Was ist das für ein Gefühl? von Aziraphale (Genzo x Schneider) ================================================================================ Kapitel 6: "Ich will nicht dass du gehst, aber..." -------------------------------------------------- "Ich werde die Mannschaft wechseln!" Diese Worte hallten wie Donnergrollen in Genzos Kopf wieder und je öfter er sie hörte, desto lauter schienen sie zu werden. Eine Hand aus Eis hatte sich um sein Herz gelegt und schien es nicht mehr loslassen zu wollen... die letzten Stunden hatte er wie in Trance verbracht. Er wusste nicht einmal mehr was er gemacht hatte, geschweige denn wie er hierher gekommen war. Menschen liefen mit Koffern und Taschen in Eile an ihm vorbei um ihr Flugzeug noch zu erwischen. Sie sprachen alle durcheinander und Genzo verstand sie nicht, aus den Lautsprechern tönten Ansagen, doch Genzo hörte nicht zu... ...um ihn herum schien ein monotones Summen zu entstehen. Er stand dort, an eine Säule gelehnt und jeder, der an ihm vorbeiging, hatte den Eindruck er würde ins Leere starren. Leer. So schien auch der Platz zu sein an dem sein Herz einst war, dort wo sich jetzt die Kälte ausbreitete... Es fühlte sich so an als wäre dort nur noch ein klaffendes schwarzes Loch... Jemand hatte es mitgenommen... ohne ihn zu fragen... klammheimlich... ohne das er es gemerkt hatte...! Genzo hatte sich an Schneider gewöhnt... nach und nach war er ein fester Bestandteil seines Lebens geworden und der Gedanke er würde jetzt die Mannschaft, - ihn- verlassen, war ihm unerträglich! Warum hatte er es nicht bemerkt? Sein Freund sagte er plane das schon seit einem Monat... hätte er das nicht bemerken müssen? Hatte der Blonde Andeutungen gemacht und er hatte sie übersehen? Schneider war zwar in letzter Zeit stiller als sonst gewesen, aber Genzo hatte das auf Probleme in der Familie zurückgeführt... er hätte nie daran gedacht, nicht auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendet, dass sein Freund eines Tages nicht mehr an seiner Seite sein würde... war das naiv gewesen? Klar, ein Spieler von Schneiders Kaliber blieb nicht für immer in der selben Mannschaft... aber so plötzlich... und ohne ihm etwas zu sagen? Genzo konnte es immer noch nicht fassen! Er ballte die Fäuste und formte tonlos die Frage: "Warum tust du mir das an?" Ja, es machte ihm viel weniger aus, dass sein Freund den Verein verließ, als die Tatsache das er ihn einfach so zurückließ... "...und ich kann nicht einmal wütend auf dich sein...!", fügte er flüsternd hinzu. "Was? Du bist wütend auf mich?" Plötzlich stand Ishizaki vor ihm und guckte ihn mit großen Augen fragend an. "Nette Begrüßung, echt mal!" Prompt wurde Genzo aus seinen Gedanken gerissen. Das Flugzeug der japanischen Mannschaft war mittlerweile gelandet. Jito, der die anderen um mehrere Köpfe überragte, hatte den Torhüter sofort erspäht. Sie waren alle größer und muskulöser geworden, so wie er selbst auch. Man sah nun deutlich das sie keine Kinder mehr waren. Aber wo war Tsubasa? Genzo konnte ihn nirgendwo entdecken! Er hatte angenommen dass er auch dabei sein würde, schließlich hatte Dr. Stein das mit seiner Schulter doch wieder in Ordnung gebracht... da war er doch selbst mit dabei gewesen! Bei dem Stichwort "Schulter" blitzte eine Erinnerung in ihm auf, von Schneider, der ihn damals getröstet hatte... schnell wischte er das Bild aus seinem Kopf. "Hallo Wakabayashi!" Matsuyama kam auf ihn zu und reichte ihm die Hand. Hyuga brummte nur etwas Unverständliches. Eigentlich wäre es, als Captain dieses Teams, seine Aufgabe gewesen den Torhüter zu begrüßen, fand er, aber eigentlich war es ihm auch ganz recht so- beste Freunde waren er und Genzo ja nun wirklich nicht gerade gewesen! Außerdem hatte er noch eine Rechnung mit ihm offen- er würde ihm die Bälle nur so um die Ohren schießen! Nachdem sich alle begrüßt hatten und Genzo erfahren hatte, dass Tsubasa sich immer noch wegen seiner Verletzung behandeln ließ, gingen die Spieler des japanischen Teams in ihr Hotel. Genzo sprach noch kurz mit Herrn Mikami, bevor auch er nach Hause fuhr. Genzo lag auf seinem Bett und konnte nicht schlafen. Der Mond schien hell durch das Fenster, direkt auf das Bild des blonden Starspielers des Hamburger SV. Genzo starrte das Foto an, welches durch die Sonne