Feindschaft, Freundschaft, Liebe? von abgemeldet
(*Taito*)
================================================================================
Kapitel 1: Optimist vs. Pessimist
----------------------------------
Nicht einmal mehr eine Woche dauerte es noch bis zu den Sommerferien. Nur noch
ein paar Tage, dann waren Ferien. Endlich. Und zu Tais Glück fiel heute auch
noch der Unterricht aus und es wurde stattdessen Fußball gespielt.
„Mann, wie schaffst du das bloß bei den Temperaturen?“, fragte Toshi seinen
Teamkameraden Tai beeindruckt, der trotz hochsommerlicher Temperaturen, wie ein
Wirbelwind über den Fußballplatz jagte und seinem Team nun schon zum zweiten
Tor verhalf.
„Redest du etwa von dem bisschen Hitze?“, fragte Tai grinsend.
Toshi verdrehte genervt und verständnislos die Augen. „Tai, du bist echt
unmenschlich.“
Tai zuckte nur teilnahmslos die Schultern und spielte weiter. Dabei störte ihn
weder, dass alle anderen sich völlig fertig über den Platz schleppten, noch
die Tatsache, dass die Temperaturen tatsächlich schon die Dreißiggradgrenze
sprengten.
Für Tai gab es in diesem Moment wirklich nur den Fußball und das Ziel dieses
Spiel zu gewinnen. Es war nun mal sein Sport und dass deswegen sogar der
Unterricht ausfiel, machte ihn noch glücklicher.
Nicht ganz so glücklich war dafür Matt Ishida, der es sich ziemlich abseits
seiner Mitschüler auf der Zuschauerbank gemütlich gemacht hatte.
Es war nicht einmal so, dass er lieber Unterricht gemacht hätte – bei dieser
erdrückenden Hitze in dem stickigen Klassensaal zu sitzen, wäre glatter
Selbstmord gewesen – aber musste es denn ausgerechnet Fußball sein?! Er war
ohnehin schon kein Fan von Sport, aber Fußball war definitiv die Nummer 1 auf
seiner Liste der Sportarten, die er am meisten hasste.
Es war dämlich, anstrengend und ergab nicht einmal einen Sinn.
Ein Haufen bekloppter, die einem Stück schwarz-weißem Leder hinterher rennen
und versuchen dieses möglichst oft ins gegnerische Tor zu kicken – wie konnte
man so ein dämliches Spiel nur mögen?!
Und vor allem, wie brachte man es fertig bei der verdammten Hitze über diesen
dämlichen Platz zu rennen, ohne augenblicklich tot umzufallen?
Matt seufzte.
Da hatte er es schon erfolgreich geschafft, diesem Unsinn zu entgehen – dank
einer gefälschten Entschuldigung – und nun musste er trotzdem noch in der
sengenden Hitze hocken und sich den Mist ansehen. Und dann waren da noch diese
nervigen, kreischenden Weiber!
Matt hatte sich bewusst so weit es ging von denen weggesetzt, aber dennoch
hörte er ihr Gekreische, Gekicher und Gejubel, als würden sie ihm direkt ins
Ohr brüllen. Es war sogar noch schlimmer geworden, nachdem einige der Jungs
ihre Oberteile ausgezogen hatten.
Als es dann Pause war, war Matt ehrlich erleichtert, auch wenn das Spiel danach
noch eine Weile dauern würde.
Am liebsten würde er ja jetzt einfach verschwinden. Unter normalen Umständen
würde das wahrscheinlich nicht mal jemandem auffallen, da er für die anderen
mehr oder weniger unsichtbar war. Leider beobachtete ihn sein Lehrer aber schon
während des gesamten Spiels. Und um das Übel noch zu perfektionieren, kam
dieser jetzt auch noch geradewegs auf ihn zu – der grimmige Gesichtsausdruck
wollte Matt so gar nicht gefallen.
„Ishida.“
Der Mann klang wütend.
Matt fragte sich, was er wohl verbrochen hatte. Er hatte doch die ganze Zeit
über brav auf der Bank gesessen und dieses Spiel über sich ergehen lassen.
Oder konnte sein Lehrer etwa Gedanken lesen und hatte so von seinen
Fluchtplänen erfahren?
„Was ist?“, fragte Matt ruhig.
„Was ist?! Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass du der einzige von der
Jungs bist, der nicht mit Fußball spielt?“
„Na und?“, fragte Matt ungerührt.
Der Lehrer seufzte und strich sich mit der flachen Hand über die Stirn.
„Ich hab keine Ahnung, wann du das letzte Mal am Sportunterricht teilgenommen
hast. Ständig kommst du mit einer neuen Entschuldigung an und nun machst du
nicht mal hierbei mit.“
„Und weiter?“
Wieder seufzte der Mann.
„Na schön, ich gebe auf. Wenn du nicht mitmachen willst, bitte. Aber du
solltest dich wirklich mal mehr integrieren – nicht nur um Sportunterricht. Du
bist ein richtiger Einzelgänger.“ Mit diesen Worten ließ er Matt alleine
zurück und ging zu den anderen Lehrern.
Okay, dann war er eben ein Einzelgänger – na und?
Matt schnappte sich seine Wasserflasche aus seinem Rücksack und trank einen
großen Schluck daraus. Hoffentlich war dieses dämliche Spiel bald vorbei, er
wollte jetzt nur noch nach Hause gehen.
Als Tai aus der Umkleide kam und zurück zum Platz gehen wollte, wurde er fast
von seinem Sportlehrer überrannt, der ziemlich genervt zu seinen Kollegen
stampfte. Ein wenig verwirrt sah Tai ihm nach und versuchte dann festzustellen,
von wo er wohl gekommen und was passiert war.
Dabei blieb sein Blick an Matt Ishida hängen, der alleine auf der Bank saß und
ziemlich angepisst wirkte. Tai beobachtete ihn eine Weile. Er kannte Matt nicht
besonders gut, er ging in seine Parallelklasse und sie hatten schon ein paar Mal
Sport zusammen gehabt, wobei Matt nie an dem Unterricht teilgenommen hatte. Mehr
als dass Matt als Einzelgänger bekannt war und als ziemlich arrogant galt,
wusste Tai aber nicht über ihn.
Allerdings war er nun neugierig, wer Matt wirklich war.
Er wusste selbst nicht warum, aber er wollte den Grund dafür kennen, warum Matt
so einsam auf der Bank saß, statt mit den anderen herumzuhängen, Fußball zu
spielen oder sich mit seinen Mitschülern auf die Ferien zu freuen.
Tai beschloss der Sache auf den Grund zu gehen. Kurzerhand ging er auf Matt zu
und ließ sich neben ihn auf die Zuschauerbank fallen.
„Hallo!“, sagte Tai fröhlich.
Matt sah ihn mehr als nur perplex an.
Er hatte gar nicht mitbekommen, dass Yagami hergekommen war.
Dieser dämliche Fußballfreak.
„Hi“, murmelte Matt und sah dann wieder stur geradeaus.
„Ich bin Tai Yagami, aus der Parallelklasse...“
„Weiß ich.“
„Matt, nicht? Und, wie gehts.?“
„Hm.“
„Wow, du bist ja wahnsinnig gesprächig!“, bemerkte Tai sarkastisch.
„Und du ein richtiger Blitzmerker.“
„Wieso spielst du nicht mit Fußball?“, fragte Tai und ignorierte Matts
bissigen Kommentar.
„Ich wüsste nicht, was dich das anginge.“
„Tut es nicht, aber es interessiert mich eben“, entgegnete Tai gut gelaunt.
„Also, warum spielst du nicht mit?“
Matt verdrehte genervt die Augen. „Kannst du nicht einfach verschwinden?“
„Nein, kann ich nicht. Fußball ist toll, du solltest echt mit machen“,
versuchte Tai es weiter.
„Nicht jeder findet es so toll, wie ein Idiot einem dämlichen Ball hinterher
zu rennen und schon gar nicht bei derart wahnsinnigen Temperaturen.“
„Stimmt, heute ist es wirklich ganz schön warm. Aber wir hatten schon ein
paar Mal Sport zusammen, da hast du auch nie mitgemacht, wieso nicht?“
„...“
„Warum hast du dich eigentlich so abseits gesetzt und redest nicht mit den
anderen?“
„Geht dich nichts an.“
„Ich habs doch schon erwähnt“, sagte Tai grinsend. „Es interessiert mich
eben. Du interessierst mich eben.“
„Tu mir ´nen Gefallen und interessier dich für wen anders!“
„Wieso denn? Dich finde ich sehr interessant. Interessanter, als die anderen.
Also, sag schon“, forderte Tai.
„Musst du nicht mal langsam auf den Sportplatz zurück?“, fragte Matt
genervt.
„Willst du mich etwa loswerden?“
„Wie wäre es mit ´Ja´?“
„Na schön, ich verstehe schon...“
„Tust du das?“
„Ja. Wir sehen uns dann später nach dem Spiel“, meinte Taichi, stand auf
und machte Anstalten zurück zu gehen. „Bis dann.“
„Was?“, sagte Matt perplex. „Nein! Nein, nicht bis dann!“, rief Matt Tai
hinterher, der zurück zu seinem Team rannte.
Entweder hörte Yagami ihn nicht mehr, oder er wollt ihn nicht hören.
Matt sah ihm sauer nach.
´Dämlicher Kerl!´
Matt war heilfroh, als das Spiel dann endlich zu Ende und er wieder zu Hause
war. Er war mehr heimgerannt, als dass er gegangen war. Zum Glück war ihm
Yagami nicht mehr begegnet, der war nach dem Spiel erst in die Umkleide
gegangen, was Matt genug Zeit gegeben hatte, ungesehen zu verschwinden.
Matt schloss die Wohnungstür auf und betrat dann den hellen Flur, wo er seine
Schuhe auszog und achtlos seinen Rucksack fallen ließ. Auf dem Weg in die
Küche, betätigte er den Anrufsbeantworter.
Lieber Matt,
Leider kann ich heute Mittag nicht bei dir sein, ich muss Überstunden machen.
Tut mir sehr Leid. Im Kühlschrank steht was zu Essen. Mach dir einen schönen
Tag.
Dad
Matt ließ sich seufzend auf einem der Küchenstühle nieder.
Es war gleiche Nachricht, wie immer.
Die gleiche Nachricht, die er sich jeden Tag anhörte und mittlerweile schon
auswendig kannte. Selbst die Betätigung des Anrufbeantworters geschah schon
mechanisch.
Seit sie nach Odaiba gezogen waren, schien sein Vater noch viel beschäftigter
zu sein, als früher – dabei arbeitete er im Moment nur im Büro einer
Kanzlei. In Osaka hatte er als Fernsehjournalist gearbeitet. Da war er auch nie
dagewesen – nur war damals die Arbeit der Grund für sein Fernbleiben von zu
Hause – jetzt war es dieses dämliche Flittchen, mit dem ers neuerding
zusammen war und bei dem er schon halb wohnte.
Matt stand müde wieder auf und ging zum Kühlschrank. Er öffnete die Tür und
betrachtete angewidert, die widerliche Pampe, die sein Vater ihm immer wieder
als Mittagessen anzudrehen versuchte.
Wie oft hatte er dem Mann jetzt eigentlich schon gesagt, dass man dieses Zeug
– was angeblich Spiegelei mit Reis und Spinat oder irgendwas anderem grünen
sein sollte – nicht essen konnte? Aber der Kerl hörte ihm ja nie zu.
Seufzend schloss Matt den Kühlschrank wieder und machte sich dann daran die
Schränke nach etwas zu durchsuchen, was man als essbar benennen konnte. Doch
leider fand sich nichts, was auch nur annährend in diese Kategorie fiel. Er
musste dringend mal wieder einkaufen gehen, sein Vater vergaß das ja ständig.
Matt gab die Suche nach etwas Essbarem auf und machte sich stattdessen auf den
Weg nach oben in sein Zimmer. Er angelte sich eine CD aus dem Regal und legte
sie in den CD-Player, ehe er sich stöhnend auf sein großes Bett fallen ließ,
die Augen schloss und seiner Musik lauschte.
Es war so verdammt ruhig, trotz der Musik.
Es war immer so ruhig in der Wohnung, so einsam.
Manchmal wünschte Matt sich wirklich, dass es anders wäre.
„Willkommen zu Hause, Schatz. Wieso strahlst du denn so?“, fragte Yuuko
ihren Sohn, der gerade die Küche betrat, in der es bereits verführerisch nach
Suppe roch.
„Hallo Mom. Der Unterricht ist ausgefallen, stattdessen haben wir Fußball
gespielt“, erklärte Tai.
„Ah, das erklärt so einiges“, meinte Yuuko schmunzelnd und tat etwas
Gewürz in den Suppentopf. Ja, sie kannte ihren kleinen Fußballfreak.
„Ihr habt Fußball gespielt?“, beteiligte sich nun auch Susumo, Tais Vater,
an dem Gespräch.
Er saß am Küchentisch und löste ein Kreuzworträtsel.
„Ja, haben wir“, bestätigte Tai noch einmal.
„Und hast du gewonnen?“, fragte Susumo und trug einen Buchstaben in eins der
Kästchen ein.
„Ja, also mein Team hat gewonnen.“
Susumo sah von dem Kreuzworträtsel auf und sah seinen Sohn strahlend an.
„Das ist mein Junge!“, sagte er stolz, stand dann auf und umarmte Tai
schließlich stürmisch.
„Dad!“, brachte Tai nur atemlos heraus, da sein Vater ihn so fest an sich
drückte, dass er kaum noch Luft bekam.
„Hast du das gehört Yuuko? Taichis Mannschaft hat gewonnen!“
„Ja, ja Schatz. Ich hab’s gehört“, erwiderte seine Frau. „Ich bin auch
sehr stolz auf Tai“, fügte sie hastig hinzu und widmete sich dann wieder dem
Kochen der Suppe.
„Ich hab auch nichts anderes erwartet, du bist eben perfekt im Fußball“,
meinte Susumo.
„Ähm, danke Dad“, entgegnete Tai verlegen.
Irgendwie neigte sein Vater in Sachen Fußball immer schrecklich zu
Übertreibungen. Es schien manchmal sogar fast so, als würde er diesen Sport
noch mehr mögen, als Tai es tat. Zumindest konnte es einem manchmal so
vorkommen, wenn sein Vater mal wieder völlig überdreht durch die Wohnung
hüpfte, weil seine Lieblingsmannschaft, natürlich neben der von Tai, ein Spiel
gewonnen hatte.
„Hat Tais Mannschaft etwa mal wieder ein Spiel gewonnen?“, fragte Kari, Tais
kleine Schwester, die gerade die Küche betrat, ihre Mutter.
„Ja, hat er Mäuschen.“
„Komm Kari, das müssen wir feiern“, meinte ihr Vater euphorisch.
„Ich hab keine Zeit. Ich muss noch mit Miko telefonieren“, entschuldigte
sich Kari und huschte schnell wieder in ihr Zimmer.
Gegen Abend begann Matts Magen so laut zu knurren, dass er es einfach nicht mehr
aushielt. Er musste jetzt definitiv was essen!
Widerwillig stand Matt von seinem Bett auf und machte sich auf den Weg nach
unten in die Küche. Es war zwar unsinnig, aber vielleicht befand sich ja
inzwischen etwas im Kühlschrank, was ess- und vor allem genießbar war. Matt
öffnete langsam die Tür und ... verdammt, doch nur dasselbe eklige Zeug, wie
vorhin schon.
Und schon meldete sich Matts Magen erneut lautstark.
Entweder er musste in den sauren Apfel beißen und dieses Zeug tatsächlich
essen, oder aber er musste noch zum Supermarkt und neue Lebensmittel einkaufen.
Eigentlich wäre Einkaufen besser. Es war kaum noch was im Haus, er hatte einen
riesigen Hunger und wollte dieses Ekelzeugs nicht mal mit der Zungenspitze
berühren. Aber Einkaufen... dabei würde er sicher wieder irgendwelchen Idioten
begegnen, das war immer so und darauf hatte er jetzt wirklich keine Lust.
Bei seinem Glück würde er noch Yagami begegnen... da war grüne Pampe mit
Beilage vielleicht doch die bessere Wahl.
Ziemlich angewidert nahm er das Zeug aus dem Kühlschrank heraus, wobei er
darauf bedacht war, es möglichst weit von sich wegzuhalten. Ganz vorsichtig
platzierte er es auf dem Küchentisch und ließ sich dann auf einen Stuhl
sinken.
Eine gefühlte Stunde lang beobachtete er das Zeug einfach nur, studierte es.
Geekelt schob er den Teller weg, starrte ihn aber weiter an. Matt kämpfte mit
sich selbst, er versuchte wirklich sich zu überwinden, das Zeug einfach
herunter zu würgen, aber... es sah so verdammt widerlich aus! Das konnte er
doch unmöglich essen. Wer weiß, was für Folgen das mit sich ziehen würde...
Sein Magen begann abermals laut zu knurren.
Mit einem lauten „Ratsch“ wurde der Stuhl zurückgeschoben und aufgestanden.
Matt stand aufgebracht auf, schnappte sich den Teller und ging zum
Küchentresen, hinter dessen Tür sich ein Mülleimer befand, in den er Teller
samt Inhalt rein warf.
Sicher war doch sicher. Von diesem Teller sollte er wohl lieber nichts mehr
essen.
Also musste er doch einkaufen gehen. Was soll’s, auch gut. Dann würde er das
halt machen.
Ein wenig widerwillig nahm er sich eine Tasche, Geld und eine leichte Jacke und
machte sich dann auf den Weg.
Schlecht gelaunt betrat Matt den kleinen Supermarkt und ging genervt durch die
verschiedenen Gänge. Die teils verwirrten, teils verwunderten, teils
ärgerlichen Blicke der anderen Kunden ignorierte er. Sollten die doch denken,
was sie wollten.
Es spazierte nun mal nicht jeder mit breiten, strahlenden, Zahnpastelächeln auf
den Lippen und super freundlichem, offenen Gesichtsausdruck durch einen
Supermarkt – zum Glück nicht, sonst würde Matt doch noch in Versuchung
kommen, die Pampe zu essen, statt sich das hier anzutun.
Matt seufzte.
Er wollte das ganze hier so schnell, wie möglich über die Bühne bringen.
Eilig ging er durch die Gänge, nahm sich hier und da ein Fertiggericht aus den
Regalen. Eigentlich kochte er ja ganz gerne, aber heute musste es eben schnell
gehen.
Als Matt alles hatte, was er brauchte, machte er sich auf den Weg zur Kasse.
Eigentlich war alles ganz gut gelaufen und Matt wollte sein kleines
Einkaufsabenteuer schon als „erfolgreich“ und „gut“ betiteln, aber
natürlich wurde ihm auch da ein Strich durch die Rechung gemacht.
An der Kasse saß ein Mädchen, sicher kaum älter, als er selbst, das
schmatzend auf einem Kaugummi herumkaute und Matt kokett ansah.
Die knallrot gefärbten Haare, die an einer Seite teils abrasiert waren, hatte
sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und machte sich einen Spaß daraus,
Matt extra lange warten zu lassen.
Statt die Ware abzukassieren grinste sie Matt provokant an und kaute dabei laut
auf ihrem Kaugummi.
Und als ob das noch nicht genug sein würde, sah Matt in dem Moment Yagami an
einem Regal, nur wenige Meter von ihm entfernt. Er betete, dass er ihn von
hinten nicht erkennen würde und er sich so schnell wie möglich wieder aus dem
Staub machen konnte. „Hey Süßer, was biste denn so nervös?“, fragte sie
Matt und lächelte ihn smart an.
Matt fiel keine andere Erwiderung ein, als die Augen zu verdrehen. Am liebsten
hätte er sich ja umgedreht und losgewürgt, aber da hätte ihn womöglich noch
Yagami gesehen. Also beließ er es dabei, sah sich aber dennoch hilflos um.
Leider stand niemand hinter ihm, der sich über die lange Wartezeit hätte
beschweren können. Verdammt.
Sie bemerkte, wie unwohl Matt sich gerade in seiner Haut fühlte und setzte dem
Ganzen noch einen drauf. Sie legte ihre Hände auf seine und lächelte ihn
verführerisch an. „Hast wohl noch nicht so viel Erfahrung mit Frauen, was?
Aber keine Angst, das bring ich dir alles schon noch bei…“
Matt bekam eine Gänsehaut bei ihrem Blick. Das war abartig, was sie da für
Spielchen mit ihm trieb.
Er wollte hier weg und zwar sofort. Er wollte weg von dieser Tussi, weg von
Yagami, weg von diesem Supermarkt. Er legte ihr rasch einen zehn Euroschein
(keine Ahnung wie viel Yen) hin und wollte sich mit einem „Behalt den Rest“
aus dem Staub machen.
„Hey, Matt!“
Matt fuhr erschrocken herum. Tai hatte ihn also doch noch entdeckt, verdammt!
Tai konnte kaum glauben, dass er Matt tatsächlich hier im Supermarkt traf. Wenn
er daran dachte, dass er eigentlich gar nicht hatte herkommen wollen und nur
deshalb gegangen war, weil seine Mutter ihn dazu verdonnert hatte...
„Matt!“, rief er erneut, da Matt sich nicht gerührt hatte, auf sein erstes
Rufen hin.
Doch da drehte dieser sich hektisch um und rannte aus dem Supermarkt. Tai sah
ihm verwirrt nach.
Als Tai am nächsten Morgen tatsächlich mal schon zeitig wach war und in die
Küche kam, staunte seine Mutter nicht schlecht – für den Bruchteil einer
Sekunde, glaubte sie sogar einen Geist zu sehen.
„Wie kommt es, dass du so früh wach bist?“, fragte sie irritiert. "Sonst
kriegt man dich doch auch frühestens um halb acht aus dem Bett?"
„Ich muss noch einen Freund zur Schule abholen“, erklärte Tai und
schulterte seine Schultasche. „Bis heute Mittag, Mom“, verabschiedete er
sich.
„Bis heute Mittag, Schatz...“, erwiderte Yuuko immer noch völlig
verdattert.
Matt saß vollkommen übernächtigt am Küchentisch, trank seinen dritten Kaffee
an diesem Morgen und überflog lustlos die Zeitung.
Sein Vater war mitten in der Nacht heimgekommen, hatte einen riesen Radau
veranstaltet und war wieder gegangen. Danach hatte Matt nicht mehr schlafen
können.
Es klingelte.
Völlig irritiert sah Matt auf.
Das war die Haustürklingel. Eindeutig. Aber wer zur Hölle könnte zu ihm
wollen?
Verwirrt stand Matt auf und ging zur Tür.
Er öffnete sie und...
Yagami!
„Wie hast du hergefunden?“, fragte Matt völlig perplex.
Kapitel 2: The Challenge
------------------------
„Wie hast du hierher gefunden?“, fragte Matt völlig perplex.
Er konnte kaum glauben, dass Yagami gerade wirklich vor seiner Haustür stand.
Was wollte der Kerl hier?
„War eigentlich ganz leicht, deine Adresse steht im Telefonbuch“, erklärte
Tai knapp.
„Was willst du hier? Und was noch viel wichtiger ist, was willst du von
mir?“
„Ich möchte, dass wir zusammen zur Schule gehen“, verkündete Tai
strahlend.
„Was willst du?!“
„Dass wir beide heute zusammen zur Schule gehen“, wiederholte Tai noch
einmal.
Er sah Matt abwartend an. Doch der schien keine Idee zu haben, wie er überhaupt
darauf reagieren sollte.
„Kommst du mit? Du solltest jetzt vielleicht lieber deine Sachen holen –
nicht, dass wir noch zu spät zum Unterricht kommen.“
Aus seinen Gedanken gerissen starrte Matt auf die Wanduhr im Flur. Shit, Yagami
hatte Recht. Es war schon fast acht Uhr. Er musste jetzt zur Schule gehen –
und wie es aussah, zusammen mit Yagami.
Matt sah von der Uhr zurück zu Tai. „Na schön“, entgegnete er ihm genervt.
„Ich komme mit.“
Damit wandte er sich dann wieder von Yagami ab, um seine Schultasche und seinen
Schlüssel zu holen.
„Brav so“, lobte Tai.
„Du, darf ich dich mal was fragen?“, wollte Tai wissen, nachdem sie sich
zusammen auf den Weg zur Schule gemacht hatten.
„Hmm, mach doch.“
„Warum bist du gestern weggerannt? Im Supermarkt meine ich.“
„Ich hatte meine Gründe“, entgegnete Matt genervt.
„Welche Gründe?“
„Gründe, die dich nichts angehen!“
„Wow... du bist ja nicht gerade offen, anderen gegenüber.“
„...hm.“
Tai grinste.
„Was ist?“, fauchte Matt.
„Nichts Besonderes. Ich dachte nur eben, dass es eine ganz schöne
Herausforderung ist, dich zu knacken.“
„Bitte? Wovon sprichst du?“, wollte Matt wissen.
„Na ja, du bist so distanziert und verschlossen. Es wird schwer werden dir das
abzugewöhnen, wenn wir Freunde werden wollen“, erklärte Tai.
Matt sah ihn verdattert an, woraufhin Tai zu lachen begann.
„Ich glaube wir sind ziemlich verschieden“, meinte Tai nachdenklich.
„Ach ne, mach Sachen...“
„Ich schließe schnell und gerne Freundschaften. Ich glaube ich könnte nie
alleine sein... Und sei mir nicht böse, aber irgendwie glaub ich dir nicht so
ganz, dass du wirklich so gerne alleine bist, wie du tust.“
„Glaub es ruhig, das ist eine erwiesene Tatsache“, entgegnete Matt.
„Ach komm schon, niemand will alleine sein.“
„Ich schon. Und jetzt hör auf so zu tun, als würdest du mich kennen und lass
mcih endlich in Ruhe!“
Tai lächelte trotz Matts harter Worte. „Also, wenn du wirklich glaubst, dass
ich mich dadurch abwimmeln lasse, bist du aber derjenige der mich schlecht
kennt.“
„Stimmt, ich kenne dich nicht – und ich hab auch nicht vor daran irgendwas
zu ändern!“
„Je mehr du dich dagegen wehrst, desto interessanter wird es doch“, meinte
Tai grinsend.
„Du hast sie echt nicht mehr alle. Lass mich in Ruhe!“, fauchte Matt und
überquerte rasch den Schulhof, den sie gerade erreicht hatten und verschwand
dann eilig im Schulgebäude.
Tai grinste nur in sich hinein. Er würde Matt schon zu seinem Freund machen.
Der Unterricht war Tai an diesem Morgen ungewöhnliche lange vorkommen. Der
Morgen hatte sich gezogen, wie Kaugummi und Tai hatte bereits angefangen die
Sekunden zu zählen. Wahrscheinlich hatte es daran gelegen, dass er die ganze
Zeit nur an Matt hatte denken können und Pläne geschmiedet hatte, wie er ihn
knacken konnte.
Nun stand er vor dem Schultor und wartete auf den Blonden, in der Hoffnung, dass
der nicht bereits damit rechnete, dass er ihn hier abfangen wollte.
Doch dann kam Matt aus dem Schulgebäude. Er wirkte vollkommen in Gedanken
versunken. Irgendwas beschäftigte ihn wohl gerade.
Tai bemerkte er gar nicht, als er den Schulhof überquerte und das Tor
erreichte. Der Braunhaarige packte diese Gelegenheit beim Schopf, in dem er Matt
am Arm zu sich zog.
„Na, hast du mich schon vermisst?“, fragte Tai und grinste breit.
„Oh ja! Und wie, ich bin fast gestorben vor Sehnsucht nach dir“, bemerkte
Matt sarkastisch.
„Ich wusste doch, dass du mich magst“, lachte Tai.
„Ja, ich mag dich so sehr, dass ich mich am liebsten erhängen würde.“
„Lass das mal besser bleiben“, sagte Tai und legte einen Arm um Matt.
„Nimm.Sofort.Deinen.Arm.Da.Weg!“, zischte Matt.
Erschrocken ließ Tai von ihm ab. „Was ist denn? Leidest du etwa unter
Berührungsängsten?“
„Nein, nur unter einem braunhaarigen Irren“, erklärte Matt.
„Sag mal, was hast du jetzt eigentlich vor?“, fragte Tai, ohne auf Matts
Bemerkung einzugehen.
„Hm? Wovon redest du?“, fragte Matt verwirrt.
„Na ja, ich dachte du hast vielleicht Lust mit zu mir zu kommen“, meinte
Tai.
„Wie bitte?“
„Ich will, dass du mit zu mir kommst“, wiederholte Tai.
Matt verdrehte die Augen. „Und wie kommst du bitte darauf, dass ich das auch
will?“
„Wieso, willst du nicht?“, fragte Tai sichtlich enttäuscht.
„Wie naiv bist du eigentlich? Nein, ich will nicht.“
„Wir könnten Videospiele spielen oder Fußball und meine Mom kocht ganz
leckere Sachen...“, versuchte Tai ihn zu locken.
„Kein Interesse – Und jetzt mach Platz!“, fauchte Matt. Dann ging er
einfach an Tai vorbei.
Tai blieb traurig zurück. Matt traf ihn hart mit seinen Worten. Das Ganze war
doch schwieriger als er es sich gedacht hatte. Matt machte es ihm wirklich nicht
einfach.
„Was ist denn los mit dir Schatz? Heute Morgen bist du doch so fröhlich
gegangen?“, fragte Yuuko besorgt und musterte ihren Sohn.
Tai lag mit dem Gesicht fast auf dem Tisch und pickte nervös auf seinem Teller
herum. Ihm war die gute Laune heute echt vergangen. Er hatte ja schon gedacht,
dass es nicht leicht werden würde mit Matt, aber dass es derart schwer
würde... das hatte er nicht geahnt. Und auch nicht, dass Matt so... abweisend
und verletzend sein konnte.
„Mh… ach nichts…“, antwortete er seiner Mutter nuschelnd.
Yuuko legte den Teller weg, den sie gerade abgetrocknet hatte. Die Schürze
legte sie neben die Spüle und setzte sich dann zu Tai an den Küchentisch.
„Mach mir doch nichts vor. Du strahlst doch sonst so.“
„Okay...“, seufzte Tai. „Also es geht um Matt Ishida, einen Jungen aus
meiiner Paralellklasse. Er ist ein richtiger Einzelgänger. Mit den anderen
spricht er nie und in den Pausen ist er immer alleine. Ich wollte versuchen mich
mit ihm anzufreunden, aber... mh, er legt nicht unbedingt so viel Wert auf
Gesellschaft, habe ich festgestellt...“
„Aah, verstehe. Schatz, du kannst nicht erwarten, dass deine
Freundschaftsattacken bei jedem wirken! Du hast es versucht, aber dieser Matt
fühlt sich in seiner Rolle als Einzelgänger scheinbar wohl. Versuche zu
akzeptieren, dass er keine Freundschaft mit dir will“, meinte Yuuko.
„Aber es kann doch nicht sein, dass jemand gar keine Freunde haben will.
Wenigstens einen braucht man doch, oder nicht?!“
„Mh… da hast du schon irgendwie Recht. Vielleicht will er aber auch einfach
nur noch eine Weile seine Rolle weiterspielen. Irgendwann öffnet er sich sicher
irgendwem. Das musst nicht unbedingt du sein, ja? Helfe einfach wem anders. Es
gibt sicher viele Menschen, die sich über eine Freundschaft mit dir freuen
würden...“, schlug seine Mum vor.
Tai seufzte. Das passte ihm gar nicht. Er hatte sich bis jetzt doch nicht mit
jedem anfreunden können. Irgendeine Möglichkeit musste es doch geben Matt
umzustimmen. Es musste einfach!
„Hör auf zu grübeln. Iss lieber“, sagte Yuuko noch, ehe sie aufstand und
sich wieder dem Geschirr zuwandte.
Tai nickte nur und ging dann in sein Zimmer, wo er sich erst einmal auf dem
Schreibtischstuhl niederließ.
Niemand kann ganz ohne Freunde leben… Niemand! Matt musste irgendeinen Grund
haben, niemanden an sich heran zu lassen – Oder er gab sich nur so.
Er musste dringend mehr über Matt in Erfahrung bringen. Nur wie? Er könnte
vielleicht ein paar Lehrer, Schüler und Nachbarn befragen. Notfalls würde er
ihn einfach selbst ausspionieren!
Und dann würde er es ganz sicher schaffen. Ein Grinsen machte sich auf Tais
Gesicht breit. Er hatte einen neuen Plan udn auch neuen Tatendrang. Egal, wie
sehr Matt sich auch noch sträuben würde, er würde ihn zu seinem Freund
machen.
Matt war heilfroh, dass er Yagami entkommen war. Er hatte schon befürchtete
dieser Irre würde ihn zu sich nach Hause schleifen, würde er sich
widersetzen.
Er öffnete die Haustür. Dadurch, dass es im Haus selbst so still war, kam
einem das eigentlich sehr leise Geräusch vom Öffnen der Tür regelrecht laut
vor.
Matt schloss die Tür wieder und legte im Flur seine Tasche ab. Fast schon
mechanisch drückte er den Knopf des Anrufsbeantworters und begab sich in die
Küche. Dort warf er als allererstes einen Blick in den Kühlschrank, während
die gewohnte Bandansage ablief. Und fand dort zur Abwechslung mal nicht
Spiegelei, mit Reis und Spinat vor.
Statt der sonst undefinierbaren Pampe befand sich das Mobiltelefon seines Vaters
im Kühlschrank. Schon auf einem Teller platziert und sogar mit Gabel. Matt
wusste nicht ob er lachen oder einfach den Kopf schütteln sollte.
Der Typ musste ja schon echt zerstreut gewesen sein, wenn er Matt schon sein
(heißgeliebtes) Mobiltelefon servierte. Wobei Matt tatsächlich der Gedanke
kam, dass dieses Telefon bestimmt tausendmal besser schmecken würde, als die
undefinierbare Pampe. Irgendwie beunruhigend, wenn einem schon solche Gedanken
kamen...
Aber Moment! Wenn sein Mobiltelefon im Kühlschrank lag – dann war die
Pampe…
„Ach du... er wird doch nicht etwa mit dem Zeug telefonieren?!“, sagte Matt
laut.
Matt beschloss dieser Frage auf den Grund zu gehen. Sonst würde ihm das doch
keine Ruhe lassen. Alleine, die Vorstellung, dass sein Vater... Obwohl es ihm
durchaus zuzutrauen wäre, so zerstreut, wie er oft war...
Matt schnappte sich den Telefonhörer aus dem Flur und ging damit in die Küche.
Der Hörer in seiner hand fühlte sich richtig fremd an. Wann hatte er
eigentlich das letzte Mal telefoniert?
Er drückte auf den Knopf für das Nummern Verzeichnis. In diesem war neben
Polizei, Feuerwehr und Notarzt nur eine Nummer eingespeichert. Die vom Büro von
Matts Vater. Matt drückt auf den grünen Hörer und wartete, bis sich am
anderen Ende der Leitung jemand meldete.
„Ishida Masaharu, ja?“, meldete sich die Stimme seines Vaters etwas
genervt.
„Hi Dad, ich bin´s.“
„He?“
„Matt…“
„…“
„Dein Sohn!! Wer würde dich sonst Dad nennen?“
„..Ah!...“, ihm ging nun ein Licht auf, wer am anderen Ende der Leitung
war.
„Gut dass wir das nun hätten…“, sagte Matt leicht genervt.
„Weshalb rufst du an? Hast du etwa das Haus in Brand gesetzt?“, fragte
Masaharu und leichte Panik klang mit.
„Du sprichst hier mit deinem fünfzehnjährigen Sohn – und nicht mit einem
Vierjährigen!“
„Könnte doch sein. Das mit dem Brand mein ich. Also, warum rufst du denn nun
an?“, fragte Masaharu schließlich.
„Mh… ach nur so. Vermisst du zufällig irgendwas?“
Matt setzte sich mit dem Telefon an den Tisch.
„He? Was meinst du?“
„Ach – nur, dass du mir dein Mobiltelefon zu Mittag serviert hast.“
„…“
„Es lag im Kühlschrank. Auf einem Teller. Und mit Gabel!“
Die Sache mit der Gabel war wohl am bizarrsten an der ganzen Sache.
„Oh…“
„Ja, oh. Weißt du zuällig noch, wo die du Pampe, äh, das Mittagessen
hingetan hast?“
„Dein Mittagessen… mh… Bin aufgestanden, … Telefon in Kühlschrank…
hm…“, nuschelte Masaharu. „Keine Ahnung!“
„Auch gut“, seufzte Matt. „Bye.“
Er legte auf.
Nicht, dass ihm tatsächlich was an dem zeug gelegen hätte. Er hätte es
ohnehin nicht gegessen. Zum Glück, war er gestern einkaufen. Aber es
interessierte ihn schon sehr, wo das Zeug abgeblieben sein könnte.
„Sag mal, wo willst du denn jetzt hin?“, fragte Yuuko verdutzt, als Tai in
Richtung Tür marschierte.
„Muss noch was erledigen“, sagte er mit Grinsen auf dem Gesicht.
„Das hat doch nicht etwa mit diesem Matt zu tun?!“
„Doch!“
„Na, da haste dir ja was in den Kopf gesetzt“, meinte Yuuko und musste
schmunzeln.
„He? Gar keine Proteste?“, fragte Tai überrascht.
„Ich kann dich doch eh nicht aufhalten. Wenn du dir was in den Kopf gesetzt
hast, bist du eben nicht mehr zu halten. Du kannst schon echt stur sein, mein
Schatz.“
„Hm…“, jetzt war es Tai der schmunzeln musste.
„Sag ihm es gibt selbstgebackene Kekse. Das lockt ihn sicher aus seinem
Mauseloch“, lächelte Tais Mutter und ging dann wieder in die Küche.
Jetzt tat es Tai richtig Leid, dass er sich so oft über sie beschwerte. Auch
wenn sie oft streng war, sie stand doch auch immer hinter ihm.
Nachdem Matt gegessen udn danach abgewaschen hatte, legte er sich aufs Sofa. Er
war hundemüde.
Zufrieden seufzend schloss er die Augen und genoss die Ruhe…
Bis diese durch lautes Geschrei unterbrochen wurde. Matt stöhnte genervt auf.
Was war denn jetzt schon wieder?!
Matt war der letzte der neugierig war. Aber wenn ihn irgendwer störte, dann
wollte er gefälligst auch wissen, über wen er sich aufzuregen hatte.
Also marschierte er zur Tür und öffnete diese ruckartig. Sah sich dann etwas
um. Dabei entdeckte er einen seiner „liebsten“ Nachbarn. Franky Kyosha. Ein
Mann in den Dreißigern. Er wohnte zwei Wohnungen neben Matt.
Der Typ war ein ziemlich schräger Vogel, der an alle möglichen
Verschwörungstheorien glaubte. Er beschuldigte ständig irgendwen eigentlich
ein Alien zu sein, das sich unter den Menschen eingenistet hatte und trieb damit
alle in den Wahnsinn.
Im Moment schrie er gerade irgendwen an. Armer Kerl. Der war nun in den Klauen
eines Verrückten. Und der würde ihn nicht eher loslassen, als dass anerkannte
Wissenschaftler ihm bestätigen, dass es sich bei ihm nicht um eine paranormale
Erscheinung handelte.
Dann entdeckte er Matt. Und plötzlich wirke sein Gesicht entspannter. Er winkte
ihn zu sich. Etwas erwirrt schaute Matt sich um. Er meinte wohl wirklich ihn.
Aber was wollte der von ihm? Egal, man kann a mal höflich sein und sich
anhören, was der Freak zu sagen hat.
War ja manchmal sogar ganz unterhaltsam…
Matt kam,wie aufgefordert zu Kyosha, blieb allerdings schon zwei bis drei Meter
von ihm entfernt stehen. Sicher war doch sicher. Man sollte besser kein Risiko
eingehen.
„Ach, da bist du ja“, sagte Franky Kyosha erleichtert.
„Dieser Typ da!“, er deutete mit dem Finger auf die Braunhaarige Person vor
sich. „Schleicht schon die ganze Zeit herum und nervt die Leute. Er befragt
sie nach dir. Bestimmt ist er ein Spion – Oder ein Außerirdischer. Vielleicht
auch beides!!“
Erst da – und leider viel zu spät – erkannte Matt die braune Sturmfrisur
wieder.
„Scheiße“, murmelte Matt.
„Hi Matt“, grüßte Tai freundlich.
Kapitel 3: Endlich Ruhe!
------------------------
Endlich Ruhe!
„Kennst du den Typen etwa?“, fragte Franky perplex.
„Äh… nein!“, antwortete Matt.
Auch wenn diese Antwort nicht ganz wahrheitsgemäß war. Aber gelogen war es ja
nun auch nicht. Schließlich kannte er Yagami ja wirklich nicht. Er war nichts
weiter als ein flüchtiger Bekannter für ihn. Ein sehr, sehr nerviger und
aufdringlicher flüchtiger Bekannter.
„Was?“, fragte Tai verdutzt.
Tai konnte kaum glauben, das Matt ihn gerade wirklich verleugnete. Er hatte
wirklich behauptet ihn nicht zu kennen... Wieso machte er so was?
„Soll ich die Polizei rufen?“ fragte der Freak.
Matts Gesicht erhellte sich…
„…ja…JA! Das wird wohl das Beste sein!“, meinte Matt.
Er würde nie wieder schlecht über diesen Freak denken. Ganz egal, wie bizarr
dessen Vorstellungen über diese Welt und die Galaxie auch waren, das war wohl
der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
„Okay, du bleibst hier und passt auf diese außerirdische Etwas auf! Ich geh
schnell rein und rufe die Polizei!“, meinte Franky ganz aufgeregt. Er war sich
ganz sicher eine große Entdeckung gemacht zu haben und konnte es kaum erwarten
diese publik zu machen.
Und ehe Matt sich versah, war der Typ auch schon in seine Wohnung gerannt. Ließ
scheinbar vor lauter Aufregung noch den Hörer fallen.
„Was sollte das? Wieso hast du diesem Irren gesagt, du würdest mich nicht
kennen? Und was bitte soll die Sache mit der Polizei?“, stellte Tai Matt zur
Rede.
`Und da sagt der eine Irre zum andern Irren Irrer Typ… tss…`, dachte Matt.
„Du verfolgst mich die ganze Zeit, spionierst mich scheinbar auch noch aus…
ein Potentieller Stalker ist hinter mir her… mh, keine Ahnung, wie ich da
bloß auf die absurde Idee komme die Polizei zu rufen…“, meinte Matt
sarkastisch.
„Aber das-“, versuchte Tai das ganze aufzuklären. „Du weißt genau, dass
das nicht so ist! Und wieso sagst du überhaupt so einen Mist? Wieso behauptest
du mich nicht zu kennen? Du kennst mich doch!“
„Ach ja, tu ich das?“, entgegnete Matt.
„Ja, natürlich!! Ich bin Taichi Yagami, wir gehen auf dieselbe Schule – das
weißt du doch!“
„Du hast Recht! Ich weiß wie du heißt und dass du auf die gleiche Schule
gehst wie ich – und weiter? Kenn ich dich deswegen?“
„Verdammt! Du weißt genau, was ich meine!!“, schrie Tai, der immer
wütender wurde.
„Und wie kommst du jetzt schon wieder darauf?“
„…Was soll das heißen, Sie werden nicht kommen?! … Männer in weiß?
Häh?...“, kam es aus der Wohnung.
„Scheinbar ist dein freakiger Freund bei der Polizei nicht so ganz
unbekannt!“, meinte Tai scharf.
„Ersten er ist nicht mein Freund. Und zweitens, wenn du nicht aufhörst mich
zu verfolgen, dann rufe ICH die Polizei!“
„Na und? Mach doch!“
„Mach ich vielleicht auch!“
„Ich kapier echt nicht, was mit dir abgeht? Dass du das nicht begreifst, wenn
jemand dir helfen will!“
„Ich brauche keine Hilfe!!“, entgegnete Matt laut.
„Verdammt! Wie kann man nur so stur sein?!“, sagte Tai.
„Und wie kann man nur so dämlich sein??“, konterte Matt.
„Weißt du was? Die Polizei kannst du dir sparen – Ich gehe freiwillig!“,
mit diesen Worten rannte Tai auch schon davon.
Matt schaute ihm nur wütend nach. Echt, wieso war der bloß so verbissen in
diese Sache? Und wieso regte der sich überhaupt auf?! Matt hatte ihn ja
schließlich nicht darum gebeten ihn wie ein Hündchen zu verfolgen!
Kurz nachdem Tai weggerannt war, kam auch Kyosha wieder aus seiner Wohnung. Den
Hörer hatte er immer noch in der Hand. Scheinbar ebenfalls ein ziemlich
dämlicher Typ.
„Wo ist denn der Außerirdische hin?“, fragte er Matt, als er bemerkte, dass
Tai nicht mehr da war.
„Der ist wegen der Polizei zurück auf seinen Heimatplaneten geflüchtete“,
entgegnete Matt bissig und ging zurück in seine eigene Wohnung.
Dort wollte er endlich die Ruhe haben, die er sich schon so lange ersehnt hatte.
Und die würde er bestimmt haben. Denn so wie es nun aussah, war er Yagami
endlich los. Nachdem Streit da eben, war er sich sehr sicher, dass Yagami sein
Interesse an ihm verloren hat.
Er verstand sowieso nicht, warum dieser Typ die ganze Zeit so hartnäckig
gewesen war. Oder warum er unbedingt mit ihm befreundet sein wollte, dieser
dämliche Idiot.
Tai war, nachdem er von Matt weggegangen war, in den Park gegangen. Dort hatte
er sich auf die nächst beste Bank fallen lassen.
Er fühlte sich gerade echt beschissen. Et hatte es wieder nicht geschafft bei
Matt weiter zu kommen. Und dann hatte Matt auch noch all diese gemeinen Sachen
gesagt... Warum tat es das nur?
Überhaupt fühlte sich gerade irgendwie alles komisch an. Er wollte Matt immer
noch als Freund, gleichzeitig war er gerade echt sauer auf ihn. Udn irgendwie
war alles so ... so verdammt verwirrend gerade.
Tja, jetzt musste er wohl Zwangskapitulieren. Wahrscheinlich hatte er sich
diesmal wirklich etwas zu hohe Ziele gesetzt. Aber wie hätte er auch wissen
sollen, dass Matt wirklich so... schwierig sein konnte.
… Nur irgendwie hatte er geglaubt. Dass er nach einer Weile etwas bei Matt
bewirken könnte. Nicht gleich Freundschaft. Aber einfach, dass Matt begreift,
dass er sein Freund sein will. Ihm helfen will. Und dass er sich ein bisschen
darüber freut. Nur ein winzig kleines Lächeln hatte er ihm entlocken wollen.
Und dann lief alles so schief. Matt hat sich kein bisschen erweichen lassen.
Stattdessen hasste er ihn nun. Und zu einer Freundschaft würde es wohl nie
kommen…
«Wie kann man nur so stur sein? » hatte er ihn gefragt.
Wenn Tai jetzt so darüber nachdachte, hätte er sich das gleiche auch selbst
fragen können. Wie konnte er denn erwarten, Matt innerhalb einer Woche soweit
zu haben, dass er sich ihm öffnet… Kein Wunder, dass Matt so abblockt. Er war
wohl wirklich etwas sehr aufdringlich gewesen.
Aber trotzdem würde er Matt den Ausraster nicht so schnell verzeihen. Das war
einfach nichts, was man jemandem mal einfach so an den Kopf warf…
Matt hatte es sich inzwischen wieder auf der Couch gemütlich gemacht.
Es war wieder herrlich still und ruhig – und gerade das kotzte ihn gerade
irgendwie an.
Er hatte mit dem Gedanken gespielt den Fernseher an zu machen, aber ihm war
nicht danach. Also starrte er nun einfach das abgeschaltete Fernsehgerät an und
fragte sich, warum er eigentlich noch mal so scharf darauf gewesen war, alleine
zu sein und seine Ruhe zu haben. So toll, wie er gedacht hatte, war es nämlich
gar nicht.
Und so ungern er es auch zugeben wollte, manchmal fand er es schade, dass sein
Dad nicht oft daheim war. Manchmal...
Dann kamen ihm wieder Tais Worte in den Sinn. Er hatte gesagt, dass er sich
nicht vorstellen könnte alleine zu sein. Dass jeder einen Freund brauchte...
Warum nur, war Tai das so wichtig?
Und warum gab er sich so viel Mühe mit ihm befreundet zu sein? Das war doch
dämlich. Zumal er Tai weit mehr, als nur eine Abfuhr erteilt hatte. Trotzdem
hatte er es bis zu ihrem Streit vorhin hartnäckig versucht... komischer Typ.
Das Nachdenken hatte Taichi wirklich gut getan. Wirklichgut gelaunt war er jetzt
nicht, aber er fühlte sich um einiges besser.
Nur eines bereitete ihm echt noch Sorgen – wie sollte er sich morgen
gegenüber Matt verhalten?
Na ja, vielleicht könnte er ihm ja einfach aus dem Weg gehen. War ja eh der
letzte Schultag. Und dann hatte er erst mal sechs Wochen in denen er sich
überlegen konnte, was er wegen Matt machen könnte.
Ja, so würde er es machen…
Er schloss die Haustür auf. Beim Hineingehen fiel ihm sofort auf, wie ruhig es
war. Das war im Hause Yagami in etwa so normal wie, dass die Lehrer in rosa
Kaninchenanzügen zur Schule kamen
„Ist irgendwer gestorben?“, fragte Tai, während er in die Küche ging.
„Nein Schatz, wir haben nur sturmfreie Bude. Kari ist noch zu einer Freundin
und dein Vater ist auch noch mit Freunden unterwegs. Ein Bierchen trinken.“
„Oh, ein kleines Bierchen trinken…“, wiederholte Taichi in wissendem Ton,
was das bedeutet.
„Japp, das bedeutet, ich werde ihn wohl mal wieder abholen müssen, weil er
vergessen hat wo er wohnt“, meinte Yuuko ein wenig amüsiert.
„Typisch Papa...“
„Wie ist es eigentlich gelaufen?“, erkundigte sich Yuuko.
Tai seufzte. Und Yuuko erkannte an seinem, sich verdunkelnden, Gesicht, dass es
wohl nicht so gut gelaufen war.
Yuuko ging auf Tai zu, legte ihm einen Arm um die Schultern und setzte sich mit
ihm an den Tisch.
„Was ist denn passiert?“, fragte Yuuko.
„Hier die Kurzfassung: Ich bin zu dem Gebäude gegangen in dem er wohnt. Hab
alle Leute nach ihm befragt. So ein Irrer hielt mich für´n Alien. Der rief die
Polizei. Die Polizei hat sich über ihn lustig gemacht. Matt hat mir ne Szene
gemacht, weil ich ihn so sehr belästige und hat gemeint er ruft die Polizei.
Ich bin laut geworden. Wir sind im Streit auseinander gegangen und hassen uns
jetzt.“
„Du hasst ihn?“
„Ja… Nein! … Nicht wirklich … Ich hasse ihn nur für das, was er zu mir
gesagt hat.“
„Was hast du jetzt vor?“, wollte seine Mom wissen.
„Ich gebe auf – und sehe ihm für den Rest meines Lebens nicht mehr in die
Augen…“
„Ist das wirklich mein Taichi? Du gibst doch sonst nicht auf!“
„Ja, aber wenn er doch keine Freund will! Soll er doch für ewig allein
sein!“, entgegnete Tai trotzig.
Mit diesen Worten verschwand Tai in sein Zimmer. Er wollte jetzt einfach nur
noch schlafen. Darüber vergas er dann sogar sich umzuziehen und sich die Zähne
zu putzen.
So kannte Yuuko ihren Sohn wirklich nicht. Dieser Matt musste echt ´ne harte
Nuss sein. Und verdient hatte Tai das echt nicht. Schließlich meinte er es ja
nur gut. Wie er es immer tat. Er mag zwar sehr nervig und auch etwas sehr
aufdringlich in seiner Art sein, aber er wollte Matt ja nur helfen.
Yuukos Blick fiel auf das Telefon. Sie betrachtete es eine Weile nachdenklich.
Als sie scheinbar einen Entschluss gefasst hatte, stand sie auf und nahm sich
das schnurlose Telefon mit an den Tisch.
„Hallo Megumi, sag mal du weißt doch immer über alle Bescheid – Kannst du
mir etwas über Matt Ishida sagen…?“
Kapitel 4: Oder doch nicht?
---------------------------
Als Tai am nächsten Tag zur Schule ging, hatte er schon irgendwie ein
merkwürdiges Gefühl. Nach dem Streit mit Matt wollte er ihm nicht unbedingt
begegnen. Oder es zumindest vermeiden in ein Gespräch mit ihm verwickelt zu
werden.
Aber so wie der ausgeflippt war, war das auch eigentlich eher unwahrscheinlich,
dass er das Gespräch mit ihm suchen würde. Er würde ihm wahrscheinlich nur
böse Blicke zuwerfen – und das war sogar noch viel schlimmer, als mit ihm zu
reden.
Als er am Schultor ankam, versuchte er diese düsteren Gedanken zu verbannen. Es
war der letzte Schultag. Sechs unbeschwerte Wochen warteten auf ihn.
Er setzte ein Lächeln auf und betrat den Schulhof. Matt war nirgendwo zu
entdecken. Auch auf dem Weg durchs Schulgebäude und zu seinem Klassenraum
begegnete er ihm nicht. Zum Glück war Matt nicht in seiner Klasse. Wären sie
in derselben, wäre das sicherlich ein Problem geworden.
Entspannter setzte sich Taichi dann an einen Tisch und versuchte den letzten Tag
einigermaßen gut hinter sich zu bringen.
Es tat wirklich gut mal nicht gleich am Eingang abgefangen zu werden. Matt hatte
nämlich schon befürchtet, dass Yagami ihn trotz oder gerade wegen des Streits
wieder abfangen würde.
Aber er war nicht da gewesen. Matt hatte problemlos und ohne jeglcihe
Freundschaftsattacken seitens Yagamis das Schulgebäude betreten können. Auf
dem Weg zum Chemiesaal, war Yagami zwar an ihm vorbei gegangen, schien ihn aber
nicht bemerkt zu haben. Er war scheinbar ganz schön in Gedanken versunken
gewesen.
Und nun konnte Matt sich auf den „Unterricht“ konzentrieren – falls man
das so nennen konnte. Eigentlich wurde nur geschwätzt und mit Papierkügelchen
nach den Leuten geworfen. Nichts anderes eigentlich als sonst auch. Nur diesmal
sagte der Lehrer nichts dagegen. War ja der letzte Tag. Und der Lehrer schien
auch ziemlich gestresst zu sein…
Als Tai nach dem Unterricht das Gebäude verließ, konnte er gar nicht so
wirklich glauben, dass jetzt tatsächlich Ferien sein sollten. Wahrscheinlich
würde er es erst am Montag fassen können, wenn mal kein Wecker klingelte –
außer, er würde mal wieder vergessen, diesen abzustellen.
Gerade, als er durch das Schultor ging, sah er seine Mutter, die ihn vom Auto
aus zu sich winkte. Der Tag wurde wirklich immer besser. Jetzt musste er noch
nicht einmal heim laufen!
„Hi Ma, was für ´ne Überraschung!“, strahlte Tai.
„Dachte, ich hol dich mal ab, Schatz“, grinste Yuuko.
„Lass das Schatz weg und alles ist perfekt!“, sagte Tai und setzte sich auf
den Beifahrersitz.
„Ich glaube nicht, dass du wirklich willst, dass ich das Schatz
weglasse…“, ein tückisches Grinsen stahl sich auf das Gesicht seiner Mum.
„…Und wie kommst du darauf?!“
„Ganz einfach! Wenn ich nicht weiter Schatz zu meinem kleinen Schatz sagen
darf, erfährt mein Schatz nie, was ich für tolle Neuigkeiten über einen
gewissen einzelgängerischen Freund meines Schatzes hab!“
„Du hast was über Matt heraus gefunden?!“
„Aber, aber… Für jemanden, dem dieser Typ heute Morgen noch egal war,
brennst du aber ganz schön auf diese Informationen…“, meinte Yuuko und
genoss es dabei richtig Tai zu ärgern.
„Ma, bitte hör auf mit den Spielchen. Es ist ernst. Fahr bitte los und
erzähl mir, was du raus gefunden hast!!“, flehte Tai.
„Okay, Okay…“, meinte Yuuko schließlich und fuhr los.
„Spann mich nicht auf die Folter, erzähl!“, drängelte Tai.
„Hey, hast du das Schild nicht gelesen, auf dem steht `Während der Fahrt
nicht mit dem Fahrer reden`?“
„Doch, aber du bist die Fahrerin und jetzt schieß schon los!“
„Ist ja gut. Also, nachdem du gestern so niedergeschlagen in dein Zimmer bist,
hab ich mal meine Freundin Megumi angerufen-“
„Ist das nicht deine komische Freundin aus der Maniküre? Die, die immer über
alles und jeden Bescheid weiß?“
„Ja ist sie. Und wenn du mich ausreden lassen würdest, müsstest du das nicht
fragen!“
„Ja, ja! Jetzt erzähl schon endlich weiter!“
„Schon gut. Ich reagier einfach nimmer auf deine Unterbrechungen. Also wie
auch immer. Informationen über deinen Freund zu bekommen, ist schwieriger, als
die über einen international gesuchten Mörder.“
„Vielleicht ist er ja einer?“, meinte Tai.
„Wie war das noch gleich mit deinen Unterbrechungen?!“
„Du wolltest nicht mehr drauf reagieren!“
„Ach ja, richtig! Also wie gesagt, es war echt schwer, was über diesen Jungen
rauszubekommen. Erstaunlich, denn Megumi weiß sogar genau, wann du gezeugt
wurdest.“
„Was? Sag mal, könnt ihr nicht die Vorhänge zuziehen!?“
Yuuko ignorierte ihren Sohn. „Megumi konnte leider nicht all zu viel
herausfinden. Nur, dass Matt vor etwa einem Jahr mit seinem Vater hierhergezogen
ist – und dass anfangs wohl noch eine Frau mit den beiden dort gewohnt, aber
sie soll wohl irgendwann verschwunden sein.“
„Dann ist Matt ja wirklich ein Killer!“
„Ach quatsch! Ist er bestimmt nicht. Offiziell soll sie nicht mal dort gewohnt
haben, wahrscheinlich die Freundin von Matts Vater – die haben sich wohl
getrennt. Das ist alles.“
„Weißt du noch irgendwas über Matt? Ich meine die Sachen über seinen Vater
und so sind ja ganz nett aber… du weißt schon…“
„Ich weiß, ja. Aber sehr viel ist über ihn wie gesagt nicht
herauszubekommen. Er scheint auch nicht sehr häufig das Haus zu verlassen. Die
Sache mit Matts Nachbar und dir, davon wusste sie übrigens auch.“
„Das weiß die alles? Wow!“
„Ist leider nicht wirklich viel, aber Megumi hat versprochen, dass sie mehr
über ihn herausfinden will. Sie kennt da nämlich wen, der jemanden kennt, der
jemanden kennt, der jemanden kennt, der früher mit Matts Vater gearbeitet
hat.“
„Wow… klingt ja sehr viel versprechend!“, meinte Tai sarkastisch.
In diesem Moment hielten sie gerade vorm Haus der Yagamis und stiegen aus.
„Megumis Verbindungen sind wirklich gut – glaub mir!“
„Aber trotzdem, woher weiß die verdammt noch mal, wann ich gezeugt wurde?“
„Das sind ja Dads Schuhe!“, stellte Matt überrascht fest, als er zu Hause
ankam.
Matt konnte es gar nicht glauben. Sollte sein Alter Herr tatsächlich mal den
Weg nach Hause gefunden haben
Gepolter, das aus der Küche drang bestätigte Matts Vermutung.
„Dad?“, fragte Matt vorsichtig und lugte mit dem Kopf in den Raum.
„Ach, Matt!“, stellte Masaharu fest und grinste schief. Auf dem Tisch und
neben ihm auf dem Boden lag ein ganzer Haufen Papiere und Mappen.
„Was ist denn passiert? Haben sie dir die Arbeit mit nach Hause gegeben?“
„Äh, nein. Aber ich musste den Koffer abholen und nun zu meinem Boss bringen.
Ich wollte ihn gerade ablegen … aber dann – na ja, wie du siehst…“,
stotterte der Mann.
„Ah… dann bist du also nur wegen des Koffers hier?“, fragte Matt
enttäuscht.
„Nein, ich wollte mal kurz vorbeisehen. Wie du das Schuljahr so hinter dich
gebracht hast und so!“, erklärte Masaharu eilig.
„Aha“, Matt legte den Kopf schief und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ja, äh… und – wie steht’s?“
„Mh… wie man’s nimmt.“
„Das ist schön Matt“, meinte Masaharu, woraufhin Matt die Augen verdrehte.
So gut hört er ihm also zu. Er hatte sich wahrscheinlich, bevor er hergekommen
war, das ganze Gespräch schon mal vorbereitet.
„Ja, find ich auch“, erwiderte Matt sarkastisch.
„Ja, nicht wahr? Also, da alles soweit in Ordnung bei dir ist, werd ich mich
wohl gleich wieder auf den Weg machen“, meinte Masaharu.
`Ach ja, bei mir ist ja gerade alles so in Ordnung, schon klar. Und da kann er
ja wieder gehen, weil er ja deswegen hier war. Um zu sehen ob alles in Ordnung
ist…`
Eigentlich müsste Matt wissen, dass es sich nicht lohnte sich noch wegen seinem
Vater aufzuregen, aber er konnte einfach nichts gegen die in ihm aufsteigende
Wut machen.
„Klar, dann geh“, erwiderte Matt mit scharfem Unterton.
Das schein Masaharu nicht einmal zu bemerken, er lächelte nur, nahm den Koffer
und ging in Richtung Flur.
`Das war ja mal wieder klar`
Im Grunde störte es Matt ja wirklich schon nicht mehr. Er war daran gewöhnt,
dass sein Vater nie da war. Und all zu viel Wert legte er nun auch nicht wieder
darauf mit seinem Vater zusammen zu sein.
