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Purple Rain

Zwei Fußballer ... ein Drama
von

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Miro [I am okay]

Fünf Monate später.
 


 

Fast ein halbes Jahr liegt das nun alles zurück und ich erinnere mich an so ziemlich jede Einzelheit, als sei es erst gestern gewesen.

Man hat mich mit Antibiotika voll gepumpt.

Wochenlang lag ich abgeschottet von der Außenwelt in meinem Krankenbett.

Wegen der Ansteckungsgefahr durfte kaum jemand zu mir.

Ich konnte gerade wenige kurze Male meine Frau sehen und Thomas kam einmal vorbei.

Alle anderen Gespräche liefen übers Telefon ab.
 

Nichts von Ivan.
 

Die Wochen erschienen mir endlos lang.

Ich fühlte mich anfangs so schwach. Hatte Schmerzen im Brustbereich und von den ganzen Medikamenten war mir fast ständig übel.
 

Kaum zu glauben, dass ich nun schon wieder auf dem Platz stehe.
 

Die einzige gute Nachricht in diesen Tagen war gewesen, dass niemand sich von mir angesteckt hatte.

Jeder hatte sich testen lassen müssen.

Meine Frau, meine Kinder, Spielerkollegen...

Gerade bei den anderen Spielern durfte man das Risiko nicht eingehen, dass noch jemand ernsthaft krank wurde.

Und Thomas überbrachte mir schließlich erleichtert die Nachricht, dass sich niemand angesteckt hätte.

Niemand.

Das schloss Ivan ein.

Ein Stein fiel mir vom Herzen.
 

Und schließlich ging es langsam wieder aufwärts.

Ich fühlte mich wieder besser.

Bekam immer weniger Medikamente.
 

Ich konnte es nicht abwarten, endlich wieder zu trainieren.

Endlich wieder zu spielen.

Endlich wieder…

Ich vermisste das alles so unglaublich.
 

Doch unter dieses Hochgefühl mischte sich auch ein wenig Wehmut.

Ich konnte es nicht leugnen.

Es nicht verdrängen.

Seit meinem Anruf hatte ich nichts mehr von Ivan gehört.

Er hätte mich besuchen können.

Er hätte.

Er hätte auch anrufen können, obwohl ich wahrscheinlich nicht gewusst hätte, was ich hätte mit ihm sprechen können.
 

Doch er hatte nichts dergleichen getan.

Das war mir schmerzlich bewusst.
 

Er hatte uns aufgegeben.

Er hatte vielleicht alles aufgegeben.
 

Unsere letzten gemeinsamen Stunden hätten mich offensichtlich fast das Leben gekostet.

Und vielleicht machte er sich insgeheim dafür verantwortlich.

Vielleicht.

Und vielleicht hatte er deshalb irgendwann auf einmal beschlossen, die Sache zu beenden.

Und dieser Zeitpunkt war dafür wirklich nur zu gut geeignet.

Wir sahen uns nicht.

Wir hörten uns nicht.

Und das wochenlang.

Perfekte Umstände um etwas zu beenden...
 

Schließlich wurde ich entlassen.

Ich kehrte zurück nach Hause.

Zu meiner Familie.

Zurück in mein altes Leben.

Ich fing wieder an zu trainieren.
 

Und ich sah Ivan wieder.
 

Und ich hatte Recht gehabt.

Ich hatte Recht gehabt, mit meiner Vermutung.

Mit meiner Befürchtung.

Ich sah es in seinen Augen.
 

Er kam auf mich zu.

Meine Knie waren weich.

Wie fast immer, wenn er da gewesen war.

Er lächelte ein seltsames Lächeln.

Halb gequält, halb traurig, halb erleichtert.

Ich konnte es kaum deuten.

Doch es machte mich unendlich traurig.
 

Er nahm mich in die Arme.

Umarmte mich fest.

Doch es war nicht wie sonst.

Es war zwar herzlich.

Doch auch reserviert.
 

Es sagte mehr, als tausend Worte.
 

Es sagte genug.
 

***
 

Thomas’ Stimme holt mich aus meinen Gedanken.
 

„Das Spiel findet statt!“, brummt er.

Man sieht ihm an, dass er fuchsteufelswild war.
 

Gemurmel und Geschimpfe bricht in der Mannschaft aus.
 

Und sie haben Recht.

Es war kein Samstag wie jeder andere.

Es hatte gegen Mittag heftig angefangen zu schneien, und hier auf Pauli gab es nicht mal eine Rasenheizung, die den gröbsten Schnee hätte wegtauen können.

