Desert Nights von Autumn ================================================================================ Kapitel 12: Der Aufstieg ------------------------ So, da bin ich wieder! Ich wollte das letzte Kapitel eigentlich schon längst on stellen, aber ich hab's immer wieder vergessen! *drop* Ich will mich auch gar nicht lange aufhalten, hier ist also das Abschlusskapitel von "Desert Nights"! Zwölftes Kapitel: Der Aufstieg Es wäre gelinde ausgedrückt, wolle man behaupten, Siegfried sei über die Nachricht, dass Joseph die Nacht zusammen mit dem Sultan verbracht habe, besonders missgestimmt gewesen. Tatsächlich lief er mit einem erschreckend verdrießlichen Gesicht umher und selbst bei Tisch beteiligte er sich so gut wie gar nicht am Gespräch, obwohl er die Mittagsstunde normalerweise gerne dazu nutzte, sich den neuesten Klatsch zu verschaffen. Aber während sein Mund heute fast reglos blieb, arbeiteten seine Gedanken dafür umso fieberhafter. Wenn er nicht bald eine zündende Idee hatte, verwandelten sich seine ehrgeizigen Luftschlösser in Schuttwerk, noch ehe er die Möglichkeit gehabt hatte, ihr Potential vollends auszuschöpfen! »Nicht nur, dass ich Yami nicht losgeworden bin, dieser verdammte Engländer ist der neue Liebhaber des Sultans! Seinetwegen ist mein ganzer Plan gescheitert! Aber ich werde ihn nicht damit davonkommen lassen! Was kann ihm dieser Bengel schon bieten, das ich nicht auch besässe?! Ich bin schön, klug, geistreich, unterhaltend! Und ich habe Mittel und Wege, um ungebetene Rivalen auszuschalten!« Er verfasste ein Schreiben und übergab es einem Pagen. „Bring das in die Küche, aber rasch! Sage der Köchin, dass ich all diese Zutaten benötige. Sie soll sie mir beschaffen und keine unangebrachten Fragen stellen! Los, spute dich!" Das war erledigt. Nun hatte er noch etwas anderes zu tun, das ebenfalls von Bedeutung war. Er band sein Haar zu einem Zopf zusammen und eilte ins Erdgeschoss hinunter, wo die Gemächer des Bronze-Ranges eingerichtet waren. Noch war Joeys Umzug in höhere Gefilde nicht vollzogen, da noch nichts offiziell war und daher nahm Siegfried an, dass er seinen Gegner hier finden würde. Er sollte recht behalten. Die Männer des Dritten Ranges beendeten soeben ihr Mittagsmahl im Speisesaal und waren über den unerwarteten Besuch sehr erstaunt. Dartz, der als Rangsprecher mit Yami und Tristan in Kontakt war, hob alarmiert den Kopf, denn er wusste genau, was er von diesem Kerl zu befürchten hatte. „Was machst du hier? Mir ist kein Besuch gemeldet worden." „Selbstverständlich nicht, weshalb sollte ich mir auch die Mühe machen, einen Mann aus dem Bronze-Rang über meine Vorhaben zu informieren?" „Das gebietet der gute Ton, aber derartige Erwartungen sind an dich ja verschwendet!" Woher nahm der Niedrigergestellte die Dreistigkeit, auf diese Weise mit ihm zu sprechen? Das war empörend! Glaubte er, er hätte einen Narren vor sich?! Nein, das glaubte Dartz keineswegs. Er wusste sehr wohl, dass sein Gegenüber gefährlich war und nicht unterschätzt werden durfte. Aber er hatte nicht die Absicht, einfach klein beizugeben und demütig vor Siegfried auf den Knien herumzurutschen. Ihn respektvoll und höflich zu behandeln, wie es die Regeln der Etikette vorschrieben, das hätte er bereitwillig getan, wenn der andere nicht unmissverständlich klar gemacht hätte, dass er sich über seine Haremskameraden erhaben dünkte. „Was also ist dein Anliegen?" „Ich verlange, mit Joseph zu sprechen!" Joey, der bisher unbeteiligt zwischen Marko und Shadi gesessen hatte, die ihm spannende Sagen und Legenden aus ihren Heimatländern erzählten, horchte verblüfft auf und trat an den Gast heran. „Was kann ich für dich tun?" Der Schwede sah die herrlichen Ohrringe, die der Brite seit zwei Tagen trug und wurde hochrot vor Ärger und Eifersucht. Seine Augen blitzten angriffslustig und er stieß hervor: „Hör zu, Mistkerl: Ich lasse mir nicht den Posten streitig machen, der allein für mich bestimmt ist! Ich werde derjenige sein, der diesen Serail regiert! Das beste wäre, du würdest wieder in deine rückständige Heimat verschwinden! Ich werde es nicht dulden, dass ein dahergelaufener, ehemaliger Adeliger wie du mir meinen Triumph stiehlt! Vielleicht vermag ich dem Fürsten seine Liebe zu dir nicht aus dem Herzen zu reißen, aber dafür werde ich dich aus dem Leben reißen!! Ein minderwertiges Geschöpf wie du es bist, wird mich nicht mattsetzen! Kein Mann liebt den Schatten eines Toten! Ich bin zum Sultan-baschi geschaffen, und ich werde niemals zulassen, dass du aufsteigst!!" Er überbrückte mit fliegenden Schritten die Entfernung zwischen ihnen und grub in einer wilden Bewegung