Na ja, Tschüss sagen konnte er ja trotzdem. Aus Höflichkeit halt… Auch wenn
das nicht unbedingt zu ihm passte.
„Hey Dad, ich wollte noch-“
In dem Moment wurde gerade die Tür zugeknallt.
„…Tschüss sagen…“
Den nächsten Morgen verbrachte Tai damit vor dem Fernseher zu sitzen, sich
Cartoons anzusehen und seine Lieblingscornflakes zu essen. So ließ es sich
leben. Ein toller Start in die Ferien.
„Kannst du bitte mal rangehen?“, rief Yuuko aus dem Bad.
„Muss das sein?“, stöhnte Tai.
„Ich wasch hier gerade deine dreckigen Klamotten! Darunter auch deine Socken!!
Da werde ich ja wohl erwarten können, dass du mal ans Telefon gehst!!“,
schrie sie.
Sie war ja mal wieder sehr gut gelaunt.
Widerwillig stand Tai schließlich auf. Dabei war es gerade so gemütlich! Es
hatte ewig gedauert das perfekte Verhältnis zu den Sofakissen herzustellen. Und
außerdem waren ihm die Füße auf dem Kaffeetischchen eingeschlafen.
Aber was tat man nicht alles für seine Mutter, wo die einem doch so liebevoll
die Socken in die Waschmaschine stopfte. War bestimmt ne große Qual – und so
anstrengend noch dazu!
„Yagami, hallo?!“, sagte Tai etwas ruppig, als er endlich den Hörer
abgenommen hatte.
„Ach, Taichi Schatz! Schön, dass du rangehst, dich wollt ich sprechen! Ich
bin’s, Megumi“, sagte die Frau am anderen Ende der Leitung.
„Megumi…?“, fragte Tai überrascht
„Deine Mum hat mir das mit diesem Jungen erzählt. Du weißt du schon, Ishida
Ich sollte doch noch mal versuchen ein bisschen was raus zu finden. Aber ob
du´s glaubst oder nicht, ich habe nichts herausgefunden. Und das ist wirklich
seltsam, denn sonst weiß ich-“
„Du weißt, wann ich gezeugt würde!!!“, schoss Tai heraus.
„Aber Schätzchen, natürlich weiß ich das!“, erwiderte die junge Frau wie
selbstverständlich. „Du wurdest am 5. Juni 1988 um 3:05 gezeugt.“
„Woher verdammt noch mal weißt du das?“, schrie Tai in den Hörer. Es war
fast qualvoll zu ertragen, dass jemand so etwas intimes über ihn wusste!
„Ach Schatz, das war ganz einfach! Ich brauchte nicht mal meine Ausrüstung,
ein einfaches Nachtsichtfernglas hat vollkommen ausgereicht! Deine Eltern halten
es ja nicht für sonderlich nötig sich blickdichte Vorhänge zu besorgen…“
„Ich… woa…“, war zunächst mal alles, was Tai raus bekam. „Aber woher
wusstest du, dass ich da … schluck… gezeugt wurde? Die beiden hätten ja
auch einfach nur...“
„Ich hab eben so meine Quellen...“
Okay, das war jetzt echt zu viel. Er legte sofort auf und ließ den Hörer
förmlich auf die Station fallen.
Tai schlurfte mit leerem Blick ins Bad, blieb dort im Türrahmen stehen und
beobachtete, wie seine Mutter die Wäsche zusammenlegte.
„Wer war denn dran?“; erkundigte sich Yuuko.
„Vorhänge“, presste Tai hervor. Immer noch mit leerem Blick.
„Bitte?“
„Du solltest dir blickdichte Vorhänge kaufen. Oder weißt du was, lass
einfach das Fenster zumauern“, schlug Tai vor und tappte dann gleich davon.
„W-Was?“, fragte Yuuko verwirrt. „Tai… Tai! Wo willst du hin?!“
„Ich muss noch mal kurz weg!“, antwortete Tai knapp.
Eine Viertelstunde später stand er vor der Wohnung der Ishidas. Unsicher, was
ihn hier erwarten würde, klingelte er etwas zögerlich.
Nur ein paar Sekunden später wurde die Tür geöffnet. Von keinem anderen als
Matt. Wie Tai bereits vermutete hatte.
„Yagami?“, fragte Matt überrascht, klang aber kein bisschen unfreundlich.
Fast gut gelaunt.
„Wer – bist du? Woher kommst du? Und wie viele Menschenleben hast du bereits
auf dem Gewissen?“
„Wie? Wovon redest du überhaupt?“
„Tu nicht so unschuldig! Ich weiß genau, dass du ein international gesuchter
Killer bist!“, beharrte Tai.
„Äh, was? Kann es sein, dass du dich in der Tür geirrt hast? Paranoide
Freaks bitte zwei Türen weiter!“
„Na komm, sag schon, wo versteckst du die Leichen?“, fragte Tai und bahnte
sich an Matt vorbei einen Weg in die Wohnung.
„Welche Leichen?“, fragte Matt nun noch verwirrter und schloss die Tür
hinter sich.
„Sind sie im Keller? Im Kühlschrank? Unter deinem Bett?... oder bist du so
pervers, dass du sie in deinem Bett versteckst?!“
„Jetzt wird’s aber echt krank! Wovon redest du und was willst du von
mir?“, wollte Matt endlich wissen.
Echt verrückt, wie dieser Typ sich aufführte. War der wirklich so irre oder
tat der nur so?
„Sie weiß nicht wer du bist, sie weiß gar nichts über dich! Aber sie weiß
gottverdammt noch mal, wann ich gezeugt wurde!!!!“, schrie Tai.
„Moment mal, wer weiß, was über dich?“, jetzt war Matt endgültig
verwirrt.
„Megumi!“
„Megumi?“, wiederholte Matt.
„Ja, Megumi“, bestätigte Tai.
„Welche Megumi?“
„Die, die weiß, wann ich gezeugt wurde!“
„Oh ja, das ist jetzt sehr hilfreich.“
„Ach, das ist so ne Freundin meiner Mum aus dem Nagel-, Haar- und
was-weiß-ich-was-Studio! Sie weiß immer über alles und jeden Bescheid. Und da
hat meine Mum sie halt auch wegen dir gefragt. Und sie hat nichts weiter
rauskriegen können, als das, was ich eh schon weiß und ihre ganzen Kontakte
haben auch nichts über dich rauskriegen können… Das ist doch schon sehr
seltsam, findest du nicht auch? Sie weiß sonst mehr, als das FBI. Sie weiß
sogar, wann ich gezeugt wurde! Und das kann alles nur eins bedeuten: Du bist ein
international gesuchter Killer!“
„Wow, einen Moment mal – Du spionierst mir nach?“, fragte Matt
ungläubig.
„Red keinen Unsinn, so was würde ich nie tun! – Ich lasse dir
nachspionieren!“, korrigierte ihn Tai.
„Boah, das beruhigt mich jetzt aber!“, meinte Yamato. „Aber warum das
Ganze?“
„Mir bleibt ja keine andere Wahl. Irgendwie musste ich ja rauskriegen, was mit
dir abgeht!“ verteidigte sich Tai.
„Und warum hast du mich nicht einfach gefragt?“
„Hättest du es mir denn gesagt?!“, fragte Tai ungläubig.
„Vermutlich nicht…“, antwortete Matt ehrlich. „Aber das ist noch lange
kein Grund mich auszuspionieren!“
„Lassen“
„Was?“, fragte Matt.
„Lassen. Dich ausspionieren zu lassen“, erwiderte Tai.
„Von mir aus. Ausspionieren zu lassen.“
„Also, bist du nun ein international gesuchter Killer?“, fragte Tai
schließlich.
„Natürlich nicht!“, antwortete Matt.
„Dann hast du sicher auch nichts dagegen, wenn ich mir deinen Kühlschrank mal
ansehe oder deinen Keller!?“
„Tu dir keinen Zwang an“, meinte Matt und führte Taichi in die Küche.
„Schicke Küche“, meinte Tai.
„Danke“, erwiderte Matt.
„Perfekt um ein paar Leichen zu verstecken, findest du nicht auch?“, fügte
Tai hinzu.
„Glaub mir, das einzige ungewöhnliche, was du in dem Kühlschrank finden
wirst sind Mobiltelefone“, versicherte Matt.
„Na das werden wir ja noch sehen“, meinte Tai und warf einen Blick in den
Kühlschrank. „Aaha!“
„Was Aha?“, fragte Matt.
„Das!“, Tai deutete auf de Teller Spinat und Ei in seiner linken Hand.
„Ist doch bestimmt das Gehirn eines deiner Opfer.“
„Nein. Das, ist das, was, dabei rauskommt, wenn mein Alterherr mal kocht“,
korrigierte Matt.
„Oh…“, machte Tai, stellte den Teller zurück. „Dann, äh, nehm ich mir
jetzt halt mal euren Keller vor.“
„Wir haben gar keinen Keller“, erklärte Matt.
„Das sagen sie alle!“
„Geh von mir aus runter und überzeug dich selbst. Da unten gibt es nur einen
zum Gebäude gehörenden Pool…“, versuchte Matt es noch einmal zu
erklären.
„Aha! Du hast dich gerade selbst verraten. Ein Pool also, der Lieblingsplatz
aller Killer, um eine oder mehrer Leichen zu verstecken!“
„Meinst du nicht die anderen Bewohner würden es merken, wenn da irgendwas
Totes im Pool rum schwimmt?“, warf Matt ein.
„Okay, ich geb´s auf. Du bist wohl doch kein international gesuchter Killer
mit Leichen im Keller.“
„Gut, dass du das endlich einsiehst. Sonst hätte sich das am Ende doch noch
geändert“, meinte Matt und warf Tai einen vielsagenden Blick zu.
„Du würdest doch nicht wirklich irgendwen umbringen, oder?“, fragte Tai mit
einem unguten Gefühl.
„Sagen wir mal so, ich würde es an deiner Stelle nicht darauf anlegen“,
meinte Matt.
„Ich… glaub, ich geh dann mal lieber wieder“, meinte Tai und wollte gerade
an Matt vorbei, als dieser ihn festhielt.
„Ach Quatsch, wenn du schon mal hier bist, kannst du nicht gehen, ehe ich dir
meine Kettensägensammlung gezeigt hab!“
„Muss das sein?“, fragte Tai ängstlich.
„Reg dich wieder ab, war doch nur ein Scherz“, sagte Matt.
„Du machst Scherze? Okay, also was hast du mit dem richtigen Matt angestellt?
Ist er im Pool?“
„Hey, ob du´s glaubst oder nicht, selbst ich hab so was wie ein kleines
bisschen Humor“, erwiderte Matt. „Aber wie zur Hölle kommst du ausgerechnet
darauf, ich sei ein international gesuchter Killer?“
„Ach, die Idee kam mir gestern auf der Heimfahrt. Weil doch niemand etwas
über dich weiß.“
„Das liegt daran, dass ich nicht will, dass irgendjemand etwas über mich
weiß…“, erklärte Matt.
„Aber warum?“, wollte Tai wissen.
Kapitel 5: Die Einsamkeit durchbrechen
--------------------------------------
„Hey, ob du´s glaubst oder nicht, selbst ich hab so was wie ein kleines
Bisschen Humor“, erwiderte Matt. „Aber wie zur Hölle kommst du ausgerechnet
darauf, ich sei ein international gesuchter Killer?“
„Ach, die Idee kam mir gestern auf der Heimfahrt. Weil doch niemand etwas
über dich weiß.“
„Das liegt daran, dass ich nicht will, dass irgendjemand etwas über mich
weiß…“, erklärte Matt.
„Aber warum?“, wollte Tai wissen.
„Ich hab eben meine Gründe“, antwortete Matt nach einer längeren Pause.
„Welche Gründe?“
„Meine Gründe eben. Jetzt hör bitte auf zu fragen“, bat Yamato.
„Tut mir Leid. Ich wüsste nur wirklich gerne, was in dir vorgeht“,
erklärte Tai.
„Warum eigentlich?“
„Na, damit ich dich besser verstehen kann. Ich würde halt gern dein Freund
sein.“
„Das ist doch echt dämlich!“
„Ich will dich echt nicht nerven. Sondern dich einfach nur kennen lernen“,
sagte Tai ehrlich.
„Von mir aus, bleib ein bisschen hier, wo du schon mal da bist“, gab sich
Matt geschlagen. Es hatte ja doch keinen Sinn es ihm auszureden.
„Echt? Und du attackierst mich auch nicht mit irgendwelchen Kettensägen?“
„Wenn du mich nicht nervst, säge ich dich auch nicht in Stücke und verstecke
dich danach im Pool“, meinte Matt und zwang sich zu einem kleinen Lächeln.
„Danke“, sagte Tai.
„Was ist?“, fragte Matt, dem nicht entgangen war, wie Yagami ihn ansah.
„Es ist nur, weil du … gelächelt hast. Das macht mir irgendwie Angst.“
„Es macht dir Angst, wenn ich lächele…“, wiederholte Matt.
„Naja, es ist halt ungewohnt, dass du mal lachst… kommt ja nicht so oft
vor.“
Matt verschränkte die Arme vor der Brust und sah zur Seite. Lächelte er
wirklich so selten? Okay, er war nun wirklich nicht der Typ, der gerne Gefühle
zeigte. Aber er lachte doch ab und zu schon.
„Sorry, so war´s nicht gemeint“, entschuldigte sich Tai und legte Matt eine
Hand auf die rechte Schulter.
„Yagami…“, sagte Matt leise.
„Ja…?“, er war schon ganz besorgt, weil Matt so traurig aussah.
„Nimm deine Hand da weg!“, zischte er.
Wie ihm befohlen, zog Tai seine Hand schnell zurück. Aber mehr aus Schreck. Mit
dieser Reaktion hatte er echt nicht gerechnet.
„Entschuldigung. Hatte vergessen, dass du das nicht magst“, meinte Tai, als
er sich wieder gefasst hatte.
Das war schon wieder so eine Sache. Nicht nur, dass Matt nicht wollte, dass man
etwas über ihn weiß, er wollte nicht einmal, dass man ihn berührt.
„Umarmst du deine Eltern eigentlich auch nicht?“, fragte Tai. Er wollte
unbedingt wissen, wie weit diese Ablehnung gegen Körperlichkeiten ging.
„So nahe stehe ich den beiden nicht.“
„Echt? Du umarmst nicht mal deine Eltern?“, fragte Tai traurig.
Matt schwieg.
„Du fühlst dich doch bestimmt total einsam…“, meinte Tai.
„Ach Quatsch! Ich bin gerne alleine“, entgegnete Matt.
Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den beiden. Matt wollte Yagami auf
keinen Fall zu viel von sich preisgeben. Und Tai machte sich Gedanken darum,
warum Matt so… so war, wie er eben war.
„Komm, wir gehen ins Wohnzimmer, dann müssen wir nicht in der Küche rum
stehen“, meinte Matt schließlich und ging voran ins angrenzende Wohnzimmer.
Erst da wurde Tai so richtig bewusst, dass er sich ja bei Matt zu Hause befand.
Er begann sich in dem Raum umzusehen.
Und musste feststellen, wie schön die Wohnung eigentlich aussah. Die Farbtöne
der Wände, der Möbel und der restlichen Einrichtung, waren alle so warm.
Überhaupt wirkte es so warm und gemütlich hier. Das stand sich absolut im
Kontrast mit Matts kühler Art.
Auch der Eingangsbereich wirkte sehr einladend. Dieser war in einem matten Weiß
gestrichen. Rechts war eine Treppe, die wohl in ein zweites Stockwerk führte.
Links stand eine hölzerne Kommode. Und links neben der Treppe war auch noch
eine Schiebetür, die nach Vorratskammer oder etwas ähnlichem aussah.
„Sag mal, kommst du heute noch, oder was?“, rief Matt in die Küche und riss
Tai damit aus seinen Gedanken.
„Ihr habt es hier echt schön eingerichtet“, sagte Tai, als er ins
Wohnzimmer kam.
Das Wohnzimmer war ähnlich groß, wie die Küche. Nur etwas breiter. Es war mit
Schreibtisch und Computer, einer großen mittelbraunen Couch, einem Kaffeetisch
und zwei Bücherregalen ausgestattet. Genau gegenüber der Tür zum Wohnzimmer,
war noch eine weitere Tür.
Das die Ganze Wohnung wirkte wirklich sehr einladend und gemütlich. Und
irgendwie so... neu. Ungebraucht.
„Danke“, erwiderte Matt ungerührt. „Setz dich“, meinte er dann und
deutete auf das dunkle Sofa.
Tai setzte sich daraufhin brav auf das Sofa. Im Moment wollte er Matt auf gar
keinen Fall verärgern. Er war so froh, dass er Matt jetzt endlich etwas
erweichen konnte. Das wollte er nicht aufs Spiel setzen.
„Okay, dann frag mal, was du fragen willst“, sagte Matt und setzte sich
ebenfalls aufs Sofa. Mit ausreichend Abstand zu Yagami.
„Wie, du bist bereit mir meine Fragen zu beantworten?“, Tai war ganz
überrascht.
„Das hab ich nicht gesagt. Ich meinte nur, dass du jetzt meinetwegen deine
ganzen Fragen, auf den Tisch legen kannst. Ich werde sie mir anhören und dich
danach wieder rausschmeißen. Und hoffen, dass du mich dann endlich in Ruhe
lassen kannst“, berichtigte er.
Tais Ausdruck wandelte sich. Matt wollte ihn wohl wirklich nur irgendwie
loswerden.
„Weißt du… Ich bin mir nicht ganz sicher ob das in deinen Kopf reingeht.
Aber ich will dir nur helfen. Du musst diese Hilfe nicht annehmen. Es ist nur
ein dämlicher Versuch von mir. Der scheinbar eh keinerlei Wirkung bei dir
zeigt. Also, wenn dich das Ganze eh nur ankotzt, dann kann ich auch gleich
gehen“, sagte Tai in etwas schärferem Ton.
Matt senkte den Blick. `Ein merkwürdiger Typ, dieser Yagami, ein sehr
merkwürdiger…`
„Stell deine Fragen doch erst mal. Fragen kostet schließlich nichts.
Vielleicht beantworte ich ja ein paar.“
Tai konnte gar nicht glauben, was er da hörte. War das wirklich derselbe Matt,
wie vorhin? Überhaupt überraschte ihn dieser Typ heute sehr oft. Ob Tais ganze
Versuche doch nicht umsonst gewesen waren?
Matt war selbst überrascht, dass er sich dazu hat breitschlagen lassen. Er
hatte absolut keine Ahnung, wieso er das tat. Vielleicht als Zeitvertreib.
Zumindest hatte er Yagami nichts versprochen.
„Okay, dann fang ich mal an“, meinte Tai schließlich.
„Tu das.“
„Also, meine erste Frage lautet. Wie bist du an diese absolut geile Wohnung
gekommen?“, eigentlich sollte das nicht seine erste Frage sein. Aber ihm
gefiel die Wohnung einfach so gut.
„Ich hab den Typen gekillt, der vorher hier gewohnt“, antwortete Matt ohne
jegliche Emotion in der Stimme.
„Haha, ja klar!“, lachte Tai. „Und jetzt die echte Story, bitte!“
„Mein Dad hat sie gekauft, was dachtest du denn?!“
„Wohnt ihr nicht in Miete?“
„Nein, die Wohnung ist gekazft“, erklärte Matt.
„Wow – das konntet ihr euch leisten?“
„Ja. So teuer war die nicht.“
„Ich dachte nur wegen dem Pool im Erdgeschoss und so...“
„Der gehört ja nicht uns.“
Tai ließ noch eine Weile seine Blicke durch den Raum schweifen. Er war wirklich
fasziniert von der Wohnung. Matts Wohnung. Hier würde er auch gerne wohnen.
„Dann, ist das da dein Zimmer?“, fragte Tai und deutete auf die Tür.
„Nein, das ist das Schlaf- und Arbeitszimmer meines Dads. Meins ist oben.“
„Darf ich das mal sehen?“, fragte Tai ganz begeistert.
„Das halte ich für sehr unwahrscheinlich“, meinte Matt.
„Ach bitte!“, bettelte Tai und zog einen Schmollmund.
„Nein.“
„Bitte!“
„Nein.“
„Bitte!!“
„Nein! Und jetzt hör endlich auf damit!“
„Okay… Sorry. Ich dachte nur…“, murmelte Tai.
„Hör lieber auf zu denken – nicht, dass du dir noch wehtust“, meinte
Matt.
Tai guckte ihn beleidigt an.
„Hör auf so zu gucken. Stell einfach deine nächste Frage!“
„Na, schön. Warum willst du nicht, dass jemand dich berührt?“
„Ich will es nicht. Grund genug?“,
„Nein.“
„Was willst du denn hören?!“
„Dass du als Kind mal von deiner Oma so grässlich doll gedrückt worden bist,
dass du jetzt ganz furchtbare Angst vor Umarmungen und anderen körperlichen
Annäherungen hast!“, sagte Tai wie aus der Pistole geschossen.
„Wenn´s doch glücklich macht, von mir aus.“
„Dann sag es!“, forderte Tai.
„Ich wurde als Kind von meiner Omi mal zu doll gedrückt. Jetzt hab ich ein
Trauma. Gut so?“
„Es ist nicht perfekt – aber akzeptabel“, meinte Tai zufrieden. Er hatte
ihn ja doch ganz gut unter Kontrolle.
Eine Weile herrschte wieder Schweigen. Tai grinste dabei fröhlich vor sich hin.
Welche Fortschritte er doch mit Matt machte.
„Darf ich dich mal umarmen?“
„Nein.“
„Dich berühren?“
„Nein.“
„Und wenn ich dich gar nicht richtig anfasse, sondern nur…“
„Nein.“
„Du weißt doch gar nicht, was ich…“
„Nein.“
„Wie gemein“, sagte Tai und verschränkte genervt die Arme vor der Brust.
Irgendwann sah er dann wieder zu Matt rüber. Irgendwie wirkte dieser
gleichgültige Gesichtsausdruck richtig provozierend.
Und im gleichen Moment kam Tai eine Idee. Wenn er es geschickt anstellen würde,
dann…
„Ah! Was machst du da???“, kreischte Matt.
Tai hatte sich ihm um den Hals geworfen und hielt ihn nun ganz fest umklammert.
„Nimm deine Pfoten von mir weg!“, befahl Matt.
Aber daran dachte Tai gar nicht.
„Ach komm. Du stirbst ja wohl kaum an einer Umarmung!“, meinte er.
„Wenn du mich weiterhin so würgst dann schon!“
Matt war ganz überrascht, als diese Worte tatsächlich Effekt zeigten. Tai
hatte ihn losgelassen. Er hockte nun direkt neben ihm, ihm Schneidersitz, auf
die Couch. Er starrte Matt mit großen, unschuldigen Augen an.
Matt machte dieser Blick irgendwie nervös. Vor allem, weil er sich nicht
veränderte. Tai war ganz starr. Und bei diesem quirligen Jungen musste das echt
schon was heißen. Er wirkte ein bisschen wie eine Wachsfigur. Bis er den Kopf
schief legte.
„Du hast voll schöne Haut. Weißt du das?“
„Äh… Was?“, fragte Matt erschrocken und überrascht zugleich.
„Ich hab gesagt, dass du schöne Haut hast. Die ist so schön zart“,
erklärte er.
Nicht lange, aber für einen kurzen Moment, als er ihn umarmte, hatte Tai die
blasse, zarte Haut in Matts Nacken berührt. Sie hatte sich ähnlich der eines
neugeborenen Babys angefühlt.
„Was ist, warum sagst du denn nichts?“, wunderte sich Tai. Denn Matt sah ihn
einfach nur an.
Dann senkte Matt den Blick und wandte sich etwas von Tai ab. „Weißt du
eigentlich, dass du der erste Mensch seit Jahren bist, der mich umarmt hat?“
„Oh, dann hab ich dich ja sozusagen entjungfert“, grinste Tai.
„Schön, dass du das so witzig findest!“, meinte Matt sarkastisch.
Tai hörte auf zu grinsen und setzte eine ernste Miene auf. „Tut mir wirklich
Leid… Ich wusste nicht, dass ich dich damit so verletzte. Fandest du es denn
echt so schlimm?“
Matt sagte nichts. Er wirkte, als müsse er erst darüber nachdenken.
„Es war erträglicher, als ich erwartete hatte. Aber schön war es trotzdem
nicht. Mach das ja nie wieder. Klar?“
„… Bevor ich dir das verspreche, musst du mir erst noch eine Frage
beantworten.“
„Und die wäre?“, fragte Matt.
„Das mit der irren Oma und so vorhin, das war ja nur Scheiß. Verrate mir was
wirklich hinter dieser Angst vor Berührungen steckt.“
„Ich… ich … will das einfach nicht. Okay?“, sagte Matt, seine Stimme
hörte sich etwas brüchig an.
Tai wusste ja, dass das keine gute Idee war. Aber irgendwie konnte er nicht
anders. Er legte ganz vorsichtig einen Arm um Matt und vergewisserte sich, ob
dieser nicht eine Panikattacke oder so bekam.
Aber Matt reagierte gar nicht auf diese Berührung. Es war, als würde er das
gar nicht registrieren. Tai nutzte das aus, um einen weiteren Arm um Matt zu
legen und ihn schließlich in eine Umarmung zu ziehen.
„Lass das bitte“, kam es kaum hörbar von Matt. „Du weißt genau, dass ich
das nicht will.“
Tai spürte, wie Matts Körper sich dagegen wehrte. Aber er ließ ihn diesmal
nicht los.
„Da musst du mir schon ´nen guten Grund nennen, dass ich dich jetzt
loslasse.“
„… Meine Oma hat mich als Kind zu fest gedrückt und-“
„Ich meine einen richtigen Grund. Nicht den Quatsch den ich vorhin erzählt
hab“, sagte Tai.
„Ich… ich hab keinen richtigen Grund. Akzeptier das doch einfach so, wie es
ist.“
Das war schon komisch. Der kühle, arrogante und starke Matt wirkte plötzlich
so schwach und zerbrechlich.
„Vielleicht ist es besser, du gehst jetzt.“
„Wo ist denn eigentlich dein Vater?“, fragte Tai, ohne auf das einzugehen,
was Matt gerade gesagt hatte.
„Arbeiten“, war Matts knappe Antwort.
„Bis wann denn?“ erkundigte sich Tai. Er umarmte Matt immer noch.
„Meistens kommt er mitten in der Nacht mal kurz heim und geht dann wieder“,
antwortete Matt. Dann wand er sich aus Tais Umarmung und versuchte etwas von ihm
wegzurücken, was aber schwierig war, da er ohnehin fast schon auf der Lehne
hockte.
„Jetzt versteh ich das! Dein Vater ist sicher Azrt oder rechtsanwalt?!“
„Nichts der gleichen. Er ist eigentlich Fernsehjournalist, arbeitet seit wir
hierher gezogen sind aber als Bürokraft.“
„Oh. Und wieso ist er dann so lange weg?“
„Weil er in der Zeit, in der er nicht arbeitet mit der Assistentin seines
Chefs ins Bett steigt.“
Tai war sprachlos, das war einfach nur wahnsinng. Da hatte Matts Vater
tatsächlich nichts Besseres zu tun, als Bettspielchen mit seiner Freundin zu
machen, statt sich mal um seinen Sohn zu kümmern.
„Wenigstens hab ich so meine Ruhe vor ihm. Anfangs hat er dieses Flittchen ja
noch mit hierher gebracht.“
Tai erinnerte sich daran, dass seine Mom gesagt hatte, dass anfangs noch eine
Frau hier gewohnt hatte. Das war sie wohl.
„Bist du deshalb so zurück gezogen… weil deine Eltern getrennt sind?“,
fragte Tai.
„Nein. Hör zu. Ich war schon immer so, wie ich heute bin. Selbst, als meine
Eltern noch zusammen waren. Es ist einfach so. Und dass sie sich getrennt haben,
war echt besser so..“
„Toll, dass du das so siehst“, meinte Tai.
„Sind deine Fragen damit beantwortet?“, wollte Matt wissen.
„Ja, denke schon“, meinte Tai. „Aber eine einzige hab ich noch: Darf ich
dich Yama nennen?“
„Klar. Mach doch, wenn du unbedingt sterben willst“, sagte Matt.
„Okay, wie du meinst“, trotz Matts grober Worte musste Tai lächeln.
Matt schwieg. Er sah Tai nur an.
„Du willst, dass ich gehe. Schon kapiert“, sagte Tai und stand auf. „Also,
auf bald mal vielleicht“, sagte er und ging in die Küche und von da aus in
den Flur.
Matt sagte nichts. Dabei wollte er Yagami eigentlich sogar aufhalten. Warum
wusste er nicht. Er hatte zwar gesagt, er fühle sich nicht einsam und sei gerne
alleine, aber irgendwie, war es doch ganz anders gewesen mal nicht alleine zu
sein, auch, wenn Tai ihn echt nervte.
Kapitel 6: Väter können einem manchmal das Leben retten
-------------------------------------------------------
Als Tai nach Hause ging fühlt er sich irgendwie anders. Seltsam. Das war so,
seit er aus Matts Wohnung verschwunden war.
Eigentlich war Tai ja glücklich, weil er es endlich geschafft hatte zu Matt
durchzudringen. Es gab ihm eine ungeheure Motivation. Aber irgendwas blockte
diese positiven Gefühle.
Vielleicht war es, weil er Matt immer noch nicht zu seinem Freund machen konnte.
Klar, er hatte ihm ein paar Fragen beantwortet. Zum ersten Mal hatte er ein
bisschen was über sich preisgegeben…
Aber gerade in den letzten Minuten, die Tai bei ihm verbracht hatte, war wieder
diese unglaubliche Kälte aufgestiegen. Matt distanzierte sich. Verschloss sie
vor Tai und allen anderen.
Und irgendwie wurde Tai das Gefühl dieser Kälte nicht mehr los. Es war ihm,
als hätte er es mitgenommen, als er gegangen war. Schon komisch…
Während Tai so in Gedanken hing, bemerkte er gar nicht, dass er bereits vor
seiner Haustür stand. Er hatte den Weg nach Hause gar nicht bewusst
wahrgenommen. Er war einfach nur gegangen – und hier gelandet.
Tai schloss die Tür auf und trat ein. Drinnen zog er erst einmal seine Schuhe
aus und stellte sie neben die kleine Treppe.
Dann ging er in sein Zimmer. Er fühlte sich irgendwie total kaputt und war
froh, dass er sich jetzt einfach auf sein Bett fallen lassen konnte. Er schloss
die Augen. Nach ein paar Minuten übermannte ihn die Müdigkeit und er schlief
ein
Da war er also wieder. Verlassen und alleine. Seine Chance auf ein bisschen
Abwechslung hatte gerade die Wohnung verlassen.
Warum hatte er ihn eigentlich nicht aufgehalten? Was hatte ihn daran gehindert?
Sein Stolz? Irgendwie wollte er es nicht wahrhaben, dass Yagamis Gegenwart ihm
gut getan hatte.
Obwohl er ihn sonst gerne erwürgen würde. Heute war es irgendwie gut, dass er
vorbeigekommen war und nicht hat locker gelassen.
Na ja, er konnte jetzt eh nichts mehr machen. Tai war vermutlich längst zu
Hause. Was soll´s. Er hatte schon mehr Tage alleine hinter sich gebracht. Da
kam es auf den Rest diesen Tages auch nicht mehr an.
Er schaltete den Fernseher an. Vielleicht lief ja auf irgendeinem Programm was
interessantes, womit er den Tag totschlagen konnte.
"Mensch du hast Ferien! Du willst doch wohl nicht die ganze Zeit nur pennen?!",
riss die Stimme seiner Mutter ihn aus dem Schlaf.
"Ich war halt müde!", stöhnte Tai.
"Du hast seit deinem dritten Lebensjahr nicht mehr nachmittags geschlafen!",
warf Yuuko ein.
Tai funkelte sie böse an. "Das Leben wird eben immer stressiger!", sagte er
trotzig. Dann nahm er ein Kissen und presste es sich aufs Gesicht.
"Hey,… Was ist denn los?", fragte Yuuko nun etwas sanfter und setzte sich auf
die Bettkante zu Tai.
Tai nahm das Kissen wieder weg. Sah Yuuko aber dennoch nicht an. Stattdessen
starrte er an die weiße Decke seines Zimmers.
"…Ich war bei Matt…", nuschelte Tai.
"Oh…", machte Yuuko. Sie sah Tai besorgt an. "Wie schlimm hat er denn diesmal
reagiert?", fragte sie vorsichtig.
"Gar nicht… er war sogar richtig nett und hat zum ersten Mal was über sich
erzählt."
"Wo liegt dann das Problem?", fragte Yuuko etwas verwirrt.
"Wir haben die ganze Zeit geredet, wie gesagt, er war zum ersten Mal etwas
offener. Nur nach einiger Zeit… da war er wieder so kühl und distanziert",
erklärte Tai.
Yuuko lächelte. "Es ist ihm da wahrscheinlich erst klar geworden wie offen er
zu dir war und vor schreck hat er sich dann wieder ganz kühl gegeben. Nicht
dass er noch sein Image verliert oder er zu viel von sich preisgibt."
"Denkst du wirklich!", fragte Tai unsicher und sah seine Mum an.
"Ja, ganz sicher! Lade ihn doch einfach mal für morgen zu uns ein und schau,
wie er reagiert!", schlug Yuuko vor.
Tai ließ sich diese Idee durch den Kopf gehen. Zuerst war er nicht so
begeistert. Aber dann dachte er daran, wie anders Matt heute war. Fast fröhlich
– für seine Verhältnisse zumindest. Vielleicht wollte er ja wirklich kommen.
Und vielleicht schaffte es Tai ja dann die Mauer, die Matt um sich herum
aufgebaut hatte, ganz einzureisen.
"Du hast Recht, das mach ich!", meinte Tai schließlich optimistisch.
Matt guckte wie ein Auto, als es am nächsten Morgen gegen elf Uhr an der Tür
klingelte. Etwas misstrauisch beäugte er diese. Erst, als es ein zweites Mal
klingelte beschloss er aufzumachen.
Gerechnet hatte er ja mit allem. Mit irren Nachbarn, der Post, dem FBI,
Zigeunern – aber nicht mit dem!
Vor der Haustür stand ein breit grinsender Yagami. Aber was Matt viel mehr
verwunderte, als die Tatsache, dass dieser Typ um elf Uhr morgens bei ihm vor
der Haustür stand, war dass er ihm nicht sofort wieder die Tür vor der Nase
zuschlug.
"H-Hallo…", stotterte Matt schließlich los.
"Guuuuuuuuuuuten Moorgen!!", sagte Tai mit lauter, fröhlicher Stimme.
Nun guckte Matt wohl noch verdatterter. Wie konnte jemand um elf Uhr morgens
bloß schon so fröhlich sein? Überhaupt, wie konnte man um elf Uhr morgens
schon so aussehen, wie ein Mensch?
"Sag mal, warum hast du denn noch deinen Schlafanzug an?", fragte Tai, der Matt
von oben bis unten musterte.
Als ob er selbst nicht wüsste, was er anhat, sah Matt an sich herunter. Er trug
ein schwarzes, ihm viel zu großes Schlafshirt und grüne Hosen.
"Ich hab meinen Schlafanzug noch an, weil es gerade Mal elf Uhr ist!", sagte
Matt schließlich.
Jetzt war es Tai, der guckte wie ein Auto. "Jetzt sag mir nicht, DU bist
Langschläfer?!"
"Doch. Ist ´ne erwiesene Tatsache!", bestätigte Matt.
"Wahnsinn", war alles, was Tai darauf erwidern konnte. "Und ich dachte ich wäre
schlimm", grinste Tai schließlich.
"Weshalb bist du eigentlich hier?", fragte Matt, vielleicht etwas zu ruppig,
denn Tais Lächeln verblasste etwas.
"Naja, ich dachte nach der Pause von gestern auf heute, kannst du mich
vielleicht wieder für eine Weile ertragen", begann Tai. "Ich wollte dich
fragen, ob du Lust hast zu mir zu kommen? Also zu mir nach Hause, meine ich..."
"Ich weiß nicht…", meinte Matt nachdenklich. Wie sollte er sich da bloß
rausreden. Dass er nichts vorhatte, war doch sehr offensichtlich. Mh, …
Vielleicht ´ne Beerdigung. Solche Ausreden ziehen immer!
"Komm doch einfach mit. Falls es dir nicht gefällt, kannst du schließlich
jeder Zeit wieder gehen", meinte Tai.
"…Okay…", erwiderte Matt schließlich widerwillig. "Aber ich muss mich erst
noch umziehen und fertig machen."
"Okay!"
Geschafft! Er hatte es wirklich geschafft, dass Matt ihn besuchte! Bis gestern
hätte er sich nicht mal vorstellen können, normal mit ihm zu reden. Und jetzt
hatte er es wirklich geschafft, dass er zu ihm kam!
Matt bedeutete ihn ihm zu folgen.
Tai hatte schon gedacht, er müsste vor der Tür warten. Aber jetzt war er so
richtig happy! Er mochte Matts Wohnung einfach total gerne und war froh, dass er
diese noch mal von innen sehen durfte.
"Hier wartest du, ja? Und rühr nichts an, bis ich wieder da bin!", sagte Matt
und platzierte Tai auf dem Sofa.
"Alles klar!", sagte Tai. Obwohl er wusste, dass er schwierig für ihn werden
würde nicht doch aufzustehen und sich alles anzugucken. Es gab so vieles, was
er noch nicht über Matt wusste und noch herausfinden wollte.
Aber er riss sich zusammen und beobachtete stattdessen lieber Matt, der das
Wohnzimmer verließ und in den Flur marschierte. Tai hatte ihn zwar bereits aus
den Augen verloren, als er in die Küche gegangen war, aber er hörte, wie Matt
die Treppenstufen hochging.
`Er geht in sein Zimme. Das würde ich so gern mal sehen!`, dachte Tai
sehnsüchtig und versuchte sich Matts Zimmer vorzustellen.
Als Tai endlich Schritte auf der Treppe hörte, war es gerade halb Zwölf und er
hatte sich bereits sieben verschiedene Varianten von Matts Zimmer ausgemalt.
Matt tapste ganz gemütlich ins Wohnzimmer, blieb vor der Couch stehen.
Tai musterte Matt. Er sah wirklich ziemlich gut aus. Er trug eine blaue Jeans
und ein schwarzes Hemd. Die obersten Knöpfe hatte er offen gelassen. Die Haare
hatte er perfekt frisiert.
"Also, können wir?", fragte Matt.
"Klar! Ich wusste ja gar nicht, dass du es so eilig hast zu mir zu kommen",
sagte er und war sofort wieder in Hochstimmung.
Er schob Matt die Tür raus, was dieser sich nur ungern gefallen ließ, mit
einem Knurren unterstreichte er das noch.
Wenig später standen sie bereits vor der Haustür der Yagamis. Auf dem Weg
hierher hatte Matt kein einziges Wort gesagt, was Tai etwas beunruhigte. Aber er
blieb trotzdem optimistisch.
"Du nennst mich reich, aber ihr habt ein eigenes Haus?!", sagte Matt.
"Tss. Das Haus hat vielleicht so viel gekostet wie dein Esszimmertisch! Also sei
mal nicht so bescheiden!", gab Tai zurück.
Matt seufzte. Es war wohl besser sich heute nicht mit Yagami anzulegen. Der Typ
war ja wie besessen!
"Bereit?", fragte Tai und legte eine Hand an die Haustür.
"Wenn du so fragst – Nein."
"Auch gut", grinste Tai. Er schloss die Tür auf und schubste Matt einfach
hinein.
Ohne weitere Umwege führte er Matt zu seinem Zimmer. Wobei Matt bei der Tür am
liebsten schon wieder kehrt gemacht hätte. Irgendwie fühlte er sich plötzlich
in die Höhle des Bären gedrängt.
"Los, geh schon rein!", meinte Tai und gab Matt einen *leichten* Schubs, sodass
dieser eher in das Zimmer hineinstolperte, als ging.
"Nettes Zimmer", meinte Matt schließlich unbeteiligt, während Tai die Tür
hinter ihnen schloss. Was ihn ebenfalls beunruhigte. Obwohl nicht zugeschlossen
war, fühlte er sich nun irgendwie gefangen.
Ob es wohl sehr gefährlich war sich aus Yagamis Fenster zu stürzen?
"Setz dich aufs Bett" befahl Tai.
"Bist du sicher, dass das nicht einkracht?", meinte Matt skeptisch.
"Ja und unter dir Leichtgewicht erst Recht nicht!", versicherte Tai.
"Du musst es ja wissen…", murmelte Matt während er auf dem blau bezogenen
Bett Platz nahm.
Das Zimmer war weiß gestrichen mit dunkelblauem Teppichboden. Gegenüber dem
Bett stand ein Fernseher mit Spielekonsole, DVD- und Videorecorder. Neben dem
Bett ein Schreibtisch. Ein Schrank stand noch neben der Tür. Ansonsten war das
Zimmer ziemlich leer.
"Das ist also dein Zimmer", murmelte Matt.
"Jap, das ist es!", bestätigte Tai. "Gefällt´s dir?"
"Ist ganz nett", meinte Matt.
"Du kannst gerne Inneneinrichter spielen, wenn es dir so nicht gefällt."
"Nein, danke."
Die beiden starrten sich eine ganze Weile stumm an. Das war schon fast gruselig.
Dabei hatte Tai sich doch extra alles so gut zurechtgelegt. Aber jetzt fiel ihm
gar nichts mehr ein, was er sagen oder tun könnte.
"Was hast du gestern Abend noch so gemacht?", fragte Tai schließlich nach einer
Weile.
"Mh… nach dem du gegangen warst – nicht viel", antwortete Matt.
Ein breites und selbstzufriedenes Grinsen legte sich auf Tais Gesicht.
"Ha! Du hast mich vermisst!", meinte er triumphierend.
"Tss… Träum weiter, du Spinner! Nachdem du gegangen warst herrschte
himmlische Ruhe. Ich hab mich einfach nur entspannt, das ist alles!", entgegnete
Matt.
"Wieso kannst du nicht einfach zugeben, wenn du mal jemanden magst!?", Tai wurde
lauter.
"Weil´s nicht stimmt!"
In diesem Moment flog die Tür auf und knallte gegen den Schrank. Im Türrahmen
erschien eine ziemlich aufgebrachte Hikari, Tais kleine Schwester. Die Wut stand
ihr förmlich ins Gesicht geschrieben.
"Könnten du und dein dämlicher, kleiner Freund endlich mal die Klappe
halten!!? Ich telefoniere gerade mit Monique und wir-", sie hielt inne.
Sowohl Matt, als auch Tai starrten das Mädchen verdattert an. Kari konnte
wirklich abgehen, wie eine Rakete, wenn sie sauer war. Und das war nun mal
leider nicht selten.
Stille trat ein. Karis Blick war starr auf die beiden gerichtet.
"Und ihr~?", fragte Tai schließlich, um die Konversation voranzutreiben.
Doch Kari antwortete nicht.
Stattdessen starrte sie Matt gebannt an. Nach einiger Zeit färbten sie ihre
Wangen rosa und ein schiefes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht.
"T-Tai, du h-hast mir ja gar nicht gesagt, dass dein Freund so… so … anders
ist, als deine anderen Freunde…", jetzt sabberte Kari schon fast.
"Äh… ja… Und ist sonst noch was?", fragte Tai schließlich.
"Ähm … hihi… ich geh dann mal wieder rüber", sagte sie und rannte
blitzschnell aus dem Zimmer.
"W-Was geht denn mit der ab?", fragte Tai total neben der Spur.
"Keine Ahnung. Wer ist sie überhaupt?"
"Meine kleine Schwester, sie heißt Kari…", erklärte Tai.
"Wow, du spielte sich aber irgendwie eher so auf, als wär sie älter, als
du…"
"Ja,… das glaubt sie. Sie tut immer so, als wär sie schon erwachsen und total
reif…"
`Naja, erwachsen ist die nicht! Aber erwachsener, als der da!`, dachte Matt.
"Mh… was wollen wir machen?", fragte Tai.
"Keine Ahnung. Du hast mich schließlich hergeschleift!"
"Wenn ich dich daran erinnern dürfte: Du bist freiwillig mitgegangen!",
entgegnete Tai.
"Wenn du meinst…"
Tai sah zu Boden. Irgendwie wirkte er niedergeschlagen, was auch Matt nicht
entging.
"Gestern warst du ganz anders…, murmelte Tai.
„"Stimmt...", gab Matt zu.
Tai sah überrascht auf.
"Naja,du hast Recht. Ich war gestern wirklich irgendwie … anders…", sagte
der Blonde.
"Ja... vor allem warst du irgendwie nett", kam es fast vorwurfsvoll von Tai.
"Wenn du mich normalerweise nicht nett findest, warum gibst du dich dann
überhaupt mit mir ab?", wollte er wissen.
Ja, wieso eigentlich? Das war eine Frage auf die Tai einfach keine Antwort fand.
Es war nun einmal einfach so.
"Weiß nicht", nuschelte er.
Matt seufzte.
"Hör auf damit!", verlangte Tai.
"Womit soll ich aufhören?", fragte Matt verwirrt
"Damit den coolen, unnahbaren Typen zu spielen! Sei wieder so, wie gestern!"
"Und wenn ich so nicht bin, Yagami?"
"Mein Name ist Tai! Und ich bin mir ganz sicher, dass du so bist. Du willst es
nur nicht zeigen! Aber gestern hab ich es geschafft diese Seite an dir
hervorzulocken. Und jetzt hast du Angst, dass das wieder passiert. Deshalb tust
du noch cooler, als sonst!"
"Wa~hnsinn, du kennst mich ja ri~chtig gut!!"
Ohne wirklich darüber nachzudenken, schnappte sich Tai ein Kissen, das er Matt
kurzerhand ins Gesicht knallte. Und dann funkelte er ihn böse an. Matt wollte
das Kissen gerade Tai überwerfen, als dieser sich auf ihn stürzte.
Tai saß nun rittlings auf Matt drauf und presste ihm das Kissen ins Gesicht.
Weiterhin funkelte er ihn böse an. Allerdings sah Matt das Dank des Kissens
nicht.
"Verdammt! W-Was soll das?", keuchte Matt, als er sich endlich befreit hatte
und das Kissen wütend aus dem Bett warf.
"…"
"Willst du mich umbringen oder was?"
"Möglich…", antwortete Tai sauer.
"Ob du´s für möglich hälst oder nicht, aber du kannst auch ganz normal mit
mir reden, wenn dir irgendwas nicht passt!"
"…"
Tai sah zur Seite. Er war total sauer auf Matt. Aber irgendwie…
"Sorry – Das mit dem Kissen war wohl etwas übertrieben", sagte er kleinlaut.
"…"
"Okay, jetzt bist du sauer auf mich. Schon kapiert!", einte Tai.
Stille.
"Schon gut… Ich hab das Attentat ja überlebt", meinte Matt schließlich.
Tai lächelte.
"Äh, Yagami?"
"Ja?"
"Würdest du bitte von mir untergehen?"
"Oh", machte Tai und realisierte in dem Moment erst so richtig, dass er immer
noch auf Matt drauf saß. "Tschuldigung."
Tai stand auf und reichte Matt dann eine Hand um ihm hoch zu helfen. Matt
zögerte zunächst und nahm die Hand nicht an. Aber als Tai sie schon wegzog,
nahm er sie schließlich doch und ließ sich von Tai aufhelfen, was diesen
wiederum grinsen ließ.
"Warum nicht gleich so?", meinte Tai.
"…"
"Zieh nicht so ´ne Schnute", lachte Tai. "Lach lieber mal!"
"Hast du nicht gesagt das macht dir Angst?", erinnerte ihn Matt.
"Tja… also, … ich… ich…" Verdammt! Was sollte er jetzt bloß sagen?
Im selben Moment betrat gerade Tais Vater das Zimmer.
Kapitel 7: Back to my yesterday
-------------------------------
so, nach langer langer zeit, geht es endlich mal weiter mit der ff. icch hiffe
wneigstens ein paar von euch, haben mcih und die ff noch nicht ganz vergessen
und wollen weiterlesen.
dieses chap musste ich leider ziemlich kurz halten, um die spannung zu erhalten.
also sry, ich hoffe ihr könnt das verstehen.
--------------
Kapitel 7
Taichi und Yamato, starr vor Schreck, sahen wie gebannt auf die Szene, die sich
vor ihnen abspielte. Susumo stürzte die Tür hinein, die er dabei fast aus den
Angeln riss und blieb wie eine Statue vor den beiden Jungen stehen.
Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht, während er in Abenteuer Pose vor den
beiden stand. Die linke Hand hatte er kess auf seine Hüfte gelegt, die rechte
umschloss den Hals einer etwas staubigen Gitarre, die er empor hielt, wie wohl
auch damals Artus sein Schwert, nachdem er es geschafft hatte dieses aus dem
Stein zu ziehen.
„...Ähm... Dad...“, war alles was Tai herausbrachte. Auf seinem Gesicht lag
ein gequälter bis schmerzhaft verzerrter Ausdruck.
„Das ist dein Dad?“, flüsterte Matt. „Also jetzt wundert mich gar nicht
mehr.“
Endlich löste sich auch Susumo aus seiner Starre. Doch statt irgendeine
Erklärung für das ganze zu liefern oder sonst irgendetwas zu tun, was dem
ganzen irgendeinen logischen Sinn verleihen konnte, führte er das bizarre
Spektakel weiter.
Er verbeugte sich so tief vor den beiden, dass Matt sich schon wunderte, dass
sein Rücken nicht durchbrach. Ein *leichtes* Seufzen war von Susumo zu hören.
Was dann geschah konnte man mit den Worten abartig und krank, bis ein Fall für
die Männer in weiß, beschreiben. Das Instrument, wie eine Geliebte in Susumos
Arm und genauso sah er es auch an. Als nächstes fanden seine Lippen
tatsächlich ihren Weg auf den hölzernen Korpus des Instrumentes, was einige
wirkliche Musikliebhaber vielleicht noch als normal beschrieben hätten – doch
was der an da tat konnte man nicht mehr Küssen nennen, das war eine handfeste
Vergewaltigung! Sowohl Matt, als auch Tai schienen äußerst angewidert von dem,
was sich da vor ihnen bot.
Susumo sah so plötzlich wieder auf, direkt in Tais und Matts Augen, dass Tai
vor Schreck einen Satz zurück machte und auch Matt scharf die Luft einzog.
„Wisst ihr was das ist?“, fragte Susumo mit viel zu lauter Stimme, die
Gitarre wieder Artus like hochhaltend.
„Also, als ich so was das letzte Mal sah, nannte man es noch eine Gitarre“,
kommentierte Matt, woraufhin Tai heftig zu nicken begann. Zu mehr fehlte ihm
offensichtlich die Stimme.
„Genau, eine Gitarre“, sagte Susumo lange und gedehnt. Die beiden Jungen
verdrehten die Augen.
„Also, das kann nicht mal der beste Psycho-Doc heilen“, sagte Matt.
„Tai, ob du´s glaubst oder nicht, aber dein alter Herr war einmal ein
richtiger Gott des Rocks“, erzählte der Mann stolz.
Is´ nich wahr!“, sagten Ta und Matt wie aus einem Mund.
„Doch, doch. Das könnt ihr mir glauben! Ich hatte damals auf der Highschool
meine eigene Band. Die Mädels lagen uns alle zu Füßen! Wir hatten sogar ´ne
ähnliche Wirkung auf sie, wie die Beatles, die vielen scharenweise in
Ohnmacht!“
`Das lag aber bestimmt nicht an ihrem Talent`, dachte Matt.
„Ach, das war´n noch Zeiten mit den guten alten `Korkscrewers` (Die
Korkenzieher). So nannten wir uns nämlich!“
„Wow, bei dem Namen mussten die Mädels ja auf sie fliegen...“, murmelte
Matt, woraufhin
Tai laut zu lachen anfing.
Mit einem erneuten, natürlich sehr dezenten, Seufzen, ließ sich Tais Vater
zwischen die beiden Jungen auf´s Bett fallen. Immer noch mit begeistertem
Lächeln auf dem Gesicht und die Gitarre fest umschlossen.
Dann legte er das Instrument auf seinen Schoß. Er blickte darauf herab, wie auf
ein neugeborenes Baby, das er gerade zum ersten Mal im Arm hielt.
Den Staub darauf pustete er sanft weg und Tai und Matt begannen davon heftig zu
husten.
„Ist sie nicht ein Goldstück?“, fragte Susumo stolz.
„Doch, doch Dad. Ganz bestimmt“, sagte Taichi rasch, immer noch hustend.
„Ja, das ist sie“, hauchte Susumo lieblich, schloss die Augen und begann
zart zu spielen... leider waren die Töne, die er dem Instrument entlockte nicht
ganz so sanft, wie seine Griffe – und alles andere als beruhigend oder leise.
Eher so, als würde jemand über eine Tafel kratzen.
„Ah, immer noch so gut, wie in meiner Jugend. Ich habe nicht verlernt“,
lachte Susumo.
Wie auch`? – wenn man nichts gelernt hat, kann man es auch nicht verlernen`,
dachte Matt.
„Willst du es mal versuchen, Sohn?“, fragte Susumo und sah Tai fast mit
Tränen in den Augen an.
„Ähm.. nein danke, Dad. Aber.. Gitarre spielen ist dann doch nicht so mein
Ding“, redete sich Taichi raus.
„Na wenigstens das bleibt mir erspart“, murmelte Matt zu sich selbst.
„Wirklich, bist du sicher?“, sagte Tais Vater sichtlich enttäuscht. „Und
was ist mit dir? Matt heißt du, oder? Willst du es mal versuchen?“
Matt wandte sich zu allen Seiten um. Nicht weil er nicht gewusst hätte, dass er
gemeint war. Vielmehr in der Hoffnung irgendeinen anderen Matt zu finden, um dem
Ganzen entgehen zu können. Aber das war hoffnungslos.
„Ach nein“, sagte Matt dann.
„Ach komm schon, du siehst schon so musikalisch aus!“, drängte Tais Dad.
Was sollte das denn jetzt bitte heißen? Er sah schon so musikalisch aus? Gott,
welcher Teufel hatte ihn bloß geritten, als er hierher gekommen ist? Ach ja,
Yagami war es.
„Ach Quatsch, ich doch nicht“, lachte Matt schrill. Doch da wurde ihm das
Instrument auch schon so heftig in die Arme gedrückt, dass er aufkeuchte, er
praktisch hörte schon, wie sein Rippen brachen. Mann hatte dieser Typ eine
Kraft!
Matt besah sich das Instrument wenig begeistert. Dann sah er auf. Er saß echt
in der Falle. Gefangen in Yagamis Zimmer, vier Augen Paare abwartend auf ihn
gerichtet und absolut keine Chance zu entkommen.
Für einen kurzen Moment zumindest, sah Matt sehnsüchtig aus dem Fenster und
war drauf und dran aufzustehen, loszurennen und kurzerhand aus dem Fenster zu
springen! Aber wollte er wegen denen wirklich sein Leben lassen? Nein, hier
wollte er nicht sterben und nicht aus dem Grund. Davon abgesehen, war es wohl
eher unwahrscheinlich, dass er bei einem Sprung aus dem ersten Stock draufgehen
würde. Er wurde sich wahrscheinlich den Arm brechen oder das Bein oder so. Und
dann war er wirklich hilflos.
Matt seufzte. Widerwillig legte er seine Finger auf die Seiten und setzte den
Ton E-Dur an. Er seufzte erneut, begann dann aber zu spielen. Es hatte ja doch
keinen Sinn. Und trotzdem behagte ihm das ganze nicht. Als er das letzte Mal
eine Gitarre in der Hand gehabt hatte, da war noch...
Matt spielte eigentlich nur zwei Akkorde, E-Dur und A Zwei Akkorde, die Matt
für die simpelsten hielt, die es gab. Und dennoch musste er, als er aufsah
feststellen, dass Tai und sein Vater beide bewundernd seinem Spiel lauschten.
„Du bist ja richtig gut!“, strahlte Tai.
„Wieso hast du nichts gesagt?“, fragte Susumo begeistert.
„Das… ist nichts besonders, nur zwei Akkorde die ich noch kenne,, von…
nicht so wichtig“, sagte Matt schnell und gab die Gitarre an Tais Vater
zurück.
„Willst du nicht mehr spielen?“, fragte dieser etwas enttäuscht. Matt
schüttelte heftig den Kopf. Susumo nickte verständnisvoll. Ließ die beiden
Jungen dann wieder alleine. Aber man hörte noch sein Juchzen aus dem Flur und
seine schrille Stimme, als er seiner Frau berichtete, dass er seine Gitarre
wiedergefunden hatte.
Als Matt dann wieder zu Tai sah, wäre er vor Schreck fast zusammen gezuckt. Der
saß ihm im Schneidersitz gegenüber, große Augen machend und ihn bewundernd.
„Was ist?“, fragte Matt, obwohl er sich vor der Antwort fürchtete.
„Wie? Wann? Und wieso hast du mir nie erzählt, dass du so gut Gitarre spielen
kannst?“
„Ich kann zwei Akkorde, das kannst du ja wohl kaum als gut bezeichnen!“
„Wer hat dir das beigebracht?“, fragte Tai ohne auf Matts Worte einzugehen.
„Ach… weiß nicht mehr. Irgendwer...“
„Du weißt nicht mehr, wer es dir beigebracht hat? Wie geht das denn?“
„Soll vorkommen“, sagte Matt, sein Gesicht von Tai abgewandt.
„Ach komm, das kannst du mir nicht erzählen! Also, wer hat es dir
beigebracht?“, bohrte Taichi weiter.
„Ich hab gesagt ich weiß es nicht mehr! Verdammt! Kannst du mich nicht
einfach in Ruhe lassen?!!“
Tai war richtig zusammengeschreckt. Matt war plötzlich aufgesprungen, war
deutlich wütend. Der Blick mit dem er Tai ansah, ließ diesem einen eisigen
Schauer über den Rücken laufen. Was war denn plötzlich los? Hatte er etwa
etwas Falsches gesagt?
„Ich gehe“, entschied Matt und war schon fast an der Tür, als Yagami sich
ihm in den Weg stellte.
„Geh mir aus dem Weg!“, knurrte Matt.
„Nein. Du kannst nicht gehen!“, protestierte Taichi.
„Ach nein?“, sagte Matt. „Wenn ich mich richtig erinnere, warst du sogar
der jenige, der gesagt hatte, dass ich ja jeder Zeit gehen kann. Oder täusche
ich mich da etwa?“
Tai schluckte hart. Stimmt, er hatte es ihm selbst „erlaubt“. Aber da hatte
er auch nicht damit gerechnet. Er hatte geglaubt, dass der einzige Grund warum
Matt gehen wollen könnte, der war, dass er ihm auf die nerven ging. Aber wie es
schien ging es hier um mehr. Und Tai wollte Matt so einfach nicht gehen lassen.
Er hatte das Gefühl, dass wenn Matt jetzt gehen würde, er nicht wieder kommen
würde und auch nie wieder was mit ihm zu tu haben wollen würde.
Doch Matt ließ sich von Yagami nicht daran hindern. Er schob Tai einfach zur
Seite, der nur bedrückt zu Boden sah. Wie er da an ihm vorbei aus seinem Zimmer
ging, das war wie eine Ohrfeige für ihn.
Taichi blieb entrüstet zurück.
Als Matt aus Yagamis Haus stürmte, wusste er selbst nicht so genau, was da
eigentlich in ihm vorging. Er wusste nur, dass er wütend war und so schnell
wie möglich hier weg wollte. Warum hatte Yagami seine Neugierde auch nicht
zügeln können? Wieso musste er Erinnerungen in ihm wachrufen, an die er nie
wieder erinnert werden wollte?
Die ganzen letzten Jahre hatte er die Erinnerung an ihn so gut in den
Hintergrund drängen können. Und jetzt, durch ein einziges Ereignis, durch eine
einzige blöde Gitarre, einen einzigen dämlichen Yagami und seinen genauso
dämlichen Vater – war alles wieder allgegenwärtig…
Er durfte einfach nicht darüber nachdenken! Das alles lag doch schon so lange
hinter ihm. Wieso sollte das alles noch irgendeine Rolle in seinem jetzigen
Leben spielen?
Vielleicht weil alles irgendwie immer noch so war, wie damals…? Oder zumindest
fast alles.
---------
so hofffe es hat gefallen, schreibt mir ein paar kommis. aber auch
morddrohungen, etc. sind wie immer willkommen. ich galub ich freue mich sogar
darüber, hauptsache eine reaktion nach dem langen dornröschenschlaf der ff^^
Kapitel 8: Der Beginn einer Freundschaft?
-----------------------------------------
Sorry, dass ich das chap erst jetzt hochlade. aber ich habe eine gute neuigkeit.
das nächste chap ist bereits fertig. wenn ihr also brav ein paar kommis
schreibt, gibt´s das nächste gleich hinter her^^!
_______________
Tai lag ausgestreckt auf dem Sofa, die Fernbedienung in der einen – und eine
Coke in der anderen Hand.
Er schaltete unruhig durch die Kanäle und nichts schien ihn so wirklich zu
interessieren. Schließlich gab
er es auf, schaltete das Gerät aus und nahm einen Schluck von seiner Cola.
Mittlerweile war es schon zwei Tage her, dass er etwas von Matt gehört hatte.
Nachdem er
abgehauen war, hatte Tai ihn noch ein einziges Mal erreicht. Er hatte alles
versucht, anrufen, persönlich hingehen – er hatte sogar schon versucht in die
Wohnung einzubrechen,
was ihm aber bisher noch nicht gelungen war.
Das war leider noch nicht genug. Zu allem übel lag ihm auch noch ständig seine
Schwester Kari in den Ohren. Wenn sie ihn etwa drei dutzend Mal am Tag fragte,
wann Matt denn mal wieder kommen würde, war es wenig.
