Brothers in Arms von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, eine Herausforderung - und jede Menge Schwierigkeiten) ================================================================================ Kapitel 1: Call of the Swords ----------------------------- Eine Brüder-auf- Reisen -Geschichte, die mir einfiel, als ich Brothers in Arms von Dire Straits hörte... 1. Call of the Swords Ein älterer Mann stand auf einer Klippe und blickte weit über das schlafende Land. Seine Kleidung war nicht sehr vornehm, eher schien er ein Handwerker zu sein. Um seine langen grauen Haare zu bändigen trug er ein blaues Band um seine Stirn: "Tensaiga, Tessaiga, Tokejin..." meinte er leise: "Ich habe euch gehört... Aber wo seid ihr?" Er drehte sich um, als er das Summen von Insekten vernahm. Nachts war das ungewöhnlich. Aber er konnte nichts entdecken. So sah er wieder in die Weite. "Vergebt, Herr", sagte eine höfliche Stimme hinter ihm. Der Mann wandte sich um. Vor ihm kniete eine seltsame Gestalt, eine Pavianmaske über dem Kopf. Diese fuhr fort: "Ich hörte zufällig, wie Ihr den Namen dreier Schwerter erwähntet, die die Söhne des verstorbenen Hundedämons tragen. Soll ich Euch zeigen, wo sie sich befinden?" "Sind sie gemeinsam unterwegs?" "Das würde ich nicht sagen. - Eher gegeneinander." "Was meinst du? Und wie ist dein Name?" "Naraku heiße ich. Verzeiht, wie unhöflich von mir. - Nun, die Halbbrüder kämpfen oft gegeneinander." "Soll das heißen, die Schwerter werden gegeneinander eingesetzt?" "Ja." "Darum, also.." Der Fremde drehte sich erneut um, ignorierte den Knienden für einen Moment, ehe er sagte: " Warum teilst du mir das mit, Naraku?" "Sie sind meine Gegner. Und ohne ihre Schwerter wäre ich sie schon längst los. Es ist für mich ein gewisses Überlebensinteresse." "Ich verstehe." Der Unbekannte blickte noch immer ins Land: "Ehrlich von dir, mir das zu sagen." "Darf ich fragen, was Ihr mit den Schwertern vorhabt?" Er wollte nicht fragen, wer der Fremde sei. Wenn dieser ihm die Halbbrüder oder zumindest deren Schwerter vom Hals schaffen könnte, wäre das genug. "Wenn sie sie nicht richtig einsetzen können, werde ich die Schwerter mit mir nehmen. Oder sie gar zerstören. Zeig mir, wo sich die Hundebrüder befinden." "Gern." "Na warte, du Mistkerl!" "Schon wieder so übermütig?" Das waren die letzten Worte, ehe die beiden jungen weißhaarigen Männer auf der Wiese ihre Schwerter zogen und aufeinander zu rannten, in einem Tempo, dass weitaus zu hoch für Menschen war. Auch wären bei gewöhnlichen Menschen sicher keine Funken gesprüht, als sich die Klingen berührten. Aber sie waren auch ein Dämon und ein Halbdämon, Söhne ein und desselben Vaters. Auf der einen Seite der Wiese standen drei Menschen, ein kleiner Fuchsdämon und eine winzige Katze und guckten dem sich entspinnenden Zweikampf mit einem gewissen Seufzen zu. "Freunde wie eh und je, " sagte der Mönch zu seinen beiden Begleiterinnen. "Wenn man sie doch nur abhalten könnte", klagte das Mädchen in der fremdartigen Tracht: "Aber wenn ich Inuyasha auf den Boden schicke, bringt ihn Sesshoumaru doch um. Und den kann ja kaum einer kontrollieren..." "Obwohl, so eine Kette für so einen arroganten Hundedämon..?" Das andere Mädchen trug die Kampfkleidung der Dämonenjäger: "Kagome, ich bin sicher, du würdest das passende Kommando finden." "Bei Fuß?" Das Mädchen aus der Neuzeit stellte sich das gerade bildlich vor, zuckte dann aber unwillkürlich zusammen. "Was ist, Kagome? Miroku?" Die Dämonenjägerin bemerkte, dass sich ihre Freunde von dem Kampf abwandten. "Gefahr..." murmelte der Mönch. "Ich spüre Splitter des Juwels...einen sehr großen! Er kommt näher." flüsterte Kagome. "Naraku?" Die drei Menschen gingen sofort in Kampfbereitschaft. Und das bislang so niedliche Kätzchen wurde plötzlich pferdegroß, mit scharfen Reißzähnen und brennenden Füßen. Trotz ihrer Konzentration auf ihren Kampf hatten die Halbbrüder die Witterung ihres Feindes wahrgenommen und sprangen mit raschem Überschlag auseinander, die Schwerter noch in der Hand. Noch einmal prüften sie die Luft, fuhren dann herum, in die Richtung, in die auch Inuyashas Menschenfreunde starrten. Die ihnen allen wohlvertraute Gestalt eines Pavians trat aus dem dichten Wald. Unwillkürlich spannten sie sich an. Zumal da dieser Dämon, den sie so hassten, nicht allein gekommen war. Bei ihm war ein alter Mann, den sie noch nie gesehen hatten. Naraku in Verbindung mit etwas oder jemand Unbekannten bedeutete Ärger, das wussten sie nur zu gut. Dieser ignorierte die Menschen, guckte aber zu den Halbbrüdern: "Das sind sie also, Naraku?" "Ja, Herr." Alle glaubten, nicht recht gehört zu haben. Seit wann war dieser Mistkerl denn so höflich zu irgendjemandem? Also musste er etwas davon haben. Nur was? "Ihr beide seid die Söhne des verstorbenen Inu no Taishou?" fragte der Unbekannte lauter. "Ich habe keine Ahnung, wer du bist", sagte Inuyasha: "Aber du bist mit Naraku hier und das reicht. Du bist fällig." Er hob Tessaiga seitlich an. "Ihr seid viel jünger, als ich dachte. Ein Hundebaby und ein Halbwüchsiger." Der Fremde schien von der Tatsache unberührt, dass eine der mächtigsten Waffen gerade auf ihn gerichtet wurde: "Naraku sagte mir, dass ihr beide mit euren starken Schwertern nicht umgehen könnt..." "He!" protestierte der Halbdämon sofort. "Und dass ich sie besser zerstören sollte." "Ach ja?" kam erstmals ein Kommentar von Sesshoumaru. Irgendetwas störte ihn an diesem Mann. Das war kein Mensch, aber auch kein gewöhnlicher Dämon. Und schon gar kein Abkömmling von Naraku. Wenn dieser Haufen von Dämonen wieder einmal einen Plan ausgeheckt hatte, war das sicher nichts Gutes. Nun, egal. Niemand würde seine Schwerter auch nur berühren, ohne mit dem Leben dafür zu bezahlen. Er hielt Tokejin etwas schräger, bereit zum Angriff. Der Fremde nickte etwas. "Aber ihr seid doch noch so jung, unerfahren und hitzköpfig. Ich werde euch einer Prüfung unterziehen. Besteht ihr sie, bekommt ihr eure Schwerter zurück. Besteht ihr sie nicht, seid ihr tot." "Genug gequatscht, Alter!" Inuyasha wollte gerade auf den alten Mann losgehen, als er neben sich eine Bewegung sah. Anscheinend war sein Herr Halbbruder einmal der gleichen Ansicht. Der Unbekannte hob beide Hände und die angreifenden Hundebrüder fühlten sich, als seien sie gerade gegen eine Wand gelaufen. Inuyashas letzter Gedanke war noch: wer ist dieser Mistkerl? Dann wurde ihm schwarz vor Augen. Als der Halbdämon erwachte, dröhnte sein Kopf noch immer. Aber er erkannte neben sich ein langes, weißes, weiches Fell. Als er genauer hinsah, entdeckte er auch den Rest seines Halbbruders, der neben ihm stand, ihm den Rücken zuwandte. Unwillkürlich griff Inuyasha nach seinem Schwert - und fasste ins Leere. Mit einem Satz war er auf den Beinen: "Verdammt! Sesshoumaru! Hast du mir Tessaiga weggenommen? " "Inuyasha, du törichtes Halbblut." Allein für diesen Satz hätte der Jüngere ihm mit Wonne irgendetwas aufgeschlitzt. "In einer solchen Lage komme ich kaum auf die Idee, dir ein Schwert zu nehmen, das ich nicht führen kann." Sesshoumaru drehte sich um. "Lage? Was ist denn...?" Inuyasha starrte auf die Hüfte seines Halbbruders. Auch dieser trug keine Waffen mehr. Tokejin und Tensaiga fehlten. "Verflixt! Hat uns dieser Opa die Schwerter gemopst?" Der Halbdämon fuhr herum, wollte seine Freunde fragen, ob sie wüssten, wohin der sei, als er mit gewissem Entsetzen feststellte, dass sie nicht da waren. Nun, sie konnten wohl auch gar nicht da sein, denn sie befanden sich hier an einem Meeresstrand. Er guckte wieder zu seinem Halbbruder: "Der alte Zausel hat uns entführt und die Schwerter geklaut?" Das verdiente keine Antwort. "Aber...er sagte was von Prüfung? Wenn wir die bestehen, bekommen wir die Schwerter zurück. Dann wird er ja wohl mit uns reden müssen." Plötzlich stieg in Inuyasha ein entsetzlicher Verdacht auf: "Sekunde mal....Tessaiga...du weißt schon...wenn ich Tessaiga nicht bei mir habe...Du weißt, dass ich mein Dämonenblut dann nicht mehr unter Kontrolle habe." "Das weiß offenbar auch unser Entführer." "Was meinst du?" Ein wenig irritiert sagte Sesshoumaru: "Sieh dich doch an." Inuyasha starrte auf seine Hände, als er begriff. Ein zweiter Blick bestätigte ihm, dass sein Haar dunkel geworden war. Wohl, um zu verhindern, dass er verrückt wurde, hatte ihr entgegenkommender Entführer ihn in einen Menschen verwandelt. Also würde er nur, wenn er Tessaiga zurück hätte, auch wieder zu einem Halbdämon werden. Er brauchte Tessaiga wieder und das ein bisschen plötzlich "Na toll. Die gute Nachricht ist ja wohl, dass ich nicht durchdrehe. Aber wie soll ich in diesem Zustand eine Prüfung bestehen? Na, wenn dieser Opa auftaucht, dann kann er was erleben." "Inuyasha." Und da dieser ihn anblickte: "Sieh her!" Der Hundedämon hob die rechte Hand, Mittel-, Zeigefinger und Daumen ausgestreckt. Etwas knackte leise, als er die Finger versteifte. Sein Halbbruder ging instinktiv einen Schritt zurück: "Was...was soll das? Willst du mich jetzt umbringen?" brachte er hervor. Ohne Tessaiga und als einfacher Mensch...Klar, eine so gute Gelegenheit, sich an ihm zu rächen, hatte Sesshoumaru ja noch nie gehabt. Dieser machte eine leichte Bewegung aus dem Handgelenk. Inuyasha wusste, dass eine Peitschenschnur aus dämonischer Energie jetzt auf ihn zurasen würde und hob schützend seinen Ärmel vor sein Gesicht. Das Feuerrattenhaar würde ihm vielleicht noch ein wenig helfen können. Nichts geschah. Irritiert sah er wieder auf. "Verstehst du?" fragte Sesshoumaru: "Er hat dich in einen Menschen verwandelt. Und mir ebenfalls einen gut Teil meiner Fähigkeiten genommen. Daraus kann man schließen, dass er sehr mächtig sein muss." Für seine Verhältnisse war das eine sehr lange Rede gewesen, dachte Inuyasha. Aber er meinte: "Ja, aber...was soll das für eine Prüfung sein?" "Der erste Teil dürfte darin bestehen, genau das herauszufinden." Der Hundedämon drehte sich um und ging vom Strand weg. Er hatte nicht die Absicht, seinem jüngeren Halbbruder zu erzählen, dass er spürte, wie auch sein Körper verändert worden war. Er war kein Dämon mehr, sondern nur noch ein halber. Dieser fremde Witzbold hatte ihn zu einem Halbdämonen gemacht. Inuyasha ging hinterher, lief an seine Seite. Was blieb ihm schon anderes übrig. Als Mensch, noch dazu ohne Schwert, konnte er im Unbekannten leicht auf Probleme stoßen. Und außerdem hatte Sesshoumaru die besseren Sinne. Vielleicht würde er den Kidnapper und Schwertdieb wittern können. Was zu etwas anderem führte: während er bewusstlos gewesen war, hatte sein Halbbruder bei ihm gestanden. Warum nur? Er hätte ihn töten können, oder auch einfach da liegen lassen. Warum hatte der Hundedämon bei ihm gewartet, ihn quasi bewacht? Weil er selbst Tessaiga nicht führen konnte? Weil er hoffte, damit den unbekannten Gegner schlagen zu können? Tokejin war ja auch nicht gerade ein harmloses Schwert. Komisch. Der Halbdämon warf einen Blick seitwärts. "Wohin gehen wir?" fragte er. "Geradeaus." "Und wohin?" "Das werden wir sehen." "Oh, vielen Dank für diese tolle Information." Schweigen. Nach ein paar Minuten versuchte es Inuyasha erneut: "Warum hast du mich nicht umgebracht?" "Als Mensch, ohne Tessaiga? Das würde mir kein Vergnügen bereiten." Der Hundedämon wollte seinem kleinen Bruder nicht gerade auf die Nase binden, dass er beschlossen hatte, Tessaiga mit seiner Fähigkeit Bannkreise zu durchbrechen, könnte noch sehr hilfreich sein, den Unbekannten zu erwischen. Es wäre sicher besser, wenn Inuyasha nicht mitbekommen würde, dass er wichtig war. Und nur dieser konnte eben Tessaiga führen. Ihm wurde nicht bewusst, dass er in seinem momentanen Zustand als Halbdämon das wohl auch könnte, sogar eher als Inuyasha in seiner Menschengestalt. Zu sehr weigerte er sich, auch nur daran zu denken, wie schwächlich er geworden war. "Keh!" Am liebsten hätte der jüngere Halbbruder sein Schwert gezogen. Aber das ging ja leider im Moment nicht. Und als einfacher Mensch brauchte er gar nicht auf die Idee kommen, sich mit Sesshoumaru anzulegen. Überdies würde er dessen Hilfe vermutlich noch brauchen, um diesen Mistkerl von Schwertdieb zu erwischen. Wie er es drehte und wendete: im Moment konnte er verdammt froh sein, dass sein Halbbruder auf seiner Seite war. Und das war ein mehr als merkwürdiges Gefühl. Der alte Schwertschmied Toutousai zuckte zusammen, als er den Besucher erkannte. "Edler Meister, wie lange wart Ihr schon nicht mehr hier..." begann er, ehe er entgeistert die drei Schwerter erkannte, die sein Besucher vor ihn warf: "Das sind ja..." "Das sind die Schwerter dieser verrückten Hundebrüder, ja. Schmiede sie wieder scharf. Tokejin wurde zwar von Kajinbo hergestellt, aber es sollte kein Problem für dich sein. Er war ja dein Schüler." "Aber, was ist..." "Ich habe gesehen, dass sie damit gegeneinander kämpften. So unterziehe ich sie gerade einer kleinen Prüfung." "Ohne ihre Schwerter?" Aber Toutousai zog Tessaiga aus der Scheide, betrachtete es prüfend: "Eieiei..solche Scharten..." "Ohne ihre Schwerter und ohne ihre gewöhnlichen Kräfte. - Ich muss übrigens zugeben, dass ich überrascht war." Der Gast setzte sich nah an das Schmiedefeuer: "Als ich ihnen die Schwerter nahm, kämpften sie gerade ernsthaft gegeneinander. Als sie aufwachten, redeten sie, ohne aufeinander loszugehen." "Sie sind Idioten..." Toutousai seufzte ein wenig: "Aber es wäre meinem alten Herrn sicher nicht recht, wenn er wüsste, dass sie ohne die Schwerter sind, Meister. Gerade Inuyasha hat da Probleme." "Ich weiß, darum ist er im Augenblick auch nur ein Mensch. Ich will sie nicht unbedingt töten. Aber die mächtigsten Schwerter, die die Welt je gesehen hat, soweit zu treiben, sich an mich um Hilfe zu wenden..." "Ohoh..." Toutousai schob lieber hastig Tessaiga in die Glut. Jetzt verstand er. Und er beneidete die Halbbrüder nicht. Das würden keine angenehmen Tage werden. *************************************************** Und das dürfte die Untertreibung des Jahrhunderts sein. Das nächste Kapitel heisst "A kind of magic". Ich habe mir diesmal die Kapiteltitel aus Liedern gesucht, daher die englischen Titel. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich wie gewohnt eine ENS, wenn ich sehe, dass das nächste Kapitel on ist. bye hotep Kapitel 2: A Kind of Magic -------------------------- Es freut mich, dass euch meine Einfälle zusagen. Und natürlich gibt es Probleme, wenn man plötzlich in einem ungeliebten oder sogar verhassten Körper steckt und dazu mit einer sich ebenfalls eigentümlich benehmenden Begleitung gestraft ist. 2. A kind of magic Die beiden Halbbrüder waren schon sicher zwei Stunden immer geradeaus ins das Landesinnere gegangen, als sie auf eine Strasse trafen. Ohne zu zögern bog Sesshoumaru darauf ab. "Warum?" erkundigte sich Inuyasha prompt. Der Hundedämon überlegte kurz, warum sein Halbbruder ganz offensichtlich maximal Jakens Intelligenzniveau erreichte. Was für eine Verschwendung von Vaters edlem Blut: "Eine Strasse bedeutet Menschen." "Und mit denen willst du reden?" Das klang mehr als ungläubig: "Du?" Was soeben wieder bewiesen wurde: "Wir müssen herausfinden, wo wir sind. Weit und breit ist keine Dämonenaura zu spüren." "Du würdest lieber einen Dämon fragen, klar." Nicht unbedingt, dachte Sesshoumaru. Er war von diesem verrückten Alten in einen Halbdämon verwandelt worden und Inuyasha in einen Menschen. Das war peinlich genug. Aber jeder Dämon würde auf sie losgehen. Er hielt es jedoch nicht für nötig, dem Jüngeren davon zu erzählen, dass er im Augenblick kein vollwertiger Dämon war. Er hegte den dumpfen Verdacht, dass dieser sich köstlich amüsieren würde, ihn in einer solch erniedrigenden Lage zu sehen. So sagte er: "Du wärst eine passende Zwischenmahlzeit." "Ja, du hast Recht." Er durfte nicht vergessen, dass er nur ein Mensch war. Für gewöhnlich empfand er die Verwandlung in der Neumondnacht schon schrecklich genug, aber hier jetzt stundenlang auch tagsüber als einfacher, schwacher Mensch herumzulaufen...Er hob den Kopf, versuchte, etwas zu wittern, aber eine Menschennase taugte nicht viel. Und Sesshoumaru würde sicher den Teufel tun, ihn beschützen zu wollen. Es war erstaunlich genug, dass er ihn nicht irgendwo sitzen ließ. Dieser Schwerterklau musste ihm ganz schön zugesetzt haben. Der Hundedämon fühlte sich an Rin erinnert, wenn die etwas zu riechen versuchte, aber er schwieg. Auch seine Nase war deutlich schwächer geworden. So, wie er sich im Moment vorkam, lief Inuyasha vermutlich dauernd durch die Gegend. Kein Wunder, dass der so auf ein Schwert wie Tessaiga angewiesen war. Ein Schwert, ja. Er bräuchte unbedingt seine Waffen zurück, auch, wenn Tensaiga recht nutzlos war. Es gehörte ihm. Etwas wie ein Knurren ließ ihn seitwärts blicken. Er nahm zuerst an, sein Halbbruder sei wütend, ehe er das Geräusch erkannte. Bei Rin knurrte auch immer der Magen, wenn sie zu lange nichts gegessen hatte. Natürlich, dieser war ein Mensch. Also würde er auch etwas zu essen brauchen. Seltsamerweise weckte dieser Gedanke in seinem eigenen Bauch ein Gefühl, das er noch nie empfunden hatte. Für einen Moment wurde ihm richtig schlecht. In leiser Panik fragte er sich zum ersten Mal, ob und was ein Halbdämon eigentlich essen musste. Sollte er Inuyasha ausforschen? Aber das wäre zu peinlich. So sagte er nur: "Such dir Beeren." "Ich hätte lieber was richtiges, in einem Gasthaus oder so." "Wir haben kein Geld." "Na und? Wir arbeiten meist für unser Essen, in dem wir Dämonen vertreiben und..." Inuyasha brach ab, als er einem eisigen Blick begegnete. "Ich sag ja nur, dass ich für mein Essen arbeiten werde", ergänzte er hastig. "Du brauchst ja nichts. Also musst du auch nicht arbeiten." Leider war sich Sesshoumaru da gar nicht so sicher. So meinte er: "Also isst du selbst als Halbdämon dauernd?" "Nicht dauernd!" verteidigte sich der jüngere Bruder prompt: "Aber das Zeug, was Kagome immer aus ihrer Zeit mitbringt, ist einfach toll. Und ab und an brauche ich auch was, ja." Also würde er in seiner augenblicklichen Form als Halbdämon auch früher oder später Nahrung zu sich nehmen müssen. Wie ungemein verdrießlich. Das wurde ja immer schlimmer. Wer war nur dieser Alte gewesen, der ihnen das angetan hatte? Er hatte jedenfalls unfehlbar die schlimmste Möglichkeit gefunden, wie er sie reinlegen konnte. Der Hundedämon überlegte kurz. Sie? Er hatte gerade "sie" gedacht? Nun ja, auch der Halbdämon wirkte über sein momentanes Menschsein nicht sonderlich glücklich. Inuyasha sah erneut seitwärts. Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, als ob der Herr Halbbruder ihm da etwas verschwieg: "Kennst du diesen komischen Alten?" "Nein." "Auch keine Ahnung, was diese dämliche Prüfung sein soll? Ja, du hast schon gesagt, das der Teil eins bedeutet, genau den Zweck der Prüfung herauszufinden, aber was soll das?" "Inuyasha." "Ja?" "Halt den Mund." "Also..." begann der Halbdämon, brach aber ab. Schön, schloss er daraus, auch Sesshoumaru wusste nicht, was los war. Ein Fuhrwerk kam ihnen entgegen. Dessen Besitzer führte das Pferd und betrachtete ein wenig misstrauisch das Paar, das ihm entgegenkam. Da er auf den zweiten Blick sah, dass beide unbewaffnet waren, obwohl der eine so eine teure Rüstung trug, war er wieder beruhigter. Der jüngre der beiden wirkte ja ganz nett, um nicht zu sagen, normal, mit den schwarzen Haaren, aber der andere hatte schneeweiße. Seltsam. Dabei sah er gar nicht so alt aus. Inuyasha sah ihn an: "Kannst du uns sagen, wann ein Gasthaus kommt?" "Äh, ja." Den Gedanken, dass das Dämonen sein könnten, schob der Fuhrmann nach hinten. Dämonen fragten nicht nach dem Weg ins nächste Rasthaus. "Gut eine Stunde von hier liegt eines an einem Wäldchen. Dort treffen sich zwei Strassen." "Danke." Der Halbdämon blickte zu seinem Begleiter: " Ich werde es da versuchen." Sesshoumaru schwieg. Dieses seltsame Gefühl in seiner Magengegend verstärkte sich. Bedeutete das etwa, dass er Hunger bekam? Müsste er wie ein erbärmlicher Mensch oder Halbdämon jetzt etwas essen? Ihm wurde fast schlecht bei dieser Vorstellung. Wenn er diesen Alten erwischen würde... Inuyasha seufzte. Redselig war sein Bruderherz wirklich nicht. Aber immerhin hatte er noch keinen Versuch gemacht ihn umzubringen, das war ja schon einmal etwas. Und hier in unbekanntem Gebiet gegen einen unbekannten Feind müssten sie wohl zusammenhalten. Der Fuhrmann behielt Recht. Nach einer Stunde Wanderung erreichten die Halbbrüder eine Wegkreuzung, an der sich ein Teehaus befand. Wenige Gäste schienen sich darin aufzuhalten. Sesshoumaru setzte sich schweigend an einen Baum. Inuyasha empfand das als Aufforderung, er solle sich gefälligst um sein Essen kümmern und betrat das Gasthaus. Zum ersten Mal erregte er kein Aufsehen, wie er es für gewöhnlich mit seinen schneeweißen Haaren und den Hundeohren tat. Er sah wie ein normaler Menschenjunge aus und so schenkte ihm nur die Wirtin Aufmerksamkeit. "Was möchtest du?" "Ich...ich habe Hunger, aber kein Geld. Darf ich dafür arbeiten?" erkundigte er sich. Wenn sie nein sagen würde, hätte er ein echtes Problem. Sein Bauch tat ihm schon direkt weh. "Großen Hunger?" Sie betrachtete ihn: "Was kannst du denn arbeiten?" "Äh.." Gute Frage, dachte Inuyasha. Wenn ich sage Dämonenaustreiben, glaubt sie mir kaum. Und ich habe ja Tessaiga auch nicht bei mir. Wie sollte ich das machen? Vielleicht Sesshoumaru bitten, einen Dämon zu erledigen? Der würde mir etwas husten. "Kannst du Holzhacken?" "Ja." "Dann komm." Sie begleitete ihn aus der Tür, wies hinüber zu einem Schuppen, vor dem einige Baumstämme lagen: "Dort, das Holz. Wenn alles ofenfertig zerhackt ist, bekommst du ein schönes Essen." Sie zuckte unmerklich zusammen, hatte sie doch den Unbekannten am Baum entdeckt. Inuyasha sagte prompt: "Das ist nur mein Halbbruder. Der tut nichts." "Er...er hat eine Rüstung...aber kein Schwert." Und da sie bemerkte, dass der weißhaarige Fremde aufsah: "Bist du ro-nin?" "Du wagst es..." begann der Hundedämon, unterbrach sich aber. Es half nichts. Inuyasha brauchte etwas zu essen und er selbst wohl auch, so verdrießlich das war. Der Geruch nach Suppe hatte sein ungewohntes Hungergefühl verstärkt. So sagte er nur: "Ich bin kein arbeitsloser Samurai. Unsere Waffen wurden gestohlen." "Ah, und euer Geld auch." Jetzt glaubte die Wirtin zu verstehen: "Ja, es sind böse Zeiten. Es treiben sich viele Banditen herum. Und viele von ihnen sind ro-nin. - Willst du auch etwas Essen? Dann kannst du deinem Bruder ja beim Holzhacken helfen." Sie zuckte unwillkürlich etwas unter dem eisigen Blick zusammen. Das war sicher ein vornehmer Herr, dachte sie. Der hatte doch gewiss noch nie in seinem Leben Holz gehackt. Hoffentlich würde er sich nicht an ihr rächen wollen, hätte er mal wieder ein Schwert in der Hand. Inuyasha hätte fast gegrinst, wollte aber Sesshoumaru nicht vollkommen verärgern. Wer wüsste schon, was der hier anstellen würde. Auch ohne Schwerter war er immer noch ein sehr starker Dämon. "Ich mach schon", sagte er daher: "Danke. Ich komme dann rein, wenn ich fertig bin." "Gut." Die Wirtin ging wieder. Als sie die Tür hinter sich zuschob, bemerkte sie gerade noch, wie der vornehme Fremde aufstand. "Aus dem Weg, Inuyasha." "Was?" Aber der Halbdämon wich unwillkürlich zurück. Mit wachsendem Erstaunen sah er zu, wie Sesshoumaru die Hand hob, versteifte. Das war eine gute Gelegenheit auszuprobieren, welche Kraft er in dieser Erscheinungsform noch in seinen Klauenangriff legen konnte. Falls es nötig werden würde. Das dürfte die einzige Verteidigung sein, die ihnen beiden im Augenblick zu Verfügung stand. So rechtfertigte es der Dämon vor sich selbst, als er seine Hand niedersausen ließ. Die Stämme zerfielen in mehrere kleinere Stücke. "Den Rest überlass ich dir." Sesshoumaru drehte um und setzte sich gelassen an den Baum. Das war gerade mal die Hälfte seiner gewöhnlichen Kraft. Halber Dämon, halbe Kraft, in der Tat. Dieser merkwürdige Alte hatte ihn wahr und wahrhaftig in einen echten Halbdämon verwandelt. Inuyasha starrte ihm etwas überrascht hinterher. Seit wann neigte sein Halbbruder denn zu Hilfsbereitschaft? Seit wann stand er auf, zerlegte etwas, nur, damit er, Inuyasha, ein Essen bekam? Irgendetwas war da komisch. Irgendetwas verschwieg er ihm, da war sich der Halbdämon sicher. Aber auf eine Frage würde er bestimmt wieder keine Antwort bekommen. So nahm er die Axt, die in der Wand des Schuppens steckte und begann mit dem Hacken. Er hatte noch nie in seiner Menschengestalt Holz gehackt und stellte rasch fest, dass das anstrengend war. Er zog sich seinen suikan aus, um etwas Kühlung zu haben. Immerhin hatte Sesshoumarus Klauenangriff schon ganz gut vorgearbeitet. So seltsam das auch sein mochte, hier zu zweit unterwegs zu sein. Der Halbdämon war sich nur zu bewusst, dass er auf die Hilfe seines Bruders angewiesen wäre, wollte er diese seltsame Prüfung überhaupt bestehen, geschweige denn, herausfinden, was überhaupt geprüft werden sollte. Sesshoumaru war schlau, das wusste er. Und er war sich selbst ehrlich genug gegenüber, um zuzugeben, dass er nicht so sonderlich gern nachdachte. Außerdem wäre er in seiner Menschenform bei jedem Angriff, sei es von Tieren, Menschen oder Dämonen hilflos. Dieser dämliche Alte hatte das ganz bestimmt mit Absicht gemacht. Wollte er verhindern, dass sie die Prüfung bestanden? Dass sie ihre Schwerter wiederbekamen? Sesshoumaru hatte ja erwähnt, dass auch ihm Fähigkeiten genommen worden waren... Endlich war der Berg Holz geschafft und er zog sich wieder an. Als er das Gasthaus betreten wollte, stand zu seiner Überraschung sein Halbbruder hinter ihm. Der wollte doch nicht etwa in ein Menschenhaus gehen? Von wollen war keine Rede, aber dem Hundedämon war klar, dass er diese Gelegenheit nutzen musste, um etwas zu essen. Er hatte jetzt dieses Gefühl, das wohl Hunger war, und es würde sich gewiss verstärken. Da Inuyasha erwähnt hatte, als Halbdämon bräuchte er nur ab und an etwas, war davon auszugehen, dass diese Erniedrigung die einzige für die nächsten Tage sein würde. Und er war zu selbstbeherrscht, um sich nicht einer Notwendigkeit beugen zu können. Als die Wirtin sie sah, winkte sie ihnen: "Hier. Ihr wart schnell. Suppe, Brot. Wasser ist auch schon da. Ich habe euch alles hingestellt." Die anderen Gäste im Raum drehten sich neugierig nach dem Fremden mit den langen weißen Haaren und dem seltsamen Fell über der Schulter um. Ob das ein Dämon war? Sein Begleiter sah aber menschlich aus. Und kein Dämon würde sich doch in einem Wirtshaus niederlassen. Das war wohl einfach ein ungewöhnlicher Typ. Inuyasha bekam den Mund fast nicht zu, als er mitbekam, dass sich sein Halbbruder tatsächlich vor dem Teller Suppe niederließ und den Löffel hinein tunkte. "Äh...Sesshoumaru?" "Iss, Inuyasha." Der jüngere Bruder beschloss, diesen Rat zu befolgen. Aber er dachte: du kriegst die Tür nicht zu! Wenn ich mir Sesshoumaru vorstelle, dann immer arrogant, kühl, das Musterbeispiel eines Dämons. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, ihn einmal essen zu sehen. Noch dazu in einem menschlichen Gasthaus. Was in aller Welt hat dieser Alte mit ihm gemacht? Die Wirtin war angetan, welche Mengen die beiden verdrückten. Sie mussten wirklich Hunger gehabt haben. Und es schien ihnen sehr zu schmecken. So brachte sie ohne Verlangen noch einen Suppentopf. Sesshoumaru hätte um ein Haar geseufzt. Das war einfach scheußlich, dieses Gefühl im Mund, der Geschmack von Nahrung. Aber da er leider im Augenblick ein Halbdämon war, müsste er sich auch wie ein solcher benehmen. Flüchtig überlegte er, ob er nicht Inuyasha bemitleiden sollte. Dieser musste für gewöhnlich ja schon in solch einem beschränkten Körper existieren, war jetzt gar nur ein Mensch. Da fiel ihm etwas Entsetzliches ein. Halbdämonen hatten einmal im Monat den Tag ihrer Schwäche, in der sie zu einem Menschen wurden. Traf das jetzt auf ihn etwa auch zu? Würden sie eine Nacht zu zweit als Menschen herumlaufen, unbewaffnet und allem ausgeliefert? Er betrachtete seinen Halbbruder, der sich mit Freude über die Suppe hermachte, ganz offenkundig unbelastet von solchen Gedanken. So blickte er auf, zur Wirtin: "Wie heißt diese Gegend eigentlich?" Sie war ein wenig überrascht, sagte aber: "Nun, dies ist die Provinz Edora. Aber im Allgemeinen nennt man diese Region das Land des Schmiedegottes." "Des Schmiedegottes." Sesshoumaru zog unmerklich die Augen zusammen. Dieser seltsame Alte hatte doch gesagt, sie würden ihre Schwerter ungebührlich behandeln. War er etwa.... "Gibt es hier ein Heiligtum von ihm?" "Ja, einen Tempel, mit einem Kloster, vielleicht zwei Tagesreisen von hier. Dort, diese Strasse entlang. Wollt ihr dahin? Da kann man auch Schwerter kaufen." "Ja." Der Hundedämon blickte zu seinem Halbbruder. Inuyasha starrte ihn an: "Schmiedegott? Du denkst..." Er traute sich nicht weiter zu sprechen. War der alte Zausel, der ihnen die Schwerter genommen hatte, etwa der Gott der Schmiede, Ama-tsu-mara, gewesen? Das würde erklären, warum er solche Fähigkeiten besaß und so wild auf ihre Schwerter gewesen war. "Häufig", antwortete Sesshoumaru kühl: "Wir werden es am Tempel erfahren." Das wäre nur logisch. Vielleicht würden sie am Kloster hören, aus was diese Prüfung bestehen sollte. Sie verließen das Gasthaus und machten sich auf den Weg zu dem Tempel. Inuyasha hatte inzwischen nachgedacht: "Wenn der Alte wirklich der Gott der Schmiede gewesen ist, müsste Toutousai ihn doch eigentlich kennen, oder? Dann sollten wir zu ihm gehen. Vielleicht hilft er uns." "Inuyasha." "Was ist denn?" Hatte auch sein Gehirn unter der Verwandlung in einen Menschen gelitten? Oder war er immer so? "Wer auch immer das ist: wir bekommen unsere Schwerter und auch wohl unsere Fähigkeiten nur zurück, wenn wir die Prüfung bestehen." "Du meinst, von Toutousai dürfen wir uns nicht helfen lassen?" Inuyasha hätte gern den einfacheren Weg genommen. Aber das ging wohl nicht: "Aber wieso will er uns prüfen? Ich meine, was gehen wir ihn eigentlich an?" "Die Schwerter." Etwas wie ein unmerkliches Seufzen lag in der Stimme des älteren Halbbruders. Ob er die Prüfung auch allein überstehen könnte? Oder war die Tatsache, dass er mit Inuyashas Begleitung gestraft war, schon ein Teil dieser Prüfung? Warum hatte er ihn eigentlich nicht umgebracht, als er da am Strand bewusstlos gelegen hatte? Nun ja, wegen Tessaiga, weil er da nützlich sein konnte. Und weil er keinen Ohnmächtigen töten konnte. Ehrgefühl und Stolz besaß er doch. "Die Schwerter!" Der Halbdämon äffte ihn nach: "Kannst du nicht einmal normal reden? Wieso die Schwerter?" "Dann werde ich es so sagen, dass es so ein dämliches Mischblut wie du versteht: anscheinend hatte er das Gefühl, dass wir unsere Schwerter nicht wert genug schätzen, sie missachten." Der Halbdämon fasste instinktiv an seinen Gürtel, ließ aber die Hand sinken. Er hatte kein Schwert. Und als Mensch einen Nahkampf mit einem Dämon zu bestreiten wäre nur masochistisch. "Du tust das bei Tensaiga, ja. Aber ich bin froh, dass ich Tessaiga habe." "Nun, du scheinst es ebenfalls ungebührlich behandelt zu haben." "Sesshoumaru!" Inuyasha kochte langsam. Soviel zum Thema angenehme Reise. Oder war die Tatsache, dass er mit diesem arroganten Hund unterwegs sein musste, schon Teil der Prüfung? Der Dämon ging ungerührt weiter. Je rascher sie bei dem Tempel waren, umso schneller würden sie hoffentlich Antworten auf einige Fragen bekommen. Und damit Aussicht, wieder ihre wahren Körper zurückzuerhalten. Von ihren Schwertern ganz zu schweigen. Wutentbrannt schloss sich Inuyasha an. In eisiger Stille gingen sie weiter, bis die Dämmerung hereinbrach. Der Halbdämon, der als Mensch herumlaufen musste, war schon mehr als müde, aber er hätte sich eher die Zunge abgebissen, als seinen Halbbruder um eine Pause zu bitten. Dieser blieb stehen. Abseits der Strasse befand sich ein Teich, das konnte er wittern. So bog er ab. Beeren hingen an den Sträuchern, Pilze wuchsen am Rand der Lichtung. Inuyasha war angetan, als er seine Abendmahlzeit entdeckte. Allerdings war er ein wenig erstaunt, dass der Hundedämon daran gedacht hatte, dass er als Mensch etwas zu Essen brauchte. Aber vermutlich war der das von Rin gewohnt. Sesshoumaru setzte sich unter einen Baum und guckte zu. Noch verspürte er keinen Hunger und er hoffte inständig, dass das dabei bleiben würde. Dieser Halbdämonenkörper, in dem er momentan steckte, war für ihn noch immer ein Rätsel. Aber bevor er Inuyasha um Rat bitten würde, würde die Sonne im Norden aufgehen. Nach dem Essen war es schon fast vollständig dunkel geworden. Der jüngere Bruder ging zum Teich, zog sich rasch aus und glitt in das kalte Wasser. Das Holzhacken, der Marsch heute, hatten ihn doch recht angestrengt, in dem Menschenkörper schwitzen lassen. In der Kühle des Wassers entspannten sich nun seine Muskeln. Ob seine Freunde sich auch immer so matt fühlten, wenn sie wanderten? Sie schliefen so rasch ein am Abend. Sesshoumaru betrachtete ihn. Er musste müde sein, beschloss er. Schwächliche Menschen waren so leicht zu ermüden. Selbst er spürte die Anstrengung, obwohl er im Augenblick noch ein Halbdämon war. Immerhin hatte dieser Alte ihn nicht auch in einen Menschen verwandelt. Das wäre zugegeben der Gipfel gewesen. "Was starrst du mich so an?" fragte Inuyasha argwöhnisch. Gewöhnlich bedeutete es nichts Gutes, wenn ihn sein Halbbruder nicht aus den Augen ließ. "Du kannst dann schlafen. Ich werde Wache halten." "He! Glaubst du, ich bin so schwach..." protestierte der Halbdämon sofort. Aber er wusste, dass er den Schlaf dringend brauchen würde. Und er war sicher, dass Sesshoumaru seine Müdigkeit wittern konnte. Leugnen half da nichts: " Ich hoffe bloß, dass ich möglichst schnell wieder meine normale Kraft kriege." Das hoffte nicht nur er. ********************************************** Langsam fangen die Nerven an zu flattern und die Selbstbeherrschung schwankt. Das nächste Kapitel heisst "Live and let die." Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich auch eine ENS, wenn ich sehe, dass das nächste Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 3: Live and let die --------------------------- Die relative Eintracht wäre ja zu schön um wahr zu sein. In misslicher Lage steigt der Agressionspegel. Und so sagt jemand etwas unüberlegt. Und jemand handelt unüberlegt. Und beides führt nicht gerade zum Erfolg... 3. Live and let die Bei Sonnenaufgang erhob sich Sesshoumaru und betrachtete kurz seinen schlafenden Halbbruder. Seltsamerweise wirkte der so fast lachhaft jung und wehrlos. Nun, in dieser menschlichen Gestalt war er es ja auch wohl. Für einen Moment war der Hundedämon versucht, ihn wie Jaken mit einem Fußtritt zu wecken, ließ es dann aber sein. Halbdämon gegen menschliche Knochen war zu riskant. Und ein Inuyasha mit gebrochenen Rippen wäre nicht sonderlich nützlich. So sagte er nur: "Inuyasha." Dieser fuhr aus tiefstem Schlaf auf. Bevor er mitbekam, was los war, zuckte automatisch schon die Hand zum Gürtel. Erst, als er ins Leere fasste, erinnerte er sich und sah auf: "Oh, Sesshoumaru." Sieh an, dachte dieser. Mein kleiner Halbbruder zeigt die Reaktionen eines Kriegers. Aber er meinte nur: "Komm." Der Halbdämon raffte hastig ein paar Beeren zusammen. Ein etwas kärgliches Frühstück. Er vermisste jetzt schon Kagomes Ramen - und natürlich Kagome selbst, ihren Geruch, ihr Lächeln, sogar ihre Wutausbrüche. Immerhin konnte man sich mit ihr streiten. Mit diesem arroganten eiskalten Typen, der da auf der Strasse schon auf ihn wartete, natürlich nicht. Zumindest nicht, wenn man nicht lebensmüde war und wenn man auf ihn angewiesen war, um sein Schwert und seine halbdämonischen Kräfte zurückzubekommen. Verdammt, diesen Witz würde er dem dämlichen Alten nie verzeihen, Schmiedegott hin oder her. Plötzlich betrachtete er seinen großen Bruder. Der wirkte eigentlich wie immer, aber gestern hatte er freiwillig ein menschliches Haus betreten, etwas gegessen. Und bevor er selbst eingeschlafen war, hatte er noch mitbekommen, wie der Hundedämon kurz in den Büschen verschwunden war. War es denkbar...? Hatte dieser alte Zausel nicht nur ihn ein einen Menschen verwandelt sondern auch Sesshoumaru? Nein. Das war unmöglich. Dann hätte der doch auch schwarze Haare haben müssen. Aber ein Halbdämon? War das vielleicht...? "Was ist, Inuyasha?" "Er hat dich auch runtergestuft, nicht wahr?" Sesshoumaru war zu stolz, um zu lügen: "Ja." "Dann bist du jetzt ein Halbdämon?" "In der Art." Vermutlich würde sich der Jüngere jetzt ausschütten vor Lachen. Aber Inuyasha sah ihn eher entsetzt an: "Verdammt! So ein Unglück aber auch!" "Was meinst du?" Konnte der Kerl nicht einmal wie ein normaler Dämon reagieren? "Ich hatte gedacht, dass wenigstens du stark genug wärst, dem Kerl eine überzubraten, damit wir unsere Schwerter wieder kriegen." "Wir müssen diese Prüfung bestehen. Und dazu müssen wir zum Tempel." "Dann lass uns gehen." Beide hatten das gleiche Ziel. Es war gegen Mittag, als sie eine Pause einlegen mussten. Inuyasha versuchte, sich einen Fisch zu fangen, stellte aber fest, dass das mit bloßen Händen und ohne Krallen eine äußerst glitschige Angelegenheit war. Sein Halbbruder sah ihm fünfzehn Minuten lang zu, ehe er sagte: "Mach Feuer. Oder kannst du das auch nicht?" "Keh!" machte der Halbdämon und wollte schon auffahren, ehe er ein wenig fassungslos begriff, dass sich Sesshoumaru zum Bach begab, sich bückte. Keine Minute später zappelte ein Fisch an Land. "Äh, danke..." sagte Inuyasha ein bisschen verwirrt und beeilte sich mit dem Feuermachen. Zum Glück hatte er diese seltsamen Teile dabei, die Kagome Zündhölzer nannte. Er hatte sie gestern eingesteckt, weil er sie mal ausprobieren wollte. Das nannte man wohl Vorahnung. Innerhalb von wenigen Sekunden brannten trockene Äste. Sesshoumaru hatte ein wenig erstaunt zugesehen. Diese Art des Feuermachens war ihm unbekannt. Aber immerhin hatte dieses Halbblut das geschafft. Selbst Rin war doch in der Lage, sich einen Fisch zu fangen. "Beeile dich. Je eher wir zu diesem Tempel kommen, umso besser." "Auch schon bemerkt?" Inuyasha drehte den Fisch um: "Es ist ja nicht so, dass ich mich darüber freue, dass Tessaiga weg ist oder ich hier als Mensch rumlaufe." Das war dem Hundedämon durchaus bewusst. Auch er wollte wieder seine gewöhnlichen Fähigkeiten haben. Und seine beiden Schwerter. Er hob etwas den Kopf: "Da kommen Menschen." "Und? Das hier ist eine Strasse. Uns sind doch schon dauernd Fuhrwerke begegnet." "Krieger, denke ich. Ein ganzer Trupp." Inuyasha sah auf: "Wir sind unbewaffnet. Nicht, dass ich damit andeuten möchte, dass du dich nicht verteidigen kannst..." "Hör auf, wie Jaken zu reden." Das klang fast genervt. Aber Sesshoumaru blickte aufmerksam zur Strasse. Inuyasha beschloss, dass der Fisch durch war, und biss hungrig hinein. Das war zwar heiß, aber wer wusste schon, ob er noch zum essen kommen würde, wenn die Krieger hier vorbei gingen. Und leider war ihm nur zu bewusst, dass er allein gegen sie gar keine Chancen hatte. Mit seinem Halbbruder in dessen momentaner Form standen die Gewinnaussichten immerhin deutlich besser. Ein Halbdämon müsste doch in der Lage sein, mit menschlichen Kriegern fertig zu werden, wenn es nicht gar zu viele waren. Schöner wäre es natürlich gewesen, wenn der ein vollwertiger Dämon geblieben wäre. Es war ein Trupp von zwanzig Samurai, der ihrem Herrn folgte. Dieser ritt voran, langsam, um seine Männer ihm nachkommen zu lassen. Als er auf der Wiese die beiden entdeckte, betrachtete er sie nur kurz. Der jüngere trug ein fast priesterliches Gewand, der andere eine kostbare Rüstung. Obwohl die Haarfarbe unterschiedlich war, die Augenfarbe, wirkten sie seltsam ähnlich. Ob das wohl Halbbrüder waren? Das brauchte ihn eigentlich nicht zu interessieren. Sein Blick begegnete dem des weißhaarigen Fremden. Und den menschlichen Fürsten überlief ein Schauer. Diese Augen hatten eine seltsame Färbung, so etwas hatte er noch nie bei einem Menschen gesehen, und sie waren kalt und vollkommen ohne jedes Gefühl. In diesem Moment begriff er, wer oder besser was da zurück zu ihm blickte. "Dämon!" flüsterte er. Da die beiden Fremden ruhig stehen blieben, trieb er sein Pferd hastig voran. Vielleicht irrte er sich, aber er hatte das dumpfe Gefühl, die bessere Wahl getroffen zu haben. "Hm", machte Inuyasha und trat zu seinem Halbbruder: "Irre ich mich oder kriegen die meisten Leute schon eine Krise, wenn du sie nur ansiehst?" "Die meisten Wesen haben eine Eigenschaft, die dir abgeht: sie wissen, mit wem sie sich nicht anlegen sollten." Er wandte sich um und ging. "Also", knirschte der Halbdämon prompt: "Das kann man von dir ja wohl eher behaupten. Immerhin.." Er brach ab, denn Sesshoumaru hatte sich zu ihm umgedreht, und ihm fiel ein, dass dies vielleicht nicht gerade der günstigste Moment war, daran zu erinnern, dass er ihm einen Arm gekostet hatte. So sagte er hastig: "Wir sollten weiter. Je länger dieser Opa Tessaiga hat, umso mehr nervt mich das." Nicht nur dich, dachte der Hundedämon und setzte sich wieder in Bewegung. Im Laufe des Nachmittags erreichten sie ein kleines Dorf. Inuyasha übernahm es fast selbstverständlich, nach dem Weg zu dem Tempel von Ama-tsu-mara zu fragen. So bogen die Halbbrüder auf den Pfad in Richtung auf die schneebedeckten Berge ein. Außer ihnen war hier niemand unterwegs. Es ging stetig bergauf und Inuyasha wurde müde. Seinen Hunger konnte er kaum aus den Pflanzen am Wegrand stillen und zum hundertsten Mal verfluchte er diesen alten Zausel, der sie aus irgendeinem Grund ärgern wollte. Und das auch sehr gut geschafft hatte. In ihm stieg eine übermächtige Wut auf. "Das ist alles nur deine Schuld", sagte er finster. "Was?" Sein Halbbruder blickte ihn nicht einmal an. "Das hier, du arroganter Mistkerl! Dass ich müde und hungrig als mickriger Mensch durch eine Gegend laufe, die ich nie zuvor gesehen habe, um mein Schwert zurückzubekommen, das mir irgendsoein Schmiedeopa geklaut hat. Das ist nur passiert, weil du mich angegriffen hast." Sesshoumaru überlegte kurz, ehe er sich doch noch zu einer Antwort herabließ: "Ich hätte gedacht, es sei umgekehrt gewesen." "Keh! Wenn ich jetzt Tessaiga hätte, würde ich dir diese verdammte Überheblichkeit schon austreiben, auch wenn das dich diesmal den zweiten Arm kosten..." Sesshoumaru fuhr herum. Inuyasha begriff trotz seiner momentanen Erbitterung entgeistert, dass er zu weit gegangen war. Im gleichen Moment traf ihn schon die Faust seines Halbbruders im Gesicht und er flog rückwärts, prallte hart gegen einen Baum. Auch, wenn der Hundedämon im Augenblick nur über seine halben Kräfte verfügte, war er einem gewöhnlichen Menschen haushoch überlegen. Das war Inuyasha nur zu klar und für einen Moment wünschte er, er hätte Kagome beleidigt. Lieber zehnmal "Mach Platz" als halb ohnmächtig mit diesen Schmerzen an einem Baum zu lehnen und hilflos mit ansehen zu müssen, wie Sesshoumaru langsam auf einen zukommt, die rechte Hand hebt und versteift. Mist, dachte der Halbdämon. Ich und meine große Klappe. Aber für diese Erkenntnis war es jetzt sicher zu spät. Er konnte nur noch eins tun, und das war, seinem Halbbruder zu beweisen, dass er Ehre im Leib hatte, bereit war zu sterben. So fixierte er fast gelassen die ausdruckslosen, bernsteinfarbenen Augen, die ihn ungerührt betrachteten. Schon oft in seinem Leben war Sesshoumaru so auf jemanden zugegangen. Er kannte den Ausdruck der Todesangst, das Entsetzen, wenn seine Opfer begriffen, dass sie verloren hatten. Aber als er jetzt dem dunkeln, ruhigen Blick Inuyashas begegnete, fiel ihm plötzlich ein, dass er diese Augen schon einmal so gesehen hatte. Schon einmal hatte er vor jemandem mit diesen Augen gestanden, mit diesen langen, schwarzen, so dichten Haaren, bereit zu töten - und war ohne Furcht angesehen worden. Izayoi, dachte er. Und ließ die Hand sinken. Das aus der Vergangenheit aufsteigende Bild brachte ihn zur Besonnenheit zurück. Er würde Tessaiga noch benötigen. Und damit Inuyasha. Um sich zu beruhigen verschwand er seitwärts, suchte sich einen Aussichtspunkt oberhalb des breiten Tales, durch das sie zuletzt gegangen waren. Seine Gedanken wanderten zurück an jenen unglückseligen Tag, als er erfahren hatte, dass sein Vater gestorben war, gestorben, um seine Menschenfrau und seinen eben geborenen Halbblut-Sohn zu retten. Etwas war da auch in ihm selbst zerrissen. Wegen einer so erbärmlichen Sache hatte sein so starker Vater sterben müssen? Er wollte ihn rächen, wollte... Es fiel ihm nicht schwer, die Spur Izayois zu finden. Sie war querfeldein gelaufen, barfuss im hohen Schnee. Als er sie fand, kauerte sie erschöpft an einem Baum, eingehüllt in das rote Gewand aus Feuerrattenhaaren, das er erkannte. Sein Vater musste es ihr noch gegeben haben. Sie hatte aufgesehen. Und er wusste, dass sie wusste, warum er gekommen war. Der Blick in ihren Augen war der gleiche gewesen, den Inuyasha eben gehabt hatte: hoffnungslos, bereit zu sterben. Sie hatte nur das Bündel aus ihren Armen genommen und ihm zu Füssen gelegt. "Mein Gebieter ist tot", hatte sie gesagt: "Und so habe auch ich keinen Grund mehr zu leben. Bitte, nimm Inuyasha zu dir, Sesshoumaru-sama. Er ist das einzige, was noch von deinem Vater geblieben ist, außer dir." Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie er am liebsten dieses Halbblut als erstes erledigt hätte. Aber er hatte es nicht gekonnt. Die Augen des Neugeborenen, die ihn anblickten, waren die seines Vaters. Andererseits: was hätte er mit solch einem Baby getan, hätte er die Mutter getötet. So hatte er nur gesagt, sie solle mitkommen und hatte sie zu ihrer Familie gebracht. Und später hatte er wieder versucht, Inuyasha zu töten. Aber erstens war der mit Tessaiga ein wirklich interessanter Gegner und zum zweiten...Nun ja. In einem hatte Izayoi jedenfalls recht gehabt: außer in ihm floss das edle Blut des großen Hundedämonen nur noch in Inuyasha. Zwar verdünnt mit jämmerlichem Menschenblut, aber immerhin. Nur in ihnen beiden. Er stutzte. Der Wind trieb ihm eine Witterung zu. Blut. Menschenblut. Menschenblut mit einem bestimmten Beigeruch. Inuyasha hatte fassungslos gesehen, wie sich der Hundedämon abwandte und verschwand. Warum hatte er ihn jetzt nicht fertig gemacht? Umgebracht? Er hatte doch diese Absicht gehabt? Dass Sesshoumaru so etwas wie Erbarmen entdeckte, war auszuschließen. Vermutlich kannte der das Wort nicht einmal vom Hörensagen. Warum also hatte er ihn nicht getötet? War es, weil er unbedingt seine Schwerter zurückwollte und annahm, diese Prüfung sei auf sie beide ausgelegt? Oder weil Tessaiga wichtig sein konnte? Und er es ja nicht führen konnte? Egal, dachte der Halbdämon müde. Sein gesamter Körper schmerzte von dem harten Aufprall am Baum. Ob er sich auch etwas gebrochen hatte? Als Mensch war man so schrecklich hilflos und zerbrechlich. Wo war dieser Hundeidiot eigentlich hin? Sollte er hier auf ihn warten? Würde er wohl müssen. Er könnte sich ja nicht einmal bewegen, müsste warten, bis der Schmerz nachgelassen hatte. "He, Kleiner.." Der Halbdämon sah auf. Er war noch so geschockt gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, wie vier Leute sich ihm genähert hatten. Männer, genauer, Banditen. Verflixt, dachte er. In diesem menschlichen Körper bekam man nie mit, wenn einer jemand daherspaziert kam. Und das in seinem wehrlosen Zustand. "Rück dein Geld raus." "Ich habe keines", sagte Inuyasha. So ein Mist, dachte er aus Herzensgrunde. Er war unbewaffnet, in Menschenform, deutlich angeschlagen. Sein Rücken schmerzte und vermutlich war da eine Rippe angebrochen. Das Atmen fiel ihm schwer. Die vier waren bewaffnet und stellten sich um ihn. "Verschwindet, also." Das klang selbst in seinen Ohren wie eine leere Drohung. "Kaum." Einer der Männer schubste ihn zurück gegen den Baum. Für gewöhnlich hätte Inuyasha seine Klauen eingesetzt, aber jetzt war er nichts als ein menschlicher Junge, dazu geschwächt, verletzt. So hilflos hatte er sich nur selten gefühlt. Aber als sich einer der Banditen über ihn beugte, gab er ihm eine Ohrfeige. Er würde nie aufgeben. Nie. "Jetzt machen wir dich fertig, Kleiner", fauchte der, den er geschlagen hatte. Daraus schloss der Halbdämon, dass er bei seinem Glück den Anführer erwischt hatte. Wo war eigentlich sein Halbbruder? Oder hatte der ihn wie ein Findelkind hier seinem Schicksal überlassen? Aber dann keuchte er auf, als sich ohne Vorwarnung eine Faust in seine Magengrube bohrte. Er beugte sich unwillkürlich vornüber. Zwei der Banditen zerrten ihn empor, hinein in den nächsten Schlag. Er wurde bald ohnmächtig, aber es dauerte lange genug, um zu spüren, wie weh das tat, was sie da mit ihm machten. Als er erwachte, konnte nicht viel Zeit vergangen sein. Er war Schmerzen und Verletzungen gewohnt, aber als Halbdämon steckte man das anders weg, als als Mensch. Vor seinen Augen verschwamm alles und die Schmerzen kamen ihm fast unerträglich vor. Sie hatten ihn inzwischen wieder an den Baum gelehnt, daran gefesselt, saßen beinahe gemütlich vor ihm. "Was...was soll das?" brachte er hervor. "Du bist hart im Nehmen, Kleiner. Mal sehen, ob du immer noch nicht schreist." Der Anführer nahm sein Schwert und stieß es bedächtig in die linke Schulter des Gefangenen. Inuyasha stöhnte auf. Wollten sie ihn hier jetzt langsam umbringen? Und seine einzige Hoffnung war ein Typ, den er beleidigt hatte, der ihn dafür um ein Haar umgelegt hatte. Verdammt, Sesshoumaru, dachte er. Ich weiß ja, ich habe eine große Klappe...ich verspreche dir alles, aber komm... Er spürte, wie die Klinge zurückgezogen wurde, Blut sich ausbreitete. Gegen einen solchen Angriff von Menschen in seiner Menschenform schützte ihn sein Feuerrattenhaaranzug kaum. Und es tat einfach nur weh. "Wohin denn jetzt?" Der Anführer der Banditen sah sich zu seinen Freunden um: "Oder schneiden wir ihm etwas ab? Vielleicht einen Finger oder so?" "Ich will auch mal." Ein anderer richtete sich auf. Inuyasha wusste, dass er einfache, erbärmliche Angst hatte, als der sein Schwert zog, ihn betrachtete, sich eine passende Stelle suchte, dann die Schwertspitze an seine andere Schulter legte: "Machen wir erst langsam die Arme, dann die Beine...damit er nicht zu schnell zuviel Blut verliert, oder?" Er trieb die Klinge hinein. Inuyasha versuchte, nicht zu schreien, aber das war schwer. Etwas wie ein schmerzliches Keuchen musste er von sich geben. Als sich jedoch samtene Schwärze vor seine Augen legte, hieß er die Ohnmacht willkommen. "Der kippt ja schon wieder um..." murmelte der Bandit und zog ihm langsam die Klinge heraus. "Ich mach mal weiter, damit er wieder aufwacht." "Kaum." Die vier fuhren bei dem eiskalten Wort herum - zwei starben noch in dieser Bewegung. Die beiden anderen wichen hastig zurück. "Dämon!" brachte einer noch hervor, dann fielen auch diese beiden. "Schwächlinge", sagte Sesshoumaru, der sich ein wenig ärgerte, für vier Menschen zwei Angriffe benötigt zu haben. Er war wirklich nicht auf der gewohnten Höhe seiner Fähigkeiten. Er zerriss die Fesseln, die Inuyasha am Baum hielten. Der fiel zur Seite, bewusstlos. Der Hundedämon betrachtete ihn. An beiden Schultern waren Blutflecke, die sich vergrößerten. Er verstand nicht viel von Menschen, aber er wusste, dass diese schwächlichen Geschöpfe verbluten konnten. Allerdings hatte er keine Ahnung, wie man dieses Blut zum Stoppen bringen konnte. Er hatte vergessen gehabt, dass er den Jüngeren mit der Attacke vermutlich ziemlich verletzt hatte, auch, wenn er nicht mit voller Kraft zugeschlagen hatte. Der war jetzt nur ein Mensch, und was er als Halbdämon gegen einen vollblütigen Dämon wegstecken konnte, konnte er als einfacher Mensch gegen einen Halbdämon nicht. Sesshoumaru gab sich zu, dass er in dem Moment, als er Inuyasha hier verletzt allein gelassen hatte, dessen Schicksal ebenso besiegelt hatte, als hätte er ihn mit seinen Klauen zerrissen. Er bückte sich, zerrte das Oberteil auseinander. Anscheinend hatte die Blutung jetzt von allein gestoppt. Aber ebenso war klar, dass der Halbdämon in tiefer Bewusstlosigkeit lag - und selbst, wenn er aufwachte, würde er kaum weitergehen können. Dabei würde er ihn vermutlich benötigen, genauer, Tessaigas Fähigkeit, Bannkreise zu brechen. Überdies - hätte er ihn nicht gegen den Baum geschleudert, hätte sich Inuyasha gewiss gegen die vier zur Wehr gesetzt. In jedem Fall mit besseren Chancen, als er sie so gehabt hatte. Ärgerlich. Sesshoumaru war niemand, der sich vor einer Entscheidung drückte, sei sie ihm auch noch so unangenehm. Er schob die Kleidung seines Halbbruders zurecht, drehte den um. Mit der Hand fasste er ihn am Rücken und warf ihn sich mehr oder weniger über die rechte Schulter, ehe er weiterging. Es dauerte fast drei Stunden, ehe er spürte, dass sich seine Last zu regen begann. Mit gewisser Behutsamkeit ließ er ihn ins Gras gleiten. Inuyasha sah verwirrt auf. Noch nur halb wach hatte er gespürt, wie sein Kopf weich auf Fell lag, um seine Taille ein fester Arm. Er war sich so geborgen vorgekommen...Obwohl ihm noch immer alles wehtat, spürte er plötzlich ein seltsam warmes Gefühl im Herzen. Wenn er sich nicht täuschte, hatte ihn sein Halbbruder getragen. Sesshoumaru! Ihn in seiner Menschenform! Aber darauf würde er besser nicht zurückkommen. Was auch immer den dazu getrieben hatte, war gewiss nur eine vorübergehende Laune gewesen. Er richtete sich auf. "Danke", brachte er hervor. Er hatte fast schon die Hoffnung aufgegeben, der Ältere würde zurückkommen, ihm helfen. Und jetzt das. Um zu zeigen, dass er das von vorher nicht so gemeint hatte und jetzt auch sehr dankbar war, ergänzte er höflich: "Großer Bruder." Der Hundedämon stutzte leicht, schwieg aber zu dieser Anrede. Immerhin schien dieses idiotische Halbblut begriffen zu haben, dass er sich vorhin eindeutig unpassend verhalten hatte. "Kannst du gehen?" "Ich denke schon." Er stand mühsam auf: "Langsam...aber ich hoffe, auch ein Mensch erholt sich wieder." Er schwankte leicht. Aber er biss die Zähne zusammen. Jetzt nur keine Schwäche zeigen, das verachtete Sesshoumaru. Er musste durchhalten. Der Hundedämon drehte sich um und ging, wenn auch deutlich langsamer als zuvor. Der jüngere Bruder folgte sofort. Er war schwach, seine Verletzungen schmerzten, aber er wollte sich nicht endgültig blamieren. Und er vermutete, bei seinem nächsten wie auch immer gearteten Fehler würde Sesshoumaru ihn endgültig sitzen lassen, egal, für wie nützlich er ihn im Moment einstufte. Das bedeutete, er müsste seinen Mund halten, durfte keinen Streit provozieren. Das würde schwer genug werden. Aber er durfte sich auch nicht als zu schwach erweisen. Er war nur ein Halbdämon, nein, nur ein Mensch, aber er würde durchhalten. Aber als die Dämmerung hereinbrach, war Inuyasha mehr als froh. Er nahm an, keine hundert Meter mehr laufen zu können und ließ sich einfach auf einem Stein am Wegrand nieder. Die Stichwunden an den Schultern schmerzten noch immer, hatten aber nicht weitergeblutet. Die Schläge, der Aufschlag am Baum hatten ihm Prellungen eingetragen, schmerzhaft, aber das war alles zum Überleben. Und er schien sich doch nichts gebrochen zu haben. Hätte er sich doch nur ausruhen können und nicht hier durch die Lande spazieren müssen. Ach ja, er müsste auch noch etwas zu Essen beschaffen und zu Trinken...müde schloss er für einen Moment die Augen. "Was ist, Inuyasha?" Das klang nicht gerade besorgt, eher spöttisch und so sah er auf: "Das kannst du dir denken, oder? Lauf du mal als Mensch durch die Gegend." "Komm." "Ich kann einfach nicht mehr." "Ich kann den Tempel wittern. Und andere Häuser. Dort dürftest du auch etwas zu Essen bekommen." Das war ja direkt nett, dass er diese Information weitergab. Inuyasha raffte sich mühsam auf, meinte aber: "Mir fällt gerade was ein. Du in einem Tempel? Schön, du bist jetzt ein Halbdämon, aber wenn die da einen Bannkreis haben...?" "Noch spüre ich nichts." Seit wann war denn der Halbdämon um ihn besorgt? Aber vermutlich war er das nur so, wie er um ihn. Je schneller sie an dem Tempel waren und ihre Antworten bekamen, umso schneller wären sie auch wieder in ihrer gewöhnlichen Verfassung, hätten ihre Schwerter zurück und könnten ihrer Wege gehen. Einzeln. Auf der nächsten Anhöhe blieben die beiden überrascht nebeneinander stehen. Ein Tempel war für sie bislang ein Holzgebäude gewesen, vielleicht ein paar andere Häuser drum herum. Das hier war ein Dorf voller Schmieden. Und das größte Gebäude wirkte fast wie ein Schloss. Das musste ein ganzes Kloster sein, hier in der Einsamkeit am Fuß der schneebedeckten Berge. Und hoffentlich würden sie hier ein paar Antworten bekommen. *********************************** Sicher. Nur ob es das ist, was sie hören wollen? In diesem Kapitel waren beide etwas...unüberlegt. Aber sie sind doch lernfähig, auch wenn das euch überraschen mag. Das nächste Kapitel heisst: With or without you? Und das ist eine berechtigte Frage. Wer so nett ist, mir einen Kommi zu hinterlassen, bekommt wie gewohnt eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet worden ist. bye hotep Kapitel 4: With or without you? ------------------------------- Die beiden widerwilligen Reisenden haben also das Kloster erreicht. Aber ob sie da alle Antworten bekommen und vor allem ihre Schwerter? Viel Spass beim lesen! 4. With or without you Als sich die Halbbrüder dem Dorf näherten wurden sie bemerkt. Ein Mann, offenkundig ein Wächter, kam zu ihnen, betrachtete sie kurz, ehe er sagte: "Ihr werdet erwartet. Ich soll euch zum Abt bringen." "Wir werden erwartet?" wiederholte Inuyasha verständnislos. Was für ein Trottel, dachte Sesshoumaru. Damit war jedenfalls Frage Nummer eins schon mal beantwortet. Es war der Schmiedegott gewesen, der ihre Schwerter weggenommen hatte und sie einer derart unwürdigen Lage ausgesetzt hatte. Aber er folgte schweigend dem Wächter zu dem Tempelgebäude. Sein Halbbruder tat das Gleiche, blickte sich aber neugierig um. Er war müde und hungrig, sein gesamter Körper schmerzte, aber das sah hier schon mal so aus, als ob er was zu Essen bekommen könnte. Hoffentlich konnten sie die Gastfreundschaft des Abtes in Anspruch nehmen. Außerdem taten ihm die Füße weh. Er war gewohnt, viel unterwegs zu sein, aber barfuss und in Menschenform auf einem Gebirgsweg wie heute war das schon etwas anderes. In einem leeren Raum erwartete der in rot und gelb gekleidete Abt sie. Er stand auf, als sie das Zimmer betraten, ihn ansahen. "Willkommen, junge Freunde. Schön, dass ihr beide den Weg hergefunden habt. - Du bist verletzt?" wandte er sich an Inuyasha. "Ja", knurrte der, etwas peinlich berührt. Hatte er ein Schild um den Hals hängen? Aber die Blutflecke waren wohl kaum zu übersehen: "Und ich habe Hunger." "Dagegen lässt sich etwas unternehmen. Bitte, setzt euch. Ich werde euch was zu Essen bringen lassen. Und ich werde euch erzählen, was ihr wissen müsst." Sesshoumaru zögerte einen Moment. Es war schlimm genug, unter einem menschlichen Dach zu sitzen, aber er befürchtete, dass auch er wieder etwas essen musste. Wenn er nur endlich wieder ein richtiger Dämon wäre...Aber dazu müsste er wohl erst einmal hören, was der Abt zu berichten hätte. So ließ er sich nieder. Inuyasha war prompt an seiner Seite. Der Klostervorsteher wunderte sich einen Augenblick. Sie saßen beide mit einem Bein angezogen, eines angewinkelt da, eine Haltung, die seltsam lässig und unhöflich zugleich wirkte. Aber dann begriff er. So waren sie in der Lage, sofort aufzuspringen. Sie waren wohl Kämpfe gewöhnt. "Mein Herr Ama-tsu-mara-sama hat mir euer Erscheinen angekündigt", sagte er dann: "Und mir aufgetragen, was ich euch berichten soll." "Also hat dein Herr unsere Schwerter geklaut", erwiderte Inuyasha prompt: "Und uns so verwandelt?" "Davon weiß ich nichts." Der Abt blickte höflich zu dem älteren seiner Besucher: "Ich weiß nur, dass der Herr euch einer Prüfung unterziehen will. Und er sagte zu mir, wenn ihr hier erscheint, hättet ihr den ersten Teil der Prüfung bestanden. Denn ihr hättet herausbekommen, wer er sei und wo ihr Erkundigungen einziehen könnt. Des Weiteren gab er mir Anweisung, was ich euch sagen solle." "Und?" Sesshoumaru sah nicht seitwärts, wo ein Mönch gerade ein Tablett mit Brot und Obst abstellte. Inuyasha griff sofort zu. "Ihr habt vier Dinge verloren..." "Verloren?" Der Halbdämon schluckte hinunter: "Das ist ja wohl die Höhe! Er hat unsere drei Schwerter geklaut...und was soll das vierte sein?" "Inuyasha." Dieser verstand die Anrede seines Halbbruders als Tadel und aß weiter. Dabei stimmte es doch. Der Hundedämon sah wieder zum Abt: "Weiter." Das vierte waren sicherlich ihre eigentlichen Fähigkeiten. "Ihr habt vier Dinge verloren", wiederholte daher dieser: "Ama-tsu-mara-sama wird euch alle vier wieder gewähren, wenn ihr die Prüfung besteht. Geht von hier aus, über die Schneeberge, immer gerade nach Norden. Jenseits des Gebirges liegen bewaldete Berge. Dort befindet sich ein Köhlerdorf, die letzte menschliche Behausung. Auch diese Wälder müsst ihr durchqueren, durch die Einöden immer nach Norden. Wenn ihr den Feuerberg von Koweii erreicht, wird euch der Herr persönlich gegenüberstehen." Inuyasha fasste noch kauend das nächste Stück Brot: "Und dann rückt er endlich unsere Sachen wieder raus? Und was soll das werden? Was will er da prüfen? Ob wir ohne Schwerter durch die Wildnis kommen?" "Das weiß ich nicht." Der Abt blickte wieder zu dem älteren seiner Gäste: "Dies soll ich euch so sagen, wenn ihr zu mir kommt. Dieser Hinweis war für jeden von euch, der dieses Kloster erreicht. Ama-tsu-mara-sama ging allerdings davon aus, dass ihr einzeln hierher kommt, oder allein." "Einzeln ist doch allein?" erkundigte sich der Halbdämon verwirrt. "Ich nehme an, er meinte einzeln, weil wir uns getrennt haben oder nur ich, weil du tot bist." Der Hundedämon fand das eine logische Erklärung. "Sesshoumaru!" fauchte Inuyasha sofort: "Was meinst du schon wieder?" Der Abt nickte: "Das könnte stimmen." Und da er bemerkte, dass der Jüngere schmollte: "Du bist doch verletzt..." "Ja, Banditen haben mich überfallen." "Ah." Die Augen des Klostervorstehers glitten zu dem Älteren: "Ich denke, sie sind tot?" "Natürlich." Der Hundedämon warf jetzt doch einen Blick auf das Essen. Es half alles nichts. Solange er in diesem Körper steckte, musste er auch etwas zu sich nehmen. Und bei einer Wanderung durch die Einöden würde es noch schwer genug werden, ausreichend Nahrung aufzutreiben, zumal Inuyasha in dieser Menschenform alles andere als brauchbar war. So nahm er auch ein Stück Brot. Er musste sich zwingen da hinein zu beißen, aber das war eben notwenig. Der Abt sah von einem zum anderen. Was auch immer sie getan hatten, um den Gott der Schmiede dazu zu bringen, ihnen solche Strapazen aufzuerlegen, sie waren beide wild entschlossen, ihre Schwerter wieder zurück zu bekommen. Und der ältere wirkte eigentlich nicht wie ein Mensch. War das vielleicht ein Halbdämon? Waren das Halbbrüder? Aber das ging ihn nichts an. "Ama-tsu-mara-sama trug mir allerdings noch auf, euch etwas mitzuteilen, wenn ihr gemeinsam hier wärt. Jedes Mal, wenn ihr eine Prüfung bestanden habt, wird er euch bereits auf der Reise nach Norden ein Stück eurer verlorenen Güter zurückgeben." Das hätte er also nicht getan, wenn sie jeder für sich unterwegs gewesen wären, begriffen beide. Wollte dieser Schmiedegott sie zwingen, zusammen zu reisen? Aber vermutlich hatte er das einfach für äußerst unwahrscheinlich gehalten und daher eine solche Bedingung gestellt. Da hatte er sich allerdings geirrt. "Eines noch, meine jungen Freunde: wie ich sehe, hast du keine Schuhe an. Ich werde dir welche geben lassen. Denn der Weg über die Berge ist voller Schnee und Eis, selbst um diese Jahreszeit. Und ich werde euch morgen noch Nahrungsmittel mitgeben. Das wird gewiss nicht lange reichen, aber ihr solltet dann durch die felsigen Regionen sein. In dem Köhlerdorf könnt ihr euch etwas kaufen. In der Wildnis seid ihr allerdings auf euch allein angewiesen." "Ja, schon klar." Inuyasha starrte ein wenig unglücklich auf seine Füße. Er mochte Schuhe nicht gerade, aber in dieser Menschenform und bei einer Bergtour wäre es sicher sinnvoll. Ein Gebirge in Eis und Schnee...dachte Sesshoumaru. Für gewöhnlich wäre er schlicht hochgesprungen, oder auch geflogen. Darum also hatte Ama-tsu-mara ihm seine gewöhnlichen Fähigkeiten entzogen. Das wäre für ihn sonst zu einfach gewesen. "Ich bin sicher, dass eure Reise nach Norden anstrengend sein wird und gefährlich, denn in den Einöden gibt es viele wilde Tiere und Dämonen. Aber der Herr hat sicher keine unlösbare Aufgabe gestellt. Ich weiß nicht, über was für Fähigkeiten ihr verfügt, zumal ihr erwähntet, ihr seid verwandelt worden, aber ich bin sicher, dass es für euch zu schaffen ist." Der Abt erhob sich: "Ihr könnt diese Nacht hier verbringen, euch ausruhen. Morgen früh wird euch jemand zu dem Gebirgspfad bringen, der hinüber in das Dorf der Köhler führt. Und mein Mitbruder wird nun noch deine Verletzungen versorgen, mein junger Freund." Als er hinausging, wurde er von einer aufgeregten Menschenmenge empfangen: "Was ist denn los?" "Das...das eine ist ein Mensch, " sagte ein Schmied: "Aber das andere ist ein Dämon!" "Ein Halbdämon, vermute ich. Aber das spielt keine Rolle. Ama-tsu-mara-sama hat etwas mit ihnen zu schaffen und uns diese Gastfreundschaft befohlen." "Nein, er ist ein Dämon! Im Westen, woher ich stamme, kennt man ihn. Ein Hundedämon, genauer, der Hundedämon. Er wird uns alle ermorden! Wir müssen ihn bannen, oder irgendwie töten." Der Abt funkelte ihn an: "Der Herr hat mir diese Gastfreundschaft befohlen. Und ich glaube kaum, dass er ein Dämon ist. Er war höflich im Gespräch und hat gegessen. Dämonen essen doch keine Brote!" "Aber...dieses Fell über der Schulter...das trägt nur der Hundedämon..." "Vielleicht will er ihn kopieren, oder gehört zu seiner Familie. Jetzt beruhigt euch, geht wieder in eure Häuser. Ich bin überzeugt, dass nichts geschieht." Die Autorität des Abtes war groß genug, dass ihm die Menschen glaubten und zurückgingen. "Warte..." Der Schmied blieb stehen: "Ehrwürdiger Abt?" "Dieser Hundedämon, von dem du sprachst...Warum sagtest du, er sei DER Hundedämon?" "Man sagt, er sei der mächtigste aller Hundedämonen und alte Leute erzählen sich, dass nur sein Vater noch stärker gewesen sei, als er. Man erkenne ihn an den langen weißen Haaren und einem Fell über der Schulter. Und dann sei es besser, zu fliehen, so weit man nur könne." "Nun, ein solcher Dämon betritt kaum ein Kloster oder speist mit mir, meinst du nicht auch?" "Ja. Ihr habt ihn selbst essen gesehen?" "Er saß vor mir." "Dann habt Ihr wohl recht ..." Der Schmied ging. Der Abt dachte nach. Er hielt diesen weißhaarigen Fremden für einen Halbdämon, ja. Aber hatten sie nicht erzählt, sie seien verwandelt worden? Waren das etwa tatsächlich ein Dämon, der zu einem Halbdämon verwandelt worden war und das andere ein Halbdämon, der zu einem Menschen geworden war? In diesem Fall hatten sie Ama-tsu-mara wohl ziemlich erzürnt. Aber dann waren sie wohl tatsächlich Halbbrüder. Und dieser schrecklich mächtige Hundedämon war wohl ihr gemeinsamer Vater gewesen. Inuyasha legte sich einfach hin. Seine Verletzungen waren verbunden worden, mit Heilsalbe bestrichen. Und ihm reichte dieser Tag völlig: "Ich schlafe. Das ist auch so etwas. Menschen müssen dauernd schlafen, tief und richtig. - Du solltest es auch tun. Ab und an muss man nämlich auch als Halbdämon einschlafen. Und wer weiß schon, wann wir wieder so ruhig träumen können." Sesshoumaru warf ihm einen leicht überraschten Blick zu. Manchmal dachte Inuyasha doch nach? Aber der Jüngere hatte Recht und so lehnte er sich an die Holzwand und schloss die Augen. Er öffnete sie erst wieder, als die Tür beiseite geschoben wurde. Der Abt und ein Mönch kamen herein. Der letzte stellte ein Tablett mit Frühstück und eine Wasserkaraffe ab, verschwand dann. Der Abt ließ sich im Kniesitz nieder: "Guten Morgen", sagte er. Für einen Moment war er versucht, den Älteren zu fragen, ob er wirklich der Hundedämon sei, ließ es dann aber lieber sein. Auch, wenn dieser verwandelt worden war, wäre er sicher noch immer gefährlich und wenn er in solch einer peinlichen Lage erkannt würde, wäre das vielleicht ziemlich ungesund. Auch der jüngere war nun wach, saß aufrecht. "Euer Frühstück. - Danach wird euch Haru zu dem Weg bringen, dem ihr folgen müsst. Vor der Tür stehen Schuhe, die dir passen müssten." "Fein." Der Halbdämon machte sich schon wieder über das Essen her, in der Gewissheit, die nächsten Stunden und Tage kaum mehr etwas zu bekommen. Das war auch Sesshoumaru klar und so zwang er sich erneut, etwas zu essen. Wenn er je eine Möglichkeit finden würde, diesem Gott diesen schlechten Scherz heimzuzahlen, würde er sie mit Wonne nutzen. Haru erwartete die beiden Gäste am Dorfende. Er betrachtete den Älteren ein wenig ängstlich. Wie auch die anderen Menschen hatte er gehört, das sei ein Halbdämon, wenn nicht gar ein richtiger Dämon. Aber der Jüngere sah sehr wie ein normaler Mensch aus, und der Schmiedegeselle beschloss, sich mehr an ihn zu halten, auch, wenn das vielleicht unhöflich wäre. "Guten Morgen", sagte er: "Der ehrwürdige Abt sagte, ich solle euch beide zu dem Weg ins Köhlerdorf bringen. Dann kommt." Inuyasha warf den Beutel mit dem Essen über die Schulter. Er hatte sich den geschnappt, weil er annahm, dass Sesshoumaru ihn eher liegen lassen würde, als etwas zu tragen: "Ist es weit? Ich meine in dieses Köhlerdorf?" Die neuen Schuh rutschten ein bisschen an ihm und er konnte nur hoffen, dass er sich nicht wund laufen würde. "Ja." Haru sah ihn an: "Also, für gewöhnlich geht man drei Tage." "Drei Tage!" Inuyasha starrte ihn an, dann warf er einen Blick hinauf: "Und das alles in dem Schnee?" "Nein, nein. Der Weg geht über einen Pass, da muss man nicht so hoch hinauf. Aber es dauert doch. Kommt." Er wandte sich ab. Die Halbbrüder folgten ihm. "Wieso schmiedet ihr eigentlich in dieser Einöde?" erkundigte sich Inuyasha. Haru wandte nicht den Kopf: "Hier ist seit Urzeiten der Tempel unseres Gottes. Und die Köhler in dem Dorf, in das ihr wollt, brennen aus dem Holz der Wälder dort Kohle von äußerster Reinheit. Die benötigen wir ebenso wie sehr guten Stahl, um unsere Schwerter fertigen zu können. Die vornehmsten Herren kaufen sie, Fürsten und Kriegsherren. Wer auch immer sich solch ein Schwert leisten kann, nimmt es als Familienerbstück her. - Ihr habt keine Schwerter?" "Die hat Ama-tsu-mara", knurrte der Halbdämon, den das schon wieder daran erinnerte, wer schuld daran war, dass er hier als Mensch über Berge und Täler wandern musste. Und die Prellungen und Stichverletzungen von gestern waren bei weitem noch nicht verheilt, wie sie es in seiner halbdämonischen Form getan hätten. Alles tat ihm weh und er war jetzt schon müde. Das konnte noch eine lustige Wanderung werden. "Ja", erwiderte Haru unterdessen: "Ich hörte, euch sei eine Prüfung auferlegt worden. Dann sind eure Schwerter gewiss kostbar." "Ja." Mehr wollte Inuyasha dazu nicht sagen. Aber da war etwas anderes: "Kennst du diesen Berg von Koweii?" "Ich war nie dort, da der Weg zu gefährlich ist. Aber ich habe gehört, dass Ama-tsu-mara selbst dort seine Schmiede hat. Dort soll er auch ausgewählte Schmiede ausbilden, damit sie Klingen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten schmieden können." "Toutousai." Sesshoumarus Kommentar verriet, dass er zugehört hatte. Überrascht sah sein Halbbruder zu ihm. "Meinst du? Dass der alte Toutousai bei Ama-tsu-mara gelernt hat? Na ja könnte hinkommen. Er kann ja was, auch wenn er schon völlig senil geworden ist. Und darum ist dieser Knabe auch so an unseren Schwertern interessiert." Der Hundedämon schwieg wieder. Aber das war auch seine Meinung. Haru blieb stehen: "So, ab hier könnt ihr euch nicht mehr verlaufen. Dies ist der Weg in das Köhlerdorf. Alle vierzehn Tage kommen sie mit Maultieren von dort zu uns, um uns Kohle zu bringen. Daher sind auch Stufen in die Felsen geschlagen worden und so. Ihr braucht nur hier über diese Hängebrücke gehen und dann immer dem Weg zu folgen. Das wird euch unfehlbar über die Berge führen." Ohne weiteres Wort ging Sesshoumaru an ihm vorbei, betrat die Brücke, die über eine kleine Schlucht gespannt war. Unten stürzte ein Bach rauschend ins Tal. Inuyasha folgte ihm mit gewissem innerlichem Seufzen. Er hätte gern schon eine Pause gemacht, aber er wollte nicht demonstrieren, wie schwach Menschenkörper seien. Sein einziger Trost war, dass auch der Herr Halbbruder mal eine Pause benötigen würde, allein, um etwas zu essen. Und Inuyasha gab zu, dass er jedes Mal, wenn er Sesshoumaru essen sah, sich köstlich amüsierte. Aber ihm war auch klar, dass jede Andeutung eines Grinsens sein Todesurteil gewesen wäre. Und ohne Tessaiga konnte er sich gegen seinen Bruder nicht wehren, schon gar nicht, solange er nur ein Mensch war. Gegen Mittag hielt der führende Hundedämon an einer abgeflachten Stelle an. Eine kleine Quelle entsprang da. Er konnte wittern, dass Inuyasha schon wieder erschöpft war. Eine der Verletzungen musste aufgebrochen sein, denn er konnte frisches Blut riechen. Der im Augenblick in einem menschlichen Körper steckende Halbdämon hatte die letzte Wegstrecke immer wieder die Hände zu Hilfe nehmen müssen, um weiter zu kommen. Eine Steinlawine hatte den Weg blockiert. Wenn die Maultiere hier wieder durchkommen sollten, würden ihre Besitzer ganz schön arbeiten dürfen. Sesshoumaru war ein wenig überrascht, wie sehr sich sein Halbbruder zusammennahm. Er konnte wittern, wie müde der war, er musste Schmerzen haben, aber er hatte um keine einzige Pause gebeten. Nicht, dass der Hundedämon es nicht verstanden hätte. Er selbst wäre auch zu stur und zu stolz gewesen, eine Schwäche erkennen zu lassen. Aber ihn wunderte ein bisschen, dass solch ein Halbblut das auch war. Er ließ sich nieder. Erleichtert setzte sich Inuyasha zu ihm, trank durstig das Quellwasser, ehe er sich etwas zu essen herausholte. "Magst du auch etwas?" fragte er - und hätte sich im gleichen Moment am liebsten die Zunge abgebissen, als er dem Blick seines Halbbruders begegnete. So ergänzte er hastig: "Ich frag ja nur wegen der Einteilung. Ich will nicht alles für mich allein essen." "Iss." Das klang kalt. Sesshoumaru war in der Tat wütend. Nicht auf Inuyasha, sondern auf diese ganze Situation. Dieser Schmiedegott ging ihm ziemlich auf die Nerven. Er, Sesshoumaru, sah sich gezwungen, als Halbdämon in Begleitung eines Menschen, der noch dazu sein Halbbruder war, durch die Wildnis zu laufen, um sein Eigentum zurückzuerhalten. Das war schon mehr wie lästig. Er blickte ins Tal. Da war ein Problem. Der Halbdämon war jetzt, um die Mittagszeit, schon müde. Er würde gewiss eine längere Pause brauchen. Und das bedeutete Zeitverlust. Überdies müsste er nachts schlafen, auch das war etwas, das die Reise zum Berg Koweii verlangsamen würde. Eigentlich gab es nur eine logische Lösung, um schnell wieder an Tensaiga und Tokejin zu gelangen. Er müsste ihn hier lassen und allein weiter nach Norden gehen. Er warf einen Blick seitwärts. Inuyasha hatte sich ausgestreckt und war sofort eingeschlafen. Er würde mit diesen schwachen menschlichen Sinnen nicht bemerken, wenn er ihn verlassen würde. Aber der Hundedämon stand nicht auf. Zeitverlust hin oder her, aber er würde Inuyasha hier nicht liegen lassen, erkannte er. Der Grund war ihm auch klar. Nicht gerade brüderliche Liebe, aber sein eigenes Ehrgefühl. Der Jüngere war nicht schuld an seinen Verletzungen. Er selbst hatte ihn gegen den Baum geworfen, war damit auch indirekt schuld gewesen, dass die Banditen so leichtes Spiel gehabt hatten. Inuyasha hatte kein Wort dazu verloren, was bei der Redseligkeit des Halbdämons erstaunlich war. Und er schien bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit eines Menschen zu gehen, um so rasch wie möglich zu dem Feuerberg zu gelangen. Und jetzt schlief er da, vertraute offenkundig darauf, dass sein Halbbruder ihn nicht im Stich lassen würde, eher bewachen würde. Mit einem innerlichen Kopfschütteln griff der Dämon nach der Tasche, um seinerseits etwas zu essen. Es gäbe noch eine Möglichkeit, schneller zu sein. Dazu müsste er Inuyasha wieder tragen. Und alles in ihm sträubte sich dagegen. Nun gut, er hatte ihn gestern auch getragen, aber da war er bewusstlos gewesen. Eigentlich war nur die Frage, was größer war: sein Bedürfnis, diese gesamte Situation so rasch wie möglich hinter sich zu bringen und seine Fähigkeiten, seine Schwerter zurückzubekommen - oder sein Stolz. Wenn die Verletzungen bei dem Halbdämon endlich abgeheilt wären oder jenseits der Berge der Weg leichter wurde, könnte er auch wieder selbst gehen. "Inuyasha." Der zuckte zusammen, öffnete sofort die Augen: "Willst du schon weiter?" Aber die Frage war wohl überflüssig, da sein älterer Bruder schon wieder stand. Der hatte es aber eilig. Nun gut, gab sich der Halbdämon zu, auch er wollte so schnell es ging diese scheußliche Lage hinter sich lassen. So erhob er sich, wenn auch mit leisem Stöhnen. Er war solche Reisen in Menschenform nicht gewohnt. Und er schwor sich, sich nie wieder über seine Verwandlung in einer Neumondnacht zu beklagen. Da war es nur bis die Sonne wieder aufging und nicht wie hier, scheinbar ohne Ende. Und die Verletzungen von gestern heilten auch viel langsamer als gewöhnlich. "Was..." brachte er noch hervor, als er einen Arm um sich spürte, der ihn hochhob, halb auf das weiche Schulterfell des Hundedämons legte. Wollte der ihn etwa wieder tragen? "Ich schaff das schon..." protestierte er. Das war gelogen und er wusste es. Aber hier wie ein Paket transportiert zu werden? Sesshoumaru sprang los. Selbst in seiner augenblicklichen Halbdämonenform machte ihm das zusätzliche Gewicht nichts aus. Mochten seine Sprünge nun auch kürzer sein als gewöhnlich, ein wenig schwerfälliger wirken, so kamen sie auf diese Art doch viel schneller voran. Inuyasha ergab sich in sein Schicksal und lehnte das Gesicht an das Fell. Es war herrlich weich und duftete nach Wind und Wiesen. Irgendwie sollte er etwas Nettes zu seinem Bruder sagen. "Wenn wir die Schwerter wieder haben, sollten wir unseren Kampf beenden, den dieser Schmiedetyp unterbrochen hatte." "Sollten wir." Und das war der Augenblick, an dem sich Ama-tsu-mara die Hand vor die Augen schlug. ********************************************* Auf dieser Reise erleben nicht nur die Halbbrüder Überraschungen... Das nächste Kapitel heisst "Out of the Shadows". Und ihr lernt, was die Hundebrüder wechselseitig unter Hilfe verstehen. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich wie gewohnt eine ENS, wenn ich sehe, dass das nächste Kapitel freigeschaltet ist. bye hotep Kapitel 5: Out of the Shadows ----------------------------- Es gibt immerhin schon einige Punkte, in denen sich die Halbbrüder einig sind. Aber die Reise birgt einige Überraschungen, nicht nur für sie beide. Sie haben allerdings die Probleme am Hals. 5. Out of the shadows Drei Tage brauchten Menschen, um vom Kloster zu dem Dorf der Köhler zu gelangen. Für einen entschlossenen Halbdämon war diese Strecke in einem Tag zu schaffen und obwohl Sesshoumaru Inuyasha getragen hatte, waren die beiden verzauberten Halbbrüder bei Einbruch der Dämmerung schon fast am Fuß des Schneegebirges. Auf einem Vorberg hielt der Hundedämon an, ließ den Jüngeren zu Boden. "Danke", sagte der. Ihm fiel nichts anderes ein. "Nutzlos wie eh und je." Sesshoumaru machte ein paar Schritte vor. Unter ihnen erkannte er das Dorf der Köhler. Meiler glühten in die beginnende Nacht. Das Dorf selbst umfasste zehn Häuser, war, was auffiel, von einem meterhohen Schutzwall aus Holzpfosten umgeben. Das Dorftor war bereits verschlossen. Der Abt hatte erzählt, dass in den Wäldern hier und den Einöden weiter im Norden wilde Tiere und Dämonen leben würden. Das schien den Tatsachen zu entsprechen. "Ich bin nicht nutzlos", murrte Inuyasha derweil: "Das wirst du schon noch sehen." Natürlich war er es gerade, das wusste er selbst. Menschlich und verletzt, unbewaffnet, wäre er ohne die Hilfe seines Halbbruders nie im Leben schon hier. Wenn überhaupt. "Gehen wir." "Willst du nicht ins Dorf?" "Was willst du da?" "Nun, Essen besorgen, schlafen, nach dem Weg fragen?" "Wo Norden ist?" Das stimmte natürlich auch, aber Inuyasha war nicht so ganz bereit, die Aussicht auf ein Dach über dem Kopf zu streichen: "Das wäre das letzte Mal, dass wir geschützt schlafen könnten." Ein etwas zu lauter Atemzug verriet die Verständnislosigkeit. Aber der Hundedämon sagte, ohne sich umzudrehen: "Sie würden uns nicht übernachten lassen. Hier leben Dämonen." "Und du meinst, sie würden dich als solchen erkennen..." Nun ja, dachte der Jüngere. Ich darf mich wirklich nicht beklagen. Er hat mich stundenlang getragen. Und ich will und werde ihm zeigen, dass ich nicht nutzlos bin. "Gehen wir." Nachts durch einen dunklen Wald zu laufen entpuppte sich als überraschend schwierig. Sesshoumaru stellte fest, dass er in dieser Halbdämonenform nicht nur schlechter riechen konnte, sondern offenbar auch sein Nachtsehvermögen deutlich herabgesetzt war, er so langsamer als gewöhnlich vorankam. Inuyasha dagegen sah als Mensch praktisch gar nichts mehr. So hatte er sich rasch angewöhnt, direkt hinter seinem Halbbruder zu gehen, dessen weißes Haar als Anhaltspunkt zu nehmen. Wich der nach rechts, tat er es einen Schritt später auch, sprang der in die Höhe, folgte auch von ihm ein Satz. So gelangten sie doch einigermaßen schnell durch die Wälder. Als der Morgen graute waren sie bereits in den Ausläufern des Schneegebirges. Sesshoumaru blieb so abrupt stehen, dass Inuyasha fast in ihn gelaufen wäre, und es gerade noch rechtzeitig schaffte, zu stoppen. Seine Nase berührte zwar das Haar seines Halbbruders, seltsam nach Frühling duftend, aber er war nicht in ihn gerannt. Er nahm nicht an, dass dieser solchen Kontakt wünschte. "Was...?" brachte er hervor, aber da sah er schon, wie der Hundedämon die Rechte hob, nur drei Finger ausgestreckt - Kampfhaltung. So machte er einen halben Schritt zur Seite, um etwas erkennen zu können. Seine schwach entwickelten menschlichen Sinne hatten ihm nichts verraten, aber im ersten Schein des neuen Tages erkannte er das Lebewesen in den Schatten des Waldes vor ihnen. Es handelte sich um eine Schlange. Eher wohl um einen Schlangendämon. Er war grün, hatte zwei Arme mit Händen daran und hatte sich mit den oberen zwei Dritteln seines Körpers vom Boden abgehoben. "Du hast dir dein Essen umsonst gestohlen heute Nacht, Halbdämon" sagte die Schlange: "Lass das Menschlein mir." Inuyasha wurde bewusst, dass dieser Schlangendämon ihn als Frühstück auserkoren hatte - und annahm, er sei Sesshoumarus Beute, vielleicht entführt aus dem Dorf. "Keh!" presste er hervor. Wie schnell war dieser Dämon? Für gewöhnlich war das mit Sicherheit kein Gegner, weder für ihn, geschweige denn für Sesshoumaru, aber sie hatten zurzeit doch ein deutliches Handicap. Der Hundedämon war mehr als verärgert, von einem so niedrigen Lebewesen gestoppt zu werden, das sich für gewöhnlich hastig im Boden verkrochen hätte, näherte er sich. Aber im Augenblick strahlte er eben nicht die volle Energie eines hochrangigen Dämons aus, war nur ein Halbdämon. Auch das war ein Punkt, den er dem Schmiedegott auf die Liste setzen konnte. Er ließ seine Finger leicht knacken: "Das war dein letzter Fehler." "Hm, ein einfacher Halbdämon. Du hast Mut. Oder bist wohl eher leichtsinnig!" Der Schlangendämon schoss auf den vermeintlichen Halbdämon los, das Maul schon aufgerissen. Sesshoumaru sprang sofort in die Luft, um dem Giftbiss zuvorzukommen, schlug zu. Er hatte bislang seine halbdämonischen Kräfte nur einmal gegen Holz und einmal gegen Menschen eingesetzt. So war es nicht verwunderlich, dass er sich verschätzte. Der Schlange gelang es durch eine rasche Windung auszuweichen. Sie war jetzt wohl auf der Hut. Mochte dieser Fremde auch nur ein Halbdämon sein - er war recht schnell und stark. Aber nichtsdestotrotz: das war ein Halbdämon. So griff sie erneut an. Inuyasha beobachtete den Kampf doch ein wenig angespannt. Nicht, dass er seinem Halbbruder nichts zutraute, aber es störte ihn, hilfloser Zuschauer sein zu müssen. Eines war für ihn jedoch klar: Sesshoumaru würde diese dämliche Schlange schon aus dem Grund erledigen, um zu vergessen, dass er im Moment nur ein Halbdämon war. Und da Inuyasha annahm, dass die augenblicklichen Kräfte seines Bruders ungefähr denen entsprachen, die er für gewöhnlich hatte, schätzte er, dass sobald auch nur ein Klauenangriff durchkam, diese Schlange Geschichte wäre. Es war nur eine Ahnung, der uralte menschliche Instinkt angesehen zu werden, der ihn herumfahren ließ. Er begriff gerade noch, dass sich auch hinter ihnen etwas in den Schatten des Waldes bewegte, ehe er einen zweiten Schlangendämon erkannte, der zum Angriff überging. Seltsamerweise schien sich die Zeit plötzlich auszudehnen. Er verstand, dass diese Schlangen von Anfang an zu zweit gewesen waren, um eine Unaufmerksamkeit ausnützen zu können, er begriff, dass dieser zweite Dämon das Maul schon offen hatte, um aus dem Hinterhalt zubeißen zu können. Und er erfasste, dass dieser Angriff nicht ihm, der potentiellen Mahlzeit galt, sondern seinem Halbbruder. Ohne weiter nachzudenken sprang Inuyasha vor, so schnell und rasch er das im Augenblick konnte, warf sich mit ausgebreiteten Armen vor den Rücken des Hundedämons. Der Schlangendämon konnte den Angriff nicht mehr abbrechen, wollte es auch nicht, da sich dieser scheinbare Mensch so leichtfertig anbot. Der Halbdämon stöhnte unwillkürlich auf, als er spürte, wie sich die Giftzähne in seine Schulter senkten, die Verletzung dort wieder aufrissen. Sesshoumaru hatte die Bewegungen in seinem Rücken gespürt, hörte jetzt das Aufstöhnen. Mit einer seltsamen Wut im Bauch schlug er erneut zu. Diesmal genügte die Attacke, dass von seinem Gegner nur noch Fetzen übrig blieben. Er fuhr noch im Sprung in der Luft herum. Eine zweite Schlange? Und er sah obendrein, wie Inuyasha vor ihm stand, jetzt unter dem Biss in die Knie ging, wie der Schlangendämon hastig die Zähne löste. "Stirb!" sagte der Hundedämon kalt. Diese feigen Schwächlinge! Ein solcher niederrangiger Abschaum wagte es ihn zu attackieren, aus dem Hinterhalt noch dazu! Für einen Augenblick hatte er vergessen, dass er nur noch ein Halbdämon war, hatte alle Energie, die er aufbringen konnte, gebündelt. Etwas, das eigentlich nur ein Dämon konnte. Der zweite Angreifer verschwand buchstäblich von der Bildfläche. So landete Sesshoumaru neben seinem Halbbruder, der keuchend am Boden lag. Er verstand das nicht ganz. Inuyasha war ein Trottel, natürlich. Aber dass er so verrückt wäre, sich in Menschenform von einem Schlangendämon beißen zu lassen? Er musste doch wissen, dass das tödlich für ihn enden würde. Und, wenn er die Situation so recht abschätzte, hatte dieser übergeschnappte Halbdämon sich vor ihn geworfen, um ihn zu schützen. Als ob ihm solch ein Gift etwas anhaben könnte. Nun, vielleicht könnte es das sogar in diesem Zustand. Er ging auf ein Knie nieder. Inuyasha bemerkte es und war irgendwie froh um die Geste. Er hatte solche Schmerzen. "Ich bin nicht nutzlos..." sagte er. Sesshoumaru starrte ihn an. Natürlich hatte er gesagt, er sei nutzlos. Erstens stimmte das einfach und zweitens hatte er ihn ärgern wollen. Nicht beabsichtigt hatte er eine solche Kamikaze-Reaktion. "Wolltest du das beweisen?" Er fasste zu, zog das Obergewand von der Schulter. Er hatte keine Ahnung, was man bei Menschen gegen einen Schlangenbiss tun konnte, geschweige denn, gegen einen von einem Schlangendämon. Irgendwann hatte er mal gehört, man sollte die Wunde ausbrennen. Aber wie sollte er das gegenwärtig machen? Eines war ihm jedenfalls klar: er würde nicht zulassen, dass dieser Idiot hier umkam, bloß weil er gemeint hatte, ihn beschützen zu müssen. Ihn, Sesshoumaru! Sein Stolz ließ nicht zu, dass jemand starb, weil er ihm hatte helfen wollen, egal, wie unsinnig dieses Unterfangen auch war. Und das war hier ja nicht einmal irgendjemand, sondern ein Wesen, in dem leider auch noch die Hälfte seines eigenen Blutes floss. Das Gift...er müsste irgendwie dieses Gift schleunigst aus Inuyashas Körper bringen. Mit seinen Möglichkeiten sah es im Augenblick auch nicht sonderlich gut aus. Eigentlich gab es nur eine logische Alternative. Hoffentlich war das noch nicht zu spät. Und er hatte nicht einmal Tensaiga da. Dieses verdammte nutzlose Schwert, wenn man es einmal gebrauchen könnte... Inuyasha sah verwirrt, wie sich der Hundedämon neben ihn legte. Was sollte das werden? Dann spürte er ihn an sich. Zu seiner bodenlosen Überraschung fühlte er seine Haare, dann seinen Mund. Er verstand erst nicht, aber als er spürte, wie an seiner Verletzung gesogen wurde, begriff er. Sesshoumaru wollte ihm helfen, wollte das Gift aus ihm herausbringen. Und da sie keine andere Möglichkeit hatten, versuchte er es aus seinem Körper zu saugen, seitwärts zu spucken. "Ama-tsu-mara", dachte Sesshoumaru mit gewissem Zorn: "Wenn ich dich erwische..." Er spie wieder das vergiftete Blut seitwärts. "Mich in solch eine Lage zu bringen, in der ich gezwungen bin, Inuyashas Blut zu trinken, um meinen Stolz zu wahren." Gott hin oder her, das würde ein Nachspiel haben. Der Schmiedegott blickte irritiert auf das Bild im Feuer. Auf diese Art bekam er seine Nachrichten. Und hatte er zuvor schon mit gewisser Verwunderung bemerkt, dass der Hundedämon seinen jüngeren Halbbruder getragen hatte, so hatte ihn noch mehr verwirrt, dass sich Inuyasha ohne Zögern schützend vor seinen Bruder geworfen hatte. Und dass dieser jetzt offenkundig versuchte, ihm das Leben zu retten... Dabei hatte er doch mit eigenen Augen gesehen, wie sie gegeneinander gekämpft hatten, ihre Schwerter zwangen, aufeinander loszugehen. Was waren denn das für Brüder? Oder besser, was war da los? Aber er gab zu, dass sie seine Aufgabe bislang schon mal ganz gut angegangen waren. Er wollte wirklich nicht, dass einer der beiden so jungen Söhne des alten Hundedämons starb. Er hatte es als ihr Risiko betrachtetet, aber da war er auch davon ausgegangen, dass sie einander hassten, einander umbringen wollten, oder einfach von Grund auf unwürdig seien ihre Schwerter zu tragen. Und jetzt das. Nein. Inuyasha sollte nicht sterben, weil er versucht hatte, seinen Halbbruder zu retten. Und dessen Bemühungen sollten nicht vergebens gewesen sein. Er blickte auf. "Toutousai!" "Meister?" "Ich brauche etwas von dir." Inuyasha hielt die Augen geschlossen, überließ sich der unerwarteten Fürsorge. Er spürte, wie das Gift sich von der Bissstelle weiter ausbreitete, aber bei weitem nicht mehr in der Menge und der Geschwindigkeit wie zuvor. Es brannte wie geschmolzenes Feuer, schien ihn von innen auflösen zu wollen. Vielleicht musste er hier sterben, aber er hatte wenigstens gezeigt, dass er nicht nutzlos war. Dieser Schlangendämon wäre doch sicher auch für Sesshoumaru gefährlich geworden, in dessen augenblicklichen Form als Halbdämon. Aber er hätte sich nie träumen lassen, dass der sich mal Mühe geben würde, ihm das Leben zu retten. "Danke, großer Bruder..." flüsterte er. Der Hundedämon hatte es gehört, unterbrach seine Arbeit aber nicht. Dieser verdammte Trottel! Ihn in solch eine Lage zu bringen. Er wusste nicht, auf wen er wütender sein sollte: diesen Schmiedegott oder seinen Halbbruder. Beide zusammen hatten jedenfalls geschafft ihn in seinen eigenen Augen lächerlich zu machen. Und seine Nase war noch immer fein genug, um ihm zu verraten, dass der menschliche Körper dem Dämonengift nicht mehr sehr lange standhalten würde. Wenn es erst das Herz erreicht hatte, wäre das wohl das Ende. Mit gewisser Wut spuckte er erneut das menschliche Blut aus. Dieser metallene Geschmack war einfach widerlich. Magie ließ ihn beiseite blicken. Im nächsten Augenblick war er auf den Beinen. Dort, keine zwei Meter neben ihm lag ein Schwert in seiner Scheide, das er nur zu gut kannte. "Tensaiga!" Also wurden sie beobachtet. Das hätte er sich eigentlich denken können. Er nahm sein Eigentum, schob es mit gewisser Erleichterung zurück in den Gürtel. Wie er schon erwartet hatte, begann Tensaiga sofort zu pulsieren. Es wollte aktiviert werden. Natürlich. Es war ein menschenfreundliches, heilendes Schwert und so sehr er das sonst verachtete, in dieser Lage wäre es äußerst hilfreich. So zog er die bläulich schimmernde Klinge. Warum wollte es eigentlich aktiviert werden? Inuyasha lebte doch noch? Aber als er nun da stand, begriff er die Ursache. Wie er es schon kannte, schien die Welt um ihn zu versinken. Und er erkannte die Jenseitsboten, die sich langsam von oben und den Seiten dem regungslosen Körper näherten. Einer wagte es sogar schon, auf Inuyashas Schulter zu sitzen. Ohne weiteres Nachdenken schlug der Hundedämon mit der magischen Klinge zu. Die Todesboten zerfielen zu Nichts. Mit einer raschen Bewegung schob er Tensaiga zurück. Inuyasha war ein wenig verwirrt. Ihm tat nichts mehr weg, selbst das Pochen in den Stichverletzungen hatte aufgehört. So öffnete er die Augen. Er entdeckte seinen Halbbruder, ein Schwert an der Hüfte, das er erkannte: "Tensaiga? - Hast du Tensaiga eingesetzt? Für mich?" Er richtete sich auf, betrachtete sich. Er schien völlig in Ordnung zu sein. Das bedarf keiner Antwort, dachte der Hundedämon. "Gehen wir." Der Jüngere kam sofort an seine Seite: "Äh...danke, großer Bruder." Die Frage, ob er schon tot gewesen war, wollte er doch lieber nicht stellen. So erkundigte er sich nach dem nächsten interessanten Punkt. "Wieso hat er dir eigentlich Tensaiga zurückgegeben? Will er nicht, dass wir bei seiner Prüfung draufgehen?" Er fühlte sich wieder topfit, zumindest, sofern man das je von einem Menschen behaupten konnte. "Dann hätte er mir auch Tessaiga geben können." Schön, seufzte der Ältere in Gedanken: nachdenken ist wirklich nicht seine Stärke. "Tensaiga schützt nur gegen den Tod. Wir können uns noch immer nicht verteidigen." "Ja, stimmt. Mit Tessaiga und unseren gewohnten Fähigkeiten findet er es wohl zu einfach für uns. Moment mal. Er hat dir Tensaiga gegeben, als du es für mich gebraucht hast. Das heißt, er beobachtet uns?" Unwillkürlich blickte er um sich. "Ja." Es ging ja doch. Vielleicht war Inuyasha einfach ungeübt, was urteilen, Dinge durchschauen betraf? Oder war er noch zu jung dazu? Immerhin hatte Ama-tsu-mara da was von einem Halbwüchsigen und einem Hundebaby gesagt. Vielleicht sollte er das berücksichtigen, wenn er mit Inuyasha sprach. "Na, toll. Er jagt uns in Abenteuer und guckt dann, wie wir uns schlagen. Und als Belohnung gibt es unser Eigentum zurück. Keh!" "Immerhin hält er sich an sein Wort." Sesshoumaru warf einen Blick voraus zwischen die Bäume. Dort endete der Wald. Vermutlich hatten sie jetzt das eigentliche Gebirge hinter sich gelassen. Und dort vorn müsste das beginnen, was der Abt als die Einöden bezeichnet hatte. Es war jetzt Vormittag und auch, wenn Inuyasha im Augenblick scheinbar keinen Hunger hatte, das würde kommen. Auch er selbst würde früher oder später ärgerlicherweise etwas essen müssen. So blieb er stehen. "Was ist?" fragte der jüngere Halbbruder sofort. "Ein Wildschwein" "Ein...Oh, unser Mittagessen?" Aber der Hundedämon war schon im Wald verschwunden. Mit gewissem Seufzen blieb Inuyasha zurück. Er war in dieser menschlichen Gestalt ja nicht einmal für eine Wildschweinjagd zu gebrauchen. Andererseits bezweifelte er nicht, dass Sesshoumaru samt Beute zurückkehren würde und suchte ein paar Äste zusammen. Einige von Kagomes Zündhölzern hatte er noch und so brannte bald ein Feuer. Als der ältere Halbbruder mit dem Wildschwein zurückkehrte, warf er es nachlässig zu Boden. Er hatte keine Ahnung, wie man Fleisch zubereiten sollte, um es für Menschen oder Halbdämonen genießbar zu machen. Inuyasha konnte sich das denken. Er dagegen hatte mit seinen Freunden oft genug am Lagerfeuer gesessen, gegrillt, so dass er sicher war, ein schönes Mittagessen hinzubekommen. Es dauerte, aber dann aßen sie gemeinsam, so viel sie konnten. Den Rest packte Inuyasha in den Beutel, in dem noch ein Teil der Vorräte war, die sie im Kloster bekommen hatten. Das würde noch für eine gemeinsame Mahlzeit reichen. Und dann müssten sie eben wieder zusehen, dass sie etwas finden könnten. Er sah auf. Sesshoumaru stand schon wieder, blickte voraus. Mit gewissem Seufzen erhob sich auch der Halbdämon. Aber er wusste auch, dass sie möglichst schnell wieder in ihre gewöhnliche Gestalt zurück sollten. Oder wollten. "Sesshoumaru?" "Gehen wir." Der Hundedämon setzte sich sofort in Bewegung. Am Rand des Waldes blieben sie für einen Augenblick stehen. Vor ihnen dehnte sich eine scheinbar endlose Ebene aus, meist mit verschiedenen Gräsern bewachsen. Vereinzelt waren auch Bäume, Büsche zu entdecken, weiter rechts wohl gar ein ganzer Wald. Aber kein hoher Berg, erst recht kein feuerspeiender Berg. Der Weg zum Berge Koweii würde noch recht weit sein. Nun ja. Niemand hatte gesagt, dass diese Prüfung einfach sein würde. Aber immerhin hatten sie schon eines der drei Schwerter zurückbekommen. Das war schon einmal ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich Ama-tsu-mara an seine Versprechen hielt. Wenn sie den Berg Koweii erreichen würden, bekämen sie alle drei Schwerter und ihre Fähigkeiten zurück. Bis dahin mussten sie einfach so mit allen auftauchenden Problemen fertig werden. Und davon würde es hier in diesen einsamen Gegenden mit Sicherheit einige geben. "Sesshoumaru?" erkundigte sich der Halbdämon: "Kannst du etwas wittern? Tiere oder Dämonen?" Menschliche Sinne waren wirklich unterentwickelt. "Beides." "Na toll. - Starke Dämonen?" Etwas wie ein missfallender Laut, ließ ihn die Frage verbessern: "Dämonen, die im Augenblick eine Gefahr darstellen?" "Für dich, ja." Natürlich. Als ob Sesshoumaru je zugeben würde, dass etwas für ihn eine Gefahr darstellen könnte. Andererseits hatte er Recht. Als Mensch war man für jeden auch nur mickrigen Dämon eine potentielle Beute. "Verdammt, wenn ich doch nur mein Tessaiga hätte..." "Dann wohl nicht." Der Hundedämon ging weiter. Sollte das jetzt ein Trost sein? Dachte Inuyasha, lief aber an die Seite des Älteren. Mit Tessaiga könnte er die hiesigen Dämonen erledigen? Das wäre ja schon mal was. Und da der alte Zausel Tensaiga rausgerückt hatte, wäre es doch nur eine Frage der Fairness, wenn er als nächstes sein Schwert zurückbekommen könnte. *********************************************** Immerhin, sie haben sich gegenseitig geholfen, wenn auch nicht aus dem Grund: das ist mein Bruder und ich muss ihm helfen. Als Belohnung haben sie Tensaiga bekommen. Aber auf Tessaiga wird Inuyasha wohl noch warten müssen. Das nächste Kapitel heisst "No Fear" - und das wird leichter gesagt als getan sein, wenn man als zwei Appetithäppchen betrachtet wird. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich auch eine ENS, wenn ich ssehe, dass das neue Kapiutel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 6: No fear ------------------ Euer Mitleid mit den verzauberten Hundebrüdern könnte am Platz sein. Jemand hat Appetit auf hübsche Jungen... Viel Spaß beim Lesen! 6. No fear Die Hundebrüder machten Pause. Inuyasha war mehr als müde. Trotz seiner wunderbaren Rettung durch Tensaiga steckte er immer noch in einem menschlichen Körper. Und nach der letzten schlaflosen Nacht benötigte er dringend Ruhe. Er schlief, während Sesshoumaru einfach da stand und wartete. Wenigstens musste er selbst nicht so oft schlafen. Das würde hier in der Wildnis verheerend werden, sie viel Zeit kosten, da immer einer wachen müsste. Obwohl er hier stand, wagten sich einige Wölfe sehr nahe. Zu nahe. Für gewöhnlich hätten sich die mit eingezogenem Schwanz davongemacht, hätten sie ihn bemerkt. So aber starrten sie ihn an, überlegten sichtlich, ob sie sich an ihn wagen sollten. Er fixierte sie ungerührt. Sollten sie es unternehmen ihn anzugreifen, würde er sie zerreißen. Wölfe sind intelligente Tiere. Als sie den Blick trafen, wussten sie, dass sie keinem Menschen gegenüberstanden. Und sie hielten es für ratsamer, sich ihre Abendmahlzeit woanders zu besorgen. Sie verschwanden. Die Sonne berührte den Horizont, als Inuyasha erwachte. Ein wenig erschreckt bemerkte er, wie spät es schon geworden war. So sah er auf, zu seinem Halbbruder, der in den Abend blickte. Und er erkannte, was passieren würde. "Sesshoumaru!" Dieser drehte sich ein wenig erstaunt um. In der Stimme des Jüngeren hatte Panik gelegen, obwohl er keine Gefahr wittern konnte. "Du...heute Nacht..." brachte der Halbdämon hervor, unsicher, wie er das jetzt ausdrücken sollte ohne gekillt zu werden: "Du verwandelst dich!" Der Hundedämon presste kurz die Lippen aufeinander. Aber Inuyasha war ein Halbdämon, lebte seit seiner Geburt mit der Tatsache, in einer Nacht nur ein Mensch zu sein. Er würde die Anzeichen erkennen. Und er selbst fühlte sich auch sehr eigen, als ob seine Sinne schwinden würden. Er verwandelte sich also auch in einen Menschen. Und das war mehr als ärgerlich. Peinlich. Erniedrigend. Überdies war es gefährlich. Sie beide hier als Menschen im Nichts. Die Wölfe konnten zurückkommen oder andere unerwünschte Gäste. Das war der nächste Punkt auf der langen schwarzen Liste, die er dem Schmiedegott präsentieren würde. Was erlaubte der sich eigentlich? Aber er sagte nur: "Ist das so?" Und blickte wieder zur Sonne. Inuyasha war über diese Reaktion nicht sonderlich erfreut: "Hallo? Du verwandelst dich in einen Menschen." Und das bedeutete, dass sie als zwei nette Appetithappen hier rumsitzen würden. Oder wusste dieser arrogante Hund nur nicht, was auf ihn zukam? Fehlte ihm die Vorstellungskraft, wie es wäre, wenn ihm jede Dämonenenergie entzogen wurde? Er selbst hielt das Gefühl, zu einem Menschen zu werden schon immer fast nicht aus, obwohl er sich in den vergangenen drei Tagen daran gewöhnen musste. "Jeder Dämon, jedes Raubtier wird uns wittern..." "Und?" "Wieso und? Na, und uns angreifen, fressen wollen." "Kannst du etwas daran ändern?" "Nein." Inuyasha verstand nicht. "Dann reg dich auch nicht auf." Der Hundedämon blickte sich noch immer nicht um. Aber er spürte ein Unbehagen, das fast an Schmerz grenzte, als die Sonne unterging. Und im nächsten Moment fühlte er, wie sich seine Hand entspannte, die Klauen zurückbildeten und er wusste, dass sein Haar ebenfalls schwarz geworden war. Dieser dämliche Gott müsste sich ins Fäustchen lachen. Langsam drehte er sich zu seinem Halbbruder um. Dieser starrte ihn an. "Was ist, Inuyasha?" "Du...du siehst mir so ähnlich..." brachte der hervor. Mit schwarzen Haaren, dunklen Augen und ohne die Zeichen, die er für gewöhnlich trug, wirkte Sesshoumaru fast wie eine ein bisschen ältere Ausgabe des Gesichtes, das ihm von Wasseroberflächen zugespiegelt wurde. Oh, bitte, dachte der Hundedämon, sagte aber: "Wir sind Halbbrüder. Gehen wir." "Wohin?" Aber der kleine Bruder erhob sich. Er hatte ja geschlafen. "Wenn wir in Bewegung bleiben, ist es für Raubtiere schwieriger, uns zu folgen. Die meisten haben ein Revier." Und da die Wölfe schon hier gewesen waren, wollte er kein Risiko eingehen. Er, Sesshoumaru, und musste wegen ein paar Wölfen besorgt sein. Dazu kam diese minderwertige Sinnenausstattung. Er konnte fast nichts riechen, kaum etwas hören und sein Nachtsehvermögen war erneut heruntergesetzt worden. Immerhin sollte Inuyasha jetzt zufrieden sein. Sie waren beide auf dem gleichen untersten Niveau angekommen. Leider war Ama-tsu-mara nicht irgendjemand, sonst hätte er mit Freuden begonnen, ihm langsam den Garaus zu machen. Das wäre kaum möglich. Unerfreulich. Aber niemand hinderte seine Gedanken und so überlegte er sich bei jedem Schritt, den er in dieser erbärmlichen Menschengestalt machen musste, eine neue Foltermethode. Inuyasha kam an seine Seite. Immer wieder warf er einen Blick auf seinen schweigsamen Begleiter. Er müsste sich schwer täuschen, wenn das für den Hundedämon nicht die schlimmste Grausamkeit wäre, hier in Menschengestalt herumzulaufen. Aber er wirkte kühl und arrogant wie eh und je. Natürlich, er würde kaum eine Schwäche zeigen und schon gar nicht vor seinem ungeliebten Halbbruder. Der Vollmond erleuchtete die Einöde gerade genug, dass auch Menschenaugen Hindernisse bemerken konnten - oder auch das Fehlen von solchen. Sesshoumaru blieb stehen. "Was ist?" Inuyasha war prompt alarmiert. War sein Halbbruder jetzt müde? Oder hatte er etwas bemerkt. "Frag nicht mich, sondern deine Augen." Der Halbdämon blickte irritiert voraus. Tatsächlich. Sie schienen sich auf einer Art Strasse zu befinden. Es war eine sicher drei Meter breite Strecke, die sich in die Nacht vor ihnen hinzog. Schleifspuren waren trotz der Dunkelheit gut zu erkennen. Er bückte sich ein bisschen: "Das sieht fast wie Abdrücke von Händen aus", murmelte er. Aber wer oder was sollte das sein, der hier auf Händen lief und dabei etwas vor sich hinschleifte? Unwillkürlich musste er an den Schlangendämon denken, der hatte Hände besessen und einen schlangenförmigen Leib. Aber die beiden, die sie getroffen hatten, waren tot und Schlangen bauten doch keine Strassen? Er richtete sich wieder auf, sah seitwärts - die unwillkürliche Anfrage an den großen Bruder. Instinktiv versuchte der Hundedämon zu wittern, aber in diesem erbärmlichen Körper konnte man einfach nichts entdecken. Aber etwas war da, er konnte es spüren. So drehte er sich langsam um die eigene Achse - und erstarrte, als er die weißen Gestalten aus der Dunkelheit kommen sah. Sie hatten sie umzingelt. Inuyasha wich unwillkürlich Rücken an Rücken zu seinem Halbbruder zurück, während er entsetzt auf die näher kommenden Wesen starrte. Sie waren weiß, und ihre Oberkörper und Köpfe wirkten fast menschlich, wie Frauen, um korrekt zu sein, aber sie besaßen sechs Hände. Und ihre Hinterleiber waren lang, ähnlich wie von Termiten. Überdies waren sie mit Speeren bewaffnet. Ihre Oberkörper wurden von Rüstungen bedeckt. "Was haben wir denn da?" Eine schob sich ein bisschen näher heran. Vier Hände wurden anscheinend zur Vorwärtsbewegung genutzt. In der fünften hielt sie einen Speer. "Menschen, junge, männliche Menschen in unserem Territorium." "Habt ihr was dagegen?" knurrte Inuyasha prompt. "Aber nein." Sie lachte ein wenig: "Wirklich nicht. Das kommt so selten vor. So unvorsichtig ist kaum jemand. Kommt, wir begleiten euch zur Königin." Zehn Speere wurden auf die Brüder gerichtet. "Wir haben keine Wahl", sagte Sesshoumaru. Erst mit der Morgendämmerung würde er wenigstens wieder zu einem Halbdämon werden. Er hätte nie gedacht, sich über diese Tatsache einmal freuen zu können. "Sehr richtig." Die Anführerin nickte leicht. Ihre Kriegerinnen drehten sich etwas, bildeten so eine Gruppe, in deren Mitte sich die Halbbrüder befanden, marschierten los. "Was sind das...?" begann Inuyasha, ohne eigentlich eine Antwort zu erwarten. "Amazonentermiten. Eine Dämonenart." Der Hundedämon überlegte kurz, ehe er fortfuhr: "Sie werden uns nicht fressen." Sein jüngerer Bruder kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass das keine gute Nachricht war: "Sondern?" "Gefangenhalten." "Du meinst...?" Mit Entsetzen starrte der Halbdämon auf die Kriegerinnen neben sich: "Aber..." In gewisser Hoffnung fuhr er fort: "Bis zum Morgen fällt uns doch sicher etwas ein. Oder ich bekomme mein Tessaiga zurück." "Das würde dir in Menschenform kaum etwas nützen, nicht wahr? Und sie sind vollwertige Dämonen, der gesamte Staat." "Staat? Wie viele..?" Aber Inuyasha brach ab. Denn vor ihnen stieg ein Berg in den Himmel, gewiss hundert Meter hoch, und er erkannte im Mondlicht auf den zweiten Blick, dass es sich dabei um eine Stadt handelte, die sich in die Höhe schraubte. Da mussten hunderte dieser Wesen wohnen. Und Sesshoumaru hatte Recht. Selbst, wenn er Tessaiga in der Hand hätte, das Schwert, mit dem man hunderte von Dämonen mit einem Schlag töten könnte - als Mensch konnte er es nicht aktivieren. Gegen diese alle war es aber ohne Waffen unmöglich zu gewinnen. Leider sah das auch nicht so aus, als ob es irgendwie nützlich wäre, würde sich sein Halbbruder wenigstens wieder zu einem Halbdämon verwandeln. Aber Sesshoumaru war doch schlau, vielleicht würde ihm etwas einfallen.Inuyasha warf unwillkürlich einen Blick zum Himmel. Der Mond war im Sinken, aber die Morgendämmerung würde sicher noch eine Stunde auf sich warten lassen. Und bis dahin wären sie gewiss schon in dieser Termitenstadt. In den engen Strassen der Stadt starrte Inuyasha trotz ihrer alles andere als angenehmen Lage verblüfft die verschiedenen Wesen an, die sich da bewegten. Einige sahen aus wie die Kriegerinnen, denen sie in die Hände gefallen waren. Andere waren kleiner, unbewaffnet. Statt der sechs Arme hatten sie acht, vier zum Vorwärtsbewegen des Hinterleibes, und vier zum arbeiten. Eine dritte Gruppe wirkte fast durchsichtig, eilte geschäftig hin und her, als ob sie wichtige Nachrichten verbreiten würden. Offenbar gab es für fast jede Aufgabe eine andere Sorte. Aber sie waren sich zu ähnlich, als dass man nicht gewusst hätte, dass sie trotzdem alle von einer Art waren. Er warf rasch einen Blick seitwärts. Natürlich. Der Herr Halbbruder wirkte wie immer desinteressiert. Immerhin hatte er gewusst, was das für eine Art Dämonen war. Woher eigentlich? "Sesshoumaru?" "Was ist?" "Hast du die schon mal getroffen?" "Nein." "Woher weißt du dann Bescheid?" Ein rascher Seitenblick verriet etwas wie Erstaunen: "Ich wurde ausgebildet." Ach ja, dachte Inuyasha. Natürlich. Er war ja bei Vater. Komischerweise hatte er noch nie daran gedacht, dass sein Halbbruder und sein Vater ja jahrelang irgendwie beisammen gewesen sein mussten. Ab und an zumindest. Wie sich dieses Zusammenleben abgespielt hatte? Ob er bei Gelegenheit mal einfach fragen sollte? Ob Vater auch mal Ohrfeigen verteilt hatte? Aber im Augenblick war etwas anderes wichtiger: "Die Sonne..." Sesshoumaru spürte es, spürte das rasche Ansteigen seiner Dämonenenergie. Seine Hand wurde wieder zu einer Klaue und ohne es zu sehen, wusste er, dass auch sein Haar wieder weiß geworden war. Immerhin verfügte er nun wieder über die halben Kräfte. "Nanu", sagte eine der Kriegerinnen, die sie begleiteten: "Siehst du bei Tageslicht anders aus? Das ist ungewöhnlich für einen Menschen..." Der Hundedämon wollte schon sagen, wer er sei, ließ es dann aber bleiben. Er wusste nicht, was die Amazonentermiten mit anderen Dämonen anstellten. Und er war leider nicht in der Form, sich mit der gesamten Stadt anzulegen. Überdies hatten sie wohl das Ziel, den Königinnenpalast, erreicht. Vor ihnen öffneten andere Kriegerinnen das Portal. Dahinter öffnete sich ein dunkeler Saal, nur erhellt von einer eigenartigen Lichtquelle. Es wirkte fast, als hätten die Bewohnerinnen einen künstlichen Sternenhimmel erschaffen. Im Hintergrund des Saales bewegten sich viele der durchsichtigen Amazonentermiten hastig um eine gigantische weiße Masse. Inuyasha wurde fast schlecht, als er auf den zweiten Blick erkannte, dass es sich um die Königin handeln musste. Ihr Vorderleib sah dem der Kriegerinnen recht ähnlich, aber der an sich schon große Hinterleib war bei ihr gewiss zehnmal so voluminös wie der einer Kriegerin. "Männliche Menschen", sagte sie: "Wie schön..." Die Kriegerinnen deuteten einfach voraus und die Halbbrüder gehorchten. Sesshoumaru warf einen raschen Blick herum. Ob man die Königin als Geisel nehmen konnte? Der Staat war allein auf sie ausgelegt, soweit er wusste. Inuyasha wäre zwar keine große Hilfe in dieser Menschenform, aber das wäre wohl die einzige Möglichkeit, unbewaffnet und mit diesen mangelnden Fähigkeiten aus der Termitenstadt zu entkommen. Er sah wieder zu der Königin. Diese Option würde er sich bis zum Schluss aufheben. Aus ihrem Schatten tauchte eine andere Amazonentermite auf, eine Art, wie sie sie bislang nicht gesehen hatte. Ihr Kopf war größer, als der aller anderen. Auch sie besaß sechs Arme. Diese betrachtete die Gefangenen, ehe sie emporblickte: "Verzeiht, Hoheit, aber ich fürchte, den Kriegerinnen ist ein Irrtum unterlaufen." "Warum?" Die Königin fixierte Inuyasha, der sich ziemlich unwohl fühlte: "Sie sind noch jung und sicher sehr kräftig" "Aber leider nur einer ist ein Mensch." "Was meinst du?" Jetzt blickte die Termitenkönigin zwischen den beiden hin und her. "Stimmt", sagte Sesshoumaru: "Ich bin kein Mensch." Er überlegte kurz. Aber so, wie die andere das gesagt hatte, schienen nur Menschen zur Beute zu werden. Vielleicht konnte man hier ohne Kampf wieder weg. Die Beraterin musterte ihn: "Ich bin schon alt, Hoheit, aber ich vergesse nie jemanden, wenn ich ihn sah. Und die Zeichen im Gesicht, die weißen Haare, das Fell...ich kannte mal jemanden, der so ähnlich aussah. Es ist sicher schon ein Jahrhundert her, oder zwei. Sag, bist du ein Hundedämon?" "Ja." Hatte diese alte Amazonentermite etwa Vater gekannt? Auch Inuyasha hatte begriffen: "Hast du unseren Vater mal getroffen?" "Euren Vater?" Jetzt starrten ihn alle an. "Sei still, Inuyasha." Konnte denn dieses Halbblut nicht einfach mal die älteren reden lassen? "Er ist mein Halbbruder", ergänzte er aber noch. Das klang fast wie eine Entschuldigung. "Die beiden Söhne des Großen Hundedämons, also." Die Beraterin blickte zu ihrer Königin: "Ihr wisst, was das bedeutet." "Natürlich." Die Königin brauchte nicht zu überlegen: "Ich muss mich bedanken, dass ihr meine Kriegerinnen nicht getötet habt, als ihnen dieser Irrtum unterlief. Selbstverständlich könnt ihr unsere Stadt verlassen. Sag, Hundedämon, wie ist dein Name?" "Sesshoumaru." "Der perfekt tötet. Dann bin ich froh, dass du deinem Namen heute nicht gerecht geworden bist. - Begleitet sie hinaus." Inuyasha war zwar erfreut über diese Entwicklung, aber er begriff nicht so ganz. Hatten die Amazonentermiten und Vater sich mal im Guten oder im Bösen getroffen? Sie schienen jedenfalls Angst zu haben, dass sie beide der gesamten Stadt gefährlich werden könnten. Aber da Sesshoumaru ging, folgte er. Er verspürte nicht die mindeste Lust, länger als notwenig sich in einer so eigenartigen Stadt aufzuhalten. Und ihm war klar, dass er allein hier nie wieder rausgekommen wäre. Zumindest nicht ohne Tessaiga. Die Blicke, die die Amazonentermiten auf ihn warfen, als die Kriegerinnen sie wieder zum Tor der befestigten Stadt brachten, genügten ihm völlig. Vor dem Tor atmete er richtig durch. "Das war knapp. - Weißt du, woher sie Vater kannten?" "Nein." Der Hundedämon ging weiter, Richtung Norden. Der Tag hatte gerade begonnen und ehe es dunkel werden würde, wollte er möglichst weit von der Termitenstadt entfernt sein. Inuyasha seufzte etwas, sah aber die Notwendigkeit ein. So begann er im Gehen zu essen: "Sie schienen tatsächlich Angst gehabt zu haben, wir würden ihre Stadt zerlegen, oder so." Verdiente das eine Antwort? Nun ja, entschloss sich der Hundedämon, irgendjemand musste diesem Trottel ja mal was beibringen: "Vater hätte es gekonnt." "Echt? Allein? Ich hätte nicht gedacht, dass er so..." Er brach lieber ab: "Dann haben sie wohl mal gegen ihn gekämpft." "Vielleicht." "Und was macht die Königin mit Menschen?" Ein Zögern, ehe Sesshoumaru sagte: "Ich weiß es nicht genau." Hoppla, dachte der Jüngere. Er gibt zu, etwas nicht zu wissen? Erstaunlich. Aber es wäre wohl besser, nichts dazu zu sagen. Hier gab es zwar keine Bäume, gegen die man geworfen werden könnte, aber ohne Tessaiga und als Mensch... In einem Kampf würde er ihn vermutlich wieder nicht einmal berühren können. Wie es wohl Kagome ging? Er vermisste sie richtig. "Sesshoumaru? Was meinst du, hat dieser Schmiedegott mit unseren Freunden gemacht?" "Deinen Freunden." "Und Jaken und Rin..." Okay, das war mal wieder falsch gewesen. Aber immerhin hatte er ihm keine dafür runtergehauen, dass er Jaken als seinen Freund bezeichnet hatte. "Nichts." "Immer diese erschöpfenden Auskünfte", maulte Inuyasha. Aber er konzentrierte sich dann lieber auf sein Frühstück. Gegen Mittag mussten sie eine Pause einlegen. Der Halbdämon nutzte die Gelegenheit, um seinen Nachtschlaf ein wenig nachzuholen. Dieses dauernde Schlafbedürfnis von Menschen war ein wenig lästig, fanden die Halbbrüder in seltener Eintracht. Aber es war eben so und solange sie wegen dieser Prüfung in den falschen Körpern steckten, konnten sie daran auch nichts ändern. So machten sie am Abend nach einer sehr schweigsamen Wanderung wieder Rast. Nichts hatte sich in der eintönigen Steppe gezeigt, kein Tier, kein Dämon. Nicht einmal Vögel hatten sie gesehen. Inuyasha, gefangen in dem menschlichen Körper mit den unterentwickelten Sinnen, hatte sich keine Gedanken darüber gemacht. Er nahm einfach an, vieles nicht zu bemerken. Und er wusste, dass Sesshoumaru ihn warnen würde, käme eine Gefahr auf sie zu. So legte er sich schlafen. Dem älteren Bruder war freilich aufgefallen, dass das Land hier immer mehr zur Einöde wurde, auch Dämonen diese Gegend mieden, selbst einfache Tiere. Und das konnte nur einen Grund haben. Der Hundedämon prüfte die Luft. So weit in den Einöden des Nordens war er noch nie gewesen, aber er wusste, von was hier die Hauptgefahr ausging. Er hoffte nur, dass ihnen die wahren Beherrscher dieser Länder nicht begegnen würde, sie nicht einmal wahrnehmen würden. Sie wären doch vermutlich nicht an einem Menschen und einem Halbdämon interessiert. Falls es zu einer Begegnung kommen sollte, wäre diese unbewaffnet und mit diesen mangelnden Fähigkeiten aber sicher tödlich. Sollte einer in ihnen die Söhne des Großen Hundedämons erkennen, würde es sogar ein sehr langsamer und schmerzhafter Tod werden. Die Herren des Nordlandes hatten den Krieg gewiss nicht vergessen, die Niederlage, die sie durch Vater erlitten hatten. ******************************************************** Tja, bei den Amazonen war es gut, dass sie die Söhne ihres Vaters sind. Aber das ist manchmal auch ein ganz schwerer Nachteil, wie sie sehr bald herausfinden werden. Das nächste Kapitel heisst "Dungeons and Dragons". Ich weiß, dass ist kein Liedtitel, aber es passte so schön. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich wie immer eine Ens, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 7: Dungeons and Dragons ------------------------------- Ja, das mit den Termiten und Amazonen habt ihr schon richtig gedeutet. Aber wie schon erwähnt kann es manchmal auch unangenehm bis gefährlich sein, den falschen Vater zu haben... Viel Spass beim Lesen. 7. Dungeons and Dragons Als Inuyasha erwachte, dämmerte der Morgen. Er richtete sich auf, suchte den Beutel. Ein wenig Essen war noch darin, aber nicht viel. Und hier sah es weit und breit auch nicht nach Beeren oder sonstigen Sträuchern aus. "Magst du auch etwas?" fragte er automatisch. Keine Antwort. So sah er auf: "Das ist der Rest. Wenn wir nicht bald etwas anderes finden, gibt es nichts mehr. Oder willst du jagen gehen?" "Das Einzige, was hier gejagt werden kann, sind wir." "Wie meinst du das?" Erst jetzt fiel dem Halbdämon auf, dass sein älterer Bruder sehr aufmerksam witterte: "Gefahr?" "Noch nicht. Lass uns weitergehen." Inuyasha sprang auf. Er müsste also wohl wieder im Gehen essen. Aber hier schien etwas nicht zu stimmen. Er blickte sich um, aber um sie lag die eintönige Ebene. Nicht einmal am Horizont mehr war die Termitenstadt zu erkennen. "Was ist los?" fragte er dann doch. Diese menschlichen Sinne waren einfach zu schwach. Sesshoumaru setzte sich in Bewegung. Sollte er dem Jüngeren das wirklich erzählen? Was hatte dieser Idiot eigentlich für eine Ausbildung bekommen? Nun, nur die durch Menschen, gab er sich zu. Was konnte man da auch schon erwarten. Eine Stimme in seinem Hinterkopf deutete schüchtern an, dass es eigentlich die Aufgabe des älteren Bruders gewesen wäre, den jüngeren nach Vaters Tod zu erziehen. Er unterdrückte diese Anwandlung schleunigst, erklärte aber: "Hier im Norden liegt ein Drachenreich. Falls sie uns entdecken, werden sie uns sofort töten." "Drachen. Und ich habe Tessaiga nicht...Na toll. Weißt du, wo das Reich liegt? Bei unserem Glück hier, oder?" "Das weiß ich nicht genau. Ich weiß nur, dass sie jeden töten, der kein Drache ist und ihr Reich betritt. Vater hat vor Jahren gegen sie gewonnen." "Ach, daher kannte die Amazonentermite ihn?" "Möglich." Ja, daran hatte er gar nicht gedacht. Aber dieser Kampf musste legendär gewesen sein. Die Termiten hatten wohl nur die Köpfe eingezogen und gewartet, bis das vorbei war. Nun, ihnen hatte es bei der Königin zum Vorteil gereicht. Es war nur die Frage, wie aufmerksam die Drachen ihr Reich bewachten. Und ob ihnen ein Mensch und ein Halbdämon nicht einfach zu armselig waren, um sich mit ihnen näher zu befassen. Würden sie das jedoch tun, sah er vor allem für sich selbst schwarz. Schon die Termiten hatten ihn als Sohn seines Vaters erkannt - die Drachen würden es ebenso bemerken. Und sie würden gewiss ihre Rache haben wollen. Drachen erinnerten sich stets an alles, was man ihnen angetan hatte und sie waren sehr nachtragend. Ob dieser Schmiedegott eigentlich wusste, was er ihnen für eine Route ausgesucht hatte? Ama-tsu-mara war es gerade klar geworden. Drachen. Jetzt erinnerte er sich, dass sie dort wohnten. Ihm selbst taten sie nicht, man ging sich aus dem Weg. Nicht einmal Drachen waren bereit sich mit ihm anzulegen. Für die Hundebrüder würde das anders aussehen. Aber vielleicht bemerkten die Drachen nicht, dass die beiden durch ihr Reich spazierten. Das hoffte er. Wieso hatte er das vergessen? Er wollte die Jungs doch nicht wirklich umbringen. Dazu fand er sie inzwischen zu gut. Inuyasha sah seitwärts:"Dort vorne kommt ein Berg...Berge, oder? Das könnte dieser Feuerberg Koweii sein, zu dem wir müssen." "Es ist ein Feuerberg." Der Hundedämon konnte selbst in seiner halbdämonischen Form Schwefelgeruch wittern. Das wäre zu schön, um wahr zu sein, dass sie es geschafft hätten. Er freute sich, endlich seine wahren Kräfte zurück zu bekommen, Tokejin wieder zu haben. Aber er konnte es fast nicht fassen. Waren sie in einer anderen Gegend, als dort, wo die Drachen lebten? Aber wieso hatten dann die Amazonentermiten von Vater gewusst? Oder.... Er blieb stehen. Über dem Vulkan vor ihnen schien sich etwas zu bewegen. War das Rauch? Würde der jetzt etwa ausbrechen? Das wäre nicht gerade passend. "Da ist etwas", sagte auch Inuyasha und zog ein wenig die Augen zusammen, um es besser erkennen zu können. "Das sieht aus...ja, als ob da etwas fliegt...Drachen!" Sein erster Instinkt war wegzulaufen. Aber da Sesshoumaru stehen blieb, tat er es auch. Er wollte sich doch nicht blamieren. Überdies wäre es Quatsch. Hier auf der baumlosen Ebene würden fliegende Drachen jeden wegrennenden Menschen mit Leichtigkeit einholen. Eher gäbe ihnen so eine Jagd noch Vergnügen ab. Der Hundedämon betrachtete die zehn Drachen, die heran geflogen kamen, mit unbewegtem Gesicht. Wehren war undurchführbar, Flucht ebenso undenkbar. Alles, was er tun konnte, war, seinen Stolz zu bewahren, keine Schwäche zu zeigen. Als der vorderste im Tiefflug herangeschossen kam, das Maul öffnete, wusste er, dass er Feuer spucken würde: "Beweg dich nicht!" sagte er zu Inuyasha. Dieser fand das eine sehr merkwürdige Aufforderung, zumal gleichzeitig ein Feuerstoß vor ihnen auf den Boden aufprallte, in ihre Richtung wanderte. Erst dann erkannte er, dass das an ihnen vorbeilaufen würde. Das war nur eine Warnung gewesen. Gleichzeitig waren die anderen neun Drachen vor ihnen gelandet, falteten die Flügel zusammen und nahmen menschliche Gestalt an, die Hände an Schwertern. "Fremde in unserem Territorium! - Du bist leichtsinnig, Dämon." Der Anführer sprach Sesshoumaru an, da er bei ihm Dämonenenergie spüren konnte. Halbdämon oder Volldämon konnte er dagegen nicht unterscheiden: "Oder hältst du dich für so stark? Oder willst du uns dieses Menschlein als Geschenk bringen?" "Weder noch. Ich möchte nur weiter in den Norden reisen." Selbst, wenn er seine volle Macht gehabt hätte, wäre ein Kampf schwierig geworden, zumal der zehnte Drache noch immer über ihnen kreiste. Er hätte natürlich gewonnen, aber jetzt in dieser halben Form mit Inuyasha als Beigepäck? "Kris...das ist doch..."sagte einer der anderen Drachen: "Sieh ihn dir genauer an!" Kris, der Anführer, tat das: "Du musst wirklich vollkommen dämlich sein", meinte er dann: "Sohn des Herrn der Hunde. Du bist Sesshoumaru, nicht wahr? Nun, du wirst einige Tage Zeit bekommen, darüber nachzudenken, wie falsch es war, hierher zu kommen." Er nickte leicht. Vollkommen unerwartet warfen zwei der anderen Drachen etwas, das scheinbar nur eine Schnur war, sich eigenständig um Sesshoumaru wickelte, seinen Arm an die Seite presste. Erst dann erkannte Inuyasha, dass es sich um Ketten handelte, vermutlich magische Ketten. Der Hundedämon blieb weiterhin regungslos. Kris fuhr denn auch fort: "Nicht einmal ein Dämon, der so stark wie du ist, kann sie brechen. Nicht einmal in deiner wahren Form. Je stärker jemand ist, umso stärker wird auch der Bann. Ich bin sicher, unser König wird sich über deinen unerwarteten Besuch freuen." Inuyasha dachte hektisch nach. Aber sie hatten keine Möglichkeit, sich hier zu wehren. Tessaiga! Warum gab dieser Schmiedegott ihm denn sein Schwert nicht zurück? Unwillkürlich trat er näher zu seinem Halbbruder, in dem unbewussten Versuch, ihn beschützen zu wollen. Die Drachen sahen das freilich anders: "Oh, Menschlein, " meinte Kris: "Dein Herr kann dich nicht mehr schützen. Aber keine Angst, was auch immer du gehört hast. Wir fressen dich nicht." Er grinste etwas: "Aber statt einem Dämon kannst du ja Drachen dienen?" Diener? Der Halbdämon holte tief Luft, um zu protestieren, wie er es wage könne, ihn als Diener einzustufen, er sei Inuyasha, als der Drache schon fortfuhr: "Zu schade, dass nicht Inuyasha in deiner Begleitung ist, Sesshoumaru. Soweit wir hörten, hat dein kleiner Bruder Ryoukossei ermordet. Unser König hat geschworen, ihm dafür das Fell in Streifen vom Leib zu ziehen. Aber vielleicht macht er es nun bei dir. Kommt, gehen wir ein wenig spazieren..." Da sich der ältere Bruder in Bewegung setzte, tat es auch Inuyasha, zum ersten Mal seit Beginn dieser Reise froh, nur als Mensch durch die Gegend zu laufen. Wäre er in seiner normalen Form gewesen, hätten sie ihn sicher auch mit diesen magischen Ketten gefesselt, um ihn grausam umzubringen. So war er zwar schwach, aber frei. Er musste aufpassen. Vielleicht ergab sich eine Möglichkeit und er könnte diese Ketten von Sesshoumaru wegbringen. Er war mit Sicherheit die einzige Hoffnung, die sein Halbbruder noch haben konnte. Er müsste ihn doch irgendwie beschützen können. Die Hundebrüder wurden durch Gänge in den erloschenen Feuerberg geführt. Einzelne Schwefelquellen oder heiße Wasserquellen zeugten noch von der hitzigen Vergangenheit. Dann standen sie wieder unter freiem Himmel, im ehemaligen Krater. In der Mitte saß der Drachenkönig in menschlicher Gestalt auf einem Felssessel. Er starrte auf die Gefangenen, dann glitt ein breites Grinsen über sein Gesicht. "Was für eine unerwartete Freude, dich hier begrüßen zu dürfen, Sohn des Herrn der Hunde. So lange Jahre habe ich mir gewünscht, deinen Vater hier zu haben. Aber nun werde ich es genießen, wenigstens einen Ersatz zu bekommen." Sesshoumaru betrachtete ihn regungslos. Inuyasha wusste, dass sein Bruder keine Schwäche zeigen würde, nicht, wenn er noch einen Funken