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And death shall divide us again

Asuka x Shinji... ?
von

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Veränderungen

Neo Tokyo-3 wurde in ein blutrotes Licht der Dämmerung gehüllt, als Shinji und Asuka müden Schrittes auf dem Heimweg waren. Komischerweise blieben diesmal die von Asuka provozierten Streitereien aus, was Shinji zwar nicht sonderlich störte, doch merkwürdig vorkam. Er konnte den Mut sie anzusprechen nicht zusammenkratzen, also riskierte er es, sie ganz langsam und vorsichtig anzusehen. Dieser Blick war ungefährlicher als er erwartet hatte, ja, sie bemerkte ihn nicht mehr. Anscheinend war sie viel zu beschäftigt damit, den Boden unter ihren Füßen genau zu inspizieren, denn sie starrte pausenlos während des Gehens darauf. Doch dann passierte etwas, dass Shinjis Ableben eingeleitet hätte, wäre es die gleiche Asuka wie immer gewesen:

Mit einem Augenaufschlag wie ein Donnergrollen das Shinjis Tod ankündigen hätte sollen rückte ihre Linse in den Winkel des Auges, sodass sie ihn aus dem Augenwinkel sehen konnte. Shinji, voller Todesangst, starrte abrupt auf den Boden, den er anscheinend auf einmal sehr interessant fand, doch der Faustschlaghagel Asukas, den er erwartete, ja vielleicht regelrecht vermisste, blieb aus. Er wurde nicht mal angeschrieen, was ihm denn einfiele, sie anzusehen. Und als er ein erneutes Zu-ihr-Linsen wagte, stellte er, mehr oder weniger, enttäuscht fest, dass sie schon wieder nur Augenmerk für die Erde hatte. Wenn Shinji es recht bedachte, war diese ruhige Asuka, die man ohne Furcht ansehen konnte, schlimmer und Furcht einflößender als jegliche Prügel, die sie ihm androhen (und an ihm einsetzen) konnte. Er startete einen ängstlichen versuch sie anzusprechen: "Ähm... A-Asuka...?" Sie hob ihren kopf, den sie bis eben zur erde geneigt hatte und sah ihn kurz an. Das war anscheinend das Zeichen, dass es ihm erlaubt war zu sprechen. Als sie dann auch noch ein leises "was?" herausbrachte, schien es ihm sicher genug mit dem Reden zu beginnen: "...a-also... du... du siehst irgendwie so... abwesend aus..." Es dauerte kurz, bis er seine leise, aber hörbare Antwort bekam: "Ach... tu ich das...?" Er bemerkte wie sie ihn weiterhin aus den Augenwinkeln ansah und nickte leicht. Doch kaum hätte er dieses Gefühl von ihr beachtet zu werden genießen können, widmete sie sich wieder dem Boden zu. Shinji wurde klar, das er es wohl nie schaffen würde, herauszufinden, was mit ihr los war, also gab er es ganz einfach auf. Sparte sowieso mehr Zeit und Nerven. Wieder eine Veränderung der Welt. Eine andere Asuka. Wieder etwas, an das er sich neu gewöhnen musste. Shinji hasste Veränderungen, aber das war der Welt anscheinend ja egal. Es kümmerte sich ja eh keiner um ihn. Keiner rettete ihn davor, in den See des Selbstmitleids, den er Tag für Tag vertiefte, zu versinken. Keiner bewahrte ihn davor, keiner würde es je tun.... Niemand. Niemand...niemand... niemand... Erst das Geräusch der Tür, die Asuka öffnete, ließ Shinji aus seiner Trance erwachen. Ihm war als klemme eine Wiederholungstaste in seinem Kopf und ließe ihm immer wieder klar werden, dass ihm niemand helfen würde. Dass sich niemand um ihn kümmern würde. Grade wollte er wieder in die Tiefen seiner Gedanken eintauchen, als Asuka ihm die Tür aufhielt und zögerlich fragte: "Kommst du?" Okay, nun war er sich endgültig sicher. Das dort war nicht Asuka! Eine Puppe, ein Klon, eine Doppelgängerin, vielleicht irgendetwas in der Art, aber nicht Asuka! Ihm wirbelten tausend Gedanken durch den Kopf, als er durch die Tür trat, und verstrickten sich zu einem undurchdringbaren Netz, das sich über seine Sinne legte und sie vernebelte. Er setzte sich neben Asuka an den Tisch, auf Misato und das Abendessen wartend. Dies war ein sehr, sehr verrückter Tag: Shinji hatte keine Angst Asuka anzusehen. Er wagte einen kurzen Seitenblick auf das Second Child, als er sich wieder seinen Gedanken hingab. Wieder hatte sie nur in die leere gestarrt. Das leise, melancholische Prasseln der Regentropfen, die einen kurzen Halt an der Fensterscheibe machten, untermalte die schweigende Stimmung mit klaren, weichen Tönen. Diese triste Stimmung wurde jedoch sichtlich aufgehellt, als Misato, mit einem Lächeln und einem Dosenbier im Kampf gegen die Langeweile und Betrübtheit bewaffnet, aus dem Bad in die Küche kam. Doch da kam Asukas Einsatz, bei dem sie bewies, dass sie immer noch die Alte war, wenn es um ein ganz bestimmtes Thema ging. Sie hörte auf, den Tisch mit ihren Blicken zu belästigen und sah anstatt dessen zu Misato auf und sagte herabwürdigend: "Triffst du dich heute Abend wieder mit Kaji?" Misato, die nicht auf diesen Anschlag Asukas vorbereitet war, stammelte etwas von: "W....wie kommst du... denn darauf? Kaji ist ein Idiot, warum sollte ich mich mit ihm treffen?" Asuka stemmte ihre Hände auf den Tisch und erwiderte dieser Diskussion müde: "Also tust du's..." Dann drückte sie sich hoch und "verabschiedete" sich mit einem lustlosen "Ich geh baden." Es war also wirklich die gleiche Asuka wie immer. Shinji seufzte. Misato öffnete ihre Bierdose, begann aber nicht wie üblich mit einem großen Schluck ihres heiß geliebten Gebräus, sondern blickte zu Shinji und sprach zu ihm, als wäre es eine Warnung, die da über ihre Lippen in sein Ohr glitt: "Ich werd mich heute Abend mit Kaji treffen - keine Ahnung woher sie das wusste - erwarte mich nicht so früh zurück...Am Besten sagst du Asuka ich hätte noch was bei NERV zu tun, sie hat es glaube ich nicht so gern, wenn ich mich mit Kaji treffe..." Er schaute und hörte ihr aufmerksam zu, dann setzte sich Misato ihm gegenüber und sagte mit schwerer Stimme: "Ich weiß...Sie ist nicht ganz einfach...Aber versuch mit ihr auszukommen...Sie hatte eine schwere Kindheit..." Shinji sah ihr tief in die Augen und eine Stille legte sich wie ein Nebelschleier um die beiden, der jedoch so schnell wie er gekommen war von Pen - Pens Geschrei zerrissen wurde. "Ich versuch's ja...", seufzte Shinji. Misato lächelte, stand auf und gönnte sich erstmal einen herzhaften Schluck des Dosenbiers. "Ich geh nun... mach dir einen schönen Abend.... Und pass auf, dass du Asuka nicht auf dem falschen Fuß erwischt! Sie hat heute wieder eine ganz besondere Laune, wie es mir scheint..." Sie zog ihre Jacke an, betrachtete sich noch einmal im Spiegel und ging dann durch die Tür, die sie mit einem hoffnungserfüllten Lächeln, das ihr Gesicht zierte, schloss. Das waren ja beste Aussichten auf den verbleibenden Tag, der kümmerlich wie eine Blume dahin welkte: Asuka besetzte mit ihrer merkwürdigen Wechsellaune das Badezimmer und Misato machte sich einen netten Abend mit dem werten Herrn Kaji. Doch grade als er die Tiefen seiner Gedanken nach einer Möglichkeit, wie alles noch schlimmer werden könnte, durchwalzte, kam Asuka, nur mit einem Handtuch bedeckt, in die Küche, mit einem eiskalten Blick, der jegliche Wassertropfen auf ihrer Haut gefrieren ließ, ausgerüstet. Wie ein eisiges Schwert durchbohrte dieser Blick Shinjis Brust und durchstieß sein Herz, das einen Schlag lang aussetzte. DAS war dann wohl eine der Möglichkeiten, wie alles noch schlimmer werden konnte. "Sie ist weg?", fragte Asuka scharf, sodass es mehr wie eine Drohung als eine normale Frage klang. Shinji antwortete zögernd und etwas eingeschüchtert: "M-Misato? J-ja, die ist... eben gegangen..." Asuka hob verächtlich eine Augenbraue hoch und starrte auf einen Punkt irgendwo über Shinjis Kopf, auf jeden Fall war es nicht Shinji, der ihren Blicken, aus denen der Hass funkensprühend spritzte, ausweichen musste. Shinji hatte wirklich Angst, dass bei diesem Blick die Wand hinter ihm gleich zerbrechen würde. Es war erstaunlich wie schnell in diesen eiskalten Blick ein Feuer des Hasses und der Verachtung gesprungen war. "...dann hat sie ja viel Zeit für Kaji." "Es ist nicht so wie du denkst!", warf Shinji schnell ein, bevor Asuka sich in die Sache reinsteigern konnte. Dann wurde ihm nur allzu schnell bewusst, dass er doch besser nichts gesagt hätte. Es war, als hätte man Öl ins Feuer gegossen, ihre Augen blitzten hell und hasserfüllt auf. Ihr Blick war direkt auf Shinji gerichtet, der sich verzweifelt wünschte, ganz schnell verschwinden zu können - egal wohin, einfach weit weg von Asuka und diesem nach Mord lechzenden Blick.

Verzweiflung

"Ach, wie ist es denn dann?!", fragte sie mit ruhiger, aber dennoch Furcht einflößender Stimme. Shinji hingegen hatte größte Mühe seine Stimme ruhig zu halten und nicht gleich loszuzittern: "S-sie... Sie ist zum Hauptquartier gegangen..." "Lügner!", zischte Asuka.

"W-was?", rief er mit gespielter Verwunderung und versuchte diesem einen kleinen Funken Empörung beizumischen. "Du lügst für Misato...", sagte sie leise mit einem Unterton der Enttäuschung ähnelte.

"N-nein!", widersprach er.

"DOCH! Ich weiß, dass sie sich mit Kaji trifft!" Asuka ballte die Fäuste fest zusammen und ihre Nägel gruben sich in ihre Handinnenflächen.

"Für sie ist er nur ein Idiot...", sagte Shinji leise, mit der schwindenden Hoffnung sie zu beruhigen.

"Halt die Klappe!" Tiefer.

"...mit dem sie nie ausgehen würde..."

"Halt deine verdammte Klappe!" Tiefer...

"Sie hasst ihn..."

"HALT DIE KLAPPE!" Immer tiefer bohrten sich die Nägel in die Haut.

"Niemals würde sie...", sprach Shinji ruhig und leise weiter und spürte bei jedem Wort, dass über seine Lippen glitt, wie er Asuka und sich selbst belog. Es war ein unangenehmes Gefühl, wie ein Feuer das Knochen und Geist verbrannte. Asukas Schreie, die einem Flehen glichen, hallten in seinen Ohren. Irgendwie tat sie ihm Leid.

"DU SOLLST DEINE VERDAMMTE KLAPPE HALTEN!", schrie sie verzweifelt und sank mit einem leisen, dumpfen Geräusch auf die Knie. Es war, als wäre Shinji in einer Art Trance gewesen, die ihn nicht aufhören ließ weiterzureden, und aus der er jetzt erwachte. Erst jetzt bemerkte er wirklich, was passiert war. Asuka presste die Hände an die Ohren und schüttelte heftig den Kopf. Ihre Augen waren ausdruckslos und auch ihre Schreie verstummt, doch die Verzweiflung war ihr trotzdem ins Gesicht geschrieben. Nie hätte Shinji erwartet, Asuka mal so zu sehen. Ihr Kopfschütteln begann zu erlahmen, bis sie den Kopf schließlich gesenkt und still hielt. Ihre Hände jedoch rührten sich nicht von der Stelle. Da wurde ihm erst bewusst, wie zerbrechlich sie doch war. Wie verletzlich. Wie verletzt ihre Seele war. Langsam führte er seine Hand zu ihrer Schulter, doch noch bevor er sie anfassen konnte, schrie sie mit zugepressten Augen: "Geh weg!" Er war etwas überrascht und sagte leise: "A... Asuka..." Beim Klang ihres Namens starrte sie ihn mit leeren Augen an und legte die Hände in den Schoß. "Was... was willst du überhaupt? Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?!" "A - aber... aber Asuka!" er wusste weder was er antworten sollte, noch was er überhaupt tun sollte. Er hasste diese ratlose Stille, die sich wie ein erdrückender Nebelschleier um sie legte. Doch nach nur wenigen Augenblicken wurde sie entzweigerissen. Asuka rappelte sich auf, ballte die Fäuste zusammen und zitterte kaum merklich am ganzen Körper. "Sh-Shinji...", sagte sie mit leiser Stimme. Es war wie ein Rascheln der Blätter, das sich jedoch blitzschnell in einen grollenden Donnerschlag verwandelte: "Ich hasse dich!" Dann rannte sie in ihr Zimmer, so schnell, dass Shinji es erst spät richtig bemerkte und sie nicht zurückhalten konnte. Er verstand nichts mehr. Erst war sie die gewohnte Furie und nun ein kleines, verzweifeltes Mädchen. Langsam ging er zu ihrer Tür und legte die Hand daran, um einzutreten, doch dann besann er sich anders. Sie hatte ihm noch nie erlaubt, ihr Zimmer zu betreten, dann sollte er es besonders jetzt nicht tun. Außerdem wusste er eh nicht, was er sagen sollte. Er würde morgen in aller Ruhe mit ihr darüber reden... falls sie es wollte... Langsam zog er die hand zurück und trat mit schweren Schritten und schwerem Herzen zurück und in sein eigenes Zimmer. Aus dem Fenster heraus konnte man den Mond sehen, der fröhlich die Nacht beschien. Wie ein Wegweiser in die bessere Zukunft. Shinji widmete ihm nur einen kurzen Blick. Irgendwie mochte er den Anblick dieses heiteren Mondes nicht. Dafür war er nicht in Stimmung. Er warf sich aufs Bett, schaltete den MP3-Player an und hörte Musik bis er nachdenklich einschlief.
 

