Was ist das für ein Gefühl? von Aziraphale (Genzo x Schneider) ================================================================================ Kapitel 9: Das U-16 Finale -------------------------- Morgen würde es nun endlich so weit sein... das U-16 Finale würde stattfinden und zwar zwischen Deutschland und Japan. Niemand hatte sich vorstellen können, dass Japan so weit kommen würde- das Deutschland im Finale stehen würde, hatte man sich schon fast gedacht, aber man hatte sich eher Frankreich, Italien oder Argentinien als deren Gegner vorgestellt- keinesfalls Japan, ein Land, in dem der Fußball noch in den Kinderschuhen steckte! Diesen Erfolg hatten die Japaner vor allem Tsubasa Ohzora zu verdanken, der neben Karl-Heinz Schneider aus Deutschland, der herausragendste Spieler dieses Turniers gewesen war. Natürlich hatte Japan auch andere große Talente, wie zum Beispiel den Stürmer Kojiro Hyuga oder den erst vor kurzem zu der Mannschaft gestoßenn Taro Misaki und die hatten alle maßgeblich zum Erfolg dieses Teams beigetragen. Doch einer der großen japanischen Spieler hatte in noch keinem einzigen Spiel gespielt: Genzo Wakabayashi, der bereits jetzt als einer der besten Nachwuchstorhüter der Welt gehandelt wurde, hatte bis jetzt in jedem Spiel Ken Wakashimazu den Vortritt gelassen. Ein Grund dafür war gewesen, dass Genzo wollte, dass dieser Erfahrung sammelte- und er war auch wirklich gut geworden, Genzo hatte es bis jetzt keine Sekunde bereut... ein weiterer Grund war, dass Genzo jeden Tag sehr hart trainierte, er hätte die Spiele ganz einfach nicht durchgestanden! Er musste einfach trainieren... er musste IHN schlagen! Er wollte ihm zeigen, dass er es schaffte seinen Feuerschuss zu halten, dass er es schaffen würde jeden seiner Schüsse zu halten, sollten sie sich eines Tages in der Bundesliga gegenüberstehen! Er musste ihm zeigen, dass es falsch gewesen war die Mannschaft zu verlassen,... ihn zu verlassen! Es war schon dunkel, als Genzo nach seinem Training den Gemeinschaftsraum der japanischen Mannschaft betrat. Sein Haar war nass und das Shirt klebte an seinem Körper. Fast die komplette Mannschaft war versammelt, niemand schien schlafen zu können,...außer Takeshi, der lag schnarchend auf dem blauen Sofa, welches unter dem Fenster stand. "Verdammt! Warum gewinnst du eigentlich immer?" Matsuyama sprang von seinem Stuhl auf und raufte sich die Haare. "Weil das ein Strategiespiel ist und in sowas bin ich unschlagbar!", antwortete Misugi grinsend und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er hatte gerade seinen Teamkameraden das dritte Mal in Folge im Schach geschlagen. "Revanche!", rief Matsuyama herausfordernd und setzte sich wieder. "Wie du willst!", sagte Japans Fußballprinz und begann lächelnd damit die Spielsteine wieder aufzubauen. Auf dem Sofa, neben dem schlafenden Takeshi saßen Kojiro Hyuga und Ken Wakashimazu. Sie waren in ein Gespräch vertieft. An der einen Hand trug der Torhüter einen Verband. Er hatte sich bei ihrem letzten Spiel gegen Frankreich verletzt. Danach hatte Kojiro ihn gleich zum Arzt gebracht und die Verantwortung dafür übernommen, dass Ken seinen Arm ruhig hielt. Er kannte seinen Freund, wenn er nicht aufpassen würde, würde Ken sobald er keine Schmerzen mehr spürte, sofort wieder auf den Platz stürmen... so war er nun einmal! Also achtete Kojiro mit Argusaugen darauf, dass der Torhüter nicht mehr tat, als er eigentlich durfte. Die Tachibanas saßen derweil etwas ratlos vor einem weißen Blatt Papier. Sie hatten sich vorgenommen einen Brief an ihre Mutter zu schreiben, in dem es mal nicht um Fußball ging, da diese sich schon beschwert hatte dass ihre Söhne an gar nichts anderes mehr