Das königliche Auge von ChasingCars ================================================================================ Das verschlüsselte Geheimnis ---------------------------- Kaito wurde nach seinem Sturz mit einem Tuch aufgefangen und sofort wurden ihm Handschellen angelegt. Seine Gedanken überschlugen sich. Was sollte er jetzt tun? Er war wie benebelt. Von Komissar Nakamori wurde er durch eine Art Weg, den die Menschenmasse frei gelassen hatte, um auch alles zu sehen, abgeführt. Manche johlten, manche starrten ihm hinterher und manche stimmten einen Siegesgesang für Shinichi Kudo an. Kaito überlegte rasend schnell, wie er sich wieder befreien könnte, doch es fiel ihm in dieser Situation nichts ein. Fünf Polizisten gingen vor ihm, jeweils drei neben ihm und Komissar Nakamori und Takagi hinter ihm. Er wagte noch einmal einen Blick zurück zum London-Eye, dem königlichen Auge, und sah die Krone der Besitzerin immer noch hoch oben glänzen. Dabei waren so viele Diamanten und Perlen an ihr gewesen... Jetzt, wenn er verhaftet werden würde, konnte er die Mörder nie fassen. Doch würde er überhaupt verhaftet werden? Er war ja immer noch minderjährig. Bestimmt würden sie ihn laufen lassen. Aber was nützte ihm das? Dann war er als Meisterdieb Nr. 1412 aufgeflogen und hatte seine Chance verpasst. Und was würde dann Aoko von ihm denken? Hakuba würde einen Freudentanz auf's Parkett legen und ihn aus dem Land verscheuchen... Ja, bestimmt könnte er dann nicht mehr in Tokyo leben. Vielleicht nicht mal mehr in Japan. Kaito malte sich alles haarklein aus. Er müsste mit seiner Mutter nach Europa ziehen und in Deutschland leben. Bestimmt wartete auch schon eine saftige Geldstrafe auf ihn oder so. Doch... würde seine Bestrafung so groß sein? Immerhin hatte er die Sachen zurück gebracht, die er gestohlen hatte. Solche Gedanken kreisten in Kaitos Kopf. Dann wurde er in ein Polizeiauto bugsiert. Die Türen wurden zugeschlagen und die Komissare Nakaori und Takagi setzten sich neben ihn. Der Fahrer startete den Wagen. Doch da klopfte jemand an der Scheibe des Wagens. Kaito schaute nicht hoch, wollte vermeiden, dass jemand sein Gesicht sah. Der Motor wurde wieder ausgeschaltet. Komissar Nakamori kurbelte das Fenster runter. "Du?" "Ja, ich und ich möchte sofort mit Kid sprechen", sagte eine Stimme. Nun hob Kaito doch den Kopf. Shinichi Kudo! Bestimmt wollte dieser seinen Erfolg perfekt machen. "Das tust du nicht", erklärte Nakamori ärgerlich. "Als der, der Kid gefasst hat, habe ich ja wohl das Recht darauf." Da mischte sich Takagi ein. "Er hat wirklich ein Recht darauf, Nakamori!" "Kann ich also?", fragte Shinichi. "Aber klar doch", grinste Takagi ihn an. "Komm mit, dann kannst du auf der Wache mit ihm reden!" Shinichi setzte sich auf den Beifahrersitz. Nun wurde der Motor gestartet und das Auto entfernte sich vom Festplatz. Im Restaurant des Baker Hotels, morgen Abend... Ran war wirklich gespannt, was Shinichi ihr sagen wollte. Beim letzten Mal hatte das Treffen schließlich in einem Mordfall geendet. Kazuha klopfte Ran auf die Schulter und grinste. "Tja, wenn du mich nicht hättest, dann wärst du nicht von deinem Shinichi eingeladen worden." Ran wurde rot. "Mein Shinichi? Na, ich weiß nicht..." "Wenn er dich nicht mögen würde, hätte er dich wohl kaum eingeladen", äußerte Kazuha sich immer noch grinsend. Sie war stolz auf sich, denn die Verkupplerin spielte sie fast so gerne wie Sonoko. "Und nun wird die Welt endlich herausfinden, wer hinter der Maske von Kaito Kid steckt", sagte Ran. "Sonoko wird Freudensprünge machen, schließlich wollte sie schon immer wissen, wie er aussieht." "Und du?", fragte Kazuha. "Bist du nicht neugierig?" "Nee", antwortete Ran. "Das interessiert mich nicht