Desert Nights von Autumn ================================================================================ Kapitel 2: Seine Majestät, der Sultan ------------------------------------- Und hier ist das zweite Kapitel! Joey trifft endlich auf den Sultan...uiui...ob das gut geht? Zweites Kapitel: Seine Majestät, der Sultan Joey schlief sehr schlecht in seiner ersten Nacht hinter verschlossenen Türen und hohen Mauern. Sein Lager war weich, seine Zimmergenossen hilfsbereit und gar nicht neidisch oder hinterhältig, wie er erwartet hatte, das Essen köstlich, vor allem die Süßspeisen, und das gemeinsame Baden mit den anderen am Abend hatte ihm sogar Spaß gemacht. Dennoch ertrug er den Gedanken nicht, ein Gefangener zu sein, der sich den Gelüsten des Sultans zu beugen hatte. Bei Tagesanbruch vernahm er eine wunderbare Melodie, die erst zaghaft in seine wirren Träume drang und ihn schließlich aufweckte. Er rüttelte Dartz, der neben ihm nächtigte und dieser blinzelte schlaftrunken. "Was ist los?" "Hörst du das auch? Diese Musik! Und jetzt....singt jemand!" Eine samtene, tenorgleiche Stimme erfüllte die Umgebung, schwang sich von Turmspitze zu Turmspitze und berührte das Herz des Engländers. Es war eine Stimme von solcher tragender, volltönender, sinnlicher Vollkommenheit, dass Joey unweigerlich erschauerte. "Wer ist das? Kennst du den Sänger?" "Ich kenne ihn. Man nennt ihn den ,Magischen Troubadour von Marokko', weil er seinem Instrument himmlische Klänge entlockt, die nur Zauberei sein können, und seine Stimme....nun, du hast ihr gerade ergriffen gelauscht. Er singt oft in den frühen Morgenstunden oder nach Sonnenuntergang, aber niemand weiß, wer er wirklich ist." "Ja? Wie geheimnisvoll...." Ein paar Stunden später, nach dem Frühstück, stellte sich der unvermeidliche Odeon Farradji wieder ein und sagte: "Ich bin gekommen, um dich abzuholen, Goldjaspis! Seine Majestät der Sultan wünscht dich zu sehen!" "Ich will nicht!" "Das nützt dir gar nichts. Wir müssen dich noch herrichten, also sei nicht so störrisch!" Damit rief er zwei Eunuchen herbei, die den sich windenden Jüngling packten und in eines der Ankleidegemächer schleiften. Dort begannen sie, fast wie perfekte Zofen, den Blonden seines dunkelblauen Haremsmantels, seiner Schärpe und seines Rockes zu entledigen, bis er im Lendenschurz dastand. Danach hüllten sie die anmutige Gestalt in undurchsichtige rote Schleier und führten ihn hinter ihrem Vorgesetzten her zu einer Elefantenstatue, die sich vor einer reich verzierten Wand erhob. Odeon drehte die Figur nach rechts, die Wand schob sich zur Seite und offenbarte einen geheimen Durchgang. "Im ganzen Harem gibt es diese versteckten Pfade. Der Sultan benutzt sie, um auf direktem Wege seine Besuche abstatten zu können - und über diese Wege werden ihm auch jene geschickt, die er für die Nacht ausgewählt hat." Er erhielt keine Antwort, denn Joey biss sich zornig auf die Lippen und schwieg stoisch. Die Vorstellung, gleich den gierigen Blicken des Fürsten ausgesetzt zu sein, entzündete helles Widerstreben in ihm und er wand sich in dem eisenharten Griff der Wachen. Endlich gelangten sie zu einer Treppe, die immer weiter hinaufführte, bis sie schließlich in einen weiteren Korridor mündete, der viele Kurven und Biegungen machte. Alleine, das wusste der Brite, würde er sich hier restlos verirren. Nach ungefähr zehn Minuten schlüpfte die Gruppe hinter einem Wandteppich hervor und betrat einen Flur, der an einer großen, goldüberzogenen Tür endete, die von zwei finster aussehenden Soldaten flankiert wurde. Als sie Odeon erkannt hatten, traten sie stumm zurück