Es ist Mai von abgemeldet (Als Es Sommer in meinem Herzen wurde... [Update 01-Dezember-2oo7 - EPILOG lädt/ist da!!!]) ================================================================================ Kapitel 28: Ein Sommernachtstraum... ------------------------------------ Hallo, ihr Lieben!! Ich bin gearde ziemlich oft am Schreiben, deshalb kann ich jetzt auch endlich etwas öfter uploaden^^ Ihr kommt also gleich in den Genuss des neusten (oder zumindest am aktuellsten hochgeladenen) Kaps von Es ist Mai! Der Titel ist von Shakespeare geklaut, aber ich liebe ihn einfach, deshlab musste ich das Kap so nennen, denn es ist definitiv eines meiner Lieblingskaps in der FF^^ Ich bin gespannt, ob ihr diese Ansicht nachvollziehen könnt^^ Und an sweety_sue: Ja, cih bin ziemlich, ziemlich sicher, dass ich keine Sb-FFs mehr schreiben werde... Wahrscheinlich überhaupt keine FFs mehr für die nächste Zeit... Aber ich gebe mir große Mühe, diese hier so schön und aufregend wie möglich enden zu lassen, ich schreibe schon fleißig am Finale der Story!! Eine generelle Frage an euch: Bis zu welcher Altersbeschränkung soll das letzte Kap gehen? 12, 14 oder 16??? (Nicht, dass ich glaube, ich könnte p16 schreiben, aber eure Meinung würde mich sehr interessieren!) Und hier noch Werbung für mein neustes Sb-FA *nyo, ich weiß, es ist billig^^* http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=982726 Viel Spass beim Lesen!! lg Marcella ------------------------------------------------ Ren hatte es eine Weile stillschweigend genossen, seine zarte, warme, geliebte Kyoko einfach nur im Arm zu halten und sich in dem Gefühl verloren, sie zum ersten Mal wirklich berühren zu können, nicht wie ein guter Freund, der sie tröstete, nicht wie ein Kollege, der mit ihr zusammen spielte, sondern ganz als er selbst, als der Mann, der versuchte, ihr Herz zu erobern. Er hatte seine Hände nicht davon abhalten können, ihre Konturen nachzufahren und sich in ihrer Reaktion zu vergessen, als sie es ihm erst sanft und vorsichtig, dann zunehmend selbstsicherer nachtat. Manchmal ertappte er sich dabei, sie Küssen zu wollen, oder seine Lippen über ihr Schlüsselbein wandern zu lassen, um ihre Reaktion zu beobachten, aber er hielt sich zurück, in der Befürchtung den Moment dadurch zu zerstören. Immerhin war sie nicht besonders vertraut im Umgang mit solchen Situationen und er hatte nicht vor, irgendetwas zu überstürzen und ihre zarte Erwiderung dadurch zunichte zu machen. Irgendwann jedoch hatte er sich eingestehen müssen, dass es einfach nicht genug war, um die plötzliche Hitze in seinem Körper zu befriedigen und angefangen, sich durch sinnlose Geistestätigkeiten wie das Zählen von Fenstern im ersten Stock des Hotels anhand der Anzahl der dort befindlichen Zimmer, abzulenken. Außerdem hegte er sie wachsende Befürchtung, das Kyoko seine körperliche Reaktion bald spüren könnte und fragte sich, wie sie darauf reagieren würde. Hoffentlich nicht, indem sie aufsprang und ins Hotel zurückrannte, nur um ihm noch zahllose Beschimpfungen von „pervers“ bis „hormongesteuert“ entgegenzuschleudern. Kyoko hingegen verschwendete keinen Gedanken an Rens Befindlichkeit, so sehr war sie mit ihren eigenen Gefühlen beschäftigt. Vor allem aber war sie krampfhaft darauf bedacht, sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen. Sie wusste ja nicht einmal, wieso sie es überhaupt so genoss, in seinen Armen zu liegen. Warum ihr jedes Mal ein Schauer über den Rücken lief, wenn sein warmer Atem sie streifte oder wenn seine Hände auf ihren nackten Armen elektrisierende Muster zeichneten. Sie bemerkte gerade, wie in seinen Augen etwas aufblitze, dann drehte sich ihre Welt plötzlich um 180 Grad und sie landete auf dem Rücken, während er, neben ihrem Kopf auf den Ellbogen aufgestützt, mit seinem ganzen Gewicht auf ihr lag und sie bewegungsunfähig machte. Der Blick, mit dem er ihren traf, spiegelte blanke Unkontrolliertheit und sie konnte ein erschrockenes Luftschnappen nicht unterdrücken. „Weißt du, dass du es mir ganz schön schwer machst, dich nicht sofort… zu verführen…?