Asuka hatte sich sofort nach Betreten ihres Zimmers aufs Bett geschmissen und ihr Gesicht im Kissen vergraben. Über ihre zarten Wangen rannen zierliche Tränen, die im Mondlicht glitzerten. "Shinji... dieser Idiot... jetzt.... vergieße ich sogar schon Tränen wegen ihm... was ist nur los mit mir..." Sie hatte ihre Nägel ins Kissen gegraben und führte die linke Hand nun sanft über ihre Wange zur Quelle der stetig fließenden Tränen. Plötzlich hörte sie die Stimme von Rei in ihrem Kopf, und es ließ sie selbst etwas erschrecken: "Hast du denn kein Selbstbewusstsein?" Es war nur leise, doch es fuhr Asuka durch jeden Knochen. "Sei still!! So was muss ich mir von einer Puppe nicht sagen lassen!", schrie sie die Stimme, die sie so verabscheute, die nur in ihrem Kopf sprach, an. Wieder presste sie die Hände gegen die Ohren. "Wenigstens bin ich zu etwas nützlich", war die leise Antwort. Reis Stimme war ruhig, doch für Asuka war diese Stimme die reinste Qual. Es war als würde jeder Knochen einzeln auflodern und dann zerbersten. Ihre Seele splitterte wie Glas. "NEIN!! Sei still... ich bin besser als du... ich bin die Beste... ich muss die Beste sein..." "Du bist schwach... und lehnst jegliche Hilfe ab... du bist gemein zu allen, um nicht selbst verletzt zu werden...dabei merkst du nicht wie einsam du bist... du belügst dich selber... du hasst dich selbst... du bist völlig allein...", sprach Reis Stimme weiter. Ruhig und leise. Eine Stimme frei von Emotionen. Asuka presste die Hände fester auf die Ohren, um die Stimme zu verdrängen. Sie kniff die Augen zusammen und wie in Trane wiederholte sie immer wieder die Worte: "Nein, das ist nicht wahr. Nein, das ist nicht wahr. Nein, das ist nicht wahr. NEIN, DAS IST NICHT WAHR!!" Sie war verzweifelt, in immer kleinere Splitter brach ihre Seele, die sich zu einem glitzernden Scherbenhaufen sammelten. Die Stimme Reis war den selbstquälerischen Schreien der ständig wiederholten Worte gewichen. Asukas nahm die Hände von den Ohren, die ganz rot und heiß geworden waren, und vergrub stattdessen das Gesicht mit den roten Augen darin. Sie krallte sich mit den Fingern in ihrem Pony fest. Und in ihrer Hoffnungslosigkeit und den Selbstzweifeln rief sie auf einmal laut Shinjis Namen. Sie wusste nicht warum, sie hatte keine Ahnung warum sie dies getan hatte. Sie wollte seine Nähe spüren, nur damit sie wusste, dass jemand bei ihr war, und gleichzeitig wollte sie nicht, dass er sie so verheult und am Boden zerstört sah.
 

Shinji schreckte aus seinem ohnehin leichten schlaf auf und ihm war, als hätte jemand seinen Namen gerufen. Sein MP3-Player hatte inzwischen das Ende der Liederkette erreicht. Shinji, der kerzengrade im Bett saß, warf einen verschlafenen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach ein Uhr, und der rabenschwarze Himmel bestätigte dies. Shinji stand auf, rieb sich die Augen und wollte sich erstmal auf die Suche nach der Person machen, die ihn gerufen hatte. Mit leisen Schritten rat er in die dunkle Küche. Doch erblickte er nichts, als das Blinken des Anrufbeantworters. Zögernd drückte er auf den Knopf, sodass die Nachricht abgespielt wurde. "Shinji-kun? Es wird wahrscheinlich spät, wartet also nicht auf mich! Vielleicht komme ich auch morgen erst wieder..." Misato also... Vielleicht war sie ja inzwischen wieder da. Leise machte er die Tür zu ihrem Zimmer auf... Leer. Nur ein unermessliches Chaos war zu sehen. Misato war also noch weg...

Sollte Asuka ihn gerufen haben? Nein, das wäre doch albern. Seit wann, würde Asuka ihn rufen? Höchstens um an ihm rumzunörgeln... doch nah dem von vorhin, würde sie ihn wohl am liebsten nie wieder sehen... Tausend Gedanken wirbelten in seinem kopf herum und verstrickten sich zu einem undurchschaubaren Netz. Er war hin und her gerissen. Sollte er zu ihr gehen, oder einfach wieder ins Bett? Was würde ihm ein Besuch in ihrem Zimmer bringen? Vielleicht den Tod, aber mehr nicht, und auf den konnte er wirklich verzichten. Aber was war, wenn sie wirklich nach ihm gerufen hatte, weil sie ihn brauchte? Weil sie seine Nähe brauchte? Weil sie nicht allein sein wollte? Shinji wusste, wie albern dieser Gedanke war, doch trotzdem fasste er den wahnsinnigen Entschluss, zu ihr zu gehen. Als er schließlich vor ihrer Tür stand, kratzte er jedes bisschen Mut aus allen Ecken seines Körpers zusammen und klopfte leise an ihre Tür. Als Asuka nichts antwortete, öffnete er die Tür vorsichtig und betrat ihr Zimmer. Soweit er sich erinnerte, war es das erste Mal, dass er in ihrem Zimmer war. Sein Herz trommelte und sein Puls bebte, das Blut rauschte in seinen Ohren und eine gewisse Angst durchfuhr seinen Körper. Alles war dunkel, und doch konnte er das zierliche Mädchen auf dem Bett erkennen. Er schaltete vorsichtig das Licht an - und in dem Moment als das Licht begann träge aufzuflackern, schoss ihm durch den Kopf, das dies vielleicht ein sehr großer Fehler war. Doch der erwartete Wutausbruch blieb aus. Asuka lag auf ihrem Bett, die Augen weit geöffnet und die Wand ihr gegenüber leer anstarrend. Sie öffnete ihren Mund leicht, als wollte sie etwas sagen, schloss den Mund dann aber wieder. Shinji sah sie verwundert an, sprach sich dann aber innerlich ut zu und sagte mit leiser und ruhiger Stimme, darauf bedacht Asuka keinen Grund zum sich Aufregen zu geben, zu ihr: "Asuka... ähm... entschuldige, dass ich dich störe... ähm... aber... hast du... nach mir gerufen?" Sie drehte ihren Kopf zu ihm und durchbohrte ihn mit diesem leeren Blick. Er hatte Mühe, diesem Blick standzuhalten, der ihn mehr quälte, als wenn sie ausgerastet wäre. Dann antwortete sie, mit unnatürlich hoher Stimme, die tonlos und frei von Gefühlen war, und in gewisser Weise der Stimme Reis ähnelte: "N...nein..." Dann drehte sie sich und wandte den Kopf zur Wand, die neben ihrem Bett war. "Gute Nacht", murmelte sie und schloss die Augen. Erneut rann ihr eine Träne über die Wange und sie stellte sich darauf ein, unter Tränen einzuschlafen und unter Tränen aufzuwachen. Doch etwas ließ sie leicht erschrecken: Sanft, nahezu zärtlich berührte jemand ihre Schulter. Shinji. Sie riss ihre bis eben geschlossenen Augen weit auf, wie zwei Türen, die den Schock und die Verwunderung hereinbaten. Sie zuckte leicht zusammen, kaum merklich und ungewollt. Shinji hatte es zwar all seine Überwindungskraft gekostet, doch hatte er Asuka zögernd an die Schulter gefasst und dort ruhte seine Hand immer noch. In seinen Fingerspitzen fühlte er ein warmes Kribbeln, ein wohliges Gefühl. Dieses Gefühl war lang, zu lang in seinem Körper begraben gewesen, und es kam ihm wie das erste Mal vor, dass er dieses Gefühl verspürte. Asuka kniff die Augen zusammen. Sie wollte ihn nicht ansehen. Sie wollte nicht, dass er sie so sah. Doch irgendwie gefiel ihr seine Nähe. Wie ein Blitzschlag, der weder von Donner noch von dem feinsten Grollen angekündigt worden war, schoss ihr ein Bild durch den Kopf. Shinji. Ein zweites. Wieder Shinji. Ein drittes. Ein viertes. Shinji. Shinji. Shinji. Shinji, Shinji, Shinji, immer wieder Shinji! Die Bilder, die blitzschnell nacheinander kamen, häuften sich zu einer Collage. Größer, größer, immer größer wurde der Stapel der Bilder, die alle Shinji zeigten. Mit aller Kraft versuchte ihren Kopf zu verschließen, um keine weiteren Bilder eindringen zu lassen. Doch weiterhin türmten sich die Bilder zu einer riesigen Collage auf. Dann stand Asuka in ihren eigenen Gedanken vor diesem Kunstwerk, vor dem sie nicht viel größer als eine Ameise wirkte, und starrte es an. Mit leerem Blick und kalten, ausdruckslosen Augen. Dann stieß sie einen markerschütternden Schrei aus: "NEIN!!" Die zusammengesetzten Bilder, die alle Shinji zeigten, fielen in sich zusammen. Wie papierdünnes Glas bekam es erst Risse, die sich durch das ganze Kunstwerk zogen, dann zerbrach es in abertausend Stücke, die sich vor Asuka aufhäuften. Shinji. Shinji... kein Shinji mehr zu sehen...

Doch in der Realität, in der der Regen hartherzig gegen die Scheiben trommelte, rann kein Laut über ihre Lippen. Shinji ließ seine Hand auf ihrer Schulter und hatte auch nicht die geringste Lust, sie von dort wieder wegzunehmen, und fragte leise: "I... ist mit dir alles... in Ordnung...?" Er musste zwar etwas auf die Antwort warten, doch es war ihm egal. Es war mitten in der Nacht, und er sollte eigentlich durch Traumwelten segeln, stattdessen nahm er sich jegliche Geduld und alle zeit der Welt für Asuka. Das Mädchen, das ihn sonst immer anschrie und zur Schnecke machte. Er hörte Tojis Stimme jetzt schon in seinen Ohren hallen, wie verrückt er sei und dass das auch sein Ende hätte bedeuten können. Doch grade das war es nicht! Es war nicht das Ende! Das war nicht die Asuka, die sich sonst wie eine Furie benahm, die man nicht auf die Menschheit loslassen konnte... es war, als würde sie bei Mondschein ein völlig anderer Mensch sein. Doch er hatte weder Lust noch Zeit, in diese Gedankenwelle einzutauchen, denn Asuka antwortete mit leiser, zarter, zerbrechlicher Stimme: "Ist... ist Misato... immer noch mit... Kaji... unterwegs...?" Er warf ein "ich hab dir doch gesa-" ein, unterbrach sich aber selbst mit einem tiefen Seufzen. Er sah ein, dass es besser war, ihr die Wahrheit zu erzählen... nach dem was heute oder wohl eher gestern schon passiert war... er nickte schwermütig und erwiderte ein leises "Ja..." Egal was er erwartet hatte, diese Reaktion Asukas war es nicht... sie starrte weiterhin die Wand mit leeren Augen an und sagte dann langsam in monotoner Tonlage: "Endlich... hast du aufgehört zu lügen..." Wie Vorhänge, die das Ende des Theaters verdeutlichten, glitten Asukas Augen zu. Shinji starrte sie jedoch weiterhin hellwach an. Langsam begann sich eine Frage immer wieder in seinem kopf zu wiederholen, als würde eine Wiederholungstaste festklemmen: War sie vorhin ausgerastet, weil er ihr verheimlicht hatte, dass Misato sich mit Kaji traf, oder weil er sie angelogen hatte? Nachdenklich zog er dann doch die hand zurück und wandte sich dem Gehen zu. Als er an der Tür stand, blickte er sich noch einmal zu Asuka um. Dort lag sie... wie ein normales Mädchen... man würde nie erwarten, dass sie die Welt vor den Engeln verteidigte. Dass sie an der Weltrettung beteiligt war... irgendwie war sie ja schon süß... Er lächelte und ließ dann das Licht durch Drücken des Lichtschalters erlischen, wie eine Kerze im Abendwind, die sich der Missgunst des Sturmes beugte und flackernd ihr letztes Licht spendete. Grade wollte er die Tür hinter sich schließen, als eine sanfte Stimme an sein Ohr drang: "Gute Nacht.... Shinji..." "Gute Nacht... Asuka..." Mit einem flüchtigen blick auf die Uhr, die inzwischen kurz nach zwei Uhr anzeigte, verschwand er in seinem Zimmer, legte sich ins Bett und schlief sofort ein...

