Welt X von Das-Huhn (Morgendaemmerung) ================================================================================ Kapitel 2: Lebendige Vergangenheit ---------------------------------- Hohe, schlanke Saeulen trugen das Dach der gewalltigen Empfangshalle der Historischen Fakultaet zu Sol City, die Toron, Kor und Alice mit der silberschimmernden Kugel in den Armen ( fuer jeden anderen waere dieses Ding einfach viel zu schwer gewesen) durchschritten um in das Buero der Direcktorin zu gelangen. Toron hatte seinem ganzen Team allgemeines Stillschweigen ueber diesen unglaublichen Fund befohlen, zumindest solange bis sicher war, das der Fund erstens echt, zweitens Ungefaehrlich und drittens in einem Zustand war, in dem man ihn der Oeffentlichkeit vorstellen konnte. Ausserdem mussten Sicherheitsmassnahmen getroffen werden, damit niemand auf den dummen Gedanken kam die Kugel zu stehlen. Allein das Solos, jenes Metall der Ewigkeit hatte einen Wert, der einen einfachen Mann entweder sehr schnell sehr reich oder aber sehr schnell sehr tot machen konnte. Toron konnte sich weder mit dem einen noch mit dem anderen Gedanken recht anfreunden, Reichtum war bei der herrschenden Inflationsrate nicht von langer Dauer und zum sterben wuerde er auch noch Zeit haben wenn er alt und schwach war. Nur nichts ueberstuerzen. Aus diesen Ueberlegungen heraus begruendete sich die Tatsache, das nicht einmal die Direktorin wusste das die Delegation aus dem Niemandsland zurueckkehrte und tatsaechlich etwas gefunden hatte. Dementsprechent ungehalten reagierte Teresa Valeros, die Direktorin, auch als ihre Buerotuer, ohne vorheriges Anklopfen, aufgestossen wurde und Toron mitsamt seinem Gefolge eintrat. Eine wuetende Stimme begruesste die ungebetenen Gaeste, eine Stimme die hinter einem riesigen Papierstapel hervorschallte, der scheinbar irgendwo auf dem Schreibtisch seinen Anfang nahm, sich aber ueber den Fussboden, die Waende hinauf bis zur Decke fortsetzte. Waere die Direktorin dazu in der Lage gewesen ueber die physikalischen Gesetze der Schwerkraft zu bestimmen, so haette der Papierwust wohl auch dort kein Ende gefunden. "Verdammt noch mal!!!! Das Sekraetariat ist auf der anderen Seite der Halle! Verpisst euch, ich bin beschaeftigt!!!!" "Aeh, Teresa.", Toron war bei jedem Wort der Direktorin ein bisschen mehr in sich zusammengeschrumpft. Sie reagierte ja noch schlimmer als er erwartet hatte. "Was?!? Toron? Was zum Teufel hast du denn hier zu suchen?! Die Dauer deiner Expedition ist doch noch lange nicht vorbei!!!!" "Teresa, die Bedigungen waren einfach unertraeglich, durch die erhoete radioaktive Strahlung spielten saemtliche Messgeraete verrueckt, Celian war absolut arbeitsunfaehig, durch den Sand sind fast alle unsere Vorraete verdorben, ganz zu schweigen von dem Verschleis an Maschinenteilen un Zeltwaenden!!!", Toron bruellte jetzt auch. Eigentlich hatte er sich ja heimlich vorgenommen, sich zu entschuldigen aber das war mit dieser Reaktion der Direktorin vorbei und hatte sich wohl endgueltig erledigt. "So?", zischte die Direktorin und sprang von ihrem Stuhl hoch wodurch ein vor Wut gluehendes Gesicht hinter den Papiermassen zum vorschein kam,"Und kannst du mir jetzt mal verraten wie ich deinen Job retten soll? Du weisst doch sehr genau wer alles gegen dich steht! Ich hatte Muehe genug diese Leute dazu zu ueberreden dir diese letzte Chance zu gewaehren. Manchmal wuenschete ich ernsthaft du waerst etwas weniger Naseweis und Dickkoepfig. Waerst du bis zum Ablauf der Zeit im Niemandsland geblieben, dann haettest du nur mit einer