Inflagranti von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 8: Wer Wind saeht, wird Sturm ernten?! ---------------------------------------------- --------------------------------------------------------------- Nur kurz vorweg - ich bin nicht wirklich zufrieden mit diesem Kapi. ^^' Schreib - und Tippfehler bitte überlesen. ^^ ---------------------------------------------------------------------- Resignierend sah Elza Michiru auf sich zukommen. >>Die Zwei werden sich wohl nie einig.<< Kurz verdrehte sie die Augen und seufzte, dann hatte Michiru sie schon erreicht. "Das war dann wohl scheinbar gar nichts", sah Elza sie fragend an. "Sie ist einfach unmöglich", presste Michiru durch die Zähne, "Ich habe mich wirklich bemüht, Fassung zu bewahren, aber sie macht es einem absolut unmöglich, ruhig zu bleiben!" "Was hat sie denn dieses Mal getan?" schmunzelte Elza. Es fiel ihr langsam sichtlich schwer, die Sache noch ernst zu nehmen. Für sie war der Fall klar und Haruka, alsauch Michiru, standen sich in nichts nach. Michiru bemerkte das jedoch nicht. Sie war viel zu beschäftigt damit, sich über Haruka zu ärgern. "Sie hat mein Friedensangebot gleich wieder dazu genutzt mich anzubaggern und es so darzustellen, als hätte ich Interesse an ihr!" "Das hast du doch auch", lachte Elza, "Auch wenn du wirklich nicht in sie verliebt sein solltest, so ist sie dir doch aus irgendeinem Grund wichtig. Warum sonst all die Mühe?" Der Impuls, sich weiterhin zu ereifern, war plötzlich verschwunden und Michiru stutzte. "Du hast Recht", kam es nachdenklich über ihre Lippen, "Warum tue ich das überhaupt alles?" Elza grinste sie an. Sie fand, das war Antwort genug und Michiru verstand es wohl. >>Langsam frage ich mich wirklich, ob sie nicht alle Recht haben.<< Sie verdrehte die Augen. Irgendwie hatten sie Recht. Das hatte sie sich nicht erst einmal eingestanden. "Ok", seufzte Michiru, "Ich gebe mich geschlagen. Ich mag sie." "Du...magst sie...?" Elza sah sie abschätzend an. "Lass das", mahnte Michiru, musste aber sehr schnell lachen. "Ist gut, ist gut. Ich mag sie sogar sehr." Das war mehr, als Elza erwartet hatte. "Gut", grinste sie, "Wenn das so ist, machst du beim nächsten Mal einen neuen Versuch und hörst jetzt sofort auf, dich über sie aufzuregen." "Genau so ist es", bestätigte Michiru, "Ich möchte nämlich noch in Ruhe etwas essen, bevor der Unterricht weitergeht." Sie schenkte Elza ein Lächeln und schlug sofort den Weg zu ihrem Lieblingsplatz ein. Elza blinzelte ungläubig. "Wieso ist das plötzlich so einfach?" murmelte sie und rief dann: "Hee! Warte doch auf mich." Schnellen Schrittes lief sie ihrer Freundin hinterher. Es brannte ihr auf der Seele, mehr aus Michiru herauszubekommen, doch die hüllte sich für den Rest des Schultages in Schweigen. "Was ist eigentlich los mit dir?" fragte Michiru, nachdem Elza zum wiederholten Male nicht auf sie reagiert hatte. "Nichts", wehrte diese sogleich ab, "Ich war nur in Gedanken." "Das bist du seit heute Morgen ständig", stellte Michiru fest und grinste leicht. Sie wußte genau, was ihre Freundin beschäftigte, aber sie wollte das Thema nicht schon wieder diskutieren. Glücklicherweise hatten sie, nach dem Gespräch mit Haruka heute Morgen, keinerlei gemeinsamen Unterricht mit dieser gehabt und so gab es für Elza keinen Anlaß, das Thema erneut anzusprechen. Sie hatte es Michiru versprochen, nicht mehr ständig rumzubohren und ohne ein "ok" von dieser, würde sie ihr Versprechen auch halten. Unschuldig durchstöberte Michiru die aktuellen Filme im Aushang des Kino´s. Elza konnte sich nicht wirklich auf die Filmauswahl konzentrieren. "Was ist dir denn lieber?" fragte Michiru, "Eher Horror oder doch lieber Komödie?" "Ich brauch etwas, daß ablenkt", murmelte das rothaarige Mädchen, "Besser etwas zum lachen." Michiru war geradezu bester Laune und schmunzelte über Elza´s Antwort. Sie kaufte zwei Tickets für "Ice Age2" und schloss mit ihrer Freundin auf, welche schon ein paar Schritte vorausgegangen war. "Ich hoffe, das geht in Ordnung", sagte sie und hielt Elza die Karten unter die Nase. Die nickte nur und ging weiter. Grinsend folgte Michiru ihr in den Kinosaal, wo sie sich einen Platz relativ nahe dem Treppenaufgang zur Loge suchten. >>Langsam finde ich das echt lustig<<, dachte Michiru und stieß ihre Freundin leicht an. "Magst du Popcorn?" versuchte sie, ganz unschuldig zu wirken. "Wenn du welches magst", war alles, was Elza dazu sagte. Michiru seufzte leise. "Eigentlich hatte ich gedacht, daß wir einen schönen Abend verbringen", klang sie leicht enttäuscht, "aber Haruka scheint immer und überall zwischen uns zu stehen." Das war das Stichwort. Elza hob den Kopf und sah ihr genau in die Augen. "Dann sag ihr endlich, was du für sie fühlst", brachte sie ohne Umschweife hervor, "Egal, was es ist. Wenn sie Klarheit hat, dann bekommst du sie auch und alles kann wieder seinen gewohnten Gang nehmen." "Ich dachte, das hätten wir geklärt", ließ Michiru sich in ihren Sitz sinken, "Ich werde mit ihr reden und ich werde ehrlich zu ihr sein. Wenn sich die Gelegenheit dazu bietet!" "Wenn?" widerholte Elza nur fragend. "Ja, wenn" betonte Michiru nochmals und wollte das Thema endlich beenden. "Gelegenheit", grinste Elza breit. Michiru zog die Augenbrauen hoch und folgte ihrem Fingerzeig mit dem Blick. >>Oh nein!