“, flüsterte er mit rauer Stimme und ein weiterer Schauder lief ihren Rücken herunter, begleitet von einer rapiden Beschleunigung ihres Herzschlags. Sie verschwendete keinen Gedanken daran, dass sie eigentlich ihren Schauspielkollegen und Kindheitsfreund Ren Tsuruga alias Koon vor sich hatte, der nebenbei noch von der Hälfte aller Frauen im japanischen Showbiz aufs heißeste begehrt wurde, und dass sie normalerweise nicht das Gefühl haben sollte, vor Fieber zu glühen, und dass das alles viel zu plötzlich kam und dass sie nicht einmal wusste, was sie eigentlich für ihn empfand, sondern verlor sich in seinen Augen, der Hitze, die sein Körper ausstrahlte und der von unterdrücktem Verlangen überlagerten Stimme, die ihr seltsame Dinge ins Ohr flüsterte und ihre Wangen brennen ließ. Dann kam ihr eine Idee und sie beschloss, sich doch noch für seine Überfälle zu revanchieren. In einer einzigen, schwungvollen Bewegung stieß sie ihn zu Seite und sprang auf, um ein paar Schritte davonzuhüpfen, ein herausforderndes Blitzen in den Augen. „Na dann fang mich doch, wenn du kannst!“, sagte sie so leise, dass er es gerade so hören konnte und ließ ihre Schuhe neben der Decke in den Sand fallen, bevor sie noch ein paar Schritte davontänzelte. Ren gab ein leises Grollen von sich und sprang so schnell auf, das sie kaum Zeit hatte, seiner ersten Attacke auszuweichen. Sie flitze durch den weichen Sand davon und er folgte ihr dicht auf den Fersen. Natürlich hatte sie nicht wirklich geglaubt, ihn abhängen zu können, aber als er kurz darauf nach ihrem Handgelenk griff, war sie so erschrocken, dass sie stolperte und rückwärts in den Sand fiel, wobei sie Ren mitriss, sodass sie zusammen die Düne herunterkugelten und sie konnte einen Schreckensschrei nicht unterdrücken. Erst als sie am Fuß der Düne im Sand landeten, Kyoko wieder über Ren, hatte sie den Schreck überwunden und Ren begann beim Anblick ihres entsetzten Gesichtsausdrucks, ausgelassen zu lachen. Sein einer Arm war um ihre Taille geschlungen, sodass sie nicht aufstehen konnte, während er mit der anderen Hand immer noch ihr Handgelenk festhielt. Irgendwann hatte er sie dann mit seinem Lachen angesteckt und sie stimmte mit ein. „D-das…. Das… das glaub ich jetzt nicht…“, war alles, was Yashiro hervorbrachte, als er mit Maria-chan hinter einem Büschel Dünengras kauerte, um nachzusehen, wer eben so laut geschrieen hatte. Maria starrte nur mit offenem Mund auf die Szene, die sich ihnen am Fuß der Düne darbot. Das Feuerwerk war längst vergessen. Ihr Ren und ihre Onee-chan waren… waren… ja, was eigentlich? „Y-yashiro-san… w-waren Ren und Kyoko etwa die, die du vorhin gesehen hast?“ „I-ich fürchte ja…“, wisperte Yashiro mit blanker Fassungslosigkeit in seiner Stimme. „I-ich glaube, wir sollten jetzt besser gehen…“, setze er noch hinzu, als keine Antwort kam. „Andererseits…“, setze er an, und Maria-chan führte den Satz fort, „…waren wir nie hier, wenn jemand fragt.