Die Ärzte - Kurzgeschichtensammlung von Lena_Jones (Hier findet ihr auch eure Wichtelstorys! ^.^) ================================================================================ Kapitel 9: Spielerische Sehnsucht --------------------------------- HAPPY BIRTHDAY ANNI XD *flausch* Ich weiß, is nich die beste und aufmunternste Geburtstags-FF, aber was tut man nich alles XD *flausch* Euch anderen natürlich auch viel Spaß beim Lesen ********************************************************************************* Seine langen schmalen Finger umfassen vorsichtig die Gardine. Sein kühler Blick schweift auf die regennasse Straße. Die Tropfen zeichnen kleine Muster auf die Fensterscheibe. Sie wirken auf ihn, wie kleine nervige Kinder, die versuchen Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Das einzige Geräusch, was an sein Ohr dringt ist das Rauschen des Regens an der Scheibe. Er sieht nach draußen. Ein Fahrradfahrer fährt durch eine Pfütze. Das Wasser spritzt zu beiden Seiten weg. Ein sinnloser Tag. Seine braun-grünen Augen ruhen auf seinen Fingern. Ihm fröstelt leicht. Sein blondes Haar ist leicht verzaust. Eine einsame Träne sucht sich den Weg über seine blasse Haut. Hektisch wischt er sie weg. Er sieht sich in dem dunklen Raum um, mit dem Gefühl, als würde ihn jemand beobachten. Das Gefühl lässt ihn selbst dann nicht los, als er gesehen hat, dass er allein ist. Ein Schauer läuft über den Rücken des großen Gitarristen und die feinen Härchen im Genick des Blonden stellen sich leicht auf. Eine Gänsehaut macht sich auf seiner Haut breit. Er blickt aus dem Fenster. Eine schattenhafte Gestalt steht auf der anderen Straßeseite und sieht hinauf zu dem dunklen Fenster, in dem nur der Blonde, von den Straßenlaternen leicht beschienen, am Fensterrahmen lehnt. Er streicht sich die schwarzen zotteligen, regennassen Haare aus dem Gesicht. Er hat Farin direkt am Fenster erkannt. Der Regen durchnässt ihn bis auf die Haut, doch Bela spürt nun kaum etwas. Er bemerkt nicht mal, dass ein vorbeifahrendes Auto vor ihm durch eine Pfütze fährt und seine Hosen nass spritzt. Seine Gefühle für Farin flauen im Moment jedes andere Gefühl ab. Wenn er ihm doch nur sagen könnte, was er für ihn empfindet. Sein Blick senkt sich zu Boden. Jeden einzelnen Tropfen spürt er auf seinen nackten Oberarme tropfen. Mit einer überschwänglichen Geste wischt er sich die nassen Haare aus dem Gesicht. Was wollte er noch hier? Der Blonde lehnt sich zurück in den Schatten. Sein Blick ruht immer noch auf dem Älteren. Hatte er ihm nicht oft genug gesagt, dass er ihn nicht sehen wollte? Doch kann er Bela seine Gefühle unmöglich näher bringen. Der Schwarzhaarige ist doch eindeutig mehr auf Frauen fixiert. Der Kleinere macht ein paar Schritte über die Straße. Die verschwommenen Lichter des Scheinwerferlichts eines nahenden Autos tauchen ihn in ein unheimliches Farbbild. Der Größere erzittert leicht. Will er wirklich zu ihm? Was bringt ihn dazu? Er starrt noch eine Weile auf den mit Wasser überströmten Fleck, wo Bela aus seinem Sichtwinkel verschwunden ist. Seine Finger fahren langsam über das Klingelschild. In säuberlich lesbarer Schrift steht darauf ‚Jan Vetter’. Ein sanftes Lächeln umspielt die rauen Lippen des Schlagzeugers. Er presst sie flach aufeinander. Seine Lungen füllen sich mit Luft und ein leichter Atemhauch strömt auf seine Hand, die er zum Klingelschild erhoben hat. Wenn er jetzt zögert, dann kann er es direkt lassen. Farin hatte ihn doch schon gesehen, also warum zögert er dann noch? Er drückt vorsichtig und zitternd den Knopf. Der Blonde schreckt aus einer Art Trance. Ist er das? Mit langsamen Schritten und zittrigen langen Beinen schwankt er langsam auf die Tür zu. Der Raum dreht sich leicht. Er sieht sich darin um, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. Mit der Hand stützt er sich gegen den weiß lackierten Türrahmen. Die Farbe blättert schon langsam ab. Er hat sich schon lang nicht mehr darum gekümmert. Sonst macht es ihm Spaß zweimal im Jahr den weißen Farbeimer aus dem Haushaltsschrank zu kramen und sich mit einer seiner liebsten CDs im Player einen schönen Tag zu machen und die Türen und die Rahmen zu streichen. Doch nun scheint alles zu verblassen, seine Gedanken ganz wo anders, sein Blick nicht mehr offen für alles, seine Gefühle nur für ihn zugänglich. Ja, er wirkt verschlossen. Die Klingel dröhnt nun wieder in seinen Kopf und unterbricht seine wirren Gedanken. Er taumelt weiter auf die Tür zu. „Jah! Ich bin ja da...