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Megaman Battle Network - Omega

von

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Virus-Busting!

Eines frühen Morgens in ACDC Town....

Es war ein schöner und friedlicher Tag. Die Straßen waren ruhig, die Leute gingen ihrer Arbeit nach oder wanderten im ACDC-Park umher und genossen die frische Morgenluft. Die Sonne, die allmählich aufging, reflektierte sich auf der Oberfläche der Eichhörnchen-Statue. Seit jeher war dies das Maskottchen von ACDC. Es war nicht besonders groß, pinkfarben und stand in einem kleinen Teich in der Mitte des Parks. Hier war der Treffplatz der meisten Leute der Stadt. Es war einfach ideal und wunderschön hier.

Laut ertönten die Schulglocken und läuteten den Beginn der ersten Stunde in der Den-Tech Akademie ein. Die Schüler waren schon längst eingetroffen und warteten in ihren Klassen auf die Lehrer. Nur ein Schüler war an diesem Tage noch nicht anwesend... Lan Hikari!
 

Wie immer hatte Lan verschlafen. In seinem Zimmer herrschte mal wieder totales Chaos. Magazine über Net-Battle Meisterschaften, Navi-Customizer oder Battle Chips lagen überall auf dem grauen Teppichboden verteilt. Lan's Zimmer war nicht sehr groß. Er hatte ein Regal in dem seine Schulsachen und Bücher lagen, einen Wandschrank und ein Bett über dem ein Foto von ihm und seine Bruder Hub hing. Durch ein großes Fenster konnte man die elektronische Hundehütte im Garten sehen. Sie war klein, weiß und hatte ein blaues Dach. Wenn Einbrecher versuchen sollte hier einzudringen, sorgte ein spezielles Programm dafür, dass lautes Hundegebell ertönte.

Lan war noch im Pyjama. Sein braunes Haar war wild durcheinander gewuselt und er konnte die Augen kaum aufhalten. Er blickte sich müde um und sah sein PET (Personal Terminal) auf dem Computertisch vibrieren.

PET's waren fortgeschrittene Handy's. Sie wurden nicht nur benutzt um Anrufe zu tätigen, oder e-mails zu verschicken, sondern fungierten auch als Notizblock, Zeitung oder TV.

Langsam stand Lan auf und ging, gähnend, zum Computertisch herüber.

"Beeil dich, Lan! Du kommst zu spät zur Schule!", ertönte eine Stimme aus dem Innern des PET's.

"Was ist los, Megaman?", fragte Lan, der immer noch total verschlafen war.

"Die Schule!! Der Unterricht beginnt gleich."

"Schule...?" Lan hielt einen Moment inne und überlegte. Er schaute sich in seinem Zimmer um und erblickte seine Schultasche, ungepackt vor seinem Regal stehen.

"Die SCHULE!?!", schrie er und geriet völlig in Panik. In Windeseile nahm er seine Schultasche, griff einige Bücher aus dem Regal und stopfte sie hinein.

"Ich muss noch frühstücken... mich umziehen... Ahhh!! Megaman! Warum hast du mich nicht früher geweckt!?"

"Ich versuchs schon die ganze Zeit, aber du wachst einfach nicht auf... Jetzt schieb die Schuld nicht wieder auf mich..." Megaman schien ganz gelassen zu sein. Er war dies alles schon gewöhnt. Jeden Tag spielte sich hier das gleiche Theater ab. Und das schon seit vielen Jahren... Solange waren Lan und Megaman schon zusammen. Sie hatten viele Abenteuer erlebt und die gefährlichsten Navis in erbitterten Kämpfen besiegt.

Jedes PET verwendete ein Persönlichkeits-Simulationsprogramm, genannt Net-Navi(gator). Diese Navis konnten sich frei durch virtuelle Welten bewegen. Im Internet einkaufen, allerlei Netzwerkaktivitäten für ihren Besitzer ausführen und natürlich Computerviren zerstören. Aber es gab auch Leute, die ihre Net-Navis für ihre finsteren Pläne missbrauchten. So wie Dr. Wily mit seiner Organisation World-Three (WWW), die Gospel Net-Mafia oder Dr. Regal und sein Dark Chip Syndikat Nebula. Doch all diese kriminellen Organisationen konnten von Lan und Megaman gestoppt werden. Die beiden waren schon ein außergewöhnliches und starkes Team. Nicht nur das sie Brüder waren, auch die Kraft ihrer Freundschaft gab ihnen eine unheimliche Stärke.

Es war nun schon fast vier Monate her, seitdem der Asteroideneinschlag abgewendet und Nebula besiegt wurde. Seit dieser Zeit schien nun endlich wieder Frieden auf der ganzen Welt eingekehrt zu sein...
 

Innerhalb weniger Minuten hatte Lan sich umgezogen. Er trug nun wieder seine schwarzen Shorts, sein weißes Hemd und darüber seine rote Weste. Und natürlich sein hellblaues Stirnband.

Er nahm sein PET vom Tisch und steckte es in seine Hosentasche, nahm seinen Rucksack und rannte ins Esszimmer, wo seine Mutter putzte.

Mrs. Hikari hatte kurzes, braunes Haar und sah noch sehr jung aus. Sie trug einen violetten Pullover und einen grünen Rock.

"Lan, da bist du ja. Ich dachte schon du wachst gar nicht mehr auf."

"Tut mir leid, Mum. Hab heut keine Zeit was zu essen. Bin eh schon spät dran." Während er dies sagte, lief Lan in die Küche, nahm sein Pausenbrot und rannte direkt zur Tür hinaus.

"Bye, Mum!", rief er noch, bevor er die Tür hinter sich schloss.

Kopfschüttelnd blieb seine Mutter an der Haustür stehen und schaute Lan durchs Fenster nach...

"Er wird es wohl nie lernen..." Dann ging sie wieder ins Haus um alles für die Ankunft von Lan's Vater vorzubereiten. Die Ferien standen nun vor der Tür und in der Schule sollte zum Abschluss ein Fest gefeiert werden, an dem die Schüler zusammen mit ihren Eltern teilnehmen sollten. Dafür hatte sich Dr. Hikari, der normalerweise ständig mit seinen Forschungen beschäftigt war, extra einen Tag freigenommen. Lan konnte es kaum noch erwarten, seinen Vater endlich wiederzusehen. Doch jetzt musste er erst mal rechtzeitig zur Schule kommen...
 

"Lan, mach schneller! Du kommst wieder zu spät!", rief Megaman.

"Ich mach doch schon so schnell ich kann... du hättest mich halt früher wecken müssen!" Lan rannte so schnell er nur konnte. Die ersten Schweißperlen liefen ihm schon über die Stirn. Einige Passanten sahen ihm verwirrt nach, als er durch die Straßen ACDC's flitzte.

"Jaja... jetzt bin ich wieder dran schuld... denkst du ich hätte nicht versucht dich zu wecken? Erinnerst du dich an das was du mir damals versprochen hattest?"

"Ja, ich weiß... ich hab's ja auch eine Zeit lang geschafft nicht zu spät zu kommen..."

Dann erreichte er endlich den großen Schulhof der Den-Tech Akademie. Die Schüler waren schon alle in ihren Klassen, aber die Lehrer schienen noch nicht da zu sein. Jedenfalls nicht bei der 5B, die Lan durch eines der Fenster erkennen konnte. Die Kinder warteten dort immer noch auf ihren Lehrer.

Lan lief am Springbrunnen der Schule vorbei und direkt auf den großen Haupteingang zu.

Die Den-Tech Akademie war schon ein riesiger Komplex. Und wenn man dran denkt was hier schon alles geschehen ist... Numberman's Angriff auf das Schulsystem oder Flashman, der einen der Tetra-Codes gestohlen hatte... Hier hatten Lan und Megaman schon so einiges erlebt.

*Ding-Dang-Dong*, ertönte es laut durch die Schulkorridore. Das Zeichen, dass der Unterricht nun begonnen hatte.
 

"Lan! Schneller! Wir haben es fast geschafft!"

Lan lief an den anderen Klassen vorbei und hielt direkt auf seine Klasse zu. Er konnte Mrs. Mari sehen, wie sie grade den Klassenraum betrat. Doch dann kam plötzlich, ohne jede Vorwahnung, jemand um die Ecke des Ganges, an dem Lan vorbei wollte. *Wam!* Schnellhefter und Papierblätter wurden durch die Luft gewirbelt und als Lan seine Augen wieder öffnete, lag er direkt auf dem Bauch eines jungen Mannes und schaute diesem direkt ins Gesicht. Schnell richtete Lan sich wieder auf und schaute sich das Chaos auf dem Boden an. Die ganzen Unterlagen waren im Gang verstreut. Der Mann wusste immer noch nicht was nun eigentlich geschehen war. Lan gab ihm seine Hand und half ihm beim aufstehen.

"Danke, Kleiner. Aber nächstes Mal pass besser auf wo du hinrennst..." Der Mann war noch sehr jung. Circa 20, hatte kurzes schwarzes Haar, blaue Augen und trug eine blaue Jeans, ein weißes Hemd und dazu eine rote Krawatte. Er putzte sich etwas Dreck von der Kleidung und hielt sich den Kopf. Langsam schaute er sich um und bemerkte, das alle seine Unterlagen auf dem Boden verteilt waren.

"Tut mir leid, Sir!", sagte Lan mit leiser Stimme.

"Schon gut. Ist ja nichts passiert. Du solltest dich aber beeilen, wenn du noch rechtzeitig zum Unterricht kommen willst."

"Soll ich ihnen nicht lieber beim Einsammeln helfen?"

"Nein, schon gut... Ich schaff das schon allein. Heute ist mein erster Tag hier an der Den-Tech Akademie. Ich bin der neue Referendar. Hitoshi Kinoshita. Wie heißt du?"

"Ich bin Lan Hikari und gehe in die 6B."

"Lan Hikari... Hmm... Ich hab viel von dir gehört... aber du solltest dich jetzt lieber auf den Weg zu deiner Klasse machen. Um mich brauchst du dir keine Sorgen machen. Ich glaube nicht, dass meine Schüler sauer sind, wenn ich ein paar Minuten zu spät komme.", sagte er und zwinkerte Lan dabei grinsend zu.

Lan wartete noch eine Augenblick...

"Lan! Mrs. Mari! Hat sie nicht eben die Klasse betreten?", erinnerte ihn Megaman.

"Achja!!! Das hat ich ja völlig vergessen!!" Dann raste Lan schon wieder los in Richtung der 6B und betrat den Klassenraum.

Der junge Referendar schaute ihm noch kurz hinterher, kümmerte sich dann aber wieder um seine Unterlagen.
 

Völlig außer Puste kam Lan in die Klasse gestürmt. Alle starrten ihn an und Mrs. Mari schien ziemlich sauer zu sein. Den Blick auf den Boden richtend ging Lan langsam zu seinem Platz herüber.

"Tut mir leid, Mrs. Mari. Ich hab wieder verschlafen..."

"Schon gut... Ich will mal nicht so sein, da übermorgen die Ferien beginnen. Setz dich bitte."

"Ja, Mrs. Mari." Dann setzte sich Lan auf seinen Platz und Mrs. Mari begann mit dem Unterricht.

Sie war noch eine sehr junge Lehrerin, aber ziemlich freundlich und Lan kannte sie jetzt schon seitdem er das erste Mal Unterricht an dieser Schule hatte. Sie trug ein weißes Hemd und einen langen, violetten Rock. Ihr Haar war lang und braun.
 

"So Kinder.... Beginnen wir mit dem Unterricht für heute. Ihr wisst das bald die Ferien beginnen und deshalb beginnen wir die Stunde heute noch einmal mit einem kleinen Test."

Lautes Seufzen und Stöhnen erfüllte den Klassenraum. Die Schüler schienen nicht wirklich begeistert zu sein.

"Mrs. Mari? Muss das denn sein?"

"Ja es muss. Und außerdem ist das etwas was auch du kannst, Lan. Wir werden eure Virus-Busting-Fähigkeiten testen."

"Virus-Busting??", schrie Lan freudestrahlend auf. Wenn es um Kämpfe im Internet ging, war er Feuer und Flamme.

"Schickt eure Navis in das Schulsystem und lasst uns beginnen.", sagte Mrs. Mari und klinckte kurz darauf ihr PET in den Schulcomputer ein.

"Alles klar! Hast du gehört Megaman? Virus-Busting!"

"Ja! Scheint doch ein spannender Tag zu werden! Also los Lan!"

"Jawohl! Los Megaman! Jack-In!" Wie der Blitz zog er sein PET aus der Tasche, nahm das Verbindungskabel und steckte es in seinen Schreibtisch.

"Execute!", bestätigte Megaman, als er in das Cybernetz der Schule gesendet wurde.
 


 

Im Internetsystem der Schule...

Die Navis der Schüler sammelten sich um Mrs. Mari's pinkfarbenen Standart-Navi.

Standart-Navis waren nichts besonderes. Sie waren den persönlich angepassten Navis in Net-Battles meist unterlegen. Allerdings durfte man sie deswegen noch lange nicht unterschätzen. Denn ein Standart-Navi, der einen intelligenten und geschickten Operator besaß konnte trotz allem ziemlich gefährlich sein.

Megaman stellte sich zu seinen drei Freunden, Gutsman, Glyde und Roll.

Gutsman war ein sehr großer, breiter und beeindruckender Navi. Seine Hände waren riesig und konnten alles zu Brei schlagen. Doch obwohl Gutsman so stark war, gelang es ihm und seinem Operator Dex nie Megaman und Lan im Net-Battle zu besiegen.

Dex selber war eben so beeindruckend, wie sein Navi. Er war dick, groß und hatte einen ziemlich fiesen Blick. Er trug ein grünes T-Shirt und blaue Shorts. Seine braunen Haare waren sehr merkwürdig. Er hatte nur wenige, aber die die er hatte standen wie ein Horn von seinem Kopf ab. Doch trotz seines, eher angsterweckenden, Erscheinungsbildes war er Lan's bester Freund. In manch auswegloser Situation konnte Lan immer auf ihn und seinen Gutsman zählen.

Yai war ein kleines verwöhntes Gör und die Tochter eines reichen Firmenchefs. Sie hatte ein rotes Kleid an. Ihr Kopf war gewaltig. Ihre glänzende Stirn schien alle Art von Licht anzusaugen und zu reflektieren. Yai hatte blondes, langes Haar und zwei geflochtene Zöpfe. Auch wenn sie eingebildet zu sein schien, war sie trotzdem eine gute Freundin.

Ihrem Net-Navi Glyde wurden spezielle Befehle einprogrammiert, so dass er sich wie ein Butler verhielt. Immer höflich und zur Stelle, wenn es irgendwelche Probleme gab.

Die letzten im Bunde waren Mayl und ihr Net-Navi Roll. Mayl war Yai's beste Freundin. Sie hatte kürzeres, rotes Haar und trug einen pinkfarbenen Minirock, eine blaue Weste und ein langärmeliges, türkisfarbenes Hemd. Sie trug auch gerne, lange ,schwarze Strümpfe, die ihr bis zu den Oberschenkeln gingen. Auch wenn sie es nicht so direkt zeigte, empfand sie eine Menge für Lan. Sie hatte ihn sehr gern und machte sich immer große Sorgen, wenn er sich in Gefahr begab. Die Einzige, die von diesen Gefühlen gegenüber Lan, wusste war Roll. Und Roll empfand das Gleiche für Lan's Megaman...
 

"Hi, Leute! Wie geht's?", fragte Megaman seine Freunde.

"Hiya, Mega! Wieder mal zu spät?", fragte Roll.

"Ja... Ich glaub Lan wird das nie lernen...", antwortete Megaman grinsend.

"Megaman!!"

"Sorry, Lan."

"Hey! Ist jetzt mal Ruhe dahinten? Der Unterricht hat begonnen!", rief Mrs. Mari's Net-Navi mit erboster Stimme.

"Tut uns leid.", entschuldigten sich Megaman und Roll.

"Passt jetzt gefälligst auf, oder ich werd euch in den Ferien Nachsitzen lassen!!"

"Jawohl!", antworteten alle Navis gleichzeitig.

"Gut! Beginnen wir mit der ersten Übung. Ich werde einige Mettaur-Viren freisetzen und ihr werdet sie erledigen. Verstanden?"

"Jawohl!"

"Also dann... Battle routine, set!", sprach der Navi und aktivierte sogleich mehrere Mettaur.

Mettaur-Viren waren sehr klein. Sie hatten große, gelbe Schutzhelme, unter denen sie sich verstecken konnten. Ihre Waffe war eine kleine Spitzhacke, die Schockwellen über den Boden senden konnte.

"Execute!", rief Megaman und der Kampf begann.

Die kleinen Mettaur verteilten sich in alle Richtungen und griffen die Navis der Schüler und Schülerinnen an. Ein wildes Gefecht entbrannte.

"Megaman! Schnapp dir die Gruppe Mettaur, die hinter Roll her ist!", befahl Lan.

"Alles klar! Schon unterwegs."

Megaman rannte direkt auf Roll zu, die von sechs Viren umzingelt war.

"Warte, ich helfe dir!", rief er und feuerte mit seiner Armkanone auf die kleinen Angreifer.

"Danke, Megaman! Ich kümmere mich um die drei hier vorne. Erledige du die anderen.", sagte Roll und setzte sofort ihren Roll-Flash ein, der zwei der Mettaur in Stücke fetzte.

Megaman's Blaster konnte nichts gegen die Viren ausrichten. Immer wenn er versuchte sie zu treffen, versteckten sie sich unter ihren Helmen, die die Schüsse reflektierten.

"Lan! Ich brauch einen Battle Chip, aber schnell!"

"Alles klar! Einen Moment, Megaman." Lan griff in seine Hosentasche und suchte nach einem geeigneten Chip.

Battle Chips waren Waffendaten in Chipform, die einem Navi zugeschickt werden konnte. Ohne die geeigneten Battle Chips waren die meisten Kämpfe aussichtslos.

"Okay! Ich hab einen. Warte Megaman, ich schicke ihn dir." Lan nahm sein PET und steckte den Battle Chip in einen kleinen Schlitz an der Seite.

"Mega-Cannon! Slot-In!"

Innerhalb eines Sekundenbruchteils waren die Chipdaten auch schon angekommen und Megaman's rechter Arm transformierte sich in einen gewaltigen Blaster.

"Damit sollte es gehen... Danke, Lan!"

Unter den gelben Helmchen lugten die großen Glupschaugen der Mettaur-Viren hervor. Schnell nahmen sie ihre Pick-Axes und hämmerten damit auf den Boden. Schelle und kraftvolle Schockwellen kamen Megaman entgegen. Mit einem riesigen Satz sprang er über die Viren drüber und landete direkt hinter ihnen.

"Los!", schrie er und feuerte sogleich die Mega-Cannon ab.

Schnell löste sich das Datenmaterial des Mettaur, der getroffen wurde, auf und er verschwand.

"Virus gelöscht!"

"Freu dich nicht zu früh, Megaman! Da sind noch zwei andere."

"Alles klar, Lan! Ich brauch neue Chipdaten."

"Moment... Was probieren wird denn jetzt...? Ahh! Also gut... Heat-Shot, Slot-In!"

Wieder steckte Lan den Battle Chip in das PET und die Daten wurden zu Megaman gesendet.

"Okay, jetzt seid ihr dran!", rief Megaman und rannte auf die anderen beiden Viren zu.

Die Mettaur stellten sich nebeneinander und vereinten ihre Schockwellen, um eine noch gewaltigere Sonicwave zu erschaffen.

"Vorsicht, Megaman! Warte... Hier! Barrier, Slot-In!"

Der Barrier Battle Chip, erzeugte einen Energieschild um Megaman's Körper, an dem die Sonicwave abgeblockt wurde.

Die beiden Viren gerieten in Panik und traten den Rückzug an.

"Nein! So einfach kommt ihr mir nicht davon." Dann setzte Megaman den Heat-Shot ein und die beiden Mettaur wurden in einer Feuer-Explosion gelöscht.

"Hey, gute Arbeit!"

"Danke, Lan. Puh... Sind die anderen Viren auch gelöscht?"

"Alle Viren wurden gelöscht. Gut gemacht. Wir gönnen uns nun eine kleine Verschnaufpause, ehe wir mit der nächsten Übung beginnen.", sagte Mrs. Mari's Navi und loggte sich aus.

"So macht Schule Spaß.", meinte Lan mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
 

Nachdem der Unterricht beendet und die letzten Informationszettel zu dem Schulfest, an die Schüler verteilt wurden, machte sich Lan wieder auf den Weg nach Hause. Mayl begleitete ihn, da sie ja direkt neben ihm wohnte. Unterwegs unterhielten sie sich noch ein wenig...

"Hast du eigentlich schon von dieser neuen Firma in Den Town gehört?", fragte Mayl.

Die beiden schlenderten gemütlich durch den ACDC Park.

"Was denn für eine Firma?"

"In Den Town hat eine neue Firma ihren Hauptsitz vor einigen Wochen errichtet. Die sollen da angeblich neuartige Battle Chips entwickeln und verkaufen. Ich glaube die Firma nennt sich CyberArmsTech."

"CyberArmsTech? Nie von gehört... Neuartige Battle Chips? Hört sich interessant an. Ich frage mich, was das wohl für welche sind?

"Der Chef der Firma soll noch ziemlich jung sein. Ich wollte vielleicht morgen mal dort hin gehen und mir das Ganze mal ansehen." Mayl hielt inne. "Ehm..."

"Ja...? Was ist denn?", fragte Lan verdutzt.

Sie blieb stehen und schaute verlegen auf den Grasboden. Lan sah sie fragend an.

"Würdest du mich wohl begleiten?", fragte sie schließlich.

"Tut mir leid, aber ich muss morgen für Mum einkaufen gehen. Wann wolltest du denn hin?"

"Schon recht früh, wenn in der Stadt noch nicht so viel los ist."

"Ach so... Na klar, warum nicht? Dann kann ich auch die Einkäufe in Den Town erledigen."

"Also heißt das du gehst mit mir?", fragte sie völlig aufgeregt.

"Ja klar! Aber lass uns heut Abend noch mal drüber reden."

"Stimmt. Heut Abend ist ja das Schulfest. Dein Vater wird auch da sein?"

"Ja, endlich... Ich hab ihn schon länger nicht mehr gesehen. Er ist momentan sehr beschäftigt, hat sich aber extra freigenommen für heute Abend."

"Ach so. Du freust dich sicher richtig. Naja... Ich wollte noch zu Yai. Wir sehen uns heute Abend?"

"Ja, tun wir. Bis dann!", verabschiedete sich Lan und ging weiter.

"Ciao!" Mayl blieb noch eine Weile im Park stehen und beobachtete Lan. Als sie sah, wie er sein Haus betrat machte sie sich schließlich auf den Weg zu Yai.

Net-Games, Round one! Virus-Chase!

Lan ging langsam zur Tür hinein. Es war still. Seine Mutter schien nicht da zu sein.

"Hihi!"

"Was lachst du, Megaman?", fragte Lan, während er sich die Schuhe auszog.

"Du hast ein Date!"

"Was?!"

"Tja... Du hast ein Date mit Mayl." Megaman hörte nicht mehr auf zu kichern.

"Das ist kein Date! Wir gehen uns nur diesen neuen Laden anschauen. Mehr nicht!", rechtfertigte sich Lan.

"Jaja... Hehe! Willst es nur nicht zugeben."

"Megaman! Hör jetzt auf. Das ist kein Date! Okay??"

"Tja... Wenn du das sagst..."
 

Nachdem er sich die Schuhe ausgezogen hatte, ging Lan in sein Zimmer. Er warf seine Schultasche in die Ecke und legte sich auf sein Bett.

"Was machen wir heute?", fragte Megaman.

"Keine Ahnung. Mayl ist bei Yai. Dex ist mit seinem Bruder Chisao unterwegs... Dad kommt erst heute Abend und Mum ist auch nicht da..."

"Hmm... Hausaufgaben hast du auch keine auf... Willst du jetzt den ganzen Tag hier faul im Bett liegen?"

"Was soll ich denn sonst machen? Ist ja nichts los hier..."

*Bring-Bring* Plötzlich begann Lan's PET zu vibrieren.

"Was ist los, Megaman?"

"Hey! Du hast eine e-Mail bekommen."

"Von wem ist sie?"

"Einen Moment. Ich öffne sie und sag dir was drin steht... Sie ist von der Net-Game Association. Da steht folgendes...
 

Liebe Freunde des Net-Battles!

Um euch die Zeit zu vertreiben haben wir uns etwas ausgedacht, was euch sicher interessieren wird. Die sogenannten Net-Games! In mehreren Wettbewerben kann jeder, der Lust hat an diesen Spielen teilnehmen. Sie dienen nicht nur zur allgemeinen Erheiterung oder zum Zeitvertreib! Nein, es gibt auch viele Preise zu gewinnen! Das Ganze wird in einer Art Turnierform durchgezogen. Mehr Informationen dazu erhaltet ihr am ACDC-Square von unseren Mitarbeitern. Wir würden uns freuen, wenn ihr daran teilnehmen würdet.

Eure Net-Games Association!"
 

"Hört sich wirklich interessant an... Was meinst du dazu, Megaman?"

"Warum nicht? Wir haben eh nichts Besseres zu tun. Lass uns dran teilnehmen."

"Na gut!"

Lan sprang mit einem Satz von seinem Bett und setzte sich an seinen Computertisch. Er legte das PET neben den Tower und steckte das Verbindungskabel in seinen Rechner.

"Jack-In, Megaman! Execute!"
 

Kurz darauf fand sich Megaman auch schon auf Lan's Homepage wieder. Ein kleines, schwebendes Programm kam auf ihn zu. Es hatte einen großen Kopf, kleine, runde Knopfaugen und einen halbmondförmigen Mund. Das Programm besaß weder Arme noch Beine. Nur einen rundlichen, grünen Körper.

"Hallo, Mr. Prog! Wie geht's?", fragte Megaman, als sich das Programm vor ihn stellte.

"PRIMA! HIER AUF DER HP IST ALLES SOWEIT OKAY. IRGENDWELCHE AUFGABEN FÜR MICH?"

"Nein, heute nicht."

"OCH, SCHADE. WO FÜHRT EUCH EURE REISE HEUTE HIN?"

"Ich und Lan wollen an so einem Internetspiel teilnehmen."

"DIESE NET-GAMES?"

"Genau die!"

" NA DANN, VIEL SPAß! ICH WERDE DIE HP WEITERHIN VIRENFREI HALTEN!" Gesagt, getan. Mr. Prog verabschiedete sich noch einmal von Megaman und machte sich wieder an seine Arbeit. Megaman ging bis zum anderen Ende von Lan's HP, welche nicht allzu groß war. Eine große, rechteckige Plattform, die in kleine, blaue Quadratfelder unterteilt war. Ringsherum war einfach nur leerer Raum. Die Homepage war eine einfache Plattform, die irgendwo im Nichts schwebte.

Megaman ging auf eine runde Kapsel zu. Sie hatte die selbe Größe, wie er selbst und war orangefarben, mit vielen bunten Schaltern an der Außenseite. Er stellte sich hinein und wurde sofort in die ACDC Area teleportiert.

Die ACDC Area, war das Computernetzwerk von ACDC Town. Alle Homepages, der Bewohner wurden hier durch schmale Internetpfade verlinkt. Doch heute war anscheinend nicht sehr viel los. Die Wege schienen wie leergefegt.

"Also gut, Megaman. Du kennst den Weg?"

"Ja. Auf zum ACDC Square!"

Und so machte sich Megaman auf den Weg. Unterwegs kamen ihm einige Standart-Navis entgegen, die sehr beschäftigt schienen. Sie bereiteten wohl irgendetwas vor, aber Megaman kümmerte sich nicht weiter drum und erreichte schließlich den ACDC Square durch eine weitere Kapsel.
 

Der ACDC Square war völlig überfüllt! Hunderte von Net-Navis hatten sich dort versammelt. Alle wollten an diesen Net-Games teilnehmen. In den Navi-Massen erblickte Megaman auch seine Freunde Roll, Glyde und Gutsman. Schnellen Schrittes bewegte er sich auf sie zu.

"Hey, Leute! Was ist denn hier los?", fragte er.

"All diese Navis haben sich hier versammelt, um an den Net-Games teilzunehmen. Hast du keine e-Mail bekommen?"

"Doch, nur... ich hätte nicht gedacht, dass wirklich so viele dran teilnehmen."

Dann trat ein grüner Standart-Navi, auf einem höhergelegenen Podest, hervor. Er überblickte den Tumult, der sich unter ihm abspielte und als schließlich Ruhe eingekehrt war, ergriff er das Wort...

"Meine lieben Freunde, des Net-Battles. Erst mal möchte ich mich bedanken, dass ihr so zahlreich hier erschienen seid. Ich hoffe ihr werdet viel Spaß haben, an den kleinen Spielchen, die wir uns für euch ausgedacht haben. Wie in der e-Mail, die ihr von uns bekommen habt, beschrieben werde ich euch nun die Details erläutern."

Gebannt lauschten die Navis den Worten, des Veranstalters.

"Die Net-Games bestehen aus mehreren Runde, die in regelmäßigen Abständen abgehalten werden. Wer die erste Runde erfolgreich beendet qualifiziert sich automatisch für die Nächste. In jeder Runde bekommt ihr eine andere Aufgabe gestellt, die es zu lösen gilt. Dabei variiert das ganze von Rätselaufgaben bis hin zu Net-Battles. Alles ist dabei! Natürlich werdet ihr für eure Anstrengungen auch belohnt. Als Preise gibt es entweder Zenny, Programmteile für Navi-Customizer oder sogar seltene Battle Chips zu gewinnen. Die Teilnahme ist natürlich kostenlos, da das Ganze ja zur allgemeinen Erheiterung dienen soll. Wer mitmachen möchte kann sich am anderen Ende des Squares bei unserem Programm registrieren lassen. Die erste Aufgabe, die euch heute gestellt wird ist die folgende...

Jeder Teilnehmer zieht ein Los, auf dem ein bestimmter Virus-Typ zu sehen ist. Diesen Virus gilt es innerhalb des vorgegebenen Zeitlimits einzufangen! Er darf nicht gelöscht werden. Er muss gefangen und hier vorgezeigt werden. Die Viren sind natürlich alle hier im Netzwerk von ACDC zu finden. Jeder, der diese Aufgabe erfüllt erhält 2000 Zenny und den seltenen Battle Chip Static! Ich denke damit sollte alles klar sein. Falls noch weiterhin Fragen bestehen, könnt ihr euch gerne an mich wenden. Damit bleibt nur noch eines zu sagen... Viel Glück und lasst die Spiele beginnen!"

Schnell bildeten sich die ersten Warteschlangen an der Registrierung. Es waren so viele Navis da, die mitmachen wollten, dass zwei weitere Programme herbeigerufen werden mussten, um die Registrierung durchzuführen.

Circa eine Stunde dauerte es bis Megaman schließlich auf der Liste der Teilnehmer stand. Nachdem auch seine Freunde registriert waren gingen die Vier zur "Viren-Box", aus der ein Zettel gezogen werden musste, der bestimmte, welcher Virus gefangen werden musste. Einer nach dem Anderen zogen erst Megaman, dann Roll und Glyde und zu guter Letzt Gutsman ein Los. Die vier Freunde sammelten sich in einer ruhigen Ecke des Squares und verglichen ihre Lose.

"Hmm... Guts... Was ist Shrimpy-Virus?", fragte Gutsman, der den Virus auf seinem Los nicht kannte.

"Ein Shrimpy ist ein Aqua-Virus. Sie sollen sehr häufig hier in ACDC anzutreffen sein. Sie sind sehr flink und greifen mit dem Bubbler an.", erklärte Glyde.

"Es dürfte nicht allzu schwierig sein so einen Virus zu fangen, Gutsman."

"Du meinen? Hmm... Gutsman kann Sieg schon förmlich riechen! Yeeeeehaaa!"

"Gutsman! Reiß dich zusammen. Vergiss nicht, dass wir ein Zeitlimit bekommen.", warnte Dex seinen Navi.

"Was für Viren müsst ihr den fangen?", fragte Glyde Roll und Megaman.

"Ich einen Mettaur. Das sind doch die, die wir heute in der Schule bekämpft haben, oder?" "Ja, Roll. Mettaur sind die am häufigsten auftauchenden Viren. Hast du ein Glück...", seufzte Megaman.

"Wieso? Was für einen musst du denn fangen?"

"Einen Fishy!"

"Einen Fishy? Na dann viel Glück, Megaman. Fishy's sind flinke Viren die dazu auch noch fliegen können. Einen von denen zu fangen dürfte durchaus schwierig werden."

"Na toll... Was für einen Virus hast du den überhaupt gezogen, Glyde? Und woher kennst du dich mit allen so gut aus?", fragte Megaman, der schon jetzt die Hoffnung auf den Sieg verloren hatte.

"Ich muss einen Spikey-Virus fangen. Ziemlich große, hundeartige Feuer-Viren. Ich weiß halt soviel, weil ich immer gut aufpasse in der Schule. Du solltest das eigentlich auch wissen, Megaman."

"Jaja... Hey! Ich glaube es geht los, oder?", meinte Megaman und deutete dabei auf den Podest. Der Navi des Veranstalters stand wieder dort oben und blickte auf die Navi-Massen.

Nachdem er sich vergewissert hatte, dass alle ihm zuhören begann er zu reden.

"Die Registrierungen sind abgeschlossen und die Lose wurden verteilt! Jeder von euch weiß nun, welchen Virus er zu fangen hat. Wie ihr das anstellt ist euch selbst überlassen. Hauptsache die Viren kommen unbeschadet bei uns an. Also dann... Das Zeitlimit beträgt eine Viertel Stunde. Wer bis dahin seinen Virus nicht gefangen hat wird sofort von der zweiten Runde der Net-Games ausgeschlossen. Wer als erster mit seinem Virus hier ankommt erhält auch noch einen speziellen Bonuspreis. Also, macht euch bereit! Die Zeit läuft ab.................... Jetzt!"

Und sogleich stürmten die Navis raus ins ACDC-Netzwerk und begannen mit ihrer Virenjagd. Megaman, Gutsman, Glyde und Roll blieben als Einzige am Square zurück.

"Oh man... 15 Minuten?! Wie sollen wir das denn jemals schaffen?", fragte Lan seinen Net-Navi.

"Keine Ahnung, aber wenn wir uns nicht gleich auf den Weg machen ist die Zeit rum bevor wir überhaupt angefangen haben zu suchen."

"Du hast recht Megaman. Also los! Lass uns in ACDC Area 1 mit unserer Suche beginnen."

"Alles klar, Lan!" Dann wendete Megaman sich seinen Freunden zu. "Viel Glück euch allen!"

"Danke, Mega. Dir auch und pass auf dich auf."

"Keine Sorge, Roll. Wir haben schon gefährlichere Dinge überstanden.", beruhigte Megaman seine Freundin und zwinkerte ihr zu.

"Okay. Also, bis dann!"

Und so machten sich die Vier auch auf den Weg. Jeder in ein anderes Gebiet, der ACDC Area.

Durch einen Teleporter erreichte Megaman den Kern der ACDC Area 1. Er schaute sich zunächst um, um sich einen Überblick des Gebietes zu verschaffen.

Fishy's waren zwar schnell, aber auch ziemlich groß. Sie hatten schwarz-grüne, spitzzulaufende Flügel und besaßen keine Füße oder ähnliches. Einen zu finden, wäre vielleicht gar nicht so schwierig. Nur wie sollte Megaman ihn dann fangen?

Überall konnte man Navis beobachten, die wie wild hinter irgendwelchen Viren herrannten. Es war wirklich ein wildes Durcheinander! In diesem Wirrwarr einen Virus zu finden...

Megaman machte sich auf die Suche. Er rannte zunächst den Hauptpfad entlang und schaute dabei in alle Richtungen. Unterwegs beobachtete er verschiedene Navis, wie sie versuchten die Viren zu fangen. Einige benutzten Battle Chips, wie Blinder, Fanfare oder Poltergeist, um die Viren kurzzeitig zu verwirren oder ganz außer Gefecht zu setzen. Die Taktiken schienen aufzugehen und die Navis konnten die Viren problemlos fangen. Andere wiederum hatten nicht so viel Glück bei der Jagd. Ein Standart-Navi wurde von dem Virus, den er verfolgte, in eine Falle gelockt. Mit einem Male fand dieser sich in einer Sackgasse, umgeben von Mettaur-Viren wieder. Bevor er auch nur den ersten Battle Chip runterladen konnte, wurde er auch schon gelöscht.

"Meine Güte... Diese Net-Games scheinen doch gefährlicher zu sein, als ich dachte.", sagte Megaman, als er diese Szene beobachtete. Viel Zeit blieb ihm jetzt nicht mehr übrig. Sieben Minuten waren schon verstrichen. Wenn er nicht bald einen Virus finden würde, wären die Net-Games für ihn schon gelaufen.

Da er in der ACDC Area 1 keinen Fishy ausmachen konnte, begab er sich direkt in die ACDC Area 2. Hier war nicht soviel los, wie in dem vorherigen Gebiet. Vielleicht hatte er ja hier mehr Glück. Und das hatte er sogar! Nach schon wenigen Schritten entdeckte Megaman einen Fishy-Virus, der von zwei Bunny-Viren geärgert wurde.

Bunny-Viren waren sehr kleine, Hasenähnliche Computerviren. Ihr Angriff war der sogenannte ZapRing, eine Elektroattacke.

"Megaman! Solange das Fishy abgelenkt ist, kannst du dich von hinten anschleichen und es fangen! Beeil dich!", befahl Lan sofort.

"Okay, aber was wir aus den Bunny's?"

"Keine Sorge, sie werden dich nicht bemerken. Ich schick dir einen Battle Chip. Invisible, Slot-In!"

Lan schickte seinem Megaman einen Invisible-Chip zu, der einen Navi kurze Zeit unsichtbar machen konnte.

"Hey! Klasse Idee, Lan." Megaman's Körper wurde langsam durchsichtig, bis gar nichts mehr von ihm zu sehen war.

"Du musst nur schnell handeln, bevor die Wirkung wieder verfliegt.", warnte Lan ihn und begann seine Battle Chips zu sortieren, um eventuell einen Ersatzplan parat zu haben.

"Überlass das ruhig mir. Ich werd das schon schaffen."

Langsam und vorsichtig schlich Megaman sich von hinten an das Fishy heran. Er breitete die Arme auseinander und atmete noch einmal tief durch. Jetzt oder nie! Er versuchte das Fishy zu fassen, doch bevor er es auch nur berühren konnte wurden die beiden Bunny's in einer Explosion gelöscht und Megaman und das Fishy wurden nach hinten geschleudert.

"Megaman! Was ist passiert?", fragte Lan besorgt.

Megaman antwortete nicht. Regungslos blieb er am Boden liegen. Der Fishy-Virus lag direkt neben ihm und schaute sich verwirrt um, in der Hoffnung herauszufinden, was passiert war.

Dann trat eine violetter Heal-Navi vor die Beiden. Seine Augen leuchteten rot und an seinen Schultern hatte er spitze Stacheln. Er machte einen sehr beängstigenden Eindruck und schien nicht grad freundlich gesonnen zu sein. Allmählich näherte er sich dem Fishy, welches sich von Angst erfüllt, an Megaman presste.

"Tee-Hee! Du gehörst mir! Komm nur her kleines, süßes Fishy-Fishy. Wheeee!!"

Mit einem lauten, bösartigen Lachen beugte sich der Navi über das Fishy. Die Augen geschlossen, schwitzend vor Angst hoffte es, dass es irgendwie gerettet werden würde. Indes suchte Lan nach irgendeinem Battle Chip, um Megaman's Kraft zu regenerieren. Er nahm alle Battle Chips, die er besaß und verteilte sie auf seinem Schreibtisch. Wie wild griff er in den Stapel und suchte nach einem geeigneten Chip.

Der Heal-Navi versuchte das Fishy zu ergreifen, doch kampflos wollte es sich nicht ergeben. Es setzte seine Dash-Attack ein und rammte den Navi mit all seiner Kraft, doch es brachte nichts.

"Wie süß... das hat gekitzelt. Teehee! Gib auf, kleines Virus. Du wirst mir zum Sieg verhelfen. Nimm das!!" Der Navi transformierte seinen rechten Arm in eine spezielle Elec-Cannon und feuerte einen ZapRing auf das Fishy. Ein lautes Summen erklang, als der hellblitzende Elektroring das Fishy traf und bewegungsunfähig machte. Betäubt viel es auf den Boden, neben Megaman und rührte sich nicht.

"Allzu leicht..." Der Navi nahm den kleinen, wehrlosen Virus unter seinen linken Arm und wandte sich dann noch einmal Megaman zu.

"Loser! Schade für dich... Beinahe hättest du diesen Virus gehabt, aber anscheinend sind die Net-Games damit wohl für dich gelaufen. Weeheeheeheehee!!!" Laut lachend drehte sich der Heal-Navi nach hinten und machte sich auf den Weg in Richtung ACDC Square.

Lan suchte immer noch verzweifelt nach einem Chip. Als er kurz davor war aufzugeben, entdeckte er jedoch einen Chip, der zur Hälfte unter seinem PC-Screen hervorguckte. Irgendwie musste er dort drunter gerutscht sein, als er die Battle Chips auf dem Tisch ausbreitete. Es war ein Recovery Chip! Damit konnten Megaman's beschädigte Daten wiederhergestellt werden. Ohne zu zögern warf Lan den Chip in sein PET ein.

"Gleich bist du wieder okay, Megaman. Recovery! Slot-In!"

Kurz darauf wurde Megaman von der neuen Energie durchströmt und sein Körper begann zu zucken. Ein helles Leuchten umgab ihn und bestätigte den Regenerationsprozess.

"Lan......", stammelte er vor sich hin. Allmählich begann er sich wieder zu bewegen und seine Kräfte zurückzuerlangen. Der Heal-Navi bekam von alldem nichts mit. Er war zu sehr von seinen Siegesträumen abgelenkt.

Langsam verschwand das Licht um Megaman und er versuchte sich wieder aufzurichten. Er hielt sich den Kopf und überlegte, was nun passiert sei.

"Megaman!"

"Lan?", fragte Megaman mit unsicherer Stimme.

"Ja, ich bin es! Der Navi hinter dir hat dir das angetan. Beeil dich! Er hat das Fishy und will verschwinden."

Megaman schaute hinter sich und erspähte den Navi sofort.

"Keine Sorge, den schnapp ich mir.", sagte er und rannte auf den Heal-Navi zu.

Bevor er auch nur irgendetwas davon mitbekam, lag der Navi schon auf dem Boden. Megaman hatte ihn mit einem Bodycheck zu Fall gebracht. Der Fishy-Virus landete direkt neben ihm und begann sein Bewusstsein wiederzuerlangen. Kochend vor Wut stützte sich der Heal-Navi vom Boden ab, machte einen Rückwärtssalto und sprang direkt vor Megaman, so dass ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.

"Du!!!", brüllte der Navi Megaman ins Gesicht.

"Du wagst es...?? Ich werde dich eigenhändig löschen!"

"Versuchs doch.", sagte Megaman, herausfordernd.

Der Heal-Navi verwandelte seinen rechten Arm in ein Breitschwert, machte einen Satz nach hinten, holte aus und rannte auf Megaman zu.

"Lan, schnell. Einen Battle Chip!"

Lan nahm den erstbesten Chip, den er finden konnte und steckte ihn in sein PET.

"AirShot! Slot-In!"

Es war ein AirShot-Battle Chip. Megaman verwandelte seinen Arm in eine Kanone und richtete sie dem Angreifer entgegen. Kurz bevor er zuschlagen konnte feuerte Megaman den AirShot ab und erzeugte damit eine so starke Druckwelle, dass der Heal-Navi mehrere Meter nach hinten geschleudert wurde und sein Breitschwert sich auflöste. Fassungslos blieb er am Boden liegen. Er begriff nicht, was geschehen war. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er Megaman an...

"Wa... Was... Du... Du.... Ich... Wie?" Er brachte keinen einzigen vernünftigen Satz mehr raus, sondern nur unsicheres Gestotter.

"Dafür wirst du bezahlen. Wir sehen uns wieder!" Und mit diesen Worten loggte der Navi sich aus. Megaman blieb erst eine Weile stehen, kümmerte sich dann aber um das Fishy.

Es war wieder bei Bewusstsein und hatte das ganze Schauspiel beobachtet. Doch anstatt zu fliehen, blieb es am Boden liegen, als Megaman auf es zu kam und vor ihm kniete.

"Alles in Ordung?", fragte er den kleinen Virus.

Mit großen Augen schaute es seinen 'Retter' an. Nun hatte es keine Angst mehr und ließ sich sogar von Megaman hochheben.

"Tust du mir einen gefallen? Ich brauche dich, um einen Wettbewerb zu gewinnen. Ich muss zeigen, dass ich dich gefangen habe. Ansonsten werde ich disqualifiziert. Ich werde dich auch gleich danach wieder freilassen."

Der Virus wehrte sich nicht. Er fühlte sich in Megaman's Armen wohl und hatte nicht die Absicht zu flüchten.

"Also gut. Beeilen wir uns. Die Zeit ist fast abgelaufen."

Innerhalb weniger Minuten, kurz vor Ablauf der Zeit, erreichte Megaman schließlich den ACDC Square. Roll, Glyde und Gutsman warteten schon auf ihn. Freudestrahlend kamen die drei auf Megaman zugerannt.

"Hiya, Mega! Du hast es auch geschafft?", fragte Roll, die sichtlich glücklich war.

"Es war zwar nicht ganz einfach, aber ich habe es geschafft. Was ist mit euch?"

"Wir haben es auch alle geschafft und uns somit für die zweite Runde qualifiziert. Du musst nur noch deinen Virus dem Programm dort vorne vorzeigen und dann bist du auch offiziell weiter.", erklärte Glyde und deutete dabei auf ein Programm an einem kleinen Cyber-Tisch.

Megaman machte sich direkt auf den Weg dorthin und zeigte seinen Virus vor.

"AHH! DU HAST ES GESCHAFFT EINEN FISHY-VIRUS ZU FANGEN? NICHT SCHLECHT. DEIN NAME?"

"Megaman."

"OKAY... MOMENT... FERTIG! DU BIST OFFIZIELL FÜR DIE NÄCHSTE RUNDE QUALIFIZIERT. DAS PREISGELD WIRD IN KÜRZE AUF DEIN PET TRANSFERIERT. DU WIRST VON UNS EINE E-MAIL ERHALTEN, IN DER GENAUE ANGABEN ZUR 2. RUNDE STEHEN WERDEN. DER BATTLE CHIP DEN DU GEWONNEN HAST IST EIN STATIC-CHIP. VERWENDE IHN WEISE. EINEN SCHÖNEN TAG WÜNSCH ICH NOCH! CIAOI!"

"Danke, gleichfalls." Megaman nahm die Battle Chip-Daten auf und ging zusammen mit dem Fishy zurück zu seinen Freunden.

"Also dann... Danke, das du mir geholfen hast den Wettbewerb zu gewinnen. Du kannst jetzt wieder gehen. Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann einmal wieder.", sagte Megaman zu dem kleinen Fishy, was ihn fragend anschaute. Es zögerte und wusste nicht genau, wie es sich nun verhalten sollte.

"Geh schon... Du bist wieder frei."

Doch das Fishy wollte nicht gehen. Fröhlich flog es zu Megaman herüber und schmiegte sich an ihn.

"Wie süß.", sagte Roll und begann das Fishy zu streicheln.

"Was sollen wir jetzt machen, Lan? Ich glaube nicht das es wieder weg will..."

"Hmm... Du hast es gerettet, aber... Ich habe noch nie so einen anhänglichen Virus gesehen. Keine Ahnung, was wir jetzt mit ihm machen..."

"Behaltet es doch einfach.", schlug Roll vor, die völlig begeistert von dem kleinen Virus war.

"Behalten?", fragte Megaman.

"Ja. Es könnte doch auf Lan's HP leben. So wie eine Art Haustier. Ihr kümmert euch um es und wenn ihr mal weg seid, kann sich Mr. Prog um es kümmern."

"Was sagst du dazu Lan?" Megaman war sich nicht ganz sicher, was diesen Vorschlag anging.

"Hmm... Haben wir eine andere Wahl? Warum nicht? So ein Virus könnte vielleicht irgendwann noch einmal nützlich sein."

"Also gut. Dann werde ich es mit auf deine HP nehmen, wenn ich zurückgehe."

Vor Freude fast platzend flog das Fishy im Kreis um Megaman herum, machte ab und zu einen Looping und landete wieder in den schützenden Armen seines Retters.

Dann allerdings richtete sich die Aufmerksamkeit wieder dem Podest zu, auf dem der Veranstalter-Navi erschien. Alle Navis, die die erste Runde erfolgreich absolviert hatten, richteten ihre Blicke nach oben und lauschten gebannt den Worten, des Veranstalters.

"Ich danke euch allen herzlich für eure Teilnahme. Ich hoffe ihr hattet viel Spaß, worum es letzten Endes ja auch gehen sollte. Alle die ihr hier versammelt seid, habt die erste Runde erfolgreich absolviert und euch somit für die zweite Runde qualifiziert. Jeder von euch hat es geschafft, einen Virus innerhalb eines vorbestimmten Zeitraums zu fangen, was wirklich eine beachtliche Leistung ist. Doch wer war denn nun der Erste, der den speziellen Bonuspreis gewonnen hat? Einen sehr seltenen Giga Chip! Delta-Ray Edge! Ich denke, ich spanne euch nicht länger auf die Folter..."

Der Veranstalter gab einem anderen Navi ein Zeichen, worauf dieser einen Schalter betätigte, der eine kleine Teleporterkapsel öffnete. Rauch stieß aus ihr hervor, als sie langsam aufging und man konnte die Konturen eines Navis erkennen.

"Gutsman sich fragen, wer wohl gewonnen haben?"

"Ja... Ich bin gespannt, wer dieser Navi ist und wie lang er gebraucht hat."

Gespannt beobachteten Megaman, Roll, Gutsman und Glyde die Kapsel und warteten darauf, das der geheimnisvolle Navi endlich seinen Anblick enthüllte.

Die anderen Navis, die die erste Runde überstanden hatten, sammelten sich in einem großen Halbkreis rundherum um die Kapsel. Langsam lichtete sich der Rauch und die Umrisse des Unbekannten wurden immer deutlicher.

"Der Gewinner, mit einer wirklich beachtlichen Fang-Zeit von zwei Minuten und sechsund-dreißig Sekunden, ist....." Der Veranstalter, zögerte mit der Preisgabe des Namen, um ein wenig Spannung zu erzeugen, was im sichtlich gelang. Die Navis wurden immer ungeduldiger. Megaman konnte die Spannung kaum noch aushalten.

"....Protoman!!"

Lautes jubeln brach aus. Der Gewinner war Protoman! Der Net-Navi von Eugene Chaud. Langsam trat Protoman aus der Kapsel hinaus. Er hatte eine rote Rüstung und statt einer rechten Hand ein Cyberschwert. Er trug einen runden Helm mit einem langen, sich zuspitzenden Horn, oben darauf. Seine Augen waren von einer Art Sonnenbrille verdeckt. Er besaß langes, weißes Haar und hatte eine imposante Körperhaltung. Etwas einschüchternd...

"Protoman!?", brüllte Lan. Er konnte es einfach nicht fassen. Und vor allem konnte er nicht glauben, dass jemand wie Chaud an solch einem Spiel teilnehmen würde.

Chaud war etwa im gleichen Alter wie Lan. Er schien jedoch reifer und überlegener zu sein. Chaud war zwar noch sehr jung, aber schon ein offizieller Net-Battler. Er hatte schon oft im Dienste der Officials gearbeitet, im Kampf gegen WWW oder Gospel. Und dadurch hatte er auch schon einige Konfrontationen mit Lan.

Chaud konnte Lan nicht wirklich leiden. Er war immer der Meinung Lan und Megaman ständen den Officials nur im Weg. Auch, obwohl sie es waren, die den LifeVirus und Gospel, sowie Nebula besiegt hatten.

Langsam ging Protoman auf Megaman zu. Er stellte sich vor ihn und schaute ihm direkt in die Augen. Megaman wich einen Schritt zurück.

"Protoman? Was machst du denn hier? Du nimmst an den Net-Games teil?"

"Ja. Chaud und ich nehmen auch daran teil. Wir haben unsere Gründe."

"Was denn für welche?", fragte Megaman unsicher.

"Das braucht euch nicht zu interessieren.", wandte plötzlich Chaud höchstpersönlich ein. Durch die Sprechfunktion seines PET's konnte seine Stimme nicht nur von allen Navis in Protoman's Nähe, sondern auch von Lan und seinen Freunden empfangen werden.

"Chaud!?", fragte Lan völlig überrascht.

Chaud hatte weißes Haar, welches im Nacken und an den Seiten schwarz war. Er trug meist eine rote Jacke, darunter ein schwarzes Hemd und eine Hose in Tarnfarben.

"Ich habe euch zwei beobachtet. Eure Leistung war mehr als schwach. Ich hab ehrlich gesagt mehr von euch beiden erwartet, wo ihr es doch sogar geschafft habt mich und Protoman im Kampf zu besiegen. Ich habe aus meiner Niederlage gelernt und trainiert. Ein zweites Mal werde ich ganz bestimmt nicht gegen euch verlieren. Wir werden uns wieder sehen, Megaman und Lan. Doch jetzt habe ich noch einige wichtigere Dinge zu erledigen, anstatt meine Zeit mit euch zu verschwenden. Protoman! Jack-Out!"

"Roger, Sir!" Und kurz darauf loggte sich Protoman auch schon wieder aus.

Verwirrt blieben Megaman und die anderen um die Kapsel, aus der Protoman kam, stehen.

"Dieser Chaud...", grummelte Lan. "... Tst! Ich frag mich was in dem vorgeht?"

"Beruhig dich, Lan. Vergiss die Beiden einfach. Wir haben die erste Runde der Net-Games gewonnen und besitzen nicht nur einen neuen Battle Chip, sondern auch einen neuen Freund.", sagte Megaman und deutete dabei offensichtlich auf das kleine Fishy, welches fröhlich seine Runden flog.

"Es gibt andere Dinge, um die wir uns kümmern sollten. Hast du schon vergessen, dass dein Vater heute wiederkommt?"

"Achja! Das Schulfest! Dad müsste bald kommen.", geriet Lan in Panik.

"Also dann, Leute. Wir sehn uns ja nachher noch. Bye!"

"Hey, Moment, Lan!", unterbrach Mayl ihn, als er grade dabei war Megaman auszuloggen.

"Was ist denn?", fragte er verwirrt.

"Vergiss nicht das Vorbereitungstreffen. Wir hatten Mrs. Mari versprochen ihr beim Aufbau zu helfen. Schon vergessen?"

"Achja, stimmt. Hatte ich wirklich vollkommen vergessen. Danke, Mayl. Also, wir sehen uns dann ja. Megaman! Geh zu Fuß zurück zu meiner HP, um das Fishy bei Mr. Prog abzugeben."

"Alles klar. Ciao, Leute!", verabschiedete sich Megaman und machte sich zusammen mit dem kleinen Virus auf den Rückweg zu Lan's Homepage. Gutsman, Glyde und Roll loggten sich kurze Zeit später ebenfalls aus.
 

An Lan's HP angekommen, kam Mr. Prog auch gleich Megaman entgegen.

"AHH! MR. MEGAMAN! SIE WERDEN VON EINEM VIRUS VERFOLGT! MOMENT, ICH WERDE IHN LÖSCHEN!", rief er in Panik und schwebte wie wild hin und her.

"Keine Sorge. Dieser Virus ist harmlos. Er ist mein neuer Freund.", beruhigte ihn Megaman.

Vorsichtig umkreiste das Fishy den, für ihn, Unbekannten.

"EIN FREUND? HMM... NA DANN. WENN SIE ES SAGEN, WIRD ES WOHL STIMMEN." Langsam kam Mr. Prog wieder zur Ruhe und begutachtete das Fishy.

"Könntest du dich um ihn kümmern, wenn ich nicht da bin?"

"ACH, NATÜRLICH! ABER LIEBEND GERN DOCH!"

Der kleine Virus und Mr. Prog freundeten sich schnell an. Sie begannen damit fangen zu spielen und schienen großen Spaß zu haben.

"Damit wäre das Problem auch gelöst. Also, Lan? Wollen wir sehen, ob Mum wieder da ist und dann anschließend zur Schule?"

"Ja klar! Los Megaman, Jack-Out!"
 

Lan zog das Kabel seines PET's wieder aus seinem Rechner und loggte Megaman aus. Dann packte er einige Sachen für das Schulfest in seine Tasche und ging in die Küche, wo auch seine Mutter war.

Preparations

Lan betrat die Küche. Seine Mutter war dabei Essen vorzubereiten. Sie stand am Herd und setzte heißes Wasser auf.

"Hi, Mum. Wo warst du?", fragte Lan während er zur Haustür ging und sich die Schuhe anzog.

"Ach, Lan! Ich war noch mal kurz weg, einige Sachen besorgen. Ich wollte deinem Vater etwas spezielles zu essen kochen, wenn er nachher hierher kommt."

"Wann genau kommt er denn nun?"

"Er sagte, er hätte noch etwas dringendes zu erledigen, aber er wird so gegen 18 Uhr zuhause sein. Wann fängt noch mal euer Schulfest an?"

"Um genau 20 Uhr. In meinem Zimmer liegt noch ein Zettel, wo alles genauer draufsteht. Aber ich muss jetzt noch mal weg. Ich und die Anderen wollten Mrs. Mari bei den Vorbereitungen helfen."

"Ach so. Na dann, viel Spaß. Kommst du noch mal nach Hause, bevor das Fest beginnt oder bleibst du gleich dort?"

"Ich werd wohl mit den Anderen dableiben, bis das Fest beginnt."

"Okay. Ich und dein Vater werden dann heut Abend genau um 20 Uhr da sein. Bis dann!"

"Okay. Bye, Mum!"

Nachdem er sich die Schuhe zugeschnürt hatte ging Lan auch schon zur Tür hinaus, schloss sie hinter sich und lief die Hauptsstraße entlang zur Schule.

Der Himmel war strahlend blau und die Luft warm und angenehm. Einfach ein wundervoller Tag! Lan konnte es kaum abwarten, bis endlich die großen Sommerferien wieder beginnen würden. Das Wetter sah schon mal vielversprechend aus.

Er und Megaman hatten sich schon viele Dinge ausgedacht, die sie während der Ferien unternehmen wollten. Nachdem die letzten Ferien durch WWW ein voller Misserfolg waren, wollten sie dieses Jahr all das nachholen, wozu sie damals nicht gekommen sind.
 

Am Eingangstor zur Schule stand schon Mayl und wartete auf Lan. Lächelnd kam sie ihm entgegen, um ihn zu begrüßen.

"Hi, Lan! Na? Wie geht's? Bist ja ausnahmsweise mal pünktlich.", sie musste kichern, als sie dies sagte.

"Ja... Mir geht's soweit ganz gut. Sind die Anderen auch schon da?"

Die Beiden blieben vor dem Tor stehen. Es war heute wirklich warm. Lan krempelte sich die Ärmel hoch und wischte sich etwas Schweiß von der Stirn.

"Dex und Yai sind bei Mrs. Mari im Klassenzimmer und warten auf uns. Wir dachten schon du würdest trotzdem zu spät kommen, obwohl ich dich ja extra noch erinnert hatte."

"Ach so. Nein... Ich bin gleich los, nachdem Megaman das Fishy an Mr. Prog übergeben hatte."

"Wie geht es ihm denn?"

"Wem? Mr. Prog?", fragte Lan verdutzt.

"Nein, du Dummkopf..." Mayl musste wieder anfangen zu kichern. "...Dem Fishy natürlich."

"Ach so...." Lan kam sich etwas lächerlich vor und schaute auf den Boden. "Dem Fishy geht's ganz gut. Es hat sich schnell mit Mr. Prog angefreundet. Ich denke die Beiden kommen gut miteinander zurecht."

"Dann ist ja gut.", sagte Mayl und packte Lan an der Hand. Es war ihm irgendwie unangenehm. Ein merkwürdiges Gefühl durchdrang ihn. Er wurde etwas rot im Gesicht. Um es zu verbergen schaute er weiter auf den Boden.

"Was ist denn los?", fragte Mayl besorgt.

"Ach nichts. Ich musste grade an etwas denken, was Megaman vorhin sagte, als ich nach Hause kam. Ist aber nicht wichtig. Lass uns zu den Anderen gehen."

Allmählich kriegte sich Lan wieder ein. Er packte Mayl's Hand fester und die Beiden gingen über den Schulhof zum Haupteingang.
 

Im Klassenzimmer der 6B warteten Mrs. Mari, Yai und Dex geduldig auf die Anderen. Dex und Yai saßen an den Tischen in der Ersten Reihe, direkt vor dem Lehrerpult, an dem Mrs. Mari stand. Als die Tür aufging, richteten alle drei ihre Blicke auf Mayl und Lan, welche den Raum betraten.

"Da seid ihr ja. Dann sind wir ja nun endlich komplett.", sagte Mrs. Mari, während sie die Tafel säuberte. Sie legte das Putztuch auf ihren Tisch zurück und wartete bis Lan und Mayl sich ebenfalls hingesetzt hatten.

"Hi, Leute. Gute Tag, Mrs. Mari.", begrüßten Lan und Mayl die Anderen im Chor.

"Ich freue mich, dass ihr Vier euch freiwillig gemeldet habt, um mir zu helfen. Ich allein würde es wohl nicht schaffen, alles für heute Abend vorzubereiten. Herr Kinoshita, unser neuer Referendar, hat mir auch seine Hilfe angeboten. Er ist aber bis jetzt noch nicht hergekommen. Nachdem die Schule aus war, sagte er, er habe noch etwas wichtiges zu erledigen. Wie dem auch sei... Dann werden wir halt ohne ihn anfangen müssen. Ich möchte das alles perfekt abläuft. Zuerst werde ich euch in zwei Gruppen aufteilen. Mayl und Yai?"

"Ja, Mrs. Mari?", fragten die beiden Mädchen.

"Ihr werdet mir gleich in der Schulküche helfen, etwas zu Essen für heute Abend vorzubereiten und den Esssaal zu dekorieren."

"Alles klar, Mrs. Mari."

"Lan und Dex?", fragte die Lehrerin nun die beiden Jungs.

"Ja, Mrs. Mari?"

"Wie gesagt, ich weiß nicht wann Herr Kinoshita kommt. Er hatte sich dazu bereiterklärt, den Schulhof vorzubereiten. Aber da er nicht hier ist, müsst ihr Zwei das wohl übernehmen. Im Keller stehen Sitzbänke und einige Tische, sowie Sonnenschirme und noch einige andere Sachen. Wärt ihr so lieb die Sachen schon mal auf den Schulhof hoch zutragen?"

"Okay, machen wir!"

"Gut. Dann wäre das ja alles geklärt. Also los. Ihr Mädchen kommt mit mir."

Mrs. Mari ging um das Pult herum und wartete bis Mayl und Yai aufgestanden waren. Zu dritt gingen sie aus dem Klassenraum in Richtung Schulkantine. Dex und Lan standen auch langsam auf.

"Man... Irgendwie hab ich voll keine Lust die Sachen auf den Schulhof zu schleppen.", jammerte Dex.

"Ich auch nicht, aber wir haben uns freiwillig gemeldet und wir können die ganze Arbeit auch nicht auf Mrs. Mari sitzen lassen."

"Ja, du hast recht. Also lass uns gehen."

Dann verließen Lan und Dex ebenfalls den Raum, wanderten ein wenig durch die Schulkorridore und gingen in den Keller.

Es war angenehm kühl hier unten. Zwar ziemlich dunkel, aber hier hätte sich Lan ruhig eine Weile von der Wärme von Draußen erholen können. Doch jetzt war keine Zeit für irgendwelche Pausen. Die Beiden gingen in den großen Lagerraum. Sitzbänke, Tische, Sonnenschirme und auch ein Grill standen hier bereit. Schien so, als hätte jemand alles schon so ausgesucht und hingestellt, das es nur noch nach Draußen gebracht werden musste.

"Na dann ans Werk.", sagte Lan, krempelte sich noch einmal richtig die Ärmel hoch und nahm das Ende einer der Sitzbänke. Dex ging an das andere Ende und gemeinsam hoben sie die Bank hoch und schleppten sie quer durch das Schulgebäude, über mehrere Treppen und durch mehrere Gänge, bis sie schließlich am Schulhof rauskamen.

Es war noch ein wenig wärmer geworden, als es vorhin schon war. Schwitzend und erschöpft stellte sie die Bank in der Mitte des Hofes ab, in der Nähe des Brunnens.

"Mein Güte...", keuchte Lan. Er ging hinüber zum Brunnen und tauchte seinen Kopf kurz unter Wasser, um sich abzukühlen.

Dex sackte neben der Bank zusammen und wedelte sich Luft mit der rechten Hand zu.

"Na klasse... Das war die Erste. Wie viele waren noch dort unten?", fragte Dex mit erschöpfter Stimme.

"Keine Ahnung... Ich glaub noch mal neun solcher Bänke, ein Grill, circa dreißig Sonnenschirme und noch mehrere Stühle.", zählte Lan auf und wischte sich anschließend das Gesicht wieder trocken.

"Lass uns erst die Stühle und die Schirme holen. Die Bänke machen wir zum Schluss, sonst brechen wir vorzeitig zusammen."

"Okay."

Und so gingen die Beiden wieder den ganzen Weg zurück, den sie gekommen waren, bis runter in den Keller. Sie schafften einen Stuhl nach dem Anderen auf den Schulhof, wurden immer müder und kraftloser. So ging das die ganze Zeit. Zwei Stunden lang, bis sie schließlich nicht mehr konnten und erledigt auf dem Schulhof, unter der heißen Sonne, liegen blieben. Es war nun 18 Uhr. Lan dachte an seinen Vater, der jetzt nach Hause kommen müsste. Wie gern wäre er doch jetzt da. Bei seinem Vater... Aber er hatte nicht mal mehr genügend Kraft um aufzustehen. Er legte sich die rechte Hand ins Gesicht, um nicht von der Sonne geblendet zu werden. Der Boden war warm und ungemütlich.

Sie hatten es geschafft, alle Stühle und Schirme, sowie zwei Bänke auf den Schulhof zu tragen. Doch unten im Keller warteten immer noch acht Bänke und der Grill. Aber das würden sie wohl nicht mehr schaffen.

"Hey, ihr Zwei? Was liegt ihr denn da so faul in der Gegend rum?", erklang plötzlich eine unbekannte Stimme.

Lan versucht sich langsam aufzurichten und schaute, woher die Stimme wohl kam. Dex zog sich schwerfällig am Brunnen hoch und lehnte sich dagegen.

"Wie zwei Faultiere... Also wirklich...", ertönte erneut die Stimme und anschließend ein leichtes, freundliches Lachen.

Von der Sonne geblendet und von der Arbeit ermüdet konnte Lan die Person nur schwierig erkennen, welche sich ihm näherte. Doch dann erkannte er die Stimme wieder.

"Hallo, Lan! Habt ihr die Sachen alle alleine hierher gebracht?", fragte Herr Kinoshita, der nun endlich auch eingetroffen war.

"Hallo, Herr Kinoshita. Mrs. Mari sagte uns wir sollten das alles herbringen. Wir hatten uns dazu bereiterklärt ihr bei den Vorbereitungen zu helfen. Doch es ist ziemlich anstrengend.", erklärte Lan langsam.

"Tut mir leid, Jungs. Eigentlich wäre das ja meine Aufgabe gewesen.", sagte er und reichte beiden jeweils eine Wasserflasche, die er aus seinem Auto mitgebracht hatte, welches in der Nähe des Eingangstores parkte.

"Danke...", sagte Lan und nahm gleich einen kräftigen Schluck zu sich.

"Wo waren sie überhaupt die ganze Zeit?"

"Tut mir wirklich leid. Ich hatte noch einen Termin in DenTown. Ich hab nicht damit gerechnet, dass es solange dauern würde..."

Kinoshita schaute sich kurz auf dem Schulhof um und zählte in Gedanken die Stühle, Schirme und Bänke durch, die Lan und Dex dort aufgestellt hatten. Dann wandte er sich den Beiden wieder zu.

"Ihr Zwei seht ziemlich geschafft aus. Die letzten Bänke werde ich hierher tragen. Ich hätte da aber noch eine kleine Bitte an euch."

"Was denn?", fragte Dex neugierig, nachdem er in einem Zug seine Flasche ausgetrunken hatte.

"Lan, erinnerst du dich noch an heute Morgen, als wir zusammengestoßen sind?"

"Ja...", bestätigte Lan.

"Meine ganzen Unterlagen sind auf den Boden gefallen. Anscheinend habe ich da auch den Schlüssel zum Büro des Schuldirektors verloren. Jedenfalls besitze ich ihn nicht mehr und habe schon überall danach gesucht, ihn aber nicht gefunden. Er kann eigentlich nur hier irgendwo in der Schule rumliegen. Ich brauche ihn dringend wieder. Würdet ihr Zwei ihn wohl für mich suchen gehen, während ich mich um die Bänke kümmere?"

"Ach, wenn es weiter nichts ist. Natürlich werden wir den Schlüssel für sie suchen gehen."

"Danke euch. Das ist wirklich nett. Na ja, also dann... Viel Glück bei eurer Suche. Ich geh dann mal in den Keller.", verabschiedete sich der junge Referendar und betrat das Schulgebäude durch einen Seiteneingang.

"Na ja... wenigstens ist das nicht so anstrengend, wie noch mehr von diesen Bänken herzuschleppen.", seufzte Dex.

"Wir sollten uns lieber gleich auf die Suche machen, anstatt zu trödeln. Komm schon, Dex."

"Ja ja, schon gut..."

Dex wischte sich noch einmal den Schweiß mit seinem T-Shirt ab und ging dann zusammen mit Lan durch den Haupteingang der Schule. Zunächst gingen die Beiden zu der Stelle, wo Lan mit Kinoshita zusammengestoßen war...

"Hier war es. Hmm... Auf den ersten Blick sehe ich keinen Schlüssel. Vielleicht ist er irgendwo unter einen Türspalt gerutscht oder die Putzfrau hat ihn einkassiert. Oder er ist einfach nur ein ganzes Stück weit geflogen und liegt jetzt irgendwo hier in diesem Gang. Pass auf... Ich werde in den Klassenräumen nachschauen und du inspizierst den Korridor, okay?", schlug Lan vor.

"Alles klar."

Dann teilten sie sich auf. Dex ging den langen Gang entlang und hielt auf dem, mit weißen Fliesen ausgelegten, Boden Ausschau nach dem Schlüssel, während Lan sich in den beiden Klassenräumen umgucken wollte, die gleich neben der ,Unfallstelle' waren.

Die Räume waren nicht verschlossen, so dass Lan sie ohne Probleme betreten konnte. Als er in die erste Klasse kam, bemerkte er sofort einen Schrank, der unmittelbar neben der Tür stand. Vielleicht ist der Schlüssel ja unter den Türspalt und weiter bis unter den Schrank gerutscht. Er legte sich flach auf den Boden um drunter zu gucken, fand aber nichts.

"Weiter in den Raum rein, wird dir Schlüssel ja wohl kaum gekommen sein. Er muss irgendwo hier in der Nähe des Eingangs liegen. Oder was meinst du, Megaman?"

"Wenn er überhaupt hier ist, wirst du ihn wohl nur in der Nähe des Eingangs finden. Es sei denn, jemand hat ihn gefunden und mitgenommen.", antwortete Megaman.

"Was!? Wenn jemand den mitgenommen hat, finden wir ihn ja nie!"

"Beruhig dich doch erst mal. Herr Kinoshita wird sicher nicht sauer sein, wenn du ihn nicht findest, weil ein Anderer ihn mitgenommen hat. Guck doch erst mal in dem Raum auf der gegenüberliegenden Seite und wenn da nichts ist... vielleicht hatte ja Dex mit seiner Suche mehr Erfolg gehabt."

"Und wenn nicht?", fragte Lan unruhig.

"Ach... dann können wir immer noch gucken, ob jemand den Schlüssel im Fundbüro abgegeben hat oder wir fragen einfach mal Mrs. Mari."

"Stimmt. Ja, du hast recht. Irgendwo wird er sich sicher finden lassen. Da fällt mir nur grade auf... Was will Herr Kinoshita bloß mit dem Schlüssel für das Büro des Schuldirektors? Er ist doch ein neuer Referendar und den Schlüssel zum Büro besitzt doch nur der Direktor höchstpersönlich, oder?"

"Hmm... frag nicht mich danach. Ich hab auch keine Ahnung, aber es gibt sicher irgendwelche Gründe, warum er den Schlüssel hat, beziehungsweise hatte.", lachte Megaman.

"Ja... sehr lustig... Na ja, hier scheint ja nichts zu sein, also auf in den nächsten Raum."

Lan schloss die Tür wieder hinter sich und ging direkt auf den Raum, auf der anderen Seite des Ganges, zu. Sie war ebenfalls unverschlossen und er ging hinein.

Er suchte vorsichtshalber die ganze hinterste Sitzreihe ab und die Ecken in der Nähe der Tür, aber wurde auch hier nicht fündig.

"Tja... auch nichts. Dann frag ich mal Dex, ob er was gefunden hat."

Vor dem Raum wartete Dex schon auf Lan. Er hatte wohl auch grade seine Suche beendet.

"Und, etwas gefunden?", fragte Lan.

"Nein... Rein gar nichts. Du?"

"Nein, hier war auch kein Schlüssel zu finden."

"Was machen wir jetzt?"

"Ich werde mal ins Fundbüro gehen und gucken, ob jemand was dort abgegeben hat."

"Und was soll ich machen?", fragte Dex.

"Keine Ahnung. Du könntest ja losgehen und Herrn Kinoshita noch ein wenig helfen."

"Na toll... Ach, ich wird erst mal gucken, wie weit die Anderen mit dem Essen sind.", sagte Dex und während er an die verschiedensten Gerichte dachte, die Mrs. Mari und die Mädchen wohl zubereiten würden, lief ihm das Wasser im Munde zusammen.

"Na gut. Bis gleich."

"Jo, bis gleich.", verabschiedeten sich die Beiden voneinander und Lan ging in Richtung Sekretariat, während Dex sich auf den Weg zur Schulkantine machte.
 

Nach einigen Treppen und mehreren langen Gängen kam Lan schließlich am Sekretariat an.

Irgendwie ein komisches Gefühl, wenn man Nachmittags so in der Schule herumlief und niemand da war. Die sonst so rege belebten Gänge waren sauber, leer und still. Morgens war hier immer die Hölle los, doch jetzt war alles ruhig und friedlich. Sonnenstrahlen fielen durch die Fenster ein und Lan konnte lauter kleine Staubflusen in der Luft fliegen sehen.

Langsam bewegte er sich auf die Tür zum Sekretariat zu. Sie war unverschlossen, er drückte den Türgriff nach unten und betrat den Raum. Er blickte kurz nach links, dann nach rechts und bemerkte schließlich das Fundbüro hinter einer Glastür, am anderen Ende des Raums.

Vor ihm war eine Art Theke hinter der mehrere Tische aufgestellt waren, auf denen sich Computer und Unmengen an Unterlagen befanden. Er kümmerte sich nicht weiter drum und ging durch die kleine Glastür in einen kleinen Nebenraum. Auf einem alten, zerkratzten Tisch stand eine braune Pappkiste, in der die Fundsachen gelagert wurden.

"Das muss es sein. Ich hoffe der Schlüssel ist da auch drin."

"Wird er mit Sicherheit. Wo könnte er denn sonst sein?", sagte Megaman.

Lan nahm die Kiste und kippte sie auf dem Tisch aus. Lauter Gerümpel, alte Schulhefte, Geld, Ohrringe und sogar Socken fielen aus ihr heraus. Doch ein Schlüssel war nicht zu finden...

"Ach man! Megaman, hier ist kein Schlüssel. Was sollen wir denn jetzt machen?"

"Keine Ahnung. Herrn Kinoshita sagen, dass wir nichts gefunden haben."

"Aber... Hmm... Na ja... Gut. Gehen wir erst mal zu den Anderen."

"Wolltest du nicht auch noch mal Mrs. Mari nach dem Schlüssel fragen?"

"Ach ja. Können wir ja dann machen, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass sie den Schlüssel hat oder weiß wo er ist."

"Ist doch egal. Fragen kostet nichts. Komm, beeil dich! Die Anderen warten sicher auch schon auf uns."

"Ja, okay."

Und so ging Lan den ganzen Weg wieder zurück, bis er schließlich an der Schulkantine ankam. Mayl und Yai waren grade dabei alles festlich zu dekorieren, während Mrs. Mari und Dex die Tische deckten.

Mayl stand auf einer Metallleiter und hing bunte Luftschlangen an der Decke auf, als sie Lan bemerkte.

"Hey, Lan! Wo warst du denn die ganze Zeit?", fragte sie, als sie die Leiter runtersprang und auf ihn zugelaufen kam.

"Ich war im Fundbüro, den Schlüssel für Herrn Kinoshita suchen."

"Ach so. Stimmt. Dex hatte so was schon erwähnt. Hast du ihn denn gefunden?"

"Leider nicht. Hat Dex schon Mrs. Mari gefragt, ob sie den Schlüssel vielleicht gesehen hat?"

"Ich glaube nicht. Er hatte sich gleich über das Essen hermachen wollen, als er hier ankam.", sagte Mayl, hielt sich dabei eine Hand vor den Mund und fing an zu kichern.

"Hmm... Dann werd ich sie mal fragen.", sagte Lan und ging zu Mrs. Mari herüber, die auf einem großen Tisch Servierten und Essbesteck verteilte. Mayl ging wieder zurück auf ihre Leiter und zusammen mit Yai hing sie die letzten Luftschlangen und noch einige Gierlanden auf.

"Mrs. Mari?", fragte Lan.

"Lan! Da bist du ja wieder. Herr Kinoshita ist auch endlich da, hatte Dex gesagt. Ist auf dem Schulhof alles fertig?"

"Ehm... ich weiß es nicht. Herr Kinoshita wollte die letzten Bänke auf den Schulhof bringen."

"Ach so. Na dann ist ja gut." Sie wandte sich von Lan wieder ab und stellte einige Teelichter auf den Tisch.

"Ehm... Mrs. Mari?", fragte Lan erneut, etwas verdutzt.

"Ja, was ist denn, Lan?"

"Haben sie vielleicht den Schlüssel gesehen, den Herr Kinoshita verloren hat?"

"Welchen Schlüssel denn?"

"Den für das Büro des Schuldirektors. Er hatte ihn wohl heute Morgen in der Nähe unseres Klassenraums verloren und bat mich danach zu suchen. Aber ich habe nichts gefunden. Wissen sie wo er ist?"

"Ein Schlüssel? Ich habe heute Morgen einen gefunden. Er lag mitten im Gang. Ich hob ihn auf und nahm ihn mit."

"Dann haben sie den Schlüssel?", wollte Lan sofort wissen.

"Ich habe ihn in die Schublade an meinem Lehrerpult getan. Dann gehörte dieser Schlüssel also Herrn Kinoshita..."

"Endlich! Ich dachte schon wir würden ihn gar nicht mehr finden. Danke Mrs. Mari! Ich werde eben den Schlüssel holen gehen." Und kaum hatte er dies gesagt, war Lan auch schon auf dem Weg zur 6B. Die Anderen blieben zurück und bereiteten weiterhin alles vor.
 

Lan kam, wie der Wind, in die Klasse gestürmt und rannte zielstrebig auf das Lehrerpult zu. Er öffnete die Schublade und tatsächlich! Der Schlüssel befand sich dort drin.

"Haben wir den Schlüssel also doch noch gefunden!", freute sich Lan und hielt dabei den Schlüssel in die Luft.

"Los, schnell! Bringen wir ihn zu Herrn Kinoshita. Er wird sich sicher freuen.", sagte Megaman und Lan rannte ohne zu zögern sofort weiter.
 

Draußen auf dem Schulhof war Herr Kinoshita und brachte die Stühle und Sitzbänke in die richtigen Positionen. Er schwitzte etwas, da es immer noch sehr warm war.

Als er Lan kommen sah, setzte er sich erschöpft auf eine der Bänke und nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche.

"Herr Kinoshita!", rief Lan. "Ich habe den Schlüssel gefunden!"

"Hey, klasse! Danke dir, Lan. Ein Glück, dass du ihn gefunden hast. Ich hätte nicht gewusst, was ich sonst getan hätte. Ich brauche diesen Schlüssel unbedingt."

"Wofür denn überhaupt?", fragte Lan neugierig.

"Ach... ist nicht so wichtig. Ich muss etwas im Büro des Direktors vorbereiten. Ich erzähl es dir ein andermal. Jetzt sollten wir dafür sorgen, dass alles für nachher vorbereitet ist. Hilfst du mir noch eben die letzten Stühle in Position zubringen?"

"Aber sicher doch."

Lan stand auf und ging auf eine Ansammlung von Stühlen zu. Er nahm einen und stellte ihn in der Nähe des Eingangstores ab. Kinoshita begutachtete noch einmal, erleichtert, den Schlüssel und steckte ihn in seine Hosentasche.

"Ein Glück... Also kann doch noch alles nach Plan verlaufen.", murmelte er. Dann stand er ebenfalls auf und half Lan mit den restlichen Stühlen.
 

Es wurde langsam spät. Der Himmel färbte sich leicht orange und die Sonne begann unterzugehen. Es war jetzt 20 Uhr. Der Schulhof war soweit vorbereitet. Lan, Mayl, Dex und Yai standen am Eingangstor, um die ersten Eltern und Schüler zu empfangen. Mrs. Mari war noch in der Kantine und überprüfte noch einmal das Essen. Herr Kinoshita stand indes am Grill und versuchte das Feuer anzuzünden. Endlich war es soweit. Das langersehnte Abschlussfest für Schüler und Eltern hatte begonnen. Endlich würde Lan seinen Vater nach langer Zeit wieder zu Gesicht bekommen...

A new Enemy

Das Fest hatte begonnen. Die ersten Eltern und ihre Kinder sammelten sich auf dem Schulhof. Am Eingangstor begrüßten Yai, Mayl, Lan und Dex alle Besucher dieses Festes und teilten ihnen Wertmarken aus, die gegen Essen und Getränke eingetauscht werden konnten. Kinder tollten über den Schulhof, spielten Fußball oder Fangen während ihre Eltern sich unterhielten. Es war eine fröhliche Atmosphäre. Herr Kinoshita legte die ersten Bratwürstchen auf den Grill und Mrs. Mari war immer noch in der Kantine beschäftigt, alles bis ins kleinste Detail vorzubereiten. Schließlich wollte sie ja, dass die Schule einen guten Eindruck auf die Eltern macht und das alles reibungslos abläuft. In solchen Dingen war sie immer überaus pingelig.

Doch bevor das gemeinsame Essen in der Kantine stattfinden sollte, war erst einmal ein Zusammenkommen auf dem Schulhof geplant. Je später es wurde, desto mehr Leute kamen dazu. Der Schulhof füllte sich immer mehr. Man hörte laute Rufe, Unterhaltungen, das Schreien der spielenden Kinder. Inzwischen waren auch Dr. Froid, vom Wasserwerk und sein Sohn Tory angekommen. Während sich Dr. Froid mit einigen Eltern über die Schule und seine Arbeit unterhielt, ging Tory zu seinen vier Freunden am Eingangstor.

Tory war etwas kleiner als die Anderen, hatte etwas längeres braunes Haar und trug eine dunkel-blaue Jeans und einen grünen Pulli. Er ging nicht in die gleiche Klasse, wie Lan und die Anderen sondern war in der Parallelklasse. Lan hatte ihn damals während des Vorfalls im Wasserwerk kennen gelernt, als Iceman die Wasserversorgung lahm legte. Tory wurde damals von World Three entführt und sein Vater erpresst. Seit diesem Zwischenfall waren Lan und er ziemlich gute Freunde geworden und trafen sich des öfteren in den großen Pausen.

Tory war etwas zurückhaltender, schüchterner als die Anderen, doch trotzdem kam er gut mit ihnen zurecht.
 

"Hi, Leute!", begrüßte Tory die Anderen.

"Hallo, Tory! Wie geht es dir?", fragte Mayl ihn freudestrahlend.

"Soweit ganz gut. Was ist denn mit Lan los?"

Lan hatte bisher noch nicht reagiert. Es schien so, als hätte er Tory's Ankunft gar nicht bemerkt. Ohne ein Wort zu sagen blieb er in dem großen Eingangstor stehen und starrte auf die Straße hinaus. Mayl stellte sich besorgt neben ihn und packte ihn sanft am linken Arm.

"Was ist denn mit dir los, Lan? Willst du Tory gar nicht begrüßen?", fragte sie.

Wie aus einem Traum gerissen schreckte Lan auf und wandte sich langsam Mayl zu.

"Was ist los?" Er war wie weggetreten. Völlig in Gedanken vertieft.

"Geht es dir nicht gut?"

"Doch..." Er blickte zurück auf die Straße. Mayl war beunruhigt. ,Was ist denn mit ihm los?', dachte sie.

Dex und Yai kamen nun auch zu ihnen, nachdem sie der letzten Familie die Wertmarken gegeben hatten.

"Hey, Tory! Na?", brüllte Dex, während Yai nur freundlich lächelte und Tory zuwinkte.

Tory begrüßte die beiden ebenfalls, doch dann richteten sich die Blicke der vier Freunde auf Lan, der immer noch im Tor stand. Nichts sagend, wie versunken in einem tiefen Traum.

Mayl's Sorge um ihn wurde mit jeder Minute, in der sie ihn so sah, größer. Fragend schauten ihn die Anderen an, doch er schien davon nichts mitzubekommen.

"Was ist denn nur mit ihm los?", fragte nun Yai.

"Ich weiß es nicht...", antwortete ihr Mayl. In ihrer Stimme konnte man deutlich hören, dass sie beunruhigt war.

"Hmm... Vielleicht sollten wir ihn einfach in Ruhe lassen. Wir haben eh noch einiges zu tun.", schlug Dex vor.

"Ich bleibe bei ihm, geht ihr nur."

Dex, Tory und Yai nickten und entfernten sich dann von Lan und Mayl. Sie hatten noch einige andere Dinge zu erledigen. Tory und Yai holten eine Musikanlage aus dem Schulgebäude und fingen an verschiedene CD's abzuspielen, um die Stimmung noch ein Stück anzuheben. Einige der Schüler und auch ein paar der Eltern begannen zu der Musik zu tanzen oder zumindest sich ein wenig zu dem Rhythmus der Melodie zu bewegen.

Dex ging zu Herrn Kinoshita, um ihm mit dem Grill zu helfen. Je später es wurde, desto dunkler wurde der Himmel und desto fröhlicher die Stimmung. Bunte Lichterketten, die an den Außenwänden des Schulgebäudes angebracht waren, strahlten in allen möglichen Farben. Ein wahres Lichtermeer.

Wortlos blieb Mayl neben Lan stehen und beobachtete ihn. Er sah traurig aus. Sie überlegte woran das bloß liegen könnte. Doch dann fiel es ihr wieder ein. Lan hatte sich doch so sehr auf das Widersehen mit seinem Vater gefreut. Das musste es sein. Seine Eltern waren noch immer nicht eingetroffen, dabei war es jetzt schon viertel nach neun. Deshalb war er wahrscheinlich so traurig. Langsam ging sie auf ihn zu und rückte dicht an ihn. Sie packte ihn erneut am Arm und legte ihren Kopf auf seine Schulter.

"Dein Vater wird schon noch kommen.", sprach sie ihm mit sanfter, beruhigender Stimme ins Ohr. Lan's Blick wanderte auf den Boden. Er sah traurig aus. Als würde er gleich zu weinen beginnen.

"Ach Mayl... Sie wollten schon um acht Uhr hier sein. Mum hatte es mir versprochen. Sie sind jetzt eine Stunde zu spät. Sogar schon mehr als eine Stunde..."

Langsam ging er in die Hocke und lehnte sich mit seiner rechten Schulter an das große Eingangstor. Mayl setzte sich neben ihn auf den Boden, ließ seinen Arm jedoch nicht los.

"Bestimmt ist wieder etwas dazwischen gekommen... Ein Notfall im SciLab oder sonst was...", seufzte Lan. Eine Träne lief ihm über die linke Wange. Mayl wischte sie ihm weg.

"Ach Lan... Sei nicht traurig. Guck doch was für einen Spaß die Anderen haben. Dein Vater hatte sich heute extra freigenommen und dir versprochen, dass er kommen würde. Ich bin mir sicher, dass er noch kommen wird."

"Hey, Lan! Mayl hat Recht.", ertönte es plötzlich aus seinem PET. "Dad wird schon noch kommen. Du solltest nur nicht den ganzen schönen Abend damit vergeuden hier herumzu-stehen und auf ihn zu warten. Wir sollten den Anderen helfen. Wir hatten es doch auch Mrs. Mari versprochen. Lass uns ein wenig Spaß haben. Das wird dich auch sicher ein wenig ablenken. Aber hier zu stehen und zu trauern wird nichts bringen."

Vorsichtig richtete sich Lan wieder auf. Mayl half ihm dabei. Er schaute noch einmal auf die Straße hinaus.

"Du hast Recht, Megaman. Ihr habt beide Recht. Es wird wohl nichts nützen, wenn ich hier noch weiter rumstehe. Wir sollten wirklich den Anderen helfen, wie wir es versprochen hatten." Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schaute er Mayl ins Gesicht und sie war sichtlich erleichtert, dies zu sehen.

Mayl nahm Lan bei der Hand und zusammen entfernten sie sich vom Tor und gingen auf den Schulhof, wo alle Anderen fröhlich am Feiern waren. Doch dann erklang eine wohlbekannte Stimme von hinten und durchfuhr Lan, wie ein Blitz.

"Lan!"

Lan zuckte kurz zusammen. Er wusste, wessen Stimme er grade gehört hatte. Er drehte sich um und im Licht der Straßenlaternen sah er, unter dem Eingangstor der Den-Tech Akademie stehend, seinen Vater!

"Hey, Lan!"

Freudestrahlend, mit Tränen über die Wange laufend, stürmte Lan auf seinen Vater zu und fiel ihm in die Arme. Dr. Hikari musste einen Schritt zurückweichen, um nicht umzukippen.

Mayl freute sich für Lan und beobachtete die Szene zusammen mit Lan's Mutter, die sich neben sie stellte.

Lan's Vater trug die selben Klamotten, wie immer. Seinen Laboranzug, mit dem Symbol Megaman's auf der linken Brustseite, und eine braune Hose. Er hatte braunes Haar, wie sein Sohn und trug eine Brille.

Lan drückte sich so fest an ihn, wie es nur ging.

"Dad... Ich... Ich dachte du würdest nicht mehr kommen...", schluchzte er.

"Tut mir leid, mein Sohn. Du weißt doch, wie deine Mutter ist. Sie braucht Ewigkeiten, um sich umzuziehen und als wir rausgingen kamen uns die Nachbarn entgegen. Sie baten mich um Hilfe, bei einem Problem in ihrem Feuermelder. Es tut mir leid. Aber jetzt bin ich ja hier...", sagte Lan's Vater mit beruhigender Stimme. "Ich habe dich schon solange nicht mehr gesehen... und heute ist das Abschlussfest deiner Schule. Das konnte ich mir doch nicht entgehen lassen..."

"Schon gut, Dad... Ich freu mich so, dass du da bist. Ich hab dich so sehr vermisst..."

"Ich hatte in letzter Zeit viel Arbeit und musste sogar im Labor übernachten, aber heute bin ich den ganzen Abend für dich da. Lass uns die Zeit zusammen genießen."

Dr. Hikari legte seinem Sohn beide Hände auf die Schultern und musterte ihn kurz. Es war jetzt fast zwei Monate her, seit er ihn das letzte Mal richtig gesehen hatte. Manchmal trafen sie sich noch kurz beim Frühstück, aber dann musste Lan sofort zur Schule und sie hatten keine Zeit sich zu unterhalten. Und sonst kam Dr. Hikari immer sehr spät Abends nach Hause, wenn Lan schon im Bett war.

Lan blickte seinem Vater in die Augen, wischte sich die Tränen ab und nickte ihm zu.

"Ja... ich hab dir soviel zu erzählen, Dad! Wir haben so vieles erlebt. Stimmt's, Megaman?"

"Oh ja... das haben wir.", antwortete Hub mit einem leichten kichern in der Stimme.

"Na dann lasst uns zu den Anderen gehen. Ich kann es kaum erwarten von deinen Abenteuern zu hören.", sagte Dr. Hikari. Seine Frau hakte sich in seinem linken Arm ein und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Ohne zu zögern tat Mayl es ihr gleich und hakte sich bei Lan ein.

Er wurde rot und wusste nicht so recht, wie er reagieren sollte. Seine Eltern guckten sich gegenseitig an und lächelten sich zu. Dann gingen sie zu Viert los und mischten sich unter die Menschenmenge, auf dem Schulhof.
 

Der restliche Abend verlief fröhlich, friedlich... wie es auch vorgesehen war. Lan erzählte von seinen Abenteuern und wie er zahllose Viren gelöscht hatte, während Megaman immer wieder kurze Kommentare dazu abgab und Dr. Hikari lauschte gebannt den Worten seiner Söhne.

Lan's Mutter unterhielt sich mit Mayl über Lan. Was genau sie erzählten konnte Lan leider nicht verstehen, weil es ringsherum zu laut war. Aber er war nun auch zu sehr damit beschäftigt sich mit seinem Vater zu unterhalten.

Die anderen Eltern feierten ebenfalls mit ihren Kindern. Es war nun schon halb 12. Der Himmel war pechschwarz und vereinzelt konnte man kleine, helle Sterne leuchten sehen. Herr Kinoshita hatte inzwischen Dex die Aufsicht über den Grill überlassen, weil er selber etwas aus dem Schulgebäude holen wollte. Tory spielte immer noch Musik ab und Yai hatte sich zu Mayl und Mrs. Hikari gesellt.

Irgendwann im Verlauf des Abends sammelten sich Yai, Mayl, Dex und Lan in einer ruhigeren Ecke des Schulhofs. Dr. Hikari diskutierte nun mit Dr. Froid über irgendwelche technischen Sachen und Mrs. Hikari sprach mit anderen Müttern über die neusten Geschirrspüler, die es zur Zeit auf dem Markt gab...
 

"Hey, wisst ihr wo Mrs. Mari ist?", fragte Yai als Erste.

"Keine Ahnung. Sollte nicht schon vor über einer Stunde das Essen in der Kantine stattfinden?" Mayl war nun wieder etwas beunruhigt.

"Hmm... schon merkwürdig. Sie braucht doch nicht solange, um alles vorzubereiten. Weiß Herr Kinoshita vielleicht, wo sie ist?", wollte nun Lan wissen.

"Der ist auch nicht mehr da."

Alle starrten Dex verwirrt an.

"Aber du warst doch die ganze Zeit bei ihm, oder nicht?"

"Ja, aber er musste vorhin weg. Etwas aus dem Schulgebäude besorgen oder so. Ich sollte mich solange um den Grill kümmern."

"Und wie lange ist das nun schon her?"

"Ehm... über eine Stunde? Ich weiß es nicht mehr genau."

Verwirrt standen sie nun da und überlegten. Wo waren Mrs. Mari und Herr Kinoshita hin? Beide spurlos verschwunden? Irgendwas konnte hier nicht stimmen...

"Am besten teilen wir uns auf und suchen überall nach ihnen.", schlug Lan vor.

"Meinst du, ihnen ist etwas passiert?" Mayl machte sich große Sorgen.

"Keine Ahnung... Suchen wir erst einmal alles nach ihnen ab. Dex?"

"Ja, Lan?"

"Du suchst im untersten Geschoss alles ab. Yai, Mayl?"

"Ja?", fragten die Mädchen beide gleichzeitig.

"Ihr befragt die Eltern und Kinder, ob irgendjemand Mrs. Mari oder Herrn Kinoshita gesehen hat."

"Ja, machen wir."

"Gut! Ich werde die anderen beiden Etagen durchsuchen. Alles klar dann?", fragte Lan noch einmal, um sich zu vergewissern, dass alles verstanden wurde.

"Ja. Gehen wir!", antworteten die anderen Drei im Chor und teilten sich auf.
 

Mayl und Yai begannen damit, alle Gäste auf der Feier zu befragen. Irgendwer musste ja irgendetwas mitbekommen haben. Lan und Dex rannten derweil ins Schulgebäude. Sie nickten sich noch einmal kurz gegenseitig zu, bevor sie sich trennten. Dex lief die Treppe ins Untergeschoss hinunter und begann damit den Keller und die Lagerräume zu durchsuchen. Lan schaute währenddessen in alle Klassenräume hinein.

Kein einziger der Klassenräume war verschlossen. Sie waren immer noch geöffnet. Lan rannte durch die weiten Korridore der Schule und immer, wenn er an einem Klassenraum vorbeikam, guckte er kurz hinein und rannte sofort weiter. Nirgends war eine Spur von Mrs. Mari oder Herrn Kinoshita zu finden und es dauerte nicht lange bis Lan alle Räume abgeklappert hatte. Völlig außer Puste blieb er vor der Treppe ins erste Stockwerk stehen.

"Megaman?"

"Ja? Was ist, Lan?"

"Ich finde sie nicht. Wo könnten sie denn hin sein?" Lan atmete tief ein und wieder aus. Das viele Rennen hatte ihn erschöpft.

"Keine Ahnung. Also hier scheinen sie ja nicht zu sein. Was ist denn mit der Kantine? Vielleicht ist Mrs. Mari ja immer noch dort."

"Die Kantine? Stimmt... Ich Idiot! Da hätte ich gleich als erstes nachschauen sollen. Also los!"

Und schon war Lan wieder unterwegs. Er lief um einige Ecken, durch mehrere Gänge, bis er schließlich an der Kantine ankam. Sie war festlich dekoriert und es duftete nach leckerem Essen, aber von Mrs. Mari war auch hier keine Spur zu finden.

"Das kann doch nicht sein!", brüllte er und schaute überall in dem großen Raum nach. Sogar unter den Tischen.

"Ich glaube nicht, dass Mrs. Mari unter den Tischen liegen wird...", bemerkte Megaman.

"Ja ja, schon gut... Aber wo ist sie dann?"

Plötzlich hörte Lan ein dumpfes Klopfen. Es kam von irgendwo aus der Kantine.

"Was war das denn grad?" Er hielt sich die Hand ans Ohr und versuchte zu hören, von wo genau es kam. Aber es war wieder still.

"Was hast du, Lan?", fragte Megaman verwirrt.

"Hmm... Ich dachte ich hätte grad was klopfen hören."

*Tock-Tock* Erneut erklang das Klopfen, nur dieses Mal viel lauter und stärker.

"Da war doch was..." Lan lauschte dem Klopfen und versuchte dem Geräusch zu folgen. Er ging quer durch die Kantine, bis er eine verschlossene Tür erreichte. Er drückte sein Ohr gegen die Tür und konnte deutlich das Klopfen hören. Es schien von der Innenseite des dahinter befindlichen Raumes zu kommen.

"Da scheint jemand eingeschlossen zu sein. Seltsam... alle Türen sind geöffnet, nur die hier nicht." Lan schaute sich den Türrahmen genauer an und entdeckte einen Jack-In-Port.

"Megaman! Kannst du die Tür öffnen?"

"Wenn du mich in das System einloggst, dürfte das kein Problem sein."

"Also gut... Megaman, Jack-In! Execute!"

Lan zog das Kabel seines PET's heraus und steckte es in den Anschluss am Türrahmen. Sofort wurde Megaman in das Computersystem der Tür befördert...
 

Innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde, fand sich Megaman auch schon in der Cyberwelt der Tür wieder. Er schaute sich kurz um, um die Lage zu überblicken.

"Was siehst du, Megaman?", fragte Lan.

"Hmm... Soweit kann ich nichts entdecken..." Seine Blicke wanderten weiter und erspähten ein kleines Programm, welches wie wild hin und her schwebte.

"Da vorn ist ein Programm! Scheint aufgeregt zu sein."

"Okay. Geh zu ihm, Megaman und frag, was los ist!"

"Schon unterwegs.", bestätigte der blaue Net-Navi und rannte auf das aufgebrachte Programm zu. Fluchend schwebte es immer wieder im Kreis, bis es schließlich Megaman bemerkte.
 

"Was ist los? Ist irgendetwas passiert? Warum ist diese Tür elektrisch gesichert?", löcherte Megaman das kleine Programm sofort mit mehreren Fragen.

"ARRGH!! DAS WAR DIESER SELTSAME NAVI!", brüllte es vor Wut.

"Was denn für ein Navi?"

"SO EIN KOMISCHER MIT EINEM PROPELLER AUF DEM KOPF! DER HAT DAS ANGERICHTET!"

"Ein Navi mit einem Propeller auf dem Kopf? Weißt du was er wollte?"

"NEIN. ER LOGGTE SICH EINFACH EIN UND VERRIEGELTE DAS SCHLOSS! ICH WOLLTE IHN NOCH DAVON ABHALTEN, ABER DANN HATTE ER MIR AUF MEINEN KLEINEN KOPF GEHAUN UND MICH EINFACH WEGGEKICKT!!"

"Du weißt nicht, warum er das getan hatte?"

"NEIN! ICH HAB NICHT DIE GERINGSTE AHNUNG."

"Hmm... Wie kann ich das Schloss wieder öffnen?"

"EIGENTLICH GANZ EINFACH. SIEHST DU DAS TERMINAL DA VORNE?", fragte das Programm und deutete auf eine Computerkonsole in der anderen Ecke des Gebietes.

"Ja, ich sehe es. Kann ich damit die Tür entriegeln?", fragte Megaman.

"JA, ABER SO EINFACH GEHT DAS AUCH NICHT. DIESER KOMISCHE NAVI HAT IRGENDEINE ART VON SICHERHEITSSCHLOSS DORT ANGEBRACHT. DU KANNST DAS TERMINAL ERST DANN BEDIENEN, WENN DU DIESES SCHLOSS GEKNACKT HAST."

"Ach so. Und was genau muss ich dafür tun?"

"DAS SCHLOSS SCHEINT EINE ART PROPELLER ZU SEIN. ES FEHLEN DREI ROTORBLÄTTER DARAN. WENN DU ALLE DREI FINDEST UND SIE DORT EINSETZT KÖNNTE ES SEIN, DASS DAS SCHLOSS VERSCHWINDET."

"Drei Rotorblätter? Alles klar! Lan, hast du das gehört?"

"Ja, habe ich. Dann mach dich auf die Suche und beeil dich!"

"Okay!"
 

Und schon war Megaman unterwegs. Irgendwo in diesem Internetgebiet mussten die Rotorblätter doch zu finden sein. Es dauerte eine Weile, doch das Erste war relativ einfach zu finden. Es befand sich innerhalb eines blauen Datenkristalls, welcher hinter einer digitalen Wand schwebte. Megaman durchbrach die durchsichtige Wand mit seinem Buster und sammelte das erste Rotorblatt ein.

"Okay. Das war Nummer eins. Fehlen noch zwei.", meldete er Lan und machte sich weiter auf die Suche.

Das Zweite Rotorblatt befand sich ebenfalls in einem blauen Datenkristall, nur schwebte dieser weit oben in der Luft. Megaman hätte ihn fast gar nicht gesehen. Er bemerkte einen leichten Schatten auf dem Boden, während seiner Suche und als er ihn sah schaute er sofort nach oben. Er blieb direkt unter dem Kristall stehen und überlegte, wie er daran kommen sollte.

"Lan, hast du eine Idee, wie ich daran kommen kann?", fragte er ratlos.

Lan schaute sofort in seiner Battle-Chip-Sammlung nach.

"Moment... Ich glaube, ich hab da was. Diesen Chip habe ich erst neulich von Higsby bekommen. Wo ist er denn?" Er griff in seine Tasche, wo all die Chips drin lagen. Er wühlte ein wenig drin herum, bis er endlich den richtigen Chip fand.

"Ahhh!! Ich hab ihn... Double-Jump, Slot-In!" Er drückte den Chip in sein PET und transferierte dessen Daten zu Megaman in die Cyberwelt.

Megaman wartete einen Augenblick, doch nichts passierte.

"Und jetzt?", fragte er verdutzt.

"Stell dich direkt unter den Kristall und spring so hoch du nur kannst!", wies Lan seinen Navi an.

"Ehm... Okay, wie du meinst." Schultern zuckend, stellte sich Megaman unter den Daten-kristall, ging in die Hocke, streckte seine Beine mit aller Kraft durch und sprang so hoch er nur konnte. Es reichte allerdings nicht, um an den Kristall heranzukommen.

Lan wartete indes auf den richtigen Zeitpunkt und als er meinte, Megaman sei nun so hoch gesprungen, wie er nur konnte, drückte Lan einen Knopf an seinem PET.

Mit einem Male bekam Megaman einen gewaltigen Schub und sein Sprung wurde verlängert. Doch völlig geschockt, wie er war, achtete er nicht mehr auf den Kristall und rammte ihn mit seinem Kopf.

"Autsch!!!", schrie er, während er seinen Kopf hielt und wieder zu Boden fiel. Mit einem dumpfen Schlag krachte er auf die Erde.

"Sorry, Megaman. Ich hätte dich warnen sollen. Allerdings wusste ich ja auch nicht genau, was dieser Chip kann."

"Ja... toll...", grummelte Megaman, als er versuchte wieder aufzustehen. Er klopfte sich etwas digitalen Dreck von seinem Körper und sah das Rotorblatt neben ihm auf dem Boden liegen. Scheinbar hatte er den Kristall mit seinem Kopf durchbrochen.

"Dickschädel!", rief Lan, als er es ebenfalls bemerkte und begann sofort, heftigst zu lachen.

Megaman sagte kein Wort, sondern grummelte weiter und sammelte das Rotorblatt ein.

"Och... bist du beleidigt, Megaman? Ich mein das doch nicht ernst.", sagte Lan, konnte sich aber vor Lachen kaum halten.

"Wirst schon noch sehen, was du davon hast...", sprach Megaman ziemlich undeutlich, so das Lan nichts verstehen konnte.

"Och, Megaman. Tut mir leid. Komm... lass uns lieber das letzte Rotorblatt suchen."

"Ja ja..." Und schon war Megaman wieder auf der Suche.

Das letzte Rotorblatt fand sich wie die anderen Beiden in einem blauen Datenkristall wieder. Dieser Kristall befand sich allerdings auf einer kleinen, schwebenden Plattform, mehrere Meter von der Hauptplattform, auf der Megaman stand, entfernt.

Megaman ging bis ans äußerste Ende der Hauptplattform und versuchte die Entfernung abzuschätzen.

"Sieht schlecht aus, Lan. Da wird mich selbst ein Double-Jump nicht rüber befördern können. Da müssen wir uns wohl etwas Anderes einfallen lassen.", sprach Megaman und dachte dabei nach.

"Hmm... Mist! Wir haben es doch fast geschafft..." Lan schlug mit der Hand gegen die Tür. Das Klopfen von innen wurde stärker. Jemand war dort drin gefangen und wollte befreit werden.

"Hey!", schrie Megaman auf, als er plötzlich einen wahren Geistesblitz hatte.

"Was ist los, Megaman?"

"Ich glaube, ich habe eine Idee. Lad den Boomer-Battle-Chip runter!"

"Den Boomer? Ahh! Ich glaube, ich weiß was du vor hast. Moment."

Lan kramte erneut in seiner Tasche und fand schließlich den, von Megaman gewünschten Battle-Chip.

"Boomer, Slot-In!" Lan nahm den Chip und steckte ihn in den Schlitz an seinem PET. Die Daten wurden sofort heruntergeladen und Megaman hielt mit einem Male eine gebogene Metallklinge in der Hand.

"Damit sollte es gehen. Los!!" Megaman nahm den Boomer und schleuderte ihn, wie einen Bumerang auf den Datenkristall zu. Als er diesen berührte, blieben die Datenmaterialien an dem Boomer hängen und der Kristall kam mit der geworfenen Metallklinge zu Megaman zurück. Genau wie ein Bumerang. Megaman öffnete den Datenkristall und holte das letzte Rotorblatt heraus.

"Jetzt haben wir alle!", freute sich der kleine, blaue Navi.

"Gut, dann deaktivier das Schloss und öffne anschließend die Tür!", befahl Lan und Megaman rannte sofort auf das Terminal zu.

Auf der Hauptschaltung war eine kleine, gelbe Kapsel angebracht, die ringsherum drei, schmale Schlitze hatte. In jeden dieser Schlitze passte ein Rotorblatt. Megaman steckte alle hinein und zusammen bildeten die vier Teile eine Art Propeller. Als dieser Propeller schließlich fertiggebaut war, begann er sich sehr schnell zu drehen und löste sich anschließend auf. Somit war das Sicherheitsschloss deaktiviert und die Hauptschaltung des Terminals freigelegt.

"Das war's! Jetzt nur noch..." Gerade, als er das Türschloss entriegeln wollte, materialisierten sich plötzlich mehrere Mettaur-Viren, um Megaman herum.

"Was?!" Vor Schreck erstarrt schaffte Megaman es nicht mehr rechtzeitig den Virenangriffen auszuweichen. Die kleinen Mettaur schlugen mit ihren PickAxes in den Boden und erzeugten so Schockwellen, welche Megaman nach hinten schleuderten.

"Megaman! Was ist los? Wo kommen diese Viren her?", rief Lan aufgeregt, während er schon mal die ersten Battle Chips raussuchte und sie bereithielt.

Megaman richtete sich langsam wieder auf. Gerade noch schnell genug, um einem weiteren Angriff durch eine Seitwärtsrolle zu entkommen.

"Wow... Das war knapp. Hmm... Scheint so, dass dieses Propellerschloss mit Viren versiegelt war. Eine Art Falle!"

"Eine Falle...? Ich verstehe... Sobald jemand es schaffen würde, das Schloss zu knacken, tauchen diese Viren auf. Sozusagen doppelt gesichert. Hmm... Pass bloß auf, Megaman. Wer auch immer das war, er scheint ziemlich hinterlistig zu sein."

"Das glaube ich auch...", während er diese Worte sprach, sprang Megaman zur Seite, um einer weiteren Schockwelle auszuweichen. Während des Sprungs feuerte er einige Busterschüsse ab und traf damit zwei Mettaur direkt im Gesicht. Beide wurden augenblicklich gelöscht.

"Gute Arbeit, Megaman!", lobte ihn sein Operator. "Aber da sind immer noch sechs. Versuch sie hiermit zu erledigen... Long Blade, Slot-In!" Und im gleichen Moment steckte Lan den Chip in sein PET und transferierte dessen Daten zu seinem Navi.

Megaman's rechter Busterarm verwandelte sich in einem hellen Blitz, in eine lange Lichtklinge. Ohne weitere, kostbare Zeit zu verschwenden stürmte er auf die Mettaur zu, welche ihm todesmutig entgegen kamen. Sie bewegten sich in drei zweier Reihen und die beiden vordersten Viren griffen erneut mit ihren PickAxes an.

Zwei heftige, blau leuchtende Schockwellen, kamen auf Megaman zugerast, doch mit einem schnellen Hieb seines Schwertes lenkte er die Angriffe zurück auf ihre Auslöser.

Die beiden Mettaur wurden sogleich gelöscht und ihr Datenmaterial löste sich auf.

"Super! Bleiben noch vier.", feuerte Lan seinen Navi an und bereitete den nächsten Battle Chip vor.

Ein weiteres Mal griffen die Mettaur-Viren mit ihren Schockwellen an, nur dieses Mal hatten sich die übriggebliebenen vier aufgeteilt und attackierten jeweils aus einer anderen Himmelsrichtung.

"Megaman, Vorsicht! CrossGun, Slot-In!" Und erneut lud Lan einen Battle Chip zu Megaman runter.

Das Long Blade löste sich wieder auf und sein Arm verwandelte sich zurück in den MegaBuster. Kurz bevor die vier Schockwellen, die auf ihn zukamen, zusammentrafen und eine gewaltige Explosion erzeugten, sprang Megaman so hoch wie er nur konnte. Die Druckwelle der zusammentreffenden Energien schleuderte ihn sogar noch ein ganzes Stück höher nach oben. Von so weit oben in der Luft, wie er jetzt war, konnte er die vier Mettaur betrachten, welche in einem Viereck, um die Explosion standen. Er richtete seinen Buster direkt in die Mitte der vier Viren und feuerte einen dicken Laserstrahl ab, welcher sich im Flug in vier kleinere Strahlen teilte, von denen je ein Mettaur getroffen und gelöscht wurde.

Megaman landet wieder sachte auf dem Boden und sein Buster verwandelte sich zurück in eine Hand.

"Hey! Das war echt klasse, Megaman!", jubelte Lan. "Du hast alle Vier mit einem Schlag gelöscht."

"Naja... Aber ohne deine Hilfe hätte ich das auch nicht geschafft...", antwortete Megaman ein wenig verlegen und kratzte sich dabei am Hinterkopf.

Doch Lan's Jubel wurde schnell wieder von einem weiteren Klopfen, aus der Innenseite der Tür unterbrochen. Erst verdutzt, doch dann wieder klar bei der Sache, befahl er Megaman das Türschloss zu entsichern, welches der Navi auch sogleich tat. Megaman drückte einige Knöpfe an dem Terminal, bis auf einem kleinen Monitor das Wort ,unlocked' erschien.

"Das war's. Die Tür müsste jetzt offen sein."

"Gute Arbeit, Megaman. Moment, ich log dich aus..." Lan griff nach dem Verbindungskabel seines PET's und zog es aus dem kleinen Anschluss heraus.

"Jack-Out, Megaman!"
 

Nachdem Megaman ausgeloggt war, griff Lan nach der Türklinke, der zuvor verschlossenen Tür. Er drückte die Klinke nach unten und erschrak, als er sah was sich dort hinter befand.

Es war Mrs. Mari, deren Füße und Hände gefesselt waren und welche ein Klebeband über dem Mund hatte, so dass sie nicht sprechen konnte.

Erleichtert, endlich befreit worden zu sein, begann sie wild mit dem Kopf zu wackeln und deutete Lan, die Stricke zu lösen. Aber sie waren zu dick und der Knoten nahezu unmöglich zu öffnen. Nach einigen Versuchen gab Lan es auf und entfernte zuerst vorsichtig das Klebeband, so dass Mrs. Mari endlich wieder reden konnte...
 

"Danke, Lan! Ich dachte schon ich werde niemals befreit..."

"Schon gut. Wir hatten uns Sorgen gemacht und sind deshalb los, um sie zu suchen."

"Vielen Dank. Auf euch ist wenigstens Verlass..."

Erneut versuchte Lan die Stricke zu öffnen, allerdings vergebens.

"Puh... Tut mir leid, aber ich bekomme die Knoten einfach nicht auf... Aber erst einmal etwas ganz Anderes. Was ist überhaupt passiert und wer hat sie hier eingesperrt?", fragte Lan neugierig.

"Das war dieser Kinoshita!", antwortete Mrs. Mari mit verständnisloser Stimme.

"Kinoshita!?", fragte Lan völlig verwundert.

"Ja... Ich war grade fertig in der Kantine und wollte rausgehen, um den Eltern bescheid zu sagen, dass das Essen beginnen könnte. Auf meinem Weg durch das Schulgebäude habe ich dann Herrn Kinoshita gesehen, wie er die Treppe hoch zum Sekretariat gegangen ist. Ich bin etwas neugierig, muss ich gestehen und wollte wissen, was er da will. Denn eigentlich sollte er sich ja um den Grill kümmern. Also bin ich ihm gefolgt, ohne das er es bemerkt hat. Ich war etwas verwundert, als er direkt in das Büro des Direktors gegangen ist. Er hatte die Tür nicht ganz hinter sich geschlossen, weil er wohl dachte, es würde ihn niemand beobachten. Also habe ich durch einen kleinen Spalt versucht zu sehen, was er da macht..."

"Und dann? Was ist dann passiert?", fragte Lan aufgeregt, als Mrs. Mari plötzlich inne hielt.

"Er nahm sein PET und loggte seinen Navi in die Datenbibliothek es Schuldirektors ein. Er befahl ihm irgendwelche Daten zu stehlen und als ich das hörte wollte ich sofort nach draußen laufen und Hilfe rufen. Aber anscheinend hatte er mich wohl bemerkt... Er schlug mich bewusstlos und na ja... Dann fand ich mich in diesem Raum hier wieder."

Fassungslos starrte Lan auf den weißen Fliesenboden. Warum sollte Kinoshita nur so etwas tun? Lan konnte das nicht glauben und irgendwie wollte er es auch nicht wahrhaben. Er war doch die ganze Zeit so nett zu ihm und den Anderen gewesen. Warum sollte er nur jetzt so etwas tun? Megaman konnte das Ganze ebenfalls nicht glauben und war sprachlos.

"Ihr müsst euch beeilen! Ich glaube er ist immer noch dort. Wenn ihr schnell genug seid könnt ihr ihn vielleicht noch stoppen!", rief Mrs. Mari und unterbrach damit Lan's Gedankenträume und holte ihn somit zurück in die Realität.

"Ehm... Ja. Stimmt! Sie haben Recht. Los Megaman, beeilen wir uns bevor es zu spät ist.", sagte Lan, zunächst immer noch fassungslos. Dann aber sammelte er sich wieder und machte sich entschlossen auf den Weg zum Sekretariat. Bevor er die Kantine wieder verlassen hatte, rief er Mrs. Mari noch zu, dass Hilfe schon unterwegs sei und befahl kurz darauf Megaman eine e-Mail an Dex und die Anderen zu schicken.
 

"Ich kann das einfach nicht glauben! Warum tut Herr Kinoshita nur so etwas?", fragte Lan seinen Navi, während er die Stufen nach oben hoch flitzte.

"Ich weiß es nicht, aber wir können nicht zulassen, dass er Schuldaten vom Direktor stiehlt!", antwortete ihm Megaman.

Innerhalb kürzester Zeit war Lan auch schon am Sekretariat und lief weiter auf die Tür zum Büro des Schuldirektors zu. Er griff nach der Klinke, drückte sie fest runter... Aber es passierte nichts.

"Verschlossen... Mist! Aber das bedeutet, dass er noch da drin sein muss."

"Gut! Los, Lan! Verlier keine weitere Zeit und schick mich in das Computersystem der Tür, damit ich sie öffnen kann. So wie bei der Letzten.", schlug Megaman vor und sogleich steckte Lan das Verbindungskabel seines PET's in einen kleinen Anschluss am Türrahmen.

"Jack-In, Megaman! Execute!"
 

Bevor auch nur wenige Sekunden vergangen waren, stand Megaman schon in Mitten des Türschloss-Computers, des Schuldirektors. Er schaute sich kurz um und entdeckte ein beschädigtes Programm, welches einige Meter von ihm entfernt auf dem Boden lag.
 

"Was ist passiert? Wie geht es dir?", fragte Megaman, als er bei dem Programm ankam und sich vorsichtig über es beugte, um zu sehen, ob es ihm gut ging.

Blitze und Funken sprühten aus kleinen Rissen an seinem Körper und es konnte sich nur schwer bewegen.

"PROPELLER... VIREN... DU MUSST...", versuchte das Programm zu sprechen, doch es hatte kaum noch Kraft dazu.

"Hat dir ein merkwürdiger Navi das angetan und das Schloss verriegelt?", fragte Megaman mit ruhiger Stimme. Das Programm nickte nur leicht mit dem Kopf und begann dann langsam sich aufzulösen.

"Was ist da los, Megaman?", wollte Lan wissen.

"Das Programm, welches für dieses Netzwerk verantwortlich war wurde gelöscht. Es hat sich vor meinen Augen in seine Datenbestandteile aufgelöst. Wer auch immer das war... Er wird dafür büßen!"

"Immer mit der Ruhe, Megaman.", versuchte Lan seinen Navi zu beruhigen. "Mit Sicherheit ist Kinoshita's Navi für all das verantwortlich. Beeil dich und such das Terminal, um die Tür zu öffnen!"

"Bin schon unterwegs." Und er machte sich auf den Weg. Megaman schaute sich, während er lief, überall um und hielt Ausschau nach Datenkristallen, wie bei der anderen Tür. Aber soweit waren keine zu sehen. Schließlich kam er an einer Firewall an, die den Weg zu einem schmalen Pfad, welcher zu dem Terminal führte, blockierte. Mehrere Laserschranken hinderten sein Weiterkommen.

"Was jetzt, Lan? An der Firewall komme ich nicht vorbei."

"Hmm... Kannst du sie nicht irgendwie durchbrechen?"

"Ich kann es versuchen..."

Megaman lud seinen Buster auf und feuerte einen ChargeShot auf die Barriere, welcher allerdings keinerlei Wirkung zeigte.

"Bringt nichts. Die Firewall ist zu stark. Aber Moment mal... Da scheint sich ein Schloss dran zu befinden. Wir brauchen einen Schlüssel, um weiterzukommen."

"Einen Schlüssel?", fragte Lan.

"Ja. Es handelt sich um das selbe Schloss, wie am Terminal bei der anderen Tür. Aber auf meinem Weg hierher habe ich keinerlei Datenkristalle oder Rotorblätter gesehen."

"Dann musst du dich noch einmal gründlich umschauen. Vielleicht sind sie dieses Mal einfach nur schwieriger versteckt."

"Okay. Dann mach ich mich auf die Suche."
 

Und schon war Megaman erneut unterwegs. Er rannte so schnell er nur konnte durch die Cyberwelt der Tür und suchte nach den drei Rotorblättern, die er brauchen würde, um die Firewall zu deaktivieren. Und seine Suche war nicht erfolglos. In einer Ecke, der riesigen Plattform, auf der er sich befand, entdeckte er einen blauen Datenkristall.

"Seltsam... Vorhin habe ich den hier aber nicht gesehen."

Etwas verwundert ging er auf den Kristall zu, doch als er ihn öffnete kamen gleich mehrere Bunny-Viren herausgesprungen und attackierten ihn mit ihren ZapRings.

"Wahh!! Lan! Hilfe!!" Geschockt von diesem Überraschungsangriff, sprang Megaman nach hinten und entkam knapp einem ZapRing, der vor ihm einschlug und den Boden elektrisierte.

"Nicht schon wieder. Hier, Megaman. Mach sie platt. WoodTower, Slot-In!"

Ohne zu zögern, setzte Megaman sofort den Battle Chip ein, den Lan ihm geschickt hatte. Er bückte sich, drückte seine Hände auf die Erde und vor ihm kamen mehrere Holzstämme aus dem Boden geschossen, welche die Bunny-Viren aufspießten und löschten.

"Hui... Gut mitgedacht, Lan. WoodTower war genau der richtige Chip. Hey! Was ist das?"

An der Stelle, an der sich zuvor der Datenkristall befand lag nun eines der gesuchten Rotorblätter. Megaman hob es auf.

"Eins haben wir schon mal. Ich mach mich wieder auf die Suche nach den Anderen."

"Gut. Nur pass jetzt noch mehr auf, als vorher, Megaman. Verstanden?"

"Ja, schon klar."

Und so machte sich Megaman auf die Suche nach den restlichen Rotorblättern. Er befand sich auf einer riesigen Plattform, von der aus mehrere schmale Pfade zu Nebenplattformen führten. Deshalb beschloss er zunächst die Nebenplattformen abzusuchen. Nach kurzer Zeit des Suchens, entdeckte er auch schon etwas...

"Hey! Ich glaube da vorn ist eins!", rief Megaman seinem Operator zu, als er auf einer kleineren Plattform, etwas weiter von ihm entfernt, einen blauen Datenkristall entdeckte.

"Dann beeil dich und lauf dorthin!", befahl Lan.

Sofort rannte Megaman wieder los. Vorsichtig und behutsam ging er über einen schmalen Übergang, welcher die beiden Plattformen miteinander verbindete. Er stellte sich vor den Kristall, hielt seinen Buster für alle Fälle schon einmal bereit und öffnete ihn. Doch dieses Mal kamen keine Viren heraus. Nur das Rotorblatt befand sich in dem Kristall. Zunächst etwas verwirrt schaute Megaman sich noch mal um, konnte jedoch keinen Virus ausmachen. Er hob das zweite Rotorblatt auf und verwandelte seinen Buster zurück in eine Hand.

"Keine Viren?", fragte Lan verdutzt.

"Nein. Kein einziger Virus.", gab ihm Megaman als Antwort.

"Hmm... Seltsam. Aber egal! Eines noch, dann können wir zum Terminal. Also los!"

"Okay!", bestätigte Megaman und machte sich ein drittes und letztes Mal auf die Suche.

Nachdem er alle Nebenplattformen überprüft und nichts gefunden hatte, begab er sich wieder zurück auf die Hauptplattform. Völlig außer Puste, setzte er sich auf den Boden, an die Stelle, wo er zuvor das beschädigte Programm gefunden hatte und ruhte sich aus.

"Das gibt's doch nicht. Hast du wirklich nichts gefunden?", fragte Lan verzweifelt.

"Nein, leider nicht. Ich hab alles abgesucht, aber hier ist einfach.......", Megaman stoppte.

"Was ist los? Hast du was entdeckt?", wollte Lan wissen.

Megaman stand auf und ging in Richtung Firewall. Er dachte erst, er würde Halluzinieren oder ähnliches, aber dem war nicht so. Die Firewall war weg. Einfach weg...

"Was hat das zu bedeuten?", fragte Megaman unsicher und blickte dabei in alle Himmels-richtungen. Jemand musste die Firewall geöffnet haben. Von alleine konnte sie sich ja nicht einfach abschalten.

"Irgendwie finde ich das auch alles merkwürdig, aber wir können uns da nicht weiter drum kümmern. Lauf zum Terminal und öffne das Schloss, bevor Kinoshita entkommen kann!"

"Du hast Recht, Lan. Ich beeil mich."

Megaman rannte den neu freigelegten Weg entlang und kam so zu dem Terminal, welches für die Türsteuerung zuständig war. Doch als er das Schaltpult bedienen wollte, um das Türschloss zu deaktivieren, hinderte ihn erneut ein Propellerschloss daran.

"Schon wieder so ein seltsamer Sicherheitsmechanismus. Was soll ich jetzt machen, Lan? Ich brauche drei Rotorblätter, habe aber nur zwei. Ich hab doch schon alles gründlichst abgesucht. Ich glaube das war's dann wohl..."

Gerade als Megaman endgültig die Hoffnung aufgeben wollte hörte er ein seltsames Geräusch hinter sich. Er dreht sich um und direkt vor ihm stand plötzlich ein seltsam aussehender Net-Navi...
 

"Wer bist du?" Megaman trat vorsichtshalber einen Schritt zurück und machte seinen Buster angriffbereit. "Bist du derjenige, der für all das hier verantwortlich ist?"

Der unbekannte Navi war nicht sehr groß. Sehr klein sogar, wenn man es genau nahm. Er hatte ungefähr die Größe von IceMan und war somit gerade mal halb so groß wie Megaman.

Sein Kopf sah aus wie eine Art Turbine. Durch einen quadratischen Schlitz, konnte man sein Gesicht erkennen. Große Augen und ein breites, fieses Grinsen fanden sich dort wieder. Der Kopf war rötlich lackiert und oben drauf hatte er einen großen, gelben Propeller. Der Rest seines Körpers war sehr schlank. Er hatte blau-rote Stiefel, einen blauen Handschuh am rechten und einen Buster am linken Arm...

"Heee-Heee!! Ganz richtig, Megaman! Ich habe diese Schlösser errichtet, damit du die Türen nicht öffnen kannst. Mein Name ist PropellerMan und ich bin der Navi von Kinoshita!"

Zorn stieg in Megaman auf. Er ballte seine linke Hand zu einer Faust.

"Dann hast du auch dieses Programm gelöscht?"

"Na ja... Und? Ist doch egal. Von diesen Dingern gibt es doch eh genug. Eins mehr oder weniger... Was macht das schon?" Gleichgültigkeit konnte PropellerMan's Stimme entnommen werden. "Außerdem stand es mir im Weg!"

"Dafür wirst du büßen!"

"Genau! Wir werden dich erledigen!", mischte sich nun auch Lan ein.

"Schwachköpfe. Es ist sowieso schon zu spät. Wir werden bald alle Daten haben, die wir brauchen. Und dann wird es mit eurer Welt zu Ende gehen. Heee-Heee!!"

"Was denn für Daten? Was habt ihr eigentlich vor und was soll das Ganze? Wieso hat Herr Kinoshita das getan?? Er war doch so nett zu uns..."

"Kapiert ihr denn gar nichts? Das war alles nur Tarnung, um an die Daten aus den Archiven der Schule zu gelangen. Ich bin mir sicher, dass ihr gern wissen möchtet, um welche Daten es sich dabei handelt. Nur leider kann ich euch das nicht verraten. Und ich werde nicht zulassen, dass ihr unsere Pläne durchkreuzt!"

"Grr..." Megaman machte sich kampfbereit.

"Wenn ihr das Schloss öffnen wollt, müsst ihr mich zuerst löschen. Ich bin im Besitz des letzten Rotorblattes, welches ihr benötigt, um es zu knacken. Wenn du es haben willst, Megaman... Komm und hol es dir!!"

"Du hast ihn gehört, Megaman. Er will es nicht anders. Machen wir ihn fertig!"

"Alles klar, Lan!"

"Battle routine, set!", sprach Lan und bereitete sein PET für den Kampf vor.

"Execute!", bestätigte Megaman und der Kampf begann...
 

Sogleich sprangen die beiden Navis zurück auf die Hauptplattform, wo sie mehr Freiraum zum Kämpfen hatten. PropellerMan schlug mit seinen Armen aus und erschuf drei kleine, sich schnell drehende Propeller, welche blitzschnell auf Megaman zugerast kamen.

"Mettaur-Guard, Slot-In!"

Der erste Chip, den Lan runterlud war ein Verteidigungschip. In Megaman's rechter Hand materialisierte sich schnell ein Schutzschild, den er nach vorne richtete, um die Propeller daran abprallen zu lassen.

"Hee-Hee... Nicht schlecht. Aber kannst du auch das blocken?", fragte PropellerMan, mit einem selbstsicheren Gesichtsausdruck und nahm den großen Propeller von seinem Kopf.

"Was hat er jetzt vor!?"

Doch es war schon zu spät. PropellerMan schleuderte den Propeller, wie einen Bumerang auf Megaman, welcher direkt am Kopf getroffen und nach hinten geschleudert wurde.

"Argh...!!"

"Megaman!!", schrie Lan fassungslos.

"Ich hab's euch doch gesagt. Hee... Mal schauen, wie viel der Junge aushält."

Nach dem er sich den Propeller wieder auf den Kopf gesetzt hatte, richtete PropellerMan seinen Buster auf Megaman, welcher bewegungslos am Boden lag und feuerte mehrere kleine Propellerbomben auf ihn.

Lan geriet in Panik. Jetzt musste schnell ein Battle Chip her. Er durchwühlte seine Tasche und fand einen geeigneten Chip. Er nahm ihn und steckte ihn, ohne auch nur eine weitere Sekunde verstreichen zu lassen, in sein PET.

"Guardian, Slot-In!"

Der Chip wurde runtergeladen und direkt vor Megaman stellte sich eine Guardian-Statue auf.

Sie war groß und aus Stein. Ihr Kopf war riesig und rund und die Ohren schmal und langgezogen. Das Gesicht war ausdruckslos, die Augen geschlossen. Auf der Stirn war ein blauer Kristall.

Guardian hatte die spezielle Fähigkeit, gegnerische Angriffe zu blocken und die Quelle der Attacke zu bestrafen.

Als die Propellerbomben auf der Statue einschlugen, entsprangen kleine Funken aus dem blauen Kristall in der Stirn und die Statue entfachte einen Blitzregen, der auf den Angreifer niederprasselte. Vor und neben PropellerMan schlugen diese Blitze ein, bis er schließlich direkt von einem getroffen und nach hinten katapultiert wurde.

"Puh... Das war knapp.", Lan musste tief ausatmen. Er hatte etwas Zeit gewonnen. Jetzt musste er schnell handeln und Megaman's Energiereserven erhöhen. Er zog einen Recovery-Chip aus seiner Hosentasche und steckte ihn in sein PET.

"Recover, Slot-In!"

Der Chip sorgte dafür, dass Megaman's Körper von neuer Energie durchströmt wurde. Innerhalb weniger Sekunden, sah er wieder so aus, als sei gar nichts geschehen. Megaman richtete sich vorsichtig wieder auf und schaute sich nach PropellerMan um. Etwas verwirrt fragte er, was passiert sei, doch bevor Lan ihm antworten konnte, kamen erneut Propellergeschosse auf Megaman zugeflogen. Mit einem Rückwärtssalto konnte er den Projektilen ausweichen und zusehen, wie sie in kleinen Explosionen zersplitterten, als sie den Boden unter ihm berührten. Ein schneller Blick nach vorn erfasste den, wieder zu sich gekommenen, PropellerMan in einigen Metern Entfernung. Megaman ging in die Hocke, als er auf dem Boden landete, streckte seine Beine durch und beförderte sich mit einem kräftigen Sprung nach vorne. Direkt auf den gegnerischen Net-Navi zu.

"Grr... Das war wirklich ein bemerkenswerter Tick mit dem Guardian-Chip. Aber solche Tricks habe ich auch noch auf Lager..."

Völlig gelassen, blieb PropellerMan stehen und beobachtete, den auf ihn zustürmenden Megaman.

"Was ist los? Warum versucht er nicht auszuweichen?"

"Ist doch egal, Megaman! Umso besser für uns, wenn er sich nicht bewegt. Hier, halt ihn damit auf! ShotGun, Slot-In!"

Im Sprung verwandelte Megaman seinen rechten Arm in einen Buster und zielte damit auf PropellerMan. Als er meinte nah genug an ihm dran zu sein, feuerte er eine Salve Blasterschüsse ab.

Noch immer blieb der, vom Blitz etwas verkohlte, PropellerMan ruhig stehen. Kurz bevor die Geschosse ihn treffen konnten, hob er seine Arme in die Luft und erschuf einen gewaltigen Propeller vor sich, der sich mit einer irren Geschwindigkeit drehte. Er fungierte wie ein Schutzschild und die ShotGun-Schüsse prallten daran ab.

Megaman stoppte abrupt seinen Angriff und wich wieder einige Schritte zurück.

"Verdammt... Was jetzt, Lan?"

"Moment... Ich bin ja schon am nachdenken..." Lan war etwas verzweifelt. Was könnte er denn jetzt noch probieren? "Pass auf. Vielleicht habe ich eine Idee, aber das braucht noch etwas Zeit. Halte ihn solange hiermit zurück. WideSword, Slot-In!"

Megaman's Buster verwandelte sich in ein Breitschwert. Jetzt konnte er nur hoffen, dass Lan schnell etwas einfiel.

"Hee-Hee!! Einen tollen Operator hast du ja da!" Ironie war aus PropellerMan's Stimme zu entnehmen. "Er weiß nicht was er tun soll? Was ein Schwachkopf. Na ja, wenn er nichts tut werde ich dann mal weitermachen, okay?"

Laut lachend dirigierte er den gewaltigen Propeller vor sich mit den Händen. Er konnte ihn allein durch spezielle Handbewegungen steuern und so ließ er ihn direkt auf Megaman zusausen.

"Oh, verdammt!!"

Megaman warf sich nach hinten auf den Rücken und blieb flach am Boden liegen. Gerade noch rechtzeitig! Der Propeller raste nur wenige Zentimeter über ihm hinweg und zog einen heftigen Luftstrom nach sich.

"Du bist wirklich gut. Es stimmt also, was ich so von dir gehört habe."

Mit einem schwungvollen Sprung, richtete sich Megaman wieder auf.

"Von mir gehört?"

"Ja. Ich meine... Wer hat noch nie von dem legendären Megaman gehört, der World Three, Gospel und Nebula geschlagen hat? Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich mehr von dir erwartet habe..." Und wieder ließ er den Propeller auf Megaman niedersausen. Dieses Mal konnte Megaman durch eine Vorwärtsrolle entkommen.

"Du hast ja auch noch nicht alles gesehen!", gab Megaman, provozierend, als Antwort zurück.

Er drehte sich um und beobachtete den Propeller, wie er erneut auf ihn zugeflogen kam. Er holte mit dem Breitschwert aus, wartete einen Moment und zerschlug den Propeller mit einem Hieb in zwei Teile.

Mit weit aufgerissenen Augen trat PropellerMan nach hinten. Er war sichtlich beeindruckt.

"Hmm... Ich scheine dich wohl doch unterschätzt zu haben. Du siehst gar nicht so stark aus, aber ich denke das ist auch der Grund, warum die Anderen versagt haben... Mir jedenfalls wird so etwas nicht passieren!! PropellerCannon!!" PropellerMan richtete seinen Buster auf Megaman und feuerte weitere Propellerbomben auf ihn.

"Lan!! Langsam wird es Zeit, dass du etwas unternimmst!"

"Ja ja, schon gut, Megaman. Ich arbeite daran."

"Dann arbeite schneller!!" Verzweifelt versuchte Megaman den gegnerischen Geschossen auszuweichen. Mit einem Sprung nach hinten, einer Rolle nach links und einer Vorwärtsrolle gelang es ihm, dem Feindfeuer zu entkommen.

"So... Jetzt ist Schluss mit diesen dummen Spielchen! Bereite dich darauf vor von mir gelöscht zu werden, Megaman!!" Ein letztes Mal erschuf er einen gewaltigen Propeller. Dieses Mal sogar noch einmal doppelt so groß, wie der vorige. Er schlug die Arme nach vorne und ließ den Propeller auf Megaman zurasen. Nun konnte ihm selbst das Breitschwert nicht mehr helfen...

Gerade, als es schon so schien, als sei es zu spät, hatte Lan endlich alles bereit...

"Okay, Megaman! Ich bin soweit!"

Erleichtert atmete Megaman auf, aber es war noch nicht überstanden.

"Gut, Lan! Dann mach schon. Bin gespannt, was du vor hast!!"

"Ich habe lange gebraucht, aber ich habe alles Chips gefunden. Megaman, mach dich bereit! Progam Advance!"

"Hee-Hee!! Selbst ein Program Advance wird deinen Megaman jetzt nicht mehr retten können!!"

"Das werden wir sehen. Cannon, Slot-In!" Zuerst lud Lan einen gewöhnlichen Cannon-Chip runter und Megaman's Buster wurde zu einer starken BlasterKanone. Dann kamen noch zwei weitere Chips nach. "HighCannon und MegaCannon, Slot-In!!"

Mit einem Male wurde Megaman's Körper von einer heftigen Energie durchströmt. Eine gewaltige Kraft baute sich in ihm auf. In Reihe geschaltet ergaben die drei Cannon-Chips einen Program Advance. Die Zeta-Cannon!!

Der Blaster wurde noch größer und begann plötzlich violett zu leuchten. Selbst Lan konnte diese Kraft spüren. Es war nahezu unheimlich.

Megaman richtete die Zeta-Cannon, dem Propeller entgegen. Allmählich wurde auch PropellerMan ein wenig mulmig. Er wich zurück, konnte aber seinen Blick nicht von dem wenden, was sich vor ihm abspielte. Er wollte flüchten, sich in Sicherheit begeben, aber er war wie gelähmt.

Megaman feuerte die Zeta-Cannon ab. Ein unvorstellbar großer Energiestrahl entlud sich und raste dem Propeller entgegen. Lautes, explosionsartiges Rauschen erfüllte das Netzwerk. Die Plattform begann zu beben. Der Propeller konnte dem nicht standhalten und löste sich langsam in der Energiewelle auf. Doch der Strahl flog weiter. Unaufhaltsam, direkt auf PropellerMan zu. Dieser stand regungslos da, mit weit aufgerissenen Augen. Es war zu spät.

Er wurde von dem Strahl erfasst! Schnell begannen sich seine Daten aufzulösen. Das konnte er einfach nicht überleben. Das ganze Schauspiel dauerte nur wenige Sekunden. Mit einer lauten Explosion erhielt PropellerMan schließlich den Rest. Seine Daten lösten sich komplett auf. Er war besiegt!

Kraftlos und seufzend ging Megaman zu Boden. Er setzte sich und musste erst einmal tief einatmen.

"Wir haben es geschafft, Megaman!!", freute sich Lan.

"Ja. Aber es war äußerst knapp. Das nächste Mal beeil dich bitte ein wenig mehr, okay?"

"Ja, schon gut. Tut mir leid. Aber ich hoffe es wird kein nächstes Mal geben. Was sitzt du da eigentlich so faul rum?"

"Sorry, aber auch Navis müssen sich mal ausruhen. Moment..." Megaman stand wieder auf. Er war ziemlich geschafft. An der Stelle, wo PropellerMan explodiert ist befand sich nun ein blauer Datenkristall. Megaman öffnete ihn und erhielt das letzte Rotorblatt. Zurück am Terminal setzte er es zusammen mit den Anderen in den Mechanismus ein und deaktivierte PropellerMan's Sicherheitsschloss.

"Gute Arbeit, Megaman. Jetzt knöpfen wir uns diesen Kinoshita vor! Jack-Out, Megaman!"

Lan zog das Kabel seines PET's wieder aus dem Anschluss raus und loggte so seinen Navi aus. Die Tür war entriegelt. Er drückte die Klinke nach unten und betrat das Büro des Schuldirektors...
 

Lan blieb in der Tür stehen und beobachtete Kinoshita, welcher am Computer des Direktors arbeitete. Lan trat vor und schloss die Tür hinter sich. Kinoshita zog eine Diskette aus dem Computer, steckte sie in seine Hosentasche und richtete sich schließlich auf.

Die Beiden starrten sich eine ganze Weile nur an, ohne ein Wort zu sagen. Der zuvor immer freundliche Gesichtsausdruck Kinoshita's wich nun einem finsteren, gemeinen Blick.

"Du hast also PropellerMan besiegt? Du bist wirklich ein außergewöhnlicher Net-Battler, Lan. Deine Fähigkeiten sind bemerkenswert. Aber du bist leider zu spät. Ich habe alles, was ich benötige. Meine Arbeit hier ist getan."

"Sie denken doch nicht, dass ich sie einfach entkommen lasse! Wie konnten sie das nur tun? Warum? Sie waren so nett zu uns... Wieso haben sie das getan??", brüllte Lan zurück, was Kinoshita im ersten Augenblick etwas erschrak.

"Ich werde dafür sorgen, dass sie den Officials ausgehändigt werden. Egal was für Daten sie nun gestohlen haben. Es wird ihnen nicht mehr viel nützen."

"Lan... Du siehst die Dinge viel zu eng.", kam es mit einem spöttischen Lachen zurück. "Dann habe ich euch halt belogen... Na und? Ich hätte zwar nicht gedacht, dass du meinen Navi besiegst, aber ich habe es auch nicht ganz ausgeschlossen. Du solltest deine Nase nicht immer in Angelegenheiten stecken, die dich nichts angehen. Sonst wird es dich eines Tages noch das Leben kosten..."

"Solange es Menschen auf der Welt gibt, die das Leben aller Anderen gefährden und ruinieren wollen, werden Megaman und ich für das Gute kämpfen!! Stimmt's?"

"Ja. Wir werden nicht zulassen, dass Leute wie sie alles grundlos zerstören.", gab Megaman als Antwort aus dem PET zurück.

"Oh... Lan Hikari. Du weißt ja nicht einmal annähernd, mit was du es hier zu tun hast. Der Untergang der Net-Society seht kurz bevor. World Three, Gospel und Nebula mögen versagt haben. Aber wir haben aus ihren Fehlern gelernt. Dieses Mal werdet selbst ihr Zwei es nicht verhindern können."

"Was meinen sie mit ,wir'? Für wen arbeiten sie??"

"Das erfährst du noch früh genug, mein Lieber. Wir werden uns ganz bestimmt noch mal begegnen. Aber jetzt muss ich mich leider verabschieden."

"Was soll das heißen? Wie wollen sie denn...?" Doch Kinoshita's Blick zum Fenster erübrigte diese Frage. Lan wollte losstürmen und ihn festhalten, doch es war zu spät. Kinoshita verschränkte die Arme und sprang , die Schulter gegen das Glas gerichtet, durch die Fensterscheibe. Kleine Glassplitter flogen Lan entgegen und verteilten sich rundherum um das Fenster. Lan schaute sofort nach draußen. Hatte Kinoshita diesen Sprung wohl überlebt? Aber er konnte unten nichts sehen. Nur den Schulgarten. Büsche, Bäume und allerlei verschiedene Pflanzenarten. Von Kinoshita keine Spur...

"Mist! Er ist entkommen..."

"Mach dir keine Vorwürfe, Lan. Wir haben unser Bestes gegeben.", versuchte Megaman seinen Operator zu beruhigen.

"Ja... Aber mich beunruhigt das, was Kinohita erzählt hat. Was meinte er mit ,wir'? Wer steckt bloß dieses Mal dahinter...? Und ich hatte gehofft, dass nach dem Sieg über Dr. Regal nun alles überstanden wäre..."

"Komm. Denk erst mal nicht weiter drüber nach. Wir erzählen Dad gleich die ganze Geschichte und werden sehen, was er dazu meint. Lass uns jetzt lieber nach Mrs. Mari und den Anderen sehen."

"Ja, du hast wie immer Recht." Und so verließ Lan das Büro des Schuldirektors und ging zurück zu seinen Freunden.
 

Zurück in der Schulkantine, traf Lan auf seine Freunde und Mrs. Mari, welche immer noch geschockt, auf einem der Stühle saß. Als Mayl ihn bemerkte kam sie auch direkt auf Lan zugerannt, um zu fragen, ob alles in Ordnung war...

"Lan! Da bist du ja! Was ist passiert? Wo ist Kinoshita?" Sie nahm ihn sogleich in die Arme und drückte ihn fest. "Ich hab mir solche Sorgen gemacht!"

Lan wurde etwas rot und als Mayl merkte, dass die Anderen sie anstarrten wurde sie ebenfalls rot und wich wieder etwas von Lan zurück.

"Mit mir ist alles in Ordnung, aber Kinoshita ist entkommen..."

"Dieser verfluchte Mistkerl!", rief Dex in den Raum.

"Wie konnte er so etwas nur tun? Ich versteh das einfach nicht.", seufzte Mrs. Mari und schüttelte dabei nur verständnislos den Kopf.

"Er hat irgendwelche Daten gestohlen und ist durch das Fenster abgehauen, weil ich die Tür blockierte. Tut mir leid..."

"Ist schon gut, Lan. Du hast getan, was du tun konntest. Mehr war einfach nicht zu machen. Wir sollten froh sein, dass wenigstens Mrs. Mari okay ist.", tröstete Mayl ihn.

"Wenn GutsMan und ich den Typen in die Finger bekommen, machen wir ihn platt! Stimmt's, GutsMan?"

"Ja! Guts! Der sich noch wundern werden!"

"Danke, Leute. Trotzdem tut es mir leid."

"Denk nicht weiter drüber nach, Lan. Morgen werden die Officals kommen und überprüfen, was für Daten gestohlen wurden. Dann werden wir diesen Kinoshita schnell haben. Aber nun lasst uns noch den restlichen Abend genießen. Draußen warten immer noch die anderen Eltern und Schüler darauf, dass das gemeinsame Essen hier beginnen kann. Lasst sie uns nun reinholen und noch ein wenig den Abschluss dieses Schuljahres feiern.", schlug Mrs. Mari vor. Und so gingen Lan, Mayl, Dex, Yai und Tory nach draußen und holten die Eltern, zum Essen in die Kantine.
 

Der Rest des Abends verlief ohne weitere Zwischenfälle. Die Eltern und ihre Kinder saßen in der Schulkantine, aßen und unterhielten sich weiter. Lan unterrichtete inzwischen seinen Vater über das Vorgefallene. Er hatte aber auch keine Ahnung, wer dahinter stecken könnte und was für Daten hätten gestohlen worden sein können. Trotzdem stimmte ihn das Ganze unruhig. Irgendwas großes schien sich anzubahnen. Dr. Hikari versprach seinem Sohn sich am nächsten Tag im Labor intensiver darum zu kümmern. Doch nun wollte er die restliche Zeit mit Lan genießen...
 

Derweil, weit entfernt von der Schule, kam Kinoshita endlich wieder zurück von seiner Mission. Er betrat einen sehr dunklen Raum, der kaum beleuchtet war. Vereinzelt blinkten kleine Lämpchen an den Wänden auf. Als sich Kinoshita's Augen endlich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er ringsherum Tische mit Reagenzgläsern und merkwürdigen Gerätschaften erkennen. Der Raum erinnerte etwas an ein Labor.

Geradeaus vom Eingang, direkt gegenüber von Kinoshita, stand ein großer Bürotisch. Ein Laptop war darauf aufgestellt, hinter welchem jemand saß. Diese Person war vollständig vom Schatten verdeckt. Nur das Licht des Laptopbildschirms erleuchtete den unteren Teil des Gesichts. Trotzdem reichte es nicht aus, um diese Person zu erkennen.

Kinoshita trat langsam näher und blieb schließlich vor dem Bürotisch stehen.

"Ich habe die Daten.", begann er zu sprechen.

"Gut. Sehr gut. Irgendwelche Zwischenfälle?", fragte die schattenhafte Person.

"Ja. Dieser Hikari-Junge kam uns in die Quere und hat meinen Navi gelöscht."

"Hmm... Damit hatte ich schon gerechnet. Doch im Moment stellt er noch keine große Gefahr für uns dar. Um ihren Navi brauchen sie sich keine Sorgen machen. Lassen sie ihr PET hier liegen. Ich kümmere mich darum."

"Ich danke ihnen.", sagte Kinoshita und legte dabei sein PET auf den Tisch.

"Somit haben wir die Aufenthaltsorte aller Teile. Nun brauchen wir nur noch einige Informationen über diese Rüstungen selbst. Dann kann das Projekt endlich beginnen."

"Wenn ihr wünscht, kann ich mich gleich auf den Weg machen und die benötigten Informationen besorgen."

"Nein. Ich habe bereits jemand Anders diese Aufgabe erteilt. Gehen sie zurück an ihre Arbeit. Den Rest übernimmt Smoke."

"Wie sie wünschen, Mr. Shadow." Kinoshita verbeugte sich noch einmal und verließ wieder den Raum. Die Tür verriegelte sich automatisch hinter ihm. Ein leises, düsteres Lachen erfüllte den Laborraum. Die Person am Bürotisch begann damit Tasten am Laptop zu bedienen und das PET, welches Kinoshita zurückgelassen hatte, in eine merkwürdige Box zu stecken.

"Soso... Lan Hikari. Endlich bekomme ich es auch mit dir zu tun, was? Wenn du nur wüsstest, was dich erwartet... Hehehehe..."
 

Ende Tag 1

Date in Den Town

Das Abschlussfest war vorbei. Ein neuer Tag war bereits angebrochen. Die Schüler und ihre Eltern waren schon längst wieder zuhause und die Meisten von ihnen schliefen noch.

Bis auf den Vorfall mit Kinoshita verlief die restliche Feier, wie geplant. Die Kinder hatten Spaß und das gemeinsame Essen war ein voller Erfolg. Und nun war endlich der Tag gekommen, auf den Lan solange gewartet hatte. Der erste Tag, der großen Sommerferien!
 

Lan lag noch immer in seinem Bett und schlief. Es war bereits zwölf Uhr. Sein Vater war längst wieder auf der Arbeit und seine Mutter machte im Haus sauber.

Es war ein schöner, sonniger Sommermorgen. Vögel zwitscherten. Klarer, fast wolkenloser Himmel. Nur vereinzelt waren einige kleine strahlend weiße Wolken zu sehen. Die Luft war angenehm warm. Die Grashalme im Park wogen, durch leichte, erfrischende Luftströme, hin und her. Einfach herrliches Sommerwetter!
 

"Lan?", fragte eine Stimme leise, als jemand Lan's Zimmer betrat.

Lan grummelte etwas und wälzte sich in seinem Bett hin und her. Es war dunkel in seinem Zimmer, da die Vorhänge vor dem Fenster zugezogen waren.

"Lan? Aufwachen. Es ist schon zwölf Uhr. Willst du den ganzen Tag verschlafen?"

Es war Mrs. Hikari, welche ins Zimmer kam, um Lan aufzuwecken. Langsam zog sie die Vorhänge bei Seite, so dass einige Sonnenstrahlen auf das Bett fielen.

Lan kniff die Augen fest zusammen und legte sich mit dem Gesicht zur Wand, so dass die Sonnenstrahlen ihm nicht mehr hinein schienen.

"Hey, Schlafmütze. Du hattest mir doch etwas versprochen. Ich hab dich schon lange genug schlafen lassen. Außerdem wartet jemand auf dich im Wohnzimmer."

Dann gab Lan schließlich auf. Es half ja doch nichts. Er warf die Bettdecke von sich und streckte, laut gähnend, seine Arme und Beine aus. Dann richtete er sich vorsichtig auf und rieb sich dabei die Augen.

"Och, Mum... Musst du mich so früh wecken?"

"Früh? Es ist zwölf Uhr. Ich wollte bald Essen machen. Du hattest mir versprochen vorher noch einkaufen zu gehen. Schon vergessen?"

"Nein, schon gut. Ich zieh mich nur eben um und geh dann in die Stadt. Okay?"

Lan stand von seinem Bett auf und ging rüber zu seinem Kleiderschrank, wo er einige Klamotten herausholte.

"Wer wartet denn eigentlich auf mich im Wohnzimmer?", fragte er neugierig, während er sich schnell umzog.

"Mayl. Sie ist schon seit fast zehn Minuten hier. Sie sagte, ihr wärt verabredet gewesen."

"Mayl? Ach ja. Sie wollte mit mir in die Stadt, diese neue Firma da anschauen gehen."

"Was denn für eine Firma?"

"So eine Neue, die Battle Chips herstellt und verkauft. Mayl wollte sich das mal zusammen mit mir angucken."

"Ach so. Hab ich noch gar nichts von gehört. Ist das denn der einzige Grund, warum sie mit dir in die Stadt will?", fragte Mrs. Hikari, während sie das Bett zurecht machte.

"Worauf willst du hinaus? Ich hab es schon zu Megaman gesagt. Das ist kein Date!! Wir gehen uns nur diese Firma da anschauen. Mehr nicht! Fang du nicht auch noch damit an..."

"Ist ja schon gut. Ich hab doch gar nichts von einem Date gesagt. Dann geh aber schnell und lass deine Freundin nicht warten. Ich wünsch euch viel Spaß."

"Ja, danke..."

Lan war fertig umgezogen. Er trug die selben Sachen, wie sonst auch immer. Er band sich nur noch sein blaues Stirnband um den Kopf und holte seinen Rucksack unter seinem Bett hervor. Dann ging er zu seinem Computertisch und nahm sein PET.

"Guten Morgen, Lan!", begrüßte ihn gleich Megaman.

"Morgen. Na? Was hast du denn die ganze Zeit so gemacht, während ich geschlafen habe?"

"Ich hab mit Mr. Prog und dem Fishy, welches wir neulich gefangen haben, Fangen gespielt.", verkündete Megaman mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

"Fangen? Na ja... Scheint dir ja viel Spaß gemacht zu haben, wenn ich dein Grinsen richtig deute. Wie geht's denn dem Fishy?"

"Es scheint sich auf deiner Homepage ganz wohl zu fühlen und freut sich jedes Mal, wenn ich sie betrete."

"Wirklich schon komisch. Ein Virus als Freund... Hätte nie gedacht, das so was mal passiert."

"Ich auch nicht. Mr. Match hatte damals Recht, als er uns sagte, dass es nicht immer notwendig ist Viren zu löschen. Viren sind nicht immer bösartig und können auch für gute Zwecke verwendet werden."

"Stimmt. Das dieser Satz aber ausgerechnet von Match kam, ist auch schon etwas verwunderlich...", stellte Lan fest, während er an diese Begebenheit zurückdachte.

"Schon... Aber auch wieder ein Beweis dafür, dass nicht immer alles so sein muss, wie wir glauben. Mr. Match hat sich auch geändert. Doch trotzdem konnten wir diese Tatsache einfach nicht fassen. Genauso wenig wie, dass es auch nicht-bösartige Viren geben kann. Da die meisten Viren bösartig sind, denken die Leute gleich, dass alle Viren böse sind. Das ist aber nicht so."

"Ja. Schade, dass nicht alle das so sehen können." Lan dachte noch etwas über die Worte seines Navis nach. Megaman hatte Recht. Nur, weil ein Virus böse ist, heißt das noch lange nicht, dass alle es sind. Doch trotzdem löschen die Leute die Viren, sobald ihnen welche begegnen. Egal, ob gut oder böse... Sanftes Vogelzwitschern riss Lan aus seinen Gedanken. Er überprüfte noch mal, ob er alles bei sich hatte und begann, sein PET an seiner Hose zu befestigen.

"Na ja, Mayl wartet schon. Wollen wir dann gehen, Megaman?"

"Okay! Von mir aus kann's losgehen."

Lan verabschiedete sich noch einmal kurz von seiner Mutter und ging dann direkt ins Wohnzimmer.

Dort angekommen begrüßte Mayl ihn auch gleich, welche auf dem Sofa saß, wo sie auf Lan gewartet hatte...
 

"Morgen, Lan! Wie geht es dir? Gut geschlafen?"

"Hi! Mir geht's ganz gut. Na ja, bis auf das ich gern noch etwas länger geschlafen hätte. Tut mir leid, dass du solange warten musstest."

"Ist doch nicht schlimm. Ich hatte deiner Mutter gesagt, sie sollte dich noch nicht sofort wecken. Es wurde gestern ja noch sehr spät. Daran hätte ich denken müssen. Vielleicht hätten wir das Ganze verschieben sollen..."

Lan nahm seinen Rucksack vorerst wieder ab, legte ihn neben den Tisch und setzte sich direkt neben Mayl auf das Sofa.

"Nein. Ich hatte es dir ja versprochen. Ist schon in Ordnung. Hast du denn gut geschlafen?"

"Ja, eigentlich schon ganz gut. Ich musste noch mehrmals an Gestern denken. An die Sache mit Kinoshita."

"Ich auch. Mich beunruhigt das Ganze ziemlich. Ich hoffe, dass die Officials ihn fassen können und in nächster Zeit nicht noch etwas Schlimmeres passiert."

"Ja...", seufzte Mayl.

Eine Weile sagte keiner von Beiden etwas. Sie saßen nur da, nebeneinander auf dem Sofa und schauten beide auf den grauen Teppichboden. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Irgendwie war diese Stille zwischen den Beiden bedrückend. Keiner wusste, was er zu dem Anderen sagen sollte. Schließlich ergriff Lan das Wort...

"Na ja. Das Wetter ist heut richtig schön. Geradezu perfekt, für unseren kleinen Ausflug nach Den Town." Etwas Besseres fiel ihm nicht ein.

"Stimmt..."

Nun schauten sich die Zwei direkt in die Augen. Wieder kehrte Stille ein. Mayl wurde langsam etwas rot im Gesicht. Lan rückte noch ein Stück näher zu ihr. Beide blickten sich jetzt gegenseitig tief in die Augen und ihre Köpfe schienen sich immer näher zu kommen. Lan's Herz schlug plötzlich viel schneller als sonst. Er schloss die Augen und...

"So, dein Bett hättest du auch eben noch selber machen können. Und dann wird es mal wieder Zeit, das du deinen Schrank aufräumst. Darin herrscht ja das totale Chaos."

Mayl und Lan schreckten auf und rückten wieder etwas voneinander weg, als Mrs. Hikari aus Lan's Zimmer wiederkam.

"Ja, wenn ich nachher wieder da bin werde ich aufräumen..."

"Gut zu hören. Na ja... Wolltet ihr nicht schon längst los? Ich gehe jetzt in den Garten, die Wäsche aufhängen. Viel Spaß in der Stadt, ihr Zwei."

Fröhlich lächelnd und eine kleine Melodie summend, nahm Mrs. Hikari den Wäschekorb, der vor Lan's Zimmertür stand und ging damit durch die Terrassentür in den Garten.

"Wir sollten dann auch endlich gehen.", meinte Mayl, stand auf und ging zur Haustür, wo sie sich ihre Schuhe anzog.

"Ja, stimmt... Solange noch nicht so viel in der Stadt los ist, sollten wir die Zeit dort nutzen." Dann stand Lan ebenfalls auf, nahm seinen Rucksack und zog sich auch Schuhe an. Er nahm noch den Haustürschlüssel vom Esstisch und ging mit Mayl nach draußen. Hinter sich schloss er die Tür ab und steckte den Schlüssel in seine Hosentasche.
 

"Du musst für deine Mutter dann noch einkaufen?", fragte Mayl, während die Beiden sich auf den Weg zur Metroline Station machten.

"Ja. Aber nicht viel. Nur einige Sachen. Lebensmittel, Mum's Zeitschriften und einen neuen Kochtopf, da der Alte kaputt ist."

"Ach so. Dann erledigen wir am besten erst einmal die Einkäufe und gehen dann zu diesem Den Tower."

"Okay. Weißt du eigentlich noch etwas mehr über diese Firma, als das, was du mir schon erzählt hattest?"

"Nicht wirklich. Der Den Tower ist das größte Gebäude in Den Town. Die sollen da mit den absolut neuesten Technologien arbeiten, um Battle Chips herzustellen. Wenn ich mich nicht irre, heißt der Firmenchef Seichiro Takamura. Es ist nicht sehr viel über ihn bekannt. Außer, dass er noch sehr jung sein soll. Die Firma gibt es auch noch nicht so lang. Ich habe erst vor ein paar Wochen etwas in der Zeitung darüber gelesen und als ich hörte, sie eröffnen eine Filiale hier in Den Town hatte ich die Idee mit dir mal dort hinzugehen."

"Ach so. Hört sich wirklich interessant an. Battle Chips selber herstellen? Ich wusste gar nicht, dass so etwas möglich ist."

"Ja. Ich frage mich, was das dann für Chips sind? Ich bin schon ziemlich aufgeregt.", sagte Mayl, leicht lächelnd, als die Beiden schließlich an der Metroline Station ankamen.

Da ACDC nicht so groß war, war der Weg dorthin auch nicht sehr weit. Die Metroline Station, war eine Art U-Bahnstation. Eine Treppe führte zu einem unterirdischen Bahnsteig. An einer merkwürdig aussehenden Ticketmaschine konnten Tickets gekauft werden. Die Station war recht klein. Es gab einige rote Sitzbänke und Getränkeautomaten. Mit der Metroline konnte man nahezu jeden beliebigen Ort, ziemlich schnell erreichen.

Mayl und Lan kauften beide je ein Ticket nach Den Town, lösten es an einem roten, kastenförmigen Schalter ein und stiegen in die Metroline. Wenige Minuten später ging die Fahrt auch schon los. Die Wagons waren angenehm eingerichtet. Weiche, rotgepolsterte Sitze in mehreren Reihen und etwas größer, als in einem gewöhnlichen Zug. Darüber hinaus, war die Metroline sogar noch viel schneller, als ein normaler Expresszug...
 

Es dauerte auch nicht lange und Lan und Mayl fanden sich an der etwas größeren Metroline Station in Den Town wieder.

Den Town war eine sehr große Stadt, mit vielen Kaufhäusern aller Art. Hier herrschte ständig reger Betrieb. Nur zu dieser Tageszeit war noch nicht sehr viel los. Erst gegen ungefähr drei Uhr erwachte die Stadt so richtig zum Leben. Hunderte Autos, Lieferwagen, Taxis und andere Vehikel in allen Formen und Farben füllten dann den geringen Raum zwischen den Gebäuden aus. Den Town kam nur selten zur Ruhe. Selbst nachts herrschte hier ein wahnsinniger Betrieb. Manchmal sogar größer als Tagsüber. Die Gassen und Fußwege waren ständig von Menschen überflutet. Ruhiges, gemütliches Einkaufen war nahezu unmöglich. Aber solange es noch zwölf Uhr war, konnte man sich hier noch einigermaßen in Ruhe umschauen.
 

Lan und Mayl verließen die Metroline Station und gingen gradewegs auf die mit rotem Stein gepflasterte Fußgängerzone, der Innenstadt zu. Sie bestaunten die hohen Gebäude und die vielen Geschäfte. Andere Leute liefen in hektischer Eile an ihnen vorbei. Sie hatten nicht mal genug Zeit, um ein ,Hallo' der Beiden zu erwidern.

Lan kam nicht sehr oft nach Den Town. Meistens ging er in ACDC einkaufen, wo alles viel ruhiger zuging. Yai und Mayl hatten ihn zwar schon des öfteren zu einer Shoppingtour in Den Town eingeladen, aber von so etwas hielt er nicht viel.

Die Beiden gingen weiter. Während Lan nach einem Geschäft Ausschau hielt, wo er die Dinge für seine Mutter kaufen konnte, schaute Mayl in die Schaufenster von Läden, die Kleidung oder ähnliches verkauften. Des öfteren blieb sie an etwas kleineren Spielzeugläden stehen und sah sich die vielen kleinen Plüschtiere dort in den Schaufenstern an. Mayl war hellauf begeistert von den vielen kleinen und süßen Stoffbären und so beschloss Lan ihr einen zu kaufen. In erster Linie eigentlich nur deshalb, damit Mayl aufhörte ihn mit den Plüschtieren zu nerven. Er selber konnte nicht verstehen, was so toll an denen war. Aber im Nachhinein tat er es auch, weil er Mayl eine Freude bereiten wollte und das strahlende Lächeln in ihrem Gesicht, auch in ihm ein Glücksgefühl auslöste. Er kaufte ihr einen kleinen, braunen Stoffbär mit schwarzen Knopfaugen. Dieser war nicht grade billig. 500 Zenny für einen so kleinen Bär waren doch schon etwas viel. Aber den Kuss, den Mayl ihm anschließend auf die linke Wange gab, war Lan der Kauf wert.

Bald hatte Lan auch ein Lebensmittelgeschäft gefunden, wo er einen Großteil der Einkäufe erledigen konnte. Er besorgte die Lebensmittel, die auf der Liste standen, welche seine Mutter ihm gegeben hatte und in einem Kiosk gegenüber des Ladens holte er die Zeitschriften.

Es verging eine gute Stunde. Lan fand auch noch einen Händler für Küchenwaren und konnte dort den Kochtopf, den seine Mutter haben wollte, billig ersteigern. Dann musste er anschließend Mayl dabei helfen ein schönes Kleid für sie in einem Kleiderladen zu kaufen. Dabei hatte er allerdings große Probleme. Mayl suchte sich ein Dutzend Kleider aus, zog sie in der Umkleidekabine an und fragte Lan anschließend, was er davon hielt. Lan wusste nie so recht, was er sagen sollte und bevor es etwas Falsches war, nickte er einfach immer nur leicht und sagte Mayl, wie wundervoll sie doch aussah in den vielen verschiedenen Kleidern. Irgendwann hatte sich dann auch Mayl, zu Lan's Erleichterung, für etwas entschieden und die Beiden gingen weiter durch die Stadt.

Mayl hakte sich mit ihrem rechten Arm bei Lan ein und lehnte sich beim Gehen leicht gegen seine Schulter. Sie hatte ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen und war überglücklich. Lan hingegen war das Ganze etwas unangenehm, da die vorbeilaufenden Passanten die Beiden für ein Pärchen hielten. Mayl allerdings schien das überhaupt nicht zu stören.

Es war nun schon halb zwei. Etwas ermüdet von der ganzen Lauferei durch die Stadt, machten Lan und Mayl Rast auf einer Bank, direkt vor einem runden Springbrunnen. Ein Shrimpy-Virus aus Stein stand in der Mitte davon und spuckte Wasser in die Luft.

Mayl bestaunte etwas ihr neues Kleid und kuschelte mit ihrem kleinen Plüschbären, während Lan sich in der Gegend umschaute. Irgendwann bemerkte er einen kleinen Chip-Shop, schräg gegenüber von ihm. Im Schaufenster waren viele unterschiedliche Battle Chips zu sehen. Gerade, als er vorschlagen wollte, mal dorthin zu gehen, sah er, wie Mr. Higsby den Shop verließ.

"Hey, Mayl. Guck mal. Da vorne ist Mr. Higsby.", sagte Lan, während er mit dem rechten Zeigefinger in Richtung des Shops deutete.

"Mr. Higsby? Was macht der denn hier? Wollen wir ihm mal ,Hallo' sagen gehen?", schlug Mayl vor.

"Ja, warum nicht?"

Ohne auch noch einen weiteren Moment zu zögern, stand Lan auf, half Mayl beim Aufstehen und nahm ihre Tasche, wo sie zuvor ihr neues Kleid drin verstaute. Gemeinsam gingen die Beiden auf Mr. Higsby zu, welcher am Eingang des Shops stehen blieb und seine neuerstandenen Battle Chips begutachtete.
 

"Hallo, Mr. Higsby!", riefen die Zwei im Chor, als sie auf ihn zukamen.

Mr. Higsby schreckte erst kurz auf, beruhigte sich aber schnell wieder, als er Lan und Mayl auf ihn zukommen sah.

"Lan? Mayl? Hallo, huh! Was macht ihr denn hier?"

"Wir sind gemeinsam in der Stadt unterwegs. Einkaufen und so was.", antwortete Mayl immer noch freudestrahlend.

"Also habt ihr so eine Art Date? Huh!", fragte Higsby neugierig.

Von Lan kam nur ein leises Grummeln zurück, Mayl jedoch nickte fröhlich.

"Was machen sie denn hier? Haben sie die Chips, die sie da in der Hand halten, grade in diesem Shop gekauft?", war Mayl es, die nun neugierig fragte.

"Nicht direkt, huh! Ich und der örtliche Chiphändler tauschen gerne unsere Waren, huh! Wenn er einige seltene Chips hat, tauscht er sie gerne gegen einige von meinen. Zum Einkaufen bin ich allerdings auch hier, huh!" Mr. Higsby nahm seine Chips und steckte sie in seine Hosentasche. Dann schaute er weiter die Straße runter und deutete mit dem rechten Arm auf einen gewaltigen Turm.

"Seht ihr den da? Den großen Turm?"

Lan und Mayl nickten staunend.

"Das ist der Den Tower. Das Paradies für Chipsammler, wie mich. Huh!"

Der Turm war wirklich riesig. Er schien gar kein Ende zu nehmen und bis hoch in die Wolken zu ragen. Selbst die anderen Hochhäuser wirkten eher winzig im Gegensatz zum Tower.

"Einfach unglaublich, was die da verkaufen, huh! Ihr müsst euch das unbedingt mal ansehen, oder wart ihr schon da?"

Dem Staunen in den Gesichtern, der Beiden entnahm Higsby, dass sie den Den Tower noch nicht besucht hatten.

"Ich war schon vor ein paar Tagen da. Die verkaufen da alle möglichen seltenen Battle Chips. Leider habe ich nicht genug Geld, um gleich alle zu kaufen, huh! Aber das ist noch nicht alles. In den beiden unteren Stockwerken befinden sich die Shops, darüber sind die Büroräume der Angestellten und darüber sind die firmeneigenen Labors! Huh! Dieser Takamura muss ein reicher Bursche sein. Ich durfte mich leider nicht dort oben umsehen, aber die verwenden da Technologien, von denen selbst das SciLab nur träumen kann, huh! Wie gern hätte auch ich solch einen Shop... Schaut es euch ruhig mal an, wo ihr schon mal hier seid. Es ist zwar teilweise ziemlich teuer, aber dafür findet ihr dort Battle Chips, die ihr nicht einmal von Viren bekommen könnt, huh!"

Lan kriegte sich kaum wieder ein. Chips, die man nicht einmal von Viren bekommen konnte? Was das wohl für welche waren? Und was konnten die bloß? Lan stellte sich die unglaublichsten Chiparten vor.

"Wow... Da muss ich hin. Da muss ich unbedingt hin!"

"Wir wollten uns das sowieso mal anschauen. Das war ja eigentlich auch der Grund, warum wir hergekommen sind.", erklärte Mayl.

"Ach so. Na dann wünsch ich euch noch viel Spaß, huh! Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Ich könnte glatt den ganzen Tag darin verbringen, huh! Wir sehen uns!" Und schon machte sich Higsby wieder auf den Weg. Mayl und Lan winkten ihm noch kurz nach, machten sich dann allerdings auf der Stelle auf den Weg zum Den Tower.

Allein der Eingang war schon gigantisch. Eine solch große, elektronische Tür hatte Lan zuvor noch nie gesehen. Das Glas in der Tür schien ziemlich robust zu sein. Lan konnte sich gut vorstellen, dass die Tür aus Panzerglas bestand. Bei dem, was da aber auch verkauft wurde, wäre das wirklich nicht allzu verwunderlich gewesen.

Als Lan und Mayl sich der Tür näherten schob sie sich schnell, aber vorsichtig zur Seite.

Im innern des Towers herrschte großer Betrieb. Viele, gut gekleidete Geschäftsleute liefen in einem großen Wirrwarr auf und ab. An der Rezeption war die Hölle los. Es war ziemlich laut und man konnte beinahe sein eigenes Wort nicht verstehen.

Lan und Mayl schauten sich beeindruckt, alles genauestens an. Das Basement war sehr groß und hatte eine quadratische Form. Vom Haupteingang aus, jeweils rechts und links, waren zwei größere Abteilungen, in denen Regale und Schaufenster standen, wo die Battle Chips zu begutachten waren, welche zu Verkauf standen. Allerdings waren sie auch hinter Panzerglas geschützt und wenn man etwas kaufen wollte, musste man einem der zahlreichen Angestellten den Chip zeigen, den man wollte und dieser holte ihn dann aus dem Lager. Hier herrschten wirklich aller größte Sicherheitsmaßnahmen.

Direkt gegenüber vom Haupteingang war die Rezeption. Hinter einer rechteckigen Theke standen mehrere, nettaussehende, Frauen und kümmerten sich um Kunden oder Anrufe und weiteres. Je zu beiden Seiten der Rezeption war eine Reihe aus mehreren Fahrstühlen, die scheinbar in Dauerbetrieb standen. Kaum war ein Fahrstuhl von einer seiner Fahrten wieder zurückgekehrt, trat gleich die nächste Gruppe Geschäftsleute hinein und fuhr in eine der oberen Etagen.

Lan wusste nicht, wie, wo und was er sich zuerst anschauen sollte. Völlig aufgeregt lief er von einem Schaufenster zum Anderen. Mayl beobachtete ihn, ohne das er es merkte und begann leise zu kichern.

Unzählige Battle Chips, die er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen, geschweige denn von ihnen gehört hatte, waren dort. Es war unglaublich. Es war wie ein Traum. Lan hätte gleich am liebsten welche gekauft, aber als er die Preise sah, stockte ihm der Atem. Der billigste Chip, den er sehen konnte kostete schon 7000 Zenny. Das war wirklich viel zu teuer für ihn. Immer noch völlig aufgeregt, mittlerweile aber etwas enttäuscht wegen der enormen Preise, schaute er sich weiter um. Er achtete schon gar nicht mehr auf das, was um ihn drum herum passierte und merkte nicht einmal, als sich jemand hinter ihn stellte und ihm die Hand auf die Schulter legte.

"Hallo!", sagte eine freundlichklingende Stimme. Lan jedoch erschrak zunächst und schlug aus Reflex mit dem rechten Arm nach hinten, um seine Schulter zu befreien. Dabei hätte er beinahe den Mann erwischt, der hinter ihm stand.

"Oh... Tut mir leid! Das wollte ich nicht. Tut mir wirklich schrecklich leid!", versuchte sich Lan zu entschuldigen, doch der junge Herr wich nur lachend einen Schritt zurück, was Lan etwas verwunderte.

"Schon gut. Ist ja nichts passiert. Ich hab dich beobachtet. Schon seitdem du meine Firma betreten hast. Du scheinst dich hier ja wirklich wohl zu fühlen und total begeistert von unserem Chipsortiment zu sein.", lachte der Mann.

"Ihre Firma?!", rief Lan mit weit aufgerissenen Augen.

"Ja. Diese Firma gehört mir. Ich bin Seishiro Takamura. Firmenchef von CyberArmsTech. Es ist mir eine Ehre den berühmten Net-Battler Lan Hikari einmal persönlich kennen zu lernen."

Der Mann hielt Lan die rechte Hand hin. Er war ziemlich groß. Wahrscheinlich größer als 1,80. Er hatte etwas längeres, schwarzes Haar und musste irgendwo Mitte 20 sein. Er trug einen violetten Mantel, der an den Ärmeln und unten einige rote und hellgrüne Karos hatte. Er machte einen überaus freundlichen Eindruck und so reichte auch Lan ihm seine Hand.

"Sie wissen, wer ich bin?", fragte er verdutzt.

"Natürlich. Ich habe schon viel in den Nachrichten von dir gehört. Ich hätte nie damit gerechnet, das auch du einmal meinen Shop aufsuchen würdest."

"Na ja, als Shop kann man das hier wohl eher nicht bezeichnen. Dafür ist es etwas zu groß.", antwortete Lan, nun auch leicht lachend. Nun kam auch Mayl hinzu und begrüßte Takamura.

"Hallo.", begrüßte der Firmenchef das Mädchen. "Ist das deine Freundin, Lan? Ihr gebt ein hübsches Pärchen ab."

Wieder kam von Lan nur ein leises Grummeln, was allerdings von den Leuten, die sich im Hintergrund unterhielten übertönt wurde.

"Wir sind heute zusammen hergekommen, weil wir uns ihre Firma gerne mal anschauen wollten.", sagte Mayl.

"Ach so. Na dann... Ihr könnt euch hier gerne überall umsehen. Ihr habt allerdings nur zum Basement und dem ersten Stock zutritt. Über dem ersten Stock liegen die Büroräume, da würdet ihr euch sowieso nur langweilen.", erklärte Takamura den Beiden.

"Was befindet sich denn im ersten Stock?", fragte Lan neugierig.

"Nicht viel mehr, als hier unten. Oben findet ihr auch noch zahlreiche andere Chips, die Besten werden allerdings hier unten verkauft. Da fällt mir auch grade etwas ein. In meinen Labors wurde erst vor kurzem an ganz neuer Chip entwickelt. Er übertrifft alle bisherigen Battle Chips bei weitem, was Angriffskraft und Geschwindigkeit betrifft. Wir haben ihm den Namen ,Star-Rain' gegeben, da er einen Regen aus digitalen Sternen auslöst."

Lan konnte sich kaum noch rühren. Ein Chip, der stärker sein soll, als alle Anderen? Unglaublich! Diesen Chip musste er einmal in Aktion erleben.

"Wow! Kann man den Chip dann auch hier kaufen? Ich würde ihn so gern mal sehen, wenn er eingesetzt wird!"

Takamura hatte mit genau dieser Antwort gerechnet und begann erneut zu lachen.

"Verkaufen werden wir ihn nicht. Die Officials haben von diesem Chip erfahren und würden es für besser halten, wenn so ein Chip weder vervielfältigt, noch in Umlauf gebracht wird. Es ist schade. Er ist unsere bisher beste Kreation, aber irgendwie kann ich die Officials auch verstehen. Überlegt einmal, was dieser Chip in den falschen Händen anrichten könnte. Trotzdem möchte ich ihn der Welt nicht vorenthalten und deshalb wird in zwei Tagen eine öffentliche Vorstellung dieses Chips in der Sternwarte von Star Town stattfinden."

"Eine öffentliche Vorstellung?", fragte Lan noch einmal nach.

"Ja. Natürlich unter hohen Sicherheitsmaßnahmen. Einer unserer Navis wird den Chip im Kampf gegen einige Computerviren in der virtuellen Welt des Observatoriums testen. Er wird dabei gefilmt werden und das Bild wird über einen großen Bildschirm den Zuschauern vorgeführt. Ich würde mich freuen, wenn ihr auch kommen würdet."

"Das heißt wir können den Star-Rain Battle Chip in Aktion erleben? Wow... Was passiert denn mit dem Chip, wenn die Vorstellung vorbei ist?"

"Dann werde ich ihn den Officials übergeben müssen...", seufzte Takamura. "Na ja. Werdet ihr Zwei denn kommen?"

Mayl und Lan schauten sich noch einmal kurz an, dabei war die Antwort auf diese Frage eigentlich schon klar. Laut und im Chor beantworteten sie die Frage mit ,Ja!'

"Hab ich es mir doch gedacht. Ich werde auf euch warten. Aber jetzt muss ich dringend los. Ich habe noch einige Geschäftsbesprechungen vor mir. Als Leiter einer solch großen Firma hat man es wahrhaftig nicht leicht... Also dann. Bis in zwei Tagen!"

Takamura drehte sich um und ging in Richtung der Fahrstühle, doch plötzlich blieb er stehen und kam noch einmal zurück auf Lan zugelaufen. Etwas verwirrt starrte Lan den jungen Firmenchef, welcher ihm entgegenlief, an.

"Hatte ich beinahe vergessen. Tut mir leid. Ich habe gemerkt, dass du gerne einen dieser Chips hättest. Aber ich denke für ein Kind in deinem Alter sind sie wohl etwas zu teuer, oder?"

Immer noch verdutzt schaute Lan Takamura an, welcher in seine linke Manteltasche griff und einen Battle Chip herausholte.

"Diesen Chip möchte ich dir schenken. Es ist zwar nicht einer der Besten, aber ich denke er könnte dir bestimmt nützlich werden."

Lan hielt seine rechte Hand flach auf, als Takamura ihm den Chip auf die offene Handfläche legte. Sofort schaute Lan sich den Chip genauer an. Anders, als gewöhnliche Battle Chips hatte dieser einen Lichtblauen Rand und leuchtete, wenn man ihn gegen das Licht hielt.

"Was ist das für ein Chip?", fragte Mayl verwundert.

"Er nennt sich AquaCircle und erzeugt einen Kreis aus Wasser um deinen Gegner. Das ist aber nicht alles. Er besitzt eine ganz besondere Fähigkeit. Aber ich glaube, du wirst schon selbst herausfinden, welche das ist und wie du den Chip optimal einsetzt."

Lan bestaunte noch ein bisschen seinen neuen Battle Chip, bevor er schließlich antwortete.

"Vielen Dank, Herr Takamura."

"Du kannst mich ruhig Seishiro nennen. Aber jetzt muss ich wirklich los. Bis dann ihr Zwei!"

Und schon war Takamura erneut auf dem Weg zu den Fahrstühlen. Dieses Mal kam er aber nicht zurück. Er stieg mit ein paar äußerst wichtig aussehenden Leuten in einen der Fahrstühle und fuhr in eine der oberen Etagen. Mayl und Lan schauten noch solange hinterher, bis der Fahrstuhl geschlossen war und gingen dann Richtung Ausgang.
 

Draußen angekommen, blieben sie vor dem Den Tower stehen. Lan steckte seinen neuen Battle Chip in die Hosentasche und half Mayl wieder beim Tragen ihrer Sachen. Gemeinsam gingen sie wieder zurück durch die Fußgängerzone in Richtung der Metroline Station...

"Dieser Takamura ist ein ziemlich netter Typ. Ich kann einfach nicht glauben, dass er mir diesen Chip geschenkt hat. Der muss bestimmt ein Vermögen kosten!"

"Kann schon sein.", antwortete Mayl.

"Ich kann es kaum abwarten diesen Star-Rain Battle Chip zu sehen. Das wird bestimmt richtig cool! Oder, Megaman?"

"Keine Frage. Jedenfalls hörte es sich schon mal ziemlich interessant an.", meinte der blaue Navi.

"Hey! Lan? Ich hab da eine super Idee!", rief Mayl plötzlich und das sogar so laut, dass Lan leicht zusammenzuckte.

"Was denn für eine?", fragte er verdutzt.

"Wir könnten die Anderen doch auch fragen, ob sie mitkommen wollen. Dann könnten wir alle zusammen zur Sternwarte. So eine Art Ausflug. Was meinst du? Ich hab da auch schon eine prima Idee!", erklärte Mayl aufgeregt.

"Hört sich nicht schlecht an. Ich bin mir sicher, dass die Anderen sich das auch anschauen möchten. Aber was meinst du mit einer prima Idee?"

"Hehe... Wird noch nicht verraten. Dann werde ich nachher den Anderen bescheid sagen."

"Ehm... Okay. Bin schon gespannt, was du vor hast."

Wieder grinste Mayl leicht. Sie hakte sich bei Lan ein und ging so mit ihm zusammen das letzte Stück bis zur Metroline, wo sie ihre Tickets kauften und sich auf die Rückfahrt vorbereiteten. Es war mittlerweile schon kurz nach zwei Uhr.

A Visit at SciLab

Wieder zuhause angekommen, zog Lan langsam seine Schuhe aus und stellte sie in den kleinen, weißen Schrank nahe der Haustür.

Nachdem er und Mayl mit der Metroline wieder an der Station in ACDC Town angekommen waren, gingen sie noch gemeinsam nach Hause. Sie hatten sich noch ein wenig über ihren Besuch im Den Tower und ihre gemeinsame Zeit in Den Town unterhalten. Aber vor Lan's Haus trennten sich die Beiden wieder, da Mayl noch einiges vorzubereiten hatte, bezüglich ihrer Idee, die sie hatte.
 

Lan's Mutter war in der Küche und machte das Mittagessen bereit. Sie setzte noch heißes Wasser auf und ging ihrem Sohn entgegen, als er mit den eingekauften Sachen auf sie zukam.

Lan reichte ihr die einzelnen Lebensmittel aus seiner Tasche, welche Mrs. Hikari auch gleich sorgfältig in den Kühlschrank und die Küchenschränke einsortierte.

"Meine Güte. Du bist aber ganz schön spät dran. Wir haben gleich schon halb drei. Was habt ihr Zwei denn in der Stadt so getrieben?", fragte Mrs. Hikari neugierig, während sie ein paar Gemüsedosen in einem der unteren Schränke verstaute.

"Tut mir leid, Mum. Ich hab nicht damit gerechnet, dass es solange dauern würde. Mayl und ich waren erst einkaufen, was etwas länger dauerte. Und dann haben wir noch Mr. Higsby getroffen."

"Ach so. Hattet ihr denn wenigstens viel Spaß? Wie ist denn nun diese neue Firma da?"

"Es war ganz lustig..." Lan nahm den Kochtopf aus seiner Tasche und reichte ihn seiner Mutter, welche ihn erst einmal begutachtete. "... Und diese neue Firma ist der Hammer! Das musst du dir mal selbst ansehen. Die haben da Battle Chips... Unglaublich. Aber es herrscht dort eine Menge Betrieb und es ist auch nicht grade billig. Dafür haben ich und Mayl aber auch den Firmenchef höchstpersönlich kennen gelernt!!"

"Wow! Scheint dir ja richtig gefallen zu haben. Wie ist denn dieser Firmenchef so? Ich hab gehört er soll noch ziemlich jung sein."

"Der Typ ist voll nett!", strahlte Lan. In seinen Augen konnte man die Begeisterung, die er empfand erkennen. "Wie alt er ist weiß ich nicht, aber ich schätze so ungefähr zwanzig. Er hat uns von einer Vorführung eines seiner neuesten Battle Chips erzählt und gefragt, ob wir dorthin kommen wollen. Und dann hat er mir sogar einen dieser seltenen Chips einfach so geschenkt!" Lan zögerte kaum sondern zog den neuen Chip sofort aus seiner Hosentasche und präsentierte ihn, stolz, seiner Mutter.

"Nicht schlecht. Freut mich, dass du soviel Spaß hattest. Scheint ja ein echt netter Kerl zu sein. Gehst du denn zu dieser Vorführung?" Mrs. Hikari riss das Preisschild vom Kochtopf ab und stellte ihn schließlich in eines der vielen Regale, in der Küche. Dann nahm sie zwei Teller und stellte sie auf die Theke, an der rechten Seite und holte anschließend Essbesteck aus einer Schublade.

"Ich und Mayl wollte auf jeden Fall dorthin..." Lan steckte den Chip wieder zurück und legte sich seinen Rucksack wieder über die Schulter. "Ob die Anderen auch mitkommen, müssen wir erst noch mit ihnen klären."

"Ach so. Danke noch mal, dass du die Sachen für mich mitgebracht hast. Der Kochtopf ist echt super. Du kannst dich schon an den Tisch setzen, das Essen ist jeden Moment fertig."

"Okay."

Lan brachte noch eben seinen Rucksack in sein Zimmer und verstaute diesen wieder unter seinem Bett. Er machte das Fenster in seinem Zimmer auf und ging zurück ins Esszimmer, wo er sich an den Esstisch setzte.

Der Esstisch war nicht grade sehr groß. Er war ziemlich schmal, aus Holz und stand direkt neben der Küche. Am Tisch war Platz für nur zwei Personen. Aber meist aßen auch nicht mehr als Zwei, aus der Familie Hikari gleichzeitig. Da Dr. Hikari meist arbeiten war, war die gesamte Familie sowieso nur sehr selten zum Essen versammelt.

Vom Esstisch aus hatte man, durch ein großes Fenster einen perfekten Blick in den Garten, neben dem Haus. Lan beobachtete einige Vögel, die auf Futtersuche waren, als seine Mutter mit zwei dampfenden Tellern voller Nudeln auf ihn zukam. Sie stellte die Teller auf den Tisch, legte das Besteck daneben und setzte sich ebenfalls.

"Lass es dir schmecken." Sie nahm ihre Gabel und den Löffel und begann zu essen.

"Danke, Mum. Guten Appetit." Lan begann auch sofort kräftig zuzulangen, da ihn der Ausflug nach Den Town ziemlich hungrig gemacht hatte. Innerhalb weniger Minuten war der Teller schon zur Hälfte geleert.

"Ach, da fällt mir grade wieder etwas ein. Das hätte ich beinahe vergessen."

"Was denn?", fragte Lan seine Mutter verwundert.

"Dein Vater hatte vorhin hier angerufen, als du mit Mayl unterwegs warst. Er bat mich dir zu sagen, dass er in seinem Arbeitszimmer eine wichtige Diskette vergessen hatte. Würdest du sie ihm vielleicht bringen? Er braucht sie ganz dringend, hat aber keine Zeit selbst herzukommen, um sie abzuholen."

"Dad auf der Arbeit besuchen? Ja klar. Gleich nach dem Essen werd ich sofort losfahren und ihm die Diskette bringen." Lan strahlte richtig vor Freude. "Hatte er denn gesagt, welche Diskette es ist?"

"Es müsste eine dunkelblaue mit der Aufschrift ,ArmorData' sein."

"Ah, okay. Ich glaub ich weiß, wo die liegt."

"Gut. Scheinst dich ja schon sehr zu freuen. Aber bitte bleib nicht zulange da. Du weißt, das dein Vater sehr beschäftigt ist. Stör ihn bloß nicht bei seiner Arbeit."

"Ach was. Werd ich schon nicht. Keine Sorge."

Lan ließ sich in seinem Stuhl nach hinten gegen die Lehne fallen und hielt sich seinen Bauch fest. Er hatte bereits aufgegessen.

"Meine Güte. Du sollst doch nicht immer so schnell essen. Das ist nicht gut, das weißt du doch."

"Ja, sorry Mum.", antwortete Lan.

"Hat es dir denn geschmeckt?"

"Jaaaa. Dein Essen ist einfach super!"

Lan stand auf, rückte den Stuhl an den Tisch und putzte sich mit einem Tuch die Soße vom Mund. Dann brachte er seinen Teller in die Küche und legte ihn in den Geschirrspüler. Sein Besteck legte er zu dem Anderen an die Spüle.

"Ich mach mich dann gleich auf den Weg. Hol nur eben noch die Diskette aus Dad's Arbeitszimmer."

"Okay. Aber wie gesagt, bleib nicht zu lange weg.", rief Mrs. Hikari ihrem Sohn nach, welcher schnell die Treppe zu Dr. Hikari's Arbeitszimmer hoch spurtete.

"Nein, werd ich schon nicht!", hallte es von oben zurück.
 

Lan betrat das Zimmer seines Vaters. Wie immer herrschte ein ziemliches Chaos dort.

Es war nicht sehr groß. Der Raum war klein und quadratisch. Er hatte ein kleines Fenster, weiße Tapeten, und einen Schreibtisch mit einem Computer darauf, in seiner Mitte. Rund um den Tisch verteilt lagen Unterlagen, Dokumente, Disketten, CD's und noch viele andere Sachen. Lan versuchte vorsichtig an den Tisch heranzukommen, ohne auf die Unterlagen zu treten. Es war etwas problematisch, aber er schaffte es.

"Irgendwo hier müsste sie doch sein..."

Lan durchwühlte einen Stapel Papier, welcher auf dem Tisch lag und darunter fand er auch die gesuchte Diskette. Sie war dunkelblau und leicht durchsichtig. Auf einem Klebeetikett auf der Diskette stand "ArmorData".

"Ah, da ist sie ja auch schon." Er hielt die Diskette noch kurz in der Hand und betrachtete sie. Dann steckte er sie in seine Hosentasche und holte sein PET hervor.

"Was meinst du, Megaman? Ob Dad wohl etwas Zeit für uns hat?", fragte der Junge, aufgeregt, seinen Navi.

"Ich würde nicht damit rechnen. Du weißt doch, wie beschäftigt er immer ist. Wir sollten ihm nur die Diskette bringen. Und Mum sagte ja auch schon, dass er viel Arbeit zu erledigen hat. Sonst wäre er ja selbst gekommen, um die Diskette zu holen.", antwortete Megaman.

"Ja, stimmt...", seufzte Lan laut. "Naja, immerhin können wir ihn noch mal sehen. Am Besten beeilen wir uns. Dad wartet sicher schon."

Dann steckte er das PET wieder zurück, verließ das Arbeitszimmer seines Vaters, rannte die Treppe runter und direkt auf die Haustür zu. Mrs. Hikari saß immer noch am Esstisch und aß ihre Nudeln. Sie sah Lan zu, wie er in Windeseile seine Schuhe anzog, den Haustürschlüssel aus der Küche holte und zur Tür hinaus eilte.

"Bye, Mum! Ich werd mich beeilen!", rief er noch, als er die Tür hinter sich zuzog.

Mrs. Hikari stand langsam auf und ging zum Fenster neben der Tür herüber, durch welches sie ihren Sohn sehen konnte. Sie beobachtete ihn noch, wie er zur Metroline Station rüberlief. Er strahlte vor Freude, wegen des bevorstehenden Treffens mit seinem Vater.

"Mein armer Lan... Hätte dein Vater doch bloß mehr Zeit für dich..."
 

Mit der Metroline war Lan innerhalb weniger Minuten zurück in Den Town, wo sich auch das SciLab befand. Der Ort an dem Lan's Vater arbeitete.

Das SciLab (Science Laboratory) war das technologisch fortgeschrittenste Labor auf der Welt. Hier arbeiteten die größten und genialsten Wissenschaftler. Das SciLab wurde schon dutzende Male erweitert. Einst befand es sich zusammen mit dem Wasserwerk in einem großen Komplex, dann wurde es mehrmals umgesiedelt und fand nun schließlich seinen festen Standpunkt im Zentrum von Den Town. Technologien, die anderen Labors und sogar Ländern vorenthalten wurden, kamen hier zum Einsatz. Und da schon mehrmals Anschläge auf das SciLab verübt wurden, beschloss man die Sicherheit ein gewaltiges Stück zu erhöhen. Darum befand sich nun auch ein Official Posten in nicht allzu weiter Entfernung vom SciLab.
 

Lan kam nur langsam in dem Gedränge, in der Fußgängerzone der Innenstadt, voran. Es war jetzt ungefähr drei Uhr und viele der Geschäftsleute, die in den naheliegenden Firmen arbeiteten, hatten nun Mittagspause. Ganze Menschenmassen spülten wie ein Flutwelle durch die engen Gassen und Straßen. Lan wurde mehrmals angerempelt und zur Seite gestoßen, doch einen anderen Weg gab es nicht und sein Vater brauchte dringend diese Diskette, also versuchte er sich weiter vorzuarbeiten. Er kam an vielen Geschäften vorbei, die er zuvor schon mit Mayl besucht hatte, an überfüllten Straßencafés und Essständen. Alles war total voll. Vor allem die Straßencafés. Aber wer wollte auch bei einem so herrlichen Wetter drinnen sitzen?

Auf seinem Weg kam Lan auch noch einmal am Den Tower vorbei. Er blieb kurz vor dem Eingang stehen und betrachtete diesen Hohen Turm, der bis in die Unendlichkeit zu ragen schien. In einigen Fenstern konnte er Leute sehen, die an Computern saßen und arbeiteten oder sich unterhielten und dabei Kaffee tranken. Die Eingangstür des Towers war geschlossen. Also war auch hier grade Mittagspause. Lan bestaunte ihn noch kurz, hielt sich dann allerdings nicht mehr weiter dran auf und setzte seinen Weg zum SciLab fort.
 

Bald hatte er es auch erreicht. Es war ein großer Komplex, bestehend aus drei Gebäuden, die durch Glastunnel miteinander verbunden waren. Aus der Luft betrachtet hatte es die Form eines ,T'. Die Gebäude waren weiß angestrichen und hatten viele Fenster. Das Hautgebäude, welches, von vorne gesehen, zwischen den anderen beiden stand hatte sogar eine runde Glaskuppel auf dem Dach. Auf den Dächern der anderen beiden Gebäude befand sich jeweils eine große, runde Satellitenschüssel. Um das SciLab herum befand sich ein großer Park. Kleine Teiche, zwischen größeren Grasflächen und Bäume verliehen dem Ganzen einen wunderschönen Eindruck. An manchen Stellen fanden sich einige Sitzbänke aus Holz, wo man sich ausruhen und die Natur genießen konnte.

Ein, aus quadratischen Steinplatten gepflasterter, Weg führte durch den Park zum Haupteingang des SciLab. Lan folgte diesem Weg. Er war bisher erst einmal hier gewesen, als sein Vater grade sein neues Labor hier eingerichtet hatte. Deshalb kannte er sich auch noch nicht so gut dort aus. Er ging durch eine elektronische Schiebetür, ebenfalls aus Glas, in den Empfangsraum, wo eine junge Frau ihn freundlich begrüßte.

"Guten Tag. Was kann ich für dich tun?", fragte die Frau mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Sie trug die Kleidung eines Officials. Eine dunkelblaue Jacke mit Reißverschluss, welcher rot umrandet war und einen Rock, ebenfalls in blau.

"Guten Tag. Ich suche meinen Vater, Dr. Hikari. Ich sollte ihm diese Diskette bringen.", antwortete Lan, während er der Frau kurz die Diskette zeigte.

"Ach so. Dann bist du sicher Lan. Dr. Hikari hatte mir schon bescheid gesagt. Er ist momentan in seinem Labor im ersten Stock. Siehst du den Aufzug dahinten? Er wird dich dort rauf bringen. Moment... Du brauchst noch eine SciLab-ID, um den Aufzug benutzen zu können. Ich hole schnell eine."

"Okay, danke."

Schnell lief die junge Frau rüber zu einem Büroschreibtisch, auf dem gleich mehrere Monitore standen. Sie öffnete eine Schublade und kramte ein wenig darin herum. Lan begutachtete währenddessen die Inneneinrichtung des SciLab. Der Boden bestand aus vielen rechteckigen, weißglänzenden Fliesen. Rechts von sich konnte Lan den Aufzug sehen, neben dem zwei Blumenvasen mit wunderschönen Pflanzen darin standen. In der Nähe der Eingangstür standen mehrere dunkelgrüne Sessel aus Leder und einige Glastische. Vereinzelt noch einige Pflanzen, aber sonst war es dort eher spärlich eingerichtet.

Die Frau kam wieder zurück und hielt eine kleine Plastikkarte in ihrer Hand.

"Hier. Nur damit kann der Aufzug geöffnet werden. Du musst sie in den kleinen Schlitz am Controlpanel stecken."

"Vielen Dank.", sagte Lan, als er die Karte entgegen nahm. Die Frau nickte ihm noch einmal freundlich zu und ging dann zurück an den Schreibtisch, wo sie anfing irgendwas an einer Tastatur einzugeben. Lan ging geradewegs auf den Aufzug zu. Er steckte die ID-Karte in den Schlitz, wie die Frau es ihm gesagt hatte und sogleich öffnete sich der Fahrstuhl auch schon. Lan stieg hinein und drückte den Knopf für den ersten Stock. Die Tür schloss sich und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.

Oben angekommen, stieg Lan gleich hinaus und schaute sich erst einmal um. Es gab zwei Wege. Einer führte nach rechts, der Andere nach links.

"Welchen Weg sollen wir jetzt nehmen, Megaman?"

"Hmm... Ich weiß es nicht. Ich kenn mich hier genauso wenig aus, wie du. Vielleicht treffen wir ja jemanden, der uns sagt, wo lang wir müssen. Oder wir gehen einfach in irgendeine Richtung."

"Stimmt. Was Besseres fällt mir auch nicht ein. Schilder oder so gibt es hier ja auch nicht. Na ja... Wie heißt es doch so schön? Rechts vor links, nicht? Also lass uns zuerst nach rechts gehen."

"Wie du willst.", antwortete Megaman und so begab sich Lan zunächst nach rechts.

Er folgte einem langen, schmalen, weißen Gang. An der rechten Seite befanden sich Fenster, durch die das Sonnenlicht von draußen hineindrang. Er beobachtete einige Leute, die im Park spazieren gingen und sich über irgendetwas angeregt unterhielten.

Schließlich kam Lan ein weiterer Official entgegen. Es war ein Mann mit kurzem schwarzem Haar. Er trug die selbe Jacke, wie die Frau, nur statt eines Rocks eine blaue Hose.

"Kann ich dir helfen, mein Junge?", fragte der Mann.

"Ja. Ich suche das Labor meines Vaters, Dr. Hikari. Es müsste sich eigentlich irgendwo hier befinden. Können sie mir sagen, wie ich dorthin komme?"

"Sicher doch. Du hättest am Fahrstuhl nach links gehen müssen und dann bei der ersten Gelegenheit nach rechts."

"Oh... Ach so... Vielen Dank."

"Gern geschehen.", sagte der Official und machte sich wieder auf den Weg.

"Na toll. Ein fifty-fifty Chance und du nimmst den falschen Weg. Wieder mal typisch.", lachte Megaman.

"Ja. Mach dich nur lustig. Du wusstest doch auch nicht, wo wir lang mussten.", grummelte Lan zurück.

"Ja, schon gut. Dann sollten wir uns aber jetzt beeilen. Wir haben schon genug Zeit verschwendet."

"Ja. Dad wartet sicher schon lange. Also los..."

Und so setzte Lan seinen Weg fort und dieses Mal in die andere Richtung. Er kam am Aufzug vorbei, in den wohl grade der Official gestiegen sein musste, da er sich nach unten bewegte, was auf einer Anzeige darüber abzulesen war.

"Bei der ersten Gelegenheit rechts...", murmelte Lan noch mal vor sich hin, als er an eine Abzweigung kam. Er ging herum und konnte direkt geradeaus auch schon den Eingang zum Labor seines Vaters erkennen. Ein Schild hing neben der Tür, auf dem ,Dr. Hikari' stand.

Allerdings befand sich noch ein anderer Mann in diesem Gang. Er stand auf einer der Holzbänke und arbeitete scheinbar an einem Belüftungsschacht herum.

Neugierig trat Lan daneben und begutachtete, was der Mann da tat. Neben seinen Füßen stand ein roter, metallener Werkzeugkoffer. Der Mann trug einen dunkelgrauen, fast schwarzen, Anzug, ein hellgraues Hemd unter seiner Jacke und eine dunkelblaue Krawatte. Seine Augen konnte Lan nicht erkennen, da er eine schmale Sonnenbrille trug. Er hatte kürzeres, braunes Haar mit leichten Grauansätzen im Nacken und an den Seiten und er rauchte! Während er am Belüftungsschacht arbeitete hatte er eine Zigarette im Mund. Lan musste anfangen zu husten, als er den Rauch einatmete. Verdutzt wandte der Mann Lan den Kopf zu und schaute ihm direkt in die Augen.

"Was willst du, Kleiner?", fragte er mit einem etwas unfreundlichen Ton.

"Nichts. Ich wollte nur wissen, was sie da machen.", antwortete Lan.

"Arbeiten. Sieht man das nicht, oder bist du zu doof das zu erkennen?"

"Hey! Was soll das? Sie müssen mich doch nicht gleich beleidigen. Ich hab ihnen doch nichts getan."

"Du nervst und jetzt verpiss dich!", brüllte der Mann ihn an und pustete ihm Zigarettenrauch direkt ins Gesicht. Der Qualm trieb Lan einige Tränen in die Augen und brachte ihn noch stärker zum Husten.

"Verfluchter Mistkerl...", stammelte Lan leise vor sich hin, als er sich die Tränen wegputzte.

"Das hab ich gehört.", sagte der Mann und stieg von der Bank. Er hielt drohend einen Schraubenzieher in der Hand und machte einen ziemlich einschüchternden Eindruck.

"Du hast wohl ein Interesse daran was aufs Maul zu bekommen, oder?"

"Was? Sind sie bekloppt? Lassen sie mich in Ruhe, oder ich rufe die Officials!"

Der Mann kam mit seinem Gesicht unangenehm nahe an Lan's heran. Selbst beim Sprechen nahm er die Zigarette nicht aus dem Mund. Leichte Rauchstöße kamen Lan entgegen und trieben ihm erneut Tränen in die Augen.

"Ich warne dich. Komm mir nicht in die Quere.", flüsterte er Lan zu. Dann öffnete sich plötzlich die Tür zu Dr. Hikari's Labor. Beide, Lan und der Mann, drehten sich schnell um, um zu sehen, wer da aus der Tür kam. Es war Eugene Chaud!

"Lassen sie den Jungen in Ruhe. Er hat doch nichts getan.", rief Chaud den Beiden zu. Er trug die selben Klamotten wie immer. Seine grüne Tarnhose, ein schwarzes Hemd und darüber seine rote Jacke.

Er trat dem Mann direkt gegenüber und schaute ihm ins Gesicht.

"Ich dachte sie wären hier, um das Belüftungssystem zu reparieren?", fragte Chaud.

"Bin ich auch. Und ich könnte auch schon fertig sein, hätte dieses dumme Balg mich nicht bei meiner Arbeit gestört."

"Das ist aber noch kein Grund gleich grob zu werden, oder?"

"Wenn du das sagst..." Völlig desinteressiert an dem, was Chaud grade gesagt hatte, stieg der Mann wieder auf die Bank und arbeitete weiter an dem Belüftungsschacht rum. Chaud schaute ihm noch kurz nach, aber ging dann zu Lan.

"Alles in Ordnung?"

"Ja. Danke Chaud. Sag mal... Wer ist denn dieser Kerl?", fragte Lan, wie immer neugierig.

"Er wurde von der Stadt geschickt und soll das Belüftungssystem hier im SciLab reparieren, da es vor nicht allzu langer Zeit kaputt gegangen ist."

"Ist aber ein ziemlich unfreundlicher Kerl...", meldete sich Megaman zu Wort.

"Kann sein. Hauptsache er erledigt seine Arbeit. Aber sag mal, Lan... Was willst du überhaupt hier?", fragte nun Chaud.

"Ich sollte meinem Vater so eine Diskette bringen, die er dringend benötigt. Und was machst du hier? Und dazu noch im Labor meines Vaters?"

"Das geht dich gar nichts an. Eine Angelegenheit der Officials. Aber da fällt mir grad ein... Warst du nicht auch in diesen Vorfall an der Den Tech Akademie verwickelt?"

"Ja, das war ich! Dieser Kinoshita wollte Schuldaten stehlen, aber ich und Megaman haben diesem Kerl gezeigt, wo's lang geht, nicht Megaman?", jubelte Lan stolz.

"Genau. Wir haben ihn und seinen Navi richtig fertig gemacht, als sie die Daten stehlen wollten!", antwortete Megaman, ebenfalls stolz.

"Nicht nur wollten... Sie taten es auch. Und wir wissen noch immer nicht, was das für Daten waren. Und das ist allein eure Schuld, weil ihr diesen Kinoshita entkommen lassen habt!!"

"Hey... Wir haben unser Bestes gegeben!", wollte sich Lan rechtfertigen.

"Euer Bestes ist halt nicht gut genug gewesen. Ich sage es dir und deinem Navi heute zum aller letzten Mal. So etwas ist Angelegenheit für die Officials und nicht für einen kleinen Sechstklässler mit seinem Versager-Navi. Haltet euch in Zukunft endlich da raus und überlasst diese Arbeit den Profis!"

"Sag mal... Was soll denn das? Wer von uns hat den Alpha, Gospel und all die Anderen aufgehalten?? Und darüber hinaus bist du genauso alt wie ich!!"

"Ja ja... Ich habe dich gewarnt, Lan. Solltest du dich noch mal in so etwas einmischen wird ProtoMan deinen Navi löschen, oder ProtoMan?"

"Wir ihr wünscht, Mr. Chaud!", bestätigte ProtoMan seinen Operator.

"Ich habe noch einiges zu erledigen. Ich hoffe ich habe mich klar ausgedrückt. Gehen wir, ProtoMan." Und ohne ein weiteres Wort zu sagen oder auf Lan's Rechtfertigungen zu hören ging Chaud auch schon weiter, den Weg zurück, den Lan gekommen war.

"Warum sind alle Leute so unfreundlich zu mir? Und dieser Chaud... Der treibt mich noch in den Wahnsinn. Der hält sich wirklich für was Besseres, nur weil er in dem Alter schon ein Official ist. Dabei ist es uns zu verdanken, dass World 3 und die Anderen aufgehalten werden konnten!", regte sich Lan auf.

"Ich versteh Chaud auch nicht. Manchmal verhält er sich uns gegenüber wie ein guter Freund und manchmal behandelt er uns wie Kleinkinder. Das er noch immer so zu uns ist, nach allem, was wir zusammen erlebt haben kann ich echt nicht verstehen. Vielleicht ist er auch nur sauer, weil wir ihn in unserem letzten Kampf besiegt haben?", sprach Megaman.

"Kann sein, kann nicht sein. Manchmal ist dieser Typ wirklich unausstehlich. Aber was soll's? Irgendwann wird auch er sich ändern und einsehen das Freundschaft das Einzige ist was zählt. Wenn er weiter alles im Alleingang machen will, soll er doch. Er wird schon noch sehen, was er davon hat. Aber egal jetzt... Wir sind nicht hergekommen, um uns aufzuregen, sondern um Dad die Diskette zu geben. Also lass uns gehen..."

"Genau! Aufregung verkürzt nur die Lebensdauer. Dad hat nun schon lange genug gewartet. Lass uns endlich zu ihm ihm."

Und so ging Lan auf den Eingang zum Labor zu. Während er an dem seltsamen Mann vorbei ging, warf er ihm einige misstrauische Blicke zu. Der Mann sah ihm nur kurz nach und arbeitete weiter an dem Lüftungsschacht, während er irgendwas vor sich hin grummelte. Ansonsten kümmerte er sich nicht weiter um Lan.
 

Lan ging durch die mechanische Metalltür und betrat endlich das Labor seines Vaters. Hier sah es genauso aus, wie in seinem Arbeitszimmer zuhause. Überall lagen Unterlagen auf dem Boden verteilt und Disketten, sowie leere Pappkartons. Große, weiße Schränke mit vielen Ordnern und Dokumenten und einige Tische mit Computern standen noch, wie wild durcheinander geworfen, im Raum herum. Dr. Hikari saß grade an seinem Schreibtisch und füllte irgendwelche Formulare aus, als er sich umdrehte und seinen Sohn den Raum betreten sah. Freudestrahlend stand er von seinem Stuhl auf, kam Lan entgegen und schloss ihn in seine Arme.

"Hallo, Lan. Na? Wie geht es dir? Hast du noch gut geschlafen? Wurde ja gestern noch ziemlich spät..."

"Hi, Dad. Mir geht es super. Ich hab relativ gut geschlafen. Mum hatte mich heut morgen geweckt, obwohl ich eigentlich noch gern weiter geschlafen hätte, aber na ja."

"Ach so. Freut mich, dass es dir gut geht. Und wie geht es meinem anderen Sohn?"

"Mir geht's auch prima!", rief Megaman voller Freude.

"Dann ist ja gut. Habt ihr mir die Diskette mitgebracht?"

"Ja, haben wir. Moment...", sagte Lan, als er die Diskette aus seiner Hosentasche hervorholte. "Diese hier, nicht?"

"Genau die! Danke euch Zwei. Ohne diese Diskette wäre ich mit meiner Arbeit nicht mehr weitergekommen." Dr. Hikari nahm die Diskette und steckte sie gleich ins Laufwerk seines PC's. Ein Ladebildschirm erschien auf dem Monitor.

"Ich habe von Mum erfahren, dass du heute ein Date mit Mayl hattest?", fragte Lan's Vater, als er darauf wartete, dass die Daten fertig geladen wurden.

"Es war kein Date!! Wieso glaubt jeder, dem ich begegne ich hätte ein Date mit ihr gehabt?"

"Weil es eines war.", sprach Megaman.

"Halt du dich da raus...", grummelte Lan zurück.

"Braucht dir doch nicht peinlich zu sein. Es freut mich, dass du dich mit Mädchen triffst. Und Mayl ist ja wirklich nett und..."

"Ja, schon gut. Bitte lass uns nun von was Anderem reden.", unterbrach Lan seinen Vater.

"Wie du willst.", sagte Dr. Hikari, musste dabei aber leicht lachen.

"Was hat Chaud hier eigentlich gewollt?"

"Chaud? Ach, du bist ihm grade sicher im Gang begegnet. Wir haben über diesen Vorfall an der Den Tech Akademie geredet. Wir wissen noch immer nicht, wo sich dieser Kinoshita aufhält oder was für Daten er gestohlen hat. Sein Navi hat seine Spuren ziemlich gut verwischt. Aber wir vermuten, dass es eventuell mit dem Diebstahl der Wood-Armor in Verbindung steht."

"Die Wood-Armor?", fragte Lan neugierig.

"Ja. Ein Projekt, woran ich und die anderen Wissenschaftler schon lange arbeiten. Es befinden sich auch Daten darüber auf der Diskette, die du mir gebracht hast. Die Wood-Armor ist nur eine, der vier Elementrüstungen. Doch vor kurzem wurde sie aus einem geheimen Testlabor in Yumland gestohlen."

"Vier Elementrüstungen? Was können die denn? Wisst ihr denn wer sie gestohlen hat?"

"Wer sie gestohlen hat wissen wir leider auch nicht. Aber in den falschen Händen können diese Rüstungen großes Chaos anrichten. Sie wurden extra als Power Up's für Net-Navis entwickelt. Der Navi, der eine solche Rüstung trägt erhält Immunität gegen das Element der jeweiligen Rüstung und elementspezifische Fähigkeiten. Klingt wahrscheinlich ein wenig nach einem Stylechange für dich, aber diese Rüstungen sind viel mächtiger als so etwas... Ihre Kraft ist bisher unvergleichlich und darum müssen sie noch vielen Tests unterzogen werden. Und obwohl alles strengstens geheim gehalten wurde, scheint trotzdem irgendjemand davon mitbekommen zu haben. Oder es war einer unserer Wissenschaftler, der die Rüstung gestohlen hat. Wir arbeiten mit den Officials zusammen, um die anderen Rüstungen vor eventuellen Diebstählen zu sichern und herauszufinden, wer die Wood-Armor gestohlen hat."

"Wow! Klingt spannend. Können ich und Megaman da vielleicht irgendwie helfen?"

"Nein. Dieses Mal kümmern sich wirklich nur die Officials darum. Wir haben ja sowieso kaum Anhaltspunkte, deshalb können du und Megaman eh nicht viel tun. Du solltest lieber deine Ferien genießen, auf die du schon so lange gewartet hast."

"Okay. Schade. Na ja... Können wir sonst noch etwas für dich tun, Dad?"

"Nein. Eigentlich nicht. Mit der Diskette dürfte ich endlich weiterkommen. Mehr brauche ich nicht. Bei der nächsten Gelegenheit werden wir beide mal ein Eis zusammen essen gehen. Sozusagen als Dank dafür, dass du mir die Diskette gebracht hast, okay?"

"Ja, das wäre echt super!", freute sich Lan. "Ich glaub, ich und Megaman gehen dann mal wieder. Wir hatten Mum versprochen dich nicht bei der Arbeit zu stören."

"Schon gut. Ich freue mich, dass ich euch Zwei sehen konnte. Ihr könntet mich mal öfters hier besuchen, wenn ich nicht zu viel zu tun habe."

Dr. Hikari stand noch mal von seinem Stuhl auf und nahm Lan zum Abschied noch einmal in die Arme. Lan genoss diese Umarmung und hätte am liebsten gewollt, dass sie nie enden würde.

"Also bis dann, ihr Zwei."

"Ja. Bis dann, Dad!", antworteten Lan und Megaman im Chor, als sie den Raum wieder verließen.
 

Draußen, vor dem Labor blieben sie noch kurz im Gang stehen. Der graugekleidete Mann von vorhin war schon nicht mehr da und der Belüftungsschacht wieder zusammengeschraubt.

"Puh. Ein Glück... Ich dachte schon wir müssten noch mal an diesem unfreundlichen Kerl vorbei. Ich frag mich, was das für einer war? Hat irgendwie einen seltsamen Eindruck gemacht. Und diese Kleidung... Er war recht schick gekleidet für einen Mechaniker von der Stadt. Oder? Was meinst du, Megaman?"

"Da muss ich dir Recht geben. Hat wirklich etwas seltsam gewirkt, aber vielleicht auch nur deswegen, weil er so unfreundlich zu uns war. Was soll's?"

"Ja, stimmt. Diese Sache mit den Elementrüstungen klingt echt cool, oder? Aber das eine davon gestohlen wurde scheint nichts Gutes zu verheißen."

"In letzter Zeit passieren schon wieder merkwürdige Dinge. Der Diebstahl der Rüstung, der Vorfall mit Kinoshita... Ich hab da ein ungutes Gefühl bei. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Sollten wir nicht endlich wieder nach Hause?"

"Ja. Gehen wir, bevor Mum wieder sauer wird."

Grade, als Lan weitergehen wollte begann plötzlich sein PET zu vibrieren und zu piepen.

"Was ist denn jetzt los?", fragte er verdutzt.

"Hey, Lan. Du hast eine e-Mail bekommen.", antwortete Megaman.

"Und von wem?"

"Von Mayl. Moment, ich öffne sie...
 

Hallo, Lan!

Ich habe die Anderen gefragt, bezüglich dieses Ausflugs zur Sternwarte. Es geht alles klar. Wir werden uns dann einen Tag vorher treffen und einen kleinen Wanderausflug durch den ACDC-Forest machen. Da dieser direkt auf dem Weg nach Star Town liegt hatte ich mir gedacht, wir könnten die Nacht über im Wald campen oder so und uns am nächsten Morgen die Vorführung des StarRain-Battle Chips im Observatorium ansehen. Tut mir leid, dass ich dir von dieser Idee nicht gleich erzählt habe, aber ich musste erst nachprüfen, ob das alles so klappen könnte, wie ich es mir vorstelle. Ich hoffe du hast nichts dagegen. Ich habe noch einige andere Dinge geplant, aber dazu sag ich dir später Genaueres. Als bis dann... *kiss*

-Mayl"

"Na da hat Mayl sich aber wieder was ausgedacht..."

"Wieso? Klingt doch lustig, oder?"

"Doch. Wird es sicher auch. Schick ihr eine Mail, das ich nichts gegen diesen kleinen Ausflug habe und mich auch schon drauf freue."

"Wird gemacht!"

"Nun lass uns aber endlich los."

Und so machte Lan sich wieder auf den Rückweg nach Hause...

Net-Games, Round two! Looking for Navis?

Endlich wieder zuhause angekommen, trat Lan durch die Haustür, wo er auch schon von seiner Mutter in Empfang genommen wurde, die ihn schon durch das Fenster hatte kommen sehen. Lan schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf den Fußboden, um sich die Schuhe besser ausziehen zu können. Seine Mutter stand direkt neben dem weißen Schuhregal...

"Da bist du ja endlich wieder. Was hast du denn solang gemacht? Du hast deinen Vater doch nicht etwa bei seiner Arbeit behindert?", fragte Mrs. Hikari.

"Ach was. Tut mir leid, aber ich wurde einige Male aufgehalten.", antwortete Lan, beim Öffnen seiner Schnürsenkel.

"Aufgehalten?", hakte Lan's Mutter noch mal nach, da er ihr nicht den Grund dafür genannt hatte.

"Ja... Ich hab nicht auf Anhieb den Weg zu Dad's Labor gefunden und dann wurde ich noch von Chaud und so einem ziemlich unfreundlichen Kerl aufgehalten." Lan zog die Schuhe von seinen Füßen, richtete sich wieder auf und stellte sie ins Regal.

"Was denn für ein unfreundlicher Kerl? Hat er dir etwa was getan?"

"Na ja, außer mich zu beleidigen hat er mir nichts getan. Keine Ahnung, was das für einer war. Hat wohl das Belüftungssystem oder so was repariert. Dann kam Chaud dazwischen und er hat mich wieder in Ruhe gelassen..."

"Seltsam... Na ja, komm erst mal rein.", sagte Mrs. Hikari und machte einen Schritt zur Seite, damit Lan ins Wohnzimmer konnte, was fast direkt neben der Küche war. Seine Mutter folgte ihm und beide setzten sich auf die Couch.

"Und wie war es sonst? Hat dein Vater sich gefreut dich zu sehen? Du hast ihm doch die richtige Diskette gebracht, oder?"

"Er hat sich schon ziemlich gefreut. Die Diskette habe ich ihm auch gleich gegeben. Jetzt kann er endlich an seinem Projekt weiterarbeiten. Er hatte mir noch kurz etwas darüber erzählt und dann bin ich auch schon wieder los."

"Ach so. Hatte er sonst noch was gesagt? Wann er wieder nach Hause kommt oder so?"

"Nein, hatte er nicht."

"Hmm... Na ja. Ist fast schon vier Uhr. Ich muss noch nach der Wäsche gucken. Was machst du jetzt noch so?", fragte Mrs. Hikari.

"Keine Ahnung. Vielleicht haben die Andern ja Zeit. Wenn nicht, werden Megaman und ich uns die Zeit einfach so im Internet vertreiben, oder Megaman?"

"Bleibt uns dann ja wohl nichts Anderes übrig, wenn wir nicht vor Langeweile vor die Hunde gehen wollen.", antwortete der blaue Navi, fröhlich, wie eh und je.

"Na dann guckt mal, wie ihr Zwei euch die Zeit vertreibt. Ich gehe dann mal eben in den Garten."

"Okay.", sagten Megaman und Lan im Chor.

Mrs. Hikari stand von der Couch auf und ging zur Terrassentür, durch die sie in den Garten gelangte. Lan stand auch auf, ging in sein Zimmer und setzte sich auf den Stuhl, an seinem Computertisch.

"Tja, was machen wir jetzt?", fragte Lan.

"Keine Ahnung. Meinst du die Andern haben Zeit für uns?"

"Ich weiß es nicht, aber wir können ja fragen. Wir haben schon lange keinen Net-Battle mehr gegen Dex und GutsMan ausgetragen. Vielleicht haben die Beiden ja Zeit für einen?"

"Soll ich eben zu Dex' HP rüber und gucken, ob GutsMan da ist?"

"Warum nicht? Moment, ich log dich ein..."

Lan zog das Verbindungskabel aus seinem PET heraus und wollte es grade an seinem PC anschließen, als es plötzlich wieder begann zu piepen und zu vibrieren.

"Was ist denn jetzt?", schreckte er kurz auf.

"Du hast schon wieder eine e-Mail bekommen... Moment, ich mach sie mal auf...
 

Hallo, ihr Freunde des Net-Battles!

Diese Mail geht an euch alle, die ihr die erste Runde der Net-Games erfolgreich absolviert habt. Ihr habt eure Fähigkeiten im Virenfangen gezeigt und damit bewiesen, dass ihr würdig seid, auch an der zweiten Runde teilzunehmen.

Eines sei vorab schon mal gesagt. Dieses Mal wird es garantiert nicht so einfach, wie bei der ersten Runde. Wir haben uns wieder eine kleine Aufgabe für euch ausgedacht, die ihr bestehen müsst, um an der dritten Runde teilnehmen zu dürfen. Natürlich winken auch wieder jede Menge Preise. Unter anderem ein äußerst seltener Battle Chip!

Wenn ihr interessiert seid, kommt mit eurem Navi zum Square des Den Town-Netzwerks. Dort werdet ihr einige unserer Mitarbeiter antreffen, die euch weitere Einzelheiten schildern werden. Beginn der zweiten Runde ist genau um 16.10 Uhr. Es ist also nicht mehr viel Zeit. Wer nicht pünktlich zur Registrierung da ist, wird disqualifiziert. Also, beeilt euch!

Wir wünschen euch wieder viel Spaß und hoffen eurer (eventuellen) Langeweile damit ein Ende bereiten zu können. Viel Glück und startfrei für Runde zwei!

Eure Net-Games Association."
 

"Net-Games? Die kommen ja wie gerufen. Jetzt wissen wir ja, was wir machen können. Wollen wir, Megaman?"

"Aber klar doch! Lass uns keine Zeit verlieren. Los, log mich ein!"

"Bin schon dabei..."

Erneut nahm Lan das Kabel seines PET's und steckte den Anschlussstecker in seinen PC.

"Jack-In, Megaman! Execute!"

Und schon loggte sich Megaman auf Lan's Homepage ein...
 

Auf Lan's Homepage angekommen, wurde Megaman gleich von dem kleinen Fishy-Virus herzlichst begrüßt. Es kam in seinem Übereifer so schnell auf Megaman zugeflogen, dass es nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte, gegen Megaman krachte und diesen zu Boden warf.

"Wow! Das nenn ich mal eine Begrüßung!", lachte Megaman laut, als das Fishy begann vor Freude ein paar Mal im Kreis zu fliegen und sich anschließend an seinen Oberkörper schmiegte und von ihm gestreichelt werden wollte.

Dann kam auch Mr. Prog dazu, der grade am Sortieren von Dateien war.

"GUTEN TAG, MR. MEGAMAN! WAS KANN ICH FÜR SIE TUN?"

"Hallo, Mr. Prog.", begrüßte Megaman das Programm, während er das Fishy in den Armen hielt und am Kopf streichelte, was diesem sichtlich gefiel.

"Tut mir leid, aber es gibt soweit nichts zu erledigen. Ich und Lan wollten an den Net-Games teilnehmen."

"ACH SO... SCHADE. WENN ES IRGENDWAS FÜR MICH ZU ERLEDIGEN GIBT, SAGEN SIE BITTE SOFORT BESCHEID, JA?"

"Ja, werde ich. Oder Moment... Vielleicht gibt es ja doch etwas zu tun. Was war eigentlich mit dem Link, zu Dex' HP?", fragte Megaman seinen Operator.

"Der Link zu Dex' HP? Ach, stimmt ja... Er hatte mich ja vor ein paar Tagen darum gebeten.", antwortete Lan.

"DAS HEIßT ICH DARF EINEN LINK ZU EINER ANDEREN HOMEPAGE KREIEREN?"

"Ja. Würde das wohl gehen, Mr. Prog?", fragte Megaman.

"ABER SICHER DOCH! ICH WERDE SIE GARANTIERT NICHT ENTTÄUSCHEN. ICH WERDE MICH GLEICH AN DIE ARBEIT MACHEN!!"

Gesagt, getan. Schon war Mr. Prog unterwegs, um einen geeigneten Banner für den HP-Link zu finden.

"Der wäre damit für's Erste beschäftigt. Unser Mr. Prog ist schon wirklich seltsam... Wenn er keine Arbeit zu verrichten hat ist er völlig aufgeschmissen...", sagte Lan.

"Er ist halt nur ein Programm und für diese HP zuständig. Programme haben nicht so viele Möglichkeiten, wie wir Navis..."

"Das ist wahr... Na ja, wenigstens freut er sich über seine Arbeit. Wollen wir dann endlich los, Megaman? Es wird langsam Zeit..."

"Sicher doch. Wenn ich es vorher noch schaffe mich irgendwie aus dem Knuddelgriff unseres Fishy's zu befreien...", antwortete Megaman, welcher versuchte sich von dem Fishy zu befreien, welches aber nicht mehr von seinem Besitzer loswollte.

"Oh man... So etwas hab ich noch nie erlebt... Was machen wir jetzt?"

"Keine Ahnung. Es dürfte nicht allzu leicht werden, ihm zu sagen, dass es hier bleiben muss. Wollen wir es vielleicht mitnehmen?"

"Haben wir eine andere Wahl?"

"Ich denke nicht..."

"Dann kommt es halt mit. Hauptsache du beeilst dich und verpasst nicht die Anmeldung."

Erneut flog das Fishy ein paar Mal im Kreis, machte einige Loopings und flog zurück in die Arme Megaman's, als es mitbekam, dass es mit durfte.

"Okay, aber sei bloß brav, kleines Fishy, ja?"

Das Fishy nickte leicht mit dem Kopf und Megaman musste anfangen zu grinsen. Er hielt es in den Armen und ging auf den Teleporter zu, der ihn direkt in den Kern der ACDC Area bringen würde...
 

Mit Hilfe des Teleporters fand sich Megaman, zusammen mit dem Fishy, innerhalb eines Augenblicks im Zentrum des ACDC-Netzwerks wieder.

Auch heute war hier nicht grade viel los. Megaman konnte grade mal vier Navis sehen, die sich ebenfalls in diesem Teil der ACDC Area befanden. Es waren zwei grüne und zwei rosafarbene Standart-Navis, die offenbar einen kleinen Spaziergang machten. Megaman folgte dem orangefarbenen Hauptpfad in Richtung ACDC 2 und grüßte die Navis, als er an ihnen vorbeikam. Das Fishy flog fröhlich hinter Megaman her. Die vier Navis waren erst ein wenig verwirrt, als sie sahen, dass da ein Virus hinter einem anderen Navi herflog und dieser nichts dagegen unternahm. Allerdings kümmerten sie sich nicht weiter drum und gingen weiter.

Das ACDC-Netzwerk bestand aus einzelnen Abschnitten, die durch Links miteinander verbunden waren. Plattformen, die mit schmalen Pfaden verbunden waren schwebten in der "Luft" und bildeten einen Teil der ACDC Area. Von dem Link zu Lan's HP aus führte ein orangefarbener Weg durch die ganze ACDC Area 1, bis zu dem Link, der zur ACDC Area 2 führte. Dieser Weg war der Hauptpfad und darum farbig markiert. Es gab aber auch kleine Abzweigungen, die schmal und farblos waren und zu größeren Plattformen führten. Auf diesen Plattformen fand man entweder Links zu anderen HP's, Net-Dealer, die zum Großteil Chips und Power Up's verkauften oder sogenannte BBS Boards. Dies waren ,Foren' auf denen Navis Nachrichten hinterlassen und so über verschiedene Themen diskutieren konnten.

Wenn man über den Plattformrand hinausschaute blickte man ins endlose Nichts des Internets. Damit das Ganze aber nicht allzu triste ausschaute, wurden für die meisten Internetgebiete farbige Hintergründe programmiert. Im Falle des ACDC-Netzwerks handelte es sich dabei um einen hellblauen Hintergrund, auf dem sich verschiedene kleine Icons bewegten, um allem ein wenig mehr "Leben" einzuhauchen. Die meisten Icons waren kreisförmig und hatten das Abbild eines Virus auf sich.

Megaman und das Fishy folgten dem Weg bis an sein Ende und betraten schließlich die ACDC Area 2. Sie sah eigentlich genauso aus, wie das vorherige Gebiet, nur etwas komplexer und mit mehr Einkaufsmöglichkeiten in Form von Chip-Shops, Customizer-Shops oder BugFrag-Händlern.

Customizer-Shops verkauften hauptsächlich Programmteile, womit man seinen Navi-Customizer modifizieren konnte. Mit dem ,Navi-Cust' konnte man dann viele Programmänderungen an seinem Navi vornehmen. Ihn vor Fehlfunktionen schützen, oder auch stärken. Wenn man die Teile aber falsch einsetzte, konnten auch Bugs im Customizer auftreten, die teilweise schwere Folgen mit sich führen konnten.

BugFrag-Händler verkauften eigentlich alles, was man sich nur vorstellen konnte. Allerdings bezahlte man bei ihnen nicht mit Zenny, der üblichen Währung in Electopia, sondern mit BugFrags. BugFrags waren Datenmüll oder Fehlfunktionen, die bei Viren oder auch Navis auftreten konnten. Sie hatten meist die Form einer schwarzen Kugel, mit kleinen gelben Flecken und waren extrem schwierig zu finden. Was die Händler aber mit all den BugFrags wollten, wussten nur diese selbst...

Megaman verlor keine Zeit und rannte über den Hauptpfad nach ACDC 3, welches er ebenfalls über einen kleinen Link erreichte. Das Fishy war immer noch direkt hinter ihm.

ACDC Area 3 war noch mal ein ganzes Stück größer und komplexer als ACDC 2. Hier gab es Unmengen an Links, die zu verschiedenen HP's führten. Die Meisten davon waren aber durch Security Cubes oder Firewalls blockiert, damit nicht einfach jeder Zugang zu sämtlichen HP's hatte. Irgendwo hier befand sich auch Mr. Higsby's Internet Shop, der von NumberMan geleitet wurde. Aber scheinbar hatte der Shop heute geschlossen, da Megaman weder NumberMan noch irgendwelche Kunden am Shop erkennen konnte.

Einige Navis gingen hier in hektischer Eile hin und her. Megaman und das Fishy liefen aber direkt weiter zu einem größeren Teleporter-Link. Er war groß, kreisförmig, flach und leuchtete grünlich. Megaman stellte sich direkt da drauf und das Fishy flog wieder in seine Arme. Gemeinsam wurden die Beiden wegteleportiert...
 

Nachdem der Teleportvorgang beendet war, befanden sich Megaman und sein Virenfreund im Innern der Den Area 1. Jetzt mussten sie nur noch schnell den Den Square finden, um an den Net-Games teilzunehmen. Also machten sie sich gleich auf den Weg...

Die Den Area bestand auch aus vielen schwebenden Plattformen und Pfaden und besaß auch eine Menge verschiedener Shops. Die Farbe der Hauptroute war hellblau und der Hintergrund dunkelblau mit dem Zeichen des Offical Centers, welches darauf mehrmals abgebildet war und sich im Kreis drehte.

Hier war schon einiges mehr los, als in der ACDC Area. Das lag vermutlich daran, das momentan alle Navis auf dem Weg zum Square waren, um an den Net-Games teilzunehmen oder dabei zuzuschauen.

Kurz nachdem Megaman die ersten Schritte auf der Hauptroute gemacht hatte, kam ihm ein orangefarbener Standart-Navi in einem bräunlichen Umhang entgegen, welcher den Teleporter zur ACDC-Area benutzen wollte. Als Megaman und der Navi auf gleicher Höhe waren, blieb Megaman stehen, um nach dem richtigen Weg zu fragen...

"Ehm, entschuldigen sie... Könnten sie mir sagen, wo genau ich den Den-Square finden kann?"

Der orangefarbene Navi blieb auch stehen und wandte seinen Kopf Megaman zu.

"Du willst sicher auch an den Net-Games teilnehmen, oder?", sprach er mit tiefer, fast flüsternder Stimme.

"Ja, das hatte ich eigentlich vor... Allerdings ist gleich die Anmeldefrist vorbei und ich kenne mich im Den-Netzwerk nicht allzu gut aus..."

"Tst... Ich geb dir einen guten Rat, mein Junge. Nimm lieber nicht dran teil. Du siehst nicht besonders stark aus, als das du gewinnen könntest..."

"Hey, was soll das denn? Man sollte niemanden nur nach seinem Aussehen beurteilen! Megaman ist sogar sehr stark!!", mischte sich Lan ein.

"Genau und darüber hinaus sind die Net-Games sowieso nur zum Vergnügen da... Es zählt nur die Teilnahme, nicht das Gewinnen.", sprach Megaman.

"Wenn du das so siehst... Ihr sollte aber daran denken, dass es nicht für jeden einfach nur um Spaß geht. Für einige zählt gewinnen mehr als alles andere..."

"Das mag schon sein, aber nicht für uns."

"Also gut...", zuckte der Navi mit den Schultern. "Ihr müsst der Hauptroute bis zur Den Area 2 folgen. Kurz vor dem Teleporter müsst ihr die Abzweigung nach rechts nehmen. Hinter dem BugFrag-Trader findet ihr den Warp zum Square."

"Vielen Dank...", sagte Megaman und machte sich schnell auf den Weg, da er nur noch wenige Minuten Zeit hatte.

Der orangefarbene Navi wandte sich dem ACDC-Teleporter wieder ab und folgte Megaman, ging aber in Richtung Den Area 2 weiter und benutzte den Teleporter dort.

Megaman beobachtete ihn, als er die Abzweigung zum BugFrag-Trader nahm.

"Ein merkwürdiger Navi war das.", sagte Megaman.

"Ja, und irgendwie unheimlich. Naja, was soll's? Immerhin hat er uns den Weg gesagt."

"Ja, aber dennoch habe ich ein ungutes Gefühl bei diesem Typ."

"Zerbrich dir über so was nicht den Kopf. Er hat uns den Weg gesagt und ist wieder weg... Lass uns lieber zusehen, das wir schnell zur Anmeldung kommen."

"Okay, alles klar."

Megaman rannte an dem BugFrag-Trader, einer großen metallischen Maschine aus der allerlei Sachen herauskamen, wenn man BugFrags einwarf, vorbei und nahm den Teleporter zum Square. Das Fishy war immer noch dicht hinter ihm.
 

Nach einem weiteren Teleportvorgang hatte Megaman endlich sein Ziel erreicht. Den Den-Square! Eine riesige Masse Navis tummelte sich dort.

Der Square war nicht besonders groß, sondern bestand nur aus fünf runden Plattformen, die fünfeckförmig miteinander verbunden waren.

Es waren einige BBS-Boards mit Informationen zu den Net-Games aufgestellt, vor denen sich die meisten Navis ansammelten.

Megaman hielt Ausschau nach dem Registrierungsschalter, konnte aber nichts finden. Er ging auf einen bläulichen Navi zu, welcher gerade einige Battle Chips überprüfte.

"Hallo. Können sie mir bitte sagen, wo man sich hier anmelden kann?"

Der Navi schreckte kurz auf und beruhigte sich erst wieder, als er sah, wer ihm die Frage gestellt hatte.

"Meine Güte... Erschreck mich bitte nie wieder so, wenn ich meine Battle Chips zähle..."

"Oh, tut mir leid. Das wollte ich nicht..."

"Schon gut. Ist ja nicht schlimm..." Der Navi bemerkte das Fishy, welches fröhlich neben Megaman schwebte. "Ist das... ist das da nicht ein Fishy-Virus?", fragte er mit beunruhigter Stimme.

"Ja, ist es.... Aber keine Sorge. Dieses Fishy ist eigentlich ganz brav."

"Na dann... Na ja, was wolltest du jetzt noch wissen?", fragte der blaue Navi.

"Können sie mir sagen, wo ich mich registrieren muss?", wiederholte Megaman seine Frage.

"Ach so, klar doch. Dort hinten findest du einen violetten Navi und ein kleines Programm...", sagte der Navi und zeigte dabei in die Richtung, in die Megaman musste. "Allerdings weiß ich nicht, ob die noch Anmeldungen entgegen nehmen..."

"Was? ... Ehm, danke! Dann muss ich mich beeilen!"

Bevor der Navi auch noch ein Wort sagen konnte, war Megaman auch schon losgeflitzt und das kleine Fishy hinterher.

"Es gibt schon wirklich seltsame Leute...", sprach der Navi, als er verdutzt hinterher schaute. Dann aber zählte er wieder seine Battle Chips.
 

Megaman lief zu dem violetten Navi und dem Programm rüber, die hinter einer weißen Theke standen. Fast aus der Puste blieb er davor stehen...

"Hallo! Kann ich mich noch für die Net-Games registrieren? Oder ist es schon zu spät??"

"Nein, keine Panik. Es sind noch ein paar Minuten. Nenn uns einfach deinen Namen, den deines Operators und sag uns bitte, welchen Virus du bei der ersten Runde gefangen hattest.", sprach der violette Navi, der dem kleinen Programm über die Schulter guckte, welches die Datenbanken für die Teilnehmer überprüfte. "Dann können wir dich eben registrieren."

"Okay, also... Ich bin Megaman, mein Operator ist Lan Hikari und in der ersten Runde habe ich einen Fishy-Virus gefangen."

Das Programm überprüfte schnell die Angaben in der Datenbank und nickte dem violetten Navi zu. Dieser richtete dann seinen Blick auf Megaman.

"Alles klar, du bist qualifiziert. Die Teilnehmer sollen sich gleich auf den Plattformen zwei und drei sammeln, dann wird die heutige Aufgabe erklärt. Ich habe auch noch eine Nachricht für dich von einer gewissen Roll. Ich sollte dir ausrichten, dass du sie an Plattform 2 treffen sollst."

"Roll ist auch schon hier?", fragte Megaman verdutzt.

"Dann sind GutsMan und Glyde bestimmt auch wieder dabei. Dann lass uns gucken, ob wir sie finden.", sagte Lan.

"Okay. Danke vielmals.", bedankte er sich noch bei dem violetten Navi, welcher ihm freundlich zunickte und dann machte sich Megaman auch schon auf die Suche nach der richtigen Plattform. Erst jetzt bemerkte er, dass auf dem hellblauen Boden jeder der fünf Plattformen eine große rote Zahl zu sehen war. Momentan befand er sich auf Plattform ,5'. Er musste also zwei weiter, um nach ,2' zu gelangen.

Er lief also an all den Navis vorbei und rüber zu der Plattform mit Nummer ,2'. Da sie nicht sehr groß war, aber viele Navis drauf standen, war es schwierig in so einem Tumult einen seiner Freunde auszumachen. Er schaute sich nach allen Seiten um und stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Navis vor ihm drüberschauen zu können.

"Ich seh sie nicht.", sagte Megaman.

"Da ist auch eine Menge los. Vielleicht meinte der Typ ja auch drei und nicht zwei, sondern hat sich einfach nur vertan.", überlegte Lan.

Doch dann merkte Megaman, dass plötzlich das Fishy verschwunden war.

"Wo ist es hin?", fragte er, als er überall hinter sich nachschaute.

Dann aber hörte er ein wohlvertrautes Kichern. Es kam von ganz in der Nähe. Er guckte sich noch einmal um und da sah er sie. Zwischen zwei etwas größeren und breiteren Navis konnte er Roll sehen, welche das Fishy streichelte. Megaman versuchte sich zwischen den beiden Navis herzuzwängen, was äußerst problematisch war, da sie auch auf seine Bitte hin Platz zu machen nicht reagierten. Aber er schaffte es und stellte sich direkt neben Roll, die ihn mit einer liebevollen Umarmung begrüßte. Das Fishy schwirrte, wie immer, fröhlich um die Beiden herum.

"Hiya, Mega! Schön, das du auch noch gekommen bist. Ich hatte schon Angst, du und Lan würdet es nicht mehr rechtzeitig schaffen."

Die Umarmung machte Megaman ein wenig verlegen. Er fasste sich verschämt an den Hinterkopf und richtete seinen Blick auf den Boden. Roll musste wieder kichern.

"Na ja, es war auch schon ziemlich knapp, da wir etwas aufgehalten wurden, aber schließlich haben wir es doch noch geschafft.", sprach der blaue Navi, der nun wieder das Fishy in den Armen hielt.

"Wo sind denn GutsMan und Glyde?", fragte Lan.

"Die Beiden müsste auf der anderen Plattform sein. Ich habe ihnen gesagt, wir sollen uns gleich alle am Ausgang treffen, sobald hier alles ein wenig ruhiger geworden ist. ProtoMan habe ich übrigens auch gesehen...", antwortete Roll.

"ProtoMan? ... Dann nimmt Chaud also auch wieder teil...." Lan ballte seine Hand zu einer Faust, als er den Namen aussprach. Eugene Chaud... Dieser arrogante Mistkerl, der ihn als einen Versager bezeichnet hatte... Lan wurde richtig wütend, als er an die Situation im SciLab zurückdachte. Chaud war genauso alt, wie Lan selbst, aber schien sich trotzdem für etwas Besseres zu halten, nur weil er ein Official war.

"Alles in Ordnung, Lan?", fragte Megaman besorgt.

"Ja, schon gut. Ich bin nur immer noch sauer auf Chaud."

"Mach dir keine Gedanken mehr über dass was er gesagt hat. Wir werden ihm und ProtoMan beweisen, dass wir keine Versager sind!"

"Ja, du hast Recht... Wir werden den beiden zeigen, was 'ne Hake ist!"

"Alles klar, so kenne ich meinen Lan.", grinste Megaman, während er das Fishy streichelte.

Plötzlich richtete sich die ganze Aufmerksamkeit auf einen schwarzen Navi, mit einem roten Schal, welcher auf einer kleinen Schwebeplattform zwischen den beiden Plattformen ,2' und ,3' auftauchte.

Der Navi warf einige Blicke über die Teilnehmer und ließ sich dann auf einem großen, thronartigen Sitz nieder.

"Wie ich sehe, haben sich ja eine Menge Teilnehmer heute eingefunden.", sprach er.

"Gut, je mehr desto besser. Ihr alle brennt sicher schon darauf zu erfahren, was eure heutige Aufgabe sein wird, stimmt's? Dann will ich sie euch auch nicht mehr länger vorenthalten. Ihr alle werdet ausgesandt, um im Den-Netzwerk nach ganz bestimmten Navis zu suchen. Ihr bekommt einen Anhaltspunkt auf das Aussehen des Navis, den ihr finden müsst und müsst ihn anschließend im Internet suchen. Sobald ihr den richtigen Navi gefunden habt, müsst ihr ihn in einem kleinen Kampf besiegen, durch dessen Sieg ihr ein Emblem erhaltet, welches ihr als Beweis hier vorbringen müsst. Für heute ist eine Zeitbegrenzung von 30 Minuten vorgesehen. Wer bis dahin nicht mit einem Emblem zurückgekehrt ist wird disqualifiziert. Einfach, oder? Es werden insgesamt 15 Navis von uns ausgesandt, von denen jeder von euch aber nur einen finden muss. Jeder bekommt auch einen anderen Hinweis, damit sich nicht schnell Gruppen bilden können, die gemeinsam suchen und kämpfen, was sich außerdem als Regelwidrigkeit aufweist. Einige von euch werden es vielleicht auch schaffen, einen Navi zu finden und zu besiegen, aber kein Emblem mehr erhalten. Das liegt daran, dass jeder Navi nur vier Embleme bei sich trägt. Das heißt, es können also nur insgesamt 60 von euch weiterkommen. Das wäre es eigentlich auch schon. Das Einzige, was ihr noch wissen solltet ist, dass das Behindern oder gar Löschen eurer Rivalen nicht toleriert und mit einer Disqualifikation ausgezeichnet wird. Alles verstanden?"

Der schwarze Navi blickte noch mal über die Teilnehmer, doch keiner schien noch eine Frage zu haben.

"Also gut. Dann kann es losgehen. Dort, wo ihr euch registriert habt, werdet ihr eure Hinweise erhalten. Sobald der Letzte seinen Hinweis erhalten hat, könnt ihr den Square verlassen und die Suche beginnen."

Und schon bildete sich eine lange Schlange, an der Theke auf Plattform ,5' und das kleine Programm begann damit kleine Zettel mit einem Hinweis darauf an die Teilnehmer auszuteilen.

Roll und Megaman gehörten mit zu den Letzten. Das Ganze dauerte fast zehn Minuten, aber schließlich bekamen auch Roll und Megaman ihre Hinweise und stellten sich neben den Teleporter zur Den Area, um auf GutsMan und Glyde zu warten.

Der Teleporter war im Dauerbetrieb. Sobald ein Navi hindurchgegangen war, trat sofort der Nächste hinterher. Durch eine kleine Sensoranlage an dem Teleporter wurde für jeden Navi individuell die Zeit gestartet, die er für die Aufgabe zur Verfügung hatte. Sobald ein Navi einen Fuß in den Teleporter gesetzt hatte, begann seine halbe Stunde abzulaufen.

Roll und Megaman warteten geduldig, bis GutsMan und Glyde endlich zu ihnen kamen. Solange sie den Teleporter nicht betreten würden, würden sie auch nichts ihrer Zeit verlieren.

"Da seid ihr ja, Jungs!", begrüßte Megaman seine Freunde.

"Hallo, ihr zwei. Tut uns leid, das wir so spät dran sind, aber GutsMan hatte seinen Hinweiszettel nach dem Austeilen direkt verloren und da musste das Programm sich schnell was neues ausdenken.", erklärte Glyde, als er sich neben Roll stellte.

"Typisch GutsMan.", seufzte Lan.

"Hey, das kann jedem mal passieren!", wandte Dex empört ein. "Dieses doofe Programm hätte den Zettel auch vernünftig übergeben sollen!"

Megaman, Glyde und Roll, sowie ihre Operator schüttelten einfach nur den Kopf, was GutsMan und Dex ein wenig verdutzte.

"Schon gut, Dex. Was habt ihr eigentlich für Hinweise? Kommt ihr damit klar?", fragte Lan die Anderen.

"Na ja... Meiner ist nicht grade eindeutig. Wenn ich so überlege könnten sicher viele Navis in Frage kommen...", sprach Yai.

"Das Selbe gilt für mich. Wenigstens haben sie es auf das Den-Netzwerk begrenzt... So dürfte es eigentlich zu schaffen sein, oder GutsMan?"

"GutsMan und Dex das ohne Probleme schaffen werden! Guts!"

"Und was ist mit euch, Roll?", fragte Megaman seine Freundin.

"Keine Sorge, ich und Mayl werden das schaffen, oder?"

"Natürlich!", rief Mayl voller Elan.

"Gut! Wir sollten dann aber auch langsam mal los, bevor wir keines der Embleme mehr abbekommen.", sagte Megaman und wandte sich dem Teleporter zu. Das kleine Fishy flog voll Freude über seiner rechten Schulter.

"Du hast das Virus mitgenommen?", fragte Glyde, als er es bemerkte.

"Ach so, ja. Es wollte sich einfach nicht von mir trennen, da habe ich es mitgenommen. Wir werden diese Aufgabe zusammen meistern. Oder, kleines Fishy?"

Das Fishy schwebte wie wild auf und ab und nickte zuversichtlich.

"Nicht zu fassen... Kein Wunder, dass ihr solche Versager seid, wenn ihr euch sogar mit Viren anfreundet!", ertönte plötzlich eine Stimme von hinten.

Megaman, Roll, GutsMan, Glyde und das Fishy schauten verwirrt hinter sich.

"Was? Du?!", schreckte Lan auf, als er sah, wer da stand.

Es war kein geringerer als ProtoMan, der sich herausfordernd gegenüber von Megaman positionierte.

"Langsam verstehe ich, was euer Problem ist. Wenn ihr selbst Mitleid mit einem Virus habt, werdet ihr mich und ProtoMan niemals schlagen können.", erklang nun Chaud's Stimme per Internetverbindung.

"Chaud!!", schrie Lan wutentbrannt auf.

"Ja? Was ist?", fragte Chaud mit ruhiger, verachtender Stimme.

"Du weißt doch gar nichts! Das Fishy hatte uns nichts getan. Ganz im Gegenteil! Es ist lieb und unser Freund. Warum sollten wir es da löschen?"

"Ein Virus ist ein Virus, egal ob gut oder böse. Mitleid ist ein Zeichen von Schwäche. ProtoMan würde niemals einen Gegner verschonen. Oder, ProtoMan?"

"Natürlich nicht!", antwortete der rote Navi ohne Zögern.

"Unfassbar... Ich habe diese Lektion damals von Mr. Match gelernt... Er ist eigentlich unser Feind und du und ich sollten auf der selben Seite stehen. Wieso können wir uns nicht einfach vertragen?", fragte Lan vergebens.

"Du bist kein Official, sondern nur ein Schüler. Ich habe dich erst vorhin gewarnt. Missachte meine Warnung nicht, Lan. Wenn du mir und ProtoMan in die Quere kommst werde ich mich nicht zurückhalten."

Lan biss die Zähne zusammen und versuchte sich zu beherrschen. Dieser Chaud machte ihn wahnsinnig.

"Nun gut, wir haben keine Zeit mehr um sie mit euch zu verplempern. ProtoMan!"

"Ja, Mr. Chaud?"

"Mach dich auf die Suche nach dem Navi und hol dir sein Emblem."

"Wie ihr wünscht."

Und schon war der rote Navi durch den Teleporter neben Megaman verschwunden.

Die vier Freunde und das Fishy starrten hinterher. Es herrschte einen Moment Stille.

"Nimm dir das nicht zu sehr zu Herzen, hörst du, Lan?", versuchte Mayl ihren Freund zu beruhigen.

"Schon gut. Chaud war schon immer so und wird sich vermutlich auch nie ändern...", seufzte Lan.

"Stimmt. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, das er in letzter Zeit viel aggressiver zu uns ist als sonst, oder bilde ich mir das nur ein?", fragte Megaman.

"Hmm... Er ist halt komisch. Ich kann sein Handeln nicht verstehen. Manchmal ist er sogar wie ein guter Freund zu uns gewesen, aber dann kommt kurz darauf wieder so was..."

"Vergiss es einfach. Lass uns auch los. Die Net-Games werden dich sicher ablenken. Dazu wurden sie ja auch erfunden, oder?", versuchte Mayl erneut Lan aufzumuntern.

"Ja, du hast Recht, Mayl. Also... Bist du bereit, Megaman?"

"So bereit, wie man nur sein kann!", bestätigte der Navi und nahm das Fishy wieder in die Arme.

"Dann kann's losgehen!"

Und so traten zuerst GutsMan, dann Glyde, danach Roll und schließlich Megaman zusammen mit dem Fishy durch den Teleporter und aktivierten so ihr Zeitlimit. Eine halbe Stunde hatten sie nun, ihren Hinweisen nachzugehen und den geheimnisvollen Navi zu finden. Die zweite Runde der Net-Games hatte offiziell begonnen...

An unbeatable Opponent?

Kaum waren sie wieder in der Den Area 1 angekommen, teilten sich die vier Freunde auf, um ihrer Suche nachzugehen. GutsMan lief in die Richtung, aus der Megaman zum Square gelangt war, während Roll und Glyde den Teleporter in das nächste Areal benutzten.

Megaman hingegen blieb neben dem Warp zum Den Square stehen und schaute noch mal auf seinen Hinweiszettel.

"Braunes Kleidungsstück...", las Megaman den Text auf dem Zettel laut vor.

"Der Navi, den wir suchen trägt also ein braunes Kleidungsstück? Dann dürfte es ja nicht so schwierig werden, den richtigen zu finden. Es gibt nicht viele Navis, die Kleidungstücke tragen, da sie ja eigentlich keine brauchen. Was könnte denn da in Frage kommen?", grübelte Lan.

"Ein Schal oder ein Mantel?"

"Ein Mantel?", fragte Lan.

"Ja, so ein Mantel, wie auch Bass ihn trägt."

"Moment mal!", rief Lan plötzlich laut auf. "Ein brauner Mantel! Erinnerst du dich noch an den Navi, den wir hier am Eingang zur Den Area getroffen haben? Der, der sich so komisch benommen hat, als wir ihn nach dem Weg gefragt haben..."

"Natürlich. Der trug auch einen braunen Umhang. Aber das sagt uns noch immer nicht, wo er jetzt stecken könnte. Und er muss es ja auch nicht unbedingt sein", sagte Megaman.

"Irgendwie bin ich mir so ziemlich sicher, dass er es ist, den wir suchen."

"Na gut, andere Hinweise haben wir ja nicht. Wie groß ist die Den Area?"

"Soweit ich weiß, besteht sie aus vier Bereichen. Ich glaube nicht, das er sich hier aufhalten wird. Lass uns nach Den Area 2 gehen."

"Okay, bin schon unterwegs. Komm mit, kleines Fishy!", rief Megaman seinem Viren-Freund zu und gemeinsam betraten sie den Warp ins nächste Gebiet.
 

In der Den Area 2 war wirklich eine Menge los. Lauter Navis, verschiedenster Arten und Farben liefen hier wie wild durcheinander. Das Gebiet bestand aus einer sehr großen und weiten Plattform in Rechteckform, um die herum acht kleine kreisförmige Plattformen angebracht waren, auf denen sich Shops befanden. Die Den Area 2 galt als Einkaufsbereich. Hier war ständig dichter, unaufhaltsamer Betrieb, genauso wie in der realen Welt in Den Town. Aber dazu kam noch, das jetzt viele Navis auf der Suche waren, um ein Emblem zu ergattern. Einen Navi in einem braunen Umhang in einem solchen Betrieb zu finden, war wie die berühmte Nadel im Heuhaufen zu suchen.

"Mist, wie sollen wir den denn jemals finden?", fragte Megaman, als hätte es keinen Sinn mehr weiterzumachen, wo die Suche noch nicht mal wirklich begonnen hatte.

"Wir haben grade erst angefangen, willst du jetzt schon aufgeben?", fragte Lan seinen Navi.

"Nein, aber... Meinst du, wir finden ihn?"

"Nicht, wenn wir weiterhin überlegen, ob wir ihn finden werden oder nicht."

Megaman blieb am Warp stehen und versuchte das Gebiet zu überblicken. Unter all den Navis würde es dem Gesuchten leicht fallen, sich zu verstecken und unerkannt zu bleiben. Eine halbe Stunde schien ziemlich viel Zeit für diese Aufgabe zu sein, aber unter diesen Umständen konnte es recht knapp werden.

"Was machen wir denn jetzt?", fragte Megaman laut seufzend.

"Wir werden einige Leute befragen, vielleicht hat ja irgendwer was gesehen."

"Okay..."

So ging Megaman also los und stürzte sich in das Getümmel. Er befragte zuerst die Händler und Shop-Besitzer, aber keiner hatte einen Navi mit einem braunen Kleidungsstück gesehen. Auch das Befragen einiger Passanten, brachte ihn nicht weiter. Da es hier so ziemlich unmöglich war, jemanden zu finden, beschlossen Lan und Megaman zunächst die anderen beiden Gebiete der Den Area abzusuchen und später zurückzukehren, sollten sie dort auch nicht fündig werden.

Megaman nahm das Fishy wieder in die Arme und machte sich auf den Weg zum Teleporter nach Den Area 3, der sich am gegenüberliegenden Ende der Plattform befand, auf die er durch den anderen Teleporter hergekommen war.

Die Den Area 3 war zwar noch ein Stück größer, als das vorherige Gebiet, aber hier herrschte wenigstens kein so großer Betrieb. Es waren nur einige wenige Navis hier unterwegs. Dafür war das Areal recht verwinkelt und bot gute Versteckmöglichkeiten für einen Navi.

Zahlreiche Nebenpassagen zweigten sich von der hellblauen Hauptroute ab und endeten in Sackgassen oder labyrinthartigen Gebilden.

"Also gut, hier ist es zwar ein wenig unübersichtlich, aber es sieht schon mal besser aus als grade.", sagte Megaman, als er den Teleporter verließ.

Er schaute sich ein wenig um, bis plötzlich das Fishy neben ihm wie wild anfing hin- und herzufliegen. Es war scheinbar total aufgeregt.

"Was ist denn jetzt los?", fragte Lan verwirrt.

"Ich habe keine Ahnung...", sagte Megaman und schaute das Fishy fragend an.

Es schien immer aufgeregter zu werden und stupste Megaman leicht mit der Nase an.

"Was ist denn los? Hast du was entdeckt?", fragte Megaman das Fishy und legte ihm dabei die rechte Hand auf den Kopf.

Der kleine Virus begann ein paar Mal schnell zu nicken und flog dann ein Stück vor, blieb in der Luft schweben und schaute zu Megaman rüber.

"Es scheint so, als wolle es, dass du ihm folgst.", meinte Lan.

"Wahrscheinlich. Na gut... Ich bin mal gespannt, wo es uns hinführt."

Ohne weitere Zeit zu verlieren rannte Megaman dem Fishy nach, welches immer wieder ein ganzes Stück vorflog und anschließend wartete, bis Megaman es wieder eingeholt hatte.

Es flog zuerst ein Stück die Hauptroute entlang, wendete dann aber zur Seite in eine kleine Gasse und flog diese geradeaus durch. Megaman hatte Probleme, dem Fishy schnell genug zu folgen, da es plötzlich auch nicht mehr auf ihn wartete und immer schneller flog.

"Wo will es bloß hin?", rief Megaman, während er so schnell er nur konnte die enge Gasse entlang lief und versuchte dem kleinen Virus auf den Fersen zu bleiben.

Plötzlich geriet er an eine ,T'-Kreuzung und blieb stehen. Er schaute erst nach rechts und dann nach links, aber von dem Fishy war keine Spur zu sehen.

"Na toll, ich hab es aus den Augen verloren. Wo verdammt noch mal bin ich hier bloß gelandet?", stöhnte der blaue Navi vor Erschöpfung.

Gerade als er beschlossen hatte zuerst den linken Weg zu nehmen wurde ihm dieser von einem Navi versperrt, der sich plötzlich einloggte und sich ihm direkt in den Weg stellte.

"Was? Wer... wer sind sie? Was soll das?", schreckte Megaman auf.

"Was ist los, Megaman?", fragte Lan beunruhigt.

Wortlos blieb der violette Heal-Navi vor Megaman stehen. Seine Augen leuchteten in einem beängstigendem Rot und die metallenen Stacheln an seinen Schultern blitzten im Licht, was von den Wänden reflektiert wurde.

"Moment mal... Bist du...?", setzte Megaman an, wurde aber direkt unterbrochen.

"Ja, ich bin es. Der Navi, dem du den Sieg bei den letzten Net-Games ruiniert hast.", sprach der Navi mit grollender Stimme. "Dieses Fishy war der Schlüssel zu meinem Sieg... Nur wegen dir wurde ich disqualifiziert und zum Gespött der ACDC-Area!!", begann der Navi plötzlich zu brüllen und stieß Megaman mit beiden Händen gegen die Wand.

"Megaman!!", schrie Lan, als er mit ansehen musste, wie sein Partner gegen die Wand knallte und langsam an ihr hinunterrutschte, bis er schließlich saß.

"Wärst du nicht gewesen, wäre ich jetzt auch weiter und mein Operator würde mich nicht so sehr verachten!!! Dafür werde ich dich löschen!!"

Der Heal-Navi transformierte seinen rechten Arm in ein surrendes und mit Blitzen umgebenes ElecSword. Er holte aus und bereitete sich zum Schlag vor.

"Lan...", stammelte Megaman, der kaum noch realisieren konnte, was um ihn herum geschah.

"Halte durch, Megaman! Ich schicke dir einen Recovery-Chip!", rief Lan und griff sofort nach seiner Tasche, in der er seine Chips aufbewahrte.

"TeeHee!! Es ist zu spät, verrecke!! Weeeheee!!!"

Der violette Navi schlug mit all seiner Kraft zu und die Klinge sauste auf Megaman's Kopf nieder. Ein heller Blitz erhellte die kleine Gasse. Das Licht war so stark, dass man kaum mehr etwas sehen konnte.

"Megaman? ... Megaman!!", brüllte Lan.

Auf seinem PET war nichts mehr zu sehen.

Langsam erlisch das Licht wieder und man konnte allmählich wieder was sehen. Lan traute seinen Augen nicht, als er wieder etwas auf seinem PET erkennen konnte.

"Was?! Wer bist du denn?", fragte der Heal-Navi, überaus verärgert.

Ein weiterer Navi kam gerade noch rechtzeitig hinzu, um das ElecSword mit einem viel stärkeren ElecBlade zu blocken und Megaman vor der Vernichtung zu bewahren.

Langsam erholte sich Megaman wieder von dem Aufprall und erkannte sofort, wer derjenige war, der ihn gerettet hatte.

"Alles okay?", fragte der Unbekannte und schaute zu Megaman runter, der hinter ihm lag.

"Ja, vielen Dank.", sprach Megaman leise.

Der Navi, der ihn gerettet hatte, war derjenige, den er am Eingang zur Den Area getroffen hatte. Der orangefarbene Navi in dem braunen Umhang.

"Das gibt es doch nicht. Geh mir aus dem Weg, ich will meine verfluchte Rache!!", schrie der Heal-Navi frustriert und holte zu einem weiteren Schlag aus.

Unbeeindruckt steckte der orangefarbene Navi das ElecBlade wieder weg und richtete seine offene Hand auf den Angreifer.

"Was?!", fragte der violette Navi verwirrt.

Doch bevor er auch nur irgendwas unternehmen konnte, wurde er durch eine heftige Druckwelle in den Gang hinter sich geschossen und schlug weit hinten gegen eine Wand.

Der orangefarbene Navi senkte seine Hand wieder und beugte sich zu Megaman.

"Kennst du diesen Typen?", fragte er, als er Megaman beim Aufstehen half.

"Ja, er war auch hinter dem Fishy her, welches ich bei den letzten Net-Games gefangen hatte. Als wir drum gekämpft hatten, habe ich ihn so stark getroffen, das er aufgeben musste und sich ausloggte.", erklärte Megaman, als er sich wieder aufrichtete.

"Siehst du? Das meinte ich damit, als ich sagte, dass für einige Leute der Sieg mehr zählt als alles andere. Er hatte solch eine Wut auf dich, das er sich für seine Niederlage an dir rächen wollte."

"Ja, aber wenn es wahr ist, dass sein Operator ihn wegen seinem Versagen verachtet, kann ich ihn schon ein wenig verstehen..."

Der orangefarbene Navi schüttelte nur leicht den Kopf. Megaman schaute ihn fragend an.

"Es ist genauso, wie ProtoMan und Chaud es sagten. Du machst dir zu viele Gedanken über das Wohlergehen deiner Feinde. Er wollte dich löschen, sich an dir rächen. Die Gründe dafür sind doch völlig irrelevant. Es gibt sicherlich für alles einen guten Grund, aber im Kampf darf man auf so etwas keine Rücksicht nehmen, wenn man nicht sein Leben verlieren will."

"Woher weißt du das von Chaud und ProtoMan? Kennst du die Beiden?", fragte Lan, der das alles nicht wirklich verstand.

"Nein, ich kenne sie nicht."

"Woher weißt du es dann? Wer bist du?", fragte Megaman.

"Mein Name ist Sektor. Ich bin der Navi, den du suchst, um dich für die dritte Runde der Net-Games zu qualifizieren."

"Also doch... Ich hatte es schon im Gefühl. Aber woher wusstest du, dass Megaman in Gefahr steckte und warum hast du ihm geholfen?", fragte Lan.

"Dieser kleine Fishy-Virus...", sprach der Navi und deutete auf das kleine Fishy, welches auf einmal hinter ihm hervorguckte und auf Megaman zuflitzte. "...hat mich in meinem Versteck gefunden."

Fröhlich flog das Fishy zurück in die Arme Megaman's und kuschelte sich ganz fest an dessen Körper.

"Deshalb war es so aufgeregt. Dann hatte es dich also auch in Erinnerung behalten und deine Fährte aufgenommen."

"Wahrscheinlich. Dieses Fishy scheint ein wirklich außergewöhnlicher Virus zu sein. Anscheinend hatte es mich an irgendeinem besonderen Merkmal, was es sich gemerkt hat, wahrgenommen und gefunden. So wie ein Hund... Als ich es sah kam ich ihm entgegen, als ich plötzlich einen lauten Knall hörte. Dann bin ich direkt hergelaufen."

"Wow, unser Fishy ist wirklich etwas Besonderes... Vielleicht sollten wir ihm auch endlich mal einen richtigen Namen geben.", schlug Megaman vor, als er dem kleinen Virus den Bauch massierte.

"Einen Namen? Na, warum denn nicht? Nur was für einen?", begann Lan zu grübeln.

"Wie wäre es mit Dash?"

"Dash? Hey, das klingt cool. Also gut, von heute an heißt unser kleines Fishy Dash!"

Fast platzend vor Freude über seinen neuen Namen flog das Fishy wieder einen großen Looping und drückte sich ganz fest an Megaman.

Dann wanderte Megaman's Blick über die Schulter Sektor's. Der Heal-Navi, der gegen die Wand geschleudert wurde war nicht mehr da! Nur noch ein Haufen digitaler Trümmer lag an der Stelle, wo er aufprallte. Sektor drehte sich langsam um, um auch einen Blick dorthin zu werfen.

"Er hat sich wahrscheinlich ausgeloggt...", sagte Sektor und wandte sich wieder Megaman zu.

"Du solltest auf der Hut sein. Es ist wahrscheinlich, dass er es wieder probieren wird."

"Ich werde schon auf mich aufpassen. Danke nochmals für deine Hilfe, Sektor.", sprach Megaman und streckte seine Hand aus. Doch Sektor schlug nicht ein, sondern blieb einfach nur stehen und bewegte sich nicht. Megaman war etwas verdutzt.

"Noch musst du mir nicht danken. Hast du schon vergessen weswegen du eigentlich hier bist?"

"Was meinst du?", fragte Megaman verwirrt.

"Du nimmst an den Net-Games teil. Und jetzt wo du mich gefunden hast, wirst du gegen mich kämpfen müssen, wenn du nicht disqualifiziert werden willst."

"Die Net-Games? Ach ja... Heißt das, du willst gleich hier gegen mich kämpfen?"

"Nein, nicht hier. Es ist hier ein wenig zu eng, um wirklich effektiv kämpfen zu können. Wir werden in Den Area 4 gegeneinander antreten. Dort ist mehr Platz. Ich werde auf dich warten.", sprach Sektor und wandte Megaman den Rücken zu.

"Und beeil dich. Du hast nicht mehr viel Zeit."

Und kaum, das er den Satz zu ende gesprochen hatte, teleportierte sich der orangefarbene Navi auch schon weg.

"Sektor... Ein wirklich seltsamer Navi. Er scheint ziemlich stark zu sein. Jedenfalls ist er kein gewöhnlicher Navi.", stellte Megaman fest.

"Ja, und ich frage mich, woher er das mit Chaud wusste. Ob er uns belauscht hat?", überlegte Lan.

"Ich habe keine Ahnung. Vielleicht erfahren wir es, wenn wir ihn besiegt haben. Er wollte nach Den Area 4, oder? Dann mache ich mich lieber gleich auf den Weg."

"Okay, beeil dich."

Gesagt, getan. Megaman rannte sofort den Weg zurück, den er gekommen war bis er wieder an dem hellblauen Weg angekommen war. Er folgte der Hauptroute bis zu einem Warp, der nach Den Area 4 führte. Das kleine Fishy flog direkt hinter ihm her. Gemeinsam betraten sie den Teleporter und beamten sich in das letzte Areal des Den-Netzwerks.
 

Den Area 4 war der größte Bereich der Den Area. Von dem Teleporter aus, durch den Megaman kam, führte ein dunkelblauer Pfad zu einer riesigen, runden Plattform, die ein Schachbrettartiges Muster in den Farben hellblau und weiß hatte. Von dem Teleporter aus führten allerdings auch zwei weiße Wege, jeweils nach links und rechts unten, unter die runde Hauptplattform. Megaman erkannte dort eine weitere, rechteckige Plattform an der mehrere Warpfelder waren, die aber durch Firewalls blockiert waren.

Er kümmerte sich nicht weiter um die Warps, da sie eh blockiert waren und rannte den Pfad vor ihm entlang, um schließlich die runde Plattform zu erreichen. In der Mitte davon konnte er auch schon Sektor sehen, der geduldig auf ihn wartete. Scheinbar waren Megaman, Sektor und Dash die Einzigen, die momentan in der Den Area 4 waren, da Megaman jedenfalls niemand anders ausmachen konnte.

Er wurde langsamer, während er auf Sektor zukam, bis er schließlich nur noch auf ihn zuging.

Sektor's Körper wurde komplett von dem braunen Umhang verhüllt, der sogar beinahe den Boden berührte. Sektor's Gesicht wurde teilweise durch einen orange-braunen Mundschutz verdeckt. Seine Augen waren tief blau. Er trug einen orangefarbenen Helm, der an vier Stellen am Hinterkopf, spitz nach hinten zulief. Vorne, in Stirnhöhe, war ein roter Smaragd auf dem Helm angebracht.

Sektor starrte auf dem Boden und hob langsam den Kopf, als Megaman sich ihm gegenüberstellte.

"Da bist du ja endlich. Bist du bereit für den Kampf?", fragte Sektor direkt, ohne weitere Worte zu verschwenden.

"Ja, ich bin soweit. Du auch, Lan?"

"Alles bereit. Und dieses mal kannst du dich darauf verlassen, dass ich nicht wieder solange brauchen werde, um den richtigen Chip zu finden!"

"Wie ich sehe, seid ihr gut vorbereitet. Aber was ist mit diesem Virus?", wollte Sektor wissen, als er sah, dass dieser immer noch über Megaman's rechter Schulter schwebte.

Megaman warf seinem Virenfreund einen Blick zu. Das kleine Fishy hatte einen entschlossenen und kampfbereiten Blick aufgetan und sprühte nur so vor Energie.

"Dash wird mit mir kämpfen. Solange es nicht gegen die Regeln oder dergleichen verstößt.", antwortete Megaman schließlich.

"Soweit ich weiß, gibt es keine Regel, die die Hilfe von Viren in einem Kampf untersagt. Was wahrscheinlich daran liegt, dass so etwas auch noch nie zuvor passiert ist. Ich habe jedenfalls nichts dagegen. Lass uns lieber zur Sache kommen. Dir bleiben nur noch knapp zehn Minuten, um mich zu besiegen."

"Okay, also los. Fertig, Lan?"

"Ja, kann losgehen! Battle routine, set!"

"Execute!"

Und der Kampf hatte begonnen...
 

Zuerst startete Megaman einen normalen Angriff mit seinem Buster. Eine gewaltige Energieladung flog in Richtung Sektor, welcher noch immer regungslos dastand.

Indes nahm Lan einen Vulcan-Chip und machte sich für den Slot-In bereit. Das Fishy flog während alledem auf die andere Seite, so das Sektor von jeder seiner beiden Schulterseiten aus ein Gegner gegenüberstand.

Kurz bevor die Busterladung ihn treffen konnte, zischte Sektor wie ein Blitz einige Meter nach hinten, so das der Schuss in Richtung des Fishy weiterflog.

Megaman schreckte auf, aber das Fishy konnte sich durch eine Seitwärtsrolle retten und startete einen Gegenschlag indem es mit voller Kraft auf Sektor zuraste.

Dieser konnte dem Tackle-Angriff jedoch ohne Probleme ausweichen und beförderte das Fishy mit einem Handkantenschlag auf den Boden, wo es hart aufschlug und zunächst regungslos liegen blieb.

"Okay, jetzt ist der Augenblick gekommen! Vulcan Cannon, Slot-In!", schrie Lan, als er Megaman den ersten Battle Chip sendete.

Megaman's Arm verwandelte sich in eine fünfläufige Minigun, die er auch sogleich auf seinen Gegner richtete und mehrere Schnellfeuerprojektile auf diesen abfeuerte.

Sektor bewegte sich in einem wahnsinnigen Tempo zu den Seiten, um den Schüssen auszuweichen und bewegte sich gleichzeitig langsam in Richtung Megaman.

Der blaue Navi schwenkte die Vulcan hin und her in der Hoffnung einen Glückstreffer zu landen, aber Sektor war einfach zu schnell. Es war schon fast so, als würde er sich immer wieder schnell teleportieren.

"Meine Güte! Der letzte Navi, der sich so schnell bewegen konnte war QuickMan und der Kampf gegen den ist schon ziemlich lange her.", rief Megaman, als er weiterhin versuchte seinen Gegner zu treffen. Allerdings konnte dieser sich ohne großen Kraftaufwand jedem Geschoss entziehen und kam gefährlich nahe an den blauen Navi ran.

"Ja, er ist wirklich verdammt schnell. Es muss doch eine Möglichkeit geben, ihn zu besiegen. Wie sind wir denn damals nur im Kampf gegen QuickMan vorgegangen?", versuchte sich Lan zu erinnern.

"Ich weiß es nicht, aber du solltest dir schnell was ausdenken!!", schrie Megaman, als er knapp einem Schlag Sektor's durch ein schnelles Ducken entkommen konnte.

Sektor hatte sich jetzt soweit vorgearbeitet, dass er direkt vor Megaman stand und versuchte ihn mit einfachen Faustschlägen zu erwischen. Megaman geriet sichtlich ins Schwitzen, als er versuchte den Schlägen auszuweichen.

"Du bist aber auch ziemlich fix.", stellte Sektor fest, als er einige weitere Schläge austeilte.

"Lan! Lange halte ich dieses Tempo nicht mehr durch!"

Lan versuchte scharf nachzudenken. Er brauchte einen Chip, der dafür sorgte, dass sein Gegner langsamer werden würde oder einen um die Geschwindigkeit Megaman's zu erhöhen.

Aber was für einer kam da in Frage?

Inzwischen hatte sich das Fishy wieder von seinem Schlag erholt. Es flog wieder in die Luft, schüttelte seinen Kopf und versuchte Megaman und Sektor auszumachen. Es drehte sich einmal im Kreis und erblickte die Beiden einige Meter entfernt von sich. Megaman schien schon sehr geschwächt zu sein, weil er dieses hohe Tempo nicht durchhalten konnte.

Ohne zu zögern flitzte das Fishy los, um seinem Freund zu helfen. Es startete eine heftige Dash Attack auf Sektor, welcher den Angriff von hinten allerdings noch rechtzeitig realisieren und ihm durch einen Rückwärtssalto entkommen konnte.

Megaman ging leicht in die Knie und holte mehrmals tief Luft.

"Vielen Dank, Dash. Du bist grade noch im richtigen Augenblick gekommen. Der nächsten Salve Schläge, hätte ich bestimmt nicht mehr ausweichen können."

Das Fishy freute sich, weil es seinem Herrchen helfen konnte. Allerdings wich die Freude gleich wieder einem zum Kampf entschlossenen Blick, als es sah, wie Sektor seinen nächsten Angriff vorbereitete.

"Recovery, Slot-In!", erklang Lan's Stimme, als er einen weiteren Battle Chip runterlud.

Sofort erlangte Megaman seine ursprüngliche Kraft zurück.

"Danke, Lan."

"Schon gut. Momentan kann ich nicht mehr für dich tun. Ich arbeite gerade an einer Taktik. Derweil musst du so auskommen. Hier, ich gebe dir noch das. Hoffentlich kommst du solang klar, bis ich fertig bin..."

Lan steckte den nächsten Chip in sein PET.

"WideBlade, Slot-In!"

Megaman's rechter Arm verwandelte sich in eine gelbleuchtende Schwertklinge.

"Wird schon schief gehen.", sagte er, als er sich auf Sektor's nächste Attacke vorbereitete.

Sektor blieb in der Mitte der Plattform stehen und streckte seinen linken Arm mit geöffneter Handfläche in Megaman's Richtung aus.

"Oh-oh, das kennen wir doch...", sagte Megaman, als er durch eine Rolle nach links einer heftigen Druckwelle ausweichen konnte.

"Wow, pass auf! Mit dem Angriff hat er den Heal-Navi die Gasse entlang befördert!", warnte Lan seinen Net-Navi.

"Keine Sorge, ich schaff das schon. Kümmere du dich lieber weiter um die Taktik."

Megaman lief so schnell er nur konnte um Sektor herum im Kreis, welcher ohne Pause weitere Druckwellen auf seinen Feind feuerte, die dicht hinter dem blauen Navi im Boden einschlugen und große Löcher erzeugten.

Das Fishy versuchte den Moment auszunutzen und versuchte sich von hinten an Sektor heranzupirschen, während dieser damit beschäftigt war auf Megaman weitere Druckwellen auszusenden.

Und dieses mal gelang es dem Fishy einen Treffer zu landen! Es konnte Sektor mit voller Wucht in den Rücken rammen und diesen sogar beinahe umwerfen.

"Ach, verdammt. Ich vergesse immer wieder diesen lästigen Virus.", seufzte Sektor, als er sich umdrehte um das Fishy mit einem gezielten Schlag zurück auf den Boden zu befördern.

"Und jetzt hast du mich vergessen!!", erklang Megaman's Stimme, als er mit ausgeholtem WideBlade auf Sektor zugerannt kam.

"Nein, keine Sorge. Dich habe ich schon nicht vergessen."

Und wieder flitzte Sektor blitzschnell zur Seite, um dieses mal dem WideBlade-Schlag auszuweichen.

"Ach, Mist!", fluchte Megaman, da er schon wieder nicht getroffen hatte.

"Okay, Megaman! Ich hab's! Bist du soweit?", ertönte endlich wieder Lan's Stimme.

"Das wird auch langsam mal Zeit. Also los, ich bin gespannt, was du vorhast."

"Da ich nichts habe, um ihn langsamer oder dich schneller zu machen, brauchen wir einfach nur etwas, das schnell genug ist, ihn zu treffen. Darum schicke ich dir zunächst den hier. Meteor Rain, Slot-In!"

Plötzlich hielt Megaman ein seltsames Zepter in der linken Hand, welches mit einem großen, blauen Kristall bestückt war.

"Gute Idee! Meteor Rain dürfte schnell genug sein, um ihn zu treffen. Allerdings gehört trotzdem ein wenig Glück dazu... Also los!", schrie Megaman, als er das Zepter in den Boden stach und somit den Angriff auslöste.

Mit einem Male hagelte es riesige Meteoriten vom Himmel, die alle auf der runden Plattform einschlugen und noch mehr Löcher reinhauten.

Megaman und das Fishy hatten jedoch nichts zu befürchten, da sie durch eine Barriere geschützt wurden.

"Nicht schlecht.", rief Sektor seinem Gegner zu, als er verzweifelt versuchte den Meteoriten auszuweichen. Allerdings schien er schnell genug zu sein, um auch von diesem Angriff nicht getroffen zu werden.

"Okay Lan, und was jetzt?", fragte der blaue Navi seinen Operator.

"Wir brauchen etwas, das einen so gewaltigen Angriffsradius hat, das er einfach nicht ausweichen kann. Und dazu gebe ich dir zunächst das hier! HeatShot, Slot-In!"

Megaman's WideBlade löste sich wieder auf und sein Arm transformierte sich in einen dicken Flammenwerfer.

"Okay, aber ein HeatShot hat keinen so großen Radius...", versuchte Megaman seinem Operator klarzumachen.

"Ich weiß und darum kommt jetzt der nächste Chip. BlackBomb, Slot-In!"

Und schon wurde der nächste Chip runtergeladen. In Megaman's freier Hand materialisierte sich plötzlich eine große, schwarze Bombe.

"Ach so, jetzt weiß ich, was du vorhast! Okay, du kannst alles Weitere mir überlassen."

"Ich zähl auf dich, Megaman. Was Besseres fällt mir nämlich auch nicht mehr ein.", sprach Lan mit leiser Stimme, in der Hoffnung, der nächste Angriff würde funktionieren.

Sektor war immer noch dabei den letzten Meteoriten auszuweichen und merkte gar nicht, wie Megaman das Fishy losschickte, welches sich wieder erholt hatte, damit es die Bombe möglichst nahe an Sektor platzieren konnte.

Laute Explosionen erklangen, als noch ein paar weitere Meteoriten auf dem Boden aufschlugen.

Megaman machte sich inzwischen bereit und richtete schon mal die HeatShot-Cannon auf die BlackBomb.

Das Fishy setzte die Bombe einige Meter entfernt von Sektor's derzeitigen Position ab und verschwand sogleich auch wieder, um sich in Sicherheit zu bringen.

Jetzt musste Megaman nur noch warten, bis Sektor noch ein Stückchen näher an die Bombe herankam.

Als schließlich der letzte Meteorit vom Himmel stürzte, wich Sektor diesem noch ein Stück zurück und kam so sehr nahe an die BlackBomb heran. Als Megaman das realisierte feuerte er auch sogleich den HeatShot ab.

Als das Geschoss die Bombe traf explodierte diese sofort und jagte alles in ihrem näheren Umkreis in die Luft. Auch Sektor konnte nicht mehr rechtzeitig aus dem Sprengradius entkommen und wurde nach hinten geschleudert.

"Yeah! Das war ein absoluter Volltreffer!", jubelten Lan und Megaman zugleich. Auch das Fishy freute sich, allerdings war der Kampf noch immer nicht aus. Sektor wurde zwar nach hinten geschleudert, aber landetet auf den Beinen und wirkte, als sei nichts geschehen.

"Dein Operator hat wirklich einiges auf dem Kasten. Ihr drei seid ein ziemlich gutes Team. Nur leider reicht das noch nicht aus, um gegen mich zu gewinnen.", sprach Sektor, als er sein ElecBlade wieder aktivierte.

"Fertig für den nächsten Angriff?"

Megaman konnte nicht fassen, dass Sektor immer noch so viel Power hatte. Mit einem gewaltigen Sprung geradeaus, kam Sektor direkt auf Megaman zugerast und holte zum Schlag aus.

"Lan!!", schrie der blaue Navi, weil er nicht wusste, was er jetzt tun sollte.

"Keine Panik, ich bin auf so was vorbereitet! AntiSword, Slot-In!"

Sektor machte große Augen, als er das hörte. Damit hatte er ganz und gar nicht gerechnet, aber es war schon zu spät, den Angriff abzubrechen. Er hatte schon längst den Arm mit dem Schwert nach vorne ausgestreckt und konnte nicht mehr stoppen.

Megaman's Hände begannen plötzlich leicht grünlich zu leuchten und bewegten sich wie von Geisterhand geführt von selbst. Sie griffen nach der Schwertklinge und blockten den Angriff.

Die beiden Kontrahenten standen sich einige Sekunden regungslos gegenüber und starrten sich einfach nur an.

Megaman hielt die Klinge des ElecBlade fest zwischen seinen beiden Händen während Sektor versuchte die Klinge weiter vorzupressen. Der blaue Navi verlagerte sein Gewicht auf sein hinteres Bein, um dem Druck standzuhalten.

"Das war wirklich gut.", sprach Sektor schließlich. "Dein Operator ist wirklich unglaublich. Er hat sich gemerkt, dass ich mit einem ElecBlade kämpfe und für den Fall der Fälle einen AntiSword-Chip beiseite gelegt. Jetzt verstehe ich, warum ihr so stark seid. Chaud und ProtoMan haben versagt, weil sie sich zu sehr auf ihr Stärke verlassen haben. Allerdings kannst du auch nicht gewinnen, solange du nicht deine Schwäche einsiehst."

"Was? Wovon redest du da? Ich dachte du kennst Chaud und ProtoMan nicht."

"Schon gut, das braucht dich jetzt noch nicht zu interessieren. Du und dein Operator habt großes Potenzial. Allein schon die Tatsache, dass ihr mit einem Virus zusammen kämpft ist beeindruckend. Und eure Teamarbeit ist nahezu perfekt. Aber um wirklich unschlagbar zu werden fehlt euch noch etwas."

"Und das wäre...?", fragte Megaman, der nun wieder etwas verwirrt war.

"Das musst du schon selbst herausfinden."

"Wer bist du?", fragte Megaman erneut.

Sektor lachte leise. Er zog sein Schwert zurück, was Megaman ein wenig überraschte.

"Du hast viele Fragen. Noch bist du nicht soweit die Antworten darauf zu erfahren. Hier, nimm das..."

Sektor streckte Megaman seine rechte Hand entgegen.

Megaman schaute zunächst ein wenig verwirrt, weil er nicht verstand was grade eigentlich vorging. In Sektor's Hand befand sich das Emblem, welches Megaman benötigte, um sich für die nächste Runde zu qualifizieren.

"Was soll das? Ich habe dich doch gar nicht besiegt...", fragte der blaue Navi, als Sektor ihm das Emblem in die Hand drückte, weil er es nicht selber nehmen wollte.

"Ist schon in Ordnung. Du wirst bald alles verstehen. Auch wenn du mich nicht besiegen konntest, hast du dir das Emblem verdient. Außerdem hast du nur noch wenige Minuten, um zurück zum Square zu gelangen. Also solltest du dich beeilen."

"Aber... Warum?"

"Gedulde dich noch ein wenig. Bald wirst du es begreifen. Wir werden uns wiedersehen. Bis dahin, trainiere fleißig, so das du mich dann besiegen kannst.", sprach Sektor, als er sich umdrehte und Megaman den Rücken zuwendete.

"Ja... Okay. Ich werde trainieren! Beim nächsten Mal werden wir stark genug sein!"

"Freut mich, das zu hören. Also... Bis dann!"

Sektor winkte Megaman und dem Fishy mit einer lockeren Handbewegung noch mal zu, bevor er sich plötzlich erneut wegteleportierte.

Lan und Megaman atmeten beide zugleich auf, da der Kampf endlich vorbei war. Die riesige runde Plattform, auf der der Kampf stattgfunden hatte, war völlig verwüstet und hatte große Schäden von sich getragen. Überall waren qualmende Einschlagslöcher und Risse im Boden.

"Wow, was für ein Kampf.", seufzte Megaman.

"Das kannst du laut sagen. Irgendwie verstehe ich momentan kaum noch was. Ich frage mich wirklich, wer dieser Navi ist. Er arbeitet bestimmt nicht einfach nur für die Net-Games Association. Da steckt mehr dahinter...", grübelte Lan.

"Ja, aber wie er bereits sagte... Wir werden die Antworten wohl jetzt noch nicht darauf erfahren. Ich werde den Navi bei der Anmeldung am Square einfach mal nach Sektor fragen. Vielleicht kann der uns ja was sagen."

"Ja, gute Idee. Jedenfalls bin ich schon auf unsere nächste Begegnung mit ihm gespannt."

"Ich auch. Und dann werden wir ihn hoffentlich besiegen können... Aber allmählich wird die Zeit wirklich knapp. Ich mach mich lieber sofort auf den Weg zurück zum Square."

"Ja, tu das..."

Und so machten sich Megaman und das Fishy gemeinsam auf den Weg zurück zum Den Square. Sie beeilten sich und wanderten den ganzen Weg zurück, den sie gekommen waren, bis zur Den Area 1, wo sie den Warp benutzten, um zum Square zu gelangen.
 

Der Square war bereits wieder so überfüllt, wie vorhin, bevor die Net-Games begonnen hatten. Die meisten Navis waren zurückgekommen. Megaman war wohl der Letzte. Auf dem Weg zu dem Navi, dem er das Emblem zeigen musste beobachtete er die Gesichter der anderen Navis. Viele von ihnen strahlten vor Freude und jubelten, anderen aber konnte man förmlich ansehen, das ihre Suche nicht so gut verlaufen war.

Megaman trat wieder vor die Theke, an der das kleine Programm und der violette Navi schon auf ihn warteten.

"Ah, sehr gut. Du bist dann der Letzte, oder?", fragte der violette Navi.

"Ja, bin ich. Hätte ich noch viel Zeit übrig gehabt?", fragte Megaman neugierig.

"Noch circa zwei Minuten. Du scheinst es gerne knapp zu machen, oder?", lachte der Navi und machte damit eine Andeutung auf die letzte Runde, in der Megaman auch sehr knapp fertiggeworden ist.

"Na ja...", grinste Megaman verlegen und fasste sich dabei an den Hinterkopf.

"Hast du den Navi gefunden und das Emblem bei dir?"

"Ja, habe ich. Einen Moment..." Megaman holte das Emblem hervor und überreichte es dem Navi, welcher dem kleinen Programm zunickte. Sofort begann es alles in der Datenbank festzuhalten.

"Prima, damit bist du offiziell für die nächste Runde qualifiziert. Sobald es weitergeht, wirst du von uns wieder eine e-Mail erhalten. Außerdem solltest du das hier noch mit dir nehmen."

Der violette Navi überreichte Megaman eine weiße ID-Karte, auf der ein Strichcode zu erkennen war.

"Was ist das?", wollte Megaman wissen.

"Das wirst du bei der nächsten Runde vorzeigen müssen. Darauf befinden sich deine persönliche Statistik und deine Daten. So können wir besser überprüfen, wer beim nächsten Mal mitmachen darf und wer nicht."

"Ach so. Alles klar. Ich hätte da aber noch eine Frage..."

"Welche denn?", fragte der Navi freundlich.

"Waren alle Navis, die gefunden werden mussten so stark, wie der gegen den ich kämpfen musste?"

"Gegen wen musstest du denn kämpfen?"

"Er trug einen braunen Umhang und hieß Sektor."

"Sektor? Wo hast du ihn denn getroffen?", wollte der Navi sofort wissen.

"In Den Area 3 und gekämpft haben wir in Den Area 4."

"Hmm... Wir hatten nur einen Navi in einem braunen Mantel, welcher sich in der Den Area 1 verstecken sollte. Und sein Name war ganz bestimmt nicht Sektor... Bist du dir sicher, dass du dich nicht vertust?"

"Ach so, na ja... Vielleicht habe ich mich wirklich vertan. Trotzdem danke."

"Ja, gern geschehen. Wir sehen uns beim nächsten Mal."

Megaman verabschiedete sich noch von dem Navi und dem Programm an der Theke und ging dann in Richtung des Warps zur Den Area 1, wo er auf seine Freunde warten wollte.

"Dieser Sektor gehört also gar nicht zur Net-Games Association... Aber was sollte dann das Ganze? Woher wusste er so gut über alles bescheid und warum besaß er eines der Embleme?"

Lan bekam Kopfschmerzen, als er über diese Fragen nachdachte.

"Außerdem muss er doch irgendwie das Ganze manipuliert haben, oder?"

"Wie meinst du das, Lan?"

"Na ja, woher konnte er wissen, dass wir den Zettel bekommen, wo etwas über ein braunes Kleidungsstück steht? Zufall? Na ja... Es ist wirklich seltsam. Ob er wohl in Verbindung mit dem Raub der Elementarrüstung oder dem Vorfall an der DenTech Akademie steht?"

"Ich glaube nicht. Wie ein Dieb oder so wirkte er jedenfalls nicht. Ich glaube auch nicht, dass er unser Feind ist...", sagte Megaman.

Doch bevor sich noch mehr Fragen auftun konnten, kamen auch schon GutsMan, Glyde und Roll zu Megaman und dem Fishy herübergeschlendert.

"Hiya, Mega! Na? Wie ist es gelaufen?", fragte Roll aufgeregt, als sie als Erste zu Megaman hingelaufen kam.

"Es war ein wenig seltsam, aber wir haben es geschafft. Und ihr?"

"Ich und Mayl haben es auch geschafft. War eigentlich gar nicht so schwierig, wie wir dachten. Aber was meinst du mit ein wenig seltsam?"

"Ach, nicht so wichtig. Erzähl ich dir ein andermal. Wie lief es bei euch, Jungs?"

"Mrs. Yai und ich hatten natürlich kaum Probleme den Hinweis zu entschlüsseln und haben auch den Navi ohne größere Schwierigkeiten besiegen können.", berichtete Glyde stolz.

"GutsMan haben Navi auch so richtig vermöbelt! Guts!"

"Also seid ihr alle auch weiter? Freut mich zu hören. Wisst ihr, wie es bei ProtoMan gelaufen ist?"

"Er war wohl wieder der Erste. Nach wenigen Minuten hatte er die Aufgabe bereits gelöst.", erklärte Roll.

"Habe ich mir schon gedacht. Na ja, was soll's? Was werdet ihr jetzt noch so machen?", fragte Megaman seine Freunde noch.

"Mayl und ich werden noch etwas wegen dem Ausflug vorbereiten müssen. Yai und Glyde wollten uns dabei helfen."

"Ach so. Und du, GutsMan?"

"Dex und GutsMan noch Chisao besuchen gehen wollte. Guts!"

"Okay. Na ja, dann werden Lan und ich uns wohl anderweitig beschäftigen müssen."

Roll umarmte Megaman noch mal feste und streichelte dem Fishy über den Kopf, bevor sie sich durch den Warp begab und auf den Weg zu Mayl's HP machte. GutsMan und Glyde verabschiedeten sich auch noch mal, bevor sie sich schließlich auch auf den Weg zu ihren HP's machten.

Megaman holte sich noch schnell seinen Preis an der Ausgabe ab. Für die erfolgreiche Teilnahme bekam er eine Memory Expansion sowie ein Battle Chip-Set, bestehend aus Feuer-Chips, geschenkt. Dann machte er sich auch auf den Weg zu Lan's HP. Gemeinsam mit dem kleinen Fishy.
 

Als Megaman endlich an Lan's HP ankam wurde er auch sogleich von Mr. Prog begrüßt...

"HALLO, MR. MEGAMAN! ICH HABE DEN LINK ZU DEX' HP FERTIGGESTELLT. ICH HOFFE ES IST ALLES SO ZU IHRER ZUFRIEDENHEIT."

"Danke dir, Mr. Prog. Ich werde es mir gleich mal ansehen."

"WAR MIR EIN VERGNÜGEN. HABEN SIE VIELLEICHT EINE NEUE AUFGABE FÜR MICH?"

"Nein, eigentlich nicht. Du könntest dich aber um Dash kümmern. Der Kampf scheint ihn ziemlich erschöpft zu haben."

"WER IST DENN DASH?", fragte das Programm neugierig.

"Ach ja... Tut mir leid. Dash ist der Name des Fishy-Virus."

"ACH SO. OKAY, ALLES KLAR. ICH WERDE MICH UM DAS FISHY KÜMMERN.", sprach Mr. Prog und nahm das Fishy mit zu sich an sein Datenpult, wo er stets Daten sortierte und prüfte.

"Tja, und was machen wir jetzt, Lan?", fragte Megaman seinen Operator.

"Ich habe keine Ahnung. Die Anderen sind ja alle beschäftigt. Vielleicht könnten wir..."

Lan hielt inne, als sein PET erneut piepte und vibrierte.

"Eine Mail?", fragte er seinen Net-Navi.

"Ja, einen Moment. Ich lese sie vor... Sie ist von den Cyber News. Da steht... ... ..."

Megaman sagte plötzlich nichts mehr.

"Da steht was? ... Was ist denn los?", fragte Lan, der beunruhigt wurde.

"Im SciLab scheint aus irgendwelchen, bisher unbekannten Gründen, ein Fehler im Belüftungssystem aufgetreten zu sein."

"Und das heißt?"

"Man weiß es nicht genau, aber scheinbar stoßen giftige Dämpfe aus den Ventilationsschächten aus und so wie es aussieht scheinen die Wissenschaftler dort eingeschlossen zu sein!"

"Was?! Aber... Dad ist doch auch dort..."

Lan konnte das nicht glauben. Er musste sich die Mail selber noch mal durchlesen. Das konnte einfach nicht wahr sein. Er loggte seinen Navi ohne zu zögern aus, griff nach seiner Schultasche und stürmte nach draußen. Sein Vater schwebte in Lebensgefahr. Jetzt zählte jede Sekunde...

Encounter with SmokeMan

Lan stürmte zur Tür hinaus und schlug sie einfach hinter sich zu, ohne zu überprüfen, ob sie auch wirklich wieder geschlossen war. Er hatte jetzt keine Zeit sich an so was aufzuhalten. Er musste so schnell wie möglich zum SciLab gelangen!

Während des Laufens zog er sich seinen Rucksack richtig über. Sein PET hing wie immer fest an seiner Hose. Nicht mal Schuhe hatte er angezogen. Er rannte direkt los, nachdem er die Mail bekommen hatte.

Er musste an seinen Vater denken. Dieser war wahrscheinlich in diesem Moment im SciLab eingeschlossen. In einem Raum voller giftiger Gase... und kämpfte um sein Leben.

Lan ertrug diese Gedanken nicht. Es war noch nicht zu spät!

Ohne auf die anderen Leute in der Station Acht zu nehmen, drängelte er sich durch die Reihen, um in die Metroline einzusteigen. Er nahm direkt den erstbesten Platz, den er finden konnte und hoffte, die Metroline würde bald abfahren.

Es dauerte auch nicht lange und die Bahn setzte sich in Bewegung.

Lan war total nervös und aufgeregt. Verzweifelt schaute er während der Fahrt aus dem Fenster und betete, das er noch rechtzeitig kommen würde.

Megaman war genauso besorgt, wie sein Operator, auch wenn man es ihm nicht ansehen konnte. Während Lan mit den Beinen wild auf- und abwippte und somit die Aufmerksamkeit der anderen Fahrgäste auf sich zog, wirkte Megaman eher gelassen. Doch seine Sorge um seinen Vater war mindestens genauso groß, wie die Lan's.
 

Nach wenigen Minuten Fahrt, die Lan aber ewig lang vorkamen, erreichte die Metroline schließlich ihr Ziel. Die Den Town Station.

Sobald die Türen geöffnet waren stürmte Lan auch gleich hinaus, bahnte sich seinen Weg durch die Menschenmassen, die in die Station flossen und rannte direkt nach draußen.

Ohne größere Umwege, für die er eh keine Zeit hatte, nahm er den direkten Weg durch die Stadt, welchen er schon mal vor wenigen Stunden genommen hatte, als er seinem Vater die Diskette brachte. Es war immer noch eine Menge los in Den Town. Die Fußgängerzone war wieder vollkommen überfüllt, da nun auch Schaulustige sich auf den Weg zum SciLab machten. Während Lan durch die Fußgängerzone in Richtung SciLab rannte sah er, in noch einiger Entfernung, hinter ein paar Gebäuden eine gewaltige Rauchschwade aufsteigen. Das musste aus dem SciLab kommen! Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er denken können, es wäre ein großes Feuer ausgebrochen, statt Gas, welches aus dem Ventilationssystem austrat. Immer wieder gingen ihm die selben Gedanken durch den Kopf.

"Hoffentlich geht es Dad gut...", stöhnte er immer wieder leise vor sich hin, während er unaufhaltsam weiterrannte. Er war schon fast aus der Puste, aber er konnte sich jetzt keine Verschnaufpause leisten.
 

Endlich kam er an! Fassungslos blieb er mit weit aufgerissenen Augen vor dem SciLab Platz stehen. Überall blinkte Blaulicht von Rettungswagen der Feuerwehr und der Polizei. Selbst Krankenwagen waren schon dort und überall versuchten Officials die Leute zu beruhigen, die Angst um ihre Freunde und Verwandten hatten, die sich noch immer im SciLab befanden.

Rund um die drei, durch Glastunnel miteinander verbundenen Gebäude sammelten sich riesige Menschenmassen an, die wissen wollten, was los war. Die wenigen Officials hatten mächtige Probleme die Leute unter Kontrolle zu halten, so das die Polizei ebenfalls eingreifen musste.

Durch die vielen Fenster strömten Unmengen an Gas hinaus. Alle die sich in unmittelbarer Nähe des SciLabs befanden trugen Gasmasken, um die Gase nicht einzuatmen. Darum mussten die Menschen so weit wie möglich davon ferngehalten werden, die keine Masken trugen.

Es entstand eine gewaltige Aufruhr und man konnte unter den vielen Schreien, Sirenen und laufenden Automotoren kaum mehr sein eigenes Wort verstehen.

Lan warf einen kurzen Blick in die Luft und entdeckte auch noch drei Helikopter, die den Gebäudekomplex mit lautem Propellerrauschen überflogen.

In dem Park, der rund um das SciLab verlief, waren Notlazaretts aufgebaut worden, wo schon einige Wissenschaftler von Ärzten versorgt wurden.

Lan drängelte sich erneut durch die Menschenmassen, bis er schließlich ganz vorne war und von einem Official am Weitergehen gehindert wurde.

"Hey, Kleiner! Wo willst du hin? Das ist zu gefährlich. Verschwinde lieber wieder!", rief der Official und drückte Lan zurück zu den anderen Leuten in eine Reihe. Lan konnte nicht mal ein Wort sagen oder die Frage des Official beantworten, da dieser schon dabei war den nächsten zwei Leuten zu erklären, dass es zu gefährlich sei sich dem Gebäude zu nähern.

Aber Lan konnte nicht einfach tatenlos zusehen. Nicht solange sein Vater noch da drin war!

Er rannte den Weg, den er hergekommen war ein kleines Stück zurück und ging hinter eines der vielen Feuerwehrautos, wo es ein wenig leiser war. Er nahm sein PET in die Hand und schaute seinem virtuellen Freund direkt in die Augen...

"Was sollen wir nur tun?", fragte er verzweifelt.

"Ich weiß es nicht. Aber der Official hat Recht. Es ist zu gefährlich da reinzugehen."

"Ja, aber... Was wird dann aus Dad?"

"Die Officials werden ihn bestimmt retten. Du musst dir also keine Sorgen machen.", versuchte Megaman seinen Operator zu beruhigen.

"Was? Hast du denn etwa keine Angst um Dad? Machst du dir keine Sorgen? Ich kann nicht einfach nur hier rumstehen, warten und hoffen das alles gut wird!", brüllte Lan.

"Ehrlich gesagt... Ich mache mir auch wirklich große Sorgen. Aber was sollen wir tun? Ohne Gasmaske ist es wirklich zu gefährlich... Und wie kommen wir an den Officials vorbei?"

Lan hob seinen Blick und schaute sich überall um. Er bemerkte einen weiteren Feuerwehrwagen, der vor einer kleinen Gasse, neben einem mehrstöckigem Gebäude stand. Die hintere Lagerfläche des Wagens war geöffnet und Lan erkannte einige Werkzeuge darauf. Unter anderem auch eine Gasmaske...

"Überlass das ruhig mir. Ich habe schon eine Idee.", sprach er noch zu seinem Navi, bevor er sein PET wieder an seiner Hose befestigte und in Richtung des Feuerwehrwagens loslief. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass ihn niemand beobachtete, schnappte er sich die Gasmaske und rannte zurück zum SciLab.

Er drängelte sich noch einmal durch die vielen Leute, die sich dort in breiten Reihen angesammelt hatten. Er wurde fast erdrückt, schaffte es aber bis ganz nach vorne. Jetzt musste er nur noch einen Augenblick abwarten, in dem keiner der Officials zu ihm rüberschaute. Es waren nicht grade viele Officials im Einsatz und alle waren damit beschäftigt die Leute zurückzuhalten. So ergab sich schnell ein Moment, in dem Lan direkt zum Haupteingang losstürmen konnte, ohne dass ihn ein Official daran hindern konnte.

"Hey, Kleiner! Komm sofort zurück!", schrie ihm ein Official hinterher, doch er konnte Lan nicht folgen, da er sich um die anderen Leute kümmern musste.
 

Lan hatte es geschafft. Während er auf den Haupteingang zulief, zog er sich die Gasmaske über. Eine dichte Rauchschwade kam ihm entgegen, als er vorsichtig durch den Eingang in den Empfangsraum gelangte. Er atmete zunächst vorsichtig, da er sich nicht sicher war, ob die Gasmaske auch wirklich funktionieren würde, doch nach wenigen Atemzügen merkte er, dass alles in Ordnung zu sein schien.

Er wanderte mit seinem Blick von einer Ecke des Raums zur anderen. Der Rauch war so dicht, dass man schwierig etwas erkennen konnte. Aber Lan erinnerte sich noch an den Raum, von seinem letzten Besuch dort. Er nahm wieder sein PET in die Hand, um mit seinem Navi zu reden...

"Okay, Megaman. Ich bin drin..."

"Alles soweit in Ordnung mit dir?", fragte Megaman besorgt.

"Ja, die Gasmaske scheint einwandfrei zu funktionieren. Das einzige Problem ist, dass man hier kaum was sehen kann, wegen dem ganzen verfluchten Rauch."

"Hmm... Vielleicht sollten wir erst mal herausfinden, von wo der Rauch kommt. Dann können wir ihn vielleicht stoppen."

"Ja, okay."

Lan packte sein PET wieder zurück und tastete sich langsam vorwärts. Er ging vorsichtig an den kleinen Glastischen und den Sesseln aus dunkelgrünem Leder vorbei, bis er schließlich den Bürotisch erreichte, von wo ihm zuvor die junge Frau die ID-Karte für den Aufzug gegeben hatte. Er schaute sich noch einmal ganz genau um und schließlich entdeckte er eine Stelle an der der Rauch stärker zu sein schien. Als er näher darauf zuging erkannte er, dass es sich um einen Ventilationsschacht handelte, aus dem der Rauch austrat.

"Ich glaube ich habe die Quelle des Rauchs entdeckt...", sprach er zu seinem Navi, als er versuchte das Gitter wegzunehmen, was den Schacht versperrte.

"Mist, ich bekomme das verdammte Gitter nicht auf. Was jetzt?", fragte Lan verzweifelt.

"Wir brauchen einen Schraubenzieher oder irgendwas, um es aufzubrechen."

"Und wo soll ich so was herbekommen? Ich kann schlecht wieder nach draußen rennen und einen der Officials fragen..."

"Na ja, vielleicht findest du ja hier irgendwas nützliches. Vielleicht in den Schubladen des Bürotisches, wo die Frau die ID-Karte für dich rausgeholt hatte?", schlug der blaue Navi vor.

"Okay, ich glaube nicht, dass wir da fündig werden, aber wir haben ja keine andere Wahl, als es zu probieren."

Und so ging Lan zurück zu dem Tisch und öffnete die Schubladen daran. Er durchwühlte eine nach der anderen von ihnen, fand jedoch nichts hilfreiches. Als er aber schließlich die dritte und letzte Schublade öffnete, fand er einen großen, schweren, metallenen Briefbeschwerer, der wie ein schwarzes Mettaur aussah. Er nahm ihn in die Hand und überlegte kurz.

"Ob ich das Gitter damit wohl kaputt hauen kann? Sehr dick oder stabil schien es jedenfalls nicht zu sein..."

"Probier es doch einfach. Wir dürfen keine Zeit verlieren.", drängte Megaman.

"Ja, stimmt!"

Also rannte Lan zurück zum Ventilationsschacht, nahm den Briefbeschwerer und schlug so feste er nur konnte, auf das Gitter ein. Und nach einer kurzen Zeit gelang es ihm auch ein minimales Loch dort reinzuschlagen. Er ließ den Beschwerer zu Boden fallen, stellte sich auf seine Zehenspitzen, da der Schacht ein wenig höhergelegen war und schaute hinein. Er erkannte ein Art Dosenförmigen Behälter mit mehreren kleinen Lämpchen, die immer wieder aufblinkten.

"Und, was ist? Hast du was entdeckt?", fragte Megaman neugierig.

"Hier ist irgend so ein seltsames Ding drin. Scheint elektronisch zu sein. Ich glaube das Teil erzeugt den Rauch."

"Hmm... wenn es elektronisch ist, dürfte es sich doch auch abschalten lassen, oder?"

"Na ja... Ich erkenne jedenfalls nirgendwo einen Aus- geschweige denn einen Einschalter."

Lan betrachtete das seltsame Gerät etwas genauer und entdeckte ein seinem unteren Rand einen kleinen Anschluss. Es war ein Jack-In Port!

"Ahh! Es hat zwar keinen Ausschalter, aber einen Jack-In!"

"Dann kann ich es vielleicht über das Netzwerk abschalten?"

"Probieren wir es einfach. Bereit, Megaman?"

"Kann auf der Stelle losgehen!"

Lan nahm das Verbindungskabel seines PET's und zwängte seine Hand durch das kleine Loch, welches er ins Gitter geschlagen hatte. Es war zwar anstrengend und problematisch und auch nicht ganz schmerzlos für ihn, aber er schaffte es und steckte das Kabel in den Anschluss.

"Also gut... Jack-In, Megaman! Execute!"
 

Und sofort fand sich der kleine blaue Net-Navi in der virtuellen Welt der Rauchbombe wieder. Er stand auf einer großen, weiten Plattform, deren Boden aus vielen grauen, quadratischen Platten bestand. Vereinzelt waren einige Löcher im Boden aus denen Rauch aufstieg und so auf kleineren Zonen die Sicht einschränkte.

In der Mitte der Plattform befand sich ein kleines Terminal, vor dem ein seltsamer Navi zu stehen schien. Megaman war zu weit weg, um ihn genau erkennen zu können, also setzte er sich in Bewegung und lief auf die Mitte der Plattform zu.

"Hast du das Problem schon entdeckt, Megaman?", fragte Lan.

"Na ja, ich bin mir nicht sicher... Aber da vorne ist ein Terminal, das von einem Navi bedient wird. Wahrscheinlich steckt der dahinter."

"Dann sei bloß vorsichtig. Ich lege schon mal vorsichtshalber ein paar Battle Chips bereit."

"Okay, tu das."

Megaman lief durch mehrere 'Rauchzonen' in denen er sich die Augen zuhalten und den Atem anhalten musste, bis er schließlich das Terminal erreichte. Er blieb hinter dem seltsamen Navi stehen und nahm schon mal seine Kampfposition ein, und bereitete sich so auf einen eventuellen Kampf vor.

Der Navi tippte noch ein bisschen an dem Terminal rum, bis er endlich stoppte und nur regungslos stehen blieb.

Er war ziemlich groß. Sogar fast doppelt so groß, wie Megaman. Sein Körper war ziemlich schmal, lang und komplett schwarz mit Ausnahme der Rüstung, die er trug. Er hatte nur einen hellblauen Brustpanzer mit grauen Längsstreifen unter den Achseln und grauen Schutzplatten über den Schultern. Seine Stiefel waren ebenfalls hellblau mit einigen grauen Streifen. Das selbe galt auch für den Handschuh an seinem linken Arm. An seinem rechten Arm jedoch hatte er einen großen, Zylinderförmigen Buster der ebenfalls blau-grau war.

"Soso... Du musst Megaman sein, nehme ich an.", sprach der Navi mit einer eher tieferen Stimme, während er sich langsam umdrehte.

"Ja, genau der bin ich. Und wer bist du?"

Der Navi schaute Megaman direkt in die Augen und musterte ihn erst einmal. Sein Kopf war sehr lang und schmal und ebenfalls grau mit einem kleinen hellblauen Streifen drauf. Oben strömte Rauch aus seinem Kopf heraus. Er erinnerte ein bisschen an den Rauchturm einer Fabrik. Sein Gesicht war komplett schwarz und man konnte nur seine Augen erkennen.

