Was ist das für ein Gefühl? von Aziraphale (Genzo x Schneider) ================================================================================ Kapitel 5: Nichts ist mehr so wie es war! ----------------------------------------- - 2 Jahre später - Schneider saß auf seinem Bett und hielt ein, in einen silbernen Rahmen eingerahmtes Foto in der Hand, das für gewöhnlich auf seinem Schreibtisch stand. Es zeigte ihn und seinen besten Freund Genzo Wakabayashi nach ihrem ersten gemeinsamen Spiel. Genzo hatte den Arm um seine Schulter gelegt und beide strahlten um die Wette... obwohl sie damals "nur" ein Unentschieden erreicht hatten. Schneider erinnerte sich noch so genau an dieses Spiel, als wäre es erst gestern gewesen. Es war ein Freundschaftsspiel und doch war es damals wichtiger als alles auf der Welt für ihn und für seinen besten Freund gewesen... Es war Genzos Feuertaufe als erster Torhüter des Hamburger SV... er war damals in Hochform gewesen und hatte wirklich jeden Ball gehalten ...genau wie Gino Hernandez, der Keeper der italienischen Mannschaft. - Flashback - Keines der Teams hatte es bisher geschafft ein Tor zu schießen, doch wenn man genau hinsah, merkte man, wie die Italiener langsam die Oberhand bekamen. Gegen Ende der zweiten Halbzeit hielt Hernandez immer noch perfekt und souverän, während Genzo allmählich aus der Puste kam... und dann passierte es: Ein kräftiger Schuss eines Italieners ins linke obere Eck, Genzos Schwachpunkt! Er berührte den Ball zwar mit den Fingerspitzen, doch es reichte nicht- der Ball landete im Netz! Die gesamte Mannschaft war geschockt- Was nun? Ein Tor so kurz vor Schluss bedeutete meistens das Aus! Doch was sich in dem Kopf des blonden Starspielers aus Hamburg abspielte drehte sich weniger um den Erfolg und das Ansehen des Hamburger SV, sondern um den Torhüter der Mannschaft. Gerade erst hatten seine Kameraden Genzo akzeptiert... wenn sie nun verlieren würden... wäre es dann wieder wie vorher? Schneider war sich sicher, dass es zumindest mit Kaltz keine Probleme geben würde, denn wenn er erst einmal jemandem die Freundschaft anbot, dem nahm er es nicht gleich wieder zurück, aber was war mit den anderen? Schneider konnte es nicht riskieren, nicht noch einmal wollte er seinen Freund so leiden sehen müssen! Es gab nur einen Ausweg: Ausgleich! - Flashback Ende - Der Blonde strich über das Bild in seiner Hand und lächelte bei dem Gedanken daran, wie sehr er sich damals angestrengt hatte noch ein Tor zu erzielen... für seinen Freund. Er hatte an gar nichts anderes mehr denken können, als an den Menschen, der dort zwischen den Pfosten gestanden hatte. Er wusste nicht mehr genau, wie er es damals gemacht hatte, es war, als hätte ihn eine unsichtbare Hand an den Verteidigern vorbeigelenkt und ehe er es sich versehen hatte, hatte er Gino Hernandez, Europas Torhüter No. 1 geschlagen! Er erinnerte sich nur noch den Stadionsprecher, der ganz aus dem Häuschen: "Treffer, versenkt!" rief und wie er von seiner Mannschaft umringt und von ihr fast plattgedrückt worden war. Er war praktisch rumgereicht worden. Als letztes hatte er vor Genzo gestanden, der auch gefeiert wurde, denn schließlich hatte er- bis auf den einen Patzer- wirklich gut gehalten, obwohl viele befürchtet hatten, dass sie mit dem Japaner im Tor doch eh verlieren würden! Er und Genzo hatten sich angegrinst und dann umarmt. Schneider war es damals so vorgekommen, als hätte die Welt um sie herum angefangen zu verschwimmen... "Danke!", hatte ihm Genzo, der gewusst hatte, was sein Freund gerade für ihn getan hatte, zugeflüstert und da allgemeiner Tumult herrschte war niemandem aufgefallen, dass sie sich etwas länger umarmten, als es eigentlich nötig gewesen wäre. Schneider stellte das Bild zurück auf den Schreibtisch und seufzte schwer. Wie sollte er ihm das nur erklären? Ihm erklären, dass er das Versprechen gebrochen hatte, welches er ihm vor gut drei Jahren gegeben hatte? Er nahm die Treppe nach unten, rief seiner Mutter, die in der Küche stand, zu: "Ich gehe jetzt!" und verließ das Haus. Morgen würde sein letztes Spiel mit dem Hamburger SV sein... er würde die Mannschaft wechseln, doch davon hatte er den anderen noch nichts gesagt... auch Genzo nicht. Er wusste dass es falsch war, aber er hatte es bis jetzt einfach nicht über