Einsamkeit?

Während Shinji problem- und traumlos einschlief, wurde Asuka im Schlaf von Bildern aus der Vergangenheit verfolgt. In Sekundenschnelle wechselten die Bilder von der verhassten Rei zu Kaji, von Misato zu Ikari Gendo, von Shinji zu EVA02, bis ein Bild von ihrer Mutter, Kyoko Soryu Zeppelin, anfänglich blass, dann mit immer stärkeren Farben, auftauchte.

Sie lag in einem Bett, mit der Puppe im Arm, die sie für ihr eigenes Kind hielt. Asuka verabscheute diese Erinnerung und tat alles, um sie zu verdrängen. Kaum war das Bild scharf erschienen, so verschwamm es und ein neues Gemälde wurde sichtbar... Asuka, als kleines, zartes Mädchen, wurde von ihrer Mutter gewürgt. Der Schreck war an ihren Augendeutlich abzulesen und man konnte den erstickten Schrei des Todeskampfes nahezu hören, auch wenn erdrückende Stille über diesem Bild schwebte. Und schon im nächsten Augenblick wurde die kleine Asuka durch die Asuka aus dem Jahre 2015 ersetzt. Ihre Mutter war kein Stück gealtert. Es waren immer noch dieselben zierlichen Hände, die sich um den hals Asukas schlossen und ihr dadurch das Leben nehmen wollten. Wie ein Kinofilm spielte sich die Szene in Asukas Kopf ab. Ihre Mutter drückte sie auf den Boden. Auf den kalten, harten Boden. Automatisch schnellten ihre Hände an die Hände ihrer Mutter, die immer noch fest den Hals zudrückten. Ein Lachen war auf dem Gesicht der Puppe zu sehen, die auf dem Bett lag. Ein diabolisches Lachen, das verdeutlichte, wie sie den anstehenden Tod Asukas genoss. "M...Ma...Mama...", presste Asuka hervor, mit Tränen in den Augen. Keiner da, der ihr half. Keiner...keiner...niemand... nicht einer... So sollte sie also sterben? Getötet durch die Hand ihrer Mutter? Sie lockerte den griff, mit dem sie die Hände ihrer Mutter umklammerte, und schloss kurz die Augen, woraufhin eine Träne über ihre Wange rann. "Ma...ma... Mama... bin ich dafür geboren worden...? Um... von dir... ge...tötet... zu werden..?" In den Augen ihrer Mutter blitzte die Geisteskrankheit und der Wahn hell auf, als sie noch fester zudrückte. Asuka wurde schwarz vor Augen. Ein Schwindelgefühl, Ohnmacht... der verzweifelte Wunsch am Leben zu bleiben... der Blick in die kalten Augen des Todes... das alles vermischte sich zu einer alles verschlingenden Schwärze, die sich vor ihren Augen aufbäumte. Als die Finsternis durch einen warmen Lichtstrahl durchbrochen wurde, fand sie sich in Shinjis Armen wieder. Verwunderung, Schreck und die einschüchternde Erkenntnis, dass sie sich in seinen Armen wohl fühlte, ließ sie kurz nicht verstehen, wo sie grade war und was passierte. Die beiden standen auf einer weiten Grünflache, die mit Blumen in allen Farben befleckt war. Seine Hände ruhten auf ihren Schultern und sie hatte ihren Kopf an seine Brust und die Hände auf seine Unterarme gelegt. Wohlbefinden loderte in ihrem Herzen wie eine nie erlöschende flamme und erhellte die Dunkelheit ihrer Vergangenheit und ihrer Existenz. Shinji nahm die Hände von ihren schultern, packte Asuka sanft am Handgelenk und zog sie dann näher an sich heran.

Doch grade, als die beiden in herzhafter Umarmung auf der Wiese verharrten, schlug Asuka in der realen Welt, im realen Neo Tokyo-3, die Augen auf und starrte an die Decke. Diese spendete weder Trost noch sonst irgendwas. Sie war einfach nur da. Sie existierte. Genau wie Asuka. Aus dem Fenster konnte man die Sonne erblicken, die sich hinter ein paar Hügeln dem Aufgehen hingab. Sie war hellwach, schwang die Beine aus dem bett und stand auf. Asuka fuhr sich mit den zarten Fingern durch die Haare und murmelte sich selbst zu: "Was... sollte der Traum denn bedeuten...?" Ihre Finger glitten über ihren zierlichen Hals. Keine Würgemale, kein Schmerz, keine Anzeichen des versuchten Mordes in ihrem Traum. Kurz erschien das Bild des bevorstehenden Todes aus ihrem Traum in ihrem inneren Auge und ließ sie zusammenzucken. "Ich...wollte es doch vergessen..." Sie wagte einen Blick auf die Uhr auf ihrem Nachttisch. Kurz nach sechs Uhr... Shinji würde noch schlafen und auch auf die Anwesenheit Misatos sollte man nicht wetten. Sie schlüpfte in ihr gelbes Kleid und brauchte auch nicht lange um sich die Haare zu machen. Kaum fünfzehn Minuten später stand sie in die Küche und hatte keine Ahnung was sie tun sollte. Schule... Schule... nein, darauf hatte sie erst recht keine Lust. Was machte es schon, wenn man es einmal ausfallen ließ? Sie hatte die Uni absolviert, was kümmerte sie die Schule in Japan? Ein erneuter, flüchtiger Blick auf die Uhr sagte ihr, dass Shinji bald aufstehen würde. Shinji... Shinji, in dessen Armen sie im Traum gelegen hatte...Shinji Ikari, das Third Children...sie verspürte einen Stich im Herzen, der ihr andeutete, dass sie nicht allzu versessen darauf war, ihn zu sehen. Als würde sich Stacheldraht um ihr Herz wickeln und sich mit jeder Minute, die verging, strammer ziehen. Sie stand regungslos in der Küche, und wusste nicht so recht was sie tun sollte. So sehr sie es auch genossen hatte seine Nähe zu spüren... sie konnte und wollte ihm nicht in die Augen sehen. Dieser Ausbruch der Verzweiflung gestern... der Anblick ihrer Mutter, die versuchte Asuka zu erwürgen... das alles überflutete sie wie eine schwarze Welle der Depression und brachte sie dazu, die Hand an die Klinke der Haustür zu legen und diese leise zu öffnen. Sie blickte starr zu Boden und schloss die Tür lautlos hinter sich, darauf bedacht, Shinji nicht aufzuwecken. Er würde eh bald Aufstehen, dann wollte sie die Zeit bis zu seinem Erwachen nicht auch noch verkürzen. Langsam stieg sie die Treppenstufen hinab, vorsichtig und anmutig. Gleißendes Sonnenlicht machte den gestrigen regen des Abends vergessen und begrüßte das Mädchen, das aus dem Haus heraustrat, indem es ihr die Augen blendete. Zur Erwiderung hielt Asuka schützend eine Hand vor Augen. Jeder ihrer Schritte erzeugte hallende Geräusche in den menschenleeren Straßen. Sie wusste nicht wo sie hin sollte, hatte keine Ahnung wohin ihr Weg sie führte und was sie im Moment eigentlich wollte. ,Hätte ich damals sterben sollen?', schoss es ihr durch den Kopf. ,Durch die Hände meiner Mutter...? Meiner Mama, die nicht länger meine Mama sein wollte... NEIN! Hätte ich sterben sollen, so wäre ich gestorben! Doch... warum existiere ich...? Was ist der Sinn meines Lebens...? Ich habe sie doch alle enttäuscht...Mich selbst betrogen...' Abwesend und mit herumwirbelnden Gedanken wandelte sie melancholisch durch die Straßen, die nicht vermuten ließen, dass die Stadt nachmittags so reich mit Menschen bestückt war.

Müde und verschlafen reckte sich Shinji in seinem Bett. Soeben hatte er sich mit einem Augenaufschlag aus dem traumlosen Schlaf befreit und war nun bereit sich einem neuen Tag voller Tücken zu stellen. Kurz, ganz kurz nur, hatte er nur verschwommene Erinnerungen an den vorherigen Tag, doch dann erhellte eine durchleuchtende Klarheit die gestrigen Ereignisse. Ihm taten sich die Augen auf und auf einmal spürte er ein leichtes Zucken in den Fingern, die in der Nacht auf Asukas Schulter ruhten. Augenblicklich schoss ihm ihr leerer Blick in den Sinn, und mit dem auch ihre Verzweiflung. Die Tatsache, wie zerbrechlich sie war und wie bedauernswert tief in ihrem Herzen. Er zog sich langsam an und machte sich Gedanken, was er gleich zu Asuka sagen sollte. Bei genauerem Hinhören fiel ihm auf, dass es außergewöhnlich still im Haus war... der gewohnte "es geht doch nichts über ein Bier" - Schrei Misatos hallte nicht durch die Wohnung, und auch Asuka, die normalerweise um diese Uhrzeit schon an so vielem herumnörgelte, war nicht zu vernehmen. Sollte es möglich sein, dass Asuka verschlafen hatte? Als er sich fertig angezogen hatte und auf dem Weg zur Küche war, zwang ihn eine unbekannte Kraft, vor Asukas Tür zu verharren. Nach kurzem Zögern klopfte er an ihre Tür. Keine Reaktion. Kein wütender Schrei, kein entnervtes "Was?", nichts. Er öffnete vorsichtig die Tür, so wie er es schon mitten in der Nacht getan hatte, und lugte in das Zimmer. "A-asuka?", fragte er unsicher und kam sich irgendwie blöd dabei vor. Wieder bekam er keine Antwort... auch lag Asuka nicht in ihrem Bett und verschlief dort seelenruhig, nein, sie war einfach weg. Weg... weg... es hämmerte in seinem kopf wie ein Presslufthammer. Sie war weg. So etwas normales, alltägliches, etwas das schon so oft passiert war, machte ihm auf einmal solche Sorgen. Was war nur los mit ihm? Er verstand sich selbst nicht mehr... Ihm war, als hätte sie ihn für immer verlassen. Als wäre er wieder ganz allein... Misato, Asuka.... Alle hatten ihn allein gelassen... Einsamkeit umfing sein herz, als er reglos in Asukas Tür stand und erbarmungslos in Selbstmitleid versank. Wie eine große Flutwelle, die alles mitriss, jegliche Hoffnung und alle Freude, überkam ihn die Selbstquälerei. Doch plötzlich meldete sich eine Stimme in seinem Hinterkopf: "Du glaubst Asuka hat dich verlassen?" "Natürlich.... Sonst wäre sie jetzt hier...", antwortete Shinji leise und kläglich. Doch als Zeichen dafür, dass sich die Stimme damit nicht zufrieden gab, erwiderte sie: "War sie denn jemals bei dir? Wie kann sie dich verlassen, wenn sie nie bei dir war?" "Natürlich war sie bei mir..." "Bist du dir sicher...? Weil sie musste oder weil sie musste? Wegen NERV oder wegen dir? Wegen den Engeln oder wegen dem Third Children?" Shinji hielt sich die Ohren zu, so wie Asuka es gestern getan hatte und schüttelte ebenfalls den Kopf. Dabei wiederholte er immer und immer wieder die Worte: "...ich darf nicht weglaufen, ich darf nicht weglaufen, ich darf nicht weglaufen..." Das Klingeln des Telefons riss ihn aus der Verzweiflung und brachte ihn dazu, mit einer Hand am Kopf in die Küche zu gehen. Er nahm den Hörer ab und kaum hatte er sich mit "Ikari, Shinji" gemeldet, begann Misato schon zu sprechen: "Tut mir Leid, dass ich die Nacht über nicht da war, aber ich komm im Laufe des Vormittags wieder..." "Ist schon okay", sagte Shinji leise. "Wehe ihr bereitet keine Wiedersehens - Feier für mich vor!", lachte Misato, doch Shinji war jegliche Lust an der Freude vergangen und so bekam Misato die karge Antwort: "Du warst doch nur die Nacht über weg und außerdem sind wir in der Schule..." Er sagte "wir" mit solch einer Selbstverständlichkeit, dass ihm erst da wieder einfiel, dass Asuka ja gar nicht da war. Natürlich war der Gedanke an sie die ganze Zeit im Hinterkopf herumgeschwebt, doch für einen kurzen Moment hatte er sich fallen gelassen und aufgehört Shinji zu quälen. "Maaaaaan, sei doch nicht so schlecht gelaunt... also, ich komm dann heute wieder, bis später." "Bis später..." Wieder kreisten alle Gedanken um Asuka. Wenn sie nicht in der Küche war, so sollte sie dann hin sein? Voller Missmutigkeit sah er dem Schultag entgegen... doch wie ein Silberstreifen am grauen Horizont der Depression schien der verzweifelte Wunsch, an dem Shinji sich klammerte, dass er Asuka in der Schule treffen würde. Seit wann hatte er angefangen so oft an Asuka zu denken? Natürlich, beschäftigt hatte er sich immer mit ihr.... Sie war.... außergewöhnlich und der Gedanke von ihr gehasst zu werden, obwohl er ihr nichts getan hatte, schmerzte, aber... Seit wann dachte er SO an sie?
 