"Ich bin SmokeMan."

"Dann bist du also für alles hier verantwortlich?"

"Das könnte man wohl so sagen. Ich bediene die Rauchbomben, die mein Operator hier überall in dem Gebäude platziert hat."

"Was habt ihr vor? Was soll das Ganze? Seit ihr euch nicht im Klaren darüber, was ihr den Menschen damit antut, die hier arbeiten??", brüllte Lan plötzlich los.

"Haha! Natürlich wissen wir das... Und darum macht es ja auch so viel Spaß.", antwortete SmokeMan laut lachend.

"Und was versprecht ihr euch davon?"

"Unsere Pläne gehen dich rein gar nichts an. Es reicht schon, dass du und dein dämlicher Net-Navi uns einmal in die Quere gekommen seid."

"Was soll das denn heißen?", fragte Megaman verdutzt.

"Ach, nichts. Vergiss es einfach. Ich habe nicht viel Zeit, da ich mich auch noch um ein paar andere Bomben kümmern muss. Also bis später, Mädels."

Gerade, als SmokeMan sich ausloggen wollte, richtete Megaman seinen Buster auf ihn und feuerte einen Schuss ab. SmokeMan konnte diesem aber durch einen Sprung zur Seite ausweichen.

"Hmm... Also gut. Du willst es wohl nicht anders wissen, oder Kleiner?", fragte SmokeMan herausfordernd.

"Schalt auf der Stelle diese Rauchbombe ab und auch all die anderen.", befahl Megaman drohend und hielt erneut seinen Buster auf den Feind.

"Das kann ich leider nicht tun, da es ganz und gar gegen die Interessen meines Operators wäre. Tut mir leid."

"Und wer ist dein Operator?", fragte Lan.

"Nun ja, dass darf ich euch auch nicht sagen, aber mit ein bisschen Grips könntet ihr auch selbst draufkommen. Hahahahahaha!! Außerdem befindet er sich ganz in der Nähe... jedenfalls noch für den Moment..."

"Gut. Wenn du uns nichts sagen willst und auch die Bomben nicht deaktivieren willst, werden ich und Megaman das eben selbst regeln. Aber zuerst werden wir dir eine gewaltige Lektion erteilen! Bereit, Megaman?"

"Ja, zeigen wir ihm, was wir draufhaben und lassen wir ihn dafür büßen, was er den armen Leuten hier angetan hat.", bestätigte der blaue Navi.

"Ich sagte es schon einmal und ich sage es noch mal... Ich habe leider keine Zeit für diese kleinen Spielchen. Und davon mal ganz abgesehen habt ihr eh nicht das Zeug dazu mich zu erledigen! Wenn ihr unbedingt kämpfen wollt... Bitte. Aber nicht gegen mich."

Lan und Megaman waren erst ein wenig verwirrt, als SmokeMan plötzlich nach hinten sprang und eine gewaltige Rauchwolke erzeugte.

"Was passiert jetzt?", fragte Megaman, der sich die Hände vor den Mund hielt, um den Rauch nicht einatmen zu müssen.

"Ihr könnt ein bisschen mit meinen kleinen Viren spielen, wenn ihr unbedingt wollt, aber ich werde mich derweil um andere Dinge kümmern.", sprach SmokeMan, als er aus der Rauchwolke einen Haufen kleiner Viren erschuf.

Es waren Cloud-Viren, die aussahen wie kleine Regenwolken und winzige, rot-gelbe Regenschirme über dem Kopf trugen. Ein paar Mettaur- Viren tauchten plötzlich auch auf und zusammen mit ein paar Smokey-Viren, die wie kleine Rauchwolken mit riesigen Glupschaugen und kleinen Händen aussahen, umzingelten sie Megaman.

"Viel Spaß wünsche ich dann! Hahahahahaha!", rief SmokeMan Megaman noch zu, bevor er sich schließlich ausloggte.

"Mist, er ist entkommen und jetzt haben wir auch noch diesen Haufen Viren am Hals. Meinst du, du wirst damit fertig, Megaman?", fragte Lan seinen Navi.

"Mit deiner Unterstützung schaffe ich das locker!"

"Okay, also gut... Dann mach dich bereit. Battle routine, set!"

"Execute!"
 

Und schon ging der Kampf los. Zunächst bildeten die Mettaur einen Kreis um Megaman und starteten alle gleichzeitig eine Shockwave-Attacke.

Megaman konnte dem Angriff recht einfach ausweichen, indem er hoch sprang und sich so aus der Gefahrenzone begab.

Die Shockwaves trafen direkt aufeinander und erzeugten eine laut krachende Explosion.

Ohne zu zögern richtete Megaman seinen Buster auf den nächstgelegenen Mettaur und feuerte.

"Einer weniger!", jubelte er, als der Virus sich in seine Datenbestandteile auflöste.

"Ja, einer von ungefähr zehn von jeder Sorte. Werd bloß nicht übermütig. Es sind zwar nur Viren, aber sie sind trotzdem gefährlich... Vor allem weil ein völlig neuer Viren-Typ dabei ist, dem wir zuvor noch nie begegnet sind!", ermahnte Lan seinen Navi.

"Du meinst diese Smokey-Viren?", fragte Megaman, als er mit einer Seitwärtsrolle einer weiteren Shockwave auswich.

"Ja, wir wissen nicht, was die draufhaben, also sei vorsichtig!"

"Keine Sorge, ich mach das schon."

Erneut setzte ein Mettaur zum Angriff an, doch Megaman stoppte ihn, indem er mit dem rechten Fuß ausholte und den Mettaur so, wie einen Fußball in die Luft trat, wo dieser auf einen Cloudy-Virus traf und beide gemeinsam bewusstlos zu Boden stürzten.

"Nette Aktion. Hier, probier mal das. Shotgun, Slot-In!"

Megaman richtete seinen Buster direkt auf einen Mettaur, der versucht hatte sich von der Seite heranzuschleichen und feuerte den Shotgun-Schuss ab, den er grade erst von Lan runtergeladen bekommen hatte.

Der Schuss traf den Mettaur direkt am Kopf und flog sogar noch ein Stück weiter, dass noch ein weiterer Mettaur getroffen wurde, der direkt dahinter stand. Beide Viren wurden augenblicklich gelöscht.

"Perfekter Schuss! Hier, der Nächste Chip. Boomer, Slot-In!"

Nachdem der Chip fertig runtergeladen war, hielt Megaman einen scharfen Metall-Boomerang in den Händen. Er sprang ein Stück nach hinten, um einer Regenschauerattacke von drei Cloudy-Viren auszuweichen, die einen Teamangriff starteten.

"Na wartet... Hier, nehmt das!"

Bevor die drei Viren auch nur mit der Wimper zucken konnte, wurden sie allesamt von dem Boomerang getroffen, den Megaman auf sie losgeworfen hatte.

"Wieder drei weniger!"

Nun waren noch genau sieben Mettaur-, sieben Cloudy- und noch alle zehn der Smokey-Viren übrig.

"Man, das dauert länger, als ich dachte... Das sind immer noch 'ne ganz schöne Menge.", seufzte der kleine blaue Navi. "Hast du keinen Chip, der größeren Schaden anrichtet, Lan?"

"Moment, ich such grade noch nach einem..."

Lan durchwühlte seinen Rucksack mit seiner kompletten Battle Chip-Sammlung darin, aber es war nicht einfach den richtigen Chip zu finden, zumal der Rauch auch immer noch die Sicht einschränkte.

Derweil starteten die Smokey-Viren ihren ersten Angriff auf Megaman. Zwei von ihnen blähten sich immer weiter auf, bis sie schließlich einen Großteil des Kampffeldes in Rauch eingehüllt hatten.

"Verdammt, ich seh nichts mehr.", hustete Megaman, als er von dem Rauch umhüllt wurde.

Vorsichtig öffnete er seine Augen wieder, aber außer Rauch konnte er nichts sehen.

"Wo sind die ganzen Viren hin?"

Plötzlich erschienen zwei große, leuchtend rote Augen vor Megaman und katapultierten ihn mit einem kräftigen Lasergeschoss ein ganzes Stück weit nach hinten.

Mit einem lauten Knall schlug er auf dem Boden auf.

"Wuah! Megaman, pass auf!", rief Lan seinem Navi zu, als er sah, wie zwei Mettaur auf ihn zugelaufen kamen, um ihn mit ihren PickAxes anzugreifen.

Megaman richtete sich langsam wieder auf, doch als er realisierte, was geschah war es schon zu spät. Die beiden Mettaur hatten schon zum Schlag ausgeholt und griffen an.

"Lan, hilfeeee!!", schrie Megaman und schloss fest seine Augen, hoffend, dass ein Wunder geschehen würde.

Plötzlich nahm er ein metallisches Klimpern wahr. Hatten die Mettaur etwa daneben geschlagen? Vorsichtig öffnete er wieder seine Augen.

"Was ist jetzt passiert?", erschrak Megaman, als er bemerkte, dass die PickAxes durch seinen Körper durchgegangen und auf den Boden aufgeschlagen waren.

"Du solltest langsam mal etwas unternehmen. Der Invisible Chip hält auch nicht ewig.", antwortete Lan.

"Invisible Chip? Oh man... Danke, Lan. Das war echt knapp.", stöhnte Megaman vor Erleichterung.

"Ja, bedank dich nachher. Mach jetzt mal endlich diese Viren platt. Hast du schon vergessen, dass Dad und die anderen Wissenschaftler noch immer in Gefahr schweben?"

"Verdammt, stimmt ja! Also gut."

Schnell richtete sich Megaman wieder auf und erledigte mit zwei gezielten Busterschüssen die beiden Mettaur, die immer noch verwundert versuchten ihr PickAxes wieder aus dem Boden zu ziehen.

"Okay. Diese Cloudies sind doch Aqua-Viren, oder? Vielleicht sollten wir mal einen Elec-Chip gegen sie ausprobieren?", schlug Megaman vor, als er sich auf einen bevorstehenden Angriff von mehreren Cloudies bereitmachte.

"Okay, mal sehen, was wir hier haben. Hey, ich hab eine Idee! Rock Cube, Slot-In!"

Mitten auf dem Kampffeld erschien auf einmal ein gewaltiger, würfelförmiger Steinbrocken.

"Und was soll mir das jetzt bringen?", fragte Megaman verdutzt.

"Ich bin ja noch nicht fertig. Versuch alle Cloudies um den Rock Cube zu versammeln und beeil dich!", sagte Lan, während er den nächsten Chip zum Slot-In vorbereitete.

Megaman rannte direkt auf den Rock Cube zu und feuerte ein paar Schüsse in Richtung der Cloudies, um sie so wütend zu machen und zu ihm zu locken. Und es funktionierte auch. Es dauerte nicht lange, bis sich alle restlichen Cloudies um ihn gescharrt hatten und sich zu einem gemeinsamen Angriff vorbereiteten. Auch die restlichen Mettaur und Smokey-Viren machten sich auf den Weg zu ihm.

"Es wär schön, wenn du jetzt endlich was unternehmen würdest, Lan!"

"Okay, ich glaube jetzt ist der richtige Augenblick gekommen... ThunderStrike, Slot-In!"

In dem Moment, als Megaman den Chip erhalten hatte durchströmte seinen Körper eine gewaltige Energie, die er direkt auf den Rock Cube freisetzte.

"Jetzt verstehe ich endlich.", sagte er, als er mit seinem Körper einen heftigen Elektroblitz auf den Rock Cube feuerte, der sich nach dem Aufschlagen in alle Richtungen verteilte und das gesamte Areal um Megaman herum unter Strom setzte.

Die Cloudies konnte dem nicht standhalten und da sie Aqua-Viren waren und Elektrizität somit ihre Schwäche darstellte, wurden sie alle auf der Stelle gelöscht.

"Wow! Das war cool. Sieben auf einen Streich."

"Bleiben nur noch fünf Mettaur und die ganzen Smokey-Viren. Ich denke das hier dürfte für sie reichen. WideBlade, Slot-In!"

Megaman's rechter Arm verwandelte sich in ein dickes Breitschwert, womit er auch sogleich den restlichen Viren entgegenstürmte.

Die kleinen Mettaur gerieten allmählich schon in Panik und feuerten eine Shockwave nach der anderen ab, denen Megaman im Laufen jedoch mit Leichtigkeit ausweichen konnte.

Er holte mit dem WideSword aus und zerteilte einen Mettaur nach dem anderen in zwei Hälften. Somit blieben nur noch die Smokey-Viren übrig.

"Okay, jetzt müssen wir nur noch deren Schwachstelle herausfinden...", grübelte Lan, als erneut ein paar Smokies riesige Rauchwolken erzeugte, die Megaman umschlungen.

"Mist, in diesem verdammten Rauch seh ich die Hand vor Augen nicht...", grummelte Megaman, als Lan plötzlich aufschreckte und eine Idee hatte.

"Augen! Das ist es! Ihre Schwachstelle müssen ihre Augen sein, da ihr restlicher Körper ja nur aus Rauch besteht."

"Hey, das könnte sogar klappen.", stimmte Megaman zu.

Dann tauchten plötzlich aus dem Nichts wieder zwei große rote Augen vor ihm auf.

"Dieses mal nicht!"

Bevor sie einen Laserstrahl auf ihn abschießen konnten, um ihn erneut weit weg katapultieren zu können, hatte Megaman die Augen auch schon mit seinem WideSword zerteilt und den Virus gelöscht.

"Hey, das funktioniert wirklich!"

"Gut, dann mach die anderen auch noch so fertig und dann lass uns diesen SmokeMan jagen."

"Alles klar."

Wieder tauchte ein Paar Augen vor Megaman auf und feuerte ein Bündel Laserstrahlen auf ihn ab, doch er konnte ihnen mit einem Sprung zur Seite ausweichen, mit dem Schwert ausholen und so den zweiten Smokey-Virus löschen.

"Ist ja gar nicht so schwierig, wie ich dachte.", sprach Megaman, als er durch einen Stich in die Augen einen weiteren Virus erledigte.

Die restlichen Smokey-Viren begannen sich zu sammeln und formten eine gewaltige, fast undurchdringliche Rauchwolke und schossen wie wild Laserstrahlen auf den kleinen blauen Net-Navi.

"Keine Panik, dagegen habe ich auch etwas." Sagte Lan, als er Megaman einen Tornado Chip runterlud, den der Navi auch sogleich einsetzte.

Ein riesiger Tornado entstand mit einem Male und pustete den kompletten Rauch weg, so das nur noch die Augen der Smokies in der Luft schweben blieben. Verwundert schauten sie sich hilflos um, sich fragend was nun geschehen sei. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte Megaman natürlich aus und löschte die restlichen Viren mit einem weiteren Boomer, den er von Lan bekam.

Endlich war es vorbei. Alle Viren waren besiegt.

Megaman und Lan atmeten synchron erleichtert auf. Aber sie konnten sich keine Pause gönnen. Beide wussten, was nun zu tun war.

Megaman ging auf das Terminal zu und betrachtete es für einen Augenblick. Er schaute sich genau das Schaltpult mit seinen vielen Knöpfen an bis er einen entdeckte, über dem ,off' stand.

"Ich denke, beziehungsweise hoffe mal, dass das hier der Ausschalter ist.", sagte er, als er den Knopf betätigte.

Ein leises, mechanisches Stöhnen kam aus der Rauchbombe und die kleinen Lämpchen hörten auf zu blinken.

"Hat es geklappt, Lan?"

"Ich weiß es nicht... Das Teil scheint jedenfalls aus zu sein."

Lan blickte sich ein wenig um. Er rannte rüber zu den Fenstern und öffnete sie so weit, wie es nur ging. Es dauerte nicht lange, bis man merkte, dass der Rauch allmählich dünner wurde.

"Ich glaube es hat geklappt. Jedenfalls scheint kein neuer Rauch mehr aus dem Ding rauszukommen."

"Ein Glück. Dann müssen wir nur noch die anderen Bomben finden, von denen SmokeMan sprach und sie ebenfalls deaktivieren."

"Ja, ich hoffe nur es sind nicht allzu viele. Und wenn das dann erledigt ist, werden wir uns SmokeMan und seinen Operator vorknöpfen.", sprach Lan entschlossen, als er das Verbindungskabel wieder löste und seinen Navi ausloggte.

Gerade als er sein PET wieder an seiner Hose befestigen wollte, begann es wie wild zu piepen und zu vibrieren.

"Hey, Lan. Du bekommst einen Anruf."

"Einen Anruf?", fragte Lan verwundert.

Er nahm sein PET und drückte einen Knopf, um das Gespräch entgegen zu nehmen.

"Wer ist da?", fragte er.

"Hehe... Das war gar nicht mal so schlecht, du kleines Rotzgör. Nicht nur, dass du einen Haufen Viren erledigt hast, die mein Navi auf dich gehetzt hat, du hast sogar eine von vier Bomben deaktiviert.", sprach eine unfreundlich klingende Stimme.

"Wer sind sie? Sind sie der Operator von SmokeMan? Was haben sie vor? Wo stecken sie jetzt?", fragte Lan, wutentbrannt.

"Du hast ziemlich viele Fragen. Ich rate dir, geh mir bloß nicht auf die Eier. Ich hab keine Geduld und keine Zeit mich mit solchen Vollidioten rumzuschlagen, wie euch. Wenn dir dein Leben und das der Wissenschaftler hier lieb ist, dann verschwindest du ganz schnell wieder und ich verspreche dir, das niemand Schaden von sich tragen wird... jedenfalls keinen dauerhaften. Ist das nicht ein Deal?"

"Wenn sie glauben, dass ich sie einfach so davonkommen lasse, haben sie sich gewaltig geschnitten. Ich werde dafür sorgen, dass sie den Officials übergeben werden... nachdem ich mit ihnen fertig bin."

"Willst DU mir etwa drohen? Das ist ja wohl lächerlich.", lachte die Stimme am Ende der anderen Leitung. "Du hast 'ne ziemlich große Schnauze für so 'nen kleinen Pisser. Okay, wie du willst. Solltest du es schaffen auch die restlichen Bomben zu deaktivieren, könnte ich mir überlegen DIR eine Lektion zu erteilen. Abgemacht?"

"Okay... Dann ziehen sie sich schon mal warm an, denn ich werde garantiert nicht lange brauchen, um den Rest ihrer dämlichen Bomben zu finden und abzuschalten."

"Tst... Dann mach lieber mal voran. Denn ewig werde ich hier auch nicht auf dich warten."

Bevor Lan auch nur zu einer Antwort ansetzen konnte, hatte der Typ, der ihn gerade angerufen hatte, auch schon aufgelegt.

Wütend ballte Lan seine linke Hand zu einer Faust und schlug gegen die Wand.

"Dieser Mistkerl!"

"Hey, Lan... Beruhig dich. Jedenfalls wissen wir jetzt, wie viele Bomben noch übrig sind. Aber sag mal... Kam dir diese Stimme nicht auch bekannt vor?", fragte Megaman seinen Operator.

"Stimmt... Diese Stimme... Diese Ausdrucksweise... Das muss der Typ sein, der hier war und die Ventilationsschächte ,repariert' hat, als ich Dad die Diskette bringen wollte!!"

"Dann hat der gar nicht die Ventilationsschächte repariert sondern vor unseren Augen die Bomben platziert! Gar nicht mal so ein schlechter Plan... Über das Ventilationssystem verteilt sich der Rauch im ganzen Gebäudekomplex. Da wird es schwierig, die Standorte der anderen Bomben zu entdecken."

"Verdammt... Wir müssen schnell handeln. Auf zur nächsten Bombe!", rief Lan, packte sein PET zurück und rannte zum Aufzug. Er zog seine ID-Karte aus seiner Hosentasche hervor und aktivierte ihn. Drei Bomben waren also noch übrig. Und sie waren überall im SciLab versteckt...

Bomb Disposal

Als er schließlich mit dem Aufzug oben angekommen war, trat Lan sofort hinaus und fand sich in dem schmalen Gang wieder, in dem er sich zuvor verlaufen hatte, als er auf der Suche nach dem Labor seines Vaters war.

Dieses Mal nahm er aber sofort den linken Gang, und rannte so schnell er nur konnte zum Labor.

Der Rauch in den dünnen Gängen war hier noch dichter, als im Empfangsraum und man konnte sogar fast noch schlechter sehen. Jedoch waren einige Fenster geöffnet, wodurch der Rauch abziehen konnte, was aber trotzdem nicht viel brachte, solange dort immer noch irgendwo eine Rauchbombe versteckt war, die ständig neuen Qualm produzierte.

Schließlich erreichte Lan die Abzweigung zum Labor. Als er abgebogen war fand er sich auch direkt wieder in dem Gang, der geradewegs zum Labor von seinem Vater führte.

Jeweils auf beiden Seiten standen zwei kleine Holzbänke an den weißen Wänden.

Lan fuhr mit seinem Blick die rechte Wand entlang und entdeckte auch gleich den Ventilationsschacht, an dem der unfreundliche Mann in dem dunkelgrauen Anzug noch vor ein paar Stunden gearbeitet hatte.

"Hab ich's mir doch gedacht.", sprach Lan mit hörbarer Wut in seiner Stimme.

Er stieg auf die Holzbank, um den Schacht erreichen zu können und warf einen kurzen Blick durch das Gitter.

"Und? Ist sie da?", fragte Megaman neugierig seinen Operator.

"Ja. Ich kann sie sehen. Dann war es also wirklich dieser Mistkerl... Ich kann nicht fassen, dass er hier eine dieser Bomben platziert hat, obwohl wir direkt dabei waren..."

"Nicht aufregen. Das konnte doch keiner ahnen. Wenigstens hat uns das schon mal das Finden einer der übriggebliebenen Bomben erleichtert. Deaktivieren wir sie schnell und dann lass uns gucken, ob Dad in seinem Labor ist."

"Ja, okay..." Lan hielt inne. Er überlegte kurz und haute gleich darauf wütend gegen die Wand. "Mist, ich hab den Briefbeschwerer unten vergessen!"

"Dann müssen wir einen anderen Weg finden, den Schacht zu öffnen. Du sagtest doch, das Gitter sei nicht sehr stabil, oder?"

"Stimmt schon, aber mit der bloßen Hand werde ich es auch nicht durchschlagen können... Aber Moment mal! Ich glaube..."

Lan sprang gleich von der Bank und rannte zurück zur Abzweigung. Kurz vor ihr blieb er stehen. Von links war er gekommen, aber rechts... Er schaute um die Ecke und tatsächlich! Er hatte sich doch nicht geirrt. Ein paar Schritte weiter war eine halbgeöffnete Tür mit der Aufschrift ,Abstellkammer'.

"Da drin muss sich doch was Gutes finden lassen."

Ohne zu zögern betrat er den Raum. Er war ziemlich klein. Vielleicht zwei Quadratmeter groß. Einige Regale aus Holz befanden sich darin, wo ein Haufen verschiedener Sachen drauflagen. Putzmittel, Besen, Essrationen, einige Kisten, verstaubte Bücher und noch ein paar andere Sachen. Unter anderem auch ein kleiner Werkzeugkoffer!

"Perfekt! Nach genau so was hab ich gesucht.", jubelte Lan und nahm den roten, metallisch glänzenden Koffer aus dem Regal. Er stellte ihn auf den Boden und öffnete die obere Klappe.

Es waren nicht mehr viele Werkzeuge drin. Ein paar Schrauben, alte Kabel, Klebeband und eine Hand voll alter, rostiger Schraubenschlüssel und Schraubenzieher.

Lan griff direkt nach einem der Schraubenzieher und rannte zurück zum Ventilationsschacht. Mit einem kleinen Satz hüpfte er auf die Holzbank zurück und setzte den Schraubenzieher am Gitter an, um die Schrauben zu entfernen. Es waren insgesamt vier Stück. An jeder Ecke eine.

Nachdem er alle rausgedreht hatte, nahm er das Gitter weg und warf es zu den Schrauben auf den weißen Fußboden.

"Okay, Megaman, mach dich bereit!"

Er zog das Verbindungskabel aus seinem PET heraus und steckte es sogleich in den kleinen Anschluss, am unteren Rand der Bombe.

"Jack-In, Megaman! Execute!"
 

Und schon befand sich Megaman im Computersystem der zweiten elektronischen Rauchbombe. Er schaute sich kurz um und entdeckte auch gleich eine Menge Smokey-Viren, die wie wild hin- und herflogen und das gesamte Areal mit ihrem Rauch vernebelten.

Megaman's Sichtfeld wurde dadurch zwar ein wenig eingeschränkt, aber er konnte immer noch gut die Plattform überblicken, auf der er sich befand.

Sie war in etwa so groß, wie die in der letzten Bombe und hatte eine rechteckige Form mit weißem Boden auf dem vereinzelt kleine, grüne Karos waren. Allerdings konnte der blaue Net-Navi kein Terminal in ihrem Zentrum ausmachen. Und auch sonst nirgends...

"Wie sieht's aus, Megaman?", fragte Lan.

"Na ja... Hier sind eine ganze Menge Smokey-Viren, aber nirgendwo ein Terminal."

"Seltsam... Vielleicht reicht es ja, wenn wir einfach alle Viren erledigen?", schlug Lan unsicher vor.

"Probieren geht über studieren.", begann Megaman zu grinsen.

"Den Spruch hättest du dir ruhig schenken können.", seufzte Lan. "Naja... Dann mach sie mal fertig. Wie viele sind es?"

"Schwer zu sagen... Bei dem ganzen Rauch kann ich sie nicht zuordnen oder auseinanderhalten. Dürften aber nicht besonders viele sein."

"Okay, dann kämpf einfach solange, bis keine mehr da sind. Hier, nimm den hier. WindRacket, Slot-In!"

Megaman's rechter Busterarm verwandelte sich sogleich in einen großen, blau-weißen Fächer mit dem er sich direkt in das Smokey-Viren-Getümmel begab.

"So... Machen wir die Bude hier mal ein bisschen rauchfrei!", sprach der Navi, als er auch sofort damit begann, den Fächer hin- und herzuschwingen und so einen gewaltigen Luftstrom erzeugte, der den kompletten Rauch davon pustete.

Die kleinen Viren wollten sich das aber nicht einfach so gefallen lassen und begannen mit ihren großen Augen Laserstrahlen auf den kleinen Net-Navi abzufeuern.

"Achtung, Megaman! Probier mal diesen hier aus. MettaurGuard, Slot-In!", rief Lan, als er seinem Navi einen weiteren Battle Chip zuschickte.

Megaman's anderer Arm verwandelte sich auch sofort in einen großen, gelben, ovalen Schutzschild mit einem grünen Kreuz auf der Vorderfläche.

"Ich hoffe, das klappt.", sagte er, als er den Schild gegen die Laserstrahlen richtete, die auch direkt davon reflektiert wurden und zurück auf die Augen trafen, welche sie abgeschossen hatten und so die Viren löschten.

"Wow, das war echt cool! So dürfte es klappen."

Und so rannte Megaman noch eine Weile über die Plattform, wehte mit seinem Fächer den Rauch weg, um die Augen der Viren sichtbar zu machen und reflektierte schließlich deren Geschosse. Er musste ein paar Mal ausweichen, weil er den Schild nicht mehr rechtzeitig aufrichten konnte, um sie abzuwehren, aber es dauerte nicht lange bis auch der letzte Virus gelöscht war...

"Spitzenarbeit. Das ging echt schnell.", lobte Lan seinen Navi.

"Hast du was anderes von mir erwartet?", fing Megaman darauf an zu lachen.

"Okay, ich hoffe es hat geklappt... Tut sich bei dir was, Megaman?"

"Ne, soweit ich sehen kann nichts. Aber die Viren sind alle erledigt. Und wie ist es bei dir?"

"Ich weiß noch nicht."

Lan betrachtete die Bombe. Hatte es jetzt funktioniert, oder war sie noch immer aktiv?

Doch Lan's Sorge löste sich gleich sprichwörtlich in Rauch auf, als die Lampen an der Bombe aufhörten zu leuchten.

"Puh... Es hat funktioniert. Zweite Bombe entschärft. Auf zu Dad... Jack-Out, Megaman!"
 

Schnell zog Lan das Kabel aus der Rauchbombe und hängte sein PET wieder an seine Hose. Allmählich begann der Rauch in dem Gang auch dünner zu werden.

Lan hüpfte von der Holzbank runter und ging direkt auf die Tür des Labors zu. Als er sie mit seiner ID-Karte öffnete kam ihm eine dichte Rauchwolke entgegen.

Es dauerte ein paar Minuten, bis der Rauch so weit abgezogen war, dass man etwas sehen konnte.

Lan überblickte das Labor. Es sah immer noch so unordentlich aus, wie vorhin, als er seinen Dad besucht hatte. Disketten, CD's, Unterlagen und Kartons waren überall auf dem Boden verteilt. Rund um die Computertische, die wie wild durcheinandergewürfelt im Raum standen, lagen auch noch ein paar Werkzeuge und Einzelteile von irgendwelchen Maschinen.

Vor den wenigen, weißen Schränken lagen ein paar herausgefallene Ordner herum.

Lan passte bei jedem Schritt, den er machte genau auf, das er auf nichts wichtiges treten würde. Doch dann erschrak er plötzlich, als er hinter einem der Tische das Bein eines Mannes hervorgucken sah. Er kümmerte sich nicht mehr um die Sachen, die am Boden lagen sondern rannte schnell um den Tisch.

Ein etwas älterer Wissenschaftler in einem weißen Kittel und einer schwarzen Hose lag auf dem hellgrauen Teppichboden und schien bewusstlos zu sein.

Lan beugte sich zu ihm nieder...

"Der Arme. Die Tür war verschlossen... und da der Rauch ja durch das Ventilationssystem in diesen Raum gelangt war, war er dem ganzen Rauch hier drinnen ausgesetzt, ohne eine Möglichkeit zu haben ihn abziehen zu lassen.", sprach Megaman.

Lan legte seine rechte Hand unter den Kopf des Mannes. Er hatte graues, lockiges Haar und einen Schnurrbart. Allmählich schien er das Bewusstsein wiederzuerlangen.

"Ist alles in Ordnung mit ihnen?", fragte Lan besorgt.

Der Mann hustete ein paar Mal, bevor er antworten konnte.

"Wa-was ist passiert...?"

"Rauch ist über das Ventilationssystem ausgetreten. Sie müssen ihm wohl so lange ausgesetzt gewesen sein, dass sie bewusstlos wurden."

"Verstehe... Was ist mit den anderen? Ist... Ist mit ihnen alles okay?", wollte der Wissenschaftler wissen.

"Es wurden erst zwei von vier Rauchbomben entschärft, aber bisher ist noch keinem ernsthaft etwas passiert. Glauben sie, sie können aufstehen?"

"Ich denke schon... Gib mir noch etwas Zeit mich auszuruhen."

Der Mann erlitt eine weitere Hustenattacke, bevor er sich langsam in eine Sitzposition aufrichtete.

"Ich werde den Officials bescheid geben, dass sie Hilfe brauchen.", sagte Lan und griff gleich nach seinem PET, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte.

"Megaman? Kannst du den Officials eine Mail schicken und ihnen bescheid geben, dass der erste Gebäudetrakt gesichert ist und sich hier ein Mann befindet, der Hilfe benötigt?"

"Alles klar, wird sofort gemacht!", bestätigte Megaman.

Dann wandte sich Lan wieder dem alten Wissenschaftler zu.

"Sie wissen nicht zufällig, wo sich mein Dad... Ich meine Dr. Hikari befindet, oder?"

"Er ist vorhin in den Süd-West Bau gegangen, um ein paar Unterlagen für sein Projekt zu besorgen. Ich hoffe er ist wohlauf..."

"Okay, vielen Dank. Ich werde gleich mal nach ihm sehen. Machen sie sich keine Sorgen. Die Officials werden gleich hier sein und sich um alles kümmern."

"Ich danke dir, mein Junge..."

Wieder musste der Mann anfangen zu husten, aber Lan ließ ihn erst mal zurück. Die Officials würden sich eh gleich um ihn kümmern. Jetzt musste er erst einmal seinen Vater finden.

Gerade, als er das Labor wieder verlassen hatte begann auch gleich wieder Lan's PET zu piepen.

"Nicht schon wieder dieser Kerl...", sprach Lan mit wütender Stimme, als er den Anruf auf seinem PET entgegen nahm.

"Was wollen sie?!"

"Hey, hey... Bleib cool, Kleiner. Du hast also die zweite Bombe entschärft?"

"Ja, habe ich. Und die Nächste ist auch so gut wie deaktiviert!"

"Hehe... Weißt du, dass ich dich auf den Tod nicht ausstehen kann? Ich hasse solche vorlauten Blagen... Ich kann's kaum erwarten dich fertig zu machen.", sprach der Mann selbstsicher.

"Und sie sind der unsympathischste Mistkerl, der mir je unter die Augen gekommen ist. Sie werden teuer für all das hier bezahlen, das schwöre ich!", brüllte Lan.

"Lan, bitte bleib ruhig. Er will dich nur noch wütender machen. Lass dich einfach nicht auf sein dummes Gequatsche ein.", unterbrach Megaman das Gespräch.

"Hehe... Dein Navi hat Recht. Man kann dich wirklich leicht in Rage versetzen. Schwachkopf... Na ja... Eigentlich wollte ich dir nur mitteilen, das meine Arbeit hier so gut wie erledigt ist. Wenn du also immer noch unbedingt darauf bestehst einen Kampf gegen mich auszutragen, dann solltest du dich noch ein kleines bisschen mehr beeilen. Hahahahaha!!" Und wieder hatte der Mann aufgelegt, bevor Lan dem noch etwas hinzufügen konnte.

"Wie ich ihn hasse!!"

"Ich kann dich verstehen, Lan. Aber er zielt nur darauf ab dich wütend zu machen, damit es leichter für ihn wird dich zu besiegen. Wütend bist du unkonzentrierter. Hast du nicht gemerkt, dass er die ganze Zeit über völlig locker geblieben ist, obwohl du ihn auch beleidigt hast? Du hingegen bist aber mit jedem seiner Worte noch ein ganzes Stück wütender geworden.", erklärte Megaman.

"Ja, ich weiß... Du hast ja Recht, aber ich kann ihn damit nicht durchkommen lassen!"

"Und genau deshalb solltest du jetzt ruhig bleiben, die nächsten beiden Bomben finden, sie deaktivieren und ihm dann eine Lektion erteilen. Wenn du sauer bist, machst du Fehler. Das weiß er wahrscheinlich ganz genau, sonst würde er es nicht jedes mal versuchen."

"Hmm... Ja, okay. Aber da fällt mir grade ein... Dieser Typ und sein Navi scheinen ziemlich gut über uns informiert zu sein, oder? SmokeMan hatte doch auch schon damit gerechnet, dass er dir begegnen wird. Und sagte er nicht so was wie, wir sind ihnen schon einmal in die Quere gekommen?", begann Lan zu grübeln.

"Stimmt... Das einzige Mal, wo wir sie zuvor getroffen haben, war vor dem Besuch bei Dad. Und ich glaube nicht, dass er darauf hinaus wollte."

"Seltsam... Aber na ja. Das wird sich bestimmt auch noch lösen. Auf zum Süd-West Bau!"

Und so rannte Lan den ganzen Weg zurück, bis zum Fahrstuhl mit dem er in diese Etage gekommen war...
 

Dieses Mal nahm er den anderen Gang und lief direkt am Aufzug vorbei und geradeaus durch.

Auf der rechten Seite konnte er durch die Fenster nach draußen auf den Park blicken, wo immer noch ein wirres Durcheinander herrschte. Immer noch versuchten die Officials die schaulustigen und verzweifelten Menschen zurückzuhalten. Lan konnte aber auch sehen, dass nun endlich einige der Officials das Gebäude betraten. Er musste sich also etwas beeilen. Nicht nur wegen SmokeMan und dessen Operator, sondern auch, weil er nicht wusste, was die Officials tun würden, wenn sie ihn erwischen würden. Er konnte es sich nicht leisten geschnappt zu werden, um dann eine lange Standpauke zu erhalten. Er musste jetzt unbedingt seinen Vater finden und den Mann, der für alles hier verantwortlich war!

Er rannte weiter. Schließlich kam er an der Stelle vorbei, wo er auf den Official getroffen war, der ihm den Weg zum Labor seines Vaters erklärt hatte. Einige Schritte weiter war auch gleich eine Abzweigung nach links, die noch mal durch einen langen, schmalen Gang führte.

Mittlerweile war der Rauch schon fast durch die Fenster abgezogen. Lan erkannte ein paar wunderschöne und seltsame Gemälde zur Dekoration an den sonst eher kahlen Wänden.

Ein paar Pflanzen standen auch in kunstvoll verzierten Blumentöpfen an den Wänden. Man konnte aber deutlich sehen, dass der Rauch den Pflanzen nicht gut getan hatte.

Als er endlich das Ende des Ganges erreicht hatte, kam er erneut an eine Linksabzweigung, die ihn zu einer großen, mechanischen Glastür führte.

Sie musste per ID-Karte über eine kleine Konsole an der Wand geöffnet werden. Er nahm also seine Karte und steckte sie in einen kleinen Schlitz, wodurch sich die Tür auch gleich öffnete.

Nun befand er sich in dem großen Verbindungstunnel aus Glas, den er von draußen schon bestaunen konnte. Der Tunnel war die Verbindung zu den drei großen Gebäudetrakten, aus denen das komplette SciLab bestand.

Selbst die Decke und der Fußboden waren aus Glas, so das Lan über sich den Himmel und direkt unter sich den großen Park sehen konnte.

Es war ein etwas seltsames Gefühl. Als würde er schweben. Das Glas schien besonders stabil zu sein. Was natürlich auch logisch war, wenn man bedachte, das hier täglich Hunderte von Wissenschaftlern von einem Gebäudetrakt zum anderen liefen.

Von der Luft aus betrachtet hatte der Gang die Form eines ,T'. Vereinzelt befanden sich schmale Metallpfosten mit in die Glaswand eingearbeitet, um dem Ganzen noch etwas mehr Stabilität zu verleihen. Die äußeren Kanten bestanden auch aus silbernen Metallbalken.

Lan rannte weiter. Unter sich sah er die ganzen Officials und Feuerwehrleute herlaufen und einige Ärzte, die sich um Wissenschaftler kümmerten.

Der Glasgang war komplett rauchfrei, da dort auch kein Ventilationssystem verlief. Allerdings konnte Lan vor sich die anderen beiden Gebäude des SciLab-Komplexes sehen. Und aus beiden traten gewaltige Mengen Rauch aus. Das konnte nur eines heißen... In jedem der beiden Gebäude befand sich eine der beiden restlichen Bomben!

Als Lan schließlich die T-Kreuzung erreicht hatte blieb er kurz stehen. Direkt vor ihm war ein großes Schild an die Wand angebracht. Es gab die einzelnen Bezeichnungen für die Gebäude an. Hinter ihm befand sich nun der Nord Bau, aus dem er gekommen war. Links führte der Weg in den Süd-Ost Bau und rechts ging es geradewegs in den Süd-West Bau. Und das war der Ort, an dem sein Vater sich, nach Angabe des alten Wissenschaftlers, befinden sollte.

Also zögerte Lan nicht sondern nahm direkt den rechten Weg und betrat den Süd-West Bau durch eine elektronische Schiebetür aus Glas, die er zuvor ebenfalls mit der ID-Karte öffnen musste...
 

Erneut kamen ihm dichte Rauchschwaden entgegen, aber mittlerweile hatte er sich an so etwas gewöhnt. Er versuchte den Rauch ein wenig mit der Hand hinwegzuwehen, was aber nicht wirklich klappte.

Lan befand sich nun im Süd-West Bau. Dem Gebäude, dem die Datenbibliothek und die Pausenbereiche zugewiesen waren. Er stand in einem etwas größeren Eingangsbereich. Rechts von ihm war eine Tür mit der Aufschrift ,WC' zu finden, die zu den Toiletten sowie Waschbereichen führte.

Links von Lan war ein etwas schmalerer Gang, der einige Meter geradeaus führte.

Er nahm sein PET in die Hand und begann sich mit Megaman zu unterhalten...

"Okay, ich bin jetzt scheinbar da."

"Als erstes sollten wir die Quelle des Rauchs entdecken. Die Bombe kann sich wieder nur in einem Lüftungsschacht befinden.", sprach der Net-Navi.

"Okay, aber das Gebäude hat immerhin zwei Etagen. Woher wissen wir, in welcher sich die Bombe befindet?", fragte Lan nervös.

"Nun ja... Wir haben keine andere Wahl, als überall nach ihr zu suchen. Das wird schon schief gehen. Beeil dich einfach."

"Ich befürchte, dass es schief geht... Na ja, gut. Dann mach ich mich auf die Socken. Im wahrsten Sinne des Wortes.", begann Lan zu lachen, als er merkte, dass er ja gar keine Schuhe trug. Das war ihm die ganze Zeit schon nicht aufgefallen. Aber schnell hatte er seine Gedanken wieder bei der Sache und machte sich auf die Suche nach der dritten Bombe.

Zuerst öffnete er die Tür zu den Toiletten, neben ihm und warf einen Blick in den Raum.

Hier gab es nur einen Ventilationsschacht, ziemlich weit oben in der Nähe der Decke. Lan betrat den Raum. Der Boden war mit dunkelblauen und weißen Fliesen gepflastert, die ein Schachbrettmuster ergaben. Auf der rechten Seite befanden sich mehrere Waschbecken, über denen jeweils immer ein großer Spiegel angebracht war. Auf der gegenüberliegenden Seite waren mehrere Toilettenkabinen. Lan öffnete eine und kletterte auf die Toilette darin, um an den Lüftungsschacht zu gelangen. Er riskierte einen kurzen Blick durch das Gitter, fand aber keine Bombe. Also sprang er schnell wieder von der Toilette runter und verließ den Raum wieder.

Nun nahm er den schmalen Weg, der gegenüber dem WC war. Nach ein paar Schritten war neben ihm auch gleich eine Tür, die per ID-Karte geöffnet werden musste. Innen befand sich ein großer Saal, der wohl eine Kantine sein sollte. Hier kamen die Wissenschaftler her, wenn sie grade Pause hatten und etwas zu Essen zu sich nehmen wollten.

Es standen mehrere, große, lange Tische mit vielen Sitzplätzen dort, eine Theke an der das Essen abgeholt werden konnte und viele seltene und exotische Pflanzen zur Zierde.

Vorsichtig betrat Lan den Raum. Es war keine Menschenseele drin. Die meisten Wissenschaftler konnten wohl entkommen, ohne das ihnen etwas passiert ist. Diese Tatsache beruhigte Lan ein wenig. Das hieß aber noch immer nicht, dass es seinem Vater gut ging.

Er guckte sich genau um und fand an jeder der beiden Seiten des Raums einen Ventilationsschacht. Aber aus beiden schien nicht besonders viel Rauch zu kommen. Um sich jedoch zu vergewissern, kletterte Lan auf einen Stuhl, den er sich zuvor direkt unter den Schacht gestellt hatte, und warf einen Blick hinein.

Doch in keinem der beiden Schächte war eine Bombe zu finden. Ziemlich demotiviert stieg er wieder vom Stuhl und rannte hinaus, zurück in den Gang. Er verließ die Kantine nach rechts und folgte dem Gang an sein Ende, wo eine weitere, gesicherte Tür zu finden war. Mit Hilfe der ID-Karte ließ sich diese aber auch schnell öffnen.

Nun war Lan endlich in dem Raum, in den sein Vater anscheinend wollte, um Daten zu besorgen. Der großen Datenbibliothek des SciLab's!

Lan begann allmählich unter der Gasmaske zu schwitzen und seine Kräfte waren vom vielen Laufen auch schon erschöpft, aber er musste jetzt weitermachen.

Ein Haufen weißer Regale und mehrere kleine Tische mit Computern waren zu finden. In den Regalen standen haufenweise Ordner und Mappen in denen unzählige Dokumente, Berichte und Analysen nachzuschlagen waren. Die Computer waren extra eingerichtet, um Daten aus dem Internet zu bekommen.

Schräg gegenüber der Eingangstür war ein Aufzug, der wohl ins Basement führte.

Der Rauch war viel dichter in diesem Raum, als in den anderen. Die Bombe musste hier sein!

"Dad?", fragte Lan, in der Hoffnung, sein Vater würde antworten, nachdem er ein paar Schritte gegangen war.

Er schaute sich überall genau um. Aber auch hier war niemand. Oder doch? Lan erkannte in dem nebelartigen Qualm die Konturen einer Person. War es wirklich sein Dad? Der Mann lag halb, in der vom Eingang aus weitesten Ecke im Raum, gegen die Wand lehnend. Lan rannte zu ihm rüber. Er erkannte, dass die Person eine schwarze Hose und einen weißen Kittel trug. Es musste einfach sein Dad sein! Doch als Lan schließlich direkt vor der Person stand und sich zu ihr niederkniete, wich der tränenvolle Ausdruck der Freude einem Blick der Enttäuschung. Es war nicht Dr. Hikari sondern ein weiterer SciLab-Wissenschaftler, der es nicht rechtzeitig aus dem Gebäude geschafft hatte.

"Lan! Die Bombe. Lass uns zuerst die Bombe deaktivieren.", erinnerte Megaman seinen Operator wieder daran, nachdem auch er festgestellt hatte, dass es sich nicht um ihren Vater handelte.

"Ja, okay..."

Schwer enttäuscht richtete Lan sich wieder auf und begann den Raum nach Ventilationsschächten abzusuchen. Es gab nur einen einzigen in diesem Zimmer und der war oberhalb der Aufzugtür angebracht. Lan stellte sich direkt davor und blickte hinauf.

"Ich brauche wieder etwas zum Hochklettern.", bemerkte er und schnappte sich einen der Stühle, die vor den Computertischen standen und setzte ihn direkt vor den Aufzug. Er kletterte darauf, musste sich aber immer noch auf die Zehenspitzen stellen, um an den Schacht heranzukommen. Er nahm den Schraubenzieher aus seiner Hosentasche und schraubte eine Schraube nach der anderen heraus, bis er das Gitter abnehmen konnte und es auf den Boden schleuderte. Er konnte auch direkt die Rauchbombe sehen, aus der unaufhaltsam immer mehr Rauch ausströmte. Er nahm das PET-Kabel und steckte es in den Anschluss...

"Jack-In, Megaman! Execute!"
 

Schon befand sich Megaman auch im System der dritten Rauchbombe. Und gleich nach seinem Eintreffen erlebte er auch direkt eine Überraschung, als plötzlich neben ihm irgend etwas explodierte.

"Was zum...?!", rief der Navi, als er die Arme vor seinem Gesicht verschränkte und dem lauten Knall der Explosion lauschte.

"Megaman? Was ist los? Was ist passiert?", wollte Lan gleich wissen, der direkt wieder beunruhigt war.

Nachdem sich der Rauch der Explosion gelegt hatte, riskierte Megaman wieder einen Blick auf seine Umgebung.

Vor ihm war ein großer, qualmender, schwarzer Fleck und einige Datenteile, die sich langsam auflösten.

Er befand sich wieder auf einer großen Plattform mit weißem Boden und kleinen karoförmigen Symbolen in den Farben grün und rot. Die Plattform selbst hatte die Form eines Oktaeders. Und in ihrer Mitte stand eine seltsam aussehende Maschine, die von einem Programm bedient wurde, welches in Panik geriet, nachdem es auch merkte, dass irgendwas explodiert war.

"NEIN!! GORGE! SIE HABEN GORGE ERWISCHT!!!", kam das Programm laut schreiend auf Megaman zugeflogen.

"Megaman? Was ist denn los? Antworte doch!", versuchte es Lan noch mal, nachdem er merkte, dass sein Navi nicht antwortete.

"Oh, sorry Lan. Mit mir ist alles okay. Aber irgendwas ist hier passiert. Vielleicht klärt mich ja gleich dieses wildgewordene Programm dort auf."

Etwas verdutzt wartete Megaman bis das kleine Programm direkt vor ihm stand und nahezu in Tränen ausbrach...

"GORGE!! IHR VERFLUCHTEN SCHWEINE! DAFÜR WERDET IHR BÜßEN!!!"

"Was ist denn los? Kann ich dir helfen?", fragte der blaue Navi.

"DIESE VERDAMMTEN VIREN, DIE WIE KLEINE RAUCHWOLKEN AUSSEHEN, HABEN GORGE GELÖSCHT!", begann das Programm hysterisch zu schreien.

In dem Moment merkte Megaman auch, dass eine Handvoll Smokey-Viren in einiger Entfernung schwebten.

"Wer ist denn Gorge?", mischte sich Lan nun ein.

"GORGE IST MEIN FREUND GEWESEN. WIR BEDIENEN DIESE RAUCHMASCHINE DORT DRÜBEN. EIGENTLICH WAREN DIE VIREN DARIN GEFANGEN, ABER NACHDEM SIE SO EIN SELTSAMER NAVI BEFREIT HAT, RICHTEN DIE HIER NUR UNHEIL AN!"

"Das war sicher SmokeMan.", antworteten Megaman und sein Operator synchron.

"VON MIR AUS KANN ES DER GROßE HOLYMAN HÖCHSTPERSÖNLICH GEWESEN SEIN, ABER ALS GORGE DIESE BIESTER WIEDER EINFANGEN WOLLTEN, HABEN SIE IHN--SIE HABEN IHN--GELÖÖÖÖÖÖÖÖÖSCHT!!"

Und schon brach das kleine Programm in Sturzbächen von Tränen aus. Megaman wusste nicht wirklich, wie er sich nun verhalten sollte und schaute hilflos umher.

"Keine Sorge, ich werde die Viren für dich fangen, okay?", bot er schließlich seine Hilfe an.

Das Programm schluchzte noch ein wenig, aber willigte ein.

"OKAY. HIER, NIMM DAS. DAMIT KANNST DU SIE EINFACHER FANGEN.", sprach das Programm, als es Megaman eine Art Staubsauger übergab. Es war eine seltsame Maschine, die aus einem blauen, metallischen Rucksack bestand und einem langen, silbernen Stab mit schwarzem Staubsaugeraufsatz.

"Und was bitte schön ist das?", fragte Lan verdutzt, als er seinen Navi dabei beobachtete, wie dieser versuchte es aufzusetzen.

"DAS IST DER VIREN-TERMINATOR. PER KNOPFDRUCK LASSEN SICH DIE VIREN EINSAUGEN, WERDEN ÜBER DEN SCHLAUCH IN DEN RUCKSACK BEFÖRDERT UND DARIN GESPEICHERT. IST NICHT SCHWIERIG ZU BEDIENEN. WENN IHR ALLE VIREN HABT, DANN BRINGT SIE ZU MIR, ZU DER MASCHINE IN DER MITTE DIESER PLATTFORM."

"Okay, ich probier es mal."

Megaman wirkte ein wenig unbeholfen und stolperte bei seinen ersten Schritten beinahe über den dicken Schlauch, aber nach kurzer Zeit hatte er sich dran gewöhnt.

"Glaubst du, das klappt, Lan?"

"Weiß nicht. Das Programm meinte doch schon."

"Ja, aber das andere wurde bei dem Versuch die Viren mit diesem Ding zu fangen gelöscht... ... ..."

"Ach was, so was wird uns schon nicht passieren. Wir haben auch immer noch ein paar Battle Chips für den Notfall.", ermutigte Lan seinen Navi.

"Stimmt auch wieder. Also auf geht's!"

Und so machte sich Megaman auf die Jagd nach den Smokey-Viren. Bewaffnet mit einem... Staubsauger.
 

Es dauerte nicht lange, bis er seinem ersten Virus gegenüberstand. Der Smokey-Virus schien ziemlich amüsiert zu sein, als er Megaman mit dem seltsamen Outfit auf sich zukommen sah.

Doch das Lachen verging ihm wieder sehr schnell, nachdem der blaue Navi den Knopf zum Anschalten betätigt hatte und den Virus mit einem kraftvollen Luftstrom einsaugte.

"Wow, das klappt ja sogar!", lachte Megaman, nachdem er seinen ersten Virus gefangen hatte. Die anderen Smokey-Viren waren von der Tatsache aber sichtlich nicht begeistert, bekamen große Augen und fingen an vor Panik hin- und herzuschweben, während Megaman ihnen hinterher lief und versuchte sie einzusaugen.

Der zweite Virus ließ auch nicht lange auf sich warten. Ein Smokey hatte solch große Angst, das es mit geschlossenen Augen durch die Gegend flog und dabei nicht merkte, dass es direkt auf Megaman und den Staubsauger zuhielt. Als es dann jedoch seinen Fehler einsah, war es auch schon zu spät...

"Zweiter! Bleiben noch drei."

Die Smokey-Viren konnten das nicht zulassen. Sie hatten schon das Programm erledigt, welches ihnen die Freiheit rauben wollte und von solch einem Navi würden sie sich erst recht nicht kriegen lassen. Also sammelten sie sich, formten eine große Rauchwolke und feuerten wechselhaft Laserstrahlen auf den kleinen, blauen Net-Navi.

Mit der schweren Ausrüstung, war das Ausweichen nicht grade einfach und so war es unvermeidlich, dass Megaman getroffen und zu Boden geschleudert wurde.

"Megaman!!", schrie sein Operator panisch und begann die ersten Chips rauszusuchen.

Die Smokey-Viren sammelten sich derweil um den blauen Navi herum und bereiteten ihren finalen Angriff vor. Doch gerade als sie eine gewaltige Ladung Laserfeuer auf ihn abschießen wollten, richtete Megaman, wie ein Blitz, den Staubsauger auf sie und aktivierte den Knopf.

Um ihr Leben kämpfend versuchten sie gegen den starken Sog anzukommen, doch sie waren zu schwach. Und so befanden sich schließlich auch die letzten drei Viren im Rucksack.

"Megaman! Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein! Ich dachte, du wärst am Ende.", grummelte Lan wütend, als er merkte, was los war.

"Tut mir leid Lan, aber das war doch ein guter Plan, oder?"

"Ja ja, wie auch immer... Dann schaff sie schnell zu dem Programm und dann nichts wie raus hier."

"Okay!"

Also richtete Megaman sich wieder auf und ging vorsichtig rüber zu dem Programm, was schon auf ihn wartete.

"OI, DU HAST SIE ALLE ERWISCHT? NICHT SCHLECHT, DAS GING ECHT FIX. GORGE DER LOSER HAT'S NATÜRLICH WIEDER NICHT AUF DIE REIHE GEKRIEGT..."

"Bist du schon gar nicht mehr traurig, das er gelöscht wurde?", fragte Megaman, der nun etwas verwirrt war.

"ICH? DEN KERL VERMISSEN? ACH WAS! DIE ANDERE VIRENFANGAUSRÜSTUNG IST DABEI MIT DRAUFGEGANGEN. DAS HAT MICH TRAURIG GEMACHT! UM EHRLICH ZU SEIN BIN ICH FROH, DASS ICH MIR NUN NICHT MEHR DAS GEJAMMER VON DIESER MEMME ANTUN MUSS..."

"Ehm... Ah ja... Na, wie dem auch sei. Ich hab hier alle. Kannst du jetzt dafür sorgen, dass diese Bombe deaktiviert wird?"

"NULL PROBLEMO. ICH KÜMMER MICH DARUM."

Gesagt, getan. Das Programm nahm Megaman den Rucksack ab und steckte ihn in einen passenden Schacht in der bronzefarbenen Maschine neben sich. Es machte einige merkwürdige Geräusche, aber durch ein kleines Fenster konnte man sehen, wie die Smokey-Viren über den Rucksack zurück in die Maschine gepumpt wurden. Zwei große Glupschaugen klatschten an die Scheibe und warfen Megaman grollende Blicke zu.

"Also werden die Viren da drin aufbewahrt, um kein Unheil anzurichten?", fragte Lan noch mal nach.

"EXAKT! ... TJA, DAS WAR'S DANN AUCH SCHON. SOLLTE JETZT WIDER ALLES IN ORDNUNG SEIN. ICH HAB JETZT NOCH ZU TUN, ALSO SCHÖNEN TAG NOCH!"

Und schon begab sich das Programm wieder an die Arbeit...

"Na gut, dann lass uns auch wieder gehen, Lan."

"Alles klar. Jack-Out, Megaman!"
 

Somit war auch die dritte Bombe deaktiviert. Lan entfernte das PET- Kabel, hing sich das PET zurück an die Hose und stieg wieder von dem Stuhl. Anschließend rannte er schnell zu den Fenstern rüber und öffnete sie so weit es nur ging. Dann wandte er sich wieder dem Wissenschaftler zu, der mittlerweile das Bewusstsein zurückerlangt hatte...

"Alles in Ordnung mit ihnen?", fragte Lan.

"Ja, mir geht es soweit ganz gut. Was ist passiert? Ich erinnere mich an kaum etwas..."

Der Mann hatte kurzes, schwarzes Haar und schien noch sehr jung zu sein. Er trug eine schmale, fassungslose Brille und hielt sich vor Schmerz den Kopf.

"Jemand hat hier ein paar Rauchbomben gezündet, aber die Officials kümmern sich schon darum."

"Ah... Hey, bist du nicht der Sohn von Dr. Hikari?"

"Ja, der bin ich. Sie wissen nicht zufällig, wo mein Vater ist, oder? Man hatte mir gesagt, dass er als letztes hier gewesen sein müsste."

"Er war hier bei mir. Kurz bevor der Qualm ausbrach... Moment, ich erinnere mich langsam wieder. Der Rauch wurde immer dichter und Dr. Hikari meinte er würde Hilfe holen. Er wollte grade gehen, da bin ich... da muss ich dann das Bewusstsein verloren haben."

"Also werde ich ihn hier nicht finden?"

"Wahrscheinlich nicht. Vielleicht hat er es ja auch nach draußen geschafft..."

"Dann hätte er mir aber sicher bescheid gegeben, dass ich mir keine Sorgen machen brauche. Was ist denn mit dem Basement dieses Gebäudes? Könnte er dort sein?", fragte Lan hoffnungsvoll.

"Eher nicht. Da unten ist nur eine große Lagerhalle, in denen die neuen Maschinen und Computer gelagert werden.", erklärte der Wissenschaftler.

Lan trat vor den Fahrstuhl und betrachtete die Konsole.

"Hmm... seltsam..." Er steckte seine ID-Karte in den Schlitz, aber der Aufzug öffnete sich nicht. "Ist der kaputt?"

"Eigentlich nicht. Ich hatte ihn heute morgen noch benutzt... Komisch."

"Na ja, egal. Kommen sie klar?"

"Ja, ich denke ich schaffe es selbst hier raus. Vielen Dank, Kleiner."

"Nichts zu danken. Dann werde ich meinen Dad weitersuchen."

"Viel Erfolg.", wünschte der SciLab-Wissenschaftler noch, bevor er sich an einen der Tische setzte, um sich vorerst auszuruhen. Lan ging derweil wieder den Weg zurück, den er gekommen war bis er sich in dem Glastunnel wiederfand...

"Ein Gebäude noch und eine Bombe.", stellte er fest, als sein PET erneut zu piepen begann.

"Nicht schon wieder..."

"Lan. Bleib ganz ruhig, okay?", versuchte Megaman seinen Operator zu erinnern.

Doch Lan hatte schon das Gespräch angenommen.

"Wieder eine weniger? Ich muss zugeben, ihr seid gut. Aber nicht gut genug... Ihr Hikari's scheint alle Weicheier zu sein. Liegt wohl in der Familie.", sprach die unfreundliche Stimme.

"Was soll das denn wieder heißen?", fragte Lan verwirrt.

"Hehe... Dein Vater hält auch nicht grade viel aus. Eigentlich hätte ich ihn für widerstandsfähiger eingeschätzt."

"Dad?! Sie haben doch nicht... Wo ist mein Vater? Wenn sie ihm etwas angetan haben, dann..."

"Hey, keep cool. Dein Vater ist hier bei mir. In Sicherheit. Du suchst ihn wohl schon die ganze Zeit, was? Mach dir keine Sorgen. Ich habe ihn nicht verletzt... jedenfalls nicht ernsthaft. Hahahahaha! Er lebt noch und es geht ihm... den Umständen entsprechend... gut. Jedenfalls noch im Moment."

"Sie verfluchter Dreckshund!! Lassen sie auf der Stelle meinen Vater frei!"

Lan konnte sich nicht mehr beherrschen. Nun war der Bogen eindeutig überspannt. Tränen liefen ihm die Wange entlang und sein Gesichtsausdruck zeugte von solcher Wut, wie selbst Megaman sie noch nie erlebt hatte.

"Weißt du? Ich hab mir überlegt... Ich werde doch hier auf dich warten. Ist ja nur noch eine Bombe. Wenn du die deaktiviert hast, dann werde ich dir endlich mal eine Lektion erteilen. Du glaubst nämlich nicht, wie mir so Typen wie du oder dein Vater auf die Nerven gehen. Allein wenn ich mir seine erbärmliche Visage ansehe, spüre ich richtig dieses Bedürfnis ihm dort einmal richtig feste reinzutreten."

"Wagen sie es nicht!!"

"Komm, Kleiner. Beeil dich und stell dich deinem Kampf. Oder bist du im Endeffekt doch so ein Waschlappen wie dein Vater und gibst einfach auf?"

"Niemals, das könnte ihnen so passen! Warten sie's nur ab bis ich sie in die Finger kriege!!"

"Hahahahahahahahahaha!"

Und mit einem langen, lauten, spöttischen Gelächter endete das Gespräch abrupt.

Nun war Lan wirklich außer sich. Noch nie in seinem Leben hatte er eine solche Wut in sich aufsteigen gespürt. Er würde diesen Typen zur Rechenschaft ziehen. Koste es was es wolle...

Payback Time!

Lan rannte den Glastunnel geradeaus durch, bis er schließlich den Eingang zum Süd-Ost Bau erreichte. Erneut musste er seine ID-Karte aus seiner Hosentasche ziehen, um damit eine elektronische Schiebetür zu öffnen.

Nachdem sie schließlich mit einem lauten Surren aufgegangen war betrat er das Gebäude, dem der Forschungsbereich für Lasertechnologie zugeteilt war.

Der Süd-Ost Bau war von allen Gebäuden der am wenigsten komplex gebaute. Lan befand sich in einem schmalen Gang, der in zwei Richtungen führte. Links von sich war eine einfache Sackgasse, an deren Ende sich einige schöne Gemälde befanden. Rechts führte ein Gang entlang, der einmal um den großen Raum, der sich in der Mitte des Gebäudes befand, entlang lief.

Lan war immer noch stocksauer. Er biss vor Wut die Zähne zusammen. Wahrscheinlich war dieser verfluchte Dreckskerl gerade damit beschäftigt seinen Vater zu quälen. Diese Gedanken waren einfach unerträglich. Lan musste sich beeilen. Es war nur noch eine Bombe.

Eine einzige Bombe trennte ihn von dem Kampf gegen denjenigen, der dieses ganze Unheil angerichtet hatte. Nur noch diese letzte Bombe und er könnte es ihm heimzahlen!
 

Direkt vor Lan war eine große, gepanzerte Metalltür hinter der das Forschungslabor für jegliche Art von Lasertechnologie lag. Er nahm ein weiteres Mal seine ID-Karte zur Hand und steckte sie in ein kleines Terminal an der Wand, rechts neben der Tür.

Kurz darauf öffnete sie sich schon. Sie spaltete sich in der Mitte in zwei Hälften die jeweils zu den Seiten in der dicken Wand verschwanden.

Auch hier waren unglaubliche Mengen an Rauch. Es war schwierig sich in dem Raum zu bewegen bei einer solch geringen Sichtweite, die durch den Qualm entstand. Lan bewegte sich langsam und vorsichtig vorwärts. Doch im Moment war ihm mehr oder weniger egal, ob er eines der teuren Geräte aus Versehen umwerfen und kaputt machen würde. Er hatte jetzt nichts anderes mehr als Rache in seinem Kopf.

Auch wenn Megaman das Gesicht seines Operators unter der Gasmaske nicht sehen konnte, so konnte er ihm trotzdem die Wut an seiner Körperhaltung ansehen. Und darüber hinaus konnte er sie förmlich spüren.
 

In dem Raum waren eine Menge Geräte aufgebaut. Viele Tische mit weißen Tischplatten, auf denen Reagenzgläser und die verschiedensten elektronischen Teile lagen.

In der Mitte des Raums stand eine teleskopartige Apparatur. Lan hielt sie erst für ein Aussichtsfernrohr, aber es handelte sich hierbei um eine Laserkanone, die hochenergetische Strahlen auf eine Leinwand direkt vor ihr abschießen konnte. Damit wurden wohl die meisten Experimente hier durchgeführt.

Es standen auch eine Menge Schreibtische in dem Raum, auf denen Zettel mit komplizierten, mathematischen Formeln und Notizen lagen. Lan erkannte auch einige Auswertungsbogen, aber das Meiste, was dort stand verstand er nicht im geringsten.

Er ging weiter über den weichen, grauen Teppichboden auf der Suche nach den Ventilationsschächten. Und schließlich fand er einen. Er war gut versteckt hinter einer großen tafelartigen Wand aus Kork an der jede menge Zettel mit Stecknadeln angebracht waren.

Lan schob die Pinwand zur Seite, um den Schacht erreichen zu können. Er lag ungefähr auf halber Körperhöhe, so dass Lan in die Hocke gehen musste, um einen Blick hineinwerfen zu können.

Es kam eine dichte Masse Rauch heraus, aber eine Bombe konnte er nicht sehen. Trotzdem schraubte er den Schacht auf, legte die Schrauben und das Gitter auf den Boden neben sich und ging mit dem Arm in den Schacht und tastete ein wenig darin herum. Aber es war keine Bombe drin. Allerdings fiel ihm auch jetzt auf, das der Zutritt für diesen Raum unter höchster Sicherheitskontrolle stand. Niemand außer die Wissenschaftler, die diesem Bereich zugeteilt waren durften das Labor betreten.

Lan's Frust stieg noch höher an, als er sowieso schon war. Jetzt hatte er wertvolle Zeit verloren, dabei hätte er durch logisches Denken diesen Raum ganz schnell ausschließen können. Er ging wieder hinaus in den Gang. Jetzt blieb nur noch das Basement übrig.

Also folgte er dem Gang, herum um das Labor, bis er auf der anderen Seite ankam. Einige Schritte weiter war ein Aufzug. Dieser musste ihn nach unten bringen, dorthin, wo die letzte Bombe sein musste.

Mit Hilfe der ID-Karte öffnete er den Aufzug und fuhr nach unten. Nach seinem Austreten stand er vor einem einzigen, großen, weiten Raum in dessen Mitte sich ein rechteckiger, meterlanger Tisch befand um den zahlreiche Sitzplätze durch Namensschilder nummeriert waren. Er las die Aufschrift an der Wand, direkt neben dem Controlpanel für den Aufzug: ,Assembly-Room'. Er war also im Versammlungsraum, wo sich die Wissenschaftler des SciLab zu wichtigen Besprechungen zusammenfanden. Das komplette Basement dieses Gebäudes bestand scheinbar nur aus diesem einen Raum. Lan war wirklich erstaunt.

Obwohl die Einrichtung eher kahl war. Aber das SciLab war auch noch nicht mehr als ein paar Monate in Betrieb genommen worden, nachdem es hier Den Town neu aufgebaut wurde.

Trotzdem wirkte alles eher langweilig. Der Raum hatte den selben grauen Teppichboden, wie das Laserlabor, die gleichen weißen Wände, wie alle anderen Räumlichkeiten in diesem Komplex und nur ein paar wenige, tropische Pflanzen die vor den Wänden verteilt waren.

Lan machte sich auf die Suche nach der letzten Bombe. Der Ventilationsschacht, in dem sie sich befinden musste war nicht schwer auszumachen. Es gab vier Stück zu allen Seiten. Und nur aus einem kam dichterer und dunklerer Rauch als aus den anderen. Das musste der richtige sein! Lan nahm sich wieder einen Stuhl als Hilfe, um den hochgelegenen Schacht erreichen zu können. Er schaute kurz hinein und sah auch gleich die Bombe. Ein letztes Mal nahm er den Schraubenzieher zur Hand, entfernte die vier Schrauben, nahm das Gitter ab und warf alles auf den Boden.

"Das ist es, Megaman. Die letzte Bombe und dann befreien wir Dad von diesem Sadisten."

"Ich weiß. Ich werde mein Bestes geben. Aber bitte Lan, tu mir den Gefallen und versuche dich zu beruhigen. Merkst du denn nicht, dass das alles Taktik von dem Typen ist?", sprach der blaue Navi besorgt zu seinem Operator.

"Natürlich. Ich weiß, was ich tue. Mach dir mal keine Sorgen. Lass uns lieber loslegen. Jack-In, Megaman! Execute!"

Und schon hatte Lan sein PET mit der Bombe verbunden und Megaman's Daten wurden in ihr Computernetz gesendet...
 

Megaman stand wieder im Zentrum einer großen, weißen Plattform mit karoförmigen Mustern darauf in den Farben rot, grün und blau. Direkt vor ihm stand ein kleines Programm, das verwirrt hin- und herschaute.

Megaman ging langsam auf es zu und sprach es an...

"Hallo. Kann ich vielleicht helfen?", fragte der blaue Net-Navi.

"OH, HALLO!!", erschrak das Programm, als es plötzlich Megaman hinter sich bemerkte.

"ENDLICH! ICH FREUE MICH SO, DASS DOCH NOCH JEMAND KOMMT UND MIR HELFEN KANN."

"Was genau ist den los?", erkundigte sich der Navi.

"NA JA, DAS RAUCHSYSTEM IST AUßER KONTROLLE GERATEN. SIEHST DU DIE VIER RAUCHHÄHNE IN DEN ECKEN DER PLATTFORM?", fragte das Programm und deutete dabei auf schwarze, wasserhahnähnliche Geräte, die Megaman's Größe hatten und jede Menge Rauch ausströmen ließen. Es waren vier Stück, die sich jeweils in einer Ecke der quadratischen Plattform befanden.

"EIGENTLICH SOLLTEN DIESE DINGER DEAKTIVIERT SEIN, ABER VORHIN WAR HIER SO EIN SELTSAMER NAVI, DER EINFACH DIE VENTILE GEÖFFNET HAT UND DANN WIEDER ABGEHAUEN IST. ICH HÄTTE SIE SELBST WIEDER GESCHLOSSEN, ABER DA GIBT ES LEIDER ZWEI PROBLEME. ERSTENS HAT DIESER NAVI DIE VENTILÖFFNER ABGENOMMEN UND SIE DIESEN VIER VIREN DORT DRÜBEN AUSGEHÄNDIGT...", sagte es und schaute in Richtung von vier Mettaur-Viren, die rote Helme trugen. "... UND ZWEITENS HABE ICH KEINE ARME UM DIE VENTILE ZU BEDIENEN."

"Ach so. Auch SmokeMan's Werk. Keine Sorge, ich kümmere mich darum. Ich muss also nur die Öffner von den Viren besorgen, sie wieder einbauen und die Ventile schließen und dann sollte der Rauch stoppen?", fragte Megaman noch mal nach, um zu überprüfen ob er auch wirklich alles verstanden hatte.

"GENAU, DAS IST EIGENTLICH SCHON ALLES.", bestätigte das Programm.

"Also gut. Dann werde ich das mal eben erledigen."

Und so rannte Megaman als erstes in Richtung der vier Mettaur, die ihn schon sehnsüchtig erwarteten. Sie waren etwas stärker und schneller als gewöhnliche Mettaur, aber sie sollten trotzdem kein wirkliches Problem darstellen.

"Okay, hier... ZapRing, Slot-In!", rief Lan, als er seinem Navi den ersten Chip runterlud und dieser ihn im Laufen empfing.

Megaman richtete direkt seinen, nun zu einem Elec-Buster verbesserten, Arm auf einen der Mettaur und feuerte einen Blitzring auf diesen, wodurch der Virus paralysiert wurde, bevor er sich unter seinem starken Metallhelm verstecken konnte.

Megaman schickte einen gewöhnlichen Busterschuss hinterher und der erste Mettaur-Virus war Geschichte. Die anderen Mettaur sprangen wie wild hin und her und versuchten den blauen Navi mit ihren SonicWaves zu erwischen, die um einiges stärker waren als die ShockWaves gewöhnlicher Mettaur. Das alles machte aber trotzdem nur einen geringen Unterschied aus. Megaman musste sich etwas schneller bewegen, entkam den Attacken dennoch spielend leicht.

"Spreader, Slot-In!", rief Lan, als er seinem Navi einen weiteren Battle Chip schickte.

Megaman nutze den Chip auch sogleich und feuerte einen Haufen Plasmastrahlen, die wie ein Regenschauer auf die Mettaur niederprasselten, bevor sich die Viren unter ihren Helmen verstecken konnten. Zwei Mettaur lösten sich direkt in ihre Datenbestandteile auf. Nur einer konnte rechtzeitig unter seinen Helm flüchten, um dem Hagelfeuer standzuhalten.

Als der kleine Mettaur vorsichtig unter seinem Helm hervorlugte, um die Lage zu überprüfen wurde er auch gleich von einem Busterschuss direkt zwischen die Augen getroffen und gelöscht. Megaman hatte sich vorsichtig an den Virus herangeschlichen und war vor ihm in die Hocke gegangen und hatte nur darauf gewartet, dass der Mettaur unter seinem Helm hervorschauen würde.

Und so waren alle Viren innerhalb kürzester Zeit besiegt. Überall da, wo ein Virus sich aufgelöst hatte, lag ein kleines Rad, was zum öffnen und schließen der Ventile dienen sollte. Megaman sammelte alle vier ein und rannte dann direkt zu dem nächstgelegenen ,Rauchhahn'. Er nahm das Rad, setzte es auf eine kleine, knopfartige Erhöhung und begann es zuzudrehen. Es dauerte nicht lange bis kein Wölkchen Rauch mehr aus dem Hahn hervortrat. Das selbe machte er auch noch einmal bei den anderen drei Ventilen bis alle geschlossen waren und der Rauch komplett gestoppt war.

Jubelnd und dankend kam das kleine Programm auf Megaman zugeflogen, nachdem dieser seine Aufgabe erfüllt hatte.

"VIELEN DANK! ICH HÄTTE DAS SELBST NIEMALS HINBEKOMMEN."

"Keine Ursache.", sprach Megaman.

Darauf hin wanderte das kleine Programm fröhlich zurück und kümmerte sich wieder um die Wartung der Maschinen.

"Das war's, Lan?", fragte Megaman, um sicher zu gehen, ob alles geklappt hatte.

Lan schaute sich genau um. Die Bombe leuchtete nicht mehr, Sie war außer Betrieb.

"Yup, das war's. Alles erledigt. Jack-Out, Megaman!"

So zog Lan das Verbindungskabel wieder hinaus und loggte seinen Navi aus.
 

Lan sprang vom Stuhl und machte sich direkt auf den Weg zum Aufzug. Er nahm ihn und war innerhalb weniger Sekunden wieder oben im ersten Stock. Gerade als er austreten wollte begann sein PET erneut zu piepen...

"Okay, wo sind sie?", fragte Lan direkt, bevor der Mann an der anderen Leitung auch nur einen Atemzug machen konnte.

"Du hast es eilig, nicht wahr?", kam es völlig gelassen zurück. "Also gut. Wenn du immer noch so versessen auf einen Kampf bist, dann komm in den Süd-West Bau. Ich werde den Fahrstuhl wieder freigeben, dann kannst du in die Lagerhalle. Dort warte ich schon auf dich."

"Wie geht es meinem Vater?", fragte Lan sofort als nächstes.

"Keine Angst. Er ist noch am Leben. Allerdings kann ich nicht sagen, wie lange das noch anhält, wenn ich mir seinen Zustand so betrachte... Hahahahahahaha!!"

"Sie verfluchtes Drecksschwein!! Es reicht, machen sie sich auf was gefasst, ich bin unterwegs!"

Lan beendete wütend per Knopfdruck das Gespräch und setzte sich in Bewegung. Er rannte den Gang um das Laserlabor herum und lief zurück in den Glastunnel. Während er geradewegs durch zum Süd-West Bau lief, zog er sich die Gasmaske vom Gesicht und warf sie in einem hohen Bogen nach hinten. Er rannte an dem WC und der Kantine vorbei, direkt durch die Tür zur Datenbibliothek. Der Wissenschaftler, den er hier gefunden hatte war bereits verschwunden. Er musste das Gebäude wohl verlassen haben.

Da stand Lan nun. Genau vor dem Aufzug, der ihn nach unten befördern würde zu dem Mann, der sein Leben in der letzten Stunde zur reinsten Hölle gemacht hatte. Er benutzte das Controlpanel und öffnete den Fahrstuhl mit seiner ID-Karte.

"Deshalb war er also vorhin verschlossen... Keine Sorge Dad, ich hol dich da raus.", murmelte Lan als er den Aufzug betrat und ins Basement befördert wurde.

Megaman machte sich derweil mehr Sorgen um Lan's Wut, als um seinen Vater. Wenn Lan es nicht schaffen sollte sich zu beherrschen, könnte es ein ziemlich kurzer Kampf werden. Aber Megaman hatte es ihm nun schon so oft gesagt... Er konnte nur hoffen, dass alles glatt gehen würde. Aber SmokeMan's Operator würde bestimmt nicht davor zurückschrecken Lan noch weitere Gemeinheiten an den Kopf zu werfen. Das war bereits klar.

Als er unten angekommen war und den Aufzug verlassen hatte, befand sich Lan in einer großen, dunklen Lagerhalle. Rechts und links von sich standen jede Menge Stapel an Kisten.

In der Mitte des Raumes stand eine riesige, würfelförmige Holzkiste, die von Staub überzogen und von Spinnenweben umgeben war. Es war kalt in diesem Raum. Beim Ausatmen konnte Lan seinen eigenen Atem sehen.

Er schaute sich ein wenig um. Der Boden war aus grau-blauem, dunklem Stein. Dann merkte er etwas Licht, was hinter der großen Kiste hervorschien und leichte Schatten auf den Boden warf. Er ging um die große Kiste in der Mitte herum und erschrak vollkommen, als er seinen Vater bewusstlos am Boden dahinter liegen sah.

Eine lange, dünne Stehlampe warf einen schwachen, orangefarbenen Lichtkegel auf ihn.

Seine Brille lag zerbrochen neben seinem von Blut verschmierten Gesicht. Seine Kleidung war voller Dreck und kleiner Blutflecke, sein Hose mit leichten Rissen überdeckt.

"Dad!!", schrie Lan auf und rannte zu ihm.

Er beugte sich zu seinem Vater und drehte ihn auf den Rücken.

"Ein Glück, er atmet noch...", stellte Lan fest, nachdem er seinen Kopf auf die Brust seines Vaters gelegt hatte.

"Fragt sich nur wie lange noch...", erklang plötzlich eine tiefe, unfreundliche und Lan ziemlich vertraute Stimme aus der Dunkelheit.

Langsam trat ein Mann aus dem Schatten, hinter ein paar Kisten hervor. Es war der Mann in dem dunkelgrauen Anzug, mit der schwarzen Sonnenbrille, die halb auf seiner Nase lag, dem braunen, teils grauem Haar und der stets eine Zigarette im Mund trug. Der Mann, der die Ventilationssysteme ,reparieren' wollte. Derjenige, dem Lan schon einmal heute im SciLab begegnet war...

"Endlich stehen wir uns gegenüber. Darauf hast du doch schon die ganze Zeit gewartet, oder?", fragte der Mann herausfordernd.

"Was haben sie mit meinem Vater gemacht?"

"Och, ich wollte einige Informationen von ihm haben. Aber er wollte sie mir nicht freiwillig geben. Da habe ich eben ein wenig nachhelfen müssen. Und siehe da... Plötzlich sprudelte es wie aus einem Wasserfall aus ihm heraus. Schwächlicher Feigling... Von einem Mann der so weltberühmt ist, wie Dr. Hikari, hätte ich wahrlich mehr Widerstandskraft erwartet..."

"Arschloch!", rutschte es Lan einfach so, völlig unkontrolliert heraus. Dieses Wort hatte er zuvor noch nie benutzt, aber er bereute es jedenfalls keineswegs.

"Hoho... Greifen wir also zu den schwereren Geschützen und benutzen noch fiesere Ausdrücke, was? Ist ja niedlich... Schade nur, das mich so was völlig ankotzt."

"Was sind das für Daten? Was wollen sie damit? Wer zur Hölle sind sie und für wen arbeiten sie?!"

"Hey, glaub nicht, dass ich dir nach dem grade noch irgendwas verrate. Merkst du denn nicht, dass du meine Gefühle verletzt hast?", begann der Mann plötzlich mächtig übertrieben, theatralisch zu schluchzen.

"Machen sie sich nicht über mich lustig! Es reicht... Sie haben es nicht anders gewollt. Sie hätten abhauen sollen, anstatt auf mich zu warten. Jetzt werden sie teuer für alles bezahlen, sie verfluchtes Mistschwein." Lan stand wutentbrannt auf und richtete seine vor Zorn geballte Faust auf sein Gegenüber.

"Du kannst mich ruhig Mr. Smoke nennen.", kam es ganz locker und ruhig wieder zurück. Smoke war komplett gelassen und kein bisschen angespannt. Das komplette Gegenteil von Lan. Doch Lan's Wut machte ihn blind, das einzusehen.

"Megaman? Bist du bereit?"

"Ja, aber Lan...", versuchte der blaue Navi anzusetzen, aber Lan ließ ihn nicht ausreden.

"Gut, dann kann es losgehen!"

Lan und Smoke nahmen beide ihre PET's und verlinkten diese mit Linkkabeln.

"Nachdem ich deinen Vater erledigt habe bist du nun dran, kleiner Hikari... Und lass dir gesagt sein... So sanftmütig, wie mit deinem Vater, werde ich mit dir nicht umgehen."

Smoke starrte Lan direkt in die Augen. Er war über Lan's Wut mehr amüsiert, als alles andere.

"Okay... Battle routine, set!"

"... Execute..."
 

SmokeMan und Megaman standen sich in der virtuellen Kampfarena gegenüber, in die sie durch Verbindung der beiden PET's gelangt waren.

Es war eine einfache, weite Plattform. Sie bot genügend Platz für einen Kampf. Ihr Boden war durchsichtig, wie aus Glas und es verliefen senkrechte und waagerechte grüne, hellleuchtende Linien in einem Gittermuster über sie hinweg.

Der Hintergrund um die Plattform herum war dagegen einfach nur schwarz und leer.

Megaman nahm seine Kampfpose ein. Es konnte losgehen...

"Okay, dann wollen wir mal sehen, was du so drauf hast, mein Kleiner!", begann SmokeMan zu sagen, als er seinen rechten Busterarm hob und direkt in die Luft über ihm zielte.

"Wie du willst, SmokeMan!" Und schon rannte Megaman seinem Gegner entgegen.

Hätte man SmokeMan's Gesicht sehen können, hätte man ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen ablesen können. Ohne Vorwarnung trat mit einem Male eine riesige Menge Rauch aus seinem Busterarm heraus, von dem er gänzlich umschlungen wurde.

Megaman stürmte nun nicht mehr auf einen Navi sondern eher auf eine gigantische Rauchwolke zu.

"Was hat er vor?", fragte Megaman erschrocken, als er seinen Angriff unterbrach und stehen blieb. Hilflos beobachtete er SmokeMan's nächste Bewegung.

Die Rauchwolke wurde immer größer und breiter und weitete sich immer mehr aus. SmokeMan war schon gar nicht mehr zu sehen.

"Jetzt zeigt mein Navi dir, warum er sich SmokeMan nennt!", lachte Mr. Smoke, der sich schon siegessicher auf eine der Holzkisten hinter sich niederließ und dem Kampf nur noch zuschaute.

"Lan? Was soll ich machen?", fragte Megaman ratlos.

"Mach diesen verfluchten Navi fertig!", brüllte Lan zurück.

"Ehm... Das ist ja schön und gut... aber womit?"

"Moment, hier... LongSword, Slot-In!" Lan schnappte sich einfach nur den erstbesten Chip und rammte ihn ohne nachzudenken in sein PET.

Megaman's linker Arm verwandelte sich direkt in ein Langschwert.

"Ich glaube nicht, dass mir das in dieser Situation bedeutend weiterhelfen wird...", seufzte der blaue Navi.

"Seid ihr endlich fertig?", erklang SmokeMan's Stimme von irgendwo aus der Rauchwolke.

Megaman hielt sich bereit. Plötzlich kamen mehrere Bustergeschosse aus der weit linken Seite der Wolke, die nun schon einen Halbkreis um Megaman gebildet hatte. Er konnte die Geschosse noch rechtzeitig aus dem Augenwinkel erkennen und sich zu Boden schmeißen, bevor er getroffen wurde.

"Meine Güte... Das war knapp...", stotterte er fast mit weit geöffneten Augen.

"Es ist noch nicht vorbei!"

Wieder kamen mehrere Schüsse auf Megaman zu. Dieses Mal von rechts.

Er rollte sich nach links über den Boden und merkte die heftigen Einschläge der Strahlen hinter seinem Rücken.

"Lan! Unternimm doch endlich etwas!! Wie wäre es mal mit einem Fächer oder so etwas? Ich kann SmokeMan's Bewegungen nicht vorhersehen und ihn nicht bekämpfen, wenn ich ihn nicht sehen kann und nie weiß, wo er steht. Das ist das selbe Problem wie mit den Smokey-Viren. Also kannst du jetzt mal was tun?"

"Reg dich doch nicht auf, man! Ich bin doch dabei...", kam es grummelnd von Lan zurück.

Smoke beobachtete den Jungen vor sich, der wahllos irgendwelche Chips aus seiner Tasche nahm. Seine Taktik schien zu funktionieren.

"Los Megaman, tanz für mich!", kam es hallend aus der Rauchwolke gerufen, als plötzlich aus allen möglichen Richtungen Busterbeschuss auf den blauen Navi zukam.

"Verdammt, der Typ ist nicht nur nahezu unsichtbar sondern auch noch super schnell!", fluchte Megaman, als er verzweifelt dem Feindfeuer ausweichen wollte. Mit Hilfe des Langschwerts konnte er immerhin einige Schüsse zurücklenken, die jedoch geradewegs durch die Rauchwolke hindurchgingen und auf nichts trafen.

"Mist, Lan? Was zur Hölle treibst du?"

"Ich sagte doch, ich bin dabei!!" Nun ließ Lan auch schon seine Wut an seinem Navi aus. Was war nur geschehen? Megaman konnte es nicht glauben. So hatte er Lan noch nie erlebt. Er war völlig unkonzentriert, voller Wut und plante keinen seiner Schritte voraus, so wie Megaman es sonst von ihm kannte. Fassungslos blieb Megaman stehen... Sein eigener Operator, sein bester Freund... Sein Zwillingsbruder hatte ihn grundlos vor Wut angeschrieen und war im Begriff völlig die Beherrschung zu verlieren. Falls es dazu nicht vielleicht eh schon gekommen war...

"Hier, WindRacket, Slot-In!", kam es dann endlich von Lan zurück.

Aber Megaman war immer noch fassungslos. Das Fehlverhalten seines Operators wirkte sich auch auf ihn aus und nun war auch er nicht mehr ganz bei der Sache. Nachdem sich der Fächer an Megaman's Busterarm materialisiert hatte, wurde er auch sogleich von einem Bustergeschoss am Kopf getroffen und zu Boden befördert.

"Allzu leicht... Hey ihr zwei? Könnt ihr euch mal wieder auf den Kampf konzentrieren? Das wird ja echt öde.", ertönte SmokeMan's Stimme wieder.

"Megaman, verdammt! Pass doch auf. Wenn du dich weiter so bescheuert benimmst werden wir nicht gewinnen!!", begann Lan mit seinem Navi zu schimpfen.

Aber Megaman hatte andere Probleme, als den Sieg in diesem Kampf zu erringen. Kopfschüttelnd richtete er sich wieder auf. Der Schuss hatte richtig gesessen. Wenn er es nicht schaffen würde, Lan zur Vernunft zu bringen, würde er den Kampf wohl nicht überleben.

"So, na bitte. Hat aber auch lange genug gedauert. Können wir weitermachen?", fragte SmokeMan ungeduldig.

Megaman zog mit seinem Blick von einem Ende der Rauchwolke zum anderen. Er konnte SmokeMan einfach nirgends erkennen. Aber jetzt hatte er ja den Fächer und das Langschwert. Alle Sinne wieder beisammen startete er einen Angriff. SmokeMan schickte ihm ein paar Strahlen entgegen, denen Megaman mit Seitwärtssprüngen ausweichen konnte.

"Da!", schrie der blaue Navi, als er mit dem WindRacket eine Schneise in die Rauchwand riss und direkt darauf mit dem LongSword zuschlug, genau auf die Stelle, von wo der letzte Beschuss gekommen war. Aber er haute ins Leere. Bevor er sich ganz nach rechts umdrehen konnte, wo sein Gegner eigentlich stand, spürte er auch schon eine Faust in seinem Gesicht, die ihn wieder zurück auf seine Ausgangsposition schleuderte.

"Das war amüsant.", sagte SmokeMan, als er die Lücke in der Wand wieder mit seinem SmokeBuster schloss.

Schwer atmend lag Megaman erneut am Boden und stand vorsichtig und langsam wieder auf.

"Lan... Das hat so keinen Sinn... Wir brauchen etwas womit wir den kompletten Rauch auf einmal wegpusten können."

"Der Kampf könnte schon längst vorbei sein, wenn du dich nicht so anstellen würdest."

"Lan!!", jetzt riss auch langsam Megaman der Geduldsfaden. "Du hast sie doch nicht mehr alle! Ich bin derjenige, der hier kämpft. Wir sind Freunde... Brüder! Merkst du wirklich nicht, dass das alles nur von dem bescheuerten Gerede dieses Mistkerls kommt?"

"Ich sagte dir schon, das ich genau weiß, was ich tue. Ich bin dein Operator! Du hast meine Befehle auszuführen, verstanden?! Und jetzt lösch diesen Navi!"

"Du weißt eben nicht, was du tust... Ich kann verstehen, dass du wütend bist. Ich bin es auch, aber ich habe meine Wut unter Kontrolle. Wir können Dad nicht helfen, wenn wir jetzt streiten. Das hier ist genau das, was Smoke erreichen wollte. Glaubst du Dad würde das hier wollen? Was glaubst du, was er sagen würde, wäre er jetzt bei Bewusstsein?"

Allmählich wurde Lan ruhiger. Es stimmte. Alles, was Megaman sagte stimmte. Sein Vater würde nie wollen, dass er sich mit seinem Bruder streitet. Wie konnte er es nur jemals so weit kommen lassen?

Smoke's hämisches Grinsen wurde allmählich zu einem wütenden Knurren. Sein Plan durfte jetzt nicht ruiniert werden...

"Na? Was ist los? Sieh dich doch nur an! So was Erbärmliches habe ich noch nie gesehen... und du willst der Nummer 1 Net-Battler von Electopia sein? Das ist mehr als einfach nur lächerlich. Du streitest dich ja selbst mit deinem eigenen Navi.", versuchte Smoke seinen jungen Gegner wieder in Rage zu versetzen.

"Halten sie einfach die Schnauze!", rutschte es Lan erneut raus. Wieder hatte die Wut die Oberhand errungen.

,Beruhig dich Lan. Nicht schon wieder. Bleib ganz locker.', dachte sich der Junge, als er die Augen schloss und versuchte sich zu beherrschen.

"Unglaublich. Wie der Vater, so der Sohn, was? Du bist ein genauso jämmerlicher Versager wie dein Vater, der ach so große Wissenschaftler. Ihr tragt zwar beide den Titel der Nummer 1, aber in Wirklichkeit seid ihr doch nur Versager, die rein gar nichts auf die Reihe kriegen!" Smoke gab alles, was er konnte um mit seinen Worten so viel Zorn in Lan zu wecken, dass dieser wieder die Kontrolle verlieren würde. Und es schien immer noch zu funktionieren.

"Das stimmt nicht! Lassen sie meinen Vater aus dem Spiel!! Es reicht... Ich werde ihren Net-Navi löschen, dann werden sie sehen, was sie davon haben!! Megaman, los... Greif ihn an!"

Aber Megaman tat nichts. Was sollte er denn auch schon tun? Allmählich begriff er das es keinen Sinn mehr hatte. Lan würde erst wieder normal werden, wenn der Kampf gewonnen wäre. Das auf ihn Einreden hatte nichts bewirkt, also musste Megaman sich etwas anderes einfallen lassen. Der Fächer war zu schwach und mit dem LongSword konnte er auch nicht viel ausrichten. Wie konnte er SmokeMan erledigen? SmokeMan's Angriffe waren zwar ziemlich schwach, aber seine Verteidigung war unübertroffen. Er war nahezu unbesiegbar, solange der Rauch da war. Megaman hatte nicht die kleinste Idee, die ihm zum Sieg verhelfen konnte. Ohne Lan's Hilfe würde es schwer werden. Aber fest stand, er musste gewinnen, um seinen Operator wieder zur Vernunft zu bringen.

Der blaue Navi deaktivierte das LongSword und transferierte den WindRacket auf seinen linken Arm, um mit dem rechten den Buster wieder frei zu haben.

"So, es geht weiter? Guuuut...", erklang SmokeMan's Stimme erneut.

Dann hatte Megaman plötzlich eine Idee! Wenn er SmokeMan's Stimme hören konnte, konnte er vielleicht herausfinden in welcher Richtung sich sein Feind befand.

"Ja, und jetzt mach ich dich fertig. Wird Zeit, dass ich auch mal zeige, was ich drauf habe!", rief Megaman und wartete nur auf SmokeMan's Antwort, die auch nicht lange auf sich warten ließ...

"Was willst du denn schon großartig machen ohne deinen Operator, der immer noch damit beschäftigt ist seine Wut rauszulassen, anstatt sich um dich zu kümmern?? Hahahahaha!!"

Das war es! Megaman hob seinen Buster, richtete ihn weiter nach links und feuerte einen Schuss. Und tatsächlich! Es hatte geklappt. Ein gedämpfter Schrei war zu vernehmen und kurze Zeit später ein lautes Krachen zu hören. Der Busterschuss katapultierte SmokeMan nach hinten!

"Verdammt... Wie... Wie hast du das gemacht??", stotterte SmokeMan verwundert, als er sich schmerzlich wieder aufrichtete.

"Volltreffer! Haha!" Megaman war selbst von sich begeistert. Er hätte nicht gedacht, das es klappen würde.

"SmokeMan, du Trottel! Du redest zu viel. Er macht deine Position am Laut deiner Stimme aus.", erklang nun Smoke's verärgerte Stimme.

"Ach so... Klever. Aber das wird dir auch nichts bringen. Ab jetzt halte ich einfach den Mund..." SmokeMan verschwand wortlos wieder zurück in seine Rauchwand, nachdem er aufgestanden war.

Das war nicht gut. Wenn SmokeMan nun nichts mehr sagen würde, hätte Megaman keine Möglichkeit mehr seinen Feind zu erwischen. Aber vielleicht konnte er ihn so in Rage versetzen, dass er doch seine Position preisgeben würde. So, wie Smoke es die ganze Zeit über mit Lan machte. Er probierte es einfach...

"So so... Also ich muss ehrlich sagen, dass ich von euch auch mehr erwartet hatte.", begann Megaman. "Ihr nennt uns Versager, aber du selbst versteckst dich hinter einer Rauchwolke. Wenn das nicht feige ist..."

Megaman machte seinen Buster bereit und lauschte genau. Jeden Moment würde die Antwort kommen. Und sie kam auch, allerdings in der Form von einem Strahlenhagel, der von weit rechts kam und so zu spät von dem blauen Navi bemerkt wurde. Die Geschosse trafen ihn an Armen und Beinen und zwangen ihn zu Boden.

"Hahahahahaha! Du Schwachkopf! Denkst du, das die Taktik, die ich anwende bei mir oder meinem Navi funktionieren könnte?", lachte Smoke laut los, als er das Szenario verfolgte.

"Taktik...", murmelte Lan leise vor sich hin. Er war immer noch voll Wut, aber Megaman's Worte kamen ihm zurück ins Gedächtnis. ,Das ist alles nur Taktik.'

"Dein Navi ist genauso behämmert, wie du.", riss es Lan aus seinen Gedanken.

Er hob seinen Blick. Gegenüber von ihm saß Smoke auf einer Kiste, die Beine breit auseinander, den Kopf nach hinten lehnend. Völlig cool, völlig überlegen. Allein wenn Lan schon sein Gesicht sah, packte ihn der Zorn erneut und er hätte ihm am liebsten direkt in sein fettes Grinsen geschlagen, dass es ihm vergangen wäre.

"Guck mal, dein Navi verliert... Willst du gar nichts unternehmen?", fragte Smoke plötzlich.

Lan schaute auf sein PET. Megaman lag regungslos am Boden. Er brauchte einen Recovery-Chip, oder alles war vorbei.

"Recover, Slot-In!" Lan nahm einen der Recovery-Chips aus seiner Hosentasche um seinen Navi zu heilen. Wenige Sekunden später war dieser auch wieder auf den Beinen. Allerdings hatten die Gegnergeschosse noch deutliche Spuren an seinem Körper hinterlassen.

Einen Moment lang dachte Megaman alles sei wieder in Ordnung, aber er merkte, dass Lan noch immer nicht völlig konzentriert war. Wahrscheinlich gingen ihm immer noch Smoke's Worte durch den Kopf. Ob Lan wohl überlegte, ob sie stimmen könnten?

Megaman musste wohl noch weiterhin alleine auskommen, bis Lan wieder alle Sinne beisammen hatte. Also begab er sich zurück in seine Kampfposition und wartete ab, was SmokeMan als nächstes tun würde. Das war das einzige, was er machen konnte...

"Megaman, jetzt mach ihn endlich platt. Das kann doch nicht so schwierig sein, diese dumme Rauchwolke wegzupusten! Tornado, Slot-In!"

Endlich begann Lan Chips zu schicken, die auch wirklich nützlich waren! Megaman wandte den neuen Chip auch ohne zu zögern an und eine Windmaschine, die fast so groß war, wie er selbst materialisierte sich direkt vor ihm. Sie war fast rundlich und rot und hatte silberfarbene, metallische Rahmen um sich gezogen. Der große Propeller innen drin begann sich zu drehen und stieß einen heftigen Wirbelwind aus, der genau auf die Rauchwand zuflog.

Für einen kurzen Moment wurde ein großes Loch in die Wand gerissen, aber eben so schnell, wie es sich geöffnet hatte, schloss es sich auch schon wieder.

"Was? Aber...", begann Megaman zu stottern. Es hatte nichts bewirkt!

"Das war zwar eine gute Idee, aber SmokeMan's Rauch unterscheidet sich von dem der Smokey-Viren. Nicht nur, das er ständig neuen Rauch produziert... Sein Cyber-Qualm ist so dicht, dass nicht einmal der heftigste Windstoß ihn für mehr als ein paar hundertstel Sekunden vertreiben kann.", erklärte Smoke, der allerdings langsam von dem Schauspiel gelangweilt wurde. "Na ja, wie dem auch sei. Ich komme noch zu spät zu meiner ,Verabredung'. SmokeMan? Mach kurzen Prozess und dann lass uns verschwinden."

"Nein!! Sie bleiben hier, ich lasse nicht zu, dass sie abhauen. Megaman! Halt SmokeMan endlich auf, verdammt noch mal!!"

Das hatte Smoke zwar nicht beabsichtigt, aber es kam ihm gerade recht, dass Lan noch sauerer geworden war. Ein leichtes Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab.

"Lan, kapier doch endlich, dass ich ihn nicht einfach besiegen kann! Ich brauche deine Unterstützung. Nur gemeinsam können wir gewinnen!", gab Megaman als Antwort zurück.

"Wenn du meinst... Dann schick ich dir halt noch einen Battle Chip.", seufzte Lan frustriert.

"NEIN!", brüllte Megaman. Jetzt war es genug. "Es reicht. Ist dir dein Hass wichtiger geworden als alles andere? Weißt du überhaupt noch, was du tust? Du bist doch nicht viel besser als dieser Smoke, wenn du auch anfängst ihn oder sogar MICH zu beleidigen und anzuschreien. Ich will Dad auch helfen und ich will das Smoke dafür bezahlt, aber das schaffe ich nur mit deiner Hilfe. Nur wenn du das endlich einsiehst können wir als Team arbeiten. Nur dann können wir gewinnen. Warum siehst du das nicht ein?" Megaman war verzweifelt. Er wusste, dass es eh keinen Sinn mehr hatte. Tränen liefen ihm über die Wangen. Er konnte nicht verstehen, warum Lan so reagierte...

"Megaman hat Recht, Lan...", erklang plötzlich eine leise, erschöpfte Stimme.

Lan's Augen weiteten sich. Er dreht sich nach hinten. Sein Vater lag dort und beobachtete ihn. Ein wenig getrocknetes Blut umrandete seine Lippen. Er hatte ein Auge zugekniffen und das andere nur halb geöffnet. Lan legte das PET auf den Boden und umarmte seinen Vater und presste seinen Kopf auf dessen Brust.

"Dad!", schrie er, als er schluchzend in Tränen ausbrach.

"Dr. Hikari... Wie schön, dass sie uns doch noch nicht verlassen haben.", kam es mit leichter Ironie aus Smoke's Richtung.

Aber weder Lan, noch sein Vater reagierten darauf. Dr. Hikari war erschöpft und konnte sich gerade so wach halten. Er drückte mit letzter Kraft seinen Sohn von sich, so dass er ihm direkt in die Augen schauen konnte.

"Lan. Ich hab dich die ganze Zeit beobachtet. Habe alles mitbekommen... Wie du und Megaman euch gestritten habt..."

"Es tut mir leid, Dad." Lan senkte seinen Kopf, aber sein Vater packte ihn am Kinn und drückte es sanft wieder hoch, so dass Lan ihm erneut in die Augen sehen konnte.

"Ist schon gut... Wut gehört zu den natürlichsten Dingen der Welt. Aber du musst aufpassen, dass sie nicht völlig dein Handeln kontrolliert. Ich weiß, dass du nur noch Rache im Sinn hattest und das ist auch nicht wirklich schlimm... solange du deinen Zorn nicht auch an deinen Freunden und Mitmenschen auslässt. Megaman ist dein Freund... und viel mehr noch, er ist dein Bruder! Ihr seid ein Team, habt stets gemeinsam alles durchgestanden. Und nur als Team könnt ihr auch siegreich aus diesem Kampf hervorgehen..." Dr. Hikari konnte nur schwer atmen. Lan war klar, dass sein Vater wahrscheinlich jeden Moment wieder das Bewusstsein verlieren würde.

"Ich weiß, du und Megaman habt Recht. Es tut mir leid."

"Ist schon gut, aber entschuldige dich nicht bei mir... Megaman... Du solltest dich bei Megaman... ent... schuldi... gen........." Dr. Hikari war wieder in Ohnmacht gefallen. Das Reden hatte ihn zu viel Kraft gekostet. Lan legte seinen Vater vorsichtig auf den Boden, richtete sich wieder auf, nahm sein PET und stellte sich erneut Smoke entgegen.

"Das war ja wirklich rührend. Endlich fertig? Dann kann mein Navi ja endlich dein verweichlichtes, virtuelles Ebenbild zu Staub zermahlen, nicht?"

"Es reicht, Smoke. Ich bin wieder der Alte und dieses Mal wird es ihnen nicht gelingen mich erneut dazu zu bringen, meinen besten Freund anzuschreien."

Jetzt war Smoke es, der wütend wurde. Er biss die Zähne zusammen und knurrte vor Wut.

"Wie du willst..."

Lan beachtete ihn gar nicht mehr. Jetzt musste er sich erst mal bei seinem Navi für alles entschuldigen.

"Megaman? Ist alles in Ordnung?", fragte er besorgt.

"Na ja, mit Ausnahme der Tatsache, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, wie ich diesen Navi ohne deine Hilfe erledigen kann, geht's grad so..."

"Keine Sorge. Ab jetzt kämpfen wir wieder gemeinsam. Es tut mir leid... Ich habe mich von meinen Gefühlen übermannen lassen. Kannst du mir verzeihen?"

Megaman schwieg eine Weile. Einen Moment zu lange in Lan's Augen, da dieser schon dachte, sein Cyber-Freund würde ihm nicht mehr vergeben.

"Natürlich. Wir sind doch Freunde und jeder macht mal einen Fehler. Nur sollten sich diese nicht zu sehr häufen.", zwinkerte Megaman lachend schließlich seinem Operator zu.

Lan musste auch anfangen zu lachen, doch dann wirkte er wieder völlig konzentriert.

"Dann zeigen wir denen jetzt mal, warum ich der Nummer 1 Net-Battler und du der Nummer 1 Net-Navi von ganz Electopia sind, oder?"

"Na klaro!", rief Megaman, vollkommen motiviert und seine Kampfpose wieder einnehmend.

"Wie schaut denn die Lage aus?", erkundigte sich Lan.

"Na ja, bisher ziemlich aussichtslos. Ich kann SmokeMan in dieser Rauchwand nicht sehen, er mich aber schon. Seine Angriffe sind zwar nicht stark, aber präzise. Ich kann nur gewinnen, wenn ich ihn sehen kann und dazu muss der Rauch weg. Aber weder das WindRacket noch der Tornado haben etwas bewirkt, da sein Rauch allem Anschein nach anders ist, als der von den Smokey-Viren."

"Verstehe..." Lan grübelte eine Weile. "Dann brauchen wir stärkere Chips. Probier mal diesen hier, AirSword, Slot-In!"

Megaman's WindRacket hatte sich mittlerweile aufgelöst und nun wurde sein Busterarm zu einem mächtigen AirSword.

"Meinst du das klappt?", fragte Megaman besorgt.

"Probieren geht über studieren, oder?", lachte Lan, worauf sein Navi auch wieder anfangen musste zu lachen.

Das war die absolute Hölle in Smoke's Augen. Lan und Megaman waren in seiner Organisation für ihr exzellentes Teamwork bekannt und genau das war es, was ihnen geholfen hatte World 3, Gospel und Nebula zu vernichten. Darum hatte er den Plan die beiden irgendwie dazu zu bringen, sich zu streiten. Und es hatte schon geklappt, bis dieser verdammte Hikari wieder zu Bewusstsein kam. Damit hatte er nicht gerechnet. Aber es machte dennoch keinen Unterschied, ob Teamwork oder nicht. SmokeMan behielt immer noch die Oberhand und es gab nichts, rein gar nichts, was das ändern konnte. Er war immer noch des Sieges sicher...

Wieder auf den Kampf konzentriert, hob Megaman das AirSword und rannte auf die Rauchwolke zu. Busterbeschuss kam ihm entgegen, dem er teils knapp, teils mit Leichtigkeit ausweichen konnte. Schließlich war er nahe genug herangekommen und holte kräftig mit dem Schwert aus. Ein unglaublich starker Luftstrom entstand, welcher die komplette Rauchwolke mit einem Male wegwehte!

"Wo-Ho!!", rief Megaman, der selbst völlig beeindruckt von der Kraft des Schwertes war.

SmokeMan stand nun völlig schutzlos da!

"Siehst du? Nichts ist unmöglich!", prahlte Lan, voller Stolz auf sich selbst.

"Das... Was?... Das kann doch nicht wahr sein?!", brüllte SmokeMan, der völlig fassungslos mit ansah, wie Megaman bereits auf ihn zustürmte.

"Tja. Solange ich dieses Schwert besitze, wird wohl nichts mehr aus deinem Trick.", sprach Megaman, als er SmokeMan mit einem kräftigen Hieb über die halbe Plattform schleuderte.

"Ja, solange du es noch besitzt...", grummelte SmokeMan und erzeugte eine neue Rauchwand, die die Hälfte der Plattform einnahm, nachdem er wieder auf den Beinen war.

"Das hatten wir doch schon." Megaman holte erneut aus und pustete die komplette Rauchwand mit seinem AirSword weg. Aber er schaute ganz schön verdutzt, als er SmokeMan nirgends sehen konnte.

"Wo ist er jetzt hin?", fragte er sich, aber es war bereits zu spät. Selbst Lan's "Achtung!"s-Ruf konnte ihn nicht mehr rechtzeitig alarmieren.

SmokeMan kam von hinten und zerschlug das AirSword mit seinem eigenen Schwert. Einem WideBlade!

"So, das Problem wäre dann auch gelöst!", sagte der immer noch aus dem Kopf qualmende Navi und schlug ein paar mal nach seinem Gegner, der jedoch knapp ausweichen konnte.

"Oh-oh! Lan? Wir haben kein weiteres AirSword mehr, oder?", fragte Megaman hoffnungsvoll, obwohl er die Antwort schon erahnte.

"Tut mir leid, ich habe nur dieses eine..."

"Hahahahahaha! Hat sich das Blatt doch wieder gewendet."

Und ein weiteres Mal kamen Unmengen an Rauch aus SmokeMan's Kopf und vernebelten das komplette Kampffeld, aber dieses Mal direkt um Megaman herum!

Der blaue Net-Navi konnte die Hand vor Augen nicht sehen, geschweige denn SmokeMan.

"Lan! Ich kann nichts mehr sehen!!", schrie er verzweifelt, als er plötzlich im Rücken von etwas getroffen wurde. SmokeMan's WideBlade!

"Hahaha! Du hast keine Chance, Megaman. Anders als du, kann ich klar und deutlich in diesem Rauch sehen. Du bist mir hilflos ausgeliefert!"

SmokeMan hatte Recht. Während Megaman versuchte auch nur das kleinste Bisschen zu erkennen, bewegte SmokeMan sich in unregelmäßigen Bewegungen um sein ,Opfer' herum und verpasste ihm immer weitere Schläge mit dem WideBlade.

"Lan...", keuchte der blaue Navi vor Schmerz. "Ich halte das nicht länger aus... Bitte, hilf--"

Megaman wurde mitten im Satz von einem weiteren Schlag unterbrochen, der ihn auf die Knie zwang. SmokeMan ging langsam und gelassen um ihn herum und wirbelte das Schwert ein paar Mal elegant durch die Luft und vollführte beeindruckende Kunststückchen, auch wenn sie niemand außer ihm selbst sehen konnte.

"Hier kommt dein Ende, bist du bereit?", fragte SmokeMan und bereitete den alles entscheidenden Schlag vor. Megaman konnte sich nicht bewegen. Zu groß war der Schmerz und es hätte eh nichts genutzt. Er konnte seinen Gegner nicht sehen...

Lan grübelte krampfhaft nach und suchte wie wild in seiner Tasche nach Chips. Smoke beobachtete ihn. Er genoss den verzweifelten Blick im Gesicht des Jungen.

"Lass stecken, Kleiner. Es ist aus."

Aber Lan gab nicht auf. Er dachte noch einmal genau nach. Wie konnten die Smokey-Viren besiegt werden? Es war doch mit ihnen das Selbe, wie jetzt mit SmokeMan. Der Rauch musste zuerst weggepustet werden, um die Augen, ihre Schwachstelle, sichtbar zu machen. Es musste einfach nur der dämliche Rauch weg. Aber wie? WindRacket und Tornado waren zu schwach. AirSword konnte nicht mehr benutzt werden. Lan kramte die letzten Wind-Chips, die er noch besaß hervor. Ein AirShot, zu schwach. Typhoon, Hurricane, Cyclone. Ebenfalls alle zu schwach, da sie dem Tornado gleich waren, auch wenn sie stärkere Versionen waren.

Was konnte er noch tun? Bei PropellerMan war es auch schon so knapp. Aber den konnte er mit einer...

"Das ist es!!", schrie Lan auf.

Smoke schaute verwirrt, war aber interessiert, was der Junge nun vor hatte und ließ ihn deshalb weitermachen. Lan suchte nach einem weiteren Chip. Irgendwo musste er doch sein! Ein Chip, den er sonst noch nie hatte gebrauchen können, der aber jetzt die letzte Rettung zu sein schien. Repair! Er hatte ihn gefunden und nahm ihn mit den anderen Wind-Chips in eine Hand.

"Gut, Smoke. Jetzt können sie noch eine gewaltige Menge von mir lernen. Ein Navi kämpft nicht nur alleine... Er ist auch auf seinen Operator angewiesen."

Wortlos starrte Smoke Lan an und wartete ab, was passieren würde.

Als erstes steckte Lan einen weiteren Recovery-Chip in sein PET, welcher seinen Navi komplett heilte. Allerdings richtete der Schwerthieb von SmokeMan so viel Schaden an, dass Megaman gleich wieder auf die Knie ging.

"Mist, dann halt noch mal...", sprach SmokeMan und bereitete den nächsten Schlag vor.

"Megaman, halte dich bereit, wir setzen dem jetzt ein Ende." Lan nahm den ersten Chip in die Hand. "Program Advance!"

Diese Worte klangen wie Musik in Megaman's Ohren und er versuchte sich gleich wieder aufzurichten, was ihm mit Mühe gelang.

"Typhoon, Slot-In!", lud Lan den ersten Chip runter. "Hurricane, Slot-In!", kam der Zweite. "Cyclone, Slot-In! Und zu guter Letzt... Repair, Slot-In!"

Lan erinnerte sich schnell wieder an die Technik, die er während des Hawk-Tournaments im Kampf gegen WindMan gelernt hatte. Dem unglaublich starken DesertStorm-Program Advance! Megaman hatte gleich raus, was Lan vor hatte, nachdem der erste Chip runtergeladen war. Er war nur heil froh, dass Lan sich daran erinnert hatte. Er selbst wäre nie im Leben darauf gekommen.

"Das wird euch auch nichts mehr bringen!", brüllte SmokeMan, als er sein Schwert ein letztes Mal auf Megaman niedersausen ließ. Doch es war bereits zu spät. Die Energie des Program Advance umhüllte Megaman's Körper und ließ das WideSword in seine Datenbestandteile auflösen. Von Unglauben befallen, starrte SmokeMan regungslos auf seinen Gegner.

"DesertStorm!!", schrie Megaman, als er einen gewaltigen Sandsturm auslöste, der selbst ihn ein Stück in die Luft beförderte. SmokeMan versuchte dagegen anzukämpfen, doch es war nutzlos. Er wurde hoch in die Luft gewirbelt und musste mit ansehen, wie sein Rauch bis ins Nichts geblasen wurde.

"NEIN!!!" Mr. Smoke konnte es ebenso wenig fassen, wie sein Navi und schlug wütend die Kisten um, auf denen er zuvor gesessen hatte.

SmokeMan landete hart auf dem Boden und konnte sich nicht mehr bewegen.

"Ich fass... das nicht...", stammelte er vor sich hin.

"Keine Sorge, SmokeMan! Steh wieder auf und erzeug eine neue Rauchwand. Noch mal werden sie diesen Trick nicht benutzen können!", sprach Smoke, der sich wieder beruhigt hatte und noch immer siegessicher grinste.

"Selbst wenn... ich aufstehen könnte... habe ich zu wenig Kraft... eine weitere... Wolke... zu erschaffen..."

"WAS!?!"

"Bringen wir es zu Ende. MegaCannon, Slot-In!"

Sogleich verwandelte sich Megaman's Buster in eine fette, rote MegaCannon. Ohne weitere Zeit zu vergeuden, richtete er sie auf den am Boden liegenden SmokeMan und pulverisierte ihn mit einem kräftigen Energieschub. SmokeMan war gelöscht.
 

Smoke konnte es nicht glauben. Besiegt. Von einem Kind? Genau, wie Kinoshita. Er war unglaublich sauer, aber immerhin hatte er erreicht, was er erreichen wollte. Er zog das Verbindungskabel aus seinem PET, auf welchem in roter Leuchtschrift der Ausdruck ,Deleted' zu lesen war.

"Es ist vorbei Smoke. Geben sie auf, es hat keinen Sinn mehr.", sprach Lan, als die beiden sich direkt in die Augen schauten.

"Nein, das ist es noch nicht. Ich habe die Daten, die ich wollte. Es war nie mein Ziel dich zu besiegen. Es wäre nur ein kleiner Nebenverdienst gewesen, der ,ihn' bestimmt erfreut hätte."

"Wen? Für wen arbeiten sie? Sie stecken mit Kinoshita unter einer Decke, oder?"

"Du bist doch nicht so dämlich, wie ich dachte. Aber es ist noch zu früh für dich die Wahrheit zu erfahren."

"Wenn sie den Officials erzählen, was sie wissen, wird das ihre Strafe mildern, das verspreche ich ihnen höchstpersönlich!"

"Gerade du? Wo du mich doch so gerne fertig machen wolltest?", fragte Smoke verwundert.

"Mein Dad hat Recht. Hass und Zorn sind nicht alles im Leben. Ich habe gelernt sie unter Kontrolle zu bringen. Geben sie auf..."

"Tst... Es ist noch lange nicht vorbei. Glaub bloß nicht, ich lasse dich so einfach davon kommen. Wir werden uns wiedersehen, Hikari..." Plötzlich zog Smoke eine Granate aus seiner Jackentasche. Lan wollte sich noch auf ihn stürzen und ihn aufhalten, aber es war zu spät. Nach dem Auftreffen auf den Boden war der gesamte Raum vernebelt und Lan konnte nichts mehr sehen.

"Eine Rauchbombe?", hustete er.
 

Ein paar Stunden später schien alles wieder normal zu sein. Jedenfalls weites gehend.

Die Officials hatten mit den Aufräumarbeiten begonnen und die Menschen gingen wieder ihrem gewohnten Alltag nach. Die vielen Feuerwehr-, Kranken- und Polizeiwagen hatten das Gelände wieder verlassen. Die Notlazaretts waren abgebaut und die Helikopter verschwunden. Das SciLab sah wieder so aus, wie immer. Ohne dichte Rauchschwaden, die es umgaben.

Die Forscher des Sicherheitsteams hatten mittlerweile herausgefunden, dass es sich doch nicht um giftiges Gas handelte, welches aus den Bomben ausgetreten war. Es waren nur gewöhnliche Rauchbomben gewesen, womit auch keine Gefahr für die Wissenschaftler bestand, die den Qualm eingeatmet hatten. Trotzdem mussten diese sich noch einigen Untersuchungen unterziehen, da immer noch die Möglichkeit einer Rauchvergiftung bestand.

Lan war noch mit seinem Vater zusammen ins Krankenhaus gebracht worden. Auch Lan musste sich einer kurzen Untersuchung unterziehen und sich anschließend eine gewaltige Standpauke der Officials und später auch seiner Mutter anhören. Doch das war ihm egal. Trotz allem hatte er seinen Vater gerettet und wurde als Held gefeiert.

Was Dr. Hikari hingegen betraf... Dieser hatte keine ernsthaften Verletzungen erlitten. Nur ein paar leichte Prellungen und Schnittwunden. Allem Anschein nach schienen es doch nur leere Worte gewesen zu sein, die aus Smoke's Mund kamen. Nur um Lan zornig zu machen. Dr. Hikari musste den Rest des Tages noch im Krankenhaus verbringen, während Lan sich wieder nach Hause begeben konnte. Allerdings würde sein Vater schon am nächsten Tag wieder gehen können, sollte sich aber dennoch schonen.

Was hingegen aus Mr. Smoke geworden war, hatte bisher noch niemand herausgefunden. Er schien spurlos entkommen zu sein. Die Informationen, die er Lan's Vater entnehmen konnte, beriefen sich alle auf das Projekt mit den Elementarrüstungen. Nun war also klar, das irgendjemand die Rüstungen für seine Zwecke haben wollte und darum Informationen sammeln ließ. Somit war auch endgültig geklärt, was Kinoshita in der Datenbibliothek der Schule wollte, wenn er mit Smoke zusammen gearbeitet hatte. Auch er war hinter Daten über die Elementarrüstungen her.

Das alles beunruhigte Lan ziemlich stark und er wusste, das in Kürze weitere solcher Vorfälle folgen würden. Aber jetzt musste er sich erst mal von der enormen Anstrengung dieses Tages erholen und sich erst mal richtig ausschlafen und unbedingt etwas essen...
 

Währenddessen war Mr. Smoke endlich wieder in seinem Hauptquartier eingetroffen und betrat den großen, dunklen Kontrollraum, in dem er auch schon erwartet wurde. Er stellte sich direkt vor den großen Bürotisch, auf welchem ein hochmoderner Laptop stand hinter dem sich eine Person versteckte...

"Und, wie ist es gelaufen?", fragte eine neugierige, dunkle Stimme.

"Ich habe alle Daten von diesem Hikari erhalten, die wir brauchen. Es war einfacher, als ich dachte. Ein wenig Nachhilfe und er hatte mir beinahe schon von selbst alles verraten.", erklärte Smoke.

"Sehr gut. Keine besonderen Vorkommnisse?", wollte die schattenhafte Gestalt wissen.

"Doch. Dieser Hikar-Zwerg hat schon wieder dazwischen gefunkt. Ich hatte erst überlegt einfach abzuhauen, aber dann dachte ich mir lieber, ich könnte ihm mal eine Lektion erteilen, aber..."

"...aber stattdessen hat er dir eine Lektion erteilt.", wurde Smoke unterbrochen.

"Ja. Er ist besser, als ich angenommen habe. Er hat SmokeMan gelöscht."

"Wirklich?", fragte die Person hinter dem Bürotisch erstaunt. "Das ist wirklich beachtlich. Das hätte selbst ich ihm nicht zugetraut. Ich dachte sie hätten einen Plan gehabt?"

"Ihre Freundschaft war ebenfalls stärker, als ich es erwartet hatte."

"Verstehe. Um SmokeMan kümmere ich mich. Lassen sie ihr PET hier liegen. Sie werden ihn morgen mit einigen neuen ,Extras' wieder abholen können."

"Ich danke ihnen, Mr. Shadow.", verbeugte sich Smoke und legte sein PET auf den Tisch, neben den Laptop.

"Jetzt wissen wir alles, was wir wissen müssen und unser kleines Projekt kann beginnen."

Smoke verbeugte sich noch ein weiteres Mal, bevor er sich wieder umdrehte und den dunklen Raum durch eine sich automatisch schließende Tür verließ.

"Das war das zweite Mal... Sollte das noch mal geschehen, werde ich wohl andere Mittel anwenden müssen... Lan Hikari. Muahahahahaha!!"
 

Ende Tag 2

Net-Games, Round three! Survival Fight!

Zwei Tage waren nun vergangen seit dem Angriff auf das SciLab. Mittlerweile war wieder ein wenig Ruhe in Den Town eingekehrt, obwohl die Officials immer noch mit verstärkten Sicherheitsmaßnahmen gegen weiterer solcher Angriffe vorbeugen wollten.

Aber diese überraschende Attacke hatte auch noch ihre Spuren hinterlassen. Viele wichtige Treffen in der Stadt wurden für das Erste abgesagt und sogar die Vorstellung des Star-Rain Battle Chips musste noch einmal um 2 Tage verlegt werden. Das Ganze hatte eine ziemliche Aufregung geschaffen, aber immerhin war das Ziel der Angreifer nun klar. Jedenfalls mehr oder weniger... Sie wollten die vier Elementarrüstungen stehlen, die einem Navi ungeahnte Fähigkeiten ermöglichen konnten. Nur fehlte immer noch jede Spur von Kinoshita oder Mr. Smoke. Bei den Untersuchungen im SciLab oder in der Den Tech Akademie konnten keine Hinweise oder sonstiges gefunden werden. Alle Spuren waren komplett verwischt oder es wurden erst gar keine hinterlassen. Wer auch immer dahinter steckte, musste ein echter Profi sein...
 

Es war früh am Morgen. Lan war gerade erst aufgestanden, hatte sich gewaschen und sich zu seinem Vater an den Esstisch in der Küche gesetzt, um gemeinsam mit ihm zu frühstücken. Mrs. Hikari war derweil schon draußen fleißig und kümmerte sich um die Wäsche.

Es war wieder mal ein angenehm warmer Sommertag.

Lan hielt sich die Hand vor den Mund, als er gähnen musste und nahm danach einen Löffel in die Hand.

"Morgen, Dad.", sagte er noch ziemlich verschlafen.

Dr. Hikari war gerade am Zeitung lesen und hatte Lan erst gar nicht bemerkt. Er klappte die Zeitung zusammen und legte sie auf den Esstisch.

"Guten Morgen, Lan. Na, wie geht es dir? Gut geschlafen?", fragte er seinen Sohn und nahm anschließend einen Schluck aus seiner Kaffeetasse.

"Na ja, bin noch etwas müde, aber sonst geht's mir ganz gut. Und dir?"

"Ich fühle mich heute wirklich fabelhaft und denke, ich werde nachher mal wieder im Labor vorbeischauen."

"Ehrlich? Das ist großartig!", freute sich Lan. "Aber meinte der Arzt nicht, du solltest dir noch bis zum Ende der Woche etwas Ruhe gönnen?"

"Ja, schon, aber ich werde auch nichts großartiges machen. Ich wollte einfach mal vorbeischauen, ob alles soweit wieder repariert ist und wie weit die Kollegen mit der Arbeit sind. Ich werde mich noch ein bisschen schonen, keine Sorge.", lachte Dr. Hikari, als er einen weiteren Schluck nahm.

Seit dem Vorfall im SciLab durfte er sich erst mal nicht wirklich anstrengen und musste den ersten Tag im Krankenhaus verbringen und sollte sich anschließend noch zu Hause etwas ausruhen. Seine Verletzungen waren zwar nicht besonders schlimm, aber das Ganze hatte ihn ziemlich mitgenommen und eine Arbeitspause täte ihm auch gut, hatte der Arzt gesagt.

"Ach so, okay." Lan zögerte erst etwas, aber fragte dann schließlich doch etwas, was er schon die ganze Zeit wissen wollte. "Du, Dad?"

"Ja, mein Sohn?", fragte sein Vater, als er die nun leere Kaffeetasse wieder auf den Tisch stellte.

"Was genau wollte dieser Kerl eigentlich von dir wissen?"

"Dieser Smoke? Na ja, er hatte mich über die Elementarrüstungen ausgefragt, wollte ihre Standorte und Funktionsweisen wissen."

"Und du hast es ihm gesagt?"

"Na ja... Ich konnte nicht anders. Ich wollte nichts verraten, aber..." Dr. Hikari's Blick senkte sich. "Wahrscheinlich lag er doch nicht ganz so falsch damit, als er meinte ich sei ein Schwächling."

"Das stimmt nicht!", wandte Lan sofort ein. Dann senkte sich auch sein Blick. "Tut mir leid..."

"Was tut dir leid? Das du gefragt hast? Ist doch nicht schlimm.", sprach Lan's Vater, als er wieder mit einem freundlichen Lächeln seinem Sohn die Hand auf die Schulter legte.

"Es ist schon etwas dran an dem, was er gesagt hat, aber vergiss nicht, dass es in erster Linie um etwas anderes ging, als die Wahrheit auszusagen. Außerdem habe ich ihm nicht alles erzählt, nur das, was er wissen wollte und das dürfte ihm nicht viel weiterhelfen."

"Meinst du?", fragte Lan neugierig.

"Ich denke schon. Und selbst wenn er nun weiß, wo sich die Standorte der Rüstungen befinden... Es ist nahezu unmöglich an die ranzukommen, da sie extrem gut geschützt werden. Ich würde mir erst mal keine Sorgen mehr darum machen."

"Aber was ist mit der WoodArmor? Die wurde doch schon gestohlen, oder?"

"Das ist wahr... Und wir wissen noch immer nicht, wie das passieren konnte. Es kann eigentlich nur einer unserer Wissenschaftler gewesen sein, aber wir konnten keine Hinweise entdecken." Für einen Moment wirkte er ziemlich nachdenklich und beunruhigt, schnell wich der Blick aber wieder einem Lächeln, als er aufstand und seine Kaffeetasse in die Küche brachte.

"Was wirst du denn heute so machen?", fragte Dr. Hikari seinen Sohn, von der Spüle aus.

"Ich treffe mich vielleicht mit den anderen. Mal gucken, was besonderes habe ich nicht vor."

"Ach so, na dann wünsche ich dir viel Spaß. Ich werde mal in mein Arbeitszimmer hochgehen und ein paar Sachen raussuchen."

"Okay!", rief Lan seinem Vater hinterher, als dieser die Treppe hochging. Dann nahm er sein PET in die Hand, was an seiner Hose hing...

"Morgen, Megaman. Gibt's was Neues?", fragte er, als das Bild seines Navis auf dem Bildschirm erschien.

"Morgen, Lan! Siehst noch müde aus.", lachte der Navi, wie immer, leicht fröhlich. "Soweit steht nichts an, allerdings hast du eine Mail von Yai bekommen."

"Was steht denn drin?", wollte Lan wissen, als er aufstand und seinen mittlerweile schon leeren Frühstücksteller in die Küche brachte.

"Keine Ahnung, ich hab noch nicht reingeguckt. Wollte noch warten bis du wach bist. Einen Moment, ich öffne sie.", sprach der blaue Navi, als er anfing die Mail zu lesen.

"Sie möchte dass du, sobald du fertig bist, auf ihre HP zum Chatten kommst. Die Anderen werden auch da sein. Es scheint um diesen Ausflug zu gehen, den Mayl geplant hat. Mayl wollte das scheinbar heute endlich abklären. Es liegt sogar der Code für Yai's Security Cube der Mail mit bei."

"Ach ja, der Ausflug. Ich hatte mich schon gefragt, was daraus geworden ist. Schick Yai eine Mail, dass ich gleich komme."

"Wird gemacht!"

Lan stellte den Stuhl an den Tisch, nachdem er den Teller gespült hatte, nahm sein PET und ging in sein Zimmer. Sein Bett war noch nicht gemacht, aber ansonsten sah sein Zimmer für seine Verhältnisse ziemlich ordentlich aus. Er setzte sich an seinen Tisch und fuhr den Rechner hoch.

"Ich bin immer noch gespannt, was Mayl so geplant hat. Scheint ja was ziemlich Großes zu sein, wenn sie so lange für die Vorbereitungen braucht.", grübelte Lan.

"Stimmt. Jedenfalls hat es ja mit der Vorstellung dieses Star-Rain Battle Chips in Star Town zu tun."

"Ach ja, das hatte ich bereits auch fast wieder vergessen. Herr Takamura wollte ja seinen Chip der Öffentlichkeit zeigen, bevor er ihm von den Officials abgenommen wird. Ich bin immer noch neugierig, was dieser Chip so drauf hat und warum er so gefährlich ist, dass die Officials in lieber verbieten wollen..."

"Das wüsste ich auch zu gern..."

Lan musste sich noch ein paar Sekunden gedulden, bis sein PC endlich hochgefahren war. Aber dann war es endlich soweit.

"Okay, bereit?", fragte er seinen Navi, als er das Kabel seines PET's in die Hand nahm, um es am Rechner anzuschließen.

"Yup, kann losgehen."

"Jack-In, Megaman! Execute!"

Und schon hatte Lan den Stecker in den Anschluss geschoben und sein Navi wurde auf seine Homepage transferiert...
 

Als Megaman den festen Boden von Lan's HP unter seinen Füßen spürte wurde er auch sogleich von Dash und Mr. Prog begrüßt.

Das kleine Fishy war wieder außer sich vor Freude, als es sich endlich wieder an den Körper seines geliebten Herrchens kuscheln konnte. Wie sehr vermisste es doch immer Megaman, wenn dieser grad mit Lan unterwegs war...

"GUTEN MORGEN, MR. MEGAMAN! WIE GEHT ES IHNEN HEUTE? SIND SIE HIER, WEIL ES EINE BESONDERE AUFGABE FÜR MICH ZU ERFÜLLEN GIBT?", fragte das Programm direkt, erwartungsvoll.

"Nein, tut mir leid Mr. Prog...", grinste der blaue Net-Navi, während er das Fishy in die Arme nahm und begann zu streicheln. "Eigentlich gibt es heute..." Doch dann fiel ihm Lan ins Wort.

"Hey, Mr. Prog! Ich habe schon länger meine Schuldateien nicht mehr sortiert, weil ich nicht dazu gekommen bin. Könnten sie das vielleicht für mich erledigen?"

Mr. Prog's Augen weiteten sich und ein gewaltiges Glücksgefühl durchströmte seinen virtuellen Körper. Lan hatte das ,Zauberwort' erwähnt... Sortieren.

"ABER SELBSTVERSTÄNDLICH, MASTER LAN! ICH WERDE MICH SOFORT DARUM KÜMMERN. IHR WUNSCH IST MEIN BEFEHL. DIE ARBEIT MEINE LEIDENSCHAFT!!" Und schon war Mr. Prog unterwegs, um Lan's Schuldateien zu sortieren.

"Ich hasse es, wenn er so redet...", seufzte Lan.

"Na ja... Das Schlimme ist ja, dass er es auch noch ernst meint.", lachte Megaman und ging zum Teleporter herüber, während er das Fishy weiterhin in den Armen hielt.

"Ein seltsames Programm, aber dann muss ich das nicht erledigen und Mr. Prog ist erst mal eine Weile beschäftigt. Dash kommt heute wieder mit?"

"Natürlich. Ich kann ihn ja schlecht hier lassen, wo er sich doch immer so freut mich zu sehen. Und selbst wenn ich es täte, würde er mir wohl trotzdem folgen."

"Stimmt wohl.". lächelte Lan und beobachtete, wie sein Navi und das kleine Fishy auf den Teleporter traten und zur ACDC Area 1 transferiert wurden...
 

ACDC Area 1 war wie meist auch eher ruhig und friedlich. Es waren wieder kaum Navis dort unterwegs. Megaman erblickte zwei Standard-Navis in einiger Entfernung, die scheinbar Battle Chips miteinander tauschten. Aus dem Teleporter zu ACDC 2 kamen auch ein paar Navis, die sich angeregt unterhielten.

In der ACDC Area war generell nie wirklich viel los. Nur in den Einkaufsbereichen und am Square waren öfters richtige Navi-Massen vorzufinden. Aber da ACDC Town eher wenige Einwohner hatte, nutzten auch nicht viele das Netzwerk der kleinen Stadt.

Megaman setzte sich in Bewegung und folgte dem orangefarbenen Hauptpfad ein Stück. Das Fishy flog direkt hinter ihm her. Nach ein paar Abzweigungen ging er über eine kleine, weiße, gebogene Brücke, die von der Hauptroute weg zu einer kleinen, quadratischen Plattform in bunten Glitzerfarben führte. Direkt in der Mitte befand sich ein kleiner Teleporter, allerdings wurde der Weg durch einen großen, würfelförmigen Security Cube blockiert, auf dem ein paar seltsame Zeichen drauf waren.

Als Megaman direkt vor den Würfel trat, öffnete sich dessen grau-metallische Oberfläche, klappte um und brachte ein winziges Terminal, was dahinter lag, zum Vorschein.

Megaman tippte über ein paar Tasten den Code ein, den Yai mit der E-mail geschickt hatte und mit einem grellen Blitzen und lautem Surren, dematerialisierte sich der Security Cube und gab den Weg zum Teleporter frei.

Nachdem Megaman und das Fishy passiert waren, erschien der Würfel erneut hinter ihnen, damit nicht ungebetene Gäste den Teleporter erreichen konnten.

Ein weiterer Schritt beförderte den blauen Navi und den kleinen, grünen Virus in ein Warpfeld und teleportierte sie weg...
 

Es dauerte weniger, als einen Wimpernschlag und Megaman und Dash befanden sich mitten auf Yai's Homepage.

Sie war ziemlich groß, so wie man es von jemandem erwarten würde, der auch in der Realität ein so gewaltiges Anwesen, wie Yai's Villa besaß.

Der Boden war gekachelt mit orangefarbenen, fast gelblichen Platten, die so sehr glänzten, das man sein eigenes Spiegelbild darin sehen konnte. Der äußere Rand der HP war mit einem dunklen Orange, fast Rot, umzogen. Vereinzelt waren auf manchen rundlichen Bodenplatten, die aus dem sonst eher rasterförmigen Boden hervorstachen, die Bilder von Yai's und Glyde's Köpfen zu sehen.

Die Hauptplattform hatte eine quadratische Form von der an jeder Ecke ein schmaler, diagonaler Pfad zu einer weiteren, etwas kleineren, rundlichen Plattform führte. Auf diesen Nebenbereichen der Homepage waren zum Beispiel Yai's BBS-Board oder ein kleiner Trainingsbereich zu finden.

Der farbige Hintergrundbereich der HP, rund um die Plattform herum, wechselte ständig seine Farben und machte einen bunten, lebvollen und äußerst fröhlichen Eindruck...

Die Anderen waren bereits da und hatten schon ungeduldig auf Megaman's Eintreffen gewartet. Glyde und GutsMan winkten dem blauen Navi von der Mitte der HP aus zu, während Roll ihm entgegen gerannt kam und ihm in die Arme fiel, worauf das Fishy leicht eifersüchtig wurde und versuchte sich zwischen die beiden zu quetschen, allerdings vergebens.

"Hiya, Mega!", begrüßte Roll ihren Freund und umarmte ihn kräftig.

Megaman ließ sich das ein wenig gefallen, bevor er schließlich antwortete.

"Hallo, Roll. Na? Wie geht es dir?"

"Mir geht es super!", zwinkerte sie ihm zu und wandte sich dann zum Fishy, welches schon beleidigt den Blick von beiden gewendet hatte.

"Und wie geht es unserm kleinen Dashy heute?", fragte sie, als sie den kleinen Virus ebenfalls einmal kräftig umarmte. Diesem schien es eben so sehr zu gefallen, wie Megaman zuvor, welcher es nun war, der etwas eifersüchtig wurde. Aber dem Fishy tat diese Umarmung so gut, dass es beschloss noch ein wenig länger in Roll's Armen zu verweilen.

Mit dem Virus im rechten Arm trat sie neben Megaman, nahm seine Hand und ging mit ihm gemeinsam zu den Anderen.

"Hallo, Megaman.", begrüßte ihn Glyde, während er eine vornehme Verbeugung vollzog.

"Hallo, Megaman! Guts, Guts!", schloss sich GutsMan der Begrüßung an.

"Hallo ihr Zwei!", erwiderte der blaue Navi und stellte sich zusammen mit Roll GutsMan und Glyde gegenüber.

"Dann wären wir ja vollzählig, oder?", erklang plötzlich Yai's Stimme.

"Tut mir leid, das es gedauert hat. Ich war grade erst aufgestanden.", entschuldigte sich Lan.

"Ist nicht schlimm, wir haben ja genügend Zeit."

"Hi, Lan! Wie geht es dir?", kam nun auch Mayl zu Wort.

"Morgen, Mayl. Mir geht's ganz gut und dir?"

"Mir auch. Ist mit deinem Dad alles wieder okay? Oder fühlt er sich noch immer nicht so besonders?"

"Es geht ihm schon viel besser. Er will heute mal wieder im Labor vorbeischauen."

"Freut mich zu hören. Du hast dir sicher ziemliche Sorgen um ihn gemacht."

"Ja schon, aber bitte lasst uns nicht weiter drüber reden... Es geht um den Ausflug, stand in der Mail?", versuchte Lan das Thema schnell zu wechseln, da er nicht gerne über den Vorfall mit seinem Vater und Smoke reden wollte.

"Oh, tut mir leid.", entschuldigte sich Mayl, aber kam dann auch gleich zum Thema. "Ja, es geht um den Ausflug. Ich hatte dir ja schon vor ein paar Tagen davon erzählt, als wir gemeinsam in Den Town waren. Aufgrund des Vorfalls im SciLab...", Mayl hielt kurz inne. Jetzt war sie doch wieder darauf zurückgekommen. Allerdings völlig unabsichtlich. Sie wartete noch einen Moment, um sich zu vergewissern, dass mit Lan alles in Ordnung war und sie nichts Falsches gesagt hatte. Als keine Antwort kam, redete sie weiter. "Na ja, jedenfalls wurde deswegen ja der Termin für die Vorstellung des Star-Rain Battle Chips noch mal von heute auf übermorgen verlegt. Ansonsten hätte ich euch schon früher bescheid gegeben. Ich hatte euch ja schon gefragt, was ihr davon halten würdet euch diese Vorstellung im Star Town Observatorium anzuschauen und da ihr alle dafür wart, hatte ich mir noch etwas ausgedacht. Statt mit dem Bus direkt nach Star Town zu fahren, könnten wir ja einen kleinen Ausflug in den ACDC Forest unternehmen, der direkt auf dem Weg dorthin liegt. Es ist schon eine ganze Weile her dass wir campen waren und da dachte ich, wir könnten schon morgen zum Wald, dort übernachten und am nächsten Morgen weiter nach Star Town um uns Herrn Takamura's neuen Battle Chip anzusehen. Was haltet ihr davon? Ich habe sogar jemanden finden können, der uns durch den Wald führt und uns eine kleine Survival-Ausbildung geben könnte und uns viel über die Natur erzählen kann, wenn ihr wollt."

"Hey, das klingt echt super!", brüllte Dex sofort als erstes, bevor Yai und Lan sagen konnten, wie sehr ihnen die Idee gefiel.

"Ja, das könnte sicher ganz interessant werden. Dann könnte ich auch gleich mal meine neue Camping-Ausrüstung ausprobieren, die ich von meinem Vater geschenkt bekommen habe.", sprach Yai.

"Yeah, das wäre voll cool! Und sogar eine Survival-Ausbildung? Was ist das denn für ein Typ, den du da gefunden hast?", fragte Lan neugierig.

"Sein Name ist Joshua. Joshua Bug. Ein etwas seltsamer Name, aber er ist wirklich nett. Er weiß viel über die Natur und ihm gehört der Campingplatz in der Nähe des Waldes."

"Also ich finde die Idee echt spitze! Oder, Megaman?"

"Klingt nach einer Menge Spaß.", bestätigte der Navi.

"Also seid ihr alle einverstanden?", fragte Mayl noch mal nach, um sich zu vergewissern.

Als alle einstimmig mit ,Ja' antworteten, seufzte sie erleichtert auf.

"Gut, dann werde ich alles noch mal mit Joshua abklären und euch heute Abend bescheid geben."

"Alles klar.", sprach Lan, der sich schon ausmalte, wie cool der Ausflug werden würde.

"Was macht ihr jetzt noch so?", fragte derweil Megaman seine Navi-Freunde.

"GutsMan und Dex heute nichts vorhaben. Guts!"

"Mrs. Yai und ich haben eigentlich auch nichts Besonderes vor.", antwortete Glyde.

"Mayl und ich werden uns nachher noch etwas um den Ausflug kümmern, aber sonst haben wir auch nichts Weiteres zu tun."

Gerade als Megaman zu einer Antwort ansetzen wollte, erklangen die klingelnden Piepgeräusche der PET's von allen Operatoren zugleich, als jeder eine E-mail erhalten hatte.

"Wow... Eine Mail?", fragte Lan direkt, etwas erschrocken. "Was steht drin?"

"Einen Moment...", sprach sein Navi, als dieser begann die Mail zu öffnen.

"Ah, sie ist von den Net-Games. Moment, ich lese sie vor...
 

Hallo, liebe Freunde des Net-Battles!

Mittlerweile wisst ihr sicher, worum es im Folgenden gehen wird. Ganz richtig! Die dritte Runde, der mittlerweile ziemlich beliebten und erfolgreichen Net-Games hat begonnen!

Sie musste ein wenig auf sich warten lassen, aber aufgrund aktueller Umstände musste sie bis auf weiteres verlegt werden. Aber heute ist es endlich wieder so weit. Die dritte Runde kann beginnen und wir würden uns freuen, wenn alle, die die letzte Runde erfolgreich absolviert haben, auch dieses Mal wieder teilnehmen würden.

Nachdem wir eure Kampffertigkeiten und eure Kombinationsgabe getestet haben, geht es heute mit eurer Ausdauer weiter. Macht euch auf eine anstrengende und kraftraubende Aufgabe gefasst!

Preise gibt es dieses Mal natürlich auch wieder zu gewinnen. Unter anderem Navi-Customizer Programme und ganze, auf bestimmte Bereiche ausgerichtete Battle Chip Sets!

Wenn ihr euch dies alles nicht entgehen lassen wollt, auf der Suche nach Action und Spaß seid, oder euch einfach nur völlig langweilig ist, dann würden wir uns wünschen, wenn ihr auch heute wieder teilnehmen würdet.

Weitere Informationen gibt es wie immer vor Ort, von unseren Mitarbeitern. Treffpunkt ist heute der Square der Harbour Area. Registrierung ist dieses Mal den ganzen Tag über, also macht euch keine Sorgen, dass ihr eventuell zu spät kommen könntet.

Wir wünschen euch wieder viel Spaß und hoffen auf euer Kommen.

Eure Net-Games Association."
 

"Diese Net-Games kommen immer im richtigen Moment. Also was sagt ihr, Leute? Sind wir dabei?", fragte Lan seine Freunde, welcher selbst schon ganz versessen auf die dritte Runde der Net-Games war.

"Ja klar!!", kam es einstimmig zurück.

"Na dann. Megaman? Was meinst du?"

"Aber sicher doch. Das will ich mir nicht entgehen lassen!", lachte der Navi fröhlich.

Und nachdem alle bereit waren, machte sich die ganze Gruppe gemeinsam auf den Weg zur Harbour Area...
 

Die vier Navis und der kleine Virus gingen gemeinsam, einer nach dem anderen, durch den Teleporter, den Megaman zuvor benutzt hatte, um Yai's Homepage zu erreichen.

Schnell fanden sich alle in ACDC Area 1 wieder, wo sie die kleine, weiße, gebogene Brücke passierten, nachdem Glyde den Security Cube mit Hilfe des Codes deaktiviert hatte, um so zur Hauptroute des Areals zu gelangen.

"Wo müssen wir eigentlich lang, um zur Harbour Area zu gelangen?", fragte Roll, während sie sich mit ihrem Arm bei Megaman einhakte und zusammen mit ihm in Richtung des Teleporters zur ACDC Area 2 marschierte.

Das kleine Fishy war nicht sehr von diesem Anblick begeistert, da sein geliebtes Herrchen es nun nicht mehr in den Armen tragen konnte und so flog es beleidigt hinter Megaman und Roll her.

"Wir müssen die ACDC und die Den Area passieren. Am Ende der Den Area befindet sich ein großes Areal, wo mehrere Warpfelder zu finden sein sollten. Ich habe gelesen, dass die meisten davon noch geschlossen sind aufgrund einiger Updates, die noch in bestimmten Arealen vorgenommen werden müssen. Der Teleporter zur Harbour Area sollte allerdings wieder funktionieren.", erklärte Glyde, welcher neben GutsMan, hinter Roll, Megaman und Dash herging.

"Ach ja, ich glaube ich weiß, wo das ist.", sprach Megaman, als er sich plötzlich wieder an seinen Kampf gegen Sektor erinnerte. Der Kampf fand auf einer großen Plattform am Ende der Den Area statt, unter der drei, durch Firewalls blockierte, Teleporter zu finden waren.

Das mussten sie wahrscheinlich sein.

Die Vier wanderten gemütlich weiter bis zum Ende der ACDC Area 1, wo sie den Warp nach Area 2 betraten. Genauso schnell, wie sie ACDC 1 hinter sich ließen, bewegten sie sich auch durch den zweiten Abschnitt der ACDC-Netzwerks. Sie kamen an einigen BugFrag Tradern und verschiedenen Chip Shops vorbei. Da an diesem Tage ein Samstag war, waren eine Menge Navis in den Shops unterwegs, um einzukaufen.

Schließlich erreichten sie die Den Area, nachdem sie auch die ACDC Area 3 passiert hatten, wo sie kurz auf NumberMan getroffen waren, der von einem hellblauen Trade-Navi eine neue Lieferung Battle Chips erhalten hatte. Sie hatten ihn nur kurz gegrüßt, da er für ein Gespräch keine Zeit hatte und sind dann direkt weitergegangen...
 

"Okay, da sind wir!", sprach Megaman. "Nur noch bis zum Ende der Den Area. Bin schon gespannt, was uns heute so erwarten wird."

Roll hatte Megaman's rechten Arm fest umschlungen und drückte sich ein wenig an seine Schulter. Dash versuchte immer wieder durch irgendwelche Kunststückchen die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, da er sich vernachlässigt fühlte. Aber als Roll endlich klar wurde, was mit dem kleinen Virus los war, ließ sie Megaman los und nahm das Fishy in die Arme zum Streicheln, worauf es sich gleich wieder wohl fühlte.

"Das sein seltsamer Virus.", sagte GutsMan, der sich nur über Dash wundern konnte.

Die vier beziehungsweise fünf Freunde legten ein wenig an Tempo zu. Sie waren zwar noch immer langsam und gemütlichen Schrittes unterwegs, wollten aber nicht mehr so viel rumtrödeln. Sie folgten der hellblauen Hauptroute, bahnten sich ihren Weg durch Massen von Navis, die in der großen Einkaufszone von Den Area 2 unterwegs waren, liefen schneller durch die verworrenen Gänge von Den Area 3, wo Megaman sein Wiedersehen mit dem Heal-Navi und seine Begegnung mit Sektor wiederfahren waren.

Und endlich kamen sie in Den Area 4 an, dem Ort an dem Megaman und Sektor miteinander gekämpft hatten!

Den Area 4 war eindeutig das bisher größte Areal, was sie passiert hatten. Allerdings auch das lebloseste. Von dem Teleporter aus, durch den sie gekommen waren, erblickten sie einen dunkelblauen Pfad, der geradeaus auf die riesige, runde blau-weiße Hauptplattform führte, die immer noch die Spuren des Kampfes in Form von Brandstellen und Rissen, auf sich trug.

Sie gingen aber die beiden weißen Wege hinunter, die nach links und rechts vom Teleporter aus, unter die Hauptplattform führten.

"Das hier muss es sein.", sagte Glyde, als er sich in die Mitte der rechteckigen Plattform stellte, zu der die beiden Wege führten.

Die vier Navis standen nun direkt vor drei kleinen Warpfeldern, von denen zwei allerdings durch Firewalls blockiert waren. Die Dritte war geöffnet und auf dem Boden, vor dem Teleporter, war die Aufschrift ,Harbour' zu lesen.

"Gut, dann gehen wir mal, nicht?", fragte der blaue Navi, als er seine Freunde alle einmal angeschaut hatte.

"Yup, kann losgehen!", freute sich Roll, die zusammen mit dem Fishy als erste durch den Teleporter marschierte und zur Harbour Area gebeamt wurde.

Megaman folgte ihr auf dem Schritt und Glyde und GutsMan gingen ebenfalls sofort hinter ihren Freunden her und verschwanden ebenfalls durch das Warpfeld...
 

Endlich waren sie an ihrem Ziel angekommen. Der Harbour Area!

Harbour Area 1, war im Vergleich zu den letzten Gebieten viel kleiner, aber immer noch ziemlich groß. Viele Navis waren dort unterwegs. Vermutlich wegen der Net-Games oder auch um einzukaufen.

Von dort, wo die fünf Freunde nun standen führte ein gelber Weg direkt geradeaus auf eine kreisrunde Plattform zu, auf der sich zwei Teleporter befanden.

Vom gelben Hauptweg zweigten, wie auch in anderen Arealen, mehrere orange-braune Wege ab, die zu verschiedenen Internetkaufhäusern führten. Allerdings keine Battle Chip Shops oder Geschäfte in denen man Navi Customizer Teile kaufen konnte. Das waren Geschäfte in denen man Möbel, Elektronikgeräte und ähnliches über das Internet ordern konnte. Selbst eine Buchhandlung fand sich dort wieder.

Die Shops sahen alle fast identisch aus. Eine quadratische Plattform mit einer großen Theke an der ein Navi stand und hinter dem ein großes Werbeplakat aufgestellt war.

In einigen Geschäften hatten sich schon Schlangen gebildet, die bis zur Hauptroute der Harbour Area 1 hinausführten.

Der Hintergrund dieses Gebietes war dunkelblau und hatte kleine Wellenanimationen, die die Umgebung um die schwebenden Plattformen herum in der Harbour Area lebendiger gestalten sollten.

Weder Megaman noch Roll, Glyde oder GutsMan waren schon einmal in der Harbour Area gewesen, nachdem sie komplett umdesigned worden war. Wieder etwas langsamer werdend, schlenderten sie den Hauptpfad entlang und bestaunten die vielen Geschäfte und Navis, während sie sich den beiden Teleportern auf der gegenüberliegenden Seite näherten.

Zwischen den Teleportern stand ein kleines Schild mit zwei Pfeilen, die je nach rechts und links zeigten. Unter dem rechten Pfeil war die Aufschrift ,Square' zu lesen, während auf der linken Seite ,Area 2' stand.

"Okay, dann sind wir ja bereits da.", sagte Megaman und betrat als erster den Warp zum Harbour Square. Roll blieb dicht hinter ihm, immer noch das Fishy in den Armen.

GutsMan und Glyde folgten auch sogleich und schnell befanden sich alle fünf am Harbour Square...
 

Auf dem Square war wieder einmal die Hölle los, so wie Megaman es schon von den anderen Treffen kannte, die stets auf einem Square, vor Beginn der Net-Games stattfanden.

Nur dieses Mal wurde keine öffentliche Rede gehalten, da die dritte Runde den ganzen Tag über laufen sollte. Und da deswegen viele Navis erst später oder sogar früher kamen, wäre es unsinnig gewesen in einer großen Rede alles zu erklären. Jeder Teilnehmer konnte selbst alles nötige an der Rezeption erfragen, wenn er wollte.

Der Square war schon beachtlich groß. Es war eine riesige achteckige Plattform in deren Mitte sich der Teleporter zum Betreten und Verlassen befand. Der Boden war aus durchsichtigem, hellblauen Glas durch das man in die Tiefen des Internets hinunterschauen konnte. Megaman hatte sich noch nie gefragt, was wohl passieren würde, würde er mal von einer dieser Plattformen herunterfallen. Würde er dann ewig stürzen? Könnte er überhaupt noch ausgeloggt werden oder würde er irgendwann auf festen Boden treffen? Aber eigentlich war es ihm auch egal und er wollte lieber nicht an so etwas denken. Bisher war so etwas ja zum Glück noch nie geschehen.

Die Gruppe bahnte sich ihren Weg bis zur Theke, an der der violette Navi und das kleine Programm standen, die auch schon beim letzten Mal die Teilnehmer registriert hatten.

Unterwegs trafen sie auf einige Navis, die sie auch schon bei den letzten Net-Games bemerkt hatten. Es schienen immer noch viele Teilnehmer dabei zu sein, obwohl auch schon eine Menge ausgeschieden waren.

Megaman ging voran und stellte sich als erstes an die Registrierung.

"Ah, guten Tag! Ich habe sie schon erwartet.", begrüßte der violette Standard-Navi ihn freundlich.

"Sie können sich an mich erinnern?", fragte Megaman ein wenig verdutzt.

"Aber sicher doch. Hier registrieren sich zwar Hunderte verschiedener Navis und ich kann mir natürlich nicht alle merken, aber wie könnte ich sie denn vergessen? Um ehrlich zu sein bin ich auch schon eine lange Zeit ein Fan von ihnen Mr. Megaman. Ihre Bustingskills sind unglaublich!"

Megaman lief rot an. Das waren zu viele Komplimente auf einmal für ihn.

"Wow, ich fühle mich irgendwie geehrt...", stotterte er fast, als er sich mit der rechten Hand am Hinterkopf rieb, nicht wissend, wie er nun reagieren sollte.

"Nein, ich bin derjenige der sich geehrt fühlt. Sie haben gute Chancen auf den Sieg bei den Net-Games und ich werde sie auch weiterhin anfeuern. Allerdings müssen sie sich wohl noch etwas ins Zeug legen... Denn da gibt es einen Navi, der bisher alle Runden mit überdurchschnittlicher Punktzahl bestanden und ständig neue Rekorde aufgestellt hat!"

"Lassen sie mich raten... ProtoMan, oder?", mischte sich dann Roll plötzlich ein.

"Genau. Dieser ProtoMan ist wirklich gut... Ich bin aber immer noch fest davon überzeugt, das sie gewinnen werden.", lächelte der violette Navi sein Gegenüber freundlich an.

"Vielen Dank. Ich werde mein Bestes geben!"

"Davon bin ich überzeugt, aber ich habe sie nun schon lange genug aufgehalten. Also gut... Ihre Freunde können sich auch gleich mal um die Theke versammeln, dann muss ich es nicht jedem einzeln erklären."

Gesagt, getan. Schon standen Megaman, GutsMan, Roll und Glyde in einem Halbkreis um die Theke herum und lauschten aufmerksam den Worten des Navis.

"Runde drei besteht aus einem Survival Battle. Sie werden gegen drei Navis direkt nacheinander kämpfen müssen. Um diese Runde zu bestehen müssen sie natürlich alle drei Kämpfe ,überleben'. Verlieren sie auch nur einen einzigen scheiden sie aus. Das Benutzen von Heilchips ist ebenfalls untersagt, da wir das ja nicht so einfach für sie machen wollen. Die Kämpfe finden in den Arenen in Harbour Area 2 statt. Sobald ich sie registriert habe, bekommen sie eine Nummer zugewiesen, die entscheidet in welchem Ring sie gegen welche Navis kämpfen müssen. Dieses Mal dreht sich auch alles rund um Elemente. Darum werden die Kämpfe auch stark elementbasiert sein und für einen Sieg erhalten sie elementorientierte Battle Chip Sets. Das ist es so im Großen und Ganzen. Noch irgendwelche Fragen?"

Da keiner der vier Navis eine Frage offen hatte begannen sie auch schon mit der Registrierung. Jeder musste die ID-Karte vorzeigen, die er bei der letzten Runde erhalten hatte, auf der Kampfdaten und Statistiken et cetera der Teilnehmer enthalten waren.

Der violette Navi nahm die ID-Karten entgegen, überreichte sie dem kleinen Programm, welches die Registrierung vornahm und anschließend die Karten zurück an ihre Besitzer austeilte. Danach bekam jeder ein kleines Kärtchen ausgehändigt auf dem die Namen der drei Navis zu lesen waren und die Nummer des Rings in dem gekämpft werden sollte.

"Dann wünsche ich ihnen noch viel Glück und viel Spaß!", rief der violette Standard-Navi Megaman und seinen Freunden hinterher, als diese sich wieder zu dem Teleporter begaben.
 

"Und? Was stehen so für Navis auf euren Kärtchen?", fragte Roll neugierig, die immer noch das Fishy in den Armen trug. "Bei mir sind es JokeMan, ein HealNavi namens Buddy und ein TradeNavi mit dem Namen Cargo... Die klingen nicht besonders stark..."

"Du solltest dich von den Namen nicht täuschen lassen, Roll. Man muss auf alles vorbereitet sein... allerdings hast du ja den Vorteil, dass du dich selbst im Kampf heilen kannst, sogar ohne Recovery Chips.", stellte Glyde fest.

"Tja, so ist das halt.", streckte Roll ihm die Zunge raus und begann leise zu kichern. "Gegen wen musst du denn so kämpfen, Mega?", wandte sie sich anschließend ihrem blauen Freund zu.

"Gegen Aquaris, Treek und MagmaMan... scheinen alle ein bestimmtes Element im Kampf zu vertreten."

"So brauchen wir uns wenigstens nicht um das Finden einer Schwachstelle Sorgen machen, nicht?", fragte Lan siegessicher grinsend seinen Navi.

"Yup, allerdings sollten wir trotzdem aufpassen, so wie Glyde schon sagte."

Die vier nahmen den Teleporter und wurde zurück in die Harbour Area 1 gebracht. Ohne zu zögern gingen sie sofort weiter in den nächsten Teleporter, um zur Harbour Area 2 zu gelangen...
 

Harbour Area 2 war ein wirklich gigantisches Feld. Die Plattform schien sich sogar über ein paar Kilometer zu erstrecken. Die vier Freunde staunten nicht schlecht, als sie den gewaltigen Arenakomplex vor ihren Augen sahen.

Der Boden war größtenteils gelb mit vereinzelten, orangefarbenen Quadratfeldern darauf. Der Hintergrund war dunkelblau und besaß die selbe Wellenanimation, wie das vorherige Gebiet.

Insgesamt zehn Kampfringe fanden sich hier wieder. Auf jeder Hälfte der rechteckigen Plattform befanden sich fünf Stück. Jeder einzelne von ihnen war ziemlich groß und bot genug Platz zum Kämpfen.

Während des Kampfes wurde der Ring von violetten Lichtschranken umschlungen, so dass die Kämpfer nicht einfach abhauen konnten.

Megaman beobachtete den nächstgelegensten Ring in dem zwei Standard-Navis miteinander kämpften. Drumherum hatten sich schon viele schaulustige Zuschauer angesammelt.

"Wow, meine Güte...", staunte er, fasste sich aber wieder schnell und schaute noch mal auf sein Kärtchen. "Ich muss in Ring 7 kämpfen..."

Vor jedem Ring war ein großes Schild mit einer Nummer angebracht und klein darunter standen die Namen der Navis, auf die man im Survival Battle treffen konnte.

Megaman erblickte den Ring zu dem er musste sehr weit hinten.

"Na toll... Ich bekomm natürlich wieder einen von denen, wohin man den längsten Fußmarsch hat.", seufzte er, setzte sich dann aber in Bewegung.

"Tja, und wieder bin ich im Vorteil!", lachte Roll und hielt den anderen ihre Karte vor die Nase, auf der die Ziffer 1 zu lesen war.

"Ist ja unglaublich... Na ja, ich wünsch dir viel Glück Roll!", sagte Megaman noch, bevor er sich schließlich auf den Weg zu seinem Ring machte.

"Dir auch!", rief sie ihm hinterher und stellte sich in die Schlange der Teilnehmer, die ebenfalls in Ring 1 kämpfen mussten. Dash folgte seinem Herrchen unauffällig, da er Megaman unbedingt beim Kämpfen zuschauen wollte.

GutsMan und Glyde wünschten sich auch noch mal gegenseitig Glück und machten sich auf den Weg zu ihren Ringen...
 

Als Megaman an seinem Ring ankam, war gerade der Kampf vorbei, der vor seinem stattgefunden hatte. Allerdings hatte der Navi, ein hellgrüner Standard-Navi, den Survival Battle nicht überstanden und wurde schon im ersten Kampf besiegt.

Ziemlich enttäuscht von seiner Niederlage verließ der Navi den Ring, als die Energiebarrieren sich auflösten.

"Wow, das war ja ein wirklich kurzer Kampf!", erklang plötzlich laut eine lautsprecherverstärkte Stimme und ein schwarzer Navi betrat die Mitte des Rings.

"Nicht mehr als eine Minute und schon war der Traum vom Sieg ausgeträumt. Wie schade, aber vielleicht klappt es ja ein andermal?"

Einige weitere Zuschauer stießen zu denen, die eh schon um den Ring versammelt waren und hörten gebannt zu, was der Kommentator zu sagen hatte.

"Wer ist der nächste Teilnehmer? Wer möchte uns als nächstes beweisen wie gut seine Ausdauer trainiert ist?"

Das war Megaman's Stichwort. Er presste sich durch die Zuschauermenge und kletterte den leicht erhöhten Ring hinauf und ging langsam auf den schwarzen Navi zu.

"Ich würde es gern als nächster probieren."

"Und da haben wir unseren nächsten Anwärter auf den Titel des Survival Champion! Wie ist dein Name, junger Freund?"

"M-Megaman...", brachte er nur schwer heraus, da ihm das Ganze irgendwie peinlich war, vor so vielen Zuschauern.

"Sehr gut, Megaman! Meinst du, du kannst den Rekord brechen und die drei Navis, die sich dir entgegenstellen werden besiegen?"

"I-Ich denke schon... Werd mein Bestes geben..."

"Das wollen wir doch mal hoffen, denn unsere Zuschauer möchten auch gerne unterhalten werden. Dann bitte ich dich mir mal deine ID-Karte zu übergeben und das Kärtchen mit den Namen deiner Kontrahenten."

Etwas zögernd überreichte Megaman dem Navi die beiden Karten, welcher kurz drauf schaute, Megaman zunickte und anschließend aus dem Ring sprang.

"Viel Glück und möge die Schlacht beginnen!"

Ridiculous or just stupid?

Es konnte beginnen! Megaman stand in der Mitte des großen Kampfrings und erwartete gespannt das Auftauchen seines ersten Gegners.

"Der erste Navi, der sich unserem blauen Freund hier in den Weg stellen wird hört auf den Namen Aquaris!", brüllte die Stimme des Kommentators in ein Mikrophon, so dass alle ihn hören konnten.

Megaman beobachtete die andere Seite des Rings und sah, wie ein hellblauer Navi mit dunkelblauen Armen und Beinen sich ihm gegenüberstellte.

Der Körper von Aquaris war leicht durchsichtig und man konnte sehen, dass in ihm scheinbar Wasser sein musste. Sein Bauch wirkte wie ein Aquarium, allerdings ohne Fische.

"Du bist also mein Gegner?", fragte der Aqua-Navi spöttisch.

"Ja, der bin ich!", kam es von Megaman zurück.

"Nun gut, ich denke wir sollten gleich zur Sache kommen. Dieser Kampf wird vermutlich noch schneller vorüber sein, als der von eben.", versuchte Aquaris seinen Gegner zu provozieren, doch Megaman ließ sich davon nicht beeindrucken.

"Oh ja, der Kampf wird sehr schnell vorbei sein, da ich nicht länger als ein paar Sekunden benötigen werde, um dich zu besiegen!"

"Fangen wir an..."

Beide Navis nahmen ihre Kampfstellung ein, als der Ring plötzlich von einer violetten Energiebarriere umzogen wurde, die verhinderte, dass einer von beiden den Ring verlassen konnte.

"Nach diesem Wortgefecht bin ich gespannt, wie der eigentliche Kampf aussehen wird! Also lasst uns nicht länger warten... Ring frei zu Runde eins! Möge der Survival Battle beginnen!!"

Und kaum hatte der Kommentator das letzte Wort ausgesprochen, stürzten die beiden Navis aufeinander zu.

Aquaris begann seinen ersten Schlag mit einer Kombination aus einem Bubblergeschoss und einer Hydro Cannon, die einen gewaltigen Wasserstrahl auf Megaman zufließen ließ.

"Aqua-Navis sind anfällig auf Elec Chips, also beginnen wir unsere Attacke gleich mal mit einem furiosen Blitzfeuer, oder Megaman?", sprach Lan, als er sich einen RingZap Battle Chip zurechtlegte.

"Alles klar!", bestätigte der Navi seinem Operator, als er mit einem Sprung zur Seite dem Wasserstrahl entkommen konnte. Das Wasser traf hart auf den Boden und breitete sich gleich fast über den gesamten Ring aus. In seiner Eile dem nächsten Bubblerangriff zu entkommen wäre Megaman auch schon beinahe ausgerutscht, hätte er nicht schnell noch durch wildes Armschlagen das Gleichgewicht beibehalten können.

"RingZap, Slot-In!", erklang Lan's Stimme, als der Chip runtergeladen wurde.

"So, wird Zeit den Kampf zu beenden... RingZap!", schrie Megaman, als er seine Arme hob und sein Körper von gleißenden Blitzen umschlungen wurde und in alle Richtungen Funken schleuderte.

Aquaris erkannte sofort, dass er diesen Angriff nicht überstehen könnte, wenn er getroffen werden würde. Eine winzige Berührung eines solchen Funkens könnte ihn glatt komplett außer Gefecht setzen. Als Megaman den rechten Arm auf ihn richtete und den ersten Blitz losschleuderte, rollte Aquaris schnell nach links ab, zum Rand des Rings, um auszuweichen.

Megaman's Arm folgte ihm dabei und schoss weitere Blitze hinter dem rollenden Aqua-Navi her. Aquaris war schon fast verzweifelt. Was sollte er jetzt noch tun? Er musste einfach versuchen auszuweichen, bis die Kraft des Chips wieder verschwunden war. Doch dann beging er einen verhängnisvollen Fehler. Während der Rand des Rings noch trocken gewesen war, war die Mitte des Kampffeldes komplett mit Wasser bedeckt. Als Aquaris bei dem Versuch einem weiteren Blitz auszuweichen, in die Mitte des Rings sprang, richtete Megaman seine Arme sofort nach unten, sprang hoch und schleuderte mit letzter Kraft des RingZap Chips einen Elektrostrahl auf den nassen Boden, welcher auf der Stelle die Elektrizität über das gesamte Feld verteilte. Aquaris konnte nicht schnell genug reagieren und wurde in nur wenigen Sekunden gegrillt und schließlich ausgeknockt.

Der erste Kampf war bereits zu Ende!

Laute Jubelschreie kamen aus den Zuschauermengen gestoßen, die völlig begeistert waren.

Aquaris fiel qualmend zu Boden. Die Energiebarrieren verschwanden und zwei orangefarbene Official Navis betraten den Ring, um den Verlierer des Kampfes davonzutragen.

"Meine Güte, was für ein Kampf! Bisher ist es noch niemandem gelungen Aquaris hier und heute zu besiegen! Wir scheinen es hier mit einem äußerst fähigen Net-Battler zu tun zu haben. Aber mal sehen, wie er sich gegen seinen nächsten Gegner behaupten wird? Kampf Nummer zwei kann beginnen! Der neue Kontrahent heißt Treek!!"

Megaman war immer noch in Hochform. Er musste sich für den Kampf gar nicht wirklich anstrengen. Würde er auch diesen Kampf ohne Probleme für sich entscheiden können, sollte der Letzte auch keine große Schwierigkeit mehr darstellen.

Treek betrat schließlich den Ring und hinter ihm schlossen sich erneut die Barrieren.

Der Navi, der auf dem Wood-Element zu basieren schien, war fast vollständig braun, trug aber über seinem Körper ein kunstvolles Gewand aus grünen Pflanzenblättern. Er war ein wenig größer als Megaman und schien auch größere Muskeln zu haben, doch der blaue Navi ließ sich davon nicht einschüchtern.

"Anfangen!", brüllte Treek seinem Gegner zu, als er auch sogleich eine wuchtige Bodycheck Attacke startete, die Megaman erst mal überraschte und gegen die Energiewand des Rings beförderte.

"Wow, vielleicht ist unser kleiner, blauer Freund ja doch nicht so stark!", rief der nun etwas überraschte Kommentator.

Dash war drauf und dran über die Barrieren zu fliegen, um seinem Herrchen zur Hilfe zu eilen, allerdings würde Megaman dann wahrscheinlich disqualifiziert werden. Der kleine Virus schloss fest die Augen und hoffte, dass alles gut gehen würde.

Megaman rappelte sich schnell wieder auf. Der Schlag schien doch nicht so feste gewesen zu sein, wie er wohl ausgesehen haben muss.

Treek stampfte wild auf den Boden auf und setzte sich erneut in Bewegung, um Megaman ein weiteres Mal zu rammen und ihn so endgültig in die Knie zu zwingen.

Doch mit einem Double-Jump, den er von Lan runtergeladen bekam, konnte Megaman noch im letzten Moment über den angreifenden Wood-Navi rüberspringen, in der Luft einen stylischen Salto vollführen und gerade rechtzeitig landen, um noch mitzubekommen, wie Treek hinter ihm gegen die Energiebarriere krachte.

Treek schüttelte seinen leicht schmerzenden Kopf, nachdem er mit diesem volle Wucht gegen die Wand geknallt war. Zornig drehte er sich um und warf Megaman einen finsteren, bösartigen Blick zu.

"Rache!!", schrie er, als er plötzlich seine Arme hob und rund um Megaman aus dem Boden mehrere Ranken kamen und dessen Beine fesselten.

"Dieses Mal... kein Entkommen!" Und schon stampfte Treek ein weiteres Mal auf Megaman zu, um diesen mit einer heftigen Rammattacke hochkantig aus dem Ring zu befördern.

Megaman griff nach den Ranken und versuchte sie von seinen Füßen zu reißen, doch es funktionierte nicht. Er hing fest und musste mit ansehen, wie Treek bedrohlich näher kam.

"Lan, eine kleine Hilfe wäre hier ganz nett!"

Das kleine Fishy konnte das nicht mit ansehen. Seinem Herrchen durfte nicht wehgetan werden. Gerade, als es selbst in den Ring stürzen wollte, erklang Lan's Stimme erneut:

"Pass auf, den machen wir fertig! FireBlade, Slot-In!"

Megaman's rechter Busterarm verwandelte sich in eine rotleuchtende Feuerklinge mit der er auch sogleich die Ranken von seinen Füßen schlug und so noch schnell zur Seite springen konnte, während Treek mit einer irren Geschwindigkeit an ihm vorbeiraste und so die Überbleibsel der Ranken nieder stampfte.

Schweißperlen liefen dem nun wieder erleichterten Fishy über die Wangen. Es hatte nicht viel gefehlt und es hätte diesem Treek gezeigt, dass niemand so mit seinem Megaman umgehen durfe!

"FlameLine, Slot-In!", kam der nächste Chip von Lan.

Das FireBlade verwandelte sich zurück in den MegaBuster und Megaman feuerte sofort einen Flammenstrahl hinter Treek her, der immer noch weiterrannte und noch gar nicht wirklich verstanden hatte, was geschehen war. Als er schließlich vor der Energiewand zum Stehen kam und nach hinten schaute, merkte er schließlich, dass er Megaman nicht erwischt und dieser ihm einen gewaltigen Feuerstrahl hinterhergeschickt hatte. Allerdings war es schon zu spät. Als das Feuer den Blättermantel traf, entzündete sich sogleich Treeks kompletter Körper und ließ nur einen schwarz angekokelten, Wood-Navi zurück, der erschöpft zu Boden fiel.

"Liebe Zuschauer, so etwas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen! Dieser Navi ist unglaublich! Somit ist der zweite Kampf auch vorbei. Dann wollen wir doch auch gleich zum großen Finale kommen! Wird Megaman in der Lage sein, seinen letzten Gegner auch zu besiegen? Wird er vielleicht sogar den Rekord brechen und die Navis in einer schnelleren Zeit als ProtoMan besiegen? Freuen sie sich mit mir auf die letzte Runde gegen... MagmaMan, den heißesten Navi in der Harbour Area!!!"

Nachdem auch Treek von zwei Officials aus dem Ring transportiert worden war, betrat auch sogleich MagmaMan das Kampffeld, worauf sich auch gleich die Barrieren wieder schlossen.

MagmaMan war wirklich ein brandheißer Navi und machte seinem Namen alle Ehre.

Sein Kopf hatte die Form einen Vulkans und es stieg sogar heißer Qualm aus ihm hinaus.

Beine besaß MagmaMan nicht. Stattdessen floss ein heißer Strom erhitzten, flüssigen Erdgesteins aus seinem Oberkörper und bildete seinen Untersatz. Er besaß auch keine Hände, aber dafür zwei mächtige FeuerBuster, die aus seiner rot-grauen Rüstung an den Armen hervortraten.

MagmaMan's emotionsloses Gesicht starrte Megaman an, aber er sagte kein Wort.

Plötzlich begann die Lava, die aus seinem Körper floss zu brennen und starker, schwarzer Rauch stieg aus dem Vulkankopf heraus, was Megaman signalisierte, dass der Kampf beginnen konnte.

MagmaMan richtete seine FeuerBuster auf seinen Gegner und entfachte einen brennendheißen Feuersturm, der auf den blauen Navi zuwirbelte.

"So nicht, mein Freund! Bubbler, Slot-In!", sprach Lan, als er seinen Navi mit einem Aqua Chip ausstattete.

Megaman richtete auch sogleich seinen Buster auf den Feuertornado und schoss mit dem Bubbler darauf, welcher den Sturm auch gleich neutralisierte.

"Okay, das wäre erledigt und nun zu MagmaMan! HydroCannon, Slot-In!"

Megaman's Buster verwandelte sich in einen schmalen Wasserwerfer, womit er auch sogleich begann auf seinen Gegner zu feuern. Doch dann geschah etwas, womit überhaupt niemand gerechnet hatte. Der Wasserstrahl, der aus Megaman's HydroCannon kam verdampfte bevor er sein Ziel erreichte!

"Was?!", schrie Lan fassungslos und reagierte damit genauso, wie die vielen Zuschauer und sein Navi.

"Das nenn ich doch mal wirklich einen heißen Kampf! MagmaMan ist sogar so heiß, dass Aqua-Attacken nichts gegen ihn auszurichten scheinen!", staunte der Kommentator.

"Okay, was jetzt?", fragte Megaman seinen Operator mit einer leicht hörbaren Verzweiflung in der Stimme.

"Ich... Ich hab nicht die geringste Ahnung...", kam es von Lan zurück, der mit weit aufgerissenen Augen zuschaute und mit ansah, wie MagmaMan plötzlich seinen aus heißer Lava bestehenden Unterkörper ausbreitete, um den gesamten Ring in ein heißes Magmabecken zu verwandeln.

"Das ist gar nicht gut!", rief Megaman, als er vor der Lava zurückwich und immer weiter an den Rand des Kampfrings gedrängt wurde.

Die Luft erwärmte sich dermaßen, dass sie über dem Kampffeld zu flimmern begann, während allmählich warme Rauchwolken über dem Ring aufstiegen.

Die Zuschauer, die direkt am Ring standen begannen zu schwitzen und hielten es bei der Temperatur kaum noch aus und wichen ebenfalls zurück.

MagmaMan kam gemeinsam mit der Lava langsam auf Megaman zu, hob währenddessen seine Busterarme und bereitete die nächste Attacke vor.

Megaman presste sich nun direkt an die Energiebarriere und stellte sich auf die Zehenspitzen, während er mit ansehen musste, wie die Lava immer näher auf seine Füße zufloss und den gesamten Boden in Brand setzte.

"MetalPanel, Slot-In!", schrie schließlich Lan und setzte einen Chip ein, der den Boden des Schlachtfeldes in Metallplatten verwandelte, wodurch die Lava erst mal wieder verschwand.

MagmaMan war etwas verdutzt, weil er mit so etwas nicht gerechnet hatte, störte sich aber nicht weiter dran und feuerte mit seinem rechten Buster eine Lavabombe auf seinen Gegner.

Megaman sprang so weit er nur konnte zur Seite, als die Bombe gegen die Energiewand schlug und eine heftige Explosion entfachte.

"Wir sollten diesen Kampf lieber schnell zu einem Ende bringen. AquaBlade, Slot-In!"

Nachdem sich sein Buster in eine blau leuchtende Aquaklinge verwandelt hatte, stand der blaue Navi auf und stürmte auf seinen Gegner zu, der ihm noch zwei weitere Lavabomben entgegen schleuderte, die ihr Ziel allerdings verfehlten. Megaman holte aus und schlug zu, doch bevor die Klinge ihr Ziel in der Mitte zerteilen konnte, hatte sie sich auch schon auf Grund der enormen Hitze, die von MagmaMan ausging, aufgelöst.

Erschrocken blieb Megaman stehen, als er ins Leere schlug und feststellte, dass sein Schwert so eben verdampft war.

"Was zum Teuf-", doch bevor er diesen Satz vollenden konnte, wurde er auch schon von einem der dicken FeuerBuster umgeschlagen und rutschte ein Stück weit nach hinten über den Boden.

"Das kann doch nicht wahr sein!" Lan war völlig fassungslos und das war wohl auch gut zu verstehen. Ein FeuerNavi, dem Aqua Chips nichts ausmachen konnten? So etwas hatte er noch nie erlebt.

Dash wollte gerade seinem Herrchen zur Hilfe eilen, doch die beiden Official Navis, die den Kampf überwachten hielten den kleinen Virus davon ab. Aber er wollte nicht hilflos zusehen!

Megaman kam langsam wieder auf die Beine. Das war einfach unglaublich. Was konnte er jetzt noch tun? MagmaMan konzentrierte sich zu einem finalen Schlag. Die Lava, die aus seinem Körper kam begann immer stärker zu brennen, als er seine Busterarme mit Hitzeenergie auflud.

Lan strengte sein Hirn so sehr an, wie er es nur sehr selten tat. Bisher hatte er immer einen Ausweg gefunden und auch hier musste es eine Möglichkeit geben das Blatt zu wenden. Nur welche? Doch dann kam ihm plötzlich wieder der Chip in Erinnerung, den er von Herrn Takamura geschenkt bekommen hatte. AquaCircle! Lan hatte den Chip noch nie eingesetzt, fiel ihm auf, doch Takamura nach sollte er sehr stark sein. Er hatte eh nichts zu verlieren. Wenn dieser Chip nicht funktionieren würde, wäre der Kampf gelaufen, da ihm nichts besseres mehr einfiel. Er holte den Chip aus seiner Tasche und steckte ihn in sein PET.

"Bitte lass es klappen... AquaCircle, Slot-In!"

Zu Megaman's Erstaunen stellte er fest, das seine Arme sich plötzlich verflüssigten und mit einem Male nur noch aus Wasser bestanden!

"Was ist jetzt los, Lan?", fragte er verwirrt.

"Ich weiß es nicht. Ich habe diesen Chip eingesetzt, den Herr Takamura mir geschenkt hatte, als wir den Den Tower besucht haben."

"AquaCircle? Wir haben den Chip doch noch nie getestet!"

"Tja, dann ist das hier eben der erste Testdurchlauf und jetzt zeig MagmaMan, was er drauf hat!"

"Na klasse, ich hoffe der Chip kann irgendwas nützliches zustande bringen, außer meine Arme in Wasser zu verwandeln.", seufzte der blaue Navi und streckte die Hände von sich, nicht wirklich wissend, was er nun machen sollte.

MagmaMan hatte sich hingegen vollständig aufgeladen und visierte sein Gegenüber mit den Bustern an, um Megaman einen riesigen Magmaball entgegenzuschießen.

Doch dann zeigte sich endlich die Wirkung des AquaCircles. Unter MagmaMan erschien ein hell leuchtendes, kreisrundes Symbol, aus dem blaue Lichtstrahlen austraten. Seltsame Symbole und Hieroglyphen waren darin zu erkennen. Verwirrt schaute MagmaMan zu Boden und betrachtete den Kreis, der sich immer weiter ausweitete.

Megaman hielt sich die Arme schützend vor das Gesicht, als der MagmaBall dagegen prallte und sich einfach so auflöste. Verwundert schaute er sich um. Er hatte gar nichts gespürt... Ob das aufgrund seiner nun aus Wasser bestehenden Arme war?

Die Zuschauer schauten gebannt auf den Ring und warteten, was als nächstes passieren würde. In MagmaMan machte sich ein ungutes Gefühl breit, dass sich auch schnell bestätigen ließ. Eine massive Wasserfontaine schoss aus dem mystisch aussehenden Kreis heraus und umhüllte MagmaMan komplett.

In alle Richtungen spritzten Wasserpartikel und die Zuschauer hielten sich die Hände vor die Gesichter, um nicht nass zu werden und wichen noch weiter vom Ring zurück.

Als die Fontaine sich nach knapp einer Minute wieder auflöste und die Wirkung des Chips verflog beobachtete Megaman, dessen Arme nun wieder normal waren, einen zuckenden MagmaMan, ohne Lavaunterkörper, der vollkommen geschwächt in einer Pfütze aus Wasser liegen blieb.

Es dauerte eine Weile, bis sich alle wieder gefasst hatten und schließlich öffnete der Kommentator die Energiebarriere und brüllte wieder in sein Mikrophon:

"Das war der unglaublichste Kampf, den ich je gesehen habe!! Noch nie zuvor habe ich so etwas spannendes erlebt. Megaman hat zwar den Rekord leider nicht brechen können, aber er hat uns ein wirklich einzigartiges Spektakel geliefert! Applaus für den Champion unseres Survival Battles! Dem ersten, der es in Ring 7 zu einem Sieg geschafft hat!!"

Der schwarze Kommentator-Navi trat neben Megaman und hob mit seiner freien Hand dessen linken Arm in die Luft, worauf sogleich ein gewaltiger Jubel und Applaus die Luft zum Beben brachte. Dash, heilfroh über den Sieg seines Herrchens, flog seinem über alles geliebten Megaman direkt in die Arme, um ihm zum Sieg zu gratulieren.

Die Officials schafften MagmaMan aus dem Ring, welcher sich erst mal eine lange Zeit erholen würden müsste.

Begleitet vom Applaus der Menge stieg Megaman aus dem Ring und nahm seine Siegesurkunde entgegen.

Als er schließlich wieder etwas weiter vom Ring weg war, wo es nicht so laut war, wechselte er zunächst ein paar Worte mit seinem Operator...

"Meine Güte, na das war ja was. Jetzt wissen wir, was dieser Chip drauf hat."

"Ja... Ich kann immer noch nicht glauben, dass Herr Takamura mir einen solch starken Chip einfach so geschenkt hat."

"Aber dieser MagmaMan war auch wirklich stark. Ein Glück dass du diesen Chip hattest. Hoffentlich mussten die anderen nicht auch gegen solch starke Gegner kämpfen."

"Werden wir ja gleich erfahren. Guck mal, ob du sie findest."

Und schon machte sich Megaman auf den Weg zu seinen Freunden, das Fishy direkt neben ihm.
 

Zuerst ging er zu Ring Nummer 1, da er nur bei diesem Ring wusste, dass dort einer seiner Freunde kämpfen würde. GutsMan und Glyde hatten ihm gar nicht gesagt, wo sie kämpfen mussten.

Roll war auch bereits fertig und wollte sich eigentlich gerade auf den Weg zu Megaman machen, als dieser ihr schon entgegen kam.

"Hi, Roll! Na, wie ist es gelaufen?", fragte er neugierig.

"Hab's geschafft!", freute sich Roll. "Hab alle Kämpfe problemlos überstanden. Die waren alle ziemlich einfach zu besiegen. Vor allem dieser JokeMan... der war ein echter Witz!", lachte sie laut los und nahm anschließend das Fishy in die Arme, welches auch Roll zum Sieg gratulieren wollte.

"Und wie lief es bei dir, Mega? Ich hatte vorhin etwas von ,Rekord brechen' gehört... warst du das etwa?"

"Na ja, fast... Die ersten beiden Navis waren keine wirklichen Probleme. Nur dieser MagmaMan hatte 'ne Menge auf dem Kasten. Aber freut mich, dass du es auch geschafft hast."

"Hast du von mir etwa was anderes erwartet?", fragte sie und hakte sich anschließend wieder bei Megaman ein, um gemeinsam mit ihm GutsMan und Glyde entgegen zu gehen, die auch schon ankamen.

"Hallo, Freunde!", begrüßte sie Glyde. "Man erzählt sch, ihr habt beide jeweils super Kämpfe abgeliefert?"

"Wie? Das erzählt man sich überall?", fragte Roll verdutzt.

"Ja, vor allem Megaman's Kampf schien besonders beeindruckend zu sein. Schade, dass ich nicht zusehen konnte."

"Wir es also alle geschafft haben?", fragte GutsMan in die Runde.

"Scheint so, wenn von euch keiner verloren hat."

"Natürlich nicht. Mrs. Yai hat mich wieder einmal ausgezeichnet im Kampf operiert."

"GutsMan es auch ohne Dex' Hilfe geschafft hätte! Guts!", wollte GutsMan angeben, was seinem Operator allerdings nicht besonders gefiel.

"Das will ich überhört haben, GutsMan! Oder willst du damit sagen, ich wäre ein schlechter Operator?", regte sich Dex auf, was die anderen zum Lachen brachte.

"Tja, ich muss mich jetzt leider verabschieden.", erklang dann Mayl's Stimme. "Ich will dann mit Joshua noch mal die letzten Vorbereitungen treffen. Heute Abend sage ich euch dann bescheid. Tschüss Lan!"

"Wiedersehen, Mayl!", verabschiedete sich Lan und kurz darauf auch Yai und Dex.

Auch die Navis mussten sich voneinander verabschieden, was Roll allerdings ein wenig schwer fiel, da sie lieber noch bei Megaman geblieben wäre.

"Sorry, Mega. Wir sehen uns später." Sie gab Megaman noch einen kleinen Schmatzer auf die Wange und winkte den anderen dann zu woraufhin sie auch schließlich von Mayl ausgeloggt wurde. Dash hatte Roll zwar ziemlich gern, aber nach diesem, in seinen Augen überflüssigen, Kuss, war der kleine Virus ziemlich froh sein Herrchen wieder ganz für sich zu haben und zeigte es diesem auch gleich mit einer heftigen Kuschelattacke, die Megaman beinahe zu Boden brachte.

"GutsMan dann auch mal gehen, wiederschauen!" Und schon war auch GutsMan ausgejackt.

"Mrs. Yai und ich werden noch einmal in die Stadt fahren, um einige Sachen zu erledigen. Man sieht sich, Megaman!" Und so verließ auch der letzte von Megaman's Freunden das Internet.

Megaman blickte noch einmal auf die Arena zurück, bevor er sich wieder seinem Virenfreund zuwandte.

"Na ja... Komm, Dash. Wir gehen dann auch mal."

Und so gingen der blaue Navi und sein Virus gemeinsam durch den Teleporter nach Harbour Area 1. Kaum war er ausgetreten, erinnerte ihn Lan's Stimme wieder daran nicht die Preise zu vergessen, also ging Megaman noch einmal durch den anderen Teleporter zum Harbour Square, wo er an der Theke von dem violetten Navi und dem kleinen Programm herzlichst begrüßt wurde, welche sich beide über seinen Sieg freuten.

Megaman bekam ein spezielles Aqua-Chip Set geschenkt, mit einer Menge seltener Wasser Battle Chips. Nachdem sein Sieg auf seiner ID-Karte registriert und er somit für die nächste Runde qualifiziert war, verließ er den Square wieder und ging den ganzen Weg durch die Den Area und die ACDC Area zurück, bis zu Lan's Homepage...
 

Als er ankam machte er sich schon darauf gefasst, von Mr. Prog überfallen zu werden, der nach neuer Arbeit trachtete, aber dieser war immer noch gedanklich tief versunken bei dem Sortieren von Lan's Schuldateien.

"Tja, was machen wir jetzt, Lan?", fragte der Navi seinen Operator, während er immer wieder eine kleine, blaue MiniBomb über die HP warf, hinter der das Fishy, wie ein Hund nach einem Stock, herjagte und sie seinem Herrchen zurückbrachte.

"Keine Ahnung. Ist immer noch sehr früh am Morgen und die anderen scheinen ja nun beschäftigt zu sein. Vielleicht-", doch er wurde im Satz unterbrochen, als sein PET zur Bestätigung des Empfangs einer E-Mail zu piepen begann.

"Von wem ist die denn nun schon wieder?", fragte Lan, als sein Navi auch schon damit begann sie zu öffnen und anschließend zu lesen. Lan wartete gespannt darauf, dass sein Navi ihm endlich erzählen würde, was drin stand und wurde deshalb leicht ungeduldig.

"Sie ist von Mr. Famous!", antwortete Megaman endlich. "Alle verfügbaren Officials und official Net-Battler sollen sich auf der Stelle nach Fire Island begeben."

"Was? Wieso denn das? Was ist denn da los?"

"Irgendjemand hat die Insel unter seine Kontrolle gebracht und das Labor eingenommen, in dem die Fire Armor drin aufbewahrt wird!!"

"Was?! Aber wie das??"

"Steht hier nicht. Da steht nur, dass alle Officials unverzüglich zur Insel fahren sollen."

"Aber ich bin doch gar kein Official.", wandte Lan ein.

"Ja, aber Mr. Famous möchte persönlich, dass wir auch hinkommen. In Marine Harbour wird in circa zwanzig Minuten ein Schiff abfahren, was alle nach Fire Island rüberbringen soll. Wir müssen uns beeilen, wenn wir helfen wollen."

"Oh... Okay. Dann nichts wie los!"

Megaman verabschiedete sich noch schnell von dem kleinen Fishy, das nun beinahe den Tränen nahe war. Ausgerechnet jetzt musste Megaman gehen, wo sie doch grade noch so viel Spaß beim Ballspielen hatten...

Lan loggte seinen Navi aus, streifte sich seinen Rucksack über und stürmte durchs Wohnzimmer auf die Haustür zu. Seine Mutter beobachtete ihn verwirrt von der Küche aus.

"Was ist denn heute los? Willst du jetzt auch noch abhauen? Wo gehst du denn hin?", fragte sie neugierig.

"Wieso denn ,auch'?", fragte anschließend Lan, während er sich seine Skater anzog.

"Na dein Vater ist grade auch zur Tür hinausgestürmt. Er meinte nur etwas Schreckliches sei passiert, aber ich solle mir keine Sorgen machen. Und dann war er weg..."

"Oh nein, er wird doch wohl nicht auch dahin unterwegs sein!", sprach Megaman.

"Was denn? Wohin unterwegs? Sagt mir mal einer, was hier los ist?"

"Sorry, Mum. Keine Zeit für Erklärungen. Ich werd schon auf Dad aufpassen, keine Sorge."

Und schon war Lan zur Tür hinaus, ohne dass seine Mutter noch ein weiteres Wort sagen konnte.

"Und wer passt auf dich auf?"
 

Lan bewegte sich so schnell er nur konnte auf die Metroline Station zu, kaufte ein Ticket und nahm die nächste Metroline zum Marine Harbour. Die Fahrt dauerte nicht sehr lange. Als er schließlich angekommen war, drängelte er sich durch die anderen Fahrgäste nach draußen.

Marine Harbour war eine große und schöne Stadt. Sie war bekannt für ihre frische, wohltuende Meeresluft und den großen Hafen, der sich an der Küste befand.

Viele Straßencafés waren hier zu finden und ein großer Marktplatz, auf dem man die unterschiedlichsten Sachen kaufen konnte. Im Marine Harbour befand sich auch das Official Center. Die Hauptzentrale, von wo die Officials all ihre Aktivitäten tätigten.

Lan lief über den Marktplatz in Richtung des Official Centers, von wo aus eine große, lange Treppe nach unten zum Strand führte, wo der Hafen lag. Doch gerade, als er am Official Center vorbeikam, sah er wie Chaud durch den Haupteingang nach draußen kam. Die beiden blieben kurz stehen und schauten sich verdutzt an, bis sie merkten, dass sie aus dem selben Grund hier waren.

"Verschwinde wieder, Lan. In der Mail stand eindeutig, dass nur Officials nach Fire Island fahren sollen. Ich hab zwar keine Ahnung, warum du scheinbar auch benachrichtigt wurdest, aber ich rate dir im Guten dich nicht einzumischen. Es sei denn, du willst wieder dafür sorgen, dass alles schief geht und der Angreifer entkommt, so wie Kinoshita oder Smoke."

"Ach, halt die Klappe Chaud. Ich bin's wirklich langsam leid. Mr. Famous persönlich hat darauf bestanden, dass ich auch mitkommen soll und wenn dir das nicht passt, dann beschwer dich doch bei ihm. Und ich führe außerdem immer wieder gerne an, dass ich derjenige war, der Nebula und World Three besiegt hat. Nicht du!"

Chaud wurde langsam wirklich wütend. Dieser Hikari ging ihm allmählich gewaltig auf die Nerven.

"Wenn die Zeit nicht so knapp wäre, würden ich und ProtoMan dir eine Lektion erteilen. Niemand wagt es so mit mir zu reden! Wenn du willst, dann komm halt mit. Aber ich warne dich... solltest du mir in die Quere kommen, wird ProtoMan deinen Navi löschen und dieses Mal wirklich. Ohne Gnade!"

Lan schaute grummelnd hinterher, als Chaud die lange Treppe hinunterlief in Richtung des Hafens.

"Der Junge macht mich fertig.", seufzte er.

"Wem sagst du das... Wir haben doch schon öfters gemeinsam gegen die Bösen gekämpft. Was ist in letzter Zeit nur mit ihm los, dass er wieder so reagiert, wie damals?", fragte Megaman.

"Ich hab keine Ahnung und will es auch nicht wissen. Vermutlich ist er einfach nur ein arroganter Idiot. Kümmern wir uns nicht weiter drum."

Und so rannte auch Lan die Treppe hinunter.
 

Schließlich kam er am Hafen an. Riesige Tankerschiffe und Fähren lagen hier vor Anker und wurden mit Kisten beladen, die von ein paar Seefahrern aus großen Hangars geschleppt wurden. So nah an der Küste war es ein wenig windig, was ziemlich gut tat, wo doch die Luft wieder mal ziemlich warm war.

Direkt an der ersten Anlegestelle, an der Lan vorbeikam, stand eine kleine Fähre in der schon mehrere Officials saßen. Unter den Fahrgästen erblickte Lan auch Chaud und Mr. Famous. Und weiter hinten sogar seinen Vater!

"Also ist Dad doch auf den Weg dorthin! Ob das so gut ist, in seinem Zustand?"

"Wahrscheinlich nicht wirklich, aber so wie ich ihn kenne, wird es nichts nützen ihm davon abzuraten."

Seufzend ging Lan auf den rothaarigen Official zu, der die Tickets überprüfte. Der Mann schien noch sehr jung zu sein. Vielleicht noch nicht mal über zwanzig. Er hatte kurzes, im Nacken längeres Haar, was orange-rötlich war und er trug die Standarduniform eines Officials. Lan wollte an ihm vorbeigehen und das Schiff betreten, als er jedoch von ihm zurückgehalten wurde.

"Tut mir leid, Junge. Wir befinden uns auf einer wichtigen Mission. Für Kinder ist's hier zu gefährlich. Geh lieber wieder nach Hause."

Lan traute seinen Ohren nicht. Hatte der Typ ihn grade ein ,Kind' genannt??

"Aber ich habe auch die Mail von den Officials bekommen und soll mit nach Fire Island, um zu helfen!"

"Ach so, na ja... Wenn das so ist, dann zeig mir kurz deinen Ausweis und du darfst auch an Bord.", bat der junge Mann.

"Was denn für einen Ausweis?"

"Na deinen Official-Ausweis? Oder willst du mir etwa sagen, dass du keinen hast? Dann muss ich leider davon ausgehen, dass du nicht befugt bist mitzufahren und dich bitten wieder zu gehen."

"Was?! Ja aber... Haben sie noch nie von mir gehört??", fragte Lan, regelrecht entsetzt.

"Nein, sollte ich das denn?"

"Ich bin Lan Hikari!! Sagt ihnen das nicht etwas?"

"Nein, was bitte soll mir das denn sagen?"

Lan war der Verzweiflung nahe. Er konnte es nicht fassen. Dieser Typ hatte doch tatsächlich noch nie von 'Lan Hikari' gehört!

"Pass auf, Junge. Vielleicht magst du ja wirklich eine Mail bekommen haben. Aber ohne Ausweis muss ich davon ausgehen, dass du kein Official bist und somit stellt sich die Frage, ob du für so eine Mission eventuell nicht geeignet bist. Es ist nur zu deinem Besten, also geh lieber wieder."

"Würden sie ab und zu die Nachrichten verfolgen, wüssten sie, wer ich bin und ihnen wäre klar, dass ich mehr als nur in der Lage bin den Officials in dieser Sache zu helfen!"

"Okay, wir können es ja so machen... Das Schiff kann erst in ungefähr zehn Minuten abfahren, da der Captain noch nicht da ist. Wenn du es schaffst mich in dieser Zeit in einem Net-Battle zu besiegen, dann darfst du mitfahren, okay?"

"Das ist wirklich unerhört, aber gut... wie sie wollen!" Lan nahm sein PET in die Hand und machte das Verbindungskabel bereit.

"Lan?", wandte plötzlich Megaman ein. "Vielleicht wäre es einfacher Mr. Famous bescheid zu sagen, dass er eben bestätigen soll, dass du mitkommen darfst?"

Doch Lan hörte nicht wirklich auf seinen Navi.

"Du verstehst das nicht, Megaman. Hier geht's ums Prinzip. Der Kerl hat noch nie von mir gehört, also soll er erfahren, was für einen gewaltigen Fehler er begegangen hat, in dem er mich so beleidigt hat."

Kopfschüttelnd seufzte Megaman vor sich hin, machte sich aber schon auf den Kampf bereit.

"Also gut, Junge. Mal sehen, ob du GeyserMan schlagen kannst.", sprach der Official, als beide Gegner ihre PET's miteinander verlinkten.
 

Auf dem virtuellen Schlachtfeld standen sich nun Megaman und GeyserMan, ein Aqua-Navi, gegenüber. GeyserMan war stattlich groß, hell- und dunkelblau und besaß zwei schwere Hydrokanonen als Armwaffen, statt Händen. Sein Kopf war eimerförmig und vorne schauten durch zwei kleine Spalte seine Augen hervor. Sein Gesicht konnte man nicht erkennen, da er einen Mundschutz mit kunstvollen Verzierungen trug. Aus seinem Kopf spritzte eine kleine Wasserfontaine heraus. Wie ein Geysir! In seiner Brust hatte er einen roten, wunderschönen Kristall, in dem Megaman's Spiegelbild reflektiert wurde.

"Also gut, Megaman... So heißt du doch, oder? Lass uns gleich anfangen.", sprach GeyserMan mit einer eher tieferen Stimme, die von dem Mundschutz gedämmt wurde.

"Wie du willst... GeyserMan!"

Die beiden Navis stürzten aufeinander zu und rammten sich gegenseitig kräftig mit ihren Schultern, bei dem Versuch den jeweils anderen umzuwerfen. Da das nicht funktionierte sprang der Aqua-Navi ein Stück nach hinten zurück und begann wechselhaft mit seinen beiden Busterarmen Wasserfontainen auf Megaman zu feuern.

Megaman versuchte den Angriffen auszuweichen, wurde allerdings mehrfach getroffen. Auch wenn es nur Wasser war, so zog ein Treffer durch solch eine Fontaine einen ziehenden Schmerz nach sich.

"Hahahaha! Los, tanz Megaman!", brüllte GeyserMan vor Lachen, denn es sah wirklich so aus, als würde Megaman tanzen, als er versuchte den Wassergeschossen auszuweichen, die auf seine Füße gerichtet waren.

Doch durch geschicktes Bewegen seiner Füße gelang es Lan's Navi schnell einen Bewegungsrhythmus zu finden, bei dem kein Gegnergeschoss ihn mehr treffen konnte.

GeyserMan war sichtlich beeindruckt, als keine seiner Wasserstrahlen mehr Megaman's Füße, sondern den Boden daneben trafen. Doch das machte auch nichts. GeyserMan wartete einen Moment, feuerte jedoch weiter. Dann wechselte er allerdings das Ziel und feuerte wieder direkt auf Megaman's Oberkörper. Völlig überrascht von dem plötzlichen Zielwechsel, versuchte Megaman zur Seite zu springen, um dem Angriff auszuweichen, achtete aber nicht mehr auf den Boden, der klitsch nass von den trefferlosen Wasserfontainen war und rutschte aus.

"Was ein amüsanter Kampf.", schmunzelte der Official.

Lan war das ganze schon fast peinlich und er lief leicht rot an.

"Megaman, ich bitte dich... Versuch ein wenig stärker zu wirken und mach dich nicht zum Clown."

"Tut mir leid, Lan.", lachte der Navi verzweifelt, als er versuchte aufzustehen, aber immer wieder bei dem Versuch sich aufzurichten erneut ausrutschte und zu Boden fiel.

"Das ist schon gar nicht mehr lustig, sondern eher armselig...", seufzte GeyserMan kopfsenkend. Er ging auf Megaman zu und reichte ihm die Hand.

"So kann das nicht weitergehen, warte ich helfe dir..."

Etwas verdutzt, auf dem Bauch, am Boden liegend, drehte Megaman seinen Kopf zur Seite und erblickte seinen Gegner, der ihm die Hand zustreckte. Er hob seinen linken Arm und griff nach GeyserMan's Hand.

"Ehm... Danke..."

"Nichts zu danken. Ich kann das nicht länger mit ansehen. Wenn du wieder auf den Beinen bist, geht's aber direkt weiter."

"Okay..."

GeyserMan zog Megaman am Arm hoch, was aber schwieriger war, als es auf den ersten Blick zu sein schien. Megaman rutschte mit den Füßen in der fast vier Quadratmeter großen Pfütze immer wieder weg und landete beinahe wieder auf der Nase, hätte GeyserMan ihn nicht noch rechtzeitig halten können.

Allmählich wurde dem Official die Sache auch etwas peinlich. So etwas hatte er auch noch nie erlebt.

"Gleich ist es geschafft.", sprach GeyserMan, als Megaman halbwegs wieder stand und er ihn gerade aus der Pfütze ziehen wollte, doch dann rutschte Megaman erneut mit den Füßen weg und fiel ruckartig nach hinten, wobei er immer noch GeyserMan's Arm mit beiden Händen fest umklammert hielt. Laut plätschernd und wasserspritzend lagen plötzlich beide Navis mitten in der großen Pfütze.

Der rothaarige Official traute seinen Augen nicht.

"Das ist doch wohl nicht wahr!", stöhnte er laut und klatschte sich dabei mit der linken Hand gegen die Stirn.

Die beiden Navis versuchten sich wieder aufzurichten, indem sie sich an den jeweils anderen klammerten und versuchten sich an diesem abzustützen und hoch zudrücken, wobei sie sich allerdings nur selbst wieder zu Boden drückten und keinen Millimeter aus der Pfütze hinaus kamen.

"Jetzt hört auf ihr Zwei!", riss dem Official plötzlich der Geduldsfaden. "Legt euch flach auf den Boden und rollt euch seitwärts aus der Pfütze raus, was ist daran bitte so schwer??"

Die beiden, nun völlig durchnässten Navis, stutzten. Da hätten sie auch selbst drauf kommen können. Also legten sich beide auf den Bauch und krabbelten aus der digitalen Wasserpfütze heraus, was mehr als komisch und äußerst merkwürdig aussah. Lan tat sich schwer ein Lachen zu unterdrücken, obwohl es ihm gleichzeitig unheimlich peinlich war, was er da beobachtete.

Schließlich schafften die Navis es aus der Pfütze raus, richteten sich auf und klopften ihre Körper erst mal ein wenig trocken. Sie sahen sich kurz direkt in die Augen, wandten ihr Blicke aber schnell wieder ab, völlig verschämt. Ein Glück, dass man sein Gesicht nicht sehen konnte unter dieser Maske, dachte sich GeyserMan. Ansonsten hätte man sehen können, wie sein Kopf knallrot vor Scham angelaufen war.

Ähnlich, wie ihre Navis, reagierten auch die Operator und schauten sich kurz an, wandten dann aber schnell den Blick ab.

"Das ist niemals geschehen, verstanden?", sprach der Official, ziemlich schnell und fast undeutlich.

"Ich habe nichts gesehen.", antwortete Lan.

Die beiden Navis nahmen wieder ihre Kampfpositionen ein, entfernten sich aber von der 'unsäglichen' Pfütze.

"Ähem...", räusperte sich GeyserMan, als er wieder eine ernste Haltung einnahm. "Also, weiter geht's!"

GeyserMan startete seinen nächsten Angriff, in dem er die Arme auf den Boden stützte und sich so auf allen Vieren befand. Er schaute Megaman kurz an und senkte dann den Kopf, so dass die kleine Wasserfontaine die daraus spritzte in die Richtung des blauen Navis deutete.

Schlimmes ahnend, nahm Megaman direkt eine Abwehrposition ein und verschränkte die Arme vor dem Gesicht. Gerade noch schnell genug, um der gewaltigen Wasserfontaine, die aus GeyserMan's Kopf geschossen kam, standzuhalten.

"Aqua-Stream!!", schrie der auf dem Wasserelement basierende Navi, als er die Stärke des Strahls erhöhte.

Megaman wurde immer weiter nach hinten gedrückt. Seine Arme zitterten bei dem Versuch das Wasser abzublocken. Er schloss die Augen und biss die Zähne zusammen und versuchte sich mit aller Kraft dagegen zu stemmen.

"Okay, jetzt wird es Zeit, dass ich auch mal eingreife!", sprach Lan, als er den ersten Battle Chip in sein PET steckte. "Mettaur Guard, Slot-In!"

Augenblicklich materialisierte sich an einem von Megaman's Armen ein großer, gelber Mettaur-Schild, der nun den Wasserstrahl abblockte.

"Hey, gut aufgepasst und mitgedacht, Lan! Weiter so!"

"Keine Sorge, ich hab hier noch etwas! Elec Blade, Slot-In!"

Und schon war der nächste Chip unterwegs, der einen Moment später Megaman's freien Busterarm in eine elektronisch geladene Lichtklinge verwandelte.

"Nimm dich in Acht GeyserMan!!", warnte der Official seinen Navi, doch Megaman war schneller. Er sprang zur Seite und tauchte das ElecBlade ohne zu zögern in den Aqua-Stream ein, worauf die Elektrizität umgänglich direkt zu GeyserMan, in nur einem Hundertstel Bruchteil einer Sekunde, weitergeleitet wurde und den Navi total elektrisierte.

Rauchend kippte er nach hinten, als der Schockschlag vorüber war. Doch er war noch nicht besiegt! Er richtete sich stolpernd und schwankend wieder auf. Er hatte ziemliche Probleme das Gleichgewicht zu halten und taumelte ein wenig durch die Gegend.

"Ich fass das einfach nicht..." Der Official war schon fast am Ende. Er war zwar erst 19 Jahre alt, aber so etwas hatte er bisher noch nicht zu sehen bekommen.

"Okay, Megaman! Das sollte kein Problem mehr sein. Gib ihm den Rest und beende diesen lächerlichen Kampf."

"Alles klar, Lan!"

Also stürmte Megaman zu einem finalen Schlag auf GeyserMan zu, die Klinge hoch erhoben.

Der junge Official konnte das nicht mehr mit ansehen und hielt sich die Augen zu. Doch als Lan's Navi Schwung holte und die Klinge auf seinen Gegner zusausen ließ, fiel der plötzlich, immer noch schwankend, nach rechts, worauf der Schlag sein Ziel verfehlte.

"Ui, was für 'ne Süße bist du denn?", fragte GeyserMan mit verschwommenem Blick sein Gegenüber, als er sich wieder aufrappelte.

Starr vor Unglauben über diesen seltsamen Kommentar, starrte Megaman seinen Gegner an, der plötzlich vornüber kippte, im Fall eine seitliche Drehung vollzog und dabei dem blauen Navi einen Ellbogen in die Rippen rammte, worauf dieser auch zu Boden fiel.

Lan klappte die Kinnlade runter. War das gerade wirklich passiert? Oder war das nur ein böser Traum? Der Official hatte die Augen zwar wieder geöffnet, aber er wünschte sich, er hätte sie doch geschlossen gelassen.

Während Megaman schweratmend, mit einem vom Schmerz verzerrten Gesicht, sich seine Seite hielt und sich auf dem Boden hin und her wälzte, versuchte sich sein Gegner wieder aufzurichten, wobei dieser aber kläglich scheiterte und noch ein weiteres mal nach vorne kippte, mit dem Kopf auf den Boden schlug und sich, nicht ganz gewollt, vorwärts abrollte und in einer höchst verworrenen Position zum Liegen kam.

"Hey, meine Süße... wir haben uns doch erst grad kennen gelernt... das geht mir doch etwas zu schnell...", murmelte der vollkommen verwirrte Aqua-Navi vor sich hin.

"Womit habe ich nur solch einen Navi verdient?"

Auch Lan war kurz davor sich diese Frage zu stellen, aber dann nahm er einen Recovery Chip, um Megaman von seinen Schmerzen zu erlösen.

"Danke, Lan..."

"Nichts zu danken, sieh zu, dass du wieder auf die Beine kommst und dem Kampf endlich ein Ende bereitest."

"Ja, jetzt ist wirklich mal Schluss mit diesen Lächerlichkeiten. Poltergeist, Slot-In!", sprach der Official, als er einen Poltergeist-Chip herunterlud, welcher eigentlich dafür gedacht war einen Navi zu verwirren, da GeyserMan aber schon verwirrt war, erzielte der Chip den Gegeneffekt.

"Was... Was ist los? Wo bin ich??", wachte GeyserMan plötzlich schreckhaft auf und warf Blicke in alle möglichen Richtungen und hielt sich anschließend den Kopf.

"GeyserMan... Dieser Kampf war bisher eine völlige Katastrophe. Bitte beende ihn wenigstens einigermaßen ehrenvoll."

"Ehm... Na, ja okay! Tut mir leid."

Erneut stellten sich die beiden Navis gegenüber um einen weiteren Anlauf für einen Kampf zu probieren.

"So... Jetzt werde ich dir mal zeigen, warum man mich GeyserMan nennt!!"

"Na da bin ich mal gespannt..."

GeyserMan hob seine Busterarme, konzentrierte sich und schlug sie fest in den Boden unter seinen Füßen. Megaman schaute etwas verwirrt, als sein Gegner damit begann, Wasser in den Boden zu pumpen, doch als auf einmal der Boden zu beben begann, bahnte sich eine böse Vorahnung an...

Arrival on the Island of Fire

GeyserMan stand in einer geduckten Haltung, mit den Armkanonen in den Boden geschlagen, direkt gegenüber von Megaman, welcher nicht wusste, wie er nun reagieren sollte.

Der Aqua-Navi ließ seine Buster auf Hochtouren laufen und pumpte immer mehr Wasser in die virtuelle Erde, so dass der Boden zu beben begann.

Megaman musste sein Gewicht ausgleichen um nicht nach einem heftigeren Beben gleich umgeworfen zu werden.

Lan beobachtete das Ganze ebenfalls erst ideenlos, doch dann sammelte er wieder all seine Sinne und bereitete den nächsten Chip vor. So eine gute Angriffsmöglichkeit durfte nicht vergeudet werden!

Der Boden vibrierte immer stärker und Megaman fühlte sich so, als würden seine Innereien einmal kräftig durchgeschüttelt. 'Was soll das sein? Ein Erdbebenangriff?', fragte sich der Navi, da er nicht wusste, was GeyserMan damit erreichen wollte. Doch dann kam endlich Lan zum Einsatz, oder eher gesagt, sein nächster Chip!

"ZapRing, Slot-In!", rief er, als er den Chip runterlud und Megaman's Buster sich in einen Schockringwerfer transformierte. "GeyserMan ist schutzlos! Greif ihn an, solange es geht!"

"Alles klar!" Und schon streckte Lan's Navi seinen Buster in Richtung GeyserMan und stützte ihn mit der anderen Hand ab, um durch das Beben beim Anvisieren nicht zu verwackeln. Daneben zu schießen, konnte er sich nicht erlauben.

GeyserMan beobachtete seinen Gegner reaktionslos, als wäre es ihm egal gewesen, und pumpte beständig weiter Wasser in den Boden.

Megaman feuerte den ZapRing ab. Ein elektrisch geladener, hellleuchtender Ring flog auf den Aqua-Navi zu, doch dieser kümmerte sich noch immer nicht großartig darum.

Ein erneutes, heftigeres Beben hätte Megaman beinahe zu Boden befördert, als er auch noch durch den Rückschlag seines Busters, nach dem Schuss, ein wenig das Gleichgewicht verloren hatte. Bei dem Beben passierte dies schneller, als auf ruhigem, unbewegtem Boden.

Doch er konnte sich halten. Jedenfalls fast. Er musste in die Hocke gehen und sich mit einem Arm am Boden abstützen, um nicht komplett umzukippen.

GeyserMan beobachtete wie das elektrische Geschoss immer näher und schneller auf ihn zugeflogen kam. Schließlich begann er doch eine Abwehrhaltung einzunehmen, nachdem er endlich damit aufgehört hatte, weiter Wasser in die Erde zu schießen.

Er erzeugte mit seinem linken Buster schnell ein AquaBlade und schlug den ZapRing in zwei, dass dieser sich sofort auflöste. Dann wandte er sich wieder seinem Gegner zu.

"Endlich fertig? Kann's also weitergehen?", fragte Megaman, der immer noch nicht verstehen konnte, was diese Aktion nun zu bedeuten hatte.

"Sicher doch. Ich bin soweit!"

Nachdem Lan seinem Navi ein weiteres ElecBlade zugeschickt hatte, nachdem sich das Erste bereits wieder aufgelöst hatte, rannten die beiden Navis, das Schwert jeweils auf den anderen richtend, aufeinander zu.

Ein gleißender Blitz erhellte die Umgebung, als die Schwerter aufeinander trafen. GeyserMan erfuhr einen leichten Stromschlag, da sich die Elektrizität des ElecBlade's auf sein AquaBlade übertrug, und so zog er seine Waffe schnell wieder zurück.

"Na warte, pass auf, jetzt geht's erst richtig los!", rief der Aqua-Navi im Nach-hinten-springen. Megaman rannte seinem Gegner ohne zu zögern hinterher und reckte das ElecBlade nach vorn. Doch wieder schien GeyserMan sich nicht für die Aktion seines Feindes zu interessieren und blieb einfach stehen, hob seine Arme und beobachtete Megaman, wie er näher kam.

"Sei vorsichtig, Megaman! Der führt was im Schilde!!", warnte Lan seinen Navi.

"Wenn ich nur wüsste was...", kam es leise zurück.

"Gleich wirst du es erfahren. GeyserMan! Zeig's ihm!"

Plötzlich begann der Boden erneut zu beben und Megaman wurde in seinem Lauf durchgeschüttelt, blieb aber auf den Beinen und verlor sein Ziel nicht aus den Augen.

Er war nur wenige Meter von seinem Gegner entfernt. Es fehlte nicht mehr viel und er konnte ihm das Schwert direkt durch die Brust rammen und den Kampf so beenden. Doch mit einem Male wurde das Beben so stark, dass der Boden rissig wurde und Megaman nach vorn stolperte und auf der Erde entlang rutschte.

"Megaman!!!"

"Und jetzt erfährst du, warum man mich GeyserMan nennt, Kleiner! Haaaaa!!!"

GeyserMan stieß einen lauten, kraftvollen Schrei aus, als plötzlich der Boden unter Megaman zersprang und ein gewaltiger, heißer Geysir den blauen Navi in die Luft schoss.

Im Flug löste sich das ElecBlade wieder auf. Megaman wurde im hohen Bogen nach oben befördert. Mindestens zwanzig Meter hoch. Es gab einen lauten Knall, als der Navi sich wieder gen Boden näherte und in einem Haufen Trümmer, von dem gesprengten Erdboden, landete.

"Na bitte... allmählich nimmt der Kampf Form an. Aber wir sollten trotzdem nicht vergessen, dass ein Zeitlimit aufgesetzt ist, also... GeyserMan? Bring es zu Ende."

Der Aqua-Navi folgte dem Befehl seines Operators und ließ eine weitere Wasserfontaine aus dem Boden schießen, wieder genau unter Megaman. Wie durch ein Katapult wurde der Navi durch die Luft geschleudert und blieb nach einer weiteren, harten Landung regungslos am Boden liegen.

Lan dachte nach. Wie konnte er den Kampf noch zu seinen Gunsten wenden? Zuerst brauchte er einen Recovery Chip. Also verlor er keine Zeit und warf den ersten, den er fand in sein PET ein.

Megaman's Energie wurde langsam wieder hergestellt und er kam wieder rechtzeitig zu Bewusstsein, um einem weiteren Geysir, der unter ihm brodelte, durch eine schnelle Seitwärtsrolle zu entkommen.

"Jetzt verstehe ich!", sprach der Navi aufgeregt, als er sich schnell in Bewegung setzte um einer vierten Fontaine zu entkommen. "GeyserMan kontrolliert das Wasser, dass er in den Boden gepumpt hat. Er kann es zu jeder Zeit, an jeder Stelle herausschießen lassen!!"

Und das tat GeyserMan auch. Da Megaman nun wie wild hin und her rannte, konnte GeyserMan nicht mehr so genau zielen und ließ, mehr oder weniger, zufallsmäßig einige Geysire emporschießen. Auch wenn Megaman den Wasserangriffen durch geschickte Ausweichmanöver entkommen konnte, so spritzten ihm doch immer wieder heiße Partikel des Wassers ins Gesicht oder auf den Körper, die brennende Schmerzen hinterließen. Das Wasser musste eine enorme Temperatur haben...

'GeyserMan ist schutzlos', dachte sich Lan. 'Er bleibt nur stehen und kontrolliert seine Angriffe. Vielleicht kann ich etwas ähnliches wie im Kampf gegen Aquaris probieren, indem ich das Wasser nutze, welches das Kampffeld nass gemacht hat.'

Lan verschaffte sich über sein PET einen Überblick vom Schlachtfeld. Die Geysire hatten dafür gesorgt, dass der Boden an vielen Stellen komplett nass oder mit Pfützen bedeckt war. Vielleicht konnte er auch hier Elektrizität über den Boden leiten, um GeyserMan zu treffen und zu besiegen! Er schnappte sich sofort die Chips, die er dafür brauchte.

Megaman war derweil immer noch verzweifelt dabei Gegnerattacken auszuweichen und sich selbst eine Strategie auszudenken, hoffte aber auf baldige Hilfe seines Operators.

"Okay, Megaman!! Es geht los... Tu genau, was ich dir sage!"

"Alles klar, Lan!", antwortete der Navi erleichtert, aber völlig außer Puste.

Der Official beobachtete Lan fragend. Allmählich schien ihm das Gesicht des Jungen doch bekannt vorzukommen.

Ein weiteres Beben erschütterte den Boden und ließ Megaman auf alle Viere fallen. Endlich konnte GeyserMan wieder einen gezielten Treffer landen!! Doch bevor es dazu kam, gelang es Lan seinen Navi noch schnell mit einem Invisible Chip, für einen kurzen Zeitraum zu schützen, so dass der nächste Geysir seinem Megaman nichts antun konnte. Jetzt musste nur noch die restliche Zeit genutzt werden, in der der Invisible Chip aktiv war!

"Das wird eine Chip Combo, also sei für alles bereit! Erster Chip! Bubbler, Slot-In!"

Und schon waren die ersten Chipdaten auf dem Weg zu dem blauen Navi, der sich fragte, was Lan mit einem Aqua-Chip gegen einen Aqua-Navi ausrichten wollte.

"Bub-V, Slot-In!", kam der Zweite und anschließend der dritte Chip. "Und Bub Side, Slot-In! ... Program Advance, Bub-Spreader!!"

Megaman's Körper begann leuchtend blau zu strahlen, als die Kraft des Program Advance ihn durchfuhr.

"Und was willst du damit jetzt anstellen? Meinem Navi einen Powerschub geben, oder was?", lachte der Official laut los.

"Sie werden sich noch wundern. Los, Megaman! Feuer auf GeyserMan!!"

"Aber, das wird ihm nichts antun..."

"Tu es einfach!"

Der blaue Navi zögerte. Konnte das wirklich irgendwas bringen? Er hoffte einfach, Lan hätte sich eine gute Strategie ausgedacht und vertraute auf dessen Fähigkeiten...

"Okay, wie du willst..."

Und so feuerte Megaman einen gewaltigen blauen Strahl auf seinen Gegner, der sich im Flug teilte und zu einer großen, mächtigen Welle wurde, die alle Trümmer beiseite spülte, die auf dem Boden lagen. GeyserMan blieb lachend stehen, streckte die Arme aus und erfreute sich an dieser kleinen Energiedusche, die seine Kraft wieder auffüllte.

"Ich danke dir, das tat wirklich gut."

"Toll, Lan... Und jetzt?? Jetzt ist er wieder stärker als vorher!", fluchte Megaman laut seinem Operator zu.

"Hey, ich weiß schon was ich tue. Jetzt geht es doch erst richtig los... ThunderStrike, Slot-In!"

GeyserMan bereitete den nächsten Angriff vor, als er plötzlich realisierte, was Lan in Wirklichkeit beabsichtigte. Der komplette Boden, von Megaman bis hin zu GeyserMan war nun eine einzige, große Pfütze. Ein Elektroangriff da rein, konnte GeyserMan mit einem Schlag vernichten!

"Moment mal... Jetzt verstehe ich! Tut mir leid, ich hatte einen Moment lang schon an deinen Fähigkeiten gezweifelt, aber jetzt bring ich es zu Ende!", rief der Navi, als er auch endlich verstand was Lan vorhatte.

Er schlug mit der Hand nach unten und aus der Luft feuerte ein heftiger Blitz in den Boden direkt vor ihm, erhellte das komplette Gebiet und zog einen tosenden, ohrenbetäubenden Knall hinter sich her. Unmittelbar darauf wurde die gesamte Elektrizität über den nassen Boden weitergeleitet. Megaman brachte sich mit einem Double-Jump, den er von Lan bekommen hatte in Sicherheit, doch GeyserMan ging in einer rauchenden Explosion unter.

"Woah! Ich glaube, das war's!", freute sich der blaue Navi, als er langsam wieder zu Boden fiel. Diesen Angriff konnte GeyserMan nicht überstehen.

"Das denke ich eher nicht...", kam es leise von GeyserMan's Operator zurück, als er den Chip aus seinem PET zog, den er gerade eingesetzt hatte und ihn im hellen Sonnenlicht seinem Gegner offenbarte.

"Anti-Elec!?", schrie Lan fassungslos auf, als er den Chip erkannte.

"Dachtest du ich wäre auf so was nicht vorbereitet? Mein Navi besitzt eine elementare Schwäche, also habe ich genügend Chips parat, diese auszugleichen. Nicht schlecht, was?"

Lan konnte sich richtig ärgern. Sein schöner Plan... alles umsonst! Machtlos schaute er auf sein PET und sah zu, wie die Rauchwolke um GeyserMan verschwand und vor ihm eine kleine, blitzende Maschine erschien, die die Energie des Blitzes absorbiert hatte und genauso heftig wieder auf ihren Entlader zurückwarf.

Als Megaman auf dem Boden aufkam, wurde er sofort von dem hagelnden Blitzfeuer weit nach hinten geschleudert. Dieser Angriff war zu viel für ihn. Megaman war besiegt...
 

Lan konnte das einfach nicht glauben. Fassungslos starrte er auf den Bildschirm seines PET's.

GeyserMan hatte Megaman vernichtend geschlagen...

Der Official entfernte das Verbindungskabel und hängte sich sein PET wieder an den Gürtel.

"Tja, tut mir leid, Kleiner. So wie es aussieht wirst du wohl nicht mitfahren können."

Enttäuscht sackte Lan auf die Knie. Wie konnte er besiegt werden? Er hatte so gut wie noch keinen Net-Battle verloren. Wie also konnte das passieren? Er hatte doch alles genauestens durchdacht...

Plötzlich trat jemand neben Lan und legte ihm die Hand auf die Schulter. Lan schaute verwirrt nach oben. Ein bisschen von der Sonne geblendet, war es ihm allerdings trotzdem möglich die Person auf Anhieb zu erkennen. Dieser weiße Wissenschaftlerkittel, darunter das orangefarbene T-Shirt mit der roten 15, die schwarze Hose, das stachelige, kurze, braune Haar... und natürlich die verspiegelte Sonnenbrille. Es war kein anderer als Mr. Famous höchstpersönlich!

"Oh, Mr. Famous. Kann ich etwas für sie tun?", fragte der Official plötzlich, als er eine grade Haltung eingenommen hatte.

Mr. Famous half Lan wieder auf die Beine und schüttelte ihm zur Begrüßung die Hand.

"Ist schon gut, Jim. Ich weiß, dass sie nur ihre Pflicht getan haben, aber ich hatte den Jungen persönlich herbestellt."

Lan warf dem Official einen grimmigen Blick zu, nachdem Mr. Famous endlich bestätigt hatte, was Lan schon die ganze Zeit sagte. "Da, sehen sie?"

Der Official begann leicht zu lachen, trat dann einen Schritt auf Lan zu und streckte ihm die offene Hand hin. Lan beobachtete ihn eine Weile fragend, bis er endlich einschlug und sich die beiden ebenfalls die Hände schüttelten.

"Du bist Lan Hikari, der Held, der World Three und Nebula besiegt hat. Jetzt weiß ich wer du bist. Ich hoffe du kannst mir verzeihen, ich bin noch nicht so lange hier in Electopia. Da von wo ich herkomme, bekommt man solche Sachen nicht in so großem Umfang mit, wie hier."

Lan blickte ihn erst skeptisch an, begann dann aber auch zu lächeln.

"Ich muss sagen, du bist ein wirklich starker Kämpfer, so wie man es dir nachsagt."

"Ja, aber ihren GeyserMan zu besiegen, dazu war ich nicht in der Lage. Ihr Navi ist wirklich stark. Und sie sind auch ein sehr guter Operator. Mit diesem letzten Angriff hätte ich niemals gerechnet.", gab Lan offen zu.

"Das ist es, was einen guten Operator ausmacht. Seinen Gegner zu überraschen. Bei einem Navi mit elementarer Schwäche denkt jeder sofort, mit dem richtigen Element sei er leicht zu besiegen. Und genau dieses Fehldenken mache ich mir zunutze, wie du es und vor allem dein Navi wohl gemerkt habt. Es war ein wirklich spannender Kampf. Einen so starken und vor allem trickreichen Gegner hatte ich schon lange nicht mehr. Ich hoffe auf einen baldigen Rückkampf." Der Official zwinkerte Lan fröhlich zu und überreichte ihm einen Battle Chip.

"Mir tut dieses Missverständnis wirklich furchtbar leid. Ich hoffe dieser Chip kann es wieder gutmachen."

Lan nahm den Chip erstaunt entgegen. Es war GeyserMan's Navi-Chip auf dem auch dessen Daten gespeichert waren. Er hatte eine etwas andere Form als gewöhnliche Battle Chips, aber er passte dennoch in ein PET.

"Was ist das für ein Chip?", fragte Lan neugierig.

"Auf diesem Chip sind GeyserMan's Daten gespeichert. Wenn du ihn einsetzt harmonieren die Seele von Megaman und GeyserMan für einen bestimmten Zeitraum miteinander. Dein Megaman wird mit sämtlichen von GeyserMan's Fähigkeiten ausgestattet, behält aber auch seine eigenen Angriffe. Man nennt das Ganze auch Soul-Unison."

Lan konnte das nicht glauben. Mit diesem Chip war es doch tatsächlich möglich eine Soul-Unison zu vollziehen!

"Vielen Dank, Mr. ..." Lan hielt inne. Er wusste noch immer nicht, wie sein Gegner nun hieß.

"Duncan. Jim Duncan, aber du kannst mich ruhig Jim nennen."

"Vielen Dank, Jim. Ich hoffe auch, wir werden bald die Möglichkeit zu einer Revanche haben. Dann werden ich und Megaman uns besser schlagen. Aber momentan haben wir noch eine Aufgabe zu erfüllen."

Lan schaute zu Mr. Famous rüber, der ihm ernst zunickte. Die beiden verabschiedeten sich von Jim und gingen gemeinsam an Bord, wo sie sich neben Lan's Vater setzten. Der Kapitän war nun auch endlich eingetroffen und verlor keine Zeit, sondern ging gleich in die höher gelegene Steuerkabine und startete die Motoren der kleinen Fähre.

Jim blieb an der Anlegestelle zurück und schaute dem Boot hinterher, als es den Hafen verließ und auf eine Insel, in nicht allzu weiter Entfernung, zufuhr.

Lan saß zwischen Mr. Famous und seinem Vater. Dr. Hikari war nicht besonders begeistert davon seinen Sohn auch unter den Anwesenden zu finden, aber da Lan vermutlich genauso in Bezug auf ihn dachte, sagte er nichts sondern kam gleich zum Thema.

"Also gut, Mr. Famous. Sie sagten jemand habe das Labor auf Fire Island unter seine Kontrolle gebracht und versucht die Fire Armor in seine Finger zu bekommen?"

"Ja. Vor nicht ganz einer halben Stunde erreichte uns ein Notsignal von Fire Island. Im Labor, in dem die neue Fire Armor einigen Tests unterzogen werden sollte war ein Feuer ausgebrochen. Die Ursache war noch unbekannt, aber mittlerweile wissen wir, dass es ein Navi war. Die Wissenschaftler konnten alle aus dem Labor entkommen, aber als das Rettungsteam eintraf um das Feuer zu löschen, waren alle Türen verriegelt. Irgendjemand muss sich dort drin befinden, dass Labor von innen elektronisch verriegelt haben und scheint dabei zu sein die Sicherheitscodes für die Rüstung zu knacken."

"Hat denn noch niemand versucht mit Hilfe seines Navis die Türen zu entriegeln?", fragte Lan neugierig.

"Doch schon, aber sie wurden alle innerhalb kürzester Zeit von diesem Navi gelöscht. Es scheint sich dabei um einen Feuer-Navi zu handeln, der mit großer Sicherheit auch irgendwie das Feuer ausgelöst haben muss. Wir wissen nur noch nicht genau wie. Aber eines wissen wir definitiv. Wer auch immer das ist, er hat mit Kinoshita und Smoke zusammengearbeitet.", erklärte Mr. Famous weiter.

"Was macht sie da so sicher?", wollte nun Lan's Vater wissen.

"Wir haben herausgefunden, dass eine größere Organisation dahinter zu stecken scheint. Aber nicht World Three und auch nicht Nebula oder Gospel. Jemand anderes. Die Informationen, die gebraucht wurden, um an diese Rüstung und ohne große Probleme in das Labor zu gelangen sind identisch mit den Informationen aus den Daten, die aus der Schule gestohlen und ihnen abgenommen wurden, Dr. Hikari."

Die Drei schwiegen einen Moment, um sich alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Die anderen Officials, die sich ebenfalls an Bord befanden unterhielten sich aufgeregt und versuchten ebenfalls Problemlösungen zu finden. Das Meer war ruhig und friedlich. Kaum eine Welle war zu sehen. Nur die Wasserverdrängung der kleinen Fähre erzeugte leichte Wellen. Je näher sie Fire Island kamen, desto wärmer wurde die Luft.

Fire Island war nicht sehr groß. Es gab einen winzigen Hafen, einige Gebäude mit Geschäften, die notwendig waren, ein Hotel und natürlich das berühmte Hitze-Labor auf der Spitze des nun schon seit drei Jahren inaktiven Vulkans. Der Vulkan konnte zwar nicht mehr ausbrechen, enthielt aber immer noch eine Menge Magma dessen Hitze in Wärmeenergie umgewandelt wurde, womit die Insel und hauptsächlich das Labor mit Strom versorgt wurden.

Schließlich ergriff Dr. Hikari wieder das Wort.

"Wie werden wir denn vorgehen, wenn wir eingetroffen sind?"

"Nun ja, einige von uns werden versuchen die Feuer zu löschen, während die anderen das Gebiet sichern und versuchen die Schlösser der Eingangstüren zu entriegeln. Bei letzterer Aufgabe dachte ich hauptsächlich an Lan und Chaud. Da unsere Official-Navis scheinbar zu schwach sind diesen Feuer-Navi zu besiegen, sollten es lieber ProtoMan und Megaman probieren. Nachdem, was die beiden schon alles geleistet haben, denke ich, werden sie keine Probleme damit haben.", instruierte Mr. Famous die beiden Hikari's, als sich plötzlich Chaud einmischte, der eine Reihe hinter den dreien saß und zugehört hatte.

"Ich und ProtoMan werden das auch alleine schaffen. Es ist völlig unnötig, dass Lan-", doch er wurde von Mr. Famous unterbrochen, der in dieser Sache keinen Widerspruch duldete.

"Nein, ihr werdet das zusammen erledigen. Auch wenn eure Navis stärker sind als unsere, ist damit das Risiko ebenfalls besiegt zu werden nicht gleich Null. Wir dürfen uns keine Fehler erlauben. Deshalb werde ich mich persönlich darum kümmern, dass der Angreifer nicht entkommen kann, so wie es Kinoshita und Smoke gelungen ist. Die Fire Armor darf unter keinen Umständen in deren Hände fallen! Ist das klar?"

Grummelnd nickte Chaud und setzte sich wieder zurück. Er wollte partout nicht mit Lan zusammenarbeiten. Das war das Schlimmste, was überhaupt nur geschehen konnte.

Ähnlich fühlte sich Lan, doch Mr. Famous hatte Recht. Fehler durften nicht gemacht werden.
 

Nach einer nicht ganz zehnminütigen Fahrt kam das Boot schließlich an der kleinen Anlegestelle im Hafen von Fire Island an.

Einige Officials standen auf einem Übergang aus Holz, auf den die Fähre zugefahren kam.

Sie warfen den Leuten, die auf dem Boot standen, einige dicke Seile zu und zogen es an die Anlegestelle heran. Alles weitere geschah innerhalb weniger Minuten.

Die Officials stiegen einer nach dem anderen von Bord, folgten Mr. Famous, welcher die Führung übernahm und machten sich auf den Weg zum Vulkan, welcher zentral auf der Insel gelegen war.

Lan war ganz aufgeregt und wischte sich erste Schweißperlen von der Stirn. Es war wirklich extrem warm auf der Insel. Er fragte sich, wie die Wissenschaftler es dort nur aushalten konnten.

Die Gruppe, bestehend aus fast zwanzig Officials, rannte durch den kleinen Hafen, an einigen Lagerhallen vorbei und auf ein etwas größeres Gerüst zu, an dem Metalltreppen einen Felsvorsprung hoch führten. Mr. Famous war als erster ganz oben und lief über den rot-bräunlichen Fels auf den Vulkan zu, um den herum ein längerer Pfad führte, der sich spiralförmig bis zur Spitze zog, die von dicken Metallplatten geschlossen war.

Man hatte den Vulkan von oben zuerst mit Beton versiegelt und hinterher mehrere Gesteins- und Metallschichten drübergebaut, auf denen sich nun das Hitze-Labor befand.

Das Labor war recht groß, vom Grundriss her rechteckig, besaß aber ein kuppelförmiges Dach. Aus kleinen Lüftungsschächten und nicht geschlossenen Öffnungen trat schwarzer Qualm aus und je näher man dem Labor kam, desto heißer wurde die Luft.

Als die Gruppe schließlich oben angekommen war und vor dem Labor stand, wies Mr. Famous gleich seine Leute an, verschiedene Geräte herbeizuholen, alles vorzubereiten und erläuterte ihnen ihre Aufgaben.

Einige Officials holten schon Löschwerkzeuge herbei. Die Leute, die sich schon länger am Labor befanden und versuchten das Feuer irgendwie zu löschen eilten ebenfalls direkt herbei, um irgendwie zu helfen.

Lan schaute sich verwirrt in der entstehenden Aufregung um und wusste nicht genau, was er nun tun sollte, bis schließlich Dr. Hikari und Chaud auf ihn zukamen.

"Lan!", rief ihm sein Vater zu. " Ich habe gerade mit Mr. Famous gesprochen. Er hat mir gesagt, was ihr beide zu tun habt, also hört genau zu."

Immer noch nicht sehr begeistert von dieser Idee zusammenarbeiten zu müssen, stellten sich Lan und Chaud nebeneinander und hörten genau zu, was Dr. Hikari ihnen zu sagen hatte.

"Es gibt zwei Eingänge. Bei einem ist jedoch das Jack-In-Terminal defekt und somit bleibt euch nur der Haupteingang. Ihr müsst euch dennoch aufteilen. Direkt im Eingangsbereich hat sich ein großes Feuer ausgebreitet, im Innern des Labors. Es wird noch etwas dauern, bis das Lösch-Team soweit ist, deshalb muss die Wassersprengeranlage vom Eingangsbereich aktiviert werden. Die dürfte ausreichen, um das Feuer erst mal ein wenig zu dämmen. Scheinbar gibt es eine Fehlfunktion im Löschsystem, da die Sprenger sich automatisch hätten aktivieren sollen. Nun müssen alle einzeln gestartet werden. Einer von euch wird sich also in die Tür einloggen und sie öffnen, während der andere auf der Rückseite des Gebäudes an den Sicherungskasten geht und den Wassersprenger aktiviert, verstanden?"

Die beiden Jungs nickten zuversichtlich und entschlossen. Dr. Hikari blickte sie noch einmal verunsichert an.

"Und sollte einer von euch Probleme haben, dann kommt ihm der andere zur Hilfe, verstanden? Man merkt, dass ihr nicht zusammenarbeiten wollt, aber es ist wichtig. Passt auf euch auf."

Dr. Hikari strich seinem Sohn noch einmal durch die Haare, bevor er sich abwendete und wieder auf Mr. Famous zuging. Die beiden Rivalen starrten sich wortlos an und setzten sich endlich in Bewegung.

"Wer macht was?", fragte Lan, als sie zum Haupteingang herüberliefen.

"Ich kümmere mich um die Tür, du dich um den Sicherungskasten. Und Lan... Nur weil dein Vater und Mr. Famous gesagt haben, wir müssen zusammenhalten, heißt das noch lange nicht, dass ich mein Versprechen nicht einlösen werde. Wag es bloß nicht mir dazwischen zu funken!"

Lan sagte darauf hin nichts. Es hätte ja doch nichts gebracht. Chaud regte ihn in letzter Zeit nur noch auf. Warum konnte der Idiot nicht einfach einsehen, dass sie nun eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hatten und Rivalität da nicht gestattet werden konnte, sollte das Unterfangen erfolgreich enden? Aber Lan widersprach nicht, weil er sich nicht auf noch einen weiteren Streit einlassen wollte.

Am Haupteingang trennten sich die Zwei. Chaud blieb an der Metalltür, holte sein PET hervor und steckte das Verbindungskabel in das Terminal, während Lan um das Gebäude herumlief.

"Jack-In, ProtoMan! Transmit!"

Und schon waren ProtoMan's Daten unterwegs. Chaud fragte sich mit welchem Navi er es wohl zu tun bekommen würde. Aber er war zuversichtlich den Kampf schnell und siegreich zu absolvieren...
 

Lan beeilte sich und legte auf den letzten Metern noch einen Schritt zu. Im Lauf holte er sein PET hervor und hielt das Kabel schon bereit.

Der Sicherungskasten war groß, blau und metallisch. Er war auf der Rückwand des Labors befestigt, neben dem defekten Hintereingang. Lan öffnete den Kasten, welcher wohl unverschlossen gewesen sein musste und entdeckte einen Jack-In-Port. Er schloss sein PET an und loggte seinen blauen Navi-Freund ein...

"Jack-In, Megaman! Execute!"
 

Megaman fand sich schließlich im Notfall-System des Hitze-Labors wieder. Er überschaute die kleine Plattform, auf der er sich befand. Sie war rot-bräunlich mit quadratischen Feldern.

Es herrschte eine enorme Hitze in dem Gebiet. Die Luft schien zu flimmern und unter der Plattform her stieg Rauch auf.

Megaman riskierte einen neugierigen Blick über den Plattformrand und entdeckte unter ihr ein gewaltiges Lavabecken.

"Wow, meine Güte. Hier geht's ziemlich heiß her..."

"Alles in Ordnung, Megaman? Kannst du schon etwas erkennen?"

Der blaue Navi schaute sich noch einmal um. Auf der Plattform, auf der er stand war nichts zu finden, aber auf einer weiter entfernten Plattform sah es so aus, als würde dort ein Navi an einem Terminal stehen.

"Ich glaube dahinten ist jemand. Ich versuche mal da rüberzukommen."

Megaman ging zum Rand der Plattform und blickte erneut nach unten. In der Lava schwammen einige kleine Felsbrocken, die wohl als Übergang genutzt werden konnten.

Lan beobachtete die Sache eher skeptisch und war sich nicht sicher, ob sein Navi da rübergehen sollte. Aber irgendwas mussten sie ja tun.

"Pass bloß auf dich auf. Wenn du in diese Lava fällst werden dich keine Back-Up Daten mehr wiederherstellen können."

"Danke für diese Ermutigung. Ich hab gleich weniger Angst davor, da rüberzuwandern...", seufzte der Navi frustriert und setzte zum ersten Sprung an.

Er hüpfte auf den nächstgelegensten Felsbrocken, welcher unter seinem Gewicht ein wenig nach unten sackte und in der Lava zu schaukeln begann.

"Oh man... Na das kann ja was werden."

Der Navi versuchte sein Gewicht auszubalancieren um nicht in die Lava zu stürzen und hüpfte zum nächsten Brocken hinüber. Es sah aber weitaus gefährlicher aus, als es eigentlich war. Megaman hatte schnell den Bogen raus und befand sich innerhalb kürzester Zeit auf der anderen Seite. Er sprang an der Plattform hoch, hielt sich am Rand fest und zog sich langsam nach oben. Als er endlich zum Stehen gekommen war erblickte er direkt vor sich einen Navi, von schwarzem Rauch umhüllt, so dass man grade mal seine Konturen erkennen konnte. Er stand zwar an dem Terminal, schien aber nichts daran zu bedienen.

Vorsichtig wagte Megaman einige Schritte in die Richtung des Navis, bis dieser plötzlich ein lautes, verrücktes Lachen ausstieß.

"Hahahaha... Muahahaha!!! Es ist heiß, heiß! So wunderbar heiß!! Hihihahaha!!"

Lan und sein Navi schauten etwas beängstigt drein, als der unbekannte Navi sich plötzlich drehte, die Arme auseinander streckte und in lautem Lachen ausbrach.

"Wer bist du?", fragte Megaman zögernd, als der Unbekannte schließlich stoppte zu lachen.

Durch den Rauch, von dem er umgeben war konnte man nichts erkennen. Nur das eine Flamme über seinem oder vielleicht sogar auf seinem Kopf zu lodern schien.

"Tehe... So so so... Na, Sunnyboy? Was geht? Hahahahah!!"

Dieses verrückte Lachen beunruhigte Lan irgendwie. Entweder war dieser seltsame Navi nicht ganz dicht, oder aber ein Psychopath, was mehr oder weniger auf das Selbe hinauslief.

"Die Hitze hier hat sich wohl auf dein Hirn niederschlagen lassen, oder?"

"Hey hey hey!! Suchst du Stress? Bist wohl ein kleiner Hitzkopf, was?", antwortete der Navi gelassen und beobachtete Megaman.

"Blockierst du das Sprengersystem oder bist du sogar der Navi, der die Officials daran gehindert hat hier einzudringen?"

"Hoho... Ihr seid ja gut informiert. Ich weiß wer du bist. Megaman, nicht wahr? Mein Operator erwartet dich bereits."

Lan und Megaman schauten verdutzt. Wer war dieser Navi bloß?

"Er erwartet uns? Wer ist denn dein Operator? Kennen wir ihn?"

"Ja ja, sicher kennt ihr ihn. Aber wer es ist, dass müsst ihr selbst versuchen zu checken. Teehee... Er freut sich jedenfalls schon auf ein Wiedersehen mit euch. Allerdings möchte er es euch auch nicht so leicht machen. Darum erwartet euch ein Test, um zu sehen, ob ihr würdig genug seid, ihm entgegenzutreten."

"Ein Test?", fragte Megaman beunruhigt.

"Yup, ein kleiner Test für die Oberchecker... Mauahahahihihihi!!" Erneut brach der seltsame Navi in Lachen aus, fasste sich aber wieder sehr schnell und machte plötzlich einen ernsteren Eindruck. " Ich hab derweil aber ein bisschen zu tun. Sieht so aus, als wolle wer den Haupteingang öffnen und das kann ich noch nicht zulassen. Wir sehen uns aber wieder. Solange ihr den Test besteht..."

"Hey, Moment mal! Aber was-", doch Megaman konnte nicht zu Ende reden. Der seltsame Navi sprang hoch in die Luft, öffnete ein Portal und teleportierte sich schließlich weg.

Megaman und Lan waren völlig verwirrt und fragten sich, was das nun zu bedeuten hatte. Wer konnte es denn sein, welcher sie erwartet? Einem solchen Navi, wie dem von grade, waren sie zuvor noch nie begegnet, also wie sollten sie dessen Operator kennen?

"Was war das gerade für ein Navi? Der war ja völlig durchgedreht.", fragte Lan.

"Ich habe nicht die blasseste Ahnung, aber er war wirklich ziemlich verrückt. Und was soll das jetzt für ein Test sein?"

Doch plötzlich begann das Portal über der Plattform größer zu werden und hell zu leuchten. Megaman nahm seine Kampfhaltung ein, trat etwas zurück und beobachtete es. Er spürte, wie die Luft noch wärmer wurde.

Mehrere kleine Blitze schossen aus dem Portal heraus und materialisierten sich vor dem blauen Navi. Es waren insgesamt fünf Candle-Viren, die mit weit aufgerissenen Mäulern laut losbrüllten.

"Och ne, keine Viren..."

Doch es war bereits zu spät zu flüchten. Die Viren hatten Megaman schon umzingelt und bereiteten einen Angriff vor.

"Was jetzt, Lan??"

"Ehm... Warte, ich bin noch nicht soweit!"

"Na klasse..."

Lan warf seinen Rucksack ab und begann damit Chips rauszusuchen, während die Viren immer näher auf seinen Navi zukamen.

Candle-Viren wurden von einer Feuer-Aura geschützt, die von einer Kerze erzeugt wurde, welche sich direkt hinter ihnen befand. Solange diese Aura aktiv war, waren diese Viren unbesiegbar. Aber ein paar starke Aqua-Chips sollten dem Abhilfe schaffen. Hoffte Lan zumindest...
 

ProtoMan befand sich in einem Areal, welches dem von Megaman sehr ähnlich sah. Allerdings gab es hier viele kleinere Plattformen inmitten der Lava, die durch Gesteinsbrücken miteinander verbunden waren.

Der rote Navi hob sein Schwert und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Auf der anderen Seite konnte er bereits das verriegelte Türschloss sehen.

"Beeil dich, ProtoMan! Je schneller wir hiermit fertig sind, desto besser."

Chaud hatte gehofft gleich diesem Navi zu begegnen, welcher die anderen Official-Navis gelöscht haben musste, aber es war niemand zu sehen. Er fühlte aber, dass irgendwas nicht stimmte.

ProtoMan ging weiter über eine der Brücken. Unter ihm brodelte heiße Lava und brachte ihn zum Schwitzen. Er war froh, wenn er hier schnell wieder raus konnte. Doch plötzlich loggte sich ein weiterer Navi ein, dessen Daten sich direkt vor ProtoMan in eine feste Form brachten.

Der rote Navi trat schnell zurück und hielt sein Schwert angriffsbereit.

"Wer bist du?"

Umhüllt von einer schwarzen Rauchwolke begann der Navi laut zu lachen. Es war der selbe, der grade noch bei Lan und Megaman gewesen war...

"Hey, Proto! Alles fit im Schritt?"

ProtoMan schaute etwas verwirrt, aber Chaud wurde sauer. Diese lockere und respektlose Art dieses Navis machte ihn irgendwie wütend.

"Weißt du eigentlich mit wem du es hier zu tun hast?"

"Yo, klaro. Der große Chaud. Hab schon viel von dir gehört."

"Dann solltest du auch wissen, dass mein ProtoMan unbesiegbar ist!"

"Hey, ganz cool, Junge. Du scheinst ja gar keine Peilung von der Materie zu haben. Denn sonst wüsstest du, dass es völlig unsinnig ist gegen mich kämpfen zu wollen. Ich kann dir leider nicht gestatten hier einfach in die Bude einzumarschieren. Wenn du rein willst, musst du wohl oder übel an mir vorbei."

"Okay, das reicht... ProtoMan, lösch diesen Idioten-Navi!"

Der unbekannte Navi fing erneut an laut zu lachen, was Chaud nur noch mehr erzürnte.

"Oh, verdammt. Der hat gesessen! Idioten-Navi?? Ey, das kannste doch nicht bringen... Was besseres fällt dir wohl nicht ein, was? Na gut, dann komm doch. Auf's Maul? Kannste haben!!"

Chaud platzte allmählich der Kragen. Er kannte diesen Navi nicht länger als eine Minute, aber besaß jetzt schon einen solch enormen Hass auf ihn, dass er ihn mit allen Mitteln löschen wollte.

ProtoMan machte sich bereit, während Chaud die ersten Chips zum Runterladen fertig machte. Der noch unbekannte Navi nahm ebenfalls eine Angriffshaltung ein, als der Rauch um ihn herum langsam verschwand.

Er trug eine rot-weiße Rüstung mit schwarzen Armen und Beinen. Seine Buster waren von Feuer umhüllt und auf seinem Kopf brannte eine große, heiße Flamme.

"Okay, genug der Blödeleien. Kommen wir zum Ernst. Ich bin BlazeMan und werde dir den heißesten Kampf deiner bisherigen Official-Laufbahn liefern. Mein Operator wird hoch erfreut sein, wenn ich ihm berichten kann, dass der große Eugene Chaud besiegt und sein Navi gelöscht wurde."

Auf einmal machte dieser seltsame Navi gar keinen verrückten oder durchgedrehten Eindruck mehr. Klarer Ernst zeichnete sich in seinem Gesichtsausdruck ab, dennoch merkte man, dass er sich überlegen vorkam.

"Ready?"

Die beiden Navis schauten einander an. BlazeMan's blauleuchtende Augen spiegelten sich in ProtoMan's verdunkeltem Visier. Sie stürzten aufeinander zu, als der Kampf begann...

Return of an old "Friend"

Die feurigen Candle-Viren rückten immer näher und versuchten Megaman an den Rand der Plattform zu drängen, in der Hoffnung, dass er hinunterfallen und von der Lava gelöscht werden würde.

Der blaue Navi wich langsam zurück und feuerte dabei immer wieder mit seinem Buster auf die fünf Viren, die ihn bedrohten. Doch die Geschosse prallten an der heißen Feuer-Aura der Candle-Viren ab und richteten nicht den geringsten Schaden an.

Lan schnappte sich ein paar Aqua-Chips aus seiner Tasche und bereitete alles vor, um seinem Navi so schnell wie möglich Hilfestellung zu leisten. Und der erste Chip war auch schon unterwegs!

"WideShot, Slot-In!"

Megaman war erleichtert, als er die Stimme seines Operators hörte. Sofort richtete er seinen Buster erneut auf die näherkommenden Gegner und setzte den WideShot ein. Eine breite Aqua-Welle, die über die Feuer-Viren hinwegspülte.

Den Candle-Viren wurde zwar kein Schaden zugefügt, aber das Feuer der Kerzen hinter ihnen, die durch ihr Brennen die Aura aufrecht erhielten, wurde von der Wasserattacke gelöscht und so waren die Viren vorerst relativ schutzlos.

"Los, Megaman! Mach sie fertig!"

Und der Navi hörte direkt auf den Befehl seines Operators, lud seinen Buster und feuerte mehrmals auf die Viren, welche nun verängstigt zurückwichen.

"Hey, so schwierig ist es ja doch nicht, die zu erledigen!", freute sich der blaue Navi, als er einen der fünf Angreifer mit einem gezielten Schuss löschen konnte.

Doch die anderen Viren zogen sich weiter zurück und aktivierten ihre Kerzen aufs Neue, wodurch auch die Aura sich wieder regenerierte.

"Los, Lan! Schnell einen neuen Chip!"

"Bin schon dabei... BubSide, Slot-In!"

Doch dieses Mal starteten auch die Viren einen Angriff. Bevor Megaman seinen Buster vernünftig ausrichten konnte, spuckten sie ihm auch schon Feuerbälle entgegen, denen der Navi nur knapp entkommen konnte. Und beinahe hätte ihn sein Seitwärtssprung auch schon in das Lavabecken befördert, hätte er sich nicht noch schnell am Rand festhalten können.

"Megaman, du musste aufpassen! Die Plattform ist nicht groß genug für solche Ausweichmanöver. Wenn du das nächste Mal zur Seite springen willst, achte darauf wo du hinspringst."

Fast starr vor Schreck blieb der blaue Navi erst noch am Rand hängen, an dem er sich retten konnte und betrachtete die blubbernde, heiße Lava, nur wenige Zentimeter unter seinen Füßen. Doch als er sich wieder hochziehen und über dem Rand nach seinen Gegnern Ausschau halten wollte, blickte er direkt in die schwarzen, leeren Augen eines Candle-Virus. Aber bevor der Virus zuschlagen und Megaman mit einem Feuerball vom Rand schießen konnte, aktivierte der Navi seinen Buster und duschte den Virus mit dem BubSide Chip, den er zuvor noch von seinem Operator bekommen hatte.

Der Virus war im ersten Moment verwirrt und das Wasser konnte er gar nicht leiden, obwohl es schon wieder am Verdampfen war, aufgrund der Hitze. Megaman nutzte jedoch diesen kurzen Moment, in dem der Virus nicht ganz bei der Sache war, packte ihn an einer seiner kleinen Hände, zog ihn über den Rand und ließ ihn in die heiße Lava fallen. Der Candle-Virus wurde augenblicklich gelöscht. Doch drei waren noch immer da...
 

BlazeMan und ProtoMan rannten direkt aufeinander zu. Auch BlazeMan hatte nun sein FireBlade aktiviert und die beiden Navis ließen ihre Klingen gegeneinander prallen, als sie sich direkt gegenüberstanden.

ProtoMan zog als erstes sein Schwert wieder zurück, holte aus und stach zu, doch BlazeMan blockte den Angriff, indem er die Klinge seines Gegners einfach nach unten schlug. Ohne zu zögern streckte er ProtoMan seine andere, freie Hand entgegen und erzeugte einen kugelförmigen Feuerball, den er Chaud's Navi entgegenschleudern wollte. Doch ProtoMan duckte sich rechtzeitig, so dass der Feuerball knapp über seinem roten Helm hinweg flog.

"Los ProtoMan! Mach mit diesem Großmaul Schluss... Bubbler, Slot-In!"

Chaud lud seinem Navi schnell einen Aqua-Chip runter, der von diesem auch sogleich Gebrauch machte und ihn auf BlazeMan abfeuerte.

"Hey, knuffig!", sprach der feurige Net-Navi, als er den Wasserstrahl, der auf ihn zugeflogen kam, mit einer Wand aus Feuer neutralisierte.

Chaud war im ersten Moment überrascht, ließ sich jedoch nicht davon irritieren. Wütend biss er die Zähne zusammen und machte den nächsten Chip bereit.

ProtoMan griff erneut an und die beiden Navis lieferten sich mit ihren Schwertern einen schnellen Schlagwechsel, auf einer der schmalen Steinbrücken, die über das Lavabecken führte. ProtoMan schlug schnell und ohne Gnade zu. Allerdings war die Brücke so klein, dass er mehrmals fast einen Fehltritt über ihren Rand tat. Doch ProtoMan gab sich Mühe seinen Gegner zu treffen. BlazeMan wich jedoch geschickt und schnell aus. Dieser Navi war nicht so, wie die Anderen, die Chaud zuvor besiegt hatte. BlazeMan schien sehr viel Spaß beim Kämpfen zu haben, griff aber selbst nur selten an. Im Grunde verteidigte er sich nur...

"Ey Alten, mach ma' langsam. Wenn du weiter so wild rumfuchtelst, fällst du gleich noch da runter in die heiße Suppe!"

ProtoMan war langsam auch genervt. Konnte dieser Navi nicht einfach die Klappe halten?

BlazeMan brachte sich mit einem weiten Satz nach hinten von der Steinbrücke runter und ließ den verwirrten ProtoMan zurück, der ins Leere schlug und beinahe schon wieder über den Rand getreten wäre. Kleine Steine bröckelten von der Brücke ab und fielen in die heiße Lava unter ihm.

"Das war noch mal knapp..."

BlazeMan landete auf einer kleineren Plattform weiter weg, verschränkte die Arme und wartete auf seinen Gegner. ProtoMan folgte ihm nicht sofort, sondern beobachtete ihn.

BlazeMan wirkte ziemlich selbstsicher. Dieser Navi führte etwas im Schilde, das war Chaud sofort klar...

"Der spielt nur mit mir, Chaud!"

"Das sehe ich auch.", grummelte der junge Official zurück. Wie konnte dieser Navi es wagen sich so mit ihm anzulegen? "Los, mach ihn hiermit fertig! AquaBomb, Slot-In!"

In ProtoMan's freier Hand erschien sofort eine kleine, hellblaue Kugel. Er wandte sich seinem Gegner zu und setzte zu einem weiten Sprung, in dessen Richtung an.

BlazeMan blieb cool und gelassen stehen und beobachtete, wie der rote Navi ihm mitten im Sprung die AquaBomb entgegenschleuderte.

"Doofkopp... So wird das doch nichts...", seufzte der Feuer-Navi, als er die Wasserbombe mit seinem Schwert in zwei Teile schlug und sie somit in ihre Datenbestandteile auflöste.

ProtoMan landete nur wenige Meter vor seinem Gegner. Entschlossen hob er sein Schwert und griff ein weiteres Mal an. Doch BlazeMan wich weiterhin aus und setzte mehr auf Verteidigung, als auf Angriff.

"Jetzt bleib verdammt noch mal stehen und kämpfe wie ein Mann, du Feigling!", schrie Chaud zornig auf. "Ich dachte, du wolltest uns fertig machen?"

BlazeMan lachte laut los, während er weiteren Schwertschlägen von ProtoMan durch schnelle und dynamische Bewegungen entkommen konnte.

"Du checkst es nicht, oder?"

"Was checken?? Nicht mal vernünftig reden kannst du, stell dich endlich meinem Navi!"

Plötzlich blieb BlazeMan ohne Vorwarnung stehen, was ProtoMan in der Tat überraschte, da er den Feuer-Navi grade noch immer weiter zurückdrängen konnte.

BlazeMan duckte sich unter einem horizontalen Schlag hinweg und rammte Chaud's Navi anschließend den Ellbogen in die Magengrube, worauf dieser sofort stöhnend in die Knie ging.

"ProtoMan!!", schrie Chaud auf. Er konnte das einfach nicht glauben.

"Niedlich. Aber jetzt ma' im Ernst... Bist du so hohl oder tust du nur so? Selbst 'n Mettaur hätte schon längst gepeilt, was hier abgeht."

Chaud musste sich zusammenreißen um nicht gleich wild fluchend drauflos zu schreien, während die Officials um ihn herum die Löschgeräte aufstellten.

Was zur Hölle erlaubte sich dieser Navi eigentlich?? So durfte niemand, absolut niemand mit Eugene Chaud umgehen!

"Was soll das heißen? Wovon verdammt redest du??"

ProtoMan richtete sich langsam wieder auf. Auch er hätte am liebsten gleich seine Wut zum Ausdruck gebracht, aber die starken Schmerzen hinderten ihn daran.

"Du hast doch voll kein Plan! Und wenn du's selba nicht rallst, haste Pech gehabt."

Chaud ballte seine linke Hand zu einer Faust. Jetzt war der Bogen eindeutig überspannt.

"Na warte, du verfluchter... ProtoMan, lösch diesen Kerl, aber sofort!! Meteor, Slot-In!"

Nachdem ProtoMan sich wieder einigermaßen erholt und vollständig aufgerichtet hatte, erschien ein weißes Zepter in seiner freien Hand, mit einem roten Kristall an dessen Spitze.

BlazeMan seufzte kopfschüttelnd und stemmte die Hände in die Hüften.

"Kannste knicken, Alter. Wenn du's so willst... von mir aus."

ProtoMan nahm das Zepter, hielt es in die Luft und setzte die Energie des Battle Chips frei.

Am Himmel erschienen mehrere Meteoriten, die direkt auf BlazeMan hinabstürzten. Doch dieser dachte nicht mal an einen Ausweichversuch...
 

Megaman zog sich schnell wieder am Rand der Plattform hoch, so dass er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Noch waren drei dieser Feuer-Viren übrig.

"Okay, die schaffen wir auch noch. Fertig, Megaman?"

"Kann losgehen, Lan!"

Der blaue Navi rannte auf die drei Viren zu, welche sich nebeneinander aufgestellt hatten und damit begannen wie wild Feuerbälle auf ihren Gegner zu werfen.

Lan schob den nächsten Chip in sein PET. Einen MettaurGuard Chip, welcher Megaman mit einem großen Schutzschild ausstattete, den er zur Verteidigung gegen die Feuerbälle einsetzte.

"Wir müssen diese Kerzen ganz vernichten, wenn wir den Kampf schnell beenden wollen. Probier es hiermit... Magnum, Slot-In!"

Während der blaue Navi seinen Gegnern immer näher kam und sich wacker gegen die starken Feuerattacken schützte, erschienen drei kugelförmige Bomben in seiner anderen Hand.

Damit musste er versuchen die drei Kerzen hinter den Candle-Viren zu erwischen, damit diese ihre Aura nicht wiederherstellen und aufrechterhalten konnten. Ein direkter Wurf auf die Viren hätte nicht das Geringste gebracht.

"Du musst genau zielen, ich hab nur diesen einen Magnum-Chip. Wenn der nicht sitzt, habe ich keine Ahnung, wie wir es dann anstellen sollen.", warnte Lan seinen Navi noch, bevor dieser den Wurf ausführen konnte.

"Hey Lan, vertrau mir. Du weißt doch, was ich für ein guter Schütze bin.", grinste der Navi, als er einen Blick über seinen großen Schild riskierte, um zu sehen, wo genau die Viren standen.

Sie waren nur ein paar Meter von ihm entfernt und schossen weiter Feuerbälle. Dieser Angriff musste einfach gelingen.

Megaman holte hinter dem Schild aus, atmete tief durch und begann dann seine Attacke.

Er zog den Schild beiseite, so dass er freie Sicht auf die Viren hatte, sprang über die nächste Salve Feuerbälle hinweg und warf im Flug die Magnumbomben los.

Eine heftige Explosion erschütterte die kleine Plattform, als die drei Kerzen, im wahrsten Sinne des Wortes, in Flammen aufgingen und sich langsam auflösten.

Nach und nach verschwand auch die Aura jedes einzelnen Virus und machte sie so schutzlos gegenüber sämtlichen weiteren Angriffen. Doch noch war der Kampf nicht vorbei...
 

Die Meteoriten näherten sich immer weiter dem Erdboden und zogen in ihrem Sturzflug einen feurigen Schweif hinter sich her. ProtoMan hielt noch immer das Zepter in die Luft und starrte seinen Gegner an, welcher nur zurückstarrte, an der Stelle stehen blieb und sich scheinbar überhaupt nicht um die fallenden Gesteinsbrocken kümmerte.

BlazeMan stand ganz ruhig am anderen Ende der kleinen 'Insel', in diesem riesigen Lavabecken, wo die beiden Navis sich befanden.

Die Flamme auf seinem Kopf und die an seinen Armen zuckten hin und her und ließen die Luft um seinen Körper flimmern und verzerrten sein Bild. Es herrschte eine enorme Temperatur in diesem Areal. Heiße Magmafontainen schossen zwischendurch aus der glühend heißen Lava, aussehend, wie Explosionen.

'Will der denn einfach nur doof da rumstehen und gar nichts machen?', fragte sich Chaud, der das Szenario über sein PET beobachtete. 'Was hat dieser Navi vor?'

Doch schließlich wurde Chaud aus seinen Gedanken gerissen, als BlazeMan sich plötzlich in Bewegung setzte. Die Meteoriten waren kurz davor auf ihn einzuschlagen.

ProtoMan war überrascht und vollkommen aus der Fassung gebracht, als der Feuer-Navi mit einem Mal auf ihn zustürmte. Chaud verstand gar nicht was da grade vor seinen Augen passierte. Alles geschah so schnell...

ProtoMan senkte das Zepter und wollte mit seinem Schwert nach ihm schlagen, doch BlazeMan rollte sich unter der Klinge hinweg, richtete sich vor ProtoMan wieder auf, so dass sich beinahe ihre Nasen berührten und begann fies zu grinsen.

"Guten Flug wünsch ich!"

BlazeMan stemmte seinen rechten Fuß in ProtoMan's Bauch, packte den roten Navi an den Schultern, warf sich nach hinten und riss ihn mit um.

Chaud sah mit weit aufgerissenen Augen zu, nicht wissend, was er tun konnte, als BlazeMan schließlich mit dem Rücken auf dem Boden lag, sein angewinkeltes Bein, welches er feste in den Bauch seines Gegners gepresst hatte, durchstreckte und ProtoMan so nach hinten schleuderte, auf genau die Stelle, in die im selben Moment die Meteoriten einschlugen.

ProtoMan rutschte über den steinigen Boden direkt in den niederprasselnden Meteoritenhagel seines eigenen Battle Chips hinein und wurde wie eine leblose Puppe von den entstehenden Druckwellen der Einschläge hin und her geworfen.

"ProtoMan!!"
 

"Okay, geben wir ihnen endlich den Rest! BubSide, Slot-In!"

Und Lan sendete seinem Navi ein weiteres Mal Daten eines Aqua-Chips mit dem er endlich diesen Kampf beenden wollte.

Die letzten drei Candle-Viren, nun ohne Aura geschützt, rückten dicht zusammen und feuerten mehrere Flammenstrahlen auf ihren Gegner, welcher diesen aber geschickt ausweichen konnte, seinen Buster lud und den nächsten Angriff vorbereitete.

"Okay, dann... Nehmt das hier!!", brüllte der blaue Navi, als er einen Wasserstrahl in Richtung seiner Gegner beförderte, um dem Kampf endlich ein Ende zu bereiten.

Die Aqua-Attacke traf den mittleren der drei Viren direkt zwischen die Augen, von wo aus sich das Geschoss aufteilte und auch zu den Seiten spritzte und die anderen beiden Viren ebenfalls gründlich durchnässte. Als Feuer-Viren besonders anfällig für Wasserangriffe, begannen sie schnell sich in ihre Datenbestandteile aufzulösen bis nichts mehr von ihnen übrig war. Die Viren waren gelöscht, der Kampf war gewonnen!

"Wow, zwischendurch dachte ich schon, wir würden gewaltig in der Patsche sitzen, aber so schwer war es ja dann doch nicht.", freute sich der blaue Navi und transformierte seinen Buster zurück in eine Hand.

"Stimmt. Die Aura war das größte Problem, aber ohne diese waren sie genauso einfach zu besiegen, wie jeder gewöhnliche andere Virus auch. Dann bedien schnell das Terminal, um die Wassersprinkler zu aktivieren und wir haben unsere Aufgabe erfüllt. Dann gucken wir mal, wie weit Chaud ist."

"Alles klar!", bestätigte der Navi und trat vor das Sicherheitsterminal, wo er ein paar Schalter bediente und seine Arbeit somit beendete.

"Jack-Out, Megaman!"

Nachdem Lan seinen Navi ausgeloggt und das Verbindungskabel entfernt hatte, packte er sein PET wieder an seine Hose und machte sich sofort auf den Weg, um das Gebäude herum, direkt zum Haupteingang.
 

Eine dichte Rauchwolke zog über dem warmen Boden auf, als die Meteoriteneinschläge vorüber waren. Der Steinboden war völlig verwüstet und zertrümmert.

Unter einem Haufen glühender und rauchender Steine lag ProtoMan, halb begraben, regungslos am Boden. Er wurde von seiner eigenen Attacke besiegt.

Chaud konnte das einfach nicht glauben. Noch immer starrte er entsetzt auf den Bildschirm seines PET's. BlazeMan hatte ihn besiegt!

Der Feuer-Navi trat langsam über das Einschlagsgebiet und ging vorsichtig auf ProtoMan zu. Er war selbst beeindruckt davon, welche Zerstörung dieser Chip angerichtet hatte.

"Boah, krass...", sprach er erstaunt und begutachtete den bewusstlosen ProtoMan unter den Trümmern. "Hey, du da?"

Chaud wusste, dass BlazeMan ihn damit angesprochen hatte, doch er konnte nicht antworten. Er war viel zu wütend und erschrocken von dem was geschehen war...

"Ich will ja nicht sagen ich hatte dich gewarnt... aber... Ich hatte dich gewarnt!"

Man konnte von BlazeMan's Gesicht nicht ablesen, ob er entweder Mitleid mit ProtoMan hatte, ihn einfach nur erstaunt anstarrte oder ob er in Wirklichkeit Schadenfreude empfand und den Navi vor seinen Füßen am liebsten noch weiter fertig gemacht hätte. Er schaute unschuldig und skeptisch drein. Chaud fragte sich, was in diesem Navi grade vorging, aber im Grunde war es ihm auch egal. Wie konnte nur Chaud, der größte Net-Battler aller Zeiten, von so einem Navi geschlagen werden?

"Der sieht voll fertig aus... Ich glaube dein Navi sollte erst mal 'ne Runde entspannt auschillen, bevor er den nächsten Kampf wieder aufnimmt.", bemerkte der Feuer-Navi, als er damit begann ProtoMan aus den Steinbrocken zu befreien.

Chaud verstand gar nichts mehr. Warum half BlazeMan ihm jetzt auch noch??

"Los, lass ihn in Ruhe! Ich brauche deine Hilfe nicht!! Du wirst dafür bitter bezahlen!!!"

Chaud konnte seine Wut nicht mehr unter Kontrolle halten und brüllte laut los. Erste Officials sahen besorgt zu ihm rüber, doch er reagierte nicht, als sie fragten, was los sei.

"Hey man... Was geht? Haste 'n Ei am Wandern?? Ich wollte doch nur helfen...", versuchte sich BlazeMan unerwarteter Weise zu verteidigen.

"Halt endlich deine verfluchte Klappe!!!"

"Ey, das wir mir hier langsam zu doof... Lass mich doch. Bist du blöd im Kopp oder was soll das hier??"

Chaud hielt es einfach nicht mehr aus. Nicht mal Lan ging ihm bei weitem so auf die Nerven.

"Es reicht! Ich werde dich löschen, du verdammter...!!"

"Ey Alten... Aufregung verkürzt die Lebenserwartung. Kein Wunder, dass du schon weiße Haare hast.", begann BlazeMan plötzlich frech zu kichern, was Chaud dazu veranlasste seine geballte Faust vor Wut gegen die Wand des Gebäudes zu schlagen.

"Sag mal, was willst du eigentlich? Wieso kämpfst du erst gegen mich und willst dann noch meinem Navi helfen?? Willst du mich lächerlich machen? Du kannst dich auf was gefasst machen... Ich werde deinen Operator eigenhändig erwürgen!"

Jetzt wurde es aber auch BlazeMan langsam nervig und er setzte ein beleidigtes Gesicht auf. Konnte dieser Chaud nicht einfach mal die Klappe halten?

"Lass bloß meinen Net-Op da raus! Ist es mir etwa untersagt zu helfen, wenn ich will, nur weil ich böse bin?? Du tickst ja nicht mehr ganz richtig... Weißt du was? Ich hab zwei Worte für dich: Geh sterben!! Geh einfach sterben, ey!"

Noch bevor Chaud auch nur eine einzige Silbe darauf zurückgeben konnte, war BlazeMan auch schon ausgeloggt. Chaud hatte es geschafft... BlazeMan war beleidigt abgehauen...

"Neue Taktik, Chaud?", fragte plötzlich jemand von hinten, als der junge Official sich grade wieder ein wenig beruhigt hatte. Er schaute nach hinten und erblickte Lan, welcher das Ende des Kampfes unbemerkt über Chaud's Schulter mitbekommen hatte.

"Sei bloß still, Hikari...", grummelte Chaud, loggte seinen Navi aus und entfernte sich langsam von dem Labor und ging zurück in Richtung des Hafens.

"Hikari? Was ist denn jetzt mit ihm los?"

"So sauer habe ich Chaud schon lange nicht mehr gesehen.", stellte Megaman darauf hin fest. "Ob das wohl nur wegen BlazeMan ist?"

"Ich habe keine Ahnung, aber BlazeMan ist verschwunden und die Tür geöffnet. Ich wüsste zu gern, was genau passiert ist..."
 

Währenddessen im Inneren des Gebäudes war der Operator des feurigen Navis, der die Tür blockiert hatte, dabei die letzten Codes zu knacken, die ihn nur noch wenige Minuten von dem Erhalt der über alles begehrten Fire Armor trennte...

Der Mann war schon etwas älter, hatte rotes, langes Haar, zu einem Zopf gebunden und einen spitzen Kinnbart, an dem er mit der linken Hand zupfte, während er mit der anderen eine Tastatur bediente. Er trug ein weißes Hemd und eine schwarze Hose und befand sich in der Mitte des Testraums, der extra für Tests mit denen Elementarrüstungen angelegt wurde.

Um ihn herum waren viele Tische mit Dokumenten, Versuchsauswertungen und anderen Sachen, sowie viele blinkende Computer.

Grade, als er einen weiteren Code geknackt hatte, begann sein PET zu piepen und signalisierte ihm, dass sein Navi zurückgekommen war.

"BlazeMan? Du bist wieder da? Haben sie dich etwa besiegt?", fragte der Operator.

BlazeMan hatte den Blick gesenkt und seufzte laut auf, ehe er antwortete.

"Sorry Chef. Sie sind eingetroffen, genau wie du's erwartet hattest."

"Auch Lan?", fragte der Mann neugierig und kümmerte sich für einen Moment nicht mehr um seine Arbeit.

"Yup, der is auch da. Ich hab ihn getestet, genau wie du's wolltest und er hat die Viren alle fix geplättet."

"Ich hatte nichts anderes von unserem kleinen Lan erwartet. Was ist mit diesem Chaud?"

"Oh, der Typ geht mir voll auf die Nüsse... Der hält sich ja für soooooooooo toll und schön und den besten! Aber ich hab ihm gezeigt, wo der Hammer hängt! Dann wollte ich seinem Navi noch helfen und dieser Vollhonk hat mich voll angeschnauzt. Und dann fing der auch noch an beleidigend zu werden, das glaubste nicht! Dann wurd's mir zu doof und ich bin gegangen..."

"Dieser Chaud soll bloß ruhig sein. Der checkt's eh nicht. Dieser Loser hat hier überhaupt nix zu melden."

Für einen Augenblick herrschte absolute Stille, als Operator und Navi sich fassungslos direkt in die Augen schauten und sich auf BlazeMan's Lippen ein breites Grinsen auftat.

"Verdammt... Ich glaube ich unterhalte mich zu oft mit dir... jetzt fang ich auch schon an so zu reden...", seufzte der rothaarige Mann und ließ sich in seinem Sitz nach hinten fallen.

"Ist doch cool... Na ja, jedenfalls sind sie jetzt auf dem Weg hierher. Wollt ich nur kurz anmerken."

"Na gut... Die anderen Feuer sollten sie noch eine Weile aufhalten. Bis sie hier sind sollte die Rüstung unser sein und dann werden wir Lan zu einer kleinen Revanche herausfordern. Wird Zeit, dass er die geballte Kraft meines neuen Navis zu spüren bekommt. Sag bescheid, wenn's was Neues gibt."

"Bescheid!!"

Wieder herrschte kurz Stille, bis der Mann kopfschüttelnd den Blick wieder auf den Bildschirm mit den Codes richtete. "Du bist echt doof... Komm geh jetzt und sag mir, wenn sie im Zugangsflur sind."

"Yup, klaro Mr. Matchy! Ich geh dann ma'..."

Und schon war der Navi wieder aus dem PET verschwunden und im Netzwerk des Labors unterwegs. Mr. Match wandte sich wieder den Codes zu. Bald könnte er endlich wieder gegen Lan kämpfen. Und dieses Mal würde er garantiert gewinnen!
 

Lan beobachtete, wie die Officials den Eingangsbereich des Labors sicherten und die letzten kleinen Flammen des ersten Feuers löschten. Sein Vater stand direkt neben ihm und überwachte das Ganze.

"Wo steckt eigentlich Chaud?", fragte Dr. Hikari schließlich.

"Der ist vorhin gegangen. Ich glaube er war sauer. Keine Ahnung, was passiert ist. Wahrscheinlich wegen BlazeMan.", erklärte der Junge seinem Vater.

"Ich glaube nicht, dass es nur an BlazeMan liegt. Chaud verhält sich in letzter Zeit komisch und nicht nur dir gegenüber. Irgendwas stimmt nicht mit ihm. Wir werden noch etwas brauchen, bis wir das Labor betreten können. Aber wir brauchen eure Navis, um mit BlazeMan fertig zu werden. Geh doch mal und guck, ob du ihn findest."

"Na ja... Aber... Okay, ist gut. Ich seh mal nach ihm."

Widerwillig entfernte sich Lan von dem Labor und begab sich auf die Suche nach Chaud. Während er in der Entfernung nach ihm Ausschau hielt, nahm er sein PET in die Hand...

"Was meinst du Megaman? Verhält er sich wegen BlazeMan so oder hat es einen anderen Grund?", fragte Lan seinen Navi.

"Ich denke nicht, dass es an BlazeMan liegt. Auch in der letzten Zeit verhielt sich Chaud schon so komisch, wie Dad es gesagt hat. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass er nun ziemlich sauer ist, weil er den Kampf verloren hatte."

"Das Chaud nicht einmal seinen Stolz vergessen kann.", seufzte Lan kopfschüttelnd. "Wir haben eine wichtige Aufgabe zu erfüllen und er haut einfach ab. Was meinst du, wo er hin sein könnte?"

"Die Insel ist zwar nicht sonderlich groß, aber es sollte trotzdem nicht einfach werden ihn zu finden. Er kann theoretisch überall sein, obwohl ich mir gut vorstellen könnte, dass er nachdenken muss und sich einen ruhigeren Ort gesucht hat."

"Ein ruhiger Ort... Vielleicht auch ein wenig entspannend? Möglicherweise ist er am Hafen, dort sollte zumindest von den Officials niemand mehr sein..."

"Wir können ja mal nachgucken."

Also steckte Lan sein PET wieder weg, rannte den Pfad zurück, den die Gruppe zuvor genommen hatte, um die Vulkanspitze zu erreichen und machte sich auf den Weg zum Hafen...
 

Der Hafen war völlig leergefegt. Kein einziger Official oder Hafenarbeiter war mehr dort. Alle waren zum Hitze-Labor aufgebrochen, um das Feuer zu löschen und den Eindringling gefangen zu nehmen.

Es war eine beruhigende Atmosphäre. Chaud saß auf einem Steg und ließ seine Füße über den leichten Wellen unter ihm baumeln. Die kühlen Luftströme waren ihm herzlich willkommen, da die Hitze auf der Insel wirklich unerträglich war.

Wie konnte er nur gegen BlazeMan verlieren? ProtoMan's Daten waren immer noch leicht beschädigt. Wie konnte all das nur passieren? Er war immerhin ein Official und das schon obwohl er nicht mal volljährig war, sondern fast noch ein Kind.

Chaud und ProtoMan hatten es bisher immer mit jedem Gegner aufnehmen können. Nur Lan und Megaman waren die Einzigen, die mit ihnen mithalten konnten. Wie gern wollte er Lan endlich ein mal beweisen, dass er, Eugene Chaud, der beste Net-Battler von ganz Electopia war! Aber jetzt hatte er sogar gegen einen gewöhnlichen anderen Navi verloren.

Es war nicht so, dass Chaud Lan hasste. Aber er beneidete ihn in vielen Dingen. Lan hätte das nicht verstanden. Niemand hätte es verstanden und niemand sollte es verstehen. Dieser Lan regte ihn nur auf. Sie würden niemals wirkliche Freunde sein können. Sie waren Rivalen und daran würde sich nie etwas ändern...

Chaud hatte sich langsam wieder beruhigt. Aber sein Hass auf diesen BlazeMan war immer noch vorhanden. Diese Niederlage konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Er würde erneut gegen BlazeMan kämpfen und ihn besiegen! Soviel stand fest. Und niemand würde ihm in die Quere kommen. Erst recht nicht dieser Lan!

"Alles okay bei dir?", fragte ProtoMan plötzlich aus dem PET heraus, um die Stille zwischen den beiden zu durchbrechen.

Chaud wirkte etwas überrascht, wie aus einem intensiven Tagtraum gerissen.

"Ja... Ja, alles klar. Und bei dir? Dich hat's ziemlich übel erwischt."

"Geht schon so. Ich denke ich kann schon wieder kämpfen, allerdings sind meine Daten noch nicht vollständig erneuert." Der Navi hielt kurz inne und betrachtete seinen Operator, der wieder ein ziemlich nachdenkliches Gesicht machte. "Was beschäftigt dich? Wir sind Partner. Du musst mit mir reden, wenn du dich nicht gut fühlst."

Chaud wartete einen Moment ehe er antwortete. Aber ProtoMan kam dieser kurze Moment wie eine halbe Ewigkeit vor.

"Es ist nichts, vergiss es einfach."

ProtoMan hätte zu gern gewusst, was seinem Operator Sorgen bereitete, aber nie sprach Chaud mit ihm über solche Dinge. Langsam gab der Navi es schon auf...

"Jawohl, Sir..."

Chaud richtete seinen Blick wieder auf das Meer hinaus, als plötzlich jemand von hinten seinen Namen rief. Es war kein anderer als Lan, der Chaud schon gesucht und nun auch gefunden hatte.

"Was willst du hier?", fragte der junge Official mit abweisendem Ton in der Stimme.

Lan kam langsam auf ihn zu und stellte sich direkt hinter ihn.

"Dad wollte wissen wo du steckst. Wir brauchen dich gleich, wenn wir in das Labor eindringen wollen." Lan wartete, doch Chaud antwortete ihm nicht. "Was ist los? Ist es wegen BlazeMan? Ich habe heute auch einen Kampf verloren, obwohl ich nicht geglaubt habe, dass so was jemals wieder passieren würde. Du und ProtoMan seid stark, aber nicht unbesiegbar. Wir können doch-", doch Chaud schnitt ihm das Wort ab.

"Halt dich einfach da raus Lan. Du verstehst das nicht. Ich brauche weder Hilfe von dir, noch von jemand anders. Dann habe ich halt einen Kampf verloren, und? Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen??"

Lan biss die Zähne zusammen. Das war einfach unglaublich!

"Chaud, verdammt... Was ist dein verfluchtes Problem?? Vergiss jetzt endlich mal deinen dummen Stolz und komm mit mir mit, dass wir diesen Typen dingfest machen können! Ich kann dich auch nicht leiden, aber wir haben etwas Wichtiges zu tun."

Chaud richtete sich langsam auf, schaute Lan aber nicht an.

"Ich werde diesen BlazeMan löschen und danach deinen Navi. Ich bin der Beste und ich werde es dir beweisen... BlazeMan gehört allein mir. Von mir aus kannst du mitkommen und die Feuer löschen und bescheuerten Schwachsinn anstellen, wie du es immer tust. Aber kommst du mir dazwischen werde ich mein Versprechen wirklich einlösen."

Chaud wandte sich ab und machte sich zurück auf den Weg zum Labor. Lan blieb sprachlos auf dem Steg stehen und schaute ihm hinterher.

"Was ist los mit dem Typ? Ich werde noch völlig wahnsinnig... Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht??"

"Sicher hat Chaud seiner Gründe, aber die wird er wohl niemandem verraten, so wie ich ihn kenne.", erklang Megaman's Stimme auf einmal aus dem PET.

"Er sollte lernen mit anderen Leuten über seine Probleme zu reden. Wenn er alles so in sich hineinfrisst, ist es kein Wunder wenn er langsam durchdreht... Na ja, wenigstens geht er zurück zum Labor. Ich mach mich lieber auch schnell wieder auf die Socken, damit es weitergehen kann!"

Und so flitzte Lan den Weg zurück, den er gekommen war, direkt hinter Chaud her. Er holte Chaud zwar schnell wieder ein und sie gingen den Weg gemeinsam nebeneinander her, doch keiner von beiden sprach auch nur ein Wort, bis sie schließlich am Labor wieder angelangt waren.

Mr. Famous stand zusammen mit Dr. Hikari vor dem Haupteingang und hatte die beiden Net-Battler schon sehnsüchtig erwartet.

"Da seid ihr ja endlich! Beeilt euch etwas, wir haben nicht ewig Zeit. Unsere Techniker haben gerade herausgefunden, dass nur noch vier der Sicherheitscodes geknackt werden müssen. Wenn wir den Angreifer stoppen und fangen wollen, müsst ihr jetzt schnell handeln."

"Was genau müssen wir denn tun?", fragte Lan.

"Ihr müsst in den Testraum eindringen. Er befindet sich direkt geradeaus am anderen Ende des Flurs, vom Eingang aus. Dort müsste sich der Übeltäter finden lassen."

"Ist der Testraum gesichert?", wollte nun Chaud wissen.

"Höchstwahrscheinlich schon. Ihr solltet mit allem rechnen."

"Was wird denn aus den restlichen Feuern, die noch im Gebäude brennen?", wandte nun wieder Lan ein.

"Unser Löschteam kann nicht an alle Feuer gelangen. Einige der inneren Brände sind nur über spezielle Sicherheitstüren zu erreichen, welche in einem Notfall allerdings automatisch verriegelt werden. Das heißt, um die Feuer zu löschen, müssen eure Navis sich in die Türen einloggen, sie öffnen und somit den Weg für das Löschteam freimachen. Alles klar?"

"Ich denke schon."

Mr. Famous legte je eine seiner Hände auf eine der Schultern der beiden Jungs.

"Passt gut auf. Wir haben gesehen, wozu BlazeMan in der Lage ist. Nur mit vereinten Kräften könnt ihr ihn besiegen."

Die beiden Jungs nickten entschlossen, holten ihre PETs hervor und traten durch den Eingang in das Labor. Es konnte also losgehen...

Heat Stroke!

Chaud und Lan rannten, so schnell sie nur konnten geradeaus durch, direkt auf die Sicherheitstür zu, welche in den Testraum führte.

Sie liefen den langen, metallisch blauen Korridor entlang, vorbei an mehreren anderen Türen, die in die verschiedenen Bereiche des Labors führten.

Innen war es noch weitaus wärmer, als außerhalb des Labors. Hätte Lan keine Schuhe getragen, hätte er sich mit großer Sicherheit die Füße auf den brennendheißen, weißen Fliesen verbrannt. Es war wirklich unangenehm und kraftraubend. Lan floss der Schweiß schon beinahe wie aus Strömen über die Stirn und er wischte ihn sich mehrmals mit seinen Ärmeln weg, bis die beiden Jungs schließlich vor der Sicherheitstür zum Stehen kamen.

"Verdammt, ist das heiß hier drin... Ich weiß nicht, ob ich das lange hier aushalten werde...", stöhnte Lan erschöpft, als er sich mit den Händen auf seinen Oberschenkeln abstützte und hastig vor Erschöpfung ein- und ausatmete.

"Stell dich nicht so an. Mir ist auch heiß, aber da müssen wir wohl oder übel durch."

Auch Chaud war fürchterlich am Schwitzen. Aber er hatte in seiner bisherigen Official-Laufbahn schon viel schlimmere Situationen erlebt und kümmerte sich nicht wirklich darum.

"Und, ist die Tür verschlossen?", fragte Lan neugierig, als er bemerkte, wie Chaud die Tür sorgfältig inspizierte.

"Ich weiß nicht... Ich muss es am Terminal überprüfen, da-", doch Chaud wurde unterbrochen, bevor er sich dem kleinen Terminal an der Wand, neben der Tür zuwenden konnte, als Lan ihn plötzlich zur Seite stieß und nach dem Türgriff packte.

"Meine Güte, du stellst dich vielleicht an... Wir müssen doch nur die Klinke runterdrücken und sehen, ob sie zu ist oder nicht."

"Lan, tu das lieber nicht..."

Doch es war bereits zu spät. Lan umgriff die Türklinke fest mit seiner rechten Hand, als er einen Sekundenbruchteil später einen lauten, jämmerlichen Schrei von sich gab und seine nun rotglühende Hand vor Schmerz wild hin und her schüttelte.

"Auaaaaaaaaa!!"

Chaud stand nur reaktionslos da und schüttelte den Kopf.

"Du Idiot, das ist wieder mal so typisch. Du hast doch selbst schon bemerkt, wie mordsmäßig heiß es hier ist und wenn schon die Fliesen so heiß sind, kann man davon ausgehen, dass das auch für die Klinke gilt. Es hat schon seinen Grund, wenn ich sie nicht sofort anfasse, um zu sehen, ob die Tür auf ist. Ein bisschen Nachdenken könnte dir nicht schaden... Schwachkopf."

Als Lan sich langsam wieder beruhigt hatte und seine Hand nicht mehr allzu sehr weh tat, griff er nach seinem PET und stellte sich leise grummelnd hinter Chaud, welcher sich nun dem Terminal zuwandte.

"Selber Schwachkopf.", kam es leise genug aus Lan's Mund heraus, dass Chaud es nicht hören konnte. "Sowas kann jedem mal passieren..."

"Nur jedem, der so wenig Grips besitzt, wie du!", kicherte Megaman leicht, als er sich nun auch einmischte, um seinen Operator ein wenig zu ärgern.

"Sei du bloß still...", kam es frustriert von dem Operator des blauen Navis zurück, welcher nun mit Interesse verfolgte, was sein Partner an dem Terminal machte.

"Die Tür ist ziemlich gut gesichert. Wir werden uns einloggen müssen, um sie öffnen zu können.", stellte Chaud schließlich fest.

"Okay.", sprach Lan, als er das Verbindungskabel seines PET's herauszog und neben den jungen Official trat, um seinen Navi einzuloggen. Doch Chaud stellte sich ihm in den Weg.

"Unglücklicherweise gibt es hier allerdings nur einen Jack-In-Port. ProtoMan wird das schon erledigen."

"Und was sollen ich und Megaman dann machen?"

"Geht ihr den Weg für das Löschteam frei machen und aktiviert die restlichen Sprinkleranlagen. Außerdem könntet ihr irgendwas gegen diese Hitze versuchen zu unternehmen. Irgendwo muss es hier doch eine Art Klimaanlage oder so etwas geben."

"Ja und was ist, wenn du auf BlazeMan triffst? Mr. Famous sagte-"

"Ist mir egal, was er sagte. Sollte ich auf BlazeMan treffen, schaffe ich den schon alleine. Ich sagte dir doch, du sollst mir nicht dazwischen funken. Und jetzt verschwinde!"

"Okay, ist ja gut..."

Laut seufzend wandte sich Lan von Chaud ab und ging den langen Korridor zurück bis zur ersten Tür, die er dort fand. Chaud würde sich vermutlich niemals ändern. Aber irgendwie hoffte Lan auch, dass BlazeMan diesem arroganten Idioten mal eine richtige Lektion erteilen würde. Völlig in seinen Hassgedanken über Chaud versunken, griff Lan nach der Türklinke und überhörte die lauten Warnungen Chaud's und seines Navis, welche durch den Korridor hallten, kurz darauf gefolgt von einem weiteren, laut aufklingenden, jämmerlichen Schrei...
 

Unterdessen war Mr. Match dabei die letzten Codes zu knacken und hämmerte wild auf seiner Tastatur herum. Die Hitze schien ihm bei weitem nicht so viel auszumachen, wie den beiden Jungs.

"Hey, Chef!", erklang plötzlich eine Stimme aus einem der kleinen Computer, welche sich rund um den rothaarigen Operator befanden.

"Was gibt's, BlazeMan?", fragte Mr. Match, ließ aber keine Sekunde den Bildschirm außer Acht, auf welchem schon mehrere Passwortkombinationen als falsch angezeigt wurden.

"Nix, wollt einfach mal vorbeischaun und gucken, was geht."

Match wäre beinahe vom Stuhl gekippt, als er diese Antwort vernahm. Manchmal war dieser Navi einfach unmöglich.

"Du solltest doch im System aufpassen und mir bescheid sagen, wenn unsere Besucher eingetroffen sind... und apropos... Was waren dass grade für jämmerliche Schreie, die von draußen kamen? Ist da wer verreckt?"

"Kein Plan. Aber wo wir eh grad beim Thema sind... Die beiden Jungs sind da und stehen draußen vor der Tür zum Testraum."

Erneut hätte es Match beinahe von den Socken gefegt. Manchmal fragte er sich, was in dem Kopf von seinem Navi nur vorging?

"Das fällt dir aber auch recht früh ein. Danke dass du mir noch rechtzeitig bescheid gibst. Du hättest aber auch ruhig noch warten können, bis die Beiden hier drin gewesen wären und ich ihnen persönlich gegenübergestanden hätte."

"Oh, echt? Na ja, sorry... Hätteste mir das vorher gesagt, hätte ich noch gewartet."

"Das war nicht lustig, BlazeMan.", kam es etwas genervt von seinem Operator zurück.

"Was?", fragte der Navi verdutzt.

"Du... du bist... Gott, ich werd hier noch bekloppt... Geh einfach und halte sie noch ein Weilchen auf, bis ich die letzten Codes geknackt habe, okay?"

"Geht klar, Chef! Ich glaube du solltest auch mal ein bisschen auschillen... Irgendwie scheinen alle Leute heut voll gestresst zu sein.", stellte der Navi fest, ehe er sich wieder auf den Weg machte und seinen Operator ungestört bei der Arbeit ließ.

Mr. Match überlegte erst einen Augenblick, bis er sich wieder an die Arbeit begab. Irgendwie hatte ihn diese Unterhaltung eben nun völlig aus dem Konzept gebracht...
 

Nachdem Lan die Tür mit Hilfe seiner Füße geöffnet hatte, indem er die Klinke mit seinem Schuh runtergedrückt hatte, gelangte er in einen weiteren, bläulichen Korridor, welcher nach wenigen Metern in einem großen, weiten Raum mündete.

Der Junge schaute sich schnell um und ließ seinen Blick einmal durch den Raum wandern, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Gegenüber von ihm befand sich eine weitere Tür, die in ihrer Mitte ein langes, rechteckiges Fenster hatte, durch das man den dahinterliegenden Gang sehen konnte.

Qualm trat unter dem Türspalt hervor und Lan musste die Augen leicht zusammenkneifen, damit es nicht zu sehr in ihnen brannte, als er sich der Tür näherte.

Zu beiden Seiten von Lan aus gesehen, standen mehrere Schließfächer, in denen wohl die Wissenschaftler, welche in diesem Labor arbeiteten, ihre Klamotten aufbewahrten. Viel mehr konnte er aber auch nicht erkennen, da der Qualm immer dichter zu werden schien, je weiter er versuchte zu gucken. Er kümmerte sich nicht weiter drum und schaute durch das Fenster der Tür, vor ihm.

Im dahinterliegenden Gang schien ein größeres Feuer zu brennen. Lan wollte schon erneut nach dem Türgriff packen, als er aber bemerkte, dass dieser schon von der enormen Hitze zu glühen begonnen hatte. Er schaute sich kurz um und entdeckte ein kleines Terminal an der Wand, neben der Tür.

"Scheint gesichert zu sein."

"Dann muss das eine von diesen Türen sein, von denen Mr. Famous sprach. Eine, welche sich im Notfall von selbst verriegelt.", stellte Megaman fest.

"Scheint so... Irgendwie ein ziemlich dummes Sicherheitssystem, aber kann man wohl nichts machen. Ich logg dich ein und du öffnest sie, dann wäre das auch geschafft."

Doch bevor Lan sein PET mit dem Terminal verbinden konnte, hielt sein Navi ihn noch schnell davon ab.

"Warte!"

"Was ist denn jetzt wieder?", fragte der Junge verwirrt.

"Hinter der Tür brennt ein Feuer. Wäre es nicht sinnvoller erst die Sprinkleranlage hier zu aktivieren?"

"Ach ja... Mr. Famous sagte, es gab irgendein Problem im Sicherheitssystem, oder? Darum müssen alle Sprinkleranlagen einzeln manuell aktiviert werden."

"Yup. Das heißt, du musst den Regler für die Anlage hinter der Tür finden und ihn einschalten."

"Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht, verflixt. Na gut... Hoffentlich finde ich auch den Regler."

Und so machte sich Lan auf die Suche nach dem Regler, welcher die Sprinkleranlage hinter der verschlossenen Sicherheitstür aktivieren sollte...
 

Chaud betrachtete die Tür zum Testraum noch eine Weile und dachte nach, wo er nun endlich Ruhe hatte und dieser Lan ihn nicht mehr stören konnte.

Hinter dieser Tür befand sich der Operator von BlazeMan. Mit großer Sicherheit würde er also gegen diese kämpfen müssen. Entweder müsste er sich BlazeMan erneut entgegenstellen, wenn er dessen Operator gegenübersteht oder vielleicht sogar schon, sobald er ProtoMan in das Terminal zum Öffnen der Tür eingeloggt hatte.

Was oder wie auch immer, er musste noch mal gegen diesen niveaulosen, scheinheiligen, idiotischen, nicht vernünftig sprechenden und unglaublich beschränkten Navi kämpfen müssen. Chaud kochte schon vor Wut, allein bei dem Gedanken diesen BlazeMan erneut reden hören zu müssen. Beim letzten Mal hatte er ProtoMan vernichtend geschlagen. Aber dieses Mal würde das nicht geschehen. Nicht nur ProtoMan, sondern auch Chaud würden sich viel mehr anstrengen, ihren Gegner nicht unterschätzen und 'richtig' kämpfen.

Chaud konnte es kaum erwarten diesem vorlauten Navi das Maul zu stopfen.

"Chaud, alles okay? Wollen wir nicht endlich mal etwas unternehmen?", riss der rote, langhaarige Navi seinen Operator aus dessen Rachegedanken.

"Ja ja, schon gut. Gib dein Bestes, ProtoMan."

"Tu ich das nicht immer?"

ProtoMan erhielt keine Antwort auf diese, eher aus Gründen der Auflockerung, dieser bedrückenden Stimmung zwischen Navi und Operator, gestellten Frage.

Und das beunruhigte ihn ein wenig.

Chaud zog das Verbindungskabel aus seinem PET heraus und steckte es in den dafür vorgesehenen Port am Terminal.

"Jack-In, ProtoMan! Transmit!"

Und schon konnte es losgehen...
 

ProtoMan fand sich auf einer größeren, mit Rissen durchzogenen Steinplatte, die mitten in einem See aus Lava schwamm wieder. Sie kippte leicht von Seite zu Seite durch, aus Lava bestehenden Wellen, die seitlich gegen die Plattform schlugen und sie so zum Schaukeln brachte. Es waren aber nur leichte auf und ab Bewegungen. Nicht der Rede wert, so dass ProtoMan sich nicht mal sonderlich anstrengen musste, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Heiße Lavafontainen schossen aus den Tiefen des Magmabeckens nach oben und sprühten heiße Lava in alle Himmelsrichtungen.

Knapp dreißig Meter vor ProtoMan stand eine hohe Firewall aus violetten Laserbarrieren, die den Weg zu einem Schaltpult versperrte.

Der rote Navi ballte seine linke Hand zu einer Faust und biss wutergriffen die Zähne zusammen, als er ein wohlvertrautes Gesicht hinter der Firewall, neben dem Schaltpult erblickte.... BlazeMan!

"Hi-Ho! Na, ihr Lutscher? Seid'a ja auch endlich ma' da."

"Halt einfach die Schnauze und lass uns gleich anfangen, oder deaktiviere diese Firewall. Ich hab keine Lust mich jetzt mit dir rumzuschlagen.", regte sich Chaud auf.

"Aso... Tst, werden wir gleich wieder ausfallend, nur weil wir zu schwach sind und 'ne Niederlage nicht verkraften konnten, was? Keine Sorge, es geht hier gleich schon fett krass zur Sache. Aber zuerst wollte ich dich noch darauf hinweisen, dass-"

"Verdammt, halt die Klappe, ich kann's nicht ertragen!! Sei still und lass uns anfangen du hirnamputierter Trottel von einem Navi!!!", unterbrach Chaud, fast schäumend vor Wut den Feuer-Navi mitten im Satz.

"Hirnamputiert?! Ey, jetzt langt's mir aber auch! Mr. Arrogant ist heute wieder mit dem falschen Fuß aufgestanden, was? Gut okay... Wenn du wütend bist, ist mir egal, aber hör auf mich dafür anzupissen, nur weil du dich nicht unter Kontrolle hast!"

"SCHNAUZE!!", brüllte Chaud mit aller Kraft, so dass selbst Lan es deutlich hören konnte, welcher weiter entfernt war.

"Boah, was geht? Bist du immer so affig? Mach'n Kopp zu, Alter... Ich wollt dir nur 'nen kleinen Tipp geben und du pflaumst mich gleich wieder an. Weißt du was? Dann sieh doch zu, wie du allein klar kommst, ich werd dir nicht mehr helfen... Oller Dummbatzen..."

Kaum hatte BlazeMan zu Ende geredet, war er wieder aus dem Terminalsystem verschwunden. Chaud's Worte hatten ihn wirklich gekränkt und beleidigt. Eigentlich wollte er es ihm ein klein wenig einfacher machen, aber wenn dieser arrogante Idiot partout nicht wollte, so war das nicht sein Problem.

ProtoMan stand nun völlig alleine vor der Firewall. Allmählich ging ihm das Ganze auch ziemlich auf die Nerven.

"Toll, Chaud. Jetzt werden wir nie erfahren, wie wir die Firewall deaktivieren können."

"Das ist mit egal, Hauptsache dieser Idiot ist weg."

"Du steigerst dich da eindeutig zu sehr rein..."

"Ach, wo soll denn der Witz sein? Zerschlag die Firewall mit deinem Schwert und das war's."

"Ich glaube nicht, dass das so einfach-"

Doch plötzlich sprangen mehrere Viren aus dem Lavasee, direkt auf die Plattform und postierten sich in einer Reihe zwischen ProtoMan und der Firewall. Es waren kleine HeatMettaur mit grünen Füßen, mettaurtypischen Glupschaugen und einem metallischen Ringhelm auf dem Kopf, aus dessen Mitte eine heiße Flamme fackelte.

"Na super... Das hatte grade noch gefehlt.", seufzte der rote Navi, als er mit seinem Schwert in Angriffsposition ging.
 

Lan hatte derweil den Sicherungskasten im Innern des Gebäudes gefunden, in welchem sich die einzelnen Regler für die Sprinkleranlagen befanden. Er war gleich in dem selben Raum, in dem er auf die verschlossene Tür gestoßen war, etwas weiter an der Wand zwischen zwei der Schließfächer. Lan hatte zwar Probleme gehabt in dem dichten Qualm etwas zu erkennen, doch durch genaues Schauen und Abtasten der Wände hatte er den Kasten verhältnismäßig schnell entdeckt.

"Okay, das muss es sein. Dann wollen wir mal sehen..."

Lan versuchte den Sicherungskasten zu öffnen, doch er war verschlossen.

"Mist, abgeschlossen... Das war so klar... Was jetzt?", fragte er ahnungslos seinen Navi.

"Na ja, sollte Mr. Famous nicht einen Schlüssel oder so was besitzen? Oder einer der Wissenschaftler aus diesem Labor?"

"Dann müssen wir erst wieder raus, na klasse."

Stöhnend setzte sich Lan wieder in Bewegung, aber es hatte ja doch keinen Zweck. Er rannte den Weg zurück, den er gekommen war, durch die blauen Korridore bis in den langen Gang, welcher bis zum Testraum führte, vor dem er immer noch Chaud stehen sah. Er wollte erst fragen, wie es bei ihm inzwischen aussah, aber als er merkte, dass Chaud scheinbar hochkonzentriert war, verkniff er es sich zu fragen, da er absolut keine Lust dazu hatte einen weiteren von Chaud's Wutausbrüchen erleben zu müssen. Also lief er in entgegengesetzter Richtung weiter, auf den Haupteingang des Hitzelabors zu, durch welchen sie ins Innere gelangt waren.
 

Mr. Match hatte den nächsten Code geknackt! Es war schon fast ein Kinderspiel, die Sicherheitslücken zu finden und das System zu umgehen, um so schnell an die benötigten Passwörter zu gelangen. Er hatte nicht viel Erfahrung als Hacker, aber mit dem Bisschen, was er sich in den letzten Jahren angeeignet hatte, kam er ziemlich weit. Nur noch zwei Codes mussten geknackt werden und er könnte endlich die Heat Armor auf sein PET runterladen.

Dann wäre seine Mission erfüllt und er könnte zurück zur Basis kehren. Aber so eilig hatte er es auch wieder nicht. Es gab immer noch etwas, was für ihn persönlich sehr wichtig war und was er unbedingt tun wollte, bevor er verschwinden wollte. Ein Net-Battle gegen Lan! Gegen den Jungen, der ihn schon vier Mal zuvor besiegt hatte. Mr. Match empfand keinen Hass für Lan oder wollte sich nur für seine Niederlagen an ihm rächen. In den letzten Jahren hatte sich einiges an ihm verändert. Vor allem nach seinem letzten Treffen mit Lan, während des Den Tournaments, zu der Zeit, als Nebula mit seinen Aktivitäten begann.

Match respektierte Lan und sah ihn als ebenbürtigen Gegner an. Sie waren keine wirklichen Feinde, aber auch keine Freunde. Lan hatte ihm gezeigt, dass es noch andere Dinge im Leben gab. Weitaus wichtigere, die ihm die Augen öffneten und ihm zeigten, dass Kriminalität sich nicht immer auszahlte. Trotzdem konnte er aber auch nicht ganz davon ablassen.

Nach dem Vorfall während des Den Tournaments, als er von seinen Partnern betrogen und verraten wurde und die Frau in Gefahr geriet, die ihm so sehr wichtig war, hatte er eigentlich beschlossen nie wieder etwas zu tun, was die Leute in Gefahr bringen würde, die er so sehr liebte. Doch der Ruf eines skrupellosen Verbrechers und Ex-World Three Mitglieds klebte an ihm, wie eine Klette. Einen vernünftigen und ehrlichen Job konnte er nicht finden. Zumindest keinen gut bezahlten. Als er dann eines Tages auf diesen mysteriösen Mann mit dem Decknamen Shadow traf, welcher ihm das Angebot machte sich an denen zu rächen, die sein Leben zu dem gemacht haben, was es nun war, lehnte Match anfangs direkt ab, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden es in Betracht zu ziehen, sich dieser seltsamen Organisation anzuschließen .

Doch er brauchte dringend das Geld und als Shadow ihm sagte, dass er eine Möglichkeit bekommen würde sich an Lan zu rächen, willigte er trotzdem ein.

Aber Match wollte sich nicht an Lan rächen. Er wollte nur eine Revanche. Einen weiteren Kampf. Er wollte Lan beweisen, dass er mindestens genauso gut ist. Dazu hatte er sich sogar extra einen neuen Navi zugelegt.

Er konnte es kaum erwarten Lan erneut gegenüberzustehen. Es war nun schon so lange her, seit ihrem letzten Kampf. Er hatte viel trainiert und fühlte sich der Aufgabe gewachsen, die vor ihm lag. Bald könnte er Lan zeigen, wie sehr er sich in den letzten Monaten gebessert hatte...

"Du, Chef?", unterbrach ihn die Stimme seines Navi's, als er den vorletzten Code schließlich entschlüsselt hatte.

"Was gibt's, BlazeMan? Kommen sie schon rein?"

"Ne, noch nicht. ProtoMan kämpft grad gegen die Wächter der Firewall. Und Lan ist dabei die Feuer zu löschen."

"Hast du Chaud klargemacht, was er tun muss?"

"Tst, der Poser... Der kommt sich so verdammt toll vor. Ich wollte ihm 'nen kleinen Tipp geben, aber der Sack hat mich nur angemotzt und gedisst. Wenn er sich so hypertonisch toll vorkommt, soll er's doch selbst rausfinden."

"Ich glaube wir sollten diesem Chaud mal 'ne gewaltige Lektion erteilen."

"Bin ganz deiner Meinung, Chef! Wie weit biste überhaupt?"

"Noch ein Code und wir sind fertig. Dann werd ich mir diesen Chaud mal anschauen."

"Okay! Ich geh dann mal und guck mir den Kampf ein bisschen an."

Und schon war BlazeMan wieder unterwegs.

Es schien wohl so als müsste Match erst noch gegen diesen Chaud kämpfen, bevor er einen Kampf gegen Lan austragen könnte. Er hatte zwar nicht wirklich etwas dagegen, aber allmählich wurde er immer ungeduldiger und wollte nicht noch länger auf das Duell mit seinem bisher größten Rivalen warten...
 

Ein HeatMettaur zerfiel in zwei Hälften, nachdem ProtoMan ihm einen vertikalen Hieb mit seinem Schwert, direkt zwischen den Augen durch, verpasst hatte.

Doch es waren noch immer ein große Menge an Viren da und es schienen immer mehr zu werden, die aus der Lava gesprungen kamen.

ProtoMan rollte sich vorwärts, direkt zwischen zwei Mettaur hindurch. Die Klinge seines Schwertes traf die beiden Viren blitzschnell, so dass sie nicht einmal merkten, wie ihnen die Schädeldecke abgeschnitten wurde.

Chaud beobachtete seinen Navi, statt ihn mit Battle Chips zu helfen. Es waren immerhin nur Viren.

Drei weitere HeatMettaur versammelten sich und erzeugten mit ihren gebündelten Kopfflammen einen großen, heißen Feuerball, welchen sie auf ihren Gegner schleuderten.

ProtoMan warf sich schnell rückwärts zu Boden und landete auf dem Rücken, so dass der Feuerball Zentimeter über seinem Gesicht hinwegzischte und ins Leere traf.

Die drei Mettaur starteten gleich einen nächsten Angriff und ließen schnelle FireWaves über den Boden, direkt auf den liegenden ProtoMan, sausen.

Der rote Navi zog seine Beine an, holte Schwung und brachte sich mit einem lockeren Sprung wieder zum Stehen, um im gleichen Moment einen Vorwärtssalto, über die FireWaves hinweg zu vollführen.

Er landete direkt vor den drei Viren und ließ einmal sein Schwert wie einen Blitz über sie zischen und bereitete so ihrem virtuellen Leben ein schnelles und schmerzloses Ende.

Doch kaum hatte er sich umgedreht kam ein weiteres Dutzend Mettaur aus der Lava gesprungen und hüpfte wild feuersprühend auf ihn zu.

"Wie viele kommen denn da noch??"

Er rannte den angreifenden Viren entgegen und stach sein Schwert einmal durch den vordersten Mettaur hindurch, welcher augenblicklich gelöscht wurde.

Die Hitze machte ihm ziemlich zu schaffen, aber er riss sich zusammen. Diese paar Viren würden ihn sicher nicht aufhalten!
 

Lan war wieder draußen vor dem Labor und hielt nach seinem Vater und Mr. Famous Ausschau. Er benötigte unbedingt den Schlüssel für den Sicherungskasten.

Er wanderte halb um das Labor herum, an jeder Menge hektisch arbeitender Officials vorbei, die weitere Werkzeuge heranschafften, um ihnen die Löscharbeiten zu erleichtern. Doch keine Spur von seinem Vater oder Mr. Famous. Doch grade, als er sich zurück zum Haupteingang begab und sich bei einem der Officials erkundigen wollte, kam ihm sein Vater aus Richtung des Hafens entgegen.

"Dad! Da bist du ja! Wo warst du denn?", kam Lan neugierig fragend auf seinen Vater zugerannt.