Selbstbeherrschung hätte. Er sah sich hastig um. Um sie herum standen lauter bewaffnete Drachen. Was konnte, was sollte er nur tun. "Du, Menschlein.." Der Halbdämon zuckte unwillkürlich zusammen, als er begriff, dass er gemeint war. "Du darfst hier bleiben. Und solange du tust, was immer ein Drache von dir will, darfst du sogar am Leben bleiben. Frag andere Menschen, wie das geht. Und jetzt verschwinde." Inuyasha sah unwillkürlich zu seinem Halbbruder. Dieser sagte nur: "Geh." Immerhin hätte er eine bessere Chance zum Überleben als er selbst. Zumindest, solange dieser Trottel seinen Mund hielt und nicht verkündete, dass er Inuyasha sei. Dann käme er gleich neben ihn und die Drachen würden ihr Mütchen an beiden kühlen können. So würde wenigstens einer am Leben bleiben, Vaters Blut nicht völlig von der Erde verschwinden. Der Halbdämon gehorchte. Hätte er doch nur Tessaiga...Er erkannte, dass einige Gänge in den Berg führten, So lief er auf einen zu. Die Drachen machten ihm nicht gerade Platz, aber er bemühte sich, keinen anzurempeln, den verängstigten Menschen zu spielen. Sie mussten ihn für harmlos halten. Vielleicht könnte er sich nachts anschleichen, Sesshoumaru losbinden, vielleicht fiel ihm etwas anderes ein... Als er den Eingang in das Höhlenlabyrinth erreichte, drehte er sich noch einmal um. Die Stimme des Drachenkönigs schien von den Wänden wiederzuhallen, als er lachte: "Nun, du bist noch immer so eiskalt. Aber ich werde dich zum Schmelzen bringen. Ich habe mir so viele schöne Tode ausgedacht Und dein Winseln wird Balsam in meinen Ohren sein. - Bindet ihn dort an. Und dann beginnt mit dem Aufbau." Dem Aufbau? Inuyasha begriff nicht ganz. Unwillkürlich fuhr er herum, als sich etwas auf seine Schulter legte, erkannte dann, dass es eine menschliche Hand war. Ein Mädchen stand vor ihm, starrte ihn an: "Du...haben sie dich gefangen? Mit deinem Herrn?" "Ja." Er musste herausfinden, was hier lief. Und er brauchte Tessaiga. Warum gab es ihm dieser Schmiedegott nicht zurück? Weil er immer noch nur ein Mensch sein sollte? Er brauchte seine volle Kraft und Tessaiga, dann wären diese Drachen Geschichte, da war er ganz sicher. "Ist er ein Dämon?" "Ja." "War er nett zu dir?" Nett...Doch, dachte Inuyasha, er hatte ihm immerhin das Leben gerettet. "Ja. Und ich schulde ihm mein Leben. Was meint dieser Drache mit dem Aufbau?" "Sie bauen ein Gerüst auf, damit jeder Drache zusehen kann. Das ist ihre Freude, einen starken Dämon langsam zu töten. Das...das hört sich schrecklich an. Ich habe es erst einmal gehört, aber es war entsetzlich. Und der Drachenkönig sagte dabei noch, dass er hoffe, das eines Tages an jemand ganz Bestimmten noch länger ausprobieren zu können..." Den hatte er wohl gerade gefunden. "Was musst du hier tun?" erkundigte sich der Halbdämon. "Alles, was ein Drache sagt. Aber meist kümmern sie sich nicht um uns Menschen. Komm. Ich werde dir etwas zu essen besorgen." "Wann...wie lange dauert es, bis sie das aufgebaut haben?" "Sicher eine Stunde. Sag nicht, du willst dabei zusehen, wenn sie deinen Herrn hinrichten." Sie starrte ihn an. "Ich muss", gab er zurück: "Wenn ich schon nichts anderes für ihn tun kann." Er konnte ihn doch nicht einsam da sterben lassen. Wenigstens sollte er wissen, dass er noch da wäre... "Du magst ihn anscheinend sehr, obwohl er ein Dämon ist. Ist er dein Freund?" Er sah sie wohl nicht sonderlich intelligent an: "Mein Freund?" Nun ja, dachte er, auf dieser Reise waren sie schon irgendwie relativ freundlich miteinander umgegangen. Wenn man es mit ihrem sonstigen Verhältnis verglich, geradezu beeindruckend freundlich. Und er wollte nicht sagen, dass sie Brüder wären. Wenn er zugab, Inuyasha zu sein, wäre dieser Drachenkönig wahrscheinlich noch beglückter. Und anscheinend versuchte Sesshoumaru ihn zu decken. Die Frage war, wie lange er das können würde. So, wie das Mädchen hier das sagte, und auch der Drachenkönig angekündigt hatte, würde wohl auch die Selbstbeherrschung seines Halbbruders irgendwann zu Ende gehen. So antwortete er: "Ja, irgendwie schon..." "Komm. Ich gebe dir etwas zu essen und dann zeige ich dir eine Stelle, wo du zusehen kannst, ohne dass du einem Drachen im Weg bist. Dafür würden sie dich töten. Und du scheinst sehr nett zu sein. Wie heißt du eigentlich?" "I..Miroku." Das war der erste Name, der ihm einfiel. "Ich bin Yuriko." Sie zeigte ihm den Weg durch das verwinkelte Labyrinth. Immer wieder kamen sie an heißen Quellen vorbei, schoss Dampf aus dem Boden. An solch einem Ort konnten sich nur Drachen wohlfühlen. Sesshoumaru stand regungslos da. Sie hatten ihn an einen Basaltpfosten gebunden, ohne ihm die magischen Ketten abzunehmen. Scheinbar ungerührt betrachtete er den Aufbau, den die Drachen vorbereiteten. Ihm war nur zu klar, dass seine Gefangennahme für sie ein Geschenk war, das sie lange genießen wollten. Er blickte hinüber zum Drachenkönig. Dieser nickte: "Noch immer so kühl, junger Hund. Mal sehen, wie lange du ruhig bleiben kannst. Du bist stark und wirst gewiss lange durchhalten. Schwächere als du begannen schon zu jammern, wenn wir ihnen die Kleider nahmen, die der Welt ihren Status signalisieren sollten. Andere flehten, als wir ihnen ihren Stolz nahmen. Aber dein Stolz ist von einer anderen Art, nicht wahr? Irgendwann wird jedoch sogar dich deine Selbstbeherrschung verlassen, du um deinen Tod betteln. Aber ich werde dafür sorgen, dass der nicht so rasch eintritt. Und nichts und niemand kann dich hier herausholen." Inuyasha, dachte Sesshoumaru prompt, ehe er begriff, was er da gerade gedacht hatte. Tatsächlich, setzte er Hoffnungen in ein Wesen, das ein reiner Mensch war? Sein Halbbruder hatte zwar nicht so ausgesehen, als ob er ihn im Stich lassen wollte, aber er war ein Mensch. Ein einfacher unbewaffneter Mensch gegen ein ganzes Drachenlager. Lass diese Hoffnung, du Idiot, sagte er sich. Aber irgendetwas in ihm wusste, dass es auf den Jüngeren vertraute. Inuyasha war zu stur um aufzugeben. Welche Ironie. Er sollte wegen einer Tat seines Vaters zu Tode gefoltert werden - und seine Hoffnung war sein jüngerer Halbbruder, der zurzeit ein Mensch war. Yuriko blieb stehen: "Hier, Miroku..." Inuyasha musste kurz nachdenken, ehe er begriff, das er gemeint war: "Ja?" "Da ist das Essen für uns Menschen." "Wie viele Menschen sind denn hier?" "Ich weiß nicht. es sind so viele Gänge...dreißig, vierzig...aber immer wieder sterben. welche.." "Durch die Drachen?" "Nicht einmal. Sie...nun, sie behandeln uns wie Luft. Nur, wenn einer dir etwas befiehlt, musst du sofort gehorchen. Das ist alles. Aber diese Schwefelquellen und so. Immer wieder erstickt jemand darin." "Na toll..." Aber Inuyasha ging in die Küche. Zu seiner gewissen Überraschung lag dort frisches Brot: "Kocht hier jemand?" "Ja. Ich. Ich muss für die Menschen hier kochen. Das ist gut. Gute Arbeit meine ich. Kein Drache stört mich und ich muss nicht so oft durch den heißen Dampf dort draußen." "Warum bist du gekommen?" "Ich hörte, dass sie Gefangene haben." Sie deutete zu einer Art Lüftungsschacht. "Und ich dachte, wenn ein Mensch dabei ist, braucht er sicher eine Erklärung." "Das war sehr nett von dir." Der Halbdämon aß. Dieser dämliche alte Opa war an allem schuld. Die Liste dessen, was er ihnen zumutete wurde immer länger. Und wenn tatsächlich Sesshoumaru hier umkam, würde er diesem Schmied die Leviten gründlich lesen, Gott hin oder her. Etwas Magie ließ ihn sich umdrehen. Yuriko hatte wohl ebenfalls bemerkt, dass etwas anders war. Jetzt starrte sie fassungslos in eine Ecke: "Das ist ja ein Schwert? Wie kommt denn das daher?" "Tessaiga!" Inuyasha schoss los. Immerhin hatte er schon mal sein Schwert wieder. Anscheinend wollte der Schmiedegott sie doch nicht umbringen lassen. Er schob es sich in den Gürtel. So. Das war doch schon mal was. Yuriko starrte ihn an: "Das ist dein Schwert? Aber wie kommt es hierher? Und damit kommst du doch nie gegen die Drachen an! Wenn sie sehen, dass du bewaffnet bist, werden sie dich umbringen." Nicht mit Tessaiga, dachte Inuyasha, ehe er begriff, dass er noch immer ein einfacher Mensch war. So ein Mist. Wusste dieser blöde Schmiedeopa denn nicht, dass man Tessaiga nur als Halbdämon aktivieren konnte? Dass das Schwert aus dem Fangzahn seines Vaters Dämonenenergie benötigte? Aber das war egal. Vielleicht kam das noch, wenn er aus diesen Gängen draußen war: "Das werden wir dann sehen. Du hast doch gesagt, du hast eine Stelle gefunden, wo man die Hinrichtung beobachten kann, ohne einem Drachen über den Weg zu laufen?" "Du kannst ihn nicht befreien, Freund hin oder her." Das klang fast verzweifelt: "Das ist glatter Selbstmord." "Das sehen wir dann schon. Ich hoffe..." Er brach ab. Vorsicht, Inuyasha. Kein Wort über Halbdämon hier bei den Drachen, keinesfalls deinen Namen. Yuriko war nett, aber weder ihm selbst noch Sesshoumaru war damit geholfen, wenn er neben ihm angebunden werden würde. "Zeig mir die Stelle." "Miroku...ich denke mal, dein Schwert mag besondere Fähigkeiten haben, so plötzlich, wie es hier aufgetaucht ist. Aber was du vorhast, ist reiner Selbstmord!" "Yuriko, los..." Der Halbdämon schob sie vorwärts. Je eher er wusste, was draußen los war, desto eher wurde er vielleicht auch wieder zum Halbdämon und könnte Tessaiga einsetzen. Geduld war noch nie seine starke Seite gewesen. Das Mädchen führte ihn durch Gänge zu einem Loch, das in der Kraterwand war. Noch immer ein wenig besorgt deutete sie hin. Inuyasha guckte hindurch. Es war groß genug, dass er durchschlüpfen konnte, wäre er erst einmal wieder in seiner richtigen Form. Und nur dann würde er Tessaiga ja aktivieren können. Aber so angespannt er auch wartete, es passierte nichts. So warf er erst einmal einen Blick die drei Meter Geröllabhang hinunter in den Krater. Die Drachen waren immer noch am Aufbau von etwas, das von hier wie ein Gerüst aussah. Der Halbdämon hatte keine Ahnung, wozu das gut sein sollte, aber ihm war klar, dass das die Vorbereitungen für den Tod seines Halbbruders wären. Verdammt, dachte er. Warum gab ihm dieser Schmiedegott nicht seine Kräfte zurück? Wenn er ihm schon Tessaiga gegeben hatte? Das sah doch so aus, als ob er nicht wollte, dass sie hier draufgehen würden. Konnte er ihnen ihre Fähigkeiten vielleicht erst wieder am Berg Koweii zurückgeben? Er betrachtete für einen Moment Sesshoumaru. Dieser schien kühl wie immer und unwillkürlich bewunderte ihn der jüngere Bruder dafür. Aber er wusste, dass irgendwann auch ihn seine stoische Ruhe verlassen würde. Wenn er doch nur irgendetwas unternehmen könnte? Selbst wenn es ihm gelingen würde, die magischen Ketten abzumachen... Und das sollte ihm gelingen, dachte er plötzlich. Sie hatten doch gesagt, je stärker einer in seiner Magie sei umso stärker würde der Bann. Er war nur ein Mensch. Also sollten ihm diese Ketten ihm nichts anhaben können, er sie aufmachen können. Aber dann? "Verdammt" dachte Inuyasha: "Verdammt. Ich muss doch etwas tun können. Aber ohne Tessaiga... Unmöglich." Und Tessaiga konnte doch nur von einem Halbdämon aktiviert werden. Er schloss die Augen. Vermutlich würde er es auch fertig bringen, unter einem Wasserfall zu verdursten. Tessaiga konnte nur von einem Halbdämon aktiviert werden? Und hier gab es genau einen Halbdämon. Der Plan war also klar. Diese blöden Ketten weg, Tessaiga und dann....dann würde Sesshoumaru schon etwas einfallen. Noch einmal warf er einen Blick hinunter, schätzte die Entfernungen ab. Die Drachen zogen sich alle zurück, so dass sich ein freier Platz um Sesshoumaru gebildet hatte. Der Drachenkönig erhob sich, schien eine Rede halten zu wollen. Yuriko bemerkte entsetzt, dass er sich sprungfertig machte: "Das ist dein Tod, bleib hier!" brachte sie hastig heraus." "Keh!" Er grinste sie kurz an: "Wer will schon ewig leben!" Und lief halb springend den Steilhang hinunter. **************************************************** Inuyasha hat also doch noch mitbekommen, dass er die Fesseln lösen kann und sein Halbbruder Tessaiga führen könnte. Aber ob sein so einfacher Plan wirklich aufgeht? Das nächste Kapitel heisst: "Who wants to live forever?" Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich wie immer eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel on ist. bye hotep Kapitel 8: Who wants to live forever? ------------------------------------- Ja, Genie oder Wahnsinn. Aber nett gemeint. Trotzdem hat der Plan natürlich Tücken. Viel Spass beim Lesen! 8. Who wants to live forever? Keiner der Drachen achtete auf das leise Geräusch, als Inuyasha den steilen Hang hinunter in den Krater gelaufen kam. Alle hatten sich zu ihrem König gedreht, der eine sehr weihevolle Rede begann, wie ungerecht er damals gegen einen Hund verloren hatte und wie gerecht das Schicksal sei, dass ihnen nun den Sohn dieses Hundes zugeführt habe. Der Halbdämon hörte nicht zu. Ihm war es nur zu Recht, dass die Drachen nicht zu ihm guckten. Sonst wäre das schwieriger geworden. Er blieb hinter der Basaltsäule stehen, an die sein Halbbruder gefesselt war. Vorsichtig berührte er die magische Kette. Wie er gehofft hatte, konnte er als Mensch sie einfach abnehmen. Sesshoumaru hatte den Laut gehört, spürte nun die Berührung. Inuyasha, erkannte er. Was dachte sich dieser Trottel? Sie kämen hier doch nie heraus, ohne Waffe. Alles, was er damit getan hatte, war zu verraten, wer er sei. Aber zu seiner Überraschung spürte er plötzlich Metall, dass ihm in die Hand gedrückt wurde. Seine Finger schlossen sich um einen Griff, den er kannte. Tessaiga. Dem ungeachtet: warum wies ihn das Schwert jetzt nicht ab? Und warum gab Inuyasha es ausgerechnet ihm? Aber dann begriff er. Tessaigas Bannkreis wehrte jeden vollwertigen Dämon ab. Im Augenblick war er ja nur ein mickriger Halbdämon. Und Inuyasha konnte als Mensch Tessaiga nicht aktivieren. Nicht schlecht, kleiner Bruder, dachte er unwillkürlich. Trotz allem, was sie für Abneigungen hegten, hatte der die einzige Chance erkannt, wie sie entkommen konnten. Und zu seiner eigenen Überraschung stellte er eines fest: er brachte es nicht fertig, den Jüngeren ohne jeden Schutz hier stehen lassen. "Zieh Tensaiga", sagte er leise. Inuyasha glaubte, nicht recht gehört zu haben. Aber Tensaiga mochte stumpf sein und nicht töten können - es bildete jedoch einen Schutz gegen direkte Schwertangriffe seitens der Drachen. So ging er um die Basaltsäule herum, zog das Schwert. Der Drachenkönig sagte gerade: "Ich hoffe, wir werden viel Vergnügen..." und blickte in die Richtung seines Gefangenen: "Verdammt!" schrie er auf und riss seine Waffe heraus. Alle Drachen fuhren alarmiert herum. Sesshoumaru hob Tessaiga seitwärts. Zu seiner Überraschung - und der seines Bruders - blieb die Klinge klein und rostig. "Wie aktiviert man Tessaiga?" fragte er hastig, da die Drachen alle bereits blank zogen. "Das hast du doch schon gemacht. Mit Dämonenenergie." Inuyasha ging seitwärts, um seinem Halbbruder die Chance zu geben, die Windnarbe einzusetzen. Dieser warf einen ärgerlichen Blick auf das störrische Schwert in seiner Hand. Ja, er hatte Tessaiga schon einmal aktiviert, aber da war er ein vollwertiger Dämon gewesen und hatte es in seinen Willen zwingen können. Die ersten Drachen kamen heran. Sie ließen sich Zeit, da sie annahmen, mit ihren Gegnern rasch fertig werden zu können. "Du hast deinen Tod gerade wieder verlängert", sagte der Drachenkönig: "Schnappt euch das Menschlein!" Drei Drachen gehorchten, gingen auf Inuyasha zu. Dieser hob Tensaiga. Keine sehr gute Waffe in einem Kampf auf Leben und Tod, dachte er: wie aktiviert man bloß diesen Bannkreis, der einen beschützt? Oder geht das nur bei Sesshoumaru? Der Hundedämon warf einen Blick seitwärts. Das sah übel aus. Warum nur konnte er Tessaiga nicht beherrschen? Zu schwach könnte er nicht sein: "Wie aktiviert man Tessaiga als Halbdämon?" fragte er nochmals nach. "Mit Dämonenenergie!" Der Halbdämon wehrte mit Tensaigas Klinge gerade den ersten Angriff ab: "Ach ja und du musst einen Menschen beschützen wollen...es ist das Beschützerschwert!" Er drehte sich hastig unter dem nächsten Schwerthieb weg um den dritten abzuwehren. Verflixt. Soviel Pech konnten sie doch gar nicht haben. Diese Drachen würden sie beide umbringen, wenn Tessaiga nicht wollte. War der Herr Halbbruder etwa zu dämlich, dieses Schwert zu führen? Sesshoumaru wehrte mit der Klinge auch seinen ersten Gegner Stahl auf Stahl ab, gab aber zurück: "Hier gibt es keine Menschen in weitem Umkreis!" "Du Riesenhundeidiot!" keuchte Inuyasha, der mit drei Drachen als Gegner ein heftiges Problem hatte: "Ich bin ein Mensch!" "Hu....", dachte Sesshoumaru und schlug einem Drachen den Schwertknauf ins Gesicht: "Ich will doch Inuyasha nicht beschützen..." Er sah, wie sein Halbbruder von einem Widersacher zu Boden gestoßen wurde. Ein anderer holte mit seinem Schwert aus. Inuyasha schaffte es, diesen Angriff abzuwehren, aber jetzt waren es schon vier Drachen, gegen die er sich zur Wehr setzen musste. "Was für Feiglinge", dachte der Hundedämon und hieb seinem nächsten Kontrahenten die Waffe aus der Hand: "Gleich vier gegen einen erbärmlichen Menschen". Ohne nachzudenken machte er einen Sprung hinüber. Im gleichen Moment spürte er, wie Tessaigas Macht rasend schnell erwachte. Er sah die Windnarbe zwischen sich und den Drachen und schlug zu. Inuyasha konnte nur noch die Augen schließen, als die Energie an ihm vorbeiraste, vier Drachen förmlich zerriss. Der Halbdämon sprang auf. "Na also", dachte er. Er blieb schräg neben seinem Bruder stehen, sich so gegenseitig deckend. "Vorsicht, er hat So´unga!" schrie der Drachenkönig. "Oh, Vater hat hier mit So´unga gekämpft", erkannten die Halbbrüder gleichzeitig. Die Drachen wichen auseinander, bemüht, kein gemeinsames Angriffsziel zu bieten. Und sie beschlossen gleichzeitig, nicht mehr zu spielen. Ihre magischen Energien flammten auf, füllten ihre Klingen mit mehr Macht. Inuyasha murmelte unhörbar einen Fluch: "Du darfst hier Tessaiga nicht voll einsetzen!" brachte er hervor. Er hatte schon einmal gesehen, wie Sesshoumaru - freilich als Volldämon - mit diesem Schwert einen kompletten Berg flachgelegt hatte. Falls er es hier tat, hätten sie zwar die Drachen vom Hals, aber Yuriko und die anderen Menschen wären ebenso verloren. "Ich weiß!" gab Sesshoumaru kühl zurück. Würde er Tessaigas volle Macht einsetzen können - und wollen-, würde er die Drachen sicher erledigen. Nur war die Frage, wie weit dieser Vulkan erloschen war. Schwefeldämpfe und die heißen Quellen deuteten immer noch auf Hitze in der Tiefe hin. Und das Allerletzte was er wollte, war, hier unter ihnen einen Vulkanausbruch auszulösen. Aber vermutlich konnte er Tessaiga nicht so ganz richtig führen. Inuyasha war ein wenig überrascht, dass sein Halbbruder auf die Menschen Rücksicht nehmen wollte, meinte aber: "Sag mal, diesen Bannkreis, Schutzkreis von Tensaiga, wie kann ich den aktivieren?" Der Ältere machte einen Schritt vor, hob Tessaiga: "Das macht es von allein." "Na toll." Der momentan in einem menschlichen Körper steckende Halbdämon betrachtete das Schwert in seiner Hand, das harmlos und friedlich schien. Nichts verriet irgendeine magische Energie. Er fühlte, wie die Drachen einen gemeinsamen Angriff einsetzten und sah hastig auf. Gleichzeitig spürte er die Energie der Windnarbe, die zu ihrer Verteidigung der Attacke entgegengeschickt wurde, stark, aber durchaus nicht in ihrer stärksten Form. Verdammt. Das war alles so kompliziert. Warum nur konnten sie diese dämlichen Schwerter nicht auch entgegengesetzt richtig benutzen? Warum hatte Vater vergessen, ihnen jeweils ein paar Bedienungsanleitungen dranzuhängen? Das wäre mehr als sinnvoll gewesen. Sesshoumaru warf hastig einen Blick durch den Krater. Wenn er einen vollen Angriff auf die Drachen starten würde, sie dann rasch empor klettern würden....nein. Inuyasha wäre zu langsam. Selbst er. Überdies konnten die Drachen fliegen. Irgendwie sah das gar nicht gut aus. Aber sicher wäre es ehrenvoller, hier kämpfend unterzugehen, als sich widerstandslos umbringen zu lassen. Eine Armbewegung jagte eine neue Angriffswelle gegen die in Deckung gehenden Drachen, aber ihm war klar, dass das nichts bringen würde. Einige setzten jetzt schon ihre Energien gegen Tessaigas Angriff. Falls das alle schafften, wäre ihr Stand hier unhaltbar geworden. Auch Inuyasha war zu kampferfahren, um nicht zu erkennen, dass sie hier in der Falle saßen, Tessaigas Windnarbe hin oder her: "Wir brauchen einen Plan." " Hast du nicht überlegt, wie wir hier herauskommen, ehe du in den Krater gekommen bist?" "Nein, ich dachte, dir fällt schon was ein." "Inuyasha." Aber er sparte sich den weiteren Kommentar, da er sah, wie alle Drachen sich wieder annäherten. So boten sie ein gemeinsames Ziel, was sie zuvor vermieden hatten. Aber ihre Magie flammte nur zu deutlich auf. Sie hatten etwas vor. Nur was? "Setz die Bakaryuuha ein..." meinte der jüngere Bruder hastig, da er das auch bemerkte. "Die was?" "Mist", dachte Inuyasha. "Da kennt dieser Kerl mal ein Geheimnis meines Schwertes nicht und ...und was jetzt? Zeige ich es ihm? Oder tut Tensaiga freundlicherweise auch mal was?" Er guckte das Schwert in seiner Hand an. "Wie wär's mit diesem tollen Bannkreis, du sollst doch Leben beschützen oder?" Aber nichts passierte. Wenn man davon absah, dass Drachenmagie vor ihnen nur zu deutlich anstieg. So sagte er eilig: "Siehst du die Windnarbe um Tessaigas Klinge?" "Ja." "Die Bakaryuuha nimmt die Energie des gegnerischen Angriffs, verbindet sie mit der Windnarbe und schickt sie zurück. Ich habe das schon gegen dich gemacht." Es war wirklich nicht der geeignete Zeitpunkt für eine Schwertkampfanleitung. Die Drachen verbanden ihre Energien. Der Angriff würde gleich erfolgen: "Aber das klappt nur, wenn man genau trifft. Und das wirst du kaum..." "Wie kommst du denn auf diese Idee?" erkundigte sich Sesshoumaru kühl. Er erinnerte sich durchaus, wie Inuyasha diese Technik gegen ihn eingesetzt hatte - selbstverständlich war er gescheitert. "Ach ja, " fuhr der Jüngere noch fort, den letzten Satz ignorierend: "Die eigene Energie muss stärker sein als die des Gegners." "Kein Problem", dachte Sesshoumaru unwillkürlich, ehe ihm bewusst wurde, dass das sehr wohl eines war. Er war ein Halbdämon - und der Gegner ungefähr hundert Drachen, die ihre Energien gerade verbunden hatten. Das konnte schwierig werden. Und der gemeinsame Angriff der Drachen schoss gerade auf sie los. So konzentrierte er sich auf die Windnarbe um Tessaiga, hob die Klinge. Der Energiestoß, den die Drachen auf sie losjagten, war mehr als beachtlich. Der Hundedämon war zu erfahren, um nicht zu wissen, dass er entgegengehen musste, wollte er den genauen Schwachpunkt treffen. So sprang er vorwärts, suchte die Mitte der Macht der Attacke, um dort die Windnarbe zu platzieren. Mit aller Kraft, die er so aufbringen konnte, schlug er zu, ehe er sofort zurück zu Inuyasha schnellte. Der Angriff wurde gestoppt und zerfiel im Nichts. Immerhin etwas, aber nicht genug. "Ich sagte, du sollst die Energie zurückschicken", maulte der Halbdämon prompt. Sesshoumaru sparte sich eine Antwort. So konnte er einfach nicht genug Energie aufbringen, um gegen die Drachen zu bestehen. Das war allerdings auch dem jüngeren Bruder klar: "Pass auf, wenn sie nochmals so angreifen, versuchst du noch mal das Bakaryuuha. Und dann springst du da den Abhang hoch, türmst." "Was für ein Unsinn." "Du brauchst nicht glauben, dass ich begeistert von der Aussicht bin, dann hundert Drachen am Hals zu haben, aber ich bin ein Mensch. Mich legen sie einfach gleich um." "Und dann jagen sie mich. - Nein. Du rennst weg. Wenn sie mich haben, werden sie nicht viel Energie darauf verschwenden, einen Menschen zu suchen." "Jetzt redest du Unsinn", fauchte Inuyasha: "Was glaubst du Vollidiot eigentlich, was die dann mit dir machen?" Die Drachen hatten ihre Energien erneut verbunden. Ihnen war klar, dass sich die beiden nur verteidigen konnten. Und diesmal machte auch der Drachenkönig mit. Er hatte erkannt, dass, wie zu erwarten war, der Hundedämon den Menschen mitverteidigen musste. Das einzig Erstaunliche war, dass er es tat. Aber schon der Vater war ja so überaus menschenfreundlich gewesen. Der Apfel war da wohl nicht weit vom Stamm gefallen. Und mit seiner Macht, der Macht all seiner Drachen, müssten sie auch diesen Hundesohn trotz des mächtigen Zauberschwertes überwältigen können. Wieso redeten die zwei eigentlich soviel während eines Kampfes? Dieses Menschlein sollte doch froh sein, wenn es beschützt wurde, nicht diskutieren. Überhaupt - wieso ließ sich der Dämon das gefallen? Das war doch kein Herr-Diener-Verhältnis? Wer war dieser Mensch, dass er Sesshoumaru offenbar etwas bedeutete? "Sie werden mich töten." Sesshoumaru suchte wieder die Windnarbe, die sich um Tessaigas Klinge bildete: "Aber sonst sterben wir beide, Vaters Blut verschwindet von der Erde." Er begriff, dass jetzt ein noch stärkerer Angriff erfolgen würde. Wenn er ihn nicht zurückschicken konnte, wäre Inuyasha in seiner Menschenform gleich tot und er als Halbdämon sicher bewusstlos. Dann wäre alles zu Ende. "Also geh und nimm Tensaiga mit." "Ich lass dich hier nicht im Stich, du dummer Hund!" Auch, wenn er hier mehr oder weniger nutzlos in der Gegend herumstand, alles in ihm sträubte sich dagegen, seinen Halbbruder in einen grässlichen Tod zu schicken, um selbst fliehen zu können. Der menschliche Anteil war wieder einmal überaus bemerkbar, dachte der Hundedämon. Kein normaler Dämon hätte sich der Logik entzogen. Er sah den Angriff kommen und versuchte, den Mittelpunkt der Energie zu treffen. Unwillkürlich stöhnte er auf, als der Zusammenprall erfolgte. Das war hart - und er erkannte, dass er zu schwach war. Die Attacke würde die Windnarbe überrennen. Plötzlich spürte er etwas, eine vertraute Energie. Auch Inuyasha konnte es fühlen. Tensaiga in seiner Hand pulsierte, leuchtete auf einmal in hellem Blau. Das Licht wurde immer strahlender, umhüllte die Halbbrüder. Komisch, dachte der Halbdämon noch, es fühlt sich an, als ob ich mich auflöse, dann wurde alles um ihn schwarz. Als die Drachen wieder etwas erkennen konnten, waren ihre beiden Gefangenen spurlos verschwunden. Sesshoumaru schlug die Augen auf. Tensaiga hatte also seinen Schutzkreis diesmal für beide aktiviert. Vermutlich, weil Inuyasha es in der Hand gehalten hatte. Aber wo waren sie? Was war passiert? Über sich erkannte er eine Höhlendecke. Waren sie etwa immer noch in dem Drachenberg? In diesem Fall war ihr Entkommen ein nur scheinbares gewesen. Aber hier roch nichts nach Drachen. Er wollte sich aufsetzen, als er erkannte, dass Inuyasha halb auf ihm lag, offenkundig bewusstlos. Tensaiga hielt er noch immer umklammert, ebenso, wie er selbst Tessaiga nicht losgelassen hatte. Immerhin etwas. "Inuyasha." Er schubste ihn von sich und stand auf. Falls hier doch Drachen um die Ecke bogen, musste er kampfbereit sein. Aber es war nichts von ihnen zu wittern. Trotzdem: hier gab es auch Schwefel und Hitze... Wo hatte dieses Schwert sie denn bloß hingebracht? "Inuyasha!" Gut dosiert, um seinem Halbbruder nichts zu brechen, trat er zu. "Was...?" begann dieser, ehe er die Augen aufmachte: "Wo sind wir denn hier?" Er stand sofort auf, zwar noch ein wenig matt, aber er wusste, sie konnten sich keine Schwäche leisten, wenn sie hier noch immer bei den Drachen waren: "Das war Tensaigas Bannkreis?" Das musste er nicht beantworten, entschied der Ältere und versuchte erneut die Gerüche zu sortieren. Inuyasha knurrte ein wenig ärgerlich darüber, ignoriert zu werden, aber andererseits mussten sie wohl wirklich erst einmal herausfinden, wo sie jetzt waren. "Kannst du Drachen wittern?" "Nein. - Aber....Komm." Der jüngere Halbbruder wusste inzwischen schon, dass er auf die Frage Wohin mit Sicherheit keine Antwort bekommen würde. Ihm blieb also nichts andere übrig, als hinterherzulaufen. Aber er sagte doch: "Wenn hier keine Drachen sind - ich hätte gern Tessaiga zurück." "Drachen nicht." "Sondern?" Keine Antwort. Also hatte der Hundedämon irgendetwas gerochen, das er nicht einordnen konnte, womöglich aber gefährlich war, beschloss Inuyasha. Na toll. Und er wurde wieder mal wie ein nutzloses Anhängsel behandelt. Allerdings konnte er nun selbst mit der menschlichen Nase vor ihnen etwas wahrnehmen. Da war Hitze, große Hitze und es stank nach Schwefel. Eindeutig waren sie hier in einem Feuerberg. Aber wohl nicht in dem der Drachen. Konnte es möglich sein: "Ist das hier der Berg Koweii?" Sesshoumaru wäre um ein Haar stehen geblieben, um eine handfeste Antwort zu geben. Was sollte denn diese unüberlegte Frage? Woher sollte er das denn wissen? Aber er ging nur weiter. Irgendwie verfügte sein kleiner Bruder über den ausgeprägten Drang erst zu reden und später zu denken. Ob daran der menschliche Anteil schuld war? Gewiss. Vater hatte doch nie so etwas...nun, selten so etwas getan. Und das Ergebnis lief ja hier neben ihm. Die Halbbrüder blieben nebeneinander stehen, als sie eine große Höhle erreichten. Vor ihnen lag ein See aus glutflüssiger Lava, die hin- und herschwappte. Es war sehr heiß hier und die Luft stickig. Auf der rechten Seite der Höhle befand sich jedoch fester Boden. Matten lagen dort. Und sie entdeckten diverse Gegenstände, die sie aus Toutousais Schmiede kannten. Schwerterklingen lagen ebenfalls herum. Ganz offenkundig hatten sie das Zuhause des Schmiedegottes gefunden. "Wo ist der Opa jetzt?" fragte Inuyasha prompt niemanden Bestimmten. Sesshoumaru schloss kurz die Augen, sparte sich aber den Kommentar. Hundebaby, dachte er. Ama-tsu-mara hatte wohl Recht gehabt. "Ah, meine jungen Freunde...schön, dass ihr entkommen konntet." Von der gegenüberliegenden Seite des Lavasees kam der Schmiedegott herangeeilt. Er wirkte leicht aufgeregt, als er näher kam. Die beiden Brüder gingen langsam auf ihn zu und er beging nicht den Fehler, ihre Laune zu unterschätzen: "Äh...eh...das mit den Drachen tut mir wirklich leid. Ich habe sie einfach vergessen. Und ich wusste ja nicht, dass euer Vater da mal solchen Ärger mit ihnen hatte....Also, das wollte ich wirklich nicht..." "Tokejin", sagte Sesshoumaru ruhig. "Und ich will endlich wieder ein Halbdämon werden!" ergänzte Inuyasha. "Natürlich, natürlich." Der Schmied betrachtete die Hände der Halbbrüder. Interessanterweise hatten sie die Schwerter getauscht. Eine sehr weise Entscheidung. Aber er hätte nicht geglaubt, dass sie dazu in der Lage wären. Nun ja, er hatte ja nur gehört, dass die Schwerter gezwungen wurden, gegeneinander anzutreten. Dass diese Hundebrüder ein sehr eigenwilliges Verhältnis zueinander hatten... Nun ja. Er drehte sich um, guckte in den Lavasee: "Toutousai!" Seine Besucher traten irritiert näher. In der Lava konnte man verschwommen die Gestalt des alten Dämonenschmiedes erkennen. Dieser schien sie anzusehen: "Meister?" "Du kannst mir Tokejin bringen, die beiden sind bei mir." "Tokejin?" Toutousai kratzte sich am Kopf: "Wieso das denn?" "Sesshoumaru bekommt sein Schwert zurück. Er ist bei mir, " erklärte Ama-tsu-mara, der hinter sich den tiefen Atemzug gehört hatte. "Ja, aber..." Erneutes Kopfkratzen: "Ihr habt es doch schon, Meister." "Wie bitte?" "Ja, Euer Bote hat es doch gestern abgeholt." "Mein Bote? Toutousai, ich habe keinen Boten." "Doch, so ein junger Dämon, komische Gestalt." Toutousai schien kurz nachzudenken: "Obwohl, ich dachte mir schon...Dämon und Ihr...aber irgendwie kam mir der Kerl nicht geheuer vor, so mit diesem Pavianfell über dem Kopf...." *********** Immer, wenn man dachte, es kann nicht schlimmer werden... Das nächste Kapitel heisst: Fire on the Water und Ama-tsu-mara gerät in Erklärungsnot. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, schicke ich wie imemr eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet ist. bye hotep Kapitel 9: Fire on the Water ---------------------------- Das Problem mit Naraku ist, dass er immer einen Plan B oder C hat, wenn der erste nicht klappt....Was man von dem Schmiedegott nicht behaupten kann. Arme Hundebrüder. Oder armer Naraku? Ein neuer Charakter taucht auf, dessen Bild ich in der Chara-Beschreibung habe. 9. Fire on the water Die Halbbrüder sahen sich kurz an, ehe Inuyasha entgeistert sagte: "Naraku hat Tokejin jetzt?" "Naraku?" Der Schmiedegott starrte in den Lavasee: "Toutousai? Naraku hat dieses Schwert mit sich genommen? Wieso hast du es ihm gegeben?" "Er sagte, er sei Euer Bote...war er es nicht?" Toutousai seufzte etwas: "Das ist dann aber nicht gut." "Er ist tot", meinte der Hundedämon sachlich, offen lassend, ob sich das auf Naraku oder Toutousai bezog, ehe er zu Ama-tsu-mara blickte: "Dann gib uns sofort unsere Kräfte zurück." "Äh...ich fürchte, da gibt es eine Kleinigkeit, die ihr noch wissen solltet..." Der Schmiedegott wich ein wenig zurück. Er war sich zwar sicher, dass sie ihn nicht umbringen konnten, aber irgendwie lag in den Augen der Halbbrüder vor ihm etwas, das ihm einen unwillkürlichen Schauder über den Rücken jagte. "Was?" fragte Inuyasha ungeduldig: "Tokejin ist ein ziemlich mächtiges Schwert, aber auch eines mit einer sehr bösen Aura. Und zu allem Überfluss war es mal die Zähne eines Abkömmlings von Naraku. Also sollte er in der Lage sein, es zu kontrollieren. Wenn ja, wird es noch schwerer, den Mistkerl umzulegen." "Nein, ich denke nicht, dass er es kontrollieren kann", erwiderte der göttliche Schmied unverzüglich: "Es ist ein böses Schwert, ja, aber es hat seinen Herrn gewählt. Und kein Meisterschwert ändert das mehr, solange der Eigentümer, also, in diesem Fall Sesshoumaru, am Leben ist. Vermutlich hat dieser Naraku allerdings auch gemeint, dass er es kontrollieren könnte, weil es mal ein Teil von ihm war und es darum an sich gebracht. Er ist eben kein Schmied. - Aber..." "Aber?" Sesshoumaru zog leicht die Augen zusammen. Jeder Narr hätte das als Warnzeichen betrachtet und Ama-tsu-mara war keiner: "Es gibt so jetzt mehr als ein Problem. Als ich den Bann auf euch legte, habe ich nicht damit gerechnet, dass ihr euch vertragt, also, ich dachte nicht, dass ihr zusammen hier aufkreuzt und dann auch noch mit den vertauschten Schwertern." "Weiter!" Inuyashas Laune bewegte sich immer weiter unter Null. "Also wird der Bann auf eure dämonischen Kräfte nur aufgehoben, wenn alle drei Schwerter beisammen sind." "Wie bitte?!" "Selbst ich kann euch nicht zurückverwandeln, im Moment." Und da er das Aufflackern in den vier Augen vor sich kaum missverstehen konnte: "Wenn ihr mich umbringen wollt - das geht nicht. Außerdem: wer sollte euch dann zurückverwandeln? Aber ich werde mal sehen, was sich machen lässt. Vielleicht kann ich Tokejin zurückholen. Möglicherweise hat Naraku es einfach weggeworfen, als er feststellte, dass er es nicht kontrollieren kann." "Wenn es dich nicht übernimmt", sagte Inuyasha prompt. "Ich bin der Herr der Schwerter, schon vergessen?" Das klang leicht arrogant. Und der Gott löste sich auf. "Toutousai..." Sesshoumaru klang fast nachdenklich, aber sein jüngerer Halbbruder wusste, was das bedeutete: "Er ist wirklich ein Vollidiot, ja. Aber deswegen musst du ihn ja nicht gleich umbringen. Naraku ist da sicher der interessantere Gegner." Hm? Der Hundedämon betrachtete überrascht seinen Begleiter. Hatte das gerade Inuyasha gesagt? Ab und an blitzte bei ihm da etwas auf...Nun, vielleicht war er wirklich einfach noch so jung. "Natürlich. Aber zunächst einmal will ich mein Schwert zurück." "Keine Sorge. Ich auch. Wenn ich erst wieder ein Halbdämon werden kann, wenn du dein Tokejin wieder hast...wobei - du weißt, dass Tokejin, na ja, es mag mich nicht gerade. Kannst du es auch als Halbdämon davon abbringen, mich umlegen zu wollen?" "Das wird nicht nötig sein." "Äh.." Inuyasha war sich gerade nicht so sicher, wie er diese Aussage deuten sollte. "Ich weiß, wir haben gesagt, wir kämpfen gegeneinander, wenn wir unsere Schwerter wieder haben..." "Ja." Sesshoumaru bemerkte erst jetzt den etwas misstrauischen Ausdruck. Dachte dieser Idiot etwa, er wolle ihn umbringen? Gut, er hatte das schon mal versucht, aber er hätte nicht geglaubt, dass ihn Inuyasha für so ehrlos hielt, ihn noch immer töten zu wollen, nicht, nach der Sache mit den Schlangendämonen und schon zweimal nicht, nachdem er ihm bei den Drachen das Leben gerettet hatte. Ohne seinen Bastardbruder wäre er da mit Sicherheit sehr langsam gestorben. Oder war Inuyasha so argwöhnisch, weil er ja immer noch Tessaiga in der Hand hielt? So reichte er es ihm. "Oh." Die Schwerter wanderten wieder in die dazu gehörigen Scheiden, ehe der Halbdämon, auch auf die Gefahr hin mit Toutousai in einer Schublade zu landen, sagte: "Wie war das jetzt mit Tokejin?" Na schön, einmal für Welpen: "Ama-tsu-mara sagte, wir würden uns zurückverwandeln, wenn alle drei Schwerter zusammen sind." "Ah, also wirst du sofort wieder ein Volldämon?" Er hatte es begriffen! Sesshoumaru ertappte sich bei dem Gedanken fast froh darüber zu sein. Aber manchmal stellte sich Inuyasha schon sehr töricht an. Ob Vater mit ihm selbst auch solche Probleme gehabt hatte, als er in dem Alter gewesen war? Er konnte sich nicht daran erinnern. Aber immerhin war er ja nicht von erbärmlichen Menschen aufgezogen worden oder hatte sich fünfzig Jahre an einen Baum bannen lassen. Vielleicht fehlte dem Jüngeren einfach der standesgemäße Umgang. Diese Menschenbande war ja auch nicht unbedingt der Inbegriff von einem gut erzogenen Dämon. "Ja." "Und ich krieg dann auch wieder mein normales Aussehen...." Inuyasha seufzte: "Ich habe wirklich satt hier so rumzulaufen. - Na ja. Du auch, oder?" Das verlangte nach keiner wirklichen Antwort. Die Halbbrüder drehten sich um, als sie magische Energie spürten, ein Zetern vernahmen. Ama-tsu-mara war wieder in seiner Höhle aufgetaucht und brachte einen nicht sehr begeisterten Toutousai mit. "Ich beschwöre Euch, Meister...ich weiß doch nicht..." Der Schmiedegott ließ ihn los, sah zu den Hundebrüdern, die auf den ersten Blick festgestellt hatten, dass er Tokejin nicht dabei hatte. "Wollt ihr die gute oder die schlechte Nachricht zuerst hören?" "Die gute", sagte Inuyasha prompt. "Die schlechte," Sesshoumaru. Der Schmiedegott hatte sich fast schon gedacht, dass sie sich nicht einigen konnten. "Toutousai hat Tokejin völlig überholt, es ist stark wie eh und je. Naraku hat es nicht kontrollieren können und es ist nicht mehr in seinem Besitz. Und jetzt kommt das Aber: er ist wohl ein sehr raffinierter Dämon?" "Er ist ein Mistkerl", meinte der jüngere Halbbruder. "Abschaum," der ältere: "Weiter." "Ich weiß nicht wie, aber er hat wohl Kenntnis von der Insel der Stürme. Und dorthin hat er Tokejin gebracht, wie auch immer ihm dies gelungen ist." "Und wo ist diese Insel und wo ist das Problem?" Der Halbdämon war nicht sonderlich geduldig. "Es handelt sich um eine magische Insel. Hast du schon einmal von ihr gehört, Sesshoumaru?" Der Schmiedegott zog gar nicht in Erwähnung, dass es Inuyasha getan haben könnte. "Nein. Eine magische Insel." "Ja. Göttliche Energie kann man dort nicht einsetzen. Ich habe keinen Zutritt zu der Insel. Ich weiß auch nicht, wie es Naraku gelungen ist, Tokejin dorthin zu bekommen, aber unleugbar ist es jetzt dort, im Zentrum der Insel. Dämonenenergie kann man nämlich dort auch nicht einfach so einsetzen, um nicht zu sagen, nur sehr bruchstückhaft. Immerhin ist das in eurem Fall gut. Als Mensch und Halbdämon solltet ihr in der Lage sein, die Insel zu betreten und euch zum Zentrum durchzuschlagen. Hat ihr Tokejin, Tensaiga und Tessaiga zusammen, lasst die Klingen einander berühren. In diesem Fall werdet ihr euch sofort zurückverwandeln." "Gut. Wo ist diese dämliche Insel?" "Sekunde, Inuyasha. Es gibt noch einen Haken." Der Schmiedegott sah verlegen zu Boden: "Ich sagte ja, es ist eine magische Insel. Sie ist mit Hindernissen und Fallen gespickt. Ich kann euch allerdings nicht begleiten. Aber ich kenne da jemanden, der schon einmal dort war, sich auch lange mit dieser Insel beschäftigt hat. Ich werde ihn holen. Es...es tut mir leid. An so etwas habe ich wirklich nicht gedacht." "Hast du das je?" Sesshoumaru klang kalt: "Wie kamst du überhaupt auf diese Diebstahlsidee?" "Sie haben mich um Hilfe gebeten." "Wer?" "Eure Schwerter." Und da er bemerkte, dass ihn die Halbbrüder anstarrten: "Sie schrieen, weil ihr sie gezwungen habt, gegeneinander zu kämpfen. Tensaiga und Tessaiga sind Zwillinge. Stehen sie in einem Kampf auf unterschiedlichen Seiten, leiden sie." Tensaiga, dachte der Hundedämon, alles andere als begeistert. Was sich dieses Schwert alles so herausnahm...Wäre es nicht das Einzige, was er von seinem Vater hatte, würde er es in diesem Moment in dem Lavasee versenken. Tessaiga, dachte Inuyasha. Aber ich muss mich doch verteidigen....Obwohl seit Beginn dieser Reise eigentlich Sesshoumaru keinen ernsthaften Versuch gemacht hatte, ihm ans Leder zu wollen. Im Gegenteil. Er hatte ihn getragen, versucht, ihm zu helfen...Nun gut, er hatte ja auch versucht, seinem Bruder zu helfen. "Ich gehe und hole Schuhu. Wartet hier. - Ach, und eine Kleinigkeit: wenn ich wiederkomme, sollte Toutousai noch am Leben sein." Der Schmiedegott verschwand. Die Hundebrüder drehten sich um. Dem Dämonenschmied wurde auf einmal sehr warm: "Das...Ihr seid doch nicht etwa sauer auf mich? Ich meine, woher hätte ich denn wissen sollen, dass der Kerl kein Bote ist? Mich hat doch noch nie jemand angelogen...Und außerdem...Tokejin ist doch nicht mal eines von meinen Schwertern, also geht mich das doch eigentlich alles gar nichts an...Ich meine...Schnappt euch doch Kajinbou?" Die Blicke der Halbbrüder trafen sich. "Er soll noch am Leben sein..." sagte Inuyasha. "Das überlasse ich diesmal gern dir." Toutousai war kurz irritiert. Der Halbdämon redete vernünftig mit seinem älteren Bruder? Diese Idioten gingen nicht aufeinander los? Moment, WAS wollte Inuyasha Sesshoumaru überlassen? Aber da stand dieser schon vor ihm. Einige Sekunden und einige Beulen später lag der Schmied am Boden. Klar, Inuyasha war jetzt nur ein Mensch, er hätte ihm nichts anhaben können, dachte er mühsam. Aber dass diese zwei Hitzköpfe mal friedlich zusammenarbeiteten? Das hätte der verstorbene große Hundedämon sicher sehr gern gesehen - auch, wenn es sich leider darum gehandelt hatte, einen armen, alten Schmied zu verprügeln. Inuyasha sah an sich herab: "Soll ich ehrlich sein? Ich hoffe, wir kriegen hier noch etwas zu essen, bevor wir wieder los müssen. Und müde bin ich auch. Irgendwie kamen wir in den letzten Stunden