schon ein bisschen ausgeblichen war ...nur Schneiders ausdrucksstarke Augen leuchteten noch in diesem tiefen blau in dem der Torhüter so gerne versank. Er seufzte. Wenn er jetzt nicht schlief, würde er morgen sicher miserabel spielen, dachte er sich und drehte sich auf die andere Seite. Es dauerte allerdings noch einige Zeit bis er in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel. Am nächsten Tag betrat der Torhüter des Hamburger SV als letzter den Platz. Bis jetzt hatte er es erfolgreich vermieden Schneider zu begegnen, er hätte einfach nicht gewusst was er hätte sagen sollen... Außerdem hatte er die Zeit gebraucht um sich zu entschließen was er tun wollte... er würde dafür sorgen dass seine Mannschaft gewann, er wollte dass sein Freund einen würdigen Abschied hatte, ganz gleich wie er sich dabei fühlte... er wollte ihr letztes gemeinsames Spiel gewinnen, denn wenn sie sich das nächste Mal treffen würden, dann würden sie Gegner auf dem Spielfeld sein! Mittlerweile hatte Schneider seinen Teamkameraden von seinem Wechsel zum FC Bayern erzählt und dass dies sein letztes Spiel mit ihnen sein würde. Sie hatten sich geschworen allein deshalb schon zu gewinnen, schließlich war er ihr Captain und Freund! Genzo fand, dass seine Freunde aus Japan sich sehr verbessert hatten und doch hatten sie noch lange nicht das Niveau des europäischen Fußballs erreicht- sie würden noch eine Menge trainieren müssen! Insgeheim war er auch ein bisschen stolz auf sie, doch er musste ihnen zeigen wie viel sie noch zu lernen hatten! Eine Weile ließen sie die Japaner einfach spielen, doch nach dieser "Probephase" dominierte eindeutig der Hamburger SV das Spiel. Der bemerkenswerteste Spieler war ganz klar ihr Stürmer Karl-Heinz Schneider. Eben dieser war es auch, um den sich die Gedanken ihres Torhüters drehten. Er hatte ihn, wenigstens für dieses Spiel, aus seiner Gedankenwelt verbannen wollen, doch es gelang ihm nicht. Sobald er seinen blonden Haarschopf zwischen den anderen Spielern aufblitzen sah oder der Schiedsrichter pfiff, weil er wieder ein Tor geschossen hatte, war es ihm als hätte ihm jemand hart gegen den Brustkorb geschlagen... und doch hielt er den Ball jedes Mal sehr souverän. Nach außen hin war ihm der Schmerz den er fühlte, nicht anzusehen... In der Halbzeitpause tauchte dann plötzlich Tsubasa auf der Tribüne auf. Augenblicklich änderte sich die Stimmung der japanischen Mannschaft, die kurz vor dem Verzweifeln stand, denn sie hatte ihren Gegnern kaum etwas entgegenzusetzen! "Hallo Leute!" Tsubasa war bester Laune, denn seine Verletzung war vollkommen verheilt. "Kannst du wieder spielen?", fragte Co-Trainer Misugi voller Hoffnung. "Klar, ich bin wieder wie neu!" Wie zur Bestätigung streckte er den Arm in die Höhe. Als er Genzo auf ihn zukommen sah, lief er ihm winkend entgegen. "Hallo!" "Hi Tsubasa!" Genzo grinste. "Sieht nicht gut für euch aus!" "Ich weiß..." Genzo legte seinem alten Freund die rechte Hand auf die Schulter und sagte: "Ach, noch ist das nicht schlimm, ihr müsst halt noch hart trainieren, europäischer Fußball ist einfach anders! Nur in Frankreich müsst ihr dann fit sein!" "Ha, pass auf, irgendwann sind wir besser als alle Teams der Welt!" Mit gespieltem Spott in der Stimme meinte Genzo nur: "Ja, klar...!" und winkte ab. Beide lachten, doch dann rief Kaltz von der anderen Seite des Spielfeldes dem Torhüter zu: "Hey Genzo! Komm her, wir müssen noch etwas besprechen!" "Ok, ich komme gleich!" Er wandte sich wieder Tsubasa zu: "Ich freue mich schon darauf dich spielen zu sehen!" Tsubasa senkte den Kopf. "Ich werde heute nicht spielen..." "Was?" "Ich werde heute noch nicht spielen... aber ich glaube du solltest jetzt hingehen, sie warten auf dich!" Er zeigte auf den Spielerpulk gegenüber. Genzo nickte und ging zu seinem Team. In Schneider nagte es. Was sollte das denn nun bedeuten? Genzo hatte den ganzen Tag bedrückt gewirkt, was er zwar zu verbergen versucht hatte, doch er kannte seinen Freund mittlerweile zu gut um dies nicht zu bemerken... er hatte sich schon richtig schuldig gefühlt... und nun? Genzo strahlte über das ganze Gesicht, als er jetzt auf sie zukam und redete wie ein Wasserfall! Hatte das etwas mit diesem Tsubasa zu tun, der so plötzlich aufgetaucht war? Er hörte den Anweisungen des