Zerbrochene Seelen von abgemeldet
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Kapitel 26: Harry kehrt zurück
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Harry rannte er wusste zwar nicht wohin ihn seine Füße trugen, doch es war
egal, alles was er wollte war allein sein und laufen. In den letzten Tagen und
Wochen waren die widersprüchlichsten Gefühle wie ein Wasserfall auf ihn
nieder geprasselt. Die Verzweiflung und Wut über Cedrics Tod, an dem er Schuld
war, die Demütigungen der Dursleys, die sein Selbstwertgefühl mit Füßen
traten, die Liebe zu Draco, der ihn geküsst hatte, als der Dementor in ihrem
Abteil aufgetaucht war, die Enttäuschung über die Erkenntnis, das es für
Draco nur ein Mittel zum Zweck gewesen sein musste, die ständig nervenden
Sorgen seiner Freunde, die ihn zur Weißglut trieben, das Mitleid, das er nicht
wollte, weil sie ihn eh nicht verstanden, die Einsamkeit, nachdem er sich gegen
seine Freunde gestellt hatte, der Hass, als Ron ihn Ohrfeigte, die winzige
Hoffnung, die in ihm aufflackerte, als er mit Draco zusammen stieß, die erneute
Verzweiflung, hervorgerufen von er Ablehnung in Dracos Augen, der klare Wunsch
seinem Leben ein Ende zu setzen, die Freude über Dracos Zärtlichkeit, als er
ihn vom Springen abhielt, die wirren Erinnerungen und Gefühle, die während
seiner Bewusstlosigkeit durch seine Gedanken schwirrten und die so real zu sein
schien, die Scham vor Draco, für das, was passiert war, das Gefühl des
Verlassen seins, weil seine Freunde sich nicht einmal nach ihm erkundigten. Die
Wut auf sie und auf sich selbst war es, die ihn zur Flucht trieben. Die Luft,
die in seine Lungen drang hinterließ ein schmerzliches brennen, er genoss es,
zeigte ihm der Schmerz doch, dass er noch lebte, das er nicht eine leere Hülle
war. Seine Schritte hallten durch die leeren Gänge und kamen als dröhnendes
Echo zu ihm zurück. Unvermittelt tauchte plötzlich das Bild der fetten Dame
vor ihm auf. Er lief aus sie zu hielt mit seinen Schritten inne und brachte
keuchend das Passwort hervor: "Nogadon!" Ohne ein Wort sprang das sonst so
geschwätzige Bild der fetten Dame zur Seite, anscheinend wollten selbst die
Bilder nichts mehr mit ihm zu tun haben. Er betrat den Gemeinschaftsraum, in dem
eben noch alle geschäftig arbeiteten. Die Zwillinge saßen zusammen mit dem
Rest des Quidditschteams zusammen und schienen mit Oliver den Trainingsplan
durchzusprechen. Ginny saß mit einigen ihrer Freundinnen an einem Tisch und
spielte Snape explodiert, Dean, Neville und Seamus waren über ihre Bücher
gebeugt und Ron und Hermine saßen in ihren Lieblingssesseln vor dem Kamin und
unterhielten sich. Niemand von ihnen sah auf, als Harry eintrat, niemand
beachtete ihn. Harry ging mit
erhobenem Kopf und so ruhig atmend, wie es nur ging zur Treppe, die in den
Schlafsaal führte. Er wollte ihnen nicht zeigen, wie sehr ihre Ignoranz ihn
traf. Er zwang sich zu einem Lächeln, das hätten sie sicher nicht erwartet.
Dann schlüpfte er durch die Tür zur Treppe schloss sie hinter sich und brach
in Tränen aus. Warum machte es ihm jetzt so viel aus, wenn sie ihn in Ruhe
ließen? Das war es doch, was er gewollt hatte, ihr ständiges generve, weil sie
sich Sorgen machten hatte aufgehört, aber leider auch die Möglichkeit mit
ihnen zu lachen oder einfach nur mit ihnen zu reden. Er ging ihn seinen
Schlafsaal zog vorsichtshalber die Vorhänge zu und hievte seinen Koffer aufs
Bett. Er suchte sich frische Kleidung zusammen und stieß dabei auf das
Fotoalbum, dass ihm Hagrid nach seinem ersten Jahr geschenkt hatte. Er nahm es
heraus und blätterte darin. Unbewusst blieb er an der Seite hängen, auf der
das Foto von der Hochzeit seiner Eltern klebte, es war das einzige Bild auf dem
auch Sirius zu sehen war. Harry nahm es vorsichtig heraus und strich mit dem
Finger über das Gesicht seines Paten. Was sagte Sirius wohl dazu, dass er sich
gegenüber Hermine so verhalten hatte? Was hatten seine Freunde ihm wohl
berichtet? Hatten sie überhaupt etwas geschrieben? Egal, er musste ihm
erzählen was vorgefallen war und vielleicht konnte er ihm sogar helfen, wenn
ihn einer verstehen konnte, dann sicherlich Sirius. Er suchte sich Pergament,
Feder und Tinte zusammen und fing an zu schreiben.
