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Vollmond

Jonathans und Lukes Geschichte
von

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Kapitel I

Es war Vollmond, er lag wach in seinem Bett. Nur gut, dass morgen Samstag ist, dachte er, schaltete entnervt die kleine Lampe auf seinem Nachttisch ein und starrte auf die Wanduhr: 2:38 Uhr.

Ein Seufzer entwich seinen Lungen, er schlug nach dem AN/AUS-Schalter der Tischlampe, drehte sich auf den Rücken und war dankbar für die Dunkelheit.

Ticktack. Ticktack.

Widerwillig stand er auf, seine nackten Füße tappten leise auf dem Parkett, während er sich Richtung Uhr bewegte.

Mit einem Stöhnen nahm er sie von der Wand und tötete sie mit einem Stich ins Herz.

Keine Batterien - keine störenden Geräusche.

Auf dem Weg zurück ins Bett legte er das große, runde Ungetüm auf seinem Schreibtisch ab. Eigentlich war er hundemüde, doch der Schlaf wollte und wollte nicht über ihn kommen.

Die nächste Uhrzeit las er von seiner Armbanduhr ab, die er vor dem Schlafengehen auf die niedrige Kommode abgelegt hatte: 2:55 Uhr.

Na super! Ganze 17 Minuten! Großartig. Es war aber auch so ungerecht! Warum musste er das Zimmer unter dem Dach haben? Warum nicht seine Schwester? Im folgenden Moment schämte er sich für den bösen Gedanken. Er liebte seine Schwester, aber im Sommer war es hier oben so unerträglich stickig.

Wieder stand er auf, öffnete das Fenster weit und ging nach unten, um sich ein Glas Wasser zu holen.

Zurück in seinem Bett lauschte er den zirpenden Grillen, die ihn etwas beruhigten.

Was hatte er nicht schon alles ausprobiert! Heiße Milch mit Honig, Musik, Fern schauen, Bücher lesen, Geschichten ausdenken.

Selbst der Klassiker "Schafe zählen" wirkte kein bisschen. Er konnte ihn mit Kühen, Meerschweinchen oder Flamingos testen, seinem Kopf war das egal. Er war sich ja nicht mal sicher, ob Flamingos über einen Zaun springen konnten.

An diesem Abend beschloss er, eine neue Methode zu testen. Er hatte ja Zeit. Leise suchte er aus seinem Kleiderschrank einen dunkelblauen Bademantel, den er sich über die Boxershorts warf. Auf der Treppe zog er sich Socken an, unten auf der Veranda die lockeren Turnschuhe, mit denen er heute im Garten gearbeitet hatte.

Vielleicht würde ein kleiner Spaziergang zum See helfen, sein Schlafproblem zu lösen. Er schlenderte am Feld entlang, der verhasste Vollmond spendete genug Licht und kurzerhand entschied er, die Schuhe und Socken wieder auszuziehen. Der Sand zwischen seinen Zehen kitzelte und er kicherte, als wäre er ein Junge im Alter von neun Jahren.

"Jonathan Paul Jacob, du bist 17 Jahre alt.", besann er sich im Stillen und ging weiter dem Geruch von Wasser entgegen.

Dieser tiefblaue See, umgeben von Schilf, bedeckt von Seerosen, war nicht sehr groß, doch zog er ihn magisch an. Tagsüber war er zu warm, um richtig erfrischend zu sein - und zu voll. Die Jugend von "Under Trees", dem weitläufigen Dorf, indem er wohnte, versammelte sich regelmäßig hier und eins stand fest: Er gehörte nicht zu ihnen.

Die Holzplanken des Stegs waren trocken und noch warm von der Sonne des Tages. Er machte es sich gemütlich, ließ die Beine ins Wasser baumeln.

"Kannst auch nicht schlafen, was?"

Beim Klang der dunklen Stimme wäre Jonathan fast in das Wasser gefallen und erschrocken drehte er sich um.

"Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, Jonathan."

Die Stimme kannte seinen Namen und er kannte die Stimme, doch woher? Wo hatte er diese tiefe...

"Luke? Luke Richardson?"

Die Stimme lachte, aber Jonathan war sich sicher.

"Richtig, Kleiner."

Luke Richardson war jetzt 21 Jahre alt und er kannte ihn aus früheren Schulzeiten. Es gab nur ein College und eine High School in der Umgebung, man sah sich also oft.

"Sag mal Luke, bist du nicht nach deinem Schulabschluss fort gegangen? Nach Europa?"

"London, Paris, Berlin, Madrid und jetzt bin ich zurück. Mein geliebtes Australien hat mich wieder!"

Ein großer, schlanker Junge erschien aus dem Gebüsch hinter Jonathan und setzte sich neben ihn. Er sah gut aus, richtig erholt und die dunkelblonden Haare von früher waren von der Sonne ausgeblichen.

"Und...was machst du hier, Luke?"

"Das Selbe wie du, schätz ich: Schlaf suchen. Will mir aber nicht so recht gelingen."

Luke lächelte Jonathan an und ein warmes Gefühl durchströmte den 17-Jährigen.

"Schön, dass du wieder da bist. Deine Eltern haben sich sicher sehr gefreut."

Luke war Einzelkind, das wusste Jonathan, denn er war immer neidisch darauf gewesen. Mittlerweile mochte er seine Schwester so sehr, dass er Luke bedauerte.

"Ja, sie haben ein furchtbar peinliches Willkommensfest veranstaltet. Mit so komischen Papierhüten und Bowle und... Ach, ich sag dir, es war peinlich."

Plötzlich lachte Luke herzhaft.

"Sie haben sogar versucht, meine Freunde einzuladen, doch die hatten eine böse Vorahnung, wie ich später erfuhr und sind alle nicht hingegangen, was meine Mutter sehr schade fand."

Nachdenklich runzelte Jonathan die Stirn.

"Wie lange bist du denn schon wieder zurück, Luke? Klingt so, als wärst du schon vor einem halben Jahr angekommen und ich hätte das verpasst."

"Nein, ein halbes Jahr ist es noch nicht her, aber eine halbe Woche. Am Mittwoch bin ich angekommen. Ich hatte sogar Verspätung, aber das war meinen Eltern ganz egal. Schließlich haben sie die "Party" extra für mich vorbereitet."

Bei dem Wort Party hatte er die Arme gehoben und zur Verdeutlichung Gänsefüße in die Luft gemalt. Während dieser Bewegung stieg ein sommerlicher Duft aus Lukes Kleidern und Jonathan sog ihn ein, als wäre er die Luft zum Atmen.

Als Luke neben ihm aufstand, streifte sein Arm Jonathans Schulter und beiden lief ein Schauer eiskalt über den Rücken. Im Gegensatz zu Jonathan wusste Luke ganz genau, was das bedeutete und fühlte sich einfach nur wohl mit dem Gefühl. Der Jüngere war sich unsicher und konnte die Empfindung nicht zuordnen.

Der Kleine ist süß, dachte Luke. Als er losfuhr, hatte er noch sehr viel mit Mädchen zu tun, doch die Gefühle stimmten einfach nicht. Er hatte immer den Eindruck gehabt, die Mädchen liebten ihn mehr, als er sie. Jetzt, nach der langen Reise, sah das ganz anders aus, denn er wusste nun, dass er schwul war.

In den drei Jahren, in denen er weg war, war Jonathan richtig erwachsen geworden. Er hatte einen klaren Verstand, einen wachen Geist und sah verdammt gut aus. Fuchsbraunes Haar von seiner Mutter, eine gerade Nase von seinem Vater und tanzende braune Augen.

Bevor er sich nicht mehr beherrschen konnte, wollte er lieber gehen.

"Ich werde nach Hause schlendern und mich wieder in mein Bett packen, Jonathan. Irgendwann muss es ja klappen mit dem Schlafen."

Kurze Zeit überdeckte Stille den See und Jonathan machte ein betretenes Gesicht. Er hatte sich gefreut, Luke wieder zu sehen.

Ein letztes Mal durchbrach Lukes Stimme die nächtliche Ruhe.

"Du warst ein kleines verspätetes Willkommensgeschenk für mich, Jonathan Paul Jacob. Dafür danke ich dir."

Die Schwärze der Nacht verbarg die hochroten Wangen des Angesprochenen und Jonathan war sehr froh darüber.

Er räusperte sich.