"Was machst du denn hier? Du solltest dich doch um die Feuer kümmern."

"Chaud öffnet grade die Tür zum Testraum, aber ich brauche den Schlüssel für den Sicherungskasten, um die Wassersprinkler im Innern des Labors zu aktivieren."

"Den Schlüssel? Da musst du Mr. Famous fragen, ich hab von dieser Anlage nicht die geringste Ahnung.", erklärte Dr. Hikari.

"Und wo finde ich Mr. Famous?"

"Der wollte zur Rückseite des Labors und mit ein paar Technikern versuchen den Hintereingang wieder zu öffnen."

"Oh klasse!", grummelte Lan laut.

Jetzt konnte er noch mal zurückrennen und verlor wieder kostbare Zeit.

Was er allerdings nicht wusste war, dass der ihm noch unbekannte Angreifer nicht verschwinden wollte, ehe sich die Beiden im Kampf gegenübergestanden hätten. Er hatte also eigentlich alle Zeit der Welt...
 

Es war geschafft! Mr. Match hatte den letzten Code geknackt und besaß nun Zugriff auf sämtliche Daten über die Heat Armor und natürlich auch direkten Zugang zu ihr selbst.

Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen, sich als Wissenschaftler getarnt zum Hintereingang des Labors zu begeben, es mit einer gestohlenen ID-Karte zu betreten, die er zuvor von Shadow zugesteckt bekam, anschließend über die Sanitärräume das Luftschachtsystem zu erreichen und von dort aus direkt zum Testraum zu gelangen. Solch anstrengende Arbeit hatte er lange nicht mehr verrichten müssen. Und um die Laserschranken zu deaktivieren, welche für gewöhnlich das Luftschachtsystem sicherten, musste er zuvor sogar noch BlazeMan ins Netzwerk des Labors einloggen, damit dieser die Sicherheitssysteme deaktivieren konnte, was allerdings zur Folge hatte, dass kurzzeitig die Sicherung rausflog und so die Klimaanlage deaktiviert wurde, welche dafür gesorgt hatte, dass die Temperatur in dem Labor angenehm und erträglich war. Immerhin befand sich das Hitzelabor auf der Spitze eines Vulkans, in dem immer noch heißes Magma brodelte. So stieg ohne die computergesteuerten Kälteregler die Temperatur schnell und stetig im Innern des Labors an. Dies wiederum hatte zur Folge, dass die Maschinen und Computer schnell überhitzten und einige von ihnen explodierten, was der Grund für die entstandenen Feuer war. Es war schon fast unerträglich bei dieser Hitze zu arbeiten, zumal es außerhalb im freien Gelände auch schon so warm war.

Aber Hitze war sein geringstes Problem. Es hatte schon seinen Grund, dass er sich voll und ganz auf Feuer-Navis spezialisiert hatte. Mr. Match machte die Hitze kaum etwas aus.

Er nahm sein PET und schloss es an der Konsole an, über die er die Codes geknackt hatte.

Er tippte ein wenig auf der Tastatur herum und startete die Datenübertragung. Sobald alle Dokumente kopiert und die Heat Armor auf sein PET übertragen sein würde, könnte er sich endlich um diese beiden Jungs kümmern...
 

ProtoMan wirbelte wild mit seinem Schwert durch die angreifenden Horden von Mettaur-Viren. Doch für jeden gelöschten, schienen gleich zwei neue aus der Lava zu springen. Es war fast schon aussichtslos und die Plattform wurde unter dem Gewicht der vielen Viren langsam immer schwerer und begann allmählich einige Millimeter tiefer in die Lava zu sinken.

ProtoMan musste diese Viren allesamt schnell löschen, wenn er nicht selber bei lebendigem Leibe in der Lava gekocht werden wollte.

Zwei weitere HeatMettaur lösten sich in ihre Datenbestandteile auf, nachdem sie in mehrere Scheiben gehackt wurden.

"Chaud, ich schaff das nicht ganz alleine. Bitte tu was!", bat der Navi seinen Operator, fast schon verzweifelt, um Hilfe.

"Wie willst du BlazeMan besiegen, wenn du nicht mal mit diesen lächerlichen Viren alleine klarkommst? Los, mach sie endlich fertig!"

ProtoMan konnte nicht glauben, was er da gehört hatte. So kannte er seinen Operator gar nicht. Chaud hatte sich noch nie so benommen, wie in den letzten Wochen. Was war nur los?

Ohne seine Hilfe würde er diesen Kampf niemals überleben. ProtoMan wusste nicht mehr, was er tun sollte.

Von einiger Entfernung aus beobachtete BlazeMan das Geschehen, welcher auf einem winzigen, schwimmenden Felsblock saß, der um die große Hauptplattform herum trudelte.

Er konnte nichts weiter als den Kopf schütteln. Chaud schien es einfach nicht verstehen zu wollen. Und auch wenn er wieder gegen ProtoMan kämpfen würde, würde Chaud nicht verstehen, dass BlazeMan hauptsächlich darauf aus ist seinen Gegner zu ermüden, statt anzugreifen. Das hatte er schon beim letzten Kampf nicht verstanden, was ihm schließlich zum Verhängnis wurde. Chaud war einfach zu sehr von sich überzeugt. Allmählich stellte sich BlazeMan aber die Frage, ob er überhaupt noch gegen ProtoMan kämpfen müsste, da dieser schon am Rande einer Niederlage stand. Im wahrsten Sinne des Wortes sogar, da die Viren den roten Navi nun schon bis zum Rand der Plattform gedrängt und umzingelt hatten.

"So ein Vollhonk. Der Typ ist so eingebildet, das tut schon echt weh. Ich hoffe nur er schnallt's endlich oder es sieht schlecht für seinen Navi aus..."
 

Lan hatte sich unterdessen auf die Rückseite des Hitzelabors begeben, wo Mr. Famous zusammen mit drei Technikern versuchte den defekten Jack-In-Port für das Terminal des Hintereingangs zu reparieren. Zwei der Techniker in dunkelblauen Overalls schraubten mit ihren Werkzeugen am Terminal herum, während der Dritte die technischen Daten über den Port studierte. Mr. Famous stand daneben und beaufsichtigte die Arbeit der drei und hielt sein PET bereit, um selbst eingreifen zu können, sobald der Port wieder funktionsfähig sein würde.

Lan trat direkt neben ihn, als er endlich angekommen war.

"Endlich finde ich sie...", seufzte er, etwas erschöpft.

"Was ist denn los? Habt ihr die Türen alle geöffnet? Oder ist was passiert?", wollte Mr. Famous direkt wissen.

"Na ja... Ich brauche den Schlüssel zum Sicherungskasten für die Sprinkleranlagen im Innern des Labors. Der Kasten ist abgeschlossen und ich komme einfach nicht dran."

"Oh, daran hätte ich aber auch denken können. Einen Moment..."

Mr. Famous griff in die Tasche seines Laborkittels und holte einen kleinen Schlüssel heraus, den er Lan in die Hand drückte.

"Das ist der Universalschlüssel für das Labor. Damit solltest du jede Tür und jedes Schloss öffnen können, welchem auch immer du begegnest."

"Vielen Dank, dann werde ich mich gleich darum kümmern, allerdings habe ich noch eine Frage. Wo finde ich die Kontrolle für die Klimaanlage?"

"Die Klimaanlage ist außer Betrieb. Die Schaltkreise der Computer, welche sie gesteuert haben sind vollkommen durchgeschmort. Jedenfalls den Berichten des Systems zu Folge."

"Gibt es denn keine andere Möglichkeit die Temperatur zu senken? Es ist irre heiß da drin..."

"Na ja, du könntest es über die Notaggregate im Erdgeschoss versuchen. Allerdings sollte es dort unten mindestens doppelt so heiß sein, wie im Basement.", warnte Mr. Famous Lan.

"Verdammt... Na gut, dann kümmere ich mich erst mal um die Sprinkler."

"Tu das... Ach und wo du eh grade hier bist. Wie sieht es mit den Feuern aus? Sind die Brände groß?", erkundigte sich Mr. Famous noch, bevor Lan wieder losrennen konnte.

"Ich habe bisher nur ein Feuer entdeckt. Wie groß es ist kann ich nicht sagen."

"Ach so, okay. Dann mach dich lieber schnell wieder an die Arbeit. Sobald der Hintereingang wieder geöffnet ist, werde ich auch reinkommen und mich mit dem Löschteam um die Brände kümmern. Derweil solltest du trotzdem versuchen so viele gesicherte Türen, wie möglich zu öffnen, damit wir es nachher leichter haben. Und erinnere Chaud an das, was ich gesagt habe. Irgendwie habe ich das Gefühl, ihr habt die Arbeit geteilt, um nicht zusammen arbeiten zu müssen, oder?"

"Ja, ich werd's ihm sagen... Tut mir leid."

Und schon war Lan wieder unterwegs, zurück auf dem Weg zu der verschlossenen Tür und dem Sicherungskasten...
 

ProtoMan schlug hilflos mit seinem Schwert hin und her und versuchte so viele Viren mit einem Schlag zu löschen, wie nur möglich. Doch sie kamen immer näher und ihre Feuerballangriffe begannen allmählich in bedeutend steigender Zahl zu treffen. Der rote Navi war einfach zu sehr erschöpft, um noch richtig ausweichen zu können.

Chaud verschwendete noch immer keinen Gedanken daran etwas zu unternehmen, sondern starrte wütend auf den Screen seines PET's.

Mit letzter Kraft stach ProtoMan sein Schwert nach vorne und löschte zwei weitere HeatMettaur, die direkt hintereinander standen. Er konnte nicht mehr. Ein weiterer Feuerball traf auf seine Brust und zwang ihn in die Knie. Es ging einfach nicht mehr. Die Schmerzen, die Erschöpfung, die Hitze... Ihm wurde allmählich schwarz vor Augen und alles schien langsam vor ihm zu verschwimmen.

"Chaud, bitte...", brachte er mit letzter Kraft heraus, bis er schließlich vornüber kippte und regungslos am Boden liegen blieb.

Chaud's Augen weiteten sich. Was hatte er getan? ProtoMan wurde von den Viren überrannt, welche nun wild auf seinem Körper auf und ab sprangen und ihn in Richtung des Plattformrandes schoben. Was hatte er nur angerichtet? Warum hatte er seinem Navi nicht geholfen?? Das war alles die Schuld von diesem BlazeMan! Ohne den wäre Chaud nicht so wütend und hätte mehr auf das Befinden seines Navis geachtet. Er musste jetzt schnell handeln. Zuerst warf er einen Invisible Chip in sein PET, welcher ProtoMan vorrübergehend unsichtbar machte, anschließend einen Full-Heal Recovery Chip und danach machte er einen weiteren Chip zum Slot-In bereit.

ProtoMan's Energie regenerierte sich langsam. Er hatte ziemliches Kopfweh und wusste erst gar nicht wo er war und was passiert ist. Doch als er die übermütigen HeatMettaur um sich herum hüpfen sah, richtete er sich schnell wieder auf und hechtete mit einem gewaltigen Satz in die Mitte der Plattform, in einige Entfernung von den kleinen Feuerviren.

"Chaud? Das wurde aber auch langsam Zeit, ich dachte schon, du lässt mich völlig im Stich."

"Tut mir leid, ProtoMan. Das wollte ich nicht. Kannst du mir noch mal verzeihen?"

"Nur, wenn du mir jetzt hilfst diese Viren zu erledigen!", grinste der rote Navi seinem Operator zu.

Chaud fühlte sich komplett schuldig und wusste, dass es mit einer einfachen Entschuldigung nicht getan wäre. Jedenfalls nicht für ihn. Aber jetzt zählte für den Moment nur die Viren zu erledigen und BlazeMan zu löschen! Zum Entschuldigen war später auch noch genug Zeit.

"Mach sie hiermit fertig! AquaWave, Slot-In!"

Und schon rammte Chaud den Chip in sein PET und transferierte dessen Daten zu seinem Navi.

"Okay, verlass dich auf mich!", bestätigte ProtoMan, als er seine linke Hand hob und kräftig mit ihr ausholte. Die kleinen Viren stürmten schon direkt auf ihn zu und bereiteten einen gemeinsamen Feuerangriff vor. Doch sie hatten keine Chance. ProtoMan aktivierte die AquaWave, eine gewaltige Wasserwelle, welche sich vor ihm auftürmte und über die kleinen HeatMettaur hinwegspülte. Die Feuerviren wurden direkt beim ersten Kontakt mit dem Wasser gelöscht. Kein einziger entkam dem Angriff.

"Wow, und jetzt müssen wir nur noch an der Firewall vorbei..."

BlazeMan hatte das ganze Szenario die ganze Zeit über beobachtet. Er hatte schon fest damit gerechnet, dass ProtoMan gelöscht werden würde, aber scheinbar hatte er sich doch in Chaud getäuscht. Zumindest hoffte er das. Grade, als er sich rüber zu der Plattform begeben wollte, signalisierte ihm ein leichter elektrischer Impuls, dass sein Operator ihn sehen wollte.

Also zögerte er auch nicht weiter und machte sich direkt auf den Weg.
 

Die Übertragung war abgeschlossen! Mr. Match befand sich nun offiziell im Besitz der Heat Armor, einer der vier Elementarrüstungen. Er wischte sich erleichtert den Schweiß von der Stirn und sank tief einatmend in seinem Stuhl zurück. Endlich war es vollbracht!

Er entfernte das Verbindungskabel seines PET's, nachdem auch BlazeMan endlich wieder darauf zurückgekehrt war.

"Du hast nach mir gepfiffen, Chef?", fragte der Navi gut gelaunt.

"Yup. Bin hier soweit fertig. Wie sieht's bei den Kids aus?"

"Lan ist noch immer mit den Wassersprinklern beschäftigt und dieser Chaud ist immer noch dabei, die Tür zu öffnen. Wir sollten noch genug Zeit haben, ihm eine Lektion zu erteilen, ehe Lan hier eintrifft."

"Okay, dann wollen wir der Flachpfeife mal zeigen, wo's lang geht, nicht?"

"Yeah, dem Oberloser zeigen wir mal, wo der Hammer hängt. Wird aber auch Zeit, dass der mal 'ne Portion Grips in die Birne gehämmert bekommt! Der wird schon noch sehen, was er davon hat mich ständig zu beleidigen und mich mit irgendwelchem Mist vollzutexten. Der wird sein blauestes aller bisherigen Wunder erleben! Wenn ich mit seinem Navi fertig bin, wird nicht mal mehr seine Mum-"

"BlazeMan. Es reicht. Die Leser wissen, worauf du hinaus willst.", unterbrach Mr. Match schließlich seinen Navi.

"Oops, 'tschuldigung."

"Los, packen wir's an!"

Mr. Match erhob sich aus seinem Stuhl und streckte erst mal die Arme von sich. Die ganze Hackerarbeit hatte ihn ziemlich geschafft. Ein bisschen Abwechslung durch einen Net-Battle konnte ihm jetzt nicht schaden. Und noch dazu war es eine gute Aufwärmübung für seinen bevorstehenden Kampf gegen Lan und Megaman...
 

Lan hatte endlich den Sicherungskasten wieder erreicht und ihn mit dem Schlüssel, den er von Mr. Famous erhalten hatte, aufgeschlossen. Innen befanden sich mehrere Schalter und Regler, die für die einzelnen Sprinkleranlagen im gesamten Gebäude zuständig waren. Insgesamt fünf Stück. Lan drehte einen Regler nach dem anderen auf die Aktivanzeige. Nun konnte er nur hoffen, dass sie auch wirklich funktionierten und nicht wie die Klimaanlage vollständig ausgefallen waren. Er trat vor die verschlossene Sicherheitstür und blickte durch das Fenster in den dahinterliegenden Gang, in dem immer noch das Feuer hell loderte. Von der Decke begannen langsam einige Wasserpartikel zu tropfen, die sich nach wenigen Sekunden in einen wahren Regen verwandelten. Es hatte also alles funktioniert...

"Okay, jetzt nur noch die Tür öffnen und dann geht's weiter! Bereit, Megaman? "

"Yup, kann losgehen!", bestätigte der blaue Navi seinem Operator.

"Dann... Jack-In, Execute!"

Und schon befand sich Megaman auf dem Weg in das Sicherheitssystem des Türterminals...
 

ProtoMan stand immer noch ideelos vor der violetten Firewall und überlegte weiterhin, wie er sie überwinden konnte, da einfache Angriffe ihr nicht das Geringste anhaben konnten.

"Ach, verdammt! Dieser dämliche Mist...", regte sich Chaud erneut auf.

"Hättest du BlazeMan vorhin ausreden lassen, wüssten wir jetzt vielleicht, was wir-", doch bevor ProtoMan zu Ende sprechen konnte, verschwand die Firewall mit einem Male einfach von selbst.

"Was ist denn jetzt los?", fragte Chaud verdutzt.

"Ich hab keine Ahnung..."

Etwas misstrauisch ging ProtoMan auf das Schaltpult zu, über welches das Türschloss bedient werden konnte, was nun freigelegt war. Er hielt sich innerlich bereit für einen weiteren Virenangriff. Doch zu dem kam es anscheinend nicht. Nachdem ProtoMan einen Schalter auf dem Pult aktiviert hatte, entriegele sich das Türschloss ohne weitere Probleme.

"Hier stimmt was nicht.", stellte der rote Navi fest.

"Ich hab da ein ganz mieses Gefühl...", bemerkte Chaud, als er die Verbindung seines PET's zu dem Terminal unterbrach und seinen Navi ausloggte.

"Jack-Out, ProtoMan!"

Er steckte sein PET zurück in seine grüne Tarnhose und wollte grade die Tür öffnen, als sie von selbst nach innen auffiel.

Ein wenig beunruhigt trat Chaud in den dahinterliegenden Raum und fand sich mitten in dem Testlabor für die Heat Armor wieder. Sein Blick streifte durch den Raum und betrachtete genauestens die Umgebung und kam schließlich beim Anblick einer irgendwie vertrauten Person zum Stehen.

"Hallo, Kleiner. Du musst Eugene Chaud sein, der Ass-Net-Battler der Officials, nicht wahr?"

"Ja, der bin ich und wer möchte das wissen?", fragte Chaud mit seiner typischen, leichten Arroganz in der Stimme.

"Ich bin Mr. Match, ich denke du solltest schon von mir gehört haben."

"Ja, der Name sagt mir was. Sie haben für World Three gearbeitet, oder? Lan hatte sie des öfteren erwähnt. Ich hätte nicht gedacht ihnen auch mal zu begegnen. Tja, scheint nicht ihr Glückstag zu sein, was?"

"Hoho... Halt mal den Ball flach, Junge. Du scheinst ja ziemlich von dir überzeugt zu sein. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte mein Navi deinen im letzten Kampf eindeutig geschlagen, oder?"

"ProtoMan hatte nicht gezeigt, was er wirklich drauf hat, weil ich ihren Navi unterschätzt habe. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er nicht viel stärker, als ein gewöhnlicher Standard-Navi ist und kein Problem für ProtoMan darstellen wird."

"Ich habe auch schon viel von dir gehört und ich muss sagen, ich hatte mir dich bei weitem nicht so ätzend vorgestellt, wie du wirklich bist. Du bist 'n ziemlicher Poser, aber ich würde auch gern sehen, ob was dahinter steckt?"

"Können sie gerne haben."

Chaud holte sein PET wieder hervor und zog das Verbindungskabel heraus.

"Wer nicht hören will muss fühlen, was?"

Auch Mr. Match nahm sein PET zur Hand und die Beiden verlinkten sie miteinander.

Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem sich Chaud für seine Niederlage rächen und diesen verdammten BlazeMan ein für alle Mal zum Schweigen bringen konnte...

Blazin' hot Battle!

Die beiden Kontrahenten standen sich direkt gegenüber, ihre PETs durch zwei Verbindungskabel miteinander verlinkt.

Chaud schwitzte. Die Wärme in dem Gebäude wurde langsam immer unerträglicher. Aber warum konnte man Mr. Match seine Erschöpfung nicht ansehen? Oder machte ihm die Hitze etwa rein gar nichts aus? Was auch immer es war... Match sah nach einem starken Gegner aus, der nicht so leicht aus der Fassung zu bringen war. Aber auch das würde Chaud nicht daran hindern seinen Navi, BlazeMan, endgültig zu löschen. Wie sehnsüchtig hatte er auf den Moment seiner Revanche gewartet! Endlich könnte er BlazeMan all das heimzahlen, was er ihm angetan hatte. Chaud war fest entschlossen diesen Kampf für sich zu gewinnen.

Mr. Match auf der anderen Seite sah das Ganze jedoch eher als Trainingseinheit, vor seinem eigentlichen Kampf gegen Lan an. Er nahm diesen Kampf nicht allzu ernst. Oder zumindest nicht so ernst, wie Chaud es tat.

"Ich habe bereits gehört, dass Lan sie schon vier Mal besiegt haben soll? Wenn das so ist, sollte es für mich ja kein Problem sein diesen Kampf zu gewinnen, oder?", sprach Chaud angeberisch, obwohl es in erster Linie nur zur Stärkung seines eigenen Selbstbewusstsein vorgesehen war. Doch Match ließ sich eh nicht davon beeindrucken.

"Kannste in die Tonne treten. Du hast doch gesehen, was BlazeMan mit deinem Navi angestellt hatte, in eurem ersten Kampf. Und dann wurde er beinahe durch deine eigene Blödheit gelöscht. Ein wirklich toller Operator bist du."

Das machte Chaud nur noch wütender. Eugene Chaud war ein hervorragender Operator! Wenn nicht sogar der Beste! Und er würde es diesem Mistkerl beweisen.

Match schaute seinen Gegner nachdenklich an. Selbst er hatte in den letzten Jahren begriffen, dass Teamwork das Wichtigste im Net-Battle war. Wenn Operator und Navi nicht perfekt zusammenarbeiteten, war der Kampf von vorne rein schon gelaufen. Das war der Grund, warum Match in den letzten Jahren immer gegen Lan verloren hatte. Er hätte sich schon vorher mehr mit seinen Navis auseinandersetzen sollen. Aber nun begann er nicht noch mal den selben Fehler. Zwischen ihm und BlazeMan hatte sich eine besonders starke Freundschaft entwickelt. Die beiden unterhielten sich oft und unternahmen eine Menge. Match hatte dazugelernt und das alles hatte er Lan zu verdanken. Und in gewisser Weise wollte er sich auch dafür erkenntlich zeigen. Aber das ging nur in einem Kampf, wo er Lan zeigen konnte, dass er sich geändert hatte. Jetzt wo Match erkannt hatte, worauf es wirklich ankam, gab es kaum noch einen Gegner, der ihm das Wasser reichen konnte. Dieser Chaud hatte es noch nicht begriffen und damit sein Schicksal bereits besiegelt.

"Tst, werden wir ja sehen. Ich werde sie in die Tonne treten, darauf können sie sich verlassen!"

"Meine Güte, wollt ihr euch noch weiterhin gegenseitig Koteletts ans Ohr quatschen, oder können wir endlich mal anfangen??", erklang plötzlich die ungeduldige Stimme BlazeMan's aus dessen PET.

"Yup, BlazeMan hat Recht. Lass uns endlich beginnen. Battle routine, set!", sprach Match, als er ein paar Battle Chips aus seiner Hosentasche zog und den Kampf vorbereitete.

Chaud gab nur ein leises Grummeln von sich und zog ebenfalls ein paar Battle Chips.

Ihre Navis standen sich bereits beide gegenüber innerhalb der virtuellen Kampfarena, der beiden PET's. BlazeMan stand ziemlich locker mit verschränkten Armen seinem Gegner gegenüber, während ProtoMan eine leicht geduckte Haltung einnahm und in Angriffsposition ging. Der Kampf ging endlich los...
 

Megaman befand sich unterdessen im Sicherheitssystem des Türterminals. Er stand auf einer unebenen Steinplattform, welche in einem ringförmigen Lavasee, um eine kleine Insel herumtrieb. Es war unglaublich, wie irre heiß es im System war. Kein Wunder, dass einige Computer und Maschinen durchgeschmort und völlig zerstört waren.

Die blubbernd heiße Lava spuckte vereinzelt kleine Feuerbälle durch die Luft, welche einen brennenden Schweif hinter sich herzogen und kleine Lavapartikel in alle möglichen Richtungen schleuderten. Megaman war froh, wenn das alles geschafft sein würde.

Zuerst verschaffte sich der blaue Navi einen Überblick von seiner Umgebung. Es war weit und breit nicht viel außer Lava zu sehen und einigen kleineren Felsplatten, die darin schwammen. Nur die mittlere Insel, um die Megaman herumtrieb schien aus Metall zu sein und direkt auf ihr befand sich ein kleines Terminal zum Öffnen des Türschlosses.

Mit einem weiten Satz beförderte er sich direkt vor das Terminal. Die Plattform war nicht sehr groß. Vielleicht zwei Quadratmeter.

"Das scheint es zu sein. Das Schloss ist mit einem Code blockiert worden. Aber ich denke, den könnte ich sogar knacken.", berichtete Megaman seinem Operator.

"Ehrlich? Was genau ist es denn für ein Code?"

"Ein dreistelliges Zahlenpasswort. Ähnlich dem System, welches Higsby damals verwendet hatte, als sein NumberMan den Schulcomputer übernommen hatte. Durch etwas rumprobieren sollte ich ihn knacken können."

"Okay, wenn du meinst. Wird es lange dauern?", fragte Lan ungeduldig.

"Nicht unbedingt, kann ich aber nicht genau sagen."

"Na gut, aber versuch dich zu beeilen. Ich wüsste gern, was Chaud grad macht und wie weit er ist...?"

So begann Megaman ein paar Zahlen an dem Terminal auszuprobieren. Immer wenn er falsch geraten hatte, sagte ihm der Computer automatisch, ob die gesuchte Zahl größer oder kleiner als das war, was Megaman eingegeben hatte. So dauerte es zwar etwas, aber man konnte nach einer gewissen Zeit und auch durch etwas logisches Denken auf die richtige Zahl kommen.

Lan beobachtete seinen Navi. Er wischte sich erneut den Schweiß von der Stirn. Kam ihm das etwa nur so vor, oder wurde es wirklich konstant wärmer? Jedenfalls würde er sich im Anschluss noch direkt um das Kühlsystem kümmern...
 

Es hatte endlich angefangen! ProtoMan und BlazeMan stürmten aufeinander zu. Endlich bekam ProtoMan seine Chance um es diesem Navi heimzuzahlen.

Die beiden Operator beobachteten den Beginn des Kampfes zunächst ohne selbst einzugreifen, da sie wissen wollten, welcher Navi den ersten Treffer landen konnte.

ProtoMan zog im Laufen seinen Ellbogen so weit wie möglich nach hinten, um genug Schwung zum Zustechen mit seinem Schwert zu holen. BlazeMan's Arme und Füße waren in Flammen gehüllt und zogen dunkle Rauchschwaden nach sich. Er streckte die Arme nach hinten und rannte geduckt auf seinen Gegner zu.

Dann waren sie schließlich nah genug aneinander, dass ProtoMan den ersten Schlag ausführen konnte. Er ließ sein Schwert loszischen, direkt auf BlazeMan's Beine zu. Doch der Feuer-Navi hatte schon mit so einem Angriff gerechnet und schlug noch im Lauf einen Salto, um über die Swordklinge hinwegzuspringen. Er landete wieder direkt neben ProtoMan und ließ seine rechte Faust hervorschnellen, welche den roten Navi mitten im Gesicht traf.

ProtoMan stürzte Richtung Boden, konnte sich aber mit seiner freien Hand schnell abstützen und durch eine elegante Bewegung sofort wieder auf die Beine bringen.

"Hey, das war echt stylisch, Alter.", gab BlazeMan beeindruckt zu.

"Du hast den ersten Treffer gelandet, dir gebührt der Respekt.", kam es von ProtoMan sofort wieder zurück.

Der rote Navi drehte sich einmal im Kreis und ließ dabei sein Schwert von sich gestreckt durch die Luft wirbeln, aber BlazeMan sprang schnell zur Seite, um nicht getroffen zu werden und warf seinem Gegner anschließend einen Feuerball entgegen, den dieser aber mit seinem Schwert in eine andere Richtung ablenken konnte.

Mr. Match war ebenfalls beeindruckt. Vielleicht hatte er sich ja doch in Chaud und ProtoMan getäuscht?

ProtoMan griff sofort wieder an. Er setzte ein paar gezielte Schläge auf BlazeMan's Oberkörper an, welcher aber durch schnelle seitliche Drehungen oder Rücktritte ohne Probleme ausweichen konnte.

"Okay, Zeit für den ersten Chip. Bereit, BlazeMan? Hier, AntiSword, Slot-In!", rief Mr. Match, als er direkt darauf einen Battle Chip in sein PET steckte.

Der Feuer-Navi nickte entschlossen und überließ alles weitere der Kraft des Chips. Als ProtoMan's Schwert erneut auf ihn zukam, schossen seine Hände blitzartig hervor und ergriffen die Klinge, um sie festzuhalten.

Operator sowie Navi waren von dieser Aktion total geschockt, so dass ProtoMan zu unachtsam wurde und nicht mehr auf BlazeMan's weitere Bewegungen achtete.

Der feurige Navi zog das Schwert samt Navi näher an sich heran, führte die Klinge unter seine rechte Achsel und ließ gleichzeitig seinen linken Ellbogen in ProtoMan's Gesicht hervorschnellen, was diesen erneut zu Boden beförderte, wo dieser auch vorerst liegen blieb.

Das war nicht zu fassen. Chaud konnte sich das mittlerweile nicht mehr erklären. Er war doch der stärkste Net-Battler... Oder etwa doch nicht? Er hatte schon einmal gegen BlazeMan versagt, er wäre beinahe von Viren besiegt worden und nun sah es so aus, als könnte er erneut verlieren. Aber das durfte einfach nicht passieren!

ProtoMan biss die Zähne vor Schmerz zusammen. Es tat zwar ziemlich weh, aber er war nicht ernsthaft verletzt. Er winkelte seine Beine an und holte genug Schwung, um sich mit einem Sprung wieder auf die Beine zu bringen. Es konnte weitergehen...
 

Megaman hatte es endlich hinbekommen. Es ging schneller, als er es sich erhofft hatte. Der Code war innerhalb kürzester Zeit geknackt und das Türschloss entriegelt.

"Gute Arbeit, Mega! Die Tür ist offen, nun können die Officials in die anderen Bereiche vordringen und dort die Feuer löschen.", sprach Lan, als er die PET-Verbindung wieder trennte. "Jack-Out!"

Er wollte erst selber überprüfen, ob die Tür wirklich offen war, aber als er das Glühen der Türklinke bemerkte, erinnerte er sich an das, was das letzte Mal geschehen war, als er eine Tür in diesem überhitzten Labor öffnen wollte. Also ließ er davon ab und steckte sein PET zurück.

"Okay, was jetzt? Die nächste Tür suchen?", fragte Megaman schließlich.

"Hmm... Nein, um die Türen können sich auch die Officials noch kümmern. Eigentlich ging es nur darum, dass wir uns um BlazeMan kümmern, da dieser dafür gesorgt hat, dass die Official-Navis nicht weit kamen. Aber da wir ihm bisher nicht wieder begegnet sind, gehe ich mal stark davon aus, dass er beschäftigt sein muss. Und das würde bedeuten, dass Chaud grade gegen ihn kämpfen muss!", schlussfolgerte der junge Net-Battler.

"Also werden wir zu Chaud gehen und ihm eventuell helfen?"

"Nein, der Spinner will unsere Hilfe ja nicht. Zuerst werden wir uns mal um die Klimaanlage kümmern und dann schauen wir, wie es bei Chaud aussieht. Aber ich kann diese Hitze hier drin echt nicht mehr aushalten."

"Okay, dann sollten wir uns aber beeilen."

Und so machte sich Lan schnell auf den Weg, um die Treppe ins Erdgeschoss zu finden.

Er kannte sich in diesem Labor nicht sehr gut aus, aber er glaubte in dem Gang, welcher zum Testlabor führte, eine Tür gesehen zu haben, auf der eine Treppe und ein Pfeil nach unten abgebildet waren. Also rannte er dorthin zurück, durch den blauen Korridor.

Im Hauptgang schließlich angekommen warf Lan automatisch zuerst einen Blick in die Richtung des Testraums, wovor Chaud vorhin noch gestanden hatte und versucht hatte die Tür zu öffnen. Doch er war nicht mehr da und die Tür einen Spalt geöffnet... Stand er etwa dem Angreifer gegenüber und lieferte sich einen Net-Battle mit diesem? Lan stand entscheidungslos mitten in dem blauen Gang. Sollte er die Klimaanlage aktivieren? Oder lieber doch nachsehen, ob bei Chaud alles in Ordnung war? Was, wenn Chaud in Gefahr war? Andererseits könnte er auch alles unter Kontrolle haben und er hatte Lan eh ausdrücklich 'befohlen' sich nicht einzumischen. Obwohl ein kleiner Blick ja vielleicht doch nicht schaden konnte? Nein, zuerst müsste die Klimaanlage wieder in Betrieb gesetzt werden. Wenn es wieder kühler in dem Gebäude werden würde, würde dies auch Chaud zugute kommen.

Also rannte Lan in entgegengesetzter Richtung zum Testraum durch den langen Korridor und hielt Ausschau nach der Tür, die er gemeint hatte zu sehen. Und nahe dem Haupteingang fand er sie auch! Eine schwarzlackierte Metalltür mit einem grünen, quadratförmigen Schild, auf dem in weiß eine Treppe gezeichnet war und ein Pfeil die Richtungsangabe nach unten deutete. Hinter dieser Tür musste sich die Treppe ins Erdgeschoss befinden.
 

ProtoMan und BlazeMan lieferten sich immer noch einen erbitterten Kampf. Obwohl noch nichts wirklich entscheidendes geschehen war im bisherigen Verlauf dieses Duells, so war es dennoch klar, dass BlazeMan derjenige von beiden war, welcher im Vorteil lag.

ProtoMan drängte seinen Gegner mit schnellen Hieben immer weiter nach hinten. Rückwärtsgehend parierte BlazeMan einen Schlag nach dem anderen nur durch bloßes Verschränken seiner Arme.

"Dieser Feigling! Sagen sie ihrem Navi gefälligst, er soll kämpfen und nicht fliehen, dieses elende Stück Dreck!", fluchte Chaud schon wieder herum.

"Hey, hey... keep cool. Was regste dich wieder auf? Geht's noch?", fragte BlazeMan, als er weitere Angriff blockte.

"Halt du bloß dein Maul mit dir red ich gar nicht!!"

Dieser Chaud machte BlazeMan noch wahnsinnig. Das war doch echt nicht mehr zu fassen. Wie konnte man sich nur so sehr aufregen? Wie konnte man in dem Alter schon so dermaßen ätzend sein? BlazeMan wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie Chaud erst als Erwachsener sein würde. Der würde sicher nie 'ne Perle abbekommen, dachte sich der Feuer-Navi und begann plötzlich leise zu kichern, worauf Chaud schnell aufmerksam wurde.

"Machst du dich etwa über mich lustig??"

BlazeMan konnte es kaum mehr zurückhalten und fing an laut zu lachen. Es war irgendwie zu komisch, wie Chaud's Stimme klang, wenn er wütend rumschrie.

ProtoMan setzte mit seinen Angriffen kurzzeitig verdutzt aus, als er beobachtete, wie sein Gegner vor Lachen schon fast in Tränen ausbrach.

"Was zur Hölle ist so komisch, verdammt noch mal???"

"Nix, kein Plan... Musste nur grad an was lustiges denken...", antwortete der Navi schließlich, als er sich wieder etwas beruhigt hatte.

"Du... Du... Ich mach dich fertig, verlass dich drauf!!"

"Laber... Du willst mich so fertig machen, dass dir glatt die Worte fehlen, was?"

"Jetzt halt dein scheiß Maul und kämpfe!!!"

Chaud rastete schon wieder völlig aus, aber mittlerweile kümmerte sich BlazeMan gar nicht mehr so sehr darum. Im Gegenteil, er versuchte Chaud sogar noch zu provozieren, indem er ihm die Zunge rausstreckte.

Chaud's Gesichtsfarbe lief vor Wut rot an. Es reichte langsam wirklich...

"ProtoMan!! Schneid diesem hirntoten Navi die Zunge raus und lass ihn dran ersticken!!"

"Ehm... Wenn du meinst.", antwortete der rote Navi, der sich langsam fragte, ob er hier im Kindergarten gelandet war. Vor ihm ein Navi, der wild umhertanzte und Chaud die Zunge rausstreckte und Fratzen schnitt und dann noch Chaud selbst, der vor Wut die sinnlosesten Sachen begann zu fluchen.

Mr. Match beobachtete das Szenario fast ebenso erschrocken. Er hatte nie geglaubt, dass dieser Chaud sich so verhalten würde, nach allem was er bisher von ihm gehört hatte.

"So so, du meinst also ich bin hirntot, was? Na ja, besser ein totes Hirn, als gar kein Hirn, nicht? Aber ich glaube den checkst du jetzt eh nicht, da das sicher deine Denkkapazität überschritten hat, nicht?"

Chaud hätte am liebsten vor Wut irgendwas kaputt geschlagen und am besten wäre dieser Navi dazu geeignet gewesen...

ProtoMan schaute hilflos von seinem Operator zu BlazeMan und wieder zurück. Was wurde denn jetzt aus dem Kampf?

"Du verfluchtes Stück virtueller Schrott!", warf Chaud dem gegnerischen Navi an den Kopf.

"Warmduscher!", kam es allerdings gleich wieder zurück.

"Hirnloser Idioten-Navi!"

"Lätzchenträger!"

"Du verfluchter Haufen Datenmüll!"

"Oho... Der war übel... Du Hilfe beim Pippimachen Braucher!!"

Plötzlich wurde es wieder still und alle schauten BlazeMan fragend an. Der Navi blickte verdutzt von einem Gesicht zum nächsten.

"Was denn?", fragte er schließlich verwirrt.

"Vergiss es, BlazeMan...", seufzte sein Operator kopfschüttelnd. "Kämpf lieber einfach weiter, okay?"

"Gut, wie du willst, Chef!"

Und schon nahmen beiden Navis wieder Kampfhaltungen ein und der Kampf konnte endlich wieder weitergehen...
 

Lan war auf dem Weg ins Erdgeschoss. Es war genauso, wie Mr. Famous gesagt hatte. Je weiter er die Treppe runter kam, desto heißer wurde es. Lan schleppte sich schon förmlich die letzten Stufen hinunter. Es war unglaublich anstrengend bei dieser Hitze. Die weißen von Rissen durchzogenen Wände schienen wild zu flackern und die Luft zu flimmern. Alles schien vor Hitze zu dampfen und metallische Gegenstände zu glühen. Lan war gewillt sich am Geländer festzuhalten, so kraftlos, wie er war, aber hätte er das getan hätte er sich vermutlich schwere Verbrennungen zugezogen. Vielleicht hätte er doch nicht dorthin gehen sollen, aber es war bereits zu spät. Er war nun fast unten und besaß kaum mehr Kraft, die Stufen in einer aufrechten Position wieder hochzugehen. Selbst durch seine Schuhsohlen hindurch spürte er den unglaublich heißen Fußboden. Er musste unbedingt schnell die Notaggregate finden und aktivieren, bevor er womöglich nicht mehr dazu in der Lage war.

Die Vorstellung, dass nur knapp drei Meter dicker Betonboden ihn vom Hinabfallen in das Innere eines Vulkans hinderten, verbesserte die ganze Angelegenheit auch nicht.

Normalerweise war die Klimaanlage dafür zuständig die Temperatur immer exakt auszugleichen, aber da diese nun ausgefallen war, erhitzte allmählich der Vulkan, auf dem das Labor errichtet wurde, die ganze Anlage von Minute zu Minute immer mehr.

Lan fragte sich wie viel Grad es womöglich im Erdgeschoss waren, wo er sich grade befand? Vielleicht dreißig? Ach was, es mussten mindestens fünfzig, wenn nicht sogar noch mehr sein! Es war einfach unerträglich...

Glücklicherweise war das Erdgeschoss nicht besonders verworren, da es nur als Lagerort für die Notaggregate genutzt wurde. Maschinen, Lebensmittel, Kleidung und weitere Sachen wurden dort unten nicht gelagert aus dem einfachen Grund, falls einmal so eine Situation eintreten würde, wie die, die Lan so eben am eigenen Leib erfuhr. Nur hatte nie jemand damit gerechnet, dass so etwas tatsächlich einmal eintreffen und das Labor sich so schnell erhitzen würde. Aber jetzt war es sowieso unumgänglich. Lan war unten angekommen und hielt Ausschau nach der Maschinerie, die er suchte.

Ein schmaler, weißer Gang führte direkt geradeaus von der Treppe in einen größeren Raum in dessen Mitte eine Anlage aufgebaut war, die aus drei großen, turbinenartigen Maschinen zu bestehen schien. Mehrere Rohre und Kabel verliefen über den Boden und führten von der Maschine bis zu den Wänden, in denen sie verschwanden. Ein paar heizkesselähnliche Behälter standen an den Seiten des Raums und große Schläuche verbanden die drei Turbinen miteinander.

Lan schleppte sich mühselig in die Halle, in der sich die gesuchten Notaggregate befanden.

Für einen Moment wurde ihm alles schwarz vor Augen, aber er konnte sich schnell wieder fassen und ging weiter auf die drei Turbinen zu, vor denen eine kleine Schalttafel mit einem Jack-In-Port stand.

Lan beugte sich über die Tafel und ging sehr nah mit seinem Gesicht heran, um die Anzeige lesen zu können. Es war wirklich erschreckend, anscheinend waren einige Stellen an der Tafel bereits geschmolzen! Jedenfalls waren die Schalter zum Aktivieren der Anlage nicht mehr funktionsfähig, somit blieb ihm nur eine andere Möglichkeit... Megaman musste sich darum kümmern, da der Jack-In-Port noch einsatzbereit schien.

"Megaman? Los... erledige... du das...", brachte Lan erschöpft und nur sehr mühselig heraus.

Vorsichtig zog er an dem Verbindungskabel seines PETs und schob es langsam in den dafür vorgesehenen Anschluss.

"Jack-In... Megaman... Execute..."
 

Sofort fand sich Megaman auch im Netzwerk der Notaggregate wieder. Und auch wenn er sich in einer virtuellen Welt bewegte, so war es darin für ihn mindestens genauso schlimm, wie für seinen Operator in der realen Welt.

Der blaue Navi stand in der Mitte einer großen, metallischen Plattform, welche eine quadratische Form von knapp fünf Quadratmetern besaß, also nicht besonders groß.

Es war jedoch nirgendwo eine Art Terminal oder ähnliches zu sehen und rundherum um die Plattform war nur Lava, nicht einmal kleine, einzelne Felsbrocken oder andere Inseln, wie in vorhergegangenen Arealen.

"Und, kannst... du das... Problem... beheben?", fragte Lan hoffnungsvoll.

Der blaue Navi schaute sich noch einmal genau um, aber er fand rein gar nichts.

"Ich hab keine Ahnung, was hier los ist. Kein Schaltpult oder Terminal, keine Firewall, kein Garnichts. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass die Anlage speziell so errichtet wurde, dass sie von alleine anspringen würde, sollte so ein Notfall eintreffen. Aber da sie das nicht getan hat, muss es irgendein anderes Problem geben, aber woher sollen wir wissen, was-"

Der blaue Navi hielt inne, als er plötzlich ein leichtes Beben unter der Plattform vernahm und bemerkte, wie die blubbernde Lava sich in Strömen zu bewegen schien. Verwirrt warf er einen Blick über seine Umgebung, konnte aber nichts seltsames entdecken, was dafür verantwortlich gewesen sein konnte.

"Was... war das?", wollte Lan sofort wissen.

"Keine Ahnung, irgendwas-"

Plötzlich schon wieder! Als wenn irgendwas die Plattform von unten anstoßen würde.

Megaman bekam ein ziemlich mulmiges Gefühl, irgendwas stimmte da nicht. Er trat näher an den Rand und beobachtete die Lava. Es war allerdings nichts auffallendes festzustellen.

Grade als er sich jedoch umdrehen wollte wurde die Plattform erneut erschüttert und dieses Mal sogar so stark, dass sie richtig ins Schwanken geriet und der blaue Navi zu Boden fiel.

Lan starrte ebenso fassungslos wie sein Navi auf das Geschehen. Was war da nur los?

Vorsichtig richtete sich Megaman wieder auf, doch während er sich am Boden sachte abstützte, bemerkte er, wie sich erneut stromlinienförmige 'Wellen' auf der Lavaoberfläche abzeichneten und sich sehr schnell von der Plattform entfernten. Auch Lan hatte es bemerkt und versuchte seine Augen offen zu halten, um zu sehen, was als nächstes geschah, was bei seiner Erschöpfung allerdings nicht allzu leicht war.

"Was immer das auch war, ich glaube irgendwas lebendiges befindet sich hier drin...", sprach der blaue Navi mit ziemlich verunsicherter Stimme.

"Ja, deine Fantasie... Was bitteschön... soll das denn... gewesen sein?"

"Ich weiß es nicht..."

Doch plötzlich weiteten sich Megaman's Augen und er wurde fast starr vor Schreck, als er bemerkte, wie diese Wellenbewegungen, die er beobachtete hatte plötzlich mit doppelter Geschwindigkeit zurück auf ihn zu kamen und die Lava zum Spritzen und Auftürmen brachte, wie eine Lawine oder Welle, die immer größer wurde.

Der blaue Navi trat mehrere Schritte zurück, er war völlig verängstigt. Wenn dieses Was-auch-immer auf die Plattform treffen würde, dann würde er wohl bald ein schönes, heißes Lavabad genießen können.

"Ich hab da ein ganz mieses Gefühl... Lan... Log mich aus, schnell!!"

Lan griff so schnell er nur konnte nach dem Verbindungskabel, um es herauszuziehen, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass es sich so schnell erhitzen würde. Schnell zog er seine Hand wieder zurück, als er sich an der metallischen Spitze des Kabels die Finger verbrannt hatte.

Die Welle wurde immer größer und schneller und es gab rein gar nichts, was Megaman dagegen hätte tun können.

"Lan, bitte!!!"
 

BlazeMan und ProtoMan kämpften immer noch ohne Gnade gegeneinander weiter, nachdem das Wortgefecht, zumindest vorerst, beendet war.

ProtoMan verließ sich noch immer auf sein Schwert und versuchte BlazeMan damit zu erwischen. Er holte aus und wollte dem Feuer-Navi einen horizontalen Schlag in Hüfthöhe verpassen, doch BlazeMan ließ die Klinge an seinem Metallarm abprallen.

Er hatte inzwischen das Feuer, welches seine Arme zuvor umhüllt hatte deaktiviert, wodurch seine metallischen Unterarmplatten zum Vorschein kamen, welche in sich viele kleine Löcher hatten, aus denen normal das Feuer ausgetreten wäre.

ProtoMan konnte es nicht mehr glauben. Dieser Navi parierte einen Angriff nach dem nächsten, griff aber selber nie an.

"Es reicht, langsam sind die Spielchen zu Ende!", griff Chaud plötzlich ins Geschehen ein, als er einen Battle Chip in sein PET steckte. "Bubbler, Slot-In!!"

ProtoMan entfernte sich sogleich wieder von seinem Gegner, indem er einen weiten Sprung nach hinten ausführte und im gleichen Moment des Landens seinen linken Arm in einen Buster verwandelte und eine Wasserladung auf BlazeMan feuerte.

Doch BlazeMan schleuderte dem Angriff einen Feuerball entgegen, wodurch sich beide Attacken neutralisierten.

"Das gibt's doch nicht!", stöhnte Chaud.

Das war mittlerweile der dritte Aqua-Chip in den letzten Minuten, den BlazeMan einfach neutralisiert hatte.

"Gib's auf, Jungchen. Solange du nicht checkst, was du falsch machst wirst du uns mit keinem Aqua-Chip der Welt besiegen können.", sprach Mr. Match.

"Ach, halten sie doch auch einfach das Maul! Sie reden ja schon genauso bescheuert, wie ihr Navi. Seine Blödheit muss wohl auf sie abgefärbt haben!"

Mr. Match kümmerte sich nicht viel um diese Beleidigungen und versuchte sich nicht so zu provozieren lassen, wie Chaud es tat. BlazeMan allerdings wurde langsam auch ziemlich sauer. Nicht nur, dass dieser Chaud ihn ständig als Idioten beschimpfte, jetzt ging dieses dumme Balg auch noch dazu über seinen Operator zu beleidigen!

BlazeMan blieb erneut stehen und wartete auf den nächsten Angriff seines Gegners. ProtoMan hielt sich bereit und hoffte darauf, dass Chaud bald was einfallen würde, denn momentan sah es eher schlecht für ihn aus.

"Von wegen, ich mach was falsch... jetzt passen sie mal auf! AquaBlade, Slot-In!"

Kurz nachdem der Chip runtergeladen war verwandelte sich ProtoMan's anderer Arm in eine blauleuchtende Aquaklinge, womit er nun zwei Schwerter gleichzeitig führte.

"Los, zeig es diesem beschränkten Navi endlich und beende diesen Kampf!"

ProtoMan überkreuzte seine beiden Klingen und ließ sie anschließend zu Boden sinken.

Plötzlich rannte er mit einer enormen Geschwindigkeit auf seinen Gegner zu und zog die Schwerter dabei feste über den Boden, was eine Funkenspur hoch zischen ließ.

BlazeMan nahm eine leichte Abwehrhaltung ein und studierte genau die Bewegungen seines Feindes. Als ProtoMan schließlich bei ihm angekommen war, ließ er seine beiden Klingen blitzschnell nach oben steigen, überkreuzte sie erneut und ließ sie übereinanderreibend wieder auseinander gehen, ähnlich einer Schere, um seinem Gegner den Kopf abzuschlagen.

Allerdings war BlazeMan auch ziemlich fix, duckte sich im richtigen Moment, um den Schneiden zu entgehen und ließ, als er in der Hocke war, seine Faust in ProtoMan's Bauch treffen, was den roten Navi vorerst aus der Fassung brachte.

"ProtoMan!!", schrie Chaud aufgeregt, um seinen Navi zu warnen, doch es war schon zu spät.

BlazeMan trat ein paar Schritte von dem, vom Schmerz, abgelenkten ProtoMan zurück und vollführte einen Rückwärtssalto, bei dem er seine Füße gegen das Kinn von Chaud's Navi schlagen ließ, was diesen in einem hohen Bogen zu Boden beförderte.

"Kannste knicken, mein Freund. So einfach wird das nicht.", warnte der Feuer-Navi den Operator seines Gegners.

Chaud war kurz davor erneut aus Wut wild herumzufluchen, doch er unterdrückte es und versuchte sich ruhig zu verhalten. Er atmete tief ein und schaute sich die Gesamtsituation anschließend einmal ganz genau an. BlazeMan stand immer noch locker da, ohne den geringsten Kratzer, während ProtoMan schwitzend und keuchend am Boden lag und sich mit Mühe und Not wieder auf die Beine brachte. Jetzt wurde ihm plötzlich einiges klar! BlazeMan griff nie an. Er war nicht feige, aber darauf aus seinen Gegner zu ermüden! Während ProtoMan die ganze Zeit über alles gegeben hatte und seine ganzen Kraftreserven aufbrauchte, wich BlazeMan größtenteils nur aus. So konnte er den Kampf auch gar nicht gewinnen. Aber was konnte er dagegen unternehmen?

BlazeMan beugte sich zu ProtoMan, welcher sichtliche Probleme beim Aufstehen hatte und half ihm dabei sich wieder aufzurichten.

"Alles klaro, Alter? Hast dich ziemlich ausgepowert, willst du nicht lieber aufhören?"

Schwer atmend sah ProtoMan zu seinem Gegner hoch und blickte ihm direkt in die Augen.

"Nein, vergiss es. Ich kämpfe bis zum Ende..."

BlazeMan schaute sein Gegenüber skeptisch an.

"Kay... Aber übertreib's bloß nicht."

BlazeMan bewunderte ProtoMan's Durchhaltevermögen. Die meisten Navis wären schon längst besiegt gewesen. Er war wirklich stark, aber lange würde er auch nicht mehr durchhalten können.

"Jetzt reicht es! Weder ich, noch mein Navi brauchen von jemandem wie dir einen Ratschlag! Wir schaffen das schon selbst, halt einfach dein Maul. Denn ich habe jetzt begriffen, was ihr vorhabt."

Beleidigt wandte BlazeMan seinen Blick ab und sagte kein Wort. Nur Mr. Match schaute Chaud überrascht an. Hatte er es doch verstanden?

"Wollen wir doch mal sehen... Ab jetzt wird sich das Blatt wenden. Recovery, Slot-In!"

Nachdem ProtoMan wieder vollkommen bei Kräften war, konnte der Kampf schließlich eine neue Runde nehmen...
 

Megaman lag hilflos am Boden und beobachtete die Welle aus Lava, die immer näher auf ihn zukam. Heißes Magma spritzte in alle Richtungen. Der blaue Navi versuchte sich in die Mitte der Plattform zu begeben, wo er hoffte in Sicherheit zu sein.

Lan's verbrannte Finger taten immer noch höllisch weh und die Hitze machte ihm immer mehr zu schaffen. Er wollte seinem Navi helfen, war aber nicht mehr in der Lage dazu.

"Lan!!!", schrie Megaman verzweifelt, erhielt aber keine Antwort.

Plötzlich schwappten die ersten Lavawellen auf die Plattform rüber und verfehlten nur ganz knapp den Navi, welcher sich auf ihr in Sicherheit bringen wollte.

Die metallische Plattform geriet noch stärker ins Schwanken, als mit einem Male irgend etwas aus der Lava hervorschoss und über Megaman drüber wegflog und auf der anderen Seite wieder eintauchte.

"Was zur Hölle war das??", fragte der Navi erschrocken, als er das seltsame Etwas mit seinen Blicken verfolgte. Es kam erneut zurück, dieses Mal aber nicht ganz so schnell.

Megaman stand vorsichtig wieder auf und beobachtete, wie diese Erscheinung vor dem Rand der Plattform zum Stehen kam und die Lava noch stärker zum Blubbern brachte.

"Pass... auf... Mega-... man...", versuchte Lan seinen Navi mit aller letzter Kraft zu warnen.

Doch es gab nichts, was dieser hätte tun können und er musste ohne irgendeine Möglichkeit mit ansehen, wie sich vor ihm aus der Lava heraus ein langer, schuppiger Hals auftürmte.

"Oh, verdammt..."

Ein riesiges, drachenartiges Wesen mit einem fast fünf Meter langen Hals, voller dunkelblauer, rauchender Schuppen schwamm direkt vor ihm mitten in der Lava.

"Ist das ein... Virus??", fragte der blaue Navi ungläubig.

Auf einmal tauchten zwei vierfingrige, mit scharfen Klauen versehene, Hände aus der Lava auf und krallten sich am Rand der Plattform fest. Der Kopf des Ungeheuers senkte sich so weit nach unten, dass es direkten Augenkontakt mit dem kleinen Navi hatte.

Es war ein sehr seltener MagmaDragoon-Virus, der nur in extrem heißen Netzwerksystemen anzutreffen war. Das Drachenwesen hatte vier schwarze Hörner aus seinem Kopf hervorstehen, leuchtendgelbe Augen und jede Menge Stacheln auf dem Rückrad.

Ein MagmaDragoon war in der Lage seine Hautfarbe von dunkelblau zu einem stechenden Rot zu verändern, je nachdem wie er gelaunt war. Und die dunkelblaue Farbe war ein Zeichen für extrem schlechte Laune, da Megaman den Virus scheinbar bei seinem Mittagsschläfchen unter der Metallplattform gestört hatte.

"Oh, ich glaube ich weiß jetzt, warum sich die Notaggregate nicht eingeschaltet haben.", sprach der blaue Navi, als die große Schnauze des Drachen vorsichtig an seinem Körper schnupperte. "Dieser Virus muss dafür verantwortlich sein!"

Doch Megaman erhielt keine Antwort von seinem Operator. Lan war mittlerweile schon viel zu schwach zum Reden und konnte grade noch die Augen offen halten, um das Geschehen auf seinem PET zu verfolgen.

Ein lauter, ohrenbetäubender Schrei erfüllte plötzlich das gesamte Areal, als der Drachen-Virus wild zu brüllen begann und wieder in der Lava untertauchte.

Megaman hielt sich die Ohren zu und schloss die Augen aufgrund des schmerzenden Geräusches. Sah nicht so aus, als wäre ihm der Virus freundlich gesonnen gewesen...
 

ProtoMan und BlazeMan setzte ihren Kampf fort und begannen sozusagen bei Null.

ProtoMan war immer noch mit zwei Schwertern ausgerüstet und durch seine neu erhaltene Kraft gelang es ihm den Feuer-Navi so sehr in Bedrängnis zu versetzen, dass dieser sich nun auch mehr anstrengen musste, um auszuweichen.

"Gut, weiter so, ProtoMan!", feuerte Chaud seinen Navi an. "Tja, ich denke daraus wird wohl nichts mehr, ProtoMan zu ermüden, was?"

Mr. Match grinste nur leicht. Vielleicht hatte er in Chaud ja auch einen würdigen Gegner gefunden? Aber er wollte es ihm nicht zu einfach machen.

"Also gut, BlazeMan, es reicht! Er hat Recht, mit unserer bisherigen Strategie kommen wir nicht mehr weiter. Also wechsel zum Angriff!"

"Geht klar, Chef!"

Nun ging auch BlazeMan zum Angreifen über, statt sich weiter zurückdrängen zu lassen und Attacken zu blocken. Während ProtoMan abwechselnd die verschiedensten Schläge mit seinen Schwertern ausführt, arbeitete sich der Feuer-Navi geschickt an diesen vorbei, um sich seinem Gegner zu nähern. Bevor ProtoMan zu einem erneuten Schlag ausholen konnte, hatte BlazeMan bereits wieder die Flammen an seinen Armen aktiviert und verpasste seinem Feind einen brennendheißen Uppercut.

ProtoMan flog nach hinten, fasste sich aber noch im Sprung und landete sicher auf seinen Beinen. Als er bemerkte, dass BlazeMan ihm zwei Feuerbälle hinterhergeschickt hatte, erschuf der rote Navi schnell seinen weißen, ovalförmigen Protoschild, um die Attacken abzuwehren.

"Jetzt wird's interessant.", stellte Mr. Match's Navi fest und griff sofort erneut an.

"Triple-FlameTower!!"

BlazeMan schlug seine Hände auf den Boden, worauf im selben Moment aus drei verschiedenen Richtungen riesige Feuertürme aus dem Boden erschienen und blitzschnell aufeinander zurasten, um ProtoMan zu treffen, welcher sich direkt in ihrer Mitte befand.

"Barrier, Slot-In!", erklang Chaud's Stimme, als er einen Chip zum Schutz seines Navis herunterlud.

Die Feuertürme schlossen ProtoMan in sich ein und erzeugten eine gewaltige Explosion.

Doch als sich der Rauch wieder gelegt hatte, stand der rote Navi noch in einem Stück da. Die Barriere hatte ihn gerettet.

"Gut aufgepasst und mitgedacht.", sprach Mr. Match, als er selbst auch einen Chip in sein PET steckte.

Mit einem Male verwandelte sich der gesamte, aus weißen Platten bestehende, Boden in ein einziges Lavafeld.

"Was soll das denn werden?", fragte Chaud erschrocken.

"Ich verschaffe uns Heimvorteil.", lachte Mr. Match und wartete darauf, wie Chaud mit dieser Situation umgehen würde.

BlazeMan machte der Lavaboden nicht das Geringste aus. Er blieb einfach darauf stehen und kümmerte sich nicht darum. ProtoMan allerdings konnte die Hitze nicht aushalten. Seine Füße brannten höllisch vor Schmerzen, so sehr, dass er einen lauten Schrei ausstieß.

Dieser Lavaboden hatte zur Folge, dass ihm sekündlich weitere Energiereserven abgezogen wurden, was ProtoMan somit sekündlich schwächte.

Bevor Chaud auch nur reagieren konnte, startete BlazeMan einen weiteren Angriff und verpasste ProtoMan einen Bodycheck, um ihn so umzuwerfen und komplett in die Lava zu befördern.

"Nein, ProtoMan!! Warte, ich helfe dir..."

Chaud suchte verzweifelt nach einem Chip. Match musste LavaPanel eingesetzt haben, was nur durch einen PanelRepair Chip wieder aufzuheben war. Zum Glück hatte er für Notfälle immer einen von diesen Chips in seinem Deck dabei.

"PanelRepair, Slot-In!!"

Schlagartig verschwand die Lava wieder und das weiße Plattenkampffeld kam wieder zum Vorschein. Allerdings hatte ProtoMan's Sturz in die Lava ihm viel Kraft gekostet, so dass der Navi mit einigen Verbrennungen auf der Rüstungsoberfläche, qualmend am Boden liegen blieb. BlazeMan eilte sofort zu ihm, um zu gucken, wie es ihm ging. Vielleicht hatte er grade doch etwas übertrieben.

"Dafür werdet ihr büßen... Recovery, Slot-In!"

Mr. Match war sich erst nicht sicher, ob er es hätte tun sollen, da ProtoMan doch ziemlich übel aussah, womit er nicht gerechnet hatte. Aber dieser Kampf konnte auch nicht ewig weitergehen.

"Sorry, Jungchen, aber es geht nicht anders... Jealousy, Slot-In!"

Chaud's Augen weiteten sich. Das konnte einfach nicht sein! Jealousy sorgte dafür, dass der Recovery-Chip, den er grade erst ins PET gesteckt hatte vernichtet wurde, ehe er seine Wirkung zeigen konnte! Auch wenn BlazeMan ProtoMan erneut auf die Beine helfen konnte... Ohne diesen Recovery Chip würde ProtoMan nicht mehr lange durchhalten und das war eben der letzte Recovery Chip, den Chaud besaß.

Erneut hatte dieser Kampf eine verhängnisvolle Wendung genommen...
 

Megaman hielt sich bereit für den nächsten Angriff dieses MagmaDragoons. Jeden Moment konnte dieser Drachen-Virus irgendwo auftauchen und angreifen... Und genau das tat er auch und zwar direkt hinter Megaman!

Mit lautem Rauschen und einem dumpfen Platschen sprang der Drache erneut aus der Lava heraus und flog einmal über die Metallplattform und ließ im Flug einen heißen Flammenstrahl aus seinem Maul schießen, welcher sich über die kleine Insel zog.

Dieser Drache hatte einen langen, dünnen, schlangenförmigen Körper und vier kurze Beine mit krallenbestückten Händen.

Megaman konnte sich durch eine Seitwärtsrolle in Sicherheit bringen, um nicht von dem Feuer getroffen zu werden, doch einige der spritzenden Lavatropfen, welche erzeugt wurden, als der Drache wieder untertauchte, trafen auf seinen Rücken und hinterließen brennende Schmerzen.

Lan konnte das nicht mit ansehen. Er musste seinem Navi irgendwie helfen. Obwohl er nicht mehr viel Kraft besaß strengte er sich noch einmal richtig an und nahm den erstbesten Chip aus seiner Hosentasche und stecke ihn in sein PET, welches langsam auch begann sich aufzuhitzen.

Völlig überrascht hielt Megaman plötzlich einen großen Metallhammer in den Händen.

"Was? Ein ZeusHammer? Wie soll mir der denn hier helfen??", fragte der blaue Navi verdutzt, der nicht mal in der Lage war den Hammer richtig zu halten. Doch von seinem Operator erhielt er keine Antwort.

"Na klasse... Sieht wohl so aus, als müsse ich diesen Kampf alleine hinter mich bringen..."

Megaman hielt erneut Ausschau nach dem riesigen Feuer-Virus, der irgendwo in der Lava schwimmen musste. Und als er spürte, wie ein neues Beben die Plattform zum Erzittern brachte, wusste er genau, wo dieser sich befinden musste.

Ein Stärkerwerden der Erschütterungen signalisierte ihm sich schnell in Sicherheit zu bringen, als er mit einem schnellen Sprung noch rechtzeitig dem Kopf des Drachen ausweichen konnte, welcher mit gewaltiger Kraft von unten durch die Plattform brach.

"Wow, meine Güte... doch nicht gleich mit dem Kopf durch die Wand."

Megaman hielt sich bereit und versuchte den schweren ZeusHammer hochzuheben, während er den Drachen beobachtete, welcher ihn einfach nur anstarrte.

Grade als der blaue Navi einen Angriff starten wollte, tauchte der Kopf plötzlich wieder unter.

Megaman schaute verwirrt durch das aufgebrochene Loch. Als er sich genau über es gebeugt hatte, wurde er ohne Vorwarnung auf den Rücken geschleudert. Der Drache hatte seinen brennenden Schweif durch das Loch gestoßen und ihn Megaman unter sein Kinn geschlagen.

Der blaue Navi sprang schnell wieder auf die Beine und aktivierte seinen Buster, als der Drachenkopf ein weiteres Mal vor ihm erschien.

"Nimm das!", brüllte er, als er einige Energieladungen auf den Virus abfeuerte.

Der MagmaDragoon erlitt zwar keinen ernsthaften Schaden, aber die Bustertreffer brachten ihn dazu verärgert wieder unterzutauchen.

"Verflixt, so wird das ja Ewigkeiten dauern, bis ich ihn besiegt habe.", seufzte Megaman und hoffte nur, Lan würde es bald wieder besser gehen.

Eine weitere Erschütterung brachte die Plattform zum Schwanken und zwar ziemlich stark, dass Megaman beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Jeden Moment würde dieser Drachen-Virus sicher wieder auftauchen, um anzugreifen...

Friend or Foe?

Megaman hielt sich bereit. Jeden Moment konnte es soweit sein. Der Drachen-Virus schwamm irgendwo tief in der Lava, vermutlich direkt unter der kleinen, metallischen Plattform, auf der sich der blaue Navi befand. Jeden Augenblick konnte der MagmaDragoon wieder auftauchen, um erneut anzugreifen. Nur wie sollte Megaman dieses Ungeheuer bezwingen? Lan war so gut wie außer Gefecht und der letzte Chip, den Megaman von seinem Operator bekommen hatte war ein riesiger, Metallhammer, der fast schon zu schwer war, als dass Megaman ihn halten konnte. Und davon abgesehen konnte ihm ein ZeusHammer gegen so einen Gegner einfach nicht viel bringen. Somit blieb ihm nur sein Buster und die Hoffnung, dass Lan doch wieder zu Kräften gelangen würde.

Plötzlich wurde die Plattform durch ein starkes Beben erschüttert, was direkt unter ihr ausgelöst worden zu sein schien. Megaman bekam langsam richtig Angst. Er starrte auf das Loch, was der Virus zuvor schon durch die Plattformmitte gestoßen hatte und wartete nur darauf, dass der Kopf dieses Ungetüms erneut daraus hervorkommen würde. Doch widererwartend geschah rein gar nichts. War der Drache wieder verschwunden und hatte seinen Angriff abgebrochen? Oder bereitete er etwas anderes vor? Diese Ungewissheit, Nervosität und Verwirrung machte Megaman fast schon panisch. Er wusste nicht, was als nächstes passieren würde oder wie er reagieren sollte, würde der Drache wieder auftauchen.

Er versuchte sich zu beruhigen und atmete tief ein. Plötzlich ein weiteres Beben!

Der blaue Navi sprang schnell zur Seite, als der Kopf des Drachen mit einem Male durch die Stelle aus der Plattform hervorbrach, wo er zuvor noch gestanden hatte.

Megaman hatte sich total erschreckt, das war grade noch mal gut gegangen, aber es war noch nicht vorbei. Langsam drehte der Dragoon seinen Kopf zu dem kleinen Navi und pustete ihm eine kleine, schwarze Rauchwolke durch die Nasenlöcher entgegen, als er anschließend mit lautem Brüllen einen Flammenstrahl ausspuckte.

Megaman rettete sich mit einer Rolle unter dem Strahl entlang, wurde aber dennoch leicht am Rücken erwischt, was einige schwarze Brandspuren hinterließ. Schnell sprang er auf und richtete seinen Buster direkt auf den gegnerischen Feuer-Virus und schoss eine kraftvolle Busterladung auf ihn.

Das Geschoss traf den Drachen direkt auf der Stirn und heulend vor Schmerz begann er seinen Kopf wild hin und her zu schütteln, aber trotzdem hatte ihm der Angriff nur ein paar kleine Kratzer verpasst.

"Das ist doch wohl nicht wahr...", staunte Megaman ungläubig, als der Drache wieder in der Lava untertauchte, als sei nichts passiert.

Gerade, als Megaman sich umdrehen wollte kam der Virus erneut, dieses Mal durch das andere Loch, in der Mitte, geschossen. Der blaue Navi schreckte kurz auf, wollte sich dann aber sofort in entgegengesetzter Richtung in Sicherheit bringen, allerdings hatte er nicht damit gerechnet, das aus dem anderen Loch wiederum der feurige Schwanz des MagmaDragoons herauslugte und der blaue Navi so zwischen beiden Enden des Drachen auf der Plattform gefangen war.

"Oh, verdammt... Das sieht gar nicht gut aus..."

Und kaum hatte er zu Ende gesprochen, schlug auch plötzlich der Schwanz wild um sich und versuchte den Navi umzuschlagen. Megaman konnte sich mit einigen geschickten Sprüngen und Rollen in Sicherheit bringen, wurde aber, als er weit genug vom Schwanz entfernt war, von einem Feuerball am Rücken, welchen der Drachenkopf ihm hinterhergeschleudert hatte, getroffen, als er grade eine erneute Busterladung auf das Monster feuern wollte. Der Navi viel stöhnend zu Boden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte er sich langsam wieder aufzurichten und überlegte, was er bloß tun konnte, um diese Bestie zu besiegen. Er blickte nach hinten und sah Kopf und Schwanz des Drachen, jeweils aus einem anderen Loch der Plattform, hervorgucken.

Es gelang ihm aber nicht mehr rechtzeitig eines der beiden Ziele mit seinem Buster anzuvisieren, denn der Drache tauchte erneut in der Lava unter.

Plötzlich durchschoss ihn ein Geistesblitz! Das war die Lösung. Wenn das nicht funktionieren würde, würde gar nichts klappen, es war seine einzige Chance diesen Kampf zu gewinnen.

Schnell sprang der Navi auf und rannte zu dem Hammer rüber, der am Rand der Plattform lag und drohte in die Lava zu fallen. Jetzt hatte er doch eine Idee und dieser Hammer würde sich vielleicht doch noch als äußerst nützlich erweisen können!

Er war zwar extrem schwer, aber Megaman riss sich zusammen, um den Hammer zu halten und wartete nur auf den nächsten Angriff des Virus.

Mit ohrenbetäubendem Jaulen zischte der MagmaDragoon auf einmal aus einem der Löcher heraus, zog einen Feuerschweif hinter sich her und ließ heiße Lava über der Plattform nieder regnen, als er in einem Bogen direkt im anderen Loch wieder eintauchte und ein weiteres Mal verschwand.

Megaman hielt den großen Hammer mit Mühe und Not über seinem Kopf, um keine Lavapartikel abzubekommen. Sollte dieses Monster erneut auftauchen, würde es eine Überraschung erleben, die es so leicht nicht wieder vergessen würde!
 

ProtoMan gelang es sich wieder auf die Beine zu bringen, wenn auch nur durch BlazeMan's Hilfe. Der rote Navi sah wirklich übel aus und hatte eine Menge abbekommen. Der Sturz in die Lava hatte ihn viel Kraft gekostet und ihm einige leichte Verbrennungen beschert.

Chaud war ratlos. Was konnte er noch machen? Sein letzter Recovery Chip wurde von Mr. Matchs Jealousy zerstört, bevor er ProtoMan heilen konnte.

Schwer atmend stand ProtoMan nun seinem immer noch bei vollen Kräften seienden Gegner gegenüber. BlazeMan schien immer noch topfit zu sein.

"Willst du nicht lieber einfach aufgeben? Der Kampf ist gelaufen, tu nichts, was du später noch bereuen könntest.", versuchte Mr. Match Chaud davon zu überzeugen, dass es besser war aufzuhören, solange ProtoMan noch in einem Stück war.

Der junge Official ballte seine Faust. Niemals würde er aufgeben... Niemals!!!

"Vergessen sie es! Noch ist dieser Kampf nicht vorbei und ich werde gewinnen, darauf können sie sich verlassen!! ProtoMan, es geht weiter!!!"

ProtoMan fühlte sich wirklich kraftlos, aber für seinen Operator biss er noch einmal die Zähne zusammen und mobilisierte seine letzten Kraftreserven.

"Keine Sorge, dieses Mal werde ich mein Bestes geben, um dir zu helfen...", sprach Chaud, allerdings so leise, dass Match es nicht verstehen konnte.

"Ich glaube diese Nieten wollen's einfach nicht kapieren. Die checken echt nix... nada... niente! Wirklich hopeless...", seufzte BlazeMan kopfschüttelnd.

"Also gut, wenn du darauf bestehst, machen wir weiter.", gab Match sein Einverständnis und der Kampf konnte weitergehen.

"ProtoMan, versuch ihn hiermit zu erwischen... WideShot, Slot-In!!"

Sofort deaktivierte ProtoMan sein AquaBlade, um seinen Arm in einen Buster zu verwandeln mit welchem er den WideShot auf BlazeMan feuerte, eine breite Wasserwelle.

"Wuah, kannste vergessen, so kriegste mich nicht!", sprach der feurige Navi, als er mit Hilfe eines DoubleJumps, den Match ihm geschickt hatte, über die Aquawelle drüberhüpfte und direkt vor ProtoMan landete.

"Los, mach ihn fertig!", befahl Chaud seinem Navi, worauf dieser auch sogleich zum Angriff überging und mit seinem Schwert einen diagonalen Schlag ausführte, um BlazeMan die Brust aufzuschlitzen, doch der Feuer-Navi lehnte sich elegant nach hinten, so dass die Klinge knapp an seinem Körper vorbeizischte. Bevor ProtoMan realisiert hatte, dass er ins Leere schlug, beugte sich BlazeMan schnell und kraftvoll wieder nach vorne und verpasste seinem Gegenüber eine heftige Kopfnuss.

"ProtoMan!!"

Der rote Navi fiel sofort wieder zu Boden, wo er liegen blieb, während BlazeMan selbst vor Schmerz auf und ab sprang, da er sich bei der Kopfnuss selber ziemlich wehgetan hatte.

Es sah wirklich nicht gut für ProtoMan aus und Chaud wusste nicht mehr, was er noch hätte tun können, um das Blatt zu wenden...
 

Es war so weit. Jeden Augenblick konnte der Drache wieder aus der Lava auftauchen, um erneut zu versuchen Megaman zu rösten. Der blaue, schwer atmende Navi, dem die Hitze allmählich ebenso zu schaffen machte, wie seinem Operator, hoffte nur, er würde schnell genug reagieren können.

Er hatte sich direkt zwischen den beiden Löchern postiert, die der Virus bisher schon in die kleine Plattform gerammt hatte und wechselte mit seinem Blick ständig schnell von einem Loch zum anderen.

Der Hammer war wirklich verdammt schwer, was ihm nur noch mehr Kraft raubte, aber es gab sonst überhaupt keine andere Möglichkeit, da Lan nun schon seit einigen Minuten keinen Mucks mehr von sich gegeben hatte. Megaman wusste nicht mal, ob sein Operator überhaupt noch bei Bewusstsein war. Und darum zählte es jetzt nur noch umso mehr diesen Virus schnell zu löschen, damit die Notaggregate wieder anspringen konnten.

Ein leichtes Erschüttern der Plattform gab Megaman das Signal, dass es jetzt jeden Moment losgehen konnte. Schweiß lief ihm übers Gesicht. Er atmete ruhig und tief und war bereits wieder hochkonzentriert. Wieder wechselte sein Blick zum mittleren Loch und anschließend wieder zum anderen. Noch war nichts zu sehen. Doch dann bemerkte er ein leichtes Aufblubbern von kleinen Lavabläschen im mittleren Loch, welche sich von dem normalen Blubbern der Lava herausstechend unterschieden. Das konnte nur eines bedeuten... Der Drache musste sich gerade genau dort befinden und würde jede Sekunde emporsteigen, um einen neuen Angriff zu starten!

Schnell setzte sich der blaue Navi in Bewegung, rannte neben das Loch und holte weit mit dem Hammer aus. Nun konnte er nur noch beten, dass der Drache es sich nicht eventuell doch anders überlegte oder ihn erneut austricksen wollte und aus beiden Löchern geschossen kommen würde, wie bereits einmal zuvor.

Doch dann mit einem Male kam der wuchtige Kopf des MagmaDragoon direkt aus dem Loch geschossen, neben dem sich Megaman postiert hatte. Sofort, als er die Hörner des Drachen schon aus der Lava aufsteigen sah, ließ er den ZeusHammer über seinen Kopf, im weiten Bogen nach vorn wandern, direkt auf den Drachen zu.

Ein lautes Knacken, gefolgt von einem dumpfen, metallischen Ton hallte durch die erwärmte Luft, als der Hammer direkt auf die Stirn des Drachen traf und das mit solch einer Wucht, dass er ihm glatt seine digitale Schädeldecke aufgebrochen haben musste!

Ein wenig benommen und verwirrt schwankte der langhalsige Kopf hin und her, ehe der Virus einen lauten Schrei von sich gab und mit dem Kinn auf den Boden der Plattform krachte, direkt zu Megaman's Füßen.

Der blaue Navi ließ erschöpft den Hammer neben sich fallen und starrte auf den großen, vor ihm liegenden Kopf, der beinahe schon so groß wie er selbst gewesen sein muss.

"W-War es das? Ist es vorbei??", fragte er sich selbst und streckte seine rechte Hand nach dem besiegt zu seienden Virus aus.

Doch ein schwerfälliges Schnaufen und leises Grummeln sagte ihm auch schon so, dass der Drache noch nicht besiegt sein konnte, zumal er sich auch noch gar nicht aufgelöst hatte.

Megaman wollte schnell erneut nach dem Hammer greifen, als der MagmaDragoon plötzlich seine geschlossenen Augen wieder weit aufriss und sich seine Hautfarbe in ein noch dunkleres und stärkeres rot verwandelte und er laut und kraftvoll seinen Zorn ausbrüllte.

Megaman wurde sogar von diesem heftigen Gebrüll umgeworfen und konnte nur fassungslos zusehen, wie sich der lange Hals vor ihm auftürmte und den Kopf mit weit geöffnetem Maul auf ihn runterrasen ließ.

Panisch schloss der blaue Navi die Augen, hob seinen Buster und begann einfach nur noch zu schießen, unaufhörlich, als die gigantischen, scharfen Zähne immer näher kamen. Eine Ladung nach der anderen. Er schaute nicht einmal mehr wohin er schoss, sondern hatte die Augen fest geschlossen, betete und hoffte diesen Alptraum irgendwie zu überleben.

Und tatsächlich, mehr durch Glück, als mit dem Mut der Verzweiflung, gelang es ihm dem Drachen ein geladenes Bustergeschoss direkt ins aufgerissene Maul zu schießen, wo es sich seinen Weg durch Rachen und Hals bahnte und schließlich auf der anderen Seite durch digitale Haut und Knochen wieder nach außen drang.

Fassungslos und stöhnend hielt der Dragoon inne, als er seinen Angriff ohne Vorwarnung abbrach. Megaman blinzelte kurz auf und fragte sich, was passiert sei. Hatte er das Monster wirklich erwischt? Schnell rollte er sich zur Seite, um dem langen Hals auszuweichen, der wie ein Stein auf die Plattform krachte und regungslos liegen blieb. Und dieses Mal endgültig.

Der blaue Navi stand vorsichtig wieder auf und betrachtete den besiegten Virus, der sich langsam in seine Datenbestandteile auflöste und verschwand. Er hatte es tatsächlich geschafft und das sogar ohne Hilfe seines Operators!

Erschöpft ließ er sich auf den Boden fallen und begab sich in eine sitzende Position, um einmal kräftig durchzuatmen. Während er sich von diesem harten und vor allem heißen Kampf erholte, beobachtete er, wie auch die letzten Datenteile des Drachens langsam verschwanden. Nun gab es nur noch eines zu tun: hoffen, dass das das Problem gelöst haben und die Notaggregate wieder anwerfen würde und natürlich, dass alles mit Lan in Ordnung war!

"Lan? Hörst du mich? Ich hab es geschafft! Lan?", versuchte Megaman seinem Operator mitzuteilen, um herauszufinden, ob er noch bei Bewusstsein war.

Es kam allerdings keine Antwort zurück. Lan saß in der Hocke, direkt vor dem Terminal in das er Megaman eingeloggt hatte und versuchte sich mit letzter Kraft aufrecht zu halten. Am liebsten hätte er sich einfach auf den Boden fallen lassen, doch da dieser so unglaublich heiß war, hätte er sich nur Brandwunden zugezogen. Es war sogar so heiß, dass mittlerweile die Gummisohle seiner Schuhe begonnen hatte zu schmelzen und zu einer weißen, schmierigen Masse verlief. Er wollte seinem Navi antworten, doch er war selbst zu schwach, um nur ein Ächzen rauszubringen.

Plötzlich sprangen mit lautem Motorgeräusch die drei Turbinen wieder an und bewegten wieder ihre inneren Rotoren, die starke Luftströme erzeugten.

Sofort, wie bei einer Kettenreaktion, warfen sich von selbst mehrere Systemschalttafeln wieder ein und gaben digitale Übersichten der Energieversorgung des Labors. Die Temperaturskala zeigte Temperaturen von fast vierzig Grad für die oberen Laborbereiche und über sechzig Grad für die Kellerräume an! Scheinbar war dieser Virus wirklich für den Ausfall des Kühlsystems verantwortlich gewesen, denn sobald das System den zu hohen Temperaturanstieg registriert hatte, ließ es sämtliche Kühlakkus auf maximaler Leistungsstufe laufen. Augenblicklich öffneten sich an den Metallwänden kleine, gitterartige Schächte aus denen eiskalte Luft geblasen wurde, während spezielle Schläuche damit begannen, die heiße Luft abzusaugen. Auch die in den Boden integrierte Klimaanlage aktivierte sich auf der Stelle und kühlte den Boden innerhalb von wenigen Sekunden auf Temperaturen unter zwanzig Grad ab.

Kalte Luft durchwehte Lan's braunes Haar und blies ihm direkt ins Gesicht. Langsam hob er den Kopf an, schloss die Augen und genoss diese willkommene Abkühlung.

Die Anzeigetafeln dokumentierten den Kühlvorgang mit vielen Zahlen und wissenschaftlichen Begriffen, die im Eiltempo über die kleinen Bildschirme flackerten.

Ein grünes Lämpchen zeigte schließlich an, dass alles wieder im Normalbereich zu liegen schien. Vorsichtig streckte Lan seinen Zeigefinger nach dem Fußboden aus und ließ seine Fingerspitze immer näher an die Bodenplatten wandern. Er zögerte, zog den Finger mehrmals schnell wieder zurück, doch dann presste er ihn feste auf den Boden und spürte die wohltuende Kälte. Ohne weiter drüber nachzudenken ließ er sich nach hinten auf den Rücken fallen und blieb erschöpft dort liegen.

"Lan? Hörst du mich? Bitte sag doch was...", vernahm er nun endlich laut und klar die Stimme seines Navis.

"Mir geht es gut, keine Sorge...", sprach er, wenn auch immer noch etwas kraftlos.

"Gute Arbeit, Mega. Lass uns Mr. Famous bescheid geben und dann sofort zu Chaud, um zu sehen, wie es bei ihm läuft."

Ein erleichtertes Lächeln zeichnete sich auf den Lippen des blauen Navis ab, als er endlich eine Antwort von seinem Operator erhielt. Nun galt es nur noch den unbekannten Angreifer zu schnappen und ihn daran zu hindern die Fire Armor zu stehlen, falls es dazu nicht vielleicht eh zu spät war...
 

BlazeMan rieb sich immer noch seine Stirn und bereute allmählich ProtoMan diese Kopfnuss verpasst zu haben. Mit leicht feuchten Augen stand er nur wenige Meter von seinem Gegner entfernt und beobachtete, wie dieser sich wieder aufrappelte. Einfach unglaublich, was dieser ProtoMan für eine Kraft besaß! Jeder andere Navi wäre längst besiegt, wenn nicht sogar gelöscht gewesen. Doch vielleicht würde es nicht mehr lange dauern, bis eine der beiden Möglichkeiten eintreffen würde...

Chaud war immer noch stinksauer. Sogar so sauer, dass er gar nicht merkte, wie die Temperatur langsam runterging und angenehmer wurde. Er konnte einfach nicht fassen, dass so ein dämlicher Navi, nicht in der Lage richtig zu sprechen, der sich auch noch bei seinen eigenen Attacken verletzt... das ausgerechnet so ein Navi seinen ProtoMan besiegen konnte?!

Nachdenklich starrte er auf seine letzten Battle Chips, die er noch in der Hand hatte. Ein ZapRing, ein Geyser, zwei ShockWave und ein SideBamboo. Nicht unbedingt Chips, die ihm jetzt noch den Kopf aus der Schlinge ziehen konnten, aber einen Trick hatte er noch auf Lager und vielleicht würde der sogar ausreichen, um BlazeMan ein ganzes Stück zu schwächen. Hätte er doch bloß sein komplettes Chip Set mitgenommen. Aber wer konnte mit solch einer Situation rechnen? Aber eigentlich war er immer noch fest davon überzeugt, den Kampf trotzdem für sich zu entscheiden. Er war immerhin Chaud, Eugene Chaud, der größte Net-Battler aller Zeiten!

Mr. Match starrte sein Gegenüber noch immer an. Er verstand nicht, wieso Chaud einfach nicht aufgeben wollte. War sein Stolz dermaßen verletzt vom letzten Kampf, dass er es auf Biegen und Brechen zu Ende bringen wollte? Oder hatte er doch noch einen Trumpf im Ärmel? Wenn man sich ProtoMan's momentanes Befinden anschaute, konnte man nicht wirklich glauben, dass ihn noch irgendwas retten konnte. Gespannt wartete Match auf Chaud's nächste Aktion.

ProtoMan richtete sich wieder vollkommen auf und stellte sich seinem Gegner in einer Pose gegenüber, die zwar geschwächt wirkte, aber immer noch seinen Kampfesgeist zum Ausdruck brachte. Sein ganzer Körper schmerzte. So einen harten Kampf hatte er wirklich seit Ewigkeiten nicht mehr hinter sich.

BlazeMan hatte sich auch wieder von seiner Kopfnuss vollkommen erholt und überließ seinen Gegnern den nächsten Zug und wartete, ganz wie sein Operator.

"Also gut, ProtoMan... Bringen wir diesen Kampf zu Ende!"

Nicht nur Mr. Match und BlazeMan schauten völlig überrascht und verwirrt, als Chaud diese Worte gesprochen hatte, auch ProtoMan verschlug es die Sprache. Hatte Chaud doch eine Möglichkeit entdeckt das Blatt zu wenden?

"ZapRing, Slot-In! Du musst ihn unbedingt treffen, davon hängt jetzt alles ab, ich zähle auf dich, ProtoMan!"

Erneut verwandelte ProtoMan seinen linken Arm in einen Buster. Er nickte seinem Operator zu und konzentrierte sich. Wenn alles vom nächsten Treffer abhängen würde, dürfte er es sich nicht erlauben daneben zu schießen!

BlazeMan war sich unsicher, ob er nun angreifen sollte, oder doch abwarten. Doch als ProtoMan schließlich auf ihn zugesprungen kam, setzte sich auch der Feuer-Navi in Bewegung.

ProtoMan holte mit seinem Schwert aus und stach es schnell und feste nach Vorne in Richtung seines Feindes, welcher ebenso schnell nach hinten auswich und einen Gegenangriff vorbereitete.

"FireBomb!!", schrie BlazeMan auf, als er seine Hände übereinander schlug und blitzschnell nach vorne streckte, um ProtoMan eine Feuerkugel entgegen zu werfen. Doch damit hatte der rote Navi gerechnet, oder zumindest hatte er auf diese Reaktion gehofft. Schnell duckte er sich, so dass der Feuerball über ihm hinwegflog und richtete im selben Moment den Buster auf seinen Gegner, um den elektrischen ZapRing abzuschießen.

BlazeMan wollte sich schnell mit einem Rückwärtssalto in Sicherheit bringen, doch er war nicht mehr schnell genug und der ZapRing traf ihn am rechten Fuß und paralysierten den Navi auf der Stelle.

Mr. Match war beeindruckt. Allerdings verstand er nicht, was das nun nutzen sollte.

"Okay, und jetzt schnell weiter, bevor die Paralyse aufgehoben ist! Geyser, Slot-In!"

Nun wurde Match alle klar. Chaud hatte BlazeMan paralysiert, damit dieser nicht dem Geysir ausweichen konnte!

Sofort sprang ProtoMan zurück in sicheren Abstand und aktivierte den Chip, direkt unter seinem Gegner. Der Boden begann zu beben und schnell bildeten sich erste Risse unter BlazeMan, aus denen kleine Wasserstrahlen herausspritzten. Gerade, als die Paralyse nachließ und BlazeMan realisierte, was da vor sich ging, war es auch schon zu spät und ein starker Wassergeysir schoss aus der Erde und katapultierte den darüber befindlichen Navi in luftige Höhen. BlazeMan hatte keine Chance und wurde weit nach oben gewirbelt.

ProtoMan schaute erleichtert seinem nun fliegenden Gegner hinterher und beobachtete, wie dieser langsam wieder in Richtung Boden zurückkam.

Chaud gab einen leisen Seufzer der Erleichterung von sich. Dieser Wasserangriff musste BlazeMan erst mal ziemlich geschwächt haben, so dass es nun vielleicht kein einseitiger, sondern ein ausgeglichener Kampf sein würde.

Beide Operator starrten auf die Bildschirme ihrer PETs und warteten die Landung des Navis ab. BlazeMan fiel ziemlich schnell mit dem Kopf zuerst nach unten. Doch plötzlich geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte. Zumindest nicht Chaud und ProtoMan. Noch im Fall bewegte sich BlazeMan und tauschte die Position seines Kopfes mit der seiner Füße, um auf diesen wieder unten anzukommen. Mit einem lauten Knall landete der Feuer-Navi wieder auf seinen Beinen, ging aber in die Hocke, um den Sturz abzufedern.

Chaud wären beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen. Wie zur Hölle war das möglich??

Auch ProtoMan konnte es nicht fassen. BlazeMan wirkte etwas schwächer als vorher, aber immer noch viel zu stark, als dass ProtoMan gewinnen konnte.

"Wow, das war 'ne echt krasse Aktion, die du da gebracht hast. Respekt.", sprach BlazeMan, als er sich wieder in eine aufrechte Position begab.

"Das war wirklich ein guter Plan.", gab auch Mr. Match zu. "Allerdings müsst ihr wissen, dass ich BlazeMan mit NaviCustomizer-Teilen ausgestattet habe, die verhindern, dass Aqua-Attacken zu großen Schaden bei ihm anrichten. Ich habe bereits viermal gegen Lan verloren und mittlerweile habe auch ich dazugelernt. Ein NaviCustomizer sollte nicht nur auf pure Energieerhöhung ausgelegt werden, denn das bringt in den meisten Fällen auch nichts."

Chaud hätte sich am liebsten selbst windelweich prügeln können. Mit so was hätte er auch rechnen können. Andererseits, was für einen Unterschied hätte es gemacht, hätte er es vorher schon gewusst? Vielleicht wäre er vorsichtiger vorgegangen, hätte an seinem eigenen Customizer rumgebastelt, aber letzten Endes wäre es doch nur auf das Gleiche hinausgelaufen. Es war vorbei, ProtoMan würde nicht mehr gewinnen können... Aber einfach aufgeben? Das war einfach nicht Chaud's Stil!

"ProtoMan, los! Zeigen wir ihnen noch einmal alles, was wir draufhaben! Kampflos werden wir uns nicht geschlagen geben!"

"Ihr habt bereits mehr als genug gekämpft. Du hast unter Beweis gestellt, dass du ein guter Net-Battler bist.", versuchte Mr. Match Chaud aufzuhalten.

"Yup, ihr seid echt spitze. Wirklich beeindruckend, dass ihr noch immer nicht erledigt seid. Ihr habt's wirklich drauf, aber sieh es ein... Der Kampf ist gelaufen.", mischte sich auch BlazeMan ein.

"Der Kampf ist nicht gelaufen! Du Hohlbirne kapierst es einfach nicht, was? Ich verliere nicht!!", wandte Chaud allerdings festentschlossen ein.

"Sag mal, was geht? Ich check's nicht?? Komm mal klar auf dein Leben! Wer von uns beiden ist denn der Doofkopp, der einfach nicht weiß, wann gut is???"

"Also gut, dem Jungen ist einfach nicht zu helfen. Bringen wir es zu Ende, BlazeMan."

"Geht klar, Chef!"

Und so startete die letzte und alles entscheidende Runde in diesem doch ziemlich einseitigen Kampf...
 

Lan war mittlerweile wieder kräftig genug, um sich aufzurichten und seinen Navi aus dem Computersystem der Notaggregate auszuloggen. Die wohltuende Kälte hatte ihm seine verbrauchten Kräfte größtenteils zurückgegeben, obwohl er sich immer noch ziemlich schwach fühlte. Lan steckte sein PET zurück an seine Hose und machte sich zurück auf den Weg nach oben. Er wollte jetzt schnell Mr. Famous bescheid geben und anschließend nach Chaud sehen, da er von diesem in der ganzen letzten Zeit keine Antwort erhalten hatte.

Oben schließlich angekommen bewegte er sich schnellen Schrittes auf den Haupteingang zu und nach draußen, wo immer noch Officials wie wild umher liefen und versuchten die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Lan wollte sich grade zur Rückseite des Labors begeben, wo er das letzte Mal Mr. Famous gesehen hatte, doch im selben Moment packte ihn die Hand seines Vaters an der Schulter und hielt ihn auf.

"Dad?"

"Lan, was ist passiert? Du siehst total erschöpft aus. Ist alles okay?", fragte Dr. Hikari sogleich mit besorgter Miene.

"Keine Sorge, mir geht's gut. Ich hab grade das Kühlsystem wieder eingeschaltet. Die Temperaturen im Labor sind wieder auf dem Normalstand."

"Gute Arbeit, mein Junge. Aber hatte Mr. Famous nicht gesagt es sei zu gefährlich sich darum zu kümmern?"

"Schon, aber ich musste es tun. Bei der Hitze wären noch mehr Systeme durchgeschmort und Löscharbeiten wären unmöglich gewesen."

"Ich verstehe. Doch trotzdem mag ich den Gedanken nicht, wenn du dich immer in solch gefährliche Situationen begibst. Aber dir zu sagen es zu unterlassen nutzt wohl nicht viel, oder?", lächelte Lan's Vater seinen Sohn an.

"Nicht wirklich. Außerdem solltest du eigentlich auch noch zu Hause sein und dich ausruhen.", konterte Lan.

"Ich weiß. Aber uns Hikari's hält so schnell nichts auf, oder?"

Die beiden lachten miteinander und Lan umarmte seinen Dad einmal kräftig. Doch direkt im Anschluss wurde die Situation wieder ernster.

"Was ist mit Chaud? Ist bei ihm alles in Ordnung?", wollte sich Dr. Hikari noch erkundigen.

"Ich weiß nicht so recht. Er bestand darauf allein in den Testraum zu gehen, während ich mich um die Tür und das Kühlsystem gekümmert habe. Habt ihr auch keine Meldung von ihm erhalten?"

"Nicht mehr seit ihr zwei da rein seid. Sicher ist irgendwas passiert, geh sofort nachsehen, was los ist. Ich werde Mr. Famous über die Neuigkeiten informieren."

"Okay, ich bin schon unterwegs!"

Und schon rannte Lan wieder zurück in das Labor.

"Und pass auf dich auf!", rief ihm sein Vater noch hinterher, doch Lan war schon verschwunden. Auch Dr. Hikari setzte sich schnell wieder in Bewegung, um Mr. Famous sofort alles zu erklären.
 

Erbarmungslos schlug ProtoMan mit seinem Schwert nach seinem Gegner. Solch einen Kampfgeist hatte BlazeMan zuvor noch nie erlebt. Es war wirklich erstaunlich, auch wenn es ProtoMan in diesem Zustand nicht mehr viel nutzen konnte.

Die Schläge des roten Navis kamen auch nicht mehr so schnell oder so kraftvoll wie zu Beginn des Kampfes an, so dass es BlazeMan ein leichtes war die Klinge mit einer Hand zu packen und ProtoMan mit der anderen am Hals zu packen und ihn zu Boden zu drücken.

Doch so einfach ließ ProtoMan das nicht mit sich machen. Am Boden angekommen, wirbelte er seine Beine einmal herum und stieß den feurigen Navi so zur Seite, um sich aus dessen Griff zu lösen.

BlazeMan sprang sofort wieder auf, wie auch sein Gegner.

Für wenige Sekunden starrten sich beide einfach nur an. ProtoMan versuchte mit Mühe eine elegante Haltung einzunehmen und richtete sein Schwert auf seinen Gegner.

"En garde!"

Auch BlazeMan aktivierte sein FireBlade erneut und beide Navis rannten direkt aufeinander zu, die Schwerter zum Schlag bereithaltend.

"Zeig es ihm, ProtoMan!", feuerte Chaud seinen Navi an.

"Das ist die Chance, bring es zu Ende, BlazeMan!"

Als beide Navis nur noch wenige Meter voneinander entfernt waren, sprangen sie sich entgegen, holten mit ihren Klingen aus und ließen sie blitzschnell aufeinander einschlagen. So schnell, dass man die Bewegungen kaum erkennen konnte.

BlazeMan landete unverletzt wieder auf den Beinen, ein Stück hinter seinem Gegner, der auch auf dem Boden landete. Ein stechender Schmerz durchschoss plötzlich ProtoMan's rechten Schwertarm, als er auf einmal laut zu brüllen begann.

Ungläubig musste Chaud mit ansehen, wie sich langsam ProtoMan's rechter Unterarm vom Oberarm ablöste und datensprühend zu Boden fiel.

Der rote Navi brach auf der Stelle zusammen und wälzte sich vor Schmerz wild hin und her.

"Ohhhh... Soooooorry!!", schrie BlazeMan plötzlich furchtbar laut auf und rannte sofort in panischer Eile zu seinem am Boden liegenden Gegner herüber.

"Heilige scheiße, das wollte ich nicht!", rief er völlig entsetzt und schaute hilflos zu, wie sich ProtoMan mit seinen Schmerzen quälte.

"Manchmal übertreibst du's auch, BlazeMan...", schüttelte Mr. Match nur den Kopf.

Tränen sammelten sich in BlazeMan's Augenrändern und sein Gesicht strahlte plötzlich Hilflosigkeit, Entsetzen, Schuldgefühle und Trauer zugleich aus.

"Es tut mir leeeeeid!!"

Chaud hatte dazu nichts mehr zu sagen. Er war wie gelähmt. Was hatte er nur falsch gemacht?

Doch mit einem Male wurde er durch einen lauten Knall aus seinen Gedanken gerissen. Reflexartig schaute er sofort hinter sich zur weit aufgerissenen Tür, die gegen die Wand geschlagen war. Mitten in ihrem Türrahmen stand ihm eine wohlvertraute Person, von der er nicht wusste, ob er sich nun freuen sollte, dass sie erschienen war, oder ob sie lieber wieder hätte verschwinden sollen. Auch Mr. Match machte große Augen. Er war es! Da stand er nun, der Junge, auf den er die letzten Stunden so sehnsüchtig gewartete hatte... Lan Hikari!

Lan verschaffte sich einen schnellen Überblick über die Situation, sein Blick blieb aber auf dem rothaarigen Mann stehen, der vermutlich der unbekannte Angreifer war.

"Mr. Match??", fragte er erschrocken. "Sie sind für all das hier verantwortlich?"

"Endlich stehen wir uns erneut gegenüber, Lan. Du glaubst nicht, wie sehr ich mich nach diesem Moment gesehnt habe."

Eine Weile blieben die Blicke der beiden aneinander haften, doch dann wandte sich Lan dem entsetzten Chaud zu.

"Hey, was ist los? Du wirkst ziemlich blass, alles okay?"

"Nein, nichts ist okay!! ProtoMan verliert, ich werde als totaler Schwachkopf und Verlierer vor meinem Erzfeind dargestellt, der sich jetzt augenblicklich lieber wieder verzieht, wenn er es nicht bereuen will!"

Lan zuckte schreckhaft zusammen, als Chaud ihm die geballte Faust entgegenstreckte. Er hatte damit gerechnet, dass er ihn nicht grade willkommenheißen würde, aber so eine extreme Reaktion hatte er nicht erwartet.

"Hey, ganz ruhig, Chaud. Dad hat gesagt ich soll dir helfen und egal, wie stur du bist, ich tu das auch und werde ab jetzt übernehmen. Okay? Ist mir völlig egal, was du dazu zu sagen hast, aber jetzt bist du mal derjenige, der die Klappe hält."

"Ich hätte es nicht besser sagen können.", nickte BlazeMan zustimmend.

"Ach, macht doch was ihr wollt!"

Wütend riss Chaud das Verbindungskabel seinen PETs heraus und entfernte ebenfalls das von Mr. Match. Dann ging er Richtung Ausgang und stieß Lan, welcher im Weg stand, mit der Schulter beiseite.

"Chaud...", schaute Lan dem jungen Official hinterher.

Chaud blieb kurz mit dem Rücken zu Lan im Gang stehen und wandte seinen Kopf nach hinten.

"Pass auf dich auf, er ist verdammt stark."

Ehe Lan auch nur ein Wort darauf antworten konnte war Chaud auch schon so gut wie verschwunden. Manchmal war dieser Typ ihm echt ein Rätsel.

"Also sind es nur noch wir zwei.", erklang plötzlich Match's Stimme und Lan wandte sich ihm sofort wieder zu.

"Irgendwie hätte ich auch damit rechnen können, dass sie dahinter stecken, Mr. Match! Diese Umgebung passt zu ihnen. Dennoch hätte ich nicht geglaubt, dass sie mit Smoke und Kinoshita unter einer Decke stecken. Ich hatte angenommen, sie hätten das Leben als Krimineller aufgegeben. Was ist aus dem geworden, was sie beim Den Tournament gesagt hatten? Ich dachte wir stünden jetzt auf der selben Seite?"

"Manche Dinge sind schwer zu erklären. Selbst ich kann mir nicht immer vernünftige Gründe für mein Handeln nennen. Ich wollte dir gerne noch einmal im Kampf gegenüberstehen. Dir zeigen, was ich von dir gelernt habe. Es ist auch nicht ganz in meinem Sinne gewesen, dass es grade in solch einer Situation geschehen muss. Aber weißt du wie schwierig es ist vernünftige Arbeit zu finden, wenn du Ex-Mitglied einer Verbrechergruppe bist, die die Welt in Angst und Schrecken versetzt hat?"

Lan hielt kurz inne und ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. Mr. Match hatte zwar Recht, aber...

"Nein, das ist Unsinn! Natürlich können sie ehrliche Arbeit finden. Ich würde ihnen sogar dabei helfen, für das, was sie für mich getan haben... Und für dieses Mädchen damals. Ich weiß, dass sie im Grunde kein schlechter Mensch sind. Warum tun sie das?"

Match senkte seinen Blick und erinnerte sich zurück an den Tag des Den Tournaments. Es war schon ziemlich lange her, aber erinnerte sich noch daran, als sei es gestern gewesen.

"Ich weiß, Lan. Du hast mit jedem deiner Worte Recht. Obwohl du viel jünger als ich bist, bist du trotzdem viel weiser. Aber ich habe nun mal diesen Weg gewählt und es ist jetzt nicht mehr zu ändern. Auch wenn wir uns in diesem Moment als Feinde gegenüberstehen, will ich dass du weißt, dass wir dennoch Freunde sind. Ich weiß zu schätzen, wie du mir geholfen hast, obwohl ich dir in der Vergangenheit so viele schreckliche Dinge angetan habe. Eigentlich habe ich das auch gar nicht verdient... Ich stehe heute nur hier, weil ich mich bei dir bedanken wollte. Und um dir zu zeigen, dass auch ich dazulernen kann."

"Wenn sie wirklich dazugelernt hätten, würden wir uns jetzt nicht in dieser Situation befinden. Sie haben die Fire Armor gestohlen! Ich tu das wirklich nicht gerne, aber was für Gründe sie auch immer haben... Es rechtfertigt noch lange nicht den Angriff auf dieses Labor. Ich muss sie im Namen der Officials festnehmen, es tut mir leid...", versuchte Lan mit letzter Hoffnung seinem Gegenüber klarzumachen. Er wollte nicht gegen Mr. Match kämpfen. Aber wie es aussah, hatte er keine andere Wahl.

"Es ist nun eh zu spät. Was passiert ist kann ich nicht mehr rückgängig machen, selbst wenn ich wollte. Wenn du mich besiegst werde ich dir alle Informationen bezüglich unserer Organisation geben die du wissen musst und dir auch sagen, wie weit das Omega-Projekt bisher fortgeschritten ist.", erklärte Mr. Match und hielt das Verbindungskabel seines PETs bereit.

"Omega-Projekt?? Aber... Was? Hmm..." Lan seufzte leise auf. Es ließ sich wohl doch nicht anders vermeiden, obwohl er zu gern gewusst hätte, warum genau Mr. Match das nun tat?

"Also gut. Es hat wohl keinen Sinn weiter auf sie einzureden?"

"Nope, den hat es nicht. Ich werde dir all deine Fragen beantworten, aber erst nach diesem Kampf. Du glaubst gar nicht, wie aufgeregt ich bin. Und glaub bloß nicht, es wird so einfach wie die letzten Male! Nachdem FireMan, HeatMan und FlameMan versagt haben, habe ich mir einen neuen, viel stärkeren Navi zugelegt. Ich hab mir deine Ratschläge wirklich zu Herzen genommen, das wirst du sicher schnell merken. Vor dir steht ein völlig neuer Mr. Match! Und BlazeMan wird dir den Beweis liefern. Alles klar dann?"

Beide schlossen ihre PETs miteinander an und bereiteten die Kampfsequenz vor.

"Ich bin soweit. Megaman! Battle routine, set!"

"Execute!", bestätigte der blaue Navi.

"BlazeMan! Endlich kann's losgehn!"

"Heya! Let's burn!"

Und so standen sich zwei ewige Rivalen erneut in einem feurigen Kampf gegenüber.

Mr. Match hatte solange darauf gewartet und nun würde sich endlich zeigen, ob sein hartes Training sich ausgezahlt hatte. Und selbst wenn nicht... Er und BlazeMan würden ihr Bestes geben, das stand fest!

The burning Flame of Friendship

Lan bereitete alles für den Kampf vor. Da BlazeMan ein Navi war, der auf dem Feuerelement basierte, legte er sich als erstes einige Aqua Chips zurecht, die er aus seiner Hosentasche zog.

Mr. Match legte seinerseits ebenfalls einige Battle Chips bereit, während die Navis der beiden Operator sich in der virtuellen Kampfarena der beiden PETs gegenüberstanden und auf Befehle warteten.

"Du hast gehört, was Chaud gesagt hat. BlazeMan hat ProtoMan gleich zweimal besiegt, selbst wir hatten unheimliche Probleme, wenn wir gegen Chaud und seinen Navi antreten mussten. Dieser BlazeMan muss verdammt stark sein, also sei besonders vorsichtig Mega, okay?", warnte Lan seinen Navi noch ein letztes Mal vor Beginn des Kampfes.

"Keine Sorge, ich bin schon vorsichtig. Und wir wissen ja, was Chaud's Fehler war und seit unserem Kampf mit SmokeMan sollte uns das ja eigentlich nicht mehr passieren können, oder?"

"Du meinst Chaud's Wutausbrüche während des Kampfes? Keine Sorge, ich habe dazugelernt. Und jetzt zeigen wir ihm, was wir drauf haben!"

Mr. Match beobachtete Lan und wie er sich mit seinem Navi unterhielt. Es war genau das Selbe, wie vor seinen anderen Kämpfen mit dem Jungen. Aber dieses Mal würde auch er Lan zeigen, was er drauf hat!

"Gut, das Gleiche gilt für dich BlazeMan. Liefern wir ihnen eine Show, die sie so schnell nicht wieder vergessen werden!"

"Geht klar! Ich brenne schon förmlich darauf, ihnen zu zeigen, wie stark ich wirklich bin!", antwortete der Navi und brach darauf in lautem Lachen aus. Allerdings wurde sein Blick leicht skeptisch, als er merkte, dass von den anderen keiner zu lachen begann.

"Hey, was geht? Warum lacht ihr nicht?"

"Warum sollten wir lachen?", fragte Lan völlig verdutzt.

"Na... Habt ihr's nicht gerallt? Ich 'brenne' förmlich darauf euch zu zeigen, wie stark ich bin!", sprach der Feuer-Navi erneut mit starker Betonung und auf die lodernde Flamme auf seinem Kopf deutend.

"Oh Gott...", seufzte Mr. Match und schlug sich die Hand vor das Gesicht. "Tu das ruhig, aber bitte unterlass diese schlechten Witze, das war wirklich nicht komisch. Deine Scherze sind unter aller Kanone..."

"Ist ja schon gut...", grummelte BlazeMan etwas beleidigt zurück und nahm seine Kampfhaltung endlich ein.

"Ihr müsst verzeihen, BlazeMan neigt dazu des öfteren schlechte Scherze zu reißen...", versuchte Match zu erklären, dem das Ganze irgendwie langsam peinlich wurde.

Lan starrte ihn nur mit großen, ungläubigen Augen an und das noch eine ganze Weile, ehe er antwortete.

"Ehm... kein Problem... Nicht schlimm, aber können wir jetzt anfangen?", fragte er etwas ungeduldig.

"Yup, kann losgehen. BlazeMan! Los, Angriff!", befahl Match endlich seinem Navi und der Kampf konnte beginnen.

Megaman und BlazeMan behakten sich zunächst mit einfachen Standardgeschossen und liefen dabei in großen Bögen, um jeweils dem Gegnerfeuer auszuweichen.

BlazeMan schleuderte einen Feuerball nach dem anderen, während Megaman ein paar Busterschüsse abgab und sich gelegentlich über den Boden rollte, um auszuweichen.

Einige der Geschosse trafen sich auf halber Strecke und lösten kleine Explosionen aus, die mit lautem Krachen rauchende Feuerkugeln in der Luft hinterließen.

BlazeMan brach schließlich als erstes seine Angriffe ab und stürzte von einem Moment auf den anderen plötzlich auf Megaman zu, welcher versuchte den auf ihn zurennenden Navi mit weiterem Busterfeuer zu treffen. Doch BlazeMan gelang es sich jedem einzelnen Schuss zu entziehen und geschickt an den Busterstrahlen vorbeizuhüpfen, bis er bei Megaman angekommen war.

Der blaue Navi konnte sich schnell durch einen großen Schritt nach hinten in Sicherheit bringen, so dass BlazeMan's Faustschlag ins Leere traf.

Nachdem Megaman seinen Buster zurück in eine Hand verwandelt hatte, begann er ebenfalls auf seinen Gegner einzuschlagen. So bewegten sich beide Navis mit sehr hoher Geschwindigkeit über das große Kampffeld und schlugen einfach nur aufeinander ein, so schnell, dass man ihre Arme und Hände nur noch als einfarbige Striche, wenn nicht sogar gar nicht mehr sehen konnte.

Doch Megaman war nicht ganz so schnell wie sein Gegenüber und wurde immer weiter zurückgedrängt, während er versuchte nicht nur selbst Treffer zu landen, sondern auch gleichzeitig noch den ankommenden Schlägen auszuweichen.

"Gut so, BlazeMan, weiter so!", feuerte Mr. Match seinen Navi an.

"Pass auf, Megaman!", warnte Lan stattdessen seinen Navi.

BlazeMan bewegte sich mit enormer Geschwindigkeit, so dass es für Megaman zunehmend schwieriger wurde die nächsten Schläge noch rechtzeitig zu registrieren und abzuwehren. Mittlerweile hatte sich die Lage sogar so geändert, dass BlazeMan nur noch Angriff und Megaman nur noch parierte und immer weiter zurückgedrängt wurde.

"Na warte, so nicht!", sprach der blaue Navi, als er einem weiteren Schlag nur knapp entkommen konnte. Die Faust des Gegners zischte nur wenige Millimeter an seinem Kopf vorbei, den er noch schnell genug zur Seite neigen konnte.

Noch im selben Moment warf sich Megaman mit dem Rücken auf den Boden, winkelte seine Beine an und stieß sie mit voller Kraft seinem Feind in den Bauch.

BlazeMan wurde durch diesen Angriff ein ganzes Stück nach hinten befördert und landete ebenfalls auf dem Boden. Doch innerhalb von Sekundenbruchteilen brachten sich beide Navis schnell wieder auf die Beine, als wäre nichts geschehen.

"Hey, nice! Du bist wirklich gut. Mr. Matchy hatte nicht zuviel versprochen, als er von dir und deinem Net-Op gelabert hat."

"Du bist aber auch ziemlich stark, wenn nicht sogar einer der stärksten Gegner, die ich je hatte.", lobten sich beide Navis gegenseitig.

"Aber noch stehen wir am Anfang dieses Kampfes."

Wieder stürmten beide aufeinander zu. BlazeMan rollte sich vorwärts, direkt durch die Beine des nun total verwirrten Megaman und kam hinter ihm wieder zum Stehen.

Ohne weiter zu zögern hob der Feuer-Navi seinen Arm und ließ ihn nach hinten schlagen, direkt in den Nacken seines Gegners, der darauf sofort wieder zu Boden fiel. Doch Megaman stützte sich mit beiden Händen ab und drückte sich sofort wieder hoch. Gerade, als er ebenfalls nach seinem Gegner schlagen wollte, sprang dieser jedoch weit nach hinten.

"FireWhip!!", schrie BlazeMan laut los, als er seinen nächsten Angriff startete.

Die Flammen, die an seinen Unterarmen loderten, flackerten plötzlich immer schneller und schossen weit hervor, wie Stichflammen, fast drei Meter weit, so dass Megaman sich schnell auf den Boden werfen musste, um nicht erwischt zu werden.

"Glaub nicht, das war's schon!", warnte der feurige Navi ihn, als er auf einmal damit begann seine Arme zu heben und so die langen Flammen wie eine Peitsche ausholen ließ, um sie genauso sofort wieder auf Megaman hinabsausen zu lassen.

Megaman rollte sich schnell zur Seite und sah noch, wie die Feuerpeitschen knapp neben ihm auf den Boden klatschten und schwarze, qualmende Brandflecke hinterließen.

"Na warte, ich denke jetzt wird es Zeit für unseren ersten Battle Chip, was? BubSide, Slot-In!", warf Lan den ersten Chip in sein PET.

Während BlazeMan erneut Schwung für den nächsten Schlag holte, nutzte Megaman die Gelegenheit, seinen Buster für die nächste Attacke vorzubereiten.

Genau in dem Moment, als die Feuerpeitschen erneut auf ihn zugeschossen kamen, sprang er weit nach vorne, an beiden Flammen vorbei und schoss dabei mit seinem Buster eine große Wasserkugel direkt auf seinen Gegner.

BlazeMan schlug schnell seine Unterarme über Kreuz und hielt sie sich vor das Gesicht, da es bereits zu spät war, um anders auszuweichen. Laut plätschernd und spritzend traf die Wasserkugel auf seine Arme und sorgte dafür, dass seine Flammen kurzzeitig gelöscht wurden, wodurch auch die Feuerpeitschen wieder verschwanden.

"Wow, echt coole Aktion, aber kannste auch das hier aufhalten?", fragte der Feuer-Navi sein Gegenüber, als er sich auch sogleich zu einem anderen Angriff konzentrierte.

Achtsam nahm Megaman eine Verteidigungsposition ein und wartete ab, was als nächstes passieren würde. BlazeMan sammelte seine Energien und erzeugte eine gewaltige, heiße, gelbleuchtende Flamme um seinen Körper, die die Luft zum Flimmern brachte.

"HeatTornado!!" Kaum hatte der Navi diese Worte geschrieen, ließ er auch gleich die Flammen um seinen Körper sich zu einer Art Wirbel vereinen, der feuersprühend vor ihm her tanzte. Das einfache Deuten mit seinem Zeigefinger auf seinen Gegner ließ den Feuertornado auch direkt auf den blauen Navi zurasen.

"Dagegen hab ich ein gutes Gegenmittel. AquaTower, Slot-In!", sprach Lan, als er den nächsten Chip runterlud.

Ohne zu zögern setzte Megaman den Chip auch sofort ein, da der HeatTornado immer schneller und bedrohlicher auf ihn zukam. Dicke Wasserfontainen schossen kraftvoll aus der Erde und bildeten eine gerade Linie, direkt vor ihrem Auslöser und steuerten dem Tornado entgegen.

Als die beiden gegensätzlichen Elementattacken aufeinander trafen lösten sie sich gegenseitig in einem hellen Blitzlicht wieder auf.

"Los und gleich noch einen hinterher. Jetzt sind wir diejenigen die zum Angriff übergehen! AquaWave, Slot-In!"

"Okay, los geht's!!", bestätigte der blaue Navi seinem Operator, als er mit Hilfe seines Busters eine gewaltige Wasserwelle erschuf, die um sich schlagend nach vorn spritzte und auf den gegnerischen Navi zufloss.

BlazeMan blieb jedoch einfach stehen und ließ die Attacke auf sich zukommen, ohne Anstalten zu machen, sich in Sicherheit zu begeben.

Lan schaute etwas beunruhigt auf sein PET, zumal auch Mr. Match selbstsicher zu grinsen begann.

Mit tosendem Rauschen traf die Welle schließlich auf ihr Ziel, ließ sich von diesem spalten und floss zu den Seiten weiter. BlazeMan wurde komplett mit der AquaWave durchnässt. Keine Stelle seines Körpers schien mehr trocken zu sein. Dennoch wirkte er, als habe ihm die Attacke nicht das Geringste ausgemacht.

"Was? Wie geht das denn??", schreckte Lan fassungslos auf.

"Hehe... Ich sag doch ich habe dazugelernt. Mein NaviCustomizer macht BlazeMan gegenüber den meisten Aqua Chips wasserresistent. Ich habe seine Schwächen einfach ausgeglichen. Was sagst du jetzt, Lan?", erklärte Match der mit sich selbst ziemlich zufrieden zu sein schien.

"Gar nicht dumm. Aber wir sind heute bereits schon mal auf einen Navi gestoßen, dessen Operator seine Schwächen ausgeglichen hatte.", sprach Lan und erinnerte sich an seinen Kampf gegen GeyserMan zurück. "Noch einmal passiert uns so etwas nicht! Los MegaMan, SonicWave, Slot-In!"

BlazeMan bewegte sich mittlerweile wieder auf Megaman zu, welcher einige Schritte zurückwich, um noch genug Schwung mit der Mettaur-PickAxe zu holen, die sich in seinen Händen materialisiert hatte. Nur wenige Meter, bevor BlazeMan ihn erreicht hatte, ließ der blaue Navi die Spitzhacke nach unten schlagen und erzeugte beim Auftreffen auf den Boden eine heftige SonicWave, die sich mit irrer Geschwindigkeit auf BlazeMan zu bewegte.

Doch der Feuer-Navi neutralisierte den Angriff schnell mit Hilfe einer Feuerwand, die er vor sich auftauchen ließ und an der die Attacke zerschmetterte. Noch bevor Megaman richtig verstanden hatte, was passiert war, ließ BlazeMan auch schon die soeben erzeugte Feuerwand in grader Fluglinie auf seinen Gegner zurasen.

Megaman wollte sich noch schnell mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit begeben, doch er war nicht schnell genug. Die Feuerwand traf ihn mit voller Wucht und setzte den kompletten Körper des kleinen, blauen Navis in Flammen.

"Megaman!!", schrie Lan panisch auf, als er sah, wie sein Navi brennend zu Boden fiel.

BlazeMan überfielen schon wieder leichte Schuldgefühle. Vielleicht hätte er sich doch zurückhalten sollen? Aber jetzt war es eh schon zu spät. Schnell rannte der Feuer-Navi zu seinem sich vor Schmerzen windenden Gegner herüber und begann damit die Flammen auf dessen Körper mit den Händen auszuschlagen.

Lan verstand nicht ganz, was da nun vorging und starrte Mr. Match fragend an.

"Na ja... Du musst wissen... BlazeMan kämpft zwar gerne, aber er erträgt es einfach nicht, wenn seine Gegner sich zu stark verletzen oder zu großen Schmerz empfinden. Frag mich nicht, woher er diese Angewohnheit hat, aber manchmal macht er sich sogar mehr Sorgen um das Wohlbefinden seiner Feinde, als um sei eigenes...", seufzte Mr. Match kopfschüttelnd.

Lan konnte das irgendwie nicht richtig glauben und sah zu, wie BlazeMan auch die letzte Flamme an Megaman's Körper ausschlug.

Ebenso ungläubig blickte der liegende Megaman zu seinem eigentlichen Gegner hinauf.

"Ehm... vielen Dank...?", kam es etwas zögernd und unsicher.

"Ach, null Problemo! Alles soweit wieder fit im Schritt?", erkundigte sich BlazeMan nach dem Wohlbefinden des blauen Navis.

"... Eh, yup, alles bestens..."

"Dann is ja gut."

Wieder mit einem erleichterten Lächeln auf den Lippen trat BlazeMan einige Schritte zurück und wartete darauf, dass auch Megaman seine Kampfposition wieder einnehmen würde.

"Recovery, Slot-In!", aktivierte Lan zunächst einen Heilchip, da Megaman's Energie durch den letzten Angriff stark abgenommen hatte.

"Wow, das war ja schon ziemlich brenzlig... im wahrsten Sinne des Wortes. Dieser BlazeMan ist wirklich nicht zu unterschätzen. Und Mr. Match verhält sich dieses Mal auch viel klüger, als bei unserem letzten Kampf. Keine schlechte Idee, den NaviCustomizer aufzumotzen, um BlazeMan immun gegen Aqua Chips zu machen. Aber auch das wird ihn nicht vor dem nächsten Angriff schützen können. Halt dich bereit, Mega!"

"Alles klar. Bin schon gespannt, was du jetzt vor hast.", antwortete der blaue Navi und hielt sich bereit.

Und es konnte weitergehen! BlazeMan startete eine Dauerfeuerattacke und ließ mehrere Feuerbomben auf seinen Gegner zufliegen. Doch den ersten wich Megaman geschickt aus und die restlichen zerschlug er im Anschluss mit einem WideBlade, was Lan ihm wortlos zugeschickt hatte.

"Oho, Schwertkampf, was? Eine meiner Spezialitäten. Pass auf, ich zeig dir ein paar meiner abgefahrenen Moves!!", freute sich BlazeMan, als er ebenfalls sein FireBlade aktivierte.

Beide Navis begannen sich ein schnelles und wildes Schwertduell zu liefern, während Lan immer noch nach dem letzten Chip suchte, den er für seinen nächsten Trick benötigte. Irgendwo in seinem Rucksack musste er sein. Vielleicht sollte er sich irgendwann doch noch mal irgendeinen von diesen neuen Sammelbehältern für Battle Chips besorgen, in denen man seine Chips schön ordnen konnte, so wie Higsby es ihm immer geraten hatte. Allerdings dachte Lan immer, dass Higsby ihn mit diesen Ratschlägen nur dazu verleiten wollte in seinem Shop einzukaufen... Doch das war im Moment eh nicht zu ändern und schließlich fand er den Chip ja doch. Jetzt nur noch die richtige Reihenfolge und es konnte losgehen.

BlazeMan und Megaman schlugen weiter auf sich ein. Ihre Klingen stießen mit enormer Kraft gegeneinander, immer schneller und fester. Doch keinem von beiden gelang es den jeweils anderen zu treffen.

"Okay, Megaman! Halte dich bereit, denen zeigen wir jetzt mal, wie man richtig kämpft."

Kaum hatte Lan zu Ende geredet, brachte sich sein Navi auch gleich in sicheren Abstand zu BlazeMan, welcher seine Gegner erst mal gewähren ließ, weil er selbst gespannt war, was als nächstes kommen würde.

Auch Mr. Match beobachtete das Szenario mit Begeisterung. Bisher verlief der Kampf ziemlich ausgeglichen und beide Navis schienen gleich stark zu sein. Es musste langsam mal etwas passieren, wodurch einer der beiden einen Vorteil erlangen würde, sonst würde der Kampf ja noch ewig weitergehen.

"So, ich denke damit sollte der Kampf gelaufen sein... Diesem Angriff wird selbst BlazeMan nicht wiederstehen können! Program Advance!! Bubbler, Slot-In!", warf Lan den ersten Chip in sein PET und Mr. Match wurde schon etwas mulmig, doch noch tat er nichts, um dagegenzuhalten. "Bub-V, Slot-In! Und BubSide, Slot-In!! ... BubSpreader!!!"

Megaman's Körper begann hellblau zu leuchten und strahlte eine ungeheure Energie aus, als die Kraft des Program Advance sich in ihm ausbreitete.

"Oh-Oh, das sieht ziemlich übel aus...", stellte BlazeMan fest, als er langsam nach hinten ging, total beeindruckt von der Macht des Programmsprungs, den er hier miterleben durfte.

Megaman richtete vorsichtig seinen Buster auf seinen Gegner und zielte mit höchster Präzision. Mit lautem Hallen schoss eine gewaltige Ladung Aqua-Energie aus seinem Buster heraus, direkt auf den feurigen Navi zu, der starr vor Schreck, unbeweglich wurde.

Ein gleißendes Licht erhellte die Kampfarena, als BlazeMan von der gigantischen Wasserattacke verschlungen wurde und in alle Richtungen Wasserpartikel spritzten und fast das komplette Kampffeld durchnässten.

"BlazeMan!!", schrie Mr. Match, in der Hoffnung eine Antwort von seinen Navi zu bekommen.

"Hehe, ich denke das war's. Man braucht nur die richtigen Chips und die richtige Technik, dann wird so was zu einem Kinderspiel!", prahlte Lan stolz.

"Ja...", seufzte Mr. Match leise. "Man braucht nur die richtigen Chips, was?"

Lan blickte fragend zu seinem Gegenüber herüber, welcher einen Chip aus seinem PET zog. Eine dunkle Vorahnung machte sich in Lan breit und schnell blickte er zurück auf sein PET.

Als die Wasserwelle wieder vollkommen verschwunden war und die Sicht endlich wieder komplett frei wurde, erschraken Lan, wie auch sein Navi, als BlazeMan immer noch auf den Beinen stand.

"Wie hat er das gemacht??", fragten Navi und Operator fast im Chor.

"Ich hab's doch gesagt. Ich hab mir im Laufe der Zeit einige Tricks von dir angeeignet, Lan. Nicht nur, dass der NaviCustomizer eh einen Großteil der Energie des BubSpreaders neutralisieren konnte... Es hat die Stärke des Angriffs sogar so weit abnehmen lassen, dass ein gewöhnlicher Barrier Chip gereicht hat, um BlazeMan zu schützen. Beeindruckend, nicht?"

Lan konnte es nicht glauben. Gleich zweimal an ein und dem selben Tag hatten seine Chip Combo und seine beiden, so wohl durchdachten Pläne, nicht geklappt.

"Hat's dir die Sprache verschlagen? Ich hab dich ja gewarnt. Du stehst einem völlig neuen Mr. Match gegenüber. Und da BubSpreader die mir bisher stärkste, bekannte Chip Combo ist kann ich wohl davon ausgehen, dass nichts großes mehr kommen wird, oder?"

Lan zögerte mit einer Antwort und dachte genau nach. Match hatte Recht! Es gab keinen stärkeren Aqua-Angriff als den BubSpreader... Das hieß, er musste sich jetzt etwas völlig anderes einfallen lassen und das sehr schnell!

"Keine Sorge, so schnell gehen mir die Ideen nicht aus. Noch steht es unentschieden.", sprach Lan, aber eigentlich versuchte er sich mit diesem Satz eher selbst Mut zu machen, als Mr. Match damit einzuschüchtern.

Lan gab seinem Navi ein Zeichen erst einmal so weiterzukämpfen, während er selbst nachdachte, was er noch probieren konnte. Mit Aqua-Attacken konnte er es jetzt vollkommen vergessen. Wenn selbst die stärkste Chip Combo nichts ausrichten konnte, dann würden mit großer Sicherheit auch alle anderen Aqua Chips nichts nützen. Feuer oder Pflanzen Chips fielen von vornherein weg, also blieb nur noch Elektrizität, was sich Feuer gegenüber allerdings neutral verhielt. Es war einfach zum Haare raufen! Aber vielleicht würden auch Standard Chips reichen. Er durchwühlte erst einmal seine komplette Chipsammlung. Irgendwas würde er schon finden.

BlazeMan und Megaman setzten derweil ihren Kampf fort. Beide Navis schienen immer noch bei fast voller Kraft zu sein. Man konnte immer noch nicht sagen, ob nun einer im Vorteil lag oder nicht. Jedenfalls gaben beide definitiv ihr bestes!

Megaman rannte so schnell er nur konnte auf seinen Gegner zu und versuchte diesem einen kraftvollen Bodycheck zu verpassen. Doch BlazeMan hielt seine eigene Schulter dagegen und blockte die Attacke nahezu mühelos. Wieder schlugen die beiden einfach nur aufeinander ein. Beide hatten ihre Schwerter mittlerweile wieder deaktiviert und kämpften mit den bloßen Fäusten weiter. Doch nach und nach zeichneten sich erste digitale Schweißperlen als Zeichen der Erschöpfung auf den Gesichtern beider Kämpfer ab.

Megaman holte kräftig aus und schlug so fest zu, wie er nur konnte, doch BlazeMan reagierte schnell genug und fing die Faust des blauen Navis mit der bloßen Handfläche ab.

Er griff feste zu, holte genügend Schwung und schleuderte Megaman einmal in einem Halbkreis herum und warf ihn auf den Boden, über den der blaue Navi ein Stück drüber rutschte, ehe er sich wieder durch einen eleganten Hüpfer auf die Beine brachte.

BlazeMan zögerte nicht und warf sofort einige Feuerbälle hinterher, denen Megaman nicht mehr ausweichen konnte und die ihn hart auf der Brust trafen und erneut zu Boden beförderten. Allmählich schien doch der Feuer-Navi die Oberhand zu gewinnen.

Lan suchte weiter nach Chips und warf zwischendurch immer mal wieder einen Blick auf sein PET. Er musste sich beeilen, aber was konnte denn eventuell funktionieren? Doch dann bemerkte er einen Chip, den er bisher schon wieder völlig vergessen hatte. Der selbe Chip hatte ihm an diesem Tag schon einmal die Haut gerettet und war vielleicht sogar noch stärker als der BubSpreader Program Advance. Und was noch viel wichtiger war, Mr. Match würde damit mit großer Sicherheit nicht rechnen! AquaCircle konnte ihn und Megaman jetzt vielleicht noch aus der Klemme holen. Ohne weitere Zeit mit Nachdenken zu vergeuden, steckte er den Chip direkt in sein PET.

"AquaCircle, Slot-In!!"

BlazeMan staunte nicht schlecht, als sich plötzlich die Arme des am Boden liegenden Megaman, vor seinen Augen verflüssigten und zu Wasser wurden.

"Was geht jetzt ab??", fragte er etwas erschrocken.

Auf Megaman's Gesicht hingegen machte sich nur ein erleichtertes Grinsen breit, als er seine Hände nach BlazeMan ausstreckte und dieser verängstigt einen Schritt zurück trat.

"Was... was ist das für ein Chip? Davon habe ich noch nie gehört!", stellte Mr. Match mit Erschrecken fest.

"Tja, dann ist jetzt der Augenblick gekommen, in dem sie die Kraft des AquaCircles in vollem Umfang genießen können! Los, Megaman, zeig es ihm!!"

Direkt unter BlazeMan erschien plötzlich ein großer, hellblau leuchtender Kreis, in dem sich merkwürdige Symbole bewegten, die an uralte Schriftsymbole erinnerten. Extrem beunruhigt starrte BlazeMan auf das, was sich unter ihm zuzog.

"BlazeMan, verdammt noch mal, geh da weg!!", schrie Mr. Match seinem Navi zu, doch es war vergebens. BlazeMan kam nicht mehr rechtzeitig aus dem Kreis heraus und wurde von einer massiven Wasserfontaine, die mit Hochdruck aus dem Boden geschossen kam erfasst und vollständig von ihr umschlungen.

Mr. Match blickte fassungslos auf sein PET und sah, wie sich die Energieanzeige seines Navis rapide senkte.

Megaman hielt sich die Hände schützend vor das Gesicht, damit ihm das Wasser nicht bis in die Augen spritzen konnte. Als der Wasserdruck schließlich wieder nachließ und die Fontaine immer dünner und durchsichtiger wurde und allmählich wieder verschwand, wurden auch langsam die Konturen des Feuer-Navis wieder sichtbar. Sobald er wieder komplett aus dieser Fontaine befreit war, sackte BlazeMan's Körper zu Boden, wo er einfach bewegungslos liegen blieb. Die Flammen um seine Füße und Arme und selbst die Fackel auf seinem Kopf waren vollständig gelöscht und aus den Metallöffnungen, aus denen normalerweise das Feuer austrat, kamen nur dünne Rauchwölkchen heraus.

"Yeah, damit haben wir aber endgültig gewonnen!", begannen Megaman und auch Lan fast gleichzeitig zu jubeln.

Mr. Match schaute weiterhin auf die Anzeigen seines PETs und beobachtete, wie BlazeMan's Energieleiste bis in den kritischen Bereich sank.

"Das... das ist nicht zu glauben.", begann er fast stammelnd zu sagen. "Noch vor wenigen Minuten habe ich ProtoMan ohne große Probleme erledigt und dann machen du und dein Megaman so schnell Schluss mit BlazeMan? Du bist wirklich ein großartiger Net-Battler Lan und ich kann scheinbar immer noch viel von dir lernen."

"Tja, damit wäre dann auch endlich die Frage geklärt, wer von mir und Chaud der bessere Operator ist, oder?", fragte Lan seinen Navi mit einem äußerst selbstsicheren Ausdruck in seinem Gesicht.

"Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass dieser Kampf so schnell enden könnte. Es kommt wohl wirklich allein auf das Verhältnis zwischen Operator und Navi an und nicht nur auf starke Battle Chips oder gut programmierte NaviCustomizer. Aber noch sind wir nicht fertig!"

Lan sah Mr. Match verwundert an. BlazeMan war besiegt, also was sollte das jetzt wieder heißen?

"Ich habe solange auf diesen Moment gewartet, dass ich nicht zulasse, dass er so schnell wieder vorbeigeht. BlazeMan! Installiere Fire Armor!!", noch im selben Augenblick des Sprechens drückte Mr. Match ein paar Tasten auf seinem PET und transferierte die Daten der Fire Armor, die er zuvor gestohlen hatte, direkt auf seinen Navi.

"Was?? Das können sie nicht tun! Diese Rüstungen befinden sich noch in der Testphase, wer weiß was die alles anrichten können??", versuchte Lan ihn zu warnen, doch es war schon zu spät. BlazeMan's Energiereserven luden sich vollständig wieder auf und innerhalb weniger Sekunden stand der Feuer-Navi auch schon wieder auf den Beinen, als sei nichts geschehen. Und dieses Mal stärker als je zuvor!

"Ich hätte es wissen sollen, sie haben immer noch die selben miesen Tricks wie früher drauf!"

"Was heißt hier miese Tricks? Welche Regel besagt, dass es verboten ist seinen Navi mitten im Kampf upzugraden? Ich würde es eher erfinderisch nennen."

Lan konnte es nicht fassen. Dem Sieg so nahe, war er jetzt wieder so weit davon entfernt und nun war auch sein letzter Trumpf, der AquaCircle, verspielt.

"Und jetzt, nachdem du gezeigt hast, welche Tricks du so drauf hast, wird BlazeMan dir demonstrieren, welche Kraft in der Fire Armor steckt! Los, Angriff!", befahl Mr. Match seinem Navi.

"Jawoll Chef! Ich spüre schon die neue Energie in meinem Körper. Einfach unglaublich! Ich bin bereits Feuer und Flamme!!", fing der Feuer-Navi plötzlich an laut zu lachen und deutete dabei auf die Flammen, die wieder überall aus seinem Körper austraten. "Ihr versteht?? 'Feuer' und 'Flamme'!!" Er kriegte sich vor Lachen schon kaum wieder ein.

"BlazeMan, ich sagte doch, du sollst den Quatsch unterlassen!"

"Sorry, Chef..."

Etwas beleidigt nahm BlazeMan den Kampf jedoch wieder auf und startete auch sogleich einen wirklich heftigen Feuerangriff. In jeder seiner beiden Hände erschuf er eine große, hellleuchtende Feuerkugel und schoss diese mit solch einer Geschwindigkeit auf Megaman, dass dieser nicht mal mehr genug zeit hatte zu blinzeln, ehe er mehrere Meter nach hinten katapultiert wurde.

Lan riss die Augen weit auf. Kam das wirklich nur durch die Fire Armor??

Megaman versuchte sich wieder aufzurichten und feuerte ein paar Mal mit seinem Buster, doch die Geschosse prallten ohne größere Wirkung an BlazeMan's neuer, rötlicher Brustpanzerung ab.

"Oh, das sieht gar nicht gut aus...", stellte der blaue Navi fest und versuchte sich wieder komplett auf die Beine zu bringen, doch BlazeMan war schneller und verpasste seinem Gegner einen kräftigen Uppercut, der ihn wieder nach unten brachte.

"Megaman!! Na warte, AquaBlade, Slot-In!!", setzte Lan verzweifelt einen weiteren Chip ein.

Megaman's rechter Buster verwandelte sich auf der Stelle in eine lange, breite Klinge aus Wasser, mit der er sich seinen Gegner auf Distanz hielt, bis er wieder aufgestanden war.

Doch davon ließ sich BlazeMan nicht mehr einschüchtern. Er holte mit seinen Armen aus und stürzte direkt auf den blauen Navi zu. Megaman ergriff die Chance und holte ebenfalls mit seinem Schwert aus und rammte es mit voller Kraft nach vorn, direkt auf BlazeMan's Brustkorb zu. Allen vier Teilnehmern an diesem Kampf fielen förmlich die Kinnladen runter, als sie sahen, wie die AquaBlade-Klinge an der Fire Armor zersplitterte, wie ein Klumpen Eis, der auf den Boden fiel und in tausende, kristallartige Splitter zersprang.

"Wohooo!! Das ist ja voll abgefahrn'!", brachte BlazeMan sein Erstaunen zum Ausdruck.

Nun gab es wohl wirklich nichts mehr, was Lan noch hätte retten können. Das erste Mal in seinem Leben hatte er gegen Mr. Match verloren!

"Diese Fire Armor hält wirklich, was sie verspricht. Dann beenden wir diesen Kampf jetzt endlich, oder, BlazeMan?"

"Alles klar Chef, überlass das ruhig mir!"

Ein letztes Mal konzentrierte sich BlazeMan für den alles entscheidenden, finalen Schlag.

Er streckte seine Arme in die Luft, öffnete seine Handflächen und bündelte alles an Feuerenergie, was er hatte. Megaman konnte nur machtlos zuschauen.

Lan's Gehirnzellen arbeiteten auf Hochtouren. Was jetzt? Was konnte er jetzt bloß noch unternehmen? BubSpreader, AquaCircle, alles keinen Zweck. Andere Aqua Chips würden dank der Fire Armor gar keine Wirkung mehr zeigen. Es war wohl wirklich aus. Genau wie Chaud würde auch er gegen BlazeMan und Mr. Match verlieren und somit seine insgesamt zweite Niederlage an diesem Tag hinnehmen müssen. Jetzt gegen den neuen Feuer-Navi seines alten Rivalen und zuvor schon gegen diesen Official und seinen Aqua-Navi GeyserMan... GeyserMan? Lan hielt inne. Das war es! Warum kam er nur immer im letzten Moment auf diese Ideen? Schnell griff er in seine Hosentasche und zog einen seltsam aussehenden Battle Chip heraus, der eine etwas andere Form, als gewöhnliche Chips hatte. Diesen hatte er zwar auch noch nicht getestet, aber es war seine letzte Chance. Vorsichtig steckte er den Chip in sein PET.

Plötzlich wurde Megaman von einem hellen Licht umhüllt. BlazeMan starrte ihn verwundert an, brach seinen Angriff jedoch nicht ab.

"Lan, was passiert hier??", fragte der blaue Navi aufgeregt.

"Wir werden den Kampf für uns entscheiden. Aktiviere Soul-Unison! GeyserSoul!!"

"Ha, das wird dir auch nichts mehr nutzen, es ist zu spät!", sprach Mr. Match und deutete auf sein PET. BlazeMan war so gut wie fertig und konnte jeden Augenblick angreifen.

Megaman's Körper wurde von mehreren elektrischen Impulsen durchstoßen, als er sich einem kurzen Verwandlungsprozess unterzog. Seine Rüstung ähnelte plötzlich ein wenig der GeyserMan's und auch ihre sonst dunkelblaue Farbe wurde um einiges heller. Auch sein Buster und sein anderer Arm verwandelten sich und wurden zu zwei Hochdruckwasserwerfen. Vor seinem Gesicht aktivierte sich ein dünner Mundschutz und auch die Form seines Helmes änderte sich, so dass er nun, wie GeyserMan, eine kleine Wasserfontaine aus dem Kopf schießen hatte.

"Los, Megaman! Beeil dich, BlazeMan ist gleich fertig!!", warnte Lan seinen Navi.

Megaman ließ auch keine Sekunde verstreichen, richtete seine beiden neuen Wasserwerfer auf sein Gegenüber und ließ sie aufladen, bis sie begannen in einem hellen Blau zu erstrahlen.

"Jetzt werden wir wirklich sehen. Wer der Stärkere ist! HydroCannon, Feuer!!", brüllte der blaue, nun Aqua-Navi laut los und feuerte einen gewaltigen, gebündelten, blauen Energiestrahl mit seinen Hochdruckwasserwerfern auf seinen Gegner, welcher im selben Moment die Arme senkte und blitzschnell wieder nach vorne zischen ließ und eine ebenso große und starke Energieladung aus Feuer freisetzte.

Die beiden Operator kniffen die Augen zusammen, als das helle Licht der beiden Energie die Bildschirme ihrer PETs zum Flackern brachten.

Mit einem fast ohrenbetäubenden Knall prallten die Energieladungen aufeinander und begannen sich gegenseitig wegzudrücken.

Die Notfallanzeigen auf beiden PETs gerieten sehr schnell in den roten Bereich und die handlichen Geräte fingen an wild zu vibrieren.

Schließlich erfüllte ein weiterer, explosionsartiger Knall den virtuellen Raum der Kampfarena und ließ alles in einem blendenden Licht erstrahlen.

Als sich die PET-Bildschirme wieder beruhigt hatten und die Anzeigen zurück in den grünen Bereich fielen warfen beide Operator sofort wieder einen Blick darauf, um zu sehen, wer dieses Kräftemessen nun gewonnen hatte. Und zu ihrem Erstaunen sahen sie beide Navis regungslos am Boden liegen.

"Was ist passiert? Megaman? Hörst du mich??", fragte Lan sofort.

"BlazeMan, ist alles in Ordnung? Kannst du mich hören?", fragte auch Mr. Match.

Die Energieanzeigen beider Navis waren auf den Nullpunkt gesunken. Beide waren besiegt!

"Sorry, Chef... ich hab's vergeigt...", kam leise eine Antwort von BlazeMan zurück, der völlig kraftlos am Boden lag.

"Mir tut es auch leid, Lan... Ich war... nicht stark genug..."

Beide Operator hoben erleichtert ihre Blicke und schauten sich für einen kurzen Moment direkt in die Augen, ehe sie die Verbindungen ihrer PETs schnell wieder trennten.

"Unsinn, BlazeMan! Du brauchst dich nicht entschuldigen. Du hast wirklich dein bestes gegeben und du hast es als erster geschafft gegen Megaman standzuhalten. Ich bin wirklich stolz auf dich!", sprach Mr. Match und es trieb ihm beinahe Freudentränen in die Augen. "Selbst wenn du verloren hättest, wäre es nicht schlimm gewesen. Du hast ein Unentschieden rausgeschlagen, mehr wollte ich doch gar nicht. Ich danke dir. Ich bin wirklich froh, dein Operator zu sein!"

BlazeMan grinste erleichtert, war aber nicht mehr stark genug, um zu antworten, als der Reparaturprozess im PET startete.

Lan hatte Mr. Match aufmerksam zugehört. Er konnte es beinahe nicht glauben, aber auch er begann leicht zu lächeln. Irgendwie machte es ihn glücklich zu sehen, was für ein Verhältnis Mr. Match zu seinem Navi aufgebaut hatte. Der Mann hatte sich wirklich geändert und jetzt erst recht konnte Lan nicht fassen, wie es dazu kommen konnte, dass er in dieses Labor eingebrochen war, um eine der Elementrüstungen zu stehlen. Doch das war ihm im Moment egal. Jetzt war erst einmal sein Navi wichtiger.

"Alles okay bei dir, Mega?"

"Ja... Geht schon...", stöhnte der blaue Navi, der nun wieder sein normales Aussehen zurück hatte. "Diese Soul-Unison war ja wohl der Hammer... einfach krass..."

Lächelnd trat Mr. Match mit seinem PET in der Hand direkt hinter Lan.

"Dein Navi fängt ja schon genauso an zu sprechen, wie BlazeMan."

Nun begannen alle zu lachen, auch wenn es für beide Navis sehr anstrengend war.

"Ich bin auch stolz auf dich, Megaman. Ich habe heute auch gelernt, dass Siege nicht immer alles sind. Man kann verlieren, aber trotzdem fröhlich nach Hause zurückkehren. Wir haben den Kampf gegen GeyserMan verloren, aber neue Freunde gewonnen. Und du hast dich auch tapfer im Kampf gegen BlazeMan geschlagen."

"Danke, Lan..." Nun war auch Megaman inzwischen nicht mehr stark genug um weiterzureden und gab sich ganz seiner Erschöpfung hin und ließ das Reparaturprogramm in Ruhe arbeiten.

Beide Operator steckten ihre PETs beiseite und reichten sich die Hände.

"Es war ein guter Kampf. Es hatte mehr Spaß gemacht, als ich erwartet habe. Es tut mir leid, es war doch ziemlich unfair diese Fire Armor einzusetzen, eigentlich hast du gewonnen, aber in dem Moment hatte ich nichts anderes im Sinn, als ein einziges Mal gegen dich zu gewinnen.", entschuldigte sich Mr. Match.

"Nein, dieses Unentschieden ist gerechtfertigt. Ich hatte auch sehr viel Spaß und sie sind auch zu einem sehr guten Net-Battler geworden. Hätte ich nicht im letzten Moment den AquaCircle Chip gefunden, dann hätte auch Megaman verloren. Net-Battle ist wohl doch immer noch zum Teil von Glück und Zufall bestimmt. Es war einer der spannendsten Kämpfe, die ich je zu bestreiten hatte."

"Ich danke dir, Lan. Mir tut leid, was ich hier heute angerichtet habe. Ich denke es wird Zeit dir wie versprochen einige Fragen zu beantworten. Im Anschluss kannst du mich den Officials übergeben, ich werde auch nicht versuchen abzuhauen."

Beide setzten sich auf den kühlen Fußboden und schauten einander an.

"Erzählen sie mir erst einmal, was sie dazu gebracht hat an dieser ganzen Sache teilzunehmen, dann werden wir weitersehen."

Mr. Match holte tief Luft und schloss die Augen, bevor er schließlich antwortete.

"Also gut...", begann er zu erzählen. "Nach unserem Kampf in dem Den Tournament hatte ich beschlossen mich nach ehrlicher Arbeit umzusehen. Aber mittlerweile kennt mich fast jeder aus den Nachrichten und dem Fernseher. Jeder weiß, dass ich für World Three gearbeitet habe und das nicht nur einmal. Jeder erinnert sich noch sehr gut zurück an den Tag, wo ich das SciLab und die Wissenschaftler darin in Gefahr gebracht habe und überall im Internet Cyberbrände verursacht habe, alles nur, um an einen dieser Tetra Codes für Dr. Wily heranzukommen. Glaubst du es gibt irgendwen, der mir da einen guten Arbeitsplatz und vor allem einen gutbezahlten anbieten würde?" Er hielt kurz inne, bevor er weiter fortfuhr. "So einen gibt es nicht... Ich hatte auch noch einmal über das Angebot dieses Mädchens nachgedacht. Du erinnerst dich sicher noch an sie. Sie war wirklich etwas besonderes. Und obwohl sie wusste, was ich alles verbrochen habe, hielt sie stets zu mir und hatte mir angeboten den HotDog Stand am Den Dome zusammen mit ihr zu leiten. Aber ich hatte sie bereits einmal in Gefahr gebracht und konnte es kein weiteres mal riskieren. So blieb mir nur noch das Dasein als Krimineller. Du kannst mir glauben, ich tu das wirklich nicht gerne. Aber weißt du... Wenn man einmal damit angefangen hat ist es wirklich schwer davon abzulassen, egal, wie sehr man es auch will. Ich legte mir einen neuen Navi zu und hatte eigentlich vor noch einmal ganz von vorne zu beginnen. Ich wollte stärker werden und ein ebenso guter Net-Battler, wie du und habe Tag und Nacht trainiert. Die ersten Monate konnte ich mich mit der Teilnahme an Turnieren grade noch so über Wasser halten, doch auch das Preisgeld reichte irgendwann nicht mehr aus. Schließlich begegnete ich eines Tages diesem seltsamen Typen mit dem Namen Shadow, in einem Straßencafé. Er machte gleich einen sehr komischen Eindruck auf mich. Allein schon wie er gekleidet war, fast völlig vermummt. Ich hatte mir nicht viel bei gedacht, da es zu einer kalten Jahreszeit war, allerdings bin ich mir jetzt sicher, dass er um jeden Preis seine wahre Identität geheim halten wollte. Ich kann dir auch jetzt schon mal sagen, dass absolut niemand aus unserer Organisation genaueres über ihn weiß. Mir wurde auch nie der Standort unseres Hauptquartiers verraten, alles geschah immer nur über gesicherte Internetverbindungen. Ich habe diesen Shadow auch nie wieder persönlich gesehen. Jedenfalls machte er mir damals das Angebot in seiner Gruppe groß rauszukommen und eine Menge Geld zu verdienen. Als ich ihn fragte, um was für eine Gruppe es sich handelte, sagte er nur, sie würde in die Fußstapfen von World Three und Nebula treten. Ich glaube er hat sie Neo World Three genannt."

"Neo World Three?", unterbrach Lan und begann etwas zu grübeln.

"Ja, oder vielleicht irgendwas anderes, jedenfalls irgendwas in der Richtung. Ich lehnte zunächst ab, aber dann versprach er mir, ich würde meine lang ersehnte Revanche gegen dich erhalten und das war dann schließlich der Auslöser, warum ich mich ihnen doch angeschlossen habe. Bitte, ich erwarte nicht, dass du mir vergibst, Lan. Aber ich hoffe, du kannst mich wenigstens etwas verstehen..."

Lan wartete mit seiner Antwort, weil er sie vorher noch einmal wohl durchdenken wollte. Aber schließlich antwortete er einfach das, was ihm sein Herz sagte, das es richtig war.

"Ich verstehe sie sogar sehr gut. Doch trotzdem... Sie hätten jeder Zeit zu mir oder zu meinem Vater kommen können. Ich hätte mit ihm geredet und wir hätten mit Sicherheit einen Job im SciLab für sie finden können. Kaum jemand weiß so viel über Feuer-Navis, wie sie und sie haben mir auch gezeigt, dass sie eine Menge über Viren wissen. Ich habe mir ihre Worte damals sehr zu Herzen genommen und mittlerweile haben Megaman und ich uns sogar mit einem Virus angefreundet. Jemanden mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen kann man immer brauchen. Und wenn sie einfach nur gegen mich kämpfen wollten, hätten sie dazu auch jeder Zeit zu mir kommen können. Ich weiß, dass viel Gutes in ihnen steckt. Aber was sie hier heute getan haben war von Grund auf falsch."

"Ich weiß... Aber jetzt ist es wohl etwas zu spät dafür es zu bereuen. Viel kann ich dir nun nicht mehr sagen. Ich weiß nicht genau, was Shadow mit den Rüstungen vor hat, wo er sich befindet, oder wer er wirklich ist. Ich weiß nur, dass dieses sogenannte 'Omega-Projekt' schon zu fast vierzig Prozent abgeschlossen sein soll. Genaueres kann ich dir darüber allerdings auch nicht sagen. Außer Kinoshita und Smoke kenne ich ja nicht mal andere Mitglieder der Organisation. Es ist fast so, als hätten sie mich mit Absicht da rausgehalten, weil sie wussten, ich würde sie verraten. Tut mir leid, von sehr großer Hilfe waren dir diese Informationen wahrscheinlich nicht.", Mr. Match senkte erneut den Kopf und schaute auf die spiegelnden Bodenplatten des Laborraums. "Ich denke, du solltest nun deinem Vater bescheid sagen. Ich werde mich ergeben und die Fire Armor zurückgeben."

Doch plötzlich begann Mr. Match's PET wild zu piepen und zu vibrieren. Verwundert schaute er auf den Bildschirm. Ein Anruf?

Kaum hatte er den Anruf entgegen genommen, erklang eine tiefe, verstellt klingende Stimme.

"Hehe... Ich wusste es doch. Sie waren wirklich eine große Hilfe, Mr. Match. Aber ich hatte schon damit gerechnet, dass sie mich hintergehen würden, ganz, wie sie es vermutet haben. Leider kann ich nicht zulassen, dass sie die Fire Armor zurückgeben, deshalb hoffe ich doch, es macht ihnen nichts aus, dass ich sie mir einfach mal eben von ihrem PET runtergeladen habe?"

"Was??", fragte Match erschrocken. "Shadow? Sind sie das? Aber wie haben sie-?"

"Hehe... Vergessen sie nicht, dass dieses PET eine Spezialanfertigung von mir war. Ihre zukünftige Laufbahn in meinen Reihen können sie jedenfalls vergessen. Für Verräter haben wir keinen Platz. Und du, Lan Hikari...", wandte sich die Stimme plötzlich Lan zu. "Du hast uns zum letzten Mal dazwischengefunkt!"

Bevor Lan oder Match auch nur zu einer Antwort ansetzen konnten, war das Telefonat auch schon wieder beendet. Ungläubig starrte Mr. Match auf sein PET. Dieser Shadow hatte ihn die ganze Zeit nur ausgenutzt!

"Das war also dieser Shadow?", fragte sich Lan und rief sich die Worte des Mannes noch einmal in Erinnerung. Die Stimme war zwar verstellt, aber er würde sich ihren Klang gut einprägen.

"Ja, das war er. Tut mir leid, Lan... Damit ist es dann wohl endgültig gelaufen... Ruf die Officials und lass mich verhaften, aber bitte versprich mir dir diesen Shadow zu schnappen. Koste es, was es wolle!"

Lan blickte seinem Gegenüber noch einmal tief in die Augen. Er wusste, dass es nicht richtig war, aber er konnte einfach nicht anders...

"Ich werde die Officials nicht rufen."

"Was?", fragte Mr. Match etwas verdutzt. "Warum?"

"Ich kann das nicht verantworten. Ich weiß, wie sie wirklich sind. Aber dennoch müssen sie mir versprechen das Verbrechen an den Nagel zu hängen. Und sie müssen mir versprechen, dass sie noch einmal gegen mich und Megaman kämpfen werden, sobald es ihrem Navi wieder besser geht! Wir müssen immer noch herausfinden, wer nun der bessere Net-Battler von uns beiden ist."

Mr. Match konnte es nicht glauben. Ein großes Lächeln wanderte ihm über die Lippen. Dieser Lan war ein wirklich besonderer Junge.

"Ich danke dir, Lan. Ich werd mich bei dir melden, wenn sich die Situation wieder beruhigt hat. Doch nun gilt es diesen Shadow ausfindig zu machen und aufzuhalten. Pass auf dich auf!", sprach der rothaarige Mann, als er sich wieder aufrichtete und zur Tür hinaus trat.

"Passen sie auch auf sich auf. Draußen sind überall Officials und Mr. Famous kommt durch den Hintereingang.", warnte Lan ihn noch.

"Keine Sorge, ich habe für solch einen Fall vorgesorgt und einen alternativen Fluchtweg vorbereitet. Bis dann, Lan. Ich hoffe, wie werden uns möglichst bald wiedersehen."

Noch bevor Lan sich ebenfalls noch einmal richtig verabschieden konnte, war Mr. Match auch wieder verschwunden.

Der junge Net-Battler blieb noch einen Moment im Labor zurück und schaute sich ein letztes Mal genau um. Während sein Blick durch den Raum wanderte fiel ihm ein kleiner, weißer Umschlag ins Auge, der vor einem der vielen Computer lag. Auf dem Umschlag klebte ein roter Zettel mit der Aufschrift: 'Für Lan'. Neugierig öffnete Lan den Brief und fand ein kleines Kärtchen und einen Battle Chip darin.

"Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast. Nimm dies als Zeichen meiner Anerkennung. Gezeichnet: Mr. Match.", las Lan laut vor, was auf dem Kärtchen stand.

Er betrachtete den Battle Chip genau und stellte fest, dass er die selbe, seltsame Form besaß, wie der Chip, den er von Jim bekommen hatte. Es war ein Chip mit BlazeMan's Navi-Daten. Ein Soul-Unison Chip!

Lan steckte ihn zusammen mit dem Kärtchen in seine Hosentasche und verließ anschließend wieder den Testraum. Jetzt hatte er sich erst mal eine Pause verdient!
 

Eine knappe Stunde später hatten die Officials die Lage wieder völlig unter Kontrolle gebracht. Die Feuer waren gelöscht und die Aufräumarbeiten am Labor hatten begonnen. Vom mysteriösen Angreifer fehlte jedoch immer noch jede Spur. Auch Chaud hatte niemandem von Mr. Match erzählt. Nicht, weil Lan ihn darum gebeten hatte, sondern eher deswegen, weil er nicht wollte, dass irgendjemand anderes außer Lan noch von seiner Niederlage erfahren würde. Lan hatte zwar versucht mit Chaud noch einmal über alles in Ruhe zu reden, doch Chaud wollte einfach nur für sich allein sein und über einige Dinge nachdenken. ProtoMan's Wunden waren mittlerweile auch wieder geheilt, obwohl sich der rote Navi immer noch erschöpft fühlte. Auch Megaman würde erst mal eine Weile Ruhe brauchen. Und so beschloss Lan zurück nach Hause zu fahren, nachdem er mit seinem Vater und Mr. Famous die ganzen Ereignisse durchgegangen war. Kein einziges Mal hatte er den Namen des mysteriösen Angreifers erwähnt und behauptet, dass er diesem gar nicht persönlich gegenübergestanden hatte. Dr. Hikari wusste zwar, dass das wahrscheinlich nicht die ganze Wahrheit war, aber er vertraute dennoch seinem Sohn und zog sich mit Mr. Famous zurück um einige weitere Dinge zu besprechen.

Zuhause angekommen erkundigte sich Mrs. Hikari erst einmal, was alles vorgefallen sei und nach langen Erklärungen gelang es Lan dann schließlich doch sein gemütliches, kuscheliges Bett zu erreichen und sich endlich auszuruhen. Innerhalb von Sekunden war er in einen tiefen Schlaf versunken und ließ die Geschehnisse des Tages in seinen Träumen noch einmal Revue passieren. Er dachte über alles noch mal genauestens nach. Sein Kampf mit GeyserMan, seine Unterhaltung mit Chaud, sein Wiedersehen mit Mr. Match und dieser 'Shadow'! Viele weitere Fragen machten sich in seinem Geist breit, doch nun wollte er nichts anderes mehr, als sich einfach nur auszuruhen...
 

Währenddessen, weit entfernt im Kontrollraum der Neo World Three, überprüfte Mr. Shadow zufrieden die Daten der Fire Armor. Er saß wie immer vom Schatten verschlungen hinter dem Bildschirm seines Laptops, als eine weitere Person den Raum betrat und in der Dunkelheit ebenfalls sehr schlecht zu erkennen war.

"Ihr habt mich zu euch gebeten?", fragte der noch recht jung zu seiende Mann.

Mr. Shadow lehnte sich gemütlich zurück in seinem schwarzen Lederstuhl und schaute der Person, ihm gegenüber, direkt in die Augen.

"Ah, da bist du ja. Ich habe gute Neuigkeiten. Dank Mr. Match befindet sich nun auch die zweite Rüstung in unseren Händen. Allerdings werden wir diesen hitzköpfigen Idioten in Zukunft nicht mehr kontaktieren müssen. Er hat uns verraten und gehört von nun an offiziell nicht mehr zu uns."

"Soll ich ihn erledigen?"

"Nein, nicht ihn. Er kann uns eh nicht gefährlich werden. Der Trottel war leicht zu manipulieren und hat getan, was ich verlangt habe, ohne Fragen zu stellen. Vielleicht könnte er uns sogar noch mal nützlich werden. Aber ich habe einen anderen Job für dich. Hattest du nicht erwähnt, dass sich eventuell eine gute Gelegenheit ergeben würde, um diesen Lan Hikari zu beseitigen?"

Der junge Mann schaute etwas skeptisch, begann aber anschließend leicht zu grinsen.

"Ja, ich wüsste da etwas. Die perfekte Falle."

"Gut. Dieser Rotzbengel hat nun einmal genug versucht uns aufzuhalten. Langsam wird er echt nervig, auch wenn er noch nichts schlimmes angestellt hat. Erledige ihn, dass es ihm für immer und ewig eine Lehre sein wird, sich mit uns anzulegen!"

"Wie ihr wünscht, Mr. Shadow."

Nachdem er eine leichte Verbeugung vollzogen hatte verließ der junge Mann schnellen Schrittes wieder den kleinen, dunklen, nur vom Laptopbildschirm erhellten Raum.

Shadow lehnte sich wieder nach vorne und begann weiter auf seiner Tastatur herumzuhämmern. Es würde nicht mehr lange dauern...
 

Ende Tag 3

It's Camping-Time!

Der neue Morgen war angebrochen. Es war noch sehr früh, doch das Wetter in ACDC Town war wieder einmal herrlich sommerlich. Der Himmel erstrahlte in seinem schönsten Blau und die Sonne warf ihre Strahlen durch die Fenster der Häuser, in der kleinen Stadt. So früh am Morgen war die Luft noch nicht sonderlich warm, sondern eher erfrischend kühl. Viele Leute lagen noch in ihren Betten und schliefen, erholten sich von den schrecklichen Ereignissen der letzten Tage. Nur einige wenige Frühaufsteher waren bereits aktiv, arbeiteten in ihren Gärten, spazierten durch den Park, begaben sich auf Ausflüge oder mussten sogar zur Arbeit.

Auch Mrs. Hikari war schon eine ganze Weile wach. Sie holte die ausgehängte Wäsche wieder ins Haus, räumte ein wenig auf und bereitete das Frühstück für ihren Sohn vor, der, wie immer, noch im Bett lag und laut schnarchend vor sich hin träumte.

Lan gingen die Ereignisse des gestrigen Tages nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder musste er an Mr. Match's Worte über diese sogenannte 'Neo World Three' nachdenken. Auch die Stimme von diesem Shadow konnte er nicht vergessen und rief sie immer wieder in sich hervor. Obwohl er sie nie zuvor gehört hatte und bis zu jenem Tag nichts von diesem Mr. Shadow gehört hatte, so kam ihm die Stimme doch irgendwie vertraut vor. World Three stand bisher immer unter der Leitung von Dr. Wily. Er hatte sogar die Finger im Spiel, als Gospel die Macht an sich riss und kontrollierte den kleinen Jungen Sean, der damals der Anführer der Net-Mafia war, ohne dass es diesem bewusst war. Wily benötigte diese Internet Mafia nur, um Kopien von Bass zu erstellen, die stark genug waren, das 'Guardian Programm' zu zerstören, welches die letzte Barriere vor Alpha gewesen war mit dessen Hilfe Wily die Herrschaft über das Internet erlangen wollte. Auch Dr. Regal, der Anführer des Dark Chip Syndikats Nebula, stand in einer sehr engen Beziehung zu Dr. Wily, obwohl Lan noch immer nicht ganz klar war, ob die beiden nun verwandt waren oder doch nicht. Jedenfalls hatte bisher immer Wily seine Finger im Spiel. Vielleicht auch wieder dieses Mal? Warum nicht? Wily wurde für tot gehalten, als spurlos verschwunden in den Akten der Officials registriert, ihm gelang der Ausbruch aus dem Gefängnis... Diese Möglichkeit war nicht auszuschließen, aber auch nicht exakt zu verifizieren. Eines stand jedoch schon fest. Lan würde diesen Shadow zur Rechenschaft ziehen, für die Untaten, die er bisher begangen hatte!

Doch zunächst hatte er sich noch eine Pause verdient und etwas Zeit zum Entspannen...
 

Endlich war der Tag gekommen! Der große Tag, an dem Mayl's Ausflug stattfinden sollte, den sie bereits seit mehreren Tagen mühevoll in Kleinstarbeit mit diesem Joshua geplant hatte. Lan hatte sich schon wahnsinnig darauf gefreut und sich bereits mehrere Male ausgemalt, wie lustig das werden würde. Das letzte Mal, dass er mit seinen Freunden campen war, war auch bereits eine ziemlich lange Zeit her. Es war damals, als sie Okuden Valley besucht hatten, zur Zeit, als Gospel Angst und Schrecken verbreitet hatte. Damals wurde ihr schöner Ausflug durch eine weitere Tragödie unterbrochen, als QuickMan im Auftrag der Net-Mafia, zusammen mit seinem Operator Dave, den riesigen Damm sprengen wollte. Doch zum Glück konnte dieses Vorhaben noch rechtzeitig durch Lan und Chaud vereitelt werden.

Lan konnte es kaum noch erwarten, bis es endlich losgehen konnte. Und er hoffte, dass dieses Mal nichts schlimmes dazwischenfunken würde. Doch momentan sah es so aus, als würde Lan erneut zu spät kommen, da...

"LAN!! Hörst du nicht?! AUFWACHEN!!"

...er schon wieder schlief, wie ein Bär im tiefsten Winterschlaf und sich einfach nicht wecken lassen wollte.

MegaMan versuchte bereits seit etlichen Minuten den Jungen aus den Federn zu kriegen. Es war wirklich unglaublich nervig, jeden Tag das Selbe! Dem blauen Net-Navi ging diese ewige Rumschreierei auch langsam auf seine digitalen Stimmbänder und er hätte Lan am liebsten einfach mal richtig eine verpasst, dass der Junge mal endlich lernen würde rechtzeitig aufzustehen.

Lan schien jedoch nichts von alledem mitzubekommen und wechselte einfach nur die Liegeposition und schnarchte weiter vor sich hin. MegaMan wurde langsam wirklich wahnsinnig. Das war einfach unglaublich! Wie konnte man nur so tief schlafen??

"Lan!! Der Ausflug! Du wirst wieder zu spät kommen, hörst du denn nicht?? Jetzt wach verdammt noch mal auf, du dummes Faultier!!!"

Doch es war sinnlos, Lan zeigte keinerlei Reaktion. Und nun wurde es MegaMan auch zu blöd. Wütend verschränkte er die Arme, wandte sich von Lan ab und ging wieder zu Dash, welcher bereits ungeduldig auf sein Herrchen gewartet hatte. Wieder einmal hatte MegaMan die Nacht auf Lan's Homepage, zusammen mit Mr. Prog und Dash, verbracht, statt in seinem langweiligen PET, wo er wieder ganz allein gewesen wäre.

Zusammen hatten die Drei die ganze Nacht lang die verschiedensten Dinge unternommen. Mit MiniBombs Ball gespielt, fangen gespielt, einfach nur Unsinn angestellt oder kurzzeitig die HP verlassen, um Navis, die zu so später Stunde noch unterwegs waren, Streiche zu spielen. Sowas war eigentlich für gewöhnlich nicht das, was MegaMan tat, aber in Gesellschaft seiner beiden Freunde konnte selbst er nicht anders. Und außerdem war es ja nicht mal seine Idee gewesen! Obwohl man es ihm nicht zutrauen würde und einfach nicht glauben konnte, dass er außer Arbeit noch andere Interessen hatte, so steckte doch tatsächlich Mr. Prog hinter diesen hinterhältigen Gemeinheiten, die sie zwei Standard-Navis angetan hatten, die sich in der ACDC Area verlaufen hatten.

Jedenfalls hatten sie wieder eine Menge Spaß gehabt, auch wenn MegaMan die beiden Navis im Nachhinein echt leid taten.

Allmählich wurde auch Mrs. Hikari darauf aufmerksam, dass es schon ziemlich spät war und Lan langsam mal aufstehen müsste, wenn er noch rechtzeitig zu seinen Freunden wollte. Also beschloss sie statt mit dem Staubsaugen oben in Dr. Hikari's Zimmer, am besten gleich in Lan's Zimmer zu beginnen.

Laut dröhnend kam das unangenehme Rauschen und Brummen des frühen Staubsaugerkrachs schrecklich nahe an Lan's Zimmertür heran, bis ihm ein lautes Klopfen gegen die Tür signalisierte, dass seine Mutter wieder vor seinem Zimmer am Saugen war und mit Absicht den Staubsauger immer wieder gegen die Tür schlug, um Lan aufzuwecken.

Lan konnte es nicht fassen. E wollte so gerne noch schlafen. Grummelnd wälzte er sich in seinem Bett hin und her, schlug sich das Kopfkissen über die Ohren, doch es nutzte nichts. Der Staubsauger war einfach zu laut.

Grimmig blickend richtete er sich langsam auf und schleppte sich laut gähnend aus seinem gemütlichen Bett. Mit einer Körperhaltung, die man sonst nur von Untoten aus Horrorfilmen kennt, schlurfte Lan langsam zu seinem Fenster herüber und öffnete vorsichtig die Gardinen.

Helle Lichtstrahlen knallten ihm mit voller Sonnenenergie ins Gesicht und veranlassten ihn dazu die Augen schnell wieder zusammenzukneifen. Er gähnte noch einmal und streckte seine Arme von sich. Sein Haar war total durchgewuselt.

Dann öffnete sich schließlich seine Zimmertür und Mrs. Hikari trat mit dem Staubsauger in der Hand hinein.

"Ach, sind wir auch schon wach?", fragte sie gleich, als sie Lan vor dem Fenster stehen sah.

"Ich weiß ganz genau, dass du das mit Absicht getan hast, um mich aufzuwecken. Vielen Dank, Mum...", grummelte Lan in einem verbitterten Ton.

"Tut mir leid, ich dachte du wärst schon wach, da du ja früh rauswolltest, weil ihr doch heute campen wolltet.", kam es von Mrs. Hikari zurück mit einem fiesen Kichern im Unterton.

"Campen?", fragte Lan verdutzt und dachte kurz scharf nach.

Plötzlich stürmte er panisch nach draußen und rannte hoch ins Badezimmer, um sich einer Kurzdusche zu unterziehen.

MegaMan und Mrs. Hikari schauten ihm nur kopfschüttelnd hinterher und sprachen fast im Chor: "Dieser Junge ist unmöglich."
 

Nach einer knappen Viertelstunde, war Lan dann auch soweit. Er hatte sich schnell geduscht, angezogen, ein bisschen gefrühstückt und anschließend noch die Zähne geputzt. Während Mrs. Hikari nun im oberen Stockwerk am Saugen war, packte er die letzten Sachen in seinen Rucksack und unterhielt sich mit seinem Navi...

"Okay, ich glaube das dürfte alles sein.", bestätigte Lan, als er noch einmal überprüfte, ob er alles wichtige auch eingepackt hatte.

"Nehmen wir Dash eigentlich auch mit?", fragte MegaMan, der sich schon wieder einer erneuten Knuddelattacke des kleinen Fishy's hingeben musste.

"Na ja, ich weiß nicht. Wir werden mindestens zwei Tage nicht hier sein. Glaubst du Dash wird das aushalten?"

MegaMan betrachtete kurz den kleinen Virus, der sich eng an seinen Körper presste und am Kinn gekrault werden wollte, bevor er antwortete.

"Definitiv nicht."

"Dann werden wir ihn halt mitnehmen. Es dürfte ja kein Problem sein ihn im PET unterzubringen, oder? Und Mr. Prog kümmert sich derweil um die HP.", sagte Lan und schloss sein PET an seinem Rechner an, damit Navi und Virus den Datenträger wechseln konnten.

MegaMan nahm das Fishy in die Arme und wandte sich zum Abschied noch mal Mr. Prog zu, dem schon dicke Tränen aus seinen großen Augen hervorquollen.

"Tut mir leid, Mr. Prog. Einer muss hier bleiben und auf die HP aufpassen."

"KEINE SORGE...", kam es schluchzend aus dem kleinen Programm heraus. "ICH WERDE SIE NICHT ENTTÄUSCHEN MR. MEGAMAN! ALLES WIRD ZU IHRER ZUFRIEDENHEIT SEIN, WENN SIE ZURÜCKKEHREN!"

"Freut mich zu hören. Wir sind ja nur für knapp zwei Tage weg. Wenn wir wieder da sind, werden wir drei wieder was gemeinsam unternehmen, okay?", sprach MegaMan seinem Gegenüber gut zu, damit Mr. Prog nicht allzu traurig war.

"JA, ICH FREUE MICH SCHON! ICH WÜNSCHE IHNEN VIEL SPAß UND NATÜRLICH AUCH IHNEN, MR. DASH. ICH WERDE... EUCH... VERMIIIIIISSEN!!!", brach das kleine Programm schließlich endgültig in einem gigantischen Bach digitaler Tränen aus und sah mit Erschütterung zu, wie sich MegaMan und Dash in das PET transferieren ließen.

"Vielleicht hätte ich nicht fragen sollen, ob Dash damit zurechtkommt, sondern eher Mr. Prog.", stellte Lan fest, als er die PET-Verbindung wieder löste, nachdem MegaMan und Dash erfolgreich auf dem Bildschirm des PETs zu sehen waren.

Lan packte sein PET an seine Hosentasche und fuhr anschließend noch seinen Computer runter, um ihn im Anschluss abzuschalten.

"So, ich glaube dann können wir... Obwohl mir grade auffällt... hatte Mayl nicht gesagt, sie wollte sogar noch gestern Abend eine e-Mail schicken, um uns mitzuteilen, wie genau das jetzt ablaufen würde?"

Doch so wie immer, wenn man vom Teufel spricht, begann im selben Moment das kleine, blaue PET zu vibrieren und laut zu piepen, als es signalisierte, dass es eine Mail erhalten hatte.

"Hey, so ein Zufall auch!", sprach MegaMan überrascht. "Sie ist von Mayl, einen Moment, ich lese sie vor...
 

Hiya, Lan!

Tut mir leid, dass ich dir nicht schon gestern Abend bescheid gegeben hatte, bezüglich des Ausflugs. Aber ich und Joshua mussten noch einige Dinge genau durchgehen, aber jetzt ist alles geklärt. Wir werden uns heute Mittag gegen 13 Uhr an der Bushaltestelle bei Dex' Haus treffen. Von dort werden wir mit dem Bus zum Campingplatz fahren, wo uns Joshua erwarten wird. Dort schlagen wir unser Camp auf und werden den Rest des Tages im Wald verbringen. Ich werde nicht näher drauf eingehen, da wir ein paar Überraschungen vorbereitet haben, es ist aber alles bereits arrangiert. Wir werden dann dort übernachten und uns am nächsten Tag, früh morgens schon auf den Weg machen und zu Fuß nach Star Town wandern, wo wir uns im Anschluss die Vorstellung des Star Rain Battle Chips angucken wollen. Ich hoffe mal dir wird gefallen, was ich für uns vorbereitet habe. Ich hab da nur noch eine kleine Bitte an dich. Dex ist momentan noch mit Chisao unterwegs, Yai ist im Theater und ich muss noch ein paar Sachen packen. Deshalb werde ich nicht mehr dazu kommen noch einige Dinge in Den Town zu besorgen. Würdest du das bitte für mich erledigen? Wir brauchen noch ein weiteres Zelt und einen großen Rucksack. Das Geld habe ich dir bereits in den Briefkasten geworfen. Wenn du die Sachen hast, sag mir bitte bescheid. Es gibt da einen neuen Survival-Shop in Den Town, der sehr gut und sehr billig sein soll. Vielleicht wirst du ja da fündig.

Also bis heute Mittag dann... *kiss*

Mayl
 

Das war's...", trug der blaue Navi die e-Mail vor.

"Na toll, jetzt darf ich auch noch extra nach Den Town, um für Mayl einzukaufen.", seufzte Lan.

"Hey, nun stell dich mal nicht so an. Mayl hat alles so schön vorbereitet, da wirst du ihr ja wohl diesen Gefallen tun können, oder? Außerdem würde dir die Bewegung echt gut tun, damit du richtig wach wirst."

"Ja ja, ich mach's ja schon..."

Und so schmiss sich Lan seinen Rucksack über, überprüfte noch ein letztes Mal, ob er auch wirklich alles hatte und ging Richtung Haustür. Seine Mutter kam im selben Moment die Treppe herunter mit dem Staubsauger in der Hand.

"Gehst du jetzt? Wann werdet ihr denn wieder da sein?", fragte sie.

"Wir werden heute im Wald übernachten und morgen nach Star Town gehen. Irgendwann morgen Nachmittag oder morgen Abend sind wir vermutlich wieder hier.", erklärte Lan, als er sich die Schuhe anzog.

"Ach so. Dein Vater wollte sich übrigens auch diese Vorstellung in Star Town zusammen mit Mr. Famous ansehen. Vielleicht triffst du ihn ja da."

"Dad wird auch da sein? Wo ist er überhaupt? Wieder im Labor? Ist er gestern gar nicht mehr nach Hause gekommen?"

"Nein, er hatte noch einiges mit Mr. Famous zu bereden und ist im Official Center geblieben. Aber er meint es geht ihm wieder gut genug, dass er arbeiten kann."

"Das sagt er immer.", seufzte Lan und öffnete langsam die Tür. "Also bis morgen dann, bye Mum!"

"Wiedersehen, Lan und viel Spaß!", rief Mrs. Hikari ihrem Sohn noch hinterher, ehe er nach draußen trat und die Tür hinter sich schloss.

Vor dem Haus ging Lan schnell noch zum Briefkasten, in dem er einen kleinen Brief von Mayl fand. Wie sie es in der Mail gesagt hatte, befanden sich darin genügend Zenny, um die benötigten Sachen einkaufen zu gehen. Also steckte er das Geld in seine Hosentasche und machte sich auf den Weg zur Metroline. Zeit hatte er noch genug. Es durfte grade mal erst 11 Uhr oder so was in der Richtung gewesen sein. So blieben ihm also noch volle zwei Stunden...
 

Nach einer kurzen Fahrt von nur wenigen Minuten, fand sich Lan auch schon in der Den Town Metroline Station wieder. Um 11 Uhr morgens war in Den Town zum Glück noch nicht allzu viel los, so dass die Metroline, sowie die Station mit Ausnahme einiger weniger Geschäftsleute und Passanten, regelrecht wie leergefegt war.

Lan ließ sich Zeit und schlenderte gemütlich die Treppenstufen nach oben, um die Straßen von Den Town zu erreichen. Auch der Verkehr war sehr ruhig, jedenfalls im Vergleich zu späteren Tageszeiten.

Er ging gemütlich durch die rot gepflasterte Fußgängerzone der Innenstadt und hielt Ausschau nach diesem neuen Survival-Shop, den Mayl erwähnt hatte.

Auch hier waren nur einige wenige Leute unterwegs, die entweder zur Arbeit wollten, grade Pause hatten, oder einen Vormittagseinkauf tätigten, da es Mittags nahezu unmöglich war in Ruhe einzukaufen, da die Leute dann auf die Geschäfte Sturm liefen.

Nach einigen diversen Shops, die allerlei unterschiedliches Zeug verkauften, fiel Lan dann endlich ein Laden ins Auge, der noch ziemlich neu zu sein schien. Er hatte im Vergleich zu den anderen Geschäften noch blitzblank polierte, riesige Schaufenster und die Farbe der Außenwand wirkte noch recht neu, als wenn das Gebäude erst grade weiß angestrichen wurde. Über der hölzernen Eingangstür hing dann auch ein großes, gebogenes Schild. Weiße Buchstaben auf dunkelgrünem Hintergrund nannten den Namen des Ladens: 'General Stryker's Survival Shop'.

Lan blieb noch eine Weile vor dem Laden stehen und blickte durch das Schaufenster. Das Innere des Geschäftes hatte einen leicht militaristischen Touch und wirkte eher wie ein Army-Shop, in dem man Uniformen oder Waffen kaufen konnte. Es fanden sich allerdings jede Menge unterschiedliche Sachen dort wieder. Von Anglerzubehör, über Campausrüstungen bis hin zu Gerätschaften, die man eigentlich nur für Expeditionen in tiefen Dschungelregionen benötigen würde. Lan war wirklich beeindruckt. So einen Laden hatte er zuvor noch nie gesehen. Schließlich trat er durch die Eingangstür, die sich zusammen mit einem kleinen Klingelton öffnen ließ.

"Guten Tag, was kann ich für sie tun?", fragte die stark klingende Stimme des Verkäufers hinter der Theke. Nun konnte sich Lan auch erklären, woher dieser Militärtouch kam. Der Mann musste wahrscheinlich mal Soldat gewesen sein, zumindest sah er wie einer aus.

Er trug schwarzglänzende Springerstiefel, in die eine grün-braune Tarnhose gesteckt war.

In einer graden, fast steifen Haltung sah er Lan mit grimmigem Blick an.

Auch seine Jacke hatte das selbe Tarnmuster wie die Hose und sogar seine etwas rundliche Kappe sah so aus. Der Verkäufer musste allerdings schon mindestens um die vierzig sein. Er hatte längeres schwarzes Haar, ebenso dunkle Augenbrauen und einen spitzzulaufenden Vollbart, sowie etwas dunklere Haut.

"Guten Tag.", antwortete Lan schließlich. "Ich bin auf der Suche nach einigen Campingsachen."

"Camping? Haben wir alles hier. Was darf es genau sein?"

Der Mann klang schon fast genauso, wie so ein Drillsergeant, wie Lan sie aus Filmen im Fernseher kannte.

"Ich bräuchte ein Zelt und einen etwas größeren Rucksack."

"Was soll das denn für ein Campingausflug werden?"

Lan guckte etwas verdutzt, da er mit so einer plötzlichen Frage nicht gerechnet hatte.

"Wie meinen...?"

"Ein Zelt und ein Rucksack?? Willst du in deinem Vorgarten zelten, mein Junge? Hahahahaha!!", lachte der Verkäufer auf einmal laut los.

"Nein, wir gehen in den ACDC Forest, meine Freunde haben die anderen Sachen schon, ich brauche nur noch ein Zelt und einen Rucksack."

"Im ACDC Forest? Weißt du wie gefährlich es da ist? Als ich letzten Sommer mit einigen Freunden dort campen wollte, haben wir genauso gedacht, wie du. Och, kann ja ganz schön und lustig werden... und so was. Aber es wurde zum reinsten Höllentrip! Dreißig von uns sicherten die Waldlichtung am Central-Fall, fünf kamen wieder zurück!!"

Lan war sich nicht sicher, ob er das nun amüsant finden, es ernst nehmen oder doch lieber davon beängstigt sein sollte.

"Was du brauchst ist ein ganzes Überlebens- und Selbstverteidigungs-Set! Wenn ich mir deinen schmächtigen Körperbau ansehe, junger Soldat... Dir würden ja schon die Knochen brechen, wenn du von einer Böschung springst!"

"Hey, was soll das? Ich will doch nur campen... Es ist nur der ACDC Forest, der ist grade mal wenige Kilometer groß. Das ist ein einfacher Wald, kein Dschungel voller lauernder Gefahren!", versuchte Lan seinem Gegenüber irgendwie klar zu machen.

"Ach was! Ihr Jugend seid viel zu unvorsichtig heutzutage. Damals mussten wir mit Messern unter dem Kopfkissen schlafen und konnten nur hoffen mit eben diesem nicht am nächsten Tag an der Wand aufgespießt gefunden zu werden, da man nicht mal seinem eigenen Kameraden trauen konnte!"

"Verflucht, wovon reden sie da?!"

"Sie sind jetzt still, Korporal! Sie brauchen mindestens eine Machete und ein Sturmgewehr, ansonsten werden sie nicht lebend da wieder raus kommen!"

Lan trat einige Schritte zurück. Entweder nahm dieser Kerl seinen Job zu ernst oder er war komplett durchgedreht.

"Kann ich nicht einfach meinen Rucksack und das Zelt haben?", fragte der Junge fast schon verzweifelt.

"Sie nehmen erst mal eine grade Haltung an, wenn sie vor einem höhergestellten Offizier stehen!"

Auf einmal sprang der Verkäufer mit einem großen Satz über die Theke und stellte sich direkt neben Lan.

"Ich mach dir einen Vorschlag, Grünschnabel. Ich sehe du besitzt ein PET. Wenn du mich im Net-Battle besiegst, bekommst du dein Zelt und den Rucksack, völlig umsonst. Aber wenn ich gewinne, werde ich dich einem harten Training unterziehen und aus dir Jammerlappen einen richtigen Mann machen! Kann man ja nicht ansehen, so was!"

Lan trat noch einige Schritt weiter zurück und holte sein PET hervor.

"Was meinst du, MegaMan? Irgendwie macht der Typ mir Angst."

"Na ja... Ich weiß auch nicht. Wir brauchen die Sachen für Mayl und selbst wenn du verlierst. Irgendwo hat er ja Recht, so ein Training könnte dir sicher gut tun.", kicherte der blaue Navi vor sich hin.

"Ja, sehr lustig...", grummelte Lan und wandte sich wieder dem Verkäufer zu. "Also gut, lassen sie uns kämpfen."

"Heya! Das ist mein erster Net-Battle seit mehreren Wochen, ich werde es genießen!", freute sich der Mann und holte ebenfalls sein PET hervor.

"Wie, ging es ihnen einfach nur um einen Net-Battle?", fragte Lan verwirrt.

"Yup, und jetzt lass uns anfangen, sofort! Mein Name ist übrigens General Harrison W. Stryker! Ich will aber, dass du mich nur mit General anredest, verstanden?"

"Ehm... Ja, klar... General. Und ich bin Lan Hikari."

Die beiden zogen die Verbindungskabel ihrer PETs hervor und verlinkten die handlichen Geräte miteinander.

"Okay, MegaMan. Zeigen wir ihm mal, dass wir keine jämmerlichen Schwächlinge sind! Battle routine, set!"

"Execute!", bestätigte der blaue Navi.

"Hehe, CamouflageMan! Erobern, sichern und... zerstören!", wies Stryker seinem Navi an.

"Ja, Sir!", antwortete CamouflageMan auch sogleich.
 

In der virtuellen Arena der PETs standen sich dann auch endlich die Navis der beiden Kontrahenten gegenüber. MegaMan betrachtete seinen Gegner ganz genau, um sich ein Bild von ihm zu machen.

CamouflageMan, war ein ziemlich großer, jedoch schlanker Navi, der aber eine muskulöse Brustpanzerung trug. Er hatte einen grauen, metallischen Mundschutz, aus Schatten hervorstechende, rote Augen und einen ebenso roten, karoförmigen Kristall auf der Stirn. Sein restlicher Körper besaß das selbe grün-braune Fleckentarnmuster, wie die Kleidung seines Operators. Er sah ebenfalls genauso aus, wie ein Soldat!

"Ah, Kanonenfutter.", sprach der Militär-Navi, als er MegaMan betrachtete, der in seinen Augen nur ein schwacher Weichling war.

"Hallo, MegaMan, sehr erfreut?", gab der blaue Navi darauf unsicher als Antwort zur Begrüßung seines Kontrahenten.

"Du siehst nicht sehr stark aus. Aber ich habe viel von dir gehört. Du sollst ein großer Krieger sein. Man erzählt sich du hast dreißig Spikey-Viren mit bloßen Händen auf brutalste Weise umgebracht. Sehr beeindruckend!"

"Bitte was??", fragte MegaMan erschrocken nach, als er meinte sich verhört zu haben. "Wer erzählt denn so was??"

"Willst du damit sagen, es ist nicht wahr?"

"Natürlich nicht!"

"Dann bist du wohl doch nur ein Weichling. Aber Taten sagen bekanntlich mehr als tausend Worte. Hiermit erkläre ich dir offiziell den Krieg! Möge die Schlacht beginnen..."

"Der Navi ist eindeutig genauso durchgeknallt, wie sein Operator.", stellte Lan kopfschüttelnd fest und hielt die ersten Battle Chips bereit.

Und schließlich konnte der Kampf beginnen.

CamouflageMan sprang sofort einige Meter nach hinten und verwandelte seinen rechten Arm in einen großen Kanonenlauf, auf dem ein kleines Zielfernrohr angebracht war, wogegen er sein rechtes Auge drückte und MegaMan ins Visier nahm.

"Was ist das? Eine Bazooka?!", fragte MegaMan erschrocken und zuckte panisch zusammen.

"Zielen, anvisieren... Feuer!!", schrie CamouflageMan, als er seinen panzerfaustähnlichen Arm ein lautes Knallen von sich geben ließ und MegaMan rauchsprühend eine Rakete entgegenschleuderte.

"MettaurGuard, Slot-In!!", warf Lan sofort einen Chip in sein PET, um MegaMan mit einem Schutzschild auszustatten, den dieser auch gleich verwendete, um die Rakete abzublocken.

Doch die Explosion war so stark, dass MegaMan nicht nur nach hinten geworfen wurde, sondern sich der Mettaur-Schild auch sofort wieder auflöste.

"Hahaha! Das war nicht schlecht, mal gucken, wie du damit zurechtkommst!", sprach Stryker, als er seinem Navi über das PET neue Missionsziele übertrug.

CamouflageMan breitete seine Arme aus und blickte direkt nach oben in die Luft.

"Was hat er jetzt vor?", fragte sich der blaue Navi, als er sich vorsichtig wieder aufrichtete.

Nach einigen kurzen, seltsamen Handbewegungen senkte der Militär-Navi wieder seine Arme und deutete anschließend mit dem Zeigefinger auf seinen Gegner, der sich mittlerweile wieder vollkommen auf die Beine gebracht hatte.

"Airraid!!!", befahl CamouflageMan mit lauter, einschüchternder Stimme, als mit einem Male ein wahrer Bombenhagel über dem Kampffeld niederprasselte.

MegaMan starrte erschrocken nach oben und sah Dutzende von Bomben auf sich zufallen, die scheinbar von irgendwo aus dem Nichts erschienen waren.

"Lan!!", schrie er hilflos, schlug sich die Hände über den Kopf und warf sich anschließend flach auf den Boden.

Mit lautem Krachen und ohrenbetäubenden, alles verschlingenden, gewaltigen Explosionen ließ sich ein richtiger Bombenteppich über dem blauen Navi nieder, der mit Angst um sein Leben bangte. Doch Lan konnte noch im letzten Augenblick einen Barrier Chip einwerfen, der MegaMan vorerst gerettet hatte.

Als Lan's Navi die Augen vorsichtig wieder öffnete, sah er, dass noch immer die durchsichtig, blauleuchtende Barriere um ihn herum war und außerhalb davon das Kampffeld in Trümmern lag und von riesigen, teilweise noch brennenden, schwarzen Brandflecken überzogen war.

CamouflageMan war beeindruckt, ebenso wie sein Operator. Den meisten Navis gelang es nicht diese Attacke zu überstehen.

"Das war gut, Korporal Hikari! Sie scheinen einen scharfen Verstand zu besitzen, aber jetzt wird ihnen CamouflageMan seine besondere Fähigkeit zeigen, mit der wir auch die Schlacht um Netfrica für uns entscheiden konnten!", sprach Stryker.

Mittlerweile hatte sich die Barriere wieder vollständig aufgelöst und MegaMan wieder seine Kampfhaltung eingenommen.

"Bin gespannt, was jetzt kommt.", sagte er leise vor sich hin und bereitete sich innerlich auf das Schlimmste vor.

Doch zu seiner Überraschung geschah nicht mehr, als dass Stryker nur einen GrassPanel Chip aktivierte, der auf dem ganzen Kampffeld plötzlich hüfthohes Gras wachsen ließ.

Verdutzt starrten Lan und MegaMan auf CamouflageMan, der auf einmal mehrere Saltos vollzog und in das hohe Gras eintauchte, wie in ein Becken voll Wasser.

"Wo ist er hin?", fragten Operator und Navi zugleich.

CamouflageMan war nirgends mehr zu sehen. Wahrscheinlich versteckte er sich irgendwo im Gras und aufgrund seiner Tarnfarben war es ziemlich schwierig ihn irgendwo auszumachen.

"Hey, das ist keine besondere Fähigkeit, sondern einfach nur feige! Ihr Navi soll wieder rauskommen und sich einem offenen Kampf stellen!", verlangte Lan sofort, der diesen Trick mehr als mies fand.

"Was maßen sie sich an, so mit mir zu reden, Korporal Hikari?? Hundert Liegestütze, auf der Stelle!!", brüllte Stryker allerdings sofort zurück.

Irgendwie war es sinnlos mit dem Mann zu reden...

MegaMan bewegte sich derweil vorsichtig durch das hohe Gras und versuchte seinen Gegner irgendwo auszumachen, doch CamouflageMan ließ sich nirgends blicken. Er verschmolz förmlich mit seiner Umgebung.

Und es war auch plötzlich unglaublich still. Bis auf seine eigenen Schritte konnte MegaMan nichts hören. Langsam setzte er einen Fuß vor den anderen und behielt sein Umfeld dabei genauestens im Blick.

"Grenade!!", durchbrach schließlich ein lauter Schrei die Stille und ehe sich MegaMan umsehen konnte, tickte eine gezündete Granate direkt vor seinen Füßen auf dem Boden auf.

"Heilige-!!", noch bevor der blaue Navi irgendein Fluchwort aussprechen konnte, was hätte zensiert werden müssen, brachte er sich mit einem weiten Sprung in Sicherheit, warf sich flach auf den Boden und lauschte der heftigen Explosion, die ein großes Loch in die grüne Grasfläche riss.

Lan konnte nur zusehen und hatte absolut keine Idee, was er hätte tun können. Dieser feige, miese Trick! Irgendwas musste er sich einfallen lassen, um CamouflageMan's Position so schnell wie möglich zu bestimmen, ehe es zu spät war!

Gerade als MegaMan sich wieder knapp zur Hälfte aufgerichtete hatte, landete direkt vor seiner Nase eine weitere Granate.

"Oh, verdammt!!", rief er und brachte sich so schnell er nur konnte, wild herumfuchtelnd, in eine solche Distanz, dass er nur grade noch von der Druckwelle der folgenden Explosion umgeworfen werden konnte.

Völlig aus der Puste blieb er am Boden liegen und holte tief Luft.

"Himmel... Lan, bitte mach schnell was!"

"Bin ja schon dabei.", sprach Lan und dachte immer noch nach. Was konnte er denn probieren? Irgendwo in dem Gras musste CamouflageMan versteckt sein und bewarf MegaMan mit Handgranaten. Wenn er das Gras nur irgendwie beseitigen könnte... Das war es doch! Er musste nur das Gras loswerden und wie konnte man das am besten erreichen? Mit Feuer Chips! Schnell griff er den richtigen Chip aus seiner Hosentasche und rammte ihn in sein PET.

"Burner, Slot-In! Los, MegaMan, fackel das Gras ab und leg diesen granatenwerfenden Feigling frei!", wies Lan seinem Navi an und beobachtete das Geschehen weiter über den Bildschirm seines PETs.

"Okay, ich probier es."

Ehe die nächste Granate ihr Ziel erreichen konnte, breitete MegaMan seine Arme aus und entlud mit seinem Körper die Energien des Battle Chips. Eine heftige Stichflamme umhüllte den blauen Navi vollkommen und setzte das komplette Gras um ihn herum in Brand.

"Nein! Alarmstufe rot! Alles zum Rückzug formieren!", brüllte Stryker laut los, da ihn dieser Zug seines Gegners total aus dem Konzept gebracht hatte.

Während der Brand sich immer weiter ausbreitete und einen Grashalm nach dem anderen abfackelte, sprang der Militär-Navi schnell, aus seinem Versteck heraus und versuchte den Flammen zu entkommen.

"Da haben wir ihn doch, los MegaMan, mach kurzen Prozess mit ihm! MegaCannon, Slot-In!", sprach Lan und lud einen weiteren Chip runter.

"Mit Vergnügen.", antwortete der Navi, als sich sein rechter Busterarm in eine mächtige, rötliche Cannon verwandelte.

CamouflageMan stoppte seinen Rückzug und wandte sich wieder seinem Gegner zu.

"So nicht, ich werde dich niederschießen!!", schrie er, als er seinen rechten Arm in eine sechsläufige Minigun verwandelte und sofort mehrere schnelle Energiegeschosse auf MegaMan feuerte. Doch die gewaltige Energieladung des MegaCannon Chips, war so stark, dass sie auf ihrem Flug die kleineren, entgegenkommenden Geschosse absorbierte und unaufhaltsam auf ihr Ziel zuraste.

"Nicht gut!", sprach CamouflageMan, als er feste die Augen schloss und sich innerlich auf sein Ableben vorbereitete.

"Wir haben zu große Verluste erlitten, das Kampffeld muss geräumt werden. Rückzug!!", brüllte Stryker, als er noch schnell genug die PET-Verbindung wieder trennte, worauf sein Navi aus der Arena teleportiert wurde und so nur knapp MegaMan's Angriff entkam.

"Yeah, wir haben gewonnen, MegaMan!!", freute sich Lan, als er und sein Navi laut zu jubeln begannen. Auch Lan trennte wieder seine PET-Verbindung und steckte es zurück an seine Hose.

"Wow, gratuliere, Soldat! Sie haben diese Schlacht für sich entschieden.", sagte Stryker beeindruckt, als er Lan die Hand schüttelte.

"Oh, vielen Dank.", antwortete Lan, der noch immer etwas unsicher war.

"Ich hab wohl schon viel zu lange nicht mehr gekämpft. Aber dieser Net-Battle tat mir richtig gut. Obwohl ich sie trotzdem gerne einem Drilltraining unterzogen hätte, Soldat Hikari. Aber vielleicht beim nächsten Mal."

Mit einem leichten Hüpfer brachte sich der General wieder auf die andere Seite der Theke und holte ein paar Sachen aus den Regalen dahinter und legte sie anschließend neben die Kasse.

"Hier ist ihr Rucksack und das Zelt und wie versprochen umsonst. Ich wünsche ihnen viel Spaß bei ihrem Ausflug und nehmen sie sich bloß vor den Wildbären in Acht, die sind wirklich lästig."

Lan versuchte ein freundliches Lächeln aufzusetzen, als er die Sachen von der Theke nahm, allerdings wurde ihm dies durch seine Unsicherheit erschwert. Irgendwie war er froh den Laden wieder verlassen zu können.

"Vielen Dank und bis bald... vielleicht... irgendwann mal..."

Schneller als der Blitz befand sich Lan auch schon wieder außerhalb des kleinen Shops, auf dem Fußgängerweg der Innenstadt. Etwas erleichtert holte er erst mal tief Luft.

"Oh man, das war vielleicht ein Typ."

"Der hatte echt nicht mehr alle Tassen im Schrank.", stimmte MegaMan seinem Operator zu.

"Aber dieser CamouflageMan war schon stark, obwohl er mit unfairen Tricks gekämpft hat. Na ja, was soll's? Wir haben die Sachen für Mayl bekommen und das sogar umsonst. Dann kann ich ihr nachher sogar das Geld wieder zurückgeben."

Gerade als Lan sich den anderen Rucksack und den Beutel in dem das Zelt war so umgehängt hatte, dass es einigermaßen transportabel war, schlug ihm plötzlich eine Hand auf seine rechte Schulter, was ihm einen gewaltigen Schreck versetzte. Doch er beruhigte sich schnell wieder, als er erkannte, wer es war, der sich so ohne weiteres von hinten angeschlichen hatte.

"Hallo, Lan. Na, wie geht es dir?", fragte Herr Takamura, der in seinem langen, dunkelvioletten Mantel grade auf dem Weg durch die Stadt war und Lan durch Zufall erblickt hatte.

"Hallo, Herr Takamura. Was machen sie denn hier? Mir geht es eigentlich soweit ganz gut und ihnen?"

"Danke, gleichfalls. Ich bin grade vom Den Tower auf dem Weg zu einem unserer Kunden, der hier in der Innenstadt ein Geschäft besitzt. Er hat eine große Lieferung Battle Chips geordert, die er dort anbieten möchte. Ich wollte die Sachen noch einmal mit ihm durchgehen. Und du? Dem zu urteilen, was du bei dir trägst, sieht es so aus, als hättest du vor zu verreisen?"

"Nein, ich und meine Freunde wollen heute in den ACDC Forest und dort zelten gehen.", erklärte Lan begeistert.

"Ach so. Na dann wünsche ich euch viel Spaß. Ihr werdet doch aber nicht vergessen morgen in Star Town zu erscheinen, wenn ich den Star Rain Battle Chip präsentiere, kurz bevor er von den Officials einkassiert wird, oder?"

"Ach was! Das ist ja eigentlich auch der Grund, weswegen wir zelten wollen. Wir werden gleich morgen früh im Anschluss durch den ACDC Forest nach Star Town gehen, um uns die Vorstellung anzusehen."

"Dann ist ja gut. Ich freue mich schon darauf euch dort anzutreffen. Bitte erzählt so vielen Leuten, wie möglich davon. Im Anschluss hatte ich nämlich noch vor einige seltene Chips zu versteigern und je mehr Leute kommen, desto besser."

"Na klar, ich werde es weitersagen. Ich freu mich schon riesig auf morgen!"

"Dann hoffe ich auch, dass du nicht enttäuscht wirst. Aber ich muss jetzt langsam weiter, sonst komme ich noch zu spät. Hier habe ich noch etwas für dich...", sprach Takamura und zog einen Battle Chip aus der Tasche, den er Lan in die Hand drückte.

"Das ist ein FireBoomer. Nicht sehr stark, aber ziemlich schnell. Ich hoffe er kann dir von Nutzen sein."

"Wow, vielen Dank!!", brachte Lan laut seine Freude zum Ausdruck, als er seinen neuen Chip bewunderte.

"Also bis morgen dann und viel Spaß noch!", verabschiedete sich Takamura mit einer lockeren Handbewegung und ging wieder weiter. Lan schaute ihm noch eine Weile hinterher, betrachtete dann aber wieder seinen neuen Chip.

"Dieser Takamura ist echt nett. Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass er mir einen Battle Chip geschenkt hat! Ob der wohl auch so mächtig wie der AquaCircle ist?"

"Keine Ahnung, das müssten wir testen. Ich frage mich aber vor allem, was dieser Star Rain Battle Chip draufhaben wird. Ich kann es auch kaum noch erwarten den in Aktion zu erleben.", sprach MegaMan, voller neugieriger Vorfreude.

"Ja, das wird bestimmt echt cool. Aber jetzt sollten wir dann mal Mayl bescheid sagen, dass wir die Sachen haben und zurück nach ACDC Town kehren."

Und so machte sich Lan mit einem neuen Battle Chip in der Tasche, den Campingsachen, die Mayl haben wollte umgeschlungen, seinem Navi, der wieder voll und ganz mit dem kleinen Fishy-Virus beschäftigt war und voller Freude auf den Campingausflug auf den Rückweg zur Metroline...

Meeting at the Campground

Nach einer kurzen Fahrt von wenigen Minuten kam Lan schließlich von seinem Besuch in Den Town, zurück in der Metroline Station von ACDC Town an.

Er hatte das Zelt, welches in einer kleinen, türkisfarbenen Tasche in Zylinderform aufbewahrt wurde, um den Hals geschlungen und trug den großen, braunen Rucksack unter seinen Armen, da er auf seinem Rücken ja schon seinen eigenen, schwarzen Rucksack trug.

Total zugepackt verließ er die Metroline Station und machte sich schon mal auf den Weg zur Bushaltestelle, an der er mit seinen Freunden verabredet war.

Die Bushaltestelle war gegenüber von Dex' Haus, nicht sehr weit von Lan's Zuhause entfernt und so war er schon nach wenigen Metern dort angekommen. Ein kurzer Blick auf die Zeitanzeige auf seinem PET verriet ihm, dass es mittlerweile viertel vor zwölf war. Er hatte also noch etwas mehr als eine Stunde, bis seine Freunde ebenfalls eintreffen würden.

Lan blickte kurz nach oben in die strahlend helle Sonne und wischte sich mit seinen Ärmeln den Schweiß von der Stirn. Es war schon wieder ziemlich warm. Er legte die schweren Sachen ab und packte sie neben das lange Schild der Bushaltestelle und setzte sich anschließend daneben in den Schatten, der von Dex' Haus auf die Straße geworfen wurde. Eine Stunde hatte er noch, aber was sollte er jetzt noch machen?

In ACDC Town war mal wieder sehr wenig los. Er hatte nur ein paar kleine Kinder im Park gesehen, die bei der Eichhörnchenstatue gespielt hatten, aber sonst niemanden. Es war eigentlich auch schon fast zu warm, um sich übermäßig draußen zu betätigen. Selbst Higsby hatte heute sogar geschlossen.

Nicht wissend, was er jetzt tun sollte lehnte sich Lan mit dem Rücken gegen den Pfosten des Haltestellenschildes und holte anschließend sein PET hervor...

"Was sollen wir jetzt machen? Dauert noch ziemlich lange, bis es endlich losgeht.", fragte er seinen Net-Navi.

"Keine Ahnung. Noch mal wegzufahren lohnt sich nicht, Net-Games finden heute scheinbar nicht statt, da die Vorbereitungen für die nächste Runde mehr Zeit in Anspruch nehmen und unsere Freunde sind alle unterwegs."

"Hattest du Mayl eigentlich eine Nachricht geschickt, dass wir die Sachen haben?"

"Oops, vergessen... Sorry!", gab der blaue Navi etwas verlegen zu. "Aber da wir jetzt eh wieder hier sind, kannst du's ihr doch persönlich sagen und ihr vielleicht beim Packen helfen? Hatte sie nicht geschrieben, dass sie noch einiges zu packen hat?"

Lan überlegte einen Augenblick. Ihm war zwar langweilig, aber irgendwelche Sachen zusammenpacken...? An Arbeit hatte er eigentlich nicht gedacht, um sich die Zeit zu vertreiben, aber irgendwie war es doch besser, als die ganze Zeit nur faul rumzusitzen und sich zu langweilen.

"Na gut, dann gehen wir mal Mayl besuchen.", doch grade als Lan aufgestanden war wurde seine Aufmerksamkeit auf das laute Quietschen einer Tür gerichtet, welche scheinbar von dem Haus hinter ihm geöffnet wurde. Er drehte sich interessiert um und erkannte, wie Dex grade aus seiner Haustür heraustrat. Der etwas dickliche Junge trug schon wieder die gleichen Klamotten, wie immer. Seine kurze, blaue Hose und sein grünes T-Shirt mit GutsMan's Symbol darauf.

"Dex? Ich dachte du wärst mit Chisao unterwegs. Was machst du denn hier?", fragte Lan verwundert, als die beiden Freunde sich zur Begrüßung die Hände schlugen.

"Ich bin vor ein paar Minuten wieder nach Hause gekommen, nachdem ich Chisao wieder weggebracht hatte. Ich hörte von draußen irgendwelche Stimmen, war neugierig und hab geguckt, wer da ist. Als ich dich durchs Fenster gesehen hab, dachte ich mir, ich könnte ja mal gucken, was du grad so treibst.", erklärte Dex, als sich die beiden gemeinsam auf den Bordstein setzten. "Ist es nicht ein bisschen früh schon hier zu warten? Wollten wir uns nicht erst um 13 Uhr treffen?"

"Ja, schon, aber ich war grade noch ein paar Sachen für Mayl besorgen und jetzt weiß ich nicht, was ich die restliche Zeit machen soll. Eigentlich wollte ich grade zu Mayl und ihr beim Packen helfen."

"Ach so, okay, dann komm ich mit. Zu dritt geht's sicher noch schneller! Wo ist denn überhaupt Yai?"

"Die scheint irgendwo im Theater zu sein. Hatte Mayl jedenfalls in ihrer Mail geschrieben."

"Um diese Zeit schon im Theater??", fragte Dex verdutzt. "Na ja, dann gehen wir Mayl eben alleine helfen... allerdings kommt mir da grade noch so eine Idee!"

Dex dicke Lippen formten auf einmal ein breites, fieses Grinsen, als er Lan ins Gesicht sah.

"Was denn?", fragte Lan, obwohl er sich schon denken konnte, was Dex wollte.

"Wie wäre es mit einem Net-Battle? Unser letzter ist schon eine ganze Weile her. Außerdem vergeht so sicherlich die Zeit etwas schneller."

Lan wartete einen Augenblick mit seiner Antwort, obwohl ihm klar war, dass er so gut wie keine andere Wahl hatte als einzuwilligen, da Dex ansonsten wieder die ganze Zeit rumquengeln würde, bis Lan schließlich nachgeben würde.

"Na schön, aber du wirst eh wieder verlieren.", antwortete er schließlich.

"Das werden wir ja sehen! Ich habe GutsMan erst grade ein paar Updates verpasst. Er ist jetzt mindestens doppelt so stark, wie bei unserem letzten Kampf, also mach dich auf was gefasst!"

Die beiden Jungs richteten sich wieder auf, stellten sich einander gegenüber und verlinkten ihre PETs.

"Alles okay, MegaMan? Wollen wir mal gucken, ob Dex und GutsMan es dieses Mal schaffen uns zu besiegen! Battle routine, set!"

"Execute!", bestätigte der blaue Navi.

"Dieses Mal werden wir euch richtig platt stampfen, nicht wahr, GutsMan?"

"GutsMan gewinnen! Guts!"
 

Und schon standen sich die beiden Navis in der virtuellen Arena gegenüber, genau, wie ihre Operator. Es war ein ziemlich starker Kontrast, wenn man die beiden Kontrahenten ansah. Auf der einen Seite der große, breite, muskulöse GutsMan und auf der anderen Seite, der kleine, blaue, etwas schmächtig wirkende MegaMan. Doch obwohl es vom Äußeren so aussah, als läge GutsMan eindeutig im Vorteil und sei der Stärkere, so hatten Dex und sein Navi in der Vergangenheit doch so gut wie noch nie einen Sieg gegen Lan und MegaMan erringen können. Doch wer wusste, wie es dieses Mal ausgehen würde?

GutsMan begann den ersten Angriff direkt mit seinem mächtigen GutsHammer. Er verwandelte eine seiner dicken Fäuste, in einen großen, schwarzen Hammer und schlug damit feste auf den Boden, was eine ShockWave-ähnliche Attacke über den weißen Fliesenboden zischen ließ.

Doch MegaMan rannte unbeeindruckt direkt auf den Angriff zu, sprang kurz bevor er davon getroffen werden konnte, nach vorn, hüpfte so über die Attacke hinweg und feuerte im selben Moment seinen Buster ab.

"GutsMan, pass doch auf!!", schrie Dex seinem Navi zu, doch die Warnung kam etwas zu spät und war eh so gut wie sinnlos. GutsMan war zwar extrem stark und körperlich sogar bei weitem viel stärker als MegaMan, doch dafür war er extrem langsam und seine wuchtige Gestalt bot massig viel Angriffsfläche. MegaMan musste nicht mal richtig zielen und traf seinen Gegner trotzdem und das genau auf die Brust.

Der große, rot-gelbe Navi krachte sofort mit lautem Bollern auf den Boden, nachdem ihn das Geschoss umgehauen hatte.

"Yeah! Du solltest dir langsam mal ein paar neue Tricks einfallen lassen, Dex. So werdet ihr nie gewinnen.", jubelte Lan.

"Keine Sorge, ich hab da noch ein paar auf Lager! GutsPunch, Slot-In!"

Nachdem GutsMan sich schwerfällig wieder aufgerichtet hatte aktivierte er auch sogleich die Chipdaten, die er von Dex gesendet bekommen hatte und benutzte den GutsPunch. Er holte weit mit seinem rechten Arm aus und ließ diesen anschließend wie einen Blitz nach vorne schnellen, wodurch er MegaMan seine gewaltige Faust entgegenschleuderte.

Doch Lan reagierte sofort und warf einen Chip in sein PET, der dem GutsPunch sehr ähnlich war... nur stärker!

"IronFist, Slot-In!"

MegaMan's rechter Arm verwandelte sich sofort in eine dicke Eisenfaust, die beinahe so groß wie eine normale Faust von GutsMan war. Er holte ebenfalls aus und schlug sofort feste zu, direkt auf den ankommenden GutsPunch, welcher durch die Wucht der IronFist seine Flugbahn in die entgegengesetzte Richtung änderte und auf seinen Urheber zurückflog.

GutsMan riss die Augen weit auf, hampelte wild hin und her und versuchte sich in Sicherheit zu bringen, doch er war einfach viel zu langsam. Der GutsPunch schlug ihm direkt unters Kinn und knockte den großen Navi direkt kurzzeitig aus.

Dex trampelte wütend auf den Boden und schlug sich die Hand vor das Gesicht. Scheinbar zeigten die normalen Angriffe gegen MegaMan keinerlei Wirkung, trotz GutsMan's Update.

"GutsMan, du Trottel! Steh wieder auf, du machst mich lächerlich!"

Leicht taumelnd versuchte sich der große Navi wieder auf die Beine zu bringen, doch irgendwie schien sich alles zu drehen.

"Guts... Autsch... Woher kamen plötzlich das Auto, was GutsMan gerammt??"

Dex konnte es nicht fassen. Soviel Blödheit in einem Navi versammelt war wirklich nicht mehr normal. Aber er würde Lan noch zeigen, was er drauf hat, denn er hatte immer noch einen Trumpf im Ärmel.

"Okay, okay... Ich gebe zu, GutsMan scheint immer noch nicht stark genug zu sein, um MegaMan zu besiegen. Ich weiß nicht, wie du das machst, Lan, aber dennoch werde ich noch nicht aufgeben."

"Hey, Dex. Ist doch nicht schlimm, aufzugeben. GutsMan ist MegaMan einfach nicht gewachsen, daran wird sich nie was ändern.", prahlte Lan voller Stolz.

"Und es wird sich wohl auch niemals was daran ändern, dass du immer gleich überheblich wirst, nur weil jemand dir ein Kompliment macht...", seufzte MegaMan leise, als er merkte, dass sein Operator wieder begann gedanklich abzuheben und sich für den Tollsten zu halten.

"Sei du still, dich hat hier niemand gefragt.", grummelte Lan zurück und warf seinem Navi giftige Blicke zu.

"Hehe, dein Navi hat Recht Lan. Du solltest mich nicht unterschätzen! Also... Wenn das hier nicht klappt, gebe ich es endgültig auf. Zuerst Geddon, Slot-In!!", sprach Dex und steckte den Chip sofort in sein PET.

Plötzlich brach ohne Vorwarnung der gesamte Boden, um MegaMan herum weg und ließ den blauen Navi auf einem winzigen kleinen Panel mitten in der Luft stehen, umgeben von tiefem, schwarzem Abgrund. Die einzelne, weiße Quadratplatte blieb einfach schweben, mit dem Navi auf ihr drauf. Die Bodenplatten auf GutsMan's Seite des Kampffeldes blieben aber völlig intakt.

"Hey, was wird das für ein fieser Trick??", fragte Lan erschrocken, als er merkte, dass sein MegaMan plötzlich keine Ausweichmöglichkeiten mehr besaß.

"Fieser Trick? Ich hab doch nur einen Battle Chip eingesetzt und jetzt kommt gleich der nächste, beziehungsweise DIE nächsten! Hahahahaha!!", lachte Dex laut los, als er plötzlich drei unterschiedliche GutsPunch Chips aus seiner Hosentasche zog und alle nacheinander in sein PET steckte.

"Und nun ein Program Advance! ZetaPunch!!"

Als Lan realisierte, dass er nun kurz vor einer Niederlage stand, würde GutsMan den ZetaPunch aktivieren, machte er sich sofort daran irgendeinen Ausweg aus diesem Schlamassel zu finden. Erst mal benötigte MegaMan wieder mehr Bewegungsraum, also benötigte er einen Chip zum Ändern der Panels oder einen einfachen Repair Chip, um sie wieder herzustellen! Schnell griff er nach seiner Tasche und suchte die geeigneten Battle Chips.

"Das wird dir auch nichts mehr nützen. Bin gespannt, wie du da wieder rauskommen willst. Ein Treffer wird den Kampf für mich entscheiden, hahahahaha!! Also GutsMan, Angriff!!", sprach Dex, welcher dieses Mal derjenige war, der etwas überheblich klang.

GutsMan's Körper leuchtete plötzlich in einem hellen Grün auf und die Kraft des Program Advance verlieh ihm nicht nur noch größere Kräfte, sondern auch noch eine extrem hohe Geschwindigkeit!

"GutsMan dieses Mal MegaMan fertig machen!"

Der große Navi holte mit beiden Armen weit aus und ließ sie blitzschnell immer wieder nach vorne schnellen und feuerte dabei einen GutsPunch nach dem anderen auf seinen Gegner. Wie Kugeln aus einem Schnellfeuergewehr, zischten die Fäuste auf den blauen Navi zu.

Die faustähnlichen Projektile kamen direkt auf MegaMan zugeflogen, doch dieser besaß keinerlei Möglichkeit zum Ausweichen. Er hielt sich die Arme als Schutz vor das Gesicht, da er nicht wusste, was er sonst tun konnte. Doch es brachte nichts! Gleich der erste GutsPunch kam mit einer solchen Wucht an, dass MegaMan im hohen Bogen von dem kleinen Panel gefegt wurde. Alles weitere schien in Zeitlupe zu geschehen, als Lan das Szenario auf seinem PET beobachtete. Sein Navi flog mehrere Meter in die Luft und stürzte anschließend direkt in Richtung des tiefen Abgrunds. Dex lachte bereits siegessicher, doch noch war es nicht vorbei! Schnell warf Lan den Chip in sein PET, den er grade gefunden hatte und welcher seinem Navi jetzt noch um Haaresbreite die Haut retten konnte. Es war zwar nicht der, den er gesucht hatte, aber zumindest wäre sein Navi damit für einen kurzen Augenblick gerettet.

"AirShoes, Slot-In!"

MegaMan's Herz schlug wie wild. Er hatte schon befürchtet der Kampf sei für ihn gelaufen. Doch die AirShoes hinderten ihn daran weiter runterzufallen und hielten ihn in der Luft. Allerdings nur für einen kurzen Zeitraum!

Während Lan weiter nach dem richtigen Chip suchte griff GutsMan erneut mit dem ZetaPunch an und schleuderte seinem Gegner weitere GutsPunch-Fäuste entgegen.

"Los, GutsMan! Jetzt hol ihn runter, nur noch ein Treffer und diese blaue Pestbeule hat verloren!", brüllte Dex wild herum, der ziemlich verärgert darüber war, dass Lan seinem Navi noch im letzten Moment helfen konnte.

"Nicht so hastig, Dex! Da hab ich auch noch ein Wörtchen mitzureden und jetzt beenden wir diesen Kampf, der eh schon zu lange dauert. Repair, Slot-In!"

Nachdem Lan den Chip aktiviert hatte regenerierten sich sofort alle zerstörten Bodenplatten, so dass MegaMan wieder festen Boden unter den Füßen hatte.

"Wow, danke Lan. Manchmal lässt du dir aber zu viel Zeit...", seufzte der blaue Navi erleichtert. Doch viel Zeit zum Ausruhen hatte er nicht, da GutsMan sofort wieder unerbittlich weiter angriff. Mit Mühe und Not gelang es MegaMan einigen Fäusten durch schnelle Rollen zu entkommen, doch manche zischten nur wenige Millimeter an ihm vorbei oder knallten direkt vor seinen Füßen auf den Boden und schlugen dicke Krater hinein.

"Einen Program Advance bekämpft man am besten mit einem Program Advance!", sprach Lan, als er ebenfalls drei Chips hervorholte und sie Dex zur Schau stellte. "Also, Cannon, Slot-In! HighCannon, Slot-In und MegaCannon, Slot-In!! ZetaCannon!!", brüllte Lan, als er einen Chip nach dem anderen und so anschließend den Program Advance aktiviert hatte.

MegaMan zögerte keinen Augenblick und richtete seinen Buster direkt auf seinen Gegner. Mit einem lauten Hallen setzte er die neue Energie in Form eines heftigen Energieschubs frei.

"GutsMan, nein!!", schrie Dex verzweifelt.

Aber GutsMan hatte keine Chance. Auch sein ZetaPunch konnte da nicht mehr viel bringen. Er wurde direkt von der Energiewelle erfasst und weit zurückgeworfen. Ohne zu zögern trennte Dex sofort die PET-Verbindung und loggte seinen Navi wieder aus. Der Kampf war zu Ende!
 

"Das war echt fies, Lan!", grummelte Dex, als er den Status seines Navis überprüfte.

"Ich werde wohl nie gegen dich gewinnen..."

Lan trat vorsichtig neben seinen Freund und legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter.

"Mach dir nichts draus, Dex. Irgendwann werdet ihr es sicher mit uns aufnehmen können. Du musst nur trainieren. Und allmählich solltest auch du einsehen, dass es nicht nur auf großartige Updates ankommt, um einen Navi stärker zu machen. Das Zusammenspiel von Navi und Operator macht einen guten Net-Battle aus."

"Ja, du hast Recht. Ich sollte vielleicht auch etwas netter zu GutsMan sein, statt dauernd mit ihm zu schimpfen, aber er machte es einem manchmal echt nicht leicht...", seufzte Dex und schüttelte nur den Kopf.

"Was GutsMan denn jetzt wieder angestellt??", fragte der große Navi etwas verwirrt, bekam jedoch keine Antwort. Nur ein lautes Lachen, der anderen. Auch Dex konnte sich es einfach nicht verkneifen.

"Schon gut, GutsMan. Na ja... Es war eh nur ein Kampf zum Zeitvertreib und apropos... Wie viel Zeit konnten wir jetzt totschlagen?"

Lan blickte kurz auf seine Uhr und wäre beinahe vor Schreck umgekippt, als er die Uhrzeit gelesen hatte.

"Na ja, wir konnten ganze fünf Minuten mit diesem Kampf rumbringen. Also immer noch eine Stunde.", seufzte er und ließ den Kopf hängen. Warum wollte an solchen Tagen einfach nicht die Zeit rumgehen? "Dann schlage ich vor, wir besuchen jetzt Mayl, okay? Vielleicht nimmt ja das Packen etwas mehr Zeit in Anspruch."

Dex nickte zustimmend und die beiden Jungs hingen sich ihre PETs zurück an die Hosen. Nachdem Lan sich wieder das Zelt und den Rucksack gepackt hatte machten sie sich auf den Weg zu Mayl's Haus, welches ebenfalls nicht allzu weit entfernt war. Es war irgendwie echt praktisch, dass ACDC Town nicht so groß war.
 

Nach einigen Metern Fußmarsch angekommen stellten sie sich vor die große Haustür und betätigten die Klingel. Es dauerte auch nicht lange, bis sich die Tür öffnete und Mayl hinter ihr hervorlugte und positiv überrascht ihre beiden Besucher begrüßte...

"Hey, Jungs! Was macht ihr denn schon hier? Wie geht's euch denn?"

Sie lächelte fröhlich, doch obwohl ihre Frage an beide gerichtet war, blieb ihr Blick nur auf Lan haften.

"Hi, Mayl! Na ja, uns ist etwas langweilig, da es ja erst in einer Stunde losgeht und keiner von uns weiß, was wir jetzt noch so machen sollen. Da dachten wir, wir könnten dich ja besuchen und dir beim Packen helfen. Das Zelt und den Rucksack habe ich übrigens auch besorgt, wie man wohl unschwer erkennen kann.", erklärte Lan kurz und bündig und deutete dabei auf die Sachen, die er umgehangen hatte.

"Super, dann haben wir alles! Vielen Dank, Lan.", freute sich Mayl und gab ihre Dankbarkeit durch eine Umarmung zum Ausdruck, was Dex leicht eifersüchtig machte.

"Ach und das Geld habe ich auch noch, fällt mir grad wieder ein! Ich habe die Sachen nämlich alle umsonst bekommen!", sprach Lan und holte das Geld aus seiner Hosentasche.

"Umsonst? Ich wusste, dass der Laden billig sein soll, aber... so billig?? Wie ist es da denn überhaupt?", fragte Mayl verdutzt, als sie das Geld entgegennahm.

"Der Verkäufer ist ein wenig verrückt, aber es gibt eine große Auswahl dort. Dieser General Stryker, welcher den Laden leitet, hatte mich zu einem Net-Battle herausgefordert und da ich gewonnen habe, habe ich die Sachen umsonst gekriegt."

"Umso besser! Ein Glück, dass du so ein guter Net-Battler bist.", zwinkerte sie ihm zu, doch bevor Dex ganz vergessen wurde unterbrach er diese Szene zwischen Lan und Mayl mit einem lauten, künstlichen Husten.

"Oh, sorry Dex.", entschuldigte sich Mayl und lief leicht rot an. "Na ja, wegen dem Helfen beim Packen... Ich muss euch leider enttäuschen, aber ich habe alles schon fertig und mich ehrlich gesagt auch grade etwas gelangweilt."

"Hey, wenn dann alles soweit ist, können wir doch jetzt schon los, oder??", fragte Lan total aufgeregt.

"Wir können doch nicht ohne Yai fahren. Wir müssen noch warten, bis sie vom Theater wieder zurück ist. Aber ihr könntet mir schon mal helfen die Sachen zur Bushaltestelle zu tragen und dann warten wir dort auf Yai.", schlug Mayl vor.

"Klingt besser als gar nichts zu tun!", stimmte Lan zu und nachdem es also beschlossen war betraten sie Mayl's Haus, um ihr beim Tragen der Sachen zu helfen.
 

Die Zeit schien viel langsamer als gewöhnlich zu vergehen. Lan, Dex und Mayl trugen eine Tasche nach der anderen zur Bushaltestelle und stapelten diese dort auf einem großen Haufen. Es waren insgesamt drei Zelte, ein paar Rucksäcke und Taschen mit Zubehör zum Zubereiten von Essen und einigen Werkzeugen zum Aufbauen der Zelte. Auch ein Verbandskasten sowie diverse andere Sachen, die zum Camping dazugehörten, fanden sich wieder. Alles in allem allerdings recht wenig Gepäck. Und so mussten sich die drei Freunde irgendwie die Zeit vertreiben bis Yai schließlich kommen würde. Lan erzählte von den Ereignissen der letzten Tage, seinem Kampf gegen GeyserMan, seinem Aufenthalt auf Fire Island und dem Kampf mit General Stryker im Survival Shop. Mayl freute sich besonders über diese Geschichten und hörte aufmerksam zu. Dex hingegen fühlte sich irgendwie fehl am Platze, da er schon wieder nicht beachtet wurde. Irgendwann verging dann auch diese Stunde und auch Yai kam langsam angetrabt, einen großen Sonnenschirm über ihrem Kopf tragend und mit einer kleinen Kühltasche in der anderen Hand. Es war immer noch verdammt warm...
 

"Hi, Leute! Ihr seid schon alle hier?", fragte Yai überrascht, als sie sich vor ihre drei Freunde stellte, die, von der Hitze erschöpft, im Schatten saßen.

"Ja, wir warten schon seit fast einer Stunde hier, da keiner von uns wusste, was er jetzt noch so kurzfristig machen konnte.", erklärte Lan und richtete sich langsam wieder auf.

Dex und Mayl taten es ihm gleich und begrüßten Yai.

"Hättet ihr mal was gesagt. Das Theaterstück musste heute früher abgebrochen werden, wegen irgendwelcher technischen Fehler. Ich bin schon seit fast einer halben Stunde wieder hier, aber da noch Zeit war, hatte ich mich in meinem Pool abgekühlt."

Lan wäre vor Unglauben glatt wieder umgefallen, hätte er sich nicht an dem Haltestellenschild festgehalten. So was war doch einfach nicht zu fassen!

Mayl gab nur ein gequältes Lächeln und einen lauten Seufzer von sich, während Dex kurz davor war auszuticken.

"Warum verdammt noch mal hast du nicht gesagt, dass du schon wieder zurück bist???", brüllte er laut los und wäre beinahe über Yai hergefallen, hätten Mayl und Lan ihn nicht zurückhalten können.

"Ich dachte halt, dass die Zeit so festgelegt ist, wie Mayl es geschrieben hatte, woher sollte ich denn wissen, dass ihr hier schon wartet?", antwortete das kleine, blonde Mädchen in ihrer typisch hochnäsigen Art.

Jämmerlich sackte Dex auf die Knie und bei dem Gedanken daran, dass er die Zeit auch noch bei Yai im Pool hätte verbringen können trieb es ihm fast Tränen in die Augen.

"Hey, Leute, beruhigt euch wieder.", wandte Lan ein, um die Situation wieder zu beruhigen. "Was soll's? Jetzt ist es doch eh zu spät. Der Bus müsste jeden Moment kommen und uns zum ACDC Forest bringen und dann kann's endlich losgehen!!", begann er im Anschluss wieder zu jubeln, als er wieder einmal daran denken musste, wie cool das Ganze werden würde.

Als auch Dex sich wieder zusammengerissen hatte nahm jeder der Vier ein paar der Sachen, die sie zuvor noch an der Bushaltestelle gestapelt hatten und hielt sich bereit für das Eintreffen des Busses, welcher wenigstens, als kleine Ermunterung, ein paar Minuten früher eintraf, als abgesprochen.

Der Busfahrer hielt direkt vor der Haltestelle, öffnete die Türen und stieg hinaus, um die Kinder zu begrüßen. Er trug eine blaue, kurzärmelige Uniform und hatte etwas längeres, schwarzes Haar. Es war ein Angestellter der Firma von Yai's Vater, welcher extra einen Bus mieten ließ, um die Kinder und ihr Gepäck sicher zum Wald zu transportieren.

Während die beiden Mädchen schon einstiegen, packten Dex und Lan zusammen mit dem Fahrer die Taschen auf die Ladefläche, die sich hinter einer aufklappbaren Luke an der Seite des Busses, unter den Fenstern befand. Als auch das vollbracht war, stiegen auch die beiden Jungs in den großen, blau-weißen Bus und setzten sich direkt hinter Yai und Mayl auf einen Zweierplatz, während der Fahrer wieder am Steuer Platz nahm, die Türen schloss und noch einmal fragte, ob nichts vergessen wurde und alles soweit war. Als Mayl ihm zugenickt hatte, dass alles okay war, zündete er schließlich den Motor und setzte den Bus in Bewegung. Es war also soweit! Lan wurde von Sekunde zu Sekunde aufgeregter. Er freute sich schon wahnsinnig darauf. So ein Tag in der freien Natur würde ihm sicher gut tun und das Campen mit Freunden war eh immer besonders lustig. Und außerdem war er schon extrem neugierig, wie wohl dieser Joshua sein würde, den Mayl in den letzten Tagen so oft erwähnt und mit dem sie alles vorbereitet hatte.
 

Die Fahrt dauerte nur knapp zehn Minuten. Der Wald war nicht allzu weit entfernt. Man hätte theoretisch auch locker zu Fuß dorthin gehen können, doch bei der Hitze und mit diesem Gepäck wäre das sicherlich leicht tödlich gewesen.

Der Wald selbst war schon ziemlich groß und er bot das Verbindungsstück zwischen ACDC Town und Star Town, einer, für Weltraumforschung, äußerst bedeutenden Stadt.

Der ACDC Forest war zwar bei weitem nicht so groß, wie Okuden Valley, wo Lan und seine Freunde das letzte Mal campen waren, doch er war immer noch perfekt dazu geeignet dort zu zelten und mit seinen vielen verschiedenen Käferarten und Pflanzen, konnte man dort auch so einiges über die Natur erfahren, wenn man den richtigen Führer dabei hatte.

Jeden Sommer zog es Unmengen an Forschern in dieses Waldgelände, die stets neue Käferarten entdeckten und sogar ganze Studien über sie anlegten. Aber auch für Urlauber galt er als ziemlich attraktives Reiseziel mit seinem kleinen Wasserfall, der in einen Bach mündete, welcher durch Star Town bis ins offene Meer floss. Der Wasserfall bekam den Namen Central Fall, da er direkt im Zentrum des Waldes auf einer kleinen Lichtung entsprang. Auch Angler konnte man hier des öfteren antreffen, da in dem kleinen Bach auch Fische heimisch waren und darunter sogar ein paar ziemlich begehrte, die als sehr schmackhaft galten.

Lan sah sich den Wald genauestens an, als der Bus auf dem kleinen Feldweg daneben entlang fuhr. Er war eigentlich noch nie hier gewesen, obwohl der Wald so nahe lag. Darum war er sogar noch gespannter darauf, was ihn dort alles erwarten würde.

Schließlich erreichte der Bus das Ende des Weges und fuhr auf einen großen Platz zu, der direkt am Eingang des Waldes auf einer großen, grünen Wiese lag. Dies war eigentlich der Ort, der hauptsächlich zum Aufschlagen eines Lagers gebraucht wurde. Es gab aber noch ein paar andere Plätze weiter im Wald.

Ein paar einzelne Bäume standen auf der Wiese, die nach hinten hin immer enger zusammenstanden und sich schließlich zu dem großen ACDC Forest bildeten.

Der Bus blieb mitten auf der Wiese stehen und öffnete seine Türen, als ein junger Mann in Anglerweste, grünem T-Shirt und einer beigefarbenen Hose darauf zugelaufen kam.

Er konnte auch noch nicht viel älter als zwanzig oder etwas in der Richtung sein und wirkte ziemlich sportlich. Er hatte kurzes, stacheliges, blaues Haar und trug eine Kappe in der gleichen Farbe seiner Hose.

Mayl stieg als Erste aus und ging direkt auf den jungen Mann zu, der sie auch gleich in die Arme schloss und kräftig drückte, was Lan dieses Mal sehr eifersüchtig machte, doch er versuchte seinen Blick weiterhin fröhlich zu halten und fragte sich, wer dieser komische Kerl war. Als dann alle ausgestiegen waren, stellten sie sich dem blauhaarigen Mann gegenüber, welcher ihnen ein fröhliches Lächeln entgegenbrachte.

"Leute, darf ich vorstellen...", sprach Mayl und deutete dabei auf den Mann. "Das ist Joshua."

"Freut mich euch kennen zu lernen.", sprach Joshua und streckte als erstes Lan die Hand entgegen.

"Freut mich ebenfalls, ich heiße Lan.", antwortete er schließlich, nachdem er etwas zögernd ebenfalls seine Hand reichte.

Auch Dex und Yai schüttelten ihm die Hände und stellten sich kurz vor.

"Das sind also deine kleinen Freunde, Rotschöpfchen?", stellte Joshua fest, als er Mayl einmal kräftig die Haare durchwuselte, worüber sie sich zunächst ärgerte, allerdings gleich darauf anfangen musste zu kichern.

"Yup, Josh, das sind sie.", gab sie als Antwort zurück und stieß ihm den Ellbogen leicht in die Seite, weswegen auch Joshua anfangen musste zu lachen.

Lan beobachtete das ganze etwas ungläubig. Was ging da vor? 'Josh'? 'Rotschöpfchen'??

Und wie die beiden lachten... Irgendwie wusste Lan nicht wieso, aber er kannte diesen Joshua erst ein paar Sekunden und konnte ihn schon nicht wirklich leiden. Und auch obwohl er es sich verkneifen wollte, brachte sein Blick seine Eifersucht doch deutlich zum Ausdruck. Zumindest für Joshua, welcher direkt vor ihn trat und sich ein Stück runter beugte, da er etwas größer als Lan war.

"Du bist dann also Rotschöpfchens Zukünftiger?", fragte er und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

"Josh, sei bloß still!!", wandte Mayl laut ein und lief rot an.

Dex und Yai und sogar selbst der Busfahrer hatten längst begriffen, was Sache war, nur Lan warf seinem Gegenüber verwirrte Blicke zu.

"Zukünftiger was?", fragte er verdutzt.

Joshua guckte etwas verwundert und wusste nicht so recht, ob Lan jetzt wirklich nicht wusste, was er gemeint hatte.

"Lan, manchmal bist du echt viel zu dämlich. Jeder hier hat's längst kapiert, nur du wieder nicht. Das wäre mir an deiner Stelle echt peinlich.", seufzte MegaMan plötzlich kopfschüttelnd, welcher wieder einige Knuddelattacken des kleinen Fishys über sich ergehen lassen musste.

"Huh? Was denn? Worum geht's denn grad?"

"Nichts, vergiss es einfach wieder Lan!!", trat Mayl plötzlich zwischen Lan und Joshua und wollte das Ganze schnell beenden, bevor ihr Kopf noch die Farbe einer Tomate erreicht hatte.

Joshua lachte laut los. Lan war genauso, wie Mayl ihn schon unzählige Male beschrieben hatte.

"Tut mir leid, Lan. Ich wollte dir damit eigentlich nur klar machen, dass du mich nicht so eifersüchtig ansehen brauchst.", zwinkerte er ihm zu, worauf dann Lan derjenige war, der rot anlief.

"Also dann... Es freut mich wirklich euch kennen zu lernen, vor allem dich, Lan. Mayl hat mir schon viel... sehr viel über dich erzählt. Du scheinst viel über das Net-Battlen zu wissen, aber wie es um deine Kenntnisse über die Natur steht, das werden wir dann mal heute rausfinden, was? Ich werde euch durch den Wald führen und euch einiges erklären. Und wie ich gehört habe, wolltet ihr so ein kleines Survival Training abhalten? Dieser Wald ist dazu zwar nicht sonderlich gut geeignet, aber ich habe mir da schon etwas feines ausgedacht. Aber zuerst sollten wir mal euer Gepäck aus dem Bus schaffen und es dort drüben hinbringen, wo wir unser Lager aufschlagen wollen, okay?"

Als ein lautes Jubeln als Zustimmung unter den Kindern ausbrach, machten sie sich auch gleich ans Werk. Der Busfahrer öffnete die Ladefläche und holte die Taschen heraus und gab sie an die anderen weiter. Joshua nahm sich ein paar der schwereren Taschen und trug sie zum Lagerplatz. Dex und Yai nahmen gemeinsam zwei der Zelttaschen und gingen ihm gleich hinterher. Lan und Mayl hingegen nahmen jeder ein paar der kleineren und leichteren Taschen und gingen direkt nebeneinander hinter den anderen her.

"Sag mal... Woher genau kennst du diesen Joshua eigentlich? Ihr scheint euch ja sehr gut zu verstehen.", fragte Lan neugierig, als die anderen weit genug weg waren, dass sie nichts hören konnten.

"Wir kennen uns eigentlich schon ziemlich lange. Ich hatte ihn mal kennen gelernt, als ich vor ein paar Jahren in so einem Sommerlager war. Sein Vater leitet es auch heute noch und seine Familie sind gute Bekannte von meinen Eltern. Wir hatten damals viel Spaß und so einiges gemeinsam unternommen. Manchmal kam er zu Besuch und wir hatten gespielt, aber dann haben wir uns nur noch sehr selten gesehen, als seine Eltern nach Netopia gezogen sind. Er ist jetzt neunzehn und hat die Schule vorzeitig abgebrochen, da er ein Studium als Forscher von einem Bekannten angeboten bekommen hatte. Er hat sich schon immer sehr für die Natur interessiert und vor allem für Käfer. Darum nimmt er an vielen Seminaren teil und will später mal so ein großer Käferforscher, wie sein Onkel werden. Ich habe es selbst nicht gewusst, aber er verbringt die Sommerferien über hier in Electopia und leitet Ferienlager, wie sein Vater, allerdings in kleinerem Umfang. Als er dann zum ACDC Forest gekommen ist, um sich mit den hier heimischen Käferarten zu beschäftigen, habe ich das erste Mal seit fast einem Jahr wieder von ihm gehört. Was genau so in der Zwischenzeit geschehen ist weiß ich nicht und auch nicht, warum wir so lang keinen Kontakt mehr hatten. Er wollte irgendwie nicht drüber reden, aber er meinte es hätte sich einiges in seinem Leben geändert. Er hat bereits eine Stelle in einem großen Wissenschaftskonzern angeboten bekommen, der sich hauptsächlich auf Käfer spezialisiert hat."

"Ach so. Ich hatte mich schon gewundert, da ich zuvor nie was von ihm gehört hatte. Da hat es mich überrascht, dass ihr euch scheinbar so gut versteht."

"Er hatte schon damals eine Vorliebe dafür mich zu ärgern. Ich bin wirklich froh, dass wir uns nach so langer Zeit mal wieder sehen können und dass sein Leben scheinbar genau so läuft, wie er es sich immer gewünscht hatte."

Lan nickte leicht und die beiden gingen weiter und stellten schließlich die Taschen auf dem großen Platz ab, der als einziger, kreisrunder Fleck, nicht von Gras bewachsen war.

Daher kannte Mayl diesen Joshua also. Aber auch wenn Lan jetzt wusste, was es mit diesem Typen auf sich hatte, so war er dennoch eifersüchtig und musste sich erst noch genau überlegen, ob er ihn nun mögen sollte oder nicht...
 

Als auch die letzten Tasche aus dem Bus geholt und zum Lagerplatz gebracht waren und der Fahrer sich verabschiedetet hatte und den Rückweg antrat, sammelten sich die vier Freunde um Joshua, welcher auf einem abgesägten Baumstumpf saß und noch einiges klären wollte...

"Sooo... Sieht ja so aus, als hättet ihr alles wichtige dabei.", stellte er fest, als er noch einmal einen Blick zu den vielen Taschen warf. "Dann werden wir jetzt mal unser weiteres Vorgehen planen. Heute wollt ihr hier übernachten und morgen also nach Star Town, stimmt's? Jetzt haben wir zwanzig nach eins, also noch viel Zeit, um was zu unternehmen. Ich hatte es mir so gedacht, dass wir zunächst einen kleinen Rundgang durch den Wald machen und anschließend das Lager hier aufschlagen. Wenn ihr den Wald etwas besser kennt, wird uns das auch etwas leichter fallen, da wir dann noch einiges aus dem Wald besorgen müssen, für ein richtiges Camp. Anschließend kommt der Teil des Tages, den ich und Mayl gemeinsam gestaltet haben und den wir mit euch dann noch weiter ausbauen wollen. Und heute Abend werden wir ein kleines Lagerfeuer machen, und uns selbst etwas zu Essen bereiten, was ausschließlich aus Köstlichkeiten dieses Waldes bestehen wird. Also, wollen wir das so machen oder gibt es irgendwelche Einwände?"

"Buäh, Fressen aus dem Wald?? Ich will nicht so ein olles Grünzeug und Krabbeltiere essen müssen!", gab Dex angewidert zu Wort.

"Keine Sorge, an Krabbeltiere hatte ich eigentlich nicht gedacht und wenn du kein Grünzeug magst, gibt's hier immer noch Fisch. Den musst du dann allerdings selbst fangen.", erklärte Joshua lachend.

Halbwegs zufrieden nickte dann auch Dex, womit schließlich alles beschlossen war.

"Na gut, dann lassen wir die Sachen hier liegen und gehen mal los, was? Immer schön bei mir bleiben und genau aufpassen, okay?"

Voller Elan sprang Joshua auf, warf sich seinen Rucksack über und ging auf den Waldeingang zu. Dex, Mayl, Yai und Lan folgten ihm. Jetzt konnte es endlich losgehen! Lan war nun sogar noch aufgeregter, als vorher. Er konnte es kaum noch abwarten, was sie alles im Wald sehen und anschließend noch unternehmen würden, was Mayl und Joshua unter strengster Geheimhaltung vorbereitet hatten...

The Forest's Wilderness

Der große Tag des Campingausflugs hatte endlich begonnen! Und unsere vier Freunde Lan, Mayl, Dex und Yai waren bereits mit ihrem Führer Joshua, einem alten Freund von Mayl, unterwegs im wunderschönen ACDC Forest.

Der Himmel war völlig klar und wolkenlos und die Luft angenehm warm. Man hatte den Geruch von alten Zweigen in der Nase, der von leichten Luftbrisen hin und her getragen wurde. Und die großen Schatten der vielen Bäume boten eine willkommene Erfrischung, da es angenehm kühl in ihnen war.

Aus Büschen und Sträuchern hörte man die unterschiedlichsten Tierlaute. Das Singen kleiner Spatzen, das Zirpen von Grillen und das Summen von Bienen und Fliegen.

Die kleine Gruppe folgte einem schmalen Waldweg der direkt durch den ACDC Forest führte, an dichtem Gestrüpp, dicken Büschen, Brennnesseln, gebrochenem Holz und alten Bäumen vorbei. Der Wald war ziemlich dicht bewachsen je weiter man in ihm vordrang. Lan erinnerte sich an die Worte General Stryker's. Eine Machete wäre vielleicht doch ganz praktisch gewesen...

Lan musste bei jedem seiner Schritte aufpassen, sich nicht in irgendwelchen dünnen Wurzeln zu verfangen oder über dicke Äste zu stolpern. So ein Waldspaziergang konnte unter Umständen ziemlich anstrengend sein.

Joshua und Mayl gingen nebeneinander voraus und unterhielten sich ein wenig, während Joshua zwischendurch immer mal wieder stehen blieb und die Kinder auf bestimmte Pflanzen oder Tiere aufmerksam machte und ein paar Worte dazu sagte. Lan versuchte so viel davon zu behalten, wie nur möglich, was allerdings nicht ganz so einfach war, zumal er ständig von irgendwelchen fliegenden Tieren genervt wurde, die um seinen Kopf herum schwirrten.

Er schlug ein paar Mal nach einer Fliege, die schon mehrmals versucht hatte einen Landeanflug auf sein Gesicht zu unternehmen und erwischte sie schließlich auch, aber in einem solchen Winkel und mit solcher Kraft, dass der leblose Fliegenkörper direkt dem angewiderten Dex mitten ins Gesicht klatschte.

Der kleine Trupp ging weiter und folgte dem Pfad zu einem kleinen Wildwechsel. Lan erblickte auf seinem Weg mindestens dreißig verschiedenartige Pflanzen und selbst verschiedene Baumarten schienen hier zu wachsen. Doch am interessantesten waren noch immer die Tiere. Besonders fasziniert war Joshua von Käfern. Hätte Lan nicht eh schon davon durch Mayl erfahren, hätte man es Joshua aber auch an seinen besonders ausführlichen Erklärungen anmerken können, die er immer sofort hielt, wenn er einen Käfer erspähte. Der Typ musste einen sechsten Sinn zum Finden dieser Viecher haben, da Lan keinen einzigen von ihnen bemerkt hätte, hätte Joshua die Kinder nicht sofort drauf aufmerksam gemacht.

Schließlich erreichten die Fünf eine etwas größere, fast unbewachsene Lichtung von der aus sich vier Wege in alle Himmelsrichtungen trennten. Joshua blieb in der Mitte stehen, in einem Kreisrunden Lichtkegel, der von der Sonne durch die Baumkronen auf den grasbewachsenen Boden geworfen wurde.

"Okay, stopp!", rief Joshua und versammelte die Kinder um sich herum. "So, das hier ist die erste große Waldlichtung. Von hier aus gelangt man zu allen Waldgebieten im Handumdrehen. Ihr müsst euch den Weg unbedingt merken, da ihr heute noch öfters hier umherstreifen müsst, vor allem, wenn wir nachher das Lager aufbauen wollen. Es sollte allerdings nicht allzu schwer zu finden sein. Ihr müsst hauptsächlich dem kleinen Waldweg hierher folgen, den wir grade gegangen sind. Was ihr euch aber jetzt auf jeden Fall einbläuen solltet, ist wohin welcher dieser vier Wege hier führt.", erklärte er und achtete besonders darauf, dass alle ihm zuhörten. Er hob seinen Arm und zeigte auf den ersten Weg ganz links. "Dort ist der 'tote' Teil des Waldes. Die Bäume dort sind weitgehend zerstört und es wachsen kaum noch Pflanzen dort. Nur einige Unkräuter. Der Boden ist schwer zu begehen. Es gibt dort jede Menge Holzkäfer, welche dafür verantwortlich sind, dass die Bäume dort zerstört sind. Sie fressen sich in ihren Stamm und bauen darin ihre Nester. Wenn die Larven aus den Eiern schlüpfen, ernähren sie sich ein Jahr lang vom Innern des Baumes und fressen sich nach draußen. Dadurch stirbt der Baum schließlich ab. Ich würde euch nicht unbedingt raten dorthin zu gehen. Zum Feuerholz suchen ist dieser Ort aber grade zu perfekt."

Joshua vergewisserte sich, dass alle verstanden hatten, was er gesagt hatte und deutete auf den mittleren Pfad. "Geradeaus geht es direkt weiter zum Central Fall. In der Nähe des Wasserfalls wachsen jede Menge essbare Beeren. Über den ganz rechten Weg kommt ihr schließlich zum Bach, der aus dem Central Fall entspringt. Wenn ihr Fische fangen wollt ist das der richtige Ort. Alles okay?"

Alle nickten und zeigten, dass sie soweit alles verstanden hatten. Nur Dex schien etwas unruhig zu sein.

"Was ist los, Dex?", fragte Lan verwundert.

"Ehm... Nix, rein gar nix..."

Lan starrte ihn noch etwas fragend an. Dex schaute sich ständig überall um, als würde er glauben beobachtet zu werden oder dergleichen. Er schien sogar ein wenig zu zittern. Doch Lan kümmerte sich nicht weiter drum. Wenn Dex etwas nicht sagen wollte, dann tat er das auch nicht, selbst wenn er aggressiv werden müsste.

Lan strich sich langsam durch die Haare. Schweißperlen tropften sein Kinn hinunter. Es war so warm... Er nahm seinen Rucksack ab, zog seine rote Weste aus und steckte sie hinein und hing sich den Rucksack anschließend wieder über. Sein Magen knurrte laut, es war jetzt sicherlich kurz vor zwei oder so was in der Richtung, also eigentlich die Zeit, zu der es bei Lan Zuhause immer Mittagessen gab. Hungrig, fast sabbernd, schaute er sich in seiner Umgebung genau um und erblickte ein paar bräunliche Pilze, die auf den wuchtigen Wurzeln eines stämmigen Baumes wuchsen und beugte sich zu ihnen, riss ein paar ab und roch daran.

"Ob man die wohl essen kann?"

Doch bevor Lan sich auch nur einen von denen in den Mund stecken konnte packte ihn von hinten eine Hand, riss ihm die Pilze weg und warf sie zurück auf den Boden.

Lan schaute Joshua erschrocken an, welcher plötzlich von hinten angestürmt gekommen war.

"Was tust du da?? Niemals etwas aus der freien Natur essen, wenn du nicht genau weißt, was es ist!"

"Aber es sind doch nur Pilze..."

"Das da waren aber giftige Pilze! Und selbst wenn sie es nicht wären. Es gibt einige Kleintiere in diesem Wald deren Speichel Giftspuren enthalten kann. Wenn du etwas aus der Natur essen möchtest, frag zuvor lieber mich und selbst wenn es essbar ist, wasch es zuerst ab, okay?", erklärte Joshua, der mittlerweile einen etwas ernsteren Blick hatte, als noch vor wenigen Minuten.

"Tut mir leid...", stammelte Lan.

"Ist ja nicht schlimm. Du wusstest es nicht, aber merk es dir für die Zukunft. Du hast zwar Recht, wenn du glaubst man kann alle Pilze essen, allerdings manche davon nur einmal.", zwinkerte Joshua Lan zu und setzte wieder ein Lächeln auf, was auch Lan dazu verlitt zu lachen.

"Lan, du Dummkopf. Mach mich bloß nicht unglücklich.", kicherte Mayl, die sich plötzlich von der Seite in Lan's Arm einhakte und ihn fröhlich anschaute.

Lan war nun wieder etwas verwirrt, aber er dachte nicht weiter drüber nach als die Gruppe ihren Fußmarsch in Richtung des Central Falls weiter fortsetzte.
 

Die Zeit verging und die Mittagssonne erreichte ihren höchsten Punkt und es schien so, als stand sie beinahe im Zenit. Sie schien direkt von oben auf den grünen, weiten Wald, warf kleine Lichtbündel durch Blätter, Zweige und Äste und projizierte wunderschöne Schattenspiele der Blätter, die sich durch leichte Luftströmungen bewegten, auf den Grasboden.

Als die kleine Gruppe nach einem größeren Umweg über kleine Nebenpfade, wo Joshua den Kindern ein paar Pflanzen gezeigt hatte die essbar und welche die nicht essbar waren, endlich den Central Fall erreicht hatte, legte sie eine kleine Pause ein.

Lan und Mayl setzten sich auf einen großen, abgerundeten Stein, der sehr dicht an dem kleinen Wasserfall lag. Sie bekamen sogar ab und zu kleine Wasserspritzer ins Gesicht, was allerdings schön erfrischend war.

Der Central Fall war ein wirklich kleiner Wasserfall in der Mitte des ACDC Forest. Er entsprang aus einem Erdhügel, der knapp drei Meter hoch war und der Wasserfall selbst hatte eine Breite von vielleicht ein oder höchstens zwei Metern. Unten, wo er auf den Boden traf, war der Ursprung des Flusses, der tiefer im Wald immer breiter wurde und einmal quer durch ihn durch und schließlich bis nach Star Town führte.

Dex setzte sich vor einen dicken Baum und lehnte sich erschöpft an ihn, während Yai ihre Sonnenbrille aufsetzte und sich auf einen flachen Stein legte, auf den die Sonne mit unerbittlicher Wärme schien.

Joshua setzte sich auf den Grasboden und streckte die Beine von sich. Alle fünf waren ziemlich erschöpft...

"Und? Wie fandet ihr es bisher?", erkundigte sich Joshua, als er aus seinem Rucksack eine kleine Wasserflasche holte und einen Schluck daraus nahm.

"Bisher ziemlich interessant, aber auch anstrengend.", kam es fast stöhnend von Lan.

Dex war zu schwach um zu Antworten und schwitzte ohne Gnade und Yai schien sogar schon eingeschlafen zu sein.

"Na ja, keine Sorge, es wird noch angenehmer im Laufe des Tages. Das kommt von der Wärme. Aber keine Sorge, schwimmen steht auch im Programm.", erklärte Joshua und hielt Lan die Wasserflasche entgegen, welcher sie dankbar entgegennahm, auch einen Schluck wagte und sie an Mayl weiterreichte.

"Gibt es hier eigentlich auch wirklich gefährliche Tiere? So wie Bären oder so was? Ich hab hier noch nichts großes gesehen.", stellte Lan fest.

"Bären gibt's hier glücklicherweise nicht. Das einzige was hier gefährlich werden könnte sind die Bienen und einige Libellen. Oder Tiere wie der Ruderkäfer, der in Flussnähe lebt. Er schwimmt im Wasser und sein Biss kann ziemlich schmerzhaft, aber nicht tödlich sein."

"Wuah, wenn das so ist, will ich lieber nicht schwimmen gehen.", sprach Lan erschrocken.

"Du brauchst keine Angst haben. Da wo wir schwimmen wollen gibt es nur ein paar Forellen, wegen denen sich die Ruderkäfer dort nicht ins Wasser trauen. Außerdem gab es bisher nur sehr seltene Fälle, wo mal jemand gebissen wurde."

"Hmm... Die Natur hat scheinbar viele Überraschungen auf Lager. Es klingt interessant, aber zugleich auch gefährlich. Wie genau bist du dazu gekommen ausgerechnet Käfer zu studieren?", fragte Lan neugierig, als er Joshua die Flasche zurückgab, nachdem auch Mayl etwas getrunken hatte.

"Ich weiß es auch nicht ganz genau. Mein Onkel und mein Vater hatten sich auch schon immer für Käfer interessiert. Ich wurde fast täglich mit ihnen konfrontiert und irgendwann begann auch ich mich mehr dafür zu interessieren. Außerdem mag ich die Natur und bin gerne draußen. Ich wollte auch schon immer ein Ferienlager leiten, so wie mein Vater. Aber es ist harte Arbeit und es gibt mittlerweile nur noch wenige Leute die davon etwas halten. Jährlich gibt es weniger Teilnehmer an Camps und es wurde schon oftmals versucht den Wald abzuholzen, in dem mein Vater sein Lager hat. Alles nur um neue Fabriken zu bauen. Die Menschen zerstören unsere Natur. Sie glauben sich dadurch mehr Lebensraum zu schaffen, aber dafür rauben sie den der Tiere und letztendlich wird es auch sie zugrunde führen. Auch Hunderte von Käferarten sind bereits ausgestorben, da man immer neue Fabriken benötigt und sie so auslöscht. Es ist wirklich ein Jammer..."

"Ich kann das auch nicht verstehen.", stimmte Lan zu. "Dabei macht es so viel Spaß in der Natur zu sein."

"Wenn nur mehr Leute so denken würdet, wie ihr Kinder. Aber heutzutage ist alles nur noch digital und maschinell. Die Natur wird kaum noch benötigt. Im Gegenteil! Sie wird als Ärgernis empfunden. Aber wir sind ja heute nicht hier, um uns einen großen Kopf darum zu machen. Genießen wir einfach den Tag, okay?", versuchte Joshua das Thema zu beenden und legte sich flach auf den Rücken.

Lan nickte und wandte sich wieder Mayl zu. Allerdings wurde sein Magenknurren immer lauter, so dass es sogar das Plätschern des Wasserfalls übertönte.

Mayl musste laut lachen. Dieses seltsam grummelnde Geräusch und Lan's Gesichtsausdruck waren einfach zu komisch.

"Ach ja, du hast immer noch Hunger?", fragte Joshua, der ebenfalls lachen musste.

"Jaaa...", seufzte Lan und hielt sich den knurrenden Bauch.

"Na gut, es wird auch langsam Zeit, dass wir das Lager aufbauen. Kommt, gehen wir zum Zeltplatz zurück."

Joshua schnappte sich seinen Rucksack und richtete sich wieder auf. Er klopfte sich etwas Gras von der Hose und ging anschließend zu Dex, um ihm beim Aufstehen zu helfen.

Lan und Mayl standen auch wieder auf und weckten sachte Yai, welche wirklich eingeschlafen war und ein lautes Gähnen von sich gab.

Da die Kinder sich nun mit dem Großteil des Waldes auskannten, konnte der Trupp wieder zum Camp zurückkehren und zu den eigentlichen Taten schreiten...
 

Nachdem sie den selben Weg, den sie zum Central Fall genommen hatten, wieder zurückgegangen waren, dieses Mal nur ein wenig schneller, erreichte die Gruppe den großen Lagerplatz, wo der Bus sie zuvor abgesetzt hatte.

Die große Lichtung befand sich nun direkt im Zentrum des Sonneneinfalls und die Wiese, um den unbewachsenen Erdfleck herum, wo die Zelte aufgebaut werden sollten, strahlte in einem wunderschönem, saftigen grün.

Lan warf seinen Rucksack beiseite und streckte sich einmal kräftig, ehe er sich auf den Grasboden nieder sacken ließ. Mayl warf sich direkt neben ihn und lehnte sich erschöpft an seine Schulter.

Dex hatte die Zunge aus dem Mundwinkel hängen und hechelte fast wie ein Hund. Schweiß lief ihm wie aus Strömen über das breite Gesicht und wie ein gewaltiger Fels, der in sich brüchig zu sein schien, stürzte er nach unten und prallte mit einem lauten Knall auf den Erdboden und wirbelte Dreckwolken auf.

Lan und Mayl blickten erschrocken zu ihrem Freund rüber, der kraftlos am Boden liegen blieb und den Dreck einzuatmen schien.

Joshua trat vorsichtig und verwundert um Dex herum, als er zu den Taschen gehen wollte, die die Kinder vorher gestapelt hatten.

"Was ist los mit eurem Freund? Ist ihm nicht gut?"

"Der ist solche Anstrengung bloß nicht gewöhnt.", lachten Mayl, Lan und sogar ihre Navis alle im Chor.

"Oh... na dann wird der heutige Tag ja noch ein echter Höllentrip für ihn.", stellte Joshua fest und begann auch wieder zu lachen.

Dex war nicht sehr begeistert davon gewesen und hätte sich auch zu Wort gemeldet, hätte sein Gesicht nicht direkt im dreckigen Erdboden gesteckt und er mehr Kraft gehabt.

Yai konnte sich den Spaß einfach nicht verkneifen und trat Dex in seinen breiten Hintern, der ihr geradezu einladend entgegenblickte.

Ein gedämpfter Schrei war zu hören und prompt mobilisierte Dex alles an Kraft, was er noch besaß, richtete sich wieder auf und rannte Yai nach, die ihm die Zunge rausstreckend, vor ihm davon lief.

"Er hat ja doch noch mehr Kraft, als ich dachte.", sprach Joshua und beobachtete das lustige Szenario.

Nachdem sich dann einige Minuten später alles etwas beruhigt hatte und Dex bei der Verfolgungsjagd mehrmals den Kürzeren gezogen hatte und sogar einmal Bekanntschaft mit einem großen Brennnesselbusch machen musste, der seinem Namen alle Ehre machte, versammelten sich die vier Freunde wieder in einem Halbkreis um Joshua, welcher an jeden Aufgaben verteilen wollte, um endlich das Camp aufbauen zu können.

"Okay, ich denke zuerst bauen wir die Zelte auf, dann kümmern wir uns um alles andere.", begann er und hob dabei eine Zelttasche vom Boden auf. "Wir haben drei Zelte. Eines für die beiden Mädchen, eines für Dex und Lan und ich gehe dann in das Letzte. Ich würde dann mal vorschlagen, dass jeder sein Zelt selbst aufbaut, oder?"

Dex und Lan nickten zustimmend und nahmen sich auch eine der drei großen Zelttaschen. Mayl und Yai waren ebenfalls einverstanden und nahmen das letzte Zelt, welches noch am Boden lag.

"Wenn ihr Hilfe beim Aufbauen braucht, sagt bescheid. Wir stellen sie dann am besten alle nebeneinander dort vorne auf.", sprach Joshua und deutete dabei auf die Mitte des großen, runden Erdflecks, welcher von Wiese umgeben war. "Oder noch besser wäre es in einem Halbkreis, wenn wir dann in der Mitte heute Abend das Feuer machen wollen. Dann an die Arbeit, Jungs und Mädels, damit wir auch noch etwas vom Tag haben!"

Nur so strotzend vor Energie und voller Elan marschierte Joshua mit seiner Tasche direkt in die Mitte des Platzes, auf den er gedeutet hatte. Er warf die Tasche auf den Boden und setzte sich beim Öffnen in die Hocke. Mit einem lockeren Ziehen, voller Schwung zog er den langen Reißverschluss auf und nahm ein paar Metallstangen und eine dunkelblaue Plane heraus, die er sorgfältig sortierte und auf den Boden neben sich legte.

Dex und Lan zögerten auch nicht weiter und postierten sich mit ihrem Zelt etwas schräg versetzt neben dem von Joshua. Während Dex die einzelnen Bauteile herauskramte und versuchte sie ebenfalls zu sortieren, schaute sich Lan schon mal die Bauanleitung an, aus der er irgendwie nicht wirklich schlau wurde.

Yai und Mayl hingegen hatten etwas weniger Arbeit. Yai hatte ihr ganz neues 'High-Tech'-Zelt mitgebracht, das sie erst kürzlich bekommen hatte. Es war momentan der letzte Schrei auf dem Campingmarkt, aber auch extrem teuer. Dieses Zelt war größtenteils schon zusammengesetzt, was man nicht glauben konnte, wenn man die eher kleine Tasche anguckte. Es bestand nicht, wie die anderen, aus einer Plastikplane und Metallstangen, sondern aus einer sehr stabilen, jedoch gummiartigen Außenverkleidung, die von innen mit Stahlpfosten gestützt wurde. Der Eingang war statt mit Reißverschluss versehen, eine Art Luke, die sich elektronisch öffnen und wieder verschließen ließ. Es wurden sogar zwei kleine Terminals zur Kontrolle der Stabilität der Pfosten mitgeliefert, in denen es sogar Jack-In-Ports gab! Hauptsächlich waren diese Terminals aber dafür zuständig, das Zelt an die herrschenden Witterungsbedingungen anzupassen, so dass es selbst bei starken Stürmen standhaft war.

Darüber hinaus war die Außenverkleidung auch noch schalldicht und konnte nur mit wirklich scharfen und großen Messerklingen beschädigt werden. Und da sie auch noch aus diesem pinkfarbenen, gummiartigen Material gefertigt war, konnte sie sogar Blitze ableiten, falls mal einer in dieses Zelt einschlagen sollte...

Mayl war nicht ganz begeistert davon, da sie auch lieber in einem normalen Zelt geschlafen hätte, aber wahrscheinlich würde es doch ganz lustig werden. Obwohl der eigentliche Sinn dieses Ausflugs darin bestand einmal von diesem Technikkram abzulassen...

So baute die kleine Gruppe die drei Zelte in einem Halbkreis um die vorbereitete Feuerstelle auf, die Joshua vorher noch mit Steinen markiert hatte.

Ganz links waren Dex und Lan mit ihrem roten Zelt, in der Mitte Joshua mit seinem dunkelblauen und daneben Yai und Mayl mit ihrem hochtechnologischen, pinkfarbenen Zelt, was schon fast so groß war, wie die anderen beiden zusammen.

Der Aufbau verlief auch nicht ganz ohne Probleme. Joshua hatte sein Zelt innerhalb einer viertel Stunde bereits aufgebaut und ruhte sich ein wenig auf der großen Wiese aus, während er die anderen beobachtete.

Yai und Mayl waren ebenfalls schnell fertig, da sie nicht sonderlich viel tun mussten. Einige Teile des Zeltes waren sogar mechanisch und setzten sich auf Knopfdruck von selbst zusammen. Dafür hatten die Beiden aber Probleme mit dem Eingang, der ab und zu immer wieder eine Fehlfunktion hatte und einmal sogar Yai für mehrere Minuten so im Zelt eingesperrt hatte. Doch mittlerweile schien es ganz gut zu funktionieren.

Die größten Probleme hatten Lan und Dex. Die beiden Jungs stellten sich wirklich tollpatschig und unbeholfen beim Aufbauen an. Während Dex sich ein paar Mal auf den Finger gehauen hatte, als er mit dem Hammer die Heringe in den Boden schlagen wollte, hatte sich Lan einige Male in den Seilen und Strippen verheddert, sich Finger beim Zusammenstecken von Metallstangen eingeklemmt und viele Teile sowieso komplett falsch zusammengesetzt. Auch nach zwanzig Minuten nahm ihr Zelt noch immer keine sonderlich zeltartige Form an. Lan versuchte zwar den Bauplan zu verstehen, aber es ging nicht. Er konnte die Schrift nicht entziffern, wusste nicht welches der fünf Blätter die erste Seite war, da sie weder nummeriert noch zusammengeheftet waren und er konnte nicht mal erkennen, ob er sie überhaupt richtig herum hielt.

Als dann jedoch Joshua eingriff, um den beiden zu helfen, sah es nach wenigen Minuten doch schon viel besser aus, bis das Zelt dann auch nach langer, harter Arbeit endlich komplett aufgestellt war!
 

Erneut sammelten sich die vier Freunde um Joshua, als die Zelte aufgebaut waren und es darum ging die letzten Aufgaben zu verteilen...

"So, das wäre dann auch endlich geschafft.", seufzte er, als er sich zu Boden niederließ und die Kinder sich vor ihm hinhockten. "Jetzt bekommt jeder von euch noch eine kleine Aufgabe und dann beginnt der richtige Spaß des Tages!"

Dex atmete erleichtert auf, als er dies hörte. Bisher fand er das Ganze nicht sehr lustig und ziemlich anstrengend.

"Ich und Mayl werden hier bleiben und alles bereit machen, dass es sofort losgehen kann, wenn ihr wieder da seid. Lan, Dex und Yai, ihr werdet jetzt noch mal in den Wald müssen, ein paar Dinge besorgen. Dex, dich möchte ich bitten zum Bach zu gehen. Ich werde dir eine Angel mitgeben und dann kannst du mal dein Glück beim Fischfang versuchen."

"Ehm... okay, von mir aus...", kam es etwas frustriert zurück.

"Yai, dich möchte ich bitten in der Nähe vom Central Fall ein paar der Beeren zu sammeln. Ich gebe dir einen Korb und du bringst mal so viel mit, wie du meinst, das wir brauchen, okay?"

"Kann ich machen.", antwortete Yai, schon etwas motivierter als Dex.

"Tja, und Lan... Würdest du bitte ein bisschen Feuerholz für unser Lagerfeuer heute Abend sammeln?"

"Kein Problem, werd ich machen!", brüllte Lan schon fast, der wohl von allen am motiviertesten war.

"Sehr gut.", sprach Joshua und stand wieder auf. "Dann beeilt euch aber ein klein wenig, da wir heute sonst nicht mehr alles schaffen. Ach, und Lan?"

"Ja?", fragte Lan verdutzt, als er sich auch wieder aufrichtete.

"Guck, ob du so im Wald Feuerholz findest. In dem toten Teil des Waldes wirst du zwar sicherlich vieles gutes Holz finden, aber ich würde dir nicht unbedingt raten dorthin zu gehen."

"Okay, dann werd ich gucken, ob ich in den anderen Gebieten was finden kann."

Joshua nahm seinen Rucksack ab, öffnete ihn und holte eine eingefahrene Angelrute heraus, die er Dex in die Hand drückte. Dann ging er zu dem anderen Gepäck rüber und holte einen tellergroßen Korb heraus, den er Yai überreichte. Lan bekam einen älteren Rucksack, der schon einiges durchgemacht haben musste, in dem er das Holz transportieren sollte.

Als alle ihre Gegenstände bekommen hatten, verabschiedeten sie sich noch von Mayl und Joshua und machten sich auf den Weg durch den Wald.

Direkt am Waldeingang angekommen blieben die Drei noch einmal kurz stehen...

"Okay, ich werde dann schon hier nach Holz suchen. Geht ihr dann mal weiter.", sprach Lan.

"Okay, machen wir. Pass aber bloß auf, dieser Wald ist mir nicht ganz geheuer.", antwortete Dex und ging langsam den schmalen Pfad weiter entlang, den sie vorher schon genommen hatten, um zur Waldkreuzung zu kommen.

"Werd ich machen, ihr aber auch! Ich werde dann später zu euch stoßen!", rief Lan seinen beiden Freunden noch hinterher, die sich immer weiter entfernten und schließlich im Dickicht des Waldes verschwanden.

Lan nahm putzte sich den Schweiß aus dem Gesicht und nahm sein PET zur Hand...

"Na, dann mach mal voran, Lan!", sprach MegaMan auch sofort, der scheinbar erneut dabei war mit Dash fangen zu spielen.

"Ja ja, ich mach mich ja schon an die Arbeit, aber sag mal... wird euch das eigentlich nie langweilig?"

"Ach was! Das ist lu-", doch MegaMan wurde mitten im Satz unterbrochen, als das kleine Fishy ihn endlich eingeholt hatte und ihn mit einem kräftigen Bodycheck zu Boden beförderte. "...-stig..."

"Na ja, du musst es ja wissen.", seufzte Lan kopfschüttelnd.

Er behielt das PET in der Hand, um sich noch weiter mit seinem Navi zu unterhalten, während er damit begann nach dem benötigten Feuerholz zu suchen. Langsam schritt er den Waldweg entlang und hielt überall Ausschau nach verwendbaren Ästen, doch bisher fand er nur kleine Zweige oder Wurzeln.

Es war irgendwie gar nicht so einfach etwas zu finden und oftmals musste er auch vom Waldweg abgehen und durch dichte Gebüsche stapfen, um ein paar dicke Äste zu finden, die vermutlich gut brennbar sein würden.

Er brauchte für den Weg vom Waldeingang bis zur Kreuzung, von der aus es zu den anderen Gebieten ging in denen Yai und Dex waren fast fünfzehn Minuten. Eine ziemlich beachtliche Zeit, da dieser Weg auch in fünf Minuten zu schaffen war, wenn man ohne Unterbrechung fix geradeaus ging. Aber unterwegs fand er genug Holz, dass er bereits über die Hälfte des Rucksacks damit gefüllt hatte, als er endlich bei der Lichtung ankam. Er setzte sich in den Schatten unter einem Baum, begutachtete seine Ausbeute und hielt sein PET dabei hervor...

"Meinst du das wird reichen?", fragte er seinen Navi, als er das PET so hielt, dass auch MegaMan in den Rucksack schauen konnte.

"Yup, ich denke damit könnte man sogar zwei Lagerfeuer machen!"

"Na gut.", sprach Lan und machte den Rucksack wieder zu. Er überlegte, ob er jetzt als nächstes zu Dex und Yai oder wieder zurück zum Camp gehen sollte.

"Meinst du wir sollten bei den anderen gucken, oder wieder zurück zu Mayl und Joshua?"

"Keine Ahnung, das musst du doch wissen. Vielleicht sind die anderen ja auch schon längst wieder zurück. Immerhin haben wir ziemlich lange, beziehungsweise hast du ziemlich lange zum Holzsammeln benötigt. Lass uns doch einfach erst mal zurück und das Holz abgeben, dann musst du es jetzt nicht noch länger mit dir rumtragen.", schlug der blaue Navi vor.

"Stimmt, die Tasche ist echt schwer. Na gut, dann geh ich erst zurück zu den anderen."

Gerade als Lan wieder aufstand, hörte er plötzlich ein leises Rascheln aus dem Baum über ihm. Neugierig blickte er nach oben und sah einige Blätter herunterfallen. Als er aber nichts weiteres erkennen konnte, setzte er seinen Weg fort. Doch in dem Moment, als er aus dem Schatten des Baumes heraustrat, erklang ein lautes Knacken, ein donnerndes Poltern und anschließend ein lauter, dumpfer Schlag, als mit einem Male ein dicker Ast nur knapp an Lan vorbeifiel und auf den Boden vor seinen Füßen aufschlug. Erschrocken fiel der Junge nach hinten und landete auf seinem Hinterteil während er mit weit aufgerissenen Augen auf den gewaltigen Ast starrte, der groß genug war, dass es ihn hätte umbringen können, wäre dieser auf seinem Kopf gelandet.

"Alles in Ordnung, Lan??", wollte sofort der blaue Navi wissen, der in seinem PET auf dem Erdboden, neben dem Ast lag.

"J-ja, a-alles okay...", stotterte Lan immer noch ungläubig.

Vorsichtig versuchte er wieder aufzustehen, behielt aber dabei die Baumkronen über ihm im Blick. Er versuchte den schweren Ast hochzuheben, war aber kaum in der Lage dazu.

"Meine Güte, da hatte ich verdammt viel Glück.", stellte er mit Entsetzen fest. "Das Ding muss irgendwie abgebrochen sein... hätte es mich erwischt... na ja..."

Er wollte lieber nicht weiter drüber nachdenken, doch irgendwas stimmte da nicht. MegaMan betrachtete den Ast auch einmal genauer und stellte dabei etwas ziemlich beunruhigendes fest.

"Du, Lan? Sieh dir den Ast doch auch mal genauer an!", sprach der blaue Navi, als Lan das PET so hielt, dass beide auf den dicken Holzklotz gucken konnten.

"Hm, wieso? Was ist denn damit?", fragte der Junge verwundert.

"Bist du blind?? Sieh dir die 'Abbruchstelle' doch mal an. Sie ist vollkommen glatt!"

Und tatsächlich. Die Stelle, an der der Ast abgebrochen war, war richtig glatt.

"Wäre er abgebrochen, müsste er zersplittert sein. Es sieht eher so aus, als wäre er mit einer Säge oder ähnlichem durchgesägt worden."

"Moment mal... willst du damit etwa sagen, dass jemand das Ding mit Absicht abgesägt hat, um mich umzubringen??", fragte Lan, dem das Ganze etwas unheimlich wurde.

"Es sieht zumindest danach aus. Oder wie erklärst du dir die glatte Abbruchstelle?"

"Ja, aber... wenn da jemand gewesen wäre, hätte ich ihn doch sehen müssen. Wie will jemand einen Ast absägen, direkt über mir, ohne dass ich davon mitbekomme?"

"Ich hab keine Ahnung, aber es ist beunruhigend. Wir sollten lieber schnell zum Camp zurück."

"Ja, du hast Recht.", stimmte Lan zu und setzte sich schnell wieder in Bewegung. Doch in dem Moment, als er den Pfad betreten wollte, der zurück zum Camp führte, stürzte mit lautem Krachen gleich ein ganzer Baum vor ihm nieder und hätte ihn auch fast erschlagen, hätte er sich nicht im letzten Moment nach hinten werfen können.

"Ach du heilige... W-was zum Teufel g-geht hier vor??"

Schnell sprang er wieder auf. Auch der Baum schien abgesägt worden zu sein und versperrte nun den Weg zurück zum Lager.

"Na prima, jetzt muss ich durch das Gestrüpp laufen!", grummelte er, als er nach einer Stelle Ausschau hielt, an der die Büsche nicht ganz so dicht waren, so dass er hindurch schlüpfen konnte.

Er rannte so schnell, wie ihn seine Beine nur fortbewegen konnten, bahnte sich seinen Weg durch dichtes Gestrüpp, über unebenen Boden, durch lauter kratzendes und stechendes Unkraut und über dicke Baumwurzeln hinweg. Er hielt sich die Hände schützend vor das Gesicht, damit ihm die Äste nicht in die Augen oder überhaupt ins Gesicht schlagen konnten.

Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Zufälle waren das eben nicht. Irgendjemand wollte ihn wahrscheinlich loswerden. Zumindest war das die einzig logische Erklärung, die ihm einfiel, welche aber immer noch viele Fragen offen ließ. Er wollte jetzt aber nichts wie zurück zu den anderen!

Er rannte weiter, immer schneller, verlor seine Umgebung außer Acht, sein Blick war stur geradeaus gerichtet. Er versuchte eine gute Stelle zu erkennen, durch der er wieder auf den Hauptpfad hätte zurückkommen können, doch dieser verdammte Wald war einfach zu dicht bewachsen!

Er machte einen großen Satz über ein paar Brennnesseln und landete direkt in einigen dünnen Ranken, in denen sich sein rechter Fuß verfing, ohne das er es bemerkte. Er versuchte den Fuß für den nächsten Schritt nach vorne zu ziehen und stürzte ruckartig zu Boden.

"Autsch!", schrie er, als seine linke Hand auf einen abgebrochenen Zweig geschlagen war, und sich kleine Holzsplitter ihren Weg durch seine Haut bahnten. Er kniff die Zähne zusammen und versuchte die Splitter zu ziehen. Anschließend entwirrte er seinen Fuß aus den Ranken und stand langsam wieder auf. Während er sich den Dreck von der Kleidung putzte bemerkte er plötzlich etwas silbernes, metallisches, in dem Baum neben ihm glänzen. Er begutachtete es etwas genauer... Ein kleiner Metallpfeil!

"Träum ich, oder was geht hier ab? Der... dieser Pfeil galt doch nicht etwa mir?", fragte er erschrocken und schaute sich schnell in allen Richtungen nach einem Schützen um, entdeckte aber nichts. "MegaMan, ich hab langsam echt Angst..."

"Ganz ruhig bleiben, Lan. Joshua wird wissen, was zu tun ist. Wir müssen nur zurück zum Camp, beeil dich lieber."

"Ich habe aber Angst, dass ich es nicht mehr zum Camp schaffen werde...", schluckte Lan laut und setzte seinen Weg weiter fort.

Dicke Äste, die ihn erschlagen wollten, umfallende Bäume, tödliche Pfeile... Was war das? Ein Kinofilm? Es schien einfach zu absurd, um wahr zu sein...

Er rannte einfach weiter und allmählich näherte er sich auch dem Ende des Waldes, wo das Camp sein musste. Er legte noch einmal einen Zahn zu und stürmte so schnell vorwärts, wie es nur ging, doch in einiger Entfernung bemerkte er erneut etwas glänzendes, dass sich wie eine horizontale Linie zwischen zwei Bäumen entlang zog. Er wurde etwas langsamer, bis er schließlich nur noch ging. Er konzentrierte sich auf seine Umgebung und hielt sich für alles bereit. Jemand hatte ein sehr dünnes Drahtseil zwischen zweien der Bäume gespannt. Lan drückte mit dem Finger leicht dagegen, was bereits ausgereicht hatte, ihm die Fingerkuppe aufzuschneiden. Etwas Blut lief ihm den Finger herunter und er leckte es sofort ab. Wäre er weiter in dem Tempo geradeaus gelaufen, dann wäre er jetzt sicherlich einen Kopf kürzer...

Er duckte sich unter dem Draht hinweg und lief das letzte Stück wieder über die große Wiese zu den drei Zelten.

"Mayl! Joshua!", rief er sofort und hielt nach den beiden Ausschau, doch sie schienen nicht da zu sein. Er guckte sich überall um, rief noch ein paar Mal, erhielt aber keine Antwort.

"Wo seid ihr denn!?"

Schnell holte er sein PET wieder hervor...

"Sie sind nicht hier, Mega..."

"Nicht? Aber Mayl und Joshua wollten doch definitiv hier bleiben, oder etwa nicht?", fragte der blaue Navi besorgt.

"Ja... Dex und Yai scheinen auch noch nicht zurückgekommen zu sein... Glaubst du etwa... Ihnen ist etwas passiert??"

"Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was hier los ist, aber dem nach, was dir wiederfahren ist, wäre es... nicht auszuschließen..."

"Was ist denn hier bloß los? Warum müssen bei solchen Ausflügen nur immer solche Dinge geschehen?", seufzte Lan mit fast erstickter Stimme.

Er ging noch einmal im Kreis um die Zelte herum, schaute in alle möglichen Richtungen, suchte nach Hinweisen oder Spuren, doch nichts war zu entdecken.

"Oh Gott, wenn ihnen etwas passiert ist..."

Doch dann vernahm Lan etwas, kaum hörbar. Es kam aus der Richtung des Waldes. Er trat näher hielt seine Ohren in die entsprechende Richtung und versuchte zu verstehen, was es war. Seine Hand begann leicht zu zittern, er riss die Augen erschrocken auf und blieb regungslos stehen. Ein Schrei! Irgendjemand schrie wie wild... Und es klang ganz nach der piepsigen Stimme Yai's, die mehrmals versuchte das Wort 'Hilfe' auszudrücken, aber immer wieder unterbrochen wurde. Irgendetwas schreckliches war hier im Gange und Lan hatte nicht die geringste Ahnung was, oder wer dahinter stecken würde...

Trapped in the Forest!

Lan setzte sich sofort in Bewegung und folgte den Schreien, welche immer kürzer, leiser, kraftloser und abgewürgter erklangen. Hoffentlich war Yai nichts passiert!

Lan konnte immer noch nicht fassen, was hier los war. Er hoffte es handelte sich dabei nur um einen bösen Traum, doch der beißende Schmerz der Schnittwunde, die er sich zugezogen hatte, als er den gespannten Draht berührt hatte sagte ihm eindeutig, dass dies Realität war.

Aber wer und warum sollte so etwas tun? Es war ja nun wirklich eindeutig, dass irgendjemand Lan umbringen wollte und scheinbar hatte es dieser Jemand auch auf seine Freunde abgesehen. Je länger er über diese Dinge nachdachte, desto besorgter wurde Lan und desto größer wurde die Angst in ihm. Was, wenn seine Freunde vielleicht sogar schon tot waren?? Mayl und Joshua waren nicht im Lager, wie sie es eigentlich gesagt hatten, vielleicht waren sie ja auch schon... Aber nein! Er wollte und konnte einfach nicht weiter an so etwas denken! Er musste sie finden und er musste sich beeilen!

Als er den Waldeingang erreicht hatte, verstummten die Schreie plötzlich, die zuletzt ziemlich gequält klangen. So hatte er Yai noch nie schreien hören, es musste wirklich etwas furchtbares geschehen sein...

Eigentlich sollte das nur ein schöner, gemütlicher Campingausflug mit Freunden werden, doch mittlerweile entwickelte sich das Ganze zu einem Horrortrip. Es war genau so, wie Lan es aus Filmen im Fernseher kannte: eine kleine Gruppe geht fröhlich in den Wald um Spaß zu haben und niemand kommt wieder lebend zurück... Er schluckte laut genug, dass selbst MegaMan es hören konnte. Es war nun genug! Er schloss die Augen und atmete tief ein. Ruhig, er musste jetzt völlig ruhig bleiben. Er versuchte sich einzureden, dass alles in Ordnung sein würde, was aber mehr krampfhaft geschah. Er hatte nun keine Zeit sich über all solche Sachen Gedanken zu machen!

Er setzte sich wieder in Bewegung und rannte den Pfad entlang, den Joshua ihnen gezeigt hatte, welcher zu der Waldkreuzung führte. Irgendwie hatte dieser Wald plötzlich eine sehr ruhige, bedrückende, ja sogar beängstigende Atmosphäre. Er wirkte plötzlich viel düsterer als noch vor ein paar Minuten. Auch der Himmel zog sich allmählich mit einigen wenigen Wolken zu, die das Licht der Sonne abfingen und große Schatten über den ACDC Forest warfen.

Im Vorbeilaufen beobachtete Lan seine Umgebung. Die dichten, dunklen Waldgebiete zu seinen beiden Seiten ließen ihm irgendwie kalte Schauer über den Rücken laufen. Er hatte auf einmal so ein seltsames Gefühl, als wäre nur noch er alleine im gesamten Wald. Seitdem die Schreie verstummt waren herrschte eine Totenstille. Die vielen Vögel, die noch vor einer Viertelstunde so fröhlich gezwitschert hatten gaben nun keinen Mucks mehr von sich und er sah auch keine anderen Tiere. Auch die Grillen und Käfer und die Fliegen und Bienen schienen spurlos verschwunden zu sein.

Lan blieb stehen. Er konzentrierte sich noch einmal voll und ganz auf sein Gehör. Doch so sehr er sich anstrengte, er vernahm nicht das geringste Geräusch.

"Was ist hier los, MegaMan? Es ist fast so, als sind plötzlich sämtliche Tiere aus dem Wald verschwunden...", sprach er mit leicht zittriger Stimme.

"Lan, jetzt hör mir mal genau zu. Du machst dich ja total verrückt, ich glaube du beginnst langsam dir diese Dinge einzubilden. Du musst ruhig bleiben, wenn du herausfinden willst, was hier los ist. Und jetzt solltest du dich endlich beeilen und nach Yai sehen, wer weiß, was passiert ist?", versuchte der blaue Navi seinem Operator beruhigend klarzumachen.

"Ja, schon gut, tut mir leid. Du hast wie immer Recht..."

Lan wollte wieder weitergehen, doch dann stach ihm etwas ins Auge. Etwas, was sich vom Rest des dreckigen, braunen Erdbodens dieses Waldpfades gut erkennbar abhob... ein Blutfleck! Er beugte sich schnell auf den Boden und strich mit dem Zeigefinger drüber.

"Was ist los? Hast du was gefunden?", fragte MegaMan aufgeregt.

Lan hielt sich den Finger direkt vor die Nase und betrachtete das mit Dreck vermischte Blut.

"Hier ist... Blut...", antwortete er schließlich leise.

"Blut?!", fragte der Navi noch einmal erschrocken nach, aber sein Operator antwortete nicht noch mal.

Lan begutachtete den Weg, der sich vor ihm weiter in den Wald erstreckte. Einige Meter weiter war ein weiterer, etwas größerer Blutfleck. Er sprintete herüber und begutachtete ihn ebenfalls. Irgendjemand musste ziemlich stark verletzt hier entlang gewandert sein. Lan bemerkte einige Fußspuren, die nicht besonders auffällig, aber noch frisch waren. Der Waldboden war bereits sehr alt und von den vielen Spaziergängern, die hier durchkamen festgetreten. Somit konnte man eigentlich keine Fußspuren mehr auf diesem Boden hinterlassen. Aber hier waren ganz leichte zu erkennen. Derjenige, der sie hinterlassen hat, musste sein ganzes Gewicht auf ein Bein verlagert haben.

"Jemand muss sich scheinbar ziemlich stark verletzt haben und hier langgekommen sein. Ich hoffe nur es war keiner unserer Freunde..."

Dieses Mal war es MegaMan, der nicht antwortete. Fassungslos beobachtete er durch sein PET, was außerhalb in der realen Welt geschah. Das kleine Fishy, was nicht genau verstanden hatte, was hier grad los war beobachtete sein Herrchen ebenso besorgt.

Lan folgte der Blutspur, die sich noch über einige Meter zog. Je mehr Blutflecke er fand, desto breiter und intensiver wurden sie. Er stellte sich die schrecklichsten Dinge vor, als er sich weiter seinen Weg bahnte, versuchte diese Gedanken aber sofort wieder zu verwerfen, aber es gelang ihm nicht. So viel Angst, wie in genau diesem Moment hatte er wohl noch nie gehabt.

Der Himmel zog sich weiter zu. Allmählich sah es so aus, als könnte es bald ein kleines sommerliches Unwetter geben. Immer mehr Wolken sammelten sich am Himmel und erweckten mit ihrem monotonen grau einen sehr tristen und düsteren Eindruck. Es würde sicherlich jeden Moment zu regnen anfangen...

Es wurde auch etwas windiger. Die noch zuvor erfrischenden Lüftchen hatten sich zu stärkeren Windströmen formiert und wehten heulend durch die Äste der Bäume, wo sie einzelne Blätter von den Zweigen rissen und um Lan herumwirbeln ließen

Lan durchdrang ein unangenehmes Gefühl. Ohne das einfallende Sonnenlicht war es ziemlich dunkel in diesem Wald. Wenigstens auf dem kleinen Pfad fiel noch genügend Licht ein...

In der Ferne hörte man ein leises Grollen.

"Na klasse, das hatte mir grade noch gefehlt...", sprach der Junge, als kleine Wassertropfen auf den Rücken seiner Hand prallten.

Er blickte kurz nach oben. Es hatte begonnen zu nieseln.

Er legte einen Schritt zu und lief weiter der Blutspur nach, bis er ein leises Stöhnen vernahm, was aus nicht allzu weiter Entfernung kommen musste.

"Hallo?", fragte er etwas beunruhigt, doch erhielt keine Antwort, nur ein weiteres, tieferes Stöhnen.

"Was ist denn da??", fragte MegaMan neugierig, der das Fishy mittlerweile wieder in den Armen hielt. Obwohl es nicht wusste, was grad los war hatte es auch irgendwie Angst.

"Ist da jemand?", fragte Lan noch einmal nach, erhielt aber wieder keine Antwort. Etwas langsamer folgte er dem Waldweg um eine kleine Kurve, die um einen etwas breiteren Baumstamm herum führte. Als er herumgetreten war zuckte er schreckhaft auf, als der Himmel mit einem Male hell aufblitzte und laut zu grollen begann. So angespannt war er seit Ewigkeiten nicht mehr gewesen. Doch dann erschrak er erneut, als er erkannte, dass die Blutspur einige Meter vor ihm zu einem Ende kam. Er rannte schnell herüber und beugte sich zu der Person, die verletzt an einem Baum gelehnt am Boden lag und leise vor Schmerz stöhnte... Es war Joshua!

"Joshua! Was ist los? Was ist passiert? Geht es dir gut??", begann Lan direkt seinen verletzten Freund mit Fragen zu überhäufen.

Joshua bewegte sich nur langsam und schwerfällig. Seine beigefarbene Hose war am rechten Bein in Höhe des Oberschenkels mit Blut durchtränkt, welches bereits durch die Fasern nach außen gedrungen war und herunter, auf den Erdboden tropfte. Der blauhaarige, junge Mann hatte die Augen vor Schmerz zugekniffen und die verletzte Stelle mit blutverschmierten Händen umfasst.

"L-Lan...?", kam es etwas zögernd, als Joshua vorsichtig die Augen öffnete und den Jungen vor sich anschaute.

"Ja, ich bin es! Was ist mit dir passiert, wie hast du dich so verletzt?"

"Ich... Ich hab plötzlich Yai schreien hören... Da ich mir dachte.... dass irgendwas passiert sein musste.... bin ich gleich losgelaufen...", begann Joshua angestrengt zu erklären. "Doch nach wenigen Metern... hat mich so ein... Metallpfeil am Bein erwischt... Ich hab ihn entfernt und bin weiter, als die Schreie leiser wurden... Doch irgendwann bin ich schließlich hier zusammengebrochen und konnte... nicht mehr weitergehen... Was ist hier los?"

Lan nahm sein Stirnband vom Kopf und wickelte es feste um Joshua's Verletzung, um den Blutfluss abzubinden.

"Ich hab keine Ahnung, was hier los ist, aber wenigstens geht es dir, zumindest mehr oder weniger, gut. Wo ist Mayl? Als ich im Lager war, war sie nicht da. Ich hatte mich schon gewundert, wo ihr seid."

"Sie ist nicht da?", fragte Joshua besorgt. "Ich hatte ihr gesagt... sie sollte dort auf mich warten..."

"Verdammt!", seufzte Lan wütend und schlug mit der Faust gegen den Baum.

"Hoffentlich ist sie in Ordnung... aber du musst jetzt unbedingt nach den anderen... vor allem Yai gucken!"

"Und du? Ich kann dich doch nicht hier liegen lassen?"

"Das geht schon. Ich werd es allein zum Camp schaffen... dort werd ich auf euch warten... du musst jetzt unbedingt dafür sorgen, ... dass den anderen nichts passiert..."

"Na ja, aber..." Lan hielt kurz inne und überlegte noch mal. Er konnte Joshua nicht einfach verletzt zurücklassen. Aber er musste auch nach den anderen sehen. "Also gut, aber pass auf dich auf, verstanden?"

"Keine Sorge, du pass aber auch auf..."

Lan stand wieder auf und vergewisserte sich noch einmal, dass mit Joshua soweit alles in Ordnung war. Dann setzte er sich schnell wieder in Bewegung und folgte dem Rest des Pfades bis zur Waldkreuzung.

Joshua blieb noch eine Weile an dem Baum gelehnt liegen. Die Wunde schmerzte ziemlich stark.

"Verdammt... ich glaube... ich hätte doch vorsichtiger sein sollen... pass bloß auf dich auf, Lan..."
 

Lan lief weiter. Der Regen wurde langsam etwas stärker, aber er war immer noch nur sehr leicht. Der Boden wurde auch allmählich etwas nass und das Donnern des Unwetters schien immer näher zu kommen...

"Irgendwas stimmt hier nicht!", stellte Lan fest, als er sich langsam der Waldkreuzung näherte.

"Wie genau meinst du das?", fragte der blaue Navi verwirrt.

"Ich weiß es nicht, es ist nur so ein komisches Gefühl. Ich kann es nicht genau erklären, aber es ist eh nicht so wichtig. Momentan ist es erst mal wichtiger die anderen zu finden."

"Na ja, wie du meinst..."

Schließlich kam Lan abrupt zum Stehen. Vor ihm versperrte ein großer Baumstamm den weiteren Weg. Er hatte schon wieder völlig vergessen, dass vorhin der Baum umgefallen war und sich direkt auf den Waldpfad gelegt hatte. Also blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als wieder einen Weg durch das dichte Gestrüpp drum herum zu nehmen...
 

Nachdem er eine Stelle gefunden hatte, wo er sich ohne größere Probleme oder Schmerzen durch das Dickicht zwängen konnte, bahnte sich Lan wieder seinen Weg durch kratzige Zweige, stechendes Unkraut und verworrene Wurzeln, bis er schließlich wieder auf der Waldlichtung herauskam. Er blickte kurz zur Seite und sah den großen Baumstamm, der ihm den Weg versperrt hatte. Dann trat er in die Mitte der Lichtung und überlegte, wie es nun weitergehen sollte...

"So, einen Moment mal... Wo sollte Yai noch mal hin, um die Beeren zu suchen? Zum Central Fall, oder?"

"Yup, genau. Und Dex ist zum Bach gegangen.", bestätigte der blaue Net-Navi.

"Der Central Fall müsste dann geradeaus liegen, wenn ich mich richtig erinnere, also auf geht's."

Auf der kleinen Lichtung schien es, als fiele der Regen viel stärker. Der Boden war auch eindeutig nasser und es roch förmlich nach feuchtem Gras. Ein weiterer Blitz zuckte auf, gefolgt von einem lauten Donnerschlag. Lan war wieder schreckhaft zusammengezuckt. Das war schon fast zu viel für seine Nerven.

Er lief weiter auf den Pfad zu, welcher zum Central Fall führte. Doch während er darauf zulief, fiel ihm wieder der dicke Ast ins Auge, welcher ihn vorhin beinahe erschlagen hatte. Aber außer dem Ast erkannte er plötzlich noch etwas, was er vorhin nicht gesehen hatte. Einige Zentimeter vom Ast entfernt, direkt an den Baumwurzeln lag eine noch leicht qualmende Zigarette. Etwas verwundert blieb Lan erst stehen und ging langsam auf die Stelle zu. Er ging in die Hocke und hob die Zigarette auf. Sie war halb aufgeraucht und der Regen hatte sie wohl gelöscht.

"Eine Zigarette...", grübelte Lan leise vor sich hin, als er sie betrachtete.

"Eine Zigarette? Vielleicht gehört sie einem Wanderer oder liegt schon länger da?", fragte MegaMan neugierig, der aus seinem PET heraus nichts sehen konnte.

"Nein, die hier qualmt noch und ist somit noch frisch. Aber aus unserer Gruppe raucht niemand. Bei Joshua bin ich mir nicht ganz sicher, aber er sieht nicht so aus, als würde er rauchen und selbst wenn, liegt ihm die Natur zu sehr am Herzen, als dass er eine angesteckte Zigarette hier wegwirft. Und wann soll er das schon getan haben? Irgendjemand anderes ist noch hier und ich hab irgendwie das Gefühl, dass er uns die ganze Zeit beobachtet und gefolgt ist."

Lan schaute sich reflexartig um. In diesem dunklen Wald gab es mindestens tausend gute Verstecke, von denen er hätte beobachtet werden können. Er drückte die Zigarette mit seinen Fingerspitzen ganz aus und steckte sie in seine Hosentasche. Dann richtete er sich wieder auf und begab sich zurück auf den Weg zum Central Fall. Er hatte jetzt wirklich genug rumgetrödelt...
 

Nach einigen weiteren Metern Waldweg hatte er es schließlich in ein paar Minuten von der Lichtung bis zum Central Fall geschafft. Hier durchbrach das laute Rauschen des kleinen Wasserfalles die bisher so bedrückende Stille des Waldes. Der Regen hatte auch noch mal um einiges zugelegt und stieß schon fast mit Gewalt durch die dichten Baumkronen und versuchte auf den darunter liegenden Waldboden zu klatschen.

"Hier ist es! Nur wo steckt Yai?", fragte sich Lan, als er langsam die Umgebung durchforstete und nach dem kleinen Mädchen Ausschau hielt. Sie sollte Beeren sammeln, also ging er rüber zu den Büschen und Sträuchern, an denen die unterschiedlichsten Arten von essbaren Beeren wuchsen. Doch mehr als den kleinen Korb, den Yai benutzt hatte, um darin die Beeren zu sammeln fand er hier auch nicht.

Doch grade als er sich wieder zurück zum Wasserfall begeben wollte, um dort noch genauer zu suchen, hörte er ein leises Surren. Es klang wie das Geräusch eines Generators oder ähnlichem. Es war schwer zu hören, da das Rauschen des Wasser es beinahe ganz übertönte, doch Lan konzentrierte sich erneut und versuchte dem Geräusch zu folgen.

"Yai? Wo bist du?", rief er ab und zu, bekam allerdings keine Antwort.

Das seltsame Geräusch führte ihn ein Stück weiter in den Wald, wo die Bäume dichter beieinander wuchsen. Er musste sich schon an einigen dickeren Stämme vorbeizwängen, was ziemlich unbequem war. Nasse Blätter striffen ab und an sein Gesicht und kleine Äste stachen ihm in die Seite. Doch er schaffte es bis zu einer etwas kleineren Lichtung, wo er nicht nur die Quelle des Geräusches, sondern auch Yai endlich fand!

Lan's Blick wanderte nach oben in die Baumkronen und erfasste Yai, welche in einem Netz gefangen in den Bäumen hing. Kleine Blitze zuckten um die einzelnen Netzfasern. Lan begutachtete es genauestens und stellte fest, dass es sich dabei um kein gewöhnliches Netz, sondern um ein spezielles, aus Drahtfäden geflochtenes, handelte, die mit elektrischem Strom durchfahren waren.

Der auf das Netz treffende Regen sorgte dafür, dass es immer wieder kleine Entladungen in Form von winzigen Blitzen und Funken gab. Yai lag regungslos darin .

"Yai? Kannst du mich hören? Bist du in Ordnung?", fragte Lan und versuchte eine Möglichkeit zu finden, sie irgendwie dort runter zu bekommen.

"Sie ist bewusstlos und kann dir nicht antworten.", erklang plötzlich eine Stimme von irgendwo her und gab Lan eine Antwort.

"Wer... wer ist da?", fragte der Junge nervös, konnte aber niemanden sehen.

"Ich bin es, Glyde. Hier unten!"

Lan blickte verwundert auf den Boden in die Richtung, aus der die Stimme kam. Yai's PET lag zwischen zwei Ästen und halb verdeckt von Blättern im Regen auf dem nassen Grasboden.

"Glyde! Meine Güte, du hattest mir schon einen Schrecken eingejagt... Was ist denn passiert?", fragte er sofort, als er das PET aufhob und mit seinen Ärmeln den Bildschirm sauber putzte.

"Mrs. Yai war gerade dabei Beeren zu sammeln, als sie ein seltsames Geräusch aus dieser Richtung vernahm. Ihr war etwas unwohl und sie wollte nachsehen, was da war. Als sie hier auf diese Lichtung trat, tappte sie direkt in diese Falle. Dabei hat sie mich verloren.", erklärte der vornehme Net-Navi.

"Eine Falle also? Einen Moment, dann hol ich sie da gleich wieder raus.", doch bevor Lan auch nur irgendwas tun konnte, hielt ihn Glyde sofort davon ab.

"Nein! Du darfst sie unter keinen Umständen bewegen!"

"Was? Wieso denn das?", fragte Lan verdutzt.

"Dieses Netz ist elektrisch geladen. Sobald man es zu stark bewegt, gibt es elektrische Schläge ab. Als Mrs Yai... als sie versucht hatte sich zu befreien wurde ihr Körper ungeheuren Mengen Strom ausgesetzt. Jedes Mal, wenn sie sich bewegt hat, bekam sie einen gewischt. Ich konnte von hier unten alles mit ansehen... in ihrer panischen Angst versuchte sie sich zu befreien und verlor schließlich irgendwann das Bewusstsein. Ich kann nicht mal genau sagen, ob sie vielleicht sogar...", doch Glyde's Tränen und seine Angst um seinen Operator erstickten seine Stimme und er konnte nicht weiterreden.

"Keine Sorge, es wird ihr sicher gut gehen. Ich werde sie schon befreien... irgendwie...", versuchte Lan den braunen Navi zu beruhigen, was allerdings weniger als gar nichts nutzte.

Lan betrachtete das Netz noch einmal. Wenn es wirklich auf Bewegungen reagierte würde es Yai sicher umbringen, würde er versuchen sie da runterzuholen, da jetzt auch noch der Regen dazu kam.... falls sie nicht vielleicht eh schon... Er verwarf den Gedanken schnell wieder. Sie war sicher noch am Leben, sie musste es einfach sein! Aber wie sollte er sie da runter bekommen?

"Hey, Lan!", unterbrach plötzlich der blaue Navi den Gedankengang seines Operators.

"Hmm? Was ist denn ?"

"Na ja, ich frage mich gerade... Wenn dieses Netz elektronisch ist, dann muss es doch auch irgendwo seinen Strom herbekommen. Also müsste es theoretisch hier irgendwo eine Energiequelle geben und wenn wir Glück haben..."

"...besitzt sie ein internes Netzwerk!", vollendete Lan den Satz. "Das könnte gut sein. Und so oder so... es muss hier irgendwo eine Energiequelle geben. Wenn wir die abschalten, müssten wir Yai retten können."

"Dann bitte beeilt euch.", flehte Glyde die Beiden an.

"Keine Sorge, ich mach mich gleich an die Arbeit. Warte du hier...", sprach Lan und legte Yai's PET auf einen kleinen Baumstumpf, wo es sich nicht zu sehr im Regen befand.

"Okay, dann gucken wir uns dieses Netz noch mal ganz genau an. Wenn es da oben so hängt, aber zuvor als Falle auf dem Boden gelegen hat, muss es irgendwo ein Kabel geben, was von dem Netz dort oben runter zum Boden führt, oder?", schlussfolgerte Lan und hielt Ausschau nach besagtem Kabel.

Und er fand es auch! Ein Kabel führte von dort, wo das Netz zugeschnürt war über einige Äste weiter in der Wald. Lan lief sofort los und ließ es dabei keine Sekunde aus dem Blick, auch wenn er so nicht mehr genau sehen konnte, wo er hintrat.

Er folgte ihm, bis es schließlich an einem dickeren Baum herunterführte und an einem kleinen, kastenähnlichen Akku in Würfelform endete.

"Bingo, Volltreffer!", freute sich der Junge und untersuchte den kleinen Akku genauer.

"Scheint ein Ministromgenerator zu sein. Solarbetrieben. Aber er ist mit genügend Energie vollgepumpt, dass er das Netz noch für mindestens einen Tag unter Strom setzen könnte und so lange wollen wir ja nicht warten, oder? Es muss doch irgendwo..." Lan nahm den kleinen Akku vorsichtig hoch. Er vibrierte und summte etwas, aber der Regen schien ihm nicht sonderlich viel auszumachen. An der Unterseite befand sich sogar ein Jack-In-Port!

"Das Ding hat keinen Ausschalter, aber einen Jack. Das wirst du dann wohl übernehmen müssen, Mega."

"Kein Problem. Schick mich schnell rein und ich werde das im Handumdrehen erledigt haben!"

"Okay, dann beeil dich aber auch wirklich..."

MegaMan verabschiedete sich noch kurz von Dash, welcher sein Herrchen nur äußerst ungern davonziehen ließ, während Lan die Verbindung herstellte.

"Jack-In, MegaMan! Execute!"

Und schon waren die Daten des blauen Navis auf dem Weg ins Akku-Netzwerk...
 

Dort angekommen fand sich MegaMan auf einer merkwürdigen, ovalen, schwarzen Plattform wieder, über die sich ein grünleuchtendes Gitterraster zog. Auch der Hintergrund des Areals war fast komplett schwarz mit Ausnahme einiger Symbole, die ab und an grün aufleuchteten und wie Blätter oder ähnliches aussahen. Im Zentrum der Plattform stand eine kleine Säule mit kuppelförmigem Dach auf die leichte Lichtstrahlen von oben fielen. Rund um den Rand der Plattform standen viele, mächtige Generatoren, die sich wie eine Mauer einmal drum herum zogen und keinen Ausweg boten. Blitze zischten ab und an von einem Generator zum nächsten und ließen kurzzeitig das eher ziemlich dunkle Areal aufhellen.

"Was ist das denn hier für ein Ort?", fragte sich MegaMan, als er die ersten Schritte an diesem seltsamen Ort tat und beunruhigt von einer Seite zur anderen schaute.

"Du musst den Strom irgendwie abschalten. Sicher hat diese Säule in der Mitte etwas damit zu tun. Sieh dir das Ding mal etwas genauer an.", befahl Lan, der das Ganze vom Bildschirm seines PETs aus beobachtete.

"Okay."

Der blaue Navi ging langsam auf die Säule zu und bemerkte plötzlich zwei kleine, leuchtende Kreise, die sich hinter der Säule hin und her bewegten. Er hielt den Buster bereit und schritt immer langsamer voran.

"Ist da wer?", fragte er etwas beunruhigt.

"YUP, ICH BIN HIER!", erklang eine leise, mechanische Stimme und antwortete.

"Und wer bist du?"

"DAS PROGRAMM, WELCHES FÜR DIESEN STROMVERSORGER ZUSTÄNDIG IST! WAS DAGEGEN??"

"N-nein, was sollte ich denn dagegen haben?", sprach MegaMan, noch immer etwas unsicher und bewegte sich vorsichtig um die Säule herum, um zu sehen, wer sich dort hinter verbarg.

Die beiden Lichtkreise formten sich nach und nach zu den Augen eines kleinen Programms, welches sich aus Angst hinter der Säule versteckte und MegaMan neugierig beobachtete.

"Also bist du das Programm für diesen Akku..."

"SAGTE ICH DOCH GRAD. WIR SIND SCHWER VON BEGRIFF, WAS?"

"Wer 'wir'?", fragte Lan plötzlich verwirrt.

"OH, UND DOOF IM KOPF SIND WIR AUCH NOCH. WENN DAS NICHT DIE MÖGLICHKEIT IST... WOW, HAGEL, BOMBEN UND GRANATEN!"

"Wovon redet der da?", fragte Lan, der grade überhaupt nichts verstand.

"Vergiss es, Lan... Ich kümmere mich schon drum.", sprach MegaMan etwas verlegen.

"DU DICH DRUM KÜMMERN? NYAHAHAHA! PROBIER'S DOCH, DUMMBATZEN!"

"Hey! Sag mir einfach, wie ich dieses Ding abstellen kann, okay?"

"NÖ, JETZT NICHT MEHR, WO DU SO GEMEIN ZU MIR WARST..."

"Ich hab doch nichts gemacht!", rechtfertigte sich der blaue Navi und beobachtete verwundert das Programm, welches sich plötzlich zwischen ihn und die Säule stellte.

"WENN DU'S ABSCHALTEN WILLST, MUSST DU ERST AN MIR VORBEI, KLAR?"

"Na, wenn's weiter nichts ist...", sprach MegaMan etwas skeptisch, richtete seinen Buster dem kleinen Programm direkt vor das Gesicht und beobachtete, wie es daraufhin wie ein Blitz schnell wieder hinter die Säule flüchtete.

"DU MISTKERL! ICH DACHTE DU BLUFFST NUR!!"

"Na ja, du hast doch gesagt-", doch MegaMan wurde gleich wieder unterbrochen.

"ACH, SCHNICK SCHNACK! DAFÜR WIRST DU BÜßEN! LOS, MEINE MÄCHTIGEN VIREN! VAPORISIERT IHN!!"

Ehe sich MegaMan versah war er auch schon von mehreren Viren umzingelt, die sich mit einem Male um ihn herum materialisiert hatten.

"Na prima... Also gut, dann halt erst die Viren.", seufzte der Navi und feuerte sofort auf die beiden Spidies, die sich direkt vor ihn aufgestellt hatten. Die zwei kleinen Spinnen-Viren wurden augenblicklich gelöscht. Doch als direkte Antwort darauf, kam eine Attacke von hinten, die MegaMan zu Boden beförderte. Ein Kilby-Virus hatte ihm einen langen, dunkelgrünen Bambusstab in den Rücken geschlagen und ihn so umgeworfen.

Kilbies waren wirklich seltsame Viren. Ihr wahres Aussehen war niemandem bekannt. Sie sahen aus wie wandelnde Bündel von Bambus in denen sich irgendwo mitten drin der Virus befand und mit eben diesem Bambus griffen sie ihre Gegner an.

Insgesamt vier Kilby-Viren versammelten sich um MegaMan herum und umzingelten ihn.

"Vorsichtig!", warnte Lan seinen Navi, als die vier Viren plötzlich ihre Bambusstäbe erneut loszischen ließen, um ihr am Boden liegendes Opfer aufzuspießen.

Doch Lan schaffte es noch im letzten Augenblick einen Invisible Chip zu aktivieren, wodurch MegaMan unsichtbar wurde und die Stäbe durch seinen Körper hindurchzischten.

"Wuah, das war echt knapp! Los, Lan! Es sind Pflanzen-Viren, gib mir einen Feuer Chip!"

"Okay, hier, probier diesen! Burner, Slot-In!"

Sofort hatte Lan den Chip runtergeladen, welcher auch direkt von MegaMan aktiviert wurde, ehe die Unsichtbarkeit wieder nachlassen konnte.

Von MegaMan's Körper aus sprühte Feuer in alle Richtungen und ließ die Kilby-Viren jämmerlich verbrennen, die gegen solch einen Angriff nichts auszurichten hatten. Sie waren in nur Bruchteilen einer Sekunde nichts mehr als Datenteile, die sich langsam auflösten.

"War das etwa schon alles?", fragte MegaMan verdutzt und blickte zu dem kleinen Programm rüber, welchem man den Ärger, den es empfand richtig ansehen konnte.

"Also gut, wenn es das war, würde ich dich gern darum bitten den Akku abzuschalten."

Leise grummelnd kam das kleine Programm hinter der Säule wieder hervor und warf MegaMan böse, finstere Blicke zu.

"WENN DU IHN UNBEDINGT ABSCHALTEN WILLST, BITTE... GEH AN DAS TERMINAL IN DER SÄULE UND GIB DIE DREI PASSWÖRTER KORREKT EIN."

"Und wie lauten die drei Passwörter?"

"DENKST DU, DAS VERRAT ICH DIR? SCHAU AUF DEN MONITOR UND VERSUCH ES SELBST ZU ENTSCHLÜSSELN..."

Verärgert verschwand das kleine Programm wieder im Dunkel des Areals, ehe MegaMan noch weitere Fragen stellen konnte.