Lieber Sirius.
Hie sitze ich nun, Tränen weichen das Pergament auf und lassen die Tinte
zerlaufen. Wie soll es weiter gehen? Zu viele verwirrende Gedanken und Gefühle
spuken durch meinem Kopf, durch mein Herz. Ich habe Ron und Hermine ziemlich
gekränkt, auch wenn sie mir nur helfen wollten, ich war gemein, ich habe
Hermine ein elendes Schlammblut genannt. Ich weiß, das war nicht richtig, aber
ihre ständigen Fragen nach meinem befinden, das ständige Mitleid haben mich
einfach n den Wahrsinn getrieben. Mein Schmerz ist doch groß genug, müssen sie
ihn durch ihre Sorgen noch verdoppeln? Ich habe den hass in ihren Augen gesehen
und nur noch eine Lösung gesehen. Ich dachte, wenn mich sonst niemand mehr
annimmt, mich mag, so wird es wenigstens der Tod tun, doch ich habe mich
geirrt....
Ich habe es versucht, ehrlich. Ich habe versucht mein Leben zu leben, meiner
Bestimmung gerecht zu werden, zu lachen, die Hoffnung zu bewahren, doch jetzt
geht es nicht mehr...
Wie viel soll ich denn noch erleiden? Meinst du nicht, es reicht langsam? Ich
habe 11 Jahre ohne einen Freund gelebt, die Einsamkeit konnte ich ertragen,
nein, eigentlich habe ich sie genossen, doch jetzt geht es nicht mehr. Die
Einsamkeit zerfrisst mich, ich kann sie nicht mehr ertragen, seit sie mir
zeigten, was Freundschaft ist und seit ich meinen Engel gefunden habe...
Mein ganzes Leben habe ich geglaubt, dass es nichts perfektes gibt, aber dann
traf ich Draco, Ich weiß, das dich das sicherlich treffen wird, aber ich liebe
ihn wirklich, er ist für mich der Inbegriff des himmlischen, ohne ihn wäre
auch mein Leben nichts mehr wert, das weiß ich, seit er mich im Zug küsste, um
den Dementor abzuwehren und nachdem er mich davon abhielt, in den Tod
zuspringen. Ich kann sagen, diese beiden Momente waren die wunderbarsten meines
Lebens, auch wenn sie nur wenige Sekunden wehrten, waren sie der Himmel auf
Erden. Seit dem frage ich mich aber auch ständig, ob es für ihn auch so ist,
oder ob es nur ein Spielchen war. Immer wieder sehe ich Bilder vor meinen Augen
in denen wir glücklich vereint sind und dann im nächsten Moment stehen wir uns
im Kampf gegenüber. Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Die Bilder
scheinen so real, doch immer wenn ich versuche sie genauer zu betrachten,
gleiten sie mir davon. Und immer wieder kommt die Gewissheit, dass ich ihn nie
wieder küssen, nie wieder nah sein kann, zuviel spricht gegen uns. Meine große
Liebe ist hoffnungslos und meine Freund habe ich auch verloren. Ich kann einfach
nicht mehr, es ist alles egal.
Ich liebe dich und du bist mir wichtig, doch trotzdem gibt es für mich nur noch
diesen einen Weg. Entweder morgen, übermorgen oder in 2 Wochen, wer weiß das
schon? Letzten endes ist es auch egal, wen interessiert es den schon außer dir?
Dumbeldore wird jemanden anderen finden, der Vodemort auslöscht, die Dursleys
freuen sich sicher noch und Ron und Hermine ist es jetzt sicher auch egal,
vielleicht glauben sie sogar, dass es mir ganz recht geschieht.
Dein Harry
Der Brief war ganz anders geworden als Harry ihn beabsichtigt hatte, doch die
Worte waren einfach so aufs Papier geflossen, er hatte gar nicht darüber
nachgedacht, was er da schrieb. Wie in Trance schob er das Blatt in einen
Umschlag, schaute in den Spiegel und wischte sich die Tränen fort. Dann
straffte er die Schultern, ging scheinbar gut gelaunt durch den
Gemeinschaftsraum und machte sich auf den Weg zur Eulerei. Als er um eine Eck
bog prallte er mit irgendjemandem zusammen. Sein Blick fiel auf blonde Haare und
vertraute blaue Augen, doch das Gesicht in dem sie saßen war älter als das
seines Engels. "Entschuldigen sie Herr Malfoy." Lucius Malfoy gab keine antwort,
doch sein Gesicht zeigte ein wissendes Lächeln, dass Harry beunruhigte.
In der Eulerei band er Hedwig den Brief ans Bein und schickte sie zu Sirius,
doch bevor sie los flog schmiegte sie noch einmal ihr Köpfchen gegen seine
Wange, das erste Mal seit langem musste Harry lächeln...
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