<< Michiru fühlte, wie ihre Knie weich wurden und eine leichte Übelkeit in ihr aufstieg. Elza hatte sie eiskalt erwischt und all ihre Selbstsicherheit war dahin, als ihr Blick auf Haruka traf, welche im Eingang zum Kinosaal stand. "Jetzt oder nie", grinste Elza und Michiru war klar, daß es nun keine Ausrede gab. >>Wieso muß sie ausgerechnet heute hier auftauchen? Und wieso steht sie ausgerechnet auf Komödien?<<, dachte Michiru verzweifelt. Dann atmete sie einmal tief durch und bemühte sich um Fassung. "Also gut", sagte sie leise und stand auf, "ich sag es ihr." Sie wollte an Elza vorbei, doch als sie erneut zu Haruka blickte, verharrte sie reglos. "Was ist denn jetzt wieder...?", stöhnte Elza und sah ebenfalls zum Eingang. Zwar hielt Haruka sich noch immer dort auf und sie hatte Michiru auch noch nicht gesehen, aber sie war nicht allein... Ein Mädchen mit einem schwarzen Pferdeschwanz war eben hereingekommen, hatte der Blondine einen großen Becher Popcorn in die Hand gedrückt und sich dann vertrauensseelig bei ihr eingehakt. "Ist das nicht Kotori, Kimiko´s Schosshündchen?" fragte Elza kratzig, doch Michiru reagierte nicht. Fragend sah Elza sie an und biss sich gleich auf die Lippen. Michiru starrte noch immer in Haruka´s Richtung und hatte sich keinen Millimeter bewegt. Ihre Hände waren mit solcher Kraft zu Fäusten geballt, daß sie zitterten und um ihre Mundwinkel herum zuckte es verdächtig. "Tu jetzt nichts unüberlegtes", versuchte Elza sie zu beruhigen und zog sie auf ihren Sitz zurück. Michiru plumpste einfach nur auf das Sitzmöbel und kochte weiterhin innerlich vor Wut. >>Das tut sie mit Absicht<<, war der einzige Gedanke, der in ihrem Kopf noch Platz hatte. Nachdem Elza sich vergewissert hatte, daß ihre Freundin nicht jeden Augenblick auf Haruka losgehen würde, sah sie sich erneut zu dieser um und genau in diesem Augenblick entdeckte Haruka sie. Sie schenkte ihr ein kurzes Lächeln und ein Nicken zur Begrüßung, bevor ihr Blick dann auf Michiru fiel und sich merklich verfinsterte. Elza schluckte hart, als sie das sah und ihr wurde fast etwas mulmig Zumute, als Haruka sich mit ihrer Begleiterin in Bewegung setzte und genau auf sie zusteuerte. "Schön dich zu sehen Elza", kam es in sonderbarem Ton von Haruka, als sie an Elza vorbei ging. Michiru zuckte zusammen und starrte verbissen auf den Boden. "Ja...", brachte die Rothaarige nur kehlig hervor und bewegte sich ebenfalls keinen Millimeter. Noch nie hatte Haruka in einem solchen Tonfall mit ihr gesprochen und Elza konnte seine Bedeutung höchstenfalls erahnen. Irgendwie klang es bedrohlich, andererseits lauernd und letztenendes auch wieder nicht anders, als sonst wenn sie sprach. Auf jeden Fall spürte sie zum ersten Mal das, was Michiru schon von Anfang an beteuert hatte, daß es von Haruka ausgehen würde. Oder zumindest ein wenig davon. >>Michiru<< Elza sah sie an. Noch immer hielt ihre Freundin den Kopf gesenkt und ihr Haar verbarg ihr Gesicht, aber Elza war sich sicher, daß sie weinte. >>Sie hat sie nichtmal begrüsst. Wie verletzend...<< "Michi...", hauchte sie mitfühlend und griff nach deren Hand. Diese zog so blitzschnell zurück, daß Elza erschrak. Noch bevor die Läuferin sich wieder gefasst hatte, hob Michiru ihren Kopf und sah sie an. "Es ist ok Elza", sagte sie und ein sanftes Lächeln zierte ihre Lippen, "Sie ist ein freier Mensch und sie hat jedes Recht, böse auf mich zu sein." Elza nickte zögerlich. Auch wenn ihre Freundin lächelte und es nach Aussen wirkte, als berühre es sie nicht, so hatten ihre Augen etwas anderes gesagt. >>Michi...<<, seufzte Elza innerlich, >>Selbst ein Blinder sieht, was sie dir bedeutet...<< Umso unerklärlicher fand sie es plötzlich, daß Haruka es scheinbar nicht verstand...oder nicht verstehen wollte?! Während der ganzen Zeit konnte Elza sich nicht auf den Film konzentrieren. Sie beobachtete Michiru, welche den Film scheinbar genoss und sogar hin und wieder herzlich lachte, obwohl so viel Schmerz in ihren Augen lag. Und sie beobachtete Haruka, welche für diesen Schmerz verantwortlich war und die es nichteinmal kümmerte, wie Michiru sich gerade fühlte. Hätte es sie interessiert, hätte sie sich ganz sicher niemals so verhalten, wie sie es gerade tat. Kotori hing an ihr, wie eine Klette und saß fast schon mehr auf Haruka´s Schoß, als auf ihrem eigenen Sitz. >>Ist ja beinahe widerlich, was für eine Show die da bieten<<, dachte Elza und spürte, wie immer mehr Wut in ihr aufstieg. Und als Haruka irgendwann aufstand und sich in den Vorraum begab, zögerte sie keine Sekunde und folgte ihr. "Ich hol etwas Popcorn", flüsterte sie Michiru noch schnell zu und verließ den Kinosaal. Draußen schlug ihr die Helligkeit der Neonröhren förmlich entgegen und sie mußte einige Male blinzeln, bis ihre Augen sich an das Licht gewöhnt hatten. Dann fand sie beinahe sekundenschnell, was sie suchte. Ohne weiter nachzudenken steuerte sie auf die hochgewachsene Blondine zu und blieb direkt hinter ihr stehen. "Warum tust du das?" fragte sie barsch und bekam so direkt sämtliche Aufmerksamkeit, die sie hatte haben wollen. Haruka drehte sich zu ihr um und sah sie an. "Was mache ich denn?" fragte sie nach kurzem Zögern kühl zurück. "Du weißt sehr genau, wovon ich rede", stellte Elza gleich klar und wartete auf eine Antwort. Haruka zog eine Augenbraue hoch und ein leicht überhebliches Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. "Ich beweise deiner kleinen Freundin, daß ich es nicht nötig habe, ihr nachzulaufen und hab ein Date. Das ihr ausgerechnet heute hier seid, konnte ich nicht wissen." Sie drehte sich wieder von Elza weg um ihr so zu zeigen, daß das Gespräch für sie beendet war. Diese jedoch