Es war eine Fehlentscheidung.

Aber der DFB überraschte ja des Öfteren mit kuriosen Entscheidungen…
 

Was Thomas so sauer macht, ist die Angst, dass sich bei diesem Spiel ernsthaft jemand von uns verletzen könnte.

Zum Einen, weil der Rasen halb vereist und glatt ist, zum Anderen, weil Pauli sowieso eine etwas rauere Spielweise an den Tag legt, und dieses Wetter das nur noch unterstützen würde.

Wir nehmen zusätzlich zum Pokal an der Champions League teil, stellen mehrere Nationalspieler und wollen dazu noch Meister werden dieses Jahr.

Spielereinbußen können wir uns wirklich nicht leisten, im Gegensatz vielleicht zum Regionalligisten.
 

Aber so sind Pokalspiele.

Immer etwas anders.

Und meist lange unvergessen.
 

Und so sollte es auch heute werden.
 

*
 

Kurz vor Anpfiff.
 

Als wir auflaufen, bietet sich uns ein bizarrer Anblick.

Eine schneeweiße Fläche liegt vor uns.

Es schneit immer noch schwach.

Dazu die Dämmerung.

Die Flutlichter scheinen heute kaum so hell wie sonst.

Und irgendwie ist es stiller.

Der Schnee scheint eine Menge der Geräusche einfach zu schlucken.
 

Man hätte das Spiel definitiv absagen müssen.
 

Ich schaue zu Thomas hinüber.

Er sieht besorgt aus.

Ich kann ihn verstehen.
 

Doch es hilft nichts.
 

Es wird angepfiffen.
 

Wir spielen in langärmlichen Trikots.

Viele haben lange Laufhosen drunter.
 

Wir würden das Spiel schon irgendwie schaffen.

Überstehen.

Auf welche Weise auch immer.
 

Schnell zeigt sich, wer die Herren auf dem Platz sind.

Der Regionalligist scheint mit den Bedingungen bestens umgehen zu können.

Kein Wunder, denke ich.

Sie sind es auch gewöhnt.

Wir hingegen tun uns schwer.

Viele Fehlpässe.

Wir kommen einfach nicht ins Spiel.
 

Das 1:0 für Pauli fällt schließlich.
 

Was zu erwarten war.
 

Mein Ergeiz packt mich.

Wie fast immer.
 

Ich hole mir den Ball.

Suche Ivan.

Er sieht mich an.
 

Wir verstehen einander blind.

Wie schon immer.
 

Ich flanke.
 

Und er schiebt den Ball in den Kasten.
 

‚Tor!’, denke ich.
 

Dann...
 

Ich weiß nicht...
 

Ich bleibe stehen.
 

Schaue ihn an.
 

Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein.
 

Es herrscht Stille.
 

Schnee fällt.
 

Ich frage mich, warum es auf einmal so still ist.
 

Mein Blick klammert sich an Ivan fest.
 

Wie schön er doch ist.
 

Sein nasses Haar glitzert.

Seine tiefen braunen Augen.

Seine geröteten Wangen.
 

Ivan.
 

Mein Ivan.
 

Wie sehr ich ihn doch liebe.
 

Mehr als alles in der Welt.
 

Mein Ivan.
 


 

Ivan.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  sterekura
2006-12-28T18:12:42+00:00 28.12.2006 19:12
Gott, schon wieder so ein Kapitel, in dem ich keine definitive Lieblingsstelle haben KANN, weil es einfach so geil ist!

Schnee (ich liebe Schnee *.*), die ganze Atmosphäre und überhaupt... Die Hoffnungslosigkeit in jedem verdammten Wort von Miroslav! Ich bvin dir mit Haut und Haaren verfallen *argh*

*weiter düs*
Von: abgemeldet
2006-11-09T10:10:48+00:00 09.11.2006 11:10
jetzt ist es richtig zum heulen... danke du hast es geschafft... *taschentuch raushol*
Von: abgemeldet
2006-10-30T18:46:14+00:00 30.10.2006 19:46
Jaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhh!!!
+erleichtert aufschreit*
miro lebt!
Miro lebt!
Er lebt!
mein süßer ist nicht gestorben!
*freu*

Trotzdem,irgendwie finde ich es ja schade das es aus ist zwischen den beiden ...
+seufzt*
Aber es folgt ja noch ein kapitel^-^
Und das Epilog^.^
Wer weiß,wer weiß?!
*g*

Auf jeden Fall wieder hamma gut geworden das Kapitel^-^


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