“ Und so blieben sie schweigend sitzen und beobachteten, Yashiro mit einem ziemlich schlechten Gewissen, das aber erstaunlich schnell von der Neugierde zum Schweigen gebracht wurde, wie Ren ihr Handgelenk losließ und stattdessen einen Finger auf ihre Lippen legte. Die geflüsterten Worte trugen kaum bis zu ihnen herüber. „Kyoko…“, sein Blick wurde ernst, „…kann ich… dich küssen…? Nur einmal?“ In diesem Moment hätten Yashiro, Maria und nicht zuletzt Ren, das Schicksal am liebsten lauthals verflucht, als die erste Explosion einen farbigen Schleier über die silbrige Landschaft warf. Das laute Krachen der Feuerwerkskörper ließ sowohl Maria als auch ihren Mitbeobachter beinahe rückwärts die Düne herunterfallen, so plötzlich durchschnitt es die erwartungsvoll angespannte Stille. Kyoko und Ren wurden schlagartig aus ihrer Trance gerissen und Kyoko sprang mit feuerroten Wangen auf und wagte es nicht mehr, Ren in die Augen zu sehen. Ren seufzte enttäuscht und stand ebenfalls auf, um mit ihr zurück zum Lager zu gehen, sodass sie zumindest noch einen Teil des Feuerwerks von dort aus ansehen konnten. „Ich mag Feuerwerk“, sagte Kyoko schließlich, als sie friedlich nebeneinander auf ihrer Decke lagen und sie einen Verlegenheitsabstand von einem halben Meter zu ihm hatte. „Das hast du damals auch gesagt“, erwiderte er nur und ließ Kyoko die Erinnerung an ihr Feuerwerk mit Koon noch einmal durchleben. „Ich kann es immer noch nicht ganz glauben… Aber jetzt, wo ich es endlich weiß, macht auf einmal alles Sinn. Zum Beispiel, wieso du damals wusstest, dass ich aus Kyoto komme…“, sagte sie mehr zu sich selbst. „Bist du wütend auf mich? Weil ich es dir nicht früher gesagt habe?“, fragte er. „Nein… Ich kann gar nicht wütend sein… Ich bin eher erleichtert, dass ich jetzt nicht mehr auf der Suche nach ihm sein muss… auf der Suche nach dir…“, antwortete sie leise. „Und ich bin froh, dass es jetzt endlich raus ist… Ich hatte mir so viele Sorgen gemacht, wie du wohl reagieren würdest, dass ich es am liebsten überhaupt nicht mehr erzählt hätte. Aber jetzt bin ich erleichtert.“, sagte er mit seiner sanften Stimme, aus der die vorherige gefühlsbedingte Heiserkeit fast komplett verschwunden war. Sie nickte, und während über ihnen das Feuerwerk farbige Funkenschauer über den Sternenhimmel säte, spürte sie, wie sich in ihrem Kopf ein Gedanke formte. Du hättest ja gesagt…Du hättest ihn geküsst…Du hast schon die ganze Zeit darauf gewartet, dass etwas passiert. Du bist verliebt in ihn… Die plötzliche Erkenntnis überrumpelte sie völlig. Sollte sie sich wirklich in ihren Sempai verliebt haben? Andererseits ließen all ihre Reaktionen gar keinen anderen Schluss zu. Warum sonst fühlte sie sich immer so geborgen, wenn er bei ihr war und warum sonst konnte nur er eine Spiegelung dieses bunten, aufregenden Feuerwerks am Nachthimmel über ihnen in ihrem Innern entfachen? Sie hatte schon so lange keine Zuneigung mehr empfunden, die über Freundschaft hinausging, dass sie sich insgeheim fragte, ob sie nicht zum allerersten Mal verliebt war. Und natürlich bin ich blöd genug, mir den berühmtesten Schauspieler Japans auszusuchen!, konnte sie nicht umhin, sich in Gedanken selbst für ihre Dummheit zu ohrfeigen. Natürlich waren sie bis vor wenigen Minuten unleugbar drauf und dran gewesen, den Abstand zwischen sich vollkommen zu verringern und sich in einen Wirbel aus Gefühlen zu stürzen, aber wie sollte sie auch nur die geringste Hoffnung haben, dass irgendetwas davon als Bestätigung für ernstzunehmende Zuneigung seinerseits aufzufassen war? Er könnte ja jede haben, wieso sollte er also gerade sie nehmen, besonders, da sie auch noch in der Love-Me-Sektion und dafür bekannt war, nicht lieben