und ließen ihn passieren. Joey, dessen Augen als einziges nicht verdeckt waren, sah sich um und er hatte das unbestimmte Gefühl, in dieser Pracht und puren Präsentation von Reichtum zu ertrinken. Der Raum glich einem halben Saal, aber es handelte sich hierbei wohl nur um das Schlafgemach des Sultans, wie man anhand des riesigen Himmelbettes vermuten konnte, das ganz von weinroten Brokatvorhängen umschlossen war, sodass man nicht einmal die kleinste Silhouette dahinter ausfindig machen konnte. Plötzlich jedoch wurde einer der Vorhänge beiseite gerafft, und ein Mann schälte sich aus den seidig glänzenden Laken und Kissen. Der Oberaufseher versank in den Knien und flüsterte zu seinem Neuerwerb gewandt: "Das ist er: Seine Majestät Seto ab-del Kaiba, der Sultan von Marokko!" Der Angesprochene vergass für einen Moment, zu atmen. Er hatte mit einem hässlichen, alten Mann Mitte Siebzig gerechnet, der in jungen Jahren zu kurz gekommen war und deshalb seine Geilheit mittels eines Serail befriedigte - aber das....! Ungläubig und überrumpelt glitten seine Augen vorsichtig die Statur des Herrschers hinauf: Schlanke, grazile, endlos scheinende Beine, schmale Hüften, aber ein muskulöser, sehniger Oberkörper, wie an dem weißen Überwurf mit Brustausschnitt festzustellen war, breite Schultern, verführerische, sündige Lippen, ein sanft gebräunter Teint, makellose Haut, gepflegtes brünettes Haar und unergründliche, saphirblaue Augen. Noch nie zuvor hatte er Augen von dieser Klarheit gesehen! Kühl und ruhig lagen sie auf ihm, wie die einer Statue. Dieser Mann war jeder Zoll ein König. "Mein Fürst", begann Odeon euphorisch, "Dies ist der Schatz, den ich gestern für Euch ersteigert habe! Gebt acht!" Damit entfernte er den ersten Schleier und der Blonde seufzte. Diese Prozedur kannte er schon vom Sklavenmarkt und er fühlte, wie Farradji das Band löste, das seine Mähne zusammenhielt. Gleich einer goldenen Flut wallte sie über seine Schultern und seinen Rücken, während der nächste Schleier, der entfernt wurde, seinen Torso entblößte. Als man sich anschickte, auch das dritte Stück Stoff zu entfernen, hob der Sultan die Hand. "Nein, nicht. Ich sehe, dass er sehr schön ist." Man ließ von ihm ab und der Blick des Fürsten wanderte einmal an ihm hinauf und hinunter. "Sage mir deinen Namen!" befahl er. "....Joseph. Aber normalerweise werde ich von meinen Freunden Joey gerufen." "Und wo liegt deine Heimat, Joey?" "...." "Antworte!" "Ich werde von meinen Freunden so genannt und von denjenigen, denen ich es erlaube! Ihr gehört nicht dazu!" Diese Frechheit erstaunte und verblüffte Seto über die Maßen. Was glaubte dieser unverschämte Kerl eigentlich, wo er sich befand?! Er schnippte mit den Fingern und einer der Eunuchen drückte dem Blonden fest seine Hand gleich einer Zange in den Nacken. "Du verbietest mir also, dich mit Joey anzureden? Du wagst es, mir einen Befehl zu erteilen?" "Ja." Ein weiteres Schnippen und der Wächter presste dem Blonden die Halsmuskeln zusammen, sodass er in die Knie sackte und einen Schrei ausstieß. "Ich frage dich noch einmal: Willst du es mir nach wie vor verbieten?" In einer blitzartigen Bewegung hob Joey den Kopf und schmetterte einen wütenden, wilden Blick voller Verachtung auf den Sultan, einen Blick, in dem ein gefährliches, heißblütiges Funkeln lag, das dem jungen Herrscher durch Mark und Bein ging und ihm durch den Körper fuhr wie ein Schwertsreich. "Ja!" wiederholte der Brite mit schneidender Stimme. Obwohl er gedemütigt worden war, brachte er es fertig, seine Unverfrorenheit nachdrücklich zu betonen? "Bis ich Euch nicht vertraue, verbiete