ließ sich nicht so einfach abschütteln. "Und warum ausgerechnet Kotori?" fragte sie energisch, als sie Haruka an der Schulter fasste, um sie wieder zu sich zu drehen. Haruka wich der Berührung aus und sah sie ausdruckslos an. "Was hast du für ein Problem mit ihr? Sie ist ein sexy Häschen!" "Über Geschmack lässt sich streiten", murrte Elza leise und sprach gleich weiter, "Aber das tut hier überhaupt nichts zur Sache! Sie ist Kimiko´s Schoßhündchen und die hat Kotori garantiert nur auf dich angesetzt, um Michiru eins auszuwischen." "Leidet deine kleine Freundin unter Verfolgungswahn?" lachte die Blondine amüsiert auf, "Erst glaubt sie, ich will ihr an die Wäsche und jetzt denkt sie, Kimiko setzt ihretwegen Kotori auf mich an. Am Ende will noch die gesamte Schülerschaft was von ihr." Sie lachte. Elza verzog das Gesicht und kämpfte gegen den Impuls, Haruka an die Gurgel zu gehen. "Michiru weiss überhaupt nicht, daß ich hier bin. Sie glaubt ich hole Popcorn", sagte sie so ruhig wie möglich, "Sie würde gar nicht wollen, daß ich mit dir rede." "Und warum tust du es dann?" fragte Haruka gleich zurück und es klang genervt. >>Diese arrogante Kuh!<< Elza konnte ihre Wut nicht mehr bezähmen. "Das frage ich mich jetzt allerdings auch", schnaufte sie, "Du bist ganz genau so, wie Michiru dich von Anfang an eingeschätzt hat! Ich hatte eigentlich ein anderes Bild von dir und dachte, du seist eigentlich ein netter Mensch, aber du bist nichts weiter als ein egoistisches Machoschwein. Michiru hat besseres als dich verdient!" Noch bevor die Blondine etwas erwiedern konnte, drehte Elza sich um und ließ sie stehen. Haruka sah ihr nach und ihr Blick verfinsterte sich erschreckend. "Und was verdient sie? Etwa dich?" murrte sie sarkastisch. "Wo ist das Popcorn?" fragte Michiru verdutzt als Elza zurückkam. "Popcorn?" wiederholte diese irritiert. Zu sehr ärgerte sie sich noch über Haruka. Schnell jedoch sammelte sie sich und sagte: "Das war grad aus und ich hatte keine Lust zu warten, bis neues fertig ist." Sie setzte sich wieder und sah zur Leinwand. Michiru zog verwundert die Augenbrauen hoch. Sie fragte jedoch nicht und sah sich ebenfalls den Film weiter an. Nach ein paar Minuten jedoch sah sie ihre rothaarige Freundin wieder an. "Ich glaube, ich hol mir eine Cola", brachte sie flüsternd hervor und wollte aufstehen. "Ich geh schon", kam Elza ihr zuvor und sprang regelrecht auf. Fast fluchtartig verließ sie den Kinosaal und Michiru wunderte sich nicht schlecht. "Was ist nur plötzlich los mit ihr?" murmelte sie vor sich her und wußte fast im selben Moment die Antwort. So unauffällig wie nur möglich drehte sie sich etwas nach hinten, um sich Gewissheit zu holen. In der nächsten Sekunde fuhr sie jedoch beinahe hektisch herum. Die Plätze von Haruka und Kotori waren leer... Ohne es verhindern zu können kam ihr diese Atsuko und die Szene im Fahrstuhl vor Augen. >>Sie hat sie abgeschleppt. Warum sonst sollten sie das Kino mitten im Film verlassen?<< Wieder stieg Zorn in ihr auf. Hinter dem Verhalten der Blondine mußte einfach Absicht stecken. Und wenn es keine Absicht war, dann war sie einfach nur dumm. Unruhig kaute Michiru auf ihrer Lippe herum. Sie fragte sich, was wohl das kleinere Übel war. Dummheit hinter Haruka´s Verhalten zu sehen oder eiskalte Berechnung? Es konnte doch nicht sein, daß ein Mensch einem Anderen mit Absicht so wehtat, obwohl er vorgab, diesen Menschen gern zu haben. Aber es konnte auch nicht sein, daß jemand wie Haruka, die eine Schule für Hochbegabte besuchte, mit beiden Beinen bereits fest im Leben stand und trotzdem nicht sah, wie grausam ihr Verhalten war. >>Es muß Absicht sein<<, ging es ihr wieder durch den Kopf, >>Sie will einfach nicht begreifen, wie sehr sie mich verletzt...<< Dann jedoch war plötzlich ein Gedanke ganz anderer Natur in ihrem Geist. >>Und was gibt ihr die Macht, mich so sehr zu verletzen...?<< Beinahe als hätte jemand ihren Gedanken lesen können, senkte sie beschämt den Blick. Die Antwort auf diese Frage war so klar, wie sie nur sein konnte. Sie selbst hatte Haruka die Macht dazu gegeben! Nur sie allein trug die Schuld an ihrem Schmerz und gab Haruka die Macht, sie in kürzester Zeit in die tiefste Hölle zu schicken. >>Und andersherum?<< Es gab immer zwei Seiten einer Medaille... Sie biss sich auf die Unterlippe, um ihren Gedanken Einhalt zu gebieten. Als Elza kurz darauf zurückkam, sah sie ihr jedoch augenblicklich an, daß etwas nicht stimmte. "Ist etwas passiert?" fragte sie besorgt, als sie Michiru die Cola reichte. Natürlich war auch ihr nicht entgangen, daß Haruka und ihre Begleiterin verschwunden waren und draußen hatte sie sie nirgends erblicken können. "Hat sie irgendwas gemacht?" fragte sie beinahe ohne Unterbrechung weiter. Michiru jedoch schüttelte den Kopf. "Ich hab nichteinmal mitbekommen, daß sie gegangen sind", antwortete sie und brachte irgendwie ein Lächeln auf ihre Lippen. Elza sah sie skeptisch an. "Aber irgendetwas ist doch", versuchte sie es nochmals, "Ich seh es dir an der Nasenspitze an." Wieder schenkte Michiru ihr ein Lächeln. "Ich hatte nur gerade eine Erkenntnis, wenn du so willst", erklärte sie flüsternd, "Ab heute wird Haruka mich nicht mehr reizen können." Sie trank von ihrer Cola. "Und jetzt lass uns den Film zu Ende sehen." Elza blinzelte sie ungläubig an, wie sie wieder zur Leinwand blickte und scheinbar keinerlei Probleme damit hatte, sich wieder voll und ganz auf den Film zu konzentrieren. Etwas widerwillig schaute auch sie