zu können!? Aber er hat dich auch damals schon gemocht, versuchte eine kleine Stimme sie zu beruhigen, doch die Zweifel ließen sich nicht so einfach beseitigen. Noch dazu, kam plötzlich die Erinnerung zurück, die sie wie ein Schlag ins Gesicht traf, ist das der letzte Abend hier und danach können wir jegliche Eskapaden für ganze sieben Tage sowieso vergessen. Dann kann ich ihn eine ganze Woche lang nicht „richtig“ sehen! Sie betrachtete ihn traurig aus dem Augenwinkel und fragte sich, ob ihn dieser Gedanke wohl auch ein so stechendes Gefühl der Leere spüren ließ. Andererseits war es vielleicht das Beste, wenn sie erst einmal ein wenig Abstand hielten. Dann würde sie genug Zeit finden, sich über das klar zu werden, was sie eigentlich wollte. Sie wollte ihn nicht für eine Woche missen müssen. Sie wollte nicht am nächsten Morgen aufstehen und als Kyoko Mogami, die Kulissenmalerin, wieder „nach Hause“ fahren und diese besonderen drei Tage als abgeschlossene Erinnerung zurücklassen. Aber dennoch konnte sie nicht entscheiden, was sie lieber gehabt hätte. Mit einem Mal ging einfach alles viel zu schnell. Und obwohl das Gefühl sie immer mehr ausfüllte und irgendwie glücklich machte, war es beängstigend, die Kontrolle zu verlieren. Wortlos griff sie nach seiner Hand und genoss das Gefühl, als sich seine Finger mit ihren verhakten. Yashiro war später wie betäubt zurück ins Hotel gestapft, Maria-chan an seiner Rechten und das Strandgepäck in der linken Hand. Inzwischen hatte er sich ein Glas Whiskey aus der Minibar geholt und sich, nachdem er sein Hemd achtlos in die Ecke geworfen hatte, auf den Klappstuhl auf seinem Balkon fallen lassen. Er nippte an dem kühlen Getränk und ließ das Gesehene noch einmal Revue passieren. Kyoko, das in Sachen Liebe verschlossenste Mädchen, das er kannte. Ren, der in Sachen Liebe uneinsichtigste Mann, den er je getroffen hatte. Und diese beiden sollten es innerhalb von drei Tagen geschafft haben, zu dem ausgelassenen Pärchen in den Dünen zu werden? Er konnte nicht umhin, den Kopf in blanker Ratlosigkeit, oder eher, in blanker Fassungslosigkeit, zu schütteln. Das war einfach unmöglich… Und doch hatte er es mit eigenen Augen gesehen. Normalerweise hätte er sich einen Spass daraus gemacht, sie entweder gleich am Strand zu überraschen und ihre verdutzten Gesichter zu sehen, oder zumindest am nächsten Morgen ganz zufällig die Information durchsickern zu lassen, dass er sie gesehen hatte. Aber nach dieser Szene hatte selbst Maria sich schnell einverstanden erklärt, kein Sterbenswörtchen über das Geschehene zu verlieren. Es war die Atmosphäre gewesen, die die beiden umgeben hatte, die Weltvergessenheit, die sie ausgestrahlt hatten. Es war Rens belustigtes Lachen gewesen, in das Kyoko mit ihrer hellen Stimme bald eingefallen war. Es war die sanfte Berührung gewesen, die sie geteilt hatten. All das hatte ihm das Gefühl vermittelt, dass sie schon viel zu weit über den Punkt der möglichen Rückkehr hinaus waren, als dass irgendeiner von seinen Scherzen sie auch nur im Geringsten berührt hätte. Er stellte sich vor, wie er am nächsten Morgen im Speisesaal auf die beiden getroffen wäre, wie sie gemeinsam ihr Frühstück einnahmen und sich unbefangen unterhielten. Er hätte sich zu ihnen gesetzt und mit einem breiten Grinsen erwähnt, dass er gestern Nacht in den Dünen eine ziemlich interessante Entdeckung gemacht hatte, weil sein Lager zufälligerweise ganz in der Nähe aufgeschlagen gewesen sei. Normalerweise hätten die beiden sich nach so einem Kommentar mit tiefroten Wangen voneinander abgewendet und