"Hat mich auch gefreut, dich zu sehen, Luke Richardson. Gute Nacht und schlaf schön."

Als Luke zwischen den Feldern verschwunden war, dachte Jonathan über das seltsame, kurze Gespräch nach. Er war ein Geschenk für ihn? Wieso Geschenk? Er verstand Lukes Worte einfach nicht...

Und dieser Schauer war fremd für ihn gewesen, er hatte so etwas noch nie gespürt. Wenn Lucie, seine Freundin, ihn berührt hatte, gab es nie solche Momente und langsam fragte er sich, ob mit ihm alles in Ordnung war.

Wie ein Blitz schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf: Wusste Luke von Lucie? Nein. Er würde es schon noch mitbekommen, aber das wäre natürlich ein Thema für die Beiden gewesen und Jonathan ärgerte sich, es nicht angesprochen zu haben.

Dann sauste ein nächster Blitz durch sein Gehirn: Wollte er sich wichtig machen? Warum wollte er unbedingt Lucie ansprechen?

Mit einem tiefen Seufzer der Ratlosigkeit machte er sich entschlossen auf den Heimweg.

Er würde heute Nacht noch schlafen, komme, was wolle.

Kapitel II

Das Sommerfest war das größte Ereignis in "Under Trees" und die Vorbereitungen liefen schon Wochen vorher an. Es wurde gebacken, gekocht, gestrickt. Es wurden Termine beim Frisör und beim Kosmetiker gemacht, Familie und Freunde aus der Ferne wurden von dem bevorstehenden Erlebnis unterrichtet.

Jonathan hasste das Sommerfest, es waren ihm zu viele Menschen da, die er kannte. Jedes Jahr dachte er darüber nach, nicht mitzugehen, zwang sich aber hin.

Doch dieses Jahr war alles anders. Er freute sich auf das Fest, wusste aber nicht wieso. Diese Vorfreude überkam ihn sonst nur an besonderen Tagen.

Dieses Jahr fand der Festtag auf einem Feld der Petersons statt, das ca. 700 Meter vom Haus der Jacobs entfernt lag.

Mr. und Mrs. Jacob standen am Nachmittag zusammen mit Jonathan am unteren Ende der Treppe und warteten auf die 15 jährige Jenny.

"Schwesterherz? Wirst du heute noch fertig? Wir warten schon eine halbe Stunde, beeil dich bitte."

"Jonathan hat Recht, Liebes. Wir wollen wirklich los und du bist sicher hübsch genug."

Mr. Jacob rollte bei den Überredungsversuchen seines Sohnes und seiner Frau nur die Augen.

Als Jenny die Treppe runter stieg, trug sie ein hellblaues Kleid mit weißen Margeriten, das ihre schlanke Figur betonte. Die rabenschwarzen Haare zu einem langen, dicken Zopf geflochten, in dem Blumen mit eingearbeitet waren, stand sie vor ihnen und lächelte sie an.

"Wie jedes Jahr wirst du dir Hingucker sein, Schwesterherz."

Jenny lief rot an, auch das war jedes Jahr gleich, doch nun konnte es ja endlich losgehen.

Eine viertel Stunde lief Jonathan mit einem mulmigen Gefühl neben seiner Schwester her und dachte immer noch darüber nach, warum er sich so auf das Fest freute.

Plötzlich blieb er stehen, weil ihm etwas eingefallen war.

"Geht nur schon vor, ich habe etwas zuhause vergessen, aber ich komme nach."

Verwundert schauten sich die drei anderen an, zuckten dann mit den Schultern.

"Okay. Wir sehen uns auf dem Fest!"

Mit einem Winken seiner Mutter verschwanden sie in den Feldern.

Wie hatte er nur seine Kamera vergessen können? Auf dem Sommerfest schoss er meistens die besten Fotos des Jahres.

Schnaufend und schwitzend stürzte er in das gelb gestrichene Haus, lief nach oben, schnappte sich seine Kamera und zwei leere Filme.

In der Küche nahm er sich ein Glas Wasser, das er hinunter kippte und dann lief er gemütlich Richtung Petersons.

Mit seinen Gedanken endlich allein, fiel ihm der Grund für seine Vorfreude ein: Luke. Ja, er freute sich wirklich, ihn wieder zu sehen und mit ihm zu sprechen. Er mochte die tiefe Stimme und die ungewöhnlich grünen Augen, die einen so starken Kontrast zu seinen braunen Augen gaben.

Und er mochte das offene Lächeln Lukes.

Eine weibliche, hohe und fast schon nervige Stimme und ein Kuss weckten ihn aus den schönen Tagträumen.

"Hey Jonathan."

"Lucie, du... Hi." Mehr brachte er nicht raus und das reichte auch. Die drei gestotterten Worte gaben Lucie Anlass, drauf los zu plappern.

"Freust du dich schon auf das Fest? Ich mich total! Ich habe mir extra einen neuen Hut gekauft. Gefällt er dir? Er war im Sonderangebot, aber er gefiel so sehr, dass ich ihn nehmen musste. Was ist eigentlich los mit dir, du bist ja so ruhig? Alles in Ordnung?"

Sie bekam keine Antwort und wurde unruhig.

"Jonathan?"

Schneidend durchbrach sein Name die wohl verdiente Stille.

Übertrieben aufgeregt antwortete er, er habe keine Lust auf Gespräche, freue sich aber sehr, dass sie einen so wunderbaren Hut gefunden habe.

Perplex blieb die kleine braunhaarige Gestalt neben ihm stehen.

"Warum bist du so böse zu mir, Johny? Habe ich dir etwas getan?"

Er konnte nicht anders. Er musste sie anschreien, auch wenn es ihm Leid tat.

"Lucie! Bitte sei einfach ruhig! Kannst du nicht allein zum Sommerfest gehen? Ich brauche meine Ruhe, okay? Ich muss nachdenken, lass mich allein!"

Mit Tränen in den Augen und Falten auf der Stirn lief sie voraus und ihm fiel zum ersten Mal auf, wie hässlich sie eigentlich war. Er blickte zu Boden. Schließlich war er wieder allein und konnte....

"Jonathan?"

Wie angewurzelt blieb er stehen, hob den Kopf und blickte in ein grinsendes Gesicht.

"Luke?"

"Wenn nicht ich, dann der Gott persönlich."

Jonathan musste lachen und Luke stimmte mit ein.

"Willst du zum Sommerfest, Jonathan?"

"Ja, aber...."

"Oh, das trifft sich gut. Darf ich dich begleiten?"

Jonathan wurde klar, dass er Luke diesen Wunsch schlecht abschlagen konnte.

"Ja, na klar, Luke. Aber ich wollte vorher noch ein paar Fotos am See schießen."

"Das ist kein Problem, ich begleite dich doch gern. Fotografieren war schon früher dein Hobby, oder?"

Ein unsicheres Lächeln legte sich auf Jonathans Mund bevor er nickte. Steht ihm wirklich gut, dieses Lächeln, dachte Luke.

Stumme Minuten vergingen, in denen sie nebeneinander herliefen und kein Thema für ein gemeinsames Gespräch fanden.

Der jüngere und kleinere, braunhaarige Jonathan hielt verklemmt seine Kamera fest, während der braun gebrannte Luke die Hände lässig in die Hosentaschen seiner verwaschenen Jeans gesteckt hatte.

Doch selbst der erfahrene Luke konnte nicht leugnen, dass seine Hände schweißnass waren.

Schließlich fasste er sich ein Herz und brachte die schwierigen Worte über die Lippen:

"Jonathan, hat dich unser Treffen vorgestern Nacht am See aufgewühlt?"

Stille füllte den Raum zwischen ihnen, bis ein leises "Ja." Jonathans Luke aufhorchen ließ.

"Ja, das hat es Luke, und es ist mir ein Rätsel, wieso ich so fühle."

Seine Stimme klang unsicher, das wussten Beide, doch wollten sie auch Beide darüber sprechen.

Luke seufzte.

"Ich möchte dir etwas erzählen, Jonathan. Ich hatte vor meiner Abreise eine ähnliche Begegnung mit einem Jungen. Sie wühlte mich ebenso sehr auf wie dich jetzt, doch sie machte mich auch fester in dem Entschluss, eine Weile um die Welt zu reisen."

Sie kamen am See an und setzten sich auf den Steg, so wie in der einen Vollmondnacht.