"Oh man, was muss das bloß immer alles so kompliziert sein??"

MegaMan trat vor die Säule und betätigte einen kleinen Schalter, welcher das Terminal zum Vorschein brachte. Drei Reihen von Buchstaben waren darauf zu erkennen hinter denen sich jeweils ein Eingabefeld befand.

"Na toll und was jetzt?
 

ATUREN _ _ _ _ _ _

EERT _ _ _ _

DOWO _ _ _ _
 

Was bitteschön soll das denn heißen??"

"Hey, nicht aufregen, Mega. Ruhig bleiben, schon vergessen?", grinste Lan und sah sich die drei seltsamen Wörter selbst mal an.

"Also ich würde jetzt mal pauschal darauf tippen, dass man die Buchstaben richtig ordnen muss und dahinter ins Eingabefeld zu tippen hat..."

"BINGO!!!", erklang plötzlich wieder die Stimme des Programms von irgendwo aus dem Dunkel und versetzte Navi und Operator einen gewaltigen Schreck.

"Dieses kleine...", grummelte MegaMan leise vor sich hin, versuchte sich dann aber wieder auf das Rätsel zu konzentrieren.

"Dann müssen die Buchstaben also in einer bestimmten Reihenfolge Sinn ergeben?"

"Sieht wohl so aus.", bestätigte Lan.

"Und was für einen Sinn? Irgendwie kann ich daraus nichts machen, wenn ich es versuche."

"IHR VERSAGER! ES GIBT 'NEN ÜBERBEGRIFF! LALALALALA, NAA?"

"Wenn ich wüsste, wo das kleine Biest steckt, würde ich ihm das Maul stopfen.", sprach MegaMan und hielt böse blickend Ausschau nach dem Programm, konnte es allerdings nicht ausmachen.

"Einen Überbegriff...?", grübelte Lan noch einmal nach, aber dann wurde ihm alles klar. "Na logisch, ich hab's!"

"Hast du?", fragte der blaue Navi neugierig.

"Wenn man ein Wort entschlüsselt hat findet man die anderen beiden auch ziemlich schnell. Die beiden mit den vier Buchstaben sind ja nicht allzu schwierig zu lösen."

MegaMan betrachtete noch einmal den Monitor und überlegte scharf nach, doch dann viel es auch ihm wie Schuppen von den Augen.

"Hey, du hast Recht! Das ist ja gar nicht so schwer. Ich hab's auch!", freute sich der blaue Navi und tippte sogleich die drei Lösungen ein.

Sofort schalteten sich alle Generatoren auf der Plattform ab und unterbrachen somit die Stromversorgung zu dem elektrischen Netz. Es war also geschafft!

"Gute Arbeit, Megaman! Jack-Out!", sprach Lan, als er die PET-Verbindung wieder trennte und so seinen Navi ausloggte.

Das kleine Programm schwebte geknickt zu der Säule herüber und sah fassungslos auf den Bildschirm. Wie gern hätte es den Strom wieder angestellt, aber ohne Arme ging das schlecht. Nun war es gefangen im Dunkeln. Ohne die kleinen Lichtblitze der Generatoren war es stockduster in dem Areal.

"ICH HASSE MEIN LEBEN............................."
 

Lan hing sich sein PET zurück an die Hose. Der Regen war sogar noch stärker geworden und es schüttete mittlerweile wie aus Eimern. Lan's Haare waren völlig durchnässt, genau wie seine Klamotten.

"So, ich hoffe wir bekommen Yai jetzt ohne Probleme da runter."

Und so machte er sich schnell zurück auf den Weg zu der Stelle, wo Yai noch immer regungslos im Netz gefangen, oben im Baum hing.

"Habt ihr es geschafft?", fragte Glyde sofort, als er bemerkte, dass Lan und MegaMan zurückgekehrt waren.

"Ja, einen Moment noch, dann ist sie wieder frei."

Lan kletterte vorsichtig an dem Baum hoch, welcher am nächsten zum Netz war. Es war etwas schwierig, vor allem da die Rinde nass und rutschig aufgrund des Regens war, doch er schaffte es und konnte von dort oben ohne große Mühe an das Netz herankommen.

Es hatte sich oben zugezogen und geschlossen. Es war zwar eine mühselige Arbeit, doch nachdem Lan das Seil gelöst hatte, welches das Netz oben geschlossen hielt, musste er es nur noch abwickeln. Doch in seinem Übereifer hatte er völlig vergessen darauf zu achten, was mit Yai geschehen würde, wäre das Netz einmal geöffnet. Doch als er seinen Fehler realisiert hatte, war es auch schon zu spät. Das Netz öffnete sich wieder und das kleine Mädchen fiel heraus und landete auf dem nassen, matschigen Waldboden.

"Hoppla..."

"Ihr habt sie umgebraaaaacht!!!", begann Glyde plötzlich laut zu heulen.

Lan sprang sofort wieder den Baum herunter und rannte zu Yai herüber, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Da der Boden so nass war, war sie wenigstens einigermaßen weich im Matsch gelandet. Doch sie bewegte sich noch immer nicht.

"Keine Sorge, Glyde, sie lebt noch. Aber sie scheint noch bewusstlos zu sein. Die Stromstöße müssen zu viel für sie gewesen sein. Das Beste wäre, wir könnten sie zu einem Arzt bringen, aber-", doch dann wurde Lan unterbrochen, als Yai auf einmal langsam ihre Augen öffnete.

"L-Lan... ?"

"Hey, Yai! Ein Glück, es geht dir gut.", seufzte Lan erleichtert auf, so wie auch Glyde.

"W-was ist denn pa-passiert?", fragte sie mit leiser, zittriger Stimme.

"Das ist eine lange Geschichte, aber Hauptsache es geht dir gut. Wir müssen dich hier unbedingt wegkriegen..."

Doch dann erklang aus der Ferne ein weiterer Schrei. Lan schreckte auf und blickte reflexartig in die Richtung, aus der er gekommen war.

"W-war das Dex??", fragte Yai besorgt.

"Hörte sich so an... Oh nein, bitte nicht auch noch Dex!"

"Was geht d-denn hier v-vor?"

Nun befand sich Lan in einer Zwickmühle. Scheinbar hatte es Dex auch erwischt, genau wie Joshua und Yai. Doch er konnte nun nicht einfach abhauen und Yai allein im Wald liegen lassen. Das Mädchen benötigte dringend ärztliche Versorgung!

Was sollte er bloß tun? Wieder flogen ihm lauter Fragen durch den Kopf... Hatte Joshua es wohl sicher zum Camp geschafft? Was ist Dex zugestoßen? Und wo war Mayl abgeblieben? Und dann diese Zigarette, die er gefunden hatte... Wer auch immer dafür verantwortlich war musste ein echter Psychopath sein! Bisher war es reine Glückssache gewesen, dass noch niemand zu Tode gekommen war... Aber vielleicht konnte sich das noch ändern...
 

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ACHTUNG! GEWINNSPIEL!! O______o"

So, ich freue mich, dass ihr es geschafft habt bis hierhin zu lesen und ich hoffe es hat euch gefallen ^^ Mit diesem Kapitel möchte ich gerne eine Art kleines Gewinnspiel starten, was auch im nächsten noch fortgesetzt wird!

Sicherlich ist euch beim Lesen aufgefallen, dass nicht aufgelöst wurde, was nun die drei Passwörter wirklich ergeben Oo Und da sind wir auch schon beim Gewinnspiel XD Ich möchte von euch gerne die Lösungen wissen und wer mir als erstes die Lösungen aller drei Wörter per ENS zugeschickt hat gewinnt ganze 50 Karo-Taler XDDD Was ihr damit anfangt bleibt euch dann überlassen, aber ich hab so viele und weiß nicht, was ich damit machen soll, da dachte ich, ich verschleuder sie einfach XD Der Gewinner wird dann im nächsten Kapitel erwähnt, zusammen mit den drei richtigen Lösungen ^^ So schwierig ist es ja nun auch nicht, oder? XD" Also, bin mal gespannt, ob überhaupt irgendjemand mitmacht oo Enden tut das Ganze dann natürlich bis das nächste Kapitel online ist, ich hoffe also irgendjemand hat bis dahin was geschickt und ich muss nicht auf den ganzen Talern sitzen bleiben XD"

Also dann... bis zum nächsten Kapitel, danke für's Lesen und ich hoffe ihr lest auch in Zukunft weiter ^__________~
 

-Gospel

The Wrath of Mother Nature

Lan hielt Yai, welche erschöpft und leicht zitternd einem weiteren Schrei lauschte, der aus einem tieferen Waldgebiet kam, in den Armen. Auch er konzentrierte sein Gehör auf den Schrei. Es war definitiv Dex! Nur was war jetzt wieder geschehen?

Das Wetter wurde von Minute zu Minute schlechter. Der Himmel hatte sich nun völlig mit schwarzen Wolken zugezogen, die ohne Gnade Regen über dem Wald ausschütteten. Das Gewitter, musste sich allmählich bis über den ACDC Forest gezogen haben.

Der Waldboden war feucht, matschig und rutschig. Es roch nach nassen Blättern und nassem Gras und auch die Luft wurde um einiges kühler. Während Lan noch vor ein paar Stunden in der Hitze der Sonne unaufhörlich geschwitzt hatte, so wurde ihm nun ein bisschen kalt und er hätte sich am liebsten wieder seine rote Weste übergezogen. Doch diese nahm er aus seinem Rucksack, um sie Yai überzuziehen. Das Mädchen zitterte ein wenig, obwohl das vermutlich eher von den elektrischen Schlägen, die sie erlitten hatte, kam, statt von der Kühle der windigen Luft.

Die Äste der Bäume wogen hin und her und verloren immer mehr Blätter, als noch stärkere Winde durch die Baumkronen schlugen. Der Regen war sogar schon so stark, dass er selbst unter den dichtesten Blätterdächern der Bäume vollkommen durch drang und auf den Boden plätscherte.

Lan und Yai waren völlig durchnässt. Was sollte er jetzt tun? Vermutlich war Dex ebenso schlimmes wiederfahren, wie Yai, aber er konnte das kleine blonde Mädchen nicht einfach zurücklassen, nachdem, was ihr passiert war. Es wäre besser gewesen sie am besten gleich in ein Krankenhaus zu bringen, doch leider befanden sie sich hier mitten in einem Wald und die nächste Stadt wäre einen mindestens zwanzigminütigen Fußmarsch entfernt und so viel Zeit hatte Lan nicht! Er musste nun unbedingt nach Dex sehen, dessen Schreie mittlerweile auch verstummt waren...

"Was soll ich tun, MegaMan? Wir müssen Yai in Sicherheit bringen, aber ich muss auch so schnell wie möglich zu Dex...", fragte Lan seinen Navi, da er absolut keinen Rat mehr wusste.

"Ich weiß auch nicht. Es wäre sicher besser Yai zurück ins Camp zu bringen, auf der anderen Seite aber auch riskant... zumal Dex eh nicht sehr weit von hier entfernt ist. Meinst du, du kannst Yai nicht einfach den ganzen Weg tragen? Erst zu Dex, dann zum Camp?", schlug der blaue Navi vor.

"Nun ja... Das scheint wohl das einzige zu sein, was ich tun kann, oder?"

Lan betrachtete Yai und ließ sich die Idee noch einmal durch den Kopf gehen. Yai war ziemlich klein und auch nicht schwer, es wäre kein sonderlich großes Problem sie zu tragen. Die Frage war nur, was war Dex zugestoßen? Und würde es Yai eventuell auch mit in Gefahr bringen?

"Meinst du das wäre okay, Yai?", fragte er sie schließlich selbst.

"J-ja, nur bitte... bitte beeil d-dich... Wer weiß, w-was passiert ist?", antwortete sie und man sah ihr ihre Sorge um Dex deutlich an.

"Also gut..."

Lan lehnte das kleine Mädchen für einen kurzen Moment mit dem Rücken gegen einen Baum, als er zu dem Baumstumpf rüberlief, auf den er ihr PET gelegt hatte. Beinahe wäre er ausgerutscht auf dem nassen Gras. Doch er konnte sich grade noch so auf den Beinen halten und nahm das klitsch nasse PET und hing es zu seinem eigenen an die Hose.

"Bitte pass gut auf Mrs. Yai auf.", erbat Glyde, der genau so besorgt war, wie alle anderen.

"Keine Angst, ich werd schon aufpassen, dass ihr nichts geschehen wird."

"Okay...", kam es leicht zögernd von Glyde zurück, der wieder daran denken musste, wie Lan seine Herrin vom Baum hatte fallen lassen.

Lan beugte sich vorsichtig zu Yai runter, legte seinen Arm um ihre Hüfte und hob sie hoch, um sie anschließend über seine Schulter zu legen.

"Meinst du das geht so, oder ist es zu unbequem?"

"N-nein, ist schon okay so...", antwortete Yai, schloss die Augen und hoffte, dass bald alles wieder vorbei sein würde.

Plötzlich blitzte der Himmel hell auf und Lan zuckte furchtbar zusammen, als ein lauter Knall die feuchte Luft durchdrang. Einen so lauten Donnerschlag hatte er noch nie gehört!

Auch Yai war zusammengezuckt und bekam nur noch größere Angst.

Noch mehr Regen fiel vom Himmel herunter und erzeugte fast nebelartige, kleine Rauchschwaden dicht über dem Erdboden. Die Bäume, Blätter, Steine, alles war total durchnässt. Lan setzte sich schnell wieder in Bewegung und versuchte sich seinen Weg durch die dicht beieinanderstehenden Bäume, zurück zum Central Fall zu bahnen.

Der Himmel grollte und war fast ganz schwarz. Mit solch einem Unwetter hatte wirklich niemand gerechnet... Der peitschende Regen war selbst so laut, dass er das Rauschen des kleinen Wasserfalls übertönte. Dieses gesamte Witterungsverhältnis gab dem ACDC Forest irgendwie einen leicht unheimlichen und angsteinflößenden Touch. Es war durch das Fehlen des Sonnenlichts so dunkel, dass die Sichtweite auf wenige Meter begrenzt zu sein schien.

Doch Lan versuchte sich nicht weiter drum zu kümmern und lief weiter in Richtung der Waldkreuzung, am Central Fall vorbei. Er rannte so schnell, wie es ihm nur möglich war, bewegte sich dabei aber gleichzeitig behutsam und vorsichtig.

Dex wollte zu dem kleinen Bach, um Fische zu fangen. Da der Bach direkt aus dem kleinen Wasserfall entsprang war der Weg von dort bis dahin, wo Dex eigentlich sein sollte, nicht sehr weit. Er dauerte sogar nicht länger als wenige Minuten. Als Lan die Waldkreuzung erreicht hatte bog er sofort links ab und lief weiter zum Bach.

Yai war inzwischen eingeschlafen. Die Anstrengung und Aufregung war einfach zu viel für sie gewesen.

Glyde ging in seinem PET beunruhigt auf und ab und befürchtete das Schlimmste, während MegaMan ähnliche Gedanken hegte und das verängstigte Fishy in den Armen hielt und streichelte.

Ein weiterer Blitz erhellte den schwarzen Himmel und fast im gleichen Moment war ein lauter Donnerschlag zu hören. Auch Lan machte sich Sorgen und jetzt, wo das Gewitter direkt bei ihnen war sogar noch mehr, als vorher. Hoffentlich hatte Joshua es unbeschadet zum Camp geschafft, hoffentlich war Mayl in Ordnung und hoffentlich war Dex nichts Schlimmes passiert...

Doch schließlich erreichte Lan endlich den kleinen Bach und konnte sich selbst überzeugen, was vorgefallen war.

Der Bach war nicht breiter als ein bis zwei Meter und rund ums Ufer herum wuchsen weder Bäume, noch Pflanzen oder sonst etwas, außer Gras. Vielleicht war das Wasser auch etwas über den normalen Uferrand getreten, aufgrund des starken Regens, welcher das Wasser des Baches in unaufhörliche Bewegung versetzte und es nach allen Seiten spritzen ließ.

Das Wasser rauschte so laut und bewegte sich so schnell, dass es schon beinahe an eine Wildwasserbahn erinnerte. Doch Lan hatte momentan nichts anderes im Sinn, als Dex zu finden. Er hielt Ausschau nach dem etwas dicklichen Jungen, doch konnte ihn nirgends ausmachen. Er hielt Yai fest über seiner Schulter und bewegte sich den Bach entlang in die Richtung, in die er floss. Nach nur wenigen Metern fand er einen kleinen, gerundeten Steinbrocken, an den eine Angel gelehnt war... Das war Dex' Angel! Die, die ihm Joshua mitgegeben hatte, also musste Dex doch auch irgendwo hier in der Nähe sein...

"Dex? Hey, Dex! Wo steckst du?", rief Lan laut los, doch er musste mehrmals die Lautstärke seines Rufes erhöhen, da er sich beinahe schon selbst nicht verstehen konnte, bei dem Krach, den das Wasser fabrizierte.

"Lan?", kam es allerdings doch etwas leise als Antwort zurück.

"Dex? Bist du das? Wo bist du?"

"Hier vorne... Im Wald!"

Dex Stimme klang etwas merkwürdig. Nicht so stark und voller Selbstbewusstsein, wie man es sonst von ihm kannte. Sie klang eher leise, schwächlich und zurückhaltend.

Lan schaute sich um, konnte aber trotzdem nichts erkennen.

"Wo denn genau?", fragte er noch einmal nach, aber dann entdeckte er doch seinen Freund.

Ein paar Meter vom Bach entfernt auf einer winzigen Waldlichtung sah er Dex gekrümmt auf dem Boden liegen. Sofort eilte er zu ihm herüber.

Als er ankam erkannte er, dass Dex' Fuß in einer Art Bärenfalle gefangen war, dessen Metallzähne sich halb in sein rechtes Bein gebohrt hatten und das Blut mit Gewalt herauspressten.

"Wie ist das denn passiert??", fragte Lan zunächst ungläubig und fand die Szene eher lustig, doch als Dex ihm sein vom Schmerz verzerrtes Gesicht zuwandte, verging Lan schnell wieder das Lachen. Er wusste nicht, ob es überhaupt jemals schon vorgekommen war und deshalb überraschte es ihn, doch Dex liefen sogar Tränen die Wangen hinunter.

"Halt die Klappe du Idiot und hilf mir lieber...", stöhnte Dex mit leicht winselnder Stimme.

"Es tut mir leid...", entschuldigte sich Lan und sah sich das Ganze etwas genauer an.

Diese Falle war nicht so einfach aufzukriegen. Sie war elektronisch!

"Schon gut, aber... was ist... mit Yai geschehen?", fragte Dex, als er das Mädchen regungslos über Lan's Schulter liegen sah.

"Das erklär ich dir gleich, es geht ihr jedenfalls gut. Zumindest einigermaßen, aber jetzt wollen wir erst dich befreien. Scheint so, als sei das Teil mechanisch und kann nur über Codeeingabe wieder geöffnet werden. Da ist sogar ein Jack-In-Port!", bemerkte Lan erstaunt.

"Den... hab ich auch schon gesehen... aber ich hab mein PET am Bach liegen lassen... sonst hätte ich GutsMan selbst geschickt..."

"Du hast es am Bach liegen lassen? Ich hab es aber gar nicht gesehen...", stellte Lan fest.

"Es muss aber dort sein...", sprach Dex verwirrt und es machte sich Sorge in ihm breit, doch dann schrie er erneut laut auf, als sich die Metallzähne noch weiter in sein Bein drückten.

Kleine Bluttropfen spritzen Lan ins Gesicht, welche aber sofort wieder vom Regen weggewaschen wurden.

"Mist, halte durch Dex, ich werd mich beeilen. MegaMan, sieht aus, als müsstest du wieder ans Werk!"

Lan legte Yai sachte auf den Boden, direkt neben Dex, und nahm anschließend sein PET zur Hand.

"Keine Sorge, das wird ein Kinderspiel, nur beeil dich endlich!", sprach der blaue Navi.

"Ja ja, also... Jack-In, MegaMan! Execute!"

Und schon hatte Lan den Stecker seines PETs in den Jack an der elektronischen Greiffalle angeschlossen und MegaMan's Daten wurden in ihr internes Netzwerk übertragen...
 

Kurz darauf materialisierte sich der blaue Navi auch schon im System. Es ähnelte dem des elektronischen Netzes, welches er zuvor betreten hatte, ziemlich stark.

MegaMan stand auf einer sechseckigen, schwarzen Plattform, mit grünlichem Gittermuster darauf, von der aus ein kleiner, schwarzer Pfad zu einer weiteren Plattform, die etwas höher gelegen war, so dass MegaMan nicht erkennen konnte, was sich darauf befand, führte. Das Internetareal war beinahe so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht hätte erkennen können, wären nicht ab und zu kleine Blitze von der anderen Plattform aufgezuckt, die alles etwas erhellten.

"Wow, ziemlich duster hier.", stellte der Navi überrascht fest.

"Mag sein, aber du sagtest grad selbst zu mir, ich soll mich beeilen, also mach du jetzt auch voran! Ich weiß nicht, wie lange Dex das noch aushält!", drängte Lan allerdings sofort.

"Oh, sorry... bin schon unterwegs!"

Doch in dem Moment, als MegaMan grade den ersten Schritt in Richtung der anderen Plattform tätigen wollte hörte er plötzlich eine laute, aufgeregte Stimme schreien.

"HIIIILFEEEEEE!!!!"

"Was war das?", fragte Lan verdutzt.

"Da hat wohl wer Hilfe gerufen, und es kam von dort oben!", sprach MegaMan, deutete auf die andere Plattform und setzte sich sofort in Bewegung.

Er lief auf den kleinen, schmalen Pfad, der schräg nach oben führte zu und lief ihn mit etwas Anstrengung hinauf. Da er so steil und auch noch so glatt war, war es beinahe so, als wollte MegaMan eine Rutsche hinaufrennen. Doch auch wenn es nicht besonders elegant aussah, schaffte er es nach oben, auf die andere Plattform, auf der er das kleine Programm erblickte, welches um Hilfe gerufen hatte.

Die zweite Plattform war etwas kleiner und rund. In ihrem Zentrum stand eine große, metallische Säule von deren Spitze aus immer wieder Blitze aufzuckten und in die großen Generatoren schlugen, die rund um die Plattform aufgebaut waren.

Das kleine Programm, welches für die Wartung des Systems zuständig war, war von mehreren Viren umzingelt, die sich zu einem Angriff bereit machten.

"OH BITTE, HELFEN SIE MIR!", schrie das kleine, aufgeregte Programm, als es plötzlich MegaMan erblickte.

Durch den Ruf alarmiert wandten sich die Viren alle nach hinten und erblickten ebenfalls den blauen Navi, welchen sie als neues Ziel auserkoren.

"Oh... nicht gut...", stellte MegaMan schluckend fest, als plötzlich sämtliche Viren auf ihn zusprangen.

Es waren zwei Spidy-Viren, ein Kilby und drei pilzartige Mushies.

MegaMan warf sich sofort zur Seite, als der harte Bambusstab des Kilby-Virus ihm entgegengeschossen kam und ihn nur sehr knapp verfehlte.

Kaum lag der blaue Navi auf dem Boden, krabbelten die kleinen Spinnenviren auf ihn zu und bespuckten ihn mit digitalen Spinnennetzen, um ihn so am Boden zu fesseln.

"Keine Panik, Mega! Ich hol dich sofort da raus!", versuchte Lan seinen Navi zu beruhigen, als er schnell einen Chip aus seiner Hosentasche zog.

"Keine Panik?? Ach was, ich bin nicht panisch, keine Sorge... nein ich bin's nicht..."

Doch dann krabbelte ein Spidy direkt über den Brustkorb des Navis und blickte ihm mit seinen sechs rotleuchtenden Augen direkt ins Gesicht.

"Wuah!", schrie MegaMan mit einem Male in einer solch hohen Tonlage auf, dass man es glatt für einen aufgeschreckten Mädchenschrei hätte halten können.

"Mach es weg, los! Mach es weg!!"

Lan beobachtete das Szenario fassungslos und zugleich amüsiert. Doch dann beschloss er doch seinem Navi-Freund zu helfen und steckte den Chip in den entsprechenden Slot am PET.

"FireSword, Slot-In!"

Sogleich verwandelte sich MegaMan's Buster und erzeugte eine feurig brennende Klinge, die die Spinnenweben, um seinen Körper sofort niederbrennen ließ.

Aufgeschreckt sprang der Spidy-Virus sofort von dem blauen Navi herunter und suchte Schutz hinter dem etwas größeren und bambusbuschartigen Kilby. Doch MegaMan entfesselte sich vollständig aus den virtuellen Weben, sprang auf und hielt sofort auf den Kilby-Virus zu, welcher ihm erneut einen Bambusstab entgegenschoss.

Ohne mit der Wimper zu zucken rannte MegaMan aber stur geradeaus, zerschlug den Stab noch bevor er davon getroffen werden konnte, holte zu einem weiteren Schlag aus und versetzte dem Kilby einen diagonalen Hieb. Die brennende FireSword-Klinge schnitt wie ein Messer durch Butter, durch den Pflanzenvirus und zerteilte ihn. Und nicht nur das! Die Klinge erwischte sogar die kleine Spinne, die sich hinter dem Kilby versteckt hatte!

Beide Viren lösten sich in ihre Datenbestandteile auf und waren gelöscht.

"Vielen Dank, Lan. Das war ziemlich knapp..."

"Na ja, wer weiß, was der Virus mit dir vorhatte? Vielleicht wollte er dir nur einen Kuss aufdrücken?", grinste Lan und erinnerte sich an das angewiderte Gesicht seines Navis, als der Spinnen-Virus ihm bedrohlich nahe ans Gesicht herangekommen war.

"Ha ha, sehr witzig..."

Doch dann kehrte wieder Ernst zurück in die Lage, als sich die restlichen Viren neu formierten. Ein Spidy und drei Mushy-Viren waren noch übrig.

"Und jetzt zu euch!"

Das kleine Programm beobachtete den Kampf mit großem Interesse, versteckte sich aber hinter der Säule, um nicht noch mit hineingezogen zu werden, als MegaMan auf die übriggebliebenen Viren zustürmte.

Der Spidy-Virus spuckte ihm sogleich weitere Spinnenweben entgegen, die allerdings keine Wirkung zeigten und von dem FireSword sofort weggebrannt wurden. Bevor dem Virus eigentlich klar wurde, was geschehen war, steckte schon die Schwertklinge zwischen seinen sechs Augen und er wurde langsam gelöscht.

Nun waren nur noch die drei violetten Pilz-Viren da, welche sofort damit begannen ihre Körper zu schütteln und MegaMan sporenartige Substanzen entgegenzuwerfen.

"Pass auf, MegaMan! Wenn dich die Sporen berühren bist du erledigt!", warnte Lan seinen Navi, der beinahe in sie hineingelaufen wäre, sich aber sofort mit einem Rückwärtssalto wieder in Sicherheit brachte.

"Na gut, wenn ich nicht nah genug an sie ran kann, um sie mit dem Schwert zu treffen, mach ich es eben anders.", sprach der blaue Navi, deaktivierte sein FireBlade und durchlöcherte die drei Viren ohne zu zögern mit seinem Buster.

"Das war zwar nicht sonderlich spektakulär, aber so kann man es auch machen. Gute Arbeit, MegaMan!", gratulierte Lan seinem Navi. "Und jetzt deaktiviere schnell die Falle."

"Alles klar."

MegaMan verwandelte seinen Buster zurück in eine Hand und ging vorsichtig auf das kleine Programm zu.

"Ist alles in Ordnung mit dir?"

"JA, DANK IHNEN, SIR! VIELEN, VIELEN DANK!! DIESE VIREN HATTEN DOCH TATSÄCHLICH DAS SYSTEM ÜBERNOMMEN! DIESE FALLE WAR EIGENTLICH DAZU GEDACHT WILDE TIERE WIEDER EINZUFANGEN UND NICHT UM KINDER ZU VERLETZEN! ICH WOLLTE SIE GRADE WIEDER DEAKTIVIEREN, NACHDEM DIESER SELTSAME NAVI WIEDER VERSCHWUNDEN WAR, DOCH DANN TAUCHTEN PLÖTZLICH DIESE LÄSTIGEN VIREN AUF!!", erklärte das Programm aufgeregt.

"Ein seltsamer Navi?", fragte MegaMan noch mal nach.

"JA! ICH WIEß NICHT WARUM, ABER ER BESTAND DARAUF DIE FALLE UMZUPROGRAMMIEREN. ICH KONNTE NATÜRLICH NICHTS GEGEN IHN AUSRICHTEN, ALSO HAB ICH IHN NICHT AUFGEHALTEN... ... ... ES TUT MIR LEID, ES IST ALLES MEINE SCHUUUUUULD!!!", begann das Programm plötzlich in Tränen auszubrechen.

MegaMan trat neben es und legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter.

"Ach was, du wolltest es ja wieder umschalten, du hast keine Schuld. Gegen so einen Navi hättest du vermutlich nichts ausrichten können, obwohl ich gern etwas mehr über ihn wüsste..."

"WIRKLICH??", schluchzte es fragend. "STIMMT!! ICH HAB KEINE SCHULD! HAHA!!! ... ÄHEM, SORRY... NA JA, ES WAR ZU DUNKEL, DASS ICH GENAUERES ERKENNEN KONNTE, ABER ER WAR ZIEMLICH GROß UND BESAß WOHL FLÜGEL ODER SO ETWAS IN DER ART."

"Flügel? Na ja, also schon mal keiner von denen, die wir kennen...", stellte Lan nachdenklich fest.

"Was muss ich tun, um die Falle zu deaktivieren?", fragte MegaMan.

"DU MUSST DIE PASSWÖRTER AM TERMINAL EINGEBEN, DAS IST ALLES. ALLERDINGS HAT DIESER NAVI SIE GEÄNDERT, DU MUSST ALSO SELBST HERAUSFINDEN, WIE SIE LAUTEN. ABER ICH GLAUBE DER ÜBERBEGRIFF FÜR SÄMTLICHE CODES IST ,NATUR' ODER SO ETWAS..."

"Alles klar, vielen Dank. Dann werd ich mal gucken, ob ich sie knacken kann."

MegaMan trat zu der Säule in der Mitte der Plattform und aktivierte das Terminal. Eine Liste mit Passworteingabefeldern und durcheinandergewürfelten Buchstaben erschien, so wie im System des elektronischen Netzes...

"Hmm... scheint wie beim letzten Mal zu sein...
 

NIALAM _ _ _ _ _ _

EBELTE _ _ _ _ _ _

WOLFER _ _ _ _ _ _

FSHER RAI _ _ _ _ _ _ _ _

RAEB _ _ _ _
 

Also gut, wenn der Überbegriff scheinbar der Selbe wie beim letzten Mal ist, dann sollte es ja nicht allzu schwierig zu entschlüsseln sein."

"Ja, stimmt... Aber komm, beeil dich!", drängte Lan seinen Navi wieder, als er merkte, wie Dex das Gesicht noch mehr verzog, als der Schmerz größer wurde. Sein Bein war völlig mit Blut verschmiert, welches zwar sofort vom Regen weggewaschen wurde, allerdings aus der Wunde stetig neues nachströmte.

Es dauerte nicht sehr lange, bis MegaMan dann aber schließlich alle Passwörter herausbekommen und am Terminal richtig eingegeben hatte. Sofort deaktivierte sich die Falle und ließ Dex' Bein los, was aber zur Folge hatte, dass noch einmal ziemlich viel Blut aus der Wunde hervorquoll, was Dex zum Schreien brachte.

"Gut gemacht, MegaMan. Jack-Out!"
 

Nachdem Lan das PET-Kabel entfernt und es sich wieder an die Hose gehängt hatte griff er sofort nach Dex' Bein und untersuchte die Wunde.

"Es blutet ziemlich stark, aber die Verletzung scheint nicht ernst zu sein. Du hast Glück gehabt. Aber wie ist das denn nun passiert?"

"Glück? Ach man, na ja... Ich war grade am Angeln und dann hörte ich dieses seltsame Geräusch. Ich kam her... sah die Falle und... na ja... also... da lag dieser köstlich gebratene Fisch und...", doch dann stoppte Dex, als sein Gesicht vor Scham rot anlief.

"Moment, das versteh ich nicht ganz...", stutzte Lan. "Willst du mir sagen, du hast gesehen, dass es eine Falle war? Aber du bist trotzdem reingetreten?"

"Nein... also es war so, dass der Fisch auf der Falle lag und ich hab ihn halt runter genommen, ohne dass was passiert ist. Aber als ich dann weggehen wollte, war da plötzlich dieser... laute Schrei... oder so was... Ich bin erschrocken und... ach, ist doch egal, oder??!"

Lan starrte seinen Freund nur ungläubig an.

"Das klingt irgendwie zu dämlich, um wahr zu sein... selbst für deine Verhältnisse. Und wo ist jetzt der Fisch?"

"Hab ihn gegessen, um mich... vom Schmerz abzulenken... ... ... ... ..."

"Also manchmal kann ich echt nicht mehr, als über deine Doofheit staunen, Dex.", stellte Lan kichernd und kopfschüttelnd fest. "Was, wenn der Fisch auch noch vergiftet gewesen wäre? Kommt es dir nicht etwas seltsam vor, dass jemand eine Bärenfalle aufstellt in der ein gebratener Fisch liegt??"

"Ja, ist gut, vergessen wir's einfach, okay?? Was ist denn überhaupt mit Yai?", versuchte der dickliche Junge schnell vom Thema abzulenken.

"Sie ist auch in eine Falle getappt und es geht ihr bedeutend schlechter als dir. Joshua hat es auch erwischt, aber der ist zurück zum Camp. Jedenfalls hoffe ich das und von Mayl fehlt immer noch jede Spur.", erklärte Lan besorgt.

"Also... Moment, dann seid ihr alle in Fallen getappt?"

"Ja, scheint so, als wollte uns hier jemand loswerden."

"Was? Wieso und wer?", fragte Dex erschrocken.

"Keine Ahnung. Wir müssen jetzt zusehen, dass wir uns alle sammeln und gucken, dass wir hier wegkommen. Glaubst du, du kannst gehen? Ich werde Yai wieder tragen, aber wir müssen so schnell wie möglich zurück zum Camp.", sprach Lan und versuchte dabei Dex auf die Beine zu helfen.

"Ich denke... es wird schon gehen. Aber vergiss GutsMan nicht! Er muss noch... am Bach liegen..."

Während Dex sich wieder vollständig aufrichtete und probierte zu gehen, lief Lan schnell zu dem Bach herüber, um nach dem PET zu suchen. Doch dort, wo Dex es scheinbar hatte liegen lassen, war es nicht zu finden. Dafür aber einige Meter weiter im Bach, wo es zwischen einigen Ästen, die sich zu einer Art Damm aufgebaut hatten, hängen geblieben war, als es vom Wasser weggespült wurde.

"Scheint so, als sei das Wasser durch den vielen Regen über das Ufer des Baches getreten und hat glatt Dex' PET mit sich genommen.", rekonstruierte Lan die Situation, trat mit einem Fuß in den nassen, stark fließenden Bach und holte das PET aus dem Astgewirr.

"Alles okay, GutsMan?", fragte er, als er den Bildschirm versuchte sauber zu machen, was aber nicht wirklich funktionierte, da der Ärmel seines Hemdes ebenfalls pitsch nass war.

"GutsMan baden war... Wo Dex sein?", antwortete der große Navi etwas verwirrt.

"Dex geht's gut, ich werd dich gleich wieder zu ihm bringen."

Lan trat aus dem Bach wieder heraus und rannte rüber zurück zu der Stelle, wo er Dex und Yai gelassen hatte.

Dex lehnte an einen Baum. Der stechende Schmerz in seinem Bein war unerträglich und die Blutung schien auch nicht zu stoppen. Lan trat vorsichtig neben ihn.

"Alles okay? Meinst du es geht doch nicht?"

"Doch, doch... Als wenn so was den großen Dex... aufhalten könnte... Hauptsache Yai kommt in Sicherheit."

"Na gut, aber irgendwie sollten wir versuchen die Wunde abzubinden.", überlegte Lan, als er sich die Verletzung noch mal ansah.

Aber er wusste nicht wie. Sein Stirnband hatte er schon benutzt, um Joshua's Wunde abzubinden und sonst hatte er nichts anderes, was sich gut dafür geeignet hätte.

"Ach was, geht schon so...", stöhnte Dex, als er merkte, dass Lan ratlos war.

"Na gut, du musst es ja wissen. Dann lasst uns schnell los."

Lan beugte sich wieder zu Yai und nahm das Mädchen erneut über die Schulter, um sie zu tragen. Er überreichte Dex sein PET, welcher sehr froh darüber war, seinen GutsMan wieder zu haben und langsam setzte sich die kleine Gruppe in Bewegung und marschierte zurück zum Camp.

Mit jedem Schritt den Dex tat schmerzte die Wunde, doch er biss die Zähne zusammen und versuchte durchzuhalten, was Lan ziemlich beeindruckte. Darüber hinaus erzeugte der Regen auch ein angenehmes, kühlendes Gefühl auf der Wunde, was den Schmerz etwas dämmte.

Sie kamen zwar nur langsam voran und das zunehmend heftige Unwetter erschwerte ihnen ebenfalls das Vorankommen, aber sie bahnten sich trotzdem entschlossen ihren Weg durch den ACDC Forest. Ohne weitere Zwischenfälle erreichten sie auch nach fast einer Viertelstunde endlich das Camp...
 

Außerhalb des Waldes, auf dem großen Campingplatz, auf dem die Zelte aufgeschlagen waren, tobte das Gewitter noch schlimmer, als erwartet.

Bäume bogen sich beinahe unter den starken Luftströmungen, der Regen hatte die Zelte völlig durchnässt und der Wind sie zum Einsturz gebracht und der Boden war nur noch eine große, braune, matschige Pampe.

Lan hielt sich den freien Arm vor das Gesicht und kniff die Augen zusammen, um sich vor Wind und Regen zu schützen. Seine nasse Kleidung wehte im Winde und er musste schon beinahe etwas geduckt gehen, um sich dagegen zu stemmen.

Nur allein Yai's Zelt schien der Sturm nichts auszumachen, da es immer noch fest am Boden stand und weder schwankte, noch wankte.

Schnell versuchten sich Dex und Lan zu den Zelten rüber zu bewegen, als mit einem Male der Windstrom, wie von Geisterhand, nachließ und nur noch leichte Brisen wehten.

"Oh man, der Sturm scheint nachzulassen.", stellte Lan erleichtert fest.

Jedoch der Regen hörte nicht auf und zwischendurch grollte auch immer noch der Himmel und ließ Blitze um sich schlagen.

Lan und Dex traten vorsichtig in die Mitte der Zelte und hielten nach ihren Freunden Ausschau. Doch Mayl schien noch immer nicht da zu sein und auch Joshua war auch nirgends zu sehen.

"Joshua? Bist du da?", fragte Lan laut, aber niemand gab Antwort.

"Ich dachte Joshua sollte wieder hier sein?", fragte Dex verwirrt.

"Er hatte gesagt, er wollte zurück ins Camp... Sicher ist ihm unterwegs was zugestoßen!!", schreckte Lan auf und warf reflexartig einen Blick zurück auf den Wald. Aber sie hatten Joshua unterwegs nicht getroffen. Hätte er es nicht ganz zum Camp geschafft, hätten sie ihn sehen müssen. Und da er nicht da war, blieb nur als einzige andere Möglichkeit, dass er irgendwo anders im Wald sein musste... Verlaufen? Ausgeschlossen! Nicht Joshua, welcher den Wald so gut wie seine Westentasche kannte. Es musste ihm etwas zugestoßen sein...

"Moment mal, Lan... Vielleicht ist er ja in Yai's Zelt?", sprach Dex, als er sich das große, pinkfarbene Zelt betrachtete.

"Hey, das könnte gut möglich sein... Moment."

Lan überreichte Yai an Dex, welcher sich mit ihr auf einem nassen Stein niederließ, da er einfach nicht mehr stehen konnte.

Lan trat vor das Zelt und versuchte es zu öffnen, doch es klappte nicht.

"Ach ja, das Ding ist doch elektronisch oder so.", fiel ihm wieder ein und er untersuchte das kleine Control-Panel neben der Eingangsluke.

Doch der Bildschirm zeigte ihm nur den Schriftzug 'Error' an, als er versuchte das Zelt zu öffnen.

"Was ist jetzt los? Mist, das Teil macht wieder Probleme!", seufzte Lan und schlug feste gegen die Außenwand des Zeltes, welche allerdings extrem robust war, auch wenn sie leicht elastisch zu sein schien.

Er überlegte einen Augenblick, doch dann hörte er ein leises, fast überhörbares Klopfen.

"Was war das?"

Er drückte sein Ohr an das Zelt und versuchte genau zu lauschen, was das Gewitter aber erschwerte. Doch es war eindeutig, dass jemand aus dem Innern des Zeltes gegen die Wand klopfte!

"Was ist los, Lan?", fragte Dex neugierig.

"Da scheint jemand im Zelt gefangen zu sein. Vielleicht Joshua! Ich muss es irgendwie öffnen..."

Lan betrachtete noch einmal das Panel und entdeckte einen kleinen Jack-In-Port.

"Hervorragend! MegaMan, du bist dran!"

"Alles klar!", bestätigte der Navi, als Lan sein PET mit dem Terminal verlinkte.

"Jack-In, MegaMan! Execute!"
 

Und schon stand MegaMan mitten im Netzwerk des High-Tech Zeltes.

Er fand sich auf einer weiten, grünleuchtenden Plattform wieder, auf der ein schwarzes Gittermuster aufgezeichnet war. Das Areal war ziemlich lang und rechteckig.

MegaMan riss die Augen weit auf und konnte nicht fassen, was er einige Meter vor sich beobachten konnte! Nur ein paar Schritte von ihm entfernt lag Roll auf dem Boden, umzingelt von mehreren Kilby-Viren, die pausenlos mit ihren Bambusstäben auf sie einschlugen.

"Roll!!"

"Ist das Roll? Was macht die denn hier??", sprach Lan ebenso erstaunt, als er das Ganze über sein PET verfolgen konnte. "Los MegaMan, du musst ihr helfen! Einen Augenblick..."

Während Lan noch in seiner Tasche kramte setzte sich der blaue Navi schon in Bewegung und stürmte wütend auf die Angreifer zu, die ihr hilfloses Opfer weiter schlugen.

"IronFist, Slot-In!"

Noch im Lauf verwandelte sich MegaMan's Busterarm in eine dicke Eisenfaust, die er blitzschnell nach vorne zischen ließ und den Kilby, der ihm am nächsten war, in hohem Bogen wegschleuderte, welcher sich durch den heftigen Angriff noch im Flug in Datenteilchen verwandelte.

Die anderen beiden Kilbies blickten sofort überrascht zu dem plötzlich aufgetauchten Navi herüber, zögerten aber nicht und starteten sofort einen Angriff.

MegaMan versuchte sie mit seinem Buster zu erwischen, doch sie waren zu schnell und wichen den Geschossen mit seitlichen Bewegungen aus und stießen dabei ihre Bambusstäbe nach vorn.

"Na wartet, so nicht!", sprach der blaue Navi, als er unter den Stäben herrollte und gleichzeitig weitere Schüsse mit seinem Buster abgab.

Einer der Kilby-Viren konnte auch nicht mehr schnell genug ausweichen, wurde getroffen und im Anschluss sofort gelöscht. Doch der andere gab nicht auf und griff ein weiteres Mal an.

"Los, mach mit ihm kurzen Prozess! MiniBomb, Slot-In", sprach Lan, als er den nächsten Chip runterlud.

Und kaum war der Satz zu Ende gesprochen, hielt MegaMan auch schon, eine kleine, blaue MiniBomb in der Hand und schleuderte sie auf den Kilby-Virus, welcher durch die anschließende Explosion sofort gelöscht wurde.

Kaum war der Kampf vorbei lief MegaMan auch sofort zu seiner Freundin rüber, die immer noch am Boden lag. Er beugte sich zu ihr und hob ihren Kopf sachte an.

"Roll? Ist alles in Ordnung?"

Langsam öffnete Roll ihre Augen, die eine seltsame Wirkung auf MegaMan auswirkten und ein komisches, jedoch angenehmes Gefühl in ihm hervorriefen.

"Mega? Du bist gekommen, um mich zu retten?", sprach Roll leise, als sie MegaMan's Gesicht erkannte und sich ein angestrengtes Lächeln über ihre Lippen zog.

"Natürlich! Wir hatten uns schon Sorgen gemacht. Ist Mayl in dem Zelt?"

"Ja, sie wollte es über das andere Terminal von innen öffnen. Ich sollte mich darum kümmern, war aber nicht stark genug...", erklärte Roll, als sie sich langsam aufrecht setzte und sich im Anschluss an MegaMan's Schulter drückte.

"Keine Sorge, jetzt bin ich hier und wir werden Mayl gemeinsam befreien.", sprach MegaMan beruhigend und wusste nicht so recht, ob er Roll in den Arm nehmen sollte oder nicht. Er tat es letztendlich dann aber doch...

"Hey, MegaMan! Dafür habt ihr zwei hinterher noch Zeit. Schau lieber hinter dich!", warnte Lan seinen Navi, als sich plötzlich zwei Needler-Viren hinter den beiden Navis materialisierten, die aussahen, wie metallische Käfer.

"Warte Roll, ich erledige die eben!", sprach MegaMan, als er aufstand und sich entschlossen den Viren zuwandte. Doch Roll richtete sich ebenfalls auf und stellte sich genau neben ihn.

"Ach was, das erledigen wir zusammen.", zwinkerte sie ihm zu. "Auch wenn ich angeschlagen bin. Mit so was werde ich noch fertig, vor allem, wo du jetzt da bist."

MegaMan begann zu lächeln und gemeinsam griffen die beiden die zwei Viren an, welche ihnen Metallnägel entgegenschossen.

MegaMan hüpfte ohne Probleme über die gegnerischen Geschosse drüber, sprang über den Needler hinweg und landete direkt hinter ihm. Er drehte sich schnell um, lud dabei seinen Buster auf und gab einen ChargeShot ab, welcher den Käfer-Virus am ungeschützten Hinterteil erwischte und sofort löschte!

Roll hingegen sammelte ihre letzten Kräfte und teleportierte sich blitzschnell hinter den angreifenden Virus, um ihn auch an seiner Schwachstelle zu erwischen.

"RollFlash!!"

Roll breitete ihre Hände aus und ließ den Virus in einer heftigen Blitzexplosion untergehen, welche ihn ebenfalls sofort löschte.

"Hey, gute Arbeit, Roll! Aber warte mal... warum hilft Mayl dir eigentlich nicht?", fiel MegaMan plötzlich auf.

"Ach, das hatte ich total vergessen!", riss Roll auf einmal erschrocken die Augen auf. "Wir müssen uns beeilen. Irgendwas am Zelt stimmt nicht, die Luft da drin wird immer knapper! Ganz kurz bevor ihr euch eingeloggt habt ist Mayl ohnmächtig geworden und konnte mir keinen Recovery Chip mehr senden, weswegen ich von den Viren überwältigt wurde! Wenn wir uns nicht beeilen wird sie noch ersticken!!", erklärte das Navi-Mädchen schnell, aufgeregt und besorgt.

"Was?? MegaMan, beeil dich, öffne das Zelt!", befahl Lan sofort, welcher sich sogar noch größere Sorgen um Mayl machte, als Roll es tat.

"Wie kann ich das System wieder in Ordnung bringen?", fragte MegaMan seine Freundin, die panisch auf und ab hüpfte.

"An dem Terminal dort drüben!", antwortete sie und deutete in die entsprechende Richtung.

Das Terminal lag einige Meter entfernt, fast am Rand der Plattform.

MegaMan lief sofort zu ihm und musste feststellen, dass das selbe Passwortsystem darauf zum Vorschein kam, wie bei den anderen beiden Terminals.

"Nicht schon wieder... Sieht genau so aus, wie beim letzten Mal.
 

EBE _ _ _

SGSAR _ _ _ _ _

DFLEI _ _ _ _ _

AMCINGP _ _ _ _ _ _ _

OFERTS _ _ _ _ _ _

PRAT _ _ _ _

TDIEUOS _ _ _ _ _ _ _

LETANNORMENVI LLUPTOION _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
 

Sie scheinen alle wieder mit Natur und unserem bisher erlebten in Verbindung zu stehen, jedoch sind es dieses Mal viel längere und schwierigere Wörter...", seufzte MegaMan.

"Dann streng dich an!"

"Ja ja..."

Und so versuchte MegaMan die Lösung der Passwörter herauszubekommen, was zwar etwas Zeit in Anspruch nahm, doch nach ein paar Minuten erledigt war.

"Okay, fertig! Das Zelt müsste sich wieder öffnen lassen!"

Kaum hatte MegaMan dies gesagt, zog Lan auch schon das PET-Kabel aus dem Control-Panel und loggte seinen Navi aus. Er steckte sein PET zurück und öffnete sofort die Eingangsluke.

Drinnen lag Mayl zwischen zwei schmalen Stahlträgern bewusstlos am Boden und hielt ihr PET in der Hand, welches an das zweite Terminal im Innern des Zeltes angeschlossen war. Lan trennte auch dort die Verbindung und loggte Roll aus, ehe er Mayl schnell nach draußen an die frische Luft zog.

"Was ist los? Geht es ihr gut?", wollte Dex sofort wissen, schaffte es aber selbst nicht aufzustehen.

"Ich weiß nicht. Sie scheint nur bewusstlos zu sein.", sprach Lan, als er das Mädchen sorgvoll betrachtete, welches aussah, als würde es friedlich schlafen. "Wer auch immer hierfür verantwortlich ist... Wenn sie mich loswerden wollen ist mir das egal, aber wer sich an meinen Freunden vergreift kann sich auf was gefasst machen!!"

Doch dann öffnete Mayl langsam wieder ihre Augen.

"Hey, Lan... du hast mich gerettet... vielen Dank...", sprach sie mit letzter Kraft.

"Mayl! Es tut mir so leid, dass ich nicht schon früher da war! Bitte verzeih mir..."

"Ist doch okay... aber Lan...", versuchte sie ihm etwas mitzuteilen, was allerdings ziemlich anstrengend zu sein schien.

"Was ist?", fragte er besorgt.

"Ich weiß, wer... wer für...", doch ehe sie zu Ende reden konnte, fiel sie erneut in Ohnmacht.

"Mayl? Mayl!" Lan schloss sie fest in die Arme und drückte sie an sich. "Keine Sorge, wer immer dir das angetan hat wird dafür büßen, das verspreche ich!"

Allmählich wurde der Regen schwächer und auch die Wolkenwand am Himmel schien sich langsam aufzulösen. Dex und Lan trugen die beiden bewusstlosen Mädchen in das Zelt und legten sie in die Schlafsäcke. Dex nahm sich sofort den Verbandskasten zur Hand, den Mayl mitgebracht hatte und kümmerte sich um seine Wunde, die noch immer blutete. Lan hingegen trat wieder aus dem Zelt heraus. Immer noch fehlte eine Person... Joshua! Er war der einzige, der noch immer verschwunden war...
 

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ACHTUNG! HIER IST WIEDER EIN GEWINNSPIEL!! XDD

Wenn ihr das letzte Kapitel gelesen habt, solltet ihr ja wissen, wie das Ganze funktioniert ^^ Ihr habt beim Lesen sicher wieder festgestellt, dass die Passwörter, die MegaMan knacken musste, nicht aufgelöst wurden Oo Und hier kommt wieder die Aufgabe für das Gewinnspiel ins... 'Spiel' XD"

Nennt mir die Lösungen der Passwörter und ihr könnt wieder jede Menge Karotaler gewinnen ^_____^V Der Gewinner und die Lösungen werden dann natürlich im nächsten Kapitel enthüllt @@

Letztes Mal war es ja noch wirklich einfach, aber dieses Mal ist's etwas schwieriger u.u Wir haben zwei Gruppen von Passwörtern. Eine zu fünf Wörtern und eine zu acht bzw neun Wörtern. Ihr gewinnt nur dann, wenn ihr mir alle Lösungen für eine dieser beiden Gruppen per ENS schickt Oo Pro Gruppe gibt's 50 Karotaler zu gewinnen, wer mir also beide nennen kann bekommt gleich 100, nicht schlecht, was? XDD Natürlich kann nur derjenige oder diejenige gewinnen, welche mir die Lösungen zuerst geschickt hat u.u"

So, das war eigentlich schon alles dazu oô Ich hoffe dieses Mal nehmen ein paar Leute mehr dran Teil, als beim letzten Mal ^^"

Jedenfalls wünsche ich euch viel Spaß und möchte mich an dieser Stelle auch noch einmal fürs Lesen meiner FF bedanken! ^_________^ Bis zum nächsten Kapitel! ^.~
 

Ach ja Oo"" Einsendeschluss ist von heute an in 2 Wochen! *das beinahe vergessen hatte zu erwähnen* ><
 

Und nun noch zu den Lösungen und der Gewinnerin des letzten Kapitels ^^

Gewonnen hat: CrimsonDeathangelYuri

Und die Lösungen sind:

ATUREN --> NATURE

EERT --> TREE

DOWO --> WOOD
 

So, das war's dann nun aber auch endgültig! XD"

Bis denne dann!
 

-Gospel

The Meaning of Friendship

Bis auf den Wind hatte das Unwetter noch nicht besonders viel nachgelassen. Es regnete immer noch ununterbrochen, auch wenn bereits erste Sonnenstrahlen durch die dichte Wolkendecke dringen konnten und dafür sorgten, dass sich ein leichter Regenbogen über dem ACDC Forest bildete.

Während Mayl und Yai bewusstlos im Zelt lagen, geschützt vor dem tobenden Wetter und Dex noch damit beschäftigt war seine Wunde zu versorgen, beschloss Lan sich auf die Suche nach Joshua zu machen, welcher als einziger noch immer vermisst wurde.

Lan hatte ihn zuletzt im Wald getroffen, als er auf dem Weg zu Yai war. Joshua hatte eine schwere Verletzung am Bein gehabt und blutete ziemlich stark, jedoch war er davon überzeugt gewesen, es allein zurück zum Camp zu schaffen. Doch dort war er nicht.

Entweder hatte, wer auch immer dahinter steckte, ihn bereits erwischt oder Joshua war noch irgendwo im Wald, vielleicht weil er erneut zusammengebrochen war.

Es gab mehrere Möglichkeiten, doch was auch immer davon eingetroffen war, Lan würde Joshua finden und ihn und die anderen wieder sicher nach ACDC Town zurückbringen!

Nass bis auf die Knochen trat Lan aus dem großen, pinkfarbenen High-Tech Zelt heraus, was einen hervorragenden Schutz vor diesem Sturm geliefert hatte und sich noch immer tapfer gegen den hart darauf schlagenden Regen behauptete.

Er blickte nach oben in den Himmel und sah, wie sich bereits kleinere Öffnungen in der Wolkenwand auftaten und er wieder den strahlenden Sommerhimmel erkennen konnte.

Auch der Regen sollte bald vorüber sein. Dann würde sicher wieder einiges einfacher werden, doch selbst dann würde sich die kleine Gruppe noch immer in Lebensgefahr befinden, solange dieser Irre nicht gefunden war, der bereits mehrere Mordanschläge auf die Kinder ausgeübt hatte. Lan lief hinaus auf die große, nasse Wiese, direkt in Richtung des Waldeingangs, als er plötzlich von einer vertrauten Stimme abrupt zurückgehalten wurde, die von den Zelten zu kommen schien.

"Hey, Lan! Wo willst du hin, ich bin doch hier!"

Lan konnte es nicht glauben. Schnell wandte er seinen Blick nach hinten und erkannte Joshua, welcher leicht gebückt hinter dem großen Zelt hervorguckte und Lan geschwächt anlächelte.

"Joshua?!", rief Lan ungläubig und rannte sofort wieder zurück in die Richtung aus der er gekommen war, direkt auf seinen Freund zu.

Joshua lehnte sich mit der Schulter gegen Yai's Zelt und hielt sich mit einer Hand noch immer sein verletztes Bein fest, während er vor Schmerz ein Auge zugekniffen hatte.

"Wo warst du? Wir haben uns Sorgen gemacht, ich dachte schon dich hätt's erwischt!", begann Lan sofort zu fragen, als er seinen Freund betrachtete und sich die Wunde genauer ansah, welche immer noch ziemlich stark zu bluten schien, da das Blut bereits durch das Stirnband gedrungen war, welches Lan verwendet hatte, um die Verletzung abzubinden.

"Ich hatte mich dort hinten ausgeruht... Wie ich sehe, hast du scheinbar all deine Freunde retten können. Nicht schlecht, das hätte ich dir nicht zugetraut..."

"Natürlich. Ich kann sie ja nicht einfach im Stich lassen. Aber wir sollten jetzt erst mal zusehen, dass wir hier alle verschwinden und die Officials informieren. Wer weiß, was dieser Kerl als nächstes plant, um uns zu erledigen..."

Lan wollte sich schnell wieder in das Zelt begeben, um alles vorzubereiten, damit die kleine Gruppe den Wald so schnell wie möglich verlassen konnte, doch als er merkte, dass Joshua vor Schmerz die Zähne fest zusammen biss, blieb er doch noch kurz bei seinem Freund stehen und untersuchte ein weiteres Mal die Verletzung.

"Tut es sehr weh? Vielleicht sollten wir erst schnell die Wunde versorgen. Dex hat einen Verbandskasten. Moment ich hole eben Verbandszeug!"

"Nicht nötig...", hielt Joshua ihn allerdings davon ab. "Es tut zwar ziemlich weh, aber es geht schon so. Ich hab wohl ein klein wenig übertrieben, aber immerhin hat die Wunde ihren Zweck erfüllt."

Lan stutzte und sah Joshua fragend an.

"... ihren Zweck erfüllt?", fragte er verwirrt.

"Na ja... Ich musste ja dafür sorgen, dass du dir Sorgen um mich machst, aber mich gleichzeitig in Ruhe lässt, damit ich die Fallen weiter aufstellen konnte."

Lan sah Joshua mit großen Augen an. Was hatte er da grade gesagt?? Das konnte nicht wahr sein... Lan blinzelte verwirrt. Hatte er sich grade verhört?

"Ganz recht. Ich habe mir die Verletzung selbst zugefügt. Und zwar mit einem der Pfeile, die eigentlich für dich bestimmt waren. Es musste ja auch realistisch wirken. Allerdings habe ich mir das Ding wohl ein bisschen zu weit ins Bein gerammt... aber was soll's?"

Plötzlich lehnte Joshua nicht mehr gegen die Zeltwand sondern baute sich groß vor Lan auf, welcher nun nach oben blicken musste, um seinem Gegenüber ins Gesicht zu sehen.

"Willst du damit sagen, dass DU versucht hast uns umzubringen??"

"Ganz genau. Und ich hätte es fast geschafft, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass du wirklich so gut bist. Darum hatte ich versucht dich als erstes zu erledigen, aber jeder meiner Versuche ist gescheitert. Also hatte ich gehofft, dass ich dich vielleicht gleich mit erledigen kann, wenn du versuchst deine Freunde zu retten, was aber auch nicht geklappt hat."

Lan entfernte sich mehrere Schritte von Joshua. Er konnte das einfach nicht fassen.

"Aber... aber warum tust du so etwas?? Ich dachte wir wären Freunde!", verlangte Lan eine Erklärung für das Ganze.

"Es tut mir leid Lan. Dinge geschehen einfach, ob unerwartet oder nicht. Du bist zu gutgläubig. Es ist zwar ein positiver Charakterzug, der mich an dir besonders beeindruckt, allerdings ist es auch gleichzeitig deine Schwäche. Du kannst mir glauben, ich wollte das hier auch nicht, aber ich hatte keine andere Wahl."

Lan trat weitere Schritte zurück, als Joshua versuchte ihm näher zu kommen. Die beiden standen sich plötzlich nur wenige Meter auseinander, auf einem rutschigen Erdfleck, überschüttet von Regen, gegenüber.

"Keine andere Wahl?!? Verdammt, wir sind deine Freunde... Mayl ist deine Freundin!! Wir kennen uns ja erst seit heute, aber wie kannst du von allen Menschen auf dieser Welt, ausgerechnet Mayl so etwas antun? Weißt du wie sehr sie sich gefreut hat dich wiederzusehen? Weißt du wie sehr sie dich mag?? Ihr wart jahrelang miteinander befreundet, habt so viel erlebt und du willst sie einfach umbringen, nur weil du keine andere Wahl hattest???", brüllte Lan verständnislos heraus und Tränen begannen sich in seinen Augenrändern zu sammeln.

"Du verstehst das nicht, Lan... Der einzige Grund, warum ich überhaupt wieder mit ihr in Kontakt getreten war, war der, dass ich an dich herankommen wollte, um dich zu töten. Ich wollte Mayl nichts tun, ich wollte das alles selber nicht!! Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr es mich geschmerzt hat, nach so vielen Jahren wieder zusammen Zeit mit ihr zu verbringen, diesen ganzen Ausflug hier zu planen und alles war nur Show, damit ich dich umbringen konnte!! Ich hab sie hintergangen, obwohl sie mir vertraut hat, ich weiß dass es falsch war!", brüllte Joshua ebenfalls und senkte seinen Blick.

"Warum dann? Sag mir warum?? Das ist doch völlig idiotisch! Selbst wenn du mich umbringen wolltest, warum dann auch Mayl?? Was ist der Grund dafür?? Es ist mir egal, ob du mich töten wolltest oder nicht, aber seine Freunde zu verraten ist das Schlimmste, was man tun kann! Sie hatte mir alles über dich erzählt... dass du Forscher werden wolltest, Ferienlager leitest, die Natur liebst... Wie ist es dann hierzu gekommen?"

"Manche Dinge kann man einfach nicht ändern, egal ob man will oder nicht, das solltest auch du endlich einsehen! Du kannst nicht verstehen, warum ich das getan habe... Manchmal muss man im Leben Opfer bringen... Prioritäten setzen!"

"Dann erklär es mir, ich will es verstehen!! Sag mir was das alles soll? Warum und für was hast du Mayl verraten? Was ist der Grund, dass du mich unbedingt töten willst? Bis heute kannte ich dich nicht mal!", schluchzte Lan schon fast. "Du siehst, das ergibt doch alles keinen Sinn..."

Joshua seufzte laut auf. Hätte er den Blick nicht auf den Boden gerichtet gehabt und das Gesicht gleichzeitig von seiner Kappe verdeckt, hätte Lan sehen können, dass auch ihm Tränen aus den Augen fielen. Joshua ging ein paar Schritte nach hinten und setzte sich gebückt auf einen nassen Stein.

"Also gut, ich erklär es dir...", begann er, als Lan sich ihm langsam näherte, um besser hören zu können.

"Ich arbeite nun schon seit fast einem Vierteljahr für eine Gruppe die sich Neo World Three genannt hat und unter der Führung eines gewissen 'Shadow' steht."

Lan ließ sich wortlos auf den Boden fallen und setzte sich in den nassen Matsch. Nicht auch noch Joshua...

"Ich hatte bereits viel von dir gehört. Aber ich hätte nie gedacht, dass du mit Mayl befreundet bist. Als das allerdings herauskam, während Kinoshita verdeckt in der DenTech Akademie gearbeitet hatte, bekam ich gleich den Auftrag wieder mit Mayl in Kontakt zu treten, um so viel über dich in Erfahrung zu bringen. Bitte glaub mir, dass ich das wirklich nicht wollte. Anfangs hatte ich mich geweigert, aber Shadow Widerstand zu leisten und seine Befehle zu missachten ist das Schlimmste, was du je tun kannst. Also habe ich Mayl wieder besucht. Es war ein komisches, wirklich unangenehmes Gefühl, als ich ihr freudestrahlendes Lächeln sah, nachdem sie mir die Tür geöffnet hatte. Ich musste sie belügen, was mir mehr als einfach nur schwergefallen ist... Wir haben uns unterhalten, über alte Zeiten und so weiter. Auch was mein Leben im letzten Jahr anbelangte musste ich sie belügen. Um nicht aufzufliegen, durfte ich ihr die Wahrheit nicht sagen und tat so, als liefe alles, wie ich es mir immer gewünscht hatte. Irgendwann kamen wir von ganz automatisch auf dich, ich musste nicht mal nachhelfen. Mayl plapperte in einer Tour nur noch von dir, wenn einmal dein Name gefallen war... sie hat dich wirklich gern, Lan."

Lan lauschte weiter den Worten Joshua's und versuchte in sein Gesicht zu sehen, doch er hatte den Kopf noch immer gesenkt.

"Schließlich kam sie auf die Camping-Idee. Auch Shadow war von dieser Idee begeistert. Die ideale Möglichkeit dich endlich loszuwerden, nachdem du ihm schon mehrmals in die Quere gekommen warst. Na ja, so war das halt... Ich überlegte mir diese Fallen und wie ich euch am besten umbringen konnte. Besonders schwer fiel es mir auch etwas zu finden, was Mayl töten sollte. Ich wollte es wirklich nicht, aber Befehl ist nun mal Befehl... Shadow wollte, dass auch sie stirbt."

Joshua hielt inne. Er hob den Kopf in die Luft, schloss die Augen und richtete sein Gesicht gen Himmel und ließ sich vom Regen die Tränen abwaschen.

"Wenn ich richtig einschätze, was Mayl dir über mich erzählt hat...", fuhr er schließlich fort. "... dann fragst du dich jetzt sicherlich, wie ausgerechnet jemand wie ich für einen Mann wie Shadow arbeitet, der scheinbar mit Gewalt seine Ziele erreichen will. Nun ja, es ist eigentlich ganz einfach... Mein Vater leitete seit Ewigkeiten ein Sommerlager in einem großen Wald in Netopia. Früher flog er nur in den Ferien dort rüber, um das Lager zu leiten, doch irgendwann machte er es sich zu seiner ganzen Lebensaufgabe. Der Wald wurde von den Menschen geliebt und jedes Jahr kamen viele Kinder, die das Camp über die Ferien besuchten und etwas über die Natur lernen wollten. Mein Vater war stets der glücklichste Mensch der Welt, wenn er den Kindern dort eine Freude bereiten und jeden Tag mit ihnen spielen konnte. Umso trauriger machte es ihn, als vor fast einem Jahr ein paar gierige Geschäftsleute zu ihm kamen und ihn zwangen sein Lager zu räumen und zu schließen, da der Wald abgeholzt werden sollte. Und warum? Nur um neue Fabriken zu errichten!!"

Man merkte wie mit einem Male Hass in Joshua aufstieg und er seine Hand zu einer Faust ballte.

"Er versuchte das ganze Vorgehen zu stoppen, ging vor Gericht, bettelte die Männer an den Wald in Ruhe zu lassen, aber er konnte nichts ausrichten. Ein reicher Geschäftsmann hatte den gesamten Wald von der Stadt aufgekauft und konnte somit damit tun und lassen, was er wollte. Letztendlich hatten meine Eltern somit alles verloren, was sie noch besaßen. Während ich mit meinen Studien über Käferforschung beschäftigt war, geriet mein Vater in eine solche finanzielle Misslage, dass es ihm schließlich all seine Kraft kostete. Der Gedanke an die Kinder, das Sommerlager, die hohen Schulden, die es ihm eingebracht hatte, diese Kerle zu stoppen... das alles machte ihn krank und eines Tages brach er zusammen und musste in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Meiner Mutter... wurden... ihr wurden all diese Probleme zuviel und sie nahm sich das Leben...", versuchte Joshua mit tränenerstickter Stimme weiterzuerzählen, was im deutlich schwer fiel. "Mein Onkel hat überhaupt nichts unternommen... Er ließ meinen Vater zurück im Krankenhaus und wandte sich von uns ab, da er seinen so überaus tollen Ruf nicht verlieren wollte, wenn herauskommt, dass er mit solchen Leuten verwandt ist, die kein Heim, kein Geld haben und sich sogar umbringen!!"

Lan zuckte vor Schreck zusammen, als Joshua wieder anfing vor Wut zu brüllen. Jetzt wusste er nicht mehr, was er sagen sollte...

"Und jetzt liegt mein Vater im Krankenhaus. Er hat sich zum Glück wieder gefasst und er ist über vieles hinweg... aber da ich nun der einzige bin, der sich um ihn kümmert, muss ich auch die Kosten für die Krankenpflege übernehmen. Ich habe erst grade die Schule beendet, besitze keine Arbeit... ich studiere noch, ich habe selbst Geldprobleme... Shadow bot mir an die Kosten zu übernehmen, wenn ich ihm helfe. Er versprach mir auch, dass er mir helfen würde, mich an diesen Geschäftsleuten zu rächen, die mein Leben zur Hölle gemacht haben. Ich begegnete Shadow durch Zufall. Ich weiß nicht woher, aber er wusste alles über mich und war fest davon überzeugt, dass ich großes Potenzial habe. Und so nahm er mich in seine Gruppe auf... die Neo World Three... meine neue 'Familie'. Du siehst... ich hatte keine andere Wahl. Damit wir unsere Ziele erreichen können, diese Welt wieder zu verbessern, müssen wir auch Opfer bringen! Und auch wenn es mir schwer fiel... In diesem Falle musste dieses Opfer Mayl sein..."

Der Regen ließ endlich vollkommen nach und die Wolken begannen sich allmählich zu verziehen. Lichtkegel fielen auf Lan und Joshua und erhellten den dunklen Nachmittag.

Lan stand vorsichtig wieder auf, als Joshua endlich fertig war.

"Jetzt verstehe ich...", sprach er und Joshua blickte ihn fragend an. "Ich kann nicht wirklich gut nachvollziehen, wie du dich fühlen musst. Ich kann es mir nur vorstellen, aber auch ich war bereits in ähnlichen Situationen, wo den Leuten geschadet wurde, die mir so sehr am Herzen liegen... so wie auch heute. Ich kann verstehen, warum du Shadow beigetreten bist, ich verstehe deinen Hass, dass du dich rächen willst, aber das ist nun mal falsch! Rache ist nicht der richtige Weg und erst recht nicht, wenn sie auch noch mehr Leute in Gefahr bringt, die man liebt. Du brauchst das Geld, du willst es diesen Leuten heimzahlen, aber so wie du die Sache angegangen bist, ist es völlig falsch! Wie kannst du dir auch nur anmaßen zu glauben, dass es richtig sei andere umzubringen, nur um deine eigenen Ziele zu erreichen? Und dann auch noch so gute Freunde, wie Mayl?? Du bist nicht viel besser, als die, die das Sommerlager deines Vaters zerstört haben. Ganz im Gegenteil, du bist schlimmer!! In welcher Lage sich dein Vater befindet hat er sich zum Teil selbst zu verschulden, es tut mir leid, aber das ist nun mal so. Diese Geschäftsmänner haben deine Mutter nicht vorsätzlich in den Tod getrieben... aber du wolltest mit Absicht Menschen umbringen. Hast du wirklich geglaubt, das hätte alles besser gemacht?"

Joshua starrte Lan fassungslos an. Ihm fehlten die Worte. Dem hatte er nicht wirklich etwas entgegenzusetzen.

"Du hast Recht, Lan...", seufzte er schließlich. "Du hast absolut Recht. Aber was geschehen ist, kann ich nicht ungeschehen machen. Ich kann nur probieren es beim nächsten Mal besser zu machen. Ich stecke bereits zu tief drin, als dass ich noch heraus könnte, es ist vorbei!"

"Nein, ist es nicht!", widersprach Lan. "Man kann alles ändern, man kann sich selbst immer ändern, man kann Reue zeigen, versuchen es wieder gut zu machen!!"

Doch Joshua schüttelte nur den Kopf, als er sich wieder aufrichtete und plötzlich ein PET aus seiner Hose hervorholte.

"Nein, es nützt alles nichts mehr. Ich werde beenden, was ich begonnen habe. Ich werde dich töten und es hier und jetzt zu Ende bringen!"

Lan ballte die Fäuste und nahm eine geduckte Haltung gegenüber Joshua ein.

"Warum willst du es nicht verstehen? Hat dich dein Hass blind gemacht??"

"Es ist genug! Lan, ich gebe dir eine letzte Chance! Besiege meinen Navi und ich lasse dich am Leben, gib auf und du wirst sterben!!"

Lan erkannte schnell, dass Joshua's Entschlossenheit nicht mehr aufzulösen war. Er meinte es wirklich ernst. Also blieb auch Lan nur noch eine Wahl. Er musste Joshua den Verstand mit Gewalt wieder einhämmern! Auch er griff nach seinem PET.

"Also gut, wie du willst..."

Die beiden Jungs traten voreinander und verlinkten ihre PETs.

"Und dieses Mal, werde ich es sicher nicht noch mal vermasseln.", sprach Joshua, als er auf seinem PET wild herumtippte.

"MegMan! Los, dem zeigen wir jetzt, was wahre Freundschaft bedeutet. Erteilen wir ihm eine Lektion!"

"Alles klar Lan, der Typ wird dafür büßen, was er unseren Freunden angetan hat!"

"Battle routine, set!"

"Execute!"
 

Als MegaMan's Daten vollständig in die virtuelle Arena transferiert waren, fand er sich auf einem grünen Grasboden wieder. Und nur wenige Meter vor ihm stand Joshua's merkwürdig aussehender Navi, der scheinbar dem Kampf schon eifrig entgegenfieberte...

"Du bist also mein Gegner?", fragte MegaMan, während er sein Gegenüber gründlich musterte.

"Brzz... Brzz! Jaha! Ich bin BeetleMan... Brzz..."

MegaMan's Gegner war ein käferähnlicher Navi, der auf dem Pflanzenelement zu basieren schien. BeetleMan trug über seinem normalerweise schwarzen Körper eine hellgrüne Rüstung. Er besaß vier Arme. Neben seinen normalen Armen, die von breiten und langen Schulterpanzerungen geschützt wurden, besaß er ein Stück über der Hüfte zwei zusätzliche Arme, die wie Käferbeine aussahen. Auf dem Rücken waren unter länglichen, schwarzen Panzerungen, dünne, schnellschlagende Flügel geschützt, die ein fast summendes Geräusch von sich gaben. Sein Gesicht war von einem Mundschutz bedeckt, aus dem zwei zangenartige Greifer herausschauten. Sein Kopf war nach hinten hin länglich und schmal zulaufend und oben heraus stach ein grünes Horn mit weißer Spitze hervor.

"Ich habe schon gehofft, dass wir gegeneinander kämpfen müssen... Brzzzz... Du sollst ja ziemlich stark sein, was? Aber BeetleMan ist stärker... Brzz... Brzz!!", sprach der grünliche Navi, als er langsam um MegaMan herumging und ihn betrachtete.

"So so, BeetleMan? Dann bist du vermutlich auch der seltsame Navi, von dem das Programm gesprochen hatte, oder?"

"Brzz... Tjaha, das werd ich wohl sein... Brzz. Es hat viel Spaß gemacht die Passwörter zu ändern und ich hoffe, du hattest ebenso viel Spaß sie zu knacken... Brzz?"

"Na ja, Spaß wohl eher nicht. Ist dir eigentlich klar, was du damit angerichtet hast, dass du diese Geräte manipuliert hast? Menschenleben sind in Gefahr geraten!", versuchte MegaMan seinem Gegner klarzumachen.

"Brzz... Das ist zwar wahr, aber wie Joshua bereits sagte: man muss manchmal Opfer bringen... Brzz!! Ich würde alles für meinen Operator tun. Ich habe ihm stets geholfen, so wie er mir. Joshua weiß was er tut und ich folge ihm, egal was passiert... Brzzz!"

"Er weiß eben nicht, was er tut!", wandte Lan plötzlich ein.

"Brrzrzz? Ich bin dafür, dass wir jetzt einfach anfangen! BeetleMan ist schon ungeduldig... Brzzzzzzz!!!"

"Es hat wohl wirklich keinen Sinn, Lan. Der hier ist ebenso stur, wie sein Operator. Wir müssen sie wohl erst besiegen, bevor sie zuhören.", stellte MegaMan seufzend fest und nahm seine Kampfhaltung ein.

"Sieht wohl wirklich so aus, na dann mach so schnell, wie du kannst. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Freunde schnell in ein Krankenhaus kommen."

"Geht klar!"

Joshua betrachtete Lan noch einmal. Ihm kamen Zweifel. Vielleicht sollte er doch... aber nein! Es gab nur einen Weg, er musste an seinen Vater denken. Lan musste sterben, auch wenn es nicht der richtige Weg war!

"Also gut, BeetleMan? Lösch den blauen Zwerg!"

"Mit brzzigem Vergnügen!"

Und schon entfachte der Kampf!

BeetleMan stürmte plötzlich ohne jegliche Vorwarnung nach vorn. Der Käfer-Navi hüpfte in die Luft, breitete seine durchsichtigen Flügel aus und flog mit gestrecktem Hals seinem Gegner entgegen, so dass das Horn auf seinem Kopf geradewegs auf MegaMan's Brustkorb zukam.

Der blaue Navi war durch diesen plötzlichen Angriff total zusammengezuckt und die Schrecksekunde kostete ihn genau das an Zeit, was er gebraucht hätte, um vollständig auszuweichen. Doch mit seinem seitlichen Sprung schaffte er es nicht mehr ganz. BeetleMan zischte mit enormer Geschwindigkeit an ihm vorbei, verfehlte zwar den Brustkorb, erwischte aber immer noch MegaMan's linken Arm.

"MegaMan!!"

Der blaue Navi fiel auf den Grasboden, wo er zunächst liegen blieb. BeetleMan hatte ihn nur gestriffen, doch es hatte ausgereicht, um MegaMan den Arm zu einem kleinen Stück aufzuschlitzen, aus dem nun wild Datenteilchen heraussprudelten.

"Irre, ist der schnell!", war das einzige, was MegaMan dazu bemerken konnte, als er dem Navi hinterher schaute und sich gar nicht um seine Verletzung kümmerte.

BeetleMan flog so schnell, dass er das Gras unter sich in heftige Bewegung versetzte.

Nachdem der summende Navi bemerkt hatte, dass er sein Ziel nicht ganz erwischt hatte, flog er einen Bogen und raste ein weiteres Mal auf MegaMan zu.

"MegaMan, schnell, duck dich!!", wies Lan seinen Navi an, der noch schnell genug reagieren konnte.

MegaMan warf sich flach auf den Boden, so dass BeetleMan knapp über ihn hinwegzischte.

"Brzz... Das macht Spaß!!", bemerkte BeetleMan und setzte gleich zu einem weiteren Anflug an.

"Nicht noch mal mit mir, Freundchen.", grummelte MegaMan, als er sich wieder aufrichtete und seinen Buster aktivierte, um BeetleMan ein paar Energieladungen entgegenzuschießen.

Doch die Geschosse prallten allesamt an der harten Kopfpanzerung des fliegenden Navis ab und schienen nicht einmal Kratzspuren zu hinterlassen.

"Oh, das ist schlecht!", fluchte MegaMan, als er sich noch schnell genug zu Boden warf, um nicht getroffen zu werden, als BeetleMan wieder nur ganz dicht an ihm vorbeiflog.

"Mist, der ist viel zu schnell für uns und er kann fliegen...", sprach Lan, als er nach einer Kampfstrategie grübelte.

"Gut BeetleMan, weiter so!", feuerte Joshua hingegen seinen Navi an.

"Brzz... Dieser Knirps ist doch keine Herausforderung für BeetleMan!", sagte der grüne Navi, als er ein weiteres Mal auf MegaMan zustürzte, welcher nicht wusste, wie lange er es noch schaffen würde, diesen schnellen Angriffen auszuweichen.

"Ha, ich hab's!", ging Lan plötzlich ein Geistesblitz auf. Er griff in seine total durchnässte Hosentasche und nahm einen Battle Chip heraus. "Dem stutzen wir erst einmal die Flügel und zwar mit meinem neuen Battle Chip, den ich erst heute Morgen von Herrn Takamura bekommen habe! FireBoomer, Slot-In!!"

Lan warf den FireBoomer Chip in sein PET und fast im selben Moment materialisierte sich ein brennender, gerundeter Bumerang in MegaMan's freier Hand.

"Ich hoffe der ist mindestens genauso stark, wie der AquaCircle.", sprach MegaMan, als er weit ausholte und den feurigen Bumerang seinem Gegner entgegenschleuderte.

BeetleMan flog mit einer solch hohen Geschwindigkeit, dass es bereits zu spät war noch ein Ausweichmanöver einzuleiten und so wurde er direkt am Rücken von dem FireBoomer getroffen und stürzte augenblicklich auf den Grasboden.

"Guter Treffer, Mega!", jubelte Lan stolz und beobachtete, wie BeetleMan ziemlich geschwächt von dem Angriff am Boden lag und sich versuchte mit Mühe und Not wieder aufzurichten.

"Der hat gesessen. Da BeetleMan ein Pflanzen-Navi ist, muss der FireBoomer ihm sogar doppelt zugerichtet haben. Los. Lan! Gleich noch einen Chip hinterher, solange er am Boden ist!!"

"Jawohl, einen Augenblick."

Und schon schnappte sich Lan einen weiteren Feuer Chip aus seiner Tasche, um ihn über das PET runterzuladen. Joshua biss wütend die Zähne zusammen, aber im Grunde machte es nichts. Er war auf alles vorbereitet!

Grade als BeetleMan sich wieder halb aufgerichtet hatte, verwandelte MegaMan seinen Buster in einen Flammenwerfer, nachdem Lan den HeatShot aktiviert hatte.

"Das dürfte ihm den Rest geben!"

MegaMan feuerte das Flammengeschoss ab, welches BeetleMan vollständig erfasste und weit weg katapultierte. Etwas angekokelt und qualmend blieb der Käfer-Navi am Boden liegen.

"Tja, ich denke das war's dann schon, was?", sprach Lan, der mal wieder von seinen eigenen Fähigkeiten überrascht war und schaute Joshua direkt in die Augen.

"Das glaube ich nicht, Lan. Sieh nur...", antwortete Joshua aber und deutete auf sein PET.

Lan guckte sofort wieder zurück auf sein eigenes und sah, wie BeetleMan's Körper von einem hellen Licht erfasst war, als er sich wieder aufrichtete, als sei nichts gewesen.

"Was ist jetzt los?"

"Lan, hast du bereits vergessen, was bestimmte Panels für Auswirkungen auf bestimmte Navis haben können?", fragte Joshua. "Ich hab die Arena vor unserem Kampf modifiziert, so dass sie vollständig mit GrassPanels bedeckt ist... Und diese haben die Fähigkeit Navis vom gleichen Element automatisch und den ganzen Kampf lang konstant zu heilen! Da BeetleMan ein Pflanzen-Navi ist, sorgt das Gras dafür, dass sich seine Energie immer direkt wieder erneuert, sobald er welche verloren hat. Praktisch, oder? Die Natur ist auf unserer Seite, ihr habt keine Chance!"

Lan gab darauf nur ein leises Grummeln zurück. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht. Die beiden Feuer Chips hatten zwar verheerenden Schaden angerichtet, aber selbst das nutzte nichts, solange BeetleMan sich regenerieren würde...

"Das war nicht nett... brzzz! Ich glaube BeetleMan sollte euch mal eine Lektion erteilen, brzz?"

Nachdem BeetleMan wieder vollständig auf den Beinen war und wirkte, als sei bisher nichts geschehen, verwandelte er plötzlich seine beiden Hände in zylinderförmige Buster und richtete sie seinem Feind entgegen.

"BeetleCannon!!!"

Ehe MegaMan sich versah, kam ihm auch schon ein Kugelhagel von kleinen, käferähnlichen Projektilen entgegen, deren Fluggeschwindigkeit von Projektil zu Projektil zu variieren schien.

"Was ist das denn?", starrte MegaMan die seltsamen Geschosse fragend an.

"Ist doch egal, weich ihnen aus!!"

Doch selbst hätte MegaMan es versucht, wäre es sinnlos gewesen. Ein gewaltiger Schwarm dieser merkwürdig aussehenden Geschosse kam direkt auf ihn zu und ihre Bewegungen waren zu unregelmäßig. Einmal bewegten sie sich schnell, dann wurden sie wieder etwas langsamer, nur um im nächsten Moment blitzschnell wieder ein paar Meter nach vorn zu zischen.

MegaMan versuchte einem ziemlich schnellen Projektil durch einen Sprung zur Seite zu entkommen, doch bevor er es auch nur ahnen konnte, legte ein anderes Käfergeschoss auf einmal so viel an Geschwindigkeit zu, dass er diesem nicht mehr entkommen konnte.

Doch zu seiner Verwunderung zerplatzte das Geschoss nur an seinem Körper und hinterließ eine klebrige, bernsteinfarbene Substanz auf seinem Oberschenkel.

"Ihh, was ist das??", fragte er angewidert, als er die eklige Masse mit dem Finger berührte.

"Brzz! Brzzrzz!! BeetleMan's Geheimwaffe!", sprach der Käfer-Navi, der sich prächtig zu amüsieren schien und ließ auf einmal alle weiteren Käferprojektile durch Anweisung mit Hilfe einer lockeren Handbewegung auf MegaMan's Füße schnellen, wo sie einer nach dem anderen auftrafen, zerplatzten und die Füße des blauen Navis total verklebten.

"Buäh, Lan das ist ja ekelhaft, bitte tu was!", erbat der blaue Navi die Hilfe seines Operators.

"Und was bitteschön?", fragte Lan hingegen nur ratlos.

MegaMan versuchte sich von dem klebrigen Zeug wieder zu befreien, doch es war sinnlos. Er konnte seine Beine nicht mehr bewegen. Sie klebten am Boden fest!

"L-Lan? Ich... ich hänge fest, ich kann mich nicht mehr bewegen!!"

"Brzz... Tjaha! Jetzt bist du leichte Beute für BeetleMan. Mach dich auf meinen nächsten Angriff gefasst! Brzzzz... BeetleDash!!"

Und schon rannte BeetleMan mit einem Affenzahn auf sein hilfloses Opfer zu. MegaMan hatte nicht mal mehr genug Zeit, um zu blinzeln, als er bereits spürte, wie sich BeelteMan's Ellbogen direkt in seinen Magen rammten und das mit solch einer Wucht, dass sich selbst die klebrige Masse an seinen Füßen zu lösen begann und der blaue Navi weit nach hinten gerammt wurde, wo er hart auf dem Rücken landete.

"MegaMan, nein!!", schrie Lan entsetzt und versuchte sich schnell irgendwas auszudenken, um seinem Freund zu helfen.

"Jaha!! Brzz...", brummte der käferähnliche Navi, als er langsam auf sein, am Boden liegendes, Opfer zuging. "Und jetzt gleich einen hinterher! BeetleBomb!! Brzz!!"

BeetleMan richtete einen seiner Buster auf den hilflosen MegaMan und feuerte eine kleine, schwarze Bombe auf ihn ab. Der blaue Navi hatte keine Chance und die Explosion wirbelte ihn einmal hoch durch die Luft und ließ seinen Körper qualmend wieder zu Boden fallen.

"Jetzt ist es wohl für dich aus, Lan.", sprach Joshua, der skeptisch auf sein PET schielte.

"Warten wir's ab..."

Lan musste schnell handeln, wenn er seinem Navi helfen wollte. Mittlerweile hatte er auch eine Idee gefunden, mit der er den Kampf vielleicht sogar ziemlich schnell für sich entscheiden konnte. Aber zuerst musste er MegaMan heilen!

Unterdessen bereitete BeetleMan einen weiteren Bombenangriff vor, als er erneut auf den liegenden MegaMan zuwanderte.

"Brzz... Du scheinst doch nicht so stark zu sein... Da hatte ich mir mehr erhofft... brzzzz... Aber man kann ja nicht alles haben, brz? BeetleBomb!!"

Doch dieses Mal war Lan schneller und konnte noch rechtzeitig einen Chip in sein PET stecken, bevor der Angriff MegaMan erwischen konnte.

"CounterHit, Slot-In!!"

Bevor die BeetleBomb ihr Ziel erreichen und treffen konnte, erstrahlte plötzlich für einen minimalen Zeitraum eine Art grünliches Energiefeld um MegaMan herum, was die Bombe abprallen ließ und auf ihren Urheber zurückwarf. BeetleMan konnte nur noch vor Schreck die Augen weit aufreißen, bevor ihn sein eigener Angriff erwischte und mit einer laut krachenden Explosion ein paar Meter nach hinten schoss.

"Okay und jetzt, Recovery, Slot-In!", zögerte Lan nicht und schob gleich den nächsten Chip nach.

MegaMan hatte schnell wieder seine Kräfte zurückerlangt und war wieder topfit.

"Wow, danke Lan. Das war aller höchste Zeit."

"Nicht schlecht. Du hast BeetleMan damit ziemlich erwischt, aber vergiss nicht, dass das nicht dauerhafte Konsequenzen nach sich zieht.", warnte Joshua aber sein Gegenüber schnell wieder.

"Er hat Recht, BeetleMan wird sich gleich wieder vollständig regeneriert haben. Wir müssen unbedingt etwas gegen diese GrassPanel unternehmen. Ich weiß, wie wir BeetleMan schlagen können, aber gib mir nur noch etwas mehr Zeit, okay, Mega?"

"Ich versuch es, aber beeil dich bloß."

Während Lan seine Taktik noch mal überdachte und in seiner Tasche nach dem richtigen Chip suchte, stand BeetleMan, wieder vollständig regeneriert, vom Grasboden auf und machte alles zur nächsten Attacke bereit.

"Brrzzrzzzz... Jetzt ist BeetleMan langsam echt sauer... Ich glaube ich werde den Kampf jetzt beenden, da es auch keinen Spaß mehr macht... Brz!!", grummelte BeetleMan, der auf einmal etwas genervt wirkte. "Nimm das!!"

Wieder richtete der grüne Navi seine Buster auf MegaMan und feuerte einen Schwarm unregelmäßiger Käferprojektile auf ihn ab.

"Oh nein, nicht schon wieder...", seufzte MegaMan, aktivierte seinen eigenen Buster und versuchte damit so viele der gegnerischen Geschosse zu eliminieren, wie nur irgend möglich.

"Gib's auf, die wirst du niemals alle treffen... brzzbrzzbrzzzzz!!!"

BeetleMan verstärkte noch einmal das Feuer indem er plötzlich mit allen vier Armen gleichzeitig schoss.

MegaMan schwenkte seinen Buster hin und her und feuerte, was das Zeug hielt, doch aufgrund der hohen Anzahl und der verwirrenden Bewegungen der Käfergeschosse, verfehlte er die meisten von ihnen. Selbst ein ChargeShot konnte nicht mehr erledigen.

"Oh, Lan! Es wird brenzlig, tu was!!"

Doch zum Glück hatte Lan bereits alles fertig, um wieder in das Geschehen eingreifen zu können.

"Okay, MegaMan, jetzt beenden wir diesen Kampf. Zuerst schütze ich dich vor diesen fliegenden Klebedingern... MettaurGuard, Slot-In!"

Joshua beobachtete Lan's Vorgehen mit großem Interesse. Er hatte schon von Kinoshita und Smoke gehört, dass dieser Junge in letzter Sekunde immer die unmöglichsten Tricks zum Einsatz brachte.

Schnell aktivierte MegaMan den gelben Mettaur-Schild und versteckte sich dahinter, so dass sämtliche Käferprojektile am Schild zerplatzten und ihn total verklebten. BeetleMan gab nur ein grimmiges Brummen von sich, als er merkte, dass sein Angriff fehlgeschlagen war.

"Danke Lan...", bedankte sich MegaMan erleichtert und wartete ab, was als nächstes passieren würde.

"Und jeeeeeetzt... Aktiviere Soul-Unison! BlazeSoul!!"

Plötzlich begann MegaMan's Körper hellrot zu leuchten, nachdem Lan den Chip in sein PET gesteckt hatte, den er von Mr. Match geschenkt bekommen hatte.

BeetleMan riss die Augen so weit auf, wie es nur ging und staunte über das Schauspiel, was sich ihm hier bot.

MegaMan's Körper verwandelte sich. Plötzlich trug er die selbe weiße Brustpanzerung, wie BlazeMan, seine Arme und seine Beine waren von Flammen umhüllt und das Blau seines Körpers verdunkelte sich so stark, dass es beinahe an schwarz grenzte. Auch sein Helm färbte sich weiß und das vorher gelbe Quadrat darauf nahm die Farbe rot an, während aus seinem Hinterkopf eine lodernde Flamme austrat.

"BRZZ!!! Was geht da vor??", fragte BeetleMan verdutzt, der nicht verstand, was grade direkt vor ihm passierte.

"Hey, das ist eine super Idee, Lan! Mit dieser Soul sollte es uns ein leichtes sein BeetleMan zu erledigen!", stellte MegaMan fest, der über seine neu erlangten Kräfte ebenfalls nur staunen konnte.

"Ihr vergesst aber noch immer die GrassPanels. Solange die aktiv sind wird sich BeetleMan immer wieder regenerieren und durch das NaviCustomizer-Programm, was ich ihm gegeben habe, regeneriert er sich auch doppelt so schnell, wie normal! Sobald ihr ihm schadet, wird er in kürzester Zeit wieder bei Kräften sein!", wandte Joshua allerdings ein.

"Ich bin ja auch noch nicht fertig und außerdem... die BlazeSoul ist stark genug, dass selbst die GrassPanels deinem Navi nicht mehr helfen werden, das wirst du gleich schon sehen! Doch zuerst eine kleine Überraschung... LavaPanel, Slot-In!"

Nun machte auch Joshua große Augen. Das konnte doch nicht sein!!

Mit einem Male verwandelte sich das gesamte Kampffeld in eine kochendheiße Lavaplattform. BeetleMan's Füße begannen schnell und stark zu qualmen, als die Lava sie erfasste.

"So, wie sieht es denn jetzt aus?", fragte Lan selbstsicher. "Hat sich das Blatt wohl doch noch gewendet. Nicht nur, dass die Lava BeetleMan gewaltig schwächt, da er ein Pflanzen-Navi ist... durch die BlazeSoul, sorgt sie auch noch dafür, dass MegaMan einen gewaltigen Powerschub erhält!!"

Joshua ballte wütend seine Faust. Das lief gar nicht mehr so, wie es sollte...

"Das macht uns noch lange nichts! BeetleMan, mach ihn endlich alle!!"

"Brzz... Naha klar!!"

Schnell begann BeetleMan wieder mit seinen laut summenden Flügeln zu schlagen, um sich von dem brennenden Boden abzuheben, der seinen Beinen ziemlich geschadet hatte.

"BeetleDash!!!"

Ein letztes Mal konzentrierte er seine Energien, um seine bisher stärkste und schnellste Rammattacke auszuführen und zischte wie ein Pfeil auf MegaMan zu.

"Okay, Mega! Zeig ihm, was die BlazeSoul drauf hat! Erledige ihn mit der Kraft unserer Freundschaft, dass er endlich begreift, dass dies das wichtigste im Leben ist und es nichts gibt, was es rechtfertigt, seine eigenen Freunde zu verraten!"

"Alles klar... Blazin' Storm!!"

MegaMan breitete seine Arme weit aus und entfachte einen gewaltigen Feuerwirbel, der sich zu einer riesigen Kugel formte und BeetleMan direkt entgegenschoss.

Flammen tanzten und wirbelten durch die Luft und zogen einen brennenden Schweif hinter der Kugel her, welcher die virtuelle Luft zum Flimmern brachte.

Joshua war wie gelähmt und konnte nur noch machtlos mit ansehen, wie sein Navi geradewegs in sein Verderben raste und vollständig von dem Feuerball erfasst wurde.

"BRZZZZZZZZZ-HAAAAAAA!!!!"

BeetleMan hatte keine Chance. Die Kraft der Soul-Unison und die verstärkte Energie durch die LavaPanels waren zu viel für ihn. Aufgrund seiner Schwäche gegenüber Feuerangriffen wurde sein Körper innerhalb weniger Sekunden in reinen Datenmüll verwandelt, der wie eine Fontaine durch die Gegend sprühte.

Der Kampf war zu Ende. BeetleMan wurde gelöscht...
 

Lan entfernte das Kabel seines PETs und loggte seinen Navi so aus.

"Gute Arbeit, MegaMan. Dem hast du's gezeigt."

"Was aber wieder mal nur deiner hervorragenden Operation zu verdanken war.", lobten sich Navi und Operator gegenseitig.

Joshua war immer noch fassungslos. Er trat ein paar Schritte zurück und ließ sich schließlich auf den Boden nieder sacken.

Mittlerweile hatte der Regen völlig aufgehört und der Himmel strahlte erneut in einem wunderschönen, hellen Blau, während die Sonne mit ihren warmen Strahlen damit begann die nassen Pflanzen und den Erdboden wieder zu trocknen.

Lan betrachtete Joshua, welcher mit gesenktem Kopf am Boden saß, auf das nasse Gras starrte und eine gewisse Leere in seinem Blick hatte. Vorsichtig trat er neben ihn und setzte sich dazu.

"Joshua, es ist-", doch bevor Lan weiterreden konnte, wandte Joshua sich ihm zu und schaute ihm direkt in die Augen. Tränen liefen ihm die Wange hinunter, doch trotzdem schien er zu lächeln.

"Du brauchst nichts weiter zu sagen, Lan. Ich weiß es... Du hast vollkommen Recht und ich hätte mich niemals auf so was einlassen dürfen. Es tut mir leid, auch wenn nichts in der Welt mein Handeln entschuldigen kann. Weißt du? ... Eigentlich war es zuerst mein Plan euch von den giftigen Pilzen essen zu lassen, aber als du ihn dann in der Hand gehalten hast und ihn essen wolltest... als ich dein fröhliches Gesicht sah, als mich Mayl so freundlich anschaute, weil sie mich noch immer bewunderte, so wie damals... da konnte ich das einfach nicht. Ich konnte euch nicht die Pilze geben und euch vergiften..."

"Aber wieso hast du dann diese anderen Sachen getan?"

"Hmm... Ich kann es dir nicht sagen. Letzten Endes haben wohl doch die Rachegedanken gewonnen... Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich Mayl das tatsächlich angetan habe! Ich werd ihr nie wieder in die Augen blicken können... sie wird mich für den Rest ihres Lebens hassen...", begann Joshua laut zu schluchzen.

Lan legte ihm eine Hand auf die Schulter.

"Sie muss... na ja, sie muss es doch nicht erfahren... Wir könnten doch einfach sagen-"

"Nein! Soll ich sie etwa noch mal anlügen? Das kann ich nicht und außerdem... Sie weiß es sowieso. Sie war bei vollem Bewusstsein, als ich sie in das Zelt gesperrt habe und ihr erklärte, dass sie sterben müsse... aber... aber irgendwie war es komisch. Sie hatte nicht mal versucht sich zu wehren oder so was..."

"Vielleicht, weil sie es nicht glauben konnte und fest davon überzeugt war, dass du sie doch wieder befreien würdest? Immerhin seid ihr seit einer sehr langen Zeit befreundet und habt viel erlebt...", versuchte Lan zu erklären.

"Möglich... Na ja, ich möchte dich um einen letzten Gefallen bitten. Sag ihr bitte, dass es mir leid tut. Das ich es bereue und sie immer noch gern habe... aber ich selbst werde es nicht schaffen ihr noch einmal gegenüberzutreten."

"Es ist schon in Ordnung.", erklang plötzlich eine andere Stimme von hinten.

Verwirrt blickten sich Lan und Joshua um und sahen Mayl, welche zusammen mit Dex aus dem großen, pinkfarbenen Zelt herausgetreten war.

"Mayl?", fragte Joshua überrascht. "Es geht dir gut?"

"Ja, mehr oder weniger.", sprach das Mädchen. Als es langsam auf die beiden Jungs zuging.

"Ich habe alles vom Zelt aus mitbekommen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass du das getan hast. Hättest du mir nur gleich gesagt, was mit deinen Eltern passiert ist. Gemeinsam hätten wir sicher eine andere Lösung gefunden!", begann auch Mayl leise zu weinen.

Joshua wandte seinen Blick wieder von ihr ab.

"Es tut mir leid, Mayl..."

Es herrschte einen Moment Stille. Keiner der Anwesenden wusste mehr, was er sagen sollte.

Alle starrten nur auf einen fest fixierten Punkt und ließen ihre Gedanken Kreise ziehen.

Doch plötzlich wurde die Stille von einer weiteren Stimme durchbrochen. Eine Stimme, die Lan wohl vertraut war und die er mittlerweile hassen gelernt hatte...

"Oh, wie rührselig! Ich krieg gleich wieder's Kotzen, wenn ich diesen Scheiß anhören muss. Müsst ihr eigentlich immer so 'ne gequirlte Kacke labern, wenn es mal etwas dramatischer wird?"

Alle schauten sich auf einmal verwirrt um und versuchten zu lokalisieren, von woher die Stimme kam. Doch dann trat der Mann, dessen Stimme zu hören war, von selbst in die Mitte der Freunde. Er trug einen dunkelgrauen, fast schwarzen Anzug, eine dunkelblaue Krawatte und eine schwarze Sonnenbrille.

"Smoke!!", schrie Lan erschrocken auf.

"Ganz recht... long time no see, was?", lachte Mr. Smoke, als er seine Zigarette aus dem Mund nahm, zerdrückte und auf den Boden warf, nur um sich gleich eine weitere anzuzünden.

"Ich hoffe sie werden eines Tages an Lungenkrebs sterben!", rutschte es Lan plötzlich raus, was alle Anwesenden überraschte.

"Du hast so ein verflucht großes Maul, wie eh und je, eh?"

Lan richtete sich wieder auf und stellte sich diesem unfreundlichen Typen herausfordernd entgegen. Er konnte ihn auf den Tod nicht ausstehen und wäre am liebsten gleich über ihn hergefallen.

"Dann gehörte ihnen die Zigarette, die ich im Wald gefunden hatte. Was wollen sie hier?"

"Tst, als wenn ich Fragen von solch einem lächerlichen Wicht beantworten müsste. Aber ich hab heut meinen guten Tag, also will ich mal nicht so sein. Ich war hier, um Joshua zu assistieren. Ich habe einige der Fallen präpariert und das Ganze beobachtet. Falls es dich interessiert... dieses Drahtseil, was dir eigentlich deine hässliche Visage hätte spalten sollen, habe auch ich aufgehangen."

"Sie Mistkerl!!"

"Oh, mir kommen gleich die Tränen. Wie oft hast du mich jetzt schon so genannt? Kapier endlich, dass es mir nichts macht.", antwortete Smoke grinsend und gelassen, wie immer.

"Na ja, wie dem auch sei. Unser Plan ist jämmerlich gescheitert und BeetleMan wurde auch gelöscht. Ich hätte wirklich nicht geglaubt, dass ihr das Ganze hier überleben werdet, aber du steckst halt voller Überraschungen. Shadow wird darüber nicht sehr erfreut sein, aber er wird auch nicht übermäßig sauer werden."

Smoke trat zu Joshua herüber und half ihm wieder auf die Beine. Lan wusste nicht so recht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte.

"Lassen sie ihn in Ruhe!"

"Du kannst mich mal, Kleiner. Er gehört zu uns und kommt auch wieder zurück ins Hauptquartier."

Doch so einfach wollte sich auch Joshua das nicht gefallen lassen und versuchte sich aus Smoke's Griff zu befreien.

"Lass mich los, Smoke!"

"Vergiss es."

Mit einer geschickten Handbewegung gelang es Smoke, Joshua mit einem einzigen Schlag in den Nacken bewusstlos zu schlagen. Der blauhaarige Junge sackte sofort zusammen und wurde gleich von Smoke aufgehoben und unter den Armen getragen.

"Lassen sie Joshua sofort in Ruhe!", brüllte Lan, als er sich nicht mehr beherrschen konnte und auf Smoke zustürmte.

"Heute nicht, Kleiner, aber deine Zeit wird auch noch kommen. Adios!"

Ohne Vorwarnung zog Smoke plötzlich eine Rauchgranate aus seiner Jackentasche, welche er sofort zündete und zu Boden warf. Ein dumpfer Knall erfüllte die Luft und innerhalb von Sekunden war alles von nebelartigen Rauchschwaden verdeckt. Lan konnte nichts mehr sehen und der starke Qualm brachte ihn zum Husten. Auch Mayl und Dex kniffen die Augen zusammen und schlugen mit den Händen, um den Rauch wegzuwehen.

Als nach wenigen Minuten leichte Luftströme schließlich dafür gesorgt hatten, dass sich der Rauch verzogen hatte, war die Sicht wieder völlig frei. Doch von Joshua und Mr. Smoke fehlte jede Spur...

"Wer war das?", kam Mayl hustend zu Lan getreten und lehnte sich an seine Schulter.

"Das war der Kerl, der meinen Vater entführt hatte... und jetzt hat er auch Joshua entführt..."

Mayl's Blick wurde wieder traurig. Sie musste wieder anfangen zu weinen, als sie an Joshua dachte. Lan schloss sie tröstend in seine Arme und versuchte sie zu beruhigen.

So hatte sich der Camping-Ausflug doch noch zu einer Katastrophe entwickelt.

Es war ein langer, kraftraubender und ereignisreicher Tag, der die vier Freunde ziemlich geschafft hatte. Es hatten sich viele Dinge herausgestellt, die jeder im Nachhinein lieber schnell wieder vergessen hätte, doch es war nicht so einfach... Freundschaft war etwas, womit man nicht spielen durfte, das sah jeder ein. Und auch nach allem was geschehen war, glaubte Mayl noch fest daran, dass Joshua sie doch noch im letzten Moment gerettet hätte, wäre Lan ihm nicht zuvorgekommen...
 

Nachdem sich die allgemeine Aufregung wieder etwas gelegt hatte begannen Lan und Dex damit die Sachen zusammenzupacken, während Mayl sich um Yai kümmerte, welche immer noch schlief. Niemand sah mehr einen Sinn darin im Wald zu übernachten oder hatte überhaupt noch Lust dazu. Also beschlossen die Freunde direkt nach Star Town aufzubrechen und sich ein Hotelzimmer zu nehmen und neue Klamotten zu besorgen.

Während er eines der Zelte wieder einpackte fand Lan sein Stirnband wieder, welches noch immer von Joshua's Blut verschmiert war. Er musste es wohl verloren haben, als Smoke mit ihm verschwunden war. Wenn dieser Tag Lan eines gelehrt hatte, war es, dass er in Zukunft nicht mehr so vertrauensselig sein würde. Und das man mit allem rechnen musste, aber es zeigte ihm auch, wie wichtig Freundschaft ist, was ihr Sinn war und wie froh er war, dass er solche Freunde, wie Dex, Mayl und Yai besaß...
 

Circa eine Stunde nach dem Vorfall im ACDC Forest an einem dunklen Ort, der nur wenigen Personen bekannt und zugänglich war, trat Smoke ein weiteres Mal vor seinen Chef, welcher neugierig hinter seinem Laptop saß und schon auf den Bericht gewartet hatte...

"Und? Wie ist es gelaufen?", fragte Mr. Shadow, als er seine Hände übereinander faltete und sich mit den Ellbogen auf seinem Schreibtisch abstützte.

"Er lebt noch immer und auch seine Freunde. Dieser Lan ist noch stärker, bei weitem viel stärker, als wir angenommen hatten. BeetleMan ist gelöscht und Joshua sitzt im unteren Laborraum und heult sich die Seele aus dem Leib. Er bereut doch tatsächlich, dass er das alles getan und seine Freunde verraten hat. So ein Weichei..."

"Hmhm... Dieser Hikari-Bengel wird so langsam echt zu einer Plage. Das ist nun schon der dritte meiner Net-Navis, den er gelöscht hat und der zweite Operator, den er auf seine Seite gezogen hat. Er hat etwas besonderes... Aber es macht nichts. Wenn er noch lebt, umso besser. Dann wird er noch miterleben können, wie wir unser kleines Projekt beenden werden. Es dauert nicht mehr lange. Dieser Lan wird noch früh genug den Löffel abgeben. Unser nächstes Ziel wird der StarRain Battle Chip sein. Unterrichte ChainMan von unserem Plan, er soll sich darum kümmern."

"Wie ihr wünscht, Mr. Shadow.", verbeugte sich Smoke.

"Und wenn du unten bist, schick Joshua zu mir rauf. Ich werde ihm seinen BeetleMan wiederherstellen und mit ihm reden. Du wirst sehen, er wird schnell wieder vernünftig sein. Hehe..."

"Jawohl." Smoke verbeugte sich noch ein weiteres Mal und verließ wieder den Laborraum.

Shadow lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete entspannt den Bildschirm seines Laptops, auf dem tausende von Daten zu flimmern schienen.

"Bald haben wir alles, was wir brauchen. Die Rüstungen, den Battle Chip... Das Omega-Projekt nähert sich endlich seiner heißen Phase... Hahahahaha..."
 

Gegen Abend hatten Lan und seine Freunde es schließlich bis nach Star Town geschafft. Der Weg durch den Wald dauerte lange und war beschwerlich, doch sie hatten es geschafft.

Star Town war eine sehr große und bekannte Stadt. Vor allem ihr riesiges Observatorium lockte viele Besucher dorthin und auch viele Wissenschaftler, da Star Town eine der fortgeschrittensten Städte war, was astronomische Forschung betraf. Sie war nicht ganz so dicht bebaut wie Den Town, aber hatte doch viele Geschäfte, große Gebäude und Wissenschaftslabors. Und auch jede Menge Hotels, die in dieser Stadt wirklich benötigt wurden.

Nachdem Lan ein Hotel gefunden hatte, welches nicht völlig ausgebucht gewesen war, mietete er für sich und seine Freunde ein Zimmer, wo sie die Nacht verbringen konnten. Yai wurde allerdings noch zuvor ins örtliche Krankenhaus gebracht, wo auch Mayl und Dex sich einigen kurzen Untersuchungen unterziehen mussten, aber es nicht nötig war sie dort zu behalten. Nachdem sich die drei Freunde von Yai verabschiedet hatten, welche wieder zu Bewusstsein gekommen war, machten sie sich direkt auf den Weg zu ihrem Hotel. Alle drei waren völlig kaputt und wollten nur noch eins... schlafen!
 

Ende Tag 4
 


 

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ACHTUNG!

So, der Gewinnspiel-Teil wäre dann auch hiermit vorerst wieder abgeschlossen ^^

Ich freue mich über alle Lösungseinsendungen und möchte mich sehr gern bei allen bedanken, die teilgenommen haben.

Aber reden wir nicht viel drum rum, sondern kommen gleich zu den Gewinnern des letzten Mals und den richtigen Lösungswörtern XD
 

Gewonnen haben: CrimsonDeathangelYuri und BassGS Oo Herzlichen Glückwunsch XD

Die Lösungen lauten:
 

NIALAM --> ANIMAL

EBELTE --> BEETLE

WOLFER --> FLOWER

FSHER RAI --> FRESH AIR

RAEB --> BEAR
 

EBE --> BEE

SGSAR --> GRASS

DFLEI --> FIELD

AMCINGP --> CAMPING

OFERTS --> FOREST

PRAT --> TRAP

TDIEUOS --> OUTSIDE

LETANNORMENVI LLUPTOION --> ENVIRONMENTAL POLLUTION
 

So, ansonsten möchte ich mich nochmals bei allen Lesern bedanken und hoffe ihr bleibt mir auch weiterhin treu XDD"

Bis zum nächsten Kapitel! ^_______^V
 

-Gospel

Star Town - The City of Stars

Ein neuer Tag in Electopia hatte begonnen. Es war noch sehr früh am Morgen und die Sonne begann grade damit hinter den riesigen Wolkenkratzern Star Towns emporzusteigen und ihr Licht auf die aufwachende Stadt zu werfen.

Der morgendliche Berufsverkehr war bereits in vollem Gange. Die Straßen waren überströmt mit Autos, deren Fahrer so schnell wie möglich ihre Arbeitsplätze erreichen wollten oder noch dringend etwas zu erledigen hatten. Alles fieberte der heißersehnten Vorstellung des neuen, sogenannten StarRain Battle Chips entgegen, den die Firma CyberArmsTech unter der Leitung von Seishiro Takamura erst vor kurzem entwickelt hatte. In den letzten Tagen war dieser Battle Chip mit Gesprächsthema Nummer eins und auf vielen Titelblättern und News-E-Mails zu sehen gewesen. Die Officials hatten beschlossen den Chip zu konfiszieren und zu verbieten, bevor er in Massenproduktion gehen konnte. Testläufe hatten offenbar gezeigt, dass dieser Chip viel zu mächtig und zu gefährlich sein würde. Was es aber genau damit auf sich hatte, wurde noch immer geheim gehalten. Dennoch schaffte es Seishiro Takamura durchzusetzen, dass er diesen Chip wenigstens einmal der Öffentlichkeit vorführen konnte, da er auf dieses Stück aus seinen Labors im Den Tower besonders stolz war. CyberArmsTech hatte bereits viele eigene Battle Chips entwickelt, doch StarRain war der bisher größte Erfolg der Firma. Und darum bestand Takamura darauf ihn zeigen zu dürfen. Nach einigem hin und her willigten die Officials schließlich ein und erlaubten die Präsentation im Observatorium von Star Town, allerdings unter größten Sicherheitsmaßnahmen.

Dieses geheimnisvolle und die Tatsache, dass der Chip verboten werden sollte wirkte eine ungeheime Anziehungskraft auf die Leute aus, so dass hunderte die weitesten Wege zurücklegten und aus aller Welt kamen, bis nach Star Town, um sich dieses Spektakel keinesfalls entgehen zu lassen. Natürlich war auch eine Live-Schaltung über das Fernsehen geplant, jedoch wollten die meisten es lieber hautnah miterleben.

Das war auch der Grund warum fast alle Hotels bis auf das letzte Zimmer ausgebucht waren. Menschen von überall her waren bereits eingetroffen und suchten verzweifelt eine Bleibe. Die unterschiedlichsten Gesichter und Länder waren an diesem Tag in Star Town vertreten und einige wahre Berühmtheiten ließen sich auch blicken. Reiche Geschäftsmänner, angesehene Wissenschaftler, berühmte TV-Stars aus Yumland, Netopia, Netfrica, Sharo, Creamland und natürlich Electopia hatten sich hier eingefunden.

Es herrschte eine wahrlich aufgeregte und hektische Atmosphäre. Während viele sich noch bemühten an Eintrittskarten zu kommen, welche sehr begehrt und darum auch ziemlich teuer waren, ruhten sich andere bereits aus, erkundeten die fremde Stadt und sehnten der Stunde der Präsentation entgegen.

Im Star Town Observatorium selbst herrschte ebenfalls große Hektik. Nichts durfte schief laufen, die Sicherheitsmaßnahmen mussten verschärft werden. Nicht zuletzt wegen jüngster Ereignisse waren viele besorgt, dass eventuell diese geheimnisvolle Organisation wieder auftauchen könnte, die in den letzten Tagen in aller Welt für Unruhen gesorgt hatte.

Doch die Officials hatten bereits ihre besten Männer zum Einsatz gebracht und die sichersten und hochtechnologischsten Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Eigentlich sollte nichts schief gehen dürfen...
 

Während all dem Trubel in der Stadt hatten Lan und seine Freunde noch immer in ihrem kleinen Hotelzimmer im 'Shooting Star Hotel' geschlafen. Die Anstrengung des gestrigen Tages hatte sie ziemlich geschafft. Nachdem ihr Campingausflug nach diesem schrecklichen Ereignis komplett ins Wasser gefallen war, im wahrsten Sinne des Wortes, hatten sie ihre Reise nach Star Town schon viel früher angetreten.

In dem winzigen, spärlich eingerichteten Hotelzimmer, was eigentlich für nur zwei Personen gedacht war, herrschte eine bedrückende und traurige Atmosphäre. Alle mussten noch immer an Joshua denken. Vor allem Mayl hatte das Ganze zu schaffen gemacht. Sie konnte beinahe die ganze Nacht nicht schlafen und musste immer wieder an das Geschehene denken.

Lan ließen diese Dinge auch keine Ruhe. Bevor er vor Erschöpfung eingeschlafen war hatte er sich noch lange im Bett mit seinem Navi darüber unterhalten. Er konnte noch immer nicht wirklich glauben, dass das tatsächlich geschehen war...
 

Dex, Mayl und Lan waren nun schon seit fast einer Stunde auf. Während Dex als letzter der drei Freunde das Badezimmer endlich betreten konnte, nachdem auch Lan fertig war, konnte auch er sich duschen und neu einkleiden. Die Klamotten der Kinder waren von dem Unwetter völlig durchnässt, verdreckt und nicht mehr wirklich tragbar und so mussten sie sich neues Zeug vom Hotelpersonal ausleihen, welches glücklicherweise etwas in einigermaßen passenden Größen da hatte, während ihre eigenen Sachen in die Wäscherei gebracht wurden.

Lan trug schwarze Shorts und ein weißes, kurzärmeliges, zugeknöpftes Hemd. Sein Stirnband war immer noch mit getrocknetem Blut verdreckt und musste erst wieder gereinigt werden, also ließ er es ab. Mayl trug das selbe Hemd wie Lan, nur mit größerem Kragen und etwas anderer Form, speziell für Frauen. Mit der schwarzen Krawatte und dem kurzen, schwarzen, Rock, sah sie beinahe genau so aus, wie das Mädchen an der Rezeption, welches die Gruppe gestern so freundlich empfangen hatte.

Als auch nach einer knappen Viertelstunde Dex endlich fertig war, welcher die selben Klamotten wie Lan trug, nur dass sie etwas merkwürdiger aussahen, da sie wirklich eng saßen, weil nichts in der passende Größe für Dex 'etwas' breiteren Körper vorhanden war, setzten sich die drei Freunde an den schmalen, rechteckigen, hölzernen Esstisch ihres Zimmers, um gemeinsam zu frühstücken.

Es gab einige besondere Leckereien zum Essen, welche Lan zuvor noch nie gesehen hatte. Auch wenn Lan und seine Freunde das wohl kleinste und schlechteste Zimmer des Hotels bekommen hatten, so war das 'Shooting Star' noch immer eines der vornehmsten, aber auch teuersten der ganzen Stadt. Lan hatte ziemlich viel für das Zimmer zahlen müssen, obwohl das Mädchen an der Rezeption bereits ein ganzes Stück mit dem Preis runtergegangen war, weil nur noch dieses Zimmer übrig war und Lan ja schon fast eine Art VIP war, da er durch Nachrichten ziemlich bekannt geworden ist.

Die drei Freunde aßen gemütlich, während die Sonne helle Lichtkegel durch ihr Fenster auf den grauen Teppichboden warf...

"Wie geht es deinem Bein, Dex?", fragte Lan, als er sich noch etwas Milch nahm, um sich ein weiteres Glas Kakao anzurühren.

"Es tut immer noch weh, aber es geht wieder. Ich kann gehen, ohne dass es besonders schmerzt. Nur wenn ich die Stelle berühre, tut es noch ziemlich weh.", erklärte Dex, als er sich aus einem Topf noch ein paar Reisbällchen nahm und sie auf seinen vollgekrümelten Teller legte.

"Das ist schön zu hören.", sprach Mayl und versuchte sich ein leichtes Lächeln abzugewinnen.

"Wann findet nun eigentlich diese Präsentation statt, wegen der wir eigentlich hier sind?", fragte Dex schließlich, um die Stille zu durchbrechen, welche sich für ein paar Minuten gebildet hatte.

"Das weiß ich gar nicht. Hast du dich darüber informiert, Mayl?"

"Nein, ich weiß nur, dass es irgendwann Mittags oder sogar erst Nachmittags sein sollte. Vielleicht sollte sich einer von uns mal erkundigen. Das Observatorium ist von hier aus ja nicht sehr weit entfernt."

Lan putzte sich den Mund mit einem weißen Tuch ab, nachdem er fertiggegessen hatte und lehnte sich satt auf seinem Stuhl zurück.

"Das werde ich machen. Ich wollte mir die Stadt eh noch ein wenig ansehen.", sprach er.

"Na gut, dann werde ich noch mal Yai im Krankenhaus besuchen und sehen, wie es ihr so geht.", sagte Mayl, als sie auch fertig war und ihren Teller zur Seite schob.

"Dann werden ich und GutsMan ein bisschen im Internet surfen, während ihr weg seid. Ich habe gesehen, dass es unten in der Lounge ein paar Jack-In-Terminals gab. Und unsere Sachen werde ich auch aus der Wäscherei abholen, wenn sie fertig sind."

Nachdem also alle drei etwas gefunden hatten, was sie tun konnten, um sich ein bisschen die Zeit und unangenehme Gedanken zu vertreiben, standen sie schließlich wieder auf. Dex ging gleich ins Schlafzimmer, um ein paar seiner Sachen zu holen, während Mayl und Lan den Tisch abräumten.

"Ist mit dir wirklich alles okay, Mayl?", fragte Lan, als die beiden damit begannen die Teller in den automatischen Geschirrspüler zu stellen.

"Du meinst wegen gestern? Na ja, es will mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Ich kann noch immer nicht glauben, was passiert ist. Aber mach dir bitte um mich keine Sorgen, es geht mir wirklich gut. Auch wenn Joshua nicht mehr da ist, werden wir den Tag heute genießen, wie es geplant war, oder? Solange du zu mir hältst ist mir alles andere egal..."

Mayl umarmte Lan plötzlich, welcher etwas erschrocken große Augen machte und rot anlief. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte, oder wie genau er das zu verstehen hatte, doch auch er legte seine Arme um Mayl.

Mayl fing nur an zu kichern, als sie sich wieder von Lan drückte und seinen etwas verschämten und verwirrten Blick sah.

"Hier, ich habe noch etwas für dich. Joshua gab es mir bei einem unserer Treffen. Ich glaube, du kannst mehr damit anfangen, als ich..."

Mayl ging zu einem kleinen, dunkelgrünen Ledersofa in der anderen Ecke des Raums, wo ihr PET neben ihrem pinkfarbenen Rucksack lag. Sie griff kurz hinein und nahm einen Chip heraus, den sie Lan in die Hand drückte.

"Da sind BeetleMan's Navi-Daten drauf. Ich bin mir sicher, Joshua hätte nichts dagegen, wenn er wüsste, dass ich dir den Chip anvertraue."

Lan nahm den Chip entgegen und betrachtete ihn. Er hatte die gleiche Form, wie die beiden, die er von Jim und Mr. Match bekommen hatte. Es war ein Soul-Unison Chip.

"Vielen Dank, Mayl.", bedankte sich der Junge und steckte den Chip in seine Hosentasche.

"Na ja, ich gehe dann mal zu Yai und gucke, wie es ihr geht. Bis später dann."

Kaum hatte sich Mayl verabschiedet verließ sie auch das Hotelzimmer und machte sich auf den Weg zum Krankenhaus. Lan ging noch schnell ins Schlafzimmer, holte sein PET, verabschiedete sich von Dex und verließ ebenfalls das Hotel. Auf seinem Weg die Treppe runter begrüßte ihn das freundliche Mädchen von der Rezeption.
 

Als Lan nach draußen trat streckte er sich einmal und ließ sich die hellen Sonnenstrahlen direkt ins Gesicht scheinen, um den letzten Rest Müdigkeit aus seinem Körper zu vertreiben. Die Luft war angenehm und erfrischend.

Auf der Straße vor ihm fuhren jede Menge Autos. Lan war zwar vorher nie in Star Town gewesen, aber er merkte, dass heute mehr los war, als es wahrscheinlich sonst der Fall war.

Das 'Shooting Star' befand sich in einer graden Linie von Häusern, die sich wie eine Wand durch die Stadt zog und direkt an der Hauptstraße lag. Gegenüber auf der anderen Seite sah Lan zwischen zwei weiteren Häuserwänden einen etwas größeren, quadratischen Park mit saubergeschnittenem und gut gepflegtem Rasen und einem kleinen Springbrunnen in der Mitte, dessen Wasserperlen im Licht der Sonne wie Diamanten funkelten, die durch die Luft geschleudert wurden.

Lan stellte sich an die Ampel und wartete auf die Grünphase für Fußgänger, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Er musste durch den Park gehen, wenn er zum Observatorium wollte. Jedenfalls war das der schnellste Weg.

Während er sich seinen Weg über die Straße und durch den rege belebten Park bahnte, in dem zu dieser Zeit viele Kinder spielten oder Erwachsene Spaziergänge machten, holte er sein PET hervor, um mit seinem Navi zu reden...

"Morgen, MegaMan. Na, wie geht es deinem Arm?", begrüßte Lan seinen Navi und erkundigte sich gleich nach der Verletzung, die sich der blaue Navi im Kampf gegen BeetleMan zugezogen hatte.

"Morgen, Lan!", kam es fröhlich und energiestrotzend wie eh und je zurück. "Mein Arm ist soweit wieder in Ordnung. Die Daten haben sich eigentlich vollständig wieder erneuert. Es war ja auch nur ein kleiner Schlitzer, den BeetleMan mit seinem Horn angerichtet hatte, also nicht der Rede wert."

"Gut, freut mich, dass bei dir alles okay ist."

"Bei dir denn etwa nicht?", fragte MegaMan besorgt.

"Doch doch, es ist nur Mayl. Sie ist immer noch fertig wegen dieser Sache mit Joshua."

"Mach dir um Mayl mal keine Sorgen, der wird es bald wieder besser gehen. Natürlich ist es jetzt eine schwierige Situation für sie, aber du solltest ihr Zeit geben drüber hinweg zu kommen. Du wirst sehen, bald ist sie wieder die schlagfertige und fröhliche Mayl, wie wir sie kennen."

"Ja, du hast wohl Recht. Trotzdem mache ich mir Sorgen um sie. Ich hoffe diese Sache heute Mittag wird sie wieder auf andere Gedanken bringen. Und ich hoffe mich auch, denn mich beschäftigt das auch immer noch. Ich kann einfach nicht begreifen, wie jemand wie Joshua sich mit einem Typen wie Shadow einlassen konnte. Ich versteh sowieso nicht, was auch die anderen wie Kinoshita und Mr. Match dazu verleiten konnte an so einer Sache teilzunehmen.", grübelte Lan, als er an dem sprudelnden Springbrunnen vorbeikam und ein paar kühle Wassertropfen sein Gesicht striffen.

"Na ja, wir wissen nicht, was Shadow plant. Vielleicht besitzt er ja ein paar edle Motive. Er versprach Joshua immerhin die Natur zu schützen. Vielleicht hat dieser Shadow ja nur gute Absichten, geht es aber falsch an.", versuchte MegaMan eine Erklärung zu finden, welche Lan aber nicht sonderlich einleuchtend fand.

"Tst... Das glaube ich eher nicht. Aber was auch immer er erreichen will, allein die Tatsache, dass er Gewalt anwendet ist Grund genug ihn zu schnappen und seiner gerechten Strafe zuzuführen. Egal was für Motive er haben sollte und selbst wenn es dem Zweck dient der Menschheit zu helfen, dass alles ist egal, solange er solche Mittel wie in der Vergangenheit einsetzt. Aber ich habe jetzt keine wirklich große Lust darüber nachzudenken. Ich will das alles auch mal für einen Tag vergessen und entspannen können."

"Du hast Recht, Lan. Genieß diesen Tag endlich mal mit deinen Freunden, du hast es dir wirklich verdient."
 

Nach einem etwas längeren Weg durch die Stadt, an vielen Geschäften, Hotels und kleinen Labors vorbei erreichte Lan endlich den großen Platz, wo das Star Town Observatorium errichtet war.

Auf einem großen, gepflasterten Hof, umgeben von wunderschönen Pflanzen und Bäumen ragte die riesige, gewölbte Kuppel der Sternwarte hervor aus dessen Dach ein gigantisches Teleskop rausragte und auf den Himmel gerichtet war.

Lan staunte nicht schlecht, als er das gewaltige Gebäude sah. Es musste mindestens genauso groß, wenn nicht sogar noch viel größer als der SciLab-Komplex in Den Town gewesen sein!

Der Junge ging langsam auf den großen Bau zu und betrachtete ihn mit leicht geöffnetem Mund, als er die breiten, weißen Stufen zum Haupteingang hinaufstieg.

Oben angekommen fand er sich vor einer großen, geschlossenen Glastür wieder, durch die er einen Blick in das Innere des Observatoriums werfen konnte, wo er viele Wissenschaftler und Officials sah, die aufgeregte hin und her liefen.

Doch als er versuchen wollte die Tür zu öffnen, trat von hinten plötzlich ein Mann in einem langen, weißen Kittel neben ihn und hielt ihn davon ab.

"Tut mir leid, mein Junge, aber das Observatorium ist noch geschlossen. Wenn du es besuchen möchtest musst du mindestens bis heute Nachmittag warten."

Lan drehte sich etwas aufgeschreckt zu dem Mann herum. Es war wohl einer der Wissenschaftler, welcher hier arbeitete. Er trug ein dunkelgrünes Hemd mit roter Krawatte und eine schwarze Hose unter seinem Kittel. Er hatte kurzes, braunes, etwas stacheliges Haar, trug eine schmale Brille und war etwas unrasiert, wirkte aber sehr freundlich.

"Oh, tut mir leid, das wusste ich nicht. Ich bin eigentlich hergekommen, weil ich mich informieren wollte, wann diese Präsentation heute beginnen soll.", erklärte Lan.

"Ach so, du bist Lan Hikari, oder? Herr Takamura hatte mich bereits über dich informiert. Du hast die Sondergenehmigung das Observatorium bereits früher zu betreten, allerdings kann ich dich auch jetzt noch nicht reinlassen. Die Vorstellung findet heute Nachmittag um fünfzehn Uhr statt. Herr Takamura wird gegen zwei Uhr hier sein, dann darfst auch du schon eintreten. Bis dahin muss ich dich aber bitten noch zu warten."

"Oh, wenn das so ist... na ja, vielen Dank für die Information. Dann werde ich versuchen bereits um vierzehn Uhr wieder hier zu sein."

"Ja, tu das. Herr Takamura freut sich bereits darauf dich zu sehen. Du könntest uns außerdem bei einigen Dingen helfen, aber das hat wie gesagt noch Zeit. Im Moment kann man eh noch nicht viel machen, da die Officials noch immer letzte Sicherheitsvorkehrungen treffen. Ich habe gehört, dass Eugene Chaud sich sogar persönlich zusammen mit Mr. Famous darum kümmert."

"Chaud...", grummelte Lan, als er den Namen hörte.

"Ja. Ich habe gehört er soll ziemlich gut sein, sogar besser als du. Ich habe dich im Fernsehen gesehen, als das Hawk Tournament ausgestrahlt wurde. Deine Technik ist wirklich faszinierend. Ich freue mich wirklich dich heute hier zu treffen, da ich mich seit diesem Tag unbedingt einmal selbst von deinen Fähigkeiten überzeugen wollte, zumindest wenn du nichts dagegen hast.", sprach der Wissenschaftler und zog ein PET unter seinem Kittel hervor.

"Oh, sie wollen einen Net-Battle austragen?", fragte Lan überrascht.

"Ja, wie gesagt, wenn du nichts dagegen hast. Ich habe grade nichts zu tun und wer weiß, ob wir uns heute noch mal begegnen werden? Es wäre mir wirklich eine Ehre."

"Na ja, wenn das so ist, natürlich gern!", antwortete Lan, dem die Komplimente langsam wieder zu Kopf zu stiegen schienen. "Oh, aber ich weiß noch gar nicht, wie sie heißen...", fiel ihm dann aber plötzlich auf.

"Oh, tut mir leid, ich hatte vergessen mich vorzustellen. Mein Name ist Dr. Shepard. Ich arbeite hier im Observatorium und bin Astronom."

Die beiden schüttelten sich die Hände und auch Lan nahm im Anschluss sein PET hervor.

"Mich freut es auch sie kennen zu lernen.", sagte er, als die beiden ihre PETs miteinander verlinkten.

"Ich bin wirklich gespannt, was du so drauf hast. So etwas live mitzuerleben ist immer was anderes, als es im Fernsehen zu sehen. MeteorMan, bist du bereit?"

"Klar! Ich strotze nur so vor Energie, wie ein Meteoritenregen!", antwortete die Stimme von Shepard's Navi aus seinem PET.

"Gut, bist du auch soweit, MegaMan?"

"Was für eine Frage, natürlich!"

"Okay, dann... Battle routine, set!"

"Execute!"
 

Die Navis der beiden Gegner standen sich auf einer weiten, weißen Plattform gegenüber, welche als Arena dienen sollte.

MegaMan musterte seinen etwas seltsamen Gegner.

MeteorMan war nicht grade sehr groß, aber was ihm an Größe fehlte, machte seine Breite wieder wett. Der Körper des Navis war ein großes, brauner, runder Meteor mit vielen kraterähnlichen Löchern darin. Er hatte schwarze Arme und Beine, an dessen Enden sich busterförmige Panzerungen befanden, die komplett weiß waren, aber jeweils vier, ovale Smaragde darauf hatten, die in einem tiefen Blau funkelten.

Der Kopf des Navis war auch nicht besonders groß. Dafür besaß er aber ein scheinbar breites Dauergrinsen und große, etwas fies guckende Augen.

"Freut mich deine Bekanntschaft zu machen, MegaMan!", begrüßte MeteorMan sein Gegenüber.

"Die Freude ist ganz auf meiner Seite.", antwortete der blaue Navi lächelnd.

Obwohl MeteorMan doch vom Aussehen her etwas fies wirkte, schien er aber ziemlich nett zu sein. Aber noch wollte MegaMan keine voreiligen Schlüsse ziehen, da der Kampf noch nicht begonnen hatte.

"Also Lan, dann zeig uns mit welcher Technik du das Hawk Tournament gewonnen hast. MeteorMan, los!"

"Halt dich bereit, MegaMan. Wir wissen nicht, was er kann, aber wir sollten ihn auf jeden Fall nicht unterschätzen."

Und so begann der Kampf!

MeteorMan blieb stehen, wo er war und hob nur seine Arme in die Luft. Er sammelte ein wenig Energie und richtete schließlich den Zeigefinger seiner rechten Hand direkt auf MegaMan.

"Ich werd dich auf den Mond schießen... MeteorRain!!"

Bevor MegaMan selbst einen Angriff starten konnte, war er auch schon drauf und dran den vielen Meteoriten auszuweichen, die plötzlich vom Himmel fielen und versuchten ihn zu erwischen. Dicke, brennende Steinbrocken flogen schnell und in großer Anzahl auf den Navi zu und wollten ihn in Stücke schlagen, so wie sie es mit dem Boden taten, wenn MegaMan noch ganz knapp ausweichen konnte, wo sie breite, von Rissen durchzogene Krater hinterließen.

"Ach, mit so einem Angriff hätte ich auch rechnen können!", antwortete Lan, als er einen Battle Chip in sein PET steckte. "Barrier, Slot-In!"

Noch im selben Moment wurde MegaMan von einem hellblauen Energieschild umgeben, an dem die Meteoriten abprallten, denen er nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte. Doch es kamen immer weitere vom Himmel gefallen und schnell verlor die Barriere ihre Kraft, da sie den heftigen Schlägen auf Dauer nicht standhalten konnte.

"TeeHee... nettes Tänzchen, das du da aufführst.", gab MeteorMan zu, der immer noch fies vor sich hin grinste.

Und dann war es auch soweit und nach einem weiteren Treffer löste sich die Barrier wieder auf und MegaMan war erneut völlig schutzlos den Meteoriten ausgeliefert.

"Oh-oh, Lan! Ich werd dieses Tempo nicht mehr lange durchhalten!", stöhnte der blaue Navi, als er nach hinten sprang, um zwei weiteren Meteoriten auszuweichen.

"Keine Panik, MegaMan, gleich ist es vorbei! Versuch MeteorMan hiermit zu erwischen. Solange er den Finger auf dich gerichtet hat, wird der Angriff nicht abbrechen... Boomer, Slot-In!"

MegaMan rollte sich rückwärts nach hinten, um noch einem Meteor auszuweichen, dessen Einschlag ein solches Beben erzeugte, dass der blaue Navi beim Aufstehen fast umgefallen wäre. Plötzlich hielt er einen scharfen Metallbumerang in der Hand. Er versuchte so nah wie möglich an MeteorMan heranzukommen, indem er direkt auf ihn zulief und immer wieder seitlich durch die Gegend hüpfte, um anderen Meteoriten zu entkommen. Als ein weiterer ihn beinahe traf, warf er sich mit aller Kraft so weit nach vorne, wie es ging, holte dabei genug Schwung und schleuderte den Boomer auf MeteorMan, als er langsam über den Boden rutschte.

Als der Navi den Angriff seines Gegners schließlich vollständig realisiert hatte, besaß er schon nicht mehr genug Zeit, um noch ausweichen zu können und wurde von dem Boomer direkt am Kopf getroffen und zu Boden geschlagen. Der Meteoritenregen hörte augenblicklich wieder auf.

"Wow, das war grade wirklich brenzlig...", seufzte MegaMan, als er das zerstörte Kampffeld um sich herum betrachtete. Überall waren dicke Krater und Einschlagslöcher und man konnte kaum mehr vernünftig gehen, ohne bei jedem Schritt fast über irgendwelche Trümmer zu stolpern.

"Hey, das war schon mal nicht schlecht.", lobte Dr. Shepard seinen Gegner. "Aber MeteorMan ist noch längst nicht besiegt."

"Ja, 'noch' nicht besiegt... Das wird sich aber gleich ändern.", sprach Lan entschlossen.

MeteorMan brachte sich wieder auf die Beine. Er schüttelte und fasste sich an seinen schmerzende Kopf, gewann seine Fassung aber schnell wieder.

"Gut gezielt, Kleiner. Und ziemlich fix bist du auch... Nur wenige konnten diesem Angriff bisher auf Dauer so gut ausweichen. Aber ich hab noch was anderes in Petto."

Auf einmal hob MeteorMan langsam vom Boden ab und begann zu schweben. MegaMan starrte seinen Gegner beeindruckt an, als dieser immer weiter in die Luft stieg und irgendwann zum Stehen kam. MeteorMan musste jetzt fast fünf Meter über dem Boden schweben.

"Was kommt jetzt?"

"Sei doch nicht so ungeduldig, du bekommst es doch gleich zu sehen... TeeHee... MeteorCrush!!"

Ehe MegaMan sich versah, stürzten aus MeteorMan's Richtung plötzlich ein Dutzend weitere Meteoriten diagonal vom Himmel, auf den blauen Navi zu. Doch statt ihn direkt zu treffen schlugen sie um ihn herum ein und blockierten ihm so den Fluchtweg, während MeteorMan den eigentlichen Angriff startete.

"Lan, ich bin gefangen!", stellte MegaMan entsetzt fest, doch Lan wusste auch nicht, was er tun sollte.

MeteorMan's Arme und Beine zogen sich plötzlich in seinen runden Meteorkörper zurück und auch sein Kopf versank schließlich in einem der Krater, womit der Navi selbst zu einem, aber noch viel größeren Meteor wurde!

Noch bevor die restlichen Meteoriten neben MegaMan eingeschlagen waren und den Fluchtweg so wieder freigegeben hätten, bildete sich eine heiße Flamme um MeteorMan's Körper, als er sich mit einem Male auf seinen Gegner niederstürzen ließ.

MegaMan hatte keine Chance mehr und wurde fatal gerammt. Der blaue Navi flog weit nach hinten und landete in einem Krater, wo er unter Rauch und ein paar Trümmern begraben liegen blieb, nachdem MeteorMan ihn mit voller Wucht gerammt hatte.

"MegaMan!! Ist alles okay, hörst du mich??", fragte Lan besorgt, als er den Zustand seines Navis auf seinem PET betrachtete. MegaMan hatte ziemlich viel Energie verloren, doch mühsam konnte er sich aus den Trümmern befreien und wieder aufrappeln.

"Es geht schon... Wow, das war ein Angriff..."

"Du hast ziemlich was abbekommen, aber warte, das haben wir gleich... Recovery, Slot-In!"

Nachdem der Chip seine Wirkung gezeigt hatte, fühlte sich MegaMan wieder wie neu programmiert und erhielt all seine Kräfte, die er verloren hatte, wieder zurück.

"Hmm, du hast ihn geheilt?", fragte MeteorMan, als er wieder etwas über MegaMan in der Luft schwebte und seinen Gegner betrachtete. "Na, aber das macht auch nichts. Wenn ich ihn noch mal getroffen habe und dieses Mal volle Kraft einsetze, wird ihm auch kein Recovery mehr helfen! MeteorCrush!!"

MegaMan zuckte zusammen und nahm eine Abwehrhaltung ein. Wieder schlugen Meteoriten neben ihm ein, um ihn daran zu hindern, zu entkommen.

"Lan, tu schnell was! Wenn das grade nicht volle Kraft war, werde ich den nächsten Angriff nicht überstehen!!"

Doch Lan grinste nur selbstsicher und beobachtete weiter das Geschehen auf seinem PET.

Wieder verwandelte sich MeteorMan komplett in einen Meteor, umgeben von lodernden Flammen, als er erneut auf seinen Gegner stürzte.

"Okay, MegaMan! Setz den hier ein und versuch dich in Sicherheit zu begeben! Guardian, Slot-In!!", brüllte Lan, als er einen Chip in sein PET warf.

MegaMan setzte ihn augenblicklich ein und vor ihm erschien eine graue, steinerne Wächterstatue mit einem großen runden Kopf und langen Ohren. Der blaue Navi warf sich nach hinten, wo er zwar von einem anderen Meteor getroffen wurde, das aber bei weitem nicht so kraftraubend war, wie MeteorMan selbst, welcher direkt gegen die Statue krachte und so ihre Falle aktivierte. Da eine Guardian-Statue denjenigen bestraft, welcher ihre Ruhe stört begann sie sofort zu leuchten und ließ vom Himmel herab einen heftigen Blitzschlag in MeteorMan einschlagen, welcher den Navi qualmend zu Boden beförderte.

"MeteorMan!", rief Dr. Shepard, als er das mit ansehen musste. "Wow, nicht schlecht, Lan..."

"Sehen sie, ich hab's doch gesagt.", jubelte der Junge siegessicher, als er seinen Navi mit einem anderen Recovery Chip wieder heilte.

Doch MeteorMan war noch immer nicht besiegt und brachte sich schwerfällig wieder auf die Beine.

"Oh, verfluchte Kacke, das war ein Blitzschlag...", hustete er und spuckte eine kleine, schwarze Rauchwolke aus. "Hm, das war einer meiner besten Tricks, nicht zu glauben, dass du den blocken konntest. Aber einen habe ich noch und jetzt beginnt der Kampf erst richtig!"

MeteorMan streckte erneut seine Arme zu beiden Seiten aus und erschuf in jeder Handfläche einen kleinen Meteor, der ungefähr doppelt so groß, wie ein Medizinball war.

MegaMan schaute etwas skeptisch drein, als die beiden Meteoriten plötzlich begannen in festen Bahnen um ihn zu kreisen.

"TeeHee... also, fangen wir an!"

Plötzlich stürmte MeteorMan direkt auf MegaMan zu und holte zu einem Schlag aus, doch der blaue Navi machte sich bereits zum Kontern bereit. Allerdings kurz bevor er zum Konter ansetzen konnte, schlug einer der beiden Meteoriten in seinen Rücken und brachte ihn so aus der Fassung, was MeteorMan nutzte, um ihn mit einem Uppercut zu Fall zu bringen.

"Hey, das ist ja fies!", rief Lan, als er das Ganze mit ansehen musste.

"TeeHee, gib dir keine Mühe. Jedes Mal, wenn dein Navi versucht mich anzugreifen wird einer der beiden Meteoriten gegen ihn schlagen und ihn so dran hindern."

"Hmm...", grübelte Lan. "Danke für den Tipp!"

MeteorMan legte den Kopf etwas verwundert schief. Doch Lan begann schnell einen Chip aus seiner Tasche zu holen und ihn zum Download bereitzumachen.

"Okay, MegaMan. Gib alles was du hast und mach ihn fertig!"

"Ja, aber ich dachte, we-"

"Tu es doch einfach!"

"Na gut, wie du willst, Lan...", schluckte der blaue Navi, aktivierte seinen MegaBuster und feuerte auf MeteorMan.

Doch dieser blieb nur amüsiert stehen, während einer der Meteoriten MegaMan's Feuer abfing und der andere sich bereit machte ihn von hinten zu rammen.

"Okay, WideSword, Slot-In! Hinter dir, Mega!", warnte Lan schnell seinen Navi und schickte ihm einen Chip, als der Meteor von hinten angeflogen kam.

MegaMan drehte sich schnell um und schlug ihn mit dem Schwert entzwei, welches seinen Buster nun ersetzt hatte. Doch im selben Moment flog ohne zu zögern der andere Meteor los und versuchte sein Ziel zu rammen.

"Und jetzt von der anderen Seite... CrusherShield, Slot-In!!"

Blitzschnell wandte sich MegaMan zur anderen Seite und hielt mit einem Male einen großen, rechteckigen Metallschild in der Hand, auf dem sich ein böse blickendes Gesicht abzeichnete, welches den Meteor einfach verschlang und absorbierte.

CrusherShield war ein Counter Chip und griff darum auch sofort nach Absorbtion des Gegnerangriffs den Urheber der Attacke an!

MeteorMan schreckte zusammen, als der große Metallschild auf einmal so schnell und so stark auf ihn zugerast kam, dass ihn der Angriff gleich schmerzhaft umwarf.

"Und jetzt gib ihm den Rest... MegaCannon, Slot-In!"

"Mit Vergnügen!", doch bevor MegaMan auch nur die Cannon auf seinen Gegner richten konnte, loggte sich dieser auch schon aus, als Dr. Shepard die Verbindung trennte.
 

"Das war wirklich faszinierend, Lan.", sprach der Wissenschaftler, als er sein PET zurücksteckte.

"Aber der Kampf war doch noch nicht vorbei.", seufzte Lan, als auch er sein PET zurückpackte.

"Das ist zwar wahr, aber ich hätte eh nicht mehr gewinnen können. Du hast MeteorMan's beste Angriffe überstanden. Vielleicht können wir irgendwann noch einmal gegeneinander antreten, es würde mich wirklich freuen. Aber diese Runde geht an dich. Herzlichen Glückwunsch, du bist wirklich der beste Net-Battler, den ich je gesehen habe."

"Ihr MeteorMan war aber auch nicht schlecht. Er ist sogar ziemlich stark. Ich glaube sie hätten sogar gewonnen, hätten sie ihren Navi besser unterstützt im Kampf."

"Na ja, du musst wissen, dass ich nicht besonders oft kämpfe, da ich MeteorMan eigentlich nur als Assistenz zu meiner Forschung verwende, statt zum Kämpfen. Darum habe ich auch kaum Battle Chips, die ich ihm hätte runterladen können. Aber selbst mit welchen hätte ich doch nicht gewonnen, das weiß ich auch so. Ich muss jetzt wieder zurück an meine Arbeit und bald bei den Vorbereitungen helfen. Ich hoffe wir sehen uns nachher noch mal. Falls nicht wünsche ich dir viel Spaß bei der Präsentation. Wenn du irgendwann mal Zeit hast kannst du mich ja hier im Observatorium besuchen und wir können einen weiteren Kampf austragen."

"Ja, das wäre echt klasse!", freute sich Lan und reichte Dr. Shepard noch einmal die Hand. "Ich hoffe auch bis heute Mittag dann."

Nachdem sich die beiden voneinander verabschiedet hatten, trennten sich ihre Wege wieder.

Dr. Shepard betrat das Observatorium durch die große Glastür und Lan lief die Treppe wieder hinunter, um sich wieder zurück zum Hotel zu begeben.

Er nahm den selben Weg zurück, den er gekommen war. An den vielen unterschiedlichen Gebäuden vorbei, direkt durch den Park, wo noch immer viele Leute unterwegs waren und das herrliche Wetter genossen, zurück über die Straße und endlich zum 'Shooting Star Hotel'.

Er ging durch den Haupteingang und wurde wieder von dem freundlichen Mädchen an der Rezeption begrüßt.

Als er in dem Flur angekommen war, in dem sein Zimmer lag, machte Mayl ihm auch schon die Tür auf und begrüßte ihn. Sie hatte ihn bereits durch das Fenster kommen sehen.

"Hallo, Mayl. Du bist schon wieder zurück?", fragte Lan, als er eintrat und sich mit Mayl und Dex wieder an den Esstisch setzte. "Wie geht es denn Yai?"

"Ich durfte leider nicht allzu lange bleiben, da um diese Zeit eigentlich keine Krankenbesuche erlaubt sind und Yai zu einer letzten Untersuchung musste. Sie fühlt sich schon wieder viel besser und wird wohl heute Mittag rechtzeitig wieder aus dem Krankenhaus raus sein, um die Präsentation mit ansehen zu können.", berichtete Mayl und sie schien schon etwas fröhlicher zu wirken, als bei ihrem letzten Gespräch.

"Puh, bin ich erleichtert, dass es ihr gut geht. Ich hatte schon befürchtet es stünde wirklich schlimm um sie und sie müsste noch länger dort bleiben."

"Ach was, unsere Yai hält 'ne Menge aus und lässt sich nicht so leicht klein kriegen. Aber wie sieht es denn nun mit der Präsentation aus?", fragte Mayl neugierig.

"Die findet um fünfzehn Uhr statt. Ich kann aber schon eine Stunde früher hin, um bei den Vorbereitungen zu helfen. Vielleicht könnt ihr ja auch mit, ich denke Herr Takamura wird nichts dagegen haben."

"Oh man, erst um fünfzehn Uhr? Das dauert aber noch lange. Im Internet ist auch nichts besonderes los. Die Wäsche hab ich auch schon abgeholt... was sollen wir denn jetzt solange machen?", fragte Dex seufzend.

Doch im selben Moment begannen plötzlich die PETs aller drei Freunde gleichzeitig zu piepen.

"Hey, Lan du hast eine Mail.", stellte MegaMan fest, als er den Posteingang überprüfte.

"Dex auch haben eine, Guts."

"Du hast auch eine bekommen, Mayl.", bemerkte auch Roll.

"Was steht denn drin?", fragte Lan neugierig.

"Sie ist von der Net-Games Association, einen Moment, ich lese sie vor...
 

Hallo ihr Freunde des Net-Battles!

Nachdem ihr wieder einen Tag ohne sie auskommen musstet finden heute endlich wieder die Net-Games statt. Auch wenn heute der StarRain Battle Chip vorgestellt werden soll und viele von euch in Vorbereitungen darauf stecken, hoffen wir trotzdem, dass wir mit vielen von euch rechnen können. Denn die Net-Games nähern sich langsam ihrem Ende und als krönenden Abschluss haben wir etwas ganz spezielles für euch vorbereitet. Wir wollen herausfinden, wer von euch der absolute, große und einzige Sieger der Net-Games sein wird! Und darum werden wir diese Frage demnächst in einem kleinen Turnier klären wollen. Wie einigen von euch vielleicht schon bekannt sein dürfte finden unsere Net-Games überall auf der Welt statt und somit könnt ihr euch darauf gefasst machen, dass viele starke Teilnehmer aus aller Welt an diesem Turnier teilnehmen werden. Da man ein richtiges Turnier aber nicht mit so vielen Teilnehmern abhalten kann, wollen wir heute die Vorrunde starten und die acht Besten von euch herauspicken, welche bis in die Finalrunde kommen werden und dort um den Titel kämpfen! Macht euch also auf einiges gefasst! Wer teilnehmen möchte soll sich bitte so schnell wie möglich am Star Square in der neu eröffneten Star Area einfinden, ehe die Anmeldungsfrist abgelaufen ist. Vergesst eure ID-Karten nicht und möge der beste Net-Battler gewinnen!

Eure Net-Games Association.
 

Wow, nicht schlecht, was?"

"Hmm, das klingt ziemlich interessant und kommt grade recht. Was meint ihr, machen wir mit?", fragte Lan seine Freunde, als er sich die Idee noch mal durch den Kopf gehen ließ.

"Natürlich, also ich und GutsMan sind dabei und werden dieses Turnier gewinnen!", brüllte Dex sofort selbstsicher los.

"GutsMan Dex nicht enttäuschen wird! Guts!"

"Na ja, warum nicht? Ich und Roll werden auch mitmachen."

"Du sagst es Mayl, den zeigen wir's!", stimmte auch Roll voller Eifer zu.

"Also gut, bist du auch einverstanden, MegaMan?"

"Sicher doch, wir haben bisher jedes Mal teilgenommen und werden uns auch diese Runde nicht entgehen lassen. Ich bin schon gespannt auf was für Leute und Navis wir dort treffen werden."

"Ich auch, als los, Leute!!", jubelte Lan und sprang auf.

Auf so was hatte er schon länger wieder gewartet. Ein Turnier, in dem er zeigen konnte, wie gut er war. Gemeinsam machten sich die drei Freunde auf den Weg zur Lounge, wo mehrere Jack-In-Terminals standen. Von dort aus wollten sie sich einloggen und an der nächsten Runde der Net-Games teilnehmen...

Old Friends, safe and sound...

(Kurze Anmerkung: Die beiden Charaktere 'Sakura Himawari' und 'Yuki.EXE' sind selbsterfundene Figuren von _Natsumi_. Die beiden spielen in unserem RPG eine große Rolle und von dort kennen die zwei auch Lan und seine Freunde. Die RPG-Geschehnisse sind allerdings nicht relevant für den Verlauf der FF, sondern zeigen nur, wie Sakura auf Lan getroffen ist. Wie sich die zwei in meiner FF verhalten, ist natürlich von mir so gestaltet worden, dass es mit Natsu's Vorstellungen übereinstimmt. So, aber ich denke das reicht jetzt... viel Spaß beim Lesen! ^____^
 

-Gospel)
 

Lan, Dex und Mayl verließen ihr Hotelzimmer und rannten den schmalen Flur zur Treppe entlang. Das 'Shooting Star Hotel' war wirklich vornehm und schön eingerichtet. Im Flur lag ein langer, bunter Teppich, der vermutlich ein Vermögen gekostet haben musste. An den Wänden des Flurs, neben den einzelnen Zimmertüren, hingen mehrere Gemälde. Auch wenn sie nur wie wildes Geschmiere aussahen, so galten sie unter Fachleuten doch als hochmoderne Kunst. Lan hingegen hielt es für sinnloses Gekritzel, was er selbst damals in der Vorschule auch selber hinbekommen hätte.

Die Drei liefen die Treppe hinunter, an der Rezeption vorbei und durch eine große, verzierte Holztür in die Hotellounge. Sie war ziemlich groß und bat jede Menge bequeme Sitzgelegenheiten. Ein paar grüne Ledersessel standen an den Wänden zu beiden Seiten des Raums, wenn man ihn betrat. Vor den Sesseln waren teure, aber blitzblank polierte Glastische aufgestellt. Ein paar der Hotelgäste saßen in der Lounge, tranken Kaffee und lasen sich die aktuelle Tageszeitung durch, während sie versuchten die Zeit bis zur Battle Chip Präsentation totzuschlagen.

Lan und seine Freunde liefen allerdings geradewegs durch den Raum bis zur anderen Seite, wo auf kleinen, runden Tischen ein paar PC-Bildschirme aufgestellt und Jack-In-Terminals angebracht waren. Das Ganze wirkte schon fast wie eines dieser Internetcafés.

Lan setzte sich auf einen etwas höheren Sitz vor einen der Tische und holte sein PET hervor. Mayl und Dex setzten sich gleich neben ihn und nahmen ebenfalls ihre PETs zur Hand.

"Also gut, dann wollen wir mal... Jack-In, MegaMan! Execute!", sprach Lan, als er den Anschlussstecker seines PETs in den entsprechenden Port steckte und seinen Navi ins Internet des Hotels einloggte.

Auch Mayl und Dex zögerten nicht und schickten ihre beiden Navis direkt hinterher...
 

Im Internet fanden sich die drei Navis schließlich auf der Homepage des Hotels wieder.

Es war eine große, orangefarbene Plattform von der aus mehrere kleine Pfade zu Nebenplattformen führten, auf denen die Navis des Hotelpersonals arbeiteten.

Zu einer Seite befand sich auch eine ganze Reihe BBS-Boards zu verschiedenen Themenbereichen. Eines besaß ein Forum über Kampftechniken, ein anderes eines über Battle Chips, wiederum eines Informationen über Star Town, et cetera.

MegaMan ging vor, auf den Teleporter zu, welcher mit der Star Area verlinkt war. Er schritt an ein paar neugierigen Navis vorbei, die interessiert die BBS-Boards studierten und Informationen sammelten.

Auch Dash hatte sich der kleinen Gruppe angeschlossen. Da nun keine Gefahr drohte, sondern es nur darum ging an der nächsten Runde der Net-Games teilzunehmen, konnte der kleine Virus wieder sein 'Herrchen' begleiten, ohne dass ihm etwas zustoßen konnte.

Und Dash freute sich sichtlich darüber endlich wieder mit MegaMan und dessen Freunden unterwegs sein zu dürfen. Das kleine Fishy flog fröhlich Loopings und umkreiste seine drei Navi Freunde, während es immer wieder mal zwischen Roll's und MegaMan's Armen wechselte, von denen es gehalten und geknuddelt werden wollte. Nur GutsMan schien es rein gar nicht zu beachten.

"Wo sollte das noch mal sein? Am Star Square?", fragte Roll, als sie neben MegaMan herging und sich wie immer bei ihm einhakte.

"Stimmt genau. Ich hoffe nur wir finden noch rechtzeitig dorthin. Ich habe das Star Town Netzwerk noch nie besucht.", antwortete der blaue Navi, während er unter einem Arm das Fishy trug und sein anderer Arm von Roll belagert wurde.

"Das Star Town Netzwerk war auch lange Zeit geschlossen, wenn ich mich richtig erinnere. Hatte Nebula es nicht fast vollkommen vernichtet, als sie das Internet übernommen hatten, kurz bevor wir gegen LaserMan kämpfen mussten?", mischte sich Lan ein und fragte neugierig.

"Kann gut möglich sein. Nebula hatte die Verbindungen zu einzelnen Netzwerkteilen mit Firewalls vollständig blockiert. Star Area musste es ziemlich übel erwischt haben, wenn sie das Netzwerk erst jetzt wieder eröffnen konnten.", grübelte MegaMan, als er vor den Teleporter trat.

"Na ja, was soll's? Hauptsache es ist wieder in Ordnung. Dann versucht euch jetzt schnell auf den Weg zum Square zu begeben."

"Alles klar.", antwortete MegaMan seinem Operator und betrat mit Roll und Dash zugleich den Teleporter, welcher ihn nach Star Area 1 beamte. Auch GutsMan, der sich ein wenig ausgeschlossen fühlte trottete hinterher.
 

Nachdem der Teleportvorgang vollständig abgeschlossen war, fanden sich die Freunde auch schon im Internetsystem von Star Town wieder.

Vor ihnen lag die gelbe Hauptroute, welche durch das komplette System führte. An manchen Stellen zweigten kleinere Wege ab und führten zu sternförmigen Plattformen mit einigen Shops und Händlern. Der Hintergrund des Areals wurde ebenfalls passend gewählt. Er war fast schwarz, aber mit vielen kleinen Sternen, wie der klare Nachthimmel der Stadt.

MegaMan und die anderen setzten sich sofort in Bewegung und passierten das erste Areal ohne sich länger dort aufzuhalten.

Star Area 2 hingegen war schon etwas komplexer und verwirrender. Man hatte keinen direkten Geradeausblick mit dem man den Teleporter zum nächsten Areal schon hätte sehen können, so wie es in anderen Internetsystemen der Fall war. Hier waren große Wände aufgebaut und bildeten ein Labyrinthartiges Netz, welches sich durch das gesamte Areal sponn. MegaMan blieb vor dem Labyrintheingang stehen, welcher in zwei verschiedenen Richtungen führte.

"Wo müssen wir denn jetzt lang?", fragte Roll.

"Keine Ahnung, die Gänge scheinen nicht gekennzeichnet zu sein. Vielleicht führen sie ja beide auch zum selben Ort?", überlegte MegaMan, doch dann kam ein violetter Navi aus dem linken Gang getreten und stellte sich direkt vor MegaMan.

"Kann ich euch helfen?", fragte der Fremde mit tiefer, unfreundlich klingender Stimme.

"Ehm, ja... Kannst du uns sagen, welcher Weg der ist, der zum Star Square führt?", fragte MegaMan etwas unsicher.

"Klar doch. Nehmt diesen hier, ich komme grade vom Square und jetzt lasst mich bitte durch, ich hab noch was zu erledigen."

Plötzlich etwas verärgert wirkend stieß der violette Navi MegaMan zur Seite und drängelte sich an Roll, GutsMan und dem Fishy vorbei, um das Areal nach Star Area 1 zu verlassen.

MegaMan schaute dem Navi noch kurz verwirrt hinterher, bis er schließlich nicht mehr zu sehen war.

"Komischer Typ... Na ja, dann lasst uns gehen."

Obwohl Roll ein etwas unangenehmes Gefühl verspürte folgte sie MegaMan trotzdem. Nun hielt sie das Fishy in den Händen und war an der Reihe es am Kinn zu kraulen.

GutsMan stampfte seinen Freunden hinterher ohne ein Wort zu sagen.
 

Es dauerte mehrere Minuten, bis die vier Freunde endlich den Ausgang des Labyrinths erreichten. Es kamen zwar keine weiteren Abzweigungen oder ähnliches, aber es gab viele eng verlaufende Gänge, die teilweise sinnlos gewindet waren und nur unnötig den Fußmarsch verlängerten, wo er hätte bei weitem viel kürzer sein können, hätte man einen einfachen graden Weg stattdessen gebaut.

Doch schließlich hatten sie es ja doch geschafft. Allerdings nur um festzustellen, dass der lange Labyrinthweg auf einer kleinen, quadratischen Plattform endete, welche sich als Sackgasse entpuppte.

"Was? Eine Sackgasse? Aber ich dachte der Teleporter sollte hier sein??", grummelte Lan frustriert.

MegaMan schaute sich noch mal genau um, aber die Plattform war völlig leer. Dafür konnte man von ihr aus aber auf der anderen Seite der Area eine andere, größere Plattform erkennen, auf der ein Teleporter zu sein schien.

"Da hinten!", deutete MegaMan auf die andere Plattform. "Das muss die richtige sein. Dann sind wir den falschen Weg gegangen."

"Aber das würde ja heißen, dass dieser Navi von vorhin uns angelogen hatte.", stellte Roll beunruhigt fest und drückte das Fishy etwas verängstigt fest an sich.

"WheeHee!! Ganz recht, ich hab euch angelogen!", erklang plötzlich eine Stimme von hinten. MegaMan und die anderen wandten sich blitzschnell um und sahen den violetten Navi von vorhin im Labyrinthgang stehen, welcher langsam auf sie zuschritt.

"Was? Was soll das, warum hast du das getan?", fragte MegaMan, als er vorsichtshalber seine Kampfposition einnahm und sich schützend vor Roll stellte.

Aber auch das konnte Roll nicht vor den anderen beiden Navis schützen, welche sich plötzlich einloggten, ihr von hinten unter die Arme griffen und sie festhielten.

"Roll!", schrie MegaMan auf, als er die anderen Angreifer bemerkte, welche seine Freundin fest im Griff hatten.

"GutsMan Roll helfen werden!", griff GutsMan nun auch endlich ein und stürmte auf die beiden Navis zu, doch bevor er sie erreichen konnte loggten sich zwei weitere Navis ein, welche GutsMan ebenfalls von hinten packten und festhielten.

"Nein, GutsMan!"

"TeeHeeHee... Deine Freunde werden dir nun nicht mehr helfen können. Und auch nicht dieses Fishy!", sprach der noch immer im Gang stehende Navi, welcher mit einem Male seinen Buster aktivierte und einen ZapRing auf Dash feuerte, welchem das Fishy nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte, getroffen wurde und paralysiert zu Boden stürzte.

MegaMan wechselte hilflos die Blicke zwischen seinen Freunden, die sich zwar versuchten zu befreien, aber keine Chance gegen die schwarzen HealNavis hatten.

Während die Operator ebenfalls machtlos mit ansehen mussten, wie ihre Navis gefangen waren, wandte sich MegaMan wieder dem violetten HealNavi zu, welcher nun direkt vor ihn getreten war.

"Was wollt ihr? Gehört ihr auch zu Shadow??"

"Shadow?", fragte der HealNavi verwirrt. "Keine Ahnung, wen du meinst, aber ich finde es enttäuschend, dass du mich nicht erkennst. Immerhin ist das nun schon unsere dritte Begegnung in den letzten beiden Wochen.

MegaMan betrachtete den HealNavi fragend und musterte ihn skeptisch. Doch dann erkannte er ihn wieder!

"Ganz genau... ich bin es. Der Navi dessen Leben du ruiniert hast! Erst hast du mich lächerlich gemacht, als du mir dieses Fishy und somit auch den Sieg in den Net-Games gestohlen hast. Dann wurde ich erneut vor dir gedemütigt, als dieser bescheuerte Navi dir beim letzten Mal das Leben gerettet und mir meine Rache vereitelt hatte!! Ich weiß nicht wer dieser Typ war, aber er wird auch noch dafür bezahlen, dass er mich durch die halbe Den Area katapultiert hatte. Aber zuerst werde ich mein Vergnügen mit dir haben und danach dieses Fishy dort löschen.", deutete der HealNavi laut lachend auf Dash, welcher regungslos am Boden lag.

MegaMan biss die Zähne zusammen, ballte seine Fäuste und knurrte seinen Gegner grimmig an.

"Wenn du mit mir kämpfen willst, bitte... dann komm nur her, aber lass auf der Stelle meine Freunde los!!"

"WheeHee, das könnte dir so passen, was?? Ich werde nicht riskieren, dass dir noch mal jemand zur Hilfe eilt. Meine Kollegen werden deinen Freunden schon nichts tun... vorrausgesetzt, du erfüllst meine Bedingungen."

"Und was sollen das für welche sein?", fragte MegaMan, bereits böses vorahnend.

"Pass bloß auf MegaMan, der führt was im Schilde.", warnte Lan seinen Navi, welcher das Geschehen auf seinem PET verfolgte und nach einem Ausweg suchte.

"Nichts von Bedeutung. Du sollst einfach nur gegen mich kämpfen, allerdings ohne die Hilfe deines Operators."

"Ohne Lan? Das ist unfair! Und du bekommst Unterstützung von deinem Operator, was?"

"NEIN! Obwohl ich die gern hätte!", brüllte der HealNavi plötzlich wutentbrannt los. "Mein Operator hat mich verstoßen! Er hat mich im Internet ausgesetzt und sich einen neuen Navi geholt, weil ich ihn bei den Net-Games enttäuscht und bei meinem Racheakt versagt hatte! Ich habe keinen Operator mehr und alles ist deine Schuld! Aber dafür habe ich mir die Fähigkeit angeeignet mich selbst mit Battle Chips zu versorgen... HeeHee!"

"Aber ich werde nur meinen Buster benutzen können, wenn du-"

"Halt's Maul!", unterbrach der HealNavi MegaMan abrupt. "Ich habe keine Lust mit dir zu diskutieren. Entweder du akzeptierst meine Forderungen oder deine Freunde werden gelöscht, such es dir aus!"

MegaMan hielt inne. Er wandte sich noch einmal nach hinten und betrachtete seine Freunde, welche keine Chance besaßen sich zu befreien.

"Tu es nicht, MegaMan! Lass dich nicht darauf ein, er wird dich löschen!", versuchte Roll ihren Freund dazu zu bringen davon abzulassen sie zu retten. Sie wollte nicht, dass ihm noch etwas geschieht und langsam liefen ihr erste Tränen der Hilflosigkeit über die Wangen.

"MegaMan lieber verschwinden sollte! GutsMan sich schon darum kümmern wird!", sprach GutsMan und versuchte sich mit aller Kraft aus dem Griff der beiden Navis zu lösen, doch es gelang ihm einfach nicht.

"Was soll ich tun, Lan?", fragte MegaMan schließlich ratlos seinen Operator.

"Wir können unsere Freunde nicht einfach im Stich lassen. Es gefällt mir zwar nicht, aber tu es. Ich weiß, dass du ihn auch ohne meine Hilfe besiegen kannst. Ich vertraue dir."

"Also gut..."

MegaMan wandte sich wieder entschlossen dem HealNavi zu und nahm erneut seine Kampfposition ein.

Die anderen vier Navis traten mit ihren Gefangenen etwas nach hinten, um den beiden Kontrahenten mehr Platz zum Kämpfen zu überlassen.

"Eine weise Entscheidung. Du bist wirklich mutig. Aber es war dennoch falsch einzuwilligen. Jetzt werden nicht nur deine Freunde sterben, sondern auch du, wenn ich erst mal mit dir fertig bin! Mach dich bereit!"

MegaMan sprach kein Wort sondern konzentrierte sich. Sein erster richtiger Kampf ohne Lan's Hilfe. Er fühlte sich unsicher, aber er wusste, dass seine Freunde auf ihn vertrauten und an ihn glaubten. Er musste einfach gewinnen!

Und schon ging der Kampf los. Der violette HealNavi zögerte nicht und rannte direkt auf seinen Gegner zu, um ihn mit einem Bodycheck umzuhauen. MegaMan fiel, von dieser Attacke überrascht, nach hinten und landete hart auf dem Boden.

"TeeHee... Ich wusste es doch. Ohne die Hilfe anderer bist du nichts! Aber sieh mich an, ich bin ohne meinen Operator sogar noch viel stärker!!!"

Der HealNavi hob seinen Arm in die Luft und aktivierte ein von Blitzen umgebenes ElecSword, welches hell leuchtete und nur so vor elektrischer Energie strotzte. Er holte aus und ließ die Klinge geradewegs auf den blauen Navi niedersausen, welcher sich aber schnell zur Seite rollen konnte, um dem Schlag noch zu entgehen.

"Glück gehabt, nächstes Mal treffe ich....", grummelte der HealNavi, als er das Schwert für einen weiteren Schlag anhob.

Doch MegaMan nutzte diese kurze Gelegenheit, wirbelte einmal mit seinen Beinen herum und zog dem HealNavi die seinen weg, um auch ihn auf den Boden zu befördern.

Mit einem eleganten Hopser brachte sich Lan's Navi wieder auf die Beine.

"Und ich brauche nicht mal Battle Chips und bin stärker als du..."

"DUU!!", begann der violette Navi laut zu grollen, als er sich am Boden abstützte, schnell wieder aufsprang und mit erhobener Klinge auf MegaMan zurannte. Aber MegaMan blieb locker und gelassen. Er wartete auf den richtigen Augenblick, duckte sich unter einem horizontalen Schlag hinweg, welcher seinem Kopf gegolten hatte, arbeitete sich unter dem Arm des HealNavis nach vorne vor und rammte ihm anschließend den Ellbogen in den Magen.

Völlig überrascht und verzweifelt hustend stürzte der HealNavi auf die Knie und umfasste seinen schmerzenden Bauch.

"Yeah, Mega! Super, du hast es geschafft!", jubelte Roll und feuerte ihren Retter an.

Doch es war nicht vorbei. Der HealNavi richtete sich etwas wankend wieder auf und stellte sich MegaMan erneut gegenüber.

"Du verfluchter Schweinehund!"

"Sieh es lieber ein. Du hast keine Chance gegen mich. Solange meine Freunde an mich glauben, werde ich niemals gegen jemanden wie dich verlieren."

"Ach ja? Dann wollen wir das doch mal etwas ändern, indem wir die Regeln verschärfen. Von jetzt an rührst du keinen Finger mehr. Solltest du versuchen mich anzugreifen oder einen meiner Schläge zu blocken, kannst du jedes einzelne Datenteilchen deiner geliebten Freunde einzeln wieder aufsammeln. Verstanden??"

"Was?? Das ist unfair, stell dich mir gefälligst in einem offenen, fairen Kampf, Mann gegen Mann!"

"Um zu verlieren? Du hältst mich wohl für bescheuert. Und jetzt will ich keinen Mucks mehr von dir hören, bis ich mit dir fertig bin, klar?"

MegaMan starrte seinen Gegner nur wütend an, antwortete aber nicht.

"Gut, dann wollen wir mal anfangen. Zuerst den hier! Haaa!"

Der HealNavi holte weit mit seinem freien Arm aus und ließ seine Faust direkt auf MegaMan's Gesicht zuschnellen, doch der blaue Navi fing diese blitzschnell mit seiner eigenen Hand ab, umgriff die Faust seines Gegners feste, zog ihn zu sich heran und schlug ihm mit dem Ellbogen unter das Kinn, was den HealNavi wieder zu Boden schickte.

"H-hast du mir grade nicht z-zugehört??", sprach der violette Navi wütend, als er sich wieder auf die Beine brachte und sein schmerzendes Kinn rieb. "Ich sagte keine Bewegung! Sieh nur, was du davon hast, dass du dich mir widersetzt!"

Der HealNavi schnipste nur mit den Fingern und darauf reagierend handelten die anderen schwarzen Navis sofort. Einer der beiden, die Roll festhielten ließ sie plötzlich los, während der andere sie alleine von hinten festhielt. MegaMan beobachtete das Schauspiel ohne einzugreifen, was er schnell bereute, als der andere Navi Roll plötzlich mit voller Wucht in den Bauch schlug, was den pinkfarbenen Navi laut aufschreien ließ und ihm für wenige Minuten die Atmung erschwerte.

"Hast du jetzt kapiert?", fragte der HealNavi noch mal nach. "Das war nur ein kleiner Vorgeschmack darauf, was sie erwartet, wenn du mir jetzt nicht gehorchst!"

Mayl hielt sich die Hand erschrocken vor den Mund und auch ihr liefen erste verzweifelte Tränen aus den Augen.

"MegaMan... Tu was er sagt...", befahl Lan seinem Navi, obwohl im diese Entscheidung wirklich schwer fiel. "Wenn du dich wehrst müssen die anderen leiden, das dürfen wir nicht zulassen..."

"Wie du willst, Lan...", antwortete MegaMan, welcher auch einverstanden war.

"Sehr gut, ihr könnt also doch ganz vernünftig sein. Also, fangen wir noch mal von vorne an..."

Wieder trat der HealNavi vor MegaMan und holte dieses Mal weit mit seinem ElecSword aus. MegaMan senkte den Kopf und schloss die Augen. Momentan war es das wichtigste, dass seinen Freunden nichts geschah, er selber war völlig egal.

Die elektrisch summende Klinge kam mit harter Wucht angesaust und knallte hell blitzend gegen MegaMan's Hals. Schreiend vor Schmerz fiel der Navi seitlich zu Boden, wo er nicht sehr weit von Dash entfernt liegen blieb.

"So gefällt mir das schon besser. Ich denke, ich werde das hier eine Weile genießen, ehe ich dich lösche! WheeeHeeeHeee!!!", begann der violette Navi laut zu lachen, als er sich neben den liegenden MegaMan stellte und plötzlich damit begann ihm immer wieder in die Seite und gegen den Kopf zu treten.

"Na, wie gefällt dir das?? Hahahaha!! Fühlt sich scheiße an, was? Jetzt weißt du, wie ich mich die ganze Zeit lang gefühlt habe, nachdem du mein Leben ruiniert hast!!"

Lan starrte fassungslos auf den Bildschirm seines PETs. Er war drauf und dran einen Invisible Chip runterzuladen, aber er konnte nicht riskieren, dass den anderen hinterher noch etwas geschehen würde.

"Aufhören, lass ihn in Ruh, er hat doch nichts getan!!", schrie Roll verzweifelt die nun endgültig angefangen hatte zu weinen und Angst um MegaMan hatte.

GutsMan versuchte weiterhin sich loszureißen, doch diese Navis waren einfach zu stark, selbst für ihn.

"TeeHeeHee!! Schrei nur weiter kleines, du bist auch gleich dran. Aber zuerst werde ich deinen blauen Freund hier löschen... sag Adieu!!"

"Nein!!!"

MegaMan lag, sich vor Schmerzen windend, am Boden mit einem total verzerrten Gesicht. Er hatte die Augen fest geschlossen und hoffte es würde schnell vorbeigehen, als der HealNavi zu einem finalen Schlag mit dem ElecSword ausholte.

"Stirb, du kleine blaue Pest!! WheeHeeHeeHee!!"

Doch grade, als er zuschlagen wollte hallte eine laute Explosion durch die Luft und im selben Moment lösten sich die beiden schwarzen Navis auf, welche eben noch Roll festgehalten hatten.

"Was??", fragte der HealNavi erschrocken, als er mit ansehen musste, wie sich auch die beiden Navis in einer Explosion auflösten, die GutsMan gefangen hielten.

Verwirrt schauten sich Roll und GutsMan um und verstanden nicht was geschehen war, doch Roll kümmerte sich eh nicht lange drum und rannte sofort zu MegaMan, um sich um ihn zu kümmern.

"Geht es dir gut, Mega?", fragte sie besorgt, als sie vorsichtig seinen Kopf anhob.

"Ja, es geht schon... bist du auch in Ordnung?", erkundigte sich MegaMan gleich nach Roll's Befinden und sprach mit stark geschwächter Stimme.

"Ja, ich bin in Ordnung.", lächelte Roll und weitere Tränen liefen ihr über das Gesicht, aber dieses Mal waren es Tränen der Erleichterung.

"Was das grade gewesen?", fragte GutsMan, der sich immer noch verwirrt umschaute.

Auch der HealNavi blickte zu allen Seiten, doch als er nichts verdächtiges fand kam er wieder zurück zu dem, was er eigentlich vorhatte.

"Was auch immer es war, spielt keine Rolle mehr. Ihr werdet jetzt alle gelöscht!"

Dieses Mal war Roll es, welche entschlossen, schützend vor MegaMan trat und sich dem HealNavi entgegenstellte, welcher darüber aber nur amüsiert war und zum Angriff mit dem ElecSword ausholte.

"Das würde ich an deiner Stelle lieber lassen!", erklang auf einmal eine unbekannte Stimme aus dem Nichts und unterbrach den violetten Navi in seiner Aktion.

"Was? Wer ist da? Los zeig dich!"

Kaum hatte der HealNavi die unbekannte Person dazu aufgefordert, kam diese auch schon wie ein Blitz aus dem Labyrinthgang gesprungen und landete direkt neben Roll.

Es war ein weiblicher Navi, welcher ebenso groß und auch so schlank wie Roll zu sein schien.

Sie hatte violette Beine und Arme, über welche sie allerdings lange Handschuhe trug, die das selbe Rosa besaßen, wie ihr restlicher Oberkörper. Auf ihrer Brust war eine weiße Schneeflocke abgebildet. Sie hatte langes, blondes Haar, welches zu zwei Pferdeschwänzen gebunden aus ihrem rosafarbenen Helm herausragte, auf dem sich in einer graden Linie drei weiße Kristalle befanden. Auf dem Rücken hatte sie lange, blaue Flügel und in ihren Händen hielt sie einen antik aussehenden Speer, welchen sie dem HealNavi bedrohlich entgegenrichtete.

"Yuki??", fragten MegaMan und Roll überrascht im Chor, als sie das Navi-Mädchen wiedererkannten, welches ihnen zur Hilfe geeilt war.

Es war jetzt schon ziemlich lange her, seit sie sie das letzte Mal gesehen hatten. Yuki war ein Eis-Navi und zusammen mit ihrem Operator Sakura, hatten Lan und seine Freunde schon viele Abenteuer erlebt. Allerdings war es nun schon viele Monate her, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten, nachdem sich ihre Wege damals wieder getrennt hatten.

Der HealNavi sah Yuki nur knurrend an. Er wollte sich diese Chance nicht entgehen lassen, er musste es zu Ende bringen!

"Geh mir aus dem Weg, sofort!!"

Doch als der HealNavi versuchte zwischen Roll und Yuki durchzurennen, um MegaMan zu erschlagen, wirbelte Yuki ihren Speer einmal im Kreis und schlug dem angreifenden Navi damit so feste in den Bauch, das er gleich mehrere Meter nach hinten geschleudert und gegen die Innenwand des Labyrinthganges geschlagen wurde.

Fassungslos blieb er dort liegen und starrte das Navi-Mädchen hasserfüllt an.

"Irgendwann.... Irgendwann!!!", begann er plötzlich laut zu schreien, richtete sich schnell wieder auf und verschwand in das Labyrinth. GutsMan lief ihm direkt hinterher, um ihn nicht entkommen zu lassen, während die anderen zurückblieben.

Roll und Yuki griffen MegaMan gemeinsam unter die Arme und halfen ihm beim Aufstehen.

"Gott sei Dank ist es vorbei...", seufzte Mayl erleichtert auf.

"Ja, dieser hinterhältige Navi. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir ihn noch mal jemals wiedersehen würden.", sprach Lan, als er einen Recovery Chip in sein PET steckte, welcher MegaMan wieder vollständig heilte.

"Das hättest du aber sollen. Ich hatte euch doch davor gewarnt, dass er es erneut probieren wird.", erklang auf einmal eine weitere unbekannte Stimme, welche alle dazu veranlasste sich verwirrt umzuschauen.

Doch der Unbekannte ließ nicht lange auf sich warten und sprang von einer der Labyrinthwände hinunter und landete direkt vor MegaMan und seinen Freunden.

Es war ein orangefarbener Navi mit einem an vier Stellen spitzzulaufenden Helm am Hinterkopf und einem roten Smaragd auf der Vorderseite seines Helms. Sein Gesicht wurde von einem orange-braunen Mundschutz verdeckt und der Rest seines Körpers von einem langen, braunen Mantel.

"Sektor??", schreckte MegaMan überrascht auf.

"Kennst du den?", fragte Roll neugierig.

"In der Tat, ich bin es.", sprach Sektor, als er MegaMan's angeschlagenen Körper betrachtete.

"Ich habe euch schon länger beobachtet. Kurz nachdem ihr in dem Labyrinth verschwunden seid und ich euch folgen wollte traf ich auf Yuki. Ihr war scheinbar aufgefallen, dass ich euch gefolgt war. Sie wurde misstrauisch und hat mich zur Rede gestellt. Dann sind wir hergekommen, um euch zu helfen."

"Ich hätte schon früher eingegriffen, aber dieser Typ da meinte ständig ich sollte warten. Er hat mir auch nicht viel über sich verraten. Komische Freunde hast du da, Mega.", sprach Yuki, als sie Sektor skeptisch betrachtete.

"War das wieder einer deiner Tests?", fragte MegaMan verdutzt.

"In gewisser Weise schon, aber der richtige Test liegt noch vor dir.", antwortete Sektor und verströmte wie immer eine geheimnisvolle Aura.

"Wirst du mir jetzt endlich erklären, was du von mir willst und was das zu bedeuten hat, was du bei unserem Kampf damals gesagt hast?"

"Noch nicht. Aber die Zeit wird kommen. Bald werden sich alle deine Fragen beantworten. Aber ich muss jetzt weiter. Das Turnier beginnt bald und ich werde auch dran teilnehmen. Ich hoffe wir werden uns dort begegnen."

Und kaum hatte Sektor ausgesprochen, verschwand er auch schon wieder in einem Lichtblitz.

Yuki und Roll schauten sich nur verwirrt einander an und zuckten mit den Schultern.

"Dieser Sektor... Ich frage mich, was der von uns will.", grübelte Lan.

"Er scheint uns jedenfalls nicht feindlich gesonnen zu sein. Ich hoffe wir treffen in dem Turnier auf ihn. Ich würde gerne noch einmal gegen ihn kämpfen."

"Ja. Ich wüsste aber gern, wie er es schaffen will sich dort anzumelden. Er hat die anderen Runden doch gar nicht mitgemacht."

"Wer weiß? Der Typ steckt jedenfalls voller Überraschungen. Aber was soll's? Dafür ist später noch Zeit...", sagte MegaMan, als er sich schließlich Yuki zuwandte, während Roll sich um Dash kümmerte, welcher langsam wieder zu sich kam, als die Paralyse nachließ.

"Was machst du denn eigentlich hier? Es ist Ewigkeiten her, dass wir uns gesehen haben."

"Na, ich nehme auch an dem Turnier teil. Sakura hatte sich schon gedacht, dass ihr auch mitmachen würdet. Sie wollte euch unbedingt wiedersehen und wäre auch persönlich gekommen, aber seit sie in Sharo wohnt ist alles ein bisschen hektisch.", erklärte Yuki.

"Und wo ist Sakura dann jetzt?", fragte Mayl.

"Die ist was erledigen und hat mich allein zur Anmeldung geschickt. Ihr werdet noch früh genug von ihr hören, aber jetzt muss ich mich auch langsam wieder auf die Socken machen. Wir sehen uns beim Turnier!"

Ehe Roll und MegaMan sich von ihr verabschieden konnten, war Yuki auch schon wieder weg und flog über das Labyrinth davon.

"Wow, heute ist vielleicht ein Tag...", staunte Lan. "An jeder Ecke alte Bekannte."

"Ja, obwohl ich auf diesen HealNavi gut hätte verzichten können. Apropos, wo ist GutsMan eigentlich hin? Wollte der ihm nicht hinterher?"

Doch wie immer, wenn man vom Teufel spricht, kam im selben Moment GutsMan wieder aus dem Labyrinth gelaufen.

"Hey, da bist du ja. Hast du ihn erwischt?"

"Nein. GutsMan nicht schnell genug gewesen."

"Verflixt! Dann ist der also immer noch unterwegs. Hoffentlich hat er endlich seine Lektion gelernt und lässt uns zukünftig in Ruhe.", grummelte Lan wütend.

"Na ja, aber jetzt wo das überstanden ist, sollten wir auch schnell zum Square, bevor wir noch die Anmeldung verpassen. Jetzt kennen wir ja den richtigen Weg, also los!"

Und so machten sich die drei Navis zusammen mit dem Fishy wieder auf den Weg durch das Labyrinth, nahmen aber dieses Mal die andere Abzweigung, durch welche sie auch schließlich zum Teleporter für den Star Square gelangten.

Nachdem sich alle vier hindurch teleportiert hatten, wurden ihre Daten direkt zum Square gesendet...
 

Star Square war eine einzig große Plattform in Form eines fünfzackigen Sterns. In ihrer Mitte befand sich der Warppunkt nach Star Area 2, durch den MegaMan, GutsMan, Roll und Dash getreten kamen.

Star Square war beinahe so überfüllt wie Star Town selbst. Richtige Navi-Massen versuchten sich über die Plattform zu drängeln und zur Registrierung zu gelangen. Da es so viele Navis waren, da sie ja aus aller Welt angekommen waren, wurden aber extra fünf Theken an jedem spitzzulaufenden Ende der Sternenplattform errichtet, wo Standard-Navis die Registrierung der einzelnen Teilnehmer vornahmen.

MegaMan und seine Freunde ließen sich nicht lange aufhalten und versuchten sich schnell einen Platz in einer der fünf ewig langen Schlangen zu sichern, ehe ihnen ein anderer Navi zuvorkommen konnte.

Es dauerte beinahe zwanzig Minuten, bis MegaMan schließlich an der Reihe war und wieder von dem selben violetten Standard-Navi und dem gleichen Programm begrüßt wurde, welche seine Registrierung auch schon bei den anderen Runden vorgenommen hatten.

"Ah, Mr. MegaMan. Freut mich dass sie auch heute wieder teilnehmen."

"Hallo! Freut mich auch sie wiederzusehen."

"Ich habe keinen Zweifel dran, dass sie dieses Turnier gewinnen werden. Ich hoffe doch sie werden mich nicht enttäuschen?", fragte der Standard-Navi, als er MegaMan's ID-Karte entgegennahm, welche ihm der blaue Navi überreichte.

"Ich werd auf jeden Fall mein Bestes geben. Ob ich aber auch gewinnen werde, kann ich nicht sagen, da ich bereits ein paar wirklich starke Gegner getroffen habe. Es wird jedenfalls nicht einfach."

Der violette Navi gab die ID-Karte an das kleine Programm weiter, welches die Daten von MegaMan überprüfte und ihn schließlich in die Teilnehmerliste eintrug.

"Das ist wohl wahr... Ich werde sie aber anfeuern.", sprach den Navi, als er MegaMan die Karte schließlich wieder zurückgab. "Hiermit sind sie offiziell registriert. Ich bitte sie hier am Square zu warten, bis alle Teilnehmer eingetroffen sind und wir die Vorrundenkämpfe erstellt haben."

"Yup, kein Problem."
 

Als dann auch Roll und GutsMan endlich registriert waren, stellten sich die vier Freunde etwas abseits an den Rand der Plattform, wo sie etwas mehr Ruhe hatten, um sich unterhalten zu können, während sie auf die Fertigstellung der Kampfliste warteten...

"Schade, dass Yai und Glyde nicht auch teilnehmen können.", seufzte Roll.

"Stimmt, für die beiden sind die Net-Games nun gelaufen.", antwortete MegaMan, während er Dash in den Armen hielt und streichelte.

Er beobachtete die Navis, die sich auf der Plattform tummelten und versuchte Sektor oder Yuki auszumachen, konnte aber keinen von beiden erblicken. Doch dafür erkannte er einen anderen Navi, welcher direkt auf ihn zukam... ProtoMan!

"Hallo, ProtoMan. Du nimmst auch wieder teil?", fragte MegaMan, als sich der rote Navi direkt vor die drei Freunde stellte.

"Natürlich und du kannst dich darauf gefasst machen, dass ich dieses Turnier gewinnen werde. Chaud und ich haben uns verbessert, seit unserem Kampf mit BlazeMan, dass wirst du schnell merken."

"Ich dachte als Officials habt ihr gar nicht genug Zeit, um euch mit solchen Spielchen hier die Zeit zu vertreiben?", mischte sich nun auch Lan ein. "Solltet ihr euch nicht lieber um die Star Rain Präsentation kümmern?"

"Es geht dich einen feuchten Dreck an, was ich tue und was nicht. Sorg du lieber dafür, dass dein Navi es bis ins Finale schafft. Ich will nicht gegen irgendeinen Schwächling dort antreten müssen.", erklang plötzlich auch Chaud's Stimme.

"Chaud... Keine Sorge, MegaMan wird es auf alle Fälle bis ins Finale schaffen, aber die Frage ist, ob ProtoMan auch so weit kommt?", sprach Lan in einem sehr herausfordernden Ton.

"Du solltest lieber aufpassen, Lan. Mach mich nicht wütend. Wir werden sehen, was du wirklich kannst, wenn MegaMan und ProtoMan sich gegenüberstehen werden. Bis dahin pass auf, dass dein Navi nicht gelöscht wird..."

Und schon hatte Chaud die Verbindung wieder unterbrochen.

"Genau. Pass bloß auf, MegaMan. Hier sind einige wirklich starke Gegner. Und welche mit verdammt fiesen Tricks... Es ist wirklich fragwürdig, ob diese Net-Games nur zum Spaß dienen...", sprach ProtoMan, als er sich wieder von dem blauen Navi abwandte und in der Navi-Masse verschwand.

"Was hat er denn jetzt damit gemeint?", fragte MegaMan verdutzt, aber niemand konnte ihm darauf eine Antwort geben.
 

Nach fast einer Stunde war es dann schließlich soweit. MegaMan und seine Freunde hatten noch ein wenig die Star Area erkundet, während sie auf die Ergebnisse gewartet hatten, doch nun war es endlich soweit. Nachdem ein Official-Navi letzte Erklärungen bezüglich Regeln des Turniers erläutert hatte, erhielt jeder Navi eine E-Mail in der Name und Treffpunkt seines ersten Gegners in der Vorrunde angegeben waren. Sobald in der Vorrunde die acht besten Kämpfer ermittelt sein würden, würde auch diese Runde der Net-Games enden. Das richtige Turnier fand dann erst einen Tag später statt.

MegaMan und seine Freunde überprüften ihre Mails, um herauszufinden, wer ihre ersten Gegner waren...

"Und, wie sieht's aus?", fragte Lan neugierig.

"Hmm... Mein Gegner heißt Darkling. Scheint ein gewöhnlicher HealNavi zu sein, mehr nicht. Ich werde in Star Area 3 gegen ihn kämpfen müssen.", antwortete MegaMan, nachdem er die Mail gelesen hatte.

"GutsMan gegen ChangeMan kämpfen müssen. Guts!"

"ChangeMan? Klingt nicht nach einem besonders starken oder interessanten Navi.", seufzte Dex etwas enttäuscht.

"Und was ist mit dir, Roll?", fragte auch Mayl, die ziemlich aufgeregt war.

"Mein Gegner heißt Terror... scheint ein Standard-Navi zu sein."

"Terror? Klingt aber nicht besonders freundlich.", lächelte Mayl etwas verzweifelt.

"Ach, ihr werdet das schon schaffen. Ich wünsch euch viel Glück."

"Dir auch, Mega.", umarmte Roll ihren Freund noch einmal und drückte ihm einen Kuss auf die Wange auf, ehe sie den Square verließ.

"GutsMan kein Glück brauchen, weil eh gewinnen wird, Guts!", verschwand auch GutsMan.

"Na ja, dann machen wir uns auch mal auf den Weg, oder? Bin gespannt, was dieser Darkling drauf haben wird."

"Yup. Auch wenn es nur ein HealNavi ist sollten wir ihn keinesfalls unterschätzen."

Und so machte sich auch MegaMan, gefolgt von Dash, auf den Weg zu seinem ersten Gegner. Die vierte Runde der Net-Games konnte also beginnen...

Net-Games, Round four! Preliminaries of Darkness!

(Kurze Anmerkung: Die beiden Charaktere 'Sakura Himawari' und 'Yuki.EXE' sind selbsterfundene Figuren von _Natsumi_. Die beiden spielen in unserem RPG eine große Rolle und von dort kennen die zwei auch Lan und seine Freunde. Die RPG-Geschehnisse sind allerdings nicht relevant für den Verlauf der FF, sondern zeigen nur, wie Sakura auf Lan getroffen ist. Wie sich die zwei in meiner FF verhalten, ist natürlich von mir so gestaltet worden, dass es mit Natsu's Vorstellungen übereinstimmt.)
 

MegaMan und Dash verließen den Star Square wieder über den Teleporter in der Mitte der sternförmigen Plattform und machten sich auf den Weg zu MegaMan's erstem Vorrundenkampf, der vierten Runde der Net-Games. Sein Gegner sollte ihn in Star Area 3 erwarten, also begab er sich gleich ohne größere Umwege dorthin. Seine Freunde waren ebenfalls auf dem Weg zu ihren Kämpfen. MegaMan hoffte, dass sie alle es schaffen würden unter die acht Teilnehmer zu kommen, welche am folgenden Tag in der Finalrunde dieses Turniers gegeneinander antreten müssten. Aber so wie es aussah gab es viele starke Gegner, die an diesen Net-Games teilnahmen. Nicht nur, dass auch ProtoMan mitmachte, auch Yuki, eine alte Freundin war zurückgekehrt um an dem Turnier teilnehmen zu können. Und auch Sektor, dessen Kraft Lan und MegaMan bereits einmal hautnah miterleben durften, war ebenfalls mit von der Partie. Hoffentlich würde MegaMan nicht schon in der Vorrunde auf einen dieser starken Gegner treffen. Vor allem Angst hatte er davor, gegen einen seiner Freunde kämpfen zu müssen...
 

MegaMan und Dash kamen auf der anderen Seite des Teleporters in Star Area 2 wieder heraus, wo sie noch vor fast anderthalb Stunden auf diesen HealNavi gestoßen waren, der MegaMan fertig machen wollte.

Der blaue Navi und der Virus liefen ein Stück geradeaus und erreichten einen Verbindungslink zum nächsten Areal. Kaum hatten sie ihn passiert, fanden sich die beiden auch schon in Star Area 3 wieder, wo der Kampf stattfinden sollte.

Auch viele andere Navis hatten dort ihre ersten Kämpfe auszutragen und so waren bereits viele unterwegs, welche ihre Gegner suchten.

Star Area 3 bestand aus einer großen, langen Plattform, die sich in rechteckiger Form mehrere Kilometer zu erstrecken schien.

Von MegaMan's momentaner Position aus gesehen befanden sich zu beiden Seiten der Plattform jeweils fünf schmale Wege, die steil hinauf zu etwas kleineren, quadratischen Plattformen führten. Dort sollten die Kämpfe ausgetragen werden!

Das Areal war farblich seinen vorhergegangenen angepasst. Die Hauptplattform war gelblich, die Nebenplattformen weiß-blau und in weiter Ferne sah man einen Weltraumhintergrund mit vielen Sternen und Galaxien, die bunt und hell immer wieder aufleuchteten.

MegaMan verschaffte sich einen kurzen Überblick, ehe er sich wieder in Bewegung setzte. Dash folgte ihm aufgeregt und schien ebenfalls ein wenig nervös zu sein.

"Okay, dann wollen wir mal sehen, ob wir diesen Darkling finden, was?", sprach MegaMan zu dem kleinen, grünen Virus, als sie gemeinsam nach ihrem Gegner Ausschau hielten.

Ganz am Ende der Plattform konnte MegaMan Roll erkennen, welche sich mit einem Official- und einem Standard-Navi unterhielt. Vermutlich war es ihr Gegner und sie klärten die Regeln vor dem Kampf. Als auch Roll MegaMan bemerkte, zwinkerte sie ihm zu, ehe sie den steilen Pfad hinauf, in den Ring schritt.

Von GutsMan, Yuki oder Sektor war jedoch nichts zu sehen. Aber dafür war ProtoMan ebenfalls in diesem Areal und stand bereits im Ring, wo er ungeduldig auf seinen Gegner wartete.

"ProtoMan... Na, warte, dir werd ich's schon zeigen.", grummelte der blaue Navi vor sich hin, als ihn plötzlich ein Navi von hinten ansprach.

"Hey, bist du nicht dieser MegaMan?"

MegaMan schaute sich verwundert um und erblickte einen HealNavi in schwarzer Rüstung. Seine Augen leuchteten in einem dunklen Gelb, auf der Stirn hatte er einen blauen Kristall, der hell funkelte und auf den Schultern jeweils drei spitze, glänzende Stacheln.

"Ja, der bin ich. Bist du etwa-"

"Ja... hehe... Ich bin Darkling, dein Gegner."

Plötzlich trat ein weiterer, orange-grauer Standard-Navi hinzu, der eine Art Headset am Kopf trug und einen kleinen, digitalen Notizblock in der Hand hielt.

"MegaMan und Darkling?", fragte er, während er die Daten auf dem Block durchlas.

"Yup?!, fragten die beiden Navis zugleich.

"Euer Kampf findet hier oben statt. Bitte folgt mir in den Ring.", sprach der Standard-Navi, als er auf eine Rampe deutete und sie anschließend hinauf in den Ring stieg.

MegaMan und Darkling folgten ihm und auch Dash flog unsicher hinter ihnen her.

"Was macht eigentlich der Virus hier? Moment, ich lösch ihn eben...", sprach Darkling, als er sich zu Dash umdrehte und seinen Buster aktivierte.

Doch MegaMan stellte sich schützend dazwischen und hielt ihn davon ab.

"Lass den Virus ihn Ruhe. Er hat nichts getan und gehört zu mir."

"Tst... ist ja lächerlich...", drehte sich Darkling kopfschüttelnd wieder ab und ging ans eine Ende des Rings, während MegaMan ans andere ging und der Standard-Navi sich in ihrer Mitte postierte.

"Also gut. Die Regeln sind ganz klar. Verloren hat, wer aufgibt oder aus dem Ring stürzt. Löschen ist nicht erlaubt. Das selbe gilt für Battle Chips die über die Standardklasse hinaus gehen. Keine Navi Chips, keine Chips die das Kampffeld verändern oder beschädigen. Keine Zeitbegrenzung. Noch Fragen?"

Der Standard-Navi überflog noch einmal seinen Block und sah anschließend beide Kontrahenten an, welche aber keine Frage besaßen und so trat er ein paar Schritte zurück.

"Gut, wenn das so ist... Dann kann der Kampf beginnen!"

Dash blieb aufgeregt neben dem Ringrichter schweben, welcher ab und an ein paar nervöse Blicke zu dem Virus herüber warf, sich aber versuchte auf den Kampf zu konzentrieren.

Die beiden Gegner nahmen ihre Kampfhaltungen ein.

"So so... der große MegaMan und gleich mein Gegner in der ersten Runde. Viele würden jetzt wohl meinen, sie hätten die Arschkarte gezogen, aber ich vergleiche es eher mit großem Glück. Ich hatte gehofft dir sehr früh zu begegnen. Ich hab viel von deinen Taten gehört, aber das schüchtert mich nicht im geringsten ein. Bereit in eine Welt voller Schmerz einzutauchen? Hehe!"

MegaMan starrte seinen Gegner konzentriert an. Irgendetwas war anders an ihm, als bei gewöhnlichen HealNavis...

"Mega, sei bloß vorsichtig. Da stimmt was nicht. Nicht nur, dass er sich auch äußerlich ein wenig von gewöhnlichen HealNavis unterscheidet... er scheint auch viel stärker zu sein.", riet Lan seinem Navi, der sich ebenfalls konzentrieren musste.

"Ich weiß... aber keine Sorge, ich werde aufpassen. So schnell will ich nicht aus dem Turnier fliegen."

"Bist du dann endlich soweit?", erklang plötzlich die Stimme des Operators von Darkling.

"Wir wollen ihn doch nicht enttäuschen, oder Darkling?"

"Nein, natürlich nicht! Ich werde dir zeigen, wozu 'gewöhnliche' Navis in der Lage sind, MegaMan..."

Nicht nur die beiden Navis hielten sich bereit, sondern auch ihre Operator. Lan durfte jetzt auch keinen Fehler begehen. Die Chips die er MegaMan schicken durften, wurden von dem Ringrichter eingeschränkt, also musste er gut aufpassen...
 

Doch dann begann schließlich der Kampf! Darkling setzte zum ersten Angriff an. Er sprang direkt auf MegaMan zu, mit erhobener Faust.

Die beiden Navis mussten ziemlich aufpassen, da die Plattform nicht sonderlich viel Bewegungsfreiheit bot, auf der sie sich duellieren mussten. Ein Fehltritt konnte für einen von beiden schon das sichere Ende bedeuten...

MegaMan lehnte seinen Körper elegant zur Seite, als Darkling's Faust nur dicht an ihm vorbeizischte. Doch der schwarze HealNavi setzte sofort zum nächsten Schlag an, unter dem sich MegaMan jedoch drunter wegducken konnte.

"Gar nicht mal schlecht...", lachte der HealNavi, als er begann weitere, schnellere Schläge auszuteilen, denen MegaMan allerdings ohne große Anstrengung entkommen konnte.

"Streng dich mal etwas mehr an, Darkling! Cannon, Slot-In!", brüllte der Operator des schwarzen Navis, als er einen Chip runterlud.

Sofort transformierte sich Darkling's rechter Busterarm in eine grüne, dicke Cannon, die er auf seinen Gegner richtete.

"Bye, bye!"

Doch Lan und MegaMan reagierten sofort auf den gegnerischen Angriff. Ohne dass sie sich absprechen mussten, wusste jeder von ihnen genau, was er zu tun hatte.

MegaMan sprang schnell zur Seite, um dem starken Energiestrahl zu entgehen, welcher von der Cannon abgegeben wurde, während Lan einen Battle Chip in sein PET warf.

"MarkCannon, Slot-In!"

Noch während sich der blaue Navi von seinem Sprung am Boden abrollte, verwandelte sich sein Buster ebenfalls in eine Cannon, die er schnell auf den HealNavi richtete und abfeuerte.

"Was du kannst, kann ich schon lange!", lachte Darkling, als er sich ebenfalls in Sicherheit bringen wollte.

Doch er hatte den Unterschied zwischen einer gewöhnlichen Cannon und einer MarkCannon vergessen! Sofort änderten sich die Koordinaten des von MegaMan abgegebenen Energiegeschosses und es flog erneut auf Darkling zu, welcher geglaubt hatte aus der Schussbahn gesprungen zu sein. Erschrocken hatte er nicht mehr genügend Zeit noch einmal auszuweichen und wurde direkt auf der Brust getroffen. Die Energieladung war so heftig, dass er beinahe über den Rand der Plattform gefegt worden wäre, hätte er sich nicht noch mal festhalten und schnell wieder hochziehen können.

Vorsichtig richtete sich Darkling wieder auf.

"Jetzt weiß ich, was der Chef meinte. Aber es wird dir auch nichts helfen..."

"Genau. Mal sehen, wie du Darkling jetzt erledigen willst! Shadow, Slot-In!"

Nachdem Darkling's Operator den Chip aktiviert hatte, färbte sich der eh schon schwarze Körper des HealNavis noch dunkler, dass er wie ein einziger Schatten aussah.

"Interessant...", erwiderte Lan. "... doch für jemanden wie mich, solltest du dir schon etwas mehr einfallen lassen. LongSword, Slot-In!"

Da Shadow dafür sorgte, dass der Navi, der damit ausgestattet wurde, komplett immun gegen allerlei Angriffe wurde, mit Ausnahme von Schwertern, war es für Lan nur logisch direkt einen Schwert Chip einzusetzen, damit MegaMan dieser Schatten-Aura schnell ein Ende bereiten konnte.

Erneut schrak Darkling auf, als MegaMan mit erhobenem LongSword auf ihn zugerannt kam und ihn mit einem heftigen Schlag umhaute. Die Schatten-Aura verschwand wieder genauso schnell, wie sie erschienen war.

Darkling lag hilflos am Boden, als er dicht vor seinen Augen die Schwertklinge hin und her wedeln sah, die MegaMan ihm entgegenstreckte.

"Oh... Nein! Das kann nicht wahr sein!!", begann plötzlich Darkling's Operator wutentbrannt zu schreien. "Shadow sagte zwar ihr wärt stark, aber damit hatte ich nicht gerechnet!"

Lan und MegaMan zuckten zusammen und machten große Augen, während der Ringrichter nur verwirrt hin und her schaute.

"Sagten sie grade 'Shadow'??", fragte Lan sicherheitshalber noch mal nach.

"Ganz genau! Darkling und ich gehören auch zur Neo World Three!! Wir haben uns in das Turnier gemogelt um MegaMan ein für alle Mal zu löschen!"

"Nicht noch so ein Attentäter...", seufzte Lan, als er sah, wie Darkling die Schwertklinge schnell wegtrat, als MegaMan unachtsam geworden war und sich fix wieder auf die Beine brachte.

"Shadow hatte uns gewarnt, dass ihr sehr stark sein würdet.", begann der schwarze HealNavi zu erklären. "Aber er hat uns etwas mitgegeben mit dem es ein Kinderspiel wird dich zu löschen."

Doch dann trat der, nun ziemlich verwirrte, Ringrichter zwischen die beiden, um den Kampf zu stoppen.

"Moment mal, was soll das heißen? Was geht hier grade vor? Und haben sie grade etwa gesagt, sie wollen jemanden löschen??", fragte der Standard-Navi total verdutzt.

"Oh ja, und ich fange mit dir an!!"

Bevor überhaupt nur irgendjemand etwas dagegen hätte unternehmen können, war es auch schon zu spät. Blitzschnell hatte Darkling eine violette, von dunklem Nebel umgebene Schwertklinge aktiviert und sie dem Ringrichter durch den Kopf gerammt, welcher begann sich augenblicklich in seine Daten aufzulösen und schließlich komplett gelöscht wurde.

"Du... du Mistkerl! Er hat doch gar nichts getan !!", rief MegaMan fassungslos.

Dash beobachtete das ganze Szenario aus sicherer Entfernung und wusste nicht, was er tun sollte.

"Er stand mir im Weg. Ist das nicht Grund genug diesen Deppen zu löschen? Und nun zu dir..."

Darkling hob das Schwert erneut an und ging langsam auf MegaMan zu, welcher vorsichtig zurückschritt und so dem Rand des Rings immer weiter entgegen gedrängt wurde.

"Damit kommst du nicht durch. Hier sind überall Official-Navis! Hast du vergessen, dass sich außer uns noch drei Dutzend weitere Navis in diesem Areal befinden und uns grade beobachten können??"

"Und? Wenn sie hier sind ist es für dich eh schon zu spät. Und sollen sie ruhig kommen... ich lösche sie auch! Ich werde sowieso jeden hier löschen!! Hahaha!!"

Lan begutachtete alles auf seinem PET. Doch dann merkte er etwas, was ihm zuvor gar nicht wirklich aufgefallen war. Wie konnte er das nur übersehen? Schnell musste er seinen Navi warnen...

"MegaMan, pass auf! Sieh dir sein Schwert an!!"

Der blaue Navi blickte etwas skeptisch, schaute sich dann aber das Schwert seines Gegners genauer an. Ihm war es zuvor auch nicht aufgefallen... diese violette Klinge, der dunkle Rauch, der sie umgab... ein Dark Sword!!

"Das ist ein Dark Chip!!", stellte MegaMan mit Erschrecken fest.

"Ganz richtig.", mischte sich Darkling's Operator wieder ein. "Darkling mag nur ein einfacher HealNavi sein... aber mit der dunklen Energie der Dark Chips, die wir von Shadow bekommen haben, wird es kein Problem sein MegaMan endgültig zu löschen."

"Aber ich dachte... Ich dachte ShadeMan haben wir gelöscht?? Woher hat Shadow die Dark Chips, wenn nicht von ihm?", fragte Lan ungläubig.

"Glaubst du etwa wirklich ShadeMan war der einzige Händler für Dark Chips? Keine Ahnung, woher Shadow seine bezieht, aber ist es denn nicht egal? Kommen wir lieber zum Kampf zurück... Darkling, mach ihn fertig!!"

MegaMan geriet allmählich arg in Bedrängnis, als er merkte, dass direkt hinter ihm die Plattform endete und er nicht mehr zurückweichen konnte, während Darkling ihm immer näher kam.

Mittlerweile hatte sich ein großer Haufen Navis an der Plattform angesammelt und jeder versuchte sich über den steilen Pfad nach oben zu drängeln, eingreifen wollte jedoch keiner. Sie waren nur gekommen, um sich dieses Spektakel nicht entgehen zu lassen...

Als Dash merkte, dass niemand der anderen Navis seinem Herrchen zur Hilfe eilen wollte, sondern alle nur schaulustig zusehen wollten, beschloss der kleine Virus selbst einzugreifen.

Er nahm all seinen Mut zusammen und startete eine heftige Dash-Attack auf den schwarzen HealNavi, welcher bereits zum Schlag auf MegaMan ausholte. Doch als Darkling den Virus bemerkt, änderte er die Richtung seines Hiebs und ließ die Platte Seite des DarkSwords mit solch einer Wucht gegen Dash schlagen, dass dieser wie ein Baseball weit weggeschleudert wurde, bis niemand ihn mehr sehen konnte.

"Wie ich bereits sagte, lächerlich... Und jetzt wieder zu dir.", sprach Darkling, als er sich wieder MegaMan zuwandte.

"Dash... dafür wirst du büßen..."

"Ja ja, laber ruhig..."

Erneut holte Darkling zum Schlag aus. Lan wusste nicht, was er tun sollte. Gegen die Kraft eines Dark Chips hatte er rein gar nichts entgegenzusetzen. Selbst Invisible war völlig nutzlos dagegen!

MegaMan wollte aber nicht einfach tatenlos zusehen, wie er gelöscht wurde. Er hob das LongSword, welches er noch immer aktiviert hatte und holte selbst zum Schlag aus.

"Wie amüsant!", lachte Darkling, als er auch zuschlug und sich beide Klingen trafen.

Doch das DarkSword war so viel stärker, dass es die LongSword-Klinge durchbrach wie einen dünnen Ast. MegaMan's Schwert zersplitterte und löste sich auf.

"Unmöglich!"

Schnell aktivierte der blaue Navi seinen Buster und feuerte mehrere Schüsse auf Darkling, welche aber von seiner violetten Klinge absorbiert wurden.

"Sieh es ein... nichts kann es mit den dunklen Kräften aufnehmen. Hahahaha!!"

"Nein, wir werden uns nicht kampflos geschlagen geben!", wandte nun auch Lan ein, als er einen Chip runterladen wollte.

Doch er war nicht mehr schnell genug. Darkling zog das DarkSword schnell zurück, um es ebenso schnell auf MegaMan's Brust zustechen zu lassen. Aber mit einem gewaltigen Knall und in letzter Sekunde wurde Darkling zur Seite geschleudert, als der Fuß eines anderen Navis seinen Landepunkt im Gesicht des HealNavis fand.

ProtoMan hatte das ganze Geschehen ebenfalls bemerkt und war sofort zur Hilfe geeilt, hatte es aber schwer an den Schaulustigen vorbeizukommen.

"ProtoMan?", fragte MegaMan überrascht.

"Alles klar? Wie kommt es eigentlich, dass es immer und überall Ärger gibt, wo ihr auftaucht?", fragte der rote, langhaarige Navi gelassen und cool, wie eh und je.

"Wow, danke, ProtoMan. Das wurde aller höchste Zeit."

"Bedank dich lieber nicht. Sei froh, dass ich meinen Kampf bereits zu Ende gebracht habe, ansonsten hätte es jetzt wirklich Stress gegeben. Und damit das klar ist... ich habe dir nicht geholfen. Ich habe nur einen von Shadow's Agenten unschädlich gemacht und meinen Job als Official erfüllt."

"Ja ja, schon klar.", lächelte MegaMan, doch das Lachen verging ihm im selben Moment wieder, als Darkling wieder aufstand und nun beide Navis konfrontierte.

"Hmm... du warst das also, ProtoMan? Das hättest du nicht tun dürfen, aber sei es eben so... Shadow wird mich zu einem seiner Guardian-Navis machen, wenn ich euch beide erledige... MegaMan und ProtoMan, die beiden größten Plagen, die je existiert haben!"

"Glaubst du etwa im Ernst du hast eine Chance gegen uns beide?", fragte ProtoMan und man hätte seinen skeptischen Blick gesehen, hätte er nicht das Visier über seinen Augen gehabt.

"Und glaubst DU etwa, du könntest es mit den dunklen Kräften der Dark Chips aufnehmen??", begann Darkling heftigst zu lachen und deaktivierte sein DarkSword. "Das ist wirklich amüsant... Dieses DarkSword ist nicht der einzige Chip, den wir haben. Shadow hat uns gleich ein ganzes Arsenal an Dark Chips anvertraut!!"

"Genau und es wird Zeit, dass ihr ein bisschen davon zu spüren bekommt... DarkVulcan, Slot-In!", aktivierte der Operator des schwarzen Navis einen weiteren Dark Chip.

"Dark Chips sind auch keine Lösung!", versuchte Lan seine Gegner davon abzubringen. "Sie verzehren die Seele eines Navis, machen ihn abhängig, korrumpieren ihn! Dark Chips sind wie Drogen, nur entwickelt für Navis!!"

"Weißt du was? Da scheiß ich drauf!", begann Darklings Operator zu lachen. "Wenn ich euch zwei damit aus dem Weg räumen kann und zu einem von Shadows hochrangigen Offizieren aufsteigen kann, ist mir das egal... und nun lösch sie beide, Darkling!"

Darkling's Busterarm hatte sich mittlerweile in eine sechsläufige, violette VulcanCannon transformiert, deren dunkle Aura selbst Lan bis aufs Mark spüren konnte.

"Ich denke das hat keinen Sinn. Der hört nicht zu.", sprach ProtoMan, als er sein Schwert erhob. "Wir müssen wohl oder übel gemeinsam kämpfen, um ihn zu besiegen, was aber nichts daran ändern wird, dass ich dich später ebenfalls erledigen werde, klar?"

"Hmm... Okay, du verwechselst da nur eine Kleinigkeit. ICH werde DICH später erledigen.", antwortete MegaMan gelassen und beide nahmen ihre Kampfpositionen ein.

Fast alle Navis, die sich zuvor schaulustig um die Plattform getummelt hatten, hatten mittlerweile wieder das Weite gesucht. Beim Anblick der Dark Chips hatten sie Angst bekommen und waren davongelaufen...

Darkling zündete die DarkVulcan ohne Skrupel und ballerte wild drauf los. MegaMan und ProtoMan versuchten den Geschossen, bestehend aus dunkler Energie, zu entkommen, während der HealNavi seine minigunähnliche Waffe hin und her schwenkte und selbst Navis damit niederschoss, die noch zurückgeblieben waren und durch Pech in seinen Schussradius gerieten.

Als ProtoMan seine Chance erkannte, während Darkling sich vorrübergehend nur auf MegaMan konzentrierte, zückte er sein Schwert und stürmte von hinten auf den dunklen Navi zu. Doch dessen Operator konnte alles genauestens auf seinem PET erkennen und leitete sofort erste Abwehrmaßnahmen ein.

Gerade als ProtoMan seinen Gegner von hinten erstechen wollte kamen aus dem Nichts vier schwarze, violett qualmende Bambusstangen geschossen und hauten den Navi mit einem Schlag um und beförderten ihn ziemlich nah an den Rand der Plattform.

"Na, was hältst du von meinem DarkLance?", wollte Darkling's Operator wissen, der sich wirklich köstlich amüsierte.

"ProtoMan!", schrie MegaMan auf, als er seinen Freund am Boden liegen sah, welcher sich nur schwer bewegen konnte.

Und diesen Moment nutzte Darkling gleich aus und verpasste MegaMan eine heftige Energieladung mit Hilfe einer DarkCannon, die er von seinem Operator auf die Schnelle erhalten hatte. Kaum hatte sich MegaMan nach ProtoMan umgesehen, lag er auch schon direkt neben ihm, vom selben, stechenden Schmerz durchdrungen.

Darkling trat vorsichtig vor die beiden Navis, die ziemlich fertig vor ihm am Boden lagen. Die dunkle Energie war zu viel für sie gewesen...

"Schade, dass es so schnell enden muss. Aber was soll's? Spaß hatte ich alle mal... und nun zu meinem mächtigsten DarkChip... DarkAsteroid!! Slot-In! Vernichte sie Darkling, lösch sie aus, zerstör jeden einzelnen ihrer Datenstränge!! Haha! Hahahaha!!"

"Mit Vergnügen! DarkAsteroid!!", rief der schwarze HealNavi, als er ein dunkelgraues Zepter mit violettem Kristall in die Luft hob, um den Asteroidenangriff starten zu lassen.

"Es ist Schluss jetzt!", erklang mit einem Male eine mädchenhafte Stimme und als MegaMan sich nach ihr umsah erkannte er Roll, die mit dem bewusstlosen und verletzten Dash in den Armen plötzlich auf der Rampe stand, die zum Ring führte.

"Roll??"

"Jetzt werde ich mich dafür revanchieren, dass du mich und GutsMan vorhin so mutig verteidigt hast.", antwortete der rosafarbene Mädchen-Navi und zwinkerte MegaMan kurz zu.

"Das soll ja wohl ein Scherz sein, was willst du denn allein gegen mich ausrichten??", fragte Darkling, als er diesen zarten, zerbrechlichen Navi sah, der langsam auf ihn zuschritt.

"Wer hat denn gesagt, dass ich allein hier bin?", fragte Roll, als sich plötzlich im selben Moment GutsMan direkt über Darkling in die Star Area 3 einloggte, auf ihn niederstürzte und dem HealNavi die geballten Fäuste mit voller Wucht auf den Kopf schlagen ließ.

Lan wandte seinen Blick überrascht neben sich, wo Mayl und Dex noch immer neben ihm an den anderen Terminals saßen.

"Hast du uns etwa schon vergessen, Lan?", fragte Mayl ernst, obwohl dieser Blick gleich wieder einem Kichern Platz machen musste, als sie Lan's große, erstaunte Augen sah.

"Danke, Leute...", brachte er als einziges erleichtert heraus und blickte zurück auf sein PET.

"Darkling, du Idiot! Setz endlich den DarkAsteroid ein und vernichte gleich alle von ihnen!!"

"Das kannst du vergessen!"

Während Darkling sich noch aufrichtete und seinen schmerzenden Kopf hielt, hob Roll das Zepter vom Boden auf, welches der HealNavi fallen gelassen hatte und schleuderte es in die Luft.

"RollFlash!"

Noch im Flug wurde das Zepter von einem starken Energieblitz getroffen und gelöscht.

Nachdem Darkling seine Fassung wieder hatte sah er sich plötzlich vier gegnerischen Navis gegenüber und einem kleinen Virus, welcher seine Kräfte auch wieder zurückerlangt hatte und verärgerter denn je war.

"Ehm... Boss, ich glaube das sieht echt nicht gut aus für uns..."

"Ach was, wir haben immer noch unsere Dark Chips! Pass auf DarkDrill... oder halt! Lieber DarkSound, nein Moment!", geriet plötzlich Darkling's Operator völlig in Panik, als er wie wild seinen Stapel Dark Chips durchwühlte und einen suchte, mit dem er diese Situation bewältigen konnte.

"Es reicht, der Trottel hat bereits genug genervt.", beschloss ProtoMan dem nun endlich ein Ende zu setzen und rannte direkt auf den verängstigten Darkling zu, welcher nun derjenige war, der nicht wusste was er tun sollte und nach hinten zurückwich.

Mit einem schnellen und präzisen Hieb löste sich auch schon der Oberkörper des schwarzen HealNavis von seinen Beinen und zersprang in all seine Datenteilchen.

"Das... das kann doch nicht... aber... ich hatte doch Dark Chips!?", stotterte Darkling's Operator, welcher jetzt total überfordert war und all seine Selbstsicherheit verloren hatte.

"Gegen die Kraft der Freundschaft kommt eben keine andere Macht an, nicht mal die dunkle Energie der Dark Chips!", entgegnete ihm Lan.

"Oho... ihr werdet das noch bereuen, ihr werdet es bereuen!!"

Und einen Moment später war die Kommunikationsverbindung auch schon beendet, als Darkling's Operator sein PET wohl deaktiviert haben musste.

MegaMan wandte sich erleichtert seinen Freunde zu, die ihm zur Hilfe geeilt waren.

"Vielen Dank, Leute. Ich bin euch was schuldig."

"Ach was, jetzt sind wir wieder quitt.", sprach Roll und umarmte den blauen Navi nur.

GutsMan und das Fishy brachten ihre Freude mit einem etwas seltsam aussehenden Tanz zum Ausdruck. Während GutsMan auf und ab sprang umkreiste Dash ihn in den unterschiedlichsten Flugbahnen. ProtoMan hingegen gab nur ein gelangweiltes Seufzen von sich, als er sich wieder davonmachen wollte. Doch MegaMan hielt ihn zurück...

"Warte, ProtoMan!"

"Was ist denn noch? Ich sagte doch bereits... Dank ist völlig unnötig. Vergiss nicht, dass wir Gegner sind."

"Ist ja schon gut. Wie du willst..."

ProtoMan schaute den blauen Navi verwundert an, welcher sein Kopf etwas genervt senkte.

"Hmm... Konzentrier dich lieber auf unseren Kampf. Du wirst mich niemals besiegen, wenn du mich weiterhin als Freund ansiehst oder mich zu einem haben willst. Das ist deine Schwäche. Du machst dir immer zu viele Gedanken um deine Gegner."

MegaMan sah ProtoMan verwundert an. Das war genau das Selbe, was Sektor ihm damals gesagt hatte!

"Im Kampf ist dein Gegner dein Gegner, auch wenn ihr außerhalb des Rings befreundet seid. Was machst du, wenn du plötzlich auf einen deiner Freunde in diesem Turnier treffen wirst? Aufgeben?"

Lan und MegaMan ließen sich die Worte beide durch den Kopf gehen. ProtoMan hatte Recht. Das war das, was Sektor damals gemeint hatte. Ihre Schwäche, die sie erkennen sollten...

"Wir sollten jetzt dafür sorgen, dass erst mal das Turnier weitergehen kann. Jetzt wo Shadow's Agent enttarnt ist, herrscht keine Gefahr mehr für die Net-Games."

"Was meinst du damit?", fragte Lan neugierig.

"Ein Grund, warum ich und Chaud hier dran teilgenommen haben war, dass wir gehört hatten, dass jemand an diesen Spielen teilnehmen würde, der über das Undernet Dark Chips erworben hatte, um mit diesen MegaMan zu löschen."

"Was? Aber warum hast du uns nichts davon gesagt??", fragte MegaMan verdutzt.

"Weil ihr den Köder nicht mehr so gut hättet spielen können, hättet ihr davon gewusst. Früher oder später musste sich dieser Typ ja blicken lassen, um euch zu erledigen. Und nun wissen wir auch, dass er für Shadow gearbeitet hat."

"Ach so ist das... na ja, trotzdem. Ich weiß nicht so recht, ob ich es gut finden soll, dass ihr uns nichts gesagt habt. Aber ein paar Fragen hab ich immer noch... Ich dachte dieser Typ hatte die Chips von Shadow persönlich bekommen? Aber du sagtest grade er habe sie im Undernet gekauft?", fragte Lan ein wenig verwirrt.

"Ja, und das ist etwas das auch mich verwirrt. Irgendwas stimmt hier nicht."

"Na ja, es könnte doch auch gut möglich sein, dass dieser Undernet-Verkäufer einer von Shadow's Navis war und ihm die Chips übergeben hat?", versuchte MegaMan eine logische Erklärung zu finden.

"Das könnte in der Tat sein. Leider haben wir die Spur des Verkäufers tief im Undernet verloren und konnten so nichts genaueres rausfinden.", begann ProtoMan zu grübeln.

"Aber woher hat Shadow die Dark Chips überhaupt? Glaubt ihr etwa Nebula steckt auch dahinter?", mischte sich nun auch Roll ein.

"Unwahrscheinlich. Dr. Regal, Nebula's Anführer, hatte sich nach dem Vorfall mit dem Meteor vom NAXA Tower gestürzt. Das konnte er nicht überlebt haben. Und ShadeMan und LaserMan wurden auch gelöscht. Das waren die beiden Führer-Navis von Nebula. Ich habe da aber eine andere Theorie. Doch jetzt ist noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür darüber zu diskutieren. Die Net-Games müssen weitergehen und die Star Rain Präsentation muss gesichert werden!", brach ProtoMan das Thema dann aber schnell ab.

"Wo steckt überhaupt Chaud?", fiel Lan plötzlich auf, da er von dem gar keinen Mucks vernommen hatte.

"Chaud ist unterwegs und schnappt sich Darkling's Operator. Er ist in einem Hotel in eurer Nähe. Während des Kampfes konnten wir ihn über den Datentransfer von Battle Chips zu seinem Navi zurückverfolgen und orten."

"Also werden wir von dem dann wohl auch nichts mehr hören.", seufzte Lan erleichtert auf.

"Nein. Um ihn braucht ihr euch keine Sorgen mehr machen. Na ja, ich werde mich jetzt mit den Officials unterhalten. Die Net-Games werden gleich wieder weitergehen."

Und schon war ProtoMan mit einem weiten Satz davongesprungen und wieder unterwegs.

MegaMan und seine Freunde blieben auf der Plattform zurück und unterhielten sich noch ein wenig über das Geschehene...
 

Eine knappe halbe Stunde später konnte es dann endlich weitergehen. Die Officials hatten es geschafft die Teilnehmer wieder zu beruhigen und zurück zum Turnier zu bringen. Einige hatten zwar immer noch Angst und trauten sich nicht mehr zurück, aber dafür hatten es andere leichter und kamen ohne Kampf eine Runde weiter, da ihre Gegner nicht mehr auftauchten.

Nachdem schließlich alle Erstkämpfe der Vorrunde beendet waren konnte es in die zweite Runde gehen. Jeder Teilnehmer erhielt eine neue Mail in der Name und Treffpunkt für den nächsten Gegner standen.

MegaMan hatte sich schon länger wieder von seinen Freunden getrennt und war wieder mit Dash allein in der Star Area unterwegs, als auch er seine Mail erhielt.

"Unseren Kampf konnten wir zwar nicht wirklich zu Ende führen, aber ich denke wir haben uns den Weg in die zweite Runde verdient. Wer ist unser nächster Gegner?", fragte Lan schon total ungeduldig.

MegaMan las die Mail und überflog sie gleich noch ein zweites und ein drittes Mal, was Lan nur noch neugieriger machte.

"Na, wer ist es denn??"

"Unser nächster Kampf findet auf einer Aussichtsplattform in Star Area 4 statt. Wir müssen gegen Yuki und Sakura antreten!!", brachte der blaue Navi es endlich heraus.

"Was?? Yuki und Sakura?", fragte Lan noch einmal nach.

Und so war das geschehen, was er auf keinen Fall wollte. Er musste gegen einen seiner Freunde antreten. Wieder kamen ihm ProtoMan's Worte in den Kopf. Aber auch wenn Sakura seine Freundin war, er würde sich nicht zurückhalten! Hoffte er zumindest...

Meeting again... in Battle!

(Kurze Anmerkung: Die beiden Charaktere 'Sakura Himawari' und 'Yuki.EXE' sind selbsterfundene Figuren von _Natsumi_. Die beiden spielen in unserem RPG eine große Rolle und von dort kennen die zwei auch Lan und seine Freunde. Die RPG-Geschehnisse sind allerdings nicht relevant für den Verlauf der FF, sondern zeigen nur, wie Sakura auf Lan getroffen ist. Wie sich die zwei in meiner FF verhalten, ist natürlich von mir so gestaltet worden, dass es mit Natsu's Vorstellungen übereinstimmt.)
 

MegaMan's zweiter Vorrundenkampf stand endlich fest. Sein nächster Gegner war ein Navi mit dem er schon viel zusammen erlebt hatte. Lange war es bereits her, dass er sie gesehen hatte und nun, wo es endlich soweit war, dass sie sich erneut treffen konnten, musste er sich ihr gleich in einem Kampf gegenüberstellen!

Lan hatte immer noch ein unangenehmes Gefühl, wenn er an seinen bevorstehenden Kampf mit Sakura und ihrem Eis-Navi Yuki dachte. Ein Kampf gegen eine so gute Freundin würde wohl jedem schwer fallen. Aber er musste auch an die Worte von ProtoMan denken und an das, was Sektor ihnen damals bei ihrer ersten Begegnung gesagt hatte: "Du machst dir zu viele Gedanken über das Wohlergehen deiner Feinde."

So lauteten damals seine Worte. Aber war das wirklich war? Vielleicht schon... wahrscheinlich... eigentlich doch mit großer Sicherheit sogar!

Aber was sollte er jetzt tun? Sakura war seine Freundin. Er konnte sie nicht einfach so bekämpfen, wie andere Gegner. Aber um in die Finalrunde des Turniers zu gelangen musste er sie nun besiegen. Wenn er doch bloß gewusst hätte, was Sakura darüber dachte...
 

MegaMan wanderte gemeinsam mit Dash bis zum Ende der Star Area 3, wo er seinen Kampf gegen Darkling austragen musste, um zum Verbindungslink nach Star Area 4 zu gelangen, wo Yuki wahrscheinlich schon auf ihn wartete.

Langsam schritt er über die große Plattform, während er einige Blicke zu den Kampfringen an seinen Seiten warf, wo einige Navis schon ihren zweiten Kampf austrugen.

Lan beobachtete seinen Navi und den kleinen Virus über den Bildschirm seines PETs und war schon die ganze Zeit ziemlich still und nachdenklich seit Erhalt der Mail gewesen.

Dex war inzwischen grummelnd verschwunden, ohne seinen Freunden zu sagen, was los war und hatte Mayl und Lan allein in der Lounge des Hotels zurückgelassen. Sein PET hatte er aber auf dem kleinen Tisch liegen lassen.

Doch Mayl kümmerte sich nicht wirklich um Dex, sondern machte sich mehr Sorgen um Lan, welchen sie aus den Augenwinkeln unauffällig beobachtete. Sie konnte gut verstehen, wie er sich fühlte und wusste wahrscheinlich sogar genau, was er dachte. Ab und zu überlegte sie, ob sie ihn darauf ansprechen sollte, aber ließ es dann doch bleiben. Sie wusste selbst nicht genau warum, aber sie ließ Lan das lieber für sich allein entscheiden, wie er vorgehen würde. Und abgesehen davon hatte sie mit ihrem Navi Roll auch noch einen eigenen Kampf zu absolvieren, der bald beginnen würde.

"Was ist los, Lan?", fragte aber irgendwann MegaMan, dem auch schon aufgefallen war, dass Lan scheinbar ziemlich bedrückt war.

"Na ja, ich weiß nicht so recht, ob ich wirklich gegen Sakura kämpfen will...", seufzte der Junge.

"Warum nicht? Ich weiß, sie ist unsere Freundin und es ist etwas völlig anderes gegen Freunde zu kämpfen, als gegen irgendwelche Fieslinge. Mir wird auch etwas mulmig, wenn ich daran denke, dass ich gleich Yuki gegenüberstehen werde und gegen sie kämpfen muss, statt mit ihr zu kämpfen. Aber ändert das etwas daran, dass wir Freunde sind?"

"Nein, natürlich nicht!", sprach Lan entschlossen.

"Siehst du? Nur weil wir gegeneinander kämpfen müssen wird sich doch nicht viel ändern, oder glaubst du ihr werdet euch danach hassen? Wir werden diesen Kampf angehen wie jeden anderen auch. Ich werde mein Bestes geben und hoffe auf deine Unterstützung. Wir werden alles daran setzen Sakura und Yuki zu besiegen, um in die Finalrunde zu kommen! Oder möchtest du schon gar nicht mehr ins Finale, um gegen ProtoMan zu kämpfen?"

"Doch, doch! Du hast wohl Recht, MegaMan... So wie sonst immer auch.", gab Lan zu, als er etwas erleichtert aufseufzte.

"Ich weiß!", begann der blaue Navi zu lachen, bevor er wieder etwas ernster wurde. "Denk auch daran, dass Ehrlichkeit unter Freunden das Wichtigste ist. Glaubst du Sakura wäre dir böse, wenn du sie besiegst? Wahrscheinlich nicht... Aber würdest du sie gewinnen lassen, wäre sie sicher sauer auf dich, da du dich zurückgehalten hättest, nur weil ihr Freunde seid. Sie erwartet vermutlich, dass wir uns so sehr anstrengen, wie es nur geht, weil sie das selbe auch tun wird. Also sollten wir sie nicht enttäuschen."

Plötzlich hob sich Lan's vorher geknickter Blick wieder und auch sein Lachen kehrte zurück.

Mayl hatte alles mitbekommen, tat aber so, als hätte sie nicht zugehört, weil sie mit ihrem Kampf zu sehr beschäftigt war. Allerdings zeichnete sich auch auf ihren Lippen ein erleichtertes Lächeln ab.

"Ja, du hast vollkommen Recht! Wir werden unser Bestes geben! Wir werden Sakura und Yuki zeigen, wie stark wir sind und dass unsere Freundschaft auch so einen Kampf übersteht! Danke, MegaMan... ich fühle mich gleich viel besser. Ich bin wirklich froh, dass ich dich habe...", sprach Lan, der seine Fassung nun wiedergefunden hatte.

"Ach was, dafür sind Freunde halt da...", antwortete der blaue Navi, als er etwas verlegen rot anlief und im Anschluss über den Link zum nächsten Areal wanderte, dicht gefolgt von dem kleinen Fishy-Virus.
 

Star Area 4 war ein extrem großes Areal, vielleicht sogar das Größte, welches Lan und MegaMan bisher besucht hatten!

Es gab unheimlich viele große Plattformen, die über kleine Brücken miteinander verbunden waren und wie wild überall verteilt in den Unendlichkeiten des Cyberspace schwebten.

Das Areal schien stockwerkartig aufgebaut zu sein. Von der Plattform aus, auf der MegaMan und Dash sich befanden führten zwei Wege, jeweils nach oben und nach unten zu weiteren Plattform-Labyrinthen, während sich vor ihnen ebenfalls ein großes Wirrwarr an Plattformen der verschiedensten Formen bot.

"Meine Güte, wie sollen wir Yuki denn hier jemals finden?", fragte MegaMan erstaunt, als er seinen Blick über die Umgebung wandern ließ und viele Navis erblickte, die scheinbar ebenso verzweifelt, wie er selbst, ihre Gegner suchten. Einige hatten sich allerdings auch schon gefunden und kämpften bereits miteinander!

"Na ja... sollte es nicht eine Aussichtsplattform sein? Vielleicht eine weiter oben? Vielleicht sogar der höchste Punkt?", grübelte Lan.

"Gut möglich... Ich geh einfach mal nach ganz oben. Ist sie nicht dort können wir sie vielleicht wenigstens von dort aus sehen."

Und so lief MegaMan den nach oben führenden Weg hoch, während Dash brav und treu hinter ihm herflog. Sie kamen an jeder Menge Navis vorbei, von denen einige sogar die Suche nach ihren Gegnern hoffnungslos aufgegeben hatten.

Als sie schließlich über mehrere steil nach oben führende Brücken bis zum höchsten Punkt gelangt waren und auf einer ziemlich gewaltigen, gelb-orangefarbenen Plattform ankamen, konnten sie aber auch schon Yuki sehen, welche am Rand des Feldes stand und das gesamte Areal von dort betrachtete. Von da oben hatte man wirklich einen vorzüglichen Ausblick auf die Star Area 4...
 

"Hi, Yuki!", begrüßte MegaMan seine alte Freundin, als er langsam auf sie zuschritt.

Vorsichtig drehte sich Yuki nach hinten. Erst nur den Kopf, um zu sehen wer da war und schließlich auch den Rest ihres schmalen Körpers.

"Hey, da bist du ja endlich!"

"Sorry, dass es etwas gedauert hatte. Ist kein einfacher Weg bis hierhin."

"Stimmt, aber ich konnte immerhin gleich hochfliegen.", lachte das Navi-Mädchen und betrachtete ihren alten Freund. Aber sofort fiel ihr Blick auch auf den kleinen Virus, der hinter MegaMan schwebte. "Sag mal, dieser Virus da... Der ist mir vorhin schon aufgefallen. Begleitet der dich immer?"

"Oh, ja. Das ist Dash. Ich habe ihn während der ersten Net-Games Runde kennen gelernt. Es ist der Virus, den ich fangen sollte. Wir haben schon einiges zusammen durchgemacht.", erklärte MegaMan, als er Dash kurz über die Stirn streichelte, was dem Virus sichtlich gefiel und wovon er auch gern noch viel mehr erhalten hätte.

Yuki trat ihm zuerst skeptisch entgegen und begutachtete das kleine Fishy genauestens. Etwas zurückhaltend trat sie um Dash herum, welcher sie auch fasziniert beobachtete.

"Der ist ja süüüß!", brachte sie schließlich nach einer Weile laut heraus, als sie auch gleich über den Virus herfiel und ihn einmal kräftig durchknuddelte.

Der kleine Virus ließ sich das Ganze sehr gefallen, drehte sich in der Luft auf den Rücken und wollte an seinem Bauch gekrault werden, was Yuki auch gleich kichernd tat.

"Ich hatte damals nur ein etwas übergewichtiges, hässliches und nicht knuddelbares Bunny gefangen, was ich gleich wieder freigelassen habe...", seufzte Yuki. "Schade, dass ich nicht auch so einen süßen hier gefunden habe."

Dash lief rot an und strahlte richtig vor Freude, als Yuki ihn in ihre Arme nahm und kräftig drückte.

"Kann ich ihn behalten?", fragte sie lachend und es war gleich klar, dass sie diese Frage nicht wirklich ernst gemeint hatte, da sie längst gemerkt hatte, wie gern auch MegaMan das Fishy hatte.

"Tut mir leid, aber Dash gebe ich nicht so leicht wieder her.", grinste auch MegaMan und begann Dash zu streicheln.

Der kleine Virus kam sich wie in einem Traum vor.

"Ich wollte dir übrigens noch mal danken, dass du uns vorhin vor diesem Navi gerettet hast. Ohne dein Eingreifen wären wir wohl verloren gewesen."

"Ach was, ist doch kein Problem. Obwohl mir dieser komische Sektor, oder wie der hieß, noch immer etwas merkwürdig vorkommt. Bist du sicher, dass er dein Freund ist? Auf mich machte er den Eindruck, als hätte er weiterhin nur zugesehen und nichts getan, hätte ich nicht irgendwann da eingegriffen."

"Na ja, ein wirklicher Freund ist er eigentlich nicht, aber auch kein Feind. Ich weiß nicht, was er will oder woher er kommt, aber er scheint sich ziemlich für mich und auch für ProtoMan zu interessieren.", erklärte MegaMan, während er selbst darüber nachdenken musste.

"Hmm... jedenfalls ein komischer Kerl. Pass bei dem lieber etwas auf."

"Keine Sorge, werd ich schon machen. Aber bitte sag mir noch eins... wie hast du eigentlich diese Navis erledigt, die GutsMan und Roll gefangen hatten? Oder war das Sektor? Ich habe überhaupt nichts gesehen.", fragte der blaue Navi neugierig.

"Hehe... ist ein kleines Geheimnis, ich sag nur, dass ich in den letzten Monaten viel trainiert habe und noch schneller geworden bin.", zwinkerte Yuki ihrem Freund zu und ließ das kleine Fishy erst mal wieder los. "Sakura hat sich auch stark verbessert, wie ihr noch feststellen werdet. Sie hat hart dafür trainiert, dass sie eines Tages gegen euch kämpfen könnte und heute ist es endlich soweit."

"Wo steckt Sakura denn jetzt eigentlich?", mischte sich nun auch Lan ein.

"Ich bin hier!", erklang plötzlich eine Mädchenstimme über die Internetverbindung. "Freut mich, dass es euch gut ergangen ist. Ich hab euch schon ziemlich vermisst."

"Sakura? Wow, es ist verdammt lange her, dass ich deine Stimme gehört habe. Schade, dass du nicht herkommen konntest.", sprach Lan, als er die Stimme seiner Freundin vernahm.

"Na ja, du weißt ja, wie Mum ist. Sie hatte keinen Bock bis nach Electopia für so ein 'doofes' Turnier zu reisen und allein wollte sie mich auch nicht gehen lassen. Ich glaub die wird mich noch bei sich behalten wollen, wenn ich eines Tages erwachsen und verheiratet bin... falls sie das überhaupt zulässt...", grummelte Sakura etwas verärgert.

"Na ja, wir könnten dich ja auch vielleicht mal besuchen kommen. Sharo ist ja nicht allzu weit weg und auch nicht besonders groß."

"Das wäre echt toll! Und wo du grade 'wir' sagst... wie geht es denn den anderen? Mayl und Chaud?", erkundigte sich das Junge, braunhaarige Mädchen erst mal nach ihren anderen Freunden.

"Na ja, Chaud ist in letzter Zeit komisch drauf. Der wird langsam wieder etwas nervig..."

"Dann hat er sich wohl auch nicht allzu viel verändert.", begann Sakura zu lachen.

"Sei froh, dass du nicht miterleben musst, wie er zur Zeit drauf ist... Und was Mayl betrifft-"

Doch bevor Lan aussprechen konnte ergriff Mayl selbst das Wort, die auch bei dem Gespräch zugehört hatte, was Lan direkt neben ihr abhielt.

"Mir geht's super, Sakura! Scheint ja so, als ginge es dir auch richtig gut?"

"Yup, abgesehen von Mum ist alles bestens."

"Freut mich zu hören. Wir haben ja schon lange nicht mehr miteinander gesprochen. Vielleicht sollten wir uns öfters Mails schreiben, oder warte mal! Wie ist deine Telefonnummer? Ich geb dir auch meine, dann können wir mal etwas plaudern!", begann Mayl plötzlich in einem irren Tempo zu sprechen und drängte Lan langsam von seinem Sitz runter und setzte sich vor sein PET.

Lan konnte nur machtlos zusehen, während er langsam, jedoch hart mit seinem Hintern auf dem Fliesenboden der Hotellounge landete.

"Ja, das ist eine gute Idee!!", freute sich Sakura. "Dann können wir mal über die alten Zeiten reden... und ich hab dir eh viel zu erzählen!"

"Ehrlich? Da bin ich ja gespannt! Hast du eigentlich schon einen Freund in Sharo gefunden?"

"Nein, die Auswahl hier ist ziemlich begrenzt und du weißt ja wie Mum ist, die würde jeden gleich rausjagen, der mit mir ausgehen will... voll ätzend! Aber wie läuft es denn mit dir und Lan?"

"Eigentlich prima, aber lass uns nicht jetzt drüber sprechen, er ist direkt neben mir.", lachte Mayl und begann rot anzulaufen.

Lan saß nur auf dem Boden und starrte Mayl mit großen Augen fassungslos an. Was war überhaupt geschehen? Hatte er was verpasst? Nicht mitbekommen?

"Okay, verstehe... hehe... Hast du eigentlich schon von diesem neuen Twinky-Bärchen gehört?", fragte Sakura aufgeregt und begann nun auch in einem sehr hohen Tempo zu sprechen.

Lan verstand einfach nicht , was grade los war... was zur Hölle war ein Twinky-Bärchen??

"Meinst du den aus der Werbung, der ganz neu auf den Markt gekommen ist??"

"Ja, der mit diesem super flauschigen Fell und den großen Ohren!"

"Oh, der ist ja soooo süüüüß!!"

"Jaaaa, ich weiiiß!! Und rate mal, wer ihn hat??"

"Du?? Nicht wahr! Die sind doch irre teuer!"

"Yup, aber ich konnte Mum dazu bringen mir einen zu kaufen. Wir müssen uns unbedingt mal wieder treffen, dann zeig ich ihn dir! Sein Fell ist sooooo kuschelig!"

MegaMan guckte in seinem PET mittlerweile genauso verdutzt, wie Lan. Mädchen... Typisch! Einmal angefangen, können sie nie wieder aufhören zu reden. Lan hatte sowieso keine Ahnung, was an so einem Twinky-Dingsda überhaupt so toll sein sollte. Mädchen interessierten sich eh für total seltsame Dinge, fiel dem Jungen plötzlich auf. Er erinnerte sich an seinen Ausflug mit Mayl nach Castillo, wo sie dieses Spielzeug haben wollte, was sie so süß fand. Lan konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, was es war, aber er wusste noch, dass es ihm eher Angst gemacht hatte, als dass er es süß fand...

"Ich werd Lan schon dazu bringen mir einen zu kaufen!"

Was war das?? Worüber die beiden Mädchen da auch immer sprachen, die Wörter 'Lan' und 'kaufen' in ein und dem selben Zusammenhang bedeuteten bereits ein ungutes Vorzeichen, also musste der nun total verwirrte Junge schnell handeln, wenn er diesen Wahnsinn noch stoppen wollte!

"Hey!!", begann er laut zu brüllen und unterbrach Mayl und Sakura in ihrem Gespräch.

Doch das hätte er vielleicht lieber nicht tun dürfen. Plötzlich sah Mayl ihn mit einem wirklich bösartigen Blick an, der ihn wahrscheinlich getötet hätte, wären Blicke zu so etwas in der Lage.

"Ich unterhalte mich hier grade, Lan! Weißt du, dass das echt unhöflich ist? Trag lieber deinen nächsten Kampf aus und nerv wen anders...", grummelte Mayl und nahm kurz darauf ihr Gespräch mit Sakura wieder auf.

"Ja aber, ja aber...", stammelte Lan und blickte hilflos auf sein PET, dass von Mayl soeben als Telefon missbraucht wurde, während er doch jetzt seinen Kampf damit austragen wollte.

Womit hatte er das nur verdient??

"Meine Güte, du bist echt schlimm. Hier, nimm dein doofes PET und trag deinen Kampf aus.", sprach Mayl verärgert, als sie Lan sah, der immer noch fassungslos neben ihr stand.

"Aber... ja... wie... was... Huh??" Lan war komplett verwirrt. Was hatte er nun wieder falsch gemacht? "Bist du jetzt sauer?", fragte er beunruhigt, als Mayl wieder auf ihrem Sitz Platz nahm.

"Nein!", kam es eiskalt von ihr zurück.

Kaum hatte sich Lan auch an seinen Platz gesetzt, kamen gleich weitere giftige Bemerkungen von Sakura, die ebenfalls verärgert war.

"Man, du bist echt schlimm, Lan. Kannst du uns nicht mal fünf Minuten miteinander reden lassen?"

"Ja aber, ja aber... ich... du... Was hab ich denn getaaaaan??"

Doch plötzlich begannen die beiden Mädchen laut zu lachen, als Lan kurz davor war in Tränen zusammenzubrechen.

"Sorry Lan, aber ich konnte nicht anders.", kicherte Mayl und hielt sich beim Lachen die Hand vor den Mund.

"Das gleiche gilt für mich. Tut mir leid, aber das musste jetzt sein.", lachte auch Sakura.

"Boah, Mädchen...", grummelte Lan verärgert, als er nun endlich begriff, was hier passiert war.

"Na ja, ich glaube wir fangen dann mal wirklich mit unserem Kampf an, was?"

"Ja, wäre ganz gut..."

"Prima. Yuki, bereit?"

Der rosa-violette Navi nahm gleich seine Position am anderen Ende der Plattform gegenüber von Lan's MegaMan ein.

"Kann losgehen!"

"Du bist auch soweit, Mega?"

"Yup!", antwortete er seinem Operator, während er Dash anwies sich etwas weiter zurückzuziehen, was der kleine Virus auch gleich tat.

"Glaub bloß nicht ich nehme Rücksicht auf dich, weil wir befreundet sind, Lan.", warnte Sakura ihren Gegner, während sie alles für den Kampf bereit machte.

"Keine Sorge, das gleiche gilt übrigens für mich! Ich werde mich auch nicht zurückhalten."

"Los, zeig's ihm, Sakura!", jubelte auf einmal Mayl's Stimme von hinten, als sich das rothaarige Mädchen hinter Lan gestellt hatte, um besser auf sein PET gucken zu können.

"Hmhm... Okay.... Battle routine, set!"

"Execute!"
 

Und so konnte dieser Kampf unter Freunden endlich beginnen!

Sowohl MegaMan als auch Yuki waren bereit alles zu geben. Und keiner wollte dem anderen den Sieg einfach schenken. Entschlossen starrten sich die beiden Navis an, bis schließlich Yuki den ersten Angriff startete.

"Ich hoffe du hast in den letzten Monaten auch etwas trainiert, ansonsten wirst du es echt schwer gegen mich haben! SnowFlake!"

"Keine Bange. Du wirst dich noch wundern, wie stark ich geworden bin!", entgegnete MegaMan, als er mit seinem Buster die große, weiße Schneeflocke zerschoss, die Yuki auf ihn geschleudert hatte.

"Wird dieser Kampf eigentlich nicht von den Officials überwacht?", fragte Lan, dem aufgefallen war, dass es dieses Mal gar keinen Ringrichter gab.

"Doch, allerdings wird hier alles über kleine Programme im Auge behalten, welche die Kämpfe filmen und als Hologramme zu den Ringrichtern übertragen. Dieses Areal ist einfach zu groß, als dass man überall einen Ringrichter einsetzen könnte.", erklärte Sakura, während sie nebenbei Battle Chips bereitlegte.

MegaMan feuerte derweil mehrere weitere Schüsse auf Yuki, welche diese aber ohne große Probleme mit Hilfe einer Eiswand abblocken konnte, welche sie vor sich als Schutzschild erschaffen hatte.

"Hehe... um durch dieses Eis zu kommen brauchst du schon stärkere Waffen, als deinen Buster.", sprach das Navi-Mädchen, als es der großen, rechteckigen Eiswand einen leichten Tritt verpasste, welche darauf in Bewegung geriet und direkt auf den blauen Navi zuschlitterte.

"Und du brauchst stärkere Attacken, wenn du uns besiegen willst! FlameLine, Slot-In!", warf Lan sofort einen Battle Chip in sein PET.

MegaMan aktivierte seinen Buster und ließ einen langen, heißen Flammenstrahl über den Boden zischen, direkt auf die näherkommende Eiswand zu, welche durch die enorme Hitze des Angriffs sofort zu schmelzen begann und sich in einer große Wasserpfütze verwandelte, welche sich zwischen den beiden Navis ausbreitete.

"Hey, nicht schlecht!", gab Sakura beeindruckt zu. "Aber an Einfallsreichtum mangelt es uns auch nicht, pass nur auf!"

Yuki begann zu lachen, als MegaMan sie daraufhin verwirrt anguckte. Sie richtete einen Arm auf die große Wasserpfütze, welche mit einem Male zu festem Eis erstarrte.

MegaMan wäre vor Schreck beinahe ausgerutscht, konnte sich aber doch noch auf dem glatten Untersatz halten.

"Dachtest wohl ich rutsch so einfach drauf aus, was? Nicht mit mir!"

"Na ja, wollen wir erst noch sehen..."

Wieder schaute MegaMan seine Gegnerin verdutzt an, welche ihre Arme hob und mit den Händen seltsame Bewegungen vollführte. Plötzlich spürte der blaue Navi einen kalten, schnellen Schlag in seinem Rücken, als eine weitere Schneeflocke ihn von hinten rammte. Überrascht von diesem hinterhältigen Angriff und nicht in der Lage das Gleichgewicht noch richtig zu halten, rutschte MegaMan über die Eispfütze direkt auf Yuki zu.

"Was hast du vor??", fragte Lan erstaunt, als er das alles auf seinem PET beobachtete.

"Diesen Kampf beenden.", kam es nur von Sakura zurück, als im selben Moment Yuki weitere kunstvolle Bewegungen mit ihren Händen ausführte und in einem hellen Lichtblitz ihr Kampfstab darin erschien, der in einem glänzenden Silber blitzte.

Während MegaMan noch immer auf sie zuschlitterte, nahm sie ihren Stab, der wie ein antiker Speer aussah und hielt dem blauen Navi dessen Spitze entgegen, so dass MegaMan direkt durch seinen Bauch damit aufgespießt werden würde, würde er das Ende der Eispfütze erreicht haben.

"Komm nur her, gleich gibt's MegaMan am Stiel!", kicherte Yuki und Lan konnte nur hilflos zusehen.

Am liebsten hätte er schnell GrassPanel oder etwas ähnliches eingesetzt, aber die Regeln untersagten, dass man Chips verwenden durfte, die Panels oder ganze Arenen verwandeln konnten.

Doch bevor MegaMan von dem spitzen Speerende aufgespießt werden konnte, drehte Yuki ihre Waffe einmal elegant im Kreis und schlug ihrem Gegner das stumpfe, aber harte Ende unters Kinn, was MegaMan direkt zu Boden beförderte.

"Dachtest du etwa wirklich, ich würde dich aufspießen?", lachte sie. "Also wirklich... aber ich hoffe dir ist klar, dass ich den Kampf gewonnen hätte, wären wir keine Freunde, nicht?"

Lan sah alles mit Erstaunen an. Sakura und Yuki hatten sich wirklich enorm gebessert, auf so etwas war er nicht vorbereitet gewesen!

"Ich seh schon, ihr steckt voller Überraschungen. Aber MegaMan nicht aufzuspießen war ein großer Fehler, das werdet ihr gleich merken! Satellite, Slot-In!"

Nachdem Lan den Chip runtergeladen und MegaMan sich wieder auf die Beine gebracht hatte, aktivierte er auch gleich den kugelförmigen Satelliten, welcher funkensprühend direkt auf Yuki zugeflogen kam.

"Also ich bitte dich... Elektrizität ist zwar meine Schwäche, aber das ist ja wohl wirklich lächerlich.", seufzte Yuki, als sie den grünen Satellit mit einem Hieb in zwei Hälften schlug, welche sich direkt in Datenmaterial auflösten. "Jetzt bin ich wohl wieder an der Reihe, was? IceCube!"

MegaMan rutschte beinahe wieder auf dem glatten Boden aus, als plötzlich ein würfelförmiger Eisblock auf ihn zurutschte, dem er versuchen wollte auszuweichen.

"ElecSword, Slot-In!"

Noch im richtigen Augenblick kam Lan's nächster Chip an, so dass MegaMan eine elektrische Schwertklinge erzeugen konnte, mit der er den Eisblock entzwei schlug.

"Kommt noch mehr?"

"Warts nur ab..."

Beide Navis zückten ihre Waffen und sprangen mit weiten Sätzen direkt aufeinander zu und landeten in der Mitte der Eisfläche, wo sich der Speer und das ElecSword kreuzten und mehrmals schnell gegeneinander schlugen.

MegaMan holte zu einem horizontalen Hieb auf Yuki's Beine aus, doch bevor er zuschlagen konnte, hatte der Mädchen-Navi bereits seinen Speer in den Boden gerammt, Schwung geholt und sich am Stab festhaltend, ihre Beine dem gegnerischen Navi in den Bauch gerammt.

Laut stöhnend stürzte MegaMan erneut, richtete sich aber gleich wieder auf.

Es war wirklich unglaublich, wie stark sie geworden war!

MegaMan versuchte es ein weiteres Mal mit seinem ElecSword, doch Yuki flog einfach hoch in die Luft und entging dem Angriff so ohne Probleme.

"Sie ist schnell...", stellte Lan fest, während er nach einer guten Taktik suchte. "Das heißt, wir brauchen auch schnellere Angriffe... Hey, ich weiß!! MegaMan? Du musst unbedingt dafür sorgen, dass sie zurück auf den Boden kommt, um alles weitere kümmere ich mich!"

"Wie du meinst, Lan...", antwortete der blaue Navi, während er unter Beschuss von weiteren Schneeflocken stand, die Yuki auf ihn schleuderte, während sie Kreise um ihn flog.

"Hey, das ist unfair, komm wieder runter!", rief MegaMan, während er die Flocken mit seinem ElecSword zerschlug.

"Ne, ich hab grad so viel Spaß hier oben.", streckte Yuki ihm aber nur die Zunge raus und flog weiter.

Der blaue Navi deaktivierte sein Schwert wieder und wechselte zurück zu seinem Buster.

Er hob seinen Arm und feuerte mehrere schnelle Schüsse auf seine fliegende Gegnerin.

Yuki musste zwar etwas Geschwindigkeit zulegen, aber auch diesen Geschossen entkam sie ohne weitere Probleme.

"Man, ich hab sie noch kein Mal erwischt!", stellte MegaMan verzweifelt fest, während Yuki sich allmählich wieder auf ihn zu bewegte.

Sie hob ihren Speer und ließ sich direkt auf den blauen Navi runterstürzen.

"IceSpear!!"

Nur knapp konnte MegaMan dem Angriff entgehen, landete aber gleich wieder auf dem Boden, wo Yuki gleich noch ein paar Mal mit der stumpfen Speerseite nach ihm schlug.

"Yeah, so ist es gut!", sprach Lan, als er beobachtete, wie Yuki wieder auf dem Boden stand und versuchte MegaMan zu erwischen, der sich verzweifelt hin und her rollte, um nicht vom Stab erwischt zu werden. "Zuerst RockCube! Slot-In!"

Ohne dass Yuki oder Sakura es bemerkten materialisierte sich ein großer Steinwürfel hinter den beiden Navis.

"Okay, Mega! Versuch wieder auf die Beine zu kommen und zwar schnell!"

"Das ist leichter gesagt als getan!", sprach der blaue Navi, der kaum mehr ausweichen konnte und schon ein paar harte Treffer einstecken musste.

Doch dann, als der Speer direkt neben seinem Gesicht auf den Boden schlug, nutzte er schnell die Chance, packte sich den Stab, drückte Yuki damit zurück, sprang schnell auf und warf seine Gegnerin nach hinten, wo sie verwirrt gegen den RockCube stieß.

"Ja, gut so und nun... ThunderBolt, Slot-In!!"

Nachdem Lan auch diesen Chip erfolgreich runtergeladen hatte, umgab seinen Navi ein helles Blitzlicht. Die spiegelglatte Eisfläche, die den Boden bedeckte reflektierte das helle Licht und blendete Yuki schon fast. MegaMan hob seine Arme in die Luft und entlud einen hochenergetischen Blitz, der direkt hinter Yuki in den RockCube einschlug und das gesamte Eisfeld, samt dem weiblichen Navi elektrisierte.

"Yuki!!", quietschte Sakura laut los, als sie mit ansehen musste, wie ihr Navi qualmend durch die Gegend wankte und schließlich umfiel, nachdem der Angriff vorüber war.

Vorsichtig trat MegaMan neben seine Freundin und beugte sich zu ihr.

"Alles okay?"

"Ja... geht schon...", antwortete sie, nachdem sie zuvor ein paar kleine Rauchwolken ausgespuckt hatte. "Du hast gewonnen..."

"Yeah!", begann Lan zu jubeln. "Wir haben gewonnen, Mega!!"

"Nicht schlecht.", begann Sakura ihren Gegner zu loben. "Das war ein ziemlich schneller Kampf... leider. Ihr seid wohl doch immer noch besser, auf so was hätte ich gefasst sein müssen, nachdem der RockCube erschienen war."

"Ach was. Ihr wart wirklich super und in vielen Momenten hättet ihr den Kampf sicher für euch entscheiden können. Und wie Yuki bereits gesagt hatte... hätte sie den Speer nicht noch umgedreht, wäre Mega jetzt der Verlierer gewesen."

"Na ja, stimmt auch wieder, aber trotzdem... Ihr habt euch den Sieg wirklich verdient. Ich hatte eh nur mitgemacht, weil ich gehofft hatte euch wiederzusehen. Gewinnen wollte ich sowieso nicht."

"Keine Sorge, wir werden dich sicher bald mal in Sharo besuchen kommen.", ergriff nun auch Mayl wieder das Wort.

"Ja, das wäre wirklich schön.", sprach Sakura und loggte ihren Navi wieder aus. "Gebt bis dahin gut Acht auf euch und lasst euch nicht zu lange Zeit, okay?"

"Ach was. Pass du aber auch gut auf dich auf, Sakura. Es war wirklich schön mal wieder mit dir reden zu können. Fast wie in alten Zeiten.", lächelte Mayl und erinnerte sich an vergangene Tage zurück.

"Ja, werd ich machen. Wir werden dann ja ab jetzt öfters in Kontakt bleiben, nicht Mayl? Und Lan... dir wünsche ich noch viel Glück für das Turnier. Ich weiß, dass du es schaffen wirst. Ich werde mir deine weiteren Kämpfe ansehen, also enttäusch mich nicht."

"Das werde ich ganz sicher nicht!"

"Hehe... Na ja, ich muss dann mal, Mum nervt schon wieder, also bis bald!"

Und schon war die Verbindung unterbrochen.

"Unsere gute alte Sakura. Sie ist echt stark geworden. Das hätte ich nicht erwartet...", gab Lan beeindruckt zu.

Doch bevor Lan und Mayl noch ein paar Worte über ihre alte Freundin verlieren konnten, kam laut grummelnd auch schon Dex wieder zurück und setzte sich an seinen Platz, schien Mayl und Lan aber nicht zu beachten.

"Was hat der denn?", fragte Lan verdutzt, doch Mayl zuckte ebenso ahnungslos mit den Schultern und setzte sich auch wieder auf ihren Platz.

Somit war auch die zweite Runde der Vorkämpfe zu Ende!

Nach kurzer Wartezeit erhielt Lan auch gleich die nächste Mail.

"Und, wer ist es dieses Mal?", fragte der Junge neugierig, als MegaMan sich die Nachricht durchlas.

"Ein Standard-Navi. Gleich eine Plattform unter uns. Seine Name ist Muscles."

"Na gut, wenn er gleich unter dir ist, mach dich am besten sofort auf den Weg."

"Alles klar."

Also setzte sich MegaMan auch gleich in Bewegung und folgte dem Pfad nach unten, nachdem Dash sich wieder zu ihm gesellt hatte...
 

"Hehe... Mein nächster Gegner soll nur kommen! Ich verpass ihm erst eine grade Rechte, dann einen linken Haken und er weiß nicht mehr wo oben und unten ist... Nyaha... Nyahahahaha!!"

"Sollten wir nicht doch mal die Mail öffnen und gucken, um wen es sich dabei handelt?", fragte die Stimme des Operators, des laut lachenden Standard-Navis, der auf einer der Plattformen in Star Area 4 ein paar Kampfbewegungen machte und sich auf seinen nächsten Kampf vorbereitete.

"Ach was, der wird sicher ein Kinderspiel werden, so wie die letzten beiden. Unnötige Zeitverschwendung. Es gibt niemanden, der es mit mir, dem großen Muscles aufnehmen kann! Nyahahahahaha!!", sprach der grüne Navi selbstsicher und erwartete seinen Gegner schon ungeduldig.

"Du bist Muscles?", erklang plötzlich eine Stimme von hinten, welche den Standard-Navi dazu veranlasste sich umzudrehen.

"Ja, und du bist?", fragte er nur skeptisch, als er diesen blauen Navi betrachtete, der auf einmal hinter ihm aufgetaucht war und über dessen Schulter ein kleiner Fishy-Virus schwebte.

"Ich bin MegaMan, dein Gegner im dritten Vorrundenkampf!", antwortete MegaMan mit einem fröhlichen Lächeln im Gesicht.

Wie versteinert starrte Muscles sein Gegenüber erschrocken an und riss die Augen weit auf.

"Sag-sagtest du M-MegaMan??"

"Yup, warum?", schaute der blaue Navi ihn fragend an.

"Hehe... Warum sagt mir denn keiner, dass der hier am Turnier teilnimmt?? Eh... ich hab schon v-viel von dir ge-gehört...", begann Muscles zu stottern, als er vorsichtig auf MegaMan zuging und ihm die Hand auf die Schulter legte. "I-Ich hab heut m-meinen guten Tag... und lass dich o-ohne Kampf ge-gewinnen, ist das n-nicht nett??"

"Ja, sicher, aber warum-", wollte MegaMan verdutzt fragen, doch ehe er aussprechen konnte, war der grüne Navi bereits über alle Berge.

"Seltsamer Typ...", schaute MegaMan diesem Navi verdutzt hinterher, der schon gar nicht mehr zu sehen war...
 

"Himmel und Hölle, das war knapp!", schnaufte Muscles laut auf, als er sich in Star Area 3 in Sicherheit gebracht hatte. "Unglaublich... MegaMan... Das ist doch der, der World Three, Nebula und Gospel besiegt hat! Warum musste ich ausgerechnet auf ihn treffeeeeeen??? Das ist sooo ungerecht, ich hätte mit Sicherheit gewonnen!! Jetzt bekomm ich doch wieder keine super-geilen und mega-attraktiven Girls ab...", begann der grüne Standard-Navi laut zu schluchzen und schließlich zu heulen und zog sich langsam zurück, während er in Richtung Star Area 2 davon schlurfte...
 

"Was war das denn grad? Echt komisch, aber was soll's? Gewonnen ist gewonnen.", sprach Lan verwirrt, jedoch fröhlich.

"Yup. Ich glaube damit haben wir dann auch alle unsere Vorrundenkämpfe fertig...", doch gleich darauf erreichte Lan eine weitere Mail. "Oder auch nicht..."

"Wer ist es dieses Mal?", wollte Lan ungeduldig wissen.

"Hmm... Keiner mehr. Wir haben wirklich alle Kämpfe hinter uns gebracht und sollen uns zum Star Square begeben, wo in Kürze die Finalrundenbegegnungen bekannt gegeben werden.", sprach der blaue Navi, nachdem er die Mail durchgelesen hatte.

"Wow, das ging ja echt schnell. Also gut, dann mach dich am besten gleich auf den Weg."

Und so begaben sich MegaMan und Dash zurück zum Star Square. Die Vorrunde hatten sie also erfolgreich bestanden!
 

Nachdem MegaMan und Dash den etwas längeren Weg über Star Area 3 und 4 zurückgelegt hatten, erreichten sie schließlich Star Area 2 und benutzten den Teleporter, um zurück zum sternförmigen Square zu gelangen.

Außer ihnen waren schon viele andere Navis bereits wieder zurückgekehrt, die ihre Kämpfe ebenfalls alle hinter sich gebracht hatten.

Sogar GutsMan und Roll waren bereits da und hatten schon auf ihren blauen Freund gewartet. Das auch ProtoMan und Sektor unter dem Navi-Getümmel zu sehen waren überraschte MegaMan und Lan keines Wegs. Sie hatten die Vorrunde wahrscheinlich mit großer Leichtigkeit hinter sich gebracht...

MegaMan lief direkt zu seinen Freunden rüber, nachdem der Teleportvorgang beendet war und wurde gleich von ihnen begrüßt.

"Hiya, Mega!", rief Roll, als sie ihm schon entgegenrannte, ihm kurz um den Hals fiel und nach ihm auch Dash zu knuddeln begann.

"Hi, Leute!"

GutsMan nickte MegaMan zur Begrüßung nur leicht zu. Irgendwie verhielt er sich genauso seltsam wie sein Operator Dex.

"Und, habt ihr auch eure Kämpfe erfolgreich überstanden?", wollte der blaue Navi gleich als erstes wissen.

"Natürlich! Mein erster Gegner, dieser Terror, war vielleicht eine Lusche. Ich hatte schon mit einem furchtbar starken und gewalttätigen Navi gerechnet, aber es war nur ein ziemliches Weichei, das in kürzester Zeit besiegt war.", begann Roll lachend zu erzählen. "Die darauffolgenden Kämpfe waren auch nicht übermäßig schwierig. Ich hatte wohl einfach nur Glück mit meinen Gegnern gehabt."

"Ach was, du bist ziemlich stark. Ich denke du wärst auch so weitergekommen, hättest du stärkere Gegner abbekommen."

Roll lächelte verlegen und streichelte Dash weiter über den Kopf, während sich MegaMan GutsMan zuwandte.

"Und was ist mit dir?"

"GutsMan nicht drüber reden wollen..."

"Das ist sooo unfair!!", begann auf einmal Dex laut dazwischenzubrüllen. "Dieser dumme Navi hat uns voll fertig gemacht und ich bin mir sicher er hat geschummelt, er muss geschummelt haben!!"

"Welcher Navi denn?", fragte MegaMan neugierig.

"Dieser ChangeMan gegen den ich in der ersten Runde kämpfen musste."

"Was? Ich dachte du hattest gesagt der würde kein Problem sein?"

"War er aber doch! Es würde mich nicht wundern, wenn auch der in die Finalrunde gekommen ist. Nehmt euch bloß vor diesem Navi in Acht. Der besitzt unglaubliche Fähigkeiten!"

"Was denn zum Beispiel?", wollte Lan nun wissen.

"Er kann nach Belieben das Element seiner Standardattacken ändern, er kann ohne weiteres das Kampffeld in alle möglichen Panels umwandeln und so gestalten, wie er möchte, er kann jede Art von Objekten auf dem Kampffeld erscheinen lassen und darüber hinaus auch noch zeitweise die Form seines Gegners annehmen! GutsMan hatte nicht den Hauch einer Chance!!", erklärte Dex mit erzürnter und zugleich verzweifelter Stimme.

"Wow, das klingt nach einem wirklich starken Gegner...", sprach MegaMan, als er versuchte sich vorzustellen, wie dieser ChangeMan wohl im Kampf sein würde.

Doch dann wurden die drei Freunde von der Stimme eines Official-Navis unterbrochen, der laut über einen Lautsprecher, eine Durchsage machte.

"Wir möchten ihnen allen erst einmal für ihre Teilnahme an den heutigen Net-Games danken. Wir hatten schon befürchtet, dass wir nicht genügend Navis für so ein Turnier zusammen bekommen würden, da heute ja viele mit Vorbereitungen auf die kommende Präsentation des Star Rain Battle Chips beschäftigt waren. Und nach diesem Vorfall mit diesem Navi in Star Area 3, der einen unserer Ringrichter gelöscht und Teilnehmer mit Dark Chips bedroht hatte, standen die Chancen ziemlich schlecht, dass das Turnier noch zu Ende geführt werden konnte. Aber glücklicherweise hatten sie sich alle, mit wenigen Ausnahmen, dazu bereiterklärt doch weiter dran teilzunehmen. Und auch dafür möchte ich ihnen noch einmal unseren Dank aussprechen. Wir wurden heut Zeugen vieler spannender und wendungsreicher Kämpfe. Einige dauerten sehr lang, andere waren sehr schnell vorbei, dafür aber umso spannender. In drei Runden hat sich jeder Navi bewähren müssen, der es bis in die Finalrunde geschafft hat, die morgen stattfinden wird. Wir werden ihnen über eine E-Mail genauere Informationen darüber nachreichen. Doch nun denke ich, dass sie alle darauf gespannt sind, wer es bis unter die acht letzten Teilnehmer geschafft hat und wie die kommenden Begegnungen im richtigen Turnier aussehen werden!"

Lauter Jubel und Applaus unterbrachen kurzzeitig die Ansprache und Aufregung machte sich unter den vielen anwesenden Navis breit. Jeder wollte wissen, wer die acht stärksten Kämpfer der Net-Games waren.

MegaMan wusste bereits, dass er und Roll weitergekommen waren und bei Sektor und ProtoMan konnte er sich das selbe vorstellen, aber wer wären dann die vier anderen und gegen wen müsste er kämpfen?

"Im ersten Kampf werden sich gleich zwei äußerst starke Navis gegenüberstehen, die ihre Fähigkeiten schon oft unter Beweis gestallt haben. MegaMan, der Navi, der es geschafft hat Organisationen wie World Three, Gospel und Nebula zu besiegen und der es schaffte mehrmals die Welt vor deren düsteren Plänen zu bewahren, muss gegen den allseits gefürchteten ChangeMan antreten, dessen besondere Fähigkeiten vielen Navis schon innerhalb kürzester Zeit das Fürchten lehrten!"

"ChangeMan also...", grübelte MegaMan, als er sich an GutsMan's und Dex' Worte erinnerte.

"Der zweite Kampf wird von dem äußerst mysteriösen, aber ziemlich starken Sektor ausgetragen, der gegen den verrückten, aber trickreichen Psyche antreten muss! Eine sicherlich ebenso interessante Begegnung, wie die Erste! Im dritten Kampf hat es die hübsche und zerbrechlich aussehende Roll, deren Fähigkeiten man allerdings nicht unterschätzen sollte, mit dem skrupellosen und brutalen HealNavi Rowdy zu tun! Und im letzten Kampf müssen der gelassen coole Official-Navi ProtoMan und der hochintelligente NumberMan von ACDC Towns größtem Battle Chip-Verkäufer Mr. Higsby gegeneinander antreten.

Hier also noch einmal alle Kämpfe kurz im Überblick...", sprach der Navi zu Ende und auf einem großen Bildschirm, der für alle sichtbar war, standen alle Begegnungen noch einmal kurz zusammengefasst...
 

1. MegaMan VS ChangeMan

2. Sektor VS Psyche

3. Roll VS Rowdy

4. ProtoMan VS NumberMan
 

"Wow, ich hatte gar nicht gewusst, dass Mr. Higsby auch teilnimmt und ich hätte nie gedacht, dass er es so weit schaffen würde. Aber ich glaube gegen ProtoMan hat er eher schlechte Karten. Bis auf unseren Kampf scheinen mir die ersten alle ein wenig einseitig zu sein. Ich glaube Roll und Sektor werden auch keine Probleme haben weiterzukommen. Nur um diesen ChangeMan mache ich mir Sorgen. Wenn stimmt, was Dex gesagt hat, wird das ein harter Kampf.", überlegte Lan, als er die Kämpfe noch einmal durchging.

"Hmm... ja, ich habe auch etwas Angst vor diesem Kampf.", gab MegaMan zu. "Aber ich werde wieder mein Bestes geben und außerdem hatten wir versprochen Sakura nicht zu enttäuschen!"

"Yup, stimmt. Wir werden das schon schaffen."

"Hey, es ist bald drei Uhr. Wollen wir vielleicht langsam mal los?", fragte Mayl plötzlich, während sie ihren Navi wieder ausloggte, da nun alles vorbei war.

"Ach ja, die Präsentation! Hoffentlich ist Herr Takamura schon da. Also gut, dann gehen wir mal, was? MegaMan, jack-out!"

Nachdem MegaMan und Dash zurück auf sein PET transferiert waren, beendete Lan die Verbindung zum Terminal.

Auch Mayl und Dex hatten sich ausgeloggt und standen von ihren Plätzen auf. Gemeinsam gingen die drei Freunde los, um sich die langersehnte Präsentation dieses mysteriösen Star Rain Battle Chips anzusehen...

Providing is preventing

Nun war es endlich so weit! Endlich war der Zeitpunkt gekommen auf den Lan und seine Freunde sich schon so lange gefreut hatten. Nachdem Mayl sogar einen Ausflug geplant hatte, nachdem sie und Lan gemeinsam den Den Tower besucht hatten, konnte sich die kleine Gruppe von Freunden endlich völlig entspannt auf die langerwartete Vorstellung von Seishiro Takamura's sogenanntem 'Star Rain' Battle Chip freuen, der während einer Präsentation im Star Town Observatorium heute der Öffentlichkeit preisgegeben werden würde.

Lange hatte es gedauert und viele Vorbereitungen mussten getroffen werden, damit dieser Chip ein einziges Mal, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, aller Welt gezeigt werden konnte, bevor die Officials ihn konfiszierten. Aber auch wenn die gesamte Präsentation nicht länger als eine Viertelstunde dauern sollte, fieberten hunderte von Menschen diesem Ereignis voller Elan entgegen und legten sogar kilometerweite Strecken zurück, nur um hautnah dabei sein zu dürfen. Der gewaltige Ansturm auf die Hotels in Star Town, die bis auf das letzte Zimmer ausgebucht waren, konnte jetzt schon einen grandiosen Erfolg vorherschreiben. Alle Karten für die Live-Präsentation waren ausverkauft und Seishiro Takamura hatte bisher sogar schon viel mehr Geld einnehmen können, als er sich erhofft hatte, denn er hatte nicht wirklich daran geglaubt, dass sein neuester Chip so viele Schaulustige anziehen würde. Aber er war vollends zufrieden und nach wie vor immer noch sehr stolz auf das, was seine Leute in den Den Tower Labors geschaffen hatten. Der Gedanke daran, dass ihm der Chip direkt nach der Vorstellung von einem gewissen Eugene Chaud abgenommen werden würde, stimmte ihn zwar traurig, doch er konnte es nun mal nicht ändern und immerhin hatte er es geschafft, dass zumindest das passieren konnte, was sich heute, an diesem sonnigen Tag, in Star Town abspielen sollte: Die große Star Rain-Präsentation!
 

Lan, Dex und Mayl hatten sich bereits direkt auf den Weg gemacht, nachdem auch die vierte Runde der Net-Games abgeschlossen war. Gemeinsam liefen die drei Freunde zurück durch die Hotellounge und verließen das Shooting Star durch den Haupteingang, an der Rezeption vorbei. Immer noch trugen sie alle die Arbeitskleidung der Hotelangestellten, was auf einige Passanten etwas merkwürdig wirkte. Allerdings zog Mayl in ihrem kurzen, schwarzen Rock sehr schnell die Aufmerksamkeit sämtlicher Jungs in der Stadt auf sich, was Lan ein wenig eifersüchtig werden und Mayl rot anlaufen ließ.

Sie hatten gerade die Ampel zur anderen Straßenseite passiert, als Lan plötzlich auffiel...

"Ach, wir haben Yai vergessen!"

"Oh, stimmt.", schreckte auch Mayl auf. "An sie hatte ich in all der Aufregung auch nicht mehr gedacht."

"Wollen wir sie dann nicht eben noch holen? Sie darf doch wieder aus dem Krankenhaus raus, oder? Und Zeit ist doch eh noch genug, da die richtige Präsentation ja erst in einer Stunde beginnt.", schlug Dex vor.

"Ja, sie hatte mich vorhin extra noch gebeten, sie ein wenig früher abzuholen, als ich es vorhatte. Das kommt ihr sicher recht. Dann lasst uns erst zum Krankenhaus gehen."

Gesagt, getan. Schon hatten die drei Freunden die Richtung geändert und liefen vom Park weg, die Straße runter zum örtlichen Krankenhaus. Sie kamen an jeder Menge kleiner Geschäfte vorbei. Billigläden, wie der 1-Zenny-Laden, indem man allerlei Krimskrams für nur einen Zenny kaufen konnte, ein paar verrottete 'Fressbuden', wie Dex gern sagte und noch ein paar andere etwas heruntergekommene Läden. Auch die glänzende Stadt Star Town hatte ihre Schattenseiten. Auch wenn diese nur sehr gering waren und sich allein in den kleinen Geschäften am Stadtrand wiederspiegelten. Aber um eben schnell etwas zu besorgen, waren diese Läden immer noch gut genug. Wollte man jedoch wirklich vernünftig einkaufen gehen, so gab es immer noch die riesige Einkaufsmeile in der Innenstadt.

Im starken Kontrast zu den schmutzigen Geschäften, an denen Lan und seine Freunde noch eben vorbeigekommen waren, stand das große Venus-Hospital, nur eine Straße weiter vom Shooting Star Hotel. Es war ein gewaltiger, weißglänzender, kunstvoll verzierter Betonbau, dessen viele Fenster im Licht der Sonne bläulich erstrahlten und blitzten. Eine kleine Allee führte auf den Haupteingang zu, direkt an einem großen Parkplatz vorbei, der mit vielen Bäumen und Pflanzen kunstvoll verschönert wurde. Über der gläsernen, automatischen Schiebetür hing ein großes Schild mit dem Namen des Krankenhauses als Aufschrift.

Beim Eintreten begrüßten Lan und seine Freunde eine Gruppe von Ärzten, gekleidet in langen, weißen Kitteln, die ihnen entgegenkamen und das Gebäude scheinbar verlassen wollten.

Der Empfangsraum war ziemlich groß und bot jede Menge Sitzgelegenheiten und einen kleinen Zeitungsstand in der Ecke. Lan ging über den polierten, gelblichen Fliesenboden auf die Rezeption zu. Eine freundlich aussehende Krankenschwester begrüßte ihn lächelnd...

"Was kann ich für euch tun?"

"Guten Tag! Wir wollen unsere Freundin besuchen und sie gleich abholen, wenn das möglich ist. Sie liegt seit gestern hier im Krankenhaus und sollte nur über Nacht zur Beobachtung hier bleiben. Ihr Name ist Yai, Yai Ayanokoji.", legte Lan sein Anliegen dar.

Die Krankenschwester überflog schnell den Bildschirm ihres Laptops, auf dem Unmengen an Daten aufflimmerten, während die drei Kinder sie neugierig beobachteten.

"Ayanokoji... Ah ja. Hmhm... Ja, ihr könnt sie gleich mitnehmen. Unser Chefarzt hat bereits alles weitere geregelt. Sie befindet sich momentan in Zimmer dreihundertsieben. Das befindet sich im fünften Stock. Nehmt den linken Aufzug, der rechte ist momentan außer Betrieb."

"Okay, vielen Dank.", sprach Lan, als er sich von der Rezeptionistin verabschiedete, welche ihm ebenfalls ein freundliches 'Wiedersehen' hinterher lächelte und gemeinsam mit seinen beiden Begleitern an dem Zeitschriftenstand vorbei, zu den Fahrstühlen ging.

Kaum waren sie angekommen öffnete sich auch schon die silberne Metalltür des linken Aufzugs und ein paar Ärzte und vornehm gekleidete Leute stiegen hinaus.

Lan, Dex und Mayl warteten bis alle ausgestiegen waren, betraten dann selbst den Fahrstuhl und drückten an dem kleinen Terminal die Ziffer 5 für das fünfte Stockwerk.

Mit einem Ruckeln und Brummen schloss sich die Metalltür wieder und der Aufzug setzte sich spürbar in Bewegung, ehe er eine halbe Minute später mit einem kräftigen Ruck stehen blieb und sich erneut die Türen öffneten.

Die drei Freunde stiegen hinaus und betrachteten die Nummernschilder der Zimmer in unmittelbarer Nähe. Dreihundertzwei, dreihundertdrei... Einen langen, schmalen Gang weiter runter dann auch schließlich dreihundertsieben!

Das Krankenhaus war gemütlich und schön eingerichtet, obwohl das viele Weiß nach einiger Zeit sicher monoton wirken konnte. Aber immerhin brachten unterschiedliche Blumen in kleinen Töpfen überall ein bisschen Farbenfrohheit hinein.

Durch eine braune Holztür gelangten Lan, Dex und Mayl schließlich in Yai's Zimmer, welches recht klein und spärlich eingerichtet war.

Das Fenster war weit geöffnet und nahm fast die gesamte Wand gegenüber der Tür ein.

Yai saß gelangweilt auf ihrem weißen Bett und starrte hinaus in den blauen Himmel, ehe sie ihre Freunde bemerkte und diese gleich fröhlich begrüßte...

"Hallo, Leute!!", rief sie und rannte zunächst auf Mayl zu, welche sie kräftig umarmte. "Ihr seid schon da?"

"Ja, wir wollten schon früher gehen, um noch ein wenig bei den Vorbereitungen zu helfen. Hätten wir gewusst, dass du hier nur gelangweilt rumhockst, wären wir sogar noch früher gekommen. Na ja, Hauptsache du bist wieder in Ordnung.", sprach Lan, der sich ebenfalls freute Yai wieder so lebendig rumhüpfen zu sehen.

"Das hatte sich auch grade erst rausgestellt. Der Arzt meinte die letzte Untersuchung könnten wir uns sparen. Aber ich bin froh euch wieder zu sehen, selbst dich, Dex!", warf sie Dex zu und streckte ihm die Zunge dabei raus.

"Ja ja...", kam es aber nur etwas grummelig zurück.

"Was hat er denn?"

"Er ist bei den Net-Games ausgeschieden und noch immer etwas mies drauf, mach dir nix draus.", erklärte Lan, der sich ein leichtes Kichern nicht verkneifen konnte, als er Dex' verärgertes Gesicht sah.

"Ach so. Na ja, ich und Glyde sind dann ja wohl auch raus, weil wir nicht mitmachen konnten. Aber was soll's? Seid ihr denn weitergekommen?", fragte Yai gleich neugierig.

"Yup, ich und Lan haben es bis ins Finale geschafft.", sprach Mayl, als sie Yai dabei half ihre Sachen zusammenzupacken.

Da ihr Kleid schon von den Strapazen des Waldausflugs direkt im Krankenhaus gereinigt worden war, konnte Yai es gleich wieder anziehen, im Gegensatz zu ihren Freunden, die Ersatzkleidung tragen mussten. Nachdem sie dann auch alles zusammen hatte, verließen die vier das Zimmer.

"Gehen wir jetzt direkt zur Sternwarte?", fragte Yai, die sichtlich etwas aufgeregt war.

"Yup, wollten wir eigentlich, oder wolltest du noch woanders hin?"

"Ne ne, wollte ich nur wissen. Das wird sicher lustig!"

Während Lan, Dex, Mayl und Yai wieder den Aufzug nach unten nahmen, sich an der Rezeption noch einmal abmeldeten und das Krankenhaus schließlich wieder verließen und sich auf den Weg zum Park machten, erzählten Mayl und Lan ihrer kleinen Freundin im Wechsel, was noch alles geschehen war, während sie ohnmächtig war und im Krankenhaus gelegen hatte. Ab und zu warf Dex auch ein paar Einwände ein, um sich für seine Niederlage bei den Net-Games zu rechtfertigen, doch auch das endete nur in lautem Lachen.

Nachdem auch Yai nun über alles genauestens im Bilde war und die vier den Park durchquert und den restlichen Weg ebenfalls hinter sich gebracht hatten, erreichten sie endlich den großen Platz, wo sich das Star Town Observatorium befand...
 

Lan und seine Freunde stiegen die lange Treppe bis ganz nach oben, zum Eingang der Sternwarte hinauf, wo ihnen auch schon ein bekanntes Gesicht entgegenkam. Beinahe wären Lan und Seishiro Takamura gegeneinandergelaufen, als Herr Takamura grade durch die Eingangstür nach draußen trat und nicht darauf achtete, was sich vor ihm abspielte, da er zu sehr mit seinen Gedanken in einige wichtige Dinge vertieft war und mehrere Zettel durchschaute. Doch im letzten Moment hatte er Lan noch bemerkt und konnte diesem noch recht knapp ausweichen.

"Ach, hallo, Kinder! Ihr seid schon hier?", fragte er etwas verwirrt und überprüfte schnell, ob er keinen Zettel verloren hatte bei diesem 'Beinahe-Zusammenstoß'.

"Hallo, Herr Takamura!", begrüßte Lan ihn auch gleich fröhlich. "Wir hatten von Dr. Shepard erfahren, dass wir schon eine Stunde früher hierher kommen sollten, um bei den Vorbereitungen zu helfen."

Herr Takamura wandte seinen Blick von seinen Zetteln ab und überflog einmal die Gesichter der vier Kinder, die vor ihm standen, ehe er plötzlich leicht aufgeregt wurde.

"Du liebe Güte! Ist es etwa schon drei Uhr?? Ich dachte es wäre erst halb!"

"Na ja, es ist kurz vor drei... Genaugenommen drei Minuten vor drei sogar.", verifizierte Dex schnell die Zeit mit einem kurzen Blick auf seine blaue Armbanduhr.

"Oh, das ist ganz und gar nicht gut.", sprach Herr Takamura, als er die Hand nachdenklich ans Kinn legte und nervös auf und ab ging. Sein langer, violetter Mantel wehte ein wenig im leichten Wind, der plötzlich aufzog. "Oh man, jetzt gerate ich wirklich arg in Zeitdruck. Noch eine Stunde und die Präsentation soll losgehen und der Chip ist noch nicht einmal eingetroffen, weil diese Officials alles so genau absichern müssen... Und meine Sekretärin ist auch noch nicht aufgekreuzt, dabei brauche ich jetzt wirklich dringend meinen Aktenkoffer. Und einer meiner Kunden wartet immer noch darauf, dass ich ihn anrufe!"

"Können wir ihnen nicht irgendwie helfen?", fragte Mayl mit einem etwas besorgten Gesichtsausdruck.

"Hm... Nein, leider noch nicht. Ich muss erst auf meine Sekretärin warten. Sobald die hier ist gibt es auch Arbeit für euch, obwohl ich euch Kinder nicht unbedingt damit belasten möchte."

"Ach was, wir helfen ihnen gerne, das ist absolut kein Problem!", sprach Lan voller Eifer.

"Das freut mich wirklich zu hören. Aber ich denke ich werde jetzt zuerst das Telefonat führen und solange noch auf Nanako warten. Sollte sie bis dahin nicht aufgekreuzt sein, werde ich mich an euch wenden, okay?", schlug Herr Takamura vor, dem man seine Nervosität wirklich ansehen konnte.

"Okay, kein Problem, aber was sollen wir dann jetzt solange machen?", fragte Lan, als er sich seinen Freunden zuwandte.

"Dr. Shepard hat sich grade noch über seine Langeweile beschwert, da er momentan auch nichts zu tun hat. Ich bin mir sicher er würde sich darüber freuen euch einmal durch das Observatorium zu führen. Oder habt ihr keine Lust?"

"Doch, das klingt lustig, oder?", fragte Lan noch einmal die anderen und bekam eine einstimmige Antwort zurück.

"Na gut. Dr. Shepard sitzt momentan in der Cafeteria, rechts vom Vorführraum aus. Ihr müsst einfach immer geradeaus. Ich gehe dann mal, wir sehen uns ja gleich wieder. Bis dann!"

Und schon war Herr Takamura auf und davon und rannte schnell die Treppenstufen hinunter.

"Wow, so aufgeregt habe ich ihn noch nie gesehen. Diese Präsentation muss ihm wirklich wichtig sein.", stellte MegaMan fest, der alles in seinem PET mitbekommen hatte.

"Stimmt. Aber das wird auch sicher eine große Sache. Hoffentlich klappt auch alles. Aber dann lasst uns mal reingehen und Dr. Shepard aufsuchen, oder?"

Und schon traten alle vier durch den Haupteingang in das Observatorium.
 

Vom Eingang aus führte ein langer, braun gefliester Weg direkt geradeaus auf eine Treppe zu, die mit rotem Teppichboden bedeckt war und vor der ein Absperrungsschild und ein Official direkt daneben stand. Links vom Official aus verwies ein kleines Schild auf einen anderen Raum der, der Aufschrift nach, die Cafeteria sein musste, während direkt gegenüber davon eine andere Tür in das Museum des Observatoriums führte.

Lan, Mayl, Dex und Yai gingen direkt auf den Official zu, an einer hölzernen Garderobe und einer noch unbemannten Theke vorbei. Der Official blickte die kleine Gruppe von Kindern erst skeptisch an, erinnerte sich dann aber wieder an das, was Takamura ihm gesagt hatte und nach einem etwas genaueren Blick erkannte er dann auch schließlich Lan wieder, von dem er schon des öfteren etwas gehört hatte.

Grade wollten die vier Freunde die Cafeteria betreten, als ihnen auch schon ein großer, braunhaariger Mann in weißem Kittel entgegenkam und genüsslich seinen Kaffee schlürfte.

Nach einer kurzen Schrecksekunde erkannten sich Lan und Dr. Shepard dann aber auch schnell wieder.

"Ach, hallo, Lan. Sind das also deine Freunde?", fragte Dr. Shepard, als er die Kinder betrachtete und mit einer kurzen, aber freundlichen Handbewegung grüßte.

"Yup, das sind Mayl, Yai und Dex. Wir sind eigentlich hergekommen, um zu helfen.", erklärte Lan, nachdem er kurz seine Freunde vorgestellt hatte.

"Ach so. Momentan hat sich die Lage wieder ein wenig beruhigt, was aber nicht heißt, dass die Hektik vorüber ist. Habt ihr Herrn Takamura getroffen? Der ist schon die ganze Zeit ziemlich im Stress. Aber leider gibt es momentan nicht viel, was wir tun können. Wir müssen darauf warten, dass die Officials endlich den Chip herbringen, damit wir die letzten Sachen vorbereiten können. Deshalb hab ich auch grade nichts zu tun."

"Ja, Herr Takamura kam uns grade entgegen. Scheint ja noch einige ziemliche Probleme zu geben... Jedenfalls meinte er, wir sollten uns an sie wenden, damit sie uns vielleicht ein wenig durch das Observatorium führen können, während wir darauf warten, dass Herr Takamura zurückkommt."

"Durch das Observatorium führen? Ja klar, warum nicht? Ich wäre jetzt eh in den Museumsbereich gegangen und hätte mich dort etwas umgeschaut, wir haben nämlich erst kürzlich renoviert. Dann kann ich euch gleich mal etwas rumführen. Eure Sachen könnt ihr in der Cafeteria lassen, wenn ihr was dabei habt, was ihr nur unnötig mit euch rumtragt."

"Okay, aber ich behalte meinen Rucksack eh immer um.", antwortete Lan und auch seine Freunde hatten nichts besonderes, um es dort zu lassen.

"Na gut, dann lasst uns gleich mal anfangen, was? Wir werden aber nicht drum her kommen die Führung ein bisschen zu verkürzen, da ja nicht mehr sehr viel Zeit ist.", sprach Dr. Shepard, nahm einen letzten Schluck aus seiner Kaffeetasse und brachte diese schnell wieder zurück in die Cafeteria, bevor er Lan und den anderen deutete ihm in den gegenüberliegenden Raum, am Official vorbei, zu folgen.
 

Die kleine Gruppe ging an dem Absperrungsschild vor der Treppe und dem Official direkt daneben, welcher sie freundlich anlächelte, vorbei und direkt durch die Tür mit der Aufschrift 'Museum'. Kaum waren sie eingetreten fanden sich die Kinder in einem großen, weiten Raum wieder, dessen weißer Fliesenboden und weiße Wände ihn hell zum Erstrahlen brachten. Die komplette Decke bestand aus verdicktem Glas. Man konnte zwar das Blau des Himmels grade noch dadurch erkennen, aber sonst nicht sehr viel sehen, aber es reichte immer noch, dass mehr als genug Sonnenlicht in den Raum eindrang.

Rundherum vor den Wänden standen mehrere Sockel, auf denen die unterschiedlichsten Modelle ausgestellt waren. In der Mitte des Museumsraums befand sich eine große, würfelförmige Glaskuppel, vor die sich Dr. Shepard stellte und sie kurz betrachtete, ehe er sich den Kindern zuwandte.

"Das hier ist unser kleines Observatoriumsmuseum. Ihr werdet schnell feststellen, dass es hier nicht allzu viel zu sehen gibt. Dazu müsstet ihr schon das Kallisto-Museum in der Nähe der Innenstadt besuchen. Dort gibt es jede Menge zu begutachten, vor allem über Raumfahrt. Seht euch ruhig um, wenn ihr fragen habt, dann werde ich euch diese gern beantworten.", sprach Dr. Shepard und ließ die Kinder sich erst mal selbst ein bisschen umgucken.

Lan kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Er begann seinen Rundgang direkt am Eingang des Raums, wo links neben der Tür ein Modell des Sonnensystems aufgebaut war. Man konnte alle neun Planeten und sogar einige der Monde darin erkennen und auf einem kleinen Schild, was an der Wand hinter dem Modell angebracht war, konnte man jede Menge Informationen über das Sonnensystem, die Planetenbahnen und die Monde erfahren.

Dex und Yai liefen gleich zur anderen Seite des Raumes, wo sie aufgeregt einen, hinter Glas versiegelten, echten Mondstein betrachten konnten, zu dessen Struktur und Geschichte ebenfalls viele Informationen an der Wand angebracht waren.

Mayl blieb die ganze Zeit bei Lan und betrachtete mit ihm gemeinsam alles nach der Reihe, von Anfang an.

Direkt neben dem Sonnensystem war die Wand voller plakatgroßer Fotos von Sternen und Galaxien zugehangen, unter denen zwei kleine Monitore aufflimmerten, die Videos abspielten, die wohl von richtigen Astronauten auf einer ihrer Missionen gefilmt worden waren.

MegaMan und Roll waren in ihren PETs ebenso aufgeregt und fasziniert und gaben nicht eher Ruhe, bis Lan und Mayl ihre kleinen handyartigen Geräte herausholten und so hielten, dass auch ihre Navis etwas sehen konnten.

Lan hatte den Mund vor Staunen weit aufgerissen, als er nur einen Schritt weitertrat und vor einem groß aufgestellten Raumanzug stand, in dessen goldverspiegeltem Visier er sich selbst etwas verzerrt sehen konnte. Als er damals im Sharo Space Center gewesen war, gab es dort auch ähnliche Dinge zu sehen, nur leider hatte er damals nie genug Zeit sich die Sachen dort genauer anzusehen, dabei interessierte er sich schon sehr dafür.

Insgesamt zwanzig Minuten verbrachten Lan und Mayl damit einmal im Kreis durch den Raum zu wandern und alles zu sehen, während Dex und Yai kreuz und quer durch die Gegend liefen und Dr. Shepard die Kinder lächelnd beobachtete.

Sie kamen an allerlei möglichen Dingen vorbei. Sternkarten, Teleskopen, Ausrüstung von Astronauten, technischen Skizzen, die auf Monitoren oder Plakaten zu betrachten waren, einem Fernseher, der in einer Endlosspule immer wieder die selben Videos abspielte über Raketenstarts und ähnlichem und lauter kleinen, aber detailreichen Modellen von Landungsfähren, et cetera. Doch das größte Highlight dieses kleinen Museumsraumes hoben sich alle bis zum Schluss ihres Rundganges auf und zwar die große Glaskuppel in der Mitte, vor der noch immer Dr. Shepard stand.

Hinter dem dicken Glas, was einen vielleicht fünf Kubikmeter großen Würfel bildete und extrem viel Raum einnahm, war mit Drahtseilen ein richtiger Satellit aufgehangen! Der Erklärung nach, die auf dem Schild zu lesen war, welches an das Glas angeheftet war, wurde dieser Satellit vor ein paar Jahren sogar noch wirklich benutzt!

"Das ist Galatea, ein kleiner Sondensatellit.", erklärte Dr. Shepard, als er zwischen die Kinder trat, die mit großen Augen den Satelliten gründlichst studierten.

"Ist es wirklich wahr, das dieses Ding mal im Weltraum geflogen ist? Ich hatte mir solche Satelliten immer viel größer vorgestellt.", fragte Dex verdutzt.

Der Satellit war eigentlich auch verhältnismäßig ziemlich klein. Er bestand aus einem beigefarbenen zylinderförmigen Körper mit vielen Schaltern und Lichtern und kompliziert aussehender Drahtstrukturen und besaß zwei lange, rechteckige Flügel, bestehend aus schwarzglänzenden Solarzellen.

"Ja, sogar noch vor drei Jahren hatten die Officials ihn vom NAXA-Weltraumzentrum aus in die Umlaufbahn des Mars geschossen. Du hast sehr gut beobachtet, dass er viel kleiner als gewöhnliche Satelliten ist. Er ist ein wirklich sehr fortschrittlicher Weltraumaufklärer. Es gibt in der Tat sogar nur noch einen weiteren, außer ihm. Sein Bruder bekam den Namen Thalassa und ist auch heute noch aktiv."

"Und warum ist er hier es dann nicht?", fragte Dex neugierig und nahm den anderen die Frage vorweg.

"Als dieser Satellit hier zurückkam hatte man festgestellt, dass seine Sonnensegel und sein internes System große Schäden von sich getragen hatten. Weshalb können wir uns bis heute nicht erklären. Es ist zwar ein Satellit, aber auch er besitzt ein Netzwerk, in dass man sich sogar einloggen kann. Er hatte damals bei seinem Flug auch einen Navi an Bord, von dem wir aber nie wieder was gehört hatten. Er war einfach nicht mehr da, als der Satellit zurückgekommen war. Man hatte beschlossen ihn museumstauglich zu machen und ihn hierher gebracht, da es zu teuer gewesen wäre ihn zu reparieren und man gleich beschloss einen neuen zu bauen."

"Und das war dann dieser... Tallssa?", fragte Lan verdutzt und erinnerte sich nicht mehr richtig an den Namen.

Dr. Shepard musste lachen.

"Ja, das war dann Thalassa. Viele Museen wollte diesen Satelliten hier unbedingt in ihrer Ausstellung haben, doch die Wahl der Officials fiel auf unser Observatorium und ich bin auch heute noch sehr stolz darauf. Es ist ein interessantes und zugleich mysteriöses Rätsel, was damals wohl geschehen ist. Leider waren sämtliche Speicher gelöscht und wir konnten so nicht mal den geringsten Hinweis erhalten, was geschehen sein könnte. Darum vermutet man, dass wohl auch der Navi gelöscht wurde, der ihn damals gesteuert hat."

"Und was war das für ein Navi?", fragte Lan, den diese Geschichte ziemlich interessierte.

"Dieser Navi wurde damals speziell von Mr. Famous für die Arbeit in einem Satelliten entwickelt. Wenn du mehr über diesen Navi wissen willst, solltest du besser ihn fragen. Ich weiß nur, dass er sehr stark war und ohne Operator zurecht kam, was ja auch nötig war, so weit von der Erde weg. Dieser Navi konnte allein mit der Kraft seines Willens den Satelliten steuern. Mr. Famous hatte da wirklich großartige Arbeit geleistet und wenn ich mich richtig erinnere war auch dein Vater in dieses Projekt verwickelt. Ich bin mir sogar fast sicher, dass er dem Satelliten sein endgültiges Design verpasst hatte."

"Davon hatte Dad mir nie etwas erzählt.", murmelte Lan, als er weiter aufmerksam den Worten von Dr. Shepard lauschte.

"Ich bin über dieses Projekt leider auch nicht völlig im Bilde und weiß nur noch, dass wirklich vieles darüber geheimgehalten wurde und diese Mission den Officials sehr wichtig war. Es ging um eine ziemlich interessante Entdeckung irgendwo in der Marsumlaufbahn, aber nachdem der Satellit demoliert und ohne seinen Navi zurückkam, hatte man das Projekt verworfen, da auch Mr. Famous es nicht noch einmal schaffte einen Navi zu kreieren, der den starken Energiewellen des Satelliten standhalten konnte. Thallassa fungiert nun wirklich nur noch als Aufklärer. Es gab zwar ein paar weitere Versuche, aber ohne einen Navi der stark genug ist, kann man dieses Projekt einfach nicht weiterführen. Tut mir leid, falls ich dich jetzt ein wenig verwirrt haben sollte, aber ich kann mich nicht mehr genau an alles erinnern und habe selbst eh nicht sehr viel mitbekommen. Am besten fragst du deinen Vater oder Mr. Famous mal bei Gelegenheit danach."

"Ach so, kein Problem. Vielen Dank, ich werde sie wohl wirklich mal bei Gelegenheit danach fragen. Sie erinnern sich aber nicht mehr zufällig an den Namen des Navis?"

"Hmm...", grübelte Dr. Shepard einige Momente lang. "Ich glaube er hieß SpaceMan, obwohl ich das wirklich nicht mit absoluter Sicherheit sagen kann, tut mir leid..."

"Ach, ist ja nicht schlimm, vielen Dank noch mal. SpaceMan also... klingt wirklich spannend, oder Mega?", fragte Lan seinen Navi, als er sich das PET vor das Gesicht hielt.

"Ja, und ziemlich rätselhaft. Wir sollten Dad wirklich irgendwann mal darauf ansprechen. Das erinnert mich ein wenig an unser Abenteuer mit LaserMan und Duo..."

"Stimmt, obwohl ich da nicht wirklich gern wieder dran erinnert werden möchte..."

"Gibt's hier noch mehr zu sehen?", fragte dann Yai schließlich ungeduldig, nachdem ein paar Minuten lang kein Wort mehr gefallen war.

"Na ja, nicht mehr sehr viel. Im nächsten Raum befinden sich nur ein paar weitere Gänge, die nach oben zum Teleskop und zum Kontrollraum führen, aber ich denke wir haben jetzt nicht mehr genug Zeit uns das alles noch anzusehen...", sprach Dr. Shepard mit nervösem Blick auf die Uhr.

Und kaum hatte er ausgeredet kam auch Herr Takamura in den Raum gestürzt, völlig außer Atem. Lan und die anderen schauten ihn verwirrt an und liefen gleich zu ihm rüber.

"Alles in Ordnung?", erkundigte sich Mayl schnell besorgt.

"Ja, alles okay, es wird nur alles immer stressiger. Dr. Shepard?", fragte Takamura, als er sich wieder einigermaßen gefasst hatte. "Ich brauche sie gleich, wenn die Officials mit dem Chip ankommen, würden sie mir bitte folgen?"

"Ja, natürlich."

"Und was sollen wir machen?", wollte Lan wissen, der auch endlich helfen wollte.

"Deine Freunde können sich schon in den Vorführraum setzen. Einfach die Treppe hier vorn hoch und immer geradeaus. Sucht euch ein paar schöne Plätze aus. Was dich betrifft Lan, Nanako hat wieder Probleme mit ihrem Fuß und sitzt momentan im Park fest. Würdest du bitte schnell zu ihr und meinen Aktenkoffer holen?"

"Ja, mach ich gerne!"

"Vielen Dank, ich wusste doch, ich kann auf dich zählen. Wenn du ihn hast, stell ihn in der Cafeteria ab und geh dann zu deinen Freunden. Ich werde später zu euch stoßen, okay?"

Herr Takamura sprach sehr schnell, schwitzte etwas und stand wohl unter extremem Zeitdruck. Lan nickte ihm zu und alles weitere geschah ohne Worte. Die Kinder verließen den Museumsraum wieder. Dex, Yai und Mayl gingen die Treppe hoch, vor der der Official noch schnell das Absperrungsschild weggenommen hatte und sich im Anschluss an die Theke am Eingang stellte, während Dr. Shepard und Herr Takamura den Museumsraum durch den anderen Gang verließen. Lan hingegen schnallte sich seine Skater an die Schuhe, die er immer an seinem Rucksack hängen hatte und flitzte raus durch den Haupteingang und rollte geschickt die lange Treppe runter.

Er versuchte keine Zeit zu verlieren und nahm den schnellsten Weg zum Park, durch den er heute schon öfters gekommen war.
 

Nach fast fünf Minuten erreichte Lan auch schließlich den Park, der noch immer rege belebt war und dessen Springbrunnen weiterhin vor sich hin sprudelte. Auf einer grünen Holzbank sah er schließlich ein Mädchen mit langem braunen Haar sitzen, gut gekleidet, welches sich den Fuß hielt. Und direkt neben ihr stand ein kleiner, schwarzer Aktenkoffer. Das musste Nanako sein!

Lan rollte schnurstracks auf sie zu und begrüßte sie mit einem freundlichen Lächeln, obwohl man ihm trotzdem ansah, dass er es eilig hatte.

"Hallo, bist du Nanako? Herr Takamura's Sekretärin?"

Das Mädchen hob seinen Kopf und Lan war etwas überrascht, als er ihr Gesicht sah. Er kannte diese hübsche junge Frau. Es war das selbe Mädchen, welches auch gewöhnlich bei Higsby im Chip-Shop arbeitete.

"Ach, hallo Lan.", begrüßte sie ihn etwas verdutzt.

"Seit wann arbeitest du denn bei CyberArmsTech und noch dazu als Sekretärin??"

"Das war Higsby's Idee. Frag mich nicht wie, aber er hat es geschafft mich in Windeseile zur Sekretärin von Herrn Takamura zu machen.", seufzte sie laut auf.

"Und warum sollte er das tun?", fragte Lan ganz verwirrt.

"Na ja, ich soll für ihn ein bisschen spionieren, was die Konkurrenz so macht. CyberArmsTech ist zwar teuer, aber viele von Higsby's Kunden sind trotzdem zu ihnen übergesprungen. Mir war erst nicht wohl bei dem Gedanken, aber im Grunde ist es gar nicht so schlecht. Herr Takamura ist nett und ich bekomme gleich zwei Gehälter. Allerdings habe ich mir letzten Dienstag, als es ziemlich hektisch war, den Fuß verdreht. Und nun tut er von Zeit zu Zeit weh, darum kann ich nicht weitergehen.", stöhnte sie leicht.

"Soll ich dich noch eben zum Krankenhaus bringen, es ist ja nicht so weit weg?"

"Nein, in ein paar Minuten wird es sicher wieder gehen, dann geh ich selbst dorthin. Wichtig ist jetzt nur, dass Herr Takamura seinen Aktenkoffer bekommt. Würdest du ihm den bitte bringen und mich entschuldigen?"

"Kein Problem, werd ich machen.", sprach Lan und nahm schnell den Koffer an sich.

"Vielen Dank und viel Spaß noch bei der Präsentation!", rief Nanako Lan noch hinterher, als dieser sich auch schon auf dem Rückweg befand.
 

Nach noch mal knappen sieben Minuten war Lan auch schon wieder zurück am Observatorium, lief die Treppe hinauf, rannte durch den Eingang und brachte die Tasche schnell in die Cafeteria, wie Herr Takamura es ihm gesagt hatte.

Draußen auf dem Parkplatz waren ihm schon einige Autos aufgefallen und auch an der Garderobe hingen mittlerweile sehr viele Jacken. Vermutlich waren die ersten Besucher schon da. Also beschloss auch er in den Vorführraum zu seinen Freunden zu gehen.

Lan folgte der Treppe, die mit rotem Teppichboden bedeckt war bis zu einem schwach beleuchteten Raum in dem jede Menge Stimmen zu hören waren, die wild durcheinander redeten. Er warf einen kurzen Blick hinein und erblickte Dutzende von Stuhlreihen, die insgesamt mindestens hunderte von Sitzgelegenheiten bieten mussten. Jeder der kleinen, roten Stoffsitze war so justiert, dass man automatisch direkt auf die große Bühne gucken würde, die sich auf der untersten Ebene der Halle befand, wenn man sich einmal niedergelassen hatte.

Viele verschiedene Leute wanderten wild umher in diesem großen Raum und suchten nach einem guten Sitzplatz und bevor Lan sich einmal richtig umsehen konnten, kamen gleich weitere Leute, die ihn von hinten in der Vorführsaal drängten. Es war eine einzige Rangelei um die besten Plätze!

Rund um die Bühne waren auch schon mehrere Kameras aufgestellt und verschiedene Fernsehteams bereiteten ihre Sendungen für die Live-Übertragung vor. Sogar Ribitta von DNN mit ihrem grünen, froschähnlichen Hut war zu sehen!

Während Lan sich an die Wand drückte, wo er hoffte nicht weiter angerempelt zu werden, hielt er Ausschau nach seinen Freunden. Ein Glück dass Dex etwas breiter war, so konnte er den großen Jungen, mit seinem auffälligen Haarschnitt schnell ausmachen und begab sich direkt auf seine Freunde zu, die in einer der vordersten Reihen Platz genommen hatten.

Lan quetschte sich an mehreren Leuten vorbei, die selbst versuchten einen guten Platz weit vorne zu ergattern und dabei rempelte er auch so manche Berühmtheit an.

Lan war wirklich begeistert, als er all die Leute in der riesigen Halle sah. So was hatte er noch nie erlebt. Fast nur die reichsten Leute aus aller Welt waren momentan in diesem Raum versammelt und unter den Anwesenden erkannte Lan auch einige alte Bekannte, so wie Prinzessin Pride von Creamland, welche einst für die Internet-Mafia Gospel gearbeitet hatte, aber nun alles daran setzte ihre Verbrechen wieder gut zu machen. Sie sah fast genauso aus wie damals, mit ihrem langen blonden Haar und dem wunderschönen weißen Kleid, einer Prinzessin würdig. Als auch sie Lan bemerkte winkte sie ihm fröhlich zu und er lächelte zurück. Einige Reihen dahinter sah er auch Mr. Famous und Jim sitzen, die sich die Show wohl auch nicht entgehen lassen wollten, ihn allerdings nicht bemerkten. Sein Vater wollte eigentlich auch zusehen, doch Lan hatte ihn bisher noch nirgends erkennen können...

Schließlich erreichte der Junge aber die mittlere, dritte Reihe, in der sich Mayl, Dex und Yai niedergelassen hatten und ihn schon erwarteten. Mayl hatte den Platz neben ihr extra für ihn freigehalten und deutete ihm sich schnell zu setzen...

"Da bist du ja endlich. Es muss bald anfangen. Hast du die Tasche holen können?", fragte Mayl aufgeregt.

"Yup, ich hab sie abgeholt, alles in Ordnung. Habt ihr zufällig schon meinen Vater gesehen?", fragte Lan, als er sich gleich nach dem Setzen nach hinten drehte und die Zuschauerreihen noch mal nach seinem Vater absuchte.

"Ne, leider nicht.", antwortete Mayl und schaute sich selbst auch noch mal um.

Aber es hatte wohl keinen Sinn. In dem immer größer werdenden Tumult war es unmöglich jemand spezielles herauszusehen.
 