Was war eigentlich in sie gefahren? Bisher hätte sie doch am liebsten all
seinen Freunden am liebsten sofort den Hals herumgedreht! Aber Matt schien sie
richtig gut leiden zu können. Und warum fing sie eigentlich immer an so
dämlich zu kichern, wenn Matts Name fiel. Er verstand Mädchen einfach
nicht...
Zur selben Zeit war auch Matt gerade im Wohnzimmer seiner Wohnung. Er saß auf
dem Sofa, das Kinn
auf die gefalteten Hände gelegt. Seine Augen wirkten etwas traurig und müde
– fasst so als hätte er seit
Wochen schon kein Auge mehr zugetan.
Sein Blick war auf den schwarzen Bildschirm, des ausgeschalteten Fernsehers
gerichtet, obwohl seine Gedanken, um etwas ganz anderes kreisten. Nämlich um
das Handy, das auf dem Wohnzimmertisch lag. Es war sein altes, das er seit er in
Tokyo wohnte, nicht mehr benutzt hatte. Sein Osaka Handy eben.
Vielleicht ging es ihm auch weniger um das Handy… nein, ganz sicher, ging es
nicht darum. Er hätte nicht wegen des Handys stundenlang nach der Karte gesucht
und es dann aufgeladen. Es ging ihm nur um die zahlreichen Nachrichten und um
einen ganz bestimmten Anruf – er hatte es nie fertig gebracht diese zu
löschen. Weder von der Karte … noch aus seinem Gedächtnis.
Es waren wohl schon einige Stunden vergangen, in denen er das Handy vor sich
liegen hatte und versucht hatte an etwas anderes zu denken. Es fühlte sich
nicht richtig an, diese Gedanken wieder aufleben zu lassen. Und dennoch… es
tat so weh, es nicht zu tun. Er sehnte sich so sehr… so sehr danach diese
Stimme wenigstens noch einmal zu hören. Er seufzte. Nein, das war nicht
richtig.
Und obwohl er sich das sagte, fanden seine Hände, wie von selbst ihren Weg zu
dem Handy. Er hörte die Mailbox ab. Und er wusste genau, welche Nachricht jetzt
kam, er kannte sie auswendig und doch fühlte sie sich so zerrissen an, die
Erinnerung.
„Hallo Matt,
Ich finde es schade, dass du nicht gekommen bist, um dich von mir zu
verabschieden. Ich bin nicht wirklich wütend, nur traurig, vielleicht auch
enttäuscht. Aber andererseits kann ich dich auch verstehen.
Es ist alles sehr schwer für dich, das weiß ich.
Du weißt hoffentlich, dass ich dich lieb hab und du jeder Zeit mit mir reden
kannst. Ich vermisse dich.
Ruf zurück, bitte.
Dean“
Matt schloss die Augen. Es tat so gut seine Stimme nach so langer Zeit endlich
wieder zu hören. Es weckte so viele Erinnerungen in ihm – gute, wie
schlechte.
Er spielte die Nachricht noch einmal ab. Danach wieder. Er war süchtig danach.
Die Nachricht anzuhören, seine Stimme zu hören, es tat ihm so gut. Und
fühlte sich auch nicht mehr falsch an. Es war fast als wäre Dean hier…
Ungefähr fünf Wochen später…
Als Taichi an diesem Morgen aufwachte, fühlte er sich schrecklich. Heute würde
er Matt zwangsläufig sehen. Verdammt, wie sollte er sich ihm gegenüber bloß
verhalten. Er hatte immerhin fünf Wochenlang mit allen Mitteln versucht mit
Matt Kontakt aufzunehmen. Und in diesen fünf Wochen, war ihm mehr als deutlich
klar geworden, dass Matt ihn weder sprechen noch sehen wollte.
Und bis heute wusste er auch nicht, warum das eigentlich so war. Was hatte er
ihm bloß getan, dass Matt plötzlich so abweisend zu ihm war?
`Das ist erst passiert, als Dad mit seiner doofen Gitarre ankam...`, dachte Tai.
Irgendwie war es einfacher die Schuld seinem Dad zu geben. Vielleicht weil er
sich davon erhoffte, dann nicht mehr darüber nachdenken zu müssen. Oder
eher… weil er Angst hatte, wirklich selbst daran Schuld zu sein, dass Matt ihn
so mied.
Er wollte das einfach nicht! Matt sollte nicht böse auf ihn sein. Er sollte
böse auf die ganze Welt sein, jeden einzelnen Menschen, nur ihn nicht. Das
durfte er einfach nicht! Er war doch sein, sein… sein Freund!
Tai wusste selbst, wie kindisch diese Gedanken waren, und trotzdem... Er wollte
sich irgendwie daran festklammern, dass Yamato unmöglich auf ihn sauer sein
konnte. Wenn irgendjemand anderes Schuld war, dann konnte Tai Matt trösten.
Wenn tatsächlich sein Vater und seine Gitarre der Auslöser dafür waren, dann
könnte er Matt sagen, wie dämlich der Mann doch war Matt unbedingt zum Gitarre
spielen bewegen zu wollen. Dann würde er irgendeinen Witz machen und Matt
würde noch einmal so schön lachen... und dann, dann wäre alles wieder gut.
Taichi seufzte. Glaubte er denn wirklich, dass es so einfach war? Vermutlich
nicht. Aber wer weiß, wenn er es sich lange genug einredete… der Glaube kann
ja angeblich Berge versetzen…
Tai lachte. Es war kein glückliches Lachen, eher ein trauriges, bitteres. Nein.
Letztendlich blieb ihm nur zu retten, was noch zu retten war. Dazu müsste er
Yamato allerdings erst einmal dazu bringen, auch mit ihm zu reden… das würde
wohl der schwierigste Teil werden.
Was Taichi vielleicht nicht vermutet hätte, war dass Yamato zur gleichen Zeit
auch darüber nachdachte, dass sie beide sich heute auf jeden Fall über den Weg
laufen würden.
Das Klingeln seines Weckers, war Matt heute eher wie das Signal das seine
Erhängung ankündigte, vorgekommen. Als er am Abend zuvor ins Bett gegangen
war, hatte er gehofft, die Nacht würde ewig andauern. Ein bisschen hatte er
sich sogar gewünscht, dass es gar kein Morgen gäbe… Aber das schrille Signal
seines Weckers, hatte ihn viel zu schnell und viel zu früh aus seiner sicheren
Traumwelt gerissen. Die acht Stunden schlafen waren ihm vorgekommen, wie acht
Minuten.
Und seit dem Klingeln des Weckers waren schon dreiundzwanzig Minuten vergangen.
Und Matt lag immer noch im Bett.
Er starrte an die weiße Zimmerdecke über ihm. Sein Blick war fast strafend,
als könnte die Decke etwas für sein Leiden. Schon wäre es ja, wenn er ein
bisschen Beton und weißer Farbe die Schuld an allem geben könnte. Aber leider
war ihm nur zu klar, dass ihn die Schuld traf. Er wünschte sich zwar sehr, er
könnte, Yagami und dessen Vater, die Schuld geben, schließlich hatte der die
Gitarre angeschafft und Yagami hatte ihn überhaupt zu sich nach Hause
geschleift, aber es war wirklich nur er, der die Schuld trug. Was hatte er auch
so heftig reagieren müssen?
Wieso hatte er überhaupt reagieren müssen? Er hatte sich benommen, wie ein
Baby. Ein schwaches, verweichlichtes, heulendes Baby! Und vermutlich war er das
auch. Sonst hätte er es vermutlich längst über sich gebracht, Deans alte
Nachrichten und Anrufe zu löschen. Eigentlich verstand er nicht mal, warum er
diese überhaupt aufgehoben hatte.
Schließlich mussten sich aber beide eingestehen, dass es keinen Sinn hatte,
noch länger über diese Dinge nachzudenken. Egal was sie auch tun würden, es
würde ihr Zusammentreffen nur weiter hinauszögern, aber nicht verhindern.
Während Matt scheinbar unter Verfolgungswahn litt und ständig hinter sich sah,
um sich zu überzeugen, dass Yagami ihn nicht verfolgte, hoffte Tai schon
richtig, er würde Matt sehen. Er wollte es sich zwar nicht eingestehen, aber
insgeheim hielt er die ganze Zeit über nach Matt Ausschau.
Als er am Morgen den Schulhof betreten und Matt nicht gesehen hatte, war er tief
enttäuscht gewesen, sah richtig niedergeschlagen aus. Und auch im Laufe des
Tages war er Matt nicht ein einziges Mal begegnetet und seine Laune verfinsterte
sich zusehends. Das entging auch seinen Freunden und Lehrern nicht, da er sonst
dafür bekannt war einen Clown zum Frühstück gegessen zu haben und die
traurige Miene, die ihn an diesem Tag begleitete, so überhaupt nicht zu ihm
passte.
Was Taichi nicht wusste war, dass er Matt am Morgen doch begegnet war. Er hatte
als Matt angekommen war, in eine andere Richtung gesehen. Matt hatte gleich
reagiert, als er Yagami gesehen hatte und sich hinter einer Gruppe Schüler ins
Gebäude geschlichen und von da aus einen Umweg zu seinem Klassenzimmer
genommen.
Inzwischen waren es nur noch fünfzehn Minuten bis Schulschluss. In Matt keimte
für einen kurzen Moment die Hoffnung, oder eher die fixe Idee auf, dass er
Yagami ja vielleicht doch bis zu seinem Abschluss aus dem Weg gehen konnte. Aber
den Gedanken warf er schnell wieder ab. Außerdem hatte er sich ja heute Morgen
noch vorgenommen, vor einem Zusammentreffen mit ihm nicht zu fliehen. Er wusste
selbst nicht, warum er dann heute Morgen so panisch abgehauen ist, als er Yagami
gesehen hatte. Ihm war das Herz plötzlich bis zum Hals geschlagen und seine
Beine hatten sich selbstständig gemacht bevor er überhaupt darüber nachdenken
konnte.
Das Klingeln zum Unterrichtsschluss nahm Matt nur tranceartig wahr. Mit seinen
Gedanken war er viel zu weit entfernt. Es quälten ihn so viele Fragen und
Gewissensbisse. Nicht nur wegen Yagami, auch wegen Dean und überhaupt
irgendwie, wegen so vielen Dingen. Wenn er Yagami das nächste Mal begegnen
würde, würde er nicht wieder weglaufen. Das schwor er sich.
Dann packte er seine Sachen zusammen und verließ schließlich als letzter den
Klassenraum und schließlich das Schulgebäude.
Die Sonne schien ihm vom Hof her hell entgegen. Und wenn er keine Vartamorgana
sah und es auch sonst keine optische Täuschung war, dann stand da wirklich
Yagami am Fuß der Treppe. Seine Chance das wahr zu machen, was er sich
geschworen hatte.
Aber würde das wirklich so klappen, wie er sich das vorstellte?
Irgendwie machte sich schon wieder so ein merkwürdiges Gefühl in ihm breit. Er
fühlte sich nicht wohl dabei und irgendwie war er sich nicht mehr so sicher, ob
er dieses Zusammentreffen wirklich wollte. Er war hin und hergerissen zwischen
Vernunft und dem komischen Gefühl in seiner Magengegend, das ganz laut
weglaufen schrie. Seine Beine waren ganz eindeutig für letzteres, auch wenn
sich sich schwer anfühlten, wie Blei.
„Hi…“, sagte Yagami. Es dauerte eine Weile, bis seine Stimme Matt
tatsächlich erreichte. Komisch. Ein schwaches „Hi“ kam von Matt zurück -
er war sich nicht einmal sicher, ob er das wirklich laut gesagt hatte – und
ging ein paar Schritte auf Yagami zu.
Der Blick, mit dem er ihn die ganze Zeit über betrachtete, verstärkte das
Gefühl in Matts Magengegend noch. Er konnte nicht einmal behaupten, dass
Yagamis Blick strafend oder enttäuscht war – er war einfach nur durchbohrend.
Er spürte ganz deutlich, wie er versuchte in seine Gedanken einzudringen und zu
verstehen, was in ihm vorging.
„Lange nicht gesehen“, flüsterte Taichi mehr, als dass er es laut sagte.
„Ja… Kann sein…“, erwiderte Matt.
„Wie geht´s?“, fragte Taichi.
Matt sah abrupt auf – und ohne, dass er es wollte, trafen sich ihre Blicke
genau, blau und braun trafen direkt aufeinander. Er wusste nicht, ob es die
plötzliche Wärme in Yagamis Stimme war oder die so gewöhnliche Frage, die ihn
so überraschte.
Vielleicht war es ja beides. Aber letzteres überraschte ihn auf jeden Fall
sehr. Er hatte mit Beschimpfungen, neuen Freundschaftsattacken oder sonst etwas
gerechnet, aber nicht unbedingt damit.
Dass Yagami mit all dem so nüchtern umging, fast richtig freundlich mit ihm
sprach, war nahezu komisch, seltsam, einfach nur… bizarr und gegen alles, was
normal gewesen wäre.
Noch mehr überraschte ihn, aber sein eigenes Auftreten. Er ging noch ein
Stückchen auf den Braunhaarigen zu, sah ihm kurze Zeit fest in die Augen.
„Geht so, dir?“, seine eigene Stimme kam ihm irgendwie seltsam fremd vor.
„Auch. Können wir reden?“, fragte Taichi.
„Tun wir doch gerade schon, oder wie würdest du das nennen?“ Matt biss sich
auf die Unterlippe. Seine Matt typische Art schlug mal wieder durch. Er musste
das jetzt abstellen, nur für dieses Gespräch!
„Vermutlich tun wir das, aber ich… meine über was Bestimmtes. Ich denke, du
weißt was ich meine?“ Matt nickte. Er bedeutete Yagami ihm zu folgen. Tai
fragte nicht nach, sondern folgte Matt einfach stumm. Keiner von beiden sagte
auch nur ein einziges Wort, während sie schweigend, nebeneinander hergingen.
Es dauerte nicht lange, bis Taichi bemerkte, dass sie zu Matt nach Hause gingen.
Trotzdem sagte er nichts. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass jetzt gerade
nicht der richtige Moment war etwas zu sagen.
Es war fast komisch, mit welcher Selbstverständlichkeit er diesmal Matts
Wohnung betrat. Er musste nicht betteln, nicht durch ein Fenster einbrechen,
sich nicht an Matt vorbei schleichen... Das ganze war schon surreal.
„Setz dich“, sagte Matt und wies Yagami aufs Sofa. Er selbst jedoch zog es
vor stehen zu bleiben. Er konnte sich jetzt wirklich nichts setzen. Dafür war
er innerlich viel zu aufgewühlt. Und nervös. Und die Nervosität war es auch,
die ihn unruhig im Zimmer auf und abgehen ließ.
„Was ist denn los mit dir, Matt?“, fragte Taichi besorgt.
Matt sah ihn überrascht an, machte er sich etwa wirklich Sorgen?
„Nichts… wirklich, nichts.“
„Läufst du deshalb ein Loch in den Boden, wegen nichts?“
„Ich…“, Matt blieb stehen. „Siehst du, mir geht’s gut.“
„Ja.. glaub ich dir sofort“, erwiderte Tai, wenig überzeigend. „Warum
bist du weggegangen? Bitte sag es mir! Ich versuche schon seit fünf Wochen eine
Antwort darauf zu finden. Hab ich irgendwas gesagt, was dich verletzt hat?“
Matt seufzte. Ging aufs Fenster gegenüber der Couch zu und lehnte sich gegen
das Fensterbrett. Wie gerne würde er jetzt sagen ja. Einfach Yagami die Schuld
an allem geben. Aber so war es nun mal nicht.
„Nein…“, sagte Matt langsam. „Nein, das hast du nicht.“
Tai lächelte. Doch das Lächeln verschwand schnell wieder von seinem Gesicht,
als er bemerkte, wie niedergeschlagen Matt aussah. Unter seinen traurigen,
blauen Augen, lagen tiefe Schatten. Er schien lange nicht geschlafen zu haben.
Tai stand auf, ging langsam auf Matt zu, ohne dass dieser es bemerkte. Er
zögerte. Es war Matt wahrscheinlich nicht recht, aber… Vorsichtig legte er
seine Hand auf Matts Schulter. Matt zuckte leicht zusammen, machte aber keine
Anstalten Tais Hand wegzuschlagen und war auch scheinbar sonst nicht böse auf
ihn. Er stand einfach nur stumm da, den Kopf seitlich ans Fensterglas gelehnt
und ließ Tais Hand auf seiner Schulter ruhen.
„Wenn … Wenn ich nicht Schuld bin, … wer dann?“
„Niemand, Yagami. Niemand ist Schuld. Niemand außer mir selbst
vielleicht.“
„Wieso denkst du das?“, fragte Tai erschrocken.
„… Die Gitarre… von deinem Dad. Sie hat mich an etwas – an jemanden –
erinnert. Irgendwie bin ich… durchgedreht. Alles war plötzlich wieder
aufgewühlt…“, Matt hörte auf zu sprechen. Seine Augen waren dunkel, fasst
schwarz, geworden. Wirkten müde und verletzt.
Es tat Tai weh Matt so zu sehen. Er wollte nicht, dass er leiden musste. Das
durfte nicht sein!
Er legte den Arm um Matt, zog ihn mit sanfter Gewalt an sich.
„An wen hat dich die Gitarre erinnert?“, wollte Tai wissen, streichelte
sanft Matts Schulter.
„… an niemanden“, log Matt. Plötzlich war er sich nicht mehr so sicher,
ob es richtig gewesen ist Yagami davon zu erzählen. Etwas in ihm wollte ihn von
sich wegstoßen und wieder weglaufen.
„An wen, Matt?“
„...An… An einen alten Freund…“
________________________
hoffe das chap hat euch gefallen. es tut mir leid, dass es etwas sehr depri
wirkt. ich meine, so sollte es zwar auhc sein, aber es ist wirkich etwas
deprimierender geworden, als gewollt. wahrscheinlich hab ich zu viel von meiner
eignen stimmung mit einfließen lassen.
ich wünsche euch einen gutenn rutsch ins neue und hoffentlich auch bessere
jahr!
Kapitel 9: The unknown green
----------------------------
so, ich hab beshclossen euch nicht mehr länger auf die folter zu spannen udn
das nächsste chap einfach schon mal hochzuladen. ich bin ja gar nicht sogei,
wie ich immer tue^_~!
wie auch immer. ohne wietere uunschweie, geht es nun zur story.und wehe sie
gefällt euch nicht, da würdee icch mich *leider* gezwungen sehen, euch alle zu
verprügeln *fäuste hochheb*
---------------------
„… an niemanden“, log Matt. Plötzlich war er sich nicht mehr so sicher,
ob es richtig gewesen ist Yagami davon zu erzählen. Etwas in ihm wollte ihn von
sich wegstoßen und wieder weglaufen.
„An wen, Matt?“
„...An… An einen alten Freund…“
„An einen alten Freund?“, wiederholte Tai.
„..Ja“, bestätigte Matt kaum hörbar.
„Ist er…“
„Nein. Nein, er ist nicht tot, falls du das meintest“, entgegnete Matt.
„Gut...“, sagte Taichi ehrlich erleichtert.
„Ich hab früher in Osaka gewohnt, er wohnte in meiner Nachbarschaft...“
„War er Gitarrist?“
„Mh… irgendwie. Er hat Gitarre gespielt, hatte sogar mal eine eigene Band.
Er hat mir später Unterricht gegeben.“
„Deshalb konntest du spielen“, stellte Tai fest, lächelte Matt an. Matt
versuchte zurück zu lächeln, schaffte es aber nicht. Tai sah ihm an, dass ihn
irgendwas schwer mitnahm.
„Was ist es, dass dich so leiden lässt, wenn du an ihn denken musst?“,
fragte Tai geradeheraus.
Matt drehte den Kopf weg. Der Kampf in ihm begann erneut. Er hatte ihm bereits
viel zu viel anvertraut. Mehr ging nicht! Er wollte einfach nur noch wegrennen.
„Matt“, sagte Tai ruhig, lehnte den Kopf gegen Matts Schulter.
„Ich... ich kann´s dir nicht sagen.“
„Warum nicht? Was immer es ist, ich würde es nie weitersagen. Du weißt, dass
du mir vertrauen kannst.“
„Es geht nicht…“, entgegnete Matt.
„…“
„…“
„Okay…“
„Okay?“, sagte Matt überrascht.
„Ja, okay. Ich respektiere das“, erklärte Tai.
Matt sah ihn erstaunt an. So viel Taktgefühl hätte er ihm gar nicht zugetraut.
Es war fast schon unpassend für Yagami so zu reagieren – aber nicht weniger
unpassend war es für ihn, ihm oder irgendwem anders das Ganze überhaupt zu
erzählen. Es sollte eigentlich sein Geheimnis bleiben. Seins und Deans. Das
hatte er ihm sogar versprochen.
„Was schaust du denn so?“, fragte Tai schmunzelnd und sah Matt direkt in die
Augen. Ein rötlicher Schimmer legte sich auf Matts Wangen. Dieser Blick! Diese
Augen, dieses Braun, es war wie…
Ihm wurde leicht schwindelig, Tai kam sofort zu ihm, um ihn zu stützten.
"Matt!", sagte Tai besorgt. "Komm, setzt dich aufs Sofa."
"Nein, geht schon", sagte Matt.
"Vergiss es, du setzt dich auf der Stelle hin!"
"Wie geht´s dir?“, fragte Tai, nachdem sie sich gesetzt hatten.
"Weiß nicht."
„Du hast mir echt nen Schrecken eingejagt“, seufzte Tai.
„Tut mir Leid.“
„Hast du dich gerade dafür entschuldigt, dass es dir nicht gut geht?“,
fragte Tai verblüfft.
„…indirekt ja. Ich meinte eigentlich … na ja… dass du dir… Sorgen …
gemacht hast.“
„Ich glaube, es ist schlimmer, als ich bis jetzt dachte“, scherzte Tai und
Matt verkniff sich ihn dafür zu ohrfeigen.
„Ich hol dir ein Glas Wasser, bleib liegen“, befahl Tai und machte sich auf
den Weg in die angrenzende Küche.
Da er absolut keine Ahnung hatte, wo die Gläser standen, öffnete er einfach
einen nach dem anderen. Und wieder musste er feststellen, wie stilvoll Matt doch
wohnte. Von extravaganten Tellern über äußerst edles Besteck, alles war durch
und durch stillvoll. Eigentlich mochte Taichi so edel eingerichtete Wohnungen
gar nicht, aber Matts faszinierte ihn schon sehr. Die ganze Einrichtung und das
alles, das hatte einen Flair dem Tai einfach nicht widerstehen konnte. Es gab
auch immer was neues zu entdecken, was er bisher noch nicht gesehen hatte.
Matt genoss die Zeit, in der Yagami nach einem Glas suchte und nutzte sie zum
Nachdenken. Er fühlte sich so unwohl in seiner Haut. Nicht nur, dass er Yagami
von Dean erzählt hatte, jetzt war er auch noch vor seinen Augen umgekippt!
Irgendwie war heute nicht sein Tag. Absolut nicht. Er wollte jetzt eigentlich
nur noch alleine sein. Das komische war nur, dass ihm dennoch gar nicht danach
war Yagami rauszuschmeißen. Und obwohl ihm das Ganze total peinlich war und
obwohl er sich am liebsten gegen dieses Gefühl gewehrt hätte, irgendwie war es
doch schön ihn hier zu haben…
„Sorry, ich hab ne Weile gebraucht, bis ich herausgefunden habe, wo die
Gläser stehen“, entschuldigte sich Yagami, nachdem er das Wohnzimmer wieder
betreten hatte.
„Schon gut“, sagte Matt und schloss die Augen für einen Moment. Sein Kopf
tat so schrecklich weh.
„Trinke einen Schluck, dann geht´s dir bestimmt besser“, meinte Tai und
reichte Matt das Glas mit dem achtziger Muster.
„Danke“, kam es schwach von Matt. Er betrachtete das Glas erst eine Weile,
ehe er einen Schluck von dem Wasser trank.
„Besser?“
„Mh… ja“
„Erzählst du mir, was dich so fertig macht?“
„Was mich so fertig macht?“, wiederholte Matt.
„Ja“, bestätigte Taichi. „Du wirkst, als hättest du seit Wochen nicht
geschlafen. Und du siehst so… so fertig und… zerbrechlich aus.“
Matt machte Anstalten sich aufzusetzen, wogegen Tai sofort protestierte. Aber
Matt schob ihn von sich weg und setzte sich schließlich doch auf. Er fühlte
sich schwach – war schwach. Und dafür hasste er sich selbst. Er durfte nicht
schwach sein! Und er durfte sich so nicht vor anderen zeigen…
„Dasselbe, weswegen ich…“
„Weswegen du mir ausgewichen bist?“, vollendete Taichi den Satz. Matt
nickte.
„Bitte… frag mich nicht weiter danach aus…“, bat Matt und es klang eher
wie ein flehen. Tai verspürte irgendwie den Wunsch Matt in den Arm zu nehmen
und zu trösten.
„…Okay… werde ich nicht. Wenn du aber irgendwann doch mal darüber…
reden… willst, ich höre zu“, wieder nur ein Nicken von Matt.
Zwischen den beiden herrschte Schweigen. Aber keinesfalls ein unangenehmes
Schweigen. Es war sogar irgendwie… angenehm, fand Tai. Matt war wieder zu
seinem Platz am Fenster zurückgekehrt, von wo aus er den, sich langsam rötlich
violett färbenden Himmel bewunderte. Zumindest sah es so aus. Jedenfalls sah er
stumm aus dem Fenster und gen Himmel. Und wenn Taichi sich nicht sehr täuschte,
dann sah er, wie sich ab und zu ein kleines Lächeln auf das blasse Gesicht des
Blonde verirrte.
Er selbst sah sich in der Wohnung weiter um. Es fiel ihm wirklich schwer nicht
herum zu schnüffeln und irgendwelche Schubladen zu öffnen. So stilvoll die
Wohnung auch eingerichtet war, eines fehlte ganz deutlich: persönliche Dinge.
Und ob er es sich nun einbildete oder nicht, irgendwie hatte er dass Gefühl,
dass sich hier durchaus persönliche Dinge befanden, nur waren sich versteckt.
Und Tai hätte zu gerne nach ihnen gesucht. Er wollte einfach noch so vieles
über Matt wissen. Er hatte selten jemanden getroffen, den er so interessant
fand, wie ihn.
Eigentlich hätte ihm, das was Matt ihm freiwillig gesagt hatte, genügen, ja
sogar richtig glücklich machen müssen. Das tat es auch irgendwie, aber es war
einfach noch nicht genug.
„Du Matt?“, fragte Tai.
„Hm?“, kam es von Matt, der langsam sein Gesicht vom Fenster weg und zu
Yagami drehte. Eine einzelne blonde Strähne fiel ihm ins Gesicht.
Tai hatte lange überlegt, ob er fragen sollte. Aber die Frage brannte ihm schon
so lange auf der Zunge…
„Darf jetzt mal dein Zimmer sehen?“, wollte er mit Dackelblick wissen.
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Deshalb.“
Die Enttäuschung darüber, dass er es nicht ansehen durfte, war kaum zu
übersehen. Er wirkte richtig enttäuscht. Vermutlich war es ja der Schmollmund,
der ihn verriet.
„Gib mir ne richtige Begründung!“, verlangte Taichi.
„Na schön. Wie du vorhin schon so schön erwähnt hast, ist es MEIN Zimmer.
Ich hatte in meinem Leben echt nie viel Privatsphäre. Als wir hierher gezogen
sind, hab ich sie mir erkämpft.“
„Wie meinst du das?“
„Kaum hieß es, dass das mein Zimmer sein würde, hab ich mir ein großes
`Betreten verboten Schild` besorgt und keinen mehr reingelassen. Anfangs hatte
mein Dad noch einen Ersatzschlüssel dazu. Für *Notfälle* sagt er. Keine
Ahnung, was er damit meint. Jedenfalls hat er den wohl auch benutzt. Ich hab den
Schlüssel dann heimlich geklaut. Als er fragte, ob ich ihn hätte hab ich
gesagt, ich wüsste nicht einmal, dass er einen Ersatzschlüssel gehabt hatte.
Jedenfalls ist das Zimmer seit dem für jeden außer mir tabu!“
„Wahnsinn. Du bist ja ein echt schlimmer Finger! Dass du deinem Dad den
Schlüssel klaust, hätte ich dir nie zugetraut!“, sagte Taichi anerkennend.
„Es gibt wahrscheinlich einiges, was du mir nicht zutrauen würdest“,
bemerkte Matt.
„Oh. Und das wäre?“
Matt sah wieder aus dem Fenster, tat so, als ob er die Frage nicht gehört
hätte. Jetzt erzählte er Yagami ja wirklich schon alles!
„Du hör mal, wenn du willst kannst du ja zum Abendessen bleiben“, sagte
Matt nach einer Weile, ohne jeglichen Zusammenhang.
Taichi sah ihn verblüfft an, begann aber bald zu strahlen. „Ja! Total
gerne!“
Matt machte Anstalten in die Küche zu gehen. Im Türrahmen drehte er sich noch
einmal um. „Erwarte lieber nicht zu viel. Die Auswahl ist nicht groß und
meine Kochkünste miserabel“, gestand Matt und ging in die Küche.
Während Matt kochte, sah Tai fern. Hin und wieder warf er einen Blick in die
Küche, um Matt beim Kochen über die Schulter zu sehen. Und um immer wieder aus
der Küche gejagt zu werden, weil Matt genervt von ihm war.
Als Matt gesagt hatte, seine Kochkünste seien miserabel, hatte er eindeutig
gelogen, beschloss Tai. Obwohl nichts weiter als Reis da gewesen war, hatte Matt
es tatsächlich geschafft ein leckeres, wenn auch improvisiertes Curry zu
machen. Na ja, eigentlich war es gewöhnlicher Reis mit etwas Currypulver
gewesen und etwas seltsam aussehendem, was Matt aus dem Kühlschrank hatte und
ihm als Spinat und Omelett verkaufen wollte.
Der Nachtisch war aber wirklich klasse gewesen. Süßer Milchreis mit Früchten.
Na ja, Milchreis mit Orangen. Aber super lecker, wie Tai fand.
„Ich glaub, bei dir esse ich jetzt öfter zu Abend“, entschied Taichi.
„Sag mir nicht, DAS hat dir geschmeckt?“, fragte Matt verblüfft.
„Doch. Warum so überrascht?“
„Na ja.. du musst doch besseres gewöhnt sein. Deine Mum kocht doch, oder?“
„Kochen, jaaaa so könnte man das auch nenne… sie kocht sogar sehr viel.
Eigentlich den ganzen Tag. Jede einzelne Minute, nein Sekunde des Tages. Und es
ist in dem Moment, in dem man es isst sogar genießbar. Die negativen Folgen
treten erst etwa eine Stunde nach dem Verzehr ein. Trotzdem lasse ich mich immer
wieder dazu verleiten, was von ihren kulinarischen Meisterwerken zu essen.“
Matt verkniff es sich, laut loszulachen. Wie Yagami seine Mum beschrieb… und
ihre Kochkünste. Zumindest war er aber beruhigt, dass er nicht der einzige war,
der nicht kochen konnte. Welche Nebenwirkungen sein Essen hatte, würde sich
wohl noch zeigen.
Hoffentlich eines, dass Yagami daran hindern würde ihn mit noch mehr Fragen zu
durchlöchern, denn irgendwie hatte er das Gefühl, Yagamis Wissensdurst war
noch lange nicht gestillt. Und auf noch mehr Frage-und-Antwort-Spielchen hatte
er ehrlich gesagt keine Lust. Und auch nicht dazu, Yagami allzu viel von sich
preis zu geben. Und dennoch musste er zugeben, dass sein Besuch und seine Nähe
heute irgendwie… ja, angenehm waren. Wenn auch anstrengend.
„Aber um noch mal auf vorhin zurück zu kommen…“, begann Tai.
Matt ahnte übles. Jetzt würde er wieder Fragenstellen. Das hatte ja so kommen
müssen! Er hatte es die ganze Zeit gewusst. Also gut, wie konnte er Yagami am
schnellsten und effektivsten vertreiben?
„Das… Zeug da vorhin, das war wirklich Omelett und Spinat?“
„Was?“, fragte Matt verwirrt.
„Dieses Zeug da vorhin, das dass du mir als essbare Beilage verkaufen
wolltest…“
„Ach so das“, damit hatte er jetzt wirklich nicht gerechnet. Aber er war
erleichtert und der Kloß, der sich so rasch in seinem Hals gebildet hatte,
verschwand auch so rasch wieder.
„Das ist das Zeug, das mir mein Dad als Mittagessen dalässt.“
„Mittagessen?“, sagte Tai und konnte ein Würgen nicht unterdrücken.
„Mittagessen!“, bestätigte Matt. „Ich weiß was du denkst. Also meine
Theorie ist ja, dass es entweder ein Gehirn, oder aber ein Alien ist. Du
erinnerst dich vielleicht noch an meinen Nachbarn, der mit dem Science-Fiction
Knall. Ich hab irgendwie so das Gefühl, dass er es hierher gebracht hat, auf
einer seine Touren durch das All.“
„Ha haha. Das glaub ich auch“, lachte Tai.
„Ja. Neulich, da hat er wieder…“
Als die beiden sich am nächsten tag in der Schule wiedersahen, grüßte Matt
Tai noch bevor er selbst die Chance hatte etwas zu sagen. Das überraschte und
freute Taichi. Er hatte schon Angst gehabt, dass Matt sich wieder distanzieren
würde. Vielleicht mehr noch, als er es zuvor getan hatte, weil er Tai einen
Einblick in sein Leben gegeben hatte.
Tai war jedenfalls sehr glücklich gewesen, nach dem gestrigen Abend. Irgendwie
hatte er ein gutes Gefühl. Und irgendwie glaubte er, dass eine Freundschaft
gerade an ihrem Anfang stand.
„Wenn du Lust hast, dann komm heute Abend doch zu mir… aber besser erst nach
dem Abendessen. Heute gibt es Klo-Kartoffeln zu Abend. Die Details erspar ich
dir lieber“, sagte Taichi.
„Ich schau mal ob ich Zeit habe“, meinte Matt, obwohl im Klar war, dass auch
Yagami wusste, dass er nichts vorhatte. Aber bloß, weil er gestern seinen
sozialen Tag hatte, hieß das ja nicht, dass er immer so nett war. Und Yagami
sollte das auch bloß nicht glauben.
„Dann sehn wir uns heute Abend wohl“, sagte Tai schmunzelnd. Na klar, war
ihm klar, dass Matt noch nichts vorhatte. Vielleicht war es ja gemein, nicht mal
so zu tun, als könne er sich vorstellen, dass er was vorhatte, aber dafür war
sein Gesichtsausdruck einfach unbezahlbar!
„Hey, ich hab noch nicht zugesagt!“, entgegnete Matt.
„Ja, ich weiß. Man könnte einfach sagen, ich bin optimistisch“, erklärte
Tai, ging und winkte Matt noch mal.
`Oder ein Idiot“, dachte Matt, musste aber lachen.
----------------------------
na, wie hat es euch denn gefallen^^? *boxhandschuh hinter rücken versteck*
Kapitel 10: Einladungen, Liebesgeständnisse und andere Veränderungen
--------------------------------------------------------------------
So, ich heiße euch herzlichwillkommen zum neuen chap^__^! Da ich mit dem ens
schreiben nicht mehr nachkomme, schreib ich hier mal ne kleinigkeit zu euren
kommis:
@: freut mich, dass dir tai und matt und naturlich auch das kapitel gefallen.
nein, es würde nichts bringen noch mal nach dean zu fragen. der ist nämlich
top-secret. aber tröste dich, in den nächsten chaps wirst du schon noch genug
über ihn erfahren. du musst nur brav weiterlesen.
@: für dich gilt dasselbe^^!
@: danke^__~!
@: das fragen wir uns wohl alle...
@: Musstest du lange warten? würde mich nämlich mal interessieren, wie ihr das
so wahrnehmt mit den uploads der nächsten chaps.
_____________________________________________________
„Wie wird der Thronfolger noch mal gewählt?“
Matt klappte genervt das Geschichtsbuch zu und warf Taichi einen genervten Blick
zu. Tai versuchte ihn mit einem Grinsen zu besänftigen, was jedoch fehl schlug
– Matt warf mit dem Buch nach ihm und lediglich Tais guter Reaktion war es zu
verdanken, dass ihn das Buch nur knapp verfehlte.
„Ich hab ja gesagt, ich würde dir mit Geschichte helfen. Aber davon, dass ich
deine Hausaufgaben mache, war nie die Rede! Soll ich vielleicht auch noch deine
Arbeiten schreiben?!“
„Na ja“, meinte Tai. „Wenn es dir nichts ausmacht, dann…“
„Vergiss es!“, sagte Matt.
„Bleib locker, Yama. War doch nur ein Witz. Ehrlich!“, meinte Taichi
beschwichtigend.
Doch Matt schien nicht so recht besänftigt. Er hatte den Blick von Taichi
abgewandt und ließ immer mal wieder ein wütendes Knurren von sich hören.
Taichi kam auf ihn zugerobbt und hielt ihm das Buch hin. „Hilfst du mir?“,
fragte er mit Dackelblick. Matt sah ihn eine Weile nur stumm und wütend an. Er
seufzte, strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Nahm Yagami schließlich das
Buch ab.
„Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich dich hasse?“
„Heute noch nicht. Ich hab es schon richtig vermisst!“, sagte Taichi
fröhlich und grinste Matt an.
Zu Taichis Glück, wurde gerade die Tür geöffnet. Matt schien nämlich gerade
drauf und dran zu sein ihm eine zu knallen.
„Hallo ihr zwei“, sang Kari fröhlich.
Sie hatte ein Tablett mit zwei Gläsern Saft und einem Teller Keksen dabei. Sie
ging vorsichtig durch den Raum, auf die beiden zu. Den Blick hielt sie die ganze
Zeit auf Matt gerichtet. Sie sah ihn mit einem schüchternen, aber auffordernden
Lächeln und roten Wangen an.
Sie war so auf Matt fixiert, dass sie sogar fast, dass Tablett neben, statt auf
Taichis Schreibtisch stellte.
„Ich hoffe es schmeckt dir – äh, euch. Die Kekse sind selbst gebacken und
der Orangensaft frisch gepresst. Guten Appetit!“ Und dann stürmte sie auch
schon aus dem Zimmer.
Inzwischen wunderten Matt und Tai sich gar nicht mehr darüber. Nicht etwa, weil
sie endlich dahinter gekommen waren, was mit Kari los war, sondern weil das
Ganze inzwischen ein festes Ritual war.
Wann immer Matt gerade da war, kochte oder backte Kari gerade etwas Leckeres.
Natürlich ganz zufällig. Und immer brachte sie es den beiden. Meistens laberte
sie dabei irgendwas Unverständliches und rauschte dann ganz plötzlich ab.
„Alscho, wie war dasch noch mal mit den Wahlen?“, fragte Tai schmatzend und
trank einen Scchluck Orangensaft.
„Seufz… Na schön. Also hör zu. Denn ich erkläre es nur ein einziges Mal
noch! Also, im Normalfall wird der erste männliche Nachkomme zum Thronfolger,
sollte dies nicht der Fall sein, sollte der Nachfolger sterben oder es keinen
männlichen Nachkommen geben, wird das Ganze folgendermaßen gemacht…“
„Ich hasse Geschichte!“, beschloss Tai, nach einer Stunde.
„Jaaah... Ich seit heute auch!“, stöhnte Matt.
„Duhu. Sag mal, denkst du ich packe den Test am Freitag?“
„Willst du etwa ne ehrliche Antwort?“, fragte Matt mit hochgezogener
Augenbraue.
„…ja.“
„Wenn dein IQ nicht durch ein Wunder steigt, dann rasselst du so was von durch
die Prüfung!“
„Na, du bist ja sehr aufbauend!“, schmollte Taichi.
„Du wolltest eine ehrliche Antwort. Ich hätte dich auch anlügen können und
sagen, du würdest es locker schaffen. Aber am Freitag wird es sich letztendlich
entscheiden, egal, was ich sage.“
„… Na ja, sind immerhin noch zwei Tage, die wir Zeit haben zu lernen. Oder
etwa nicht?“, Tai versuchte es noch mal mit seinem berühmten Dackelblick.
Matt lehnte sich gegen Yagamis Bett, vor dem sie mittlerweile saßen. „Also
eigentlich… hatte ich mit meinem Leben noch was anderes vor, als zu versuchen,
dir Dinge beizubringen, die du sowieso nicht kapierst.“
Tai sah Matt beleidigt und auch ein wenig traurig an. Dann schnappte er sich
stumm und auch ein wenig schmollend dass Buch von Matt und begann darin zu
lesen. Wenn er sich richtig anstrengen und beim lernen bemühen würde, dann
würde er am Freitag in der Arbeit bestimmt eine halbwegs gute Note bekommen.
Und dann würde Matt bestimmt auch nicht mehr so genervt von ihm sein.
„So war es nicht gemeint“, entschuldigte sich Matt, doch seine Stimme klang
eher kalt und barsch, auch wenn er das gerne sanfter gesagt hätte.
„War es nicht?“, sagte Tai immer noch schmollend, aber auch sehr froh, dass
Matt sich entschuldigte.
„Ja…“, bestätigte er.
„Danke!“, kreischte Taichi und fiel Matt sofort um den Hals.
Matt ließ sich das jedoch nicht gefallen und versuchte Yagami von sich
wegzustoßen. Er wollte ja gar nicht gemein zu ihm sein… aber er war auch
irgendwie selbst Schuld. Er wusste doch genau, dass Matt solche
Körperlichkeiten nicht mochte. Und trotzdem nutze er jede Gelegenheit Matt um
den Hals zu fallen.
„Nh… Nimm deine Finger von mir weg!“, versuchte es Matt nun mit verbaler
Wehr.
„Warum?“
„Weil ich es verdammt noch mal nicht mag, wenn mich irgendeiner antatscht! Und
das weißt du ganz genau!“
„Ich bin aber nicht irgendwer!“
„Finger weg!“, sagte Matt diesmal um einiges energischer und stieß Taichi
endgültig von sich weg.
„Matt, ich…“, begann Tai, wurde aber von seiner Schwester unterbrochen,
die schon zum zweiten Mal an diesem Tag in Tais Zimmer erschien und sich durch
ein zartes Räuspern bemerkbar machte.
„Was willst du denn schon wieder hier, Kari?“, fragte Taichi genervt und er
und Matt standen auf.
„Auf jedenfalls nichts von dir!“, knurrte sie ihren Bruder an. Dann wandte
sie sich mit einem Lächeln Matt zu. Nein, Lächeln konnte man das schon nicht
mehr nennen. Sie strahlte hell übers ganze Gesicht, sodass sie der Sonne locker
Konkurrenz hätte machen können. Und mit diesem Lächeln und dem gewohnten Rot
im Gesicht, ging sie zielstrebig auf Matt zu.
Sie kam so dicht vor ihm zum stehen, dass sie schon fast den Herzschlag des
anderen hören konnten. Kari strahlte ihn an und Matt musste sofort an ihren
älteren Bruder denken, der auch die Gewohnheit hatte einen auf so beunruhigend
gruselige Weise anzulächeln. Diese Fähigkeit musste in den Genen liegen.
„Ich… Ich hab was für dich..“, sagte sie leise und schüchtern.
Sie zog einen Umschlag aus der Tasche ihres Sweatshirts und hielt ihn Matt hin,
woraufhin dieser erst einmal einen Schritt zurückwich. Er betrachtete ihn eine
Weile und sah zwischen durch immer mal wieder in das unnatürlich strahlende
Gesicht Yagamis jüngerer Schwester.
„Ähm… danke…“, sagte Matt schließlich ein wenig verwirrt und
überrumpelt, nahm den Umschlag aber an, woraufhin Kari ihm einen zuckersüßen
Blick zuwarf und Taichi die Augen verdrehte.
Matt wollte den Umschlag gerade öffnen, als Kari ihn zurückhielt. Sie hielt
den Atem an, als sie seine Hand berührte und errötete noch mehr. Matt hatte
wirklich weiche Haut. Sie sah ihn mit einem unschuldigen Blick an. „Bitte,
öffne den Umschlag erst, wenn ich weg bin. Ja?“
„Ähm… okay…“, sagte Matt zögerlich.
Kari kicherte und stürmte wieder aus dem Zimmer. Sie kam nur noch einmal kurz
zurück geflitzt und warf Matt einen Luftkuss zu, ehe sie sich schon wieder aus
dem Staub machte und hinter sich die Tür zuknallte. Das nächste, was zu hören
war, war dass Kari sich mit voller Wucht auf ihr Bett warf. Danach ein
fröhlicher, schriller Schrei und dann ununterbrochenes Kichern, das nicht enden
wollte.
„Also, was steht drin?“, wollte Taichi wissen und versuchte die Kicherarie
zu ignorieren.
Den Brief hatte Matt schon längst wieder vergessen und brauchte eine Weile um
zu kapieren, wen oder was er öffnen sollte. Er riss das Couvert, nicht wissend,
was er davon halten sollte, auf. Heraus fiel ein Visitenkärtchen großer rosa
Zettel mit rosaroten Herzchen drauf und eine Art Flyer.
„Und?“, fragte Taichi ungeduldig.
„Ein Flyer für die Party zum Sommerende an unserer Schule“, stellte Matt
fest. Dann besah er sich das rosa Zettelchen. Blickte schließlich schockiert zu
Tai.
„Was, was ist denn?“
„Deine Schwester will, dass ich mit ihr dahin gehe.“
Ohne ein Wort zu sagen, stürmte Taichi aus dem Zimmer. Ein Gesicht hatte einen
Ausdruck angenommen den Matt noch nie zuvor an ihm gesehen hatte. Er sah richtig
wütend aus. Mehr noch als das.
Taichi riss die Tür zu Karis Zimmer auf. Sie saß auf ihrem Bett und schrieb
etwas mit ihrem Plüschfüller in das rosa Buch auf ihrem Schoß. Als sie Taichi
bemerkte, lächelte sie ihn freundlich an.
„Hat er zugesagt?“, fragte sie hoffnungsvoll.
„Wie um alles in der Welt kommst du bitte auf die Idee Matt zu fragen, ob er
mit dir auf dieses Fest geht?“, sagte Tai aufgebracht, ohne auf Karis Frage
einzugehen.
Kari sah zuerst etwas erschrocken aus, lächelte dann aber gleich wieder und
legte das Buch behutsam neben sich. Sie seufzte und sah Tai mit beunruhigendem
Blick an.
„Matt ist der absolut attraktivste, schönste, netteste, klügste,
liebenswerteste, attraktivste, begabteste, sinnlichste, höflichste,
wunderbarste und attraktivste Mensch, den ich kenne!“, erklärte sie. „Ich
finde ja die Vorstellung schon toll auf dem Fest von so vielen, reiferen und
älteren Menschen umgeben zu sein, aber mit Matt auf dieses Fest zu gehen… das
würde… das würde alles perfekt machen. Denn er ist perfekt!“
„Du gehst aber nicht auf dieses Fest - Und schon gar nicht mit Matt!! Wenn du
unbedingt mit reifen und älteren Menschen zusammen sein willst, dann geh ins
Altersheim und kümmere dich um unsere älteren Mitbürger!“
„Du kannst mir gar nichts befehlen!“, schrie Kari.
„Ich bin dein Bruder und du gehst nicht mit Matt auf dieses Fest oder sonst
wohin, das ist mein letztes Wort!“
Kari war kurz davor in Tränen auszubrechen, dennoch warf Tai ihr einen
strengen, durchbohrenden Blick zu, ehe er aus ihrem Zimmer stürmte, wobei er
kurz Matt streifte, der wohl schon seit einiger Zeit im Türrahmen stand.
„Ich hasse ihn!“, schluchzte Kari.
„Ich hasse ihn so sehr!“, sagte Kari wütend.
„Sag doch so was nicht. Das ist nur, der Großer-Bruder-Beschützer-Instinkt.
Er meint es bestimmt nur gut“, versuchte ihre Mutter sie zu beruhigen und
legte eine weitere geschälte Kartoffel in den Topf.
„Oh jaah. Das verstehe ich. Wahrscheinlich sollte ich mich dann bei ihm dafür
bedanken, dass er mein Leben ruiniert!“
„Dein Leben ruiniert? Übertreibst du da nicht ein bisschen?“, meinte Yuuko
amüsiert.
„Nein!“, entgegnete Kari. „Matt ist mein absoluter Traumann. Wenn ich ihn
nicht bekomme, dann weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich werde als alte
Jungfrau sterben.“
„Also spätestens jetzt übertreibst du aber wirklich! Du wirst noch hunderte
Jungs, wie Matt kennenlernen. Wie kommst du überhaupt darauf, dass gerade er
der Richtige für dich ist?“
Karis Gesichtszüge wurden wieder sanfter, sie entspannte sich. Und ein Lächeln
trat auf ihr rundes Gesicht. „Ich weiß es einfach! Ich habe es vom ersten
Moment an gespürt!“, erklärte sie und lehnte sich verträumt an den
Küchentresen. „Mum, ich will ihn heiraten. Yuuko zog erschrocken die Luft
ein. Eine Kartoffel fiel zu Boden. Heiraten?!
Tai lehnte, auf dem Boden kauernd, an seiner Zimmertür. Er hatte jedes Wort
gehört, dass die beiden gewechselt hatten. Nun hasste Kari ihn also – was
solls. Seit ein paar Jahren kam er sowieso nicht mehr mit ihr klar. Sie war
nicht mehr seine süße kleine Schwester – sie hat sich in ein zickiges
pubertierendes, kleines Monster verwandelt! Sie konnte so viel meckern und
heulen, wie sie wollte, er würde auf keinen Fall zulassen, dass sie mit Matt
zusammen auf dieses komische Sommerendeveranstaltungsding ging. Soviel stand
fest!
„Du siehst wütend aus“, bemerkte Matt, der auf Tais Bett saß und schon zum
achten Mal dieselben zwei Seiten des Geschichtsbuchs las, ohne auch nur ein Wort
verstanden zu haben.
„Kann sein“, antwortete Taichi bitter.
Na super, jetzt ließ er seine Wut schon an Matt aus, der jawohl am wenigsten an
all dem Schuld hatte. Schließlich konnte er auch nichts dafür, dass sich seine
dämliche kleine Schwester in ihn verknallt hatte. Wie kam sie überhaupt dazu,
sich in Matt zu verknallen? Und wieso musste sie überhaupt auf irgendeinen
Typen stehen?! Sie war doch noch ein Kind! Okay, sie war nur etwas mehr, als ein
Jahr jünger, als er selbst – aber trotzdem.
„Mh, auf Geschichte hast du jetzt bestimmt keine Lust mehr“, meinte Matt.
Inzwischen blätterte er unruhig in dem Buch hin und her.
„Nein… Ich… hab irgendwie Lust irgendwen zu verprügeln.“
Wenn es nicht ausgerechnet Matt wäre, dann würde er wahrscheinlich erst mal
das Objekt ihres Interesses verprügeln. Aber es war ausgeschlossen, dass er
Matt schlagen würde. Am seltsamsten war, dass er am meisten auf Kari selbst
wütend war. Aber sie konnte er auch nicht schlagen. Sie war ein Mädchen und
die schlägt man nun mal nicht. Und noch dazu war sie seine Schwester. Also
gleich ein doppeltes Tabu. Wieso hatte er eigentlich keinen Sandsack zum
verprügeln?
„… Matt…“, murmelte Taichi.
„Mh?“
„Magst… du meine Schwester eigentlich?“
Matt blickte auf und direkt in seine Augen. Was war das denn bitte für eine
Frage? Wenn er nein sagte, war es vermutlich falsch, weil sie ja trotz allem,
seine kleine Schwester war. Blut ist ja bekanntlich dicker, als Wasser. Aber
wenn er ja sagte, dachte Yagami am Ende noch, er wäre in Kari verliebt. Also
war das auch falsch. Wie sollte er diese Frage, bloß beantworten, ohne etwas
Falsches zu sagen.
„… weiß nicht…“, antwortete er zögerlich.
„Gehst du mit ihr dahin? Auf dieses Fest meine ich.“
Wieso zur Hölle fragte er ihn das bitte schön alles? Er kam sich ja schon vor
wie in einem Verhör. Und schuldig im Sinne der Anklage – obwohl er gar nicht
wusste, wofür er überhaupt angeklagt wurde.
„Vermutlich nicht…“, sagte er schließlich und klappte das Buch zu. Dieses
Ding machte ihn nur nervös.
„Ja oder nein?“
„…Nein.“
„Sagst du ihr dass auch?“
Matt zögerte. „Ich hänge eigentlich noch ein bisschen an meinem Leben…“
„Sie wird dir nichts tun. Keine Angst. Du hast es doch gehört, sie ist
verrückt nach dir. Du könntest ihr sonst was antun, sie würde es dir
verzeihen und dich vermutlich noch mehr lieben“, sagte Taichi trotzig.
„Du denkst doch nicht, dass sie mich wirklich… liebt… oder? Ich meine, sie
ist vierzehn – und sie kennt mich nicht mal.“
„Wie gesagt, du hast ja gehört, was sie gesagt hat.“
„…“
„…“
„Sie ist deine Schwester und ganz nett. Aber ich will nichts von ihr. Ich
werde auch nicht mit ihr zu dieser Veranstaltung gehen. Ich werde da überhaupt
nicht hingehen. Viel zu viele Menschen. Du kannst deinen
Großen-Bruder-Beschützer-Instinkt wieder abstellen.“
„Das interessiert mich doch gar nicht.“
„Warum ist dir das dann so wichtig?“, wollte Matt wissen.
„Weiß nicht. Ich will einfach nicht, dass sie mit dir hingeht. Oder sonst
wem“, fügte er noch hinzu.
Wieso konnte dieses Mädchen eigentlich nicht weiterhin mit seinen
Barbiepüppchen spielen und mit seinen Plüschtieren Teeparty spielen? Und wieso
zur Hölle, war sie in Matt verknallt? Wieso nicht in den Postboten, ihren
Lehrer oder Teddybären?
„Hört sich aber doch schwer nach GBBI an“, bemerkte Matt vorsichtig.
„Wieso mach ich mir eigentlich Gedanken darüber?“, fragte Tai mehr sich
selbst, als Matt.
„Na ja, du bist ihr Bruder. Und wenn du es nicht glaubst, dir wird schon
irgendwas an ihr liegen.“
„Hast du eigentlich Geschwister?“, fragte Taichi. Ihm wurde plötzlich klar,
dass er Matt das nie gefragt hatte. Überhaupt hatte er nie, nach so vielen
naheliegenden Dingen gefragt.
„Nein ich bin ein Einzelkind. Dass es mich stört, kann ich nicht wirklich
behaupten“, antwortete Matt.
„Tut mir Leid, wenn ich dir jetzt einen negativen Eindruck vom Geschwistersein
vermittelt habe. So schlimm ist es gar nicht. Nicht immer. Es kann auch schön
sein. Als Kari und ich klein waren, waren wir die besten Freunde.“ Es war
irgendwie komisch sich so zu streiten und sich dann daran zu erinnern. Früher
war Kari nie so zickig oder rechthaberisch gewesen. Sie war einfach lieb und
klein und sie hatte ihn gebraucht und vergöttert. Sie war bei jedem seiner
Fußballspiele gewesen, sie hatten so viel zusammen unternommen. Er hatte sich
immer gefragt, wieso die meisten Geschwister so viel stritten. Und jetzt stritt
er sich auch mit seiner Schwester…
Matt sah nachdenklich auf das Geschichtsbuch, auch wenn er etwas ganz anderes
sah. Warum hatte er eigentlich gesagt, dass er froh war, keine Geschwister zu
haben? Vielleicht um nicht weiter über seine Zeit in Osaka nachzudenken. Das
war ein abgeschlossenes Kapitel.
Kapitel 11: Kann ich dir vertrauen?
-----------------------------------
MMA: ja, am meisten belügt er wohl sich selbst.
FlameChild: danke. reut mic, dass es gefällt.
Gin_Looneytune: freut mich, wenns so viel zu grinsen gab. übrigens viel spaß,
beim aufschreiben der ff. sag mir bescheid, wenn dir der arm abfällt^_~! ich
fühl mich ürbigens sehr geehrt, dnakeschön^^! @will nur seine schwester
beschützen...hihi : wer soll ihm daas glauben?
so und nun ohne weitere umschweife zum nächsten chap. und wenn ihr brav kommies
schreibt, bekommt ihr das neue chap gleich hinteher. ist nämlich shcon so gut
wie fetig *gerade im schreibwahn ist* dieses hier ist ürbigens auch schon ne
weile fertig, ich wollts aber noch nciht so früh hochladen.
_________________________________
Kann ich dir vertrauen?
Taichi sah mit weit aufgerissenen Augen die Szene vor sich an. Matt stand da in
inniger Umarmung mit Kari in deren Zimmer. Beide grüßten ihn nur kurz, ehe sie
wieder jeweils dem anderen ihre ungeteilte Aufmerksam schenkten. Matt legte
seinen Kopf zärtlich an Karis Stirn und murmelte mit sanfter, liebevoller
Stimme, wie sehr er Kari doch liebte. Das Mädchen lächelte, ihr Gesicht war
hell und glücklich, als sie ihre Arme um den blonden schlang. Er legte seine
Hände um ihre Hüfte und zog sie näher an sich, um sie dann zu küssen. Seine
Küssen waren so leidenschaftlich und verlangend und doch gleichermaßen sanft
und vorsichtig.
Taichi hatte plötzlich das Gefühl, dass ihm jemand die Organe rausriss. Hass
war das erste Gefühl, dass in ihm aufkam. Hass, das mit ansehen zu müssen. Wie
Matt Kari küsste und wie sie sich darüber freute. Und auch Matt schien so…
so glücklich. Warum taten die beiden ihm das an?
Hass vermischte sich mit Traurigkeit und eine salzige Träne rann Taichis Wange
herunter. Er wandte sich von den beiden verliebten ab und stürmte aus Karis
Zimmer.
Der Flur war dunkel und trotzdem rannte Taichi einfach. Rannte, ohne zu wissen
wohin. Er wusste sowieso alles, was er wissen musste. Er musste weg! Er wollte
nicht länger diese Dinge sehen. Er rannte immer und immer weiter. Doch der Flur
wollte kein Ende nehmen. Es war, als wurde er nur auf der Stelle rennen. Die
Dunkelheit des Flures verschlang einfach alles, Türen, Räume, Stimmen.
Dann spürte Taichi wie er fiel. In einen tiefes Loch, schwarz und
verschlingend, wie der Flur.
Keuchend und schweißgebadet wachte Tai auf. `Nur ein Albtraum`, schoss es ihm
sofort durch den Kopf. Doch das erleichterte ihn nicht. Das was er gefühlt
hatte, als er geträumt hatte, war noch lange nicht weg. Und da war auch Angst.
Er wusste nicht wovor, aber sie war ganz klar da.
Plötzlich hatte er das Gefühl, ganz dringend frische Luft zu brauchen. Der
Albtraum war noch so allgegenwärtig in diesem Raum. Er musste raus.
Er stand auf und schnappte sich schnell seine Jacke. Dass er ansonsten nur mit
Shorts bekleidet war, störte ihn herzlich wenig. Er versuchte so leise, wie
möglich zu sein und niemanden zu wecken, als er sich zuerst aus seinem Zimmer
und dann aus dem Haus schlich.
Er schloss die Haustür. Es war kalt und eine Gänsehaut überkam ihn. Aber die
Kälte war angenehm. Und sein Kopf schien durch die unverhoffte
Sauerstoffzufuhr, auch wieder klarer zu werden. Tai schloss für einen Moment
die Augen und lehnte sich gegen die Haustür. Er hoffte die frische Luft würde
ihn auf andere Gedanken bringen und die Gedanken an seinen Traum wegblasen.
Wieso hatte er das eigentlich geträumt? War ihm die Sache wirklich so
nachgegangen? Matt hatte doch bereits gesagt, er würde Karis Einladung
ablehnen. Damit war die Sache doch in Ordnung. Trotzdem verfolgte es ihn weiter.
Vielleicht war es ja doch nicht so in Ordnung, wie er gedacht hatte…
Vielleicht entscheidet Matt sich ja um. Vielleicht lässt Kari ihn entführen
und zwingt ihn mit ihr hin zu gehen. Vielleicht macht sie ihn mit Drogen
willenlos… Moment mal. Um wen machte er sich hier eigentlich Sorgen, um Kari
oder um Matt? Nach den vielen Vielleichts, kam es ihm ja eher so vor, als hätte
er Angst um Matt. Als könne Kari ihm was antun… Nein. Das war purer Quatsch!
Er war sicherlich einfach nur noch ein wenig wütend auf Kari und seine Fantasie
machte sie deshalb zur Kriminellen. Ja, das musste es sein.
Genau. Das war eine gute Erklärung. So musste es sein. Das war bestimmt auch
der Auslöser für seinen Albtraum gewesen. Es war einfach alles ein bisschen
viel für einen Tag gewesen. Und er hatte ja auch nicht wirklich damit rechnen
können, dass sich deine unschuldige kleine Schwester ausgerechnet in seinen
besten Freund verlieben würde. Taichi lächelte wieder. Jetzt würde er
bestimmt gut schlafen können. Nun war ja alles geklärt.
Mit diesem Gedanken wandte sich Taichi wieder der Haustür zu. Er griff in seine
Jackentasche. Der Schlüssel war nicht drin! Er versuchte es mit der anderen,
aber auch in der war der Schlüssel nicht. Erneut brach ihm der Schweiß aus. Er
hatte doch tatsächlich seinen Schlüssel im Haus liegen lassen!
„Verdammt, verdammt, verdammt!“, murmelte Tai wütend und schlug immer
wieder den Kopf gegen die Haustür. „Ich Idiot.“
Was sollte er denn jetzt tun? Er konnte unmöglich klingeln. Nicht nur, dass er
damit das ganze Haus aufwecken würde, er würde auch noch riesige
Schwierigkeiten bekommen. Er würde dafür verantwortlich gemacht werden, alle
aus dem Schlaf gerissen und ihnen die Nachtruhe geraubt zu haben. Und damit
nicht genug, würde es auch noch eine Standpauke dafür geben, wie
verantwortungslos er doch war, weil er seinen Schlüssel nicht eingesteckt
hatte. Das war ihm schon lange nicht mehr passiert, aber erinnerte sich nur zu
gut, wie seine Mum immer mit ihm geschimpft hatte. Das alleine genügte
eigentlich schon dazu, dass er die Idee abschrieb jetzt zu klingeln.