"Ich wollte wissen, warum ich mich in der Gegenwart von Mädchen so normal fand, während ich mich in einer Clique von Jungs unnatürlich gut fühlte. Also ging ich hier weg und weißt du, was ich in Europa gelernt habe?"

Jonathan zuckte nur mit den Schultern und schaute auf die spiegelglatte Oberfläche des Sees. Luke fasste den Jungen an den Schultern, drehte ihn so, dass sie sich gegenüber saßen und sagte:

"Es gibt auch andere Liebe, Jonathan. Andere Liebe als die Liebe zwischen Mann und Frau und ich bin zurückgekommen, um zu zeigen, dass man sich nicht verstecken oder schämen muss, wenn man...homosexuell veranlagt ist."

Diese Worte trafen Jonathan wie ein Schlag in die Magengrube und er war gänzlich verwirrt. Schon während Luke gesprochen hatte, war er hochrot angelaufen und hatte sich aus der Umklammerung gelöst.

Jetzt sprang er auf und lief davon, die Fotos waren vergessen. Auch Luke hatte er vergessen, doch der war ebenfalls aufgesprungen und rannte nun hinter ihm.

"Jonathan, bitte! Bleib stehen, ich tue dir doch nichts, aber ich weiß, dass du so fühlst wie ich. Ich konnte es spüren, Jonathan, vorgestern am See."

Plötzlich blieb Jonathan stehen und Luke stand im selben Augenblick mitten auf dem Weg.

Jonathan drehte sich zu ihm um, die Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben.

"Nein, Luke! Das stimmt nicht, gar nichts weißt du! Du hast doch keine Ahnung, wer ich bin. Lass mich in Ruhe!"

Dann lief er weiter, drehte sich nicht mehr um und Luke stand einsam auf der Sandstraße am Feld.

Luke ging über einen Umweg zum Sommerfest, um dem 17-Jährigen seine Ruhe zu lassen. Vielleicht hatte er ihn unterschätzt und er war noch nicht soweit. Vielleicht konnte er die Wahrheit noch nicht ertragen, Luke aber wusste, dass seine Annahme richtig war.

Auf dem Fest waren wie immer alle Nachbarn versammelt. Kleider, Röcke und Hosen in den verschiedensten Farben und bunte Stände, sowie die Musikgruppe luden zum Ansehen ein und ließen keinen Platz zum Nachdenken, also beschloss auch Luke, die Gedanken an den süßen Jonathan vorerst in den Hintergrund zu stellen und sich zu amüsieren.

Jonathan am anderen Ende des tosenden Festes musste nicht lange suchen, bis er seine Familie fand.

Jenny war umgeben von einer Traube Jungen, worüber die Eltern nur den Kopf schütteln konnten.

Außer Atem kam Jonathan vor ihnen zum Stehen und keuchte, als wäre der Teufel hinter ihm her gewesen wäre.

"Habt ihr... Habt ihr Lucie gesehen?"

Mr. und Mrs. Jacob musterten ihren Jungen, erblickten die Kamera, lächelten und Mr. Jacob erklärte, er hätte sie gerade erst bei der Zuckerwatte gesehen.

Sofort lief Jonathan weiter und ließ seine Eltern zerstreut zurück.

"Weißt du, was mit ihm los ist?"

"Woher soll ich das bitte wissen? Du bist doch seine Mutter. Wissen Mütter nicht immer über alles Bescheid?"

Mrs. Jacob winkte ab und die Beiden begannen, sich wieder über ihre umworbene Tochter zu unterhalten.

Jonathan war derweil mit schweißnassen Haaren vor Lucie stehen geblieben.

"Lucie, bitte, können wir reden?"

Sie verschränkte die Arme, folgte ihm aber auf seine Bitte hin, an einen ruhigen Ort zu gehen. Er führte sie hinter die große Scheune der Farm der Petersons, wo sie ungestört waren.

"Lucie... Entschuldige. Ich hätte dich vorhin nicht so anschreien dürfen, das weiß ich. Aber ich war aufgebracht und..."

Er atmete tief durch und wappnete sich für sein Vorhaben.

"Was willst du mir sagen, Jonathan? Dir liegt doch irgendetwas auf der Seele."

"Ich.... Ich werde... Ich werde mit dir Schluss machen, Lucie. Ich habe dich wirklich sehr gern, aber.... Nun ja, es ist so, ich liebe dich nicht mehr."

Geschockt sahen die blauen Augen ihn an.

"Und das stellst du einfach so fest? Liebst du eine Andere, Jonathan?"

Er schüttelte den Kopf, konnte nicht reden, weil "eine Andere" ihn wieder aufwühlte. Eine Andere hatte er ja nicht, nur vielleicht einen Anderen...

"Nein, das ist es nicht. Ich muss mir da über was klar werden in meinem Inneren. Das kannst und wirst du nicht verstehen, Lucie, aber glaub mir, wenn die Sache in meinem Kopf ausgestanden ist, dann werde ich es dir sagen, okay?"

Sie hatte den Kopf gesenkt und blickte zu Boden. Er konnte sehen, wie sie zitterte und nahm sie in den Arm.

"Ich weiß, du verstehst es nicht. Ach Lucie, ich versteh es ja selbst noch nicht."

Er legte sein Kinn auf ihren Kopf und spürte jeden Schluchzer und jedes Beben ihres Körpers.

"Hey, wollen wir eine Zuckerwatte essen gehen, mmh? Sieh mich mal an, Lucielein."

Mit diesen Sätzen hielt er sieh wieder von sich weg und sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen. Da nahm er sein Taschentuch und wischte die Tränen von Lucies Wangen, die sich langsam wieder fasste.

"Ja, Jonathan, gehen wir eine Zuckerwatte essen. Als Freunde."

Er nickte und spendierte ihr Minuten später eine rosafarbene riesige Zuckerwatte. Nachdem er sich von Lucie mit einem Küsschen auf die Wange verabschiedet und sich von seinen Eltern abgemeldet hatte, ging er heim.

Das Sommerfest machte ihm nach dem Streit mit Luke keinen Spaß mehr und so schoss er auch keine Fotos.

Er nahm sich fest vor, diesmal am See zu bleiben, um wenigstens die Bilder aufzunehmen.

Kapitel III

Zur selben Zeit machte sich auch Luke auf den Heimweg. Es war ihm für seine Verhältnisse zu voll und ihm tat der Kopf weh.

Eine Runde Schwimmen im See würde sicherlich helfen, auch wenn seine Boxershorts dann nass wäre.

Auf dem Fest hatte er ständig an Jonathan denken müssen. Wenn er ihn dazu bringen könnte, ihm zu vertrauen, dann könnte sich eine so wunderbare Beziehung entwickeln. Doch das schien gar nicht so leicht zu werden.

Er ging vom Weg ab, ein Stück um den See und suchte sich dort eine Stelle zum Baden. Die Dämmerung ließ das Wasser silbern erscheinen und schnell fand Luke eine sandige Einbuchtung.

Er zog sein Schuhe, Socken, sein Hemd und seine Jeans aus, legte alles ordentlich zusammen auf einen Baumstamm. Dann ging er vorsichtig zum Wasser und testete mit einer Hälfte des linken Fußes, wie warm das Wasser war.

Ein Schauer überkam ihn und eine Welle des Zitterns strömte durch seinen Körper. Das Wasser war perfekt, es würde die erwünschte Abkühlung hervorrufen.

Mit einem kurzen Anlauf sprintete er ins Wasser und ließ sich mit einem lauten Platschen ins Wasser fallen.

Er drehte sich auf den Rücken, schwamm ein paar Runden und beschloss dann, zum Steg auf der anderen Seite zu schwimmen.

Er war ein guter Schwimmer und kraulte innerhalb 10 Minuten bis ans andere Ufer. Er stützte sich auf den Steg auf, drückte sich hoch und setzte sich auf die Kante. Er ließ seinen Oberkörper auf die Holzplanken runter, starrte den Mond an. Er schloss kurz die Augen und konzentrierte sich auf seinen Atem, um diesen zu beruhigen.

Ein Rascheln hinter Luke machte ihn aufmerksam, er setzte sich auf und blickte in die Richtung, aus der das Geräusch kam.

"Hallo? Ist da wer?"

Nichts. Nicht mal ein weiteres Rascheln. Er zuckte mit den Schultern und legte sich wieder hin. Bestimmt nur ein kleines Tier, eine Maus oder ein Vogel.