nicht zu schlafen." Das stimmt, dachte Sesshoumaru, eigentlich seit der Sache mit den Termitenamazonen hat er nicht mehr ausschlafen können. Er muss erschöpft sein. Interessant, wie er sich zusammengenommen hat. Und kein Wunder, dass er müde wird, wo wir hier in relativer Sicherheit sind. "Leg dich dort hin", befahl er knapp. Sein Halbbruder wollte eigentlich schon protestieren, aber da waren zum einen die Matten, die so einladend aussahen und zum zweiten die Erkenntnis, dass sich der Hundedämon ebenfalls setzte. War auch er müde? Nun ja, dachte Inuyasha: er hat auch nicht viel geschlafen in der letzten Zeit. Und Halbdämon hin oder her - er selbst wusste wohl am besten, was einen so anstrengte. Daneben eine geplante Hinrichtung war sicher auch nicht gerade nervenschonend gewesen. So legte er sich mit unüblichem Gehorsam nieder und war binnen Minuten eingeschlafen. Toutousai dachte, er hätte weder recht gehört, noch recht gesehen. Das waren doch die beiden Söhne des großen Hundedämons? Oder hatte der vier? Kaum. So sehr würde ihn sein Gedächnis doch nicht im Stich lassen. Überdies trugen sie ja seine Schwerter Tessaiga und Tensaiga. Also musste da irgendetwas passiert sein zwischen ihnen. Oder war Inuyasha nur so widerspruchslos, da er in Menschengestalt herumlief und damit gegen seinen älteren Bruder keine Chance hätte? Nein, dachte der Schmied - Inuyashas Klappe war immer auf, auch als Halbdämon gegen Sesshoumaru. Und manchmal nicht ganz zu unrecht. Er hoffte unauffällig zu sein, als sein Blick den leeren linken Ärmel des Hundedämons streifte. Ein Geräusch ließ die Halbbrüder auffahren, Inuyasha zum Schwert greifen. In der Höhle am Lavasee war ein Riese erschienen, der fast menschenähnlich wirkte, aber nur ein Auge in der Stirn hatte. Beide waren sofort auf den Beinen. Toutousai drehte sich nur um. Er wusste, wer das war. Der Riese verkleinerte sich, nahm menschliche Gestalt an. Ama-tsu-mara hatte bemerkt, dass er sie geweckt hatte: "Entschuldigung. Das ist meine wahre Gestalt. Ich habe sie angenommen, weil ich schnell meinen Freund geholt habe. Er wird gleich hier sein." "Hast du auch was zu essen da?" fragte Inuyasha. "Ja. - Toutousai, du erinnerst dich, wo die Vorratskammer ist?" "Äh..ja, ich denke schon." Der Dämonenschmied machte sich auf den Weg. "Schön. - Hört mal, ihr zwei, ich verstehe dass ihr wütend seid. Und das wollte ich alles wirklich nicht so, wie es nun gelaufen ist. Lasst also euren Ärger nicht an meinem Freund Schuhu aus. Er ist sehr alt und weiß sehr viel." "Wenn er ein paar gute Tipps hat, wie wir schnell wieder an Tokejin kommen, und auch wieder normal werden...nein." Der Halbdämon war sicher, auch für Sesshoumaru zu sprechen: "Und dann ist sowieso Naraku fällig. Das war der letzte Witz, den er sich geleistet hat." Ama-tsu-mara war damit einstweilen zufrieden. Er selbst konnte sich ja ziemlich sicher sein, dass sie ihm nicht anhaben konnten, aber er hatte sich doch ein bisschen Sorgen um seinen Freund gemacht: "Ah, da bist du ja auch schon. - Das ist Schuhu. Ich habe ihm das Problem schon geschildert." Die Brüder drehten sich um. Nur Inuyasha verriet etwas wie Erstaunen, als er den Vogel heranlaufen sah. Es war eindeutig ein Uhu, aber dafür eigentlich zu groß. Er reichte ihm sicher bis zur Brust. Unter einen Flügel hatte er eine Rolle Papier geklemmt, wohl eine Pergamentrolle, eine Art Buch. Schuhu blieb kurz vor den beiden stehen, musterte sie von oben bis unten. "Also, ihr sitzt in der Klemme und ich soll euch rausholen? - Na, mal sehen. Du bist sicher Sesshoumaru, wenn..." Weiter kam er nicht mehr. Eine Hand hatte sich um seine Kehle geschlossen und hob ihn scheinbar mühelos hoch. "Du solltest deine Nützlichkeit nicht überschätzen", kam es kalt. "Lass ihn, Sesshoumaru", sagte der Schmiedegott hastig: "Ihr habt doch gesagt, dass ihr euren Ärger nicht an ihm auslasst." "Mir gefällt sein Benehmen nicht." Würgend und mit den Flügeln hektisch flatternd keuchte Schuhu: "Sesshoumaru-sama...ich meinte das nicht so..." Und sein wertvolles Buch war einfach runtergefallen! Er wurde losgelassen und landete hart auf dem Boden. Inuyasha beschloss, ihn selbst zu fragen. Sein Herr Halbbruder war offenkundig nicht bester Laune, nun, in der gleichen Stimmungslage wie er. "Also, Schuhu, du alter Kauz, was weißt du über diese Insel der Stürme? Wie kommen wir dahin und wie finden wir schnellstens Tokejin?" Der Uhu richtete sich hastig auf. Da hatte ihm sein alter Freund ja nette Leute ausgesucht. Er war gewohnt, mit Respekt und hohem Ansehen behandelt zu werden, schon gar von solch jungem Gemüse. Aber ganz offenkundig hatte der Schmiedegott recht gehabt, als er gemeint hatte, sie seien ein wenig verärgert, dass sein kleiner Spaß nun so aus dem Ruder gelaufen sei. So schüttelte er nur kurz seine Federn, ehe er Antwort gab: "Du bist Inuyasha..." Und da er keine Lust hatte, auch von dem so hochgehoben zu werden: "Inuyasha-sama." Es schmerzte ihn fast, solch ein Baby so anzureden, aber er war weise genug, um an seinem Leben zu hängen: "Die Insel der Stürme entstand vor langer Zeit, wann weiß niemand mehr, kein Mensch oder Dämon. Ich habe viel über sie zusammengetragen, alle Berichte von Personen, die von dort wieder zurückgekehrt sind. Sie liegt im Norden von hier, im ewigen Eis. Auf der Insel selbst ist aber nichts gefroren, oder zumindest nicht so, wie es sollte. Man kann vom Ufer aus nicht direkt in das Zentrum der Insel vordringen, sondern muss sich in konzentrischen Kreisen fortbewegen." "Und was sind konzentrierte Kreise?" fragte Inuyasha prompt. "Konzentrische Kreise, Inuyasha...Inuyasha-sama. Diese Kreise haben einen gemeinsamen Mittelpunkt. Irgendwo kann man von einem in den anderen Kreis gehen. Ich habe hier mein Buch. Das ist ein...nun, ein besonderes Buch, da dort immer das aus meinen Aufzeichnungen erscheint, was ich gerade lesen möchte. Und so kann ich euch die Fallen auf den ersten fünf Kreisen mit Sicherheit sagen." "Wie viele Kreise sind es denn überhaupt?" "Das weiß ich nicht." "Ach, und warum nicht?" "Nun, wie ich schon sagte, ich habe nur Berichte von Leuten, die zurückgekehrt sind. Weiter als bis in den fünften Ring hat es wohl noch keiner geschafft." Der Uhu musterte die Halbbrüder: "Aber ihr wollt dahin? Nur, um ein Schwert zurückzuholen? Diese Insel ist sehr gefährlich. Ihr geht ein großes Risiko ein." "Gefrühstückt habe ich heute auch schon", knurrte Inuyasha, der das bei den Drachen ja immerhin getan hatte. "Beides tue ich jeden Tag." "Weiter", meinte Sesshoumaru nur. "Was, weiter? Ach so, wie die Fallen aussehen? Ich werde sie euch beschreiben..." "Nein, Schuhu", meinte Ama-tsu-mara: "Ich dachte eigentlich, dass du die beiden begleitest." "Aber...Ich bitte dich, das geht doch nie gut. Und ich weiß doch auch nicht, was da noch so alles auf der Insel ist. Außer der Eisfalle, dem brennenden Feuer und anderen Sachen." "Du bist aber weise und kannst sie sicher gut beraten." Der Uhu warf einen Blick hinauf zu den Brüdern. Diese beiden erweckten nicht den Eindruck, als ob sie sich an irgendwelche Ratschläge von ihm halten würden. "Komm mit", sagte der Halbdämon und klopfte ihm auf den Rücken: "Wir passen schon auf, dass dir keine Feder gekrümmt wird." Schuhu musste ein wenig husten. Diese ahnungslosen Hundejungen hatten keine Ahnung, wie gefährlich diese Insel war. "Hört mal", sagte er: "Ich war schon dort, im ersten Kreis. Weiter habe ich mich nicht vorgewagt. Aber ich kann euch gern schildern, was alles auf euch wartet. Und ihr seid im Augenblick..." Er warf einen vorsichtigen Blick auf die Hand Sesshoumarus, ehe er fortfuhr: "Ein wenig beeinträchtigt. Ein Mensch und ein Halbdämon werden dort mit Sicherheit auch auf schwere, ja, lebensgefährliche Probleme stoßen." "Ach, das passt schon. Wir sind auch mit Drachen fertig geworden und so." Der Halbdämon legte den Kopf schief: "Und auch, wenn ich im Moment leider immer noch ein Mensch bin, das ändert sich ja, sobald wir Tokejin gefunden haben. Woher wisst ihr eigentlich, dass es jetzt im Zentrum der Insel ist?" "Ich konnte es da spüren", erwiderte der Schmiedegott sofort. "Es kann mich rufen. Nur habe ich dort keinen Zutritt. Kein Wesen mit göttlicher Magie kann diese Insel betreten." "Das liegt daran, weil nach der Sage der allererste Dämon dort im Zentrum gelebt haben soll oder dort begraben sein soll", ergänzte Schuhu: "Aber natürlich weiß das niemand. Es kam ja keiner zurück." Inuyasha drehte den Kopf: "Ah, Toutousai bringt was zu Essen. Das hat aber gedauert." "Ich hatte mich eben verlaufen, Hundebengel", murrte der Dämonenschmied und setzt das Tablett ab. "Schuhu, lange nicht gesehen." "Toutousai...kennst du diese beiden?" "Die Hundebrüder? Oh ja.." Er warf einen vorsichtigen Blick auf die beiden, aber die ließen sich einfach nieder und begannen zu essen. Schuhu hatte den Blick jedoch gesehen und dachte sich seinen Teil. Er würde vorsichtig sein müssen, damit ihn seine hitzköpfigen Begleiter nicht aus reinem Versehen umbrachten. Vermutlich würden sie es hinterher sogar bedauern, aber...Er schüttelte die Federn und seufzte etwas: "Also, ich erzähle euch mal, wie der erste Kreis aussieht. Wie gesagt, davor müssen wir durch das ewige Eis, aber da könnte uns doch Toutousai hinfliegen, mit seiner Kuh. Dann jedoch kommt ein Bereich, der die gesamte Insel umgibt, der das Eis dort schmilzt. Alles dort brennt und man muss sehr genau den Weg durch das Feuer kennen, um nicht zu verbrennen oder zu ertrinken, denn das Eis ist dort geschmolzen und bildet einen Wasserring um die gesamte Insel der Stürme. Tja, und wenn man Eis und Feuer hinter sich hat, beginnt der erste Kreis. Das ist dann mehr eine Wüste, ebenso, wie der zweite Dschungel ist. Danach wird es sehr magisch, ändert sich alles von, sagen wir, Aufgabe zu Aufgabe." Ama-tsu-mara beobachtete seine unfreiwilligen Versuchskaninchen. Er hatte sie noch nie gemeinsam essen sehen und war ein wenig überrascht, mit welcher Geduld sie den misslichen Umstand hinnahmen, Menschennahrung zu sich nehmen zu müssen. Vor allem die Selbstbeherrschung des Hundedämons musste ausgeprägt sein. Es tat ihm jetzt fast leid, dass er sie in solche Schwierigkeiten gebracht hatte, aber an so etwas hatte er wirklich nicht gedacht, als er dem Ruf der Schwerter gefolgt war. Inuyasha wandte kauend den Kopf: "Na, das hört sich doch nicht nach unüberwindlichen Schwierigkeiten an. Das schaffen wir schon." Wir müssen es schaffen, ergänzte Sesshoumaru in Gedanken. Einmal wollte er ganz bestimmt nicht bis an sein Lebensende als Halbdämon durch die Lande ziehen, womöglich dauernd in Inuyashas Begleitung, in der Hoffnung, doch noch Tokejin zu finden, zum anderen hatte er noch eine ganz bestimmte Kleinigkeit zu erledigen. Naraku. ***************************************************** Auf gehts zur Insel der Stürme. Ob dem guten Schuhu so ganz bewusst ist, wer und wie seine Begleiter sind? Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, schicke ich, wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 10: Island in the Storm ------------------------------- Es freut mich - und Seiya Darkside- dass Schuhu euch so gefällt.Der arme Kerl hat wirklich kein leichtes Leben. Mal als Vorgeschmack das neue Kapitel: 10. Island in the storm Toutousai landete seine Kuh mitten im dichtesten Schneetreiben. Sesshoumaru sprang sofort hinunter. Für diese Zumutung würde Naraku noch teuer bezahlen. ER, der mächtige Hundedämon, sah sich gezwungen, auf der Kuh eines abgehalfterten Dämonenschmiedes zu reisen. Inuyasha kam sofort hinterher. Ihn schützte das Gewand aus Feuerratten auch vor der Kälte, aber seine bloßen Füße versanken in dem Schnee. "Da drunter ist blankes Eis", murrte er, als er sich den Beutel mit Nahrung über die Schulter warf. "Ich habe es euch doch gesagt, das hier ist der hohe Norden. Alles hier ist Schnee und Eis, " meldete sich der Uhu zu Wort, der deutlich mühsamer von ihrem Reittier gerutscht kam. "Na, dann viel Glück..." Toutousai wendete seine Kuh und ließ sie sofort wieder losfliegen. In diesem Schneesturm war es nicht sehr gemütlich. Und außerdem war er nach wie vor froh, Sesshoumaru nicht zu sehen. Halbdämon hin oder her - das Temperament des Hundedämons war ihm einfach zu unheimlich. "Wo ist die Insel?" Sesshoumaru sah nicht zu dem Uhu, als er diese Frage stellte, sondern versuchte in dem Schnee etwas zu erkennen, zu wittern, "Dort, gleich. Du...äh, Ihr müsstet es wittern können, Sesshoumaru-sama." Schuhu bildete sich zwar etwas auf sein Wissen ein, aber die Demonstration der Gemütslage der Halbbrüder war zu deutlich gewesen, als dass er da weiteren Ärger hätte schüren wollen. Wer auch immer dieser Naraku war - das gäbe mit Sicherheit noch Scherereien für diesen Idioten. Statt einer Antwort setzte sich der Hundedämon in Bewegung. Der Geruch nach Feuer, Hitze war selbst mit dieser Halbdämonennase unschwer auszumachen. Inuyasha schloss sich erleichtert an: "Da wird es bald wärmer?" "Sehr warm." Schuhu blieb dicht hinter ihm, um im Windschatten zu gehen und sich so den Schnee von den Federn zu halten. "Ich sagte doch, da kommt Feuer." "Der Wind hier ist jedenfalls lausig. Kommt daher der Name Insel der Stürme?" "Ich denke. Hier wehen immer Winde, sie kommen von Norden über das Meer. Und das ist hier meist zugefroren. Das liegt an bestimmten unterseeischen Strömungen..." "Schuhu?" Inuyasha drehte den Kopf: "Erzähl deine Geschichten wem anders. Du bist ja schlimmer als Myoga." "Du hast mich gefragt, Hundebengel! Ich meine, Ihr hattet mich gefragt, Inuyasha-sama, " korrigierte sich der Uhu hastig, als der Halbdämon abrupt stehen blieb. "Keh!" Zufrieden damit, diesen vorlauten Vogel ruhig gestellt zu haben, beeilte sich Inuyasha, hinter seinem Halbbruder hinterherzukommen. Dieser war fast schon wieder im Schneetreiben verschwunden. Der arme Schuhu musste hinterher rennen. Bald konnte sogar der in einem Menschenkörper steckende Halbdämon vor sich die Hitze wahrnehmen. Aus dem Schneetreiben tauchte vor ihnen buchstäblich eine Wand aus Feuer auf, die sich rechts und links ausdehnte, soweit man etwas erkennen konnte. Sesshoumaru blieb stehen, musterte das Flammenmeer: "Der Weg?" "Moment", keuchte der Uhu, blieb aber stehen und nahm sein Buch zur Hand. Dort erschienen stets die Informationen aus seiner umfangreichen Bibliothek, die er gerade zu lesen wünschte. Gründlich betrachtete er die Landkarte, dann meinte er: "Nach rechts, wenn uns Toutousai dort abgesetzt hat, wo ich es ihm gesagt habe." Die Halbbrüder setzten sich sofort wieder in Bewegung. Es war seltsam, so zwischen Eis und Feuer zu gehen, auf der einen Seite eine Hitze zu spüren, die wirklich sehr warm war, auf der anderen Seite im Schnee zu gehen, Sturm und Kälte abzubekommen, die die Haare wehen ließ, Eiskristalle daran festsetzen ließ. Schuhu klemmte sich sein Buch wieder unter den Flügel, marschierte hinterher. Diese Hundebengel waren so unhöflich. Aber er wollte nicht maulen, da er annahm, dass ihm das nichts als Ärger einbringen würde. Da hatte ihm sein lieber alter Freund ja wirklich nette Reisegefährten beschert. Sie waren über eine Stunde gelaufen, als Sesshoumaru stehen blieb. Inuyasha strich sich die Haare aus dem Gesicht, um besser etwas erkennen zu können. Die Flammen hatten hier eine Lücke gelassen. Etwas wie ein schwarzer Weg war dort, der nach links führte: "Machen wir Pause", schlug er vor: "Ehe wir dahinein gehen." Er wollte vor diesem Uhu nicht sagen, dass er müde wurde. Das Gehen im Schnee war für einen Menschen barfuss äußerst unangenehm, auch, wenn ihn das Feuerrattenhaar gegen den Wind und die Kälte schützte - und ihn auch vor den Flammen sichern würde, die rechts und links an dem vielleicht drei Meter breiten Weg emporloderten. Sesshoumaru konnte wittern, dass sein Halbbruder müde war - und konnte sich denken, dass der das nicht gerade vor diesem Uhu ausposaunen wollte. Inzwischen wusste er, dass sein eigener Stolz und seine eigene Sturheit bei dem zweiten Sohn seines Vaters ebenso vorhanden waren. So meinte er nur: "Iß.- Wie breit ist dieser Flammengürtel, Schuhu?" "Einen Moment, Sesshoumaru-sama." Der zog hastig wieder sein Buch unter dem Flügel vor: "Ich war das letzte Mal vor hundert Jahren hier. So ganz genau erinnere ich mich nicht. Ah ja, hier steht es ja. Die Flammen sind ungefähr tausend Schritte breit. Also, Menschenschritte, nicht meine. Dann erreicht man das eigentliche Ufer der Insel und damit magisches Gebiet. Dort gehen die tatsächlichen Gefahren los. Wie Ama-tsu-Mara bereits erwähnte, kann man dort keinerlei göttliche Energie einsetzen..." Er brach ab, als er dem Blick des Hundedämons begegnete. Darin lag etwas, dass ihm deutlichen Ärger verhieß. Er hatte doch nur diesen Hundejungen erklären wollen, was auf sie wartete. Aber schon Inuyasha hatte ja zuvor so komisch reagiert, wenn er mehr sagte, als direkt gefragt war. Wollten sie denn gar nichts lernen? Er beobachtete mit gewissem Unbehagen, wie Sesshoumaru seine Hand hob, drei Finger ausgestreckt, diese leise knacken ließ. "Überschätz dich nicht!" Schuhu beschloss, das für eine sehr deutliche Warnung zu halten. Ein Halbstarker und ein Baby! Auf was hatte er sich da nur eingelassen. Der Hundedämon ließ die Hand sinken, da er annahm, der nervende Uhu habe begriffen und wandte sich um, betrachtete den Weg. Zwischen den Flammen entdeckte er Wasser. Dort war das Eis, auf dem sie bislang gelaufen waren sicher geschmolzen. Tausend Schritte bis zur Insel. Hm. Und dieser seltsame Weg schien um mehrere Ecken zu biegen, was unter Umständen ein Problem darstellen könnte, da dort nicht zu erkennen war, was vor ihnen lag. Zumindest nicht, solange er diese Halbdämonennase hatte, die durch die Hitze des Feuers in Mitleidenschaft gezogen wurde. Es wurde wirklich an der Zeit, dass er wieder seinen eigenen Körper zurückbekam, seine eigenen Fähigkeiten. Und dann würde Naraku schon lernen, worin sein letzter Fehler bestanden hatte. Inuyasha hatte sich sofort hingesetzt, angefangen das mitgenommene Essen zu verzehren. Er war müde, wollte sich aber nicht vor diesem dämlichen Vogel die Blöße geben, schwach zu erscheinen, auch, wenn er hier nur in Menschengestalt herumlaufen musste und der wohl ein Dämon war. So sah er nur auf: "Äh, Sesshoumaru?" Mehr wollte er nicht sagen. Immerhin hätte das sein großer Bruder vor dieser Eule auch peinlich finden können, gefragt zu werden, ob er etwas essen wolle. Nanu, dachte der Hundedämon, angenehm berührt: er denkt an meinen Stolz? Immerhin: "Nein", erwiderte er. Sie ähnelten sich doch irgendwie. Natürlich nur ganz entfernt, aber doch. "Hallo?" erkundigte sich Schuhu: "Könnt ihr mir vielleicht erklären, worüber ihr geredet habt?" Oh bitte, dachte Sesshoumaru und schloss für einen Moment die Augen. Noch nicht, ermahnte er sich. Bis zum fünften Kreis ist dieser Vogel sehr nützlich. "Wieso?" fragte sein Halbbruder derweil: "Wenn wir wollten, dass du es weißt, hätten wir es ja wohl schon gesagt, oder? Halt doch endlich mal deinen Schnabel, du komischer Kauz. Gegen dich ist der alte Myoga ja direkt schweigsam." Und mit einem Seitenblick zu seinem großen Bruder: "Du bist zwar ein Dämon, aber ich denke mal, du hängst an deinem Leben." Dieser zarte Hinweis ließ den Schnabel des Uhus zuklappen. Was waren das nur für Idioten. Hintereinander gingen die drei in den schmalen Weg zwischen den Flammen. Schuhu bildete das Schlusslicht. Vorsichtig klemmte er sein kostbares Buch fester unter den Flügel. Es war sehr heiß und er wollte sicher nicht, dass das Papier Feuer fing. Inuyasha hielt den Ärmel schützend vor sein Gesicht. Das Haar der Feuerratten sicherte ihn gegen die Flammen, aber in dieser Menschengestalt fiel das Atmen schwer. Die Hitze war so groß, dass er das Gefühl hatte, seine Haare würden ansengen. Sesshoumaru hatte deutlich weniger Probleme. Auch wenn er im Augenblick nur ein Halbdämon war, das bewahrte ihn vor den übelsten Nebenwirkungen. Vor allem an den Stellen, an denen der Pfad scharf abbog, war es dennoch fast unerträglich heiß. Aber es gab keine andere Möglichkeit auf diese Insel zu kommen und so gingen sie immer weiter voran. Eine Pause einzulegen war sowieso unmöglich. Schuhu zählte zweitausend seiner eigenen Schritte, als vor ihnen endlich das Flammenmeer aufhörte. Unwillkürlich beschleunigte Sesshoumaru ein wenig. Die Hitze schadete seinem Geruchssinn, aber er konnte sehen, dass sich dort eine sandige Fläche dehnte. Das musste die Wüste sein, von der dieser Uhu gesprochen hatte. Und er konnte nun auch eine Magie fühlen, die er so noch nie gespürt hatte. Je näher sie der Insel kamen, umso deutlicher wurde es. Er machte mit innerer Erleichterung die letzten Schritte und betrat die magische Insel. Im gleichen Moment fühlte er einen scharfen Schmerz, fremde Zauberei, die sich seiner bemächtigte. Er ging auf ein Knie nieder. Was war denn jetzt los? Inuyasha sah erschrocken, wie sein Halbbruder offenkundig Probleme hatte. Er wollte zu ihm laufen, als er buchstäblich zu Boden fiel, das Gesicht im Sand. Auch er spürte jetzt die Magie, fühlte, wie sich seine Aura änderte. Und das kannte er. Schuhu stand überrascht da. Was hatten die beiden denn? Was war denn auf einmal los? Aber er konnte bei beiden eine Veränderung spüren, ein Pochen in ihrer Magie. Als er wieder zu dem jüngeren der Hundebrüder blickte, erkannte er überrascht, dass dessen Haare nun ebenfalls weiß waren. Und seine Ohren saßen als niedliche Öhrchen jetzt direkt auf dem Kopf. Der ältere richtete sich gerade auf, sah eigentlich wie zuvor aus. Aber wieso hob der die Hand, warum leuchteten die Krallen auf einmal so grünlich? "Keh!" Inuyasha sprang auf: "Das ist ja mal eine positive Überraschung. Wir sind wieder in unserer alten Form!" Und das bedeutete auf jeden Fall, dass Sesshoumaru Tessaiga nicht mehr führen könnte und er das selbst machen konnte. Trotz der Tatsache, dass sein großer Bruder mit Tessaiga ihnen bei den Drachen da ziemlich aus der Patsche geholfen hatte, hatte er immer noch ein sehr komisches Gefühl in der Magengegend, wenn Sesshoumaru Tessaiga in der Hand hielt. Immerhin hatte der schon mehrere Mordversuche an ihm begangen, um sich in den Besitz dieses Schwertes zu bringen. Schön, er hatte es ihm zurückgegeben und sie waren sich irgendwie näher gekommen, aber trotzdem: das war irgendwie falsch. "Nicht ganz." Sesshoumaru war erleichtert, dass er wieder ein vollwertiger Dämon war. Das bedeutete kein Essen mehr und diese ganzen anderen beschämenden Umstände, mit denen man als Halbdämon geschlagen war. Aber leider hatte die ganze Sache noch immer einen Haken. "Wieso?" Inuyasha sah seine Hände an: er hatte doch Klauen, weiße Haare, fühlte sich wieder wie ein Halbdämon? "Versuch Tessaiga." Der jüngere Bruder gehorchte verständnislos - und bemerkte rasch ebenfalls den Haken an der ganzen Sache: "Verdammt! Ich kann nur teilweise die Windnarbe einsetzen. Keine andere Technik. Anscheinend habe ich meine dämonischen Kräfte nur zum Teil wiederbekommen." Er sah besorgt seitwärts: "Du bist jetzt wieder ein Dämon, oder? Aber hast auch nicht alle deine Fähigkeiten zurück?" "Nein." Immerhin aber einige mehr als in dieser schrecklichen halbdämonischen Form. Er blickte zu dem Uhu, der intensiv sein Buch studierte: "Schuhu?" "Sesshoumaru-sama?" Er guckte auf: "Oh, darf ich mal reden? - Schon gut. Ich kann mir denken, was passiert ist. Ama-tsu-mara hatte euch doch mit diesem Bann belegt. Da auf dieser Insel aber keine göttliche Macht eingesetzt werden kann, wurde der Bannfluch von euch genommen, zumindest, solange ihr auf dieser Insel seid. Andererseits kann man auf dieser Insel auch dämonische Energie nur sehr bruchstückhaft einsetzen. Ich vermute, das hängt damit zusammen, dass der Sage nach ja hier der allererste Dämon begraben wurde. Und man kann entweder nur das einsetzen, was er auch gehabt hat oder genau das einsetzen, was er nicht gehabt hat." Er warf einen besorgten Blick zum Himmel: "Jedenfalls ist das gegenwärtig der erste Kreis. Die Hauptgefahr hier sind große Tiere am Himmel, die sich auf die Besucher stürzen und sie fressen. Ich habe einen Bericht gelesen, dass ein einziges Tier vier Dämonen fraß. Nur einer konnte durch das Feuer wieder zurückflüchten." "Immerhin kann ich die Windnarbe einsetzen", meinte Inuyasha prompt: "Das klappt dann schon." Er blickte zu seinem Halbbruder: "Du hast deine Giftklaue wieder? Auch diese Energiepeitsche?" "Die nicht." Sesshoumaru zögerte nicht, das zuzugeben. Vor wenigen Tagen noch hätte er sich lieber vierteilen lassen, als mit einer solchen Schwäche vor Inuyasha herauszurücken, aber es konnte wichtig werden hier auf dieser seltsamen Insel, wenn der wusste, dass er allein die Fernverteidigung übernehmen musste. Und sie hatten bei den Drachen ja ganz gut zusammengearbeitet. Der Kleine redete zwar oft genug zuviel und wie ein Trottel, aber sein Mut und seine Sturheit waren unstrittig. "Mist", kam es denn auch prompt von Inuyasha: "Na, immerhin geht die Giftklaue. Naraku ist schon so etwas von tot, sag ich dir. Wenn ich diesen Idioten erwische..." "Lässt du ihn wie üblich entwischen." Der Hundedämon drehte sich um. "He! Das letzte Mal hast du das versiebt, oder?" "Du hast dich auch nicht geschickter angestellt." Er prüfte den Wind: "Schuhu?" "Ja? Wohin wir gehen müssen?" "Keh!" presste der Halbdämon heraus. Das war ja wieder klassisch. Aber wieso sollte sich sein Halbbruder auch großartig ändern. Schuhu deutete seitwärts: "Wenn wir weiter in das Inselinnere gehen erreicht man einen Bannkreis. Und wenn man an diesem entlang folgt, kommt man irgendwann zu der Pforte, die in den zweiten Kreis dieser Insel führt." Ein wenig zögernd setzte er hinzu: "Da war ich allerdings nicht selbst. Ich bin bis hierher gekommen und dann wieder umgedreht." "Wie mutig!" war Inuyashas Kommentar. "Ich bin Wissenschaftler, kein Krieger." Das Wort Hundebaby unterdrückte er gerade noch. Er war lernfähig. Und gegen einen Dämon und einen Halbdämon selbst mit eingeschränkten Kräften hätte er keine Chance. Sesshoumaru setzte sich in Bewegung, ohne sich noch einmal umzublicken. Er war sicher, dass die anderen beiden ihm folgten. Erneut prüfte er die Gerüche. Es war herrlich, wieder seine eigene Nase zu haben, die Botschaften des Windes entziffern zu können. Und besaß er erst einmal Tokejin wieder, war wirklich wieder vollkommen erholt, würde er diesem lästigen Abschaum von Naraku zeigen, mit wem er sich da eingelassen hatte. Diesmal würde er ihn nicht mehr entwischen lassen, egal was dieser treiben würde. Er konnte vor ihnen einen Bannkreis riechen und steuerte darauf zu. Warum wohl diese seltsamen Kreise um den Mittelpunkt der Insel gezogen worden waren? Und wer das wohl getan hatte? Eigentlich war es vollkommen gleich. Sie mussten in das Zentrum, um Tokejin zurückzubekommen. Nichts anderes zählte. Inuyashas Ohren zuckten, Es war kaum ein Laut zu vernehmen gewesen, nur eine Ahnung, aber er fuhr herum, schon sein Schwert ziehend. Auch Sesshoumaru drehte sich um. Seine Ohren waren ebenfalls zu gut, als dass ihm der Hauch im Wind entgangen wäre. Der Uhu wunderte sich, blieb aber stehen. Da er wusste, von was hier die Gefahr ausging starrte er besorgt in den Himmel. "DAS soll gefährlich sein?" erkundigte sich Inuyasha denn auch. Auf sie zugeflogen kamen zwei bezaubernd schöne, geflügelte Luftwesen, mit langem, schmalen Körper und vier ätherischen, durchsichtigen Flügeln. Diese Geschöpfe wirkten so hauchzart, dass er sich scheute, die Windnarbe auf sie zurasen zu lassen, sie zu zerfetzen. "Sie greifen an!" schrie der Uhu auf: "Das sind diese gefräßigen Monster, von denen ich euch erzählt habe. Sie fressen alles, was sie überwältigen können!" "Keh!" machte Inuyasha, hob aber sein Schwert seitlich, suchte die Windnarbe. Die beiden Lebewesen waren nun schon nahe genug, dass man ihre sechs Beine erkennen konnte - und die kräftigen Zangen, die aus ihren Mündern ragten. Sie gingen in den Tiefflug über, hoben die Vorderbeine. Ganz offenkundig hatten sie vor, sich jeweils einen der drei Eindringlinge zu schnappen. Nun, sie würden gleich merken, dass ihre gewählte Mahlzeit nicht ganz wehrlos war. Er schlug mit seinem Schwert auf der unsichtbaren Linie der Windnarbe zu. Auch, wenn er nicht sein volles Potential an Kraft abrufen konnte, tat es einfach gut wieder als Halbdämon herumzulaufen und sein Tessaiga führen zu können. Die Energie war denn auch groß genug, um die zarten Flügel zu zerreißen. Die beiden Angreifer stürzten hilflos in den Sand. "Na bitte, " meinte der Halbdämon und richtete sich auf: "Also, wenn das die Gefahren sind, vor denen du uns gewarnt hast, Schuhu..." "Vorsicht, Inuyasha!" mahnte der Uhu: "Ich sagte doch schon, dass niemand weiter als bis zum fünften Kreis gekommen ist. Da liegen noch ganz andere Monster auf der Lauer!" "Ich und mein Tessaiga schaffen das schon! Keine Panik, alter Kauz." Er schob sein Schwert weg. "Inuyasha." Und da sich der Angesprochene umdrehte, fuhr Sesshoumaru fort: "Mach Platz!" Der Halbdämon zuckte so zusammen, dass es selbst Schuhu bemerkte, ehe er sich wieder fing: "He! Was sollte das denn?" Der Hundedämon hatte sich schon kehrtgemacht und ging. "Verdammt!" knirschte der Jüngere, als ihm plötzlich zweierlei dämmerte: erstens, woher wusste sein Herr Halbbruder von diesem dämlichen Befehl? Und zweitens: anscheinend hatte er ihn für seine Angeberei bestrafen wollen, aber darauf verzichtet, zuzuschlagen. Doch, seit Beginn dieser Reise war das schon ein gewisser Fortschritt. Aber er sollte wohl besser den Mund halten. So sprang er hinterher. Immerhin konnte er jetzt schon viel besser vorwärts kommen als in dieser schwachen Menschengestalt. "He, wartet!" keuchte Schuhu und watschelte hinterher. Sesshoumaru blieb stehen, als er vor sich den Bannkreis erkannte. "Was ist los?" erkundigte sich Inuyasha prompt. "Der Bannkreis." "Wo?" Aber dann konnte auch er die leichte Veränderung in der Luft der Wüste vor ihnen wahrnehmen: "Ah ja. Alles klar. Soll ich ihn brechen?" "Das geht nicht", sagte der Uhu: "Nichts kann diesen Bannkreis brechen." "Ich kann's ja mal versuchen." Inuyasha zog sein Schwert, wartete einen Moment: "Mist. Das rote Tessaiga geht nicht." "Sag ich doch!" triumphierte Schuhu: "Wir müssen da nach rechts gehen, dort soll das Portal sein." Ohne zu antworten drehte der Hundedämon ab und ging in diese Richtung. Mit einem etwas finsteren Blick auf sein Schwert schob es der jüngere Bruder wieder weg und folgte. Schuhu schloss sich mit leisem Seufzen an. Immerhin schienen sie auf ihn etwas zu hören. Sie würden schon noch mitbekommen, dass ihre Hitzköpfigkeit, ihr Leichtsinn sie in ernste Gefahren bringen konnte. Und es fragte sich wirklich, wie das ausgehen würde. Er hätte von dieser Reise lieber in seinem Studierzimmer gelesen, als hier durch den Wüstensand zu marschieren. Und der zweite Kreis war ein Dschungel. Was da wohl alles auf sie zukommen würde? Er musste das dringend einmal nachlesen. Aber da diese verrückten Hundebrüder keine Pause machten, ergab sich einfach keine Gelegenheit. ********************************************** Immerhin Dämon und Habdämon, wenn auch mit eingeschränkten Fähigkeiten. Und Schuhu bleibt nur die Frage: wollen sie nichts lernen? Im nächsten Kapitel erfährt er zu diesem Thema Neuigkeiten - und ist wieder nicht sehr glücklich. Wer so nett its, mir einen KOmmentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewöhnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 11: Reach out- I´ll be there ------------------------------------ Da sich einige wunderten, wo Naraku ist: er ist nicht auf der magischen Insel, da er dort ebenfalls nicht seine Fähigkeiten hätte. Und er nimmt auch an, dass die Halbbrüder den Hindernissen dort zum Opfer fallen werden, falls sie sich nicht gegenseitig umbringen. Schuhu erfährt wieder etwas Neues über seine Reisebegleiter. Viel Spass beim Lesen! 11. Reach out, I´ ll be there Der führende Hundedämon blieb stehen, als neben ihnen ein Portal zu wittern war. Er konnte feuchtwarme Luft riechen, viele Lebewesen. Ohne weiter zu zögern machte er die Schritte und war kurz darauf aus den Augen seiner Begleiter verschwunden. "He! Warte!" Inuyasha sprang hinterher und dem keuchenden Schuhu blieb nichts anderes übrig als schleunigst hinterherzulaufen. Auf der anderen Seite standen sie in einem dichten Dschungel. "Wartet bitte einen Moment, Sesshoumaru-sama", meinte der Uhu: "Ich...ich muss den Weg suchen!" Und nach Luft schnappen. Seine kurzen Beine konnten kaum die Geschwindigkeit mithalten, obwohl ihm klar war, dass die Halbbrüder auf ihn Rücksicht nahmen. Ohne ihn wären sie vermutlich mit vollem Tempo vorangelaufen - und genau in ihr Unglück, da war er sich sicher. Er zog sein magisches Buch unter dem Flügel hervor, studierte intensiv die Landkarte, die dort erschien, ehe er angespannt einen Text las, der sich in seiner Bibliothek befand. "Das hier ist der zweite Kreis. Laut Aussagen der Überlebenden gibt es hier Glockentiere, die sich von den Bäumen auf vorbeikommende Wesen stürzen und sie fressen. Und viele andere gewöhnliche Tiere." "Die sind ja wohl kein Problem", antwortete Inuyasha prompt und fasste unwillkürlich an Tessaiga. "Das nächste Portal?" erkundigte sich sein Halbbruder. Dem Uhu wurde wieder einmal bewusst, dass diesen beiden jedwede Gefahren auf ihrem Weg vollkommen egal waren: "Eigentlich müsste das hier geradeaus sein." Er konnte nur hoffen, dass sie keinem Tier oder sonst wem auf dem Weg zum nächsten Portal begegnen würden. Sie gingen hintereinander in den Wald. Schuhu war wieder der letzte und hatte es mit seinen kurzen Beinen oftmals schwer über die Wurzeln und durch das Gestrüpp der Pflanzen zu kommen. Die Halbbrüder sprangen über solche Stellen, waren aber immerhin freundlich genug, immer wieder auf ihn zu warten, zumal, wenn er wieder einmal Schnabel voran Bekanntschaft mit dem Urwaldboden gemacht hatte. Immerhin etwas. Der alte Vogeldämon beschloss, sich darüber schon einmal zu freuen, dass sie ihn nicht sitzen ließen. Bis vorgestern hätte er von jedem Dämon oder Halbdämon eine respektvolle und höfliche Anrede als Schuhu-sama oder sensei erwartet - und sich nicht vorstellen können, dass er durch einen Dschungel hastete und glücklich darüber war, dass er nicht allein gelassen wurde. Was für ein Benehmen, das diese zwei an den Tag legten! Das führte zu etwas anderem. Sie hatten beide erwähnt, dass sie noch immer nicht ihre volle Stärke erreicht hatten, da die magische Atmosphäre der Insel den Einsatz von Dämonenenergie störte. Wenn er das so richtig betrachtete, mussten sie ziemlich stark sein, sogar schon der jüngere. Vielleicht konnten sie es sich im gewöhnlichen Leben leisten, andere Leute mit Arroganz zu behandeln. Vermutlich gab es kaum jemand, der ihnen gefährlich werden konnte. Dieser Naraku oder wie der hieß, vielleicht. Immerhin hatte er dieses Schwert mit einem Trick gestohlen. Was natürlich auch bedeutete, dass er sich von den beiden Halbbrüdern bedroht fühlte. Ob er mal fragen sollte, was sie gegen Naraku hatten? Aber dann beschloss Schuhu das doch lieber sein zu lassen. Sie hatten schon zu deutlich gemacht, dass sie in ihm ein notwendiges Übel sahen. Er wollte nicht riskieren, dass sie einfach ohne ihn weitergingen. Allein würde er sicher jedem Monster, das hier rumlief, in die Klauen fallen. Auf einer Lichtung im Dschungel lag ein ruhiger Teich. Der Hundedämon witterte um sie allerlei Tiere, aber er blieb gelassen stehen. Er konnte nur zu deutlich riechen, dass der Uhu am Ende seiner Kräfte war, obwohl der sich tapfer weiterkämpfte. Mit diesen kurzen Beinen musste eine solche Wanderung wirklich erbärmlich sein. "Du darfst dich setzen, Schuhu." Er drehte sich dabei nicht einmal um. Das hatte dem Vogeldämon auch schon sehr lange niemand mehr gesagt. Aber er ließ sich erleichtert fallen. Inuyasha war ein wenig überrascht, dass sein älterer Bruder Rücksicht auf ihren Begleiter nahm. Vermutlich war der das von Jaken oder Rin gewohnt, aber auch er konnte nur zu deutlich wahrnehmen, dass Schuhu dringend eine Pause brauchte. So setzte er sich neben den Uhu: "Du warst schon lange nicht mehr unterwegs, oder?" "Nein." Schuhu betrachtete ein wenig frustriert seine schmerzenden Füße. "Ich war seit diesem Ausflug hierher eigentlich nie wieder unterwegs. Ich sitze immer in meinem Zimmer, lese die Berichte, die mir andere Leute geben, natürlich vor allem über diese Insel, und bearbeite meine Bibliothek." "Also lebst du gar nicht?" "Was soll die Frage?" Selbst als Halbdämon musste er doch wissen, wann jemand am Leben war oder tot? "Na, du liest nur, aber machst nichts? Schreckliche Vorstellung." "Nun, ich denke nach, Inuyasha...Inuyasha-sama. Das ist sicher besser, als ohne nachzudenken zu handeln." Schuhu dachte, er hätte nicht richtig gehört. Dieser Hundebengel wagte es, sein friedliches Leben in einer Studierstube als Vorstufe zum Tod zu bezeichnen? Hatte der denn gar keine Ehrfurcht vor Alter, keinen Respekt vor Wissen? Etwas bewegte sich über ihnen. Inuyasha sprang instinktiv auf, die Hand an Tessaiga, aber es war zu spät. Um den Vogeldämon und ihn hatte sich eine Art Glocke gestülpt. Oder besser ein Netz in Form einer Glocke. "Hilfe!" keuchte der entsetzte Schuhu und war schon auf den Beinen: "Das ist ein Glockentier!" "Zwei." Inuyasha fasste nach seinem Schwertgriff: "Aber das sind gleich zwei weniger!" "Nicht!" quietschte der Vögeldämon auf: "Inuyasha! Du Vollidiot! Wenn du dein Tessaiga ziehst, verbreitert es sich doch so. Dieser Körper von Glockentieren kann von keinem Schwert durchbrochen werden, aber du schneidest mir den Kopf ab!" "Ob man da einen Unterschied bemerken würde?" kam es prompt, aber Inuyasha ließ Tessaiga in der Scheide. Dieser Uhu hatte Recht. Sie standen so eng beisammen, dass sich sein Schwert praktisch in den Vogel schneiden würde, es sei denn, er würde es aufrecht über sich aktivieren. Und so konnte er unmöglich die Windnarbe treffen, die er in dieser fehlerhaften Halbdämonenform benötigte. Kein Schwert sollte da durchkommen? Nun, man könnte es ja versuchen. Aber erst einmal anders: "Dann probieren wir es hiermit!" Er schlug mit seiner Klaue zu. Unangenehm berührt stellte er fest, dass dieser netzförmige Körper um sie praktisch aus Gummi bestehen zu schien. Sein Angriff wurde schmerzlich zurückgefedert. Darum würde da auch kein Schwert durchkommen. "Wieso eigentlich zwei?" Schuhu hatte emporgeblickt. "Uns hat nur eines erwischt..." "Und eins Sesshoumaru!" Inuyasha sah hinüber. Auch sein Halbbruder stand unter einer glockenförmigen Netzstruktur, die oben dichter schien. Anscheinend hatten diese Mistviecher keine Augen, keinen Kopf oder so etwas. "He, Sesshoumaru!" "Inuyasha?" Der Hundedämon stand ruhig da, scheinbar vollkommen entspannt. "Was tust du da?" "Ich meditiere." "Oh, wunderbar. Schuhu sagt, dass kein Schwertangriff diese Körper zerstören kann. - Ach ja, was haben diese Biester eigentlich vor, du alter Kauz? Mach dich mal nützlich." Der arme Uhu schluckte etwas, deutete aber empor: "Das dort oben ist sein Mund. Es will uns fressen." "Ach ja?" Der Halbdämon blickte hinauf. Am obersten Ende der Glocke war etwas Rosafarbenes mit kreisförmig angeordneten weißen Quadraten zu entdecken: "Und was ist das Weiße?" Schuhu dachte, er höre nicht richtig. Ausgerechnet in einer solchen Lage begannen diese verrückten Hundebrüder etwas lernen zu wollen? Oh nein, der jüngere wollte wohl etwas lernen und der ältere meditierte. Diese zwei gaben dem Wort Chaoten eine völlig neue Bedeutung: "Das sind seine Zähne..." Er brachte es kaum mehr heraus, da sich die Kuppel um sie veränderte, niedriger wurde. Ganz offenkundig hatte das Glockentier nun vor, seine Gefangenen zu verspeisen. "Ich...ich mach mich klein. Versuche es mit Tessaiga!" "Keh!" Aber Inuyasha zog sein Schwert, als sich der Uhu neben ihm auf die Knie fallen ließ, einen Flügel schützend über den Kopf hob. Unter dem anderen hielt er nach wie vor sein kostbares Buch geklemmt. Sesshoumaru hatte unterdessen festgestellt, dass er auch mit erhöhter Konzentration keinen Zugriff auf seine Energiepeitsche hatte. Bedauerlich, aber nicht zu ändern. Also musste man mit dem vorlieb nehmen, was man hatte. Er hob die rechte Hand, nur drei Finger ausgestreckt. Seine Krallen begannen grün zu leuchten, als die für die allermeisten Lebewesen tödliche Säure in sie schoss, zu Boden tropfte. Diese Tiere sollten gegen Schwerter immun sein? Nun, gegen seines sicher. Tensaiga war einfach in solchen Situationen vollkommen nutzlos. Aber man könnte ausprobieren, wie so ein Glockentier mit seiner Giftklaue zu Rande kam. Seine Hand schoss gegen die Gitterstruktur. Glockentiere konnten nicht schreien, aber etwas wie ein lautes Zischen war zu hören, das aus dem oberen Teil des Körpers drang, als sich die Netzstruktur unter der Säure auflöste. Befriedigt trat der Hundedämon durch die so entstandene Lücke und sah sich nach seinen Begleitern um. Inuyasha hielt Tessaiga mit der Klinge nach oben über seinem Kopf, blickte nach oben. Das sah vermutlich genauso dämlich aus, wie es sich anfühlte, aber er dachte nicht weiter darüber nach. Dieser Mund hatte sich ihnen schon zu weit genähert und so schlug er so gut es ging mit der Schwertspitze dahinein. Immerhin zuckte das Glockentier ein bisschen wieder zurück. Es war eindeutig ein Tier und hatte keinerlei dämonische Aura. So und in dieser Verfassung konnte er die Windnarbe nicht einsetzen. Schlug er gegen die Netzstruktur, würde die Klinge zurückgefedert werden, wie zuvor schon sein Klauenangriff. Und das hatte weh genug getan. Aus den Augenwinkeln bemerkte er eine Bewegung und wandte hastig den Kopf, blickte genauer hin. Zu seiner Erleichterung stand sein Halbbruder neben ihnen. Und zum ersten Mal in seinem Leben fand er die grünlich leuchtende, sich ihm nähernde Hand des Hundedämons wirklich beruhigend. Schuhu sah vorsichtig unter seinem Flügel hervor. Wie war Sesshoumaru denn aus dem anderen Glockentier entkommen? Aber da sah er schon wie sich die netzartige Struktur vor ihnen auflöste. Das musste eine äußerst aggressive Säure sein. Sein Geruchssinn war noch so gut entwickelt, dass er etwas von Gift wahrnehmen konnte. Eine interessante Fähigkeit. Hatten das alle Hundedämonen? Oder nur dieser eine? Was das wohl für eine Säure war? Zu schade, dass er nicht sein Labor hier hatte. Außerdem, seufzte er in Gedanken, würde Sesshoumaru sich kaum für einige wissenschaftliche Untersuchungen zur