“ murmelt er nur leise. Seine kalten schlanken Finger legen sich auf die Türklinke. Das Klingeln stoppt. Als er die Tür öffnet, sieht er den Kleineren vor ihm stehen. Seine Haare und Kleidung tropfen vor Nässe. „Hi...“ sagt er leise und mit kratziger Stimme. Eine schwarze, nasse Strähne fällt in seine Stirn. Vollkommen unwillkürlich hebt der Blonde seine Hand und streicht sie ihm sanft beiseite. Die grün-blauen Augen weiten sich leicht. Die Tiefe die sie sonst ausstrahlen scheint verschwunden. Zögernd zieht Farin seine Hand zurück. „Ich...“ sagt er leise. Er spürt wie sein Herz in einem schneller werdenden Takt gegen seinen Brustkorb hämmert. Ein unglaublich flaues Gefühl verankert sich in seinem Bauch. Bela umfasst langsam Farins Handgelenk. Die zarten, fast gebrechlich wirkenden und doch so starken Handgelenke sinken entspannt in Belas Griff. Er spürt die weiche, leicht pulsierende Haut des Größeren zwischen seinen Fingern. Ein wohliges Gefühl jagt durch seinen Körper. Der Blick des Schwarzhaarigen hat etwas Naives an sich, doch auch einen fragenden Ausdruck. Minutenlang herrscht eine angespannte Stille. Die Luft zwischen ihnen scheint zu brennen. Einen Augenblick später schnellen die Gesichter auf einander zu. Ihre Lippen treffen sich fast schmerzhaft. Farins Herz hämmert unaufhaltsam stark gegen seinen Hals. Bela schiebt ihn vorsichtig in die Wohnung. Mit einer langsamen Bewegung seines linken Fußes schließt er die Tür hinter sich. Seine Finger rasen neugierig über den Körper des Blonden. Ihre Lippen bewegen sich stark gegeneinander. Schon immer hat ihn das Verlangen gequält. Mit gieriger Sehnsucht schiebt der Größere seine Zunge zu Belas. Stupsend erwidert der Schwarzhaarige das Spiel der Zungen. Farin kann und will sich nicht gegen dieses aufflauende Gefühl der Erregung wehren. Die Hände des Kleineren gleiten leicht kratzend unter das Shirt des Blonden. Dessen Haut pulsiert leicht unter den sanften Berührungen. „Farin?“ Eine ihm sehr vertraute Stimme dringt schallend an Belas Ohr. Er hält in dieser alles umschlingenden Position inne. Langsam öffnet er die Augen und sieht Farin mit einem leicht verschwommenen Blick an. Als er dessen geweitete Augen sieht, löst er sich von den schmalen Lippen und wirft ihm einen fragenden Blick zu. Farin presst seine vom Küssen leicht pulsierenden Lippen aufeinander und schließt langsam die Augen. Sein Kopf senkt sich gen Boden. Er dreht sich vorsichtig auf dem Absatz um. Bela wirft einen Blick an Farin vorbei. Sein Herz macht einen ungewollt schmerzhaften Sprung. „Nein...“ gleitet es leicht kratzend über Belas Lippen. Vor ihnen steht ein verdutzt drein blickender Rod. Seine nackten Waden zittern leicht. Mit einer Hand zupft er an dem rauen Stoff seiner Shorts. Auch sein Oberkörper ist freizügig. Farin öffnet langsam die Augen und sieht Rod entschuldigend an. „Warum?“ fragt Rod leise. Seine Stimme zittert. Bela hat die Stirn in Falten gelegt. Krampfhaft kämpft er mit den Tränen. Farin zuckt leicht zusammen als er hinter sich ein Knallen der Tür vernimmt. Der Blonde schüttelt leicht den Kopf. „Ich...“ „War ich nur ein Mittel, dass du deine Gefühle verdrängen kannst?“ In Rods Stimme liegt keinerlei Schmerz, sondern eine besondere Art von Hass dringt in Farins Kopf. „Es tut mir Leid...“ „Nein tut es dir nicht! Sonst hättest du mich nicht ausgenutzt...