Er hatte die Augen immer noch geschlossen und war völlig in Gedanken. Er find an, ein Lied zu summen und als er die Lider hob, erschrak er fast zu Tode, als Jonathan neben ihm saß, den Blick auf den See gerichtet.

"Das ist eine schöne Melodie."

Luke schluckte.

"Jonathan? Bist... Bist du schon lange hier?"

Sogar Luke, der völlig im Dunkeln lag, sah das Grinsen, dass sich auf Jonathans junges Gesicht legte.

"Lange genug, um dich beim Ausziehen zu beobachten. Du bist sehr muskulös, Luke."

Luke setzte sich auf, hob mit einer Hand Jonathans Kinn an und drehte es so, dass er ihm in die Augen blicken konnte, doch diesmal war keine Spur von Scham zu sehen. Er war wie verändert und Luke glaubte, einen anderen Jonathan vor sich zu haben.

"Du bist verändert, Jonathan. Was ist los mit dir?"

"Ich habe über mich nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass du Recht hattest. Vielleicht bin ich anders, aber das kann ich nur auf eine Weise herausfinden."

Luke war sich nicht sicher, wie er sich verhalten sollte.

"Sag mal, möchtest du mit schwimmen kommen?"

Jonathan nickte und wieder fiel Luke auf, wie entschlossen er war. Schon war er dabei, sein Shirt und seine Shorts auszuziehen. In Boxershorts stand er voller Tatendrang vor ihm. Luke musste lächeln und blickte zu Boden.

"Was ist, Luke?"

Da sprang er auf, umfasste den Jüngeren an der Hüfte und hob ihn über seine Schulter. Ein durchdringender Schrei durchbohrte die anfängliche Nacht, Luke nahm Anlauf und rannte, Jonathan auf der Schulter, ins Wasser.

Zusammen schwammen sie ein paar Runden, drückten sich gegenseitig unsers Wasser und hatten viel Spaß.

"Wollen wir deine Sachen zu meinen legen, da ist es dunkler."

Der Vorschlag kam von Luke, Jonathan nickte, tappte an Land, rannte mit seinen Kleidern im Arm an die Stelle, an die Luke vorhin gelaufen war, schmiss seine Klamotten ab und sprintete zurück ins Wasser, wo Luke schon auf ihn wartete.

Noch eine viertel Stunde verbrachten sie im See, dann gingen sie gemeinsam an Land. Im seichten Wasser hielt Jonathan Luke auf, stellte sich ihm in den Weg und drängte ihn wieder zurück.

Jetzt standen sie bis zur Hüfte im Wasser.

"Luke? Ich muss raus finden, ob ich so bin wie du. Ob ich schwul bin. Hilfst du mir dabei?"

Luke tat einen Schritt auf den Kleineren zu, flüsterte ein "Ja.", nahm Jonathans Kopf zwischen seine großen Hände und küsste ihn so zärtlich, dass es fast nur ein Hauch von einem Kuss war.

Luke spürte das für ihn normale Kribbeln der ersten Verliebtheit und fühlte sich unheimlich gut bei dem Gefühl.

Nach dem Kuss ließ er Jonathan los und tat gleichzeitig einen Schritt zurück. Doch sein Gegenüber streckte die Hände nach seinem Gesicht aus und schmiegte sich an ihn.

"Was... Was tust du da, Jonathan?"

"Luke, bitte. Würdest du einfach still halten?"

Jonathans Lippen pressten sich auf die schmalen Lippen Lukes und diesmal war es ein kräftigerer Kuss. Luke konnte die Hände nicht von dem Süßen lassen, er griff nach dem fuchsbraunen Haar in Jonathans Nacken, während der Kuss immer inniger wurde.

Luke löste sich von Jonathans Mund, küsste seinen Hals, seine Brust und nur wenig später leckte und biss er die zarte Haut des Jungen.

Er spürte, wie ein Schauder den schmalen Körper vor ihm erzittern ließ und wie Jonathans Atem in seinen Nacken hauchte.

"Luke."

Jonathan bekam keine Antwort und tat einen Schritt zurück.

"Luke!"

Der Angesprochene blickte auf, seine Lippen glänzten verführerisch und ein seliger Ausdruck lag in seinen Augen.

"Tut mir Leid, Jonathan, aber...."

"Hey, du musst dich nicht entschuldigen. Aber ich möchte nicht, dass wir... Na, du weißt schon. Dafür bin ich noch nicht bereit, auch wenn ich mir jetzt sicher bin, was ich will."

"Und was willst du?"

Küsse auf Mund, Nase und Stirn gaben ihm Antwort.

"Ich will dich, Luke. Aber ich bin noch minderjährig und... Ich glaube nicht, dass unsere Eltern sehr begeistert sind von dem, was wir machen."

"Meine Eltern wissen, dass ich schwul bin. Jonathan, wann wirst du volljährig?"

Ein verschmitztes Grinsen legte sich auf Lukes Gesicht.

"In drei Monaten. Was hast du vor, Luke?"

"Das ahnst du doch. Ich will dich auch, Jonathan. Du bist so erwachsen geworden und so...anziehend."

"Luke, wenn wir jetzt nicht aufhören, werden wir uns nicht mehr stoppen können."

Lukes Hände wanderten über Jonathans Körper und fanden schließlich auf seiner Hüfte halt.

"Wollen wir denn, dass es aufhört?"

"Luke! Du vergisst, dass das Ganze hier neu für mich ist. Lass es uns langsam angehen, bitte."

Der Ältere nahm sein Gegenüber in den Arm und ein Seufzer landete in Jonathans Nacken.

"Du hast Recht, wir sollten vorläufig aufhören. Aber du bist dir jetzt sicher, ja?"

Flehende Augen blickten von oben herab in Jonathans.

"Ja, das bin ich. Dieses Kribbeln, diese Schmetterlinge... Ich hab mich immer gewundert, wieso meine Freunde so anders fühlen als ich, wenn sie ein Mädchen küssen. Aber jetzt ist mir alles klar."

Lukes Lächeln blieb für Jonathan verborgen.

"Du musst noch viel lernen, mein kleiner Schmetterling."

Sie blieben noch ein paar Minuten in der Umarmung stehen, doch dann machten sie sich auf den Heimweg- natürlich auf getrennten Wegen und zu verschiedenen Zeiten. Jonathan verabschiedete sich mit einem Kuss auf Lukes stoppelige Wange und ging als Erster Richtung Heimat.

Luke ließ sich Zeit mit dem Anziehen und dachte dabei, dass es gar nicht so schwer war, wie er es sich gedacht hat. Er war wieder verliebt. Ein warmes Kribbeln machte sich in seinem Bauch breit.

Kapitel IV

Jonathan verabredete sich eines Nachmittags der folgenden Woche mit Lucie, um ihr die Lage zu schildern.

Alles war wie immer: Lucie kam zu ihm, begrüßte freundlich seine Eltern und seine Schwester und dann folgte sie Jonathan nach oben in sein Zimmer. Verkrampft setzte sie sich auf die orangefarbene Couch.

"Jonathan, spann mich nicht so auf die Folter. Seit dem Wochenende brenne ich vor Neugier, was mit dir los ist und ständig denke..."

Der Junge unterbrach sie.

"Wo ist deine Asche?"

"Wie bitte?"

Verdutzt sah Lucie ihn an.

"Ach, Lucie, bitte sag nicht, du hast über die ganze Sache deinen Humor verloren. Du sagtest, du würdest brennen vor Neugier und ich antwortete, wo denn deine Asche sei. Ist doch witzig, oder nicht?"

Ein merkwürdiger Blick traf ihn von der Seite.

"Ich möchte wirklich nicht, dass du deinen Humor verlierst, Lucie."

"Jonathan, bist du verrückt geworden?"

Nein schwul, dachte er.

"Wie lange waren wir zusammen, Lucie?"

"Das weißt du nicht? Acht Monate, Jonathan."

"Mmh..."

Kurzzeitig herrschte Stille in dem großen Zimmer und Jonathan hörte die Vögel zwitschern.

"Na dann werde ich dir mal erklären, was mit mir los ist, was?"

"Ja, bitte."

"Das ist gar nicht so schwer. Also wenn ich könnte, würde ich dich lieben. Das kann ich dir sagen!"

"Ja, schön und gut, aber warum kannst du es denn nicht?"

Jonathan atmete tief durch.