seine Nägel in die Unterarme des Blonden, wo sie tiefe Kratzer zurückließen. Kalte Wut und tödlicher Neid loderten ihm aus diesen himmelblauen Augen entgegen und hüllten ihn ein wie der erstickende Duft giftiger Blumen. Auch am Hofe des englischen Königs hatte er Missgunst erregt durch seine bevorzugte Stellung als Erzieher des Thronfolgers und seine Schönheit, aber noch nie zuvor war ihm dieses ätzende Gefühl in derartig brutaler Klarheit begegnet. Sein Wesen bäumte sich auf gegen diese aggressive Kampfansage, seine Erbitterung wuchs und entlud sich schließlich in einer zornigen Geste - er versetzte Siegfried eine schallende Ohrfeige und dieser schrie auf. „Genug!! Ihr entwürdigt euch!" rief Dartz und trat entschlossen dazwischen. „Ich bin nicht überrascht, eine solche Gehässigkeit bei dir vorzufinden, Schröder! Aber lass dir gesagt sein, dass Joey Sultan-baschi werden wird, auch wenn es noch nicht offiziell verkündet wurde! Und nun bitte ich dich, zu gehen!" Dass er in der Anrede nur seinen Nachnamen benutzte, machte die Verachtung deutlich, die der Türkishaarige für den Schweden empfand und die feindseligen Blicke, die ihm die übrigen Mitglieder des Bronze-Ranges zuwarfen, ließen erkennen, zu wem sie hielten. Aber das kümmerte ihn nicht. Wer brauchte schon das Vertrauen oder die Bewunderung dieser Schwachköpfe, wenn er erst einmal Seine Majestät becirct hatte? Er straffte die Schultern und rauschte hinaus, während Raphael die Kratzer an Joeys Armen vorsichtig mit einem sauberen Tuch abtupfte und mit einer Salbe einrieb. „Ein Verrückter", murmelte der 22jährige, um sich zu beruhigen. Doch die Wirklichkeit war viel schlimmer, denn er hatte genau verstanden, dass dieser Widersacher ein Mann von scharfem Verstand war und ihn hasste. „Wer....wer war das?" Dartz wandte sich ihm zu und bedeutete ihm, sich zu setzen. Sie nahmen in den weichen Kissen Platz und der Rangsprecher berichtete dem Jüngeren alles, was er über Siegfried wusste.... Kazim Ismael ab-del Kaiba, der bisher erste und einzige Sohn des Sultans, bemühte sich angestrengt, Krabbeln zu lernen. Er war jetzt über fünfeinhalb Monate alt und wollte nicht mehr ständig herumgetragen werden. Seine Mutter lag auf ihrem Diwan im Garten und sah ihm beim Spielen und Üben zu. Immer, wenn er sich auf seine Knie und Händchen aufgestellt hatte, rutschte er wieder nach hinten ab, doch noch war er nicht bereit, aufzugeben. Leila-Satis sass am Rand des Schwanenbrunnens und ermunterte ihren Enkel mit Rufen. Da kam eine der Dienerinnen gelaufen und kündigte den jungen Briten an. „Nanu? Weshalb ist er hier? Nicht, dass ich mich nicht auf ihn freuen würde....aber er muss einen Grund für sein Erscheinen haben. Schick ihn zu mir, Suleika!" Das Mädchen eilte davon und wenig später verneigte sich Joey vor den beiden Frauen. „Ich hatte vor einer halben Stunde eine äußerst beklagenswerte....Auseinandersetzung mit einem gewissen Siegfried. Dartz hat mir von ihm und der Vergiftungsaffäre erzählt und von dem ominösen Brief, der Odeon die Beziehung von Yami und Bakura verriet. Der schwatzhafte Page, der den Brief an Farradji weiterleiten sollte, hat sich verplappert, daher weiß er davon. Ich habe den Oberaufseher herbeizitieren lassen und er teilte mir mit, dass er Euch dieses anonyme Machwerk übergeben habe, Euer Majestät." „Das ist richtig. Ich nehme an, du möchtest das Schriftstück einsehen?" Er nickte und die Königinmutter ließ das Papier holen. Während er die Zeilen las, die in einer ordentlichen Orthographie und in der Sprache des Hofes niedergeschrieben worden waren, staute sich heiße Wut in ihm auf. Die geheuchelte Ergebenheit und die Hinterhältigkeit, die aus dem Inhalt dieses Briefes bzw. aus seiner bloßen Existenz geradezu herausquollen, verursachten ihm Übelkeit. Er zitterte vor Entsetzen und zerknüllte die Nachricht nach Beendigung der Lektüre erbost. Jemand hatte es gewagt, seine Freunde zu verraten und sie ihrer Liebe wegen anzuprangern! Wäre das nicht geschehen, ihr Leben wäre vielleicht nie in Gefahr geraten! Jetzt, da er über Siegfried und seine ehrgeizigen Absichten im Bilde war, erschien es ihm fast als erwiesen, dass er der Urheber dieses Textes war. »Er hat mir ganz offen den Kampf angesagt....und wenn er es wirklich will, wird er Mittel und Wege finden, um mich zu beseitigen! Dieser Brief ist vielleicht meine einzige Chance, diesen Bastard in die Knie zu zwingen. Meine Erhebung in den Rang des Sultan-baschi steht bevor und er wird nicht ruhen, ehe er mich sicher unter der Erde weiß. Ich muss nachdenken. Sein nächster Schritt wird zweifellos ein Anschlag auf mein Leben sein....aber wie wird er es bewerkstelligen? Vermutlich durch Gift, genau wie bei Yami. Ein grausiger Gedanke, dass ein solcher Mann in unserer Mitte lebt! Er ist es, der verschwinden muss!