Zerbrochene Freundschaft von xxNico_Robinxx (Kapitel 51) ================================================================================ Kapitel 25: Zorro: Truth ------------------------ Ein blasses Gesicht blickt mir entgegen ... müde und hager ... die Augen glanzlos und leer. Schwer stütze ich mich auf den Rand des Waschbeckens ... stehe kraftlos auf meinen Beinen. Taube Hände wärmen das kalte Porzellan unter ihrer Haut, aber nicht die hohle Kälte in meinem Inneren. Selbst eine heiße Dusche konnte sie nicht vertreiben. Die Schuld lässt meine Glieder schwer werden, habe ich wieder einmal Chopper enttäuscht. Meinem einzigen Gefährten in all der Zeit, der soviel für mich geopfert hat und noch immer nicht bereit ist loszulassen. Vieles habe ich in meinen Alkoholexzessen getan und gesagt, für die es keine Entschuldigungen gibt ... besonders ihm gegenüber nicht. Die Angst, dass es erneut so weit mit mir kommt, sitzt ihm tief im Nacken ... ist ein ständiger Begleiter seiner Sorgen. So lange schon habe ich keinen Alkohol mehr angerührt, um ihm die Befürchtungen zu nehmen ... ihn wieder auf eigenen Beinen stehen zu lassen. Doch irgendwie scheine ich es nicht zu schaffen ... komme gegen seinen Willen, die Verantwortung für uns beide zu übernehmen, nicht an. Eine federleichte Berührung an meinem Rücken lässt mich wieder in den fahlen Spiegel sehen, in dem mich zwei meergleiche Augen besorgt mustern. "Lass das bitte." Obwohl es nicht meine Absicht ist meine Worte schroff klingen zu lassen, ist es mir im Moment egal, während ich einen kurzen Schritt zur Seite mache, um der sanften Berührung von Robins Fingern zu entgehen, die sich langsam der juckenden Narbe nähern. In der Hoffnung einer Befragung aus dem Weg gehen zu können, drehe ich entschlossen den Wasserhahn auf und spritze mir eiskaltes Wasser ins Gesicht. "Erzählst du mir, was passiert ist?" Soviel also zu dem Thema Glück! Aber etwas anderes habe ich von ihr auch gar nicht erwartet. Doch zum Reden habe ich keine Lust ... nicht darüber ... nicht über die Zeit, nachdem ich die Flying Lamb verlassen habe. "Das geht dich nichts an." "Aber vielleicht hilft es dir, wenn du darüber redest. Und ich würde auch gerne verstehen, was mit dir geschehen ist." Zorn überzieht meinen Körper und meinen Verstand, lässt mich den Griff um das Waschbecken festigen, bevor ich mich in einer schnellen Drehung zu ihr umwende, so dass Robin erschreckt einen Schritt zurücktritt. Doch der Zorn gilt nicht ihr, sondern mir, genauso wie auch der Selbsthass auf das, was ich getan habe. Dennoch kann ich ein humorloses Auflachen nicht verkneifen. Auch nicht den unterschwelligen Vorwurf in meiner Stimme, der ein kurzes Aufblitzen der Enttäuschung in ihren Augen hervorruft. "Du willst wohl immer alles verstehen und analysieren, was? Aber gut, bitte, dann mach dir eine Vorstellung davon, wie ich Tag für Tag an irgendeinem Spieltisch sitze, wo ich fast ständig das verdammte Geld verloren habe, das Chopper mühsam mit dem Verkauf seiner Medizin verdient hat." Langsam, Wort für Wort, dränge ich Robin zurück, bis sie die kalte Wand an ihrem Rücken spürt und ich meine Arme zu beiden Seiten ihres Kopfes abstütze, um ihr jegliche Fluchtmöglichkeit zu nehmen. Ich weiß nicht, was mich dazu bringt ihr die harte, unverblümte Wahrheit ins Gesicht zu schleudern. Doch kann ich nicht damit aufhören, obwohl ein Anflug von Pein ihr Gesicht überzieht und mir womöglich jede Chance auf einen Neuanfang nimmt, verliere ich wahrscheinlich ihre Achtung. "Ich habe mir den Verstand mit Alkohol zugedröhnt, um nicht über mein Tun und mein Leben nachdenken zu müssen. In jeder Nacht, in der ich noch in der Lage war zu laufen, habe ich in den Armen von Huren verbracht und deren Körper bis zum geht nicht mehr erkundet und geschmeckt, um dich zu vergessen. Aber dann, eines Abends, ist das Glück für einen kurzen Moment zu mir zurückgekehrt und hat mich ein Kartenspiel nach dem anderen gewinnen lassen. Doch weißt du, wie meine Mitspieler darauf reagiert haben? Sie haben mich des Falschspiels beschuldigt. Aber glaubst du, sie haben sich damit zufrieden gegeben?" Ich gebe ihr erst gar nicht die Möglichkeit zu einer Antwort, sondern rede einfach weiter ... zischend ... leise ... ohne das verräterische Glitzern in ihren Augen zu beachten. Wie versteinert und mit bleichem Gesicht steht Robin vor mir, ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. "Nein! Und soll ich dir verraten, was sie getan haben? Zuerst haben sie mich windelweich geprügelt. Es war auch gar nicht so schwer, da ich so dermaßen betrunken war, dass ich nicht einmal die Schmerzen wahrnahm, als mir diese dreckigen Kerle drei Rippen brachen. Aber die Schläge waren für sie nicht genug, musste die Strafe für mein angebliches Vergehen doch härter ausfallen, woraufhin sie mich