicht hingegangen war, weil sie nicht ohne Begleitung dort erscheinen wollte? Womöglich würde er es als Anspielung verstehen und was sollte sie dann sagen? "Wirklich schade, denn ich würde gerne vorbeisehen", sagte er, "Es wäre die Gelegenheit die anderen wieder zu treffen. Immerhin bin ich seit drei Jahren nicht mehr hier gewesen. Was meinst du? Willst du's dir nicht doch noch mal überlegen?" Hinatas Herz tat einen Sprung, als hätte sie beim Treppensteigen eine Stufe verfehlt. "Du... willst... mit mir dahin...?", fragte sie unsicher und blickte ihn an, als hätte sie nicht ganz verstanden, was er meinte. "Ja, oder willst du wirklich nicht? Ich-", begann er und stockte, als sie ein hastiges "Doch!" dazwischen warf. Fast erschrak sie selbst über die Begeisterung in ihrer eigenen Stimme und schüchtern korrigierte sie: "Ich meine... wenn du möchtest, können wir ja dahin..." Naruto grinste sie frech an. "Ich wusste doch, dass ich dich noch überrede!", sagte er, erhob sich und wollte sie schon auffordern, ebenfalls aufzustehen, als sie plötzlich einen Einwand vorbrachte: "A- aber, wenn wir so lange draußen bleiben brauch ich was Wärmeres zum anziehen! Ich lauf schnell nach Hause, es ist nicht weit..." "Du willst so durch den Schnee laufen?", fragte er ungläubig und musterte sie von oben bis unten, "Du hast keine Schuhe-" "Schon okay, das geht so", tat sie die Sache ab, doch Naruto schien damit nicht einverstanden zu sein. "Nein, nimm solange einfach meine Schuhe! Sie stehen an der Tür. Ich hab noch andere hier", entgegnete er streng und zeigte in den Flur. Hinata bedeutete ihm, dass sie verstanden hatte, folgte dem blonden Jungen an die Haustür und schlüpfte in seine Schuhe, die ihr viel zu groß waren. Sie hatte die Hand schon am Türgriff, als sie noch einmal seine Stimme hörte. "Treffen wir uns am Festplatz? Dort, wo immer der Markt ist." "Okay..." "Und... Hinata-" Sie drehte sich verwundert um und erblickte Naruto an der Tür zum Wohnzimmer stehen. Lässig lehnte er sich gegen den Türrahmen, grinste sie freudig an und musterte sie mit seinen meerblauen Augen; die Arme vor der Brust verschränkt. "Hinata, du bist nicht merkwürdig. Ich mag dich wirklich sehr gerne." Hinata glaubte, ihr Kreislauf würde abermals versagen. Warum sagte er ihr solche Dinge? Konnte es sein, dass... "Bis gleich." Sie schlug die Tür ein wenig zu fest hinter sich zu und polterte das Treppenhaus hinunter. Ihr Gesicht glühte und erst, als sie raus lief auf die Straße, spürte sie wieder die Eiseskälte, auf ihrer Haut und in ihrer Lunge. Doch diesmal schien die Wärme von innen stärker zu sein. Sie lief in Narutos Schuhen und es waren die Schuhe, die er drei Jahre lang getragen hatte. Hinata konnte es nicht glauben... Der Wind peitschte ihr kalt und feucht ins Gesicht. Während sie die fünf Minuten Fußmarsch durch den feinen Puderschnee bis vor ihre Haustür lief, überschlugen sich ihre Gedanken. Alles schien wild auf sie einzuströmen; alles ging viel zu schnell für sie: Narutos Rückkehr, ihr Treffen mit ihm, ihre Verabredung auf dem Fest... Stolpernd hielt sie vor dem großen Anwesen des Hyûga-Clans und begann hektisch in ihrer Jacke nach dem Schlüssel für den Eingang zu suchen. Mit zitternden Fingern öffnete sie schließlich das Schloss; hatte es sogar zu eilig, um auf Kleinigkeiten wie die matschigen Fußabdrücke auf dem Hausflur zu achten, über die sich ihre Mutter wieder furchtbar ärgern würde, wenn sie heim kam. Auch wie sie sich den Mantel überwarf und ihre Schneestiefel anzog, wusste sie später nicht mehr. Zu sehr schwelgte sie in ihren Gedanken. Wenige Sekunden später hatte sie sich fertig angezogen und stürzte wieder aus dem Haus. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Gleich würde sie Naruto wieder sehen, würde mit ihm zum Fest gehen. Niemand hätte ihre Glücksgefühle in diesem Moment zu beschreiben gewusst; nicht einmal sie selbst schaffte es, das für sie ungewöhnliche und breite Lächeln aus ihrem Gesicht zu verbannen. Die Musik des Festes kam näher und näher. Hinata bescheunigte ihr Tempo, wirbelte den Schnee hinter sich auf und hinterließ eine lange Spur auf der weißen Decke. Keuchend rannte sie durch die verlassenen Straßen, nahm eine Abkürzung über einen Gartenzaun und brauchte danach nur noch wenige Schritte, bis sie zwischen zwei dicht stehenden Häusern auf dem großen Marktplatz ankam. Schwer atmend und mit hochrotem Kopf blieb sie stehen; blickte sich um. In den Menschenmassen war es ganz unmöglich Naruto zu finden, das war ihr auf den ersten Blick klar. Gerüche verschiedener Speisen drangen in ihre Nase, die Musik, gemischt mit den lauten Stimmen der feiernden Gesellschaft, machte die Ohren taub. Hinata rannte an einigen Ständen vorbei, bis zum offiziellen Eingang aufs Festgelände, das mit einem großen Banner, der in der Luft wehte, gekennzeichnet war. Eine Weile stand sie regungslos auf einem Fleck und ihr Puls hatte einen Moment Zeit, sich zu beruhigen. Hätte sie mit Naruto doch nur einen Treffpunkt ausgemacht! In dem Durcheinander würden sie sich niemals finden... Ihr Kopf ruckte ungeduldig von einer Seite zur anderen; sie stellte sich auf Zehenspitzen um besser zu sehen, doch ein blonder Haarschopf kam ihr nicht unter die Augen. Resigniert wandte sie sich um. Auch außerhalb des Geländes, hinter dem Banner, kam niemand mehr hinzu. Die Straßen wirkten ausgestorben, der Nebel und das Schneetreiben verdeckten die Sicht. Hinata zog den Kragen ihres Mantels höher. Vielleicht würde er sie hier finden, wenn sie blieb, wo sie war? "HINATA!" Sie spürte wie jemand sie von hinten packte und sie benahe von den Füßen riss. Hinata strauchelte und wirbelte erschrocken herum. Ihre Augen weiteten sich, als sie in Narutos freudestrahlendes Gesicht blickte. Er hatte die Arme noch immer um sie geschlungen. Ihre Gesichter waren einander näher als jemals zuvor. "Ich hab schon nach dir gesucht!", rief der blonde Ninja grinsend und Hinata glaubte, wieder bewusstlos zu werden. Das Blut stieg ihr in den Kopf und sie senkte verschüchtert den Blick. "Ich bin noch nicht lange hier", flüsterte sie leise und Naruto neigte den Kopf vor. Zuerst glaubte Hinata, er habe sie durch den Wind nicht verstanden und wollte die Worte schon wiederholen, als sich ihre Lippen sacht berührten. Es kam so plötzlich und unerwartet, dass Hinata ihre Verwirrung kaum verbergen konnte; diese sich in ihrem Gesicht abzeichnen musste. Alle Geräusche in der unmittelbaren Umgebung waren mit einem Schlag verstummt. Die Zeit stand still; selbst der Schnee schien langsamer vom Himmel zu fallen. Hinata wusste nicht mehr, wo ihr der Kopf stand. Kaum hatte sie begonnen die Situation zu erfassen oder gar zu genießen, stoben die beiden auch schon wieder auseinander. Atemlos blickten sie sich an und die Welt gewann an Farben und Tönen zurück. Sanft nahm Naruto Hinatas Hand und drückte sie leicht. Erkannte sie bei ihm etwa auch einen leichten Rotschimmer auf den Wangen? "Komm mit zu den anderen, Hinata! Sie sind ein Stück weiter hinten", sagte er unsicher lächelnd und zog sie langsam durch die feiernde Menge. In Hinata explodierte ein Feuerwerk der Gefühle, wie sie es noch nie gespürt hatte. Endlich war das, was sie sich schon immer gewünscht hatte, eingetreten. Naruto hatte sie geküsst; hatte ihr den indirekten Beweiß seiner Zuneigung für sie gegeben. Und doch wusste sie noch immer nicht genau, was sie davon halten oder wie sie damit umgehen sollte. Vielleicht würde die Zeit es ihr sagen. Wenigstens eine einzige Sache stand für Hinata nun endgültig fest: Jetzt würde es doch noch ein schönes Weihnachtsfest werden... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)