« „Du glaubst, dass Siegfried etwas damit zu tun hat, nicht wahr? Du hast recht, auch Ishizu und ich sind davon überzeugt. Aber ohne Beweise können wir gegen ihn nichts ausrichten. Außerdem ist das ein Kampf zwischen dir und ihm. Es würde nichts nützen, meinen Sohn über die Sachlage in Kenntnis zu setzen, solange wir den mutmaßlichen Schuldigen nicht festsetzen können. Du bist es, der ihn in seine Schranken weisen muss, damit er begreift, dass er es nicht wert ist, Sultan-baschi zu werden." Er nickte, bedankte sich bei Leila-Satis und kehrte in den Bronze-Rang zurück. Gegen Abend kam eine Gruppe flinker Pagen zu dem Gemach, das er sich mit seinen Freunden teilte und begann, seine Habseligkeiten in sein neues Zimmer zu bringen - wobei es in diesem Fall angemessener wäre, in der Mehrzahl zu sprechen, denn als zukünftiger Regent des Harems stand ihm eine Kombination aus zwanzig Räumen zur Verfügung, unter anderem ein eigener Audienzsaal, ein Ankleideraum, ein Schlafgemach, ein Speisezimmer und ein persönliches Bad sowie ein Balkon, der jedoch ehe einer Terrasse ähnelte. Und natürlich gab es ein Zimmer, in dem ihn nur der Sultan besuchen durfte. Während die eifrigen Diener seinen geringen Besitz in den Fächern der Schränke verstauten, besah sich der Brite all seine neuen Errungenschaften. Er besass nun auch mehr Gewänder, nicht mehr nur den Hüftrock, den Umhang und das Beduinenkostüm, das ihn verhüllen sollte. Die Schärpen waren zwar allesamt golden, um seinen Status zu verdeutlichen, aber sie waren mit den verschiedensten Stickereien verziert und die unterschiedlichsten Edelsteine waren auf den Stoff genäht, mochten es Rubine, Smaragde, Saphire oder gar Diamanten sein. Die Serailmäntel schimmerten in Dutzenden von Rottönen, hell oder dunkel, weinrot, kirschrot, korallenrot, selbst blutrot. Einige waren mit Goldfäden geschmückt, die man zu Bildern verwoben hatte, etwa als Drache oder Tiger, wohingegen wieder andere einfach nur elegante Muster aufwiesen. Der Saum war bei jedem Exemplar bestickt, ohne Ausnahme. Sogar Kleidung für festliche Anlässe konnte er nun sein eigen nennen und er ließ fasziniert einen silbrig-weißen Schleier durch seine Finger gleiten. „Seine Majestät möchte Euch noch einen weiteren Schleier schenken, den er erst kürzlich für Euch herstellen ließ. Er sagte, er sei ein Einzelstück." Joey wandte sich lächelnd an den Pagen, der ihn ehrfürchtig anblickte und betrachtete das zarte Gewebe, das der Junge ihm hinhielt. Der Schleier war aus roter Seide gefertigt und mit goldenen Schriftzügen bedruckt. „Ich habe Arabisch nur durch das Hören gelernt, die Buchstaben kenne ich nicht. Könntest du mir vorlesen, was hier steht?" „Es....es ist die Strophe eines Liedes, glaube ich...." antwortete der Bursche und seine Hände fingen an zu zittern. „Ungefähr so: ‚Liebe brennt in meinem Herzen, Liebe hält mich umfangen, Liebe, die ich nie gekannt. Trägt mich auf sanften Schwingen durch die Nacht, ergeben einer Macht, die an dich mich band.‘ Wie wunderschön! Der Fürst muss Euch sehr lieben, wenn er diese Worte für Euch auf einem Schleier verewigen lässt, den Ihr immer bei Euch tragen könnt....Ihr....Ihr seid....ach, ich kann nicht!" schrie der Bursche plötzlich gepeinigt auf und warf den Schleier zu Boden. Zwischen seinen Händen steckten Platanenblätter. „Was soll das? Wie kommst du zu diesen Blättern, was willst du damit?" „Oh bitte, Herr, Ihr dürft mich nicht bestrafen! Der Schleier....er ist mit einem Gift getränkt! Ohne die Blätter hätte ich ihn nicht anfassen können, denn das Gift dringt durch die Haut in den Körper ein! Der Schwede hat mir gedroht. Er hat gesagt, wenn ich ihm den Schleier nicht bringen und danach nicht genau seinen Anweisungen folgen würde, würde er dafür sorgen, dass ich ausgepeitscht würde, bis ich sterbe! Ich hatte solche Angst! Ich ahnte, dass er etwas Schlimmes plante, als er mich mit einer Nachricht für die Köchin in die Palastküche schickte.... sie musste ihm Zutaten für das Gift beschaffen, da bin ich sicher! Und dann....dann hat er den Schleier in der Mixtur gebadet, die er gebraut hatte. Ich habe ihn dabei beobachtet. Herr, ich schwöre Euch, ich habe nur aus Furcht seine Befehle befolgt....! Bitte, bestraft mich nicht, bestraft mich nicht! Ich....ich wollte Euch nie ein Übel! Ich weiß, wie sehr der Sultan Euch liebt, der ganze Harem weiß es! Ihr seid so schön und so tapfer und so freundlich, auch zu uns Dienern....jemanden wie Euch verderben zu wollen, ist