denken könnten. Eigentlich wäre es in dem Raum ziemlich ruhig gewesen, wenn nicht Ishizaki wie ein Flummi durch den Raum gehüpft wäre und versucht hätte, die anderen mit seinen Lieblingswitzen zum lachen zu bringen. Genzo beschloss schlafen zu gehen. Morgen war ein wichtiger Tag- vor allem für ihn! Bevor er die Tür hinter sich schloss, hörte er noch wie Matsuyama rief: "Nicht schon wieder! Kannst du mich nicht wenigstens ein einziges Mal gewinnen lassen?" "Nö!", antwortete sein Gegenüber belustigt und dann mussten sie beide anfangen zu lachen. Als Genzo die Treppe erreicht hatte waren die Geräusche aus dem Gemeinschaftsraum kaum noch zu hören, das einzige was man noch wahr nahm war Hyugas Stimme, die Takeshi befahl er solle gefälligst aufhören so laut zu schnarchen, sonst würde er ihn eigenhändig aus dem Fenster katapultieren. Dann hörte Genzo nichts mehr. Im Treppenhaus war es dunkel. Der Mond schien durch die Fenster und so war es hell genug um nicht über die Stufen zu stolpern. Er war ziemlich erschöpft und freute sich auf sein Bett, doch er war sich sicher: Er würde morgen keinen einzigen Ball reinlassen, weder von Schneider, noch von jemand anderem! Bei dem Gedanken an Schneider begann sein Herz schneller zu schlagen. "Morgen...!", murmelte er bevor er das Zimmer betrat. Er teilte sich sein Zimmer mit Tsubasa und Taro, doch Tsubasa war nicht hier. Nur Taro stand am geöffneten Fenster und blickte hinunter auf die Grasfläche vor ihrer Herberge. Er bemerkte Genzo erst, als er direkt neben ihm stand. "Oh, hi Genzo!" "Na, was machst du?", fragte der Torwart. Er schaute ebenfalls nach unten. Dort sah er Tsubasa. Er trainierte im Licht einer Laterne. "Er ist schon seit Stunden am trainieren.", sagte Taro mehr zu sich selbst als zu Genzo und stützte sich mit den Ellenbogen auf das Fensterbrett. "Ja dieses Turnier ist sehr wichtig für ihn!", bemerkte Genzo. Der Braunhaarige nickte. "Warum gehst du nicht zu ihm und hilfst ihm dabei, statt hier herumzustehen?", schlug der Torhüter vor. "Ich? Ich wüsste nicht wie ich ihm helfen könnte... er ist unglaublich gut geworden!" "Das stimmt, aber wenn er mit dir zusammen spielt ist er noch viel besser. Du hast einen guten Einfluss auf ihn!" Er legte eine Hand auf Taros Schulter, der bei seinen Worten ein wenig zusammenzuckte. "Ich weiß nicht ob dir das aufgefallen ist, aber er spielt viel ruhiger und konzentrierter wenn du bei ihm bist!", fuhr Genzo lächelnd fort. Taro lief leicht rot an und sah den Torhüter etwas überrascht an. "Wirklich?" Genzo nickte. "Als Tsubasa erfahren hat, dass du bei diesem Turnier auch mitspielen würdest hat er richtig gestrahlt und ist den ganzen Tag wie wild herum gesprungen... er hatte eine leichte Ähnlichkeit mit Ishizaki... das war gruselig sag ich dir!" Beide lachten leicht. Taros Blick wanderte zurück zu Tsubasa und an der Art wie er ihn ansah, liebevoll, fast zärtlich, erkannte Genzo etwas. "Er bedeutet dir sehr viel, nicht wahr?", fragte er Taro in einem ruhigen Ton. "W-Wie meinst du das?", stotterte der Braunhaarige, der nun komplett rot angelaufen war. "Du weißt wie ich das meine!" Eine Weile sah Taro zu Boden, dann hob er den Blick und sah dem Torhüter direkt in die Augen. "Ja, er ist etwas ganz Besonderes für mich..." Sie schwiegen eine Weile, dann fragte Taro leise: "Du erzählst es doch keinem, oder?" Genzo schüttelte den Kopf. "Nein, glaub mir, ich weiß wie du dich fühlst... ich habe auch jemanden, der mir wahnsinnig viel bedeutet..." Er stockte. Nun hatte er es zum erstenmal ausgesprochen. Nun war es nicht mehr nur ein Gedanke, sondern etwas reales... nun ließ es sich nicht mehr wegschieben... Genzo ballte die Fäuste. Sein Gegenüber sah