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Liebe grüße an allen Kommischreibern, besonders an pursuegirl, die sich neu angemeldet hat und sofort n kommi geschrieben hat ^^ tach lea,/pursuegirl, weißt ja eh chon alles über die ff, das ende, den mittelteil, aba es wird mir schon noch gelingen dich auch zu überrachen ;)

4.Kap in arbeit, und ich hoffe es amcht nichts, dass die kaps so lang sind ^^"

Fragen

grüße an: Salacia, pursuegirl, Anjuli_89, ElJano und eine Entschuldigung an alle, weil ich so verdammt faul bin und kein Stück vorwärts komm (heut Abend konnt ich mich mal zusammenreißen und hab geschrieben xDD)

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Er schloss die Tür hinter sich und stieg lustlos die Treppen hinab. Stufe für Stufe begannen sich seine Gedanken zu kräuseln. Wo mochte Asuka nur hin sein? Würde sie gleich in der Schule sein? Einfach dasitzen, als ob nichts wäre? Würden sich ihre braunen Haare einfach an die zarten Schultern schmiegen und ein sanftes, spielerisches Lächeln ihre Lippen zieren, als wäre dieses Mädchen nie verzweifelt? Als sei gestern nie passiert? Als hätte sie alles vergessen, verdrängt? Als sei gestern ein einfacher, nicht erinnerungswürdiger Tag gewesen? War dieser Tag überhaupt etwas Besonderes gewesen? Für sie? War er nur für Shinji bedeutend? Und warum überhaupt? Tausend Fragen, die ihm das Leben stellte, tausend Fragen auf die er wohl kaum eine Antwort erhalten würde. Zumindest nicht in voraussehbarer Zeit... doch um zu sehen, ob der Tag nicht doch wenigstens das kleinste bisschen -nun ja- Freude bringen könnte... irgendeinen Lichtblick, der wie ein Wegweiser in eine bessere Zukunft leuchtete. Erst als er einen kalten Windhauch spürte, bemerkte er, dass er schon draußen auf der Straße war. Er blickte kurz zur Sonne hinauf. Sie schien, als wäre nichts passiert. Egal wie mies es einem geht, die Sonne scheint immer, als wäre nichts passiert. Als könne nichts ihr Licht trüben. Keine Wolke wagte es, sich vor sie zu schieben. Irgendwie empfand Shinji in diesem Moment Abneigung gegenüber der Sonne. Es war, als würde sie sich über ihn lustig machen. Er wandte seinen Blick ab und gab sich weiter seinen Gedankengängen hin. Wie er so durch die menschenleeren Straßen zur Schule lief, wiederholten sich immer wieder dieselben Fragen, als würde eine Wiederholungstaste in seinem Kopf feststecken. Er war völlig abwesend. Sein Körper lief träge zur Schule, doch sein Geist war ganz wo anders. Bei Asuka. Asuka... Asuka... er wusste nicht wo sie war, was sie machte, ob sie gleich in der Schule sein würde, doch sein Geist war bei ihr. In Gedanken war er seit kurzer Zeit immer bei ihr... Er war so abwesend, dass er nicht einmal bemerkte, wie Toji und Kensuke aus einer Seitenstraße auf ihn zu gerannt kamen. Die hallenden Schritte vernahm er nicht, erst als Toji seinen Namen rief sah er auf. Toji und Kensuke... sie würden doch nur über ihn lachen, wenn er ihnen erzählen würde, wie er sich im Moment fühlte...Was er für Asuka fühlte. Und wenn er ihnen erzählen würde, was gestern passiert war....? Nein, das würde Asuka ihm nie verzeihen... dann war er so gut wie tot. "Was hast du, Shinji?", fragte Kensuke unsicher, und Toji fügte ein "du siehst so abwesend aus" hinzu. "Es...es ist nichts...", sagte Shinji und starrte direkt auf den Boden. Er wollte sie nicht ansehen. Er wollte allein sein. Allein mit seinen Gedanken. Allein mit Asuka. Er erschrak selbst über diesen Gedanken, doch seine Mimik veränderte sich nicht. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr äußerte sich Kensuke und unterbrach das unangenehme Schweigen, das sich langsam wie ein Spinnengewebe zwischen den dreien gewebt hatte: "Ich will ja nicht stören, aber... wir kommen zu spät, wenn wir hier noch weiter stehen bleiben... wir haben noch ganze fünf Minuten um zur Schule zu kommen..." Schule... das war so ziemlich das Letzte worauf Shinji Lust hatte. Er hatte sich zwar darauf eingestellt, dass er Asuka dort treffen könnte, doch ihm wurde bewusst, wie langweilig und freudlos der Tag werden würde, wenn sie nicht in der Schule war... und er hatte das dumme Gefühl, dass er sie nicht in der Schule antreffen würde. Er stand einen Moment reglos da, doch die lauten, sich entfernenden Schritte von Toji und Kensuke weckten ihn aus seiner Abwesendheit und so rannte auch er zur Schule.
 

Kaum waren sie ins Klassenzimmer gestürzt, ertönte die Schulglocke, und die Klassensprecherin, Hikari Horaki bäumte sich vor ihnen auf. "Idiotentrio! Beinahe hättet ihr es wieder geschafft, zu spät zu kommen!" "Beinahe!", erwiderte Toji spitz. Doch Shinji ignorierte die beiden und schenkte ihnen keine Beachtung. Stattdessen lugte er an Hikari vorbei auf Asukas Platz, der seine Vorahnung bestätigte: Asuka war nicht in der Schule. Ein schmerzender Stich brannte sich in sein Herz ein. Hikari, die sich bis eben mit Toji gestritten hatte, sah Shinji nun an und fragte unsicher: "I-ist was?" Langsam nervte ihn diese Frage, doch er gab eine leise Antwort: "Wo... wo ist Asuka denn...?" Hikari guckte zuerst etwas fragend, doch dann bekam Shinji schließlich doch eine Antwort - eine, die er nicht besonders mochte: "Oh... sie hat mich angerufen und meinte sie kommt heute nicht...Keine Ahnung warum. Ich dachte eigentlich, du wüsstest mehr, ihr wohnt doch zusammen..." Schon witzig... er wohnte mit ihr zusammen, und wusste doch so wenig über sie... die Diskussion, die Shinji Herz so schmerzen ließ, wurde durch das Erscheinen des Lehrers beendigt, der die vier auf ihre Plätze schickte (Hikari regte sich besonders über "das Idiotentrio" auf, da sie noch nie von einem Lehrer aufgefordert wurde, still zu sein und sich hinzusetzen). Im Unterricht passte Shinji noch weniger als sonst auf, und starrte aus dem Fenster, aus dem seine Gedanken schweiften. Wieder und wieder tauchte das Bild der verzweifelnden Asuka in seinem Kopf auf. Wie sie sich die Ohren zuhielt... ihre Schreie...
 

Währenddessen saß die leibhaftige Asuka auf einer Wiese, die mit einem rechtwinkligen Abhang endete. Ihre Beine baumelten über diesem Schlucht ähnlichen Abhang und ihr Kopf war gefüllt mit Fragen und Gedanken, während ein eisiges Gefühl der Einsamkeit ihr Herz umgab und ein Schmerz sich in der Brust ausbreitete. Sie setzte die Ellbogen auf die Oberschenkel, stütze ihren kopf auf den Händen ab, wobei sich ihre zierlichen Finger auf das kalte Gesicht legten. Sie schob die Ellbogen soweit nach vorne, bis sie an ihren Füßen vorbei in den Abhang blicken konnte. Weit unten wuchsen wieder dichte Bäume, der reinste Urwald, doch dieses grüne Werbebild für die Natur wechselte schon früh wieder in sandige Wüsten. Für einen kurzen Moment war die Erde mit grünendem leben befleckt, doch schon wenig später war alles wieder karg und freudlos... so wie es auch im Leben war... "Warum... warum brennt mein Herz...? Warum tut es weh, in seiner Nähe zu sein? Doch noch mehr schmerzt es, von ihm getrennt zu sein, seine Nähe nicht zu spüren...", sagte Asuka leise zu sich selbst. Doch mit en nächsten Worten wurde ihre Stimme lauter, sodass sie sich beinahe anschrie: "NEIN! Hör auf, so zu denken! Du brauchst ihn nicht! Du brauchst niemanden! Klammer dich nicht an seinem zweifelhaften Interesse, das er an dir zeigt, fest!" Und dann war sie wieder da: Diese helle, leise, klar verständliche Stimme in ihrem Hinterkopf. Och sie wusste, zu wem sie gehörte... egal, wie ähnlich diese Stimme rei war, es war nicht ihre Stimme... es war die Stimme dieser... dieser... dieser Puppe... Mit den aufgenähten, toten Knopfaugen, den roten Haaren und diesem Lächeln, das Asuka so sehr hasste. "Zweifelhaftes Interesse...? Welches Interesse...?" Asukas Augen weiteten sich und bekamen einen leeren Ausdruck.

"HÖR AUF!"

"Hat er sich jemals für dich interessiert? Oder für die Person, die du vorgibst zu sein?"

"Du sollst aufhören!", ihre Stimme wurde langsam leiser und verlor an der gewohnten Selbstsicherheit.

"Oder selbst für die nicht? Er spielt dir doch nur was vor... weil er muss... für NERV..."

"Sei still...sei still... sei STILL!"

"Er liebt dich nicht... er kann dich nicht lieben...niemand kann dich lieben... du selbst kannst nicht lieben... nicht einmal dich selbst..."

"WASN WEIßT DU DENN SCHON?! DU BIST NUR EINE PUPPE! EINE PUPPE!! DU WURDEST VON MENSCHEN NACH IHREM EBENBILD ERSCHAFFEN!!"

Mit einem "Sicher...?" und einem bösartigen Grinsen, das sich in Asukas Gedächtnis brannte, erstarb die Stimme und Asuka war allein mit ihrer Verzweiflung, in die sie sich stürzte.

Ein Ereignis das uns einander auch nicht näher bringt

Entschuldigung, dass ich soooooooooooooooooooooooooooooooo~ lange keine kapitel mehr veröffentlicht hab ~.~ und auch ejz wieda nru ein halbes .... *auf knien um vergebung fleh* Aba jez streng ich mich wieda mehr an! und bevor ich jez wirre begründungen für meien schreibfaulheit suche, kommt hier ds (bislang) halbe 5. kapitel:
 

Die ganze Zeit wandte Shinji seinen Blick nicht vom Fenster ab und starrte trübselig hinaus. Asuka fehlte ihm. Doch wie konnte man jemanden vermissen, der nie wirklich bei einem war? Vermisste er es etwa, von ihr angeschrieen zu werden? Das war…lächerlich… erbärmlich… Doch mitten in der vierten Stunde unterbrach das laute Piepen seines Pagers sein unablässiges Starren: Es war eine Nachricht von Misato… sie sollten zum Hauptquartier kommen. Sofort gingen Shinji und Rei, deren Pager auch gepiept hatte, los, und der Lehrer, der sich schon daran gewöhnt hatte und zur Einsicht gekommen war, dass Nerv (und somit die Rettung der Menschheit) wichtiger war als Schule. „Meinst du… es ist was Wichtiges? Ein Engel….?“, fragte Shinji unsicher die Blauhaarige neben sich. Irgendwie zögerte er immer noch sie anzusprechen und war unsicher in ihrer Gegenwart, obwohl sich die Distanz zwischen ihnen sehr verkürzt hatte… „Nein“, antwortete Rei mit ihrer zarten, sanften, leisen Stimme, „dann hätten sie schon längst die Menschen dazu aufgefordert in die Notunterkünfte zu gehen.“ Shinji nickte leicht und starrte den Boden an. Nachdem diese Frage geklärt war, zog eine neue ihre Fäden durch seine Gedanken…Asuka… sie wurde doch bestimmt auch informiert… würde sie da sein…? Was wenn sie nicht kommen würde…? Mit Rei und der kümmerlichen Hoffnung, Asuka zu treffen, oder wenigstens eine Antwort auf diese Fragen zu bekommen, lief er weiter zum Hauptquartier.
 