ein Verbrechen!" Heiße Tränen rannen über seine Wangen und er vergrub sein Gesicht beschämt in den weiten Falten seines Gewands. Joey, viel zu bestürzt über die Art der Methoden, die sein Feind für sich nutzte, war weit davon entfernt, auf den Jungen wütend zu sein. Sein Zorn galt Siegfried. Er kniete sich nieder und umarmte den verblüfften Pagen. „Weine nicht. Ich werde dich nicht bestrafen. Dich trifft keine Schuld. Du bist noch ein Kind - und dass er es wagt, ein Kind zu bedrohen, dass er es in Todesangst versetzt, nur um mir zu schaden, das ist das wahre Verbrechen! Er wird dir nichts antun, das verspreche ich dir. Sag, hast du diese Nachricht noch bei dir, die du der Köchin überbringen solltest?" „Ihr....Ihr seid so gut....Ihr verzeiht mir....ich danke Euch von Herzen für Eure Güte! Ich....ich....ja....Ja, ich habe die Nachricht noch bei mir. Wollt Ihr sie haben?" Er reichte dem Blonden ein ordentlich zusammengefaltetes Stück Papier und der Engländer erkannte die Schrift sofort wieder: Es war jene, mit der auch der Brief an Odeon Farradji geschrieben worden war. Er wischte dem Jungen behutsam die Tränen fort und ließ ihm ein schmelzendes Lächeln zuteil werden. Der Page, dessen rundes Gesicht von einem Pelz herrlicher schwarzer Locken umrahmt war, errötete bis zum Haaransatz hinauf und verneigte sich tief. „Habt Dank für Eure Güte", wiederholte er leise. „Nein, im Grunde muss ich dir danken. Wie ist dein Name?" „Ich heiße Rashid, Herr." „Nun, Rashid....du behältst es für dich, was zwischen und beiden geschah, dann wird dir nichts passieren, solange sich Siegfried in Sicherheit wiegt. Er eignet sich nicht zum Sultan-baschi....und weißt du auch, warum? Er interessiert sich nur für sich selbst, alle anderen sind ihm gleichgültig. Es würde ihm nicht einfallen, jemandem zu helfen, der in Not ist. Aber auch ein Sultan-baschi kann sich nicht an der Spitze behaupten, wenn die Männer des Harems ihn verachten. Er wollte meine Freunde ans Messer liefern und mich umbringen. Er ist es, der bestraft werden muss." „Was wollt Ihr unternehmen? Meint Ihr, dass Seine Majestät ihn hinrichten lassen wird?" „Hinrichten? Oh nein, eine Exekution ist nicht das, was ich im Sinn hatte. Er soll am Leben bleiben, aber dafür aus dem Palast verbannt werden." „Ihr wollt, dass er weiterlebt? Das begreife ich nicht!" „Eine Verbannung ist die größte Demütigung und die schlimmste Enttäuschung, die ihm widerfahren könnte. Für Siegfried wäre sie schrecklicher als der Tod, weil ein anderer über ihn triumphiert hätte. Und genau das ist es, was er verdient!" Joey steckte die Botschaft unter seine Schärpe und befahl Rashid, den besagten Schleier mittels der Platanenblätter in die Wäscherei zu tragen, mit seiner ausdrücklichen Anweisung, ihn nur mit Holzgreifern und ähnlichen Instrumenten anzufassen. Man solle versuchen, ihn von dem Gift zu reinigen. Der Bursche entschwand und der Brite machte sich auf den Weg zu seinem Rivalen, von wilder Entschlossenheit erfüllt. »Er hat wirklich keine Zeit verloren! Wie kann man nur so skrupellos sein und ein Kind für derartige Zwecke missbrauchen!? Ich hatte vor, ihn mir nach meiner Ernennung zum Sultan-baschi vorzuknöpfen, aber es könnte sein, dass ich bis dahin nicht mehr lebe, wenn ich Pech habe! Die Idee mit dem Schleier ist ziemlich durchtrieben, noch dazu, wo es sich dabei um ein Geschenk von Seto handelt. Je eher ich diesem Teufel das Handwerk lege, desto besser ist es! An mir wird er sich die Zähne ausbeißen!« Wer dem Geliebten des Herrschers in den nächsten Minuten begegnete, war überrascht von dem gefährlichen Funkeln, das in seinen leidenschaftlichen Augen lag. Doch der Zorn, der sein Blut in Wallung brachte, hatte schon immer dazu geführt, die Ausstrahlung seiner Schönheit zu verstärken, sodass manch einer stehenblieb, um ihm nachzusehen. Er gelangte zum Silber-Rang und traf auf Tristan, der ihn mit einer Verbeugung begrüßte. „Guten Abend, Joey. Welcher Anlass verschafft uns die Ehre deines Besuches? Oh, verzeih....ich sollte mich wohl respektvoller ausdrücken. Was verschafft uns die Ehre Eures Besuches?" „Es ist nicht nötig, dass du dich korrigierst, mein Freund. Kannst du mir sagen, wo sich Siegfried zur Zeit befindet? Ich habe mit ihm zu reden." „Er ist in seinem Gemach. Geht es um die abscheuliche Szene beim Mittagsmahl, von der ich gehört habe? Er hat dich öffentlich angegriffen, hat man mir berichtet. Ihn zurechtzuweisen, dürfte wenig nützen. Er ist der Meinung, dir überlegen zu sein." „Ich bin hier, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen." Der Braunhaarige deutete ein Lächeln an und wies in den Korridor, in