in überrascht an. Das hatte er nicht erwartet! Genzo, der immer so stark wirkte, sah auf einmal so verletzlich aus wie ein kleines Kind. "Willst du darüber reden?", bot er ihm an. "Noch nicht, später vielleicht mal.", antwortete der Torhüter und schüttelte den Kopf. "Hey, Leute!" Plötzlich stand Tsubasa in der Tür. Taro und Genzo zuckten unwillkürlich zusammen. "Hab ich euch erschreckt?", fragte er lachend und ließ sich auf sein Bett fallen. Taro murmelte etwas unverständliches und Genzo ging zu seinem Schrank, fischte ein Handtuch heraus und verschwand mit den Worten: "Ich gehe duschen!" im Bad. Bevor er die Brause aufdrehte, hörte er noch Tsubasa so etwas in der Art, wie "Morgen werden wir den Titel holen!" sagen, dann nahm er nur noch das gleichmäßige Geräusch von fließendem Wasser wahr. Er lehnte sich an die kühle Wand, die einen starken Kontrast zu dem heißen Wasser bot. Es war ein erleichterndes Gefühl gewesen, dass er nicht der einzige war, der sich mit solchen Gefühle herumschlug, aber trotzdem war es auch gleichzeitig deprimierend gewesen... Als Tsubasa und Taro das erste Mal zusammen gespielt hatten, hatte jeder gleich die Verbundenheit dieser beiden gespürt, es war als hätten sie eine Art seelische Verbindung zueinander und er war unübersehbar, dass die Stärke dieser Verbindung sich auch nach Jahren des getrennt seins, nicht verändert hatte. Nicht umsonst nannte man sie das Goldene Duo! Wie war das mit ihm und Schneider gewesen? Ja, er hatte gleich eine Verbindung zu ihm gespürt, die mit der Zeit immer stärker geworden war, aber war sie ebenso stark? Was wenn es aussichtslos war? Konnte man sein Leben lang den selben Menschen lieben? War das möglich? Er hatte das Gefühl es würde ihn innerlich zerreißen... Was sollte er nur tun? Das Wasser war heiß, doch er spürte es kaum... schon nach wenigen Sekunden war seine Haut rot geworden, doch er stand einfach weiter da als wäre er betäubt. Erst Tsubasa, der an die Tür klopfte und fragte wann das Bad frei würde, riss ihn aus seinen Gedanken. Als Genzo die Tür öffnete quoll eine riesige Dampfwolke aus dem Bad. "Boah! Hast du da drinnen nen Saunagang veranstaltet, oder was?", fragte Tsubasa und huschte an Genzo vorbei ins Bad. Taro lag schon im Bett. Auf das Bett zwischen ihnen hatte Tsubasa achtlos seine Klamotten fallen gelassen. Bevor Taro sich auf die andere Seite legte, flüsterte er: "Danke, dafür dass du nichts gesagt hast!" "Schon gut, dein Geheimnis ist bei mir sicher." "Deines bei mir auch!" Sie hörten schon von weitem den Lärm, den die Zuschauer im Stadion machten. Die japanische U-16 Mannschaft stieg gerade, mehr oder weniger munter, aber über alle Maßen aufgeregt, aus ihrem Bus. Sogar Ishizaki hatte vor Aufregung vergessen seine üblichen Späße abzuziehen, er war auf einmal ganz still und kriegte den Mund kaum noch zu. Matsuyama und Misugi hatten bis tief in die Nacht weiter gespielt, aber während Japans Fußballprinz unverschämt munter aus der Wäsche blickte, schlief Matsuyama fast im stehen ein. "Nächstes mal schlage ich dich, verlass dich drauf!" "Von wegen!", grinste Misugi und kippte mit den Worten: "Damit du mal wieder wach wirst!", eine Flasche Mineralwasser über seinem Kopf aus. "Hey!", rief Matsuyama und das Wasser hatte seine Wirkung offensichtlich nicht verfehlt, denn er rannte Misugi hinterher in die Umkleidekabine der Mannschaft, als wolle er einen Marathonlauf gewinnen. "Das kriegst du wieder, ich schwörs!" "Du mit deinen leeren Versprechungen..." Der Rest der Mannschaft lachte. Bis auf Kojiro Hyuga, der etwas in Richtung: "Kinderkram!" grummelte und dann gefolgt von Ken und Takeshi ebenfalls in der Umkleidekabine verschwand. Jemand zog Genzo