ich Euch, meinen Spitznamen zu benutzen! Und wenn Ihr erwartet, dass ich mich Euch hingebe, dann vergesst es! Ich werde mich Euch niemals beugen! Niemals!!" Seto starrte ihn offenen Mundes sprachlos an. Er konnte einfach nicht fassen, dass es offensichtlich einen Mann gab, der bereit war, seinen Zorn auf sich zu ziehen, anstatt sich zu fügen. Seine Hände ballten sich erbost zu Fäusten. "Das wird sich zeigen! Heute Nacht will ich ihn in meinem Lustgemach sehen, verstanden?! Schafft ihn weg!!" "Das hast du tatsächlich getan?!" platzte Marko heraus, nachdem der Blonde erzählt hatte, was ihm widerfahren war. "Bist du verrückt? So offen Ungehorsam zu zeigen! Dir ist doch klar, dass du dich damit nicht sonderlich beliebt machst!" "Ich habe auch nicht die Absicht, beim Sultan beliebt zu sein! Je mehr er mich hasst, desto besser ist es! Dann sieht er vielleicht ein, was für ein Fehler es war, mich hier einzusperren und lässt mich gehen!" "Da kennst du Seine Majestät aber schlecht! Bevor er dich laufen lässt, foltert er dich eher zu Tode!" "Und wenn schon! Ich lasse mich nicht zähmen!" "Sei doch vernünftig!" "Nein!! Dieser verdammte Bastard soll es nur wagen, mich zu berühren! Er wird es büßen!" "Pass nur auf, dass du es nicht büßen musst!" gab Dartz zu bedenken, der mit Sorge das hitzige Temperament und den stählernen Stolz im Charakter des neuen Kameraden in ihrem Kreis festgestellt hatte. Das konnte ihn den Kopf kosten! Aber Joey wollte nicht auf die gut gemeinten Ratschläge hören. Er würde allem und jedem trotzen, der sich getraute, seine Unabhängigkeit und seinen freien Willen anzugreifen! Am Abend, während die anderen Mitglieder des Bronze-Ranges badeten, sass er am Fenster auf seinem Bett und schaute hinaus. Der Mond glich einer silbernen Mandel und die Sterne strahlten so klar und schön wie sie es auch am Firmament über den Britischen Inseln getan hatten. Ob er die sattgrünen Wiesen je wiedersehen, je wieder den prickelnden Sommerregen auf seiner Haut spüren würde? Da klopfte es und Odeon betrat das Zimmer. "Er erwartet dich, Goldjaspis." "Er kann warten, bis er schwarz wird!!" "Fordere ihn nicht zu sehr heraus, Schönster. Es könnte dich teuer zu stehen kommen." Widerwillig erhob sich Joey und folgte dem Aufseher, um zu vermeiden, dass die Eunuchen ihn erneut durch die Gänge zerrten wie ein Stück Vieh. Diesmal brachte man ihn in einen kleinen, verschwiegenen Raum, der ganz in Azurblau gestaltet war und dessen Decke dem natürlichen Sternenhimmel nachempfunden war. Die Einrichtung war sehr geringfügig und wurde von dem breiten Bett dominiert, das von durchsichtigen Schleiern umgeben war. Der 22jährige begriff, warum Ab-del Kaiba es als das "Lustgemach" bezeichnet hatte. Man hatte ihn alleingelassen und er stand nun da im Dunkeln und harrte dem Unvermeidlichen. Eine Tür klappte auf und er vernahm die Schritte einer Person, die sich ihm näherten. Als er sich umdrehte, stand der Sultan vor ihm, gekleidet in einen Lendenschurz und einen Mantel mit weiten Ärmeln. Sonst trug er nichts, er war also praktisch halbnackt, bereit zur Liebe. Das Mondlicht, das durch die beiden Fenster fiel, goss einen sanften Schein auf die unbedeckten Muskeln der Brust und des flachen Bauchs und verlieh den Saphiraugen ein seltsames, beinahe überirdisches Leuchten. Joey musste schlucken, denn er war empfindsam genug, um zu fühlen, dass ihn die Anwesenheit des Fürsten gleichwohl erregte, mochte sein Geist sich auch dagegen sperren. Sein Gegenüber bedeutete ihm, sich auf das Bett zu legen und er gehorchte mit verdächtiger Anschmiegsamkeit. Seto beugte sich über ihn