Mehr als Freundschaft? von Anuri ================================================================================ Kapitel 5: Das Geständnis ------------------------- Der Blauhaarige wurde durch den Duft des frischen Frühstücks geweckt. Verschlafen öffnete er die Augen. Sein Blick lag auf Kane, der auf einem Klappbett neben ihm schlief. Stimmt...er war gestern angekommen...genauso wie Tala... Er hatte gestern Abend nicht mehr mit Max reden wollen. Deswegen hatte er Kane kurzer Hand bei sich im Zimmer einquartiert. Schließlich war er wütend gewesen...aber eigentlich konnte der Blonde gar nichts dafür...aber an irgendwem hatte er seine Wut auslassen müssen... denn eine Sache war vorgestern ganz deutlich geworden. Ray hatte kein Interesse an ihm, sondern nur an seinem besten Freund. Das war wirklich wie in einer schlechten Sitcom... Er schüttelte den Gedanken ab. Allerdings sollte er vielleicht wieder anfangen, mit Max zu reden...schließlich brauchte dieser jetzt einen Freund...und außerdem würde dieser auch nie was mit dem Schwarzhaarigen anfangen... niemals... schließlich nahm sein Freund immer so viel Rücksicht auf andere... und stellte sich selber immer wieder zurück. Er seufzte. „Alles okay?“ Kane war also auch schon wach. „Ja, sicher!“ „Wirklich?“ Tyson nickte nur. „Lass uns frühstücken gehen.“ Schon war er aus dem Bett gesprungen, zum Schrank getreten, um sich seine Sachen rauszusuchen und um sich umzuziehen. Die Blicke von Kane bemerkte er dabei nicht. Als er fertig war, drehte er sich zu seinem Freund um. „Kommst du auch?“ „Sicher...ich komm gleich nach.“ „Okay!“, sagte er und machte sich auf den Weg in die Küche. Wow...die Stimmung war einfach bombastisch... Ray schielte immer wieder zu Max rüber, der irgendwie doch um einiges betroffener wirkte, als er es sich schon ausgemalt hatte. Kai hatte sich mal wieder aufs Schweigen verlegt und Tala, der aß etwas verschlafen und doch leicht grinsend sein Frühstück. „Morgen.“ Von ihnen bekam er nur einheitliches Grummeln. Egal... erstmal essen, dann würde er sich um Max kümmern. Da der Russe das ja scheinbar nicht vor hatte...aber wahrscheinlich auch gut so... im Moment würde er es wohl einfach nur noch schlimmer machen. Schließlich trat auch Kane an den Tisch. Während des ganzen Frühstücks schwiegen sie. Ray schaute noch mal zu Max. „Max?“ Der Angesprochene schaute auf. „Ja?“ „ Ich würde gern mit dir sprechen...“ „Äh...sicher. Worum geht’s?“ „Unter vier Augen...“ Der Blonde schielte kurz zu Tyson. „...okay...“ Die beiden standen auf und traten in Rays Zimmer. „Was gibt es denn Ray?“ „Ähm...also...ich muss dir da was sagen...“ „Was denn?“ „Ich liebe dich und ich werde alles versuchen, um dich Kai vergessen zu lassen.“ Bitte nicht... „Ray... ich...“ „Ich weiß, du liebst ihn, aber Gefühle können sich ändern.“ „...aber...“ „Ich liebe dich und wenn du mir eine Chance gibst.“ Gerade wollte der Blonde etwas antworten, als er eine Tür zuschlagen hörte und das irritierte Rufen von Kane. Tyson.. Oh mein Gott...bitte nicht... „Es tut mir leid...ich kann nicht...“, sagte er leise und hastete aus dem Zimmer. „Wir sollten Tyson hinterher.“, sagte Kane. Doch Kai hielt ihn fest und schüttelte den Kopf und schaute zu Max. Als er seinen Blick sah, wusste er, was er nach der Reaktion des Blauhaarigen schon vermutet hatte. Er nickte ihm leicht zu. Dieser lächelte schwach und verließ die Wohnung. Es dauerte nicht lange, bis er seinen Freund fand. „Tyson...“ „Ich wusste es...vorgestern...es war so offensichtlich...“ „Es tut mir leid....ich...“ „Schon okay...“ Er lehnte sich an den Blonden. „Ich sollte mich entschuldigen...schließlich war ich gestern ein echt beschissener Freund...“ „Schon okay.“ „Dann sind wir wohl quitt!“ Leicht lachten sie. Kane riss sich von Kai los. Dem war es egal, denn Ray war gerade aus dem Zimmer gekommen. Wut stieg in dem Russen auf. Wie Ray damit Tyson und auch Max verletzt hatte... er trat zu dem Schwarzhaarigen und schlug einfach zu. Dieser war zu überrascht, um sofort zu reagieren. „Was soll das!“, kam es dann wütend von ihm. Doch der andere hielt es nicht für nötig, mehr zu sagen und verließ die Wohnung. Talas Blick wanderte zwischen den beiden hin und her... man waren die hier alle Gefühlsgeladen. „Willkommen bei der Liebeskrise der Bladebreakers.“, kam es spöttisch von Tala. „Halt die Klappe, Tala!“, kam es immer noch wütend von Ray. „Ich sag nur die Wahrheit, Klein-Ray. Das ist besser als jede Sitcom!“ „Du bist echt widerlich.“, sagte der Chinese und verließ ebenfalls die Wohnung. „Ich steh wenigstens dazu und bin nicht so blind wie ihr.