am Arm. Es war Tsubasa. "Ich glaube der will zu dir!", sagte er und zeigte auf einen Blonden Spieler in einem grünen Trikot. Genzo zuckte zusammen. Der Blonde lächelte ihn an. Genzo drehte sich zu denen, die noch nicht in der Umkleidekabine waren um und meinte: "Geht schon mal vor, ich komme gleich nach!" Alle gingen, mehr oder weniger verwundert, nur Tsubasa blieb da stehen wo er war. "Gibt's Probleme?", fragte er den Torhüter. "Nein, es ist... nichts...!" Genzo hob abwehrend die Hände. "Nun sag schon, ich bin der Captain und sollte es Probleme geben, dann...!" Taro hatte sich auf dem halben Weg zur Umkleide umgedreht. Er hatte plötzlich verstanden WEN Genzo da gestern Abend gemeint hatte. Er nahm Tsubasa bei den Schultern und schob ihn sanft von Genzo weg. "Komm schon Tsubasa, lass uns zu Ishizaki gehen, der hat nämlich ein Problem!" "Aber..!" "Nichts aber, komm mit!", sagte Taro bestimmt und bevor sich die Tür der Umkleide hinter ihnen schloss, drehte er sich noch einmal kurz um und nickte. Genzo ging mit langsamen Schritten auf den Blonden zu. "Verdammt, wie soll ich mich den konzentrieren können, wenn du jetzt hier schon auftauchst...?" murmelte er. "Wie bitte?" Schneider guckte fragend. "Ach nichts!", sagte Genzo schnell. "Ich wollte nur...", sagte Schneider leise und stockte. Als daraufhin nichts mehr kam, fragte der Torhüter: "Was wolltest du?" "Ähm... Glück wünschen!Ja, genau! Ich wollte dir Glück wünschen!" "Aha, danke... dir auch viel Glück!" Beide sahen etwas verlegen zu Boden. Eigentlich hatte Schneider hier auf Genzo gewartet um ihm etwas zu sagen, er war extra früher hergekommen, aber jetzt... jetzt wo er vor ihm stand... brachte er es einfach nicht über die Lippen. Nervös knetete er seine Hände. Das Genzo gerade vor ihrem Treffen mit Tsubasa gesprochen hatte, machte die Sache auch nicht gerade einfacher... Sie hatten nahe beieinander gestanden... sehr nahe... In Schneider nagte es. Wenn Genzo die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hätte, so wie er und Kaltz es ihm vorgeschlagen hatten, dann hätte er jetzt mit ihm zusammen spielen können... aber nein, er wollte ja unbedingt mit Japan spielen, zusammen mit diesem Tsubasa Ohzora...! Fast hätte er ihm in diesem Moment genau dies vorgeworfen, aber er konnte sich beherrschen. Er blickte gen Himmel. Er war blau und keine einzige Wolke war zu sehen... "Ein perfekter Tag für ein Duell, nicht wahr?", meinte Genzo mit einem Lächeln. Schneider nickte. "Heute werde ich dich schlagen so viel ist sicher, ich halte jeden deiner Schüsse!" "In deinen Träumen vielleicht!", konterte der Blonde und lächelte ebenfalls. Seine blauen Augen strahlten und Genzo fragte sich ob ein Lächeln ausreichte, um einem die Luft abzuschnüren... Nun standen sie beide dort, jeder wollte dem anderen im Prinzip genau das Gleiche sagen und obwohl sie sich sonst blind verstanden, war es dem einen unmöglich die Gedanken und Gefühle des anderen zu lesen... Jeder der beiden hatte zu viel Angst. Wie oft schon hatten diese drei Worte die besten Freundschaften zerstört? Die Seele eines Menschen ist das größte Mysterium, das es auf Erden gibt. Niemand weiß was sie ist oder wo sie zu finden ist, doch jeder, dessen Seele schon einmal verletzt worden war, kann sagen, das seelische Wunden nie ganz verschwinden und Narben hinterlassen... Warum können wir anderen Menschen nicht sagen, was wir für sie empfinden? Wäre es nicht einfacher, jeder würde frei über seine Gefühle sprechen? Aber wir tun es nicht, aus Angst verletzt zu werden... das ist die Logik dieser Welt. So aber standen diese beiden Menschen, die so viel füreinander empfanden sich einfach nur gegenüber und hofften der andere