Gehaltskuerzung leben muessen." Seufzend strich sie sich durch das kurze blonde Haar und setzte sich wieder auf den Stuhl der irgendwo hinter ihrem Schreibtisch verborgen war, wodurch auch ihr Gesicht wieder aus Torons Blickfeld verschwand. Toron brachte keinen Ton heraus. Damit hatte er nicht gerechnet. Nachdem was zwischen ihm und Teresa vorgefallen hatte, war sie die letzte gewesen von der er Hilfe im Bezug auf seinen Arbeitsplatz erwartet haette. Kor kruemmte sich derweil vor lautlosem Lachen und Alice stand seelenruhig, die Kugel in den Armen, da und starte auf einen scheinbar sehr interesanten Pukt auf der Tapete (natuerlich dort wo sie ausnahmsweise nicht von Papierstapeln ueberdeckt wurde). "Aeh, hhhm, also Teresa...", Toron stotterte voellig verdattert vor sich hin, waehrend Kor endgueltig laut losprustete und sich Alice Interesse fuer die Tapete noch zu steigern schien. "Was ist den daran so komisch?!", bruellte die Direktorin, sprang wieder auf und fegte mit einem gewaltigen Wink einen riesigen Stapel Papier von ihrem Schreibtisch, der sich alsbald mit seinesgleichen auf dem Fussboden vermengte. "Nichts", gluckste Kor, der einem Schluckauf nahe war,"es ist nur. Toron hat Stein und Bein drauf geschworen das du ihn als und erste auf die Strasse setzen wuerde. Und,und..." Kor verstummte, da er erneut von einem Lachanfall geschuettelt wurde. Die Direktorin lies einen scharfen Blick ueber die Versammlung schweifen, betrachtete Kors verbundene Nase (er sah aus wie eine Mumie, Chronos verstand unter `medizinischer Versorgung` moeglichst viele Binden und Pflaster irgendwo anzubringen), erstaunte ueber die Haltung Torons, die eindeutig Verlegenheit zum Ausdruck brachte und schliesslich blieb ihr Blick an der silbernen Kugel in Alices Armen haengen. "Ihr habt also tatsaechlich etwas gefunden", stellte sie fest. "Kor ist mit der Nase drauf gestossen", meinte Toron, verlegen grinsend, dann holte er tief Luft und sagte,"Ich wollte mich bei dir entschuldigen Teresa, du weisst schon fuer was. Und, und... das haette ich einfach schon laengst tuen sollen." "Mir tut es Leid", erwiederte Teresa,"kein Mann kann etwas dafuer wenn er von der Sodomie befallen ist. Ich war es die sich verliebt hat. Dich trifft keine Schuld, ich war nur so verflixt wuetend. Freunde?" "Freunde", antwortete Toron erleichtert. "Also, was habt ihr da gefunden", fragte die Direktorin. "Erlich gesagt wir wissen es nicht genau", sagte Toron,"Wir wollten es nicht mitten im Niemandsland oeffnen. Die Gefahr das etwas zerstoert werden wuerde, war einfach zu gross. Sicher ist nur das der Fund nicht viel aelter als 215 Jahre sein kann, denn er traegt das Siegel des Messiahs." "Der `Sonnenfressende Mond`?!" rief die Direktorin erstaunt,`Asanows Zeichen? Wie ist das moeglich? Er hat sich doch niemals in dieser Gegend aufgehalten!" "So weit wir wissen!! So weit wir wissen Teresa, aber was wissen wir denn schon ueber Asanow? Uns ist doch nur bekannt das der Messiahs irgendwann aus dem Nichts auftauchte, die Domini Solaris stuerzte und damit die Ausgeschlossenheit von der Welt und die Sklaverei in Sol City beendete. Ohne ihn waere unsere Freiheit undenkbar. Aber es weiss doch niemand genau wer er war, oder wo er herkam. Er koennte von ueberall gekommen sein.", antwortete Toron belehrend. "Das behauptest du!" sagte die Direktorin scharf, aber sich laechelte dabei in den Mundwinkeln. Wie oft hatten sie diese Diskussion jetzt schon gefuehrt? Es wahr ihre Lieblingsfrage. Wer und/oder was war Asanow eigentlich gewesen. "Asanow war ein Gott oder auch ein goettlicher