"Weil... Weil ich schwul bin. Und es ist nicht deine Schuld, nur falls du das denkst. Ich war ja glücklich mit dir, aber ich fühlte eben nicht wie du. Verstehst du?"

Die ganze Zeit war er vor ihr im Zimmer auf und ab gegangen. Jetzt blieb er stehen und schaute sie an.

Mit offenem Mund, tellergroßen Augen und einem Ausdruck von Verzweiflung im Gesicht saß sie vor ihm.

"Das... Das ist...nicht dein Ernst, Jonathan."

Er trat auf sie zu, nahm ihre Hände zwischen die Seinen.

"Doch, Liebes. Ich bin schwul. Das ist jetzt hart für dich, das weiß ich doch auch, aber ich wäre froh, wenn wir befreundet blieben."

Leicht schüttelte sie den Kopf, doch sie war zäh, das wusste er.

"Und...du hast nie etwas gespürt, wenn..."

Ihre Stimme brach ab und sie schluckte schwer.

"Nein, Lucie, das habe ich nicht. Mein größter Wunsch ist, dass wir weiterhin Freunde bleiben. Denkst du, du kriegst das hin?"

Er fragte besonders behutsam.

"Ich glaube, das schaffe ich. Aber es braucht seine Zeit, bis ich das alles verdaut habe, das ist doch auch klar, oder Jonathan?"

"Aber natürlich. Nimm dir alle Zeit, die du brauchst, Kleines."

Sie nickte und erleichtert nahm er sie in den Arm. Doch eine Frage lag Lucie noch auf dem Herzen.

"Wissen deine Eltern und deine Schwester davon?"

"Nein, du bist die Erste und ich bitte ich inständig darum, es für dich zu behalten."

Wieder nickte sie.

"Sieh es so, wir können zusammen Jungengeschichten austauschen."

Da musste Lucie grinsen.

"Könntest du gleich damit anfangen? Das wird bestimmt lustig!"

Er lachte und begann von Luke zu erzählen. Als er geendet hatte, saß Lucie mit träumenden Augen da.

"Du bist wirklich verliebt. Ich kann das alles immer noch nicht glauben, aber ich freue mich für dich, Jonathan."

Er freute sich über die glückliche Wende und ließ Lucie beruhigt nach Hause gehen. Wenigstens sie hatte kein Problem mit seiner Homosexualität.

Kapitel V

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel VI

Am nächsten Morgen erwachten Luke zuerst, schaute auf die Uhr: 8:30 Uhr.

Vorsichtig versuchte er, seinen Kopf zu bewegen, er musste sich verlegen haben, weil sein ganzer Nacken unheimlich verkrampft war. Beim Drehen des Kopfes bemerkte er, wie kalt es in dem Zimmer war und dass das Fenster offen stand.

"Scheiße...", murmelte er leise, stand auf und schloss die beiden Flügel des glasigen Scheusals. Sie hatten doch wirklich vergessen, es zu schließen, bevor sie...

Plötzlich fiel ihm die Nacht mit Jonathan ein und er lächelte selig vor sich hin. Er ging zurück zum Bett, in dem sein Freund noch ruhig schläft.

"Oh Gott, wie süß und unschuldig er ist."

Er musste laut gesprochen haben, denn Jonathans Kopf bewegte sich leicht, drehte sich zu der Richtung, aus der die Stimme kam.

"Oh scheiße... Ich kann meinen Nacken nicht bewegen."

Luke lachte.

"Ich auch nicht, Schatz. Das Fenster stand die ganze Nacht offen. Wir.... Guten morgen erstmal."

Ein Kuss flog auf Jonathans weiche Lippen. Verschlafen antwortete er.

"Guten morgen. Wir?"

"Ach ja. Wir können von Glück reden, wenn wir uns keine Erkältung einfangen."

"Da hast du wohl Recht. Hast du gut geschlafen?"

"Wie ein Stein. Und du?"

"Mir ging's nicht anders."

"Schön. Möchtest du Tee oder Kaffee? Ich wollte uns Frühstück machen."

"Tee bitte. Schwarzen, wenn du Welchen da hast."

"Mit Zitrone oder Milch?"

"Gar nichts von Beidem."

Luke runzelte die Stirn.

"Komische Angewohnheit."

Jonathan zuckte mit den Schultern.

"So bin ich eben. Komisch."

Luke verschwand in der Küche, machte Spiegeleier, Toasts mit Marmelade, Nougat und Honig, Pancakes und natürlich Tee, während sich Jonathan wusch und in Lukes Zimmer anzog.

Luke kam zurück mit einem großen, roten Tablett in der Hand, auf dem all die leckeren Speisen standen.

"Iss du nur schon, ich möchte mich nur kurz frisch machen und mir etwas anziehen."

Er nahm sich einen Stapel Klamotten und verschwand im Bad.

Jonathan nickte, griff sich einen Toast mit Marmelade und schlang ihn hinunter. Er war wirklich sehr hungrig. Die Nacht hatte ihn ausgelaugt und er war völlig fertig.

Ein Niesen erklang aus dem Badezimmer.

"Gesundheit, Luke!"

"Danke. Scheint ganz so, als würde ich doch krank werden. Du musstest mir ja auch meine Decke klauen!"

"Hey, das ist gar nicht wahr! Ich hatte nur einen Zipfel und den hab ich mir schon redlich erkämpft."

Ein verächtliches Schnauben erfüllte das Bad.

"Du sollst nicht lügen, Süßer. Steht schon in der Bibel."

Jonathan lachte laut.

"Okay, einigen wir uns darauf, dass nächste Mal zwei Decken zu nehmen."

"Das ist eine gute Idee."

Luke war noch dabei, sein Hemd zuzuknöpfen, als er in sein Zimmer kam.

"Schmeckt's dir?"

Jonathan nickte.

"Na wunderbar. Krieg ich noch was ab?"

Wieder ein Nicken.

"Noch besser."

Mit diesen Worten setzte er sich neben den Jüngeren, nahm einen Pancake in die Hand und stopfte ihn sich in den Mund.

"Mmh. Da hab isch misch ja schelbscht übertroffen, wasch?"

"Mit vollem Mund spricht man nicht, Luke. Wer hat dir nur Manieren beigebracht?"

Luke schluckte schwer.

"Beschwer dich bei meiner Mutter. Aber die hat mir auch das Kochen beigebracht, also sieh dich vor."

Sie aßen zu Ende, kuschelten noch ein wenig und schliefen dabei prompt noch einmal ein.

Als Jonathan wieder erwachte, war es bereits 10 Uhr, doch er legte sich neben Luke auf die Seite, stütze sich auf seinen Ellenbogen und ging mit der anderen Hand zärtlich die Muskeln Lukes nach. Jede einzelne Faser war jetzt entspannt, doch in der Nacht waren alle zum zerreißen gestrafft. Er hatte noch das Bild in seinem Kopf, wie er da über ihm lag und sich vor Erregung kaum noch halten konnte.

"Was tust du da?"

"Ich... Ich denk an die Nacht mit dir und...wie stark du bist."

Ein himmlisches Lächeln erschien auf Lukes Gesicht.

"Ja, die Nacht war wunderbar. Ich möchte das am liebsten jede Nacht tun."

Jonathan nickte, da fasste Luke ihn bei den Schultern und zog ihn auf seine Brust und legte einen Arm um ihn.

"Jonathan?"

"Mmh?"

"Ich liebe dich."

Jonathan lächelte und Luke spürte das an seiner Brust.

"Ich liebe dich auch, Luke."

Eine Weile blieben sie so liegen, verwöhnten einander mit Küssen und Streicheleinheiten und genossen die Einsamkeit.

Dennoch musste Jonathan gehen. Zum Abschied gab er Luke einen festen, innigen Kuss auf den Mund und eine liebevolle Umarmung, dann verschwand er Richtung Heimat und Luke blieb noch so lange in der Tür stehen, bis er Jonathan nicht mehr sehen konnte.

Ein Seufzer flüchtete aus seiner Kehle.
 

***

Kapitel VII

Am nächsten Wochenende hatten sie wieder die Gelegenheit, eine solche Nacht zu verbringen. Lukes Eltern versuchten, die Beiden so oft wie möglich allein zu lassen und an diesem Wochenende wollten sie zur Tante von Luke, der Schwester siener Mutter.

Bei den Jacobs klingelte das Telefon und Mrs. Jacob nahm den Hörer von der Gabel.