wieder nach vorn. Irgendetwas war passiert - dessen war sie sich ganz sicher - und sie verstand einfach nicht, warum Michiru sich ihr nicht mehr anvertraute. Sie waren einmal beste Freundinnen gewesen, aber seit Haruka aufgetaucht war, wurde ihre Freundin immer stiller und es gab mittlerweile mehrere Dinge, die Michiru ihr scheinbar nicht mehr anvertrauen wollte. Elza war entschlossen, ihre Freundin nicht zu drängen und jede ihrer Entscheidungen zu akzeptieren, ihr weiterhin die beste Freundin zu sein, aber sie würde auch Haruka ab jetzt mehr im Auge behalten und sich notfalls auch einmischen. Es war Sonntag Nachmittag, als Elza sich entschloß, Michiru einen Besuch abzustatten. Seit Freitag Abend nach dem Kino war nichts mehr von ihrer Freundin gekommen und sie sorgte sich. Morgen früh würden sie in der Schule zwangsweise wieder auf Haruka treffen und Elza wollte vorher einfach nochmals sichergehen, daß mit Michiru alles in Ordnung war. Mrs. Kaioh öffnete ihr und war angenehm überrascht. "Elza. Schön das du kommst." Sie lächelte und bat das Mädchen herein. "Danke", gab diese höflich zurück, während sie eintrat, "Ich wollte nur mal sehen, was Michi-chan so treibt. Sie hat sich das ganze Wochenende nicht gemeldet." Mrs. Kaioh seufzte tief. Sie führte Elza ins Wohnzimmer und setzte sich auf einen Sessel. Elza wurde etwas mulmig, denn Michiru´s Mutter schien ernsthaft besorgt zu sein. Sie nahm nichteinmal Platz und blickte die Frau, der Michiru fast aufs Haar glich, besorgt an. "Stimmt etwas nicht?" fragte sie vorsichtig. Mrs. Kaioh sah sie an und erwiderte: "Das frage ich dich, Elza." Sie klang leicht verzweifelt, ließ Elza jedoch nicht zu Wort kommen und sprach gleich weiter: "Was ist nur mit meinem Mädchen? So verbohrt kenne ich sie gar nicht." Elza zog die Augenbrauen hoch. Sie wußte nicht genau, wie sie ihr Gegenüber verstehen sollte und fragte daher: "Was genau meinen sie mit verbohrt?" Mrs. Kaioh seufzte erneut. "Ich meine das mit ihr und diesem Mädchen...dieser Haruka." Nun seufzte auch Elza. Sie ließ sich auf die Couch sinken, faltete die Hände in ihrem Schoß und begann dann, frei zu reden. "Ich weiss es auch nicht." Sie wollte Michiru nicht verraten, aber sie mußte endlich mit jemandem Klartext reden und da sowohl Michiru, alsauch Haruka dazu nicht bereit waren, tat sie es halt jetzt. "Ich war mir sicher, daß Haruka verliebt in Michiru ist. Aber ich war mir auch sicher, daß Michiru diese Gefühle erwidert und das ist offenbar nicht so." "Doch, es ist so!" Überrascht blickte Elza ihr Gegenüber an. Mrs. Kaioh lächelte wissend. "Glaub mir Elza...ich kenne mein Töchterchen und ich war selbst mal ein Teenie. Michiru mag dieses Mädchen und zwar auf eine Weise, wie sie noch Niemanden vorher mochte. Aber sie ist absolut verbohrt und will es sogar sich selbst nicht eingestehen. Von dir möchte ich jetzt wissen, warum das so sein könnte? Du bist ihre beste Freundin, Elza. Dir erzählt sie doch bestimmt, wenn etwas vorfällt." "Ich wünschte, das würde sie!" Elza hatte diese Worte nicht laut sagen wollen, doch nun waren sie ihr herausgerutscht. Jetzt konnte sie auch weiterreden. "Sie erzählt mir schon eine Weile kaum noch etwas. Vielleicht bin ich selber Schuld daran." Sie seufzte erneut. "Ein paar Mal hat sie sich mir anvertraut und dabei kaum ein gutes Haar an Haruka gelassen... Ich habe ihr nicht geglaubt und sie ausgelacht, weil Haruka mir gegenüber immer korrekt und höflich war. Vielleicht hat sie deswegen aufgehört, mit mir zu reden. Ich bin eine schlechte Freundin. Sie hat sich mir anvertraut und ich habe ihr nicht geglaubt. Dabei hatte sie die ganze Zeit Recht mit Haruka..." Sie konnte ihre Emotionen kaum zügeln und ließ nun traurig den Kopf sinken. Mrs. Kaioh mußte lächeln. Sie stand auf und legte Elza eine Hand auf die Schulter. Diese hob den Kopf und sah sie unverständig an. "Mach dir keine Vorwürfe", sagte sie sanft, "Du bist ihre beste Freundin und sie weiss das. Außerdem denke ich nicht, daß es etwas geändert hätte, wenn du Michi geglaubt hättest." "Nicht?" war das rothaarige Mädchen verwirrt, "Aber..." "Kein aber", lächelte die Frau sie an, "Ich weiss nicht, was sich alles abgespielt hat, seit ihr Haruka kennt und ich kann dieses Mädchen leider auch nicht einschätzen, da ich bisher noch nicht das Vergnügen hatte, aber ich kenne meine Michi." Sie richtete sich auf und machte ein paar Schritte. "Mein Mädchen hat einen Faible für Kitsch und ihre romantische Ader überschreitet alles, was ich bisher kannte. Als Kind schwärmte sie immer von einem goldenen Ritter auf einem weißen Pferd, der sie - und nur sie - sein Leben lang gesucht hatte und dessen Liebe seinem Schimmel Flügel wachsen ließ, um sie auf sein Wolkenschloß zu bringen." Sie machte eine kurze Pause und fuhr dann lächelnd fort: "Vielleicht träumt sie noch heute davon, aber Haruka ist kein Prinz..." Elza blinzelte ungläubig. In Gedanken spielte sie die gerade gehörten Worte in Bildern ab und seltsamerweise hatte dieser Prinz mehr als nur Ähnlichkeit mit Haruka. >>...aber Haruka ist kein Prinz...