Trainers kaum zu. Es rauschte in seinen Ohren. Er verfolgte jede von Tsubasas Bewegungen auf der anderen Seite des Spielfeldes. Was war nur so besonderes an ihm? Er konnte nicht sagen ob er diesen Tsubasa mochte oder nicht, aber etwas an ihm störte ihn gewaltig. Bis jetzt hatte er es nie als besonders störend empfunden, wenn jemand sich gut mit seinem besten Freund verstand, aber dieses mal war es irgendwie anders. Tsubasa Ohzora gehörte zu Genzos Vergangenheit... ...aus den Erzählungen wusste er, dass sie viel Zeit miteinander verbracht hatten und dass sein Freund sehr viel von diesem Tsubasa hielt. Schneider hatte sich eine menge Geschichten über Genzos und Tsubasas gemeinsame Zeit in Nankatsu angehört, doch nun war er leibhaftig da. Er war nicht mehr länger nur ein guter Freund aus der Vergangenheit sondern eine Person der Gegenwart, eine Person die dem Menschen, der ihm am meisten bedeutete, sehr nahe stand... und wenn er ehrlich war gefiel ihm das ganz und gar nicht! Nach dem Spiel war es Zeit für Schneider abzureisen. Gleich morgen würde er mit dem Training beim FC Bayern beginnen. Er wolle zu Fuß zum Bahnhof gehen, hatte er seinem Vater gesagt... es war ja auch nur eine Strecke von gut einer halben Stunde bis dorthin. Es dämmerte langsam und in dem Park, durch den er gehen musste gingen die Laternen an. Nachtfalter, die das Licht suchten schwirrten um sie herum. Plötzlich legte ihm jemand von hinten eine Hand auf die Schulter. "Du wolltest doch nicht etwa gehen, ohne dich zu verabschieden?" Als er sich umdrehte blickte er in Genzos Gesicht. Er hatte ein blaues Auge, denn er hatte sich nach Spielende noch mit dem Stürmer der Japaner Kojiro Hyuga geprügelt. Er sah ein bisschen aus wie vor drei Jahren, als Henson und seine Freunde auf ihn losgegangen waren. Der Blonde sah ihn etwas überrascht an und sagte dann mit leiser Stimme: "Ich dachte so wird es leichter für..." Genzo rollte mit den Augen und unterbrach seinen Freund: "Also, wenn du schon mal denkst...!" Er sah ihm direkt in die Augen. "Versprechen nicht halten und dann auch noch verschwinden wollen, ohne sich zu verabschieden, na du bist mir vielleicht ein Freund!" "Tut mir leid!" "Tut dir leid, tut dir leid... ja, ja ich weiß, ist schon gut!" Genzo stemmte die Hände in die Hüften. Schneider schaute schuldbewusst zu Boden, er wusste nicht was er sagen sollte. Er freute sich zwar, dass er Genzo noch einmal sehen konnte bevor er abreiste, allerdings machte es das auch nicht gerade einfacher für ihn... Genzo legte ihm die Hände in den Nacken und legte dann seine Stirn an die seines Freundes. "Ich will nicht das du gehst!", flüsterte er. Er seufzte dann und fügte hinzu: "...aber es ist deine Entscheidung und ich respektiere das. Du wirst schon deine Gründe haben, auch wenn du sie mir nicht wirklich sagen kannst oder willst!" Schneider nickte fast unmerklich, dann fiel er seinem Freund um den Hals. "Ich werde es dir erklären, irgendwann werde ich es dir erklären!", wiederholte er immer wieder leise. "Einverstanden." Eine Weile standen sie einfach so da, die Augen geschlossen unter einer Laterne. Es war nicht kalt und doch fröstelten beide ein bisschen. Sie hielten sich fest, als würden sie ertrinken, sobald sie losließen... Dass Genzo gesagt hatte, dass er nicht wollte dass er ging hatte in dem Blonden eine Welle von Gefühlen ausgelöst, die direkt von seinem Herzen ausging und sich über seinen gesamten Körper ausbreitete... er wollte nicht gehen, er wollte einfach hierbleiben... einfach für immer bei seinem Freund sein und von ihm im Arm gehalten werden... doch das ging einfach nicht... zu groß war seine Angst vor dem, was er da fühlte... und wenn es noch so schön war... "Du verpasst deinen Zug!", sagte Genzo leise und sie lösten sich wieder voneinander. "Und wehe dir wenn du dich nicht meldest!", fügte er noch mit erhobenem Zeigefinger hinzu! "Versprochen, und dieses mal halte ich mein Versprechen auch!" Bevor Genzo sich umdrehte, sagte er noch: "Na dann machs mal gut und pass gut auf dich auf, ich will dich nämlich heile wiedersehen!" "Mach ich, wir sehen uns auf dem Spielfeld!" Beide lächelten sich noch einmal an und gingen dann in entgegengesetzte Richtungen davon. Hosted by Animexx e.V. 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