und sog sich an jeder Einzelheit dieses perfekten, göttlichen Körpers fest, der ihm nun, zu nächtlicher Stunde, noch berückender und fesselnder erschien, da der Zauber einer scheuen, zaghaften Lust über ihm lag - feine Schweißperlen netzten seine Brust und sein Atem beschleunigte sich ein wenig. Ob Joseph noch unerfahren war? Odeon hatte sich in dieser Hinsicht nicht deutlich geäußert, um ihn neugierig zu machen. Er suchte die vollen Lippen und strich zart über sie hinweg, registrierte das Erschauern, das den anderen überlief. Davon ermutigt, wechselte er zu einer kühneren Liebkosung und Joeys weiche Finger tanzten über seine linke Schläfe....als...."Aahh!!" Der Sultan sprang auf und starrte den Blonden an, bebend vor Zorn und Entrüstung. Die scharfen Nägel des Jüngeren hatten drei tiefe, blutende Kratzer auf seinem Fleisch hinterlassen und dieser richtete sich triumphierend auf und öffnete die Tür, die aus dem Gemach hinausführte. "Du....erdreistest dich....?!" stieß Seto angestrengt hervor, denn seine Stimme überschlug sich fast und sein Gesicht war beinahe kalkweiß vor Ärger. "Ich hatte es Euch bereits gesagt! Wenn Ihr mir nicht geglaubt habt, ist das Eure Schuld!" "Du....hinaus mit dir, du halsstarriger Mistkerl!! Odeon soll dich in den Harem zurückbringen!! Aber verlass dich darauf: Das wird ein Nachspiel haben!!" Farradji fing den Briten auf, der von dem Herrscher gepackt und nach draußen geschubst wurde. "Ich werden ihn züchtigen lassen, hast du verstanden?! Rede ihm ins Gewissen, damit sein Leid nicht zu lange andauert!" "Was....meint er?" "Diese Kratzer....! Warst du das, Goldjaspis? Du hast ihn verletzt? Wie konntest du! Ich erahnte die Härte deines Willens, aber dass du so dumm bist....! Höre! Du wirst dafür bestraft werden! Aber wenn du kundtust, dass du dich seinem Verlangen ergibst, wird es nicht lange dauern!" "Den Teufel werde ich! Er kann mich nicht zwingen!" Damit rauschte er davon und der Oberaufseher hatte alle Mühe, ihn wieder einzuholen. Am nächsten Morgen begann ein geschäftiges Treiben im Ersten Innenhof des Palastes. Braungebrannte Sklaven errichten ein Holzgestell und ein grobschlächtiger Strolch mit einem grausamen Grinsen schwang eine Peitsche hin und her, als übe er für die Folter. Eine Stunde später wurde Joey abgeholt und nach unten gebracht. Dartz, Marko, Raphael, Shadi und die anderen Mitglieder des Bronze-Ranges säumten die Fenster, und selbst aus dem Silber- und dem Gold-Rang ließ sich das eine oder andere Gesicht sehen. Sie alle beobachteten, wie der Engländer mit rauen Seilen an dem Gerüst festgebunden wurde und man seinen Oberkörper entkleidete. Der Sultan hatte auf einer Liege davor platzgenommen, aß genüsslich ein paar Weintrauben und nickte dem Folterknecht zu. Die gnadenlose Peitsche sauste hernieder, einmal, zweimal, dreimal, aber Joey gab keinen Ton von sich. Wieder und wieder trafen ihn die brutalen Schläge, bis sein Rücken von blutigen Striemen übersät war. "Odeon....frage ihn, warum er nicht schreit." ordnete Ab-del Kaiba in kaltem Ton an und schob sich erneut eine Weintraube in den Mund. Joey, der nach vorne zum Fürsten blickte, während er von hinten bearbeitet wurde, hatte diese Worte gehört und fauchte: "Seid Ihr zu feige, mich selbst zu fragen?! Ich werde mir eher die Lippen zerbeißen, als einen einzigen Schrei auszustoßen!! Diesen Gefallen werde ich Euch nicht tun, Ratte!!" Die nächste Weintraube wurde von den schlanken Fingern zerquetscht, sodass ihr Saft über das feingliedrige Handgelenk lief. "Du beleidigst mich?! Du Narr!! Wie viel kannst du ertragen?!" Der Folterknecht unterbrach