<< "Nein", murmelte sie, "Das ist sie nicht. Sie ist ein Casanova, wie er im Buche steht, ein Macho, der es nicht anders kennt, alsdaß die Mädchen ihm zu Füßen liegen..." "Ein Macho sucht Bestätigung", lächelte Mrs. Kaioh, "Nur Unsicherheit braucht immer wieder Bestätigung über die eigene Person." Elza verstand nicht, was Michiru´s Mutter ihr damit sagen wollte. "Und was hat das mit Michi-chan zu tun?" fragte sie neugierig. Mrs. Kaioh lachte leise. "Geh rauf zu ihr und finde es heraus." "Ich soll...?" Sie sprach nicht weiter, da Mrs. Kaioh bereits zustimmend nickte. "Also gut...", murmelte das rothaarige Mädchen und atmete nochmals tief durch. Sie erhob sich und schlug den Weg nach oben ein, nachdem sie nochmals den auffordernden Blick von Mrs. Kaioh gesucht hatte. An der Tür angekommen lauschte sie kurz und als sie nichts hörte, klopfte sie vorsichtig an. "Michi? Ich bins, Elza", rief sie durch die geschlossene Tür, aber sie bekam keine Antwort. "Darf ich reinkommen?" versuchte sie es nochmals und tat es einfach, als sie keine Antwort bekam. "Michi...?", fragte sie zaghaft, doch ihre Freundin war nicht da. Das Zimmer war leer. Die Terrassentür stand weit auf und der Winde wehte die dünnen Vorhänge aufwärts, ganz nahe an die Staffelei, welche gleich Elza´s ganzes Augenmerk bekam. Langsam schritt sie darauf zu, vergessend, daß sie sich ja nicht in ihrem eigenen Zimmer befand und Michiru es wohl auch kaum gutheissen würde, wenn jemand gegen ihren Willen eines ihrer unvollendeteten Werke ansah. Doch beinahe wie von selbst machte sie einen Schritt nach dem anderen und hatte die Staffelei bald erreicht. Zögernd schritt sie um diese herum und sah sich das Bild an. Sie schluckte und ihr Mund stand offen, so sehr überraschte es sie, was sie dort sah. Das Bild war keinesfalls unvollendet, doch die Farbe verriet, daß die letzten Pinselstriche erst kurze Zeit her sein konnten. >>Unglaublich...<< Das Bild zeigte das von Mrs. Kaioh gerade erwähnte Wolkenschloß... Geflügelte Einhörner schwebten vor seinen Toren und auf einem schneeweißem Pegasus brachte der Prinz in goldener Rüstung seine Prinzessin in dieses Himmelreich. Die Prinzessin war die junge Künstlerin, welche das Bild erschaffen hatte und der Prinz war niemand anderer, als Ten´ou Haruka. >>Sie hat Recht<< schoss es durch Elza´s Kopf, >>Mrs. Kaioh hat genau richtig gelegen.<< Jetzt wurde Elza einiges klar. Haruka brachte alles mit, was Michiru sich von ihrem Märchenprinzen immer erträumt hatte. Nur leider war sie kein Märchenprinz. Sie war ein Mensch aus Fleisch und Blut mit allen Stärken und Schwächen eines Menschen. Sie war nicht nur ein Mädchen, sie besaß auch nicht den, von Michiru erträumten, Edelmut. "Es gibt zuviele andere Mädchen in Haruka´s Leben...", murmelte sie und begriff plötzlich jedes noch so kleine Problem, welches Michiru mit Haruka hatte. In diesem Moment öffnete sich die Tür zu dem kleinen Bad und Michiru kam heraus. "Elza?" fragte sie erstaunt, während sie ihr Haar trocknete, "Ich hab dich gar nicht kommen hören." "Äh...ich habe angeklopft", brachte die Rothaarige schnell hervor, "Und als du nicht geantwortet hast, bin ich einfach hereingekommen. Sei mir nicht böse, ja?" Michiru trat an ihren Kleiderschrank und lachte hell. "Warum sollte ich dir böse sein?" fragte sie, während sie sich Kleidung zusammensuchte, "Ich freu mich doch immer über deine Besuche." Elza zog die Augenbrauen hoch. Wieso war ihre Freundin plötzlich so guter Laune? Oder war das mal wieder nur eine Fassade? "Ähm...schön, daß du dich freust", gab die Rothaarige irritiert von sich, "Ich wollte mich eigentlich nur erkundigen, wie es dir geht." Michiru blinzelte sie an und lächelte schließlich. "Gut geht es mir. Aber du bist doch nicht nur deswegen extra hierher gekommen?" Elza schüttelte leicht den Kopf. "Natürlich nicht. Ich dachte, weil Haruka Freitag Abend doch..." "Haruka? Wer ist das?" Elza verstummte. Was war das nun wieder? Michiru´s Reaktion zeigte deutlich, daß sie das Thema Haruka absolut nicht wollte, aber ihre Stimme klang wie immer und sie lächelte weiterhin. "Ähm...", war alles, was das rothaarige Mädchen hervor bekam. Michiru kam zu ihr und legte den Arm um ihre Taille. "Du, sei mir bitte nicht böse Elza, aber wie du siehst, bin ich gerade aus dem Bad gekommen und ich würde mich gern fertig machen." Sie schob ihre Freundin aus dem Zimmer, bis hinunter vor die Haustür. "Mein Dad kommt heute von einer Geschäftsreise heim und ich wollte ihn überraschen. Wir reden morgen in der Schule, ja?" Sprach es aus, schob ihre Freundin nach draußen und schloss die Tür hinter ihr. "Was war das denn jetzt?" murmelte Elza verdutzt. Kopfschüttelnd sah sie nochmal auf die geschlossene Tür und machte sich dann seufzend auf den Heimweg. Am folgenden Morgen hatte Elza es eilig wie nie, zur Schule zu kommen. Die ganze Nacht hatte sie kaum geschlafen und sich den Kopf über ihre beste Freundin zerbrochen. Sie wußte zwar nicht, was sie tun konnte oder sollte, aber Michiru ging es in keinem Fall so gut, wie sie es alle Glauben machte. Irgendetwas mußte geschehen, denn so konnte es keinesfalls mehr weitergehen. Als sie sich dem Schultor näherte, wurden Elza´s Schritte plötzlich langsamer. Sie glaubte, ein Spuk würde sie narren und sah nochmals genauer hin. In der nächsten Sekunde stand sie still und blinzelte fassungslos zum großen Flügeltor. Dort stand ihre beste Freundin und unterhielt sich mit Murakami aus der Parallelklasse und es machte den Eindruck, als verband die Beiden einiges mehr, als nur ein harmloses Gespräch unter Schulkollegen. "Was hat das denn nun wieder zu bedeuten?", murmelte Elza vor sich hin und setze sich langsam wieder in Bewegung. Als sie näher herankam hörte sie Michiru´s klares, helles Lachen. "Hallo Michi-chan, was ist denn so lustig?" begrüßte sie ihre Freundin und sah Murakami nur einmal skeptisch an. "Oh hallo Elza", entgegnete Michiru leicht überrascht, "Es