Immer noch saß Asuka auf der Weise am Abhang und starrte nun die Nachricht auf ihrem Pager an. Zum Hauptquartier… wahrscheinlich irgendwelche Tests…

„Es hat doch… eh keinen Sinn… meine Synchronwerte… sinken doch sowieso… grade jetzt… wo ich Shinji meine Schwächen gezeigt habe…wo ich mich doch selbst nur in Verzweiflung stürze… Wie soll ich da gute Synchrowerte erzielen… Ich kann es… nicht ertragen…hinter ihm zurückzustehen…. Ich bin die Beste… ich…ich kann nicht… schlechter als er sein…ich will nicht…schlechter als er sein… und ich will nicht… dass es mir durch Tests bewiesen wird…ich muss die Beste sein…“
 

Doch als die beiden das Hauptquartier betraten, war noch keine Spur von Asuka vorhanden. Nicht mal ihre Stimme, die für gewöhnlich alles andere übertönte, schallte durch das NERV-Hauptquartier. Shinji spürte einen Stich in seinem Herzen… immer mehr schrumpfte die Hoffnung, Asuka hier zu treffen. Doch würde sie es wirklich wagen, etwas zu versäumen, wozu sie von NERV aufgefordert worden war? Kaum waren sie tiefer im Hauptquartier, wurden sie schon von Misato abgefangen. Freudig lächelnd kam sie den beiden entgegen und überhäufte sie sogleich mit Erklärungen: „Hi… es sind eigentlich nur ganz normale Synchro-Tests, aber ich hab sie extra für euch an diesen Zeitpunkt verlegt, damit ihr nicht zur Schule müsst!“ Man konnte ihr ansehen, dass sie sich wie ein Kleinkind über ihre „Heldentat“ freute. Ein riesiges Grinsen schmückte ihr Gesicht. Doch Shinji ließ ihre Freude zerplatzen: „Warst du es nicht, die uns mit allen Mitteln zur Schule zwingen wollte? Selbst Asuka hast du dahin geschleift, obwohl sie schon mit der Uni fertig ist.“ Als er von Asuka sprach spürte er wieder einen Stich im Herzen… Misatos Grinsen verschwand und wurde durch einen gelangweilten Gesichtsausdruck ersetzt: „Maaaaaan, hast du wieder schlechte Laune...! Das…“ Doch dann hielt sie inne und starrte fragend auf einen Punkt neben Shinji: „Wo ist denn Asuka?“ Shinji starrte zu Boden und sagte leise: „Weiß nicht…“ Das hieß also, hier war sie nicht… würde sie dann überhaupt noch kommen? Immer größer wurden die Zweifel in ihm und zerfraßen ihn von innen. „War sie denn nicht in der Schule?“, bohrte Misato mit einem besorgten Gesichtsausdruck nach. „Nein“, antwortete Rei plötzlich, die die ganze Zeit nur teilnahmslos und gleichgültig zugesehen hatte. Misato seufzte, ging dann aber mit den beiden Children in den Raum für die Synchrotests, die von Ritsuko und Maya überwacht wurden. Ritsuko fiel, im Gegensatz zu Misato, sofort auf, dass jemand fehlte: „Wo ist denn Asuka?“ Rasch bekam sie ihre Antwort von Misato: „Keine Ahnung… in der Schule war sie auch nicht…“ Doch dann kam Misato eine, in ihren Augen glänzende, Idee: „Können wir sie nicht mit Magi orten?“ Hoffnu8ng und Freude schimmerten ihren Augen. Shinji zweifelte an dieser Idee, doch trotzdem spürte er, wie sehr er sich wünschte, dass es funktionierte. „Misato…! Das ist eine… selten dämliche Idee!“, entgegnete Ritsuko kalt. Mit dieser Äußerung wischte sie Misato das Grinsen vom Gesicht und hinterließ ein großes Fragezeichen.

„Warum?“

„Erstens, weil du ihr bestimmt keinen Chip oder Peilsender oderoder sonst etwas eingebaut hast und zweitens-“

„Und wenn ich ihr einen einbauen würde?“

„Du kannst doch nicht…! Schon mal was von Privatsphäre gehört?“

„Mich würde aber schon mal interessieren, was sie so macht… Ich werde aus ihr nicht schlau…“

“Sie ist doch kein Objekt oder Tier, dem du so einfach was einpflanzen kannst…!“

Doch während dieser Diskussion, in der Ritsuko ihre gewohnte Kühlheit langsam aber sicher verlor, drehten sich Shinjis Gedanken nur um Asuka, und eine Frage brannte sich in seine Seele, schnürte ihm die Kehle zu und trocknete seinen Mund völlig aus. Er musste sie einfach aussprechen… er unterbrach die Diskussion mit der Hoffnung, eine erfreuliche Antwort, als kleinen Lichtschimmer, zu bekommen: „Ähm…was…was wird denn nun…aus Asuka?“ Ein beklemmendes Schweigen trat ein, als Ritsuko und Misato aufhörten sich zu streiten. Als Shinji statt einer Antwort nur fragende Blicke erntete, sprach er weiter: „Sie… sie wird doch nicht suspendiert oder so, oder? Oder…?“ Ein nachdenklicher Blick verharrte auf Ritsukos Gesicht: „…Ich weiß nicht… das muss Kommandant Ikari entscheiden…aber ich glaub nicht, dass sie…“ In Shinji breitete sich ein leichtes Gefühl des Hasses und der Verachtung aus: Wieder hatte sein Vater alles in der Hand. Es lag an ihm, was mit Asuka geschehen würde… und Shinji war so gut wie nie zufrieden mit seinen Entscheidungen… Was, wenn er Asuka auch noch aus Shinjis Leben reißen würde? „Aber…warum interessiert dich das so?“, grinste Misato. Shinji wusste, worauf sie hinauswollte, und antwortete mit einem Schulterzucken, auch wenn er ihnen gern entgegen geschrieen hätte, dass Asuka doch außer der Steuerung des EVAs nichts hätte.
 

Ritsuko war des Redens müde und setzte sich hinter den PC, nahm sofort ihre Kaffeetasse in die Hand und seufzte: „Es nützt ja alles nichts… wir können uns Asuka schließlich nicht herbeireden. Fangen wir einfach an…“ Misato und die Children nickten. Shinji war sich nicht sicher, ob dieser Test etwas bringen würde, da er sich eh nicht hätte konzentrieren können…
 

Währenddessen wischte sich Asuka kleine, kaum bemerkbare Tränen aus den glänzenden Augen, schluckte ihre Hoffnungslosigkeit runter, sodass sie einen kurzen Moment verschwand, stand auf und tat einen tiefen Seufzer. „Wenn mir auch noch EVA genommen wird…wofür bin ich dann noch gut? Was hat mein Leben dann noch für einen Sinn? So wird Mama niemals stolz auf mich sein können…“ Der Gedanke an ihre Mutter schmerzte tief in ihrer Brust. Sie blickte ein letztes Mal über den Abhang auf das darunter befindliche Land hinab, während der Wind durch ihre Haare wehte, drehte sich dann um und lief mit gesenkten Kopf die abgelegene Straße entlang, ohne ein richtiges Ziel zu haben.
 

Das bekannte Gefühl des LCL, das den Sauerstoff sofort in die Lunge leitete, umgab Shinji. Er verspürte die angenehme Wärme der Flüssigkeit und vermeinte kurz den Geruch von Blut wahrzunehmen, doch schon einen Augenblick später war er verschwunden und Shinji tat es als Sinnestäuschung ab. Er schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Auch wenn er sich der Sinnlosigkeit dieses Testes bewusst war, wollte er seine Synchronrate wenigstens etwas aufzubessern, indem er seinen Kopf freizumachen versuchte. Alle Gedanken an Asuka, die seinen Kopf füllten, jegliche Bilder von ihr, die sich in seinem Kopf zu einer Galerie zusammenfanden, verdrängte er. Ungeduldig wartete er auf das Ende des Testes und auf die Bestätigung seiner Vorahnung – nämlich dass seine Synchronwerte miserabel waren. Endlich kam Misatos Stimme mit der erlösenden Nachricht: „Okay, ihr könnt rauskommen.“
 

Asuka lief immer noch durch die Straßen. Langsam fragte sie sich, ob sie vielleicht doch zu den Synchro-Tests hätte gehen sollen. Sie schüttelte den Kopf. „Das hätte doch alles keinen Sinn gehabt.“ Sie beschloss zu Misatos Wohnung zurückzukehren - früher oder später hätte sie ja doch dahin gehen müssen. Vielleicht war es Angst, eine versteckte Angst, tief in ihr drin, die an ihr nagte und bislang davon abgehalten hatte heimzukehren. Die Angst vor einem Wutausbruch Misatos wegen Asukas Nichterscheinen. „Was kann die mir schon anhaben“, dachte Asuka eiskalt. Und dann war sie wieder da. Die verhasste Stimme. „Sie kann dir deinen Evangelion wegnehmen.“ Asuka hielt sich die Ohren zu und rannte über die Straße. Sie war gleich bei Misatos Wohnung angelangt – dort konnte sie sich seelenruhig in ihrem Zimmer einschließen und den Zwiegesprächen hingeben.
 

Als Shinji vor Misato stand, konnte er schon an ihrem Gesichtsausdruck sehen, dass sich seine Befürchtung bestätigte. Miserable Synchronwerte. Misato schaue ihn sorgfältig an, als hoffe sie, seine Sorgen an ihm ablesen zu können. Sie seufzte: „Shinji… ich bin hier fertig – es ist mir lieber wir sprechen zu Hause darüber, da persönliche Ereignisse die Synchronwerte stark beeinflussen…“ „Du kannst mir auch einfach hier sagen, dass meine Synchronwerte miserabel sind.“ „Darum geht es nicht… klären wir das zu Hause. Rei, deine Synchronwerte sind wie immer gut. Ritsuko, Rei; Sayonara, ich mach Feierabend.“

Misato ging mit Shinji, der stumm neben ihr herlief, in Richtung Ausgang, während Rei ein einfaches „Tschüss“ herausbrachte und Ritsuko noch protestieren wollte, es dann aber doch ließ. Erst als die beiden im Auto saßen, sah Shinji Misato wieder an. Er hatte sie nur selten so ernst gesehen. „Also?“, fragte sie herausfordernd. „Was also?“, gab Shinji, der zum Fenster herausstarrte, um ihren Blicken zu entgehen, zurück. „Was ist passiert, das deine Synchronwerte beeinträchtigt? Da du ja selbst wusstest, dass deine Synchronwerte gesunken sein mussten, wirst du ja wohl einen Grund haben, das anzunehmen?“ ‚Sie würde mich sowieso nicht verstehen. Weil mich keiner versteht’, schoss es Shinji sofort durch den Kopf. Misato seufzte schwer als sie das Auto grade durch eine Aneinanderreihung von Kurven lenkte. „Hör mal, du brauchst mir nichts vorzumachen, ich merke doch, dass was mit dir nicht stimmt. Du glaubst vielleicht, dass ich dich nur wegen NERV darüber ausfrage, aber ich mache mir wirklich Sorgen um dich.“ Shinji hatte ihr aufmerksam zugehört und schwieg kurz, um sich eine Antwort zurechtzulegen. „…Ich… krieg meinen Synchronwert schon wieder hin. Mach dir keine Sorgen… ich krieg das wieder hin…“ Misato lächelte ihn an. „Okay, aber wenn sich nichts ändert, erfahre ich jede Einzelheit deines Problems.“ Shinji nickte.

Währenddessen lag Asuka schon längst auf ihrem Bett und dachte nach. „Vielleicht sollte ich mich mal bei Shinji entschuldigen… dafür, dass ich ihn schon so oft einen Idioten genannt habe… mehr oder weniger unbegründet…“ auf diese Idee wurde sie mehr oder weniger von der Stimme der Puppe gebracht, die ihr wieder mal klar machen wollte, wie unliebenswert sie war und dass sie alle verletzte um selbst nicht verletzt zu werden.
 

Misato parkte ihr Auto auf dem Parkplatz bei ihrem Wohnhaus und die beiden stiegen aus. Als sie grade die Treppe zu Misatos Wohnung hoch liefen, grinste Misato: „Und wenn du mit ihr zusammen bist, erfahre ich das natürlich auch.“
 

Asuka saß in der Küche und hörte undeutlich die Stimmen von Misato und Shinji, die die Treppe hinaufkamen.
 

Shinji brachte einzig und allein ein „HÄ?“ raus? „Na, es ist doch klar, dass es bei deinem Problem um ein Mädchen geht! Ist es Rei?“ Sie grinste viel sagend. Shinji antwortete mit hochrotem Kopf: „NEIN!“ Asuka konnte die Stimmen nun deutlicher vernehmen. Während Misato die Tür aufschloss, grinste sie weiter: „Dann ist es Asuka!“ „Nein!“, schrie er, als Misato die Tür öffnete. „Wer würde sich schon in so eine Furie verknallen?!“ Stille trat ein - und dann erst bemerkte Shinji was überhaupt geschehen war. Was er getan hatte. Asuka stand einfach nur da und Misato schaute zwischen den beiden hin und her. Shinji wartete auf eine Explosion und als diese binnen einer halben Minute nicht eingetreten war, stammelte er: „A-al-also… ähm…A-as…“ Doch sie unterbrach ihn: „Furie also, hm?“ Er erstarrte bei ihrem Blick. Es war ein unbeschreiblicher Blick. Wut und Hass loderten wie zwei blaue Flammen darin auf, doch eine Spur von Trauer und Gleichgültigkeit gesellte sich dazu. Shinji versuchte das Schlimmste abzuwenden und stotterte: „So…so...weißt du… so…“ „Ich wünsche dir und der First alles Gute, BAKA!“ Dann drehte sie sich um, wobei ihre Haare stürmisch wehten, und rannte in ihr Zimmer. Shinji war sich sicher, dass sie so schnell nicht mehr mit ihm reden würde. Dafür müsste er ihre wütenden Blicke nicht ertragen – denn sie würde ihn mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ganz ignorieren. Und das war auf jeden Fall schlimmer als diese wütenden Blicke. Er seufzte. Misato legte Shinji eine Hand auf die Schulter. „Sie wird sich schon wieder beruhigen…“ Shinji war nicht allzu sehr davon überzeugt. Sie würde sich nicht wieder beruhigen – jedenfalls nicht in geraumer Zeit.