dem das Fünferzimmer untergebracht war, zu dem auch der Schwede gehörte. Der Engländer bedankte sich und betrat den besagten Raum, ohne anzuklopfen. Sein Gegner sass gerade vor dem Spiegel und flocht sein Haar zu einem Zopf, sodass er erschrocken zusammenfuhr, als mit einem Mal Joey hinter ihm stand. Nachdem er sich von diesem Schreck erholt hatte, griff er sich eine Quaste und trug ein wenig Gesichtspuder damit auf. „Es ist sehr unhöflich, nicht anzuklopfen. Aber von jemandem wie dir gute Manieren zu erwarten, ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Was willst du hier?" „Wenn es nach dir ginge, sollte ich überhaupt nicht mehr hier sein. Das Gift des von dir präparierten Schleiers wäre schon längst über die Haut in meinen Körper gelangt, wenn ich ihn getragen hätte. Unglücklicherweise hast du dir den falschen Überbringer für dieses elegante Tötungswerkzeug ausgesucht. Der Page mag mich und konnte den Plan nicht ausführen, trotz deiner Drohungen. Er ist ein sehr ehrlicher und lieber Junge. Aber du hättest zweifellos einen Weg gefunden, ihn foltern zu lassen, wenn er dir nicht gehorcht hätte! Du bist widerlich!" Siegfried hatte ihm immer noch den Rücken zugedreht und legte soeben letzte Hand an seinen Schmuck, als der Blonde diese Worte aussprach. Sein Antlitz war völlig regungslos, nur bei der Beleidigung blitzte etwas Unheilvolles in seinen hellblauen Augen auf. Betont langsam wandte er sich um, schlug die Beine übereinander und erwiderte geringschätzig: „So, du willst mir also auch ein Attentat in die Schuhe schieben? Allmählich wird das ermüdend. Wer sollte dir ohne Beweise Glauben schenken? Ich gebe gerne zu, dass ich es war, der den Schleier einer besonderen Behandlung unterzog, doch was könntest du mit diesem Geständnis schon anfangen? Die Nachricht, die ich an die Köchin sandte, ist verbrannt worden. Du kannst mir nichts nachweisen....und Seine Majestät zu erobern, wird ein Kinderspiel sein." „Wenn es ein Kinderspiel ist, erstaunt es mich, weshalb du es noch nicht geschafft hast!" war die spöttische Antwort und Siegfrieds Augen verengten sich zu Schlitzen. „Außerdem erliegst du einem Irrtum. Die Nachricht an die Köchin wurde nicht verbrannt, der Page hat sie einbehalten. Er ist ein kluges Kerlchen - und offenbar trug er sich bereits zu diesem Zeitpunkt mit dem Gedanken, deinen Plan nicht zu befolgen, obwohl er große Angst gehabt haben muss. Eine äußerst interessante Botschaft...." Er funkelte seinen Gegenüber erbost an und zitierte ironisch: „‚Beschaffe mir diese Zutaten, die unten aufgelistet sind. Ich benötige sie für eine Giftmischung. Stell keine Fragen und behalte für dich, was ich dir aufgetragen habe, oder du wirst es büßen! Im Palast arbeiten viele Köchinnen, auf eine mehr oder weniger kommt es nicht an! Die verwünschte Person darf diesen Tag nicht überleben und du wirst mir dabei helfen, sie loszuwerden!‘ Der Inhalt ist ziemlich eindeutig formuliert, oder nicht?" „Bastard....hinterhältiger, dreckiger Bastard!" zischte Siegfried und sprang auf. „Du würdest tatsächlich so weit gehen, mich an den Pranger zu stellen....!" „Und du!?!" rief Joey aus, bebend vor Wut und Abscheu, dass dieser Heuchler und Intrigant es wagte, für sich selbst Gerechtigkeit zu fordern, die ihm in keiner Weise zustand. „Was hast du nicht alles gewagt!? Du hast versucht, Yami zu vergiften, um einen Konkurrenten um einen Posten loszuwerden, den du niemals hättest ausfüllen können! Als das fehlschlug, hast du die Liebe meiner Freunde verraten, auf dass sie hingerichtet würden, damit du deine Rache genießen kannst! Und jetzt wolltest du mich umbringen, auf ganz und gar schändliche Art! Ich werde diese reizende Nachricht an Odeon Farradji weitergeben. Ich zweifele nicht, dass er deine hübsche Schrift wiedererkennen wird! Was mit dir geschieht, wenn der Sultan von seinem engsten Vertrauten über deine Taten aufgeklärt werden wird, dürfte dir klar sein!" „Und was, wenn mir das egal wäre?!" schrie er außer sich. „Wenn es mir egal wäre, ob ich sterbe, solange ich dich mit mir in den Tod reißen kann?! Ich wollte es mir nicht eingestehen.... aber zurückerobern könnte ich den Fürsten nie. Wenn sich ein Mann einmal in dich verliebt hat, besitzt du ihn fürs ganze Leben! Du bist allmächtig über sein Herz und es will etwas heißen, über das Herz eines Mannes allmächtig zu sein, der daran gewöhnt ist, es fest in seiner Gewalt zu haben! Wenn ich schon nicht als Lebender über dich triumphieren kann, so sollst du wenigstens mein Schicksal teilen und vor mir sterben, damit ich das Vergnügen habe, dich tot zu sehen! Tot!!!" Für einen Moment war Joey von dem abgrundtiefen