Kyoko hätte verlegen angefangen, in ihrem Essen herumzustochern, während Ren sich mit einem leisen Räuspern wieder hinter seinem Gentleman-Image versteckt hätte. Aber an diesem Morgen wäre es anders gewesen. Sie hätten sich einen Moment lang in die Augen gesehen, sich angelächelt und ihm verschwörerisch zugezwinkert, so als hätten sie ihm sagen wollen, dass er ihr Geheimnis noch eine Weile für sich behalten solle. Nein, es war wirklich keine gute Idee, sich etwas anmerken zu lassen. Ganz offensichtlich war die Spielstunde nun endgültig vorüber. Einen Moment lang überlegte er, ob er nicht dem Präsidenten einen Hinweis zukommen lassen sollte. Vielleicht würde er dann mehr Verständnis für das Verschwinden seiner beiden Hauptdarsteller zeigen. Andererseits hatte er versprochen, nichts zu sagen und er brach keine Versprechen. Man mochte ja einiges von ihm behaupten, aber eins stand fest: Wenn er jemandem versichert hatte, zu schweigen, waren seine Lippen versiegelt. Und das für sehr, sehr lange Zeit. Mit einem Seufzen lehnte er sich zurück. Er stellte das Glas auf dem kleinen Beistelltisch ab. Dann zog er sein Mobiltelefon aus der Tasche und suchte langsam, bedächtig ihre Nummer aus dem Telefonbuch. Er wusste, dass es mitten in der Nacht war. Er wusste auch, dass sie höchstwahrscheinlich schon tief uns fest schlief und nicht einmal rangehen würde, aber mit einem Mal hatte ihn ein so starkes Bedürfnis überkommen, mit ihr zu sprechen, dass er einfach nicht anders konnte. Und so wartete er geduldig, bis ein leises Klicken am anderen Ende der Leitung ertönte und eine ziemlich müde Frauenstimme ihn mit einem eher ungehaltenen „Ja?“ in die Realität zurückholte. „Hier ist Yashiro“, antwortete er mit sanfter Stimme und in diesem Augenblick hing seine ganze Welt davon ab, ob sie auflegen würde oder nicht. Einen Moment blieb es still. Dann fragte sie, warum er angerufen hatte. Als sie immer noch Hand in Hand über den mittlerweile verlassenen Strand zurück zum Hotel schlenderten, konnte sie nicht umhin, ihn darauf anzusprechen: „Ren?“ Er sah sie von der Seite her an und hob nur fragend eine Augenbraue. Eine weitere neue Entdeckung. „Wir können uns ab morgen nicht mehr sehen… Also zumindest nicht richtig… Vielleicht werde ich sogar gefeuert…“ Er blieb stehen und griff auch noch nach ihrer anderen Hand, sodass er sie beide locker festhalten konnte, um sie einen Schritt auf sich zu zu ziehen. „Du fliegst nicht raus. Und… nach dem Projekt habe ich zwei Tage frei…“ Es klang wie eine Einladung, aber sie beschloss, sich noch nicht zu viele Hoffnungen zu machen. Wer konnte schon wissen, was zwischendurch noch alles passieren würde? „Ich…“, sie spürte, wie sie über die Worte stolperte und versuchte, in ihrem Kopf neue zurechtzulegen, bevor sie den Satz schließlich fortsetzte, „…ich glaube, ich werde das hier vermissen…“ Sie spürte, wie er sie schon wieder in seine Arme zog. Das Kribbeln wurde stärker. „Das hier…?“, fragte er mit leiser Stimme und strich ihr sanft über den Rücken. Ihre Gedanken wirbelten schon wieder durcheinander und sie hatte Schwierigkeiten damit, einen vernünftigen Satz herauszubringen. Es spielte gar keine so große Rolle mehr, dass sie eigentlich zweifelte. Weil er mich doch mag, ganz egal, ob er der große Ren Tsuruga ist oder nicht!, schrie die Stimme in ihrem Kopf bei der Berührung. Kyoko blickte auf, fing seinen Blick aus diesen tiefen, dunklen Augen, die selbst im kalten Sternenlicht von Wärme erfüllt schienen, und streckte die Hand aus, um die weichen, in der Nacht fast schwarz schimmernden Haarsträhnen