Kaji mischt mit

Dieses Kapitel hat mir so meine liebe Mühe bereitet... ich hatte mir die word-datei per e-mail auf den laptop geschickt und grade als ich 4 seiten bei word geschrieben hab, kam mir was dazwischen, also schließe ich word, klicke bei der speicherabfrage auf ja und dann... finde ich die datie nicht wieder -_-" Und da erst fiel mir ein, dass ich die Datei, als ich sie von der e-mail runtergeladen hab, nicht auf 2auf festplatte speichern" geklickt hab, sonern auf "öffnen mit word"...

kurz: Alles war umsonst und ich musste alles nochmal schrieben... irgendwie waren Lust und Mühe dadurch etwas eingedämmt...
 


 

Vier Stunden später aßen Misato und Shinji ohne Asuka zu Abend. Diese war die ganze Zeit über nicht aus ihrem Zimmer gekommen und auch als man sie zum Abendessen rief, gab sie nur ein mürrisches „Hab keinen Hunger“ von sich. Das Keinen-Hunger-Haben war eine beachtliche Leistung, wenn man bedachte, dass sie auch zum Mittag nichts gegessen hatte. Doch auch Shinji war der Hunger bald vergangen. Der Gedanke an Asukas hass und besonders die Erinnerung an ihrem Blick lagen ihm schwer im Magen. Ein Blick als würde sie nie wieder lächeln. Besonders, als würde sie ihn nie mehr anlächeln. Shinji dachte nach. Hatte sie ihn überhupt schon mal angelächelt? Doch als er versuchte zurückzudenken, sah er nur den verzweifelten Blick, verbunden mit den Mitleid erregenden Schreien von gestern, als er sie wegen Kaji und Misato angelogen hatte. Da dachte er auch, sie würde ihn nie wieder ansehen, geschweige denn mit ihm reden, und noch in derselben Nacht war er zu ihr gekommen und seine hand auf ihre Schulter gelegt. Seine Finger zuckten leicht und er erinnerte sich an das warme Kribbeln. Er bezweifelte, dass es heute so enden würde. Vielleicht war ihre „Freundschaft“ für immer verloren. Als Misato sich ein Bier aus dem Kühlschrank holte, wünschte er ihr eine gute Nacht und verschwand in seinem Zimmer. Misato kratzte sich am Kopf. „Ganz schön gespannte Stimmung hier“, und nahm einen tüchtigen Schluck Bier. Das letzte was sie von Shinji hörte, war das Zugehen seiner Zimmertür. Nachdem sie ihr Bier geleert hatte, rappelte sie sich auf und schritt zu Asukas Zimmer. Sie klopfte mit den Fingerknöcheln an und als sie keine Antwort erhielt, öffnete sie die Tür einfach ohne Aufforderung, steckte den Kopf durch den Spalt und sagte: „Ich glaube, wir müssen mal reden.“ Sie hatte Asuka auf ihrem Bett liegend vermutet, doch dort war nichts außer gähnende Leere. Für einen kurzen Moment dachte sie, Asuka sei abgehauen, doch dann erblickte sie Asuka; sie saß in einer Ecke des Raumes und tat nichts. Nichts, außer Misato mit glasigem Blick anzusehen. Misato schloss die Tür und setzte sich vor Asuka in die Hocke. „Asuka? Geht’s dir nicht gut?“ Tatsächlich war Asuka recht blass und ihre Haare zerzaust. „Doch“, sagte sie leise, „Mir geht’s bestens…“ „Da siehst du aber gar nicht nach aus…“ Misato legte ihr eine Hand auf die Stirn um ihre Temperatur zu fühlen. „Na gut, wenn du dich gut fühlst können wir ja reden“, sagte Misato ernst. „Natürlich können wir das“, erwiderte Asuka. „Also…“, begann Misato, genauso ernst wie zuvor, „warum bist du nicht zu den Synchro-Tests, zu denen ich euch aufgefordert hatte zu kommen, erschienen?“ Asuka sah ihr fest in die Augen und sagte dann: „Ich hatte meinen Pager auf dem Nachttisch vergessen“, und zeigte dabei mit dem Finger auf den Pager er auf dem Nachttisch ruhte. Sie hatte ihre Lüge natürlich perfekt vorbereitet und ihn dort platziert. Misato blickte kurz zum Pager und fragte dann: „Und warum warst du nicht in der Schule?“ Asuka hatte ganz vergessen, sich dafür eine geeignete Lüge auszudenken. Was sollte sie denn sagen? „Ich wollte Ikari nicht begegnen“, wäre wohl für einen Erwachsenen ein ungenügender Grund zu schwänzen. Also beschloss Asuka zu schweigen. „Asuka?“ Dann sagte Asuka die Halbwahrheit: „Ich hatte einfach keine Lust hinzugehen, okay?“ Die ändere Hälfte der Wahrheit, den Grund, warum sie nicht hinwollte, verschwieg sie lieber. Misato stand auf. „Okay“, sie ging zur Tür und öffnete diese, „Du wirst die Synchrontests nachholen. Und es wäre besser, wenn du dich mit Shinji verträgst, wenn ihr euch immer nur streitet, beeinträchtigt das eure Arbeit bei NERV.“ Asuka sprang auf „WAS?! Du tust ja fast so als müsste ICH mich bei IHM entschuldigen! Er hat mich doch beleidigt und als Furie bezeichnet!“ „Ich hab nur gesagt, dass ihr euch vertragen sollt, nicht, dass du den ersten Schritt machen sollst. Gute Nacht“, beendete Misato die Diskussion und schloss Asukas Tür von außen. Asuka grummelte noch etwas in ihrem Zimmer vor sich hin bis sie sich schließlich ins Bett begab um zu schlafen, Shinji schlief, nachdem er sich noch Gedanken gemacht hatte wie er alles wieder einrenken konnte, auch ein und Misato gönnte sich erst noch ein paar Dosenbier bevor auch sie zu Bett ging.
 

„Aaaaaaaah, verdammt, verdammt, verdammt!“, konnte man Shinji durch die Wohnung fluchen hören. Er hatte, wieder einmal, verschlafen. Blitzschnell sprang er in seine Sachen und maulte, während er über den Flur lief: „Mensch Asuka, warum hast du mich nicht…“ Doch in der Küche traf er nur Misato mit einem Dosenbier in der hand und einem Lächeln auf den Lippen an, die ihn verwundert anblickte und sagte: „Asuka ist schon losgegangen…“ Und dann fiel ihm alle wieder ein – der komplette gestrige Tag. Und vor allem Asukas Blick, der sich tief in sein Gedächtnis gebrannt hatte. Er verabschiedete sich von Pen-Pen und Misato und stürmte dann die Treppen hinunter auf die Straße und auf den Weg zur Schule. Er erinnerte sich auf dem Schulweg noch mal an Asukas letzte Worte an ihm: „Ich wünsche dir und der First alles Gute, BAKA!“ als er weiter über den Satz nachdachte, kam er auf die wahnsinnige Idee, dass sie vielleicht glauben könnte, er und Rei hätten was miteinander… und dass sie eifersüchtig wäre… Nein, das war unmöglich. Und zwar WIRKLICH unmöglich. Dann stellte sich ihm die Frage in den Weg, die sich in seinem kopf fest haftete und nicht locker ließ: „Würde Asuka heute in der Schule sein?“ Würde sie es wagen, zwei Mal nacheinander die Schule zu schwänzen? …sie hatte es einmal getan, warum sollte sie es nicht wieder tun? Außerdem fiel es sowieso nicht auf, wenn jemand fehlte. Immer mehr Familien wanderten aus Neo Tokyo-3 aus und immer mehr Kinder ließen leere Sitzplätze zurück. Während Shinji so nachdachte – und vor allem an Asuka dachte – wurde er immer langsamer, bis ein flüchtiger Blick auf die Uhr, deren Zeiger sich drohend weiterbewegten, ihn zu neuem Tempo verhalf. Er war sich verdammt sicher, dass er zu spät kommen würde.

Im Klassenzimmer ging Hikari schon von ihrem Platz zu Asukas hinüber um sich zu erkundigen, ob Shinji heute ganz fehlen würde. Doch gerade als sie bei Asuka angelangt war, riss Shinji die Klassenzimmertür auf und hetzte auf seinen Sitzplatz. „Man, Alter, knapper geht’s nicht!“, sagte Toji zeitgleich mit dem Klingeln. In seiner Stimme lag eine Spur von Bewunderung. Auch Hikari setzte sich, da sich ihre Frage durch Shinjis Erscheinen beantwortet wurde und sie nicht schon wieder vom Lehrer ermahnt werden wollte. Shinji blickte sofort zu Asuka, die unberührt da saß und emotionslos nach vorne blickte. Shinjis Erscheinen hatte sie gar nicht beachtet und nicht einmal mit einem hasserfüllten Blick belohnt. Er hatte auch nichts andres erwartet. „Vielleicht sollte ich Hikari fragen, ob Asuka irgendwas erwähnt hat“, dachte Shinji, „schließlich standen die beiden vorhin beieinander… aber dann könnte Hikari Asuka erzählen, dass ich sie darauf angesprochen habe und asuka würde sich darüber schlapp lachen wie sehr mich ihr Ignorieren trifft… argh, versteh einer die Frauen!“ Wie aus Klebstoff erschien die Zeit, zäh fließend verstrich sie. Doch als endlich die Mittagspause wurde zumindest eins seiner Probleme gelöst. Hikari beugte sich über seinen Tisch zu ihm hinunter und fragte, halb flüsternd: „War was zwischen euch beiden? Zwischen dir und asuka?“ Shinji schwankte zwischen Wahrheit erzählen und Nein sagen hin und her. Zu gerne hätte er Hikari gefragt, ob sie sich bei Asuka für ihn einsetzen könnte, andererseits war da das Mysterium Mädchen, dieses unerklärliche, undurchschaubare Rätsel, an dem sich schon so gut wie jedes männliche Wesen die Zähne ausgebissen hatte,. Mädchen hatten die Neigung dazu sich alles zu erzählen. In Gedanken sah er Hikari und Asuka tuscheln und dann in lautes Gelächter ausbrechen. Und eben aus Angst vor dieser Ungewissheit, der Undurchschaubarkeit des weiblichen Geschlechts, sagte antwortete er: „Nein…Nicht das ich wüsste…“ Hikari sah ihn prüfend an und erwiderte dann misstrauisch: „Na ja, ich finde nur ihr benehmt euch merkwürdig… erst kommt sie ohne dich zur Schule, dann würdigt ihr euch keines Blickes und redet kein Wort miteinander… aber es geht mich ja nichts an.“ Shinji wollte grade widersprechen, dass Asuka IHN nicht anschaute, er sie allerdings zu Beginn der Stunde sehr gründlich angesehen hatte, um –vergeblich- herauszufinden, in welcher Stimmung sie sich befand, doch er konnte sich grade noch zurückhalten. „Hikari, kommst du?“, rief Asuka, die in der Tür stand und unzählige Blicke von mehr oder weniger heimlichen Verehrern einheimste. Selbst vorbeigehende Schüler aus den oberen Klassen verharrten ein oder zwei Augenblicke um das Mädchen mit den goldbraunen Haaren, das dort in der Tür stand, zu bewundern. Shinji konnte es ihnen nicht verübeln. Asuka sah nun mal klasse aus und daran konnte man eben nichts ändern. „Ja, komme schon“, erwiderte Hikari flötend und lief zu Asuka, woraufhin beide verschwanden. „Was finden die nur alle an ihr?“, sagte Toji mehr zu sich selbst als zu Shinji, hinter dem er kopfschüttelnd und mit verschränkten Armen stand. „Von wem redest du?“, fragte Shinji, der sich inzwischen aufgerichtet hatte. „Na Asuka natürlich!“, rief Toji und zeigte auf die Stelle wo Asuka und die von ihrer Schönheit Geblendeten eben noch gestanden hatten. „Sie sieht super aus und versteckt ihr diabolisches Wesen hinter einem zuckersüßen Lächeln. Reicht das als Antwort?“, antwortete Kensuke, der direkt neben ihm stand und seine Brille zurechtrückte. „Können wir jetzt essen gehen?“, fragte Shinji tonlos.
 

Als er zu Beginn der nächsten Stunde wieder lustlos in die Klasse schlurfte, erblickte er Asuka schon auf ihrem Platz sitzen. In ihren Augen vermischten sich Freude und Begeisterung zu einem unwiderstehlichen Blick, den er noch nie bei ihr gesehen hatte. Auf ihren Lippen ruhte ein freudiges Lächeln, vergleichbar mit dem eines kleinen Kindes. Grade wollte Shinji sie nach dem Grund dieses Stimmungswechsels fragen, als sie sich zu Hikari drehte und mit bestehendem Grinsen und einer Singsangstimme sagte: „Aaaah, ich kann’s noch gar nicht fassen… ein Rendezvous mit Kajiiiiii!“ Rendezvous mit Kaji?! Diese Aussage packte Shinji blitzschnell an den Hals und drückte ihm die Luft fast ab –erst durch Hikaris Einspruch ließ dieser Satz wieder von ihm ab und ihn frei atmen: „Glaubst du nicht, dass du übertreibst? Er hat schließlich nur geschrieben, dass er dich nach der Schule abholt…“ „Maaan, gönnst du mir nicht einmal dieses kleine… dieses große Glück? Er ist nun mal der einzige Mann in meinem Leben, da wird ich mich doch wohl freuen dürfen!“, antwortete Asuka und verschränkte die Arme, doch immer noch sprühte sie vor Euphorie.