“ Farin sieht mit bebendem Blick zu Rod auf. Er sieht wie der Kleinere zittert. Mit ein paar Schritten steht er vor dem Dunkelhaarigen. Rod weicht direkt zurück und stolpert dabei über die Teppichkante. Mit einem dumpfen Geräusch taumelt Rod gegen die Wand. „Du liebst ihn mehr als mich... oder du liebst ihn... im Gegensatz... mich liebst du nicht. Denn ich bin nur dein wertloses Spielzeug“ Farin schüttelt den Kopf. „Und Bela liebt auch dich...“ Rod geht quer durch den Flur. Er öffnet die Tür und packt Bela am Handgelenk. Dieser sieht Rod erschrocken an. Der Ältere hat sich, nachdem er die Wohnung verlassen hatte, nicht mehr rühren können. Der Blonde sieht zu Bela. Einige Minuten herrscht eine atemlose Stille, in der Rod Belas Handgelenk immer fester packt, Farin immer stärker mit seinen Gefühlen ringt und Bela einen stechenden Schmerz in der Brust wahrnimmt. „Ich lasse euch allein...“ Der Jüngere marschiert ins Schlafzimmer, kramt nach seinen Sachen, zieht sich an, schnappt sich die Jacke aus der Garderobe und verschwindet dann nach draußen. Seine Schritte führen ihn unwillkürlich hinaus in den Regen. Betrübt beobachtet er das Wasser, was sich unter seinen Schuhen verdrängt fühlt und leicht zu beiden Seiten wegspritzt. Was tun? Ihm ist wohl bewusst, dass er die Beiden gerade zusammengeführt hat und sie nichts mehr trennen wird, wenn sie sich so lieben. Im selben Moment schlingen sich die langen Arme des Blonden um den Kleineren. Ihre Lippen drücken sich fest aufeinander. Bela schiebt Farin weiter ins Schlafzimmer. Das Bett meldet sich mit einem gefährlichen Knarren, als sich die Zwei auf es fallen lassen. Die langen schmalen Finger suchen wieder den Weg unter Belas Shirt. Ihre Körper drücken sich bebend aneinander. Und wieder spritzt das Regenwasser unter Rods Schuh beiseite. Er spürt die Nässe nun schon auf der Haut und die Kälte erreicht ihn tief im Innern. Sein Blick fällt auf eine kleine Gasse. Sollte er? Seine Finger umspielen vorsichtig das Taschenmesser in seiner Jackentasche und mit klaren doch auch vorsichtigen Schritten betritt er die Gasse. Sein Blick schweift nervös durch die regenverschleierte Dunkelheit. Seine Jacke schürft leicht an den Ziegelsteinen, als er sich gegen die Hauswand sinken lässt. Eine betrübte Ruhe stellt sich über die Gasse ein. Er hört Nichts. Kein Regen, kein Auto, kein Geräusch, was ihn stören könnte. Er zieht mit zittrigen Händen das Taschenmesser langsam aus der Tasche. Was nützt es noch? Der, den er liebt, hat ihn benutzt und nun stellt es sich heraus, dass er auf seinen besten Kumpel steht. Sonst hat es ihn angewidert, wenn er von Selbstmord wegen Liebeskummer hörte, doch diesmal scheint es ihm klar. Seine Gedanken drehen sich im Kreis. Bevor er irgendeinen Zweifel darin sehen kann, in dem was er gerade tut, spürt er das warme Blut über sein Handgelenk strömen. Der Schmerz der Klinge erreicht ihn nicht mehr. Seine Sinne sind betäubt. Seine Umgebung wird schwarz und seine Knie sinken unter seinem Gewicht ein. Die Morgenröte strahlt am nächsten Tag in das Schlafzimmer des Blonden. Bela öffnet langsam seine Augen und sieht direkt in die grün-braunen des Größeren. Ein Lächeln umspielt seine Lippen. „Morgen...“ murmelt er leise. Doch Farin setzt einen leicht betrübten Blick auf. „Was ist?“ „Ich mache mir Sorgen...“ „Um Rod?“ Farin nickt leicht. „Ach was... dem geht’s sicher wieder besser. Du weißt doch, dass er das immer schnell verkraftet“ „Das ist gerade das Problem... er sieht zwar immer so stark aus, doch... er ist sensibel...“ Bela dreht sich langsam um und schaltet das Radio ein. „Ach komm... Rod geht’s sicher gut...“ er dreht sich wieder zu Farin. „Der sitzt sicher bei sich zu Hause und frühstückt gerade“ ‚Uns erreicht eine furchtbare Nachricht’ schallt es leise aus dem Radio. „Ihm ist sicher nichts passiert...“ Farin nickt. „Vermutlich hast du Recht“ ‚Wir müssen nun allen Ärzte-Fans eine betrübliche Nachricht hinterlassen. Heute Morgen wurde in einer Hamburger Gasse die Leiche des jungen Bassisten Rodrigo Gonzales gefunden.’ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)