auf den Rücken drehten, nachdem sie mir mein Hemd vom Körper gerissen haben. Für diese Männer war es ein regelrechter Spaß, als sie heißes Wachs auf meinem Rücken träufelten. Doch auch das hat ihnen nicht gereicht, so dass sie mir danach immer wieder und wieder eine brennende Kerze an die Haut hielten. Erst ab diesen Zeitpunkt, in der der Schmerz meinen Körper zu zerreißen drohte und der Geruch MEINES verbrannten Fleisches in die Nase stieg, erst dann wurde der ganze Alkohol mit einem Schlag aus meinem Verstand getrieben. Hast du jetzt genug Stoff zum Verstehen?" Angewidert von mir selbst, aber auch aus Furcht vor dem, was ich in Robins Augen erblicken könnte, wende ich mich mit einem heftigen Ruck von ihr ab ... befreie sie aus dem engen Gefängnis, das ich mit meinem Körper geschaffen habe. Neben meinem schweren Atmen höre ich hinter mir, wie sie mit einem zittrigen Zug tief Luft holt, derweil meine Anspannung und mein Zorn langsam von mir abfallen und einem Gefühl der Schwerelosigkeit Platz machen. "Du hast Recht! Ich hätte mich euch damals nie anschließen dürfen." "Was?" Verwirrt drehe ich mich wieder zu ihr um, kann ich den Sinn ihrer geflüsterten Worte nicht verstehen. "Es ist meine Schuld, dass es so zwischen uns allen gekommen ist. Wenn ich nicht gewesen wäre, wäre das alles auch gar nicht passiert." Mit einem gequälten Lächeln sieht sie mich mit tränennassen Augen an, die die Farbe der sturmgepeitschten See angenommen haben und Zeugnis von ihrem aufgewühlten Inneren geben, bevor sie ihren Blick dann senkt und Anstalten macht das Badezimmer zu verlassen. Laut fällt die bereits zu einem Spaltweit geöffnete Tür zurück ins Schloss, als ich mit schnellen Schritten hinter Robin trete und eine Hand schwer gegen das Holz drücke. "Du kannst nicht erwarten, mir erst so was an den Kopf zu knallen, um dann einfach klanglos verschwinden zu können." "An der Wahrheit lässt sich aber nichts verändern." Ungewollt muss ich grinsen, kommt bei ihr mal wieder ihr unnachgiebiger Sturkopf zum Vorschein, den sie eigentlich nur sehr selten zeigt. Kopfschüttelnd über ihre verdrehte Sichtweise lege ich meinen freien Arm um ihre Taille und ziehe sie näher an meinen Körper heran, der von nichts weiterem bedeckt wird als von dem Handtuch um meine Hüften. Einen kurzen Augenblick lang versteift sie sich in meiner Umarmung, scheint sie damit nicht gerechnet zu haben. "An der Wahrheit will ich auch nichts ändern. Doch sehe ich sie ganz anders als du." "Und wie siehst du sie?" Es dauert einen Moment bis die Frage in mein Bewusstsein dringt, lenkt mich der süßliche Duft ihres Haars ab, den ich tief einatme und tausend Vorstellungen in meinem Kopf entstehen, die alle nicht sehr jugendfrei sind. Am Stärksten jedoch wächst in mir der Wunsch heran sie nie wieder loszulassen. "Dass es mit dir zusammen eine schöne Zeit war. Eine sehr schöne Zeit, die ich nie erlebt hätte, wenn du dich uns nicht angeschlossen hättest. Außerdem habe ich auch meinen Teil dazu beigetragen, dass es mit uns nicht geklappt hat. Glaube mir, ich wollte bei dir sicher nicht den Eindruck erwecken, dass ich dir die Schuld daran gebe, was ich getan habe. Dafür trage ich ganz allein die Verantwortung." "Es hat wohl keinen Sinn mit dir darüber zu diskutieren, oder?" "Nein, denn mein Dickkopf ist weitaus ausgeprägter als deiner." Sanft streichen ihre pechschwarzen Haare über mein Gesicht, als sie in einer ergebenen Geste ihren Kopf leicht schüttelt und dabei leise aufseufzt. "Hast du es geschafft?", fragt sie mich dann mit einem leicht unbehaglichen Unterton in der Stimme. "Was denn?" "Mich zu vergessen." Schweigend löse ich meine Umarmung und wende mich dem kleinen Hocker neben der Badewanne zu, auf dem in einem unordentlichen Haufen meine Klamotten liegen. Mit dem gebührenden Respekt und dem gewohntem Anflug von Ehrfurcht in meinem Herzen nehme ich das Wado-Ichi-Monji in die Hand. Sofort spüre ich die Aura Kuinas durch meinen Körper fluten, die mich schon so manches Mal in einem Kampf gestärkt hatte. Doch seine ursprüngliche Bedeutung, als ich das Schwert damals nach ihrem Tode erhalten habe, hat es verloren, steht es nicht mehr länger nur für die Erfüllung meines Traums, sondern auch für die Hoffnung eines Neubeginns. Entschlossen wende ich mich wieder Robin zu, die mich abwartend und mit einem neugierigen Funkeln in den Augen betrachtet. Wenige Schritte vor ihr bleibe ich stehen und halte ihr stumm mein Schwert entgegen. Mit leicht gekräuselter Stirn blickt sie mich an, bevor sie die Scheide mit ihren schlanken, weichen Händen umfasst. Den Atem anhaltend, sehe ich ihr dabei zu, wie ihre dunklen Augen über das Schwert gleiten, bis sie an den silbernen Gliedern der Kette haften bleiben, an denen die schwarze Rose herabhängt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)