aus seinen Augen zu streichen. Ihre Finger genossen das Gefühl der seidigen Strähnen auf ihrer Haut und sie musste sich zwingen, die Hand wieder sinken zu lassen. „Das alles…“, flüsterte sie. Ren wusste, dass er sich wieder fallen lassen wollte. Er wollte sie wieder nach unten in den warmen Sand ziehen und… die Kontrolle verlieren. Er zwang sich dazu, stehen zu bleiben und sie nur festzuhalten. Seit wann konnte er in ihrem Blick diese Zuneigung lesen? Seit wann war die Mauer der Unentschlossenheit und Verunsicherung, die sie voneinander getrennt hatte, aus ihren Augen verschwunden und einem erwartungsvollen Blitzen gewichen? Er wusste selbst nicht, wieso mit einem Mal die Worte über seine Lippen stolperten und als heiseres Flüstern neben ihrem Ohr landeten. „Lass uns noch richtig auf Wiedersehen sagen… Bevor Morgen alles wieder normal ist…“ Er konnte die Hitze, die sich auf ihrem Gesicht ausbreitete deutlich spüren, so nah war er ihr. Seine Hände ließen von ihrem Rücken ab und während die eine um ihre Taille wanderte und sie noch ein Stück näher zog, berührte er mit den Fingerspitzen der anderen sanft ihre Lippen, als wolle er sie von Reden abhalten. Wahrscheinlich wäre es nicht einmal nötig gewesen. Als er sich ganz zu ihr herunterbeugte, flackerte einen Moment lang so etwas wie Unsicherheit in ihren Augen auf, bevor ihre langen, dunklen Wimpern sich über ihren ungewissen Blick senkten und ihre Gedanken vor ihm verbargen. Er genoss das sanfte Schaudern, das ihm den Rücken herunterlief, als er seine Lippen langsam auf die ihren treffen ließ. Nur für einen kurzen, und doch endlos langen Augenblick ließ er zu, dass das Gefühl ihn vollkommen ausfüllte, dann brach er den Kontakt und blickte ihr lange in ihre hellen Augen, aus denen jede Ungewissheit verschwunden war. Und obwohl ein fast schon schmerzhaftes Verlangen danach, sie ganz zu erobern, in ihm tobte, spürte er genau, dass es an der Zeit war, wieder ein wenig Abstand einzuhalten. Sie hatten an diesem Abend mehr geteilt als er sich je hätte ausmalen können, sich mehr gesagt als es Worte je gekonnt hätten und jetzt war endgültig der Augenblick gekommen, es ausklingen zu lassen. Allerdings musste Ren zugeben, dass er sich das „Abstandhalten“ doch ein wenig anders vorgestellt hatte, als sie schließlich todmüde vor ihren Zimmer angekommen waren und Kyoko festgestellt hatte, dass sie ihren Schlüssel in ihrem Zimmer hatte liegen lassen. Natürlich hätten sie unten an der Rezeption nach einem Ersatzschlüssel fragen können, aber abgesehen davon, dass sie es nicht für besonders höflich hielten, so früh am Morgen noch jemanden zu belästigen, spielte es jetzt auch keine Rolle mehr, wenn Kyoko einfach mit auf sein Zimmer kam. Sollten doch der Präsident und die anderen denken, was sie wollten. Das einzige, an was jeder von ihnen jetzt noch begehrte, war ein warmes Bett, um vor der Abfahrt am nächsten Morgen wenigstens noch ein paar Stunden schlafen zu können. Mit einem langen Gähnen schloss Ren also seine Tür auf und bedeutete Kyoko, ihm zu folgen. Sie nickte nur schläfrig und tappte leise ins Bad. Nachdem sie sich umgezogen hatten und nun beide in Rens Kleidern steckten, zog er sie kurzerhand mit ins Schlafzimmer und bedeutete ihr, es sich auf der rechten Seite des Doppelbetts bequem zu machen, während er sich todmüde auf seiner Seite in die Kissen fallen ließ. „Gute Nacht, Ren“, flüsterte sie noch und er erwiderte ein leises „Schlaf gut“, bevor sie endlich ins Land der Träume sanken. Es war ein langer Tag gewesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)