seine Tätigkeit, knotete das Ende der Peitsche zusammen und holte mit einer Greifzange einen glühenden Draht aus dem Kohlenbehälter neben sich. Mit Hilfe des Werkzeugs wickelte er den Draht um diesen Knoten und schlug wieder zu. Brennender Schmerz durchzuckte den kraftvollen Leib des Blonden und ungewollt entrang sich ihm ein gepeinigtes Stöhnen. "Lehnst du es immer noch ab, mir zu gehören?!" "....Wenn Ihr meinen Körper wollt....dann müsst Ihr erst mein Herz bezwingen....und das wird Euch nie gelingen, das schwöre ich Euch!" "Alle Männer meines Harems gehören mir durch Fürstenrecht! Du hast mir Lust zu schenken, wenn ich sie fordere!!" "Nein!! Auf dem Gebiet der Liebe habt Ihr mir gar nichts zu befehlen!" "Soso! Und wer dann?" Die Erwiderung erfolgte ohne Zögern, schnell wie ein Pfeil und ebenso spitz. Sie war präzise, erschütternd und gewährte kein Gegenargument. "Ich allein!!!" Seto, dem durch diese sachliche, entwaffnende Antwort jeglicher Wind aus den Segeln genommen worden war, musterte seinen Gegner mit unverhohlener Überraschung und insgeheim auch mit Bewunderung. Er sah in diese glühenden braunen Augen, deren intensives Feuer ihn zu berauschen drohte und in einer plötzlichen, heftigen Geste rief er aus: "Schneidet ihn ab!" Der Folterknecht war erstaunt, tat aber, wie ihm geheißen und zertrennte die Fesseln, die Joey an das Gestell banden. Höllische Pein loderte in jedem winzigen Millimeter seiner selbst, doch der Engländer erhob sich mühsam und stakste auf steifen Beinen auf den Sultan zu. Obwohl man merkte, dass er am Ende seiner Kräfte war, ging er aufrecht, mit gestrafften Schultern und stolz gerecktem Hals, bis er nur noch ein kleines Stück von dem Regenten entfernt war. Dann spuckte er ihm vor die Füße und verschwand schweigend im Inneren des Serail. Odeon verneigte sich vor dem Braunhaarigen und beteuerte: "Wirklich, mein Gebieter, ich hätte nie gedacht, dass er so widerspenstig ist! Vielleicht sollte man ihn zum Sklavenmarkt zurückschicken!" "Nein." "Wie bitte?" "Ich sagte: Nein. Dieser Mann bleibt hier. Ich will ihn haben....seinen Körper, sein Herz, seinen Geist, alles! Er muss mein werden....er muss einfach!!" Er eilte davon und ließ einen irritierten Oberaufseher zurück. Auf einmal aber erkannte dieser die Situation: Es war Joey gelungen, heißes Begehren in Marokkos Fürsten zu entfachen, so stark, dass er ihm sogar seine Verweigerung durchgehen ließ. "Sieh an, Goldjaspis....also habe ich dich doch nicht falsch eingeschätzt...." Es wurde an die mit feinen Mustern geschmückte Tür des Einzelgemachs geklopft, das Yami Muto zu eigen war, einem Asiaten, der Mitglied des Gold-Ranges und einer der Favoriten des Sultans war. Er schmunzelte, hatte er doch von hier oben mit verfolgt, was sich im Ersten Innenhof zutrug. "Herein." Seto schob sich in den großzügig gestalteten Raum und setzte sich dem bunthaarigen Schönling gegenüber. Dessen wissendes Grinsen beruhigte ihn etwas. "Ich entnehme deinem Gesichtsausdruck, dass ich dir nicht erklären muss, warum ich hier bin." "Das ist korrekt, Euer Gnaden. Ich behaupte, dass Ihr es mit mir und anderen Männern in Eurem Harem ähnlich schwer hattet, doch dieser Joseph bricht alle Rekorde. Noch nie habe ich einen erlebt, der Euch so geringschätzig behandelte oder der Euch so gar keinen Respekt entgegenbrachte. Aber das ist es auch, was Euch an ihm fasziniert, nicht wahr? Oh, ich bestreite nicht, dass sein unnachgiebiger Stolz und sein starker Wille, vermischt mit seinem leidenschaftlichen Temperament und seiner unleugbaren Schönheit, ungeheuer reizvoll sind.... auch mich traf sein Anblick bis