Es dauerte noch knapp zehn Minuten, bis das Licht sich schließlich dämmte und allmählich Ruhe in den großen Saal einkehrte. Stellenweise hörte man immer noch leises Getuschel und man konnte die Aufregung förmlich spüren. Alle Leute saßen wie gebannt dar und richteten ihre Augen auf die Bühne, auf die nun sämtliche Scheinwerfer gerichtet waren.

Die Reporter und ihre Fernsehteams waren auch bereit und ein bisschen nervös. Nichts durfte ihnen entgehen!

Lan krallte sich schon fast richtig an der Armlehne seines Platzes fest, so nervös war er. Es war wie im Kino, wenn man einen Film sehen wollte, den man schon seit langer Zeit erwartet hatte und schließlich war der große Tag der Premiere gekommen und vorsichtig begannen auf der großen Leinwand die ersten Schriftzüge ihre Runden zu ziehen.

Lan und Mayl mussten sich zwischendurch immer wieder ansehen und lächelten sich aufgeregt entgegen. 'Wann geht es denn nun los?', fragte sich der braunhaarige Junge immer wieder gedanklich. Doch dann war es wirklich so weit!

Langsam zog sich der rote, vom Licht bestrahlte, Vorhang hoch und enthüllte einen riesigen Monitor auf der Bühne, vor dem ein winziges Rednerpult aufgestellt war. Lauter Applaus und jubelnde Schreie hallten wie eine Welle durch den Vorführsaal, als Herr Takamura langsam aus dem Dunkeln ins Licht der Bühne trat und sich vor das Rednerpult stellte, sich kurz verbeugte und wartete, bis der Applaus wieder vorüber war, was einige Minuten dauerte.

Plötzlich war alles auf Takamura fixiert: die Blicke der Zuschauer, das Licht der Scheinwerfer, die Fotoapparate und Kameras und die Aufmerksamkeit im ganzen.

Nun war es mucksmäuschenstill, so dass Lan wieder seinen eigenen Atem hören konnte.

Takamura's Blick wanderte einmal quer durch die Halle und wieder zurück und noch ein weiteres Mal zu beiden Seiten. Der Mann wusste, wie man die Spannung ins Unermessliche steigern konnte. Doch schließlich begann er seine Ansprache...

"Sehr geehrte Damen und Herren!", begann er und verbeugte sich noch einmal vor dem Publikum. "Es ist mir wirklich eine Ehre und überaus große Freude, sie alle heute hier vor mir zu sehen. Viele berühmte Personen haben sich heute hier versammelt und fast die ganze Welt wohnt diesem ereignisreichen Augenblick grade über das Fernsehen bei. Ich möchte mich bei ihnen allen herzlich bedanken. Ich hatte mir bei weitem nicht so viel Erfolg und Zulauf mit dieser kleinen Vorstellung erhofft und es macht mich wirklich glücklich. Es ist wundervoll zu sehen, dass sich selbst alt und jung hierher gewagt haben und gemeinsam nun meinen Worten lauschen. Ohne sie alle wäre das hier wohl gar nicht möglich geworden und darum möchte ich ihnen noch einmal danken, da mir dieser Tag sehr viel bedeutet. Besonderer Dank an dieser Stelle gebührt natürlich den Leuten, die mir bei den wirklich komplizierten und hektischen Vorbereitungen geholfen haben." Als Takamura diese Worte sprach blickte er für einen kurzen Moment direkt in Lan's Augen und nickte ihm leicht zu, so dass Lan sofort wusste, dass dieser spezielle Dank auch ihm galt. "Aber ich denke sie sind alle hergekommen um auch etwas sehen zu können und nicht meiner langweiligen Rederei zuzuhören, oder?", sprach er und musste leicht lachen, was auch vom Publikum erwidert wurde. "Ich möchte ihnen heute gerne einen Battle Chip präsentieren, den meine Firma selbst hergestellt hat und das in sehr mühevoller Arbeit. Es stimmt mich traurig, dass ich diesen Chip am Ende der Vorführung an die Officials übergeben muss, welche ihn vorerst konfiszieren werden. Dieser Chip ist ein wahres Meisterwerk und ich bin sehr stolz auf die Arbeit, die meine Leute da geleistet haben. Nichts desto trotz kann ich es wohl nicht ändern und muss mich wohl oder übel dem Willen der Officials beugen. Aber immerhin habe ich es durchsetzen können, dass sie alle hier heute wenigstens eine kleine Kostprobe von dem zu sehen bekommen können, was dieser Chip leisten kann! Sie werden nie zuvor einen mächtigeren Chip gesehen haben. Virus-Busting wird mit ihm in eine völlig neue Dimension gehoben! Doch leider birgt er auch große Zerstörungskraft und somit große Gefahr... Ich wünschen ihnen allen viel Spaß bei der folgenden Show!" Ein letztes Mal verbeugte sich Takamura und genoss den Applaus der Menge, der ihn noch so lange begleitete, bis er die Bühne wieder verlassen hatte und ein Official ins Rampenlicht trat.

Während der Official versuchte wieder ein wenig Ruhe für seine Ansprache zusammenzubekommen, lief Takamura schnurstracks durch die Zuschauerreihen und nahm auf dem leeren Sitz neben Lan Platz.

"Na, wie fandest du die Ansprache? War wohl doch etwas zu lang und vor allem langweilig...", seufzte Takamura erleichtert und zugleich unzufrieden mit sich selbst und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

"Nein, es war wirklich ganz toll. Es wird von Minute zu Minute spannender!", gab Lan begeistert zu.

"Freut mich, dass es dir gefällt. Ich hab übrigens gesehen, dass du meinen Aktenkoffer gebracht hattest, dafür wollte ich dir noch danken...", sprach Takamura und durchwühlte die Innentaschen seines Mantels.

"Ach, nicht der Rede wert.", warf Lan ein, doch es war schon zu spät.

Takamura hatte einen Battle Chip aus seinem Mantel gezogen und drückte ihn Lan in die Hand.

"Einen besseren habe ich grade nicht dabei, sorry. Ich hoffe er kann dir nützlich werden."

Lan strahlte richtig vor Freude. Er versuchte den Chip zu erkennen, was etwas schwierig im Dunkeln war.

"Es ist eine PlantBomb. Ein Pflanzen Chip. Er setzt bei seiner Explosion immer unterschiedliche Sporen frei, die bei deinen Gegnern die unterschiedlichsten Reaktionen hervorrufen können. Zeitweise Paralyse, Vergiftung, Verwirrung und noch einiges mehr. Sehr gut, wenn du einen Moment brauchst um nachzudenken und dir eine freie Minute von deinen Gegnern schaffen willst.", erklärte Takamura mit einem nun zufriedenen Lächeln. "Wo ist übrigens Nanako?"

"Die ist wegen ihrem Fuß zum Arzt gegangen, ich sollte sie entschuldigen."

"Ach so, hatte ich mir schon fast gedacht. Na ja, ich hoffe es geht ihr bald wieder gut...", doch dann begann Takamura zu schweigen und er und Lan richteten ihre Blicke zurück auf die Bühne, wo der Official seine Ansprache beginnen wollte.

"Guten Tag! Herr Takamura hatte ja grade schon eine schöne Rede zur Einführung geliefert und ich würde diese nun gerne fortsetzen. Wie er schon erwähnte besitzt dieser Battle Chip eine enorme Zerstörungskraft. Darum mussten wir ein speziell entwickeltes Internetprogramm herstellen, um ihnen eine optimale Show liefern zu können. Alles ist bestens gesichert und wir haben für alles vorgesorgt, darum brauchen sie keine Angst zu haben, dass etwas schief gehen könnte.", erklärte der Official und wandte sich anschließend kurz um und deutete auf den riesigen Monitor. "Hier werden sie gleich alles beobachten können, was sich im Netzwerk des Observatoriums abspielen wird. Wir werden zuerst einige Viren freisetzen, die im Anschluss einer unserer Navis besiegen wird und zwar mit Hilfe des Star Rain Battle Chips. Sie können sich auf ein Spektakel der Extraklasse vorbereiten! Ich bitte sie nun, konzentriert dem Geschehen auf diesem Monitor zu folgen!"

Der Official trat schnell aus dem Bild und lief ebenfalls von der Bühne runter, als sich plötzlich der gesamte Raum verdunkelte. Es war mit einem Male stockduster und Lan konnte die Hand vor Augen nicht sehen. Doch dann blitzte in einem hellen Licht der riesige Bildschirm auf und zeigte ein großes Areal direkt aus der Cyberwelt.

Auf einer gigantischen orangefarbenen Plattform mit vereinzelten grünen Flächen, die hell leuchteten, erschien auf einmal ein roter Standard-Navi, der sich schnell in das System einloggte.

"Das ist der Navi, der den Chip testen wird.", flüsterte Takamura Lan und seinen Freunden zu, die gebannt auf den Bildschirm starrten.

Die Kamera zoomte näher an den Navi heran, so dass man ein sehr gutes Bild von ihm erhielt. Er verbeugte sich und begann im Anschluss sich kurz vorzustellen und noch einmal die wichtigsten Dinge zu wiederholen.

Während Lan immer ungeduldiger wurde und sich wünschte, der dumme Navi würde einfach die Klappe halten und anfangen, trat auf einmal ein Official neben Herrn Takamura und weckte so auch Lan's Aufmerksamkeit. Lan versuchte genau zu verstehen, was die beiden zu bereden hatten, bekam allerdings nicht alles mit.

"Wir haben da ein kleines Problem, Sir.", war das einzige, was Lan richtig raushören konnte, was der Official zu Takamura gesagt hatte.

Takamura nickte dem Mann kurz zu, welcher sich dann auch schnellen Schrittes wieder entfernte.

"Ich bin gleich wieder da. Nur eine kleine Störung. Ich sehe mir das kurz an, genießt ihr weiterhin die Show."

Lan nickte Takamura auch zu, als dieser vorsichtig aufstand und dem Official schnell hinterherlief.

"Was da wohl los ist?", erklang plötzlich MegaMan's Stimme.

"Keine Ahnung...", antwortete Lan und versuchte sich wieder auf den roten Navi zu konzentrieren, der noch immer am Reden war.
 

Der Official führte Takamura über einen Sicherheitsgang hinter der Bühne schnell zum Kontrollraum, der auch durch das Museum zu erreichen war.

Der Kontrollraum war nicht allzu groß und quadratisch. An drei Wänden standen große Computer mit vielen Monitoren und jeder Menge blinkender Lampen, welche von ein paar anderen Officials bedient wurden, die von hier aus die ganze Vorführung im Auge behielten. Auch Dr. Shepard war anwesend und beobachtete etwas nervös einen kleinen Bildschirm.

Der Official, der Takamura hergeführt hatte, deutete auf das Bild, welches auch Dr. Shepard betrachtete und der junge Firmenchef blickte sofort, ebenfalls etwas nervös, darauf.

"Sehen sie diesen Navi?", fragte Dr. Shepard, als er merkte, dass Takamura neben ihn getreten war und deutete auf den Bildschirm. "Wir wissen nicht woher er kommt, aber er durchbricht eine unserer Firewalls nach der anderen."

"Und was will der hier?", fragte Takamura verwirrt und ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit.

"So wie es aussieht ist er auf direktem Weg zum Vorführareal und will den Chip stehlen.", erklärte der Official und faltete nachdenklich die Arme.

"Was? Das ist unmöglich! Ich dachte ihre Sicherheitssysteme wären perfekt, also wie-", doch Takamura wurde mitten im Satz von einem lauten Sirenenton unterbrochen, als auf einmal rotes Alarmlicht immer wieder schnell aufblinkte.

"Was ist jetzt??"

"Er ist durchgebrochen!!"
 

Im Vorführraum wurde die Stimmung auch ziemlich unruhig, als mit einem Male das Alarmlicht zu blinken begann und den dunklen Saal immer wieder für kurze Momente in rötliches Licht tauchte.

"Was ist denn nur los?", fragte Mayl beunruhigt, die sich wie ihre Freunde verwirrt umschaute.

Doch ein lauter Knall zog die Aufmerksamkeit aller Anwesenden wieder auf den großen Monitor, wo sich plötzlich ein weiterer Navi ins System einloggte und dem roten Standard-Navi auf einmal gegenüberstand.

"W-wer sind sie??", fragte der rote Navi mit unsicherer Stimme sein grade erschienenes Gegenüber.

Der große, unbekannte Navi antwortete allerdings nicht sondern starrte den Standard-Navi nur durchdringend an. Sein Körper war bräunlich mit schwarzen Armen und Beinen. An den Gelenken hatte er dicke, metallene, reifenartige Ringe sitzen und über Brust, Unterarme und selbst um die Beine waren jede Menge Stahlketten geschlungen. Sein Mund war von einer dicken Eisenpanzerung geschützt und man konnte unter dem Helm nur die Augen des Navis erkennen, der sich durch das gesamte Sicherheitssystem des Observatoriums gekämpft hatte und nun bis ins Testareal gelangt war.

Nach einem lauten Lachen begann der Unbekannte schließlich doch zu antworten.

"Ich bin ChainMan. Wie ich sehe hast du da diesen Star Rain Battle Chip in der Hand?", fragte er und sein Blick fiel auf die rechte Hand des roten Navis, in der er einen kleinen Chip hielt, auf den bereits die Daten für den Star Rain Chips transferiert worden waren.

"J-ja, und w-warum w-wollen sie d-das wissen??", fragte der Standard-Navi verängstigt und trat einige Schritte zurück.

"Weil ich diesen Chip dringend für meinen Meister brauche, also gib ihn her!"

"N-niemals!!"

"Na gut, dann hol ich ihn mir eben..."

Bevor der rote Navi auch nur zur Flucht ansetzen konnte, waren seine Beine auch schon mit dicken Ketten gefesselt, die ChainMan nach ihm geworfen hatte. Ohne mit der Wimper zu zucken, hob ChainMan den Navi auf, der vor Schreck zu Boden gestürzt war, legte ihn sich über die Schulter und brach ihm mit einem Ruck das Rückrad, worauf der rote Navi sofort gelöscht wurde und den Chip fallen ließ.

Lan starrte fassungslos auf den großen Monitor, auf dem er alles beobachten konnte.

Andere Leute gerieten plötzlich in Panik und wollten davonlaufen, bekamen allerdings noch mehr Angst, als sie merkten, dass der Ausgang elektronisch verriegelt war.

"Hahahahahahahahahaha!!", erhallte ChainMan's Lachen im gesamten Saal, als er sich an das Publikum wandte, nachdem er den Chip aufgehoben hatte. "Von euch verlässt keiner lebend dieses Observatorium! Dafür werde ich sorgen... also genießt eure letzten Minuten, ehe der ganze Laden hier hochgeht!! Haha!! Ich hoffe die Show hat ihnen gefallen, meine Damen und Herren.", verbeugte sich ChainMan ironisch. "Bis zum nächsten Mal! Oder vielleicht auch nicht... Hahaha!!"

Und schon war der Eindringling in einem hellen Blitz verschwunden, als er sich ausgeloggt hatte.

Lan sprang von seinem Sitz auf. Er musste dringend etwas unternehmen! Nur... was?

Doch dann kam ihm auch schon Herr Takamura eilig entgegengerannt.

"Was ist hier los? Wer war dieser Navi grade?", fragte Lan sofort.

"Keine Ahnung. Er hat das Sicherheitssystem überwunden und den Chip gestohlen. Aber wie es aussieht besitzt er keinen Operator. Zumindest ist er noch im System des Observatoriums unterwegs, aber die Navis der Officials sind nicht stark genug, um ihn aufzuhalten. Wir können das Observatorium auch nicht mehr verlassen. Es sieht so aus, als hätte ChainMan alle Türen verriegelt."

"Gibt es keinen Weg ihn zu stoppen?"

"Doch. Über den Kontrollraum kannst du dich einloggen und ihn verfolgen. Bitte... du musst den Chip unbedingt zurückholen!", flehte Takamura Lan schon fast an.

"Kein Problem, wir werden diesen Navi schon schnappen, oder Mega?"

"Selbstverständlich!", bestätigte der blaue Navi.

"Na gut, dann folg mir schnell..."

Und schon rannte Takamura wieder los, durch die Reihen der aufgeregten Zuschauer und Lan lief ihm direkt hinterher. Mayl schaute ihm verwirrt nach, doch folgte ihm lieber nicht, da sie wusste, dass sie wahrscheinlich eh nur stören würde...

Noch war es nicht zu spät. Was immer ChainMan mit den Leuten im Vorführsaal vor hatte, Lan würde es zu verhindern wissen!

Chasing the Battle Chip-Thief!

Lan folgte Takamura durch den Sicherheitsgang hinter der Bühne, der nun immer wieder für einen kurzen Augenblick rot aufleuchtete, bevor er wieder tief schwarz wurde.

Es dauerte nicht lange und die beiden fanden sich in dem kleinen Kontrollraum wieder, in dem die Officials in panischer Eile hin und her rannten und versuchten alles unter Kontrolle zu bekommen. Lan's Blick fiel direkt auf Dr. Shepard, der hochkonzentriert und ziemlich angestrengt vor einem kleinen Monitor stand und irgend etwas darauf aufgeregt beobachtete.

Lan und Takamura traten gerade neben Dr. Shepard, als drei weitere Personen den Raum betraten. Lan blickte sich überrascht um und erkannte im roten Alarmlicht Mr. Famous, Jim und seinen Vater!

"Dad?", fragte Lan und sein Gesichtsausdruck war eben so überrascht wie der von Dr. Hikari.

"Ich hatte mir schon irgendwie gedacht dich hier zu finden.", sprach Lan's Vater und lächelte seinen Sohn warmherzig an, ehe sein Blick ziemlich ernst wurde und auf Dr. Shepard fiel.

"Hi, Lan! Schön dich hier zu sehen!", begrüßte Jim den Jungen und schüttelte ihm kurz die Hand.

Mr. Famous nickte Lan nur kurz zu bevor sich sämtliche Aufmerksamkeit auf Dr. Shepard richtete, der sich nun allen Anwesenden zuwandte.

"Ah, Yuichiro, da bist du ja!", sprach Dr. Shepard und war sichtlich erleichtert Dr. Hikari zu sehen.

"Was ist denn hier los?"

"Die Lage scheint ziemlich ernst zu sein.", sprach Shepard, als er auf einen größeren Monitor deutete, auf dem das Netzwerk des Observatoriums zu sehen war. "Um den Star Rain Battle Chip vorzustellen, mussten zunächst seine Daten auf einen Chip in der Cyberwelt transferiert werden, so dass unser Navi ihn hätte benutzen können. Ohne die Daten ist der Chip in der realen Welt nun nutzlos. Ich weiß nicht wie, aber dieser Navi, der hier eingedrungen ist, hat irgendeinen Zugang über das Internet zum Server des Observatoriums gefunden und sich nach und nach durch unsere Sicherheitssysteme gearbeitet und den Chip in der Cyberwelt gestohlen, welcher nun die Star Rain-Daten in sich trägt."

"Aber ich dachte die Officials hätten alles sorgfältig abgesichert?", fragte Lan erstaunt.

"Das haben wir wohl alle gedacht. Dieser ChainMan hatte nahezu mühelos unsere Firewalls durchbrochen. Er muss ziemlich stark sein... Momentan befindet er sich im dritten Observatoriums Computer. Die Official-Navis haben nicht die geringste Chance gegen ihn. Darum brauchen wir deine Hilfe, Lan. Meinst du, du könntest versuchen ChainMan einzuholen und ihn aufhalten? Es geht nicht nur um den Star Rain Battle Chip, sondern auch um die Leute im Vorführsaal. Wir wissen nicht was ChainMan vor hat, aber er darf damit nicht durchkommen!"

Lan schluckte und ließ sich das alles sorgfältig durch den Kopf gehen. Ihm kamen Zweifel. Ob er wohl wirklich in der Lage wäre einen so starken Navi aufzuhalten? Es machte ihn irgendwie ziemlich nervös, dass plötzlich alle auf ihn vertrauten, ihn anstarrten und angespannt auf seine Antwort warteten. Doch zu seiner Erleichterung trat Jim neben ihn und holte sein PET heraus.

"Wir werden das gemeinsam erledigen, oder Lan? GeyserMan und MegaMan werden sich diesen Typen schon vorknöpfen."

Lan sah Jim erleichtert an und fasste neuen Mut.

"Ja, wir werden ihn aufhalten!"

"Sehr gut.", sprach Dr. Shepard und wandte sich wieder zu dem kleinen Monitor. "Von hier aus könnt ihr euch einloggen. MeteorMan befindet sich auch schon im System, er wird euch so gut es geht helfen. Eins bleibt aber noch zu erwähnen..."

Alle starrten Shepard fragend an, während er hektisch auf seinem PET herumtippte, das er an den kleinen Monitor angeschlossen hatte.

"Drei der Firewalls, die ChainMan überwunden hat sind noch aktiv. Der Angriff hat allerdings ihre KI durcheinander gebracht und somit ist es gut möglich, dass sie sich gegen euch wenden werden."

"Aber sind Firewalls nicht gewöhnliche Absperrungen?", fragte Lan verdutzt.

"In diesem Fall leider nicht. Wie ihr sehen werdet wird durch diese hier der Begriff 'Fire'wall ganz neu definiert!"

Lan blickte noch einmal auf sein PET, wo MegaMan ihm entschlossen zunickte. Er zog das Kabel heraus und gemeinsam mit Jim stellte er sich neben Dr. Shepard.

"Lan!", erklang plötzlich Dr. Hikari's Stimme von hinten und sein Sohn wandte sich ihm noch einmal zu. "Passt ihr gut auf euch auf. Dieser ChainMan muss wirklich stark sein. Wenn ihr es nicht schaffen solltet, gebt lieber auf, aber bitte geh nicht bis ans äußerste... ich kenne dich ja..."

"Keine Sorge, Dad. Ich und MegaMan passen schon auf uns auf und Jim und Dr. Shepard sind ja auch noch da."

Dr. Hikari lächelte seinem Sohn erleichtert entgegen, aber er wusste, dass es eh so gut wie sinnlos war Lan zu warnen. Dann drehte er sich zu Mr. Famous und die beiden verschwanden wieder aus dem Kontrollraum.

Seishiro Takamura trat ein Stück zurück, um Lan und Jim Platz zu schaffen. Ziemlich nervös trat er auf und ab und beobachtete alles genauestens.

"Bereit, Lan? Ich schicke GeyserMan schon vor... Jack-In, GeyserMan!"

Nachdem Jim seinen Navi eingeloggt hatte, schloss auch Lan sein PET an einem der Slots unter dem kleinen Monitor an.

"Jack-In, MegaMan! Execute!"
 

Die beiden Navis fanden sich mit einem Male im Netzwerk des Observatoriums wieder, nachdem der Transfer beendet war.

MegaMan und GeyserMan schauten sich zunächst das seltsame Areal an, in dem sie sich befanden. Es erinnerte ein wenig an die Star Area, wo die Net-Games stattgefunden hatten.

Die Plattformen waren aus durchsichtigem Glas und man konnte leicht ihren Rand übersehen, wenn man nicht gut aufpasste. Zwischendurch zogen aber auch helle Blitze in Zickzackbewegungen durch die Glasplatten und brachten das Areal kurz zum vibrieren.

Als MegaMan seinen Blick nach oben hob sah er einen klaren Sternenhimmel, an dem haufenweise Sternschnuppen zu beobachten waren.

"Okay, es ist soweit!", erklang schließlich Dr. Shepard's Stimme. "Ihr müsst immer geradeaus, wenn ihr den zweiten Observatoriums Computer erreichen wollt. Der Eingang dorthin wird allerdings durch eine dieser Firewalls blockiert. MeteorMan wird euch dort erwarten. Zerstört sie gemeinsam und bahnt euch euren Weg zu ChainMan. Er befindet sich nun im vierten Computer und es sieht momentan so aus, als würde er seine derzeitige Position nicht verändern. Trotzdem... beeilt euch!!"

MegaMan und GeyserMan schauten einander entschlossen an und setzten sich sofort in Bewegung. In einiger Entfernung konnten sie auch schon eine riesige, metallische Wand erkennen, welche die Firewall sein musste. Sie war aber noch zu weit weg, um genaueres zu sehen.

Die beiden blauen Navis liefen so schnell sie konnten, erschraken aber erst einige Male, bis sie sich an das plötzliche Vibrieren der Plattform gewöhnt hatten, dass immer dann entstand, wenn ein weiterer Blitz seinen Weg durch das Glas hinter sich gelegt hatte.

Wenn MegaMan ab und zu auf den Glasboden schaute konnte er hindurch ebenfalls nur schwarze Leere und jede Menge Sterne erkennen, so wie direkt über ihm. Es war fast so, als würde er sich gar nicht auf irgendeinem Boden bewegen, sondern mitten im All schweben.

"Vorsicht, vor euch!!!", riss aber MegaMan's Blick mit einem Male wieder nach vorn, wo sich mehrere Viren materialisierten und den beiden Navis den Weg abschnitten.

"Durch die Zerstörung der Sicherheitssysteme können Viren im ganzen System nun ein- und auswandern, seid bloß vorsichtig!", warnte Dr. Shepard die Operator der zwei Navis, die sich auch gleich gegen die Angreifer zur Wehr setzten.

Es waren kleine DeathFire-Viren, in bräunlichen Kutten, deren Gesichter fast völlig verdeckt und schwarz wie die Nacht waren. In ihren winzigen Ärmchen hielten sie kleine Zepter, die mit funkelnden Kristallen bestückt waren.

"Keine Sorge, die übernehme ich!", sprach GeyserMan und trat vor MegaMan, welcher sich erst mal zurückhielt.

Die DeathFire-Viren waren gerade dabei einen Asteroidenangriff zu starten, doch GeyserMan's Hochdruckwasserwerfer löschten sie, im wahrsten Sinne des Wortes, genauso schnell, wie sie sich materialisiert hatten.

"Hey, nicht schlecht.", gab MegaMan begeistert zu.

"So was ist ja auch ein Klacks. Da muss schon mehr kommen, als-", doch schnell bereute GeyserMan wieder diese Worte ausgesprochen zu haben, da er im selben Moment von einem roten UFO-artigen Virus gerammt und umgeworfen wurde.

MegaMan aktivierte seinen Buster und erblickte gleich drei weitere, die sich von allen Seiten näherten. Sie sahen wie kleine, runde, fliegende Untertassen aus und oben aus dem winzigen Cockpit lugten gelbliche, Köpfe heraus, die ihre Opfer genau beobachteten.

"Okay, jetzt bin ich an der Reihe!", sprach MegaMan und streckte einen Virus mit einem gezielten ChargeShot sofort nieder.

Auch GeyserMan rappelte sich wieder auf und begann auf die kleinen Angreifer zu feuern, die in unregelmäßigen Bewegungen hin und her schwebten und so allen Bustergeschossen und Wasserstrahlen auswichen.

"Okay, so wird das nichts.", wandte Lan schließlich ein und lud einen Battle Chip runter. "MoonBlade, Slot-In!"

Doch bevor MegaMan den Battle Chip aktivieren konnte leuchtete plötzlich eines der UFOs hell auf und schoss einen gleißenden Blitz auf den blauen Navi. Aber zu MegaMan's Überraschung war ihm selbst nichts geschehen.

"Was war das denn jetzt?", fragte Lan verwirrt.

"Diese UFO-Viren haben die besondere Fähigkeit Battle Chips zu zerstören. Es hat keinen Sinn. Sobald du einen runterlädst, feuern sie einen Blitz auf deinen Navi und die Chipdaten werden augenblicklich gelöscht.", erklärte Dr. Shepard.

"Das ist schlecht... Okay, dann müsst ihr sie ohne unsere Hilfe erledigen."

"Das schaffen wir schon.", sprach GeyserMan fest entschlossen und erledigte einen weiteren Virus mit seinem Wasserwerfer. "Siehst du? Kein Problem!"

Aber wieder einmal war der Aqua-Navi wohl zu voreilig gewesen und in seiner Unvorsicht bemerkte er nicht, dass die anderen beiden UFOs sich ihm von vorne und hinten näherten und kräftig rammten. Keuchend ging er in die Knie.

"Wuah, ihr kleinen Pestbeulen... Auaaaaa... das tut doch weeeeh!!", stöhnte er, als er sich die schmerzenden Stellen mit seinen Bustern hielt.

Doch kaum hatte sich GeyserMan wieder gefasst, stand er auf und schlug voller Wut auf eines der kleinen UFOs, was ihm mehrmals aus Schadenfreude um den Kopf gesurrt war.

Mit einem lauten Quieken trudelte das nun abstürzende UFO wild durch die Gegend und fand seine endgültige Notlandebahn direkt in MegaMan's Gesicht, welcher von der Wucht des ankommenden Virus gleich umgeschleudert wurde.

Lan und Jim starrten fassungslos auf ihre PETs. Was war nun wieder geschehen??

Der Virus war zwar nach der harten Bruchladung sofort gelöscht gewesen, doch MegaMan's Nase hatte scheinbar auch ziemlich viel einstecken müssen und so hielt sich der Navi das schmerzende Geruchsorgan, während ihm beim Aufstehen leichte Tränen in die Augen schossen.

"Sorry, war keine Absicht.", entschuldigte sich GeyserMan verlegen, obwohl es ja nicht mal wirklich seine Schuld gewesen war. Doch dann wurde sein Blick sofort ernst und er ging langsam um MegaMan herum, welcher ihn aufmerksam beobachtete.

"Psst... keine Bewegung...", flüsterte GeyserMan ihm zu, während er weiter rund um MegaMan herumging.

Hinter dem Rücken des blauen Navis hatte sich nämlich der letzte UFO-Virus versteckt und schwebte ängstlich und mit geschlossenen Augen in Schulterhöhe des an der Nase verletzten Navis. MegaMan, der allmählich Panik bekam, als er hörte, dass GeyserMan seinen AquaBuster lud, wollte sich grade umdrehen, um zu sehen, was los war, als er schon von einer starken Wasserfontaine umgeworfen wurde.

"Haha, erwischt!!", jubelte GeyserMan zufrieden, als er zusah, wie sich die Datenteilchen des Virus auflösten.

MegaMan hingegen war nicht so sehr begeistert, der nun völlig nass war und dessen Nase noch immer schmerzte.

"Wieso muss so was immer dann passieren, wenn alle möglichen Leute uns zusehen können? Kannst du dich nicht einmal ernst benehmen?", seufzte Jim, der sich an seinen Kampf mit Lan erinnerte und auch an andere Situationen, wo Dinge geschehen waren, die ihm unglaublich peinlich gewesen waren und die GeyserMan verschuldet hatte..

"Ist ja nicht so schlimm. Vergessen wir's einfach und gehen lieber schnell weiter.", versuchte MegaMan sich ein angestrengtes Lächeln abzuverlangen und seinen Schmerz und die Tatsache, dass er pitschnass war, zu vergessen.

"Yup, wir dürfen nicht vergessen, weswegen wir hier sind! Los, weiter geht's!", sprach Lan und so setzten sich die beiden Navis wieder in Bewegung und es dauerte nicht lange, bis sie schließlich MeteorMan erreichten, welcher ihnen ziemlich erschöpft entgegenkam.

"Was ist passiert?", fragte MegaMan auch sogleich.

"Ich schaff es nicht an der Firewall vorbeizukommen...", antwortete MeteorMan schwer atmend. "Sie ist zu stark, allein kann ich sie nicht zerstören."

MegaMan und GeyserMan ließen ihre Blicke über MeteorMan's Schulter wandern.

Das war in der Tat eine Firewall, wie sie Lan bisher noch nicht gesehen hatte! Oder doch... er erinnerte sich an eine ähnliche, als er damals versuchte den Professor und seinen LifeVirus R aufzuhalten. Nur war diese hier noch schwerer bewaffnet!

Es war eine riesige, metallisch aussehende Wand, aus der unzählige, selbstfeuernde Geschütze herausguckten. Man sah ihr bereits einige Kampfspuren in Form von schwarzen Brandflächen, stellenweise kaputter Außenhaut und einigen demolierten Kanonen an. Doch nicht nur für Lan war es unvorstellbar, wie ChainMan da jemals hätte dran vorbeikommen können!?

Die drei Navis entfernten sich schnell aus dem Schussradius der Firewall, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen.

"Also gut. Hat einer von euch einen Plan?", fragte GeyserMan, als er noch mal zur Firewall rüberblickte, die bereits sämtliche Geschütze in Richtung der drei Navis justiert hatte.

"Eigentlich müsste ich in der Lage sein sie mit einem gezielten Schlag zu zerstören.", sprach MeteorMan, der ebenfalls noch einen Blick zur Firewall warf. "Seht ihr die Stelle, wo die Panzerung aufgerissen ist? Dort wo der Qualm austritt unterhalb der beiden großen Geschütze?"

MegaMan und GeyserMan erkannten die Stelle sofort. In der Mitte der Firewall waren zwei dreiläufige Magnumkanonen angebracht, die wohl beiden größten Geschütze an dieser Sicherheitswand. Direkt unter ihr hatte die Panzerung einen leichten Riss, umgeben von einem schwarzen Brandfleck. Dunkler Qualm drang heraus...

"Wenn ich die Stelle mit voller Wucht erwische, könnte ich ein Loch in die Firewall schlagen, durch das wir anschließend ins nächste Areal gelangen können. Das Problem war bisher nur, dass ich nicht nah genug herankam, ohne gleich unter heftigen Beschuss zu geraten."

"Verstehe...", grübelte MegaMan. "Dann werden GeyserMan und ich versuchen das Feuer auf uns zu lenken-"

"Hast du einen Knall??", unterbrach GeyserMan den blauen Navi sofort, als er noch einmal alle Geschütze gedanklich durchzählte. "Die Dinger vaporisieren uns bevor wir auch nur nahe genug dran sind um zu einem Ablenkungsmanöver anzusetzen!!"

"Wir haben aber keine andere Wahl, oder fällt dir was besseres ein?"

Stumm ließ sich GeyserMan das ganze noch einmal durch den Kopf gehen. Ihm fiel wirklich nichts anderes ein.

"Okay, wie schon gesagt... Wir lenken die Geschütze ab, während MeteorMan angreift. Das muss alles sehr schnell gehen, verstanden?"

"Keine Sorge. Ich brauche zwar etwas um meine Kräfte zu sammeln, aber ich werde mich beeilen.", antwortete MeteorMan entschlossen und nahm bereits seine Position ein.

"Bereit, GeyserMan?"

"Ja ja...", seufzte der Aqua-Navi und nahm neben MegaMan Platz.

Die mindestens zwanzig Geschütze der Firewall hielten bereits ungeduldig auf die drei Navis zu, konnten sie allerdings noch nicht erwischen, da sie zu weit entfernt waren.

"Also gut, los!!", gab MegaMan den Befehl und es konnte beginnen.

Während MegaMan und GeyserMan direkt auf die Firewall zustürmten, welche sofort all ihre Kanonen auf die beiden richtete und losfeuern ließ, machte MeteorMan sich für seinen Angriff bereit. Er rannte vorwärts, bis er nahe genug dran war, sprang in die Luft und ließ Arme, Beine sowie seinen Kopf in seinem meteoritenförmigen Körper verschwinden, während er sich, in der Luft schwebend, auflud.

Die zwei Navis, die das Ablenkungsmanöver ausführten rannten zunächst nebeneinander direkt auf die Firewall zu, sprangen dann aber blitzschnell in unterschiedliche Richtungen, so dass sich auch die Geschütze aufteilen mussten und jeweils einen von beiden beschossen.

Ein Hagel von Granaten und Bomben prasselte auf dem digitalen Glasboden nieder und erzeugte gewaltige, laut krachende Explosionen, die nahezu alles in Schutt und Asche gelegt hätten. Lan hatte seinen Navi noch schnell mit einem Barrier Chip ausstatten können, welcher MegaMan vor einigen der Explosionen schützen konnte. GeyserMan hingegen musste wirklich um sein Leben rennen und wäre mehrmals fast getroffen worden, da er in seiner Panik völlig unüberlegt hin- und herrannte.

MegaMan's Barriere verschwand schon bald wieder und auch er konnte nur noch laufen und hoffen nicht erwischt zu werden, aber die Firewall ließ nicht locker. Sie schien nur mit Granatwerfern ausgestattet zu sein. Diese hatten zwar keinen weiten Schussradius, dafür aber umso mehr Zerstörungskraft. Aber der Plan der drei Navis schien aufzugehen. Die Geschütze waren so sehr damit beschäftigt MegaMan und GeyserMan zu behaken, dass sie MeteorMan gar nicht mehr beachteten, der sich immer schneller drehte und plötzlich von einer lodernden Flamme umgeben war.

GeyserMan schien mehr Glück als Verstand zu haben. Er konnte bisher jedem Geschoss noch knapp entgehen, obwohl er nur mit geschlossenen Augen in irgendeine Richtung lief und betete, es würde alles schnell vorbeigehen. Doch dann stolperte er über eine Unebenheit im Boden, die durch die Bombeneinschläge entstanden sein musste. Auch wenn dieser merkwürdige Glasboden nahezu unzerstörbar schien, hielt er solch ein Bombardement auf Dauer auch nicht aus. Ziemlich unelegant stürzte der Aqua-Navi schließlich nach vorn, kullerte ein Stück über den Boden und rammte MegaMan, welcher direkt umgeworfen wurde, so aber wenigstens einer weiteren Granate entgehen konnte. Verwirrt und etwas schwummerig im Kopf blieben beide Navis am Boden liegen, während sich langsam sämtliche Geschütze auf die beiden justierten.

"Oh, jetzt wird's eng!", rief Lan, als er schnell versuchte einen Chip zur Rettung der beiden zu suchen. Doch zu seiner Erleichterung war MeteorMan endlich fertig!

"MeteorCrush!!!", rief der kugelrunde Meteoriten-Navi und schoss wie ein riesiger Feuerball auf die demolierte Stelle an der Firewall zu, bevor diese weitere Schüsse abgeben konnte.

Ein helles Licht und ein lautes Donnern hallten wenige Sekunden später durch das Areal, als MeteorMan mit seinem Angriff ein riesiges Loch in die Firewall geschlagen hatte.

Blitze und Funken zischten und zuckten überall an der riesigen Metallwand auf und aus einigen Kanonenläufen drang dichter Rauch heraus.

MeteorMan, der sich nach seinem Angriff schnell wieder auf die Beine gebracht hatte, lief schnell zu MegaMan und GeyserMan, um ihnen ebenfalls aufzuhelfen. Die beiden blauen Navis schüttelten verwirrt ihre Köpfe. Immer noch hatten sie ein leises Dröhnen in den Ohren, vom Lärm der Explosion. Doch nachdem sich die beiden wieder gefasst hatten, folgten sie MeteorMan durch das Loch in der Firewall und gelangten so zum Link zum nächsten Areal...
 

Nachdem der Teleportvorgang zum zweiten Observatoriums Computer abgeschlossen war, ruhten sich die drei Navis kurz aus und verschnauften erst einmal.

Das Areal in dem sie sich nun befanden glich dem anderen ziemlich stark. Man konnte den Glasboden nicht wirklich vom Abgrund unterscheiden und so war es schwierig auszumachen, wie groß und weit oder verworren es hier sein konnte.

Am digitalen Sternenhimmel hatten nun verschiedene Planeten den Platz der Sternschnuppen eingenommen.

"Oh man, das war ja was...", stöhnte GeyserMan völlig fertig.

"Wirklich gute Arbeit, MeteorMan.", lobte MegaMan seinen Freund. "Hätte aber ruhig etwas schneller gehen können."

"Tut mir leid, ich wusste nicht wie viel Kraft ich benötigt hätte und hab deshalb vorsichtshalber ein wenig länger aufgeladen."

"Kein Problem, wir haben es ja geschafft. Ich frage mich nur...", sprach MegaMan und wandte seinen Blick nach hinten, wo er eine weitere, allerdings völlig zerstörte Firewall sah, welche wohl die andere Seite des Links geschützt haben musste. "... wie ist ChainMan allein da dran vorbeigekommen??"

"Das ist wirklich eine interessante Frage.", mischte sich nun auch Dr. Shepard ein. "Wir hatten gleich mehrere dieser Firewalls aufgestellt. Insgesamt waren es ursprünglich sechs Stück. Das Observatoriumsnetzwerk besteht aus vier Arealen, die durch drei Links miteinander verbunden sind. Abgesehen von dem Vorführareal, welches man nur über einen Teleporter im ersten Computer erreichen kann, aus dem ihr grade gekommen seid. Vor und hinter jedem dieser Links war jedenfalls eine Firewall aufgestellt. Eine um Eindringlinge fernzuhalten, die andere um Flüchtlinge zu stoppen. Die Firewall hinter euch, die schon zerstört war, als ihr hier ankamt, diese hätte euch nicht angegriffen, wäre sich noch intakt. Sie hätte euch nur dann angegriffen, wenn ihr versucht hätte durch den Link, den sie schützt, in den ersten Observatoriums Computer zu gelangen. Somit standen zwar sechs Firewalls in ChainMan's Weg als er herkam, aber nur drei von ihnen haben ihn angegriffen."

"Und das waren die drei, die er zerstört hat?", fragte Lan, der nun ein klein wenig verwirrt war, da das alles ziemlich kompliziert klang.

"Genau. Als er dann schließlich wieder abhauen wollte, standen ihm die anderen drei Firewalls im Weg. Die hat er jedoch nicht zerstört, sondern nur leicht beschädigt. Es reichte, um an ihnen vorbeizukommen und ihre Schaltkreise durcheinander zu bringen."

"Hmm... Mit Sicherheit hat er die drei nicht zerstört, damit wir ihn nicht so einfach verfolgen können.", sagte Lan nachdenklich.

"So wird es wohl sein. Wirklich eine beunruhigende Tatsache, dass er zu so was in der Lage ist...", sprach Dr. Shepard.

"Egal! Wir sind auch an dieser Firewall vorbeigekommen, also dürfte es kein Problem sein, auch die anderen zu besiegen. Und zu dritt schaffen wir diesen ChainMan locker!"

"Genau, du sagst es, Lan!", stimmte MegaMan seinem Operator zu, als die drei Navis alle wieder topfit waren.

"Ich schlage vor, wir gehen dann mal weiter. ChainMan lässt sicher nicht auf sich warten.", sagte GeyserMan und setzte sich als erster wieder in Bewegung.

Die anderen beiden Navis folgten ihm auch sogleich.
 

Es war ein mehr oder weniger unkomplizierter Weg. Zwar mussten MeteorMan, MegaMan und GeyserMan gut Acht geben, wo sie hintraten, um nicht versehentlich von der Plattform oder einem der schmalen Wege zu fallen, doch die immer wieder aufzuckenden Blitze innerhalb des Glases zeigten ihnen stets an, wo sie hintreten konnten und wo definitiv fester Boden war. Es dauerte auch nicht lange und sie gelangten ohne weitere Zwischenfälle zur nächsten Firewall. Diese war jedoch, im Vergleich zur vorherigen, mit viel mehr Waffen ausgestattet. Zwar hatte sie keinen Granatwerfer oder ähnliches, dafür aber Dutzende von Schnellfeuergeschützen, die auch eine größere Reichweite besaßen. Sie musste mindestens doppelt so viele Geschütze, wie die letzte haben!

Aus sicherer Entfernung betrachteten die drei Navis die Firewall, um sich erneut zu beratschlagen...

"Okay, gehen wir vor, wie beim letzten Mal?", fragte MegaMan als erstes.

MeteorMan warf der Sicherheitsbarriere einen skeptischen Blick zu, ehe er antwortete.

"Sie ist zwar weiter unten stark beschädigt und ich könnte sie locker mit einem weiteren MeteorCrush aufbrechen, allerdings befürchte ich, dass es dieses Mal so nicht funktionieren wird. Die Kanonen besitzen eine noch höhere Reichweite und es sind zudem viel mehr. Selbst wenn zwei sie versuchen abzulenken, werden einige noch immer auf mich schießen. Wir können es gern probieren, aber ich halte es für zu riskant."

MegaMan wandte seinen Blick ebenfalls noch einmal der Firewall zu. Unten war sie wirklich stark beschädigt. Allerdings würde es mit einem Ablenkungsmanöver wirklich problematisch werden.

"Du hast wohl recht. Aber was machen wir dann?"

"Ich hab einen Plan!", rief auf einmal GeyserMan dazwischen, der einen Geistesblitz hatte. "Tut genau was ich euch sage, dann kann nichts schief gehen."

Die Operator der Navis schauten einander besorgt an, doch sie mussten GeyserMan wohl oder übel vertrauen.

"Also gut, was sollen wir machen?", willigte MegaMan schließlich ein.

"MeteorMan würde zu lange brauchen, um sich aufzuladen, damit er sie durchbrechen kann. Das würden wir bei diesen Schnellfeuergeschützen nicht lange überleben. Unsere einzige Chance ist Geschwindigkeit! Wir stürmen direkt drauf zu und brechen mit Gewalt durch!!", begann GeyserMan, begeistert von seiner eigenen Idee, zu lachen.

"Das ist kein sonderlich ausgefallener Plan...", seufzten MegaMan und MeteorMan im Chor.

"Wie sollen wir denn durchbrechen? Wir können vielleicht dort rüberlaufen bis wir direkt vor ihr stehen, ohne getroffen zu werden... mit Glück... aber wie sollen wir dann da durchkommen? Ich kenne keinen Chip der stark und schnell genug wäre ein Loch da reinzusprengen, dass wir abhauen können, bevor uns die Geschütze durchlöchert haben."

"Hey, hey! Ganz ruhig bleiben. Ich regle das schon.", sprach GeyserMan fest entschlossen.

"Ich weiß schon wie wir das machen, vertraut mir doch einfach."

Da MeteorMan und MegaMan dieses Mal keine bessere Idee hatten willigten sie beide nach ein paar Minuten endlich ein.

GeyserMan stellte sich hinter die anderen beiden Navis, die direkt auf die Firewall starrten.

"Wenn ich sage los, rennt ihr so schnell ihr könnt einfach geradeaus, frontal auf die kaputte Stelle in der Firewall zu. Ich werde mich darum kümmern, dass wir da durchkommen, alles klar? Dann... LOS!!"

Und schon rannten alle drei Navis auf die Firewall zu, welche in Windeseile alle Geschütze auf sie ausgerichtet hatte und sie einem Hagelfeuer aus Energieladungen aussetzte, die überall auf dem Boden einschlugen und wie Sylvesterknaller explodierten.

MegaMan und MeteorMan liefen voraus, während GeyserMan dicht hinter ihnen war und seine Wasserwerfer im Lauf auflud.

Die drei waren in der Tat schnell genug, dass die Geschosse sie verfehlten, einige aber auch nur um Haaresbreite! Kaum hatten sie zwei Drittel des Weges geschafft und waren kurz davor die große, bewaffnete Metallwand zu erreichen, schoss GeyserMan plötzlich einen dicken Wasserstrahl über die Köpfe der beiden Navis vor ihm, der auf den Boden platschte und ihn total nass und rutschig machte. Ehe nur einer von ihnen aufschreien konnte, waren sie auch schon ausgerutscht und schlitterten immer schneller werdend auf die Firewall zu. MeteorMan rollte wie ein Ball nach vorn, drückte MegaMan vor sich weg und krachte mit ihm gemeinsam sehr unsanft durch die beschädigte Metallwand. GeyserMan rutschte gemütlich hinterher und folgte seinen Freunden durch das Loch, was sie in die Firewall gerissen hatten.

Zu dritt rutschten sie schließlich noch weiter bis in den Link und wurden gleichzeitig ins dritte Areal weiterteleportiert.
 

MegaMan und MeteorMan lagen erschöpft am Boden und krümmten sich vor Schmerz. MegaMan's Kopf war wirklich in der Lage gewesen, unter dem Druck von MeteorMan's Körper, durch die harte Wand der Firewall durchzustoßen! Der blaue Navi hielt seinen schmerzenden Kopf, als er wieder aufstand und GeyserMan einen bösen Blick zuwarf, welcher rein gar nichts abbekommen hatte.

"Tut mir leid. Mir fiel echt nichts besseres ein und ich fand die Idee lustig. Nicht zu glauben, wozu so ein Dickschädel alles dienen kann, was?", begann der Aqua-Navi erneut zu lachen, jetzt völlig zufrieden mit dem Resultat seiner Idee.

MegaMan hätte ihm am liebsten eine Kopfnuss verpasst, hätte sein Kopf nicht so unglaublich wehgetan.

"Das war echt eine prima Idee, GeyserMan.", gab Jim kopfschüttelnd zu, der nicht glauben konnte, was er grade wieder gesehen hatte.

"Immerhin sind sie durch...", sprach Dr. Shepard, der seinen MeteorMan erst einmal lieber mit einem Recovery Chip heilte.

Nachdem alle wieder ihre Schmerzen vergessen hatten, konnte es endlich weitergehen.

"Okay, nur noch dieses Areal und wir müssten ChainMan erreichen, oder?", fragte MegaMan noch mal zur Sicherheit.

"Genau. Er befindet sich scheinbar noch immer im vierten Netzwerkteil.", antwortete Dr. Shepard, als er ChainMan's Standpunkt auf einem kleinen Monitor noch einmal überprüfte.

"Also noch eine Firewall... Dieses Mal werden wir es aber auf meine Art machen.", sprach MegaMan und blickte GeyserMan noch einmal leicht grummelnd an. "Also gut..."

Die drei Navis betrachteten ihre Umgebung. Hinter ihnen befand sich eine weitere, schon lange zerstörte Firewall. Ansonsten hatte sich das Areal vom Aussehen her auch nicht besonders stark verändert im Vergleich zu den anderen beiden. Nur das nun Galaxien und Kometen am digitalen Weltraumhimmel zu sehen waren.

"Achtet wieder auf die Blitze im Glasboden, sie weisen uns den Weg.", erinnerte MegaMan seine beiden Gefährten noch einmal und ging schließlich los.

Es war wirklich fast so, als hätte er keinen Boden unter den Füßen gehabt. Ohne diese kurzen Blitze hätte man nie sagen können, wo Boden und wo Abgrund ist.

Doch nach wenigen Metern mussten die drei Navis zwangsweise stehen bleiben, als eine ganze Horde Viren ihnen den Weg versperrte.

Einige DeathFire-Viren, UFOs und auch ein paar Mettaur mit astronautenähnlichen Helmen hatten ihnen den Weg blockiert.

"Verflixt, wo kommen die denn jetzt her??", stöhnte GeyserMan und machte sich schon bereit zum Kampf.

"Keine Ahnung, aber verschwinden werden sie wohl nicht, wenn wir sie höflich bitten."

"Mach sie fertig, MegaMan! WideBlade, Slot-In!"

Nachdem MegaMan's Buster sich in ein rötliches Breitschwert verwandelt hatte, ging der Kampf auch schon los. MeteorMan ließ gleich einige Meteoriten vom Himmel fallen, um so die DeathFire-Viren mit ihrer eigenen Waffe zu schlagen. GeyserMan hingegen versuchte die UFOs mit seinen Hochdruckwasserwerfern aus der Luft zu holen und MegaMan griff die seltsam aussehenden Mettaur mit seinem Schwert an, welche ihm violette Schockwellen entgegenschleuderten.

Kaum ein DeathFire-Virus hatte eine Chance dem Angriff zu entkommen. Alle wurden kurzerhand von Meteoriten getroffen und gelöscht. MegaMan hatte auch keine Probleme die SpaceMettaur zu erledigen. Mit einigen schnellen Hieben konnte er zwei von ihnen in mehrere Stückchen hacken, anschließend ein paar Schockwellen durch hohe Sprünge ausweichen und dem letzten Mettaur sein Schwert durch den Helm in den Kopf rammen.

Nur GeyserMan hatte Probleme die UFOs zu erwischen, die scheinbar Spaß daran entwickelt hatten den Aqua-Navi zu ärgern. Im Kreis schwirrten sie um ihn herum, während er vergeblich versuchte sie zu schlagen und runterzuholen.

MegaMan und MeteorMan beobachteten das Szenario ein wenig amüsiert, ehe sie schließlich eingriffen. MegaMan nahm sein Schwert, holte aus und einen Moment später waren zwei der UFOs halbiert und stürzten zu Boden, wo sie sich langsam auflösten. Die anderen beiden versuchten zu flüchten, doch MeteorMan sprengte sie mit einem Meteor in die Luft, den er gezielt nach ihnen geworfen hatte.

"Das waren alle...", atmete MegaMan erleichtert auf.

Doch dann fielen die Blicke aller drei auf die dritte und letzte Firewall. Mehrere Meter von ihnen entfernt. Sie schien sogar noch mehr Kanonen zu haben, als die letzte und darüber hinaus auch noch die Granatwerfer und Schnellfeuergeschütze der anderen beiden Firewalls in sich zu vereinen!

"Heilige...", staunte GeyserMan nicht schlecht. "Wie will dieser ChainMan da jemals vorbeigekommen sein??"

"Keine Ahnung. Wirklich seltsam, aber auch beeindruckend... nur was uns mehr beunruhigen sollte ist die Tatsache, wie wir das Ding erledigen wollen? Von weiter weg haben wir die Schnellfeuerteile da am Hals und nahe dran werden wir bombardiert! Dieses Mal werden wir nicht mal einen Fuß in die Nähe des Teils setzen können, fürchte ich.", schluckte MegaMan.

"Ich wüsste nur eine Möglichkeit das Ding zu zerstören.", erklang plötzlich Lan's Stimme. "Mit einem Program Advance sollte das kein Problem sein. Nur müssen wir näher ran und es dauert zu lang ihn auszuführen. Sobald ich den ersten Chip runtergeladen habe ist MegaMan schon in Datenstaub zerschossen worden..."

"Überlasst das mal mir.", wandte nun MeteorMan ein. "Ich bin eh schon ziemlich angeschlagen von meinem Kampf gegen die erste Firewall. Ich werde die Geschosse für einen kurzen Zeitraum abwehren können. Das müsst ihr ausnutzen, um die Firewall zu zerstören, okay?"

Lan blickte seinen Navi unsicher an und warf dann einen Blick zu Dr. Shepard.

"Was wenn MeteorMan das nicht übersteht?"

"Keine Sorge. Ich statte ihn mit einer Barriere aus und er besitzt sowieso eine ziemlich gute Verteidigung. Mach dir um uns keine Sorgen.", antwortete Dr. Shepard, warf aber seinem Navi einen besorgten Blick zu.

"Gut, dann halte ich mich solange zurück.", sprach GeyserMan und trat nach hinten.

"Seid ihr dann soweit?", fragte MeteorMan noch einmal. "Bleib genau hinter mir, MegaMan. Mein Körper ist groß genug, dass du dahinter in Sicherheit sein solltest. Bereite den Program Advance vor und feuer sobald du bereit bist. Ich werde die Schüsse der Firewall abwehren."

MegaMan nickte entschlossen und auch Lan war bereit und hielt schon die richtigen Chips in der Hand.

"Wir müssen ziemlich nahe ran, MeteorMan. MegaMan hat nur diesen einen Versuch, er muss sie genau in der Mitte erwischen, oder es klappt nicht.", warnte Lan noch einmal bevor es losgehen konnte.

"Also los, MeteorMan! Barrier, Slot-In!!"

Und das war das Stichwort. Nachdem Dr. Shepard den Battle Chip aktiviert hatte war MeteorMan von einer blauleuchtenden Barriere umhüllt und stürmte auf die Firewall los. MegaMan blieb dicht hinter ihm.

Die Firewall begann sofort mehrere Salven auf die beiden näherkommenden Navis abzugeben und nahm sie unter schweren Beschuss, doch MeteorMan's Barriere war stark genug die Energiegeschosse abzuhalten. Als sie schließlich nahe genug dran waren blieben beide Navis stehen und Lan bereitete den Program Advance vor. Während MeteorMan ohne Pause von weiteren Geschossen getroffen und die Barriere immer stärkerem Feuer ausgesetzt wurde, hielt auch MegaMan sich bereit.

"Cannon, Slot-In!!", lud Lan den ersten Chip runter.

"Beeil dich, MegaMan... Jeden Moment... wird sich die Barriere... auflösen...", sprach MeteorMan angestrengt, der merkte, wie die Kraft der Barriere allmählich nachließ. Er konnte die Energiegeschosse schon beinahe richtig spüren.

"HighCannon, Slot-In!!", kam auch gleich der zweite Chip hinterher.

MegaMan's Busterarm begann hell zu leuchten. Jeden Moment war es soweit... Doch plötzlich verlor die Barriere, die eben noch beide Navis geschützt hatte, all ihre Kraft und verschwand wieder, so dass die Firewall mit ihren Schnellfeuerprojektilen nun direkt MeteorMan's Körper treffen konnte.

"MeteorMan!!", schrie MegaMan auf, als er mit ansehen musste, wie der Navi vor ihm die Geschosse mit seinem bloßen Körper abfing und die Augen vor Schmerz zusammenkniff.

"Logg dich schnell aus!!"

"Nein... nicht... solange... der Program Advance... nicht fertig... ist..."

"MegaCannon, Slot-In! Program Advance!! ZetaCannon!!!", brüllte Lan und rammte somit auch den letzten Chip in sein PET.

MegaMan's Busterarm verwandelte sich in eine große, hellleuchtende Cannon, die vor Energie nur so strömte. Er hob den Arm und richtete sie nach vorn, wo noch immer MeteorMan im Weg war und das Feuer der Firewall aufhielt.

"Ich bin soweit, logg dich-", doch ehe MegaMan zu Ende sprechen konnte, löste sich MeteorMan's Körper auch schon langsam in Datenteilchen auf, die in alle Richtungen sprühten.

"Los... zerstör sie!!!", waren die letzten Worte des Navis, bevor er sich vollständig aufgelöst hatte und gelöscht wurde.

MegaMan zögerte nicht und setzte sofort die Energie des Program Advance frei. Ein gewaltiger Energiestrahl schlug mitten in die Firewall ein und vernichtete sie in einem hellen Blitzfeuer.

"Dr. Shepard!", wandte sich Lan schnell MeteorMan's Operator zu, der langsam auf einem Stuhl zusammengesackt war.

"Ist schon gut...", seufzte der Doktor traurig, aber zugleich mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen. "MeteorMan hat seine Pflicht getan. Er hat euch geholfen den Weg freizumachen, um diesen Eindringling zu schnappen... Es gab keine andere Möglichkeit."

Plötzlich herrschte eine bedrückende, traurige Atmosphäre in dem kleinen Kontrollraum. Niemand schien sich mehr um das laute Alarmgeräusch, die panischen Schreie aus dem Vorführsaal oder das rote Licht zu kümmern.

"Es tut mir leid...", sprach Lan und senkte den Kopf.

"Dir muss nichts leid tun. MeteorMan tat das, was er für richtig hielt. Heute war der erste Tag an dem er wirklich kämpfen musste und nicht nur bei irgendwelchen Experimenten half... Lan, bitte vergiss es einfach. Du musst dich jetzt um diesen ChainMan kümmern. MeteorMan hat sich geopfert, damit ihr die Leute hier im Observatorium retten könnt! Zum Trauern ist hinterher noch genug Zeit... jetzt müsst ihr ChainMan aufhalten und Herrn Takamura's Battle Chip zurückholen!"

Auch Takamura senkte den Kopf und ballte seine Hände zu Fäusten.

"Es ist alles meine Schuld...", sprach er wütend. "Ohne diese Präsentation und-"

"Bitte vergessen sie es.", unterbrach Dr. Shepard ihn allerdings sofort wieder. "Niemand hat Schuld, es war MeteorMan's Wille. Auch ich als sein Operator konnte ihn nicht davon abhalten. Und nun lasst uns sein Opfer nicht eine Verschwendung sein und uns diesen Kriminellen schnappen!"

Lan nickte. Auch wenn man es ihm nicht direkt ansehen konnte, wusste er wie Dr. Shepard sich fühlte. Man konnte es an dem Blick erkennen, den er seinem PET zuwarf. Es war kein trauriger Blick, aber man konnte genau sehen, was er empfand. Er war traurig, aber irgendwie auch erleichtert...

Lan versuchte neuen Mut zu fassen und schaute zurück auf sein PET. Jetzt war es wirklich wichtiger ChainMan zu fassen. MeteorMan durfte sich nicht umsonst geopfert haben!
 

Währenddessen war im Netzwerk des Observatoriums nichts mehr von der Firewall übrig geblieben. Die ZetaCannon hatte sie vollständig zerstört. Langsam gingen MegaMan und GeyserMan gemeinsam auf den Link zu, der sie ins vierte und letzte Areal teleportieren würde. In das Areal, wo ChainMan vermutlich schon auf sie wartete!

Confrontation with ChainMan

Langsam setzten MegaMan und GeyserMan einen Fuß vor den anderen, als sie sich auf den Link zum vierten Observatoriums Computer zu bewegten. Ab und zu warfen sie einen kurzen Blick zurück zu der Stelle, wo noch vor wenigen Augenblicken die letzte Firewall gestanden hatte. Die, welche es geschafft hatte MeteorMan zu löschen...

MegaMan konnte es noch immer nicht glauben. Er machte sich Vorwürfe. Jede Menge Fragen schossen ihm plötzlich durch den Kopf... War es wirklich MeteorMan's Wille gewesen? Hatte er von Anfang an gewusst, dass er gelöscht werden würde? Hatte es wirklich keinen anderen Weg gegeben? Hätte MegaMan ihn vielleicht retten können? Oder hätte vielleicht sogar er selbst an MeteorMan's Stelle gelöscht werden sollen?

GeyserMan stellte sich ähnliche Fragen. Er hätte auch eingreifen sollen, statt nur hinten zurückzubleiben und zuzusehen, wie die anderen versuchten die Firewall zu zerstören. .. statt zuzusehen, wie MeteorMan gelöscht wurde!

Dr. Shepard hatte schon seit einigen Minuten kein Wort mehr gesagt und starrte mit leeren Augen auf sein PET. Woran er jetzt wohl dachte, fragte sich Lan.

Immer noch herrschte Stille in dem Kontrollraum mit Ausnahme des Alarmgeräusches, welches aber scheinbar jeder zu überhören schien. Die Officials versuchten sich langsam wieder ihrer Arbeit zuzuwenden. Herr Takamura war in eine Ecke des Raums verschwunden, lehnte gegen die Wand und dachte über einiges nach. Sein Gesichtsausdruck war emotionslos, so dass Lan nicht daraus schließen konnte, woran er wohl dachte.

Doch auch wenn MeteorMan's plötzliches Ableben ein ziemlicher Verlust war, musste sich nun alles wieder darauf konzentrieren diesen Battle Chip-Dieb zu schnappen.

Lan versuchte die Gedanken zu verdrängen, die ihn bedrückten und sich wieder auf seine Aufgabe zu konzentrieren, was ihm allerdings ziemlich schwer fiel.

Jim blickte nur auf sein PET und schien auch über einiges nachzudenken. Er konnte sehr gut verstehen, wie Dr. Shepard sich fühlen musste. Was hätte er bloß getan, wenn GeyserMan gelöscht worden wäre anstatt MeteorMan?

MegaMan und GeyserMan standen nun direkt vor dem Link und hielten kurz inne. Sie blickten sich gegenseitig an und warteten auf die Worte ihrer Operator.

"Also gut... Bist du bereit, MegaMan?", fragte Lan in einem eher leisen Tonfall im Vergleich zu sonst.

"Ja, ich bin so weit."

"Du auch, GeyserMan?", erkundigte sich Jim auch nach seinem Navi.

"Ja, klar..."

"Dann wollen wir es diesem ChainMan mal zeigen. Ich hoffe nur wir haben auch eine Chance...", seufzte Lan und eine starke Nervosität schien sich in ihm breit zu machen. Die Tatsache dass MeteorMan gelöscht wurde schien ihn arg zu entmutigen.

"Gemeinsam schaffen wir das schon!", sprach Jim und legte Lan aufmunternd eine Hand auf die Schulter. "Egal wie viele Firewalls dieser ChainMan zerstört hat... an uns wird er sich die Zähne ausbeißen!"

Als Lan Jim in die Augen sah schien er plötzlich doch neuen Mut zu fassen. Bestimmt... ja sogar ganz sicher würden sie es schaffen! MeteorMan's Opfer sollte nicht umsonst gewesen sein! Sie würden ihn rächen und diesen ChainMan richtig fertig machen!

"Du hast Recht! Gemeinsam schaffen wir das! Also los, MegaMan!"

Der blaue Navi nickte seinem Operator zu und gemeinsam mit GeyserMan betrat er den Link ins nächste Areal...
 

Der vierte Observatoriums Computer unterschied sich ebenfalls nicht viel von den anderen. Es gab nur einen wirklich bedeutenden Unterschied. Der Glasboden schimmerte dieses Mal grünlich und war somit sehr gut zu erkennen. Es bestand also keine Gefahr ihn vom Abgrund nicht unterscheiden zu können.

Über den Köpfen der beiden Navis waren riesige Planeten zu sehen, die mitten im All zu schweben schienen. Lauter Sternschnuppen zischten vor ihnen und hinter ihnen vorbei. Man hätte wirklich meinen können es wäre das echte Universum, wenn man nicht gewusst hatte, dass es sich nur um einen digitalen Hintergrund handelte.

Schnell fixierte sich der Blick der beiden bläulichen Navis auf einen Punkt, nur wenige Meter von ihnen entfernt. Dort stand ihnen ein weiterer Navi gegenüber, der sie wohl schon ungeduldig erwartet hatte... ChainMan!

"ChainMan!!", brüllte MegaMan und rannte dem von Ketten umschlungenen Navi noch ein Stück entgegen und nahm anschließend seine Kampfposition ein.

GeyserMan trat direkt neben MegaMan, sagte aber kein Wort.

"So so, da seid ihr ja endlich.", sprach der Battle Chip-Dieb und stemmte seine Hände in seine Hüften.

"Rück sofort den Star Rain Battle Chip raus und ergib dich!", befahl MegaMan sogleich.

"Haha! Tut mir leid, aber erstens nehme ich keine Befehle von kleinen blauen Zwergen entgegen und zweitens könnt ihr den Chip eh vergessen. Ich habe seine Daten schon lange weitergesendet. Von mir aus könnt ihr die leere Hülle haben, aber sie wird euch nichts nützen. Shadow ist jetzt im Besitz des Star Rain Battle Chips!!", erklärte ChainMan lachend und warf MegaMan den datenlosen Battle Chip vor die Füße, den er zuvor gestohlen hatte. "Wie ihr seht seid ihr leider zu spät."

"Was? Das kann nicht sein!", erklang plötzlich Takamura's Stimme, der neben Lan getreten war, um sich das Ganze selbst anzusehen.

MegaMan bückte sich und hob den Battle Chip vom Boden auf. Er überprüfte ihn kurz und musste feststellen, dass ChainMan die Wahrheit gesagt hatte.

"Es stimmt. Auf diesem Chip befinden sich keinerlei Daten mehr."

Takamura biss wütend die Zähne zusammen.

"Und warum bist du dann noch hier?", mischte sich nun auch GeyserMan ein.

"Na ja, ich hätte sicherlich schon längst über alle Berge sein können. Aber der Boss meinte dass ihr ihm ziemliche Kopfschmerzen bereitet. Vor allem du, Lan Hikari und dein Schwächling von einem Navi!"

"MegaMan ist kein Schwächling! Wenn du willst beweisen wir's dir!", nahm Lan seinen Navi in Schutz.

"Tst... natürlich ist er ein Schwächling und keine Sorge, 'das' werde ich dir gleich beweisen.", lachte ChainMan und musterte den blauen Navi genau. "Unglaublich, wie sich die anderen von so einem kleinen Wicht besiegen lassen konnten. Eine wirkliche Schande... und so was nennt sich Shadow's 'Elite'... wirklich zum Lachen! Na ja, aber bald wird es eh aus mit euch sein. Meine Mission ist zwar erfüllt, aber der Boss wird es mir sicher danken, wenn ich ihm euch endlich vom Hals schaffe."

"Das könnte dir so passen! Dein Boss soll hier gefälligst selbst aufkreuzen, wenn er ein Problem mit mir hat und nicht ständig solche Hohlköpfe, wie dich schicken! Irgendwann wird auch Shadow dafür bezahlen, was er unseren Freunden alles angetan hat und einsehen was falsch und was richtig ist. Und wenn ich ihm persönlich den Verstand mit Gewalt einprügeln muss!! Aber zuerst werden wir uns dann eben um dich kümmern.", knurrte Lan wütend.

"Genau. Und jetzt lass auf der Stelle all die Leute aus dem Observatorium raus, oder wir müssen dir in deinen digitalen Hintern treten! Was hast du mit denen eigentlich vor?", fragte nun Jim.

"Haha!! Ihr nehmt den Mund ganz schön voll, meine Freunde. Und was ich mit den Leuten hier drin noch vorhabe, geht euch gar nichts an... Ich denke es ist langsam an der Zeit euch mal endlich eine Lektion zu erteilen. Kämpft ihr beide ruhig gemeinsam gegen mich. Glaubt mir... nur weil ihr zu zweit seid gibt euch das noch lange keinen Vorteil. Im Gegensatz zu meinen Vorgängern hänge ich nämlich nicht von einem Operator ab."

"Ob 'das' nun ein Vorteil ist werden wir ja gleich sehen.", sprach Jim und bereitete die Routine für den Kampf vor.

"Und ob das einer ist. Navis brauchen keine Operator! Alles was wir benötigen ist Stärke, um allein existieren zu können. Ein Navi der sich ohne Operator durchschlagen kann, der besitzt wahre Kraft. Und von meiner möchte ich euch eine kleine Kostprobe geben!", sagte ChainMan herausfordernd und zog plötzlich die Kette ab, die wie ein X über seinen Brustkorb gespannt war, nahm sie in die Hände und schwang sie wie ein Seil.

"Der Typ will es nicht anders. Wir haben wohl keine andere Wahl als zu kämpfen, was? Aber wenn wir zusammenhalten, kriegen wir das schon hin.", sprach Jim und versuchte sich damit ein wenig Mut zuzureden.

"Yup, wird schon schief gehen. Also los, MegaMan! Battle routine, set!"

"Execute!"
 

Und schon ging der Kampf los! GeyserMan startete direkt einen Angriff mit seinen beiden AquaBustern und feuerte einige harte Wasserstrahlen in ChainMan's Richtung, während MegaMan ein paar Schüsse mit seinem Buster abgab.

ChainMan blieb zunächst ruhig stehen. Er schloss die Augen, breitete die Arme aus und ließ sich direkt von den Angriffen auf der Brust treffen.

Die beiden blauen Navis blickten etwas verwirrt zu ihrem Gegner herüber und fragten sich, was das nun sollte, doch scheinbar machten ihre Angriffe diesem seltsamen Navi rein gar nichts aus! MegaMan's Energieladungen prallten einfach an ihm ab und GeyserMan's Wasserstrahlen platschten gegen seinen Körper und erzielten ebenfalls keinerlei Wirkung.

Auch Lan und Jim waren überrascht und waren einige Sekunden wie gelähmt.

ChainMan zuckte mit den Schultern und begann zu lachen.

"Seht ihr? Vergesst es! Solche popeligen Attacken machen mir nicht das geringste aus... und jetzt bin ich am Zug... ChainWhip!!"

Der Solo-Navi holte weit mit seiner Stahlkette aus und schlug sie in einem solch irren Tempo nach vorn, dass man sie kaum noch sehen konnte. Wie eine Peitsche schlug sie gegen GeyserMan's Oberkörper und gleich mit solch einer Wucht, dass der Aqua-Navi mehrere Meter weit nach hinten geschleudert wurde und über den grün schimmernden Boden rutschte.

"GeyserMan!!", schrie Jim erschrocken auf, als er auf seinem PET einen hohen Energieverlust seines Navis registrierte.

"Dafür wirst du büßen!", sprach Lan und warf einen Chip in sein PET. "Sword, Slot-In!"

MegaMan's Buster formte sich sogleich in eine helle Energieklinge um und er stürmte auf seinen Gegner zu.

Doch ChainMan holte unbeeindruckt seine Kettenpeitsche wieder ein, schwang sie ein paar Mal elegant im Kreis und warf sie dann direkt auf MegaMan zu.

Der blaue Navi versuchte durch einen Seitwärtssprung zu entkommen, doch die Kette wickelte sich wie ein Lasso um sein Schwert.

"Hab dich!", grinste ChainMan und versuchte die Kette samt Navi wieder zu sich zu ziehen.

MegaMan hielt zwar dagegen, aber er war von der körperlichen Kraft her bei weitem nicht so stark wie ChainMan. Seine Füße glitten über den Boden, immer weiter auf ChainMan zu, egal wie sehr er versuchte sich abzudrücken.

Mit einem kräftigen Ruck zog ChainMan schließlich die Kette komplett zu sich rüber und MegaMan, dessen Schwertarm noch immer in ihr gefangen war, hob langsam vom Boden ab und kam durch den starken Schwung direkt auf seinen Gegner zugeflogen.

"Und tschüss!", sprach der kettenschwingende Navi, als er MegaMan mit seiner freien Faust einen heftigen Schlag direkt ins Gesicht versetzte, als dieser auf ihn zustolperte.

MegaMan flog so weit zurück, dass er sich direkt neben GeyserMan wiederfand, als er die Augen öffnete. Sein Schwert hatte sich wieder aus der Kette gelöst.

"Und? Seht ihr es jetzt ein oder muss ich euch erst löschen, bevor ihr versteht, dass ich unbesiegbar bin?"

"Niemals...", stöhnte MegaMan, als er sich vorsichtig wieder aufrichtete und anschließend auch GeyserMan wieder auf die Beine half. "Der Kampf hat doch grade erst begonnen!"

"Na gut, wie ihr meint...", seufzte ChainMan und hielt sich für den nächsten Angriff bereit.

Und dieser ließ auch nicht lange auf sich warten. MegaMan musste seinem Partner nur zunicken und dieser wusste sogleich, was zu tun war. Der blaue Navi rannte ein weiteres Mal direkt auf ChainMan zu, so schnell er nur konnte, während GeyserMan zurückblieb und seine Buster aufpowerte, um einen weiteren Wasserstrahl abzugeben, direkt auf den Boden vor MegaMan.

ChainMan beobachtete diese seltsame Taktik interessiert, blieb aber locker und völlig gelassen.

MegaMan rutschte nun, immer schneller werdend, über den nassen Boden auf seinen Gegner zu und hielt ihm das Schwert entgegengestreckt. Er war so schnell unterwegs, das selbst Lan über das PET Probleme hatte ihm mit seinen Blicken auf den Fersen zu bleiben.

"Ganz nett, aber viel zu lahm.", stöhnte ChainMan enttäuscht.

"Ach ja? Warts doch erst mal ab, ich bin noch nicht fertig!", antwortete MegaMan und ließ sich plötzlich mit dem Rücken nach hinten fallen und rutschte weiter über den Boden. Er holte mit dem Schwert aus und führte einen schnellen Schlag aus, als er direkt unter ChainMan's Beinen hindurchzischte.

Schnell brachte sich der blaue Navi wieder auf die Beine, als er zum Stoppen kam, drehte sich um und überprüfte, ob er wirklich getroffen hatte.

"Das war ein wirklich netter Versuch... Respekt.", antwortete ChainMan und wandte sich MegaMan zu. "Aber leider auch nicht viel mehr.", sprach er weiter und ließ seinen Blick auf MegaMan's Schwertklinge wandern.

Auch Lan, Jim und GeyserMan folgten dem Blick und konnten nicht fassen, als MegaMan's Schwert auf einmal einfach in Dutzende von Splittern zersprang und sich anschließend auflöste.

"Was? Wie geht das denn??", fragte Lan geschockt.

"Ich sagte doch bereits... mit solch lächerlichen Angriffen braucht ihr mir gar nicht erst kommen."

"Hmm... Na gut und wie steht es hiermit? VulcanCannon, Slot-In!!", schob Lan einen anderen Battle Chip in sein PET und der Buster seines Navis transformierte sich in ein mehrläufiges Schnellfeuergewehr.

"Hyaaa!!", schrie MegaMan, als er hunderte von kleinen, aber verdammt schnellen Energiegeschossen auf seinen Gegner abgab.

Doch ChainMan nahm nur erneut seine Kette und ließ sie vor sich im Kreis schnell umherschwingen, wie einen Propeller bei einem Hubschrauber.

Wieder nur konnten Lan und Jim und auch die anderen Officials, die nun beiden neugierig über die Schultern schauten, nur mit großen Augen fassungslos auf das Geschehen starren.

Jedes einzelne Geschoss wurde sofort wieder von ChainMan's, sich irre schnell drehender, Kette zurückgeworfen.

MegaMan duckte sich schnell auf den Boden, so dass die VulcanCannon-Schüsse knapp über ihn hinwegzischten.

"Das ist nicht zu fassen... dieser Typ ist ja unbesiegbar!", stellte Jim entrüstet fest.

Aber Lan wollte noch längst nicht aufgeben.

"Ach was... das Übliche funktioniert halt nicht, dann müssen wir eben was anderes ausprobieren. MegaMan und GeyserMan müssen ihre Kräfte vereinen. Wasser leitet Elektrizität, alles klar?"

Auch Jim gewann nun seine Entschlossenheit wieder und nickte Lan zu.

"Gut... MegaMan, halte dich bereit!"

"Okay, jetzt bist du wieder dran, GeyserMan. RainyDay, Slot-In!", steckte nun auch Jim einen Battle Chip in sein PET.

GeyserMan zögerte auch nicht lange und beugte sich so, dass die kleine Fontaine, die aus seinem Kopf spritzte, direkt in ChainMan's Richtung deutete. Mit einem Male spritzte sie in weitem Bogen heraus und erzeugte so einen dichten Regen, der über ChainMan niederprasselte und seinen Körper von oben bis unten benässte.

"Was soll das jetzt? Wollt ihr mich duschen?", fragte der Ketten-Navi amüsiert, griff aber nicht ein.

"Na ja... Duschen nicht. Eigentlich wäre es doch nett bei solch einem schönen Wetter heut was zu grillen, oder?", sagte Lan und drückte den nächsten Chip in den entsprechenden PET-Slot. "MagnetBomb, Slot-In!"

MegaMan hielt plötzlich eine schwarze, von Blitzen umgebene Kugel in der Hand, die die Größe einer MiniBomb besaß. ChainMan blickte ihn skeptisch an, verstand dann aber endlich, was sie vorhatten. Doch es war schon zu spät! MegaMan hatte bereits ausgeholt und die MagnetBomb weit nach vorn geworfen, so dass sie direkt auf dem nassen Boden um ChainMan herum landete. Ein heller Blitz erleuchtete das gesamte Areal für wenige Momente in einem grellen Weiß, als die Elektrizität der MagnetBomb über das Wasser weitergeleitet wurde und auch auf ChainMan überging. Der große Navi zuckte wild hin und her, als mehrere Stromschläge seinen Körper durchfuhren und flog ruckartig weit nach vorn, als wäre er von einem Baseballschläger weggeschlagen worden.

"Yeah! Gute Arbeit ihr zwei!", lobte Lan die beiden Navis und begann laut zu jubeln.

GeyserMan und MegaMan schauten sich erleichtert in die Augen und ließen dann ihren Blick auf den am Boden liegenden ChainMan wandern.

"Hoho...", stöhnte der Ketten-Navi, als er vorsichtig versuchte wieder aufzustehen. "Ihr habt doch mehr auf dem Kasten, als ich erwartet hatte..."

Binnen weniger Sekunden stand ChainMan wieder vor den beiden blauen Navis, klopfte seinen Körper sauber und wirkte noch immer nicht allzu geschwächt.

"Aber eure Angriffe sind einfach alle zu schwach und eure Anstrengungen jämmerlich! Ihr werdet mich nicht besiegen!!"

Erneut holte ChainMan mit seiner Kette aus und schleuderte sie direkt auf MegaMan.

Sie kam viel zu schnell auf ihn niedergerast, als dass er noch hätte ausweichen können. Wie gelähmt stand der blaue Navi regungslos da. Er konnte die Kette fast gar nicht erkennen, so schnell bewegte sie sich. Doch dann spürte er einen leichten Druck auf der Schulter und ehe er sich versah, lag er schon auf dem Boden. Aber von der Kettenpeitsche war er nicht getroffen worden... Er wandte seinen Kopf um und erblickte GeyserMan, der ihn wohl weggestoßen haben musste und selbst von der Kette getroffen wurde.

"GeyserMan!!", schrie MegaMan schnell auf und versuchte wieder aufzustehen.

Der Aqua-Navi hatte die Kette direkt gegen den Kopf geschlagen bekommen und fiel nach hinten auf den Rücken.

"Törichter Narr...", sprach ChainMan und zog die Kette wieder zu sich ran. "Er wäre eh noch früh genug drangekommen, aber wenn er unbedingt als erster will..."

"Na warte, lass ihn bloß in Ruhe!!", brüllte MegaMan wütend, aktivierte seinen Buster und feuerte ununterbrochen auf ChainMan los.

Dieser jedoch lachte nur, als die Geschosse alle an seinem Körper abprallten. Er holte erneut aus und ließ die Kette ein weiteres Mal wie eine Peitsche losschlagen. MegaMan spürte einen ziehenden Schmerz an seinen Beinen und als er den Blick nach unten richtete, sah er, wie sich die Kette um seine Beine gewickelt und ihn gefesselt hatte.

"Schon mal Hammerwerfen gesehen? Dies hier funktioniert so ähnlich, hab ich selbst erfunden...", erklärte ChainMan, als er die Kette mit kräftigem Zug wieder ranholte, wodurch MegaMan umstürzte und über den Boden, zu seinem Gegner rüber, geschliffen wurde.

Jim versuchte GeyserMan irgendwie wieder auf die Beine zu bekommen, während Lan panisch überlegte, was er tun sollte. Doch es war eh schon zu spät. ChainMan begann die Kette, mit MegaMan am Ende, herumzuschwingen und immer schneller über seinem Kopf kreisen zu lassen, wie einen Propeller. Die Beine des blauen Navis waren immer noch fest umschlungen und so drehte er sich in einer irren Geschwindigkeit mit.

"Wow, dem Armen muss sicherlich gleich furchtbar schwindelig sein.", lachte ChainMan erneut, der offenbar großen Spaß hatte. "Aber vielleicht lenken ihn ja starke Kopfschmerzen vom Schwindel ab?"

Und kaum hatte er zu Ende gesprochen, lenkte er die Kette mit Schwung nach unten und ließ MegaMan so sehr hart auf den Boden schlagen.

"MegaMan!!!", schrie Lan und bekam allmählich wirklich Angst und ihm fiel überhaupt nichts ein, was er jetzt tun konnte. Er konnte nur zusehen, wie ChainMan die Kette erneut schwang, MegaMan einmal im hohen Bogen durch die Luft sausen und auf der anderen Seite noch einmal hart auf den Boden schlagen ließ.

Diese Prozedur wiederholte der Ketten-Navi gleich mehrere Male und mit jedem Mal, wo er MegaMan auf den Boden knallen und vor Schmerz zusammenzucken sah, machte es ihm mehr Spaß.

Unterdessen konnte Jim seinen Navi wieder mit einem Recovery Chip auf die Beine bringen.

GeyserMan schaute sich kurz verwirrt um, überblickte die Lage und sah, was ChainMan MegaMan antat und beschloss sofort einzugreifen!

"Lass MegaMan sofort in Ruhe!! Geyser!!!", schrie der Aqua-Navi und stieß seine Hochdruckwasserwerfer in die durchsichtige, grün schimmernde Plattform, die daraufhin wild zu vibrieren begann.

Man konnte das Wasser sogar richtig sehen, wie es aus GeyserMan's Bustern geschossen kam, durch den Boden floss und direkt unter ChainMan zu blubbern begann, wovon dieser überhaupt nichts mitbekam.

Als ChainMan es schließlich endlich bemerkte, hatte er auch schon keine Zeit mehr auszuweichen. Der Glasboden unter ihm sprang auf, schleuderte Splitter in alle Richtungen und ein mächtiger, heiß brodelnder Geysir kam herausgeschossen und hüllte den Ketten-Navi vollständig ein, welcher sofort den Angriff unterbrach und MegaMan ein letztes Mal zu Boden fallen ließ.

"Danke dir, GeyserMan...", seufzte Lan erleichtert auf und machte einen Recovery Chip zum Slot-In bereit.

GeyserMan rannte schnell auf MegaMan zu, um dessen Füße aus den Ketten zu befreien, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass ChainMan noch immer da stand. Die Wasserfontaine hatte ihn zwar ziemlich überrascht, aber viel mehr auch nicht. Erbost blickte er zu GeyserMan rüber, der noch immer auf MegaMan zurannte.

"Du willst deinen Freund? Hier hast du ihn!!", brüllte ChainMan wütend, schwang noch einmal die Kette, an der MegaMan hing und schlug den blauen Navi gegen GeyserMan.

Beide Navis wurden weit nach hinten geworfen und blieben regungslos am Boden liegen.

MegaMan's Fuß hatte sich zwar aus der Kette befreit, aber er hatte kaum noch Energie.

"Es reicht. Es war ein wirklich amüsanter Kampf und ich hatte lange nicht mehr solchen Spaß.", begann ChainMan zu sagen, als er langsam vor die beiden besiegten Navis trat, die erledigt am Boden lagen und denen alles schmerzte. "Aber langsam sollten wir zum Ende kommen. Ich habe euch doch gesagt, dass ihr selbst zu zweit keine Chance gegen mich habt. Seht euch nur an! Keiner von euch besitzt mehr genug Kraft, um auch nur vor Schmerz zu wimmern, wirklich jämmerlich. Ich hingegen besitze noch fast meine volle Kraft. Ich bin wirklich enttäuscht. Nachdem ich so viel Gutes über dich gehört habe, MegaMan, hatte ich wirklich viel mehr von dir erwartet. Entweder hattest du nur eine sehr lang anhaltende Glückssträhne, dass du noch nicht gelöscht wurdest oder ihr habt in der Vergangenheit nur gegen drittklassige Navis kämpfen müssen. Ich kann noch immer nicht glauben, dass die anderen Idioten sich von dir und deinem unfähigen Operator haben besiegen lassen. Aber nun hat der Spuk endlich ein Ende!"

Lan hatte schon längst einen Recovery Chip in sein PET geworfen, doch MegaMan's Energiereserven waren so weit aufgebraucht, dass selbst das nichts mehr brachte.

Jim hatte auch schon die Hoffnung aufgegeben. GeyserMan war vollkommen fertig.

ChainMan zog seine Stahlkette über seinen Kopf, wo er sie schnell kreisen ließ.

"Macht's gut, ihr Nieten!"

Doch bevor er die Kette auf die beiden geschwächten Navis niederlassen konnte ließ ihn ein metallisches Klimpern aufzucken und einen Moment später sah er, wie ein Teil seiner Kette, abgeschnitten, vor ihm auf dem Boden landete. Zornig blickte er hinter sich, wo ihm ein roter Navi mit langem, silbrigem Haar eine rötliche Klinge entgegenstreckte.

"ProtoMan!?", rief Lan und war ebenso überrascht, wie alle anderen auch.

Plötzlich kamen auch Dr. Hikari und Mr. Famous zurück in den kleinen Kontrollraum gelaufen und dicht hinter ihnen war auch Chaud dabei!

"Dad? Mr. Famous? Und Chaud??", fragte Lan überrascht und mit weit aufgerissenen Augen, als er die drei auf sich zukommen sah.

Chaud schloss gleich sein PET am selben Terminal an, wo auch Lan und Jim ihre angeschlossen hatten, um wieder eine Verbindung zu ProtoMan zu bekommen.

"Wie ich sehe kommen wir ja grade noch rechtzeitig.", stellte Mr. Famous fest und drückte einige Schalter an einem Kontrollpult, wodurch auf einem etwas größeren Monitor alles was im Netzwerk geschah plötzlich zu sehen war.

"Wo kommt ihr denn alle auf einmal her?", fragte Lan verwirrt, als sich sein Vater neben ihn stellte.

"Chaud hat versucht von außen in das Observatorium zu gelangen. Er sollte Herrn Takamura im Auftrag der Officials den Star Rain Battle Chip nach Ende der Show abnehmen und als er ankam und merkte, dass die Türen alle verschlossen waren, war ihm gleich klar, dass irgendwas nicht stimmte. Während er sich von außen eingeloggt hat, haben ich und Mr. Famous von innen versucht die Tür zu öffnen und sind so aufeinandergestoßen.", erklärte Dr. Hikari, als er erleichtert feststellte, dass sie noch nicht zu spät gekommen waren.

"Also sind die Leute im Observatorium alle in Sicherheit?"

"Ja, das sind sie. Während wir versucht haben sie alle nach draußen zu schaffen hat Chaud ProtoMan im System gelassen, welcher sich seinen Weg durch das Netzwerk bis zu euch gebahnt hat."

Lan's Blick fiel sofort auf Chaud, der nun konzentriert auf sein PET guckte.

ChainMan war von alldem gar nicht so sehr begeistert und holte mit seiner Kette, die nun nur noch zwei Drittel ihrer ursprünglichen Länge besaß, aus und versuchte ProtoMan damit zu erwischen. Doch der rote Navi wich geschickt aus und halbierte die Kette mit einem weiteren Schlag durch sein Schwert.

"Die TimeBomb-Viren, die du im Teleskop Computer ausgesetzt hast, habe ich auf meinem Weg übrigens auch erledigt. Ich denke damit sind deine Pläne wohl komplett den Bach hinunter gegangen, oder?", sprach ProtoMan und starrte ChainMan ganz cool an, während dieser jedoch ziemlich gereizt war.

"Er wollte das Teleskop zerstören?", fragte Lan verwirrt.

"Ja, genau. Das Teleskop befindet sich direkt über dem Vorführsaal. Hätten die Viren den Computer zerstört, wäre das Teleskop mit großer Wahrscheinlichkeit in sich zusammengesackt und in die darunter liegende Etage gestürzt. Bei der Größe von dem Ding, hätte es alle Leute im Vorführsaal auf Briefmarkengröße zusammengequetscht.", erklärte Mr. Famous, welcher einen Official vom Computer verdrängt und dessen Platz eingenommen hatte, um auf einer Tastatur komplizierte Befehle einzutippen.

"Es ist aus, ChainMan! Gib dich geschlagen.", sprach ProtoMan und ging langsam auf den nun etwas verunsicherten Navi zu.

"Hehe, glaubst du, du beeindruckst mich? Wenn du willst, komm nur her und ich mach dich genauso fertig, wie die beiden Luschen hinter mir!", lachte ChainMan und deutete auf MegaMan und GeyserMan, die allerdings zu seinem Erschrecken plötzlich wieder auf den Beinen und bei vollen Kräften waren!

Dr. Hikari hatte Jim und Lan je einen speziellen Recovery Chip zugesteckt, den beide sogleich eingesetzt hatten und durch den ihre Navis vollständig geheilt wurden.

"Na, was sagst du jetzt?", grinste MegaMan, als er ChainMan's verunsicherten Blick sah. "Du konntest zwar zwei von uns erledigen, aber wirst du auch mit dreien gleichzeitig fertig?"

ChainMan trat einige Schritte zurück, während ProtoMan, GeyserMan und MegaMan sich nebeneinander vor ihm aufbauten.

"Euch drei zu erledigen wäre sicherlich kein Problem... aber in Anbetracht der Tatsache, dass ihr meine Viren gelöscht und die Leute bereits evakuiert habt, ziehe ich mich lieber vorerst zurück. Wir werden uns wiedersehen, betrachtet dies hier als Unentschieden!"

Und kaum hatte ChainMan zu Ende gesprochen, verschwand er in einem hellen Blitzlicht.

"Hat er sich ausgeloggt?", fragte Jim aufgeregt.

"Nein, er besitzt keinen Operator, er kann sich nicht ausloggen. Er ist sicher noch im System und benutzt den Weg als Fluchtroute, den er hergekommen ist.", erklärte ProtoMan und deaktivierte sein Schwert.

"Wollen wir ihn dann nicht verfolgen?", fragte Lan ungeduldig, doch Chaud hatte seinen Navi schon wieder ausgeloggt.

"Hat keinen Sinn, der ist sicher schon längst weg."

Verärgert trennten schließlich auch Jim und Lan wieder die Verbindung und warteten bis wieder etwas Ruhe eingekehrt und der noch immer andauernde Alarm abgeschaltet war.
 

Einige Minuten später hatte sich dann auch alles wieder beruhigt...

Mr. Famous und die Officials saßen nun an den Computern und versuchten das System wieder in Ordnung zu bringen, während Lan, Jim, Chaud, Dr. Hikari, Dr. Shepard und Herr Takamura zurück in den nun völlig leeren Vorführsaal gegangen waren...

"Vielen Dank, Chaud. Ohne dich und ProtoMan wären MegaMan und GeyserMan jetzt sicher gelöscht.", wandte sich Lan als erstes seinem Retter in letzter Sekunde zu.

"Kein Problem. Ich habe getan, was meine Pflicht war. Bild dir bloß nicht allzu viel drauf ein. Vergiss nicht, dass wir morgen Gegner sind.", sprach der weiß-schwarzhaarige Junge kurz und bündig und verschwand auch schon wieder.

"Was hat er denn damit gemeint?", fragte Dr. Hikari verwirrt.

"Vielleicht müssen wir morgen in so einem Turnier im Internet gegeneinander antreten."

"Ein Turnier? Ich wusste gar nicht, dass du an so was teilnimmst... Ich glaube es ist mal wieder an der Zeit, dass ich einen etwas längeren Aufenthalt zu Hause genieße.", lachte Dr. Hikari und strich seinem Sohn mit einer Hand durch die Haare.

Dann trat Jim vor Lan und reichte ihm die Hand.

"Danke, Lan. Wir waren wirklich ein tolles Team, oder? GeyserMan und ich haben zwar nicht so viel zu all dem hier beigetragen, wie du, aber es war trotzdem eine interessante Erfahrung mit dir, zu kämpfen, statt gegen dich anzutreten."

"Stimmt, mir hat es auch gefallen.", antwortete Lan und schüttelte freudestrahlend Jim's Hand.

"Ich muss jetzt zurück zu Mr. Famous. Wir werden uns sicherlich bald wiedersehen. Mach's gut."

Und so trat auch Jim wieder ab und ließ die anderen allein zurück.

Der nächste, dem Lan sich zuwandte war Herr Takamura, der mittlerweile wieder ziemlich gut gelaunt zu sein schien.

"Tut mir leid, dass ich ihren Battle Chip nicht zurückgeholt habe. Ich weiß wie viel es ihnen bedeutet hat und ich hab alles vermasselt, weil ich nicht schnell genug war..."

"Ach was.", grinste Herr Takamura und klopfte Lan auf die Schulter. "Du hast dein Bestes gegeben. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir können nun nichts mehr dran ändern. Nach der Show hätte ich den Chip eh nicht mehr behalten können. Nur ist es beunruhigend zu wissen, dass er sich nun in den Händen irgendwelcher Verbrecher befindet."

"Ja...", seufzte Lan und fühlte sich noch immer schuldig.

"Mach dir nicht zu viele Gedanken darüber. Die Officials werden schon dafür sorgen, dass der Chip zurückkommt. Wenn du mich aber jetzt entschuldigen würdest... Nach all dem brauche ich erst mal etwas Ruhe und werde mal schauen, wie es Nanako und ihrem Fuß geht. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder. Ciao!"

Mit einem lockeren Winken verabschiedete sich auch Herr Takamura und verließ das Observatorium schnellen Schrittes. Nun waren nur noch Lan, sein Vater und Dr. Shepard da.

"Ich und Dr. Shepard müssen jetzt leider auch wieder los, Lan.", begann Dr. Hikari zu sprechen und beugte sich etwas runter, um seinem Sohn in die Augen zu sehen. "Wir müssen das hier alles noch einmal genau durchsprechen und den Angriff genau analysieren. Es stehen noch immer eine Menge Fragen offen. Aber ich verspreche dir, dass wir mal wieder etwas gemeinsam unternehmen, sobald das hier alles vorüber ist, okay?"

"Ja, ist okay, Dad...", seufzte Lan und umarmte seinen Vater. "Du, Dad?"

"Ja? Was gibt es?"

"MeteorMan-"

"Keine Sorge, ich weiß schon darüber bescheid. Ich werde sehen, was ich da machen kann.", antwortete Dr. Hikari, bevor sein Sohn die Frage zu Ende stellen konnte.

Lan's Blick fiel auf Dr. Shepard welcher ihm freundlich zulächelte. Doch dann ließ er seinen Vater los, als dieser sich wieder aufrichtete, um mit Dr. Shepard zurück zum Kontrollraum zu gehen.

"Geh nun am besten erst mal nach Hause. Du hast dir eine Erholung verdient, mein Junge!", rief Dr. Hikari seinem Sohn noch zu, ehe er um eine Ecke verschwand.

Lan blickte kurz auf sein PET und MegaMan nickte ihm zu. Dann setzte auch er sich in Bewegung und verließ das Observatorium wieder.
 

Draußen, auf dem großen Platz, vor dem Observatorium, warteten schon Mayl, Yai und Dex auf ihren Freund und Mayl fiel ihm auch gleich in die Arme, als er endlich gekommen war.

"Da bist du ja endlich!", sprach sie erleichtert und drückte ihn an sich.

"Was hast du denn schon wieder gemacht?", fragte Yai neugierig und mit einem etwas verärgerten Blick.

Es war jetzt spät am Nachmittag und die Sonne schien immer noch hell und warm. Dennoch war Lan wirklich hundemüde.

"Tut mir leid, Leute. Ich-", doch Mayl schnitt ihm das Wort ab.

"Du hast dafür gesorgt, dass alles wieder in Ordnung ist, oder? Ich hab dich und Herrn Takamura zusammen weggehen sehen."

"Ja... ich und MegaMan haben geholfen diesen Dieb zu schnappen.", gab Lan schließlich etwas zögerlich zu.

"Wieder mal typisch!", grummelte Dex. "Du lässt uns allein da zurück und hast den ganzen Spaß für dich allein!"

"Wirklich... ständig begibst du dich in solch gefährliche Situationen, ohne uns etwas zu sagen.", sprach Yai mit abgewandtem Blick. "Hast du diesen Dieb denn wenigstens geschnappt?"

"Tut mir leid, Leute. Ich werd so was nie wieder tun... und was den Dieb angeht, der ist leider entwischt."

"Schade... Ich frage mich, was er mit diesem Chip vorhat?", grübelte Dex und ging dann langsam schon mal los.

Die anderen gingen schließlich hinterher und folgten ihm zurück zum Hotel.

"Na ja, ich bin jedenfalls echt fertig. Lasst uns nur noch eure Sachen aus dem Hotel holen und dann schnell wieder zurück nach Hause!", sprach Yai, die allmählich ziemlich genervt von all diesen Unglücken war.

Auf ihrem Weg zurück erklärte Lan seinen Freunden noch etwas genauer, was alles vorgefallen war. Dex betonte mehrmals, dass er es mit GutsMan's Hilfe sicherlich geschafft hätte diesen ChainMan zu schnappen, aber Yai ärgerte ihn daraufhin ständig und zählte anhand von einigen peinlichen Beispielen auf, wie sehr sich noch alles verschlimmert hätte, hätten Dex und GutsMan da auch noch eingegriffen.
 

Nach einem kurzen Spaziergang durch die Stadt und den Park erreichten die vier Freunde endlich wieder ihr Hotel. Die freundliche junge Frau an der Rezeption begrüßte sie und fand es schade, als die Kinder ihr mitteilten, sie würden schon wieder gehen. Vielleicht aus Profitgründen, weil sie sie noch länger dabehalten wollte, oder vielleicht auch deswegen, weil sie die vier wirklich mochte. Lan wusste es nicht und eigentlich war es ihm auch egal. Er war nur allzu froh, als er endlich wieder seine eigenen Klamotten anziehen, die Angestelltenkleidung des Hotels zurückgeben und sich sein Stirnband umbinden konnte, welches frisch gewaschen war.

Auch Mayl und Dex waren froh ihre eigenen Klamotten wieder anziehen zu können und hatten auch in Windeseile all ihre Sachen zusammengepackt.

Ihr Aufenthalt im Hotel dauerte nur eine knappe halbe Stunde und sie befanden sich schon auf dem Weg zur Metroline Station von Star Town. Es war glücklicherweise nicht sehr viel los. Die meisten Leute waren nach diesem Schrecken, den sie im Observatorium erleben durften, schnell wieder nach Hause oder zurück in ihre Hotels gefahren, um sich auszuruhen. Alles schien jedoch wieder seinen gewohnten Lauf zu nehmen.

Da sie die Metroline nach ACDC Town grade verpasst hatten, als sie die Station erreichten, mussten Lan und seine Freunde dort auch noch eine halbe Stunde verbringen, bis sie endlich in den nächsten Zug steigen und gemütlich nach Hause zurückfahren konnten.
 

In ACDC Town endlich angekommen hatten sich die vier auch schnell verabschiedet, da jeder so schnell wie möglich wieder in sein eigenes Zimmer zurück wollte, um im eigenen Bett ein Nickerchen zu halten.

Lan und Mayl gingen noch gemeinsam zu ihren Häusern und verabschiedeten sich noch ein letztes Mal, bevor jeder durch die Tür seines eigenen Hauses trat.

Kaum hatte Lan seine Schuhe ausgezogen kam ihm auch schon seine Mutter aufgeregt entgegengelaufen, die die Präsentation auch über das Fernsehen verfolgt und somit alles mitbekommen hatte.

Es dauerte eine weitere halbe Stunde bis Lan ihr alles erklärt und ihr versichert hatte, dass es ihm und auch seinem Dad wirklich gut ging. Sie musste mindestens tausendmal zwischendurch gefragt haben, ob es Lan wirklich gut ging und war total besorgt gewesen.

Doch nachdem Lan es endlich geschafft hatte sie zu beruhigen, ging Mrs. Hikari in die Küche und bereitete ihrem Sohn ein leckeres Abendessen vor, während dieser im Wohnzimmer auf der Couch lag und noch ein wenig Fernsehen guckte, was er eigentlich ziemlich selten tat.
 

Unterdessen kam ChainMan im Hauptsystem des Servers der Neo World Three an und machte sich schnell auf den Weg, um seinem Meister Bericht zu erstatten.

Mr. Shadow saß wie immer vor seinem Laptop und ging einige Daten durch, als die beängstigende Stille im Raum durch ChainMan's Erscheinen gebrochen wurde.

"Du bist auch endlich wieder zurück, ChainMan?", fragte Shadow mit düsterer Stimme.

"Tut mir leid, ich musste den längeren Weg über das Undernet nehmen, weil mich noch ein paar Officials verfolgt hatten. Hab sie aber abgeschüttelt. Sind die Chipdaten angekommen?"

"Ja, sind sie. Du hast gute Arbeit geleistet. Nun besitzt ich den Star Rain Battle Chip und zwei der Elementrüstungen. Fehlen also nur noch zwei... Jetzt dauert es wirklich nicht mehr lange. Bald besitze ich alle Rüstungen und zusammen mit diesem Chip hier werden wir nicht mehr aufzuhalten sein!!", sprach Shadow, als er den Chip von seinem Schreibtisch nahm, auf dem er die Star Rain-Daten gespeichert hatte und ihn in einen kleinen, gebündelten Lichtstrahl hielt, der quer durch den sonst dunklen Raum verlief. "Du kannst dich vorerst wieder in deinen Sektor zurückziehen, ChainMan. Den nächsten Plan führt wieder einer meiner Operator aus."

"Wie ihr wünscht, mein Meister.", antwortete ChainMan und war auch schon wieder verschwunden.

Shadow drehte sich auf seinem Stuhl nach hinten und zog die Vorhänge an seinem Fenster zurück, so dass die untergehende Sonne in den kleinen Raum strahlte. Er ging sich mit der Hand durch sein schwarzes, etwas längeres Haar und betrachtete noch einmal den Chip und genoss anschließend den wunderschönen Ausblick auf Den Town und die umliegenden, großen Gebäude, deren Fenster im untergehenden Sonnenlicht bernsteinfarben glänzten.

"Hmhm... es ist alles reibungslos abgelaufen. Ich hätte nicht gedacht, dass alles so gut klappen würde. Nur dieser Lan wird langsam immer unerträglicher und auch dieser Chaud... Nicht nur, dass sie Darkling besiegt haben, jetzt haben sie auch schon ChainMan in die Enge gedrängt. Langsam sollte ich wohl zu härteren Mitteln greifen. Aber noch bleiben vier Navis über... und diese werden ihnen schon noch das Fürchten lehren! Hahahahahaha!!"
 

Mittlerweile war es spät am Abend und Lan hatte sich grade in sein Bett gelegt, nachdem er das wunderbare Essen seiner Mutter im Nu runtergeschlungen hatte. Mrs. Hikari saß noch im Wohnzimmer und guckte etwas Fern, während Lan sich für das Bett allmählich umzog.

Doch grad als er sein Stirnband auf den Monitor seines PCs geworfen hatte begann sein PET zu piepen und zu vibrieren.

"Hey, Lan! Du hast eine Mail von Dad!", rief MegaMan, der in seinem PET auf Lan's Schreibtisch lag.

"Ehrlich? Liest du sie bitte vor?", bat Lan seinen Navi, als er sich weiter umzog.

"Yup, mach ich. Also...
 

Hallo, Lan!

Ich hoffe dir geht es gut und du hast dich schon wieder einigermaßen erholt. Tut mir leid, sollte ich dich vielleicht geweckt haben, aber das hier ist ziemlich wichtig und ich habe morgen keine Zeit mehr dir noch zu schreiben.

Ich glaube langsam zu wissen, was dieser sogenannte 'Shadow' mit seiner Organisation plant. Die Officials haben über das Undernet einige Informationen einholen können. Wir wissen nun genau, dass all die Anschläge in den letzten Tagen auf ein und das selbe Konto gehen. Auch ChainMan scheint für diese Organisation zu arbeiten, die sich selbst als 'Neo World Three' bezeichnet. Wir vermuten, dass sie das sogenannte 'Omega-Projekt' durchführen wollen, was wir eigentlich im SciLab selbst vorhatten. Die vier Elementrüstungen wurden ursprünglich als Stärkung für Navis, zum Schutz vor bestimmten Elementen angefertigt. Ähnlich den Power Ups, die man in diversen Chip Shops kaufen kann. Ich will und darf dir auch nicht allzu viel darüber erzählen. Aber bei dem Omega-Projekt werden die vier einzelnen Rüstungen zu einer einzigen verschmolzen. Die Kräfte die dabei freigesetzt werden sind unvorstellbar groß und deshalb hatten wir das Projekt vorerst zurückgestellt, um mit den einzelnen Rüstungen noch einige Tests durchzugehen. Irgendwie muss dieser 'Shadow' von all dem Wind bekommen haben. Ich kann mir schon denken, was sein wahres Ziel sein könnte, aber das werde ich lieber erst noch mit den anderen Wissenschaftlern des SciLabs genau durchdiskutieren.

Na ja, der eigentliche Grund, warum ich dir zu so später Stunde noch schreibe ist allerdings ein anderer. Morgen wird im Power Plant auf Reef Island die Elec Armor einem letzten Test unterzogen werden. Die Officials gehen davon aus, dass man versuchen wird sie zu stehlen, darum sollen du und Chaud zur Sicherheit anwesend sein. Es darf wirklich nichts schief gehen. Ich werde auch dort sein und aus Netopia kommt der Sohn eines sehr berühmten Wissenschaftlers zu Besuch, um ebenfalls dem Test beizuwohnen. Sein Vater ist verhindert, darum wird er sich das Ganze ansehen. Sein Name ist Gregory Toriyama, er ist ungefähr in deinem Alter und freut sich auch schon dich mal kennen zu lernen. Ich hab im E-Mail-Anhang ein Ticket für ein Boot angefügt, damit kannst du morgen gemeinsam mit Jim und Chaud vom Marine Harbour aus zur Insel fahren. Ich werde auf dich warten. Das Schiff fährt um 16 Uhr, sei also pünktlich, okay?

Ich hab dich lieb, mein Sohn!
 

-Dad
 

Fertig, mehr steht nicht drin.", las MegaMan die Mail vor, während Lan sich in der Zwischenzeit vollkommen umgezogen hatte.

"Ich frage mich, was das ist, was Shadow wohl vorhaben könnte und wo Dad vermutet es zu wissen? Es klingt jedenfalls nicht besonders gut. Dann müssen wir unbedingt verhindern, dass der Typ auch noch an die anderen Rüstungen kommt."

"Stimmt. Auch Dad scheint das ziemlich zu beunruhigen, sonst hätte er es wohl nicht in der Mail erwähnt.", stellte MegaMan etwas besorgt fest.

"Na ja, jedenfalls kommt ja dann morgen auch wieder einiges auf uns zu. Erst die Net-Games, dann Reef Island... hoffentlich überschneidet sich das nicht. Aber auf diesen Gregory bin ich schon ziemlich gespannt. Ich frage mich, wie der wohl so sein wird. Ob er als Sohn eines Wissenschaftlers auch was von Net-Battlen versteht? Vielleicht können wir mal gegen ihn kämpfen? Obwohl sein Name ziemlich außergewöhnlich klingt..."

"Du denkst auch ständig nur ans kämpfen, was? Ruh dich lieber erst mal aus. Ich bin zwar auch schon aufgeregt, aber muss auch erst mal verschnaufen. Morgen wird ein großer Tag.", sagte MegaMan und hielt wieder Dash in seinen Armen, der noch immer in Lan's PET steckte und so schnell da auch nicht mehr raus wollte.

"Ja, ich weiß. Na ja, dann gute Nacht, Mega.", gähnte Lan, als er sich in sein Bett legte und sich seine warme, kuschelige Decke überzog.

MegaMan wünschte seinem Operator auch noch eine gute Nacht und ruhte sich dann auch aus. Somit hatten sie auch diesen anstrengenden Tag mehr oder weniger erfolgreich hinter sich gebracht...
 

Ende Tag 5

Net-Games, Final Round! Tournament Time!

(Kurze Anmerkung: Die beiden Charaktere 'Sakura Himawari' und 'Yuki.EXE' sind selbsterfundene Figuren von _Natsumi_. Wie sich die zwei in meiner FF verhalten, ist natürlich von mir so gestaltet worden, dass es mit Natsu's Vorstellungen übereinstimmt.)
 

Es war bereits zehn Uhr morgens, als Lan's PET plötzlich zu piepen begann und den jungen Mann, der total verrenkt in seiner Bettdecke verheddert lag, mit einem Male aus dem Bett stürzen ließ. Ein dumpfer Schlag war zu hören, als Lan kurz darauf auf dem Rücken neben seinem Bett lag. Gähnend versuchte er sich wieder aufzurichten und streckte sich gleich mehrere Male. Dann warf er einen Blick zu seinem Schreibtisch, wo sein PET lag und noch immer piepte.

"Ist ja gut, kannst aufhören, bin ja schon wach...", sagte Lan mit müder, grummeliger Stimme und zog die Vorhänge an seinen Fenstern auf. Im Garten sah er seine Mutter, die scheinbar schon wieder Wäsche aufhing.

"Tut mir leid, aber irgendwann musst du ja mal aufstehen, obwohl ich beschlossen hatte, dich ausnahmsweise länger schlafen zu lassen, nachdem die letzten Tage etwas anstrengender waren.", erklang MegaMan's Stimme.

Lan machte schnell sein Bett zurecht und öffnete das Fenster, um frische Luft in sein Zimmer zu lassen. Da erst gestern Mr. Higsby den Rasen gemäht hatte, worum Mrs. Hikari ihn gebeten hatte, da Lan ja nicht da war, roch es noch immer nach frisch gemähtem Gras.

Die Sonne stieg wieder hoch über ACDC Town empor und es schien schon recht warm zu sein. Am Himmel waren vereinzelt ein paar weiße Wolken zu sehen, die wie riesige Wattebäusche aussahen.

"Vergiss nicht, was wir heute alles vorhaben.", erinnerte MegaMan seinen Operator, als dieser allmählich begann seine Klamotten zusammenzusuchen, die er letzte Nacht beim Ausziehen überall im Zimmer verteilt hatte.

"Ja ja, ich weiß... Lass mich doch erst mal richtig wach werden.", gähnte Lan und zog eine seiner Socken aus dem Bücherregal hervor. "Gibt's überhaupt schon eine Nachricht von den Net-Games, wegen dem Turnier?"

"Nein, noch nicht. Ich hatte Roll auch schon eine Nachricht geschrieben, aber die weiß auch noch von nichts. Nur von dem Hotel haben wir was bekommen. In deren Mail war ein Banner zur Hotel-Homepage."

"Vom Hotel?", fragte Lan verwundert.

"Yup, als Dank für unseren Besuch dort oder so was. Kannst du dir ja gleich selbst durchlesen."

Lan hatte endlich seine Sachen alle zusammen. Sein braunes Haar war total durcheinander und er hatte leichte Ringe unter den Augen.

"Ich geh mich erst mal duschen, um richtig wach zu werden."

Kaum hatte sich Lan von seinem Navi verabschiedet, war er auch schon auf dem Weg ins Badezimmer. Unterwegs traf er auf seine Mutter, die grade von draußen wieder reinkam und sofort beschloss ihm etwas zu Essen zuzubereiten.
 

Eine Viertel Stunde später, war Lan frisch geduscht, hatte seine gewohnten Klamotten wieder an und saß am Esstisch, wo seine Mutter ihm grade etwas zu Essen hinstellte, während er sich mit MegaMan unterhielt. Er fühlte sich schon viel wacher, aber immer noch etwas müde.

"Und, was hast du heute vor?", fragte Mrs. Hikari, als sie zurück in die Küche ging, um den Kühlschrankinhalt zu überprüfen, während sie ihre Einkaufsliste zusammenstellte.

"Nachher werden Mega und ich etwas im Internet surfen und uns mit den anderen treffen. Heute Mittag muss ich nach Marine Harbour.", erklärte Lan, während er hastig sein Frühstück verspeiste.

"Marine Harbour?", fragte Mrs. Hikari verwundert. "Was willst du denn da?"

"Dad hat mir 'ne Mail geschrieben, dass ich dort hin soll. Auf Reef Island findet heute ein Experiment statt, was ich mit ansehen soll. Ich werde mit ein paar Freunden mit einem Boot rüberfahren.", antwortete Lan und ließ dabei einige Details aus, um seine Mutter nicht wieder zu beunruhigen.

"Muss ja ziemlich wichtig sein, wenn Yuichiro möchte, dass du auch zusiehst. Stell aber bloß keine Dummheiten an, ja? Ich werde den Mittag über sowieso weg sein, da ich mit einer Freundin shoppen gehen wollte."

"Keine Sorge, Mum, ich stell doch nie was an."

Mrs. Hikari lächelte und schüttelte den Kopf, als sie zu Lan rüberging und ihm den leeren Teller abnahm, um ihn zu waschen.

Lan lehnte sich auf dem Stuhl zurück und hielt sich den Bauch. Er hatte zwar weniger als sonst gegessen, war aber dennoch total satt.

"Wie viel Uhr haben wir jetzt?", fragte er, als er sein PET wieder in die Hand nahm.

"Ist gleich halb elf. Allmählich müssten sich die von den Net-Games auch mal melden.", antwortete der blaue Navi.

"Na ja, das kommt bestimmt noch. Lass uns mal gucken, wie es Mr. Prog geht, wir hatten ihm gestern gar nicht mehr gesagt, dass wir wieder da sind. Ich hoffe er kam gut allein zurecht."

Also stand Lan vom Esstisch auf und ging zurück in sein Zimmer, wo er gleich den Computer anschaltete. Nach einigen Momenten, war er schließlich hochgefahren und Lan machte es sich auf seinem Drehstuhl bequem, als er sein PET anschloss und MegaMan auf seiner Homepage einloggte...
 

MegaMan und auch Dash, welcher ja die Nacht über noch mit im PET verbracht hatte, materialisierten sich kurz darauf auf Lan's kleiner HP. Sie blickten sich kurz um und sahen auch schon Mr. Prog, welcher mit Freudentränen in den Augen auf sie zugestürmt kam.

"MR. MEGAMAN, MR. DASH!!! DA SIND SIE JA WIEDER!! ICH HATTE MICH SCHON GEFRAGT, WIE LANGE ES NOCH DAUERN WÜRDE, BIS SIE ENDLICH WIEDER EINTREFFEN WÜRDEN!"

Das kleine Programm kam gleich so schnell angeschossen, dass es nicht mehr rechtzeitig stoppen konnte und gegen MegaMan stieß und ihn so umwarf.

"OH, TUT MIR LEID!!", schreckte das kleine Programm auf und untersuchte gleich MegaMan's Körper nach Verletzungen. "HABEN SIE SICH WAS GEBROCHEN?? ALLES IN ORDNUNG? WAS HAB ICH GETAN?? ICH SELBSTSÜCHTIGES SCHEUSAAAAL!!", brach Mr. Prog auf einmal in lautem Jammern aus und vergoss Tränen ohne Ende.

MegaMan stand vorsichtig wieder auf und klopfte ihm auf den Rücken und Dash beschloss Mr. Prog erst einmal zu knuddeln.

"Ist doch gut, ist ja nichts passiert. Ich freu mich auch sie wiederzusehen."

Schnell wichen die Tränen wieder einem glücklichen Lächeln.

"EHRLICH? OH, JA! ICH FREU MICH AUCH SO SEHR!", strahlte Mr. Prog mit einem Male wieder und hätte Dash am liebsten gestreichelt, was aber ohne Arme schlecht möglich war.

"War irgendwas besonderes, während wir weg waren?", fragte Lan.

"NEIN! ALLES IN BESTER ORDNUNG, WIE ICH VERSPROCHEN HABE!", berichtete Mr. Prog stolz.

"Sehr gut.", lobte Lan das kleine Programm, doch im selben Moment piepte wieder sein PET, als eine E-Mail eingetroffen war. "Hey, sie ist von den Net-Games!"

"Einen Moment, ich lese sie vor...", sprach MegaMan, als er die Datei vor sich aufrief.

"Sehr geehrter Mr. Hikari

Wir freuen uns, dass sie es bis unter die acht letzten Teilnehmer geschafft haben und sich so für das große Finale der Net-Games qualifiziert haben.

Das Turnier findet heute, um 12 Uhr in der Den Area statt. Wir bitten sie darum bis spätestens 10 vor 12 am Square eingetroffen zu sein, wo sie und die anderen sieben Teilnehmer sich registrieren müssen. Es steht ihnen frei so viele Freunde wie möglich mitzubringen, da wir auch auf viele Zuschauer hoffen.

Die Turnier-Regeln erfahren sie ebenfalls am Square.

Wir wünschen ihnen viel Glück und hoffen, dass sie auch sehr viel Spaß haben werden.
 

-Masato Kawashima, Präs. d. Net-Games Association
 

Wow, die Mail ist vom Präsident der Net-Games Association!"

"Sie klingt auch anders, als die anderen.", stellte Lan fest und las sie selbst noch einmal durch. "Zehn vor zwölf sollen wir da sein? Ich glaube dann machen wir uns lieber schon mal auf den Weg, sonst kommen wir noch zu spät."

"Yup, wäre wohl besser.", stimmte der blaue Navi zu und wandte sich an Mr. Prog. "Tut mir leid, wir müssen dann leider auch schon weiter."

"KEIN PROBLEM! SOLANGE SIE NICHT WIEDER MEHRERE TAGE WEGBLEIBEN, WERDE ICH DAMIT SCHON ZURECHTKOMMEN.", kam es etwas schluchzend als Antwort zurück.

"Keine Sorge, heute Abend sind wir spätestens wieder da. Also bis dann!", verabschiedete sich MegaMan noch von dem Programm und ging schließlich zusammen mit Dash auf den Teleporter zur ACDC Area zu.

Mr. Prog schaute ihnen noch nach, bis sie sich vollkommen aufgelöst und wegteleportiert hatten...
 

Kurz später fanden sich MegaMan und Dash im Herzen der ACDC Area wieder.

Die beiden zögerten nicht und machten sich gleich auf den Weg zur Den Area.

Unterwegs kamen ihnen ungewöhnlich viele Navis entgegen, die ziemlich aufgeregt waren. Manche waren paarweise unterwegs und begannen leise zu tuscheln, wenn MegaMan an ihnen vorbeitrat. Andere warfen ihm neugierige Blicke zu oder starrten ihm hinterher, bis er außer Sichtweite war, ohne dass sie dabei noch darauf achteten, wo sie hintraten.

MegaMan fühlte sich ein wenig unwohl und linste zu Dash, welcher fröhlich neben ihm flog und die vielen Navis gar nicht zu registrieren schien. Er fragte sich, ob es vielleicht wegen Dash war, da es ja schon ziemlich ungewöhnlich war mit einem Virus unterwegs zu sein. Andererseits war er mit Dash jetzt nun oft genug umhergestriffen, so dass viele ihn schon vorher mal bemerkt haben mussten. Nein, es musste irgend etwas anderes sein. Er passierte die ACDC Area und erreichte schließlich den Teleporter zum Den Town-Netzwerk. Einige andere Navis, an denen er vorbeigekommen war, waren ihm sogar noch lange gefolgt und hatten ihn beobachtet. MegaMan kam sich vor, wie wenn man durch einen Park geht und mit Vogelkacke bespritzt ist und jeder kann es sehen, außer einem selbst. Obwohl er solch eine Erfahrung zum Glück noch nie vorher machen musste, beziehungsweise konnte.

Er versuchte sich nicht weiter drum zu kümmern und teleportierte sich nach Den Area 1.

Dort schließlich angekommen erblickte er ganze Ströme von Navis, die auf dem Weg zum Square zu sein schienen. Vermutlich Zuschauer. Er ging weiter, Dash immer noch dicht an seiner Seite. Doch dann stoppte er abrupt, als ein pinkfarbener Standard-Navi vor ihn trat und ihn mit großen Augen anstarrte.

"Du bist MegaMan, stimmt's?", fragte der weibliche Navi.

"Ja, genau...", antwortete MegaMan etwas unsicher.

"Hmm...", summte der Standard-Navi und sah ihr Gegenüber durchdringend an. "Du bist'n Loser, du wirst verlieren.", sprach sie schließlich, wandte sich wieder ab und ging auch Richtung Square.

"Was war das denn jetzt?", fragte Lan verdutzt, der alles über das PET beobachtet hatte.

"Keine Ahnung...", antworte MegaMan, ebenfalls total verdutzt.

"Die Leute studieren die Turnierteilnehmer, weil sie Wetten abschließen wollen.", erklang auf einmal eine etwas mechanisch klingende Stimme.

Als MegaMan nach hinten blickte sah er NumberMan, der auf einem kleinen Handcomputer rumtippte. Sein großer, runder, glühbirnenartiger Kopf leuchtete hell auf.

Sein schmaler, grüner Körper zeugte von keinerlei beeindruckender Gestalt, doch, wie Lan und MegaMan am eigenen Leib erfahren mussten, durfte man NumberMan nicht unterschätzen.

"NumberMan? Nimmst du nicht auch am Turnier teil?", fragte MegaMan überrascht.

"Exakt. Ich und Higsby haben begonnen Wetten zu organisieren. Die von eben, wird wohl nicht mehr auf dich wetten, dem zu urteilen, was sie von sich gab."

"Ihr organisiert Wetten?"

"Exakt. Keine schlechte Idee, was? Wollt ihr auch auf jemanden setzen? Noch könnt ihr Wetten abschließen. Die momentane Höchstquote besitzt ProtoMan. Fast 79,3674% haben auf ihn gewettet. Deine Quote liegt bei..." NumberMan hielt kurz inne, um nachzurechnen. "14,1%. Der Rest verteilt sich auf die anderen Teilnehmer."

"Und auf wen hast du gewettet, NumberMan? Oder machst du selbst nicht mit?", fragte Lan nun neugierig.

"Ich habe natürlich auf ProtoMan gewettet!", antwortete der seltsame Navi mit funkelnden Augen.

"Aber musst du nicht gleich in deinem ersten Kampf gegen ProtoMan antreten? Du wettest auf deinen Gegner!", versuchte MegaMan ihm klarzumachen.

"Exakt. Problem damit? Willst du nun wetten oder nicht? Ich hab nicht mehr viel Zeit!"

"Ehm, nein, schon gut, vergiss es...", seufzte MegaMan und schüttelte den Kopf.

"Gut, dann geh ich wieder. Wünsch dir viel Glück, aber das Turnier werd trotzdem ich gewinnen!!"

Grade wollte MegaMan zu der Frage ansetzen, warum NumberMan dann nicht auf sich selbst wettet, wenn er so überzeugt davon ist, dass er gewinnen wird, allerdings war er da auch schon weg und stand bei einer Gruppe HealNavis, die ebenfalls Wetten abschließen wollten. MegaMan verstand dieses ganze System sowieso nicht und setzte sich wieder in Bewegung.

Immer noch verfolgten ihn Blicke überall hin und manchmal hörte er einen Navi rufen: "Hey, gewinn bloß, ich zähl auf dich!", oder: "Ich hab auf dich gewettet, mach mir keine Schande, Süßer." Beängstigend daran war nur, dass letzteres von einem männlichen Navi gerufen wurde...
 

Nach einem etwas längeren Fußmarsch erreichte MegaMan dann aber auch endlich den Teleporter zum Den Square, welcher in Den Area 2 lag. Zusammen mit Dash trat er hinein und teleportierte sich im Nu weg.

Kaum fand er sich auf dem Square wieder ertönten laute Jubelschreie von hunderten von Navis, die sich dort versammelt haben mussten.

Schnell bildete sich zwischen ihnen eine lange Gasse, die direkt zum Schalter führte, wo die Registrierung vorgenommen werden sollte, als sie zur Seite traten, um Platz für MegaMan zu machen.

MegaMan blickte zu den anderen vier runden Plattformen, von insgesamt fünf, die über schmale Brücken in Fünfeckform miteinander verbunden waren.

Er sah Unmengen von Navis, die total aus dem Häuschen waren und voller Vorfreude die Kämpfe zu erwarten schienen. Direkt geradeaus, auf der Plattform wo die Theke zum Registrieren aufgestellt war, standen auch schon die anderen Turnierteilnehmer hinter dem Programm und dem violetten Navi, die MegaMan nun schon von den anderen Net-Games-Runden gut genug kannte.

Roll winkte MegaMan fröhlich zu, die zwischen dem gelangweilt aussehenden ProtoMan und dem wie immer mysteriös erscheinenden Sektor stand.

MegaMan lächelte ihr zu, als er auf die Theke zulief und ab und zu einen Blick zu seinen Seiten warf, wo ihm einige Navis zujubelten, andere ihm den Stinkefinger zeigten.

Neben Roll, ProtoMan und Sektor standen auch die anderen Turnierteilnehmer. NumberMan schien immer noch die Wettquoten durchzurechnen, während ein violetter HealNavi neben ihm ungeduldig hin und her wippte. Hinter den beiden stand ein ziemlich seltsam aussehender Navi dessen Helm schon fast an eine Art Totenschädel erinnerte. Er hatte bunt gestreifte Beine und einen weiß-schwarzen Oberkörper mit langen, breiten Armen. Daneben stand noch ein weiterer, weiß-schwarzer Navi. Sein Helm war rundlich und auf der Stirn spitz zulaufend. Oben drauf hoben sich zwei kantige Klingen ab, die an die Rückenflosse eines Hai's erinnerten. Dazwischen war ein karoförmiger Kristall, der zu je einem Viertel rot, grün, blau und gelb funkelte.

MegaMan versuchte sich einen guten Ersteindruck von den anderen Teilnehmern zu machen. Plötzlich fand er doch nicht mehr, dass, außer seinem, die anderen Erstrundenkämpfe ziemlich einseitig werden würden.

"Guten Tag! Somit ist auch der letzte Teilnehmer eingetroffen!", begrüßte der violette Standard-Navi MegaMan, als dieser zusammen mit Dash vor die Theke trat.

"Hallo.", antwortete MegaMan und holte gleich seine ID-Karte hervor, die er dem Navi überreichte.

"Sehr gut. Einen Moment kurz...", der Navi übergab die Karte an das Programm, welche sie zu scannen begann. "Heute das große Finale, was? Sie sind noch immer mein persönlicher Favorit.", flüsterte der violette Navi MegaMan zu. "Ich konnte es mir nicht verkneifen und hab auch einige Zenny auf sie gewettet. Aber ich denke, sie werden mich nicht enttäuschen, oder?"

"Ehm... ich werde mich zumindest wirklich anstrengen.", versicherte der blaue Navi verlegen seinem Bewunderer.

"Für sie steht also noch nichts fest?"

"Bei den Gegnern...", grübelte MegaMan, als er die anderen noch mal ansah. "... da ist alles möglich."

"Das ist die richtige Einstellung! Man darf seine Gegner nicht unterschätzen. Einige sind sich schon ziemlich siegessicher, aber Hochmut kommt vor dem Fall. Jetzt weiß ich, dass sie definitiv gewinnen werden. Viel Glück!", sprach der Standard-Navi und händigte die ID-Karte zurück an MegaMan aus. Dann schnappte er sich ein Mikrophon und machte eine laute Ansage, die überall im Square zu hören war. "Ich bitte nun sämtliche Zuschauer zur Den Area 4 aufzubrechen. Das Areal wurde erneuert und dort werden die Finalkämpfe ausgetragen. Sichern sie sich nun ihre Plätze und freuen sich auf die Kämpfe. Die Teilnehmer möchte ich bitten hier zu warten."

Kaum war die Ansage zu Ende stürmten schon die ganzen Navis nach draußen, um als erstes in Den Area 4 zu sein, um noch einen guten Platz zu erwischen. MegaMan blieb mit Dash vor der Theke stehen und beobachtete das Schauspiel, als Roll neben ihn trat.

"Na, Mega? Aufgeregt?", fragte sie und hüpfte mit den Armen auf dem Rücken neben ihm auf und ab.

"Ja, ziemlich... du scheinbar auch?", lächelte er.

"Ja, auch... ich glaube es ist schon eine Ewigkeit her, dass ich so aufgeregt war. Ein Glück, dass wir nicht gleich im ersten Kampf gegeneinander antreten müssen. Ich hoffe ich überstehe überhaupt meinen ersten Kampf!"

"Das wirst du bestimmt. Der HealNavi dort ist dein Gegner, oder?", fragte MegaMan und deutete auf den violetten Navi, der sich bei NumberMan über irgendwas aufzuregen schien. Vielleicht seine Wettquote?

"Ja, genau der ist es!", bestätigte Roll und wirkte ziemlich nervös.

"Keine Sorge, den schaffst du mit links, da bin ich mir sicher."

"Danke, Mega.", lächelte Roll und umarmte ihren Freund.

Sie drückte ihre Lippen auf die seinen und verpasste ihm einen Kuss, lief gleich danach leicht rot an und zwinkerte ihm zu. "Der ist für Glück."

MegaMan lief auch rot an und wusste nicht, was er jetzt machen sollte, doch zu seiner Erleichterung hörte er plötzlich ein lautes Trampeln, was auf ihn zukam.

"GutsMan?", fragte er verwirrt und als sein Blick zu GutsMan's Seite fiel, machte er sogar noch größere Augen. "Und Yuki??"

GutsMan und Yuki waren gekommen, um ihren Freunden noch einmal Glück zu wünschen.

"Hi, na? Seid ihr bereit?", fragte Yuki und umarmte Roll und MegaMan zur Begrüßung.

"Ja, sind wir, aber... was machst du hier?", fragte MegaMan überrascht.

"Na ich will euch anfeuern, kann man sich doch denken, oder nicht?"

"GutsMan auch hier sein zum Anfeuern! Guts!"

"Wow, vielen Dank Leute.", bedankte sich der blaue Navi und war sichtlich erleichtert und fühlte sich plötzlich auch gar nicht mehr so nervös.

"Ist denn Sakura-", doch bevor Lan fragen konnte, meldete sich das Mädchen schon persönlich zu Wort.

"Yup, ich bin natürlich auch da!", erklang Sakura's Stimme über die Internetverbindung, fröhlich wie eh und je. "Mum ist mit 'na Freundin unterwegs einkaufen oder so was. Eigentlich sollte ich mein Zimmer aufräumen und mich um die Wäsche kümmern, aber es gibt auch wichtigeres. Mum's stinkende Socken können warten, jetzt will ich sehen, wie ihr dieses Turnier gewinnt!"

"Danke, Sakura. Nach unserer Verabschiedung hätte ich nicht geglaubt so schnell wieder von dir zu hören. Aber mit solcher Unterstützung werden wir sicher gewinnen.", strahlte Lan vor Freude.

"Hey, das kann ich mir doch nicht entgehen lassen, außerdem sagte ich doch, ich werde mir deine anderen Kämpfe auch ansehen, oder? Allerdings sollte dir ja klar sein, dass ich hauptsächlich hier bin, um Mayl anzufeuern.", wandte Sakura allerdings kichernd ein. "Oder, Mayl? Du wirst's denen schon zeigen und das Turnier gewinnen!"

"Ja klar, ich werd mein Bestes geben!", antwortete Mayl auch gleich.

"Hey, aber was ist denn-", wollte Lan grade einwenden, doch Sakura fiel ihm wieder ins Wort.

"Sorry, Lan. Aber Mayl ist das einzige Mädel, das hier mitmacht, darum bekommt sie allein meine volle Unterstützung. Wir Mädels müssen halt zusammenhalten. Aber du hast ja noch GutsMan und Dex.", begann sie zu lachen und auch Roll und Mayl konnten sich ein Kichern nicht verkneifen.

"Ihr Mädchen seid doof...", seufzte Lan genervt. "Wartet nur ab, MegaMan und ich werden schon gewinnen."

"Genau, Lan! Zeig ihnen wer hier die Hosen anhat!", mischte sich nun auch Dex ein.

Doch ihn schien kaum jemand zu beachten.

"Wir werden euch ganz laut anfeuern und versuchen Plätze weit vorne zu bekommen.", sprach Yuki nun. "Wenn nötig, kämpfen wir uns mit Gewalt nach vorn. Jeder Navi, der mir die Sicht versperren will, bekommt meinen Stab auf seine Birne geknallt!"

Dann trat jedoch ein orangefarbener Official-Navi dazu und unterbrach die Szene.

"Tut mir leid, aber Zuschauer sollen sich bitte sofort entfernen. Wir müssen mit den Teilnehmern die Regeln durchgehen, darf ich also bitten?"

"Ist ja schon gut.", seufzte Yuki und streckte dem Official-Navi die Zunge raus, als dieser sich wieder umgedreht hatte und abging. "Ja ja, also viel Glück. Gebt euer Bestes!"

"GutsMan auch anfeuern wird, ganz doll!"

"Yeah, ich werd auch zugucken und nimm dich bloß vor ChangeMan in Acht, Lan!", sprach Dex noch als kleine Warnung.

"Ich werd auch alles über mein PET verfolgen. Ihr schafft das schon!", sagte auch noch einmal Sakura, ehe sich Yuki und GutsMan entfernten und ebenfalls vom Square wegteleportierten.

Nun waren nur noch die acht Teilnehmer und einige Official-Navis am Square anwesend.

Während ProtoMan einfach in einer Ecke stand und kein Wort sagte, war NumberMan mit den anderen Navis beschäftigt, die ihre Wettgelder zurückhaben wollten, da scheinbar irgendwas nicht stimmte. Nur Sektor kümmerte sich nicht darum und trat zu Roll und MegaMan.

"Sektor, schön dich zu sehen.", begrüßte Lan den orangefarbenen Navi in seinem braunen Umhang, doch auf eine Gegenbegrüßung wartete er vergeblich.

"Dir stehen noch einige harte Prüfungen bevor, MegaMan. Aber heute wirst du all deine Fragen, oder zumindest viele davon, beantwortet bekommen.", sagte Sektor und schaute dabei zu den Official-Navis rüber.

"Das wird auch langsam mal Zeit. Ich weiß noch immer nicht, was du nun von mir willst und wer genau du bist."

"Keine Sorge. Zunächst musst du deinen Kampf gegen ChangeMan gewinnen. Dann sage ich dir alles, was du wissen willst. Die Zeit drängt allmählich und es wird nicht mehr lange dauern, bis die Prophezeiung sich erfüllt.", sprach Sektor und sein Blick wurde dabei leicht beunruhigt.

"Prophezeiung?", fragte MegaMan verwirrt.

Sektor hielt kurz inne, bevor er MegaMan in die Augen blickte und schließlich antwortete.

"Ich habe bereits zu viel gesagt. Vergiss es wieder. Noch stehen dir schwere Prüfungen bevor, die du meistern musst, aber am Ende dieses Turniers wird meine Entscheidung fallen. Es hängt viel davon ab, wie du dich schlägst. Konzentriere dich jetzt lieber auf deinen Kampf. Unterschätze ChangeMan nicht. Er ist sehr stark. Allerdings birgt auch ultimative Kraft ultimative Schwäche. Achte auf den Wandel und nutze die Gegenkraft. Die Elemente sind der Schlüssel. Merk dir meine Worte."

Plötzlich war MegaMan noch verwirrter, als er es wohl je gewesen war. Prophezeiung? Entscheidung? Elemente sind der Schlüssel? Was hatte das denn nun wieder zu bedeuten??

Auch Lan verstand kein Wort. Warum mussten immer alle auf geheimnisvoll tun? Konnte nicht mal einer eine klare Antwort geben??

Aber bevor MegaMan fragen konnte, was Sektor damit nun wieder gemeint hatte, richtete sich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf einen gelb-weißen Official-Navi, der sich mit einem kleinen Computer in der Hand vor den Turnierteilnehmern aufstellte.

"So...", begann der Navi zu sprechen. "Sind also alle da... MegaMan, ChangeMan, Roll, Rowdy, Sektor, NumberMan, Psyche und ProtoMan. Ja, alle sind anwesend, gut. Dann wollen wir uns jetzt mal kurz über die Regeln der Finalkämpfe unterhalten. Es sind nicht viele und sie sind einfach zu behalten. Verlieren tut derjenige, der aus dem Ring fällt, sich ausloggt, aufgibt oder KO geschlagen wird, alles klar?"

Alle nickten und hörten weiterhin aufmerksam zu.

"Verboten sind sämtliche Chips der Mega- und der Giga-Klasse. Jeder von ihnen darf sich allerdings einen Chip der Mega-Klasse aussuchen, den er das ganze Turnier über verwenden darf. Allerdings nur einmal pro Kampf. Beispiel: Ich wähle den Mega Chip ZeusHammer. Dann darf ich diesen in jedem Kampf, den ich führe nur einmal verwenden! Ich darf nicht im nächsten Kampf statt ZeusHammer einen anderen Mega Chip benutzen, sondern nur diesen, den ich vorher ausgewählt habe, ist das klar?"

Wieder nickten alle, dieses Mal ein klein wenig genervt.

"Sehr gut. Jeder von ihnen trägt gleich in diese Liste seinen Mega Chip ein, so können wir es besser im Auge behalten. Weiterhin sind Dark Chips natürlich absolut verboten! Wer einen benutzt macht sich sowieso strafbar. Nun zu den Einschränkungen, was Chips der Standard-Klasse angeht. Es dürfen keine Chips benutzt werden, die das Schlachtfeld verändern, verstanden? GrassPanel gehört dazu, genauso wie Geddon, welches ganze Panels zerstört. Chips wie MeteorRain, die das Kampffeld durch ihren Angriff nur beschädigen, sind aber freilich erlaubt. So, das waren eigentlich alle wichtigen Regeln. Es gibt nur noch eine einzige, die unbedingt beachtet werden muss... Nicht löschen!! Wer seinen Gegner löscht wird nicht nur disqualifiziert und bestraft sondern auch den Officials übergeben. Ist damit dann alles soweit verstanden?", vergewisserte sich der Official-Navi noch einmal und bekam ein einstimmiges, bejahendes Nicken zurück. "Also gut. Erster Kampf findet zwischen MegaMan und ChangeMan statt. Sobald sie in Den Area 4 eingetroffen sind, nehmen sie bitte ihre Plätze auf dem Ring ein. Die anderen Teilnehmer bleiben bei mir und schauen von der Aussichtsplattform zu. Also dann... Sobald sich hier jeder eingetragen hat, können wir los."

Der Navi gab seinen Computer an ProtoMan, welcher als erstes den Mega Chip eintragen sollte, den er benutzen würde.

Während die anderen neugierig versuchten über ProtoMan's Schulter zu gucken, um herauszufinden, welcher es sein würde, überlegten Lan und MegaMan, welchen sie nehmen würden.

"Was meinst du, Lan? Ist ziemlich schwierig, ich weiß nicht, welcher wohl den meisten Nutzen bringen würde.", grübelte MegaMan.

Dash flog noch immer neben ihm und schien auch darüber nachzudenken.

"Ich würde sagen, dass NeoVariableSword... oder doch Guardian? Der Chip hat uns auch in der Vergangenheit gute Dienste erwiesen...", überlegte auch Lan krampfhaft. "Nehmen wir Guardian. Oder?"

"Wie du meinst. Du bist der Operator, du musst es wissen.", antwortete MegaMan, als Roll ihm auch schon den Computer überreichte.

Er trug sich kurz ein, gab das Gerät weiter und ein paar Minuten später waren alle fertig.

Am Teleporter wartete schon der gelb-weiße Official-Navi ungeduldig. Die anderen Official-Navis blieben wohl am Square zurück.

Roll hakte sich bei MegaMan ein und ging mit ihm gemeinsam durch den Teleporter, direkt hinter dem Official-Navi hinterher. Dash und auch die anderen Navis folgten ihnen.
 

Die Gruppe machte sich schnurstracks auf den Weg zu Den Area 4. Sie passierten Den Area 3 schnellen Schrittes und kamen auch nach einigen kurzen Momenten an ihrem Ziel an!

Als sie auf der anderen Seite des Teleporters heraustraten, fanden sie sich in der vierten Den Area wieder, dort wo das Turnier stattfinden sollte.

Geradeaus führte ein dunkelblauer Pfad direkt auf die riesige, runde Hauptplattform zu, die ein blau-weißes Schachbrettmuster besaß.

Die Gruppe von Navis beachtete die beiden weißen Pfade zu ihren Seiten nicht, die unter die Hauptplattform zu einer weiteren, rechteckigen Ebene führten, wo sich drei Teleporter befanden. Nur noch einer von ihnen war jetzt durch eine Firewall blockiert. Die anderen beiden waren frei zugänglich. Der eine führte in die Harbour Area, der andere in die Star Area. Doch wohin der letzte führte wusste noch immer niemand, mit wenigen Ausnahmen.

Sie gingen auf die große Hauptplattform, auf der sich bereits alle Zuschauer an den äußeren Rändern versammelt hatten. Man hatte extra rund um die Plattform Energiebarrieren aktiviert, so dass keiner der Zuschauer hinunterfallen konnte, denn eine zweite Barriere, direkt vor ihnen, sollte sie daran hindern einfach auf das Kampffeld zu rennen, während der Kämpfe. Und so waren sie mehr oder weniger in Randnähe eingeschlossen.

Laute Jubelrufe, schrilles Pfeifen, hallendes Klatschen und tiefe Buhrufe erklangen, nachdem die Teilnehmer nacheinander die Hauptplattform betraten.

MegaMan ließ seinen Blick durch die Zuschauerreihen schweifen und er erblickte auch recht schnell Yuki und GutsMan, welche ihm und Roll zuwinkten. Glyde war mittlerweile auch dabei und rief ihnen "Viel Glück!" zu.

Der gelb-weiße Navi deutete MegaMan und ChangeMan auf dem Kampffeld zu bleiben, während er mit den anderen Teilnehmern bis zum Ende der Plattform ging, wo ein kleiner Weg auf eine höhergelegene Aussichtsebene führte, wo schon einige weitere Official-Navis warteten.

Da Dash wusste, dass er nun nicht mehr bei seinem Herrchen bleiben durfte, machte es sich der kleine Virus in Roll's Armen bequem.

Von dort oben mussten nun Roll, Sektor, ProtoMan, NumberMan, Rowdy und Psyche zusehen, während MegaMan und ChangeMan ihren ersten Kampf austrugen.

Es wurde allmählich leiser und der gelb-weiße Navi griff nach einem Mikrophon.

"Herzlich willkommen zur letzten Runde der Net-Games! Unserem großen Net-Battle-Turnier! Bevor der Spaß endlich beginnen kann, möchte ich noch ein letztes Mal die Begegnungen im ersten Durchgang dieser Finalrunde bekannt geben!

Erster Kampf, MegaMan gegen ChangeMan!"

Applaus rauschte durch das Areal und die beiden Kämpfer winkten ihrem Publikum zu.

Der Official-Navi fuhr fort...

"Zweiter Kampf, Sektor gegen Psyche! Dann als drittes, Roll gegen Rowdy und der letzte Kampf, ProtoMan gegen NumberMan!!"

Noch ein letzter Applaus ging durch die Menge, ehe es still wurde und sich alle auf das Geschehen in der Mitte der Plattform konzentrierten.

"Dann würde ich sagen, beginnen wir mit dem ersten Kampf! Möge der Bessere gewinnen, viel Glück!"

Kaum hatte der Official-Navi das Signal gegeben, nahmen beide Kämpfer ihre Kampfposition ein. Roll blickte mit etwas besorgtem Blick auf MegaMan, während Sektor interessiert alles genau beobachtete. Er konnte das Ergebnis des Kampfes kaum erwarten. Während NumberMan versuchte MegaMan's Gewinnchancen präzise zu kalkulieren, seufzte ProtoMan gelangweilt und lehnte sich mit dem Rücken gegen eine der beiden Säulen, die auf der Aussichtsplattform standen.

MegaMan musterte seinen Gegner. Sowohl GutsMan und Dex, als auch Sektor hatten ihn und Lan vor ChangeMan gewarnt. Es war eindeutig klar, dass dies kein leichter Kampf werden würde. Immerhin hatte dieser Navi es in die Finalrunde geschafft.

Während MegaMan und Lan versuchten sich an die Worte von Sektor zu erinnern und zu überlegen, was diese zu bedeuten hatten, nahm ChangeMan plötzlich wieder eine völlig lockere Haltung ein.

Er hatte violette Arme und Beine und trug eine weiß-schwarze Rüstung. Sein weißer Helm lief an der Stirn spitz zu und dieser seltsame Kristall darauf, der in vier Farben funkelte wirkte sehr seltsam und passte gar nicht wirklich zum restlichen Aussehen dieses Navis. Die beiden flossenartigen Klingen, die aus dem rundlichen Helm hervorguckten blitzten silbern auf.

Sein Gesicht war emotionslos, es besaß keinerlei Aussagekraft sondern blickte nur starr auf seinen Gegner.

MegaMan bekam bereits ein mulmiges Gefühl, doch er versuchte es nicht offen zu zeigen.

"Welch Ehre den großen Lan Hikari als Gegner zu haben.", erklang plötzlich die Stimme von ChangeMan's Operator. "Ich denke es ist kein gutes Omen, gleich einem solch bekannten und äußerst starken Gegner im ersten Kampf zu begegnen. Aber noch steht alles offen. So wie schlagartig das Wetter wechseln kann, so kann sich auch in einem Kampf das Blatt ständig wenden. Man muss auf alles vorbereitet sein. Nur wer sich seiner sich ändernden Umgebung anpasst, wird nicht von der Zeit überholt. Bereit für einen Kampf, der dein Leben verändern wird?"

Lan konnte zwar nur die Stimme des Operators hören, aber das allein war schon mehr als genug. In Lan's Ohren laberte dieser Kerl nur sinnloses Zeug.

"Ich bin schon lange bereit. MegaMan?"

"Yup, dem zeigen wir's!", bestätigte der blaue Navi.

"Sehr gut, also... Battle routine, set!"

"Execute!"

"Man kann alles ändern, nur das Schicksal bildet eine Ausnahme und ich bin bereit mein Schicksal anzunehmen, sei es, wie es kommt!", sprach ChangeMan's Operator und leitete ebenfalls die Routine ein. Der erste Finalrundenkampf konnte also endlich beginnen!

Ready for a Change?

(Kurze Anmerkung: Die beiden Charaktere 'Sakura Himawari' und 'Yuki.EXE' sind selbsterfundene Figuren von _Natsumi_. Wie sich die zwei in meiner FF verhalten, ist natürlich von mir so gestaltet worden, dass es mit Natsu's Vorstellungen übereinstimmt.)
 

Nun war es soweit. Die letzte Runde der Net-Games hatte begonnen. Das große, finale Turnier, in dem die acht Besten der Net-Games teilnahmen, hatte hunderte von Navis nach Den Area 4 gelockt, die nun angespannt auf den Beginn des ersten Kampfes warteten.

Selbst Yuki war gekommen, um ihren beiden Freunden, Roll und MegaMan, bei ihren Kämpfen zuzusehen und sie anzufeuern.

Und in der Mitte der großen, runden Plattform mit ihrem schachbrettartigen Muster in weiß und hellblau, standen sich die beiden Kontrahenten des ersten Finalrundenkampfes gegenüber: MegaMan und ChangeMan!!

Die beiden Navis beobachteten sich gegenseitig, was ziemliche Spannung unter den Zuschauern auslöste.

MegaMan und Lan hatten eigentlich vorgehabt ChangeMan und seinem Operator den ersten Angriff zu überlassen, doch der Navi blieb nur regungslos dastehen, zuckte weder mit dem Mundwinkel, noch mit den Wimpern, starrte sein Gegenüber nur an und hatte sogar seine Kampfhaltung gegen einen lockeren Stand ausgetauscht.

Lan versuchte sich davon nicht verunsichern zu lassen und rief sich noch einmal Dex' und Sektor's Worte zurück in den Kopf. "Achte auf den Wandel und nutze die Gegenkraft. Die Elemente sind der Schlüssel." Was hatte das zu bedeuten? Von welchem Wandel war die Rede? Noch war nichts geschehen. Lan versuchte sich krampfhaft an das zu erinnern, was Dex sagte. Er hatte ihm alles aufgelistet, was ChangeMan draufhaben sollte, aber er konnte sich nicht mehr genau daran erinnern.

MegaMan blickte weiterhin in die starren Augen ChangeMan's dessen Blick völlig leer zu sein schien. Seine Augen waren fast vollkommen weiß, nur die Pupille hob sich leicht gräulich ab.

Unter den Zuschauern begann erstes Getuschel. Auch Yuki, GutsMan oder Glyde hatten keine Ahnung, was die beiden da taten und damit bezwecken wollten.

Lan hielt seine Battle Chips für alles bereit, doch noch immer war nichts geschehen. ChangeMan rührte sich einfach kein Stück und sagte nicht das geringste Wort.

"Es reicht!", rief Lan schließlich genervt. "Dann fangen wir halt an. MegaMan, AirHockey, Slot-In!!"

Und schließlich geschah, zur Erleichterung der ungeduldigen Zuschauer, doch etwas und der Kampf begann. MegaMan holte mit seinem rechten Arm weit aus, als sich plötzlich ein großer, schwarzer Eishockeypuck in seiner Hand materialisierte, den der blaue Navi wie einen Frisbee hielt und seinem Gegner entgegenschleuderte.

Der AirHockey-Puck kam blitzschnell auf ChangeMan zugeflogen, doch noch immer rührte sich der Navi keinen Millimeter.

"Sei auf der Hut, da ist was faul!", warnte Lan seinen Navi und schnell bestätigte sich seine Befürchtung.

"Element Change! ElementFlare!!", erklang die dunkel klingende Stimme von ChangeMan's Operator über die Internetverbindung und plötzlich begann das rote Viertel des Kristalls, den ChangeMan auf seinem Helm trug, zu leuchten und nach einem hellen Lichtblitz hatte sich die Farbe des Navis schlagartig geändert.

Er war nun nicht mehr weiß-schwarz, sondern sämtliche Körperteile, die vorher weiß waren, hatten nun eine dunkelrote Farbe angenommen.

Der Puck flog direkt auf ChangeMan zu, doch als er auf dessen Körper traf gab es nur ein metallisches Klimpern und der AirHockey-Puck löste sich in seine Datenteile auf.

"Was?? Was ist jetzt passiert? Wieso hat der plötzlich 'ne andere Farbe und was ist mit dem AirHockey passiert??", fragte MegaMan laut und war total überrascht und auch sein Operator konnte das nicht fassen.

"Du hast ihn doch voll erwischt, warum hat ihm das nichts ausgemacht?!"

"Tja, darauf musst du schon selbst kommen. ChangeMan? Greif an!"

Und ChangeMan gehorchte auf den Befehl seines Operators. Er hob seinen zylinderförmigen Buster, der nun von einer Flamme umgeben war und richtete ihn direkt auf MegaMan.

"ElementBuster!"

Eine hellleuchtende, rötliche Energiekugel kam direkt auf den blauen Navi zugeschossen, aber er konnte sich grade noch so mit einer Seitwärtsrolle in Sicherheit bringen.

"Na warte, wie auch immer er das gemacht hat, der hier wird aber sicher sitzen!", sprach Lan entschlossen und steckte einen neuen Chip in sein PET. "HighCannon, Slot-In!!"

MegaMan's Buster verwandelte sich direkt in eine große, dicke Kanone, die er ChangeMan entgegenrichtete, welcher keine Anstalten machte zu entkommen.

"Haha! Probier's doch!", lachte die Stimme von ChangeMan's Operator und sowohl er, als auch sein Navi unternahmen nichts, um MegaMan's Angriff zu stoppen.

Ein gewaltiger Energiestrahl wurde freigesetzt, als MegaMan einen Schuss mit seiner neuen Waffe abgab und darauf folgte eine gewaltige Explosion, nachdem der blaue Navi ChangeMan's Kopf voll erwischt hatte.

Nicht nur den Zuschauern fielen beinahe ihre Augen aus dem Kopf, auch Lan und sein Navi waren genauso überrascht, wie fassungslos.

Obwohl MegaMan seinen Gegner ein weiteres Mal voll erwischt hatte, hatte der Angriff nicht die geringste Spur hinterlassen oder auch nur irgendeine Wirkung erzeugt.

Roll drückte Dash fest an sich und schaute besorgt auf das Kampffeld hinab. Sie wusste auch nicht, was dort vor sich ging, aber eines war ihr klar... MegaMan würde ziemliche Probleme bekommen, wenn nicht schnell etwas geschehen würde!

Sektor hingegen ließ sich nicht von den Seufzern und Ausdrücken der Überraschtheit der anderen Navis, um sich herum, irritieren und starrte wie ProtoMan konzentriert auf das Geschehen. Bei diesem Kampf ging es um viel mehr als nur einen Sieg in einem Turnier. Würde MegaMan verlieren, würde das vieles verändern und Sektor's Aufgabe um einiges erschweren. Aber noch stand dieser Kampf an seinem Anfang...

"Das kann doch nicht wahr sein!", brüllte Lan.

"Hahahaha!", ChangeMan's Operator schien sich köstlich zu amüsieren, obwohl er schon mit solch einer Reaktion von Lan gerechnet hatte. "Na gut, ich mach es dir etwas einfacher, vielleicht kommst du ja drauf. Element Change! Element None!!"

Und schon hatte sich ChangeMan's Farbe wieder zu einem schwarz-weiß verändert und er sah wieder aus, wie zu Beginn des Kampfes.

Lan fragte sich, was er damit jetzt bezwecken wollte und wie ihm das helfen könnte, doch er versuchte sein Glück einfach noch einmal mit einem anderen Angriff.

"HeatShot, Slot-In!"

Kaum hatte er den Chip runtergeladen, aktivierte MegaMan ihn auch und schoss eine heiße Feuerkugel auf seinen Gegner, die jedoch ebenfalls nichts bewirkte und sich einfach nur auf ChangeMan's Brust auflöste.

Lan hätte beinahe sein PET fallen gelassen. War dieser Navi unbesiegbar??

"Du Trottel!", lachte wieder die Stimme von ChangeMan's Operator los. "Ausgerechnet jetzt musst du so einen Chip anwenden... Aber gut, ich seh schon... das wird vermutlich noch etwas dauern. Ich hatte den großen Lan Hikari für schlauer gehalten, aber wenn du es jetzt noch immer nicht weißt, ist es wohl zwecklos."

"Was? Wovon redest du??", fragte Lan, der nun völlig verwirrt war.

"Nicht so wichtig, bereiten wir dem ein Ende. Angriff, ChangeMan!"

Und ehe sich MegaMan versah, stürmte der seltsame Navi direkt auf ihn zu und verpasste ihm einen kräftigen Bodycheck. MegaMan fiel sofort nach hinten und landete hart auf dem Boden.

"NormBuster!", sprach ChangeMan in einem ruhigen Tonfall, als er seinen Buster für einen aufgeladenen Angriff vorbereitete und ihn auf MegaMan senkte, welcher regungslos am Boden lag.

Lan, nicht wissend, was er nun tun sollte, schnappte sich den erstbesten Chip, den er fand und rammte ihn in sein PET. Es war eine weitere HighCannon.

MegaMan zögerte nicht und feuerte einfach drauf los, bevor sein Gegner zuerst schießen konnte. Und dieses Mal schien es sogar zu funktionieren. Der heftige HighCannon-Strahl schleuderte ChangeMan viele Meter in die Luft und ließ ihn schließlich wieder hart auf den Boden fallen.

Mit großen Augen richtete sich MegaMan wieder auf. Was war jetzt passiert? Wieso hatte es plötzlich funktioniert, wo doch der selbe Chip nur wenige Momente vorher keinerlei Wirkung gezeigt hatte?

Die Zuschauer konnten ihr Staunen nicht unterdrücken und überraschte und verwirrte Laute gingen durch die Reihen.

Roll konnte auch nicht glauben, was nun passiert war, geschweige denn wusste sie, wieso es passiert war! Nur Sektor schien sich plötzlich noch mehr als vorher für den Kampf zu interessieren und er fragte sich, ob Lan nun vielleicht doch hinter das Geheimnis gekommen war.

Während überall in den Zuschauermengen getuschelt wurde und jeder sich fragte, was hier eigentlich los war, beschloss Yuki schließlich endlich mal einzugreifen und ihren Freund anzufeuern.

"Super, Mega! Weiter so, mach ihn fertig!"

Auch GutsMan und Glyde, sowie einige weitere Fans von MegaMan schlossen sich dem an und begannen ihren Favoriten in diesem Kampf anzufeuern.

MegaMan freute sich und fasste wieder neuen Mut. Er hatte zwar nicht die geringste Ahnung, was er nun anders gemacht hatte, aber er würde es noch herausbekommen.

Lan versuchte in der Zwischenzeit krampfhaft das Geheimnis zu lüften, was ChangeMan's Schwäche umgab.

"Nicht schlecht. Vielleicht habe ich den großen Lan Hikari doch unterschätzt. Du bist also endlich dahintergekommen?", fragte ChangeMan's Operator beeindruckt, während sein Navi sich wieder auf die Beine brachte.

Hinter was gekommen?? Das war das einzige, was Lan in diesem Moment durch den Kopf schoss.

"Ehm... ja... klar, war ja auch gar nicht so schwer!", sprach Lan etwas verunsichert, da er sich nicht wieder von so einem Typen als Trottel abstempeln lassen wollte.

"Etwas anderes habe ich von dir auch nicht erwartet. Dann denke ich wird es Zeit ein wenig mehr Raffinesse ins Spiel zu bringen. Element Change! Element Leaf!!"

Und schon änderte ChangeMan wieder die Farbe seines Körpers. Nun leuchtete der grüne Teil seines Kristalls auf und sämtliche Rüstungsteile, die vorher weiß waren, nahmen jetzt eine dunkelgrüne Farbe an, während sich um seinen Buster Dornenranken wickelten.

MegaMan wich einige Schritte zurück, als sein Gegner sich ihm auf einmal langsam näherte.

"Weißt du wirklich, wie ich das angestellt habe?", fragte der blaue Navi in einem sehr leisen Ton, so dass nur Lan es hören konnte.

"Nein, aber ich arbeite dran, ich muss nur...", doch Lan hielt inne.

Plötzlich schoss es durch seinen Kopf wie ein Geistesblitz! Es war doch wirklich so einfach.

"Achte auf den Wandel und nutze die Gegenkraft. Die Elemente sind der Schlüssel."

Das bedeutete nichts weiter, als das man darauf achten musste, welches Element ChangeMan angenommen hatte und darauf reagieren musste. Vermutlich konnte ChangeMan nur von einem bestimmten Elementtyp verletzt werden, sobald er selbst eines angenommen hatte. Und zwar immer mit der Gegenkraft! Lan versuchte sich das alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Als er einen nicht-elementaren Chip eingesetzt hatte und dieser keine Wirkung zeigte besaß ChangeMan das Feuerelement. Als ChangeMan aber keines der vier Elemente angenommen hatte, sondern seine Normalform besaß, hatte der Chip plötzlich Schaden angerichtet!

"Ich weiß es, MegaMan!", sprach Lan endlich und MegaMan lauschte aufmerksam seinen Worten. "Nicht-elementare Chips richten nur dann Schaden an, wenn ChangeMan seine Standardform besitzt. Sobald er aber ein Element annimmt, kann man ihn nur mit dem gegenteiligen Element verletzen!"

Nun ging auch MegaMan ein Licht auf.

"Aber sicher, das ist es bestimmt! Darum konnte ich ihn mit der anderen HighCannon doch verletzen!"

"So ist es. Und nun, wo wir wissen, wie das funktioniert, werden wir ihn erledigen! Momentan hat er das Pflanzenelement angenommen... wir müssen ihn also mit Feuer Chips bekämpfen. Ich hoffe wirklich, das klappt auch.", sagte Lan noch etwas verunsichert, als er einen Battle Chip runterlud. "FirePunch, Slot-In!"

"Ja, scheinbar bist du wirklich dahinter gekommen, aber das wird dir auch nichts bringen. ChangeMan? Element Special!!"

Und der Navi hörte aufs Wort. Während MegaMan, der nun mit einer Flammenfaust ausgestattet war, direkt auf ihn zulief, steckte ChangeMan seinen grünen ElementBuster in den Boden, worauf plötzlich überall Ranken aus der Erde schossen und versuchten sich um die Beine des blauen Navis zu wickeln.

"Pass auf, Mega!", doch die Beine des blauen Navis waren schon fest von dornigen Ranken umwickelt, die ihn zum Stolpern gebracht hatten.

"Und jetzt... ElementBuster!!", rief ChangeMan, als er mit seinem Buster eine neongrüne Energiekugel auf den am Boden liegenden MegaMan abfeuerte.

"Das haben wir gleich, Moment! Double Download! Barrier und FireBlade, Slot-In!", kam Lan seinem Navi auch gleich zur Hilfe mit einer Download-Technik, die er nur selten benutzte. Er steckte beide Chips fast zeitgleich ins PET, direkt hintereinander, ohne Pause.

Um MegaMan's Körper materialisierte sich eine durchsichtig blaue Barriere, die das gegnerische Geschoss abfing und sich danach auflöste. Der FirePunch war inzwischen wieder verschwunden, dafür besaß MegaMan nun aber ein viel heißeres FireBlade mit dem er die Ranken zerschnitt und nieder fackelte und sich so wieder befreite.

"Genial!", gab ChangeMan's Operator überrascht zu, als MegaMan wieder auf seinen Gegner zustürmte und den anderen Ranken durch gezielte und gutgetimte Hüpfer entkam. "Aber wer nicht auf alles vorbereitet ist, ist des Sieges nicht würdig! ChangeMan?"

"AreaChange!", brüllte der Navi auch gleich als Antwort auf die Frage seines Operators.

MegaMan hätte es beinahe geschafft ChangeMan mit dem Schwert zu erwischen. Er war nur wenige Schritte von ihm entfernt, doch dann tauchte mit einem Male ein großer Felsbrocken vor ihm auf und versperrte ihm so nicht nur den Weg, sondern auch die Sicht auf seinen Gegner.

"Was sollte das denn?", fragte MegaMan verwirrt, war aber dabei schon auf dem Weg um den Fels herum.

Doch als er auf der Rückseite ankam war ChangeMan schon nicht mehr da!

"Ha! Also so leicht ist es auch wieder nicht."

MegaMan ließ seinen Blick nach oben wandern und erkannte ChangeMan, der nun auf der Spitze des fast zwei Meter großen Felsens stand.

Lan überlegte, was jetzt? Nun fiel ihm auch wieder ein, dass Dex erwähnt hatte, dass ChangeMan auch Objekte nach Belieben auf dem Kampffeld erscheinen lassen konnte. Bei diesem Navi konnte man wirklich mit allem rechnen.

"Okay, versuch ihn hiermit zu erwischen! FireBoomer, Slot-In!"

Und kaum war der Chip runtergeladen, hielt MegaMan auch den feurigen Bumerang in seinen Händen, den er gleich auf seinen Gegner warf. Und dieses Mal mit sichtbarem Erfolg! Der FireBoomer war so schnell, dass ChangeMan nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte und heftigst getroffen wurde. Dieser Feuerangriff schien ChangeMan, der noch immer das Pflanzenelement aktiviert hatte, einen gewaltigen Schaden zugefügt zu haben! Qualmend stürzte er von dem Felsen und fiel auf den Boden.

"War's das?"

Wieder wurde es still in der Zuschauermenge und alle fragten sich, ob der Kampf nun vorbei war. Doch leider war dem nicht der Fall. ChangeMan hatte zwar viel Energie verloren, brachte sich aber dennoch wieder auf die Beine.

"Guter Treffer. Darauf war ich in der Tat nicht vorbereitet. Unglaublich, dass es wirklich mal jemand schafft mich so zu überraschen. Aber das Ende steht noch immer nicht fest. Panel Change, los!!"

Und schon hob ChangeMan seine Arme, die ein seltsames, grünes Licht versprühten.

"LeafPanel!", schrie er und sogleich verwandelte sich das gesamte Kampffeld in eine große Wiese.

"Das gibt's nicht!", ärgerte sich Lan, als er mit ansehen musste, wie der veränderte Boden dafür sorgte, dass ChangeMan seine Energie wieder erneuern konnte, da das Gras auf sein Pflanzenelement eine heilende Wirkung besaß.

Roll war die erste, der es plötzlich auffiel und noch bevor irgendwer anders was sagen konnte, wandte sie sich an den gelb-weißen Official-Navi, der den Kampf überwachte.

"Hey, er hat das Kampffeld verändert, müsste er nicht disqualifiziert werden?"

Überrascht drehte der Official-Navi seinen Kopf zu Roll.

"Hm?"

"Na, es ist doch verboten die Panels zu verändern, oder nicht?"

"Na ja, darüber gab es schon Streit unter den Ringrichtern während der Vorrunde. In diesem Fall ist es erlaubt, da ChangeMan ja keinen Battle Chip verwendet hat, der die Panels verändert. Nur Panel verändernde Chips sind nicht erlaubt, ChangeMan hat aber seine eigenen Kräfte benutzt, um dies zu bewerkstelligen."

"Was??", fragte Roll noch mal nach, weil sie das nicht glauben konnte. " Das ist doch total behämmert!"

"Behämmert oder nicht, es ist so. Geh dich bei den Veranstaltern des Turniers beschweren, die haben's so entschieden.", antwortete der Navi genervt und wandte sich wieder dem Kampf zu.

Roll konnte das einfach nicht fassen, ebenso wenig, wie MegaMan und Lan.

ChangeMan hatte sich wieder vollständig geheilt!

Aber was sollte Lan jetzt tun? Die selbe Situation hatte er im Kampf gegen BeetleMan auch gehabt, doch dort hatte er einen LavaPanel Chip verwenden können, um das Blatt zu wenden, hier durfte er es nicht.

"So, ich denke damit steht der Sieger wohl schon so gut wie fest, was? Solange du keine Methode findest das Areal zu ändern, ohne einen der verbotenen Chips einzusetzen, wird sich ChangeMan immer wieder regenerieren, sobald du ihn verletzt hast! Hahaha!!", lachte ChangeMan's Operator siegessicher.

"Hmm... Ich denke der Sieger steht wirklich fest, allerdings bin ich es, wie du vermutlich falsch gedacht hast.", entgegnete Lan jedoch locker.

"Was? Und wie willst du bitteschön etwas gegen die GrassPanel unternehmen, ohne disqualifiziert zu werden?"

"Tja, ich hätte da eigentlich auch schon längst drauf kommen können. Ich hab nämlich eine kleine Überraschung für dich. ChangeMan ist nicht der einzige Navi, der sein Element verändern kann, oder, Mega?", grinste Lan und schob einen weiteren Chip in sein PET.

Nun waren nicht nur Zuschauer, sondern auch ChangeMan und sein Operator überaus gespannt, was Lan damit meinte.

"Willst du mir etwa sagen, MegaMan kann die Elemente auch nach Belieben ändern?"

"Yup, zumindest so ähnlich... Aktiviere BlazeSoul!!"

Nach einem hellen Lichtspiel, stand MegaMan plötzlich in einer weißen Rüstung, mit brennenden Armen und Beinen und einer lodernden Flamme auf dem Kopf seinem Gegner gegenüber.

"Was?? Eine Soul-Unison?"

"Yup, genau das! Und jetzt brenn diesen Navi nieder, Mega!"

Und so hob MegaMan seine brennenden Arme und richtete sie direkt auf seinen Gegner, um ihm einen gewaltigen Flammenstrahl entgegen zu schießen.

Doch ChangeMan konnte noch im letzten Moment reagieren und wieder sein Element wechseln. Dieses Mal nahmen seine Körperteile ein dunkles Blau an, während der blaue Teil seines Kristalls aufleuchtete.

"Element Change! Element Aqua!"

Die Flammen trafen ihr Ziel zwar mit höchster Präzision und ohne Gnade, aber zeigten dennoch keinerlei Wirkung.

"Nicht mit mir!", sprach ChangeMan's Operator, der nun seine Fassung wieder gewonnen hatte. "Ich denke jetzt habe ich wohl wieder die Oberhand."

"Was jetzt, Lan?", fragte MegaMan seinen Operator unsicher. "Solange ich die BlazeSoul trage wird er mich erledigen. Das einzige, was uns jetzt helfen könnte ist eine elektrische Soul und so eine besitzen wir doch gar nicht!"

"Keine Sorge, lass ihn nur machen, das gehört zu meinem Plan."

MegaMan war sich zwar noch immer etwas unsicher, aber in der Vergangenheit hatten Lan's Ideen auch immer geklappt, egal wie verquer sie auch wirkten. Er konnte nur hoffen, dass es auch dieses Mal wieder der Fall sein würde...

"Hehe... AquaPanels haben zwar keine heilende Wirkung auf Navis mit dem Wasserelement, aber trotzdem könnte dies ganz lustig werden. AquaPanel!"

Und schon hatte ChangeMan sämtliche Grasfelder in Wasserflächen verwandelt. Während sie MegaMan wie fester Boden unter den Füßen vorkamen, tauchte ChangeMan in ihnen unter, so das nichts mehr von ihm zu hören oder zu sehen war.

Roll wurde langsam echt sauer. Sie fand das Ganze immer noch unfair und regelwidrig, doch die Officials schienen nichts dagegen einzuwenden zu haben.

Sektor hingegen kam dies grade recht. So würde er wenigstens genau sehen können, wozu MegaMan und Lan alles in der Lage waren, sollten sie auch diese Situation meistern. ProtoMan ließ all das jedoch völlig kalt.

Die Zuschauer aber waren alle hellauf begeistert. Buhrufe und Jubel vermischten sich zu lautem, unverständlichem Geschrei.

"Und jetzt, Lan? Ich sehe ihn nicht mehr! Wenn er mich mit einem Wasserangriff erwischt, bin ich geliefert. Deaktiviere doch wenigstens die Soul!"

"Nein, jetzt wart es doch mal ab.", sprach Lan, der momentan hochkonzentriert war und nicht gestört werden wollte, während er seinen PET-Bildschirm genauestens beobachtete.

MegaMan fühlte sich ziemlich unbehaglich, da er nun nicht mehr sehen konnte, wo sich ChangeMan befand, aber wusste, dass er jeden Augenblick von irgendwoher auftauchen konnte.

Und genau das tat er, direkt hinter MegaMan! Mit lautem Plätschern kam er aus dem Wasser herausgesprungen, welches in alle Richtungen spritzte und richtete seinen ElementBuster direkt auf seinen Gegner.

"Spring weg!", waren die einzigen Worte von Lan, als er schnell einen Battle Chip aktivierte.

Auch wenn MegaMan nicht wusste, was Lan vorhatte, hörte er aufs Wort und sprang schnell zur Seite, während sich eine steinerne Guardian-Statue dort materialisierte, wo er eben noch gestanden hatte. Lan hatte seinen Mega Chip aktiviert! Bevor ChangeMan realisiert hatte, was genau geschehen war, hatte er aber auch schon seinen Buster abgefeuert und eine blau leuchtende Energiekugel abgeschossen, welche direkt auf die Guardian-Statue traf.

Und es dauerte auch nicht lange und die Statue ließ einen gleißenden Blitz aus der Luft zischen, welcher direkt in ChangeMan einschlug und den Navi total elektrisierte.

Die Zuschauermenge schrie wieder laut auf. Die AquaPanels verwandelten sich in normalen Boden zurück, ChangeMan's Element verschwand, er nahm erneut seine Normalform an und kippte anschließend stark qualmend nach vorn und blieb am Boden liegen. Der Kampf war wohl vorbei...

"Yup, ich denke das war's!", sprach Lan und deaktivierte erst einmal wieder die Soul-Unison.

MegaMan war auch ziemlich erleichtert.

"Puh... Dann war der Guardian Chip ja doch die beste Wahl, was?"

"Ihr glaubt es ist vorbei?", erklang allerdings die dunkle Stimme von ChangeMan's Operator und jagte MegaMan und Lan einen furchtbaren Schrecken ein. "Noch nicht. Ich bin mit meinem Latein noch nicht am Ende. Über den Ausgang des Kampfes entscheidet noch immer der Ideenreichtum! Dark Survival!"

Und kaum hatte er zu Ende gesprochen begann ChangeMan's Körper plötzlich dunkelviolett zu leuchten und der Navi stand langsam wieder auf, um MegaMan erneut zu konfrontieren.

"Das ist unmöglich! Dieses Mal müsst ihr aber wirklich disqualifiziert werden, ihr habt einen Dark Chip verwendet!", wandte Lan sofort ein.

"Tut mir leid, aber Dark Survival ist ebenfalls nur eine weitere von ChangeMan's Fähigkeiten, ich habe keinen Battle Chip runtergeladen. Sieh nur genau hin! Element Change! Element Dark!!"

Lan starrte gebannt auf sein PET. Der Kristall auf ChangeMan's Helm hatte sich vollkommen schwarz gefärbt und der Navi selbst war mit einem Male schwarz-violett und umgeben von einer dunklen Aura. Seine Augen leuchteten tief rot und strahlten eine beängstigende Boshaftigkeit aus. MegaMan wich einige Schritte zurück, zumindest versuchte er es, aber irgendwie konnte er seine Füße nur schwer bewegen. Es war fast so, als klebten sie fest. Langsam ließ er seinen Blick nach unten wandern... SwampPanels! Ohne das er es gemerkt hatte, musste ChangeMan das Areal in einen einzigen Sumpf, bestehend aus einer violetten, giftigen Masse, verwandelt haben und langsam aber sicher schien MegaMan darin unterzugehen!

"Hahahahahaha!! Was sagst du jetzt? Man muss immer auf der Hut sein, selbst das kleinste Detail, was sich ändert kann verheerende Wirkungen haben. Ich hab noch eine letzte, kleine Überraschung für dich. Bereit deinem eigenen Ich ins Auge zu blicken?"

MegaMan hatte keine Lust mehr auf weitere solcher Überraschungen, vor allem nicht jetzt, wo er bereits bis zu den Kniekehlen im Sumpf versunken war. Doch leider blieb ihm auch das nicht erspart. ChangeMan breitete seine Arme aus und blickte MegaMan direkt in die Augen.

"DarkChange!", sprach er mit tiefer Stimme und einen Augenblick später begann sein Körper leicht zu schimmern und sich vorsichtig zu verformen.

MegaMan und Lan, sowie sämtliche Zuschauer trauten ihren Augen kaum, als ChangeMan auf einmal genauso aussah wie MegaMan, nur noch immer vollkommen schwarz.

"Das kann nicht sein...", sprach Lan ungläubig.

Der blaue Navi war nun bereits bis zur Hüfte im Sumpf versunken und konnte sich einfach nicht befreien. Hilflos musste er mit ansehen, wie ChangeMan in seiner Gestalt auf ihn zugetreten kam.

Lan hatte auch keine Idee mehr, was er jetzt noch tun konnte, da er nur Panel verändernde Chips benutzen konnte, wenn er seinen Navi noch retten wollte.

Grade wollte der gelb-weiße Official-Navi eingreifen, um den Kampf abzubrechen, doch Sektor trat neben ihn und hielt ihn davon ab. Roll starrte Sektor schockiert an und wollte selbst etwas unternehmen, doch Sektor schaute sie nur kurz an und deutete ihr zurück auf das Kampffeld zu blicken. Sie wandte ihren Blick wieder und drückte Dash noch fester an sich.

MegaMan verschwand immer tiefer im Sumpf, während ChangeMan ohne Probleme darauf stehen konnte und endlich damit begann seinen Buster aufzuladen, für einen letzten Angriff.

"Ich denke damit ist es dann wohl wirklich zu Ende! Ich habe den großen Lan Hikari besiegt, ich glaub es nicht! Hahahaha!"

"Oh nein, das hast du noch lange nicht. Wie war das mit dem Schicksal annehmen? Ich denke wir sollten jetzt langsam mal anfangen unser beider Schicksal anzunehmen. Ich meines als Gewinner und du deines als Verlierer! Gun del Sol EX, Slot-In!", entgegnete Lan entschlossen und setzte den Chip ein, der die letzte Möglichkeit bildete diesen Kampf noch zu gewinnen.

MegaMan, der immer tiefer sank und jetzt nur noch zu einem Drittel herausguckte, hielt auf einmal eine große, seltsam geformte Kanone in der Hand. Er zögerte keine Sekunde mehr und aktivierte sie sofort, bevor ChangeMan seinen DarkBuster abfeuern konnte.

Ein blendend helles Licht erstrahlte aus der Gun del Sol, in das ChangeMan völlig eingetaucht wurde. Sein Körper begann zu zittern und allmählich nahm er wieder seine eigene Form an.

"Was ist das?? Es gibt nichts, was gegen das Element der Dunkelheit ankommen kann!"

"Natürlich! Das Licht siegt immer über die Schatten, auch in diesem Fall!", antwortete Lan und konnte entspannt den Rest des Kampfes beobachten.

Nach und nach schienen ChangeMan all seine Kräfte zu verlassen. Während MegaMan mit einer Hand weiterhin die Gun del Sol auf seinen Gegner richtete, konnte er sich mit der anderen langsam aus dem sumpfigen Gewässer herausarbeiten, was schließlich auch wieder zu festem Boden wurde, nachdem ChangeMan all seine dunkle Kraft verloren und seine Standardform wieder angenommen hatte. Völlig kraftlos fiel der Navi zu Boden und blieb regungslos liegen. Nun war der Kampf wirklich vorbei...
 

"Es ist vorbei! Lan Hikari und MegaMan sind die Sieger des ersten Finalrundenkampfes!!", brüllte der gelb-weiße Official-Navi auch gleich durch sein Mikrophon und die Menge brach in tosendem Applaus aus. Und am lautesten waren GutsMan, Gylde, Yuki und natürlich Roll!

Und diese rannte auch gleich gemeinsam mit Dash hinunter auf das Kampffeld, um ihrem Freund zum Sieg zu gratulieren. Auch ProtoMan und Sektor kamen ihr hinterher.

"Wir haben es geschafft, Mega! Das war's!!", begann auch Lan laut zu jubeln.

Doch bevor MegaMan auch seine Freude über diesen Sieg zum Ausdruck bringen konnte, war er auch schon fest von Roll umarmt.

"Roll?"

"Man, ich hab mir schon echt Sorgen gemacht, Mega. Aber ich wusste trotzdem, dass du gewinnen wirst. Obwohl ich, wenn ich ehrlich bin, trotzdem zwischendurch daran gezweifelt habe..."

"Ist doch nicht schlimm. Nur durch deine Hilfe und die der anderen habe ich das geschafft. Ohne eure Unterstützung hätte ich sicher verloren."

Grade wollte MegaMan Roll auch fest in den Arm nehmen, doch da traten schon ProtoMan und Sektor dazu.

"Bist du auch hier, um mir zu gratulieren, ProtoMan?"

"Kannst du vergessen.", antwortete der rote Navi in einem ziemlich unfreundlichen Tonfall, beugte sich zu ChangeMan, hob ihn hoch und legte ihn sich über die Schulter. "Dieser Typ hier hat dunkle Energien verwendet. Die Officials möchten ihm gern ein paar Fragen stellen. Außerdem möchte ich eure Kuschelparty nicht unterbrechen."

Und schon war ProtoMan wieder auf und davon, während MegaMan noch immer Roll in seinen Armen hielt und Dash auch versuchte irgendwie dazwischen zu kommen, um auch geknuddelt zu werden.

"Und du, Sektor?", wandte der blaue Navi seinen Blick nun Sektor zu, der ruhig neben ihnen stand.

"Ich bin hier um dir zu sagen, dass ich höchst beeindruckt bin. Und außerdem trage ich hier gleich meinen Kampf aus."

"Ach so.", lachte MegaMan. "Sorry, wir sind schon weg, aber vielen Dank. Ich hoffe wir sehen uns im Halbfinale."

"Keine Sorge, darüber würde ich mir an deiner Stelle keine Gedanken machen. Geh nun und ruh dich aus. Auf dich wartet noch Großes."

Und so machten sich Roll, MegaMan und Dash schnell auf den Weg zur Aussichtsplattform, wo die anderen Turnierteilnehmer standen und auch Psyche, Sektor's Gegner, sich endlich auf den Weg zum Kampffeld machte.

Roll und MegaMan winkten erst noch ihren drei Freunden unter den Zuschauern zu, ehe sich ihr Blick auf Sektor und Psyche richtete, die sich nun in der Mitte des Areals einander gegenüberstellten. Ruhe kehrte zurück unter die Zuschauer.

Der erste Finalrundenkampf war somit endlich vorbei und der zweite stand kurz bevor. Bald würde sich wohl endlich das Geheimnis lüften, welches diesen merkwürdigen Navi umgab. Zumindest hoffte MegaMan das, aber er war sich ziemlich sicher, dass er Sektor im nächsten Kampf gegenüberstehen müsste...

The legendary Chaos Lord

(Kurze Anmerkung: Die beiden Charaktere 'Sakura Himawari' und 'Yuki.EXE' sind selbsterfundene Figuren von _Natsumi_. Wie sich die zwei in meiner FF verhalten, ist natürlich von mir so gestaltet worden, dass es mit Natsu's Vorstellungen übereinstimmt.)
 

Der erste Kampf der Finalrunde war vorbei. In einem langen, wendungsreichen Kampf, hatte MegaMan es sehr schwer gegen den listigen ChangeMan, der ständig eine Überraschung auf Lager hatte. Dennoch gelang es Lan und MegaMan ihren Gegner in letzter Sekunde auszutricksen und somit den Kampf für sich zu entscheiden.

Die Menge war begeistert. Dass gleich der erste Kampf so spektakulär werden würde, damit hatte wohl niemand gerechnet und nun fragten sich alle, wie wohl das Finale aussehen würde? Doch bis dahin war es noch ein langer Weg. Zunächst standen sich Sektor und Psyche im zweiten Finalrundenkampf gegenüber!

Roll und MegaMan stiegen gemeinsam auf die Aussichtsplattform, die etwas höhergelegen über der Hauptplattform, wo die Kämpfe ausgetragen wurden, schwebte. Von dort aus sahen alle Turnierteilnehmer, sowie die Ringrichter und Official-Navis zu.

Der violette HealNavi Rowdy kauerte sich auf dem Boden zusammen und betrachtete etwas gelangweilt das Kampffeld, wo sich die nächsten beiden Kontrahenten gegenüberstanden.

NumberMan war damit beschäftigt die Gewinnchancen der anderen Navis auszurechnen, während Roll und MegaMan ihren Freunden unter den Zuschauern zuwinkten und gespannt darauf warteten, wie Sektor sich wohl im Kampf schlagen würde.

Dash, welcher ebenfalls auf der Aussichtsplattform war, konnte es sich nicht verkneifen und musste sein Herrchen MegaMan erst noch einmal durchknuddeln, um ihm zu seinem Sieg zu gratulieren. Der kleine, grüne Virus schmiegte sich sanft an MegaMan's Beine, bis dieser ihn schließlich in die Arme nahm und gemeinsam mit Roll streichelte.

ProtoMan und ChangeMan waren indes verschwunden. Da ChangeMan gegen Ende des Kampfes dunkle Energien eingesetzt hatte, sollte er den Officials dazu einige Erklärungen liefern, auch wenn es sich dabei nicht um den Einsatz von Dark Chips handelte. ChangeMan's Operator wurde unterdessen in der realen Welt von einigen Officials verhört...
 

Alle Zuschauer hatten gebannt ihre Blicke auf die beiden Gegner in der Mitte der Hauptplattform gerichtet. Sektor stand völlig ruhig seinem hektisch hin und her hüpfenden Gegner, Psyche, gegenüber.

MegaMan und Lan konnten es kaum erwarten diesen Kampf zu sehen. Sie hatten bereits einmal erlebt, zu was Sektor alles in der Lage war. MegaMan durfte es sogar am eigenen Leib erfahren und ohne Zweifel würde er Sektor's Kraft erneut zu spüren bekommen, sollte dieser seinen Kampf ebenfalls gewinnen.

Yuki, Glyde und GutsMan starrten auch gespannt auf das Kampffeld. Sie alle hatten von Sektor gehört, wussten, dass er irgendwas von MegaMan wollte, aber keiner hatte auch nur irgend eine Ahnung, wer dieser Navi war und was er wollte. Und aus diesem Grund konnten auch Lan und MegaMan ihre nächste Begegnung mit ihm kaum abwarten, da sich dann endlich alles klären sollte...

Völlige Ruhe kehrte in das Areal ein. Der gelb-weiße Official-Navi, der die Kämpfe von der Aussichtsplattform überwachte, stand hinter seinem Pult auf und sprach durch eine Art Mikrophon, dass alle ihn hören konnten.

"Kommen wir nun zum zweiten Kampf im ersten Durchgang der Finalrunde. Der Gewinner wird im zweiten Durchgang gegen MegaMan kämpfen müssen. Wer wird es sein? Mögen wir eine eindeutige Antwort erhalten! Ring frei!"
 

Und das war das Zeichen, dass der Kampf beginnen konnte.

Sektor blieb weiterhin ruhig stehen. Sein langer, brauner Umhang, der beinahe seinen kompletten Körper bedeckte, reichte bis auf den Boden.

Psyche wackelte immer noch ununterbrochen hin und her. Er schüttelte seine langen, buntgestreiften Beine, seine dünnen, knochigen Arme und warf unaufhörlich seinen Kopf, der fast an einen Totenschädel erinnerte, zu den Seiten.

"Nyhihihiha! Wollen wir mal sehen, welcher von uns muss gehen? Wer wird den Kampf verlieren? Ich werd dir deine Fresse polieren!! Nyahahaha!!"

Und schon stürmte Psyche auf Sektor los, um den ersten Angriff zu starten.

Er schlug im Lauf seine langen Arme nach hinten, die plötzlich spitz zuliefen und sich in längliche Dolche verwandelten.

MegaMan hatte nicht daran gezweifelt, dass Sektor gewinnen würde, allerdings hatte er auch nicht damit gerechnet, dass der Kampf so schnell enden würde. Staunend und völlig überrascht sah nicht nur er zu, wie Sektor einfach seinen rechten Arm hob, eine gewaltige Druckwelle erzeugte und seinen Gegner mit einem Schlag hunderte von Metern über den Plattformrand schoss. In weiter Entfernung hörte man Psyche's verwirrte und verrückt klingende Schreie, während er sich ausloggte, um sich zu retten.

Somit war der zweite Kampf vorbei!
 

Kein Mucks war zu hören, niemand sagte auch nur einen Ton. Alle starrten mit weit aufgerissenen Mündern und Augen auf Sektor, der langsam wieder hoch auf die Aussichtsplattform stieg. Einige Momente später fasste auch der gelb-weiße Official-Navi sich wieder und machte eine weitere Ansage durch sein Mikrophon.

"D-der zweite Kampf ist z-zu Ende. Sektor ist der Sieger!!"

Wieder einige Momente später brach auch das Publikum in lauten Applaus aus. Schreie, Pfiffe und Klatschen hallten noch eine ganze Weile durch die Den Area.

"Unglaublich, wie hast du das gemacht??", fragte Roll erstaunt, als Sektor neben sie und MegaMan trat.

"Alles eine Frage der mentalen Kraft. Außerdem hatte er beim Angriff seine Verteidigung völlig vernachlässigt. Er ließ beide Arme nach hinten fliegen, statt sie schützend vor sich zu halten. Dann wäre es kein Problem gewesen den Angriff zu blocken... Ich denke du bist als nächstes dran?", fragte nun Sektor, als er merkte wie Rowdy sich wieder aufrichtete und Roll spöttische Blicke zuwarf.

Roll drehte sich nach hinten und bemerkte ihn ebenfalls.

"So, Schnuckelchen. Wollen wir dann? Ich werd nicht zu hart mit dir umspringen, vielleicht können wir dann ja hinterher noch zusammen weggehen? Haha!"

"Schnuckelchen??", wiederholte Roll und begann schon fast vor Wut zu kochen.

Lachend verschwand der HealNavi von der Aussichtsplattform und ging nach unten auf das Kampffeld. Roll ballte ihre Fäuste zusammen und warf ihm tödliche Blicke hinterher, bis MegaMan sie vorsichtig am Arm packte und zu sich rumdrehte, dass sie sich direkt in die Augen sahen.

"Reg dich nicht auf. Der Typ ist bescheuert. Bleib ganz ruhig und zeig es ihm."

"Ja, ich werd es versuchen.", seufzte Roll und war sich selbst fast sicher, dass sie nicht gewinnen würde.

"Hör zu, du wirst den Kampf sicher mit Leichtigkeit gewinnen. Wir stehen alle hinter dir. Du willst mir doch nicht im Ernst erzählen, dass du glaubst, du könntest nicht gewinnen?"

"MegaMan hat Recht!", mischte sich nun auch NumberMan ein. "Ich habe Roll's Gewinnchancen ausgerechnet und sie liegen bei immerhin 20,73%!"

Auch wenn das nicht besonders aufbauend klang, begann Roll wieder zu lächeln.

Dash knuddelte sich noch einmal fest an sie und nickte ihr leicht zu, als wolle auch er ihr sagen, dass sie es schaffen wird.

Und dann hörte sie auch die Stimmen von Yuki, Glyde und GutsMan aus den Zuschauerreihen, die ihr zuriefen und sie anfeuerten.

"Siehst du?", fragte MegaMan und legte ihr die Hände ermutigend auf die Schultern.

"Lass dich von so einem Weichkeks nicht beeindrucken. Der hat bestimmt nur eine große Klappe."

"Danke, Leute. Ihr habt Recht, ich werde meine Bestes geben und gewinnen!"

"Das ist die richtige Einstellung.", sprach nun auch Sektor. "Ich spüre eine ungeheure Stärke in dir, Roll. Du kannst ihn schlagen, glaube nur an dich."

Entschlossen nickte sie Sektor zu und trat die Rampe hinunter, um das Kampffeld zu erreichen.

MegaMan nahm wieder Dash in die Arme und zusammen mit Sektor und NumberMan schauten sie nach unten und warteten auf den Beginn des Kampfes.

Roll trat Rowdy direkt gegenüber, welcher mit den Händen in die Hüfte gestemmt zu ihr rüber sah und sie genauestens musterte, vor allem ihr Hintern schien seinen Blick zu fangen.

"Na, Süße? Bist du dir wirklich sicher, dass du das hier tun willst? Ich will dir nur ungern deinen geilen Arsch versohlen."

Roll wurde zwar erneut ziemlich sauer, doch sie versuchte es nicht zu zeigen und sich gelassen zu geben.

"Oh, wie schade, denn ich hatte eigentlich vor dir mit aller Kraft in deinen Fettarsch zu treten.", rutschte es ihr dann aber doch raus.

Erst schämte sie sich dafür, aber als sie dann Rowdy's überraschten Gesichtsausdruck bemerkte, war sie froh darüber, das rausgelassen zu haben.

"Genau, Roll. So einem arroganten Idioten zeigen wir es!", rief nun auch Mayl und bereitete die Routine für den Kampf vor.

"Also gut, wie du willst du kleines Miststück. In mir siehst du geballte, männliche Kraft manifestiert und wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen nie programmiert worden zu sein!!"

"Hoho! Das Wortgefecht hat schon angefangen, ich glaube da dürfen wir uns auf einen ziemlich actiongeladenen Kampf freuen!", erklang die Stimme des Official-Navis. "Also Ring frei für Runde drei!"
 

Und kaum hatte er ausgesprochen, legten beide Navis los.

Rowdy aktivierte ein AquaSword und stürmte damit direkt auf Roll zu, während Roll damit begann sich schnell von einer Seite zur anderen zu teleportieren, dass man sie alle paar Sekunden für einen kurzen Moment irgendwo auf dem Kampffeld auftauchen und wieder verschwinden sah.

Rowdy versuchte sie im Auge zu behalten und drehte sich wild in alle Richtungen, doch Roll war zu schnell und schon längst wieder verschwunden, bis er auch nur seinen Kopf leicht geneigt hatte.

"Was wird das wenn's fertig ist? Das soll ein Kampf werden, Schätzchen, oder hast du schon die Hosen voll?"

"Schätzchen??", erklang es plötzlich laut und ziemlich zornig von hinten und als Rowdy sich komplett umgedreht hatte stand Roll direkt vor ihm.

Völlig erschrocken wich der HealNavi erst einen Schritt zurück, was Roll genug Zeit verschaffte einen Angriff zu starten. Sie warf ihren Kopf nach hinten und anschließend sofort wieder nach vorn. Die gelblichen Bänder an ihrem rosafarbenen Helm begannen schnell um sich zu wirbeln und ehe sich Rowdy versah flog er schon mehrere Meter nach hinten.

"Super, Roll!!"

"Das ist es, zeig es dem Vollidioten!!"

"Roll super sein!", kamen lauter Jubelrufe von Roll's Freunden aus der Zuschauermenge.

Sie lächelte erleichtert und winkte ihnen zurück, auch MegaMan, der sich ebenfalls ziemlich freute.

Rowdy richtete sich unterdessen langsam wieder auf. Er wusste nicht was geschehen war, allerdings hatte es sein AquaSword zerstört.

"Du... du... DU!!", brüllte er vor Wut nur so strotzend und rannte wieder auf Roll zu, um ihr mit aller Kraft einen Bodycheck zu verpassen.

Doch Roll teleportierte sich im richtigen Augenblick weg, so dass Rowdy ins Leere rannte und nach vorn stürzte. Zornig sah er auf und erblickte Roll wieder hinter sich. Er brachte sich erneut auf die Beine und aktivierte seinen Buster und gab ununterbrochenes Feuer auf den pinkfarbenen Navi ab.

Doch durch ihre Teleportationen gelang es Roll auch diesem Angriff mit Leichtigkeit zu entkommen.

"Du kleines Drecksstück, ich mach dich platt!!"

Plötzlich hielt Rowdy eine Mettaur-Spitzhacke in der Hand und schlug sie feste auf den Boden, was eine starke Energiewelle auslöste, die schnell auf Roll zuschoss.

"Wenn du meinst... Mettaur-Summon!!", rief Roll und hielt dabei eine Hand in die Luft.

Einen Augenblick später materialisierte sich auch direkt vor ihr ein kleiner Mettaur mit einem gelben Helm, welcher sogleich zum Gegenangriff ansetzte und seine eigene Spitzhacke auf den Boden schlug, um eine Energiewelle abzugeben.

Die beiden ShockWaves zischten in irrem Tempo direkt aufeinander zu und als sie sich trafen erzeugten sie eine hellleuchtende Explosion.

"Das kann nicht sein...", sprach Rowdy erschocken, als er den Virus erblickte. "Wie zur Hölle...?"

"Tja, MegaMan ist nicht der einzige, der sich mit Viren anfreunden kann.", entgegnete Roll, streckte Rowdy ihre Zunge raus und zwinkerte MegaMan zu.

"Jetzt reicht es!!", schrie Rowdy auf einmal wutentbrannt los, aktivierte ein WideSword und rannte damit auf den kleinen Mettaur-Virus zu, der sich nicht mehr rechtzeitig unter seinem Helm verstecken und durch einen schnellen Schwerthieb gelöscht wurde.

Nun war es entgültig vorbei und Roll platzte der Kragen. Er konnte sie ruhig beleidigen, aber dass er den Virus gelöscht hatte, konnte sie ihm einfach nicht verzeihen.

"Du Monster! Wie konntest du nur??", rief sie zornig und traurig zugleich.

"War doch nur ein nichtsnutziger Virus, also weshalb die Aufregung, Baby?", lachte der HealNavi und schien sichtlichen Gefallen daran zu haben, wie sich Roll aufregte. "Boah, wenn du sauer bist siehst du gleich noch heißer aus."

Nun reichte es wirklich! Roll hob ihren rechten Arm und kurz darauf materialisierte sich in ihrer Hand ein pinkfarbener Bogen und in ihrer freien Hand erschien ein Pfeil dessen Spitze herzförmig war. Sie spannte den Pfeil in den Bogen und ließ ihn auf Rowdy zuschießen.

Gelassen hob der HealNavi sein Schwert, um den Pfeil daran abprallen zu lassen, doch zu seiner Überraschung brach der Pfeil durch die Klinge durch und bahnte sich seinen Weg weiter durch Rowdy's Brustpanzerung, bis er auf der anderen Seite wieder herausguckte.

Der violette Navi fiel nach hinten auf den Rücken, während sein WideSword sich wieder in Datenteile auflöste.

Roll flog direkt über den HealNavi, spannte ihren Bogen erneut und feuerte noch vier weitere Pfeile auf ihren Gegner, die ihm durch Hand- und Fußgelenke gingen und am Erdboden festnagelten.

Verzweifelt versuchte sich Rowdy zu befreien, doch es war sinnlos. Der Ringrichter stand auf und sprach durch sein Mikrophon.

"Ich denke das reicht. Roll hat den Kampf damit für sich entschieden. Rowdy sollte sich nun lieber schnell ausloggen, bevor es noch üblere Konsequenzen für ihn haben könnte."

Verärgert befolgte der HealNavi den Rat und loggte sich aus, als seine Arme und Beine schon damit begannen sich in Datenteile aufzulösen.

Somit hatte auch Roll ihren Kampf gewonnen!

Erneut stieß lauter Jubel durch sämtliche Publikumsreihen und ganz besonders lauter von Yuki und MegaMan.
 

Fröhlich hüpfte Roll die Rampe zur Aussichtsplattform hoch und fiel ihrem blauen Freund erst einmal in die Arme. Sie drückte ihn fest an sich und anschließend nahm sie Dash in die Arme, welcher schon wieder leicht eifersüchtig blickte.

"Siehst du? Du hast es doch geschafft!", freut sich MegaMan wohl ebenso wie Roll.

"Yup, er war irgendwie doch ein ziemlicher Loser. Hätte mir gar keine Gedanken drüber machen brauchen."

"Das war ebenfalls ein relativ schneller Kampf, aber dafür umso interessanter! Roll hat ihren Gegner ohne Gnade besiegt-"

"Richtig so!!", kam plötzlich ein lauter Schrei von Yuki, womit sie dem Official-Navi ins Wort fiel.

"Ehm... ja... also...", begann der gelb-weiße Navi, nun leicht aus dem Konzept gebracht, zu stammeln. "Fahren wir einfach mit dem letzten Kampf im ersten Durchgang fort. ProtoMan gegen NumberMan!"

"Viel Glück, NumberMan.", sprach MegaMan, als der grünliche Navi mit seinem glühbirnenartigen Kopf an ihm vorbeitrat, um die Rampe runterzugehen.

"So was wie Glück gibt es nicht. Einzig und allein die Zahlen zählen und meinen Berechnungen nach stehen meine Chancen gut zu verlieren. Ihr seht? Den Kampf hab ich mit Leichtigkeit in der Tasche."

Und schon stolperte NumberMan die steile Rampe hinunter und landete auf allen Vieren auf dem Kampffeld.

"Kommt es mir nur so vor oder ist NumberMan heut leicht verwirrt?", fragte Lan und auch MegaMan hielt dies für sehr gut möglich.

"NumberMan ist bereits auf dem Kampffeld, aber noch fehlt jede Spur von ProtoMan, der im Auftrag der Officials kurzzeitig das Areal verlassen hat.", erklang wieder die Stimme laut über das Mikrophon.

Unruhiges Gemurmel begann, während sich alle fragten, wann ProtoMan wohl wiederkommen würde.

"Hmm... Es tut mir zwar leid, aber auch wenn ProtoMan einen guten Grund hat nicht anwesend zu sein, so muss das Turnier dennoch weitergehen. Wenn er nicht innerhalb der nächsten-"

"Hier bin ich doch!", erklang plötzlich ProtoMan's Stimme, als der rote Navi durch den Eingang der Den Area 4 trat.

"Ah, ein Glück! ProtoMan ist doch eingetroffen, dann kann der vierte Kampf also gleich losgehen."

Langsam schlenderte ProtoMan auf NumberMan zu und stellte sich gegenüber von ihm auf. Sein langes, silbernes Haar wedelte bei jedem Schritt hin und her.

"Ich schätze du hast die Barriere dort vorn aufgestellt?", fragte ProtoMan und neigte seinen Kopf leicht in Richtung des Eingangs, durch den er gekommen war, sprach aber leise genug, dass ihn niemand hörte.

"Du hast den Zahlencode also knacken können?", fragte NumberMan etwas verärgert.

"Also doch. Sei froh, dass ich heut gut gelaunt bin, also werde ich das nicht melden, dass du mich daran hindern wolltest zurückzukommen. Ich kann es dir ja nicht übel nehmen. Wäre ich du, hätte ich wohl auch alles mögliche getan, um mir einen Kampf gegen mich zu ersparen. Allerdings darfst du jetzt keine Gnade mehr von mir erwarten."

"Ich hätte doch das Schloss mit dem sechszahligen Code verwenden sollen, huh!", sprach nun Higsby, der ebenfalls ziemlich verärgert war. "Aber ich und NumberMan werden auch so gewinnen! Wir müssen gewinnen, wenn wir die Miete für den nächsten Monat bezahlen wollen, huh!"

"Darum geht's ihnen also.", stellte Chaud fest. "Hört sich so an, als läuft ihr Laden momentan nicht sehr gut?"

"Nicht wirklich... Huh!"

"Na ja, wenn das so ist, werde ich ihnen die Miete bezahlen. Auch nachdem sie versucht haben mich disqualifizieren zu lassen.", entgegnete Chaud gelassen.

"Ehrlich? Huh?"

"Versprochen. Allerdings müssen sie mir einen Gefallen tun."

"Und der wäre...?", fragte Higsby unsicher.

"Ich habe gehört ihre Verkäuferin arbeitet gleichzeitig noch bei CyberArmsTech?"

"Das stimmt, huh! Aber woher weißt du denn davon?"

"Nicht wichtig. Ich würde aber gerne ein paar Worte mit ihr wechseln."

"Wenn das alles ist, huh! Dann bin ich einverstanden."

"Freut mich. Ich denke wir sollten dann mal den Kampf beginnen, die Zuschauer werden wohl schon ungeduldig."

"Richtig, huh! NumberMan und ich werden aber dennoch gewinnen, stimmt's? Huh!"

"Ich habe meine Gewinnchancen neu ausgerechnet und bin auf 7,43% gekommen. Das sind 0,03% mehr als beim letzten Mal. Kein Zweifel, dass ich verlieren werde.", antwortete NumberMan und nahm seine Kampfposition ein.

Auch ProtoMan hob sein Schwert.

"Was machen die denn da? Worüber reden die denn so lange?", fragte Roll ungeduldig.

"Keine Ahnung, aber scheinbar geht's jetzt wohl endlich los.", antwortete MegaMan.

"Also gut, wenn dann beide Kämpfer bereit sind kann die vierte Runde beginnen. Los!!"
 

Und der Kampf ging auch sofort los!

NumberMan schleuderte sofort mehrere Würfel auf seinen Gegner zu, deren gefallene Augenpaare die Stärke der anschließenden Explosion bestimmten.

ProtoMan warf sich nach vorn, als gleich drei Würfel gleichzeitig explodierten.

"Gut so, NumberMan! Huh! Zermalm ihn!"

"Nicht so hastig, mein Freund!", sprach ProtoMan, als er wieder aufstand, sein Schwert hob und auf NumberMan zurannte, welcher die Arme für den nächsten Angriff ausgebreitet hatte.

Einen hellen Blitz und einen stechenden Schmerz später, fiel einer der Arme des grünlichen Navis auf den Boden, der von ProtoMan's Schwert abgetrennt worden war.

"Higsby!! Ich blute, ich muss sterben!!", begann NumberMan laut und winselnd zu schreien, als er die Datenteilchen sah, die aus seinem Arm heraussprudelten.

"Neiin!! Jack-Out, NumberMan!! Huh!"

Und in Windeseile war NumberMan ausgeloggt und somit auch dieser Kampf zu Ende...
 

"Unglaublich, was für Kämpfe sich uns hier bieten! Man kann wirklich auf das Finale gespannt sein, bisher war es wirklich atemberaubend!", brüllte der Official-Navi durch sein Mikrophon, als ProtoMan sich auf den Weg zur Aussichtsplattform machte.

Ein paar weibliche Standard-Navis schmolzen förmlich dahin, als ihr über alles geliebter, supercooler ProtoMan einen kurzen Blick in ihre Richtung warf und sich schnell genervt wieder abwandte.

"Habt ihr das gesehen? Er hat mir direkt in die Augen gesehen, er ist sicher heiß auf mich!"

"Er hat dir nicht in die Augen gesehen, sondern deinen fetten Hintern erblickt und ist deshalb so schnell wieder weg." und auch ähnliches hörte ProtoMan hinter sich, bis er endlich auf der Aussichtsplattform war und erleichtert aufseufzte.

"Diese verfluchten Fangirls..."

"Das war nicht übel, ProtoMan.", trat MegaMan auch gleich neben seinen roten Rivalen.

"Das war ja auch ein Kinderspiel. Ich hoffe du hast etwas mehr drauf, wenn du gegen mich im Finale antreten willst."

"Hey, noch bin ich auch da und wenn du gegen Mega kämpfen willst, musst du erst an mir vorbei.", streckte Roll verärgert die Zunge raus und drehte sich dann weg, um mit MegaMan und Sektor zu reden, während ProtoMan sich gelangweilt auf den Boden setzte.

"Damit ist der erste Durchgang der Finalrunde schon vorbei! Ich freue mich ihnen hiermit die Paarungen für den zweiten Durchgang im Halbfinale mitteilen zu dürfen! Im ersten Halbfinalkampf stehen sich nun der überaus einfallsreiche und durch nichts kleinzukriegende MegaMan und der ultrastarke, stets gelassene Sektor gegenüber!"

Der Official-Navi hielt kurz inne und wartete bis der Applaus vorüber war.

"Und den zweiten Kampf bestreiten die flinke und durchaus aggressive Roll und der coole und ebenso schnelle ProtoMan!"

Ein weiterer Applaus hallte durch das Areal.

"Sowie die Teilnehmer bereit sind, möchte ich sie für den ersten Halbfinalkampf in den Ring bitten."

Sektor schloss die Augen und schien ziemlich konzentriert zu sein. Er warf seinen Umhang nach hinten, so dass sein orangefarbener Körper zum Vorschein kam.

"Es geht los, MegaMan. Lange musste ich auf diesen Augenblick warten. Es ist gar nicht so lange her seit unserem letzten Kampf. Trotzdem spüre ich, dass du seit damals um vieles stärker geworden bist. Folge mir in den Ring."

Und schon war Sektor unterwegs nach unten, ehe MegaMan auch nur ein Wort sagen konnte.

"Pass bloß auf, der Typ ist unheimlich stark.", sprach Roll und gab ihrem Freund noch einen Kuss auf die Wange.

"Keine Sorge, ich schaff das schon."

Also folgte auch MegaMan Sektor nach unten, wo sich die beiden Navis voreinander stellten.

"Du hast gesagt, wir würden nun Antworten auf unsere Fragen bekommen.", wandte Lan sofort ein.

"Sicher. Fragt mich und ich antworte euch."

"Also gut... Wer genau bist du und was willst du eigentlich von uns?", fragte Lan und hoffte nun endlich eine eindeutige Antwort auf eine Frage zu bekommen, die ihm schon seit seiner ersten Begegnung mit Sektor auf der Seele brannte.

"Ihr habt gefragt und hier soll meine Antwort sein...", sprach Sektor, schloss die Augen erneut und begann Lan und MegaMan endlich alles zu erklären. "Unsere erste Begegnung war keineswegs ein Zufall, wie ihr sicher schon wisst. Ich habe euch gesucht. Gesucht, um mir eure Fähigkeiten persönlich anzusehen. Ich bin auf der Suche nach starken Kämpfern. Und besonders sind du und ProtoMan mir dabei ins Auge gefallen. Ich habe beide von euch getestet und musste feststellen, dass ihr noch nicht bereit wart. Beide habt ihr eine eigene, für euch selbst schwer einzugestehende, Schwäche gehabt. ProtoMan und Chaud fehlte es an Teamwork. Sie haben sich nur auf ihre Stärke verlassen und waren uneinsichtig und hielten sich für die Besten. Doch im Kampf gegen Mr. Match und BlazeMan haben ProtoMan und Chaud wertvolle neue Erfahrungen gesammelt und sich ihre eigene Schwäche eingestanden. Sie arbeiten nun als Team und sind stärker denn je."

"Du weißt von BlazeMan und dem ganzen Vorfall auf Fire Island?", fragte MegaMan überrascht.

"Ja, davon weiß ich. Und ich weiß auch von euren anderen Kämpfen gegen SmokeMan oder BeetleMan. Ich habe euch die ganze Zeit stets im Auge behalten. Eure Schwäche war es von je her, dass ihr euch zu viele Gedanken um das Wohlergehen eurer Feinde gemacht habt. Ihr hattet Mitleid mit dem HealNavi, vor dem ich euch gerettet habe, nur weil er von seinem Operator verstoßen wurde. Ihr wolltet nicht gegen Mr. Match kämpfen, weil ihr dachtet er wäre euer Freund. ProtoMan und Chaud sagten mir bei unserem ersten Treffen das Selbe. Dass ihr ständig darum bemüht seid keinem wirkliches Leid anzutun. In eurem Kampf gegen BeetleMan und Joshua seid ihr schließlich über euren Schatten gesprungen und habt einen Freund besiegt und sogar seinen Navi gelöscht. Aber eure Schwäche besteht immer noch zum Teil, aber ich darf euch nicht verraten, wie ihr sie endgültig überwindet. Das muss euch selbst klar werden. Doch obwohl ihr eure Schwäche noch immer besitzt, stehen eure Fertigkeiten völlig außer Frage. Lan, du gehst sehr intelligent vor, wie ich in den letzten Tagen sehr oft festgestellt habe. Du und MegaMan, ihr seid ein starkes Team. Was ihr in der Vergangenheit geleistet habt ist wirklich beeindruckend. Ebenso die Tatsache, dass ihr einen Virus zum Freund gewonnen habt."

"Und wozu all das Ganze?", fragte Lan nun ungeduldig weiter. "Weshalb hast du uns beobachtet und warum suchst du starke Kämpfer?"

Sektor hielt einen Moment inne, bevor er fortfuhr.

"Wir benötigen starke Kämpfer, da sich bald die Prophezeiung erfüllen wird."

"Du hast diese Prophezeiung schon einmal erwähnt. Was genau ist das?", fragte MegaMan, obwohl im plötzlich irgendwie unwohl wurde.

"Bald wird das Böse neu erwachen."

"D-das Böse??"

"Ja... Der Prophezeiung nach wird bald der Augenblick kommen in dem das Böse aus den Tiefsten der Finsternis neu erwachen und physische Form annehmen wird. In einigen Gebieten des Undernets ist es auch als Chaos Lord bekannt."

"Chaos Lord??", fragte Lan und auch ihm wurde unwohl, obwohl es gleichzeitig seine Neugierde weckte.

"Genau. Es oder besser gesagt er ist die manifeste Form alles Bösen und des gesamten Hasses dieser Welt. Niemand kann sagen wie er wirklich aussieht, da er seine Gestalt ändert, wenn man ihm entgegentritt, je nachdem wie stark die Dunkelheit von einem selbst Besitz ergriffen hat. Die Nutzung dunkler Energien hat seinen Geist aus der Verdammnis zurückgeholt und es wird nicht mehr lange dauern bis er erwacht."

"Gibt es eine Möglichkeit diesen Chaos Lord aufzuhalten?", wollte MegaMan sofort wissen.

"Nur die, die reinen Herzens sind und stark genug der Dunkelheit zu trotzen, nur denen ist es erlaubt dem Chaos Lord entgegenzutreten."

"Und was genau passiert... wenn dieser Typ nicht aufgehalten werden kann?", fragte Lan unsicher.

"Es wäre das Ende der gesamten Net-Society. Der Chaos Lord besitzt Kräfte, die euer Vorstellungsvermögen bei weitem übersteigen. Niemandem ist es bisher gelungen ihn zu stoppen, außer einst meinem Meister, dem es gelang den Lord in den Tiefen des ShadowNet zu fangen und zu verbannen. Doch nun ist mein Meister geschwächt. Die dunkle Energie, die durch die Dark Chips ausgeht, welche heute mehr denn je überall im Undernet unterwegs sind, haben seine Kräfte geschwächt und damit begonnen die des Lords zu stärken."

"Also sind die Dark Chips daran schuld, dass er erwachen wird?"

"So ist es."

"Und wer war dein Meister?", fragten MegaMan und Lan fast gleichzeitig.

"Es trifft sich, dass ihr ihn bereits kennt und ihm vor langer Zeit im Kampf gegenübergestanden habt. Mein Meister ist Serenade, der heilige König des Undernets."

Bei diesen Worten fiel Sektor auf die Knie und neigte seinen Kopf, bevor er einige Momente später wieder aufstand.

"Serenade? Er hat es geschafft den Chaos Lord zu verbannen??"

"Meister Serenade war einst in der Lage dazu. Aber da er nun geschwächt ist hat er mich ausgesandt, um Kämpfer zu finden, die seinen Platz einnehmen können und an seiner Stelle versuchen sollen den Lord zu besiegen. Die Zeit drängt mittlerweile und die Entscheidung, wer uns retten soll hängt von diesem Turnier ab. Im ShadowNet, dort wo auch ich herkomme, wehen starke Energieschwankungen. Alles ist bereits von einer bösen Aura umgeben und die Navis, die noch dort waren haben schnell das Weite gesucht. Die Entscheidung soll in diesem Turnier fallen. Ein weiteres Mal möchte ich euch auf eure Fähigkeiten prüfen. Sollte es euch gelingen mich zu besiegen, müsst ihr eurer letzten Prüfung ins Auge blicken. Einem Kampf gegen eure größten Rivalen. Der Gewinner dieses Turniers soll der Auserwählte sein. Ihm werde ich ein spezielles Programm überreichen mit dem es möglich ist das Böse zu fangen und erneut zu bannen. Sind damit eure Fragen beantwortet?"

"Nein, nicht ganz. Was, wenn keiner von uns das Turnier gewinnt? Kannst du nicht dieses Programm benutzen? Du bist doch viel stärker als ich und MegaMan!"

"Leider ist mir dies nicht möglich. Nur auserwählten Personen ist es möglich das Programm zu benutzen. Und ihr, sowie ProtoMan und Chaud, gehört dazu."

"So ist das also... Gut, aber eine letzte Frage habe ich noch... Hat dieser Shadow, der Anführer der Neo World Three, etwas mit all dem zu tun?"

"Wenn man davon absieht, dass durch seine Dark Chips das Siegel langsam bricht... nein."

"Also gut...", sprach Lan und ließ sich einen Moment Zeit, um sich alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. "Dann werden MegaMan und ich unser Bestes geben und zeigen, dass wir würdig sind, dem Chaos Lord entgegenzutreten! Oder, Mega?"

"Genau! Dieser Lord kann aussehen wie er will, wir werden ihn besiegen!"

"Ich bewundere euren Optimismus und auch euren Mut. Man merkt, dass ihr die Gefahr noch nicht erkannt habt. Wenn der Chaos Lord erwacht, werdet ihr der größten Herausforderung eures Lebens entgegenstehen. Also seid bereit und vergesst nicht, dass noch immer ich zwischen euch stehe. Und ich werde all meine Kraft einsetzen, um zu verhindern, dass ihr diesen Kampf gewinnen werdet!"

"Was?", fragte Lan etwas erschrocken. "Aber ich dachte, du willst, dass einer von uns gegen den Chaos Lord antritt, wie, wenn du das verhinderst?"

"Sei nicht so dumm. Ich sagte nicht, dass ich es will. Ich wünsche es mir, doch nur der, der mich besiegen kann, ist stark genug seiner innersten Furcht ins Auge zu blicken. Wenn ihr mich nicht besiegt, seid ihr nicht würdig genug. Und um euch wirklich zu testen, muss ich mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen, verhindern, dass ihr gewinnt!"

"Oh oh, MegaMan!", schreckte Lan zusammen und machte sofort alles für den Kampf bereit.

"Er meint es wirklich ernst! Letztes Mal hatten wir kaum eine Chance gegen ihn, wir müssen uns anstrengen! Jetzt weißt du, was auf dem Spiel steht. Bist du bereit, mein Freund?"

"Ich werde mein Bestes geben und mit all meiner Kraft verhindern, dass Sektor diesen Kampf gewinnt!", antwortete der blaue Navi und nahm seine Kampfhaltung ein.

"Macht euch bereit! Meister Serenade gab mir seine Kraft. Ich werde ihm alle Ehre erweisen und tun, was er mir aufgetragen hat!", sprach Sektor und hielt sich auch bereit.

"Es scheint so, als würde nach dieser langen Unterhaltung, von der ich leider kein Wort mitbekommen habe, doch der Kampf endlich losgehen! Ring frei zum ersten Halbfinalkampf!"

"Pass bloß auf dich auf, Mega...", flüsterte Roll zu sich selbst, als sie Dash wieder einmal feste an sich drückte.

Der letzte Kampf gegen Sektor war sehr hart gewesen und MegaMan und Lan hatten es wirklich schwer gegen ihn gehabt. Und dieses Mal würden sie es vermutlich noch viel schwerer haben!

Die Zuschauer wussten nichts von all dem, was auf dem Spiel stand. Der einzige weitere eingeweihte, war ProtoMan, der nun interessiert aufstand und ebenfalls sehnsüchtig den Beginn dieses Kampfes abgewartet hatte.

Es konnte endlich losgehen.

"Battle routine, set!"

"Execute!"

Still unbeatable?

(Kurze Anmerkung: Die beiden Charaktere 'Sakura Himawari' und 'Yuki.EXE' sind selbsterfundene Figuren von _Natsumi_. Wie sich die zwei in meiner FF verhalten, ist natürlich von mir so gestaltet worden, dass es mit Natsu's Vorstellungen übereinstimmt.)
 

Das Halbfinale des Turniers hatte begonnen. Nach einigen recht rasanten, teilweise sehr kurzen Kämpfen, hatte sich die Anzahl der Finalrundenteilnehmer halbiert.

Nur noch MegaMan, Roll, Sektor und ProtoMan waren dabei und nun begann das Turnier seine heiße Phase anzunehmen.

Im ersten Halbfinalkampf standen sich MegaMan und Sektor gegenüber, ihre bisher zweite Begegnung im Kampf!

Endlich hatte Lan herausgefunden wer dieser seltsame Navi war, der ihnen damals begegnet war und ihnen geholfen hatte und sie seitdem scheinbar ständig beobachtete. Das große Geheimnis um Sektor hatte sich schließlich gelüftet. Ohne dass es die anderen Zuschauer mitbekommen konnten hatte Sektor ihnen alles erklärt. Einer Prophezeiung nach sollte bald der Zeitpunkt kommen in dem das Böse in den Tiefen des ShadowNet zu neuem Leben erwacht und die Gestalt des legendären Chaos Lord annimmt, welcher bisher nur von Serenade, dem König des Undernets, aufgehalten werden konnte. Und Sektor war auf der Suche nach starken Kämpfern, die in der Lage waren den Chaos Lord ein weiteres Mal zu verbannen oder sogar endgültig zu vernichten.

Diese Geschichte kam Lan etwas komisch und ein wenig übertrieben vor, doch gleichzeitig war es furchteinflößend und beängstigend. Sektor hatte gesagt, dass niemand sagen konnte wie der Chaos Lord aussieht, da sein Aussehen sich für jeden einzelnen ändert und sich nach der Dunkelheit im Innersten desjenigen richtet, der dem Lord entgegentritt. Diese Geschichte klang in Lan's Ohren ziemlich interessant, obwohl er sich anderseits lieber wünschte, dass es sich dabei nur um ein Märchen handeln würde. Doch wie es aussah war sie wirklich wahr und Sektor hatte beschlossen den Auserwählten, welcher dem Chaos Lord entgegentreten sollte, in diesem Turnier zu bestimmen. Entweder ProtoMan oder MegaMan sollte es sein. Doch bevor es überhaupt zu einer Entscheidung zwischen den beiden kommen konnte mussten noch erst die Halbfinalkämpfe ausgetragen werden und Sektor war nicht bereit den Sieg einfach an MegaMan zu übergeben. Wenn MegaMan und Lan ernsthaft in Betracht ziehen wollten gegen den Chaos Lord zu kämpfen, mussten sie erst einmal dafür sorgen, dass sie Sektor besiegen. Und das war weitaus leichter gesagt als getan. Bei ihrem letzten Kampf war MegaMan gemeinsam mit Dash angetreten, wodurch er Sektor noch teilweise verwirren konnte, aber selbst das hatte ihm nicht geholfen zu gewinnen. Dieses Mal musste er es wirklich alleine mit Sektor aufnehmen, nur mit der Hilfe seines Operators und es war eindeutig, dass Lan und MegaMan nun einer der härtesten Kämpfe bevorstand, den sie je bestritten hatten...
 

Die Menge jubelte, als der Kampf endlich zu beginnen schien.

Sektor bewegte sich nach wie vor ziemlich schnell und so war es MegaMan unmöglich seinen Gegner zu treffen, als er versuchte ihn mit seinem Buster zu erwischen.

"Also kommt schon, so etwas braucht ihr doch gar nicht erst probieren!", rief der orangefarbene Navi, als er sich geschickt an MegaMan's Geschossen vorbei, direkt auf den blauen Navi zuarbeitete und ihn mit einem harten Faustschlag zu Boden brachte.

"Er hat recht...", gab Lan widerwillig zu. "Mit dem Buster wirst du nichts ausrichten, also lass es lieber. Er ist ziemlich stark, schnell und besitzt keine elementare Schwäche, dass heißt wir können nur versuchen ihn mit schnellen Battle Chips zu erwischen! Also, Boomer, Slot-In!", erklärte Lan und steckte den Chip in sein PET. "Das ist unsere einzige Chance..."

Während Sektor wieder einige Schritte zurückgewichen war gelang es MegaMan wieder aufzustehen. Der Schlag war zwar hart gewesen, hatte aber nicht sonderlich viel Wirkung gezeigt. MegaMan holte mit dem klingenartigen Bumerang aus, der sich in seiner Hand materialisiert hatte und warf ihn direkt auf seinen Gegner zu. Doch Sektor blieb unbeeindruckt stehen, hob seine Hand und schoss den Bumerang mit Hilfe einer Druckwelle zurück in die Richtung, aus der er gekommen war.

"Pass auf!", schrie Lan, als sein Navi sich noch grade rechtzeitig ducken konnte, um dem Boomer zu entgehen. "Verflixt, ich denke so wird das auch nichts..."

Während Lan weiter grübelte, wie genau er vielleicht vorgehen sollte, vergeudeten die beiden Navis keine Zeit und kämpften weiter. MegaMan versuchte alles mögliche, um ohne Lan's Hilfe die Angriffe Sektor's zu parieren.

Der orangefarbene Navi war direkt auf MegaMan zugelaufen und hatte begonnen ihn einem Hagel aus Faustschlägen auszusetzen, denen MegaMan, noch, ziemlich gut ausweichen konnte und einige sogar schaffte zu blocken.

Roll hoffte fest, dass MegaMan gewinnen würde und ließ ihren Freund keine Sekunde aus den Augen. Wie der Rest der Zuschauer konnte sie nur gebannt zusehen und drückte den armen Dash so fest an sich, dass es diesem ausnahmsweise nicht mehr so toll gefiel geknuddelt zu werden.

Yuki, Glyde und GutsMan hingegen feuerten ihren Freund lautstark an und schrieen unaufhörlich weiter.

MegaMan wurde mittlerweile langsam zurückgedrängt, da Sektor's Faustschläge immer schneller und gezielter kamen und nichts an Kraft verloren. Der blaue Navi hatte langsam wirkliche Probleme weiter auszuweichen und wild fuchtelte er mit seinen Armen herum, in der Hoffnung so einige Schläge abfangen zu können. Doch es war schon fast zwecklos. Als einer von Sektor's Hieben durch MegaMan's Verteidigung durchbrach und direkt auf seinen Brustkorb traf, hatte der Navi nicht mehr genug Zeit, um sich vor den nächsten Schlägen zu wappnen. Jetzt wo einmal ein Schlag durchgekommen war, war es nahezu unmöglich eine neue Abwehr aufzubauen und MegaMan wurde wieder und wieder getroffen.

Roll biss sich auf die Unterlippe und ihr Blick schien von Sekunde zu Sekunde besorgter zu werden. Dash, der sich aus Roll's festem Griff befreien konnte, flog nun aufgeregt hin und her und hätte am liebsten eingegriffen, wie beim letzten Mal.

Warum griff Lan bloß nicht ein? Auch Mayl fragte sich das gleiche, sowie Sakura, Dex und Yai, welche alle den Kampf von ihrem Zuhause aus über die PETs verfolgen konnten.

MegaMan wurde nun schon fast windelweich geprügelt. Sektor hatte seine Schläge auf seinen Brustkorb konzentriert und hörte einfach nicht mehr auf und schien auch nichts an Kraft zu verlieren, während sich MegaMan's Energiereserven immer schneller aufbrauchten.

"CounterHit, Slot-In!!", erklang zu aller Erleichterung endlich Lan's Stimme, als er einen weiteren Battle Chip aktivierte.

Plötzlich begannen MegaMan's Hände sich wie von selbst zu bewegen, ohne dass er etwas dagegen unternehmen konnte. Blitzschnell griff eine seiner Hände Sektor's zuschlagenden Arm und zog den, nun leicht verdutzten, Navi mit einem kräftigen Ruck näher heran, so dass die andere Hand sich zu einer Faust ballen und ihm einen Kinnhaken verpassen konnte.

All dies geschah innerhalb eines Wimpernschlags und plötzlich fand sich Sektor mit dem Rücken auf dem Boden liegend wieder.

Das Publikum begann laut aufzuschreien. Roll legte sich die Hände auf die Brust und atmete erleichtert auf. Das war noch ziemlich knapp gewesen...

"Danke, Lan... Ich dachte schon, du lässt gar nichts mehr von dir hören.", sprach MegaMan, völlig außer Atem.

"Tut mir leid, aber ich musste mir was ausdenken, und ich glaube ich habe sogar einen Plan."

"Ehrlich? Kann ich Sektor damit besiegen?", fragte der blaue Navi hoffnungsvoll.

"Werden wir noch sehen. Zuerst müssen wir dich wieder auf die Beine kriegen. Recovery, Slot-In!"

Und innerhalb einer Sekunde fühlte sich MegaMan wieder topfit.

Sektor richtete sich langsam wieder auf, positiv überrascht von dieser Gegenattacke.

"Das war sehr gut. Ich hatte wirklich schon geglaubt, der Kampf würde gleich enden."

"So einfach dann doch nicht. Wir werden diesen Kampf gewinnen, keine Sorge!", entgegnete Lan und bereitete alles vor, um seinen Plan durchzuführen.

"Das werden wir noch sehen...", sprach Sektor und bereitete ebenfalls einen Angriff vor.

Erneut streckte er seine offene Handfläche aus und ließ sie auf MegaMan zeigen. Der blaue Navi begriff sofort und schlug sich schützend die Arme vor das Gesicht und nahm eine geduckte Haltung ein, als eine heftige Druckwelle versuchte ihn wegzupusten. Mehrere Meter rutschte er nach hinten, schaffte es aber der Attacke standzuhalten, im Gegensatz zu Psyche, der weit über den Plattformrand geschossen wurde, als er gegen Sektor kämpfen musste.

"Nicht schlecht. Mal sehen, wie lange du das durchhältst?"

Und schon gab Sektor eine weitere, noch heftigere Druckwelle ab, die MegaMan noch einmal ein ganzes Stück nach hinten drückte. Doch auch diesen Angriff überstand er ohne große Mühen. Doch Sektor ließ nicht locker und schoss gleich mehrere Druckwellen hintereinander ab, welche MegaMan jetzt aber nicht mehr so einfach blocken konnte. Schnell nahm der blaue Navi die Beine in die Hand und begann so schnell zu rennen, wie er nur konnte. Sektor's Arm folgte ihm dabei und sendete weiterhin eine Druckwelle nach der anderen aus. Einige von ihnen trafen auf den Boden der Hauptplattform und schlugen dicke Krater hinein, während andere gegen die Energiebarrieren wehten, welche die Zuschauer schützten und die Plattform zum Erbeben brachten.

"Achtung, MegaMan! Du musst jetzt schnell reagieren. Sobald der Chip runtergeladen ist, wende dich Sektor zu und halt ihn seiner Attacke entgegen.", erklärte Lan rasch, während er den Chip vorsichtig in den Slot schob.

MegaMan hatte weder genug Zeit, noch genug Atem, um zu antworten oder zu fragen, sondern versuchte nur zu nicken und rannte weiter um sein Leben.

"CrusherShield, Slot-In!!"

Und schon materialisierte sich an MegaMan's rechtem Arm ein großer, rechteckiger Metallschild, mit zusammengekniffenen gelben Augen und dünnen, verschränkten Armen, die übereinandergelegt auf der Vorderseite zu erkennen waren. Blitzschnell blieb der blaue Navi stehen, drehte sich zur Seite und hielt den Schild gegen eine der ankommenden Druckwellen.

Kaum wurde der CrusherShield getroffen begannen sich die Augen darauf wütend aufzureißen und der Schild begann seine Arme auseinander zu falten und ein großes, schwarzes Maul zu enthüllen, als er in einer irren Geschwindigkeit auf Sektor zuraste und versuchte den orangefarbenen Navi zu beißen und umzuwerfen.

Völlig überrascht hatte Sektor nicht mehr genug Zeit zu reagieren und wurde kräftig umgestoßen, als der CrusherShield versuchte sich in seinem Arm festzubeißen, sich anschließend aber wieder auflöste und verschwand.

Roll strahlte vor Freude und begann erleichtert zu hüpfen, während sie Dash packte und ihn ganz feste knuddelte, was dem Virus nun wieder zu gefallen schien.

"Gute Arbeit, Lan. Das war eine super Idee!", gab MegaMan beeindruckt zu.

"Danke, aber noch ist es ja nicht vorbei... aber ich denke unsere einzige Chance zu gewinnen, ist seine Attacken zu kontern, da er viel zu schnell und zu stark für dich ist."

"Stimmt, das könnte klappen, wenn wir gut aufpassen...", pflichtete der blaue Navi bei und sah zu, wie Sektor sich wieder aufrichtete.

"Das kam in der Tat überraschend. Ich sehe schon, ihr seid wirklich stärker geworden. Aber wenn ihr mich besiegen wollt, müsst ihr noch was drauflegen!", rief Sektor, als er plötzlich sein ElecBlade aktivierte und es elegant ausstreckte.

"Okay, Mega. Jetzt wird es ernst, halt dich bereit!", warnte Lan seinen Navi, während auch er sich für alles vorbereitete.

Wenn Sektor einmal sein Schwert aktiviert hatte, konnte man davon ausgehen, dass er wirklich ernst machen würde. Und scheinbar tat er das auch! Der orangefarbene Navi hob die elektrische Klinge und stürmte auf MegaMan zu, der angespannt seine Kampfhaltung einnahm. Noch im Lauf zog Sektor die Klinge so weit nach hinten, wie er nur konnte, während er seinen freien Arme schützend vor sich hielt. Mit einem weiten Satz sprang er schließlich direkt auf MegaMan zu, um anzugreifen.

"MoonBlade, Slot-In!!"

In MegaMan's Händen erschienen mit einem Male zwei kleine, glänzende Kunai. Er hielt die beiden messerartigen Klingen fest umklammert , streckte seine Arme aus und begann sich einmal im Kreis zu drehen, als Sektor versuchte ihn mit seinem Schwert zu treffen.

Nach einem metallischen Klingen trat Sektor einen Schritt zurück, um sich zu halten, da es ihn beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, als einer der Kunai gegen sein Schwert geschlagen war und den Angriff so abgeblockt hatte.

Doch schnell fasste sich der orangefarbene Navi wieder, holte erneut aus und versuchte MegaMan einen kräftigen Hieb zu verpassen. Doch der blaue Navi sprang schnell zurück und kaum war er wieder auf dem Boden gelandet, schleuderte er seinem Gegner die Kunaiklingen entgegen. Sektor reagierte sofort, hob sein Schwert erneut und ließ die beiden Messer daran abprallen.

"Wirklich beeindruckend.", gab er zu und ließ sein ElecBlade für einen Moment gen Boden zeigen. "Ihr werdet von Kampf zu Kampf stärker, eure Technik ist wirklich erstaunlich. Kein Wunder, dass Meister Serenade so viel von euch hält."

"Tja, wir sind einfach unschlagbar, nicht, Mega?", antwortete Lan, dem die Schmeichelei wieder zu Kopf zu steigen schien.

"Na ja...", brachte MegaMan etwas zögernd raus und fasste sich verlegen an den Hinterkopf.

Doch in diesem Moment stürmte Sektor schon wieder auf seinen Gegner zu und brachte ihn mit einem gezielten Schlag seiner freien Faust auf den Boden. Bedrohlich hielt er dem knienden MegaMan sein ElecBlade unters Kinn.

"Aber ihr seid noch immer zu leicht aus der Fassung zu bringen und werdet schnell unachtsam."

"Hey, das war unfair!", wandte Lan sofort ein.

"Unfair? Wir befinden uns mitten in einem Kampf, da ist Unachtsamkeit gleichbedeutend mit Niederlage. Außerdem sagte ich doch, dass ich alles tun werde, um zu verhindern, dass ihr gewinnen werdet, oder?"

Lan hätte sich ohrfeigen können. Wie konnte er nur so blöd sein? Sektor hatte recht. Wieder einmal hatte Lan das ganze nicht als wirklich ernsthaften Kampf angesehen. Er sah Sektor als Freund an und hätte so etwas nie erwartet, aber vermutlich war es das, worauf Sektor hinaus wollte. In einem Kampf durfte man sich vermutlich nur auf seinen Gegner und den Sieg konzentrieren, da jede noch so kleine Ablenkung das Ende sein konnte.

Sektor zog sein Schwert zurück und trat einige Schritte nach hinten, damit MegaMan wieder aufstehen konnte.

"Denkt daran, normalerweise wäre der Kampf jetzt vorbei gewesen. Nächstes Mal werde ich ihn wirklich beenden.", warnte Sektor seine beiden Gegner und nahm wieder seine Kampfhaltung ein.

ProtoMan sah sich den Kampf mit verbitterter Miene an. Er konnte einfach nicht glauben, dass sich MegaMan so gut gegen Sektor schlug. Auch wenn es nicht unbedingt danach aussah, dass er gewinnen würde, machte es ihn doch ein wenig zornig. Als er gegen diesen komischen Navi kämpfen musste, hatte er nicht den Hauch einer Chance gehabt.

Wieder einmal machte sich ein lauter Erleichterungsseufzer unter MegaMan's Freunden breit.

Fast jeder im Publikum hatte schon damit gerechnet, dass der Kampf nun vorbei sein würde...

MegaMan stand wieder auf und stellte sich Sektor erneut entgegen. Langsam musste endlich mal was passieren. Noch schien der Kampf ziemlich ausgeglichen zu sein, obwohl es eigentlich kaum zu übersehen war, dass Sektor wohl die Oberhand hatte.

"Okay... Ab jetzt müssen wir wirklich Acht geben. So was darf nicht noch mal vorkommen.", sprach Lan mehr zu sich selbst, als er einige Battle Chips aussortierte. "Los, versuchen wir den Kampf zu einem Ende zu bringen! Skully, Slot-In!"

In MegaMan's Hand entstand aus einem kleinen Datenwirbel heraus ein großer, digitaler Knochen. Sektor schaute zunächst ein wenig verdutzt, machte sich dann aber auch wieder daran anzugreifen und holte schnell mit dem Schwert aus. Doch MegaMan rollte sich unter einem horizontalen Hieb hinweg, rannte ein paar Meter von Sektor weg, drehte sich schnell um und schleuderte ihm den Knochen wie einen Bumerang entgegen.

Der orangefarbene Navi sprang schnell zur Seite, um dem Angriff zu entgehen, musste aber überrascht feststellen, dass der Bumerang seine Richtung änderte und erneut auf ihn zuflog.

"Interessant...", sprach er, doch mit einem gezielten Schwertschlage teilte sich der Knochen entzwei, ehe er Sektor's Gesicht treffen konnte. "Das war keine so schlechte-", doch mitten im Satz hielt er inne, als er sich umblickte und MegaMan plötzlich nicht mehr zu sehen war.

"Hier drüben!", hallte es auf einmal aus der anderen Richtung und als Sektor sich umwandte erblickte er MegaMan, der ziemlich weit entfernt in der Nähe der Zuschauer stand und ein seltsames, kugelartiges Ding in Händen hielt. Doch Sektor verlor keine Zeit und stürmte erneut mit einer verdammt hohen Geschwindigkeit auf seinen Gegner zu.

MegaMan holte schnell mit dem Arm aus, in dem er eine schwarze Kugel hielt, an der drei orangefarbene, rundliche Platten befestigt waren. Gerade als Sektor direkt vor ihm war und mit dem ElecBlade zustechen wollte, konnte MegaMan die Kugel noch schnell genug wieder nach vorn schlagen, um den Angriff abzuwehren. Dieser Navi war wirklich extrem schnell! Eigentlich hatte MegaMan gehofft diese EnergyBomb auf Sektor werfen zu können, ehe er ihn erreichen konnte, doch nun fungierte sie als Schutzschild und hatte grade noch Sektor's Schwert abfangen können.

Sektor schaute etwas verwirrt, als er plötzlich merkte, dass er die Kugel aufgespießt hatte, statt MegaMan und die orangefarbenen Platten immer schneller zu blinken begannen.

Mit einem weiten Satz sprang MegaMan in Sicherheit, als kurz darauf die drei Sprengsätze an der schwarzen Kugel detonierten und Sektor in Feuer und Rauch hüllten.

Laute des Erstaunens gingen durch die Publikumsreihen. Dort wo eben noch Sektor stand, war nun nur noch eine dichte Rauschschwade zu sehen.

MegaMan richtete sich vorsichtig wieder auf. Er hatte die Explosionen unbeschadet überstanden.

"Oh man, das war zwar nicht wirklich so gewollt, aber ich denke die EnergyBomb hat ihren Zweck erfüllt, oder?"

Lan murmelte zustimmend, ließ dabei die Rauchwolke aber nicht außer Acht. Denn wie er vermutet hatte, war es noch längst nicht vorbei!

Sektor's Konturen kamen allmählich wieder zum Vorschein, als der Rauch dünner wurde und schließlich trat der Navi mit erhobenem Schwert ganz heraus. Er sah so aus, als wäre gar nichts passiert!

MegaMan trat einige Schritte zurück, als Sektor direkt auf ihn zuging.

"Das war eine wirklich heimtückische Attacke, muss ich sagen. Aber es war wirklich ein sehr gut durchdachter Plan. Allerdings hat es nicht viel gebracht, wie ihr seht."

"Ja, leider...", grummelte Lan und fragte sich, wie er diesen Typen stoppen sollte.

"Na ja, können wir weitermachen?"

Sektor griff erneut mit seinem Schwert an. MegaMan versuchte hektisch einigen zielstrebigen Schwerthieben auszuweichen, doch er hatte bei weitem nicht genug Kraft so ein schnelles Tempo durchzuhalten. Er konnte zwar den ersten Schlägen elegant ausweichen, doch es war ziemlich kraftraubend und mit jedem Schlag der kam, wurde er langsamer, bis ihn das ElecBlade nur noch um Haaresbreite verfehlte.

Lan war unterdessen damit beschäftigt sich krampfhaft irgendwas einfallen zu lassen. Er überblickte seine Battle Chips, die er auf seinem Schreibtisch ausgebreitet hatte, doch keiner von ihnen schien ihm sinnvoll zu erscheinen. Alle waren zu langsam, zu schwach oder brauchten zu lange zum Einsetzen. Scheinbar gab es keinen Chip, der ihm jetzt noch weiterhelfen konnte. Vielleicht eine Soul-Unison? Aber die würden auch nicht besonders viel bringen, da Sektor keine elementare Schwäche besaß und mit der GeyserSoul wäre MegaMan eh völlig im Nachteil gewesen. Die BeetleSoul hatten sie noch nie getestet und die BlazeSoul würde wohl auch nicht sonderlich viele Vorteile bringen. Aber was konnte er sonst tun? Doch dann fiel sein Blick auf einen der Chips, den er von Herrn Takamura geschenkt bekommen hatte. PlantBomb! Sollte dieser Chip nicht unterschiedliche Statusveränderungen wie Paralyse oder Verwirrung hervorrufen können? Einen Versuch war es immerhin wert. Doch zuerst hatte Lan noch einen anderen Chip auf Lager, um seinen Freund aus diesem Hagel an Schwertstößen zu befreien.

"AntiSword, Slot-In!!"

Sektor zuckte bei diesen Worten kurz zusammen, doch es war schon zu spät noch etwas zu unternehmen. Wieder bewegten sich MegaMan's Hände wie von allein, fassten die zustechende Schwertklinge und umklammerten sie fest. Mit etwas Schwung stieß er sie zurück und schaffte sich so ein paar Meter Freiraum zwischen sich und Sektor.

"Unglaublich... das zweite Mal schon. Darauf hätte ich vorbereitet sein sollen.", sprach Sektor, doch auch wenn es nicht so aussah, war er über diese Tatsache sehr erfreut.

"Tja, und das ist ja auch noch längst nicht alles.", antwortete Lan und steckte den nächsten Chip in sein PET. "PlantBomb, Slot-In!"

Einige grüne Blätter begannen urplötzlich aus dem festen Erdboden zu wachsen und bildeten eine schützende Wand um eine violette Blüte in ihrem Inneren. Nicht nur Sektor sondern auch sämtliche Zuschauer sowie MegaMan und Lan starrten verdutzt auf die Blume, die auf einmal mitten auf dem Kampffeld gewachsen war. Dieser Chip kam direkt aus den Werkstätten von CyberArmsTech und somit schien noch niemand ihn je zuvor gesehen zu haben.

Etwas skeptisch trat Sektor einige Schritte zurück, als die Blüte anfing auf eine gewaltige Größe anzuwachsen und leicht zu zittern begann. Auch MegaMan nahm schnell Abstand und ehe er sich versah explodierte die Blüte mit einem lauten Knall und kleine, gelbliche Pollen schwirrten überall durch die Luft und umhüllten Sektor, der genossen hätte, wenn er keinen Mundschutz getragen hätte, der ihm selbst über die Nase ging.

MegaMan blieb vollkommen von den Pollen verschont und beobachtete neugierig, was mit Sektor geschah. Dieser versuchte sich die Pollen von der Rüstung zu putzen doch hielt mit einem Male inne und seine Augen weiteten sich vor Schreck. Scheinbar konnte er sich nicht mehr bewegen.

"Was zum Teufel ist das??", fragte er mit angestrengter Stimme.

Über Lan's Gesicht zog ein breites Grinsen. Das war die Gelegenheit den Kampf zu beenden und am besten mit einem Program Advance!! Er schnappte sich einige Spreader Chips und warf sie hintereinander in sein PET.

"Bereit, MegaMan? Dem zeigen wir, dass wir würdig sind dem Chaos Lord entgegenzutreten! Program Advance, Hyper Burst!!"

MegaMan's Buster begann plötzlich hellblau zu leuchten und seltsame Lichtkugeln fingen an ihn zu umschwirren, als sich die Energie des Program Advance in ihm ausbreitete. Er hob seinen Buster an und richtete ihn direkt auf den versteinert wirkenden Sektor, der noch immer keinen Finger rühren und nur mit weit aufgerissenen Augen zusehen konnte.

"Hyper Burst!!", schrie MegaMan so laut er nur konnte und feuerte seinen Buster ab.

Ein lautes, ohrendröhnendes Rauschen erklang, so dass einige Zuschauer sich die Ohren zuhielten, oder auch die Augen, um sich vor dem blendenden Leuchten zu schützen.

Sechsmal hintereinander feuerte MegaMan's Buster eine starke, schnelle Energieladung ab, die Sektor komplett eindämmte und als die Wirkung der PlantBomb schließlich nachließ, sogar nach hinten schleuderte.

Erschöpft senkte MegaMan wieder seinen Buster, als es endlich vorüber war. Er atmete tief ein und bemerkte einen großen Brandfleck an der Stelle, wo zuvor Sektor gestanden hatte. Ein paar Meter weiter davon lag dieser qualmend auf dem Boden und versuchte sich mit Mühe und Not wieder auf die Beine zu bringen.

Die Zuschauer konnten nicht glauben, was eben geschehen war. Kaum einer wagte ein Wort zu sagen. Alles war gespannt darauf zu erfahren, ob es das nun gewesen war...

Vorsichtig schritt MegaMan zu Sektor herüber, der sich grade noch in einer sitzenden Position aufrecht halten konnte.

"Alles okay?", fragte der blaue Navi besorgt.

"Ihr werdet es wohl nie lernen, was?", fragte Sektor kopfschüttelnd und richtete sich mit MegaMan's Hilfe wieder ganz auf. "Ich bin dein Gegner, wieso hilfst du mir?"

"Na ja...", grübelte MegaMan, als er einsah, dass er wieder das getan hatte, was Sektor als seine Schwäche bezeichnet hatte.

"Ich glaube es ist sinnlos, was?", begann Sektor zu lachen und deaktivierte zum ersten Mal vor Lan's und MegaMan's Augen seinen Mundschutz.

Sein Gesicht wirkte ziemlich jung, entschlossen und zugleich sehr freundlich. Ein leichtes Grinsen huschte ihm über die Lippen, als er mit einem Fingerschnippen auf einmal wieder seinen braunen Umhang trug.

"Ich gebe auf!!", begann Sektor plötzlich laut zu rufen und versetzte damit sämtliche Navis in eine Art Zustand aus Verwirrtheit und Schock.

"Was? Du gibst auf? Aber warum?", wollte Lan sofort wissen, als er merkte, das Sektor selbst nach diesem Angriff keine wirkliche Schramme zu besitzen schien und noch immer bei Kräften war.

"Ich habe genug gesehen. Es steht völlig außer Frage, dass ihr stark genug sein könntet, um gegen den Chaos Lord zu bestehen. Letztendlich ist es eine Frage des Mutes und der eigenen Willenskraft, nicht der Stärke. Wer das Böse besiegen will muss reinen Herzens sein und darf sich der Dunkelheit niemals hingeben. Ich habe euer hilfsbereites Verhalten als Schwäche bezeichnet, doch in Wirklichkeit ist es die eine Stärke, die es euch ermöglichen könnte gegen den Chaos Lord zu gewinnen."

"Moment... dann wolltest du gar nicht wirklich, dass wir versuchen diese 'Schwäche' auszumerzen?", fragte Lan verwirrt.

"Genau das ist es. Und ich bin froh, dass ihr noch immer so handelt, auch wenn es euch in einem Kampf trotzdem um Kopf und Kragen bringen könnte. Es zeigt, dass ihr ein gutes Herz habt, dass ihr selbst euren Feinden Gutes wollt. Und diese Kraft kann euch im Kampf gegen die Dunkelheit helfen. Ich wollte euch ein letztes Mal testen und bin mir nun sicher, dass ihr es schaffen könnt."

"Aber was ist mit ProtoMan? Ich dachte er wäre auch dazu in der Lage?", fragte nun MegaMan.

"Gewiss, das ist er. Ihr beide habt Stärken und Schwächen, die dem jeweils anderen vorenthalten sind. Die wahre Entscheidung, wer von euch beiden der Auserwählte sein wird, kann doch nur durch eine letzte Kraftprobe entschieden werden."

MegaMan nickte und sein Blick wanderte reflexartig zu ProtoMan, der die beiden von der Aussichtsplattform beobachtete und im Gegensatz zu allen anderen wohl gehört hatte, worüber sie gesprochen haben.

"Gehen wir. Nun muss nur noch die Entscheidung fallen, ob ProtoMan deiner würdig ist und es ins Finale schafft.", sprach Sektor und deutete MegaMan zur Aussichtsplattform zurückzukehren.
 

Die beiden gingen langsam die Rampe hoch, während der gelb-weiße Official-Navi sich allmählich wieder fasste und zum Mikrophon griff.

"Was für ein atemberaubender Kampf! Diese unglaubliche Paarung hat wirklich gehalten, was sie versprochen hat! MegaMan ist der Sieger und tritt ins Finale ein!!"

Ein so lauter Jubel brach aus, wie man ihn bisher noch nicht gehört hatte. Vor allem Yuki kreischte vor Freude, während GutsMan und Glyde ebenfalls jubelten, so laut sie konnten.

Roll freute sich ebenfalls und kam ihrem blauen Freund zusammen mit Dash entgegen.

"Super, Mega! Du warst großartig!!", sprach sie strahlend und MegaMan wurde ganz verlegen.

"Ach was... ehrlich gesagt wäre der Kampf vermutlich weitergegangen und ich hätte sicher nicht gewonnen, wenn Sektor nicht aufgegeben hätte."

"Oh ja, und von mir darfst du solch eine Gnade nicht erwarten, Kleiner.", erklang plötzlich ProtoMan's Stimme. "Ich werde nicht so sanft mit dir umgehen."

MegaMan wusste zwar nicht weshalb, aber irgendwie wirkte ProtoMan ziemlich gereizt und sauer.

"Hey, noch bin ich da!", wandte Roll beleidigt ein.

"Ach ja... dann lass uns das schnell hinter uns bringen.", sprach der rote Navi genervt und ging schon die Rampe zum Kampffeld hinunter.

"Blöder Kerl.", sprach Roll verärgert.

"Was nur mit ihm los ist?", fragte Lan verwirrt, doch kümmerte sich dann auch nicht weiter drum.

"Du kannst es schaffen, Roll. Zeig ProtoMan wie stark du bist. Mach ihn fertig, ich weiß dass du das kannst!", sprach MegaMan seiner Freundin aufbauend zu.

"Du bist wirkliche eine starke Kämpferin, Roll. Er wird es zumindest nicht leicht haben.", stimmte auch Sektor zu.

"Danke, ich werde mein Bestes geben.", antwortete Roll und machte sich dann auch etwas nervös auf den Weg aufs Kampffeld.

"Mach ihn alle, Roll! Hau ihn zu Klump!!", kamen Yuki's Anfeuerungsrufe am lautesten durch die Menge.

Roll lächelte und setzte einen Blick voller Entschlossenheit auf, als sie ProtoMan entgegentrat.

"Der erste Halbfinalkampf ist vorbei. MegaMan ist unser erster Finalist. Doch wer wird sein Gegner sein? Wer wird bis ins große Finale kommen? Ring frei zum zweiten Halbfinalkampf!!"

MegaMan und Sektor standen nun als einzige, neben dem Official-Navi, auf der Aussichtsplattform und beobachteten gespannt den Kampf. Dash hatte es sich wieder in den Armen seines Herrchens bequem gemacht.

Und nachdem die lauten Jubelrufe allmählich leiser wurden, konnte auch der zweite Halbfinalkampf beginnen!
 

"Versuch den Kampf so schnell wie möglich zu beenden. Ich will nicht noch länger warten müssen.", sprach Chaud ungeduldig zu seinem Navi.

"Die wird kein Problem werden. Der Kampf wird sicher nicht länger als ein paar Sekunden dauern.", beruhigte ProtoMan seinen Operator mit ruhiger, ausdruckloser Stimme.

Während ProtoMan locker wie immer dastand und darauf wartete, dass auch Roll endlich fertig werden würde, sprach auch noch einmal Mayl zu ihrem Navi, welcher ziemlich angespannt und nervös aussah.

"Bleib ganz ruhig, Roll. Dem Kerl zeigen wir's. Wenn wir Lan und MegaMan beweisen wollen wie stark wir sind müssen wir diesen Kampf gewinnen."

"Ich weiß...", seufzte Roll und versuchte dabei sich zu konzentrieren und ihre Aufregung zu verdrängen.

"Fertig jetzt?", fragte ProtoMan ungeduldig und als Roll steif nickte, begann der rote Navi sein Schwert aufzurichten und sich für den ersten Angriff bereitzumachen.

"Pass auf, Roll! Konzentrier dich, so wie wir es besprochen haben!", erinnerte Mayl ihren Navi noch ein letztes Mal und Roll begann die Augen zu schließen und sich zu sammeln.

ProtoMan starrte sie erst verdutzt an, aber wenn sie nicht angreifen wollte, war es umso besser für ihn. Er würde sie mit einem Schlag aus dem Ring fegen und der Kampf wäre vorbei.

Schnell schlug der rote Navi sein Schwert zurück und sprintete auf Roll zu, die weiterhin versuchte sich zu konzentrieren.

ProtoMan holte aus, schlug zu und... traf ins Nichts! Roll hatte sich wegteleportiert, kurz bevor die rötliche Schwertklinge sie erwischen konnte und tauchte direkt hinter ProtoMan wieder auf. Sie materialisierte ihren Bogen in ihrer Hand, spannte einen Pfeil hinein und ließ ihn auf ProtoMan schießen, der sich in diesem Moment überrascht nach hinten drehte.

Durch eine schnelle Armbewegung versuchte er den Pfeil mit seinem Schwert zu blocken, doch er war nicht mehr schnell genug und die herzförmige Spitze bohrte sich durch seinen rechten Arm, wo sie drin stecken blieb und jede Menge Datenteile aus ProtoMan's Arm wirbeln ließ.

"Was?!", schrie Chaud verwirrt und zugleich ziemlich sauer auf.

Roll schwebte voller Freude über diesen gelungenen Angriff ein Stück zurück und hatte ihr Selbstvertrauen wiedergefunden.

"Super, Roll!", gratulierte Mayl, ebenso glücklich, ihrem Navi.

Vor allem Yuki konnte sich kaum zurückhalten und begann laut loszubrüllen. MegaMan lächelte und bemerkte, dass Sektor es ebenfalls tat, allerdings dabei den Kopf schüttelte.

"Wie konnte das passieren?", fragte Chaud vollkommen aufgebracht.

ProtoMan packte den Pfeil mit seiner freien Hand, biss die Zähne zusammen und zog ihn mit einem Mal raus, worauf er sich wieder auflöste.

"Sie ist schneller, als ich erwartet hatte. Tut mir leid, Chaud."

"Ist schon gut. Ich habe sie auch unterschätzt. Aber das wird trotzdem nichts daran ändern, dass wir gewinnen werden! ProtoMan?"

"Schon dabei!", bestätigte der rote Navi und griff erneut an.

Roll hielt sich bereit. ProtoMan kam direkt auf sie zugesprungen, um sein Schwert auf sie niederschlagen zu lassen, doch wieder konnte sie sich im richtigen Moment durch eine Teleportation in Sicherheit bringen.

Rasch blickte ProtoMan nach hinten, doch dort war Roll nicht zu sehen.

"Vor dir!!", rief Chaud, als er auf seinem PET sah, wie Roll blitzschnell wieder vor ProtoMan erschien.

Der rote Navi drehte sich verwirrt wieder zurück, doch als er Roll erblickte schlug er sofort ein weiteres Mal auf sie ein, wobei die Klinge jedoch wieder ins Leere traf.

"Gut so, Roll! Mach den Trottel fertig!", rief Yuki begeistert und fing sich dabei einige böse Blicke von weiblichen Navis ein, die allesamt große Fans von ProtoMan zu sein schienen.

"Sie hält sich wacker.", gab Sektor beeindruckt zu, als MegaMan zu ihm rübersah.

"So wird das nichts, Chaud. Sie ist schneller als ich.", grummelte ProtoMan, als er wieder Ausschau nach seiner Gegnerin hielt.

"Wir waren wohl doch ein wenig zu übermütig. Ich bin mir sicher wir können sie mit einem Schlag erledigen, nur dazu müssten wir sie erst mal treffen..."

"Klasse, Roll. Momentan weiß er noch nicht, wo du bist. Jetzt zuerst den RollFlash und danach so wie besprochen, okay?", gab Mayl ihrem Navi Anweisungen, während sie hektisch auf dem PET zu tippen begann.

Roll befand sich direkt über ProtoMan, einige Meter in der Luft. Mittlerweile hatten auch die Zuschauer sie bemerkt und als ProtoMan den aufgerichteten Blicken folgte erblickte auch er sie.

"Da oben!", rief er, erfreut darüber sie doch gefunden zu haben.

Roll breitete gleich ihre Hände aus und richtete sie auf ihren schwertschwingenden Gegner.

"RollFlash!!", begann sie zu rufen, als ein paar helle Leuchtkugeln blitzend aus ihren Handflächen traten und schnell nach unten schossen.

ProtoMan hielt sich schützend das Schwert vor sein Gesicht, allerdings war dies gar nicht nötig gewesen, da Chaud schon einen Barrier Chip aktiviert hatte.

Nachdem die Barriere verschwunden und die kleinen Leuchtexplosionen des Angriffs aufgehört hatten war Roll ein weiteres Mal verschwunden. Verärgert warf ProtoMan Blicke in alle Richtungen und versuchte sie auszumachen, doch fand erneut keine Spur. Auch nicht über ihm war sie zu sehen und selbst die Zuschauer hatten sie verloren.

MegaMan schaute verdutzt auf das Kampffeld und versuchte auch Roll irgendwo zu erkennen, doch vergebens.

"Wo ist sie hin?", fragte er Sektor, dessen Augen schnell hin- und herwandern zu schienen.

"Sie ist noch da. Du musst nur genau hinsehen."

Wieder richtete MegaMan seinen Blick auf das Kampffeld und plötzlich schien es ihm so, als hätte er Roll grade für einen sehr kurzen Augenblick hinter ProtoMan schweben sehen.

"Ach so ist das!", rief Chaud auf, als er endlich verstanden hatte, was hier los war.

"Pass gut auf, ProtoMan. Sie teleportiert sich mit einer irren Geschwindigkeit von einem Fleck zum anderen, darum kannst du sie nicht sehen!"

Jetzt, wo ProtoMan das wusste gab er es auf wild um sich zu schauen und blieb regungslos stehen. Schließlich verschwand auch wieder die Barriere um den roten Navi und Roll beschloss endlich anzugreifen. Sie spannte erneut ihren Bogen und teleportierte sich weiterhin schnell hin und her, während sie damit begann immer wieder Pfeile aus allen möglichen Richtungen auf ProtoMan zu schießen. ProtoMan konnte zwar Roll noch immer nicht sehen, aber dafür war er jetzt eh damit beschäftigt die Pfeile mit seinem Schwert zu zerschlagen, die aus allen Himmelsrichtungen auf ihn zugeschossen kamen.

"Nicht schlecht. Interessante Technik.", lobte Chaud das Verhalten seiner Gegnerin. "Mit so was hatte ich echt nicht gerechnet, aber es macht eh keinen Unterschied. Den Kampf gewinne trotzdem ich. Jetzt zeigt ProtoMan dir mal was wahre Schnelligkeit ist. DeltaRayEdge, los!!"

Plötzlich begann ProtoMan's Körper rot zu glühen und die restlichen Pfeile lösten sich einfach auf, bevor sie auf seinem Körper auftreffen konnten.

Roll hielt es nicht für ratsam jetzt inne zu halten und versuchte sich weiterhin möglichst schnell zu teleportieren, obwohl das ganze mittlerweile ziemlich kraftraubend wurde.

Langsam streckte ProtoMan die Klinge nach vorn und nahm eine geduckte Haltung ein. Sein Körper schien zu zittern und auf einmal zischte er so schnell davon, dass er nur noch als ein rotleuchtender Blitz zu erkennen war. Ein lautes, hallendes Surren war im ganzen Areal zu vernehmen und nach einem lauten Quieken und einem dumpfen Klirren waren beiden Navis wieder zu erkennen.

ProtoMan schwang sein Schwert ein paar Mal elegant hin und her und wandte sich schließlich nach hinten, wo Roll regungslos am Boden lag.

Die Zuschauer hatten keinen blassen Schimmer, was grade geschehen war, aber es schien so auszusehen, als wäre Roll KO.

"Roll?", fragte Mayl zögernd. Die Energieleiste ihres Navis war bis auf Null zurückgegangen. "Roll?? Hörst du mich?"

Langsam öffneten sich die Augen des pinkfarbenen Navis. Sie sah ziemlich erschöpft aus und konnte sich kaum rühren.

"Ich gebe... auf...", waren ihre letzten Worte, bevor sie scheinbar das Bewusstsein verlor.

ProtoMan hatte diesen Kampf gewonnen.
 

"Der zweite Halbfinalkampf ist vorbei! ProtoMan hat in einem wirklich rasanten Kampf gegen Roll gewonnen. Damit steht das Finale dieses Turniers fest! Im letzten Kampf, wo der absolute Champion der Net-Games ermittelt wird, stehen sich MegaMan und ProtoMan gegenüber!! Wir machen eine fünfzehnminütige Pause, bevor wir zum letzten Kampf schreiten. Ich bitte die Zuschauer das Areal solange zu verlassen und sich pünktlich hier wieder einzufinden!", brüllte der Official-Navi durch sein Mikrophon, worauf nach und nach die Zuschauer zum Ausgang des Areals drängten und das in einem ohrenbetäubenden Lärm.

MegaMan kam gleich die Rampe hinunter zu Roll gerannt. Sektor und Dash waren dicht hinter ihm.

"Roll!", rief der blaue Navi, als er seine Freundin erreichte und sich zu ihr beugte.

Doch das Navi-Mädchen antwortete nicht.

"Sie ist nur erschöpft und muss sich ausruhen.", versuchte Sektor ihn zu beruhigen. "Sie sollte sich ausloggen und regenerieren, dann geht es ihr bald viel besser."

"Ich denke er hat recht.", stimmte Lan über die Internetverbindung, an Mayl gewandt, zu.

"Ja, wird wohl das Beste sein...", antwortete Mayl mit besorgter Stimme und einen Moment später löste sich Roll in MegaMan's Armen auf und loggte sich aus.

"Hey, ist alles mit ihr in Ordnung?", kam Yuki zusammen mit Glyde und GutsMan angerannt, nachdem sie es geschafft hatten sich durch die Zuschauermengen zu zwängen.

"Sie muss sich ausruhen, dann geht's ihr wieder gut.", antwortete MegaMan.

Doch Yuki's Blick wurde schnell ziemlich sauer, als sie von MegaMan's geknicktem Gesichtsausdruck zum emotionslosen ProtoMan rübersah.

"DU! Du gefühlloser, brutaler, skrupelloser, idiotischer, ach-so-cooler... ... ... Mädchenverdrescher!!!", blubberte gleich eine ganze Palette zorniger Wörter aus Yuki heraus.

Doch ProtoMan tat so, als hätte er nichts gehört und ignorierte auch, dass Yuki ihm die Zunge weit rausstreckte, als er an ihr vorbei zur Aussichtsplattform zurückging.

"Boah, wie mich der Kerl aufregt!!"

"Es ist ProtoMan, da kann man nichts machen.", seufzte MegaMan und versuchte anschließend gemeinsam mit Glyde und GutsMan Yuki wieder zu beruhigen, was aber nicht besonders einfach war.

"Alles klar mit dir, Mayl?", versuchte Lan sich unterdessen über Mayl's Befinden zu informieren, erhielt jedoch keine Antwort von ihr.

"Lass sie lieber erst mal in Ruhe.", erklang Sakura's Stimme. "Ich denke sie muss sich erst mal beruhigen, denn es geht nicht nur darum, dass es Roll momentan nicht besonders gut geht."

"Nicht? Was denn noch?", fragte Lan verdutzt.

"Sorry, darf ich dir nicht sagen."

"Warum müsst ihr Mädchen ständig Geheimnisse vor mir haben?", fragte Lan genervt.

"Hehe, das ist leider auch ein Geheimnis.", antwortete Sakura, um Lan zu ärgern, was ihr scheinbar auch gut damit gelungen war. "Ich werde gleich mal mit ihr reden. Konzentrier du dich jetzt auf deinen letzten Kampf."

"Genau!", schrie Yuki jetzt wieder auf. "Mach diesen ProtoMan platt und zahl ihm heim, was er Roll angetan hat!"

Doch dann trat der gelb-weiße Official-Navi zu der kleinen Gruppe hinzu, als er bemerkt hatte, dass noch immer nicht alle Zuschauer aus dem Areal verschwunden waren.

"Dürfte ich sie wohl freundlicher Weise bitten das Kampffeld zu räumen? Wir würden es gerne noch reparieren, bevor der letzte Kampf beginnt."

"Ach, halt die Klappe.", warf Yuki dem Navi an den Kopf, ohne wirklich zugehört zu haben, was er gesagt hatte.

"Was haben nur alle gegen mich??", begann er plötzlich schluchzend davonzulaufen und in der Ferne mädchenhaft zu wimmern.

Nur ein leises 'Hoppla' rutschte daraufhin aus Yuki's Mund heraus und gemeinsam mit GutsMan und Glyde beschloss sie schnell das Areal zu verlassen, aber sich vorher noch bei dem Official-Navi zu entschuldigen.

MegaMan und Sektor hingegen gingen in die Nähe des Areal-Eingangs und setzten sich an den Rand der Plattform, wo sie in die unendlichen Weiten des Cyberspace starrten.

"Gleich ist es soweit, MegaMan. Dann werden wir Chaud und ProtoMan von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Meinst du, du bist bereit?", fragte Lan, der selbst einigermaßen nervös war.

"Yup, ich denke schon. Das wird eindeutig ein harter Kampf werden."

"Eure letzte Prüfung. Nur wenn ihr stark genug seid euren größten Rivalen zu bezwingen, dann darf ich euch das Programm überreichen.", wandte nun Sektor ein, um daran zu erinnern, worum es hier wirklich ging.

Das war nach einer ziemlich langen Zeit ihr erster Kampf gegen ProtoMan und Chaud. Sie hatten schon ein paar Mal gegeneinander kämpfen müssen, doch nie konnte eine eindeutige Entscheidung getroffen werden, wer von ihnen der bessere war. Doch jetzt sollte es zu einer kommen, es musste einfach zu einer kommen!

Noch nie war Lan so sehr entschlossen gewesen Chaud zu zeigen, was er drauf hatte. Er und MegaMan würden alles geben, um diesen Kampf zu gewinnen...

Duel of the Fates

(Kurze Anmerkung: Die beiden Charaktere 'Sakura Himawari' und 'Yuki.EXE' sind selbsterfundene Figuren von _Natsumi_. Wie sich die zwei in meiner FF verhalten, ist natürlich von mir so gestaltet worden, dass es mit Natsu's Vorstellungen übereinstimmt.)
 

Die Vorbereitungen in der Den Area 4 liefen auf Hochtouren. Die beiden Finalisten des großen Net-Games-Turniers waren gefunden. Im letzten Kampf sollten sich MegaMan und ProtoMan gegenüberstehen, Rivalen seit ihrer ersten Begegnung.

In einem atemberaubenden Kampf hatte MegaMan gegen Sektor gewonnen, der von selbst aufgegeben hatte. ProtoMan hatte dagegen mehr oder weniger leichtes Spiel gegen Roll. Trotz einiger überraschender Angriffe gelang es dem Navi-Mädchen nicht ProtoMan's Spezialität, DeltaRayEdge, abzuwehren und so gab auch sie, am Ende ihrer Kräfte, auf.

Lan konnte kaum den Beginn des Kampfes abwarten, doch bis dahin waren es noch einige Minuten. Um das Areal für den letzten Kampf noch einmal zu reparieren, da es in den vorhergegangenen Kämpfen einige Schäden erlitten hatte, wurden die Zuschauer kurzzeitig rausgeschickt, während sich die Finalisten aufwärmen und die Official-Navis die Reparaturen beginnen konnten.

MegaMan saß gemeinsam mit Sektor am Rand des Areals und blickte in den tiefen, unendlich zu scheinenden Abgrund unter ihm. Er war mindestens genauso nervös, wie sein Operator.

Lan versuchte sich etwas zu beruhigen, doch das war nicht grade einfach. Es stand so viel auf dem Spiel! Nicht nur dass er Chaud endlich beweisen wollte, dass er und MegaMan die Stärkeren waren, es ging auch noch darum, wer von beiden von Sektor zum Auserwählten erkoren werden würde, um gegen den mysteriösen Chaos Lord anzutreten. Es ging um Ehre und Stolz. Seit Lan und Chaud sich das erste Mal getroffen hatten, es war damals im Wasserwerk gewesen, als World Three begann die Macht an sich zu reißen, seitdem herrschte eine gewisse Spannung zwischen den beiden Jungs. Keiner konnte den anderen wirklich leiden, obwohl gefährliche Situationen sie in der Vergangenheit immer wieder zur Zusammenarbeit gezwungen hatten. Erst seitdem der N1 Grand Prix vorbei war, hatte sich die Lage zwischen den beiden etwas beruhigt. Lan erinnerte sich noch genau, wie sauer Chaud damals war, als MegaMan ElecMan gelöscht hatte, welcher das Power Plant übernommen hatte. Unabsichtlich hatten sie so Chaud's Pläne, World Three zu verfolgen, zunichte gemacht und Chaud war darauf so wütend geworden, dass er ProtoMan befohlen hatte MegaMan zu löschen. Doch mit hängen und würgen hatten Lan und sein Navi den Kampf für sich entscheiden können. Auch ihre anderen Begegnungen mit Chaud und ProtoMan verliefen immer ziemlich ausgeglichen und man konnte nie genau sagen, wer nun das stärkere Team war. Doch heute wollte Lan zeigen, dass er und MegaMan viel stärker als seine beiden ewigen Rivalen waren. Er wollte beweisen, dass nur er würdig sei dem Chaos Lord entgegenzutreten und er würde Chaud eine Lektion erteilen können für das, was er in der letzten Zeit gesagt und getan hatte. Denn seit einigen Wochen war die Spannung zwischen den beiden um einiges gestiegen. Lan konnte sich nicht genau erklären warum Chaud in den vergangenen Tagen wieder begann Lan zu drohen und ihn zu verachten, wo es nur möglich war. Aber im Grunde war es ihm auch egal. Nun würde er Chaud endlich sein großes Mundwerk stopfen können!
 

ProtoMan stand ruhig und konzentriert auf der Aussichtsplattform und beobachtete die Official-Navis dabei, wie sie mit einigen Repair Chips versuchten das Areal zu erneuern.

Auch er konnte den Kampf kaum noch erwarten, genau wie sein Operator.

ProtoMan hatte sich immer für den stärksten gehalten, doch seitdem er auf MegaMan getroffen war, hatte sich einiges geändert. Auch Chaud wollte sich nicht eingestehen, dass es jemanden geben sollte, der genauso gut war wie er.

Chaud war noch sehr jung, fast genauso alt wie Lan und bereits ein offizieller Net-Battler. Doch obwohl er es war, der für die Officials arbeitete, war es ständig Lan, dem sämtlicher Ruhm für die Vernichtung krimineller Organisationen zugeschrieben wurde. Doch das war nur einer der Punkte, weswegen Chaud nicht wirklich mit Lan klarkommen konnte, es geschweige denn überhaupt wollte.

Doch jetzt, wo er und ProtoMan eine bessere und stärkere Einheit bildeten als je zuvor, würde er es endlich schaffen MegaMan und Lan ein für alle mal zu besiegen und aller Welt zeigen, dass wirklich er der Beste war!
 

Die Minuten zogen sich hin und diese Viertelstunde kam Lan fast wie eine ganze vor.

Doch dann war es endlich soweit. Die ersten Zuschauer kamen zurück ins Areal gelaufen und nahmen wieder ihre Plätze hinter den sicheren Energiebarrieren ein. Die Official-Navis waren grade dabei den letzten Riss im Boden zu beseitigen, als Glyde, GutsMan, Yuki und auch Roll zu MegaMan rübergelaufen kamen.

MegaMan und Sektor erhoben sich und gingen mit ihren Freunden hinunter auf das Kampffeld, wo etwas mehr Platz war. Dash flog fröhlich einige Loopings um die Gruppe.

Bevor auch nur überhaupt irgendwer ein Wort sagen konnte fielen sich zunächst MegaMan und Roll in die Arme.

"Dir geht es wieder gut?", fragte MegaMan mit leicht besorgter Miene.

"Ja. Mayl hat mir ein paar Recovery Chips gegeben, den Selbstheilungsprozess aktiviert und nachdem ich mich ein paar Minuten ausgeruht hatte ging es wieder.", antwortete Roll mit leichtem Zittern in der Stimme. "Ich kann mir diesen Kampf doch nicht entgehen lassen."

Roll hielt MegaMan fest umarmt und das Ganze schon einige Minuten lang, ohne das jemand etwas sagte. Erst Yuki's leises Kichern veranlasste Roll wieder loszulassen, leicht rötlich angelaufen den Kopf zu senken und verschämt zu grinsen.

"Seht euch nur die beiden Turteltäubchen an.", kicherte Yuki weiter, da sie es sich nicht verkneifen konnte, als Roll ihr einen Blick zuwarf, der sagte, dass ihr das ziemlich peinlich war.

Auch MegaMan lief nun leicht rot an.

"Du meine Güte...", sprach Sektor kopfschüttelnd. "Jetzt gebt es doch endlich zu."

MegaMan wandte seinen Blick rasch um und starrte den orangefarbenen Navi verwirrt an.

Doch Sektor winkte nur vergebens ab und begann ebenfalls leicht zu lachen.

"Vergiss es einfach."

Einige Momente lang herrschte eine peinliche Stille, bis Yuki endlich das Wort ergriff.

"Okay, Mega! Alles klar? Bist du fit? Zeig dem Kerl dass es ein Fehler war dich herauszufordern und bläu ihm endlich mal etwas Verstand ein. Hau ihn windelweich und lass ihn für das bezahlen, was er Roll angetan hat. Denn wenn du ihn nicht platt machst werde ich mich wohl darum kümmern müssen und ich lass garantiert nix von ihm übrig. Und von dir auch nicht, wenn du es wagen solltest zu verlieren, klar?"

"Ja, schon klar. Danke Yuki, du bist wie immer sehr aufbauend."

"Wir werden alle von den vordersten Zuschauerreihen aus zusehen. Enttäusch uns nicht, MegaMan.", sprach Glyde.

"GutsMan MegaMan auch viel Glück wünschen, Guts!"

"Vertraue auf dich selbst, dann kann niemand dich schlagen. Denkt an das, was ich euch gesagt habe. Ihr seid stark, entschlossen und tapfer. Wenn ihr euch anstrengt könnt ihr gewinnen.", sprach auch Sektor noch einmal, bevor er sich auf den Weg zur Aussichtsplattform machte.

"Viel Glück, MegaMan.", sagte Roll und gab ihrem Freund noch einen letzten Kuss auf die Wange. Dann nahm sie Dash und ging mit den anderen unter die Zuschauer.

MegaMan stand nun völlig allein auf dem Kampffeld. Die Official-Navis waren mit allem fertig und hatten sich bereits zurückgezogen. Langsam stolzierte auch ProtoMan die Rampe hinunter.

Lan atmete ein letztes Mal tief ein. Jetzt war der große Augenblick gekommen. Er war sich nicht mehr so sicher, aber er war bereit sein Bestes zu geben.

"Du schaffst das, Lan!", erklang plötzlich Sakura's Stimme über die Internetverbindung.

"Du bist der talentierteste Net-Battler den ich je kennen gelernt habe. Du bist zwar in anderen Dingen nicht sonderlich schlau, aber im Net-Battlen macht dir so leicht keiner was vor."

"Danke, Sakura.", antwortete Lan, obwohl er nicht ganz wusste, ob er das nun als Kompliment auffassen sollte, aber er war sich sicher, dass Sakura das nur gesagt hatte, um ihn zu ärgern.

"Genau. Du hast selbst mich und GutsMan besiegt! Da sollte dieser Chaud absolut kein Problem sein, also zeig dem Großmaul wo der Hammer hängt!", brüllte nun auch Dex.

"Vielen Dank, Dex. Ich werde alles geben."

"Du schaffst das, Lan. Ich weiß es. Zeig uns allen, was du drauf hast."

"Mayl...", sprach Lan leise und überglücklich, als er auch ihre Stimme vernahm. "Ihr könnt euch auf mich verlassen! Mit solcher Unterstützung können ich und MegaMan nur gewinnen!"

"Das will ich doch auch meinen. Denn immerhin habe ich mir erlaubt eine ziemliche Summe auf dich zu wetten.", war jetzt auch Yai zu hören.

"Du hast auf mich gewettet??", fragte Lan überrascht.

"Genaugenommen auf MegaMan. Also sieh bloß zu, dass du gewinnst!"

"Keine Panik, wird schon schief gehen, oder Mega?", wandte sich Lan, jetzt voller Entschlossenheit, an seinen blauen Navi.

"Wenn unsere Freunde zu uns halten kann uns niemand stoppen!", stimmte MegaMan zu.

"Ja ja, Freunde..."

Alles fixierte sich plötzlich auf einen Fleck hinter MegaMan. ProtoMan hatte das Kampffeld betreten und stand direkt hinter dem blauen Navi, welcher sich langsam zu ihm drehte.

"Ich sag dir eins. Deine Freunde werden dir in diesem Kampf kein Stück weiterhelfen. Du glaubst gar nicht wie lange ich für diesen Augenblick trainiert habe. Du hast Null Chance zu gewinnen!"

"Das werden wir ja erst noch sehen.", wandte Lan direkt verärgert ein.

"Lan Lan Lan... Ich hoffe der Ernst der Lage ist dir bewusst?", drang nun Chaud's eingebildet klingende Stimme in Lan's Ohr. "Es ist an der Zeit dir zu zeigen, dass du dich in Zukunft lieber aus Angelegenheiten raushalten solltest, die nur Officials etwas angehen. Ich hätte deinen Navi schon längst löschen sollen. Sei froh dass es die Turnierregeln verbieten, andernfalls würde ich mich wohl nicht zurückhalten. Ich will dir ein Angebot vorschlagen. Wenn du gewinnen solltest, was ich stark bezweifle, dann werde ich dich in Zukunft respektieren und nichts mehr dagegen sagen, wenn du in Official-Arbeit eingreifst. Sollte ich aber gewinnen wirst du für immer deine Nase da raushalten und mir die Arbeit überlassen!"

"Ich hab zwar echt keine Ahnung, was genau dein Problem ist, aber wenn du es unbedingt so willst, dann willige ich ein.", seufzte Lan genervt.

"Schön. Ich denke damit wäre alles gesagt. Dieser Kampf wird sicher nicht lange dauern. Heute fällt die Entscheidung! ProtoMan!"

ProtoMan hob sein Schwert und nahm seine Kampfhaltung ein.

Auch MegaMan begab sich in eine Angriffsposition.

Unter den Zuschauern herrschte absolute Stille. Alle waren gebannt an das Geschehen in ihrer Mitte gefesselt.

Der gelb-weiße Official-Navi nahm seinen Platz auf der Aussichtsplattform ein und nahm sein Mikrophon zur Hand.

"Wir bedanken uns für ihre Geduld und hoffen, dass sie die fünfzehn Minuten Pause genossen haben. Doch jetzt ist es endlich an der Zeit unseren Sieger zu küren. Wer ist der absolute Champion? Viele spektakuläre Kämpfe haben sich uns geboten, doch nichts wird auch nur annähernd so sein wie dieser finale Kampf! ProtoMan und MegaMan, zwei weltberühmte Navis mit unglaublichen Fähigkeiten. Wer ist der Stärkere? Finden wir es endlich heraus... Ring frei zum letzten Kampf!!"

"Du hast es gehört, MegaMan. Das ist es! Battle routine, set!"

"Execute!"
 

Und schon ging es direkt los. MegaMan aktivierte zunächst seinen Buster und begann im Bogen um ProtoMan zu laufen, der sich mitdrehte und versuchte MegaMan's Busterschüsse mit dem Schwert zurückzulenken. Mit einem schnellen, kräftigen Sprung stieß sich der blaue Navi jedoch plötzlich vom Boden ab und zischte direkt auf seinen Gegner zu.

ProtoMan duckte sich knapp unter einem Faustschlag hinweg und versuchte dabei gleichzeitig MegaMan's Beine mit seinem rotleuchtenden Schwert zu treffen. Mit einem leichten Satz hüpfte der blaue Navi über die Klinge hinweg und holte zum erneuten Schlag aus, den ProtoMan jedoch mit einem Rückwärtssalto ausweichen konnte.

Einige Momente lang hielten beide inne und starrten sich überrascht an.

Dem Großteil des Publikums klappte die Kinnlade runter. Einfach nicht zu glauben. Lautes, erstauntes Stöhnen dröhnte aus allen Ecken. Selbst der Official-Navi stotterte unbeabsichtigt in sein Mikrophon.

"Nicht schlecht.", gab ProtoMan schließlich zu.

"Du bist auch wirklich gut.", entgegnete MegaMan.

"Das wird sicher interessant.", begann Chaud zu lachen. "Ich habe nichts anderes erwartet."

"Dann mach dich mal auf das gefasst, was noch kommt!", sprach nun Lan und steckte einen Sword Battle Chip in sein PET.

An MegaMan's Buster aktivierte sich sofort eine lichtblaue Klinge.

"Tst... wie du willst.", nahm ProtoMan spöttisch die Herausforderung an.

Wieder stürmten beide Navis aufeinander zu, dieses Mal mit Schwertern bewaffnet und lieferten sich ein schnelles Duell. ProtoMan schlug zunächst nach MegaMan's Kopf, doch dieser konnte den Schlag abwehren indem er seine Klinge im rechten Moment schützend vor sich hielt. Beide begannen damit wild aufeinander einzuschlagen und wechselten sich ständig damit ab, wer angriff und wer verteidigte. Jeder versuchte den anderen mit schnellen Hieben zurückzudrängen, doch keinem gelang es die Oberhand zu gewinnen.

MegaMan versuchte einen vertikalen Schlag, um ProtoMan den Schwertarm abzutrennen, doch der rote Navi hielt sein eigenes Schwert wie einen schützenden Stab vor sich, so dass er den Angriff ohne Probleme blocken konnte.

Nun war es PotoMan, der seine Klinge im weiten Bogen horizontal ausschwenken ließ, doch mit einer leichten Beugung nach hinten konnte MegaMan seinen Oberkörper grade noch aus der Gefahrenzone ziehen. Als er sich wieder nach vorne beugte ließ er sein Schwert von unten nach oben ausholen und hätte dabei beinahe ProtoMan's Hand abgeschlagen, hätte dieser nicht schnell noch nach hinten springen können.

Wieder stießen beide sich ihre Schwerter entgegen, die sich in ihrer Mitte trafen, überkreuzten und schließlich verkeilten. Jeder von ihnen versuchte nun mit aller Kraft die Klinge des anderen wegzudrücken, doch wieder schien es als wären beide exakt gleich stark.

Blitze und helle Lichtkegel flackerten immer wieder auf, während die Schwerter aneinander rieben. Einige Zuschauer musste die Augen zusammenkneifen, um nicht geblendet zu werden.

Doch schließlich zog ProtoMan sein Schwert schnell zurück und versuchte im selben Moment einen diagonalen Schlag nachzusetzen, den MegaMan jedoch geschickt abwehren konnte. Ohne zu zögern schlug der blaue Navi mit seiner freien Faust zu, während sich die Schwerter in Bodennähe erneut verkeilt hatten. ProtoMan hob reflexartig seine freie Hand und fing die Faust seines Gegners auf. Beide begannen herumzuwirbeln, um sich loszureißen und einen Augenblick später landete jeder, einige Meter vom Feind entfernt, unversehrt auf dem Boden.

Schnell brachten sich die beiden Kontrahenten wieder auf die Beine und stellten sich erneut gegenüber.

ProtoMan biss verärgert die Zähne zusammen und wartete MegaMan's nächsten Angriff ab. Der blaue Navi verstand und setzte sofort zur nächsten Attacke an. Er rannte auf ProtoMan zu, richtete seine Schwert gen Boden und wenige Meter, bevor er sein Ziel erreichte, stach er die blaue Klinge in die Erde vor sich und schleuderte sich wie beim Stabhochsprung über seinen Gegner rüber. Während er mit einem Salto über ProtoMan flog versuchte er ihn mit dem Schwert zu erwischen und anschließend behutsam wieder auf den Beinen, hinter seinem Gegner, zu landen.

ProtoMan wandte sich überrascht nach hinten und sah, dass MegaMan ein breites Grinsen aufgesetzt hatte. Einen Moment später spürte der rote Navi einen stechenden Schmerz in seiner linken Schulter. Er wandte den Kopf und sah, dass MegaMan ihn wohl erwischt haben musste. Lauter kleine Datenteilchen sprühten aus einem kleinen Schlitzer auf ProtoMan's Schulter heraus.

"Beachtlich.", sagte ProtoMan tonlos, zog dann aber blitzschnell sein Schwert hervor und schlug kräftig nach MegaMan.

Der blaue Navi hob schnell seine Klinge zum Schutz, doch ProtoMan's Hieb war so kraftvoll, dass das blaue Schwert mit einem Klirren zersplitterte und sich dematerialisierte.

MegaMan brachte sich sogleich mehrere Meter weit entfernt in Sicherheit, als ProtoMan versuchte ihn noch mal zu erwischen.

"Tja, das war wohl auch nicht wirklich was, oder?", lachte Chaud zufrieden, doch Lan zeigte sich weiterhin unbeeindruckt.

"MegaMan! Lass ProtoMan gewähren, wir überlassen ihm den nächsten Angriff.", unterwies Lan seinen Navi.

Chaud und ProtoMan hatten es ebenfalls mitbekommen. Vermutlich heckte Lan irgendwas aus, doch sie entschieden sich trotzdem anzugreifen.

ProtoMan rannte irre schnell auf seinen Gegner zu. Doch bevor er zum Schlag ausholen konnte aktivierte Lan schnell einen Battle Chip.

"Slasher, Slot-In!!"

MegaMan verschwand urplötzlich und ProtoMan schlug ins Leere. Verwundert wollte der rote Navi sich schnell nach hinten drehen, doch es war bereits zu spät. MegaMan war direkt hinter ihm erschienen und mit einem kräftigen Schwertstoß schleuderte er ProtoMan mehrere Meter weit nach hinten.

"Super, Lan!", jubelte MegaMan, als sich das Slasher-Schwert an seinem Arm wieder auflöste.

ProtoMan richtete sich etwas schwankend wieder auf. MegaMan musste ihn voll erwischt haben.

"Das war nur Glück!!", brüllte Chaud auf und man konnte deutlich die Wut in seiner Stimme hören.

"Ob es Glück war oder nicht spielt doch überhaupt keine Rolle. Das einzige was zählt ist dass ich gewinne!", antwortete Lan, um Chaud zu ärgern. "Okay, Mega... SonicWave, Slot-In!"

In MegaMan's Händen erschien eine spitze Mettaur-PickAxe. Er holte kräftig Schwung und schlug sie auf den Boden, um eine schallende SonicWave auf seinen Gegner zu schießen.

"Ach ja? ProtoMan, ProtoShield, Slot-In!", konterte Chaud und kurz darauf befestigte sich ein länglich ovaler, rot-weißer Schutzschild an ProtoMan's freiem Arm, den er sofort der SonicWave entgegenhielt.

Mit lautem Schellen prallte die Energiewelle gegen den Schutzschild, wurde reflektiert und raste zurück auf ihren Urheber. Mit einer schnellen Seitwärtsrolle gelang es MegaMan aber dem Angriff zu entkommen.

Die Zuschauer waren völlig außer Atem. Dieser Kampf war wirklich einmalig.

Yuki brüllte weiterhin laute Jubelrufe, um MegaMan anzufeuern, während sie ab und zu spöttische Bemerkungen über ProtoMan machte, was ihr Unmengen böser Blicke von weiblichen Proto-Fans einbrachte.

Auch die anderen feuerten MegaMan an. Roll, Glyde und GutsMan schrieen ebenfalls so laut sie konnten.

Sektor beobachtete den Kampf indes völlig ruhig, ohne auch nur einen Mucks von sich zu geben. Er hatte die Arme überkreuzt und stand da wie eine Statue. Nur seine Augen bewegten sich und folgten den schnellen Bewegungen der beiden Kämpfer. Einem von beiden müsste er nach dem Kampf das Programm überreichen, was Serenade ihm mitgegeben hatte. Momentan war selbst er sich nicht sicher, wer gewinnen würde, doch insgeheim hoffte er, dass es MegaMan sein würde...

MegaMan hatte sich wieder aufgerichtet und nahm erneut seine Kampfposition ein.

Wieder musterten sich die Gegner stumm, ohne anzugreifen.

Lan grübelte, was er wohl noch probieren konnte. Jetzt war ProtoMan mit Schwert und Schild ausgestattet. Somit waren erstens Schwertangriffe vollends nutzlos und Geschosse konnte der rote Navi einfach mit seinem ProtoShield zurückwerfen. Lan benötigte etwas sehr starkes, um ProtoMan aus den Socken zu heben. Doch dann fiel ihm wieder ein, dass er ja noch seinen Mega Chip Guardian hatte! Damit würde er ProtoMan vielleicht austricksen können. Doch noch war wohl nicht der richtige Augenblick dafür... Welchen Mega Chip Chaud wohl gewählt hatte?

Auch Chaud überlegte und versuchte eine gute Taktik zu finden. Minuten lang, so schien es, starrten beide Gegner nur einander an und warteten auf die Befehle ihrer Operator. Das Publikum wurde langsam ungeduldig, doch dann beschloss Lan wieder einzugreifen.

"Okay, dieser hat sich auch beim letzten Kampf schon bewährt. Vielleicht klappt's ja noch mal? PlantBomb, Slot-In!!"

Chaud weitete die Augen. Vor ProtoMan wuchs eine riesige Blüte aus dem Boden, die scheinbar immer größer und dicker wurde.

"Nicht mit mir! ProtoMan, verschwinde da!!"

Der rote Navi gehorchte sofort und brachte sich so weit in Sicherheit, wie es nur ging, dicht an die surrenden Energiebarrieren. Chaud hatte diesen Chip schon beim letzten Mal im Einsatz gesehen und er hatte eine verheerende Wirkung gehabt, doch bei ihm würde es sicher nicht klappen! ProtoMan kauerte sich zusammen und hielt den Schild schützend vor sich.

Mit einem kurzen, lauten Knall, ähnlich einem Tischfeuerwerkskörper, zerplatzte die Blüte und die Luft füllte sich mit jeder Menge Pollen.

"Tja, Lan. Ich schätze ProtoMan ist zu weit weg, als dass ihm die Pollen was anhaben können, oder?", lachte Chaud, doch was er nicht sehen konnte war, dass auch Lan ein siegessicheres Grinsen aufgesetzt hatte.

"Werden wir gleich noch sehen. WindRacket, Slot-In!"

Und schon trug MegaMan einen weißen Fächer auf seinem Buster mit dem er schnell begann die Pollen mit heftigen Windstößen zu ProtoMan rüberzuwehen. Und scheinbar funktionierte es auch.

ProtoMan versuchte sich mit dem Schutzschild vor den Pollen zu schützen, doch es war nahezu sinnlos. Einige trafen seine Füße, andere fielen auf Hände oder Kopf.

Manche Pollen flogen sogar durch die Energiebarrieren und erwischten einige der Zuschauer, die sofort wie Sektor erstarrten, einschliefen oder einfach bewusstlos zu Boden sackten. Ein Standard-Navi schien sogar plötzlich recht verwirrt zu sein und hatte wohl seine Bewegungen nicht mehr genau unter Kontrolle.

MegaMan deaktivierte wieder den Fächer und er und Lan warteten auf ProtoMan's Reaktion.

"Alles klar? Wie fühlst du dich?", fragte Chaud sofort besorgt.

"Na ja... eigentlich noch so ziemlich normal... mir ist nur ein klein wenig komisch.", antwortete der rote Navi verwundert und betrachtete misstrauisch seine Hände auf denen einige der Pollen lagen.

"Warte mal kurz...", sprach Chaud und schaute auf die Statusleiste des PETs.

Er traute seinen Augen kaum! ProtoMan's Energieleiste schien sich von selbst langsam zu leeren!

"Dein Energievorrat sinkt."

"Was?", fragte ProtoMan ungläubig.

"Das Zeug muss dich vergiftet haben oder so was."

"Dann tu was dagegen, Chaud!"

"Jetzt reg dich ab! Was soll ich denn deiner Meinung nach tun? Dieser verfluchte Lan!! Wir müssen den Kampf so schnell wie möglich gewinnen, bevor deine Energien komplett aufgebraucht sind. Versuch MegaMan zu erledigen, ich weiß du schaffst das auch ohne mich. Ich werde ein bisschen am Customizer spielen und versuchen alles wieder in den Griff zu bekommen."

"Alles klar.", willigte der rote Navi ein und bewegte sich wieder auf seinen Gegner zu. "Na wartet, dafür werdet ihr büßen!"

Und so ging der Kampf weiter. ProtoMan sprintete auf MegaMan zu und versuchte ihn mit einem Schlag zu halbieren, doch MegaMan rollte sich unter der Schwertklinge hinweg und zog, am Boden liegend, ProtoMan's Füße weg, dass auch der rote Navi zu Boden fiel.

Schnell sprangen beide wieder auf. ProtoMan nahm nun seinen Schutzschild und schlug damit nach dem blauen Navi, welcher erst wendig genug war, um auszuweichen. Doch dann traf ProtoMan mit solcher Härte, dass MegaMan stürzte und ein Stück über den Boden rutschte. Regungslos blieb der blaue Navi liegen.

"Hey, ich glaube damit ist's dann wohl zu Ende.", sprach ProtoMan erfreut und holte mit seinem roten Schwert aus, um den Kampf mit einem letzten Stich zu beenden.

Roll schlug sich die Hände vor den Mund. Das durfte nicht sein!

Das gesamte Publikum wurde mit einem Male still und alle warteten darauf, dass ProtoMan zuschlagen würde. MegaMan rührte sich kein Stück. Auch Chaud vergaß einen Moment die Arbeit am Customizer und widmete sich wieder dem Kampfgeschehen.

Sektor betrachtete das Ganze mit einem merkwürdigen Blick aus Überraschung, Besorgnis und Enttäuschung.

"Zu schade, dass es schon vorbei ist. Ich bin doch grade erst warm geworden! Hiyaaa!!"

Laut schreiend ließ ProtoMan sein Schwert auf MegaMan zurasen. Ein heller Lichtblitz zuckte kurz auf, während ein leises Splittern und das zischende Geräusch von sich löschenden Daten zu hören war. Als die Augen aller sich von dem grellen Licht wieder erholt hatten waren alle wie geschockt. Die Spitze von ProtoMan's Schwert war abgebrochen. Sie steckte, sich in Daten auflösend, direkt im Bauch einer großen, grauen Statue, die vor MegaMan erschienen war. Sie hatte ProtoMan's Stoß abgefangen und als der rote Navi die Klinge zurückziehen wollte, war sie abgebrochen. MegaMan schaute blinzelnd auf und betrachtete ProtoMan's Gesicht. Er konnte zwar seine Augen nicht sehen, doch sein Mund hatte sich verzweifelt zusammengezogen. Erst jetzt fiel ProtoMan auf, was er statt MegaMan durchstochen hatte. Es war eine Guardian-Statue!! Kaum eine Sekunde später schoss mit grollendem Donner ein heller Blitz aus der Luft, der ProtoMan direkt erwischte und ihn mit starken Stromstößen durchfuhr und zum Zappeln brachte. Während MegaMan sich wieder auf die Beine brachte war es nun ProtoMan der regungslos und qualmend am Boden lag.

"Es hat geklappt, Lan! Es hat wirklich geklappt!!", rief der blaue Navi fassungslos und hocherfreut.

"Guardian war doch die beste Wahl gewesen. Ich glaube ProtoMan's Energiereserven sollten jetzt soweit runter sein, dass es sinnlos ist weiterzumachen, oder Chaud?"

Verärgert blickte Chaud auf die Energieleiste seines Navis. Sie war mittlerweile im roten Bereich und sank noch weiter. Selbst wenn er einen Recovery Chip benutzen würde, würde es die Niederlage nur etwas herauszögern. Die Vergiftung entzog ProtoMan auch weiterhin konstant Energie. Doch noch wollte Chaud nicht aufgeben.

"Jetzt haben wir deinen Mega Chip gesehen und ich muss sagen Guardian ist eine sehr clevere Wahl gewesen. Aber er ist nichts im Vergleich zu dem hier! JusticeOne, Slot-In!!!"

Nun aktivierte Chaud seinen Mega Chip, die letzte Chance das Blatt noch irgendwie zu wenden.

Reflexartig blickte MegaMan nach oben, als ob er schon gewusst hätte, was passieren würde. Über ihm materialisierte sich eine gigantische, eiserne Faust, die direkt loszischte. MegaMan wollte sich grade mit einem Sprung in Sicherheit bringen, doch er war zu langsam. Die gewaltige Faust schlug ihm direkt auf den Kopf und stampfte ihn beinahe in den Boden. Nachdem sie sich wieder aufgelöst hatte, fand sich der blaue Navi in einer großen Bodendelle, voller Risse wieder. Er hatte kaum noch Kraft sich zu rühren.

"MegaMan!!", schrie Lan auf, doch sein Navi antwortete nicht.

"Ich denke damit steht es wieder unentschieden.", sprach Chaud erleichtert, wusste allerdings nun auch nicht mehr weiter.

Der gelb-weiße Official-Navi stand verwirrt von seinem Platz auf, um das Szenario genauer zu betrachten.

"Nun... wie mir scheint sind jetzt beide Navis KO?"

Unruhiges Gemurmel wanderte durch die Zuschauerreihen.

"Na ja, dann müssen wir diesen Kampf unentschieden werten, wenn keiner von beiden mehr kämpfen kann..."

Doch in diesem Moment versuchten beide Navis sich mit letzter Kraft wieder aufzurichten.

Beide kniffen vor Schmerz die Zähne zusammen, alles tat ihnen weh.

"Los MegaMan, du schaffst es!", feuerte Lan seinen Navi an, der sich in eine sitzende Position bringen konnte. Er warf noch einen Recovery Chip ein, doch auch der zeigte nicht mehr allzu viel Wirkung.

"ProtoMan, steh auf! Wag es nicht zu verlieren!!", brüllte Chaud stattdessen, um seinem Navi Beine zu machen.

ProtoMan stützte sich mit der zerbrochenen Klinge am Boden ab und versuchte sich daran aufzurichten, doch es sah ziemlich schmerzhaft und mühevoll aus.

Doch schließlich schafften es beide wieder auf die Beine und standen sich erneut gegenüber.

"Unglaublich! Beide stehen wieder, bereit um den Kampf fortzusetzen. So viel Kampfgeist habe ich noch nie in meinem Leben gesehen!", sprach der Official-Navi fassungslos.

Auch die Zuschauer konnten es nicht glauben. Wie konnte man nur nach solchen Angriffen wieder aufstehen??

"Sieht so aus... als könne es... weitergehen...", sprach ProtoMan geschwächt und schwankte etwas.

"Wie du willst... komm nur... her...", entgegnete ihm MegaMan, die Stimme von Schmerz erfüllt.

Beide holten erneut zum Angriff aus, doch plötzlich, Lan konnte es nicht glauben, stürzte einer von beiden Navis nach vorn zu Boden und blieb bewusstlos liegen.

Sektor riss die Augen auf. Das konnte nicht sein! Der Kampf war vorbei!

Auch die Zuschauer wussten nicht, was sie sagen sollten. Alle blickten wie hypnotisiert auf den gefallenen Navi und warteten auf die Ansage des Official-Navi.

"Ehm... jetzt doch? Also dann... ich denke... steht er wieder auf? ... sieht nicht danach aus... nun ja, wenn das so ist... Der Kampf ist vorbei, er ist endgültig vorbei!! Das große Finale ist zu Ende! Ich kann es selbst kaum glauben!!"

Chaud starrte entgeistert auf sein PET, Lan war wie weggetreten.

"Wir haben einen Gewinner! Der große Sieger und absolute Champion der finalen Runde unserer Net-Games heißt... ... ..." Der Official-Navi hielt kurz inne und sammelte seine Kräfte um den Namen so laut auszubrüllen, wie es nur ging. "MegaMan!!!"

Tosender Applaus und laute Pfiffe brachen aus und tauchten die Arena in einen undurchdringlichen Lärm. Lan glaubte es noch immer nicht. ProtoMan war einfach umgefallen und rührte sich nicht mehr. Chaud starrte immer noch mit leerem Blick auf die Energieanzeige seines Navis. Die Vergiftung hatte dafür gesorgt, dass sich seine letzten Energien in Windeseile aufgelöst hatten.

Lan konnte es nicht länger unterdrücken und ein lauter Schrei entfuhr ihm, der selbst Mrs. Hikari erschocken hatte, die im Wohnzimmer am Aufräumen war.

MegaMan stützte sich auf seine Oberschenkel und versuchte nicht umzufallen. Er hatte doch gewonnen, dabei hatte er geglaubt, dass er es sein würde, der spätestens nach dem nächsten Angriff umgefallen wäre.

Sektor kam direkt die Rampe hinunter gerannt, um dem blauen Navi zu seinem Sieg zu gratulieren. Auch der gelb-weiße Official-Navi kam hinterhergelaufen.

"Das war großartig!!", sprach Sektor begeistert und klopfte MegaMan auf die Schulter, was ihn aber zu Boden brachte. "Oh, tut mir leid... einen Moment, das haben wir gleich."

Sektor streckte seine Hände aus und richtete sie auf beide Navis, die am Boden lagen. Nach einem interessanten Lichtspiel aus blauen und roten Funken, die wild durch die Luft schwirrten, standen beide Navis wieder auf und fühlten sich sogar noch kraftvoller, als vor ihrem Kampf.

"Du hast uns geheilt?", fragte MegaMan überrascht und Sektor nickte nur, als er einen Schritt nach hinten trat, um dem Official-Navi Platz zu machen.

"Unglaublich! Sie waren fantastisch, alle beide! Wie ist ihnen das nur gelungen?", fragte er und hielt MegaMan das Mikrophon hin, welcher leicht verlegen wurde und undeutlich vor sich her stammelte.

"Ehm... na ja... also... ich denke... ohne meine Freunde hätte ich das wohl nicht geschafft."

"Ahhh!!", seufzte der Navi, als sei ihm nach einer höchst komplizierten Matheaufgabe ein Geistesblitz aufgegangen. "Die Kraft der Freundschaft wirkt Wunder, ich verstehe.", dann wandte er sich ProtoMan zu. "Und sie mein Herr? Auch wenn sie sehr knapp verloren haben... was haben sie zu dem Kampf zu sagen? Beinahe hatten sie ihn ja für sich entschieden."

Doch ProtoMan wandte sich ab, ohne ein Wort zu sagen und ließ den gelb-weißen Navi verdutzt dastehen.

"Ehm nun gut... Wie dem auch sei. Ich freue mich, dass sie alle heute hier waren! Natürlich ist es noch nicht ganz vorbei. Zunächst erhalten unsere beiden Finalisten ein paar wertvolle Preise und anschließend möchten wir gemeinsam mit ihnen das Ende der Net-Games hier in der Den Area feiern!!"

Mit einem leisen Zischen deaktivierten sich die Energiebarrieren und die Zuschauer stürmten hinaus auf das Kampffeld, um über die beiden Finalisten herzufallen. Eine ganze Gruppe weiblicher Navis rannte in einer Art Stampede alles um was vor sie geriet, wie eine wildgewordene Büffelherde, alle erpicht darauf Autogramme der beiden 'supersüßen' Kämpfer zu ergattern.

"Ich denke jetzt wird es ein wenig unruhig werden. Wir treffen uns auf deiner Homepage.", sprach Sektor, als er die außer Kontrolle geratenen Navis gefährlich näher kommen sah und teleportierte sich sofort danach aus dem Areal.

Auch ProtoMan schien sich auszuloggen und ehe MegaMan unter Navi-Massen begraben werden konnte loggte auch Lan ihn aus.

Statt einer Feier schien nun ein wildes Gekloppe seinen Lauf zu nehmen und der gelb-weiße Official-Navi befand sich als einziger in dessen Mitte, nachdem alle anderen, um ihn herum, verschwunden waren.

"Verflixte Scheiße...", waren seine letzten Worte, die noch eine Weile durch das Areal hallten, bevor er umgerissen wurde und in eine wüste Schlägerei geriet...
 

Lan konnte es noch immer nicht glauben. Er hatte Chaud besiegt! Erschöpft und zugleich erleichtert sank er in seinem Stuhl zurück, als Mrs Hikari sein Zimmer betrat.

"Was ist denn hier los? Ist was passiert?"

Lan hatte sich fast erschrocken und drehte sich schnell abwinkend zu seiner Mutter um.

"Ach was, tut mir leid, Mum. Ich hab nur dieses Turnier gewonnen. Es war unglaublich, ich muss dir unbedingt-"

Doch Mrs. Hikari hörte Lan nicht wirklich zu. Vielmehr fiel ihr Blick auf sein Zimmer, dass wieder mal unmöglich aussah. Einige Zeitschriften lagen am Boden und einige Bücher waren aus dem Regal gefallen. Das alles musste passiert sein, als Lan seine Klamotten zusammengesucht hatte.

"Du kannst mir beim Abendessen berichten, wie du heute wieder die Welt gerettet hast oder was auch immer... Bring lieber erst mal dein Zimmer auf Vordermann."

Und schon war Mrs. Hikari wieder raus, die momentan etwas in Eile war, da sie am Mittag mit einer Freundin zum Shoppen verabredet war.

Lan schüttelte nur genervt den Kopf. Was interessierte jetzt sein Zimmer? Er hatte Chaud besiegt!!

"Wow, das war ein Kampf, was?"

"Ja, aber wir haben es geschafft!", stimmte Lan seinem Navi zu.

"Nur leider mussten wir die anderen in der Den Area zurücklassen... ich hoffe sie sind nicht böse, dass wir einfach abgehauen sind."

"Ach was. Wärst du lieber als einziger Datenstrang zurückgekehrt? Die hätten dich auseinandergenommen! Ich würde eher hoffen, dass den andern nichts passiert ist, statt dass sie böse auf uns sein könnten."

"Stimmt auch wieder.", lachte MegaMan.

Doch dann erinnerte er sich Lan wieder an Sektor's Worte.

"Hey, hatte Sektor nicht gesagt, er wollte auf unserer Homepage warten?"

"Stimmt! Logg mich am besten gleich wieder ein!"

Und schon schloss Lan sein PET erneut an, um MegaMan auf seiner Homepage einzuloggen.
 

Kaum fand sich MegaMan auf Lan's Homepage wieder, wurde er auch schon lautstark von Mr. Prog begrüßt.

"MR. MEGAMAN! MR. MEGAMAN!!! ES TUT MIR LEID, ICH KONNTE SIE NICHT STOPPEN, ES WAREN ZU VIELE! IHRE HOMEPAGE WURDE INFILTRIERT, MR. LAN! ES TUT MIR JA SO LEIIIIIIIIIIIID!!", schluchzte das kleine Programm laut los und verkroch sich schnell in einer Ecke der HP.

MegaMan blickte sich verwirrt um, doch am Warp entdeckte er all seine Freunde, die wohl gekommen sein mussten, um ihm zu gratulieren.

"Ist schon okay, Mr. Prog. Das sind meine Freunde.", versicherte MegaMan dem Programm und ging langsam auf die anderen zu.

Dash kam ihm gleich entgegengeschossen und er musste den Fishy-Virus wieder einmal in die Arme nehmen.

"OH, DAS HAB ICH NATÜRLICH GEWUSST... EHM... JA...", stotterte Mr. Prog und verzog sich schnell, um wieder an seine Arbeit zu gehen.

GutsMan, Glyde, Roll und Yuki stürmten ihrem Freund ebenfalls entgegen. Etwas weiter hinten sah MegaMan auch Sektor stehen und zu seiner Überraschung war direkt daneben ProtoMan.

"Duuuu waaaarst klaaaaaaasse!!!", brüllte Yuki laut und warf sich gemeinsam mit Roll um MegaMan's Hals, der von beiden zu Boden gerissen wurde.

Dash, der etwas holprig daneben landete, da MegaMan ihn versehentlich losgelassen hatte, flog nun beleidigt und eifersüchtig einige Kreise.

"MegaMan wirklich gut waren. Sogar fast besser als GutsMan!"

"Ich möchte dir auch meine Gratulation zu diesem Sieg aussprechen.", sprach Glyde und verbeugte sich.

"Du warst klasse, klasse, klasse!!!", quiekte Yuki fröhlich weiter, doch als sie Roll's Blick bemerkte, ließ sie MegaMan vorerst lieber wieder los und stand auf, um sich hüpfend weiter zu freuen.

Roll half MegaMan beim Aufstehen und klammerte sich um seinen Arm.

"Ich wusste, das du es schaffen würdest. Du bist der Beste!"

"Danke, Roll... danke euch allen! Ohne euch hätte ich es wohl wirklich nicht geschafft. Ich bin wirklich froh euch als Freunde zu haben."

"Du warst echt super, Lan. Um ehrlich zu sein hatte ich wirklich schon fast fest damit gerechnet, dass Chaud gewinnen würde.", gab Sakura verlegen zu, die nun über die Internetverbindung zu hören war.

"Na ja, das hatte ich eigentlich auch geglaubt, also ist es ja nicht schlimm.", lachte Lan.

"Tut mir leid, Lan, aber ich muss mich etwas beeilen, da ich gleich noch weg muss.", erklang nun auch Yai's Stimme. "Du warst wirklich großartig und ich habe eine Menge Geld durch dich gewonnen, vielen Dank. Bis später dann."

Und bevor Lan noch etwas sagen konnte war Yai auch wieder weg und Glyde ausgeloggt.

"Sorry, Lan, aber ich bin auch mit Chisao verabredet und hab nicht mehr allzu viel Zeit. Du warst echt super. Ist ja auch kein Wunder, du hast immerhin lange Zeit bei mir trainiert und dir viele meiner Tricks angeeignet... Nein, Spaß beiseite... ich bewundere dich wirklich Lan. Wir müssen bald mal wieder einen Net-Battle austragen. GutsMan brennt schon auf eine Revanche."

"Danke, Dex. Ich weiß das echt zu schätzen von dir. Und für eine Revanche bin ich natürlich immer zu haben.", antwortete Lan freudestrahlend.

Und dann loggte sich auch GutsMan aus.

"Na ja, wenn die anderen schon gehen, mach ich mich wohl auch mal wieder auf die Socken. Mum ist grad wieder gekommen und hat 'nen echten Wutanfall bekommen, als sie gesehen hat, dass ich die Wäsche noch immer nicht gewaschen habe. Sie ist kurz davor mir lebenslänglich Hausarrest aufzubrummen und mir das eh schon gestrichene Taschengeld noch mal zu streichen. Tut mir leid, aber keine Sorge, ganz wirst du mich eh nicht los. Ich werd mich sowieso demnächst noch mal melden. Bis dann, Lan!"

"Ja, bis dann, Sakura. Pass auf dich auf und grüß deine Mum von mir."

Mit einem leisen Kichern verabschiedete sich Sakura noch einmal und loggte anschließend Yuki aus.

Nun wartete Lan nur noch darauf, dass auch Mayl endlich etwas sagen würde. Und die ließ auch nicht lange auf sich warten. Doch sie reagierte anders, als Lan es erwartet hatte...

"Ich sehe, dass ProtoMan und Sektor auch schon ungeduldig auf dich warten. Ich denke ich warte bis später, um dir zu gratulieren. Würdest du bitte zu mir rüberkommen, sobald du fertig bist?", fragte Mayl leicht unsicher.

"Ja, natürlich. Ich werd sofort kommen.", antwortete Lan etwas verwirrt.

"Okay, dann bis gleich..."

Und schon war auch Roll wieder verschwunden.

Während Dash sich endlich wieder beruhigt hatte und fröhlich neben seinem Herrchen flog, traten ProtoMan und Sektor vor.

"Ich denke ich lass erst euch beide miteinander reden.", sagte Sektor sofort und trat erst mal wieder davon.

MegaMan's Blick wanderte auf ProtoMan. Der rote Navi sah ihn durchdringend an.

"Herzlichen Glückwunsch.", sagte er und reichte MegaMan die Hand.

"Danke ProtoMan.", antwortete der blaue Navi und gab auch ProtoMan die Hand.

"Ich möchte dich daran erinnern, dass du nur deswegen gewonnen hast, weil ProtoMan vergiftet war und ich einen Moment lang vergessen habe mich darum zu kümmern.", sprach nun auch Chaud. "Aber ich denke ein Sieg ist ein Sieg. Herzlichen Glückwunsch, Lan."