Er würde einfach einen kleinen Spaziergang machen. Schließlich waren es ja nur
noch knapp vier – fünf Stunden, bis der erste Wecker klingelte. Die Zeit
würde er doch locker überstehen. Es war ja nicht so, dass es arschkalt
draußen war und er nur mit Shorts und einer leichten Jacke bekleidet war. Oder,
dass irgendein irrer um diese Zeit draußen unterwegs sein konnte.
Taichi seufzte. Es hatte ja doch keinen Sinn darüber nachzudenken. Wenn er sich
ein bisschen bewegte, würde ihm zumindest nicht mehr ganz so kalt sein und die
paar Stunden würde er schon irgendwie überbrücken…
„Ich sag´s dir ja nicht gerne, aber du siehst aus, wie eine Leiche“, meinte
Matt, als er nach dem Unterricht auf Tai traf.
„Vielen Dank für die freundlichen Worte“, murmelte Tai. „Schon mal
stundenlang, mitten in der Nacht in der Kälte rumgelaufen, weil du deinen
Schlüssel vergessen hast - als du eigentlich nur mal kurz an die frische Luft
wolltest - und deshalb nicht mehr ins Haus gekommen bist?!“
„Nein. Aber weil ich nicht schlafen konnte.“
„Wie, du auch nicht?“, fragte Taichi überrascht.
„Ja. Ich hab die meiste Zeit der Nacht auf dem Balkon verbracht. Allerdings
mit meinem Haustürschlüssel und auch völlig bewusst. Wieso nimmst du deinen
Schlüssel eigentlich nicht mit, wenn du aus dem Haus gehst?“
„Ähm, weil ich sie vergessen habe?!“
„Wie kann man denn seinen Schlüssel vergessen?“, meinte Matt
verständnislos.
„Dasselbe frag ich dich, wenn du mal deinen Schlüssel vergisst“, sagte Tai
halb sauer, weil Matt so verständnislos war, teils aber auch belustigt, weil er
sich gerade vorstellte, wie Matt vor verschlossener Tür stand. Einem kleinen
sadistischen Teil in ihm gefiel diese Vorstellung.
„Warum konntest du eigentlich nicht schlafen?“, wollte Tai wissen.
Matts Züge veränderten sich schlagartig. Er sah zur Seite, wie er es sooft
schon getan hatte, wenn er ihn etwas Unangenehmes gefragt hatte. Sein Gesicht
war angespannt und Tai konnte ihm ansehen, wie er mit sich selbst rang. Er
konnte fast schon hören, wie Matt sich selbst fragte, ob er ihm die Frage
ehrlich beantworten konnte. Ob er ihm vertrauen konnte.
„Wenn es ein Geheimnis ist, musst du es mir nicht erzählen“, sagte Tai, um
Matt nicht länger so zu quälen. Wenn es ihm so unangenehm war, dann musste er
es ihm wirklich nicht sagen.
Matt sah ihn überrascht, aber auch dankbar an. Seit wann war Yagami denn so
erwachsen? Und seit wann war er nicht mehr so neugierig und durchlöcherte ihn
mit Fragen? Er wollte sich ja nicht über den plötzlichen Sinneswandel seitens
Yagamis beschweren, es war nur komisch. Ungewohnt, seltsam.
„Aber…“
Oh, da kam das berühmte Aber. Matt machte sich schon auf jede Frage gefasst. Es
hätte ihm klar sein müssen, dass Yagami nicht so leicht aufgab.
„… darf ich dir dann erzählen, was mich rausgetrieben hat?“
Jetzt war Matt wirklich überrascht. Er nickte.
„Du lachst mich wahrscheinlich aus…“, sagte Tai und lief ein Stück.
„Erzähls mir doch erst mal, bevor du voreilige Schlüsse ziehst“,
entgegnete Matt.
„Na gut. Mir ist das mit Karis Einladung für dich so nachgegangen… Es ist
wirklich albern. Aber ich hab geträumt… Na ja. Du hast sie ziemlich
leidenschaftlich geküsst. Und man hat euch angesehen, dass ihr euch wirklich…
liebt“, erzählte Tai.
„Ich habe es dir schon mal gesagt, ich will nichts von deiner Schwester. Du
musst dir keine Sorgen um sie machen.“
„Ich weiß…“, sagte Tai. `…und das tue ich auch nicht`, fügte er in
Gedanken hinzu.
„Wenn du das weißt, warum träumst du dann so was?“
„Weiß ich nicht. Das hab ich mich auch gefragt“, gestand Taichi.
„Auch wenn du mit Kari nicht dahingehst, sie wird weiter in dich verliebt
sein.“
„…“
„Sie wird sich von deiner Ablehnung nicht beeindrucken lassen. Was wenn sie
dich…“
„Wenn sie mich was?“
„dich… verführt…“Matt blieb stehen. Wandte sich direkt zu ihm und sah
ihn erschrocken und total perplex an.
„Könnte doch sein, dass sie das tut…“, meinte Tai auf den Blick seines
Freundes hin.
Matt ging ohne etwas zu sagen weiter. Tai hatte Probleme mit ihm Schritt zu
halten und wunderte sich, als er bemerkte, dass Matt auf dem Weg zu ihm nach
Hause war.
An der Haustür stand Kari. Sie lächelte, als sie Matt und Tai bemerkte. Sie
hatte nicht damit gerechnet, dass Matt heute direkt nach dem Unterricht
herkommen würde, aber sie freute sich riesig. Ihr Herz pochte immer lauter und
stärker, je näher Matt auf sie zu kam. Tai blieb gleichzeitig mit Matt und
etwas hinter ihm stehen. Er beobachtete interessiert was geschah.
„Ist das schön, dass du da bist Matt!“, strahlte Kari. „Ich hab mir ein
neues Kleid gekauft, du musst mir unbedingt sagen, was du davon hälst“, sagte
Kari und war schon dabei Matt ins Haus zuziehen.
„Ähm, warte mal kurz…“, sagte Matt rasch.
„Was ist denn?“, fragte Kari irritiert, aber dennoch Matt anhimmelnd.
„Ich, ähm, gehe nicht mit dir zu diesem Fest“, sagte Matt schließlich
einfach gerade heraus.
Karis Lächeln verblasste und sie sah Matt traurig an. Langsam ließ sie seine
Hand los. Es war ihr nur zu deutlich anzusehen, dass gerade eine Welt für sie
zusammenbrach.
Ihr Gesicht nahm wütende, hasserfüllte Züge an. Das galt allerdings nicht
Matt. Sie funkelte ihren Bruder an.
„Du! Du bist schuld daran! Du hast ihm gesagt, dass er nicht mit mir ausgehen
soll!“, fauchte Kari.
„Dein Bruder hat damit nichts zu tun. Ich will wirklich nicht mit dir auf das
Fest.“
Kari ließ sich von Matts Worten nicht aufhalten. Sie war der festen
Überzeugung, dass Tai sich eingemischt hatte. Sie ging mit wütenden Schritten
auf ihn zu. Sie schrie ihn an, warf ihm Beleidigungen an den Kopf und verpasste
ihm schließlich eine Ohrfeige. In ihren Augen glitzerten Tränen. Sie war
unglücklich und wütend, lief weinend zurück ins Haus.
Tai sah den besorgten Blick, mit dem Matt ihn ansah und schüttelte den Kopf.
„Ist nicht schlimm“, sagte Tai.
„Sie hat dich meinetwegen geschlagen“, protestierte Matt.
„Sie spinnt einfach. Vergiss es“, meinte Tai. „… Danke.“
„Wofür?“
„Dass du es ihr gesagt hast … dass du nichts von ihr willst.“
„Viel gebracht hat es ja nicht, oder?“
„Finde ich schon“, sagte Tai und rang sich zu einem kleinen Lächeln durch.
Er wusste nicht warum. Aber irgendwie fühlte er sich trotz der Ohrfeige und der
Tatsache, dass seine kleine Schwester ihn nun endgültig hasste, gut. In dem
Moment, als Matt Kari gesagt hatte, dass er an ihr nicht interessiert war, war
Tai ein Stein vom Herzen gefallen. Es hatte ihn beruhigt.
„Du … hast mir heute eigentlich schon genug Gefallen getan – Aber würdest
du mir trotzdem noch einen letzten Gefallen tun?“
„Und der wäre?“, fragte Matt.
„Kann ich bitte mit zu dir kommen? Ich trau mich da jetzt nicht mehr rein“,
sagte Tai mit ängstlichem Blick auf das Haus.
Matt fiel es schwer ein Lachen zu unterdrücken. „Verstehe ich gut.“
Obwohl er immer noch die Gänsehaut auf seiner Haut spürte, das Gefühl hatte,
dass es kälter war, als es tatsächlich der Fall war und ihm immer noch die
Beine schmerzten, fühlte Tai sich richtig gut. Irgendwie konnte er den Tag
jetzt genießen. Er lachte, als Matt noch mal versuchte ihm die grüne Pampe
anzudrehen, die sarkastischen Bemerkungen des Blonden fand er angenehm und sogar
die Büffelei für den Geschichtstest, ließ er mit einem Lächeln über sich
ergehen. Außerdem war er froh, dass Matt ihm überhaupt noch einmal half.
Morgen würde er die Arbeit bereits schreiben müssen. Tai war furchtbar
nervös. Ihm war richtig übel, wenn er daran dachte. Aber er hatte auch, wenn
es auch nur ganz klein war, das Gefühl durch Matts Nachhilfestunden ein klein
wenig besser und auch selbstsicherer geworden zu sein.
Er genoss die Zeit in Matts Wohnung. Es jagte ihm immer wieder ein eisiger
Schauer über den Rücken, wenn er daran dachte, dass er am Abend wieder
heimgehen musste. Hoffentlich erklärten sich seine Eltern dazu bereit Bodyguard
zu spielen.
„Findest du es immer noch so schwer?“, wurde Tai von Matt aus den Gedanken
gerissen.
„Nein. Ich finde es teilweise sogar… ja, leicht. Du bist wirklich ein guter
Nachhilfelehrer. Wahrscheinlich der beste den es gibt!“, lobte Tai.
„Egal, wie sehr du dich bei mir einschmeichelst, noch mal mach ich das
bestimmt nicht mit! Aber ich bin froh, dass du das jetzt wenigstens
verstehst“, fügte Matt rasch hinzu. Es war nicht gelogen, er war wirklich
stolz auf ihn, dass er den Stoff nun endlich konnte. Aber es war auch harte
Arbeit gewesen ihm das einzutrichtern. Er beneidete die Lehrer wirklich nicht um
ihren Job.
„Danke“, strahlte Tai. „Aber willst du wirklich nicht mehr mein
Nachhilfelehrer sein? Ich bezahl dich auch.“
„Ja. Nein.“
„Wir schreiben doch in knapp zwei Wochen Bio. Ich gebe dir dafür
Sportnachhilfe, wie wär’s?“, schlug Taichi vor.
„Nein. Danke“, erwiderte Matt. „Kein Interesse.“
„Du darfst mich hauen so viel du willst!“
„Nein.“
„Ich esse das grüne Zeug!“
Matt musste unwillkürlich grinsen. „Das ist doch ein Angebot. Es gibt nur ein
Problem.“
„Und das wäre?“, fragte Taichi.
„Wenn du tot bist, wem soll ich dann Nachhilfe geben?“
„Das ist ein Argument. Also spucke es schon aus, was willst du von mir, damit
du mir Nachhilfe gibst? Soll ich bei dir aufräumen, putzen?“
„Bloß nicht. Da sieht’s nachher bloß noch schlimmer aus, als vorher!“,
warf Matt ein.
„Okay. Dann lass es halt. Dann werde ich in Bio durchfallen. Ich werde als
armer Bettler unter irgendeiner Brücke enden. Obdachlos, arbeitslos… mich von
grüner Pampe ernährend, die du weggeschmissen hast…“, prophezeite Tai
theatralisch.
„Okay, hör zu. Wenn du in der Arbeit morgen wenigstens ne drei minus hast,
dann gebe ich dir noch mal Nachhilfe.“
„Und ob ich die bekommen werde“, meinte Taichi optimistisch.
Es waren bestimmt zehn Minuten gewesen, die Taichi vor der Haustür verbracht
hatte, ehe er schließlich eingetreten war. Er war auf alles gefasst gewesen.
Doch der erwartete Angriff von Kari blieb aus. Von seinen Eltern hatte er
erfahren, dass sie sich schon den ganzen Tag in ihrem Zimmer einschloss und
immer mal wieder für ein paar Stunden weinte.
Irgendwie tat sie ihm fast Leid. Er hatte nie gewollt, dass sie so leiden
musste. Aber eigentlich hatte er auch nicht wirklich etwas damit zu tun.
Schließlich war es ja irgendwo alleine Kari, die es sich so schwer und
kompliziert machte. Wieso konnte sie auch nicht einfach akzeptieren, dass Matt
nichts von ihr wollte?
Er beschloss nicht weiter nachzudenken. Das Grübeln machte ihn müde. Davon
abgesehen, hatte er den ganzen Tag und die Nacht schon genug Zeit damit
verschwendet, darüber nachzudenken. Er musste sich seine Kraft und seine Nerven
für den Test morgen aufsparen. Er fühlte sich sowieso schon so schlapp.
Ständig wechselte seine Temperatur. Einmal war ihm total heiß, dann wieder
total kalt. Er musste sämtliche Energiereserven schonen, die er noch übrig
hatte.
Er legte sich in sein Bett. Die Decke wickelte er, bei einem Anflug von kalte,
ganz um sich herum. Sie war so kuschelig. Tai fühlte sich richtig geborgen. Er
war so müde, die Augen fielen ihm gleich zu.
Obwohl er sich eigentlich gut fühlte und beruhigt in der Hinsicht auf Kari und
Matt, hatte er eine innere Unruhe. Albträume der verschiedensten Arten plagten
und verfolgten ihn. Er vertraute Matt doch. Wieso verschwanden diese
Gehirngespinste nicht einfach?
Kapitel 12: Es ist meine Entscheidung!
--------------------------------------
So, das zwölfte chap. wie versprochen sofort geliefert udn mit schleifchen,
weil ihr so brav kommis geschreiben habt^^!
so, bevor es aber zum nächsten chap geht, noch ne kleinigkeit:
ich würde mir gerne eine liste anlegen, mit allen, die ne ens, als
benachrichtigung für neue chaps haben möchten. also meine frage: wer will
benachrichtigt werden? schreibt mir einfach ne ens oder gb-eintrag, ihr dürfts
auch zu eurem kommi dazu schreiben, wie ihr wollt. ich würd nur gerne wissen,
wen ich dmait nerve udn wem ich nen gefallen tue^^!
________________________________
Sollte Tai jemals behauptet haben, sich so richtig elend gefühlt zu haben, dann
nahm er es auf der Stelle zurück. Alles was er bisher als elend bezeichnet
hatte, wurde von dem Gesicht in den Schatten gestellt, das er ihm Spiegel
betrachtete und das leider seines war.
Sein Gesicht, das sonst, wie sein restlicher Körper schön gebräunt war, war
leichenblass. Seine Augen waren glasig, als stünde er unter Drogen. Die
Augenringe waren wohl noch das attraktivste an seinem Gesicht.
Und es war ja auch nicht genug, dass er elend aussah – er fühlte sich auch
noch wunderbar elend. Das Atmen, war alles andere als ein Vergnügen. Es fühlte
sich an, als würde jemand immer wieder mit einem rostigen Messer auf seine
Lungen einstechen. Die sonst so athletischen, festen Beine, fühlten sich an wie
Pudding und gaben fast bei jedem Schritt nach.
Tai seufzte und bereute es im nächsten Moment auch schön, weil das ein langes
raues Kratzen in seinem Hals verursachte. Sollte das etwa die Strafe dafür
sein, dass er Kari verboten hatte, mit Matt wegzugehen?
„Tai, mach bitte das Bad frei!“, drang die Stimme seine Mutter in den Raum.
„Moment!“, krächzte Tai und erschrak wegen seiner eigenen Stimme. Es war
das erste Mal an diesem Tag gewesen, dass er was gesagt hatte. Gott, er hörte
sich ja schrecklich an!
Als Taichi dann die Tür öffnete, war Yuuko es, die sich erschrak. Sie schrie
erschrocken auf und machte einen Satz zurück, rutschte dabei fast aus.
„Du liebe Güte, Tai! Wie siehst du denn aus?“, sagte Yuuko. In ihrem
Gesicht stand immer noch Entsetzen.
„Nicht gerade wie Mr. Handsome, schätze ich.“
„Das kannst du wohl laut sagen“, meinte Yuuko. Sie gab sich Mühe ein
Kichern zu unterdrücken. Er tat ihr ja leid, aber er sah auch zu komisch aus.
„Geh am besten mal Duschen, das soll die Sinne beleben. Vielleicht geht´s dir
dann besser.“
„Ich hab schon geduscht. Zweimal!“
„Da hast du dir aber wirklich eine handfeste Grippe eingefangen. Ich sage es
nur ungern, aber du bleibst heute auf jeden Fall zu Hause“, beschloss Yuuko
und war schon auf dem Weg in die Küche.
„Das geht nicht, ich muss heute unbedingt in die Schule!“, protestierte Tai.
Yuuko drehte sich abrupt um. Wenn sie vorhin schon entsetzt ausgesehen hat, dann
war sie es jetzt wirklich. Sie machte den Mund auf, war aber unfähig etwas zu
sagen. Sie starrte Tai minutenlang nur an. Dann legte sie eine Hand auf seine,
die andere auf ihre eigene Stirn.
„Es muss an dem Fieber liegen. Ganz klar. Anders kann ich mir das nicht
erklären. Außer du hättest etwas ernsteres, als nur eine Grippe.“
„Was ist denn los Schatz?“, fragte Susumo neugierig.
„Dein Sohn will heute freiwillig in die Schule! Obwohl er eine Grippe hat und
er nicht einmal eine Ausrede bräuchte, um heute zu Hause zu bleiben!“,
erklärte Yuuko und auch ihr Mann sah entsetzt aus.
„Bist du sicher, dass das wirklich unser Sohn ist?“
„Ich muss heute einen wichtigen Test schreiben!“, mischte Tai sich ein.
„Das klingt jetzt aber echt nicht mehr nach Tai“, meinte Herr Yagami.
„Allerdings, Liebling. Sonst nutzt er doch jede Gelegenheit sich vor einem
test zu drücken“, stimmte Yuuko zu. „Schatz, bist du sicher, dass du dir
nicht irgendwo den Kopf gestoßen hast? Weißt du ncoh, wie du heißt? Weißt du
wer wir sind? Wie viele Finger halte ich hoch?“
„Beruhig dich bitte Mom“, bat Tai.
„Er weiß noch wer ich bin!“, sagte Yuuko erleichtert und gerührt zugleich.
Tai seufzte. Wieso ließ ihn eigentlich niemand ausreden? Und wieso war es so
eine große Sache, dass er sich mal nicht gegen die Schule sträubte? Und was
hieß hier überhaupt, er drücke sich gerne vor Arbeiten? Das stimmte doch
überhaupt nicht!
„Ihr versteht mich einfach nicht. Ich habe die ganze Woche für diesen Test
gelernt, ich muss da unbedingt hin!“
„Auf keinen Fall! Du hast Fieber und bist krank. Du gehst sofort wieder ins
Bett!“
„Deine Mutter hat Recht, Tai“, stimmte Susumo zu.
Langsam wurde Tai sauer. Wieso hielten seine Eltern ihn eigentlich ausgerechnet
dann davon ab, in die Schule zu gehen, wenn er tatsächlich mal hin wollte? Das
war genauso typisch, wie die Tatsache, dass Eltern einem nie glaubten, wenn man
mal die Wahrheit sagte.
„Dieser Test ist absolut wichtig für mich!“, versuchte es Tai noch einmal.
„Und wenn ihr mich nicht freiwillig gehen lasst, gebe ich mir einfach selbst
die Erlaubnis dazu!“
„Kommt nicht in Frage!“, sagte Yuuko sofort.
„Eigentlich müssten wir das alles aufnehmen. Ich glaube so was hören wir von
Taichi nie wieder“, grinste Herr Yagami.
Tss. Von den beiden würde er sich doch nicht aufhalten lassen. Er marschierte
an Yuuko vorbei in sein Zimmer. Sie atmete erleichtert auf. Sie war der Meinung,
er wäre zur Vernunft gekommen und würde sich hinlegen. Aber Taichi dachte gar
nicht daran. Er zog sich seine Sachen an und schnappte sich seine Schultasche.
Mit einem Gesichtsausdruck, der Krieg bedeutete, ging er durch den Flur und
wollte gerade zur Haustür, als Yuuko ihn aufhielt.
Erneut brach eine Diskussion aus. Yuuko versuchte es mit allen möglichen
Argumenten, aber Tai blieb Stur. Susumo beendete oder besser unterbrach Streit.
Er warf sich seinen Sohn einfach über die Schulter. Tai hatte keine Chance sich
dagegen zu wehren. Er war viel zu schwach dazu.
Susumo brachte ihn zurück in sein Zimmer, wo er ihn mit der Decke praktisch ans
bett fesselte. Dann verließ er den Raum und schloss hinter sich ab.
Matt wartete schon eine Ewigkeit vor dem Geschichtsraum auf Tai. Er fragte
sich, warum Yagami nicht kam. Er hatte ihm eigentlich nur noch mal viel Glück
wünschen wollen. Aber wenn das so weiterging, würde er seinen eigenen
Unterricht noch ganz verpassen. Er war ohnehin schon viel zu spät.
Als er nach acht weiteren Minuten noch nicht da war, beschloss Matt in seinen
Unterricht zu gehen. Er würde sicher Ärger bekommen. Aber das war ihm jetzt
auch egal. Wo steckte bloß Yagami? Er schwänzte doch nicht etwa den Test?
Total in Gedanken verloren, ging Matt um die Ecke. Zur gleichen Zeit, rannte Tai
wie ein Besessener durch den Flur und genau, um dieselbe Ecke, wie Matt. Im
nächsten Moment stießen die beiden auch schon zusammen. Tai fiel rücklings
nach hinten und Matt genau auf ihn drauf. Matt fiel unsanft auf Tais Rippen.
Alles, was Tai in dem Moment empfand war Dankbarkeit – Dass Matt so ein
Leichtgewichtchen war. So hatte er ihm bei dem Sturz zumindest nicht die Rippen
gebrochen.
„Weißt du nicht, dass rennen auf dem Flur verboten ist?“, brachte Matt
unter Stöhnen hervor.
„Ich hatte es eilig. Ich muss einen wichtigen Test schreiben“, erklärte
Tai.
„Und das ist deine Entschuldigung, Yagami?“, sagte Matt und versuchte
vorsichtig sich aufzurichten.
„Na ja, ich kann den Test doch nicht verpassen. Ich meine, wo mir doch mein
smarter Nachhilfelehrer so viel von seiner kostbaren zeit geopfert hat“,
grinste Tai.
Matt wollte lachen, doch erst da fiel ihm auf, wie Tai aussah. „Was ist denn
mit dir passiert?“
„Eine höhere Macht hat mich dafür bestraft, dass ich Kari nicht mit dir
weglasse. Ach ja, würde es dir was ausmachen von mir runter zu gehen? Verstehe
mich nicht falsch, das Gefühl, wie deine Ellbogen sich in meinen Bauchdrucken
ist einfach toll, aber…“
Matt wurde rot, als er bemerkte, wie unvorteilhaft er da auf Yagami lag.
Eigentlich war es sowieso schon peinlich genug, dass er auf ihm lag. Er stand
rasch auf und bot Yagami eine Hand an, um ihm hoch zu helfen.
„Danke“, sagte Tai.
„Also langsam bekomm ich echt Schuldgefühle“, sagte Matt. „Zuerst habt
ihr meinetwegen Krach, dann schlägt sie dich und jetzt wirst du auch noch
krank.“
„Schon gut, ich überleg mir was, wie du es wieder gut machen kannst…“,
sagte Tai.
„Ich würde dich ja fragen, wieso du so spät dran bist, aber dann verpasst du
den Test noch ganz.“
„Oh ja, richtig!“, erschrocken stellte Tai fest, dass er ja immer noch den
Test schreiben musste. „ich erzähle es dir später, versprochen.“
„Viel Glück bei dem Test“, sagte Matt. Tai zwinkerte ihm zu und verschwan
im Saal. Hoffentlich bestand er den Test. Er musste einfach. Matt wäre sicher
enttäuscht, wenn alles umsonst gewesen wäre… Und Nachhilfe würde er ihm
wahrscheinlich auch nie wieder geben.
„Was tust du da?“, fragte Matt. Er war gerade vorbeigekommen, um zu sehen,
wie es Tai nach dem Test ging. Er stand vor der Tür des Saals und spähte durch
das kleine Fenster über der Tür.
„Oh, hi“, sagte Tai, der Matt noch gar nicht bemerkt hatte. „ich versuche
dem Lehrer durch Telepathie klar zu machen, dass er mir eine gute Note geben
soll.
„Und, nützt es was?“
„Keine Ahnung. Ich weiß nicht einmal, ob er meinen Test schon korrigiert
hat“, Tai sah beunruhigt in den Saal. Ihm war deutlich anzumerken, dass er
nicht besonders optimistisch war, was das Ergebnis des Tests anging.
„Vergiss den blöden Test doch einfach mal für ne Weile. Und wenn du hier
stundenlang noch so angestrengt reinguckst, wird deine Note dadurch nicht
besser“, meinte Matt. Er bereute schon im nächsten Moment, dass er das gesagt
hatte. `Yagami sieht schlecht aus…` stellte er fest. Tais Gesichtsausdruck
hatte sich noch mehr verfinstert. Er wirkte richtig kränklich und von seinem
gesunden, gebräunten Teint war heute nichts zu sehen.
„Sorry. Wenn es dich beruhigt sieht weiter zu, wie er die Tests
korrigiert.“
„Nein, schon gut. Du hast ja Recht. Es ist sinnlos zu warten und zuzusehen.
Ich glaube sowieso, ich falle durch. Ich hatte ein richtiges Blackout, als das
Blatt dann vor mir lag. Mir war fast, als hätte ich mich heute zum allerersten
Mal mit dem Thema befasst.“
„Wenn du den Test wirklich nicht schaffst, dann bestimmt nicht, weil du nicht
gut genug gelernt hast“, sagte Matt.
„Danke, nett von dir. Ich hab zwar mittlerweile begriffen, dass du nicht
darauf stehst, aber wie wäre es mit einer Runde Videospiele bei mir, so zur
Ablenkung? Ich lasse dich auch gewinnen“, schlug Taichi vor.
„Meinetwegen. Ist es bei dir denn wieder sicher? Wegen Kari meine ich…“
„Sicher würde ich es nicht nennen. Also, wenn meine Eltern nicht mit im Haus
wären und ich nicht den Baseballschläger unter meinem Kopfkissen hätte,
würde ich nicht bei mir zu Hause sein wollen.
Aber Kari geht mir aus dem Weg glaube ich. Heute Morgen ist sie schon super
früh zur Schule. Nur damit sie mich nicht sehen muss. War mir aber auch ganz
recht so.“
„Du hast eine Baseballschläger bei dir im Bett?! Tss, und von mir denkst du
ich wäre ein Killer!“
„Alles hat dafür gesprochen!“, verteidigte sich Taichi. „Und außerdem
ist der Schläger auch nur zurr Notwehr da und nicht um jemanden
umzubringen.“
„Ich werde es dir wohl glauben müssen. Was ist jetzt eigentlich deine Ausrede
fürs Zu spät kommen?“, fragte Matt.
„Eigentlich ´ne ganz witzige Geschichte“, meinte Tai. „Und irgendwie die
pure Ironie. Ich wollte zum ersten Mal freiwillig zur Schule – und was ist?
Meine Eltern weigern sich mich gehen zu lassen und ketten mich zu Hause fest.
Normalerweise mein größter Traum.“
„Ich hab mir bei meinem nächtlichen Spaziergang die Grippe eingefangen“,
erklärte Tai auf Matts fragenden Blick hin.
„Oh, deshalb siehst du so aus“, stellte Matt fest. „Weshalb wolltest du
eigentlich in die Schule? Das wäre doch die beste Möglichkeit der Welt
gewesen, den Test nicht schreiben zu müssen.“
Matt wusste nicht ob er laut lachen oder sich einfach nur wundern sollte. Aber
die Vorstellung, dass Yagami unbedingt in die Schule wollte und dass seine
Eltern ihn davon abbringen wollten – das war irgendwie zu surreal. Das passte
vielleicht zur Parallelwelt, aber zu dieser? Nein. Unmöglich.
„Ich musste den Test einfach schreiben. Du hast mir die ganze Zeit Nachhilfe
gegeben, mir deine Zeit geopfert. Ich muss dir doch zeigen, dass es was gebracht
hat…“
Er sah Matt ernst an. Er musste den Test einfach bestehen. Dann würde Matt auch
nicht mehr enttäuscht von ihm sein. So ernst kannte dieser ihn gar nicht.
Überhaupt war es irgendwie schräg, was Yagami erzählte. Vielleicht war er am
Ende ja wirklich in einem Paralleluniversum gelandet. Das war wohl die
logischste Erklärung für das Ganze…
Plötzlich fing Yagami an, laut zu lachen. Matt sah ihn fragend an. Doch Tai
schüttelte den Kopf und lachte weiter vergnügt und Matt verstand gar nicht was
los ist. „Du hättest dich sehen müssen. Wie du mich angeguckt hast, echt zum
schießen!“, brachte Taichi während seines Lachanfalls gerade so raus.
„Wovon redest du?“, fragte Matt verwirrt und zugleich ärgerlich, weil
Yagami sich über ihn lustig machte.
„Du hattest diesen wunderbaren
„Oh-Gott,-jetzt-dreht-er-völlig-durch-ich-verschwinde-besser-und-rufe-die-männer-in-weiß-blick!“
„Tss, du hast ja keine Ahnung. Diesen Blick hab ich normalerweise. Das war
eben der
Verdammte-Scheiße-er-wird-vernünftig-geht-jetzt-die-welt-unter?-blick“,
erklärte Matt.
„Oh ja, richtig“, lachte Tai.
„Oh, sieh mal!“
Taichis Lächeln erlosch, als er auf einmal seine kleine Schwester Kari vor dem
Saal gegenüber stehen sah. Sie stand da gegen den Türrahmen gelehnt, die arme
vor der Brust verschränkt und ihn böse anfunkelnd. Taichi wich sofort einen
Schritt zurück. Auch Yamato wirkte erschrocken und sah Kari beunruhigt an. So
wie sie ihn ansah, konnte Matt sich gut vorstellen, dass sie auf ihrem Bruder
losgehen würde. In ihren Augen funkelte der pure Zorn.
Als Kari Matt sah, wäre ihr Blick fast wieder weich geworden. Zum Glück fing
sie sich schnell wieder. Sie musste Taichi ein für alle mal klar machen, dass
er ihr nichts verbieten konnte. Matt gehörte ihr. Das hatte er vom ersten
Augenblick an getan. Seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Und an ihrer
Liebe zu ihm, würde Tai auch nichts ändern können. Sie würde mit Matt
glücklich werden.
„Kari – Was machst du denn hier?“, fragte Taichi schließlich. Er hasste
seich selbst dafür, dass seine Stimme zitterte.
„Dir etwas sagen“, erklärte sie in festem Ton und auch ihr Blick
veränderte sich nicht für einen Bruchteil einer Sekunde.
Tai musterte seine kleine Schwester ungläubig. Was war nur aus dem kleinen
süßen Mädchen geworden, das sie mal war? Sie konnte sich doch unmöglich so
sehr verändert haben! Sie hatten sich doch immer so gut verstanden.
„Was willst du mir sagen?“, fragte Tai. Vor der Antwort fürchtete er sich.
Er konnte nicht abschätzen, was sie dachte und vorhatte.
Kari lächelte bitter. „Etwas, dass ich dir und auch allen anderen schon
länger mal sagen wollte“, erklärte sie lauter, als es nötig gewesen wäre.
Es drehten sich einige neugierig dreinblickende Köpfe zu ihnen. Das sah auch
Kari und lächelte zufrieden. Es war ihr nur recht, wenn es sobald, wie möglich
alle erfahren würden. Es würde sich bestimmt schnell herum sprechen. Sie
freute sich.
„Das ist ein Privatgespräch, verschwindet“, schrie Tai einen
schwarzhaarigen Jungen an, der ihn neugierig anstarrte. Der Junge wich
erschrocken zurück. Der Rest, der Schüler, die um sie herum versammelt
standen, rührten sich nicht ein Stück.
Matt fühlte sich mehr, als unwohl. Mussten die alle so um sie herumstehen?
Tai sah sich um. Die würden wohl nicht verschwinden, ehe sie ihre Neugierde
gestillt hatten. Taichi seufzte. Dann würden sie eben alle sehen, wie seine
Schwester ihn fertig machte und ihm vermutlich alle Knochen brach.
„Sag, was du sagen wolltest“, bat Tai schließlich seine Schwester.
„Okay. Also zu aller erst: Ich bin kein kleines Mädchen mehr. Damit du das
endlich mal kapierst. Ich bin erwachsen, falls es dir bisher noch nicht
aufgefallen ist. Und ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen. Es liegt
nicht an dir, mein Leben zu bestimmen, kapiert?“
Es war nicht das, was Tai erwartet hatte. Er hatte eigentlich mit Beschimpfungen
und Schlägen gerechnet. Trotzdem traute er sich nicht etwas zu sagen.
„Und eine Entscheidung treffe ich jetzt“, begann Kari und wartete einen
Moment ab. „Und diese Entscheidung ist…“
Sie löste sich vom Türrahmen. Sie nahm die Arme herunter und ging in langsamen
Schritten auf Taichi zu. Ihr Blick blieb hart, bis sie ein zwei Meter vor ihm
zum stehen kam. Sie wandte sich zu Matt und ihre Züge wurden wieder weich.
„diese: Ich liebe Matt und ich werde mit ihm zusammen sein. Egal, was auch
immer du tun wirst!“, sagte sie wieder zu ihrem Bruder gewandt, mit lauter
Stimme.
Was dann passierte, würde Taichi nie vergessen. Kari drehte sich wieder zu Matt
und stellte sich schließlich direkt vor ihn. Sie sah ihn liebevoll an. So
liebevoll, wie Tai Kari noch nie jemanden hatte ansehen sehen. Bevor Matt
zurückweichen konnte, hatte sie bereits die Worte gesagt. Ich liebe dich. Ihre
Hände auf sein Gesicht gelegt Und ihre Lippen auf Matts gepresst.
Um sie herum jubelten einige, pfiffen und sagten irgendwelche Worte, die Taichi
nicht mehr verstand. Sämtliche Geräusche wurden verschluckt. Er sah nur noch
dieses grauenvolle, surreale Bild vor sich. Es war genauso, wie in seinem
Albtraum. Nur dass Matt Kari nicht leidenschaftlich küsste, oder ihr sagte,
dass er sie liebte. Er stand nur da. Der schrecken stand ihm deutlich ins
Gesicht geschrieben. Nicht weniger, als der Ekel.
------------------------------------
so, also nach diesem chap, geh ich mal lieber in deckung. gebt mir wenigstens
zehn sekunden vorsprung bevor ihr das gemüse werft *fleh*
Kapitel 13: A Nightmare comes true
----------------------------------
So, willkommen zum neuen chap^^! es ist diesmal leider nicht so gut geschrieben.
Ich hatte mordermäßige Kopfschmerzen und die ganzen Schmerzmittel haben es
fast schlimmer gemacht, asl besser. Naja, das nächste wird besser.
jedenfalls wollte ich noch mal nachfragen, wer den alles die ens will. cih
glaube, dass ist durch den schock de sletzten chaps etwas untergegangen.
zweitens: es gibt eine neue charabeschreibung, nein, nicht die von dean. sorry,
aber da musst ihr euch ncoh ein ganz kelinw enig gedulden. es ist die von franky
dem freak (matts nachbar) hier ein ganz dickes dankeschön an MMA für den
Namen.
so, nun aber ohne weitere umschweife zum chap:
_______________________________
Kari legte ihre Hand in Matts Nacken und zog ihn dichter zu sich heran. Sie
genoss diesen Kuss in vollen Zügen. Es war genauso, wie sie es sich vorgestellt
hatte, einfach wunderschön.
Matt hatte anfangs noch versucht, sich zuw ehren, doch inwzischen hatte er es
uafgegeben. Er konnte Kari nicht von sich wegstoßen, sie war immer noch Tais
kleine Schwester! So grob konnte er nicht zu ihr sein.
Er versuchte sich zu entspannen und zu seiner Erleichterung schaffte er das
auch. So schwer es ihm auch fiel, das zuzugeben, aber mit der Zeit, musste er
sich doch eingestehen, dass er selbst ganz schön fand, wenn Kari ihn so
küsste. Sie war so zärtlich und lieb. Wie süß sie doch aussah, war ihm
vorher nie aufgefallen. Vielleicht war es ja auch gar keine schlechte Idee, wenn
er doch mit ihr auf dieses Fest gehen würde.
Er musste lächeln. Irgendwie gefiel ihm dieser Gedanke... Er schloss die Augen
und genoss den Kuss, solange er noch andauerte. Viel zu schnell lösten sich
Karis Lippen wieder von seinen...
*kicher* Sorry, aber ich konnte nicht widerstehen, das zu schreiben^^! ich hoffe
ihr nehmt mir das nicht übel. Ist auch gar nicht das echt chap, ich schöre es!
So, hier gehts zum echten 13. chapter. sorry, nochmal^^!
„Und eine Entscheidung treffe ich jetzt“, begann Kari und wartete einen
Moment ab. „Und diese Entscheidung ist…“
Sie löste sich vom Türrahmen. Sie nahm die Arme herunter und ging in langsamen
Schritten auf Taichi zu. Ihr Blick blieb hart, bis sie ein zwei Meter vor ihm
zum stehen kam. Sie wandte sich zu Matt und ihre Züge wurden wieder weich.
„diese: Ich liebe Matt und ich werde mit ihm zusammen sein. Egal, was auch
immer du tun wirst!“, sagte sie wieder zu ihrem Bruder gewandt, mit lauter
Stimme.
Was dann passierte, würde Taichi nie vergessen. Kari drehte sich wieder zu Matt
und stellte sich schließlich direkt vor ihn. Sie sah ihn liebevoll an. So
liebevoll, wie Tai Kari noch nie jemanden hatte ansehen sehen. Bevor Matt
zurückweichen konnte, hatte sie bereits die Worte gesagt. Ich liebe dich. Ihre
Hände auf sein Gesicht gelegt Und ihre Lippen auf Matts gepresst.
Um sie herum jubelten einige, pfiffen und sagten irgendwelche Worte, die Taichi
nicht mehr verstand. Sämtliche Geräusche wurden verschluckt. Er sah nur noch
dieses grauenvolle, surreale Bild vor sich. Es war genauso, wie in seinem
Albtraum. Nur dass Matt Kari nicht leidenschaftlich küsste, oder ihr sagte,
dass er sie liebte. Er stand nur da. Der schrecken stand ihm deutlich ins
Gesicht geschrieben. Nicht weniger, als der Ekel.
Tai blinzelte, doch das Bild vor seinen Augen verschwand nicht. Er zwickte sich
selbst in den Arm, doch er wachte nicht auf. Das Bild blieb, verschwand nicht.
Im Gegenteil. Das Bild manifestierte sich, er würde es nie wieder vergessen.
Mit jeder Sekunde wurde ihm bewusster, wie real es doch war.
Matt stand immer noch nur da, die blauen Augen weit aufgerissen. Er wollte Kari
von sich wegdrücken, doch er schaffte es nicht sich zu rühren.
Matt erinnerte sich, dass er zu seinem fünften Geburtstag einen riesigen
Stoffteddybären bekommen hatte. Er hatte ihn gehasst. Das Ding war doppelt so
groß wie er gewesen und hatte ein Lächeln aufgenäht, dass es einem eiskalt
den Rücken runter lief. Über ein halbes Jahr lang hatte er damals jede Nacht
denselben Traum gehabt. Der Bär war ihm hinter her gejagt und hatte ihn fressen
wollen.
Und Yagami träumte ein einziges Mal, dass er Kari küsste und es wurde wahr.
Verdammt, wieso hat ihn damals nicht der Bär gefressen? Und wieso bitte dachte
er überhaupt über so etwas nach? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn!
Andererseits ergab das hier auch keinen Sinn. Er stand hier im Flur seiner
Schule, umringt von Schülern. Und hier, in aller Öffentlichkeit küsste ihn
ein Mädchen, dass er hasste, die kleine Schwester eines Typen, den er bis vor
kurzem auch noch gehasst hatte. Irgendetwas lief hier definitiv gewaltig
schief…
Kari ließ langsam von Matts Lippen ab. Trotzdem waren ihre Gesichter noch so
nah beieinander, dass ihre Gesichter sich fast berührten. Kari sah verträumt
in Matts Augen. Sie war so glücklich. Endlich hatte sie es geschafft, endlich
gehörte Matt ihr.
Plötzlich ging alles ganz schnell. Während Tai diesen Albtraum immer noch, wie
in Trance ansah, erwachte Matt aus seiner Starre. Er stieß Kari von sich weg.
Zuerst mit langsamen, dann mit immer schneller werdenden Schritten entfernte er
sich von ihr. Kari sah ihm verständnislos nach. Warum hatte er das getan? Ihr
zartes Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an, der sich mit Wut mischte.
Matt war das egal. Er musste weg. Bei seiner Flucht streifte er kurz Tai. Als
sich ihre Blicke trafen, erwachte auch er aus seiner Trance.
Es war Matts Blick, der ihn aufgeweckt hatte. Wie Matt ihn angesehen hatte… so
schuld zu weisend. Fast so, als würde er ihn für das alles verantwortlich
machen. Oder hatte er mittlerweile ein so schlechtes Gewissen, weil er nicht
eingegriffen hatte, dass er sich das jetzt nur einbildete?
„Matt…“, sagte er leise.
Doch Matt schüttelte nur kurz den Kopf, ging weiter. Tai blieb stehen. Was war
da nur passiert?! Er sah Kari an. Sie errötete und sah weg. Sein Blick fiel
wieder in die Richtung, in die Matt gegangen war.
„Matt!!“, schrie Tai. „Bitte mach dir Tür auf!“
Er stand hier bestimmt schon eine halbe Stunde, klingelte immer wieder und
hämmerte gegen die Tür, in der Hoffnung, Matt würde ihn doch noch reinlassen.
Er dachte lieber nicht an den Ärger, den sie bekommen würden, weil sie einfach
die Schule verlassen hatten.
„Sieh mal einer an. Das Alien ist wieder da!“
Tai drehte sich um, vor ihm stand Matts irrer Nachbar, der ihn, die Hände auf
die Hüften gestemmt, tadelnd anblickte.
„Oh – Sie schon wieder“, stellte Tai fest und verdrehte die Augen.
„Ja, ich. Und ich, Franky Kyosha, werde auch eines Tages beweisen können,
dass *du* ein Alien bist!“
„Ich bin kein Alien!“
„Na klar! Das kannst du vielleicht den unwissenden übrigen Erdenbewohnern
klar machen, aber nicht mir. Ich bin zu klug für dich, du schleimiges…
Aliendingens!“
„Ja, gut dass sie so klug sind. Aber ich hab jetzt keine Zeit“, erklärte
Tai, wandte sich von ihm ab und versuchte es noch einmal mit klingeln. Wieder
vergeblich. Matt öffnete nicht.
„Scheint fast so, als würde Ishida dir nicht aufmachen“, grinste Franky.
„Können Sie nicht irgendwen anders nerven?“
„Er hat dich sicherlich durchschaut. Einem Alien macht man nicht die Tür
auf“, sagte Franky, ohne auf Tais Worte einzugehen.
„Zum letzten Mal, ich.bin.kein.ALIEN!!“
Tai war langsam kurz vorm Ausrasten. Schlimm genug, dass Matt einfach nicht die
Tür aufmachte. Jetzt nervte ihn auch noch dieser Alien-Spinner Franky. Was
musste er an diesem verdammten Tag eigentlich noch alles ertragen?!
„Ist ja schon lustig, wie sehr du versuchst, deine wahre Identität zu
verschleiern. Aber hör mal, wenn die dich im Labor aufschnippeln, dann bringt
dir das auch nichts mehr. Die Wissenschaft deckt die Wahrheit immer auf!“,
erklärte Franky Kyosha.
„Vielleicht sollten die Mal Ihr Gehirn unter die Lupe nehmen. Da würden die
sicher auch ne interessante Wahrheit aufdecken“, entgegnete Tai, klingelte
dann erneut und schlug mehrmals gegen die Tür. `Matt, mach doch auf!`
„Tss, von einer Kreatur, wie dir, lasse ich mir gar nichts gefallen!“,
meinte Franky wütend. „Ich werde jetzt die Polizei anrufen. Du bleibst schön
da stehen!“
Franky rannte schnell in seine Wohnung, wo er sich das Telefon angelte und dann
schnell wieder zu Tai zurückkehrte. Er konnte nicht riskieren, dass das Alien
entkam oder sogar versuchte irgendwelchen Menschen etwas anzutun. Er war die
einzige Hoffnung, die die Menschheit noch hatte. Er konnte die Welt nicht im
Stich lassen. „Brav da stehen bleiben!“, sagte er noch einmal
nachdrücklich. Dann tippte er die Nummer ein und wartete, bis jemand abnahm.
Tai seufzte. Dieser Tag – war einfach nur schrecklich!
„… Ja, ja. Ich passe auf ihn auf. Er wird auf keinen Fall abhauen. Ich werde
warten bis sie kommen… Was sagen sie? Nein, ich bin nicht… Nehmen Sie das
zurück…!“
Okay, wenn er schnell handeln würde, würde er abhauen können, bevor der Typ
etwas merk. Eins, zwei…dre-
Eine Hand packte Tai und zog ihn zurück, Tai stieß einen kurzen Schrei aus. Er
drehte sich um, um zu sehen, wer es war. Überrascht stellte er fest, dass es
Matt war, der ihn gepackt und in seine Wohnung gezogen hatte.
„Danke, Matt du-“
„Ich hab das nur getan, damit Franky dich nicht weiter belästigt“, stellte
Matt klar.
„Oh…“, machte Tai. Er hatte gehofft, der Grund, weshalb Matt ihn
reingeholt hatte, wäre ein anderer. Matts kalter Gesichtsausdruck gefiel ihm
gar nicht. Er beunruhigte ihn.
„Du kannst hier warten, bis er weg ist“; erklärte Matt und wandte sich von
Tai ab, um nach oben zu gehen.
„Warte Mal!“, bat Tai. Matt blieb etwas zögerlich auf der zweiten Stufe
stehen. Er blickte ihn finster an. „Matt, bitte, ich muss mit dir reden!“
Matt seufzte, kehrte aber schließlich um und ging auf Yagami zu. Tai war
wirklich froh, dass Matt bereit war ihm zuzuhören. Vielleicht würde der Tag ja
wenigstens ein gutes Ende nehmen.
„Du wolltest reden…“, drängte Matt.
„Es tut mir Leid, was in der Schule passiert ist… das mit Kari, meine ich.
Ich werde auf jeden Fall noch einmal mit ihr reden…“
„…“
„Alles in Ordnung, Matt?“
„Das fragst du noch?! Deine Schwester hat mich nur vor der halben Schule …
geküsst!“
„Ich weiß…“, sagte Tai bedrückt. Er würde es ja selbst so gerne
ungeschehen machen. Er hasste Kari so sehr dafür, dass sie das getan hatte. Er
wusste selbst nicht warum, aber in ihm war eine unglaubliche Wut auf seine
kleine Schwester. Wenn er nicht erst einmal Matt hätte hinterher gehen müssen,
hätte er sie wahrscheinlich geschlagen. Irgendwie schämte er sich, nur daran
zu denken seine kleine Schwester zu schlagen. Es war falsch. Aber was sie getan
hatte, war mindestens genauso falsch und er hatte allen Grund wütend auf sie zu
sein.
„Warum hast du sie nicht aufgehalten?“, fragte Matt.
„Was?“, sagte Tai aus seinen Gedanken gerissen.
„Warum du sie nicht aufgehalten hast – sie ist schließlich deine
Schwester!“ Er kam sich so blöd vor, als er das sagte. Yagami war doch nicht
sein Bodyguard. Aber irgendwie wollte er sich einreden, dass er für sie
verantwortlich war und damit auch der jenige, der zu verhindern hatte, dass sie
irgendwelche Leute küsste, deren letzter Wunsch es war, von ihr geküsst zu
werden.
„Ich wollte sie aufhalten. Aber ich konnte mich nicht bewegen. Das ganze hat
mich so sehr an meinen Traum erinnert. Ich dachte schon, ich träume wieder.“
„Ist mir auch schon aufgefallen… dass du auch von so was träumen musst,
tss.“
„Na ja… Zumindest war es nicht ganz, wie mein Traum“, sagte Tai. „In
meinem Traum hat es dir gefallen sie zu küssen. Das hat es jetzt aber nicht,
oder? Du bist nicht in sie verliebt?“
Matt sah ihn ernst an, zog dann eine Augenbraue hoch. „Seh ich etwa so
aus?!“
Tai musste unwillkürlich lachen. „Nein, nein – tust du nicht! Du siehst
eher aus, als hättest du ´nen Frosch geküsst.“
„Toll, dass du das so lustig findest“, meinte Matt und ging wieder zur
Treppe und schließlich nach oben.
Taichi sah schuldbewusst zu Boden. Es tat ihm Leid, dass er das gesagt hatte. Er
war nur so froh gewesen, dass sein Traum sich nicht hundertprozentig
bewahrheitet hatte. Und die Vorstellung, dass Matt den Kuss so abartig gefunden
hatte, gefiel ihm einfach.
Tai seufzte schwer. Matt war wirklich wütend. Es hatte wohl keinen Sinn
weiterhin zu versuchen, mit ihm zu reden. Wenn er ihn eine Weile in Ruhe ließ,
regte er sich bestimmt wieder ab. Das hoffte Taichi zumindest.
Er wandte sich gerade zum gehen, als er neben dem Telefon im Flur einen Block
und einen Stift entdeckte. Er würde Matt noch eine Nachricht da lassen bevor er
ging.
Als er fertig war, verließ er vorsichtig die Wohnung. Matts liebenwerter
Nachbar war scheinbar verschwunden. Ein Glück. Hoffentlich hatten ihn ein paar
richtige Aliens entführt und in eine weit entfernte Galaxie verschleppt.
Als Tai nach Hause kam, lag seine Schwester Kari gerade schluchzend in den Armen
ihrer Mutter. Die beiden saßen am Küchentisch, auf dem sich mehrere Dutzend
Taschentücher befanden. Yuuko versuchte ihr Bestes Kari zu trösten, doch ihre
Tochter höre nicht auf zu weinen.
Taichi beschloss lieber erst später mit Kari zu reden. Täte er es jetzt,
hätte sie danach wirklich einen Grund zum heulen. Im Moment war er noch viel zu
wütend und aufgebracht.
Er ging erst einmal in sein Zimmer und verschloss die Tür. Er musste sich jetzt
irgendwie ablenken. Vielleicht war es ja keine schlechte Idee, wenn er zur
Abwechslung mal seine Hausaufgaben machte.
Er schnappte sich sein Buch und seinen Block und ging zu seinem Schreibtisch. Es
dauerte nur zwei Minuten, bis er das Buch wieder weglegte, aufstand und unruhig
in seinem Zimmer auf und abging.
Dann setzt er sich wieder an den Schreibtisch und holte auch das Buch wieder
hervor. Er las sich die erste Aufgabe durch. Er verstand sie nicht. Wieder las
er sie sich durch. Wort für Wort, trotzdem verstand er nichts.
Das Buch wurde abermals zur Seite gelegt. Entrüstet stützte er den Kopf auf
die Hände. Was sollte er jetzt bloß tun? Er seufzte.
Er stand auf, aber diesmal nicht, um sein Zimmer zu besichtigen und ein Loch in
den Boden zu laufen, sondern um zum Schrank zu gehen. Dort holte er sich seine
Sporttasche und seinen Fußball. Ein paar Tore schießen half bestimmt.
Zumindest hatte es bisher immer geholfen. Und es konnte nicht schaden, wenn er
etwas hatte, wogegen er treten und seine Wut zum Ausdruck bringen konnte.
Matt lag ausgestreckt auf der Couch. Seine Augen waren halb geschlossen, er sah
aus, als würde er jeden Moment einschlafen. Ein wunder wäre es jedenfalls
nicht. Er hatte vorhin alle seine Hausaufgaben gemacht, danach die Wäsche
gewaschen und in die Schränke geräumt. Danach hatte er gesaugt und geputzt,
die Betten frisch bezogen und im Arbeitszimmer seines Vaters Ordnung gemacht.
Letztendlich hatte dann auch noch das Silber dran glauben müssen, in dem man
sich nun wirklich Spiegeln konnte. Das übrige Geschirr hatte er
überflüssigerweise dann auch noch gespült – mit der Hand.
Eigentlich war er gar nicht so fleißig und hasste Aufräumen, wie die Pest.
Aber irgendwie hatte er das Gefühl gehabt, er müsse etwas tun, bevor er
wahnsinnig wurde. Jetzt gab es nichts mehr, was er noch tun könnte. Zumindest
fiel ihm nichts mehr ein.
Außerdem beschäftigte ihn auch noch etwas anderes. Seine müden Augen sahen
auf den Zettel in seiner Hand. Er seufzte. Den hatte Yagami ihm an die Haustür
geklebt.
`Ich fand es nicht lustig, ich fand es sogar schrecklich! Ich hasse meine
Schwester für das, was sie getan hat.
Tai`
Kapitel 14: Strange Feelings
----------------------------
Matt wachte am nächsten Morgen mit Rückenschmerzen auf. Als er die Augen
aufschlug, wurde ihm auch bewusst, wieso. Er war doch tatsächlich auf dem Sofa
eingeschlafen! In der Hand hielt er auch immer noch Yagamis Zettel.
Er setzte sich langsam auf, rieb sich den Schlaf aus den Müden Augen. Man, er
musste ja wirklich fertig gewesen sein, wenn er schon auf der Couch einschlief.
Normalerweise konnte er nirgendwo anders, als in seinem Bett einschlafen.
`Ich fand es nicht lustig, ich fand es sogar schrecklich! Ich hasse meine
Schwester für das, was sie getan hat.
Tai`
Er las sich die Worte auf dem Papier noch einmal durch. Irgendwie hätte er ihn
gerne angerufen, um ihm zu sagen, dass et ihm nicht mehr böse war. Aber etwas
hielt ihn auch zurück.
Obwohl er bereits seit zwei Stunden wach war, lag Tai immer noch im Bett. Er
wollte nicht aufstehen, weil er Angst hatte, dann Kari zu begegnen. Er scheute
sich vor einem Zusammentreffen mit ihr. Er wusste nicht, wie er reagieren würde
oder wie er reagieren sollte. Um genau zu sein, wusste er gar nichts mehr.
Nur, dass er jetzt gerne woanders wäre, bevorzugt bei Matt. Er würde jetzt so
gerne mit ihm reden oder wenigstens bei ihm sein. Aber das ging nicht. Matt
konnte ihn gestern ganz offensichtlich nicht in seiner Nähe haben. Er musste
ihm Zeit geben, da konnte er ihn nicht heute gleich wieder belästigen.
Mann, wieso musste eigentlich alles so kompliziert sein?
Und wieso konnte er nicht einfach den ganzen Tag im Bett bleiben und alles um
ihn herum vergessen?
Wahrscheinlich, weil Kari so oder so, irgendwann in sein Zimmer gestürmt käme.
Oder auch, weil seine Eltern sich irgendwann davon überzeugen würden, dass er
noch lebte und nicht still in seinem Kämmerchen vor sich hinvegetierte.
Der entscheidende Grund, war wohl der, dass ihn das Nichtstun wahnsinnig machte.
Das Fußballspielen gestern war so gut gewesen. Er hatte sich so befreit
gefühlt…
Gegen elf Uhr entschied sich Taichi schließlich doch mal sein Zimmer zu
verlassen. Er ging direkt in die Küche, in der Hoffnung, dass Kari mal wieder
das Badezimmer eingenommen hatte und drei Stunden damit verbrachte sich Make-up
ins Gesicht zu schmieren.
Leider hatte er da falsch gedacht. Als er in die Küche kam, musste er
feststellen, dass Kari bereits am Tisch saß. Auch sein Vater saß schon dort
– zumindest vermutete er, dass er es war, der sich hinter der Zeitung
versteckte und hin und wieder einen Schluck Kaffee zu sich nahm. Seine Mutter
fand in ihrer gewohnten Umgebung hinter dem Tresen, wo sie das Frühstück
machte.
„Ah Schatz, du bist ja wach. Setz dich, es gibt gleich Essen“, begrüßte
Yuuko ihren Sohn.
Taichis Blick wanderte zum Esszimmertisch, an dem Kari sich so klein, wie
möglich machte, in eine andere Richtung sah und ihr Bestes tat, ihren Bruder
und dessen Existenz, sowie die Tatsache, dass er gerade die Küche betreten
hatte, zu ignorieren. Er besah sich das ganze äußerst skeptisch. Musste er
sich da jetzt wirklich hinsetzten?
Er hatte wohl keine Wahl. Dass er in seinem Zimmer aß, würde seine Mutter
sowieso nie erlauben. Außerdem würde sie sicher wissen wollen, warum ihr Sohn
nicht die Gegenwart seiner lieben Familie genießen wollte und das wiederum
würde nur unnötige Fragen aufwerfen, die er nicht beantworten wollte.
Er seufzte. Ja, er hatte keine andere Wahl, als die Höhle des Löwen zu
betreten. Zielstrebig ging er auf den Tisch zu und setzte sich so weit, wie
möglich von Kari weg, auf einen Stuhl. In die Höhle des Löwen würde er
gehen, ja, aber er würde ihm nicht ins Maul klettern.
Blöd nur, dass dieser Tisch zwar groß genug für ein paar Gäste war, aber
immer noch nicht groß genug, um so weit entfernt von Kari zu sitzen, wie er es
gerne wollte. Sie brauchten dringend einen größeren Esszimmertisch. Das würde
er auf jeden Fall ansprechen.
„Na, gut geschlafen?“, fragte Susumo, der – wie sich nun herausstellte,
tatsächlich derjenige hinter der Zeitung gewesen ist – einen Schluck von
seinem Kaffee trank und die Zeitung zur Seite legte. Der Sportteil, was sonst.
„Nein“, antwortete Tai knapp und zupfte nervös an seiner Servierte herum.
„Nein? Warum denn nicht?“, fragte sein Vater überrascht.
„Na ja…“, meinte Tai. „Gewisse Gedanken, an eine gewisse *Szene*, haben
mich nicht in Ruhe gelassen.“ Sein Blick heftete sich auf Kari, die er schuld
zu weisend ansah. Sie ließ sich nichts anmerken und tat weiterhin so, als
würde sie die wunderbare cremefarbene Tapete in der Küche bewundern.
„Oh nein, du hast sicher einen von diesen Kitschfilmen gesehen. Die liegen mir
auch immer schwer im Magen. Ich konnte nach `eMail für dich` drei Wochen lang
nicht schlafen. Ich verstehe dich gut!“
„Genug geplaudert, es gibt Frühstück“, kündigte Yuuko an, als sie mit
vollem Tablett zum Tisch kam. Ihre Kinder und ihre Mann betrachteten besagtes
Tablett äußerst kritisch. Es war nru schwer zu sagen, was sich darauf befand.
Wahrscheinlich wieder eines ihrer Kochexperimente.
„Ähm Liebling, äh… Was ist das?“, fragte Susumo.
„Schön, dass du fragst. Das ist ein indisches Rezept – oder ein
brasilianisches. Ich weiß nicht mehr so genau, mir Kaffee über das Rezept
gelaufen. Auf jeden Fall ist es selbstgebackenes Brot mit selbstgemachtem
Aufstrich“, erklärte Yuuko stolz.
„Und was ist da drin?“, wollte Taichi wissen, den die seltsam grün-graue
Farbe beunruhigte. Er unterdrückte ein Würgen.
„Na ja, was ursprünglich reinkommen sollte, weiß ich nicht mehr. Die
Zutaten waren wegen der Kaffeeflecken nicht mehr richtig deutbar, also hab ich
ein wenig improvisiert. Das ist dabei rausgekommen.“
Tja, so sah es auch aus. Tai beschloss, dass er auf eine Lebensmittelvergiftung
verzichtete und auch darauf, sich im Krankenhaus den Magen aussaugen zu lassen,
also stand er auf und ging in Richtung Toaster.
„Ich glaub ich bin gegen indisch-brasilianisches Brot nicht geimpft, äh, ich
meine ich habe eine Allergie gegen … was auch immer da drin ist. Ich esse
einfach einen Toast.“
„Uh, ich glaube ich nehme auch Toast“, rief Susumo und Kari begann heftig zu
nicken.
Yuuko knallte das Tablett auf den Tisch und deutete auf ihren Sohn. „Du!
Herkommen! Sofort!!“
Tai tat, wie ihm befohlen und war schneller wieder an dem Tisch, als er ihn
zuvor verlassen hatte. Ein Wunder. Yuuko setzte sich nun ebenfalls, faltete die
Hände und lächelte schief. „Das hier“, sie deutete auf das Tablett. „Ist
ein wunderbares, mit viel Liebe zubereitetes, Mal für meine Familie, die ich
ebenfalls sehr liebe. Und diese Familie wird jetzt brav essen, was ich ihr mit
viel Liebe zubereitet habe. Damit die Liebe, mit der ich es zubereitet habe auch
geschätzt wird, wird das Brot bis zum letzten Krümel aufgegessen, ist das
klar?“, fragte Yuuko in die Runde.