würde endlich etwas sagen, damit dieses unerträgliche Schweigen endlich ein Ende hätte... "Hey, Wakabayashi, wo bleibst du denn?" Ishizaki kam um die Ecke gefegt. "Der Trainer will mit uns sprechen!" "Na gut, dann werde ich mal zu meiner Mannschaft gehen, bis gleich auf dem Spielfeld!", sagte Schneider leise, drehte sich um und ging in Richtung Umkleide der deutschen Mannschaft. Und obgleich Genzo bis eben den Wunsch verspürt hatte einfach wegzulaufen, hätte er den Blonden jetzt am liebsten aufgehalten und ihn angefleht ihn nicht zu verlassen. In den letzten Tagen hatten sie sich kaum gesehen... höchstens ein paar Mal auf dem Gang. Sie hatten selten miteinander gesprochen... meist hatten sie sich nur kurz angesehen und genickt. Bei jedem Spiel hatte er Ausschau gehalten, ob Schneider nicht vielleicht auf der Tribüne saß... Er hatte ihn zwar nicht immer sehen können, aber der deutsche Starspieler war wirklich bei jedem der Spiele der japanischen Mannschaft gewesen- die anderen hatten ihn schon für verrückt erklärt, schließlich schien es sinnvoller ihre härtesten Konkurrenten, wie zum Beispiel Frankreich, zu beobachten und nicht die Japaner. Das ihr Captain wegen eines Spielers, der nicht einmal mitspielte diese Matchs besuchte, konnten sie ja nicht wissen. "Hallo? Wakabayashi?", fragte Ishizaki und wedelte mit seiner Hand vor dem Gesicht des Torwarts herum. "Alles klar? Der Trainer wartet nur noch auf uns!" "Ja ja!", meinte Genzo daraufhin und schob die Hand des anderen weg. Gleich würden sie sich gegenüberstehen... Vor Beginn des Spiels gaben sich die Captains der beiden Mannschaften die Hand. Schneider drückte etwas härter zu, als es eigentlich notwendig gewesen wäre... Als er sich zwischen die Torpfosten stellte, schlug Genzos Herz bis zum Hals. Er hoffte inständig dass es ihn nicht davon abhalten würde so zu spielen, wie er es geplant hatte...! Der Anpfiff. Beide Mannschaften waren unheimlich gut, sie spielten auf hohem Niveau und die Zuschauer hatten ihre helle Freude an den wunderbaren Spielzügen. Matsuyama, dessen Haare immer noch etwas feucht waren, hatte seine Abwehr unter Kontrolle, dennoch gab es einige Torchancen für die Deutschen. Allerdings hielt Genzo jeden ihrer Schüsse mit Bravour. Er wusste, in der gegnerischen Mannschaft gab es niemanden der ihm das Wasser reichen konnte- außer einem... und das wusste auch Schneider. Nach einem weiteren, vergeblichen Versuch von Kaltz Genzo einen reinzuhauen, schnappte er sich den Ball. Er spielte sämtliche gegnerische Abwehrspieler aus und schoss dann direkt aufs Tor... Der Schiedsrichter pfiff. Genzo hatte den Ball zwar berührt, doch er hatte ihn nicht halten können... Schneider hob die Faust und ließ sich von seinen Mitspielern beglückwünschen. Genzo hob derweil den Ball auf, warf Schneider einen Blick zu der sagte: "Den nächsten halte ich, das versprech ich dir!", zog sein Kappi etwas weiter ins Gesicht und warf Tsubasa den Ball zu, der den nächsten Angriff einleitete. Die Japaner spielten jetzt entschlossener als je zuvor. Sie wollten den Ausgleich noch vor Ende der ersten Halbzeit schaffen, doch da kam auch schon der Pfiff. "Eins zu null, das können wir doch locker aufholen, meint ihr nicht?", machte Tsubasa seiner Mannschaft Mut. "Klar!", riefen alle und nach der Pause liefen alle guter Dinge aufs Feld. Sie würden es ihnen schon zeigen! Der Torwart der deutschen Mannschaft, Dieter Müller, trug seinen Spitznamen "die Mauer" wirklich zu recht! Er ließ keinen einzigen Ball durch, weder Tsubasas Topspin, noch Kojiros Tigerschuss hatten eine Chance. Als die Japaner schon fast anfingen zu verzweifeln, erzielte Taro, mit Hilfe von Tsubasa endlich den Ausgleich- endlich. Die