"Chaud...", sagte Lan leise, nicht wissen, wie er darauf reagieren sollte.

"Ich möchte mich für mein Benehmen in der letzten Zeit entschuldigen und ich denke, ich bin dir eine Erklärung schuldig..."

Nun war Lan wirklich gespannt. Der Sieg, die Net-Games, seine Freude... das alles interessierte schlagartig nicht mehr und geriet in Vergessenheit.

"Na ja, es ist so... Ich muss ehrlich gestehen, dass ich wirklich sauer auf dich war. Aber nicht, weil ich dich hasse, sondern vielmehr, weil ich dich beneide. Es war schon immer so gewesen. Du hast einen Vater, der sich stets um dich kümmert und sorgt, auch wenn er fast die ganze Zeit arbeitet. Du hast jede Menge Freunde, die dich unterstützen und zu dir halten. Obwohl ich und ProtoMan ständig hart trainieren bist du uns trotzdem ebenbürtig. Ich war stolz darauf wenigstens der Stärkere von uns beiden sein zu können. Net-Battlen war das einzige in dem ich wirklich versuchen konnte besser zu sein als du, darum wollte ich es mir einfach nicht eingestehen, dass es Leute geben soll, die stärker sind als ich. Ich konnte nicht fassen, dass ich gegen Mr. Match verloren habe, du aber gewonnen hast... Damals als ich Sektor das erste Mal begegnet bin, da hat er mir die selben Dinge erzählt, wie euch vor kurzem. Über den Chaos Lord und alles... Er sagte, ich könnte in der Lage sein ihn aufzuhalten, aber dass auch ihr ebenso in der Lage sein würdet. Ich wollte mit aller Macht versuchen euch in diesem Turnier zu besiegen... Wirklich selbstsüchtig, was?"

Chaud hielt kurz inne. Lan wusste nicht, ob er was darauf sagen sollte, doch dann fuhr Chaud, zu seiner Erleichterung, fort. "Wie dem auch sei... Sektor klärte mich über meine Schwächen auf. Besser gesagt über eure Stärken. Er sagte, dass ihr nur so stark seid, weil ihr so gute Freunde habt, die euch unterstützen. Dann ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich keinen einzigen Freund habe, weil ich nie Zeit hatte Freundschaften zu schließen... ich wollte es nicht einmal..."

"Du hast dich stark gefühlt. Du hast Lan verachtet und dachtest, du würdest keine Freunde brauchen. Du wolltest einfach nur besser sein als Lan, du warst sauer auf ihn. Du wolltest nur zum Auserwählten der Prophezeiung werden, weil du dann zum ersten Mal selbst den Ruhm hättest ernten können, statt dass es Lan tat. Du wolltest es nicht werden, um den Chaos Lord zu besiegen und die Welt vor ihm zu bewahren... darum hast du letztendlich versagt.", sprach nun Sektor, der allem genau zugehört hatte.

Weder ProtoMan noch Chaud brachten ein Wort heraus.

"Chaud...", begann Lan schließlich. "Ich weiß, wie du dich fühlst. Ich habe dich auch immer beneidet. Obwohl du so alt bist wie ich, bist du schon ein Official und in sämtliche Geheimnisse eingeweiht. Du hast oft Seite an Seite mit meinem Dad gearbeitet, was glaubst du wie gern ich auch ein Official wäre, um so oft bei meinem Dad zu sein, wie du es bist? Ich konnte dich auch nie wirklich leiden, aber in Wirklichkeit habe ich dich in meinem tiefsten Innern auch für deine Stärke und Willenskraft bewundert und dafür, dass du schon so erwachsen wirkst... ich hingegen bin da völlig anders... Es tut mir leid."

Chaud wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Hatte Lan sich wirklich bei ihm entschuldigt? Aber warum?

"Nein, es tut mir leid... ehrlich gesagt habe ich nie darüber nachgedacht. Ich habe auch nicht sonderlich viel mit meinem Vater zu tun, da er mich nicht besonders schätzt. Aber es muss wohl für dich umso härter sein, da du weißt, dass dein Vater gerne ständig bei dir sein würde, es aber nicht geht... Ich wollte dir all diese Gemeinheiten nicht an den Kopf werfen. Erst jetzt, wo du mich eindeutig vor so vielen Leuten besiegt hast, schaffe ich es dir all das zu sagen... Kannst du mir verzeihen?"

Lan wartete einen Moment, ehe er antwortete. So kannte er Chaud überhaupt nicht, aber er gefiel ihm bei weitem so besser.

"Natürlich, aber nur unter einer Bedingung."

"Und die wäre?", fragte Chaud unsicher.

"Wir sind ab jetzt Freunde. Richtige Freunde, die stets zusammenhalten und werden nie wieder aus Rivalität gegeneinander kämpfen. Was sagst du?"

"Ich sage dazu... einverstanden."

Auch wenn Lan es nicht sehen konnte, wusste er dass Chaud lächelte. Er hörte es an seiner Stimme und vermutlich fühlten sie beide grade das selbe.

"Es dauert nicht mehr sehr lange, bis wir nach Reef Island aufbrechen sollen. Ich befinde mich bereits am Official Center. Ich werde am Hafen auf dich warten, damit wir gemeinsam fahren können, okay?", fragte Chaud.

"Ja, ich werde dann auch bald kommen."

Und mit einem letzten 'Auf Wiedersehen' verabschiedete sich Chaud und loggte ProtoMan aus. Nun war nur noch Sektor übrig.

"Ich freue mich, dass ihr das nun geklärt habt. Unter Gleichgesinnten gibt es keinen Platz für Rivalität. Du hast es erkannt und darum bin ich mir jetzt auch absolut sicher, dass nur du der Aufgabe gewachsen bist, den Chaos Lord aufzuhalten."

Sektor streckte seinen Arm aus, die Handfläche nach oben gerichtet. Direkt über ihr erschien in einem kleinen, blauen Blitz ein hellblauer Datenkristall.

"Das hier ist es. Das uralte Programm zum Schutz gegen die Dunkelheit, ShadowNova. Mit ihm ist es Meister Serenade gelungen den Chaos Lord in ein digitales Gefängnis im ShadowNet zu sperren. Mit ihm kannst du das Böse fangen und aufhalten. Bewahre es immer gut auf.... hier bei deinem Herzen."

Sektor führte den schwebenden Kristall mit seiner Hand auf MegaMan's Brust zu und drückte ihn mit einem kräftigen Stoß in MegaMan's Körper. Einen Augenblick lang fühlte der Navi sich wie gelähmt, doch dann spürte er förmlich die Kraft des Programms durch sich strömen.

"Wie funktioniert es, wie setze ich es ein?", fragte er sofort neugierig.

"Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wirst du es selbst herausfinden. Wenn du dem Bösen gegenüberstehst, wirst du wissen, wie es funktioniert."

"Und wie werden wir das Böse finden und woran werden wir es erkennen?", fragte nun Lan.

"Darüber solltet ihr euch keine Sorgen machen. Ihr selbst braucht nicht nach dem Bösen suchen. Der Chaos Lord wird euch von ganz alleine finden und wenn ihr ihm gegenübersteht, werdet ihr ihn erkennen."

MegaMan und Lan nickten, dass sie alles verstanden hatten.

"Gut. Noch ist der Chaos Lord in seinem Gefängnis eingesperrt, doch es wird vermutlich nicht mehr lange dauern, bis das Siegel bricht. Wenn es soweit ist werde ich mich erneut mit euch in Kontakt setzen. Und nun genießt den Ruhm eures Sieges und ruht euch aus. Ihr habt viel geleistet und noch einiges vor euch."

"Vielen Dank, für alles, Sektor. Bis bald und pass gut auf dich auf."

Sektor lächelte noch einmal ehe er sich schließlich in einem Lichtblitz auflöste.

Nun waren nur noch MegaMan, Dash und Mr. Prog auf der Homepage.

MegaMan fühlte immer noch ein seltsames Gefühl in seinem Inneren. Dieses Programm schien wirklich eine unglaubliche Kraft auszustrahlen.

"Wow... wir haben es geschafft, Lan! Wir sind die Auserwählten!", freute sich MegaMan.

Doch Lan konnte diese Freude nicht wirklich teilen.

"Ja, jetzt hängt alles von uns ab... was wenn wir es nicht schaffen?"

Auch MegaMan stoppte.

"Na ja... wir werden einfach unser Bestes geben, wie immer."

"Ich hoffe das wird reichen... ... ... Aber was soll's? Momentan haben wir eh was zu tun. Chaud soll mit uns nach Reef Island, um eine der Rüstungen zu beschützen, Mum will, dass ich mein Zimmer aufräume und Mayl wartet auch noch immer auf mich. Also auf geht's! Jack-Out!"

Und so loggte auch Lan seinen Navi aus. Er konnte es noch immer nicht glauben. Bisher war dieser Tag einer der schönsten, der gesamten Ferien! Er hatte nicht nur Chaud besiegt, sie waren jetzt sogar richtige Freunde! Sektor hatte sie zu den Auserwählten gemacht und auf Reef Island würde Lan nicht nur Jim sondern auch seinen Vater wiedersehen. Und er freute sich auch immer noch auf das Treffen mit diesem Wissenschaftlerjungen, der ihn unbedingt kennen lernen wollte. Lan stand also noch einiges bevor und er hoffte inständig, dass dieser Tag durch keine weitere Katastrophe gestört werden würde...

Reef Island Power Plant

Nachdem Lan seinen Navi, nach diesem mehr als erfolgreichen Turnier, ausgeloggt hatte, machte er sich auch schnell ans Werk. Er hatte zwar noch eine Menge Zeit, strotzte aber nur so vor Tatendrang. Also machte er sich schnell daran sein Zimmer aufzuräumen, da auch Mayl noch immer auf ihn wartete. Sie hatte ihn gebeten kurz rüber zu kommen, um ihm etwas zu sagen. Lan war sofort klar dass es mehr sein musste als nur eine Gratulation zu seinem Sieg, sonst hätte Mayl es schon vorher gesagt. Darum war er auch ungemein neugierig und begann hastig damit die auf dem Boden verstreuten Sachen aufzuheben und sie an ihre rechtmäßigen Ruheplätze zu legen. Er hob einige Bücher vor seinem Regal auf und stopfte sie schnell hinein, dann sammelte er die Zeitschriften auf und schleuderte sie schnell unter sein Bett mit Ausnahme des Customizer-Magazins, was ihm sein Vater erst vor gar nicht allzu langer Zeit geschenkt hatte. Dieses legte er sorgfältig auf seinen Schreibtisch. Grade wollte er schon sein Zimmer verlassen, als ihm einfiel, dass er nun eine längere Zeit wieder weg sein würde, also ging er noch ein letztes Mal schnell an seinen Rechner und schaltete ihn aus. Danach packte er noch einige der Battle Chips, die er während des Turniers auf seinem Schreibtisch verteilt hatte, ein, steckte sie in seine Tasche, warf sich seinen Rucksack über und war schließlich bereit zu gehen.
 

Im Esszimmer lief Mrs. Hikari hektisch auf und ab und war ebenfalls damit beschäftigt einige Sachen schnell wegzuräumen. Auch sie wollte außer Haus gehen, um sich mit einer Freundin zum Shoppen zu treffen.

„Hi, Lan.“, begrüßte sie schnell ihren Sohn, ohne ihn dabei anzusehen, stolperte in die Küche und schaltete schnell die Spülmaschine aus. „Gehst du weg?“

„Yup, ich wollte dann jetzt los.“, antwortete Lan kurz und bündig, da er seiner Mutter schon beim Frühstück erzählt hatte, wo er hin wollte.

„Aber ist es nicht noch etwas früh? Wolltest du nicht später gehen?“, fragte seine Mutter und überlegte krampfhaft, ob sie noch schnell das gespülte Geschirr abtrocknen sollte oder nicht.

„Ja schon, aber ich wollte vorher noch zu Mayl.“, sagte Lan und zog sich an der Haustür die Schuhe an.

„Ach so. Ich werd auch gleich gehen. Werd erst heute Abend wieder da sein. Isst du dann nichts zu Mittag? Hast du überhaupt dein Zimmer aufgeräumt?“, fragte Mrs. Hikari in einem irren Tempo, während sie hastig einige Löffel und Gabeln sauber putzte, da sie sich nun doch dazu entschieden hatte das Geschirr abzutrocknen.

„Über Mittagessen hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.“

Mrs. Hikari wäre normalerweise vor Schreck zusammengezuckt und hätte sich sofort nach Lan’s Gesundheit erkundigt, da es nahezu unglaublich klang, dass er mal nicht ans Essen dachte, doch momentan war sie zu sehr damit beschäftigt ein Küchenmesser auf Hochglanz zu bringen.

„Vielleicht kann ich was am Hafen essen? Werd mal gucken. Und ja, mein Zimmer hab ich aufgeräumt.“

Lan war nun endlich startklar und wollte grade zur Tür hinaus, doch seine Mutter hinderte ihn daran.

„Warte mal kurz. Ich komm auch gleich, geh mich nur eben noch frisch machen.“

Und schon war Mrs. Hikari hastig die Treppe hochgestürmt, während Lan etwas genervt an der Haustür wartete. Fast hätte er es geschafft zu entkommen... Doch nun stand ihm das selbe Theater bevor, wie jedes Mal, wenn seine Mutter in die Stadt wollte.

Fast zwanzig Minuten dauerte es bis Mrs. Hikari wieder runterkam. Lan hatte es sich inzwischen auf der Wohnzimmercouch bequem gemacht und schaute etwas Fern.

„Okay, was meinst du? Die Roten oder die Blauen?“, fragte seine Mutter ohne zu zögern.

Lan wandte sich mit einem leisen Seufzer um, schaltete zuvor aber noch den Fernseher aus.

Mrs. Hikari trug eine schicke weiße Bluse und einen langen, blauen Rock. Sie hatte etwas Make-Up aufgetan und starrte verzweifelt auf ihre Füße. An einem trug sie einen roten und an dem anderen einen blauen, hochhakigen Schuh. Lan musterte sie mit gerunzelter Stirn und schaute so aus, als hätte man ihm grade eine hochkomplizierte Matheaufgabe gestellt, bei der selbst ein großer Mathematiker ins Schwitzen gekommen wäre.

„Nimm den... Blauen.“, antwortete er etwas zögernd.

Mrs. Hikari guckte ihn noch einen kurzen Moment fragend an und ließ dann ihren Blick vom einen zum andern Schuh gleiten. Sie biss sich auf die Unterlippe und guckte Lan noch einmal in die Augen. Einen kurzen Moment lang herrschte tiefste Stille.

„Dann muss ich aber die andere Handtasche nehmen und... ich denke ich zieh doch-“

„Mum!“, unterbrach Lan seine Mutter schnell, bevor er noch eine halbe Stunde warten durfte. „Du siehst fabelhaft aus, einfach wundervoll. Du gehst doch eh nur shoppen, wozu das Ganze? Außerdem will ich endlich rüber, Mayl wartet schon!“

„Na ja, aber... Okay, dann die Blauen. Du meinst wirklich das passt?“

Lan rollte nur mit den Augen und seine Mutter wusste sofort bescheid.

„Ist ja gut, man kann sich aber auch anstellen. Da bitte ich dich nur um einen kleinen Gefallen... aber Akiko wartet sicher auch schon.“

Schnell griff Mrs. Hikari nach ihrer Handtasche und zog noch ein letztes Mal ihre Kleidung zurecht. Dann ging sie mit ihrem Sohn aus dem Haus und schloss hinter sich die Haustür ab. Auf der Straße verabschiedeten sich beide noch voneinander, ehe Mrs. Hikari sich auf den Weg in Richtung Metroline machte und Lan schnell rüber zu Mayl’s Haus sprintete und an der Tür klingelte.
 

Kaum einen Augenblick später öffnete sich diese schon und Mayl begrüßte Lan mit einem freundlichen Lächeln, als hätte sie schon die ganze Zeit an der Tür gestanden und auf ihn gewartet.

„Hi, sorry, dass ich zu spät bin.“, entschuldigte Lan sich etwas verlegen und trat ins Haus ein.

Mayl machte die Tür zu und deutete ihm die Treppe in ihr Zimmer hochzugehen.

„Ist kein Problem.“, sagte sie und schien ein wenig nervös zu sein.

Lan stieg die hölzernen Treppenstufen empor bis in Mayl’s Zimmer, das mit einem dunkelvioletten Teppichboden ausgelegt war. Überall standen kleine Schränke und Regale, vollgestopft mit niedlichen Stofftieren. Der braune Plüschbär mit seinen schwarzen Knopfaugen, den Lan ihr gekauft hatte, als sie in Den Town waren, hatte einen besonderen Platz neben Mayl’s Kopfkissen auf ihrem Hochbett bekommen.

Auf einem kleinen Schreibtisch flackerte der Bildschirm von Mayl’s PC auf. Daran hatte sie ihr digitales Piano angeschlossen mit dem sie ständig übte und sogar ab und zu eigene Lieder schrieb.

Als Lan sich fertig umgesehen hatte und Mayl auch endlich oben war, stellte sie sich ihm direkt gegenüber. Kurz wurde es peinlich ruhig, aber dann ergriff Mayl schließlich doch das Wort.

„Erst mal wollte ich dir herzlich zu deinem Sieg gratulieren. Du und MegaMan, ihr wart wirklich großartig und habt es euch redlich verdient. Es war ein wirklich grandioser Kampf.“

„Vielen Dank.“, antwortete Lan lächelnd und lief nun auch rot an, allerdings aus einem völlig anderen Grund, als dem, aus dem Mayl es tat. „Es war auch ziemlich schwer, aber mit Freunden wie euch, die mich die ganze Zeit angefeuert haben, konnte ich nur gewinnen.“

„Dein Dad wird sicher sehr stolz auf dich sein, wenn er davon hört. Hast du deiner Mum schon davon erzählt?“

„Yup, aber sie scheint sich nicht wirklich dafür zu interessieren, auch nicht, obwohl es Chaud war, den ich endlich geschlagen habe!“

„Stimmt, ihr seid schon eine ganze Zeit Rivalen...“

„Ja, aber von jetzt an wird sich alles ändern. Ich und Chaud haben nach dem Kampf noch einmal miteinander gesprochen und ich denke wir werden in Zukunft gut miteinander klarkommen.“

„Freut mich wirklich zu hören. Du scheinst auch wirklich glücklich zu sein.“, zwang sich Mayl zu einem leichten Lächeln, doch ihre Unsicherheit stieg von Sekunde zu Sekunde. Schließlich kam sie endlich mit dem heraus, weswegen sie Lan eigentlich hergebeten hatte. „Aber na ja... Das ist nicht der Grund, weswegen ich dich gefragt habe, ob du rüberkommen kannst.“

„Hab ich mir schon gedacht.“, lächelte Lan und wartete gespannt, was los war.

„Ich wollte dir gern etwas sagen, beziehungsweise dich etwas fragen...“, fuhr Mayl fort.

Plötzlich schoss sie beinahe tomatenrot an und legte ihre leicht zitternde Hand auf ihre Brust. Lan guckte sie verwirrt an.

„Nun... wir kennen uns ja jetzt schon wirklich lange... sehr lange... Es sind bereits ziemlich viele Jahre und da gibt es etwas, dass ich dir schon seit Ewigkeiten sagen wollte, allerdings nie den Mut zu gefunden habe...“, erklärte sie weiter, während ihr Magen sich vor Aufregung leicht verkrampfte.

Lan sah sie nur verdutzt an und wollte nicht unterbrechen sondern hörte aufmerksam zu.

„Erst nachdem ich mit Joshua und Sakura über dich gesprochen habe... erst seit dem habe ich mich entschlossen es dir endlich zu sagen.“

Wieder hielt sie einen Moment lang inne. Ihr Herz pochte wie wild, als würde ihr Brustkorb jede Sekunde zerbersten, doch sie versuchte mit aller Macht ihre Entschlossenheit beizubehalten.

„Ich hab dich wirklich gern und... also eigentlich ist es so, dass ich... Ich habe mich schon vor einer ganzen Weile richtig in dich... ich mein, du weißt schon... wir haben so viel miteinander erlebt und da wollte ich dich fragen... also vielmehr möchte ich dir eigentlich sagen, dass ich... dass ich...“, Mayl begann wild zu stammeln. Mit jedem weiteren Wort wurde es schwerer zu sprechen, sie konnte kaum mehr atmen. Sie senkte den Blick zum Boden und versuchte all ihren Mut zu fassen. Nur diese drei Worte und sie hätte es geschafft. „Lan!“, sprach sie plötzlich auf, fasste sich an ihr Herz und sah ihrem Freund tief in die Augen.

Lan starrte verwundert zurück, auch ihm war etwas unwohl in der Magengegend. Aber worauf wollte Mayl hinaus?

„Was ist denn los? Sag es doch frei raus.“, versuchte er es ihr mit ungeduldigem Ton zu entlocken, was aber nicht besonders hilfreich war.

Blitzschnell drehte Mayl sich zu ihrem Schreibtisch um, griff fix nach irgendetwas, wandte sich wieder Lan zu und drückte ihm das Etwas fest in die Hand.

„Der hier ist für dich.“, sprach sie schließlich, drehte sich seitlich weg und fühlte sich, als würde sie zusammenschrumpfen, während ihr Kopf leuchtete wie ein roter Glühdraht.

Nun total durcheinander warf Lan schnell einen Blick auf seine Hand und sah einen Battle Chip in ihr liegen. Er hielt ihn hoch und begutachtete ihn genauer.

„RollArrow?“, fragte er überrascht.

„Yup...“, keuchte Mayl und versuchte sich wieder zu beruhigen.

„Das war alles? Dafür das ganze Theater? Ich hatte schon Angst, du würdest mich wegen irgendwas zusammenschreien, aber ich-“

Doch ohne ihn ausreden zu lassen schob Mayl Lan schon die Treppe hinunter und zur Tür hinaus, die laut knallend hinter ihm zufiel.

Draußen auf der Straße guckte Lan, als verstünde er die Welt nicht mehr. Was zur Hölle sollte das denn jetzt??

„Lan, du bist ein absoluter Volltrottel.“, kicherte plötzlich MegaMan’s Stimme aus dem PET, das Lan wie immer an seiner Hose trug.

„Was? Warum?“, fragte Lan beleidigt und neugierig zugleich.

„War es denn nicht offensichtlich, was Mayl von dir wollte?“

„Sie wollte was von mir? Ich dachte sie wollte mir nur den Chip geben? Huh??“

„Ich will dir ja echt nicht zu nahe treten, aber selbst Dex hätte es auf Anhieb begriffen und dabei dachte ich immer, dein Hirn wäre zumindest etwas schneller als seines...“, seufzte MegaMan kopfschüttelnd.

„Was soll das hier werden? Eine Beleidigungsrunde? Jetzt sag schon, was angeblich so offensichtlich war??“

„Es ist echt hoffnungslos mit dir. Und ich sag nichts, kannste knicken. Das einzige, was ich dir zu sagen habe ist, dass du zu Mayl ruhig etwas entgegenkommender hättest sein können. Immerhin fiel es ihr sichtlich nicht einfach...“

„Ich hab ihr doch nachgeholfen und es drehte sich doch eh alles nur um diesen Chip, also was soll der Aufstand? Seid ihr beide bekloppt geworden??“

„Lan, du kannst mir doch nicht im Ernst weiß machen, du weißt nicht, was hier los ist?!“, brüllte MegaMan vollkommen ungläubig.

„Doch, das will ich!“, schrie Lan erbost zurück.

„Oh man... deine Net-Battle-Künste würden jeden neidisch machen, aber dein Gehirn hat den IQ von einem Keks... Dann anders... hilft dir der Chip vielleicht auf die Sprünge, den Mayl dir gegeben hat?“

„Hör endlich auf mich zu beleidigen.“, grummelte Lan und schaute anschließend noch mal auf den Battle Chip. „RollArrow... und?“

„Meine Güte, was ist so besonders daran??“

„Es ist ein Pfeil den man mit ’nem Bogen abschießt? Ist das ’ne Fangfrage oder veranstalten wir hier ein Quiz?“

„In Gottes Namen! Was ist das Besondere an dem Pfeil?“

„Seine Spitze ist herzförmig... Und?“

„Ja, weiter Lan. Ein Bogen, ein Pfeil, ein Herz... wofür steht das Herz?“

„Liebe?“, fragte Lan, dem das Ganze sichtlich auf die Nerven ging.

„Gaaaanz genau...“, antwortete MegaMan langsam und deutlich, als würde er sich mit einem alten Mann mit schlechtem Gehör unterhalten. „Pfeil, Bogen, Liebe?“

„Amor?“, fragte Lan verdutzt.

„Fast... pack dich und Mayl dazu und dann haben wir...?“

„Verwirrung? Worauf willst du denn hinaus???“

MegaMan konnte das einfach nicht glauben. Steif kippte er nach hinten und schlug sich die Hand vor sein Gesicht. Dash, der nun beschlossen hatte dauerhaft in Lan’s PET mitzureisen, betrachtete ihn mit großen, verwirrten Augen.

„Alles klar?“, erkundigte sich Lan.

„Ja ja...“, antwortete sein Navi, während er langsam wieder aufstand. „Vergiss es einfach, vielleicht kommst du ja noch von selbst drauf. Obwohl ich das eher stark bezweifle...“

Lan, der nun wirklich ziemlich verärgert war steckte sein PET wieder zurück. Wenn MegaMan und Mayl es ihm halt nicht direkt sagen wollten, konnte es auch nicht so wichtig sein und dann sollten sie es eben für sich behalten. Jetzt musste er sich erst mal auf den Weg zum Hafen machen, um dort ja nicht das Schiff zu verpassen...
 

Nach einer kurzen Fahrt mit der Metroline war auch schon wieder alles vergessen und die einzigen Gedanken, die jetzt in Lan’s Kopf rumschwirrten waren, wo er wohl zu Mittag essen könnte und wie es wohl auf Reef Island aussehen würde? Doch zunächst musste er erst einmal Chaud und Jim finden, die mit ihm gemeinsam fahren sollten...

In der Metroline Station von Marine Harbour angekommen drängte sich Lan schnell durch eine Flut von Menschen und versuchte nach draußen zu kommen. Kaum hatte er einen Fuß aus der Station gesetzt hörte er den fröhlichen Gesang der Möwen und frische Meeresluft drang in seine Nase. In Marine Harbour war ziemlich viel los. Der Marktplatz war voller kaufsüchtiger Passanten, die in ihrem Kaufwahn auf nichts und niemanden Rücksicht zu nehmen schienen. Lan begutachtete die Schilder einiger Stände, die rege belebt waren. Alles zum halben Preis, hieß es auf einem. Doch Lan hätte schwören können, dass all die Sachen dort bei seinem letzten Besuch genauso viel gekostet hatten und da waren sie nicht zum halben Preis. Aber ein Blick auf einen kleinen Holzstand der Kuchen verkaufte rief ihm wieder seinen Hunger ins Gedächtnis. Noch hatte er kein Mittagessen gehabt...

Erst einmal ging Lan los und versuchte über den gefüllten Marktplatz zu kommen. Vermutlich waren Chaud und Jim schon am Hafen oder vielleicht sogar am Official Center zu treffen. Er wandte sich von einem schwarz gekleideten Mann ab, der ihm billig eine PET-Schatulle aus eigentlich sehr teurem, unzerstörbarem, Gillib-Metall verkaufen wollte, drängte sich durch eine Gruppe kleiner Kinder und schaffte es irgendwann die andere Seite des Marktplatzes zu erreichen und sah sich schnell dem großen Official Center gegenüber. Direkt neben dem Center führte eine lange Treppe hinunter zum Strand, wo auch der Hafen lag.

Lan blieb stehen und schaute sich um. Sollte er erst beim Hafen nachsehen? Doch kurz bevor er einen Entschluss fassen konnte hörte er auch schon eine vertraute Stimme rufen.

„Hey, Lan! Hier drüben!“

Lan wandte sich um und sah Jim und Chaud, die seitlich vom Official Center auf ihn zukamen.

„Hi, Leute!“, begrüßte Lan die anderen.

„Schon da?“, fragte Chaud. „Wir haben doch noch etwas Zeit.“

„Ich weiß, aber ich musste vorher noch woanders hin und bin dann gleich hergekommen. Ich muss aber eh noch was essen, hatte noch nichts zu Mittag.“

Und in diesem Moment grollte ein lautes Knurren aus Lan’s Magengegend auf.

Chaud hatte eine Augenbraue hochgezogen und musterte Lan, der verlegen lächelte.

„Kein Problem. Ich könnte auch was vertragen.“, meinte Jim schließlich. „Was ist mit dir Chaud? Wir haben noch genug Zeit und ich lade euch ein.“

„Von mir aus.“, seufzte Chaud.

„Dann kommt mit. Dort drüben ist ein wunderbares Staßencafé. Schmeckt echt gut, was die dort haben.“

Und während Lan schon das Wasser im Munde zusammenlief machten sich die drei auf den Weg. Sie gingen am Rand des Marktplatzes über einen schmalen Weg an dessen Seite einige Bäume wuchsen und erreichten ein etwas unauffälliges Café, was vom Schatten der anderen Gebäude bedeckt war. Direkt vor dem Eingang servierte eine junge Kellnerin einigen Leuten ihr Essen, die beschlossen hatten draußen zu sitzen.

Jim, Lan und Chaud gingen schnell an den Tischen und Stühlen vorbei und betraten den Innenraum des Cafés. Ein schnurrbärtiger, junger Kellner begrüßte sie hinter der Theke.

Während Jim scheinbar irgendetwas mit ihm bereden wollte deutete er Lan und Chaud sich schon mal zu setzen. Die beiden Jungs gingen also wieder nach draußen und setzten sich an einen rundlichen Tisch mit drei Sitzplätzen. Ein paar Minuten später setzte sich auch Jim dazu und reichte den beiden Kindern je eine Speisekarte.

„Sucht euch aus, was ihr wollt, ich bezahl es.“

„Danke.“, strahlte Lan und überflog glücklich die Karte.

Chaud nickte kurz nahm ebenfalls seine Karte, ließ fix seinen Blick drüber wandern und schien sich schon entschieden zu haben.

Lan hingegen wusste nicht so recht was er nehmen sollte. Es gab jede Menge leckerer Sachen, aber er wollte auch nichts zu teures bestellen, da immerhin Jim die Kosten auf sich nehmen wollte. Schließlich entschied er sich nach langer Grübelei doch für den Kuchen, der aussehen sollte wie ein Mettaur, statt für den Saboten-Salat. Er legte die Karte auf den Tisch und Jim winkte die Kellnerin heran, die anschließend die Bestellung aufnehmen wollte.

„Was darf es sein?“, fragte sie und zückte Notizblock und Stift.

„Ich hätte gern das Tagesgericht.“, erklärte Jim und die Kellnerin schrieb eifrig auf.

„Brot und Wasser.“, antwortete Chaud etwas grummelig.

Die Kellnerin guckte ihn erst verdutzt an, schrieb es dann aber auf.

„Und was möchtest du?“, wandte sie sich als letztes Lan zu.

„Einen Mettaur-Kuchen!“

„Okay... Hab’s notiert, kann einen Moment dauern.“

Und schon wandte sich die Kellnerin ab und verschwand wieder.

„Du willst Kuchen zum Mittag essen?“, fragte Chaud mit einem Gesichtsausdruck, als wäre dies das Absurdeste der Welt.

„Ja... sieht doch lecker aus und ist doch egal oder nicht? Immer noch besser als Sträflingsessen...“

Chaud wandte sich kopfschüttelnd wieder ab und blickte rüber zum Marktplatz.

Lan ließ auch seinen Blick streifen. Er beobachtete die Passanten, die immer noch wild am Kaufen waren, sah die Möwen hinten am Hafen, wo grade mit einem Kran eine riesige Kiste verladen wurde, blickte zum Official Center dessen glasklare Fenster die Sonne reflektierten und dann, wie hypnotisiert, verharrte sein Blick auf den Augen einer Frau, die einige Tische weiter saß und ihn direkt anstarrte. Sie hatte längeres, rot-orangefarbenes Haar, trug eine kleine Brille mit sehr schmalen Gläsern auf der Nasenspitze und hatte über ihren grünen Rock, der bis zu den Kniekehlen ging, einen langen, weißen Wissenschaftlerkittel an. Sie wirkte sehr jung und war extrem hübsch. Einen Moment lang sahen sie und Lan sich tief in die Augen. Lan konnte kaum mehr den Blick abwenden, doch dann ließ ihn Jim’s Stimme kurz aufzucken, als wachte er aus einem unangenehmen Tagtraum auf. Er wandte sich Jim zu und blickte noch einmal aus den Augenwinkeln zur Frau hinüber, die jedoch nun dabei war weiter ihren Salat zu essen.

„Ich hoffe der Test heute wird reibungslos verlaufen.“, sprach Jim. „Wir dürfen nicht zulassen dass noch eine Rüstung gestohlen wird. Dr. Hikari meint er weiß vielleicht was dieser Shadow vor hat, aber mir hat er nichts gesagt. Es scheint aber definitiv nichts Gutes zu sein.“

„Ich denke dass nichts passieren wird.“, wandte Chaud nun ein. „Das Power Plant auf Reef Island wird strengstens bewacht und wenn wir drei mit im Testraum aufpassen kann nichts geschehen.“

„Aber das dachten wir auch beim Observatorium und trotzdem konnten sie den Star Rain Chip stehlen.“, mischte sich jetzt auch Lan ein.

„Aber im Gegensatz zum Observatorium ist das Power Plant nicht an das Internet angeschlossen. Es hat nur ein eigenes Netzwerk, getrennt vom restlichen Cyberspace. Wenn jemand die Rüstung stehlen will muss er sich unmittelbar vom Testraum aus einloggen und jede Menge Passwörter knacken, die zudem top secret sind. Eigentlich ist das alles Zeitverschwendung. Wie man es auch dreht und wendet, die Rüstung kann nicht gestohlen werden.“, versuchte es Chaud den anderen beiden klarzumachen.

„Na ja, ganz so sicher wäre ich mir da auch nicht. Dr. Hikari hat sicher einen guten Grund, wenn wir trotzdem anwesend sein sollen und die Wood Armor wurde auch gestohlen und unsere Nachforschungen haben ergeben, dass es sich bei dem Dieb nur um einen Wissenschaftler von uns handeln konnte.“

„Du glaubst also jemand versucht sich getarnt reinzuschmuggeln?“, fragte Lan Jim.

„Könnte zumindest möglich sein. Wie dem auch sei... es kann sicher nicht schaden, wenn wir uns das ansehen zudem auch dieser Gregory Toriyama anwesend sein soll.“

„Weißt du etwas über ihn?“, wollte Lan neugierig wissen.

„Nicht sehr viel. Er ist wohl der Sohn eines sehr berühmten Wissenschaftlers. Über Dr. Toriyama weiß ich natürlich eine große Menge, aber von seinem Sohn hab ich nur sehr wenig gehört. Sie leben beide allein in Netopia, so viel ich weiß ist Frau Toriyama schon lange tot. Gregory soll überdurchschnittlich intelligent sein, ist der Beste seines Jahrgangs, hat mehrere Klassen übersprungen, arbeitet sogar schon im Labor seines Vaters.“

Eine Art männliche Yai, schoss es Lan durch den Kopf und die Vorstellung an einen Jungen, der fast genauso aussah wie Yai, wirkte verdammt gruselig.

„Er dürfte in eurem Alter sein und ist großer Fan von euch beiden, wie ich gehört habe. Er besitzt sogar einen eigenen Navi... mehr weiß ich aber auch nicht. Ich hab ihn vorher noch nie gesehen, aber er wird heute dabei sein, um seinen Vater zu vertreten, der auf einer wichtigen Geschäftsreise in Creamland ist.“

„Ich bin schon ziemlich gespannt, wie er wohl so ist.“, sprach Lan aufgeregt und konnte es jetzt noch weniger erwarten diesen Jungen endlich kennen zu lernen.

Chaud schien das alles jedenfalls vollkommen egal zu sein, er hörte bereits nicht mehr zu.

Doch dann kam endlich die Kellnerin nach draußen und servierte ihre Bestellung.

Lan bekam einen großen Kuchen voll mit buntem Zuckerguss, der wirklich so wie ein Mettaur aussah. Vielmehr hatte er die Form eines Mettaur und in liebevoller Arbeit hatte jemand den Mettaur mit Zuckerguss und essbaren Färbungsmitteln draufgemalt.

Lan konnte sich nicht lange halten und biss sofort hinein, ohne auf das Besteck zu warten.

Chaud schlug die Hand vor die Stirn und die Kellnerin begann zu kichern, setzte dann aber auch die anderen beiden Gerichte ab. Jim zahlte schnell und sie ging fröhlich zurück ins Café, nachdem sie allen einen guten Appetit gewünscht hatte.

Neugierig stierte Lan auf Jim’s Essen hinüber, während er sich eine weitere Hand Kuchen reinschaufelte. Jim hatte einen großen Teller auf dem ein merkwürdiger Fisch , umgeben von Salatblättern lag.

„Was ist das?“, schmatzte Lan mit vollem Mund und Chaud senkte den Blick, als lauter leise Beschwerden von den anderen Tischen kamen, ob dieser Junge denn keine Manieren hatte.

Chaud konnte nicht glauben, dass Lan das scheinbar nicht peinlich war.

„Das ist ein Sabenfisch. Die kommen hier am Hafen häufiger vor. Schmecken sehr gut.“

Einen Augenblick lang überlegte Lan, ob er auch lieber hätte das Tagesgericht bestellen sollen, andererseits war er mit seinem Kuchen auch mehr als zufrieden.

Während Jim und Lan hastig aßen und ihre Gerichte genossen nahm Chaud immer wieder einen kurzen Schluck Wasser und knabberte an seinem Brot rum, während er gelangweilt weiter die Umgebung beobachtete.

Lan’s Blick fiel erneut auf die Frau mit dem rot-orangen Haar, die ihn scheinbar wieder anstarrte. Sie hielt einen Löffel voller kleiner Salatblätter kurz vor ihrem Mund und sah Lan tief in die Augen. Ein merkwürdiges Gefühl durchdrang Lan. Es war ihm etwas unangenehm, andererseits konnte er selbst aber nicht den Blick abwenden. Die Frau war wirklich schön...

„Die gefällt dir, was?“, sprach Jim plötzlich und zwinkerte Lan zu, als ihm aufgefallen war, wen er da die ganze Zeit so ansah.

Lan zuckte wieder zusammen wandte seinen Blick schnell weg und lief leicht rötlich an.

„N-Nein... ich hab nur... ehm... nur geguckt, was sie da isst.“

Jim begann zu lachen.

„Kannst ruhig die Wahrheit sagen, Chaud findet sie auch echt heiß, stimmt’s?“

Von einer Sekunde auf die andere färbte sich Chaud’s Gesicht knallrot, er schlug wieder die Hand vor sein Gesicht und wandte sich auf der Stelle um.

„Ich kann’s dir ja nicht verübeln.“, sprach Jim weiter, als er wieder Lan ansah. „Aber selbst jemand wie du hätte bei ihr sehr schlechte Chancen, abgesehen davon, dass sie eh viel älter ist als du.“

„Du verstehst nicht ganz...“, wollte Lan einwenden, doch Jim schien ihn zu überhören.

„Sie arbeitet wechselhaft im SciLab und im Official Center. Ihr Name ist Rina Asai, wir haben ihr den Spitznamen ’Mrs. Science’ verpasst. Sie kann ganz nett sein, aber wenn es um ihre Arbeit geht... da kann sie ziemlich sauer werden, wenn man was falsch macht. Na ja, aber sie sieht wirklich fantastisch aus, oder? Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass die Arbeit in einem Labor nicht mehr ganz so einfach ist, wenn sie im selben Raum ist. Da wird man sicher leicht unkonzentriert.“

Lan lauschte aufmerksam und schaute immer wieder zu der Frau rüber. Sie schien ihn immer noch ab und zu einen Moment lang anzustarren. Doch er war froh, als Jim endlich mit seinen Ausführungen aufhörte und sie wieder das Thema wechselten, da es Lan doch ziemlich unangenehm und peinlich war. Und Chaud wohl ebenso...

Die drei unterhielten sich noch eine Weile über verschiedene Dinge. Ein großes Thema war auch das Net-Games-Turnier und Chaud gab nur ungern zu, dass er verloren hatte und meinte eher es hätte als Unentschieden gewertet werden müssen.

Es war das schönste Mittagessen seit langem für Lan. Es war immer noch schwer für ihn zu glauben, dass er mit seinem einstigen Rivalen an einem Tisch saß, aß und lachte. Doch es war ein schönes Gefühl.
 

Nach einer knappen Viertelstunde waren sie schließlich fertig, sagten noch einmal ’Auf Wiedersehen!’ zur Kellnerin, die sie ebenso freundlich verabschiedete und so machten sich die drei endlich auf den Weg zum Hafen. Lan war dabei nicht entgangen, dass diese seltsame Frau ihm hinterher sah, ehe sie auch ihren Teller der Kellnerin zurückgab und dann in Richtung der Metroline Station verschwunden war.

Jim, Lan und Chaud gingen gradewegs am Official Center vorbei und die Treppe runter zum Strand. Unten angekommen sahen sie auch schon den Hafen. Laute Wellen rauschten an der Küste entlang und die Luft war hier etwas windiger als oben am Café. Sie gingen zur Anlegestelle für ein etwas kleineres, motorbetriebenes Boot. Es wirkte neben den riesigen Tankern, die mit großen Kisten beladen wurden, die ein gewaltiger Kran hochhievte, sehr winzig. Drüben bei einigen Hangar sah Lan jede Menge Seeleute, die scheinbar über den Inhalt einer kaputten Holzkiste einen Streit führten.

„Okay, das hier ist es. Wir haben immer noch ein paar Minuten. Warten wir am besten hier.“, sagte Jim und schaute ungeduldig auf seine Uhr.

Lan betrachtete inzwischen das Boot, mit dem sie fahren würden. Es war eine kleine Fähre mit jeder Menge Sitzen. Man hatten nicht viel Platz um sich zu bewegen, aber die Fahrt würde eh nicht sehr lange dauern. Der Kapitän war bereits an Bord und stand oben, über den Sitzen, auf einer kleinen Plattform, auf der auch das Steuer angebracht war.

Während sie warteten kamen noch einige weitere Officials dazu, die sich ebenfalls ins Boot setzten. Irgendwann setzten sich auch Lan, Jim und Chaud dazu und einige Minuten später konnte die Fahrt beginnen.

Es war eine sehr ruhige Fahrt. Die Wellen schlugen nicht annähernd so hoch wie an der Küste und die Luft war auch nicht mehr ganz so windig. Eine Gruppe Seemöwen flankierte die kleine Fähre auf ihrer Fahrt. Lan beobachtete wie sich der Hafen hinter ihnen immer weiter entfernte. Als er kurz zur Seite blickte erkannte er die Umrisse von Fire Island und allein der Anblick der Insel ließ Lan glauben die Luft würde mit einem Male ziemlich warm werden.

Es dauerte jedoch etwas bis dann auch Reef Island in Sicht kam. Der Kapitän erklärte während der Fahrt, dass die Insel wegen dem wunderschönen Korallenriff auf ihrer anderen Seite so benannt wurde. Sie hatte nicht sehr viele Bewohner, nur ein kleines Dorf und das Kraftwerk befanden sich auf der Insel, ähnlich wie auf Fire Island. Das Kraftwerk war beeindruckend groß, obwohl die Insel und das Dorf selbst recht klein waren. Aber das Reef Island Power Plant diente nicht nur dazu die Insel mit Strom zu versorgen; es war auch eine Art Labor in dem viele Tests durchgeführt wurden.

Doch endlich gelangten sie an die Anlegestelle am Hafen von Reef Island. Dieser war nicht einmal halb so groß wie der Hafen in Marine Harbour. Es gab nur einen winzigen Hangar und eine kleine Schiffswerft. Nachdem die Fähre angelegt hatte kamen einige Seeleute hinzu und halfen den Passagieren den wackeligen Steg zu überqueren.

Der Hafenbereich war mit großen Steinplatten ausgelegt und zwei Feldwege führten von dort aus zum Dorf und zum Kraftwerk. Normalerweise wurde hier Mais und Hafer angepflanzt, doch dieses Jahr wuchsen die Pflanzen nicht so gut wie sonst und wirkten eher als wären sie kurz davor abzusterben.

Während sämtliche Leute, die mitgefahren waren, in Richtung des Dorfes aufbrachen deutete Jim den beiden Jungs ihm zu folgen. Sie gingen den Feldweg einige Meter entlang und konnten schon das große Kraftwerk sehen vor dessen Eingang drei Personen sie bereits erwarteten. Es waren Mr. Famous, Dr. Hikari und ein kleiner Junge, nicht größer als Lan.

Das Kraftwerk sah wirklich beeindruckend aus. Vier riesige, zylinderförmige Generatoren standen an allen Ecken des quadratischen Grundrisses und waren mit dicken Kabeln und Schläuchen mit dem Kraftwerk verbunden. Einige Blitze zuckten um die Spitzen der Generatoren auf und mehrere Warnhinweise deuteten nicht zu nahe heranzukommen.

Der Haupteingang war eine dicke, elektrisch gesicherte Metalltür in Trapezform.

Der Rest des Kraftwerks sah bunkerähnlich aus mit nur wenigen Fenstern, die zudem sehr schmal und mit überdickem Panzerglas ausgestattet waren.

Jim, Lan und Chaud erreichten endlich den Eingang und stellten sich den anderen gegenüber. Von weiter hinten kamen auch noch ein paar Officials hinzu, die von weitem nicht zu sehen waren.

„Hi, Dad!!“, rief Lan und platzte fast vor Freude, als er seinem Vater erst einmal zur Begrüßung um den Hals fiel.

„Hallo, Lan!“, freute sich auch Dr. Hikari und drückte seinen Sohn fest an sich. „Freut mich, dass du da bist und ausnahmsweise sogar pünktlich.“

Beide begannen zu lachen und Lan ließ seinen Vater vorerst wieder los, damit dieser auch Jim und Chaud mit einem Handschlag begrüßen konnte.

Mr. Famous lächelte Lan fröhlich zu und der Junge sah ihn nur merkwürdig an und nickte leicht.

„Dann wären wir ja jetzt endlich komplett.“, stellte Dr. Hikari fest, als er alle Anwesenden betrachtete. „Drinnen warten noch einige andere auf uns. Alles ist bestens gesichert, aber der Aufsichtsrat wird jetzt umso beruhigter sein, wenn er erst einmal weiß, das ihr zwei auch hier seid.“

Dr. Hikari klopfte den beiden Jungs auf die Schultern und wandte sie dann dem fremden Jungen zu. Er trug ein schmales, dunkelrotes Stirnband, welches unter seinem dichten, braunen Haar, welches an das von Lan erinnerte, nur länger, kaum zu erkennen war.

Er hatte einen langen, dunkelvioletten Mantel an, der schön verziert war und um die Hüfte, wie einen Gürtel, ein rotes Band gebunden. Der Kragen lag eng an und verdeckte fast seinen ganzen Hals und die Nähte seines Mantels waren rot nachgezogen. Er machte einen etwas verunsicherten Eindruck.

„Das ist Gregory Toriyama. Er wird mit uns beim Experiment zusehen und seinen Vater heute vertreten.“, erklärte Dr. Hikari. „Greg? Dies hier sind Eugene Chaud und Lan Hikari, mein Sohn.“

Lan wollte Gregory die Hand ausstrecken, doch dieser bevorzugte eine Verbeugung zur Begrüßung und ein kurzes „Freut mich sehr.“.

Einen Augenblick lang musterten sie sich gegenseitig, während Mr. Famous noch etwas mit Lan’s Vater und Jim zu besprechen hatte, dann aber traten alle vor das große Eingangstor und einer der Officials öffnete es mit Hilfe seiner ID-Karte.

Zügig ging die Gruppe durch lange, metallene Korridore und an vielen Türen und Fenstern, die das Innere von Generator- und Laborräumen zeigten, vorbei und schienen direkt auf dem Weg zum Testraum zu sein.

Lan und Gregory gingen direkt nebeneinander her.

„Du bist also Lan Hikari? Ist es wahr, was man von dir behauptet?“

„Ich denke schon. Kommt drauf an, was genau du gehört hast.“, lachte Lan, doch Gregory erwiderte das Lachen nicht sondern sah eher verdammt ernst aus.

„Man sagt du seist ein sehr guter Net-Battler, der kaum einen Kampf verloren hat. Du sollst ziemlich intelligent und geschickt sein.“

„Dem kann ich jedenfalls absolut zustimmen.“, sprach Lan und lachte sogar noch lauter als vorher.

„Auf mich wirkst du viel mehr... wie ein zurückgebliebener Sechstklässler.“, stellte Gregory mit emotionsloser Miene fest und legte einen Schritt zu, um Lan hinter sich zu lassen.

Lan schaute verdutzt hinterher, als Chaud neben ihn trat.

„Scheint dich nicht besonders zu mögen, eh?“

„Ich dachte der wollte mich unbedingt kennen lernen.“, sprach Lan in leicht verärgertem Ton. „Aber wenn ich nicht seinen Erwartungen entspreche braucht er mich doch nicht gleich zu beleidigen...“

„Keine Sorge, ich hatte mir dieses Treffen auch etwas anders vorgestellt.“, seufzte Chaud und ohne ein weiteres Wort gingen sie den letzten Korridor entlang.

Vor einer schmalen Metalltür blieben sie stehen und nachdem ein Official mindestens zehn Codes an einem kleinen Terminal eingegeben hatte, traten alle in den dahinterliegenden Raum.

Er war nicht besonders groß, grade groß genug, dass Mr. Famous, Jim, Lan, Chaud, Dr. Hikari und Gregory hineinpassten. Die anderen Officials verließen den Raum wieder und schlossen die Tür hinter sich.

Lan schaute sich erst einmal genau um. Zu seiner Linken war ein großes, rechteckiges Fenster durch das sie in den Testraum sehen konnten. Scheinbar war dies der Kontrollraum für den eigentlichen Test. Direkt vor dem Fenster war ein Schaltpult mit jeder Menge Knöpfe angebracht, vor dem nun Mr. Famous stand.

„Wir wollen keine Zeit verlieren und den Test gleich durchführen, sobald es möglich ist. Das da draußen ist der eigentlich Testraum. Seht ihr die Glaskuppel, die unter Strom steht?“, fragte Dr. Hikari und deutete auf das Fenster.

Lan sah in den Testraum und erkannte auf einem Podest eine rundliche Glaskuppel, um die Blitze schossen. Der Raum war nur schwach beleuchtet, aber man konnte erkennen, dass auf dem Boden jede Menge Kabel lagen und einige Stufen hinauf zum Podest führten.

„Mit Hilfe dieses Geräts...“, fuhr Dr. Hikari fort. „Setzen wir die Elec Armor im Netzwerk des Kraftwerks unter Strom. Wir werden heute testen wie sie auf unterschiedliche Voltzahlen reagiert und wo wir eine eventuelle Grenze setzen können, bis auf wie viel Volt man sie aufladen kann.“

„Und was, wenn die Rüstung dabei beschädigt wird?“, fragte Lan.

„Das wird schon nicht passieren. Mr. Famous und ich haben die Schadenskontrollen für die Rüstungen direkt hier vor unseren Augen. Über das Schaltpult können wir alles regeln und sollte die Rüstung doch kurz davor sein zerstört zu werden, schaltet sich das System von ganz alleine ab. Wir werden jetzt mit einigen niedrigen Voltzahlen anfangen, ihre Reaktion festhalten und sie anschließend an einem richtigen Navi testen. Ich hoffe wir schaffen es heute.“

„Tst... immer noch reine Zeitverschwendung...“, seufzte Chaud und lehnte sich hinten an die Wand.

„Ihr glaubt eure Anwesenheit hier ist überflüssig?“, fragte Dr. Hikari verwundert. „Das ist sie keineswegs. Shadow hat uns in der Vergangenheit gezeigt mit welchen Tricks er arbeitet. Wir müssen auf alles gefasst sein.“

„Dr. Hikari?“, wandte nun Gregory mit einer Frage ein.

„Ja? Was gibt es?“

„Wie steht es denn mit den Tests unter Varianz der thermalen Energien? Mein Vater hatte gehofft sie würden diese auch heute durchziehen, da er das Ergebnis kaum erwarten kann.“

„Nun... wir müssen als erstes klären welche konstante Belastung die Rüstung aushalten kann. Danach könnten wir sie dem Thermaltest unterziehen, das hängt aber davon ab, wie schnell wir jetzt durchkommen.“

„Verstehe.“, antwortete Gregory und verbeugte sich, als wolle er sich für die Frage entschuldigen.

„Also gut, ich bin dann soweit.“, sprach nun Mr. Famous, der wohl alle Vorbereitungen getroffen haben musste.

„Na dann kann’s ja losgehen.“

Lan, Jim und Chaud hielten sich im Hintergrund, während die anderen drei sich vor das Schaltpult stellten und nach draußen auf die Glaskuppel schauten.

Mit leisem Summen klappte aus der Decke ein Bildschirm, auf dem die Rüstung zu sehen war, wie sie im Netzwerk des Kraftwerks schwebte und durch kleine Generatoren unter Strom gesetzt wurde.

„Die erste Eintragung beginnen wir bei... 20%“

Mr. Famous begann an einem kleinen Regler zu drehen und nicht nur die Blitze um die Glaskuppel sondern auch die, um die Rüstungen wurden stärker und schneller.

„Keine besondere Reaktion,“, stellte Gregory fest und machte sich einige Notizen.

„Scheint keine besonderen Auswirkungen auf die Rüstung zu haben, sehr gut. Probieren wir es mal mit... 35%“

Mr. Famous drehte wieder an dem Regler und Gregory und Dr. Hikari begannen hochkomplizierte, wissenschaftliche Bemerkungen dazu zu machen. Allmählich konnte Lan Chaud verstehen. Er lehnte sich direkt neben ihm an die Wand und guckte diesem mehr als langweiligen Schauspiel zu. Hier würde wahrscheinlich wirklich nichts passieren.

Mehr Gedanken machte er sich jetzt über diesen Gregory. Der Junge schien wirklich schlau zu sein und zu verstehen, was er da tat. Lan’s großer Traum war es schon immer gewesen später einmal im SciLab arbeiten zu können, genau wie sein Vater. Wenn er daran dachte, dass dieser Junge, nicht älter als er selbst, jetzt vor seinen Augen zusammen mit seinem Vater arbeitete, wurde er leicht eifersüchtig. Wie gern würde er auch verstehen was all dies zu bedeuten hatte, worüber sie sprachen. Kinetische, potentielle Energien... Lan hatte keine Ahnung was das bedeuten sollte, aber er entnahm dem Gespräch, dass es wohl irgendwas damit zu tun haben musste, was passiert, wenn man die Rüstung bewegen würde... Aber nach einer Viertelstunde zuhören war ihm das alles egal. Leise musste er gähnen und hätte jetzt am liebsten einfach nur ein Nickerchen gehalten. Er schloss die Augen und versuchte sich auf etwas interessanteres zu konzentrieren. Zum Beispiel diese seltsame Frau aus dem Straßencafé. Sie ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Wie sie ihn angesehen hatte... dieser Blick... Irgendetwas faszinierte ihn daran und hätte Jim ihn nicht aus seinen Gedanken gerissen hätte er ihr den ganzen Tag lang in ihre wunderschönen, grünen Augen sehen können. Doch dann, als Lan grade dabei war sich vorzustellen wie die Frau ihm hinterhergesehen hatte, als er gegangen war, schien es um ihn herum unruhig zu werden und plötzlich hörte er MegaMan’s Stimme.

„Lan? Lan! Schläfst du?? Hey, antworte doch endlich!!“

Lan öffnete die Augen wieder. Einen Moment lang dachte er, er hätte wirklich geschlafen, alles war so dunkel. Er rieb sich die Augen und versuchte zu sehen, was los war, doch er sah... er sah nichts! Alles war mit einem Male schwarz wie die Nacht, er konnte nicht mal mehr die Hand vor Augen sehen!

„W-was ist los, MegaMan?“, fragte er und griff reflexartig nach seinem PET, dessen Bildschirm ein klein wenig Licht ins Dunkel brachte, doch die anderen konnte er immer noch nicht sehen, nur hören.

Mr. Famous schien hektisch auf dem Schaltpult rumzuhämmern, Chaud und Jim unterhielten sich angeregt und sein Vater schien auf und ab zu gehen.

„Sag mal, hast du geschlafen? Hast du nicht mitbekommen, dass der Strom ausgefallen ist?“

„Der Strom ist ausgefallen?“, wiederholte Lan verdutzt. „Aber wie?“

„Keine Ahnung.“, ertönte Mr. Famous’ Stimme aus dem Dunkel. „Irgendwas hat die Hauptstromversorgung lahmgelegt und der Notstrom will einfach nicht anspringen!“

„Ja aber das kann doch nicht einfach so passieren?“

„Lan hat Recht... Der einzige Weg den Strom abzuschalten ist das Kraftwerk zu überlasten, was wir bei weitem mit unserem Test nie hinbekommen würden oder wen jemand ihn persönlich abgeschaltet hätte!“, stellte Dr. Hikari beunruhigt fest.

„Shadow!“, platzte es Lan ohne zu zögern heraus.

Keiner antwortete mehr, alle schienen verzweifelt zu versuchen eine Möglichkeit zur Lösung des Problems zu finden, doch dann, mit lautem Knarren, ging plötzlich die Tür auf und ein lauter Schlag kurz darauf ließ vernehmen, dass sie auch sofort wieder geschlossen wurde.

„Was war das?“, fragte Jim.

„Sind alle noch hier?“, wollte Dr. Hikari wissen, doch im selben Moment ging auch wieder das Licht an.

Alle schauten einander verwirrt an. Lan war der erste dem es auffiel.

„Gregory ist verschwunden!“

Jeder von ihnen blickte sich kurz wild um, doch Gregory war wirklich nicht mehr da.

„Einen Moment...“, sprach Chaud und ging zur Tür rüber. Er rüttelte kurz dran. „Verschlossen.“

„Kein Wunder. Da der Strom wieder an ist, hat sich auch das Schloss wieder aktiviert. Du musst erst die Codes eingeben, wenn du raus willst.“, erklärte Mr. Famous und trat schnell zur Tür rüber.

„Wie lauten die Codes?“

Doch statt zu antworten tippte Mr. Famous sie selbst ein. Nachdem er alle eingeben hatte verfinsterte sich jedoch seine Miene.

„Einen Augenblick.“, sagte er und probierte es erneut, jedoch sinnlos. „Verdammt! Die Codes wurden geändert!“

„Was? Das kann doch nicht möglich sein...“

Nun trat auch Dr. Hikari dazu und versuchte sich das genauer anzusehen. Lan hingegen blickte durch das Fenster in den Testraum. Doch was er da sah gefiel ihm ganz und gar nicht. Gregory ging gradewegs auf die Glaskuppel zu, die nun nicht mehr unter Strom stand. Er zog ein PET hervor und schloss es an einer kleinen Konsole an.

„Hey, Leute! Da ist Gregory!“, brüllte Lan und alle folgten seinem Finger, der auf den Testraum deutete.

„Das da...!“, rief Chaud nun und weitete die Augen, als wäre ihm ein Licht aufgegangen. „Das da ist nicht Gregory Toriyama! Ich Schwachkopf, ich hatte gewusst, dass hier was nicht stimmt.“

„Was? Er ist nicht Toriyama’s Sohn?“, drehten sich alle anderen verwundert um und sprachen aus fast ein und dem selben Mund.

„Gregory Toriyama zeigt sich nicht so gern in der Öffentlichkeit, wie sein Vater. Darum ist er nur sehr selten in der Zeitung abgebildet. Ich denke niemand von uns hat ihn je wirklich gesehen?“

„Nun ja... genaugenommen... eigentlich nicht.“, stammelte Dr. Hikari.

„Tja... Wir alle wussten nur dass Toriyama einen Sohn hat und wie in etwa dieser aussehen sollte, aber wir wussten nicht wie genau er aussieht! Ich habe allerdings vor einigen Monaten einen Artikel in einer ausländischen Zeitung über ihn gelesen, wo auch ein Bild von ihm war. Kein Zweifel, dass der dort im Testraum eine gewisse Ähnlichkeit mit dem richtigen Gregory besitzt, allerdings hat der Betrüger hier rote Augen, Gregory Toriyama hat blaue! Ich wusste, dass was nicht stimmt, aber ich kam nicht drauf... und wenn ich ihn mir jetzt so ansehe... verdammt!“

Chaud hätte sich in diesem Moment selbst prügeln können.

„Du willst also damit sagen, dass das dort nicht Gregory Toriyama ist, sondern einer von Shadow’s Agenten? Er kann doch nicht alle hier getäuscht haben! Er wurde mit einem Privatboot seines Vaters zur Insel gefahren, dass wurde mir vom Official Center aus auch bestätigt. Der Mann, der ihn rübergefahren hat ist einer von Toriyama’s besten Freunden! Dem hätte doch sicher auffallen müssen, dass er nicht den richtigen Gregory hergebracht hat. Willst du behaupten er hat uns alle ausgetrickst, ohne dass auch nur einer Verdacht schöpfen konnte?“, fragte Mr. Famous und wurde immer aufgeregter, als er mit ansehen musste, wie der angebliche Gregory damit begann einen Code nach dem anderen zu deaktivieren, um an die Rüstung zu kommen, während sie alle im Kontrollraum gefangen waren.

„Nun ja... wann haben sie ihn denn das erste Mal heute gesehen?“

„Yuichiro und ich haben ihn in Empfang genommen, als er hier ankam. Den Weg vom Hafen aus ist er selbst gegangen... ohne Begleitung...“, sprach Mr. Famous und langsam schien auch ihm ein Licht aufzugehen.

„Ich denke dann ist alles klar, oder?“

Lan guckte Chaud verwirrt an.

„Worauf willst du hinaus?“

„Heute ist nicht dein Tag was schnelles Denken angeht, was?“, lachte MegaMan. „Es ist doch wohl fast sonnenklar. Gregory Toriyama kam mit dem Schiff, wie vereinbart auf der Insel an. Er ging allein den Weg vom Hafen bis zum Kraftwerk. Unterwegs hat ihn vermutlich der Typ erledigt, den wir hier vor uns sehen und der sich vor uns als Gregory ausgegeben hat.“

„So ist es.“, stimmte Chaud dem blauen Navi zu.

„Dann ist der richtige Gregory auch hier irgendwo auf dieser Insel?“, fragte Lan, der langsam auch zu verstehen begann.

„Höchstwahrscheinlich, die Frage ist nur... ob er noch lebt?“

Lan ballte seine Fäuste. Wütend blickte er durch das Fenster in den Testraum, wo der falsche Gregory ein fieses Lächeln aufgesetzt hatte und mit dem Diebstahl der Rüstung fortfuhr.

„Gibt es keine Weg ihn zu stoppen??“

„Nicht solange wir hier gefangen sind.“, seufzte Dr. Hikari hoffnungslos. „Das Kontrollpult scheint nicht mehr zu funktionieren und Hilfe können wir auch nicht rufen...“

„Können unsere Navis nicht das Sicherheitssystem der Tür umgehen und sie anders öffnen?“

„Einen Versuch wäre es wert. Ich habe keinen Navi dabei, dann müsst ihr drei das erledigen.“, sprach Mr. Famous und schaute Lan, Jim und Chaud an.

„Tut mir leid, dieses Mal ohne mich. GeyserMan würde der hohen Elektrizität im Netzwerk nicht lange standhalten. Ihr zwei müsst das ohne mich erledigen...“

„Schon gut, wir schaffen das.“

Lan und Chaud schauten einander entschlossen an und gingen sofort zur Tür rüber. Sie zogen die Kabel ihrer PETs hervor und schlossen sie an den entsprechenden Ports an.

„Passt auf euch auf, im System ist es wirklich gefährlich... und beeilt euch.“

„Keine Sorge, Dad. Wir werden unser Bestes geben. Fertig, MegaMan?“

„Yup, mach schon hinne!“

„Du auch, ProtoMan?“

„Natürlich!“

„Dann los... Jack-In, MegaMan! Execute!!“

„Auf geht’s... Jack-In, ProtoMan! Transmit!!“

High Voltage!

Nachdem Lan und Chaud ihre Navis in das Sicherheitssystem der Tür zum Kontrollraum eingeloggt hatten, fanden sich MegaMan und ProtoMan auch schon im Netzwerk des Kraftwerks wieder. Die zwei Navis standen auf einer winzigen Plattform von der aus Dutzende kleinerer Pfade abzweigten und in alle möglichen Richtungen zu weiteren Plattformen führten. Das Areal selbst war ziemlich dunkel. Der Boden bestand aus gelblichen Platten, die durch dünne, elektrische Kabel zusammengehalten wurden. Über einige Bodenplatten schienen auch unentwegt Blitze zu zischen.

MegaMan versuchte sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen, was aber gar nicht so einfach war. Abgesehen davon dass das Areal recht komplex wirkte, flackerten immer wieder die bunten Leuchtdioden, die an den Rändern der Plattformen angebracht waren und so wurde es zwischendurch für wenige Sekunden stockduster.

„Okay, wir sind drin, aber was genau müssen wir jetzt machen?“, fragte Lan, der auch auf seinem PET nicht besonders viel erkennen konnte.

„Um den Sicherheitsmechanismus zu umgehen und die Tür zu öffnen, müsst ihr die gekappten Stromverbindungen finden und sie manuell schließen. Normalerweise sorgen die Passwörter dafür, aber da wir die neuen nicht kennen müssen eure Navis eigenhändig die Verbindungen wieder herstellen.“, erklärte Mr. Famous, der nun dazugetreten war.

„Es gibt insgesamt fünf Stellen, wo die Stromversorgung unterbrochen ist. Ihr müsst das Areal nach ihnen absuchen und wenn ihr sie gefunden habt einfach die Kontakte neu miteinander verbinden.“

„Nur fünf Stellen? Na ja, wir sollten uns trotzdem beeilen, bevor dieser Typ damit fertig ist die Codes zu knacken.“, seufzte Chaud. „Lan? Pass auf, wir teilen uns auf. So wie ich das sehe liegen die gesuchten Stellen größtenteils an den äußeren Rändern des Areals. MegaMan übernimmt den nördlichen Bereich, ProtoMan den südlichen, okay?“

„Alles klar. Wenn wir uns aufteilen werden wir sicher schneller fertig sein. MegaMan?“

„Yup, hab’s gehört!“, bestätigte der blaue Navi. „Viel Glück, ProtoMan.“

ProtoMan nickte MegaMan kurz zu und schon teilten sich die beiden auf und liefen in völlig entgegengesetzte Richtungen davon.
 

MegaMan versuchte sich so schnell wie möglich vorwärts zu bewegen, was aber leichter gesagt, als getan war. Die Pfade auf denen er sich bewegen musste waren ziemlich schmal und wenn kurzzeitig die Leuchten an den Plattformrändern versagten und alles in totaler Finsternis versank, musste er stehen bleiben und warten bis er wieder etwas sehen konnte, da ansonsten das Risiko zu groß war einen Fehltritt zu tun und ins tiefe Nichts zu fallen.

Ab und zu kam er auch an Bodenplatten vorbei die unter Strom standen. Entweder versuchte er diesen auszuweichen und einen der vielen anderen Wege einzuschlagen, oder mit einem gewaltigen Satz über sie hinwegzuspringen.

Er war kaum zwei Minuten unterwegs, als er in einiger Entfernung eine kleinere Plattform bemerkte, auf der eine Art Kontrollkonsole zu stehen schien. Zwei glühbirnenartige Kugeln waren darauf montiert. Eine von ihnen leuchtete ziemlich schwach, die andere gar nicht.

Das musste es höchstwahrscheinlich sein!

Der blaue Navi legte einen Zahn zu und überquerte einen etwas breiteren Weg, der leicht geneigt nach unten führte zu einer etwas größeren Plattform. Nur noch ein paar Schritte geradeaus und er würde die erste Verbindungsstelle erreichen. Doch kaum hatte er die Plattform betreten materialisierten sich mehrere Viren direkt vor ihm.

Es waren zwei kleine, gelbe Sparkies mit rundlichen Körpern, einem abstehenden Blitz auf ihrem Hinterkopf und mit langen, metallischen Speerarmen ausgestattet, die Blitze schleudern konnten.

„Verflixt, ich hätte es wissen müssen. Ansonsten wär es wohl auch viel zu einfach gewesen...“, grummelte der blaue Navi und machte sich auf den Angriff der Viren gefasst.

Die beiden Sparkies rieben ihre Speerarme aneinander und entfachten so einige Funken, die sich schnell in große, elektrische Energiekugeln verwandelten und auf MegaMan zugeschossen kamen.

„Wir haben nicht viel Zeit für so was, mach kurzen Prozess mit ihnen! WoodTower, Slot-In!”, rief Lan, als er kurzerhand einen Battle Chip in sein PET warf.

MegaMan sprang geschickt über die Elektrokugeln hinweg und presste schnell seine Handflächen auf den Boden, bevor die Viren noch einmal angreifen konnten. Nach einem kurzen Erbeben der Plattform kamen lange, spitze Baumstämme aus der Erde geschossen und durchstachen die beiden Sparky-Viren, welche sogleich gelöscht wurden.

„Tja, das war’s schon.“, grinste der blaue Navi und setzte sich gleich wieder in Bewegung.

Er rannte das letzte Stück zu der Kontrollkonsole rüber, wartete einen Augenblick, als das Licht schon wieder ausfiel und als es wieder anging, inspizierte er schnell das seltsame Gerät vor sich.

Es war ein großer, metallischer Kasten, auf dem zwei Glühbirnen angebracht waren. Einige Schalter waren zu erkennen und auch ein schmaler Hebel.

„Was müssen wir jetzt tun?“, fragte Lan, als Mr. Famous neben ihn trat, um auf sein PET zu sehen.

„Ganz einfach. Wenn ihr den Hebel runterdrückt schließen sich die Kontakte innerhalb der Glühbirne wieder. Sobald sie sich wieder berühren sollte der Strom ungehindert weiterfließen können und die Glühbirne müsste aufleuchten.“

„Okay, dann probieren wir das mal...“, sprach MegaMan, als er nach dem Hebel griff und versuchte ihn runterzudrücken, was ziemlich schwierig und anstrengend war.

Mit einem lauten Klicken rastete der Schalter jedoch ein und kurz darauf begannen beide Glühbirnen strahlend hell zu erleuchten, so dass MegaMan die Augen zusammenkneifen musste, um nicht geblendet zu werden.

„Prima!“, jubelte Mr. Famous. “Jetzt noch die anderen vier und wir können die Tür öffnen, beeilt euch!“

„Jetzt wo wir’s raus haben, sollten die anderen kein Problem mehr darstellen, oder Mega?“

„Keineswegs.“

Und schon machte sich der Navi auf zum nächsten Verbindungspunkt.
 

Unterdessen hatte ProtoMan ebenfalls einen der ersten Stromversorgungspunkte gefunden und ihn neu überbrückt. Der rote Navi war nun auf direktem Weg zum zweiten Punkt, den er vom ersten aus schon hatte sehen können.

ProtoMan bewegte sich zielstrebig und ohne einen Zwischenstopp einzulegen weiter, selbst wenn das Licht für einen weiteren Moment ausfiel blieb er dennoch in Bewegung. Unter seinem dunklen Visier konnte er in solch einer Umgebung sowieso nicht viel erkennen, trotzdem schien es so, als würde ihn dies überhaupt nicht behindern oder stören.

„Gut so, ProtoMan. Da vorn ist der Nächste“, spornte Chaud seinen Navi an.

ProtoMan sprang mit einem weiten Satz über zwei elektrisierte Bodenplatten vor sich und rollte sich bei der Landung auf der anderen Seite schnell ab. Als er aufsah, sah er sich mehreren Viren gegenüber.

„Brauchst du Hilfe?“

„Keine Sorge, die schaff ich schon allein.“

ProtoMan richtete sich schnell auf und hielt den Viren sein Schwert entgegen. Es waren zwei Shaker-Viren, die wie fliegende, elektrisch geladene Bälle aussahen und wild hin und her zuckten und zwei kleine, hasenähnliche Bunnies.

Während die beiden Bunnies ihrem Gegner ZapRings entgegenschossen, flogen die beiden Shaker-Viren in Zickzackbahn auf ProtoMan zu und zogen laut surrende Blitze hinter sich her.

ProtoMan sprang schnell zur Seite, um den Elektroringen der Bunnies zu entkommen und zerteilte im selben Moment einen der Shaker-Viren mit einem gezielten Schwerthieb.

Der andere Shaker wollte sofort nachsetzen, doch ProtoMan schlug ihm die Flache Schwertseite entgegen und donnerte ihn wie einen Baseball auf die beiden Bunnies.

In einer lauten Blitzexplosion wurden alle drei auf einmal gelöscht.

„Tst... lächerlich.“, murmelte der rote Navi und setzte schnell seinen Weg fort.

ProtoMan trat vor die Kontrollkonsole, legte den Schalter um und hatte somit einen weiteren Kontakt geschlossen. Ohne zu zögern machte er sich auf den Weg zum nächsten.
 

Dr. Hikari und Mr. Famous gingen nervös auf und ab. Durch das Fenster über dem Schaltpult konnten sie diesen Betrüger sehen, wie er lachend dabei war einen weiteren Code einzugeben.

„Unglaublich... ich kann das einfach nicht fassen. Wie konnte uns so was nur passieren?“, grummelte Mr. Famous, während er angespannt zu Lan und Chaud rübersah und darauf wartete, dass die beiden endlich fertig werden würden.

„Keine Ahnung...“, seufzte Dr. Hikari und lehnte sich nun nachdenklich gegen die Wand. „Aber was mich am meisten wundert ist es, dass solch ein Junge für Shadow arbeitet und bereits zu solcher Hackerarbeit fähig ist. Seht ihn euch nur an. Er ist noch ein Kind, kaum älter als Lan und Chaud.“

„Stimmt. Was bringt einen Jungen in solch einem Alter dazu für jemanden wie Shadow zu arbeiten?“, stimmte Mr. Famous nachdenklich zu.

Grade wollte Lan hinzufügen, dass er auch nicht verstehen konnte, was Mr. Match oder Joshua dazu veranlasst hatte für Shadow zu arbeiten. Beide hatten ihm zwar ihre Gründe erklärt, doch in Lan’s Augen rechtfertigten diese ihre Taten keineswegs. Doch schließlich hielt Lan lieber den Mund, da die anderen noch nichts davon wussten, dass auch Joshua und Match zu Shadow gehörten. Die beiden hatten immerhin eingesehen, dass es falsch war, was sie getan hatten und Lan wollte sie nun nicht in unangenehme Schwierigkeiten bringen. Er versuchte sich lieber wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren. Grade hatte MegaMan ein paar weitere Sparkies mit seinem Buster gelöscht und machte sich wieder auf den Weg zur nun insgesamt vierten Stromversorgung. Lan fragte sich auch, wie ein Kind in seinem Alter dazu kam für Shadow zu arbeiten. Doch das wäre eine der Fragen, die er ihm stellen würde, wenn sie ihn erst mal geschnappt haben!
 

MegaMan rannte nun über einen etwas breiteren Weg. Die Abstände der Lichtausfälle und ihre Länge hatten sich nun, da drei Stromverbindungen wieder hergestellt waren, deutlich vermindert. Ohne weitere Probleme oder Zwischenfälle erreichte der blaue Navi den nächsten Kontaktpunkt und schritt langsam auf den Kontrollkasten zu.

„Okay, nur noch der und wir haben vier. Wenn ProtoMan dann den letzten geschafft hat, sind wir fertig.“, sprach MegaMan und legte seine Hände im festen Griff um den Hebel.

Grade als er ihn mit aller Kraft runterdrücken wollte, wurde er aber plötzlich von einem Energieblitz getroffen, der ihn direkt am Rücken erwischte.

„MegaMan!“, schrie Lan, als er sah, wie sein Navi zu Boden ging.

Ein Dutzend rosafarbener Bunny-Viren war hinter ihm aufgetaucht. MegaMan stand etwas mühevoll wieder auf und wandte sich seinen Gegnern zu. Jedes einzelne Bunny hatte damit begonnen einen ZapRing-Angriff vorzubereiten.

„Lan, schnell! Wenn die angreifen hab ich keine Chance!!“

Sofort griff Lan in seine Taschen und suchte einen guten Battle Chip heraus. Aber welchen sollte er nehmen, um so viele Viren auf einmal zu löschen? Vielleicht noch mal WoodTower?

Doch noch während er am Überlegen war, starteten die Viren ihren Angriff. Mit einem Male flogen mehrere Blitzringe mit lautem Summen auf MegaMan zu, der absolut keine Ahnung hatte, wie er das abwehren sollte.

Ein lauter, ohrenbetäubender Knall folgte auf ein blendend helles Lichtspektakel, als sämtliche ZapRings auf ein und den selben Punkt auftrafen. Wild und aufgeregt hoppelten die Bunny-Viren hin und her.

„MegaMan? Alles okay? Bist du noch da??“, fragte Lan sofort, obwohl er nicht glauben konnte, dass sein Navi solch einen Angriff überstehen konnte.

Doch nachdem das helle Licht der Explosion endlich schwächer wurde, konnte man allmählich wieder etwas sehen. Kaum hatte Lan auf seinem PET erkannt, was geschehen war, blickte er sich reflexartig nach Chaud um.

„Sei froh, dass ich schon längst fertig mit dem anderen Kontakt war.“, sprach dieser und deutete Lan zurück auf sein PET zu schauen.

ProtoMan war im letzten Moment noch vor MegaMan gesprungen und hatte die gebündelte Attacke der Viren mit seinem ProtoShield abgeblockt, welcher dafür aber auch sofort in jede Menge Datenteilchen zersprungen war, da es doch etwas zu viel war.

„Vielen Dank, ProtoMan.“, bedankte sich MegaMan erleichtert und trat neben seinen roten Freund.

„Keine Ursache. Lass uns die kleinen Kerlchen jetzt schnell erledigen, damit wir hier endlich fertig sind.“

MegaMan nickte ProtoMan zu und schon griffen die beiden Navis gemeinsam die Viren an.

„Boomer, Slot-In!”, rief Lan, als er schnell einen Battle Chip runterlud.

Während ProtoMan mit einigen schnellen Schlägen zwei der Bunnies in mehrere Stücke zerteilte, nahm MegaMan den metallenen Bumerang, der sich in seiner Hand materialisiert hatte, holte damit weit aus und warf ihn auf seine kleinen Gegner, die nun verängstigt durch die Gegend hüpften und versuchten ebenfalls einen Angriff zu starten. Doch drei weitere von ihnen wurden gelöscht, als der Boomer in einem Bogen durch die Virengruppe zischte und drei Bunnies dabei erwischte.

„Los, gleich haben wir’s!“, sprach nun Chaud, als auch er einen Battle Chip aktivierte. „ParaBomb, Slot-In!”

In ProtoMan’s freier Hand erschien kurz darauf eine kugelartige Bombe, die er direkt auf die restlichen Bunnies schleuderte. Eine hallende, grünleuchtende Explosion erfasste die verbleibenden Viren und sprengte sie in einem gewaltigen Lichtkegel in die Luft.

„Super, das waren alle!“, jubelte Lan. „Los, aktivier schnell den Hebel.“

Gesagt, getan. MegaMan ließ keine weitere Zeit verstreichen, griff erneut nach dem Hebel und drückte ihn mit aller Kraft runter. Nachdem nun auch die letzten beiden Glühbirnen hell erstrahlten, wurde es auch im gesamten Areal plötzlich richtig hell.

„Sehr gut, das dürfte ausgereicht haben!“, sprach Mr. Famous erleichtert und trat mit Jim und Dr. Hikari auf die Tür zu und wartete noch darauf, dass Lan und Chaud ihre beiden Navis wieder ausloggten.

„Gut gemacht, Mega. Jetzt schnappen wir uns diesen Betrüger. Jack-Out!“

„Du auch, ProtoMan. Jack-Out!“

Und schon hatten die beiden Jungs ihre Navis wieder ausgeloggt.

Ohne zu zögern griff Mr. Famous nach dem Türgriff und öffnete die Tür. Schnell stürmten alle hinaus in den Gang und rannten den langen Korridor entlang, um eine Ecke und hinüber zu einer anderen Tür mit der Aufschrift ’Testraum’. Doch zu ihrer Verwunderung standen bereits zwei andere Officials davor und versuchten die Tür vergeblich zu öffnen.

„Was machen sie da?“, fragte Mr. Famous, als er neben die beiden trat.

„Die Tür ist verschlossen und unsere ID-Karten können sie nicht öffnen. So ein kleiner Junge hat sich in dem Testraum eingesperrt. Wir wollten die Tür versuchen manuell zu öffnen und haben unsere Navis eingeloggt, aber im Netzwerk wurden sie von einer ganzen Horde Viren überrascht. Sie hatten absolut keine Chance!“, erklärte schnell einer der beiden Officials aufgeregt.

„Eine ganze Horde Viren...?“, wiederholte Lan mit besorgter Miene.

„Dann müssen wir uns darum kümmern.“, sprach Chaud entschlossen und verband sein PET mit dem Türterminal.

„Ob wir das wohl schaffen?“, grübelte Lan und schloss auch sein PET an.

„Mit meiner Hilfe werdet ihr es garantiert schaffen.“, erklang nun Jim’s Stimme und kurz darauf trat auch er neben die beiden Jungs und schloss sein PET an.

„Aber ich dachte GeyserMan kommt wegen der Elektrizität im Netzwerk nicht klar?“, fragte Lan überrascht.

„Schon, aber ich habe einige Änderungen am Navi-Customizer vorgenommen, während ihr versucht hattet die Tür zu öffnen. Ich hatte mir so was ähnliches schon gedacht und wollte vorbereitet sein.“

„Du bist dir wirklich sicher?“, fragte Chaud sicherheitshalber noch mal nach.

„Absolut.“, antwortete Jim entschlossen. „Außerdem werden wir sicher noch schneller fertig sein, wenn wir uns zu dritt drum kümmern, statt nur zu zweit.“

„Na gut, dann wollen wir mal... Jack-In, ProtoMan! Transmit!“

„Alles klar! Jack-In, MegaMan! Execute!“

„Jack-In, GeyserMan! Power Up!”
 

Und sofort standen alle drei Navis in der Mitte einer großen, weiten Plattform, ausgelegt mit gelblichen Bodenplatten, die mitten im schwarzen Nichts schwebte. Über ihren Köpfen flackerten immer wieder helle Blitze auf, gefolgt von lautem Donnergrollen.

Nachdem GeyserMan, MegaMan und ProtoMan sich einen Überblick verschafft hatten, rückten sie schnell dichter zusammen. Sie waren von Unmengen an Viren umzingelt. Lauter Sparkies, Bunnies, Shaker und eine große ElecSnake hatten sich rund um die drei Navis aufgebaut.

„Das sind wirklich verdammt viele...“, schluckte GeyserMan, als er unsicher diese Gegnerhorden betrachtete.

„Keine Sorge, gemeinsam schaffen wir das locker. Wir haben schon völlig andere Dinge hinter uns gebracht, da sollte das hier ein Kinderspiel werden.“, versuchte MegaMan ihn zu ermutigen.

„Genau, also hört auf hier rumzulabern und lasst uns endlich anfangen!“, wandte nun ProtoMan ein und stürzte sich sofort ins Gefecht.

GeyserMan und MegaMan nickten einander zu und folgten ihrem roten Freund in den Kampf.

„Wir müssen Attacken mit weitem Angriffsradius benutzen, um so viele von ihnen wie möglich auf einen Schlag zu erledigen!“, wies Chaud die anderen beiden an und suchte einige der benötigten Chips aus seinen Taschen, während ProtoMan ein paar Shaker-Viren mit seinem Schwert zerschlug.

„Okay, da weiß ich genau das Richtige! MegaMan? Hier, nimm die hier... BlackBomb, Slot-In!“

In MegaMan’s Armen erschien plötzlich eine große, schwarze Bombe, die ziemlich schwer und kaum zu tragen war. Mit aller Kraft versuchte der blaue Navi die Bombe so weit wie möglich zwischen die Reihen der Viren zu werfen und schleuderte die BlackBomb dabei auf ein verwirrtes Bunny, was unter dem Gewicht zerquetscht und direkt gelöscht wurde.

„Okay und jetzt der hier... HeatShot, Slot-In!“

MegaMan aktivierte seinen Buster, rollte schnell zur Seite, um einem Shaker auszuweichen, der eine Rammattacke vorhatte und feuerte anschließend den HeatShot auf die BlackBomb, die sofort explodierte als sie getroffen wurde und in einem riesigen Flammenball aufging und alle Viren in unmittelbarem Umfeld löschte.

„Yeah!“, schrie Lan begeistert und hätte sich am liebsten selbst mal auf die Schulter geklopft.

„Prima, aber werd bloß nicht übermütig.“, sprach Chaud und ließ ProtoMan einige MagnetBombs auf ein Rudel hoppelnder Bunnies werfen.

„Okay, GeyserMan, jetzt sind wir dran! Geyser, los!!“

GeyserMan hörte auf die Worte seines Operators und stach sofort seine Hochdruckwasserwerfer in den Boden. Nach einem kurzen Erbeben der Plattform kamen auch schon mehrere Geysire aus dem Boden geschossen, spritzten sämtliche Viren völlig nass und löschten sogar einige, die das Pech hatten, direkt auf einer der Stellen zu stehen, aus denen eine der heißen Wasserfontainen geschossen kam.

Ein völlig durchnässter Shaker wollte sich sofort für diese heiße Dusche rächen und GeyserMan einen elektrisierenden Tackle verpassen. Doch in dem Moment, als der Virus Blitze um sich entfachte, sprengte er sich, aufgrund des vielen Wassers auf seiner Oberfläche, welches den Strom um einiges verstärkte, selbst in die Luft.

„Gute Arbeit, Jim.“, gab Chaud beeindruckt zu. „Los, geben wir ihnen den Rest! BoyBomb, Slot-In!!“

Nachdem Chaud den Chip aktiviert hatte erschien vor ProtoMan ein würfelförmiges Päckchen mit einer kurzen Lunte, die ziemlich schnell abbrannte. Mit einem kräftigen Schubs, stieß der rote Navi die Paketbombe direkt in die Scharen von Gegnern, welche kurz darauf allesamt in die Luft gesprengt wurden.

„Hey, das ist eine gute Idee! Ich versuch es mal hiermit... TimeBomb, Slot-In!!“

Kaum hatte Lan den Battle Chip runtergeladen materialisierte sich zwischen einer anderen Gruppe von Viren eine mechanische Bombe, auf deren digitaler Anzeige ein Dreisekundencountdown ablief und nach seinem Ende sämtliche Viren, die um die Bombe versammelt waren, komplett in die Luft jagte.

Die beiden Officials, die so große Probleme gehabt haben, schauten völlig verdutzt drein und konnten das Ganze einfach nicht fassen.

ProtoMan zerteilte noch einige Sparkies mit seinem Schwert, während MegaMan versuchte die letzten, vereinzelten Shaker mit seinem Buster abzuschießen.

GeyserMan spritzte mit seinem beiden Aqua-Bustern zwei kleine Sparky-Viren über den Rand der Plattform, als sie versucht hatten ihm von hinten Elektrokugeln in den Rücken zu jagen. Doch kaum hatte der Aqua-Navi sich wieder umgedreht fand er sich plötzlich im Würgegriff einer großen ElecSnake wieder, die sich um ihn gewickelt hatte.

„GeyerMan! Schnell, versuch dich zu befreien!“

Doch es war zwecklos. Egal wie sehr sich GeyserMan anstrengte, die Viren-Schlange ließ nicht locker, sondern zog sich immer mehr zusammen und versuchte GeyserMan zu zerquetschen.

„Lan, ihr müsst ihm helfen!“, flehte Jim Lan und Chaud an, da er selbst nicht wusste, was er tun sollte.

„Aber wie sollen wir das anstellen?“, fragte MegaMan, als er GeyserMan und der ElecSnake gegenüberstand. „Wenn wir die Schlange angreifen wird auch GeyserMan was abbekommen!“

ProtoMan hatte erst vorgehabt frontal anzugreifen und der Schlangen einen Hieb mit seinem Schwert zu verpassen, doch jetzt wo MegaMan dies erwähnt hatte, hielt auch er sich lieber zurück.

Die ElecSnake hatte inzwischen wohl Gefallen daran gefunden GeyserMan zu quälen und hatte nun auch damit begonnen immer wieder leichte Stromstöße über ihren Körper auszusenden. Doch dann, bei einem weiteren Versuch sich zu befreien, stolperte GeyserMan über seine eigenen Füße und stürzte zu Boden, wo er hart aufschlug und so die Schlange auf den Boden quetschte, worauf diese einen panischen Schrei ausstieß und sich schnell versuchte von GeyserMan loszureißen und wegzuschlängeln. Allerdings lag der Aqua-Navi genau auf ihrer Schwanzspitze und als er dies merkte, umklammerte er sie fest mit seinen Bustern, um die Schlange nicht entkommen zu lassen.

ProtoMan und MegaMan schauten unschlüssig zu und wussten nicht, ob sie nun eingreifen sollten oder lieber doch nicht.

Die ElecSnake begann nun so kräftig zu ziehen, wie sie nur konnte und versuchte abzuhauen, doch GeyserMan klammerte sich immer fester an ihren Schwanz und wurde glatt hinterhergeschliffen, als die Schlange das Weite suchen wollte.

„Du entkommst nicht!!“, schrie der blaue Aqua-Navi, als er von der Schlangen quer durch das Areal über den Boden geschliffen wurde.

„Es geht wieder los...“, seufzte Jim und konnte schon gar nicht mehr hinschauen.

Während er gezogen wurde, versuchte GeyserMan sich vorsichtig wieder auf die Beine zu bringen, so dass es beinahe so aussah, als würde er Wasserski fahren wollen.

Neugierig starrten nun nicht nur Mr. Famous und Dr. Hikari, sondern auch die beiden Officials auf Jims PET und beobachteten, was weiterhin geschah.

Als GeyserMan es endlich geschafft hatte sich aufzurichten, drückte er seine Füße so feste auf den Boden und stemmte sich mit aller Kraft gegen den Zug, dass es der Schlange immer schwerer fiel sich weiter vorwärts zu schlängeln und sie irgendwann erschöpft aufgab. In diesem Moment packte GeyserMan die Gelegenheit beim Schwanze, im wahrsten Sinne des Wortes und begann die ElecSnake wie beim Hammerwerfen herumzuwirbeln. In weitem Bogen flog sie über den Plattformrand hinaus und stürzte in den tiefen, schwarzen Abgrund, nachdem GeyserMan schließlich losgelassen hatte.

Ungläubig starrten alle Jim an, doch dieser versuchte sich nichts anmerken zu lassen und loggte seinen Navi lieber schnellstens wieder aus.

„Nun... die Viren sind alle erledigt, oder? GeyserMan, jack-out!“

„Ehm… ja… eh… stimmt!”, stammelte Lan und loggte anschließend auch seinen Navi aus. „Jack-Out, MegaMan!“

Auch Chaud trennte die PET-Verbindung wieder.

„Okay, die Viren sind beseitigt, probieren sie es jetzt noch mal mit ihren ID-Karten.“

Schnell zog einer der beiden Officials seine ID-Karte wieder hervor und ließ sie durch einen Schlitz am Terminal wandern. Kurz darauf öffnete sich die Tür mit einem leisen Piepen und gab den Weg zum Testraum frei.

Lan, Chaud und Jim stürmten als erste in den Raum hinein, dicht gefolgt von Dr. Hikari und Mr. Famous. Die beiden Officials warteten draußen.

Lan trat vorsichtig über gitterartigen Boden unter dem jede Menge Kabel verliefen, die zu beiden Seiten, an den Wänden, aus dem Boden traten und sich bis zu den Treppenstufen zogen, die hoch zu dem Podest führten, wo der braunhaarige Junge, der sich als Gregory ausgegeben hatte, seine Besucher mit einem heimtückischen Grinsen in Empfang nahm.

„Hey, ihr wart schneller, als ich erwartet hatte.“, sprach er, als er sich vorsichtig umwandte und Lan direkt in die Augen sah.

„Wer bist du? Wir wissen, dass du nicht Gregory Toriyama bist, also wer bist du wirklich?! Und wo steckt der echte Gregory?!“, brüllte Lan sofort wütend los.

„Hoho... es ist genau, wie die anderen gesagt haben. Kaum stehen wir uns gegenüber, platzt du schon mit lauter Fragen los. Was machst du denn, wenn ich sie dir nicht beantworte?“

„W-was?“, stutzte Lan einen Augenblick.

„Du sitzt in der Falle, du kannst nicht entkommen! Also beantworte unsere Fragen und deine Strafe wird eventuell etwas milder ausfallen.“, versuchte nun Chaud ein wenig nachzuhelfen.

„Ach ist das so? ... Mhmh... Mhuahahaha!! Glaubt ihr etwa im Ernst ihr beeindruckt mich? Wisst ihr überhaupt, wen ihr hier vor euch habt?“, begann der Junge laut zu lachen.

„Auf jeden Fall nicht Gregory Toriyama, also sag uns endlich, wer du bist!“

„Muahahahaha!! Ihr armen, Unwissenden! Ihr werdet es noch bereuen den Zorn von Shadow auf euch gezogen zu haben. Mein Name ist Takashi! Und in mir werdet ihr euren ersten richtigen Gegner finden, denn diese Stümper mit denen ihr vor mir zu tun gehabt habt, sind nichts im Vergleich zu mir!“

„Wieso arbeitest du für Shadow, Takashi?“, trat nun Dr. Hikari vor. „Was soll das Ganze? Du bist doch noch ein kleines Kind, weshalb tust du so etwas? Weshalb hilfst du einem Verrückten anderen Menschen Leid zuzufügen?“

Plötzlich starrte Takashi Dr. Hikari mit einem Blick voller Hass an.

„Ein kleines Kind? Ich bin kein kleines Kind, verstanden?!“, brüllte er wütend los. „Und Shadow, den du als ’Verrückten’ bezeichnest ist zufällig mein Vater!! Damit sollte deine Frage beantwortet sein, nehme ich an?“

Alle starrten Takashi völlig überrascht und sprachlos vor Schock an. Dieser kleine Junge, war also der Sohn von Shadow??

„Also hilfst du deinem Vater bei seinen kriminellen Handlungen? Ich kann dich trotzdem nicht verstehen...“, schüttelte Dr. Hikari seufzend den Kopf. „Du musst doch selbst sehen, dass es falsch ist, was dein Vater tut. Egal was für Ziele er auch immer anstrebt, er hat die falschen Mittel gewählt, um sie durchzusetzen. Du hast bereits bewiesen, dass du ein sehr intelligenter Junge bist, aber weshalb tust du so etwas? Und was soll das überhaupt für ein Vater sein, der seinen eigenen Sohn in so eine Sache mit hineinzieht und ihn auch noch-“

Doch Takashi konnte sich das nicht mehr länger anhören.

„Schweig!!“, unterbrach er Dr. Hikari mit einem lauten Schrei. „Rede nie wieder so über meinen Vater! Er hatte völlig Recht... ihr würdet nie verstehen was er und auch ich fühlen... Ihr könnt es nicht verstehen und wollt es nicht verstehen!! Mein Vater ist ein großartiger Mann, dass werdet ihr sehr bald einsehen!“

„Dein Vater ist ein dreckiger Verbrecher, nichts weiter!“, wandte nun Lan wütend ein.

„Halt die Klappe! Woher willst du wissen, dass mein Vater ein Verbrecher ist? Auch wenn ich mit euch darüber einstimme, das wir vielleicht die falschen Mittel und Wege wählen, so werden dennoch nur zukünftige Generationen darüber entscheiden können, ob wir Verbrecher sind, oder Wohltäter der Menschheit! Wir werden die dreckige, korrupte Welt vollständig von allem Übel beseitigen und um dies durchzusetzen muss man manchmal auch selbst etwas schrecklich Böses tun!“

„Was soll das denn für eine Logik sein? Du kannst mit Bösem das Böse nicht vernichten. Im Gegenteil, du stärkst es nur!“, entgegnete Lan sofort.

„Ich verschwende meine Zeit mit euch! Wie ich schon festgestellt habe, ist es völlig sinnlos mit euch zu sprechen. Ihr Menschen hört nie zu! Aber bald werdet ihr zuhören müssen, ob ihr wollt oder nicht. Denn mit dieser Rüstung kommen wir der Vollendung des Omega-Projekts einen großen Schritt näher! Muahahahahaha!!“

„Es reicht!“, mischte sich nun auch Mr. Famous ein. „Los, nehmt ihn gefangen!“

Kaum hatte er den Befehl erteilt, kamen auch schon die beiden Officials von draußen rein und gingen schnurstracks auf Takashi zu, um ihn zu packen.

„Tst... VoltMan wird die Rüstung auch ohne mich stehlen können. Die Passwörter sind eh schon geknackt. Ihr glaubt doch nicht wirklich, ich lasse mich so leicht fangen? VoltMan!!“

„Jawohl, Meister Takashi.“, ertönte plötzlich eine Stimme, die aus Takashi’s PET zu kommen schien, was er im selben Moment an sich nahm und die Verbindung trennte.

Kurz bevor die beiden Officials den Jungen packen und festnehmen konnten, fiel mit einem Male erneut der Strom aus und von einer Sekunde auf die andere war es stockfinster.

„Was ist jetzt wieder geschehen? Lasst ihn nicht entkommen!“

Doch zum Erschrecken aller war Takashi bereits spurlos verschwunden, nachdem das Licht einige Momente später wieder anging.

„Verdammt, zweimal der selbe Trick!“, fluchte Mr. Famous.

„Muahahahaha!!“, hallte ein lautes Lachen über die Lautsprecher, die an der Decke des Testraums angebracht waren. „Hab ich es nicht gesagt? Ihr braucht gar nicht erst nach mir zu suchen, ihr werdet mich eh nicht finden. Aber wenn ihr wollt könnt ihr diesen Gregory Toriyama statt meiner suchen. Ich weiß leider gar nicht mehr genau, wo ich ihn liegen gelassen habe, aber ich hoffe doch stark, dass er noch lebt?“, sprach Takashi mit gekünstelt besorgter Stimme. „Ach ja, aber vielleicht ist es euch ja auch wichtiger erst die ElecArmor zu beschützen, bevor ihr das Leben dieses nichtsnutzigen Jungen rettet? Denn wenn ja, solltet ihr euch beeilen. VoltMan ist noch immer online und dabei die Armor runterzuladen. Wenn er fertig ist wird er sie direkt auf mein PET transferieren und dann werdet ihr sie sicher nicht mehr bekommen. Also entscheidet euch schnell! Muahahahaha!!“

Eine ganze Weile noch hallte Takashi’s lautes Lachen durch den Kontrollraum.

Was sollten sie jetzt tun?

„Dieser verdammte Dreckshund!“, fluchte Chaud.

„Wir müssen schnell handeln und uns am besten aufteilen, wir haben keine andere Wahl.“, stellte Dr. Hikari fest und wandte sich schnell den beiden Officials zu. „Sie beide werden sofort nach diesem Takashi suchen! Er kann das Kraftwerk noch nicht verlassen haben, sonst hätten wir ihn nicht hören können. Lan? Du machst dich auf die Suche nach dem echten Gregory. Er muss irgendwo auf dem Weg vom Hafen bis zum Kraftwerk zu finden sein. Und Chaud und Jim? Ihr beide werdet versuchen diesen VoltMan aufzuhalten! Ich und Mr. Famous werden uns darum kümmern, dass wir die ganzen Sicherheitssysteme des Kraftwerks wieder unter Kontrolle bekommen. Alles klar?“

„Aber Dad, ich will auch helfen VoltMan aufzuhalten!“

„Nein, Lan. Ich möchte nicht, dass du glaubst ich vertraue dir nicht... aber ich möchte trotzdem, dass du nach Gregory suchst. Bitte.“

Dr. Hikari beugte sich vorsichtig zu seinem Sohn runter, legte ihm die Hände auf die Schultern und schaute ihm direkt in die Augen.

Lan war zwar nicht besonders begeistert, aber dies war wohl nicht der richtige Augenblick, um zu widersprechen.

„Also gut...“, willigte er schließlich ein.

„Okay. Ihr alle wisst dann, was ihr zu tun habt?“

Nachdem alle nickten, um zu zeigen, dass sie verstanden hatten, konnte es auch direkt losgehen. Dr. Hikari und Mr. Famous gingen schnell hinaus und machten sich zurück auf den Weg zum Kontrollraum, während die beiden Officials losrannten, um Takashi zu suchen.

Jim und Chaud gingen zu der Glaskuppel auf dem Podest und schlossen ihre PETs daran an.

„Jack-In, ProtoMan! Transmit!“

„Jack-In, GeyserMan! Power Up!”

Lan ging auch zur Tür, um den Testraum zu verlassen, warf aber noch schnell einen Blick zu seinen beiden Freunden.

„Passt gut auf euch auf.“

„Werden wir schon, keine Sorge.“, antwortete Jim mit einem leichten Lächeln.

„Genau und du solltest dich jetzt beeilen, wer weiß, was mit Gregory passiert ist?“, grummelte Chaud und tippte auf seinem PET rum.

„Keine Sorge, ich werde mich beeilen, so schnell es nur geht, damit ich rechtzeitig wieder hier bin, um euch zu helfen!“

Und schon stürmte auch Lan hinaus und machte sich auf den Weg, um Gregory zu suchen. Er hatte keine Ahnung, wo genau er suchen sollte, oder wo er ihn finden könnte, aber er musste sich beeilen, denn wenn Gregory wirklich in Lebensgefahr schwebte, hatte er vielleicht nicht mehr viel Zeit...

Gregory Toriyama

Lan rannte so schnell er nur konnte los und ließ den Testraum in Windeseile hinter sich, wo Jim und Chaud damit begannen VoltMan aufzuhalten, welcher immer noch dabei war die Elec Armor runterzuladen. Nun zählte jede einzelne Sekunde. Takashi war verschwunden, VoltMan war kurz davor die Armor in seine Finger zu bekommen, um sie an Shadow weiterzuleiten und der richtige Gregory Toriyama musste irgendwo auf der Insel zu finden sein und schwebte vielleicht in Lebensgefahr! Lan musste ihn schnell finden, nicht nur um ihn vor eventuellem Übel zu bewahren, sondern auch, um schnell wieder bei Jim und Chaud zu sein, damit er den beiden im Kampf gegen Takashi’s Navi helfen konnte...

Lan lief innerhalb kürzester Zeit die langen Korridore entlang zurück bis zum Haupteingang, wo er jedoch vor der verschlossenen Tür abrupt zum Stehen kam.

„Ach, verdammt!“, fluchte er laut los und schlug dabei feste gegen die Tür.

„Was ist los?“, wollte MegaMan sofort wissen.

„Die Tür ist verschlossen und lässt sich nur per ID-Karte öffnen...“, grummelte Lan, als er die Tür inspizierte und einen schmalen Kartenleser entdeckte, der an der Wand daneben angebracht war.

„Na worauf wartest du dann noch? Logg mich ein, ich öffne sie!“

„Ja ja, bin schon dabei...“

Schnell nahm Lan sein PET zur Hand, zog das Verbindungskabel heraus und steckte es in den Jack am Kartenleser.

„Jack-In, MegaMan! Execute!“
 

Und schon stand MegaMan in der Mitte einer großen Plattform, auf der auch das Schloss für die Tür in Form eines Terminals zu finden war.

Die Plattform war recht klein. Sie bestand aus jeder Menge orangefarbener Panels, die durch kleine Stromkabel miteinander verbunden waren. Der Hintergrund des Areals war vollkommen schwarz und ließ ab und zu ein paar helle Blitze erscheinen.

„Sieht aus, als müssten wir die Stromversorgung wieder überbrücken.“, stellte der blaue Navi fest, als er sich langsam dem Terminal näherte.

Direkt daneben standen zwei große Stromgeneratoren, aus denen je eine lange, dünne, antennenartige Metallstange herausragte, die sich in der Mitte von kleinen, weißen Ringen befanden, die in der Luft zu schweben schienen.

„Dann beeil dich und stell die Stromversorgung wieder her!“, drängte Lan, der sichtlich unter Zeitdruck stand.

Ohne zu zögern setzte sich MegaMan auch gleich wieder in Bewegung und wollte auf das Terminal zugehen, um die Stromversorgung manuell zu aktivieren. Doch kaum hatte er einige Schritte getan, materialisierten sich einige Viren vor ihm.

„Nimmt das denn nie ein Ende??“, seufzte der blaue Navi, als er vor Schreck an paar Meter nach hinten wich und den Angreifern seinen Buster entgegenhielt.

„Was sind das denn für Viren? Oh man... na ja, was auch immer das für Dinger sind, mach sie schnell platt!“

Vor MegaMan schwebten exakt vier glühbirnenartige Viren. Unter ihrem gläsernen Helm waren große, runde Augen zu sehen, die MegaMan bösartig ansahen.

„Das sind Flashlits... ziemlich schnell und unberechenbar...“, erklärte der Navi seinem Operator.

Doch bevor Lan darauf reagieren konnte, zischten bereits zwei der Flashlit-Viren los und flitzten so schnell hin und her, dass sie kaum mehr zu sehen waren.

MegaMan wandte rasch seinen Kopf um, um die beiden Viren auszumachen, doch noch bevor er überhaupt blinzeln konnte, erschien eine der fliegenden Glühbirnen direkt vor ihm und entfachte ein regelrechtes Blitzfeuer, was den blauen Navi ein paar kräftige Stromstöße spüren ließ.

„Verflixt!“, schrie Lan auf, als er das ansehen musste.

MegaMan fiel rauchend zu Boden, während nun auch die anderen beiden Flashlits begannen sich irre schnell zu bewegen. Doch auch MegaMan brachte sich schnell wieder auf die Beine, wenn auch nun etwas geschwächt.

„Versuch sie hiermit zu erwischen! AquaWhirl, Slot-In!!“

Kaum hatte Lan den Battle Chip runtergeladen aktivierte MegaMan ihn auch sogleich. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wo genau er hinschießen sollte, da die Viren sich so schnell bewegten, dass es sinnlos war zu versuchen sie anzuvisieren. Also schoss der Navi den spritzenden Wasserwirbel, der sich wie ein Kreisel über den Boden drehte, einfach geradeaus los. Und glücklicherweise erwischte er auch eine der Glühbirnen. Sie wurde direkt von dem Wirbel erfasst, ein paar Mal im Kreis herumgeschleudert und löste sich schließlich in Datenteilchen auf.

„Super, aber pass auf!!“

Lan konnte seinen Navi noch rechtzeitig warnen. Gerade war ein anderer Flashlit-Virus von hinten gekommen und entsendete starke Stromstöße, doch MegaMan konnte sich mit einem weiten Sprung nach vorn noch knapp aus der Gefahrenzone retten. Kaum war er gelandet drehte er sich schnell nach hinten und gab einen Schuss mit seinem Buster ab, ehe der Virus wieder loszischen konnte. Das kleine Flashlit, was nun erst bemerkt hatte, dass es seinen Gegner nicht erwischt hatte und etwas verdutzt guckte, wurde getroffen und zersprang ebenfalls in jede Menge Datenteile.

„Zwei sind noch übrig. Hier, WoodSword, Slot-In!“

Sofort aktivierte MegaMan an seinem Buster ein hölzernes, von Ranken umschlungenes Schwert.

„Pass auf, wenn du schnell genug reagierst kannst du sie erledigen. Sobald du-“

Doch bevor Lan seine Erklärungen zu Ende führen konnte, tauchte ein weiteres Flashlit direkt vor MegaMan auf, um ihn zu elektrisieren. Zunächst geschockt, starrte der blaue Navi mit aufgerissenen Augen auf den kleinen Virus, der seinen Angriff vorbereiten wollte. Doch bevor auch nur der erste Funke losschießen konnte, hatte sich MegaMan wieder gefasst und versetzte dem Virus schnell einen Hieb, bevor es zu spät war. In zwei Hälften zerschlagen, war auch dieses Flashlit gelöscht.

„Super! Nur noch eins, da drüben am Terminal!“

Schnell schaute MegaMan zum Terminal rüber, wo der letzte Virus ruhig zu schweben schien und ihn ungläubig anstarrte.

„Okay, dann wollen wir mal!“, brüllte der Navi, als er losrannte, um auch den letzten Virus zu erledigen, doch bevor er angreifen konnte flog das letzte Flashlit blitzartig davon und ergriff die Flucht.

Etwas verwirrt blieb der blaue Navi noch eine Weile stehen und schaute dem Virus hinterher, der sich immer weiter ins schwarze Nichts entfernte und irgendwann vollständig verschwunden war.

„Was war denn das?“

„Sieht aus, als wäre es geflohen... na ja, umso besser für uns. Los, mach schnell!“, erinnerte Lan seinen Navi wieder daran, was eigentlich zu tun war.

MegaMan deaktivierte das WoodSword und ging schnell zum Terminal rüber, wo er einige Schalter betätigte. Kurz darauf schoss ein Blitz aus einer der beiden Antennen des Generators, traf auf die andere und schloss somit den Stromkreis.

„Gut gemacht. Sieht so aus, als könnte ich sie jetzt öffnen. Jack-Out!“
 

Kaum hatte Lan seinen Navi ausgeloggt, hängte er das PET zurück an seine Hose, drückte die metallische Eingangstür auf und gelangte somit endlich nach draußen, vor das Kraftwerk.

Als er draußen stand blickte er sich zuerst einmal in alle Richtungen um.

Auf den großen, zylinderförmigen Generatoren, die neben dem Kraftwerk aufgestellt waren spiegelte sich die helle und vor allem warme Sonne wieder und drückende Luftströme wehten Lan ins Gesicht. Direkt vor ihm erstreckte sich der lange Feldweg, den er gekommen war und welcher zurück bis zum Hafen führte. An den Seiten des staubigen und trockenen Weges waren ein verdorrtes Mais- sowie ein trostloses Haferfeld zu sehen. Obwohl die Pflanzen vermutlich schon abgestorben waren, standen sie dennoch ziemlich hoch und erreichten beinahe die Höhe von Lan’s Hüfte.

„Okay, wo könnte er sein? Wo könnte Takashi ihn hingeschleppt haben??“, fragte Lan sich selbst, während er langsam losging, dem Feldweg folgte und dabei wachsam seine Umgebung nach jeder noch so kleinen Spur absuchte.

„Er muss irgendwo hier in der Nähe sein. Am Hafen konnte Takashi ihn nicht erledigen, da man ihn gesehen hätte. Das selbe gilt für das Kraftwerk, also kann Gregory nur irgendwo hier zu finden sein.“

„Wenn Takshi ihn auf dem Feldweg ausgeschaltet hat, um seine Rolle zu übernehmen, müssten doch irgendwo sicherlich Spuren zu finden sein, oder?“, fragte nun MegaMan, der ebenfalls ziemlich grübelte.

„Ja... hier sind auch jede Menge Fußspuren...“, stellte Lan fest, als er in die Knie ging und mit dem Finger über ein paar halbverwaschene Fußabdrücke strich. „Aber die sind alle durcheinander und unkenntlich... der Weg muss oft benutzt werden, so werde ich nie was finden... Wenn Takashi Gregory KO geschlagen und irgendwo in einem der beiden Felder versteckt hat, wird es Ewigkeiten dauern ihn zu finden... Das hier ist doch alles völlig sinnlos! Ich sollte besser zurück gehen und Chaud und Jim helfen... allein finde ich ihn doch nie. Das ist wie die Nadel im Heuhaufen suchen...“

„Hey, nicht aufgeben! Irgendwo wirst du schon was finden. Dad hatte dich darum gebeten und wenn Gregory in Lebensgefahr schwebt müssen wir ihn so schnell wie möglich finden.“

„Ja... Du hast ja Recht. Ich hatte nur gehofft, ich würde-“

Doch plötzlich verstummte Lan und sein Blick fixierte sich auf eine Stelle, einige Meter weiter.

„Hm? Was ist los? Hast du was gefunden?“, wollte MegaMan sofort wissen.

Lan ließ jedoch mit seiner Antwort warten und sprintete schnell rüber zu der Stelle, wo er etwas entdeckt hatte. Es waren zwei tiefere, linienartige Schleifspuren, wie von den Hacken eines Paar Schuhe, die über den Boden gezogen wurden.

„Ja, ich glaub ich hab was...“, antwortete Lan schließlich und folgte mit seinem Blick der Spur, die in das vertrocknete Feld führte.

Es waren noch einige weitere Spuren zu sehen. Ein paar wild durcheinander getretene Fußabdrücke, Unebenheiten und sogar Handabdrücke.

„Sieht aus, als wäre hier jemand zu Boden gefallen und anschließend in das Feld gezogen worden. Ich glaube ich hab ihn!“, jubelte Lan, doch dann schreckte er auf, als er neben den Schleifspuren noch etwas anderes entdeckte.

„Was ist jetzt los, Lan?“, fragte MegaMan sofort, als sein Operator plötzlich für einige Momente kein Wort mehr sagte.

„Hier sind... ich glaube das ist...“

Etwas unsicher strich Lan mit seinem Finger durch einen dunkelbraune, leicht rötlich schimmernden Fleck am Rand des Feldwegs. Er betrachtete die leicht nasse Substanz im Licht der Sonne und identifizierte sie eindeutig als Blut.

„Das ist Blut!! Da, noch mehr!“

Etwas geschockt blickte Lan auf ein paar vertrocknete Blätter und Maiskolben an denen sich noch mehr Blut befand.

„Dann beeil dich, wer weiß, was Gregory zugestoßen ist!“, rief MegaMan los und Lan zögerte auch keine weitere Sekunde und folgte der Blut- und der Schleifspur durch das hohe Maisfeld.

Die trockenen und toten Blätter kratzten unangenehm an seinen Beinen, als er sich schnell seinen Weg durch das trostlose Feld bahnte. Unter den ganzen Blättern war es schwierig die Spur nicht aus den Augen zu verlieren, doch jetzt hatte Lan neue Entschlossenheit gewonnen und musste diesen Gregory einfach finden!

Er rannte weiter so schnell ihn seine Beine tragen konnten und warf immer wieder den Blick hin und her, um zu sehen, ob Gregory vielleicht irgendwo auszumachen war. Doch es war weit und breit nichts zu sehen, außer den hohen Maisstängeln mit ihren toten Blättern.

Lan wurde etwas langsamer, damit ihm auch nichts entgehen konnte. Er setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, da der Boden allmählich stark uneben war und plötzlich, ohne Vorwarnung stürzte er nach vor und landete ziemlich hart auf dem trockenen Erdboden.

„Lan, was ist passiert??“, fragte MegaMan besorgt, als er die Erschütterung des Falls auch im PET zu spüren bekam.

„Ich muss über was gestolpert sein...“, ächzte Lan und versuchte sich wieder aufzurichten.

Doch kaum war er wieder auf den Beinen zuckte er gehörig zusammen, als mit einem Male irgendwas fest nach seinem Bein griff.

„Wuah!!“, schrie er laut auf und stürzte gleich ein weiteres Mal nach vorn.

„Was ist jetzt? Was ist jetzt??“, rief MegaMan schon fast panisch und wollte sofort wissen, was geschehen war.

Lan schüttelte sein Bein kräftig, doch was immer es war, hielt dadurch nur noch stärker fest.

Doch dann bemerkte Lan, dass es eine Hand war, die sein Bein umgriffen hatte und er begann langsam sich zu beruhigen. Unsicher atmete er aus und hörte ein leises Stöhnen.

„H-hallo?“, fragte er etwas zögerlich und richtete sich erneut auf.

Lan drückte die hohen Maisstängel beiseite und dann erkannte er endlich die Person, die ihn gepackt hatte und über die er scheinbar auch gestolpert war. Es war ein geschwächt aussehender Junge mit braunem Haar, was dem von Lan etwas ähnelte. Er trug eine schmutzige, beigefarbene Hose und ein verdrecktes, hellblaues Sweatshirt mit Kapuze. Auf der Stirn hatte er Reste getrockneten Bluts.

„Hey, alles okay? Bist du in Ordnung??“, fragte Lan gleich, als er sich zu dem Jungen runter beugte.

„... i-ich... mir geht’s gut...“, antwortete der Junge mit leicht zittriger Stimme und Lan half ihm dabei sich aufzusetzen. Er schien grade erst das Bewusstsein zurückerlangt zu haben.

„Bist du Gregory Toriyama? Ich bin Lan Hikari, ich bin hier, um dich zu retten.“

Der Junge schaute Lan einige Momente lang unverwandt und mit halb geöffneten Augen an, bis er sie jedoch plötzlich aufriss und mit einem Male hellwach und topfit wirkte.

„Lan Hikari sagst du? Du bist wirklich Lan Hikari?? I-ich bin Gregory Toriyama! Ich freue mich ja so dich endlich mal kennen zu lernen!!“

Lan schaute etwas verdutzt drein, als Gregory seine Hand nahm und kräftig schüttelte und vor Freude nur so strahlte.

„Freut mich auch dich kennen zu lernen.“, antwortete Lan schließlich und half Gregory auch beim Aufstehen. „Ist mit dir alles in Ordnung?“

„Ja ja, es ist alles bestens! Na ja, abgesehen von diesem stechenden Schmerz...“, sprach Gregory und fasste sich dabei an den Hinterkopf. Seine Haare waren völlig verklebt und als er auf seine Handfläche blickte sah er, dass sie voller Blut war. „Argh... verdammt, jetzt erinnere ich mich wieder... Ich war auf dem Weg zum Kraftwerk, als mich irgend so ein Bekloppter einfach niedergeschlagen hat... Frag mich, was in den gefahren ist?“

„Das war wohl Takashi... Ein Glück, dass du noch lebst ich hatte schon befürchtet du wärst tot...“

„Tot?? Wollte mich der Kerl etwa umbringen?“, fragte Gregory leicht verwirrt.

„Na ja, der Typ, der dich so zugerichtet hat arbeitet für einen Mann namens Shadow. Er ist hier um die Elec Armor zu stehlen, und um sich ins Labor schleichen zu können hat er sich als dich ausgegeben. Er hat dich hier niedergeschlagen und schnell deine Rolle eingenommen.“

„W-was?? Er hat so getan als wäre er ich? Willst du mir etwa erzählen, dass niemand gemerkt hat, dass das nicht ich war?“

„Na ja, niemand von uns wusste so wirklich wie du aussiehst und der Junge sah dir schon ziemlich ähnlich, abgesehen von den Klamotten.“

„Mir ähnlich?“, stutzte Gregory. „Ach so... okay, ich glaube langsam verstehe ich, was hier passiert ist... Ich hatte eigentlich gehofft mein erstes Treffen mit dem großen Lan Hikari würde anders aussehen, aber dass ich gleich von dir gerettet werde ist ja sogar noch viel besser! Wenn ich das den anderen in meiner Klasse erzähle! Boah, werden die neidisch sein. Vielen, vielen Dank!“, begann Gregory leise zu kichern und schien den Schmerz seiner Verletzung schon wieder vergessen zu haben.

„Na ja... gerettet ist vielleicht etwas zu viel gesagt... jedenfalls nicht der Rede wert...“, antwortete Lan nun etwas verlegen.

„Ach was! Oh man... sogar noch so bescheiden. Du bist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe!“

„Lan und bescheiden?“, lachte nun MegaMan laut los, was Lan gar nicht so lustig fand.

„Wow und das ist MegaMan?“, fragte Gregory total aufgeregt, als er Lan’s PET erblickte, auf dessen Bildschirm der blaue Navi zu sehen war. „Cool!! Ich hab auch einen Navi, BattleMan. Wir müssen unbedingt mal gegeneinander kämpfen, ich würde euch so gern mal in Aktion erleben!“

„Das wirst du noch früh genug können.“, wandte Lan aber jetzt mit etwas ernsterem Ton ein. „Wir müssen uns beeilen. Dieser Takashi hat bereits seinen Navi ins System des Kraftwerks eingeloggt und ist dabei die Armor zu stehlen. Meine Freunde versuchen ihn aufzuhalten, aber wir sollten schleunigst zu ihnen, um zu helfen...“

Auch Gregory machte nun einen ziemlich ernsten Eindruck.

„Oh, tut mir leid... Er klaut also die Rüstung? Wie konnte er an den Sicherheitssystemen vorbeikommen? Die Armor muss doch sicherlich durch einen Haufen Passwörter geschützt sein!“

„Na ja, er hat einen Stromausfall mit Hilfe seines Navis hervorgerufen und die Passwörter schien er ohne Probleme knacken zu können...“

„Ein Stromausfall also? Interessant. Ich habe schon viel von diesem Shadow und seinen Leuten gehört. Ziemlich trickreich... Na ja, aber dann lass uns schnell gehen!“

„Okay, aber was ist mit deiner Verletzung? Willst du nicht lieber zurück zum Hafen und nach Hilfe fragen?“, fragte Lan besorgt, als er noch einmal Gregory’s Wunde betrachtete.

„Na ja, es tut zwar noch weh, aber dran sterben werde ich sicher nicht.“

„Na gut, wie du meinst... dann los, folg mir!“

Und schon liefen beide Jungs los zurück auf den Feldweg und folgten ihm bis zum Kraftwerk.
 

Es dauerte auch nicht lange und innerhalb weniger Minuten hatten sie das Reef Island Power Plant erreicht. Die Eingangstür stand immer noch weit offen und ohne so liefen Lan und Gregory direkt hinein. Während die beiden nebeneinander durch die metallischen Korridore rannten, überlegten sie, was sie als nächstes tun würden...

„Laufen wir gleich zum Testraum und helfen den anderen, okay?“, fragte Lan, während die beiden um eine Ecke Bogen und einem weiteren Gang folgten.

„Von mir aus. Sind denn-“, doch bevor Gregory seine Frage zu Ende stellen konnte verzerrte er das Gesicht und fasste sich an seinen schmerzenden Hinterkopf.

Lan blieb stehen und wandte sich zu ihm um, um erneut nach der Wunde zu sehen. Es schien immer noch ziemlich zu bluten.

„Ich glaube es wäre doch besser, du würdest so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen. Bist du dir wirklich sicher, dass du das hier tun willst?“

Gregory hielt kurz inne, bis der Schmerz wieder nachließ und überlegte genau, bevor er antwortete.

„Na ja... Ich glaube es wäre besser ich würde zu Dr. Hikari gehen und erst einmal mit ihm reden. Ich glaube momentan wäre ich keine sonderlich große Hilfe im Kampf gegen diesen VoltMan...“

„Ist schon okay, du solltest lieber schnell etwas wegen deiner Verletzung tun. Mein Dad und Mr. Famous sind beide im Kontrollraum und versuchen das System wieder unter Kontrolle zu kriegen. Wenn mich nicht alles täuscht müsste dort auch irgendwo ein erste Hilfe Kasten sein, frag einfach mal Mr. Famous.“ Lan drehte sich wieder um und deutete auf den rechten Gang der T-Kreuzung, an der sie sich nun befanden. „Dort runter geht’s zum Kontrollraum. Ich werde in den Testraum gehen und den anderen helfen. Alles klar?“

Gregory nickte leicht und putzt das Blut von seinen Händen an seiner Hose ab.

„Vielen Dank. Wenn das hier alles vorbei ist müssen wir uns unbedingt mal unterhalten. Ich habe viele Fragen, die ich dir stellen möchte.“

„Kein Problem. Ich hab auch viele Fragen an dich, aber dazu kommen wir lieber später. Los, die Zeit drängt.“, hetzte Lan etwas und rannte dann auch schon los, den linken Gang runter und bog anschließend um die nächstgelegenste Ecke ab.

Gregory schaute ihm nach und wartete noch eine Weile, bis auch er sich in Bewegung setzte. Er konnte das alles noch immer nicht fassen. Er hatte wirklich Lan Hikari kennen gelernt! Doch leider war jetzt nicht der richtige Augenblick für so was... momentan musste auch er sich darauf konzentrieren, dafür zu sorgen, dass alles wieder unter Kontrolle kommen würde...
 

Lan flog beinahe durch die Gänge. So schnell wie jetzt rannte er selten. Doch das war auch bitter nötig. Als er endlich den Testraum erreichte und über den gitterartigen Boden zum Podest rüber lief, sahen Jim und Chaud kurz angespannt zu ihm rüber und konzentrierten sich dann blitzschnell wieder auf ihre PETs. Vorsichtig trat Lan näher, die Stufen hoch und nahm sein PET zur Hand.

„Hast du ihn etwa schon gefunden?“, fragte Chaud, ohne dabei den Blick vom Bildschirm seines PETs abzuwenden.

„Ja, er lag draußen im Feld und ist leicht verletzt. Er ist jetzt grade zu Dad und Mr. Famous auf den Weg und sollte gleich im Kontrollraum sein.“

Und kaum hatte Lan zum Fenster rübergesehen, durch dass man einen Blick in den Kontrollraum werfen konnte, wo er Mr. Famous und seinen Vater entdeckte, die wild am Kontrollpult arbeiteten, sah er auch schon, wie Gregory durch die Tür trat und vom etwas überraschten Dr. Hikari begrüßt wurde.

„Wie weit seid ihr beide?“

„Sieht nicht ganz gut aus... VoltMan hat bereits 85% runtergeladen und wir haben grade erst das erste Areal passiert und von einigen Viren gesäubert.“, erklärte Jim, der auch keine Sekunde lang von seinem PET wegsah.

„Wie viele Areale gibt es?“, fragte Lan, als er ebenfalls zum Podest trat und das Verbindungskabel herauszog.

„Es sind insgesamt drei. Im letzten sind die Armor und VoltMan. Beeil dich, wir können jetzt gut deine Hilfe gebrauchen.“, grummelte Chaud und warf schnell einen Recovery Chip in sein PET.

„Okay, keine Sorge. Jetzt wo ich da bin, wird das kein Problem mehr sein... Jack-In, MegaMan! Execute!“
 

Und schon hatte Lan seinen Navi eingeloggt, der sich innerhalb eines Wimpernschlags neben ProtoMan und GeyserMan im System des Kraftwerks materialisierte.

GeyserMan hatte grade einen Sparky-Virus mit Hilfe seines AquaBusters gelöscht, als er sich überrascht nach hinten drehte und plötzlich MegaMan vor sich stehen sah.

„Hey, MegaMan! Das wurde langsam auch Zeit... ich hab grade den letzten Virus gelöscht, die Barriere sollte sich jeden Moment öffnen.“

Und kaum hatte GeyserMan dies gesagt, verschwand eine violette Lichtbarriere, die zuvor den Weg zu einem kleinen Teleporter versperrt hatte.

Wie auch das letzte Areal, das MegaMan betreten hatte, bestand dieses hier aus vielen orangefarbenen Platten, die durch dünne Drähte und Kabel zusammengehalten waren. Der Himmel war vollkommen schwarz und ab und zu erleuchteten helle Blitze, gefolgt von lautem Donner. An den Rändern des Areals waren an vereinzelten Panels bunte Glühbirnen angebracht, die das gesamte Gebiet erleuchteten.

„Hi, GeyserMan.“, begrüßte MegaMan den Aqua-Navi. „Wie ich sehe funktioniert Jim’s Customization immer noch einwandfrei?“

„Yup, klaro. Die hohe Elektrizität in diesem Areal macht mir nicht das Geringste aus... allerdings, je weiter wir vordringen, desto größer wird die Spannung. Momentan ist noch alles im grünen Bereich, obwohl ich mich langsam ein wenig komisch fühle.“

„Dann hoffen wir mal, dass es auch noch weiterhin so gut funktionieren wird.“

Nun kam auch ProtoMan neben die beiden getreten.

„Seid ihr beiden jetzt fertig? Die Übertragung liegt jetzt bei 89%. Wenn das so weitergeht ist VoltMan längst über alle Berge, wenn wir das dritte Areal erreicht haben.“

„Oh, stimmt... dann lasst uns auch weiter!“

Und so trat einer nach dem anderen durch den Teleporter und wurde weiter ins nächste Areal transferiert.
 

Das zweite Gebiet im Schutzcomputer für die Elec Armor unterschied sich nicht wesentlich von den anderen. Es bestand aus einer großen, quadratischen Plattform, die gelb-orange war und von der vier kleine Pfade an jeder Ecke zu kleineren, runden Plattformen abzweigten.

Auf dreien dieser Nebenplattformen standen große, spiralförmige Antennen. Auf der letzten war ein weiterer Teleporter, welcher allerdings durch eine Energiebarriere geschützt war.

Nachdem der Warpvorgang beendet war, fanden sich die drei Navis in der Mitte der Hauptplattform wieder. Der Himmel über ihnen schien von jeder Menge, dunkelgrauer Wolken bedeckt zu sein, die lautlos immer wieder aufleuchteten, wie bei einem stummen Gewitter.

„Okay, was jetzt?“, fragte Lan, nachdem er sich über sein PET einen Überblick vom Areal verschafft hatte.

„Hmm... Seht ihr die drei Antennen, oder was auch immer das für Dinger sind? Ich schätze wir müssen sie aufladen, um die Energiebarriere am Teleporter verschwinden zu lassen...“, überlegte Chaud.

„Aufladen? Aber wie?“, stutzte Lan, doch direkt darauf ertönte Mr. Famous Stimme über die Lautsprecher.

„Ganz richtig! Ihr müsst die Generatoren aufladen, besser gesagt überladen. Dann sollte die Barriere verschwinden. Versucht es mit Elec Chips, das sollte klappen.“

„Na gut, wenn’s weiter nichts ist. Los, Mega!“

„Jeder übernimmt einen Generator, dann sollte das schnell erledigt sein.“, wies Jim die anderen an, doch im selben Moment erschienen einige Viren und umzingelten die drei Navis, bevor sie auch nur einen Schritt tätigen konnten.

„Wieso war mir das klar?“, seufzte MegaMan und nahm seine Kampfposition ein.

Auch ProtoMan und GeyserMan hielten sich für den Angriff bereit. Die drei waren von einem halben Dutzend seltsamer Viren umgeben, die wie große, schwebende Masken mit langen Hörnern aussahen.

„Gott sind die Teile hässlich... Das müssen Elegai-Viren sein.“, stellte ProtoMan mit leicht angewiderter Stimme fest.

Diese Viren waren auch wirklich alles andere als hübsch. Die Gesichter auf den Masken sahen bösartig und unheimlich aus und aus den schwarzen Augenhöhlen funkelten rote Blitze.

„Los, machen wir sie schnell fertig. Die Übertragung müsste jetzt bei 93% sein...“

„Also gut. MegaMan? Let’s rock!“

Und schon ging der Kampf los.

ProtoMan hob sein Schwert an und stürmte direkt auf den Elegai los, der ihm am nächsten war. Doch mit einer schnellen Bewegung, wich der gehörnte Virus nach hinten, so dass ProtoMan’s Schlag sein Ziel um Millimeter verfehlte. Ohne zu zögern startete der Virus auch gleich eine Gegenattacke. Er ließ Blitze um seine beiden Hörner flackern und schleuderte sie gleich weiter auf den roten Navi. Doch auch ProtoMan konnte dem Angriff durch einen schnellen Rückwärtssalto entkommen.

GeyserMan versuchte indes mit seinen Hochdruckwasserkanonen einen der Elegais über den Plattformrand zu schießen, doch der Virus stemmte sich mit aller Kraft gegen den Wasserstrahl und arbeitete sich langsam nach vorne vor.

MegaMan hingegen versuchte die Viren mit seinem Buster zu erwischen. Dies war auch kein allzu großes Problem, da sie nicht besonders schnell waren, zumindest nicht so schnell, wie die Flashlits. Aber dafür schienen normale Bustergeschosse keinerlei große Wirkung zu zeigen.

„Mist, wir brauchen etwas stärkeres... Vielleicht das hier! Skully, Slot-In!“

Einen Augenblick später hielt MegaMan auch schon einen Knochen in seinen Händen, welchen er direkt weiter auf einen Elegai warf. Der Maskenvirus bekam den knochigen Bumerang genau zwischen die Augen geschleudert und wurde sofort gelöscht.

„Super, jetzt nur noch die anderen!“, jubelte der blaue Navi und wandte sich zum nächsten Virus um.

Inzwischen hatte ProtoMan es geschafft einen anderen Elegais auszutricksen und war grade damit fertig geworden ihn in mehrere, gleichgroße Scheibchen zu hacken, als ein anderer Virus ein paar Blitze auf den roten Navi feuerte. Mit einer eleganten Seitwärtsrolle entkam ProtoMan jedoch auch diesem Angriff, richtete sich schnell wieder auf und hatte innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde einen weiteren Elegai mit einem gezielten Schwerthieb gelöscht.

„Tst, diese Schwächlinge sind meine Zeit kaum wert.“

Auch GeyserMan hatte es geschafft einen der Angreifer zu erledigen. Mit Hilfe eines Geysirs hatte er einen Elegai hoch in die Luft geschossen und als der Virus wieder hart auf der Plattform landete, löste er sich direkt in seine Datenbestandteile auf.

„Pass auf, GeyserMan! Hinter dir ist noch einer!!“

Jim’s Warnung kam grade noch rechtzeitig. GeyserMan konnte noch knapp einem Elektroblitz entkommen, den einer der beiden letzten Elegais von hinten auf ihn schießen wollte.

„Hey, na warte!“ Zornig hob der Aqua-Navi seine beiden Buster. „AquaNeedle!!“

Grade wollte der Virus zu einem weiteren Angriff ansetzen, doch ehe er sich versah wurde er von hunderten, kleiner Wassertropfen durchlöchert, die wie Pfeile auf ihn zuschossen. Somit war nur noch einer übrig...

MegaMan hielt Ausschau nach dem letzten Virus, konnte ihn allerdings bisher noch nicht ausmachen. Aber irgendwo hier musste er sein. Das Areal war sehr übersichtlich, verstecken konnte sich dieses Vieh also nicht. Nur wo war es dann?

„Über dir!!“, schrie Lan plötzlich los.

Doch bevor MegaMan seinen Blick nach oben richten konnte wurde er grob von jemandem zur Seite gestoßen. Kaum war der blaue Navi, nicht gerade sanft, auf dem Boden gelandet, schaute er reflexartig zu der Stelle rüber, wo er grade noch gestanden hatte. Sie war hell erleuchtet durch einen gigantischen Blitzschlag und noch immer schossen weitere Blitze aus den Hörner des Elegai’s auf die selbe Stelle. Doch dann erkannte MegaMan zu seinem Erschrecken, dass GeyserMan noch immer an der Stelle stand und von den Blitzen vollkommen elektrisiert wurde. GeyserMan musste ihn zur Seite gestoßen haben, wurde dann aber wohl selbst von dem Angriff erwischt!!

„GeyserMan!!“, brüllte MegaMan, doch noch bevor er richtig aufgestanden war hörten die Blitze wieder auf. ProtoMan hatte die Gelegenheit ergriffen, um dem letzten Virus mit einem kraftvollen Hieb den Gar auszumachen.

GeyserMan hingegen sah übelst zugerichtet aus. Stark rauchend kippte der Aqua-Navi leblos nach vorn und knallte mit einem lauten Scheppern auf den Boden. MegaMan lief sofort zu ihm rüber und auch ProtoMan trat schnell hinzu.

„GeyserMan! Ist alles okay? Bitte sag was!“

Doch egal wie sehr MegaMan seinen gefallenen Freund auch durchschüttelte, GeyserMan gab keine Antwort. Seine Augen waren völlig leer und er rührte sich kein Stück.

Lan blickte besorgt zu Jim rüber, welcher mit ernstem Blick auf sein PET starrte.

„Was ist los? Er ist doch nicht...?“, fragte Lan aufgeregt.

„Nein... sonst hätte er sich bereits aufgelöst. Aber seine Kraftanzeige liegt weit unter dem Normalbereich. In diesem Zustand wird er euch leider nicht mehr helfen können...“, seufzte Jim und loggte seinen Navi anschließend aus.

„Aber es wird ihm doch wieder gut gehen, oder??“

„Ja... wahrscheinlich... Ich... Oder... Nein, ihr müsst ohne mich weitermachen, tut mir leid.“

Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, oder auf Lan’s anschließende Fragen zu achten, rannte Jim schnell hinaus und verließ den Testraum.

„Aber... Jim...“, stammelte Lan, als er verwirrt zur Tür blickte, durch die Jim grade verschwunden war.

„Mach dir keine Sorgen um ihn, das wird schon wieder.“, wandte Chaud schnell ein und sah nervös auf sein PET.

„Aber GeyserMan-“

„GeyserMan wird es sicher schnell wieder gut gehen. Willst du etwa, dass er das Leben deines Navis umsonst gerettet hat? Wenn nicht, dann sollten wir uns jetzt beeilen, VoltMan kann jeden Augenblick fertig sein. Die Übertragung liegt jetzt bei 98%!!“

Lan hielt einen Moment inne, doch dann fasste er sich wieder. Chaud hatte Recht, jetzt musste als erstes VoltMan gestoppt werden!

„Ja, stimmt. MegaMan?“

„Yup?“, fragte der blaue Navi.

„Los, überlade diese verdammten Generatoren und dann nichts wie ab zu VoltMan! Wieder hat einer unserer Freunde sein Leben geopfert... erst MeteorMan, jetzt GeyserMan... Shadow wird dafür bezahlen, was er unseren Freunden angetan hat!“

„Genau, kicken wir diesem VoltMan in seinen elektrischen Arsch!“, stimmte MegaMan seinem Operator entschlossen zu und lief danach sofort zu einem der Generatoren rüber.

ProtoMan war inzwischen auch zu einem Generator gelaufen und verpasste ihm eine ordentliche Ladung Elektrizität mit Hilfe eines ElecBlades.

„Das hier sollte reichen, um das Ding zu überladen... ThunderBolt, Slot-In!!“

Kaum hatte Lan den Chip aktiviert, durchströmte MegaMan’s Körper eine ungeheure, elektrische Energie. Mit einem lauten Schrei, setzte der Navi die Kraft frei und unterzog den antennenartigen Generator einem starken Blitzhagel.

Unterdessen lief ProtoMan zum dritten Generator, um auch diesen zu überladen.

„Los, bringen wir’s endlich zu Ende! Hiyaaaaa!!!“

Nachdem auch der letzte Generator durch das ElecBlade überladen war, begann die gesamte Hauptplattform zu beben und die drei Generatoren leuchteten in blendend hellem Licht auf. Die Stromstöße, welche die beiden Navis ihnen verpasst hatten, waren sogar so stark gewesen, dass alle drei Antennen durchschmorten und in einer rauchenden Explosion untergingen. Kaum war dies geschehen verschwand auch die Barriere um den Teleporter.

„Das ist es! Auf zu VoltMan!“

Und schon rannten ProtoMan und MegaMan auf den neu freigelegten Teleporter zu, um ihn zu betreten.

Lan blickte noch einmal zu dem Fenster rüber, durch das er jetzt Gregory sehen konnte, welcher ihm zunickte und wohl gedanklich viel Glück wünschte. Auch Mr. Famous und Dr. Hikari hatten ihre Arbeit am Kontrollpult unterbrochen, um das Geschehen im Netzwerk über die Monitore zu verfolgen.

ProtoMan schaute noch ein letztes Mal zu MegaMan rüber, als beide Navis vor dem Teleporter zum Stehen kamen.

„100%... die Übertragung sollte beendet sein.“

„Aber so wie ich das verstanden hatte, muss er die Daten erst noch auf Takashi’s PET senden... Wir müssten noch Zeit haben.“, entgegnete MegaMan.

„Möglicherweise...“

Nachdem beide Navis sich vollkommen sicher waren, trat einer nach dem anderen durch den Teleporter. Sobald der Warpvorgang beendet sein würde, würden sich beide dem Navi gegenüberfinden, welcher versucht die Elec Armor zu stehlen. Ihrem, zumindest Takashi nach, bisher stärkstem Gegner...

Electric Circuit!

Als der Teleportvorgang beendet war, standen MegaMan und ProtoMan auf einer ziemlich großen, achteckigen Plattform. Sie war mit gelben und orangefarbenen Bodenplatten ausgelegt, die durch blaue und rötliche Kabel zusammengehalten waren.

Über den Köpfen der beiden Navis donnerte ein laut grollendes Gewitter.

In der Mitte der Plattform standen drei kleine Generatoren aus denen metallische Drähte herauslugten und alle auf ein und dem selben Punkt, in ihrer Mitte, gerichtet waren. Aus den Enden der Drähte sprühten orangeleuchtende Funken und tröpfelten wie Wasserpartikel auf den Boden. Genau dort musste sich noch vor wenigen Minuten die Elec Armor befunden haben! Lan erinnerte sich an das Bild dieser drei Generatoren, wie sie die Rüstung unter Strom gesetzt hatten, als er mit den anderen im Kontrollraum alles beobachtet hatte. Doch nun war die Rüstung nicht mehr da und von einem Navi, der sie hätte stehlen können, fehlte auch jede Spur.

MegaMan wandte seinen Blick in alle Richtungen. ProtoMan tat es ihm gleich, doch es war zwecklos. Nirgends war auch nur die geringste Spur von diesem VoltMan zu sehen.

„Sind wir etwa doch zu spät?“, fragte MegaMan unsicher.

„Das kann nicht sein! Er kann nicht so schnell verschwunden sein... er kann sich nicht einfach so ausgeloggt haben, solange sein Operator das PET nicht angeschlossen hat!“, fluchte Chaud wütend, doch dann wurde ihm leicht unwohl und er machte einen ziemlich nachdenklichen Gesichtsausdruck. „... es sei denn, dieser Takashi hat die PET-Verbindung an irgend einem Terminal hier im Kraftwerk wieder erneuert.“

„Also heißt das, er befindet sich noch immer irgendwo hier im Kraftwerk?“, fragte Lan verwirrt.

„Vermutlich, eine andere Erklärung hätte ich jedenfalls nicht parat.“

„Achtung!“, unterbrach plötzlich ProtoMan die beiden Jungs, als er seine Kampfposition einnahm und MegaMan verdutzt neben ihm stehen blieb, ohne sich zu rühren.

Überrascht blickten beide Operator zurück auf ihre PETs.

Neben den drei kleinen Generatoren zuckte mit einem Male ein grünlicher Blitz auf und im selben Moment materialisierte sich genau an der selben Stelle ein Navi.

Auch MegaMan nahm eine Kampfhaltung ein und streckte dem Unbekannten seinen Buster entgegen.

Der Navi, der sich vor MegaMan und ProtoMan eingeloggt hatte sah beinahe selbst so aus, wie ein wandelnder Stromgenerator. Seine Rüstung war größtenteils violett. Auf der Panzerung seiner beiden Buster, aus denen antennenförmige Spitzen herausguckten, sowie auf den Rüstungsteilen, die seine Beine schützten, waren kleine, gelbe Blitze zu sehen. Er hatte dunkelgelbe Schulterpanzerungen und auf seinem Rücken waren drei Antennen befestigt, deren Spitzen sich immer wieder blaue Blitze zuschleuderten. Durch einen winzigen, rechteckigen Schlitz, konnte man die beiden bösartigen Augen des Navis erblicken, die MegaMan funkelnd ansahen.

Das Sonderbarste jedoch an diesem Navi, war die Tatsache, dass sein Oberkörper vom Unterkörper getrennt, in der Luft zu schweben schien, nur durch einige dünne Kabel miteinander verbunden. Zwischen Ober- und Unterkörper summten und leuchteten immer wieder helle Blitze auf. Er wirkte insgesamt ziemlich unheimlich...

„Wer bist du?“, war gleich das erste, was aus MegaMan herausschoss, als er den Navi gründlichst gemustert hatte.

„V-VoltMan. I-Ich bin hier, um e-euch zu löschen!!“, antwortete der violette Navi mit einer zitternden, jedoch tiefen, bösartigen Stimme.

„Dann hast du die Rüstung gestohlen? Wo ist sie jetzt? Und wo steckt dein Operator?!“, belagerte nun auch Lan den Navi mit einigen Fragen.

„A-Als wenn ich euch d-das sagen würde. M-Mein Operator befindet sich lä-längst in Sicherheit und er hat d-die Rüstung mitge-genommen!“

„Und warum bist du dann zurückgekommen? Nur, um gegen uns zu kämpfen?“, grummelte Chaud, der nun leicht verärgert war.

„G-genau! I-Ich lass eure Navis hier nicht m-mehr raus, bis sie ge-gelöscht worden sind! Hahaha-haha-haha!!“, lachte VoltMan und wedelte dabei mit seinen Armen leicht hin und her.

„Verdammt, das hier ist Zeitverschwendung! Takashi muss hier noch irgendwo sein, er darf nicht entkommen. Lan?“

Lan guckte fragend zu Chaud rüber, als er merkte, dass dieser das Verbindungskabel seines PETs herausziehen wollte.

„Du wirst sicher allein mit ihm fertig, ich schnapp mir Takashi...“

Doch in dem Moment, als Chaud den Stecker des Kabels ziehen wollte, bekam er ordentlich einen gewischt und zog schnell vor Schreck die Hand zurück.

„Ha-ha!! Ich sagte doch, eu-eure Navis kommen hier n-nicht mehr lebend raus. Vers-sucht gar nicht erst sie auszu-zuloggen. E-Es ist sinnlos.“

Lan kontrollierte schnell den Anschluss seines PETs und anschließend die Statusanzeigen. Er wusste zwar nicht wie, aber irgendwie hatte VoltMan es geschafft die Jacks zu blockieren. Selbst wenn die Kabel, die nun unter hoher Spannung standen, entfernt werden würden, würde MegaMan nicht ausgeloggt werden und das Selbe galt wohl auch für ProtoMan.

„Der Mistkerl hat uns gefangen!“, stellte Lan schließlich wütend fest.

„I-Ich darf leider nicht zulassen, d-dass Meister Takashi au-aufgehalten wird. Ihr s-seht? Es ist völlig sinnlos! Meister Takashi w-wird die Rüstung a-an Meister Sh-Shadow weiterreichen und i-ich werde endlich eu-euch Störenfriede aus dem W-Weg schaffen!“

Erneut brach VoltMan in lautem Lachen aus, wobei ein wahrer Funkenregen aus den Antennen auf seinem Rücken geschossen kam.

„Verflixt! Dieser Navi soll nur Zeit schinden, damit Takashi entkommen kann. Er kann die Insel nur mit einem Boot verlassen und damit wir ihn nicht aufhalten können, hat er uns hier gefangen!“, grollte Chaud und ballte seine Faust. „Das heißt wir müssen VoltMan schnell erledigen, wenn wir Takashi fassen wollen...“

„Keine Sorge! Lasst euch mit VoltMan Zeit. Wir werden uns um Takashi kümmern.“, erklang nun Mr. Famous Stimme über die Lautsprecher. „Wir und die restlichen Officials werden den Hafen nach ihm absuchen. Er kann nicht so einfach von dieser kleinen Insel entkommen.“

Und kaum hatte Mr. Famous zu Ende gesprochen, sah Lan durch das Fenster zum Kontrollraum, wie er, Dr. Hikari und Gregory schon losrannten.

VoltMan gab nur ein weiteres, ziemlich zufriedenes Lachen von sich.

„K-Können wir dann a-anfangen?“

„Also gut, wie du willst. Machen wir ihn fertig, oder Chaud?“, fragte Lan entschlossen, als er alles für den Kampf vorbereitete.

„Ja, zeigen wir’s ihm... ProtoMan?“

„Bin bereit, Chaud!“, antwortete der rote Navi und hielt sein Schwert bereit.

„MegaMan! Battle routine, set!”

„Execute!”
 

Gerade als der blaue Navi bestätigt hatte, startete VoltMan auch schon seinen ersten Angriff und der Kampf konnte beginnen. Die beiden Antennen an den Bustern des elektrischen Navis begannen surrend Funken zu sprühen und nach einigen kleinen Blitzen erschien ein bläulicher Energiestrahl zwischen ihnen, den VoltMan wie ein Band immer weiter auseinander zog.

„L-Lightning!!“

MegaMan musste die Augen feste zusammenkneifen, um von dem anschließend hell aufleuchtenden, weißen Licht nicht geblendet zu werden. ProtoMan dagegen hatte durch sein verdunkeltes Visier keine Probleme mit dieser enormen Helligkeit. Doch ehe er selbst zum Angriff ansetzen konnte, wurde er von der Stimme seines Operators unterbrochen.

„Vorsicht ihr zwei, direkt über euch!!“, begann Chaud plötzlich laut zu schreien.

Einige Meter über den beiden Navis hatten sich ein paar dichte, schwarze Wolken materialisiert, die bedrohlich flackerten. Doch als MegaMan und ProtoMan zu ihnen aufgesehen hatten, war es bereits zu spät, um noch irgend etwas unternehmen zu können. In einem irren Tempo schossen ein Dutzend hellvioletter Blitze aus den Wolken heraus und schlugen donnergrollend auf den Boden, um die beiden Navis herum, auf.

ProtoMan und MegaMan versuchten in ihrer Panik verzweifelt auszuweichen, doch dies war nahezu unmöglich. Einer der Blitze schlug direkt neben MegaMan ein und die elektrische Energie, die beim Aufprall freigesetzt wurde, war so gewaltig, dass der blaue Navi von dem Druck des Aufschlags im hohen Bogen ein ganzes Stück weit durch die Luft geschossen wurde, um sehr hart neben den drei kleinen Generatoren zu landen.

ProtoMan dagegen schaffte es mit einiger Mühe von keinem der Blitze erwischt zu werden. Mit einigen schnellen, gezielten Sprüngen konnte er dem Angriff einigermaßen geschickt ausweichen. Dennoch kostete ihn das ganze ziemlich viel Kraft. So schnell musste er sich nur selten bewegen...

„N-nicht schlecht.“, sprach VoltMan anerkennend, als ProtoMan sich ihm mit erhobenem Schwert gegenüberstellte, wenn auch etwas außer Atem.

MegaMan hingegen lag , im wahrsten Sinne des Wortes, ziemlich schockiert am Boden und zitterte ein klein wenig, als die restlichen elektrischen Energien sich aus seinem Körper entluden.

„MegaMan?? Alles okay?“, fragte Lan besorgt, als sein Navi aufhörte zu zucken und vorsichtig versuchte sich wieder aufzusetzen.

„J-ja... a-alles okay...“, stotterte MegaMan und drückte seine Hände an seinen Kopf, der ziemlich zu schmerzen schien.

ProtoMan wandte sich kurz zu seinem Mitstreiter um und überlegte, ob er ihm zur Hilfe eilen sollte, doch in diesem Moment startete VoltMan bereits einen weiteren Angriff.

„Ha-hahaha!! D-Du b-bist ziemlich gut, aber ha-hast du auch das Zeug d-dazu, m-meiner nächsten Attacke z-zu entgehen?“

VoltMan hob einen seiner elektrisch geladenen Buster und richtete die Antenne, die daraus hervorguckte, direkt auf ProtoMan. Der rote Navi schaute seinen Gegner skeptisch an und machte sich auf alles gefasst. Aber bevor ProtoMan auch nur zu einem Wimpernschlag ansetzen konnte, durchfuhr seinen Körper ein heftiger Stromschlag.

„Sp-SparkWave!!!“

Die Arme und Beine des roten Navis begannen wild hin und her zu zucken, als tausende von Funken überall aus dem Boden unter ihm hervorgeschossen kamen und er mit einem gewaltigen Schlag weit hoch in die Luft katapultiert wurde und direkt neben MegaMan auf dem Boden landete.

„Unglaublich...“, stutzte Chaud fassungslos. „Das ist unmöglich!!“

Ein kurzer Blick auf ProtoMan’s Energieanzeige ließ Chaud den Atem stocken. Bereits ProtoMan’s halbe Energiereserven waren durch diesen einen Angriff zunichte gemacht worden!

„I-Ich hab ja gesagt.... l-lebend kommen eure Navis h-hier nicht mehr raus! Hahahaha-hahaha!!“, brach VoltMan in abgehaktem, lautem Gelächter aus.

„Verdammt, er ist bei weitem viel stärker, als ich erwartet hatte.“, gab Lan zähneknirschend zu. „Das wird ein harter Kampf...“ Schnell griff er nach einem Chip aus seiner Tasche und rammte ihn in den Slot seines PETs. „Recovery, Slot-In!”

Chaud tat es Lan gleich und lud ebenfalls einen Recovery Chip runter, so dass beide Navis im Nu wieder einigermaßen auf dem Damm waren.

„Ihr w-wollt also weitermachen?“, fragte VoltMan überrascht, als beide Navis sich ihm erneut entgegenstellten.

„Ja und keine Sorge... noch mal wird uns so etwas nicht passieren!“, grummelte ProtoMan und hielt sein Schwert schon wieder bereit.

VoltMan starrte ihn nur wortlos an und zuckte leicht, als ein paar kräftige Blitze durch die Antennen auf seinem Rücken schossen.

„Er ist ein Elec-Navi... wir müssen voll und ganz auf Pflanzen Chips setzen. Das ist unsere einzige Chance ihn zu besiegen... er ist wirklich extrem stark... Aber das bedeutet nicht, dass er unbesiegbar ist! Alles klar?“, sprach Chaud und blickte kurz zu Lan rüber, welcher ihm entschlossen zunickte.

„Na g-gut, ihr Dummköpfe. W-Wenn ihr es u-unbedingt so wollt...“

MegaMan und ProtoMan machten sich wieder bereit. Noch einmal würde dieser wandelnde Generator sie nicht so krass erwischen!

„Okay, los geht’s!“, brüllte ProtoMan und gab somit das Signal zum Angriff.

Beide Navis rannten direkt auf ihren Gegner zu. Interessiert beobachtete VoltMan, wie sie jeweils verschiedene Richtungen einschlugen und in einem großen Bogen, um ihn herumrannten.

MegaMan aktivierte seinen Buster und gab ein paar schnelle Energiegeschosse ab, während ProtoMan mit einem kräftigen Satz auf VoltMan zugesprungen kam.

Der Elec-Navi zeigte sich davon allerdings nicht sonderlich beeindruckt, trat einige schnelle Schritte zurück, so dass die Bustergeschosse an ihm vorbeizischten und wandte sich dann blitzschnell ProtoMan zu.

„Jetzt! Hyaaa!!“, schrie der rote Navi, als er weit mit seinem Schwert ausholte, um VoltMan einen ordentlichen Hieb damit zu verpassen. Doch der violette Navi erzeugte mit einem seiner Buster eine Art Peitsche aus Elektrizität, schleuderte sie seinem Gegner entgegen, wickelte sie so um ProtoMan’s Schwert, zog kräftig daran und ließ ProtoMan in einem großen Bogen durch die Luft sausen und schließlich gegen MegaMan prallen.

Lan klappte die Kinnlade runter und auch Chaud brachte nur ein leises Stöhnen hervor. Das Ganze war so schnell geschehen, dass sie beinahe gar nichts mitbekommen hatten.

„Sinnlos!“, lachte VoltMan, als er die beiden Navis aufeinanderliegen sah.

„Das wollen wir doch erst mal sehen.“, grummelte Lan, als er einen weiteren Chip aus seiner Tasche zog und diesen im PET-Slot einrasten ließ.

„Los MegaMan, steh auf und dann zeig’s ihm! Lance, Slot-In!”

Nachdem MegaMan sich unter ProtoMan’s Gewicht befreien und aufstehen konnte, drehte er sich auch direkt VoltMan zu.

„Also gut... Lance!!“, brüllte der blaue Navi, als er seinen rechten Arm mit Schwung über seinen Kopf führte.

VoltMan überlegte einen Ausweichversuch zu unternehmen, doch es war schon zu spät.

Blitzschnell schoss ein Bündel, straffer Bambusstäbe aus dem Boden unter dem violetten Navi und spießte ihn beinahe auf.

„Gute Arbeit Lan, prima!“, lobte Chaud Lan, als er sah, wie VoltMan sich verärgert versuchte aus den Bambusstäben zu befreien, in denen er nun gefangen war. „ProtoMan, schnell!! DoubleCross, Slot-In!“

Ohne zu zögern rannte der rote Navi auch schon los, bevor VoltMan sich wieder befreien konnte. Er aktivierte im Lauf noch ein zweites Schwert an seinem freien Arm, hielt sie über Kreuz und zischte plötzlich pfeilschnell auf den Elec-Navi zu.

Eine grollende, neongrüne Explosion hallte durch das Areal. MegaMan wandte seinen Kopf ab, um nicht geblendet zu werden.

„Was zur Hölle war das?“, fragte Lan erschrocken, doch Chaud gab ihm keine Antwort, sondern starrte nur zufrieden lächelnd auf sein PET.

MegaMan guckte sofort, was vorgefallen war, nachdem das helle Licht verschwunden war.

VoltMan und ProtoMan standen sich mit den Köpfen ziemlich nah beieinander, gegenüber.

VoltMan hatte sich im letzten Moment doch noch befreien können und ein ElecBlade aktiviert, welches er nun mit aller Kraft gegen ProtoMan’s gekreuzte Klingen presste.

„Hehe... Sehr gut. A-Aber nicht gut genug!“, sprach der violette Navi gelassen und entfachte im nächsten Moment einen bläulichen Energieschock, welcher ProtoMan mit enormer Kraft nach hinten drückte. Der rote Navi konnte sich jedoch auf den Beinen halten und rutschte nur auf den Füßen mehrere Meter zurück, bis er sich direkt neben MegaMan wiederfand.

„Nette Aktion.“, sprach der blaue Navi, ohne dabei seinen Gegner aus den Augen zu lassen.

„Ich glaube das funktioniert so nicht, Chaud.“, seufzte ProtoMan. „Er ist bei weitem stärker als unsere letzten Gegner. Sogar noch um einiges stärker, als dieser ChainMan!“

„ProtoMan hat Recht!“, stimmte Lan nachdenklich zu. „Wir müssen uns etwas einfallen lassen. Ich glaube selbst mit Wood Chips werden wir hier nicht sehr weit kommen.“

„Und was sollen wir dann deiner Meinung nach tun?“, fragte Chaud etwas gereizt.

„Ich denke ich weiß da etwas... mit diesem Chip hier können wir ihn vielleicht vorerst außer Gefecht setzen!“ Schnell zog Lan besagten Chip aus seiner Tasche und steckte ihn ins PET. „PlantBomb, Slot-In!!”

Kaum hatte Lan den Chip runtergeladen wuchsen auch schon einige grüne Blätter aus dem Boden, die eine schützende Hülle um eine violette Blüte bildeten.

VoltMan beobachtete die seltsame Pflanze aufmerksam, während sie allmählich immer größer wurde. ProtoMan und MegaMan hingegen brachten sich schnell einige Meter weiter nach hinten in Sicherheit.

„Damit b-braucht ihr mir nicht k-kommen!“, sprach der elektrische Navi, hob einen seiner Buster an und ließ einen Blitz aus dem Himmel herabfahren, welcher direkt in die Blüte der PlantBomb einschlug und die schnellwachsende Pflanze augenblicklich neutralisierte.

„W-was??“, keuchte Lan ungläubig.

„I-Ich habe all eure K-Kampfdaten von den Net-Games stu-studiert u-und weiß über alles b-bestens bescheid. A-Auch über diese PlantBomb.“

„Verdammt!“, fluchte Lan und trat feste gegen den metallischen Podest.

„J-Jetzt bin ich dann wohl w-wieder an der R-Reihe.“

ProtoMan und MegaMan sahen misstrauisch mit an, wie VoltMan’s schwebender Oberkörper sich vorsichtig nach vorn beugte. Er streckte seine Arme aus und richtete die Busterantennen direkt auf den Boden. Zwischen seinem Ober- und Unterkörper flackerten einige blaue Blitze auf.

„B-Bereit?“, fragte der Elec-Navi noch einmal, bevor er gewaltige Mengen Elektrizität über seine Buster gen Boden schießen ließ. „G-GroundSpark!!“

„Was...? ProtoMan, pass auf!!!”

Doch auch die Warnung seines Operators konnte ProtoMan nicht mehr davor bewahren von dem starken Stromfluss erwischt zu werden, der sich über den Boden ausweitete. Einige hundertmillionen Volt schossen durch den digitalen Körper des roten Navis und ließen ihn wild und unkontrolliert zappeln und zucken.

Lan reagierte jedoch noch schnell genug und konnte noch rechtzeitig einen Chip runterladen, bevor auch sein Navi von der Elektrizität erwischt wurde. Dank eines HolyPanel Chips hatte sich unter MegaMan’s Füßen ein weißes, leuchtendes, geheiligtes Panel materialisiert, was einen Großteil der elektrischen Kräfte absorbieren konnte, so dass der blaue Navi nur leichte Stromstöße zu spüren bekam.

VoltMan ließ einige Blitze aus der Wolkendecke über dem Areal in die Antennen auf seinem Rücken schlagen, um noch einmal die Kraft seines Angriffs zu verstärken.

Chaud wusste nicht mehr was er tun sollte. MegaMan war auf dem HolyPanel relativ sicher, aber für ProtoMan sah es mehr als schlecht aus. Seine Energieanzeige senkte sich immer schneller und fiel bereits in den kritischen Bereich. Hätte er doch auch nur so schnell einen Chip parat gehabt, wie Lan!

„Hahahahaha-hahaha!! Ihr F-Flaschen habt ja g-gar nichts drauf. Es i-ist genau, wie M-Meister Takashi gesagt hat. I-Ihr seid nichts w-weiter als drittklassige N-Net-Battler!“

In Chaud stieg eine gewaltige Ladung Wut an, die er nur schwer unterdrücken konnte.

„Zuerst e-erledige i-ich diesen r-roten Wicht! Hyaaaaaaaaaa!!!“

Ein weiteres Mal schlugen Blitze in die Antennen auf VoltMan’s Rücken, dessen Energie er auch gleich über den Boden weiterleitete, um ProtoMan den Gnadenstoß zu versetzen.

Chaud konnte nur fassungslos zusehen. Er musste schnell die PET-Verbindung trennen!! Doch dann hielt er zitternd und mit weit aufgerissenen Augen inne. Was hatte VoltMan gesagt? Die Jack-In Ports waren blockiert! Chaud konnte seinen Navi also gar nicht ausloggen... Weitere Stromstöße versetzten den roten Navi in abgehakte Bewegungen.

„Es reicht! Boomer, Slot-In!!”, griff nun Lan schnell ein, um seinem Freund zur Hilfe zu eilen.

Kaum war der Metallbumerang in MegaMan’s Händen erschienen, schleuderte er ihn auch schon gleich auf den Elec-Navi. Im letzten Moment konnte sich VoltMan nach hinten werfen, um nicht von der messerscharfen Klinge erwischt zu werden. Laut lachend stoppte er seinen Angriff und stand wieder auf.

ProtoMan lag rauchend am Boden und rührte sich kein Stück mehr. Es hatte ihn ziemlich übel erwischt. Seine Energiereserven waren so weit ausgelöscht, dass es ziemlich lange gedauert hätte, ihn erneut für einen Kampf aufzurüsten.

Nachdem der Fluss der Elektrizität zu Ende war, konnte auch MegaMan sich wieder vom HolyPanel bewegen. Der blaue Navi blieb aber vorerst noch auf ihm stehen, nur um sicher zu gehen.

„W-Wirklich lächerlich! U-Und ihr sollt d-die anderen be-besiegt haben?“

Chaud ließ sich vorsichtig auf den Boden nieder, wo er wortlos sein PET begutachtete.

Lan überlegte, ob er etwas sagen sollte, doch ihm fiel nichts Gutes ein und so schwieg er lieber.

„Unglaublich... gleich zweimal an einem Tag besiegt...“, seufzte Chaud schließlich. „Erst von dir und nun von diesem Navi hier. Ich bin wohl wirklich nicht so stark, wie ich immer geglaubt habe.“ Etwas verzweifelnd lächelnd betrachtete Chaud die Statusanzeigen seines Navis. ProtoMan war noch grade so davongekommen. „Lan?“

„Ja?“, fragte Lan etwas unsicher.

„Mach ihn fertig!“

„Was?“

„Du sollst ihn fertig machen, hörst du?“, sprach Chaud mit fester Entschlossenheit und schaute Lan direkt in die Augen. „Ich habe schon wieder versagt... Ich habe kein Problem damit, dass du mich im Kampf besiegt hast. Aber ich werde es nicht dulden, wenn auch du gegen diesen VoltMan verlierst, ist das klar? Ich habe meine Niederlage gegen dich akzeptiert, weil ich Respekt vor deinen Fähigkeiten als Net-Battler habe. Aber solltest du es wagen jetzt zu verlieren werde ich dir das niemals verzeihen, hast du das verstanden?“

„Chaud...“

„Hast du verstanden?“, fragte Chaud noch einmal mit deutlichem Nachdruck in der Stimme.

„Ja... Keine Sorge, du kannst dich auf mich verlassen! Er wird dafür büßen, was er ProtoMan angetan hat, das schwöre ich!“

„Gut... also, enttäusch mich nicht.“

Lan nickte Chaud noch ein letztes Mal entschlossen zu und wandte sich dann wieder dem Geschehen im Netzwerk zu.

VoltMan stand reglos dar und zitterte unter seinen eigenen Kräften. MegaMan hatte sich inzwischen keinen Millimeter vom HolyPanel wegbewegt.

„D-Du gibst also n-noch immer nicht a-auf? Obwohl d-dein Freund bereits v-vollkommen am Ende ist?“, fragte VoltMan und blickte spöttisch zum regungslosen ProtoMan rüber.

„Nein, ich gebe niemals auf! Jetzt werden wir dir zeigen, wozu wir wirklich in der Lage sind! MegaMan?“

„Ja?“, fragte der blaue Navi, dem ein klein wenig mulmig war.

„Ich denke es ist endlich an der Zeit zu testen, was Joshua’s BeetleSoul so drauf hat, oder?“

Schlagartig verschwand sämtliche Unsicherheit in MegaMan und er fasste neuen Mut.

„Die BeetleSoul wird dich mit dem Pflanzenelement ausstatten. Damit sollten wir einen Vorteil bekommen... zumindest hoffe ich das...“, murmelte Lan, der nur beten konnte, dass es wirklich funktionieren würde. Vorsichtig zog er den entsprechenden Chip aus seiner Hosentasche, den er von Mayl bekommen hatte.

„BeetleSoul h-hin oder h-her, ich mach e-euch trotzdem platt! D-Dann erledige i-ich erst d-dich u-und nehme mich h-hinterher deinem F-Freund an.“, lachte VoltMan, der keinerlei Anstalten versuchte Lan an seinem Vorhaben zu hindern.

„Na gut... Also los geht’s! Aktiviere Soul-Unison! BeetleSoul!!“, brüllte Lan schließlich, als er den Chip in sein PET rammte und somit die Soul-Unison einleitete.

Innerhalb weniger Sekunden wurde MegaMan’s gesamter Körper von einem gleißenden, hellgrünen Licht umhüllt. VoltMan kniff leicht die Augen zusammen, da es selbst ihn zu blenden schien, wo seine Augen gar nicht so lichtempfindlich waren.

Auch Chaud richtete sich wieder auf und trat neben Lan, um die Verwandlung MegaMan’s auch miterleben zu können.

Bei genauem Hinschauen konnte man sehen, wie sich die schmalen Konturen des blauen Navis langsam zu verändern schienen. Sein Helm zog sich nach hinten hin immer länger und spitzer zusammen, während aus der Stirn ein kleines Horn wuchs.

„W-Was zum...?“, stotterte VoltMan, als sein Körper nun nicht mehr allein durch seine eigene Kraft, sondern auch durch die ansteigende von MegaMan, ins Zittern geriet.

Allmählich verschwand der helle Lichtkegel um MegaMan wieder und man konnte nun genau erkennen, wie er sich verändert hatte. Auf seinem Rücken befanden sich nun kleine, gepanzerte Flügel, die schnell summend um sich schlugen. Die Rüstung des ehemals blauen Navis hatte sich weiß-grünlich gefärbt und er trug nun eine etwas stärkere Brustpanzerung. Sein Helm sah nun beinahe so aus wie der von BeetleMan.

„Unglaublich...“, stöhnte Chaud beeindruckt.

„Jetzt sollte das ein Kinderspiel werden, oder Mega?“

MegaMan ließ mit seiner Antwort jedoch warten. Fasziniert betrachtete er seinen veränderten Körper und spürte die neuen Kräfte mit denen er nun ausgestattet war.

„MegaMan?“, fragte Lan erneut.

„Yeah!! Stampfen wir den Typen in den Boden!“, antwortete MegaMan dann doch endlich.

Ein erleichtertes Lächeln huschte über Lan’s Lippen.

„W-Wie bereits ge-gesagt... es w-wird euch nichts bringen! W-Weiter geht’s!!“, rief VoltMan und streckte seine Busterarme hoch in die Luft.

„Dann gucken wir mal, was diese Soul so schönes kann.“, sprach MegaMan und stürzte direkt auf seinen Gegner zu.

„K-Komm nur her! L-Lightning!!“

Wieder erzeugte VoltMan zwischen seinen Bustern einen elektrischen Energiestrahl. Eine ganze Reihe dunkler Wolken tauchte plötzlich aus dem Nichts auf und materialisierte sich direkt über MegaMan. Mit lautem Grollen schossen mehrere Blitze aus ihnen hervor und versuchten den grünlichen Navi zu erwischen, der jedoch mit einem leichten Satz in die Luft sprang, die käferähnlichen Flügel auf seinem Rücken ausbreitete und geschickt und mit hoher Geschwindigkeit an sämtlichen Blitzgeschossen vorbei, weiter direkt auf VoltMan zuflog.

„W-Was? D-Das ist n-nicht wahr!!“, riss der elektrische Navi überrascht die Augen auf.

MegaMan hatte sich ohne Probleme bis zu VoltMan vorgearbeitet und verpasste ihm einen kräftigen Faustschlag, der den Elec-Navi nach hinten warf.

Chaud guckte fassungslos auf Lan’s PET. War das wirklich allein durch die Soul-Unsion möglich geworden??

„Super, Mega!“, jubelte Lan.

Vorsichtig landete MegaMan wieder auf seinen Füßen und beobachtete, wie VoltMan, der nun ziemlich überrascht war, sich wieder aufrichtete.

„Was hattest du grade gesagt? Es wird uns nichts bringen? Ich denke durch diese Soul-Unison hat sich das Blatt jetzt ziemlich gewendet, was?“

„S-Sei nur n-nicht zu hochmütig, k-kleiner Knirps. Noch ist es nicht vorbei!!“ Mit einer schnellen Bewegung holte VoltMan kräftig Schwung und stach die Antennen seiner Buster nach vorn und richtete sie auf sein Gegenüber. „S-SparkWave!!“

„So nicht!“, wandte Lan schnell ein, als er einen weiteren Chip aus seiner Tasche zog. „Barrier, Slot-In!!“

Und einen Moment später war MegaMan auch schon von einem bläulichen Energieschild geschützt, welcher die Elektrizität vorerst abwehren konnte.

„D-Du schindest nur Zeit! Sob-bald der Sch-Schild sich wieder aufgelöst ha-hat, ist es aus mit d-deinem Navi!“

„Das glaube ich nicht! BeetleCannon!!“

MegaMan aktivierte seinen Buster und feuerte mit einem Male hunderte kleine, käferähnliche Projektile auf seinen Gegner. Erschrocken trat VoltMan einige Schritte zurück und unterbrach dabei seinen Angriff, doch um den Geschossen zu entkommen, war es bereits zu spät. Sie schlugen mit enormer Wucht auf den violetten Körper des Navis auf und zerplatzten zu einer bernsteinfarbenen, klebrigen Masse.

„Wuäh... Was i-ist das??“, fragte VoltMan angewidert, als er versuchte seine Buster wieder auseinanderzubekommen, welche durch die seltsame Substanz zusammengeklebt waren.

„Okay, gut! Jetzt gleich hinterher... BeetleDash!“, wies Lan seinen Navi an und dieser gehorchte sofort.

Wieder erhob sich MegaMan in die Luft und schoss mit hoher Geschwindigkeit auf VoltMan zu, um ihn mit aller Kraft zu rammen. Der Elec-Navi hatte keine Chance und wurde weit nach hinten, in die Nähe des Plattformrandes katapultiert.

„Yeah! Und nun verpass ihm den Gnadenstoß!“

„Alles klar.“, nickte MegaMan entschlossen und bereitete den letzten Angriff vor, während VoltMan sich wankend versuchte wieder auf die Beine zu bringen.

„Oh nein, d-das könnte euch s-so passen... W-Wenn ich draufgehe... w-werde ich d-dich ein für alle Mal mitnehmen...“, ächzte VoltMan und konnte sich grade so auf den Beinen halten.

„I-Ihr werdet n-nie wieder ein Problem... f-für uns darstellen... M-Meister Takashi... ... ... D-Dunkelheit... für die Ewigkeit!!!“

„Was ist jetzt los?“, fragte Lan unsicher, als VoltMan seine Arme weit auseinander schlug und jede Menge Blitze aus der Luft schossen und in die Antennen auf seinem Rücken einschlugen.

„Keine Ahnung...“, antwortete MegaMan verwirrt, der sich nun langsam rückwärts bewegte.

„ELECTRIC CIRCUIT!!!!“, schrie VoltMan plötzlich mit aller Kraft, so dass seine Worte noch lange durch das gesamte Areal hallten.

Unmengen an laut donnernden, blauen Blitzen schlugen mit einem Male in die große, achteckige Plattform ein und feuerten sogar teilweise Löcher durch sie hindurch. Ein wahrer Sturmregen aus Blitzen prasselte nun über die Plattform, deren Boden sich allmählich immer intensiver elektrisierte. MegaMan versuchte sich von der Stelle zu bewegen, doch seine Füße waren wie am Boden festgewachsen.

„MegaMan, was tust du? Hau da ab!“, befahl Lan, doch sein Navi konnte nichts unternehmen.

„Er verwendet die Energie aus dem Kraftwerk!“, ging Chaud plötzlich ein Licht auf. „Er ist nur so stark, weil er seine Energien mit der Elektrizität des Kraftwerks aufladen kann, darum wirkt es, als würde er keine Kraft verbrauchen, wenn er angreift!“

„Und das heißt...?“, fragte Lan ungeduldig.

„Wenn wir das Kraftwerk abschalten, hat er auch keine Energie mehr, der er sich bedienen kann!“

„Und wie sollen wir das anstellen? Außerdem ist nicht mehr genug Zeit. Unsere Navis können sich nicht ausloggen und werden jede Sekunde gegrillt, wenn VoltMan so weitermacht. Er überlädt das gesamte System!!“

Verzweifelt blickte Chaud zurück auf sein PET. ProtoMan lag noch immer da und konnte sich nicht bewegen. Und ausloggen konnte er ihn auch nicht... war es etwa wirklich vorbei?

Ein weiterer, viel kraftvollerer Blitz schlug in die Plattform ein und zwar direkt in ihre Mitte, so dass sie beinahe entzwei getrennt wurde.

„Verdammt, was sollen wir tun?? Unsere Navis werden zusammen mit dem Testareal hochgehen, wenn wir nicht...“

Lan konnte das nicht glauben. MegaMan und ProtoMan wurden weiteren Mengen Elektrizität ausgesetzt und sie konnten nicht ausgeloggt werden. VoltMan schien alles an Kraft, was er noch übrig hatte freizusetzen, um die gesamte Plattform, sich selbst und somit auch seine Widersacher zu löschen.

Doch auf einmal, fast unbemerkt, trat eine vertraute Person neben Lan und schloss hektisch ihr PET am Terminal an. Lan konnte es erst nicht glauben, doch schlagartig machte sich enorme Erleichterung in ihm breit, allerdings auch Unglauben und Besorgnis, als er verstand, was da grade eigentlich vor sich ging.

„Nein Jim, du darfst nicht-“, doch es war bereits zu spät.

Jim hatte sein PET angeschlossen und einen Moment später erschien GeyserMan im Netzwerk, immer noch völlig geschwächt und kaum fähig sich aufrecht zu halten.

Chaud sah Jim überrascht und fragend an, doch Jim gab kein einziges Wort von sich.

Ein lautes Heulen durchdrang den Testraum, als sich die Alarmanlage aktivierte, um den Zusammensturz des Systems anzukündigen. Jeden Moment würde das Testareal auseinander fliegen und womöglich sogar der Testraum in der realen Welt!

„W-Was will d-der d-denn h-hier??“, fragte VoltMan verdutzt, als er merkte, wie sich GeyserMan von hinten auf ihn stürzte und sich fest um den elektrischen Navi klammerte.

„GeyerMan erfüllt seine letzte Pflicht! Wir werden nicht zulassen, dass du diesen beiden unschuldigen Kindern und ihren Navis Unheil zufügst. Wir werden es nicht dulden, dass du das Kraftwerk zerstörst. Wir werden dich erledigen!!“, sprach Jim mit zorniger Entschlossenheit.

GeyserMan mobilisierte seine letzten Kräfte, um sich so fest es nur ging an VoltMan zu klammern. Starke Stromschläge erwischten den Aqua-Navi.

„Nein Jim, lass das, du kannst nicht-“

„Tut mir leid, Lan... Es ist der einzige Weg euch zu retten... GeyserMan!!“

Verärgert versuchte sich VoltMan aus dem Griff GeyserMan’s zu befreien, doch dies war gar nicht so einfach, ohne dabei gleichzeitig den Angriff abbrechen zu müssen.

„W-Was soll’s?? Dann n-nehm i-ich euch a-alle d-drei mit!!“

„Das wirst du nicht...“

Ein starkes Erdbeben erschütterte die auseinanderdriftende Plattform und einen Moment später schoss ein gewaltiger Geysir unter GeyserMan und VoltMan hervor, der beide Navis verschlang.

„B-Bist d-du w-wahnsinnig?! W-Wasser l-leitet Elek-“

Doch bevor VoltMan aussprechen konnte brachte eine gewaltige Explosion das gesamte Areal in Erschütterung und selbst der Testraum in der realen Welt schien einiges abzubekommen, als plötzlich einige Lampen und Monitore an den Wänden zersprangen.

Lan musste sich die Hand vor die Augen halten, um nicht durch das helle Licht geblendet zu werden. Als er schließlich wieder auf seinem PET etwas erkennen konnte bestand das Testareal nur noch aus einzelnen, kleinen Platten, die wild durcheinander umherschwebten, stark rauchten oder sogar brannten. Und auf einer von ihnen saß der völlig entkräftete MegaMan, der nun sein ursprüngliches Aussehen wieder besaß, während auf einer anderen ProtoMan noch immer bewegungslos lag. Von VoltMan und GeyserMan war jedoch keine Spur mehr zu sehen.

„Los, loggt sie aus, schnell!“, wies Jim die beiden Jungs an, welche auch sofort reagierten und die PET-Verbindungen wieder ohne Probleme trennen konnten.
 

Lan seufzte erleichtert auf, als er MegaMan auf seinem PET sah, der nun wieder vollkommen in Sicherheit war und von Dash begrüßt wurde. Doch dann verdunkelte sich seine Miene, als er Jim in die Augen sah.

„Warum?“

„Weil es keinen anderen Weg gab. VoltMan hätte beinahe das gesamte Kraftwerk überladen und so nicht nur eure Navis umgebracht. GeyserMan war schon am Ende seiner Kräfte, aber er wollte es unbedingt tun, nachdem er euch zuvor keine so große Hilfe sein konnte... Er wollte euch nur beschützen und hat sich darum geopfert.“

„Aber... aber...“, Lan stotterte unabsichtlich. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte.

„Ist schon gut.“, lächelte Jim, obwohl man gleich merkte, dass er sich zu diesem Lächeln zwingen musste. „VoltMan ist erledigt und das Kraftwerk gerettet, sowie auch eure Navis. Es war schon eine raffinierte Idee die Ports zu blockieren, das muss man ihm lassen...“

Einige Momente lang herrschte absolute Stille und keiner wusste, was genau er sagen sollte.

Doch dann kamen metallische Schritte näher und Augenblicke später standen Mr. Famous, Dr. Hikari, Gregory und die zwei Officials in der Tür zum Testraum. Aber auch an ihrem Gesichtsausdruck konnte man bereits erkennen, dass sie nur schlechte Neuigkeiten mit sich bringen konnten.

„Er ist verschwunden. Wir haben alles abgesucht und die anderen Officials suchen immer noch nach ihm, aber wir haben nicht die geringste Spur gefunden. Vermutlich ist er längst wieder auf dem Festland...“, erklärte Mr. Famous betrübt und ging zum Podest, um sich die Schäden genauer anzusehen.

„Damit wäre nun schon die dritte Rüstung gestohlen.“, seufzte Dr. Hikari und drückte nachdenklich die Fingerspitzen gegen seine Stirn.

Nun trat auch langsam Gregory vor und stellte sich Lan gegenüber.

„Kopf hoch, immerhin habt ihr VoltMan besiegt und konntet das Kraftwerk vor der Zerstörung bewahren, oder?“

„Na ja...“, seufzte Lan. „Uns ist das nicht zu verdanken...“

„Es ist allmählich genug!“, sprach Dr. Hikari plötzlich mit so lauter Stimme, dass allesamt überrascht aufschreckten. „Jetzt besitzt dieser Shadow sowohl drei der elementaren Rüstungen, als auch den Star Rain Battle Chip! Wir können nicht weiter zulassen, dass er tut was er will und Unschuldige in Gefahr bringt. Jetzt ist er weit genug gegangen, es ist Zeit, dass wir ihn endlich stoppen!“

„Und wir sollen wir das anstellen?“, fragte Chaud gespannt.

„Zunächst werden wir dafür sorgen, dass er auf keinen Fall die letzte Rüstung in seine Finger bekommt. Mr. Famous?“

„Ja?“

„Die Aqua Armor soll zum Official Server gebracht werden. Setzen sie alle möglichen Sicherheitsmaßnahmen in Kraft. Allmählich bin ich mir ziemlich sicher, was dieser Shadow vor hat.“

Mr. Famous nickte und verließ schon wieder schnellen Schrittes den Testraum. Die beiden Officials folgten ihm.

„Und was hat Shadow vor?“, fragte nun Lan neugierig.

„Das kann ich euch noch nicht sagen. Aber ihr habt bereits eh mehr als genug getan. Lan, ich bitte dich, geh nach Hause und überlass den Rest mir und den anderen im SciLab. Du hast gesehen wie gefährlich es heute geworden ist.“

„Aber Dad, ich kann nicht tatenlos zusehen! Ich will auch helfen!“, wandte Lan jedoch sofort ein.

„Im Moment gibt es aber nichts, was du tun kannst. Ich verspreche dir, sollten wir deine Hilfe brauchen werde ich dir sofort bescheid sagen, aber erst mal solltest du dich ausruhen und mir einen Teil der Arbeit überlassen.“ Dr. Hikari beugte sich vorsichtig nach unten, so dass er mit seinem Sohn auf gleicher Augenhöhe war. „Bitte.“

Schweren Herzens nickte Lan schließlich und gab nach.

„Ich kann das nicht länger verantworten. Was soll ich bloß deiner Mutter sagen?“, lächelte Dr. Hikari und richtete sich wieder auf.

„Aber was genau hast du denn nun vor?“, fragte Lan.

„Ich glaube ich habe da eine Idee, wie wir den Ort lokalisieren können, von dem aus Shadow operiert. Die Vorbereitungen werden mich allerdings mindestens drei Tage kosten. Solange müssen wir dafür sorgen, dass die Aqua Armor gut geschützt ist. Jim?“

„Ja, Dr. Hikari?“

„Ich brauch deine Hilfe. Wir müssen sofort zum Official Center aufbrechen.“

„Alles klar.“

Mit einem letzten Blick in Lan’s Augen verabschiedete sich Jim auch schon und ging hinaus. Lan wollte ihm erst nachlaufen, ließ es dann jedoch bleiben, da sein Vater noch nicht ganz fertig war.

„Was dich betrifft, Gregory... Es tut mir wirklich leid, was passiert ist. Bevor wir deinem Vater Bericht erstatten können, wird wohl noch einiges an Zeit vergehen, darum schlage ich vor, dass du Lan zu uns nach Hause begleitest, deine Wunde versorgst und die Nacht bei uns verbringst, um dich auszuruhen.“

Gregory’s Augen weiteten sich, als hätte ihm Dr. Hikari grade seinen größten Wunsch erfüllt. Vielleicht war es sogar sein größter Wunsch... Er durfte doch tatsächlich bei Lan Hikari Zuhause übernachten!!

„W-Wow!! D-Darf ich wirklich, ich mein ich kann? Zusammen mit Lan?“, stammelte er aufgeregt und wandte sich dann zu Lan um. „D-du hast nichts dagegen??“

„Ach was, nur bitte hör auf so zu stottern. Du klingst schon fast so wie dieser VoltMan.“, antwortete Lan lachend.

„Oh, tut mir leid, kein Problem!“

„Und was machst du jetzt, Chaud?“, fragte Dr. Hikari, als er Chaud sah, der sich langsam zur Tür bewegte.

„Ich werde auch nach Hause gehen. Ich bin verdammt müde. Lan? Wir sehn uns dann...“

Und mit einem lockeren Winken verschwand auch Chaud.

„Also gut, ihr zwei. Ich muss dann jetzt auch los. Wir stecken arg unter Zeitdruck und können nicht sagen, was Shadow als nächstes tun wird. Geht ihr jetzt am besten auch und ruht euch aus. Ich werde mich im Laufe des Abends noch mal telefonisch melden. Passt gut auf euch auf.“

Dr. Hikari nahm seinen Sohn noch ein letztes Mal in die Arme und machte sich dann auch auf den Weg.

„Na ja... wollen wir dann auch?“, fragte Lan Gregory.

„Ja, ich bin wirklich ziemlich fertig.“, antwortete der Junge gähnend.

Und so gingen auch Lan und Gregory nun endlich los. Beide waren ziemlich müde und ausgelaugt. Es war wieder ein sehr anstrengender Tag gewesen...
 

Während ihres Rückwegs zum Hafen, der Fahrt mit der Fähre nach Marine Harbour und der anschließenden Metroline-Fahrt hatten sich Lan und Gregory ziemlich viel zu erzählen. Die beiden konnten fast gar nicht stoppen sich zu unterhalten. Man konnte genau merken, dass Gregory Lan wirklich extrem bewunderte und hauptsächlich unterhielten sie sich über Net-Battle und Lan’s frühere Abenteuer. Aber auch Lan war von Gregory ziemlich beeindruckt, der sehr intelligent war und immens viel wusste.

Während die beiden Jungs auf dem Weg nach ACDC Town waren, wurden unterdessen die Schäden am Kraftwerk behoben, die Aqua Armor zum Official Server transferiert und die ersten Arbeiten an Dr. Hikari’s neuen Plänen eingeleitet.

Der Tag näherte sich so mit einer orange-roten Dämmerung seinem sommerlichen Ende.

Auch über Den Town ging langsam die Sonne unter und warf ihre letzten Strahlen gegen die Fenster der hohen Gebäude. In einem der höchsten Gebäude der Stadt öffneten sich grade die Vorhänge, als ein jüngerer Mann mit etwas längerem, schwarzen Haar, einige der letzten Sonnenstrahlen in seinen dunklen Büroraum fallen ließ. Er legte seinen violetten Mantel ab und warf ihn über seinen Schreibtisch, auf dem ein Laptop stand, auf dem ohne Ende Daten flimmerten. Er legte die Hände hinter seinen Rücken und trat näher an das große Fenster, durch das man einen wunderschönen Blick auf die Stadt hatte.

„Du bist endlich wieder da?“, fragte Shadow, als Takashi triumphierend in den Büroraum getreten war.

„Yup, Dad. Alles hat funktioniert, genau, wie du gesagt hast. Nur VoltMan ist leider draufgegangen und diesen MegaMan konnte ich auch nicht ausschalten... tut mir leid.“

„Kein Problem. Ich denke es ist sinnlos es weiterhin zu versuchen. Dieser Lan ist wirklich faszinierend. Niemand kann ihn stoppen und er gibt niemals auf. Ich wüsste zu gern, was seine Motivation ist.“, grübelte Shadow, als er Takashi deutete neben ihn zu treten.

Langsam ging Takashi um den Bürotisch herum und stellte sich neben seinen Vater, der ziemlich groß, vielleicht sogar größer als 1,80 war.

„Dank dir, mein Sohn, sind wir nun im Besitz der dritten Rüstung. Unsere Pläne werden bald Vollendung finden. Dann werden wir der Welt zeigen, was sie falsch gemacht hat.“

„Aber was ist mit diesem Lan?“

„Mach dir um den keine Sorgen. Ich werde mich seiner persönlich annehmen.“, sprach Shadow beruhigend und legte Takashi einen Arm um die Schulter. „Er hat mich jetzt wirklich oft genug geärgert.“

„Und die letzte Rüstung?“

„Operation ’Frozen Heart’ ist bereits angelaufen. Ich habe einen wirklich eiskalten Spezialisten für die letzte Operation gefunden. Er wird sicher keinerlei Probleme haben die Rüstung in die Finger zu bekommen. Und wenn dann der Moment endlich gekommen ist, werden wir die Welt nach unseren Vorstellungen verändern können.“ Shadow drückte Takashi noch einmal feste an sich, ehe er ihm deutete den Raum wieder zu verlassen. „Geh in den Kontrollraum. Ich werde mich um VoltMan kümmern und anschließend nachkommen. Versammle solange die anderen. Ich habe einiges bekannt zu geben.“

Mit einer leichten Verbeugung ging Takashi auch schon ab und verschwand wieder durch die Bürotür. Shadow hingegen blieb noch einige Augenblicke vor dem Fenster stehen und begutachtete die Stadt, die im roten Licht der Sonne schimmerte.

„Die Zeit ist endlich gekommen...“
 

Eine knappe halbe Stunde, nachdem sie die Insel verlassen hatten, waren Lan und Gregory auch schon in ACDC Town angekommen. Mrs. Hikari begrüßte die beiden herzlichst und machte sich sofort daran das Abendessen vorzubereiten, während die beiden Jungs ihr erzählten, was vorgefallen war und sich danach wieder weiter über alle möglichen Dinge angeregt unterhielten.

Nach einem wirklich köstlichen Essen und nachdem Mrs. Hikari Gregory einen Verband umgelegt hatte, gingen die beiden in Lan’s Zimmer, wo sie gemeinsam das Gästebett aufstellten, auf dem Gregory schlafen sollte. Dr. Hikari hatte auch schon angerufen und erklärt, dass vorerst alles in Ordnung sein würde, er allerdings Gregory’s Hilfe am nächsten Tag brauchen würde und dieser sich darum auf den Weg ins SciLab machen sollte, sobald er fertig sei.

Den Rest des Abends verbrachten die beiden Jungs auch weiterhin mit Erzählungen über Net-Battles und allerlei Dingen, die dazugehörten. Auch überlegten sie, was Shadow nun vorhaben könnte und weshalb Dr. Hikari noch nichts darüber sagen wollte.

Doch irgendwann gewann dann doch die Erschöpfung die Oberhand und die beiden ließen sich, völlig übermüdet, in ihre Betten fallen und schliefen recht schnell ein.

Somit endete auch dieser ziemlich ereignisreiche und sehr anstrengende Tag...
 

Ende Tag 6

A cold Encounter

Leises Vogelgezwitscher war zu hören, als Mrs. Hikari durch die gläserne Terrassentür nach draußen in den kleinen Garten der Hikari’s trat. Die Luft war frisch und angenehm kühl, obwohl der Himmel in einem kräftigen Blau erstrahlte und die Sonne bereits ihre warmen Strahlen über den ACDC Park und die Dächer der wenigen Häuser warf.

Es waren nun zwei Tage vergangen seit dem Vorfall auf Reef Island bei dem die Elec Armor gestohlen wurde. Seit diesem Tag hatte Lan auch nicht mehr allzu viel von seinem Vater gehört, der nun Tag und Nacht im SciLab verbrachte, um an seinem neuen Projekt zu arbeiten. Einer Idee mit dessen Hilfe es wahrscheinlich möglich werden sollte den Standort von Shadow’s Hauptquartier zu ermitteln. Lan wäre zu gern bei der Entwicklung dieses Projektes dabei gewesen, da er unheimlich neugierig war, wie sein Vater das anstellen wollte. Aber Dr. Hikari hatte ihm erst einmal ausdrückliche Anweisungen gegeben, sich vorerst aus der Sache rauszuhalten. Obwohl Lan dies mehr als missfiel, hatte er dennoch beschlossen seinem Vater, zumindest vorerst, zu gehorchen und abzuwarten, was aus diesem neuen Projekt werden würde.

Trotzdem wünschte er sich nun, da er grade mit einer Restmüdigkeit aus seinem Bett stieg und sich auf einen weiteren langweiligen Tag vorbereitete, mehr als denn je bei seinem Vater zu sein und mit ihm arbeiten zu können, so wie es Gregory tat.

Gleich am Morgen nach dem Reef Island Vorfall hatten sich die beiden Jungs voneinander verabschiedet, als sich Gregory Toriyama, welcher die Nacht bei den Hikari’s verbracht hatte, nach einem kurzen Frühstück auf den Weg zum SciLab gemacht hatte, da Dr. Hikari scheinbar dringend die Hilfe des Jungen benötigte.

Gregory war durchaus intelligent und er und Lan hatten sich ziemlich schnell angefreundet, was vermutlich nicht zuletzt daran lag, dass Gregory ein großer Bewunderer Lan’s war und Lan es sichtlich gefiel Gregory’s Reaktionen zu beobachten, wenn er mal wieder über seinen Kampf gegen World Three oder Gospel berichten sollte. Und die vielen Komplimente ließ er sich natürlich auch gefallen.

Aber auf der anderen Seite bewunderte Lan auch Gregory sehr. Obwohl Gregory noch so jung war, arbeitete er bereits im SciLab und war hoch intelligent. Und genau das ermöglichte es ihm zusammen mit Dr. Hikari arbeiten zu können...

Lan hätte gerne noch etwas mehr Zeit mit Gregory verbracht, aber da momentan die Zeit wirklich drängte und die letzte Elementrüstung vermutlich jeder Zeit gestohlen werden konnte, musste man sich nun als erstes darauf konzentrieren Shadow’s Vorhaben mit allen Mitteln zu vereiteln. Allerdings hatte Gregory versprochen Lan besuchen zu kommen, um noch einmal einen Net-Battle gegen ihn austragen zu können und darauf freute Lan sich schon wirklich sehr.

Die letzten beiden Tage waren nicht sonderlich ereignisreich gewesen. Die Net-Games waren vorüber, der Tumult im Internet beruhigte sich ebenfalls, von Sektor gab es auch keine Neuigkeiten bezüglich dieses ‚Chaos Lords’, Shadow ließ vorerst auch nichts mehr von sich hören und ansonsten war auch nicht sehr viel los. Lan’s Freunde hatten in den letzten Tagen viel zu tun und keine Zeit zum Spielen und so kam es, dass sich Lan’s Einstellung sekündlich verschlechterte und er schon kurz davor war vor Langeweile zugrunde zu gehen. Seine Mutter jedoch schien sich über diese Phase zu freuen, denn Lan war sogar so langweilig geworden, dass er angefangen hatte freiwillig im Haushalt zu helfen.
 

Es war wieder ein herrlicher Sommertag. Langsam öffnete Lan die Fenster, nachdem er die Vorhänge zur Seite gezogen hatte. Nach einem langen Gähnen und einem kurzen Augenreiben erblickte er im Garten seine Mutter, die schon dabei war das Blumenbeet zu gießen.

„Guten Morgen, Lan!“, erklang eine freundlich, aufgekratzte Stimme von Lan’s Schreibtisch.

„Morgen, MegaMan...“, gähnte Lan, als er schlaff zu seinem Bett rüberhinkte, um das Kopfkissen und die Bettdecke auszuschütteln.

„Bist aber heute früh auf.“, stellte MegaMan überrascht fest, als er die Uhrzeit im PET abrief.

Es war erst halb zehn.

„Ja ja, ich weiß...“, grummelte Lan und wuselte sich einmal durch seine zerzausten Haare.

Während Lan damit begann seine Klamotten aus dem Schrank zusammenzusuchen, war MegaMan wieder dabei eine Runde Fangen mit Dash zu spielen. Der kleine Virus konnte einen wirklich auf Trab halten, aber der blaue Navi verlor einfach nicht den Spaß daran mit ihm zu spielen.

„Was machen wir heute?“, fragte MegaMan, als er sich fix auf den Boden warf, um einer Dash-Attacke des kleinen Fishy’s zu entgehen.

„Keine Ahnung... mal gucken... ich geh mich erst mal duschen.“

Und schon hatte Lan all seine Sachen geschnappt und ging hinaus und die Treppe hoch, um das Badezimmer zu erreichen. MegaMan warf seinem Operator noch einen besorgten Blick hinterher. In den letzten Tagen schien sich Lan wirklich nicht so besonders zu fühlen und war auch nicht grade gesprächig...
 

Knapp zwanzig Minuten später war Lan frisch geduscht, angezogen und hatte auch schon ein sättigendes Frühstück zu sich genommen. Mrs. Hikari war in der Zwischenzeit unterwegs nach Den Town, um noch einige Besorgungen auf die Schnelle zu machen und Lan hatte sogar extra noch das Geschirr abgewaschen, was sonst so gut wie nie vorkam.

Als er schließlich fertig war trat er mit einer ziemlich lustlosen Haltung in sein Zimmer und ließ sich gelangweilt auf seinen Drehstuhl sacken und betrachtete das blaue PET auf dem Schreibtisch, auf dem man noch immer MegaMan und Dash beim Fangen spielen beobachten konnte.

„Was ist los, Lan?“, hielt MegaMan plötzlich inne, als er seinen Operator bemerkte.

Dash, welcher es zu spät realisierte, krachte mit einem Affenzahn in sein Herrchen, da er nicht mehr rechtzeitig stoppen konnte.

„Ach, ich weiß auch nicht...“, seufzte Lan. „Zwei Tage sind nun vergangen und wir haben noch immer keine Neuigkeiten von Dad erhalten und Gregory oder Jim haben sich auch noch nicht gemeldet. Ich hab langsam die Nase voll...“

„Wie meinst du das?“, fragte MegaMan verwirrt, als er sich langsam wieder aufrichtete und Dash in die Arme nahm, um ihn zu streicheln.

„Na ja, ich weiß zwar dass ich es Dad versprochen habe, aber ich kann nicht länger tatenlos hier rumsitzen und warten, dass alles gut wird. Wer weiß was dieser Shadow im Moment plant?“

„Tja, das kann ich dir leider auch nicht sagen, aber selbst wenn wir es Dad nicht versprochen hätten... was können wir denn schon machen? Shadow hat die letzten beiden Tage nichts mehr von sich hören lassen, Takashi ist verschwunden... Wir können nicht sagen, was er als nächstes tun wird, da wir keinerlei Hinweise haben. Vielleicht hat er es ja auch schon aufgegeben? Immerhin soll es so gut wie unmöglich sein den Official Server zu finden oder gar zu durchdringen.“, erklärte der blaue Navi.

„Na ja, das stimmt schon, aber... Ach, ich weiß auch nicht! Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Shadow aufgibt, jetzt wo er so nah am Ziel ist. Es ist sicherlich kein gutes Zeichen, dass wir nichts mehr von ihm hören. Wie gern würde ich dem Kerl endlich das Handwerk legen!“, grollte Lan und schlug verärgert auf die Tischplatte.

„Versuch doch das Beste draus zu machen und genieß deine Freizeit? Sei doch froh, dass wir momentan etwas Ruhe haben. Warte einfach bis Dad mit allem fertig ist. Dann können wir Shadow’s Standort lokalisieren und ihn dingfest machen. Wir können sonst wirklich nichts tun...“

„Ja... Es ist nur so... ich kann an nichts anderes mehr denken. Ich bräuchte irgendwas, um mich abzulenken, wenn doch nur die Net-Games oder-“

Doch im selben Moment noch begann plötzlich Lan’s PET laut zu piepen und leicht zu vibrieren.

„Hey, du hast eine Mail! Von der Net-Games Association!!“, brüllte MegaMan schon fast, als er die Mail überprüfte, die soeben angekommen war.

„Also das ist schon langsam unheimlich...“, stellte Lan etwas erschrocken fest. „Wie gerufen...“

„Moment, ich lese sie vor...
 

Sehr geehrter Mr. Hikari,

Sie haben erst kürzlich das große Finale unserer Net-Games gewonnen und wurden nach dem Sieg in dem Turnier zum absoluten Champion erkoren. Leider war es uns bei den anschließenden Festlichkeiten nicht mehr möglich ihnen persönlich zu gratulieren oder ihnen ihre Gewinne zu überreichen. Dies wollen wir hiermit gerne nachholen und beglückwünschen sie noch einmal recht herzlich zu ihrem Sieg.

Ihr Gewinn ist der wirklich sehr seltene Battle Chip ’HolyDream’. Wir hoffen, dass sie großen Nutzen aus ihm ziehen werden. Darüber hinaus haben sie auch noch ein Preisgeld in Höhe von 100.000 Zenny gewonnen. Wir hoffen sie freuen sich über ihre Gewinne und wir blicken vorwärts auf noch größere Veranstaltungen, bei denen wir sie hoffentlich auch wieder als Teilnehmer gewinnen können.
 

Mit aller Hochachtung,

Masato Kawashima, Präs. d. Net-Games Association
 

Das war’s schon… Schade, ich hatte bereits gedacht da würde doch noch was kommen. Aber die Preise hatte ich auch schon wieder vollkommen vergessen.“

„Ja, daran hatte ich auch schon gar nicht mehr gedacht... HolyDream, huh? Klingt cool, bin gespannt, was der so drauf hat. Und mit dem Preisgeld könnten wir unser Chipsortiment auch mal wieder ordentlich aufstocken.“, grinste Lan und überlegte, was er noch mit all den Zenny anfangen konnte.

Doch kaum hatte sich Lan seinen Träumen hingegeben, wurde er auch schon gleich wieder aus ihnen herausgerissen, als die Haustür laut klingelte.

„Hm? Wer ist das denn? Mum hatte doch ’nen Schlüssel mitgenommen, oder?“, grübelte Lan, als er sich langsam von seinem Stuhl erhob, das PET ergriff und an seiner Hose befestigte und schließlich zur Tür ging. Als er sie öffnete staunte er nicht schlecht, als Dex, Mayl und Yai ihm plötzlich gegenüberstanden.

„Hey, Leute... was macht ihr denn alle hier?“, fragte Lan verdutzt und ziemlich überrascht.

„Wir sind hier, weil wir endlich etwas unternehmen wollen!“, brüllte Dex sofort heraus und schnitt so Mayl und Yai das Wort ab, bevor sie auch nur zu einem ’Hallo’ ansetzen konnten.

„Etwas unternehmen? Wie? Was meint ihr?“

„Na ja, es ist so...“, begann Mayl langsam, während Yai versuchte Dex’ Elan zu unterdrücken.

„Mittlerweile hört man überall im Fernsehen nur noch von diesem Shadow und seiner Neo World Three. Ich glaube mittlerweile weiß die ganze Welt von seinen Taten bescheid und obwohl niemand eine Ahnung hat, was genau er mit diesen Rüstungen will, geraten allmählich alle Leute in Panik.“

Lan guckte Mayl nun noch fragender und verwirrter an.

„Wir haben auch von der Idee deines Vaters gehört, Shadow ausfindig zu machen.“, ergriff nun Yai das Wort.

„Genau!“, brüllte nun auch Dex wieder los. „Allerdings gefällt uns die ganze Sache nicht darauf zu warten, dass dein Vater irgendwann fertig wird mit seiner komischen Idee.“

„Na ja, nachdem wir gründlich drüber nachgedacht haben... und auch überlegt haben, was Shadow bereits alles getan hat... mit deinem Vater oder Joshua...“, stammelte Mayl. „Da haben wir uns halt gedacht, dass wir selber etwas tun wollen, bevor auch die letzte Rüstung gestohlen wird oder noch jemand zu Schaden kommt!“

Lan konnte nicht wirklich glauben was er da hörte und starrte nur verwundert aus der Wäsche.

„Wir haben uns gedacht, dass es für dich sicher auch mit am schwierigsten sein muss und dass du vermutlich genauso denkst... darum wollten wir dich fragen, ob du uns hilfst?“, fragte nun Yai mit ziemlich ernster Miene.

„Aber... was genau wollt ihr denn tun?“, wollte Lan nun wissen.

„Ha! Ich hab mir da was ganz geniales einfallen lassen!“, brüllte nun Dex wieder los und klopfte sich aus Selbstlob einmal auf die Schulter. „Der Zugang zu diesem geheimen Official Server, wo die letzte Rüstung aufbewahrt ist, befindet sich doch irgendwo am Official Square, oder? Sie wird zwar sicherlich sehr gut bewacht sein, aber wir glauben, dass Shadow trotzdem versuchen wird sie von dort zu stehlen. Und da der Official Square der einzige Ort ist, von dem man an die Aqua Armor gelangen kann wollen wir direkt am Square nach Hinweisen suchen!“

„Und was für Hinweise sollen das sein? Und woher wisst ihr das alles überhaupt mit dem Official Server und so? Das ist streng geheim, selbst ich sollte davon eigentlich nichts wissen!“, fragte Lan nun ungläubig.

„Na, denk doch mal nach... Vielleicht sendet Shadow Navis aus, die den Square überprüfen sollen und nach dem geheimen Eingang zum Server suchen oder so was! Wir wollen den Square ab jetzt rund um die Uhr im Auge behalten und nach Verdächtigen absuchen. Und was die Sache betrifft, woher wir das alles wissen... na ja, ich hab da so meine Kontakte und Chaud war so freundlich uns auch etwas darüber aufzuklären.“, erklärte Yai mit ziemlich überheblichem Gesichtsausdruck.

„Chaud hat euch das gesagt...?“

„Yup, also was ist jetzt? Machst du mit?“

Hoffnungsvoll warteten die drei Freunde auf eine Antwort, als kurz Stille einkehrte und Lan nachdenklich das Gesicht verzog.

„Habt ihr sie nicht mehr alle?!“, fuhr er alle drei plötzlich an. „Das ist doch viel zu gefährlich und vermutlich wird diese Idee eh zu nichts führen oder glaubt ihr Shadow’s Leute würden sich so einfach zu erkennen geben?? Und davon abgesehen besitzen die Officials selbst genügend Sicherheitssysteme, um Eindringlinge abzuhalten. Die SciLab-Firewalls sind unzerstörbar und unüberwindbar! Und den geheimen Eingang kennen eh nur wenige... vergesst es lieber einfach. Und selbst wenn ihr was findet, könnt ihr ja doch nichts ausrichten.“

Wieder herrschte für einige Momente lang absolute Stille. Yai, Mayl und Dex schauten ihren Freund erschrocken und ungläubig an.

„Ohhhh, du IDIOT!!“, quiekte Yai schließlich wütend los. „Nur weil du selbst nicht drauf gekommen bist ist die Idee noch lange nicht bescheuert, klar? Du willst doch nur wieder alles im Alleingang erledigen!!“

„Yai hat Recht. Immer willst du alles alleine machen, wozu sind wir denn deine Freunde?“, fragte nun Dex ziemlich verärgert.

„Ich kann dich nicht verstehen, Lan... Ich dachte du würdest genauso denken?“, murmelte Mayl leise und leicht verletzt von Lan’s Worten.

„Ja, aber...“, setzte Lan an, doch nun wusste er auch nicht mehr, was er sagen sollte.

„Steck dir dein ’Ja, aber...’ sonst wohin! Wenn du uns nicht helfen willst, machen wir’s halt allein!“, donnerte Yai lautstark und wandte sich wütend ab.

Auch Mayl und Dex wandten sich ab und folgten Yai, ohne auch noch ein Wort zu Lan zu sagen.

Etwas verloren blieb Lan in der Haustür stehen und wartete bis seine Freunde außer Sicht waren. Was zum Teufel hatte er da grade getan??

„Lan, sag mal, hast du sie nicht mehr alle? Was sollte das denn jetzt??“, erklang plötzlich MegaMan’s Stimme aus dem PET.

„Ich... ich wollte doch nur...“

„Wenn du nicht für ihre Idee bist, hättest du das auch netter ausdrücken können. Und außerdem... grade hattest du doch noch gequängelt, du willst selbst etwas unternehmen statt einfach nur doof rumzuhocken!“

„Ich wollte doch nur nicht, dass sie sich in Gefahr begeben, das ist alles...“, seufzte Lan und setzte sich langsam auf die Treppenstufen zur Haustür und nahm sein PET in die Hand.

„Aber ich hab doch Recht... ich mein... oder nicht?“

„Also wenn du meine ehrliche, offene Meinung hören willst... Erstens sind sie deine Freunde und wollten nur helfen! Und zweitens ist die Idee doch gar nicht so schlecht. Sie ist sogar höchstwahrscheinlich! Shadow hat keine andere Wahl. Er muss über den Official Square kommen, wenn er an die letzte Rüstung will.“

„Also sollen wir...?“

„Ja, warum nicht? Wir werden uns auch auf den Weg zum Square machen und dann kannst du dich gleich bei den anderen entschuldigen.“, schlug MegaMan voller Eifer vor.

„Ja... Ja! Du hast vollkommen Recht, ich bin so ein Idiot! Los, helfen wir den anderen und stoppen diesen Shadow!“

Und schon stand Lan wieder voller Tatendrang auf, stürmte durch die Haustür, die er laut hinter sich zufallen ließ und rannte direkt in sein Zimmer, wo er sich an seinen Computertisch setzte. Nachdem er den PC hochgefahren hatte, holte er sein PET hervor und schloss es am entsprechenden Port an.

„Na dann mal los... Jack-In, MegaMan! Execute!“
 

Einige Sekunden später stand MegaMan auch schon, mit Dash an seiner Seite, in der Mitte von Lan’s Homepage. Mr. Prog schien grade ziemlich beschäftigt zu sein und hatte die beiden erst gar nicht bemerkt, als er sie dann aber doch erblickte ergoss sich ein Bach aus Freudentränen über seinem breiten, grünen Gesicht.

„AH, MR. MEGAMAN UND MR. DASH SIND ENDLICH WIEDER DA!!”

„Hallo, Mr. Prog.“, begrüßte auch Lan das kleine Programm, welches seinen blauen Navi direkt überfiel und sich vor Freude kaum zurückhalten konnte.

„OH, GEGRÜßET SEID IHR, OH GROßER GEBIETER!“, zuckte Mr. Prog schreckhaft zusammen und versuchte schnell eine vornehme Pose einzunehmen und vollzog eine Verbeugung, als er die Stimme Lan’s erkannte.

„Geht das wieder los...“, seufzte Lan, der schon geglaubt hatte Mr. Prog hätte endlich aufgehört ihn wie eine Art Gott anzureden. „Nenn mich ruhig Lan.“

„JAWOHL, MEISTER... LAN...“, antwortete das Programm zögerlich und wusste nicht, ob es jetzt doch wieder was falsch gemacht hatte.

„Ach okay... vergiss es... Gibt es irgendwas neues?“

„NEIN, ICH FREUE MICH BERICHTEN ZU KÖNNEN, DASS ALLES IM GRÜNEN BEREICH IST UND ICH IHRE GESAMTE HOMEPAGE KOMPLETT ÜBERARBEITET HABE!! IRGENDWELCHE NEUEN AUFGABEN, DIE ICH ZU IHRER ZUFRIEDENHEIT AUSFÜHREN DARF?“

„Nein, momentan leider nichts.“, antwortete Lan und fragte sich gleichzeitig wieder, was zur Hölle nur mit diesem Programm los war?

„UND WO GEHT ES HEUTE HIN, MR. MEGAMAN?“

„Wir wollen zum Official Square die andern treffen.“, antwortete der blaue Navi kurz und knapp, da Dash wieder durch einige Loopings auf sich aufmerksam machte und geknuddelt werden wollte.

„OH, DANN WÜNSCHE ICH IHNEN VIEL SPAß UND HOFFE, DASS SIE BALD ZURÜCK SEIN WERDEN!“

„Vielen Dank. Na ja, wir gehen dann auch gleich mal weiter, da wir es etwas eilig haben.“

Und schon lief MegaMan zu dem kleinen Teleporter rüber, welcher ihn und Dash in die ACDC Area transferierte.

Mr. Prog schaute mit einem lauten Seufzer hinterher und begann im Anschluss die Homepage noch ein weiteres Mal zu überarbeiten... was er in den letzten Tagen wohl mehr als hundert Male getan haben musste...
 

Kaum fanden sich der blaue Navi und der kleine, grüne Virus in ACDC Area 1 wieder, setzten sie auch gleich ihren Weg weiter fort und folgten dem orangefarbenen Hauptpfad.

„Oh man, jetzt sag mir mal, wieso er so ist? Ich fass das einfach nicht und jetzt fängt er wieder damit an mich ’Gebieter’ und so zu nennen... das hatte er schon solange nicht mehr getan, dass ich geglaubt habe er würde es endlich eingesehen haben...“, grummelte Lan leicht frustriert, während sein Navi durch die ACDC Area lief und an jeder Menge Navis vorbeikam, die ebenfalls dort unterwegs waren.

„Ich hab auch keine Ahnung. Sei doch froh, er mag dich halt. Aber irgendwie tut er mir auch leid. Er ist den ganzen Tag nur am Arbeiten und selbst wenn er alles erledigt hat arbeitet er weiter und macht alles doppelt und dreifach. Vielleicht solltest du den PC auch mal wieder über Nacht laufen lassen, dass ich und Dash die Zeit wieder mit ihm verbringen können.“

„Stimmt... die letzten Tage war er eigentlich größtenteils alleine... Na ja, aber ist jetzt auch erst mal egal. Wo war noch mal der Weg zum Official Square?“

„Das Official Center liegt in Marine Harbour. Wenn ich mich nicht irre müssten wir zum Square in der Harbour Area. Dort sollte der Teleporter zum Official Square sein.“, erklärte MegaMan, nachdem er den Teleporter zu ACDC Area 2 passiert hatte und seinen Weg zusammen mit Dash fortsetzte.

„Okay, dann versuch so schnell wie möglich dahin zu kommen. Wo war übrigens noch der geheime Eingang zum Official Server? Dad hatte es mir damals mal gesagt, aber ich erinnere mich nicht mehr genau.“, grübelte Lan leicht krampfhaft.

„Du bist unmöglich.,“, schüttelte MegaMan den Kopf. „Wir müssen den unsichtbaren Pfad nehmen und den Teleporter zum Server mit dem Passwort öffnen. Weißt du das wenigstens noch?“

„Ja ja... Es war ’Tadashi’, der Name von Gramps.“

„Genau. Nur hoffentlich haben sie es seit damals nicht geändert.“

Während MegaMan und Dash sich weiterhin auf den Weg zur Harbour Area machten, unterhielten sich der blaue Navi und sein Operator noch etwas über verschiedene Dinge und wie sie wohl am besten vorgehen würden, sollten sie einmal am Official Square sein.

Lan konnte noch immer nicht so wirklich glauben, dass Shadow es wirklich direkt über den Official Square versuchen würde an die letzte Rüstung zu kommen. Andererseits gab es für ihn wohl wirklich keinen anderen Weg.
 

Es dauerte etwas bis MegaMan und Dash die ACDC Area hinter sich gelassen hatten und weiter durch die Den Area marschieren mussten. Der Weg zur Harbour Area befand sich in Form eines kleinen Warpfeldes unter der Hauptplattform der Den Area 4, wo MegaMan seinen ersten Kampf gegen Sektor ausgetragen hatte und auch das Turnier der Net-Games stattgefunden hatte.

Als sie die Den Area 4 endlich erreicht hatten, gingen sie vom Teleporter aus auch direkt einen der beiden Wege hinunter, die unter die Hauptplattform führten. Sie gerieten auf eine große, rechteckige Platte, auf der drei Warpfelder zu sehen waren, von denen eines jedoch durch eine violette Firewall blockiert war.

Die anderen beiden waren beschriftet. Auf dem Boden vor den Warpfeldern standen die Zielorte. Eines führte in die Harbour Area, das andere in die Star Area.

MegaMan ließ keine weitere Zeit verstreichen und schritt direkt durch den richtigen Teleporter, der ihn und Dash in die Harbour Area transferieren sollte.
 

Endlich hatten sie ihr Ziel fast erreicht! Jetzt mussten sie nur noch schnell bis zum Square laufen und dann würden sie bald da sein.

Sie folgten dem gelben Hauptpfad, der direkt geradeaus auf eine kreisrunde Plattform führte, auf der zwei weitere Teleporter zu sehen waren. Zwischen ihnen stand ein etwas größeres Schild, das als Wegweiser fungierte. Der rechte Teleporter führte anscheinend zum Square, der linke in die Harbour Area 2.

„Also gut, dann wollen wir mal.“, sprach der blaue Navi, als er auch schon durch den nächsten Teleporter trat und sich zum Square warpen ließ.
 

Einen Augenblick später fanden sich Navi und Virus auch schon in der Mitte einer achteckigen, hellblauen, aus Glas bestehenden Plattform wieder.

Auf dem Square selbst schien ziemlich viel los zu sein. Ungemein viele Navis sammelten sich um einige BBS-Boards und lasen die neuesten Nachrichten durch. Beim Vorbeigehen an einem dieser Borads konnte MegaMan flüchtig einige der Top-Überschriften lesen. Scheinbar hatten einige Leute über Shadow und die Neo World Three gepostet. Seitdem auch in den Medien ausführlich über Shadow berichtet worden war, gab es fast gar kein anderes Gesprächsthema mehr.

„Ah, da vorne ist es!“, stellte Lan erleichtert fest, als er über sein PET den Teleporter erblickte, der zum Official Square führen sollte. Er lag etwas abseits am Rand der Plattform und war leicht zu übersehen.

„Endlich...“, seufzte MegaMan erleichtert auf, der sichtlich erschöpft durch diesen langen Fußmarsch war und hoch erfreut darüber, dass er endlich sein Ziel gefunden hatte. Mit einem letzten kleinen Sprint rannte er in das Warpfeld hinein und wurde direkt weiter zum Official Square transferiert. Dash blieb ihm immer noch dicht auf den Fersen.
 

Der Official Square war recht groß und komplex. Jedenfalls komplexer als sämtliche anderen Squares, die Lan in den letzten Wochen zu Gesicht bekommen hatte.

Mehrere Plattformen waren durch viele verschiedene, schmale Wege und Brücken miteinander verbunden. Das Ganze war stockwerkartig aufgebaut. Beim Austreten aus dem Teleporter standen MegaMan und Dash auf der untersten Ebene. Dort waren einige spezielle Official-BBS-Boards aufgereiht, vor denen sich auch jede Menge Navis tummelten.

Auf der zweiten Ebene waren einige Shops für Battle Chips, NaviCustomizer-Teile oder Power Ups und diverse andere Sachen.

Auf der dritten und letzten Ebene, ganz oben, war eine größere Rezeption vorzufinden, wo man Termine und dienstliche Angelegenheiten ausmachen und erledigen konnte. Hier waren jedoch größtenteils auch nur Official-Navis vorzufinden.

Der Hintergrund des Areals war dunkelblau und ließ das Symbol der Officials in Kreisbahnen herumwirbeln.

„Okay, was machen wir jetzt?“, fragte MegaMan, als er erst einmal versuchte sich einen Überblick zu verschaffen.

„Ich denke wir gucken als erstes, ob die anderen schon hier sind. Siehst du sie?“, schlug Lan spontan vor.

„Okay.“

Und schon teilten sich MegaMan und Dash auf, um nach ihren Freunden zu suchen.

Sie überliefen jede Ebene gleich zweimal und kamen an den unterschiedlichsten Navis vorbei, doch von GutsMan, Glyde oder Roll war keine Spur zu finden.

„Und?“, fragte Lan schließlich einige Minuten später.

„Hm... scheint noch keiner da zu sein. Wir haben jedenfalls keinen von ihnen gefunden.“

„Seltsam... vielleicht sind sie ja grade noch auf dem Weg? Ich hoffe nur sie haben mir mein Verhalten von vorhin nicht allzu übel genommen...“

„Keine Sorge. War ja nicht das erste Mal.“, kicherte der blaue Navi leicht, als er Dash wieder in die Arme nehmen musste.

„Hey, was soll das denn heißen??“, grummelte Lan verärgert, doch auf der anderen Seite hatte sein Navi ja auch Recht. Er hatte sich nicht das erste Mal so zu seinen Freunden verhalten... „Na ja, was machen wir denn dann jetzt? Wollen wir alleine schon mal nach Hinweisen oder so suchen?“

„Von mir aus. Aber wie genau sollen wir das machen?“, fragte MegaMan grübelnd.

„Halt einfach erst mal nur Ausschau nach verdächtigen Navis und behalt vor allem den unsichtbaren Pfad im Auge.“

„Ja, tolle Idee... Aber apropos... erst mal muss ich den überhaupt wiederfinden.“

„Was? Und du hast dich darüber aufgeregt, dass ich nicht mehr weiß, wo der ist??“

„Ja, ich vergesse ab und an auch mal was.“

Und so machte sich der blaue Navi, samt Virus in den Armen, zuerst auf die Suche nach dem unsichtbaren Weg, der von irgendeiner der drei Ebenen aus zum geheimen Servereingang führen musste.

Er lief die Rampe wieder hinauf zur zweiten Ebene, wo er sich an einer Schlange Navis vorbeidrängelte, die vor dem Customizer-Shop aufgestellt war, da dieser grade eine Menge Sonderangebote zu verkaufen hatte. Nachdenklich ließ der blaue Navi seinen Blick an den Rändern der grau-weißen Plattformen entlangstreifen. Es war sehr lange her, dass er den Official Square besucht hatte. Das letzte Mal war wohl gewesen, als er an einigen Examen teilnehmen musste, während der Hochzeit Gospels. Dr. Hikari hatte den beiden damals nur beiläufig anvertraut, dass es einen geheimen Server der Officials gab, der vom Square zu erreichen war. Lan und MegaMan hatten sich nur kurz erkundigt, wo genau der geheime Eingang sein sollte, betreten hatten sie den Server allerdings noch nie, da er nur für äußerste Notfälle gedacht war und zur Bewahrung wichtiger Daten. Wenn Shadow wirklich versuchen wollte die letzte Armor vom Official Server zu stehlen, konnte man dies als direkten Beweis auffassen, dass es wirklich irgendwo im Official Center oder im SciLab einen Verräter geben musste. Doch bisher hatte dieser wohl seine Spuren stets gut verwischt, da Dr. Hikari und Mr. Famous nicht die geringste Ahnung hatten, wer dahinter hätte stecken können.

Schließlich fiel es MegaMan nach einigem Überlegen wieder ein und er erinnerte sich, wo der unsichtbare Pfad liegen sollte. Sichergehen wollte er allerdings nicht, um nicht noch einige der umherlaufenden Navis darauf aufmerksam zu machen, da schließlich jeder von ihnen ein Agent Shadow’s sein konnte.

„Okay, ich denke ich weiß wieder, wo es ist.“

„Ja?“, fragte Lan neugierig.

„Wenn ich mich recht erinnere müsste der Weg direkt an der Plattform der obersten Ebene anschließen, direkt hinter der Rezeption der Officials.“

„Gut. Sprich aber nur nicht so laut, nicht, dass dich noch jemand hört.“, versuchte Lan MegaMan auf sein lautes Sprechen aufmerksam zu machen. „Okay, ich schlage vor wir fragen dann einfach mal ein paar der Navis hier, ob sie was verdächtiges bemerkt haben.“

„Okay, von mir aus.“, stimmte der blaue Navi zu und ließ Dash vorerst wieder aus seinen Armen. „Komm mit, Dash.“

Gleich den ersten Navi, der an ihnen vorbeikam, hielten sie an. Es war ein dunkelblauer Standard-Navi.

„Ehm, entschuldigen sie?“, fragte MegaMan etwas unsicher.

„Ja?“, wandte sich der Navi etwas verdutzt zu MegaMan um.

„Haben sie vielleicht irgendwas verdächtiges bemerkt? Einen Navi der sich sonderbar verhalten hat oder ähnliches?“

„Ein Navi, der sich sonderbar verhalten hat? Nicht dass ich mich erinnere... Warum? Suchst du wen bestimmtes?“

„Nene, schon gut. Tut mir leid.“, winkte MegaMan schnell verlegen ab.

Der dunkelblaue Navi stutzte nur, kümmerte sich dann aber nicht weiter drum und ging wieder in Richtung des Teleporters weiter.

„Ich glaube so wird das vermutlich auch nicht wirklich was...“, seufzte MegaMan.

„Hey, willst du schon aufgeben? Wir haben doch erst einen gefragt. Lass uns am besten auf der obersten Ebene fragen und dort verweilen. Wenn sich der Weg da befindet können wir dort eher sicher sein, dass wir Hinweise finden... denke ich zumindest.“

Und so willigte der blaue Navi ein und lief schnurstracks die nächste Rampe hinauf zu dritten Ebene.

Hier arbeiteten jede Menge Official-Navis und Programme hinter Theken. An einigen standen Navis, die verschiedene Termine ausmachen wollten, größtenteils für Examen und Vorstellungssprechen. Jeder der einmal als Official im Center arbeiten wollte, musste sich genau hier bewerben.

MegaMan beobachtete aufmerksam die Navis, die sich vor der Rezeption aufgestellt hatten und fragte jeden, der wieder hinunter zu den unteren Ebenen gehen wollte, ob er vielleicht etwas bemerkt hätte, doch alles vergebens. Selbst nach zwanzig Minuten hatte er noch immer keinen Hinweis und von seinen Freunden war auch keine Spur aufzufinden.

„Ich glaube das ist doch sinnlos... die anderen scheinen auch nicht zu kommen. Ich hab’s doch von Anfang an gesagt...“, grummelte Lan, der mittlerweile auch genervt war und die Hoffnung aufgegeben hatte.

MegaMan stützte sich auf seine Oberschenkel und musste erst mal verschnaufen. Vor allem ihn hatte das Ganze ziemlich ermüdet. Dash hingegen flog aufgeregt und vor Energie nur so strotzend hin und her und versuchte die Aufmerksamkeit der vielen Navis auf sich zu ziehen.

„Yup... ich denke wir sollten es erst mal vergessen...“

Doch plötzlich durchfuhr MegaMan eine beängstigende Kälte und er zuckte schreckhaft zusammen. Es war, als hätte ihm jemand einen Beutel Eis in den Nacken gedrückt, von dem aus nun eiskalte Tropfen seinen Rücken hinunterliefen. Reflexartig sprang er auf und drehte sich nach hinten. Vor ihm stand ein großer, seltsam aussehender Navi.

„Guten Tag. Du bist MegaMan, oder?“

„J-ja, der bin ich... Ehm... Und du bist?“, fragte MegaMan verwirrt, als er den Navi musterte.

„Mein Name ist PolarMan. Ich bin neu hier und würde dich gerne um einen Gefallen bitten.“

Es dauerte etwas bis MegaMan sich wieder gefasst hatte. Diese durchdringliche Kälte, welche dieser Navi ausströmte war unerträglich.

PolarMan war fast zwei Köpfe größer als MegaMan. Seine Unterarme und Unterschenkel waren von Eiskristallen umhüllt, die wohl als Rüstung fungierten. Sein Brustkorb war ebenfalls von einem gigantischen Eisblock umfasst, aus dem seine schwarzen Arme herauslugten. Der Rest seines Oberkörpers sowie des Unterkörpers war dunkelblau, fast schwarz. Sein Gesicht war komplett weiß und von einem blauen Mundschutz halb verdeckt. Auf seinem ebenfalls blauen Helm hatte er in Stirnhöhe einen weiteren, achteckigen Eiskristall angebracht.

„Neu hier? Wie meinst du das? Was denn für einen Gefallen?“, wollte MegaMan wissen und sprach unabsichtlich ziemlich leise und unsicher.

„Nun ja, ich habe heute meine Arbeit als Official-Navi hier begonnen. Ich bin für die Wartung des Official Servers zuständig. Mein Lehrer sollte mich eigentlich in allem einweisen, aber ich finde ihn nirgends. Ich war hier mit ihm verabredet, aber er scheint nicht da zu sein. Da ich eh schon spät dran bin muss ich mich etwas beeilen. Kannst du mir sagen, wie ich zum Official Server gelange? Du weißt doch wo er ist, oder?“

Lan stockte der Atem. Diese Geschichte klang nun wirklich mehr als verdächtig... konnte es vielleicht sein, dass...?

„Tut mir leid, wir wissen zwar, wo sich der Server befindet, aber das können wir dir nicht so ohne weiteres verraten.“

„Ihr traut mir nicht? Oh, sicher... ich habe auch schon davon gehört. Shadow, oder? Ihr haltet mich für einen seiner Agenten?“

„Du musst zugeben, dass deine Geschichte schon etwas merkwürdig klingt, oder?“, sprach MegaMan und hielt sich innerlich für alles bereit, obwohl ihm die Kälte schier zu schaffen machte.

„Ja, natürlich. Tut mir leid, aber vielleicht wird euch das hier als Beweis reichen?“

PolarMan streckte seinen rechten Arm aus und öffnete seine Handfläche direkt vor MegaMan’s Gesicht. Ein blauer Datenkristall erschien in ihr und ließ jede Menge Daten darin herzischen.

„Meine ID. Ich habe heute angefangen, glaubt ihr mir jetzt?“

MegaMan überprüfte den Kristall genau, doch es gab keinen Zweifel... es war definitiv eine Official-ID auf PolarMan ausgestellt.

„Die ist in Ordnung, Lan. Sie wurde sogar von Mr. Famous geprüft und unterzeichnet, wie ich hier sehe.“

„Hmm... na ja...“, murmelte Lan, der immer noch ziemlich misstrauisch war. „Wer ist denn dein Lehrer mit dem du dich hier treffen solltest?“

„Ein dunkelblauer Standard-Navi mit Namen Rookie. Er wollte eigentlich schon früher hier sein.“

„Hey, vielleicht war es ja der von vorhin, den wir gleich als aller erstes gefragt hatten?“, überlegte MegaMan.

„Möglich. Nun gut... Was meinst du, Mega?“

„Ich bin mir auch nicht sicher, aber er sieht nicht allzu verdächtig aus und er hat die ID. Außerdem selbst wenn... Er benötigt eh noch die Passwörter, um an die Rüstung zu kommen und die Firewalls und restlichen Officials am Server würden ihn gleich hochnehmen.“

„Na gut, dann sag’s ihm.“, willigte Lan endlich doch ein, wenn aber noch immer mit Unbehagen.

MegaMan beugte sich näher zu PolarMan, welcher sich ein wenig duckte, damit MegaMan ihm den Standort des Eingangs ins Ohr flüstern konnte. Je näher MegaMan dem Eis-Navi kam, desto kälter wurde es und desto stärker wurde dieses merkwürdige Gefühl in ihm, als würden jeden Moment seine innersten Daten auseinanderspringen oder schock gefrieren.

„Ah, vielen Dank.“, sprach PolarMan erleichtert, nachdem MegaMan ihm alles zugeflüstert hatte. „ Ihr wisst gar nicht wie sehr ihr mir damit geholfen habt. Mein Lehrer sollte mir helfen in den Server zu kommen, da ich vorher nicht wegen Geheimhaltung über alles informiert werden durfte. Die anderen warten sicher schon auf mich.“

„Ach, kein Problem...“, sprach MegaMan, doch PolarMan streckte erneut seinen Arm aus und in seiner Handfläche erschien ein silberglänzender Battle Chip.

„Iciness. Der soll ziemlich selten sein, aber ich hab keine Verwendung mehr für ihn. Bitte nehmt ihn als Zeichen meines Dankes.“

Zögernd nahm MegaMan den Chip entgegen. Er fühlte sich eiskalt an.

„Vielen Dank.“, bedankte sich Lan.

„Bitte. Na ja, ich muss dann mal... vielleicht sehen wir uns ja bald wieder? Ich hab schon einiges von euch gehört und würde euch auch gern mal zu einem kleinen Net-Battle herausfordern. Nur momentan erlauben dies wohl die ernsten Zeiten nicht, da es zur Zeit wichtiger ist die letzte Rüstung zu beschützen.“, seufzte PolarMan.

„Ein Net-Battle klingt gut. Warum nicht? Wenn alles vorüber ist komme ich sicher gern darauf zurück.“, antwortete Lan, der nur bei dem Gedanken schon Feuer und Flamme war.

„Freut mich zu hören!“, lachte PolarMan. „Na ja, also bis dann!“ Und schon marschierte er ab.

MegaMan sammelte schnell Dash wieder ein und war froh, dass PolarMan außer Reichweite war. Diese Eiseskälte war ihm extrem unangenehm gewesen.

„Er scheint doch ganz okay zu sein.“, stellte Lan fest, jedoch immer noch ein klein wenig misstrauisch. „Aber ich denke wir brauchen uns da keine allzu großen Sorgen zu machen. Wollen wir dann erst mal wieder verschwinden?“

„Oh ja, ich will endlich wieder zurück. Bin ziemlich erschöpft und mir ist noch immer kalt.“

Doch plötzlich schlug von hinten eine Hand auf MegaMan’s Schulter und ließ den blauen Navi erneut vor Schreck zusammenzucken.

„Was...?“, verwirrt drehte er sich nach hinten, um zu sehen, wer das nun wieder war und er staunte nicht schlecht, als er den Navi erkannte. „Sektor?? Was machst du denn hier?“

Es war Sektor in seinem langen, braunen Umhang, der sich von hinten herangeschlichen hatte. Doch irgendwas beunruhigte MegaMan, als er in Sektor’s Augen sah. Sein Blick war bei weitem viel ernster und besorgter, als sonst... und das konnte definitiv als schlechtes Zeichen gelten.

„Es ist soweit.“, sprach Sektor mit tiefer, bedrückter Stimme.

„Du meinst...?“, fragte MegaMan unsicher, doch Sektor nickte bereits leicht.

„Es kann losgehen. Der Chaos Lord ist erwacht.“
 

(Kurze Anmerkung: Wer genaueres und etwas mehr über PolarMan erfahren möchte, sollte das Kapitel 'PolarMan's Escape' aus meinem Christmas Special zu MegaMan lesen. Es ist nicht unbedingt notwendig für das weitere Verständnis dieser FF, bringt allerdings einige interessante Informationen ans Tageslicht.)

Travelling through the Undernet

MegaMan stand wie angewurzelt da. Er blickte Sektor ungläubig ins Gesicht, doch dieser nickte nur. Er legte seine orangefarbene Hand auf MegaMan’s Schulter und ehe der blaue Navi sich versah fand er sich in einem völlig anderen Areal wieder. Vermutlich weit entfernt vom Official Square. Es war eine kleine, schwarze Plattform, umgeben von violetten Flammen die wild und unaufhörlich flackerten.

Bevor MegaMan irgend etwas sagen konnte hatte Sektor ihm schon das Wort abgeschnitten.

„Tut mir leid, aber es ist besser wenn ich es dir hier erkläre unter vier Augen. Die anderen Navis sollen lieber noch nichts davon wissen.“

„Dann ist es also wahr? Der Chaos Lord ist erwacht?“, fragte MegaMan unsicher.

„Ja. Er hat es geschafft das Siegel zu zerschlagen, was ihn in den Tiefen des ShadowNet eingeschlossen hatte.“

MegaMan wusste nicht, was er sagen sollte. Geschockt und überrascht schaute er nur direkt in Sektor’s tiefblaue Augen, die ein ungemeines Maß an Furcht und Besorgnis beherbergten. Dieser Anblick war völlig ungewohnt und ließ MegaMan nur umso angsterfüllter werden.

Plötzlich erklang eine verzerrte Stimme, begleitet von einem lauten Rauschen. Es dauerte einige Momente bis die Stimme deutlicher wurde und schließlich klar zu erkennen war. Es war Lan...

„MegaMan? Wo bist du? Die Verbindung ist... kannst du mich hören?“

„Ja, ich höre dich, Lan!“, antwortete der Navi laut und Lan entwich ein ebenso lauter Seufzer der Erleichterung.

„Keine Angst, es ist alles in Ordnung. Ich habe nur den Ort gewechselt, um mich in Ruhe mit euch unterhalten zu können. Wir befinden uns in einem verlassenen Bereich des ShadowNet. Vermutlich haben wir uns zu schnell, zu weit aus der Empfangsreichweite deines PETs entfernt, was die Verbindung beeinträchtigt haben muss.“, erklärte Sektor.

„Ach so, okay, verstehe... na ja, wie dem auch sei... der Chaos Lord ist erwacht??“

„Ja, es ist geschehen. Ich habe mich gleich auf die Suche nach euch gemacht, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.“

Lan hielt einen Moment inne. Auch er brauchte Zeit um all das zu verarbeiten.

„Also hat er genügend Kraft gesammelt?“

„Nur genügend, um das Siegel zu brechen. Seine volle Kraft hat er noch nicht erreicht. Das bedeutet auch, dass er momentan noch verwundbar ist.“

„Soll das heißen, dass wenn er seine volle Kraft erreicht hat, es unmöglich ist ihn zu besiegen?“, fragte MegaMan schwer schluckend.

„Nun ja, unmöglich nicht unbedingt, aber es würde die Sache ungemein erschweren.“

Lan ließ sich einige Sekunden Zeit, um sich das alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Er verspürte ein starkes Unbehagen und hatte ein ziemlich schlechtes Gefühl in Bezug auf diese Sache, doch seine Entschlossenheit wurde dadurch nur gestärkt.

„Also gut, was müssen wir tun und wo können wir ihn finden?“, fragte er schließlich.

„Ihr seid euch also wirklich sicher, dass ihr das tun wollt?“, hakte Sektor noch einmal nach.

Lan schaute seinen Navi über den PET Screen an, doch dieser nickte ihm ebenso entschlossen zu.

„Ja, wir sind uns sicher.“

„Gut, wenn das so ist... Noch ist er nicht weit entfernt von dem Ort, wo er gefangen war. Er stärkt sich durch dunkle Energien und böse Gedanken. Ihr werdet ihn vermutlich irgendwo im Undernet finden. Einen besseren Ort um Unmengen an Kraft zu sammeln gibt es für ihn nicht.“

„Das Undernet? Aber das ist doch viel zu groß! Wie sollen wir ihn dort jemals finden?“, fragte MegaMan eingeschüchtert. Er war schon oft im Undernet unterwegs gewesen und er konnte eindeutig sagen, dass dies der Ort war, den er als letztes noch ein weiteres Mal besuchen wollte.

„Wie gesagt, er wird vermutlich in der Nähe des Ortes zu finden sein, wo er eingeschlossen war. Ihr müsst sehr tief ins Undernet vordringen, bis zum Eingang des ShadowNet. Dort solltet ihr auf ihn treffen können.“

„In der Nähe des ShadowNet also... Gut, wir werden uns auf die Suche nach ihm machen! Nur zwei letzte Fragen noch... Wie erkennen wir ihn und wie sollen wir ihn aufhalten? Du hast uns nie gesagt wie dieses Programm funktioniert, ich weiß nicht, ob wir das schaffen werden.“, sprach Lan unsicher.

„Ich habe es euch bereits einmal gesagt und kann meine Worte nur wiederholen. Ihr werdet ihn nicht suchen müssen, er wird euch finden. Was das Programm angeht... Ich weiß nur dass die ShadowNova von einem reinen Geist angewendet werden kann. Wie genau sie funktioniert kann ich euch nicht sagen. Meister Serenade sagte nur, ihr werdet wissen wie es anzuwenden ist, wenn der Zeitpunkt kommt.“

„Na gut... das klingt alles nicht sehr aufbauend, aber wir werden das schon schaffen, oder Mega?“

„Sicher doch! Wir werden unser Bestes geben, keine Frage!“

„Sehr gut. Ich werde euch nun zurück zum Official Square bringen. Macht euch gleich auf den Weg zum Undernet. Benutzt den letzten der drei Teleporter unter der Hauptplattform in Den Area 4. Die Barriere wird sich öffnen, wenn ihr die Anforderungen erfüllt.“

„Aber was, wenn wir sie nicht erfüllen?“, wollte Lan sofort wissen.

„Keine Sorge, ich weiß, dass sie sich öffnen wird.“

„Na gut, wenn das so ist...“

„Wir haben nun keine Zeit mehr zu verlieren. Begebt euch ins Undernet! Ich wünsche euch viel Glück...“

Bevor MegaMan sich bei Sektor bedanken oder überhaupt noch irgendwas sagen konnte, hatte der orangefarbene Navi schon seinen rechten Arm gehoben und schnipste laut mit den Fingern. Im nächsten Moment fand sich der blaue Navi auf dem Official Square wieder.

Einige Official-Navis betrachteten ihn verwundert, als sie an ihm vorbeigingen.

Kaum hatte er sich wieder gefasst und begriffen, was passiert war, kam ihm auch schon Dash entgegengeflogen, der völlig hektisch und verzweifelt wirkte und wohl gedacht hatte, sein Herrchen hätte ihn allein zurückgelassen.

„Hallo, Dash. Tut mir leid.“, sprach MegaMan, als der kleine Virus ihm direkt in die Arme flog und sich an ihn schmiegte.

Lan betrachtete den kleinen Virus aufmerksam und fasste schnell einen Entschluss.

„Dash?“

Der kleine Virus machte große Augen und guckte verwirrt, als er auf einmal Lan’s Stimme hörte.

„Ich glaube es ist besser du begleitest MegaMan dieses Mal nicht.“

Schnell sammelten sich kleine Tränen in den Augenrändern des Fishy’s und hoffnungsvoll blickte es in die Augen seines Herrchens. Doch MegaMan schüttelte den Kopf.

„Tut mir echt leid, aber Lan hat Recht. Es wird besser sein, du kommst dieses Mal nicht mit.“

Traurig und leicht gekränkt senkte der Virus seinen Blick. MegaMan drückte ihn noch ein letztes Mal fest an sich.

„Ich werde ihn zurück zur Homepage schicken. Mr. Prog wird ein bisschen Gesellschaft wohl auch gut tun.“ Und schon gab Lan hastig einige Befehle auf dem PET ein, um den Virus zur Homepage zu transferieren. „Okay, das war’s.“

„Der Arme... aber im Undernet wird es wirklich zu gefährlich sein.“, seufzte MegaMan.

„Stimmt. Die Viren und Navis dort sind viel stärker als gewöhnlich und arbeiten mit jeder Menge fieser Tricks. Ich hoffe nur wir schaffen das und müssen Sektor nicht enttäuschen.“

„Das wird schon... Im Moment brauchen wir etwas mehr Zuversicht, dann schaffen wir das.“

„Ja, du hast wie immer Recht.“, stimmte Lan seinem Navi zu. „Also gut... Den Area 4? Das ist zum Glück gar nicht weit entfernt. Mach dich am besten gleich auf den Weg.“

„Schon dabei!“, antwortete MegaMan und setzte sich sofort in Bewegung.

Er lief die Rampen hinunter bis zur untersten Ebene und trat durch den Teleporter, welcher ihn direkt zurück zum Harbour Square teleportierte.
 

Am Harbour Square angelangt verlor der blaue Navi auch keine weitere Zeit und rannte schnurstracks geradeaus auf die Mitte des achteckigen Squares zu, vorbei an jeder Menge Navis, die er teilweise leicht anrempelte in seiner Hektik und stürzte sich in das Warpfeld, was ihn wieder in die Harbour Area 1 brachte.

Dort angekommen lief er den gelben Hauptpfad weiter, zurück zu dem Warpfeld, welches ihn in die Harbour Area gebracht hatte. Nachdem er auch dieses durchlaufen hatte, fand er sich auf der rechteckigen Plattform, unter der Hauptplattform, der Den Area 4 wieder. Ein kurzer Blick zur Seite ließ ihm die violette Firewall ins Auge fallen, welche noch immer den letzten der drei Teleporter blockierte.

„Okay, ich bin da.“. sprach der blaue Navi, als er langsam auf die Barriere zuschritt.

„Gut. Was hatte Sektor noch gesagt? Wenn wir die Anforderungen erfüllen, können wir passieren?“, fragte Lan noch mal nach und beobachtete alles mit höchster Aufmerksamkeit über den PET-Screen.

„Yup, genau. Ich frage mich nur, was das für Anforderungen sein sollen?“

Doch statt weiter darüber zu grübeln beschloss MegaMan es gleich herauszufinden und drückte seine Hand gegen die Energiebarriere. Einen Augenblick später begann sich ein Schriftzug auf der Firewall zu materialisieren.

„Was steht da?“, fragte Lan neugierig, der den Text nicht lesen konnte.

„Wer die Finsternis besiegt und Dunkelheit in seinem Herzen trägt, sich dennoch im Licht des Himmels regt, obgleich er Kälte, Hass und Angst erfährt, dem sei der Zutritt ins Böse gewährt. Denn wer es schafft seine eigene Dunkelheit zu bezwingen, der wird den Sieg über das Böse erringen.“, las MegaMan den Text langsam und deutlich vor.

„Und was genau soll das jetzt bedeuten?“, fragte Lan verdutzt.

„Ich hab ehrlich gesagt nicht die geringste-“, doch mitten im Satz durchfuhr den blauen Navi ein plötzlicher, stechender Schmerz. Es war, als würde sich sein Herz verkrampfen. Ein tiefer, starker, unerträglicher Schmerz.

„MegaMan? MegaMan! Was ist los??“, schrie Lan erschrocken auf, als er mit ansehen musste, wie sein Navi auf die Knie fiel, während er sich krampfhaft die Hände auf die Brust drückte.

Eine Sekunde lang glaubte MegaMan, sein Körper würde einfach zerbersten und in seine Daten zerfliegen, doch so plötzlich der Schmerz gekommen war, genauso plötzlich verschwand er auch wieder. Schwer atmend und mit weit aufgerissenen Augen, versuchte sich der blaue Navi wieder auf die Beine zu bringen und lehnte sich dabei gegen die Firewall.

„MegaMan? Verdammt, was ist passiert? Alles okay??“, wollte Lan sofort wissen, den eine panische Angst befallen hatte.

„Es... ist alles... okay... Mir geht’s gut... es war nur-“, doch als MegaMan vollständig aufgestanden war hielt er inne. Er schaute direkt auf die Firewall, in welcher er sich nun selbst sehen konnte. Und das sogar zweimal!

„Was ist jetzt wieder??“, fragte Lan, der allmählich immer größere Angst bekam.

Doch MegaMan antwortete ihm nicht. Er blickte abwechselnd seinen beiden Spiegelbildern in die Augen. Doch irgendwas stimmte nicht mit ihnen. Sie waren nicht er. Sie waren irgendwie anders. Irgend etwas seltsames ging hier vor, aber der blaue Navi hatte keine Erklärung für das, was sich hier vor seinen Augen abspielte.

Während eines der Spiegelbilder immer heller wurde, verdunkelte sich das Äußere des anderen immer mehr, bis schließlich ein weiß leuchtender und ein dunkler, fast schwarzer MegaMan in der Firewall zu sehen waren.

MegaMan versuchte sich von der Barriere zu entfernen, doch er fühlte sich plötzlich extrem müde und langsam aber sicher wurde ihm schwarz vor Augen. Ein letzter Blick in das Gesicht des dunklen MegaMan, welcher ihn bösartig angrinste und alles wurde schwarz.
 

Nebelartige Dunkelheit umgab ihn. Ein kleiner Lichtstrahl schien ihm den Weg weisen zu wollen. Er hörte eine vertraute Stimme. Sehr fern, aber doch wieder nah. Mit einem Male verschwand die Dunkelheit und ein gleißendes Licht breitete sich aus. Als MegaMan die Augen wieder öffnete, lag er auf dem Rücken vor dem dritten Warpfeld, was zuvor durch die Firewall geschützt war, nun aber scheinbar nicht mehr.

„MegaMan!!“, brüllte Lan mit hörbarer Erleichterung in seiner Stimme auf.

Der blaue Navi setzte sich auf und schüttelte seinen schmerzenden Kopf. Vorsichtig blickte er sich um und versuchte anschließend aufzustehen.

„Gott sei Dank, ich dachte schon es wäre zu Ende mit dir!“, seufzte Lan heilfroh seinen Navi wieder aufrecht zu sehen. „Bist du in Ordnung?“

„Ja, alles okay.“, antwortete MegaMan, der sich seltsamer Weise topfit fühlte. „Was genau ist denn passiert?“

„Na ja, ich hab über das PET nicht alles genau erkennen können. Du hast die Firewall so komisch angestarrt. Dann hast du angefangen umherzuwanken wie ein Betrunkener und im nächsten Moment bist du einfach umgefallen und hast nicht mehr geantwortet.“, erklärte Lan, dem man anhören konnte, dass er das selbst noch nicht so ganz glauben konnte.

„Und die Firewall?“

„Verschwunden, gleich nachdem du das Bewusstsein verloren hast. Oh man, aber ich bin froh, dass mit dir alles okay ist. Was genau hast du denn da auf der Firewall gesehen? Du wirktest, als sei dir ein Gespenst begegnet.“

„Ehm... ach so, ne, es war nichts, jedenfalls nicht der Rede wert.“, versuchte MegaMan schnell abzuwinken.

„Nicht der Rede wert? Na gut, wenn du meinst.“ Auch Lan wollte lieber kein Wort mehr darüber verlieren und unterdrückte dieses Mal seine Neugier. „Wollen wir dann? Der Weg ist offen.“

MegaMan betrachtete den Teleporter, der nun neu freigelegt war. In kaum mehr lesbaren Buchstaben war vor ihm ’Undernet’ auf den Boden geschrieben. Das Warpfeld selbst wirkte etwas anders als die anderen. Es strahlte eine gewisse Boshaftigkeit und Kälte aus.

„Ja, tun wir’s.“

Noch einmal nahm der blaue Navi all seinen Mut zusammen und trat einen Schritt vor. Kaum hatte er den Fuß in das Warpfeld gesetzt, wurde er auch gleich weitertransferiert.
 

Als der Teleportvorgang beendet war fand sich MegaMan auf einer dunkelroten Plattform wieder. Sie war viereckig und an jeder der vier Ecken war eine kleine Totenkopfsäule aufgestellt aus denen violette Flammen leuchteten. MegaMan entfernte sich schnell aus dem Warpfeld und blickte sich zunächst einmal vollkommen um. Ein unangenehmes Gefühl aus Angst durchdrang ihn. Er befand sich mitten im Undernet!

Das komplette Areal sah ziemlich düster und verkommen aus. Die Pfade, welche die einzelnen Plattformen miteinander verbanden, waren halb zerstört und mussten wohl schon einiges mitgemacht haben und egal wo MegaMan hinblickte, ob nach oben in den Himmel, oder nach unten in die Tiefen des Internets oder gar den Horizont, überall war ein wildes, flackerndes Schneegestöber, wie auf einem kaputten Fernseher, zu sehen. Ein Anblick, der einem den letzten Nerv rauben konnte, wenn man zu lange darauf starrte...

Von der kleinen Plattform aus, auf der sich der blaue Navi befand führte ein schmaler Weg zu einer größeren Plattform, auf der sich einige Navis angesammelt hatten.

„Da wären wir also...“, stellte Lan, nicht wirklich begeistert, fest.

„Ja... das Undernet.“

„Nun ja... Wir haben keine andere Wahl, oder? Beeil dich, damit wir hier so schnell wie möglich wieder weg können. Aber nimm dich vor den Navis hier in Acht. Soweit ich weiß handeln die meisten hier mit Dark Chips oder wickeln andere, schmutzige Geschäfte ab. Selbst die Officials trauen sich nicht bis hierher. Hier sammelt sich der gesamte Abschaum des Cyberspace...“

„Ich werd auf mich Acht geben.“, versicherte der blaue Navi und setzte sich in Bewegung. Wirklich lange wollte er hier auch nicht verweilen...
 

MegaMan lief über den schmalen Pfad zur großen Plattform. Ihre Umrandungen waren blutrot und der Rest war mit grauen Steinplatten ausgelegt, auf denen dunkelblaue Totenschädel aufleuchteten. Kaum hatte MegaMan die Plattform betreten, richteten sich die Blicke sämtlicher Navis auf ihn. Ein halbes Dutzend Heal-Navis war dort versammelt und als sie den blauen Navi näherkommen sahen, traten sie ihm langsam entgegen und blockierten seinen Weg.

„Haaaahhhhhlllllooo!!“, ächzte einer der sechs und zuckte mehrmals schnell mit dem Oberkörper.

MegaMan wich schnell ein kleines Stück nach hinten und nahm seine Kampfhaltung ein, als die sechs violetten Heal-Navis näher kamen und einen Halbkreis um ihn bildeten.

„Sieh an, sieh an... Wir haben einen Besucher.“, sprach der wohl demolierteste, aber vom Aussehen her wohl auch stärkste, Heal-Navi, als er MegaMan lachend musterte. „Was macht so ein kleiner Junge wie du denn hier im Undernet? Hast dich verlaufen, huh?“

„Nein, ich bin nur auf der Suche nach jemanden. Würdet ihr mich bitte durchlassen?“, antwortete MegaMan mit leicht drohender Stimme.

„Oho, das kleine Baby sucht jemanden?“, sprach der Heal-Navi mit gekünstelter Besorgnis, worauf die anderen hinter ihm anfingen laut zu lachen. „Hey, lass mich dir einen Vorschlag machen! Das Undernet ist sehr groß und auch sehr gefährlich... vor allem seitdem es unterwegs ist.“

„Es?“, wiederholte MegaMan.

„Ja, ein Monster, das die Seelen der Navis hier verschlingt. Es könnte ziemlich gefährlich für dich werden, wenn du hier so alleine rumstreifst. Wie wäre es, wenn wir dich begleiten, um dich zu beschützen? Ist das nicht wirklich nett von uns?“

Unsicher trat MegaMan noch einen weiteren Schritt zurück und behielt seine Gegenüber misstrauisch im Auge und wandte keine Sekunde den Blick von ihnen ab.

„Natürlich würde dich das eine Kleinigkeit kosten. Wir müssen ja auch von irgendwas leben, ’ne?“, fuhr der Heal-Navi fort und kam noch näher auf MegaMan zu.

„Und an was hattet ihr da so gedacht?“

„Na ja... wie wäre es mit... hmm... einer Million Zenny!!“

„Eine Million?? Tst... und was, wenn ich lieber allein gehen will?“

„Nun ja, das würde die Angelegenheit etwas verkomplizieren. Da es zu gefährlich für so einen kleinen Jungen, wie dich ist, können wir dich dann leider auch nicht hier durch lassen.“

Fieses Gelächter ging durch die Reihe der anderen Heal-Navis, die begannen mit ihren Gelenken zu knacken und sich scheinbar köstlich amüsierten.

„Tja, leider muss ich aber hier durch, ob ihr es nun zulassen wollt, oder nicht.“

„Na gut, wenn du es unbedingt so willst. Da kann man wohl nichts machen...“

Kopfschüttelnd trat der demolierte Heal-Navi hinter seine fünf Kameraden und wandte sich wieder zu MegaMan um. „Los, erledigt ihn!“

„Als hätte ich es nicht geahnt...“, seufzte Lan verärgert. „Also gut, wenn diese Idioten es so wollen, dann machen wir sie eben fertig! MegaMan, battle routine, set!“

„Execute!“
 

Und schon kamen die fünf violetten Navis auf MegaMan zugestürmt. Doch weder er, noch Lan ließen sich davon beeindrucken.

„Denen zeigen wir’s! Los, Pulsar, Slot-In!“

Nachdem Lan den entsprechenden Battle Chip in sein PET geworfen hatte, aktivierte MegaMan auch gleich seinen Buster. Ohne zu zögern feuerte er auf die fünf Navis, bevor sie ihm noch näher kommen konnten. Laute, summende, grüne Schallwellen kamen aus dem MegaBuster geschossen und hauten auch gleich die vordersten beiden Heal-Navis mit gewaltiger Wucht um. Sie schlugen so hart zu Boden, dass sie dort auch vorerst liegen blieben.

„Lööööööhhhhhhhhscheeeehhhhhnnnnnn!!“, grollte einer der anderen Navis und zog im selben Moment ein LongSword hervor, dessen türkisfarbene Klinge er wild hin und her schlug.

MegaMan vollzog jedoch eine schnelle Vorwärtsrolle, rollte unter dem Schwerthieb und den Beinen des Heal-Navis hindurch und kam hinter ihm wieder zum Stehen.

„KnightSword, Slot-In!“, lud Lan schnell einen weiteren Chip runter.

MegaMan aktivierte eine große, breite Schwertklinge an seinem Buster, vollführte eine wendige und flinke Drehung und hatte den Heal-Navi, der ihn noch grade hatte zerstückeln wollen, mit einem Schlag in zwei Hälften zerteilt. Die beiden auseinandergehenden Körperhälften löschten sich innerhalb weniger Sekunden.

Verärgert beobachtete der Anführer der fünf Navis alles von der Mitte der Plattform aus. Zwei seiner Männer lagen noch immer am Boden, einer war bereits gelöscht und die anderen beiden hatten noch gar nicht versucht einzugreifen.

„Gut gemacht, Mega!“, lobte Lan seinen Navi, während er den KnightSword Chip wieder aus dem PET entfernte, worauf sich das Schwert an MegaMan’s Arm wieder auflöste.

Die anderen beiden Heal-Navis, die noch da waren, versuchten sich vorsichtig von verschiedenen Seiten zu nähern, um über den blauen Navi herzufallen, doch auch für diese Situation hatte Lan einen passenden Chip parat.

„Plasma, Slot-In!!“

Genau in dem Moment, als die beiden Navis von verschiedenen Seiten aus versuchten auf MegaMan zuzuspringen, aktivierte der blaue Navi den Battle Chip. Ein heller Kreis aus Funken und Blitzen breitete sich mit einem Male aus und erfasste beide Heal-Navis. Sie zuckten wie wild, als mehrere Stromstöße ihre Körper durchfuhren und sie schließlich zum Auseinanderspringen brachten. In einer Art Feuerwerk aus Datenteilchen wurden beide Navis gelöscht.

„Gute Idee, Lan.“, lobte nun der Navi seinen Operator.

Nun war nur noch der demolierte Heal-Navi übrig, da die anderen beiden noch immer bewusstlos am Boden lagen.

„Unmöglich...“, stotterte der violette Navi, als MegaMan nun auf ihn zugelaufen kam. „Wer zur Hölle bist du??“

„Jedenfalls kein wehrloser, schwacher Junge!“, antwortete MegaMan, als er seinen Buster aktivierte und einen ChargeShot vorbereitete, während er weiter auf den Heal-Navi zustürmte.

Doch bevor MegaMan seinen Angriff ausführen konnte, kam er abrupt zum Stehen, als ein schwarzer Schatten mit unglaublich hoher Geschwindigkeit vor ihm hergeschossen kam und irgendwo am Horizont des Undernets wieder verschwand. Der blaue Navi schaute ihm verwirrt hinterher, doch es war bereits wieder außer Reichweite.

„Schwachkopf!!“, brüllte der Heal-Navi auf einmal los und verpasste MegaMan einen kräftigen Bodycheck, welcher den Navi zu Boden schleuderte.

Vorsicht trat der violette Navi auf den am Boden liegenden MegaMan zu und setzte ihm einen Fuß auf die Brust.

„Ich hatte schon gedacht es wäre aus. Du hättest deinen Angriff nicht einfach abbrechen sollen. Das war ein gewaltiger Fehler, mein Freund.“, lachte der Heal-Navi und presste seinen Fuß immer fester auf MegaMan’s Brust.

„MegaMan! Nein!!“, schrie Lan verzweifelt und überlegte, was er tun konnte, um seinem Freund helfen zu können.

In der Zwischenzeit waren auch die anderen beiden Navis wieder aufgestanden und traten neben ihren Boss.

„Hehehehehe... Zeit zu sterben... Hyaaa!!“, brüllte der demolierte Navi los, als er ein violettes Schwert an seinem Arm aktivierte, weit damit ausholte und zustechen wollte.

„Ein DarkChip?!“, stellte Lan mit Erschrecken fest.

Doch der Heal-Navi ließ sich nicht aufhalten und ließ die Klinge schnell und zielstrebig auf sein Opfer niedersausen. Aber bevor die Schneide sich in MegaMan’s Gesicht bohren konnte, stoppte der Navi plötzlich. MegaMan öffnete langsam wieder die Augen, die er vor Angst zugekniffen hatte. Nur wenige Zentimeter vor seiner Nase wackelte die Spitze des DarkSwords hin und her. Der Heal-Navi, der sie führte blieb starr stehen, wie eine Statue und kippte schließlich nach hinten, wo er mit einem lauten Scheppern auf den Boden schlug.

„Was ist jetzt los?“, fragte Lan verwirrt, als er das Schauspiel über sein PET beobachtete.

Die anderen beiden Navis begannen am ganzen Leib zu zittern und traten verängstigt zurück.

MegaMan nutzte den Moment und brachte sich mit einem schwungvollen Hopser wieder auf die Füße. Verwundert blickte er hinunter auf den Heal-Navi, der unbeweglich und starr am Boden lag. Als er sich nach hinten, zu den anderen beiden Navis drehte, schreckte er entgeistert auf. Auch sie standen nur noch reglos dar und wirkten wie Statuen.

„Was zur Hölle ist hier passiert?“, fragte der blaue Navi unsicher, als er näher an die Statuen herantrat, um sie zu untersuchen.

„Ich hab keine Ahnung, aber mach bloß, dass du da weg kommst!“, rief Lan, dem das Ganze nun ziemlich unheimlich wurde.

Und MegaMan schien es wohl genauso zu gehen. Ohne sich noch weiter um die Navis zu kümmern, nahm er die Beine in die Hand und lief zum Ende der großen Plattform, wo ein weiterer Teleporter zu finden war. Ohne noch einen Blick zurückzuwerfen, trat er hinein und wurde direkt weiter teleportiert.
 

Als der Warpvorgang beendet war, befand sich MegaMan in einem anderen Teil des Undernets, welches noch viel dunkler und düsterer wirkte. Viele, breite Wege führten hier kreuz und quer durch die Gegend. Mal nach oben, mal nach unten, mal in eine Sackgasse.

Und an jeder Ecke war eine dieser merkwürdigen Totenkopfsäulen aufgestellt, die mit ihren dunklen Flammen auch nicht besonders viel Licht erzeugten.

„Oh man, die wären wir zumindest vorerst los. Man darf hier wirklich keinem vertrauen. Sei ab jetzt noch stärker auf der Hut, okay?“

„Ja, ich werd’s versuchen... ich frage mich nur, was mit diesen Typen passiert ist?“, flüsterte MegaMan fast, als er sich langsam vorwärts tastete. Es war so dunkel, dass man kaum etwas sehen konnte.

„Was auch immer es war, es hat dir das Leben gerettet. Aber dennoch bin ich nicht scharf darauf das noch mal erleben zu müssen.“

„Ja, ich glaube eher, dass-“, doch MegaMan stockte in seinem Satz, als er plötzlich über irgend etwas stolperte und zu Boden fiel.

„Was ist jetzt wieder los?“, fragte Lan sofort.

„Nichts, bin nur über etwas gestolpert...“, antwortete MegaMan, als er wieder aufstand und sich anschließend nach unten beugte, um zu sehen, über was er gestolpert war.

„Und was war es?“

„E-ein Navi...“, stellte der blaue Navi etwas verängstigt fest.

„Ein Navi??“

„Ja... er... er ist ganz steif. So wie diese Heal-Navis von grade.“

„Was verdammt noch mal geht denn hier vor? Ist das so eine Art Krankheit??“

„Nein, ich glaube nicht... Ich weiß zwar nicht, wie das möglich ist, aber dieser Navi hier ist gelöscht.“, sprach MegaMan, nachdem er den Körper genauestens untersucht hatte.

„Gelöscht? Das kann nicht sein. Sein Körper ist doch noch da! Wäre er gelöscht worden, hätte er sich doch auflösen müssen in seine Datenbestandteile, oder?“, antwortete Lan, der das nicht wirklich glauben konnte.

„Eigentlich schon, aber... das hier ist nur eine leere Datenhülle. Sämtliche inneren Dateien dieses Navis sind gelöscht. Das wäre so, als würde man einem Menschen die Innereien rausreißen.“

„Ouh... das klingt ekelhaft... Aber wie soll so was denn gehen? Davon hab ich noch nie etwas gehört.“

„Ich weiß es auch nicht.“, gab MegaMan besorgt zu. „Aber es ist ein weiterer Grund diesen Ort so schnell wie möglich wieder zu verlassen.“

„Ja, mach bloß, dass du da wegkommst.“

Und ohne den ’toten’ Navi noch eines weiteren Blickes zu würdigen, rannte MegaMan auch gleich weiter. Er versuchte dem Hauptpfad zu folgen, welcher sich dadurch abzeichnete, dass rote, verschmiert aussehende Pfeile ihn markierten und die Richtung angaben.

Während er sich weiter seinen Weg durch das finstere Undernet bahnte, traf er immer wieder auf weitere, versteinert wirkende Navis, dessen leere, leblose Hüllen an den unmöglichsten Stellen, überall aufzufinden waren. Das gesamte Undernet, so düster und trübselig es schon immer war, wirkte vollkommen leblos und ruhig. Nicht einmal Viren waren zu finden, obwohl sich davon im Undernet stets eine gewaltige Masse gesammelt hatte.

MegaMan folgte einem weiteren, halbzerstörten Pfad, an dessen Rändern Metallpfähle angebracht waren, auf dessen Spitzen dunkelblaue Flammen leuchteten. Die unheimliche Stille und das ständige Flackern des Hintergrunds ließen in MegaMan die dunkelsten Gefühle emporsteigen. Auch Lan hatte nur den einen Gedanken, das Undernet so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Er hatte es in der Vergangenheit schon öfters besuchen müssen und man sollte glauben, er hätte weder Angst davor, noch könnte ihn etwas überraschen. Doch nun stellte sich heraus, das im tiefsten Kern des Internets doch immer wieder neue, unvorhersehbare Bedrohungen lauerten. Als MegaMan an zwei weiteren Navis vorbeigelaufen kam, deren Körper aufs unfassbarste verrenkt waren, stellte sich Lan nur eine Frage. Wer oder was konnte so etwas anrichten? Immer wieder ließ er die Frage durch seinen Kopf wandern und es gab nur eine einzig mögliche Antwort, welche dieses ganze Unternehmen nur noch aussichtsloser machte...

Als MegaMan sich schließlich dem Ende des Areals näherte und auf einen weiteren Teleporter zulief, blieb er kurz vor diesem auf einer quadratischen Plattform stehen, an deren Ecken hohe, spitzzulaufende Pfähle aufgestellt waren. Oben auf ihren Spitzen waren Navis aufgespießt aus denen unaufhörlich Datenteilchen spritzten. Auch sie stellten nur noch leere Datenhüllen dar.

„Das ist schrecklich...“, murmelte MegaMan, als er diesen grässlichen Anblick wahrnahm.

„Stimmt...“, schluckte Lan. „Ist dir eigentlich auch schon aufgefallen, dass wir hier noch keinem lebenden Navi begegnet sind? Nur denen am Eingang, aber sonst scheinen alle gelöscht zu sein.“, bemerkte Lan mit noch sorgvollerer Miene. „Glaubst du der Chaos Lord steckt dahinter?“

„Ich nehme es stark an. Was könnte sonst so etwas anrichten? Es gibt viele Geheimnisse und Mysterien, die das Undernet umgeben, aber so was wie das hier ist noch nie geschehen. Wenn wirklich der Chaos Lord für das hier verantwortlich ist... Sieh dir diese Navis an! Wir müssen dieses Monster unbedingt aufhalten...“

„Ich weiß.“, stimmte Lan mit gedämpfter Stimme zu. „Selbst wenn die Navis hier alle Verbrecher sind... so etwas hat niemand verdient, nicht einmal Verbrecher! Wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass der Chaos Lord seine volle Stärke erlangt. Beeilen wir uns lieber.“

MegaMan nickte. Noch einmal blickte er nach oben zu den Navis, deren reglose Körper, durchbohrt, noch einige weitere Datenteilchen ausspuckten. Doch dann fasste er sich wieder und ging weiter. Ein einfacher Schritt ins Warpfeld teleportierte ihn noch tiefer ins Undernet.
 

Der nächste Bereich war ebenso finster wie die vorhergegangenen. Eine weite, trostlose Einöde. Ein Ort, der einem sämtliche positiven Emotionen im Nu entziehen konnte.

MegaMan lief über den überbreiten, leicht gebogenen Hauptpfad weiter, der an mehreren Stellen Risse und Löcher hatte. Blaue Flammen, die lodernd in der Luft schwebten, wiesen ihm den Weg.

„Wir müssen bald am Ende sein.“, stellte Lan fest, als er die Karte vom Undernet überprüfte, die er sich versucht hatte runterzuladen, allerdings nur teilweise erhalten hatte.

„Ist es noch sehr weit?“, fragte sein Navi, als er mit einem leichten Sprung über einen Spalt im Boden hüpfte und sich weiter auf den Weg machte.

„Nein... du müsstest fast am Eingang zu diesem ShadowNet sein. Ich hoffe Sektor hat sich nicht geirrt.“

„Ich muss ehrlich sagen, ich wäre froh, wenn er sich geirrt hat und wir nicht auf den Chaos Lord treffen würden.“, wandte MegaMan schnell ein.

„Na ja, um ehrlich zu sein denke ich ja auch so... aber wir sind wohl die einzigen, die ihn aufhalten können. Wir müssen alles tun, was in unserer Macht steht.“

„Stimmt. Wir dürfen keine Angst haben. Wir müssen an die anderen denken, an all die Navis und auch Menschen, die in Gefahr geraten werden, wenn der Chaos Lord erst bei voller Kraft ist.“

„Genau so ist es!“, stimmte Lan zu, doch noch immer machte sich sekündlich mehr Unbehagen in ihm breit.

Nach einigen weiteren, verwinkelten Pfaden, die kreuz und quer übereinander, untereinander und durcheinander hin und her führten, erreichte MegaMan schließlich endlich wieder den Hauptpfad, den er hatte kurzzeitig verlassen müssen und näherte sich einer großen, dunkelblauen Energiebarriere. Direkt neben dieser Firewall war eine recht kleine, quadratische Plattform, auf der ein grüner Standard-Navi lag. Vermutlich auch gelöscht...

MegaMan blieb direkt vor der Firewall stehen und inspizierte sie zunächst.

„Und?“, fragte Lan neugierig.

„Ich schätze hier hinter liegt das ShadowNet. Hier steht auch etwas geschrieben... Das Streben nach Kraft öffnet dieses Tor. Wer gewillt ist seine Kraft zu zeigen, der trete vor. Doch nur wer seinem größten Feind hat ins Auge geblickt, der wird in die tiefsten Abgründe der dunkelsten Seele geschickt.“, zitierte der Navi den Text, den er auf der Barriere lesen konnte.

„Was mag das jetzt wieder bedeuten? Ich hasse diesen rätselhaften Mysteriums-Mist! Kann da keine klare Aussage stehen?“, grummelte Lan verärgert.

„Ich weiß auch nicht, was das bedeuten soll... aber dahinter liegt eindeutig das ShadowN-“, doch plötzlich stockte MegaMan. Als er weiter auf die Firewall starrte schienen sich langsam die Konturen eines Navis darauf abzuzeichnen. Die eines Navis, den er zuvor noch nie gesehen hatte. Er wirkte recht arrogant und lächelte MegaMan amüsiert zu.

„Was siehst du MegaMan??“, wollte Lan sofort wissen, der Angst bekam, es könnte das Selbe wie beim letzten Mal geschehen.

„Ein Navi...“, antwortete MegaMan langsam und versuchte das Abbild genauer zu erkennen.

Der Navi, der ihn so herausfordernd ansah hatte einen schwarzen Körper. Auf seinen beiden Schultern brannten rötliche Flammen. Er trug eine violette Brustpanzerung und auf dem Rücken etwas, das aussah wie ein blitzförmiger, gelblicher Umhang oder dergleichen. Seine Unterarme waren durchsichtig und von einer Seite von Holzschilden geschützt. In den Armen selbst schien sich irgend eine Flüssigkeit zu befinden.

Das Gesicht selbst war jung und strahlte eine ungeheure Kraft aus, obwohl es teilweise durch einen fast V-förmigen Blitz bedeckt war.

Langsam hob das Abbild dieses seltsamen Navis seinen rechten Arm und deutete direkt auf MegaMan. Doch im selben Moment verschwand es auch schon wieder und der blaue Navi hatte nur noch die wieder normal aussehende Firewall vor sich.

„Was zur Hölle sollte das jetzt bedeuten?“, fragte Lan leicht verstört.

„Ich habe nicht den blassesten Schimmer.“

Doch grade, als MegaMan die Barriere noch einmal genauer untersuchen wollte, fiel ihm ein leises Geräusch ins Ohr. Schnell blickte er sich zu der kleinen Plattform um, auf der er den grünen Standard-Navi erst jetzt wirklich realisierte.

„Was ist?“, fragte Lan verwirrt.

„Ich glaube der Navi da lebt noch!“

Aber bevor Lan seinem Navi anordnen konnte sofort zu ihm zu laufen, war MegaMan bereits da und beugte sich langsam zu dem Standard-Navi hinunter.

„Hallo? Alles in Ordnung? Leben sie noch?“

Träge versuchte der Navi sich zu bewegen und als er MegaMan’s Gesicht erblickte, probierte er sich ruckartig aufzurichten, was ihm aber nicht gelang.

„Du... darfst... nicht... Monster... alle... gelöscht...“, begann der Navi wild vor sich hinzustammeln.

„Ganz ruhig. Alles ist okay. Was genau ist passiert?“, fragte MegaMan ruhig nach und half dem Navi sachte dabei sich aufzusetzen.

„E-ein Monster... es ist überall... es hat alle... jeden einzelnen... alle sind... du musst verschwinden... du darfst nicht... du musst-“, doch ein ersticktes Würgen brachte den Standard-Navi dazu inne zu halten. Er fiel zurück auf den Rücken und begann wild und unkontrolliert zu zucken.

Reflexartig sprang MegaMan auf und trat mehrere Schritte zurück.

„Was geschieht mit ihm?“, fragte Lan entsetzt.

Der Navi zappelte am Boden, als wäre er von heftigen Stromstößen durchfahren worden.

„Ich habe keine Ahnung, aber ich glaube er-“

Doch bevor MegaMan aussprechen konnte platzte mit einem Male der Brustkorb des Navis auf. Datenteile spritzten in alle Richtungen und schnell huschte eine große, schwarz-violette Flamme aus dem Körper, des nun leblosen Navis, heraus und blieb ruhig über seinen Resten schweben. Sofort nahm MegaMan seine Kampfhaltung ein. Er spürte eine ungeheure, bösartige Energie von der Flamme ausgehen.

Dunkler, nebelartiger Qualm begann sich allmählich auf der kleinen Plattform auszubreiten, als sich im Innern der Flamme, zwei schlitzartige, rotleuchtende Augen materialisierten, welche MegaMan direkt ins Gesicht schauten.

„W-was bist du??“, fragte der blaue Navi sofort, fast panisch vor Angst.

„Wut... Hass... Zorn...“, erklang plötzlich eine tiefe, dunkle Stimme.

„Was zum Teufel ist das??“, mischte sich nun auch Lan ein, der vollkommen geschockt alles über sein PET beobachtete, ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln.

„Lüge... Verrat... Betrug...“

„MegaMan, halt dich bloß fern von dem Ding!!“

„Gier... Neid... Eifersucht...“, ertönte die Stimme aufs Neue.

Langsam trat MegaMan einige Schritte zurück. Zumindest versuchte er es, doch bei jedem Schritt wurden seine Beine schwerer und kraftloser.

„Eigennutz... Misstrauen... Gewalt!!“

„Was bist du??“, fragte MegaMan erneut.

„Ich bin alles Böse... alle Dunkelheit... alle Zerstörungskraft dieser Welt...“, begann die Stimme zu zischen. „Ich bin die Ansammlung aller bösartigen Gedanken.... ich bin das Produkt aus Furcht und Leid... ich bin all der Hass der sich hier in den Tiefen des Internets gesammelt hat... ich bin das Chaos der Finsternis...“

MegaMan versuchte noch weiter zurückzuweichen, doch es hatte keine Sinn. Irgendwie konnte er sich kaum mehr bewegen. Wie hypnotisiert starrte er in die roten Augen, die ihn bösartig anfunkelten.

„Ich spüre eine ungeheure positive Aura von euch ausgehen... aber ich spüre auch Furcht und Kälte... Überheblichkeit, den Drang zu beweisen, der Beste zu sein... ich kann tief in eure Seelen blicken... egal wie rein sie auch zu sein scheinen... jeder trägt Böses in seinem tiefsten Innern... egal ob Mensch ob Tier... selbst Navis... aber du... du bist anders.“, stellte die Stimme verwundert fest.

Die Augen der Flamme begannen MegaMan argwöhnisch zu mustern. Der blaue Navi schluckte, konnte jedoch nichts unternehmen.

„Du warst einst ein Mensch?“

Unsicher begann MegaMan zu nicken.

„Hmhm... ihr könnt mich nicht täuschen... dies hier ist meine Welt... ihr gehört nicht hier her...“, fuhr die tief grollende Stimme fort. „Ich kann deine Gedanken sehen... hasserfüllte Gedanken von vor langer Zeit... ich spüre Wut... ich spüre den süßen Geschmack reiner, boshafter Gedanken... lass mich in deine Seele blicken... lass mich eins mit ihr werden... überlass dich mir....“

„W-was soll das?“, stotterte Lan, als er sah, wie die Flamme sich in Bewegung setzte.

Langsam begann sie auf MegaMan zuzuschweben.

„Ich nähre mich von den düsteren Emotionen der Menschen... lass mich nicht hungern... gib mir deinen Geist...“

Lan konnte nur hilflos alles über sein PET ansehen und wusste nicht, was er tun sollte. MegaMan versuchte all seine Kräfte zu mobilisieren, doch es war vergebens. Er konnte sich einfach nicht von der Stelle rühren.

Leise zischelnd kam die violette Flamme immer näher, sich weiter ausdehnend, um ihr Opfer zu umschlingen. Die kleine Plattform war nun vollkommen von schwarzem Nebel überzogen, der dampfend alles verfinsterte.

„MegaMan!! Tu was! Warte, ich werde-“ Völlig in Panik geraten griff Lan nach seiner Tasche, um schnell irgend etwas unternehmen zu können, doch dann merkte er, wie die Flamme plötzlich inne hielt und ihr Opfer anstarrend vor MegaMan schweben blieb, überrascht und zugleich entsetzt. Schnell huschte sie wieder zurück und warf ihm einen hasserfüllten Blick zu.

„MegaMan? Alles okay?? Ist dir was passiert???“, wollte Lan sofort wissen.

„Ehm...n-nein, ich bin okay... Alles in Ordnung.“, antwortete der blaue Navi, der sich plötzlich wieder bewegen konnte und anschließend fragend zur Flamme aufblickte, die nun wieder über dem aufgesprungenen Körper des Standard-Navis flog.

„So ist das also...“, erklang wieder die tiefe, zischelnde Stimme. „Ihr seid es... ich verstehe... ich weiß wer ihr seid... ihr tragt es in euch... ... ... IHR TRAGT ES IN EUCH!!!“

Ein lauter, grollender Schrei hallte durch das gesamte Areal und brachte die kleine Plattform zum Beben. MegaMan hielt sich die Ohren zu und kniff vor Schmerz die Augen zusammen.

„Ihr... IHR!! ... ihr wagt es?!“, kreischte die Stimme zornig, beruhigte sich aber ebenso schnell wieder. „... nun gut... wenn das so ist... es hat Zeit... mögen wir uns wieder begegnen... mögen wir uns sehr bald wieder begegnen... Zeit und Raum sind nur bedeutungslose Faktoren... wer die Ewigkeit kennt, weiß die Sekunde nicht mehr zu würdigen... seid bereit... das Schicksal wartet nicht auf die Schwachen...“

Und in einem hellen Lichtknall, welcher den Nebel davon blies und kurzzeitig das Areal erleuchten ließ, war die Flamme auch schon wieder verschwunden.

Verwirrt stand MegaMan noch einige Sekunden reglos auf der Plattform da, bis er endlich begriffen hatte, was grade geschehen war.

„L-Lan! Das war er! Das war der Chaos Lord!!“, rief er aufgeregt und leicht zitternd los.

Lan benötigte auch einige Momente, um sich wieder zu fassen. Froh, dass dieses Ding wieder verschwunden war, ließ er sich erleichtert in seinem Stuhl zurückfallen.

„Ich weiß.“, antwortete er schließlich, tief ausatmend. „Das war er also... und wir konnten ihn nicht aufhalten...“

„Es tut mir leid, Lan. I-ich konnte nichts tun. Er war unglaublich stark! In einem Kampf hätte ich nicht die geringste Chance gehabt! Ich konnte mich nicht bewegen! I-ich hab... ich wollte... ich konnte nicht... ich konnte einfach nicht...“

„Ist schon okay. Beruhig dich.“, sprach Lan in etwas ruhigem, aber doch ziemlich besorgt klingendem Ton. „Ich konnte auch nichts tun, um dir da rauszuhelfen. Wir können von Glück sagen, dass er so plötzlich wieder verschwunden ist. Obwohl ich zu gern wüsste, was genau das zu bedeuten hatte? Wenn nur Sektor hier gewesen wäre...“

Doch so, wie immer, wenn man vom Teufel spricht, erschien genau im selben Moment Sektor und materialisierte sich auf der kleinen Plattform, direkt neben MegaMan.

Zunächst erschrocken, doch dann ziemlich erleichtert wandte sich der blaue Navi Sektor zu.

„Sektor! Ein Glück, dass du hier bist! Wir haben-“

Doch ohne ihn ausreden zu lassen fiel Sektor ihm ohne Umschweife ins Wort.

„Ich weiß, ihr seid dem Chaos Lord begegnet. Ich war also doch nicht schnell genug. Verzeiht mir die Verspätung.“

„Es tut mir leid, Sektor!“, sprach Lan sofort los. „Wir haben ihn nicht aufhalten können. Er ist entkommen...“

Sowohl Lan als auch sein Navi senkten den Kopf. Keiner wagte es Sektor in die Augen zu blicken.

„Ist schon gut. Ich hatte auch nicht erwartet, dass ihr ihn fangen, geschweige denn besiegen würdet. Das wichtigste ist, dass ihr noch am Leben seid. Das Programm hat seinen Zweck scheinbar erfüllt.“

„Wie genau meinst du das denn jetzt?“, fragte Lan verwirrt.

„Ist nicht so wichtig, später. Also, was könnt ihr mir über ihn berichten? Wie sah er aus? Hatte er bereits eine feste Form?“

„Eine feste Form? Na ja... er sah aus wie eine... nun ja... eine große, violette Flamme.“, versuchte Lan zu erklären.

„Gut“, seufzte Sektor erleichtert auf. „Dann besitzt er noch nicht seine volle Kraft. Vermutlich wird er noch immer irgendwo hier im Undernet unterwegs sein. Er ernährt sich von bösen Gedanken, von denen es hier im Undernet reichlich gibt. Er absorbiert die Seelen seiner Opfer und wird dadurch um ein Vielfaches stärker.“, erklärte Sektor und warf einen flüchtigen Blick auf den grünen Standard-Navi, der halb zerfetzt am Boden lag. „Er wird sich versuchen noch weiter zu stärken und sich wieder auf die Suche nach neuer Beute machen. Aber jetzt dürfte es um einiges schwieriger werden ihn wiederzufinden. Ich glaube nicht, dass er noch einmal an diesen Ort zurückkehren wird.“

„Sorry, das ist unsere Schuld, wir-“

„Es ist okay, wirklich!“, unterbrach Sektor MegaMan, der sich erneut entschuldigen wollte. „Es ist alles so abgelaufen, wie es ablaufen sollte. Macht euch keine Gedanken. Wir werden ihn schon wiederfinden. Aber momentan gibt es viel wichtigeres zu erledigen.“

„Etwas wichtigeres, als den Chaos Lord zu fangen??“, stutzte Lan ungläubig.

„Ja. Ich bin hergekommen, um euch mitzuteilen, dass der Official Square angegriffen wurde. Jemand hat versucht mit Gewalt in den Official Server einzudringen.“

„Der Server wurde angegriffen??“, wiederholte MegaMan fassungslos.

„Genau. Jemand versucht grade in diesem Moment die letzte Rüstung für Shadow zu stehlen.“

„Ja aber... wie ist das möglich?? Ich dachte die Sicherheitssysteme wären undurchdringlich?“, fragte Lan.

„Ihr müsst noch immer lernen auch mit dem Unmöglichsten zu rechnen. Nichts ist vor Shadow’s Fängen sicher. Wie es scheint hat er einen unglaublich starken Eis-Navi darauf angesetzt. Er hat die Firewalls und Abwehrgeschütze einfach eingefroren und ist dran vorbei marschiert.“

Lan verkrampfte sich der Magen. Nicht mal ein Stöhnen brachte er mehr raus. Ein Eis-Navi? Das konnte doch nur... Was hatte er nur getan? Er hatte PolarMan den Standort des Eingangs zum Server verraten!

„Ist irgendwas?“, fragte Sektor verwirrt.

„N-nein, gar nichts!“, winkte Lan schnell ab.

„Na gut, wie du meinst. Wenn ihr die Rüstung verteidigen wollt, schlage ich vor, dass ihr sofort aufbrecht. Ich werde mich um die toten Navis hier kümmern und im Anschluss weiter nach dem Chaos Lord suchen. Um den braucht ihr euch jedenfalls vorerst keine Sorgen machen. Er wird das Undernet noch nicht verlassen, dazu ist er noch zu schwach. Wenn es etwas neues gibt, sage ich euch wieder bescheid.“, sprach Sektor und wandte sich auch schon ab, um sich wieder auf den Weg zu machen. Doch MegaMan hielt ihn zurück.

„Warte bitte einen Augenblick!“

„Hmm?“, brummte Sektor und schaute fragend nach hinten.

„Eine Frage noch... diese Firewall dort. Wo genau führt die hin?“, fragte der blaue Navi, als er auf die seltsame Firewall neben der kleinen Plattform deutete.

„Dort hinter befindet sich das ShadowNet. Ein noch düsterer Ort, als das Undernet. Ich habe den Eingang lieber versiegeln lassen, da es zu gefährlich dort geworden ist.“

„Ach so, aber... Vorhin, als ich davor stand, da erschien das Abbild eines Navis in der Firewall. Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen, aber es wirkte, als wollte er mich herausfordern.“

Leicht überrascht wandte sich Sektor noch einmal vollständig um und blickte MegaMan in die Augen.

„Das Abbild was du gesehen hast ist eine Vision aus der Zukunft. Dieser Navi, der dich herausfordern wollte, wird dir sicher bald begegnen.“

„Aber was will er von mir? Und was hat das zu bedeuten?“

„Das kann ich dir nicht sagen. Diese Firewall hier...“, begann Sektor, drehte sich der Energiebarriere zu und legte seine Hand darauf. „... ist ein Siegel. Ich habe sie mit einer Art... na ja, ich glaube Menschen würden es als ’Zauber’ bezeichnen, versehen. Sie öffnet sich erst dann, wenn du deinen größten Rivalen besiegt hast, der dir in naher Zukunft gegenüberstehen wird. Sie zeigt dir ein Bild einer Person, die dich mit allen Mitteln vernichten will und die du besiegen musst, wenn du weiter existieren willst.“

„Aber ich kenne diesen Navi doch gar nicht... Warum sollte er mich vernichten wollen?“

„Wer weiß? Es ist wie gesagt nur eine Vision der Zukunft. Vielleicht müssen sich die Gründe erst noch entwickeln, aus denen er dich vernichten will? Aber nun ist es wichtig sich auf das hier und jetzt zu konzentrieren. Die Zukunft kommt früher, als du es wünscht. Beeilt euch lieber.“

MegaMan dachte noch kurz über Sektor’s Worte nach, doch dann sammelte er sich wieder und nickte entschlossen.

„Ja, Lan?“

„Okay, beeilen wir uns. Am besten gehen wir direkt zum Official Center und überprüfen die Lage. Jack-Out, MegaMan!“

Und nachdem sich MegaMan noch einmal von Sektor verabschieden konnte, wurde er auch schon ausgeloggt.

Sektor blieb noch eine Weile vor der Firewall stehen, betrachtete sie und strich sachte mit seiner Hand über die Energiestrahlen.

„Alpha und Omega... Der Anfang und das Ende...“, seufzte er und schloss nachdenklich die Augen. „Passt gut auf euch auf... Lan und MegaMan.“

Operation 'Frozen Heart'

(Kurze Anmerkung: Wer genaueres und etwas mehr über PolarMan erfahren möchte, sollte das Kapitel 'PolarMan's Escape' aus meinem Christmas Special zu MegaMan lesen. Es ist nicht unbedingt notwendig für das weitere Verständnis dieser FF, bringt allerdings einige interessante Informationen ans Tageslicht.)
 

Nachdem Lan seinen Navi ausgeloggt hatte, kramte er hektisch all seine Sachen zusammen. Er nahm die restlichen Battle Chips, die er noch auf seinem Schreibtisch liegen hatte, stopfte sie in seine Tasche, ließ alles andere stehen und liegen und rannte aus seinem Zimmer hinaus.

Während er zur Haustür eilte, striff er sich seinen Rucksack richtig über und befestigte das PET an seiner Hose. Schnell schlüpfte er mit seinen Füßen in seine Schuhe, riss die Haustür auf und stürmte nach draußen, wo er sie direkt hinter sich wieder zuschlug.

Es war noch immer früh am Morgen und die warmen Strahlen der Sonne wurden nur von einigen kleinen, weißen Wolken, am sonst lichtblauen Himmel, in ihrer Intensität unterdrückt.

Lan ließ keine Zeit verstreichen und lief so schnell er nur konnte zur Metroline Station. Wenn er sich nicht beeilen würde, könnte es bald zu spät sein. In diesem Moment war PolarMan vielleicht schon dabei sich die letzte Rüstung unter den Nagel zu reißen. Und alles war Lan’s Schuld! Er hatte PolarMan von Anfang an nicht wirklich getraut, warum hatte er sich nicht auf seinen Instinkt verlassen? Warum hatte er diesem Navi verraten, wo der geheime Pfad zum Official Server war? Lan hätte sich Ohrfeigen können, wäre er dazu nicht momentan viel zu sehr in Eile gewesen. Diese ganze Geschichte klang in allen Details merkwürdig, aber warum nur hatte er dann doch eingewilligt? Warum hatte er nicht einfach einem anderen Official bescheid gegeben oder Mr. Famous persönlich gefragt, oder sonst irgendwas?? ... Aber jetzt war es sowieso schon zu spät. Lan konnte nur hoffen, dass er noch rechtzeitig ankommen würde, um seinen Fehler selbst wieder gutmachen zu können!

Ohne auf die anderen Leute in der Station Rücksicht zu nehmen, drängte sich der aufgeregte Junge bis zum Fahrkartenschalter durch, schnappte sich schnell ein Ticket zum Hafen und quetschte sich fast gewaltsam durch eine lange Menschenschlange. Verärgerte und empörte Rufe hallten ihm nach, als er mit einem Satz in die Metroline sprang und sich auf dem erstbesten Sitz niederließ. Er blickte aus dem Fenster, wo er noch immer Leute in der Station umherwandern sehen konnte, die langsam und gemächlich einstiegen. Nervös wippte er mit den Beinen hin und her und hoffte der Zug würde endlich losfahren, doch die Zeit schien sich zu strecken und immer langsamer zu vergehen. Es kam Lan wie beinahe sieben Minuten vor, bis sich endlich die Türen der Metroline geschlossen hatten, nachdem auch die letzten Fahrgäste eingestiegen waren. Einige ältere Leute warfen Lan mahnende Blicke zu und regten sich extra laut über ihn auf, da er sie einfach zur Seite gestoßen hatte, als er in den Zug einsteigen wollte. Doch Lan schien all dies herzlich wenig zu interessieren. Ihm ging nur ein Gedanke durch den Kopf. Was würde passieren, wenn die letzte Rüstung gestohlen werden würde? Wäre das das Ende? Was würde Shadow tun? Würde er zur Verantwortung gezogen werden, weil er PolarMan hat wissen lassen, wo die letzte Rüstung zu finden war? Wäre er hinterher an allem Schuld, wenn Shadow, was auch immer er plante, in die Tat umsetzen könnte? Wie sollte er all das jemals seinem Vater erklären? Er steckte ziemlich in der Klemme und seine einzige Chance war PolarMan selbst aufzuhalten. Aber wie sollte er einen Navi besiegen, der scheinbar mit spielender Leichtigkeit durch den Official Server durchdringen konnte? Immer wieder schossen ihm diese Fragen durch den Kopf, aber er fand auf keine eine Antwort. Er wusste nur, dass er nie wieder jemandem in die Augen schauen könnte, wenn PolarMan die Aqua Armor stehlen sollte, vor allem seinem Vater nicht.
 

Es dauerte knapp zehn Minuten, bis die Metroline, nach einem kurzen Zwischenstopp in Den Town, endlich die Station von Marine Harbour erreicht hatte. Kaum hatten sich die Zugtüren geöffnet, war Lan auch schon der Erste, der nach draußen gesprungen war. Zielstrebig rannte er hinaus und machte sich direkt auf den Weg zum Official Center. Er lief über den großen Marktplatz, der auch heute wieder rege belebt war, wich geschickt einigen größeren Menschengruppen aus und versuchte so wenig Leute wie möglich umzurempeln, während er versuchte die andere Seite zu erreichen, wo das große Center stand. Doch kaum hatte er den Marktplatz hinter sich gelassen, kam er abrupt zum Stehen, als ihm ein gewaltiger Menschenauflauf den Weg blockierte. Eine ziemliche Aufruhr schien rund um das Center zu herrschen und jede Menge Schaulustige hatten sich zusammengedrängelt und versuchten zu erfahren, was los war. Während einige Officials schwer daran zu schaffen hatten, die Leute zu beruhigen und zurückzuhalten, konnte man ein schrilles Alarmgeräusch aus dem Innern des Official Centers hören.

„Verdammt, was zur Hölle ist hier los?“, fragte Lan sich selbst, doch bei all dem Lärm konnte er kaum sein eigenes Wort verstehen.

Alle Leute schienen durcheinander zu reden und versuchten bis nach vorn in die erste Reihe zu gelangen, um etwas sehen zu können.

„Lassen sie mich durch, ich bin Schaulustiger!“, erklang ein lauter Ruf eines Mannes mit wichtiger Miene, als er versuchte sich gewaltsam nach vorn zu bewegen, doch grade hatte er es geschafft, da wurde er gleich von einem Official wieder zurück in die dichte Menschenmasse gedrückt.

„Mist, wir müssen da irgendwie durch.“, grummelte Lan und versuchte einen Weg zu finden möglichst unbeschadet bis zum Eingang des Centers zu gelangen.

„Bitte bewahren sie Ruhe, wir haben alles unter Kontrolle!“, ertönte ein lauter Ruf über Megafon, als einer der Officials vom Haupteingang des Centers aus eine Ansage machte. „Es handelt sich nur um einen kleinen Defekt im Sicherheitssystem. Wir bitten sie den Platz umgehend zu räumen, so dass wir den Fehler in Ruhe beheben können!“

Doch niemand der vielen Leute schien zugehört zu haben oder vielleicht hatte es auch gar niemand gehört, da der Lärm der vielen Stimmen, das Kreischen der aufgeschreckten Seemöwen und das Jaulen des Alarms alles zu übertönen schien.

Als Lan schließlich festgestellt hatte, dass es nicht möglich war von den Seiten an das Center heranzukommen, gab es nur noch eine Möglichkeit für ihn. Wenn er die aufgeregte Masse nicht umgehen konnte, musste er wohl oder übel mitten durch. Er atmete ein letztes Mal tief ein und ging los. Er probierte niemanden anzurempeln, doch dies war schwieriger, als er gedacht hatte, zumal er selbst mehrmals von irgendwelchen Leuten fast umgestoßen worden wäre. MegaMan wackelte in seinem PET hin und her und konnte selbst kaum etwas erkennen, was außerhalb, in der realen Welt, vor sich ging.

Lan konnte dies absolut nicht leiden. Er hasste diese wilden Tumulte und es erinnerte ihn an das Schauspiel, was sich vor dem SciLab geboten hatte, als Smoke die Rauchbomben in den Labors platziert hatte. Doch es half alles nichts. Er schloss die Augen und versuchte sich einfach nach vorn zu drücken ohne Rücksicht auf Verluste. Doch plötzlich knallte er mit seinem Hinterteil hart auf den Betonboden, als ein Mann, direkt vor ihm, nach hinten fiel und Lan dabei umschlug.

„Autsch.“, stöhnte der Junge, als er sich seinen schmerzenden Hintern rieb und vorsichtig versuchte wieder aufzustehen.

Grade wollte er sich über die Person aufregen, die ihn so völlig ohne Vorwarnung umgeworfen hatte, als er ziemlich überrascht feststellte, dass er den Mann kannte, der sich nun vor ihm wieder aufbaute. Er trug einen langen, violetten Mantel, hatte etwas längeres, schwarzes Haar und lächelte Lan freundlich zu, als auch dieser sein Gegenüber erkannte. Es war der Firmenchef von CyberArmsTech, Seishiro Takamura!

„Das tut mir wirklich furchtbar leid. Ich wollte dich nicht umstoßen. Hast du dir wehgetan?“, fragte Takamura, als er sich ein Stück nach unten beugte, um Lan besser ins Gesicht zu blicken.

„Nein, nein, alles okay!“, versicherte Lan sofort. „Mir ist nichts passiert.“

„Dann ist ja gut. Verzeihung noch mal, aber ich hatte das Gleichgewicht verloren, als mein Vormann mir, ich hoffe doch aus Versehen, den Ellbogen in den Bauch gerammt hatte.“, lachte Takamura und rieb sich dabei die Stelle, wo er wohl getroffen wurde. „Ich hasse solche Menschenaufläufe...“

„Da geht’s ihnen genau wie mir.“, stimmte Lan seufzend zu. „Aber... was genau machen sie überhaupt hier? Sind sie auch hergekommen, um zu sehen, was los ist?“

„Nein, eigentlich hatte ich einen Termin bei den Officials. Mr. Famous wollte mich noch einmal bezüglich der Sache mit dem Star Rain Battle Chip sprechen, doch kaum hatte ich die Rezeption erreicht, ging der Alarm los und man hat mich, nicht ganz unsanft, wieder hinausgeworfen. Ich hab eine Erklärung verlangt, doch die Officials wollten mich nicht rein lassen und allmählich begannen sich immer mehr Leute hier anzusammeln, die das Alarmgeräusch wohl bemerkt haben müssen. Ich frage mich wirklich was da los ist? Wäre es nur eine Störung des Sicherheitssystems, hätten sie mich wohl nicht gleich so rausgeschmissen.“, erklärte Herr Takamura leicht verärgert und klopfte etwas Dreck von seinem Mantel. „Aber ich freue mich zumindest dich mal wiederzusehen. Was machst du denn hier? Im Dienst der Officials unterwegs? Ich schätze mal du weißt, was hier wirklich los ist, oder?“

Nach einigen weiteren, recht groben Schubsern von beiden Seiten, kam auch Lan endlich dazu zu antworten.

„Na ja... Yup, ich weiß schon was wirklich los ist. Ein Navi ist in den Official Server eingedrungen und versucht grade die letzte der Elementarrüstungen zu stehlen.“

„Was?“, stutzte Takamura ungläubig. „Ein Navi ist in den Official Server eingedrungen?? Okay, jetzt wird mir auch so einiges klar... Dann bist du hier, um den Officials dabei zu helfen, diesen Navi zu stoppen?“

„Genau so ist es. Aber ich schaff es ja nicht mal bis zum Haupteingang des Centers zu kommen bei all diesen Leuten.“

„Keine Sorge. Wenn jemand diesen Navi aufhalten kann, dann wirst du das vermutlich sein, da hab ich gar keinen Zweifel! Pass auf, ich helfe dir.“

Fragend schaute Lan zu Takamura auf, der sich wieder umwandte, um sich scheinbar mit dem Mann zu unterhalten, der vor ihm stand und ihn wohl auch zu Boden geschlagen haben musste. Aufgeregt und immer noch leicht hibbelig verlagerte Lan sein Gewicht immer wieder von einem Bein aufs andere, während er sich nervös umschaute.

Als Herr Takamura sich wieder zu Lan umwandte, beugte er sich wieder etwas nach unten, und rückte mit dem Gesicht näher an Lan’s Ohr heran, so dass dieser ihn bei dem Lärm besser verstehen konnte.

„Pass auf, wir werden dich eben nach vorn befördern, dann kannst du ins Official Center rennen und den anderen helfen.“

„Alles klar! ... Aber was machen sie dann?“

„Ich werde entweder hier warten oder zurück nach Den Town fahren. Versprich mir nur, dass du dein Bestes gibst und diese Schurken nicht entkommen lässt!“

„Das werde ich, versprochen!!“, antwortete Lan laut und deutlich mit feuriger Entschlossenheit in seinem Blick.

„Genau das will ich hören.“, lachte Herr Takamura und griff anschließend in seine Manteltasche. „Hier, der ist für dich.“

Freudestrahlend öffnete Lan seine Handflächen, als Herr Takamura einen neuen Battle Chip in sie fallen ließ.

„ThunderRay. Ich hoffe er wird dir helfen können.“

Lan konnte es nicht fassen. Und schon wieder hatte er einen neuen, super-seltenen Chip geschenkt bekommen. Er hätte Freudensprünge machen können, doch momentan war nicht der richtige Augenblick für so etwas. Hastig steckte er den Chip in seine Hosentasche.

„Vielen Dank, Herr Takamura!“

„Nicht der Rede wert.“, lächelte der junge Firmenchef, packte Lan anschließend an den Schultern und führte ihn einmal herum zu dem Mann, mit dem er eben noch kurz gesprochen hatte.

„Keine Angst, dir wird nichts passieren.“

Doch auch wenn diese Worte eigentlich beruhigend klingen sollten, so machten sie Lan nun ziemlich nervös. Warum überhaupt sollte ihm was passieren können?

Der Mann, dem er nun gegenüberstand war riesig. Vielleicht zwei Meter groß, muskelbepackt und machte einen ziemlich grimmigen Gesichtsausdruck, der Lan Angst einflößte.

„Ich wünsch dir viel Glück und pass gut auf dich auf.“, waren die letzten Worte, die Lan noch von Herrn Takamura mitbekam, bevor der hochgewachsene Mann ihn mit einem Male unter die Arme packte und nach oben hievte. Lan befand sich nun hoch oben über den Köpfen aller anderen und hatte störungsfreie Sicht auf den Eingang des Centers. Er sah einige weitere Officials nach draußen laufen, die helfen wollten, die vielen Leute zurückzuhalten. Doch allmählich ahnte er, was hier vorging, als er spürte, wie sich die Arme des Mannes etwas nach hinten neigten, als wollte er zu einem Wurf ausholen. Und genau das war es auch, was er plante. Bevor Lan losschreien konnte, er wolle wieder runtergelassen werden, befand er sich schon im Flug, zischte über die Köpfe der Schaulustigen hinweg und rammte mit dem Kopf einem der Officials in den Magenbereich, was für diesen zwar äußerst schmerzhaft sein musste, Lan aber immerhin eine mehr oder weniger weiche Landung bescherte.

Ein jämmerliches Winseln war zu vernehmen, als Lan wieder bei Sinnen war und etwas verwirrt versuchte aufzustehen. Er lag direkt auf dem Official drauf, der schmerzhaft stöhnte.

„Was zum Teufel wird das denn hier??“, erklang auf einmal eine Stimme hinter Lan und als er sich umgewandt hatte kam ein anderer Official, mit ziemlich ernstem und vor allem wütendem Blick, auf ihn zugelaufen. „Was denkst du dir dabei?? Bist du verrückt geworden? Du kannst doch nicht... du kannst doch nicht einfach... einfach hier so rüberfliegen!!“

Unsicher und verlegen grinsend stand Lan wieder auf und machte sich bereits darauf gefasst einen lautstarken Vortrag von diesem aufgebrachten Official an den Kopf geworfen zu bekommen. Doch bevor dieser überhaupt die Worte gefunden hatte, um zu beginnen erklang eine andere Stimme und unterbrach ihn. Es war der Official, den Lan niedergeflogen hatte.

„Ist schon gut... lass den Jungen, wir können ihn ohne Probleme rein lassen.“, sprach der Official leise ächzend, während er sich wieder vollständig auf die Beine brachte.

Erst jetzt realisierte Lan, wen überhaupt er da erwischt hatte. Es war Jim!

„Ihn reinlassen?? Wir sollen alle Zivilisten draußen lassen, dass hat Mr. Fam-“, doch Jim deutete ihm mit einer lockeren Handbewegung abzulassen.

„Es ist wirklich okay. Das hier ist Dr. Hikari’s Sohn, Lan.“

Nun begann auch der andere Official zu erkennen, wen er da so angebrüllt hatte.

„Oh, das tut mir leid, ich wusste nicht... ich... Verzeihung!“, brach er leicht verlegen aus und wandte sich sofort wieder um, um sich um die anderen Leute zu kümmern, die versuchten bis zum Haupteingang vorzudringen.

„Sorry, Jim. War keine Absicht. Hast du dich verletzt?“, entschuldigte sich Lan erst mal, als Jim ihm zur Begrüßung die Hand gab.

„Ach was, so ’ne Kleinigkeit macht mir doch nichts aus.“, begann Jim zu lachen und schlug sich etwas Dreck von der Hose. „Mich würde aber schon interessieren, wie du das bewerkstelligt hast? Einfach durch die Luft zu fliegen?“

„Oh! Na ja, so ein Mann hat mich rübergeworfen, weil ich nicht durch die ganzen Leute kam.“

„Ach so, na da hast du aber Glück gehabt, dass ich grade hier gestanden hab, was?“

Nachdem Lan und Jim noch einmal gemeinsam lachen mussten, begann sich aber wieder bitterer Ernst in den beiden breit zu machen und beunruhigt blickte Lan auf den Haupteingang hinter Jim, wo noch einige weitere Officials hinausgelaufen kamen.

„Ich schätze mal, du bist hier um zu helfen die letzte Rüstung zu verteidigen?“

„Genau. Ich hab es von einem Freund erfahren und hab mich gleich auf den Weg gemacht.“, erklärte Lan.

„Dacht ich mir schon. Ich hatte bereits auf dich gewartet. Wenn jemand diesen Navi stoppen kann, dann nur du und MegaMan.“

„Ist er wirklich so stark?“, erklang nun MegaMan’s unsichere Stimme aus dem PET, kaum hörbar durch den noch immerwährenden Lärm.

„Er ist in der Tat sehr stark. Unsere Official-Navis haben überhaupt keine Chance. Chaud ist schon hier. Er befindet sich bei mit Mr. Famous im Kontrollraum im ersten Stock. Wenn ihr ProtoMan und Chaud helfen wollt, dann beeilt euch. Demnach was ich von den anderen mitbekommen habe, scheinen selbst die beiden in argen Problemen zu stecken. Ich würde auch helfen, aber seitdem GeyserMan... Na ja, wie auch immer! Bitte beeilt euch und beschützt die Aqua Armor!“

„Keine Bange, du kannst dich auf uns verlassen.“, versicherte Lan, als Jim ihm aus dem Weg ging und er direkt zum Eingang des Official Centers laufen konnte.

Noch zwei weitere, weibliche Officials kamen aus dem Center gelaufen, als Lan gerade den Haupteingang betreten hatte. Mittlerweile musste fast die Hälfte aller Officials des gesamten Centers draußen vor dem Gebäude stehen, um die immer größer werdende Menschenflut zurückzuhalten. Auch Jim machte sich wieder an seine Arbeit, nachdem Lan außer Sichtweite geraten war.
 

Lan rannte geradewegs durch den langen Gang hindurch, der direkt zur Rezeption führte.

Das Official Center war ähnlich dem SciLab eingerichtet. Die Bodenfliesen waren weiß und glänzten so blitzsauber, dass man sein eigenes Spiegelbild darin erkennen konnte. Die Wände waren in einem sehr hellen Blau, fast weiß angestrichen und mehrere, exotische Pflanzen waren vor ihnen aufgestellt. Der Raum in dem sich die Rezeption befand war sehr groß. An den Wänden entlang standen jede Menge Stühle, die Sitzgelegenheiten bei längeren Wartezeiten boten. Vereinzelt waren kleine Tische aufgestellt, auf denen einige Zeitschriften lagen, die man lesen konnte, während man wartete.

Zwei Officials standen vor der Theke hinter der eine junge Frau versuchte schnell ein Telefonat zu Ende zu führen. Im Vorbeilaufen wurde Lan von den beiden Officials bemerkt und sie machten erst Ansätze auf ihn zuzulaufen, um ihn vielleicht wieder rauszuwerfen. Sehr erfreut über seine Anwesenheit schienen sie jedenfalls nicht zu wirken. Doch im rechten Moment schlug die junge Frau das Telefon nieder und die beiden Officials, erleichtert, dass sie ihnen endlich zuhören konnte, wandten sich wieder von Lan ab und taten so, als hätten sie ihn gar nicht bemerkt.

Lan lief weiter durch eine Glastür, die in einen weiteren, längeren Gang führte, der stur geradeaus wies, direkt auf den Fahrstuhl zu. Zur linken Seite konnte Lan nach draußen in die Hafenstadt blicken, wo er noch mehr Leute bemerkte, die scheinbar ziemlich interessiert daran waren herauszufinden, was sich vor dem Center abspielte. Doch er versuchte sich nicht weiter an so etwas aufzuhalten und drückte den Schalter um den Fahrstuhl zu rufen, ehe er überhaupt zum Stehen kam.

„Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.“, murmelte Lan, während er ungeduldig auf den Aufzug wartete.

„Keine Sorge. Mach dich nicht weiter nervös. Vergiss nicht, ProtoMan und Chaud kümmern sich bereits darum.“, versuchte der blaue Navi seinen Operator zu beruhigen.

„Ja... aber Jim sagte, die beiden würden in ziemlichen Problemen stecken. Wer weiß, was da grad vor sich geht?“

Doch bevor MegaMan darauf Antwort geben konnte öffnete sich auch schon die Fahrstuhltür mit einem lauten Summen. Als Lan sofort ins Innere des Aufzugs treten wollte, wurde er aber gleich sachte zur Seite gestoßen. Etwas verwirrt sah er auf. Er war so in Eile gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass jemand in dem Fahrstuhl war und aussteigen wollte.

„Tut mir leid...“, versuchte Lan sich zu entschuldigen, doch er sprach so leise, dass die Frau, die er angerempelt hatte, ihn vermutlich gar nicht verstanden hatte.

Einen Moment lang standen Lan und die Frau sich nur starr gegenüber und blickten sich einander tief in die Augen. Lan fühlte sich wie hypnotisiert. Das war die selbe Frau, die ihn beobachtet hatte, als er mit Chaud und Jim in diesem Straßencafé war. Diese Rina Asai!

Sie hatte ihr langes rot-oranges Haar zu einem Zopf gebunden und rückte mit dem Zeigefinger ihre schmale Brille wieder zurecht. Ohne ein Wort zu sagen wandte sie sich wieder von Lan ab und ging den Gang hinunter, über den er grade gekommen war. Lan stand wie angewurzelt dar und versuchte in weiteres Mal sich zu entschuldigen, doch irgendwie brachte er kein Wort heraus. Irgend etwas seltsames ging von dieser Frau aus. Wie sie ihn angesehen hatte, auch als sie ihn im Café beobachtet hatte...

„Lan? Hey, was machst du?!“, riss MegaMan’s Stimme seinen Operator wieder aus seinem tiefen Gedankengang, als die Fahrstuhltür begann sich wieder zu schließen.

Verwirrt drehte sich Lan wieder dem Aufzug zu und konnte grade noch hineinspringen, bevor die Türen ganz geschlossen waren.

„Was sollte das denn grad?“, fragte MegaMan.

„Ich... ehm... na ja, das war wieder diese Frau...“, begann Lan zu stammeln, immer noch halb in Gedanken versunken.

„Was für eine Frau?“, fragte der blaue Navi sofort neugierig nach.

„Nicht wichtig, vergiss es einfach.“

„Wie du meinst.“, antwortete MegaMan kopfschüttelnd, der das Verhalten seines Operators mehr als sonderbar empfand.
 

Es dauerte nur wenige Sekunden bis der Aufzug endlich im ersten Stock angekommen war. Kaum hatten sich die Türen geöffnet, stürzte Lan auch schon hinaus. Er war zwar nicht oft im Official Center gewesen, konnte sich dennoch aber sehr gut an den Weg zum Kontrollraum erinnern. Er folgte einem langen Gang mit mehreren Türen, die in verschiedene Büroräume zu führen schienen. Auch hier waren einige Officials und auch SciLab-Wissenschaftler in hektischer Eile unterwegs. Lan lief einfach immer geradeaus und es dauerte nicht lange bis eine große, metallische Tür in Sichtweite kam mit der Aufschrift ’Kontrollraum’.

„Da vorn ist es!“, jubelte er vor Freude endlich dort angekommen zu sein, wo er hin wollte.

Die Metalltür war nicht verschlossen und so konnte er sie mit einem leichten Stups öffnen und in den dahinterliegenden Raum spähen.

Vor einem großen Bildschirm standen Mr. Famous, zwei Officials und ein kleiner Junge, die konzentriert den Monitor beobachteten, auf dem ProtoMan zu sehen war, welcher sich wohl grade durch das Server-System durcharbeiten musste. In einer anderen Ecke des Raums stand auch Chaud, welcher sein PET mit einem kleinen Terminal verlinkt hatte und seinen Navi operierte.

„Mr. Famous!“, brüllte Lan los, als er in den Raum gelaufen kam.