„Ja der einzige Mann in ihrem Leben ist Kaji, wie konnte ich das nur vergessen? Und jetzt trifft sie sich auch noch mit ihm… für mich ist da kein Platz mehr…“, dachte sich Shinji verbittert und in ihm sprudelte ein unbekanntes Gefühl auf – Eifersucht. Ginge es nicht um Asuka, hätte er wahrscheinlich klar denken können und wäre zum Entschluss gekommen, dass ein Neunundzwanzigjähriger (der sich zudem auch noch an Misato ranmachte) und eine vierzehnjährige Schülerin nicht hätten zusammenkommen können – doch es ging nun mal um Asuka und somit setzte sein gesunder Menschenverstand aus und in seinem Kopf wirbelten Bilder von Asuka und Kaji in trauter Zweisamkeit herum. Der Unterricht ging genau so zähfließend weiter wie zuvor, ohne nennenswerte Ereignisse und stinklangweilig. Doch diese Zeit war genau das, was Shinji jetzt brauchte – Zeit zum Nachdenken.

Schließlich fasste er den Entschluss, dass er sich bei Asuka irgendwie Gehör verschaffen musste, um sich bei ihr zu entschuldigen. Das war zwar ein recht simpler Einfall, doch besser als nichts. Also lief er nach Unterrichtsende in geringem Abstand hinter ihr durch die Schulflure und kurz vor dem Eingang bzw. Ausgang wagte er es sie anzusprechen. Er ballte seine Hände zu Fäusten um sie vom Zittern abzuhalten. Er schloss kurz die Augen um sich die Worte noch mal richtig zu überlegen und sagte, als er fast neben ihr lief, zaghaft: „A-asuka? Kann ich mal mit dir reden?“ Doch noch bevor er ausgesprochen hatte, war Asuka abgerauscht und er sah nur noch die wehenden braunen Haare, die verführerisch bei jedem ihrer Schritte auf und ab tanzten und sich von ihm entfernten. Shinji musste nicht lange nach dem Grund ihres plötzlichen Losrennens suchen. Es war ziemlich offensichtlich: Sie hatte sich sofort auf Kaji, der neben seinem Wagen, der fast direkt vor dem Eingang der Schule parkte, stand, gestürzt und umklammerte seinen Arm und rief dabei voller Entzücken: „Kajiii! Schön dich zu sehen!“ „Tagchen! Wie geht’s denn so?“, erwiderte er locker und als er Shinji sah, der sich mit gesenktem Kopf davon machte, erblickte, fügte er noch ein freundliches „Hey, da ist ja auch unser Third Child! Hallo Shinji!“ Asukas Miene verfinsterte sich, als würden sich ein paar pechschwarze Wolken davor auftürmen, und jagte Shinji einen eiskalten Schauer über den Rücken. Shinjis Winken war sowohl ein Zeichen der Begrüßung, als auch eines des Abschieds. Er hatte keine Lust sich auf weitere Gespräche einzulassen und trottete nach Hause. Kaji dreht e sich zu asuka und lächelte sie an: „Bereit für den Synchrontest?“ Asuka nickte zögernd und stieg dann ins Auto ein. Während der ganzen fahrt zum Nerv-Hauptquartier starrte sie stumm und betrübt auf den Boden des Autos. „Wenn ich das jetzt verpatze… viel mehr Chancen wird mir Kommandant Ikari nicht geben… dann ist mein einziger Lebenssinn auch noch dahin… da kann ich genauso gut gleich zurück nach Deutschland zu meiner Stiefmutter fahren…was hält mich denn dann noch hier?“ Auf einmal spürte sie Kajis Hand auf ihrem Knie. Sie schreckte aus ihren Gedanken hoch und sah ihn verwundert an. Auf ihren Wangen zeichneten sich Scham und peinliche Berührung in Form von Röte ab. „K-Kaji… was soll das denn jetzt?!“, dachte sie aufgeregt und hatte Angst, dass er etwas… „Unanständiges“ vorhatte… „Was hast du denn? Du sahst so… nachdenklich und bedrückt aus?“ „Ach… äh… es ist… nichts… nichts weiter!“, sagte sie, während sie abwehrend mit den Händen herumfuchtelte. „Ich machte mir grad Sorgen um dich!“, lachte er. „Ja… schon komisch… früher hätte ich alles dafür gegeben, neben ihm im Auto zu sitzen, einfach so mit ihm zu reden und vielleicht sogar von ihm berührt zu werden… ihn zu küssen… mit ihm zusammen zu sein… doch jetzt… ist seine Hand auf meinem Knie mir irgendwie unangenehm…“, dachte sie und atmete innerlich erleichtert auf, als er seine Hand wieder ans Steuer legte. „Was ist so schlimm daran nachzudenken?“, lachte sie und bemühte sich, fröhlich zu klingen, auch wenn ihr sehr unwohl beim Gedanken an den bevorstehenden Synchron-Test war. „Ach, worüber denn? Über… Jungs?“ „Nee und überhaupt geht dich das ja wohl gar nichts an!“, grinste sie. Kaji fuhr um die letzte Kurve, da parkten sie auch schon auf dem NERV-Parkplatz. Beide stiegen aus und Asuka starrte erst einmal auf das schwarze Gebäude. Nichts, was sich mehr zwischen Asuka und den Synchrontest stellen konnte. Se seufzte. Ein Gefühl der Übelkeit quoll in ihr auf. „Duuuuuu, Kaji? Darf ich dich was fragen?“ „Hinsichtlich der Tatsache, dass die Frage, ob du mich was fragen darfst, schon eine Frage war, wäre das die Frage um die du mich um Erlaubnis gebeten hast, aber ich erlaube dir noch eine weitere zu stellen.“ Asuka rollte mit den Augen und sagte dann: „Bin… bin ich eine… eine Furie?“ Die beiden liefen nebeneinander her und während er auf sie hinabblickte, stierte sie ununterbrochen auf den Boden. „nein… in meinen Augen bist du ein nettes, süßes Mädchen.“ Er lächelte breit, als Asuka zu ihm aufsah. „Du… du redest mit mir als wäre ich ein kleines Kind“, erwiderte sie kalt. Sie zückte ihre ID - Karte und zog sie durch den Apparat und als sich die Tür öffnete, drehte sie sich um und sagte lächelnd: „Trotzdem danke.“

„Ich zieh mich jetzt um…wehe du spannst!“, ermahnte Asuka Kaji, als sie die Mädchenumkleide betrat. Während kaji vor der Tür wartete und dabei eine rauchte, dachte er: „Das Mädchen hat sich verändert…wirklich verändert…“ Nur wenige Minuten später kam Asuka im roten Plug-Suite aus der Kabine und flötete: „Fertig!“ „Gut… bist du dann bereit für den Synchrontest?“ Asuka schluckte schwer. Der Moment der Entscheidung war gekommen: „J-ja…“ Es war wie der gang zum Henkersplatz. Die langen, kalten Flure, durch die kaji sie führte, waren trostlos und machten sie nur noch nervöser. Vielleicht würde sie diese Flure zum letzten Mal durchwandern…
 

Shinji betrat zu Hause angekommen sofort sein Zimmer, warf die Schulsachen in eine Ecke und legte sich zum Grübeln aufs Bett. In Seinem Kopf malte er sich aus, was Asuka und Kaji so trieben… Nach einer halben Stunde Nachdenken, machte sich ein ganz anderes Gefühl im Magen bemerkbar: Hunger überfiel ihn. Also trottete er in die Küche. Misato hatte mal wieder bei NERV zu tun, also lag es an ihm zu kochen. Mit seinem Mittagessen setzte er sich an den Küchentisch und begann lustlos darin rumzustochern… „Wärst du doch nur hier…“, seufzte er. Natürlich meinte er Asuka damit. In seinen Gedanken erschien das Bild einer Asuka, die ihm zulachte. Freundlich, fröhlich und unbeschreiblich süß. „Ich werde auf dich warten…“, sagte er in die Leere hinein, „und dann möchte ich mit dir reden…“
 

„Hallo Asuka“, begrüßte Ritsuko, die mit einigen Unterlagen in der Hand dastand, sie, „Ich hoffe du weißt, dass dieser Test äußerste Wichtigkeit für dich hat?“ Asuka nickte stumm. „Mach einfach alles wie immer. Lass dich von nichts ablenken, konzentrier dich einzig und allein auf die guten Synchronwerte, die du erzielen musst, verstehst du?“ Als Antwort erhielt sie ein erneutes Nicken von Asuka. „Gut, du kannst jetzt zum Plug-In gehen…“ Asuka wollte sich sofort auf zum Plug-In machen, doch Misato hielt sie noch mit – mehr oder weniger – aufmunternden Worten auf: „Konzentrier dich einfach und mach deinen Kopf frei von überflüssigen Dingen. ich bin mir sicher du schaffst das!“ „Ja… ich werde mein Bestes geben…“
 

Mit einem flauen Gefühl im Bauch setzte sie sich auf den Sitz im Plug-In und schloss die Augen. Sie hatte sich fest vorgenommen, so wenig wie möglich zu denken. Schließlich hing ihre Zukunft bei NERV davon ab. „Ich muss mich einfach nur konzentrieren… nichts Überflüssiges denken…“ Das war das Letzte was sie dachte. Dann war ihr Kopf leer. So gut wie leer, sie konzentrierte sich lediglich darauf, gute Synchronwerte zu erzielen – was ja gar nicht mal so einfach war. Grade, als sie sich frei von allem Überflüssigem gemacht hatte, kam das über sie, was sie in diesem Moment am wenigsten gebrauchen konnte… „Du wirst versagen“, ertönte die Stimme der Puppe in ihrem Kopf. „Werde ich nicht… ich darf nicht… versagen…“, sprach sie zu sich selbst und versuchte wieder Klarheit, Stille und Leere im Kopf zu schaffen.
 

„Zustand des Piloten: Leicht nervös, ansonsten aber normal.“ „Ist ja auch verständlich, dass sie nervös ist“, murmelte Misato leise. Maya saß an einem der Computer, während Ritsuko ihr über die Schulter sah und die Informationen, die MAGI über die Synchronwerte lieferte, studierte. „Synchronwert um 6 gefallen, liegt jetzt bei 15,2“, verkündete sie den Anwesenden. „Und er sinkt weiter…“, sagte Maya leise, fast unhörbar. „Sieht schlecht für Asuka aus… Sie hat die Grenze des Antriebsindexes bald erreicht...“, fügte Ritsuko zu ihrer eigenen Aussage hinzu. „Los Asuka, ich weiß du kannst das! Konzentrier dich und denk nichts Überflüssiges!“, forderte Misato Asuka auf. „Was denkst du denn, was ich hier mache?!“, rief Asuka aufgebracht. Maya lieferte die neuen Daten, die sie frisch von MAGI ausgespuckt bekommen hatte: „Sind jetzt bei einem Synchronwert von 14,9 angelangt… Moment! Was ist das? Der Synchrograph steigt wieder! Ganz langsam, aber… sie ist inzwischen wieder auf 15,1 hochgeklettert! …15,2…“ „Ja, super, Asuka!“, rief Misato hocherfreut. Ritsuko unterbrach Misatos Jubel: „Und es steht wieder… 15,3.“ Sie drehte sich zu den Mitarbeitern um: „Synchrontest beenden. Asuka, du kannst rauskommen.“ „Ja.“

„Sie hat sich wirklich verändert“, lächelte Kaji, der neben Misato stand und den ganzen Synchrontest mitverfolgt hatte, sanft, während Asuka sich in der Mädchenkabine umzog. Misato nickte leicht: „Ja, ich weiß… ich hoffe nur, dass sich das positiv auf die Synchronwerte auswirkt.“ Asuka betrat den Raum mit gesenktem Kopf. Als Misato sie erblickte, trat sie sofort zu ihr und erklärte: „Kaji wird dich gleich nach Hause bringen, ich hab hier noch bei NERV zu tun…ich komme entweder tief in der Nacht wieder oder morgen früh…“ „Kaji muss mich nicht nach Hause bringen… ich laufe lieber, ist ja auch nicht soooo weit…“ „Magst du mich etwa nicht mehr?“, rief Kaji mit gespieltem Entsetzen und Trauer. „Nein, das ist es nicht, aber…“ Doch Asuka wurde von Ritsuko unterbrochen: „Asuka, ich möchte, dass du mir jetzt genau zuhörst… es tut mir zwar Leid dir das sagen zu müssen, aber…Wir werden demnächst noch mal einen Synchrontest mit dir durchführen… Vielleicht deinen letzten. Denn obwohl du dich doch noch für heute verbessert hast, sind deine Werte immer noch… nun ja…schlecht. Je nach den nächsten Resultaten wird Kommandant Ikari dann Entscheidungen fällen. Sieh es als deine letzte Chance.“ „Ja, ich verstehe… ich werde versuchen mich nicht mehr durch Dinge ablenken zu lassen, um einen guten Synchronwert zu erzielen…“, antwortete sie.