“ Er holte sein Handy raus. Tja die Sache mit der Liebe. Die Stimmung beim Mittagessen war nicht besser sondern eher noch schlechter geworden. Keiner sprach viel. Kane versuchte immer mal wieder, ein Gespräch anzufangen, scheiterte aber. Selbst Tyson war ausnahmsweise nicht nach reden. So würden die nächsten Monate die Hölle werden. Schließlich mussten sie irgendwie miteinander klarkommen...sie wohnten nun mal zusammen und außerdem stand ein Turnier an, bei dem sie als Team antraten...oder auch nicht... „Nach dem Mittag wird trainiert...“, sagte Kai schließlich. Allgemeines Murren ging durch den Raum. Aber die Bladebreakers traten pünktlich an. Wahrscheinlich wollten sie alle die Stimmung nicht noch schlimmer machen. Das Training lief diesmal ziemlich wortkarg ab. Nur Kai gab ab und zu Anweisungen. Wenn sie so antraten, würden sie so was von haushoch verlieren... und diese Blamage wollte sich der Russe eigentlich nicht geben, aber was sollte er dagegen machen. Er selbst würde sich sicher nicht bei Ray entschuldigen und dieser würde seine Worte gegenüber Max sicher nicht zurücknehmen...nein im Gegenteil... jetzt hieß es alles oder nichts...das hier war erst der Anfang, das spürte der Leader. Die Spitze des Eisberges. Nach dem Training hatte Kane Tyson überredet, noch was trinken zu gehen. Zwar hatte Kai ihm noch einen bösen und warnenden Blick zu geworfen, aber er wusste, dass der Blauhaarige sich trotzdem zulaufen lassen ließ... Da er nicht schon wieder die bedrückende Stimmung ertragen wollte, blieb er noch etwas auf ihrem Trainingsplatz. Er schloss die Augen und lehnte sich an die Wand. Die Stille war angenehm und nicht erdrückend, wie sie gerade Zuhause war. Zuhause...ja das war es irgendwie...irgendwann für ihn geworden...und die drei seine Familie... irgendwie hatte er Ray ja schon etwas Unrecht getan...schließlich konnte dieser ja auch nichts für seine Gefühle und er wusste, dass der Schwarzhaarige sie schon eine Weile mit sich rumschleppte. Ihm waren die Blicke, die er Max immer wieder zu geworfen hatte, sehr wohl aufgefallen. Ob sie das wirklich irgendwie wieder in den Griff bekamen? Auch Max war geflüchtet. Ray hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen gehabt und Tala hatte ihn die ganze Zeit genervt. Zwar hatte er ihn ausnahmsweise nicht geärgert. Aber trotzdem war es anstrengend, den Rothaarigen die ganze Zeit zu beschäftigen bei den ganzen Anspielungen, die er so abließ. Irgendwann hatte dieser sich dann aber doch entschieden, noch etwas um die Häuser zu ziehen und Max war erleichtert gewesen...bis ihm bewusst wurde, dass er nun ganz alleine mit dem Chinesen war, und hatte schon fast fluchtartig die Wohnung verlassen. Seine Schritte hatten ihn zielstrebig zu ihrem Übungsplatz geführt. Er wusste, wo er Kai finden konnte. Sanft lächelte er und betrachtete ihn, wie er mit geschlossenen Augen an der Wand lehnte. Wie der Wind mit diesen wunderschönen Haaren spielte. Er trat zu ihm. „Alles okay?“ „Hm...“ Max grinste leicht. „Dachte ich mir schon.“ Der Russe öffnete die Augen, nur um sie verdrehen zu können. „Wir kriegen das wieder hin...oder Kai?“ Er seufzte. „Keine Ahnung...“ Dann schwiegen sie beide. Es war ein angenehmes Schweigen. Die Stille, die so vieles mehr sagte als Wörter. So oft kam diese Stille zwischen ihnen nicht vor. Da Max schon immer lieber geredet hatte als geschwiegen, aber wenn sie da war, genossen sie beide, so lange bis der Blonde das Bedürfnis verspürte zu reden. Kai konnte es förmlich spüren, wie der andere sich immer mehr versuchte zurückzuhalten. Gleich...gleich würde er losplappern... er grinste leicht, als die Worte nur so aus Max herausplatzten. Es war nichts weltbewegendes...einfach nur das, was in den letzten Tagen so passiert war. Einfach alles und Kai hörte seinem Freund einfach nur zu. Er genoss die Zeit mit Max. Hier musste er sich nicht verstellen oder sich irgendwie bemühen...von ihm wurde nicht erwartet, dass er etwas dazu sagte, nein hier musste er gar nichts sagen... Der Blonde kannte ihn inzwischen so gut...wann es passiert war, dass die beiden so gute Freunde geworden waren...konnte er gar nicht genau sagen...es hatte sich einfach über die Zeit entwickelt. Er sollte sich wirklich wieder mehr Zeit für seinen besten Freund nehmen, denn er hatte es wirklich vermisst... Irgendwann hatten sie sich ein gemütlicheres Plätzchen gesucht und sich dort nieder gelassen. Kai ließ sich nach hinten fallen und schaute in den Sternenhimmel. Sein Freund folgte seinem Beispiel und lehnte sich leicht an ihn. Der Russe ließ es geschehen. Die Nähe war beruhigend und angenehm. Es gab Sicherheit, Geborgenheit und Stabilität. Gerade jetzt. Aber das würde er natürlich niemals laut aussprechen oder auch nur zugeben. Gefühle konnten so viel kaputt machen. Nur leise drang Max Stimme an sein Ohr. „Ich glaube, unsere Freundschaft kann niemals kaputt gehen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)