Hass, der ihm entgegen peitschte, wie betäubt, doch bereits im nächsten war er sich seines Sieges sicher. „Ich habe nicht vor, dir diese Genugtuung zu gönnen, Siegfried. Ich wünsche nicht deinen Tod, sondern nur deine Verbannung und ich werde den Sultan gewiss dazu überreden können. Du verdienst es, in Schimpf und Schande davongejagt zu werden, der Tod wäre zu gnädig für dich. Du sollst mit dieser Demütigung und dem Scheitern deiner ehrgeizigen Träume weiterleben! Es war dir nicht bestimmt, Sultan-baschi zu werden, damit musst du dich abfinden. Vielleicht gibt es für dich an einem anderen Ort einen Platz, obgleich ich geneigt bin, das anzuzweifeln. Du bist wie ein Teekessel, der einem selbst an guten Tagen die Hand verbrühen kann." Der Schwede starrte seinen Rivalen schweigend an, dessen Schönheit er nicht leugnen konnte. Die ausdrucksstarken Augen, welche über die goldbraune Tönung von Topasen verfügten, passten wunderbar zu dem korngelben Haar, das ein Gesicht mit einem vollendeten Teint, feinen Brauen, einer reizenden Nase und ungemein verführerischen Lippen einrahmte. Seine Haltung war stolz und anmutig und in seinem Blick lag nichts als Verächtlichkeit, vermischt mit einer leisen Spur von Mitleid. Und da wusste er sich geschlagen. „Ich bin Euch unterlegen." Der Brite, dem die Veränderung in der Anrede sofort auffiel, zuckte kühl die Schultern. „Spiel nicht das arme Opfer, es steht dir schlecht. Und wenn ich dir noch einen kleinen Rat geben darf - du bist entzückend frisiert, aber der Schmuck ist eine schlechte und unmögliche Wahl ohne jeden Stil. Ich würde ihn abnehmen und dir vorschlagen, diesmal eine etwas geschmackvollere Zusammenstellung zu versuchen." Nachdem er gegangen war, betrachtete Siegfried, in dessen Wimpern Tränen der Verzweiflung und der Niederlage hingen, sein Konterfei im Spiegel und seufzte ungehalten, während seine Finger den Verschluss der Kette lösten. „Er hat recht, der Mistkerl. Es ist unmöglich." Joey war noch am selben Abend bei Odeon und berichtete ihm die einzelnen Vorfälle. Der Oberaufseher verglich die Schrift der Nachricht an die Köchin mit der des anonymen Briefes, den er bekommen hatte und nickte. Man ließ Rashid als Zeugen rufen und gemeinsam baten sie um eine Audienz bei Seto ab-del Kaiba. Niemand erfuhr je, was hinter den geschlossenen Türen besprochen wurde, doch am nächsten Morgen wurde Siegfried von ein paar Eunuchen aus dem Ersten Harem hinunter in den Zweiten gebracht und von dort aus dem Palast hinaus. Sein Haar war zu einem schäbigen, fransigen Knoten gebunden und er trug ein graues Arbeitergewand. Marokkos König hatte ihn verbannt, anstatt ihn zu töten, und wie Joey es vorausgesagt hatte, empfand er den Schmerz seines Sturzes intensiver als alles andere. Niemand hielt sich über sein Verschwinden auf, denn es galt, den Tag der Aufstiegszeremonie zu feiern. Der gesamte Obere Serail war in den Hof der Blumen eingeladen worden und auch Ishizu, Kisara und Mai sowie die Konkubinen durften dem Fest beiwohnen. Man hatte einen roten Teppich ausgelegt, der im Sechsten Innenhof begann und bis zu dem Pavillon im Hof der Blumen reichte, an dessen Eingang am oberen Ende der Stufen der Sultan auf einem thronähnlichen Stuhl sass, flankiert von seiner Mutter und Odeon Farradji. Links und rechts des Weges hatten die Männer des Harems Platz genommen, allen voran natürlich die vier Favoriten. Die Musikanten, die auf einem separat aufgebauten Podium versammelt waren, spielten eine majestätische Melodie, als der Engländer sich der Menge näherte, begleitet von mehreren Eunuchen und zwei Pagen, von denen ihm der eine einen prachtvoll bestickten Sonnenschirm über den Kopf hielt, während der andere ihm mit einem Fächer aus Straußenfedern Luft zufächelte. Vorneweg lief der junge Rashid mit einem Kissen in Händen, auf dem zusammengefaltet ein Serailmantel und eine goldene Schärpe lagen. Der Blonde selbst hatte nicht mehr am Leibe als einen weißen Hüftrock, sein rückenlanges Haar war offen und die herrlichen Ohrringe glitzerten feurig im Licht. Um seinen Hals prangte ein weiteres Schmuckstück in Form einer breiten Goldkette mit einem ovalen Anhänger, in dessen Mitte ein blauer Diamant eingefasst war. Er kam bis zur Treppe des Pavillons und verbeugte sich, während die Musik verstummte. Odeon verließ seinen Platz zur Rechten des Fürsten und erhob seine wohlkingende Stimme: „Der Tag, um den ich gebetet habe, ist endlich eingetroffen. Allah hat mir den Mann geschickt, nach dem ich jahrelang gesucht habe, den Mann, der das Herz meines Herrschers erobert. Joseph....ich habe mich nicht in Euch getäuscht, als ich auf dem