Sie verabschiedete sich von allen Anwesenden und dann machte sich Asuka, von Misato und Kaji begleitet, auf den Weg nach Hause. Misato kehrte beim Ausgang um und wurde von ihrer Arbeit verschlungen, doch Kaji lief noch weiter neben Asuka her. Der Synchrontest hatte ziemlich lange angedauert und den ganzen verbleibenden Tag in Anspruch genommen, und so war es schon dunkle Nacht, als Asuka mit ihrem Begleiter den Heimweg antrat. „Du hättest mich nicht begleiten müssen“, sagte Asuka leise, den Blick auf die Bordsteinkante gerichtet. „Wie? Damit mir mein schlechtes Gewissen Schuldgefühle einredet, wenn dir was passiert? Ich kann doch so ein kleines, unschuldiges Mädchen nicht einfach durch die Straßen Neo Tokyo3s bei Nacht ziehen lassen!“, grinste Kaji. „Ich kann gut auf mich selbst aufpassen.“ „Es gab Zeiten, da hättest du mich angefleht, nur damit ich dich nach Hause bringe!“ „Wer sagt, dass diese Zeiten vorbei sind?“ „Du hast mich nicht angefleht, das sagt für mich alles.“ „Warum sollte ich betteln, wenn du von ganz allein zu mir kommst?“ Diesmal war Asuka es, die lachte, während Kaji eher verwirrt dreinblickte.

Bin wieder da!

Die Sonne war schon vor Stunden untergegangen und der Mond stieg immer höher. Und Shinji wartete immer noch. Er begann sich grade zu fragen, wie lange er noch warten wolle, da ihm langsam die Augenlider immer häufiger zufielen, hörte er das klickende Geräusch des Schlüssel – In – der- Haustür – Umdrehens und sah nun erwartungsvoll auf die Tür. Und als die Tür auf ging, erblickte er die Person, auf die er schon den ganzen Tag sehnsüchtig gewartet hatte und für die sich das Warten gelohnt hatte: Asuka. Sie schien überrascht ihn zu sehen: „Oh, du bist noch wach?“ Anscheinend hatte sie nach dem Synchrontest heute ihren Zorn auf Shinji vergessen. Er nickte und stand auf. „ähm …Asuka…also… ich…“, während er vor sich hin stammelte, näherte er sich Asuka etwas. Sie sah… merkwürdig aus…So als hätte sie eben geweint oder wäre kurz davor es noch zu tun. Das sah er in ihren Augen. In ihren wunderschönen, blauen Augen. Er trat noch einen Schritt auf sie zu. „Was ist passiert, als du mit Kaji weg warst?“, fragte er und musterte sie durchdringend. Er musste nicht fragen, OB was passiert war – denn das war es mit Sicherheit. Das konnte er an ihren Augen ablesen. Leider offenbarten sie nicht mehr, sodass er praktisch gezwungen war, weiter nachzubohren. Noch nie hatte er für einen Menschen so viel empfunden… er musste einfach erfahren, was mit ihr los war, sonst würden ihn seine Sorgen innerlich auffressen und zerreißen. „Nichts“, antwortete Asuka eiskalt und trocken. Sie hatte Shinji die ganze Zeit unverwandt angeschaut. Shinji trat noch ein paar Schritte auf sie zu und sie wich nicht zurück. „Ich merk doch, dass was nicht mit dir stimmt!“, rief er mit erhöhter Lautstärke. Sie fauchte zurück. „Nichts, was dich angeht!“ Dann kam es über ihn; eine ungewohnte Form der Wut packte ihn, brodelte in ihm auf, verführte ihn zu dem, was er jetzt tat… er packte Asuka an den Handgelenken und presste sie gegen die Wand hinter ihr. Sie wehrte sich nicht… auf ihrem Gesicht war erst ein Ausdruck von Schreck, Überraschung und Verwirrung, der sich blitzschnell in puren, blanken Hass verwandelte. Die beiden waren fast Gesicht an Gesicht, als Asuka zischte: „Willst du mit mir reden oder willst du mir Gewalt antun?“ Shinji ignorierte, was sie gesagt hatte, lockerte seinen Griff keineswegs und sagte: „Erzählst du mir jetzt was passiert ist?“ Ihr Blick wurde trüber und schweifte über den Boden. „Asuka!“ Sie sah ihn kurz mit ihren großen, traurigen Augen an, dann wandte sie sich wieder dem Boden zu. „Hat Kaji dir was angetan?“ Er schrie jetzt fast. Er wollte unbedingt aus Asuka rauskriegen was los war. Dann starte sie ihm direkt in die Augen und öffnete den Mund, um endlich rauszurücken was los war. Sie begann leise und wurde dann zunehmend lauter: „Kaji hat… Kaji hat mi… mich… Kaji hat mich vergewaltigt!“
 

Anm: Ich weiß, das Kapitel ist extrem kurz geraten, aber hier musste ich einfach eine dramatische Pause einlegen... frohes Warten auf das nächste Kapitel ;P

Und sie weinte...

„Kaji hat mich vergewaltigt!“ „Waaaaaaaaaaaaaas?!“ Shinjis Schrei hallte durch das gesamte Haus. Vor Schreck umklammerte er ihre Handgelenke noch fester und drückte sie fester gegen die Wand. Jetzt wäre ihm doch lieber gewesen, er hätte es nie erfahren. Einerseits konnte er es gar nicht fassen, andererseits huschten ihm sofort Bilder von dieser Gräueltat durch den Kopf. „W-was? K-kaji hat… ist das…dein Ernst?“ „Natürlich nicht, Baka! Kaji würde so was Widerliches niemals tun!“, erwiderte sie kalt. Natürlich, sie hatte ihn wieder mal nur aufs Korn genommen. Das hätte er sich eigentlich schon denken können. Doch anstatt sie loszulassen, atmete er erleichtert auf und sagte mit ruhiger Stimme: „Also…was war dann wirklich los?“ „Eh? Ich weiß nicht was du meinst…“ Shinjis Blick wurde trüb und dann sagte er leise und mit schwerer Stimme: „Du willst es mir also nicht sagen… kann ich verstehen… aber… ich mach mir… wirklich…Sorgen um dich.“ Und dann kam etwas, was er sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können. Ihre Augen füllten sich mit großen, kullerrunden Tränen, die perlend über ihre zarten Wangen liefen. Ohne Vorwarnung riss sie ihre Hände aus Shinjis Klammergriff und warf ihre Arme um seinen Hals, woraufhin sie ihren Kopf schluchzend in seinen Schultern vergrub. Nachdem sich sein Schock gelegt hatte, streichelte er ihr sanft über den Rücken. Mit tränenerstickter Stimme sagte sie auf Deutsch: „Letzte Chance…“ Durch ihre Tränen verstand man schon wenig, doch dass sie Deutsch sprach machte es erst recht unverständlich. Shinji verstand kein Wort, und so fragte er, was jeder Japaner ohne ausgeprägte Deutschkenntnisse jetzt gefragt hätte: „Hä?“ „Ich… ich hatte… heute einen Synchrontest… weil ich den letzten ja geschwänzt hatte… meine… meine Synchronwerte sind einfach… miserabel… Ritsuko… will… demnächst noch einen Test durchführen… als letzte Chance… mein T-Talent… ist weg… ich kann… EVA nicht mehr steuern…“ „Aber, Asuka…!“ „Dann… dann… bin ich… wertlos… völlig nutzlos…“ Er drückte sie fester an sich: „Sag so was nicht!“ „Aber es ist so…“ Ihre Tränen wurden größer und flossen schneller. Shinji bemerkte wie seine Schulter allmählich feuchter wurde, doch es störte ihn nicht. Denn er war Asuka noch nie so nah gewesen. Er hatte heute eine neue Seite an ihr entdeckt. Und die liebte er genau wie die anderen. Er streichelte ihr über die Haare und erwiderte sanft und einfühlend: „Nein…das stimmt nicht…“ „Shinji…? Danke, dass du heute für mich da warst…“ „Was heißt hier >warst<? Ich bin doch no…“ Doch er stellte fest, dass sie schon eingeschlafen war. Sie war so süß…Ein Seufzer glitt über seine Lippen.

Er schaffte es tatsächlich irgendwie, zu seinem eigenen Erstaunen, Asuka in ihr Bett zu tragen. Nachdem er sie zugedeckt hatte, betrachtete er sie noch eine Weile. Schließlich übermannte auch ihn die Müdigkeit und er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Das hatte ihn einige Überwindung gekostet, doch sie bekam davon nichts mit. Sie war schon längst im Reich der Träume, wo sie grade in Shinjis Armen lag und sich an ihn ankuschelte.
 

Als Misato die Tür am nächsten Morgen klackend öffnete, war noch keiner von beiden wach. Erst das erfreute Geschrei Pen-Pens ließ Shinji aufwachen, während Asuka weiterschlief. Er richtete seinen Oberkörper auf und rieb sich müde den Schlaf aus den Augen. Kaum angezogen stolperte er auch schon aus seinem Zimmer in die Küche. „Morgen“, begrüßte Misato ihn freundlich. Sie hatte sich soeben ein Bier geschnappt und es in einem Schluck halb geleert. Das erklärte ihre gute Laune. „Asuka noch gar nicht wach?“, fragte sie, schielte ihn aus den Augenwinkeln an und gönnte sich noch einen Schluck. „Ich glaube nicht…nein“, antwortete Shinji. Was er gestern erlebt hatte, würde ihm niemand glauben: Es war zu absurd. Vielleicht hatte er auch einfach nur geträumt? Sich alles eingebildet? Das war genau so gut möglich – wenn nicht sogar möglicher – als dass es gestern wirklich geschehen war.



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Kommentare zu dieser Fanfic (27)
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Von:  Shaithan
2007-02-16T19:57:01+00:00 16.02.2007 20:57
Hm, ich muss sagen, dass die Geschichte mir gut gefällt.
Freu mich schon darauf die Fortsetzung zu lesen.
Und ich sage mal so, Cliffhanger sorgen dafür, dass die Spannung erhalten bleibt.
Von: abgemeldet
2007-02-12T14:59:24+00:00 12.02.2007 15:59
hmm hoffentlcih gehts schnell weiter und ich muss Garfiel87 zustimmen mach das nie wieder das war FURCHTBAR aber sonst spitze mach scnell weiter und das nächste kappi etwas längetr.

-_ffan_-
Von: abgemeldet
2007-02-03T21:06:42+00:00 03.02.2007 22:06
was geschehen war ? XD nein sehr nett ... und zum glück wurde der schock vom letzten kapi so gut aufgeklärt.
BÖSER CLIFFHANGER !!! mach sowas nie wieder oder du bekommst zu jedem kapi komische feedbacks lol

schreib bald weiter das kapi war ziemlich kurz ^^
Von: abgemeldet
2007-01-31T18:49:38+00:00 31.01.2007 19:49
was bitte? das letzte ist doch nen schlechter witz >_<

und über sowas macht man keine scherze!

*überleg* mal sehn wer kaji dafür abknallt@_@

trotzdem ein bissel blöd das letzte...

besser wärs wenns irgendwer gewesen wäre ...

aber ned kaji!!!!!!
Von: abgemeldet
2007-01-05T23:45:11+00:00 06.01.2007 00:45
jo mich irritierts zwar au aber is ja egal und ich warte immer noch auf die fortsetzung
Von: abgemeldet
2006-11-03T22:42:58+00:00 03.11.2006 23:42
Darf man Fragen was ein Plug-In mit dem Entry-Plug eines EVAs zu tun hat? Und seit wann aht Asuka braune Haare? Rote ist die Farbe, rot. Und ich würde es gerne nochmal sagen: Rot.
Von: abgemeldet
2006-08-23T17:12:34+00:00 23.08.2006 19:12
mich irritiert asukas aussage zwar etwas aber ansonste gut geschrieben ^^

Wirsing ElJano
Von:  hengst
2006-08-21T21:36:19+00:00 21.08.2006 23:36
Mahlzeit,
ich finde dein stil erstklassig und spannend. Aber bei der aufteilung der Kaps hättest du es besser machen können indem du einfach diese an das letzte angefügt hättest.

Gruss
Hengst
Von: abgemeldet
2006-07-17T22:07:54+00:00 18.07.2006 00:07
oh klasse kapitel!! wann gehts weiter? aber eins muss ic doch kritisieren. du beschreibst die gefühle der charctäre wirklich klasse. aber ich finde deinen einzelnen kapitel haben zu wenig inhalt.
Von:  hengst
2006-07-16T17:00:11+00:00 16.07.2006 19:00
was soll ich jetzt hier schreib, das dein geschicht gut ist, weißt de selber, das sie spannend ist, weißt de auch, und das dein stil einigermaßend fesseld ist weißt de auch. was weißt de noch nicht.
Das ich auf eine schnelle fortsetzung warte*g*.

Also kleener mach druck;-)

Hengst


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