so besonders, aber ich werde wohl nicht daran vorbeikommen, zu wissen, wie er aussieht..." "Wieso?", fragte Kazuha. "Na, weil die Medien sich überschlagen werden", lachte Ran. "Das ist doch der Knüller für die!" Kazuha nickte. Dann starrten die beiden Mädchen instinktiv das London-Eye an. Wie es funkelte! Es war wirklich ein königliches Auge. So, als ob es erleichtert wäre, dass die Krone in Sicherheit war, und es sich nun von seiner besten Seite zeigen wollte. Da bemerkten die beiden zwei Mädchen, die von den Polizisten umringt wurden, die nicht anderweitig beschäftigt waren. Auch Journalisten und Kameraleute stürmten nun zu den Mädchen, sodass man sie nur noch verdeckt sehen konnte. Kazuha rief sofort: "Guck mal, Ran! Das eine Mädchen sieht ja fast aus wie du!" Nun sah auch Ran das Mädchen genauer an. Kazuha hatte Recht. Aber dieses Mädchen hatte sie doch schon einmal gesehen... Ja, jetzt fiel es ihr wieder ein! Es war in Shibuya. Dieses Mädchen war an der Seite von diesem Jungen gegangen, der Shinichi zum Verwechseln ähnlich sah. Ran und Kazuha näherten sich der Runde. "Entschuldigen Sie, aber was ist denn hier los?", fragte Ran einen Polizisten, der ein bisschen außerhalb stand. Dieser entgegnete: "Diese Mädchen gehören zu Herrn Kudo und haben bei Kids Festnahme geholfen. Sie haben das Riesenrad zum Drehen gebracht." Ran starrte den Polizisten fassungslos an. "Was? Sie gehören zu Shinichi? Kann das sein?" Sie zog Kazuha mit sich, näher zu den Mädchen, die gerade interviewt wurden. Als das Interview zu Ende war, zwängten sie sich neben die Mädchen. "Ihr gehört also zu Shinichi?", herrschte Ran ihre Doppelgängerin und das andere Mädchen an, das sie seltsamerweise an Shinichi erinnerte. (Das lag wohl an der Kleidung.) Die beiden Mädchen schauten sie perplex an. Rans Doppelgängerin starrte erst Ran eine Weile an, dann stammelte sie: "Das... das... das... das hat sich Mi-Miyako..." Da ergriff das nebenstehende Mädchen das Wort. "Ja, das tun wir, was dagegen?" Ran stemmte ihre Fäuste in die Hüfte und schrie das Mädchen, das wohl Miyako hieß, an: "Ja, da hab ich was dagegen!" Kann das sein?, dachte Ran. Wer ist das? Sollten die wohl wirklich Shinichi geholfen haben? "Wieso das denn?", erwiderte Miyako frech. "Ist Shinichi etwa dein Freund?" "So was Ähnliches", antwortete Ran patzig. "Echt?", rief Miyako und ihr Gesicht nahm einen freundlicheren Ausdrcuk an. "Dann musst du ihn mir vorstellen!" Ran schaute Miyako erstaunt an. "Du kennst ihn nicht...?" "Nee, wir gehören auch nicht zu ihm", gab Miyako zu. "Ich bin nur sein größter Fan und habe ihm aus Eigeninitiative geholfen. Ach ja, ich bin Miyako Kozuke und das ist Aoko Magakori!" "Nakamori", sagte Aoko säuerlich. "Sag ich doch!", verteidigte Miyako sich. "Und du kannst ihn mir echt vorstellen?" Ran überlegte. "Wenn du ihm geholfen hast, wird er dich sicher gerne kennen lernen wollen... Ja, okay!" "O toll!", jubelte Miyako und machte vor Freude einen Luftsprung. "Nur Schade, dass du seine Freundin bist..." "Ich bin nicht seine Freundin", rief Ran peinlich berührt. "Dann ist ja gut", grinste Miyako, wofür Ran sieh mit einem bösen Blick bedachte. "Wann stellst du mich ihm vor?" "Na, vielleicht morgen Mittag", schlug Ran vor. Miyako nickte überglücklich. Shinichi war inzwischen am Polizeirevier angekommen und wartete, bis Kid ins Verhörzimmer gebracht wurde. Er hatte nämlich darauf bestanden, dass er zuerst mit ihm sprechen durfte und keiner ihn vorher demaskierte. Dann war es so weit und Shinichi durfte in das Verhörzimmer. Kid saß an einem kleinen Tisch, hinter ihm drei Polizisten. Er war darauf bedacht, auf keinen Fall den Kopf zu heben. Shinichi setzte sich ihm gegenüber. "Es ist schwer, zu verlieren, nicht