Alle nickten etwas zögerlich und nahmen sich dann eines der Brote, woraufhin
Yuuko zufrieden lächelte und sich ebenfalls eines nahm.
Taichi versuchte mehrmals Yuuko abzulenken, um der Katze das Brot zu geben oder
es auf andere Weise verschwinden zu lassen. Seine Mutter ließ sich da
allerdings nicht hereinlegen. Nicht mal auf die Vorstellung ihres Mannes fiel
sie rein. Er täuschte den Anruf eines Kollegen vor, der auf Schienen gefesselt
war und den jede Minute ein Zug überrollen könnte. Möglicherweise hätte der
Plan ja geklappt, wenn er sich eine glaubwürdigere Geschichte ausgedacht
hätte.
Die einzige, die brav ihr Brot aufaß, war Kari. Sie versuchte weiterhin Tai
nicht anzusehen und starrte stattdessen auf ihren Teller. Sie sagte während des
Essens kein Wort. Yuuko sah schon eine ganze Weile besorgt zu ihr.
„Mäuschen, alles in Ordnung? Geht es dir nicht gut, bist du krank? Hast du
dich vielleicht, bei Tai angesteckt?“ Sie schielte kurz zu Tai. Ihr Blick
sagte soviel, wie „Darüber, dass du einfach in die Schule bist, reden wir
noch!“
Kari schüttelte den Kopf. Sie wollte jetzt wirklich nicht wieder davon reden,
wie es ihr ging. Schon gar nicht, wenn ihr Vater und ihr Bruder dabei waren.
„Geht es dir immer noch schlecht, wegen Matt?“
Tai verschluckte sich an seinem Orangensaft und Kari wurde unnatürlich rot um
die Nase herum. Susumo sah verwirrt zwischen den beiden hin und her.
„Hab ich irgendwas verpasst?“
„Nein, nein Liebling. Kari hat nur, ähm, eine kleine Schwäche für Matt.
Tais Freund.“
„Kari ist verliebt? Meine kleine Kari? Die Kari, der ich bis vor kurzem noch
die Haare geflochten habe und die diese rosa Ponys sammelt?“
Kari schlug ihren Kopf auf den Tisch. Warum? Warum? Konnte die Demütigung nicht
endlich aufhören.
„Sie wird nun mal langsam erwachsen, Liebling“, meinte Yuuko.
„Nein. Nein, das wird sie nicht. Nicht, wenn ich es verhindern kann, sie ist
doch mein kleines Baby“, entgegnete ihr Mann.
Okay, jetzt musste ein Ablenkungsmanöver her. Kari sah sich hektisch um. Ihr
musste irgendwas einfallen, bevor das Ganze noch völlig ausartete.
„Mum, dein Brot – ist so köstlich. Wie zauberst du nur immer solche
Leckereien?“, sagte Kari und biss herzhaft in das graue, Brötchenähnliche
Etwas, wobei sie leicht das Gesicht verzog.
„Oh danke, Liebling! Wenigstens einer weiß meine kulinarischen Künste zu
ehren! Nehmt euch alle ein Beispiel an Kari, sie versteht was von guter
Kost.“
Hah, geschafft! Jetzt war sie gerettet. Etwas entspannter ließ sie sich zurück
in den Stuhl sinken. Dabei traf sich kurz ihr Blick mit Tais, woraufhin sie
sofort wieder zur Seite starrte. Sie musste missgelaunt feststellen, dass die
Milch leider genau bei ihm stand. Es wäre Quatsch gewesen, jemand anderen
danach zu fragen und obendrein auch noch viel zu auffällig. Da musste sie jetzt
wohl durch.
„Ähm, du… Tai. Gibst du mir mal die Milch. … Bitte.“
Tai brauchte eine Weile, bis er verstanden hatte, dass sie tatsächlich mit ihm
redete. Dann gab er ihr die Milch. Sie nahm sie ziemlich barsch an und trank ihr
Glas dann wütend und in einem Zug aus. „Darf ich bitte in mein Zimmer
gehen?“, fragte sie ihre Mutter so beherrscht, wie möglich.
„Aber wir sind doch noch gar nicht fertig mit essen. Susumo, sag auch mal was
dazu!“
Susumo nahm die Zeitung herunter, in die er gerade schon wieder vertieft gewesen
war und sah Kari mit feuchten Augen an. „Du gehst doch in dein Zimmer, um mit
dienen Puppen und den Ponys zu spielen, oder meine Kleine Prinzessin?“
Kari wusste nicht was sie antworten oder wie sie reagieren sollte. Genau
genommen hatte sie keine Ahnung, wie sie mit dieser Situation überhaupt umgehen
sollte. Und auch ihr Bruder sah seinen Vater etwas perplex an.
„Ähm …ja. Ja, genau das will ich tun“, log Kari.
„Dann darfst du gehen“, verkündete Susumo freudestrahlend und Yuuko schlug
sich die Hand vor die Stirn und seufzte schwer.
„Danke Daddylein“, sang Kari und gab ihrem Vater einen Kuss auf die Stirn
und hüpfte aus der Küche. Tai warf sie noch einen schwer zu deutenden Blick
zu. Er konnte wirklich nicht sagen, ob sie meinte, dass sie ihn umbringen würde
oder ob sie gleich vor ihm auf die Knie fallen und anfangen würde zu weinen.
„Darf ich auch gehen?“, fraget Tai nach ein paar Minuten.
„Wieso, willst du etwa auch mit deiner Ponysammlung spielen?“, fragte Yuuko.
„Damit machst du deinen Vater sicher sehr glücklich.“
„Ähm… nein. Ich ziehe meinen Fußball vor.“
„Wenn es ein muss. Aber warte noch einen Moment. Ich mache dir noch einen
Fencheltee. Du musst deine Grippe richtig auskurieren.“
Tai seufzte, wartete aber schließlich, bis seine Mutter ihm den Tee gekocht
hatte. Er schenkte ihr sogar ein halbwegs annehmbares Lächeln, ehe er mit
genervtem Gesichtsausdruck in sein Zimmer verschwand. Den Tee stellte er auf
seinen Nachttisch und beachtete ihn danach nicht mehr.
Er machte sich stattdessen nun wirklich mal an seine Hausaufgaben. Er wurde
immer wieder abgelenkt und die Arbeit ging ihm nicht einfach von der Hand, aber
zumindest hatte er mal einen Anfang gefunden. Zwischen durch, spielte er immer
mal wieder eines seiner Videospiele oder kritzelte irgendwelche Männchen auf
seinen Block, statt die Aufgaben zu lösen.
Gegen zehn Uhr abends hatte er seine Aufgaben dann endlich geschafft. Zugegeben,
seine besten Hausaufgaben waren es wohl nicht. Bei so vielen Ablenkungen und
Konflikten, war es aber auch wirklich schwer, sich auf Schulaufgaben zu
konzentrieren. Dafür musste jeder Verständnis haben.
Taichi gähnte gedehnt. Er wollte eigentlich gerade ins Bett gehen, als er ein
Geräusch hörte. Ein Schluchzen. Es klang fast… als würde jemand weinen!
Das kam von eben ab. Tai kletterte auf sein Bett und lauschte an der Wand, die
sein Zimmer von Karis trennte. Sie weinte wirklich.
„Kari. Kari, weinst du?!“, rief Tai.
Das Schluchzen hörte auf.
„Kari, hörst du mich?“, fragte Tai.
„… Ich höre dich. Was willst du?“
„Warum weinst du denn?“, fragte Taichi allmählich etwas besorgt um seine
kleine Schwester.
„Als ob dich das wirklich interessieren würde“, fauchte Kari.
„Ob du´s glaubst oder nicht, es interessiert mich!“, fauchte ihr Bruder
zurück.
„Es interessiert dich doch nur, weil ich Matt geküsst habe!“
Okay, jetzt reichte es definitiv. Tai sprang von seinem Bett und verließ sein
Zimmer. Er konnte es nicht mehr ertragen. Jetzt musste er was sagen! Er ging zum
Zimmer seiner Schwester und wollte die Tür aufreisen, stellte dann aber fest,
dass diese verschlossen war.
„Kari, mach sofort die Tür auf!“
„Nein!“
„Mach die Tür auf!“
„Du kannst mir gar nichts befehlen!“; kreischte Kari.
„Matt hasst dich!“ Er wusste selbst nicht, warum er das jetzt sagte.
Eigentlich hatte er das gar nicht sagen wollen. Aber jetzt war es ihm
rausgerutscht. Er war immer noch wütend auf Kari. Und irgendwie wollte er sie
verletzten, ihr heimzahlen, dass sie ihn verletzt hatte. Und scheinbar zeigte
das ganze auch seine Wirkung.
„Du lügst!“, weinte Kari. „Du bist ein verdammter Lügner! Matt hasst
mich nicht, das tut er nicht! Dafür ist er viel zu nett!“
„…“
„Du lügst!“
Ihre Stimme lang wirklich verzweifelt. Sie konnte kaum noch reden, weil sie so
heftig weinte und schluchzte. Matt konnte sie doch unmöglich hassen.
Es tat Taichi bereits Leid, dass er das gesagt hatte. Doch er wusste auch nicht,
was er jetzt tun sollte. Er fühlte sich so unglaublich hilflos.
Eine Weile sagte keiner der beiden ein Wort. Es war ganz still. Nur Karis
heftiges Schluchzen war zu hören. Dann wurde es ganz still.
„… Tai, hasst Matt mich wirklich?“, ihre Stimme klang brüchig und tonlos,
als sie ihn das fragte.
Sie war wohl wirklich verliebt in ihn, dachte Tai. Wahnsinn…
„Kari, mach dir Tür auf. Bitte!“
Es wurde wieder eine ganze Weile still. Tai wollte schon gehen, als Kari doch
noch die Tür öffnete. Er sah sich fast mitleidig an. Ihre Haare waren ganz
strubbelig, die Kleidung verknittert und die Augen gerötet.
„Kari…“, murmelte Tai. So verletzt hatte er seine kleine Schwester noch
nie gesehen. Jetzt tat sie ihm wirklich Leid.
„Was ist?“, sagte das Mädchen schwach.
Taichi wischte ihr mit dem Ärmel seines Hemds ein paar tränen weg, weil er
kein Taschentuch hatte. „Es tut mir Leid, dass ich das gesagt habe“,
erklärte er ruhig.
„Glaub ich dir nicht!“
„Ist aber so. Ich wollte dich nicht so verletzten. Ich wollte nur… Ich
wollte mich an dir rächen.“
„…“
„Matt hasst dich bestimmt nicht…“
„Nein. Du hattest Recht. Er hasst mich. Ich weiß es.“
Tai wollte ihr widerspreche, doch sie schüttelte die Kopf. „Nein, er hasst
mich wirklich. Du hast nicht gesehen, wie er mich angesehen hat. Er war total
geschockt gewesen. Richtig angewidert. Er muss mich hassen. Ich würde mich auch
hassen.“
„Aber Kari…“, versuchte Tai es. Aber es brachte nichts. Sie knallte ihm
die Tür vor der Nase zu und kuschelte sich schluchzend in ihre Bettdecke.
Tai versuchte es auch nicht weiter. Er ging ins sein Zimmer und kuschelte sich
auch in seine Bettdecke ein. Wieso musste eigentlich immer alles so kompliziert
sein?
Den nächsten Tag musste Tai sich nicht in seinem Zimmer verstecken. Seine
Mutter zwang ihn im bett zu bleiben. Seine Grippe hatte ihren Höhepunkt
erreicht. Er war so blass geworden, dass er sich selbst nicht wieder erkannte.
Seine Augen waren von tiefen Ringen, die eher an Krater erinnerten, umringt.
Seine Mutter brachte ihm in Regelmäßigen Abständen Suppe und Tee. Er aß und
trank brav und schluckte die Fiebersenkende Medizin. Sie hatte sich nämlich
bereit erklärt Tai am nächsten Tag in die Schule gehen zu lassen, wenn sein
Fieber bis dahin gesunken war. Und Tai musste unbedingt in die Schule. Er hatte
Mattentzug, er musste ihn unbedingt sehen und mit ihm reden. Davon mal
abgesehen, musste er auch noch seinen Test abholen. Er hoffte so sehr darin eine
gute Note zu bekommen. Dann würde Matt endlich stolz auf ihn sein.
Also tat er brav, was seine Mutter ihm sagte. Er trank sogar den Fencheltee.
Weil er ihn am Abend zuvor stehen gelassen hatte, hatte er bereits eine nette
Standpauke bekommen.
„Ich hab inzwischen das Gefühl, in einem verrückten Paralleluniversum zu
sein“, bemerkte Yuuko während sie die Kissen ihre Sohnes aufschüttelte und
ihm eine neue Ration Suppe und Tee brachte.
„Wieso denn das?“, fragte Tai verwirrt.
„Ganz einfach. Mein Schulfauler Sohn ist krank und hätte damit die perfekte
Gelegenheit nicht in die Schule zu müssen. Aber er tut alles, um doch
hinzukönnen. Und meine wirklich fleißige Tochter, die nie einen Tag fehlt, ist
plötzlich totkrank.“
„Kari ist auch krank?“, fragte Taichi überrascht.
„Nun ja, mehr oder weniger. Ich hab sie vorhin erwischt, wie sie das
Fieberthermometer in den Dampf von deinem Tee gehalten hat. Sie will mir weiß
machen, sie habe sich bei dir angesteckt und müsse mit ihren vierzig Grad
Fieber auch das Bett hüten. Sie will morgen unter keinen Umständen in die
Schule.“
„Weiß sie…“
„Nein, ich hab ihr nicht gesagt, dass ich es gesehen habe. Ich werde es ihr
durchgehen lassen. Sie ist wirklich fertig. Da will ich ihr nicht auch noch ihre
Würde nehmen und sie in Erklärungsnot bringen. Sie soll sich die Zeit nehmen,
die sie braucht.“
Wow, seiner Schwester musste es wirklich mies gehen, wenn seine Mutter ihr schon
erlaubte von der Schule wegzubleiben.
Die Inspektion seiner Mutter am nächsten Morgen, bestand Taichi nur gerade so.
Er war immer noch blass, wie ein Gespenst. Aber immerhin war sein Fieber auf
achtunddreißig Grad gesunken. Deshalb erlaubte ihm Yuuko, die letzten drei
Stunden zur Schule zu gehen. Davor pflegte sie ihn noch. Mehr als es Tai liebt
war, aber er war froh, dass er überhaupt gehen durfte und meckerte deshalb auch
nicht.
Er besuchte Kari, nachdem er die Erlaubnis bekommen hatte aufzustehen. Sie lag
mit einem Kalten Lappen auf der Stirn in ihrem Bett. Obwohl sie nicht wirklich
krank war, wirkte sie kränklich. Matts Zurückweisung machte ihr sehr zu
schaffen. Nicht zuletzt aber auch der Scham. Wieso hatte sie ihn auch
ausgerechnet vor seiner ganzen Schule geküsst?
Taichi setzte sich eine Weile zu ihr. Doch von Gesellschaft hielt sie scheinbar
nicht viel. Sie schwieg die ganze Zeit und sah zur Seite. Tai erzählte ein
wenig über belanglose Dinge. Er wusste nicht, was er sonst tun sollte Er wusste
nur, dass er nicht schweigend neben ihr sitzen wollte.
Eine halbe Stunde bevor die dritte Stunde begann, verabschiedete er sich von
Kari und machte sich auf den Weg zur Schule. Was ihn überraschte war, dass ihn
viel mehr Leute auf seinen schlechten Zustand ansprachen, als auf das, was am
Freitag passiert war. Sogar sein Mathelehrer, der sonst jede Möglichkeit nutzte
ihn fertig zu machen, nahm diesmal Rücksicht auf ihn.
Während der kurzen Pause beim Saalwechsel zur Vorletzten Stunde, hielt er nach
Matt Ausschau. Aber er konnte ihn nirgends entdecken. Da er seinen Stundenplan
einigermaßen kannte, versuchte er es vorm Chemiesaal, doch auch dort konnte er
ihn nicht entdecken.
Einer aus Matts Klasse erklärte ihm später, dass Matt schon nach der zweiten
Stunde wieder gegangen war, weil er angeblich Kopfschmerzen hätte. Tai ging
enttäuscht zu seinem Unterricht um auch noch die letzten zwei Stunden
rumzukriegen. Es fiel ihm wirklich schwer sich auf irgendwas zu konzentrieren.
Immer wieder trifteten seine Gedanken zu Matt ab. Die Kopfschmerzen nahm er ihm
einfach nicht ab. Warum er wohl gegangen war? Und was er jetzt wohl machte?
Bis zur letzten Stunde hatte Taichi schon wieder vergessen, dass er jetzt
eigentlich seinen Test zurückbekam. Er war völlig in Gedanken versunken
gewesen. Als dann sein Name aufgerufen wurde, fuhr er erschrocken hoch.
Ihm war ganz flau im Magen, als er auf das Pult des Lehrers zuging. Der Weg bis
dahin kam ihm unnatürlich weit vor. Als wäre der Saal plötzlich um einen
halben Kilometer länger. Ihm war ganz komisch, richtig schwindelig. Er hatte
schon Angst, er würde auf dem Weg zum Pult in Ohnmacht fallen.
Als er nach, wie es ihm vorkam, einer Ewigkeit dort ankam, war er richtig
erleichtert. Mit zittriger Hand nahm er das Blatt an und schwor sich, es erst
nach der Schule anzusehen.
Zwanzig Minuten später stand er dann vor Matts Haustür. Die Knie waren ihm
immer noch ganz weich und den Test hatte er sich noch nicht angesehen. Er konnte
nicht.
Die Tür wurde geöffnet und Tai sah Matt mindestens genauso überrascht an, wie
Matt Tai.
„Du siehst schrecklich aus“, sagte Tai erschrocken. Matt hatte tiefe Ringe
unter den Augen, die seinen eigenen keine schlechte Konkurrenz darboten.
„Danke, das Kompliment kann ich zurückgeben“, meinte Matt und musterte
Yagami.
„Ja, sieht so aus… Ich hab meinen Test zurück!“, platzte Tai heraus.
Matts Gesichtsausdruck veränderte sich. Er wurde irgendwie wärmer, herzlicher,
wirkte aber auch gespannt. „Und?“, fragte er interessiert.
„Ich hab mir die Note noch nicht angesehen“, gestand Tai.
„Worauf wartest du eigentlich noch?“, wollte Matt wissen.
„Auf dich!“
„Auf mich?“
„Du warst heute nicht in der Schule. Ich wollte dir den Test eigentlich gleich
zeigen, wenn ich ihn habe. Jetzt musste ich eben erst einen Umweg machen.“
Statt etwas darauf zu erwidern, ging Matte ein Stück zur Seite und ließ ihn
rein. Matt bedeutete Taichi sich ins Wohnzimmer zu setzen. Glücklich nahm Tai
dann auch auf dem Sofa platz und freute sich wie ein Honigkuchenpferd, als Matt
sich neben ihn setzte.
„Jetzt schau endlich nach, welche Note du hast!“, drängte Matt.
Tai holte ganz euphorisch den Test aus seiner Tasche, hielt dann aber ganz
abrupt inne. Er freute sich, weil er eine gute Note erwartete. Aber was, wenn es
eine schlechte war. Dann würde Matt ihm keine Nachhilfe mehr geben und wäre
sicherlich sehr enttäuscht von ihm. Schließlich hatte er seine Zeit geopfert,
um mit ihm zu lernen.
„Worauf warest du?“
„Matt, ich kann das nicht!“
„Warum nicht?“
„Was ist, wenn es ne schlechte Note ist? Es ist ganz sicher ne schlechte Note!
Ich weiß es.“
Matt griff nach dem Papier. Bevor Tai irgendwelche Einwände einlegen konnte,
hatte er es sich geschnappt und durchgelesen.
„Und?“, fragte Tai hypernervös.
Matt legte den Test weg und sah ihn ernst an. Tai schluckte. Der Blick konnte
nicht gutes Bedeuten. Er hatte eine sechs. Jetzt war es ganz klar.
„Du…. Hast eine drei.“
Tai dachte zuerst er hätte sich verhört, aber als Matt die Worte dann noch
einmal wiederholte, war er sich sicher gehört zu haben, dass er eine drei
hatte.
Er konnte es gar nicht glauben. Er hatte also wirklich eine drei! Er strahlte
übers ganze Gesicht. Das hatte er nur Matt zu verdanken, er war einfach ein
großartiger Nachhilfelehrer.
Er konnte einfach nicht anders. Tai warf sich Matt überglücklich um den Hals.
„Danke, danke, danke!!“ Das würde er niemals wieder gut machen können.
Aber er freute sich trotzdem unglaublich darüber.
Er hatte sogar für einen Moment vergessen, dass Matt gar nicht mochte, was er
da gerade tat. Er wollte sich eigentlich gerade aus er Umarmung lösen, als ihm
das klar wurde, aber er konnte nicht.
Er wusste nicht genau warum, aber er wollte Matt nicht loslassen. Nein, nicht
einmal, wenn ihm jemand ein paar Millionen hingehalten hätte, hätte er Matt
jetzt losgelassen.
Er zog den Blonden noch dichter an sich. Und wenn er ihn gleich von sich
wegstoßen würde, egal. Er würde die Minuten, die er ihm dieses schöne
Gefühl gönnte in vollen Zügen genießen.
Matt war so überrascht, dass er sogar vergaß sich zu wehren. Und selbst, als
es ihm dann einfiel, waren seine Versuche Tai von sich wegzustoßen doch eher
kläglich.
Yagami versuchte öfter matt zu umarmen, dass war mittlerweile nichts neues
mehr. Aber irgendwas war diesmal anders. So hatte er ihn noch nie umarmt. Und
das verwirrte Matt. Er klammerte sich ja richtig an ihn. Aber nie klettenhaft,
sondern eher so, als würde er nach Halt suchen.
Tai war auch nicht entgangen, dass er Matt diesmal anders umarmte. Klar es
hatte immer ein gewisser Reiz bestanden ihn zu umarmen und zu berühren, weil er
keinen ans ich ranließ. Aber normalerweise, hätte er Matt längst losgelassen.
Und wenn er sich wehrte sowieso. Aber jetzt hatte er richtig Angst von ihm
abzulassen. Fast so, als könne er ihn verlieren, wenn er die Umarmung jetzt
unterbrach.
Es vergingen bestimmt zwanzig Minuten, während denen er Matt ununterbrochen
umarmte. Erst dann ließ er ganz langsam von ihm ab. Er sah Matt verlegen an.
„Es tut mir so Leid! Ich wollte nicht…“, begann Tai, doch Matt unterbrach
ihn.
„Schon gut…“
„Aber-“
„Ich habs ja überlebt, oder?“, sagte Matt, stand dann aber auf und ging zum
Fenster.
„Du bist mir böse…“, murmelte Tai.
„Wie kommst du bloß darauf?“, fragte Matt verwundert.
„Du hast dich angespannt und dich gegen die Umarmung gewehrt … und jetzt
bist du vor mir geflüchtet“, erklärte Tai.
„Geflüchtet?“, wiederholte Matt.
„Du bist gerade so schnell es geht zum Fenster gestürmt.“
„Oh…“
Tai stand auf und ging langsam auf Matt zu. Der machte sich bereits auf die
nächste Umarmung gefasst. Doch Tai streifte nur einen Moment lang sein Gesicht,
als er ihm eine Strähne hinters Ohr strich.
„Danke“, murmelte Tai.
„Wofür?“, fragte Matt perplex. Tai verließ gerade das Wohnzimmer.
„Dafür, dass es so lange gedauert hat“, sagte Tai glücklich. Dann verließ
er die Wohnung und ließ einen äußerst verwirrten Matt zurück.
Taichi keuchte. Der Schweiß rann ihm über den athletischen, gebräunten
Körper. Er war so erregt. Und dieses wunderschöne Wesen unter ihm steigerte
diese Erregung nur noch. Er leckte sich über die Lippen. Matt sah so
unglaublich gut aus! Er beugte sich über den Blonden und küsste ihn zärtlich.
Noch nie hatte er Lippen berührt die so unglaublich gut schmeckten. Er bedeckte
die zarte Haut seines Freundes mit vielen kleinen Küssen und genoss es, wie
Matt seinen Namen stöhnte und nach mehr verlange... Einen Wunsch, den er ihm
gerne erfüllte. Er sah Matt tief in die Augen, ehe er in nahm und ihn liebte,
wie er noch niemals jemanden geliebt hatte…
Tai wachte nach Luft ringend auf. Es war nur ein Traum. Mit einem Mal saß er
Kerzengerade im Bett. Verdammt, was hatte er da bloß zusammengeträumt? Das
konnte doch unmöglich wahr sein! Er hatte geträumt, wie er… wie mit Matt…
Oh Gott! Wie konnte er nur!
Wie zur Hölle kam er eigentlich auf die Idee, so was zu träumen?!
Okay, er musste erst einmal einen klaren Kopf bekommen. Es war ein Traum
gewesen, na und? Matt hatte splitternackt unter ihm gelegen und er genauso nackt
auf ihm, na und? So was kommt vor. Was soll´s. Es gab sicher noch ein paar
Millionen andere Menschen, die gerade träumten, wie sie mit ihrem besten Freund
schliefen… Okay, das war eigentlich sogar eher unwahrscheinlich. Aber was
soll´s. Es ist und bleibt ein Traum. Nichts weiter. Dabei musste er sich
absolut nichts denken.
Mit diesem Gedanken versuchte er sich zu beruhigen und legte sich wieder hin.
Nur ein Traum, dachte er. Doch ein kleiner Blick unter die Decke verriet ihm,
dass dieser Traum durchaus große Folgen auf die Realität hatte. Verdammt!
Kapitel 15: hide and seek
-------------------------
Tai ging als letzter aus dem Saal. Er hatte etwa fünf Minuten gewartet, nachdem
alle gegangen waren, ehe er sich vorsichtig zur Tür schlich. Der Gang schien
leer zu sein, trotzdem sah er sich vorsichtig um und lugte auch um die Ecke.
Keiner war zu sehen. Ein Glück. Dennoch wollte er ganz sicher gehen. Er zog
sein Chemiebuch aus seinem Rucksack und hielt es sich so gut es ging vors
Gesicht und tat so, als würde er darin lesen. Was er nicht bemerkte, war dass
er das Buch genau verkehrt herum hielt. Zu seinem Glück begegnete aber nur ein
paar Lehrern und einzelnen Schülern, die zu ihrem nächsten Unterricht gingen.
Tai wollte schon erleichtert aufatmen und zog das Buch ein Stückchen herunter,
als er vor dem Japanischsaal einen Blondschopf sah. Sofort machte sich Panik in
ihm breit und tiefe Röte stieg ihm ins Gesicht. Er zog das Buch wieder dich an
sein Gesicht und rannte los. Bloß weg hier, er durfte jetzt auf keinem Fall
Matt begegnen.
Wegen dem Buch vor seinem Gesicht, sah er überhaupt nicht wo er hin rannte und
lief in jemanden hinein. Alles ging furchtbar schnell. Er spurte etwas Hartes
gegen seine Rippen donnern und landete mit voller Wucht auf dem Boden.
„Hey, alles in Ordnung?“
Tai blinzelte und sah verschwommen den blonden vor seinen Augen. Wieder kroch
diese Panik in ihm hoch. Nur nicht an den Traum denken, sagte er sich in
Gedanken immer wieder. Er schloss schmerzverzerrt die Augen, nur um sie dann
wieder aufzuschlagen und sich der Peinlichkeit zu stellen, die nun nicht mehr zu
verhindern war.
„Suri?“, sagte Tai erschrocken und sah auf das blonde Mädchen vor ihm.
„Ähm, ja. Was ist denn, Tai?“
Tai sah sich verzweifelt nach Matt um, aber er war nicht da. Also war es
tatsächlich Suuri, die er für Matt gehalten hatte.
„Du, du hast dir die Haare geschnitten?“, stellte er fest.
„…Ja. Das fällt Männern sonst nie auf! Ich bin wirklich beeindruckt.
Danke!“, sagte sie lächelnd, offensichtlich froh darüber, dass Tai es
bemerkt hatte.
„Und du bist nicht Matt“, stellte Tai fast lachend fest. Wie paranoid war er
eigentlich? Jetzt hielt er tatsächlich schon Suri für Matt. Zu seiner
Verteidigung musste man aber auch sagen, dass sie ihm mit der neuen Frisur
wirklich ähnlich sah. Zumindest von hinten. Außerdem hatte sie eine ähnlich
schmächtige Figur.
„Ähm nein, ich bin nicht Matt. Und ich glaube, ich bin auch ganz froh
darüber“, meinte sie und half Tai auf. „Versteh mich jetzt bitte nicht
falsch, ich hab nichts gegen ihn – nicht wirklich – aber ich bin dann doch
ganz froh, dass ich ich bin.“
„Und ich erst“, meinte Tai erleichtert.
„Wie?“
„Ach nichts“, sagte Tai und hielt sich die Rippen. „Wo bin ich da
eigentlich reingelaufen?“
„In den Overheadprojektor da“, erklärte Suri und deutete auf das Gerät
hinter Taichi. „Ich wollte dich gerade noch aufhalten, aber du hattest es
scheinbar etwas eilig und hast mich nicht mehr bemerkt.“
„Oh.“
„Ach ja, wenn du Matt suchst, der ist bei-“
„Suchen? Ich soll Matt suchen? Wie kommst du denn auf die Idee?“
„Ich dachte nur…“
„Du bist ja lustig.“ Tai lachte aufgesetzt und stieß Suri kameradschaftlich
gegen die Schulter und verschwand dann im Saal.
„… dass ihr Freunde seid …“ Er hinterließ eine äußerst verwirrte
Suri.
Den ganzen tag über hetzte Taichi von einem Unterricht zum anderen. Er rannte
dabei mehrer Leute um, fiel über ein Kabel, demolierte einen Globus und bekam
jedes Mal eine Panikattacke, wenn er jemanden mit etwa schulterlangem Blondem
Haar sah.
Erst zur fünften Stunde beruhigte er sich langsam. Er hatte jetzt erst einmal
zwei Stunden Sport und dann war Schulschluss. Dann würde er nicht mehr vor
Yamato weglaufen müssen.
Das ganze war sowieso verrückt. Seit wann war er eigentlich derjenige der
beiden, der weglief? Aber es war schon besser so. Ein Teil von ihm hätte Matt
zwar gerne gesehen und mit ihm gesprochen, nicht über gestern Nacht, über
belanglose Dinge, aber nach seinem Traum wusste er nicht, wie er auf den Blonden
reagieren sollte.
Ihm wurde ganz flau im Magen, wenn er daran dachte, wie er an diesem Morgen
aufgewacht war. Ihm war sofort der Traum wieder eingefallen. Tausend Gedanken
waren ihm durch den Kopf geschossen. Mehr unbewusst, hatte er den Traum dann
noch einmal Revue passieren lassen. Und das hatte er teuer zu stehen bekommen.
Er hatte sich ins Bad schleichen müssen, ohne jemanden zu Wecken. Dummerweise
war er seinem Vater genau in die Arme gelaufen. Sein einziges Glück war, dass
der morgens praktisch blind war und an diesem morgen auch noch halb geschlafen
hatte. So konnte er, ohne dass diesem seine Morgenlatte aufgefallen war, ins Bad
verschwinden und seinem Problem mit einer kalten Dusche Abhilfe schaffen.
Tai seufzte ehrlich erleichtert darüber, was er an diesem Morgen schon für
Glück gehabt hatte. Wahrscheinlich war es wirklich Zeit dem Tag endlich etwas
entspannter entgegen zu treten. Er setzte sein Tai-typisches Lächeln auf und
verschwand in die Umkleidekabine.
„Hey Tai“, wurde er gleich von Toshi, einem Jungen aus seiner
Fußballmannschaft begrüßt. Er winkte ihn hektisch zu sich.
„Was ist denn los, warum bist du so aufgeregt?“, fragte Tai lachend.
Toshi legte ihm freundschaftlich den Arm um die Schulter. „Rate mal, was wir
heute in Sport machen?“, sagte er und grinste Tai an, wie ein
Honigkuchenpferd.
„Weiß nicht, sags mir.“
„Wir.spielen.Fußball!“, platzte er heraus. „Aber nicht einfach so, wir
machen ein kleines Turnier.“
Jetzt strahlte auch Tai. Mensch, wie lange haben sie im Sportunterricht kein
Fußball mehr gespielt?
„Ja, wir werden die Typen von der A schon so richtig platt machen. Die werden
ihr blaues Wunder erleben!“, prophezeite Toshi.
Tai schluckte hart, das Lächeln auf seinem Gesicht verblasste. „Die A? Wir
treten gegen die A an?!“
„Jap. Und jetzt mach dir mal nicht ins Hemd, Alter. Die werden haushoch
verlieren!“
„Aber, aber… Ist das nicht die Klasse, in die auch Matt geht?“
„Dein komischer Freund? Mh, ja… glaub schon. Keine Angst. Ich sag den Jungs,
die sollen ihn nicht zu hart rannehmen. Falls der überhaupt spielt.“
In Tais Gesicht stand die nackte Panik. Wenn er schnell genug war und aufpasste,
könnte er vielleicht durch das Fenster fliehen.
„Alles in Ordnung, Kumpel?!“, fragte Toshi und fuchtelte vor Tais Gesicht
herum, um festzustellen, ob er noch bei sich war. „Hey, guck mal, da ist Matt
ja.“
Ein Seitenblick genügte und Tai stellte fest, dass Matt tatsächlich gerade in
den Umkleideraum gekommen war. Und diesmal war es wirklich Matt, nicht Suri oder
ein anderer Blondschopf.
Was sollte er nur tun? Er spürte jetzt schon, wie ihm das Blut in die
Lendengegend schoss. Jetzt hieß es schnell handeln.
Er rannte, wie von der Tarantel gestochen, an Toshi vorbei aus der Umkleide und
zu den Toiletten. Dort schloss er sich in die nächstbeste Kabine ein und
versuchte sich erst einmal zu beruhigen. Schließlich zog er sich auch in der
Kabine um.
Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er die Halle am liebsten gar nicht
betreten hätte. Wenn er schon bei einem kurzen Blick auf Matt so heftig
reagierte, wie sollte das hier dann enden? Er würde sich noch zum Gespött der
ganzen Schule machen. Alle würden ihn auslachen. Und … verdammt, wenn er Matt
je von seinem Traum erzählen würde… Oder er herausbekommen würde, dass er
Tai so erregte… er würde ihn hassen. Nein mehr als das. Er hatte ihn schon
einmal gehasst und da hatte er ihm etwas vergleichbares noch nicht angetan. Er
würde weit mehr, als nur abgrundtiefen, absoluten Hass auf ihn verspüren.
„Hey, warum warst du denn so plötzlich weg?“, fragte Toshi, als Tai an der
Bank ankam.
„Ach ähm… mir war plötzlich übel“, versuchte Tai sich rauszureden.
„Na hoffentlich bist du nicht schwanger“, scherzte Yuri und alle lachten.
Tai versuchte mitzulachen, es klang aber eher, als würde er gleich anfangen zu
weinen.
Während sich die anderen weiter über Yuris Witz amüsierten, warf Tai einen
Blick auf den gegenüber liegenden Teil der Halle.
Er entdeckte Matt schließlich beim Trainer. So wie der mit den Armen fuchtelte,
schienen die beiden eine heftige Diskussion zu führen. Tai fragte sich, worum
es wohl ging.
„Der Kerl kann einem richtig Leid tun“, meinte Suri, die neben Tai
aufgetaucht war. Er sah sie mit leichter Verwirrung an.
„Wie meinst du das?“
„Heute morgen hat irgendwer da Gerücht verbreitet, dass wir in den
Sportstunden ein Fußballturnier machen, ich bin dann mit ein paar anderen
Mädchen zum Trainer, um ihn zu fragen ob das stimmt. Und das Gerücht hat sich
leider als wahr erwiesen. Jedenfalls war Matt auch da, aus demselben Grund. Wir
haben den Trainer gefragt, ob wir wirklich mitspielen müssen. Er hat uns
erlaubt nur zu zuschauen. Aber Matt wollte er zwingen mitzuspielen. Deshalb hat
er die ersten beiden Stunden mit ihm geredet. Das wollte ich dir schon heute
morgen sagen“, erklärte Suri.
„Ach echt?“
„Ja, aber du hattest es ja so eilig“, sagte Suri ohne wütend zu klingen.
Trotzdem glaubte Tai zu wissen, dass sie ihm deswegen böse war.
„Hey, willst du nicht Cheerleader spielen? In einem Minirock würdest du
bestimmt echt niedlich aussehen“, schlug Yuri vor, der sich zwischen Tai und
Suri gedrängt hatte.
„Vergiss es!“, entgegnete Suri.
„Komm schon, stell dich nicht so an“, meinte Yuri und versuchte sie zu
küssen, woraufhin er sich aber nur eine schallende Ohrfeige einfing.
Tai überlegte, ob Matt wohl ähnlich reagieren würde, wenn er wüsste, was er
in der Nacht von ihm geträumt hätte Andererseits könnte er es ihm aber auch
nicht verübeln, wenn er ihm für diesen Traum eine knallen würde oder ihn
sogar dafür verprügelte. Er würde sich ja am liebsten selbst dafür
ohrfeigen. Wie konnte er auch nur solche Dinge denken?
„Du wirst spielen. Und das ist mein letztes Wort!!“, schrie der Trainer Matt
an und ließ ihn dann stehen.
Matt verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihm böse nach. Bloß weil der
Kerl Lehrer war, glaubte er wohl er könnte machen, was er wollte. Wenn er
wüsste, dass er auch traf, würde er ihm einen der Fußbälle in der Halle
gegen den Kopf donnern.
Die Mannschaft wurde gebildet und der Trainer sorgte persönlich dafür, dass
Matt dabei war, was aber den Rest der Mannschaft nicht gerade glücklich machte.
Matt stellte sich nur widerwillig auf das Feld. Aber er hatte keinesfalls vor zu
spielen. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Er wurde hier einfach stehen
bleiben. Genau auf dieser Position. Mal sehen, wie der Trainer daran etwas
ändern wollte.
Der Pfiff des Trainers klang schrill in Tais Ohren wieder. Trotzdem fühlte er
sich wie in einem Traum. Er stürmte langsamer, als sonst los. Obwohl er sich
selbst immer wieder ermahnte es nicht zu tun, sah er immer wieder zu Matt
rüber, der sich aus irgendeinem Grund nicht bewegen wollte.
Erst spät, viel zu spät, bemerkte er, dass das Spiel vor ihrem Tor stattfand.
Die gegnerische Mannschaft hatte sich bis dahin vorgearbeitet und nur noch Matt
und der Torwart standen auf deren Seite des Feldes.
Er rang mit sich, ob er zu seinem Teamkameraden laufen sollte und ihnen beim
Spiel helfen oder ob er hier stehen bleiben sollte. Tai konnte nicht anders, als
Matt immer und immer wieder anzusehen. Das Spiel schien ihm plötzlich so
unwichtig, obwohl er sich so sehr darauf gefreut hatte.
Matt spürte seinen Blick und wich ihm aus. Tai erschrak und sah auch selbst zur
Seite. Klasse, jetzt hatte Matt auch noch mitbekommen, dass er ihn anstarrte.
Super Tai, hast du wirklich toll gemacht!, sagte er zu sich selbst.
„Mensch Yagami, was ist heute mit dir los? Beweg gefälligst deinen faulen
Arsch zum Ball und mach ein paar Tore!“, brüllte der Trainer plötzlich.
Tai rannte wortlos zu seinen Teamkameraden, ein oder zweimal sah er zurück zu
Matt. Darauf ließ er es zwar beruhen, aber auf´s Spiel konnte er sich trotzdem
nicht konzentrieren. Seine Gedanken schweiften gerade um wichtigere Dinge. Dass
er nicht bei der Sache war bemerkten zu seinem Unglück auch die anderen
Spieler und der Trainer. Von diesem würde er immer wieder angebrüllt.
Schließlich holte er ihn sogar vom Spielfeld auf die Bank. Es war das erste
Mal, das Tai beim Fußball Ärger bekommen hatte. Das der Trainer sauer auf ihn
war, versetzte ihm einen Stich im Herzen. Er durfte sich ab jetzt keine Fehler
mehr erlauben.
Taichi hatte bis zum Spielende auf der Bank gesessen. Nach der Schule hatte er
sogar noch einmal zu seinem Lehrer gehen müssen, um sich dessen Predigt
anzuhören und ihm hoch und heilig zu versprechen, dass er in Zukunft wieder
anständig spielen würde. Außerdem musste er schwören, dass er keine Drogen
nahm. Dass der Trainer ihm so etwas zutraute, verletzte ihn wirklich.
Schließlich ließ ihn der Sportlehrer gehen. Doch als Tai dessen Büro
verließ, spürte er deutlich seinen enttäuschten Blick im Rücken. Das war so
unfair. Nur einmal, ein einziges Mal, war er nicht ganz in Form und schon wurde
er angeschnauzt.
Tai ging gerade um die Kurve, als er fast wieder mit Matt zusammen stieß. Tai
senkte sofort den Blick und hoffte inständig, dass das ausreichen würde, um
nicht direkt vor Matts Augen einen Ständer zu bekommen.
„Was machst du denn noch hier?“, fragte Matt verwirrt.
„Hatte Ärger mit dem Trainer“, sagte Tai knapp und bemühte sich weiter auf
den Boden zu sehen.
„Du hattest Ärger? Mit dem Sportlehrer? Wow…“
„Warum bist du eigentlich noch hier?“, wollte Tai wissen. Er hob den Blick
etwas an.
„Aus demselben Grund“, erklärte Matt. „Ärger mit dem Trainer.“
„Scheint nicht unser Tag zu sein, was?“, meinte Tai.
„Mh, kann sein…“, murmelte Matt abwesend.
Tai konnte nicht anders, als aufzusehen und das nachdenkliche Gesicht seines
Freundes zu mustern. Ihm schien noch etwas anderes nachzugehen. Tai hätte ihn
gerne gefragt was, aber das würde Matt ihm sowieso nicht beantworten. So viel
stand fest. Außerdem wollte er das Gespräch hier so knapp, wie möglich
halten. Er wollte nicht noch in eine peinliche Situation geraten.
„Ich muss nach Hause. Bin schon spät dran“, entschuldigte sich Tai und
rannte an Matt vorbei in Richtung Ausgang.
„Warte! Warum bist du vorhin so eilig aus der Umkleide gestürmt?“; rief
Matt ihm hinterher.
Tai blieb abrupt stehen. Für einen Moment setzte sein Herzschlag aus. Wieso
rannte er nicht einfach weiter, verdammt? Er konnte ihm diese Frage doch
unmöglich beantworten. Was sollte er nur tun?
Kapitel 16: Gewitternacht (Teil 1)
----------------------------------
So, nach längerer Zeit lade ich nun das neue chap hoch. kaum zu glauben, dass
wir schon bei kapitel 16 sindd*.*!!
Ich möchte die Gelgenheit mal nutzen mich bei euch zu bedanken. ihr schreibt
immer so viele liebe kommis. das ist echt aufbauend. es tut mir leid, dass es
immer so lange dauert, mich bei jedem zu bedanken. jedenfalls freue ich mich
immer sehr über eure kommentare, danke! es ist schön so treue leser zu
haben^^! ich werde mir noch etwas ausdenken, wie ich mcih richtig bei euch allen
bedanken kann. und MMA kriegt ja auch noch eineen Preis, er war ja Franky
namensgeber^^!
so, aber nun ohne weitere umschweife zum neuen chap. ich wünsche euhc viel
spaß, aber ich glaube, den werdet ihr haben^^!
______________________
„Warte! Warum bist du vorhin so eilig aus der Umkleide gestürmt?“; rief
Matt ihm hinterher.
Tai blieb abrupt stehen. Für einen Moment setzte sein Herzschlag aus. Wieso
rannte er nicht einfach weiter, verdammt? Er konnte ihm diese Frage doch
unmöglich beantworten. Was sollte er nur tun?
Tai wusste nicht, ob es eine Kurzschlussreaktion war oder ob sein Gehirn nun
völlig außer Betrieb war - letzteres war jedenfalls wahrscheinlicher, da sein
sämtliches Blut gerade in andere Bereiche seines Körpers schoss – er konnte
Matt nicht in die Augen sehen, er wandte sich um und lief, so schnell er konnte,
fort. Eigentlich war es fast unmöglich, dass Matt ihn irgendwie einholen
könnte – außer er hätte seine Unsportlichkeit nur gespielt – dennoch
rannte er schneller, beschleunigte immer wieder sein Tempo, als würde er vor
der Angst selbst weglaufen.
Völlig außer Atem kam er schließlich bei sich zu Hause an. Er war wirklich
schlecht in Form. Er keuchte, als hätte er einen Marathonlauf hinter sich.
Nicht mal den Schlüssel konnte er richtig halten, so fertig war er. Er brauchte
zehn Minuten, um ihn ins Schlüsselloch zu bekommen und noch mal fünf Minuten,
um die Tür aufzuschließen. Er stellte glücklich fest, dass gerade keiner zu
Hause zu sein schien. Erleichtert ging er in sein Zimmer und ließ sich auf sein
Bett fallen. Erst da drängte ihm sich der Gedanke auf, dass ihn vielleicht gar
nicht das Rennen so müde gemacht hatte…
Tai schloss die Augen. Nur schwer konnte er die Bilder seines Traumes
verdrängen. Die Haustür wurde aufgeschlossen und Karis Stimme tönte im Flur.
Tai nahm die Stimme seiner kleinen Schwester nur noch gedämpft wahr, er schlief
ein.
„...i …ai! Tai!!!“
Wieder war es die Stimme seiner Schwester, die ihm ins Ohr drang. Er blinzelte
und wollte die Augen öffnen. Doch so recht wollte es ihm nicht gelingen. Seine
Lider waren schwer… zu schwer. Es fiel ihm schwer gegen die Müdigkeit
anzukämpfen.
„Tai, Matt ist da!“
Tai schlug die Augen auf. Mit einem Mal war er hellwach und saß kerzengerade in
seinem Bett. „Matt ist was?“, sagte er völlig perplex.
„Hier“, antwortete Matt für Kari, als er neben dieser im Türrahmen
erschien
„Was? Wie? Wie hast du mich gefunden?“, fragte Tai und sah sich beinahe
hilfesuchend in seinem Zimmer um.
Matt lächelte für einen kurzen Moment. Das war fast dasselbe, das er ihn
damals gefragt hatte, als er plötzlich vor seiner Wohnung gestanden. Schon
lustig, jetzt wusste er wenigstens mal, wie es war verfolgt zu werden.
„Ich geh dann wieder“, sagte Kari und ging mit hochrotem Gesicht an Matt
vorbei aus Tais Zimmer.
Sie hatte sogar für einen Moment die Luft angehalten. Nicht für einen einzigen
Moment hatte sie sich getraut Matt anzusehen. Sie atmete erleichtert aus, als
sie sich auf ihren Schreibtischstuhl sinken ließ.
Es war wahrscheinlich das erste Mal seit der Sache mit Kari und Matt, dass Tai
sich wünschte Kari wäre hiergeblieben. Jetzt war er alleine mit Matt und kam
sich schrecklich hilflos vor. Was sollte er jetzt bloß tun? Weglaufen ging
schlecht, Matt stand im Türrahmen. Und aus dem Fenster konnte er nicht schnell
genug flüchten, mal ganz davon abgesehen, dass er sich wahrscheinlich noch was
brechen würde.
„Dieser Rollentausch wäre guter Stoff für einen Film“, bemerkte Matt und
sah sich gedankenverloren in Tais Zimmer um.
„Welcher Rollentausch?“, fragte Tai verwirrt.
„Normalerweise bin ich der, der wegläuft – nur für den Fall, dass es dir
noch nicht aufgefallen ist…“ Tai musste einen Moment nachdenken, stellte
dann aber fest, dass Matt Recht hatte.
„Sag mal, wie bist du überhaupt hergekommen?“, lenkte Tai ab.
„Hatte ´nen Fahrer“, antwortete Matt knapp.
„Hattest du?! Wen denn?“
„Mh… ein Nachbar.“
Tai verdrehte die Augen. „Ein Nachbar!? Doch nicht…?“
„Doch. Genau der“, bestätigte Matt.
„Oh mein Gott“, stöhnte Tai.
„Ach ja, ich hab ihm versprechen müssen, dass er einige Tests mit dir
durchführen darf, damit er mich mitnimmt“, gestand Matt- Er genoss Yagamis
Reaktion in vollen Zügen. Tai rutschte ängstlich an die Wand und sah Matt
beunruhigt an.
„Tests? Was für Tests denn?“
„Och, nichts was wirklich schlimm wäre … hab ich gehört.“
„Wie kommst du bitte schön dazu, dem Typen zu erlauben irgendwelche Tests mit
mir durchzuführen?!“, sagte Tai aufgebracht.
„War doch ein fairer Preis für die Fahrt hierher, findest du nicht?“ Ja, er
genoss es wirklich.
„Nein! Mit dem Typen werd ich noch ein Wörtchen reden!“
Wie auf Kommando, erschien Franky just in diesem Moment im Türrahmen. Er sah
zuerst zu Matt, dann zu Tai und schließlich wieder zu Matt.
„Bist du jetzt endlich mal fertig? Ich hab noch Tests durchzuführen. Matt
bekam gar nicht die Gelegenheit etwas zu erwidern. Vorher hatte Tai sich längst
vor Franky aufgebaut. „Welche Tests verdammt noch mal?“
„Mh…“, machte Franky nachdenklich. Er schlich ein paar Mal um Taichi herum
und rieb sich nachdenklich das Kinn. „Nun ja, ich denke ich werde zuerst sein
Gehirn untersuchen – falls es denn eines hat. Bei diesen Kreaturen weiß man
nie.“
„Na, auf den Test bin ich aber gespannt“, meinte Matt.
„Finger weg von meinem Kopf!“, kreischte Tai, als Franky begann seinen Kopf
ab zu tasten. Franky wich ein Stück zurück.
„Mann, dieses Alien ist wirklich aggressiv!“
„Ich bin kein Alien!“; entgegnete Tai.
„War klar, dass du das sagst!“, lachte Frank. „Die meinen, sie könnten
die Menschheit an der Nase herumführen. Aber da sind sie an der falschen
Adresse gelandet, ich bin zu clever, als dass ich auf ihre außerirdischen
Tricksereien hereinfallen würde“, erklärte er Matt.
„Für die Tests ist doch auch noch später Zeit?!“, sagte Matt.
Franky schien alles andere als begeistert davon. Aber er hatte keine andere
Wahl. Brummend verließ er das Zimmer, sich in Gedanken schon ausmalend, wie er
diese unerforschte Spezies erforschen und untersuchen würde.
„Darf ich fragen, wieso du dich ausgerechnet von ihm gast fahren lassen
müssen?“, fragte Tai genervt.
„Er hat es mir angeboten, es war die schnellste Möglichkeit und von den
Bedingungen hab ich erst kurz vor deinem Haus was erfahren.“
Tai seufzte. Er musste diesen Alien Fetischisten unbedingt loswerden. Koste es
was es wolle. Das letzte, was dieser Typ untersuchen würde, war Tais Gehirn.
Der Typ sollte sich lieber mal um sein eigenes kümmern. Dass dieses seine
Zuwendung benötigte, war ja mehr als nur offensichtlich.
„Schon komisch, dass du mir mal hinterher rennen musst“, murmelte Tai und
versuchte Matt so wenig, wie möglich anzusehen. Irgendwie brachte ihn der
Anblick des Blonden ganz durcheinander.
„Glaub mir, das hätte ich auch nie für möglich gehalten“, sagte Matt
ehrlich.
„…“
„Ich wollte nur sehen, wie es dir geht. Hast dich ja reichlich merkwürdig
benommen… Ich geh dann wieder“, sagte Matt, wandte sich von Tai ab und
machte Anstalten dessen Zimmer zu verlassen.
„Matt…!“
„Keine Sorge“, meinte Matt. „Ich lass mir was einfallen, wegen Franky.“
Tai blieb total verwirrt zurück. Matt hatte sich also tatsächlich Sorgen um
ihn gemacht. Bei dem Gedanken daran wurde Tai ganz heiß und schwindelig. Matt
sorgt sich um ihn… Das hätte er nie für möglich gehalten! Er war ihm ja
sogar nach, nur um sich davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung war. Und wie
er ihn angesehen hatte… gar nicht so abweisend, wie sonst…
Tai ging zu seinem Fenster und öffnete es. Die Hitze wurde langsam
unerträglich, dabei war ess doch schon Herbst! Was war nur mit ihm los? Hatte
Matt vielleicht wirklich Grund sich Sorgen um ihn zu machen? Und dann war da
noch sein Traum… Wenn Matt jemals davon erfahren würde, würde er ihn
bestimmt nicht mehr mögen und sich auch keine Sorgen mehr um ihn machen.
Wieso musste eigentlich immer ihm so etwas passieren?
Matt saß in der Küche und machte seine Hausaufgaben. Zwischen dem Erledigen
der Aufgaben trank er immer mal wieder einen Schluck Kaffee aus seiner
Lieblingstasse.
Sie hatten heute wirklich unmenschlich viel aufbekommen, es war schon nach
sechs. Matt seufzte. Wenn er mit den Aufgaben fertig war, würde er ein
schönes, langes und entspannendes Schaumbad nehmen.
Als er endlich fertig war, legte er seine Bücher weg und streckte sich erst
mal. Wie lange hatte er jetzt an den Aufgaben gesessen, fast drei Stunden?
Matt warf einen Blick aus dem Fenster. Die Sonne war schon fast vollständig
untergegangen und es regnete.
Matt stand auf und wollte sich auf den Weg ins Bad machen, als plötzlich das
Telefon klingelte. Konnte eigentlich nur sein Vater sein. Wahrscheinlich hatte
er mal wieder irgendwas vergessen. Genervt ging Matt in den Flur und schnappte
sich das Telefon. `Anonymer Anrufer` stand auf dem Display. Da wollte ihm doch
hoffentlich keiner was andrehen!?
Etwas unsicher nahm Matt ab und versuchte höflich zu klingen.
„Hey Matt! Ich bin´s, Tai.“
Okay, also damit hatte er jetzt wirklich nicht gerechnet. Schon gar nicht um die
Zeit. Hätte er mittags angerufen, nachdem er gegangen war und ihn mit einer
Freundschaftsattacke überfallen, dann hätte das ganze vielleicht noch Sinn
ergeben.
„Was gibt´s?“, fragte Matt.
„Na ja, ich wollte dich fragen, ob…“
„Ja?“
„…Ob ich noch bei dir vorbeikommen könnte. Heute noch, meine ich. Ich muss
mit dir reden.“
Ich muss mit dir reden, hatte er gesagt. Klang ernst. Matt seufzte. Da würde er
sich schlecht rausreden können. Aus seinem Bad würde wohl nichts mehr
werden...
„…ja“, antwortete Matt knapp.
„DANKE! Ich bin in zwanzig Minuten bei dir!“, sagte Tai und legte auf.
So wie Matt ihn kannte, zog er sich jetzt schnell ein paar Schuhe und ne Jacke
an und rannte den ganzen Weg bis hierher, die ganze Zeit ein Grinsen auf dem
Gesicht tragen. So hatte er sich den Abend nun wirklich nicht vorgestellt.
Unverhofft kommt eben doch öfter, als man denkt.
Schließlich legte er den Hörer wieder auf die Station und schlurfte ins
Wohnzimmer. Großartig etwas anzufangen würde sich wohl nicht mehr lohnen, also
ließ er sich erschöpft aufs Sofa sinken und schaltete den Fernseher an.
Es dauerte nur eine Viertelstunde, bis es an Matts Haustür klingelte. Matt
schaltete den Fernseher wieder ab, erhob sich vom Sofa und ging kopfschüttelnd
zur Tür. Er war also wirklich gerannt! Verrückt.
Tai stand grinsend und völlig durchnässt vor der Haustür. „Schönen
Abend“, meinte er fröhlich.
Matt musterte ihn perplex. „Hattest du keinen Schirm dabei?!“
„Ähm, nein. Den hab ich total vergessen.“
„Wie kannst du den vergessen, es regnet doch in Strömen!“
„Weiß auch nicht. Irgendwie funktioniert mein Gehirn heute nicht so
richtig“, erklärte Tai.
Matt musste sich wirklich verkneifen, nicht zu sagen, dass er den Eindruck
öfters hatte. Er sah Tai nur kopfschüttelnd an und ließ ihn schließlich
rein.
„Ich hol dir ein Handtuch“, sagte Matt, bevor Tai etwas sagen konnte und
lief die Treppe hoch.
Tai sah ihm fast sehnsüchtig nach. Er würde so gerne auch mal nach oben gehen
und sich Matts Zimmer ansehen. Vielleicht konnte er ihn ja noch überreden, es
ihm mal zu zeigen. Das heißt, falls er ihn nach dem heutigen Abend nicht
hochkant rauswerfen würde.
In nicht einmal einer Minute, war Matt mit ein paar Handtüchern schon wieder
auf dem Weg nach unten. Tai lächelte. Es war schön, wie fürsorglich Matt war.
„Hier“, sagte er und reichte Tai die beiden Handtücher.
„Danke.“
Tai nahm das kleinere, um sich erst einmal die Haare trocken zu reiben. Er
schloss für einen Moment die Augen. Das Handtuch duftete herrlich nach Matt.
„Wenn du was anderes zum anziehen brauchst, kann ich dir ein paar Sachen von
meinem Dad raussuchen“, schlug Matt vor.
„Das ist nett. Aber ich glaube es geht so. Hauptsächlich sind ja die Haare
betroffen“, erklärte Tai.
Matt nickte nur stumm. Allerdings, dachte er. Die sowieso schon sehr
stürmische Frisur Yagamis, war nun völlig durcheinander und einzelne feuchte
Strähnen hingen ihm wild ins Gesicht.
Nach einer Weile hatte Tai es tatsächlich geschafft, seine Haare wenigstens
einigermaßen trocken zu bekommen. Nur widerwillig gab er Matt das Handtuch
zurück. Denn am liebsten hätte er es behalten, es erinnerte ihn so an Matt.
„Ich bring die Handtücher in den Trockner“, sagte Matt.
„Oh, darf ich mitkommen?“, fragte Tai rasch.
„Mach ruhig“, erwiderte Matt gelassen.
Tai war schon ganz aufgeregt, weil er glaubte, jetzt endlich mal Matts Zimmer
sehen zu können. Doch als dieser im Flur nach links, in die Küche ging, wurde
ihm klar, dass es gar nicht nach oben ging. Etwas enttäuscht ging er mit Matt
mit durch die Küche ins Wohnzimmer. War ja auch schön blöd von ihm gewesen,
anzunehmen, dass Matt einen Trockner in seinem Zimmer stehen hatte.
Matt öffnete die Tür gegenüber der Küche. Hinter einem weißen Türbogen
befand sich das Zimmer von Matts Dad und dessen Büro. Beides sah ziemlich
chaotisch aus.
Tai wollte gerade fragen, wieso sie ins Zimmer von Matts Dad sind, als er links
noch einmal eine Tür öffnete, die dann ins Bad führte.
Tai war total beeindruckt. Das Bad sah richtig edel aus. Besonders gefielen ihm
die Dusche und die riesige Badewanne.
Während Matt die Handtücher in den Trockner stopfte, sah sich Tai fasziniert
um. Wäre die Badewanne tiefer, hätte man sie für einen Miniwhirlpool halten
können.
„Und dein Vater ist wirklich nur Sekretär?“, fragte Tai.
„Er hat früher beim Fernsehsender gearbeitet, als wir noch in Osaka gewohnt
haben. Hier hat er noch keine neue Stelle gefunden.“
„Ach so.“
„Willst du dich noch umsehen oder können wir ins Wohnzimmer?“, sagte Matt,
dem nicht entgangen war, dass Tais Augen förmlich an dem Raum kleben.
„Oh! Nein, nein! Wir können gehen“, meinte Taichi ertappt.
„Willst du was trinken?“, fragte Matt im Wohnzimmer angekommen.
„Ähm, ja. Hast du Cola da?“
Matt nickte und ging in die Küche. Ein Sportler der Cola trank, dachte Matt
kopfschüttelnd. Er selbst hasste dieses widerlich süße Zeug, aber sein Vater
trank fast nur Cola.
Taichi hatte bereits auf dem Sofa Platz genommen, als Matt mit zwei Gläsern
zurück kam. Er selbst hatte sich Orangensaft geholt dun gab Tai das Glas Cola.
„Danke.“
„Also, worüber wolltest du reden?“, fragte Matt direkt.
Tai verschluckte sich fast an seiner Cola. Daran hatte er schon gar nicht mehr
gedacht! Auf einmal raste sein Herz, wie wild. Sollte er Matt wirklich von
seinem Traum erzählen? Vielleicht sollte er es doch lieber bleiben lassen.
„Ähm ja… ich wollte mit dir reden. Genau.“
„…“
„Also… das Wetter – wirklich schön heute, nicht?“
„Machst du Witze?“, sagte Matt. „Es stürmt, wie verrückt und regnet!“
Er warf einen Blick nach draußen. Erst jetzt bemerkte er, dass es auch
gewitterte. Tai seufzte. War ja blöd gelaufen.
„Ist das deins?“, fragte Tai, auf das Handy auf dem Tisch deutend. Er hatte
es gerade entdeckt. Vielleicht konnte er Matt so etwas vom eigentlichen
Gesprächsthema ablenken.
Matt sah überrascht auf sein Handy. Er dachte er hätte es vorhin schon
weggelegt.
„Jain, es ist meins… mein altes.“
„Ich benutze mein altes Handy auch noch. Ich glaub es hat bis heute noch nicht
jeder meine neue Nummer“, lachte Tai.
„Also ähm, eigentlich… benutze ich es gar nicht mehr“, sagte Matt.
„Warum liegt es dann hier?“, fragte Tai verwirrt.