Deutschen starteten jetzt eine richtige Angriffswelle auf das japanische Tor, doch Genzo hielt jeden ihrer Bälle sicher, was nicht zuletzt auch Taro Misaki zu verdanken war, der in die Verteidigung gerückt war. Genzo spielte den Ball zu Tsubasa, der einen Geistesblitz gehabt zu haben schien, denn er ließ sich von keinem der Abwehrspieler aufhalten. Doch kurz vor dem Tor spielte er ab... zu Kojiro Hyuga, der den Ball im Tor versenkte! Die japanische Mannschaft führte zum ersten Mal in diesem Spiel! "Ich bin der einzige der Genzo bezwingen kann... und das weiß er auch!", hallte es in Schneiders Kopf wieder, als er auf das gegnerische Tor zu rannte. Wieder schaffte es Genzo nicht Schneiders Schuss abzuwehren und der Ball landete abermals hinter der Torlinie. "Verdammt!" Genzo kniete am Boden und starrte auf seine Hände. Was war nur los mit ihm? Hatte ihn der Blonde vor dem Spiel etwa so sehr aus der Fassung gebracht, dass er es jetzt nicht mal mehr schaffte seinen Kasten sauber zu halten? Nein, er durfte nicht zulassen dass seine Gefühle sein Spiel beiflussten! Wo käme er denn da hin? Wenn Taro das schaffte, konnte er das ja wohl auch! Wild entschlossen schoss er den Ball zurück ins Mittelfeld. Dort landete er bei Tsubasa, doch dieser schaffte es nicht bis zum gegnerischen Tor, denn Schneider nahm ihm den Ball ab. Er wollte dieses Spiel um alles in der Welt gewinnen! Genzo war bereit. Die anderen Spieler schienen um sie herum zu verschwimmen, es war, als wären nur diese beiden auf dem Platz- so wie damals, als sie noch zusammen trainiert hatten. Schneider schoss den Ball mit voller Wucht aufs Tor. Genzo konzentrierte sich und entschied sich im Bruchteil einer Sekunde für die richtige Ecke,... er streckte die Arme aus und... "Gehalten!!! Genzo Wakabayashi hat den Schuss Karl-Heinz Schneiders gehalten!!!", hörte Genzo den Stadionsprecher ganz aus dem Häuschen in sein Mikro brüllen. Genzo streckte den Ball wie eine Trophäe in die Höhe und warf dann den Ball zurück ins Mittelfeld. "Hier, mach was draus!", rief er Tsubasa zu, bei dem der Ball landete. Schneider stand eine Weile wie versteinert da. "Siehst du, ich hab dir doch gesagt das ich es eines Tages schaffen werde!", sagte der Torhüter und grinste. "Ja, das hast du...", meinte Schneider und lächelte ihm kurz zu, bevor er sich aufmachte um Tsubasa aufzuhalten, der auf das deutsche Tor zustürmte. Genzo lächelte in sich hinein. Er hatte es geschafft, er hatte es wirklich geschafft! Den Rest des Spieles nahm er kaum noch wahr... er bekam gerade noch mit dass Schneider das Duell gegen Tsubasa im Mittelfeld verlor und dass dieser kurz darauf das Siegtor schoss... und plötzlich waren sie Meister. Es war alles so schnell gegangen, das einige japanische Spieler wie angewurzelt da standen und sich sicher waren nur zu träumen. Als sie jedoch realisierten, was da eben geschehen war ging auf dem Spielfeld ein riesiger Jubelsturm los. Sie fielen sich in die Arme und beglückwünschten sich gegenseitig. Die Deutschen schauten alle etwas niedergeschlagen drein... die Japaner waren viel stärker gewesen, als man angenommen hatte... Erst nachdem ihr Captain ein paar aufmunternde Worte gesagt hatte, fühlten sie sich etwas besser. Dann ging der Blonde zu Tsubasa. Er hatte jetzt Respekt vor ihm. Während des Spieles hatte der Blonde eine gewisse Verbindung zwischen Tsubasa und dem braunhaarigen Spieler gespürt, dessen Hand jetzt auf der Schulter des japanischen Captains lag und das hatte ihn doch ein wenig beruhigt... zwar nicht ganz, aber doch soweit das er ihm ehrlich zu seinem Sieg gratulieren konnte, ohne ein gekünsteltes Lächeln aufsetzen zu müssen. Doch sein Trikot gab er ihm