ist nichts. Murakami hat mir nur einen Witz erzählt." "Einen Witz also?" wiederholte Elza und sah den älteren Jungen an. Der nickte eifrig und bestätigte: "Ja genau. Nur leider bin ich wohl der schlechteste Witze Erzähler, den die Welt je gesehen hat." "Das stimmt doch gar nicht Kami-chan", stieß Michiru ihn leicht in die Seite, was ihn sichtlich erröten ließ. "Kami-chan???" echote Elza, welche dabei war, grad völlig ihren Glauben zu verlieren, "Wie darf ich denn das jetzt wieder verstehen?" Murakami war die Situation sichtlich unangenehm und er versuchte, so wenig wie möglich aufzufallen. "Was daran verstehst du nicht?" fragte Michiru an ihre Freundin gewandt, "Murakami und ich mögen uns. Sehr sogar..." Um ihre Aussage zu untermahlen lehnte sie sich etwas an ihn. Elza blinzelte ungläubig. >>Das meint sie nicht ernst...<< "Michiru ich...", sie stotterte ein wenig, "...ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Wenn du das alles tust, um Haruka eins auszuwischen, dann..." "Was hast du bloß immer mit Haruka?" unterbrach Michiru sie, "Das hier hat absolut nichts mit Haruka zu tun und genau genommen interessiert es mich überhaupt kein bißchen, was Haruka tut oder auch lässt!" Elza zog die Augenbrauen hoch. Dann jedoch zuckte sie mit den Schultern und holte einmal tief Luft. "Ok", sagte sie ruhig, "Aber es ist nicht fair ihn in diese Sache mit hineinzuziehen und das weißt du genauso gut wie ich. Denk an meine Worte, wenn dein Schuß nach hinten losgeht." Sie sahen sich schweigend in die Augen und Elza befand, daß alles gesagt war. Michiru jedoch schien das anders zu sehen, denn sie öffnete die Lippen um Einspruch zu erheben, doch dann schien offenbar etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Unverhofft schwang die junge Künstlerin herum und klebte in der nächsten Sekunde an Murakami´s Lippen. Elza riss geschockt die Augen auf und ihre Kinnlade klappte runter. Murakami schien ebenfalls leicht überrumpelt, aber er tat nichts, diesen überraschenden Kuss zu beenden. Hektisch sah Elza sich um, um sich zu vergewissern, daß niemand dieses Schauspiel mitbekam und sofort sah sie klar. Haruka hatte mal wieder auf dem Lehrerparkplatz geparkt und kam nun direkt auf sie zu. >>Oh verdammt, das kann nicht gutgehen<<, dachte Elza und biss sich auf die Unterlippe. Nur Sekunden später war die Blondine mit ihr auf selber Höhe, würdigte sie nur eines arroganten Augenaufschlages und ging einfach weiter. Nur kurz traf ihr Blick auf Michiru und Murakami, doch dieser Sekundenbruchteil reichte aus, Elza dieses gefährliche Aufflackern in ihren Augen sehen zu lassen. >>Das gibt Probleme<<, dachte sie, noch während Haruka im Schulgebäude verschwand, >>Riesenprobleme...<< "Du machst alles nur noch schlimmer", schimpfte sie in Michiru´s Richtung, "Geht euch doch einfach aus dem Weg!" Dann ließ sie ihre Freundin und deren `neue Eroberung´ ganz einfach stehen. Michiru sah ihr nach und bemerkte zuerst gar nicht, wie Murakami sie ansah. Schließlich jedoch begegnete sie seinem Blick und ihr Gewissen wurde noch schlechter, als Elza´s Reaktion es sowieso schon gemacht hatte. "Deine Gefühle sind also nicht echt?" fragte er leise und Michiru senkte beschämt den Blick. Sofort sah sie jedoch wieder auf und erklärte: "So ist das nicht, glaub mir. Ich mag dich wirklich, aber..." Sie sprach nicht weiter. "Aber eben nicht auf diese Weise", vollendete Murakami ihren Satz. Nach einem kurzen Zögern nickte sie befangen. Zu ihrer Überraschung jedoch wurde er nicht wütend. "Ich hätte es mir eigentlich denken müssen", lächelte er, "Nach all den Gerüchten die hier über euch Zwei die Runde machen, mußte ja etwas dahinter sein." Er grinste. "Auch wenn ich den Gedanken für abwegig hielt, du seist lesbisch und ihre Geliebte." Michiru verschluckte sich beinahe, so eilig hatte sie es, die Wahrheit klarzustellen. "Ich bin auch nicht lesbisch und wenn es einen Grund gab, Haruka das gerade sehen zu lassen dann nur den, ihr das auch endlich klarzumachen!" "Wenn du es sagst", entgegnete er und Michiru war sich nicht sicher, ob er ihr nun glaubte, oder sich eher über sie lustig machte. "Wir sollten gehen. Der Unterricht beginnt gleich", sagte er jedoch gleich freundschaftlich und lächelte sie erneut an. "Du...bist mir nicht böse?" fragte sie vorsichtig. Er schüttelte den Kopf. "Nein, bin ich nicht. Zur Wiedergutmachung kannst du ja mal mit mir ins Kino oder Eis essen gehen." >>Ich habe ihn benutzt und er ist trotzdem so nett zu mir...<< Ihr schlechtes Gewissen wurde quälend. "Das mache ich", nickte sie dennoch und lächelte, "Danke." "Du brauchst mir nicht zu danken", gab er zurück, "Ich habe diesen Kuss genossen. Und das nimmt mir niemand mehr." Sein Lächeln zeigte Michiru, daß es keinerlei weiterer Worte bedurfte und so gingen sie gemeinsam ins Schulgebäude. Die erste Doppelstunde nahm Elza gelassen. Zwar war Mathe direkt am Montag Morgen immer genau das, was sie nicht brauchte, doch heute kam es ihr gerade Recht. Kaum jemand getraute sich, bei Mr. Okudera aus der Reihe zu tanzen und selbst Haruka verhielt sich dieses Mal still. Genau genommen würdigte sie Michiru nichtmal eines Blickes. Auch ihre beste Freundin war hochgradig konzentriert auf den Unterrichtsstoff und so genoß Elza zum ersten Mal in ihrem Leben die Mathestunde bei Mr. Okudera. Nach Mathematik jedoch wurde es problematischer. Biologie stand auf dem Stundenplan und der Biolehrer hatte eine Schwäche für Mikroskope und Gruppenarbeiten. Leider teilte er die Gruppen