Na super, wieso hatte er nicht seine Klappe gehalten? Was sollte er denn sagen,
warum er sein altes Handy hier liegen hatte, wenn er es nicht benutzte?
„Weißt du… ich…“
„Ja?“
„Ich ab mir ein paar alte Nachrichten durchgelesen… nichts weiter.“
„Und? Waren noch ein paar schöne drauf?“, wollte Taichi wissen.
Matt fühlte ein Stechen im Bauch. Auf seinem Handy waren, noch die ganzen alten
Nachrichten von Dean. Er hatte sich immer noch nicht dazu durchringen können,
sie zu löschen.
Matt wollte gerade wieder aufstehen und ans Fenster gehen, als Tai ihn am
Handgelenk packte und zurück auf die Couch zog.
„Du wolltest wieder zum Fenster, oder?“, sagte Tai. Matt nickte.
Tai schmunzelte. „Du gehst immer zum Fenster, wenn wir über etwas reden, was
wir unangenehm ist.“ Matt sah mit gesenktem Blick zur Seite.
„Willst du drüber reden?“, fragte Tai.
„Wolltest du nicht über irgendwas reden?“, entgegnete Matt.
„Ach das… Das ist nicht so wichtig!“
Matt seufzte schwer. Er wollte nicht über Dean reden. Das würde wieder alle
Erinnerungen in ihm an Osaka wecken.
Erst jetzt bemerkte er, dass Yagami ihn immer noch am Handgelenk festhielt. Als
Tai das auch bemerkte, ließ er ihn gleich los. „´tschuldigung“, murmelte
er.
„Du kannst mir ruhig sagen, was los ist – egal worum es geht“, sagte Tai.
Matt zögerte. Er war sich nicht sicher, ob er das wirklich konnte.
Kapitel 17: Gewitternacht (Teil 2)
----------------------------------
So, nun zum zwieten Teil der Gewitternacht^^!
leider bin ich diesmal nicht dazu gekommen, mich für die lieben kommis zu
bedanken. deshalb tue ich das jetzt. ihr seid echt total lieb. ich danke euch
für euer tolles feedback und die motivation, die ihr mir gebt. danke^^!
Akae: wollen wir das nicht alle^_~?
Niki_Odell: danke, habs korrigiert.bei dem vielen matt, tai, tai matt, yamato,
taichi, ... musste das ja mal so kommen *lach* könnte mri diesmal glatta uch
wieder passiert sein. falls jemand was bemerkt, bitte bescheid sagen, danke^_~!
gin_looneytune: ich muss sagen, ich war beim schreiben slebst total gespannt.
ich fieber da richtig mit. freut mcih, dass es dir auhc so geht.
Se-chan91: danke für das lob. natürlich kriegst du ne ens.
MMA: Lass dich überraschen.
nun aber ohen wietere umschweife zum neuen chap. ich wünsche euhc viel spaß.
nicht nur beim lesen, sondern auch beim rätseln muahaha*.*!!!
______________________________________________________
„Du kannst mir ruhig sagen, was los ist – egal worum es geht“, sagte Tai.
Matt zögerte. Er war sich nicht sicher, ob er das wirklich konnte.
„Es gibt ein paar Nachrichten auf dem Handy, die ich bisher noch nicht
löschen konnte“, begann Matt zögerlich.
„Mh“, machte Tai. „Darf ich dich was fragen?“
Als ob er sie davon abhalten ließe, wenn ich nein sage, dachte Matt. „Mach
doch…“
„Du hast mir mal von einem Freund aus Osaka erzählt, der der dir die zwei
Akkorde auf der Gitarre beigebracht hat – sind die SMS von ihm?“
Matt sah ihn total überrascht an. Das wusste Yagami noch? Der vergas doch sonst
alles gleich wieder. Wenn er nur daran dachte, wie schwer es gewesen war, ihm
ein paar simple Daten für den Geschichtstest einzubläuen… Und dann merkte er
sich so was. Klar, dass er dann einfach nur noch eins und eins hatte zusammen
zählen müssen, um zu wissen, von wessen Nachrichten er sprach.
„Deinem überraschten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hab ich da wohl voll
ins Schwarze getroffen, was?“, meinte Tai.
„Sieht so aus“, murmelte Matt abwesend.
„Warum willst du die Nachrichten überhaupt löschen? Ist doch okay, wenn du
an den Erinnerungen an dein altes Zuhause und deine Freunde hängst!“
„Weil ich mit der Vergangenheit abschließen wollte, deshalb“, antwortete
Matt.
„Okay. Aber musst du dazu wirklich die Nachrichten eines Freundes
löschen?“, wollte Tai wissen.
Matt antwortete nicht. Tai beobachtete jeden seiner Züge. Es schien nicht, als
ob er nicht antworten wollte, sondern viel mehr, als wüsste er selbst nicht so
recht eine Antwort auf die Frage.
Draußen donnerte und blitze es. Der Regen schlug heftig an die Scheiben, so
dass man hätte meinen können, jemand würde Steine dagegen werfen.
Matt machte erneut Anstalten ans Fenster zu gehen. Doch Tai reagierte schnell
und zog ihn wieder einmal zurück auf das Sofa.
„Du musst wirklich aufhören wegzulaufen“, sagte Tai ernst.
Matt seufzte. Wieso konnte er ihn eigentlich nicht einfach in Ruhe lassen? Er
wollte doch gar nicht darüber reden und jetzt quetschte er ihn hier aus, als
sei er in einem Verhör!
Matt schloss die Augen und fuhr sich mit einer Hand über die Stirn. Wenn er
heute mal keine Kopfschmerzen bekam. Tai bemerkte das. Ihm wurde bewusst, dass
er Matt ganz schön gedrängt hatte. Er war schon ziemlich unfair, von Matt
verlangte er, dass er ihm seine Lebensgeschichte preis gab – und er selbst
erzählte ihm noch nicht einmal von seinem Traum.
„Tut mir Leid. Du bist nicht bereit es mir zu erzählen, es war gemein von
mir, das von dir zu verlangen“, sagte Tai ruhig.
Matt sah ihn lange an. Es war für ihn ein Rätsel, wie Yagami genau in den
richtigen Momenten so erwachsen sein konnte und oft im nächsten Moment schon
wieder so quirlig und kindlich, wie er eben war. Seltsamer Typ, dieser Yagami.
Tai konnte einfach nicht widerstehen. Er strich Matt eine Strähne hinters Ohr,
die ihm ins Gesicht gefallen war. Er verstand selbst nicht, warum er das so
gerne tat. Matt sah ihn verdutzt an.
„Dir… ähm, hat da eine Strähne ins Gesicht…“
„Ich weiß…“, sagte Matt.
Seltsamer Typ, wirklich seltsam.
Tai seufzte. Was war nur mit ihm los? Er konnte die Hände nicht von Matt lassen
und träumte auch noch Sex mit ihm zu haben. Er sollte wirklich mal zum Arzt
gehen.
Matt stand nachdenklich auf. Tai bemerkte es nicht gleich, sprang dann aber
sofort auf, um Matt beim Arm zu packen.
„Ich wollte nicht zum Fenster. Nur in die Küche – falls du es erlaubst“,
bemerkte Matt.
„Oh, tut mir Leid. Natürlich darfst du das“, sagte Tai verlegen.
Nachdem Tai ihn losgelassen hatte, ging Matt in die Küche. Tai folgte ihm
vorsichtig. Im Türrahmen blieb er stehen und beobachtete Matt.
Der Blonde holte sich ein neues Glas aus dem Schrank und füllte es mit
Leitungswasser. Aus einem anderen Schrank nahm er sich eine Aspirintablette und
löse sie im Wasser auf.
„Hast du Kopfschmerzen?“, fragte Taichi besorgt.
„Ein wenig.“
„Hoffentlich nicht wegen meiner blöden Fragerei?“
„Nein.“
Matt nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. Verdammt, war dieses Zeug so
eklig. Er konnte nur hoffen, dass es dann wenigstens half.
„Willst du vielleicht was essen?“, fragte Matt.
„Kochst du wieder was?“, fragte Tai grinsend.
„Nein. Das mit dem Kochen lass ich erst mal bleiben. Aber ich hab Brot und so
was hier.“
„Klingt auch gut“, meinte Tai schließlich.
Matt trank das Glas Aspirin aus und ging dann zum Kühlschrank. Im Vorbeigehen
stellte er das Radio an
Die beiden setzten sich an den Esszimmertisch, aßen und redeten über
belanglose Dinge, während es draußen stürmte, als würde die Welt untergehen.
Auch im Radio wurde immer mal wieder über Unfälle berichtet, die durch den
Sturm verursacht worden waren.
Die beiden beobachteten den Sturm draußen. Tai seufzte. So wie es aussah,
sollte er sich jetzt besser auf den Weg nach Hause machen. Sollte der Sturm noch
stärker werden, könnte das wirklich zu einem Problem werden. Aber irgendwie
zog es ihn so gar nicht nach Hause. Er wollte so viel lieber bei Matt bleiben.
Auch jetzt, wo sie sich eigentlich nur anschwiegen, fühlte er sich so
unglaublich wohl in der Nähe des Blonden. Außerdem hatte er gehofft, im
Verlauf des Abends doch noch den nötigen Mut auf zu bringen, Matt von seinem
Traum zu erzählen.
Bisher hatte ihn vor allem die Angst davon abgehalten. Es lief gerade alles so
gut, er lernte Matt immer besser kennen und wenn er sich nicht sehr täuschte,
dann vertraute Matt ihm auch immer ein bisschen mehr. Er wollte das, was er
gewonnen hatte, jetzt nicht aufs Spiel setzen.
„Ich glaube ich gehe jetzt besser, bevor der Sturm noch schlimmer wird“,
meinte Tai. Es fiel ihm wirklich schwer, jetzt zu gehen.
„Okay“, sagte Matt abwesend. Er scheint ja mit seinen Gedanken auch ganz
woanders zu sein, dachte Taichi.
Matt begleitete ihn stumm zur Tür.
„Bis dann“, sagte Tai zum Abschied und öffnete die Haustür.
Es war beißend kalt und von draußen zog der Wind so stark, dass Tai sich mit
seinem gesamten Gewicht gegen die Haustür lehnen musste, damit diese nicht
zufiel.
„Das stürmt ja heftiger, als ich dachte“, sagte Tai.
Im nächsten Moment flog ein Campingsessel haarscharf an ihm vorbei. „Bleib
da“, rief eine Frauenstimme. Kurz darauf sahen sie eine Frau, die Matt als
seine Nachbarin erkannte, hinter dem Campingsessel hinterher rennen. Ihre langen
braunen Haare flogen ihre wild durchs Gesicht, sodass sie kaum etwas sehen
konnte. Nur mit Mühe gelang es ihr, den Sessel zu packen und ihn mit sich zu
ziehen.
Auf dem Weg zurück zu ihrer Wohnung entdeckte sie Matt und Tai. Sie sah die
Jungen zuerst überrascht, dann tadelnd an.
„Ihr habt doch hoffentlich nicht vor, jetzt rauszugehen? Lasst das lieber
bleiben. Der Sturm ist viel zu gefährlich. Falls ihr draußen Möbel oder
Müllereimer habt, sichert sie und geht dann sofort zurück ins Haus!“,
erklärte sie in ernstem Ton.
„Aber ich muss nach Hause!“, entgegnete Tai.
„Wenn du nicht von einem Baum oder einem Telefonmast erschlagen werden willst,
dann bleibst du lieber, bis der Sturm zu Ende ist!“
Tai sah der Frau fassungslos nach, während sie sich zurück in ihre Wohnung
kämpfte. Tai überlegte einen Moment, was er jetzt tun sollte. Aber er musste
definitiv nach Hause. Also beschloss er, die Bedenken der Frau zu ignorieren und
trotzdem zu gehen.
„Bleib hier.“
Tai drehte sich um und sah Matt fragend an. Hatte Matt eben wirklich gesagt, was
er gehört hatte? Vielleicht hatte er ja nur den Wind gehört oder jemand anders
hatte eben „Bleib hier“ gerufen.
„Sie hat Recht. Bei dem Sturm ist es viel zu gefährlich, nach Hause zu gehen.
Du solltest hier bleiben. Mein Dad kommt sowieso nicht nach Hause, du kannst in
seinem Zimmer schlafen“, erklärte Matt.
Tai war absolut sprachlos. Er starrte Matt immer noch an, konnte kaum glauben,
dass er ihm das wirklich anbot. „Danke!“, sagte er schließlich glücklich.
Er hatte sogar die Tür losgelassen, die daraufhin mit einem lauten Knall ins
Schloss fiel.
Tai schlurfte neugierig in den Raum. Er hatte seinen Eltern eine SMS
geschrieben, dass er wegen des Sturms bei Matt übernachten würde. Er hoffte
wirklich sehr, dass die Nachricht auch ankommen würde.
Matt war gerade dabei das Bett zu Beziehen. Tai konnte ein Lachen nur schwer
unterdrücken, als er sah, wie Matt mit dem Laken kämpfte.
„Mach´s besser“, knurrte er Tai an.
„Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht auslachen, es sieht nur so lustig aus“,
entschuldigte sich Taichi grinsend.
„Oh ja! Es ist absolut lustig“, meinte Matt genervt und gab es schließlich
auf.
„Weißt du, meine Mum sagt immer, es gibt nichts besseres, als eine Tasse
schönen, heißen Tee, um sich wieder entspannen zu können. Was hältst du
davon, wenn wir jetzt in die Küche gehen und ich mache uns einen entspannenden
Tee?“, schlug Tai vor.
Matt nickte nachdenklich. Bevor er das Zimmer verließ, warf er dem Laken noch
einmal einen wütenden Blick zu, woraufhin Tai erneut lachen musste.
In der Küche angekommen, machte Tai sich sofort auf die Suche nach Tee. Es
dauerte eine Weile bis er ihn gefunden hatte. Er hatte überlegt Matt zu fragen,
aber das wollte er nicht. Und schließlich fand er den Tee ja auch. Gut gelaunt
gab er dann etwas Wasser in eine Kanne und stellte sie auf den Herd.
Matt beobachtete ihn ohne etwas zu sagen. Tai musste zugeben, dass ihn Matts
Blicke nervös machten. Er hatte fast das Gefühl, er würde seine Gedanken
lesen. Als könnte Matt erahnen, dass er gerade wieder an den Traum dachte.
Um sich abzulenken und sich nichts anmerken zu lassen, suchte Tai schnell nach
ein paar Tassen und beeilte sich, den Tee fertig zu machen. Er war erleichtert,
als Matt dann den Blick von ihm abwandte und stattdessen nach draußen sah.
Dass Tai ihm eine Tasse hinstellte, bemerkte Matt zuerst gar nicht. Er war zu
sehr mit anderen Dingen beschäftigt. Er hatte eigentlich nichts gegen Yagamis
Anwesenheit einzuwenden. Er konnte ihn schließlich auch schlecht vor die Tür
setzten, bei dem Sturm. Aber er würde sicher, wieder mit seiner Fragerei
anfangen. Und ihm war gerade wirklich nicht danach über Dean zu sprechen. Vor
allem, weil ihm immer mehr klar wurde, dass er diesen wirklich sehr vermisste.
„Matt, der Tee wird kalt“, sagte Tai und riss Matt damit aus seinen
Gedanken. Er sah überrascht auf die Tasse vor ihm. Wann hatte Yagami ihm die
gegeben?
„Danke“, murmelte er und nahm gleich einen Schluck. Tatsächlich hatte das
heiße Getränk etwas sehr beruhigendes an sich. Er schloss einen Moment die
Augen und genoss das Gefühl.
Tai lächelte zufrieden. Irgendwie freute er sich bei Matt bleiben zu können.
Ihm war klar, dass sich der Blonde nachher nach oben in sein Zimmer verkrümeln
würde, aber dennoch freute er sich, noch etwas Zeit mit ihm verbringe zu
können. Vielleicht konnten sie ja noch einen Film gucken oder so. Und
vielleicht würde er ihm ja auch noch ein bisschen was von Osaka erzählen.
Ein greller Blitz, der die Küche in fast weißes Licht tauchte, riss Tai aus
seinen Gedanken. Es war unglaublich, wie lange, das Licht anhielt. Vielleicht
kam es ihm aber auch nur so lange vor, weil er das Schauspiel gebannt
beobachtete.
Ein knackendes Geräusch war zu hören und im nächsten Moment, war von dem
grellen Licht nichts mehr übrig. Das Licht der Küchenlampe erlosch ebenfalls.
Das Radio und andere elektrische Geräte fielen zeitgleich ebenfalls aus.
„Vermutlich ein Stromausfall“, stellte Matt fest.
„Was jetzt?“, fragte Tai.
„Im Schrank sind Kerzen, ich hole welche. Und in der Schreibtischschublade
müsste eine Taschenlampe sein.
„Okay, um die kümmere ich mich“, erklärte Tai und verschwand in Richtung
Wohnzimmer, ins Zimmer von Matts Vater.
Matt selbst ging in den Flur und öffnete den Schrank. Unsicher tastete er nach
den Kerzen. Er war sich ganz sicher, dass hier welche sein mussten. Es dauerte
eine ganze Weile, ehe er im untersten Regal eine Kiste mit Teelichtern und ein
paar Tafelkerzen fand.
„Matt“, rief Tai.
Matt schnappte sich die Kiste und brachte sie ins Wohnzimmer, wo er sie auf den
Kaffeetisch stellte. Auf dem Weg zu Tai, stieß er zu allem Übel auch noch
gegen den Türrahmen.
„Hast du die Taschenlampe nicht gefunden?“, fragte Matt als er den Raum
betrat.
Tai leuchtete ihm mit der Lampe entgegen. „Doch, aber ich hab noch was anderes
gefunden“, erklärte Tai und deutete auf die Schublade.
Matt trat etwas näher und sah neugierig in die Schublade hinein. Es fiel ihm
schwer etwas zu erkennen.
„Siehst du das? Als ich nach der Taschenlampe gesucht habe, hab ich da voll
reingegriffen. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber es fühlt sich an, wie
ein zermatschtes Gehirn“, erklärte Tai und deutete mit der Taschenlampe
darauf.
Matt hielt den Atem an. Das konnte unmöglich sein. Oder doch? Das sah aus
wie…
„Matt, das sieht ja aus, wie das komische Zeug, dass dein Dad dir zum
Mittagessen serviert!“, stellte Tai fest und sprach damit Yamatos Gedanken
aus. „Wie kommt das hier her?“
„Irgendwie bin ich mir nicht sicher, ob ich das wissen will“, erklärte
Matt.
Mit einem mal fiel ihm ein, dass sein Vater ihm ja einmal sein Mobiltelefon in
den Kühlschrank gelegt hatte, statt der grünen Pampe. War es etwa möglich
dass die grüne Pampe in der Schreibtischschublade die war, die er damals
gesucht hatte?
Moment, halt. Das war schon ewig her. Es war nahezu unmöglich, dass das Zeug
noch nicht schlecht war. Na ja, schlechter als es sowieso schon war.
Der Gedanke daran, dass das Zeug sich so lange hielt jagte Matt einen eisigen
Schauer über den Rücken. Das sollte doch gewöhnlicher Spinat sein, oder
nicht?
„Vielleicht sollten wir es einfach ignorieren und ganz schnell vergessen, was
wir hier gesehen haben…“, schlug Yamato vor.
„Aber willst du das Zeug nicht aus der Schublade entfernen?“
„Nein“, sagte Matt und wandte sich von dem Schreibtisch ab. Je schneller er
diesen Anblick vergas, desto besser.
„Ich mach dir Kerzen an, die ich gefunden habe“, sagte Matt und ging rasch
ins Wohnzimmer.
Tai besah sich noch einmal die grüne Pampe, schloss dann aber angewidert die
Schublade und folgte Matt ins Wohnzimmer.
Dort war es schon ein wenig heller. Matt hatte drei große Kerzen auf den Tisch
gestellt und angezündet.
„Sieht richtig gemütlich aus“, stellte Tai fest.
„Mh, ich hoffe dass nichts Feuer fängt. Wenn ich jetzt noch die Wohnung
abfackele ist das Chaos perfekt“, meinte Matt. Normalerweise hätte Tai jetzt
gelacht, aber Matt sah nicht aus, als ob er scherzte. Er klang irgendwie
genervt.
„Tut mir Leid, dass ich dir so zu Last falle“, entschuldigte sich Tai.
Matt sah auf und blickte Tai überrascht an. „Wie kommst du darauf?“
„Na ja. Ich schätze du wolltest einfach nur ´nen ruhigen Abend für dich.
Jetzt nerve ich dich die ganze Zeit und nun hast du mich auch noch über Nacht
am Hals. Kein Wunder, dass du wegen mir Kopfschmerzen bekommst und so genervt
bist.“
„Wie kommst du bloß darauf?“, fragte Matt. „Ich gebe zu, du treibst mich
des Öfteren in den Wahnsinn, aber heute nicht mehr als sonst auch. Und die
Kopfschmerzen hab ich bestimmt nicht wegen dir!“
„Echt nicht?“, fragte Tai unsicher.
„Echt nicht“, bestätigte Matt.
Taichi war immer noch nicht sicher, ob er Matt nicht vielleicht doch nervte.
Trotzdem war es schön, von Matt zu hören, dass es nicht so war. Am liebsten
wäre er ihm dafür um den Hals gefallen.
„Bringen wir mal etwas Licht in die Dunkelheit“, meinte Tai und half Matt
noch ein paar Teelichter anzuzünden.
Als sie alle Kerzen verteilt und angezündet hatten, ließ sich Matt erschöpft
auf das Sofa sinken. Das Licht war nur dämmrig, aber wenigstens konnte man die
Umrisse der Möbel und die Türen erkennen.
„Das war ´ne Aktion“, lachte Tai und setzte sich neben Matt.
In dem dämmrigen Licht wirkt er noch anziehender, dachte Tai. Er dachte an den
Traum. Er konnte gar nicht anders. Dieses Bild erinnerte ihn so sehr daran. Für
einen Moment ließ er den Traum Revue passieren und ertappte sich dabei, wie er
ihn weiterträumte.
„Er heißt Dean.“
Tai sah Matt entgeistert an.
„Was?“
„Dean, er hat mir die Akkorde beigebracht…“
Kapitel 18: Gewitternacht (Teil 3)
----------------------------------
So, hier ist es nun. das 18. chap. und damit ist die gewitternach triologie auch
schon zu ende *seufz* aber eine nahct kann nun mal nicht ewig dauern. ich brauch
unbedingt nen titel für das nächste chap>... Irgendwohin, wo es
ist. Und wo du dich etwas kannst“, sprach Tai unbeirrt weiter.
Wieder dieses Blinzeln. Bis es Matt dann dämmerte. Das sollte ein Zwinkern
sein!
„Wenn ich es mir so recht überlege, ist mir glaube ich doch ein bisschen
schlecht“, sagte Matt schließlich. Tai atmete erleichtert aus. Endlich hatte
er es kapiert!
„Wieso ist dir schlecht? Du hast doch gar nichts getrunken!“, bemerkte Toshi
skeptisch.
„Ja, aber Zucker aus der Limo steigt mir wohl etwas zu Kopf…“, versuchte
Matt sich rauszureden.
„Aha“, machte Toshi, immer noch ziemlich misstrauisch beäugte er die
beiden. „Ihr kommt aber wieder, wenn´s Ishida besser geht, nicht?“, fragte
Toshi and Taichi gewandt.
„Was? Ja, klar“, sagte dieser schnell.
Dann stand er auf und schnappte sich Matt, bevor weitergefragt wurde. „Wir
sind in spätestens einer halben Stunde wieder da“, versprach Tai und stürmte
im nächsten Moment mit Matt die Treppe nach oben auf die Terrasse, durchs
Wohnzimmer und schließlich durch die Haustür nach draußen, so er erst einmal
schwer atmend stehen blieb.
„Mann, das nächste mal weihe mich bitte vorher in deine Pläne ein!“,
beschwerte sich Matt. „Und die Nummer mit dem Zwinkern solltest du echt mal
üben.“
„Werde ich tun, ich verspreche es.“
„Gut. Und… wolltest du mir nicht noch irgendwas sagen?“, fragte Matt
unsicher. Er war sich noch unschlüssig darüber, ob er es wirklich hören
wollte. Er hatte eine wage Vermutung, um was es ging und die machte ihm Angst.
„Ja. Aber nicht unbedingt vor Toshis Haustür. Komm, wir gehen ein Stück“,
meinte Taichi und ging voraus. Matt folgte gehorsam.
Es war stockdunkel. Und Sogar der Mond versteckte sich hinter einer dichten
Wolkenwand und der Himmel schien in dieser Nacht sternenlos zu sein. wären die
Straßenlaternen nicht an, hätten sie wohl kaum die Hand vor Augen gesehen.
Überall waren die Straßen und Gärten bereits mit Herbstlaub gepflastert. An
einer Straßenlaterne, die bei einer großen Rasenanlage vor einem Reihenhaus
lag, blieb Taichi schließlich stehen.
Irgendwie wurde Matt gerade ganz schlecht. Und er war sich nicht sicher, ob das
wirklich nur an der Angst davor lag, was Taichi ihm gleich sagen würde.
Natürlich war diese Tatsache daran definitiv nicht ganz unschuldig. Er wäre am
liebsten weggelaufen. Er hatte keine Ahnung, wie er reagiert oder was er tun
sollte, wenn es tatsächlich DAS war.
„Bevor du jetzt was sagst“, begann Matt. „Das vorhin, das war nicht nur
Limo, oder? Lüg mich nicht an. Mir wird ganz schwindelig von dem Zeug. Das
kommt nicht vom Zucker.“
„Okay, du hast recht“, gab Tai zu. Jetzt war es ohnehin egal, wenn Matt es
wusste.
„Was war da drin?“
„Mh, vielleicht… habe ich etwas … Rum rein getan.“
„Was?!“
„Ja, tut mir Leid“, sagte Tai beschämt. „Und um ehrlich zu sein, war es
auch nicht nur ein bisschen Rum.“
„Wieso hast du das gemacht?“, fragte Matt ängstlich.
„Weil… Weil ich mir eingebildet habe, dass du mich dann nicht ganz so hasst,
wenn ich dir sage, was ich dir gleich sagen werde.“
„Bitte?“
„Na ja, ich hab eben Angst. Ich will dich nicht verlieren. Und wenn dir das
nicht gefällt, was ich dir sage… das ist jetzt wahrscheinlich total dumm,
aber ich hab einfach gehofft, dass du es dann wieder vergesset wenn du - wenn
du….“
„…wenn ich total betrunken bin?“, beendete Matt den Satz für ihn.
Tai nickte geknickt.
„Wahnsinn…“, sagte Matt. „Gut zu wissen, wie weit du so gehst.“
Tai hatte definitiv nicht übertrieben, als er gesagt hatte, dass es nicht nur
ein bisschen Rum war. Ihm wurde von Minute zu Minute schwindeliger. Er hoffte
nur, dass er es schaffen würde sich auf den Beinen zu halten, bis er nach hause
kam. Oh, hoffentlich kam sein Erzeuger nicht gerade jetzt heute auf die Idee,
mal nach Hause zu kommen. Wenn er herausfand, dass er was getrunken hatte… Er
würde ihn umbringen. Und dass ihm das Zeug untergejubelt wurde, würde er ihm
ja doch nicht glauben.
„Es tut mir Leid, Matt.“
„Vergiss es“, sagte Matt, klang aber nicht so, als würde er Taichi
verzeihen.
Hatte es jetzt überhaupt noch einen Sinn es ihm zu sagen? Matt hasste ihn ja
bereits jetzt. Wieso war er auch auf die dumme Idee gekommen ihm Rum in die Limo
zu tun!?
War doch klar, dass diese Idee dämlich und zum Scheitern verurteilt war.
„Ich hab dich oft angelogen Matt. Eigentlich täglich, könnte man sagen.“
Oh Gott! Es war tatsächlich das. Es konnte nur DAS sein. Matt sog scharf die
Luft ein. Er wollte das nicht hören!
„Ich mag dich nicht nur, Matt. Ich mag dich wirklich… sehr“, versuchte
Taichi seine Gefühle unbeholfen zu erklären. Aber es klang do blöd. Und er
verstand gar nicht, warum er überhaupt noch um den heißen Brei redete. Er
hatte doch ohnehin nichts mehr zu verlieren. Warum war er denn nicht einfach
ehrlich? „Ich denke, du weißt, was ich damit sagen will?“
„…“
„Matt, ich… lie…lie…liebe dich!!!!“
Okay, also jetzt wurde ihm wirklich schwindelig! Das hatte er eben nicht
gehört. Das konnte nicht sein. Das ging nicht. Das war unmöglich!!
„Matt?“, sagte Tai besorgt.
Matt versuchte verzweifelt das Gleichgewicht zu halten, musste sich aber an der
Straßenlaterne festklammern, um nicht umzukippen.
„Es tut mir so Leid, Matt. Ich dachte ich könnte es einfach vergessen und wir
könnten Freunde sein. Aber es geht nicht. Dafür mag ich dich viel zu sehr. Ich
kann es nicht unterdrücken oder ignorieren, das macht mich wahnsinnig.“
„…“
„Ich erwarte, bestimmt nicht, dass du diese Gefühle erwiderst. Aber… ich
kann sie auch nicht unterdrücken. Das musst du akzeptieren. Und bitte…“,
seine Stimme bebte vor Angst. „…bitte, bleibe mein Freund!“
Er hatte es gewusst. Er hatte es gewusst. Und jetzt hatte er die Bestätigung
dazu. Na toll. Wunderbar.
„Matt? Bitte sag irgendwas!“
„Dann waren deine kleinen Gesten, also wirklich nicht freundschaftlich
gemeint“, murmelte Matt.
„Doch, das schon. Wäre es über Freundschaft hinausgegangen, wäre ich daran
glaube ich krepiert! Ich brauche dich Matt, ich wollte doch bloß bei dir
sein.“
„… Und deswegen tust du das alles für mich?“
„Was meinst du?“
„Dass du immer und immer wieder versucht mir alles Recht zu machen und dein
gesamtes Leben nach mir ausrichtest. Du versetzt deine Freunde, vernachlässigst
deine Hobbys, erträgst mich und… Warum hat Toshi sich eigentlich nicht
gewundert, dass ich mit zu der Party gekommen bin?“
„…weil ich ihm gesagt hatte, dass du mitkommen würdest.“
„Und das hat ihn gar nicht gestört?“
„Mh…“, Tai schluckte hart.
„Na los, sag mir die Wahrheit!“, verlangte Matt.
„Ich hab gesagt, ich würde nicht mehr Fußball spielen, wenn du nicht kommen
darfst…“
„Was?! Bist du eigentlich total wahnsinnig?!“, fragte Matt aufgebracht.
„Du bist mir wichtiger, als die oder Fußball oder sonst irgendwas…“
„Du bist echt irre“, stellte Matt fest und lehnte sich gegen die
Straßenlaterne.
„Ich weiß…“, sagte Tai und musste plötzlich lachen.
Dann sah er Matt tief in die Augen. Er war so unglaublich süß. Besonders, wenn
er so fertig aussah und ihm die blonden Strähnen o sexy ins Gesicht fielen. Wie
konnte man sich eigentlich nicht in diesen Jungen verlieben?
„Sag mir, dass du mich liebst“, bat Tai.
„Tai…!“
„Bitte, Matt. Nur ein einziges Mal! Du musst es auch gar nicht ernst meinen.
Ich will es nur einmal hören. Sag es, nur einmal. Aber sag es.“
„...“
Tai seufzte. Er ging um die Laterne herum zu Matt und packte ihn bei den Armen.
„Was hast du vor?!“, fragte Matt erschrocken.
„Dass man dich aber auch immer zu allem zwingen muss“, sagte Tai ein wenig
belustigt.
Er zog Matt an sich, wobei der auf wackligen Beinen von der Laterne abließ.
Sein Herz pochte und hämmerte wild, als Tai ihn an sich drückte. Das
Schwindelgefühl, wurde stärker und er hatte das Gefühl den Boden unter den
Füßen zu verlieren. Er wurde Fallen…
„Tai, warte, ich…“
Weiter kam Matt nicht. Er hatte das Gleichgewicht verloren und fiel zusammen mit
Tai rücklings auf die Rasenfläche hinter ihnen.
Die beiden sahen sich erschrocken in die Augen. Und obwohl Matt schon lag, hatte
er immer noch das Gefühl er würde jederzeit umkippen. Er schwor sich auf einer
Party nie wieder etwas zu trinken. Man konnte nie wissen, ob es wirklich kein
Alkohol war.
„Matt“, hauchte Tai. „Du hast mich eben Ta genannt. Das hast du noch nie
gemacht. Immer nur Yagami.“
„Stimmt“, stellte Matt plötzlich fest. Obwohl er ihn in Gedanken zumindest
schon länger nicht mehr nur beim Nachnamen nannte. Warum eigentlich?
„Sags noch mal!“
„Wieso?!“
„Ich will es einfach hören“, erklärte er.
„Okay… Tai…“, verdammt, musste er ihn so ansehen? So dämlich grinsend?
Scheiße, was hatte er denn jetzt vor?!
Tai beugte sich etwas weiter über Matts Gesicht, kam ihm immer näher.
Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es richtig war, das jetzt zu tun. Es war
auch kein unbewusstes Handeln. Es war das, was er wirklich wollte und es fühlte
sich richtig an. Also vertraute er seinem Instinkt.
Er kam ganz dich an Matts Ohr. Er konnte deutlich hören, wie Matt scharf die
Luft einzog und wie laut sein herz gegen seine Brust schlug. Und zu seiner
Schande musste Tai gestehen, dass es ihm gefiel, wie ängstlich Matt da unter
ihm lag.
„Ich liebe dich Matt“, hauchte er ihm zärtlich ins Ohr. Matt schloss
reflexartig die Augen und betete, dass das nur ein Traum war.
„Und irgendwann“, sagte Tai. „Wirst du endlich kapieren, dass du mich auch
liebst!“
Er wusste selbst nicht, warum er plötzlich so viel Mut hatte.
Dann berührte er sanft Matts Wange. Er glühte, als hätte er Fieber. Vertrug
er den Alkohol etwa wirklich so schlecht oder lag das jetzt an ihm, dass Matt so
fiebrig war?
Matt öffnete seine Augen langsam wieder und blickte in Taichis. Er sah ihn ganz
sanft an und berührte immer noch seine Wange. Und obwohl, das Ohnmachtsgefühl
immer noch vorhanden war, wurde er einfach nicht bewusstlos. Und gerade jetzt
wäre ihm das ganz lieb gewesen.
„Ich liebe dich“, hauchte Taichi erneut
Matt schloss reflexartig wieder die Augen, wissend, was nun passieren würde.
Tai legte seine Lippen auf Matts und küsste ihn. Das Schwindelgefühl in Matt,
gewann wieder die Oberhand. Er würde ohnmächtig werden, ganz bestimmt. Er
hatte das Gefühl zu fallen und klammerte sich mit aufkommender Panik an Tai.
Der streichelte ihm daraufhin beruhigend durchs Haar und mit dem Daumen
zärtlich über die Wange. Seine Lippen bewegten sich fordernder gegen Matts.
Als Matt dann plötzlich den Kuss erwiderte, war er völlig überrascht. Aber
nicht so überrascht, wie Matt selbst, der gar nicht verstand warum er das tat
oder wann er die Kontrolle über seinen Körper verloren hatte. Was war nur los
mit ihm? Was stellte dieser dämliche Alk nur mit ihm an?
„Hey, wie es aussieht kapierst du schnell?“, stellte Tai zufrieden grinsend
fest.
„Ich hab Angst“, gab Matt offen zu.
„Das ist in Ordnung“, sagte Tai ruhig und küsste Matt auf die Stirn.
Wann würde dieses verdammte Schwindelgefühl endlich aufhören? Und was war da
eigentlich gerade passiert? Warum hatte er diesen gottverdammten Kuss bloß
erwidert?! Was war denn los mit ihm?
Dann küsste Tai ihn erneut. Er wollte sich dagegen wehren, aber er schaffte es
nicht. Stattdessen klammerte er sich nur noch mehr an Tai. Das Gefühl des
Fallens wollte einfach nicht von ihm ablassen, obwohl er ganz deutlich das
feuchte, kalte Gras unter sich spürte. Wann war er eigentlich so verdammt
schwach geworden?
„Danke“, hauchte Tai Matt ins Ohr, welcher zusammenzuckte, als er Tais
heißen Atem an seinem Hals spürte.
„Keine Ahnung, wie es dir geht, aber ich hab keine Lust mehr zur Party zurück
zu gehen. Lass uns zu mir gehen, ja?“
Matt hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Tai hatte hoffentlich nicht das
vor, was Matt dachte… Dennoch nickte er vorsichtig.
Tai stand auf und reichte Matt eine Hand. Als Matt jedoch probierte aufzustehen,
wurde er wieder zurückgerissen. Er war immer noch schrecklich benommen.
Tai musterte ihn besorgt. Es war wirklich eine dämliche Idee von ihm gewesen,
ihm Alkohol in die Limo zu mischen. Noch dazu Rum und in der Menge. Ihm hätte
klar sein müssen, dass Matt das Zeug nicht vertragen würde.
Auf dem Weg zu Tai hatten die beiden kein Wort miteinander gesprochen. Matt
kämpfte immer noch mit den Folgen des Alkohols und dachte über das nach, was
da zwischen ihm und Tai geschehen war und Tai war einfach nur schrecklich
glücklich. Er hatte den ganzen Weg über gegrinst, wie ein Honigkuchenpferd.
Bei Taichi zu Hause war keiner mehr wach gewesen. Tai hatte Matt ein T-Shirt und
eine Hose zum Schlafen gegeben. Danach war er ins Bad gegangen, um sich
umzuziehen.
Als er wieder in sein Zimmer kam, saß Matt fertig umgezogen auf seinem
Schreibtischstuhl. Er wirkte nachdenklich und irgendwie auch… unglücklich?
Tai hoffte sehr, dass das nicht an ihm lag. Er ging langsam zu ihm und
streichelte ihm durchs Haar.
„Schlafen?“, fragte Tai ruhig.
Matt nickte.
„Welche Seite des Bettes ist dir lieber – Wand oder Rand?“
Matt sah Tai erschrocken an. Erst da wurde ihm klar, dass Tai erwartete, dass
sie beide zusammen in einem Bett schliefen. In seinem Bett!
„… ist mir egal… glaube ich“, murmelte Matt.
„Okay, dann würde ich sagen, du legst dich an die Wand. So schwindelig, wie
du bist, fällst du sonst noch aus dem Bett.“
Als Matt sich nicht rührte, nahm er Matt beim Handgelenk und zog ihn mit sich
zum Bett, auf welches er ihn mit sanfter Gewalt runterdrückte. Dann legte er
sich neben Matt und schaltete mit einem sanften „Gute Nacht“, das Licht aus.
Dann legte Tai sich hin und schloss die Augen. Matt warf ihm einen kurzen Blick
zu. Okay, wie es schien wollte er wirklich nur schlafen. Das war zumindest schon
mal etwas beruhigend.
Trotzdem schlug sein Herz ganz wild gegen seine Brust. Wie sollte er bloß die
Nacht neben Taichi überstehen? Noch dazu, wo sie wirklich Arm an Arm lagen!
Matt zuckte zusammen, als Tai plötzlich seine Arme um ihn schlang. Er lächelte
ihn aus seinen ruhigen braunen Augen heraus an. „Alles klar?“
„… ich weiß nicht.“
„Bereust du, dass du den Kuss erwidert hast?“, fragte Tai ängstlich.
Matt sah ihn schweigend an. Was sollte er denn jetzt sagen? Wenn er ja sagte,
wäre Tai todunglücklich. Und wenn er nein sagte, machte er ihm womöglich
falsche Hoffnungen. Was sollte er denn jetzt tun?
„Angenommen ich bereue es nicht… was bedeutet das dann? Ich mein, was würde
dann… passieren?“
„Mh, so einiges, denke ich“, antwortete Tai und sah Matt fest in die Augen.
„Es würde bedeuten, dass du was für mich empfindest. Und das wäre echt
toll.“
Matt versuchte Tais Blick auszuweichen. „So einiges“ Er wollte lieber nicht
wissen, was Taichi damit meinte.
Tai nahm Matts Kinn und zwang ihn ihn anzusehen. Er wirkte so ängstlich. Tai
küsste ihn zum dritten Mal an diesem Abend. Diesmal etwas fordernder als
bisher, er wollte sehen, wie Matt darauf reagierte und zu seiner Überraschung
erwiderte er diesen Kuss wieder und wenn er sich nicht all zu sehr täuschte,
dann gefiel es Matt sogar.
„Ich gehe mal davon aus, dass du es nicht bereust“, meinte Tai lächelnd.
Dann schmiegte er sich dicht an Matt, liebkoste seinen Hals. Matt wehrte sich
nicht. Ein gutes Zeichen.
Er beschäftigte sich wieder mit Matts Lippen. Seine linke Hand ließ er
vorsichtig etwas unter Matts T-Shirt gleiten, welches er schließlich etwas nach
oben schob. Reflexartig packte Matt Tais Handgelenk.
„Lass das.“
„Tut mir Leid, ist so über mich gekommen“, entschuldigte sich Tai. „Ich
dachte du willst es. Tut mir Leid.“
Matt löste sich etwas von Tai und zog das T-Shirt wieder nach unten. Dann
drehte er sich auf die Seite und schloss die Augen, in der Hoffnung, dass er
gleich einschlafen würde.
„Hey, tut mir Leid. Ich mach es nicht wieder, komm.“
Tai zog ihn wieder zu sich und blickte ihm entschuldigend in die Augen. „Ich
versuche mich zu beherrschen, ja?“ Matt nickte unsicher, wehrte sich aber
nicht, als Taichi die Arme um ihn schlang. Es dauerte nicht lange, bis sie in
dieser Position, ruhig einschliefen.
Als Tai am nächsten Morgen aufwachte, sah er als erstes neben sich, um
festzustellen, dass Matt noch bei ihm war und ruhig an ihn gekuschelt schlief.
Es war also doch nicht nur ein Traum gewesen!
Tai lächelte als er Matt gedankenverloren durch Haare streichelte und ihm eine
Strähne hinters Ohr strich. Es ist wirklich passiert, dachte Tai glücklich.
Matt war jetzt wirklich bei ihm und trug seine, ihm viel zu großen,
Schlafsachen.
Tai setzte sich halb auf um einen Blick auf seinen Wecker zu erhaschen. Es war
erste kurz nach vier Uhr morgens. Er legte sich wieder hin und kuschelte sich
wieder an Matt.
Matt blinzelte leicht, legte sich auf den Rücken und öffnete schließlich
verschlafen die Augen. Taichi seufzte. „Tut mir Leid, ich hab dich nicht
wecken wollen.“
Sofort drehte Matt sich wieder zu ihm, sah ihn perplex an und setzte sich –
etwas zu schnell – auf. Sofort überkam ihn eine erneute Schwindelattacke,
sodass er rücklings wieder zurück ins Bett fiel.
Mit einem Mal kamen ihm sämtliche Erinnerungen an den letzten Abend. Irgendwie
war es ihm bis jetzt noch, wie ein Traum erschienen. Aber es war echt. Und er
lag hier wirklich in Tais Bett, noch dazu unmittelbar neben ihm.
„Ähm, gut geschlafen?“, fragte Tai amüsiert über Matts Reaktion.
„… weiß ich noch nicht“, sagte Matt und wurde rot.
Tai beugte sich lachend über Matt und hauchte ihm einen Guten-Morgen-Kuss auf
die Lippen. „Wie wäre es mit noch etwas Kuscheln und danach einer gemeinsamen
Dusche?“
„Erstens: Verzichte. Zweitens: Denkst du nicht deine Eltern würden es seltsam
finden, wenn wir zusammen aus dem Bad kommen?“
„Doch. Und genau deshalb gehen wir ja nachher zu dir“, erklärte Tai.
„Ich gehe nicht mit dir duschen.“
„Das sehen wir ja dann“, grinste Tai.
„Ich meine es ernst!“
„Okay, Matt. Aber irgendwann werden zusammen duschen, ja?“
„…“
„Komm“, sagte Tai und zog Matt an sich. Er schlang die Arme um ihn und
streichelte ihm mit einer Hand durchs Haar.
-----------
so, hoffe es hat euch gefallen^________^!
Kapitel 30: Doubts, Trust, Love
-------------------------------
Ich hab unter Fanfictions jetzt leider kein Help-Desk oder sowas gefunden, oder
ich war zu dämlich dazu. Jedenfalls lade ich die FF jetzt noch mal hoch. Vorhin
wurde sie bloß als Adult freigeschaltet, obwohl darin überhaupt keine
sexuellen handlungen, mal abgesehen von Küssen (und das zählt doch wohl nicht
wirklich, oder?), vorkommen. Laut Fanfic FAQ dürfte dieses Kapitel nru Adult
sein, wenn ich grafisch sexuelle Handlungen oder extreme Gewalt beschreibe.
Ersteres kann nicht der fall sien, da keine sexuellen Handlungen vorkommen. Oder
ging es dabei etwa um die Andeutung, dass Tai ´nen Ständer hat? Da habe ich
aber auch nur angedeutet und geschreiben, dass er sich ins Bad verzieht, aber
nichts von Mastubation be- oder geschrieben. Was die Gewalt betrifft: Ging es
vielleicht, um den Film den die beiden sehen? Falls ja, fändde ich das zwar
übertrieben, aber ich kann gerne weglassen, dass da ein Typ erschossen oder
Leute abgeschlachtet wurden, falls es daran liegen sollte. Ist für die Handlung
denke ich, ohnehin unwichtig, auch wenn es, wie gesagt, ziemlich übertrieben
wäre.
So, falls ihr dieses Kapitel dennoch wieder als Adult freischaltet, könnte ich
dann bitte ne ENS mit Begründung erhalten? Ich verstehe nämlich echt nicht,
weshalb dieses Kapitel in irgendeiner Weise nicht jugendfrei sein sollte.
Danke, Loona
_____________________________________
Schwaches Licht brach durch die Jalousien in den Raum. Tai blinzelte und gähnte
dann noch ganz verschlafen, streckte sich ein wenig. Dann warf er einen Blick zu
Matt und stellte zufrieden fest, dass dieser noch tief und fest schlief. Tai
legte sich auf die Seite und beobachtete Matt eine ganze Weile einfach nur. Matt
war unheimlich süß, wenn er schlief. Dann wirkte er so entspannt und ruhig.
Ganz vorsichtig streckte Tai eine Hand aus und berührte leicht Matts Wange,
fuhr die Konturen seines Gesichts nach. Mit dem Daumen strich er zärtlich über
die leicht geöffneten Lippen, ehe er einen flüchtigen Kuss darauf hauchte.
Er wollte Matt nicht wecken, doch gleichzeitig fiel es ihm unheimlich schwer,
seine Finger von ihm zu lassen. Zu groß war der Reiz sein Gesicht zu berühren
oder ihm durchs Haar zu streicheln, damit zu spielen.
Vielleicht klang das ja dumm, aber im Moment konnte Tai sich nicht vorstellen
auch nur eine einzige Minute ohne Matt zu verbringen. Er hatte ihn jetzt endlich
und er wollte ihn nicht mehr gehen lassen. Am liebsten hätte er ihn ganz fest
in den Arm genommen und einfach nicht mehr losgelassen. Er wollte ihm einfach
nahe sein. Und noch näher – aber offensichtlich war das Matt jetzt noch zu
viel. Oder er bereute es doch…
Nachdenklich strich er über Matts Arm. Seine Haut war so zart… fast, wie die
eines Kindes. Er streichelte über Matts Handrücken. Nur zögerlich und ein
wenig unsicher, umschloss er seine Hand.
„Ich liebe dich“, raunte er und küsste Matt erneut. Diesmal länger und
eindringlicher. Er konnte nicht anders. Er konnte nicht einfach neben ihm liegen
und nichts tun. Er musste diese süßen Lippen berühren und diesen schönen,
attraktiven Körper.
Matt bewegte sich und Tai hatte schon die Befürchtung ihn wieder geweckt zu
haben, doch Matt hatte sich am Schlaf nur dichter an ihn gekuschelt. Lächelnd
legte Tai seine Arme um Matt. Ihm war klar, dass Matt sich sehr wahrscheinlich
unbewusst so an ihn kuschelte – trotzdem freute es ihn. Es bedeutete ihm
unendlich viel und ließ ihn hoffen, dass Matt seine Entscheidung vielleicht
doch nicht bereute.
Tai musste leider zugeben, dass er Angst hatte, dass Matt den Kuss nur wegen des
Alkohols erwidert hatte. Als er neben ihm aufgewacht war, war er so geschockt
gewesen. Und irgendwie abweisend. Tai hatte Angst.
Er wollte Matt jetzt nicht mehr verlieren, nicht jetzt.
Als Matt gestern mit Tai auf diese Party gegangen war, hätte er nie geglaubt,
wie das ganze enden würde. Er hatte gedacht, er wurde abends einfach nach Hause
gehen – zu sich nach hause. Nicht zu Tai. Und nie im Leben hätte er sich
vorstellen können, dass sie sich küssen würden oder mit Tai in einem bett
schlafen würde oder... dass er womöglich Gefühle für ihn haben könnte.
Konnte das denn wirklich möglich sein und das nur, weil er diesen dämlichen
Kuss erwidert hatte? Er wusste ja nicht einmal, warum er das gemacht hatte. Es
war einfach über ihn gekommen und hatte sich in dem Moment auch richtig
angefühlt.
Dass er jetzt in der Küche stand, Chips in eine Schale füllte und Getränke
holte, während Tai im Wohnzimmer saß und ein paar DVD´s auswählte, die sie
sich ansehen würden, war irgendwie seltsam. Aber noch viel seltsamer war, dass
Tai ihn seit dem einen Mal heute Morgen, gar nicht mehr betatscht oder geküsst
hatte. Er hielt sich absolut zurück.
Den ganzen Weg von den Yagamis bis hierher hatte er nichts gesagt, sich ganz
ruhig verhalten. Nur kurz nachdem sie wieder in Matts Wohnung waren, hatte er so
gewirkt, als ob er Matt gerne geküsst, berührt oder nur irgendwas gesagt
hätte. Aber das hat er nicht getan.
„Hey Maaaaatt! Kommst du?“, rief Tai aus dem Wohnzimmer.
Matt schreckte daraufhin aus seinen Gedanken hoch. „Ja, Moment!“, rief er
zurück. Er schnappte sich schnell noch zwei Gläser, die er auf ein Tablett
stellte und kam dann ins Wohnzimmer, wo Tai in Mitten von etwa dreidutzend DVDs
saß.
Matt stellte das Tablett auf dem Tisch ab und setzte sich dann zu Tai auf den
Boden. Dann sah er ihn an. Er hätte gerne was gesagt, irgendwas, nur um die
Stille zu unterbrechen. Aber er bekam kein Wort heraus.
Tai sah ebenfalls etwas unsicher zu ihm. Matts Abweisung an dem Morgen machte
ihm zu schaffen. ER wusste nicht, wie er sich verhalten sollte, was er sagen und
tun durfte und was nicht. Er wollte nichts falsch machen und Matt nicht
verletzen oder gar verlieren.
„Ähm... Ich hab ein paar DVD´s in die engere Auswahl gezogen, mh, wie viele
wollen wir uns eigentlich ansehen? Ich meine...“
„Egal, such du es dir aus.“
Tai seufzte. ´Schon, dass du mir die Entscheidung überlässt, Matt`
„Weißt du was, wir können ja einfach so lange gucken, bis es uns langweilig
wird...“, schlug Tai vor und warf die erste DVD in den DVD-Player ein.
Doch statt auf den Film zu achten, sah er zu Matt. So sehr er Filmabende auch
liebte, besonders wenn es Aktion-, Thriller- oder Horrorfilme waren, er wäre
jetzt lieber mit Matt oben in dessen Schlafzimmer gewesen. Sie hätten ja nicht
einmal miteinander schlafen müssen. Einfach zusammen sein, sich anfassen und
endlich mal ohne nervenden Stoff dazwischen, einfach Haut an Haut – mehr
wollte er doch gar nicht.
„Was ist?“, fragte Matt.
„N-nichts. Alles in Ordnung“, log Tai und setzte ein Lächeln auf.
Matt sah ihn skeptisch an. All zu sehr überzeugte ihn dieses gezwungene
Lächeln nicht.
´Er ist schon seit heute Morgen so komisch`, dachte Matt.
„Tai, hab ich irgendwas falsch gemacht oder was falsches gesagt?“
Tai blickte ihn überrascht an. „Wie kommst du denn darauf?“
Matt sah zur Seite. „Weil du dich so seltsam verhältst, irgendwie...
distanziert.“
„Ach das... Ich will einfach nicht, dass du sauer auf mich bist.“
Matt sah ihn ein wenig verwirrt an. Er wollte nicht, dass er sauer auf ihn war?
„Ich weiß bei dir einfach nicht, was ich tun darf, wann ich zu weit gehe. Du
bist gestern fast ausgeflippt, weil ich dir unters T-Shirt gegriffen hab und es
kommt mir einfach so vor... als wolltest du mich nicht.“
„Tut mir leid, das wollte ich nicht. Ich wollte dich wegen der...
T-Shirt-Sache auch nicht so anmachen, ich wollte einfach...“
„Nein, schon gut. Ich verstehe dich ja.“
Er sah Matt unsicher an. „Matt-“
Im Film ertönte ein Schuss und ein Kerl, von dem Tai nicht einmal sagen konnte,
wer es war, viel blutend zu Boden.
Möglicherweise war das nicht der beste Zeitpunkt und auch nicht der beste Film,
für solche Aktionen, aber Tai zog Matt instinktiv näher zu sich. Ihre
Gesichter berührten sich schon fast, als Tai Matt fragend anblickte. „Darf
ich?“
Matt nickte. Und Tai lächelte.
Er berührte flüchtig Matts Lippen und drückte ihn dann vorsichtig nach
hinten, bis er auf dem Boden lag und beugte sich über ihn. Eine wirklich
bizarre Szene; er und Matt knutschend auf dem Boden, in einem Meer von DVD´s
und auf dem Bildschirm wurden gerade Leute abgeschlachtet und Blut spritzte quer
durch die Gegend, während immer mal wieder ein Schuss oder ein Schrei ertönte.
Erneut berührten sich ihre Lippen und Matt erwiderte den Kuss diesmal sogar,
ein wenig schüchtern und von Tais verlangenden Küssen überfordert, aber er
erwiderte ihn.
„Ohne dich drängen zu wollen“, hauchte Tai zärtlich gegen Matts Ohr.
„Aber wann, werde ich denn ungefähr mal deinen sexy, muskulösen Oberkörper
zu sehen bekommen?“ Er zupfte spielerisch Matts Pullover.
„Also meinen sexy, muskulösen Oberkörper, wirst du wahrscheinlich nie zu
sehen bekommen – sexy und muskulös habe ich nämlich nicht zu bieten.“
„Davon überzeuge ich mich lieber selbst. Außerdem bin ich mir sicher, dass
du sehr attraktiv bist. Jetzt werd nicht gleich rot, das ist nur die
Wahrheit.“
Er beugte sich lächelnd tiefer zu Matt, küsste Matt verlangender und
auffordernder. Er hoffte, dass er ihn nicht wieder erschrecken würde, als er
vorsichtig seine Zunge zwischen Matts Lippen schob. Aber Matt öffnete,
scheinbar zu seiner eigenen Überraschung, bereitwillig den Mund und ließ Tai
sein Werk fortsetzen.
Obwohl es nur ein Zungenkuss war, war es unglaublich berauschend und sinnlich.
Es zeigte ihm, dass Matt ihm schon etwas mehr vertraute. Es tat so unglaublich
gut, ihn so zu küssen, zu schmecken, zu berühren. Er schmeckte nach mehr. Am
liebsten hätte Tai ihm auf der Stelle die Kleider vom Leib gerissen, aber er
konnte und wollte das jetzt nicht zerstören. Stattdessen genoss er es, wie Matt
sich an ihn krallte, fast so, als hätte er Angst zu fallen.
Nur langsam und äußerst widerwillig, löste er sich schließlich von ihm.
Matt krallte sich immer noch an Tai. Ihm war ganz schwindelig. Er zitterte am
ganzen Leib, obwohl sie bestimmt zwanzig Grad im Wohnzimmer hatten und Tai eine
unglaubliche Hitze ausstrahlte.
„Alles in Ordnung bei dir?“, schmunzelte Tai.
„J-ja... das ist nur so... verwirrend“, keuchte Matt.
Tai strich ihm zärtlich über die Wange. Er verwirrte ihn, wie süß. Dann
wollte er ihn mal noch etwas mehr verwirren. Ein wenig stürmischer presste er
diesmal seine Lippen auf Matts und erkundete erneut dessen Mundhöhle, während
seine Hände über all waren – in seinen Haaren, an seinen Armen, an seinen
Beinen... wenn diese verdammten Klamotten nur nicht gewesen wären.
Der Kuss wurde stürmischer, Matt unsicherer und Tai erregter.
Ihm war heiß. Schrecklich heiß. Er konnte das Blut in seinen Ohren rauschen
hören und spürte, dass es langsam, aber sicher in Lendegegend hinabrauschte.
Er konnte sich nicht länger gegen diese unglaubliche Erregung wehren und löste
sich schließlich ganz von Matt, der verwirrt die Augen öffnete.
„I-ist es in Ordnung, wenn ich mal kurz eure Dusche benutze?“
Matt nickte fast benommen, ohne überhaupt wirklich realisiert zu haben, worum
es ging, als Tai auch schon in Richtung Badezimmer abrauschte.
Matt setzte sich langsam auf. Und kaum das Tai verschwunden war, dämmerte es
ihm plötzlich, weshalb Tai jetzt eine Dusche brauchte.
Als Tai wieder aus dem Bad kam und das Wohnzimmer betrat, stellte er fest, dass
Matt sich nicht vom Fleck gerührt hatte, ausgenommen, dass er jetzt saß. Immer
noch lagen all die DVD´s wild um ihn verstreut und der Film lief, ohne, dass
jemand Notiz davon nahm, still für sich weiter.
Tai ging zu Matt, setzte sich und sah den Blonden mit Besorgnis an. „Hey“,
sagte er nur, legte seine Arme um Matt und küsste ihn auf die Wange. „Alles
klar bei dir?“
Matt nickte.
„Gut. Wo waren wir noch gleich stehen geblieben?“, sagte Tai und fuhr mit
dem Daumen über Matts Lippen.
Er zog den Blonden dichter zu sich, streifte mit den Lippen flüchtig seinen
Hals, ehe er sich wieder an seinen Lippen festsaugte. Er drückte Matt mit
sanfter Gewalt zurück auf den Boden und küsste ihn stürmisch. Ihm entging
aber nicht, dass Matt nicht bei der Sache war.
„Ist wirklich alles in Ordnung?“, hakte Taichi noch einmal nach.
„Ja... alles in Ordnung. Ähm, Tai...“
„Ja?“
„..schaltest du den Fernseher aus? Außer du willst den Film sehen, dann-“
Tai lachte. „Nein, nein. Wir machen die Kiste aus.“
Er küsste Matt noch einmal und stand dann auf, ging zur Couch, wo die
Fernbedienungen lagen
und schaltete das Gerät ab. Soviel zu dem großen DVD-Abend.
Dann wandte er sich wieder Matt zu - der immer noch halb auf dem Boden lag –
und reichte ihm eine Hand, die dieser zögerlich annahm und sich aufhelfen
ließ.
Taichi nutzte diese Gelegenheit und zog Matt an sich. Matt wollte ihn sofort
wieder von sich wegstoßen, doch Tai hielt ihn fest und drückte ihn an sich,
sodass Matt deutlich Tais Herzschlag hören konnte, der einen unglaublich
beruhigenden Rhythmus hatte.
Ohne es zu wollen, legte Matt seinen Kopf an Tais Brust und schloss die Augen.
Tai genoss diese unerwartete, aber keinesfalls unwillkommene, Aktion von Matt.
Er schlang seine Arme um den schmächtigen Körper und vergrub eine Hand in
Matts Haar.
Immer noch kam ihm das alles so surreal vor. Er hatte fast das Gefühl, oder
eher die Angst, dass es nur wieder einer seiner Träume war.
Als Matt realisierte, was er da eigentlich tat, wollte er sich von Tai lösen
– doch sein Körper gehorchte ihm einfach nicht. Was verdammt noch mal, war
eigentlich mit ihm los? Hatte dieser gottverdammte Alkohol etwa immer noch
Nachwirkungen?!
Wieder überkam ihn Kälte und eine unheimliche Gänsehaut.
Tai streichelte ihm beruhigend über den Rücken und hauchte ihm einen kleinen
Kuss auf die Schulter, was Matt zusammen zucken ließ. Diese Geste erinnerte ihn
unwillkürlich an Dean.
Dean...
Matt drückte Tai ein kleines Stückchen von sich weg und sah dann unsicher
auf.
„Was ist?“, fragte Tai lächelnd.
Matt lehnte sich seufzend wieder an Taichi. Er wusste ja selbst nicht, was mit
ihm los war. Alles war so seltsam und so verdammt schwierig. Und jetzt musste er
zu allem Übel auch noch an Dean denken. Verdammt! Wieso erinnerte Tai ihn nur
so sehr an Dean?
„Nichts...“, sagte Matt schließlich kleinlaut und wandte den Blick von
Taichi ab
„Verstehe“, meinte Tai. „Und willst du mir auch erzählen, was nichts
ist?!“
„...nein.“
„Hab ich irgendwas Falsches gemacht? Hab ich irgendwas getan, was du nicht
wolltest?
War es-“
„Nein, war es nicht. Es hat nichts mit dir zu tun und ist auch nicht weiter
wichtig“, entgegnete Matt ruhig.
„Gut... gehen wir nach oben?“
Matt nickte stumm.
Doch als Tai losgehen wollte, hielt Matt ihn am Arm fest. Tai sah ihn verwirrt
an. Matt zögerte und schien ziemlich mit sich zu ringen. Er schloss die Augen.