Gesandter, der Messiah eben. Er ist nicht irgendwo hergekommen, er ist erschienen!" "Ja klar, aus dem nichts oder was? Eine goettliche Luftgeburt oder wie. Nein, nein dazu hat er sich doch viel zu menschlich verhalten und ausserdem...", weiter kam Toron nicht, da er von Kor unterbrochen wurde:" Wie waere es wenn wir das verflixte Ding endlich mal aufmachen wuerden? Mir tut die Nase weh und ich will endlich ein Bad nehmen!" Die Direktorin grinste. "Gehen wir ins Labor, dort ist mehr Platz." Im Labor lag tatsaechlich nicht annaehernd soviel Papier herum wie im Buero der Direktorin. (Zu ihrer Entschuldigeung ist zu sagen, das einer ihrer Mitarbeiter auf die Glorreiche Idee gekommen war, alle neuentdeckten Daten auf altmodische Weise auszudrucken und in Buechern zu binden, um einen besseren Ueberblick zu gewinnen. Leider war die Sache vollkommen nach hintenlos gegangen, es herrschte bald mehr Chaos als vorher und zu allem Unglueck wurde der arme Kerl auch noch krank, sodass die gesamte Sortiererei an der Direktorin haengen blieb.) Doch man konnte es auch nicht gerade als leer bezeichnen. In den Regalen tuermten sich Flaschen und Geraetschaften aller Art, in einer Ecke stand Hugo, ein menschlisches Skellet das von einem Drahtgeflecht zusammengehalten wurde und so weiter. Aber es gab einen grossen freien Tisch, ausserdem besass der Raum Waende die dick genug waren um Explosionen mittleren ausmasses standzuhalten. Dieser Teil des Gebaeudekomplexes war erst vor kurzem in das Eigentum der Historischen Fakultaet uebergegangen, davor hatte er zu den medizinischen Versuchsanstalten gehoert und die hatten ihn weder freiwillig, noch im besten Zustand weitergegeben. Abgesehen davon war die Historische Fakultaet so oder so ein Sammelpunkt von mehr oder weniger chaotischen Eigenbroedlern, aber die Direktorin war der Meinung das man in einer Fakultaet die erst seit etwa 20 Jahren bestand, oder besser gesagt wiederbestand, eben keine klassichen, vernuenftigen, kaltbluetigen Profesoren erwarten duerfe. Die Direktorin verschloss die Tuer und scannte den Raum mit einem handlichen kleinen Geraetschaft die allgemein als `Salzfass` (warum auch immer) bezeichnet wurde. Sie wollte sicher gehen das sie nicht beobachtet wurden. Alice bezog vor der Tuer Aufstellung, wer lebend und in einem Stueck an der kleinen Androidin vorbeikam war entweder ein Freund oder so stark das man sich auch gleich ergeben konnte. Die Kugel hatte Alice auf den Tisch gelegt und noch waehrend die Direktorin den Raum scannte oeffnete sie sich, entfaltete sich wie eine Bluete in perfekter symmetrie in acht Teile, so als ob sie nur auf den rechten Moment gewartet haette. Noch waehrend allen, ausser Alice, vor erstaunen der Mund offenstand gab die kugel ihren Inhalt preis. Sie enthielt einige zusammengerollte (Papier?) Blaetter, etwas das durchaus ein Datenchip eines Cyborgs seien koennte, einige altmodische Ton und Bildtraeger, ein kleines Notizbuch, eine halbe Tafel Schokolade und ein seltsames Schmuckstueck. Das Schmuckstueck bestand aus einem einzigen ovalen, etwa zehn Zentimeter langen, fuenf Zentimeter breiten und vier Zentimeter dicken blauen Stein bestand (die Groessenangaben beziehen sich selbstverstaendlich auf die groessten Abmessungen. Oval, bleibt schliesslich oval.^^), das in einen goldenen Ring eingefasst war. Als Toron es in die Hand nahm schien der Stein von innen herraus sanft aufzuleuchten und, das war das seltsamste, Toron fand das das Stein sich `Richtig` anfuehlte. Was auch immer das zu bedeuten hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)