"Ja bitte?"

Stille.

"Ja, der ist da, Moment, ich hol ihn mal."

Ein Rufen ließ das ganze Haus erbeben: "Jonathan! Luke ist am Telefon!"

Polternd rannte Jonathan die Treppe hinunter und nahm seiner Mutter das Telefon aus der Hand.

"Luke?"

Am anderen Ende der Leitung lachte eine tiefe Stimme.

"Ja, ich bin dran. Ich wollte nur fragen, ob du heute wieder bei mir übernachten könntest."

Ein Stirnrunzeln legte sich auf Jonathans feine Haut.

"Da muss ich kurz fragen. Wo sind denn deine Eltern diesmal?"

"Nun ja. Erstens sind sie bei meiner Tante, um die zu besuchen und zweitens wollten sie uns allein lassen. Such dir aus, was du deinen Eltern sagst."

"Wohl eher erstens."

Luke lachte.

"Ich frag mal kurz. Bleib dran."

Der Hörer wurde hingelegt und Luke konnte am anderen Ende die Diskussion in der Küche der Jacobs mithören.

"Mum?"

"Ja, Jonathan?"

"Darf ich heute vielleicht wieder bei Luke schlafen?"

"Wieso?"

"Nun ja. Nur so..."

"Mmh. Wo sind denn Lukes Eltern? Sind die da?"

"Nein, die sind bei Lukes Tante. Bitte, Mum."

"Na... Na dann schlaf halt da. Aber bleibt anständig."

"Was soll denn das bedeuten?"

"Sprich erstmal mit Luke, dann erklär ich dir das."

Der Hörer wurde wieder aufgenommen.

"Luke, das geht klar. Wann soll ich bei dir sein?"

"Hab ich schon gehört. So früh wie möglich. Komm einfach her, ich bin da."

"Okay, dann bis nachher."

"Bis dann."

Luke wusste, dass er Dinge wie "Ich liebe dich." nicht am Telefon sagen durfte, doch Beide dachten an die Worte.

Luke hängte ein und auch Jonathan hatte aufgelegt.

"Mum? Was meintest du vorhin? Diese Andeutung?"

"Ach nichts, Jonathan."

"Mum, komm schon, ich weiß, du sagst so was nicht umsonst."

Seine Mutter winkte ab.

"Mum."

Fordernd blieb er mit verschränkten Armen in der Küche stehen.

"Ach... Ich... Ihr..."

"Mum, was ist los?"

Es platzte aus ihr heraus.

"Ihr hattet das Fenster offen."

Jonathan blieb vor Schreck der Mund offen stehen.

"Du hast... Nein, oder?"

"Sag das bloß nicht deinem Vater!"

"Habe ich nicht vor! Was... Hast du... Alles?"

"Ich habe... Viel. Oder sagen wir, ich habe genug gehört, um es zu verstehen. Ich bin ja nicht dumm."

"Oh mein Gott."

Er musste sich setzen.

"Mum?"

"Mmh?"

"Was hast du so spät abends noch draußen gemacht?"

"Tja, das war ein großer Fehler, was? Ich hätte zuhause bleiben sollen."

"Mum?"

"Ach ja. Ich war spazieren. Ich konnte nicht schlafen. Es war doch wieder Vollmond."

Entsetzt sah Jonathan sie an.

"Es war Vollmond?"

Seine Mutter nickte. Es war die erste Nacht, die er bei Vollmond einigermaßen normal verbracht hat. Er hatte sogar geschlafen. Vor zwei Uhr hatte er sogar geschlafen.

"Mein Gott."

"Das kannst du laut sagen. Ich habe ja nichts..."

Mrs. Jacob atmete tief durch.

"Ich habe ja nichts gegen eure...Liebe, aber wenn das dein Vater rausbekommt, dann ist die Hölle los."

"Ja, ich weiß. Wir wollten es bis zu meinem 18. Geburtstag geheim halten. Und dann noch einmal bis zum 21. Geburtstag."

"Da habt ihr noch einen langen Weg."

Jonathan nickte.

"Mum?"

"Mmh?"

"Danke, dass du mir beistehst. Ich brauche das wirklich. Den Beistand der Familie, meine ich."

Lächelnd kam seine Mutter auf ihn zu.

"Ich stehe dir bei, bei allem, was du tust. Du bist schließlich mein Sohn."

Für eine Mutter war das ganz selbstverständlich, aber Jonathan war unheimlich dankbar. Plötzlich lachte seine Mutter laut auf.

"Was?"

"Lasst bitte nicht noch einmal das Fenster auf, versprich mir das. Und macht so was nur, wenn ihr allein seid. Ihr habt ja geschrieen... Da hat sich Onkel Thomas bestimmt im Grab umgedreht."

"Ich verspreche es, aber warum spielst du gerade auf den an?"

"Weil er... Er war auch so wie Luke und du."

"Onkel Thomas war schwul?!"

Seine Mutter nickte.

"Und er wusste es gut zu verstecken. Nur ich wusste davon. Na, ich bin ja schließlich auch seine Schwester. Sein ganzes Leben lang hat er es geschafft, sein Geheimnis zu wahren."

Das verblüffte Jonathan wirklich.

"Das habe ich nie bemerkt..."

"Hätte ich bei dir auch nicht, wenn ich dich nicht gehört hätte."

Jonathan lief rot an.

"Mum, bitte... Erzähl es niemandem, ich bitte dich."

"Natürlich werde ich es niemandem sagen. Und nun pack deine Sachen und verschwinde zu...deinem Freund."

Das ließ sich Jonathan nicht zweimal sagen, lief nach oben und packte einen Rucksack voller Zeugs, das er brauchte: Rasierer, Rasierschaum, Zahnbürste - Pasta bekam er immer von Luke - Schlafhose, Haarbürste und ein Deo. Mehr brauchte er nicht.

Innerhalb weniger Minuten war er fertig, schlüpfte auf der Veranda in seine Schuhe und verabschiedete sich von seiner Mutter.

"Was sagst du eigentlich Dad, wenn er heim kommt?"

"Dass ihr zusammen deine Mathematikhausaufgaben macht und du dort schläfst."

"Erzählst du ihm auch, dass Lukes Eltern nicht da sind?"

Mrs. Jacob lächelte ihren Sohn an.

"Nein, mein Sohn, das werde ich ihm nicht erzählen."

Er nickte.

"Okay, Mum. Dann bis morgen."

Und dann rannte, wie immer, die drei Felder zu Lukes Haus.

Dort erzählte er seinem Freund von der Entdeckung seiner Mutter und Beide lachten sich halb tot über die peinliche Situation.

"Ich mag deine Mutter, Jonathan. Sie kann wenigstens damit umgehen, bei deinem Vater bin ich mir da nicht so sicher, wie er es aufnimmt."

Sein Gegenüber nickte.

"Ich mir auch nicht, aber ich habe mir vorgenommen, es ihm zu sagen, sobald ich 18 bin."

Kapitel VIII

Die beiden Jungen verbrachten eine wunderbare Zeit miteinander und der 18. Geburtstag Jonathans rückte immer näher.

Seine Mutter plante eine Party und wollte auch Luke mit einbeziehen. Sie rief also bei ihm an, Luke nahm ab.

"Richardson."

"Luke?"

"Mrs. Jacob?"

"Ja, ich wollte dich ur fragen, ob du gern auf die Party kommen möchtest, zu Jonathans 18. Geburtstag."

"Das würde ich sehr gern, Mrs. Jacob. Was verschafft mir die Ehre?"

"Du bist... Na ja. Du weißt schon. Du bist eben der Freund meines Sohnes und ich hätte dich gern dabei."

"Wissen Sie, dass Jonathan vorhat, ihrem Mann an diesem Tag alles zu gestehen?"

Stille am anderen Ende der Leitung.

"Nein...äh...ja...das wusste ich noch nicht."

"Ich meine ja nur, vielleicht ist es gar keine so gute Idee, wenn ich auf der Party aufkreuze."

"Ja, wahrscheinlich hast du Recht, aber du würdest Jonathan bestimmt auch helfen damit. Er sagte vor ungefähr einem Monat zu mir, er bräuchte Beistand und ich denke, deinen Beistand braucht er am meisten."

"Mmh, da haben sie auch wieder Recht. Also ich werde kommen. Soll ich Ihnen noch bei irgendetwas helfen, Mrs. Jacob? Oder einen Salat machen? Etwas kochen?"