Dann, ganz schnell, hauchte er einen flüchtigen Kuss auf Tais Lippen, ohne,
dass diese sich wirklich berührten. Dann taumelte er zurück und wäre
vermutlich rücklings hingefallen, hätte Tai ihn nicht rechtzeitig festgehalten
und an sich gezogen.
Ziemlich überrascht, aber auch glücklich grinste er Matt an.
„Was war das denn eben?“, lachte er.
Matt wurde knallrot und sah beschämt zur Seite.
Tai grinste noch mehr und zwang Matt ihn anzusehen. „Das war echt süß. Nur
musst du schon etwas näher kommen, wenn du mich küssen willst“, hauchte Tai
verführerisch und presste seinen Lippen auf Matts. Nur ganz langsam löste er
sich wieder etwas von ihm. „So in etwas.“
Matt zog scharf die Luft ein und starrte Tai einfach nur sprachlos an.
„Gehen wir in dein Zimmer“, beschloss Tai. Er zog Matt zärtlich aber
bestimmt, mit sich nach oben. Matt sagte dabei kein Wort, wagte es kaum zu
atmen. Und Tai genoss es einfach. Er wusste selbst nicht, warum ihm das so
gefiel. Aber Matt war einfach unglaublich... wow, wenn er so verwirrt war.
Tai schob ihn ins Zimmer rein und schloss hinter ihnen die Tür. Dann sah er zu
Matt, der da regungslos stand, ihn fragend anstarrte. Ein Grinsen huschte über
Tais Lippen. Er berührte flüchtig Matts Wange, küsste ihn dann auffordernd,
während er ihn in Richtung Bett drängte. Durch Tais heiße, verlangende Küsse
abgelenkt, bemerkte er es erst, als er den Rand des Bettes in seinen Kniekehlen
spürte.
Im nächsten Moment drückte Tai ihn auch schon darauf. Er lächelte ihn lasziv
an und legte sich auf ihn.
Matt vergaß fast zu atmen, so wie Tai ihn ansah.
„Was tust du?!“, wollte Matt wissen.
Tai grinste ihn an. „Ich dachte, wir könnten ES tun.“
Matt starrte ihn entsetzt an.
Als Tai dann auch noch näher kam, schloss Matt reflexartig die Augen und legte
den Kopf zur Seite.
Er spürte Tais heißen Atem an sein Ohr dringen. Matts Herz schlug mit jedem
Millimeter, den Tai näher kam, lauter und schneller gegen seine Brust.
Und dann spürte er plötzlich Tais Hand über seinen Körper streicheln. Matt
drückte sich instinktiv tiefer in den Bettdecke hinein.
Er hatte Angst, verdammte Angst. Er wollte das nicht. Aber er würde sich nie im
Leben gegen Tai wehren können.
„Matt...“, wisperte Tai ruhig gegen Matts Ohr.
Matt zuckte nur noch mehr zusammen, sagte aber nichts und hielt weiter die Augen
geschlossen.
Wieder spürte er Tais Atem. „... ich werde nicht mit dir schlafen.“
Matt riss abrupt die Augen auf und starrte Tai verdattert an. Doch der grinste
nur. „Ich wollte nur sehen, wie du darauf reagierst.“
Matt sah ihn sprachlos und unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, an.
Dann wurde Tai ernster. Er sah Matt fast ein wenig traurig an.
„Sag Mal, Matt... Ähm, lässt du das alles eigentlich nur so über dich
ergehen, oder gefällt es dir wenigstens ein bisschen? Verstehe mich nicht
falsch, aber ich hab irgendwie das Gefühl, du machst es nicht ganz
freiwillig.“
„Das stimmt nicht“, widersprach Matt.
Tai besah ihn sich prüfend. „Küss mich“, forderte er.
Ein geschockter Blick seitens Matts, war die Antwort darauf.
Tai lächelte ihn aufmunternd an und übernahm es dann für ihn. Er legte sanft
seine Lippen auf Matts, hauchte einen Kuss darauf und einen zweiten, ehe er
fordernder wurde und schließlich neugierig seine Zunge in Matts Mund schob.
Nach ein paar Minuten, löste er sich widerwillig von seinen Lippen. „Na, hat
es dir gefallen?“
„... Ich... ähm...“
„Ist schon gut. Sag einfach gar nichts“, sagte Tai und küsste ihn erneut.
Er wehrte sich nicht, erwiderte den Kuss aber auch nicht. Also wurde Tai etwas
eindringlicher. Er biss Matt zärtlich in die Unterlippe, saugte daran und
küsste fordernd gegen seine Lippen.
Es dauert eine ganze Weile, bis Matt den Kuss schließlich schüchtern
erwiderte.
„Braver Junge“, hauchte Tai in den Kuss hinein.
„Tai...?“
„Hm?“
„Wie lange wartest du normalerweise?“
„Womit?“
Matt sagte nichts und Taichi verstand allmählich.
Er räusperte sich. „Mh, so ungefähr ´ne Woche.“
Matt blickte ihn ein wenig erschrocken an. „Eine Woche?“, wiederholte er. #
„Ja, aber das hat nichts mit uns zu tun“, sagte Tai ruhig und strich Matt
zärtlich über die Wange. „Ich bin zwar manchmal echt ungeduldig und ...
impulsiv... aber ich warte so lange, bis du es auch willst.“
Matt schluckte. „Und wenn das nie ist? Was, wenn ich niemals mit dir...
schlafen will? Was dann? Gibst du dich dann auch mit... mit Küssen
zufrieden?“
„Warum denkst du das denn? Warum glaubst du, dass du es nicht tun willst?“
„...“
„Hast du Angst davor?“
Matt nickte schwach.
Tai beugte sich über ihn, lächelte zärtlich und verständnisvoll. „Ich
verspreche dir, dass es schön wird und dass ich ganz zärtlich zu dir bin
und-“
Matt drückte Tai von sich weg.
„Das ist es nicht“, sagte Matt, als er sich aufsetzte.
„Wovor hast du dann Angst?“
„...“
Tai seufzte. Dann zog er Matt einfach zu sich und legte die Arme um ihn. Seine
Proteste, ignorierte er dabei.
„Hast du Hunger?“
Matt verneinte.
Tai warf einen Blick zum Fenster rüber. Es war schon dunkel geworden.
„Du hast seit zwölf nichts mehr gegessen“; informierte ihn Tai. „Weißt
du was? Du legst dich jetzt brav ins Bett, ich geh runter und koche uns was und
dann komme ich wieder und fütterte dich.“
Matt wollte protestieren, aber da war Tai schon aufgesprungen und hatte ihn in
die Matratze gedrückt.
„Ruhe dich etwas aus und vergiss das alles einfach wieder. Es ist jetzt
ohnehin nicht wichtig. Darüber können wir uns noch genug Gedanken machen, wenn
es soweit ist.“
Tai gab ihm noch einen kleinen „Abschiedskuss“ und ging dann nach unten, um
zu kochen.
Es dauerte eine Weile, bis er was Brauchbares gefunden hatte, aber dann legte er
sofort los.
Matt lag währenddessen unruhig in seinem Bett. Verwirrt, einsam - obwohl Taichi
nur unten in der Küche war – und sich selbst fragend, wie er mit all dem
umgehen sollte.
Er seufzte und setzte sich auf. Er konnte hier jetzt unmöglich einfach so
liegen. Also stand er auf und schlich sich nach unten, zu Tai, der bereits
fleißig am Werkeln war und wohl irgendein Reisgericht kochte.
Matt beobachtete ihn eine ganze Weile stillschweigend. Tai war so ins Kochen
vertieft, dass er Matt gar nicht bemerkte. Erst, als er dann plötzlich neben
ihm stand und ihn so süß, unschuldig ansah, registrierte er ihn.
„Solltest du nicht oben sein und etwas abschalten?“, sagte Tai.
„Soll ich wieder gehen?“
„Wenn ich ehrlich bin: Nein! Bleib da“, sagte Tai und schlang seine Arme um
Matt. Er sah ihn so süß an... ob das Absicht war? Er sah jedenfalls sehr
anziehend aus, mit diesem schwachen kleinen Lächeln auf den Lippen und diesem
süßen, traurigen Blick.
„Hattest du Sehnsucht nach mir?“, fragte Tai leise.
Matt sah ihn zunächst unsicher an. Nickte dann aber leicht.
„Schön das zu hören“, wisperte Tai. „Dachte schon, du schmeißt mich
heute Abend noch raus.“
„Bleibst du?“, fragte Matt.
„Wenn du das willst.“
Wieder nickte Matt.
Ein Lächeln huschte über Tais Lippen. Matt lernte doch schnell, wie er zugeben
musste.
„Geh jetzt nach oben. Ich mach das Essen schnell noch fertig, dann komme ich
nach. Und wenn wir fertig gegessen haben, gehen wir am besten Schlafen, sonst
schläfst du mir hier noch im Stehen ein“, lachte Tai.
Matt nickte nur und verschwand wieder nach oben.
„Zimmerservice“, sang Tai, als er die Tür öffnete und den Raum betrat.
Matt hatte offensichtlich Musik angemacht, die leise aus den Lautsprechern
drang. Matt lag quer auf seinem Bett und hatte die Augen geschlossen.
Etwas verwundert darüber, dass er gar nicht reagierte, stellte Tai das Tablett,
mit dem Essen, auf dem Schreibtisch ab und ging zum Bett. Möglicherweise, war
Matt ja eingeschlafen. Und tatsächlich musste er feststellen, dass seine
Theorie richtig gewesen war. Tai strich ihm zärtlich über die Wange und Matt
schmiegte sich instinktiv an ihn.
Tai lächelte ihn lieb an, als er blinzelnd die Augen öffnete und ein wenig
verwirrt, seinen Blick durch den Raum gleiten ließ.
„Du musst ja echt ganz schön fertig sein“, lachte Tai. „Schaffst du es
noch was zu essen, bevor du endgültig im Land der Träume angekommen bist?“
Ohne eine Amtwort von Matt abzuwarten, stand er vom Bett auf und holte das
Tablett. Auf dem Bett stellte er es wieder ab, machte etwas Reis auf die Gabel.
„Mach brav den Mund auf“, sagte Tai.
„Ich kann alleine-“
Essen, wollte Matt sagen. Doch bevor er den Satz zu ende bringen konnte, hatte
Tai ihm bereits die Gabel in den Mund geschoben.
„Vergiss nicht zu kauen“, grinste Tai.
„Sehr witzig! Ich bin kein Baby mehr“, sagte Matt entschieden und versuchte
Tai die Gabel abzunehmen, was ihm allerdings nicht gelang.
„Sagt doch auch keiner. Und jetzt Mund auf!“
So ging das noch eine kleine Weile weiter, bis sie schließlich aufgegessen
hatten. Matt hatte sie ziemlich erledigt ins Bad verzogen, um sich umzuziehen,
obwohl Tai alles versucht hatte, ihn zu überreden, sich vor ihm umzuziehen.
Leider hatte alles flehen und Bitten nichts gebracht.
Ein wenig entrüstet zog er sich schließlich selbst um. Als Matt dann zaghaft
an die Tür klopfte und sich mit der Hand die Augen zu hielt, hätte Taichi fast
einen Lachanfall bekommen.
„Bist du schon fertig?“, fragte Matt, sich immer noch die Augen zuhaltend.
Tai ging grinsend zu ihm und umarmte ihn.
„Nein, ich bin splitternackt“, hauchte er verführerisch gegen Matts Ohr.
Er spürte, dass Matt sich erschreckte und zwang ihn schließlich ihn anzusehen,
in dem er seine Hände von seinem Gesicht wegzog.
„War nur ein Scherz, ich hab mehr Klamotten an, als mir lieb ist“, lachte
Tai.
Matt warf ihm einen Blick zu, der hätte töten können.
Tai ließ sich davon nicht ärgern und grinste nur, während er Matt langsam zum
Bett schob und drauf drückte.
„Lass und Schlafen, Schatz“, hauchte Tai und küsste Matt zärtlich.
„Du machst mich echt wahnsinnig.“
„Mh, könntest du das bitte noch mal wiederholen? Nur diesmal bitte etwas
Lustvoller“, sagte Tai. „So in etwa: Du machst mich wahnsinnig!“, stöhnte
er und ließ sich rücklings neben Matt auf Bett fallen.
„Du bist echt irre“, bemerkte Matt und legte sich auf die Seite, sodass er
Tai den Rücken zuwandte.
„Du bist doch jetzt nicht etwa sauer auf mich?“, fragte Tai ängstlich und
spielte mit Matts Haar.
„Ach quatsch! Bin ich nicht“, widersprach Matt.
„Gut“, sagte Tai, küsste Matt auf die Stirn und sprang noch einmal auf. Er
zog noch schnell die Vorhänge zu, ließ die Rollläden herunter und schaltete
das Licht aus. Dann ging er zum Bett und legte sich hinein.
Er tastete vorsichtig nach Matt, fand dessen Hand und legte seine darum. „Ich
liebe dich“, hauchte Tai. Dann spürte er plötzlich Matts Atem an seinem
Hals. Matt hatte sich an ihn gekuschelt. Tai lächelte glücklich und legte
einen Arm um ihn.
Er streichelte zärtlich über Matts Rücken. Er konnte nicht widerstehen, eine
Hand unter Matts T-Shirt zu schieben, um die nackte Haut darunter zu erkunden
und zu berühren. Ganz langsam streichelte seine Hand Matts Rücken hinauf. Zwar
spürte Tai, dass Matt sich unter der Berührung anspannte, doch er wehrte sich
nicht dagegen. Und Tai genoss es einfach die zarte Haut des Blonden zu
berühren. Sie war so weich, fast wie Seide. Ganz glatt und zart.
Wie gerne er jetzt mit Matt geschlafen hätte...
Tai seufzte, küsste Matts Hals. Seine Haut schmeckte so verdammt gut. Tai
hätte am liebsten jeden Zentimeter davon geküsst und liebkost und
gestreichelt. Warum erregte er ihn nur so?
„Matt...“, hauchte er zärtlich gegen die Lippen des anderen.
Matt legte zögerlich seinen Kopf an Tai Brust und schloss die Augen, als er ein
wenig befangen Tais Arm berührte. Tai zog die Decke über sich und Matt und
schloss dann ebenfalls die Augen. Er genoss die Nähe des anderen und schlief
mit Matt in seinem Arm ein.
Am nächsten Morgen wurden sie vom Regen geweckt, der hart gegen die Rollläden
und auf das Dach einschlug. Und wenn Tai das Grollen richtig deutete, dann
würde bald ein Herbstgewitter aufziehen.
Er blickte zu Matt, der noch ganz benommen in seinen Armen lag und
offensichtlich kein all zu großes Interesse daran hatte, demnächst das Bett zu
verlassen. Tai konnte nicht anders, als es zu belächeln.
„Soll ich dir das Frühstück ans Bett bringen?“, fragte Tai.
„Ich will nichts.“
Tai seufzte. „Du bist echt schlimm.“
Matt erwiderte nichts. Er suchte blind nach der Decke, zog sie über seine
Schultern und kuschelte sich tiefer ins Bett und dichter an Tai.
„Ist dir kalt?“, fragte Tai.
Er berührte Matts Arm unter der Bettdecke und bemerkte, dass er Gänsehaut
hatte und ein wenig zitterte. Trotzdem verneinte Matt Tais Frage.
„Deine klappernden Zähne sprechen für sich, Süßer. Hast du vielleicht
irgendwo noch Decken? Soll ich dir eine holen?“
Wieder schüttelte Matt nur den Kopf.
„Hey, wie wäre es wenn wir nachher noch zusammen duschen, hm? Ihr habt so
eine schöne große Dusche und die Badewanne erst. Perfekt für zwei.“
„Tu, was du willst, aber ohne mich. Ich will jetzt schlafen“, murmelte Matt
in das Kissen hinein.
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du echt verpennt bist?“, lachte Tai.
„Und dann noch dieses Chaos hier!“
„Beschwer dich nicht, bei dir sieht´s auch nicht besser aus! Und mein Chaos
hat wenigstens Stil!“
Tai lachte hell auf. „Ach, du meinst den `hier sieht´s aus, als hätte eine
Bombe eingeschlagen´
-Stil?“
„Wolltest du nicht duschen gehen?!“
„Nicht ohne dich.“
„Ich gehe aber nicht mit dir unter die Dusche“, entgegnete Matt und setzte
sich widerwillig ein wenig auf.
„Wieso denn nicht?“, wollte Tai wissen. „Ist doch nichts dabei. Einfach
nur zu zweit duschen, mehr nicht.“
„Verdammt, wieso will eigentlich jeder mit mir duschen?!“
„Wieso denn jeder? Wer hat dich denn noch gefragt?“
Matt sah ertappt zur Seite. „Niemand“, sagte er und kuschelte sich zurück
in die Decke.
Tai seufzte. „Komm schon, nur fünf Minuten ja?“
„Nein.“
„Spielverderber“, sagte Tai gespielt eingeschnappt, gab Matt einen Kuss auf
die Stirn und stand auf. Erst als Tai nicht mehr bei ihm im Bett war, bemerkte
Matt, wie viel Wärme eigentlich von Tai aus ging und zog die Decke enger um
sich.
Tai schnappte sich seine Kleidung, die neben dem Bett lag und wandte sich dann
wieder Yamato zu. „Ich beeile mich.“
„Wie du meinst“, erwiderte Matt gähnend.
Taichi schüttelte grinsend den Kopf.
„Schlafmütze“, sagte er, bevor er dann nach unten ging.
Ein wenig beleidigt, dass Matt nicht mit ihm duschen wollte, war Tai ja schon.
Dabei wäre das jetzt so schön mit Matt unter der Dusche gewesen. Vor allem
hätte er dann endlich mal etwas mehr Haut von ihm zu sehen bekommen. Tai
seufzte, drehte das Wasser ab und stieg aus der Dusche und schnappte sich dabei
ein großes, weißes Handtuch von der Ablage.
Dann zog er sich ein wenig widerwillig an, rubbelte seine Haare provisorisch
trocken und ging wieder nach oben, nachdem er Matt unten nicht entdeckt hatte.
Als er die Tür zu Matts Zimmer öffnete, traf ihn fast der Schlag. Der Kerl lag
doch tatsächlich immer noch in die Kissen gekuschelt, im Bett!
Tai ging langsam zu ihm und beugte sich dann vorsichtig über ihn. Er hauchte
ihm einen zarten Kuss auf die Wange. „Aufwachen“, wisperte er gegen Matts
Ohr.
Matt gab nur ein Grummeln von sich. Tai seufzte.
„Matt, es ist schon fast elf!“
„Dann hab ich ja noch zwei Stunden“, nuschelte Matt.
„Du bist echt unmöglich“, stellte Tai lachend fest.
Es klingelte.
Matt und Tai sahen einander zeitgleich an.
Der erste Gedanke, der Matt kam, war dass es sein Vater sein könnte. Aber
weshalb sollte der Klingeln? Der hatte doch einen Schlüssel.
„Vielleicht ist das ja dein komischer Nachbar“, überlegte Tai.
Kyoscha... stimmt. Entweder er oder es war wirklich sein Vater.
„Ich geh mal nachsehen, ja?“, sagte Tai. Matt nickte nur. Insgeheim war er
froh, dass Tai nachsehen wollte.
Tai ging langsam die Treppen hinunter. Es wurde noch einmal geklingelt. Tai
öffnete schließlich zögerlich die Tür und blickte überrascht einen nicht
minder überraschten, braunhaarigen, jungen Mann an.
„Ach Entschuldigung, aber wohnt hier nicht Yamato Ishida?“, fragte der
Braunhaarige ein wenig irritiert und sah noch einmal auf die Klingel.
Tai schoss auf einmal ein grauenvoller Gedanke durch den Kopf, sein Herz schlug
plötzlich ganz schnell. War es möglich dass dieser Typ...
________________________________
wird definitiv noch einmal überarbeitet. Besonders die letzten beiden
Abschnitte gefallen mir so nicht>....<) beim Lesen.
____________________________________
„Lass mich los!“, kreischte Matt.
„Erst wenn du mir zugehört hast“, sagte Tai.
Er drängte Matt gegen die Wand des Gebäudes, ohne ihn loszulassen.
„Ich musste Dean sagen, was Sache ist. Verstehst du das nicht?“
„Nein!“
„Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Wie lange wolltest du ihm das
noch verschweigen? Wolltest du ihm etwa ewig was vormachen?“
„...“
„Denkst du nicht es war besser, dass er es jetzt erfahren hat? Es wäre sicher
schlimmer für ihn, wenn du es ihm viel später erzählt hättest oder er es
anders herausbekommen hätte“, sagte Tai diesmal ruhiger.
„Er hasst mich... Tai, er hasst mich!“
Tai sah ihn erschrocken an. „Matt... Matt, das stimmt nicht. Er ist jetzt
durcheinander und vielleicht wütend, aber er hasst dich bestimmt nicht“,
versuchte Tai ihn zu beruhigen.
Jetzt tat es ihm selbst fast Leid, dass er es Dean erzählt hatte. Er wollte
doch nie, dass das so endet.
„...lass mich los... bitte.“
Tai seufzte. Er lockerte seinen Griff um Matts Handgelenke. Als er nicht
versuchte sich los zu reißen, ließ er den Blonden schließlich los.
Matt sah völlig fertig aus... Dass er wirklich so sehr an Dean hing, war Tai
bis jetzt gar nicht klar gewesen.
Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie Matt an der Wand herabrutschte. Völlig
erschrocken, fing Tai ihn auf und zog ihn an sich. „Matt!“
„Der Kreislauf“, murmelte Matt nur.
Doch dann spürte Tai plötzlich etwas Feuchtes an seiner Schulter. Weinte Matt
etwa?
„Matt...“, hauchte er. „Matt, Dean hasst dich nicht. Das weiß ich. Das
darf er gar nicht. Außerdem...“
Tai drückte Matt noch ein bisschen fester an sich und streichelte ihm
beruhigend über den Rücken.
„... er hat zu mir gesagt, wenn ich dich auch nur ein einziges Mal verletzten
würde... würde er mich umbringen. Er hasst dich nicht...“
Die Wolken hatten sich dicht und dunkel vor den Mond geschoben. Der Regen fiel
hart vom Himmel und aus der Ferne war Donnern zu hören.
Tai schloss die Haustür auf und zog Matt mit sich in das Haus, während er im
Vorbeigehen den Lichtschalter im Flur betätigte. Nachdem Tai die Tür wieder
verschlossen hatte, wandte er sich Matt zu, der, ziemlich verloren wirkend,
neben ihm stand.
„Yama...“, wisperte Tai.
Er tat ihm so schrecklich Leid. Den ganzen Weg über hatte er geschwiegen und so
unendlich traurig gewirkt... so fertig, verletzt und irgendwie verzweifelt.
Ein wenig zögerlich legte er die Arme um Matt und zog ihn an sich. Matt zuckte
zusammen, als er Tais Arme um sich spürte, aber Tai ließ sich nicht beirren
und drückte ihn fest an sich.
„Komm, lass uns nach oben gehen“, hauchte Tai gegen Matts Ohr und
streichelte sanft durch das nasse, blonde Haar.
Er löste sich von Matt, nahm dessen hand fest in seine und zog ihn mit sich
durch den Flur, die Treppe hinauf in den zweiten Stock, wo er ihn sanft in sein
Zimmer schob.
„Ich geh mal ein paar Handtücher holen“, meinte er, warf Matt einen
aufmunternden Blick zu und verschwand dann neben an im Bad.
Einen Moment lang lehnte er sich gegen die geschlossene Badezimmertür und
atmete tief durch.
So verdammt verletzlich hatte er Matt noch nie gesehen.
Auch wenn Matt sich noch so viel Mühe gab, die Tränen und seine Gefühle zu
verstecken, konnte er nicht verbergen, wie schlecht es ihm ging.
Es tat ihm schrecklich weh ihn so zu sehen. Und Tai fühlte sich unglaublich
schuldig daran, dass es Matt so schlecht ging. Dass die sonst so schönen,
blauen Augen so traurig wirkten.
Tai seufzte. Er schnappte sich schnell einige Handtücher aus dem Schrank und
ging zurück in sein Zimmer.
Matt sah ihn an, als er ins Zimmer kam. Tai legte ihm eines der Handtücher um
die Schulter und betrachtete ihn eine Weile einfach nur stumm.
„Mir tut das alles so Leid“, sagte er leise, zog Matt wieder zu sich und
suchte nach seinen Lippen, doch Matt wich ihm aus. Matt sah Tai nicht an, als er
ihn unsicher von sich weg schob.
„Matt, was hast du?“, fragte Tai verunsichert.
Matt bemerkte Tais verletzten Blick und auf einmal tat es ihm Leid, dass er Tai
so grob von sich weg gestoßen hatte. Er warf ihm einen entschuldigenden Blick
zu.
„Was ist los?“, fragte Tai sanft und berührte zärtlich Matts Wange.
Matt zog seine Hand langsam weg und Tai sah ihn verständnislos an.
„Matt...“
„Ich... bitte lass es, ja?“, sagte Matt leise. Er blickte Tai unsicher an.
„Warum? Was ist los Matt? Sag es mir bitte! Ist es wegen Dean?“
„Hasst du ihn?“
„Was?“
„Du hast ihn geschlagen...“
„Ich wollte das nicht. Es ist einfach so... über mich gekommen. Ich musste
daran denken, wie nah ihr euch gewesen sein müsst, wie er dich berührt hat –
ich konnte nicht anders, ich war so wütend auf diesen... – ich war wütend
auf ihn und eifersüchtig und ich hatte einfach Angst dich zu verlieren, okay?!
Es tut mir Leid, ich wollte ihn nicht schlagen. Und ich wollte auch nicht, dass
das jetzt so zwischen euch endet. Ich hatte wirklich nie vor, dir so weh zu
tun...“
Matt sah ihn nachdenklich an. „...okay.“
„Okay?“
„Okay“, bestätigte Matt.
„Gut. Wir sollten uns jetzt vielleicht besser abtrocknen und umziehen“,
meinte Tai und rang sich zu einem Lächeln durch. Er ging zu seinem
Kleiderschrank und holte ein paar frische Klamotten heraus. Er gab Matt eine
schwarze Trainingshose, eine Boxershorts und ein graues T-Shirt von sich.
„Zieh du dich hier um, ich geh rüber ins Bad“, sagte Tai sanft.
Matt nickte nur, als Tai Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen, hielt er ihn
am Handgelenk fest. Tai blickte ihn fragend an.
„Danke.“
„Wofür?“, fragte Tai verwirrt.
„Für alles...“
„Schon gut“, meinte Tai lächelnd. Er berührte flüchtig Matts Gesicht.
„Ich liebe dich.“
Dann verließ er den Raum und ließ Matt alleine zurück, der ziemlich
durcheinander begann sich umzuziehen.
„Schlafen kannst du jetzt wahrscheinlich nicht, oder?“
„Nicht wirklich“, bestätigte Matt.
Sie saßen beide, mit dem Rücken zur Wand auf Tais Bett. Tai hielt Matts rechte
Hand umschlossen und streichelte sanft über die schlanken Finger seines
Freundes.
„Wir könnten nach unten gehen. Was essen, ´ne DVD anschauen oder einfach auf
dem Sofa rumhocken und warten bis die Sonne aufgeht.“
Ein kleines Lächeln huschte über Matts Lippen.
„Hört sich gut an.“
„Find ich auch“, grinste Tai. „Lass uns gehen.“
Tai schaltete das Licht in der Küche an und ging zum Kühlschrank und warf
einen Blick hinein.
„Cola, O-Saft, Mineralwasser, Bier oder Limo?“, fragte Tai.
„Limo.“
„Mit oder ohne Rum?“
Matt lächelte schwach. „Ohne...“
„Sicher? Das kam so unentschlossen“, stellte Tai fest. Er nahm die Flasche
aus dem Kühlschrank und angelte ein Glas aus dem Schrank über der Spüle.
Während er einschenkte, kam Matt zu ihm und lehnte sich gegen den Tresen.
„Na ja, Alkohol soll doch angeblich bei Problemen helfen oder so
ähnlich...“
„Mh, doch lieber ein Bier? Rum haben wir leider nicht da.“
„Danke, aber nein danke.“
„Es würde eh nicht wirklich helfen. Also der Alk, meine ich“, Tai reichte
Matt das Glas Limo. „Aber das wird wieder.“
„... ich bin mir nicht so sicher“, gab Matt leise zu.
„Ich aber. Es wird wieder“, sagte Tai entschieden.
Matt sah Tai nachdenklich an. Irgendwie bewunderte er ja seinen Optimismus.
„Hey“, hauchte Tai sanft und streichelte Matt über die Wange. „Denk nicht
so viel darüber nach.“
„Tut mir Leid.“
„Ach quatsch, das muss dir doch nicht Leid tun. Ich verstehe dich ja. Und es
ist meine Schuld, dass es dir jetzt so geht. Aber glaub mir, das mit Dean und
dir kommt wieder in Ordnung.“
Matt wandte stellte sein Glas ab und den Blick von Tai ab.
„Ich... tut mir Leid, ich hätte Dean jetzt nicht erwähnen sollen“,
entschuldigte sich Tai.
Matt seufzte. „Ist schon in Ordnung...“
„Nein, ist es nicht. Ich wollte nicht... Tut mir Leid“, er berührte Matts
Hand und drückte sie leicht. „Willst du es dir nicht schon mal auf dem Sofa
gemütlich machen? Während du dich in die Sofakissen kuschelst, könnte ich ja
ein wenig Tee kochen, okay?“
„Okay...“, sagte Matt zögerlich und einmal mehr von Tai überrascht.
„Geh einfach schon nach neben an, ich komm dann nach, sobald der Tee fertig
ist.“
Matt nickte nur stumm und verließ dann die Küche.
Tai durchsuchte den Küchenschrank nach Tee und kochte dann heißes Wasser auf.
Ein wenig nachdenklich lehnte er sich mit dem Rücken gegen den Tresen, während
der Tee zog und langsam sein Aroma entfaltete.
Eigentlich war es gerade ganz gut gelaufen – bis dann Deans Name gefallen war.
Egal, wie viel Mühe Matt sich gab, es zu verbergen, es ging ihm schlecht. Und
dass ihn das alles ganz schön mitnahm, hatte sich ja gezeigt.
Tai seufzte. Er hoffte, dass es Matt bald besser ging...
Einige Minuten später, schob Tai die Tür zum Wohnzimmer auf. Matt saß, wie
Tai es ihm „befohlen“ hatte, auf der Couch. Er wirkte fast entspannt, wie er
da in die Kissen gelehnt saß. Fast so, als wäre das heute alles gar nicht
passiert. So, als wollten sie einfach einen entspannenden Abend zusammen
verbringen.
Die traurigen blauen Augen, die so aufgewühlt ins Leere starrten, sprachen
allerdings ganze Bände.
„Hier. Trink mal was, dann geht es dir bestimmt besser“, meinte Tai
zuversichtlich und gab Matt eine Tasse Apfel-Vanille Tee.
„Danke“, sagte Matt leise und nippte an dem warmen Getränk.
Tai schenkte ihm ein Lächeln und setzte sich dann neben ihn auf das Sofa. Er
betrachtete Matt von der Seite, wie er immer wieder gedankenverloren einen
kleinen Schluck Tee nahm und seine Augen nachdenklich auf die rötliche
Flüssigkeit richtete, fast so, als suche er darin nach einer Antwort auf seine
Fragen.
Matt bemerkte Tais Blick und sah ihn geradeheraus an.
„Mir geht’s gut“, sagte er. Doch es klang so, als fiele es ihm schwer, es
selbst zu glauben.
„Und das willst du wem weismachen?“, fragte Tai.
Matt wollte etwas sagen, richtete seinen Blick dann aber doch wieder auf die
Tasse Apfel-Vanille Tee, die er fest umklammert hielt. Tai hatte Recht, wem
wollte er hier etwas vormachen? Wohl am meisten sich selbst. Er wollte nicht
wahrhaben, nicht daran denken, dass dieser Abend tatsächlich so eine schlimme
Wendung genommen hatte.
„Hey, ich hab’s nicht böse gemeint“, sagte Tai sanft und strich Matt
zärtlich eine Strähne hinters Ohr.
„Ich weiß. Es ist nur... Ich bin so ein Idiot.“
„Matt, du bist kein Idiot!“, protestierte Tai.
„Doch, bin ich. Ich hab alles kaputt gemacht“, sagte Matt und schloss
gequält die Augen. „Ich kann verstehen, dass er mich hasst. Würde ich auch
tun.“
„Matt...“
„Ich hab ihn echt verletzt.“
„Das wird schon wieder, glaub mir bitte“, sagte Tai zuversichtlich.
Er schlang die Arme um Matt und zog ihn ein bisschen zu sich heran.
Matt stellte die Tasse, die er bis eben noch umklammert hatte, als ging es um
sein Leben, auf dem Wohnzimmertisch ab. Er ließ es zu, dass Tai ihn in eine
Umarmung zog. Vor ein paar Stunden hätte er nicht geglaubt, dass Tai ihn noch
einmal so liebevoll in den Arm nehmen würde, nachdem er von letzten Sonntag
und der Sache mit Dean erfahren hatte. Und bis vor kurzem hatte er auch nicht
geglaubt, dass er Tai noch einmal so nah an sich heran lassen würde. Tai hatte
Dean alles erzählt und Matt hätte ihn am liebsten dafür verprügelt – aber
jetzt konnte er ihm irgendwie nicht mehr so böse deswegen sein, wie er es gerne
wollte. Tai war die ganze Zeit so nett zu ihm, obwohl er allen Grund hatte, es
nicht zu sein. Und ohne Tai würde Matt wahrscheinlich immer noch vor dem Las
Vegas sitzen, im Regen, völlig durchnässt und alleine.
„Es tut mir Leid“, sagte Matt leise.
„Was tut dir Leid?“, fragte Tai verwirrt.
Er schob Matt sanft ein Stückchen von sich weg, um ihn ansehen zu können.
„Das was am Sonntag fast passiert wäre... Es tut mir Leid, Tai. Ich wollte
das nicht. Ich weiß nicht mal, wie es dazu kam, ich... Dean... ich... es ist...
Es tut mir so verdammt Leid, ich-“
Weiter kam Matt nicht. Tai zog ihn wieder an sich.
„Beruhige dich, ich glaube dir!“, unterbrach Tai ihn.
„...danke.“
Tai lächelte. Mit dem Daumen fuhr er langsam über Matts Lippen.
„Darf ich?“
Matt nickte und Tai schenkte ihm ein dankbares Lächeln.
Hauchzart streifte er Matts Lippen mit seinen, ehe er begann diese zärtlich zu
küssen. Dass Matt den Kuss völlig offen und genauso zärtlich erwiderte und
sich unbewusst noch mehr an ihn lehnte, überraschte und freute Tai. Es war
anders, als bisher. Intensiver, vertrauter... Dennoch beließ Tai es bei diesem
zärtlichen kleinen Kuss. Er wollte Matt jetzt nicht bedrängen und auch nicht
die Situation ausnutzen. Es war in Ordnung so und es machte ihn unglaublich
glücklich, dass Matt den Kuss erwidert hatte. Es bedeutet ihm viel, dass er ihm
immer noch vertraute und ihn an sich heran ließ.
Ganz langsam löste er seine Lippen dann wieder von Matts.
Matt schloss die Augen und vergrub sein Gesicht in Tais Halsbeuge.
Lächelnd streichelte Tai über Matts Rücken. Er sah so süß aus... wie er sie
an ihn lehnte, seine Nähe suchte. Er zog Matt vorsichtig auf seinen Schoß und
ließ sich zurück ins Sofa gleiten, sodass er schließlich auf dem Sofa und
Matt auf ihm drauf lag.
Es war fast so, wie bei dem Gewitter damals, als sie in ganz ähnlicher Position
auf dem Sofa lagen. Nur schlief Matt damals schon tief und fest, bekam von all
dem nichts mit und hatte sich auch eher unbewusst so an ihn gekuschelt. Aber
jetzt war Matt wach und suchte ganze bewusst nach Tais Nähe. Es hatte sich so
viel geändert in dieser Zeit – unglaublich viel. Dabei war es noch gar nicht
so lange her.
„Ich glaube ich mag Gewitter...“, sagte Tai unvermittelt.
„Ich auch...“, nuschelte Matt gegen Tais Hals.
Matts heißer Atem an seinem Hals, jagte Tai wohlige Schauer über den Rücken.
„Soll ich dir was verraten?“
„Was denn?“
„In dieser Gewitternacht vor den Ferien, also da... da hab ich zum ersten Mal
so richtig wahrgenommen, was ich für dich fühle...“, sagte Tai langsam.
Seine Stimme war ungewohnt zittrig, er klang fast nervös.
„Wieso gerade da?“
„Ich weiß nicht genau... vielleicht, weil du da zum ersten Mal so richtig
offen zu mir warst. Du hattest mir vertraut, sogar genug um mir von Dean zu
erzählen. Und ich, es war anders, irgendwie. Ich weiß nicht genau, wie ich es
am besten beschreiben soll, aber... als ich dich angesehen hab, musste ich immer
wieder an diesen Traum denken, du weißt schon, den S...“
„... den Sextraum, ich hab’s nicht vergessen“, beendete Matt den Satz für
ihn.
Tai grinste. „Genau. Ich hab ständig daran gedacht und – es tut mir echt
Leid, wenn ich dich jetzt damit belästige oder so, aber ich hab mir
vorgestellt, wie der Traum hätte weitergehen können.
Aber darum geht es eigentlich nicht. Und eigentlich waren diese Gefühle schon
vorher da. Ich weiß nicht, wie lange schon, dafür ist es zu langsam und
schleichend gekommen. Aber in dieser Nacht, da wusste ich irgendwie ganz genau,
dass ich dich will.“
„Wow...“
„Klingt dumm, oder?“
„Nein, nicht wirklich“, wisperte Matt. „Ich wusste nur nicht... Ich hab
das gar nicht... bemerkt.“
„Ich habe es ja selbst nicht gleich bemerkt. Das komische ist nur, wenn ich
jetzt so zurück denke, dann war es irgendwie doch ganz deutlich und auffällig.
Alleine, wie ich mich benommen habe... Total verknallt und... eifersüchtig. Als
Kari dich geküsst hat, bin ich fast gestorben. Ich hab sie lieb, aber da hätte
ich sie am liebsten auf der Stelle umgebracht.“
„So ungefähr dasselbe wollte ich auch tun...“
„Stimmt, angetan warst du ja nicht gerade davon“, lachte Tai. „Ich kann
immer noch nicht glauben, was alles passiert ist, seit wir uns kennen...“
„...“
„Ich weiß ja, dass du lieber noch in Osaka wärst, aber... Ich bin unendlich
dankbar dafür, dass du hierher gezogen bist. Das – Du , bist das Beste, was
mir jemals passiert ist.“
„... bist du sicher?“, fragte Matt. Er war froh, dass Tai sein Gesicht nicht
richtig sehen konnte, seine Wangen waren sicher tiefrot gefärbt.
„Ja, sehr sicher sogar“, bestätigte Tai. Er streichelte Matt zärtlich
durchs Haar. „Ich weiß nicht, was ich gerade machen würde, wenn wir uns
nicht getroffen hätten.“
„Na ja, du würdest wahrscheinlich mit deinen Freunden durch die Bars ziehen,
statt dich mit mir herum zu schlagen und einen langweiligen Abend auf dem Sofa
zu verbringen und zu warten, bis die Sonne aufgeht.“
„Echt? Na dann ist es doch gut, dass wir uns begegnet sind. Ich verbringe
zufällig sehr gerne langweilige Abende mit dir auf dem Sofa, während ich auf
den nächsten Morgen warte.“
„Idiot“, sagte Matt sanft.
„Ich liebe dich...“, sagte Tai lächelnd.
„... danke...“
Tai grinste. „Bitte!“
So beschissen dieser Abend auch gewesen war, er hatte definitiv auch seine guten
Seiten, dachte Tai.
Draußen donnerte und grölte es. Der Regen trommelte rhythmisch gegen die
Schieben, fast wie Musik vermischten sich diese angenehmen Hintergrundgeräusche
mit der ruhigen Atmosphäre.
„Yama...?“, sagte Tai leise.
„...mh?“
„Schläfst du?“
„..ja“, nuschelte Matt gähnend.
Dann würden sie wirklich auf der Couch schlafen. Es war fast wie ein Déja-vu
und trotzdem vollkommen anders.
Tai schloss die Augen. Matts ruhiger, gleichmäßiger Atem und das Schlagen
seines Herzens, ließen Tai schließlich langsam in einen ruhigen, traumreichen
Schlaf fallen.
Tais Geruch, vermischt mit dem intensiven Duft von Vanille und Apfel, es war das
erste, was Matt wahrnahm, als er langsam aufwachte. Das und die angenehme
Wärmre, die ihn umgab. So warm und weich, wie eine Decke...
Matt öffnete verschlafen die Augen – und sah Tai, der ihn mit interessiertem
Blick beobachtete. . Er saß ihm gegenüber über auf seinem Schreibtischstuhl.
Ziemlich verwirrt blickte Matt sich um. Sie waren nicht mehr im Wohnzimmer, das
war... Tais Zimmer! Und da war wirklich eine Decke. Eigentlich waren es sogar
zwei, Tais Bettdecke und ein Teppich.
„Na, gut geschlafen?“, fragte Tai und lächelte Matt liebevoll an.
„Ja... waren wir gestern nicht im Wohnzimmer?“
„Doch, aber ich war nachts noch mal wach und dachte ich bringe dich lieber ins
Bett, ist gemütlicher, als das Sofa, nicht? Außerdem hast du wie verrückt
gefroren“ erklärte Tai gähnend.
„Ah... wie lange, ähm, sitzt du eigentlich schon da...?“
„Nur ´ne halbe Stunde. Schlimm?“
„...nein.“
„Gut“, sagte Tai lächelnd. „Du siehst einfach total süß aus, wenn du
schläfst.“
„Ich bin nicht süß“, entgegnete Matt.
„Doch, bist du“, beharrte Tai.
Er stand vom seinem Schreibtischstuhl auf und beugte sich über Matt.
„Wahnsinnig süß sogar“, sagte Tai ruhig und hauchte Matt einen
Guten-Morgen-Kuss auf die blassen Lippen. Er krabbelte zu Matt aufs Bett und zu
ihm unter die Bettdecke, nur um gleich darauf erneut Matts Lippen in Besitz zu
nehmen.
Es fühlte sich so gut an. So fremd und vertraut zugleich. Und er wollte einfach
mehr, aber es ging nicht. Was passiert war, hatte ihn und Matt wieder
voneinander entfernt. Sie konnten jetzt nicht einfach da weiter machen, wo sie
aufgehört hatten. Das wurde Tai plötzlich klar. Ganz langsam löste er sich
von Matt und entfernte sich gleichzeitig ein Stück von ihm.
„Was ist los?“, wollte Matt wissen.
Tai sah ihn unsicher an und senkte dann den Blick.
„Tut mir Leid. Ich wollte nicht... ich wollte dich nicht bedrängen oder so,
ich weiß du-“
„Hast du doch gar nicht“, sagte Matt ruhig udn setzte sich ein wenig auf.
„Ich meine...“
„Was hast du?“, fragte Matt sanft.
Tai sah ihn überrascht an. Täuschte er sich oder klang da etwa Besorgnis in
Matts Stimme mit? Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen, bei dem
Gedanken, dass Matt sich um ihn sorgte.
„Es ist nur... ich will so gerne mit dir zusammen sein, dir so richtig nahe
sein, verstehst du? Aber nach dem, was gestern passiert ist – ich verstehe,
dass du jetzt erst einmal nichts von mir wissen willst und unsere Beziehung
jetzt schon gar nicht vertiefen willst. Aber... es ist einfach so schwer für
mich, mich zurück zu halten und – weißt du was? Vergiss es einfach, ich rede
eh nur Unsinn“, fügte Tai hastig hinzu.
„Tai-“
„Ich geh einen Kaffeetrinken oder so, du willst jetzt sicher deine Ruhe
haben“, sagte Tai und machte Anstalten zu gehen.
Matt hielt ihn zurück.
„Überlass es bitte mir zu entscheiden, was ich will und was nicht, okay?“
„...okay“, sagte Tai zögerlich. „Also... soll ich nicht gehen?“
„Nein... außer du willst.“
„Nein, will ich nicht“, entgegnete Tai. Er beugte sich zu Matt vor und
drückte ihn sanft, aber bestimmt zurück ins Kissen. Zärtlich presste er seine
Lippen auf Matts, saugte daran, genoss Matts sanfte, zurückhaltende Erwiderung.
„Bleibe heute Nacht hier, bitte. Meine Eltern kommen heute Abend heim, aber
sie haben bestimmt nichts dagegen, wenn du hier schläfst...“
„Tai-“
„... was wir tun, müssen die ja nicht so genau wissen, wir-“
„Ich kann nicht!“
„Wieso?“
Kapitel 35: "Wir nehmen mein Bett!"
-----------------------------------
Hi Leute^^!
Erst einmal vielen, vielen lieben Dank für all eure tollen udn treuen Kommis!
Es tut mir Leid, dass die Antworten darauf diesmal teilweise sehr kurz
ausgefallen sind. (Falls ich jemandem vergessen habe zu antworten, bitte
Bescheid geben, das war sicher keine Absicht;_;!) Ich hoffe ihr verzeiht.
Wie auch immer, hier ist das neue Kapitel, oder sollte cih sagen ein Teil davon?
Es wäre eigentlich noch länger, aber damit irh nicht mehr so lange warten
müsst, hab ich es einfach geteilt (diesmal an einer nicht gaaanz so fiesen,
aber dennoch schon gemeinen Stelle)^^!
Ich wünsche euch viel Spaß damit,
lg und noch einen schönen Sonntag,
eure Loona
_________________________________
„Bleibe heute Nacht hier, bitte. Meine Eltern kommen heute Abend heim, aber
sie haben bestimmt nichts dagegen, wenn du hier schläfst...“
„Tai-“
„... was wir tun, müssen die ja nicht so genau wissen, wir-“
„Ich kann nicht!“
„Wieso?“
„Ich... ich kann nicht bleiben.“
„Das hast du schon gesagt, ich will aber wissen warum.“
„...“
„Jetzt komm schon, Matt“, sagte Tai ungeduldig. Er strich Matt zärtlich ein
paar blonde Strähnen aus dem Gesicht. „Sag mir, warum du heute Nacht nicht
dableiben willst. Bedränge ich dich vielleicht doch zu sehr? Oder hast du
einfach keine Lust mich noch ´ne Nacht lang zu ertragen?“
„Nein...“
„Was dann? Ist es wirklich so schlimm, dass du es mir nicht sagen kannst?“,
fragte Tai diesmal etwas sanfter.
„Mein Dad ist gestern Mittag heimgekommen.“
„Was?!“
„Als ich von dir nach Hause gegangen bin, war er gerade in der Küche und hat
Kaffee getrunken.“
Tai blickte ihn erstaunt an. „Und?“
„Was und?“
„Was hat er gesagt, als du mit Dean weg bist?“, wollte Tai wissen.
„Also... er weiß nicht, dass ich mit Dean weg bin. Ich hab ihm nur gesagt,
dass ich auf eine Party gehe – danach war er so geschockt, dass er gar nichts
mehr gesagt hat.“
„Ich nehme mal an, er weiß auch nicht, dass du heute Nacht hier warst?“,
fragte Tai, streichelte dabei sanft über Matts Wange.
„Nein.“
„Denkst du er hat schon die Polizei gerufen?“
„Nein. Er denkt wahrscheinlich ich sei immer noch auf dieser Party und wir
würden die Nacht durchmachen oder so. Vielleicht sitzt er aber auch immer noch
geschockt am Küchentisch und kann es nicht fassen, dass sein Sohn mal das Haus
verlassen hat... Aber wenn ich heute nicht nach Hause gehe, kann ich gleich mein
Testament machen“, erklärte Matt.
„Okay, das verstehe ich. Aber – darf ich dich mal was fragen?“
„Klar.“
„Wenn dein Vater nicht wäre, würdest du bleiben?“
Matt sah ihn unsicher an. „Ich weiß nicht.“
„Wieso weißt du es nicht? Meine Eltern haben damit kein Problem – zumindest
nicht damit, wenn ein ´Freund´ bei mir übernachtet. Wie das mit den anderen
Dingen aussieht... keine Ahnung – also, was macht dich so unsicher?“
„Nichts... wahrscheinlich wäre ich geblieben.“
Tai seufzte. „Wahrscheinlich?!“
Matt schnappte sich eines der Kissen und warf es Tai mit dem Kommentar
„Idiot!“ über.
Tai gab Matt süß lächelnd das Kissen wieder und beugte sich etwas über ihn.
„Hey, ich hab`s
doch nicht böse gemeint. Ich verstehe nur nicht, warum du nicht bei mir bleiben
willst. Es war doch so schön heute Nacht.“
„Ja... war es“, gab Matt leise zu und Tai hätte schwören können, dass er
da ein kleines Lächeln aufblitzen sah.
„Es könnte heute noch schöner sein, aber das entgeht dir, wenn du nicht
bleibst.“
„Mein Dad-“
„Sag ihm, wir müssten bis spät in die Nacht für eine Physikarbeit
lernen...“
Matt legte sich mit dem Rücken zu Tai, das Kissen, das er nach ihm geworfen
hatte, fest gegen seine Brust gepresst, zupfte er nervös am Bezug des Kissens.
Eine Gänsehaut überkam ihn, als Tai sich von hinten an ihn heranschmiegte.
Tai bemerkte es.
„Was hast du, Yamalein?“
Matt verdrehte die Augen. „Nichts“, flüsterte er.
„Hast du Angst?“
„Wovor?“
„Davor, dass ich heute Nacht über dich herfalle...“, sagte Tai. Er malte
mit dem Finger kleine Kreise auf Matts Arm.
„...nein... auch wenn es schon eine ganze Woche her ist.“
„Was ist eine Woche her? Matt, ich verstehe nicht – oh“, plötzlich
dämmerte es Tai. „Matt, das ist doch Blödsinn. Dass ich das gesagt hatte...
Ich erwarte doch nicht, dass du heute Nacht mit mir schläfst, bloß weil wir
jetzt ´ne Woche zusammen sind.“
„Tu ich auch nicht.“
„In Ordnung“, sagte Tai ruhig. Er streifte mit den Lippen Matts Hals,
hauchte zarte Küsse darauf und biss sanft in die weiche, blasse Haut.
„Bleibst du?“
„Ich hab doch schon gesagt, es geht nicht.“
„Ich überzeuge deinen Dad schon.“
„Ich will aber gar nicht, dass du ihn überzeugst!“
„Und warum nicht?“, fragte Tai verwirrt, während er weiter kleine Küsse
auf Matts Hals verteilte.
„...“
„Ich tu dir nichts, versprochen.“
„Darum geht es doch gar nicht...“, sagte Matt leise.
„Mh, dachte ich mir schon fast. Erzählst du mir, was wirklich los ist?“,
fragte Tai vorsichtig.
Matt seufzte. „... Ich möchte einfach ein bisschen alleine sein, okay?“
„Du brauchst noch Zeit, um das alles zu verarbeiten, nicht?“
Matt nickte stumm.
Tai küsste Matt zärtlich auf die Wange, ehe er sich dichter an ihn schmiegte.
„Holen wir das dann nächstes Wochenende nach?“, fragte Tai vorsichtig und
streichelte Matt dabei durchs Haar.
„Wenn ich meinen Dad bis dahin wieder los bin...“
„Nein, auch wenn du ihn nicht los bist. Wir überzeugen ihn schon, okay?“
„..okay.“
„Braver Junge!“, lobte Tai und drückte Matt noch einen Kuss auf die Wange
und schmiegte sich dann wieder dicht an seinen Körper.
Ganz langsam schloss er die Augen und genoss diesen Moment, das Beisammensein.
Es fühlte sich so schön und intensiv an. Matts Geruch, sein Körper, seine
Haare, die weiche Haut seines Halses, die Tai sanft mit den Lippen berührte.
„Yama?“
„Mh?“
„Zieh bei mir ein und dann lass uns nie wieder mein Bett verlassen, ja?“,
nuschelte Tai gegen Matts Hals.
Matt drehte sich wieder auf die andere Seite, sodass er Tai direkt ansah. Die
warmen braunen Augen sahen ihn erwartungsvoll an, warteten auf eine Antwort.
Matt seufzte. „Wir nehmen mein Bett.“
„Hä?! Wieso das denn?“, fragte Tai verwirrt.
„Weil meins bequemer ist, als deins. Deshalb.“
Tai blickte Matt einige Minuten einfach nur perplex an, ehe er laut loslachte.
Matt warf ihm halbherzig das Kissen ins Gesicht.
„Sei nicht sauer“, sagte Tai sanft. „Ich fand das eben echt süß. Ich hab
auch gar nichts dagegen, wenn wir dein Bett nehmen.“
„Ach nein?“
„Nein. Aber bis wir das hier haben, muss meins wohl noch eine Weile
herhalten“, meinte Tai. Er zog die Decke über sich und Matt, als er sich
über ihn beugte und ihn küsste.
Sie hatten noch lange in Tais Bett gelegen und sich geküsst, gestreichelt und
einfach die Nähe des anderen genossen. Es war unglaublich schön gewesen.
Auch das gemeinsame Frühstück danach hatte Tai sehr genossen. Er hatte Matt
die ganze Zeit über beobachtet, ihm sehnsüchtige Blicke zu geworfen. So hätte
er am liebsten das ganze Wochenende mit ihm verbracht.
Aber es ging ja leider nicht.
Statt mit Matt in seinem Bett herum zu machen, stand er neben dem Badezimmer und
wartete, bis Matt sich umgezogen hatte und dann nach Hause ging.
Tai seufzte.
„Danke fürs Leihen“, sagte Matt, als er fertig angezogen aus dem Bad kam
und Tai seine Sachen wiedergab.
„Ach was, kein Problem“, erwiderte Tai. Er ging mit Matt zurück in sein
Zimmer und legte die Sachen behutsam auf seinem Bett ab. Immerhin hatte Matt sie
getragen. Tai musste unwillkürlich grinsen. Wenigstens das T-Shirt würde er
nie wieder waschen, dann hatte er immer ein bisschen Matt bei sich. Noch lieber
wäre es Tai ja gewesen, wenn er eines von Matts T-Shirts hätte haben können.
Aber er war auch schon mit seinem eigenen glücklich und das hatte Matt ja
immerhin eine ganze Nacht lang getragen.
„Ich glaube, ich sollte jetzt wohl besser gehen“, holte Matt ihn aus seinen
Gedanken.
„Was? Jetzt schon?“, fragte Tai sichtlich enttäuscht.
„Tai, es ist schon halb zwölf. Wenn ich heute Mittag nicht nach Hause komme,
bringt mich mein Dad um!“
Tai seufzte.
„Dann bringe ich dich aber wenigstens noch nach Hause.“
„Okay...“, sagte Matt.
„Warte noch einen Moment“, sagte Tai, als Matt gehen wollte.
„Was ist?“
Statt einer Antwort zog Tai ihn einfach an sich. Er schlang seine Arme um Matts
Taille und presste seine Lippen fest auf Matts.
„Tai...“, hauchte Matt in den Kuss hinein.
„Na ja, wie es aussieht bekommen wir heute wohl nicht mehr viel Gelegenheit
dazu, oder?“
Matt lehnte sich instinktiv gegen Tais Körper.
„Willst du nicht doch lieber bei mir bleiben?“, fragte Tai leise.
„...doch, will ich...“, nuschelte Matt gegen Tais Hals.
„Also?“
„Es geht nicht. Du weißt doch, mein Vater-“
„Tut mir Leid, war blöd von mir“, entschuldigte sich Tai. „Ich will dich
eben nicht gehen lassen, aber ich will auch nicht, dass du meinetwegen Ärger
bekommst.“
„...“
„Sehen wir uns morgen?“
Matt nickte nur.
„Versprochen?“, hakte Tai nach.
„Versprochen“, bestätigte Matt und löste sich wieder ein wenig von Tai.
Den kleinen Abstand, den er zwischen ihnen geschaffen hatte, überbrückte Tai
gleich wieder, indem er Matts Lippen erneut in Besitzt nahm. Zuerst vorsichtig,
dann immer sehnsüchtiger und verlangender, bewegte er seine Lippen gegen Matts.
Sie gingen ruhig nebeneinander her die Straße entlang. Tai warf Matt immer
wieder sehnsüchtige Blicke zu. Wäre die Gefahr nicht so groß gewesen, dass
sie jemandem begegneten, der sie kannte, hätte Tai einfach den Arm um Matt
gelegt und ihn bei jedem zweiten Schritt geküsst.
„Was ist?“, fragte Matt.
Tais Blicke waren ihm nicht entgangen.
„Ach nichts. Was machst du heute eigentlich noch so?“, entgegnete Tai und
versuchte das Thema zu wechseln.
„Das hängt davon ab, wie mein Vater reagiert, wenn ich nach Hause komme. Kann
sein, dass ich den Rest des Tages damit verbringe mich bei ihm zu entschuldigen
und nach irgendwelchen Erklärungen zu suchen“, meinte Matt.
„Tut mir Leid. Ich hätte dich gestern Abend gleich nach Hause bringen
sollen“, sagte Tai schuldbewusst.
„Nein, es war gut so, dass du es nicht getan hast.“
„Meinst du?“
„Ja... Er hätte mir nur irgendwelche unangenehmen Fragen gestellt. Und ich
wollte mich noch bei dir für gestern bedanken...“, sagte Matt und blieb
stehen.
Tai sah ihn sprachlos und verwirrt an.
„Matt...“
„Nicht für die Sache mit Dean! Aber für das danach...“
„Ach was, schon okay. Ich habe ja immerhin Schuld and ´Der Sache mit
Dean´.“
„Trotzdem danke. Und, ähm, du sagst das doch niemanden...?“
„Was denn?“
„Dass ... dass ich... geheult hab“, sagte Matt mit geröteten Wangen.
Tai konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Als er Matts verletzten
Blick bemerkte, streichelte er ihm zärtlich über die Wange und schenkte ihm
ein versöhnliches Lächeln. Im Moment war es ihm wirklich egal, ob sie jemand
beobachtete.
„Hey, was hätte ich denn davon? Du musst dir keine Gedanken machen. Ich werde
zu niemandem etwas sagen, was dein cooles Image ruinieren könnte.“
„...danke.“
Sie gingen schweigend weiter.
Tai beobachtete Matt. Er wirkte abwesend, tief in Gedanken versunken und ein
bisschen traurig. Und irgendwie hatte Tai das unschöne Gefühl, dass Matts
Gedanken bei Dean waren. Sicher fragte er sich, was Dean gerade tat und was in
ihm vorging.
Tai seufzte leise. Er konnte Matt ja einerseits verstehen, aber es tat schon
weh, dass Matt wahrscheinlich ständig an Dean dachte. Dass seine Gedanken
vermutlich jede Minute bei ihm hingen. Matt hatte sich gestern sogar die Blöße
gegeben zu weinen. Es war das erste Mal, dass Tai ihn hatte weinen sehen. Und
dann auch noch wegen Dean... Wegen diesem bescheuerten Idioten! Unbewusst ballte
Tai seine Hände zu Fäusten. Er hatte Matt zu liebe versuchen wollen Dean zu
leiden, vielleicht sogar zu mögen, aber es ging einfach nicht. Er konnte nicht.
Wie auch? Wie sollte er so ein verdammtes Arschloch mögen, das sich auch noch
bei jeder Gelegenheit an Matt rangemacht hatte?! Alleine der Gedanke daran, wie
dieser Mistkerl Matt betatschte und versuchte ihn ins Bett zu kriegen, machte
Tai unglaublich wütend. Und es verletzte ihn, wie sehr Matt diesem Typen
vertraute...
Tai hatte ewig gebraucht, um an Matt heran zu kommen, zu ihm durchzudringen. Und
selbst jetzt war es noch schwierig mit Matt, weil da einfach immer noch ein
Stückchen von dieser unsichtbaren Mauer war, die er um sich herum aufgebaut
hatte. Er konnte ihm noch nicht ganz vertrauen. Dean schon. Er hatte ihn
unglaublich nahe an sich heran gelassen. Viel näher als Tai.
„Stimmt was nicht?“, holte Matts besorgte Stimme aus seinen Gedanken.
Ein wenig erschrocken, blickte Tai zu Matt. Sie waren schon fast bei ihm zu
Hause.
Gegenüber lag das Haus, in dem auch Matts Wohnung war.
„Nein, nein. Alles okay“, sagte Tai schnell.
Matt sah ihn dennoch etwas skeptisch und deutlich besorgt an.
„Mir geht´s gut, ehrlich“, versuchte Tai ihn zu beruhigen. „Soll ich noch
mit reinkommen?“
Sie hatte die Straße überquert und betraten nun das Gebäude.
„Ich weiß nicht...“, sagte Matt nachdenklich. „... er wird sicher wissen
wollen, wer du bist und wieso du mich nach Hause bringst.“
„Wie wäre es damit: `Guten Tag Herr Ishida! Ich bin Taichi Yagami, der
Liebhaber ihres Sohnes. Wir waren gestern zusammen auf einer Party, leider ist
es ein bisschen spät geworden, da sind wir zu mir und haben auch dort
übernachtet. Was wir sonst noch so getrieben haben, überlasse ich Ihrer
Fantasie. Aber keine Sorge, Matt ist immer noch Jungfrau´.“
„Ha, ha. Sehr witzig!“, meinte Matt sauer und nahm die nächsten Stufen nach
oben etwas schneller.
Tai packte ihn sanft aber bestimmt am Handgelenk.
„Hey, ich hab’s nicht böse gemeint. Tut mir echt Leid“, entschuldigte
sich Tai. „Ich dachte es sei ganz witzig... war dumm von mir. Ich... bleibt es
bei morgen?“
„Ja...“
„Gut. Dann heißt es jetzt also auf Wiedersehen zu sagen... Wenn du doch noch
ein Alibi brauchen solltest oder irgendwas ist, ruf mich bitte an, ja?“
„Klar, mache ich.“
„Okay...“, Tai warf einen raschen Blick durch das Treppenhaus. Es schien
niemand da zu sein. Er beugte sich zu Matt vor und hauchte ihm einen sanften
Abschiedskuss auf die Lippen.