Sklavenmarkt Eure Qualitäten erkannte. Es ist mir eine Freude und eine Ehre, Euch heute die Insignien Eures neuen Standes zu verleihen. Tragt diese Schärpe als äußeres Zeichen des Gold-Ranges." Er gürtete die Schärpe, die mit winzigen Rubinen verziert war, um Joeys Taille und verneigte sich. Danach nahm er den Mantel, der tiefrot schimmerte und half seinem Goldjaspis, hineinzuschlüpfen. „Tragt diesen Mantel als äußeres Zeichen eines Status‘, den Ihr Euch verdientermaßen erworben habt, indem Ihr mir Respekt und Zuneigung eingeflößt habt, indem Ihr die Freundschaft der Favoriten und die Bewunderung und Kameradschaft der übrigen Haremsherren gewonnen habt....und indem Ihr das Herz des Königs bezwungen habt. Von dieser Stunde an seid Ihr der Mann an seiner Seite....der Sultan-baschi!" Er vollführte eine erneute Reverenz und Joey schritt die Stufen hinauf, bis er seinem adeligen Geliebten gegenüberstand. Seto ergriff seine Hände, hauchte einen zarten Kuss auf seine Fingerspitzen und flüsterte: „Schönster....Du bist mir entgegengekommen, in all deinem berückenden Glanz, und hast mich geblendet. Ich weiß nicht, was du mit mir getan hast....ich fühle mich wie behext. Du hast mich zum Sklaven gemacht und ich genieße es. Aber ich muss dich warnen: Glaube nicht, dass ich die Rolle des Gebieters einfach so aufgebe!" „Wozu solltet Ihr auch? Ihr seid mein Gebieter und zugleich mein Sklave, wie Ihr selbst gesagt habt....doch ich bin nicht weniger Sklave als Ihr. Wenn Ihr mich beherrscht, unterliege ich Euch mit unbeschreiblicher Wonne, mein schöner Troubadour...." Er sah ihn an und verlor sich in den meerblauen Tiefen, die ihn in ihren mächtigen Bann schlugen. Sinnliche Lippen berührten seinen Mund und ein Schauer der Lust durchrann ihn; wie trunken hing er in dieser starken, leidenschaftlichen Umarmung, die ihn davor bewahrte, seines Haltes verlustig zu werden, denn seine Knie wurden ihm weich, während er diesen glühenden Kampf ausfocht, der all seine Sinne beanspruchte und ihn berauschte. Als sie sich voneinander lösten, begann die Menge zu applaudieren und Joey lächelte einmal glücklich in die Runde. Zusammen mit dem Sultan, der ihm wie ein Kavalier der französischen Schule den Arm bot und ihn zum Buffet hinüber geleitete, präsidierte er der Festgesellschaft. Der Wein floss in Strömen, man tanzte ausgelassen und niemand bedauerte Siegfrieds Fehlen. Den meisten fiel es nicht einmal auf, aber Yami und Bakura bemerkten es. „Wo ist van Schröder? Ich hätte es ihm gegönnt, deinen Triumph zu erleben!" „So boshaft, Bakura?" schmunzelte der Bunthaarige und setzte sich neben Joey, der gerade damit beschäftigt war, die Glückwünsche einiger Konkubinen entgegenzunehmen. „Vielleicht kann der Sultan-baschi uns darüber aufklären, hm? Wo steckt er?" „Siegfried werdet ihr hier nicht mehr finden. Er hat meinen Triumph miterlebt, wenn auch auf etwas andere Weise. Er ist verbannt worden, weil er versucht hat, mich umzubringen." „Ich wusste, er würde nicht einmal davor zurückschrecken. Umso besser, dass wir ihn endlich los sind! Aber warum nur eine Verbannung, keine Hinrichtung?" „Das müsste dir doch klar sein", meinte der Russe ernst. „Für Siegfried wäre der Tod keine Strafe. Er verdient Demütigung und Erniedrigung, weil das genau das ist, was er sein Leben lang verbreitet hat. Ich ahnte, dass du es sein würdest, der....Entschuldigung. Ich ahnte, dass Ihr es sein würdet, der ihn besiegt. Ich muss mich erst an Euren neuen Rang gewöhnen, verzeiht." „Ich will nichts davon hören. Wir sind Freunde, ich könnt weiterhin ‚du‘ zu mir sagen. Ich spreche euch doch jetzt auch so an. Jene, die ich kaum kenne, sollen die ehrerbietigen Floskeln benutzen, aber ihr müsst das nicht tun. Es ist seltsam, dass ich nun genau dort bin, wo ich anfangs überhaupt nicht hin wollte. Aber ich habe mich verliebt....und jetzt bin ich der einzige, der Setos Herz von der Einsamkeit seiner früheren Jahre befreien kann. Es ist merkwürdig, der Erste Mann des Harems zu sein....und nicht alle werden stets von mir überzeugt sein." „Darüber solltest du dich nicht grämen", erklärte Yami zuversichtlich. „Welche Herausforderungen dir auch begegnen mögen, du kannst auf uns zählen. Das wichtigste ist, dass Seine Majestät dich aufrichtig liebt und du diese Gefühle ebenso aufrichtig erwiderst. Es wird Streit geben, Meinungsverschiedenheiten und schlechte Tage, aber solange ihr einander in Liebe tragt, wird euch niemand etwas anhaben können. Liebe ist wie eine Perle, Joey. Zu Beginn ist sie schön und strahlend, aber wenn man eine Perle nicht pflegt, wird sie stumpf und unansehnlich. Doch solange ihr nicht in Gleichgültigkeit