die Lippen gebracht, obwohl es so viele Gelegenheiten gegeben hatte- in ihren privaten Trainingsstunden zum Beispiel, die es auch jetzt nach drei Jahren, noch gab, aber er hatte sich nicht getraut. "Ich bin ein Feigling!" Er schloss die Augen und blieb einen Moment stehen. Die Sonne schien, nicht eine Wolke war am Himmel zu sehen. Er hoffte es würde so bleiben, denn das Spiel morgen war wichtig. Sie würden gegen Japan spielen! Schneider sah dem Spiel mit gemischten Gefühlen entgegen... einerseits freute er sich darauf Genzos Freunde kennen zu lernen, einen weiteren Teil seines Lebens, andererseits war da etwas das ihm einen Stich versetzte. Ein Name: Tsubasa Ohzora. Laut Genzo war dieser Tsubasa das größte Fußballtalent aller Zeiten! Er redete oft von ihm. Zu oft, fand der Blonde, auch wenn er dies nicht gerne zugab. Es war ihm in letzter Zeit öfter aufgefallen, dass er mit Genzo anders umging, als mit anderen Menschen, die ihm nahe standen... er konnte es sich nicht recht erklären und verstehen konnte er es schon gar nicht. Etwas hatte sich verändert seit er Genzo kannte, etwas tief in ihm drin... Sein Freund bedeutete ihm sehr viel,...manchmal hatte er allerdings das Gefühl er würde ihm zu viel bedeuten... mehr als er es eigentlich dürfte... Schneider hatte sich noch niemals vorher so mit einem Menschen verbunden gefühlt. Sie verstanden sich blind, hockten oft, ohne etwas zu sagen, einfach nur beieinander und sahen sich den Himmel an oder redeten über Gott und die Welt, über ihre Probleme... über einfach alles... Bei Genzo fühlte er sich geborgen, wie bei niemand anderem. Oft hatte er einfach nur das Bedürfnis sich anzulehnen, wenn es zum Beispiel mal wieder Stress zwischen seinen Eltern gab... und sein Freund ließ es zu. Er hatte in letzter Zeit oft lange wachgelegen und über seine Gefühle nachgedacht, Gefühle, die er bis jetzt noch nicht gekannt hatte... doch das einzige was dabei herausgekommen war, waren dunkle Augenringe gewesen, von denen Genzo gesagt hatte sie würden gruselig aussehen... "Guten Morgen! Warte, ich komme gleich runter!", riss Genzos Stimme ihn aus seinen Gedanken. Wie jeden Tag wartete er längst auf ihn und beobachtete die Straße vom Fenster aus. Genzo schnappte sich seine Tasche und lief die Treppen im Treppenhaus hinunter. Als er die Haustür schwungvoll hinter sich schloss, zuckte der Blonde unmerklich zusammen. Er sah seinem Freund an wie glücklich er war... er grinste über ganze Gesicht als er ihm zur Begrüßung die Hand gab. Der Torhüter würde heute Abend seine Freunde aus Japan vom Flughafen abholen. Er freute sich so darauf sie wiederzusehen! Er wollte ihnen zeigen wie gut er geworden war- während der letzten 3 Jahre hatten die Bilder über seinem Bett ständig gewechselt, kaum ein Fußballer hatte dort länger als einen Monat gehangen... nur ein Bild hing dort seit drei Jahren und er, derjenige der darauf abgebildet war, ging in diesem Moment neben ihm, wortkarger als sonst, doch Genzo bemerkte es kaum weil er in Gedanken schon beim morgigen Spiel war. "Ob sie sich wohl stark verbessert haben?", grübelte er vor sich hin und merkte gar nicht, dass sein Freund ihm kaum zuhörte als er noch einmal anfing alles über Nankatsu erzählte. "Wie soll ich es ihm nur erklären?", hallte es einzig und allein im Kopf des Blonden wieder. Nach dem Training blieben sie wie immer und trainierten zu zweit weiter. Genzo war in Topform. Innerhalb kurzer Zeit hatte er es geschafft die feste No. 1 im Tor des Hamburger SV zu werden. Mit vielen Spielern, vor allem mit Hermann Kaltz hatte er sich angefreundet, doch der Mensch der ihm am nächsten stand war immer Karl-Heinz Schneider geblieben. Doch was war nur heute mit seinem Freund los? Er war unkonzentriert und schien ständig in Gedanken zu sein- das war ihm schon vorhin beim Training mit der Mannschaft aufgefallen! Für gewöhnlich kam Schneider zu ihm wenn er Probleme hatte, doch dieses mal nicht. Seine Schüsse waren nicht so gewaltig wie sie es normalerweise waren... irgendetwas stimmte nicht... Aber warum redete er nicht mit ihm? Als nach drei weiteren laschen Schüssen der Ball dann schließlich gegen den Pfosten flog reichte es Genzo! Er hob den Ball, der unter die Trainerbank gerollt war auf und fragte: "Ok, sag schon: Was ist los?" "Nichts..." Genzo