„Bis dann.“
„Bis dann“, erwiderte Matt noch ein wenig perplex. Er hätte nicht damit
gerechnet, dass Tai ihn jetzt küssen würde. Nicht hier.
„Wir sehen uns“, sagte Tai, als er sich ganz von Matt löste und
schließlich ging.
Immer noch ein wenig perplex, sah Matt ihm nach, unschlüssig was er denken oder
tun sollte. Als Tai aus seiner Sichtweite verschwunden war, wandte auch Matt
sich um und ging durch den kleinen Flur zu seiner Wohnung. Er hatte ein ungutes
Gefühl. Er wusste überhaupt nicht was ihn erwarten würde. Vielleicht war sein
Dad auch schon längst wieder weg...
Unsicher schob Matt die Wohnungstür auf und trat hinein. Seine Jacke und die
Schuhe zog er im Flur aus, ehe er dann in die Küche tapste. Fast hätte er
erleichtert aufgeatmet, da die Küche leer war, doch bemerkte er, dass der
Fernseher an war und huschte ins Wohnzimmer.
Tatsächlich saß, oder vielmehr lag, sein Vater dort auf der Couch. Matt hatte
er natürlich gleich bemerkt, nachdem dieser im Wohnzimmer erschienen war.
Er warf Matt einen strengen Blick zu.
„Darf ich fragen, wo du heute Nacht warst?“
„Weg...“, kam es leise von Matt.
„So viel ist mir auch klar. Ich will wissen, wo du warst!“
Matt seufzte und senkte den Blick ein wenig. „Auf einer Party. Hab ich dir
gestern doch auch schon gesagt, bevor ich gegangen bin.“
Masaharu setzte sich auf, mit der flachen Hand rieb er sich müde über die
Stirn. Matt fragte sich insgeheim, ob er etwa auf ihn gewartet und womöglich
die Nacht auf dem Sofa verbracht hatte.
Dann wandte er sich wieder zu Matt.
„Hör mal, du wirfst mir zwar immer vor, ich würde dich nicht kennen und
vielleicht stimmt das ja sogar teilweise, aber eines weiß ich und das ist, dass
mein Sohn nicht auf irgendwelche Partys geht.“
„Es stimmt aber“, verteidigte sich Matt.
„Okay. Nachdem ich dich also an die tausendmal versucht habe zu überreden,
mal mehr unter Leute zu gehen, hast du gestern aus heiterem Himmel, ganz spontan
beschlossen auf eine Party zu gehen?“
Matt verdrehte die Augen. „Nein. Ein... ein Freund hat mich gefragt, ob ich
auch mitgehe.“
Masaharu blickte ihn skeptisch an.
„Dieser Freund heißt nicht zufällig Dean und hat wieder einmal versucht dich
nach Osaka zu verschleppen?“
Matt sah seinen Vater fassungslos an.
„Es stimmt also? Yamato, bitte, versteh doch, dass-“
„Nein... nein! Es stimmt nicht. Ich kann nur nicht glauben, dass du so was
denkst. Dass du so von ihm denkst!“
„Yamato-“
„Außerdem war ich nicht mit Dean zusammen“, log Matt. „Es ist, wie ich es
sage. Ich war auf einer Party mit ein paar Leuten aus meiner Schule, okay?!“
„Na schön, nehmen wir mal an es war so. Du warst aber nicht nur gestern Abend
weg, sondern die ganze Nacht. Hast du dafür auch eine Erklärung?!“
„Ich... es ist spät geworden, da hab ich... bei einem Freund übernachtet.“
„Wieder dieser ominöse Freund, hm?“, sagte Masaharu. „Na schön, ich
werde dir das ausnahmsweise mal glauben. Auch wenn ich es immer noch nicht
fassen kann, du auf einer Party... War es wenigstens schön da?“
„...nein.“
Masaharu konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
„Was ist eigentlich mit deiner Freundin?“, fragte Matt unvermittelt.
Sein Vater hörte auf zu grinsen. „Ach, es lief nicht so gut... wir haben uns
getrennt.“
„Hast du dich deshalb entschlossen mal wieder nach Hause zu kommen?“
„Ach Yamato, jetzt tu nicht so, als ob ich nie da wäre. Aber was meine
Beziehung angeht: Die hatte ohnehin keine Zukunft“, plötzlich legte sich
wieder ein Lächeln auf Masaharus Lippen. „Ich hab gekündigt, im Büro meine
ich. Rate mal wer einen neuen Job hat?“
Wieder verdrehte Matt die Augen. „Keine Ahnung – du vielleicht?“
„Erraten! Der örtliche Fernsehsender hat mir einen Job angeboten, natürlich
habe ich den gleich angenommen. Ist das nicht toll?!“
„Gratuliere“, sagte Matt freudlos und wandte sich zum Gehen.
„Was ist denn? Wollen wir das nicht feiern? Wir könnten ins Restaurant essen
gehen...“
Matt blieb im Türrahmen stehen.
„Macht es dir was aus alleine zu feiern?“, fragte er ohne seinen Vater
anzusehen.
„Ach komm schon, Yamato. Sei kein Spielverderber!“
„Tut mir Leid, aber mir ist nicht nach feiern.“
„Geht´s dir nicht gut? Ist irgendwas passiert?“, in der Stimme seines Vater
klang Besorgnis mit. Ehrliche Besorgnis. Das überraschte Matt.
„Nein... alles klar“, sagte Matt hastig. „Ich bin nur müde. Ich werde
mich hinlegen.“
„Na schön, du kannst es dir ja noch bis heute Abend überlegen“, meinte
Masaharu.
„Klar...“
Den ganzen Heimweg lang, hatte Tai an nichts anderes denken können, als an
Matt. Er hatte sogar alles um sich herum vergessen und jeglichen Zeitgefühl
verloren. Irgendwann hatte er völlig überrascht vor seiner Haustür gestanden
und sich gewundert, dass er schon zu Hause war.
Jetzt war er zu Hause, in seinem Zimmer, lag in seinem Bett und konnte immer
noch an nichts anderes denken, als an Matt. Und daran, wie sehr Matt Dean
mochte. Daran, wie eifersüchtig er auf die Beziehung der beiden war. Bei Dean
war Matt ganz anders. Nicht so kühl, nicht so distanziert. Nicht so
verschlossen, wie er es ihm gegenüber oft war. Für Dean weinte er sogar, für
ihn würde er es wohl nie tun.
Wenn alles ganz genau andersrum ausgegangen wäre, wenn Matt jetzt mit Dean
zusammen wäre und er Matt anstelle Deans verlassen hätte, würde Matt sicher
nicht so darunter leiden. Oder doch? Bestimmt! Wieso redete er sich denn jetzt
bloß so dummes Zeug ein? Nur, weil er eifersüchtig auf Dean war? War Matt denn
etwa mit Dean mitgegangen oder hatte er sich für Dean entschieden?
Nein.
Tai seufzte.
Er sollte wirklich mehr Vertrauen in Matt haben. Und geduldiger mit ihm sein. Es
ist eben nicht so leicht für ihn, jemandem zu vertrauen und an sich
heranzulassen. Eigentlich müsste Tai sich glücklich schätzen, er war mit Matt
zusammen. Sicher würde er ihm auch irgendwann voll und ganz vertrauen...
Beinahe unbewusst griff Tai nach seinem T-Shirt, das neben ihm im Beet lag und
drückte es an sich.
Es roch immer noch nach Matt. Ganz intensiv.
Tai schloss langsam die Augen.
Es war fast so, als würde Matt neben ihm liegen.
Wie schön das wäre, wenn Matt jetzt wirklich hier wäre.
Es war jetzt knapp zwei Stunden her, dass er Matt nach Hause gebracht hatte und
trotzdem vermisste er ihn, als seien sie seit Wochen oder Monaten getrennt. Wie
süchtig er doch nach Matt war, so abhängig.
Tai musste unwillkürlich daran denken, wie er an diesem Morgen vor seinem Bett
gesessen und Matt beim Schlafen zugeschaut hatte.
Es war so schön und entspannend gewesen. Er hatte jeden Zug auf dem friedlichen
Gesicht seines schlafenden Freundes beobachtet. Und Matt war wirklich süß,
wenn er schlief. Na ja, er war natürlich auch wahnsinnig süß, wenn er wach
war, aber... im Schlaf war er einfach entspannter und ruhiger.
Mit der halben Stunde hatte er Matt eigentlich belogen, er hatte ihm schon etwas
länger beim Schlafen zugeschaut.
Instinktiv drückte Tai das T-Shirt fester an sich.
„Yama...“, nuschelte er leise, in den Stoff.
Als auch nach dem zehnten Mal Anklopfen kein Lebenszeichen von Matt kam, schob
Masaharu die Zimmertür auf und trat langsam in den noch fast völlig dunklen
Raum.
„Yamato?“
„...hm?“, kam es brummend von Matt.
Masaharu seufzte.
„Kannst du mir mal sagen, warum du immer noch im Bett liegst? Es ist schon
nach halb eins, du solltest langsam wirklich mal aufstehen“, sagte Masaharu
entschieden und ging zum Fenster um die Rollladen hochzuziehen. Matt zog sich
die Bettdecke über den Kopf und ignorierte seinen Vater so gut es eben ging,
während dieser nun auch noch die Vorhänge beiseite schob und das Fenster
öffnete.
Wieder ein Seufzen seines Vaters.
„Ach Yamato...“
„...“
„Schon seit gestern verhältst du dich so seltsam. Du kommst nicht mehr aus
deinem Zimmer heraus und reden kann man mit dir auch nicht. Du könntest mir
wenigstens mal erzählen, was mit dir los ist“, meinte Masaharu. „Aber wenn
du dich lieber weiter schmollend in deinem Bett verkriechen willst, bitte!“
Damit verließ er den Raum wieder und ließ Matt alleine.
Einige Zeit später klopfte es erneut gegen Matts Zimmertür.
„Was willst du jetzt schon wieder?“, fragte Matt genervt und zog die
Bettdecke wieder über den Kopf.
Die Tür ging auf und Tai kam vorsichtig herein. Er schloss leise die Tür
hinter sich.
„Dein Dad hat mich reingelassen. Ich wollte nur sehen, wie es dir geht. Aber
wenn du mich jetzt nicht sehen willst, ist das auch in Ordnung, dann gehe ich
wieder.“
Matt schlug erschrocken die Bettdecke zurück und saß mit einem Mal
kerzengerade im Bett und starrte Tai perplex an, der immer noch wie an die Tür
geklebt dastand.
„Tai...“, sagte Matt erschrocken.
Tai musste grinsen. Er musterte Matt, wie er da völlig erschrocken im Bett
saß, noch im Pyjama und mit völlig zerzaustem Haar, das ihm wild ins Gesicht
fiel.
Es sah schrecklich süß aus.
Er sah schrecklich süß aus!
„Wie geht´s dir denn?“, wollte Tai wissen. Er kam auf Matt zu und setzte
sich neben ihn auf den Bettrand.
„Ich... keine Ahnung. Geht so... glaube ich.“
„Wie hat dein Dad reagiert, als du gestern heimgekommen bist? War es sehr
schlimm?“
„Mh, es hätte wohl schlimmer sein können. Aber er glaubt ich lüge, wegen
der Party.“
„Wieso denn?“
„Er kann sich nicht vorstellen, dass ich tatsächlich zu einer Party gehe“,
erklärte Matt. „Vielleicht würde ich mir das ja selbst nicht glauben, wenn
ich es nicht besser wüsste.“
Tai lächelte und streichelte zärtlich über Matts Arm.
„Schade, dass du gestern nicht bleiben konntest“, hauchte er.
Er rutschte ein wenig näher zu Matt und legte seine Hand in Matts Nacken, zog
ihn zu sich und berührte sanft seine Lippen.
„Warte“, unterbrach ihn Matt.
„Was hast du?“, fragte Tai verunsichert.
Er beobachtete, wie Matt aus dem Bett krabbelte und zu seiner Zimmertür ging
und... diese verschloss.
„Also echt jetzt, Matt! Ich wollte dich doch nur küssen, dass du gleich
wieder auf solche Gedanken kommst“, scherzte Tai.
„Haha! Wenn mein Dad uns erwischt, wird ihm erst mal egal sein, ob wir uns nur
küssen oder gleich übereinander herfallen!“, zischte Matt.
„Entspann dich“, sagte Tai ruhig.
Er nahm Matts Hand und zog ihn wieder zu sich aufs Bett.
„Wo waren wir stehen geblieben?“, fragte er, ehe er erneut, ohne auf eine
Antwort zu warten, seine Lippen auf Matts presste.
Er drückte Matt sanft, aber bestimmt auf die Matratze und legte sich über ihn.
Er knabberte zärtlich an Matts Unterlippe, bevor er vorsichtig seine Zunge
durch die blassen Lippen schob.
Wie er das vermisst hatte.
Diesen Geschmack.
Matts Geschmack.
So intensiv, schön und abhängig machend.
Eine angenehme Gänsehaut überkam ihn, als Matt plötzlich die Arme um ihn
schlang und tiefer zu sich zog.
Matts Hände auf seinem Rücken und in seinem Nacken verursachten ein
angenehmes, freudiges Kribbeln in Tais Bauch.
Es fühlte sich gut an. Und unglaublich schön.
Und diese kleine Geste von Matt machte ihn unglaublich glücklich. Er vergaß
sogar seine Eifersucht auf Dean und konzentrierte sich nur noch auf Matt und
dieses schöne Gefühl.
Gierig saugte er an Matts Lippen. Seine Hände berührten zärtlich den Körper
unter ihm und schoben sich schließlich neugierig unter Matts T-Shirt und
berührten die zarte Haut darunter.
Vollkommen zärtlich streichelte er über seinen Bauch und die Seiten entlang.
Ganz langsam löste Tai seine Lippen von Matts, öffnete die Augen und sah Matt
an, der nun ebenfalls die Augen öffnete und blinzelnd zu ihm aufsah.
„Du wehrst dich ja gar nicht“, stellte Tai glücklich grinsend fest.
„Sollte ich?“
„Nein“, entgegnete Tai mit süßem Lächeln.
Er rutschte etwas tiefer und hauchte einen zärtlichen kleinen Kuss unter Matts
Bauchnabel. Er spürte, dass Matt zitterte. Tai rutschte wieder nach oben, um
ihren Kuss fortzusetzen.
„Yama...“, hauchte er zärtlich in den Kuss hinein.
„Ich wäre gestern gerne noch bei dir geblieben...“, sagte Matt
unvermittelt.
Tai strich ihm zärtlich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Wirklich?“
„Ja...“, sagte Matt leise. Er lächelte. „Was hast du ohne mich
gemacht?“
„Mit meinem T-Shirt gekuschelt, das du anhattest und mir vorgestellt, dass du
es bist.“
„Echt?“
„Ja. Es war schön. Aber schöner, wäre es gewesen, wenn du in meinem Bett
gelegen hättest – gerne auch ohne das T-Shirt.“
„...wir holen es nächste Woche nach“, versprach Matt.
„Ohne das Shirt?“
„Das kann ich nicht versprechen.“
„Schon gut, das musst du auch nicht“, erwiderte Tai.
Ein Lächeln huschte über seine Lippen.
„Was ist?“, wollte Matt wissen.
„Ach nichts“, sagte Tai. „Ich bin einfach nur glücklich.“
Matt richtete sich leicht auf, um Tais Lippen erreichen zu können und hauchte
ihm einen zärtlichen Kuss darauf.
Tai erwiderte den Kuss glücklich. Er legte einen Arm um Matts Taille, um ihn so
ein wenig zu stützen.
„Yama.“
„Tai...“
„Jungs! Ich hab Kaffee gekocht, kommt ihr bitte nach unten?!“
Kapitel 36: "Wir nehmen mein Bett" Kap. 35 Part 2
-------------------------------------------------
Hi ihr^.^!
Hab beschlossen, dass ihr nicht länger leiden sollt, also bekommt ihr jetzt den
zweiten Teil^-^!
Ich wollte es eigentlich einfach zum anderen dazu editieren, da es ja, wie
erwähnt, immer noch Kapitel 35 ist, hab dann aber doch beschlossen es als
separates Kapitel hochzuladen, um Verwirrung und Suchen zu vermeiden.
Ich möchte mcih auch noch mal für euere vielen, lieben Kommetare bedanken (die
ich noch nicht alle beantwortet habe, mach ich aber gleich noch). Leute, ihr
seid klasse!
lG und viel Spaß beim Lesen, Loona
__________________________________________
[...]
„Ach nichts“, sagte Tai. „Ich bin einfach nur glücklich.“
Matt richtete sich leicht auf, um Tais Lippen erreichen zu können und hauchte
ihm einen zärtlichen Kuss darauf.
Tai erwiderte den Kuss glücklich. Er legte einen Arm um Matts Taille, um ihn so
ein wenig zu stützen.
„Yama.“
„Tai...“
„Jungs! Ich hab Kaffee gekocht, kommt ihr bitte nach unten?!“
Die beiden fuhren beinahe zeitgleich erschrocken zusammen.
Obwohl Matt genau wusste, dass er abgeschlossen hatte und die Stimme seines
Vaters aus dem Flur gekommen war, sah er panisch an Tai vorbei auf die Tür.
„Du hast abgeschlossen“, erinnerte Tai ihn und wollte ihn beruhigen. Dabei
hatte er selbst im ersten Moment das Gefühl gehabt, dass Matts Vater mitten im
Zimmer stünde und sie ´ertappt´ hätte.
„Ich weiß, ich wollte nur...“, stammelte Matt mit zittriger Stimme.
Tai streichelte zärtlich über seine Wange, versuchte ihn ein bisschen zu
beruhigen.
„Dein Dad hat echt ein schlechtes Timing“, sagte Tai und versuchte dabei zu
lächeln, was ihm nicht so recht gelingen wollte.
Es war gerade alles so perfekt gewesen. So schön.
Zum erste Mal hatte Matt sich völlig gehen lassen, er ganz entspannt gewesen,
hatte seine Zärtlichkeiten erwidert. Matt hatte sich nicht einmal dagegen
gewehrt, als er ihn ´befummelt´ hatte. So locker, war Matt bei ihm nie zuvor
gewesen.
Warum musste Matts Vater ausgerechnet in so einem Moment auf die Idee kommen,
Kaffee zu kochen?!
„Was machen wir jetzt?“, fragte Matt und sah Tai unsicher an.
Tai seufzte. „Ich schätze wir werden wohl oder übel nach unten gehen
müssen.“
Er wollte sich gerade von ihm lösen, doch Matt hielt ihn zurück. Er zog ihn
wieder sich herunter und hauchte ihm zärtlich einen, noch etwas unsicheren,
Kuss auf die Lippen.
„Ich hasse deinen Vater“, seufzte Tai gegen Matts Lippen. Dann nahm er diese
wieder in Besitz, küsste Matt stürmisch und auch ein bisschen gehetzt.
Wenn sie nicht bald nach unten gehen würden, würde Matts Vater sicher nach
oben kommen. Und selbst wenn er nicht einfach in das Zimmer reinplatzen konnte,
würde ihn die verschlossene Tür sicher stutzig machen. Dann brauchte er nur
noch eins und eins zusammen zu zählen...
„Wir sollten jetzt besser nach unten gehen“, sagte Tai schließlich und
löste sich dann, wenn auch ziemlich widerwillig, von Matt.
Matt blieb noch einen Moment lang im Bett liegen, schloss die Augen und atmete
tief durch, ehe er dann aufstand.
„Alles in Ordnung?“, fragte Tai besorgt.
„Nein“, seufzte Matt.
Tai legte vorsichtig die Arme um ihn und zog ihn an sich, streichelte ihm dabei
beruhigend über den Rücken.
„Was ist denn los?“, fragte er ihn sanft.
„Ich... Es ist nur... ich will nicht nach unten. Ich kann das nicht!“
„Wieso?“, fragte Tai ein wenig verwirrt.
Matt schob Tai ein Stückchen von sich weg und sah ihn unsicher an.
„Was ist, wenn er was bemerkt?“
Tai konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. „Wie sollte er denn was
bemerken?“
„Ich weiß es nicht... aber er tut es, ganz sicher.“
„Ach Yama, er kann dir weder ansehen, dass du schwul bist, noch was wir gerade
gemacht haben“, versuchte Tai ihn zu beruhigen.
Er hauchte Matt noch einen Kuss auf die blassen Lippen und machte sich dann
daran die Tür wiederaufzuschließen, da Matt keine Anstalten machte es zu tun.
„Kommst du?“, fragte Tai und streckte Matt einladend seine Hand entgegen.
Matt seufzte. Er zupfte rasch noch seine Shirt etwas zu Recht, was während
ihrer Kuschel- und Befummelungsaktion etwas verrutscht war und nahm dann etwas
zögerlich Tais Hand an und ließ sich dann von ihm nach unten führen.
Bevor die beiden die Küche betraten, wandte Tai sich noch einmal zu Matt um. Er
drückte fest seine Hand, die immer noch in seiner lag und lächelte seinen
Freund aufmunternd an. „Es wir gut gehen“, hauchte Tai leise.
Matt wirkte nicht so überzeugt von Tais Worten, nickte aber dennoch.
Dann ließ Tai seine Hand los und schob die Küchentür auf.
Masaharu saß bereits an dem Rechteckigen Holztisch, trank seinen Kaffee und las
die Sonntagszeitung.
„Da seid ihr ja“, stellte er erstaunt fest und legte die Zeitung beiseite.
„Hallo Herr Ishida“, sagte Tai höflich.
Masaharu sah zunächst zu Tai, nickte ihm freundlich zu und wandte sich dann an
Matt, der jedoch sofort den Blick von ihm abwendete.
Masaharu tat es mit einem Lächeln ab.
Setzt euch doch“, sagte er und deutete auf die beiden freien Stühle, wo auch
schon jeweils eine gefüllte Tasse Kaffee stand.
„Danke“, sagte Tai und nahm auf einem der beiden Stühle Platz.
Matt zögerte, ehe er sich dann doch zu Tai und einem Vater an den Tisch setzte.
„Ich bin ehrlich beeindruckt, dass du es geschafft hast, Matt aus seinem
Zimmer zu bekommen“, meinte Masaharu dann an Tai gewandt.
„Wieso denn?“, fragte Tai ein wenig verwirrt und blickte dann Matt an.
„Weil er sich seit gestern Mittag darin verbarrikadiert“, erklärte Masaharu
ruhig. „Ich hab keine Ahnung, was mit ihm los ist. Er will es mir ja nicht
verraten. Aber ich nehme an, es hat was mit der Party zu tun, auf der er
Freitagabend angeblich war. Zumindest ist er so komisch, seit er heimgekommen
ist.“
Tai warf Matt einen besorgten Blick zu.
Ging es ihm deswegen wirklich immer noch so schlecht? Ging ihm die Sache mit
Dean nach und war er deswegen sauer auf ihn?
Tai versuchte Matts Blick zu erhaschen, um so vielleicht eine Antwort auf seine
ungestellten Fragen zu bekommen, doch Matt sah ihn nicht an.
„Er war da nicht nur angeblich“, sagte Tai abrupt.
Masaharu blickte ihn verwirrt an.
Sogar Matt warf ihm nun doch einen fragenden Blick zu.
„Er war wirklich auf dieser Party. Mit mir“, erklärte Tai.
Masaharu sah zunächst Tai an, danach Matt. Er schien wirklich überrascht zu
sein.
„Dann warst du also echt auf einer Party?“, fragte Masaharu immer noch ganz
erstaunt.
Matt nickte kaum merklich.
„Nach der Party sind wir zu mir, wegen des Gewitters. Es tut mir Leid, wenn
Sie sich Sorgen um ihn gemacht haben“, fügte Tai noch hinzu.
Matts Herz begann wild gegen seine Brust zu schlagen. War Tai jetzt völlig
lebensmüde?
„Schon gut“, entgegnete Masaharu. „Ist ja nicht schlimm. Nur als Matt mir
gestern davon erzählt hat... ich konnte es nicht glauben. Ich meine er war
vorher noch nie auf einer Party und... Du scheinst einen guten Einfluss auf ihn
zu haben.“
„Äh, danke“, erwiderte Tai überrascht und trank einen Schluck von seinem
Kaffee.
Masaharu lächelte freundlich. „Du solltest ihn öfter mal auf Partys
mitnehmen, ich glaube das würde ihm ganz gut tun. Er geht viel zu selten
weg.“
„Okay, ich werde es versuchen“, entgegnete Tai. Matts entsetzten Blick
ignorierte er.
„Schön. Und darf ich fragen, womit du so deine Freizeit verbringst?“
„Ähm, ja. Also ich spiele Fußball und-“
„Ah, du spielst Fußball? In einer Mannschaft?“, fragte Masaharu
interessiert.
„Ja“, bestätige Tai.
„Ich habe mal versucht Yamato dazu zu überreden, aber wie du dir sicher schon
denken kannst, ist daraus nichts geworden“, erzählte Masaharu und warf seinem
Sohn ein nachsichtiges Lächeln zu.
Tai warf erneut einen Blick neben sich, zu Matt.
Er wirkte kaute auf seiner Unterlippe, wirkte angespannt und starrte stur auf
die Tischplatte.
Ganz vorsichtig tastete Tai unter dem Tisch nach Matts Hand und drückte diese
zärtlich, als er sie gefunden hatte.
Matt zuckte einen Moment lang erschrocken zusammen, erwiderte es dann aber und
schenkte Tai sogar ein kleines, unauffälliges Lächeln.
Er genoss diese kleine Berührung von Tai. Es machte ihn irgendwie ruhiger.
Trotzdem wäre er jetzt lieber in seinem Zimmer. Es war komisch hier mit seinem
Vater und Tai zusammen zu sitzen und Kaffee zu trinken. Na ja, eigentlich hatte
er seinen Kaffee noch gar nicht angerührt. Aber das änderte nichts an der
Situation.
Er fühlte sich einfach unwohl. Und er wurde einfach das Gefühl nicht los, dass
sein Vater ihm genau ansehen konnte, was los war.
„Yamato?“
Matt fuhr ein wenig zusammen.
„Dein Kaffee wird kalt, wenn du ihn nicht endlich trinkst“, prophezeite
Masaharu.
„...“
„Tja und so benimmt er sich seit gestern Mittag“, sagte Masaharu zu Tai.
„ich glaube er ist sauer auf mich. Ich weiß nur ehrlich nicht, was ich ihm
getan habe.“
Tai nickte nur, da er nicht wusste, wie er am besten darauf reagieren sollte.
Während er sich - eigentlich recht gut – mit Masaharu unterhielt udn ihm
allerlei Fragen zu seiner Person beantworte, hielt er die ganze Zeit Matts Hand
fest,
drückte und streichelte sie.
„Du hast doch sicherlich eine Freundin, oder?“
Tai war helfroh, dass er seinen Kaffee bereits ausgetrunken hatte.
Hätte er nämlich gerade daran getrunken, hätte er sich wahrscheinlich an dem
Getränk verschluckt oder es Matts Vater ins Gesicht gespuckt.
Die Frage überrumpelte ihn völlig und es dauerte einige Minuten, ehe er darauf
antworten konnte.
„Ähm nein, ich hab keine Freundin.“
„Wirklich nicht?“, fragte Masaharu überrascht. „Aber du hast doch sicher
eine im Auge, oder?“
„Na ja... also meine letzte Beziehung war nicht so ... nicht so toll. Deswegen
halte ich mich mit Beziehungen jetzt erst einmal zurück“, stammelte Tai.
„Oh, tut mir Leid. Aber es hat ja auch seine Vorteile, unabhängig zu sein“,
meinte Herr Ishida.
„Ja, genau“, stimmte Tai hastig zu.
Er musste sich wirklich besser auf Fragen dieser Art vorbereiten.
In diesem Moment ertönte ein schriller Klingelton.
Masaharu durchwühlte seine Jacke, die locker über seinem Stuhl hing, nach
seinem Handy. Dann nahm er den Anruf an.
„Ja bitte? ... Ja... Natürlich, kein Problem... Okay, ich bin in zehn Minuten
da!“, dann legte auf und steckte das Handy zurück in seine Jacke.
„Das war mein neuer Chef, ich muss jetzt leider weg, tut mir Leid“,
erklärte er und stand dann etwas hektisch auf.
Er ging rasch in sein Arbeitszimmer um seine Tasche zu holen, dann angelte er
sich seine Jacke vom Stuhl, stellte seine Kaffeetasse in die Spüle und wandte
sich schließlich wieder Tai und Matt zu.
„Ich weiß noch nicht genau, wann ich wieder komme. Macht euch einfach einen
schönen Tag. Ich wünsche euch viel Spaß. Essen ist im Kühlschrank, bedient
euch“, sagte Masaharu und wollte schon aus der Küche stürmen, als er noch
einmal innehielt und zurück ging. Er kam auf Matt zu, legte ihm eine Hand auf
die Schulter und sah ihn eindringlich an.
„Wir müssen reden, wenn ich wieder zurück bin“, sagte er ernst.
Matt sah ihn unsicher an. „Okay...“, entgegnete er kleinlaut.
„Also, bis dann“, verabschiedete Masaharu sich noch einmal. Dann wandte er
sich noch rasch Tai zu. „Hat mich gefreut, dich kennen zu lernen.“
„Es hat mich auch gefreut Sie kennen zu lernen“, erwiderte Tai höflich.
Dann verließ Masaharu auch schon hektisch die Küche und schlug hart die
Haustür hinter sich zu, als er ging.
„Er weiß es“, sagte Matt, nachdem sein Vater gegangen war.
„Unsinn“, entgegnete Tai. „Er macht sich sicher nur Sorgen, um dich, weil
du schon die ganze zeit so in dich gekehrt bist und nicht mit ihm gesprochen
hast.“
„...“
Tai beugte sich zu Matt rüber, küsste ihn sanft auf die Wange und dann auf die
Lippen. Ganz zärtlich biss er hinein, saugte daran.
„Gehen wir nach oben?“, fragte Tai vorsichtig.
„Okay...“
Sie standen auf.
Matt nahm seine und Tais Tasse und stellte sie noch rasch zu der seines Vaters
ins Spülbecken, ehe er dann mit Tai zusammen die Küche verließ, um nach oben
zu gehen.
Während sie nebeneinanderher die Treppe hochgingen, beobachtete Tai Matt und
jeden seiner feinen Gesichtszüge. Er wirkte nachdenklich, aber auch schon viel
ruhiger, als bis vor kurzem noch.
Als sie Matts Zimmer betraten, fiel Tais Blick sofort auf das Bett.
Es sah total unordentlich aus. Das Laken war verknittert und die Decke verzerrt,
die Kissen lagen wild zerstreut in darin.
Er grinste.
Man hätte wirklich meinen können, sie hätten darin wilden Sex gehabt.
„Tai?“, riss Matt ihn aus seinen Gedanken.
„Ja?“
„Er ist zwar jetzt sowieso weg, aber... ist es in Ordnung, wenn ich trotzdem
abschließe?“, fragte Matt und blickte Tai unsicher an.
„Natürlich, wenn du dich dann wohler fühlst“, meinte Tai verständnisvoll.
Matt schenkte ihm ein dankbares Lächeln und schloss dann die Tür ab.
Gerade wollte er sich zu Tai umdrehen, als dieser von hinten die Arme um ihn
schlang und ihn umarmte. Matt lehnte sich instinktiv in seine Umarmung.
„Yama?“
„Mh?“
„Können wir da weiter machen, wo wir vorhin aufgehört haben oder willst du
jetzt nicht mehr?“, fragte Tai vorsichtig nach.
Matt drehte sich in Tais Armen zu ihm um und sah ihn unsicher an.
„Du musst nicht, wenn du nicht willst“, sagte Tai saft.
„Das ist es nicht. Ich will...“, widersprach Matt.
Er legte seinen Kopf an Tais Schulter und schloss die Augen.
Tai streichelte zärtlich Matts Rücken hinab. Ganz langsam schob er seine
Hände unter Matts Oberteil. Matt zuckte dabei leicht zusammen.
Tai hielt sofort inne.
„Soll ich lieber aufhören?“
„Nein...“ Matt lächelte ihn amüsiert an. „Deine Hände sind bloß so
kalt.“
Tai lächelte erleichtert.
„Ach so, tut mir Leid.“
„Schon gut, ist nicht schlimm“, erwiderte Matt und lehnte sich wieder an
Tai.
Tai streichelte sanft über Matts Rücken, über seinen Bauch, die Seiten. Er
berührte sanft Matts Kinn, hob es etwas an und hauchte dann einen Kuss auf
seine zarten Lippen.
Er leckte zärtlich mit seiner Zunge über Matts Lippen, bat um Einlass und Matt
ließ es zu. Und während Tai neugierig seine Zunge in Matts Mund gleiten ließ,
drängte er ihn in Richtung des Bettes, ohne den Kuss zu unterbrechen oder zu
vernachlässigen.
Ganz vorsichtig drückte er Matt auf das Bett und legte sich auf ihn, wobei sich
ihre Lippen für einen kurzen Moment trennten.
Matt war es schließlich, der ihre Lippen wieder zusammen brachte.
Tai schob den Stoff von Matts T-Shirt ein wenig nach oben und ließ seine Hände
erneut darunter gleiten. Berührte jeden Zentimeter der freigelegten Haut.
Er unterbrach den Kuss mit Matt, rutschte etwas tiefer und hauchte stattdessen
einen kleinen Kuss auf Matts Bauch.
Diese hauchzarte Berührung von Tais Lippen auf seiner nackten Haut, ließ Matt
erschaudern. Ein angenehmes Kribbeln bereitete sich in ihm aus.
Tai verteilte weiter viele kleine Küsse auf seinem Bauch, gelangte dabei immer
tiefer, bis er schließlich am Bund von Matts Hose angelangt war. Ganz zärtlich
und ausgiebig liebkoste er diesen Bereich und genoss Matts kaum hörbares,
wohliges Seufzen.
Dann beugte er sich wieder über ihn, küsste seine Stirn, seine Lippen, seinen
hals. Leckte mit der Zunge darüber.
Während er stürmisch seine Lippen auf Matts presste, streichelte er mit der
rechten Hand sanft über Matts Oberkörper, wanderte tiefer, ließ sie über
Matts Bauch bis zum Bund seiner Hose gleiten, strich darüber.
Er strich vorsichtig Matts Oberschenkel entlang, zunächst nur außen, berührte
dann die Innenseite. Er spürte, dass Matt sich wieder ein wenig verkrampfte und
hörte auf. Stattdessen widmete er sich wieder voll und ganz Matts Lippen.
„Gefällt es dir?“, fragte er sanft gegen Matts Lippen hauchend.
„...ja“, erwiderte Matt leise.
Tai lächelte glücklich.
Kapitel 37: "Mir war einfach danach..."
---------------------------------------
Mh, was soll ich sagen? Ich bin wie immer nciht soooo zufrieden dmait, aber da
sist ja nichts neues^.^!
Ich machs heute Mal kurz und wünsche euch einfach viel Spaß beim lesen!
lg, Loona
_________________________
Tai strich Matt sanft die Haare aus dem Gesicht.
Der blonde lag schlafend in seinen Armen. Sie hatten den ganzen Tag ausgenutzt,
um sich zu streicheln und zu küssen udn einfach zusammen zu sein. Zwischendrin
hatten sie eine DVD angesehen und was gegessen, nur um danach erneut schmusend
im Bett zu landen.
Scheinbar war das alles etwas zu fiel für Matt gewesen. Tai musste
unwillkürlich lächeln.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es leider schon fünf Uhr war. Zu seiner
Mutter hatte er gesagt, dass er nur ein zwei Stunden wegbleiben würde. Sicher
würde das wieder einmal Ärger geben, wenn er nach Hause kam.
Tai seufzte.
So vorsichtig er konnte, löste er sich von Matt, versucht ihn möglichst nicht
aufzuwecken. Bevor er das Bett widerwillig verließ, hauchte er Matt noch einen
kleinen, zärtlichen Abschiedskuss auf die Lippen.
Als er auf dem Schreibtisch nach etwas zum Schreiben suchte, um Matt eine kleine
Nachricht zu hinterlassen, fand er einige Notenblätter udn auch ein
aufgeschlagenes Heft, in dem mit Bleistift ganz fein einige Noten eingetragen
waren. Am Rand befanden sich einige Notizen, in einer unleserlichen Handschrift.
Matts Handschrift, wie Tai gleich erkannte.
Er musste Lächeln.
Sein kleiner Rockstar schrieb also eigene Musik.
„...Tai?“, vernahm er Matts schläfrige Stimme.
Tai legte das Heft auf dem Schreibtisch ab und ging dann zu Matt zurück. Er
setzte sich zu ihm aufs Bett und streichelte ihm durchs Haar.
„Tut mir Leid, hab ich dich geweckt?“, fragte Tai sanft.
Matt rieb sich verschlafen über die Augen.
„...nein. Warst du weg?“, fragte er ein wenig irritiert.
„Nein. Das heißt noch nicht. Ich wollte mich so langsam auf den Weg
machen...“
„Jetzt schon?“, fragte Matt, sichtlich enttäuscht und setzte sich auf.
Tai grinste ihn an. „Wie süß! Sag mir nicht du vermisst mich schon?“
„So ein Unsinn“, sagte Matt hastig und sofort legte sich ein zartes rosa auf
seine Wangen.
Tai grinste weiter, stand dann aber auf.
„Tut mir ehrlich Leid. Ich will nicht gehen. Aber ich hab noch nicht alle
Hausaufgaben gemacht, es ist schon nach fünf und morgen ist Schule...“
„Tai...?“
„Ja?“
Matt legte eine Hand in Tais Nacken und zog ihn bestimmt zu sich, um dann im
nächsten Moment seine Lippen auf Tais zu pressen. Tai weitete überrascht die
Augen. Damit hatte er nicht gerechnet.
In diesem Kuss lag nicht die Spur von Angst oder Unsicherheit. Und auch als Matt
die Arme um ihn schlang und noch näher zu sich zog, wirkte er so entschlossen,
wie Tai es nie von ihm erwartet hätte.
„Vielleicht sollte ich doch lieber noch ein bisschen bleiben...“, hauchte
Tai.
Matt nickte.
Er schloss langsam die Augen. Dann legte er seine Lippen wieder auf Tais,
berührte diese hauchzart, als würde er sie streicheln.
Tai erwiderte den Kuss genauso zärtlich. Er wirkte ruhiger als sonst. Nicht so
stürmisch, nicht so fordernd.
Matt zog ihn dichter an sich und Tai streichelte zärtlich über seinen Rücken.
Schließlich begann er Matt doch fordernder zu küssen. Ganz zärtlich jedoch
drang seine Zunge durch die leicht geöffneten Lippen in Matts Mund ein. Matt
ließ es zu und lehnte sich instinktiv dichter an Tai, suchte seine Nähe.
Dann war da auf einmal dieses seltsame Gefühl.
Er trennte sich langsam und nur all zu zögerlich von Tai Lippen, blieb aber
dicht an ihn geschmiegt und sah dann unsicher zu ihm auf. Ihm war plötzlich so
komisch.
„Alles in Ordnung?“, fragte Tai besorgt.
Matt nickte schnell. „...ja“, sagte er leise.
Er sah Tai an, dass er ihm nicht glaubte.
Aber er wollte ihn auch nicht beunruhigen. Tai war doch gerade so glücklich...
Er vergrub seine Finger in den Stoff von Tais Oberteil.
„Yama...“, flüsterte Tai, streichelte ihn beruhigend.
Matt genoss die Berührung von Tais sanften Händen. Er lehnte sich instinktiv
an Tais Brust und schloss die Augen.
Dann nahm er einmal mehr Tais Lippen in Besitz. Er wusste selbst nicht, warum er
es tat, warum ihn diese Lippen heute so süchtig machten, aber er wollte Tai
einfach küssen. Die ganze Zeit. Er wollte diesen süßen Geschmack auf seinen
Lippen, in seinem Mund.
Diesmal war es Tai, der den Kuss unterbrach. Er sah Matt ruhig an.
„Leg dich hin“, sagte Tai.
Matt sah ihn zuerst perplex an, nickte dann aber und ließ sich, wie Tai es ihm
gesagt hatte, zurück ins Bett fallen.
Tai folgte ihm. Er legte sich zwischen Matts leicht gespreizte Beine und legte
sich so vorsichtig auf ihn. Zärtlich strich er Matt ein paar blonde Haare aus
dem Gesicht.
„Bleib ruhig, ich tu dir nichts. Versprochen“, hauchte er sanft und presste
dann gierig seine Lippen auf Matts.
Matt schloss erneut die Augen, konzentrierte sich dabei voll und ganz auf Tais
weiche Lippen, die seine so zärtlich liebkosten. Er wehrte sich nicht gegen
Tais Hände, die ihn sanft streichelten und ließ sich ganz auf Tai ein.
Tais Lippen streifte zart über Matts Hals, hauchten kleine Küsse darauf.
Währendessen schoben sich seine Hände forsch unter Matts T-Shirt, streichelten
neugierig über den Körper darunter und schoben das störende Stück Stoff
dabei ein wenig nach oben.
Tai liebste dieses sinnliche Gefühl. Er spürte so gerne Matts nackte, zarte
Haut unter seinen Fingern. Er genoss es, dass er mit diesen Berührungen etwas
in Matt auslösen konnte. Das Zittern, das Beben das durch Matts Körper ging,
das kam von seinen Berührungen.
Wieder schoben seine Hände den Stoff etwas höher.
„Zieh es aus“, hauchte Matt leise.
Tai berührte sanft sein Gesicht. „Mach die Augen auf“, sagte er ruhig.
Ein wenig zögerlich tat Matt, was Tai ihm gesagt hatte und sah ihn dann
unsicher an.
Tai betrachtete ihn nachdenklich.
„Ist es wirklich in Ordnung?“
Matt nickte. „...ja.“
Tai gab ihm einen kurzen, zarten Kuss.
Dann schob er seine Hände unter den Stoff, schob ihn weiter hoch. Matt setzte
sich ein wenig auf und Tai zog ihm das T-Shirt schließlich ganz aus und warf
dann achtlos neben das Bett.
Matt ließ sich wieder zurück sinken.
Er spürte deutlich Tais Blick auf seinem Körper haften.
Er betrachtete ihn lang, sehr lange. Es schien, als wollte er sich jeden
Millimeter ganz genau einprägen.
Erst dann streichelte Tais Hand hauchzart und langsam über seinen gesamten
Körper. Diese kaum spürbare Berührung ließ ihn erschaudern.
Tai setzte sich leicht auf Matts Becken und befreite sich rasch von seinem
eignen Oberteil, ehe er sich dann lächelnd wieder über Matt beugte.
Er kam ganz dicht an ihn heran. Matt spürte Tais heißen Atem sein Gesicht
streifen.
„Ich liebe dich“, hauchte Tai gegen Matts Ohr.
Sanft legte sich Matts Hand in Tais Nacken, zog ihn zu sich.
Diesmal war sein Kuss scheuer, als zuvor.
„Entspann dich“, sagte Tai ruhig.
Seine Hände glitten über Matts Körper, erforschten ihn.
Während seine Finger jeden Zentimeter nackte Haut berührten, betrachtete er
ihn immer wieder. Nicht zu fassen, dass Matt glaubte, nicht attraktiv zu sein.
Denn er war es definitiv.
Langsam rutschte Tai ein kleines Stückchen tiefer. Seine Lippen berührten
zärtlich Matts Haut. Hauchten kleine Küsse auf den flachen Bauch. Er arbeitete
sich hoch zu Matts Brust, seinem Hals und wieder zur Brust.
Zart streiften seine Lippen Matts rechte Brustwarze.
Matt keuchte erschrocken auf.
„Was denn, so unerfahren?“, hauchte Tai grinsend.
„...“
„Entspann dich einfach, okay?“, sagte er sanft.
Erneut spürte Matt Tais Lippen, die sich zärtlich auf seine Haut legten.
Sanft und talentiert küssten sie seine Brust, streiften immer wieder neckisch
seine Brustwarzen. Jedes Keuchen, dass er ihm damit entlocken konnte, schien Tai
mehr und mehr in seinem Tun zu bestärken.
Dann spürte er Matts Hand in seinem Nacken, die ihn wieder zu sich ziehen
wollte und kam Matts Wunsch nach.
Bevor er fragen konnte, was los war, spürte er bereits Matts Lippen wieder auf
seinen. Tai lächelte ein wenig in den Kuss hinein und erwiderte ihn.
Matts Hand lag immer noch in seinem Nacken. Entschieden zog er Tai dichter an
sich. Ihre nackte Haut berührte sich, es kribbelte angenehm. Es fühlte sich
gut an, vertraut und einfach schön.
Matt schlang die Arme um ihn. Seine Hände berührten sanft Tais Rücken, noch
ein wenig zögerlich streichelte er ihn, zeichnete dabei kleine Kreise auf
seinen Körper.
Matts Hände auf seine Haut und diese zarten, unsicheren Bewegungen, machten Tai
fast verrückt. Ob Matt überhaupt klar war, was er für eine Wirkung auf ihn
hatte?
Jede seiner Berührungen durchzuckte Tai, wie ein kleiner Blitz. Ihm war heiß
und kalt zugleich.
„Yama...“, hauchte er, streichelte dabei zärtlich mit dem Daumen über
Matts Wange, sah ihn dabei ruhig an.
Mit der anderen Hand wanderte er tiefer. Er strich über Matts Bauch, zu seinem
Hosenbund.
Vorsichtig schob er den Stoff etwas herunter. Da Matt keine Anstalten machte
sich dagegen zu wehren, zog Tai die Hose weiter nach unten und dann schließlich
ganz aus.
Dann setzte er sich ein wenig auf, um sich seiner eignen Hose zu entledigen, ehe
er sich dann wieder über Matt beugte und ihn begierig küsste. Er presste seine
Lippen fest und leidenschaftlich auf Matts.
Während des Kusses streichelte Tai Matt, ließ keine Stelle seines zarten
Körpers aus.
Es fühlte sich gut an.
Wahnsinnig gut.
Diesen schönen Körper unter ihm zu haben, diesen attraktiven Mann und ihn so
zu berühren, so kennen lernen zu dürfen – das Gefühl war unbeschreiblich.
Noch viel schöner war es aber, wenn Matt ihn berührte.
Wenn diese schlanken, noch so unerfahrenen Hände ihn berührten, machte es ihn
fast verrückt.
Und als Matt dann noch so sexy den Kopf in Nacken warf... Er musste Lächeln.
Dann kam er ganz nah an Matts Gesicht.
„Hattest du nicht mal gesagt du hältst nicht so viel von Körperkontakt und
brauchst das alles nicht?“, hauchte er gegen Matts blasse Lippen.
Die Bemerkung konnte er sich beim besten Willen nicht verkneifen.
„... halt die Klappe“, hauchte Matt leise. Es klang schon fast zärtlich.
„Schon gut. Mir ist jetzt sowieso nicht nach reden...“, meinte Tai grinsend.
Wieder begann er Matt zu streicheln und nur zu gerne, kam er Matts Wunsch nach
mehr Nähe nach.
Instinktiv schlang Matt seine Beine um Tais Hüften.
Er mochte es ja nur ungern zugeben, aber Tai hatte Recht, es fühlte sich gut
an. Er mochte es so von ihm berührt zu werden...
„Yama, darf ich dich mal was fragen?“
„Was denn?“, wollte Matt wissen und sah ihn direkt an.
Er lag halb auf Tai drauf.
Nach ihrer Fummelaktion und nach Tais `Badbesuch´, hatte er ihn einfach auf
sich drauf gezogen und so hatten sie sich dann noch eine Weile gestreichelt und
geküsst.
„Nicht, dass ich mich darüber beschweren wollte – Aber wieso hast du das
eigentlich gemacht? Ich meine vorhin warst du noch wesentlich zurückhaltender
und jetzt...“
Matt schloss die Augen, atmete tief durch. „Mir war einfach danach. Es hat
sich... richtig angefühlt.“
„Wirklich?“
Tai hätte am liebsten vor Glück geschrien.
„... vielleicht wollte ich auch einfach nur nicht, dass du weggehst“, gab
Matt leise zu.
Tai sah ihn sprachlos an.
Dann streichelte er ihn sanft. „Dummerchen, du hättest doch nur was sagen
brauchen“, entgegnete Tai gerührt.
„Wärst du geblieben?“, fragte Matt und sah ihn unsicher an.
„Ja, ich wäre geblieben. Ich geh doch nicht einfach weg, wenn du das
willst.“
Matt lächelte und hauchte ein leises „Danke.“
Tai betrachtete ihn nachdenklich.
„Was ist?“
„Mh, ich hab nur gerade überlegt, was wir jetzt eigentlich nächstes Mal
machen. Ich meine, nachdem du dich jetzt schon von deinem T-Shirt trennen
konntest – und von deiner Hose“, erklärte Tai grinsend.
„Du könntest dich Mal ´ne Weile damit zufrieden geben“, entgegnete Matt
und zwickte ihn leicht in die Seite.
„Au!“, japste Tai. „Da müsste ich ja blöd sein. Ich hab dich immer noch
nicht ganz nackt gesehen und das will ich unbedingt! Also verabschiede dich
lieber schon mal von deiner Boxershorts!“
„Spinner...“
„Und außerdem will ich endlich Sex mit dir!“
„...vergiss es!“
„Komm schon. Was wäre denn so schlimm daran, wenn du dich von mir flachlegen
lassen würdest?“
„... ich hab eben keine Lust dazu...“, nuschelte Matt gegen Tais Brust.
„Hattest du auch über Berührungen, Umarmungen, Küssen und Fummeln
gesagt“, warf Tai grinsend ein.
„Das ist, was vollkommen anderes“, zischte Matt und wollte aufstehen, doch
Tai hielt ihn zurück.
„Hey, bleib hier“, sagte Tai in versöhnlichem Ton, als er Matt wieder an
sich drückte. „Ist in Ordnung, wenn du noch nicht willst – Ich überzeuge
dich schon noch. Bis dahin kann ich denke ich auch mit Fummeln leben...“
„Ach ja?!“
„Ja. Kann ja nicht lange dauern, bis ich dich rumkriege““, meinte Tai
siegessicher.
Wenn er daran dachte, wie entspannt Matt die ganze Zeit gewesen war... Und wenn
Matt es noch so sehr leugnen wollte, es hatte ihm gefallen udn er vertraute ihm.
So viel stand für Tai fest. Da konnte es ja wohl kaum so schwer sein, auch noch
den letzten Schritt zu machen...
„Ich will gar keinen Sex.“
Tai schmunzelte. „Du weißt ja gar nicht, was du verpasst, wenn du darauf
verzichtest.“
Matt erwiderte zunächst nichts.
Er sah stur an die gegenüberliegende Wand. Dann sah er Tai vorsichtig an.
„Ist es wirklich so toll?“
Tai lächelte. „Hey, wenn wir beide Sex haben, kann das doch nur toll sein.“
Matt erwiderte das Lächeln, dann beugte er sich über Tai und hauchte ihm einen
kleinen Kuss auf die Lippen, den Tai freudig erwiderte.
Alles war gerade so schön, so perfekt.
Der ganze Tag, war irgendwie perfekt.
Warum konnte es nur nicht immer so sein?
Wenn er mit Matt zusammen war, dann war alles so schön, so einfach.
Er konnte die Welt um sich herum mal vergessen und so tun, als gäbe es nur sie
beide.
Und heute... das war einfach... wow.
„Ich will nicht gehen“, schmollte Tai und warf der Haustür einen
verächtlichen Blick zu.
„Ich zwing dich nicht dazu, du gehst freiwillig“, erinnerte ihn Matt.
„Von freiwillig, kann ja wohl um die Rede sein“, meinte Tai. „Dämliche
Schule, wieso kann der Montag nicht zum Wochenende gehören? Und wieso ist
morgen kein Feiertag.“
„Weil die Welt absolut ungerecht und grausam ist?“, schlug Matt vor.
„Kann sein“, murmelte Tai. „Du wirst mich doch sicher vermissen, wenn ich
weg bin. Oder?“
„Klar, was auch sonst“, erwiderte Matt lachend.
Tai beugte sich grinsend zu ihm. „Wehe du hast keinen schönen, feuchten Traum
von mir...“, hauchte Tai lasziv gegen Matts Ohr.
„Tai...“
„Guckt nicht so! Du warst vorhin genauso erregt, wie ich, mein Lieber. Also
erzähl mir ja nichts, von wegen so was machst du nicht oder du hättest keine
erotischen Träume.“
„Du bist echt irre“, hauchte Matt halb genervt, halb amüsiert.
Tai küsste ihn.
„Du aber auch.“
„Ich bin nicht irre!“, widersprach Matt.
Tai lachte nur, ging aber nicht weiter darauf ein.
„Darf ich dich morgen nach der Schule ein bisschen entführen?“
„Wohin denn?“, wollte Matt wissen.
„Verrate ich dir nicht, lass dich überraschen“, meinte Tai gut gelaunt.
„Ich komme mit... Aber wehe du kommst auf die dämliche Idee mir die Augen zu
verbinden oder so.“
„Keine Sorge, die ist gar nicht nötig.“
„Gut.“
„Wir sehen uns dann morgen, okay?“, sagte Tai sanft und wollte ihn zum
Abschied noch einmal küssen, doch Matt war etwas schneller. Glücklich
drückte Tai ihn an sich.
„Was auch immer du heute für Drogen genommen hast... nimm die ruhig
öfter“, hauchte Tai lächelnd.
Es war schon fast zehn Uhr, bis Masaharu nach Hause kam.
Als er die Küche betrat, war Matt gerade dabei die letzte Tasse abzutrocknen
udn wieder zurück in den Küchenschrank zu stellen.
„Es hat leider etwas länger gedauert“, entschuldigte sich sein Vater und
legte seine Jacke achtlos auf einem der Stühle ab. „Habt ihr euch noch einen
schönen Tag gemacht?“
Matt war wirklich froh, dass er mit dem Rücken zu Masaharu stand und er so sein
Gesicht nicht sehen konnte. Er konnte nämlich nicht verhindern, bei der Frage
ein wenig rot zu werden.
„... ja. Haben wir“, antwortete Matt und versuchte so normal, wie möglich
zu klingen.
„Freut mich“, entgegnete Herr Ishida. „Setzten wir uns zum Reden ins
Wohnzimmer, da ist es gemütlicher, als hier in der Küche...“
„Ich kann nicht, ich hab keine Zeit. Ich muss noch lernen, wir schreiben einen
wichtigen Physiktest und-“
„Yamato, wir müssen wirklich mal miteinander reden...“
Matt seufzte. „Was, wenn ich nicht mit dir reden will?“
Masaharu legte ihm fest eine Hand auf die Schulter. „Matt, bitte. Du hast dich
schon gestern und heute zurückgezogen und geschwiegen, es reicht.“
Matt sah seinen Vater flehend an. „Bitte, ich-“
„Nein. Wir setzten uns jetzt auf die Couch und reden, ich mach mir Sorgen um
dich“, sagte er ernst und schob Matt gezwungen gewaltsam ins angrenzende
Wohnzimmer und platzierte ihn auf dem Sofa. Masaharu setzte sich neben ihn.
„Willst du mir nun erzählen was los ist?“, fragte er ruhig.
„...nein.“
„Seit Freitag schon verhältst du dich so seltsam, sprichst nicht mehr mit mir
und verkriechst dich noch mehr, als früher in deinem Zimmer. Glaubst du etwa
mir fällt nicht auf, dass mit dir etwas nicht stimmt? Matt, ich meine es
völlig ernst, wenn ich dir sage, dass ich mir Sorgen um dich mache. Bitte
erzähl mir, was dich bedrückt.“
„Nichts.“
„Hast du Probleme in der Schule?“
„Nein.“
„Geht es etwa um ein Mädchen?“
Matt sah ihn geschockt an. „Nein!“
„Hab ich dir irgendwas getan? Bist du sauer auf mich?“
„... nein...“
Masaharu strich sich leicht genervt und mit seinem Latein am Ende über die
Stirn. „Kannst du mir nicht wenigstens mal einen Hinweis geben?“
„...“
„Yamato... Was soll ich denn mit dir machen? Zusehen, wie du dich weiter
verkriechst und von anderen abschottest?“
„Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich will nicht darüber reden,
okay?“, sagte Matt aufgebracht und wollte aufstehen, doch sein Vater zog ihn
zurück.
„Unser Gespräch ist noch nicht beendet, also sei so gut und bleib sitzen“,
entgegnete sein Vater betont ruhig.
„...okay.“
„Also mit mir willst du nicht darüber reden – mit wem dann? Soll ich deine
Mutter anrufen? Möchtest du mit ihr darüber reden?“
„Nein. Sie ist die letzte mit der ich, über irgendwas reden will...“
„Yamato... Kannst du dann wenigstens mit deinem neuen Freund darüber reden,
mit Taichi?“
Matt zuckte zusammen, als sein Vater Tais Namen aussprach.
„Ich ... nein, mit ihm kann ich darüber auch nicht sprechen...“, log Matt.
„Okay... dann eben nicht. Ich hoffe du vertraust dich mir doch noch irgendwann
an“, sagte Masaharu schließlich ruhig und sah Matt eindringlich an.
„...nh.“
„Matt, du kannst mit mir über alles reden. Egal, worum es geht. Wir finden
schon eine Lösung.“
Matt wich seinem Blick aus und starrte stattdessen auf seine Knie.
„Es gibt noch etwas anderes, worüber ich mit dir reden möchte...“
Matt sah überrascht auf und sah seinen Vater von der Seite her an.
„Ach ja?“
„Ja. Das Thema ist mir selbst ein wenig unangenehm. Nun ja, ich wollte – ich
wollte dich noch einmal auf Dean ansprechen.“
Matt wollte erneut aufstehen und verschwinden. Er wollte jetzt nicht über Dean
reden. Nicht jetzt und schon gar nicht mit seinem Vater. Er wollte nicht hören,
was er über ihn zu sagen hatte.
Ein weiteres Mal wurde Matts Fluchtversuch von Masaharu vereitelt.
„Das ist mir wirklich, wirklich wichtig“, sagte er eindringlich. „Ich
möchte dir erklären, warum ich was gegen deine Beziehung zu Dean habe. Ich
möchte, dass du mich besser verstehst.“
Matt schluckte hart.
„Na schön...“
„Ich wollte nie, dass du den Eindruck bekommst, ich wollte bestimmen, mit wem
du dich triffst oder befreundet sein willst. Dass ich gegen deine Freundschaft
mit Dean bin... na ja, das hat bestimmte Gründe. Wichtige Gründe.“
„...ach ja?“, sagte Matt vorsichtig.
„Ja. Also Dean... er ist... Ich weiß nicht, wie ich dir das am besten sagen
soll – Er ist schwul. Er steht auf Männer, verstehst du das?“
„... ähm ja.“
Matt wusste nicht, ob er nun lachen oder einfach nur sauer auf seinen Vater sein
sollte. Es war beinahe lächerlich, dass er glaubte, dass er nichts über
Homosexualität wusste.
„Es tut mir Leid, dass ich dir das jetzt so unvorbereitet sage. Ich hätte
dich gerne ein bisschen feinfühliger darauf angesprochen und dir das ganze
richtig erklärt – wenn du fragen darüber hast, kannst du übrigens jeder
Zeit zu mir kommen – aber ich denke, es ist wichtig, dass du es weißt.
Vielleicht verstehst du ja jetzt ein bisschen besser, warum ich nicht will, dass
du Kontakt zu ihm hast oder bei ihm bist?“
„...“
„Ich glaube, nein, es ist eigentlich mehr als offensichtlich – er hat ein
Auge auf dich geworfen, nicht erst seit jetzt, sondern schon vor ein paar
Jahren. Ich hab dem ganzen ziemlich lange zugesehen, in der Hoffnung, dass er
dich in Ruhe lässt. Aber das macht er ja nicht. Und ich hab einfach Angst um
dich...“
„...warum?“
Masaharu seufzte. Sah Matt dann an. „Ich hab Angst, dass er dir was tut.“
„... dass er mir was tut?“, wiederholte Matt.
„Ja. Du weißt schon... Er hat Einfluss auf dich, du magst ihn. Ich mache mir
einfach Sorgen, dass er dir irgendwelche Dummheiten in den Kopf setzt oder...
oder dass er dich zu was zwingt, was du nicht willst.“
„...“
„Ist alles in Ordnung? Du bist so blass...“
„Nein, geht schon...“, brachte Matt mit brüchiger Stimme heraus.
„Ich hoffe du kommst damit klar und triffst dich nicht mehr mit ihm...“
„...“
„Matt? Matt, du bist ganz weiß, ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“
„Darf ich bitte gehen?“, fragte Matt, die Frage seines Vaters ignorierend.
Bevor dieser Antworten konnte, stand Matt bereits auf. Er hielt es einfach nicht
mehr aus. Er musste hier raus. Er musste weg von seinem Vater.
Masaharu stand ebenfalls auf, hielt Matt fest und zwang ihn ihn anzusehen.
„Yamato... Hat Dean dir irgendwas getan? Bist du deshalb so komisch? Hat er
versucht... hat er versucht mit dir...“
Matt sah seinen Vater geschockt an.
„Nein, nein. Hat er nicht“, sagte Matt, riss sich von seinem Vater los und
flüchtete aus dem Wohnzimmer.
Masaharu sah ihm verwirrt nach. „Was hat er denn nur?“, fragte er sich laut.
Kapitel 38: Hochzeitspläne
--------------------------
Hi ihr Lieben,
Ganz, ganz großes Sorry, dass es so lange gedauert hat *schäm*
Ich hatte ne riesen Schreibblockade. Zwar hatte ich das Kapitel selbst schon
recht weit geschrieben und den Inhalt genau im Kopf, doch irgendwie konnte ich
es nicht so in Worte fassen, dass es mir wirklich gefiel. Das nächste Kapitel
kommt defintiv schneller. Noch mal ein großes Sorry>.