"Nein, danke Luke. Das ist zwar nett von dir, aber ich schaff das schon alles allein."

"Okay. Sagen Sie nur Bescheid, wenn sie noch Hilfe brauchen."

"Das werde ich machen. Bis dann Luke."

"Bis bald Mrs. Jacob."

Er hängte auf, genau wie Jonathans Mutter. Erleichtert atmete sie aus und freute sich, dass der Freund ihres Sohnes so charmant war. Aber Luke ging es nicht anders, auch er war erleichtert, solch ein einfaches Gespräch mit Jonathans Mutter geführt zu haben.

Die Party stand nun kurz bevor und Luke hatte immer noch kein Geschenk. Doch je mehr er darüber nachdachte, desto weniger Ideen kamen ihm in den Sinn.

Zwei Tage vor dem großen Fest viel ihm das perfekte Geschenk ein: Badeöl. Im Drogeriehandel in der nächsten größeren Stadt suchte er sich verschiedene Duftsorten heraus, ließ sie schön verpacken und freute sich über seine Idee.

In einem schwarzen Anzug erschien er pünktlich um 19 Uhr vor dem weißen Haus der Jacobs. Luke war unheimlich nervös, seine Hände waren schweißnass und sein Herz schlug ihm bis zum Hals.

Jonathan öffnete die Tür, er war in eine dunkle Jeans und ein neues, weißes Hemd gekleidet, das ihm locker um den Körper hing.

"Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz."

Flüsternd begrüßte Luke seinen Freund, dann drückte er ihm sein Mitbringsel in die Hand.

"Mach schon auf."

Jonathan nickte freudestrahlend, riss das Papier von dem Geschenk und roch an alles Duftölen.

"Die riechen alle gut. Ich danke dir, Luke. Die werden wir zusammen aufbrauchen."

Luke nickte.

"Ja, das werden wir."

Da erschien Mrs. Jacob in der Tür.

"Ach, Luke, na komm doch rein, du musst doch nicht vor der Tür stehen bleiben."

Er betrat die Küche und sah sich um. Die Jacobs hatten umgestellt, ein großer Buffettisch zierte die Küche und er war reich bedeckt mit leckeren Vor- und Hauptspeisen, mit Desserts und Eis.

"Haben Sie das alles allein gemacht, Mrs. Jacob?"

"Mhm."

"Das sieht sehr köstlich aus."

"Danke Luke."

Verwirrt beobachtete Jonathan die Szene vor ihm.

"Na ihr versteht euch ja prächtig."

Seine Mutter und Luke sahen sich an und lächelten.

"Ja das tun wir, Jonathan."

"Kommst du mit ins Wohnzimmer, Luke? Dann stell ich dich meinem Vater vor."

Luke nickte, doch musste er schwer schlucken. Der berühmt berüchtigte Mr. Jacob, den er noch nie zuvor gesehen hatte.

Er folgte seinem Freund in das große, helle Wohnzimmer. Hier saßen schon ein paar Freunde von Jonathans Schule, die Luke noch von früher kannte, und Jonathans Schwester Jenny, von der er schon viel gehört hatte. Auf dem beigefarbenen Sessel saß ein großer, muskulöser Mann mit Vollbart.

Verstohlen wischte sich Luke seine nassen Hände an der Hose ab und ging auf Mr. Jacob zu.

"Darf ich mich vorstellen? Ich bin Luke Richardson, ein Kumpel ihres Sohnes."

"Freut mich sehr, dich endlich einmal kennen zu lernen, Luke. Hab ja schon viel von dir gehört. Mein Sohn schleicht ja ständig bei dir rum."

Ein lautes, grollendes Lachen erfüllte den Raum und Luke zuckte zusammen.

"Ja, das tut er. Tut mir Leid, wenn sie das Gefühl hatten, ich würde Sie nicht kennen lernen wollen, Mr. Jacob."

"Och, nein. Das auch nicht. Immerhin kennen wir uns ja jetzt, nicht wahr?"

Erleichtert lächelte und nickte Luke dem Mann zu, dann sagte er den Anderen auf der Couch guten Tag und stellte sich neben Jonathan, der ihm aufmunternd entgegenblickte.

"Gut gemacht, Luke."

"Danke. Man, war ich nervös."

"Hab ich gesehen."

Jonathan lächelte seinen Freund an.

"Hey, wollen wir dann essen? Es sind ja jetzt alle da und das Buffet ist hiermit eröffnet. Danke für's Kommen, an euch alle. Bedient euch."

"Nicht sehr professionell, Jonathan."

"Denkst du etwa, ich bin nicht nervös, Luke?"

"Wann willst du es ihm sagen?"

"Wenn die Anderen gegangen sind. Bleibst du so lange?"

"Natürlich. Ich steh dir bei."

"Danke. Wollen wir auch was essen?"

"Gern."

Mrs. Jacob hatte dieses kleine Gespräch beobachtet und fand, dass ihr Sohn stark gealtert war. Er war erwachsener geworden und sie glaubte, das lag an Luke. Auch er war sehr erwachsen und Jonathan wurde es mit jedem Tag mehr, an dem er mit Luke zusammen war. Sie lächelte, als die Zwei auf sie zukamen und drückte Luke die Schulter, der sofort wusste, dass sie auf ihr Telefongespräch anspielte.

Der restliche Abend verlief ohne Probleme, sie tanzten, sangen und hatten ihren Spaß. Alle waren glücklich und für einige seltene Augenblicke vergaßen sogar Luke und Jonathan ihr Vorhaben.

Doch je später es wurde, desto weniger wurden die Gäste. Zuerst verabschiedete sich Jenny, sie wollte noch zu ihrem jetzigen Freund Danny. Seit einer Woche war sie mit ihm zusammen und wie immer war er "was ganz Besonderes".

Dann gingen die Schulfreunde Jonathans, sie hatten noch einen weiten Heimweg und wollten ja auch nicht hier übernachten.

Nun waren sie also allein. Zu viert saßen sie in der großen Stube mit dem hellen Sofa und der dunklen Einrichtung.

Mrs. Jacob durchbrach die eingekehrte Stille.

"Nun, es war eine schöne kleine Party Jonathan. Hat mir gefallen. Was sagst du, George?"

Ihr Mann sah sie verwundert an. Sie sprach ihn doch sonst nie an.

"Ja... War schön, Sohn."

"Schön, dass es euch gefallen hat. Ich fand es auch toll."

Luke hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen.

"Äh...ja. Sie haben ein sehr hübsches Haus und das Essen war lecker, Mrs. Jacob."

"Dankeschön, Luke."

Er nickte ihr lächelnd zu.

"Dad?"

Nun wollte Jonathan seinen Plan verwirklichen.

"Ja, Sohn?"

"Kann ich kurz mit dir reden?"

"Aber natürlich. Hier oder in der Küche oder wo?"

"Nein, hier bitte."

Jonathan griff nach Lukes Hand und der streckte sie ihm entgegen. Jonathan hielt sich an ihr fest und begann wieder zu sprechen.

"Ich... Ich habe etwas raus gefunden. Über mich. Ich bin nicht so, wie du es denkst. Ich bin anders, als viele Jungen."

"Was redest du da? Du wirst genauso wie alle Anderen die Farm übernehmen und eine Familie gründen."

"Die Farm zu übernehmen wird kein Problem, aber eine Familie kann ich nicht gründen. Ich könnte höchstens ein Kind adoptieren, was ja auch nicht weiter schlimm wäre."

"Sagst du mir jetzt, was mit dir los ist, oder soll ich es dir aus der Nase ziehen?"

"George bitte! Lass doch den Jungen ausreden."

Mrs. Jacob konnte das alles nicht mit ansehen. Gleich würde ihr Mann ausrasten und sie würde sich auf die Seite ihres Sohnes und seines Freundes stellen. Sie war wirklich gespannt, wie ihr Mann die Nachricht aufnahm.

"Ja ja, Emily. Soll er nur reden. Also Sohn? Was möchtest du mir denn sagen?"

"Ich...ähm...ja."

Jonathan atmete noch einmal tief durch und Luke drückte seine Hand.

"Ich...bin...schwul. Ich bin homosexuell veranlagt und..."

"Wie bitte!? Was bist du!?"