wahr?" Kid zeigte keine Reaktion. Shinichi befahl den Polizisten mit einem Wink, den Raum zu verlassen. Als die Tür hinter ihnen zu geschlagen war, herrschte Ruhe. Kids Umhang raschelte leicht. "Deine Strafe wird nicht groß sein", sagte Shinichi langsam. "Sie wird angemessen sein." Er schaute Kid an, erkannte allerdings nur das Monokel, das das Licht der Glühbirne über ihren Köpfen reflektierte. "Du bist ja schließlich noch minderjährig, oder liege ich da falsch?" Wieder keine Reaktion. "Eine Geldstrafe. Vielleicht nicht einmal das. Schließlich hast du nichts behalten..." "Sonst noch Fragen?", murrte Kid plötzlich, hob jedoch nicht den Kopf. "Ja, allerdings", entgegnete Shinichi. "Warum?" "Wie, warum?", fragte Kid zurück. "Du hast die größten Kunstschätze der Welt geklaut, sie aber wieder zurück gebracht. Du warst schon vor vielen Jahren aktiv, obwohl du erst jünger als 20 bist und das unmöglich ist. Warum das alles? Ich will deine Gründe erfahren!", sagte Shinichi. "Pah, meine Gründe", murmelte Kid verbittert. "Das ist doch jetzt völlig egal. Jetzt ist doch sowieso alles vorbei. Ich kann meine Gründe in den Boden stampfen." "Dann kannst du deine Gründe ja ruhig preisgeben", erwiderte Shinichi hart. "Dir werde ich sie nie sagen. Du bist ein Detektiv, mein Feind, der mich und meine Gründe hinter Gitter geschlossen hat!" Shinichi wurde still. Da war etwas Wahres dran, doch wollte er nicht Kid hinter Gitter bringen? Natürlich wollte er. Doch plötzlich war da ein Gefühl. Es war Mitleid! Shinichi wusste nicht mehr, was er sagen sollte. Ohne ein weiteres Wort stand er auf und wollte gerade den Raum verlassen, als Kid etwas sagte, das Shinichi noch sehr beschäftigen sollte. "Wenn ein Fuchs, der ein Junges zu Haus hat, von einem schwarzen Panther zu Tode gebissen wird, muss das Junge die Beute fangen, die der Fuchs auf seinem tödlichen Wege entkommen lassen hat. Das Junge jagt die Beute zur Vollendung und zur Tat der Aufmerksamkeit. Der schwarze Panther sucht die Beute des Fuchses nach neun Jahren immer noch, genau wie das Junge. Wenn der Panther die Beute sieht, wird er auch das Junge sehen und das Junge wird seine inzwischen verjährte Tat im Namen des Fuchses rächen..." Shinichi hörte gut zu und verließ dann lächelnd den Raum. Er hatte verstanden, was Kid ihm da auf geheinisvollste Weise zu vermitteln versucht hatte. Nun weiß er es, dachte Kaito. Wenn er verstanden hat, dann kennt er nun mein Geheimnis. Und er hat mit Sicherheit verstanden. Auf die Schnelle fiel mir jetzt kein besseres Rätsel ein. Als die Tür hinter Shinichi zugeschlagen war, eilten drei Polizisten ins Zimmer und legten Kaito wieder Handschellen an. Sie führten ihn in eine Zelle für die Untersuchungshaft und schlossen das Gitter. Wow, die lassen sich noch Zeit, mich zu demaskieren!, dachte Kaito sarkastisch und nahm seinen Zylinder kurz vom Kopf, um sich zu kratzen. Als er Schritte auf dem Gang hörte, setzte er ihn schnell wieder auf. Inspektor Megure erschien vor der Zelle. Kaito warf ihm nur einen kurzen Blick zu. "Na, da haben wir es ja wirklich geschafft!", triumphierte Megure. "Könntest du bitte mal deinen Zylinder und dein Monokel abnehmen?" Kaito glaubte, sich verhört zu haben. "Das nennen Sie "demaskieren"?" "Ja, meinst du, wir reißen dir die Sachen vom Gesicht?", erwiderte Megure lachend. Kaito erwiderte nichts und tat auch nichts. "Hörst du schlecht, oder würdest du jetzt meiner Bitte nachkommen?", rief Megure. Kaito lachte leise. "Glauben Sie, ich würde mich selbst demaskieren? Widerstand gehört wohl dazu." "Was... was hast du vor?", stammelte Megure. "Ich werde hier verduften", lachte Kaito und warf plötzlich eine Blendgranate. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)