Überrascht wandten sich Mr. Famous, die Officials, sowie der kleine Junge zu Lan um. Chaud hingegen schien so konzentriert zu sein, dass er ihn nicht bemerkt hatte oder vielleicht sogar absichtlich ignorierte.

„Lan!“, kam es begeistert aus Mr. Famous und dem Jungen gleichzeitig herausgeschossen.

„Wir wollten dich bereits benachrichtigen, aber die Verbindung ist gestört, so dass wir keine E-Mails schicken konnten. Aber ich bin froh, dass du endlich hier bist, jetzt sind wir gerettet!!“, freute sich der Junge und kam Lan gleich entgegengelaufen, um ihn mit einer Umarmung zu begrüßen.

„Ehm... Hi, Gregory, du bist auch hier?“, antwortete Lan, der nicht so recht wusste, wie er auf diese stürmische Begrüßung reagieren sollte.

„Ja, Dr. Hikari hatte mich hergeschickt um was abzuholen und kurz nachdem ich angekommen bin, ist hier auch gleich das Chaos ausgebrochen!“

„Wie genau sieht denn die Lage überhaupt aus? Ich habe nur gehört, dass PolarMan in den Server eindringen konnte, um die Rüstung zu stehlen. Er ist doch noch nicht bei der Armor angelangt, oder?“, fragte Lan, in dem sich wieder leichte Schuldgefühle ausbreiteten.

Doch bevor Gregory antworten konnte trat Mr. Famous dazwischen und baute sich direkt vor Lan auf mit einem sehr skeptischen Blick hinter dem Glas seiner verspiegelten Sonnenbrille.

„Du sagtest PolarMan? Du kennst den Navi also, der hier eingedrungen ist?“

Plötzlich fixierten sich alle Blicke genau auf Lan. Nicht nur die beiden Officials und Gregory starrten Lan verwundert an, auch Chaud wandte einen Moment lang seinen Blick vom PET ab.

„Na ja... ich... also... ... ...“ Lan wusste nicht wie er es sagen sollte und ob er überhaupt mit der Wahrheit herausrücken sollte, doch vermutlich war es besser jetzt sofort alles zu erklären, bevor er es durch sein Schweigen nur noch schlimmer machen würde. „Es tut mir leid.“

Alle schauten den kleinen, verunsicherten Jungen fragend an und schienen für den Augenblick vergessen zu haben, was sich eigentlich grade im Netzwerk abspielte.

„Es ist folgendermaßen... ich kenne seinen Namen, weil ich derjenige bin, der diesem Navi verraten hat, wo sich der geheime Eingang zum Server befindet.“

„Du hast was?!“, schoss es plötzlich laut aus Mr. Famous heraus. Er war geschockt und überrascht zugleich. „Du hast es ihm verraten? Wie konntest du?!“

„Das ist nicht wahr, oder Lan?“, fragte Gregory unsicher, der einfach nicht glauben konnte, was Lan grade geäußert hatte.

„Doch, es ist wahr... Er hat sich als Official ausgegeben und mich nach dem Eingang gefragt, ich war erst-“, doch Lan hielt inne. Sich zu rechtfertigen und lange Erklärungen zur Entschuldigung würden jetzt auch nicht mehr ungeschehen machen, was er angerichtet hatte. „Ich hab es ihm verraten, es tut mir leid...“

So schuldig und mies wie jetzt hatte sich Lan wohl schon lange nicht mehr gefühlt. Er war dafür verantwortlich, dass der Feind in das System des Official Centers eindringen konnte. Würde die letzte Rüstung gestohlen und Shadow’s Pläne würden erfolgreich sein, dann wäre er allein daran schuld!

Niemand sagte mehr ein Wort. Nur von Chaud kam ein leises, frustriertes Seufzen, was vom immer noch andauernden Alarm überklungen wurde, ehe er sich wieder um sein PET kümmerte. Auch Lan wusste nicht, was er dazu noch sagen sollte. Stumm und mit gesenktem Blick wartete er auf Mr. Famous’ Urteilsverkündung, den er selten so wütend gesehen hatte.

„Du hast unseren Gegnern verraten, wo sich die letzte Rüstung befindet und wie sie dorthin gelangen? Was zum Teufel geht in deinem Kopf vor?? Ich mein... wieso? Du! Ausgerechnet du?? Von dir hätte ich so etwas als letztes erwartet! Ich hatte gedacht du besitzt mehr Verantwortungsbewusstsein...“, brüllte Mr. Famous zornig.

Gregory wollte erst versuchen Mr. Famous wieder zu beruhigen, andererseits ließ er es doch lieber, da auch er langsam vor ihm Angst bekam.

„Sag mir einfach warum? Du kannst doch keinem wildfremden Navi derartige Geheimnisse anvertrauen, zudem du doch gewusst haben musst, dass Shadow’s Leute so was versuchen würden!“

„Ich... ich... es tut mir doch leid...“, zitterte Lan.

„Es tut dir leid?? Das nutzt uns jetzt auch herzlich wenig!“, schrie Mr. Famous, als er wütend gegen die Metalltür schlug, die hinter Lan wieder zugefallen war.

„Ich weiß... aber er hatte sich als Official-Navi ausgegeben. Er meinte er sei ganz neu gewesen und sie hatten doch sogar seine ID zugelassen, darum dachten wir es sei in Ordnung wenn wir es ihm verraten!“, versuchte Lan nun doch sich zu rechtfertigen und alles zu erklären.

„Ich? Ich habe niemals einen Navi namens PolarMan zugelassen. Und erst recht nicht vor kurzem!“

„Aber es ist wahr! Mega, sag es ihm!“

Doch bevor auch MegaMan etwas dazu anmerken konnte, ergriff Mr. Famous auch schon wieder das Wort.

„Wenn Dr. Hikari das erfährt! Ich sag dir nur eins, sollte es diesem PolarMan gelingen mit der Rüstung zu entkommen, dann-“

„Mr. Famous. Bitte beruhigen sie sich...“, sprang jedoch schnell einer der beiden Officials dazwischen. „Er hat es doch nicht mit Absicht getan. Was geschehen ist, können wir nicht mehr ändern, aber wir können dafür sorgen, dass kein weiteres Unglück passiert.“

Es dauerte einige Momente bis Mr. Famous sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, nachdem er mehrmals tief ein- und ausatmen musste. Erschöpft von all der Aufregung ließ er sich auf dem nächstbesten Stuhl nieder sacken.

„Tut mir leid, Lan. Aber...“, trat Gregory neben Lan und versuchte sich für Mr. Famous’ Benehmen zu entschuldigen.

„Ist schon gut. Er hat ja Recht... Es ist wirklich alles meine Schuld.“

Nachdem sich die angespannte Atmosphäre wieder etwas gelockert hatte, verließ einer der beiden Officials den Raum, während der andere sich neben Mr. Famous setzte. Gregory und Lan gingen langsam auf die beiden zu und warteten, was Mr. Famous zu sagen hatte. Chaud hingegen war immer noch hochkonzentriert auf sein PET und ließ von seiner Anwesenheit nicht das geringste merken.

„Tut mir leid, Lan.“, begann Mr. Famous endlich. „Ich bin wohl doch etwas zu weit gegangen und jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für so was. Was aber nicht heißen soll, dass die Sache damit gegessen wäre. Wir werden uns darüber noch einmal unterhalten müssen, aber momentan ist es wichtiger PolarMan aufzuhalten.“

Lan nickte, er traute sich noch nicht etwas zu sagen.

„Im Moment sieht’s so aus... PolarMan hat sich ohne Probleme durch das Serversystem geschlagen. Er hat die Firewalls und die anderen Sicherheitssysteme mit seinen Eiskräften einfach eingefroren und ist dran vorbeimarschiert. Das ist schon eine beachtliche Leistung und eigentlich ist es unmöglich die Firewalls so außer Kraft zu setzen, aber ich denke das verleiht uns einen Einblick in die wahren Kräfte unserer Gegner. Dieser Navi ist einfach unaufhaltsam. Unsere Official-Navis hat er in Windeseile gelöscht, kaum welche sind noch übrig. Zum Glück war Chaud grade hier und hat die Verfolgung sofort aufgenommen. ProtoMan ist PolarMan grade dicht auf den Fersen, aber wir können keine Unterstützung zum Server mehr schicken, da PolarMan einige Viren am Square zurückgelassen hat. Ziemlich starke Viren, die alles und jeden im Handumdrehen löschen, die versuchen den Servereingang zu erreichen. Ich weiß nicht genau wie weit PolarMan nun gekommen ist, aber vermutlich hat er längst das Areal erreicht in dem die Rüstung aufbewahrt wird. Ich denke die Passwörter werden ihn auch nicht lange zurückhalten, wir haben ja bereits beim letzten Mal erlebt, wie einfach Shadow’s Leute damit fertig werden.“, erklärte Mr. Famous alles und rieb sich dabei nachdenklich die Stirn. Er wirkte ziemlich überarbeitet und fertig.

„Dann werde ich Chaud helfen, gemeinsam werden wir diesen PolarMan sicher stoppen können!“, sprach Lan entschlossen und nahm sich fest vor selbst dafür zu kämpfen, dass sein Fehler keine weiteren Folgen tragen würde.

„Nicht nötig!“, erklang plötzlich Chaud’s Stimme und alle blickten zu ihm rüber.

Chaud jedoch deutete nur auf den großen Monitor, auf dem zu sehen war, wie ProtoMan soeben das letzte Areal erreichte.

„Ich hab’s geschafft, ich bin durch!“

Schlagartig sprang Mr. Famous auf und stellte sich vor den großen Bildschirm, um alles besser beobachten zu können. Gregory, Lan und der andere Official stellten sich neben ihn.

„Er ist also bereits dort...“, grummelte Mr. Famous.
 

Auf dem Monitor konnte man exakt sehen, was sich im Cyberspace abspielte. ProtoMan war grade durch einen Teleporter getreten und materialisierte sich in der Mitte einer großen, quadratischen Plattform, die komplett mit schimmerndem Eis bedeckt war. Der Hintergrund des Areals war ziemlich dunkel und es schien als würde es langsam anfangen zu schneien.

Am Ende der Plattform, direkt gegenüber von ProtoMan, schwebte ein großer, blauer Datenkristall und PolarMan stand direkt davor!

„In diesem Kristall befindet sich die Rüstung.“, erklärte Mr. Famous und alle warteten gespannt darauf, was passieren würde.

Vorsichtig hob ProtoMan seine Klinge und näherte sich PolarMan.

„Es reicht. Bis hierher und nicht weiter! Das Spiel ist aus!“

Doch PolarMan schien gar nicht auf die Worte des roten Navis zu reagieren und legte sachte eine Hand über den blauen Datenkristall.

„Ich sagte es ist vorbei!“, wiederholte ProtoMan und nahm seine Kampfhaltung ein.

Ein leises Grummeln war von PolarMan zu hören, als er seinen Oberkörper etwas seitlich drehte, um ProtoMan so halbwegs in Sicht zu bekommen. Die Hand ließ er aber über dem Kristall, welcher allmählich begann sich in winzige Datenteile aufzulösen.

„Los, kämpfe! Ich werde nicht zulassen, dass du diese Rüstung stiehlst!“

„Los, ProtoMan! Erledigen wir ihn... bist du bereit?“, fragte Chaud, als er die Kampfroutine einleitete.

„Kann sofort losgehen!“, bestätigte der rote Navi und einen Moment später verwandelte sich sein rötliches Schwert in ein ElecBlade, welches Chaud ihm runtergeladen hatte.

„Verschwindet.“, sprach PolarMan endlich. „Ich habe weder Lust noch Zeit mich mit solchem Gewürm abzugeben. Und erst recht nicht mit Navis die keinen eigenen Willen haben und sich von Menschen kontrollieren lassen.“

„Hör auf zu labern und kämpfe, oder bist du zu feige?“, drohte Chaud mit seiner etwas überheblichen Art.

Gebannt starrten Lan und Gregory auf den großen Bildschirm. Jeden Moment würde es soweit sein.

„Du willst dich also wirklich mit mir anlegen? Obwohl du gesehen hast, was ich aus den anderen Navis und den Abwehrsystemen gemacht habe? Mutig. Aber auch töricht...“

„Wer hier der Thor ist wird sich ja noch zeigen. ProtoMan, Attacke!!“

Und auf den Befehl seines Operators hin sprang der rote Navi auch gleich los und stürmte auf PolarMan zu, welcher sich frustriert vom Kristall um- und sich seinem Gegner zuwandte.

Noch im Lauf holte ProtoMan weit mit seinem Schwert aus. Schneeflocken, welche die Klinge seines elektrischen Schwertes berührten verdampften auf der Stelle zu kleinen Rauchwölkchen.

„Hiyaaa!!!“

Ein hoher, weiter Sprung, ein blitzschnelles Herunterkommen und ein hervorschießen lassen der elektrischen Klinge erzeugten ein lautes, hallendes Surren, als ProtoMan seinen Angriff ausführte. Doch statt sich von der Stelle zu rühren, regte sich PolarMan kein Stück und ließ die ElecBlade-Schneide immer näher kommen, bis sie schließlich mit enormer Wucht auf seinen eiskristallenen Oberkörper traf, wo sie in tausende kleine Teile zersplitterte und sich anschließend auflöste.

„Was zum...??“ Chaud stutzte nur.

„Hmm...“, seufzte PolarMan, als ProtoMan völlig verwirrt auf die Reste der Klinge an seinem Arm blickte, welche sich ebenfalls begannen aufzulösen. „Ihr nichtsnutzigen, unselbständigen Net-Navis seid einfach viel zu schwächlich und verweichlicht. Ihr seid nicht mal die Mühe wert gelöscht zu werden. Doch ich denke in deinem Fall werde ich eine Ausnahme machen.“

Unbeeindruckt von diesen Worten bereitete Chaud den nächsten Angriff vor, während ProtoMan sich zunächst etwas von seinem Gegner entfernte.

„Ich habe stets so viel Gutes von euch beiden gehört, aber in letzter Zeit vernimmt man nur noch negative Erzählungen über euch. Es scheint fast so als wäre das Feuer erloschen, welches den legendären Eugene Chaud und seinen Net-Navi ProtoMan einst so stark und unbesiegbar gemacht und siegreich gegen alle möglichen Feinde geführt hat. Und sollte dies noch nicht geschehen sein, werden meine Eiskräfte euch nun den letzten Funken eures jämmerlichen Lichtleins ausblasen!!“

„Das denke ich nicht! Hör auf so dumm zu schwafeln und kämpfe endlich! ProtoMan, los! DeltaRayEdge!!!“

„Alles klar, wie du willst, Chaud!“, stimmte der rote Navi zu und bereitete sich auf den Angriff vor.

Lan erinnerte sich sofort wieder an diesen Angriff. Während des Turniers hatte ProtoMan ihn im Halbfinalkampf gegen Roll eingesetzt. Ein ziemlich starker Angriff, aber ob er auch für PolarMan reichen würde?

ProtoMan aktivierte wieder sein Standard-Schwert und richtete dieses direkt auf PolarMan. Der rote Navi begann leicht zu glühen, während er sich für die Attacke auflud.

„Es ist ein Wunder wie ihr es überhaupt bis hierhin geschafft habt. So was lächerliches habe ich ja noch nie gesehen.“, lachte der Eis-Navi und zeigte sich überhaupt nicht beeindruckt.

Doch plötzlich zischte ProtoMan los, wie ein roter Blitz. Er bewegte sich mit solch einer hohen Geschwindigkeit, dass nur noch seine Silhouette zu erkennen war.

Angespannt sahen alle zu wie das Areal von einer hellen Explosion erleuchtet wurde. Hatte es vielleicht doch gereicht?

Nachdem man allmählich wieder etwas auf dem großen Monitor erkennen konnte staunten die Anwesenden nicht schlecht. ProtoMan hatte sein Schwert direkt durch den eiskristallartigen Brustkorb von PolarMan hindurchgestoßen.

„Ha, siehst du?“, lachte Chaud siegessicher. „Und, was sagst du jetzt?“

Es dauerte einen Augenblick bis PolarMan endlich antwortete. Stur starrte er auf ProtoMan’s schwarzes Visier.

„Ich sage nur, dass ihr noch viel schwächer seid, als ich erwartet hatte.“, antwortete der Eis-Navi schließlich, griff die Schwertklinge und zog die Waffe aus seinem Oberkörper einfach heraus.

Weit rissen Chaud und sein Navi die Augen auf und auch die anderen konnten nicht fassen, was sie da sahen. Die Stelle, durch die das Schwert hindurchgestochen hatte verflüssigte sich, formte sich neu zu einer glatten Oberfläche und gefror anschließend wieder zu Eis, so dass es aussah, als sei überhaupt nichts gewesen.

„Das ist unmöglich!“, stöhnte Chaud.

„Tja, wie du siehst ist es doch möglich. Und ihr habt bereits genug meiner Zeit vergeudet. Hinfort mit dir Abschaum!!“, brüllte PolarMan, als er weit ausholte und ProtoMan, den er immer noch an der Klinge festhielt, hoch nach oben in die Luft schleuderte. „Kälte deinem Körper und Ruhe deiner Seele... IceRain!!“

ProtoMan konnte nichts mehr ausrichten. Immer noch völlig geschockt und verwirrt von dem Fehlschlag seines Angriffs flog er immer höher, während PolarMan eine offene Handfläche auf ihn richtete und unzählbar viele, winzige Eiskristalle losschoss.

„Chaud, beeil dich und log-“, wollte Lan schnell einwenden, der die Gefahr schnell erkannte, doch es war bereits zu spät.

Wie von einem Maschinengewehr wurde ProtoMan von den vielen kleinen Kristallen durchsiebt und noch bevor Chaud rechtzeitig die Verbindung trennen konnte zersprang der rote Navi in all seine Datenbestandteile.

Sofort kehrte absolute Stille in den kleinen Kontrollraum. Auch der Alarm hatte sich mittlerweile wieder deaktiviert. Chaud hätte es nicht geglaubt, hätte der Screen seines PETs nicht eindeutig die Anzeige ’Deleted’ aufgerufen. ProtoMan war gelöscht.

Ein lautes, eiskaltes Lachen durchbrach die Stille, als auf dem Bildschirm zu sehen war, wie sich PolarMan wieder zum Datenkristall herumdrehte und weiter daran arbeitete ihn zu öffnen.

Lan und Gregory liefen sofort zu Chaud rüber, auch wenn sie nicht so recht wussten, was sie sagen sollten. Doch Chaud fiel nur wortlos auf die Knie. Mit leerem Blick starrte er immer noch auf seinen PET-Screen.

„Chaud...“, begann Lan. „Es tut mir leid. ProtoMan...“, doch schon hielt Lan wieder inne, als er merkte, dass Chaud ihm nicht zuhörte.

„Mr. Famous!“, rannte Gregory aufgeregt zu Mr. Famous rüber. „Er ist doch nicht für immer gelöscht, oder? Ich mein, wir müssen doch... es muss doch...“

„Nein, keine Sorge.“, sprach Mr. Famous und trat nun auch langsam zu Chaud rüber. „Solange wir noch ProtoMan’s BackUp-Daten haben können wir ihn jeder Zeit zurückholen. Allerdings nicht sofort.“

Etwas Erleichterung machte sich in Gregory und Lan breit, doch Chaud schien das alles gar nicht zu trösten. Mr. Famous deutete dem anderen Official, dass er sich sofort darum kümmern sollte und so ging dieser auf Chaud zu und beugte sich zu ihm runter, um ihm zu helfen.

„Jetzt haben wir gesehen, was dieser PolarMan also drauf hat... Ich denke es ist aus. Wenn ProtoMan ihn nicht besiegen konnte, wird es keiner schaffen.“, murmelte Mr. Famous, der bereits alle Hoffnung aufgegeben hatte.

„Nein, noch ist es nicht vorbei!“, wandte Lan allerdings ein. „Ich werde nicht zulassen, dass PolarMan damit so einfach durchkommt. Er kann nicht einfach unsere Freunde löschen und dann verduften. Solange ich und MegaMan noch da sind, wird er es zumindest nicht einfach haben zu entkommen!“

„Du willst wirklich noch immer gegen ihn kämpfen?“, staunte Mr. Famous.

„Natürlich! Und nicht nur, um ProtoMan zu rächen... das alles hier ist meine Schuld! Und ich werde alles daran setzen meinen Fehler wieder gut zu machen.“

„Lan kann es schaffen, das weiß ich.“, mischte sich nun auch Chaud ein, der sich wieder gefasst hatte. „Ich bin echt zu einer Schande für die Officials geworden. In letzter Zeit werde ich nur noch von all meinen Gegnern besiegt und das auch noch direkt vor den Augen meines einstigen Rivalen... Aber wenn es überhaupt noch jemanden gibt, der PolarMan stoppen kann, dann sind es Lan und MegaMan.“

„Chaud...“

„Du schaffst das, ich weiß es.“

„Ich weiß nicht was ich davon halten soll... das ist das reinste Selbstmordkommando. Aber ich denke wir haben wohl keine andere Alternative mehr.“, sprach Mr. Famous, der besorgt zum großen Monitor aufblickte, wo PolarMan sich langsam aber sicher die Aqua Armor unter den Nagel riss.

„Ich werde es einfach probieren, etwas anderes können wir eh nicht tun! Oder was meinst du, Mega?“

„Natürlich! Ich bin genauso Schuld an alldem wie du. Lass uns diesem PolarMan den Hintern versohlen und ProtoMan rächen!“

Plötzlich trat auch Gregory neben Lan. Er hatte einen ebenfalls sehr entschlossenen Gesichtsausdruck und zog langsam sein PET aus seiner Hosentasche.

„Ich komme auch mit!“

„Du?“, stutzte Lan.

„Na klar! Ich will nicht tatenlos zusehen sondern auch etwas unternehmen. Du warst immer mein Idol und jetzt habe ich die Chance zu zeigen, dass ich auch so stark sein kann, wie du. Ich möchte dir und MegaMan helfen, bitte. Zu zweit sind wir viel stärker!“

Fragend blickte Lan von Gregory’s Augen hinunter in die MegaMan’s, welcher ihm achselzuckend zunickte.

„Na gut, wenn du unbedingt willst. Wir können jede Hilfe gebrauchen.“, stimmte Lan schließlich zu.

„Yeah!“, jubelte Gregory laut los. „BattleMan kann es auch kaum erwarten.“

„Also gut, wie ihr beiden wollt. Nun liegt alles an euch. Ihr seid die einzigen die PolarMan noch aufhalten können.“, sprach Mr. Famous als er zu einem der vielen Schaltpulte unterhalb des großen Monitors ging und einige Knöpfe bediente. „Wenn ihr PolarMan folgen wollt müsst ihr euch durch den Official-Server bis zu ihm vorkämpfen. Das ist allerdings leichter gesagt, als getan. Überall sind Viren unterwegs, die Eindringlinge daran hindern sollen ihm zu folgen. Aber das ist noch ein geringeres Problem.“

„Ein geringeres?“, wiederholte Lan.

„Ihr müsst euch auf dem Official Square einloggen und von dort zum Server. Allerdings hat PolarMan jede Menge Viren zurückgelassen, die das Eingangsportal bewachen. Momentan kämpfen noch immer einige unserer Navis gegen sie, aber sie haben einfach keine Chance. Säubert zuerst den Square von den Viren und helft den Überlebenden, dann müsst ihr euch sofort auf den Weg zu PolarMan machen. Es sollte noch eine Weile dauern, bis er den Kristall vollständig aufgelöst hat, ihr habt also noch Zeit.“

„Okay, verstanden. Wir werden das Ding schon schaukeln, oder Greg?“

„Klar, gemeinsam wird das überhaupt kein Problem sein.“

Sich einig schlugen die beiden Jungs sich gegenseitig in die Hände, zogen die Verbindungskabel ihrer PETs hervor und stellten sich vor das Terminal, wo grade noch Chaud operiert hatte.

„Viel Glück.“, sprach Chaud, der sich weiter zurückzog, um sich gemeinsam mit dem Official um seinen ProtoMan zu kümmern.

„Danke. Ich denke das werden wir auch brauchen... Fertig, Mega?“

„Yup, alles bereit!“

„Und du, BattleMan? Unser erster richtiger Einsatz, ich bin total aufgeregt.“

„Das bin ich auch, aber gemeinsam mit MegaMan werden wir das schon auf die Reihe kriegen.“, erklang BattleMan’s Stimme aus Gregory’s PET.

„Na, ich denke dann kann’s ja losgehen! Jack-In, MegaMan! Execute!“

„Jack-In, BattleMan! Execute!!”

Und schon hatten beide Operator ihre Navis eingeloggt.

Würden sie es schaffen noch rechtzeitig bei PolarMan anzukommen, um ihn daran zu hindern die letzte Rüstung für Shadow zu stehlen? Würden sie überhaupt eine Chance gegen ihn haben, wenn es soweit sein sollte? Oder würden sie es nicht einmal bis zum Server schaffen?

Höchste Anspannung herrschte im Kontrollraum des Official Centers. Alles hing nun von diesen beiden Jungs ab, die sich so tapfer bereiterklärt hatten gegen diesen scheinbar unbesiegbaren Gegner anzutreten...

Recapturing the Official Square!

Immer noch herrschte große Aufruhr im Official Center. Draußen vor dem Haupteingang liefen immer mehr Leute zusammen und die Officials hatten mittlerweile arge Probleme diesen Ansturm zurückzuhalten. Alle wollten wissen was sich im Innern des Centers abspielte, aus dem immer noch Alarmgeräusche zu hören waren, die nun in regelmäßigen Abständen aufheulten und wieder verstummten.

In dem Kontrollraum standen alle Anwesenden unter höchster Anspannung. Chaud und ein Official hatten den Raum bereits wieder verlassen, um sich darum zu kümmern, dass ProtoMan gerettet werden konnte, welcher im Kampf gegen PolarMan gelöscht wurde.

Nur noch Mr. Famous, Lan und Gregory befanden sich in dem etwas größeren Raum.

Mr. Famous ließ sich vorsichtig auf einem Stuhl nieder und drehte sich in Richtung des großen Monitors, über den man das Geschehen im Netzwerk beobachten konnte. PolarMan hatte längst das Areal erreicht in dem die Aqua Armor in einem blauen Datenkristall aufbewahrt wurde. Und er hatte sogar schon begonnen die Daten des Kristalls aufzulösen, um die letzte Rüstung freizulegen!

Dieser PolarMan schien unaufhaltsam zu sein. Alles hing jetzt nur noch von Lan und Gregory ab, welche die einzigen waren, die eventuell noch in der Lage waren, PolarMan zu stoppen.

Gemeinsam hatten sie beschlossen sich auf den Weg zum Official Server zu machen, doch dazu mussten sie diesen erst einmal über den Official Square erreichen...
 

Nachdem die beiden Jungs ihre Navis eingeloggt hatten, konnte es auch schon losgehen.

Als der Datentransfer vorüber war, fanden sich MegaMan und BattleMan auf der mittleren, der drei Ebenen, des Official Squares wieder.

Es war bitter kalt und sofort durchfuhr beide Navis eine Gänsehaut. Der komplette Square war mit einer glatten, glänzenden Eisschicht und digitalem Puderschnee bedeckt. Und zu allem Überfluss schien es sogar noch zu schneien!

„Wow, meine Güte ist das kalt hier!“, zitterte MegaMan. Beim Ausatmen dampfte kalter Qualm aus seinem Mund.

Auch BattleMan, Gregory’s kleiner Navi, zitterte am ganzen Körper. Es war das erste Mal, dass Lan den Navi von seinem jungen Bewunderer zu Gesicht bekam.

BattleMan war nicht sonderlich groß und reichte grade mal bis zu MegaMan’s Schultern. Allerdings trug er dafür eine starke, grünliche Panzerung. Er besaß keine Hände, dafür aber zwei hochleistungsfähige Power-Buster. Man merkte sofort dass dieser Navi speziell auf heftige und vor allem schnelle Angriffe ausgelegt sein musste.

Auf dem Rücken trug er einen dicken, rucksackartigen Energiegenerator, der es ihm erlaubte sehr viel Energie auf einmal in seine Angriffe zu stecken, ohne dabei an körperlicher Kraft zu verlieren. Sein Helm war ebenfalls grünlich und lief nach hinten hin leicht spitz zu. In Stirnhöhe hatte er einen runden, orangefarbenen Kristall darauf angebracht.

„Dieser PolarMan muss wirklich mächtig sein, wenn er sogar in der Lage ist den kompletten Square einzufrieren...“, stellte Gregory besorgt fest.

„Kann schon sein, aber wir müssen trotzdem alles daran setzen ihn aufzuhalten. Zusammen schaffen wir das schon, oder?“, versuchte Lan seinem Partner Mut zu machen.

„Ja, genau!“, stimmte Gregory zu, der fest entschlossen war zu zeigen, dass auch er so einiges auf dem Kasten hatte.

Grade wollte Lan seinem Navi die ersten Instruktionen durchgeben, da ertönte ein lauter, schriller Schrei und ließ die beiden Navis, sowie ihre Operator, schreckhaft zusammenzucken.

„Was war denn das??“, fragte Gregory unsicher.

„Es kam von der obersten Ebene!“, rief MegaMan, als er nach oben blickte und über den Rand der obersten Plattform einen Navi fliegen sah, welcher sich noch im Sturzflug in jede Menge Daten auflöste.

„Los, seht sofort nach, was da los ist!“, wies Lan die beiden Navis an, welche sich auch sofort in Bewegung setzten.

Schnell rannten MegaMan und BattleMan die Rampe hinauf zur dritten Ebene des Official Squares, wo sich die Rezeption befand und wo MegaMan und Lan vor nicht allzu langer Zeit auf PolarMan getroffen waren.

Von den Theken, die hier einst standen und den Navis, die hier gearbeitet hatten, war rein gar nichts mehr vorzufinden. Es war als hätte irgendwas die gesamte Plattform mit einem Schlag leergefegt. Alles war nur noch mit Eis und Schnee bedeckt.

„Da vorn!“, rief BattleMan, als er oben angekommen war und deutete auf das Ende der Plattform, wo sich der unsichtbare Weg zum Official Server befand. Nur war dieser Weg mittlerweile auch sichtbar geworden, nachdem genug Schnee und Eis sich darauf gesammelt hatte.

Ein Haufen Viren sammelte sich um den halb eingefrorenen Teleporter, konfrontiert von einigen Official-Navis. Es waren insgesamt fünf Stück, die gegen mindestens ein Dutzend Viren kämpften und scheinbar schwere Verluste erlitten hatten. Als einer der Official-Navis MegaMan und BattleMan bemerkte, wies er seinen Kameraden sich zurückzuziehen und ihm zu den beiden Neuankömmlingen zu folgen.

„Was ist denn hier los?“, fragte MegaMan sofort, als ihm die Navis entgegen kamen.

Einer von ihnen war sogar so sehr geschwächt, dass er von zwei anderen getragen werden musste.

„Wir... wir haben keine Chance! Die machen uns fertig, ohne Gnade!“, brüllte einer der Official-Navis hektisch los. „Sie blockieren den Weg zum Teleporter und jedes Mal wenn wir sie angreifen, schlagen sie uns vernichtend. Vor noch nicht ganz einer Viertelstunde waren wir noch dreißig, jetzt sind nur noch die fünf von uns übrig...“

„Diese Viren haben das angerichtet?“, fragte BattleMan überrascht. „Sind die wirklich so stark?“

„Ich habe noch nie stärkere Viren gesehen. Wir haben absolut keine Chance gegen sie... grade haben sie noch einen von uns erledigt... wir können nicht mehr... bitte helft uns!“, flehte der Official-Navi MegaMan und BattleMan an, fiel vor den beiden auf die Knie und schien aus Verzweiflung den Tränen nahe.

Auch die anderen Official-Navis blickten hoffnungsvoll zu MegaMan und BattleMan rüber, während im Hintergrund die Viren nur darauf warteten, dass es endlich weitergehen konnte.

„Keine Sorge, wir machen das schon. Überlasst das nur uns.“, antwortete MegaMan schließlich und gewaltige Erleichterung machte sich unter der kleinen, stark dezimierten Navi-Gruppe breit.

„Oh, vielen Dank! Wir werden auch unsere letzten Kräfte zusammen nehmen und euch helfen!“, bedankte sich der Official-Navi und verbeugte sich mehrmals schnell hintereinander aus Dank, ehe er wieder aufstand und sich seinen vier Kameraden zuwandte.

„Gut, wenn ihr wollt, allerdings möchte ich euch trotzdem bitten euch einigermaßen zurückzuhalten, da ihr ziemlich geschwächt scheint.“, sprach MegaMan etwas besorgt über die Verfassung der fünf Navis.

„Okay, kein Problem.“, versicherte der Official-Navi und deutete auf die beiden, die den verletzten trugen. „Einer von euch wird sich um Ultron kümmern, da er wohl erst mal nicht mehr kämpfen können wird. Die anderen zwei kommen mit mir mit.“

Und schon teilten sich die fünf Navis schnell auf. Einer zog den verletzten bis zum Rand der Plattform, um sich um ihn zu kümmern, während die restlichen drei sich neben MegaMan und BattleMan sammelten.

„Okay, seid ihr dann alle bereit?“, fragte Lan, der schon alles für den Kampf gegen die Viren vorbereitet hatte.

„Yup, auf dein Kommando geht’s los!“, antwortete MegaMan, nachdem er von den anderen Zustimmung erhalten hatte.

Doch bevor Lan den Befehl zum Angriff gab, schaute er sich noch einmal die Gruppe von Viren über sein PET an.

Es waren jede Menge auf Eis basierende Viren, die aufgeregt hin und her hüpften und es wohl kaum noch erwarten konnten wieder kämpfen zu dürfen.

Zwei große, weiße Eisbären in blauen Pullovern und mit Wollmützen in der selben Farbe standen bedrohlich hinter den anderen, viel kleineren Viren. Doch auch wenn diese pinguinartigen Pengi-Viren im Verhältnis zu den Eisbären ziemlich klein waren, so strotzten sie dafür aber nur umso mehr vor Kampfeslust.

Die dritte und letzte Virenart, die den Teleporter zum Server bewachte, waren hingegen etwas merkwürdiger aussehende Kreaturen. Sie sahen wie hellblaue Schneemänner auf Skiern und mit Sonnenbrillen auf ihren langen, orangefarbenen Nasen aus und schwangen ihre Skistöcke aufgeregt hin und her.

Nachdem Lan sie noch einmal durchgezählt und festgestellt hatte, dass es insgesamt zwölf waren konnte es auch schon losgehen. Er machte sich zwar etwas Sorgen, denn immerhin waren es zwar nur so wenige Gegner, aber dafür hatten sie es wohl mit dreißig Navis zuvor aufgenommen und diese gnadenlos gelöscht, aber trotzdem versuchte Lan sich zu konzentrieren, denn schließlich hatte er auch nicht ewig Zeit und musste sich beeilen, wenn er PolarMan noch aufhalten wollte.

„Okay, dann macht sie fertig! Battle routine, set!“

„Execute!”
 

Und mit lautem Geschrei stürmten die drei Official-Navis in Begleitung von MegaMan und BattleMan auch schon auf die Virengruppe zu, welche ihnen teilweise schon entgegeneilte.

Einige der Snowy-Viren hatten sich auf ihren Skiern in Bewegung gesetzt und rauschten mit Vollspeed ihren Angreifern entgegen, während einige Pengies sich auf ihre Bäuche warfen und hinterher schlitterten.

Mit einem lauten Krachen trafen beide Gruppen aufeinander und ein wilder Kampf entfachte sich.

MegaMan sprang schnell zur Seite, um einem Snowy auszuweichen, der ihn mit seinen Skistöcken aufspießen wollte. Doch kaum war er wieder auf seinen Füßen gelandet, wurde er auch schon gleich von einem Pengi umgehauen, welches ihm mit voller Wucht gegen die Beine rammte. Überrascht fiel der blaue Navi zu Boden und rutschte ein Stück über die eisig glatte Oberfläche und hatte starke Probleme sich wieder vernünftig aufzurichten, da der Boden einfach zu rutschig war.

BattleMan hingegen blieb einfach stehen, richtete seine Buster den entgegenkommenden Viren entgegen und setzte sie einem enormen Hagelfeuer aus.

„Ja, zeig’s ihnen BattleMan!“, feuerte Gregory seinen Navi an, welcher jede Menge gezielter Bustergeschosse abgab, die ihre Ziele nur selten verfehlten.

Lan und MegaMan und vor allem die Official-Navis waren ziemlich beeindruckt, als sie beobachteten, wie innerhalb kürzester Zeit drei Pengi- und zwei Snowy-Viren nur noch ein Haufen verstreuter Datenteile waren.

„Wow, nicht schlecht!“, lobte MegaMan BattleMan, nachdem er es geschafft hatte sich wieder auf die Beine zu bringen.

„Hehe, so was ist doch kein Problem.“, lachte der kleine, grünliche Navi und feuerte unaufhaltsam weiter.

„Dieses Mal werden wir sie erledigen! Los!!“, jubelte einer der Official-Navis und stürzte sich gleich wieder voller Eifer in den Kampf.

Doch auch wenn sich das Blatt nun zu wenden geschienen hatte, waren die Official-Navis den Viren noch immer stark unterlegen, was sich schnell bemerkbar machte, als zwei von ihnen von drei weiteren Snowies angegriffen wurden, die blitzschnell über die Eisfläche auf sie zugeschossen kamen.

„Da vorne sind sie! Feuer!!“, befahl einer der beiden Navis und sofort aktivierten beide ihre Buster und versuchten die Schneemann-Viren von ihren Skiern zu schießen.

Doch dies war viel schwieriger als sie es sich vorgestellt hatten. Die Viren bewegten sich so schnell und wichen den Geschossen so geschickt aus, dass sie dem gesamten Feuer ohne Probleme entgehen konnten und sich ihren Opfern immer weiter näherten.

Leider realisierten die beiden Official-Navis zu spät, dass ihre Bemühungen vergebens waren und als sie endlich beschlossen sich schnell in Sicherheit zu begeben und den Angriff abzubrechen, hatten sie auch schon keine Chance mehr.

Ohne Gnade breiteten sie Snowies ihre Skistöcke aus und schlugen sie mit aller Kraft gegen die beiden Navis, als sie mit unglaublicher Geschwindigkeit ganz dicht an ihnen vorbeizischten.

„MegaMan, die Officials! Schnell, du musst ihnen helfen!“, brüllte Lan, als er bemerkte, wie die beiden Navis brachial fertig gemacht wurden.

„Keine Sorge, ich halte hier die Stellung und geb dir Feuerschutz!“, rief BattleMan dem blauen Navi zu, als er das Feuer auf die nächste Gruppe angreifender Viren konzentrierte.

MegaMan nickte dem grünen Navi kurz zu, gab noch einige weitere Schüsse auf ein paar Pengies ab und rannte dann schnell zu den beiden Official-Navis rüber, die, sich vor Schmerzen krümmend, am Boden lagen, während die Snowies einen weiteren Angriff vorbereiteten und erneut auf sie zugeschossen kamen.

„Wir müssen diese verdammten Schneemänner platt machen! Nur wie?“, grübelte Lan, doch dann hatte er eine Idee. Er griff schnell in seine Tasche und zog einen der Chips raus, den er von Herrn Takamura bekommen hatte. „Vielleicht klappt das hier ja? FireBoomer, Slot-In!”

„Einen Versuch ist’s wert.“, antwortete MegaMan, als er einen Augenblick später den feurigen Bumerang in seinen Händen hielt und ihn ohne zu zögern auf die herannahenden Snowy-Viren warf.

Der Angriff kam so schnell und plötzlich, dass selbst die Snowies nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnten und in einer Linie, nacheinander von dem brennenden Bumerang durchstoßen und zerteilt wurden. Die enorme Hitze des Boomers brachte ihre Schneekörper zum Schmelzen und so schnitt die Klinge durch sie hindurch, wie ein Messer durch Butter. Nicht mal einen Wimpernschlag später waren sie nur noch Datenteile, die sich mit den eiskalten Schneeflocken vermischten, die vom Himmel fielen.

„Gute Arbeit, Mega. Die sind vorerst gerettet.“, seufzte Lan erleichtert.

Mittlerweile hatten sich die beiden Officials auch wieder von dem Angriff erholt und sich wieder auf die Beine gebracht.

„Vielen Dank, wir stehen tief in eurer Schuld.“, bedankte sich einer der beiden Navis voller Erleichterung bei seinem Retter.

„Nicht der Rede wert, ihr könnt mir hinterher noch genug danken, aber jetzt müssen wir uns noch um die letzten Viren kümmern!“, brüllte MegaMan und warf sich schnell dabei gegen den Official-Navi, um ihn aus der Schussbahn einer gewaltigen Schneeflocke zu stoßen, die mit einem Male auf die beiden zugeschossen kam.

Es waren nur noch zwei Pengies und die beiden Eisbären am Teleporter übrig, welche noch immer tatenlos zuschauten.

Mit lautem Schnattern flitzten die beiden Pinguine, auf ihren Bäuchen rutschend, über die gefrorene Plattform und begannen damit sinnlos Eisflocken in alle Richtungen zu spucken, in der Hoffnung einige Zufallstreffer zu landen.

„Keine Sorge, das übernehme ich!“, rief der dritte Official-Navi, als er merkte, dass die beiden Pengies nun direkt auf den verletzten Navi und seinen Pfleger zuhielten, nachdem sie diese am Rand der Plattform ausgemacht hatten.

„Nein, warte! Hinter dir!!“, schrie BattleMan los, um den Navi zu stoppen, doch es war bereits zu spät.

Bevor er sich auch nur halb nach hinten drehen konnte, wurde der Official-Navi von einem gewaltigen Eisblock erwischt, der über die Plattform geschlittert kam.

„MegaMan, schnell, tu was!“, befahl Lan seinem Navi, doch es war längst vergebens.

Der Eisblock bewegte sich so schnell, dass der Official-Navi keine Chance mehr hatte sich dagegen zu stemmen oder zur Seite zu werfen. Gemeinsam mit dem übergroßen Würfel aus Eis, flog er im weiten Bogen über den Plattformrand und stürzte hinunter in die Tiefen des Cyberspace.

„Eon!! Nein!“, brüllte einer der anderen Officials verzweifelt seinem Kameraden hinterher, als dieser schon gar nicht mehr zu sehen war. „Das werden diese Biester büßen!“

Doch bevor der Navi voller Wut den Feinden entgegenstürmen konnte, sprang MegaMan schnell vor ihn, um ihn von seinem Vorhaben abzuhalten.

„Nein, tu’s nicht! Es hat keinen Sinn. Ihr seid zu geschwächt, überlasst die letzten vier uns.“

Leicht verärgert und wütend grummelnd, willigte der Navi jedoch ein und zog sich mit seinem anderen Freund zu den beiden anderen Official-Navis am Plattformrand zurück.

Die beiden Pengies hatten sich mittlerweile wieder zu den Eisbär-Viren zurückbegeben, neben denen sie ungeduldig darauf warteten, dass es weiter gehen konnte.

„Dieser Eisblock kam von einem dieser großen, fetten Eisbären.“, erklärte BattleMan, als er gemeinsam mit MegaMan auf die restlichen Viren langsam zuschritt.

„Hab ich mir schon gedacht. Wir müssen die jetzt schnell erledigen, wer weiß, wie viel Zeit wir noch haben? Kannst du diese Pinguine erledigen?“, fragte MegaMan, der sich überlegte, wie er am besten vorgehen sollte, um die letzten vier Viren so schnell wie möglich zu erledigen.

„Kein Problem, nichts leichter als das. Überlass sie nur mir.“

„Gut. Lan? Diese Eisbären sehen ziemlich stark aus. Wie wäre es, wenn wir mal diesen ThunderRay ausprobieren, den Herr Takamura dir vorhin gegeben hatte?“

„Klaro, probieren können wir es ruhig. Bin auch schon gespannt, ob der Chip sich ebenfalls bewähren wird.“, antwortete der junge Operator und zog den Chip bereits aus seiner Hosentasche heraus.

„Na gut, sobald ich das Signal gebe, kann’s losgehen.“

BattleMan nickte, dass er alles verstanden hatte und bereitete sich ebenfalls vor.

Gemeinsam traten sie den Viren immer näher entgegen, welche sich vor Aufregung schon gar nicht mehr halten konnten. Ohne nachzudenken schossen die Pengies direkt auf die beiden Navis zu und begannen im Schnellfeuer weitere Schneeflocken auf ihre Gegner zu speien.

„Okay, los!“, schrie MegaMan und schon begann BattleMan seine Buster zu aktivieren.

„Nehmt das ihr kleinen Biester!“, schrie der kleine, grüne Navi, als er die herannahenden Schneeflocken mit einigen gezielten Busterschüssen pulverisierte und anschließend das Feuer auf die beiden Pengies selbst konzentrierte, die absolut keine Chance hatten und in dem dichten Feuerhagel schnell zu Datenteilchen zerstäubt wurden.

„Okay, und jetzt du Lan! Hoffentlich funktioniert dieser Chip auch...“

Und ohne zu zögern rammte Lan auch schon den Chip in sein PET.

„ThunderRay, Slot-In!“

Kaum waren die Daten vollständig transferiert, materialisierte sich eine große, funkenschleudernde Antenne an MegaMan’s Buster, ähnlich denen, die VoltMan damals getragen hatte.

„Okay, dann wollen wir mal...“, sprach der blaue Navi, während er den Angriff auflud.

Doch die beiden Eisbären wollten nicht warten, bis es zu spät war, sondern stampften mit lauten Schritten einige Meter vorwärts und ließen je einen großen, dicken Eiswürfel vor sich erscheinen.

„Beeil dich, Mega.“, murmelte Lan nervös, als er sah, wie die beiden Viren sich bereit machten die Eisblöcke ihren Gegnern entgegenzuschleudern.

Doch bevor sie dazu kommen konnten aktivierte MegaMan noch im letzten Augenblick den Angriff. Mit lautem Surren und donnerartigem Grollen sprühten kleine Blitze in alle Richtungen, als der blaue Navi die Antenne an seinem Buster nach oben hob.

„Nehmt das!“, rief er, als er sie anschließend seinen Gegnern entgegenstreckte und einen gewaltigen Blitzschlag entfachte, der beide Eisbären erfasste und in einem hellen Feuerball aufgehen ließ.

Somit waren alle Viren gelöscht.
 

„Super, das war einfach spitze!“, jubelte Lan, als er den Battle Chip wieder aus seinem PET entfernte, worauf sich auch die Antenne am Buster seines Navis wieder auflöste.

„So stark waren diese Viren ja doch nicht.“

„Na ja, ich weiß nicht... für gewöhnliche Viren waren sie doch schon verdammt stark.“, widersprach Gregory seinem Navi.

„Na ja, wie dem auch sei, wir haben es geschafft.“, seufzte MegaMan, ein wenig erschöpft und blickte zu den vier Official-Navis rüber, die als einzige überlebt hatten. „Nur wären wir bloß schon früher hier gewesen... all die Navis, die von den Viren gelöscht wurden...“

„Macht euch um die keine Sorgen. Solange der Server intakt bleibt können wir sie jeder Zeit mit Hilfe ihrer BackUp-Dateien wiederholen.“, wandte Mr. Famous ein, um die beiden Jungs und ihre Navis zu beruhigen. „Ihr müsst also zusehen, dass ihr PolarMan schnell stoppt.“

„Yup und das werden wir auch! MegaMan? Lass uns keine Zeit verlieren und gleich weitergehen.“

„Ja, ich denke das wäre wohl das Beste. Fertig, BattleMan?“, fragte der blaue Navi seinen Gefährten, welcher ihm zustimmend zunickte.

„Viel Glück und passt gut auf euch auf! Und vielen Dank noch mal für eure Hilfe!“, rief einer der Official-Navis den beiden Navis hinterher, als sie zum Teleporter rüberliefen.

„Nichts zu danken. Wir werden-“, doch MegaMan kam erst gar nicht mehr dazu auszureden, als ein riesiger, spitzer Eiszapfen sich vor seinen Füßen in den Boden rammte und dort stecken blieb. Leichte Risse breiteten sich aus und durchzogen die Eisoberfläche der Plattform, rund um die Einschlagstelle.

„Was zum...?“

Ein lautes, schrilles Lachen ließ MegaMan und BattleMan reflexartig nach oben blicken.

Auf einer kleinen, schwebenden Eisplatte, direkt über dem Teleporter zum Official Server , stand ein laut lachender Net-Navi. Mit einem leichten Druck, stieß er sich von der Platte ab, ließ sich nach unten fallen und landete elegant auf seinen Füßen, direkt vor den beiden Navis, denen er nun den Weg zum Teleporter blockierte.

„Wer bist du denn?“, fragte BattleMan und versuchte so unbeeindruckt wie möglich zu wirken.

„Hehe... ich weiß nicht, was euch das angeht. Es reicht doch, dass ich weiß wer ihr seid.“, antwortete der Navi bösartig lächelnd.

Er schien ein Eis-Navi zu sein. Er hatte einen schmalen, dunkelblauen Körper und trug nur eine leichte Panzerung. Aus den Schultern, sowie an den Seiten seines Helmes stachen dicke, spitzzulaufende Eiskristalle heraus. Unter seinen Augen verliefen violette Streifen, die sich bis über seine Wangen zogen. Seine Haut war ziemlich blass und er strahlte eine Kälte aus, ähnlich der, die MegaMan gespürt hatte, als er PolarMan gegenüberstand.

„Und was willst du von uns?“, wollte Lan nun wissen.

„Na ja, der Commander würde ziemlich sauer auf mich sein, wenn ich zulassen würde, dass ihr hier so einfach reinspaziert.“

„Der Commander?“, fragte nun Gregory leicht verwirrt.

„Ja, Commander PolarMan hat mir aufgetragen den Eingang zum Server zu bewachen und niemanden durch zu lassen. Ich muss euch meinen Respekt gestehen, dafür dass ihr diese Viren erledigt habt, das ändert allerdings trotzdem nichts daran, das ihr hier nicht durchkommen werdet. Niemand darf den Commander stören!“

„Das heißt also, wir müssen dich auch erst erledigen, bevor wir zu PolarMan können?“, fragte MegaMan noch mal nach.

„Genau so ist es.“, lachte der Eis-Navi überlegen.

„Na gut, nichts leichter als das! Den machen wir auch schnell fertig und dann geht’s PolarMan an den Kragen. Los, MegaMan!“, brüllte Lan und gab somit den Befehl zum Angriff.

„Tst, ihr wisst ja gar nicht, wer hier vor euch steht. Ich bin Gem, einer der ranghöchsten Offiziere unter Commander PolarMan’s Infiltrationseinheit!!“, sprach Gem und nahm seine Kampfhaltung ein, während MegaMan und BattleMan auf ihn zugestürmt kamen.

„Und das interessiert mich ’nen Scheißdreck.“, grummelte Lan genervt. „Los, Mega, mach kurzen Prozess mit ihm.“

„Na gut, ihr wollt es also nicht anders.“, entgegnete Gem, breitete seine Arme auseinander und erschuf in jeder seiner beiden offenen Handflächen eine hell leuchtende, bläuliche Energiekugel. „So einfach wie ihr glaubt, wird das Ganze nicht ablaufen. IceBall, hyaa!!“

„Vorsicht ihr beiden!“, warnte Gregory die beiden Navis, als Gem die beiden Energiekugeln seinen entgegenkommenden Angreifern zuschleuderte.

„MettaurGuard, Slot-In!”, lud Lan schnell einen Chip runter und stattete seinen Navi so mit einem großen, gelben Mettaur-Schutzschild aus, den dieser auch gleich dazu verwendete die Energiekugel abzuwehren.

BattleMan hingegen konnte nicht mehr ganz ausweichen und wurde an seinen Füßen getroffen, welche gleich darauf zu einem gewaltigen Eisklumpen erstarrten. Noch halb im Sprung, stürzte der grüne Navi sofort zu Boden, wo er hilflos liegen blieb.

„BattleMan, Vorsicht!!“, rief Gregory, als er sah, wie Gem zu einem weiteren Angriff ausholte.

„Hahaha!! Ich werde euch beide hier und jetzt löschen, so dass der Commander nicht von weiteren, ungebetenen Gästen gestört werden muss. IcicleRain!!“

Und wieder breitete der blaue Eis-Navi seine Arme aus, hob sie in die Luft und einen Augenblick später begann es lauter dicke Eiszapfen zu regnen, die mit solcher Wucht heruntergeschossen kamen, dass sie sich glatt durch die Plattform bohrten, wenn sie darauf trafen.

MegaMan versuchte einen Eiszapfen mit seinem Schild abzuwehren, doch dieser wurde auch gleich gelöscht, nachdem er getroffen wurde. Ungeschützt begann der blaue Navi nun wild hin und her zu springen, um den anderen Eiszapfen zu entgehen, was allerdings so gut wie unmöglich war, vor allem da der Boden sehr glatt und somit ziemlich rutschig war.

BattleMan hingegen konnte sich nicht von der Stelle rühren, da seine Füße noch immer im Eisblock gefangen waren. Ängstlich schloss er die Augen und betete nicht getroffen zu werden.

„Mist... Lan, was sollen wir tun?“, fragte Gregory verzweifelt, als er über sein PET mit ansehen musste, wie ein weiterer Eiszapfen nur wenige Zentimeter neben seinem Navi in den Plattenboden rammte und bei seinem Aufprall winzige Eiskristalle in sämtliche Himmelsrichtungen schleuderte.

„Keine Ahnung, ich überleg ja schon.“, antwortete Lan, der grade krampfhaft nach einer Lösung suchte.

„Hahahaha, das ist zu komisch! Ja, weiter, tanzt schön für mich! Haha!“, lachte Gem laut, der dieses Schauspiel sichtlich genoss.

MegaMan versuchte angestrengt jedem der Eiszapfen auszuweichen, doch es kamen immer mehr vom Himmel gefallen und als einer direkt neben seinem Fuß einschlug, rutschte der Navi vor Schreck aus und schlitterte auf seinem Hinterteil ein Stück geradeaus, während immer weitere Eiszapfen ihn nur sehr knapp verfehlten.

„Okay, Barrier, Slot-In!“, brüllte Lan, als er den Chip in sein PET warf. „Sorry, was besseres fällt mir im Moment nicht ein, ich werd mir noch was anderes ausdenken. Versuch du erst mal irgendwie diesen Gem in seinem Angriff zu unterbrechen, solange die Barriere anhält!“

„Okay, ich probier’s.“, nickte der blaue Navi entschlossen und versuchte sich wieder aufzurichten. Solange die Barriere ihn umgab war er noch vor den Eiszapfen geschützt, die einfach verdampften, wenn sie direkt auf ihn stürzten.

„Los, wir machen es Lan und MegaMan gleich, Barrier, Slot-In!“, lud auch Gregory den gleichen Chip runter, um seinem Navi zu helfen.

„Danke, Greg.“, antwortete BattleMan, versuchte sich aufzusetzen und sich gleich an die Arbeit zu machen das Eis an seinen Füßen loszuwerden.

„Keine schlechte Idee, nutzt euch aber trotzdem nichts. IceWind!!“

Schnell brach Gem seinen Eiszapfen-Angriff ab, streckte die Arme nach vorn und entfachten einen starken, eiskalten Wind, der die Barrieren um die beiden Navis im Nu einfach weggeblasen hatte.

„Was, das kann doch nicht wahr sein!“, stutzte Lan, als er dies bemerkte.

„So, und wo dieses Problem nun auch behoben wäre, kommen wir lieber gleich zum Ende, denn ich habe auch nicht den ganzen Tag Zeit. Der Commander ruft mich, also muss ich unsere kleine Auseinandersetzung hier schnell beenden. Tut mir echt leid... IceRazor!!“

Schnell faltete Gem seine Hände, zog sie wieder auseinander und mit einem Male begann der fallende Schnee sich zwischen seinen Händen langsam zu sammeln, sich zu verflüssigen und anschließend zu einem übergroßen, messerscharfen Eisdiskus zu formen und wieder zu gefrieren.

„Was verdammt noch mal ist das denn für ein Angriff??“, ächzte Lan, als Gem den Diskus direkt auf die beiden Navis zu schleuderte.

„Weg da!“, erklangen plötzlich zwei Stimmen gleichzeitig von hinten und ehe MegaMan und BattleMan sich versahen, lagen sie schon flach auf dem eisigen Boden.

Zwei der Official-Navis waren auf sie zugerannt und hatten sie im letzten Moment umgestoßen, so dass der Eisdiskus knapp über ihre Körper hinwegzischte. Die beiden Official-Navis waren allerdings nicht mehr schnell genug und lösten sich auch gleich in ihre Datenbestandteile auf, nachdem ihre Beine vollständig abgetrennt wurden.

Lan benötigte einige Momente, um zu verstehen, was geschehen war.

„Was... was sollte das?? Wieso habt ihr Trottel das getan??“

„Macht euch um uns keine Sorgen. Wie Mr. Famous vorhin schon erwähnte, können wir jeder Zeit wieder zurück geholt werden. Also ist es für den Moment egal, was aus uns wird. Hauptsache eure beiden Navis kommen weiter. Erst habt ihr uns geholfen und jetzt sind wir dran uns zu revanchieren.“, erklärte einer der anderen beiden, noch lebenden, Official-Navis, der nun auch hinzu getreten war.

Der letzte Official lag bewusstlos am Rand der Plattform. Er war noch immer nicht in der Lage zu kämpfen.

„Aber-“, setzte Lan an, doch der Official-Navi unterbrach ihn gleich wieder.

„Ist schon okay, ich werde das erledigen.“

Skeptisch guckend musterte Gem den Official-Navi, der sich ihm so mutig entgegenstellte.

„Du willst mich erledigen? Du?? Ihr jämmerlichen Waschlappen hattet doch noch nicht mal eine Chance gegen meine Viren, wie willst du mir da was anhaben?“, lachte der Eis-Navi laut los.

„Es gibt immer Wege, solche Schwachköpfe wie dich zu erledigen, auch wenn man selbst dabei sein Leben lassen muss...“

Plötzlich verzog sich Gem’s Lachen wieder und misstrauisch starrte er dem Official-Navi in die Augen.

„Ich werde dich zusammen mit mir hochgehen lassen!!“, brüllte der Official und stürzte sich mit einem Male um Gem’s Hals und presste sich so eng an ihn, wie es nur ging.

„Du Idiot, was tust du?“, fragte Gem, der verzweifelt versuchte sich aus dem Griff zu befreien.

„Nein, tu das nicht!!“, rief Lan in der Hoffnung den Official-Navi noch irgendwie von seinem Vorhaben abzuhalten.

Doch es nutzte nichts mehr. Der Körper des Navis begann schon hell zu leuchten, als sich die ansteigende Energie in ihm zu stauen begann.

MegaMan und BattleMan drückten sich feste auf den Boden und machten sich auf alles gefasst.

„Du hirnverbrannter Idiot, denkst du wirklich ich lasse mich so einfach erledigen?“

Doch Gem erhielt keine Antwort mehr auf diese Frage, da sich der Offical-Navi bereits in die Luft gesprengt hatte, bevor er noch antworten konnte.

Eine dröhnende Explosion erschütterte sämtliche Ebenen des Official Squares und brachte das Eis in ihrer Nähe zum Brechen und Schmelzen.

Lan starrte fassungslos auf sein PET. Was hatten sich diese Navis dabei gedacht?? Es hätte sicher eine andere, viel einfachere Lösung gegeben, doch nun war es zu spät...

Als sich der Rauch der Explosion wieder lichtete und sich die letzten Datenteilchen auflösten konnte man endlich wieder etwas erkennen. MegaMan und BattleMan öffneten langsam wieder ihre Augen. Direkt vor ihnen befand sich ein riesiger, qualmender Brandfleck, umgeben von Wasser. Und direkt in seiner Mitte stand immer noch Gem!

„E-er lebt noch?“, fragte Gregory ungläubig, als er den Eis-Navi auf seinem PET erblickte.

„Scheint so...“, grummelte Lan leicht zornig.

Auch Gem gab ein lautes Grollen von sich, sein Gesicht vor Wut verzerrt. Auch wenn er die Explosion überlebt hatte, so war sein Körper doch sichtbar stark lädiert.

Sein kompletter Oberkörper war halb verbrannt und die Eiskristalle an seinen Schultern und den Seiten seines Helms zersprungen oder fast komplett weggebrochen.

„Argh...“, stöhnte er voller Schmerz. „Diese... verfluchten... kleinen... Bastarde... Aber es war... vergebens...“

Mit weit aufgerissenen Augen beobachteten Lan, Gregory und ihre Navis, wie der Schnee, der noch immer unaufhörlich vom Himmel fiel, sich langsam auf den Eis-Navi konzentrierte und er nach wenigen Sekunden von einem starken Schneegestöber umgeben war. Als sich das Schauspiel schließlich wieder beendet hatte, sah Gem genauso aus wie vor dem Kampf. Unverletzt, allerdings immer noch etwas geschwächt.

„Das gibt’s doch nicht... Können all unsere Gegner sich eigentlich plötzlich ohne weiteres regenerieren?“, fragte Lan fassungslos.

„Ihr habt Glück... dieser Angriff hat mich mehr Kraft gekostet, als ich erwartet hatte. Diese Runde habt ihr gewonnen, aber bei unserem nächsten Wiedersehen werden euch keine dämlichen Official-Navis zur Hilfe kommen. Ihr werdet sowieso niemals rechtzeitig den Commander erreichen, um ihn zu stoppen. Und selbst wenn, wird er euch in Grund und Boden stampfen! Wir sehen uns wieder...“ Und mit diesen Worten verabschiedete sich Gem wieder, sprang zurück auf seine Eisplattform, die noch immer über dem Teleporter schwebte und teleportierte sich mit ihr einfach davon.

„Oh man...“, seufzte Lan, der wirklich froh darüber war, dass es vorerst vorbei war.

„Nicht zu fassen wie stark der Kerl war. Ich glaube wir hätten das Ganze nicht überlebt, wären uns diese Official-Navis nicht zur Hilfe geeilt.“, stellte MegaMan schluckend fest.

„Ja... kann schon sein...“, antwortete Gregory, der noch besorgter als zuvor wirkte.

Einen Augenblick lang herrschte absolute Stille in dem Kommandoraum. Mr. Famous beobachtete noch immer den großen Monitor auf dem PolarMan schon fast ein Viertel des Datenkristalls geöffnet hatte. Gregory tippte leise auf seinem PET herum und Lan schloss die Augen und holte einmal tief Luft.

„Es reicht!“, sprach er schließlich. „Ich bin es leid, dass immer mehr Navis gelöscht werden, weil sie sich für uns opfern oder weil sie von Shadow’s Leuten erledigt werden. Langsam ist es wirklich genug! Ich werde all dem heute ein Ende setzen. Nie mehr soll sich einer unserer Freunde opfern müssen!!“

Sprachlos starrten Gregory und Mr. Famous auf Lan, welchen sie noch nie zuvor voll mehr Ehrgeiz gesehen hatten, als jetzt.

„Ja, du hast Recht. Ich will auch nicht mehr mit ansehen müssen, wie sich ein weiterer Navi opfert, nur damit ich weiterleben kann.“, stimmte MegaMan zu.

„Ja, genau! Ich will auch nicht, dass noch mehr Leute leiden müssen, nur wegen diesem Shadow.“, teilte auch Gregory seine Meinung dazu mit.

„Und ich werde Gregory und euch dabei ebenfalls unterstützen, wo es nur geht.“, sprach BattleMan, ebenfalls fest entschlossen.

„Also gut, dann lasst uns jetzt los. Wir werden diesen Gem und PolarMan schon fertig machen. Sie mögen zwar stärker als wir scheinen, aber ich bin mir sicher gemeinsam schaffen wir das! Also vorwärts!“

Und so begaben sich MegaMan und BattleMan über den schmalen, zuvor unsichtbaren, Pfad rüber zu dem halb vereisten Teleporter, der sie direkt in den Official Server bringen würde.

Nachdem beide Navis sich innerlich noch ein letztes Mal auf alles gefasst gemacht hatten, traten sie auch schon einer nach dem anderen durch den Teleporter und ließen sich weitertransferieren.

Nicht mehr lange würde es dauern, bis sie PolarMan gegenüberstehen würden. Aber was erwartete sie auf dem Weg zu dem unbesiegbar scheinenden Eis-Navi? Würden sie ihn überhaupt jemals lebend erreichen?

Slider-Chase

Der Official Server! Endlich hatten MegaMan und BattleMan ihr Ziel erreicht! Zumindest fast... Jetzt mussten sie sich nur noch bis zum Ende des Servers durchschlagen und würden endlich PolarMan gegenüberstehen, der noch immer damit beschäftigt war den Datenkristall, um die Aqua Armor, aufzulösen, was Mr. Famous weiterhin über den großen Monitor beobachtete. Viel Zeit hatten sie vermutlich nicht mehr, also mussten sie sich jetzt wirklich beeilen, vor allem, nachdem sie zuvor von diesem Gem aufgehalten worden waren, welcher mit seinen Viren den Eingang zum Server blockiert hatte.
 

„Okay, wir sind da.“, sprach MegaMan, als er den langen, ziemlich schmalen Eispfad vor sich begutachtete, der sich bis in die Unendlichkeit zu ziehen schien. Selbst am Horizont war kein Ende zu sehen und er schien einfach nur geradeaus zu führen, obwohl er, wie eine Rutsche, leicht gebogen war.

„Was soll das denn sein?“, fragte BattleMan, der große Augen machte, als er angestrengt versuchte ein Ende dieses endlosen Pfades zu erkennen. „Wenn wir den überqueren müssen, dauert es ja noch mindestens ein halbes Jahr, bis wir bei PolarMan angekommen sind.“

„Gibt’s da irgend einen anderen Weg oder so was?“, fragte Lan, zu Mr. Famous gewandt.

„Nein, ihr müsst schon den Weg nehmen, wenn ihr den Bereich erreichen wollt, wo sich PolarMan befindet.“, antwortete Mr. Famous, ohne dabei den Blick vom Monitor zu wenden.

„Normalerweise befindet sich eine magnetische Bahnlinie auf dem langen Pfad, der vor euren Navis liegt. Mit Hilfe von kleinen Transportern haben wir so stets unsere Official-Navis durch den Server transportieren lassen. Doch ich schätze mal, die Magnetlinie dürfte von PolarMan’s Eis überfroren und unbrauchbar sein. Es war eine unserer Sicherheitsmaßnahmen, da sich die Transporter nur bei einigen wenigen Navis über der Magnetbahn materialisieren würden, welche zu den Wartungsarbeitern des Servers gehören. So war sichergestellt, dass ein Eindringling, selbst wenn er mit ID-Karte hereingekommen war, immer noch einen endlos langen Weg vor sich hatte, wodurch es ihm erschwert werden würde, das Zentrum des Servers zu erreichen. PolarMan allerdings hat sich etwas anderes einfallen lassen, eine Art Alternative zur Magnetbahn, um sein Vorankommen zu beschleunigen.“

„Und das wäre...?“, fragte Lan, stutzend.

„Ist das wirklich so schwer zu erraten?“, antwortete Mr. Famous, noch immer ohne einen der beiden Jungs anzusehen.

„Er hat den Weg gefrieren lassen und ihn anschließend als Rutschbahn genutzt!“, ging Gregory plötzlich ein Licht auf.

„Exakt.“, bestätigte Mr. Famous.

„Also müssen unsere Navis es ihm einfach gleich tun und bis zum Ende des Areals schlittern? Aber wie sollen sie das machen? Ohne Skier oder ähnliches würden sie doch sicher die Kontrolle verlieren, wenn sie diesen schmalen Pfad einfach auf ihren Bäuchen oder Füßen entlang rutschen würden.“, grummelte Lan, grübelnd.

„Einen Moment, ich denke ich habe da genau das richtige.“, wandte Mr. Famous jedoch ein, stand von seinem Stuhl auf und ging herüber zu einem kleinen, weißen Tisch mit mehreren Schubladen. Oben drauf lagen einige Dokumente und seltsam aussehende PETs. Er öffnete die mittlere der drei Schubladen und holte zwei Battle Chips heraus, die allerdings eine etwas andere Form, als gewöhnliche Chips hatten.

„Damit solltet ihr eigentlich klar kommen.“, sprach Mr. Famous, als er je einem der Jungs einen der Battle Chips in die Hände drückte, ehe er sich wieder auf seinem Sitz, vor dem Monitor, nieder ließ.

„Und was genau ist das für ein Chip?“, fragte Lan neugierig, als er den Chip fasziniert betrachtete.

„Das ist der C-Slider. Eine Art digitales Snowboard, speziell entwickelt für Navis. Er war zuvor eigentlich dazu gedacht, sehr schmale Wege zu überwinden, was anfangs nur dadurch möglich war, seinen Navi zu komprimieren. Durch den C-Slider konnte man aber endlich davon abweichen die Daten seines Navis zu komprimieren, da er mit Hilfe des C-Sliders einfach über die engen Wege hinwegschweben konnte. Er ist ein wenig modifiziert, so dass er euch auch in dieser Situation von Nutzem sein sollte.“, erklärte Mr. Famous mit ziemlich stolzem Ton in der Stimme.

„Ein C-Slider... genau, ich erinnere mich wieder!“, rief Lan begeistert auf. „So einen hatte ich schon mal, als ich ins Undernet musste. Das war während des Turniers in Netopia, wo wir auf SearchMan gestoßen waren.“

„Stimmt. Wir hatten ihn dafür extra anfertigen lassen, um SearchMan helfen zu können, die Nebula Basis im Undernet aufzuspüren.“, erinnerte sich nun auch MegaMan wieder.

„Na dann solltet ihr ja wissen, wie man ihn handhabt, oder?“, fragte Mr. Famous.

„Sicher doch und wir werden ihn gleich zum Einsatz kommen lassen! Fertig, Greg?“

„O-Okay, kann losgehen.“, antwortete Gregory, der noch etwas unsicher in Bezug auf diese Slider-Sache war.

„Okay, C-Slider, Slot-In!”, sprach Lan, als er den Battle Chip gezielt in seinen PET-Slot rammte.

„C-Slider... Slot-In!”, tat Gregory es ihm zögerlich gleich.

Kurz nachdem die Daten runtergeladen waren, materialisierten sich unter den Füßen beider Navis, zwei breite, längliche snowboardartige Bretter, die violett-grünlich leuchteten.

„Wow, das ist cool!“, grinste MegaMan, der sich gleich ein wenig auf dem Board hin und her bewegte und einmal versuchte damit hoch zu hüpfen, so weit es ging.

BattleMan hingegen schwankte ein wenig unbeholfen und schlug gelegentlich mit den Armen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und auf den rutschigen Eisboden zu fallen.

„Damit sollten wir in Nullkommanix bei PolarMan sein! Also los, lasst uns keine weitere Zeit verlieren. Ab geht die Post!“, jubelte Lan, der seinem Navi dabei zusah, wie er sich langsam in Bewegung setzte, leicht eifersüchtig darauf, dass er nun Snowboard fahren durfte, während Lan selbst nur zuschauen konnte.

„Los, BattleMan! Fahr auch los.“, befahl Gregory seinem Navi.

Doch BattleMan schien nicht sonderlich viel Lust auf diese Fahrt zu haben, im Vergleich zu seinem blauen Gefährten, welcher bereits mit Volldampf losgezischt war. Ganz langsam und vorsichtig rutschte der grüne Navi einen Zentimeter nach dem andere vorwärts, bis der Pfad allmählich leicht nach unten absank und er plötzlich immer schneller in Bewegung geriet.

„G-Gregory... i-ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist... v-vielleicht sollten wir lieber warten bis das Eis geschmolzen ist und...-“

„Ach was, stell dich nicht so an! Komm, leg endlich los, MegaMan hat dich ja gleich abgehängt!“

„I-Ich will aber niiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiicht!!!!“

Und mit einem lauten, durch das Areal hallenden, Schrei schoss auch BattleMan nun endlich los, als er genügend in Bewegung geraten war, dass sein Board über das Eis drüber schoss, als könnte es fliegen. Wild rumzappelnd und versuchend das Gleichgewicht zu halten flitzte der kleine Kampf-Net-Navi hinter MegaMan her, den er auch in Windeseile wieder eingeholt hatte. Fast direkt nebeneinander schlitterten die beiden Navis den langen Pfad in einem irren Tempo entlang. So würden sie nicht mal fünf Minuten brauchen, um ihr Ziel zu erreichen!
 

Anfangs verlief die Fahrt noch ohne Zwischenfälle und einigermaßen ruhig, doch nach den ersten paar Kilometern, die sie innerhalb weniger Sekunden hinter sich gelassen hatten, begann die Strecke plötzlich nicht mehr einfach nur stur geradeaus zu führen. Grade hatte sich BattleMan allmählich mit der Steuerung des Boards angefreundet und herausgefunden, wie er einigermaßen ruhig dahingleiten konnte, wenn er sich nur vorsichtig bewegte, ohne Angst haben zu müssen, über den Rand des Areals zu schießen. Doch kaum fing der kleine Navi an ein wenig Gefallen an dieser ganzen Rutschaktion zu finden, versteinerte sein Blick vor Schreck, als er am Horizont erkennen konnte, wie sich der Verlauf der Strecke in einiger Entfernung drastisch ändern würde.

MegaMan hingegen hatte sichtlich großen Spaß mit seinem Board den schmalen Pfad entlang zu brettern und er konnte es sich auch nicht verkneifen ab und an ein kleines Kunststück zu vollführen, was ihn aber mehrmals gefährlich dicht an den Rand der Strecke brachte. Doch der blaue Navi schien zuversichtlich und sich seiner Sache sicher, was BattleMan einfach nicht verstehen, geschweige denn glauben konnte. Mit einem kräftigen Schwung drehte MegaMan elegant seinen Unterkörper, samt dem Board unter seinen Füßen einmal so herum, dass nun die Spitze, die vorher nach vorn gezeigt hatte, plötzlich nach hinten auf BattleMan schaute.

„Super, Mega!“, lachte Lan, der wohl ebenso viel Spaß beim Zuschauen hatte, wie MegaMan beim Fahren.

Gregory blickte immer wieder zu MegaMan herüber und schnell wieder zurück zu seinem eigenen Navi, der immer noch langweilig, aktionslos und ziemlich verängstigt hinter seinem Vormann herglitt.

„Hey, BattleMan, mach mal Action.“, sprach er schließlich, da er auch wollte, dass Lan sehen würde, was sein Navi so alles drauf hat.

Doch auf diesen Wunsch reagierte BattleMan nur mit schockiertem Blick.

„Action?? Ich bin grade voll und ganz damit beschäftigt mich auf diesem Teufelsding zu halten, da ich auch ein klein wenig an meinem Leben hänge!! Ich werde sicher keine so kühnen Stunts oder ähnliches vollführen, um mich anschließend in den tiefen Abgrund und somit dem grausamen Tod zu stürzen!!“

„Du bist langweilig...“, seufzte Gregory enttäuscht auf.

„Besser langweilig als tot!“, antwortete BattleMan ziemlich empört darüber, dass sein Operator so etwas von ihm verlangt hatte und ihn auch noch als langweilig bezeichnete, nur weil er nicht draufgehen wollte.

Langsam aber sicher begannen sich die beiden Navis schließlich dem etwas ’unsauberen’ Streckenverlauf zu nähern. Der Pfad begann sich nun leicht zu schlängeln, ähnlich einem mäandrierenden Gewässer. Ab und zu führte der Weg eine kleine Erhebung hinauf und anschließend wieder einen kleinen Abhang hinunter, so dass die Boards stellenweise langsamer und wieder schneller wurden.

Vor einer etwas höheren ’Sprungchance’ ging MegaMan mit einem Male in die Hocke, wodurch er noch einen gewaltigen Extra-Speed bekam, der ihn wie eine Blitz die Rampe hoch zischen ließ. In hohem Bogen flog er mehrere Meter über dem weiteren Streckenverlauf hinweg, schlug einen gewagten Salto und landete wieder sicher, elegant und völlig cool auf seinem Board.

„Das war toll!!“, applaudierte Gregory begeistert diesem Sprung.

Doch als BattleMan merkte, dass der Blick seines Operators direkt darauf wieder auf ihn fiel, gab er nur ein lautes, eindeutiges und vor allem genervtes ’NEIN!’ von sich.

„Och, warum nicht? Du musst eh über die Rampe rutschen, also kannst du auch mal einen Stunt wagen.“, flehte Gregory.

„Vergiss es. Sag mal... du willst mich los werden, oder??“, fragte BattleMan, mit leichten Tränen in den Augen, während er gemächlich bremsend der Rampe entgegentuckerte, indem er den C-Slider horizontal entgegen der Fahrtrichtung gedreht hatte, was für ihn schon Stunt genug war.

„Natürlich will ich das nicht!“, antwortete Gregory sofort.

„Und warum willst du dann, dass ich versuchen soll mir den Hals zu brechen??“

„Weil ich Action will! Und MegaMan kann’s doch auch!“

„Ist mir egal... und wenn es die ganze Welt kann und ich der einzige bin, der Schiss davor hat... ICH WILL LEBEN!!“

„Du bist doch langweilig...“, grummelte Gregory zurück und beobachtete seinen Navi dabei, wie er die Spitze der Rampe erreicht hatte und im Anschluss sachte die andere Seite wieder hinuntergeschlittert war.

„Wie weit ist des denn noch?“, fragte MegaMan, während er im Slalom weiterdüste.

„Der Karte nach müsstet ihr eigentlich sehr bald am Ende sein.“, antwortete Lan, der kurz einen Blick auf einen winzigen Monitor in seiner Nähe warf, auf dem angezeigt wurde, wo genau die beiden Navis sich grade befanden.

„Na gut, ich denke dann lege ich noch einen Zahn zu.“

Und wieder ging MegaMan leicht in die Knie, um ein wenig an Geschwindigkeit zuzulegen.

Nachdem er die nächste Kurve passiert hatte, warf er einen schnellen Blick nach hinten, um nach BattleMan zu sehen, der allerdings mittlerweile völlig außer Sichtweite geraten war.

„Wo ist denn BattleMan abgeblieben?“

Doch bevor seine Frage beantwortet werden konnte, erklang ein lauter, hoher, aufgeschreckter Schrei und fast im selben Moment kam BattleMan mit fast doppelter Geschwindigkeit an seinem blauen Freund vorbeigeschossen.

„Was war denn das??“, fragte MegaMan, der ziemlich verdutzt, abrupt abbremste und zum Stehen kam. „Was hat der denn?“

„Ich würde zusehen, dass du da weg kommst, Mega!“, sprach Gregory plötzlich mit leichter Besorgnis in seiner Stimme.

„Wieso denn das?“, fragten Lan und MegaMan gleichzeitig, die sich verwirrt umsahen.

„Wegen denen da!!“, antwortete Gregory endlich nach einer kurzen Pause und deutete hektisch auf seinen PET-Screen, wo zu sehen war, wie mehrere Viren ebenfalls die Rutschbahn entlang gefahren kamen, direkt aus der Richtung, aus der noch grade BattleMan geflohen war.

Ein wenig die Augen zusammenkneifend, um sie besser am Horizont zu erkennen, identifizierte MegaMan die Viren als eine kleine Gruppe von Snowies, die kampfeslustig auf ihren Skiern einige scharfe Kurven nahmen, und sich mit hohem Tempo näherten.

„Was? Viren? Wie kommen die denn hierher??“

„Ist das nicht egal?? Mach das du dich wieder in Bewegung setzt, bevor sie bei dir sind!“, brüllte Lan, der sich selbst schon längst wieder auf den Weg gemacht hätte.

Eilig bewegte MegaMan seine Hüfte, um das Board wieder in Bewegung zu kriegen. Kaum war es wieder unterwegs, ging er erneut tief in die Hocke, um möglichst schnell an Geschwindigkeit zu gewinnen, während die schneemannähnliche Viren immer näher kamen.

Es waren insgesamt sechs und ihre schwarzen Sonnebrillen funkelten in dem hellen Licht, welches vom Himmel des Areals erstrahlte.

Sich waghalsig nach außen lehnend schoss MegaMan um eine rundliche Kurve, wobei er mit dem C-Slider schon um einige Zentimeter über den Rand der Eisstrecke hinausguckte, doch er konnte sich rechtzeitig wieder fangen, um sicher weiterfahren zu können. BattleMan war inzwischen schon wieder verschwunden und obwohl MegaMan nun noch um einiges schneller fuhr, als zuvor, war selbst in weiter Entfernung weder BattleMan, noch ein Ende der Route zu sehen.

„Man, selbst auf dem C-Slider ist das ja ewig lang hier.“, staunte Lan. „Ohne das Ding hätten unsere Navis vermutlich wirklich ein halbes Jahr bis zum Ziel gebraucht...“

Doch statt sich weiter über die Länge der Strecke zu beschweren, war es jetzt höchste Zeit etwas gegen die Viren zu unternehmen, die mittlerweile so weit aufgeholt hatten, dass zwischen ihnen und dem blauen Navi nur noch wenige Meter Abstand lagen.

„Verdammt, sind die schnell!“, fluchte MegaMan, als er einen kurzen Blick nach hinten riskierte. „Lan, kannst du nicht irgendwas gegen sie tun?“

„Was soll ich denn machen? Außerdem bin ich doch schon dabei mir was auszudenken!“, grummelte Lan zurück, während er eine Hand voll Battle Chips nach einem durchsuchte, den er eventuell hätte benutzen können.

Unterdessen hatte es einer der Snowies geschafft direkt neben MegaMan zu gelangen. Wild und schnell die Skistöcke in den Boden stechend, versuchte der eisige Virus mit dem Navi mitzuhalten.

„Na klasse...“, jammerte MegaMan, als er den Virus neben sich und einen Looping direkt voraus bemerkte.

„Pass auf, Mega! Wenn er dich von der Strecke drängt, bist du geliefert!“, sprach Lan, um seinen Navi zu warnen.

Doch dieser war bereits dabei einigen gezielten Schlägen auszuweichen, die der Snowy ihm mit einem der Skistöcke verpassen wollte. Unbarmherzig schlug der Virus um sich und stach auch ab und zu schnell auf MegaMan’s Beine ein. Verzweifelt versuchte der blaue Navi den Angriffen auszuweichen und gleichzeitig das Gleichgewicht zu behalten und natürlich nicht von der Strecke zu fliegen. Doch all dies wurde nur noch schwieriger, als es den Looping hoch ging. Sich so weit bückend, wie es nur ging, versuchte MegaMan so viel Geschwindigkeit zu erlangen, dass er den Virus abhängen konnte, ehe sie aus dem Looping wieder raus waren und dies schien auch zu funktionieren. Kaum hatten sie die schleifenförmige Strecke überwunden lag MegaMan wieder einige Meter vor dem Snowy, welcher nun nur noch wilder und noch schneller seine Skistöcke in den Boden rammte, um aufzuholen. Doch auch die anderen fünf Viren kamen immer näher.

„Pass auf, Mega! Direkt hinter dir!“, warnte Lan seinen Navi.

Der Snowy, der dem blauen Navi am dichtesten auf den Fersen war, kam direkt von hinten und stieß beide seine Skistöcke nach vorn, um sie seinem Opfer in den Rücken zu schlagen. Doch MegaMan, welcher dies noch grade rechtzeitig realisierte, wandte schnell das Board schräg zur Seite, schlitterte einige Meter nach rechts in Richtung Fahrbahnrand und befand sich nun wieder auf gleicher Höhe mit dem Virus, der erneut versuchte ihn zu schlagen.

Mit kraftvollem Schwung zog MegaMan die Beine an, hob den C-Slider vom Boden ab und sprang so geschickt über einen weiteren Stockschlag hinweg, der auf seine Beine gerichtet war.

„Na warte, jetzt reicht’s.“, sprach der blaue Navi, dem das Ganze mittlerweile ziemlich auf die Nerven ging, aktivierte seinen Buster, richtete ihn schnell auf den Virus, der noch immer neben ihm herglitt und feuerte ein starkes Bustergeschoss ab.

Mit einem lauten Knall und einem schrillen Aufheulen wurde der Virus direkt im Gesicht getroffen. Seine schwarze Sonnenbrille zersplitterte und der Druck des Geschosses war so kräftig, dass der Snowy im hohen Bogen von der Eisstrecke geschossen wurde und in den tiefen Abgrund hinunterstürzte.

„Super, Mega! Aber da sind noch fünf andere.“, versuchte Lan seinen Navi daran zu hindern leicht übermütig zu werden.

Der weitere Streckenverlauf begann wieder ziemlich kurvenreich zu werden, doch ein neuer Looping war zum Glück noch nicht in Sicht. MegaMan musste jetzt schnell dafür sorgen, dass er seine Verfolger abschüttelte, sobald die Strecke wieder einigermaßen grade werden würde.

Zwei weitere Snowies gaben etwas mehr Gas und begannen allmählich aufzuholen. Sie versuchten von beiden Seiten an den blauen Navi heranzukommen und ließen nicht locker. Selbst in den schärferen Kurven, in die MegaMan ziemlich gewagt hineinlenkte, ließen sie sich nicht abhängen.

„Pass auf, MegaMan! Ich hab eine Idee. Sobald du aus der Kurve raus bist wird die Strecke für einige Meter wieder grade. Dann schick ich dir einen Battle Chip und du musst ihn sofort einsetzen, dann kannst du vielleicht einige von ihnen los werden. Alles klar?“

„Yup, ich werd’s probieren.“, antwortete MegaMan, hielt sich innerlich bereit und fuhr in einem großen Bogen durch die nächste Kurve.

Winzige Eiskristalle sprühten durch die Luft, als der C-Slider ein wenig quer gelegt über den Boden kratzte.

Kaum war er durch die Kurve, wurde die Strecke auch schon gerade, doch in einiger Entfernung waren schon wieder die nächsten Kurven und Chancen zu sehen.

„Okay, jetzt! TripleBomb, Slot-In!!“, sprach Lan, als er den Chip schnell runterlud. „Los, wirf sie auf die Snowies!“

Dies ließ der blaue Navi sich nicht zweimal sagen. Schnell wandte er das Bord geschickt herum und ließ es eine 180°-Drehung vollführen, so dass er nun rückwärts weiterfuhr, dafür aber seine Verfolger klar im Blick hatte. Ohne weiter zu zögern, warf MegaMan die kleinen, runden Bomben auf die näherkommenden Viren und drehte sich im Anschluss schnell wieder herum, grade noch so, dass er ohne Probleme die nächste Kurve durchfahren konnte.

Eine laut krachende Explosion hinter ihm, signalisierte, dass die TripleBomb hochgegangen war. Auf dem PET-Screen erkannte Lan, wie hinter seinem Navi die beiden Snowies, die so dicht aufgeholt hatten, weit hoch durch die Luft katapultiert und in den Abgrund hinunter geschleudert wurden. Wieder zwei weniger, blieben noch drei!

„Okay, die letzen müssen wir auch noch irgendwie erledigen, aber wie?“, grübelte Lan, während er immer wieder einen Blick auf die Karte des Areals warf, welches scheinbar noch immer kein Ende nehmen wollte. „Hey, Gregory?“, fragte er dann aber plötzlich seinen jungen Partner. „Wo steckt eigentlich BattleMan?“

„Frag das lieber nicht...“, grummelte Gregory leise und ziemlich verärgert zurück und schien irgendwas an seinem PET einzutippen.

„Ehm... okay...“, wandte sich Lan mit einem verlegenen Lächeln wieder ab und schaute zurück auf sein eigenes PET.

Nach einigen weiteren Kurven hatte es ein weiterer Snowy geschafft auf gleiche Höhe mit MegaMan zu kommen. Fast parallel fuhren sie direkt auf eine steile Erhebung zu, welche beide mit einem Affenzahn hinauf schossen und viele Meter weit hoch in die Luft flogen, während die Strecke unter ihnen immer kleiner zu werden schien. Während MegaMan versuchte sich so in der Luft zu halten, dass er unbeschadet wieder landen würde, schlug der Snowy jedoch plötzlich mit seinen Skistöcken zur Seite und versuchte MegaMan so weit nach außen zu drängen, dass er an der schmalen Strecke vorbei und ebenfalls den Abgrund hinunterfallen würde, statt sicher zu landen. Doch so einfach ließ sich der blaue Navi nicht erledigen. Als einer der Stöcke nah genug an ihn herankam, packte er ihn feste, zog sich daran näher zum Snowy und schlug im Anschluss einen kunstvollen Salto, wobei der Virus den C-Slider unters Kinn geschlagen bekam und sich im Kreis drehend, spiralförmig nach unten trudelte, wo er hart auf der glatten Eisstrecke aufschlug und bis über den Rand hinwegrutschte. Triumphierend und elegant, landete MegaMan wieder auf der Bahn und schlitterte weiter, als wäre nichts gewesen. Doch noch immer waren zwei Snowy-Viren hinter ihm her.

„Hey, Mega! Du näherst dich dem Ende der Strecke, gleich ist es geschafft!“, rief Lan erleichtert, als die Karte endlich ein Ende anzeigte.

„Na endlich, das wurde auch langsam mal Zeit. Hoffentlich ist BattleMa-“

Doch ein fester Schlag in seine Rippen, hinderte den blauen Navi daran den Satz fortzuführen und ließ ihn schmerzhaft aufstöhnen. Ein weiterer Snowy befand sich nun direkt neben ihm und hatte ihn zielsicher mit seinem Skistock erwischt.

Sich die schmerzende Stelle haltend ging MegaMan leicht in die Knie und konnte nicht mehr wirklich die Kontrolle über den C-Slider behalten. Doch bevor der Virus ihm noch eine verpassen konnte, holte MegaMan genug Schwung und trat den Virus mit einem festen Tritt von seinen Skiern, dass auch dieser Snowy sich laut schreiend in die Tiefen des Official Servers verabschiedete. Doch dies kostete den blauen Navi vollends das Gleichgewicht und so stürzte er auf den eiskalten Boden, wo er nun unkontrolliert weiterzurutschen begann.

„MegaMan!!“, schrie Lan auf, als er mit ansehen musste, wie sein Navi einen leichten Abhang hinunterglitt, eine neue Steigung wieder hinauf und schließlich weiter durch die Luft flog und dabei wild Kreise schlug und seine Bewegungsrichtung nicht mehr unter Kontrolle hatte.

Die gefrorene Magnetbahnlinie war zu Ende. Endlich hatten sie es bis an das Ende dieses ewig langen Weges geschafft.

Mit einem recht ungesunden Knacken prallte MegaMan auf den harten Boden einer großen, gefrorenen Plattform, die teilweise mit größeren, digitalen Schneemassen bedeckt war. Der blaue Navi rutschte noch ein paar Meter weiter und türmte dabei vor sich eine kleine Schneeschicht auf, bis er irgendwann immer langsamer wurde und schließlich regungslos liegen blieb. Der C-Slider lag am Ende der Magnetbahn, wo MegaMan ihn verloren hatte, in zwei Hälften gebrochen.

„MegaMan? Hey, alles okay? Sag was! Bist du in Ordnung?“, wollte Lan sofort wissen, nach diesem ziemlich gefährlichen Sturz.

Vorsichtig regten sich MegaMan’s Glieder. Er drehte seine Beine, drückte mit den Armen den Schnee beiseite und versuchte sich aufzusetzen. Alles schien sich zu drehen.

„Ja, ich glaube ich bin okay...“, antwortete der Navi, sich den schmerzenden Kopf haltend.

„Puh... ich hatte schon gedacht du hättest dir was ernsthaftes getan. Das ging ja grade noch mal gut.“, seufzte Lan erleichtert auf, der wirklich froh war, dass es nun endlich vorbei war.

Doch wirklich vorbei war es noch immer nicht. Mit einem Male schoss auch der letzte Snowy von der eisigen Strecke herunter und landete direkt vor MegaMan auf der großen Plattform.

Einige Momenten lang starrten sich Virus und Navi überlegend an, bis der Snowy sich wieder in Bewegung setzte und direkt auf MegaMan zugefahren kam, welcher sich noch immer in einer sitzenden Position befand.

„Na warte, so nicht!“, sprach Lan, als er einen neuen Battle Chip hervorzog. „ElecReel, Slot-In!! Zeig’s ihm, Mega!“

Und reflexartig hob MegaMan seinen Busterarm und feuerte sofort das ElecReel-Geschoss auf den Schneemann-Virus ab, der gefährlich schnell näher kam und bereits zum Angriff ausholte.

Doch gegen diesen Angriff hatte er nichts auszurichten. Ein schneller, pfeilförmiger Blitz durchbohrte den Körper des kalten Virus, welcher kurz darauf vollkommen in einer hellen Blitzexplosion aufging und sich in all seine Datenbestandteile auflöste. Damit war nun auch endlich der letzte Verfolger erledigt...
 

„Uff, das war’s nun aber wirklich.“, sprach Lan und steckte den Battle Chip zurück in seine Hosentasche.

„Ja... oh man, das war vielleicht was. Ich bin total fertig...“, stöhnte MegaMan, als er sich umständlich wieder aufrichtete.

„Einen Moment, vielleicht hilft das hier ja.“, wandte Lan schnell ein und packte noch einen weiteren Chip in den Slot seines PETs. „Recovery, Slot-In!“

Kaum waren die Chipdaten runtergeladen, hatte sich der blaue Navi auch schon wieder vollkommen erholt und fühlte sich wieder wie neu geboren.

„Danke, Lan. So ist’s schon viel besser.“, bedankte sich der Navi und schaute sich erst mal um, um zu sehen, wo genau er gelandet war. „Wo sind wir jetzt hier?“

„Das ist das Ende der Magnetbahn. Vor dir befindet sich noch ein weiteres Areal, dahinter liegt der Ort, wo PolarMan sich momentan befindet.“, erklärte Lan, der wieder einen Blick auf die Karte warf.

„Gut, dann sind wir ja fast da... aber apropos ’wir’. Wo zum Teufel steckt BattleMan??“

Jetzt auch wieder daran erinnert blickte Lan sich direkt zu Gregory um, welcher ihn mit bitterer Miene ansah.

„Er ist dort drüben... in der Nähe vom Teleporter. Der Schneehügel, kaum zu verfehlen.“, seufzte Gregory.

Verwirrt wandte sich MegaMan um. Einige Meter weiter sah er einen Teleporter, der vermutlich ins nächste Areal führen würde. Direkt daneben war ein großer Haufen Schnee aus dessen Spitze zwei grüne, gepanzerte Beine herausguckten, die wild hin und her zappelten. Direkt davor lag BattleMan’s C-Slider.

„Was ist denn mit dem passiert?“, fragte Lan verdutzt.

„Na ja, er war viel zu schnell, als er das Ende der Strecke erreicht hatte und ist dann... na ja, halt da gelandet, wo er jetzt ist und er schafft es nicht sich selbst zu befreien.“, erklärte Gregory und lief dabei leicht rötlich an, da ihm das ungeheuer peinlich war und noch dazu vor den Augen seines Idols!

Langsam trat MegaMan näher auf die zappelnden Beine zu. Er tat sich schwer daran ein Lachen zu verkneifen und versuchte darum nur leise zu kichern. Aber nun war wirklich nicht der Zeitpunkt für so was. Wieder mit etwas mehr Ernst bei der Sache griff er nach BattleMan’s Beinen, die unaufhörlich wild um sich schlugen. Doch in dem Moment als MegaMan’s Hände die Beine berührten zuckte BattleMan vor Schreck so sehr auf, dass er, ohne es wirklich zu wollen, MegaMan einen festen Fußtritt direkt auf die Nase verpasste. Mit Tränen in den Augen und sich die schmerzende Nase haltend, fiel der blaue Navi nach hinten und landete direkt auf seinem Hintern.

„Tut mir leid...“, entschuldigte sich Gregory für das Verhalten seines Navis.

„Oh man, könnt ihr euch endlich mal beeilen?“, fragte Lan, etwas genervt.

„Ja ja...“, grummelte MegaMan ebenso genervt zurück und versuchte einen zweiten Anlauf.

Feste umgriff er BattleMan’s Beine und zog den Navi mit einem kräftigen Ruck aus dem Schneehügel heraus, ehe er ihm einen weiteren Tritt verpassen konnte. Mit lautem Poltern landeten beide Navis nebeneinander auf dem glatten Boden, beide total mit Schneepartikeln übersäht.

„D-Danke... v-vielmals...“, zitterte BattleMan, dessen Gesichtsfarbe leicht blau angelaufen war.

„Kein Problem.“, antwortete MegaMan und beide Navis richteten sich wieder auf und klopften sich noch schnell den Schnee von ihren Körpern.

„Oh man, du bist nicht nur langweilig, sondern auch peinlich...“, stöhnte Gregory leicht frustriert, aber BattleMan versuchte sich eine Antwort darauf zu verkneifen.

„Okay, wenn ihr’s dann habt, kann’s weitergehen?“, drängte Lan etwas, der auch mal schnell einen nervösen Blick auf den großen Monitor geworfen hatte, wo zu sehen war, dass PolarMan nun sogar mehr als die Hälfte des Datenkristalls geöffnet hatte.

„Yup, kann weiter gehen. Nur noch durch das nächste Areal, nicht? Ist das groß?“

„Ne, sehr groß nicht, aber es gibt dort ’ne Menge Firewalls, die allerdings alle inaktiv sein sollten, nachdem PolarMan das System übernommen hat.“

„Okay, dann sollte das ja kein Problem sein. Dann wollen wir mal.“

Und so rannten die beiden Navis schnell zu dem Teleporter rüber, den sie auch gleich benutzten, um ins nächste Areal zu gelangen. Noch hatten sie genügend Zeit.
 

Das nächste Areal war ziemlich groß. Ein langer, überbreiter Weg führte bis zur anderen Seite, wo sich ein weiterer Teleporter befand. Allerdings waren auf dem Weg dorthin jede Menge, riesiger, mechanischer, selbstschießender Firewalls aufgestellt, ähnlich denen aus dem Netzwerk des Observatoriums, nur dass diese hier noch stärker gepanzert waren und noch schwerer bewaffnet.

Langsam traten BattleMan und MegaMan näher, um sich das Ganze genauer anzusehen. Auch hier war alles komplett vereist. Winzige Schneeflocken fielen vom Himmel und hatten bereits eine minimale Schneedecke über den Boden gezogen. Die Firewalls waren alle komplett in dicke Eisklötze gehüllt. Unbeweglich und still schimmerten ihre Kanonenläufe durch das dicke Eis hindurch. Es war kaum vorstellbar, dass ein einziger Navi es geschafft hatte so gewaltige Sicherheitsbarrieren zu überwinden, indem er sie einfach eingefroren hatte. Normalerweise waren diese speziellen Official-Firewalls gegen jegliche elementaren Angriffe immun, aber PolarMan’s Eis schien da eine Ausnahme zu bilden. War er wirklich so stark?

Die Firewalls waren aber nicht das einzige, was eingefroren war. Wie lebensechte Eisskulpturen standen vereinzelt auch überall einige Official-Navis herum, gehüllt in kalte Eisblöcke. Einige von ihnen befanden sich in Bewegung, als hätte sie es grade erwischt, als sie einen Angriff starten wollten oder auf der Flucht waren. Es wirkte alles recht trostlos und traurig, wie auf einem Friedhof. Dazu trug vor allem auch die beängstigende Stille bei.

„Also gut, wir haben es fast geschafft.“, sprach MegaMan, als er sich mit BattleMan gemeinsam auf den Weg durch das Areal machte. „Das wird mit Sicherheit einer der härtesten Kämpfe, die wir je geführt haben und egal was passiert, wir dürfen keinesfalls verlieren. Wir müssen alles daran setzen die Aqua Armor zu beschützen.“

„Selbst wenn wir dabei draufgehen?“, fragte BattleMan unsicher.

MegaMan ließ mit seiner Antwort warten. Auch er schien zuerst genau darüber nachzudenken.

„Ja... vielleicht auch das.“

„Was auch immer ihr tut, ihr dürft nur nicht zulassen, dass PolarMan irgendwie die Möglichkeit bekommt den Kristall vollständig zu öffnen.“, bereitete auch Lan die beiden Navis mit einigen Tipps vor. „Sobald ihr drüben seid, greift ihr am besten sofort an und haltet ihn von dem Kristall fern.“

„Und wenn es keinen anderen Ausweg gibt, ...“, mischte sich auch nun Mr. Famous wieder ein. „... dann zerstört ihr die Rüstung. Das ist noch immer besser, als sie PolarMan zu überlassen. Aber trotzdem solltet ihr versuchen sie möglichst unversehrt zurückzugewinnen.“

„Keine Sorge, wir werden das schon regeln.“, antwortete MegaMan, der sich aber seiner Sache nicht so sicher war, wie es vermutlich klingen musste.

„BattleMan und ich werden uns auch richtig anstrengen. Ich habe nur selten gegen wirklich starke Net-Battler gekämpft, aber ich denke, wir werden das schon hinbekommen, auch wenn wir nicht so viel Erfahrung haben, wie ihr beide.“

„Wird schon schief gehen.“, sprach Lan abschließend und legte Gregory ermutigend eine Hand auf die Schulter.

Dann kehrte wieder Stille in dem Kontrollraum ein. Angespannt beobachtete Mr. Famous weiterhin den Monitor und wartete darauf, dass jeden Augenblick MegaMan und BattleMan auf der Bildfläche erscheinen würden, um endlich einzugreifen.

Lan und Gregory hingegen waren hochkonzentriert und überlegten bereits, was für Battle Chips sie wohl verwenden könnten. Lan hatte keine Ahnung, was ihn erwarten würde, aber von allem, was er von PolarMan gehört und gesehen hatte, würde dies sicherlich kein einfaches Spiel werden.

Und dann war es endlich soweit. Ein letztes Mal atmeten die beiden Navis tief ein. Diese Spannung vor einem harten Kampf war immer das unerträglichste. Entschlossen nickten sie einander zu und traten einer nach dem anderen durch den Teleporter.
 

Völlig ruhig stand PolarMan da, ohne sich auch nur minimal zu rühren. Seine Hand lag still über dem blauen Datenkristall, der sich immer noch beständig in Datenteilchen auflöste.

Das Areal war sehr groß und weiträumig. Es hatte eine quadratische Form und war ebenfalls mit einer kalten, starren Eisschicht überzogen. Kleine Schneeflocken fielen aus der Luft und sammelten sich auf dem reglosen Körper des Eis-Navis an.

„Commander, sie kommen.“, erklang plötzlich eine Stimme hinter PolarMan.

Langsam drehte der Eis-Navi seinen Oberkörper so, dass er den Teleporter im Blick hatte. Einen Moment später materialisierten sich auch schon zwei Navis direkt davor. MegaMan und BattleMan! Die Fäuste geballt und vollkommen entschlossen gingen die beiden Navis auf PolarMan zu, welcher sich nun ganz zu ihnen umwandte, die Hand aber noch immer über dem Datenkristall ließ.

„Sieh an, ihr habt es also doch geschafft.“, sprach PolarMan mit einer Stimme, ebenso kalt, wie sein Erscheinungsbild.

„PolarMan!“, rief MegaMan wütend, drückte feste seine Finger zusammen und nahm eine drohende Haltung gegenüber seinem Gegner ein.

Auch BattleMan hob seine beiden Busterarme, bereit zum Angriff.

Doch ehe MegaMan begann sich PolarMan vorzuknöpfen, fiel sein Blick plötzlich auf einen weiteren Navi, der schräg neben PolarMan stand. Dieser hatte einen ziemlich schmalen, blauen Körper und spitze Eiskristalle aus Schultern und den Seiten seines Helmes gucken. Grimmig grinste er MegaMan und BattleMan zu. Diese violetten Streifen auf den Wangen und der eiskalte Blick waren unverkennbar. „Gem?!“, fragte MegaMan überrascht.

„Hehehe...“, lachte der Navi nur leise zurück und trat einen Schritt vor. „Tut mir leid, ich bin nicht Gem.“

„Was?“, fragte BattleMan nun verwirrt. „Nicht Gem? Aber... du siehst doch... willst du uns verarschen?“

„Keineswegs!“, antwortete der Navi und zog dabei noch ein lautes, amüsiertes Lachen nach.

Verwirrt schauten MegaMan und BattleMan einander an, ehe sich ihr Blick wieder auf Gem fixierte. Oder war es nun doch nicht Gem? Doch bevor sie etwas weiteres sagen konnten, materialisierte sich mit einem Male ein weiterer Navi zur anderen Seite PolarMan’s. Und dieser sah ebenfalls exakt so aus wie Gem...

„Was zum Teufel ist jetzt los? Gibt es zwei von denen??“, sprach Lan, der nun gar nichts mehr verstand.

„In der Tat, das hast du gut erkannt.“, antwortete PolarMan ruhig. „Es gibt zwei von ihnen.“

„Ich bin Gem! Ich bin derjenige, den ihr vorhin bekämpft habt.“, sprach nun der Navi, der sich erst grade eingeloggt hatte. „Überraschung, was?“

„U-Und wer ist dann der andere?“, stotterte MegaMan, völlig verdutzt.

„Mein Name ist Ini. Ich bin Gem’s Zwillingsbruder. Wir sind die obersten Offiziere von Commander PolarMan’s Sondereinheit ’Cold Temptation’.“, antwortete der andere Navi.

„Wie, es gibt zwei von denen??“, stutzte Lan ungläubig. Einer war schon mehr als genug!

„Müssen wir die jetzt etwa alle besiegen??“, fragte Gregory unsicher, den schlagartig sämtliches Selbstvertrauen verlassen hatte.

„Nein, nein. Keine Sorge.“, sprach PolarMan mit einem seltsam freundlichen Ton in der Stimme. „Ich habe keine Lust zu kämpfen. Ihr wärt eh keine Herausforderung für mich. Gem und Ini sind eure Gegner.“

„Was? Du Feigling, kämpf gefälligst selbst, statt diese Idioten vorzuschicken!“, brüllte Lan wütend los.

„Hey, pass auf mit dem was du sagst. Beleidige nicht den Commander!“, entgegnete Ini mit ebenfalls gereiztem Ton in der Stimme.

„Ist schon gut.“, versuchte PolarMan den aufgeregten Navi wieder zu beruhigen. „Ihr meint also ihr würdet mit mir fertig werden, was? Das dachte euer roter Freund auch. Aber keine Sorge, wenn es unbedingt euer Wunsch ist werde ich gegen euch kämpfen. Aber nur dann, wenn ihr meine Offiziere erledigen könnt. Seht das Ganze als eine Art Test an. Ich werde euch zusehen und derweil den Kristall hier weiter öffnen.“

„Nein, das werden wir auf keinen Fall so akzeptieren!“, wandte Lan ein.

„Ihr werdet, ob ihr wollt oder nicht.“, antwortete PolarMan jedoch gelassen und zog plötzlich die Hand über dem Datenkristall wieder weg.

Ein blaues Leuchten umgab mit einem Male PolarMan’s Hände, als er sie auf den Boden, direkt neben dem Kristall richtete. Neugierig beobachteten MegaMan und BattleMan, was er da tat. Mit leisem Knacken und hellem Leuchten begann sich langsam ein großer Eisblock vor PolarMan zu bilden, der, je größer er wurde, sich immer weiter verformte, bis er schließlich die Form eines großen Throns aus Eis hatte. Etwas müde wirkend ließ sich PolarMan darauf nieder und streckte seinen linken Arm wieder so aus, dass seine offene Handfläche wieder direkt über dem blauen Datenkristall lag. Den Ellbogen seines anderen Arms legte er auf die harte, eiskalte Armlehne seines selbstgeschaffenen Throns und stützte seinen Kopf auf seiner geballten Faust ab.

„Wenn ihr mich daran hindern wollt den Kristall zu öffnen, dann versucht es doch. Kommt nur her und probiert mich aufzuhalten. Aber solltet ihr es versuchen, werden meine Offiziere euch daran hindern wollen. So oder so... ihr seht? Ihr werdet gegen Gem und Ini kämpfen müssen, ob ihr wollt oder nicht.“

Mit so was hatten Lan und Gregory ganz und gar nicht gerechnet. Dies verschlimmerte die Situation noch gewaltiger, als sie erwartet hatten. Nicht nur, dass auch Gem unheimlich stark war, jetzt hatten sie sogar gleich zwei von seiner Sorte am Hals und PolarMan war auch noch da! Irgendwie wurde die Lage von einer Sekunde auf die andere immer aussichtloser...

Gem-Ini

Es war so weit! MegaMan und BattleMan hatten das letzte Areal des Official Servers erreicht. Das Areal in dem die Aqua Armor in einem blauen Datenkristall aufbewahrt wurde. Das Areal, in dem PolarMan auf sie gewartet hatte!

Wütend und für den Kampf bereit hatten beide Navis ihre Kampfhaltung eingenommen und standen ihren Gegnern entschlossen gegenüber.

PolarMan hatte es sich inzwischen auf seinem selbstgeschaffenen Eis-Thron gemütlich gemacht, von wo aus er seine beiden Herausforderer gelangweilt anschaute, während er eine Hand weiterhin über dem Datenkristall ausgestreckt hielt, um diesen, der nun schon zu mehr als seiner Hälfte aufgelöst war, weiterhin zu öffnen und seine Daten zu dematerialisieren, so dass die Armor freigelegt werden würde.

Zu beiden Seiten PolarMan’s stand je einer der Zwillings-Navis, Gem und Ini, die sich wirklich exakt ähnelten. Lachend musterten sie ihre beiden jungen Gegner.

Die Zähne zusammenbeißend überwachte Lan die ganze Situation über sein PET. Jetzt waren sie so weit gekommen und konnten noch immer nicht gegen PolarMan antreten, da nun diese anderen beiden Deppen sich ihnen auch noch in den Weg stellen mussten.

Gregory hingegen war mucksmäuschenstill und blickte aufgeregt zwischen seinem PET und Lan’s Gesichtsausdruck hin und her.

Mr. Famous, der letzte in dem kleinen Kontrollraum, saß noch immer angespannt vor dem großen Monitor und betrachtete das Geschehen im Netzwerk mit größter Nervosität. Jetzt würde endlich die Entscheidung fallen. Alles hing von Lan und Gregory ab. Würden sie stark genug sein, um PolarMan und seine beiden Helfer auszuschalten? Würden sie es schaffen die Aqua Armor zurückzubekommen? ProtoMan jedenfalls hatte versagt...
 

„Also nun?“, fragte PolarMan gelassen. „Was ist? Wollt ihr euch der Herausforderung stellen, oder lieber gleich aufgeben und das Weite suchen, damit ihr nicht das Schicksal eures roten Freundes teilen müsst? Die einzige Möglichkeit mich zu erledigen, ist Gem und Ini zu besiegen, da führt kein Weg dran vorbei.“

„Du Feigling...“, grummelte MegaMan wütend. „Versteckst dich hinter diesen Idioten. Wir haben keine Zeit uns mit denen rumzuschlagen, wir müssen die Armor beschützen!“

Bevor Ini und Gem vor Wut über diese Beleidigung über den blauen Navi herfallen konnten, ergriff PolarMan wieder das Wort und hielt sie noch zurück.

„Und ich muss diesen Kristall hier öffnen und die Armor zu Lord Shadow bringen. Wir haben beide unsere Pflichten. Nur habt ihr leider keine große Wahl, so wie ich das sehe. Und wenn ihr überhaupt noch was unternehmen wollt, solltet ihr euch lieber schnell entscheiden, denn wenn ich hier fertig bin und ihr seid noch am Leben, dann könnt ihr euch auf was gefasst machen.“

Einen Moment lang schwiegen alle Anwesenden. Nicht nur die Navis, in dem vereisten und verschneiten Areal, sondern auch die Operator in der realen Welt. Was sollten sie bloß tun?

„Was machen wir jetzt, Lan? Wir haben gesehen, wie stark dieser Gem ist und ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Ini dann mindestens genauso stark sein muss. Ich hatte schon Angst, dass wir einen Kampf gegen PolarMan nicht überstehen würden, nach dem, was ProtoMan wiederfahren ist, aber das hier... das ist einfach verrückt!“

„Beruhig dich, Mega.“, antwortete Lan langsam und dabei tief ausatmend. „Ich weiß das doch auch... aber ich weiß auch, was auf dem Spiel steht. Shadow darf auf keinen Fall die letzte Rüstung erhalten. Das müssen wir mit allen, uns zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern. Selbst wenn es heißt, dass wir erst diese anderen beiden Typen erledigen müssen. Dann müssen wir sie halt schnell beseitigen und das war’s!“

„Leider kann ich deinen Optimismus da nicht so ganz teilen...“, seufzte MegaMan.

„Was meinst du denn, Gregory?“, wandte sich Lan nun an seinen jungen, etwas nervösen Freund.

„I-Ich weiß nicht... Worüber ich mir mehr Sorgen mache ist, dass ich und BattleMan nichts ausrichten können. Ich zweifle an deinen Fähigkeiten nicht im Geringsten. Du bist der große Lan Hikari und dein Navi ist MegaMan! Wenn ihr das nicht schafft, schafft es keiner.“

„Hehe... vielen Dank. Das verleiht einem doch gleich mehr Zuversicht.“, antwortete Lan etwas verlegen.

„Worüber ich mir aber mehr Gedanken mache ist, dass ich und BattleMan euch nur im Weg stehen werden...“, fuhr Gregory schließlich fort.

„Ach was, wie kommst du denn darauf?? Wir brauchen jede Hilfe und vor allem eure. Ihr seid auch starke Kämpfer, das habt ihr bereits bewiesen und von wegen im Weg stehen. Ich sag dir jetzt mal was... Ich mag zwar berühmt sein und sicherlich bin ich auch ein wirklich guter Net-Battler, aber ohne Freunde, ohne Verbündete auf die ich mich verlassen kann, hätte ich es niemals so weit geschafft. Ohne meine Freunde hätte ich nie im Leben Gospel oder World Three besiegen können... geschweige denn Nebula! Ich bin genauso auf deine Hilfe angewiesen, wie Mr. Famous und all die anderen Menschen auf dieser Welt auf uns angewiesen sind, dass wir diesen Shadow jetzt daran hindern seine Pläne nach Belieben fortzuführen.“

„Wow, meinst... meinst du das wirklich ernst?“, fragte Gregory fast stotternd und beinahe den Tränen nahe, da ihm noch nie jemand so etwas gesagt hatte.

„Natürlich! Denkst du ich würde dich anlügen?“

„Nein, keinesfalls!!“, entgegnete Gregory sofort. „Es ist nur so... es hat noch nie jemand, ich meine, noch nie zuvor... vielen Dank Lan! Ich danke dir wirklich! Ich fühle mich gleich viel mutiger! Jetzt bin ich auch bereit. Ich und BattleMan werden alles geben, was wir haben. Stimmt’s?“

„Du kannst dich wie immer auf mich verlassen.“, antwortete die Stimme des Navis, aus dem PET tönend.

„Gut. Dann denke ich sind wir nun bereit, was?“, fragte Lan noch ein letztes Mal nach und lächelte dabei völlig sorglos, als würden sie sich gar nicht in solch einer ernsten Situation befinden.

„Ja, ich bin soweit!“, bestätigte Gregory mit einem solch entschlossenen Blick, wie ihn Lan noch nie von jemand anderes gesehen hatte.

„Habt ihr es dann endlich geregelt?“, mischte sich nun PolarMan wieder ein, der noch immer ungeduldig auf eine Antwort wartete.

„Ja, wir haben es.“, antwortete MegaMan, nachdem auch er sich endlich mit Lan geeinigt hatte. „Sollen doch deine beiden Hohlköpfe versuchen uns aufzuhalten. Wir werden ihnen eine gewaltige Lektion erteilen und dann bist du fällig!“

„Hahahaha!“, lachte PolarMan, wirklich amüsiert über diese Antwort. „Das sind wirklich große Worte. Ich bewundere euren Mut. Ihr scheint noch immer nicht den Ernst der Lage begriffen zu haben. Ich bin PolarMan! Oberster Commander von Lord Shadow’s Soldaten! Einem Gegner wie mir habt ihr noch nie gegenübergestanden! Es mag vielleicht nicht so klingen, aber ich will wirklich nur euer Bestes. Aber wenn ihr euch nicht umstimmen lasst, so akzeptiere ich eure Entscheidung. Eines solltet ihr jedoch wissen. Als Navis, die von Menschen abhängig sind, habt ihr bereits jetzt schon verloren. Ich kann noch immer nicht verstehen, wie so viele Navis den Menschen einfach vertrauen können... ihr seid alle-“, doch bevor PolarMan weiter fortfuhr, fasste er sich und hielt kurz inne. „... wie dem auch sei. Dann zeigt mir, was ihr drauf habt. Ich bin mehr als ungeduldig auf dieses Schauspiel.“

„Tst... wir wissen schon ganz genau wie ernst die Lage ist und das mit den Menschen ist Quatsch! Ohne Lan wäre ich bei weitem nicht so stark, wie ich es jetzt bin. Ihr Solo-Navis seid es, die schwach sind, weil ihr kein Vertrauen in Menschen habt.“, sprach MegaMan, ungehalten über PolarMan’s Aussage.

„Wenn das deine Meinung ist... Wir werden ja sehen, wer nun Recht hat. Gem? Ini?“

Schnell wandten sich die beiden Eis-Navis zu ihrem Meister herum und knieten vor ihm nieder.

„Jawohl?“, fragten sie beide gleichzeitig.

„Macht mit den beiden, was ihr wollt. Ich überlasse sie euch voll und ganz. Was ich aber nicht dulden werde ist ein Versagen, wie ihr es bereits vorher schon an den Tag gelegt habt. Nicht nur mir, sondern auch Lord Shadow würde dies wirklich mehr als missfallen.“

„Keine Sorge, Commander. Ihr könnt euch voll und ganz auf mich verlassen. Ich werde keineswegs so versagen, wie mein Bruder, der es nicht geschafft hat den Official Square zu bewachen, wie es ihm aufgetragen wurde.“, sprach Ini, mit einem bösartigen Lächeln zu seinem Bruder herüberschielend und absichtlich auf seine Fehler aufmerksam machend.

Gem schaute nur wütend zurück und ballte seine Fäuste.

„Vielleicht habe ich wirklich meine Aufgabe nicht so erfüllt, wie es von mir verlangt war. Aber Ini’s Versuch der Verfolgung unserer Eindringlinge war ja wohl auch ein großer Fehlschlag. Er hatte viel zu schwache Viren eingesetzt, weil er unsere Gegner unterschätzt hat. Aber mir wird das nicht passieren.“, konterte Gem.

Ein leises Lachen war von PolarMan kommend zu vernehmen.

„Hört endlich auf zu streiten. Vergesst nicht, dass eure Position und euer Rang wichtiger sind, als interne Streitereien. Enttäuscht mich bloß nicht.“

Und mit einer weiteren Verbeugung erhoben sich die beiden Zwillinge wieder und wandten sich ihren Gegnern zu.

„Also gut, seid ihr soweit?“, fragte Ini herausfordernd und seine Kampfhaltung einnehmend.

„Dieses Mal ist es wirklich aus mit euch. Am Square konnten euch noch diese Official-Idioten zur Hilfe eilen. Jetzt wird das anders laufen. Und gegen zwei von uns habt ihr eh nicht den blassesten Hauch einer Chance. Seid ihr bereit für immer und ewig zu Datenstaub zermalmt zu werden?“, fragte Gem, der bereits Feuer und Flamme war.

„Mit solchen Sprüchen beeindruckt ihr mich nicht. Da hab ich schon bessere gehört.“, entgegnete MegaMan und allmählich wurde er innerlich immer nervöser.

BattleMan blieb nur stumm stehen und wartete auf den ersten Befehl seines Operators.

„Okay, Gregory. Das ist es. Geben wir beide unser Bestes.“, wandte sich Lan noch ein letztes Mal seinem Partner zu, welcher ihm zunickte, dass es losgehen konnte.

„Wie genau werden wir vorgehen?“, fragte Gregory noch mal schnell, während er die Routine für den Kampf vorbereitete.

„So wie es aussieht werden wir wohl nicht an PolarMan herankommen können, solange diese zwei Typen noch da sind. Wir werden sie wohl oder übel zunächst erledigen müssen. Aber jede Chance, den Datenkristall sicherzustellen und ihn PolarMan zu entreißen, sollten wir auf Anhieb nutzen. Dennoch konzentriere dich vornehmlich darauf Gem und Ini zu löschen. Alles weitere kommt, wie’s kommt.“

„Alles klar.“, sprach Gregory und gab auch den letzten Befehl ein.

„Viel Glück!“, erklang noch Mr. Famous Stimme, bevor es losging.

Noch immer starrte er auf den großen Monitor, auf dem zu sehen war, dass der Datenkristall nun schon zu fast zwei Dritteln geöffnet war.

„Okay, also... Let’s rock! Battle routine, set!”, rief Lan schließlich.

„Execute!“, teilte der blaue Navi als Bestätigung mit.

Der Kampf konnte nun endlich beginnen.
 

BattleMan sowie MegaMan aktivierten beide ihren Mundschutz und hielten ihre Buster bereit.

Kaum war das Zeichen gegeben ließen Ini und Gem auch nicht lange auf ihre ersten Angriffe warten. Mit wahnsinniger Geschwindigkeit hüpften die Zwillinge auseinander und in je eine andere Ecke der großen Plattform. Gespannt beobachtete PolarMan das ganze Schauspiel und war mehr als neugierig darauf zu erfahren, wer wohl den ersten Treffer landen und wer der erste sein würde, der gelöscht wird.

„Haltet euch bereit, Mega! Überlasst ihnen den ersten Angriff!“, wies Lan seinen Navi an, während er sich bereits tüchtig daran gab, eine Taktik herauszuarbeiten.

„Alles klar.“, sprach der blaue Navi und behielt seine beiden Gegner genau im Auge.

Rücken an Rücken standen BattleMan und MegaMan nun und beobachteten je einen der beiden Zwillinge.

„So, dann wollen wir mal!“, rief Gem, als er seine Arme ausbreitete, die daraufhin blau zu leuchten begannen.

„Ja, zeigen wir’s ihnen!“, stimmte Ini zu, dessen Hände ebenfalls in einem hellen blau glühten.

„IceBall!!“, schrieen schließlich beide Eis-Navis gleichzeitig und begannen damit schnell und gezielt mehrere bläuliche Energiekugeln auf ihre beiden Feinde zu werfen.

„Nicht schon wieder...“, seufzte BattleMan, der sich an das letzte Mal erinnerte, wo dieser Angriff ihm die Beine eingefroren hatte. Nur dieses Mal würde das nicht klappen!

Mit kräftigem Druck stießen sich beide Navis voneinander ab und sprangen so weit auseinander, wie nur möglich. Dort, wo sie vorher direkt aneinander gestanden hatten prallten mehrere der Energiekugeln mit lautem Knallen auf und erzeugten leuchtende Eiswirbel.

„Ich schnapp mir den da drüben!“, rief BattleMan seinem Kampfpartner zu, nachdem er sich nach seiner Landung wieder gefasst hatte und nun direkt auf einen der beiden Zwillinge zustürmte.

„Okay, dann knöpf ich mir den hier vor.“, antwortete MegaMan, welcher geschickt an weiteren Energiekugeln vorbeirannte, über einige hinwegsprang und sich so konstant auf den anderen Eis-Navi zu bewegte, welche weiterhin ohne Pause IceBalls nach ihm warf.

„Das könnte euch so passen.“, sprach Gem und brach die Attacke ab, um eine andere vorzubereiten. Schnell ließ er seine Arme nach vorn hervorschnellen und entfachten einen kühlen, eisigen Wind, der MegaMan entgegenwehte. „IceWind!“

Den Arm schützend vor die Augen haltend, blieb der blaue Navi abrupt stehen und versuchte sich gegen den starken Windstoß zu stemmen. Doch dies war gar nicht so einfach. Nicht nur, dass dieser Wind enorm stark war, die Kälte, die er mit sich brachte ließ sogar jedes einzelne Glied MegaMan’s zusammenzucken und aufzittern.

„MegaMan! Na warte, hier, nimm den! WindRacket, Slot-In!“, schmiss Lan schnell einen Battle Chip in sein PET.

Kaum hatten die Daten MegaMan erreicht, aktivierte er an seinem Buster einen großen, weißen Fächer. Er nahm all seine Kräfte zusammen und holte zu einem einzigen, schnellen Schlag aus. Der Gegenwind, den er mit Hilfe des WindRacket’s produziert hatte, war sogar stark genug, um Gem’s IceWind zurückzublasen. Reflexartig schlug der Eis-Navi seine Arme vor seinem Gesicht über Kreuz und wurde weit nach hinten gepustet, sogar viele Meter über die Begrenzung des Areals hinaus.

„War’s das etwa schon?“, fragte Lan hoffnungsvoll, als er sah, wie Gem das Areal hinunter in den Abgrund stürzte.

Auch PolarMan beobachtete diese Situation mit äußerst großem Interesse.

Vorsichtig lief MegaMan über den glatten Boden zum Rand des Areals hinüber, um hinunter zu blicken. Doch kaum war er angekommen zuckte er schreckartig zusammen und fiel gleich nach hinten auf den harten Eisboden, als mit einem Male Gem wieder hoch hinauf geschossen kam. Er stand auf einer fliegenden Plattform aus weißem, gefrorenem Schnee und schwebte damit nun mehrere Meter über MegaMan, welcher überrascht zu ihm aufsah.

„Glaubt ihr wirklich ich mache es euch so einfach?“, fragte Gem mit einem lauten, hallenden Lachen.

Wütend biss Lan die Zähne zusammen. Dies würde wohl wirklich nicht ganz so einfach werden, wie er gehofft hatte, wobei er schon stark davon ausgegangen war, dass sie enorme Probleme bekommen würden.
 

Unterdessen versuchte BattleMan mit Ini fertig zu werden.

Der kleine, grüne Navi hatte mit genügend schnellem Anlauf so viel Geschwindigkeit bekommen, dass er nun mit seinen Füßen über die eisige Oberfläche der Plattform schlitterte, direkt auf Ini zu, der ebenfalls auf einer Schneeplattform einige Meter in der Luft schwebte und seinen entgegenkommenden Angreifer weiter mit blauen Energiekugeln behakte.

„Los, BattleMan! Hol ihn da oben runter! ShatterGun!“, befahl Gregory, dessen anfängliche Ängstlichkeit nun voll und ganz verflogen war.

Ohne ein Wort zu sagen führte der grüne Navi auch gleich den Befehl seines Operators aus. Noch immer auf Ini’s Position zuschlitternd, streckte er seine beiden Buster nach vorne, und feuerte blitzartige Plasmageschosse auf seinen, in der Luft fliegenden, Gegner, während er gleichzeitig versuchte den Energiekugeln auszuweichen und einige von ihnen sogar mit seinem Busterfeuer neutralisierte.

„Ha, als wenn das was nützen würde!“, lachte Ini laut und verstärkte das Feuer noch ein wenig, indem er noch schneller und fester warf.

„Ich weiß du magst das Ding nicht wirklich, aber ich denke es könnte dir jetzt ungemein nützlich sein.“, sprach Gregory, während er noch immer grübelte, ob er den Chip einsetzen sollte oder nicht. Doch schließlich tat er es doch. „Probieren wir es einfach... C-Slider, Slot-In!!“

Und schon materialisierte sich wieder das violett-grünliche Snowboard direkt unter BattleMan’s Füßen, womit er die ganze Magnetbahnstrecke gefahren war. Anfangs etwas schockiert darüber, versuchte der Navi allerdings das Beste daraus zu machen und glitt weiter mit Vollspeed auf seinen Gegner zu, welcher es nun noch schwerer hatte einen Treffer zu landen, da BattleMan auf dem Board geschickte Ausweichmanöver fahren konnte.

„Hey, du kannst das ja doch ganz gut!“, jubelte Gregory, völlig überrascht von den plötzlichen Fahrkünsten seines Navis.

Wütend über diese kleine Wendung des Geschehens, stoppte Ini seinen Angriff, zog seine Hände zurück und bereitete etwas anderes vor. Schnell schlug er die Hände ineinander, zog sie wieder auseinander und entfachte dabei einen kleinen Schneewirbel vor seinem Körper.

„Na gut, dann versuch doch das hier abzuwehren! IceRazor!!“

Und mit einem kräftigen Schrei schleuderte Ini die riesige, diskusförmige Eisplatte, die sich aus dem Schneewirbel geformt hatte, BattleMan entgegen, bevor dieser noch näher herankommen konnte.

„BattleMan, pass auf! Du musst ausweichen!!“, schrie Gregory, als er merkte, dass sein Navi noch weiter auf den Eisdiskus zuhielt, ohne Anstalten zu machen auszuweichen.

Doch noch immer versuchte BattleMan kein Ausweichmanöver einzuleiten. Er schoss immer noch auf die zackige, sich drehende Diskusscheibe zu mit dessen Hilfe Gem schon die beiden Official-Navis am Square erledigt hatte.

„Du Trottel!“, spottete Ini über die Dummheit BattleMan’s. „Diesen Angriff kannst du nicht überstehen, egal wie stark du gepanzert bist!“

Doch noch immer hielt BattleMan entschlossen auf die Scheibe zu. Als sie nur noch wenige Meter von ihm entfernt war, zog der grüne Navi schlagartig die Beine an und hüpfte mit dem C-Slider ein ganzes Stück nach oben. Er sprang über den Eisdiskus hinweg, richtete einen seiner Buster nach unten auf den Boden und den anderen direkt auf Ini, welcher dieser Aktion verdutzt zusah.

„Was hast du vor, BattleMan?“, fragte Gregory irritiert, doch bekam keine Antwort.

Mit einem Male zündete BattleMan den Buster, der nach unten gerichtet war und entfachte einen gewaltigen ChargeShot, der so kraftvoll war, dass der Navi samt Snowboard diagonal durch die Luft schoss und direkt auf Ini zuflog.

„Was?!“, schreckte Ini überrascht auf, doch bevor er noch was unternehmen konnte sauste BattleMan schon direkt über seinem Kopf hinweg.

„Damit hast du wohl nicht gerechnet, was?“, grinste BattleMan unter seinem Mundschutz und aktivierte nun seinen anderen Buster, der ein ebenso kraftvolles Geschoss abgab.

Mit einem schnellen Sprung schaffte es Ini jedoch sich noch zu retten. Während oben in der Luft seine Schneeplattform in tausend Stücke gesprengt wurde, landete der Eis-Navi unbeschadet unten auf dem Boden. Wütend blickte er zu BattleMan rüber, der auch wieder auf der großen Arealplattform gelandet war und mit seinem C-Slider einen schnellen Bogen fuhr, ehe er stoppte. Drohend streckte Ini ihm eine Faust entgegen.

„Na warte, dafür wirst du teuer bezahlen!!“

„Super, BattleMan!“, lobte Gregory erst mal seinen Navi für diese waghalsige Aktion. „Du bist doch nicht langweilig, ich nehm alles wieder zurück! Du bist der coolste Navi überhaupt! Und jetzt kriegen wir diesen Eis-Trottel!“

Etwas verlegen über diese Komplimente senkte BattleMan den Blick und lief leicht rötlich an.

„Ach was... war doch nichts besonderes... Und sicher, jetzt machen wir den Kerl fertig!“
 

Während der Kampf sich weiter ausdehnte und mittlerweile über die gesamte Plattform geführt wurde, richtete PolarMan sich in seinem Eis-Thron ein wenig auf. Dieses Schauspiel hatte nun voll und ganz sein Interesse geweckt und er wollte absolut nichts verpassen. Doch noch immer hielt er eine seiner Hände über dem blaue Datenkristall, dessen Hülle immer weniger wurde.

„Nicht schlecht. Die beiden sind wirklich gut. Und Gem und Ini begehen schon wieder den selben Fehler wie zuvor... das wird wirklich spannend.“, murmelte PolarMan zufrieden und lehnte sich wieder ein Stück zurück.
 

Lan konnte auch nur staunen über die Aktion mit der BattleMan seinen Gegner vom Himmel geholt hatte. Er hatte auch bereits darüber nachgedacht MegaMan einen C-Slider zukommen zu lassen. Allerdings war der Chip durchgebrannt in dem Moment, als MegaMan’s Slider zerbrochen war und somit war der Chip nun völlig nutzlos. Aber er würde diesen Gem auch ohne Snowboard erledigen können!

Hastig versuchte MegaMan sich wieder aufzurichten, rutschte dabei aber immer wieder auf dem glatten Boden aus. Nur wenige Meter über ihm befand sich Gem auf seiner Schneeplattform und lächelte seinem hilflos zappelnden Opfer bösartig zu.

„Na komm, steh doch auf. Oder schaffst du’s nicht? Ist ja wirklich lächerlich! Hahahaha! Vielleicht versetzt ja das hier deinen Arsch in Bewegung?“, fragte Gem mit hörbarer Ironie in der Stimme, als er seine Arme nach oben streckte. „IcicleRain!!“

Mit einem Male erschrak MegaMan so sehr, dass er gleich ein weiteres Mal wieder ausrutschte und auf seinem Hintern landete, als er grade halbwegs wieder auf den Beinen war.

Kaum hatte er nach oben in den Himmel geschaut, sah er auch schon erste Eiszapfen herunterregnen, direkt auf seine momentane Position zu.

„Verdammt, Lan! Tu was! Bitte!!“, jammerte der blaue Navi, als er sich schnell zur Seite rollte und nur wenige Zentimeter neben ihm einer der Eiszapfen mit enormer Wucht in den Boden krachte und hunderte kleiner Eiskristalle durch die Luft schießen ließ.

„Ja ja!“, brüllte Lan zurück, der ja schon überlegte, was zu tun war. „Dieser verfluchte Eisboden macht einfach zu große Probleme...“, doch dann hielt Lan kurz inne. Jetzt hatte er’s! „Na klar, da hätte ich auch schon früher drauf kommen können!! Ändern wir einfach die Panels von Eis in...“ Schnell griff der Junge in seinen Rucksack und durchsuchte alle seine Battle Chips. LavaPanel, nein! MudPanel, nein! GrassPanel, ja, das würde funktionieren!! „Okay, GrassPanel, Slot-In!!“

Wieder prallte ein Eiszapfen nur Millimeter entfernt vor MegaMan’s Gesicht in den Boden und es regnete noch immer unaufhörlich mehr. Doch dann begann sich der eisige Boden unter ihm zu regen. Kaum hatte er sich versehen, schon war sämtliches Eis verschwunden und eine saftig grüne Wiese bedeckte nun die gesamte Arealplattform.

„Was zum... Was soll das denn werden??“, fragte Gem verwirrt, brach seinen Angriff aber nicht ab.

„Wow, danke Lan!“, bedankte sich MegaMan schnell und nutzte den neuen Boden, um blitzschnell aufzuspringen und den anderen Eiszapfen durch schnelle Seitwärtssprünge und Rollen auszuweichen.

„Jawoll! Und jetzt holen wir ihn erst mal von da oben runter! DoubleJump, Slot-In! Und der hier auch noch... ElecBlade, Slot-In!! Schnapp ihn dir, Mega!“, warf Lan gleich noch ein paar weitere Chips in sein PET.

Sofort aktivierte MegaMan erst einmal das ElecBlade. Sein Buster verformte sich, wurde etwas schmaler und plötzlich blitzte eine gelbliche, lange Elektroklinge heraus, die er auch gleich dazu verwendete einige der Eiszapfen zu zerschlagen, die immer noch über seinem Kopf herunterregneten.

Allmählich sauer werdend konzentrierte Gem sich noch mehr und ließ die Eiszapfen noch viel schneller und in größerer Zahl vom Himmel schießen. Doch auch dies beeindruckte MegaMan nicht mehr sonderlich. Als nächstes vollführte er mit Hilfe des DoubleJumps einen extrem hohen Sprung, zerteilte dabei noch weitere Eiszapfen, die seine Flugbahn kreuzten und sprang hinauf zu Gem, wo er direkt vor ihm auf der Schneeplattform landete.

„Guten Tag. Na, wie geht’s?“, fragte der blaue Navi locker, als er dem vor Wut rasendem Gem gegenüberstand.

„Na warte, ich werde-“, doch bevor Gem Hand an seinem Gegner anlegen konnte, hatte MegaMan bereits die ElecBlade-Klinge gehoben und hielt sie schützend vor sich, so dass Gem nicht näher kommen konnte.

„Was wirst du? Vielleicht das hier?“, fragte MegaMan, als er sich auf einmal ruckartig nach unten duckte, ohne das Gem so schnell realisieren konnte, was geschah.

Mit etwas Schwung holte MegaMan mit einem seiner Beine aus, schlug es gegen die Gem’s, was den Eis-Navi zum Stolpern und Fallen brachte, drückte sich im Anschluss kräftig vom Boden ab und vollzog dabei einen kunstvollen Salto, der ihn über die Schneeplatte hinwegfliegen ließ. Vollkommen verwirrt lag Gem flach auf seiner schwebenden Plattform und benötigte einige Sekunden um sich wieder zu fassen. Doch da war es schon zu spät. Noch im Fall, bevor MegaMan wieder den Boden der Arealplattform erreicht hatte, drehte der blaue Navi sich zur schwebenden Eisscholle und deaktivierte das ElecBlade.

„Okay, und jetzt... ElecReel, Slot-In!!“, rief Lan, als er wieder einen Chip runterlud.

Und kaum waren die Daten transferiert, feuerte MegaMan einen elektrischen Blitz auf Gem’s eisigen Untersatz. Mit einer heftigen Explosion und einem ohrendröhnendem Knall explodierte die komplette Plattform und zerbröckelte in viele kleine Eiskristalle, die überall durch die Luft flogen.

„Ha, das war’s dann wohl!“, rief MegaMan seinem Operator zu, nachdem er wieder elegant auf der mit Gras bewachsenen Hauptplattform gelandet war.

„Oh nein, so nicht!“, ertönte jedoch eine andere Stimme, ehe Lan Antwort geben konnte.

Einige Meter hinter MegaMan landete auch Gem sicher auf den Füßen, welcher die Explosion überlebt hatte, jedoch leicht angeschlagen.

„Gem!“, schreckte MegaMan auf, der mehr als überrascht war.

„Dachtest du etwa wirklich so was würde mich erledigen? Jetzt bist du fällig mein kleiner, blauer Freund.“, zischte der Eis-Navi mit angsteinflößender Boshaftigkeit in seinem Ton.

„Das werden wir ja noch sehen.“, entgegnete MegaMan und bereitete sich auf die nächste Runde in diesem Doppelkampf vor.
 

Währenddessen hatte BattleMan ähnliche Probleme mit Ini. Es sah nicht so sehr danach aus, als würde dieser Kampf baldigst enden. Beide Navis behakten sich ohne Gnade mit Energiegeschossen. Während Ini wieder IceBalls auf BattleMan schleuderte, versuchte dieser die entgegenkommenden Geschosse mit seinen Bustern zu neutralisieren und gleichzeitig auch einen Treffer auf Ini zu landen. Nur der C-Slider entpuppte sich auf der unebenen Graslandschaft als extrem hinderlich, doch leider hatte Gregory irgendwie Probleme damit den Chip wieder zu deaktivieren und so saß BatteMan noch immer auf dem Slider fest, auf dem er sich in dem Gras so gut wie kaum bewegen konnte.

„Warte, ich hab’s gleich!“, sprach Gregory, der noch immer versuchte den Slider zu deaktivieren, doch irgendwie ließ sich nichts machen. Er hatte den Chip schon lange wieder aus dem PET entfernt, aber trotzdem war das Board noch da!

„Hahaha! Das ist zu witzig! Jetzt wird dir dein tolles Snowboard am Ende wohl doch noch zum Verhängnis, was?“, kicherte Ini und schleuderte weitere blaue Energiekugeln, die beim Aufprall auf dem Boden kleine Grasflächen zu Eis erstarren ließen.

Wild versuchte BattleMan hin und her zu hüpfen und entging nur sehr knapp den feindlichen Attacken.

„Gregory! Vergiss es! Lass gut sein, ich hab ’ne andere Idee!“, brüllte BattleMan auf einmal, um seinen Operator davon abzuhalten weiterhin zu versuchen den C-Slider wegzubekommen.

„Was?“, fragte Gregory verdutzt. „Ehm... okay, wie du meinst...“

„Keine Sorge, ich weiß, was ich tue. Halt einen Mettaur-Schild bereit!“

„Okay, kein Problem!!“, antwortete Gregory sofort und schnappte sich den gewünschten Chip aus seiner Tasche. „Und jetzt?“

„Warte noch!“, sprach BattleMan, als er sich umständlich über den Boden rollte, um einer weiteren Energiekugel zu entkommen, dabei aber die Beine so geschickt drehte, dass das Board keinen Schaden nahm.

„Hey, nette Aktion, nur wird dir das auch nichts bringen.“, sprach Ini halb beeindruckt und holte zum erneuten Angriff aus. „Mal gucken, ob du dem hier auch noch ausweichen kannst? RapidIceBall!!“ Und mit einem Male schossen gleich ein Dutzend kleiner Energiekugeln aus Ini’s leuchtender Hand und rasten direkt auf den grünen Navi zu.

„Jetzt Gregory, Slot-In!!“, schrie BattleMan plötzlich auf und erst etwas erschrocken, dann aber voll konzentriert, rammte Gregory den Battle Chip in sein PET.

Kaum einen Augenblick später befand sich an einem der beiden Buster, BattleMan’s, ein großer, gelber, ovaler Mettaur-Schild, den er dem Angriff entgegenschlug. Sämtliche IceBall-Kugeln wurden direkt beim Aufprall von dem Schutzschild reflektiert und zurückgeworfen. Allerdings hielt BattleMan den Mettaur-Schild etwas schräg, so dass die Kugeln diagonal nach unten zurückflogen und in einer langen, geraden Linie auf den Grasboden prallten, den sie bei Berührung direkt in Eis verwandelten. Es dauerte keine drei Sekunden und eine schmale, glatte Eislinie zog sich von BattleMan bis zu Ini, welcher vollkommen verdutzt aus der Wäsche guckte.

„Puh... es hat funktioniert.“, seufzte BattleMan erleichtert auf, als der Schutzschild sich schon wieder auflöste. „Und jetzt...!!“

Ini hatte gar nicht mehr genug Zeit, um zu verstehen, was sein Gegner damit beabsichtigt hatte, da kam BattleMan auch schon irre schnell, über die Eislinie, auf ihn zugeschlittert.

Erschrocken wich Ini einen Schritt zurück, da er sonst nicht wusste, was er unternehmen sollte, aber das brachte auch nichts mehr. Kurz bevor beide Navis zusammenstoßen konnten, riss BattleMan das Snowboard herum und vollführte einen Rückwärtssalto, bei dem er Ini den C-Slider direkt gegen den Unterkiefer schlagen ließ. In hohem Bogen flog der Eis-Navi nach hinten und knallte schmerzhaft auf den Grasboden. BattleMan hingegen landete wieder sicher auf dem C-Slider.

„Wow, das war voll krass!!“, staunte Gregory, der das alles noch nicht fassen konnte.

„Hehe... ich weiß.“, antwortete der grüne Navi, ging dann aber leicht in die Knie, um erst mal tief einzuatmen. Das Ganze hatten ihn schon ziemlich viel Kraft gekostet und er wusste nicht, wie lange er wohl noch durchhalten würde. Er musste Ini jetzt irgendwie sehr schnell erledigen!
 

PolarMan schaute noch immer gespannt zu. Der Datenkristall unter seiner Hand war nun bereits zu fast vier Fünfteln aufgelöst und würde wohl nicht mehr allzu lange brauchen, bis er vollständig verschwunden war.

„So, ich denke ihr hattet jetzt genug mit diesem Spaß.“, sprach er schließlich und richtete seine andere Hand auf den Boden der großen Plattform. „Dieses Grün ist ja nicht zu ertragen und langsam wird’s mir hier zu warm. Hyaa!!“

Und mit einem starken Energiedruck, gefror mit einem Male das gesamte Gras und wieder wurde die Plattform von einer dicken Eisschicht überzogen.

„So gefällt es mir doch gleich besser.“
 

Verwirrt blickte MegaMan auf seine Füße, die auf einmal am Boden festsaßen. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sich das Areal wieder verändert hatte, bis er unten sah, dass seine Füße schlagartig festgefroren waren.

„Was soll das denn??“, fragte er verärgert und versuchte seine Füße wieder loszureißen, was aber nicht wirklich klappte.

Gem hingegen stand, die Arme verschränkt, lächelnd seinem blauen Gegner gegenüber und beobachtete amüsiert dessen Befreiungsversuche. Seine Füße waren nicht festgefroren.

„Verdammt, das ist doch unfair! PolarMan wollte doch nicht eingreifen!!“, grummelte Lan wütend und überlegte gleich, wie er seinen Navi befreien konnte.

„Sowas... Jetzt hat sich das Blatt wohl doch wieder vollkommen zu meinen Gunsten gewendet, wie’s aussieht.“, sagte Gem, als er langsam auf MegaMan zugeschritten kam.

MegaMan war inzwischen dazu übergegangen seine Beine mit den Händen herauszuziehen, was allerdings auch nicht wirklich funktionierte.

„Soll ich dir helfen?“, fragte Gem, fies grinsend.

Aber noch bevor MegaMan überhaupt wieder aufsehen konnte, spürte er wie sich Gem’s Fuß mit enormem Druck in seinen Magen rammte. Mit klirrendem Scheppern zerbrach das Eis um die Füße des blauen Navis, der nun weit nach hinten flog und rutschend auf dem Eisboden wieder aufschlug.

„MegaMan!!“, brüllte Lan, als er sah, wie Gem seinem Navi noch einen weiteren Tritt verpasste und danach noch einen und ihn so wie einen Fußball immer näher zum Abgrund hin trat.

Verzweifelt versuchte sich MegaMan wieder aufzurichten, doch er rutschte immer sofort wieder mit seinen Händen und Füßen ab und konnte auf dem glatten Boden einfach keinen Halt finden und zum Stehen kommen.

„Na warte, das wirst du nicht tun! Wenn wir uns schon nicht auf dem Boden bewegen können, dann müssen wir ihn eben anders überwinden!“, sprach Lan und schnappte schnell einen Chip aus seiner Tasche. Doch noch bevor er ihn einsetzen konnte, holte Gem zu einem weiteren Tritt aus und trat dieses Mal feste genug zu, um MegaMan über den Rand der Plattform rutschen zu lassen, wo dieser nun hinab in den Abgrund purzelte. „MegaMan!!!!“

„Hahahahaha!! Ich denke jetzt wären wir wieder quitt, was?“, lachte Gem lautstark los und stellte sich dicht an den Rand, um seinem Gegner beim Fallen zuzuschauen.

Lan konnte nur hilflos zusehen, wie sein Navi immer tiefer fiel. Das konnte nicht sein! Er musste schnell etwas unternehmen oder MegaMan würde... ... ... er wollte lieber nicht daran denken und konnte nur hoffen, dass das, was er eigentlich vor hatte, noch immer funktionieren würde!
 

Bei Ini und BattleMan hingegen sah das Ganze schon etwas anders aus. BattleMan war nicht am Boden festgefroren worden und konnte nun wieder seinen C-Slider voll und ganz zum Einsatz bringen. Slalommäßig rutschte er über die glatte Eisoberfläche, gefolgt von Ini, der auf seinen Füßen hinterher rutschte.

„Los, BattleMan! Du schaffst es!“, feuerte Gregory seinen Navi an, hielt sich aber schon bereit im Ernstfall wieder eingreifen zu können.

„Bleib endlich stehen, du Feigling!!“, brüllte Ini dem grünen Navi wütend hinterher, doch BattleMan dachte nicht daran anzuhalten.

„Kannste vergessen!“, rief der grüne Navi zurück und schlug das Board schneidend in eine Kurve, um im Kreis herum um Ini zu schlittern, welcher nun stehen blieb und mit seinen Blicken den kleinen Navi verfolgte.

„Was soll das werden? Willst du, dass mir schwindelig wird?“

„Nene, das nicht... ich bereite nur meinen nächsten Angriff vor. ShatterGun!!“

Und weiterhin im Kreis herum um Ini sausend feuerte BattleMan nun mit beiden Bustern ein richtiges Hagelfeuer aus Energiegeschossen auf den Eis-Navi ab, welcher sofort hektisch umherhüpfte, um den Geschossen zu entkommen.

„Ha, du denkst damit kriegst du mich??“, lachte Ini nur über diesen, in seinen Augen wirklich lächerlichen Versuch. „Hier, so macht man so etwas! SnowTwister!!“

Noch immer wild hin und her springend begann Ini sich langsam zu drehen, bis er immer schneller wurde und dabei die Arme ausstreckte. Die Schneeflocken, die immer noch vom Himmel fielen, begannen allmählich sich mitzudrehen und langsam aber sicher formte sich das Ganze zu einem ziemlichen Schneegestöber, welches wie ein Tornado um Ini herumwirbelte.

Schnell lenkte BattleMan das Board quer, um zu bremsen, als er merkte, dass seine Bustergeschosse keinerlei Wirkung auf diesen Eiswirbel zeigten.

„Was ist das denn jetzt??“, fragte sich der grüne Navi selbst, als der Wirbel um Ini immer breiter wurde und sich immer mehr ausweitete.

„BattleMan, weg da!!“, schrie Gregory, doch das kam bereits viel zu spät.

Mit einem Mal zog Ini seine Arme wieder zusammen und streckte sie ebenso schnell gleich wieder aus. Mit lautem Rauschen breitete sich der Eiswirbel aus und pustete kraftvoll über die eisige Oberfläche der Plattform. Ein weißer, undurchschaubarer Wind, herrschte, wie Nebel, für einige Momente über dem Schlachtfeld.

„Hehe... Bin mal gespannt, wie du das überlebt haben willst.“, grinste Ini, als er wieder auf dem Boden landete und aufgeregt darauf wartete, dass die Sicht wieder klarer werden würde.

Doch zu seinem Erstaunen stand BattleMan ihm noch immer entschlossen gegenüber, geschützt von einer schwachen Aura, die Gregory noch rechtzeitig hatte einsetzen können, als der weiße Nebel wieder verschwunden war.

„Oh, du bist also doch noch da? Eure Operator sind ja vielleicht doch gar nicht so schlecht, wie wir dachten. Aber ewig werden sie euch auch nicht beschützen können.“

„Das werden wir ja sehen!!“, wandte Gregory direkt ein. „CustomVolt, Slot-In!! Komm, BattleMan, den machen wir jetzt fertig!“

„Ja!!“, antwortete BattleMan, nachdem sich die Aura wieder vollständig aufgelöst hatte, hielt seine Buster bereit, um das CustomVolt einsetzen zu können, gab sich ein wenig Schwung und rutschte wieder frontal auf Ini zu, welcher ihm nur selbstsicher lächelnd entgegenstürmte.

„Dir zeig ich’s! Hiyaaa!!“, brüllte der grüne Navi, als er seine Buster hervorschnellen ließ und zunächst einige normale Energieladungen auf Ini feuerte.

„Ach, mit so was brauchst du mir nicht kommen!“, rief Ini, als er sich schnell mit kräftig Schwung nach vorn katapultierte, über die Bustergeschosse hinwegsauste, seinen rechten Arm ausstreckte und seine Hand feste auf BattleMan’s Gesicht presste, als er wieder gelandet war. Und zwar direkt auf der Spitze des C-Sliders, der nun beide Navis trug und durch das Areal beförderte!

„BattleMan, nein!!“, brüllte Gregory verzweifelt, als er mit ansehen musste, wie sein Navi wehrlos nach hinten gedrückt wurde und Ini’s Hand, noch immer in das Gesicht seines Gegners gedrückt, auf einmal hell zu leuchten begann.

„SnowFlash!!“

Eine gewaltige Explosion brachte die gesamte Plattform zum Erbeben und beide Navis wurden von der Wucht des Angriffs auseinandergerissen. Mit lautem Knacken zerbrach nun auch BattleMan’s C-Slider, dessen Einzelteile in alle Richtungen geschleudert wurden, ehe er sich löschte. Rauchend prallte der grüne Navi selbst hart auf die Eisfläche, die stark beschädigt wurde und über die sich nun breite Risse zogen, an der Stelle, wo BattleMan aufgeschlagen war. Reglos rutschte der Navi noch ein Stück in Richtung des Abgrunds, blieb aber kurz davor liegen. Seine Energieanzeige war ziemlich weit gesunken...

„BattleMan?? BattleMan!!“, schluchzte Gregory mit leichten Tränen in den Augenrändern.

„Der wird wohl so bald nicht mehr aufstehen.“, sprach Ini, der wirkte, als sei nichts geschehen. Vorsichtig trat er langsam auf BattleMan zu, der bewusstlos zu sein schien. „Wir hatten euch ja von Anfang an gewarnt. Gegen uns habt ihr einfach nicht den Hauch einer Chance. Bringen wir’s zu Ende!“

Hilflos sah Gregory mit an, wie Ini seinem Navi einen Fuß auf den Kopf stellte und feste zutrat. Mit einem schrillen Klirren, zersplitterte der Boden unter BattleMan’s Kopf, welcher tief in die Eisschicht gerammt wurde. Obwohl der Kampf anfangs doch einigermaßen ausgeglichen schien, sah es nun so aus, als würden sich alle Befürchtungen bewahrheiten. Hatten BattleMan und vor allem MegaMan überhaupt noch eine Chance ihrem traurigen Schicksal zu entrinnen?
 

PolarMan saß immer noch ruhig auf seinem Thron. Es würde nur noch wenige Minuten dauern, bis der Datenkristall vollständig aufgelöst war. Und so wie es aussah würde der Kampf, der sich hier vor seinen Augen abspielte, wohl zeitgleich enden, so dass er rechtzeitig wieder zurück sein würde, um Shadow die letzte Element-Rüstung übergeben zu können.

Er empfand ein wenig Mitleid für die beiden tapferen Navis, die sich nun allmählich ihrem Ende näherten, doch er hatte sie gewarnt. Dieser Kampf war wohl wirklich entschieden und das Ende der Net-Society rückte damit auch einen weiteren Schritt näher!

PolarMan's Ambitions

Nachdem BattleMan und MegaMan endlich das Ende des Official Servers erreicht hatten, wurden sie direkt von PolarMan und seinen beiden Dienern, den Zwillings-Navis Gem und Ini, konfrontiert welche bereits dabei waren den Datenkristall vollständig zu öffnen, welcher die letzte Sicherheitsbarriere um die begehrte Aqua Armor bildete.

Während PolarMan es sich auf einem selbst geschaffenen Thron aus Eis bequem machte und weiterhin den Datenkristall dematerialisierte, hatten es MegaMan und BattleMan mit Gem und Ini zu tun bekommen. Um PolarMan aufzuhalten führte kein Weg dran vorbei, als auch seine beiden Helfer zu erledigen. Ein wilder Kampf entbrannte, bei dem beide Navi-Teams mit gleichen Chancen starteten und einen anfangs einen ziemlich ausgeglichenen und wendungsreichen Kampf führten.

Während MegaMan mit Gem schwer zu schaffen hatte, gelang es BattleMan Ini’s Angriffe immer weiter geschickt zu kontern. Doch nach einigem hin und her hatte sich das Blatt fatal zu Gunsten der Zwillinge gewendet.

Gem hatte es geschafft MegaMan über den Rand des Areals zu befördern. Unaufhaltsam stürzte der blaue Navi in die Tiefen des Official Servers, immer weiter und schneller, bis er irgendwann den Punkt erreicht haben würde, an dem sich seine Daten automatisch löschen würden. Lan konnte noch immer nicht glauben, was geschehen war und er konnte nur noch beten, dass es ihm gelingen würde, seinen Navi aus dieser ausweglosen Situation irgendwie wieder herauszubekommen.

Unterdessen hatte auch Ini die Oberhand über BattleMan gewonnen. Mit einem geschickten Manöver und ein er kraftvollen Attacke gelang es dem Eis-Navi BattleMan außer Gefecht zu setzen. Völlig hilflos lag Gregory’s kleiner Navi nun ohne Bewusstsein zu Füßen seines Gegners. Auch Gregory musste sich schnell etwas einfallen lassen, wenn er seinen Navi noch irgendwie retten wollte.

Somit war das eingetreten, womit alle von vornherein gerechnet hatten. Dieser Kampf schien unmöglich zu gewinnen zu sein und auch PolarMan war sich mittlerweile absolut sicher, dass die Sieger feststanden. Während sich in seiner Hand die letzten Datenteilchen des Kristalls auflösten, beobachtete er mit Spannung das Ende dieses brutalen Gefechts...
 

Reglos und noch immer, von Ini’s Attacke, leicht qualmend, lag BattleMan auf dem, unter ihm zersplitterten, Eisboden. Vorsichtig hob Ini seinen Fuß wieder an, nachdem er ihn gewaltsam auf BattleMan’s Kopf getreten hatte, wodurch dieser tief in die dicke Eisschicht gedrückt worden war. Laut lachend betrachtete der Eis-Navi den jämmerlichen Anblick seines bewusstlosen Gegners. Gregory hingegen lief eine Träne nach der anderen die Wangen hinunter. Er biss sich feste auf die Unterlippe. Nicht um seine Wut zu unterdrücken, sondern weil er einfach nicht weinen wollte vor den Augen seines Idols. Ab und zu wandte er einen kurzen Blick zu Lan rüber, dessen Navi sich in einer noch gefährlicheren Situation befand. Doch Lan schrie weder vor Wut, noch zeigte er einen Hauch von Trauer. Er schien völlig gelassen und konzentriert und machte sich vermutlich Gedanken darüber, wie er seinem MegaMan zur Hilfe kommen konnte. Dies war eine weitere Eigenschaft, die Gregory an Lan bewunderte. Wenn er doch auch nur so stark sein würde... Obwohl beide im gleichen Alter waren wirkte Lan irgendwie völlig erwachsen, während Gregory wie eine kleine Heulsuse aussehen musste. Zumindest fühlte Gregory sich so. Aber er konnte nichts dafür. Der Anblick seines Navis, welcher fast leblos da lag, ließ ihm nur noch mehr Tränen in die Augen schießen. Was sollte er nur tun? Er hatte keine Ahnung mehr. Er konnte sich nicht mehr konzentrieren. Er war schwach... am liebsten hätte er einfach aufgegeben... aber das durfte er nicht. Er musste sich jetzt endlich zusammenreißen! Irgendwie...

„Haha! Ja ja, so erhält jeder das, was er verdient.“, grinste Ini, der langsam im Kreis herum um BattleMan schlenderte. „Ich muss zugeben, dass du einige gute Tricks auf Lager hattest, aber gegen einen so coolen Typen wie mich, bist du nur heiße Luft. Wie dumm! Wie konntet ihr euch nur einbilden ihr könntet es mit uns, geschweige denn dem Commander aufnehmen? Ihr wusstet genau, wozu wir in der Lage sind und habt doch kämpfen wollen. Ich wüsste zu gern, was euch motiviert hat. Wieso vertraust du diesem Menschen einfach so blind? Du führst seine Befehle aus und ziehst für ihn in den Kampf. Du opferst dich für ihn. Was versprichst du dir davon? Was gibt dir dieser Junge, dass es sich lohnt für ihn zu kämpfen?“, fuhr Ini fort und beugte sich langsam zu BattleMan runter, welcher sich allmählich wieder zu regen begann. „Du könntest frei sein und tun, was du willst. Dein eigener Herr sein, deine eigenen Befehle erteilen. Siehst du denn nicht, dass wir Navis für die Menschen nur Werkzeuge sind? Sie benutzen uns für alles mögliche, nur damit ihnen das Leben erleichtert wird. Wir müssen allerlei Aufgaben für sie erfüllen, wir müssen unsere Leben für sie riskieren, Arbeiten für sie erledigen... Was ist es, das dir an solch einem Leben gefällt? Sag es mir...“

Angestrengt begann BattleMan zu husten und kniff die Augen zusammen. Sein gesamter Körper tat an jeder einzelnen Stelle weh. Unter sich spürte er das kalte, brüchige Eis. Kleine Schneeflocken begannen sich auf seiner Brustpanzerung zu winzigen Häufchen anzusammeln. Noch immer schneite es unaufhörlich.

„Los, antworte mir.“, wiederholte Ini, griff dabei nach BattleMan’s Hals und hob den grünen Navi gewaltsam an.

„Lass ihn in Ruhe!“, schluchzte Gregory, der nicht mit ansehen konnte, wie sein Navi leiden musste.

„Du hältst dich da mal ganz raus, verstanden?“, entgegnete Ini wütend. „Du hast nicht das Recht dich hier einzumischen.“

„Nicht das Recht??“, fragte Gregory. „BattleMan ist mein Navi! Er ist mein Freund! Ich werde-“, doch Ini ließ ihn nicht zu Ende sprechen.

„Dein Freund? Das ich nicht lache! Du hast doch gar nichts für deinen Navi getan. Und selbst jetzt, wo er sich vor Schmerzen windet, tust du noch immer nichts. Und da bezeichnest du ihn als deinen Freund?“, sprach Ini spöttisch und wandte sich dann wieder BattleMan zu. „Da hast du’s... Er bezeichnet sich als deinen Freund, ist aber nicht bereit dir zu helfen. Nenn mir nur einen guten Grund, wieso dieser Mensch es wert ist für ihn zu kämpfen.“

„Das ist nicht wahr!!“, wandte Gregory sofort wieder ein, den Tränen näher als zuvor. „BattleMan, du weißt, dass das nicht stimmt! Bitte hör nicht auf ihn!“

„Halt endlich deine Klappe!“, brüllte Ini los und mit einem Male verstummte Gregory vollkommen. „Na bitte... und jetzt wollen wir doch mal wissen, was dein Navi zu all dem sagt. Also, was ist?“

Mit einem kräftigen Ruck hob Ini BattleMan noch weiter an, immer noch seinen Hals fest umgriffen. Leises Stöhnen war von dem grünen Kampf-Net-Navi zu vernehmen. Langsam öffnete er die Augen. Alles schien sich zu drehen und verschwommen zu sein, aber er konnte dennoch Ini’s bösartiges Gesicht erkennen.

„Ich gebe zu... du hast... du hast Recht... mit dem... was du sagst...“, sprach BattleMan endlich, was ihn aber sehr viel Kraft kostete. „Alles, was du... gesagt hast... ist wahr... aber dennoch...“

Nervös und ungeduldig auf BattleMan’s Antwort und auch ein wenig ängstlich davor, wie sie ausfallen würde, betrachtete Gregory seinen PET-Screen angestrengt, ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln.

Auch Ini konnte die Antwort kaum erwarten und lockerte etwas seinen Griff.

„Menschen sind... etwas besonderes... du weißt ja nicht mal wirklich... wovon du... da überhaupt redest... es mag zwar wahr sein... was du sagst... nur gilt das eben nicht... für alle Menschen.“

„Tut es das nicht?“, fragte Ini ironisch lächelnd.

„Nein... es gibt Menschen... die es wert sind... für sie zu kämpfen... und einer dieser Menschen... ist Gregory... er ist mein Operator... ich bin sein Navi... Ich kenne in seit er noch ganz klein war... wir haben viel erlebt... ich kann mich immer auf ihn verlassen... auch jetzt... bin ich mir sicher... dass er mir hilft...“

„Dir helfen? Ich kann dich mit einer einzigen Bewegung löschen und dein Operator hat noch nicht mal den Versuch gewagt etwas zu unternehmen, obwohl er sieht in was für einer Situation du dich befindest! Bist du so blauäugig, dass du es nicht verstehst??“, fragte Ini ungläubig.

„Nein... Gregory und ich sind Freunde... auch wenn er nichts unternimmt... so weiß ich doch... dass er sich Sorgen um mich macht... und an mich glaubt... so wie ich an ihn glaube... er ist wie ein Bruder für mich... ein kleiner, ängstlicher Bruder... den ich um alles in der Welt beschützen will!“, sprach BattleMan so laut und kräftig, wie er es noch konnte, ehe er wieder das Bewusstsein verlor und zurück auf den Eisboden fiel.

„BattleMan...“, murmelte Gregory, erstaunt über die Worte seines Navis. Er hatte nicht damit gerechnet so was zu hören. Plötzlich merkte er, wie die Tränen aus seinen Augen verschwanden. Mehrmals ließ er sich die Worte seines Navis noch mal durch den Kopf schießen. ’Wie ein Bruder...’. Es war schon seltsam, aber plötzlich fühlte sich Gregory nicht mehr so ängstlich und schwach, wie noch vor wenigen Minuten. Jetzt verstand er endlich was zu tun war. Bisher war BattleMan immer für ihn da gewesen und hatte ihn stets beschützt. Nun war es an der Zeit, dass Gregory ihn beschützen würde!

„So was lächerliches... Ich hab dir wohl doch zu kräftig eine gepfeffert. Hör sich nur einer diesen Müll an! Mensch und Navi... wie Brüder... Ha! Das ist das wohl abstoßendste und dümmste, was ich je gehört habe. Ich versteh dich nicht, aber gut... wie du nun mal meinst. Ein Navi wie du hat es eh nicht verdient zu existieren.“, grummelte Ini, holte erneut mit seinem Fuß aus und trat ein weiteres Mal feste zu, direkt auf BattleMan’s Brustkorb.

Wieder versank der grüne Navi einige Zentimeter im dicken Eisboden.

„Na warte, jetzt reicht es!“, schrie Gregory auf einmal los und zog damit gleich Ini’s Aufmerksamkeit auf sich, welcher völlig überrascht aus der Wäsche guckte. „Es ist genug! Ich werde dir beweisen, dass ich BattleMan’s Opfer wert bin. Du wirst dir noch wünschen uns nie herausgefordert zu haben!!“

„Oho... Die kleine Heulsuse will wohl langsam ernst machen, was? Na gut, wie du magst...“
 

Währenddessen fiel MegaMan noch immer den tiefen, schwarzen Abgrund hinunter. Über sich konnte er die große, vereiste Plattform sehen, die allmählich immer kleiner wurde und sich immer schneller von ihm entfernte. Über den Rand der Plattform schaute Gem lachend herab und beobachtete seinen blauen Gegner beim Fallen.

„Hahahahahaha!! Das hast du davon! Du hattest hautnah miterlebt, wie gewaltig meine Kraft ist und wolltest mich doch herausfordern. Du verdammter Narr, das hast du nun davon! Lord Shadow wird überaus zufrieden mit mir sein. Er hätte mich bereits von Anfang an eingreifen lassen sollen, dann hättest du uns gar nicht erst all diese Probleme bereiten können. Aber was soll’s? Besser spät, als nie!“, rief Gem MegaMan hinterher und schaute noch einige Augenblicke zu, doch irgendwann war der blaue Navi bereits so tief gefallen, dass er vollkommen außer Sichtweite geraten war und von der Dunkelheit verschluckt wurde.

Siegessicher wandte sich Gem ab und schlenderte über den eisigen Boden, seinem Bruder entgegen, um auch den anderen Navi zu erledigen.

Noch immer starrte Lan auf sein PET. Er konnte einfach nicht glauben, dass so etwas passieren konnte. Aber dieser Gem würde sich noch wundern! So einfach würde er nicht aufgeben. Er hatte zwar nicht die geringste Ahnung, ob es funktionieren würde, oder ob es bereits zu spät war, aber es war die einzige Möglichkeit MegaMan noch irgendwie zu retten.

„Bitte, Mega... enttäusch mich nicht. Ich weiß, dass du es schaffst.“, murmelte Lan, als er den Chip, den er schon vorher herausgeholt hatte, endlich in den Slot seines PETs steckte. „Slot-In!“

Auf einmal war alles um MegaMan herum vollkommen schwarz. Wie tief er wohl schon gefallen war? Jedenfalls war die Plattform mittlerweile so weit entfernt, dass er sie nicht mehr sehen konnte. War das sein Ende? Würde er jetzt wirklich für immer verschwinden? Ohne sich noch ein letztes Mal von Lan verabschieden zu können... Oder war das alles nur ein Traum? Jedenfalls wirkte es so seltsam. So still und verschwommen. Er versuchte nach Lan zu rufen, doch er brachte keinen Ton hervor. Er hatte seinen Operator in ganzer Linie enttäuscht. Und nicht nur ihn, sondern auch alle anderen... alle, die nun aufgrund seines Versagens durch Shadow leiden würden! Doch bevor er noch tiefere Gedanken hegen konnte, über sein Versagen und dass er die anderen im Stich gelassen hatte, kam es ihm vor, als hörte er mit einem Male eine leise, aber vertraute Stimme. Verwundert betrachtete der blaue Navi seinen Körper, der grünlich zu leuchten begann. Was war denn jetzt los?
 

Wieder in einer etwas gelangweilten Haltung beobachtete PolarMan, wie Gem auf ihn zugeschritten kam. Ini war noch immer damit beschäftig BattleMan zu treten und zu quälen. Scheinbar schien er dies wirklich zu genießen. Unter PolarMan’s linker Hand lösten sich nun die letzten kleinen Datenteilchen auf. Mittlerweile war ein winziger, spiralförmiger Datenstrang zum Vorschein gekommen. Dies mussten die Installationsdateien der Armor sein! Sobald der Datenkristall vollständig verschwunden sein würde, könnte PolarMan die Dateien runterladen und sie endlich Shadow zukommen lassen. Und nicht nur das, er würde Shadow sogar gleich noch eine erfreuliche Botschaft mitteilen können. Und zwar dass nicht nur ProtoMan, sondern auch endlich dieser verdammte MegaMan, der schon genug Probleme gemacht hatte, gelöscht wäre. Und dann würde endlich ein neues Zeitalter anbrechen. Eines in dem die Menschen anders über Navis denken würden!

„Commander?“, fragte Gem, als er sich vorsichtig näherte und vor dem Eis-Thron kniete.

„Ja?“, fragte PolarMan, als wäre er grade aus einem Schlaf erwacht.

„Ini sagt er würde diesen schwächlichen Navi gleich erledigt haben.“

„Und?“

„Na ja, ich dachte, da auch ich meine Aufgabe erfüllt habe... ob wir da noch benötigt werden würden, oder uns vorerst zurückziehen können?“

„Wenn ihr eure Aufgaben erfüllt habt, könnt ihr euch ruhig zurück zur Basis begeben.“, antwortete PolarMan ruhig.

„Also darf ich gehen?“, fragte Gem noch mal nach.

„Nein, noch nicht.“

„Was, wieso?“, fragte Gem und schaute dabei verwirrt auf.

„Weil du deine Aufgabe noch nicht erfüllt hast.“

„Huh?“, stutzte Gem, der nun nicht wirklich verstand, worauf PolarMan hinaus wollte.

„Na deine Aufgabe. Sieh doch mal da drüben. Ich glaube ihr solltet endlich lernen eure Gegner nicht zu unterschätzen.“, sprach PolarMan und deutete dabei auf die Stelle, an der Gem MegaMan über den Plattformrand getreten hatte, wo nun ein helles, grünliches Licht leuchtete.

„Was zum Teufel...? Das kann nicht sein!!“, fluchte Gem, erhob sich blitzschnell und rannte sofort zurück zur Arealbegrenzung, um nachzusehen, was dort los war.

„Tst...“, seufzte PolarMan, der sich nun wieder etwas interessiert vorbeugte. „Nicht zu glauben. Sie stecken wirklich voller Überraschungen. Jetzt verstehe ich so einiges...“
 

Noch immer trat Ini wie wild gegen den kraftlosen Körper BattleMan’s, den er von einer Stelle zur anderen schleuderte. Er versuchte diesen Spaß noch so lange wie möglich hinaus zu zögern, vor allem, da er merkte, wie sauer Gregory deswegen wurde.

„Na, Kleiner? Ich dachte du wolltest deinem Navi helfen, was ist denn nun? Oder soll ich ihn lieber gleich löschen? Hahahahaha!!“, lachte der Eis-Navi, als er wieder mit aller Kraft gegen BattleMan’s Kopf trat.

„Na warte... jetzt reicht es wirklich, du hast es so gewollt!“, antwortete Gregory wütend und schnappte sich eine kleine, metallische Schatulle aus seiner Hosentasche. Innen drin befanden sich jede Menge Battle Chips, viele davon waren noch nie im Einsatz gewesen. „Ich werde euch allen beweisen, dass ich auch ein hervorragender Operator bin! Mal sehen, was haben wir denn hier... ah, genau, ich weiß was ich mache! Mach dich auf die volle Ladung gefasst, hier kommt mein erster Chip!“, rief er und schnappte sich schnell einen der Chips aus der Schatulle und rammte ihn ins PET. „Invisible, Slot-In!!“

Mit einem Male wurde BattleMan’s Körper komplett durchsichtig und als Ini ein weiteres Mal versuchte den Navi schwungvoll zu treten, zischte sein Fuß durch die durchsichtige Silhouette BattleMan’s hindurch und vollkommen überrascht darüber, landete Ini mit einem Ruck unsanft auf seinem Rücken. Ein leises Knacken war zu vernehmen, als das Eis unter ihm zerbrach.

„Autsch!“, stöhnte der Eis-Navi, der erst mal einige Momente benötigte, um zu verstehen, was grade geschehen war.

Während Ini nun vorerst außer Gefecht gesetzt war, nutzte Gregory dies gleich, um einen weiteren Battle Chip runterzuladen.

„Recover, Slot-In!!“

Kaum war der Chip runtergeladen und BattleMan wieder sichtbar geworden, regenerierten sich auf einen Schlag all seine Kraftreserven. Ein wenig verwirrt richtete der grüne Navi sich langsam wieder auf und rieb sich an seinem Helm und putzte den Schnee von seinem Oberkörper.

„BattleMan!!“, rief Gregory erleichtert auf. „Bist du okay? Alles in Ordnung??“

„Ja... ich fühl mich wieder fantastisch. Abgesehen davon, dass ich unheimliches Kopfweh hab...“, antwortete der kleine Navi, der sich erst mal einen Überblick über die momentane Situation verschaffen musste. Als er aber Ini zappelnd am Boden liegen sah, war ihm schnell klar, was geschehen war.

„Man, bin ich froh, dass mit dir alles in Ordnung ist! Tut mir echt leid, dass ich nicht vorher etwas unternommen habe... bitte sei mir nicht böse...“, flehte Gregory mit trauriger, schuldbewusster Miene.

„Ach, ich bin dir doch nicht böse!“, wandte BattleMan direkt lachend ein. „Ich kenn dich jetzt schon so lange, ich weiß doch wie unsicher du manchmal bist... aber ich habe auch gewusst, dass ich mich auf dich verlassen kann und du mir helfen wirst. Daran habe ich keine Sekunde lang gezweifelt.“

„Danke, BattleMan.“, antwortete Gregory, erleichtert darüber, dass alles in Ordnung zu sein schien. „Und ich verspreche dir, dass du dich ab jetzt auch darauf verlassen kannst, dass ich wirklich immer für dich da sein werde und nicht mehr zögern, sondern sofort handeln werde! Ich will kein ängstlicher Feigling mehr sein! Lass uns Lan und MegaMan zeigen, dass wir genauso tapfer und stark sind, wie sie!“

„Ja... und zwar gleich hier und jetzt.“, antwortete BattleMan, als er beobachtete, wie Ini sich vor ihm langsam wieder aufrichtete und ihn voller Zorn anstarrte. „Erledigen wir diesen Eis-Trottel endlich!“

„Ihr... IHR!! Ihr wollt mich erledigen?? Vergesst es, ich erledige euch!! Jetzt ist Schluss mit lustig! Ich war bereits nachsichtig genug, aber jetzt bekommt ihr meine volle Power zu spüren! Macht euch auf den kältesten Schneesturm gefasst, den ihr je erlebt habt!!“, brüllte Ini, der nun völlig in Rage geraten war und sicherlich keine Sekunde mehr zögern würde, seinen Gegner platt zu machen.

„Rede du nur... in den nächsten paar Sekunden wird sich ja herausstellen, wer wen platt macht!“, entgegnete BattleMan, was Ini nur noch wütender machte.

Alles war bereit für die letzte, alles entscheidende Runde in diesem erbarmungslosen Kampf.
 

Hektisch rannte Gem zum Plattformrand, genau zu der Stelle, wo er vorher noch gestanden hatte, um MegaMan beim Fallen zu beobachten. Ein strahlendhelles, grünes Licht leuchtete von irgendwo unterhalb der riesigen Plattform auf und warf seine Strahlen bis hoch in die Luft. Selbst die Schneeflocken, welche von diesem merkwürdigen Licht angestrahlt wurden, wirkten wie in grünliche Farbe getaucht.

„Was verdammt noch mal ist denn das??“, grummelte Gem, als er dem Rand immer näher kam und schließlich dicht davor stehen blieb. Er zögerte einen Moment, beugte sich dann aber nach vorn, um zu sehen, woher das Licht kam.

Doch genau in dem Moment, als er fast vollständig nach vorn gebeugt war, traf eine Faust mit solcher Wucht direkt in sein Gesicht, dass der Eis-Navi im hohen Bogen weggeschleudert wurde und dabei mehrere, nicht gewollte, Rollen vollführte, ehe er wieder auf dem Boden aufschlug.

„Yeah! Du hast es geschafft, Mega! Du hast es wirklich geschafft!!“, jubelte Lan lautstark und konnte es noch immer nicht glauben.

Die Idee, die der junge Operator sich ausgedacht hatte, hatte wirklich funktioniert und das, obwohl MegaMan so gut wie verloren war. Vermutlich hatten sie auch noch eine Menge Glück gehabt, aber die Hauptsache war, dass es MegaMan gut ging und er zurück im Geschehen war!

Ein paar Loopings fliegend zischte der nun nicht mehr blaue, sondern grünliche Navi durch die Luft und blieb schließlich einige Meter vor Gem, in der Luft schwebend, stehen.

Auf MegaMan’s Rücken befanden sich nun schnell schlagende, insektenartige Flügel, geschützt von einer starken, schwarzen Panzerung. Sein Helm war nach hinten hin etwas länger gezogen und in Stirnhöhe schaute ein großes, langes Horn heraus. Lan hatte im letzten Augenblick, bevor MegaMan das Zeitliche segnen konnte, die BeetleSoul aktiviert, die seinem Navi Flügel beschert hatte, womit er ohne Probleme wieder hinauffliegen konnte.

„So, damit sollte nun auch der rutschige Eisboden kein Problem mehr für uns darstellen, nicht, Mega?“, fragte Lan, der ziemlich stolz auf seine Leistung war.

„Yup, jetzt sieht das Ganze doch schon vollkommen anders aus. Und danke nochmals, Lan. Es war wirklich knapp und ich hatte nicht mehr damit gerechnet noch mal ein Wort mit dir wechseln zu können, aber du hast es wirklich geschafft mich zu retten.“, antwortete MegaMan, ebenfalls beeindruckt von Lan’s Leistung.

„Ach, kein Problem. Danken kannst du mir hinterher noch genug. Lass uns jetzt lieber diesen Kampf endlich zu Ende bringen!“

„Ja, du hast Recht. Dann wollen wir mal.“, stimmte MegaMan zu und summend flog er ein Stück näher an Gem heran, welcher sich mühevoll wieder aufrichtete.

„Oh, das werdet ihr mir teuer bezahlen!“, sprach Gem, voller Wut und fast kaum zu verstehen, da er die Hände über sein schmerzendes Gesicht gelegt hatte. „Du magst zwar noch immer nicht gelöscht sein, aber das können wir schnell ändern. Dieses Mal mach ich dich fertig!! IcicleStorm!!“

Laut schreiend breitete Gem seine Arme auseinander. Ein blauer Lichtkegel umgab ihn mit einem Mal und während MegaMan plötzlich ein starker, eisiger Wind entgegenpfiff, begannen sich langsam winzige, eiszapfenartige Speere vor Gem’s Körper zu bilden.

„Damit wirst du uns auch nichts anhaben können. Barrier, Slot-In! Los, verpass ihm die volle Ladung!”, sprach Lan, als er schnell einen Chip runterlud.

„Wird gemacht!“, bestätigte der Insekten-Navi, nun von einer blauen Barriere umgeben.

Und schlagartig schoss MegaMan, wie ein Blitz, direkt auf Gem zu. Erst überrascht über dieses Manöver stutzte Gem ein wenig, aber wenn dieser Trottel in sein Verderben geradezu reinstürmen wollte, so sollte es ihm recht sein.

„Du Vollidiot! Denkst du wirklich, du könntest dem hier mit einer Barrier entkommen? Vergiss es!!“, rief der Eis-Navi und in dem Moment, als er die Arme nach vorne schlug begannen hunderte, kleine Eiszapfen MegaMan direkt entgegenzuschießen.

Doch MegaMan wandte seine Flugbahn nicht um, sondern hielt weiterhin auf Gem zu, der bereits siegessicher lachte. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit zischte MegaMan jedoch ohne Probleme an den vielen, kleinen Eisgeschossen vorbei. Mit geschickten Drehungen sauste er direkt durch den dichten Hagel an Geschossen, zerschlug unterwegs einige selbst und wenn doch welche durchkamen, zerschellten sie an seiner Barriere, die dadurch allerdings mit jedem Treffer an Kraft verlor.

„D-Das ist unmöglich!“, stotterte Gem mit weit aufgerissenen Augen, als er sah, wie MegaMan immer näher kam und doch tatsächlich dem Angriff ausweichen konnte. „Nein, du wirst mich nicht kriegen!“, fasste sich Gem aber schnell wieder, streckte seine Arme erneut aus und begann jede Menge, blauer Energiekugeln auf seinen näherkommenden Gegner zu schleudern. „IceBall!!“

Doch auch diesem Angriff konnte MegaMan mit Leichtigkeit ausweichen. Die BeetleSoul machte ihn einfach viel zu wendig und schnell genug, als dass solche Angriffe ihn erwischen könnten. Es dauerte auch nur wenige Sekunden und ehe Gem merkte, was los war, schwebte MegaMan bereits direkt über seinem Kopf. Fassungslos blickte der Eis-Navi nach oben und konnte das einfach nicht glauben. Doch bevor er einen weiteren Angriff starten konnte, hatte MegaMan bereits seinen Buster aktiviert.

„So, und jetzt probier mal das hier! BeetleCannon!“, schrie der käferähnliche Navi, als er jede Menge, winzige Projektile, die wie kleine Käfer aussahen, auf seinen Gegner feuerte.

Hektisch blickte Gem hin und her, als die kleinen Geschosse auf seinen Körper trafen und dort eine seltsame, klebrige Masse hinterließen, statt ihm ernsthaften Schaden zuzufügen.

„Was soll das denn für ein ekliges Zeug sein?? Das soll mich nicht wirklich besiegen, oder?“

„Nene, das nicht.“, grinste MegaMan, als er ein Stück zurück flog und einige Meter vor Gem über dem Eisboden schweben blieb.

„Und was dann? Das ist doch wirklich lächerlich! Dieses... dieses... was zum...“, doch nun erst merkte Gem, was für eine Wirkung dieses seltsame Zeug hatte, womit er von oben bis unten beträufelt war. Seine Füße waren durch das Zeug fest an den Boden geklebt, seine Arme und der restliche Körper waren auch so stark damit zugeklebt, dass er sich kaum mehr bewegen konnte. „Buah, ist das widerlich...“

„Tja, ich denke es ist dann wohl langsam an der Zeit auf Wiedersehen zu sagen. Du warst wirklich ein starker Gegner, aber wir sind auch nicht ohne... du hättest uns eben nicht unterschätzen dürfen.“, sprach Lan, als er seinem Navi das Signal zum letzten Angriff gab.

Fragend und verdutzt schaute Gem wieder auf und blickte seinem Gegenüber direkt in die Augen. Er hatte keine Ahnung, was jetzt kommen würde, doch als er es schließlich merkte, zappelte er verzweifelt hin und her, um sich irgendwie loszureißen oder von der Stelle zu bewegen. Doch es hatte bereits keinen Sinn mehr. Mit einem irren Tempo flog MegaMan wieder los und sauste mit Karacho auf den verklebten Eis-Navi zu.

„BeetleDash!!!“

Mit einem lauten, metallischen Knacken bohrte sich das Horn auf MegaMan’s Helm direkt durch Gem’s Brustkorb, begleitet von einem lauten Summen, als MegaMan mit aller Kraft gegen den Eis-Navi rammte. In wenigen Sekunden des Schmerzes riss Gem die Augen weit auf und setzte zu einem Schrei an, einem, den er jedoch nicht mehr ausführen konnte. Ebenso schnell, wie MegaMan ihn gerammt hatte, schoss Gem’s, sich in Datenteilchen auflösender Körper, weit hoch in die Luft und wurde sogar meterweit über den Plattformrand geschleudert. Noch im Fall löste er sich vollständig auf. Einer der Zwillinge war somit besiegt. Erleichtert landete MegaMan sicher auf dem eisigen Boden, als auch kurze Zeit später die Wirkung der BeetleSoul nachließ und er seine ursprüngliche Gestalt zurückerlangte.

„Wow, den hast du ja bis ins nächste Netzwerk katapultiert! Super gemacht, Mega! Einfach spitze, ich wusste doch, wir können ihn schlagen!“, rief Lan vor Freude und konnte sich kaum mehr halten, so glücklich war er.

„Ja, aber das ist alles auch nur dir zu verdanken. Wir sind einfach ein megastarkes Team!“, zwinkerte der blaue Navi seinem Operator zu, ehe er erst mal kurz verschnaufen musste. „Und jetzt sollten wir zusehen, dass wir irgendwie Gregory und BattleMan helfen...“
 

Während MegaMan und Lan ihren Kampf schließlich siegreich überstanden hatten, kämpften BattleMan und Ini immer noch erbarmungslos weiter. Mit einer breiten, gigantischen Schwertklinge aus Eis, versuchte Ini BattleMan in Stücke zu schlagen, doch der kleine, flinke Navi wich jedem Schlag durch geschickte Bewegungen aus.

„Jetzt bist du fällig!!“, brüllte Ini, als er die Klinge mit beiden Händen packte, sie hinter seinen Rücken führte und einen vertikalen Schlag ausführte, um BattleMan genau in der Mitte zu halbieren. Doch durch einen schnellen Sprung zur Seite konnte der grüne Navi auch diesem Versuch entrinnen und so schlug die Eisklinge mit lautem Scheppern auf den Boden, wo sie sich so tief hineinbohrte, dass sie stecken blieb. Einige Male versuchte Ini das Schwert wieder herauszuziehen, doch es war vergebens. Also ging er schnell wieder dazu über Energiekugeln zu werfen, ehe BattleMan einen Angriff starten konnte.

„Los, BattleMan! Jetzt zeig ihm mal, was du alles kannst! Wir nehmen den HyperBurst!“, wies Gregory seinen Navi an, während er selbst alles für die Attacke vorbereitete.

„Alles klar!“, antwortete BattleMan, während er mit seinen Bustern versuchte die auf ihn zufliegenden Energiekugeln zu neutralisieren.

„Ihr werdet zu gar nichts mehr kommen, das hier ist dein gottverdammtes Ende! Nimm das! IceRazor!!“, rief Ini, als er noch schnell ein paar weitere IceBalls warf und im Anschluss schnell die Hände zusammenschlug, um sie gleich wieder auseinander zu ziehen. Ein kleiner Schneewirbel bildete sich vor seinem Körper, der sich auch in nur wenigen Sekunden zu einer großen, schneidenden Diskusscheibe aus Eis formte. Mit einem lauten Schrei schleuderte der Eis-Navi diese auch gleich auf seinen Gegner. „Hyaaaaa!!“

„Du lässt dir auch nichts Neues mehr einfallen.“, seufzte BattleMan und rannte dem Diskus direkt entgegen.

Mit einer schnellen Rolle über den Boden, rutschte der grüne Navi unter dem Eisdiskus hindurch ohne berührt zu werden, wenn auch knapp, und schlitterte auf dem Bauch weiter geradeaus auf Ini zu, welcher ihm stutzend zuschaute. Doch bevor BattleMan unter Ini’s Beinen hindurchzischen konnte, rammte er kraftvoll seine beiden Buster in den eisigen Boden, der darauf hin klirrend zerschepperte, schwang seine Beine im Bogen nach vorn rüber, richtete sich mit den Arme zu einem Handstand auf und umklammerte Ini’s Kopf schnell mit seinen Füßen, bevor der Eis-Navi irgend etwas unternehmen konnte.

„Was soll das werden, wenn’s fertig ist?“, fragte Ini spöttisch.

Doch statt eine Antwort zu geben, wirbelte BattleMan, noch immer im Handstand, seine Beine herum und schleuderte so Ini direkt nach oben, geradlinig in die Luft. Mit einem eleganten Radschlag brachte der kleine Navi sich schließlich wieder auf die Beine.

„Na warte, nimm das!!“, brüllte Ini, der immer weiter nach oben flog und begann wieder damit Energiekugeln auf seinen Kontrahenten zu werfen, bevor er allmählich den höchsten Punkt erreicht hatte und nun langsam wieder nach unten stürzte.

„Gut gemacht, dann wollen wir ihm mal den Gnadenstoß verpassen!“, sprach Gregory und hatte bereits alles fertig gemacht für den nächsten Angriff. Los, HyperBurst!“

Und auf den befehl seines Operators hin, richtete BattleMan seine beiden Buster direkt nach oben, auf den fallenden Ini, kümmerte sich nicht weiter um die näherkommenden Energiekugeln und feuerte einen gewaltigen, hell leuchtenden Energiestrahl ab, der das gesamte Areal mit einem ohrendröhnenden Rauschen erfüllte. Sämtliche IceBalls lösten sich noch im Flug wieder auf, als sie vom HyperBurst erfasst wurden und sprachlos vor Staunen konnte Ini nur zusehen, wie er direkt in die Energieattacke hineinfiel und im wahrsten Sinne des Wortes zerstäubt wurde. Somit hatte auch BattleMan seinen Kampf am Ende heil überstanden.
 

„Genial, BattleMan!!“, lobte Gregory seinen Navi, wieder den Tränen nah, allerdings waren es dieses Mal Freudentränen. „Wir haben ihn tatsächlich besiegt, wir haben es wirklich geschafft! Wir sind ein super Team, wir sind genauso stark wie Lan und MegaMan, wir sind unbesiegbar! Du bist der Beste, der Größte, wir haben es geschafft!!!“, begann Gregory langsam vor Freude durchzudrehen, hüpfte wild hin und her und warf sich schließlich dem total verdutzten Lan in die Arme.

Etwas verlegen über das Verhalten seines Operators, trat BattleMan näher auf MegaMan zu, welcher ihm schon entgegenkam.

„Ihr habt es also auch geschafft?“, fragte MegaMan positiv überrascht. „Nicht schlecht.“

„Danke, ich hatte selbst nicht damit gerechnet es zu schaffen, aber dank Gregory war ich trotzdem in der Lage diesen Gegner zu erledigen, der anfangs so viel stärker schien.“

„Ja, gut gemacht.“, sagte Lan unsicher, als er sachte versuchte Gregory irgendwie wieder von sich zu drücken, doch der aufgeregte Junge war so aus dem Häuschen, dass er gar nicht mehr loslassen wollte, bis er realisierte, was er da eigentlich tat.

„Oh, sorry Lan! Tut mir leid! Nicht böse sein, ich wollte nicht... das war... ich wollte nur...“

„Ist doch kein Problem.“, schnitt Lan Gregory schnell das Wort ab, bevor dieser sich nochmals entschuldigen konnte.

„O-Okay, wie du meinst... du hast es auch geschafft, oder? Ich hab gesehen, wie du MegaMan gerettet hast, obwohl er schon so gut wie verloren war und dann wie du diesen Gem geplättet hast, das war so genial!“, geriet Gregory schon wieder langsam ins Schwärmen über die Taten seines nun noch höher angesehenen Helden.

„Hehe... vielen Dank.“, antwortete Lan, wieder mal sehr verlegen über diese vielen Komplimente. „Aber die Ehre gebührt uns beiden und natürlich auch unseren Navis, die für uns gekämpft haben. Wir haben es alle gemeinsam geschafft.“

„Ja, stimmt! MegaMan war auch echt toll!“, stimmte Gregory schnell zu. „Und BattleMan, du natürlich auch!!“, fügte er noch hinzu, aus Angst, sein Navi könnte sich vernachlässigt oder übergangen fühlen. „Boah, wenn ich all das meinen Schulfreunden erzähle und meinem Dad! Die werden total neidisch sein! Ich hab wirklich zusammen mit Lan Hikari an der Seite gegen solch superstarke Gegner gekämpft und gewonnen!“

„Ja, die werden sicher Augen machen, aber du vergisst, dass es noch nicht vorbei ist.“, wandte Lan jedoch mit etwas ernster Miene ein und blickte zurück auf sein PET.

Auch Gregory fasste sich schnell wieder und beruhigte sich. Auch er schaute zurück auf seinen PET-Screen. Der wahre Kampf stand ihnen noch immer bevor.
 

Nachdem die beiden Navis sich wieder einigermaßen erholt hatten, traten sie gemeinsam PolarMan entgegen, welcher noch immer auf seinen Thron saß und die beiden aufmerksam beobachtet hatte. Der Datenkristall unter seiner linken Hand war inzwischen vollkommen verschwunden und ein einziger, kleiner Datenstrang wirbelte auf seiner geöffneten Handfläche herum. Es war der Inhalt des Kristalls. Die Installationsdateien der Aqua Armor!

Vorsichtig erhob sich PolarMan, während er den Datenstrang weiterhin auf seiner Hand herumwirbeln ließ. Zufrieden betrachtete er seinen erworbenen Schatz, ehe er sich MegaMan und BattleMan zuwandte.

„Ich bin beeindruckt. Ihr habt es tatsächlich geschafft meine beiden Offiziere zu besiegen. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, aber ich sehe euch diese Tat hoch an. Ich denke ich bin dann wohl der nächste, den ihr umbringen wollt? Weil ich etwas habe, was ihr unter allen Umständen zurückhaben wollt?“, fragte PolarMan ruhig, während er wieder den Datenstrang begutachtete.

„Wollen ist wohl etwas zu viel gesagt. Wir haben ja keine andere Wahl. Aber wir müssen alles tun, um die Aqua Armor zu beschützen und Shadow’s Pläne zu vereiteln! Und wenn es keinen anderen Weg gibt, werden wir dich halt erledigen müssen.“, antwortete MegaMan, der sich schon bereit für den nächsten Kampf hielt.

„So so...“, seufzte PolarMan, den Kopf schüttelnd. „Ihr seid also bereit selbst euer digitales Leben zu opfern, nur um mich und Lord Shadow aufzuhalten? Ihr solltet viel lieber anfangen uns zu unterstützen, statt gegen uns zu kämpfen. Denn im Endeffekt verfolgen wir alle doch das selbe Ziel.“

„Wie meinst du das denn jetzt?“, fragte BattleMan verwirrt.

„Ihr habt nicht den blassesten Schimmer, was Shadow’s wahre Absichten sind. Ihr bezeichnet ihn als einen Verbrecher, obwohl ihr gar nicht wisst, was er wirklich vor hat. Es ist wahr, dass einige Leute leiden mussten und noch viel mehr leiden werden, aber es ist zum Gemeinwohl aller. Wenn man möchte, dass alle glücklich sind, müssen eben einige wenige Opfer bringen. So war es immer und wird es auch immer bleiben. So handeln die Menschen schon seit Urzeiten. Damit es dem einen besser geht, muss es einem anderen schlechter gehen.“

„Wovon zur Hölle redest du da?? Shadow ist ein Verbrecher! Er bringt andere Menschen in Gefahr, um seine Pläne in die Tat umsetzen zu können. Es ist völlig irrelevant, was er vor hat... wichtig ist nur, dass er den Menschen schadet und darum gilt es ihn auf alle Fälle zu stoppen!“, wandte Lan sofort ein.

„Tst... was interessiert denn schon, wenn Menschen leiden müssen? Ihr Menschen wisst doch noch nicht einmal wirklich, was Leid bedeutet! Ihr tötet euch gegenseitig, belügt euch, seid immer nur darauf aus euch selbst zu helfen, nicht den anderen. Ihr Menschen, selbst die, die sich Ordnungshüter nennen, seid die wahren Verbrecher, ihr alle seid Verbrecher! Ihr zerstört die Natur, ihr versucht euch das Leben wo es nur geht zu vereinfachen, da ihr selbst zu faul geworden seid, etwas zu tun. Alles dient für euch nur als Mittel zum Zweck, egal um was es sich dabei handelt. Selbst die Net-Navis und das Internet habt ihr nur dazu geschaffen euch das Leben zu vereinfachen. Wir sind nichts weiter für euch als Werkzeuge. Es ist genau so, wie Ini es bereits deinem kleinen Freund erklärt hatte. Ihr lasst eure Navis für euch kämpfen, schickt sie los um Aufgaben für euch zu erfüllen. Selbst jetzt lasst ihr sie kämpfen, obwohl ihr genau wisst, dass sie das vielleicht nicht überleben werden. Daran sieht man mal wieder wie egal wir euch sind! Wir sind nur ein Haufen Datenmüll für euch, der ab und zu ganz nützlich sein kann. Ihr nutzt uns aus, experimentiert mit uns, fügt uns Schmerzen zu...“, sprach PolarMan, dem man seine Wut anhören konnte, atmete tief ein und hielt kurz inne.

„Das ist doch überhaupt nicht wahr! Ich gebe zu, dass einige Menschen wirklich so sind, wie du sagst und Navis für ihre Zwecke nur ausnutzen... aber es gibt auch andere Menschen. Welche die ihre Navis als wahre Freunde ansehen. So wie ich und MegaMan oder Gregory und BattleMan. Unsere Navis sind keine Werkzeuge für uns, sie sind unsere Freunde!“, entgegnete Lan sauer über diese Vorurteile.

„Aber so sind die wenigsten. Und du kannst mir nicht sagen, dass du zu deinem Navi stets solch ein freundschaftliches Verhältnis führst, oder? Auch du lässt ihn mit großer Sicherheit häufiger Dinge erledigen, zu denen du zu faul bist. Stimmt’s, oder habe ich Recht?“

Darauf wusste Lan nichts zu sagen. Erst setzte er zu einer Antwort an, doch dann ließ er es bleiben. Was PolarMan sagte stimmte schon... auch Lan ließ MegaMan ab und zu Dinge tun, zu denen er selbst zu faul war, wie zum Beispiel Hausaufgaben und ähnliches... aber trotzdem...

„Siehst du? Dazu fällt dir nichts ein, was? Deinem Schweigen entnehme ich, dass ich doch Recht habe.“, fuhr PolarMan schließlich fort. „Ihr Menschen seid einfach alle gleich. Ich gebe zu, dass es auch welche gibt, die weniger schlecht sind, aber das sind so wenige, dass sie es nicht mal wert sind erwähnt zu werden. Ich hasse euch Menschen alle und habe geschworen euch das zukommen zu lassen, was ihr uns Navis angetan habt! Mit Hilfe dieser letzten Rüstung wird Lord Shadow seine Pläne vollenden können. Wir werden die Net-Society ein für alle mal zerstören und dieser Welt endlich zu dem verhelfen, nach dem sie sich schon seit Ewigkeiten sehnt. Frieden! Wir werden euch zeigen, was ihr falsch gemacht habt und es euch am eigenen Leib spüren lassen. Ihr seht... Statt uns zu bekämpfen solltet ihr euch uns anschließen und gemeinsam können wir dieser Welt den Frieden schenken.“, beendete PolarMan seinen Vortrag und wandte sich wieder den beiden Navis zu, um deren Antwort abzuwarten.

Gregory sowie Lan waren völlig sprachlos. Sicher hatte PolarMan teilweise Recht, aber teilweise auch nicht.

„Ich verstehe euch nicht. Es muss doch sicher andere Wege geben. Wenn Shadow weiß, wie man die Welt zum Besseren verändern kann, dann muss er es den Menschen auf andere Weise mitteilen.“, mischte sich nun auch Gregory ein, der ebenfalls etwas dazu sagen musste.

„Es wäre schön, wenn es so einfach wäre, aber das Problem ist, dass die Menschen nicht zuhören wollen. Sie hören nur dann zu, wenn sie in Gefahr schweben und ihre jämmerlichen Leben bedroht sind. Es gibt also nur diesen Weg auf uns aufmerksam zu machen.“

„Es ist trotzdem falsch!“, brüllte nun Lan wieder dazwischen. „Und du redest davon, dass die Menschen aufhören sollen die Navis für ihre Machenschaften zu missbrauchen, aber genau das ist es doch auch, was Shadow tut! Er verwendet die Navis in seiner Organisation dazu, ihm zu helfen seine Pläne umzusetzen. Und du lässt dich von ihm genauso kontrollieren und ausnutzen, wie alle anderen!“

„Du irrst dich.“, entgegnete PolarMan lachend. „Ich tue dies hier aus freien Stücken. Es ist nicht so, dass ich keine andere Wahl habe. Shadow ist einer der wenigen Menschen die wirklich anders sind. Ich habe ihm meine Treue geschworen, weil wir das selbe Ziel verfolgen. Er denkt genauso wie ich, wir haben ein gemeinsames Ziel, darum nutzt er mich nicht aus. Es stand mir frei diesen Job hier zu übernehmen und ich habe ihn mit Freuden angenommen. Was die anderen in Shadow’s Organisation dazu bewegt hat mitzumachen weiß ich auch nicht, aber sie haben wohl ähnliche Gründe. Jeder von ihnen hegt irgendwo tief in seinem Innern einen Hass auf die Menschen.“

Einige Augenblicke lang dachte Lan über diese Worte nach. Er erinnerte sich an das, was Mr. Match und Joshua ihm erzählt hatten. Auch die beiden, obwohl sie gute Absichten hatten, halfen Shadow bei seinen Plänen, und zwar aus Gründen, weswegen sie mit dieser Welt unzufrieden waren, weswegen sie die Menschen hassten. Mr. Match wurde noch immer von allen als Verbrecher abgestempelt, obwohl er sich geändert hatte und dies auch beweisen wollte und Joshua’s Leben wurde durch die Gier anderer zerstört...

„Also was ist nun?“, fragte PolarMan, der nun etwas ungeduldig wirkte. „Mehr kann ich euch nicht sagen. Wenn ihr noch immer nicht unseren Standpunkt begriffen habt, dann tut es mir wirklich leid. Es war nicht meine Absicht eure Navis zu löschen, aber wenn ihr mir keine andere Wahl lasst, dann muss ich es halt tun.“

„Und da du uns auch keine andere Wahl lässt, wird es eben so sein.“, sprach Lan voller Entschlossenheit. „Ich bin und bleibe bei meiner Meinung. Es ist zwar gut zu wissen, dass Shadow nur gute Absichten verfolgt, aber das ändert nichts daran, dass er ein Krimineller ist. Wenn er der Menschheit helfen will, soll er dies anderweitig tun und ihr auch wirklich helfen und nicht noch mehr Leid schaffen. Wenn du uns die Aqua Armor nicht überlässt, werden wir sie uns eben holen.“

„Das ist deine Meinung. Was sagt denn dein Navi dazu?“

„Ich bin voll und ganz Lan’s Meinung. Und auch ich bin hier aus freien Stücken, nicht weil ich von Lan dazu gezwungen werde. Ich tue dies hier, weil ich der Menschheit helfen will und darum werde ich kämpfen bis zum letzten Atemzug.“, stimmte der blaue Navi seinem Operator zu.

„Und auch wir denken genauso!“, schloss sich Gregory an. „BattleMan und ich werden auch kämpfen, um weiteres Leid zu verhindern.“

„Genau. Und auch ich, wie MegaMan, kämpfe aus freiem Willen und Vertrauen in meinen Operator.“, erklang nun auch BattleMan’s Stimme.

Mit mahnendem Blick musterte PolarMan seine beiden Gegner. Enttäuscht schüttelte er den Kopf.

„Also gut... so sei es. Dann werden wir kämpfen müssen. Aber glaubt bloß nicht, weil ihr Gem und Ini bezwungen habt, würde das bedeuten, dass ihr gleich bessere Chancen habt. Auch die Tatsache, dass ihr zu zweit kämpft ist völlig bedeutungslos, wie ihr schnell feststellen werdet. Dann lasst uns beginnen. Wenn ihr diese Dateien haben wollt...“, sprach PolarMan und hielt die Hand, in der noch immer der Datenstrang tänzelte, seinen beiden Gegenübern entgegen, ehe er sich ihn in die Brust drückte und so absorbierte. „... werdet ihr mich löschen müssen.“

„Wenn es nicht anders geht... also gut, bist du bereit, Mega?“, fragte Lan, bevor er ein letztes Mal die Routinedaten eintippte.

„So bereit, wie ich es noch nie gewesen bin.“

„Und du auch, BattleMan? Denk dran, ab jetzt werde auch ich aktiver am Kampf teilnehmen und dich unterstützen, wo es nur geht.“

„Danke, Gregory. Wir schaffen das schon. Ich bin zuversichtlich.“

Während PolarMan völlig ruhig stand und darauf wartete, dass seine Kontrahenten endlich fertig wurden, nahmen BattleMan und MegaMan ihre Kampfhaltungen ein. Nun würde der alles entscheidende Kampf beginnen. Entweder Sieg oder totale Niederlage. Würden sie jetzt verlieren, wäre wohl alles aus.

„Los geht’s! Battle routine, set!”

„Execute!”

Frosty Showdown!

Der Augenblick der Wahrheit war endlich gekommen. Der Kampf gegen PolarMan konnte beginnen!

Nachdem MegaMan und BattleMan sich in letzter Sekunde aus ihren ausweglosen Situationen doch noch befreien konnten, hatten sie es mit einigen überraschenden und trickreichen Angriffen geschafft die beiden Zwillings-Navis Gem und Ini zu besiegen. PolarMan’s, anfangs unbesiegbar scheinende, Offiziere waren somit endlich aus dem Verkehr gezogen und MegaMan und BattleMan konnten endlich ihrem wahren Gegner entgegentreten. Doch leider hatte der Kampf gegen die Zwillinge sie so viel Zeit gekostet, dass PolarMan in der Zwischenzeit den gesamten Datenkristall löschen und die Dateien der Aqua Armor freilegen konnte. Weder PolarMan, der einen unglaublichen Hass auf die Menschen entwickelt und versuchte hatte Lan und MegaMan davon zu überzeugen, dass Shadow’s Taten dem Wohle der Menschheit dienen, noch Gregory und Lan, oder ihre beiden Navis, welche sich riguros dagegen wehrten Shadow zu helfen, drängten auf einen Kampf. Doch als keine der beiden Fraktionen so einfach aufgeben wollte und PolarMan schließlich die Daten der Aqua Armor absorbierte, schien eine kämpferische Auseinandersetzung unausweichlich. Also bereiteten sich die beiden Jungs, auf deren Schultern nun das Schicksal der gesamten Menschheit lastete, auf einen letzten, erbarmungslosen Kampf gegen Shadow’s obersten Kommandanten, PolarMan, vor. Die einzige Möglichkeit jetzt noch Shadow’s Pläne zu durchkreuzen, war PolarMan zu löschen. Und dies würde sicherlich kein Kinderspiel werden...
 

MegaMan startete direkt einen ersten Angriff. Er lief in einem weiten Halbkreis um PolarMan herum, sammelte genügend Power in seinem Buster und feuerte einen kraftvollen ChargeShot auf den Eis-Navi, welcher seine beiden Gegner amüsiert beobachtete. BattleMan hingegen lief in entgegengesetzter Richtung ebenfalls in einem Halbkreis um PolarMan herum und feuerte gleichzeitig mit beiden Bustern mehrere Schnellfeuergeschosse ab. Doch all dies schien PolarMan nicht sonderlich zu kratzen. Mit einem hallenden Knall wurde er frontal von den heftigen Geschossen getroffen. Eiskristalle schossen durch die Luft und der fallende Schnee wurde durch den enormen Druck hin- und hergewirbelt. Doch als sich der Rauch der Explosion wieder legte stand PolarMan immer noch da. Obwohl sein, aus Eis bestehender Körper, fast zur Hälfte weggefetzt worden war, gab er nicht mal ein leichtes Zucken von sich.

Beobachtend blieben MegaMan und BattleMan ruhig stehen, um zu sehen, was als nächstes geschah. Der, nun etwas stärker fallende Schnee, begann um PolarMan’s Oberkörper herumzuwirbeln und umhüllte ihn schließlich komplett in einer Art weißem Wirbel.

„Was passiert denn jetzt?“, stutzte Lan, der alles wie immer über sein PET beobachtete.

„Er regeneriert sich...“, murmelte Mr. Famous, noch immer vor dem großen Monitor sitzend, über den er den Kampf im Netzwerk verfolgen konnte.

Verärgert mussten Lan und Gregory feststellen, dass Mr. Famous wirklich Recht hatte. Nachdem der kleine Schneesturm sich wieder gelegt und die Sicht auf PolarMan freigegeben hatte, sah der Eis-Navi wieder wie vorher aus. Der Schnee hatte sich an der zerstörten Stelle seines Körpers festgesetzt, kristallisiert und so PolarMan’s äußeres Erscheinungsbild wieder so hergestellt, wie es vor dem Angriff gewesen war.

„Also da müsst ihr euch schon etwas anderes einfallen lassen.“, lachte PolarMan . „Ich kann euch ja mal zeigen, wie das geht.“

Und kaum hatte er dies gesagt stürmte der Eis-Navi mit enormer Geschwindigkeit auf MegaMan zu, welcher überrascht aufschrak. Mit Leichtigkeit rannte PolarMan über den glatten Eisboden des Areals, während MegaMan Probleme damit hatte sich auf den Beinen zu halten und nicht gleich wieder auszurutschen. Noch bevor Lan oder Gregory, sowie ihre beiden Navis genug Zeit hatten diese schnelle Aktion visuell zu erfassen, hatte PolarMan auch schon sein erstes Opfer erreicht. Blitzschnell streckte er seinen Arm aus, legte seine Hand auf MegaMan’s Kopf und drückte den blauen Navi gewaltsam nach unten, das mit solch einer Kraft, dass beim Aufschlag die dicke Eisschicht unter MegaMan’s Körper zu brechen begann.

„MegaMan!“, schrie Lan fassungslos auf, doch bevor er etwas unternehmen konnte stieß sich der Eis-Navi mit Kraft vom Boden ab und raste schon direkt auf BattleMan zu.

„Pass auf, BattleMan! Duck dich, schnell!!“, wies Gregory seinen Navi an, doch dieser war nicht schnell genug und wusste in seiner Panik nicht mehr so recht, was er tun sollte.

Verzweifelt rannte BattleMan rückwärts und feuerte unaufhörlich mit seinen Bustern, um PolarMan einem dichten Sperrfeuer auszusetzen, doch die Geschosse schienen wirkungslos und wurden lediglich von PolarMan’s kristallenem Oberkörper reflektiert. Alles geschah so schnell, es konnte nicht länger als wenige Sekunden gedauert haben. Mit voller Wucht traf PolarMan’s Faust in das Gesicht des kleinen Kampf-Net-Navis und ließ ihn, wie mit einer Steinschleuder abgeschossen, viele Meter nach hinten schleudern, wo er unsanft auf den Boden krachte und bewegungslos über das Eis schlitterte, bis er zum Stillstand kam und liegen blieb. Sollte es das etwa schon gewesen sein?

Ungläubige starrten beide Operator mit aufgerissenen Augen auf ihre PETs. Alle beide Navis waren innerhalb weniger Augenblicke außer Gefecht gesetzt worden.

„Hmm...“, seufzte PolarMan, der langsam von einem seiner beiden Kontrahenten zum anderen rüberblickte. „Ich hatte es euch doch gesagt. Warum wolltet ihr auch nicht auf mich hören? Ihr seid nicht viel stärker, als euer roter Freund. Ich gebe euch eine letzte Chance. Wenn ihr nicht das Schicksal eures Freundes teilen wollt, dann gebt auf. Ich habe wirklich nicht vor euch zu löschen, aber ihr lasst mir anderenfalls keine Wahl. Seht es endlich ein! Navis, die von Menschen abhängig sind, sind schwach. Ihr habt nie gelernt euch auf euch allein zu stellen. Ohne die Unterstützung eurer Operator seid ihr nichts. Es mag sein, dass ihr durch ihre Hilfe wirklich stärker seid, aber in diesem Kampf hier ist es ein großer Nachteil für euch auf sie vertrauen zu müssen. Ich bin viel zu schnell, als dass eure Operator euch hier helfen könnten.“

Still schauten Lan und Gregory zu, wie PolarMan kopfschüttelnd zu MegaMan schritt. Dieser Eis-Navi war wirklich verdammt schnell und um ein Vielfaches stärker, als all ihre bisherigen Gegner. Aber aufgeben konnten sie einfach nicht. Sie waren bereits viel zu weit gekommen, als nun einfach kleinbeigeben zu können. Irgend etwas musste sich Lan einfallen lassen. Bisher war ihm immer irgend etwas eingefallen. PolarMan zählte mit unter die Gruppe der Aqua-Navis. Somit musste seine Schwäche Elektrizität sein. Das war jedenfalls das einzige, was Lan momentan einfiel, das helfen könnte. Vorsichtig zog er einen Battle Chip aus seiner Tasche, während er gleichzeitig versuchte genau im Auge zu behalten, was PolarMan als nächstes tat.

Gregory schluckte schwer und dachte ebenso krampfhaft nach, wie sein Idol. Sie mussten PolarMan um jeden Preis stoppen, aber was konnte er nur tun? Dieser Gegner spielte in einer komplett anderen Liga... allerdings würde Gregory auch nicht so einfach aufgeben. Auch er zog einen Battle Chip aus seiner Tasche und hielt ihn zum Slot-In bereit.

Langsam beugte sich PolarMan zu MegaMan nieder, welcher mit seinem Gesicht ein Stück in die Eisschicht auf dem Boden gedrückt war. Mit einem schnellen Griff packte der Eis-Navi den Kopf seines gefallenen Gegners, hob ihn mit einem leichten Knacken aus dem zersplitterten Boden, richtete sich wieder auf und hielt MegaMan wie eine leblose Puppe, am Kopf gepackt, neben sich.

„Also was ist? Wollt ihr es euch noch einmal überlegen und aufgeben?“, fragte PolarMan ruhig und hielt MegaMan nun so, dass dieser mit dem Gesicht ihm direkt gegenüber war.

Mehrere Zentimeter über der kaputten Eissicht baumelten die Beine des blauen Navis.

Angestrengt und etwas verwirrt wirkend versuchte MegaMan die Augen zu öffnen. Es dauerte etwas bis die vielen, sich drehenden Bilder vor seinen Augen zusammenschmolzen und er wieder etwas erkennen konnte. Nicht wirklich wissend, was er sich dabei dachte, hob er mühevoll einen Arm an und umgriff PolarMan’s Handgelenk so fest er nur konnte.

Leicht überrascht starrte der Eis-Navi auf MegaMan’s Hand, welche stark zitterte.

„Ich... hab... es dir... schon mal... gesagt... wir... geben... nicht... auf...“, versuchte der blaue Navi rauszubringen, doch seine Stimme war zittrig und klang ziemlich geschwächt.

„Hmpf...“, stieß PolarMan einen weiteren Seufzer aus. „Ihr seid wirklich unverbesserlich. Noch immer beabsichtigt ihr nicht aufzugeben? Obwohl du nicht mal mehr genug Kraft hast um zu sprechen, willst du trotzdem noch gegen mich kämpfen? Und all das tust du für die Menschen? Weil du sie beschützen willst...? An deiner Stelle wäre es mir vollkommen egal, was aus den Menschen wird. Zwar helfe ich auch Shadow dabei eine friedliche, neue Welt für die Menschen zu schaffen, aber in erster Linie geht es mir nur darum, dass wir Navis endlich besser behandelt werden und uns an denen rächen können, die uns geschadet haben. Ich werde euch nie verstehen können. Eure Dummheit wird euch das Leben kosten.“

Noch einmal versuchte MegaMan darauf Antwort zu geben, doch er war nicht stark genug und brachte nur ein gequältes Stöhnen hervor.

„Nun gut. Ich habe noch wichtigeres zu tun. Beeilen wir uns lieber.“, sprach PolarMan, als er MegaMan noch ein Stück weiter anhob und ihm die offene Handfläche seiner anderen Hand direkt auf die Brust presste.

MegaMan’s Griff hatte sich mittlerweile wieder gelockert und schlaff hingen beide seine Arme wieder nach unten. Er schien nun vollkommen das Bewusstsein verloren zu haben.

Angestrengt überlegte Lan, was er jetzt für seinen Navi tun konnte. Doch vielleicht hatte er sogar schon eine Idee, er musste jetzt nur sehr schnell handeln.

Mit einem blauen Schimmer begann PolarMan’s Hand, welche fest gegen MegaMan’s Brust gedrückt war, hell zu leuchten. Ein leises Summen schien die kalte Luft zu erfüllen.

„Es tut mir leid... IceRain!“

Schnell versuchte Lan den Battle Chip in sein PET zu rammen, noch bevor PolarMan seinen Angriff ausführen konnte. Doch in seiner Hektik passierte dem Jungen etwas, was ihm zuvor noch nie geschehen war. Er achtete nicht genau auf den Chip-Slot und einen plötzlichen Gegendruck spürend merkte Lan, wie sich der Chip verkantete und nicht weiter durchgeschoben werden konnte.

„Was zum-“, stockte Lan, als er den Chip mit einem Male nicht mehr weiter durch den Slot schieben konnte. Doch fast im selben Moment ließ eine laute Explosion seinen Blick wieder auf den PET-Screen wandern. Hatte es MegaMan etwa erwischt? „MegaMan!!“, schrie Lan verzweifelt. Wie zum Teufel konnte ihm so was nur passieren? So etwas war ihm noch nie geschehen!

„Keine Sorge!“, wandte Gregory plötzlich ein und lenkte Lan’s Aufmerksamkeit auf sich. „Das war wirklich allerletzte Sekunde... Sieh nur!“

Sofort guckte Lan zurück aufs PET. MegaMan lag reglos am Boden. Einige Meter von ihm entfernt stand PolarMan, der sich verärgert umblickte. Seine Hand leuchtete noch immer. Doch dann entdeckte Lan auch BattleMan, welcher sich wieder aufgerafft und mit einem kraftvollen Bustergeschoss MegaMan aus PolarMan’s Griff befreien konnte.

Vorsichtig zog Gregory den Recovery Chip wieder aus dem Slot, den er gerade heruntergeladen hatte.

„Das war mein letzter... noch mal werde ich BattleMan nicht auf die Beine helfen können. Aber wenigstens ist MegaMan vorerst in Sicherheit.“, seufzte der kleine Junge und grinste Lan aufmunternd zu.

„Danke, Gregory.“, sprach Lan, welcher nun zum ersten Mal auch das Bedürfnis verspürte Gregory zu umarmen. Allerdings hatte dies auch noch bis später Zeit. Jetzt musste er sich schnell um seinen Navi kümmern. „Das hier ist auch mein letzter. Wenn der weg ist, haben wir also keine Möglichkeit mehr unsere Navis von weiteren Verletzungen zu heilen, eh? Ab jetzt kommt’s drauf an... Recovery, Slot-In!!“

Schnell regenerierten sich auch MegaMan’s Energiereserven und etwas verwirrt richtete sich der blaue Navi wieder auf. Einige seiner Glieder taten noch immer weh, aber er war wieder bei voller Kraft. Nur etwas entfernt von sich sah er PolarMan, welcher sich nun BattleMan zugewandt hatte. Beide Navis starrten wie hypnotisiert einander an.

„Wow, was genau ist jetzt passiert?“, fragte MegaMan, als er sich wieder auf die Beine brachte und das restliche Eis von seinem Körper putzte.

„Du wärst beinahe erledigt worden, hätte BattleMan dich nicht in letzter Sekunde gerettet.“, antwortete Lan, während er schnell wieder einen anderen Chip hervorholte. „Das war übrigens der letzte Recovery Chip, sowohl für dich, als auch für BattleMan. Ab jetzt müsst ihr verdammt gut aufpassen. Wenn PolarMan euch noch mal so erwischt, seid ihr echt geliefert.“

„Oh... na das ist ja ganz toll...“, schluckte MegaMan mit hörbarer Ironie im Ton. Auch er machte sich wieder bereit und beobachtete die anderen beiden Navis, welche sich noch immer nur regungslos anschauten.

„Nicht übel, du stehst ja wieder.“, sprach PolarMan schließlich beeindruckt. „Und dein Freund auch...“, fuhr er fort, als er kurz nach hinten zu MegaMan blickte. „Aber ewig werden euch eure Operator auch nicht schützen können. Gebt endlich auf und lasst uns diesen Wahnsinn stoppen.“

„Nie im Leben!“, widersprach MegaMan entschlossen. „Wir kämpfen weiter und dieses Mal erledigen wir dich! Noch mal wirst du so was nicht mit uns machen!“

„Wie ihr wollt...“, antwortete PolarMan enttäuscht. „Dann kommt, ich überlasse euch den nächsten Angriff.“

„Das ist ein Fehler mein Freund!“, lachte Lan selbstsicher. „Denn der nächste Angriff wird dein Ende sein! Denn dieser hier wird dir eine gewaltige Ladung verpassen, die dich aus den Socken heben wird! ThunderRay, Slot-In!!“, schmiss Lan den nächsten Chip in sein PET, dieses Mal wieder problemlos.

„Oho, ihr wollt es also mit Elektrizität versuchen? Na wenn ihr meint, dass das funktioniert.“, sprach PolarMan ruhig und wartete interessiert ab.

„Werden wir ja gleich sehen! ThunderRay!!“, brüllte MegaMan, als er die Antenne, die sich an seinem Buster materialisiert hatte, in die Luft hob, sie funkensprühend auflud und schließlich direkt auf PolarMan richtete, um einen gewaltigen Blitzschlag zu entfachen.

Mit lautem Donnern blitzte das elektrische Geschoss auf den Eis-Navi zu und traf ihn genau am Kopf. In einer grollenden, feuerballartigen Explosion wurde die gesamte Plattform erschüttert. BattleMan versuchte angestrengt das Gleichgewicht zu halten, um nicht auf dem eisigen Boden auszurutschen. Nachdem der Angriff ausgelöst war, verschwand auch schon wieder die Antenne an MegaMan’s Arm. Nervös starrte er auf die dichte Rauchschwade, die schnell dünner wurde, als sie von der kalten Luft hinweggeweht wurde. Ungläubig starrten Lan und Gregory auf ihre PETs, wie gebannt. Auch MegaMan und BattleMan sahen vollkommen geschockt aus, als sie sahen, was zum Vorschein kam, nachdem der komplette Rauch verschwunden war. Nur noch PolarMan’s Bein und ein Stück seines Oberkörpers stand, Datenteilchen sprühend in einem gigantischen Krater aus geschmolzenem und gebrochenem Eis.

„Hat... hat es wirklich funktioniert? Haben wir ihn besiegt?? Wir haben, oder??“, stammelte Gregory aufgeregt und konnte es einfach nicht glauben.

„Ich glaube schon... ja, wir haben es wirklich geschafft!“, sprach Lan, fast geistesabwesend.

„Nein, haben wir nicht!“, wandte allerdings BattleMan sofort mit besorgter Miene ein und deutete auf PolarMan’s Beine, um die sich langsam ein kleiner Eiswirbel bildete, der immer größer und schneller wurde.

„Das ist nicht wahr...“, stockte Lan der Atem. „D-Das kann nicht wahr sein! Er kann doch nicht... er ... noch immer??“

MegaMan stand nur stumm da und bestaunte das Schauspiel vor seinen Augen. Auch Gregory war mucksmäuschenstill. Nachdem der Eiswirbel sich wieder aufgelöst hatte stand PolarMan wieder genauso vor ihnen, wie vor dem Angriff, ohne auch nur die kleinste Schramme.

„Wow, das war schon ziemlich krass und ich muss zugeben, beinahe hätte es mich wirklich erwischt.“, keuchte der Eis-Navi, als er erst einmal tief Luft holen musste. „Aber wie ich euch bereits gesagt habe, es hat keinen Zweck. Ihr könnt mich nicht schlagen. Mein Körper besteht aus den selben Daten wie der digitale Schnee, der hier fällt. Solange es schneit werde ich mich immer wieder regenerieren können, egal wie schwer ihr mich verwundet. Und falls ihr euch etwas einfallen lassen wollt, um den Schnee zu stoppen... vergesst es lieber gleich. Denn ich lasse es hier schneien! Der einzige Weg, um den Schnee am Fallen zu hindern, ist mich zu löschen! Versteht ihr es endlich? Es ist hoffnungslos und ihr könnt mich nicht besiegen.“

Fassungslos hätte Lan beinahe sein PET fallen gelassen. Zitternd und mit aufgerissenen Augen sah er auf den Screen seines PETs.

„E-Er ist unbesiegbar... w-wir haben k-keine Chance...“, begann Lan plötzlich zu stottern. So etwas hatte er noch nie zuvor erlebt. Sie hatten nicht mal den kleinsten Hauch einer Chance gegen solch einen Gegner.

Auch Gregory wollte seinen Augen nicht trauen, doch es war wahr.

„Das ist unmöglich... So etwas kann es gar nicht geben!“, versuchte er einzuwenden, doch bekam nur ein lautes Lachen von PolarMan als Antwort.

Vorsichtig traten MegaMan und BattleMan mehrere Schritte zurück. Was konnten sie jetzt noch tun? Wenn PolarMan sich immer wieder regenerieren würde, würden sie früher oder später eh verlieren, egal was sie anstellen würden. Sie hatten von Anfang an keine Chance gehabt, um diesen Kampf irgendwie lebend zu beenden.

„Leider ist es doch möglich...“, erklang plötzlich Mr. Famous’ Stimme von hinten und im ersten Augenblick etwas erschrocken, drehten sich beide Jungs zu ihm um.

„Sie wollen sagen, er ist wirklich unbesiegbar?“, fragte Gregory so leise, dass man ihn kaum verstehen konnte.

„Nun, unbesiegbar nicht... aber auf der anderen Seite eigentlich wieder doch.“, sprach Mr. Famous und Lan und Gregory schauten ihn nur verwirrt an. „Mittlerweile weiß ich auch wieder, woher ich diesen Navi kenne. Ich bin ihm schon einmal begegnet. Ich hatte es von Anfang an im Gefühl, bin aber einfach nicht drauf gekommen, doch jetzt bin ich mir hundertprozentig sicher. PolarMan ist der mächtigste Eis-Navi, der je geschaffen wurde. Sein Erfinder war ein Wissenschaftler mit dem Namen Russel. Er arbeitete mit deinem Vater zusammen im SciLab, Lan. Nach einem tragischen Unfall ist er jedoch im Krankenhaus an den Folgen seiner schweren Verletzungen gestorben. Dr. Hikari war auch sehr intensiv in dieses Projekt verwickelt, welches sich ’Cold Temptation’ nannte. Es ging einfach darum, den stärksten Eis-Navi aller Zeiten zu erschaffen. Das Ergebnis war PolarMan.“

„Mein Vater...?“, stutzte Lan fassungslos.

„Ja, genau. Bei einem Zwischenfall, welcher auch die Ursache für Russel’s Tod war, gelang PolarMan die Flucht aus dem Netzwerk des SciLab’s. Seitdem war er spurlos verschwunden. Er ist ein Navi, der nicht nur enorme Kälte erzeugen und im Kampf zu seinen Gunsten verwenden kann. Er besteht selbst aus dieser Kälte und kann sich immer wieder erneuern, selbst wenn auch nur ein einziges, kleines Datenteilchen von ihm übrig ist. Es gab nur eine einzige Waffe, die ihn komplett löschen konnte... sie nannte sich Thermoschlag, oder so was in der Art. Eine Erfindung, ebenfalls von Dr. Russel. Dieses spezielle Programm konnte mit Hilfe von enormer, digitaler Hitzewellen PolarMan’s gesamte Datenstruktur mit einem Schlag löschen.“

„Davon hatte Dad mir nie erzählt...“, murmelte Lan verwirrt.

„Das heißt wir können diesen Thermoschlag verwenden, um PolarMan aufzuhalten?“, wollte Gregory gleich wissen. Doch Mr. Famous schüttelte nur den Kopf.

„Dr. Hikari hielt diese Waffe für zu gefährlich. Es wurden keine weiteren produziert und der originale Prototyp ging damals bei dem Unfall mit verloren.“

„Dann haben wir also überhaupt keine Möglichkeit diesen PolarMan zu besiegen??“

„Es tut mir leid, aber... solange ihr keinen Weg findet all seine Daten mit einem einzigen Angriff sofort zu löschen, werdet ihr nicht gewinnen können. Hinzu kommt auch noch, dass PolarMan’s physische Kraft so gewaltig ist, dass er den meisten Attacken widerstehen kann, wie ihr wohl grade beim ThunderRay selbst erleben durftet. Jeder andere Navi wäre besiegt gewesen.“, fuhr Mr. Famous fort.

„Euer Freund da hat vollkommen Recht!“, mischte sich PolarMan nun auch wieder ein. Reflexartig schauten Mr. Famous, Lan und Gregory auf den großen Monitor. „Ich kannte diese ganze Geschichte auch nicht wirklich komplett. Zumindest nicht das, was nach meiner Flucht geschehen ist. Aber ich muss ehrlich gestehen, dass ich wirklich froh bin, dass sowohl dieser Thermoschlag, als auch Dr. Russel nicht mehr existieren. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie glücklich es mich macht, dass der alte Bastard am Ende selbst draufgegangen ist!“, begann PolarMan lautstark zu lachen, als wäre ihm das Wunderbarste wiederfahren, was je hätte geschehen können.

„Was?“, zuckte Lan krampfhaft zusammen. „Du freust dich darüber, dass dieser Mann gestorben ist? Derjenige, der dich geschaffen hat? Wie zur Hölle kann dich das so glücklich machen??“, brüllte er zornig los.

„Tst... du hast doch nicht die geringste Ahnung, was wirklich geschehen ist. Wieder urteilst du nur, ohne die ganze Wahrheit zu kennen. Dieser Russel hat das bekommen, was er verdient hat. Und wenn Shadow erst einmal an der Macht ist, werden weitere Wissenschaftler diesem Beispiel folgen. Ich werde mich an all denen rächen, die mir Leid zugefügt haben!“, entgegnete PolarMan mit einem Ton in der Stimme, als sei es ihm wirklich gleichgültig, dass dieser Mensch gestorben ist. Und genaugenommen war es ihm das auch.

„Du willst noch mehr Menschen töten?? Ich weiß wirklich nicht, was damals vorgefallen ist, aber es kann bei weitem nicht so schlimm gewesen sein, dass irgendein Mensch den Tod deswegen verdient hat!“, grollte Lan mit zitternder Faust.

Mr. Famous und Gregory sahen diesem Gespräch nur wortlos zu, nicht in der Lage etwas dazu anzumerken.

„Ich habe nun schon mehr als genug Zeit mit euch vertrödelt.“, versuchte PolarMan das Thema schnell zu einem Ende zu bringen. „Du kannst nicht verstehen, was in mir vorgeht. Du bist auch ein Mensch, du wirst es nie verstehen können! Ich wollte euch wirklich nichts tun. Aber jetzt ist eindeutig genug!“

„Uns nichts tun? Ich dachte dir wären alle Menschen egal, warum versuchst du uns nicht auch umzubringen, so wie diesen Russel... wie auch immer du das angestellt hast!“

„Es ist genug!! Denk von mir, was du willst. Wieder ziehst du voreilige Schlüsse, aber dann sei es eben so. Ihr Menschen seid alle gleich. Bringen wir den Kampf endlich zu Ende.“

Schäumend vor Wut wandte sich Lan wieder seinem PET zu.

„MegaMan?“

„Ja, Lan?“, fragte der blaue Navi unsicher.

„Wir werden diesen Kampf beenden, koste es, was es wolle. Wir können PolarMan damit nicht durchkommen lassen. Okay?“

„Ja, ich werde alles tun, was ich kann.“

„Gut... und Gregory? Wenn du lieber aufgeben möchtest kannst du das ruhig tun. Ich nehm es dir nicht übel. Ich weiß echt nicht, ob unsere Navis da lebend wieder rauskommen... aber-“

Doch bevor Lan weiterreden konnte schnitt Gregory ihm das Wort ab.

„Nein! Ich werde auch weiterkämpfen. Ich werde nicht zulassen, dass du und MegaMan euch alleine in diese Gefahr begebt. Wir sind so weit gekommen, ich will nicht aufgeben. Ich möchte dir helfen, beweisen, dass ich auch ein starker, mutiger Kämpfer bin... und ich will auch PolarMan daran hindern, dass noch andere Menschen sterben müssen.“

„Und wie immer stehe ich voll und ganz hinter euch.“, stimmte auch BattleMan zu.

Erleichtert lächelte Lan Gregory zu.

„Danke... Also gut, dann bringen wir es gemeinsam zu Ende.“

Wieder stellten sich die beiden Navis ihrem eiskalten Gegner gegenüber. Beide waren bereit alles zu geben, um PolarMan aufzuhalten, ebenso wie ihre Operator.

„Noch immer kämpft ihr weiter? Ich weiß langsam nicht mehr, ob ich euch als mutig oder einfach nur als ausgesprochen dumm bezeichnen soll. Ich rechne euch das alles hoch an, aber es wird euch nichts bringen, egal wie entschlossen ihr seid. Aber gut... ich werde eure Meinung wohl nicht ändern können, egal wie oft ich es probiere. Ich wünsche euch viel Glück.“, sprach PolarMan, als er sich auch schon für die nächste Runde bereit machte.

Auch MegaMan und BattleMan hielten sich bereit, obwohl sie keine Ahnung hatten, wie sie gegen diesen Gegner bestehen sollten.

„Lan? Was sollen wir denn jetzt tun?“, fragte Gregory leicht verzweifelt. „Ohne diesen Thermoschlag können wir ihn nicht besiegen, wenn das alles stimmt, was Mr. Famous gesagt hat. Unsere Chips sind allesamt zu schwach, um ihn mit einem Angriff zu löschen. Ich fürchte wir werden nicht gewinnen...“

„Ganz ruhig. Wir können das schaffen. Wir müssen uns nur konzentrieren und die Ruhe bewahren. Außerdem habe ich vielleicht doch einen Chip, der stark genug sein könnte... aber wir haben nur einen einzigen Versuch. Und bis alles vorbereitet ist, kann es noch etwas dauern.“

„Okay, hab schon verstanden! BattleMan und ich werden unser Bestes geben, um ihn abzulenken, während du den Angriff vorbereitest. Ich hoffe nur es funktioniert auch.“

„Danke, Greg. Wird schon schief gehen, hab nur Vertrauen.“, antwortete Lan und es konnte auch endlich weitergehen.

Mit einem einzigen Schwenk seines Armes ließ PolarMan eine komplett neue, glänzend glatte Eisschicht über die Plattform ziehen, welche die Risse und Krater, die während des Kampfes entstanden waren, wieder überdeckte. Das gesamte Areal war wieder spiegelglatt und noch immer schneite es unaufhörlich.

„Wenn ich euch nur davon überzeugen könnte, dass wir nur Gutes wollen.“, seufzte PolarMan und bereitete schon einen nächsten Angriff vor.

„MegaMan! Solange ich den richtigen Chip versuche zu finden, musst du BattleMan helfen ihn abzulenken, okay? Es kann einige Momente dauern, solange müsst ihr durchhalten, koste es, was es wolle!“

„Ja... ich werd mich bemühen...“, antwortete der blaue Navi mit leicht skeptischem Blick, als er PolarMan dabei beobachtete, wie dieser kunstvolle Bewegungen mit seinen Armen ausführte.

„Okay...“, sprach Lan und konnte nur hoffen, dass wirklich alles gut gehen würde. Würde MegaMan jetzt noch einmal so stark erwischt werden, wie beim letzten Mal, wäre es definitiv aus.

„Dann wollen wir es auch nicht weiter hinauszögern! Bereitet euch auf euer Ende vor! PolarBeam!!“, brüllte PolarMan, so laut er nur konnte, als er seine Arme nach vorne schnellen ließ, die Handgelenke aneinandergepresst und mit seinen Handflächen einen gewaltigen, laut rauschenden, bunt leuchtenden Energiestrahl abfeuerte, der direkt auf MegaMan und BattleMan zuhielt, welche beide fast direkt nebeneinander standen.

In letzter Sekunde schafften es beide Navis zur Seite zu springen und so dem Strahl zu entkommen, ohne getroffen zu werden. Beide rutschten auf allen Vieren über den glatten Boden und schauten erschrocken dem Energiestrahl nach, der weiter, bis in die Unendlichkeiten des Cyberspace sauste. Bunte, kristallglitzernde Splitter schienen ihm wie ein Schweif zu folgen und eine Kälte, wie sie MegaMan und BattleMan noch nie erlebt hatten, ließ ihre Glieder erzittern. Es war fast so kalt, dass sie nicht einmal mehr sagen konnten, ob es nun wirklich enorm kalt oder sogar glühend heiß war.

„Was zur Hölle war das denn??“, fragte BattleMan, der vor Schreck seine Augen weit aufgerissen hatte und am ganzen Leib zitterte.

„Das war mein PolarBeam! Ein Energiestrahl, tausendmal kälter als Eis. Wisst ihr bei wie viel Grad der absolute Nullpunkt liegt? Minus 273,15 Grad Celsius! Kälter geht es nicht mehr. Und mein PolarBeam erzeugt diese unglaubliche Kälte, die eure Daten bei direkter Berührung auf der Stelle löschen lässt, selbst wenn er euch nur leicht streift.“, erklang PolarMan’s Stimme, doch grade als MegaMan sich umwenden wollte, um den Eis-Navi anzusehen, musste er feststellen, dass dieser bereits direkt vor ihm stand.

„Was-“, doch bevor der blaue Navi eine Frage stellen konnte, ließ PolarMan seine beiden Hände ineinander greifen, holte weit aus und schlug mit aller Kraft auf seinen am Boden sitzenden Widersacher ein.

Reflexartig hob MegaMan seine Arme und hielt sie sich schützend über den Kopf, um den Schlag abzuwehren. Als die kalten Eiskristalle, welche PolarMan’s Unterarme umgaben, seine Hände berührten durchdrang ihn ein plötzlicher, eiskalter Schauer und ohne es wirklich zu wollen zog er seine Arme schnell wieder zurück.

„Ihr werdet mich nie besiegen können.“, sprach PolarMan, als er zu einem Tritt ansetzte, um den momentan aus der Fassung gebrachten MegaMan mit einem Schlag über den nahegelegenen Plattformrand zu befördern.

Doch der blaue Navi fasste sich schnell wieder, drückte sich flach auf den Boden und rollte unter dem Tritt hindurch. Blitzartig hob er seinen Buster und feuerte ein paar gezielte Schüsse auf seinen eisigen Gegner, an dessen kristallenem Körper jedoch alles wirkungslos zurückprallte.

„Ihr werdet es nie lernen, was? So etwas kann mir nichts anhaben.“

Doch in dem Moment als PolarMan sich nach unten bücken wollte, um MegaMan am Hals zu packen, spürte er einen plötzlichen Schlag an seinen Beinen, der ihn glatt umwarf. Laut scheppernd und nicht sonderlich schmerzfrei landete der Eis-Navi auf dem kalten Plattformboden, als BattleMan ihm von hinten direkt in die Beine gegrätscht kam.

„Los, schnell steh auf!“, rief der grüne Navi seinem Partner zu und brachte sich mit etwas Schwung wieder auf die Beine.

„Das ist leichter gesagt, als getan.“, antwortete MegaMan, der wie üblich ziemliche Probleme hatte aufzustehen, ohne gleich wieder auszurutschen.

Doch bevor MegaMan es überhaupt geschafft hatte sich in eine halbwegs aufrechte Position zu bringen, war PolarMan bereits wieder ohne große Umstände aufgestanden und sah nun BattleMan erzürnt ins Gesicht.

„Das war nicht grade auf die feine Art...“

„Haben wir eine andere Wahl, als unfair zu sein?“, entgegnete BattleMan und machte seine Buster zum Angriff bereit, um PolarMan zu beschäftigen, solange MegaMan damit beschäftigt war aufzustehen.

„Lan, mach endlich was! Wenigstens gegen den verdammten Boden. So kann ich nicht kämpfen!“, fluchte der Navi verärgert, während sein Operator noch immer dabei war alles vorzubereiten.

„Keine Sorge, ich hab’s gleich.“, versuchte Lan ihn zu beruhigen. „Um den Boden werde ich mich dann auch kümmern, halte nur noch etwas durch.“

Lan hatte zwar mittlerweile alle Chips zusammen, doch noch konnte er sie nicht benutzen. Er musste vorher erst genau sichergehen, dass es wirklich so richtig war oder ob er nicht irgend etwas vergessen hatte. Immerhin hatte er diesen Chip noch nie benutzt und es war seine einzige Hoffnung. Nichts durfte schief gehen. Die große Frage war nur, ob es wirklich funktionieren würde?

„Was hast du vor? Du weißt doch ganz genau, dass mir eure Standardangriffe nichts anhaben können.“, fragte PolarMan misstrauisch, als er BattleMan dabei beobachtete, wie dieser seine beiden Buster mit starken Energieladungen auflud.

„Ja, das weiß ich.“, sagte der grüne Kampf-Net-Navi, als er vorsichtig einen seiner Buster direkt auf den Boden unter sich richtete und den anderen noch immer weiter auflud.

„Okay BattleMan, los! BoosterTackle, zeig’s ihm!“, befahl Gregory, der wild auf seinem PET rumtippte, um die entsprechenden Befehle einzugeben.

Mit hallendem Dröhnen entfachte BattleMan den Buster, der gen Boden gerichtet war, während er einen hohen, leicht diagonalen Sprung vollzog, in PolarMan’s Richtung. Die enorme Kraft seines Geschosses katapultierte ihn weit nach oben. Der Boden auf dem er noch gerade gestanden hatte war vollkommen zersplittert und verbrannt.

„Interessant.“, bemerkte PolarMan, der seinen Blick nach oben richten musste, um seinen Gegner weiterhin verfolgen zu können.

„Achte, es kommt noch besser! BoosterTackle!!“, schrie BattleMan, als er auch die andere Busterladung abfeuerte, seinen Buster aber nach hinten gerichtet hatte, um sich so einen weiteren, kraftvollen Schub zu geben, der ihn wie einen Pfeil auf PolarMan zuschießen ließ.

Ein donnerndes, dumpfes Geräusch hallte durch das Areal, als BattleMan mit voller Wucht gegen PolarMan’s Oberkörper knallte und den Eis-Navi so mehrere Meter weit wegkatapultierte.

„Puh... Gut gemacht, BattleMan! Es hat geklappt!“, freute sich Gregory, als sein Navi wieder sicher auf den Beinen stand, wenn auch aus der Puste.

„Das war klasse!“, gab auch MegaMan zu, doch seine und auch BattleMan’s Miene verfinsterte sich schnell wieder, als sie sahen, wie PolarMan schon wieder auf den Beinen war und den beiden Navis langsam entgegentrat.

„Das ist nicht zu glauben, wie stark dieser Kerl ist... haut den denn gar nichts aus den Socken??“, grummelte Gregory fassungslos und allmählich wieder sein Selbstvertrauen verlierend, während er immer wieder ungeduldig zu Lan rüberschielte, welcher noch immer die beiden Battle Chips konzentriert begutachtete.

„Warte, ich helfe dir.“, sprach BattleMan, als er seinem blauen Freund eine Hand reichte, um ihm beim Aufstehen zu helfen.

„Vielen Dank.“, bedankte sich MegaMan, als er wieder einigermaßen sicher auf seinen Füßen stand. Doch zum Verschnaufen hatten beide keine Zeit mehr.

„Ich muss sagen ich bin extrem beeindruckt von eurem Können. Ihr habt beide ein gewaltiges Repertoire an Überraschungen auf Lager. Doch damit zögert ihr eure Niederlage nur sinnlos heraus. Bereiten wir dem ein schnelles, schmerzloses Ende!“, rief PolarMan seinen beiden Gegnern zu, als er ein weiteres Mal einige seltsame, aber elegante Bewegungen mit seinen Armen ausführte. Ein bunter Lichtschimmer umgab seinen Körper und langsam streckte er seine Hände nach vorn.

„Runter!!“, rief BattleMan, als er realisierte, was jetzt passierte, doch MegaMan blieb nur wie zu Stein erstarrt stehen und betrachtete wie hypnotisiert den bunten Energiestrahl, der immer größer und schließlich von PolarMan abgeschossen wurde.

Im aller letzten Moment verpasste der grüne Navi seinem Kampfpartner einen leichten Tritt und beförderte ihn so in sichere Entfernung, während er selbst sich schnell nach hinten warf, um dem PolarBeam zu entgehen. Knapp über sein Gesicht hinweg sah er die funkelnden Energiepartikel vorbeizischen und er spürte förmlich, wie sich eine leichte Eiskruste über seinen Körper bildete. Mit Klirren knallte er auf den Eisboden.

„Und nun zum großen Finale!!“, sprach PolarMan, als er bereits den nächsten Angriff vorbereitete, um seinen hilflosen Gegnern endlich den Gnadenstoß zu verpassen.

„Das von mir eingeleitet wird!!“, unterbrach ihn jedoch plötzlich Lan’s Stimme, welcher endlich soweit war die beiden Battle Chips einzusetzen, auf die er all seine Hoffnungen konzentriert hatte.

Hoffnungsvoll blickte Gregory zu seinem Idol rüber und begann gedanklich zu beten, dass alles gut gehen würde.

„Jetzt werden wir sehen, ob du wirklich unbesiegbar bist! Zuerst etwas gegen das verdammte Eis! Sanctuary, Slot-In!”, fuhr Lan fort und steckte gleich den ersten der beiden Chips in sein PET.

Mit einem Male verschwand die komplette Eisschicht auf der riesigen Plattform und wurde durch lauter, weiß leuchtender, mit seltsamen Mustern versehner HolyPanels bedeckt, welche eine seltsame Aura ausstrahlten.

Verwirrt schaute sich PolarMan das neue Kampffeld an und verstand nicht, was Lan damit bezwecken wollte.

„Was bringt dir das? Dir ist klar, was die Funktion eines HolyPanels ist? Es halbiert den Schaden der deinem Navi und deinem Gegner zugefügt wird. Willst du mich noch stärker machen?“

„Hehe... das könnte dir so passen. Ich benötige die vielen HolyPanels für meinen nächsten Angriff. Wie viele HolyPanels mögen sich wohl nun auf der gesamten Plattform befinden, was meinst du?“, fragte Lan, siegessicher grinsend, während er den zweiten Chip schon ungeduldig vor dem PET-Slot hin- und herwedelte.

„Keine Ahnung...“, antwortete der Eis-Navi leicht irritiert. „Worauf willst du hinaus?“

„Na ja, im Grunde ist es auch egal, wie viele es sind. Es sind jedenfalls mehr als genug, um dich zur Hölle zu schicken! Auch wenn die Aqua Armor mit draufgeht, ist das noch immer besser, als wenn Shadow sie in seine Finger bekommt! Kommen wir zum zweiten Chip. Den, der deinen unwiderruflichen Untergang hervorrufen wird! Dieser Chip war der Preis für unseren Sieg im Net-Games Tournament... der Giga Chip HolyDream!“, erklärte Lan lachend und rammte den Chip auch gleich in sein PET. Nun war der Augenblick der Entscheidung gekommen. Würde es wirklich klappen? „Slot-In!“

Reunion

Ein aussichtsloser Kampf hatte seinen Anfang genommen. MegaMan und BattleMan konnten nun endlich gegen PolarMan höchstpersönlich kämpfen, den Commander von Shadow’s Neo World Three, der bereits die letzte der vier Elementrüstungen an sich genommen hatte.

Doch wie bereits von Anfang an erwartet, hatten die beiden mutigen Navis, trotz voller Unterstützung ihrer Operator, nicht den Hauch einer Chance. PolarMan war nicht nur einfach zu schnell, sondern bei weitem auch viel zu stark. Seine Angriffe waren kraftvoll genug, um MegaMan und BattleMan mit einem Schlag zu erledigen. Nachdem die beiden jungen Operator auch noch je ihren letzten Recovery Chip verwendet hatten, spitzte sich die Situation noch ein ganzes Stück weiter zu. Doch weder Lan, noch Gregory wollten aufgeben. Und tatsächlich gelang es ihnen zeitweise PolarMan’s Attacken auszuweichen, doch all ihre Gegenangriffe blieben ohne Wirkung. Was den beiden Jungs schließlich alle Resthoffnung raubte, war die Tatsache, dass PolarMan seine Daten ständig wieder erneuern konnte, sobald er verletzt war, was es unmöglich machte ihn zu löschen. Die einzige Möglichkeit ihn zu besiegen war einen wirklich starken Angriff zu starten, um all seine Daten auf einmal zu löschen, da er sich sonst wieder erneuern können würde. Somit setzte Lan all seine Hoffnung auf einen aller letzten Chip. Den letzten, der eventuell stark genug sein würde PolarMan zu vernichten, auch wenn die Aqua Armor dabei mitzerstört werden würde. HolyDream, ein GigaChip, der seine Kraft aus HolyPanels schöpfte, die Lan mit Hilfe eines Sanctuary’s vorher zahlreich herbeigerufen hatte. Würde dies nicht funktionieren, wäre definitiv alles aus...
 

Die gesamte Plattform, im letzten Teil des Official Servers, welche zuvor vollkommen mit Eis und Schnee bedeckt war, war nun überzogen von Unmengen, hell leuchtender HolyPanel, rot umrandete, quadratische Platten in dessen Mittelpunkt seltsame Symbole leuchteten. Mit Hilfe eines Sanctuary Chips hatte Lan das gesamte Areal in eine geheiligte Stätte verwandelt.

Noch immer fiel lauter kalter Schnee vom Himmel und begann bereits eine kleine, pulverartige Schicht über die HolyPanels zu bilden.

Nicht nur PolarMan schaute sich verwirrt um, auch MegaMan und BattleMan, welche noch immer vom letzten Angriff auf dem Boden lagen, schauten verdutzt umher.

Die Funktion eines HolyPanels war eigentlich, dass es den Schaden halbieren würde, welcher einem Navi zugefügt wird, der auf solch einer heiligen Platte steht. Da jedoch nun die gesamte Plattform damit bedeckt war, würde jeglicher Schaden sowohl bei PolarMan, als auch bei MegaMan und BattleMan halbiert werden. Noch immer konnte sich der überraschte Eis-Navi keinen Reim darauf machen, was Lan damit bezwecken wollte.

„Ich glaube langsam die Verzweiflung hat dich deiner Denkfähigkeit beraubt. Was glaubst du, kannst du hiermit erreichen? Ich dachte du willst mich mit einem Schlag vernichten, also warum dann die HolyPanels? Jeder weitere Angriff wird mir nur noch weniger Schaden zufügen. Ich habe so oft davon gehört, dass du scheinbar der brillanteste Net-Battler der Welt sein sollst... doch allmählich fange ich wirklich an daran zu zweifeln.“, sprach PolarMan mit skeptischem Blick und ließ seinen Augen noch einmal über die verwandelte Plattform wandern.

Auch Gregory wusste nicht wirklich, was Lan damit bezwecken wollte. Er stellte die Fähigkeiten seines Idols keineswegs in Frage, allerdings begann auch er langsam zu überlegen, ob die ganze Aufregung und Anstrengung Lan vielleicht durcheinander gebracht hatte und er nicht mehr genau wusste, was er tat. Doch reinreden wollte er auf keinen Fall. Gespannt und betend wartete Gregory darauf, was nun passieren würde.

„Gleich wirst du den Beweis dafür bekommen, dass ich wirklich der brillanteste Net-Battler der Welt bin! Denn die HolyPanels dienen wie gesagt einem anderen Zweck! Und zwar dem dich ein für alle mal zu erledigen! Mach dich darauf gefasst zu Pulverschnee zerstäubt zu werden... HolyDream, Slot-In!!”

Und mit einem kräftigen Ruck rammte Lan den Battle Chip in sein PET und es dauerte auch kaum eine Sekunde, als sich seine spezielle Fähigkeit bereits im Netzwerk bemerkbar machen ließ. Mit einem Male schienen blendend weiße Lichtstrahlen aus den einzelnen HolyPanels zu schießen. Schnell kniff PolarMan die Augen zusammen, so wie auch BattleMan und MegaMan sich die Hände vor die Augen schlugen. Solch ein helles Licht hatten sie noch nie gesehen. Die gesamte Plattform erstrahlte und war von weitem vermutlich nur noch als heller Lichtkreis zu erkennen. Doch so plötzlich das Licht erstrahlt war, so plötzlich gewöhnten sich auch die Augen der drei Navis daran und verwundert konnten sie sich umschauen, ohne geblendet zu werden, obwohl das Leuchten an Intensität nicht abgenommen hatte, sondern scheinbar noch immer zunahm.

„Was zum Teufel passiert hier?“, fragte PolarMan misstrauisch, als er genauestens seine Umgebung begutachtete und sich auf alles mögliche gefasst machte.

Gregory und Mr. Famous bestaunten das Schauspiel beide über den großen Monitor, der leicht zu flackern begann und auf dem man auch kaum noch etwas erkennen konnte.

„Das ist es!“, sprach Lan mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. „Dieser Giga Chip wird dein Ende besiegeln. Es mag wirklich sein, dass Shadow und du nur gute Absichten habt. Ich kann nicht sagen, was in euren Köpfen vorgeht und ehrlich gesagt will ich das auch gar nicht wissen. Ihr seid nichts weiter als kranke Verbrecher. Ich weiß nicht was dir diese Wissenschaftler damals angetan haben, dass du die Menschen so sehr hasst, dass du sie sogar töten willst, aber das spielt auch überhaupt keine Rolle! Ich kann und werde nicht zulassen, dass weitere Menschen ihr Leben verlieren müssen, koste es was es wolle.“

„Du bist doch verrückt!“, entgegnete PolarMan spöttisch lachend. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du mich besiegen kannst. Es gibt nichts, keinen Angriff oder Battle Chip auf dieser Welt, der mich besiegen könnte. Die einzige Waffe, die mir gefährlich werden konnte ging gemeinsam mit ihrem Entwickler verloren! Du hast gesehen wozu ich in der Lage bin. Und außerdem willst du doch nicht etwa riskieren, dass die Aqua Armor dabei gleich mit zerstört wird, oder?“

„Wir hätten die Armor schon von Anfang an zerstören sollen. Ich hatte erst vor sie zu beschützen, aber mittlerweile gibt es keine andere Wahl mehr. Besser sie wird zerstört, als dass Shadow sie in seine Finger bekommt!“, antwortete Lan entschlossen und warf dabei Mr. Famous einen kurzen Blick zu, um zu überprüfen, ob dieser auch wirklich damit einverstanden war.

Mr. Famous nickte zustimmend, da auch er wusste, dass es keinen anderen Ausweg mehr gab.

„Tst... Also gut, wie du willst! Dann zeig doch mal was dein HolyDream so draufhat! Ich bin bereit, starte nur deinen lächerlichen Angriff. Ich werde mich auch nicht verteidigen.“, sprach PolarMan selbstsicher und kopfschüttelnd und breitete die Arme aus, als wollte er den Angriff offen empfangen.

„Das ist ein Fehler!“, sagte Lan warnend, als er schließlich die Befehle in sein PET eintippte, um den eigentlichen Angriff zu starten.

Vorsichtig richteten sich MegaMan und BattleMan wieder auf. Da der Boden nun nicht mehr gefroren und somit glatt war, hatten sie keine Probleme mehr auf die Beine zu kommen. Etwas ängstlich rückten beide Navis dicht zusammen und entfernten sich von PolarMan, welcher gespannt und gelassen stehen blieb. Kleine Lichtpartikelchen, fast schon wie Glühwürmchen leuchtend, begannen plötzlich in Scharen aus den einzelnen Panels emporzusteigen. Wie der Schnee, der von oben fiel, fielen sie in entgegengesetzter Richtung von unten.

„Bist du dir echt sicher, dass das klappen wird? Er sieht immer noch so zuversichtlich aus.“, fragte Gregory unsicher, auf PolarMan deutend.

„Mach dir nicht ständig so viele Gedanken.“, versuchte Lan seinen Partner mit einem sanften Lächeln zu beruhigen. „Oder vertraust du mir etwa nicht?“

„D-Doch!! Natürlich vertrau ich dir! Tut mir leid... Ich wollte nur... ich meine...“

„Ist schon okay. Du brauchst dich nicht ständig entschuldigen. Ich weiß schon, was du meinst.“, sprach Lan, noch immer lachend, während er auch den letzten Befehl eingab. „Also gut. Beten wir gemeinsam, dass es klappen wird. Träumen wir den heiligen Traum!“

Und kaum war Lan endlich fertig mit der Befehlseingabe, begannen sich die fielen kleinen Lichtpartikel zu sammeln und zu größeren, weiß-türkisfarbenen Kugeln zu bilden. Es dauerte nicht lange und bald schien über beinahe jedem einzelnen HolyPanel einer große, kreisrunde Lichtkugel zu schweben. Leises Rauschen durchdrang die kalte Luft des Serverareals, obwohl dieses seltsame Licht eine ungeheure, angenehme Wärme absonderte.

Fragend schaute sich PolarMan um. Egal wo er auch hinsah, überall schwebten diese ballgroßen Lichter um ihn herum. Doch auf einmal spürte er eine ungeheure Energie von diesen Lichtkugeln ausgehen. Eine Energie, welche selbst ihm eine Gänsehaut verpasste. Nervös blickte er hin und her und winkelte seine Arme leicht an, bereit sie jeden Moment schützend vor sich zu reißen.

„Also los!! HolyDream!!!”, schrie Lan endlich und mit einem Male begann sich sämtliche Lichtkugeln in Bewegung zu setzen.

Es mussten hunderte sein. Für fast jedes HolyPanel eine eigene Kugel und alle begannen direkten Kurs auf PolarMan zu nehmen. Zitternd spürte der Eis-Navi eine unglaubliche Kraft, die sich konzentrierte und zwar ganz allein auf ihn. Jetzt verstand er endlich! Dazu hatte Lan all diese HolyPanels benötigt. Eine einzige dieser hellen Lichtkugeln konnte ihm schon ziemlich gefährlich werden, aber alle zusammen würden PolarMan mit einem Schlag löschen!

Verzweifelt drehte sich der Eis-Navi wild herum, doch es gab keinen Ausweg mehr. Sie kamen von allen Seiten und rückten so dicht zusammen, dass es keinen einzigen Fluchtweg mehr gab. Schützend überkreuzte er die Arme vor seinem Körper und nahm eine geduckte Haltung ein. Das konnte er nicht blocken...

Noch einmal verstärkte sich die Lichtintensität fast um das Doppelte, als sämtliche Kugeln gleichzeitig auf ihr Ziel trafen. Wie eine tonlose, weißglühende Explosion erschütterte dieses Spektakel die gesamte Plattform. MegaMan und BattleMan gingen in die Knie, um nicht von der Wucht der freigesetzten Energien umgeschlagen zu werden. Nur ein leises, hallendes Dröhnen ließ die Luft leicht vibrieren. Und kaum hatte sich die Energie des HolyDreams wieder dematerialisiert, wurde es schlagartig wieder so dunkel in dem Areal, wie es zuvor war.

Schnell rieben sich Lan und Gregory die Augen, als das helle Licht nun endlich wieder weg war. Auch ihre Navis taten das Selbe. Es war einfach unglaublich. Weder BattleMan, noch MegaMan hatten je solch einen kraftvollen Angriff erlebt. Nicht einmal der LifeVirus oder Alpha hätten dem etwas entgegenzusetzen gehabt.

„Puh...“, seufzte Lan erschöpft und atmete angestrengt aus.

Auch Gregory war heilfroh, dass es endlich vorbei war. Angespannt drückte er die Hand auf seine Brust und spürte seinen rasendschnellen Herzschlag. So viel Aufregung hatte er schon lange nicht mehr erlebt.

Mr. Famous war ebenfalls sichtlich erleichtert, auch wenn man ihm ansehen konnte, dass es ihn nicht ganz so fröhlich stimmte, wie die beiden Jungs, da nun die Aqua Armor vermutlich auf immer verloren war.

„Das war großartig, Lan!“, sprach Gregory fassungslos. „Ich hätte nie geglaubt, dass wir das wirklich schaffen würden. Ich hatte wirklich Angst es wäre alles aus gewesen!“

Und übermütig wie immer warf sich Gregory um Lan, um ihn einmal kräftig zu umarmen.

Auch Lan konnte dieses Mal nicht anders und ließ sich ohne Einwände darauf ein. Er war auch so glücklich darüber, dass alles doch noch ein gutes Ende genommen hatte.

„Wir haben es gemeinsam geschafft. Ohne dich wäre mir das gar nicht möglich gewesen.“

„Danke.“, antwortete Gregory, überglücklich und wieder den Tränen nah vor Freude.

Auch BattleMan und MegaMan holten einmal tief Luft. Sie konnten es noch immer nicht wirklich glauben, aber von PolarMan war keine Spur mehr zu sehen. HolyDream hatte ihn wirklich gelöscht!

„Das war der härteste Kampf meines Lebens.“, seufzte BattleMan und streckte seine schmerzenden Glieder.

„Ich denke das gilt auch für mich.“, stimmte MegaMan zu und tat es seinem Kampfgefährten gleich. „Damit haben wir nicht nur Shadow’s obersten Commander erledigt, sondern auch gleichzeitig seine Pläne ruiniert. Ohne diese Rüstung wird er nichts mehr anstellen können.“

„Das glaube ich nicht.“, wandte Mr. Famous aber nachdenklich ein. „Wir wissen ja nicht wozu er die vier Rüstungen überhaupt benötigt. Selbst mit den anderen dreien kann er noch immer eine große Gefahr für uns darstellen, solange wir nicht wissen, was er plant.“

„Schon, aber ohne einen Commander wird seine Organisation erst einmal etwas Zeit brauchen um wieder Fuß zu fassen. Zumindest sollten wir jetzt mehr Zeit haben.“, sagte Lan jedoch.

„Das ist sicherlich auch wahr. Aber zunächst sollten wir uns eh darum kümmern, dass alles hier wieder unter Kontrolle kommt. Der Wartung des Servers und des Official Squares wird einige Tage, vielleicht sogar Wochen dauern. Wir haben noch viel zu tun.“, sprach Mr. Famous, als er zu einem Kontrollpult hinüberschlenderte, um den Schadensbericht abzurufen.

„Stimmt. Erst mal sollten wir den anderen bescheid geben, dass alles wieder unter Kontrolle ist. MegaMan? Logg dich aus.“

Doch zu Lan’s Verwunderung antwortete sein Navi weder, noch loggte er sich aus.

„Ist irgendwas?“, fragte Lan unsicher nach, als er merkte, wie sein Navi sich misstrauisch umblickte.

„Irgendwas stimmt nicht... ich hab so ein komisches Gefühl...“, antwortete der blaue Navi schließlich nach einigen Momenten.

Auch BattleMan begann sich nun umzusehen, als würde er etwas suchen.

„Was habt ihr beide denn?“, mischte sich nun auch Gregory ein, der das Verhalten der beiden Navis nicht verstand.

Doch keiner der beiden gab Antwort. Vorsichtig traten sie einige Schritte auseinander und guckten sich in alle Richtungen um. MegaMan wusste nicht was, aber irgendwas stimmte definitiv nicht. Er hatte so ein seltsames Gefühl in der Magengegend, doch plötzlich verkrampfte er vollkommen, als ihm das auffiel, was ihm die ganze Zeit so merkwürdig vorgekommen war. Obwohl es so eindeutig war, hatte er es doch tatsächlich nicht bemerkt. Dabei konnte man es doch gar nicht übersehen!

„Was verdammt noch mal ist denn nun??“, fragte Lan noch einmal mit etwas genervtem Ton.

„Lan? Fällt dir denn nichts auf? Sie dir das doch an!“

Stirnrunzelnd schaute Lan genauer auf den Screen seines PETs. Jetzt merkte er es auch!

„Das ist unmöglich! Wie um alles in der Welt kann das sein?!“

Obwohl PolarMan besiegt worden war, hatte es noch immer nicht aufgehört zu schneien. Im Gegenteil! Die Flocken fielen nun sogar noch dichter und schneller vom Himmel und bedeckten die Plattform innerhalb weniger Sekunden mit einer dicken Schneeschicht.

„Was hatte PolarMan gesagt? Der einzige Weg den Schnee am Fallen zu hindern, ist ihn zu löschen, oder?“, fragte Lan schluckend.

„H-Heißt das... heißt das etwa...“, setzte Gregory an, doch bevor er seine Frage vollständig formulieren konnte, erhielt er auch schon eine eindeutige Antwort.

Wie aus dem Nichts erschienen stand PolarMan plötzlich wieder zwischen MegaMan und BattleMan, die ihren todgeglaubten Gegner mit weit aufgerissenen Augen und Mündern anstarrten. PolarMan sah immer noch so aus, als hätte er nicht die geringste Schramme abbekommen.

„Ich hab es euch doch gesagt. Ihr habt euch zu früh gefreut! Ich bin unbesiegbar! Glaubt ihr es jetzt?“

Lan’s Innereien verkrampften sich. Das konnte unmöglich wahr sein. Wie sehr wünschte er sich jetzt, dass all das nur ein böser Traum war und er jeden Augenblick erwachen würde. Aber nein, es war kein Traum! PolarMan war noch immer nicht besiegt... Und nun hatte der junge Net-Battler wirklich keine Idee mehr, was er noch anstellen könnte, um diesen Gegner zu besiegen.

„Wie hast du das überlebt?!“, wollte MegaMan sofort wissen, der unaufhörlich blinzelte und die selbe Hoffnung hegte, wie sein Operator. Doch als er den drückenden Schmerz einer Faust direkt in seinem Gesicht spürte, war ihm sofort klar, dass dies kein Traum sein konnte.

Stöhnend vor Schmerz fiel der blaue Navi nach hinten und krümmte sich am Boden.

„Ich muss wahrhaft gestehen, dass ich noch nie so viel Angst gehabt habe, wie in dem Moment, als du diesen Chip eingesetzt hattest. Er hätte mich garantiert gelöscht... nicht einmal mehr BackUp-Dateien hätte mich danach zurückholen können. Ich wüsste zu gern, woher ihr diesen Chip habt. Von uns ist er jedenfalls nicht.“, sprach PolarMan, als er langsam um die beiden Navis herumschritt und sich die Faust rieb, mit der er grade MegaMan niedergeschlagen hatte.

„Aber wie hast du das dann überleben können? Und was meinst du damit, dass er nicht von euch ist?“, fragte Lan, der nun ziemlich verwirrt war.

„Zweiteres geht dich nichts an und zu ersterem... Das hier hat mich vor dem Angriff geschützt! PolarLight!!“

Kaum hatte PolarMan diese Worte ausgesprochen, wurde sein Körper auch schon von einer buntstrahlenden Aura umgeben, die wie das Polarlicht schimmerte.

„Was ist das?“

„Das hier ist eine Aura. Eine unglaublich starke Aura, die mich selbst vor diesem HolyDream schützen konnte, auch wenn sie beinahe von dem Angriff durchbrochen worden wäre. Aber es hat dennoch gewirkt. Ihr habt mich fast besiegt, aber eben auch nur fast. Und nachdem ihr euren Spaß nun hattet, bin ich wieder dran!“, erklärte PolarMan und holte weit mit seinem Arm aus, um auch BattleMan einen kräftigen Hieb zu verpassen, der den grünen Kampf-Net-Navi von den Füßen hob und neben MegaMan katapultierte.

Beide Navis lagen schutzlos und nahezu unbeweglich am Boden, wo sie vor Schmerzen stöhnten und kaum mehr aufstehen konnten.

„BattleMan!“, rief Gregory verzweifelt. Wieder liefen ihm Tränen über die Wangen. Nun hatte der Junge wirklich alles an Hoffnung verloren und sank zitternd auf die Knie. Er konnte das Ganze nicht mehr mit ansehen und schloss die Augen.

Lan und Mr. Famous wussten auch nichts mehr, was jetzt noch getan werden konnte. Wie versteinert beobachteten sie, wie PolarMan seine Arme elegant hin- und herbewegte, um seinen finalen Angriff vorzubreiten.

„Es tut mir leid... MegaMan...“, murmelte Lan mit fast erstickter Stimme. Selbst er war nun beinahe den Tränen nah. Waren alle Anstrengungen wirklich umsonst gewesen?

Mit jeder weiteren Bewegung seiner Arme trat PolarMan einen Schritt näher auf die besiegten Navis zu. Seine Hände begannen von dem selben bunten Leuchten umgeben zu sein, wie das der Aura, welche ihn noch immer schützte. Er presste die Handgelenke aneinander und holte weit aus. Zwischen seinen offenen Handflächen begannen sich Unmengen von kalter Energie zu sammeln.

„Dieser PolarBeam wird euch ein für alle mal die Lichter ausblasen! Keine Tricks mehr, kein Entkommen!“

„Worauf wartet ihr beide denn noch!?“, sprang auf einmal Mr. Famous auf und rannte hektisch zwischen die beiden Jungs, welche vollkommen kraftlos und schweigsam darauf warteten, dass PolarMan es zu Ende bringen würde.

Etwas überrascht schauten Lan und Gregory Mr. Famous an, welcher auf die PETs deutete.

„Wollt ihr eure Navis sterben lassen? Loggt sie doch aus, solange es noch geht!!“

Plötzlich zuckte Lan reflexartig zusammen. Auch Gregory konnte nicht glauben, dass er darauf nicht selbst gekommen war. Schlagartig griffen die beiden Jungs nach den Kabeln, um die PET-Verbindung zu trennen und ihre Navis auszuloggen.

„So nicht, ich sagte kein Entkommen!!“, brüllte PolarMan, als er seine zusammengepressten Hände nach vorn schnellen ließ und einen gewaltigen, bunten Energiestrahl direkt auf seine beiden Gegner feuerte.

Lan hatte grade den Stecker gepackt, als eine hallende Explosion seine Ohren zum Dröhnen brachte. Es war als würde sein Trommelfell jeden Augenblick zerbersten, als der Knall des auftreffenden PolarBeams durch die Tonöffnungen seines PETs hallte.

Auch Gregory hatte es nicht mehr geschafft rechtzeitig die Verbindung zu trennen. Ungläubig sah er auf sein PET, wo die gesamte Plattform einer gigantischen Erschütterung ausgesetzt wurde, hervorgerufen durch die Explosion des PolarBeams, der seine Ziele direkt erwischt hatte. Teile der Plattform, sowie Eiskristalle wirbelten durch die Luft und Datenteilchen sprühten in alle möglichen Richtungen. Zufrieden senkte PolarMan wieder seine Arme.

„Da habt ihr es! Ich hatte euch gewarnt, aber ihr wolltet nicht hören! Ihr sturen Dummköpfe, das habt ihr nun davon! Nicht nur dieser rote Navi mit dem Schwert, sondern auch die beiden hier mussten völlig sinnlos ihre digitalen Leben lassen. Und ihr als ihre Operator habt nichts getan... Wieder ein Beispiel dafür, wie egal wir Navis euch Menschen sind.“

Zornig umgriff Lan das Verbindungskabel seines PETs. Wieso nur?? Warum musste das alles bloß passieren? Wäre er nur etwas schneller gewesen, dann... aber es hatte keinen Sinn mehr. Nun war sowieso alles egal. Nichts hatte mehr Sinn...

„Ich denke damit wären wir nun endlich fertig.“, erklang PolarMan’s Stimme noch ein weiteres Mal über die Lautsprecher in dem kleinen Kontrollraum.

Mr. Famous ließ sich wieder in seinen Stuhl sacken, nahm seine verspiegelte Brille ab und stützte seinen Kopf gegen seine Hände. Gregory hingegen blieb wortlos auf dem Boden sitzen, direkt neben seinem PET.

„Es tut mir wirklich leid um eure Navis, glaubt mir. Hätten wir uns unter anderen Umständen kennen gelernt, wäre sicher alles anders gelaufen. Aber ihr werdet noch dankbar sein, wenn wir erst einmal das Zeitalter der Technologie abgeschafft haben und ein neues von absolutem Frieden beginnen lassen.“

„Was soll das? Was verdammt noch mal habt ihr vor?? Wieso? Ich... ich...“, schluchzte Lan angestrengt und trat so fest er nur konnte gegen die nahegelegene Tür, um seiner Wut Ausdruck zu verleihen.

„Ich habe euch doch schon einiges erklärt. Wir werden die Net Society zerstören und die Welt zu dem machen, was sie eigentlich sein sollte. Lasst euch überraschen!“, begann PolarMan zu lachen, doch dieses Lachen verging ihm ganz plötzlich wieder, als er sich umwandte und nun wieder auf die Stelle schaute, an der zuvor noch MegaMan und BattleMan gelegen hatten.

Auch Lan und Gregory, sowie Mr. Famous staunten nicht schlecht, als sie ebenfalls erblickten, was auch PolarMan sah. Auf einem fast vollkommen zersprengten Stück der riesigen Plattform, von Rissen und Eisspuren übersäht, lagen BattleMan und MegaMan noch immer dort, wo sie vor dem Angriff gelegen hatten. Alles um die beiden herum war eingefroren oder vollkommen zerstört, alles durch den PolarBeam. Nur der Fleck auf dem sie lagen und sie selbst auch schienen wie unberührt, als wären sie von einem unsichtbaren Energieschild geschützt gewesen. Aber das war noch nicht alles! Nur wenige Meter vor den beiden, vollkommen verdutzten Navis, standen drei weitere Navis in einer Reihe, schwer atmend und sich noch grade so auf den Beinen haltend. Es waren GutsMan, Glyde und Roll!

„Was zum... Wer seid ihr und wie um alles in der Welt kommt ihr hierher??“, wollte PolarMan sofort wissen, der nicht verstand, was nun vor sich ging.

„Hehe...“, brachte Roll ein gequältes Lächeln raus mit der letzten Kraft, die ihr zur Verfügung stand. „Wir sind hier, um Mega und Lan zu helfen!“

„Genau, weil die beiden unsere Freunde sind!“, bestätigte Mayl’s Stimme, die nun auch über das Netzwerk zu hören war.

„Freunde?“, fragte Lan völlig entgeistert und fassungslos. „Ihr... Ihr seid... aber wie??“

„Ganz einfach!“, erklang nun auch Dex’ Stimme. „Wir sind zum Official Square gegangen, als wir von dem Angriff gehört haben und sind über den Serverweg hierher gekommen. Wir wussten, dass du wahrscheinlich schon hier sein würdest. Wolltest wieder alles alleine regeln, was?“

„Aber wie habt ihr denn den Servereingang gefunden? Der ist doch geheim und noch dazu unsichtbar!“, wandte Lan jedoch verwirrt ein.

„Ach Lan, tu nicht so blöd.“, seufzte Yai, welche ebenfalls anwesend war. „Hast du Idiot das schon wieder vergessen? Der gesamte Square ist eingefroren und von Schnee bedeckt, auch der unsichtbare Pfad. So war es ein Leichtes für uns den Eingang zu finden.“

„Ich kann das noch immer nicht glauben.“, sprach Lan. „Und wie habt ihr dann den Server überwunden? Dieser elend lange Weg vom Eingang bis hierher, der war doch-“

Aber schon fiel Glyde ihm ins Wort.

„Der war kein Problem! Wir sind auf die selbe Art und Weise hergekommen, wie ihr. Mrs. Yai hat von ihrem Vater ein spezielles Programm, während ihres letzten Winterurlaubs bekommen, was mir und den anderen ein paar digitale Skier gegeben hat. Außerdem können Roll und ich schweben, beziehungsweise fliegen, somit war das Ganze überhaupt kein Problem, abgesehen von GutsMan.“

„Ich bin wirklich froh, dass es dir und MegaMan gut geht!“, mischte sich Mayl wieder ein. „Aber ich kann noch immer nicht verstehen, dass du das Ganze allein durchziehen wolltest. Wir sind doch deine Freunde, warum hast du uns nichts gesagt?“

„Und noch dazu war es unsere Idee! Erst sagst du sie sei dämlich und stößt uns vor den Kopf und kaum ’ne Sekunde später tust du das, was wir sowieso vor hatten.“, grummelte Dex etwas verärgert.

„Genau! Es ist wirklich ständig das Selbe mit dir. Und dein Sturkopf wird dich eines Tages noch um Kopf und Kragen bringen. Du kannst von Glück sagen, dass Mayl sich so große Sorgen um dich gemacht hat, als wir von diesem Anschlag erfahren haben. Sie wusste sofort, du würdest gleich hierher kommen und wollte unbedingt, dass wir dir helfen. Wenn’s nach mir gegangen wäre, hättest du dir ruhig mal eine richtige Lektion erteilen lassen können, dass du endlich lernst, dass Freunde zum Helfen da sind und nicht zum Vergraulen.“, hielt Yai Lan eine kleine Predigt in ihrer typisch hochnäsigen und zickigen Art.

„Stimmt. Kommt zwar echt nicht oft vor, aber dieses Mal muss ich Yai Recht geben. Wären wir nicht gekommen, wäre es um MegaMan wohl geschehen.“, stimmte Dex zu.

Plötzlich kehrte eine längere Stille ein und Lan wusste sofort, dass er nun an der Reihe war.

„Ich weiß ja, ihr habt Recht. Es tut mir wirklich leid... ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Ich wollte euch einfach nicht in Gefahr bringen und war etwas sauer und hab dann... na ja, etwas überreagiert. Ich bin doch wirklich froh, dass ich euch hab und ohne euch wäre ich wohl wirklich verloren. Es tut mir echt leid... Könnt ihr mir noch mal verzeihen?“

Und wieder herrschte einige Momente lang tiefes Schweigen, was Lan ganz und gar nicht gefiel. Doch zu seiner Erleichterung ergriff Mayl wieder das Wort.

„Natürlich verzeihen wir dir. Aber du musst von jetzt an versprechen uns immer in deine Pläne einzuweihen und nie wieder etwas im Alleingang zu erledigen, verstanden? Und dieses Mal musst du dieses Versprechen auch halten!“

„Ja, ich verspreche es. Ab jetzt kämpfen wir nur noch gemeinsam!“, antwortete Lan und ein breites Lächeln huschte über seine Lippen. Wie gern wäre er jetzt direkt bei seinen Freunden gewesen, statt nur ihre Stimmen hören zu können.

Gregory beobachtete das Ganze mit großer Neugier, sagte aber kein Wort. Aber man sah auch ihm an, dass er unglaublich glücklich war.

„Soso...“, unterbrach aber PolarMan’s Stimme schließlich das Gespräch der vier Freunde und ihrer Navis. „Ihr seid also über den Server hier eingedrungen, um eure Freunde zu schützen, was? Eurem Anblick nach schlussfolgernd gehe ich davon aus, dass ihr drei meinen Angriff geblockt habt, um die beiden dort zu verteidigen?“

„Genau so ist es.“, bestätigte Dex stolz. „Allerdings sind unsere Barrieren bei der Aktion vollkommen zerfetzt worden und obwohl unsere Navis mit einem Barrier Chip ausgestattet waren, haben sie trotzdem beträchtlichen Schaden zugefügt bekommen.“, erklärte der dickliche Junge, als er die Kraftanzeige seines GutsMan überprüfte. „Wer ist der Kerl da eigentlich, Lan?“

„Das... ist PolarMan... oberster Commander von Shadow’s Truppen... und er ist verdammt stark...“, antwortete MegaMan auf diese Frage, der sich schwerfällig wieder versuchte aufzurichten. Kaum hatte Roll dies bemerkt, eilte sie ihm zur Hilfe.

„Alles okay, Mega?“, fragte das besorgte Navi-Mädchen, als es ihrem kraftlosen Freund unter die Arme griff.

„Ja... ich bin okay... danke, Roll...“, zwinkerte MegaMan ihr zu, was sie erleichtert aufatmen ließ.

„Und wer dann sein der andere hier?“, fragte GutsMan, der sich BattleMan zugewandt hatte, um diesem beim Aufstehen zu helfen.

„Das ist BattleMan. Der Navi von Gregory, einem sehr guten Freund und verdammt starken Net-Battler.“, erklärte Lan schnell und lächelte dabei Gregory zu, welcher beinahe wieder aus dem Häuschen geriet über diese Aussage. Lan hatte ihn als einen sehr guten Freund bezeichnet!

„Also noch jemand, der auf unserer Seite steht. Damit scheint es nun fünf gegen einen zu sein, wenn ich richtig zähle.“, stellte Glyde fest und machte sich zum Kampf bereit, während er sich PolarMan entgegenstellte.

Auch GutsMan, MegaMan, Roll und BattleMan stellten sich neben ihn. Alle fünf waren zwar ziemlich angeschlagen, aber dafür nur umso entschlossener.

„Ha! Ihr meint also nur weil ihr meinen Angriff grade so abwehren konntet und zu fünft seid, habt ihr eine Chance mich zu schlagen? Ich brauche nur einmal ausholen, um euch jämmerliche Gestalten von der Platte zu putzen. Euer Mut ist erstrebenswert, aber er wird euren Navis nur das Leben kosten. Jetzt müssen noch mehr unschuldige sterben... Es ist wirklich ein Jammer!“, sprach PolarMan, der sich nicht sonderlich beeindruckt von seinen Gegnern zeigte.

„Ach was, den schaffen wir schon, oder Lan? Gemeinsam stampfen wir ihn in den Boden!“, lachte Dex, welcher sehr zuversichtlich war.

„Na ja... um ehrlich zu sein hat der Typ da Recht. Wir werden ihn auch nicht zu fünft besiegen können, wir können nur zusehen hier schnell zu verschwinden.“, entgegnete Lan, der die ganze Sache nicht so optimistisch sah.

„Aber dazu werde ich euch nicht kommen lassen! Es ist jetzt wirklich genug. Alle auf einmal und dann ist endlich Schluss! Macht euch auf-“

Doch bevor PolarMan zu Ende sprechen konnte ertönte eine weitere Stimme im Netzwerk. Weder von Lan oder Gregory, oder einem der anderen Anwesenden. Es war eine Stimme, die keiner der Freunde zuvor gehört hatte. Sie klang jung und kraftvoll und schien von irgendwo aus dem Areal her zu klingen.

„Halt! Es reicht, PolarMan!“

Stutzend hielt PolarMan inne. MegaMan und die anderen schauten sich verwirrt um und fixierten dann ihren Blick auf PolarMan, welcher seinen Kopf ein Stück zu Seite wandte.

„Aber ich bin doch grade dabei sie endlich platt zu machen. Ich kann uns jetzt dieser Probleme endgültig endledigen. Wir sollten diese Chance nicht ungenutzt lassen.“

„Nein, vergiss sie einfach. Das hat uns alles schon genug Zeit gekostet. Sie sind nervig, das stimmt, aber sie können eh nichts gegen dich ausrichten und unseren Plänen können sie auch nicht mehr gefährlich werden.“

Angestrengt versuchte MegaMan die fremde Stimme auszumachen. Sie schien von irgendwo aus PolarMan’s Richtung zu kommen.

„Ist Lord Shadow damit wirklich einverstanden? Sie sind stark und wir sollten sie nicht unterschätzen. Ich halte es für ratsamer sie gleich jetzt auszuschalten.“, widersprach PolarMan aber weiterhin.

„Nein, sie stellen absolut keine Gefahr mehr für uns dar. Wenn wir das Omega-Projekt endlich beendet haben, werden sie eh schon von der Bildfläche verschwinden. Niemand kann jetzt noch etwas gegen uns unternehmen. Begib dich zurück zum Hauptquartier. Shadow wartet schon auf die Rüstung. Es hat jetzt höchste Priorität das Projekt zu vollenden.“

„Na gut, wie ihr wünscht.“, verbeugte sich PolarMan und wandte sich noch ein letztes Mal der kleinen Navi-Gruppe zu. „Beim nächsten Mal.“ Und schon loggte er sich aus.

„Nein, er ist entkommen!“, fluchte Lan laut und ballte seine Fäuste.

„Reg dich nicht auf. Das verkürzt nur dein Leben. Ihr hättet eh nichts tun können. Seid froh, dass ihr heute noch nicht sterben müsst. Genießt lieber eure letzten Tage.“

„Wer bist du und wo steckst du??“, rief Lan, der auch auf dem PET-Screen niemanden erkennen konnte.

Doch dann wurde der Navi sichtbar, zu dem die Stimme gehörte. Einige Meter neben der Position wo PolarMan noch grade gestanden hatte, wurde sein Körper schlagartig sichtbar.

Er war ziemlich groß und seine Brustpanzerung violett. Seine Arme und Beine waren schwarz und hatten vertikale, rötliche Streifen an den Seiten. Seine Schultern waren von spitzen, metallischen Panzerungen geschützt. In seinem Bauch glitzerte ein rötlicher Kristall.

Amüsiert schaute das junge Gesicht des Navis von einem der fünf Freunde zum nächsten. Auf seinem Kopf war eine metallische, flossenartige Klinge befestigt, die hell glitzerte.

„Ich bin hier. Und ich bin schon die ganze Zeit hier gewesen, seit Beginn des Kampfes. Sogar noch länger. Ich war bereits hier, bevor ihr überhaupt eingetroffen wart, um gegen Gem und Ini zu kämpfen. Und ich habe euch die ganze Zeit beobachtet.“

„Was? Wie soll das denn möglich sein? Unsere PETs haben nichts angezeigt. Nur die Energiesignaturen der Zwillinge, die von PolarMan und die MegaMan’s und BattleMan’s.“, sprach Lan verwundert, der nicht verstehen konnte, wie dieser seltsame Navi sie die ganze Zeit beobachtet haben wollte, ohne dass sie etwas gemerkt hatten.

„Tja, das ist wirklich kompliziert, was? Aber unsichtbar zu sein und zu beobachten ist meine Spezialität. Ich bin InvisibleMan! Leader-Navi der Neo World Three. Und um es euch ganz zu verdeutlichen sollte ich noch hinzufügen... Mr. Shadow’s persönlich angepasster Net-Navi!“

Eine Welle von Unglauben und Überraschung breitete sich schnell unter den anderen aus. Da stand er! Und da hatte er wohl auch schon die ganze Zeit gestanden... Shadow’s eigener Navi!

„Dann bist sozusagen du für alles verantwortlich? Wo steckt dein verdammter Operator? Wo hat das feige Aß sich verkrochen und was hat er vor!? Los, sag es sofort!!“, brüllte Lan wütend los, der sich kaum mehr halten konnte.

„Tut mir leid, dass kann ich euch leider nicht sagen. Aber es wird eh nicht mehr lange dauern bis ihr alles erfahrt. Jetzt, da wir alle vier Elementrüstungen haben, kann das große Finale beginnen! Der Anfang von dem Ende, was einen völlig neuen Anfang einleiten wird! Genießt eure letzten Tagen in dieser skrupellosen, verkommenen Welt! Das neue Zeitalter beginnt!!“

Und mit einem lauten Lachen dematerialisierten sich die Daten von InvisibleMan, als der Navi sich ebenfalls ausloggte.

Sprachlos blieben MegaMan, BattleMan, Roll, GutsMan und Glyde stehen, immer noch auf den Fleck starrend, wo grade InvisibleMan gestanden hatte, als würde er noch immer dort stehen.

„Wie hat er das angestellt?“, war die einzige Frage, die Lan beschäftigte, der ebenso aus der Wäsche guckte, wie sein Navi. „Also das war Shadow’s Navi...“

„Er wirkte verdammt stark.“, merkte Roll an, die etwas ängstlich neben MegaMan’s Seite trat und sich an seinen Arm klammerte.

„Ja. Ich glaube sogar noch um einiges stärker, als PolarMan...“, stimmte MegaMan zu.

Einige Minuten lang herrschte Stille. Alle benötigten etwas Zeit, um all die Geschehnisse der letzten Minuten zu verarbeiten und voll und ganz zu verstehen. PolarMan war also entkommen, zusammen mit der Aqua Armor im Gepäck. Somit besaß Shadow nun alle Rüstungen und, wie InvisibleMan gesagt hatte, würden sich nun seine Pläne endlich erfüllen können. Es war alles umsonst gewesen. Der gesamte Versuch den Server zu beschützen war zunichte gemacht. Und nicht nur das! Lan, Gregory und die anderen waren auch nur um Haaresbreite davongekommen. Es war nicht mehr zu leugnen. Ihre Gegner waren keineswegs mit ihren vorhergegangenen zu vergleichen. Dieser PolarMan und auch dieser merkwürdige InvisibleMan waren unglaublich stark. Bei weitem viel stärker als alle anderen Navis, gegen die sie je hatten kämpfen müssen.

„Tja, ich denke ihr könnt hier nicht mehr viel machen.“, war es Mr. Famous, der letztendlich die Stille durchbrach. „Die Wartung des Servers wird einige Zeit dauern und bis wir hier wieder alles unter Kontrolle haben kann auch noch einiges an Zeit vergehen. Ihr werdet uns hier nicht helfen können, darum schlage ich vor, dass ihr zwei erst mal wieder nach Hause geht.“, sagte er, während er wieder aufstand und begann nachdenklich in dem Kontrollraum auf- und abzugehen.

„Ja, wir können hier wohl wirklich nichts mehr tun.“, stimmte Lan seufzend zu. „Leute? Ich verabschiede mich dann, wir sehen uns ja später. Vielen Dank noch mal für eure Hilfe.“

„Kein Problem. Du weißt doch, dass du dich immer auf uns verlassen kannst. Wir werden dann auch lieber mal wieder verschwinden, damit wir den Officials nicht im Weg stehen. Außerdem muss GutsMan sich erst mal erholen. Bis später, Leute!“, verabschiedete sich Dex auch gleich als erstes und loggte kurz darauf GutsMan aus.

„Ja, ich werde auch lieber wieder gehen. Glyde benötigt jetzt auch erst mal etwas Ruhe nach diesem Angriff. Mayl? Wir sehen uns ja gleich noch, also bis später!“, ließ auch Yai ihren Navi ausloggen.

„Ich werde dann auch mal verschwinden und gleich mal zu Yai rübergehen. Pass gut auf dich auf, Lan und vergiss dein Versprechen nicht.“

„Keine Sorge, Mayl. Du hast wirklich mein Wort darauf. Nächstes Mal sage ich euch bescheid.“

„Ich hoffe es.“, lächelte Mayl, froh darüber, dass alles, mehr oder weniger, in Ordnung war. „Na ja.... also... bis dann! Roll?“

„Ja, bin schon unterwegs!“, antwortete das Navi-Mädchen, welches sich nur sehr ungern von MegaMan’s Seite trennte. „Bis dann, Mega.“, zwinkerte sie dem blauen Navi noch einmal zu und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange, ehe auch sie sich ausloggte.

Somit blieben nur noch MegaMan und BattleMan im System zurück.

„Na gut, dann lass uns unsere Navis auch ausloggen, okay?“, fragte Lan Gregory und zog bereits das Verbindungskabel raus. „Jack-Out, MegaMan!”

„Yup, kein Problem! Jack-Out, BattleMan!“

Und somit wurden auch die letzten beiden Navis ausgeloggt.
 

Einige Minuten später fanden sich Lan, Gregory und Mr. Famous auch schon vor dem Haupteingang des Official Centers wieder. Noch immer herrschte etwas Unruhe, aber mittlerweile hatten die Officials die Situation wieder unter Kontrolle bringen können. Während man versuchte die letzten Leute zu beruhigen, wandte sich Mr. Famous an die beiden Jungs, um sich von ihnen zu verabschieden.

„Ihr habt wirklich euer Bestes gegeben. Nehmt euch nicht zu sehr zu Herzen, dass ihr ihn doch nicht aufhalten konntet. Wenn ihr es nicht schafft, hätte es auch niemand anders hinbekommen.“

„Schon, aber dennoch... Wegen uns sind diese Kerle nun im Besitz aller Rüstungen...“, antwortete Gregory, der ziemlich deprimiert war.

„Nein, wenn dann ist es sowieso allein meine Schuld.“, wandte Lan aber direkt ein. „Nur dank mir war PolarMan überhaupt zum Server gelangt. Hätte ich ihm nichts gesagt, wäre es gar nicht zu alldem hier gekommen.“

„Hört doch endlich auf euch Vorwürfe zu machen.“, entgegnete Mr. Famous nun mit ruhiger Stimme und legte seine Hände auf die Schultern der beiden Jungs. „Es ist schon wahr, dass du einen Fehler begangen hast, Lan. Aber das hätte jedem anderen auch passieren können und früher oder später wären Shadow’s Truppen sowieso in den Official Server eingedrungen. Wir waren einfach nicht gut genug vorbereitet. Mir tut es auch leid, dass ich dich vorhin so angeschrieen habe, aber jetzt können wir eh nichts mehr dran ändern. Vor allem nicht damit, dass wir uns Vorwürfe machen und uns Schuld zuweisen. Es ist nun wichtig, dass wir einen Weg finden, um Shadow zu stoppen und wenn ich mich richtig erinnere hatte dein Vater doch einen Plan, oder?“

„Ja, genau! Stimmt, das hatte ich schon wieder fast vergessen. Dad hatte gesagt er wüsste, wie er Shadow’s Hauptquartier lokalisieren könnte und dass er mindestens drei Tage dazu brauchen würde... das bedeutet morgen müsste es fertig sein.“

„Sehr gut. Ich werde mich gleich noch mit ihm in Kontakt setzen. Je schneller er fertig ist, desto besser, denn jetzt zählt jede Sekunde.“, antwortete Mr. Famous. „Wir werden das schon alles wieder in den Griff bekommen. Aber zunächst müsst ihr beide euch erst mal ausruhen und auch eure Navis.“

„Ja, wäre wohl wirklich besser. Ich denke wir gehen dann direkt nach Hause, oder Greg?“, fragte Lan, der sich nun seinem jungen, unsicheren Freund zuwandte.

„I-Ich darf wieder mit zu dir??“, fragte Gregory hoffnungsvoll.

„Natürlich! Irgendwo wirst du doch übernachten müssen und Mum wird auch nichts dagegen haben und ich wette Dad würde das Selbe vorschlagen.“

„O-Oh, ja, d-das ist... Danke, vielen Dank!!“, begann Gregory wieder aufgeregt und glücklich zu stottern.

„Ist doch keine Ursache. Na, also dann... Ach ja! Ehe ich es wieder vergesse... Mr. Famous? Können sie mir bescheid geben, was mit ProtoMan und Chaud ist, wenn sie etwas von ihnen hören?“

„Keine Sorge, werde ich machen. Aber es sollte beiden gut gehen. Jim müsste jetzt mit Chaud im Wartungszentrum sein. Ich werde dir sofort bescheid geben, wenn ich weiß, wie es um ProtoMan steht.“

„Vielen Dank! Na also dann... Auf Wiedersehen!“

„Ciao!“, verabschiedete sich Mr. Famous ebenfalls und sah den beiden Jungs noch etwas hinterher, während sie sich vom Official Center entfernten, durch die dichten Menschenmassen huschten und schließlich in Richtung der Metroline Station verschwanden. Dann kehrte auch er wieder um und ging zurück ins Center, um sich den Aufräumarbeiten zu widmen...
 

Während Lan und Gregory sich auf den Weg machten, um zurück nach ACDC Town zu gelangen, erreichte fast zeitgleich PolarMan den Eingang zum Sicherheitsnetzwerk, welches Shadow’s Basis, im Herzen von Den Town, durchströmte.

Ungeduldig lief Shadow auf und ab. Sein Büro erinnerte ein klein wenig an einen Laborraum mit einigen Reagenzgläsern und seltsamen Gefäßen. Auf seinem Schreibtisch stand sein Laptop, flimmernd, während er darauf wartete, dass jeden Augenblick PolarMan’s Bild darauf erscheinen würde, um Bericht zu erstatten. Auf seinem Schreibtisch lagen jede Menge Battle Chips der unterschiedlichsten Sorten verteilt, welche im Licht der einfallenden Sonne glitzerten. Die Vorhänge waren komplett aufgezogen und weit unten sah man die rege belebten Straßen der unruhigen Stadt, die gigantische Fußgängerzone der Innenstadt, umgeben von riesigen Wolkenkratzern und tausende kleiner Geschäfte.

Grade als sich Shadow vor das große Fenster stellte, um das wundervolle Panorama zu betrachten, erklang allerdings auch schon der Signalton, der ihm mitteilte, dass PolarMan endlich eingetroffen war. Schnell sprang er vor seinen Laptop, ungeduldig auf die Neuigkeiten.

„Verzeihen sie die Verspätung, Lord Shadow. Aber ich bringe gute Neuigkeiten. Die letzte Rüstung befindet sich nun in eurem Besitz. Ich trage sie hier, direkt bei mir.“, verlor der eisige Navi keine Zeit, als er auf dem Laptop erschienen war, und öffnete seine Handfläche in der der Datenstrang der Installationsdateien herumwirbelte.

„Sehr gut, sehr gut! Ich habe nicht daran gezweifelt, dass du deine Aufgabe zufriedenstellend erfüllen wirst. Herrlich, damit sind wir endlich am Ende all unserer Mühen und Anstrengungen!“, begann Shadow laut und überglücklich zu lachen.

„Nur dieser MegaMan ist noch immer da, obwohl es mir zumindest gelungen ist ProtoMan auszuschalten.“

„Das spielt sowieso keine Rolle mehr. Lan und MegaMan können uns nicht mehr gefährlich werden. Und ich weiß, dass diese blaue Pest sowieso nicht mehr existieren würde, hätte ich InvisibleMan nicht eingreifen lassen... was mir übrigens ziemlich leid tut. Ich weiß, dass du nur ungern einen Kampf offenen Endes lässt, aber wir haben jetzt wichtige Prioritäten.“

„Nein, ich habe mich zu entschuldigen, dass ich nicht gleich euren Willen ausgeführt habe.“, warf der Eis-Navi jedoch unterwürfig ein.

„Keine Sorge, es ist alles wie es sein sollte. Geh dich nun ausruhen, deine Arbeit ist noch nicht vollendet.“

„Wie ihr wünscht. Also ist es endlich soweit? Die Net-Society wird untergehen?“, fragte PolarMan noch mal nach, um völlig sicher zu gehen.

„Ja, wie ich es dir versprochen habe. Die Menschen werden nie wieder Navis für ihre Zwecke missbrauchen oder sie für arbeiten einsetzen, die eigentlich sie selbst erledigen sollten! Die Navis werden frei sein, völlig frei, Menschen werden wieder auf ihre eigenen Fähigkeiten angewiesen sein und diejenigen, die sich nicht beugen, werden liquidiert.“, versicherte Shadow lächelnd.

„Für eine neue Welt!“

„Ja, für eine neue Welt...“, stimmte Mr. Shadow zu und kurz darauf verschwand PolarMan auch schon wieder.

„Endlich... alle vier Elementrüstungen gehören mir. Makoto... bald wird sich dein Traum... unser Traum erfüllen! Niemand wird mich jetzt noch aufhalten können. OmegaMan wird bald vollendet sein und dann wird die Apokalypse eintreten. Das Ende der Net-Society! Hahahahaha!!“

Doch von einem Klopfen an der Tür unterbrochen, richtete sich Shadow auf und trat zurück zum Fenster, ehe er denjenigen hereinbat, der geklopft hatte.

Es war Smoke. In seinem grauen, fast schwarzen Sakko, kam er bis vor den Schreibtisch getreten, wo er seine Zigarette auf der Holzplatte ausdrückte und sich kurz darauf eine neue ansteckte.

„Was gibt es?“

„Ich wollte nur sagen...“, begann Smoke, hielt aber kurz inne, als er einen tiefen Zug nahm und anschließend den Zigarettenqualm ausatmete. „... dass wir dann soweit sind. Können wir anfangen?“

„Ja, beginnt gleich damit alles vorzubereiten, ich will keine weitere Zeit verlieren.“, bestätigte Shadow.

„Wie sie wünschen. Ich hab da aber noch was... Ich hab vorhin erfahren, dass diese Arschlöcher vom SciLab wohl einen Weg gefunden haben unseren Stützpunkt zu orten oder so... Hikari dieser Bastard scheint dafür verantwortlich zu sein. Ich hätte ihn doch einfach umbringen sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte.“, grummelte Smoke verärgert und kaute wütend auf seiner Zigarette. „Was tun wir dagegen?“

„Tst... Die können uns eh nicht mehr aufhalten. Sollen sie doch unseren Stützpunkt lokalisieren. Stoppen können sie uns eh nicht mehr.“

„Da wäre ich mir nicht ganz so sicher. Rina meinte, die könnten uns immer noch gefährlich werden.“

„Hmpf...“, seufzte Shadow gleichgültig. „Also gut. Dann soll sie versuchen etwas dagegen zu unternehmen. Ein bisschen mehr Zeit für uns rauszuholen wäre sicherlich doch nicht ganz so schlecht.“

„Dann sag ich ihr bescheid, sobald ich unten bin. Wir warten dann auf sie.“

Und mit einer letzten Verbeugung trat Smoke wieder ab und verschwand zurück nach draußen. Die Arme auf den Rücken gelegt überblickte Shadow die riesige Stadt unter sich. Er war sich ziemlich sicher, dass jetzt nichts mehr schief gehen konnte, allerdings wollte er dann doch lieber auf Nummer sicher gehen...
 

Zurück in ACDC Town hatten Lan und Gregory auch schon das Haus der Hikari’s erreicht, wo sie von Mrs. Hikari freundlich begrüßt wurden. Kaum waren die Kinder eingetreten, war diese auch schon in die Küche verschwunden, um schnell etwas zum Mittagessen vorzubereiten. Den Rest des Tages verbrachten Lan und Gregory in Lan’s Zimmer, wo sie sich noch über die Ereignisse des Morgens unterhielten und ungeduldig auf eine Nachricht von Dr. Hikari oder Mr. Famous warteten. Erschöpft lagen die beiden auf Lan’s Bett und versuchten sich von den ganzen Strapazen zu erholen, während ihre Navis sich auf Lan’s Homepage mit Dash und Mr. Prog beschäftigten. Erst war der kleine Fishy-Virus etwas sauer gewesen, weil er noch immer nachtragend wegen der Sache mit dem Undernet war, wo er nicht mit durfte. Aber gegen eine Runde Fangen zu viert, konnte der kleine Virus dann doch nichts sagen und auch Mr. Prog war froh, endlich wieder etwas mit den anderen spielen zu können. Nach einem wirklich köstlichen Mittagessen setzten sich Gregory und Lan zusammen, um zu überlegen, was sie den Rest des Tages noch tun konnten, da es nun grade mal zwei Uhr war...

Versus BattleMan

Es war nun kurz nach 14 Uhr. Lan und Gregory saßen in Lan’s Zimmer und erholten sich noch immer von den Anstrengungen, die sie zu genüge heute Morgen erlebt hatten.

Sie hatten grade eine sättigende Mahlzeit zu sich genommen, die Mrs. Hikari ihnen zubereitet hatte und lagen nun beide, völlig fertig, auf Lan’s Bett, schlossen die Augen und atmeten tief ein. Gregory war überglücklich erneut eine Nacht bei Lan verbringen zu dürfen. Nach dem Kampf gegen PolarMan und die beiden Zwillings-Navis, Gem und Ini, war Gregory sogar noch weitaus mehr beeindruckt von Lan, als er es eh schon vorher gewesen war.

Es herrschte beinahe vollkommene Stille in Lan’s kleinem Zimmer. Die Fenster waren geöffnet und man hörte eine leichte Windbrise um das Haus streifen. Warme Luft drang in den Raum. Ansonsten hörte man nur leise die beiden Navis, MegaMan und BattleMan, sowie Mr. Prog und Dash, welche noch immer Fangen auf Lan’s Homepage spielten und auf dem PC-Monitor zu beobachten waren.

Alles schien so sorglos, aber wenn Lan daran dachte, was dieser Tag bisher gebracht hatte, wäre er einfach am liebsten eingeschlafen und hätte alles wieder vergessen.

Es war den beiden Jungs, trotz ihres enormen Mutes und ihrer festen Entschlossenheit, nicht gelungen PolarMan aufzuhalten und die letzte Rüstung, die Aqua Armor, vor ihm zu beschützen. Nun war Shadow im Besitz aller vier Elementrüstungen und es konnte jeder Zeit soweit sein, dass er den finalen Schritt einleiten würde. Lan wusste zwar noch immer nicht, was genau Shadow im Schilde führte, aber genau das war es wohl, was ihn umso mehr beunruhigte. Und dann war da ja auch noch InvisibleMan, Leader-Navi der Neo World Three und Shadow’s persönlicher Net-Navi. Lan hatte ihn noch immer genau vor Augen. Er wusste nicht wieso, aber der Blick dieses Navis erinnerte ihn im Nachhinein an irgendjemanden, aber er konnte nicht genau sagen, an wen. Jedenfalls wirkte InvisibleMan sogar noch um einiges stärker, als PolarMan. Wie sollten sie nur jemals gegen solche Gegner ankommen?

Jetzt hängte alles von Dr. Hikari’s Idee ab, mit der es möglich sein sollte, Shadow’s Hauptquartier zu lokalisieren. Auf die Erfindung seines Vaters, baute Lan alle seine Hoffnungen auf. Es war die letzte Chance Shadow noch irgendwie aufzuhalten, bevor er seinen Plan vollenden konnte. Nur bisher hatte auch Dr. Hikari noch kein Sterbenswörtchen über diese neue Erfindung verloren und auch nicht darüber, was er vermutete, was Shadow vorhaben könnte. Es gab noch so viele offene Fragen. Lan konnte seine Gedanken kaum mehr klar ordnen. Mal musste er an Chaud denken und fragte sich, ob mit ProtoMan bereits alles wieder in Ordnung war, ein anderes Mal stellte er sich vor, wie Shadow, eine schattenhafte Gestalt in seinen Vorstellungen, die vier Rüstungen in seinen Händen hielt und das Ende der Net-Society einleitete und wiederum machte er sich noch immer Vorwürfe deswegen, dass er PolarMan überhaupt erst den Weg zum Official Server gewiesen hatte.

Schwer seufzend legte sich Lan auf die Seite und schaute zu seinem Computertisch rüber, um MegaMan und die anderen beim Spielen beobachten zu können. Er wünschte sich so sehr, dass endlich alles vorbei sein würde. Wie gerne würde er auch wieder sorglos mit seinen Freunden etwas unternehmen können... Und darum erst recht galt es jetzt Shadow zu stoppen!

Aber auch Shadow war nicht das einzige Problem. Nur widerwillig erinnerte sich Lan an den Beginn des Tages, als er und MegaMan im Undernet auf diesen Chaos Lord getroffen waren... Wo dieser wohl grade steckte und was er im Schilde führte? Und ob es Sektor gelungen war, herauszufinden, wohin sich der Chaos Lord verzogen hatte?

Aber jetzt war erst mal genug davon! Ein wenig müde setzte sich Lan auf und schaute durch das Fenster hinaus in den Garten. Die Sonne schien wieder am wunderschönen, strahlend blauen Himmel. Er hatte sich jetzt wirklich lange genug den Kopf über all diese Dinge zerbrochen. Mehr als abwarten konnten er und Gregory nun eh nicht tun, also warum sich nicht irgendwie ablenken, um die Wartezeit zu verkürzen?

Auch Gregory richtete sich auf und setzte sich direkt neben Lan. Er strich sich durch sein dichtes, braunes Haar und gähnte leise.

„Was ist los, Lan? Machst du dir noch immer Gedanken wegen vorhin?“, fragte Gregory mit leicht besorgtem Blick.

„Ja, schon... ein wenig...“, antwortete Lan nachdenklich.

„Es wird sicher alles wieder gut, so wie Mr. Famous gesagt hat. Du brauchst dir keine Sorgen machen... denke ich...“, versuchte Gregory seinen Freund irgendwie aufzumuntern, zweifelte aber stark daran, dass das, was er sagte auch wirklich aufmunternd war.

„Ja, wahrscheinlich hast du Recht.“, sprach Lan und lächelte Gregory beruhigend zu. „Aber lass uns nicht weiter darüber reden. Wenn Dad oder Mr. Famous endlich anrufen, wissen wir es ja genau. Bis dahin müssen wir uns noch irgendwie beschäftigen.“

„Ja, stimmt...“, antwortete Gregory und begann zu überlegen, womit sich die beiden die Zeit vertreiben konnten. Er wusste eigentlich auch schon etwas, war sich aber nicht wirklich sicher, ob er Lan fragen sollte. Doch dann konnte er sich, mehr oder weniger, doch dazu durchringen. „Du, Lan?“

„Ja?“, fragte Lan.

„Na ja, ich dachte mir... ich meine, wenn du nichts dagegen hast... vielleicht könnten wir ja... nur wenn du willst, selbstverständlich... also... eventuell...“

„Komm, frag doch einfach.“, lachte Lan. „Was können wir?“

„Nun ja... ich wollte ja so gerne mal einen Net-Battle gegen dich austragen... und jetzt wäre doch eine gute Gelegenheit, oder? Aber wenn du vorerst genug davon hast, müssen wir auch nicht!“, brachte Gregory es endlich raus.

„Von mir aus gern!“, sprach Lan mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und vollkommen zu Gregory’s Erleichterung. „Vom Net-Battlen krieg ich nie genug und ich wollte dich ja eh noch mal herausfordern.“

„Ehrlich? Also wollen wir dann?“

„Yup, warum nicht? Aber erwarte keine Gnade von mir!“

„O-Okay... das gilt auch für mich.“, lächelte Gregory und sprang gleich auf, um sich sein PET zu schnappen.

„Ihr beide habt das gehört?“, fragte Lan die Navis, als er zum Computertisch rübertrat, um sich auch sein PET zu nehmen.

„Yup, haben wir.“, antwortete MegaMan, der leicht aus der Puste war, ebenso wie BattleMan, nach einer weiteren, ziemlich anstrengenden Runde Fangen.

„Ich denke wir lassen den Kampf auf meiner HP stattfinden, oder?“

„Ist in Ordnung.“, stimmte Gregory zu und holte noch schnell seine Tasche, wo er seine Battle Chip Schatulle eingepackt hatte.
 

„Tja, tut mir leid, aber dann müssen wir die nächste Runde wohl vorerst verschieben.“, sprach MegaMan und streichelte dabei den leicht enttäuschten Dash, der am liebsten noch weiter gespielt hätte.

„Wie steht es jetzt überhaupt?“, erkundigte sich BattleMan nach der Fang-Statistik.

„MIT NULL PUNKTEN LIEGE ICH MOMENTAN AUF DEM LETZTEN PLATZ. MR. BATTLEMAN LIEGT MIT VIER PUNKTEN AUF PLATZ DREI, MR. MEGAMAN MIT FÜNF AUF PLATZ ZWEI. FÜHREND IST MOMENTAN MR. DASH MIT ZWANZIG PUNKTEN.“, erklärte Mr. Prog, der alles genau statistisch erfasst hatte.

„Dann bin ich einen Punkt im Rückstand. Den hol ich nächstes Mal locker auf, du wirst schon sehen.“, sprach BattleMan herausfordernd.

„Das werden wir dann ja sehen. Wir könnten den nächsten Punkt ja auch vom Net-Battle abhängig machen, wie wär’s?“, schlug MegaMan vor.

„Soll mir recht sein.“

Während MegaMan und BattleMan sich bereits innerlich auf den Kampf vorbereiteten, zogen sich Mr. Prog und Dash an den Rand des Areals zurück, um dem ganzen Spektakel als Zuschauer beizuwohnen.

Nachdem Lan und Gregory dann auch soweit waren, konnte es eigentlich auch schon beginnen.

„Okay, alles bereit?“, fragte Lan, während er die Kampfroutine einleitete.

„Also ich bin startklar.“, sprach BattleMan, vollkommen entschlossen.

„Ich auch. Von mir aus können wir loslegen.“, bestätigte auch der blaue Navi.

„Ja, lasst uns anfangen.“, war Gregory schließlich der Letzte.

„Also gut. Bin mal gespannt, wie dieser Kampf ausgehen wird. MegaMan! Battle routine, set!”

„Execute!“

„BattleMan? Zeigen wir den beiden, dass wir mindestens genauso stark sind, wie sie!“

„Keine Sorge. Du kannst dich auf mich verlassen, Greg.“

Und so konnte dieser Freundschaftskampf beginnen!
 

MegaMan übernahm den ersten Angriff und stürmte auch gleich auf seinen Gegner los. BattleMan ging leicht in die Knie und nahm eine Abwehrhaltung ein. Als der blaue Navi genügend Geschwindigkeit bekommen hatte, sprang er, mit den Füßen zuerst, in einem weiten Satz nach vorn, streckte seine Beine aus und schlug sie mit aller Kraft gegen BattleMan’s Brustkorb. Doch der grüne Kampf-Net-Navi hielt dagegen und ließ sich nicht umwerfen. Er verlagerte sein Gewicht auf sein hinteres Bein und stemmte sich gegen den Druck. Sachte landete MegaMan wieder auf seinen Füßen, direkt vor seinem Gegner. Er holte schwungvoll aus und schlug mit beiden Händen abwechselnd zu, in einem irren Tempo. BattleMan reagierte ebenso schnell und wehrte die Schläge mit seinen Unterarmen ab, die er reflexartig hervorschnellen ließ.

„Super, BattleMan! Weiter so!“, feuerte Gregory seinen Navi an und es schien sogar zu helfen.

Innerhalb weniger Sekunden wechselten die beiden Navis ihre Rollen von Verteidiger zu Angreifer und umgekehrt, als BattleMan mit seinen Abwehrschlägen immer mehr Druck aufbaute, bis MegaMan schließlich dazu übergehen musste zu kontern.

„Lass dich nicht unterkriegen, Mega!“, versuchte auch Lan seinem Navi zu helfen, indem er ihn anfeuerte.

Mit aller Kraft und immer schneller schlugen die beiden Navis aufeinander ein, so dass man ihre Fäuste kaum mehr erkennen konnte. Doch dann kam der blitzschnelle Schlagabtausch plötzlich zu einem abrupten Ende, als MegaMan und BattleMan mit ihren Händen ineinander griffen und nun versuchten sich gegenseitig wegzudrücken. Jeder von ihnen drückte sich nach vorn, um gegen die Kraft des anderen zu halten. MegaMan biss die Zähne zusammen und versuchte sich vorwärts zu bewegen. Er schaffte es sogar BattleMan zurückzudrängen, doch auch dieser wollte so einfach nicht aufgeben. Mit einem Male gab BattleMan schließlich nach, trat schnell zurück und löste den Druck, so dass MegaMan, vollkommen überrascht, nach vorne stolperte.