"Ich bin schwul, Dad! Und du musst jetzt damit klarkommen. Ich liebe Luke, er hat mir gezeigt, dass es auch andere Liebe gibt, als die zwischen Mann und Frau. Ich habe es ja probiert, mit Lucie. Aber ich fühle nichts dabei, Dad. Lucie und ich sind befreundet, wir haben uns getrennt und sie weiß warum. Und sie versteht es!"

"Ich...du...schwul?"

"Ja Dad."

"Ja was ist denn mit der Jugend los? Machen die alle, was sie wollen? So geht das doch nicht! Und Sie haben meinem Sohn diese Flausen in den Kopf gesetzt?"

Luke nickte. So schlimm ist es ja noch nicht geworden.

"Ich war in Europa und dort habe ich gelernt, dass man sich nicht für seine Liebe zu einem Mann verstecken muss. Ich liebe ihren Sohn, Mr. Jacob und werde ihn auch dann nicht aufgeben, wenn sie ihm verbieten, mich zu sehen."

Jetzt versuchte auch Mrs. Jacob, ihren Mann zu überzeugen, dass Strafe nichts brachte.

"George, der Junge hat Recht. Ich wusste es schon länger und wollte dir nichts sagen, weil ich Angst davor hatte, wie du reagieren wirst. Bitte wird nicht laut und verbiete Jonathan nicht, Luke zu sehen. Du wirst ihn nicht mehr ändern können, denn er hat seine große Liebe gefunden."

"Ja ja, Emily. Ist ja schon gut. Ich versteh das ja nur nicht, so was gab es doch hier noch nie."

Diesmal unterbrach ihn sein eigener Sohn, obwohl auch Emily schon Luft geholt hatte.

"Doch Dad. Onkel Thomas war auch schwul, Mum hat es mir erzählt. Sie war die Einzige, die davon wusste und ich glaube ihr. So ungewöhnlich ist unserer Liebe nicht."

"Mmh."

Luke bearbeitete den Mann weiter. Er hatte ein gutes Gefühl bei der Sache.

"Ich verspreche Ihnen, ich werde Ihren Jungen nicht verletzten oder verlassen. Ich behandle ihn gut und zwinge ihn zu nichts."

Mr. Jacob sah ihn an.

"Das glaube ich dir, Luke. Scheinst mir ein prächtiger junger Mann zu sein. Und du? Was machst du eigentlich?"

"Ich...helfe meinen Eltern mit der Farm, Mr. Jacob."

"Und wenn Jonathan unserer Farm übernimmt, dann..."

"Dann werde ich ihm helfen, diese zu leiten. Schließlich ist ihre Farm viel größer als unsere. Ich würde, wenn meine Eltern nicht mehr leben, die Farm verkaufen und das Geld mit in ihre Farm stecken."

Bewundernd sah Mr. Jacob auf den Jungen.

"Sie sind ein ganz außergewöhnlicher junger Mann, Luke. Nun gut. Ich vertraue Ihnen meinen Jungen an - aber wehe, sie tun ihm weh! Wenn er bei Ihnen glücklich ist, muss ich ihn wohl gehen lassen."

"Ist das dein Ernst, Dad?"

Jonathan war aus seiner Starre erwacht und blickte seinen Vater verwundert an.

"Ja, Jonathan."

Da sprang er auf und umarmte seinen Vater liebevoll.

"Danke, Dad."

"Na na. Komm mir mal nicht zu nahe."

Da musste Luke lachen und alle Anderen machten mit. Sogar Mr. Jacob konnte sein Lachen nicht zurück halten, doch Mrs. Jacob war die Reaktion ihres Mannes unerklärlich.

"Warum bist du so ruhig geblieben, George?"

"Nun ja. Die Jungen...waren schließlich schon zusammen baden. Und...da war ich noch draußen, habe das Heu eingefahren, es dämmerte ja schon. War kaum zu übersehen, wie verliebt die Beiden waren."

Mit einem breiten Grinsen sah er alle Anderen an, die mit offenen Mündern vor ihm saßen.

"Ich wollte nur warten, bis mir mein Sohn selbst das Vertrauen schenkt und mir alles erzählt, weißt du, Emily?"

Sie nickte.

"Aber woher zum Teufel wusstest du denn davon, Frau?"

"Ich...habe sie gehört. Eines Wochenendes hat Jonathan bei Luke übernachtet und da...ging es rund, sag ich mal."

Beiden Jungen stieg die Schamesröte ins Gesicht.

"Mum!"

"Ist doch wahr! Und jetzt, wo euer Vater so gütig war, wollen wir noch etwas feiern."

Sie holte einen Sekt aus dem Keller, während Mr. Jacob die Gläser aus dem Schrank holte.

"Na, nun möchte ich aber auch sehen, wie ihr euch nach dem Anstoßen küsst.", sagte er zur Verwunderung aller.

Sie stießen gemeinsam an und kurz darauf verband ein inniger Kuss die beiden Verliebten und Mr. und Mrs. Jacob sahen sich an, gingen auf einander zu und küssten sich ebenfalls.
 

HAPPY END



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  MaiRaike
2009-10-27T23:03:46+00:00 28.10.2009 00:03
Der Vater ist echt kuhl!!!

Aber... Rasierer, Rasierschaum, Zahnbürste - Pasta bekam er immer von Luke...

Das will ich aber auch hoffen, das er bei seinem Fraund etwas zu essen bekommt und nicht selber seine Nudeln mitbringen muss...
:D

Sorry für den Rotstift, aber der Fehler war einfach zu putzig :P

Lg
Von: abgemeldet
2009-02-26T19:44:37+00:00 26.02.2009 20:44
ich find die story nicht schlecht. allerdings ein wenig unrealistisch, da es so überhaupt keine probleme gibt. aber ich denke mal das war deine Absicht, nicht wahr?
also bleib bei deinem Stil und lass ihn dir nicht ausreden, solange du selbst davon überzeugt bist. Es gibt immer leute - solche wie mich ^^ - die dieses friede freude eierkuchen nicht so mögen.
es ist also nichts persönliches.
LG Stjaerna
Von: abgemeldet
2005-07-27T13:21:40+00:00 27.07.2005 15:21
Hach... ich mag Happy ends!!!

Und deine Story mag ich auch! So schön friede freude eierkuchen und so mag ich... auch dass alle verständnis dafür haben... also auch seine Freundin!! Süß!

grüzi
Hauschie
Von:  id57699
2005-04-18T13:30:22+00:00 18.04.2005 15:30
Also mausi... *chrchr*
ich sag ja nichts. Vielleicht sollten die beiden sich ein bisschen besser umsehen... Ich meine... neeeeeeeee ich sag ja nichts. Aber am ende.... *lach*
Nein, ich schweige. Wie ein grab. Aber ich liebe die Geschichte. ^^
Machsu weidaaaa!
Da Kana.

Ich freu mich schon aufs Foddoshooting...
Von: abgemeldet
2005-04-11T18:43:53+00:00 11.04.2005 20:43
GRINS
Ich finds total süß ^--^ freu mich schon, wenn es weiter geht. Da du ja jetzt ne Woche keinen Unterricht hast, naja net wirklich jedenfalls, kannste ja schön weiter schreiben.
Ich frag auch lieber gar nicht erst was Kana meint.

Ok, viel Spaß dann noch mit den Schweitzern, vor allem am Wasser XD.

Bye bye
Von:  id57699
2005-04-11T16:01:43+00:00 11.04.2005 18:01
*chrchr*
Wie schon gesagt, das ende find ich klasse... Auch wenn es anfangs ja ganz anders geplant war, ne? ^.- Aber wir kennen das ja beide, wenn die Chara's beginnen ihr eigenleben zu führen, steigt da keiner mehr durch... ^^

Und jetzt biste schon weg... und fehlst mir. Dabei is es grad mal der erste Tag, an dem du für mich nahezu unerreichbar bist...
Komm zurück!!!!! *schnief*
Da Kana.
Von:  id57699
2005-03-31T21:00:05+00:00 31.03.2005 23:00
Ja ja, die zwei Süßen. Du weist ja das ich die Story einfach nur total abgefahren finde. Und am besten is das ende. (Du weist ja, das ich nicht dieses Ende hier meine, sondern das andere ende, mit Papi und Mami... ^^)
Joa, ich warte dann mal auf den nächsten Teil... *g* Man, wat freu ich mich.

Und denk dran, wenn dir einer dumm kommt... Aufs Maul???

Baba,
Da Gabba-Kana.


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