trotzdem nicht! Er winkte Genzo zu und verließ dann den Platz. Die Nachtluft war kühl und erfrischend. Genzo saß auf der Bank vor der Herberge und sah sich die Sterne an. Drinnen hörte man die japanische Mannschaft feiern. Ishizaki und die Tachibanas spielten die wichtigsten Szenen des Spiels, nicht ohne die notwendige Komik, noch einmal nach und alle lachten darüber. Genzo seufzte. Morgen würde er zurück nach Hamburg fahren und er würde sie eine lange Zeit nicht mehr wiedersehen... doch es gab eine Person bei der ihm das noch viel mehr ausmachte. Er hatte Schneider seit dem Spiel nicht mehr gesehen... "... und du musst heute wirklich schon gehen?" Die Tür hatte sich geöffnet und Taro und Tsubasa traten heraus. Tsubasa trug Taros Tasche und beide gingen nebeneinander den Weg entlang. Ihre Schultern berührten sich und sie bemerkten Genzo nicht. "Ja, mein Vater wartet schon auf mich." Beide sahen sehr traurig aus. Tsubasa ließ die Tasche fallen und fiel Taro um den Hals. "Ich will nicht dass du gehst!" Der Braunhaarige musste sichtlich schlucken und legte Tsubasa beruhigend die Hand auf den Rücken. "Wir sehen uns wieder, versprochen!", flüsterte er bevor sie sich wieder voneinander lösten. Tsubasa nickte und dann drehten sich beide um und gingen in verschiedene Richtungen davon. Als Tsubasa Genzo bemerkte lief er leicht rot an und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Hi Genzo!", sagte er leise. "Alles klar?", fragte dieser und reichte seinem Freund ein Taschentuch. "Hm...ja, alles in Ordnung...", meinte Tsubasa nickend und ging dann zu den anderen in den Gemeinschaftsraum, wo Ishizaki gerade Dieter Müllers entsetzten Blick nach dem ersten Tor der Japaner nachmachte. Alle lachten schallend. Genzo, dem die Szene, die er da eben gesehen hatte, schmerzlich bekannt vorkam lehnte sich zurück und säufzte. Der Himmel war klar und die Sterne leuchteten mit dem Mond um die Wette. Er bemerkte fast gar nicht, dass sich jemand neben ihn gesetzt hatte. "Na, siehst du dir die Sterne an?" Genzo blickte zur Seite und sah direkt in die tiefblauen Augen Karl-Heinz Schneiders. "Was machst du denn hier?", platzte es überrascht aus ihm heraus und auf seinen Wangen erschien ein leichter Rotschimmer, von dem er hoffte, dass es zu dunkel war um ihn zu bemerken. "Wir fahren bereits in einer Stunde und ich wollte mich von dir verabschieden." Genzo sah ihn eine Weile an. "Schon wieder? Wir kriegen langsam Übung darin uns zu verabschieden..." "Scheint so...", meinte Schneider leise und sah ebenfalls hoch in den Himmel. "Da einer Sternschnuppe!", sagte der Blonde plötzlich und stupste den Keeper an. "Wünsch dir was!" Genzo sah den Blonden lange an, dann sagte er: "Was ich mir Wünsche geht eh nicht in Erfüllung..." Er schaute zu Boden. "Hey, Karl-Heinz, du hattest gesagt du brauchst nur fünf Minuten, nun komm endlich!" Magath stand unten an der Straße und winkte Schneider zu. "Moment, ich bin gleich da!", rief Schneider und stand auf. Bevor er ging, drehte er sich noch einmal um, strich Genzo eine Strähne seines Haares aus dem Gesicht, küsste ihn auf die Stirn und sagte leise mit sanfter Stimme: "Wünsch es dir trotzdem, hörst du?! Man weiß ja nie..." Nachdem Schneider gegangen war, saß Genzo noch eine Weile da. Wie in Trance hob er seine Hand und berührte seine Stirn. Hatte er das eben geträumt? Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt und in seinem gesamten Körper kribbelte es... er vergaß fast, zu atmen, so glücklich war er... "Ok, wie du meinst...", sagte er leise, richtete seinen Blick zum Himmel und dachte an seinen Wunsch, der jetzt stärker war als je zuvor... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)