auch ein und so sah Elza ihre schlimmste Befürchtung kurz darauf bestätigt. Michiru und sie gehörten immer zu einer Gruppe, da der Lehrer ihre Zusammenarbeit schätze und Naomi dazugestellt zu bekommen, war auch kein großes Übel. Sie war nett und wisbegierig und man konnte gut mit ihr arbeiten. Leider gehörte noch eine vierte Person zur Gruppe und, als hätte Elza es sich nicht schon von vornherein gedacht, war diese Person natürlich niemand anderes als Haruka. >>Fortuna muß grad Urlaub haben<<, seufzte das rothaarige Mädchen innerlich, als der Name der Blondine fiel. Sofort suchte ihr Blick nach ihrer besten Freundin, welche erstaunlicher Weise überhaupt nicht reagierte. "Hm...", machte Elza nur und trottete zum Materialienraum, um ein Mikroskop zu holen. Plötzlich war Naomi an ihrer Seite und lächelte sie an. "Ich finde es toll mit euch in einer Gruppe zu sein", strahlte sie, "Du und Michiru-san seid beinahe Vorbilder für." Elza zog die Augenbrauen hoch und sah sie an. "Vorbilder?" lachte sie leicht amüsiert, "Wieso denn das?" "Michiru-san malt so wunderschön und ihre Violinmusik ist einfach traumhaft", schwärmte Naomi, "Und du bist so sportlich und direkt. Dich mag fast jeder an dieser Schule." "Wirklich?" war Elza überrascht, "Das wußte ich ja gar nicht." Schnell warf sie einen flüchtigen Blick zurück auf Michiru, um sich zu vergewissern, daß alles in Ordnung war, doch die saß noch immer an ihrem Platz. Sich sicher darüber, daß auch Haruka noch immer am selben Platz saß, griff Elza nach einem der Mikroskope im Schrank und prallte dabei beinahe mit Naomi zusammen, die ihr zuvorkommen wollte. "Entschuldige", brachte diese hervor, "Lass mich das machen." Sie wollte Elza das Gerät abnehmen, doch diese zog zurück und wehrte ab: "Laß nur Naomi. Ich mach das schon selbst. Aber danke, daß du mir helfen wolltest." Sie drehte sich um, und ließ das Mädchen einfach stehen. >>Tut mir ja leid, daß ich so kurz angebunden bin, aber ich muß Michi im Auge behalten<<, dachte sie dabei, und das sie das bei Gelegenheit auch wieder bei Naomi gutmachen würde. "Dann wollen wir mal", sagte Elza an Michiru gerichtet, als sie das Mikroskop auf den Tisch stellte. Michiru nickte nur und als Naomi mit den Glasträgern und diversen anderen Kleinigkeiten ankam, war nicht mehr die Zeit, für private Gespräche. Als beinahe "eingespieltes Team" arbeiteten die Mädchen in der Gruppe und beschränkten ihre Gespräche auf das Nötigste, eben Biologie. Nur Haruka nicht. Die hochgewachsene Blondine saß nach wie vor an ihrem Platz, kippelte mit dem Stuhl und tippte auf ihrem Handy herum. >>Die glaubt auch, sie hätte es nicht nötig<<, dachte Elza bei sich. "Besitzt du wenigstens die Güte Protokoll zu führen, wenn du schon nichts anderes tust?" sagte sie ein wenig ärgerlich und packte Haruka Papier und Stift vor die Nase. Diese hielt kurz inne, legte dann ihr Handy beiseite und grinste Elza überlegen an. "Nein", kam es mindestens genauso überheblich, "die habe ich nicht!" Damit schob sie Zettel und Stift zurück in Elza´s Richtung und griff wieder nach ihrem Handy. >>Ich werde mich nicht von ihr reizen lassen<<, befahl die Rothaarige sich selbst, >>Es reicht, daß Michiru das immer wieder tut!<< "Dann lass es halt", zuckte sie mit den Schultern und drehte sich zurück zu Michiru und Naomi. Letztere hatte, ebenso wie Michiru, welche gar nicht reagierte, mitbekommen, was sich gerade abgespielt hatte. "Das ist doch kein Beinbruch", lachte sie und begab sich nun ihrerseits zum Pult der Blondine, "Vielleicht mag Haruka-san überhaupt kein Bio. Sie kann sich später gern meine Unterlagen ausleihen." Beinahe angewidert sah Elza den Triumph in Haruka´s Gesichtsausdruck. >>Wieso rennen der die Weiber so nach?<< fragte sie sich und konzentrierte sich kopfschüttelnd auf ihre Arbeit. "Lass sie doch", flüsterte Michiru, "Wenn es sie glücklich macht." Elza sah sie an und Michiru´s Lächeln wich der Unsicherheit. "Es tut mir leid, daß ich mich immer wieder so blöd benehme. Verzeihst du mir?" Die leisen Worte klangen ehrlich und Elza lächelte nach wenigen Sekunden. "Natürlich verzeihe ich dir", gab sie zur Antwort, "Schließlich sind wir Freundinnen." Michiru war erleichtert. Die kurzen Seitenblicke auf Haruka, welche damit beschäftigt war, Naomi schöne Augen zu machen, hatten keinerlei Einfluß auf ihre Laune und so brachten Elza und sie die Aufgaben ziemlich allein zum Abschluß. Auch beim Abbau gedachte Haruka nicht, sich zu beteiligen und flirtete weiterhin mit Naomi. Als es zur großen Pause läutete, waren sie schneller verschwunden, als Elza hätte Einwände erheben können und so waren sie und Michiru schließlich die letzten, die sich noch im Biologieraum befanden. "Ihr Verhalten ist einfach unmöglich", bemerkte Elza, während sie ihre Tasche packte. Michiru seufzte nur. Elza sah sie an und grinste: "Naja, du hast dich auch nicht gerade vorbildlich verhalten." "Ich weiß", gab Michiru zu, "Aber mein Verhalten war nur immer die Antwort auf ihres. Meistens jedenfalls." "Das mag sein", nickte Elza, "Aber wärst du eine wirkliche Lady, hättest du darüber gestanden." "Ich hab nie behauptet, eine Lady zu sein", lachte Michiru und hängte sich ihre Schultasche um, "Ich glaub nichtmal, daß ich das will." "Und ich glaub nicht, daß du das überhaupt kannst!" ein scharfes Lachen folgte. Elza´s alsauch Michiru´s Blick wanderten zur Tür, in welcher Haruka stand und abfällig grinste. "Was willst du noch hier?" fragte Elza leicht unfreundlich, "Die Pause hat vor