ins Herz....dennoch werdet Ihr einige Hürden überwinden müssen, bevor Euch in seinen Augen Gnade zuteil wird, mein König. Aber Ihr kennt meine Meinung: Eine leichte Eroberung macht die Liebe wertlos, eine schwierige dagegen macht sie unbezahlbar. Welche Art zieht Ihr vor?" "Das muss ich dir nun wirklich nicht erklären. All jene, die zu meinen Favoriten geworden sind, waren schwierige Eroberungen, denn nur sie sind darin begabt, mich für lange Zeit zu begeistern. Was denkst du über den jungen Briten - abgesehen davon, dass sein feuriges Wesen dich ebenso fesselt wie mich?" "Wollt Ihr meine ehrliche Ansicht über ihn hören?" "Ja. Sonst wäre ich nicht hier. Deine Ratschläge haben sich von jeher als gut und richtig erwiesen." "Dann lasst Euch gesagt sein: Dieser Joseph wäre würdig, Sultan-baschi zu sein." "Ist das dein Ernst?!" "Selbstverständlich." Mit diesem Urteil verließ Ab-del Kaiba den hübschen Yami mit den amethystfarbenen Augen, die so voller Weisheit und Ruhe waren und kehrte in seine eigenen Räume zurück. Er hatte die Stärke dieses Willens gespürt, der seinen eigenen Stolz zu attackieren wagte, doch dieses Verhalten täuschte nicht über die unermesslichen Freuden hinweg, die man erleben würde, gelang es einem, das Herz dieses Schönlings zu erweichen. >>Was hattest du im Sinn, als du diesen Mann gekauft hast, Odeon? Wolltest du, dass er mir Trotz bietet? Bist du überzeugt, dass er es ist, der mein Herz gewinnen könnte? Ja, vielleicht. Über die nötigen Qualitäten verfügt er. Aber wahrlich, noch nie zuvor habe ich es mit einem solchen Tollkopf zu tun gehabt!<< Unterdessen lag Joey bäuchlings auf seinem Lager und ließ seinen geschundenen Rücken mit Heilsalben einreiben. Raphael, dem diese Aufgabe zugefallen war, tadelte gutmütig: "Was hast du dir bloß dabei gedacht? Wir haben dich doch gewarnt! Es ist gefährlich, Seine Majestät zu reizen! Es verwundert mich, dass du diese Lektion nicht begriffen hast." "Ich habe sie begriffen....und genau deshalb musste ich ihm beweisen, wie eisern mein Wille wirklich ist! Ich würde mich lieber von den Zinnen stürzen, als ihm anzugehören!" "Tse, was sind das nur für alberne Ideen! Ein schöner junger Mann wie du es bist, aus dem die Lebenslust nur so herausquillt, redet nicht so ein dummes Zeug! Deine Worte während der Geißelung haben mir zumindest gezeigt, was ich bereits ahnte: Du wärest geeignet, Sultan-baschi zu sein!" "Sultan-baschi? Was ist denn das?" "Das ist der Titel, den man demjenigen verleiht, der geboren wurde, um die Könige zu beherrschen. In jedem Harem gibt es dessen nur einen. Man hat ihn nicht erwählt; er ist es aus sich selbst heraus geworden, weil er alle Fähigkeiten besitzt, Seele und Körper des Fürsten in seinen Bann zu schlagen. Der Sultan tut nichts, ohne ihn zu befragen. Er regiert über die anderen Männer im Serail und entscheidet über Auf- oder Abstieg eines Mitglieds." "Und du traust mir zu, ein solcher Mann zu sein?" erkundigte sich Joey verblüfft. Raphael legte dem Jüngeren einen sauberen Verband aus Leintüchern an. "Ja." sagte er schließlich. Stunden später, als die Sonne als glutroter Edelstein am Horizont versank, hörte der Blonde erneut die klare, herrliche Stimme des namenlosen "Magischen Troubadours von Marokko". Er sang ein Liebeslied, dessen wiederkehrender, inniger Refrain den Engländer in einen entspannten Schlaf wiegte.... Der Begriff für die Hauptfrau ist "Sultanin-baschi" - für meine Zwecke habe ich dann einfach eine männliche Version erfunden!^^ Über Kommis würde ich mich freuen! Bis zum nächsten Teil! *wink* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)