seufzte. "Ich kenne dich mittlerweile ziemlich gut und ich schwöre, dass ich mich hier nicht eher wegrühren werde, bis du mir sagst was du hast!" "Na, dann wirst du aber die Ankunft deiner Freunde verpassen.", versuchte Schneider auszuweichen und ging auf ihn zu. Genzo rollte mit den Augen, legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter und sagte bestimmt: "Raus damit!" "Jetzt werde ich es ihm wohl erzählen müssen...", dachte Schneider Morgen würde er es ja sowieso erfahren... vielleicht war es sogar besser wenn er es vor den anderen wüsste... doch wie würde er reagieren? Genzo schaute ihn fragend an. "Nun?" "Na gut,..." Ein kurzes Zögern. "Ich werde in kürze nach Bayern wechseln..." Er sprach leise, flüsterte fast, doch Genzo war als hätte er diese Worte eben geschrien. Er ließ den Ball, den er bis jetzt in der Hand gehalten hatte fallen. Er landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden und rollte ein Stück weiter. "Was?" Schneider hatte sich alles mögliche ausgedacht, was er ihm sagen wollte, doch als er nun das Gesicht seines Freundes sah, brachte er nichts weiter heraus als ein "Es tut mir leid..." Seine Stimme klang rau und belegt. Er hatte sich also nicht verhört! Bis jetzt war er wie versteinert gewesen, doch nun sackten ihm die Beine weg. Er musste sich auf die Bank setzen. Mit leiser Stimme fragte er: "Wann?" "Morgen ist mein letztes Spiel hier..." "Morgen...", wiederholte Genzo- er konnte nicht glauben was sein Freund ihm da gerade erzählt hatte,... nein er wollte es nicht glauben! In seinem Kopf schien alles leer zu sein, er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es war als hätte ihn sein Freund gerade in ein schwarzes Loch geworfen... ohne Rettungsleiter... ohne Kerze. "Seit wann planst du das?" "Seit einem Monat." Beiden fiel es schwer zu sprechen- Genzo, weil er es einfach nicht fassen konnte und Schneider, weil es ihm fast das Herz brach seinen Freund so zu sehen und weil er wusste, dass er Schuld daran hatte, weil er sein Versprechen gebrochen hatte. Er kniete sich vor Genzo, nahm dessen rechte Hand und barg sie in der seinen. "Hör mir bitte zu..." "Warum gehst du?", fragte Genzo und sah Schneider direkt in die Augen. Vor dieser Frage hatte der Blonde sich gefürchtet, denn das konnte er ihm nun wirklich nicht sagen! Wie sollte er ihm beibringen, dass er der Grund war? Dass er nicht mehr richtig spielen konnte, wenn er Genzo hinter sich im Tor, wusste? Dass er, der zwischen den Torpfosten stand, ihn, dessen Aufgabe es war Tore zu schießen, so durcheinander brachte, dass er dazu nicht mehr in der Lage war? Er wusste es nicht... also sagte er etwas, das zwar durchaus der Wahrheit entsprach, aber nichts über seine Gefühle verriet: "Ich will gegen dich spielen! Du bist der einzige, dem ich zutraue mich zu schlagen, der einzige der gut genug ist! Ich will wissen ob ich mit dir mithalten kann!" Mittlerweile hatten Wolken den, bisher blauen, Himmel verdeckt und es begann zu regnen, aber keiner der beiden nahm es wirklich wahr. "Aha.", sagte Genzo tonlos. Dann schwiegen beide. Die einzige Verbindung zwischen ihnen war Genzos Hand, die Schneider immer noch festhielt, als müsse er ihn vor dem ertrinken bewahren. Schneider hatte einen Streit erwartet, hatte erwartet dass Genzo ihn anschreien würde, ihm sein gebrochenes Versprechen vorhalten würde... aber nichts dergleichen geschah... Damit hätte er besser umgehen können, als mit dem verletzten Blick, mit dem sein Freund ihn nun ansah! Schneider wusste nicht mehr was er noch sagen sollte... er sah sich Genzos Hand an, weil er es nicht mehr ertragen konnte ihm in die Augen zu sehen. Er sah die kleine Narbe, die zurückgeblieben war, von dem Schlag gegen die Wand damals im Umkleideraum. Er hob die Hand langsam an, hauchte einen flüchtigen Kuss auf die Narbe, stand auf und sagte leise: "Nichts ist mehr so wie es war, aber das verstehst du nicht..." Dann ging er ohne ein weiteres Wort. Genzo sah ihm hinterher und strich über seine rechte Hand, dann flüsterte er: "Nichts wird mehr so sein wie es war aber das,... das verstehst du nicht!" Er saß noch eine Zeit lang dort und nach einer Weile wusste er nicht mehr ob es Regentropfen waren, die ihm übers Gesicht liefen... oder Tränen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)