über fünf Minuten schon angefangen." Lässig, beinahe selbstherrlich stolzierte Haruka auf die beiden zu, blieb an ihrem Pult stehen und griff nach ihrem Handy. "Vergessen", flötete sie, hielt es hoch und steckte es dann ein. Dann drehte sie sich wieder um und wollte gehen, doch soweit kam es nicht. "Was lässt dich glauben, daß du das Recht hast, all diese Dinge zu tun?" Langsam, beinahe gemächlich, drehte die Blondine sich herum und sah Michiru direkt in die Augen. "Ich tue das, wonach mir gerade ist und außer dir hat sich bisher noch niemand daran angestoßen!" gab sie trocken von sich. "Du bist so widerlich arrogant!" Elza starrte Michiru entsetzt an. Bis vor einer Sekunde hatte sie noch gehofft, halbwegs gut aus diesem unvorhergesehenem Zusammentreffen herauszukommen, jetzt jedoch sah sie absolut schwarz. "Besser arrogant als so eine eingebildete Ziege wie du", konterte Haruka gelassen, "Ich teile Menschen zumindest nicht nach den Kategorien "gut genug" oder "nicht gut genug" für mich ein. Für mich sind alle Menschen gleich - egal wer oder was sie sind oder woher sie kommen." "Ach sind sie das?" fauchte Michiru, "Das aus deinem Mund ist der größte Hohn, dem ich je begegnete! Du beurteilst Frauen nur nach zwei Kriterien. Und zwar, wie scharf sie aussehen, oder wie willig sie sind! Gefühle sind dir doch absolut egal und auch sonst interessiert es dich wenig, wen oder was du zerstörst. Solange du bekommst, was du willst bist du zufrieden, aber wehe wenn nicht. Du solltest Menschen nicht nach ihrem Auftreten, ihren Vorlieben und ihren Hobbies beurteilen!" Elza stand da mit offenem Mund. Noch hatte Haruka nicht gekontert, aber das würde sicher nicht mehr lange auf sich warten lassen. Michiru jedoch schien absolut in Fahrt zu sein. Ohne noch auf irgendetwas zu achten, meckerte sie haltlos weiter. "Du bist einfach nur oberflächlich, Ten´ou Haruka und deine widerlich arrogante Art bestätigt das nur. Und wenn du noch so nett Lächeln kannst und dein Aufreißercharme bei den Mädchen den Eindruck erweckt, du seist eine Art Gentleman, so bist du doch nichts weiter, als eine fürchterlich schlechte Schauspielerin. Suhl dich weiter in deinem Trugbild der Beliebtheit und spring von einem Bett ins nächste, aber halte dich mit deinem armseligem Selbst aus meinem Leben raus!" Einen Moment lang herrschte eisiges Schweigen. Elza fühlte die Anspannung, welche im Raum lag und bereitete sich auf den Ausbruch Seitens Haruka vor. Die jedoch lachte nur gelangweilt. "Bist du jetzt fertig?" Michiru trat direkt vor sie und sah ihr genau in die Augen. Wieder herrschte absolute Stille und Elza fühlte ihren Puls in den Schläfen hämmern. "Du bist das letzte, Tenóu Haruka. Einfach nur Abschaum!" Michiru´s Worte klangen angewidert und ihr Blick beugte sich nicht einem Millimeter. Haruka´s Blick hingegen verfinsterte sich. Um ihre Mundwinkel begann es zu zucken und sie biss die Zähne zusammen. "Kleines Flittchen", murrte sie, "Du bist es nicht wert, daß ich mir an dir die Finger schmutzig mache!" "Im Gegensatz zu dir muß ich mich nicht durch sämtliche Betten vögeln, um Bestätigung von meiner Umwelt zu bekommen", zischte Michiru ihr entgegen, "Was auch gleich unweigerlich für deinen Bekanntenkreis spricht!" "Dann bist du halt ne verklemmte Ziege", schloss Haruka das Thema ihrer Meinung nach, "Langweilig, verzogen, hochmütig und alles, was ein Reicheleute Töchterchen nur sein kann." Michiru holte aus und wollte sie ohrfeigen, doch Haruka fing ihren Arm geschickt ab und hielt ihren Unterarm wie ein Schraubstock umklammert. "Wenn ich so ein Stück Dreck bin in deinen Augen, dann komm mir nie wieder so nahe!" zischte sie drohend, stieß Michiru zurück und verließ den Klassenraum. Elza stürzte mit einem Aufschrei auf Michiru zu, welche etwas unsanft auf dem Hinterteil gelandet war. "Ist alles in Ordnung? fragte sie besorgt, "Hat sie dir wehgetan?" Michiru erhob sich und stöhnte: "Sie ist ganz schön stark für ein Mädchen." Dabei rieb sie über die Stelle ihres Armes, die Haruka gerade festgehalten hatte. "Aber ich denke, jetzt sind die Fronten ein für alle Mal geklärt." Elza konnte sich ein sarkastisches Auflachen nicht verkneifen. "Ich glaube eher, jetzt geht der Krieg erst richtig los. Jetzt hasst sie dich." "Denkst du wirklich?" sah Michiru sie an, "Ich habe nur die Wahrheit gesagt." "Die Wahrheit ist aber genau das, was die meissten Menschen nicht ertragen", entgegnete Elza, "Und besonders wohl Menschen wie Haruka nicht!" Sie hatten den Biologieraum bereits verlassen und sich einen abgelegenen Platz auf dem Pausenhof gesucht. "Nicht mein Problem", zuckte das türkishaarige Mädchen mit den Achseln, "Wir haben uns nichts mehr zu sagen - sie und ich - und fertig." "Wenn du da mal Recht behälst", murmelte Elza ganz leise, ließ jeden weiteren Einwand jedoch ruhen. Michiru hatte ihr Essen ausgepackt und schien für kein weiteres Gespräch bereit. So verbrachten sie die ganze Pause schweigend mit Essen, das nur minder im Magen landete, als mehr dafür diente, sinnlos damit herumzuspielen. Und am Ende der großen Pause erhob Michiru sich plötzlich und lächelte Elza an. "Wir sehen uns dann später", sagte sie und war so schnell weg, daß Elza ihr nur noch nachrufen konnte, aber keine Antwort mehr erhielt. "Ich hasse es, wenn sie das tut", murrte sie vor sich hin und ging dann ebenfalls zu ihrer nächsten Unterrichtsstunde. --------------------------------------------------------------- Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)