verfallt und lernt, Verständnis für die Schwächen des anderen aufzubringen und sie zu akzeptieren, werdet ihr ein Paar sein, dem die Welt zu Füßen liegt. Das ist es, was ich mir für euch wünsche." „Hab Dank, mein Freund. Ich werde es nicht vergessen." Kazim Ismael ab-del Kaiba, seines Zeichens Erster Sohn des Sultans und zehn Jahre jung, lauschte dem Ende der Erzählung mit leuchtenden Augen. Neben ihm sassen seine sechsjährige Schwester Fatima und sein dreijähriger Halbbruder Karim, der Sohn von Kisara, der Zweiten Gemahlin, der allerdings schon eingeschlafen war, denn es war spät. [1] „So bist du also Sultan-baschi geworden und hast meinen Vater erobert", murmelte der Junge und strahlte über das ganze Gesicht. „Und du hast Onkel Yamis Worte wirklich nie vergessen! Ich hoffe, dass ich auch einmal solche Freunde finden und eine solche Liebe erleben werde. Vater mag auch meine Mutter, aber du bist das, was sie die ‚Sonne seines Lebens‘ nennt." „So drück sie es aus?" Kazim nickte eifrig. „Ja! Vater muss dich sehr lieben....glaubst du, dass ich auch einmal so glücklich sein werde wie ihr beide?" „Du vereinst die besten Eigenschaften deines Vaters und deiner Mutter in dir, mein Kleiner. Das Glück wäre ungerecht, wenn es nicht auch zu dir käme. Und nun wecke dein Brüderchen, ihr müsst ins Bett." „Können wir nicht noch ein bisschen bleiben?" bettelte Fatima, aber Joey ließ sich nicht beirren, zumal Ishizu den Schlaf der Kinder streng überwachte. „Es ist nicht nötig, den kleinen Prinzen zu wecken, Herr", meinte Rashid, der seit damals der persönliche Diener des Sultan-baschi war. „Ich trage ihn einfach in den Frauentrakt hinüber. Außerdem soll ich Euch ausrichten, dass Seine Hoheit Euch sehen möchte." „Tatsächlich? Gut, dann will ich mich beeilen, um ihn nicht zu verärgern." Rashid, der diese Worte hörte, ehe er die Erben des Fürsten zu ihren Müttern zurückbrachte, konnte sich eines wissenden Grinsens nicht erwehren und wünschte seinem Herrn eine gute Nacht. Joey hüllte sich in einen seiner roten Umhänge und warf einen abschätzenden Blick in den Spiegel. Er hatte sich zu einem reifen Mann von 32 Jahren entwickelt, und sein Haar war kürzer geschnitten als einst, doch die Glut seiner Augen und die temperamentvolle Dynamik seiner Bewegungen waren immer noch dieselben. Höchst befriedigt mit seinem Aussehen, suchte er seinen Liebsten in seinen Gemächern auf. Entgegen seiner Annahme erwartete ihn Ab-del Kaiba jedoch nicht in seinem Schlafzimmer, sondern draußen auf dem großen Balkon. „Du hast mich rufen lassen, Seto?" Der Monarch winkte ihn zu sich und umschlang seine Taille. Gemeinsam betrachteten sie den Sternenhimmel, der sich über ihnen spannte wie ein endloses Zelt. „Erinnerst du dich?" erkundigte er sich zärtlich. „Heute vor zehn Jahren lockte dich der ‚Magische Troubadour von Marokko‘ mit seinem Lied hinunter in den Garten und raubte dir einen Kuss." „Er raubte mir nicht nur einen Kuss, sondern auch mein Herz." „Aber er ließ das seine als Pfand in deinen Händen zurück....obwohl das nicht seine eigentliche Absicht gewesen war. Du hast ihn die Liebe gelehrt. Hast du es je bereut?" „Es gibt nichts zu bereuen, wenn man glücklich ist." Unten marschierte Odeon Farradji auf seiner abendlichen Kontrollrunde an dem Paar vorbei, das sich innig küsste, als er einen Blick nach oben schweifen ließ. Ein warmes Lächeln verwandelte seine alternden Züge und er pries Allah mit einem kurzen Gebet. »Ich wusste, dass du mich nicht enttäuschen würdest, Goldjaspis.« ENDE [1] Mir gefiel die Idee, Seto könnte noch ein paar Kinder mehr haben. Und übrigens, Joey hat den Kleinen die Geschichte seines Werdegangs erzählt, allerdings hat er natürlich die Schilderung der Liebesnacht ausgelassen! Das ist der Teil, der Euch Lesern vorbehalten geblieben ist!^^ An dieser Stelle möchte ich meinen lieben Lesern und Kommi-Schreibern danken, die diese FF so eifrig verfolgt haben! Ein herzliches Dankeschön an: Airi_chan Angel-of-Sins Archimedes Arzu Bey_engel Black-Nana bloodymary-chan blubbbspinat Browneyes Cathy ChibiSeth ChUcKy_KrUeMI Darina DevilAngel Fallen Ferdl Hieads_Angel hexenkind20 Hiromi2 Hydewahn Hwa Icedragon IsisKaiba izuka Kaede_chan KikiChan KirrikaYuumura Kore LaLue-ChaN Latey Leonessa Lica87 LindenRathan LOL-Girl loscar Love-chan MAC01 MarieSoledad mero-chanXD Mick18 MikaChan88 -Misa- -Misya- Moehre Montespinneratz Nariaki Pikari-chan -Raziel- Rowan sally42 san79 satoshira Schreiberling Selayko Seto-Joey SetoKun Simarillion Sweetkaibergirl -TK- Uriel-Sama wheinachtsmann yuki_ryou VIELEN DANK EUCH ALLEN!!!!^_______^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)