Verfügung stellen. Nein, das würde er ihn nicht einmal fragen. Da Inuyasha durch das Loch hinaussprang, watschelte auch der Uhu hastig aus der Falle. Die Glockentiere bewegten sich wellenartig, zogen sich in den Wald zurück. "Na also!" Der Halbdämon schob Tessaiga in die Scheide: "Warum nicht gleich so." Schuhu starrte interessiert auf die Hand des Hundedämons. Das grünliche Leuten war verschwunden, die Säure einfach weg. Wirklich eine ausgesprochen faszinierende Fähigkeit. "Willst du meine Klauen spüren?" Er zuckte zusammen. Anscheinend mochte es Sesshoumaru nicht, so angeguckt zu werden: "Natürlich nicht, Sesshoumaru-sama. Ich...ich habe so etwas nur noch nie gesehen." "Da du ja nur in deinem Zimmer hockst, glaub ich das gerne", meinte Inuyasha prompt: "Gehen wir lieber, ehe die noch mit Verstärkung wieder anrücken." Statt einer Antwort drehte sich sein Halbbruder um und machte sich wieder auf den Weg. Der arme Uhu unterdrückte seinen tiefen Seufzer. Für diese Reise schuldete ihm Ama-tsu-mara ganz sicher einiges! Der Dschungel war so dicht, dass das Vorankommen immer schwieriger wurde. Aber die Hundebrüder konnten beide schon den Geruch des nächsten Bannkreises wahrnehmen. Und so ignorierten sie, dass hinter ihnen es immer wieder einen dumpfen Fall machte, wenn Schuhu erneut über etwas gestolpert war. Da er sich bemühte, sein kostbares, magisches Buch vor jedem Schaden zu hüten, passierte es ihm oft genug, dass sich sein Schnabel in den Boden oder gar eine Wurzel bohrte. Immerhin bekam er ihn stets wieder heraus. Wenn er sich vorstellte, dass er jetzt friedlich bei einer Tasse Tee in seinem Studierzimmer sitzen könnte, wurde ihm ganz wehmütig zu Mute. Seine Füße schmerzten, sein Schnabel tat weh und er begann sich selbst zu bedauern. Sesshoumaru blieb stehen. Vor ihnen stiegen steile Felsen auf, dazwischen öffnete sich eine Schlucht. Einzelne Brocken hatten sich aus der Felswand gelöst und bildeten nun ein dichtes Wirrwarr, über das der Dschungel gewuchert war. Und irgendwo dort war etwas. Inuyasha kam neben ihn, schon die Hand an Tessaiga. Auch er witterte den Fleischfresser. "Wo ist denn dieser Bannkreis?" fragte er: "Er muss doch hier gleich irgendwo sein." "An den Felsen." Sesshoumaru seufzte in Gedanken. Aber anscheinend konnte dieses Halbblut magische Bannkreise wirklich nicht erkennen. Er war sicher, dass der Weg in den nächsten Kreis dort vorne durch die Schlucht führen würde. "Was ist denn los?" Schuhu war heran: "Wieso bleibt ihr stehen?" Der Hundedämon stellte für sich fest, dass nicht nur sein Halbbruder unüberlegte Fragen stellen konnte. "Weil uns vielleicht jemand zum Fressen gern hat. Bleib bei mir." Inuyasha versuchte etwas in dem überwucherten Steinlabyrinth zu erkennen. Der Uhu schwankte zwischen einer gewissen Erleichterung, dass er beschützt werden sollte und gewisser Panik, dass dieser Schutz nötig wäre. Sesshoumaru ging weiter. Der Weg führte mit Sicherheit durch die Schlucht dort. Wenn dieses Raubtier schlau war, würde es sie nicht angreifen. Wenn es dumm war, wäre es tot. So einfach war das. Schuhu hielt sich eng an Inuyashas Seite, blickte sich immer wieder um. "Argh!" war alles, was der Uhu hervorbrachte, als er das Wesen keine zehn Meter hinter sich entdeckte. Es war vierbeinig, gewiss mit zwei Meter Rückenhöhe - und einem sehr guten Gebiss. Ein wenig erinnerte es an einen haarlosen Hund, zumal es auch einen Schwanz besaß. Es kam langsam auf die drei zu, anscheinend überzeugt davon, dass es schneller wäre als sie und sie keine Gelegenheit zur Flucht mehr hätten. Inuyasha zog sofort sein Schwert. Sein Halbbruder blieb stehen, wandte aber nicht einmal den Kopf, als er sagte:"Erledige ihn." Eigentlich war es ganz angenehm, dass der Halbdämon jetzt wieder wehrhafter war. So konnte er sich die Energie sparen. "Keh!" machte der Jüngere prompt: "Tu hier nicht so überheblich." Aber natürlich besaß Sesshoumaru ja im Augenblick kein Schwert, mit dem er dieses Tier hätte töten können. Als das Wesen mit einem großen Sprung auf sie zukam, die Distanz rasch überbrückte, schlug er zu. Der erleichterte Schuhu zog sein Buch unter dem Flügel heraus, suchte in seiner Bibliothek: "Ah ja, hier. Das muss eines der Wesen gewesen sein, von dem die Berichte besagen, es sei ein hundeartiges...." "Interessiert das wen?" Inuyasha schob sein Schwert zurück. "Bringst du immer Wesen um, die du nicht kennst?" "Ich bringe Leute um, die mich umbringen wollen, du alter Kauz. Komm jetzt." Hundebengel! Halbstarker! Baby! Aber Schuhu schob sein Buch weg: "Äh, was mir gerade so einfällt: Ihr beide seid doch ein Hundedämon und ein halber. Wieso habt ihr bei der Suche nach diesem Schwert eigentlich nicht den großen Hundedämon, den Anführer aller Hundedämonen um Rat gefragt?" Er begegnete plötzlich vier bernsteinfarbenen Augen, die ihn kalt ansahen. Irgendwie hatte er schon wieder etwas Falsches gesagt. "Was...was habt ihr denn...?" "Mann, du bist wirklich schon lange nicht mehr aus deinem Zimmer raus gekommen." Inuyasha schüttelte den Kopf: "Oder wolltest du uns ärgern?" "Nein, natürlich nicht." Schuhu warf einen besorgten Blick auf Sesshoumaru: "Ich...ich verstehe nicht...?" "Vater ist schon seit Jahren tot", sagte der kalt. "Euer.." Ach du Schande, dachte der Uhu. Das waren die beiden Söhne des mächtigsten aller Hundedämonen? Kein Wunder, dass selbst das Halbblut schon in jungen Jahren so stark war. "Das hab ich nicht gewusst, entschuldigt. Ich dachte nur..." "Lass das einfach sein." Inuyasha klopfte ihm auf die Schulter: "Ich denke auch nie nach, das ist viel bequemer." Was für eine bemerkenswerte Selbsterkenntnis, dachte sein älterer Bruder und drehte sich wieder um. Er konnte das Portal im Bannkreis sehen. Wie er es sich schon gedacht hatte führte der Weg durch diese Schlucht. Dieser Kauz, nein, Uhu hatte doch erwähnt, dass es ab dem dritten Kreis magische Fallen geben würde. Wenn das stimmte würden sie vorsichtig sein müssen. Aber gleich, was auf sie wartete - sie mussten zum Zentrum der Insel. Er brauchte sein Schwert wieder, um wieder seine volle Macht abrufen zu können. Und dann würde er diesem Abschaum von Naraku das Pavianfell über die Ohren ziehen. Er ging langsam weiter. Die anderen beiden folgten ihm. ****************************************** Hundebengel? Halbstarker? Baby? Immerhin war Schuhu klug genug, das nicht laut zu sagen. Die Bemerkung zu Vater war schon schlimm genug. Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen. bekommt, wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 12: Dead Promises ------------------------- Schuhu und die Halbbrüder, ja, da prallen Welten auseinander. Das nächste Kapitel ist relativ ruhig und da lernt man ein wenig über seine reisegefährten.... 12. Dead promises Sesshoumaru wanderte gemächlich auf das Portal zu. Die Schlucht dahinter schien harmlos zu sein, aber er hatte nicht vergessen, dass Schuhu von magischen Fallen gesprochen hatte. Als der alte Uhu jetzt hinter ihm keuchte: "Wartet einen Augenblick, Sesshoumaru-sama, ich flehe Euch an!" blieb er tatsächlich stehen, drehte sich um. "Was ist?" "Die...die Fallen im nächsten Kreis." Schuhu beschloss mutig zu sein, da diese verrückten Bengel ihn immerhin anguckten: "Ab jetzt wird es richtig gefährlich." Er blickte hastig in sein Buch: "Diese Schlucht nennt man die Regenbogenschlucht. Sie ist schon die erste Falle. Die Leute, die hindurchkamen, also, sogar zweimal hindurchkamen, berichteten von ernsten Problemen mit den Augen. Da scheint etwas zu sein, das manchen blendet, andere sogar blind macht." "Hm." Der Hundedämon drehte sich um, musterte durch das Portal die scheinbar friedliche Schlucht. So war nichts zu erkennen, aber natürlich war es besser vorgewarnt zu sein. "Und danach?" "Ihr wollt mir zuhören?!" entfuhr es Schuhu fast beglückt, ehe er eilig weiter in sein Buch guckte: "Dahinter kommt eigentlich ein Wald. Und darin leben Tiere, die die Leute, die sie überlebt haben, Woyteras nannten. Ich kenne das Wort nicht, weiß auch nicht, was das bedeuten könnte. Aber sie sagten, wenn man von einem gefangen wird, sollen die Begleiter den Gefangenen sofort töten, wenn sie es schaffen. Das sei gnädiger." "Woyteras?" Inuyasha starrte ihn an: "Nie gehört. Aber ich nehme mal an, dass man auch Woyteras umbringen kann." "Ich bedaure, Inuyasha-sama, das steht hier nicht." "Alles kann man umbringen. Bei manchem dauert es nur länger." Der Halbdämon war sich da sicher. Schuhu beschloss, lieber nicht darauf zu antworten, zumal ihm Sesshoumaru ja immer noch den Hinterkopf zuwandte. Es war ja ganz hübsch, dieses lange weiße Haar, aber warum stand er grundsätzlich immer so in der Gegend rum, dass man sein Gesicht nicht sehen konnte? So schob er sein Buch wieder unter den Flügel. Irgendwie war er ganz zufrieden. Sie fingen doch nicht etwa an, auf seine Ratschläge zu hören? Ob er ihnen doch genaueres von den Woyteras erzählen sollte? Lieber nicht, beschloss er dann. Man sollte den Lerneifer nie überschätzen - zumindest nicht, solange man solche tödlichen Schüler hatte. "Gehen wir." Der Hundedämon durchquerte das Portal, Inuyasha folgte ihm sofort und ein etwas fröhlicherer Uhu. Dahinter begann abrupt die Regenbogenschlucht. Das Sonnenlicht wurde von den steilen Felswänden recht und links reflektiert, von Millionen und Abermillionen von Kristallen, die dort eingebettet waren. Das Licht wurde in seine verschiedenen Farbrichtungen zerlegt. Rote, grüne, gelbe Strahlen schossen durch die Schlucht. Die Hundebrüder wurden geblendet und sie mussten die Lider schließen. Noch ärger traf es Schuhu mit seinen so lichtempfindlichen Augen. Mit einem Ächzen legte er seinen freien Flügel vor sein Gesicht. "Ich...ich kann nichts sehen!" brachte er hervor. "Ich auch nicht!" gab Inuyasha zurück, der allerdings auch nicht annahm, dass sein Halbbruder noch etwas erkennen konnte. "Und was nun?" erkundigte sich der Uhu schüchtern. "Geradeaus!" sagte Sesshoumaru. "Immer der Nase nach", ergänzte der Halbdämon. Er suchte den Geruch seines Bruders, ehe er zu ihm trat. "Und was machen wir mit ihm?" "Wenn du mit ihm Händchenhalten willst, bitte." "Eher Flügel halten, wohl." Inuyasha öffnete ein wenig die Augen, gerade genug, um den Uhu neben sich erkennen zu können. Er fasste nach einer der Schwungfedern des Flügels, den sich Schuhu vors Gesicht hielt, zog diesen daran mit sich. "Aua", machte der bloß, aber er wagte nicht, gegen die unsanfte Behandlung zu protestieren. Nicht, nachdem ganz offenkundig der jüngere Hundebengel sein Herz für arme, geblendete Eulen entdeckt hatte, während ihn der ältere wohl hätte allein zurechtkommen lassen. Inuyasha folgte einfach der Witterung seines Halbbruders. Soweit er wusste, war dessen Nase leistungsfähiger als seine und würde sie sicher durch dieses glitzernde Tal bringen. Dennoch verging über eine Stunde, ehe die Witterung den Halbbrüdern verriet, dass sie die Schlucht hinter sich gelassen hatten, sich ein weites Land vor ihnen dehnte. So öffneten sie die Augen und Inuyasha ließ die Schwungfeder los. Schuhu nahm an, dass er jetzt auch wieder gucken könnte und sah auf, schüttelte ein wenig seinen Flügel. Seine armen Federn. Dieses Hundebaby hatte eine sehr eigene Ansicht über Federlesen. Vor ihnen begann ein lichter Wald, der eine Anhöhe emporwuchs. Ohne zu zögern ging Sesshoumaru schnurgerade weiter. Bislang war jedes Portal genau gegenüber vom anderen gewesen und er nahm nicht an, dass sich das ändern würde. Offenbar waren diese Kreise mit Absicht und nach einem Plan angelegt worden. Am Waldrand blieb er stehen, witterte. Schuhu nutzte sofort die Gelegenheit und ließ sich mit einem erleichterten Seufzer nieder. Seine Füße brannten durch das ungewohnte Marschieren und er betrachtete sie besorgt, ob da nicht Haut abgehen würde. Aber sie wirkten noch recht ganz. Inuyasha blieb neben seinem Halbbruder stehen: "Ich riech nichts. Du?" "Vieles." "Das meinte ich nicht, du Vollidiot. Diese Woyteras oder so. Wenn hier so viele davon leben, müsste man doch einen bestimmten Eigengeruch in die Nase kriegen." Oh, dieser halbe Hund versuchte mal nachzudenken? Irgendein unklares Älterer-Bruder-Gefühl trieb Sesshoumaru dazu zu sagen: "Der gesamte Wald wird dann ihren Geruch haben. Aber ich kann keine Tiere wittern, die ungewöhnlich wären. - Schuhu." Der zuckte fast zusammen: "Ja, Sesshoumaru-sama? Wollt Ihr weiter?" "Woyteras. Wie viele leben hier?" "Ich kann keine Zahlen nennen. Hier wurde nie eine Statistik erhoben." "Schuhu." Noch nicht, dachte Sesshoumaru und senkte seine Hand. "Ungefähr, meint Ihr? Nun, wohl einige. Die Überlebenden meinten, sie seien die einzigen Tiere oder Wesen hier im Wald. Anscheinend fressen sie sich gegenseitig, wenn niemand vorbeikommt." Schuhu klappte seinen Schnabel zu. Nein, mehr war nicht gefragt gewesen. Und wer wüsste schon, auf was für Ideen die beiden kommen würden, wüssten sie, was sich da vor ihnen im Wald verbarg. Vielleicht würden sie sogar Angst bekommen und umdrehen? Der Uhu überlegte ernsthaft diese Option, beschloss dann aber, dass das die unwahrscheinlichere Möglichkeit war. Leider. So schwieg er. Der Hundedämon hob ein wenig den Kopf, witterte erneut. Der Wind brachte neue Botschaften, von Bäumen, Feuchtigkeit - und kaum wahrnehmbar den Geruch eines Fleischfressers. Aber das war kein Tier, das er je kennen gelernt hatte. Da war ein Hauch von Staub, eine Ahnung von Verwesung. Inuyasha sah ihn von der Seite an, ehe auch er versuchte, etwas zu riechen. Ihm war klar, dass er mit seinem Halbbruder nicht mithalten konnte. Dieser war eindeutig näher am Hund als er, aber so schlecht war seine Nase ja nun auch nicht. "Irgendwie riecht dieser ganze Wald wie eine Höhle", sagte er: "Aber nicht feucht, sondern staubtrocken." Staub, ja, dachte Sesshoumaru. Irgendwie müssen diese Woyteras spinnenartige Wesen sein. Aber sie sind sicher keine Spinnen. Deren Geruch kenne ich. Der Halbdämon war zufrieden. Keine Antwort bedeutete ja, dass der Herr Halbbruder der gleichen Meinung war, das hatte er inzwischen schon gelernt. "Am besten behalte ich Tessaiga die ganze Zeit in der Hand." "Dann bist du noch langsamer im Ziehen geworden, als ich weiß?" "Keh!" knirschte Inuyasha: "Bis jetzt hat es ja wohl immer noch gereicht." "Gehen wir." Schuhu stand seufzend auf, beschloss aber, sich eng hinter Inuyasha zu halten. Der Jüngere war doch deutlich umgänglicher und versuchte immerhin einem alten Uhu beizustehen. Als sie den Wald betraten, spürten sie eine Magie. Die Bäume schienen plötzlich enger zusammenzurücken und was eben noch ein lichter Hain gewesen war, war nun düster und bedrohlich geworden. Unter dem Kronendach war es dunkel geworden. Menschenaugen hätten hier schon versagt. Für die beiden Hundebrüder war noch immer einiges zu erkennen, die Eulenaugen Schuhus konnten sich von dem blendenden Licht erholen. Und dieser gesamte Wald schien von einer eigenartigen Erwartung erfüllt zu sein. Irgendetwas war da, das spürten die drei nur zu deutlich, aber es ließ sich nicht erkennen, was es war. Irgendetwas oder irgendwer lauerte dort in der Dunkelheit geduldig auf sie. "Schuhu." "Sesshoumaru-sama?" Was wollte der Halbstarke denn jetzt schon wieder? Aber der alte Uhu drückte sich an Inuyasha vorbei, da er lieber diesen berührte als einen der seltsamen Bäume. "Geh voran." Das war ja direkt mal eine gute Idee von diesem Hundebengel, dachte Schuhu. Natürlich konnte er mit seinen Nachtaugen hier viel eher etwas erkennen als die Abkömmlinge von Tageräubern. So klemmte er sein Buch wieder fest unter den Arm und marschierte los. Da Sesshoumaru einen Schritt auf die Seite machte, folgte ihm Inuyasha, der die stumme Aufforderung verstanden hatte. Warum auch immer sein Herr Halbbruder den Schluss machen wollte, sollte ihm egal sein. Immerhin würde der Uhu doch wenigstens erkennen, wenn vor ihnen so ein Woytera auftauchen würde, was auch immer das sein sollte. Der Halbdämon gab sich zu, dass ihn diese lauernde Beobachtung nervös machte. Er schätzte einen offenen Kampf, aber so einfach gemustert zu werden von etwas, das mit Sicherheit feindlich gesinnt war, taugte ihm gar nicht. Aber natürlich würde er das nie vor Schuhu oder gar seinem älteren Bruder sagen. Während sie durch den Wald gingen, schienen die Bäume Spaß daran zu finden, sie zu ärgern. Immer wieder tauchten Wurzeln auf, wo gerade eben noch keine gewesen waren, schlugen Äste unmotiviert zu. Die Halbbrüder waren schnell genug, emporzuspringen, auszuweichen, aber der arme Uhu musste einiges einstecken. Aber da er annahm, dass Beschwerden nichts bringen würden, wanderte er tapfer weiter. Er blieb erst stehen, als es vor ihm steil bergab ging. Sie befanden sich an einem Felsabfall. Unter ihnen breiteten sich scheinbar endlose Wälder aus, zum Teil vom Nebel verhüllt. "Mist!" Inuyasha blieb neben ihm stehen: "Ich dachte, wir würden bald den vierten Ring erreichen." "Der Bannkreis ist dort." Zur gewissen Überraschung des Halbdämons kam diese Erklärung von seinem Bruder. Er drehte den Kopf zu ihm: "Wo denn?" "Geradeaus. Du solltest ihn erkennen können, wenn du dir Mühe geben würdest." Inuyasha starrte über den Wald. Wenn er den jetzt nicht entdecken würde, dürfte er sich sicher wieder irgendwas von "dämliches Halbblut" anhören: "Da, ich sehe ihn!" Irgendwie schien die Luft dort vorne zu verschwimmen. "Das ist ein Illusionszauber, oder? Er tut nur so, als ob der Wald endlos weiter gehen würde." Sesshoumaru entdeckte eine gewisse Befriedigung in sich. Der Jüngere lernte tatsächlich etwas. Nun, wenn sie sich trennen würden, hätte dieser Halbhund immerhin eine Ahnung bekommen, was standesgemäßes Verhalten wäre. Aber er meinte nur: "Weiter, Schuhu." "Äh, wohin?" Der Eulendämon starrte unbehaglich vor sich auf den Steilabfall: "Da komme ich nicht runter, Sesshoumaru-sama." Der Hundedämon schloss für einen Moment die Augen. Ein Hundebaby und ein altersschwacher Uhu! Er sehnte sich fast nach Jaken und Rin, die ihn zwar auch manchmal nervten, aber bei denen er sicher war, dass sie ihm wortlos gehorchen würden, statt solche überflüssigen Fragen zu stellen. "Rechts." Dort war der Abhang deutlich flacher. Warum musste er hier eigentlich alles selbst machen? Schuhu beschloss, dass weiterer Protest absolut sinnlos gewesen wäre und marschierte wieder los. Sie gelangten ohne weitere Verzögerung wieder in einen dunkeln, finsteren Wald. Zu allem Überfluss wallten hier immer wieder Nebelschwaden über den Boden. Inuyasha hob witternd den Kopf. Dieser Staubgeruch war hier deutlicher als zuvor. Und das Gefühl der Beobachtung war immer noch vorhanden. "Verdammt, wer starrt uns da bloß dauernd an", murrte er. Er erwartete keine Antwort, aber Schuhu meinte: "Das sind sicher die Bäume, Inuyasha-sama." "Ach, und woher willst du das wissen?" "Das ist in manchen alten Wäldern so. Bäume können leben, also auch denken und fühlen. Und so gemein, wie die in dem Wald dort zuvor waren, bin ich mir sicher, dass sie das hier auch sind." "Na, toll...." Gegen Bäume zu kämpfen wäre nun wirklich das Verrückteste, was er je erlebt hätte. Der Halbdämon musterte die Stämme. Hier waren keine Wurzeln, die plötzlich aus dem Boden ragten, keine Äste schlugen nach ihnen. Aber trotzdem gefiel der Wald ihm nicht. Er war zu still. Außer ihnen schien hier kein Leben zu existieren. Schuhu mühte sich wieder einmal mit dem Bodenbewuchs ab. Zum ersten Mal in seinem Leben waren seine kurzen Beine wirklich ein Problem für ihn. Im gleichen Augenblick begriff er, dass der Boden unter ihm weg war: "Hilfe!" brachte er noch heraus, dann stürzte er in das Loch, das die Pflanzen versteckt hatten. Inuyasha versuchte noch, ihn zu fassen. Da er an seine Krallen dachte und nicht so fest zupacken wollte, rutschte das Federkleid jedoch durch seine Finger. Noch im Nachfassen begriff der Halbdämon, dass auch er fiel. Und dass dieses so unerwartete Loch genau den Geruch nach Staub und Höhle hatte, den sie dem Woytera zugebilligt hatten. Na bitte, dachte der Hundedämon. Ich habe es doch gewusst. Er trat zu dem Loch, blickte hinunter. Nun erkannte er, dass der gesamte Boden, auf dem sie gerade eben noch gegangen waren, unterhöhlt war. Ganz offensichtlich wohnte dort unter der Erde ein Woytera, der diesen Durchbruch als Falle gebaut hatte. Das Ganze schien ein Höhlensystem zu sein. "Komm, Inuyasha. Und bring diesen Uhu mit." "Ach, und wie?" keuchte der Halbdämon. Inuyasha war ein Idiot, dachte Sesshoumaru, aber selbst er sollte aus drei Meter Tiefe wieder emporspringen können. So bückte er sich und sah genauer nach. Direkt unter dem Loch hatte die eigentliche Falle gelegen. Auf dem Boden des Höhlenganges war ein riesiges Netz ausgebreitet worden, in dem sich die beiden verfangen hatten. Sein Halbbruder zerrte an den Fäden, aber diese waren äußerst klebrig - und äußerst elastisch. "Keine Bewegung, Inuyasha!" Noch vorige Woche hätte der Halbdämon über eine derartige Anweisung hinweggehört, oder eher aus Trotz weitergemacht. Aber nach den letzten Tagen hatte er durchaus das Gefühl, sein älterer Bruder wisse, wann er was warum sagte, und erstarrte. Sesshoumaru sah es zufrieden. Hoffentlich hatte er mit diesem blinden Herumgezappel nicht den Woytera alarmiert. Dieser musste irgendeine Verwandtschaft zu Spinnen haben und diese Tiere pflegten genau zu wissen, wann ihnen Beute ins Netz gegangen war. "Bewegt euch beide nicht mehr, bis ich bei euch bin!" Inuyasha sah ein wenig besorgt, wie sein Halbbruder verschwand. Aber immerhin hatte er gesagt, er wolle zu ihnen kommen. Vielleicht suchte er einen anderen Weg, um nicht ebenfalls in diesem bescheuerten Netz zu landen. Der Halbdämon stellte fest, dass er tatsächlich das Vertrauen hatte, Sesshoumaru würde sie hier nicht hängen lassen. "Weißt du, wie so ein Woytera aussieht?" erkundigte er sich bei seinem Gefährten im Unglück. Schuhu seufzte. Warum wollte das Hundebaby nur immer in solchen Situationen Erklärungen bekommen? "Er soll sechs oder acht Beine haben. - Mein armes Buch wird ganz verklebt..." "Dein Buch sollte dein geringstes Problem sein. Weiter in der Botanik." "Botanik sind Pflanzen, Inuyasha. - Ein bisschen wie eine Spinne aussehen, also. Aber der Körper ist anders, länger." "Und der will uns fressen?" "Nein, schlimmer." "Hm", machte Inuyasha, dem das eigentlich völlig gereicht hätte: "Was soll noch schlimmer sein?" "Anscheinend, ich bitte zu beachten, dass ich nur erzähle, was die Überlebenden berichtet haben, benutzt der Woytera seine Gefangenen als lebendige Speisekammer für seinen Nachwuchs. Er legt ein Ei in...." Schuhu konnte es nicht aussprechen. Nur seine Lehrerfahrung hatte ihm bisher diese Erklärung überhaupt ermöglicht. Am liebsten hätte er herumgezappelt - aber da war Sesshoumarus Befehl. Und am allerliebsten hätte er laut um Hilfe geschrieen, statt biologische Erklärungen abzugeben. "Hu", machte der Halbdämon bloß, als er sich das vorstellte. Eigentlich hätte er wieder versucht, sich loszureißen, aber er erkannte etwas Weißes, dass rasch auf sie zulief: "Sesshoumaru!" Er war selten so froh gewesen seinen Halbbruder zu sehen. Der Hundedämon blieb stehen, zu vorsichtig, um das Netz zu berühren. Schuhu konnte nicht anders als mit wissenschaftlichem Interesse zuzusehen, wie die Krallen wieder dieses grünliche Licht zeigten, als sie die giftige Säure produzierten. Einige rasche Klauenschläge genügten, um die Verstrickung zu zerreißen. Inuyasha sprang sofort auf. Überall in den Haaren und an seinem roten Gewand klebten die Fäden, aber das war ihm im Moment egal. Der Höhlenbesitzer näherte sich. Auch Sesshoumaru hatte das raschelnde Geräusch hinter sich gehört und beeilte sich, den Uhu zu befreien. Sein jüngerer Bruder schob sich an ihm vorbei, zog sein Schwert, als sich ein dunkler Schatten an der Wand abzeichnete, lange haarige Beine, ein länglicher Körper, ein sehr langer Hinterleib mit einem Stachel nach unten. Der Kopf war verhältnismäßig klein, aber die Beißzangen daran zeigten sich sogar im Schattenriss. In dem Licht, das durch das Loch in der Gangdecke fiel, erkannte der Halbdämon, dass das Wesen um die Ecke kam, auf sie zu. Es schien nicht sonderlich schnell zu sein, rechnete wohl auch nicht damit, dass sich jemand aus dem Netz befreien könnte. Wenn hier keine anderen Tiere außer Woyteras mehr lebten, fingen sie sich wohl gegenseitig. Aber eigentlich war das völlig egal: "He, Sesshoumaru?" "Was ist?" "Schnapp dir Schuhu und spring. Ich pass auf den hier auf." Der Hundedämon überlegte flüchtig, von wem er das letzte Mal eine Aufforderung erhalten hatte, griff aber nach dem Uhu. Auch wenn der Vorschlag von Inuyasha kam, er war nur vernünftig. So machte er den Satz nach oben, den Eulendämon im Genick haltend. Schuhu schrie etwas entsetzt auf, als sie oben landeten: "Mein Buch! Ich habe mein Buch im Netz liegen lassen!" Er wurde unsanft fallengelassen und ergänzte hastig: "Danke, Sesshoumaru-sama!" Aber sein schönes Buch! Inuyasha kam hinterher, Tessaiga in der rechten Hand, in der Linken das magische Buch des alten Uhus. Gleich hinter ihm schoss der Kopf des Woytera aus dem Loch, offenkundig in dem Versuch, den Halbdämon zu erwischen. "Verflixt", meinte der daher und warf Schuhu das Buch zu, ehe er herumfuhr: "Du bist echt lästig!" Er schlug auf der Linie der Windnarbe zu. Das angreifende Wesen wurde buchstäblich in mehrere Teile zerlegt. "Danke, Inuyasha-sama!" Schuhus beglückter Satz verriet, wofür er sich bedankte, als er vorsichtig mit dem Schnabel begann, die klebrigen Fäden von seinem magischen Buch zu zupfen. Der Halbdämon drehte sich um: "Na, so ein lästiges Vieh!" "Wir gehen." Sesshoumaru nickte seitwärts. Überall schien sich im Wald sie die Erde zu öffnen. Beine und Köpfe von weiteren Woyteras erschienen. Vermutlich hatten sie ihren toten Artgenossen wahrgenommen und wollten sich jetzt das Festmahl gönnen. Es war als sei der ganze Waldboden lebendig geworden. "Igitt...Los Schuhu!" Ohne weitere Nachfrage wollte sich Inuyasha den Uhu unter den Arm klemmen, stellte aber fest, dass der zu dick dazu war. So fasste er ihn wie auch schon zuvor sein Halbbruder einfach am Genick. Schuhu beschloss resigniert, Welpen zu bedauern, die so getragen wurden, holte aber tief Luft, als diese verrückten Hundebengel emporsprangen, auf die Äste der Bäume, den auf einmal krabbelnden und aufbrechenden Waldboden so meidend. Gut, das hätte er nicht gekonnt, und er klammerte sich fest an sein magisches Buch. Seine Haltung sah sicher so würdelos aus, wie er sich fühlte, aber er hatte die nicht unberechtigte Angst, wenn er zappelte, könnte Inuyasha fester zufassen - und ihm dabei versehentlich das Genick brechen. Keine halbe Stunde später ereichten sie den Bannkreis. Schuhu fühlte sich abgesetzt und seufzte auf. Ihm tat sein Genick weh, eigentlich jeder einzelne Knochen im Leib durch die ungewohnte Haltung, sein verzweifeltes Bemühen, sich ruhig zu halten. "Schuhu?" Er konnte sich denken, was der ältere Bruder hören wollte: "Im vierten Kreis soll es eigentlich keine besonderen Tiere geben...also, niemand erwähnte etwas, Sesshoumaru-sama." Was unter Umständen nur bedeutete, dass niemand diese Begegnung überlebt hatte. Aber irgendwo dort hinten lag Tokejin und er würde sein Schwert zurückbekommen. So machte Sesshoumaru ohne Zögern die Schritte durch das Portal. Inuyasha war sofort an seiner Seite und ein müder Uhu eilte hinterher. ************************* Das nächste Kapitel heisst: Poison. Udn es geht wirklich zur Sache zwischen den Brüdern. Hm. Wie auch immer ihr das jetzt verstehen mögt.... *g* Wie immer, wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, schicke ich eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotpe Kapitel 13: Poison ------------------ Ich weiß, die Andeutung war mehr als zweideutig. Aber ich hoffe, euch gefällt die Auflösung.... Schuhu sagte, es gäbe hier keine Tiere. Ob er damit Recht gehabt hat? 13. Poison Zu ihrer Überraschung zeigte sich der vierte Kreis friedlich, geradezu idyllisch. Grüne Wiesen dehnten sich vor ihnen aus, sanfte Hügel. Vereinzelt standen Bäume, in denen Vögel sangen. Alles wirkte harmlos und übersichtlich, aber das musste nichts heißen. Eher misstrauisch witterten die Halbbrüder sorgsam. Schuhu studierte sein Buch, ehe er aufsah. Sollte er oder sollte er nicht? Er hatte Sesshoumaru zuvor gesagt, dass es hier keine besonderen Tiere geben würde, und das stimmte auch. Dennoch hatte er nur einen einzigen Bericht gefunden von jemandem, der bis hierher vorgedrungen war und zurückgekehrt war. Das konnte allerdings auch an den Woyteras liegen, deren Heißhunger sie ja schon kennen gelernt hatten. "Da ist ein Teich", sagte Inuyasha: "Da könnten wir baden und diese scheußlich klebrigen Fäden loswerden." "Wir?" fragte sein Halbbruder prompt. "Na, Schuhu und ich", korrigierte der Halbdämon, der sich schon denken konnte, dass der Herr Hundedämon sich amüsierte, dass sie so dämlich gewesen waren, in ein Loch samt Netz zu fallen. "Ich bade nicht in einem Wasser", kam es entgeistert von dem Uhu: "Eulen baden nur im Sand!" "Ich will aber." Der Halbdämon ging schon in die richtige Richtung. Zu seiner gewissen Freude folgte ihm Sesshoumaru. Und natürlich Schuhu. Der Teich glitzerte einladend in der Sonne. Noch immer ein wenig misstrauisch blickten sich die Halbbrüder um, prüften noch einmal die Luft: Aber nichts verriet die Anwesenheit eines Raubtieres oder eines Dämons. Inuyasha guckte in das Wasser. Nicht einmal Fische waren zu erkennen. Gab es in diesem Kreis überhaupt kein Leben außer den Vögeln? Er zog Tessaiga aus dem Gürtel, legte es zu Boden. Am besten würde sein, wenn er samt Kleidung ins Wasser ginge. Auf dem Feuerrattenhaar klebten auch noch einige Überreste der Fäden. Aber vor allem wollte er das Zeug aus seinen Haaren loswerden. So watete er vorsichtig in das Wasser, das ihm gerade so bis zur Hüfte reichte, setzte sich dann nieder, um den Kopf rückwärts zu biegen, seine Haare nass zu machen. Schuhu setzte sich unter den Baum und bemühte sich, sein Buch von den Resten der Fäden zu befreien, sie auch aus seinen Federn zu bekommen. Sesshoumaru blieb wachsam stehen. Sein Instinkt sagte ihm, dass dieser Friede nur Täuschung war, etwas hier war. Aber es war nichts zu wittern, nichts zu entdecken. Vielleicht irrte er sich auch und es gab hier keine Gefahren. Allein, dieser alte Kauz hatte etwas von magischen Fallen erzählt. Er konnte freilich nichts spüren, aber das besagte natürlich nichts. Es gab sicher Magie, die er nicht erkennen würde und wer auch immer diese Bannkreise geschaffen hatte, hatte sich dabei etwas gedacht. Das führte zu etwas anderem. "Schuhu." Der sah hastig auf. War sein Rat etwa wieder erwünscht? "Was möchtest du denn...möchtet Ihr denn wissen, Sesshoumaru-sama?" "Warum kamen so viele hier auf diese Insel?" "Trotz der Gefahren, meint Ihr? Menschen und Dämonen werden davon angezogen, dass der Sage nach das Grab des allerersten Dämons auf dieser Insel liegen soll. Und viele vermuten, dass dort riesige Schätze oder sehr wertvolle Sachen dabei sind. Und dass diese Bannkreise erschaffen wurden, um den Schatz zu schützen." Schuhu richtete sich ein wenig auf, wollte weiter erzählen, brach aber ab, da sich sein Zuhörer schon wieder abwandte. Seufzend drehte er sich wieder den klebrigen Fäden zu. Immerhin. Dieser Hundebengel hatte ihn schon mal was gefragt. Das würde er doch wohl auch noch öfter tun, hoffte der Uhu. Er war alt, weise und erfahren und könnte diesen Hundejungen eine wichtige Hilfe sein - wenn sie nur nicht so desinteressiert an jeder Art der Hilfe gewesen wären. Nun ja, was sollte man von einem so starken Halbwüchsigem und einem nicht minder gefährlichen Baby auch anderes erwarten. Leute, die diese beiden zur Räson hätten bringen können, waren wohl sehr dünn gesät. Und dass ihr Vater so früh verstorben war, dürfte da auch eher nachteilig gewesen sein. Inuyasha hatte unterdessen seine Kleidung von den Fäden befreit. Im Schutz des Wassers zog er sich Hose und Obergewand aus, warf beides nachlässig zu Tessaiga, ehe er sich dran machte, auch die Reste des Netzes aus seinen Haaren und vor allem von seinen Ohren zu bekommen, eine Arbeit, die sich als deutlich langwieriger erwies, als die Kleidung zu säubern. Er konzentrierte sich darauf, sich nicht zu viele Haare auszureißen. Als er die Berührung spürte, war es schon zu spät. Etwas klammerte sich fest an seinen Schoss. Erschreckt guckte er hin. Soweit er unter Wasser etwas erkennen konnte, war da eine weiche orange Masse, die sich wie ein Schurz an ihn gelegt hatte, sich an ihm festsaugte, begann, zwischen seinen Beinen hindurch zu fließen. Entsetzt sprang er auf, versuchte, das von sich wegzureißen. Aber das mysteriöse Tier saugte sich nur weiter an ihm fest. Er sprang an Land, schlug, wenn auch vorsichtig, um sich nicht selbst zu verletzen, mit der Klaue zu. Das Tier wurde zwar zerteilt, floss aber sofort wieder zusammen, vergrößerte sich als Antwort. Das sah nicht nur eklig aus, das fühlte sich noch viel widerwärtiger an, zumal jetzt auch noch weiße Fäden aus dem Tier erschienen, die sich um seine Hüften legten. Er zerriss sie. "Schuhu! Du dämlicher Kauz!" brüllte er: "Hast du nicht gesagt, hier gäbe es keine Tiere?!" Sesshoumaru fuhr herum, betrachtete das fremdartige "Bekleidungsstück" seines Halbbruders. Der Uhu sah kurz auf, blickte hastig in sein Buch, während der Halbdämon wütend und angewidert versuchte, diese weiche Masse von sich zu reißen. Aber immer, wenn er sie verletzte, vergrößerte sie sich. Und es entstanden immer mehr von den weißen Fäden. "Das ist eine Art Pilz, Inuyasha-sama", erklärte der Uhu: "Hört auf, ihn zerreißen zu wollen. Auf diese Art wächst er nur umso schneller." "Ach, soll ich vielleicht hier so rumstehen?" "Das würde ich nicht empfehlen. Diese weißen Fäden sind seine Verdauungsorgane. Es möchte Euch verspeisen." Schuhu sah wieder in sein Buch: "Ich weiß allerdings nicht, was man dagegen machen könnte." Dieser dämliche Kauz war daran schuld! Er hatte gesagt, dass es hier keine Tiere geben würde! Wütend zerfetzte der Halbdämon die weißen Fäden. So einfach würde er sich nicht essen lassen. Aber was sollte er tun? Dieses Mistvieh hatte sich einen höchst empfindlichen Platz seines Körpers ausgesucht. Und er konnte ja wohl schlecht Tessaiga gegen sich selbst einsetzen. Zerreißen ging auch nicht, aber irgendetwas müsste es doch geben.... "Inuyasha." Er blickte hoffnungsfroh zu dem Hundedämon. War seinem großen Bruder etwas eingefallen? Aber dann zuckte er unwillkürlich zusammen. Sesshoumaru hatte die rechte Hand gehoben, drei Finger ausgestreckt. Und die leuchteten grün. "Oh nein..." brachte er unwillkürlich heraus: "Das ist nicht dein Ernst!" Er sollte wissen, dass ein Dämon keine Witze machte, dachte der ältere Halbbruder. Aber er konnte durchaus verstehen, dass Inuyasha ein gewisses Widerstreben fühlte. Dennoch - das war die einzige Lösung, wenn er sich nicht von diesem Pilz absorbieren lassen wollte. Der Halbdämon schloss kurz die Augen. Das durfte doch nicht wahr sein. Alles, nur das nicht, bitte. Aber er konnte spüren, wie sich immer mehr Fäden um ihn legten. Seine Haut begann zu brennen, an diesen Stellen, und er begriff entsetzt, dass dieses Wesen bereits anfing, ihn zu verdauen. Er hatte keine Wahl. So legte er sich rücklings auf die Wiese, betrachtete seinen näher kommenden Halbbruder ein wenig argwöhnisch. Wenn ihm jemand vor einer Woche erzählt hätte, er würde sich eines Tages splitterfasernackt auf eine Wiese legen, damit Sesshoumaru sich zwischen seine Beine kniete und seine Giftklaue...Nein, hier hörte Inuyasha auf zu denken und schloss die Augen. "Ich hoffe, du weißt, was du tust, großer Bruder", murmelte er nur. "Natürlich." Der Halbdämon konnte spürten, dass sich das fremdartige Wesen fester an ihn klammerte, wohl versuchte, der giftigen Säure zu widerstehen. Hoffentlich schaffte es das nicht. Sonst sähe er wirklich sehr alt aus. Fast neugierig öffnete er die Augen, betrachtete seinen Halbbruder. Dieser zeigte einen Gesichtsausdruck, den er nur von Kämpfen her kannte: voll konzentriert. Irgendwie beruhigte ihn das und er entspannte sich. Plötzlich musste er daran denken, was er sagen würde, wenn Kagome jetzt auf einmal hier auftauchen würde: oh, es ist nicht so, wie es aussieht? Diese ganze Situation wäre einfach nur grotesk. Diesem Schuhu würde er alle Federn einzeln ausreißen. Warum erzählte dieser Trottel, hier gäbe es keine Tiere? Was war denn das, was sich hier so an ihm festsaugte? War dieser alte Zausel denn zu gar nichts nütze außer schlau daherzureden? "Inuyasha." "Ja?" Er blickte auf, versuchte an sich hinunterzusehen. Das orange Tier war schon deutlich kleiner geworden, auch hatte der Sog nachgelassen. Aber so dünn wie es geworden war, würde das Gift wohl nun auch ihn erreichen: "Mach nur." Das würde wehtun, aber er hatte schließlich schon tödlich gemeinte Angriffe mit dieser Säure überlebt. Seine Selbstheilungskräfte waren soweit auch auf dieser Insel in Ordnung, dass das gehen würde. Er ist tapfer, dachte Sesshoumaru mit gewisser Anerkennung. Er hätte nicht mit seinem Bruder tauschen mögen, als er erneut vorsichtig die Finger auf das Tier legte. Inuyasha krallte sich in das Gras. Die Säure tropfte auf seinen Oberschenkel, brannte ein Loch hinein. Es tat einfach nur weh, aber er klammerte sich an eines. Keine Schwäche zeigen, das verachtete Sesshoumaru. Nicht schreien, sich nicht bewegen, um sich nicht vor seinem großen Bruder zu blamieren, der ihm doch nur helfen wollte. Etwas, das er noch vor zehn Tagen für unmöglich gehalten hatte, aber inzwischen war so viel geschehen. Aber es tat so weh...so weh. Seltsamerweise hatte er es in einem Kampf nie als so schlimm empfunden. Aber vielleicht war er da auch so abgelenkt gewesen. Er wusste nur zu gut, dass ihn im Kampf, zumal, wenn Kagome in Gefahr war, eine Art Rausch packte. Das war im Moment natürlich nicht der Fall und so bekam er wohl den vollen Schmerz mit. Er grub seine Krallen tiefer in die Erde, als die Säure auch andere Stellen seines Körpers erreichte. Und weil er sich so bemühte, nicht die Selbstbeherrschung zu verlieren, musste er träumen. "Es ist vorbei, kleiner Bruder." Hatte er sich gerade verhört? Oder hatte das der gleiche Typ gesagt, der ihm vorgeworfen hatte, die Schande der Familie zu sein, mit einer niedrigen Lebensform als Mutter? Aber der Schmerz ließ nach und so öffnete er die Augen. Sesshoumaru stand bereits wieder, seine Hand wirkte ebenso vollkommen normal. Inuyasha warf einen vorsichtigen Blick auf seinen Schoss. Das sah übel aus, tat weh, aber dieses Mistvieh war weg. "Danke", sagte er unwillkürlich. Schuhu stutzte leicht, schrak dann aber zusammen, als der Hundedämon knapp vor ihm war, er eine Hand an der Kehle spürte, die ihn hochhob. "Keine Tiere, ja?" fragte Sesshoumaru. "Ich..." brachte der Uhu hervor, der begriff, dass er gerade in sehr ernsten Problemen steckte: "Kein Bericht..." keuchte er: "Verzeiht...." Der Griff um seinen Hals wurde unmerklich fester. Schuhu hörte, wie sein Genick leise knackte und wurde sich bewusst, dass nicht mehr sehr viel fehlte, damit es brach. "Lass ihn, Sesshoumaru!" Inuyasha sah hin: "Ich reiß ihm alle Federn einzeln aus, davon hat er nichts mehr, wenn du ihn umlegst." Statt einer Antwort öffnete der Hundedämon die Finger. Schuhu fiel zu Boden, nicht so ganz sicher, ob er jetzt froh darüber sein sollte oder nicht. Die Drohung, die das Hundebaby da gerade gesagt hatte, klang auch nicht sonderlich verheißungsvoll. Aber er musste nur einen Blick auf Inuyashas Schoss werfen, um zu wissen, dass dieser ziemliche Schmerzen haben durfte. Der zog sich mühsam an, setzte sich dann neben den hochgradig nervösen Eulendämon, ehe er sich an den Baum lehnte und die Augen schloss, um sich zu regenerieren. Schuhu überlegte, ob eine weitere Entschuldigung ihm seine Federn retten könnte. Vorsichtig blickte er zu dem älteren der Halbbrüder. Immerhin hatte ihm dieser gerade fast buchstäblich das Genick gebrochen. Dann meinte er langsam: "Wirklich, es tut mir leid, aber solch ein Wesen stand in keinem Bericht. Ich sag Euch doch immer alles, was ich weiß." "Was nicht gerade viel ist", knurrte Inuyasha, ohne die Augen zu öffnen. "Deine Bücherei kann man echt wegschmeißen!" "Das dürft Ihr so nicht sagen, Inuyasha-sama! Allerdings wird es immer schwieriger. Ich meine, so weit wie wir war kaum jemand auf dieser Insel, der zurückkam." "Wie viele?" fragte Sesshoumaru prompt. Schuhu wischte sich nervös mit dem Flügel über den Schnabel: "Nun, wenn ich das so sagen darf, Sesshoumaru-sama: einer. Ein einziger Youkai berichtete aus dem vierten und dem fünften Kreis. Und er erwähnte hier nichts von derartigen Pilzen." "Er war nicht im Wasser." "Vermutlich, Sesshoumaru-sama." "Der fünfte Kreis?" Schuhu überlegte. Wenn er sein Wissen über den fünften Kreis preisgab: brachten sie ihn dann um? Aber er hatte schon gelernt, dass man auf die Fragen dieses halbstarken Hundejungen besser antwortete. Die Konsequenzen waren überaus fühlbar. "Die Gefahren dort, meint Ihr? Er war ein sehr starker Dämon und mit seinem Gefährten bis in den fünften Kreis vorgedrungen. Dann trafen sie etwas, dass er als Grüne Dame beschrieb. Diese tötete seinen Gefährten. Ihm gelang die Flucht, sowohl von ihr, als auch von der gesamten Insel. Ab dem fünften Kreis gibt es keinen einzigen Bericht mehr." "Keh!" murmelte Inuyasha: "Vor einem Mädchen wegzulaufen!" "Er beschrieb sie als männermordendes Monster." Schuhu wagte ein wenig aufzuatmen. Im Augenblick schien sich der Halbdämon beruhigt zu haben. Vielleicht käme er doch mit heilen Federn aus dieser Sache heraus. "Weiter!" Sesshoumaru sah sich nicht um. "Äh, was?" Aber dann begriff der alte Eulendämon: "Das war das einzige Lebewesen im fünften Kreis, das er beschrieben hatte, Sesshoumaru-sama. Mehr weiß ich nicht." Also war er für sie nicht mehr nützlich, erfasste er im gleichen Moment. Da jedoch keiner der Halbbrüder etwas zu diesem Thema sagte, beabsichtigte er nicht nachzufragen, ob sie ihn jetzt umbringen wollten. So herrschte einige Zeit Schweigen, ehe Inuyasha aufsah: "Wegen mir können wir weiter." Statt einer Antwort setzte sich der Hundedämon in Bewegung. Schuhu stand auf, lief hastig hinterher. Im Augenblick hatte er noch alle Federn, sie hatten nicht daran gedacht, ihn umzubringen - eigentlich konnte er mit dieser Entwicklung ganz zufrieden sein. Mit leisem Seufzen dachte er daran, dass er sich noch vor wenigen Tagen nicht hätte träumen lassen, dass sein höchstes Glück einmal darin bestehen würde. Ach, wie er sein Studierzimmer vermisste, eine Tasse Tee, friedliches Stöbern in seinen Büchern. Sein lieber alter Freund konnte sich schon einmal eine gute Entschädigung ausdenken. Inuyasha kam zu ihm: "Sag mal, du alter Kauz, was soll das für eine Grüne Dame sein?" "Ich weiß es nicht genau. Ich habe ja nur die Beschreibung von diesem einen Dämon gelesen." "Ist sie bewaffnet?" "Nicht mit einem Schwert. Sie ist kein menschliches Monster. Jedenfalls hat sie zwei Fangarme. An einem Fangarm befindet sich eine scharfe, sichelförmige Kralle, an dem anderen eine Art Feder. Nach dem Bericht ist das der gefährlichere Teil." "Eine Kralle und eine Feder? Und das soll gefährlich sein?" Der Halbdämon zuckte die Schultern: "Komische Beschreibung." "Er verlor immerhin im Kampf mit ihr seinen Gefährten, Inuyasha-sama. Das muss gefährlich sein." "Ja, so wie fliegenden Teile im ersten Kreis oder Glockentiere oder...Komm, Kauz, wir haben alles überstanden." Manchmal aber nur knapp, dachte der Uhu, aber das sagte er lieber nicht. Sie wanderten über die grünen Hügel. Außer Vögeln konnten sie keine weiteren Lebensformen entdecken. Teiche, die hier immer wieder lagen, vermieden sie. Vermutlich waren Vögel die einzigen Lebewesen, die noch nicht von diesen Schleimpilzen gefressen worden waren. Endlich erreichten sie wieder den Bannkreis und das Portal zum fünften Kreis. Sesshoumaru blieb stehen, musterte das Tor. Dahinter konnte man einen Laubwald erkennen, nicht dicht, nicht düster, aber das war der Wald der Woyteras auch erst geworden, nachdem sie schon darin gewesen waren. Aber es half nichts. Er wollte sein Schwert zurück und seine gewöhnlichen Fähigkeiten. Darum machte er die Schritte, die ihn durch das Tor brachten. Inuyasha sprang einfach hinterher und ein alter Eulenvogel seufzte nur, als er folgte. Immerhin blieb der Wald relativ freundlich, als sie weitergingen. Vögel sangen, sie konnten andere Waldbewohner wie Rehe und Hasen wittern. Nichts wie auf irgendeiner Gefahr hin. Aber gerade darum spürten die Halbbrüder andauernd, blickten sich immer wieder um. Schuhu brauchte niemand zu sagen, dass er bei ihnen bleiben sollte, er hielt sich zwischen ihnen, auch auf die Gefahr hin, einen von ihnen zu berühren. Er war sicher, dass zumindest die Reaktion des älteren schmerzhaft wäre. Aber er hatte auf dieser Reise schon lernen müssen, dass in den friedlichsten Gegenden überraschende Gefahren lauern konnten. Und die Hundebengel würden mit was auch immer sicher besser fertigwerden, als er. "Da!" Inuyasha blieb stehen. Schuhu wäre um ein Haar in Sesshoumaru gerannt, der ebenfalls erstarrt war, schaffte es gerade noch, einen Körperkontakt zu verhindern, in dem er sich auf sein Hinterteil fallen ließ. "Was...was ist denn?" "Da ist etwas", erklärte der Halbdämon hilfsbereit. "Ach. Und was?" "Irgendetwas, das anders riecht als alles andere." Sesshoumaru witterte noch einmal, ehe er in die Richtung ging. "Ihr wollt genau in die Gefahr gehen?" ächzte der Uhu. "Natürlich." Inuyasha folgte seinem Halbbruder: "Komm schon, Vögelchen. Keiner wird dir was tun." Vögelchen? Aber Schuhu watschelte eilig hinterher. Lieber mit ihnen in eine Gefahr als ohne sie allein in diesem nur scheinbar so friedfertigen Wald. Auf einer Lichtung blieben sie stehen. Inuyasha machte einen Satz nach rechts, die Hand schon am Schwert. Sesshoumaru hob die Rechte, drei Finger ausgestreckt, ließ diese leise knacken. "Was ist das denn für ein Viehzeug?" erkundigte sich der Jüngere bei niemand Bestimmten. Er war sicher, dass es sich um die Grüne Dame handeln musste. Der Oberkörper war der einer Frau, wenn auch eher einer Riesin. Dort, wo bei einer menschlichen Frau Arme gewesen wären, hatte sie Fangarme. Einer war mit einer sichelförmigen Klaue besetzt, einer mit etwas wie eine Feder. Aber der Oberkörper saß auf einem großen grünen Oval. "Das sieht ja aus wie eine eingelegte Gurke!" "Gurke?" echote der entgeisterte Uhu: "Seht mal genauer hin, Inuyasha-sama!" Der Halbdämon tat das - und er schluckte. Was er zuerst für eine Art Pickel gehalten hatte, waren in Wahrheit die Oberkörper von Männern, Youkai und Menschen. Die Unterleiber waren anscheinend mit dieser Riesenfrau verschmolzen. Und diese unglücklichen Wesen schienen noch zu leben, denn sie wandten sich ihnen nun zu. Und das tat leider auch die Grüne Dame. ******************************************* Die Halbbrüder vertrauen sich schon ziemlich. Und der arme Schuhu wird zwar vom älteren Bruder stellvertretend für den jüngeren in die Mangel genommen, darf aber am Leben bleiben. Echt nette Jungs. Die Grüne Dame lernt die beiden im nächsten Kapitel dann auch kurz kennen, ehe der arme Uhu den Schock seines lebens bekommt. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich wie gewohnt eine ENS, wenn ich sehe, dass es freigeschaltet worden ist. bye hotep Kapitel 14: I won´t lie down ---------------------------- Tja, die Halbbrüder verstehen sich besser. Und aufgeben dürfte das einzige Wort sein, was beide nicht kennen. Im Gegensatz zu dem armen Schuhu. Viel Spass beim Lesen! 14. I won´t lie down "Dieses Monster absorbiert Männer!" brachte Inuyasha hervor, als er die seltsame weibliche Gestalt vor ihnen noch einmal genau betrachtet hatte. Die unglücklichen Youkai und wenigen Menschen, die aus dem grünen Hinterleib ragten, hatten sie bemerkt und wedelten mit den Armen, wollten ihnen wohl sagen, dass sie verschwinden sollten. Ganz offenkundig waren sie mit der Riesenfrau zwar verwachsen, hatten aber ihr eigenes Bewusstsein behalten Diese Tatsache jagte dem Halbdämon einen Schauder über den Rücken. "Hütet euch vor der Feder!" schrie einer. "Tse", machte die Grüne Dame. Ihr nur scheinbar menschliches Gesicht veränderte sich nicht, als ihr Fangarm mit der Kralle daran nach hinten zuckte, den Warner zerriss. "Also", knirschte Inuyasha: "Das geht wirklich zu weit!" Er zog sein Schwert. Tessaiga verbreiterte sich rasch. "Die Feder." Sesshoumaru betrachtete aufmerksam die Gestalt vor ihnen. "Was meinst du?" erkundigte sich sein Halbbruder. "Wer die Feder berührt, wird absorbiert. - Greif du die Feder mit Tessaiga an." "Äh, gut." Der Halbdämon hatte sich noch nicht so ganz daran gewöhnt, Befehle von seinem älteren Bruder zu erhalten - und gar zu befolgen - aber er hatte auf dieser Reise bereits gelernt, dass dieser meist einen guten Plan hatte. Und immerhin hatte der ihm schon das Leben gerettet - und umgekehrt. So fragte er nicht einmal, was der Hundedämon vorhatte, sondern machte ein paar Schritte vor: "Bleib ja zurück, Schuhu." Das hätte er dem alten Eulendämon nicht sagen müssen. Dieser saß noch auf dem Boden, sein kostbares Buch fest unter dem Flügel und starrte das Wesen vor ihnen mit gewisser Faszination an. Wie schaffte diese Grüne Dame es nur, Männer zu absorbieren, und diese gleichzeitig am Leben zu lassen, ja, bei eigenem Bewusstsein? Und was hatte sie davon? Trotz aller wissenschaftlichen Neugier war er jedoch nicht daran interessiert, das am eigenen Leib zu erfahren. Die Grüne Dame hatte inzwischen ihre Besucher abgeschätzt. Diese wollten kämpfen? Sie hatte schon so viele getroffen, die geflohen waren. Nun, die Jagd war auch stets amüsant, aber wer so stark war, dass er kämpfen wollte, war ein verheißungsvolles Opfer. So bewegte sie sich ein wenig, mit täuschender Langsamkeit auf die drei zu, die sich ihr heute anboten. Inuyasha suchte die Windnarbe, ließ sie auf die linke Seite der Gegnerin zurasen. Sie riss beide Fangarme zurück. Ein bläulich leuchtendes Feld erschien dazwischen. Ein Bannkreis. "Mist", sagte der Halbdämon, als er landete. Das rote Tessaiga konnte er auf dieser Insel nicht einsetzen. "Mach weiter!" Sesshoumaru gab noch diesen Befehl, ehe er auf der rechten Seite ein wenig nach außen wich, dann in raschem Tempo auf die Gegnerin zulief, emporsprang. Sein jüngerer Bruder fragte sich gerade, was das sollte, bereitete aber einen neuen Angriff vor, als er die Absicht erkannte. Um einem direkten Klauenangriff auf ihren Körper abzufangen, musste dieses Monster die Fangarme auseinander nehmen, den Schutzschild senken. Der Fangarm mit der Kralle daran schoss in überraschender Schnelligkeit auf den Hundedämon zu, der mit einem raschen Überschlag in der Luft gerade noch entkommen konnte, ein wenig abseits landete. Im gleichen Moment fegte erneut die Windnarbe auf die linke Seite der Grünen Dame zu. Sie schaffte es, ihren befederten Fangarm wegzuziehen, aber der Angriff traf ihren grünen Hinterleib, verursachte deutlich eine Verletzung. Sesshoumaru stellte angenehm berührt fest, dass erstens sein Halbbruder seinen Plan verstanden hatte - und zweitens dieser auch noch funktionierte. Leider hatte dieser Angriff Tessaigas jetzt nicht die Feder getroffen, aber das bedeutete nur, dass es ein nächstes Mal geben würde. In jedem Fall war es kampftaktisch wichtig, dass er weiterhin Entlastungsangriffe auf den bekrallten Fangarm starten müsste, um die Gegnerin daran zu hindern, ihren Schutzschild zu errichten. So bekam Inuyasha die Chance für weitere Attacken. So sprang Sesshoumaru erneut hoch, schlug die Klaue in einem flirrenden Bogen. Die Grüne Dame reagierte prompt mit einem Angriff ihrerseits. Er musste ausweichen, landete wieder. Inuyasha jagte ebenfalls gerade einen erneuten Anlauf auf die linke Seite. Da er sich nicht von seinem Bruder zurücksetzen lassen wollte, attackierte auch der Hundedämon wieder. Im gleichen Moment erkannten beide, dass die Grüne Dame nicht dumm war. Sie hatte das System hinter ihren Angriffen durchschaut. Die Fangarme schossen diesmal beide los, allerdings nicht gegen Inuyasha, sondern gegen den näher bei ihr stehenden Sesshoumaru. Der begriff es, versuchte noch durch einen Sprung auszuweichen. Der Fangarm mit der Feder ging dadurch fehl. Instinktiv packte der Hundedämon mit der Hand zu, fasste den anderen Arm knapp oberhalb der Kralle, setzte sein Gift frei. Die Grüne Dame schwenkte diesen Fangarm, um dieser schmerzenden Attacke auszuweichen. Schon lange hatte niemand mehr vermocht, sie zu verletzen. "Keh!" murmelte Inuyasha und schwang hastig Tessaiga, um wieder einen Angriff der Windnarbe zu starten, den rechten befederten Fangarm von Sesshoumaru fernzuhalten. Wenn die Feder diesen berührte, würde auch er als Körperteil dieses Monsters enden. Und ganz offenkundig versuchte sein älterer Bruder, ihm die Chance für den letzten Angriff zu eröffnen. So ließ der Halbdämon erneut ein die Windnarbe los, mit aller Kraft. Die Grüne Dame erkannte, dass da sich ein ärgeres Unheil zusammenbraute, als bislang, schüttelte mit aller Kraft ihren bekrallten Fangarm, um diesen lästigen Angreifer loszuwerden, ihre beiden Fangarme zusammen zu bringen, ihren Schutzschild errichten zu können. Der Hundedämon ließ sich wegschleudern, landete nach einem eleganten Überschlag. Fast zufrieden sah er zu, wie die Windnarbe diesmal die Feder zerriss, bevor der Schutzbann aktiviert werden konnte. Die festgewachsenen Opfer klatschten Beifall. Einer rief jedoch: "Töte sie ohne Zögern!" "Dann seid ihr auch tot!" gab Inuyasha zurück, hielt Tessaiga aber abwehrbereit. Der Hundedämon sprang neben ihn: "Das werden sie wollen." Das bestätigte der Youkai von oben: "Wir wünschen uns schon so lange den Tod. Ich bin hier seit mehr als fünfzig Jahren!" Die Grüne Dame gab ein Zischen von sich, das an einen wütenden Schwan erinnerte. Schon lange hatte niemand mehr sie verletzen können, gar ihren Fangarm so beschädigt. Jetzt war Schluss. Sie öffnete den Mund. "Feuer!" warnte Schuhu, der plötzlich begriff. "Ach ja?" Inuyasha fasste Tessaiga fester. Als der Feuerstoß auf ihn zuschoss, schlug der seinen Angriff dagegen. Die Attacke wurde durch die Macht der Windnarbe zurückgeschoben. Entsetzt begriff die Grüne Dame, dass sie verloren war. Während sie in ihrem eigenen Angriff starb, war ihr letzter Gedanke, wer diese Fremden nur gewesen waren. Der Halbdämon schob sein Schwert weg: "So, das war es. Na, Kauz, noch da?" "Natürlich", murmelte der Uhu und erhob sich mühsam: "Äh, das habt ihr gut gemacht." "Klar doch", erwiderte Inuyasha in gewohnter Bescheidenheit: "Was hast du denn erwartet?" Das sagte Schuhu lieber nicht: "Das hier ist der fünfte Kreis. Ich weiß nun nicht mehr, wie es weitergeht." "Das sehen wir schon." Der Halbdämon bemerkte, dass sein Bruder bereits wieder weiterging. Er musste es wirklich eilig haben, Tokejin wieder zu bekommen. So wanderten die drei weiter durch den Wald, ohne auf weitere Gefahren oder Hindernisse zu stoßen. Endlich erreichten sie den nächsten Bannkreis und das Portal. Ohne zu zögern schritt Sesshoumaru hindurch - und erstarrte. Inuyasha kam neben ihn, guckte fassungslos auf die Szene vor ihnen. Nun kannten sie den Grund, warum niemand weiter als bis zum fünften Kreis gekommen war. Sie standen auf einem schmalen Sims von vielleicht zehn Meter Breite, der sich um diesen ganzen sechsten Kreis zu ziehen schien. Und dieser bestand bis zum folgenden Bannkreis aus einem Abgrund von gewiss mehr als einem Kilometer Breite. Kein Dämon oder Halbdämon konnte so weit springen, schon gar nicht unter den Bedingungen dieser Insel. "Ein Bannkreis? Eine optische Täuschung, " murmelte Inuyasha: "Nicht wahr?" Statt einer Antwort streckte Sesshoumaru die Hand aus. Ein Stein flog vom Boden auf und er fing ihn, schleuderte ihn in den Abgrund. Trotz ihrer guten Ohren war selbst nach fünf Minuten kein Aufprall zu erkennen. "Ach du..." Der Halbdämon drehte sich ein wenig: "Es muss doch eine Möglichkeit geben. Wir können hier doch nicht unverrichteter Dinge wieder umkehren. Sag mal, Schuhu, deine Bücherei ist am Ende?" "Ja, leider, Inuyasha-sama." Der Eulendämon starrte trübsinnig auf den Abgrund: "Hier war wohl niemand." Sesshoumaru machte einige Schritte seitwärts, betrachtete sorgfältig den Boden. Sein kleiner Bruder hatte das bemerkt: "Hast du was verloren?" Der Hundedämon richtete sich auf. "Denkst du manchmal auch, Inuyasha?" "Was meinst du? - He!" "Diese Bannkreise sind von irgendjemandem eingerichtet worden. Aber dieser Jemand hat stets Möglichkeiten geschaffen, wie sie zu durchqueren sind." Einer musste doch versuchen, einen Funken Verstand in diesen Halbhund zu bekommen. "Hä?" "Ich verstehe, Sesshoumaru-sama", meinte Schuhu überwältigt: "Ihr sucht eine Mechanik oder so etwas, einen Zauber, der eine Brücke erschaffen könnte?" Da schien jemand doch seinen Verstand gebrauchen zu können. "Und dieser Mechanismus muss sich hier am Portal befinden." "Ja." "Ah ja, " machte Inuyasha. Eine Brücke wäre natürlich toll. Wieso war sich Sesshoumaru nur so sicher, dass eine da war? Vermutlich, weil er sich einfach nicht vorstellen konnte, dass er sich an so einem Hindernis die Zähne ausbiss. Aber schön, die Suche war es wert, wenn sie hier weiterkämen. So sprang er in die andere Richtung, betrachtete den Boden des Simses, auf dem sie hier gelandet waren. Trotzdem entdeckten nicht seine Augen den Hinweis zuerst, sondern sein Fuß. Er war auf etwas unangenehm Hartes getroffen. Er bückte sich, kratzt ein wenig den zähen Boden weg: "Hier ist etwas", meldete er dann stolz: "Eine Kette." Er zerrte daran, so dass sich ein Stück aus der Erde löste. Es war eine dicke Kette. Irgendwo unter ihnen quietschte etwas. Und der Sims begann zu erzittern. Schuhu überlegte für einen Moment, ob eine Ohnmacht nicht doch eine sinnvolle Einrichtung war. "Was hast du Unglückshund denn jetzt schon wieder getan!" Sesshoumaru stand neben seinem Halbbruder. "Keine Ahnung!" Inuyasha hielt krampfhaft die Kette fest, da er weder eine Ahnung hatte, was er mit dem Zug ausgelöst hatte, noch, was passieren würde, ließe er los. "Beweg dich nicht!" Der ältere Halbbruder ging vorsichtig näher zum Rand des Abgrundes. Ein Stück unter ihnen hatte eine Art Tor begonnen sich zu öffnen. Nun hielten die steinernen Platten aber still. "Zieh weiter an." Inuyasha tat es. Hatte er doch eine wichtige Entdeckung gemacht? Er zerrte mit aller Kraft, keuchte: "Langsam wird es echt schwer." Das Tor unten in der Felswand öffnete sich immer weiter. Sesshoumaru bückte sich. Irgendetwas schien dahinter verborgen gewesen zu sein. Tatsächlich eine Brücke? Aber diese müsste äußerst lang werden. Er drehte sich um, ging zu seinem Halbbruder, der die Kette schon ein ganzes Stück herausgezogen hatte, fasste zu dessen Überraschung mit an. Gemeinsam zogen sie die Kette an einen Punkt, an dem nichts mehr ging. Auch die Erschütterungen des Bodens hatten aufgehört. "Sehr nur!" Schuhu hüpfte am Rand auf und ab: "Da hat sich ein Tor geöffnet und jetzt...jetzt baut Magie eine Brücke!" Aus dem Tor in der Felswand unter ihnen kam ein heller Strahl, direkt auf die Stelle, an der sie aus dem Portal getreten waren. Am Sims und dann in rascher Reihenfolge über den Abgrund erschienen Holzbretter. Zumindest sahen sie wie Holzbretter aus und waren eng aneinandergelegt. Allerdings gab es keine Stützkonstruktion. Immer weiter erschien der Bretterweg über den tiefen Abgrund. Sesshoumaru ließ die Kette los und ging darauf zu. Inuyasha folgte ihm sofort. "Ihr wollt?" meinte der Uhu ein wenig bedenklich. "Aber, es gibt keine Stützpfeiler oder so etwas..." "Denk nicht darüber nach, warum sie hält. Geh einfach, " empfahl der Halbdämon und betrat vorsichtig hinter seinem Bruder die Bretter. Zu seinem Erstaunen schwankte diese Brücke nicht. Es war wie fester Boden. "Na, das klappt doch wunderbar", meinte er. "Fast." "Musst du immer ablehnend sein, Sesshoumaru?" Aber er versuchte doch, an ihm vorbei zu sehen. "Diese Brücke bringt uns nur halb über den Abgrund." "Soll das heißen...?" "Ja." Inuyasha blickte vorsichtig voraus. Tatsächlich hörten nach fünfhundert Schritten, mitten über dem Abgrund die magischen Bretter auf. "Und was jetzt? Konnte der Baumeister nicht zählen?" "Ich nehme an, dies ist eine der letzten Sicherheitsmaßnahmen. Auf der anderen Seite wird sich ebensolch ein Mechanismus befinden. Nur wenn auf beiden Seiten zusammengeholfen wird, entsteht die vollständige Brücke." "Das ist immer noch zu weit. Ich kann da nicht springen, nicht mit diesen Handicaps auf dieser magischen Insel. Du?" Keine Antwort. Also nein, erkannte Inuyasha. Und fliegen konnte der Hundedämon hier auch nicht. Kurz darauf blieben die beiden Brüder nebeneinander stehen. Vor ihnen waren noch drei scheinbar im Nichts schwebende Bretter, dann war ebenso wie rechts und links von ihnen nur der Abgrund. Das andere Ufer war schon deutlich näher gekommen. Aber: "Um dahin zu kommen, müsste man fliegen können", sagte Inuyasha mürrisch. "Stimmt." Die Blicke der Brüder trafen sich in seltener Einigkeit und sie verstanden sich vollkommen. Der Halbdämon drehte den Kopf: "Schuhu? Ich halte in der Zwischenzeit dein Buch, ja?" Im gleichen Moment zog er es ihm auch schon unter dem Flügel hervor. "Äh...was?" brachte der Uhu noch hervor, als er sich auch schon gefasst und hochgehoben fühlte. Er hätte fast aufgeschrieen, als er erkannte, dass ihn der halbstarke Hundebengel einfach mit der flachen Hand unter seinem Bauch hochhob, aber er wagte nicht, zu wackeln. "Was soll das?" Im gleichen Moment holte Sesshoumaru aus und schleuderte den aufschreienden Eulendämon in Richtung der anderen Kante. "Du bist ein Vogel!" rief Inuyasha noch hilfsbereit. "Du hast Flügel!" Ich bin ein Vogel? dachte Schuhu panisch und begann wild mit den Flügeln zu schlagen. Der Schwung, mit dem er geworfen worden war, würde nie reichen, um das rettende Ufer zu erreichen. Er musste wohl tatsächlich fliegen lernen. Er, ein alter, rundlicher Uhu, der nichts als seine Ruhe wollte. Tausendfünfhundert Jahre war er alt geworden, und nie war er geflogen. Aber ihm war nur zu klar, wenn er das nicht innerhalb der nächsten Sekunden lernen würde, würde er herausfinden, wie tief die gähnende Schwärze unter ihm da tatsächlich war. Und er würde seinen tausendfünfhundertersten Geburtstag nicht mehr erleben. So flatterte er hektisch, zumal er spürte, dass der Schwung des Wurfes langsam nachließ. Da Land war ihm zwar schon ziemlich nahe gekommen, aber.... Ama-tsu-mara, dachte er panisch: wenn ich hier draufgehe, ich erscheine dir jede Nacht im Schlaf! Seine Flügel hatten nie Flugtraining bekommen und sein Leib war zu rundlich, um richtig fliegen zu können, aber sein Körper tat das Beste, was er tun konnte und so segelte der arme Schuhu irgendwie doch auf den nächsten Sims. Da er keine Ahnung vom Landen hatte, tat er dies Bauch voran auf dem felsigen Untergrund, ehe er sich einige Male überschlug und dann erschöpft und wie betäubt liegen blieb. "Na also!" rief Inuyasha: "Jetzt mach schon und such die Kette! Da muss auch eine sein." Ja, dachte der arme Schuhu, vermutlich haben diese Hundebengel sogar Recht. Aber sie haben die andere Kette zu zweit gezogen. Wie soll ich armer Uhu das nur allein schaffen? Aber die Alternative hier liegen zu bleiben, war keine. Was würde er nur machen, wenn die beiden einfach umdrehen würden und ihn hier lassen würden? Oder nur einfach jemand auftauchen würde, der eine Eule zum Fressen gern hatte? Sie mochten ihn zwar nerven, aber sie hatten ihn bislang immer beschützt. So raffte er sich mühsam auf. Sein Schnabel hatte noch einige Beulen mehr abbekommen, sein sowieso schon zerzaustes und mit Spinnweben verziertes Federkleid war noch mehr ramponiert worden. Das einzige, was er als positiv empfand war, dass dieses Hundebaby daran gedacht hatte, dass er sein kostbares Buch bei diesem unerwarteten Flug verlieren würde und es nun in der Hand hatte. Immerhin war seinem Buch nichts passiert. "Such schon, du Kauz" brüllte Inuyasha: "Wir haben doch keine Ahnung, wie lange die Brücke hier hält. Und wir sind keine Vögel!" Mehr als seltsame sogar, dachte der alte Eulendämon, aber das sagte er lieber nicht, sondern stand endgültig auf. Sein gesamter Körper tat ihm weg, aber er versuchte, hier ebenfalls eine Kette zu finden. Plötzlich erstarrte er. Hatten diese Chaotenbrüder ihn gar nicht in Schwierigkeiten bringen wollen? Waren sie einfach davon ausgegangen, dass er ein Vogel war und daher fliegen konnte? Und es ihnen nur aus Faulheit oder Furcht nicht anbieten wollte? Wäre das möglich, dass sie keinen Gedanken daran verschwendet hatten, wie sich ein so alter, doch wohlbeleibter Uhu überhaupt in der Luft bewegen sollte? Genau das war nicht nur möglich, sondern überaus wahrscheinlich, seufzte er resigniert. Womit hatte er das nur verdient? Welches Verbrechen hatte er begangen, um mit solchen Begleitern gestraft zu werden? Was war denn das? Das war keine vergrabene Kette, das sah eher wie ein Hebel aus. Was der wohl bewirken würde? Er sah auf: "Hier ist ein Hebel", rief er: "Aber wenn ich den drücke, könnte es sein, dass die Brücke zusammenfällt oder so. Hier ist allerdings keine Kette zu finden." "Na toll, " murrte Inuyasha: "Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn der Idiot da eine Kette finden würde." "Drück den Hebel!" befahl Sesshoumaru nach kurzem Nachdenken, was ihm einen entgeisterten Blick seines jüngeren Halbbruders einbrachte: "Schuhu meint, das könnte die Brücke hier zum Einsturz bringen." "Und?" "Und was?" "Sagtest du nicht, wer will schon ewig leben?" "Auch wieder wahr." Trotzdem beobachtete der Halbdämon mit gewissem Grausen, wie sich der stämmige Uhu an den Hebel hängte, versuchte, den dazu zu bekommen, sich zu rühren. Aber sie mussten das Risiko eingehen, wollten sie das dritte Schwert auch noch bekommen, endlich wieder ihre gewöhnlichen Kräfte und Fähigkeiten haben. Und dann...er dachte gern daran, was er dann alles mit diesem Idioten von Naraku anstellen würde. Obwohl: sollten sie ihn nicht einfach hierher auf diese Insel verfrachten? Das wäre doch sicher auch für Naraku ein klitzekleines Problem, so die Sache mit der Grünen Dame oder so. Und dagegen würde auch sein ach so toller Bannkreis nichts helfen. "Sesshoumaru?" "Was ist?" "Was hältst du davon, wenn wir Naraku nicht gleich killen, sondern ihn der Grünen Dame vorstellen oder so? Vielleicht gibt es noch eine von der Sorte." Er bemerkte den etwas irritierten Seitenblick: "Schon gut, war ja nur so eine Idee." "Ja." Aber täuschte er sich oder hatte er da gerade etwas wie Heiterkeit um den Mund des Hundedämons zucken sehen? Schuhu hatte endlich geschafft, den Hebel in Bewegung zu setzen. Und damit erneut eine magische Reaktion auszulösen. Die Halbbrüder zuckten unwillkürlich zusammen, als die Brücke hinter ihnen vom Sims her sich auflöste. "Ach du Schande, " sagte Inuyasha, ehe er erkannte, dass die Bretter sich vor ihnen wieder anlegten, weiter den Weg vor ihnen schufen. Gleich wie das funktionierte oder warum: es funktionierte und so liefen die beiden an das neue Ufer. Schuhu erwartete sie etwas erschöpft. Aber immerhin lebten sie alle drei noch. Und sie waren durch den sechsten Kreis der Insel der Stürme gekommen. Für einen Moment betrachteten die drei den Abgrund hinter ihnen. Die Brücke, über die sie gekommen waren, löste sich bereits wieder auf. Dann wandten sie sich dem neuen Bannkreis zu, dem neuen Portal. ******************************************* Das nächste Kapitel heisst: Search and Destroy. Und das ist Programm. Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet worden ist. bye hotep Kapitel 15: Search and Destroy ------------------------------ In diesem Kapitel erlebt mal wieder jemand sein blaues Wunder, als er die Hundebrüder trifft... Wieso nur? Viel Spass beim Lesen! 15. Search and destroy Die Hundebrüder und der müde Uhu blieben stehen und betrachteten die Gegend vor sich. Über ihnen war der blaue Himmel, vor ihnen dehnte sich eine grüne Wiese aus, die langsam zu einem Hügel wurde. Und oben auf diesem Hügel befanden sich gigantische Steine, die in einem Kreis gestellt worden waren. "Das könnte das Grab sein, oder?" fragte Inuyasha niemand bestimmten. "Na, dann muss Tokejin ja da auch sein, endlich." Er wollte loslaufen, prallte aber mit der Brust gegen etwas. Erstaunt erkannte er, dass das der Arm seines Halbbruders gewesen war. Sesshoumaru warf ihm einen kalten Blick zu: "Inuyasha!" "Was ist denn? Ich dachte, du willst dein Schwert auch wieder haben?" "Genau das." "Ja, aber... "Halt den Mund." Der Halbdämon wollte trotzdem noch etwas sagen, als ihm einfiel, dass er es mit magischen Fallen nicht gerade hatte. Hatte Sesshoumaru etwa eine Täuschung bemerkt, die ihm entgangen war? So war er lieber erst einmal still und wartete ab. Zufrieden blickte der Hundedämon wieder geradeaus. Das schien ein Grab zu sein, wenn es Realität war, wohl das Grab des ersten Dämons, der je existiert hatte. Und irgendwo dort musste Tokejin sein. Aber dieses Grab war sehr gut geschützt durch diese ganzen Bannkreise. Man konnte kaum davon ausgehen, dass die Fallen jetzt aufhören sollten. Allein so sehr er auch suchte, er konnte nichts entdecken. War die neue Falle so gut verborgen oder war hier wirklich nichts mehr? Langsam setzte er sich in Bewegung. Allein die Tatsache, dass hier blauer Himmel war, überhaupt keine Magie zu spüren war, machte ihn stutzig. Aber natürlich hatte Inuyasha recht: dort war vermutlich sein Schwert und... Etwas traf ihn mit solcher Gewalt, dass er in die Knie ging. Er spürte Magie, dann wieder jedes seltsame, unangenehme Gefühl, dass er schon kannte. Mühsam drehte er den Kopf zu seinem Halbbruder. Tatsächlich war auch Inuyasha wieder verwandelt worden, wieder ein Mensch. Und er war wohl wieder ein Halbdämon. Verdammt, was war nur schon wieder los? Mit einem Knurren richtete er sich auf. "Ja, so ein Mist!" Der jüngere Bruder starrte fassungslos auf seine Hände. "Schuhu!" Der so wütend Angesprochene betrachtete sein Buch: "Ich kann mir nur einen Grund denken, Sesshoumaru-sama. Diese Insel verhindert den Einsatz von göttlicher Magie und auch zu einem Gutteil Dämonenenergie. Daher löste sich der Bann, den Ama-tsu-mara auf Euch gelegt hatte, sobald Ihr diese Insel betreten habt. Hier im Zentrum scheint das aber anders zu sein. Hier wirkt der Bannkreis gegen göttliche Energie nicht mehr. Dafür müsstet Ihr alle..." Er wollte eigentlich sagen: alle Dämonenenergie, die Ihr besitzt...Aber er brach lieber ab, bevor er das Peinliche auch noch aussprach. Im Moment hatten die beiden Hundebrüder wohl nicht sehr viel an Dämonenenergie zur Verfügung. Immerhin hatten sie ihm diesmal zugehört. Sesshoumaru drehte sich um. Also schön. Wenn hier kein Bannkreis gegen Magie mehr war, würde wohl auch keine Falle mehr sein. Er hatte schon wieder vergessen gehabt, wie elend er sich in solch einem mickrigen Halbdämonenkörper vorkam. Er brauchte Tokejin und das ein bisschen plötzlich. So ging er weiter. Inuyasha war sofort an seiner Seite. Schuhu tapste nach. War hier jetzt etwa bald das Ende der Reise und seiner Qualen erreicht? Von diesem Trip könnte er allen seinen Schülern erzählen. In der Mitte des Steinkreises, auf der Spitze des Hügels befand sich der Eingang zu einem unterirdischen Gang. Keiner bezweifelte, dass dort unten das Grab sein musste. "Äh, Sesshoumaru?" "Was ist?" "Da ich schon wieder ein Mensch bin, kann ich im Dunkeln nichts sehen." "Ja." "Wie hat Naraku Tokejin eigentlich hergebracht? Wenn magische Energien hier versagen?" Denken, Inuyasha! Aber der Hundedämon unterdrückte den Kommentar, da Schuhu übernahm: "Göttliche Macht versagt hier, dämonische nur zu einem Teil. Warum sollte er es nicht geschafft haben, hier zu landen, das Schwert hinunter ins Grab zu werfen und wieder zu gehen?" "Auch wahr. Er hat ja diesen blöden Bannkreis." Sesshoumaru ignorierte ihn und betrat langsam die steil hinabführende Treppe, sorgfältig witternd. Aber dort unten schien nichts Ungewöhnliches zu sein, nur war die Luft ein wenig abgestanden, dennoch, das war verständlich. So betrat er die nächste Stufe, um überrascht stehen zu bleiben. Die Treppe entlang und auch weiter unten, wo sich ein Gewölbe öffnete, entflammten Leuchter an der Wand, boten Licht. "Toller Service", sagte Inuyasha hinter ihm. Der ältere Bruder wusste nicht so recht, ob er sich darüber freuen sollte, dass sie bemerkt worden waren. Gut, wer auch immer hier war, schien gastfreundlich zu sein. Hoffentlich rückte er Tokejin wieder heraus, ohne das es zu einem Kampf kam. Solange er schon wieder in dieser jämmerlichen Halbdämonengestalt steckte, wäre das schwierig. Und die Vorstellung, Inuyasha bitten zu müssen, Tessaiga einsetzen zu dürfen, um das eigene Schwert wieder zu bekommen - nein. Das war vollkommen unmöglich. Eher würde er sterben. Aber er ging weiter die Treppe hinunter. Unten machte er noch zwei Schritte, damit der jüngere Bruder neben ihn kommen konnte, während er die Szene betrachtete. Das Gewölbe war aus Felssteinen gemauert worden, grob behauen und vermutlich sehr alt. Es wurde von steinernen Säulen abgestützt. Rechter Hand befand sich eine dunkle Nische, in der eine geheimnisvolle Statue saß. Uninteressant. Der gesamte Boden des Gewölbes war bedeckt mit verschiedenen Metallen, Münzen, Juwelen, Schwerter, Rüstungen. Schwerter? Wunderbar. Bloß wo war sein eigenes? Er warf erneut einen suchenden Blick über den Boden, ehe er einige Schritte vor machte. Im Fackellicht konnte man hier immerhin etwas erkennen. "Kannst du Tokejin finden?" erkundigte sich der Halbdämon. Die menschlichen Augen mussten sich erst langsam an das Dämmerlicht gewöhnen. "Ich such hier mal links, in Ordnung? Ich hoffe mal, dein nettes Schwert bringt mich nicht um, wenn ich es finde." "Möglich wäre es." Der Hundedämon versuchte, den Geruch seiner Klinge zu erkennen. "Oh, wie aufbauend, Bruderherz. Wirklich." Aber Inuyasha nahm doch an, dass das Schwert auf seinen Besitzer hören würde - und er schloss eigentlich aus, dass nach den ganzen Abenteuern der letzten Zeit sein großer Bruder ihn wirklich noch tot sehen wollte. Schuhu blieb nahe an der Treppe stehen, beobachtete, wie diese verrückten Hundebengel begannen, in den Schätzen zu wühlen, dabei achtlos Geschmeide, Kronen, Rüstungen zur Seite werfend, für die nicht nur mancher Mensch gestorben wäre. "Lauter nutzloses Zeug", murrte Inuyasha und schleuderte eine Goldkette hinter sich. "Nun, es sind einige recht hübsche Schwerter dabei. Youkaischwerter, falls dir das etwas sagt." "Sollte es das? Aua! Dämliche Rüstung. Welcher Idiot trägt schon Stacheln an seiner Rüstung...äh..." "Inuyasha." "Ich meinte das nicht so." "Einmal möchte ich erleben, dass du redest, nachdem du gedacht hast." Beide unterbrachen ihre Suche nicht. "Was machen die beiden denn da?" "Sie suchen Sesshoumarus Schwert", antwortete der Uhu arglos, ehe ihm bewusst wurde, dass er angesprochen worden war. Vorsichtig warf er einen Blick auf die Seite. Im nächsten Augenblick standen ihm alle Federn zu Berge. Die schwarze Statue war aus der Nische gekommen, stand nun mit rotglühenden Augen neben ihm, entpuppte sich als Geist. Wohl der Geist des Besitzers dieses Grabes, des ersten Dämonen. "Ahahaha...." war alles, was er noch hervorbrachte. "Sie suchen ihr Schwert? Hier?" Der uralte Geist schien es nicht fassen zu können. "In meinem Grab?" "He, Sesshoumaru!" "Was ist?" "Guck mal da hinten ..." Der Hundedämon sprang hinüber, streckte die Finger aus. Sofort löste sich das Schwert vom Boden und kam in die Hand seines Besitzers, der zufrieden durchatmete, als er es in seinen Gürtel steckte. Inuyasha kam dazu: "Und was jetzt? Jetzt haben wir alle drei wieder, aber es passiert nichts." Sesshoumaru ertappte sich bei dem Gedanken, dass er Jaken Abbitte leisten müsste. Dieser erinnerte sich immerhin an alles: "Was hat Ama-tsu-mara gesagt?" "Oh, ja, die Schwerter müssen sich berühren. Na, dann zieh doch mal." Inuyasha fasste schon nach Tessaiga, als ihm einfiel, dass das ein sehr dämlicher Vorschlag gewesen war. Sein Halbbruder hatte zwei Schwerter aber nur einen Arm: "Äh...soll ich Tensaiga nehmen?" "Nein. Leg Tessaiga quer über die beiden. Das müsste reichen." "Irgendwie fühle ich mich ignoriert", murmelte der Hausherr und sah zu Schuhu: "Wer bist du? Und wer sind diese beiden verrückten Jungen? Und was machen sie da?" Der Eulendämon schluckte, nahm aber an, dass man sich mit dem Geist wohl unterhalten konnte: "Mein Name ist Schuhu. Und das sind ein Hundedämon und ein halber, Halbbrüder. Ein Gegner hatte ihnen das Schwert weggenommen..." "Ich mag tot sein, aber ich bin nicht dumm. Das sind ein Halbdämon und ein Mensch!" "Verzeiht, edler Vorfahre. Sie sind verzaubert worden und erst, wenn alle drei Schwerter sich berühren, können sie sich zurück..." Schuhu brach nicht ganz freiwillig ab. Die drei Klingen hatten sich berührt und der Bann des Schmiedegottes war damit gelöst. Eine helle Welle aus reiner Dämonenenergie ging von den Halbbrüdern aus, riss Schuhu von den Beinen. Gleichzeitig knirschte die Decke, begannen die Säulen bedrohlich zu schwanken. Und dann stürzte das Gewölbe ein. Ama-tsu-mara bekam die Energieexplosion mit. Er fuhr herum, starrte ins Feuer. Seit die Hundebrüder und sein alter Freund die Insel der Stürme betreten hatten, hatte er nichts mehr von ihnen wahrnehmen können. Und jetzt das. Lebten sie noch? Er hatte sich langsam wirklich Sorgen gemacht. Erstaunt, dann erschüttert, betrachtete er die Wolke, die sich gerade über der Einsturzstelle legte. Was war denn da passiert? Und wo? Etwas Schwarzes drückte sich durch die zerstörten Steine, schien husten zu wollen. Erst auf den zweiten Blick erkannte der Schmiedegott, dass es sich um einen Geist handelte, wohl den Geist des allerersten Dämons. Und was war das kleinere Etwas, dem der Geist gerade aus den Ruinen half? Es wirkte fast federig, voller Staub und Spinnweben. Doch, das waren Federn. Und was hatte diese Kreatur unter dem Arm? Das war doch ein Buch? Konnte es möglich sein, dass dieses zerschlagene, verdreckte, verbeulte Wesen... "Mein armer Schuhu!" sagte Ama-tsu-Mara aus Herzensgrunde. Was war denn da bloß geschehen? Und welche Abenteuer hatte der unglückselige Eulendämon hinter sich bringen müssen? Die erste Frage sollte sofort eine Antwort finden. Ein Stück von den beiden ersten Personen entfernt, tauchten eine weiße und eine rote Gestalt aus den Trümmern auf, beide mit weißen Haaren. "Ha!" schrie Inuyasha begeistert und wedelte Tessaiga: "Es klappt wieder alles! Ich kann wieder alles komplett beherrschen!" "Was voraussetzt, dass du je in der Lage warst, Tessaiga zu führen." Sesshoumaru blickte sich ein wenig um. Als er Schuhu und den Geist entdeckte, schien er fast zufrieden, wandte sich aber wieder an seinen Halbbruder. "Keh!" hatte der gemurmelt: "Wenn du willst, können wir es ja gern ausprobieren." "Wenn du gern verlieren willst?" Auch der Hundedämon griff zum Schwert. Inuyasha ging in Kampfposition: "Na dann...und dann machen wir uns auf den Weg und suchen diesen hirnverbrannten Naraku, in Ordnung?" "Natürlich." Die Halbbrüder gingen aufeinander los. Ama-tsu-mara bekam den Mund fast nicht mehr zu, als er schon wieder die Schwerter auf gegnerischen Seiten sah. Aber langsam glaubte er zu begreifen. Sie wollten ihre Kräfte austesten, wissen, ob sie wieder in voller Form waren. Und, wenn er das so recht abschätzte, gab es außer dem jeweilig anderen einfach keine passenden Gegner. Er warf einen besorgten Blick zu seinem Uhu-Freund. Schuhu hatte sich vorsorglich zu Boden gelegt. Der Geist war diesem Beispielt gefolgt, murmelte jetzt aber: "Ja, was machen sie denn da? Und mein schönes Grab! Mein armes Grab! Solange stand es..." "Sie sind Idioten, die Brüder", erklärte Schuhu: "Aber ich kann Euch versichern, ehrenwerter Vorfahr, dass sie Euer Grab nicht mit Absicht zerstört haben. Sie wollten nur ihre Schwerter und ihre Kräfte wieder haben." "Das wird Jahrhunderte, Jahrtausende brauchen, bis ich das wieder aufgeräumt habe. Wieso kämpfen sie? Sie sind stark." "Ja, das sind sie." "Warum?" Der Geist sah keinen Grund auf eine Beantwortung zu verzichten. Der Eulendämon seufzte: "Weil sie gern spielen? Es sind doch noch halbe Kinder...na ja, ein Halbstarker und ein Baby." "Aber Dämonen. Nein, ein Dämon und ein halber. Wenn schon der Halbdämon so stark ist..." Er ging in Deckung, als die Windnarbe in ihre Richtung raste. "Seit meiner Zeit haben sich die Dämonen wirklich weiter entwickelt. - Hunde, sagtest du?" "Ja, ehrenwerter Vorfahre." "Hm. Könnte es möglich sein?" Der Geist starrte die Halbbrüder prüfend an, ehe er aufstand: "Genug gespielt, jetzt! Es reicht!" In seiner Stimme lag die Autorität eines Generals, der gerade einen Leutnant unter seinem Ehebett gefunden hat. Die beiden unterbrachen tatsächlich den Kampf, landeten elegant vor ihm: "Wer bist du denn?" erkundigte sich Inuyasha: "Du siehst ein bisschen durchscheinend aus." "Ein Geist. Ich vermute, der Geist des ersten Dämons." Sesshoumaru schob sein Schwert weg, da der andere unbewaffnet war. Überdies nützte gegen Geister Tokejin nichts. Da war Tensaiga das Schwert der Wahl. "Du hast Recht, Hundejunge." So hatte schon lange niemand mehr Sesshoumaru angesprochen. Aber er sagte nur: "Wie kommen wir von deiner Insel?" "Wo wollt ihr denn hin?" "Wir suchen jemand namens Naraku", mischte sich Inuyasha prompt ein und kassierte einen Seitenblick seines großen Bruders. Musste der denn immer rauskehren, dass er der Ältere sei? Der Geist nickte leicht: "Naraku? Ein Halbdämon, ja. Ich hörte von ihm, Ich kann euch aber nicht genau zu ihm bringen. Nur so ungefähr." "Das macht nichts." Der Halbdämon schob Tessaiga zurück: "Den finden wir schon. Und das mit deiner Insel war sicher der letzte Witz, den er sich mit uns geleistet hat." "Ihr mögt ihn wohl nicht?" Der Geist warf eine Blick auf die Ruinen seines Grabes: "Nun gut. Ich bringe euch in die richtige Gegend. Fasst euch an den Händen." Je eher er diese Chaoten los war, umso erleichterter würde er sein. "Sekunde." Inuyasha sah hinter ihn: "Was ist mir dir, Schuhu?" Der Eulendämon schwankte zwischen Dankbarkeit, dass das Hundebaby an ihn dachte und Panik, dass er noch weiter mit diesen Hundebengeln durch die Lande ziehen sollte: "Ich hoffe, der ehrenwerte Vorfahre kann mich zurück zu Ama-tsu-mara bringen." "Ja", bestätigte der Geist des ersten Dämons: "Eine meiner leichteren Übungen." "Dann los." Sesshoumaru zögerte keinen Moment und packte ein wenig unsanft Inuyashas Linke. Der war darüber etwas erstaunt, begriff dann aber, dass es ja wohl nicht anders ging, wollten sie hier weg. Überdies hatten sie in den letzten Tagen, Wochen, einander schon öfter berührt. So war das fast ein wenig normal geworden. Dementsprechend schloss er seine Finger um die seines Halbbruders. Eigenartig und doch ein bisschen angenehm. Der erste Dämon seufzte. "Also schön, weg mit euch. Ich schicke euch in die Hochebene von Nagano. Dort müsst ihr dann selbst weiter suchen." "Ja, klar, kein Problem." "Inuyasha!" "Ja, schon gut, großer Bruder, " murrte der Halbdämon, der allerdings wusste, dass es eigentlich üblich war, dass nur die älteren miteinander redeten. Und dann verschwamm alles vor ihren Augen. Schuhu raffte sich auf, tapste mühsam zu dem Geist: "Darf ich dann auch, ehrenwerter Vorfahre?" "Du willst zu Ama-tsu-mara?" "Ja. Mein lieber alter Freund hat mich auf diese Reise geschickt. Und jetzt möchte ich mich bei ihm auskurieren." Der Schmiedegott seufzte, als er diese Szene im Feuer sah. Sein armer Schuhu. Irgendwie müsste er ihm etwas ganz besonders Nettes antun. So, wie der aussah, war er zerfleddert, verdreckt, verbeult, am Rande der Erschöpfung. Daher stand er auf, richtete Kissen und Tee her. Als er die Magie hinter sich spürte, wandet er sich um, konnte den Uhu gerade noch auffangen. "Schuhu, du Ärmster, " sagte er: "Komm, ich habe Tee gekocht. Erhole dich ein wenig. Und ich heize dir inzwischen ein heißes Sandbad an, ja? Später kannst du mir erzählen, was auf der Insel der Stürme passiert ist." Tee und ein heißes Bad...Erleichtert streckte Schuhu die Füße von sich. Wie viele Tage war es her, dass er sich nicht hatte vorstellen können, dass diese zwei Dinge einmal den höchsten Punkt seiner Glückseligkeit beschreiben würden? "Ja, danke", murmelte er: "Ama-tsu-mara, tust du mir einen Gefallen?" "Natürlich. Welchen denn?" "Bitte mich nie wieder darum, dir einen Gefallen zu tun, weil ein kleiner Scherz aus dem Ruder gelaufen sei." "Das verspreche ich dir." Der Schmiedegott machte lieber, dass er sich um das heiße Sandbad kümmerte. Auf der Insel der Stürme betrachtete der Hausherr die Ruinen seines Grabes mit einer Mischung aus Wehmut und Ärger. Das durfte doch nicht wahr sein. Soviel Bannkreise boten Schutz vor Eindringlingen. Allerdings hatte er bei deren Errichtung darauf geachtet, dass er manchmal Besuch empfangen könnte. Gäste, die reinen Herzens waren und nicht seine Schätze plündern wollten. Um ehrlich zu sein, hatte er dabei an solche Leute wie diesen Schuhu gedacht. Nicht an Chaoten, die ihre eigenen Waffen ausgerechnet in seinem Grab suchen und finden würden. Natürlich waren sie durch alle Bannkreise gekommen. Mit solch starken Ankömmlingen hatte er nie gerechnet. Und dazu mit welchen, denen tatsächlich seine Schätze vollkommen egal waren. Hätten sie ein Stück seiner Sammlung an sich genommen, wäre die letzte, die tödlichste Falle ausgelöst worden. Aber sie hatten ja nur dieses eine Schwert gesucht. "Nun, mein armer, alter Freund, " sagte eine ruhige, dunkle Stimme hinter ihm: "Wenn ich mir dein Grab so ansehen, haben sie es diesmal für richtig befunden, sich in deiner Ruhestätte zu prügeln, statt in meiner." Der Geist des ersten Dämons drehte sich um: "Soll das heißen...?" "Ja. Schon zweimal haben sie den Schauplatz ihres Tatendrangs in mein Grab oder besser, meinen toten Körper verlegt. Frag nicht, wie der inzwischen aussieht." "Nun, wenn ich mir das hier so ansehe...Und dieser Schuhu meinte noch, sie wollten hier nichts kaputtmachen." "Dafür war es recht durchschlagend. Was für Chaoten sind doch meine Söhne!" ************************************************** Schuhu ist in Sicherheit, die beiden Brüder sind topfit und auf der Suche nach Naraku - jetzt kann doch eigentlich ncihts mehr schief gehen, oder? Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, bekommt, wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschalten wurde. Und das heisst: When my sister is in trouble... bye hotep Kapitel 16: When my sister is in trouble ---------------------------------------- Es gibt natürlich ein Problem. Ob ihr richtig geraten habt, wer die "Schwester" ist? Viel Spass beim Lesen! 16. When my sister is in trouble Die Halbbrüder richteten sich mühsam auf. Der Aufprall, wo auch immer, war hart gewesen. Als sie sich umblickten erkannten sie auch den Grund. Der Geist des ersten Dämons hatte sie offenbar durch die Luft geschickt. Und sie hatten bei ihrer Landung einen der alten Bäume hier umgeworfen. Sie waren mitten in einem dichten Waldgebiet gelandet. Beide sahen sich um, witterten. „Ich kann Naraku nicht riechen“, gestand Inuyasha: „Du?“ „Nein. Aber das besagt nur, dass er in seinem Bannkreis sitzt.“ Keinem der beiden fiel auf, dass sie noch vor vierzehn Tagen niemals so miteinander gesprochen hätten. Und keiner der beiden bemerkte die kleine Gestalt, die auf einem der Baumriesen hockte und deren dunkle Augen sie belustigt musterten. „Zwei so nette Jungs“, kicherte das kleine Wesen in Gedanken. „So hübsch. Solche Kandidaten habe ich ja schon länger nicht mehr gehabt. Mal sehen. Wo gehen sie denn hin, damit ich meine Falle aufbauen kann? Hm...einer oder beide. Nein, nur einer, das macht es lustiger. Hinterher streiten sich die Leute dann immer so schön, im besten Fall bringen sie sich sogar um. Wieso sie nur immer alle so heftig auf so einen kleinen Scherz reagieren?“ Das Wesen verschwand. „Inuyasha.“ „Ja?“ „Wohin willst du gehen?“ Der Halbdämon war ein wenig sprachlos, dass er gefragt wurde, meinte dann aber: „Gehen wir da lang.“ Im nächsten Moment bemerkte er fassungslos, wie sich sein Halbbruder in die entgegengesetzte Richtung bewegte: „Ja, willst du denn nicht mehr mit mir zusammen…? Ich dachte, wir suchen zusammen Naraku.“ „Du darfst mit mir kommen. Aber ich werde mit Sicherheit nicht dahin gehen, wo du es vorschlägst. Dein Talent als Unglückshund kenne ich mittlerweile zu Genüge.“ Der Hundedämon ging weiter. Inuyasha biss die Zähne zusammen. Du darfst mit mir kommen? Unglückshund? Aber dann stellte er plötzlich fest, dass sich die Anreden Sesshoumarus geändert hatten, wenn schon nicht sein Charakter. Er sagte nichts mehr von dämlichem Mischblut, Halbblut oder Halbdämon…er sagte Halbhund. Und selbst bei der beleidigenden Anrede Unglückshund hatte er ihn als Hund eingestuft. Als Verwandten. Nun ja, dachte der Halbdämon mit gewissem Seufzen. Immerhin ordnet mich mein eigner Bruder schon als Verwandten ein. So gesehen musste er das ja bereits einmal als Fortschritt einstufen. Und warum sollte sich Sesshoumaru auch großartig ändern. Er war ja der supertolle Hundedämon, der sicher in seinem ganzen Leben noch nie Probleme gehabt hatte. So lief er einfach hinterher, machte einen Sprung, um an die Seite seines Halbbruders zu kommen. Und wenn sie zu zweit diesen dämlichen Naraku erledigt hatten, würde er endlich auch wieder zu seinen Freunden zurückkönnen. Was die wohl inzwischen getrieben hatten? Er nahm an, dass sie in Kaedes Dorf zurückgekehrt waren, vermutlich auch diesen komischen grünen Gnom, Jaken, und das kleine Mädchen mitgenommen hatten. Die Kleine hätte dann endlich mal auch Menschenkinder zum spielen. Was sie wohl den ganzen Tag mit Sesshoumaru trieb? Irgendwie versagte seine Phantasie bei der Vorstellung, Sesshoumaru würde ihr Malen oder gar Lesen beibringen oder so, was Kagome mit Shippou versuchte. Sie waren einige Zeit in dem Wald unterwegs gewesen, als sie auf eine Lichtung trafen. Ein großer Felsblock erhob sich darauf. Sesshoumaru erstarrte. Inuyasha bemerkte es und blieb ebenfalls sofort stehen, sah sich um. Er konnte nichts entdecken, daher warf er einen fragenden Blick zu seinem Halbbruder. Hatte der etwas aufgespürt, was ihm entging? Eine magische Falle? Manchmal war es schon ärgerlich, als Halbdämon es mit magischen Fallen nicht so zu haben, sie nicht entdecken zu können, auch wenn das rote Tessaiga natürlich bei ihrer Vernichtung sehr praktisch war. Sesshoumaru traf seine Entscheidung, von der er sich die nächsten Stunden fragen sollte, ob sie die beste oder die törichtste aller Ideen seines Lebens gewesen war. „Bleib stehen. Irgendetwas ist dort.“ Er ging langsam näher. Da war eine magische Falle, das konnte er spüren. Inuyasha konnte sie nicht bemerken. Und er hätte sicher auch nicht die magischen Fähigkeiten, um sie zu neutralisieren. War das ein Hinterhalt von Naraku? Aber er konnte nichts wittern. Und dann schnappte die Falle zu. Im gleichen Moment begriff der Hundedämon, dass ihm seine magische Macht hier kaum mehr etwas helfen würde. Es war eine besondere Art starker Fuchsmagie. Ein Kitsune hatte hier eine äußerst geschickte Falle aufgebaut gehabt. Irgendetwas passierte mit ihm, er konnte es spüren. Es war fast wie die Verwandlung in einen Halbdämon, aber doch ganz anders. Irgendwoher hörte er ein vergnügtes Kichern. Im nächsten Moment hatte er einen riesigen Satz gemacht. Was auch immer mit ihm passiert war, langsamer oder schwächer war er nicht geworden. Er erwischte den Fuchsschwanz des Kitsunes, der etwas aufschrie, als er daran hochgehoben wurde. Sesshoumaru kehrte mit seiner Beute zu Inuyasha zurück. Dieser starrte ihn an: „Äh…was ist denn mit dir los?“ „Was meinst du?“ Und da der Fuchsdämon in seiner Hand kicherte, setzte er die Giftklaue ein. Der Kitsune schrie sofort auf: „Halt! Du darfst mich nicht umbringen! Sonst wird der Fluch nicht mehr gelöst werden.“ „Welcher Fluch?“ fragte der Hundedämon. „Ich denke, ich sag’s dir besser“, meinte Inuyasha vorsichtig: „Irgendwie…na ja...irgendwie hast du dich verändert.“ Danke, dachte Sesshoumaru. Das hatte er auch schon bemerkt. Sein Körper fühlte sich auf einmal irgendwie anders an. Und seine Rüstung schien ihm zu eng geworden zu sein. Aber er konnte nichts Ungewöhnliches feststellen, als er an sich herabblickte. „Und...“ Inuyasha hob die Nase: „Du riechst so anders. Irgendwie riecht das verdammt gut.“ Das Kichern des Kitsunes brach wieder mit einem Schmerzschrei ab und er beschloss, lieber nichts mehr dergleichen von sich zu geben. Sesshoumaru witterte kurz. Sein Eigengeruch hatte sich in der Tat verändert. Und dann wurde er zum ersten Mal in seinem Leben blass. Darum war ihm auch auf einmal seine Rüstung zu eng, darum fühlte er sich auf einmal so komisch. Der Geruch, der jetzt von ihm ausging, war der einer läufigen Hündin. Dieser verdammte Kitsune hatte ihn in eine Frau verwandelt! Und noch dazu in eine in Hitze! Er hob diesen hoch, fixierte ihn: „Wenn du nicht ausprobieren willst, wie viele Schmerzen du ertragen kannst, sag mir die Wahrheit. Wie lange dauert der Bann?“ „Zwölf Stunden.“ Der Fuchsdämon schluckte. Zum ersten Mal bemerkte er die Energie des Dämonen, der ihn im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand hatte. Verflixt, wie hatte er das übersehen können? Der Kerl war stark und mächtig. Das war mit Sicherheit ein Fürst unter den Dämonen. Und diese reagierten auf solche kleinen Scherze zu ihren Lasten mehr als gewalttätig. „Aber….aber wenn Ihr mich tötet, edler Herr, wird der Bann nie mehr gelöst.“ „Also lebst du noch genau zwölf Stunden.“ „Herr…es tut mir leid. Ich ahnte nicht, dass Ihr ein so hochrangiger Dämon seid. Ich…ich mache gern Scherze und ich bitte um Verzeihung…!“ „Halt den Mund, ehe ich mich vergesse!“ knurrte Sesshoumaru, der langsam die Forderungen seines neuen Körpers zu spüren bekam. Wäre er nicht tagelang schon als Halbdämon durch die Gegend gelaufen, wäre es freilich schlimmer gewesen. So konnte er damit umgehen, dass er auf einmal ein vollkommen ungewohntes Bedürfnis empfand. Und das war allerdings mehr als peinlich. Was nun wohl sein Halbbruder tun würde? Inuyasha witterte noch mal: „Irgendwie…du riechst wirklich gut. Na ja.“ Er setzte sich: „Den Kleinen solltest du gut festhalten, für den Fall, dass er gelogen hat.“ „Ich rieche gut“, dachte der ältere Bruder am Rand der Panik. „Sollte er gar nicht mitbekommen haben, dass dieser Geruch für jeden vollwertigen Hundedämon eine Einladung zur Paarung darstellt? Da werden in den nächsten zwölf Stunden einige vorbeikommen. Und, was noch viel schlimmer ist: dieser verzauberte Körper sehnt sich nach einem Partner. Zum Glück scheint mich Inuyasha nicht berühren zu wollen. Ich wüsste nicht, wie ich darauf im Moment reagiere. Ein Glück, dass das mein Bruder ist. Und ein Glück, dass er nur ein halber Hundedämon ist. So hat er sich unter Kontrolle.“ Im gleichen Moment begriff er, was er da gedacht hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben war er glücklich darüber, dass das sein Bruder war. Und dass der nur ein halber Dämon war. Dementsprechend schüttelte er den Fuchsdämon: „Deine Scherze werden dich das Leben kosten.“ Der Kitsune verfiel nicht in den Fehler, das für eine Drohung zu halten. Das war eine sachliche Feststellung. „Herr, ich bitte Euch…ich kann den Zauber nicht rückgängig machen…sonst würde ich es tun, ehrlich!“ Sesshoumaru setzte sich. Und ertappte sich bei dem Wunsch, sich an seinen Halbbruder zu schmiegen. Das wurde ja immer schlimmer. Aber er musste diesen vorwarnen. „Hör zu, Inuyasha.“ „Was denn?“ Der Halbdämon wandte ihm die volle Aufmerksamkeit zu. Soviel hatte er schon gelernt, dass nach einer solchen Ansage meist etwas äußerst Wichtiges kam. „Dieser Kitsune hat einen sehr üblen Scherz gemacht. Wenn du kein Halbdämon wärst - und dazu mein Bruder - wärst du schon über mich hergefallen. Dieser Geruch, der dir nur so angenehm erscheint, ist der einer läufigen Hundedämonin. Im Laufe der nächsten zwölf Stunden werden einige Hundedämonen in weitem Umkreis das wittern und ihr Glück versuchen wollen.“ „Ach du Schande.“ Inuyasha starrte erst seinen Halbbruder an, dann den Kitsune: „Und ich dachte immer schon, Shippou sei nervtötend. Das, was du dir da geleistet hast… Ich sage ihnen einfach, sie sollen verschwinden.“ „Du musst ihnen sagen, dass ich deine Partnerin bin. Weibliche Hundedämonen haben wenig mitzureden.“ Sesshoumaru presste die Zähne zusammen. Das ging an die Grenze der Selbstbeherrschung. Allein, Inuyasha hatte sicher keine Ahnung, wie so etwas unter Hundedämonen ablief. „Aber manche werden kämpfen wollen.“ „Ihr Pech.“ Unwillkürlich legte der Halbdämon die Hand an Tessaiga. „Aber lass diesen Typen hier bloß nicht abhauen.“ „Kaum. Ich werde nach diesen zwölf Stunden ihm jede einzelne davon zurückzahlen.“ Der Fuchsdämon schluckte. Was konnte er nur tun, um dem zu entgehen? Aber wie blöd war er eigentlich auch gewesen? Warum hatte er nicht überprüft, wie mächtig diese beiden waren? Und das waren Brüder? Dann war es kein Wunder, dass das nicht so funktioniert hatte, wie sonst üblich. Sesshoumaru ärgerte sich, in diese Falle gegangen zu sein. Aber dann fiel ihm eine noch viel grässlichere Möglichkeit ein. Hätte Inuyasha den Bann ausgelöst, dieser sich in eine läufige Hündin verwandelt, hätte er selbst sich kaum zurückhalten können und nach zwölf Stunden hätte ihn sein Halbbruder- mit Fug und Recht- umbringen wollen. Dieser Kitsune trieb ein sehr gemeines Spiel mit seinen Opfern. Ein ausgesprochen niederträchtiges Spiel. Er zog erneut ein wenig am Schwanz. „Wie heißt du?“ „I..Inari….“ Inuyasha sah zu ihrem Gefangenen: „Weißt du, Inari, uns haben in den letzten Tagen genug Dämonen, Drachen und Götter genervt. Und eigentlich wollten wir nur zu Naraku. Mit so einem Idioten wie dir haben wir echt nicht gerechnet.“ Drachen? Dämonen? Götter?! Dachte der Fuchsdämon mit wachsender Panik: das waren ihre Gegner? Und sie lebten immer noch? Aber da war noch etwas: „Naraku? Ihr wollt zu Naraku?“ Waren das etwa seine Diener? „Ich…also dann tut es mir erst recht leid…“ „Naraku?“ Sesshoumaru hob den Kitsune erneut in Augenhöhe. „Den wollten wir eigentlich umlegen“, erklärte der jüngere Bruder etwas deutlicher. „Ihr wollt…?“ Inari konnte es nicht fassen. Jeder halbwegs intelligente Dämon versteckte sich, wenn Naraku in der Gegend war. Und diese beiden wollten…? Sie zogen das ernsthaft in Erwägung? Mist, dachte er. Dann mussten sie auch zumindest ungefähr die Stärke haben. Juchhu, Inari. Das war eine Glanzleistung. Und in zwölf Stunden war er tot. Falls nicht irgendwie ein Wunder geschehen würde. Weltuntergang zum Beispiel? „Wo ist er?“ Sesshoumaru knurrte mehr als er fragte. „Ich...nun, dort hinten…ich könnte Euch hinführen...“ Immerhin wäre das noch mehr Zeit herausgeholt. „Erzähle. Wir haben zwölf Stunden Zeit.“ „Ich führe Euch hin…“ Inari schrie nur noch. Die Hand um seinen Schwanz brannte wieder wie Feuer: „Ich sag ja alles!“ Erleichtert stellte er fest, dass nachgelassen wurde. Liebe Güte, dieser Dämonenfürst war wirklich sauer. Und seinen armen Schwanz konnte er wohl abschreiben. Nun, nicht nur den. Inuyasha witterte kurz. Er empfand den Geruch, der von seinem Bruder ausging, als angenehm, behaglich geradezu, und er spürte das Bedürfnis, sich an diesen zu schmiegen, nahm sich aber zusammen. Das war mit Sicherheit das Allerletzte, was Sesshoumaru wollte und er konnte sich lebhaft vorstellen, dass der in seinem deutlich verärgerten Zustand heftig reagieren würde. So sagte er nur: „Bring ihn noch nicht gleich um, ehe der Bann nicht mehr gelöst werden kann.“ „Keine Sorge. Er stirbt noch nicht.“ Der Fuchsdämon sah das nicht unbedingt als positiv. Aber eines musste er den beiden lassen - sie reagierten vollkommen anders als seine sonstigen Opfer. Kein Dämon, der sich plötzlich in einem hitzigen, weiblichen Körper wiedergefunden hatte, hatte sich nicht an seine Begleiter herangemacht, die Selbstbeherrschung aufgewiesen, einfach nur da zu sitzen. Und kein Kamerad hatte es je vermocht, dieser starken Ausstrahlung zu widerstehen. Das mochte daran liegen, dass sie Brüder waren. Aber Inari befürchtete inzwischen etwas ganz anderes. Das eine war mit Sicherheit ein Dämonenfürst. Und das andere sein Bruder. Zwei Dämonenfürsten also, stark und selbstbeherrscht. Und daraus konnte jeder mit ein bisschen Intelligenz ihre Macht abschätzen. Inari überschlug hastig die Indizien. Füchse galten als scharfsinnig und er bewies es gerade. Doch das Ergebnis seiner Berechnungen war die absolute Katastrophe für seine Lebenserwartung. Er hatte seinen Scherz an vermutlich welchen der mächtigsten Dämonen Japans ausprobiert. Er war jetzt schon tot. Sie würden ihm das wirklich nie verzeihen. Sesshoumaru schwang den Fuchsdämon ein wenig, um ihn zwischen seine Knie zu legen, so die Hand freizuhaben. Inari wagte keinen Widerstand. Er betrachtete sich sowieso schon als Leiche auf Urlaub, da musste er nicht noch sein Sterben verlängern. Der Hundedämon hob etwas den Kopf, prüfte die Luft. Inuyasha bemerkte es und stand auf. „Kommt wer?“ „Ja.“ Aber da roch es auch der Jüngere. Ein Hundedämon kam heran, und der Energieausstrahlung nach kein Schwächling. Natürlich, dachte Inuyasha, das hätte er sich eigentlich denken können. Bei seinem Glück…Und natürlich der Ausstrahlung seines Bruders. Er musste wie eine starke Hundedame wirken. Der Unbekannte trat aus dem Wald: „Was für eine reizende Überraschung“, sagte er mit Blick auf die vermeintliche Hundedame. „Hau ab“, antwortete Inuyasha prompt: „Es sei denn, du willst mehr Ärger, als du verkraften kannst.“ „Du bist doch ein Halbdämon. Wieso sollte sie sich mit dir abgeben?“ Der Fremde legte die Hand an sein Schwert. „Willst du es wirklich wissen?“ Inuyasha nahm Tessaiga: „Aber wenn du es weißt, bist du tot.“ „Du redest zuviel, Halbdämon!“ Der Unbekannte zog blank. Ein tödlicher Fehler: „Windnarbe!“ Inari schluckte trocken. Das war die Macht des jüngeren Bruders? Und der war ein Halbdämon? Er musste sich nur die Schneise im Wald ansehen, die diese Windnarbe gerade geschlagen hatte und kurz überschlägig rechnen, wie überlegen dann der ältere Bruder sein musste, der ja ein vollblütiger Dämon war. Hilfe, dachte er panisch. Wer auch immer mir helfen kann. Er versuchte instinktiv, sich zu befreien, spürte sofort, wie sich Krallen um seine Kehle legten. „Bleib ganz ruhig.“ Sesshoumaru klang nur kalt: „Oder du wirst lernen, es zu sein.“ Inuyasha setzte sich neben ihn: „So ein Idiot aber auch. - Du scheinst ja eine verführerische Hundedame…äh, entschuldige.“ Wenn er nicht diesen Inari festhalten müsste und nicht auf Inuyasha angewiesen wäre… „Halt bloß den Mund.“ „Schon klar.“ Es dauerte drei Stunden, bis die nächsten Besucher eintrafen. Diese hatten sich schon gegenseitig bemerkt und kamen langsam von zwei Seiten auf die Lichtung. Inuyasha stand auf. „Wollt ihr etwas?“ Die beiden Dämonen betrachteten den toten Artgenossen, die Schneise im Wald, die umgestürzten Bäume und kamen zu dem Schluss, dass der Fremde ein gefährlicher Gegner sein könnte. So meinte einer: „Nun, deine Begleiterin hat uns angelockt. Ist sie deine Gefährtin?“ „Ja.“ Nun ja, irgendwie war das nicht einmal gelogen. „Wo stehst du in der Rangfolge? Du bist doch ein Halbdämon?“ Rangfolge? Ein wenig hilfesuchend guckte der Angesprochene zu seinem älteren Bruder. Der seufzte. Irgendwie schien niemand diesem Hundebaby beigebracht zu haben, wie Hundedämonen miteinander umgingen. „Wie viele Hundedämonen gibt es denn, die stärker sind als du? Gegen wen hast du schon verloren?“ „Na ja, “ begann Inuyasha. Er wollte schon sagen, nur gegen dich, aber das konnte in der augenblicklichen Situation für seinen Halbbruder äußerst peinlich werden. So änderte er es gerade noch um in: „Nur gegen einen. Einmal.“ Die beiden fremden Hundedämonen wechselten einen raschen Blick, ehe der erste sagte: „Gegen wen hast du verloren?“ Zuerst einmal mussten sie wissen, wo dieser Kerl stand, ehe sie sich entscheiden würden, ob sich ein Kampf lohnte oder nicht. Auch die hübscheste Dämonin war nicht das Leben wert. „Sesshoumaru“, gab Inuyasha zu. Er musste ja nicht sagen, dass der hinter ihm saß und erfolgreich so tat, als würde er den Fuchsdämon kraulen, was Inari zu leisem Jammern brachte. „Du kennst Sesshoumaru?“ „Ja, logisch. Er ist mein Bruder.“ „Ah ja…Alles klar. Ich wünsche dir dann noch einen angenehmen Abend mit deiner Gefährtin, Herr.“ Die Hundedämonen verschwanden in der Dunkelheit des Waldes. Der Halbdämon blickte ihnen ein wenig irritiert nach, setzte sich aber wieder zu seinem Bruder: „Die hatten es aber auf einmal eilig.“ Sesshoumaru warf ihm einen eigentümlichen Blick zu, ehe er beschloss, dass der Jüngere wirklich keine Ahnung hatte. Also schön, musste er diesem Welpen wieder einmal etwas erklären. Wieso immer er? Warum hatte das nur keiner getan? Irgendjemand? Aber wer hätte das schon tun sollen, gestand er zu. Myoga, vielleicht? Er müsste sich diesen alten Flohgeist doch einmal schnappen: „Sie kannten ihren Platz in der Rangordnung.“ „Du meinst, sie dachten, sie sind schwächer als ich? Na ja, da könnten sie schon recht gehabt haben.“ „Ja. Und außerdem hast du ihnen gesagt, dass du mein Bruder bist.“ „Ja. Und? Meinst du, dass die dich erkannt haben?“ Hoffentlich nicht, dachte der Hundedämon. Aber dann hätten sie sicher anders reagiert. „Damit haben sie dich als Nummer Zwei der Rangordnung eingestuft. Und das Risiko war es ihnen nicht wert.“ „Nummer Zwei der Hundedämonen? Aber ich bin ein Halbdämon? Ich dachte immer, solche Typen würden mich nicht einmal ansehen...“ „Stimmt. Aber sicher, wenn du ihnen direkt gegenüberstehst.“ „Hm.“ Inuyasha ließ das auf sich beruhen. Immerhin war die Nacht schon mal zur Hälfte herum. Inari spürte erleichtert, dass die scharfen Klauen aus seinem Nacken genommen wurden. Aber das war ihm kein besonderer Trost mehr. Die Nummer Eins und Zwei der Hundedämonen hatte er mit seinem kleinen Scherz genervt. Wirklich eine Bravourleistung. Seine einzige Aufmunterung war noch, dass er seine ursprüngliche Idee, beide zu verwandeln nicht durchgezogen hatte. Sie hätten ihn vermutlich sofort getötet, dann gemerkt, dass sie den Bann nicht mehr lösen könnten und aus Rache womöglich alle Fuchsdämonen getötet. Auch in weiblicher Gestalt wären sie sicher dazu fähig. So war nur er fällig. Die Sonne ging auf. Inari starrte sie mit gewisser Verzweiflung an. Das war das letzte Mal, dass er einen Sonnenaufgang erleben würde. Inuyasha betrachtete ihn. Irgendwie fühlte er sich an Shippou erinnert. Und diese Fuchsdämonen konnten ja nichts dafür, dass sie solche Scherzkekse waren. Das war einfach ihre Natur. Aber ihm war auch klar, dass Sesshoumaru keinerlei Verständnis dafür aufbrachte. Er würde Inari umbringen, sobald der Bann erlosch. Das war so sicher, wie dass die Sonne im Osten aufging. Aber da kam dem Halbdämon eine Idee. Warum nicht das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden? Diese Grüne Dame, die Insel der Stürme, ein Fuchszauber, ein bisschen Naraku seine eigenen Tricks zu kosten geben… „Äh…großer Bruder?“ „Was ist?“ „Ich habe da einen Einfall gehabt.“ Und ein etwas fieses Grinsen glitt über das Gesicht des Halbdämons. ************************************************************** Inuyasha und eine Idee? Das nächste Kapitel ist dann auch das letzte. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapiel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 17: Love is in the air ------------------------------ Nun, einige haben es wohl schon erraten.Ich war fies... 17. Love is in the air „Du hast eine Idee?“ Sesshoumaru betonte das erste Wort ungläubig. „Ja, warte mal ab. - Inari, kannst du jeden Dämon...äh…so verwandeln?“ Inuyasha grinste immer noch. „Ja“, beteuerte der Fuchsdämon hastig. Gab es etwa eine Chance, das hier zu überleben? „Und angenommen, dieser Dämon ist ein schreckliches Mischmasch aus zwei oder mehr Dämonen?“ Sesshoumaru wandte langsam den Kopf und betrachtete seinen jüngeren Halbbruder plötzlich interessiert. Der meinte doch nicht etwa…? „Äh….“ Der kleine Fuchsdämon dachte genau nach. Wenn er etwas Falsches sagte, wäre das auch sein Ende: „Ich weiß es nicht genau, edler Herr. Ich habe so etwas noch nie gemacht. Aber ich nehme an, dass dann jeder einzelne Teil dieses Dämons sich verwandelt. In das, was er war, ehe er absorbiert wurde. Und dass dieser Teil dann weiblich und….und so ist. Wenn er natürlich weiblich war, bleibt er so, wird nur...na ja…hitzig. Aber auch dieser Zauber dauert zwölf Stunden.“ Inuyasha sah zu seinem großen Bruder: „Ich dachte ja erst an die Insel der Stürme und die Grüne Dame, wenn es da noch eine gibt. Aber das wäre doch auch ein netter Witz. Bevor wir ihn killen, natürlich.“ Der Hundedämon fasste wieder nach dem Schwanz des Kitsune. Der stöhnte nur auf, als er daran erneut hochgehoben wurde. Er hatte schon gelernt, dass schreien nichts brachte, außer „gekrault“ zu werden. „Inari.“ „Ja, edler Fürst?“ stammelte der, als er sich so Auge in Auge mit seinem „Opfer“ wiederfand. „Möchtest du leben bleiben?“ „Ja, Herr.“ „So sehr, dass du tust, was wir dir sagen?“ „Ja, natürlich.“ Wenn er ihn nur loslassen würde, vielleicht könnte er dann flüchten. Er sah von dem offenbar noch immer ärgerlichen Hundefürsten vor ihm zu dessen Bruder. Inuyasha nickte: „Fein. Ist ein Bannkreis für dich ein Problem?“ „Nein, edler Prinz. Wenn der Bannkreis auf…auf Personen Eurer Macht ausgelegt ist, komme ich für gewöhnlich durch. Die meisten vergessen uns Kleine dann.“ „Gut. - Inari, schau dir mal da den Wald an. Den habe ich mit meinem Tessaiga zerlegt. Wenn du versuchst, stiften zu gehen, siehst du ebenso aus wie dieser Idiot von Hundedämon gestern Nacht. Klar?“ „Ja, doch, edler Herr.“ Inari sah noch einmal von einem zum anderen und wusste, dass seine Chance keine war. Sie würden ihn eher umbringen als laufen lassen. Aber was auch immer sie von ihm wollten: es zu tun würde sein Leben ein bisschen verlängern. Und er wäre damit schon mal ganz zufrieden. Sesshoumaru spürte, wie sich sein Körper wieder veränderte. Vorsichtig prüfte er seinen Eigengeruch. Gut. Der Bann des Fuchsdämons war erloschen. Er stand auf, Inari noch immer am Schwanz haltend, ließ diesen aber dann einfach fallen: „Sieh her, Kitsune.“ Der Fuchsdämon raffte sich zum Knien auf, gehorchte aber, sah zu dem hochgewachsenen Hundedämon auf, der seine Hand jäh versteifte, durch die Luft fahren ließ. Einige Bäume stürzten um. Inari schluckte: „Ich...ich habe verstanden, ihr Herren. Ihr braucht mich nicht mehr zu überzeugen.“ Er war es nicht gewohnt, so demütig vor anderen zu knien, vor Leuten, die er zu seinen Opfern gemacht hatte zumal, aber wenn er auch nur diesen Tag überstehen wollte, müsste er ihnen gehorchen. Was hatten sie nur vor? Im nächsten Moment fühlte er sich wieder am Schwanz gepackt, diesmal von dem jüngeren der Hunde. „Dann komm. Hat er dir gesagt, wohin wir müssen, großer Bruder?“ Sesshoumaru rannte schon los, und der Halbdämon folgte ihm. Inari war sicher, noch nie so schnell - und so unkomfortabel - gereist zu sein. Immer wieder wurde er bei Kurven einfach um die Ecke mitgerissen, prallte sein Kopf gegen Äste oder Zweige. Aber immerhin lebte er noch und das war mehr, als er noch vor zwei Stunden erwartet hatte. Sesshoumaru blieb stehen, als vor ihnen Berge emporstiegen. „Wo ist das Tal?“ „Dort...dort links, ehrenwerter Fürst, “ antwortete Inari prompt. Sein armer Schwanz war schon genug in Mitleidenschaft gezogen worden. Und auf das Gekraultwerden konnte er auch verzichten. Da öffnete sich ein Taleinschnitt mit steilen Felswänden. „Ich kann ihn nicht riechen“, sagte Inuyasha: „Du?“ „Nein.“ „Hm.“ Der Halbdämon hob den Fuchsdämon in Augenhöhe: „Und du bist dir sicher?“ „Ja, da war er zuletzt.“ „Na schön. Dann machst du jetzt folgendes...“ Inari hörte zu und schluckte. Das wurde ja immer besser. Aber wenn er nicht tat, was sie sagten, wäre er tot, da machte er sich keinerlei Illusionen. Und egal, wohin er türmen würde - Hunde galten als sehr gute Jäger. Sie würden sicher Naraku Naraku sein lassen und sich zuerst einmal ihn vorknöpfen. „Ja“, antwortete er daher nur: „Ich...ich werde es versuchen.“ „Nicht versuchen. Machen.“ „Ja, ja...in Ordnung.“ „Fein.“ Inuyasha öffnete die Finger und ließ den Fuchsdämon auf den Boden fallen: „Wie lange brauchst du?“ „Äh...ich habe ja alles von gestern her noch vorbereitet, als ich...“ Das erwähnte er lieber doch nicht: „Vielleicht zehn Minuten. Aber ich muss ja noch in die Berge laufen.“ „Dann mal los, Inari.“ Das ließ sich der Kitsune nicht zweimal sagen und galoppierte in die Richtung der Felsen. „Inuyasha.“ „Ja?“ „Gehen wir.“ Die beiden Halbbrüder wanderten nebeneinander auf das Tal zu. Der Hundedämon unterdrückte seine Energie nicht mehr. Als sie am Anfang des Tales angekommen waren, blieben beide stehen. Der Einschnitt verengte sich V-förmig. Und mitten darin schwebte in seiner Bannkreiskugel Naraku. Er lächelte ein wenig: „Welche Überraschung. Alle beide in Topform und sogar mit allen Schwertern. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr die Insel der Stürme überlebt.“ „Man sollte eben nie von sich auf andere schließen“, knurrte Inuyasha prompt. „Es freut mich, dass ihr hergefunden habt. So wird das doch amüsant. Das Einzige, was mich ein wenig wundert, ist, dass ihr nebeneinander steht. Nicht gegeneinander. Sollte etwa da etwas in der letzten Zeit passiert sein, dass ihr Frieden geschlossen habt?“ Er landete auf dem Boden: „Dieser alte Mann schien ziemlich sauer auf euch zu sein. Aber da er so töricht war, ausgerechnet dein Schwert, Sesshoumaru, Toutousai anzuvertrauen, konnte ich dem Spaß nicht widerstehen, die Insel der Stürme ins Spiel zu bringen.“ „Ein bescheuertes Spiel!“ antwortete Inuyasha: „Du arroganter Mistkerl!“ Er sah, wie sich Inari von hinten dem Bannkreis näherte, offenbar zitternd vor Angst. Um Naraku abzulenken, legte er die Hand an Tessaiga: „Aber wir können ja gern mal mit dir ein bisschen spielen.“ „Ach, Hundejunge. Du weißt doch selbst, dass keiner von euch beiden durch meinen Bannkreis kommt.“ „Du bist ein echter Vollidiot.“ Der Halbdämon lächelte ein wenig: „Aber das ist nichts Neues.“ „Drehst du gerade durch, Inuyasha? Aber bitte, versuche es, durch meinen Bannkreis zu kommen. - Sesshoumaru, du solltest deinem kleinen Bruder sagen, wann er verloren hat.“ „Er hat Recht.“ Der Hundedämon beobachtete mit gewisser Befriedigung, wie sich der Fuchsdämon in die Kugel des Bannkreises geschoben hatte, nun einen Stab zur Hand nahm. Sie mussten Naraku noch ein bisschen ablenken. So legte er die Hand an Tokejin: „Du bist ein Idiot. Und wir werden mit dir spielen.“ Naraku musterte die Hände der Halbbrüder an den Schwertern. Sie hatten wirklich schon oft genug versucht, ihn zu töten, manchmal sogar in einer Art Teamwork, wenn sie sich auch immer gestritten hatten. Woher nahmen sie nun diese Ruhe? Weil sie sich einig waren? Hatten sie irgendeinen Schlachtplan, der doch seinen Bannkreis zerstören konnte? Irgendeinen gemeinsamen Angriff? Er konnte sich nichts vorstellen, aber ganz offensichtlich planten sie etwas. Plötzlich spürte er etwas. Dämonenergie, nahe bei sich. Er erstarrte, guckte hinunter. Ein kleiner Fuchsdämon? Wie war der denn durch seinen so mächtigen Bannkreis gekommen? Und was hatte der da für einen Stab in der Hand? Im gleichen Moment berührte ihn Inari mit dem Stab. Naraku war klug genug, um zu spüren, dass etwas passierte, eine Magie, der er im Augenblick nichts entgegenzusetzen hatte. Inari raste aus dem Bannkreis, lief um sein Leben. Er spürte, wie die Energie des Dämons hinter ihm anstieg. Das war mit Sicherheit von der Stärke her auch so etwas wie ein Fürst. Warum nur musste er auch zwischen den Fronten landen? Er war doch nichts als ein kleiner Fuchsdämon, der sich ein bisschen Spaß verschaffen wollte. Inuyasha hatte schon Tessaiga in der Hand, schlug auf der Windnarbe zu, um zu verhindern, dass Narakus Ausläufer den Fuchsdämon noch erwischen konnte. Inari, der die Energien hinter sich nur zu deutlich spüren konnte, brach sämtliche Rekorde, die je für Füchse gegolten hatten, als er im Hintergrund des Tales und, wie er schwer hoffte, aus dem Leben jedes Dämonenfürsten, verschwand. Naraku starrte seine Feinde an: „Was...was hat er gemacht?“ Er merkte nur zu deutlich, dass sich etwas veränderte. Wieso fiel es ihm auf einmal so schwer, seine absorbierten Einzelteile beisammen zu halten? Irgendwie hatte dieser verdammte Fuchsdämon irgendetwas gemacht. Sesshoumaru nahm die Hand vom Schwert. Das war nicht mehr nötig. Inuyasha schob ebenfalls Tessaiga weg: „Oh, wir sagten doch, wir spielen ein wenig mit dir, schon vergessen? Wenn es dich tröstet: nach zwölf Stunden erlischt der Bann.“ Bann? Naraku überprüfte hastig seinen Zustand. Was war nur passiert? Wieso schien er sich auflösen zu wollen? Für gewöhnlich hatte er doch alle absorbierten Körperteile vollkommen unter Kontrolle? Wieso hatte er auf einmal das Gefühl, sich abzulegen, als strebe jedes einzelne Glied von ihm weg, aus seinem Bannkreis? Plötzlich begriff er. Sämtliche einzelne Dämonen, die er je absorbiert hatte, aus denen er entstanden war, waren in Paarungslaune. Und da sie innerhalb des Bannkreises mit Sicherheit keinen Partner finden würden, strebten sie hinaus. Dazu war ganz offenkundig jeder einzelne Dämon nun weiblich. „Dieser verdammte Fuchs!“ schrie er, ehe er sich den Hundebrüdern zuwandte: „Ihr habt das gemacht, nicht wahr? Ihr habt ihn dazu gebracht.“ „Nun, die Insel der Stürme war deine Idee.“ Sesshoumaru blickte empor, ehe er mit drei eleganten Sätzen aus dem Tal war, oben auf dem Felsen stehen blieb. Inuyasha nickte: „Wieso sollst nur immer du den Spaß haben?“ und folgte seinem Halbbruder. „Verdammt“, knirschte Naraku. Aber er konnte nichts tun. Er hatte keine Möglichkeit, sich wieder in ein männliches Wesen zu verwandeln, nicht, ehe der Bann nicht erloschen war. Mühsam versuchte er, seine Einzelteile wenigstens im Bannkreis zu halten. Mit gewissem Entsetzen wurde ihm bewusst, dass er nun ein Haufen weiblicher, paarungswilliger Dämonen war - und dass es mit Sicherheit nicht sehr lange dauern würde, ehe die ersten männlichen Wesen hier auftauchen würden. Wegzugehen war undurchführbar. Er brauchte im Moment alle Kontrolle, um den Bannkreis aufrecht zu erhalten und seine Einzelteile zu beherrschen. Und er stellte fest, dass ihm das nicht sehr lange gelingen würde. Es waren einfach zu viele. Für diesen miesen Witz würden die beiden Halbbrüder noch teuer bezahlen. Was unterstanden die sich eigentlich? Im nächsten Moment wurde ihm noch etwas klar. Es konnte nicht mehr lange dauern, ehe er seinen Bannkreis nicht mehr aufrechterhalten konnte. Dann wäre er einem Angriff der beiden schutzlos ausgeliefert. Nein, das musste er unbedingt verhindern. So konzentrierte er sich mehr auf seinen Schutz. Und ein vorwitziger Teil seiner Selbst, wohl eine ehemalige Fangheuschrecke, nutzte die Gelegenheit, aus dem Bannkreis zu entwischen. Zwar war sie noch immer mit Naraku verbunden, aber sie war nun draußen. Der Duft ihrer Paarungswilligkeit durchströmte das Tal, hinaus in die Ebene. Mit einem leisen Fluch brachte Naraku sie wieder unter Kontrolle, nur um festzustellen, dass in seinem Rücken ein weiterer Wurmyoukai entwischte, seine Sehnsucht verbreitete. „Er wirkt nicht sonderlich glücklich“, stellte Inuyasha fest. Das verdiente keine Antwort, dachte der Hundedämon, der sich nur zu gut erinnerte, wie er sich gefühlt hatte. Aber Naraku verfügte natürlich nicht über genügend Selbstkontrolle, um sich beherrschen zu können. Er war eben auch nur ein Halbdämon, gleich, was auch immer er versuchen würde. Die Halbbrüder standen oben auf der Steilwand, betrachteten interessiert, wie immer wieder einzelne Dämonen versuchten, sich davon zu machen. Da sie allerdings immer noch mit Naraku verbunden blieben, dessen Macht groß genug war, sie bei sich zu halten, konnten sie nur versuchen, durch den Bannkreis zu schlüpfen. Immer wieder gelang das einem Dämon - oder eher einer Dämonin. Die feinen Nasen der Hundebrüder konnten nur zu gut wahrnehmen, wie sich sehr verlockende Gerüche ausbreiteten, aus dem Tal in die Ebene strömten. „Das wird nicht lange dauern, ehe die ersten Besucher eintrudeln.“ Inuyasha warf einen Blick über die Ebene: „Aber eines ist auch klar: guck dir mal die bunte Vielfalt an, die sich da versammelt hat. Insekten, Wurmyoukai… Der hat ja alles genommen, was nicht niet- und nagelfest war. Aber keine richtig hochrangigen Dämonen, oder täusche ich mich.“ „Nicht sonderlich.“ Immerhin hatte er es bei ihm, Sesshoumaru, versucht. Und das hätte um ein Haar geklappt. Allein dafür verdiente dieses Sammelsurium abgehalfterter Dämonen den Tod. „Wenn wir ihn angreifen, während er beschäftigt ist… Nein. Das wäre unfair.“ Der ältere Bruder war ein wenig überrascht. Da kam jemand mit Ehrgefühl und Stolz an? Die vergangenen Tage hatten ihm mehrere unerwartete Seiten bei seinem Halbbruder präsentiert. Aber dieser halbe Hund schien tatsächlich in manchen, in einigen Dingen ihm selbst recht ähnlich zu sein. In den meisten Punkten lagen sie meilenweit auseinander, aber immerhin. Und, das musste er zugeben, Inuyasha war wirklich ein interessanter Gegner. Für jemand wie ihn einer der wenigen sehr attraktiven Widersacher, die es überhaupt gab. Es wäre wirklich schade gewesen, wenn er ihn schon umgebracht hätte. Aber er sagte nichts, sondern betrachtete nachdenklich die ersten minderwertigen Youkai, die sich über die Ebene näherten, den verlockenden Düften folgten. Naraku hatte sie auch bemerkt - und wusste, dass es für ihn unmöglich sein würde, alle seine absorbierten Bestandteile zu kontrollieren. Alles, was ihm zu tun übrig blieb, war, wenigstens seinen Kopf, sein Bewusstsein soweit klar zu halten, mit einem Bannkreis zu schützen, damit diese dämlichen Halbbrüder ihn nicht umbringen konnten. Jeder einzelne Youkai, aus dem er entstanden war oder den er später absorbiert hatte, war in Paarungslaune. Und er würde das nicht verhindern können. Er hatte immer geglaubt, Inuyasha zu hassen, wollte ihn umbringen, und Sesshoumaru - nun, den fand er arrogant und er hätte ihm mit Wonne etwas wirklich Demütigendes angetan. Wie frustrierend, dass diese beiden als erste auf solch eine miese Idee gekommen waren. Oh, dafür würden sie teuer bezahlen. Sehr teuer. Wenige Minuten später waren die ersten angelockten Youkai da - und die ersten Sehnsüchte wurden gestillt. Inuyasha blickte ein wenig interessiert hinunter. „Das ist doch eher etwas wie eine Schnecke, oder?“ erkundigte er sich: „Wieso kann die sich so aufrichten…oh...sie richten sich beide auf und fangen an zu turteln. So etwas habe ich ja noch nie gesehen. Wie nennt man das? Fuß an Fuß?“ „Inuyasha.“ „Ja?“ Hatte er schon wieder was Falsches gesagt? „Hat Myoga dir eigentlich einmal etwas über dein Umfeld erzählt?“ „Was meinst du? Der alte Floh und wie er die Welt sieht? Er hat dauernd irgendetwas erzählt. Na ja. Schon, wenn mir wieder mal ein neuer Youkai über den Weg lief oder so. Aber meist ist er da ja pünktlich abgehauen. Er rennt immer, sobald es irgendwie brenzlig wird.“ Der jüngere Bruder warf einen Blick seitwärts: „Warum?“ Das erklärte einiges. Dazu musste er bedenken, dass Inuyasha wirklich noch ein sehr junger Hund war. Halbdämonen schienen in den ersten Jahren ihres Lebens mehr wie Menschen heranzuwachsen, dann aber entsprechend wie vollblütige Dämonen zu altern. „Es wird Zeit, dass du etwas beigebracht bekommst.“ „Was denn?“ Sesshoumaru schloss kurz die Augen. Wo sollte er da anfangen? Aber er sagte nur: „Das werde ich Myoga sagen.“ Immerhin hatte dieser alte Floh den Posten eines Beraters bei Vater innegehabt. Auch, wenn er selbst nie verstanden hatte, wie sein Vater einen solchen Ratgeber dulden konnte. „Häh? Du willst Myoga sagen, dass er mich ausbilden soll? Na, vielen Dank. Ich bin alt genug, um nicht mehr in die…wie nennt das Kagome...in die Schule gehen zu müssen.“ „Du bist alt genug, das endlich zu tun.“ „Keh! Kehrst du wieder mal den älteren Bruder raus?“ Aber irgendwie erkannte Inuyasha, dass das wohl nett gemeint war. „Mach, was du meinst“, sagte er daher und wandte sich wieder dem Geschehen unten im Tal zu, das inzwischen die Ausmaße einer veritablen Orgie angenommen hatte. Genau das werde ich, beschloss Sesshoumaru und betrachtete den Horizont. Er hatte Inuyasha immer für einen Trottel gehalten. Aber in diesem Punkt musste er Ama-tsu-mara Recht geben. Der Jüngere war einfach noch ein Hundebaby. Und es wurde wirklich Zeit, dem beizubringen, wie sich ein Sohn des großen Hundedämons verhalten sollte. Myoga konnte das sicher gut übernehmen. Und falls der Floh glauben sollte, bei der Ausbildung die Zügel ebenso schleifen lassen zu können wie bisher, so würde ihn ein etwas nachdrückliches Gespräch unter vier Augen sicher überzeugen. Naraku versuchte, sein menschliches, dämonisches Bewusstsein abzuschotten, von den Gefühlen und Leidenschaften, die seine Einzelteile empfanden. Das war alles, was er tun konnte. Und sich zu bemühen, seinen schützenden Bannkreis aufrechtzuerhalten, wenigstens sein eigenes Ich zu bewahren, obwohl er inzwischen durchaus bemerkt hatte, dass die Halbbrüder ihn nicht angreifen wollten. Sie zogen es anscheinend vor, Zeugen seiner Demütigung zu sein. Oh, was konnte er nur für Pläne machen, sie möglichst qualvoll umzubringen! Das war wirklich die ärgste Idee, auf die sie hatten kommen können. Überdies - wenn der Bann nach den zwölf endlosen Stunden erloschen war, wäre er sicher erschöpft, müde. Und dann könnte er ihnen bei einem Angriff auch nicht gerade viel entgegensetzen. Wareteten sie etwa auf diesen Zeitpunkt? So oder so war das mit absoluter Sicherheit der schlimmste Tag seines Lebens. Und er gab sich zu, dass die beiden es geschafft hatten, seine scheußlichsten Alpträume noch zu übertrumpfen. Der Mond wanderte langsam über die Ebene. Inuyasha warf einen Blick seitwärts: „Der Bann wird in vier Stunden erlöschen. Aber ich denke mal, dass Naraku dann nicht gerade topfit ist. Irgendwie möchte ich ihn da nicht angreifen. Das erscheint mir nicht ehrenhaft.“ „Da hast du Recht.“ Tatsächlich, da schlummerte etwas vom Stolz der Hundedämonen in dem Jüngeren. „Also warten wir, bis er sich erholt hat? Ich will den Mistkerl wirklich unter der Erde wissen, oder wo auch immer, wo man sicher sein kann, dass er nie wieder zurückkommt. Wir könnten ihn doch auf die gleiche Art erledigen, wie diese grüne Dame.“ „In der Tat.“ Sesshoumaru warf einen flüchtigen Blick auf das Getümmel unter ihnen. „Aber morgen ist auch noch ein Tag.“ „Ein guter Tag zum Sterben.“ *************************************** Warum Naraku nicht erledigt wurde? Takahashi-san hat ihn ja immer noch am Leben gelassen. Da wollte ich irgendwie mich nicht einmischen. Wem, das hier gefallen hat: der Krimi läuft ja noch, aber danach kommt eine amüsante Geschichte aus Inyuashas Jugend. Cave Hanyou- vor Hanyou wird gewarnt. Oder wie ein kleiner, harmloser Junge zum Schrecken der Youkaiwelt wird... Wer so nett ist, mir hier einen Kommentar zu hinterlassen, den werde ich informieren, wenn sie on kommt. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)