„Ha! Du Trottel!“, kicherte BattleMan, verschwand schnell ein Stück zur Seite, dass MegaMan neben ihm herstolperte und verpasste ihm einen kräftigen Schlag auf den Rücken, dass der blaue Navi ziemlich hart nach unten auf den blaugefliesten Boden knallte.

„Autsch... Eins zu Null für dich...“, stöhnte MegaMan, als er sich direkt im Anschluss wieder versuchte aufzurichten.

Als der blaue Navi schließlich wieder auf den Beinen war, standen sich die beiden Kontrahenten erneut gegenüber, nur wenige Meter voneinander entfernt.

„Okay, dann auf zur Runde zwei!“, sprach BattleMan und rannte auf MegaMan los, während er gleichzeitig seinen rechten Buster anhob.

„Ganz wie du willst!“, entgegnete MegaMan und tat es seinem Gegenüber gleich.

Die beiden, aufeinander zurennenden Navis, luden im Lauf ihre Buster mit starken Energieladungen. Als sie beinahe direkt voreinander waren, streckten beide ihre Kanonenarme vor und richteten sie auf die Brust des Gegners.

„ShatterGun!“

„ChargeShot!“

Mit einem rauschenden Explosionshallen entfachten die beiden ihre energiegeladenen Bustergeschosse und wurden in hohem Bogen, durch den enormen Druck, in entgegengesetzte Richtungen katapultiert. Ihre Operator beobachteten mit Staunen dieses Schauspiel.

Nicht grade sanft schlugen MegaMan und BattleMan auf dem harten Boden von Lan’s Homepage auf und rutschten ein Stück drüber hinweg, ehe sie zum Stillstand kamen und liegen blieben.

„Dieses Mal sieht’s wohl eher nach einem Unentschieden aus...“, lächelte MegaMan angestrengt, als er sich wieder aufsetzte.

„Noch führe ich, also kann ich damit leben...“, antwortete BattleMan.

Obwohl man ihnen nun deutlich ansah, dass beide sich schon etwas verausgabt hatten, stellten sich die beiden Navis ein weiteres Mal, vollkommen entschlossen, gegenüber.

„Okay, BattleMan!“, ergriff nun Gregory das Wort. „Das war echt super. Wie wäre es jetzt mit dem Überschlagswurf?“

Fragend schaute Lan zu seinem jungen Gegner rüber, welcher ihn aber nur geheimnistuerisch angrinste.

„Von mir aus... ich kann’s ja mal probieren.“, sprach der grüne Navi.

Wieder stürmten die zwei Kämpfer aufeinander zu. MegaMan hatte zwar keine Ahnung, was dieser Überschlagswurf sein sollte, aber er würde BattleMan bestimmt nicht dazu kommen lassen ihn auszuführen. Mitten im Lauf warf sich der blaue Navi auf den Boden und grätschte seinem Gegner direkt in die Beine, worauf BattleMan einen Purzelbaum schlug und laut krachend zu Boden fiel.

„So, das war dann aber ein Punkt für mich.“, lachte MegaMan und hüpfte mit Schwung wieder in eine aufrechte Position.

„Argh... nicht schlecht...“, grummelte BattleMan. Ein Glück, dass er einen Mundschutz trug, er war direkt mit dem Gesicht auf den Boden geschlagen.

Doch kaum hatte sich der Kampf-Net-Navi halbwegs aufgestellt, drehte er sich plötzlich zu MegaMan herum, umgriff feste dessen Schultern und vollführte einen eleganten Salto, über den blauen Navi hinweg, ohne ihn dabei loszulassen. Als BattleMan hinter MegaMan’s Rücken wieder auf dem Boden landete, versuchte er sich sofort so schwer wie möglich zu machen und warf mit Schwung seinen Oberkörper nach vorn, zog die Arme dabei mit, wobei er MegaMan, über seinen Kopf hinweg, in einer parabelförmigen Bahn durch die Luft schleuderte.

„Das war der Überschlagswurf.“, lächelte Gregory, als Lan mit großen Augen auf sein PET starrte.

„So, damit liege ich dann wohl wieder eins vorn, oder?“

„Nicht mehr lange...“, sprach MegaMan, als er sich mühevoll wieder aufrichtete.

Nun war es Lan’s Navi, der schlagartig zu seinem Gegner herumwirbelte, seinen rechten Arm packte, sich mit dem Rücken zu BattleMan’s Vorderseite eindrehte, so dass sie nun direkt hintereinander standen und den grünen Navi mit einem Schulterwurf zu Boden brachte.

Ein lautes, schmerzvolles Stöhnen entwich BattleMan, als er mit donnerndem Knall auf den Plattformboden gehauen wurde.

Mr. Prog und Dash schwebte sprachlos am Rand der großen, rechteckigen Plattform und schauten gebannt zu, ebenso wie die beiden Operator in der realen Welt.

„Verflixt... MegaMan ist ziemlich stark.“, seufzte Gregory, als er beobachtete, wie sein Navi sich wieder aufgestellt hatte.

„BattleMan ist aber auch nicht schlecht. Er hat ’ne ganze Menge drauf.“, gab Lan jedoch zu, was Gregory ziemlich glücklich machte.

Leicht außer Atem schauten die beiden Navis sich in die Augen und starrten nur einander an, während sie sich beide einige Augenblicke zum Verschnaufen gönnten. Bisher konnte noch nicht wirklich gesagt werden, wer nun die Oberhand in diesem Kampf führte.

„Puh... das war schon mal ganz nett als Aufwärmphase, oder?“, grinste MegaMan seinem Gegner zu.

„Yup, ich denke jetzt sollten wir endlich anfangen die schwereren Geschütze aufzufahren.“, antwortete BattleMan und unter seiner Maske zog sich auch ein breites Grinsen über seine Lippen.

„Ich hoffe nur ihr zwei überschätzt euch nicht.“, mischte sich nun Lan ein. „Aber gut, ich glaube auch, dass es allmählich mal an der Zeit ist richtig loszulegen. Katana, Slot-In!“

Kaum hatte Lan den Battle Chip runtergeladen, erschien eine lange, messerscharfe Schwertklinge an MegaMan’s Busterarm.

„Okay...“, murmelte Gregory unsicher, als er überlegte, welchen Chip er am besten einsetzen sollte. Doch dann entschied er sich, wenn auch noch immer nicht ganz überzeugt, für einen Yoyo-Chip. „Yoyo, Slot-In!”

„Na dann… auf geht’s!“

Und schon sprang MegaMan nach vorn, winkelte seinen Schwertarm an und holte in weitem, horizontalem Bogen aus, als er knapp vor BattleMan wieder landete. Schnell duckte sich Gregory’s Navi, um noch um Haaresbreite dem Katana-Hieb zu entgehen. Kaum war die Klinge über seinem Kopf hinweggezischt, sprang er wieder auf und aktivierte das Yoyo, solange MegaMan noch mit ausgebreiteten Armen, ungeschützt vor ihm stand.

„Hier, Yoyo!!“

Blitzschnell kam ein überdimensionales, sich wild drehendes, mit Stacheln versehenes Yoyo aus BattleMan’s rechtem Buster geschossen und prallte mit voller Wucht gegen die Brust des blauen Navis. MegaMan wurde ruckartig nach hinten geschleudert und rollte ein Stück über den Boden, bis er sich wieder fassen und auf die Füße bringen konnte.

Doch noch immer war der Kampf nicht vorbei. Während MegaMan neu mit seinem Schwert ausholte, um einen weiteren Angriff zu starten, schnappte sich sein Operator einen weiteren Battle Chip, den er auch sofort in den PET-Slot rammte.

„Fishy, Slot-In!!”

Mr. Prog zuckte vor Schreck zusammen, als sich plötzlich Dash’s Daten direkt neben ihm auflösten und der kleine Fishy-Virus einfach verschwand. Verdutzt schaute sich das kleine Programm in allen Richtungen um, doch dann entdeckte er Dash!

Auch etwas darüber verwundert, befand sich der kleine Fishy-Virus nun mitten im Kampfgeschehen und flog, mehrere Meter über dem Boden, genau auf BattleMan zu, während MegaMan sich mit dem freien Arm von unten an seinen Virenfreund geklammert hatte und sich von ihm tragen ließ. Mit einer unglaublich hohen Geschwindigkeit rasten MegaMan und Dash auf BattleMan zu, welcher nicht mehr genügend Zeit hatte, um auszuweichen. Grade hatte er erst realisiert, was geschehen war, da spürte er auch schon, wie MegaMan’s Füße ihm schmerzhaft ins Gesicht schlugen.

Der grüne Kampf-Net-Navi fiel sofort wieder nach hinten auf den Rücken. MegaMan ließ Dash wieder los und landete in einiger Entfernung hinter seinem Gegner.

„D-Das... h-heilige...“, stotterte Gregory beeindruckt.

„So macht man das.“, sprach Lan siegessicher und beobachtete, wie Dash sich schnell wieder zu Mr. Prog gesellte. Der kleine Virus half seinem Herrchen zwar sehr gern im Kampf, aber hier wollte er sich lieber raushalten.

„Meine Güte...“, staunte Gregory noch immer, aber auch er suchte schon einen Chip raus, um sich gleich wieder für die letzte Aktion revanchieren zu können. „Hier, BattleMan. Probier’s mal mit dem! Pulsar, Slot-In!“

Nachdem BattleMan wieder aufrecht stand, zögerte er auch keine weitere Sekunde und feuerte eine laut hallende, grünliche Schallwelle in Richtung MegaMan’s.

Der blaue Navi versuchte sich vor dem Pulsar-Geschoss zu verteidigen, doch es war sinnlos. Alls ihn die Schallwelle erfasste, hörte er ein unglaublich lautes, ziemlich schrilles, sogar schmerzendes Piepen in seinen Ohren. Er kniff die Augen zusammen und hielt sich seinen Kopf. Auf einmal schien sich alles zu drehen und das Piepen wurde immer lauter und schließlich zu einem dröhnenden Pfeifen. Wie angetrunken begann MegaMan plötzlich hin- und herzuschwanken, nicht mehr fähig seine Bewegungen zu kontrollieren.

„Jetzt, solange er verwirrt ist... Hier, BattleMan! EnergyBomb, Slot-In!“

Nachdem die Daten vollständig zu BattleMan übertragen waren, setzte dieser auch gleich die EnergyBomb ein und feuerte sie mit Hilfe eines seiner Buster auf MegaMan.

Der blaue Navi, der noch immer unter dem Schall zu leiden hatte, wurde frontal erwischt und von einer anschließenden Explosion umgefegt.

„Hey, Mega! Alles in Ordnung? Bist du okay??“, wollte Lan sofort wissen, als sein Navi sich mühevoll am Boden versuchte zu bewegen.

Es dauerte fast zwei Minuten, bis MegaMan es geschafft hatte wieder aufzustehen. Er war jetzt wirklich ziemlich geschwächt, allerdings galt dies auch für BattleMan.

„Bin okay... so irgendwie...“, stöhnte Lan’s Navi endlich zur Antwort.

„Oh man... langsam müssen wir uns etwas einfallen lassen, wenn wir diesen Kampf noch siegreich beenden wollen. Gregory ist besser, als ich dachte.“, grübelte Lan. Doch dann kam ihm etwas in den Sinn. „Hey, wie wäre es, wenn wir diesen Iciness Chip einfach mal ausprobieren?“

„Der, den PolarMan uns gegeben hatte?“, fragte MegaMan skeptisch.

„Ja, ich weiß auch... aber es ist nur ein Battle Chip, was soll schon passieren?“

„Na ja, keine Ahnung... Von mir aus lad ihn runter. Ich wollte nur sagen, dass ich an deiner Stelle da etwas vorsichtiger wäre.“

„Ja ja, probieren wir es einfach mal! Iciness, Slot-In!”

Und schon steckte Lan den Battle Chip in sein PET. Doch er bereute schnell dies doch getan zu haben, denn kaum war der Chip aktiviert, gab es einen hellen, blau leuchtenden Blitz und mit einem Male war Lan’s komplette Homepage eingefroren, samt Navis, Mr. Prog und Dash.

Alles war von einer glitzernden Eisschicht eingehüllt und MegaMan und BattleMan wirkten wie schimmernde Skulpturen.

„Was ist jetzt passiert??“, fragte Gregory, der völlig verdutzt auf sein PET blickte.

„Oh, verflixt... na super...“, seufzte Lan. „Was jetzt?“, doch schon nach kurzem Überlegen, hatte er fix einen Chip parat, um das Problem zu beheben. „Vielleicht hilft das hier ja... Meteor, Slot-In!”

Und schon fielen lauter feuerballartige Meteoriten vom Himmel und schlugen in das harte Eis, was sich über Lan’s HP gezogen hatte und brachten es zum Brechen. Auch MegaMan und BattleMan wurden je direkt von einem Meteor erwischt und, im wahrsten Sinne des Wortes, aus dem Eis gesprengt. Das selbe galt auch für Dash und Mr. Prog. Nachdem der Meteoritenfall zu Ende war, glich das Areal einem Trümmerfeld, stellenweise nass, verbrannt, zerschlagen oder mit Eis überzogen.

„Da wird sich Mr. Prog sicher freuen...“, murmelte Lan, als er das Chaos betrachtete, was das kleine Programm nachher wieder beseitigen müsste.

„Hab ich’s nicht gesagt?? Hab ich’s nicht gesagt???“, grummelte MegaMan wütend, als er sich aus den nassen Trümmern befreite und sich die letzten Eisreste vom Körper klopfte.

Leicht verwirrt tat BattleMan es ihm gleich.

„Tut mir leid, das konnte doch niemand ahnen.“

„Nicht ahnen??“, wiederholte MegaMan. „Argh... du machst mich manchmal echt fertig, Lan.“

„Hey hey, ist doch gut... so was kann jedem mal passieren.“, grummelte Lan zurück.

„Ja, nur passiert dir so was andauernd.“, jammerte der blaue Navi und versuchte irgendwie auf dem unebenen Boden zum Stehen zu kommen.

„Einen Augenblick, das haben wir gleich.“, wandte Gregory nun ein und kramte einen Battle Chip hervor, den er sofort aktivierte. „Repair, Slot-In!“

Und schon sah Lan’s Homepage wieder wie neu aus, nachdem der Repair Chip seine Wirkung entfaltet und alles wieder in Ordnung gebracht hatte.

„Ah, das ist schon viel besser.“, atmete MegaMan erleichtert auf, als er wieder vernünftig treten konnte.

„Kein Problem... na ja, können wir dann weitermachen?“

„Yup, sicher. Bringen wir diesen Kampf endlich zu Ende. MegaMan? Hier, HeroSword, Slot-In!“

Und schon verschwand die Katana-Klinge an MegaMan’s Buster und wurde durch ein langes, breites, bläulich-türkisfarbenes HeroSword ersetzt.

„Okay, weiter geht’s, BattleMan! Ich weiß, dass du es schaffen kannst, mach ihn fertig!“

„Ich werde alles geben.“, antwortete der Kampf-Net-Navi, fest entschlossen seinen Operator nicht zu enttäuschen.

Und so machten sich beide Kontrahenten für den letzten, alles entscheidenden Angriff bereit.

Konzentriert senkte MegaMan das gigantische HeroSword, führte es nach hinten, hob schützend seinen anderen Arm vor sein Gesicht und setzte sich in Bewegung. Er spurtete für den finalen Schlag, geradewegs auf seinen Gegner zu.

BattleMan hingegen sammelte in beiden Bustern so viel Energie, wie es möglich war, bevor MegaMan nah genug zum Angriff angekommen sein würde.

„Nimm das... HeroSword!!“, brüllte der blaue Navi, als er weit ausholte.

„Und du das hier! ShatterGun!!“

Lautes Grollen war zu hören, als BattleMan zwei unglaublich kraftvolle Geschosse abfeuerte. Doch MegaMan schlug schnell sein HeroSword nach vorn, um so den gegnerischen Angriff abzuwehren. Die Energieladungen zersprangen, als sie am HeroSword reflektiert wurden und blitzten in alle Richtungen. Sofort stürmte BattleMan nach vorne, um seinen Kopf in MegaMan’s Bauch zu rammen. Der blaue Navi stürzte nach hinten, drückte sich aber sofort mit der freien Hand vom Boden ab, ehe BattleMan mit einem Tritt nachsetzen konnte. Der blaue Navi wirbelte mit seinen Beinen herum, zog BattleMan die Füße weg und sprang sofort wieder auf. Alles geschah innerhalb weniger Sekunden. Als Lan und Gregory endlich realisierten, was geschehen war, sahen sie, wie BattleMan am Boden lag und die HeroSword-Klinge schluckend anschielte, welche MegaMan ihm drohend vor das Gesicht hielt.
 

Resigniert seufzte Gregory auf und legte sein PET beiseite.

„Du hast gewonnen, Lan.“

„Yeah!“, begann Lan sofort zu jubeln. „Tja, war denn auch etwas anderes zu erwarten?“

„Werd bloß nicht wieder übermütig, Lan.“, warnte MegaMan seinen Operator, als er das Schwert deaktivierte und BattleMan beim Aufstehen half.

„Nein, keine Sorge...“, antwortete Lan und wandte sich im Anschluss Gregory zu. „Das war ein wirklich toller Kampf. Du bist ein echt guter Operator, Greg. Du und BattleMan, ihr seid ein ziemlich starkes Team.“

Und schon huschte wieder ein breites Lächeln über Gregory’s Gesicht.

„Vielen Dank, Lan! Das bedeutet mir wirklich viel. Es hat mir gewaltigen Spaß gemacht, gegen dich kämpfen zu können. Das ist etwas, dass ich mir schon immer gewünscht hatte... seit dem Tag, als ich das erste Mal von dir gehört hab. Auch wenn ich verloren habe, kannst du dir nicht vorstellen, wie glücklich ich bin. Ich hatte auch nicht damit gerechnet, zu gewinnen... aber ich bin sehr stolz auf BattleMan.“, erklärte Gregory und nahm sein PET wieder zur Hand, um seinen Navi zu betrachten. „Er hat sich, denke ich, echt gut geschlagen.“

„Das hat er auch.“, stimmte Lan zu. „Wie gesagt, ihr seid beide wirklich stark und ich würde mich freuen, wenn wir eines Tages noch einmal gegeneinander kämpfen könnten.“

„Ja, das würde ich mich auch, obwohl ich ehrlich gestehen muss, dass ich viel lieber zusammen mit dir kämpfe, statt gegen dich.“

„Ja, mir geht’s genauso.“, lachte Lan und trennte wieder die Verbindung, nachdem er kurz zuvor noch einen Recovery Chip runtergeladen hatte.

Gregory tat es ihm gleich und trennte ebenfalls die PET-Verbindung.

„Hey, Lan?“

„Ja?“, fragte Lan, als er sich wieder auf seinem Bett niederließ.

„Hier, ich dachte vielleicht...“, begann Gregory, setzte sich neben Lan aufs Bett und kramte in seiner Hosentasche. „Ich weiß ja nicht, ob du so was brauchst, ihr seid ja eh schon stark genug, aber ich dachte... na ja, vielleicht könnte dir der hier noch nützlich werden? Es ist so eine Art Geschenk... also dafür, dass... na ja, für all eure Hilfe und so und dass ihr so nett zu uns wart.“

Neugierig starrte Lan auf Gregory’s Hand, als sie wieder zum Vorschein kam. Unsicher streckte der Junge sie aus und öffnete die Handfläche, in der ein seltsam geformter Battle Chip lag. Ein Chip für eine Soul Unison.

„Wow, der ist wirklich für mich??“, fragte Lan noch einmal, als er den Chip entgegennahm und ihn betrachtete.

„Ja... ich hoffe du kannst was damit anfangen?“

„Sicher doch!“, strahlte Lan. „Den müssen wir gleich mal ausprobieren! Vielen Dank!“

Glücklich darüber, dass Lan sich so sehr über dieses kleine Präsent freute, sah Gregory zu, wie sein Freund zum Computertisch rüberging, sich hinsetzte und sein PET zur Hand nahm.

„Bin schon gespannt, was du dieses Mal können wirst, wenn die BattleSoul erst mal aktiv ist? Wollen wir gleich loslegen?“, fragte Lan ungeduldig seinen Navi.

„Ich glaube daraus wird vorerst nichts.“, antwortete MegaMan jedoch und deutete seinem Operator zum anderen Ende der Homepage zu schauen.

Fragend sah Lan auf seinen PC-Screen. Am anderen Ende seiner HP, direkt vor dem Warpfeld, stand ein orangefarbener, in einen langen, braunen Umhang gehüllter, Net-Navi. Es war Sektor!

„Sektor, was machst du denn hier?“, fragte MegaMan direkt und lief zu dem beunruhigt aussehenden Navi rüber.

„Wer ist das? Ein Freund von euch?“, wollte BattleMan wissen, der Sektor misstrauisch musterte.

„Yup, so in der Art kann man es wohl nennen.“, antwortete Lan und war schon gespannt, was Sektor nun wieder zu berichten hatte.

Aufgeregt blieb MegaMan vor Sektor stehen und ein einziger, kurzer Blick in dessen Augen genügte, dass sich der blaue Navi sicher sein konnte, dass es jedenfalls keine guten Neuigkeiten gab. Neugierig kamen auch BattleMan, Dash und Mr. Prog zu den zweien hinzu.

„Entschuldigt, wenn ich so unangekündigt hier reinplatze, aber ich dachte mir es wäre besser, ich würde euch so schnell wie möglich aufsuchen.“, begann der orangefarbene Navi direkt zu sprechen.

„Ist es wegen dem Chaos Lord? Hast du etwas herausgefunden?“, nahm MegaMan seinem Operator die Frage vorweg.

„Eins nach dem anderen.“, hielt Sektor sein Gegenüber erst mal zurück. „Ich habe grade alles erfahren, was den Angriff auf den Official Server betrifft. ProtoMan hat’s also erwischt? Und die letzte Rüstung wurde auch gestohlen?“

„Ja, so ist es... leider...“, antwortete MegaMan mit gesenktem Blick.

„Das ist wirklich schlecht. Als wenn wir nicht schon genügend Probleme hätten.“, grummelte Sektor leise, versuchte sich aber zu fassen. „Wenn Shadow alle Rüstungen hat, könnte er damit eventuell zu einer noch größeren Bedrohung werden, als der Chaos Lord, zumindest solange wir nicht wissen, was genau er plant. Ich habe allerdings auch gehört, dass Dr. Hikari an einem Projekt arbeitet, um Shadow’s Pläne doch noch durchkreuzen zu können?“

„Yup, genau. Morgen ist es vermutlich fertig.“

„Das sind zumindest einigermaßen gute Neuigkeiten.“, seufzte Sektor. „Dann wird wohl, wenn alles klappt, morgen die Entscheidung fallen, oder?“

„Wenn es Dad wirklich gelingen sollte Shadow’s Hauptquartier zu lokalisieren, werden wir uns sofort auf den Weg dorthin begeben und dem Typen ein für alle Mal das Handwerk legen!“, sprach Lan entschlossen.

„Dann hoffen wir, dass es gelingen wird. Ich habe da eventuell auch noch etwas für euch, dass euch helfen könnte. Ich werde es euch aber erst morgen aushändigen, bevor ihr aufbrecht. Wir müssen die Bedrohung durch Shadow so schnell wie möglich abwenden.“

„Wegen dem Chaos Lord?“

„Genau.“

Leicht verwirrt hörten BattleMan und Gregory aufmerksam zu, damit ihnen kein Detail entgehen konnte. Sie wussten zwar nicht wovon genau hier die Rede war, aber es klang nicht besonders gut.

„Der Chaos Lord...“, fuhr Sektor weiter fort. „... ist verschwunden.“

„Verschwunden?? Wie denn das?“, fragten MegaMan und Lan im Chor.

„Ich weiß es nicht, aber er ist nirgends zu finden. Seine Energie ist einfach erloschen. Nicht mal Meister Serenade ist in der Lage ihn zu spüren. Nachdem ihr aufgebrochen seid, um den Official Server zu verteidigen, habe ich mich direkt auf die Suche nach dem Chaos Lord begeben. Ich konnte seine Energie noch schwach spüren und habe so versucht ihm zu folgen. Doch dann, einfach so, ist seine Aura erloschen. Dafür spürte ich aber für einen kurzen Moment noch eine weitaus größere Kraft. Vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet, aber es war definitiv nicht der Chaos Lord... obwohl... eine gewisse Ähnlichkeit bestand schon...“, sprach Sektor und begann beim Reden noch einmal über seine eigenen Worte nachzudenken.

„Was soll das denn bedeuten? Gibt es etwa ein noch stärkeres Wesen, als den Chaos Lord? Oder gibt es sogar zwei davon?“, fragte Lan, der nicht wirklich durchblickte.

„Nein, zwei gibt es auf jeden Fall nicht. Und dass es ein noch stärkeres Wesen geben könnte, glaube ich auch nicht. Verlassen hat der Chaos Lord das Undernet auch nicht. Entweder versteckt er sich ziemlich gut oder er wurde...“

„... vernichtet?“, führte MegaMan den Satz fragend fort.

„Nein, das bezweifle ich. Aber es würde noch eine weitere Möglichkeit geben, aber ich kann mir nicht vorstellen, wieso er das tun sollte?“

„Was meinst du?“, wollte Lan direkt wissen.

„Es könnte im Bereich des Möglichen liegen, dass er seine Kraft einfach an jemand oder etwas anderes weitergegeben hat. Obwohl ich mir absolut nicht vorstellen kann warum oder an wen... Aber was auch immer wirklich passiert ist, seit bloß auf der Hut. Nehmt euch noch größer in Acht, als zuvor, denn eins steht definitiv fest. Jetzt wo der Chaos Lord weiß, dass ihr die Auserwählten seid, wird er nichts unversucht lassen, um euch zu beseitigen.“, warnte Sektor seine Freunde.

„Oh man, das hat uns auch grade noch gefehlt.“, seufzte Lan frustriert. „Hoffen wir mal, dass er aus irgendwelchen Gründen vernichtet worden ist, aber das wäre wohl auch zu schön, um wahr zu sein. Jedenfalls werden wir schon auf uns Acht geben. Selbst wenn der Typ hier aufkreuzen sollte, mit uns wird er kein leichtes Spiel haben!“

„Ich hoffe da habt ihr Recht. Aber nun gut... Das ist auch schon alles, mehr konnte ich nicht in Erfahrung bringen.“

„Vielen Dank, Sektor. Ohne dich wären wir wohl ziemlich aufgeschmissen, was diese Chaos Lord Sache betrifft.“, bedankte sich MegaMan.

„Ich an eurer Stelle würde es eher bereuen, je davon erfahren zu haben.“, sprach Sektor, doch auch wenn man sein Gesicht nicht erkennen konnte, da es von seinem Mundschutz verdeckt war, so merkte man, dass er dabei lächelte. „Aber ich bin mir sicher, ihr würdet ihn besiegen können. Eigentlich weiß ich es sogar. Ich vertraue auf euch. Aber nun gilt es Shadow zu bezwingen. Das hat nun weitaus höhere Priorität. Ich werde mich morgen noch einmal bei euch melden, um euch viel Glück für euren letzten Kampf zu wünschen. Doch nun solltet ihr euch noch ausruhen. Morgen steht euch der wohl schwierigste Kampf von allen bevor.“

„Ja... Beten wir, dass es uns gelingen wird.“, sprach Lan, in dessen Kopf nun wieder lauter Fragen umherschwirrten und auch viele Zweifel.

„Auf Wiedersehen.“, verabschiedete sich der orangefarbene Net-Navi und einen Augenblick später war er auch schon wieder durch das Warpfeld verschwunden.

Stille kehrte ein. MegaMan und Lan sahen ziemlich nachdenklich aus und sagten kein Wort, während Gregory und BattleMan lieber schwiegen, um die beiden nicht zu stören. Leise huschte Mr. Prog davon, um sich wieder an seine Arbeit zu machen. Dash flog vorsichtig um sein Herrchen herum und überlegte, was er am besten tun konnte, um zu helfen.

„Ich frage mich, was da passiert ist?“, durchbrach Lan die Stille.

„Keine Ahnung, aber wir werden es wohl fürs erste eh nicht herausfinden können. Sektor hat Recht. Wir sollten uns lieber erst einmal auf Shadow konzentrieren, uns ausruhen und uns nicht zu sehr den Kopf zerbrechen.“, entgegnete MegaMan.

„Ja, das ist wohl das Beste.“, stimmte Lan schließlich zu.

„Wer oder was genau ist denn dieser Chaos Lord?“, traute sich Gregory nun endlich zu fragen.

„Der Chaos Lord ist eine Art... ja, wie soll ich sagen? Es ist schwierig zu sagen, was genau er nun wirklich ist. Er ist weder Navi, noch Virus oder Programm. Er ist ein digitales Wesen, was aber nicht auf natürliche Weise entstanden ist, also nicht durch Menschen. Der Chaos Lord ist alles Böse, was sich im Internet angesammelt hat. Ganz habe ich das auch nicht verstanden, auf jeden Fall ist er sehr mächtig und verdammt stark. Wir haben hautnah miterlebt, wozu er fähig ist. Er ist vermutlich sogar noch viel gefährlicher als Shadow und wir müssen ihn irgendwie aufhalten.“, versuchte Lan zu erklären.

„Und was sind seine Absichten?“, mischte sich nun BattleMan ein.

„Das wissen wir auch nicht wirklich genau.“, antwortete MegaMan kopfschüttelnd.

„Und ihr seid die Auserwählten, die ihn stoppen sollen? Und dieser Navi von grade hilft euch dabei?“

„Yup, so ist es. Wir haben von Sektor ein spezielles Programm erhalten, um den Chaos Lord aufzuhalten, aber wir wissen noch nicht, wie man es einsetzt oder ob es überhaupt funktionieren würde.“, beantwortete Lan Gregory’s Frage.

„Und wer ist dieser Serenade, den der Kerl grad erwähnt hatte? Auch ein Freund?“, fragte BattleMan nun weiter.

„Ja, so kann man das, denke ich, schon sagen. Serenade ist der König des Undernets. Er war derjenige, der den Chaos Lord das erste Mal bezwingen und versiegeln konnte.“

„Das klingt alles irgendwie gruselig.“, sprach Gregory, dem ziemlich mulmig wurde, als er sich das alles versuchte vorzustellen.

„Das ist es auch...“, bestätigte Lan, krampfhaft lächelnd.

Doch bevor weitere Fragen gestellt werden konnten, begann plötzlich Lan’s PET zu klingeln.

„Hey, Lan! Ein Anruf, es ist Dad!“, sprach MegaMan und sofort schnappte sich Lan sein PET und nahm das Telefonat entgegen.

„Dad?“, fragte er sofort und konnte sich vor Ungeduld kaum noch halten.

Auch Gregory lehnte sich neugierig vor, um besser mithören zu können.

„Hallo, Lan! Ich freue mich, dass es dir gut geht. Mr. Famous hatte mir alles erzählt, ich bin bereits über alles aufgeklärt.“, erklang Dr. Hikari’s Stimme.

„Dann weißt du auch, dass wir versagt haben und es eigentlich meine Schuld ist, dass PolarMan die Rüstung stehlen konnte?“, fragte Lan leise und bekam gleich wieder ein schlechtes Gewissen.

„Ja, auch das hat mir Mr. Famous erzählt. Aber ich muss ihm völlig Recht geben, du sollst dir keinen Kopf mehr drüber machen. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir können es nun nicht mehr ändern und sollten uns auf die Zukunft konzentrieren.“

„Dann bist du nicht sauer auf mich?“

„Ach was, wie könnte ich? Ich weiß, dass du nie absichtlich etwas schlimmes tun würdest und du stets nur gute Absichten hast. Es ist sicherlich nicht grade erfreulich, aber jeder macht mal Fehler. Wichtig ist nur, dass du und MegaMan und natürlich auch Gregory und BattleMan, dass ihr alle in Ordnung seid.“, sagte Dr. Hikari mit ruhiger, sanfter Stimme, um seinen Sohn zu beruhigen.

„Ja... aber trotzdem.“, seufzte Lan und teilte die Ansicht seines Vaters nicht so wirklich.

„Lan... Was willst du? Soll ich dich etwa für diese Sache bestrafen? Ist es das, was du möchtest?“

„Nein, das nicht... aber... ach, ich weiß auch nicht.“

„Lass es doch gut sein und vergiss es einfach. Es bringt nichts sich jetzt noch Vorwürfe zu machen. Sei doch froh, dass du so einen netten Dad hast, der dich nicht bestrafen will.“, lachte Dr. Hikari und auch Lan musste jetzt anfangen zu grinsen. „Wenn du dich so schuldig deswegen fühlst, dann versuch deine Tat wieder gut zu machen, indem du nun alles daransetzt Shadow aufzuhalten.“

„Habt ihr schon herausgefunden, wo sein Hauptquartier ist?“, wollte Lan direkt wissen, als er dieses Stichwort hörte.

„Nein, noch nicht. Wir werden es morgen machen, ziemlich früh, deswegen rufe ich auch an. Wir müssen noch ein paar kleine Dinge fertig stellen, aber morgen früh wollen wir seine Basis orten und direkt zuschlagen. Du weißt ja, dass mir das nicht wirklich gefällt, dass du dich ständig in diese Angelegenheiten einmischst, aber ich denke du bist eh alt genug, um auf dich selbst aufzupassen und hast dies in der Vergangenheit auch oft genug bewiesen. Aus diesem Grund möchte ich, dass du den Trupp anführen wirst, der morgen früh Shadow angreifen soll.“

Für einen kurzen Moment hielt Lan erstaunt inne.

„Wow... Meinst du das wirklich ernst, Dad??“

„Ja, sicher doch. Würde ich es sonst sagen? Aufgrund des Angriffs auf unseren Server, haben wir sehr viele Navis verloren. Mehr als zwei Drittel all unserer Officials haben ihre Navis verloren und die, die noch übrig sind, sind nur gewöhnliche Standard-Navis. Sie werden keine Chance gegen Shadow’s Leute haben. Du und MegaMan, ihr seid die einzigen, die jetzt noch übrig sind, um Shadow zu stoppen. Und auch BattleMan und Gregory, obwohl die beiden für sich selbst entscheiden müssen, ob sie helfen wollen oder nicht. Ich kann es ihnen natürlich nicht verbieten und ich weiß nicht, was sein Vater dazu sagen würde, aber wir brauchen jede erdenkliche Hilfe.“

Kurz warf Lan einen Blick zu Gregory rüber, der sehr verunsichert dreinschaute. Er traute sich das alles nicht wirklich zu, vor allem nicht mehr jetzt, seid dieser Niederlage gegen PolarMan. Aber hatte er überhaupt eine andere Wahl? Konnte er Lan so einfach im Stich lassen? Aber auch selbst wenn... er wollte es nicht! Er wollte Lan helfen und an der Seite seines Idols kämpfen, um der Welt den Frieden zurückzubringen! Nach einem starken Schlucken und einem tiefen Ein- und Ausatmen, nickte er Lan fest entschlossen zu.

„Gregory ist auch dabei.“, sprach Lan schließlich, froh über die Entscheidung seines Freundes, ins PET.

„Sehr gut. Zusammen solltet ihr sogar eine Chance haben können. Ich weiß von euch beiden, dass ihr sehr gute Net-Battler seid. Aber na ja, das war dann auch schon alles. Weitere Einzelheiten klären wir dann morgen. Wir wollen schon um acht Uhr anfangen, also geht früh schlafen, damit ihr auch ausgeruht seid. Das Ganze findet dann im Official Center statt.“, erklärte Dr. Hikari.

„Keine Sorge, wir werden pünktlich da sein!“

„Gut. Dann hoffen wir mal, dass alles klappen wird. Bis morgen dann und ruht euch schon aus, ja?“

„Yup, werden wir... Ach ja, Dad!“, fiel Lan plötzlich wieder etwas ein. „Weißt du zufällig etwas von Chaud und ProtoMan?“

„Ach ja, das hatte ich schon wieder ganz vergessen. Mr. Famous bat mich euch das zu erzählen. Momentan sieht es nicht sehr gut aus, aber bis morgen dürfte eventuell wieder alles in Ordnung sein. Mach dir mal keine Sorgen um ProtoMan. Der wird schon wieder zu uns zurückkommen.“

„Okay... das ist gut zu hören.“, atmete Lan erleichtert auf.

„So, ich muss dann aber nun auch wirklich wieder los. Bis morgen dann und sag deiner Mutter, sie soll sich keine Sorgen machen. Bald wird alles wieder gut sein. Das weiß ich.“

Und so endete das Telefonat wieder. Lan legte sein PET zurück auf seinen Tisch. Er und Gregory sahen sich, beide leicht beunruhigt, an. Nun war es also so weit. Morgen würde die Entscheidung fallen. Der letzte, große Kampf stand bevor. Beiden Jungs war klar, dass das, was sie morgen erwarten würde, noch einmal alles übertreffen würde, was ihnen bisher widerfahren war. PolarMan, InvisibleMan... Shadow! Endlich würden sie mit diesem Typen abrechnen können. Es hatte auch schon viel zu lange gedauert. Leicht müde, legten sich beide auf Lan’s Bett. Der Tag war noch lange nicht vorbei, aber großartiges wollten sie nun auch nicht mehr tun. Während ihre Navis sich noch etwas auf Lan’s HP vergnügten, bereiteten sich die beiden Jungs innerlich schon auf den kommenden Tag vor. Sie unterhielten sich noch ein wenig, aßen ein letztes, sättigendes Abendessen und legten sich im Anschluss schon recht früh schlafen. Nicht nur, dass beide noch immer erschöpft waren, morgen würde ihnen noch weitaus größere Anstrengung bevorstehen.
 

Die Abenddämmerung brach dann auch bald an und langsam senkte sich die Sonne, am rot schimmernden Horizont. Auch von Den Town aus war der wunderschöne Sonnenuntergang zu sehen. Shadow genoss ihn, als er die Stadt durch die Fenster seines Büros beobachtete. Während für die einen ein neuer Anfang anbrach, sollte der nächste Tag der unwiderrufliche Untergang für die anderen bedeuten. Doch wem Untergang und wem Sieg zuteil werden würde, sollte sich erst noch zeigen...
 

Ende Tag 7

Locating the Enemy-HQ!

Es war viertel nach sieben, als die Weckfunktion von Lan’s PET plötzlich ansprang und laut zu piepen begann. Lan hatte den Weckton dieses Mal lauter eingestellt, als gewöhnlich, damit er ihn nicht wieder überhören konnte. Heute war nämlich ein Tag, an dem er es sich weder erlauben konnte zu spät aufzustehen, noch wollte er es selbst. Endlich war der große Tag der Entscheidung gekommen, auf den er schon so lange gewartet hatte. Heute würde Shadow’s Hauptquartier gestürmt und dem Mistkerl endlich das Handwerk gelegt werden!

Lan hatte nicht mal wirkliche Probleme aufzustehen. Er war schon etwas länger auf und hatte noch etwas im Bett gelegen und nachgedacht. Er war so aufgeregt, dass er nicht wirklich schlafen konnte, aber er war froh, dass er gestern doch so früh ins Bett gegangen war. Er fühlte sich fabelhaft und strotzte nur so vor Energie. Heute würde er Shadow definitiv besiegen, koste es, was es wolle!

Direkt neben Lan lag Gregory. Die beiden hatten in ein und dem selben Bett geschlafen. Vorsichtig setzte Lan sich auf und versuchte Gregory, der noch zu schlafen schien, nicht aufzuwecken. Doch das wäre gar nicht nötig gewesen, denn auch Gregory war bereits wach und man sah ihm seine Aufregung förmlich an. Die beiden Jungs setzten sich auf den Rand des Bettes, nachdem sie die Decke abgeworfen hatten, streckten ihre Arme auseinander und gähnten ein lautes Duett. Durch die halbzugezogenen Vorhänge fielen schon erste, leichte Sonnenstrahlen und von draußen hörte man das leise Zwitschern einiger Vögel.

„Morgen!“, begrüßte Lan seinen Freund, nachdem er sich den restlichen Schlafdreck aus den Augen gerieben hatte und sich langsam aufrichtete. „Na? Bereit für den heutigen Tag?“

„Ich denke schon...“, antwortete Gregory etwas zögerlich. Er ging sich einmal durch sein durchgewuseltes Haar, gähnte noch ein letztes Mal und stand dann auch auf. „Du scheinst es ja kaum mehr erwarten zu können.“, stellte er grinsend fest.

„Ja, ich bin total aufgeregt und schon seit Ewigkeiten wach. Ich hatte schon geglaubt es wird nie mehr viertel nach sieben.“, sprach Lan, während er schon an seinem Schrank war, um seine Klamotten rauszusuchen.

„So geht’s mir auch... Ich konnte kaum ein Auge zumachen. Ich musste immer wieder an gestern denken und was uns heute alles bevorsteht...“, erzählte Gregory, während er die Vorhänge vollständig beiseite zog und mit geschlossenen Augen in die Sonne blickte, was ungemein belebend war.

„Hast du Angst?“, fragte Lan, während er seine Kleidung auf den Boden warf und im Anschluss zum Bett rüberschlenderte, um das Kopfkissen auszuschütteln.

Gregory trat direkt neben Lan und half ihm dabei das Bett zu machen, indem er sich um die Decke kümmerte.

„Ein bisschen schon... wenn ich an PolarMan und InvisibleMan denke... Was machen wir, wenn wir verlieren?“

„Das werden wir dann schon sehen...“, sagte Lan, als er das Kissen sachte wieder ans Kopfende des Bettes legte. „Aber wir werden ja nicht verlieren.“, zwinkerte er Gregory zu.

„Du scheinst ziemlich zuversichtlich zu sein...“ Gregory teilte diesen Optimismus zwar nicht wirklich, aber irgendwie war es auch beruhigend so etwas von Lan zu hören.

„Mach dir mal keine Sorgen. Wir werden ja nicht alleine gehen. Ein paar Officials kommen doch auch noch mit. Wir werden das schon irgendwie schaffen, wir müssen nur an uns glauben. Das ist alles. Wir müssen unser Bestes geben! Shadow darf in diesem Kampf auf keinen Fall den Sieg davontragen... und wenn er es doch tut, dann haben wir eben versagt... aber sich jetzt schon darüber den Kopf zu zerbrechen, was passieren wird, wenn Shadow gewinnen sollte, ist sinnlos. Wer weiß schon, wie es ausgehen wird? Konzentrieren wir uns lieber und richten unsere Gedanken auf das Hier und Jetzt, wo sie hingehören.“

„Ja, du hast Recht... wer weiß schon, wie es ausgehen wird? Vielleicht können wir es wirklich schaffen.“, überlegte Gregory, nachdem er die Bettdecke auch wieder auf dem Bett ausgebreitet hatte. Allmählich schien Lan’s Zuversicht ansteckend zu wirken.

„Machen wir uns jetzt lieber schnell fertig, damit wir nicht zu spät kommen. Acht Uhr sollen wir am Center sein, also beeilen wir uns lieber etwas.“

Schnell ging Lan zu seinem Computertisch rüber und nahm sein PET zur Hand, um die Weckfunktion wieder zu deaktivieren. Kaum hatte er auf den PET-Screen gesehen, lächelte ihn auch schon sein blauer Net-Navi an.

„Du bist also auf alles gefasst?“, fragte MegaMan.

„Sicher doch. Nach all dem, was wir bisher erlebt haben, kann mich nichts mehr erschüttern. Wir haben Wily und World Three besiegt, wir haben Sean und Gospel besiegt und wir haben es sogar geschafft Regal und Nebula aufzuhalten, da sollte so ein Shadow mit seiner Neo World Three doch kein Problem mehr sein, oder?“, lachte Lan.

„Ich freue mich, dass du soviel Zuversicht, trotz der gestrigen Geschehnisse hast, aber du solltest Shadow nicht unterschätzen. Es stimmt, dass wir die anderen besiegt haben, aber Shadow ist anders als Wily oder Regal. Irgendwie habe ich eine böse Vorahnung...“, murmelte der blaue Navi nachdenklich.

„Eine böse Vorahnung?“, wiederholte Lan unsicher. „Vermutlich bildest du dir das nur ein, du machst dir auch zu viele Gedanken.“

„Meinst du?“

„Sicher. Das ist nur die Aufregung. Mach dich mal nicht verrückt. Du kennst mich doch, wenn’s ernst wird, weiß ich schon, was zu tun ist.“

„Ja, das stimmt.“, begann MegaMan nun erleichtert zu lächeln.

„Also dann... Ich geh mich jetzt schnell duschen und dann werden wir weitersehen. Nutzen wir die Zeit, die wir noch haben, um uns noch einmal richtig zu entspannen.“, sprach Lan, legte sein PET wieder hin, nahm seine Klamotten vom Boden auf und verschwand aus seinem Zimmer, nachdem er Gregory noch ein letztes Mal aufmunternd zugelächelt hatte.

„Ich hoffe er weiß, was er tut...“

„Das hoffe ich auch...“, stimmte MegaMan Gregory zu, ehe auch der andere Junge seine Klamotten zusammensuchte, um sich fertig zu machen.
 

Ungefähr eine halbe Stunde später hatten beide Jungs sich geduscht, angezogen und auch ihre Sachen zusammengepackt. Lan hatte vorsichtshalber seine gesamte Battle Chip Sammlung in seinem Rucksack verstaut, der schon abholbereit vor der Haustür lag.

Nachdem Lan und Gregory noch einmal komplett durchgegangen waren, ob sie auch wirklich alles beisammen hatten, rief auch schon Mrs. Hikari zum Frühstück.

„Lan! Gregory! Kommt ihr?“, klang es aus der Küche heraus bis in Lan’s Zimmer.

„Yup, Mum! Einen Moment noch!“, antwortete Lan, der grade dabei war seinen Rechner runterzufahren. Auf dem PC-Screen waren Mr. Prog und Dash zu sehen, welche mit trauriger Miene Lan anstarrten, da sie schon wieder allein zurückbleiben mussten.

„Bist du dir sicher, dass du sie nicht mitnehmen willst?“, fragte Gregory, dem die großen, runden, durchnässten Augen des kleinen Fishy-Virus, der jede Sekunde in Tränen auszubrechen schien, ziemlich zu schaffen machten.

„Na ja, ich denke es ist besser. Was vor uns liegt ist ziemlich gefährlich...“, sprach Lan und zögerte den Power-Schalter zu betätigen.

„Na ja, aber du selbst hattest doch auch gesagt, wir können jede Hilfe gebrauchen, die wir kriegen können, oder?“

„Ja, genau und außerdem hat Dash doch schon einmal mit uns gekämpft. Erinnerst du dich nicht mehr an unseren ersten Kampf mit Sektor?“, stimmte MegaMan zu.

„Ich weiß nicht so recht...“, seufzte Lan ratlos und betrachtete den kleinen, tieftraurigen Virus.

„Kämpfen muss er doch eh nicht, oder? Wenn es zu einem Kampf kommen sollte oder wir uns in ein gefährliches Netzwerk einloggen müssen, können sie doch auf deinem PET bleiben, oder nicht?“, mischte sich nun auch BattleMan ein, der aus seinem PET heraus alles genauestens verfolgte.

„Na gut, von mir aus.“, gab Lan schließlich nach und vor Freude drehte Dash erst mal mehrere Loopings und tanzte aufgeregt um Mr. Prog herum. „Wollen sie auch mit, Mr. Prog?“

„NEIN, VIELEN DANK! ICH BIN ZWAR NICHT GERN ALLEIN, ABER WAHNSINNIG BIN ICH AUCH NICHT. AUßERDEM WARTET HIER NOCH JEDE MENGE ARBEIT AUF MICH. ICH MUSS DIE HOMEPAGE AKTUALISIEREN, DEN NEUEN BANNER ERNEUERN, DIE HOMEPAGE AKTUALISIEREN, ALLES AUF DEN NEUESTEN STAND BRINGEN UND DIE HOMEPAGE MUSS ICH AUCH NOCHMAL AKTUALISIEREN... ICH HAB NOCH VIEL VOR!“, sprach das kleine Programm in hektischer Eile und verzog sich auch gleich wieder.

„Was ist denn mit dem los?“, fragte Lan verdutzt.

„Na ja, wir haben ihn gestern beim Fangen ziemlich derbe abgezogen, dass er leicht sauer auf uns ist, weil er wirklich ständig verloren hat.“, erklärte MegaMan.

„Oh, ach so...“, lachte Lan und schüttelte dabei den Kopf. „Aber Dash möchte mit, nicht?“

Wild begann das kleine Fishy auf und ab zu schweben und mit seinem Kopf zu nicken.

„Na gut, du warst ja in der letzten Zeit auch lange genug hier allein.“, sprach Lan und ließ Dash’s Daten auf sein PET transferieren, so dass der kleine Virus direkt neben seinem Herrchen auf dem Screen des winzigen Handhelds erschien.

„Kommt ihr endlich? Ich dachte ihr wollte gleich los?“, erklang Mrs. Hikari’s Stimme erneut, die schon ungeduldig auf die beiden Jungs wartete.

„Ja, wir kommen!“, brüllte Lan als Antwort, trennte die PET-Verbindung und schaltete seinen Rechner ab. Er schaute sich noch ein letztes Mal um, dass er auch ja nichts vergessen hatte und ging dann gemeinsam mit Gregory rüber ins Esszimmer.
 

„Da seid ihr ja endlich. Wir haben schon zehn vor, ich dachte um acht wolltet ihr da sein?“, begann Mrs. Hikari sofort zu reden, als sie Lan und Gregory endlich kommen sah.

Schnell setzten sich die beiden an den Esstisch, wo auch Mrs. Hikari saß und bereits ihr Frühstück aufgegessen hatte.

„Ja, ich musste nur schnell noch was erledigen.“

„Da bist du schon so früh auf und trotzdem noch spät dran.“, seufzte Lan’s Mutter, stand auf und ging mit ihrem Teller rüber in die Küche.

„Ja, ich weiß...“, stöhnte Lan und machte sich schnell über sein Essen her.

Gregory versuchte sich ein Lächeln zu unterdrücken und begann ebenfalls zu essen, aber im Gegensatz zu Lan benutzte er sogar das Essbesteck.

„Schmeckt’s dir, Gregory?“, fragte Mrs. Hikari, während sie ihren Teller abwusch und dabei die beiden Jungs von der Spüle aus beobachtete.

„Ja, schmeckt wirklich gut. Vielen Dank für das Essen.“, antwortete Gregory leise und leicht verschämt und aß ziemlich langsam im Vergleich zu Lan, der schon fast fertig war.

„Mach ich doch gern.“, lächelte Mrs. Hikari. „Freut mich, dass es dir schmeckt. Du könntest dir an Gregory mal ein Beispiel nehmen, Lan.“

„Was, wieso?“, fragte Lan mit halb vollem Mund und grade dabei einen Rülpser zu unterdrücken.

„Vergiss es einfach.“, schüttelte seine Mutter lachend den Kopf und begann den nassen Teller mit einem Tuch abzutrocknen. „Dein Vater hatte gestern Abend noch mal angerufen, als du schon geschlafen hast. Er hat mir alles darüber erzählt, was ihr heute vor habt.“

Unsicher sah Lan auf und schaute rüber in die Küche, direkt in die Augen seiner Mutter, welche ziemlich besorgt aussah.

„Ach Mum, du kennst mich doch, ich werde schon aufpassen. Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich in irgendwelche gefährlichen Situationen begebe.“, versuchte Lan sie schnell zu beruhigen.

„Ja, ich weiß, aber gerade das ist es, was mir nicht gefällt. Ich mach mir immer so große Sorgen um dich und deinen Vater. Ihr seid euch wirklich sehr ähnlich und darum weiß ich auch, dass es sinnlos ist es dir ausreden zu wollen. Aber sei trotzdem vorsichtig... seid ihr beide vorsichtig, ja?“, bat Mrs. Hikari die beiden Jungs und schaute nun auch Gregory direkt an.

„Das werden wir schon, Mum. Wir sind bisher immer heil davon gekommen, es wird schon nichts passieren. Außerdem vergisst du, dass Hub bei mir ist.“

„Genau!“, erklang MegaMan’s Stimme aus dem PET. „Ich werde schon Acht geben, dass Lan keine Dummheiten anstellt.“

„Ja, das hatte ich fast vergessen.“, lachte Mrs. Hikari. „Aber wirklich ganz im Ernst. Passt auf und riskiert nicht zu viel. Ich weiß, dass du auch nicht so einfach aufgibst und bis zum Äußersten gehst... das hast du leider Gottes auch von deinem Vater.“

„Ich hab meine Lektion bereits gelernt, Mum. Du kannst mir vertrauen. Außerdem... wer sonst soll die Welt retten, wenn nicht wir?“, grinste Lan, nahm seinen Teller und ging mit ihm rüber in die Küche.

„Da hast du auch Recht.“, lächelte Mrs. Hikari und nahm ihren Sohn, kaum dass er in die Küche gekommen war, in den Arm und drückte ihn kräftig an sich, dass Lan beinahe den Teller fallen ließ. „Komm bloß in einem Stück zurück und pass auf deinen Vater auf, ja? Er ist manchmal sogar noch dickköpfiger, als du.“, sprach sie leise und musste sich ziemlich zusammenreißen, nicht in Tränen auszubrechen.

Vorsichtig versuchte Lan den Teller auf den Rand der Spüle zu stellen, um auch seine Mutter in den Arm zu nehmen. Er warf seine Arme um sie und drückte sich fest an ihren Körper.

„Ich verspreche es, Mum. Du kannst dich auf uns verlassen, wir schaffen das schon.“

„Ich weiß. Du hast uns bisher noch nie enttäuscht und ich bin fest davon überzeugt, dass du es dieses Mal auch nicht tun wirst. Du musst nur dein Bestes geben und immer daran denken, dass ich und auch deine Freunde, zumindest im Herzen, bei dir sind.“, schluchzte sie leise.

„Ach, Mum...“

Gregory beobachtete diese Szene vom Esstisch aus. Wie sehr wünschte er sich plötzlich auch wieder bei seinen Eltern zu sein. Irgendwie beneidete er Lan, aber er empfand auch Glück für ihn, dass er solche Eltern wie Mr. Und Mrs. Hikari haben durfte.

Vorsichtig drückte Lan’s Mutter ihren Sohn an den Schultern von sich weg, um ihn noch einmal von oben bis unten zu betrachten. Wortlos sah Lan sie an.

„Ich werde hier auf euch warten und wenn ihr wieder da seid, könnt ihr euch auf ein riesiges, leckeres Festmahl vorbereiten. Ich werde die ganze Zeit an euch denken und für euch beten. Dein Vater hat mir alles über diesen Shadow erzählt und wozu er in der Lage ist... und das er vermutlich sogar gefährlicher als Dr. Wily oder Dr. Regal ist. Ich hoffe ihr schafft es, ihn zu besiegen.“

„Das werden wir! Und jetzt erst recht, stimmt’s, MegaMan?“

„Yup! Dem Kerl werden wir schon die Leviten lesen.“, stimmte der blaue Navi zu.

Mrs. Hikari sah ihren Sohn noch einige Momente an, ehe sie ihn endlich wieder gehen ließ. Gregory war inzwischen unbemerkbar in die Küche geschlichen, hatte den Teller weggestellt und wartete nun abreisebereit an der Haustür.

„Na ja, ich denke ihr solltet dann auch los. Wir wollen deinen Vater ja nicht warten lassen.“, sprach Mrs. Hikari und strich sich dabei mit ihrer Hand durch ihre feuchten Augen.

Ohne noch ein Wort zu sagen ging Lan zu Gregory rüber, nahm seine Tasche vom Boden und warf sie sich über den Rücken. Schnell schlüpfte er in seine Schuhe und umfasste den Türgriff. Ein letztes Mal schaute er noch zu seiner Mutter in der Küche rüber.

„Wir werden bald wieder da sein, mach dir keine Sorgen, Mum.“

Und schon öffnete Lan die Tür, ließ Gregory als erstes hinaus und folgte ihm sogleich. Vorsichtig schloss er die Tür wieder hinter sich.

Langsam schritt Mrs. Hikari zur Wohnzimmercouch rüber, welche gegenüber vom Esstisch stand und ließ sich darauf nieder. Sie beugte sich ein kleines Stück vor und nahm von dem gläsernen Wohnzimmertisch einen kleinen, hölzernen Bilderrahmen. Auf dem Foto waren sie, Lan, Dr. Hikari und Hub zu sehen. Mit einem Lächeln, aber Tränen in den Augen betrachtete sie das Foto.

„Es ist nicht das erste Mal... es ist nicht das erste Mal...“, begann sie immer wieder vor sich herzusagen und drückte das Foto an ihre Brust, um sich zu beruhigen. „Ich glaube an euch...“
 

Kaum waren Lan und Gregory aus dem Haus getreten, erwartete sie auch schon eine weitere Überraschung. Lan sah ziemlich verdutzt aus, denn er hatte mitnichten damit gerechnet, dass plötzlich Mayl, Dex und Yai vor seiner Haustür stehen würden, sobald er das Haus verlassen würde. Sprachlos starrte Lan seine drei Freunde an und schnell machte sich ein ungutes Gefühl in ihm breit. Er wusste, wieso sie hier waren...

„Hört mal, Leute.“, begann er sofort zu reden. „ Es tut mir leid, es hat sich erst gestern ergeben... sicher hätte ich euch bescheid geben können, aber-“

„Ach Lan.“, fiel Mayl ihm jedoch ins Wort. „Wir sind nicht hier, weil wir sauer sind, dass du schon wieder alleine losziehen wolltest.“

„Nicht?“, fragte Lan unsicher und konnte das nicht wirklich glauben.

„Natürlich nicht!“, stimmte Dex Mayl zu. „Wir haben gestern auch noch von Mr. Famous bescheid bekommen, was ihr heute vor habt und er hat uns sogar gefragt, ob wir Interesse hätten zu helfen.“

„Das hat er wirklich getan?“, fragte Lan fassungslos.

„Yup, das hat er.“, bestätigte Yai. „Aber wir haben uns dazu entschieden nicht zu helfen, sondern lieber hier zu bleiben.“

Nun war Lan erst recht sprachlos.

„Aber... aber warum denn das?“

„Na ja... Wir würden euch vermutlich nur im Weg stehen. Wir wissen was auf dem Spiel steht und wie stark dieser Shadow ist. Wir haben ja erst gestern zwei seiner Navis in Aktion erlebt... und wir denken, das alles liegt nicht mehr in unserer Machweite.“, erklärte Mayl.

„Ja, ich gebe es zwar nur ungern zu, aber außer dir und MegaMan ist wohl niemand in der Lage diesen Typen aufzuhalten und selbst GutsMan würde euch sicher nicht viel helfen können.“

„Wir sind nur hergekommen, um euch viel Glück für euren bevorstehenden Kampf zu wünschen. Außerdem hättest du vermutlich eh nicht gewollt, dass wir mitkommen, oder?“, fragte Yai.

„Na ja... um ehrlich zu sein, wäre ich jetzt verschwunden, ohne euch ein Wort zu sagen... Ich bin wirklich ein toller Freund... es tut mir leid.“, senkte Lan seinen Blick und versuchte sich zu entschuldigen. „Ich verspreche euch nie wieder etwas im Alleingang zu unternehmen!“

„Ach, ist doch nicht schlimm. Du wirst dich vermutlich eh nie ändern, egal wie oft wir es dir sagen oder du es versprichst.“, lachte Mayl, trat vor und nahm Lan in die Arme. „Gib nur gut auf dich Acht und vergiss nicht, dass wir an dich denken werden.“

„Genau! Gib diesem Shadow am besten gleich noch einen gewaltigen Tritt von mir mit in den Hintern!“, brüllte Dex.

„Und lass dir ja nicht einfallen zu versagen. Wenn dank dir der Rest unserer schönen Ferien ruiniert werden sollte, dann wird Shadow nicht der einzige sein, der dir Probleme bereitet.“, zwinkerte Yai Lan zu.

„Vielen Dank, Freunde. Danke, dass ihr noch mal hergekommen seid... ich fühle mich gleich viel besser und stärker und nun überhaupt nicht mehr nervös.“

„Dann hat unser kleiner Besuch ja doch etwas geholfen.“, lächelte Mayl und verpasste Lan einen dicken Schmatzer auf die Wange, ehe sie sich Gregory zuwand. „Und du bist also Gregory? Freut mich dich kennen zu lernen.“

„Ganz meinerseits.“, antwortete Gregory unsicher.

„Pass gut auf Lan auf, ja? Er begibt sich gern in ausweglose Situationen und ich will nicht, dass ihm etwas passiert... nicht bevor ich...“, doch Mayl zögerte den Satz fortzuführen. „Aber ist auch egal, dafür ist hinterher noch Zeit. Wichtig ist jetzt erst mal Shadow zu erledigen.“

Fragend schaute Lan Mayl an, welche wieder zurück zu Dex und Yai trat.

„Also dann... viel Glück und passt gut auf euch auf. Wir warten auf euch.“

Und mit einem letzten, gemeinsamen Lächeln traten die drei Freunde wieder ab. Lan schaute ihnen noch eine Weile nach. Jetzt fühlte er sich wirklich um ein Vielfaches stärker und bereit jeder kommenden Gefahr ins Augen zu blicken. Er schaute zu Gregory rüber, welcher ihm zunickte, dass er soweit war.

„Dann wollen wir mal, oder?“

Und schon machten sich die beiden Jungs auf den Weg zur Metroline, um nach Marine Harbour zu gelangen. Der Countdown rückte allmählich näher.
 

Nach einigen Minuten Fahrt, hatte die Metroline endlich ihr Ziel erreicht, die Marine Harbour Station! Schnell drängelten sich Lan und Gregory an den anderen Fahrgästen vorbei und stürmten nach draußen. Es war nun kurz nach acht Uhr, also mussten sie sich etwas beeilen, da sie eigentlich schon genau um acht da sein sollten.

Im Eiltempo sprinteten die beiden Jungs durch die wunderschöne Hafenstadt und rannten über den großen Marktplatz, auf dem um diese Uhrzeit noch nicht sonderlich viel los war. Vom Hafen aus hörte man das Geschrei der Möwen und das Schlagen der Wellen. Die Luft war angenehm und frisch, wie eh und je. Im Sonnenschein des bläulichen Morgenhimmels, reflektierten die Fenster des Official Centers das wärmende Abbild der Sonne. Lan kniff leicht die Augen zusammen, um nicht geblendet zu werden.

Als die beiden den Eingang des Centers erreicht hatten, kam ihnen auch schon ein Official entgegen, der vermutlich schon auf sie gewartet hatte. Lan freute sich, als er erkannte, dass es sich bei dem Official um Jim handelte, der sie freudestrahlend in Empfang nahm.

„Guten Morgen, Lan! Guten Morgen, Gregory!“, begrüßte Jim die beiden vom Haupteingang aus.

„Hallo, Jim!“, antworteten die zwei Jungs im Chor und blieben vor dem jungen Official stehen.

„Wir warten schon ungeduldig auf euch. Mr. Famous wollte schon anfangen, aber Dr. Hikari bestand darauf zu warten, bis ihr beide endlich hier seid.“

„Ja, tut uns leid, wir wurden noch kurz aufgehalten.“, entschuldigte sich Lan.

„Ist ja kein Problem, aber wir sollten die anderen nun nicht länger warten lassen. Ich bin auch schon ziemlich ungeduldig, was dabei rumkommt. Du wirst dich aber sicherlich sowieso noch wundern, wer noch anwesend ist, um dieses Spektakel mitzuerleben. Alle sind fürchterlich aufgeregt.“, erklärte Jim, dem man seine Ungeduld anmerken konnte.

„Wow, da scheint ja ziemlich was los zu sein, aber ich fühl mich genauso. Heute wird sich alles entscheiden.“, antwortete Lan, entschlossener denn je. „Aber du, Jim? Ist Chaud auch da? Weißt du, ob mit ProtoMan mittlerweile alles wieder in Ordnung ist?“, fragte Lan jedoch sofort, als es ihm plötzlich wieder durch den Kopf schoss.

„Nein, Chaud ist nicht hier. Er ist im SciLab, wo sich momentan einige unserer Leute um seinen ProtoMan kümmern. Im Laufe des Tages sollte alles wieder in Ordnung kommen, denke ich.“

„Das freut mich zu hören.“, sprach Lan erleichtert. „Aber dann verpasst er ja die Lokalisierung des Hauptquartiers...“

„Keine Sorge, das Ganze wird auch über die SciLab-Monitore abgespielt. Wir können die da drüben ja nicht im Unwissen lassen.“, lachte Jim. „Aber wenn ihr zwei euch dann etwas beeilen wollt... Wir sollten wirklich los.“

„Ja, natürlich.“, antwortete Lan und gemeinsam gingen die drei durch den Haupteingang in das Center hinein.
 

Schnurstracks führte Jim die beiden Jungs durch den Empfangssaal, an der Rezeption vorbei und durch eine Glastür, welche in einen längeren Gang führte. Geradeaus am anderen Ende des Gangs war bereits der Aufzug zu sehen. Im Vorbeilaufen schaute Lan durch die Fenster auf der linken Wandseite, durch die man nach draußen in die Hafenstadt sehen konnte.

Ohne zu zögern drückte Jim auf das Controlpanel an der Wand, um sogleich den Fahrstuhl zu rufen. Es dauerte auch nur wenige Sekunden und die Aufzugtüren öffneten sich schon. Jetzt wo Gregory und Lan so kurz davor waren, herauszufinden, wo Shadow’s Hauptquartier liegen sollte, wo die Entscheidung sekündlich näher rückte, wurden die beiden langsam doch ziemlich nervös. Lan verspürte ein unwohles Gefühl in seiner Magengegend, doch er versuchte sich auf die Worte seiner Mutter und seiner Freunde zu konzentrieren, um die Aufregung zu verdrängen.

Mit einem leichten Ruck setzte sich der Aufzug auch schon in Bewegung. Ihr Ziel war eines der höhergelegenen Geschosse.
 

Kaum war der Fahrstuhl oben angekommen, ging es ohne große Zögerlichkeiten auch schon weiter. Schnellen Schrittes marschierte Jim voraus, durch einen langen Gang, der mit dunkelblauem Teppich ausgelegt war. Gregory und Lan legten ebenfalls einen Zahn zu, um nicht in dem Gewirr von Gängen verloren zu gehen, in dem sie sich nun befanden. Mehrmals mussten sie durch kürzere Gänge laufen, dann schnell irgendwo einbiegen, durch elektronisch gesicherte Türen hindurch und an jeder Menge verschiedener Räumlichkeiten vorbei. So komplex hatte Lan sich das Center gar nicht vorgestellt. Als er gestern da gewesen war, hatte er nur eines der unteren, übersichtlicheren Stockwerke zu sehen bekommen. Er fragte sich wozu wohl all diese vielen Räume dienten?

Doch dann hatten sie es endlich geschafft und nachdem Jim eine weitere elektronische Tür mit seiner ID-Karte geöffnet hatte, fanden sich die drei Jungs in einem größeren Raum wieder, in dem auch schon die anderen auf sie warteten. Nachdem Lan und Gregory eingetreten waren schloss Jim die Tür wieder vorsichtig hinter sich und verzog sich leise in eine Ecke des Raums, wo er sich vor einen Laptop setzte.

Sichtlich froh darüber, dass Lan und Gregory endlich eingetroffen waren, kamen ihnen auch schon Dr. Hikari und Mr. Famous entgegen.

„Ah, da seid ihr ja endlich! Wir haben euch schon sehnlichst erwartet.“, begrüßte Mr. Famous die beiden.

„Ja, sorry, dass wir etwas spät sind.“

„Na ja, genaugenommen seid ihr sogar recht pünktlich. Wir mussten eh grade noch einige Konfigurationen am System vornehmen.“, erklärte Dr. Hikari und nahm seinen Sohn erst einmal in die Arme. „Seid ihr zwei denn auch ausgeschlafen und bereit für das, was auf euch zukommt?“

„Yup, von mir aus kann’s direkt losgehen! Oder Greg?“

„Ja, ich kann’s auch kaum noch erwarten.“, stimmte Gregory zu und wippte dabei leicht nervös hin und her.

„Gut, dann lasst uns auch gleich mal loslegen, was?“, fragte Mr. Famous und wandte sich schon direkt um, um seinen Platz wieder einzunehmen.

Neugierig betrachtete Lan erst einmal den Raum, in dem sie sich nun befanden und schaute sich um, wer sonst noch anwesend war.

Es war ein breiter Raum voller Computer, der auch genug Platz bot, dass es bei all den Leuten, die grade darin waren, auch nicht zu eng war. Mr. Famous saß nun direkt vor einem großen Monitor. Links und rechts von ihm saßen zwei Officials, die an irgendwelchen technischen Instrumenten und Schalttafeln rumhantierten. In einer Ecke des Raums saß Jim, der scheinbar auch grade ziemlich konzentriert an seinem Laptop arbeitete.

Langsam trat Lan in die Mitte des Raums zu seinem Vater, gemeinsam mit Gregory. Der Boden war mit dem selben blauen Teppich ausgelegt, wie in dem Gang vor dem Fahrstuhl. Die Wände waren metallisch grau und vereinzelt standen einige weiße Schränke, die vermutlich jede Menge Dokumente beinhalteten, an den Wänden. Bei seinem Rundumblick blieb Lan jedoch plötzlich, wie gebannt, auf eine Person fixiert stehen. Es handelte sich bei ihr um eine junge Frau mit langem, rot-orangefarbenem Haar. Es war die selbe, die ihm schon zweimal begegnet war. Einmal im Straßencafé, als er mit Jim und Chaud essen war und noch gestern, als sie aus dem Fahrstuhl getreten kam, als Lan grade zu Mr. Famous wollte. Auch die Frau hatte Lan schon längst bemerkt und beobachtete ihn genauso, wie er sie betrachtete. Sie lächelte ihm freundlich zu und rückte ihr schmale Brille zurecht, ehe sie sich mit ihren Händen durch ihr langes Haar strich und es mit Hilfe eines Gummibandes zu einem Zopf zusammenfügte. Lan konnte es sich noch immer nicht erklären, aber er konnte seinen Blick einfach nicht von ihr abwenden. Irgendwas war merkwürdig an dieser Frau. Wieso nur faszinierte sie ihn so sehr? Doch mit einem Male zuckte Lan schreckhaft zusammen, als jemand ihm von hinten eine Hand auf die Schulter schlug. Reflexartig drehte er sich nach hinten.

„Hallo, Lan.“, begrüßte ihn eine freundliche Stimme und jetzt erst erkannte er, dass es sich bei diesem Mann um Herrn Takamura handelte, der scheinbar auch anwesend war, um die Lokalisierung mitzuerleben.

„Herr Takamura!“, sprach Lan vollkommen überrascht. „Müssen sie mich eigentlich immer so erschrecken?“, fragte er und erinnerte sich zurück an die letzten Begegnung mit dem jungen Firmenchef, wo dieser ihn ebenfalls von hinten erschreckt hatte.

„Tut mir leid, ist wohl irgendwie zur Gewohnheit geworden.“, lächelte Takamura. „Das da ist Gregory, nehme ich an? Hab schon einiges von dir gehört, obwohl du ja noch gar nicht so lange hier bei uns sein sollst.“, begrüßte er auch den anderen Jungen mit einem Handschlag.

„Freut mich sie kennen zu lernen.“, antwortete Gregory leise und zog sich schnell ein kleines Stück hinter Lan zurück, um ihm das Reden zu überlassen.

„Was machen sie denn hier? Wollen sie uns etwa helfen gegen Shadow zu kämpfen?“, fragte Lan neugierig.

„Du liebe Güte, nein. Ich misch mich da lieber nicht ein.“, winkte Herr Takamura lachend ab. „Das überlasse ich lieber den Profis. Allerdings hatte es mein Interesse geweckt, als ich gehört habe, dass dein Vater eine Möglichkeit gefunden hat, um Shadow’s Basis zu orten und das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Immerhin befindet sich dieser Verbrecher ja noch immer im Besitz meines Star Rain Battle Chips, den ich wirklich gern wieder zurück hätte.“

„Keine Sorge, das überlassen sie ruhig uns! Ich verspreche ihnen, dass sie ihren Star Rain Battle Chip unversehrt wiedererhalten und dann eine zweite Präsentation, dieses Mal ohne irgendwelche Zwischenfälle, starten können!“, versprach Lan.

„Oh ja, das wäre wirklich großartig. Ich hoffe ihr beide schafft das, aber daran habe ich eh keine Zweifel. Und wenn ihr in bedrängnisvolle Situationen geraten solltet, dann werde ich euch natürlich mit einigen meiner Battle Chips zur Seite stehen, die euch hoffentlich nützlich sein können.“, sprach Herr Takamura dankbar, griff in die Tasche seines langen, violetten Mantels und holte zwei Battle Chips heraus, von denen er je einen an einen der beiden Jungs aushändigte. „FlameCircle. Ich hoffe ihr könnt etwas damit anfangen. Ist einer unserer neuesten Chips.“

„Vielen Dank! Wenn er nur halb so nützlich ist, wie die anderen Chips, die ich von ihnen habe, dann werden wir mit dem sicher nicht mehr verlieren können!“

„Das will ich doch auch hoffen.“, lachte Takamura und zog sich dann aber weiter nach hinten zurück, als Dr. Hikari in die Mitte des Raums trat und auf sich aufmerksam machte.

„Also gut...“, begann Dr. Hikari. „Ich glaube, wir können dann jetzt endlich anfangen. Ich habe lange überlegt, aber ich habe doch eine Möglichkeit gefunden, wie wir in der Lage sein sollten, herauszufinden, wo sich Shadow’s Hauptquartier befindet. Durch Analyse der Energiesignaturen der Elementrüstungen, Shadow’s Navis und einigen Hinweisen, die wir gefunden hatten, als wir den Schulcomputer nach Kinoshita’s Überfall untersucht hatten, konnte ich ein System entwickeln, welches in der Lage sein sollte, den genauen Standort der gegnerischen Basis herauszufinden. So gesehen war es also ganz praktisch, dass Shadow die Aqua Armor gestern gestohlen hat. Denn mit Hilfe eines Satelliten, den ich durch ein spezielles Programm umprogrammiert habe, können wir nun ein Suchprogramm starten, welches für uns den momentanen Aufenthaltsort der Aqua Armor bestimmen wird.“

„Soll das heißen, es war von Anfang an geplant, dass Shadow die Aqua Armor stehlen sollte?“, fragte Lan verwirrt.

„Nein, das nicht. Da wir nicht wissen konnten, was genau Shadow plant, hätte das ein zu hohes Risiko geborgen, da wir nicht einmal wussten, ob das Suchprogramm überhaupt funktionieren würde. Das er die Aqua Armor nun besitzt, macht es uns natürlich leichter ihn zu lokalisieren, aber selbst wenn er sie nicht haben würde, hätten wir ihn immer noch anhand der Energiesignaturen seiner Navis aufspüren können, über die wir während der verschiedenen Angriffe, genügend Datenmaterial sammeln konnten.“

„Ach so, ich verstehe!“, sprach Gregory, während Lan noch immer darüber grübelte, was das alles bedeuten sollte. „Dann dient diese Satellitenschüssel, die sie gebaut haben zur Lokalisierung? Und der Langstreckentransmitter, den ich ihnen gestern besorgen sollte, wird dann vermutlich dazu eingesetzt, den Empfangsradius der Übertragungswellen, die vom Satelliten ausgehen, auszuweiten?“

„Genau so ist es.“, nickte Dr. Hikari Gregory zu.

Staunend schaute Gregory aufgeregt auf den großen Monitor, wo man bereits sehen konnte, wie Mr. Famous das Programm aufrief.

„Wenn Mr. Famous nun das Suchprogramm startet, sollten wir, wenn alles funktioniert, innerhalb weniger Sekunden Shadow’s genauen Standort erfahren.“

Nun kehrte vollkommene Stille in den Raum ein, als alle gebannt auf den Monitor starrten. Mit einigen schnellen Tastenbefehlen aktivierte Mr. Famous das Programm und auf dem Bildschirm baute sich ein kleines Fenster auf, in dem ein blauer Ladebalken sich allmählich zu füllen begann.

Ohne zu blinzeln schaute Lan dem Ladebalken zu. Er konnte es kaum mehr abwarten. Jede Sekunde würde er erfahren, wo Shadow sich wohl verstecken würde. In seinem Kopf ging er schon einige mögliche Orte durch. Vielleicht eine geheime Insel, wie damals Dr. Wily sie als Basis für seine World Three gewählt hatte? Oder irgendein unterirdischer Komplex oder ein Militärstützpunkt, weit abgelegen von der Zivilisation. Vielleicht sogar eine Basis unter Wasser, irgendwo vor der Küste? Es gab so viele verschiedene Möglichkeiten! Doch jetzt dauerte es nicht mehr lange... gleich... jeden Augenblick...

„Und?“, fragte Dr. Hikari, der sich nachdenklich ans Kinn gefasst hatte.

„Noch nicht... dauert noch einen Moment.“, antwortete einer der Officials neben Mr. Famous.

„Rina? Siehst du mal bitte eben unten am Hauptgenerator nach?“, fragte der andere Official und kurz darauf stand die junge, orangehaarige Frau von ihrem Stuhl auf, öffnete die elektronische Tür und verschwand.

Lan sah ihr nach, bis sich die Tür hinter ihr wieder geschlossen hatte und sie nicht mehr zu sehen war. Für einen Augenblick vergaß er sogar, was grade um ihn herum passierte.

„Wie lange dauert das denn noch?“, fragte Herr Takamura nun.

„Eigentlich sollte es schon längst fertig sein.“, murmelte Dr. Hikari, der leicht beunruhigt wirkte.

„Wir haben hier ein kleines Problem.“, sprach einer der Officials, als er das System kurz überprüfte.

„Ein Problem?“, fragte Dr. Hikari.

„Ja. Ich weiß zwar nicht, woran es liegt, aber irgendwas stört die Empfangswellen... ich glaube, es könnte sein, dass-“, doch eine laut hallende Explosion, begleitet von einer starken Erschütterung, unterbrach den Official und plötzlich schraken alle Anwesenden panisch auf.

Rotes Blinklicht, gefolgt von lautem Heulen begann den Raum zu erfüllen, als der Alarm automatisch ansprang. Verwirrt schauten alle wild umher.

„Was ist los? Was zum Teufel war das? Eine Explosion??“, fragte Herr Takamura, der sich seine Ohren hielt, die noch immer von dem lauten Knall dröhnten.

„Keine Ahnung, was hier los ist. Die Explosion kam aber definitiv aus dem unteren Geschoss...“, antwortete Mr. Famous, der schnell aufsprang und zu einem anderen Computer rüberlief.

„Shadow...“, murmelte Lan vor sich hin, der genau wusste, dass nur er zu so was in der Lage war. Shadow musste irgendwie mitbekommen haben, dass sein Hauptquartier geortet werden sollte...

„Lan!“, rief Dr. Hikari, der zu Jim rübergegangen war und mit ihm gemeinsam auf den Laptop schaute, über den der Schadensbericht flimmerte. „Sieh bitte nach, was da unten los ist und beeil dich bitte.“

Ohne zu zögern stürmte Lan auch schon direkt nach draußen, um sofort nachzusehen. Während er durch die vielen Gänge lief, um zurück zum Fahrstuhl zu gelangen, zog er sein PET hervor.

„Denkst du das gleiche, was ich denke?“, fragte MegaMan.

„Und ob! Nur Shadow kann dahinter stecken, da bin ich mir fast absolut sicher.“

„Nur fast?“, fragte MegaMan, doch nicht aus Scherz. „Ich wüsste nur zu gern, wie er hiervon erfahren hat.“

„Vermutlich durch einen Spion. Erinnerst du dich nicht mehr an das, was Dad gesagt hatte? Einer von Shadow’s Leuten soll sich unter den SciLab-Wissenschaftlern oder Officials befinden. Nur so konnte Shadow an die Wood Armor gelangen. Es würde mich nicht wundern, wenn dieser Spion auch hier hinter stecken würde.“

„Ja, das kann gut sein...“, grübelte MegaMan, während sein Operator in den Fahrstuhl sprang, in dem auch noch einige weitere Officials standen, die sofort nach unten wollten, um zu erfahren, was passiert war.
 

Überall im Center herrschte chaotische Panik. Als Lan unten angekommen war, fand er sich in einem wilden Menschgewirr wieder. Die anderen Officials, die mit ihm im Aufzug waren, rannten sofort hinaus und geradeaus durch einen breiten Gang, an dessen Ende noch weitere Officials standen und mit Feuerlöschern versuchten ein loderndes Feuer unter Kontrolle zu bringen. Lan hielt sich einen Ärmel direkt an den Mund, um den dichten Qualm nicht einatmen zu müssen, der auch schon seine Augen zum Tränen brachte. Er schaute sich um und versuchte etwas zu erkennen, ohne die Officials dabei bei ihrer Arbeit zu behindern. Er sah einige Verletzte, die gegen eine Wand lehnten und starke Blutungen erlitten hatten. Zwei junge Frauen kümmerten sich bereits um sie und versuchten und die Wunden notdürftig zu versorgen. Als Lan näher zum Feuer treten wollte, kam ihm jedoch ein Official entgegen und hielt ihn zurück.

„Hey, Kleiner! Das hier ist zu gefährlich für dich, verschwinde lieber schnell wieder.“

„Was ist denn passiert?“, wollte Lan jedoch noch wissen, bevor er wieder verschwinden würde.

„Keine Ahnung. Es scheint einen Kurzschluss im Generator gegeben zu haben, der für den Satelliten verantwortlich ist.“

„Ein Kurzschluss?“, wiederholte Lan.

Doch bevor er eine weitere Frage stellen konnte ertönte eine weitere Explosion, dieses Mal jedoch von weiter oben. Sofort rannten einige der Officials zum Aufzug rüber.

„Los, du machst jetzt lieber, dass du hier verschwindest, wer weiß, wie viele es noch davon gibt?“, sprach der Official und rannte auch schon los, um sich der Gruppe der anderen anzuschließen.

„Hey, Lan!“, erklang MegaMan’s Stimme.

„Was ist?“, fragte der Junge seinen Navi, als er das PET wieder zur Hand nahm.

„Wir sollten lieber schnell wieder zu Dad. Das war bestimmt nicht die letzte Explosion.“

„Ja, das befürchte ich auch...“, schluckte Lan und rannte ebenfalls zum Fahrstuhl rüber, wo er sich grade noch so hineinquetschen konnte, ehe er sich schloss und wieder nach oben fuhr.
 

Oben angekommen drängelte sich Lan direkt als erster hinaus und rannte so schnell er nur konnte durch die vielen Gänge, um den Raum zu erreichen, wo sein Vater und die anderen waren. Ein beunruhigendes Gefühl durchdrang ihn, dass die zweite Explosion aus dem Kontrollraum gekommen war...

Doch zu Lan’s Erleichterung war alles, mehr oder weniger, in Ordnung, als er endlich wieder bei den anderen war. Die Officials und Mr. Famous saßen vor den Kontrollkonsolen und hämmerten ohne Unterlass auf die Schaltflächen. Gregory und Dr. Hikari waren bei Jim und schauten mit ernstem Blick auf die Daten, welche über den Laptop-Screen flimmerten. Herr Takamura ging nervös auf und ab und sah den anderen bei ihrer Arbeit zu.

„Lan!“, rief Dr. Hikari, als er seinen Sohn bemerkte.

Sofort rannte Lan seinem Vater entgegen.

„Was ist denn hier los, Dad? Ich war grade unten und irgendein Kurzschluss muss dazu geführt haben, dass der Generator in die Luft geflogen ist... ich wollte mich grade genauer deswegen erkundigen, da hörte ich plötzlich eine weitere Explosion und dachte schon, sie wäre von hier gekommen.“

„Nein, hier ist zumindest bis jetzt noch alles in Ordnung. Die Explosion kam vom Dach des Centers. Der Dachsatellit hatte einen Kurzschluss und ist explodiert.“, erklärte Dr. Hikari mit düsterer Miene.

„Der Satellit?? Das heißt ja, wir können Shadow’s Basis nicht mehr lokalisieren, oder??“

„So wie es aussieht nicht... Darum denke ich, dass Shadow selbst hinter diesem Anschlag steckt.“

„Dr. Hikari!“, unterbrach jedoch einer der Officials das Gespräch zwischen Vater und Sohn.

Sofort traten Lan und Dr. Hikari hinter den Official und schauten ihm über die Schulter, auf einen kleinen Monitor.

„Wir haben es mit dem Kurzfrequenzwandler probiert, aber bekommen kein Signal mehr durch. Der Dachsatellit hat nur leichte Schäden von sich getragen, aber irgendwas stört das Empfangssignal. Das Suchprogramm wird von irgendwas behindert, darum kam es auch zu den Kurzschlüssen und den darauffolgenden Explosionen.“

„Und was genau stört das Programm?“, fragte Dr. Hikari.

„Einen Moment, gleich wissen wir’s...“, antwortete der Official und gab auf der Schalttafel vor sich einige weitere Befehle ein. „Okay, ich hab’s! Es ist...“, doch er hielt kurz inne und las sich den Bildschirmtext noch einmal durch. „Ein Navi!! Ein Navi scheint irgendwie in das System gelangt zu sein und stört den Satelliten!“

„Ein Navi??“, wiederholte Dr. Hikari überrascht und nun traten auch alle anderen näher, um zu erfahren, was los war.

„Wie konnte sich denn ein Navi in das System einloggen, ohne dass sie etwas davon erfahren haben?“, fragte Takamura beunruhigt.

„Es gibt nur eine Möglichkeit... Einer von Shadow’s Spionen muss sich hier irgendwo unter uns befinden, ansonsten kann ich mir das auch nicht erklären.“, sprach Dr. Hikari wütend.

„Also handelt es sich bei dem Navi um einen von Shadow?“, fragte Takamura noch einmal nach.

„Genau. Und wenn wir nicht schnell etwas unternehmen wird es vielleicht nicht mehr lange dauern, bis der gesamte Satellit hochgeht und mit ihm vielleicht sogar das komplette Official Center!“

„Keine Sorge, ich und MegaMan werden uns darum kümmern!“, sprach Lan, holte sein PET hervor und zog das Verbindungskabel heraus.

„Bist du dir sicher, dass du das tun willst?“, fragte Dr. Hikari.

„Ganz sicher, wer soll es denn sonst machen?“

„Er hat Recht.“, stimmte Mr. Famous zu. „Lan ist der einzige, der sich um dieses Problem kümmern kann.“

„Aber ich werde ihm helfen!“, trat Gregory schnell dazu, das PET ebenfalls bereithaltend.

„Tut mir leid, aber es gibt nur noch einen funktionstüchtigen Jack, der in das Satelliten-System führt. Wenn der Generator unten hochgegangen ist, wurde der andere zerstört.“, erklärte Mr. Famous.

Enttäuscht hing Gregory sich sein PET wieder an den Gürtel.

„Keine Sorge, Greg. Ich werde mich schon darum kümmern und mich auch beeilen. Das wird ganz fix gehen.“, versuchte Lan seinen Freund aufzumuntern.

„Okay, aber pass gut auf dich und Mega auf, ja?“

„Natürlich!“, versprach Lan und wandte sich dann zu Mr. Famous um. „Wo befindet sich der andere Jack?“

„Auf dem Dach, direkt am Satelliten selbst. Der Anzeige nach müsste er noch funktionieren. Sei aber vorsichtig, wer weiß, was noch alles geschehen wird.“

„Okay.“, antwortete Lan und rannte direkt los.
 

„Bist du dir wirklich sicher, das zu tun? Wenn der Satellit hochgeht und du davor stehst, dann...“, fragte MegaMan, während Lan sich auf den Weg zurück zum Fahrstuhl machte.

„Ich weiß, aber haben wir eine andere Wahl? Wenn ich es nicht tue, dann sind sogar alle Leute hier im Center in Gefahr.“

„Schon, aber...“, wollte MegaMan wiedersprechen, ließ es dann aber doch bleiben. Allmählich bestätigte sich seine böse Vorahnung.

Schnell sprang Lan in den Fahrstuhl, drückte auf die Schaltfläche, dass sich die Türen schlossen und sich der Aufzug direkt in Bewegung setzte.

Oben auf dem Dach angekommen trat Lan sofort nach draußen und fand sich mitten auf dem Dach das Official Centers wieder. Es war flach und ziemlich groß. Ein starker Wind wehte Lan entgegen. Von dort oben hatte er einen wunderschönen Ausblick auf die gesamte Hafenstadt. Allerdings hatte er nicht viel Zeit diesen Anblick zu genießen. Einige Meter vor ihm stand eine riesige, tellerförmige Satellitenschüssel, aus der starker, dunkler Rauch qualmte. Einige Metallteile lagen auf dem Dach verteilt, welche bei der Explosion abgesprengt und überall verteilt worden sein mussten. Vorsichtig trat Lan dem Satelliten näher. An seinem unteren Ende befand sich ein kleiner, unscheinbarer Jack-In-Port. Lan zog das Verbindungskabel hervor und steckte es direkt hinein.

„Dann wollen wir mal... Jack-In, MegaMan! Execute!”

Satellite Transmission

Lan hatte seinen Navi in das System der Satellitenschüssel eingeloggt. Zwar wusste er nicht, ob auf die beiden vorhergegangenen Explosionen noch eine weitere folgen würde, oder ob der Satellit selbst, welcher ziemlich stark qualmte und durch die letzte Explosion so einiges abbekommen hatte, jeden Moment vollständig in die Luft fliegen könnte, aber er hatte keine andere Wahl. Irgendein Navi störte die Sendefrequenz des Aufspürsignals von Dr. Hikari’s Suchprogramm und wenn diesem Navi nicht schnell Einhalt geboten werden würde, würde es mit Sicherheit noch eine weitere Explosion geben können, die sogar das gesamte Official Center gefährden würde. Lan musste jetzt schnell handeln, so schickte er also MegaMan in das System, um den unbekannten Angreifer zu stoppen, wobei jedoch schon klar war, dass es sich dabei nur um einen von Shadow’s Navis handeln konnte...
 

Kaum hatte Lan sein PET an dem Jack-In-Port des Satelliten angeschlossen, setzten sich MegaMan’s Daten auch schon im internen Netzwerk zusammen. Der blaue Navi fand sich im Nu auf einer wirklich großen, T-förmigen Plattform wieder, deren Fläche in sechseckige Bodenplatten aufgeteilt war, welche sich wie Waben in einem Honigstock aneinander setzten.

Die Platten waren abwechselnd blau, grün und gelblich gefärbt und waren leicht durchsichtig und ziemlich dick, so dass man in ihrem Innern Datenteilchen erkennen konnte, die wild hin- und hersprangen. Der Hintergrund war hellbläulich und jede Menge grüne Spiralen und Wellen waren darauf zu erkennen, die sich in stockenden Animationen ausbreiteten.

„MegaMan! Und, kannst du bereits was erkennen?“, fragte Lan sofort, der mit Hilfe seines PETs das System überblickte.

MegaMan schaute sich einmal komplett um. Zu seiner Seite schwebte Dash, der kleine Fishy-Virus, welcher ja auf Lan’s PET übertragen wurde, bevor er und Gregory aufgebrochen waren. Neugierig schaute sich der kleine Virus ebenfalls um.

„Einen Navi seh ich von hieraus jedenfalls nicht, aber am anderen Ende befindet sich ein Teleporter, so weit ich das erkennen kann.“, beschrieb der Navi das Areal.

„Okay, vermutlich führt der uns tiefer in das Netzwerk. Mach dich am besten direkt auf die Socken. Wir müssen diesen Navi so schnell wie möglich finden, bevor noch was schlimmeres passiert.“

„Alles klar!“, bestätigte MegaMan und setzte sich auch schon in Bewegung. Dash flog direkt hinter ihm her.

Unsicher blickte Lan sich auf dem Dach des Official Centers um. Eine kräftige Windbrise vom Hafen aus, wehte ihm entgegen und blies den ausströmenden Qualm, aus der Satellitenschüssel, direkt in sein Gesicht. Er hustete leicht und kniff die Augen zusammen. Auf dem Boden, rund um ihn herum, lagen jede Menge Splitter von Metallteilen und auch einige durchgeschmorte Kabelverbindungen. Insgesamt sah der Satellit recht instabil aus, es war ein Wunder, dass er überhaupt noch funktionierte.

MegaMan lief so schnell er nur konnte. Sie hatten vielleicht nicht mehr viel Zeit, also musste er sich umso mehr beeilen. Als er jedoch einige Schritte von seinem Startpunkt aus getan hatte, zuckte er schreckhaft zusammen, als für einen Augenblick plötzlich das gesamte Areal von einem roten Licht durchflutet wurde. Sofort im Anschluss auf dieses Lichtsignal, breiteten sich vor ihm jede Menge schmale Laserschranken aus, die sich wie ein Netz auf dem weiteren Verlauf des I-förmigen Teils der Plattform, ausbreiteten, ineinander verstrickten und eine fast undurchdringlich scheinende Sicherheitsbarriere formten. Dash bremste reflexartig hinter seinem Herrchen ab, grade noch rechtzeitig genug, um MegaMan nicht in den Rücken zu rammen und ihn so nach vorne in die Laserbarrieren zu stoßen.

„Was verdammt noch mal ist denn das??“, fragte der blaue Navi, der noch immer ziemlich aufgeschreckt war.

„Verflixt... das sieht aus wie eine Art Sicherheitssystem, um das Eindringen von Fremden zu unterbinden. Warum überrascht es mich nicht, dass es nicht so einfach wird, wie ich es mir erhofft habe?“, stöhnte Lan frustriert.

„Na klasse... und wie soll ich jetzt dadurch kommen?“, fragte MegaMan resigniert und betrachtete das Lasernetz vor sich.

Einige Laserstrahlen schienen sich zu bündeln und andere wiederum bewegten sich sogar leicht hin und her, entweder nach oben und unten oder nach vorne und hinten. Die restlichen waren starr und formten teilweise unüberwindbare Gitterpassagen. Die Freiräume zwischen den einzelnen Laserschranken waren nicht besonders groß, allerdings war es vielleicht sogar möglich durch sie hindurch zu schlüpfen... wenn man extrem vorsichtig war.

„Sieht nicht so aus, als gäbe es noch einen Weg drum herum. Wir haben jetzt aber auch keine Zeit uns damit rumzuschlagen.“

„Du verlangst doch nicht etwa von mir, dass ich geradewegs dadurch und direkt in mein sicheres Ende laufe, oder??“

„Siehst du eine andere Möglichkeit?“

„Nein...“, grummelte MegaMan. „Also gut, mir bleibt wohl wirklich nichts anderes übrig. Dash wird mich die weite Strecke wohl auch nicht rübertragen können.“

„Vermutlich nicht... und ich denke es wäre vorerst besser, wenn wir Dash wieder ausloggen.“, überlegte Lan und betrachtete den Virus, der fasziniert die Laserschranken beobachtete.

Doch als Dash diese Worte Lan’s hörte, setzte er sogleich einen tieftraurigen Blick auf und sah Lan mit großen, tränenden Augen an.

„Oh man... na gut, du kannst bleiben... aber pass gut auf dich auf und wenn es wirklich gefährlich wird, dann logg ich dich aus, keine Wiederrede, klar?“

Wieder glücklich nickte der kleine Virus verständnisvoll und umkreiste MegaMan ein paar Male.

„Ich hoffe nur das geht gut... aber egal, wir haben jetzt schon genug Zeit verloren! Komm, Mega! Ich weiß, dass du das schaffst. Wenn du dich beeilst, könnten wir sogar mit einem Invisible Chip hinkommen.“

„Ja, das ist eine gute Idee!“, stimmte der blaue Navi sofort zu. „Durch Invisible müsste ich einfach so durch die Laser hindurchlaufen können... aber meinst du, das hält auch so lange? Die Strecke sieht ziemlich weit aus...“

„Nun ja, wie gesagt... wenn du dich beeilst, könnte es hinkommen.“

„Okay, dann probieren wir es einfach mal...“, sprach MegaMan und ging bereits in Stellung, um direkt durchstarten zu können, wenn Lan den Chip aktiviert hatte.

Dash flog bereits hoch oben über die Laserschranken hinweg, um sein Herrchen am anderen Ende zu erwarten.

„Also gut... bereit? Invisible... drei... zwei... eins... Slot-In!!“ Und schon rammte Lan den Battle Chip in sein PET und MegaMan’s Körper wurde leicht transparent.

Genau bei Aktivierung des Chips, stieß der blaue Navi sich auch schon kräftig ab und rannte los, direkt durch die Laserschranken hindurch. Es schien auch ziemlich gut zu funktionieren. Durch den Invisible Chip war sein Körper immun gegen die Laser geworden und er konnte durch sie durchlaufen, als wären sie gar nicht vorhanden. Doch auch obwohl er sich so schnell bewegte, wie er nur konnte, schien der lange Weg kein Ende nehmen zu wollen und Dash, welcher das andere Ende bereits erreicht hatte, kam nur sehr langsam immer näher in Sicht.

Nun kamen sowohl Navi als auch Operator Zweifel daran, dass das tatsächlich gut gehen würde und nachdem MegaMan ungefähr zwei Drittel des Weges zurückgelegt hatte, bewahrheiteten sich ihre Befürchtungen. Die Wirkung des Invisible’s ließ nach und MegaMan’s Körper wurde langsam wieder sichtbar und somit auch verwundbar.

„Lan!! Was soll ich-“, schrie der blaue Navi auf, doch er konnte nicht mehr zu Ende sprechen, da er sich nun mehr darauf konzentrieren musste den Laserstrahlen auszuweichen, in deren Mitte er sich nun befand.

Kaum war er wieder vollkommen sichtbar geworden, bremste er sofort ab, um nicht durch einen, knapp über dem Boden entlanglaufenden Strahl, einfach durch zu rennen und musste auch sofort in die Hocke gehen, da in Brusthöhe ein weiterer Laserstrahl sich seitlich hin- und herbewegte. Gefangen zwischen den Energieschranken schaute sich der blaue Navi hilflos um. Vor ihm lag noch ein ganzes Stück.

„Mist... okay, bleib ganz ruhig... nicht in Panik geraten, wir schaffen das schon.“, versuchte Lan seinen Navi zu beruhigen. „Noch einen Invisible Chip habe ich nicht und was anderes fällt mir grade auch nicht ein... probier dich zu konzentrieren. So wie ich das sehe, müsstest du genug Platz haben dich weiter vorwärts zu bewegen und das Ende zu erreichen. Du musst dich nur vor den beweglichen Strahlen in Acht nehmen...“

„Das schaff ich nicht... das schaff ich nicht...“, murmelte MegaMan panisch und beobachtete misstrauisch den Laserstrahl, der knapp über seinem Kopf schwenkte.

„Sicher schaffst du das! Komm schon, das bekommen wir hin.“, sprach Lan seinem Navi zu.

„Na gut...“, willigte MegaMan schließlich ein und ging vorsichtig mit seinen Armen über den starren Laserstrahl, der direkt vor ihm war und drückte seine Hände dahinter auf den Boden.

Angespannt beobachtete Lan seinen Navi und konnte nur hoffen, dass alles gut gehen würde.

Mit einem leichten Hopser machte MegaMan eine Vorwärtsrolle über den Laserstrahl hinweg, und rutschte unter dem nächsten, der etwas höher justiert war, drunter her. Nun befand er sich in einem kleinen Zwischenraum, wo er sich vollständig aufrichten und den Rest der Strecke besser überblicken konnte. Er hatte noch einige Meter zurückzulegen, durchflutet von Unmengen an gebündelten, roten Lichtstrahlen. Doch das war nicht wirklich das Problem... vielmehr war das Problem, dass sich die kommenden Laser ohne Ausnahme bewegten oder in Sekundentakten an und aus gingen.

„Und nun?“, fragte der blaue Navi, dem ziemlich mulmig war.

„Okay, konzentrier dich einfach, dann wird das schon klappen...“, sprach Lan, als er die Situation selbst betrachtete und überlegte, wie MegaMan am besten vorgehen konnte. „Wenn ich dir das Kommando gebe, dann rennst du los, okay? Ich werde dir sagen, was du tun musst, dann sollte alles gut gehen.“

„Meinst du?“, fragte MegaMan unsicher.

„Ja, mein ich! Wird schon schief gehen, vertrau mir.“

„Also gut...“

MegaMan atmete noch einmal tief ein und hielt sich bereit. Direkt vor seiner Nase ging ein Laserstrahl in schnellen Bewegungen immer wieder rauf und runter.

Auch Lan beobachtete die Strahlen genauestens und war mindestens genauso konzentriert, wie sein Navi. Als er schließlich meinte, der richtige Zeitpunkt sei gekommen, gab er das Signal.

„Okay, jetzt! Lauf!!“

Und sofort rannte MegaMan los, gerade als der Laserstrahl vor ihm den höchsten Punkt erreicht hatte und er so knapp unter ihm hindurchlaufen konnte.

„Vorwärtsrolle... jetzt!!“, wies Lan seinen Navi weiter an und sofort tat MegaMan, was Lan befohlen hatte. Er warf sich nach vorn und sprang so zwischen zwei Laserstrahlen hindurch, die sich, kaum dass er sie passiert hatte, x-förmig hinter ihm überschnitten.

„Stopp!“

Abrupt hielt MegaMan an, gerade noch rechtzeitig genug, um nicht in einige weitere Strahlen zu rennen, die wie ein Gitter horizontal übereinander geschaltet waren.

Leise murmelte Lan vor sich hin. MegaMan hörte, wie sein Operator scheinbar eine Art Countdown runterzählte, bis die Laserstrahlen plötzlich verschwanden, um sich eine knappe Sekunde später wieder zu aktivieren.

„Okay, halt dich bereit... fünf, vier, drei, zwei, renn!!

Und schon setzte MegaMan sich wieder in Bewegung und sprang genau in dem Moment nach vorn, als sich die Laserstrahlen deaktivierten. Kaum, dass er aus der Gefahrenzone war, sprangen sie hinter ihm wieder an.

Den Rest des Weges ging das ganze Spiel so weiter und es schien auch recht gut zu klappen. Ohne Fragen zu stellen oder zu zögern befolgte MegaMan, welcher seinem Operator blind vertraute, alle Anweisungen und kam so unbeschadet durch das Sicherheitsnetz. Mit ein paar schnellen Rollen, einigen hektischen Sprüngen und anderen, nicht sonderlich eleganten, Verrenkungen, erreichte er schließlich auch die andere Seite, wo Dash sein Herrchen bereits ungeduldig erwartet hatte.

Kaum hatte MegaMan endlich die andere Seite erreicht, ließ er sich erschöpft auf den Boden fallen und musste erst einmal tief ein- und ausatmen.

„Wow, das war echt klasse! Ich hab’s doch gesagt, du hast es geschafft!“, freute sich Lan.

„Ja, aber... oh man... das war vielleicht was... noch mal will ich aber nicht dadurch... ich hoffe nur... damit wäre das gesamte... Sicherheitssystem... überwunden...“, keuchte MegaMan, als er sich aufsetzte und erst mal Dash in die Arme nehmen musste, da der kleine Virus ebenfalls seine Erleichterung darüber, dass alles geklappt hatte, zum Ausdruck bringen wollte.

„Na ja, ich denke das wäre wohl zu schön, um wahr zu sein. Aber wie dem auch sei, du solltest jetzt weiter.“

„Ja, bin schon dabei...“

Und so richtete sich MegaMan wieder vollständig auf. Dash hob sich auch wieder in die Luft und flog zur Seite seines Herrchens. Nun befanden sich die beiden direkt am Ende des T-Weges und direkt vor ihnen war ein großer, kreisrunder Teleporter, der in einem hellweißen Licht schien.

„Das müsste der Teleporter ins nächste Areal sein. Wenn wir Glück haben finden wir dort auch den Navi, der für alles hier verantwortlich ist.“

„Yup, hoffen wir’s.“

Doch gerade hatte MegaMan einen Schritt weiter, auf den Teleporter zu, getan, da begann plötzlich das gesamte Areal wieder in einem tiefroten Licht zu erstrahlen. Bevor MegaMan auch nur einmal blinzeln konnte, aktivierte sich direkt vor ihm eine hohe Sicherheitsbarriere, aus dicken, violetten Energiestrahlen, welche nun den Weg zum Teleporter blockierte.

„Eine Firewall??“

„Es war so klar...“, seufzte Lan. „Kannst du sie irgendwie öffnen?“

Vorsichtig untersuchte MegaMan die Firewall und strich zögernd mit seinen Händen über die Energiebarriere.

„Hmm... Ne, es werden zwei Schlüssel benötigt, um sie zu öffnen, anders geht’s wohl nicht.“

„Zwei Schlüssel? Wo sollen wir die denn jetzt herbekommen?“

„Weiß nicht... aber da vorn sind zwei weitere, kleinere Teleporter.“, sprach MegaMan und deutete auf die beiden Enden des T-Wegs, rechts und links von ihm, wo wirklich noch zwei andere Warpfelder zu sehen waren. „Vielleicht gibt es noch einen anderen Weg.“

„Uns bleibt aber auch nichts erspart... Okay, dann sieh dir mal die beiden anderen an, vielleicht finden wir ja dort was.“, sprach Lan und begann allmählich schon nervös auf der Stelle zu treten.

Also machten sich MegaMan und Dash auf den Weg zu einem der anderen beiden Teleporter, in der Hoffnung, dort etwas finden zu können...
 

Nachdem MegaMan und Dash den Teleporter betreten hatten und der Warpvorgang beendet war, fanden sich die beiden in einem anderen Teil des Satelliten-Netzwerks wieder. Sie standen auf einer großen, quadratischen Plattform, die mit den selben wabenförmigen Bodenplatten ausgelegt war, wie das vorhergegangene Areal. Nur dieses Mal in den Farben Rot, Gelb und Orange. Viel Zeit das Gebiet zu begutachten hatten sie jedoch nicht. Ziemlich überrascht musste MegaMan feststellen, das jede Menge Viren zu seiner Begrüßung im Areal herumlungerten.

„Wow, sieh dir das an!“, staunte Lan, der die Viren alle gar nicht zählen konnte, so viele waren es.

Sofort nahm MegaMan seine Angriffsposition ein, als er bemerkte, dass sich sämtliche Viren nun auf ihn zu bewegten, als sie ihn bemerkt hatten. Dash verschwand schnell hinter den Rücken seines Herrchens und lugte vorsichtig über dessen Schulter.

„Na gut, halten wir uns nicht lange mit ihnen auf, sondern erledigen wir sie so schnell, wie möglich!“, sprach Lan, als er auch schon einen Chip zur Hand nahm.

Es handelte sich bei den Angreifern um fliegende, ballartige Shaker, die funkenwerfend in unregelmäßigen Bewegungen, ihre Bahnen zogen und um eine Gruppe von langen, gelben, trompetenartigen Trumpies, die jedoch weiter hinten blieben und eine laute, nicht sonderlich klangvolle Melodie tröteten.

„Spreader, Slot-In!“, lud Lan den Battle Chip runter. „Versuch so viele, wie möglich gleichzeitig zu erwischen!”

„Wird gemacht!“, antwortete MegaMan, verwandelte seinen rechten Arm in einen Buster und richtete ihn auf die Shaker, die auf ihn zugeflogen kamen. „Feuer frei!“

Mit einem lauten Zischen kam ein bläulicher Energiestrahl aus MegaMan’s Buster geschossen, der sich im Flug in viele kleine Strahlen zersplittete. Doch die Shaker blieben davon vollkommen unbeeindruckt, zumal der Angriff ihnen überhaupt nichts ausmachte. Die Energieladungen zersprangen einfach an ihnen, wie ein Geschoss aus Wasser. Vollkommen wirkungslos!

Etwas verdutzt über die Wirkungslosigkeit seines Angriffs, wusste MegaMan sich nicht sofort zu helfen und ehe er überhaupt zu überlegen anfangen konnte, rammte ihm ein Shaker mit voller Wucht gegen den Bauch.

„MegaMan!“

Der blaue Navi spürte einen kraftvollen Stromstoß, der seinen Körper bis in die Finger- und Fußspitzen durchdrang, bevor er in hohem Bogen davon geschleudert wurde. Mit lautem Ächzen prallte er auf den Boden. Dash war allerdings sofort zur Stelle, um seinem Herrchen zur Hilfe zu eilen.

„Was war das denn?“, stutzte Lan. „Das hätte sie doch eigentlich erledigen sollen... Na gut, vielleicht war der Chip zu schwach, aber der hier wird sie erledigen! MegaCannon, Slot-In!“

Nachdem Dash MegaMan wieder auf die Beine geholfen hatte, verwandelte der Navi seinen Buster direkt in eine große MegaCannon, die er auf den Shaker richtete, der ihn grade umgestoßen hatte und schon einen neuen Angriff vorbereitete.

„MegaCannon!!“

Ein hellleuchtender Energiestrahl entwich der Cannon und erfasste den Shaker komplett und hüllte ihn in einen Sturm aus purer Energie. Doch auch dies blieb wirkungslos, wie Lan und MegaMan leider schnell feststellen mussten.

Geschockt über das Versagen der MegaCannon, merkte MegaMan nicht einmal, wie zwei weitere Shaker von hinten kamen und ihm von beiden Seiten in den Magen knallten. Laut schreiend fiel er zu Boden, während sein Körper von weiterer Elektrizität durchströmt wurde. Auch Dash wurde von einem Shaker erwischt, als er grade abgelenkt war und MegaMan helfen wollte.

„Das ist doch nicht wahr!“, brüllte Lan, wütend und empört zugleich.

Die Musik der Trumpies, die im Hintergrund spielten, wurde immer lauter und unmusikalischer. Aufgeregt hüpften sie hin und her, während sie das Angreifen den Shakern überließen, die sich bereits neu formierten. Es musste so um die zwanzig Viren pro Art geben.

„LongSword, Slot-In!! Also wenn das nicht hilft, weiß ich auch nicht...”

Nachdem MegaMan sich wieder erholt und all seine Sinne beisammen hatte, brachte er sich mit Schwung wieder in eine aufrechte Position. Auch Dash erhob sich wieder in die Lüfte und schüttelte verwirrt und immer noch etwas benommen seinen Kopf.

Ausgerüstet mit seinem neuen Langschwert, stürmte der blaue Navi auch sogleich auf die Heerzahl von Viren zu, die ihm erneut entgegengeflogen kam. Schwungvoll holte er aus und wirbelte einmal im Kreis herum, um so viele Shaker mit einem Schlag zu erledigen, wie nur möglich. Doch kaum hatte die Klinge den ersten Shaker berührte, zersprang das LongSword in seine Datenbestandteile.

„Das gibt’s doch nicht! Was zum Teufel soll der Mist!?“, fluchte Lan, der das nun wirklich nicht mehr fassen konnte.

In Panik geraten versuchte sich MegaMan vor den Shakern zurückzuziehen und feuerte unaufhörlich mit seinem Buster auf sie, um sie sich auf Distanz zu halten, doch die Geschosse machten ihnen ebenfalls nichts aus. Auch Dash wusste nicht, was er tun sollte. Aufgeregt und entschlossen, seinem Herrchen zu helfen, versuchte der kleine Virus es einfach mal mit einem Frontalangriff. Doch auch seine Dashattacke zeigte keinerlei Wirkung. Kaum hatte der Fishy-Virus einen Shaker berührt, bekam er gewaltig einen gewischt und trudelte zuckend zu Boden, während sich noch ein paar schwache Blitze an seinem Körper entluden.

„Lan, was sind das für Teile?? Die waren doch noch nie so stark, oder??“, fragte MegaMan, während er verzweifelt immer weiter schoss, doch auch ein ChargeShot brachte rein gar nichts.

Nachdenklich betrachtete Lan die Shaker-Viren genauer. Sie sahen genauso aus wie immer und schienen auch nicht wirklich stärker zu sein... nur warum machte ihnen dann keiner der Angriffe, die sie getestet hatten, irgendwas aus? Doch dann fiel Lan’s Blick auf die Trumpies. Natürlich! Das war es! Die Melodie der Trumpies hatte eine Art schützende Wirkung auf die Shaker. Dass er nicht schon früher daran gedacht hatte... Solange die Trumpies ihre Melodie spielten, waren die Shaker von unsichtbaren Schutzschilden umgeben, die sie vor jeder Attacke bewahren konnten.

„MegaMan!“, rief Lan. „Vergiss die Shaker und greif die Trumpies dort hinten an! Solange die da sind, haben wir keine Chance gegen die anderen Viren!!“

„Na klar!!“, rief MegaMan auf, als auch er endlich verstand. „Deren Musik geht mir eh auf die Nerven.“

Schnell sprang der blaue Navi zur Seite, um einem weiteren Shaker-Angriff auszuweichen und versuchte sich dann geradewegs auf die Trumpies zu zu bewegen, um ihnen schnell den Gar auszumachen. Auch Dash hatte verstanden und flog seinem Herrchen sofort hinterher, nachdem er sich von dem letzten Angriff erholt hatte.

„Boomer, Slot-In!”

Kaum hatte sich der sichelförmige Bumerang in MegaMan’s Hand materialisiert, schmiss er ihn auch schon den Trumpies entgegen, die nun leicht panisch, das Weite suchen wollten.

Blitzschnell, in einem Zug, zischte der Bumerang durch die Reihe der Trumpies und trennte den meisten von ihnen den Kopf ab, dass sie augenblicklich gelöscht wurden. Die Trumpy-Viren, die überlebt hatten, versuchten sich schnell aus dem Staub zu machen.

„Die lassen wir nicht entkommen! Lance, Slot-In!”

Während MegaMan seine Arme in die Luft hob, um lange Bambusstäbe unter den flüchtenden Trumpies heraufzubeschwören, welche sie aufspießen sollten, so sah auch Dash nicht einfach tatenlos zu und knöpfte sich selber einige der Trumpies vor, indem er ihnen mit voller Kraft eine Dashattacke gegen den Kopf versetzte und einige so löschte und andere in die Bambusstäbe schleuderte, welche dann für das Löschen sorgten.

Innerhalb weniger Augenblicke war die ganze Horde von Trumpy-Viren erledigt und nur noch die Shaker waren übrig, die sich nun etwas nervös auf Abstand hielten.

„Yeah, so geht das! Und jetzt noch die anderen, dann sind wir fertig! WoodTower, Slot-In!“

Und schon presste MegaMan seine Hände auf den Boden und nach einem kurzen Erbeben der Plattform, kamen jede Menge spitze Holzstämme aus ihr geschossen, welche die Shaker löschten, bevor diese überhaupt wussten, wie ihnen geschah.

„Haha!“, freute sich Lan. „Das waren die letzten!“

„Oh man... zeitweise war ich wirklich ziemlich beunruhigt... hätten wir bloß sofort die Trumpies erledigt.“, seufzte MegaMan, während er Dash streichelte, der sich ebenso freute.

„Ja, sorry... Ich Trottel bin nicht sofort drauf gekommen, aber fürs nächste Mal wissen wir dann bescheid. Aber egal, Hauptsache, sie sind erledigt. Kannst du irgendwas sehen, dass uns weiterhelfen könnte?“

Einmal ließ MegaMan seinen Blick durch das Areal wandern, doch zu sehen war nichts besonderes.

„Ne, hier ist nichts... kein weiterer Teleporter oder...“, doch dann hielt der blaue Navi kurz inne, als er doch etwas bemerkte. Am anderen Ende der Plattform schwebte, hoch oben in der Luft, ein zylinderförmiger Satellite-Virus, der mit rechteckigen Solarflügeln ausgestattet war. Unten an seinem Bauch hing ein blau leuchtender Datenkristall!

„Ich hab ihn gesehen.“, bestätigte Lan, als auch er den Virus bemerkte. „Ich frage mich, was in dem Datenkristall ist?“

„Finden wir’s heraus.“

Und schon setzte MegaMan sich in Bewegung, gefolgt von Dash, um sich den Satellite aus der Nähe anzuschauen.

„Ich frage mich, wieso der Datenkristall dort ausgerechnet-“, doch MegaMan kam nicht mehr dazu auszusprechen. Kaum war er in die Nähe des fliegenden Satelliten gekommen, begann dieser plötzlich ein wahres Hagelfeuer aus Energiegeschossen auszulösen und auf MegaMan und Dash niederprasseln zu lassen.

„Pass auf, Mega!!“

Mit einem schnellen Sprung, warf sich der blaue Navi zur Seite und rollte sich über dem Boden ab. Direkt hinter ihm schlugen die Geschosse mit enormer Wucht im Plattformboden ein und hinterließen qualmende Löcher.

„Na warte...“, grummelte MegaMan, als er sich fix wieder aufrichtete und seinen Buster auf den Satelliten richtete, während dieser bereits dabei war den Navi erneut ins Visier zu nehmen. „ChargeShot!“

Mit einem einzigen, powergeladenen ChargeShot, ließ MegaMan den Virus in einem hellen Feuerball aufgehen. Der Datenkristall, der sich an seiner Unterseite befunden hatte, fiel direkt zu Boden, nachdem sein Träger zerstört worden war.

„Meine Güte, hab ich mich erst erschrocken, als das Ding auf einmal zu schießen begann...“, seufzte Lan. „Alles in Ordnung mit euch zweien?“

„Yup, alles klar.“, bestätigte MegaMan und sprach damit auch für Dash, dem es auch gut zu gehen schien. „Dann wollen wir doch gleich mal sehen, was sich in diesem Kristall befindet.“

Vorsichtig trat MegaMan vor den blauen Datenkristall und breitete seine Hände vor ihm aus. Es dauerte einige Momente, die Datenhülle zu dematerialisieren, aber als es schließlich vollbracht war, kam eine runde, plattenförmige Metallscheibe zum Vorschein. Neugierig nahm MegaMan sie auf und betrachtete sie genauer.

„Was ist das?“, wollte auch Lan gleich wissen.

„Sieht aus, als wäre dies eine Art Schlüssel, zumindest den Kerndaten nach... Vielleicht für die Firewall?“

„Wenn ja, würde das bedeuten, dass uns aber noch immer einer fehlt, oder?“

„Ja, die Firewall sagte, es würden zwei Schlüssel benötigt werden... hier ist jedenfalls weit und breit nichts anderes mehr zu sehen.“

„Aber es gab doch noch einen dritten Teleporter im ersten Areal, oder?“, fragte Lan.

„Stimmt! Ich vermute mal, dass wir dann dort den anderen Schlüssel finden werden.“

„Dann wissen wir ja jetzt, was wir zu tun haben. Also mach dich gleich auf den Weg, um den anderen Schlüssel zu besorgen!“

Und nun, wo das Rätsel scheinbar gelöst schien, machte sich der blaue Navi auch sofort auf den Weg, zusammen mit Dash, um nach dem anderen Schlüssel zu suchen.

Gemeinsam verließen sie diesen Teil des Netzwerkes wieder und kehrten zurück ins Hauptareal, wo sie geradewegs durchliefen, an der Firewall vorbei und zur anderen Seite rüber, wo ein weiterer Teleporter lag...
 

Nachdem MegaMan und Dash teleportiert worden waren, befanden sich die beiden in einem weiteren Teil des Satelliten-Netzwerks. Sie standen auf einer sehr großen Plattform, die ebenfalls quadratisch war, wie die im vorhergegangenen Areal. Der Boden war mit dunkel- , sowie hellgrünen und auch weißen wabenförmigen Platten ausgelegt.

In der Mitte der Plattform schwebte ein weiterer Satellite-Virus. Auch an seiner Unterseite hing ein blauer Datenkristall, wie beim letzten. Allerdings schien eine Art energetisches Feld um den Virus zu bestehen. Er wurde durch eine violette Aura geschützt, die ihn wie ein großer, durchsichtiger Ball umgab.

An den Eckpunkten der Plattform erkannte MegaMan des weiteren je eine, also insgesamt vier, große Satellitenschüsseln, deren spitze Antennen, die aus der tellerförmigen Schüssel herauslugten, in die Unendlichkeiten des Cyberspace gerichtet waren.

Langsam trat der blaue Navi näher, um sich das Ganze besser anschauen zu können. Auch Dash beobachtete staunend das Areal.

„Keine Viren... Kein Sicherheitssystem? Irgendwas ist da faul.“, bemerkte Lan misstrauisch.

„Stimmt.“, stimmte sein Navi zu. „Irgendwas kommt noch, das weiß ich.“

„Hast du schon den Satellite-Virus da oben gesehen?“

„Yup, an ihm ist auch so ein Datenkristall befestigt. Ich vermute mal der zweite Schlüssel befindet sich darin. Aber... so wie es aussieht, ist das Teil durch eine Energiebarriere oder so was geschützt.“

„Das muss so eine Art Aura sein... kannst du sie vielleicht zerstören?“, überlegte Lan.

„Na ja, einen Versuch ist’s wert...“ Und so hob MegaMan seinen Buster an und hielt ihn auf den schwebenden Virus. Doch der ChargeShot, den er abfeuerte, zersprang einfach am Energieschild. Seufzend senkte MegaMan wieder seine Waffe und verwandelte sie zurück. „Ne, da tut sich nichts...“

„War mir schon klar...“, grummelte Lan. „Irgendwie müssen wir die Aura loswerden, wenn wir an den Kristall wollen. Nur wie?“ Grübelnd starrte Lan auf sein PET. Dann fielen ihm wieder diese seltsamen Satellitenschüsseln ins Auge, welche an den Rändern aufgestellt waren. „Hey, sieh dir doch mal diese Satellitenschüsseln da genauer an! Vielleicht helfen die uns weiter?“

„Kann ich machen.“, antwortete MegaMan und sprintete auch schon zur nächstgelegen Schüssel rüber. Dash folgte ihm natürlich auf dem Fuße und flog ein paar Mal aufgeregt um die Satellitenschüssel herum. An ihrer Rückseite war ein kleines Terminal angebracht.

„Hmm... Mal sehen...“, murmelte Lan’s Navi, als er einfach mal begann auf dem Terminal herumzutippen.

„Vielleicht sollten wir es auch einfach mal mit einem stärkeren Battle Chip probieren?“, schlug Lan vor, dem das Ganze etwas zu langwierig wurde, nachdem MegaMan nach fast zwei Minuten noch immer nichts gefunden hatte.

„Warte doch...“, tippte der Navi aber weiter auf dem Terminal rum, bis sich schließlich ein winziger Bildschirm vor ihm aktivierte und eine leuchtende Schrift sich darauf abzeichnete.

„Hast du was?“, gewann Lan sein Interesse endlich wieder zurück.

„Ja, hier steht was... Moment... Um den Satelliten zu aktivieren, Passwort bestätigen.“, las MegaMan die Schrift vor.

„Passwort? Welches Passwort?“

„Hier... Ah, okay, ich hab’s! So wie es aussieht müssen alle vier Satellitenschüsseln aktiviert und auf das Zentrum des Areals gerichtet werden. Sie sind in der Lage gebündelte Energiestrahlen abzugeben, mit denen die Aura, um den Satellite-Virus herum, gelöscht werden sollte. Um die Schüsseln aber zu aktivieren, muss man ein Passwort eingeben. In diesem Fall stellt mir der Computer eine Frage, auf die ich die richtige Antwort nennen muss.“, erklärte MegaMan, nachdem er alles noch einmal durchgelesen hatte.

„Ach so... Und das ist alles? Wie lautet denn die Frage?“

„Die Frage lautet: Wie lauten die Namen der berühmten Zwillings-Satelliten, die von Dr. Hikari entworfen wurden?“

„Hey, davon hatte Dr. Shepard uns doch letztens erzählt, als er uns im Museum des Observatoriums rumgeführt hatte, oder? Erinnerst du dich noch an die Namen?“

„Natürlich, hab sie schon eingegeben.“, sprach MegaMan und entfernte sich nach der Eingabe ein wenig vom Satelliten.

Laut summend begann dieser sich plötzlich in Bewegung zu versetzen und vollführte eine 180°-Drehung, dass er nun direkt auf den Virus in der Mitte des Areals gerichtet war. Ein roter Laserstrahl kam aus seiner Antenne geschossen, kaum dass er justiert war und traf zielgenau auf den Energieschild des Virus. Doch noch schien sich nichts zu tun. Der Schild blieb intakt.

„Das war ja einfach. Aber reichen tut es wohl noch nicht... aber sicher, wenn wir auch noch die anderen Satellitenschüsseln neu ausrichten!“

„Yup, vermutlich.“, antwortete MegaMan und rannte auch schon zur nächsten Schüssel rüber. Er aktivierte kurz das Terminal und rief auch gleich den Passwortbildschirm auf. „Okay, jetzt wird es wohl etwas komplizierter... In welchem Medium erreicht der Schall die höchste errechnete Geschwindigkeit?“

„Was?!? Woher zum Teufel soll ich das denn wissen??“, begann Lan sich, fassungslos über diese Frage, aufzuregen.

„Na ja, wir hatten es vor nicht allzu langer Zeit in der Schule, schon vergessen? Hier sind drei Antwortmöglichkeiten: Beryllium, Sauerstoff oder Glas. Hilft dir das auf die Sprünge?“

„Nicht wirklich...“

„Mit dir ist es echt hoffnungslos... wenn Mrs. Mari oder womöglich sogar Mum das wüsste.“, begann MegaMan den Kopf zu schütteln. „Kannst froh sein, dass wenigstens ich dem Unterricht folge.“ Und schon tippte er die richtige Lösung ein.

„Huh? Ja, meine Güte... was interessiert mich schon die Schallgeschwindigkeit?“, verdrehte Lan genervt die Augen. „Welcher Idiot denkt sich solche Fragen für ein Sicherheitssystem aus?“

„Lan... Dad hat diesen Satelliten gebaut, schon vergessen?“

„Oh, stimmt... ehm... ja, wollen wir dann gleich den nächsten aktivieren?“, versuchte Lan schnell das Thema wieder zu wechseln, nachdem er leicht rot angelaufen war, vor Scham.

Auch die zweite Schüssel war nun ausgerichtete und feuerte einen grünen Laserstrahl auf den Virus, jedoch konnte die Aura noch immer nicht durchbrochen werden. Also rannte MegaMan schon sofort zum nächsten weiter.

„Das nächste ist wieder etwas einfacher.“, sprach MegaMan, nachdem er den nächsten Passwortbildschirm aufgerufen hatte. „In welcher Einheit wird die Frequenz angegeben?“

„Was für eine Frequenz?“, stutzte Lan.

„Na, Frequenz halt... Ereignishäufigkeit pro Zeitintervall. Sagt nicht, das weißt du nicht mehr? Du hast deine letzte Schularbeit drüber geschrieben.“

„... welche ’ne fünf war.“, fügte Lan leicht sauer hinzu.

„Das stimmt auch wieder.“, seufzte MegaMan und tippte schnell selbst das Passwort ein.

So drehte sich auch die dritte Satellitenschüssel in Richtung des Virus und beschoss ihn mit einem blauen Laserstrahl. Doch noch immer löste die Aura sich nicht auf.

Ohne weitere Zeit zu verlieren rannte MegaMan auch schon zur letzten Schüssel und rief fix den Passwortbildschirm auf.

„Okay, die letzte Frage... Wie lautet der Name des Navis, welcher von Mr. Famous speziell für die Operation in einem Weltraumsatelliten entwickelte wurde?“

„Das weiß ich! Das war... Moment...“, begann Lan zu grübeln. „Ehm... ach verflixt, grad wusst ich’s noch.“

„Sicher... was würdest du nur tun, wenn du mich nicht hättest?“, tippte MegaMan schon selbst die Lösung ein.

„Vermutlich würde ich mich weniger ärgern...“, brummte Lan.

Somit war nun auch die letzte Satellitenschüssel aktiviert. Ein gelber Strahl schloss sich den anderen dreien an und als alle gemeinsam auf die Aura trafen, wurde diese, durch die gewaltigen Energiemengen, endlich gelöscht.

„So, das war’s!“, freute sich Lan, als er sah, wie auch der Virus von den Laserstrahlen erwischt und zerstört wurde und der blaue Datenkristall zu Boden fiel. „Man... da wären mir Viren lieber gewesen, als diese dummen Fragen.“

„Na ja, wenn man zu dumm ist sie zu beantworten...“, kicherte MegaMan leise, als er auch schon mit Dash auf dem Weg zum Datenkristall war.

„Hey, suchst du heut Stress?“, zischelte Lan, der nun wirklich genervt war.

„Möglich.“, lachte MegaMan und startete auch schon den Prozess der Auflösung der Datenhülle.

Wieder kam eine kleine Metallscheibe zum Vorschein, die sich kaum merkbar von der anderen unterschied. MegaMan hob sie auf.

„Das müssten dann beide Schlüssel sein. Bin mal gespannt, ob wir jetzt die Firewall damit deaktivieren können.“

„Dann lass uns keine weitere Zeit vertrödeln und das lieber gleich mal rausfinden.“
 

Nachdem MegaMan und Dash wieder das Hauptareal durch den Teleporter erricht hatten, liefen sie auch schon zur Firewall rüber, um die beiden Schlüssel an ihr auszuprobieren. MegaMan holte beide hervor und presste sie gegen die violette Energiebarriere.

„Klappt es?“

Doch das Verschwinden der Firewall beantwortete auch schon Lan’s Frage. Somit war der dritte Teleporter freigelegt.

„Ah, sehr gut. Das hat aber auch lange genug gedauert. Ob wir wohl dahinter den Navi finden werden, der das Signal stört?“

„Ich hoffe es. Diese ganzen Rätseleien und Sicherheitssysteme hier, gehen mir auch allmählich auf die Nerven.“

„Na gut. Bist du dann bereit, Mega? Wir wissen nicht, was uns erwartet... wenn dieser Navi nur halb so stark wie PolarMan oder InvisibleMan ist, dann stehen wir vor einem ernsten Problem.“

„Keine Sorge, Dash ist ja an meiner Seite.“, lachte MegaMan und streichelte das kleine Fishy, welches treuherzig an seiner Seite schwebte. „Nicht, Dash?“

Entschlossen begann Dash mit seinem Kopf zu nicken und setzte auch gleich einen kampfeslustigen Blick auf.

„Na gut, dann kann’s ja losgehen.“

Und schon sprangen MegaMan und sein Virenfreund durch den nächsten Teleporter hindurch.
 

Lan wartete einen Moment, bis der Teleportvorgang beendet war und schaute sich währenddessen auf dem Dach des Official Centers um. Irgendwie hatte er schon die ganze Zeit so ein seltsames Gefühl, als ob ihn irgendjemand beobachtete. Doch weit und breit war niemand zu sehen. Ob er sich das vielleicht nur einbildete? Aber selbst wenn... irgendwie fühlte er sich komisch und leicht unwohl. An der ganzen Sache stimmte was nicht.

„Und, Mega? Was siehst du?“, senkte er dann aber wieder den Blick auf sein PET.

Doch kaum sah Lan wieder den Screen seines Handhelds, kniff er mehrmals ungläubig die Augen zusammen. Vollkommen verdutzt sah er nur noch ein schwarz-weißes Flimmern, anstelle seines Navis. Er schüttelte das PET ein wenig hin und her, doch auch das half nichts.

„W-Was ist denn jetzt los? Ist mein PET kaputt?? MegaMan? Hörst du mich? MegaMan, antworte!“ Doch er bekam keine Antwort. Nur ein leises Rauschen war zu hören. „Das kann doch nicht sein... was zum Teufel ist denn jetzt wieder los? Das kann doch nicht... Moment mal...“ Aber egal, was Lan auch probierte, es brachte nichts. Er schüttelte sein PET, schlug ein paar Mal drauf, doch das Rauschen und das Flimmern blieben bestehen. Entweder war sein PET kaputt, oder irgendwas störte die Verbindung zu seinem Navi...
 

ACHTUNG! O________O

Wie sich eventuell einige schon denken konnten, ist es mal wieder an der Zeit für ein kleines Gewinnspiel XD

Ihr seht ja, dass auf die vier Fragen, die Lan und MegaMan beantworten mussten, keine Antworten gegeben wurden oô Die Antworten möchte ich gerne von euch wissen! XDD Wer meint sie zu kennen, kann mir eine ENS schreiben ^^ Für jede richtige Antwort gibt es zehn Karotaler, oder 50 wenn man alle vier richtig beantworten kann! Zeit habt ihr auch genug, da ich erstmal eine Woche lang weg bin, also überlegt schön fleißig ^____~ Ich freue mich über jede ENS mit Lösungsvorschlägen!
 

Bis zum nächsten Kapitel!

- Gospel ^^

Enemy Interference!

„Was verdammt noch mal ist hier los??“, fluchte Lan, als er sein PET hin- und herschwenkte und kräftig durchschüttelte. „Das kann doch nicht sein!“

Endlich hatten er und MegaMan es geschafft, die beiden Schlüssel im Satelliten-Netzwerk zu finden, mit denen sie die Firewall im Hauptareal deaktivieren und so einen weiteren Teleporter freilegen konnten. Doch kaum waren Dash und MegaMan durch den Teleporter verschwunden, war plötzlich einfach so die Verbindung zwischen Navi und Operator getrennt worden! Mittlerweile war Lan sich ziemlich sicher, dass sein PET nicht kaputt sein konnte, sondern dass irgendwas die Verbindung zu MegaMan stören musste. Ein flimmernder Schneesturm war das einzige, was auf dem Screen von seinem PET noch zu sehen war, begleitet von einem beständigen Rauschen. Vergeblich beendete Lan all seine Anstrengungen, seinen blauen Handheld wieder zum Laufen zu kriegen. Durch rütteln und schütteln konnte er wohl nichts erreichen. Nachdenklich schaute er auf den flackernden Bildschirm. Was sollte er jetzt tun? Ob das Störsignal, was auch den Satelliten behinderte, nun ebenfalls die PET-Verbindung zu stören begann? Ob dieser unbekannte Navi, der sich unbefugten Zugang zum System verschafft hatte, dahinter steckte? Was wenn MegaMan und Dash diesem vielleicht schon gegenüberstanden, aber keine Chance hatten, weil Lan ihnen nicht helfen konnte?? Was wenn sie eventuell sogar bereits gelöscht worden waren oder in ein weiteres Sicherheitsprogramm geraten waren?? Allmählich bekam Lan wirklich Panik. Was sollte er denn jetzt nur machen? Er musste irgendwie wieder eine Verbindung zu MegaMan bekommen... nur wie? Wenn die Störung wirklich vom Satelliten-Netzwerk aus kam, dann gab es rein gar nichts, was er tun konnte, außer darauf zu vertrauen, dass MegaMan und Dash irgendeine Lösung finden würden...

„So ein Mist! MegaMan... Dash... wo seid ihr bloß?“, fragte Lan leise und mit tiefer Besorgnis in der Stimme. „Bitte haltet durch, irgendwas werde ich mir schon einfallen lassen... irgendeine Möglichkeit muss es doch geben!“

Und schon legte der Junge sein PET vorsichtig beiseite, auf den Boden neben ein paar kaputte Metallteile und kniete vor der großen Satellitenschüssel nieder, die noch immer ziemlich stark qualmte. Suchend tastete er den unteren Rumpf des Satelliten ab. Wonach er ihn abtastete, wusste er selbst nicht, aber er würde schon was finden... jedenfalls war er fest davon überzeugt...
 

Unterdessen waren MegaMan und Dash ebenso ratlos, wie Lan, als sie sich plötzlich ohne Verbindung zu ihm, im nächsten Abschnitt des Netzwerks wiederfanden.

Sie waren direkt beim Teleporter, der sie hergebracht hatte und hatten kaum einen Schritt auf der länglichen, pfeilförmigen Plattform, welche mit hell- und dunkelblauen, sowie weißen Bodenplatten ausgelegt war, getan. Denn dazu waren sie momentan auch nicht mehr in der Lage. Vor Schmerz hatte MegaMan die Augen zusammengekniffen und biss seine Zähne feste zusammen, während er seine Hände schützend an seinen Kopf drückte, um den unglaublichen Lärm zu dämpfen, welcher durch das komplette Gebiet hallte. Er ging sogar leicht in die Knie, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, da selbst die Plattform aufgrund dieses ohrenbetäubenden Lärms stark vibrierte.

Dash hatte auch sehr mit dem Krach zu kämpfen, sogar noch mehr, als sein Herrchen, da der kleine Virus nicht in der Lage war, sich die Ohren zu zu halten. Nicht mehr fähig sich zu konzentrieren und sich in der Luft zu halten, fiel Dash zu Boden, wo er zuckend weiter versuchte den lauten Schall zu ertragen. Es war einfach viel zu laut und schmerzte viel zu stark in seinen Ohren.

MegaMan wollte seinem kleinen Virenfreund zur Hilfe eilen, doch er konnte einfach nicht. Dieser unglaubliche Lärm, war viel zu laut. Es donnerte richtig in seinem Kopf. Es war als würde jede Sekunde sein Trommelfell einfach zerbersten. Nicht mehr mächtig sich auf den Beinen zu halten und dem Schmerz zu trotzen, ging schließlich auch der blaue Navi zu Boden und fiel auf die Knie. Er krümmte sich zusammen und drückte seine Hände so fest er nur konnte an seinen Kopf. Was erzeugte nur dieses schmerzende Geräusch? Mittlerweile klang es sogar fast wie eine Melodie. Je länger er darauf hörte, desto intensiver wurde dieses Geräusch. Es war kein wirklicher Lärm, es musste sich um Schall oder ähnliches handeln... vielleicht war dies der Grund für die Frequenzstörung? Dann würde das bedeuten, dass dieser Krach auch die PET-Verbindung stören musste! Aber wer oder was steckte dahinter??

MegaMan versuchte sich zusammenzureißen und aufzurichten. Er musste es jetzt einfach wissen... Langsam und mühselig versuchte er seinen Oberkörper wieder nach oben zu beugen und den Kopf anzuheben. Sein gesamter Körper schien ebenso zu vibrieren und erfüllt vom Schall zu sein, wie die Arealplattform. Es war einfach unerträglich! Ganz vorsichtig öffnete er die Augen. Nur zu Schlitzen, weil er sie gar nicht wirklich aufhalten konnte. Einen halben Meter von ihm entfernt sah er Dash’s Silhouette, die verschwommen und extrem verwackelt zu sein schien. Und weiter am Horizont war auch etwas zu erkennen! Es sah seltsam aus... MegaMan konnte dem keine wirkliche Form zuordnen. Er sah nur unklare Bilder vor seinen Augen und langsam aber sicher fing sich auch alles, um ihn herum, an zu drehen. Aber was immer er auch dort sah, es befand sich in Bewegung und musste dunkelgrau sein... und scheinbar gab es gleich mehrere davon!! Doch bevor er genaueres sehen konnte, wurde plötzlich alles schwarz. Er kippte vorneweg zu Boden und blieb reglos liegen. Dieser laut dröhnende Schall war einfach zu viel. Er hatte das Bewusstsein verloren...
 

In der Zwischenzeit war Lan noch immer damit beschäftigt einen Weg zu finden, um irgendwie die Verbindung zu seinem Navi zu erneuern. Doch bisher ist er erfolglos geblieben.

Er hatte zwar am unteren Rumpf der Satellitenschüssel ein kleines Controlpanel entdeckt, welches wohl zuvor von einer Metallklappe bedeckt gewesen sein musste, nur funktionierte dieses nicht mehr. Nur noch ein paar verkohlte und verschmirgelte Drähte schauten heraus und der Geruch von verbranntem Plastik und Gummi stach Lan in die Nase. Bei der Explosion musste es einen Kurzschluss im Controlpanel gegeben haben. Jedenfalls konnte man es nicht weiter benutzen.

„Typisch...“, grummelte Lan, als er sich wieder aufrichtete. Eine ziemlich starke Windbrise aus Küstenrichtung blies ihm entgegen. „Was mach ich jetzt? Das Panel ist kaputt, die Verbindung ist weg und ich kann nicht mal nach der Ursache schauen, weil ich nicht mehr zu MegaMan durchkomme! Sieht so aus, als sei der einzige Weg im Netzwerk des Satelliten zu finden, um die Verbindung wieder herzustellen... aber ohne Verbindung kann ich nur hoffen, dass MegaMan selbst einen Weg findet, das Problem zu lösen, ansonsten...“, doch Lan verwarf den Gedanken lieber gleich wieder. Nachdenklich ging er ein paar Schritte um die große Satellitenschüssel herum. Was konnte er noch tun? Am Boden lag noch immer sein PET, das rauschend vor sich hin flackerte. Vorsichtig hob er es auf. „Von woanders kann ich mich auch nicht einloggen... Mr. Famous sagte, es gäbe nur zwei Jacks und einer wurde bereits zerstört...“ Allmählich wurde die Angst in Lan, dass seinem Navi vielleicht schon irgendwas passiert war, immer stärker. Irgendwie hatte er das Gefühl MegaMan steckte in ziemlich großen Schwierigkeiten... Es war sogar fast so, als konnte er die Stimme seines Navis hören, wie sie um Hilfe schrie... Er musste jetzt schnell etwas unternehmen!

„Dad!“, fiel es ihm plötzlich ein. „Vielleicht wissen Dad oder Mr. Famous, was ich tun kann!“

Und ohne noch eine weitere Sekunde zu vertrödeln, rannte Lan auch schon direkt los. Er sprang in den Fahrstuhl und tippte sofort das richtige Stockwerk ein, so dass er sich auch schon auf dem Weg nach unten befand.
 

Es war immer noch alles schwarz. Was war passiert? Egal wohin MegaMan auch schaute, alles um ihn herum war einfach nur dunkel... wo befand er sich? Es war ihm so, als könnte er in weiter Entfernung noch immer diese seltsame Melodie hören, die ihm so viel Schmerz bereitet hatte. Befand er sich in einem anderen Teil des Netzwerks? Oder träumte er vielleicht nur...? Mühevoll versuchte er sich aufzurichten, doch es klappte nicht. Seine Arme waren vollkommen kraftlos. So blieb er erschöpft liegen und atmete tief ein. Irgendwie musste er jetzt schnell hier weg und wieder zurück ins System, um irgendwie mit Lan wieder in Verbindung zu treten. Aber wie sollte er das anstellen? So völlig ohne Kraft... Doch plötzlich bemerkte er etwas! Er legte den Kopf leicht zur Seite und beobachtete einen hellen Lichtkegel, der mit hoher Geschwindigkeit immer näher kam. Was um alles in der Welt war das? Erneut versuchte MegaMan sich aufzusetzen, doch es wollte einfach nicht klappen. Er versuchte all seine letzten Kräfte zu mobilisieren, aber sein Körper wollte einfach nicht. Doch dann war es sowieso zu spät! Mit einem Mal verspürte er einen heftigen Windzug, als der weiße Lichtkegel knapp über ihm hinwegzischte und fast direkt über ihm zum Stehen kam. Mit weit aufgerissenen Augen blickte er in das helle, weiße Licht, was über seiner Brust schwebte. Angestrengt hob er seinen Kopf und versuchte sich auf dem Rücken nach hinten zu robben, um unter dem Lichtkegel zu verschwinden, doch auch das wollte einfach nicht funktionieren. Langsam wurde das helle Licht immer dunkler und die schattigen Konturen einer Person, die sich in dem Licht befand, wurden immer deutlicher abgezeichnet. Erschrocken zuckte MegaMan zusammen, als mit einem Male rund um ihn herum mehrere violette Flammen aufleuchteten, die flackernd in der Luft schweben blieben und einen Kreis um ihn bildeten. In dem dunklen Licht des virtuellen Feuers wurde der Navi, der über seinem Bauch schwebte leicht angestrahlt, was irgendwie eine ziemlich beängstigende Wirkung hatte.

Fassungslos starrte MegaMan dem Navi ins Gesicht. Er hatte ihn schon einmal gesehen! Es war genau der selbe Navi, den er gesehen hatte, als er im Undernet die Firewall betrachtet hatte, welche den Pfad zum ShadowNet blockierte!

Der Körper des Navis war in dem schwachen Licht nicht sehr gut zu erkennen und wirkte fast komplett schwarz. Rötliche Flammen brannten auf seinen Schultern und verstärkten das Licht um sein Gesicht herum, welches MegaMan herausfordernd anlächelte... genau wie beim letzten Mal!

„Wer bist du??“, fragte MegaMan, nicht in der Lage sich zu rühren.

Doch der Navi gab keine Antwort. Langsam zog er seine Arme zurück, die, so schien es zumindest, durchsichtig und von Holzschilden oder ähnlichem umgeben waren. Das blitzförmige V auf seiner Stirn verpasste dem Navi einen noch finsteren Gesichtsausdruck. Zufrieden lächelnd holte er noch weiter aus und ließ seine Fäuste reflexartig wieder nach vorn schnellen, direkt auf MegaMan’s Gesicht zu!
 

Lan hatte es geschafft. Er war wieder zurück in dem Raum, wo die anderen noch immer versuchten über die Computer das System wieder in den Griff zu bekommen. Mr. Famous und die beiden Officials zu seinen Seiten, hämmerten ohne Unterlass auf die Tastaturen vor sich. Jim saß noch immer in einer Ecke des Raums an einem Laptop und schien gemeinsam mit Gregory irgendwelche Daten durchzusehen. Herr Takamura ging weiterhin nervös auf und ab. Er schien leicht zu schwitzen und man merkte ihm auf den ersten Blick an, dass ihm nicht grade wohl zumute war.

Überrascht kam Dr. Hikari seinem Sohn entgegen, nachdem er noch kurz etwas mit einem Official beredet hatte. Auch Gregory schaute neugierig zu Lan rüber, versuchte sich aber auf seine Arbeit zu konzentrieren.

„Was ist los, Lan? Ist der Satellit kaputt? Konntest du dich nicht einloggen?“, wollte Dr. Hikari gleich wissen, der jetzt noch beunruhigter wirkte.

„Nein, das nicht. Ich hab mich in den Satelliten ohne Probleme einloggen können und wir sind auch gut an den Sicherheitssystemen vorbeigekommen... allerdings war dann auf einmal die Verbindung zu MegaMan weg und egal was ich versuche, ich kann sie nicht wiederherstellen! Ich hab wirklich alles mögliche probiert, aber ich glaube die Frequenzstörung ist nun auch auf mein PET übergegangen...“, erklärte Lan aufgeregt und sprach dabei sehr hastig, ohne Luft zu holen.

Nachdenklich legte Dr. Hikari seine Hand an sein Kinn.

„Verflixt, damit hätten wir rechnen müssen. Es ist völlig logisch, dass dieses Störsignal auch die PET-Verbindung unterbricht, wenn es selbst unser Suchprogramm am Arbeiten hindert.“

„Gibt es denn nichts, was ich tun kann? Ich kann MegaMan nicht mal mehr ausloggen und ich habe Angst, dass er in Schwierigkeiten steckt!“

„Na ja... wenn die Verbindung weg ist, können wir soweit nichts machen... wir müssten

erst-“, grübelte Dr. Hikari, doch dann fiel ihm Mr. Famous plötzlich ins Wort.

„Schau in die Schublade an dem Tisch an dem Jim sitzt! Wenn ich mich richtig erinnere müsste darin noch ein Signalverstärker für PETs liegen!“

Sofort lief Lan zu Jim und Gregory rüber, welche ihm kurz Platz machten, dass er an die Schublade kommen konnte. Er riss sie auf und tatsächlich! Ein schwarzer, quaderförmiger Ladeakku lag darin.

„Setz ihn in dein PET ein und das Signal müsste wiederhergestellt werden. Ich kann aber für nichts garantieren. Die Dinger sind eigentlich nur dafür gedacht, dass man die Verbindung zu seinem Navi konstant erhalten kann, auch wenn sich der Navi extrem weit von seinem zugehörigen PET- Anschluss entfernt befindet. Ob das Signal auch stark genug ist, die Frequenzstörung zu überbrücken, das weiß ich nicht.“, erklärte Mr. Famous und kümmerte sich dann auch wieder um seine Arbeit.

„Okay, ich werde es damit mal probieren, vielen Dank!“, lächelte Lan erleichtert auf.

„Sei vorsichtig.“, erinnerte Dr. Hikari seinen Sohn noch einmal, bevor dieser auch schon wieder losflitzte. Er hatte jetzt keine Zeit zu verlieren!
 

Schnell atmend fand sich MegaMan urplötzlich dort wieder, wo er scheinbar das Bewusstsein verloren hatte. Anscheinend hatte er wirklich nur geträumt. Aber was hatte dieser Traum zu bedeuten? Und wer war dieser Navi, dem er nun schon zum zweiten Mal begegnet war? Irgendwas sehr seltsames ging hier vor sich. Doch um sich noch weitere Gedanken darüber zu machen, was dieser Traum grade zu bedeuten hatte, dazu hatte MegaMan nicht die Gelegenheit. Kaum fand er sich in der virtuellen Realität wieder, begann sein Kopf erneut vor Schmerz zu hämmern. Wieder brachte diese unglaublich laute Melodie seinen Kopf fast zum Explodieren. Schreiend vor Schmerz presste er seine Hände an seine Ohren. Warum konnte er nicht wieder Träumen?

„Laaaaaaaaaaaaaannnnnnnnnn!!!!“, schrie er so laut er nur konnte, doch dieser Lärm hallte so stark, dass er selbst seinen eigenen Schrei nicht hören konnte.

Dieser unglaubliche Schall war mörderisch und MegaMan wusste langsam wirklich nicht mehr, wie lange er das noch aushalten würde. Sein Körper fühlte sich auch etwas seltsam an. Es war, als würden seine Daten langsam instabil werden. Wenn er doch nur hätte sehen können, ob wenigstens mit Dash alles einigermaßen in Ordnung war. Doch noch immer wackelte alles verschwommen vor seinen Augen. Allerdings schienen diese grauen, sich bewegenden Objekte nun näher zu sein, als zuvor. Und irgendwie hatte er das Gefühl, als kämen sie sogar noch näher auf ihn zu! In etwa konnte er jetzt auch ihre Form erkennen. Sie waren sehr dünn und lang, wie Stöcke und oben an der Spitze befanden sich zwei größere Knubbel oder irgendetwas ähnliches. Vielleicht ein Kopf? Vielleicht handelte es sich ja sogar um Viren? Aber so lange dieser laute Schall weiterdröhnte, würde er das wohl nicht mit Sicherheit herausbekommen. MegaMan blieb jetzt nur noch eins. Er setzte all seine Hoffnungen auf Lan und betete, dass dieser schnell zur Rettung eilen würde...
 

Nach einer weiteren Fahrstuhlfahrt hatte Lan endlich wieder das Dach des Official Centers erreicht. Fix sprintete er zu der großen Satellitenschüssel herüber, nahm sein PET zur Hand und schloss es wieder am Jack an.

„Oh man, jetzt bin ich mal gespannt...“, murmelte er, als er den schwarzen Akku aus seiner Tasche zog. „Bitte funktionier, ich bitte dich!“

Mit einem leisen Klack öffnete er einen Anschluss, der von einer verschiebbaren Plastikplatte bedeckt war. Konzentriert untersuchte er die Anschlüsse und setzte den Akku vorsichtig so rein, wie er meinte, dass es richtig sein müsste. Mit einem weiteren Klack rastete der Signalverstärker schließlich ein. Gespannt drehte er sein PET wieder um und schaute auf den Screen, der noch immer ein dichtes Schneegestöber anzeigte.

„Komm schon... komm schon...“

Und mit einem letzten Flimmern wurde das Bild wirklich besser! Lan konnte es nicht glauben. Ein breites, erleichtertes Lächeln huschte ihm über die Lippen. Er konnte wieder etwas erkennen... nur leider nicht allzu viel. Das Bild hatte zwar wieder Farbe und man konnte erahnen, wie das Areal aussehen musste, was auf dem PET-Screen zu sehen war, aber noch immer zischelten starke Störungen durch das Bild.

„Na ja, besser als gar nichts...“, seufzte Lan und versuchte krampfhaft etwas zu erkennen. „Ist das da etwa...?“, fiel sein Blick auf irgendetwas blaues, was von jeder Menge gräulicher Viren umzingelt sein musste, die wild drum herum hüpften und gegen das liegende Etwas schlugen. „MegaMan!! Das muss MegaMan sein!“, schreckte Lan plötzlich auf. Nun wusste er auch, was dieses grünliche Etwas sein musste, was nur wenige Meter entfernt von seinem Navi lag... es war Dash!

Von einem Rauschen untermalt, klang die irritierende und laute Melodie durch Lan’s PET, welche vermutlich für die Störungen verantwortlich sein musste.

„Was sind das für Viren?“, versuchte Lan die Angreifer genauer zu erkennen, aber auch dass er mit seinem Gesicht näher an den Screen rückte, änderte nichts an der Tatsache, dass einfach nichts genaues zu erkennen war. „Ach Mist! Ich muss Mega sofort helfen...“ Schnell griff Lan in seine Tasche und holte auch fast auf Anhieb die beiden Chips heraus, die er benötigte, um seinen Navi und Dash aus den Klauen ihrer Angreifer zu befreien. „Barrier, Slot-In!!”, schob er auch den ersten Chip gleich hinein und erzeugte so zwei bläuliche Energiefelder, die nun MegaMan und Dash schützend, was die angreifenden Viren ziemlich durcheinander brachte, umgaben. „Ein Glück, das Downloaden funktioniert!“, stellte Lan erleichtert fest, da er erst schon damit gerechnet hatte, dass es aufgrund der Störungen nicht klappen würde. „Dann gleich mal den zweiten hinterher! Halte durch, Mega, gleich ist alles wieder in Ordnung! MeteorRain, Slot-In!!”

Und kaum war der zweite Battle Chip runtergeladen, begannen plötzlich riesige Meteoriten vom Himmel zu stürzen, gehüllt in rote Flammen. Mit enormer Wucht und hoher Geschwindigkeit prasselten sie vernichtend über dem kompletten Areal nieder und zerstörten alles, was nicht niet- und nagelfest war. Die grauen Viren, die grade noch damit beschäftigt waren MegaMan zu attackieren, teilten sich in alle Richtungen auf und hüpften wild hin und her, um dem Meteorangriff zu entgehen. Doch viele von ihnen hatten keine Chance und wurden frontal erwischt und gleich gelöscht. Nur MegaMan und Dash waren unter den Energiebarrieren, welche die Meteoriten in Datenteilchen zerspringen ließen, geschützt.

„Yeah, es funktioniert!!“; freute sich Lan und merkte, wie mit jedem gelöschten Virus das Bild immer besser wurde. Also steckten die Viren hinter der Signalstörung!

Nun konnte er auch endlich wieder vernünftig etwas erkennen. MegaMan und Dash lagen kraftlos am Boden und eine Horde grauer, trompetenartiger Tromby-Viren hatte versucht die beiden zu erledigen. Diese schallende Melodie, die Lan auch grade noch gehört hatte, war mittlerweile auch verschwunden. Scheinbar hatten die Trombies sie erzeugt, um so die Frequenzstörungen zu verursachen!

Während immer mehr Meteoriten vom Himmel fielen, wurden die Viren immer weniger.

Verwirrt versuchte sich MegaMan aufzurichten, der erst jetzt bemerkte, was hier los war. Er war ziemlich schlapp und sein gesamter Körper tat an jeder Stelle weh. Mit Mühe konnte er grade noch so die Augen aufhalten und versuchte zu erkennen, was um ihn herum geschah.

„Lan...?“, fragte er leise und kraftlos.

„Ja, ich bin es, Mega! Ich bin so froh, dass es dir gut geht!“, freute sich Lan die Stimme seines Navis wieder zu hören. „Warte kurz, ich werde dir helfen... Recovery, Slot-In!“

Und mit Hilfe des Recovery Chips wurden MegaMan’s Energiereserven in Nullkommanix wieder aufgefrischt. Sein Körper fühlte sich zwar noch immer etwas angespannt an, als hätte er enorme Anstrengung hinter sich, aber ansonsten fühlte der blaue Navi sich wieder topfit!

„Vielen Dank, Lan! Es tut so gut deine Stimme wieder zu hören! Ich hatte schon gedacht es wäre aus...“

„Das gleiche gilt für mich auch! Ein Glück, dass Mr. Famous diesen Signalverstärker hatte, ansonsten hätte ich echt nicht mehr gewusst, was ich noch hätte tun können, um euch beiden zu helfen!“

Reflexartig schaute sich MegaMan erst einmal zur Seite um, wo Dash bewusstlos am Boden lag, geschützt von der Barrier, die allerdings nun auch anfing nachzulassen.

„Dash! Was ist mit ihm?“, schrie MegaMan auf und rannte sofort zu seinem Virenfreund rüber und nahm ihn sachte in die Arme. „Dash? Dash, hörst du mich? Komm, wach bitte auf!“

Doch Dash gab nicht den leisesten Mucks von sich.

„Er ist doch nicht...?“

„Ach was! Hätte es ihn erwischt, wären seine Daten schon längst aufgelöst.“, wandte Lan sofort ein, um seinen Navi zu beruhigen. „Ich glaube ich logg ihn lieber mal aus... es ist vermutlich besser, wenn er sich erst einmal eine Pause gönnt.“

Vorsichtig streichelte MegaMan seinem kleinen Virenfreund noch einmal über den Kopf, ehe seine Daten sich dematerialisierten und Lan das Fishy wieder zurück auf das PET geholt hatte.

„So, ihm sollte es bald wieder besser gehen. Er muss sich nur etwas ausruhen. In der Zwischenzeit können wir uns dann ja die letzten Viren vorknöpfen. Ich kann es kaum abwarten meine Wut an ihnen auszulassen.“, grummelte Lan, als er bemerkte, dass noch immer einige der Trombies übrig waren.

„Dann kam diese laute Melodie also von diesen Viren?“, fragte MegaMan und nahm seine Kampfhaltung ein, während die Barriere sich um ihn herum wieder auflöste. „Nicht schlecht... einer allein ist ja schon ziemlich nervig, aber ich wusste gar nicht, dass sie zu so großer Zahl auch in der Lage sind so starken Schall auszusenden, der selbst Systemstörungen zur Folge hat. Das waren also die Viren, die ich die ganze Zeit gesehen habe...“

„Ja! Aber sie scheinen dennoch nicht vollkommen für die Störung des Satelliten verantwortlich zu sein. Hier muss auch irgendwo noch ein Navi stecken und ich wette mit dir, dass der uns die Viren entgegengeschickt hat, um uns aufzuhalten!“

„Bestimmt, aber dafür wird er schon noch sein Fett wegkriegen.“

„Wollen wir dann die letzten auch noch plätten?“, fragte Lan kampfeslustig.

„Sicher doch!“, bestätigte MegaMan.

Und schon flitzte der blaue Navi den restlichen Tromby-Viren entgegen. Es war nicht einmal mehr eine Handvoll übrig und egal wie laut sie versuchten zu trompeten, es zeigte nicht mehr viel Wirkung, da es nun einfach zu wenig waren. Leicht ängstlich hopsten sie zurück, als MegaMan ihnen entgegenkam, den Buster auf sie gerichtet.

„Das ist für das, was ihr Dash angetan habt! ChargeShot!!“

Und mit einem lauten Knall löste sich eines der Trombies in tausende von Datenteilchen auf, als es von MegaMan’s Bustergeschoss getroffen wurde.

„Und das hier ist für das, was ihr MegaMan angetan habt! TimeBomb, Slot-In!“

Zwischen zweien der Trombies materialisierte sich wie aus dem Nichts eine große, fast zylinderförmige Zeitbombe, auf der ein Dreisekundencountdown runterlief. Verdutzt und starr vor Schreck beobachteten die beiden Viren die Ziffern. Drei, zwei, eins... In einem hallenden Feuerball wurden sie regelrecht in Stücke gesprengt.

Das letzte Tromby, was noch übrig war, hüpfte vorsichtig zurück und schaute den verschwindenden Datenteilchen seiner Kumpanen nach. Aber ein weiterer gezielter Busterschuss, genau zwischen die Augen, sorgte auch für ein schnelles Ableben dieses Virus.

Somit waren alle besiegt und das komplette, halb zersprengte Areal vollkommen leer mit Ausnahme von MegaMan.

„So, das wär’s dann. Gute Arbeit!“

„Danke, Lan. Den haben wir’s aber gezeigt!“

„Yup... und jetzt, wo diese Viecher auch weg sind...“

„...geht es Shadow’s Navi an den Kragen!“, führte MegaMan Lan’s Satz fort.

„Was meinst du, wem wir begegnen werden?“

„Solange es weder PolarMan noch InvisibleMan sind, ist’s mir egal.“

„Hoffen wir’s... Aber gut, ich denke wir sollten dann auch lieber direkt herausfinden, wer dahinter steckt, statt weiter rumzurätseln, oder?“

„Ja, ganz meiner Meinung!“, stimmte MegaMan zu und rannte bis zum Ende der pfeilförmigen Plattform, wo der nächste Teleporter war. Mit einem weiteren Schritt war er hindurchgetreten.
 

Der nächste Abschnitt war ziemlich klein im Vergleich zu den anderen Gebieten. Es war nur eine kleine, fast runde Plattform in deren Mitte eine riesige Satellitenschüssel stand, die identisch mit der in der realen Welt auf dem Center Dach war.

Der Boden war, wie im ersten Areal mit blauen, grünen und gelben Wabenplatten ausgelegt.

Langsam schritt MegaMan auf die gigantische Satellitenschüssel zu und ging um sie herum, während er sie mit großen Augen bestaunte.

„Wow, das Ding ist ziemlich fett.“

„Ja... das scheint wohl wirklich das Ende des Netzwerks zu sein. Kannst du schon irgendwas sehen?“, fragte Lan, der auch alles über sein PET bestaunte.

„Ne, noch nicht... Aber-“, doch ein Laserstrahl, der nur wenige Millimeter neben MegaMan’s Fuß in den Boden schlug, brachte den blauen Navi schnell zum Schweigen.

Auf alles gefasst schauten Lan und MegaMan in die Richtung, aus der der Strahl gekommen war. Gute zehn Meter entfernt stand ein Navi, der MegaMan misstrauisch musterte. Über seinen beiden Schultern schien je ein Satellite-Virus zu schweben, nur dass sich die beiden Viren farblich von denen unterschieden, die MegaMan zuvor schon getroffen hatte. Diese hier waren grün mit schwarzen Solarflügeln, nicht beigefarben, wie die anderen beiden.

Wortlos kam der Navi ein paar Schritte näher und starrte MegaMan noch immer nur fragend an. Auf seinem Bauch war eine Satellitenschüssel befestigt, aus deren Mitte eine schmale Antenne herausguckte. Die Rüstung des Navis war grün und teilweise gelblich verziert. Er hatte schmale, aber lange Schulterpanzerungen, die seine schwarzen Arme überdeckten. An seinem rechten Arm war weder Hand, noch Buster. Stattdessen eine weitere, Mini-Satellitenschüssel mit Antenne. Das Gesicht war sehr jung und schaute entschlossen. Geschützt wurde sein Kopf von einem rundlichen, grünen Helm, auf dem eine gelbe V-ähnliche Klinge befestigt war. Seine Augen besaßen ein dunkles, bedrohliches Braun und insgesamt strahlte dieser Navi ein ziemliches Selbstbewusstsein aus.

„Wer seid ihr?“, fragte er mit einer angenehm klingenden, jedoch ernsten Stimme.

„Ich bin MegaMan! Und ich bin hier, um dich aufzuhalten. Du bist doch der Navi, der das Suchprogramm von Dr. Hikari stört, oder?“

„Ja, der bin ich. Gestatten? SatelliteMan, Herrscher über Schall und Frequenz. Ihr seid also Lan und MegaMan? Ich bin beeindruckt, dass ihr an den Fallen vorbeigekommen seid, die ich euch gestellt habe. Ich hätte wirklich nicht damit gerechnet, dass ihr das schaffen würdet.“

„Du bist also für dieses furchtbare Sicherheitssystem verantwortlich??“, fragte Lan noch mal nach und gab sich dabei keine Mühe seine Wut zu unterdrücken.

„Ja, gewiss. Haben euch meine kleinen Spielchen und Rätsel gefallen? Ich habe mir große Mühe gegeben, sie zu erstellen.“

„Ich muss zugeben, dass das schon ein recht ausgefallenes Sicherheitssystem war. Aber nichts desto trotz war es nicht gut genug, um uns zu stoppen!“, entgegnete MegaMan.

„Eigentlich wäre ich auch ziemlich enttäuscht gewesen, hättet ihr es nicht bis hierhin geschafft. Nachdem ich so viel Gutes von euch gehört habe, möchte ich mich jetzt auch gerne selbst von eurem Können überzeugen. Aber seid gewarnt... Was hinter euch liegt, war nicht einmal ein Bruchteil von dem, was euch noch erwartet.“, sprach SatelliteMan und stützte seinen linken Arm in seine Hüfte. Die beiden Satellite-Viren drehten ungeduldig ihre Solarflügel, während sie über seinen Schultern schwebten. „Aber InvisibleMan nach, sollt ihr ja gar nicht so stark sein, wie wir anfangs vermutet haben. Das wird sicher ein interessanter Kampf!“

„Tst... InvisibleMan...“, grollte Lan. „Keine Sorge, mit dir werden wir es schon locker aufnehmen können!“

„Doppelter Hochmut, geht vor doppeltem Fall. Ich bin gespannt, was ihr so drauf habt. Eure Technik soll ja einzigartig sein.“, lächelte SatelliteMan.

„Das ist sie auch, pass nur auf!“

„Hey, Lan.“, wandte nun MegaMan ein.

„Was ist denn?“, fragte Lan verdutzt.

„Sei bloß vorsichtig. Irgendwas stimmt hier nicht. Dieser Navi... Ohne dass ihn jemand von außen eingeloggt hat, kann er hier nicht reingekommen sein, aber nirgends scheint eine Verbindung zu einem PET oder so zu stehen. Sein Operator muss noch ganz in der Nähe sein, wenn wir überlegen, wann die erste Explosion stattgefunden hat.“

Und bei diesen Worten durchdrang Lan auf einmal wieder dieses Gefühl, als würde ihn jemand beobachten. Unsicher schaute er sich auf dem platten Dach des Official Centers um, doch nirgends war jemand zu sehen. Ob MegaMan wohl Recht hatte?

„Ich bin vorsichtig, du aber auch, ja?“

„Selbstverständlich.“, antwortete MegaMan und hielt seinen Buster bereit.

„Na dann wollen wir mal... Möge der Bessere gewinnen!“, sprach SatelliteMan und vollzog noch eine Verbeugung, bevor auch er sich zum Kampf bereit machte.

„Okay... Battle routine, set!”

„Execute!”
 

Und schon aktivierte MegaMan seinen Buster und rannte frontal auf seinen Gegner zu.

„Vulcan, Slot-In!“, lud Lan auch zeitgleich den ersten Chip runter.

MegaMan’s Buster verwandelte sich in eine mehrläufige Schnellfeuerkanone, die er auch sofort zum Einsatz brachte, im Lauf auf SatelliteMan richtete und zündete. Jede Menge blitzschnelle Energiegeschosse kamen dem grünen Navi entgegengesaust.

„Sound Barrier!“, rief SatelliteMan jedoch, hob seinen rechten Arm und für einen kurzen Augenblick war plötzlich ein schrilles Piepen zu hören.

Nur wenige Meter vor dem Gesicht des Satelliten-Navis zersprangen die Vulcangeschosse, als wenn sie auf eine unsichtbare Mauer gestoßen wären.

„Was?!“, zuckte MegaMan kurz auf, unterbrach seinen Lauf und blieb ruckartig stehen.

„Ein unsichtbarer Energieschild! Aber das wird ihm auch nichts nützen...“, grummelte Lan und holte bereits den nächsten Chip aus seiner Tasche.

„Nicht irgendein Energieschild!“, wandte SatelliteMan jedoch ein. „Ihr scheint noch nicht zu ahnen mit was für Kräften ihr es hier zu tun habt... Vielleicht gibt das hier euch einen einleuchtenderen Einblick! Laser Beam!“, sprach er weiter, hob seinen linken Arm und deutete mit ihm genau auf sein Gegenüber.

„Mega! Achte auf die Satelliten!!“, brüllte Lan sofort, als er merkte, wie sich auf einmal die beiden Viren über SatelliteMan’s Schultern zu bewegen begannen und ihre roten augenartigen Kristallkugeln, die vorne eingesetzt waren, auf den blauen Navi richteten.

Doch kaum hatte MegaMan zu den beiden Viren aufgesehen, war es auch schon zu spät. Aus den Kristallaugen wurden zwei hellgrüne Laserstrahlen abgefeuert, die ihr Ziel nicht verfehlten, sondern zielgenau trafen. Wie von einem Hammerschlag getroffen schleuderte es den blauen Navi nach hinten.

„Haha! Sowas nenn ich einen Treffer!“, lachte SatelliteMan.

„MegaMan...Bist du okay??“

„Ja, geht schon...“, antwortete der Navi seinem Operator, als er sich vorsichtig wieder aufstellte. Seine Brust qualmte noch immer ein wenig an der Stelle, wo ihn die Strahlen erwischt hatten.

„Du Feigling!“, wandte sich Lan nun wieder seinem Gegner zu. „Kämpf gefälligst allein!“

„Ich muss zwar gestehen, dass es vielleicht ein klein wenig unfair scheint...“, sprach SatelliteMan. „Aber die Tatsache, dass ich ohne meinen Operator gegen euch antrete, sollte es doch rechtfertigen, dass ich mir ein wenig Unterstützung hole, oder?“

„Wo steckt überhaupt dein Operator?“

„Als hätte ich es nötig euch das zu sagen... ihr solltet lieber kämpfen!!“, rief der grüne Navi und deutete erneut auf MegaMan, worauf die beiden Viren zwei weitere Laserstrahlen losfeuerten.

Blitzschnell warf sich Lan’s Navi zur Seite, um den Strahlen zu entgehen, welche hinter ihm Löcher in den Plattformboden brannten. Doch als er versuchte sich wieder aufzurichten, merkte er plötzlich, dass es dieses Mal keine einfachen Laserschüsse, sondern konstante Strahlen waren, die wie ein Laserschneider auf ihn zukamen. Die beiden Viren ließen die gebündelte Energie aktiviert und bewegten ihre zylinderförmigen Körper so, dass die Strahlen über den Boden zogen, wo sie eine lange Brandspur reinschnitten und von beiden Seiten auf MegaMan zuliefen, um ihn zu zerteilen.

„Das ist doch-“, stöhnte der blaue Navi und rollte sich schnell nach vorn, an den beiden Strahlen vorbei, sprang wieder auf die Beine und aktivierte seinen Buster. „Wo sind die Mistviecher??“ Doch noch während er die Frage laut stellte erkannte er die beiden Viren, die hoch oben in der Luft schwebten. „Nehmt das hier! ChargeShot!!“

Mit einem hallenden Rauschen entlud MegaMan seinen Buster und feuerte ein leuchtendes Energiegeschoss auf einen der Viren. Doch zu seiner Überraschung zersprang der ChargeShot, genau wie vorher auch die Vulcanblitze.

„Mist, nicht auch noch die Viren!“

„Oh doch!“, sprach SatelliteMan nun wieder. „Um den Schall zu überwinden bedarf es schon etwas mehr, als das... zum Beispiel das hier! Sound Wave!“ Und mit seinem SatelliteBuster schoss er eine spiralförmige, leicht bläulich schimmernde Schallwelle ab, die MegaMan komplett erfasste.

„Ahhhhhh!!“, begann der blaue Navi zu schreien und schlug sich sofort die Hände an die Ohren.

„MegaMan, was ist?!“

Doch Lan’s Navi war nicht in der Lage zu antworten. Schreiend fiel er auf die Knie und presste seine Hände immer fester an seinen Kopf. Ein ohrenbetäubendes Geräusch durchfuhr plötzlich seinen Gehörgang. Es war viel schlimmer, als diese schallende Melodie der Trombies. Es war ein sehr hoher, quietschender, vibrierender Ton.

„MegaMan!! Was soll das? Was hast du mit ihm gemacht??“, brüllte Lan wütend und schaute SatelliteMan dabei über sein PET direkt in die Augen.

„Keine Sorge. Deinem Freund wird es gleich besser gehen. Die Schmerzen sind nur von kurzer Dauer.“, antwortete der grüne Navi gelassen und beobachtete, wie MegaMan sich auch schon wieder auf die Beine brachte.

Schnell atmend, fast sogar hechelnd, hielt sich MegaMan noch immer seinen Kopf. Der piepende Ton war zwar wieder weg, aber in seinem Kopf hämmerte es noch immer, als wäre er mit voller Wucht gegen eine Wand gelaufen.

„Bist du okay, Mega?“, fragte Lan sofort, der sich ziemliche Sorgen um seinen Navi machte.

„Ja... hab nur ziemliche Kopfschmerzen...“

„Dafür lassen wir ihn bezahlen! Kann’s weitergehen?“

„Ja, aber....“

„Aber was?“, fragte Lan stutzig.

„Irgendwie habe ich das miese Gefühl, dass das hier genauso enden wird, wie unser Kampf gegen PolarMan...“, schluckte MegaMan, als er sich seinem Gegner wieder gegenüberstellte.

„Ach was, mach dir mal nicht ins Hemd. Er scheint mir nicht so stark, wie PolarMan zu sein... sicher sollten wir ihn nicht unterschätzen, aber ich denke, wir sollten eine gute Chance haben.“, versuchte Lan seinem Navi und auch sich selbst etwas Mut zu machen.

„Ja, kann schon sein...“, lächelte MegaMan und war nun auch wieder bereit, dass es weitergehen konnte.

„Hmhm...“, murmelte SatelliteMan. „Hab ich’s mir doch gedacht.“

„Was hast du dir gedacht?“, fragten Lan und MegaMan nun gleichzeitig, völlig verwirrt.

„Nichts, nichts! Schon gut...“, grinste der grüne Navi. „Machen wir ruhig weiter.“

„Okay...“, sprach Lan zögerlich, ließ sich aber nicht weiter irritieren und steckte den nächsten Chip in sein PET. „Na gut... MarkCannon, Slot-In!!“

Und schon verwandelte MegaMan seinen Buster, richtete die MarkCannon auf SatelliteMan und feuerte. Ein heftiger Energiestrahl wurde entfesselt.

„Auch sehr nett.“, bemerkte SatelliteMan, rührte sich aber nicht vom Fleck. Der MarkCannon-Strahl traf direkt in die Satellitenschüssel, die auf seinem Bauch angebracht war. Doch statt Schaden oder ähnliches anzurichten, wurde die Energie einfach von der Antenne in der Schüssel absorbiert.

„Will der mich verarschen??“, sprach Lan fassungslos.

„Möglich.“, lachte SatelliteMan und ließ den Strahl mit fast doppelter Wucht wieder zurückschießen, nachdem sich die Energie in der Satellitenschüssel gesammelt hatte und von der Antenne zurückgeworfen wurde. „Counter Hit!“

Wie automatisch warf sich MegaMan nach hinten und landete flach auf dem Rücken, dass der MarkCannon-Strahl ihn grade noch verfehlte und knapp über seinen Körper hinwegzischte.

„MegaMan, weg da!!“, schrie Lan und sofort tat der Navi, was ihm befohlen wurde, denn kaum hatte er sich zur Seite weggerollt trafen zwei weitere Laserstrahlen neben ihm auf, die von den Viren abgeschossen worden waren.

„Zeit etwas Geschwindigkeit in diesen Kampf zu bringen, sonst ist es ja langweilig!“

Grade versuchte MegaMan auszumachen, von wo die Stimme gekommen war, doch da stand SatelliteMan auch schon vor ihm, packte den liegenden Navi am Bein und hob ihn hoch. Knapp über dem Boden baumelte MegaMan’s Kopf.

„Guten Flug!“

Mit einer schwungvollen Bewegung holte der grüne Navi aus, drehte sich einmal in einem Halbkreis und schleuderte seinen Gegner wie einen Hammer davon. MegaMan flog schräg nach oben in die Luft, wo er etwas benötigte, um sich wieder zu fassen.

„Energy Charge!!“, brüllte SatelliteMan und stellte sich so, dass die Satellitenschüssel auf seinem Bauch in Richtung des noch immer fliegenden Navis deutete. Tief dröhnend entfachte er einen breiten Energiestrahl.

„Invisible, Slot-In!!“, schmiss Lan blitzschnell einen Chip in sein PET, dass sein Navi noch grade im rechten Moment unsichtbar gemacht wurde, so dass der Energy Charge durch ihn hindurchschoss, ohne ihm etwas zuleide zu tun.

„Shotgun, Slot-In!”

Ohne zu zögern fixierte MegaMan sofort seinen Buster auf seinen Gegner, nachdem er wieder elegant auf den Füßen gelandet war und gab sogleich einen kraftvollen Schuss ab.

Doch mit einem schnellen Ausweichschritt, wich SatelliteMan der Shotgun mit Leichtigkeit aus.

„Laser Beam!!“

Als die Wirkung des Invisible’s wieder nachließ, setzte sich MegaMan auch direkt in Bewegung, um den Laserstrahlen auszuweichen, die nun wieder von den beiden Viren abgefeuert wurden. Er rannte in einem großen Bogen neben dem riesigen Satelliten her, während die beiden Viren ihn verfolgten.

SatelliteMan blieb ruhig stehen und beobachtete, wie seine beiden Helfer den blauen Navi durch das Areal jagten.

„Komm schon, MegaMan... Lan... Ich weiß doch, dass ihr beide mehr drauf habt.“

„Verflixt! Lan, tu etwas gegen diese beiden Teile!!“, brüllte MegaMan, leicht außer Puste.

„Bin doch dabei, bin dabei!!“, entgegnete Lan, der wie wild seine Taschen nach brauchbaren Chips durchforstete.

Als der blaue Navi endlich glaubte seine Verfolger abgeschüttelt zu haben, blieb er kurz stehen und schaute sich nach ihnen um. Die beiden Satellite-Viren waren jedoch wirklich nicht mehr hinter ihm! Erst einmal holte er tief Luft. Er musste um die halbe Satellitenschüssel, welche im Areal aufgestellt war, einmal herumgelaufen sein.

„Oh man...“, hechelte er. „Was auch immer du vorhast... lass uns zusehen, dass wir erst mal diese beiden Viren loswerden, dann kann ich mich besser auf SatelliteMan konzentrieren. Aber so... so, wie es jetzt läuft... ist das gar nicht gut.“

„Dann wird es dich nicht erfreuen, dass es sogar noch schlimmer wird!“

Erschrocken sah MegaMan auf und musste feststellen, dass SatelliteMan genau vor ihm stand. Bevor er auch nur zu einem Angriff oder Fluchtversuch ansetzen konnte, hatte der grüne Navi ihm auch schon einen festen Schlag in die Magengrube gegeben und haute ihn so feste gegen die riesige Satellitenschüssel.

„Wenn ihr Shadow stoppen wollt, solltet ihr euch aber noch ein wenig mehr ins Zeug legen.“, seufzte SatelliteMan und schüttelte leicht enttäuscht den Kopf. „Aber wenn ihr so weitermacht... dann ist wohl alles schon verloren.“

„Verloren? Was ist verloren?“, stöhnte MegaMan verwirrt und drückte seine Hände auf die schmerzende Stelle. Er lehnte sich etwas nach hinten und stützte sich gegen den Satelliten, da er nicht wirklich in der Lage war sich so auf den Beinen zu halten.

„Vergiss es...“, winkte der grüne Navi jedoch ab, trat einige Schritte zurück und deutete genau auf MegaMan.

Über SatelliteMan’s Schultern brachten sich wieder die beiden Viren in Position und luden ihre Laserwerfer auf.

„Der nächste Schuss wird dich definitiv löschen, wenn er dich erwischt! Wenn ihr mir keinen vernünftigen Kampf liefern könnt, ist es diese Zeit auch nicht wert!“

Nachdenklich starrte Lan auf sein PET. Krampfhaft dachte er darüber nach, wie er sich diesen Viren entledigen konnte. Er musste sie irgendwie schnell erledigen, wenn er seinen Navi retten wollte. Aber wie? SatelliteMan schützte die beiden mit der Sound Barrier und die beiden Viren schützten SatelliteMan. Und was hatte überhaupt das zu bedeuten, was dieser Navi zuletzt gesagt hatte? Was sollte verloren sein? Momentan tat Lan sich schwer sich vernünftig zu konzentrieren. Erst mal sollte er lieber das naheliegendste tun und seinem Navi helfen! Aber... wie?

„Feuer!!“, brüllte SatelliteMan und auf seinen Befehl hin aktivierten die beiden Viren ihre Laserkanonen.
 


 

So, zum Abschluss dieses Kapitels möchte ich mich noch einmal bei all denjenigen bedanken, die an dem Gewinnspiel des letzten Kapitels teilgenommen haben ^^ Hab mich sehr über die Einsendungen gefreut und es wäre schön, wenn auch beim nächsten Mal wieder ein paar von euch mitmachen würden ^___~ Denn das nächste Gewinnspiel kommt bestimmt XD

Hier möchte ich noch einmal kurz die Anhtworten auf die vier Fragen des letzten Kapitels benennen, für all diejenigen, die versäumt haben teilzunehmen...
 

Frage 1)

Wie lauten die Namen der berühmten Zwillings-Satelliten, die von Dr. Hikari entworfen wurden?

Antwort: Es sind Thalassa und Galatea, nachzulesen in dem Kapitel "Providing is preventing".
 

Frage 2)

In welchem Medium erreicht der Schall die höchste errechnete Geschwindigkeit?

(Beryllium, Sauerstoff oder Glas)

Antwort: Zugegebenermaßen eine sehr schwierige Frage, aber wenn man kurz googlet, kann man auch diese leicht beantworten ^___~ Die richtige Antwort lautet Beryllium. [s. Wikipedia Tabelle --> http://de.wikipedia.org/wiki/Cappuccino-Effekt]
 

Frage 3)

In welcher Einheit wird die Frequenz angegeben?

Antwort: Frequenz wird in Hertz (Hz) berechnet.
 

Frage 4)

Wie lautet der Name des Navis, welcher von Mr. Famous speziell für die Operation in einem Weltraumsatelliten entwickelt wurde?

Antwort: Es handelt sich um SpaceMan.EXE. Ebenfalls nachzulesen im Kapitel "Providing is preventing".
 

So, das war's dann auch schon! Bis zum nächsten Kapitel XD

- Gospel

The Beginning of the End

„Feuer!!“, brüllte SatelliteMan, als er den Arm hob und direkt auf MegaMan deutete, welcher geschwächt vom letzten Angriff kraftlos gegen den riesigen Satelliten lehnte, der in der Mitte des fast rundlichen Areals emporragte.

Die beiden grünen Satellite-Viren mit ihren schwarzen Solarflügeln brachten langsam ihre zylinderförmigen Körper in Position. Die rot funkelnden Kristallaugen an ihren Spitzen reflektierten MegaMan’s Spiegelbild, welchen sie nun direkt im Visier hatten. Mit einem summenden Geräusch sammelten sie Energie und luden ihre Laser.

„Laser Beam!!“

Und schon zischten zwei grünliche Laserstrahlen aus den Kristallaugen.

MegaMan versuchte sich aus der Schussbahn zu werfen, doch dazu fehlte ihm noch immer die Kraft. Mit aufgerissenen Augen sah er die Energiestrahlen blitzschnell näherkommen.

„BubbleWrap, Slot-In!!”, warf Lan schnell einen Battle Chip in sein PET. Eine Barrier fand er so schnell nicht, also konnte er nur hoffen, dass dieser Chip ausreichen würde.

Laut ploppend materialisierte sich von einer Sekunde auf die andere eine übergroße Seifenblase, die sich schützend um MegaMan’s Körper ausbreitete. Doch kaum war sie da, zerplatzte sie auch schon wieder, als beide Laserstrahlen gleichzeitig auf sie auftrafen.

Zu SatelliteMan’s Überraschung jedoch, blieb MegaMan dennoch unversehrt. Er hatte der Seifenblase erst ein müdes Lächeln gegeben, da er es einfach idiotisch fand, dass man wirklich glauben konnte, so etwas könnte Schutz bieten. Doch auch wenn die Blase bereits wieder zerstört war, hatte sie die beiden Laserstrahlen absorbiert und aufgehalten.

„Was?“, zog der grüne Satelliten-Navi verwundert eine Augenbraue hoch. „Tst, sehr nett, aber vielmehr auch nicht. Dann eben das Ganze noch einmal... Laser Beam!!“

Wieder richteten sich die beiden Viren aus, um eine weitere Lasersalve abzufeuern. Doch kaum waren sie bereit zum Schießen, erschien eine erneute Seifenblase um MegaMan.

Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf Lan’s Gesicht aus.

Fragend schaute sich MegaMan im Innern der wabbeligen Blase, welche bunte Farben reflektierte und nach außen hin alles ein wenig verschwommen wirken ließ, um und konnte nicht glauben, was jetzt geschehen war.

Ebenso wenig konnte SatelliteMan dies fassen, als er mit halb offenem Mund den Befehl zum Angriff rückgängig machte.

„Was soll das? Ich habe keinen Datentransfer mitbekommen... du hast keinen Battle Chip runtergeladen, wieso ist da schon wieder so eine Seifenblase??“

„Tja...“, lächelte Lan überlegen. „Ganz einfach. BubbleWrap mag zwar ein sehr schwacher Schutzschild sein, der sich bereits nach einem einzigen Treffer wieder auflöst... aber das besondere an diesem Chip ist, dass sich die Seifenblase immer wieder regeneriert, kurz nachdem sie vernichtet wurde.“

„Ach so...“, begann nun auch SatelliteMan zu lächeln. „Interessant, von diesem Chip habe ich noch nie gehört... Aber es nutzt dir trotzdem nichts. Wie du grade sagtest, sie regeneriert sich immer kurz nachdem sie vernichtet wurde. Da ich mit meinen beiden Freunden zu dritte bin, haben wir in dieser kurzen Regenerationsphase genug Zeit, um deinem Navi trotzdem zu schaden... Weiter geht’s! Laser Beam!!“

Und wieder zischte ein Laserstrahl auf, dieses Mal schoss jedoch nur ein Virus. Mit lautem Plop zerplatzte der BubbleWrap-Schild erneut.

„Und jetzt der andere, Laser Beam!!“, gab SatelliteMan nun Feuerbefehl an den anderen Virus.

„So nun auch wieder nicht! Escape, Slot-In!!“

Grade presste sich MegaMan vor Angst noch dichter an die überdimensionale Satellitenschüssel, da begann sein Körper sich grade noch rechtzeitig aufzulösen, dass das Lasergeschoss daneben traf.

„Wo ist er hin??“, schreckte SatelliteMan verwirrt auf, doch MegaMan war plötzlich verschwunden. Nur noch ein rauchender Brandfleck befand sich dort, wo er grade noch gestanden hatte.
 

„Vielen Dank, Lan.“, atmete der blaue Navi erleichtert auf.

„Kein Problem, aber noch ist es nicht vorbei.“, antwortete der junge Operator und grübelte bereits, was er als nächstes tun konnte.

Der Escape Chip hatte MegaMan noch rechtzeitig aus dem Gefahrenbereich retten können, doch er befand sich noch immer mit SatelliteMan in ein und dem selben Areal. Nur stand er nun auf der anderen Seite der Satellitenschüssel, die in der Mitte der runden Plattform aufgestellt war, während SatelliteMan sich auf der gegenüberliegenden Seite noch immer darüber wunderte, wo sein Gegner abgeblieben war.

„SatelliteMan hat ziemlich was drauf, allerdings denke ich, sollte ich ihn schlagen können...“

„Unter der Voraussetzung, dass wir zuerst die beiden Viren erledigen.“, führte Lan den Satz seines Navis fort. „Solange die beiden Satelliten ständig über seinen Schultern schweben und dir mit ihren Lasern das Leben schwer machen, kommst du nicht an SatelliteMan heran.“

„Ja, das Problem ist nur, dass SatelliteMan die beiden mit seiner Sound Barrier schützt, welche unüberwindbar scheint.“, grübelte MegaMan.

„Stimmt... wenn wir etwas hätten, das die Barriere durchbrechen kann...“

„Oder wenn wir SatelliteMan irgendwie ablenken könnten, dass er seine beiden Helfer nicht beschützen kann.“

„Ja, eins von beiden müsste klappen, vielleicht auch beides... die Frage ist nur wie?“, ließ Lan jetzt seine Denkzellen auf Hochtouren laufen.

„Wir dürfen ihn einfach nicht dazu kommen lassen die Sound Barrier zu benutzen! Wenn wir ihn kurzzeitig mit einem Angriff erwischen können, der seine Konzentration stört, dann sollten wir eigentlich-“, doch im nächsten Moment wurde MegaMan auch schon weit weggeschleudert, ohne noch dazu zu kommen auszureden, als ihn ein grüner Laserstrahl voll erwischte.

„Hier bist du also!“, erklang SatelliteMan’s Stimme, der seinen Gegner wiedergefunden hatte.

Die beiden Viren schwebten noch immer schützend über seinen Schultern.

Vorsichtig trat MegaMan mit einem Fuß auf, stützte sich an seinem Knie ab und richtete sich wieder auf.

„Verdammt...“, murmelte der blaue Navi, verärgert darüber, dass er so schnell wieder entdeckt wurde.

„Ich weiß ja nicht, was ihr hier für ein Kaffeekränzchen haltet und ich bin mir sicher, ihr habt wichtiges zu bereden, aber es ist unhöflich jemanden warten zu lassen, vor allem wenn es um so etwas wichtiges wie diesen Kampf geht!“

„Ach, halt einfach die Klappe.“, grummelte Lan wütend und führte MegaMan’s Idee in seinen Gedanken fort. Er musste SatelliteMan nur kurzzeitig außer Gefecht setzen, aber mit irgendwas, wo er nicht merken konnte, dass was kommt.

„Ihr wisst ja noch nicht einmal, um was es hier geht. Ihr glaubt es geht nur darum die Menschen im Official Center zu retten, bevor dort alles hochgeht, aber das ist nicht der Fall!“

„Was?“, fragte MegaMan verwirrt. „Was soll das heißen? Was meinst du damit?“

„Es steht hier vielmehr auf dem Spiel, als von dem ihr gewahr seid. Ich bin nicht einfach irgendeiner von Shadow’s Navis, der Unheil stiftet und euer kleines Sendeprogramm stört! Wenn ihr mich nicht besiegt, dann verliert ihr den letzten Funken Hoffnung auf Rettung vor der absoluten Zerstörung der gesamten Net Society!!“

„Wovon zum Teufel redest du eigentlich?? Soll uns das irgendwas bestimmtes sagen?“, mischte sich Lan wieder ein. „Wir wissen was Shadow vor hat und wir werden nicht zulassen, dass er alles zerstört!“

„Ihr Dummköpfe versteht rein gar nichts! Und wenn ihr mich nicht besiegen könnt, dann ist euer Schicksal besiegelt!!“

Plötzlich sprang SatelliteMan blitzschnell nach vorn, holte rasch aus und schlug seinen rechten Arm, an dem die Mini-Satellitenschüssel befestigt war, nach vorn. Er durchstieß die neue Seifenblase, die sich mittlerweile wieder gebildet hatte und ließ die Antenne, welche in der Schüssel montiert war, wenige Millimeter vor MegaMan’s Brustkorb halten.

Erschrocken starrte MegaMan nach unten, auf die dünne Antenne, die durch den Schwung leicht vibrierte.

„Pass auf, MegaMan!! Er wird-“, begann Lan zu schreien.

„Sound Wave!!“

Und mit einem schrillen, sehr hohen Pfeifen breitete sich eine bläulich schimmernde Schallwelle aus SatelliteMan’s SatelliteBuster aus, die MegaMan vollkommen erfasste. Sofort stürzte der blaue Navi auf die Knie und begann laut zu schreien. Der Schall brachte sein Innenohr zum Schmerzen und bescherte ihm innerhalb weniger Sekunden hämmernde Kopfschmerzen.

„Und dieses Mal kannst du lange darauf warten, dass es wieder aufhört.“, lachte der grüne Navi und hielt weiterhin die Antenne auf seinen Gegner gerichtet und ließ immer mehr Schallwellen frei.

„MegaMan, nein!!“, rief Lan und konnte nur hilflos mit ansehen, wie sein Navi sich vor Schmerzen krümmte.

Am Arealboden wälzte er sich hin und her, die Hände fest an die Akustiksensoren gepresst. MegaMan biss die Zähne zusammen und kniff die Augen zu, so fest er nur konnte, um sich von dem Schmerz in seinem Kopf abzulenken, doch es war sinnlos. Diese Schallwellen waren bei weitem viel stärker, als die der Trombies. Würde er ihnen auch nur ein kleines Weilchen länger ausgesetzt bleiben, dann... Seine Daten fingen schon an sich instabil anzufühlen.

„Hör sofort auf damit, MegaMan hat dir nichts getan!!“, brüllte Lan wütend.

„Oh ja, das hättest du wohl gern. Aber ich kann, ich darf nicht! Wenn du deinen Navi retten willst unternimm etwas, von mir darfst du keine Hilfe erwarten... auch wenn ich gern helfen würde.“

Stirnrunzelnd sah Lan diesem seltsamen Navi über das PET direkt in die Augen. Wovon redete der da? Schon die ganze Zeit lang machte SatelliteMan so seltsame Bemerkungen... auch wenn ich gern helfen würde... was hatte das zu bedeuten? Auch SatelliteMan sah Lan nun an. Irgendwas merkwürdiges war in dem Blick dieses Navis. Etwas leicht faszinierendes. Irgendwie kam dieser Blick Lan stark vertraut vor.

Aber jetzt war nicht die Zeit zum Denken, sondern zum Handeln! MegaMan litt noch immer unter dem Einfluss der starken Schallwellen, welche nun auch die Regeneration des BubbleWraps zu verhindern schienen. Also musste Lan sich schnell etwas anderes einfallen lassen... nur was? Normalerweise war er nie so ratlos im Kampf! Irgendwas musste ihm doch einfallen, so wie sonst auch immer! Doch dann kam Lan auch gleich schon eine Idee! Er fasste kurz in seine Tasche und hielt den FlameCircle Battle Chip in seiner Hand, den er erst vor einigen Minuten von Herrn Takamura geschenkt bekommen hatte. Er hatte ihn zwar noch nicht testen können, aber es gab bekanntlich für alles ein erstes Mal und warum nicht jetzt?

„Du willst, dass ich mir was einfallen lasse? Hier hab ich was für dich! FlameCircle, Slot-In!!”, schob Lan den Chip auch schon durch den passenden PET-Slot.

Unter MegaMan’s schmerzvollem Geschrei sah sich der grüne Navi irritiert um, als er auf einmal merkte, dass der Boden unter ihm zu glühen begann. In einem Wimpernschlag breitete sich ein rot leuchtender Kreis um SatelliteMan aus, in dem merkwürdige Schriftsymbole schimmerten.

„Was ist das?“, fragte er, unterließ jedoch nicht das Aussenden der Schallwellen auf seinen blauen Kontrahenten.

Als dem grünen Navi dann endlich klar wurde, was dort vor sich ging, war es auch schon zu spät und selbst das Arme hochreißen brachte nicht mehr viel. Lodernd und zischend spross eine bernsteinfarbene Stichflamme aus dem Leuchtkreis und erfasste den Satelliten-Navi im Ganzen. Bei dem Versuch sich zu schützen unterbrach er auch seinen Angriff, dass MegaMan nun vorerst zitternd am Boden lag und sich von den starken Schallwellen erholen konnte.

„Yeah, es klappt!!“, freute sich Lan, wandte sich dann aber schnell seinem Navi zu, solange SatelliteMan abgelenkt war. „MegaMan! Ich helf dir wieder auf die Beine, keine Sorge! Recovery, Slot-In!!”

Auch wenn es Lan’s letzter Recovery Chip gewesen war, so verfehlte dieser jedoch keinesfalls seine Wirkung. Nach einem kurzen Augenblick fühlte sich MegaMan schon viel besser, auch wenn er noch immer ein leichtes Dröhnen in den Ohren verspürte.

„Oh man, vielen Dank, Lan! Ich kann dir gar nicht oft genug danken!“

„Ach was, kein Problem, dafür bin ich ja da.“, zwinkerte der junge Operator.

„Wenn ich noch ein einziges Mal am heutigen Tag irgendwelche Schallwellen abbekomme, dann explodier ich!“

„Wohl im wahrsten Sinne das Wortes.“, lachte Lan. „Was wir aber lieber mal nicht hoffen wollen... Aber ist jetzt erst mal eh egal! Schnell, noch ist SatelliteMan abgelenkt, das ist die Chance!!“

Erst jetzt realisierte MegaMan, dass SatelliteMan sich in einem Kreis aus Feuer befand und verzweifelt versuchte gegen die heißen Flammen anzukämpfen. Die beiden Satellite-Viren flogen hilflos über ihm und wussten nicht, was sie tun sollten.

„HighCannon, Slot-In!!”

Schnell transformierte MegaMan seinen Buster in eine wuchtige HighCannon, die er nach oben schwenkte und auf einen der beiden Viren richtete. Ein lautes Donnern hallte auf, als ein kräftiger Energiestoß freigesetzt wurde. In einer feuerballartigen Explosion wurde der fliegende Virus in Stücke gesprengt.

„Yeehaa! Das war Nummer eins, jetzt kommt Nummer Zwei!! Noch einmal, HighCannon, Slot-In!!“

Und wieder richtete der blaue Navi seine powergeladene Waffe nach oben, dieses Mal auf den anderen Virus.

„Und Feuer frei!!“

Doch ein leicht metallisches Scheppern und ein verwundertes Stöhnen ließen schnell ahnen, was geschehen war, als MegaMan merkte, dass sein Arm plötzlich vollkommen aus der Schusslinie geraten war und ins Nichts zielte, wohin er auch die Energieladung feuerte.

Kaum waren die Flammen verschwunden war SatelliteMan sofort losgesprungen, um die HighCannon wegzuschlagen, dass MegaMan nicht auch noch den zweiten Virus löschen konnte.

„Das hattest du dir wohl so gedacht, was? Interessanter und vor allem wirksamer Trick, aber nicht mit mir!“ Mit einem kräftigen Schlag gegen die Brust und einem kurzen Kick gegen die Füße MegaMan’s, brachte der grüne Navi seinen Gegner unkomfortabel zum Fallen. „Hehe, ich gratuliere. Nur weiter so, ihr seid echt gut. Aber solange ihr mich nicht besiegt, habt ihr es nicht verdient gegen Shadow anzutreten. Und ich werde auf gar keinen Fall nachgeben oder mich zurückhalten!!“ Mit einem kurzen Wink seiner Hand, rief SatelliteMan den verbleibenden Virus herbei, der sich direkt über MegaMan, aber mehrere Meter in der Luft, positionierte. „So und nun noch einmal... Laser Beam!!“

„Kannst du knicken!“, sprach MegaMan und rollte sich reflexartig zur Seite, um dem grünen Laserstrahl zu entgehen, der ihn frittieren sollte.

„ChargeShot!!“ Kaum hatte er sich wieder halbwegs in eine aufrechte Haltung gebracht, feuerte er auch schon sofort mit seinem MegaBuster.

„Tst... Sound Barrier!!“

Doch MegaMan’s Busterladung zersprang an der unsichtbaren Schallmauer, die SatelliteMan vor sich erzeugt hatte.

„Vergiss es endlich. Du solltest langsam wissen, dass das keinen Sinn hat. Ihr mögt mich grade vielleicht ausgetrickst haben, aber zweimal macht ihr so was nicht mit mir. Und jetzt... Satellite Beam!!“

Posend drückte der grüne Navi seine Brust nach vorn, um die Satellitenschüssel, die darauf festgeschnallt war, seinem Gegenüber gut sichtbar zu präsentieren. MegaMan ahnte bereits was jetzt kommen würde, doch auch das half ihm nicht sich noch rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Schallend und die Plattform zum Beben bringend, entfachte SatelliteMan einen wahren Energiesturm, der aus der Satellitenschüssel auf seinem Bauch herausgeschossen kam und MegaMan weit weg wirbelte, dass er sogar beinahe über den Plattformrand hinausgeschossen wäre, hätte er sich nicht noch im letzten Augenblick am Rand festhalten können. Ohne zu zögern riss er seinen Körper schnell wieder hoch, statt weiter über dem unendlichen Nichts zu baumeln.

„Alles klar, Mega??“, wollte Lan sofort wissen.

„Ja, geht schon... ist soweit nichts passiert...“

„Schöner Flug.“, lachte SatelliteMan. „Hat’s dir gefallen? Wie wär’s mit noch einer Runde? Satellite Beam!!“

Ohne lange überlegen zu müssen war sowohl Navi als auch Operator sogleich klar, dass MegaMan über den Plattformrand hinausgefegt werden würde, sollte er jetzt noch einmal erwischt werden. Lan musste schnell etwas unternehmen, wenn er seinem blauen Freund helfen wollte. Und er hatte schon direkt eine Idee! Letztes Mal, als Mega in einer etwas ähnlichen Situation gewesen war, hatte er die BeetleSoul benutzt, um seinem digitalen Partner das Leben zu retten... die BeetleSoul war zwar schnell, aber für einen Kampf gegen SatelliteMan zu schwach. Für eine Soul-Unsion war wohl nun der richtige Zeitpunkt gekommen, aber nicht die BeetleSoul. Lan benötigte etwas, womit er den kommenden Angriff blocken und genügend Kraft erhalten konnte, damit sein Navi es ohne Probleme mit SatelliteMan aufnehmen konnte. Da war doch wohl eins wirklich naheliegend. Zumindest hoffte Lan, dass es auch so funktionieren würde, wie er es sich vorstellte...

Schnell griff er in seine Hosentasche, schnappte den Chip heraus und schob ihn in sein PET.

„Aktiviere Soul-Unsion! BattleSoul, Slot-In!“

Sobald die Daten runtergeladen waren, ließ sich die Wirkung der neuen Soul auch schnell bemerkbar machen. MegaMan’s Körper wurde von einem neongrünen Leuchten umgeben, während seine Daten einer Umstrukturierung unterzogen wurden. Seine beiden Arme verwandelten sich in grünliche, hochgepowerte Buster, welche mit denen BattleMan’s identisch waren. Ein dicke, sehr starke Panzerung materialisierte sich rund um seinen Brustkorb, ebenso grün wie sein nun verbessertes Powerpack auf dem Rücken, welches ihn konstant mit Unmengen von Energie versorgte. Der Rest seines Körpers begann sich auch zu verwandeln, dass er beinahe wie BattleMan aussah, nachdem die Verwandlung vollendet war.

Während SatelliteMan noch immer Energie für den nächsten Schlag sammelte, staunte er nicht schlecht, als plötzlich ein völlig neuer MegaMan vor ihm stand.

„Soul-Unison, eh? Wenn ihr meint, dass euch das was nützt... Mal sehen, was sie so drauf hat, Feuer!!“, schrie der Satelliten-Navi und gab einen weiteren Energiesturm ab.

„Halte dich bereit, MegaMan!!“, wies Lan seinen Navi an und konnte nur hoffen, dass das Ganze funktionieren würde.

Entschlossen verlagerte MegaMan sein komplettes Gewicht in seine Beine, um sich so schwer wie möglich zu machen. Er überkreuzte seine neuen Buster vor seinem Gesicht und ging in eine leicht geduckte Haltung. In dem orangefarbenen Kristall, der nun auf seinem Helm war, reflektierte sich das helle Licht des näherkommende Angriffs. Direkt hinter ihm war das Areal zu Ende und er musste aufpassen, wenn er nicht in die Unendlichkeit des Cyberspace fallen und für immer verschwinden wollte.

„Oh man... dann wollen wir mal sehen, was Gregory’s Soul so kann...“, murmelte Lan und starrte wie gebannt auf das Display seines PETs.

Mit einem donnernden Knall traf SatelliteMan’s Energiewelle auf MegaMan, welcher mit aller Kraft versuchte dagegen zu halten. Er drückte sich am Boden ab und presste seinen Oberkörper dem Angriff entgegen.

SatelliteMan konnte kaum fassen, was er da sah. Grade noch hatte sein Angriff diesen Navi beinahe in den Tod geschleudert und jetzt hielt er dagegen an, wie ein Berg einem Sturm entgegenhielt. Unglaublich!

„Jaa, sehr gut, Mega!! Du schaffst es, weiter so!!“, feuerte Lan seinen Navi an und konnte es selbst kaum fassen.

Langsam tat MegaMan einen Schritt vor den anderen, um sich vorsichtig nach vorn zu arbeiten, während er immer noch den Energiesturm blockte. Die gesamte Energie traf zwar direkt auf ihr Ziel, doch zersprang an ihm und zerteilte sich, wie eine Flutwelle, die an einem Fels hinwegspülte. Schließlich war es vorbei, als der Angriff allmählich nachließ und dann ganz verschwand. Mit den Füßen immer noch fest auf dem Boden stehend, die Arme auseinanderschlagend, stellte MegaMan sich seinem Gegner erneut und entschlossener denn je entgegen. Unsicher erwiderte SatelliteMan den Blick seines Gegenübers.

„Nicht schlecht... wirklich nicht schlecht.“, gratulierte er. „Ihr habt tatsächlich meinen stärksten Angriff abgewehrt, aller Achtung!“

„Tja, ich denke das damit dann wohl der Kampf gelaufen ist.“, grinste Lan siegessicher.

„Hah! Wie ich euch schon am Anfang des Kampfes gewarnt hatte... Selbstüberschätzung kann euch teuer zu stehen kommen. Noch ist gar nichts entschieden!!“, entgegnete SatelliteMan und stürmte MegaMan frontal entgegen.

Auch MegaMan sprang nach vorn auf seinen Gegner zu und schlug seine beiden Buster vorwärts. Mit schepperndem Klirren trafen die beiden Kontrahenten aufeinander und schlugen sich gegenseitig zu Boden. Doch mit einem schnellen Satz befanden sich beide wieder auf den Beinen.

„Nimm das hier! Laser Beam!!“, brüllte SatelliteMan, sprang ein ganzes Stück nach hinten und streckte seinen linken Arm aus, um damit auf MegaMan zu deuten. Sofort kam auch schon der Satellite-Virus herangeflogen, richtete sein Laserauge aus und feuerte mehrere Energiestrahlen auf sein Ziel.

Doch MegaMan hüpfte geschickt an den Geschossen vorbei, so dass sie nur den Boden des Areals trafen und verkokelten.

„Gut so, Mega! Und jetzt zeig’s ihm!“

Immer noch ausweichend hob MegaMan seine beiden Buster, visierte den fliegenden Virus an und schoss mehrmals kraftvolle Busterladungen auf ihn ab.

„ShatterGun!!“

„Vergesst es!“, grollte SatelliteMan, streckte seinen Arm aus und erzeugte eine neue Schutzmauer. „Sound Barrier!“

Sofort biss Lan verärgert die Zähne zusammen. Mit Hilfe der Schallmauer versuchte SatelliteMan seinen Virenhelfer zu schützen. Doch als der Junge sah, was geschah, als MegaMan’s Geschosse auf die unsichtbare Barriere trafen, atmete er erleichtert auf. Die Energieladungen waren so stark, dass sie durch die Schallmauer hindurchbrachen, den Virus direkt erwischten und in einer feuerwerkartigen Explosion löschten.

„Unmöglich, das kann nicht sein!“, erschrak SatelliteMan, als die Datenbestandteile seines Helfers auf ihn hernieder regneten.

„Tja, wie du siehst kann es doch sein.“, sprach nun MegaMan. „Und jetzt werde ich es zu Ende bringen. Wir können nicht zulassen, dass ihr Unschuldige verletzt! Nimm das hier... ShatterGun!!“ Und erneut feuerte MegaMan gewaltige, kraftstrotzende Geschosse mit seinen Bustern ab, genau auf sein Gegenüber.

„Zu Ende gehen wird es, definitiv... aber nicht für mich!!“, brüllte der Satelliten-Navi und hielt dem Energiegeschoss die Satellitenschüssel entgegen, die er auf den Bauch geschnallt hatte. „Energy Charge!“

„Pass auf, Mega!“, rief Lan sofort, um seinen Navi zu warnen, als er sich daran erinnerte, was beim letzten Mal geschehen war, als SatelliteMan diese Technik benutzt hatte.

Mit Hilfe der Satellitenschüssel absorbierte SatelliteMan die entgegenkommenden Energien, sammelte sie und feuerte sie auf direktem Weg zurück zu ihrem Urheber.

Doch mit einer geschickten Seitwärtsrolle entkam MegaMan seinem reflektierten Angriff und sprang ohne zu zögern weiter nach vorn, wo er sich gegen seinen Gegner warf und ihn zu Boden riss. Begleitet von einem irritierten Aufschrei knallten beide Navis auf die Erde.

„Hier, Mega! Erledige ihn endlich damit! WideBlade, Slot-In!!”, schob Lan einen neuen Battle Chip in sein PET, um seinem Navi zu helfen.

„Kaum hatte sich das Schwert mit rötlich leuchtender Klinge an einem von MegaMan’s Bustern materialisiert, hob dieser auch schon seine neue Waffe und holte weit aus, um dem unter ihm liegenden Navi ein für alle Mal das Licht auszuknipsen.

„Oh nein, du wirst nicht...“, stöhnte SatelliteMan, hob angestrengt seinen SatelliteBuster und hielt ihn dem Angreifer vor. „Sound Wave!!“

Wieder strömten Schallwellen ohrenbetäubenden Lärms aus dem Mini-Satelliten und MegaMan musste sofort seine Arme gegen seine Akustiksensoren schlagen, um den Schall zu dämpfen. Dieser Lärm machte ihn noch wahnsinnig.

„Du mieser...“, begann Lan stinksauer zu grummeln und ballte wütend seine Fäuste.

„Hahaha!! Ihr hattet doch nicht ernsthaft geglaubt, ihr würdet mich so leicht loswerden, oder? Ihr habt wirklich viele gute Tricks auf Lager, aber am Ende wart ihr doch nur enttäuschende Langweiler. Schade, also doch nicht... wenn ihr Shadow nicht aufhalten könnt, dann bleibt mir wohl auch keine andere Wahl mehr... Das wird zwar Rina nicht sonderlich erfreuen, aber sie wird sich schon damit abfinden.“

„Rina?“, schreckte Lan plötzlich auf. Rina... das war doch der Name dieser wunderschönen Wissenschaftlerin, der er in den letzten Tage so oft begegnete war... war sie etwa...? Das konnte nicht sein!

Laut lachend drückte SatelliteMan seinen Schallwerfer noch näher an MegaMan heran und versuchte sich dabei wieder aufzurichten. Schreiend hielt sich Lan’s Navi noch immer die Ohren zu und versuchte sich wegzubewegen.

„Und jetzt werde ich dir den Gnadenstoß versetzen!“, sprach SatelliteMan und bereitete den nächsten Angriff vor, indem er wieder seine Satellitenschüssel auflud.

„Das... glaube... ich... nicht...“, ertönte auf einmal, zu aller Überraschung, MegaMan’s Stimme, der mit enormer Anstrengung versuchte zu sprechen.

Ungläubig starrte SatelliteMan nach oben, wo er beobachtete, wie sein Gegner versuchte gegen den Schall anzukämpfen und trotz der starken Schmerzen in seinem Kopf mit dem Schwertangriff fortfuhr und erneut ausholte.

„Das ist nicht wahr! Niemand kann meinen Schallwellen standhalten!!“

„Ich... schon...“, keuchte MegaMan und ließ mit aller Kraft die Klinge hinabsausen.

Mit einem einzigen Schlag zerteilte er SatelliteMan genau in der Mitte. Das WideBlade schnitt sich einmal durch ihn hindurch, von oben durch den Kopf, senkrecht durch den restlichen Körper. Lan war sprachlos, als er dies mit ansah. Wie in Zeitlupe, so schien es, fielen die beiden Hälften des Satelliten-Navis auseinander. Jede Menge Datenteile sprühten wie Fontainen aus ihm heraus, als beide Gesichtshälften mit weit aufgerissenen Augen zu Boden fielen und sich sein gesamter Körper kurz darauf löschte und in einen wilden Datenwirbel zersprang. MegaMan hatte den Kampf siegreich zu Ende gebracht.
 

„Das war echt unglaublich, Mega!“, staunte Lan. „Du hast es wirklich geschafft, du hast ihn besiegt!“

„Ja... aber es war... ein ganzes Stück Arbeit...“, stöhnte der Navi, stürzte jedoch kurz darauf auf die Knie.

„Was ist los? Bist du in Ordnung??“

„Ja, geht schon... hab mich nur... etwas übernommen...“

„Das kommt sicher von diesen Schallwellen... Du hast ziemlich viel abbekommen. Geht es wirklich?“, fragte Lan besorgt.

„Ja, mach dir... keine Sorgen... ich brauch nur... nur etwas Ruhe... so wie Dash...“

„Kein Problem, jetzt wo das geschafft ist, kannst du dich erst einmal ausruhen! Einen Moment, ich logg dich wieder aus, das Störsignal sollte ja jetzt beseitigt sein!“, sprach Lan und griff nach dem Verbindungskabel seines PETs. „Jack-Out, MegaMan!“

Und schon transferierten sich MegaMan’s Daten wieder rüber auf Lan’s PET, wo er, wieder normal aussehend, auch gleich von Dash begrüßt wurde, welchem es auch wieder besser ging.

Erleichtert wischte sich Lan mit seinem Ärmel über die Stirn. Auch er hatte ganz schön zu schwitzen gehabt, trotz der kühlen Luft, die ihm dort oben auf dem Dach entgegenwehte.

„Am besten sehen wir direkt mal nach, ob unten wieder alles in Ordnung ist.“

„Yup, gute Idee. Ich hoffe der Schaden ist nicht allzu schlimm.“, antwortete MegaMan, der nun wieder damit beschäftigt war Dash zu knuddeln, wo der kleine Virus doch so glücklich war wieder mit seinem Herrchen vereint zu sein.

„Eins finde ich nur merkwürdig.“, begann Lan zu grübeln. „Was genau hatte SatelliteMan jetzt eigentlich vor? Arbeitete er wirklich für Shadow? Was sollte all das bedeuten, was er da gelabert hat?“

„Keine Ahnung. Als ob er verwirrt wäre oder so was, so wirkte es jedenfalls nicht. Vielleicht eine Art Trick?“, überlegte der blaue Navi.

„Hmm... aber was hat er sich dann davon versprochen? Und dann ist da noch was... er erwähnte eine Rina. Ob er wohl die Rina meinte, die-“, doch bevor Lan aussprechen konnte fiel ihm jemand anders ins Wort. Eine junge, weibliche Stimme erklang von irgendwo hinter ihm.

„Ja, genau die!“

Überrascht wandte Lan sich nach hinten und dort sah er sie auch schon. Eine sehr junge, wunderschöne Frau in einem weißen Wissenschaftlerkittel unter dem ein grüner Rock hervorschaute. Sie trug eine schmale Brille, die sie sich elegant zurecht rückte, während ihr langes rot-orangefarbenes Haar im leichten Hafenwind wehte. Sie stand direkt vor dem Eingang zum Fahrstuhl, verschränkte die Arme und schaute Lan direkt in die Augen.

„Sie waren es also!?“, fragte Lan, der nicht wirklich glauben wollte, dass er mit seiner Vermutung Recht gehabt hatte.

„Ja, ich war es.“, antwortete Rina und trat vorsichtig ein paar Schritte näher. „Und ich muss sagen, du hast dich besser geschlagen, als ich erwartet hatte. Nach deiner Niederlage gegen PolarMan hatte ich nicht geglaubt, dass du auch meinen SatelliteMan bezwingen könntest, aber das war wohl ein Irrtum.“

„Wie konnten sie nur?“, fragte Lan erschüttert. „Sie haben uns reingelegt, uns verraten! Dann waren sie es vermutlich auch, welche die Wood Armor ganz zu Anfang gestohlen hatte, oder? Sie sind die Spionin!“

„Ja, so kann man das wohl nennen.“, antwortete sie mit ruhiger Stimme und strich sich die Haare aus dem Gesicht, welche der Wind ihr hineingepustet hatte. „Eine SciLab-Wissenschaftlerin konnte besonders nützlich sein, das war Shadow sofort klar. Ich konnte ohne Probleme an die Daten herankommen, die er benötigte, die Wood Armor stehlen, einige Dinge manipulieren und auch die Frequenzstörung verursachen, ohne dass jemand herausbekam, dass ich es war.“

„Und wieso? Wieso haben sie das getan? Was verspricht ein Verbrecher wie Shadow einer so...“, Lan zögerte. Beinahe wäre ihm etwas rausgerutscht, was ihn nun ziemlich in Verlegenheit brachte, doch rasch hatte er sich wieder gefasst. „Einer Frau wie ihnen?“

„Nun ja... Anfangs hatte ich Shadow’s Ansichten noch geteilt. Ich bin die Welt auch leid, in der wir leben. Ich habe meine persönlichen Gründe die Net Society zu hassen und mir zu wünschen, dass sie zerstört wird. Wie Shadow davon erfahren hat ist mir bis heute ein Rätsel, doch er hat es geschafft und mich kontaktiert. Als ich feststellte, dass wir die gleichen Wünsche haben von einer friedvollen Zukunft, ohne diesen hoch technologisierten Müll, da hatte es nicht lange gebraucht, bis ich voll und ganz damit einverstanden war ihm bei seinem Plan zu helfen.“

„Was soll heißen, anfangs hatten sie Shadow’s Ansichten noch geteilt? Jetzt nicht mehr, oder wie?“, fragte Lan misstrauisch.

„Nun ja...“, begann Rina und kam noch ein paar Schritte näher auf Lan zu. „Anfangs war ich voll dabei und hätte alles getan, um die Net Society zu zerstören, aber jetzt... Allmählich zweifle ich daran, was wirklich das Beste für die Menschen ist. Sicher möchte ich noch immer, dass die Net Society zerstört wird, aber Shadow... Shadow hat sich verändert. Er nimmt die Sache viel zu ernst. Ich hatte nie geglaubt, dass es auf so etwas hinauslaufen würde. Ich dachte wir würden nur Navis und Programmen schaden, aber als dann die ersten Menschen in Gefahr gerieten kamen mir Zweifel, ob es vielleicht doch falsch war, sich ihm anzuschließen. Das kommt alles nur durch den Einfluss von diesem Smoke! Seitdem er Mitglied in unserer Gruppe geworden ist, hat sich alles geändert!“, zischte Rina wütend, als sie an diesen skrupellosen Kerl denken musste.

„Smoke...“ Auch in Lan baute sich leichter Zorn auf. „Aber was soll ich denn aus alldem jetzt schließen? Außerdem haben sie doch selbst Menschen mit dieser Aktion in Gefahr gebracht! Bitte erklären sie’s mir, ich versteh das nicht!“

„Es ist eigentlich ganz einfach. Ich musste eine Entscheidung treffen. Shadow helfen, die Net Society zerstören und meinen Traum erfüllen, dafür aber Menscheleben opfern... oder Shadow’s Organisation zu verlassen, um einen anderen Weg zu finden, meine Ziele zu erreichen. Da Shadow... und vor allem Smoke... nicht sonderlich erfreut über Verräter sind, war das Risiko allerdings ziemlich groß, dass ich mit meinem Leben spielen würde, wenn ich Shadow verrate. Also musste ich sichergehen, dass wenn ich ihn verlasse, meine Sicherheit garantiert ist. Verstehst du?“

„Ja, ich glaube schon.“, antwortete Lan, der interessiert zuhörte.

„Darum habe ich das hier arrangiert. Ich habe SatelliteMan in das System eingeloggt, damit du und MegaMan gegen ihn kämpfen würdet. Nachdem ihr von PolarMan besiegt worden seid, hatte ich eigentlich die Hoffnung aufgegeben, dass es jemanden geben würde, der Shadow aufhalten könnte, aber ich musste mich selbst davon überzeugen. Ich beschloss mein Schicksal in den Ausgang dieses Kampfes zu legen. Hätte MegaMan verloren, hätte ich weiterhin Shadow gedient und meinen Traum auf einem Weg erfüllt, der mir zwar nicht gefällt, aber immerhin wäre mein Leben gesichert gewesen. Selbstsüchtig, oder?“, lachte sie. „Doch MegaMan hat gewonnen.“

„Also bedeutet das jetzt... sie werden aufhören für Shadow zu arbeiten?“, fragte Lan, um sicherzugehen, dass er soweit alles verstanden hatte.

„Da ihr beide SatelliteMan besiegt habt, habe ich wieder etwas Hoffnung gewonnen. Wenn es jemanden gibt, der Shadow aufhalten kann, dann seid ihr es. Ich lege mein Schicksal in eure Hände.“

Langsam beugte sich Rina hinunter zu Lan, nahm seine Hände und zog ihn näher heran, dass ihre Gesichter nur wenige Millimeter voneinander entfernt waren. Unsicher schluckte Lan und sah direkt in die wunderschönen Augen, die ihn immer noch so seltsam faszinierten.

„Ihr müsst Shadow aufhalten. Ihr müsst diesen Wahnsinn stoppen. Er ist eigentlich kein schlechter Kerl und ihr werdet seinen Groll auf die Net Society verstehen, wenn ihr einmal mit ihm geredet habt. Ich kann ihn auch verstehen und ich teile seine Meinung, doch der Weg den er eingeschlagen hat ist falsch. Hätte er doch nie diesen Smoke angeheuert... Bitte, versprecht mir, dass ihr Shadow aufhaltet und ihm helft wieder zu Verstand zu kommen. Ich weiß, dass auch ich heute Menschen in Gefahr gebracht habe, doch manchmal muss man einfach Dinge tun, die man nicht gern tun will. Ich bin auch bereit dafür zu büßen... ich werde mich den Officials stellen, aber nur unter der Bedingung, dass ihr beide meine Bitte erfüllt.“

Lan konnte nicht wirklich glauben, was er da hörte. War das kein Traum? War das wirklich wahr, was diese Frau ihm grade gesagt hatte? Fassungslos starrte er sie weiterhin an und versuchte sich zusammenzureißen, um zu antworten.

„Und?“, fragte sie noch einmal. „Verzeihst du mir und tust mir diesen Gefallen?“

„Ich... ich...“, begann Lan zu stottern. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, außer... außer, dass ich ihnen natürlich diese Bitte erfüllen werde! Ich werde Shadow besiegen, koste es, was es wolle! Und absolut niemand wird mich daran hindern können, nicht einmal PolarMan oder InvisibleMan!! Oder was sagst du, Mega?“

„Nein, wir kriegen das schon gebacken. Wir werden Shadow aufhalten und ihn wieder zu Sinnen bringen.“

Ein erleichtertes Lächeln machte sich auf Rina’s Lippen breit.

„Ich danke euch.“, sprach sie und zog Lan plötzlich noch näher heran, um ihre Arme um ihn zu legen und ihn fest an sich zu drücken.

Überrascht von dieser plötzlichen Umarmung, wusste Lan nicht so recht wie er darauf reagieren sollte. Es war ihm nicht unangenehm, ganz im Gegenteil! Aber irgendwie... Sein Gesicht begann ziemlich rot anzulaufen und als Rina ihn wieder zurückdrückte musste sie lachen, als sie seinen entgeisterten Gesichtsausdruck sah.

„Vielen Dank, Lan. Vielen Dank dafür, dass du mir so viel Hoffnung gibst.“

„Kein Problem.“, antwortete der verlegene junge Mann. „Es tut mir leid, dass wir SatelliteMan gelöscht haben. Hätte ich gewusst, dass-“

„Ist schon in Ordnung.“, wandte Rina schnell ein. „Er war darauf vorbereitet. Ich hatte mit ihm drüber geredet, bevor wir unseren Entschluss gefasst haben. Und es ist ja nicht so, als sei er für immer verschwunden. Er wird immer weiterexistieren. Und wozu haben wir denn all diese hochmodernen technischen Gerätschaften?“, zwinkerte sie Lan zu.

„Wieso hassen sie überhaupt die Net Society? Ich könnte mir ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen, also wie kommt es, dass sie sie hassen?“

„Gerade das ist es, was ich so sehr an ihr hasse.“, sprach sie.

„Was?“, fragte Lan verwirrt. „Das ich mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen könnte?“

Rina nickte nur und richtete sich wieder auf. Sie griff in ihr wehendes Haar, um es sich zu einem Pferdeschwanz zu binden.

„Aber-?“, doch bevor Lan eine weitere Frage stellen konnte, legte sie ihm schnell einen Finger auf die Lippen, dass er schweigen sollte.

„Keine weiteren Fragen mehr, ja? Irgendwann wirst du es auch verstehen. Oder vielleicht gehörst du schon zu der Generation, die es nicht mehr verstehen wird und das ist wirklich schade, aber so ist wohl der Lauf der Dinge.“

Verdutzt sah Lan auf zu der jungen Frau, doch sie lächelte ihm nur freundlich zu. Antworten auf seine restlichen Fragen, konnte er wohl nicht mehr erwarten.

„Aber was werden sie denn dann jetzt tun?“

„Erst mal lass dieses förmliche ’sie’ weg. So alt bin ich nun auch noch nicht, das klingt irgendwie so... als wäre ich schon ein altes Fräulein.“, lachte sie und ging gemeinsam neben Lan zum Aufzug rüber. „Na ja, ich werde mich den Officials stellen und für meine Taten büßen, wie ich es versprochen habe. Ich bereue wirklich, was ich getan habe und hätte mich nie dazu verleiten lassen sollen. Auch wenn es in gewisser Weise auch seine guten Seiten hatte.“

„Die Officials werden sie... dich bestimmt vielen Befragungen unterziehen. Vielleicht aber wird deine Strafe milder ausfallen, wenn du uns hilfst Shadow zu stoppen?“, fragte Lan hoffnungsvoll.

Abrupt blieb Rina stehen und sah den Jungen verwundert an. Mit solch einer Frage hatte sie überhaupt nicht gerechnet.

„Tut mir leid, aber ich kann nicht. Ich kann es dir nicht erklären, aber ich kann einfach nicht. Außerdem will ich gar keine mildere Strafe. Ich will das, was ich verdient habe und nichts anderes. Aber das ist wirklich lieb von dir. Hier, warte einen Moment...“, sprach sie und griff in eine der Taschen ihres weißen Kittels. Heraus holte sie einen seltsam geformten Battle Chip und drückte ihn Lan in die Hand. „Der hier ist für dich. Als Zeichen meines Dankes und als Symbol unserer Freundschaft und des Versprechens, was du mir gegeben hast.“

Neugierig hielt Lan den Chip hoch und betrachtete ihn freudestrahlend. Es war ein Chip für eine Soul-Unison. Die SatelliteSoul!

„Vielen Dank, Rina!“

„Nicht der Rede wert.“, lächelte sie und gemeinsam stiegen die zwei in den Fahrstuhl.
 

Unterdessen wartete ein braunhaariger Mann mit leichten Grauansätzen in seinem Haar auf einen Anruf, während er entspannt auf einem Bürosessel zurücklehnte und genüsslich eine Zigarette rauchte. Mit der rechten Hand schwenkte er eine schwarze Sonnenbrille hin und her und blies den Zigarettenqualm durch seine Nase raus. Auf dem Schreibtisch vor ihm stand ein abgeschaltetes Laptop. Der Büroraum war ziemlich klein und die Rollos waren nur halb hochgezogen, dass grade Mal die Hälfte des Raums belichtet wurde. Nach einem weiteren Zug klingelte auch schon das Handy, welches plötzlich auf dem Schreibtisch zu vibrieren begann. Sofort griff der Mann nach dem Mobiltelefon, klappte es auf und hielt es sich ans Ohr. Die Zigarette nahm er zum Sprechen nicht aus dem Mund.

„Smoke hier, was gibt’s?“

„Hier ist Shadow.“, erklang es von der anderen Seite der Telefonleitung.

„Ah, Mr. Shadow!”, sprach Smoke überrascht und rückte augenblicklich grade in seinem Sitz. „Ich habe mich schon gefragt, wann sie denn endlich anrufen würden. Und? Wie ist es gelaufen?“

„Rina hat’s vermasselt und sie hat sich ergeben, genau wie du es gesagt hattest.“

„Sehen sie? Ich wusste doch, die Schlampe würde versuchen uns auszuspielen.“

„Ja, hätte ich bloß auf dich gehört.“, seufzte Shadow. „Aber immerhin hat sie uns noch ein wenig mehr Zeit verschaffen können.“

„Soll ich sie ausschalten, bevor sie irgendwas über uns verrät?“

„Nein, das wird sie nicht.“

„Sind sie sich da sicher?“, fragte Smoke.

„Ja, ganz sicher. Außerdem ist es nun eh egal. Begib dich sofort nach unten, ich will, dass es jetzt losgeht! Der Moment auf den wir so lange gewartet haben ist endlich gekommen. OmegaMan ist soweit!“

„Hehe... ich kann’s ebenfalls kaum erwaten ihn in Aktion zu erleben. Dann hab ich also den Befehl?“, fragte Smoke noch einmal grinsend nach.

„Ja, lass sie frei.“

„Sehr schön. Ich erwarte sie dann unten.“

Und mit einem dumpfen Klicken wurde das Telefonat beendet. Mit einer lockeren Handbewegung schleuderte Smoke das Handy nach hinten, nahm noch einen kräftigen Zug und drückte seine Zigarette dann auf der Tischplatte aus. Er erhob sich und ging zur Tür, während er sich noch im Gang eine neue Zigarette ansteckte.
 

Nachdem Lan sich vergewissert hatte, dass es keine ernsthaft Verletzten gab und er noch zugesehen hatte, wie Rina von den Officials abgeführt wurde, machte er sich auch schon auf den Weg, um seinem Vater Bericht zu erstatten. Irgendwie war er froh darüber, wie sich alles entwickelt hatte. Er war ausgesprochen glücklich darüber, dass Rina doch nicht böse war und für Shadow arbeitete. Zumindest fast nicht... Er war erleichtert darüber, dass sie von sich aus entschieden hatte Reue zu zeigen und sich für ihr Tun zu verantworten und wer wusste es schon? Eventuell würden sie sich eines Tages unter besseren Umständen wiedertreffen?

„Hehe...“, kam ein leises Kichern aus Lan’s PET, während er durch die Gänge des Official Centers schlenderte, um sich zum Fahrstuhl zu begeben.

„Was lachst du?“, holte Lan sein PET hervor und schaute seinen Navi an, der sich schon die Hand vor den Mund hielt.

„Na ja... ich mein nur... die hat dir ja ziemlich den Kopf verdreht, was?“

„Was?!“, fragte Lan entsetzt und lief dabei rot an.

„Na komm, gib’s schon zu. Du solltest mal dein Gesicht sehen, rot wie eine Tomate! Pass nur auf, dass Mayl davon nichts erfährt, die wird sonst echt sauer.“

„Hör auf, Mega.“, grummelte Lan. „Ich kann sie gut leiden, das ist aber auch schon alles. Ich bin einfach nur froh, dass Rina ihre Fehler eingesehen hat, mehr nicht. Ich liebe sie nicht!“

„Von lieben war ja eigentlich auch gar nicht wirklich die Rede. Aber vielleicht ist da ja sogar was dran, wenn du schon-“

„Nein!“, fiel Lan seinem Navi ins Wort. „Ich warne dich, sei still! Da ist rein gar nichts, sie ist doch eh viel zu alt für mich!“

„Was dich ziemlich enttäuscht, nicht?“, lachte MegaMan.

„MegaMan, willst du Stress?“

„Irgendwas muss doch dran sein, sonst würd es ihn doch nicht so auf die Palme bringen, oder?“, wandte der blaue Navi sich nun dem kleinen Fishy-Virus zu, welches zustimmend nickte.

„Oh, ihr beide... Und was sollte das eigentlich grade mit Mayl bedeuten?“

„Ach komm Lan, jetzt stell dich nicht wieder so an, wir wissen es doch beide.“, zwinkerte MegaMan seinem Operator zu, welcher darauf noch roter anlief.

„Jetzt ist wirklich gut, ich will nicht weiter darüber reden, klar?“, versuchte Lan einfach das Thema schnell zu beenden.

„Wie du meinst.“, lachte MegaMan laut weiter.
 

Schließlich erreichte Lan den Raum, wo die anderen ihn schon erwartet hatten. Als er hereinkam merkte er sofort, dass die Situation wieder ruhiger geworden war und die starke Anspannung sich aufgelöst hatte, welche noch vor wenigen Minuten herrschte.

Ruhig und konzentriert saßen die Officials an ihren Stationen und versuchten weiterhin gemeinsam mit Mr. Famous das Netzwerk zu stabilisieren. Jim und Gregory kamen gleich Lan entgegen, als sie ihn hereinkommen sahen und auch Dr. Hikari war sofort zur Stelle. Nur Herr Takamura schien nicht anwesend zu sein.

„Lan, da bist du ja!“, kam Gregory auch schon angestürmt. „Du warst fantastisch! Das war echt genial!“

„Gute Arbeit, ich hatte nichts anderes von dir erwartet.“, stimmte Jim lächelnd zu.

„Wir haben deinen Kampf teilweise über den Laptop verfolgen können. Du und MegaMan, ihr wart einfach unglaublich!“, gab Gregory weiter sein Bewundern zum Ausdruck.

„Vielen Dank, aber es war auch ein ganzes Stück Arbeit. Ich bin froh, dass alles wieder vorbei ist.“, antwortete Lan leicht verlegen.

„Du hast da wirklich großartiges vollbracht, Lan, gratuliere.“, sprach nun Dr. Hikari. „Die Störungen haben sich gelegt und das System haben wir mittlerweile auch wieder unter Kontrolle. Die Schäden sind gar nicht so schlimm ausgefallen, wie ich erwartet hatte.“

„Ehrlich? Dann ist der Satellit in Ordnung? Können wir sofort mit der Lokalisierung fortfahren?“, wollte Lan direkt wissen, der es jetzt kaum mehr abwarten konnte Shadow entgegenzutreten.

„Nicht ganz.“, bremste sein Vater ihn jedoch in seinem Elan. „Der Satellit hat schon einiges abbekommen und aufgrund der vielen Systemausfälle werden wir das Suchprogramm von hier aus nicht mehr verwenden können. Wir müssten warten bis alles wieder vollständig repariert ist, wenn wir wollen dass es einwandfrei läuft. Aber bis die Schäden behoben sind könnte trotzdem noch locker eine Woche vergehen und bis dahin ist es zu spät.“

„Wie??“, fragte Lan entsetzt. „Aber das heißt ja, Shadow kommt einfach so davon?? Können wir denn gar nichts tun??“

„Doch doch, keine Sorge. Ich habe bereits mit Chaud gesprochen. Wir werden das gesamte Projekt einfach ins SciLab verlegen. Von dort aus können wir sofort weitermachen, sobald die Schäden am Satelliten behoben sind. Das dürfte in etwa eine Stunde dauern, dann kann es losgehen.“

Es war zwar ärgerlich, aber immerhin war nichts ernsthaftes passiert. In gewisser Weise war es Lan auch ganz recht. So hatte er wenigstens noch etwas Zeit zu verschnaufen und auch MegaMan konnte sich noch einmal vom letzten Kampf erholen.

„Wir fangen sofort an und lassen den Satelliten oben abmontieren, bringen ihn rüber zum SciLab und machen von dort aus weiter. Ihr könnt euch in der Zwischenzeit ja noch etwas ausruhen.“, sprach Dr. Hikari weiter, klopfte seinem Sohn auf die Schulter und wandte sich dann an Mr. Famous, um mit diesem noch einiges zu besprechen.

„Schade, dass es ausgerechnet Rina sein musste, was?“, begann auf einmal Jim und irritierte Lan damit im ersten Moment. „Es sind immer die, von denen man’s am wenigsten erwartet.“

Bei diesen Worten setzte Jim einen merkwürdigen und sehr bedrückt wirkenden Gesichtsausdruck auf. Er war beinahe wie der, den er hatte, als GeyserMan gelöscht worden war. Irgendwas stimmte nicht, das war Lan direkt klar, aber er wusste nicht was.

„Stimmt.“, seufzte Lan und erinnerte sich dabei auch wieder an Joshua oder Kinoshita. Doch er versuchte diese Gedanken schnell wieder zu verdrängen und wandte sich Gregory zu. „Ach ja, übrigens Gregory... Vielen Dank nochmals für den Chip. Ohne die BattleSoul hätten wir diesen Kampf sicher verloren.“

„Kein Problem!“, antwortete Gregory freudestrahlend, der es kaum fassen konnte, dass er Lan wirklich so sehr damit geholfen hatte. „Ich freue mich, dass dir der Chip doch nützlich sein konnte!“

„Wo steckt eigentlich Herr Takamura?“, fiel es Lan plötzlich auf. „Bei ihm wollte ich mich auch noch einmal für den FlameCircle bedanken. Ohne den hätte es Mega sicherlich auch erwischt.“

„Herr Takamura ist vorhin rausgegangen. Ich weiß nicht genau, wohin er wollte, aber er sah ziemlich fertig aus. Vielleicht hat ihn die Aufregung zu sehr angestrengt und er ist raus frische Luft schnappen?“, überlegte Jim.

Doch kaum eine Sekunde später kam auch Herr Takamura wieder in den Raum getreten.

„Oh, hallo Lan! Ich habe gehört, du hast es geschafft, eh?“

„Ja, auch dank des Chips, den sie mir gegeben haben! Ohne den hätte es wohl schlecht ausgesehen.“

„Ach was, ein einziger Chip hat dich nicht gerettet. Ich bin mir sicher auch ohne den hättest du es geschafft.“, lächelte Takamura und trat dabei den anderen entgegen. „Hab auch grade davon gehört, dass der Satellit umgesiedelt werden soll. Wir hatten sicherlich Glück, dass er nicht komplett zerstört wurde, aber ärgerlich ist es trotzdem.“

„Ja, aber da kann man nichts machen. Wir sollten lieber noch die wenige Zeit der Ruhe genießen, die wir jetzt noch haben.“, sprach Jim, doch grade war er fertig, da heulte plötzlich ein lautes Alarmgeräusch auf und der Raum erstrahlte mit einem Male in leuchtendem Rot.

„Was in Gottes Namen ist denn jetzt wieder los??“, schrie Takamura, um das Alarmgeräusch zu übertönen.

„Dr. Hikari!!“, kam es aus der anderen Ecke des Raums gerufen. Ein Official der nun an Jim’s Laptop saß, winkte hektisch, dass alle zu ihm rüberkommen sollten.

„Was ist passiert?“, fragte Dr. Hikari, kaum dass er hinter dem Official stand und über dessen Schulter auf den Monitor blickte.

„Ich weiß nicht wieso, aber ich verzeichne hier plötzlich lauter Aktivitäten überall im Netzwerk. Viren greifen den Official Square an und nicht nur den!“, erklärte der Official, während er eilig auf der Tastatur tippte. „Das passiert einfach überall! Der Star Square wird auch angegriffen, selbst der ACDC Square!! Überall im gesamten Netzwerk von Electopia materialisieren sich Viren und greifen die Navis an!“

„Was für Viren?“, fragte Mr. Famous neugierig, der auch hinzugetreten kam.

„Ich weiß es nicht... es muss sich um einen völlig neuen Viren-Typ handeln, ich kann sie nicht identifizieren!“

„Shadow.“, kam es beinahe aus allen gleichzeitig heraus.

„Dann hat es also begonnen...“, murmelte Dr. Hikari.

„Was hat begonnen?“, fragte Gregory unsicher.

„Die Zerstörung der Net Society... Der finale Kampf... Der Anfang vom Ende...“

Omega-Virus

Alles im Official Center war in Aufruhr. Kaum war die erste Katastrophe erfolgreich abgewendet worden, da kam gleich schon die nächste auf Lan und seine Freunde zu. Zwar war die Frequenzstörung durch die Vernichtung SatelliteMan’s behoben, aber dafür schien Shadow nun Nägel mit Köpfen zu machen. Der Anfang vom Ende hatte begonnen. Die Zerstörung der Net Society wurde eingeleitet...
 

Noch nicht ganz erholt vom letzten Angriff, versuchten die Officials Ruhe zu bewahren, um sich zu konzentrieren. Doch dies war leichter gesagt, als getan. Überall im Internet tauchten plötzlich Viren auf. Aber nicht irgendwelche Viren! Es handelte sich scheinbar um einen völlig neuen Typ Virus, der sich ziemlich schnell ausbreitete und alle Netzwerke Electopia’s befiel. Überall wurden Squares und Navis angegriffen und nichts und niemand schien etwas dagegen ausrichten zu können, oder überhaupt eine Erklärung dafür zu haben, woher auf einmal all diese Viren kamen. Eins war jedoch sonnenklar... Es war Shadow’s Werk!
 

Beunruhigt starrten alle auf den kleinen Laptop-Monitor, auf dem weitere Daten über die bisher entstandenen Schäden abgerufen wurden. Der Official, der an der Tastatur saß, tippte hastig weiter. Dr. Hikari stand genau hinter ihm, schaute ihm über die Schulter und betrachtete grübelnd die Monitoranzeigen. Mr. Famous sah ebenfalls sehr beunruhigt aus und stand nur stumm, die Arme verschränkt da und schien nachzudenken.

Gregory schaute zwischen den dreien unsicher hin und her. Man merkte ihm schnell an, dass er Angst hatte. Doch Lan legte ihm eine Hand auf die Schulter und versuchte seinen Freund zu beruhigen, was auch einigermaßen zu funktionieren schien.

Jim und Herr Takamura mischten sich da lieber nicht ein und hielten sich etwas zurück, versuchten allerdings trotzdem mitzubekommen, was genau hier los war.

Schließlich trat Dr. Hikari in die Mitte des Raums. Die anderen folgten ihm mit ihren Blicken.

„Okay...“, begann er. „Wir stehen hier vor einem ernsthaften Problem. Ernster, als ich erwartet hatte.“

„Was ist hier los, Dad? Woher kommen all diese Viren?“, fragte Lan aufgeregt.

„Ich hab selbst keine Ahnung, wie genau das möglich ist. Aber es sollte jedem hier klar sein, dass Shadow dahinter steckt. Es wird also langsam ernst. Wir müssen jetzt schnell handeln.“

„Aber was sollen wir denn tun?“, mischte sich Herr Takamura ein. „Das Internet wird von Viren befallen und der Satellit ist kaputt! Wie sollen wir jemals rechtzeitig Shadow’s Hauptquartier ausfindig machen, bevor die gesamte Internetwelt von Viren befallen und zerstört ist??“

Auch die anderen schauten Dr. Hikari zweifelnd an.

„Es gibt keinen anderen Weg, wir müssen den Satelliten reparieren und mit ihm Shadow’s Standort lokalisieren. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht.“, antwortete Dr. Hikari, der nun einen ziemlich grimmigen Blick aufgesetzt hatte.

„Aber sie sagten, es würde gut eine Stunde dauern, bis alles soweit ist! Ich dachte der Satellit müsste auch noch nach Den Town ins SciLab geschafft werden?“, fragte nun Gregory, der immer nervöser wurde.

„Darum müssen wir uns auch beeilen.“, antwortete Dr. Hikari und war bereits drauf und dran einen Ausweg aus dieser Situation zu finden.

„Diskutieren bringt uns jetzt auch nicht weiter. Im Gegenteil, es kostet nur noch mehr Zeit.“, ergriff nun Mr. Famous das Wort. „Wir werden es folgendermaßen machen. Ich und Dr. Hikari werden uns um den Satelliten kümmern. Wir werden ihn nach Den Town bringen und reparieren, dass wir ihn in ungefähr einer Stunde einsatzbereit haben. Dann werden wir Shadow’s Basis finden und uns direkt auf den Weg machen, um ihn aufzuhalten. In der Zwischenzeit werden Lan und alle anderen verfügbaren Official-Net-Battler sich ins Internet einloggen und so viele Navis wie möglich warnen. Alle Navis sollen umgehend in ihre PETs zurückkehren und dort bis auf weiteres verweilen. Wir wissen noch nichts über diesen neuen Viren-Typ und wie man gegen ihn vorgehen kann, geschweige denn, was er überhaupt für Fähigkeiten besitzt. Wenn Shadow wirklich vorhat die Net Society und somit die komplette Cyberwelt zu zerstören, dann müssen wir alle evakuieren, bevor es zu spät ist. Im schlimmsten Fall wird diese ganze Aktion auch Auswirkungen auf die reale Welt haben.“

„Glauben sie wirklich wir schaffen das?“, fragte Jim zweifelnd. „Lan und auch Gregory sind gut, keine Frage... aber seit dem Angriff auf den Official Server haben wir kaum mehr Official-Navis, die diese Aufgabe übernehmen könnten. Was wenn unsere restlichen diesen Viren nicht gewachsen sind?“

„Was haben wir denn sonst für eine Alternative? Außerdem sollen sie nicht gegen die Viren kämpfen, sondern die Navis retten und sie warnen. Ich weiß selbst, dass das riskant ist, aber jetzt mal ganz im Ernst... Kann es schlimmer sein, als das, was uns bisher widerfahren ist?“, fragte Mr. Famous skeptisch.

„Vielleicht, vielleicht nicht...“, seufzte Dr. Hikari und rieb sich nachdenklich die Stirn.

„Lan, was sagst du dazu?“, wandte sich nun Mr. Famous an den jungen Net-Battler.

„Ich bin auch dafür, dass wir endlich was tun, bevor es zu spät ist! MegaMan und ich sind bereit, wir können direkt loslegen!“, sprach Lan entschlossen.

„Und ich und BattleMan, wir werden auch unser Bestes geben, um Lan zu helfen!!“, wandte Gregory rasch ein und Lan nickte ihm dafür dankend zu.

„Also gut... Wir machen es so, wie Mr. Famous es gesagt hat.“, gab Dr. Hikari schließlich nach, obwohl ihm das Ganze auch nicht so sonderlich gut gefiel. „Machen wir uns gleich an die Arbeit.“

„Okay, ich werde den anderen Officials bescheid sagen!“, sprach Jim und stürmte auch schon hinaus.

„Da ich vermutlich nur im Weg sein werde, werde ich mich schon mal nach Den Town zum SciLab begeben. Vielleicht kann ich ja dort von größerer Hilfe sein. Ich werde dann auf sie warten.“, sagte Takamura und drehte sich auch ab, um das Official Center zu verlassen. „Pass gut auf dich auf, Lan.“

„Keine Sorge, mir wird schon nichts passieren!“

„Das hoffe ich doch.“, lächelte Takamura und ging ab.

„Gut, dann zu euch beiden.“, richtete Mr. Famous sich nun an die beiden Jungs. „Hört genau zu. Ihr werdet die einzelnen Squares besuchen und die Navis dort warnen und alles evakuieren. Riskiert nicht gegen diese Viren zu kämpfen, es sei denn, es gibt keinen anderen Weg. Ich möchte euch aber trotzdem bitten so viel über sie, wie möglich herauszufinden. Seid aber vorsichtig. Wir wissen nicht, womit wir es hier zu tun haben.“

„Das brauchen sie uns nicht zweimal sagen. Wir wissen schon, was zu tun ist, nicht Mega?“

„Ich glaube du leidest heute wieder unter einem zu hohen Maß an Selbstüberschätzung.“, seufzte MegaMan kopfschüttelnd. „Aber ja, wir kriegen das schon hin. Außerdem sollte nichts großartiges schief gehen, wenn Gregory und BattleMan dabei sind.“

„Das ist gut zu hören. Dann fangt mit dem Official Server an. Der befindet sich direkt hier vorne. Loggt euch vom Laptop aus ein, das sollte funktionieren. Vom Official Square aus begebt ihr euch dann zu den anderen. Wenn ihr fertig seid, kommt ihr sofort zum SciLab, es sei denn wir haben euch bis dahin schon angerufen. Verstanden?“

„Roger!“, antworteten Lan und Gregory im Chor.

„Also dann, nichts wie an die Arbeit!“

Und so rannte auch Mr. Famous hinaus. Dr. Hikari wartete noch einen Augenblick und schaute seinem Sohn tief in die Augen. Er konnte nur hoffen, dass alles schnell vorbei sein würde. Als dann auch sein Vater endlich verschwunden war, gingen Lan und sein unsicherer junger Freund schnell zum Laptop rüber, um ihre Navis dort einzuloggen.

„Du hast Mr. Famous gehört! Helfen wir den Navis dabei sich vor den Viren in Sicherheit zu bringen! Wenn wir auf dem Official Square sind, können wir direkt danach sofort zum Harbour Square weiter, da die beiden ja miteinander verbunden sind, wenn ich mich richtig erinnere, also auf geht’s! Jack-In, MegaMan! Execute!”, riss Lan das PET-Verbindungskabel hervor und schloss es am Laptop an.

Gregory holte ebenfalls sein PET hervor und tat es seinem Vorbild gleich.

„Jack-In, BattleMan! Execute!”
 

Kaum waren die beiden Navis eingeloggt, standen sie auch schon auf der untersten Ebene des Official Squares. Erschrocken schauten sie sich um. Zwar war ihnen klar, dass der Square leicht demoliert aussehen musste, nachdem PolarMan mit seinen Handlanger dort gewütet hatte, doch das was sie hier vor sich sahen, war weitaus schlimmer, als sie es sich vorgestellt hatten. Und PolarMan’s Werk allein war dies sicher nicht gewesen!

Die BBS-Boards, die hier einst standen, waren völlig zerstört, auseinandergerissen, zerbrochen oder umgestoßen. Der Boden war stellenweise durchlöchert, verbrannt, eingefroren oder komplett weggebrochen. Der Square, oder zumindest das, was von ihm übrig war, erinnerte eher an eine Ruine. Doch das war nicht das Schlimmste. Überall unter den Trümmern verteilt lagen die Wartungs-Navis der Officials, die dafür verantwortlich gewesen waren das Areal neu aufzubauen, nach PolarMan’s Angriff. Einige von ihnen hatten Gliedmaßen verloren und lagen vor Schmerzen stöhnend nur da, während aus ihren Wunden Unmengen von Datenteilchen geschossen kamen.

Vorsichtig bewegten sich MegaMan und BattleMan durch die Trümmer.

„Waren das die Viren?“, fragte Gregory mit fast erstickter Stimme.

„Sieht ganz so aus...“, gab Lan ungern zu.

„Diese Navis hier besitzen scheinbar keine Operator. Sie können sich nicht ausloggen.“, stellte MegaMan fest, als er gemeinsam mit BattleMan versuchte einen Navi aus den Trümmern zu befreien.

„Die Armen... heißt das, sie müssen dort zurückbleiben? So wie sie sind?“

„Wir können nichts für sie tun.“, sprach Lan und allmählich stieg wieder Wut in ihm auf. „Wenn sie keine Operator haben, können sie sich nicht ausloggen. Sind da noch mehr Verletzte, Mega?“

„Ich weiß nicht. Vielleicht auf den oberen Ebenen. Am besten schauen wir schnell nach. Aber ich glaube, die Viren sind von hier längst wieder verschwunden. Dieser Ort war eh zerstört. Hier gab es wohl nicht mehr viel für sie zu tun.“

Nachdem sich BattleMan vergewissert hatte, wie es in den beiden oberen Ebenen aussah, kam er auch auf direktem Weg wieder zurück, um den anderen Bericht zu erstatten.

„Da oben ist nichts mehr. Hab auch keine Verletzten gesehen. Die oberste Plattform ist auf die darunter liegende gestürzt und hat alles zerstört, was sich dort zuvor befunden hatte. Da sind überall nur noch Trümmer von zerstörten Shops, sonst nichts.“

„Shadow...“, grummelte Lan zornig. „Los, MegaMan! Dann begebt euch direkt weiter zum Harbour Square.“

Und nachdem die beiden Navis noch kürz überprüft hatten, ob die Verletzten allein klarkommen würden, liefen sie auch schon zu dem Teleporter rüber, welcher eine direkte Verbindung zum Harbour Square darstellte. Ohne zu zögern traten sie hinein und ließen ihre Daten rüber transferieren.
 

Als sie den Harbour Square schließlich erreicht hatten, mussten sie feststellen, dass es hier sogar noch weitaus schlimmer aussah, als auf dem Official Square.

Überall auf der großen, achteckigen Plattform, welche aus hellblau schimmerndem Glas bestand, liefen verzweifelt Navis um ihr Leben und flüchteten vor den unbekannten Viren, die in ihrem Zerstörungswahn alles vernichteten, was ihnen in den Blick geriet. Laute Schreie und Busterfeuer erfüllten das Areal, als die wenigen Überlebenden versuchten gegen die Viren anzukommen. Reflexartig nahmen MegaMan und BattleMan ihre Kampfhaltungen ein.

„D-Das s-sind diese Viren??“, stotterte Gregory erschrocken, als er die Viren zum ersten Mal auf dem Screen seines PETs zu Gesicht bekam.

Sie waren ziemlich groß und monströs. Sie waren sogar fast größer als ein gewöhnlicher Standard-Navi und mindestens doppelt so breit. Der Kopf dieser merkwürdigen Viren erinnerte ein wenig an den Kopf eines Hundes, nur extrem kantig und metallisch aussehen. Spitzzulaufende Ohren standen über den starren, rot leuchtenden Augen ab, die mit erbitterter Kälte einen eisigen Hauch von Angst über die Gemüter ihrer Opfer jagten. Der Oberkörper dieser Viren stand in Flammen und statt Hinterbeinen, schien ihr Unterkörper aus Wasser zu bestehen, welches ständig seine Form wechselte. Die Vorderbeine bestanden aus magnetisierten, rundlichen Scheiben, die übereinander schwebten. An ihren Enden befanden sich breite Füße mit blitzförmigen Klauen, die dicke Risse in den glasigen Plattformboden kratzten. Mindestens ein ganzes Dutzend dieser Viren musste sich in diesem Moment auf dem Harbour Square befinden und damit beschäftigt gewesen sein, die restlichen Navis zu löschen, die noch nicht dazu gekommen waren sich auszuloggen.

„Das ist schrecklich...“, stöhnte Gregory fassungslos.

Auch Lan fehlten die Worte. So etwas hatte er zuvor noch nie gesehen. Was waren das für Viren?? Mit offenem Mund und ohne zu blinzeln war sein Blick wie versteinert auf sein PET gerichtet. Sogar MegaMan und BattleMan wussten darauf nichts zu sagen. Hilflos sahen die beiden mit an, wie um sie herum weitere Navis gejagt und gelöscht wurden.

Ein violetter Standard-Navi hatte genug davon nur vor diesen Monster davonzurennen, hielt plötzlich an und drehte sich zu einem Virus herum, welchem er seinen Buster entgegenstreckte. Doch bevor er dazu kam einen Schuss abzugeben, erfasste ihn die gewaltige Pranke des Virus und zerfetzte seinen Oberkörper. Mit einem lauten Schmerzensschrei wurde der Navi sofort gelöscht.

„MegaMan! BattleMan!“, rief Lan, als er sich endlich wieder gefasst hatte. „Wir können nicht tatenlos zusehen, wir müssen diesen Navis helfen!!“

Im ersten Moment wandte Gregory überrascht seinen Blick zu Lan und konnte nicht fassen, was er da grade gehört hatte. Doch dann versuchte auch er sich zusammenzureißen. Lan hatte Recht, sie mussten diesen Navis irgendwie helfen.

„Ich bin bereit, Lan! Gib nur das Zeichen und es kann losgehen!“, antwortete der blaue Navi entschlossen und hielt seinen MegaBuster bereit.

„Ich bin auch für den Kampf gewappnet. Kein Virus ist zu stark für uns! Virus bleibt Virus, egal wie er aussieht!“, willigte auch BattleMan ein.

„Dann zeigt es ihnen! Wir werden euch helfen und-“, doch in diesem Augenblick erklang eine Stimme von irgendwo aus dem Internet und unterbrach Lan in seinem Satz.

„Heee-Heee!! Na sie mal einer an, wen haben wir denn hier?“

„Was?“, schreckte Lan auf. Diese Stimme kam ihm sehr vertraut vor, doch bevor er lange grübeln musste, zeigte sich der Unbekannte auch schon, um seine Identität zu enthüllen. Doch er war nicht allein...

Überrascht traten MegaMan und BattleMan einige Schritte zurück, als sich wenige Meter vor ihnen zwei Navis einloggten. MegaMan’s Augen weiteten sich, als er seine Gegenüber erkannte. Auch Lan war im ersten Moment sprachlos vor Schock. Es handelte sich bei den beiden um PropellerMan und SmokeMan...

„Das gibt’s nicht!“, stöhnte Lan ungläubig. „Das ist unmöglich, wir haben euch beide gelöscht!!“

„Du kennst die beiden?“, fragte Gregory, der nun leicht verwirrt war.

„Leider ja...“, grummelte Lan mit zusammengebissenen Zähnen und schaute wieder auf sein PET, wo ihm die beiden Navis überaus gut gelaunt entgegenlachten..

„Hattet ihr wirklich geglaubt, ihr würdet uns so einfach loswerden? Nein, nein! Da müsst ihr schon mehr anstellen, um uns aufzuhalten.“, sprach nun SmokeMan.

Zwischen den beiden Navis herrschte ein ziemlicher Kontrast. PropellerMan war sehr klein und breit, SmokeMan hingegen lang und schmal.

PropellerMan’s Kopf schien eine Art rot lackierte Turbine zu sein, auf der ein gelblicher Propeller angebracht war. Durch einen quadratischen Schlitz konnte man seine großen Augen sehen und das breite Grinsen, welches seinen Mund fast dauerhaft ausfüllte. Er trug blau-rote Stiefel, einen blauen Handschuh am rechten und einen Buster am linken Arm.

SmokeMan hatte einen langen und schmalen Kopf, der an den Abgasturm einer Fabrik erinnerte. Sein Gesicht war vollkommen schwarz, mit Ausnahme der Augen, welche bösartig unter dem länglichen, grauen Helm hervorfunkelten. Oben aus der Spitze seines Kopfes drangen dichte Rauchschwaden. Während PropellerMan wohl nur halb so groß, wie MegaMan war, war SmokeMan hingegen fast doppelt so groß wie der blaue Navi.

Er trug einen hellblauen Brustpanzer mit grauen Längsstreifen unter den Achseln und grauen Schutzplatten über den Schultern. Über seine Beine waren lange hellblaue Stiefel gezogen, die ebenfalls einige graue Streifen besaßen. Dies galt auch für den Handschuh an seinem linken Arm. An seinem rechten Arm jedoch hatte er einen großen, zylinderförmigen Buster der ebenfalls blau-grau war.

„Das gibt’s doch einfach nicht...“ Lan konnte es noch immer nicht fassen. Waren damals ihre Anstrengungen SmokeMan und PropellerMan zu besiegen wirklich umsonst gewesen??

„Heee-Heee! Wie du siehst gibt’s das schon.“, kicherte der kleine PropellerMan.

„Ja, wirklich unglaublich nicht? Haha! Wir sind wieder auferstanden von den Toten, getrieben von Rache! Und um einiges stärker als zuvor sind wir auch! Hahahaha!!“, begann SmokeMan laut zu lachen.

„Es stimmt, Lan.“, sprach MegaMan, der nun ziemlich nervös wirkte und dem auch wirklich unwohl zumute war. „Ich kann es sogar deutlich spüren. Irgendwas ist anders an den beiden.“

Nun bemerkte auch Lan etwas ungewöhnliches, bei genauerem Hinsehen. Irgendwas war tatsächlich anders an diesen beiden Navis. Ihr Äußeres wirkte farblich viel dunkler als bei ihrem letzten Zusammentreffen.

Sowohl Gregory als auch BattleMan wussten nicht genau, was sie tun sollten. Wortlos beobachteten sie die Szene, die sich vor ihnen abspielte.

„Ach was! Wir haben euch einmal besiegt, wir besiegen euch auch ein zweites Mal!“, brüllte Lan nun fest entschlossen.

Doch SmokeMan und PropellerMan zeigten sich eher amüsiert über diese Antwort.

„Ach, meinst du? Ich würde mir an deiner Stelle da nicht so sicher sein.“, warnte der qualmende Navi den jungen Operator. „Aber wir sind sowieso nicht hier, um zu kämpfen.“

„Und was wollt ihr dann hier?“, fragte MegaMan, der innerlich schon vollkommen bereit für einen Kampf war.

„Wir sind hier, um den Befehl unseres Meisters auszuführen. Hee-Hee!“

„Ihr befehligt diese Viren, oder?“, mischte sich nun BattleMan ein.

„Genau! Was ihr hier erlebt ist die erste Phase des Omega-Projekts. Wir werden die Net Society Stück für Stück zerstören und nichts und niemand wird uns daran hindern.“, erklärte SmokeMan. „Selbst ihr nicht!“

„Das wollen wir doch erst mal sehen. Los, kommt her! Ich kann es kaum erwarten euch noch einmal eine Abreibung zu verpassen.“, forderte MegaMan wütend seine Gegenüber zum Kampf auf.

„Du beliebst zu scherzen. Als wenn wir es jetzt noch nötig hätten uns mit Gewürm wie euch abzugeben! Bald werden wir alle Teil der ultimativen Kraft sein... Hahaha!!“, lachte SmokeMan laut. „Aber wenn ihr unbedingt kämpfen wollt, dann tun wir euch diesen Gefallen.“

„Aber ihr werdet nicht gegen uns kämpfen. Hee-Hee!“

Erst jetzt bemerkten Lan, Gregory, MegaMan und auch BattleMan, dass völlige Stille in das Areal eingekehrt war. Alles war plötzlich totenstill. Sie hatten gar nicht mitbekommen, wie die restlichen Navis um sie herum von den Viren gelöscht wurden und diese sich nun in einem großen Kreis um sie aufgebaut hatten, um die beiden Navis der jungen Operator zu umzingeln. Vollkommen umgeben von Gegnern rückten MegaMan und BattleMan mit ihren Rücken dicht zusammen.

„Ihr könnt euch mit den Omega-Viren beschäftigen, wenn ihr mögt. Die Kleinen sind grad so schön in ihrem Zerstörungsdrang, da wollen wir ihnen den Spaß ja nicht verderben.“, lachte SmokeMan. „Für uns aber gibt es noch einige weitere Orte zu zerstören.“

„Genau! Bald wird die gesamte Cyberwelt in Schutt und Asche liegen und Shadow wird endlich am Ziel sein!“, schloss sich auch PropellerMan dem Gelächter an.

„Wir sehen uns noch, keine Sorge... oder vielleicht auch nicht...“

Und mit diesen Worten lösten sich die Daten der beiden Navis wieder auf, als sie sich ausloggten.

So blieben nur noch MegaMan und BattleMan, eingeengt von Viren, auf dem Harbour Square zurück, welcher nun fast vollständig zerstört war.

„Was waren das für Typen?“, fragte Gregory jetzt endlich, nachdem er seine Neugier kaum mehr zurückhalten konnte.

„Zwei von Shadow’s Handlangern.“, grummelte Lan. „Wir sind ihnen schon einmal begegnet und ich möchte lieber nicht an das zurückdenken, was wir damals erlebt haben. Dann können wir wohl auch davon ausgehen, dass Kinoshita und Smoke wohlauf sind.“

„Vermutlich. Scheinbar machen sie jetzt wirklich ernst. Sie haben wirklich vor die gesamte Cyberwelt zu vernichten.“, stellte MegaMan beunruhigt fest.

„Aber wieso nur? Was verdammt noch mal will Shadow nur damit erreichen??“

„Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung.“, antwortete BattleMan auf Lan’s Frage. „Aber können wir uns das nicht auch hinterher noch fragen? Ich mein... wir sind hier grade in einer ziemlich unangenehmen Situation, wenn ihr versteht, was ich meine.“

Vorsichtig kamen die Omega-Viren immer näher. Bei jedem Schritt ihrer gewaltigen Pranken schien die Plattform zu erzittern. Lautes Jaulen und bösartiges Gebrüll, dem Bellen eines Hundes ähnlich, hallten durch den Square.

„Ja, du hast Recht.“, stimmte Lan zu und verwarf vorerst all die Fragen, die durch seinen Kopf geisterten. „Kümmern wir uns zunächst um diese Viren. Außerdem müssen wir uns beeilen, wenn wir die anderen Squares vor dem gleichen Schicksal bewahren wollen, was diese beiden hier getroffen hat.“

„Ja, wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass noch mehr unschuldige Navis gelöscht werden! Und erinnert euch an das, was Mr. Famous gesagt hat... im schlimmsten Fall könnte all das auch Auswirkungen auf die reale Welt haben.“, erinnerte Gregory.

„Meint ihr denn, wir kommen mit denen hier klar? Das sind keine gewöhnlichen Viren...“, fragte BattleMan, der seinen Blick unsicher durch die näherkommende Reihe von Viren schwenkte.

„Keine Ahnung, wir werden’s dann ja sehen! Probieren wir’s einfach... fertig, Mega?“

„Lass uns loslegen!“, bestätigte der blaue Navi.

„Du auch, BattleMan?“, fragte auch Gregory seinen Navi, während er alles für den Kampf vorbereitete.

„Bringen wir’s einfach hinter uns...“, seufzte BattleMan und hob seine Buster an.

„Battle routine, set!!”, brüllten die beiden Jungs sogleich.

„Execute!“, antworteten auch ihre Navis im Chor.
 

Zuerst versuchten sich MegaMan und BattleMan aus ihrer eingeengten Position zu befreien. Ohne genügend Raum zum Kämpfen, war es eh zwecklos zu versuchen gegen diese Monster anzutreten. Also luden beide ihre Buster und feuerten was das Zeug hielt.

Die Omega-Viren zeigten sich allerdings nicht sehr beeindruckt von dem schwächlichen Busterfeuer, was einfach an ihren flammenden Körpern abprallte. Zwar waren sie erst etwas überrascht, kümmerten sich jedoch nicht weiter drum und marschierten wieder auf ihre Opfer zu.

„Okay, ich glaube das wird nichts!“, rief MegaMan, als ein weiterer ChargeShot keinerlei Wirkung zeigte.

„Das sind wirklich keine gewöhnlichen Viren. Standardangriffe scheinen ihnen nichts anzuhaben... Dann wollen wir gleich mal die härteren Geschütze auffahren. MegaCannon, Slot-In!!“, schob Lan einen Battle Chip in sein PET, als er merkte, dass die Bemühungen seines Navis vergeblich waren.

„BattleMan! Versuch du es hiermit... SuperVulcan, Slot-In!!“, zögerte auch Gregory nicht, sondern lud sofort einen Chip runter.

Mit ihren neuen Waffen ausgestattet wagten die beiden Navis auch gleich einen erneuten Angriff. Ein Omega-Virus stützte sich mit seinen gewaltigen Vorderbeinen feste am Boden ab und gab sich einen kräftigen Stoß, um MegaMan entgegen zu springen. Sein wässriger Unterkörper zog sich wie ein spritzender Schweif hinterher.

„Na, warte, nimm das!“, brüllte der blaue Navi, als er dem angreifenden Virus die MegaCannon entgegenrichtete und eine gewaltige Energieladung freisetzte.

Auch BattleMan zündete seine mehrläufige VulcanCannon und schwenkte sie unter Dauerfeuer hin und her, um so viele Viren wie möglich zu erledigen.

„Gut so, macht sie fertig!“, feuerte Gregory die beiden Navis an. Doch schnell verging ihm wieder das Lächeln, als er merkte, dass die beiden Angriffe ebenfalls keine Wirkung zeigten.

Der springende Omega-Virus wurde zwar voll erwischt und auch nach hinten geschleudert, aber das war auch schon alles, was die MegaCannon ihm antun konnte. Kaum war der Virus gelandet, schüttelte er seinen schmerzenden Kopf, fasste sich aber wieder sogleich und bewegte sich ein weiteres Mal auf sein Opfer zu.

Auch die Geschosse der SuperVulcan waren wirkungslos. Sie schienen den Viren nicht das geringste anzutun. Entmutigt stellte BattleMan das Feuer ein und senkte seine Waffe, als er merkte, dass auch das nichts brachte.

„Das kann nicht sein!“, widersprach Lan. „Selbst die MegaCannon macht denen nichts aus?!“

„Sieht ganz so aus...“, sprach Gregory kaum hörbar, als er beobachtete, wie ihre Navis schon wieder umzingelt waren und die Omega-Viren sich ihnen langsam näherten, wie ein Rudel Wölfe, dass bereit war jeden Moment über seine Beute herzufallen, um sie zu zerfetzen.

„Was sollen wir tun, Lan?“, fragte MegaMan verzweifelt und feuerte noch ein paar Mal mit seinem Buster, auch wenn es sowieso nutzlos war.

„Ich weiß es nicht...“, antwortete Lan stockend. „Ich glaube uns bleibt nur noch eine Möglichkeit... Vielleicht können wir sie mit einem Program Advance erledigen!“

„Ein Program Advance?”, fragte Gregory überrascht.

„Fällt dir noch etwas stärkeres ein?“

„Ehm nein, aber... ich weiß nicht, ob ich...“, zögerte Gregory. Aber als er sich die Situation noch einmal über sein PET anschaute und feststellte, dass sie wirklich keine andere Wahl hatten, willigte er doch ein. „Okay, wie du willst. Probieren wir es!“

„Gut, dann halte dich bereit, Mega! Hier kommt auch schon der erste Chip! Sword, Slot-In!“, schmiss Lan auch gleich den Battle Chip in den PET-Slot. „WideSword, Slot-In! Und der letzte auch noch… LongSword, Slot-In! Program Advance, LifeSword!!”

Sobald alle drei Chips runtergeladen waren, leuchtete ein heller Lichtkegel um MegaMan’s erhobene Arme auf. Es war ein strahlendes, blaues Licht in dessen Mitte sich eine gewaltige Schwertklinge formte, die der blaue Navi feste mit seinen Händen umgriff.

„Okay, machen wir es ihnen gleich!“, sprach Gregory und schnappte sich auch drei Battle Chips für einen Program Advance. „LittleBomb, Slot-In! … CrossBomb, Slot-In! Und noch einer... BigBomb, Slot-In!! Program Advance, UltraBomb!!”

Auch die Busterarme von BattleMan wurden nun von einem strahlenden Leuchten umgeben. Es war blendend hell und ließ die angriffslustigen Viren sogar ein wenig zurückschrecken.

„Dann macht sie fertig, los!!“, befahl Lan und auf seinen Ruf hin setzten beide Navis auch schon ihre Program Advance-Angriffe ein.

MegaMan schwang das blau leuchtende LifeSword elegant an seinem Körper vorbei, streckte es vor sich aus und ließ es in einem weiten Bogen um sich herumwirbeln. Die Klinge schnitt durch die Viren, wie ein Messer durch Butter und löschte sie beinahe schon mit der ersten Berührung. Wie ein Feuerwerk wirbelten Datenteilchen überall um MegaMan herum auf.

Auch BattleMan zögerte nicht lange. Er presste seine beiden Hochleistungs-Buster aneinander und setzte die Energie des Program Advance frei. Eine gigantische, feuerballartige Bombe wurde losgefeuert und der Rückschlag des Geschosse ließ den grünen Navi beinahe nach hinten stürzen. In einem laut donnernden Explosionswind wurden die anderen Omega-Viren erfasst und in Stücke gesprengt.

Der gesamte Square begann zu beben und unter den enormen Kräften zu brechen. Breite Risse zogen sich über die bläuliche Glasplattform und breiteten sich in spinnennetzartiger Form aus.

„Es funktioniert!“, staunte Gregory, der mit dem Erfolg dieser Taktik nicht gerechnet hatte.

„Siehst du? Kein Gegner ist zu stark für uns!!“, lachte Lan, der vor Übermut fast platzte.

Nachdem sich die Kräfte des Program Advance wieder aufgelöst hatten und der aufgewirbelte Qualm von dessen Zerstörungskraft sich allmählich lichtete, kamen auch die beiden Navis wieder zum Vorschein, die in der Mitte dieses Chaos visuell verloren gegangen waren.

„Klasse Teamwork!“, grinste MegaMan, als er sich seinem Partner zuwandte und die beiden siegreich ihre Buster aneinander schlugen.

„Wow, das war schon recht heftig.“, entgegnete BattleMan, leicht erschöpft.

„Oh man, ich hatte wirklich schon befürchtet, es wäre aus...“, seufzte Lan. „Nachdem die MegaCannon keine Wirkung gezeigt hat...“

„Was waren das überhaupt für Viecher?“, fragte nun Gregory. „Solch einen Virus habe ich zuvor noch nie gesehen, nicht mal etwas, das annähernd daran rankommen könnte. Sie scheinen nur durch enorme Kräfte, wie einem Program Advance zu schlagen zu sein....“

„Sieht so aus.“, bestätigte Lan beunruhigt. „Wenn noch mehr davon im Internet unterwegs sind, stehen wir vor einem großen Problem. Wir können auch nicht unbegrenzt Program Advances durchführen... das zehrt zu sehr an den Kräften unserer Navis. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.“

„Aber was? Wer weiß, wie viele da noch sind?“

„Ich hab keine Ahnung, das werden wir dann sehen. Erst mal müssen wir so schnell wie möglich zum nächsten Square!“, doch grade als Lan sich wieder seinem PET zuwenden wollte, kam gleich die nächste böse Überraschung.

„Lan!“, schrie MegaMan plötzlich, als er gemeinsam mit BattleMan mehrere Meter Abstand von einem größeren Trümmerhaufen nahm, der aus kaputten BBS-Boards, Plattformsplittern und anderen Teilen des Areals zu bestehen und sich zu bewegen schien. „Ich glaube es ist noch nicht ganz vorbei!“

Mit einem Male wurden sämtliche Trümmer in alle Richtungen geschleudert, als ein überlebender Omega-Virus sich mit einem kraftvollen Sprung aus seinem digitalen Grab befreite und direkt vor MegaMan und BattleMan landete. Ein lautes Heulen entfuhr ihm aus seinem starren, emotionslosen Gesicht.

„Oh... das ist nicht gut.“, stellte Lan besorgt fest.

„Wir haben erst grade einen Program Advance verwendet! Meinst du wir können sofort noch einen riskieren??“, fragte Gregory verzweifelt.

„Nicht wenn wir verhindern wollen, dass der gesamte Square auseinander bricht.“, antwortete Lan, als er sich das mittlerweile sehr instabil aussehende Areal anschaute. Noch ein Program Advance könnte womöglich den kompletten Square zerstören!

„Was machen wir denn dann jetzt? Der da sieht irgendwie noch ein wenig wütender aus, als die anderen...“, sprach BattleMan, der dem Virus erst einmal ein paar Energieladungen verpasste, was aber nicht unbedingt dazu beitrug ihn zu beruhigen.

„Dann müssen wir ihn so besiegen!“, sagte Lan, fest entschlossen, auch wenn er wusste, dass das vermutlich eine ziemlich dumme Idee war.

„Können wir uns nicht einfach ausloggen?“, schlug Gregory jedoch vor.

„Und den Virus dort zurücklassen?“

„Ich mein ja nur... viel mehr zerstören, wird er jetzt auch nicht mehr können... Sollten wir uns nicht einfach von woanders einloggen, um zum nächsten Square zu kommen?“

„Wir müssen aber an ihm vorbei, wenn wir zum nächsten Square wollen. Wir müssen die Internetverbindung von hier aus benutzen. Wer weiß, wie viel Zeit es uns kosten würde extra nach Star Town zu fahren, um uns von dort in den Star Square einzuloggen? Wir müssen gegen den Virus kämpfen, denn ich glaube nicht, dass er unsere Navis so einfach durch den Teleporter entkommen lassen wird.“

„Okay, das stimmt auch wieder...“, seufzte Gregory besorgt. Daran hatte er nicht gedacht.

„Also los, probieren wir’s einfach! Ich weiß, ihr schafft das, los MegaMan! BattleMan!“

Mit ernstem Gesichtsausdruck nickten die beiden Navis einander zu. Sie hatten wohl keine andere Wahl...

Wutentbrannt konnte sich der Omega-Virus nicht länger zurückhalten und stürzte auf seine Gegner zu. Er hob seine gewaltigen Füße mit den blitzförmigen Klauen und schlug nach BattleMan, welchen er mit harter Wucht auf der Brust traf. Als wenn ihn ein LKW angefahren hätte, durchströmte den grünen Navi ein unglaublicher Schmerz. Er wurde direkt in ein noch halbwegs stehendes BBS-Board geschleudert, welches klirrend zerbrach, als der Navi dagegen knallte.

„Vorsicht, Mega! Das Ding hat eine irre Kraft in seinem Schlag!“, warnte Lan seinen Navi, nachdem er gesehen hatte, was mit BattleMan geschehen war. „Hier, GoldFist, Slot-In!“

Bei Beendung des Datentransfers verwandelte MegaMan seine rechte Hand in einen glänzenden Goldhandschuh. Der blaue Navi musste nun etwas mehr Kraft einsetzen, um seinen Arm überhaupt oben halten zu können, da er durch die Goldummantelung recht schwer geworden war.

Nachdem der Omega-Virus sein erstes Opfer mit einem gezielten Schlag erledigt hatte, wandte sich das enorme Monstrum nun dem nächsten zu. MegaMan wich weiter zurück, obwohl er in den vielen Trümmern schwer zu treten hatte.

„Warte auf den richtigen Moment, um anzugreifen, Mega!“, sprach Lan, der die Situation konzentriert beobachtete und dem nun schon erste Schweißperlen die Stirn hinunter liefen.

Gebannt schaute Gregory dieser Konfrontation zu. Doch seinen eigenen Net-Navi vergaß er dabei nicht. BattleMan hatte sich wieder aufgerappelt, war nun aber ziemlich fertig. Als er sich wieder gesammelt und MegaMan und den Virus entdeckt hatte, schaute auch er angespannt zu.

MegaMan wich noch weiter zurück, auch obwohl der Virus nun stehen geblieben war und sein Gegenüber wie versteinert ansah.

„Der heckt irgendwas aus...“, vermutete Lan misstrauisch und ließ mit den Augen nicht mehr von dem Omega-Virus ab.

Doch plötzlich, blitzschnell, hechtete der Virus nach vorn, die Pranken auseinandergerissen.

Sein Wasserschweif plätscherte spritzend hinter ihm und benässte den kompletten Arealboden unter ihm. Der flammende Oberkörper zog ebenfalls einen Feuerschweif nach sich, dass der Virus beinahe nur noch eine Silhouette war.

„Jetzt, MegaMan!! Angriff!!“, brüllte Lan los, als er die Chance für den Konter erkannte.

Ohne zu zögern warf sich auch MegaMan nach vorne, holte weit aus mit seiner glitzernden Goldfaust und schlug mit aller Kraft zu.

Ein metallisches Klirren erfüllte die Luft, als die Faust genau auf die Stirn des Virus traf.

Doch auch das schien nichts auszurichten. Als wäre er nicht einmal gekitzelt worden, fuhr der Omega-Virus mit seinem Angriff fort, warf MegaMan um und presste ihn gewaltsam auf den Boden, indem er ihm einen Fuß auf den Brustkorb stellte. Die Augen zusammengekniffen, stöhnte Lan’s Navi vor Schmerz, während er um Luft rang.

„MegaMan!!“

„BattleMan, du musst ihm helfen!“, mischte sich nun Gregory wieder ein. „Boomer, Double-Slot-In!!”

Sofort brachte sich BattleMan in eine gute Schussposition, um seinem blauen Freund zur Hilfe zu kommen. Der Omega-Virus drückte MegaMan noch immer mit einem Fuß zu Boden, während er den anderen anhob, um damit zuzutreten. Schnell feuerte BattleMan die beiden Bumerange ab, die in parabelförmigen Flugbahnen auf ihr Ziel zuschleuderten und es zielgenau trafen. Doch wie schon die vorherigen, hatte auch dieser Angriff nichts ausrichten können. Mit einem einfachen Scheppern, prallten die gebogenen Metallklingen an dem Körper des Virus ab.

„Kann diese verdammten Viecher denn überhaupt nichts aufhalten??“, fluchte Gregory wütend und nun fast wieder den Tränen nahe.

„Doch, ein Program Advance...“, antwortete Lan, der nun einen sehr nachdenklichen Gesichtsausdruck aufgelegt hatte.

„Aber ich dachte ein weiterer Program Advance könnte womöglich das Areal zerstören und sei zu kraftraubend für unsere Navis? Außerdem ist MegaMan doch direkt bei dem Virus, wie willst du da einen Program Advance starten, während er gefangen ist?“, fragte Gregory verwirrt.

„Ich will ja auch keinen benutzen, du sollst!“

„Ich??“, wiederholte Gregory geschockt. „Aber ich kann doch nicht... solange MegaMan-“

„Tu es einfach, oder wie willst du MegaMan sonst retten? Wir müssen schnell handeln, bevor der Virus ihn erledigt! Ich werde ihn mit einer Barrier schützen, das sollte ausreichen, damit Mega nichts passiert! Und solange er dort gefangen ist, können wir sicher sein, dass wir das Vieh nicht verfehlen.“

„Aber...“, setzte der unschlüssige Gregory erst zu einem erneuten Widerspruch an, ließ es dann jedoch bleiben und willigte ein, als er merkte, dass Lan sich bereits entschieden hatte und nicht mehr umzustimmen war. „Also gut...“

BattleMan hielt sich schon bereit, für den nächsten Program Advance. Er war zwar ziemlich geschafft, aber das Ganze musste jetzt einfach gelingen.

Nachdem der Omega-Virus sich erst verwirrt umgeschaut hatte, woher die beiden letzten Geschosse kamen, kümmerte er sich jetzt wieder knurrend um den blauen Navi, der unter seinen gigantischen Füßen erdrückt wurde. Die Flammen um seinen Körper loderten noch feuriger und MegaMan’s Beine waren allmählich völlig durchnässt vom nassen Untersatz des Virus. Wieder holte das Monster mit seiner anderen Pranke aus, um zuzuschlagen. Einen direkten Treffer auf den Kopf, würde MegaMan wohl nicht überleben, wenn dieser mit solcher Härte kommen würde, wie der welcher BattleMan ins BBS-Board befördert hatte.

„Beeil dich, Greg! Gleich ist es zu spät!“, hetzte Lan, der die Barrier schon bereit hielt.

Gregory war jedoch noch immer dabei seine Battle Chips zusammenzusuchen, da er nicht wusste, welcher Program Advance wohl am geeignetsten gewesen wäre. Doch als er einen kurzen Blick auf sein PET warf, um zu sehen, wie es um MegaMan stand, merkte er eh dass es bereits zu spät war.

Der wuchtige Fuß des Omega-Virus sauste hinab, direkt auf das Gesicht MegaMan’s zu.

Lan schmiss schnell die Barrier in sein PET, obwohl ihm schon klar war, dass dieser Download ebenfalls zu spät kommen würde.

Gregory kniff die Augen zusammen. Das konnte er nicht mit ansehen. Hätte er doch bloß schneller reagiert!

BattleMan gab aber nicht auf und stürzte gedankenlos auf seinen Kameraden zu, feuerte im Lauf ununterbrochen mit seinen Bustern und versuchte irgendwie noch etwas zu unternehmen, um seinem Freund zu helfen. Doch auch dafür war es nun zu spät.

„Laaaaaan!!“, schrie MegaMan mit all der Kraft, die er noch hatte.

Doch dann geschah es. Unzählige Datenteilchen schossen durch die Luft und bildeten eine nebelartige Wolke, als der Fuß des Virus aufgekommen sein musste.

Lan umklammerte sein PET krampfhaft und starrte entsetzt auf das Display. Gregory liefen erste Tränen die Wangen hinunter. Es war alles seine Schuld...

Saving the Internet-Squares!

Nachdem Lan und Gregory ihre Navis über einen Laptop im Official Center ins Netzwerk eingeloggt hatten, machten sich MegaMan und BattleMan auch gleich auf den Weg, um ihre nächste Mission zu erfüllen: die Rettung der Internet-Squares!

Überall im gesamten Netzwerk von Electopia wurden nun die einzelnen Squares von sogenannten Omega-Viren, einem völlig neuen und bisher absolut unbekannten Viren-Typ, überfallen und zerstört. Um die unwissenden Navis und das Internet und vielleicht sogar die reale Welt vor verheerendem Schaden zu bewahren, galt es nun herauszufinden, was diese Omega-Viren sind und wie man sie aufhalten konnte.

Es dauerte nicht lange und Lan und Gregory durften mit eigenen Augen sehen, wozu diese ’Bestien’ in der Lage waren und schließlich, mit dem Erreichen des Harbour Squares, standen MegaMan und BattleMan den Viren von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Auch SmokeMan und PropellerMan, zwei alte Bekannte, ließen es sich nicht entgehen mit ihrer neuen Kraft anzugeben. Als es dann aber zum Kampf mit den Omega-Viren kam, mussten Lan und Gregory schnell feststellen, dass das Ganze nicht so einfach werden würde, wie sie gedacht hatten. Allein ein doppelter Program Advance war in der Lage die meisten von ihnen zu vernichten. Doch ein Virus hatte selbst diesen Angriff überstanden und schäumend vor Wut, versuchte er sich für den Tod seiner Rudelmitglieder an den beiden Navis zu rächen...
 

Mit Leichtigkeit hatte der Omega-Virus sowohl BattleMan als auch MegaMan spielend außer Gefecht gesetzt. Nichts außer einem Program Advance schien diesen Biestern etwas anhaben zu können. So dauerte es also auch nicht lange, bis die unglaubliche Kraft dieser mysteriösen neuen Virus-Gruppe, erste Opfer zu fordern schien...

Gregory war nicht mehr schnell genug gewesen. Weinend biss er sich auf die Lippe, voller Zorn auf sich selbst. Hätte er sich doch bloß schneller entschieden, hätte er einfach irgendeinen Program Advance genommen, dann wäre...

Auch Lan konnte es einfach nicht fassen. Er rieb sich die Augen, weil er glaubte er würde nur träumen. Mit offenem Mund sah er auf das Display seines PETs. Nachdem der Omega-Virus zugetreten hatte, wirbelte nun eine undurchschaubare Wolke aus Datenteilchen um MegaMan’s Kopf herum. Der Virus musste den blauen Navi mit einem einzigen Tritt...

Lan konnte kaum mehr atmen. Warum hatte er nicht die Barrier schneller runtergeladen??

Auch BattleMan stand fassungslos in den Trümmern des verwüsteten Areals und sah sprachlos zu, wie der Virus sich wütend umblickte, nachdem er MegaMan zerstampft haben musste. Vermutlich würde er jetzt der nächste sein, der dran glauben musste...

Grade wollte Lan voller Zorn sein PET in Stücke reißen, als ein schrilles Aufheulen seine Aufmerksamkeit erhaschte. Der Omega-Virus fing an laut zu heulen, ähnlich einem wimmernden Wolf. Verwirrt schaute Lan zurück auf das Display. Als sich die Datenwolke endlich aufgelöst hatte, erkannte Lan auch, wieso der Virus auf einmal so laut jaulte und gleichzeitig durchdrang ihn tiefe Erleichterung.

„Das ist... MegaMan!!“, brüllte Lan und ein breites Lachen überzog sein ganzes Gesicht.

Auch Gregory stoppte zu schluchzen und konnte es nicht glauben.

MegaMan war in Ordnung!! Jetzt wo die Datenwolke verschwunden war, erkannte Lan, dass die vielen Datenteilchen von woanders gekommen waren und nicht von seinem Navi. Der Fuß des Virus, mit dem er eigentlich hatte zutreten wollen, war nicht mehr da!! Er war gelöscht worden und als Lan sah was, beziehungsweise wer, dafür verantwortlich war, wusste er überhaupt nicht mehr, was er sagen sollte. Mit erhobener Klinge, stand Sektor plötzlich in der Mitte des Areals!

„Sektor!!“, rief Lan völlig überrascht über das plötzliche Auftauchen dieses mysteriösen Navis. Zwar hatte Sektor’s Erscheinen in der Vergangenheit immer nur schlechtes bedeutet, aber nun war Lan überglücklich, den orangefarbenen Navi in seinem langen Umhang wiederzusehen.

„Dieser Navi schon wieder...“, stellte BattleMan ebenso überrascht fest, als er Sektor wieder erkannte.

Wütend wirbelte der Omega-Virus herum und ließ somit den erschöpften MegaMan vorerst wieder frei. Ein angestrengtes Keuchen entfuhr dem blauen Navi, als er sofort nach Luft schnappte.

„MegaMan, bist du okay??“

„Keine Sorge... hab schon schlimmeres überstanden...“, antwortete Lan’s Navi seinem Operator, als er sich langsam versuchte wieder aufzurichten und dabei erst einmal tief Luft holte. „Das war mal wieder aller höchste Zeit...“

„Ja, ich hatte wirklich schon geglaubt, du wärst gelöscht worden!“, sprach Lan, dessen Herz nun förmlich raste.

„Und alles wäre meine Schuld gewesen... tut mir leid...“, wandte nun Gregory, völlig schuldbewusst und ziemlich geknickt ein.

„Ach was... Ich war auch nicht schnell genug. Du hast garantiert keine Schuld, Greg. Entschuldige dich doch nicht immer für alles mögliche, vor allem nicht für Dinge, für die du nichts kannst“, entgegnete Lan jedoch und versuchte seinen Freund etwas aufzumuntern.

„Aber ich habe doch...“

„Komm, vergiss es. MegaMan ist okay, oder? Also warum sich noch drüber ärgern? Jetzt ist erst einmal dieser Virus fällig!“

Sprachlos schaute Gregory Lan an. Er konnte nicht verstehen, wie Lan so reagieren konnte. Andererseits hatte er ja auch Recht... Gregory wusste ganz genau, weshalb er Lan so sehr bewunderte.

Wortlos und stillstehend beobachtete Sektor, wie der Omega-Virus knurrend auf ihn zuhumpelte. Mit einem schnellen, gezielten Schlag hatte der orangefarbene Navi diesem Monster den Fuß noch im richtigen Moment zerschlagen können, bevor ein wahres Unglück geschehen konnte. Doch auch wenn MegaMan dadurch gerettet worden war, so war der Kampf selbst noch lange nicht vorbei. Funkenschleudernd ließ Sektor sein ElecBlade elegant umherschwingen, als er darauf wartete, dass der Virus einen Angriff starten würde.

„Sektor, wir helfen dir!“, rief MegaMan, als er wieder auf den Beinen war, auch wenn BattleMan ihm dabei helfen musste.

„Nein!“, warnte der umhangtragende Navi jedoch die beiden tapferen Freunde. „Haltet ihr euch zurück, ich erledige das allein!“

„Aber wie willst du das anstellen?? Diesen Viechern machen gewöhnliche Battle Chips nichts aus! Ohne einen Program Advance-“, versuchte MegaMan zu erklären, doch Sektor schnitt ihm das Wort ab.

„Ich mach das schon, keine Panik. Vertraut mir.“

Leicht verdutzt schauten sowohl BattleMan und MegaMan, als auch Lan und Gregory einander an und beobachteten diesen Kampf neugierig. Alle waren sie schon ziemlich gespannt darauf, wie Sektor das anstellen wollte...

Und schließlich ging es weiter! Der Omega-Virus hob seinen anderen Fuß an, verlagerte sein Gewicht auf seinen Unterkörper, um nicht umzufallen und schlug kraftvoll zu. Doch mit einem blitzschnellen Sprung zur Seite, wich Sektor dem Angriff aus. Die riesigen Blitzkrallen schlugen durch den gläsernen Boden und brachten ihn zum Zersplittern. Als der Virus aber merkte, dass er sein Ziel verfehlt hatte, da war es auch schon zu spät. Kaum hatte er versucht sich nach Sektor umzuschauen, merkte er, wie sich nun auch sein anderer Fuß in Datenmaterial auflöste. Sektor hatte nur einen einzigen Schlag benötigt, um dem Virus auch seinen anderen Fuß zu löschen. Überrascht von diesem Angriff, knallte der Omega-Virus nach vorn und schlug mit seinem Unterkiefer auf den Plattformboden. Doch er versuchte sich gleich wieder mit seinen verstümmelten Vorderbeinen aufzurichten.

„Wie um alles in der Welt macht er das?“, staunte Lan. „Mit einem einfachen ElecBlade...“

„Ich hab keine Ahnung...“, antwortete Gregory, der auch mit weit offenem Mund zuschaute.

Während der Virus sich mühevoll versuchte wieder aufzurichten, dabei aber mehrmals kläglich scheiterte, wanderte Sektor schwertschwingend um ihn herum. Lautes Knurren und zwischendurch ein leises Wimmern, entfuhren dem Omega-Virus. Als Sektor an dem hinteren Ende des riesigen Biest angekommen war, trat er mit seinen Füßen durch eine große Pfütze. Vor ihm breitete sich der wässrige Unterleib des Virus aus, der spritzend hin und her zappelte. Der brennende Oberkörper schien jedoch nicht von dem spritzenden Wasser beeinträchtigt zu werden. Mit einer lockeren Armbewegung, riss Sektor sein ElecBlade in die Höhe.

„Kehr dorthin zurück, wo du hergekommen bist... Hya!“

Und mit einem kräftigen Stoß, stieß Sektor das Schwert direkt in den nassen Körperteil des Virus hinein, der sofort darauf vollständig von Elektrizität durchflutet wurde. Den Kopf wild hin- und herzuckend, versuchte der Omega-Virus sich mit letzten Anstrengungen noch dagegen zu wehren, doch das half auch nichts mehr. Innerhalb weniger Sekunden löste auch er sich in seine Datenbestandteile auf und war gelöscht. Nur noch eine kleine Pfütze digitales Wasser blieb von ihm übrig.

„Das war großartig! Unfassbar!“, staunte Lan ungläubig.

„Wie hast du das angestellt? Mit einem einfachen ElecBlade??“, wollte MegaMan sofort wissen, als Sektor zu den beiden Navis trat.

„Immer mit der Ruhe.“, versuchte der orangefarbene Navi jedoch seine Freunde erst mal zu beruhigen. „Es ist eigentlich ganz einfach, wenn man es erst einmal weiß.“

„Ich glaube, ich hab’s verstanden!“, rief Gregory plötzlich auf, als er einen Geistesblitz hatte. „Ich denke... zumindest meiner Beobachtung nach... also, wenn es so ist, wie ich vermute, dann... kann es sein, dass man die Viren an bestimmten Punkten ihres Körpers mit bestimmten Waffen verwunden kann? In diesem Falle hatte die Elektrizität verheerenden Schaden am Teil des Körpers des Virus angerichtet, der aus Wasser bestand! Folglich müsste der Oberkörper aus Feuer durch Wasser verwundbar sein, oder?“

„Nicht schlecht.“, gab Sektor beeindruckt zu. „Es ist in der Tat so. Zumindest glaube ich das. Ich habe bemerkt, dass das eigene Wasser des Virus keine Auswirkungen auf seinen feurigen Oberkörper hat, aber während meiner Kämpfe gegen diese Monster habe ich festgestellt, dass mein ElecBlade erheblichen Schaden anrichten kann, wenn ich sie am Hinterleib treffe. Das ist aber noch nicht alles.“, erklärte Sektor, deaktivierte seinen Mundschutz sowie das ElecBlade und atmete erst mal kräftig auf.

„Was denn noch?“, fragte Gregory nun neugierig.

„Alles zu seiner Zeit. Zunächst etwas anderes... seid ihr beide in Ordnung?“, lenkte Sektor vom Thema ab und wandte sich MegaMan und BattleMan zu, welche nicht grade sehr fit aussahen. Die beiden waren ziemlich geschafft.

Vorsichtig traten die drei Navis aus dem Trümmerfeld heraus und versuchten eine Stelle zu finden, wo der Boden ebener war, um sich dort auszuruhen. Während sie sich dort niederließen, betrachteten sie den zerstörten Square.

„Uns geht’s mehr oder weniger ganz gut...“, antwortete MegaMan schließlich, als er nebenbei seinen schmerzenden Körper abtastete.

„Ihr habt euch ziemlich verausgabt. Aber keine Sorge, ich helfe euch...“, sagte Sektor, als er sich vor die beiden Navis stellte, ihnen seine Hände entgegenstreckte und beide in ein helles Licht tauchte. Kaum war der Regenerationsvorgang beendet, fühlten sich BattleMan und MegaMan, wie neu.

„Wow, vielen Dank! Ich fühl mich sogar besser, als vor dem Kampf.“, sprach BattleMan staunend, während er seine Hände betrachtete und auch seine Rüstung und dabei feststellte, dass jegliche Kratzer und Verletzungen ebenfalls verschwunden waren.

„Ja und vielen Dank, dass du uns überhaupt zur Hilfe gekommen bist!“, bedankte sich nun auch der blaue Navi bei Sektor. „Ohne dich hätten wir das wohl nicht überlebt.“

„Keine Ursache.“, antwortete Sektor lächelnd.

„Was führt dich überhaupt zu uns?“, wollte nun Lan wissen. „Immer wenn du zu uns gekommen bist, hatte es etwas mit dem Chaos Lord zu tun... ich hoffe doch nicht-“

„Nein, nein!“, unterbrach Sektor Lan, um ihm die Besorgnis zu nehmen. „Mit dem Chaos Lord hat mein Besuch dieses Mal nichts zu tun.“

„Hast du denn inzwischen schon etwas neues über ihn herausgefunden?“, fragte MegaMan.

„Nein, noch nicht. Er ist immer noch spurlos verschwunden, was mir ziemliche Bedenken bereitet... Aber wir sollten uns über diese Tatsache wohl für den Moment eher freuen, denn so haben wir Zeit für anderes.“

„Du meinst Shadow? Bist du hier, um uns gegen ihn zu helfen??“, mischte sich Gregory wieder ein, der nur hoffen konnte, dass dies der Grund für Sektor’s Erscheinen war.

„Ja und nein.“

„Was soll das denn jetzt wieder heißen??“, fragte Lan verdutzt.

„Nachdem ich von diesen Viren erfahren habe, habe ich mich sofort auf den Weg gemacht, um mir das Ganze selbst genauer anzusehen. Shadow hat also begonnen seine Pläne in die Tat umzusetzen und die Internetwelt zu zerstören...“, seufzte Sektor nachdenklich. „Jetzt ist es erst einmal wichtig ihn aufzuhalten. Wir müssen unbedingt die restlichen Squares davor bewahren genauso zerstört zu werden, wie dieser hier.“

„Aber wie sollen wir das anstellen? Überall sind diese Omega-Viren und bisher waren wir nur in der Lage sie mit Program Advances zu vernichten... jetzt wissen wir zwar einen neuen Trick, aber bei ihrer Anzahl und ihrer Stärke, wird das immer noch nicht einfacher werden, sie aufzuhalten.“, erklärte Lan mit stark besorgtem Blick.

„Genau aus diesem Grund bin ich ja hier.“, lachte Sektor dem verwirrten Jungen über den PET-Screen entgegen. „Ich hab etwas für euch. Eine Art... kleines Power Up. Ihr werdet es brauchen, nicht nur gegen die Viren.“

Verwundert beobachteten beide Navis, sowie ihre Operator, wie Sektor seine beiden Handflächen erneut ausstreckte und auf jeder von ihnen ein wirbelnder Datenstrang zum Vorschein kam.

„Dieses Programm habe ich von Meister Serenade höchstpersönlich erhalten. Es soll euch helfen, die Omega-Viren zu besiegen.“, sprach Sektor und trat dabei näher auf MegaMan und BattleMan zu, welche sich nun wieder erhoben hatten. Mit leichtem Druck presste der umhangtragende Navi seinen beiden Gegenübern die Datenstränge in die Brust, bis die Programme vollständig absorbiert worden waren. „Dieses Programm verbessert eure Standardangriffe. Mag zwar nicht nach besonders viel klingen, aber ich denke ihr werdet es gebrauchen können. Ich besitze übrigens das selbe Programm. Darum war es mir auch möglich dem Virus seine Vorderbeine zu zerschlagen, obwohl ich ein ElecBlade benutzt habe.“

Die neue Kraft spürend, staunte MegaMan, der jetzt nur so vor Tatendrang strotzte. In der Tat war ihm in den vergangenen Tagen aufgefallen, dass sein MegaBuster sich im Kampf immer weniger bewährt hatte. Somit kam dieses Programm also grade recht.

„Vielen Dank, Sektor! Das hab ich wirklich gebraucht!“, bedankte sich der blaue Navi sofort.

„Yup, vielen Dank.“, schloss sich auch BattleMan dem Dank an. „Aber nur meine Standardangriffe, die keine Battle Chips benötigen werden dadurch stärker?“

„Nur allein die. Da das ElecBlade meine Standardwaffe ist, wird es auch durch den Effekt dieses Programms gestärkt.“

„Egal, das ist besser als gar nichts!“, wandte Gregory ein, der sich nun auch etwas besser fühlte in Bezug auf die Kämpfe, die ihnen noch bevorstehen würden.

„Kommst du dann mit uns, um die restlichen Squares zu verteidigen?“, fragte Lan hoffnungsvoll.

„Nein, tut mir leid. Viel mehr kann ich für euch nicht tun. Meine Aufgabe ist es die restlichen Navis im Netzwerk vor den Viren zu beschützen. Ihr kümmert euch um die Squares.“

„Na ja, in gewisser Weise hilfst du uns dann ja doch... Geteilte Arbeit, oder?“

„So kann man es auch sehen.“, lachte Sektor. „Aber gut, wir sollten nicht noch mehr Zeit verlieren. Ihr solltet euch als nächstes zum Star Square begeben... ich spüre eine ziemlich starke, bösartige Energie von dort aus kommen.“

„Eine ziemlich starke, bösartige Energie??“, wiederholten Lan und MegaMan im Chor.

„Keine Sorge, nicht der Chaos Lord.“, beruhigte Sektor die beiden schnell und erleichtert atmeten Navi und Operator aus. „Es muss sich um einen von Shadow’s Navis handeln.“

„Ha! Dem werden wir’s schon zeigen! Jetzt, wo unsere Navis neu aufgerüstet sind!“, sprach Lan voller Elan.

„Passt bloß auf euch auf und seid nicht übermütig. Diese Viren und auch Shadow’s Navis sind nicht zu unterschätzen. Sie benutzen dunkle Kräfte, die selbst mir Angst einjagen.“

Bei diesen Worten wurde Lan gleich etwas unwohler zumute, aber seine Entschlossenheit beeinträchtigte dies immer noch nicht.

„Keine Sorge. Wir werden nicht zulassen, dass noch mehr unschuldige Navis gelöscht werden, koste es, was es wolle. Aber um noch mal kurz auf diese Omega-Viren zurückzukommen... du weißt nicht zufällig genaueres über sie?“

„Außer dem, was ich euch bereits erzählt habe, nein. Ich wundere mich auch, woher dieser neue Viren-Typ plötzlich kommt. Es kann nur sein, dass diese Viecher von Shadow persönlich programmiert worden sind. Anders kann ich’s mir nicht erklären.“

„Ach so, na gut...“, antwortete Lan, ein wenig enttäuscht. Aber eigentlich war es nun eh nicht mehr wichtig. Das einzig Wichtige war nun diese Viren zu stoppen, egal wie sie entstanden waren oder woher auch immer sie kamen. „Na ja, also nochmals danke für alles!“

„Wie gesagt... keine Ursache. Ich wünsche euch viel Glück. Wir werden uns sicherlich noch einmal sehen, bevor euer letzter Kampf beginnt. Dann habe ich noch etwas anderes für euch, aber das kann noch etwas warten. Gebt Acht auf euch!“ Und mit diesen Worten verschwand Sektor auch schon wieder, indem seine Daten sich einfach in einem hellen Lichtblitz auflösten.

Noch etwas, das Sektor ihnen geben wollte? Lan hätte gerne noch erfahren, um was es sich dabei handeln sollte. Doch das würde er wohl noch früh genug erfahren. Neuen Mutes wandte er sich wieder seinem Navi zu.

„So, jetzt wo wir wissen, wie diese Teile zu erledigen sind, wollen wir es doch gleich mal selbst ausprobieren, oder?“

„Natürlich!“, antwortete MegaMan, der noch immer über die neue spürbare Kraft seines Busters erstaunt war. „Nichts wie los!!“

„Ja, lasst uns so schnell wie möglich weiter. Zur Star Area sollte es von hier aus doch nicht sehr weit sein, oder?“, fragte BattleMan.

„Nein. Wir müssen erst mal zurück in die Harbour Area. Der Teleporter dorthin müsste irgendwo in der Mitte der Square-Plattform zu finden sein. Dann geht’s fix in die Den Area 4 und von dort aus kommen wir zur Star Area.“, erklärte Lan, als er versuchte sich an den genauen Weg zu erinnern.

„Oh man... irgendwo in der Mitte soll der Teleporter sein?“, fragte Gregory, als er das zertrümmerte Areal betrachtete.

Es war wirklich alles schlimm verwüstet und selbst der Teleporter zur Harbour Area war verschüttet worden. Unter einigen Überbleibseln von zerstörten Theken und BBS-Boards sowie Plattformsplittern, war ein winziger Ausschnitt des rundlichen Transportmoduls zu erkennen. Gemeinsam hoben die beiden Navis die Trümmer beiseite. Sie konnten nur hoffen, dass der Teleporter selbst nichts abbekommen hatte und noch funktionstüchtig war.

„Und? Wie sieht’s aus?“, fragte Lan, als MegaMan und BattleMan endlich fertig waren.

„Ich glaube er funktioniert noch. Sieht nicht so aus, als hätte er bedeutend was abbekommen.“

„Testen wir es einfach mal.“, sprach BattleMan und trat auch schon in die Mitte des Teleporters. Mit einem kurzen Blitzen war er verschwunden. MegaMan ging sofort hinterher.
 

Ohne irgendwelche Probleme fanden sich die beiden Navis im nächsten Moment auch schon in der Harbour Area 1 wieder. Der Teleporter war also doch noch vollkommen funktionstüchtig.

„Dann mal los! Wenn es stimmt, was Sektor gesagt hat, sollten wir jetzt einen Extrazahn zulegen. Wir müssen so schnell wie möglich zum Star Square!“

Und schon lief MegaMan voraus. Da BattleMan den Weg nicht kannte, folgte er seinem blauen Freund über den gelben Hauptpfad, bis hin zu einem kleinen Warpfeld.

Unterwegs war Lan aufgefallen, dass nirgendwo im Internet noch andere Navis unterwegs waren. Zumindest nicht in diesem Teil des Netzwerks. Zerstört schien soweit auch nichts zu sein und von Omega-Viren war auch keine Spur zu sehen. Ob die Angriffe sich nur auf die Squares beschränkten?
 

Nach einem weiteren Teleportvorgang fanden sich MegaMan und BattleMan auch schon auf der viereckigen Plattform, direkt unter der großen, runden Hauptplattform der Den Area 4 wieder. Neben dem Warpfeld durch das sie gekommen waren, waren hier noch zwei weitere Warpfelder. Auf dem Boden war in schwerleslicher Schrift der Name des Zielorts, der einzelnen Teleporter zu erkennen. Einer führte in die Star Area, einer ins Undernet und der Letzte, der aus dem sie gekommen waren, führte in die Harbour Area.

Ohne groß zu überlegen, gingen MegaMan und BattleMan weiter und wollten grade in das nächste Warpfeld treten, als sich plötzlich ein Fishy-Virus direkt vor den beiden materialisierte. Reflexartig rissen die zwei Navis ihre Buster hoch, doch bevor noch ein Unglück passieren konnte, erkannte MegaMan, dass es sich bei dem Virus um Dash handelte.

„Dash!“, stutzte der blaue Navi überrascht. „Was machst du denn hier? Wie kommst du hierher??“

Doch statt zu antworten, schwebte das Fishy fröhlich auf sein Herrchen zu, landete in seinen Armen und schmiegte sich sanft an MegaMan’s Brust.

„Lan? Hast du ihn hergeschickt?“, fragte MegaMan, während er den kleinen Virus erst einmal streichelte.

„Ehm... nein. Er muss sich von selbst aus meinem PET befreit haben...“, konnte auch Lan das Ganze nicht so recht glauben. „Geht es ihm denn schon wieder besser?“

„Sieht ganz so aus.“, stellte MegaMan fest, als Dash ihm auf einmal aus den Armen herausflog, ein paar Runden um sein Herrchen drehte und dann mal zu BattleMan rüberdüste, um auch ihn zu begrüßen.

„Ein Problem jagt das andere...“, seufzte Lan. „So einen eigenmächtigen Virus hab ich noch nie gesehen. Ich denke, er wird sich auch nicht auf mein PET zurückschicken lassen, obwohl es jetzt ziemlich gefährlich werden könnte?“

Ein heftiges Kopfschütteln des kleinen Virus signalisierte Lan auch sogleich, dass es wirklich keinen Sinn hatte. Im nächsten Moment lag der Fishy-Virus nämlich auch schon wieder in MegaMan’s Armen.

„Der Kleine macht mich irgendwann noch echt fertig...“, stöhnte Lan kopfschüttelnd. „Aber gut, wenn er unbedingt will.“

„Ich hab auch nichts dagegen.“, lächelte MegaMan. „So lange du auf dich aufpasst, Dash.“

Ein leises Fiepen entwich dem Virus, was wohl so viel heißen sollte, dass er alles unter Kontrolle hatte.

Auch BattleMan und Gregory waren einverstanden, zumal es wohl eh keine andere Möglichkeit gab. Und vielleicht konnte Dash ihnen ja sogar hilfreich sein, wie damals im Kampf gegen Sektor oder auch schon in anderen Situationen?

„Dann macht mal voran! Über diesen Teleporter müsstet ihr nach Star Area 3 kommen. Dort haben die Vorrundenkämpfe der Net-Games stattgefunden.“, erklärte Lan.

„Stimmt.“, erinnerte sich auch MegaMan wieder. „Dort haben wir gegen diesen Darkling kämpfen müssen...“

Auch wenn er sich nicht gerade an dieses Ereignis erinnern wollte, waren die Gedanken an die Vorrunde der Net-Games etwas schönes. Damals hatten sie Yuki und Sakura wiedergetroffen und die Lage war auch viel entspannter, da Shadow’s Gefahr sich noch in Grenzen hielt. Jetzt aber war alles anders...

Mit einem weiteren Schritt, traten die zwei Navis, samt Virus, ihrem Zielort noch ein Stück näher...
 

Endlich befanden sie sich in der Star Area! Star Area 3 war eine kilometerlange, rechteckige Plattform von dessen beiden länglichen Seiten je fünf schmale, steil hochlaufende Pfade, zu quadratischen Plattformen führten, wo während der Net-Games die einzelnen Kämpfe ausgetragen worden waren. MegaMan und BattleMan standen nun auf einer dieser zehn Plattformen, auf der nach der Vorrunde ein Teleporter aufgestellt wurde, der im Anschluss mit der Den Area 4 verbunden wurde. Am Arealhimmel war ein dunkles, von Sternen und Galaxien überflutetes Bild zu sehen. Die Hauptplattform war farblich gelb, die Nebenplattformen weiß-blau. Während an einem Ende der Plattform ein Link nach Star Area 4 war, war am anderen Ende eine Verbindung nach Star Area 2, dem Ort, wo die kleine Dreiergruppe als nächstes hin musste. Ohne zu trödeln rannten sie die Rampe hinunter und bis zum Ende der Hauptplattform, um den nächsten Link zu benutzen. Auf der anderen Seite waren sie dann endlich in Star Area 2, wo dieser seltsame Navi, der MegaMan zuvor schon Probleme bereitet hatte, ihnen eine Falle gestellt hatte. Aber somit waren sie nur noch wenige Schritte vom Square entfernt. MegaMan und BattleMan konnten bereits den Teleporter erkennen und schritten langsam auf ihn zu.

„Ich finde es seltsam, dass wir bisher auf keine Viren oder Navis getroffen sind.“, bemerkte Gregory. „Wir sind nun schon eine ganze Weile unterwegs, aber irgendwie scheinen nur Squares angegriffen zu werden, während überall anders im Internet Totenstille herrscht.“

„Ja, das ist wirklich merkwürdig.“, stimmte Lan zu. „Ich dachte, das gesamte Internet sollte von Viren angegriffen werden.“

Doch bevor die zwei Jungs weiter über dieses Rätsel grübeln konnten, kam die nächste Überraschung. Ohne Vorwarnung kam ein Navi durch den Square-Teleporter gestürzt, bevor MegaMan und BattleMan diesen benutzen konnten. Der Navi sah ziemlich aufgeregt und erschöpft aus. Er fiel sofort vorn über, als der Teleportvorgang vollendet war und landete direkt vor den Füßen MegaMan’s. Es war ein blauer Standard-Navi, dessen Beine stellenweise zerrissen waren und lauter Datenmaterial versprühten. Mit letzter Kraft klammerte er sich an MegaMan’s Bein und versuchte nach oben zu sehen, in das Gesicht des verdutzten Navis.

„Was ist los? Was ist passiert??“, wollten MegaMan und BattleMan gleich wissen, als sie sich nach unten, zu dem Verletzten beugten.

„Ihr müsst... verschwindet bloß... da drin... da drin sind... ... .. Flüchtet, solange es noch geht!!!“ Und mit diesem letzten Schrei zersprang der Navi in seine Bestandteile und wurde gelöscht.

Unsicher schauten MegaMan und BattleMan einander an und Dash beobachtete ängstlich, wie die Datenteilchen davon wirbelten.

„W-Was ist mit ihm passiert??“, fragte Gregory, der ziemlich geschockt war.

„Das können nur diese Omega-Viren gewesen sein!“, grummelte Lan wütend. „Los, MegaMan! Macht sie fertig!!“

„Du kannst dich auf uns verlassen, Lan!“, antwortete der blaue Navi und hüpfte auch schon in den Teleporter hinein. BattleMan und Dash kamen sofort nach...
 

Als MegaMan, BattleMan und Dash sich in der Mitte des fünfzackigen, sternförmigen Squares wiederfanden, mussten sie feststellen, dass auch hier bereits enorme Verwüstung stattgefunden hatte. Ein Großteil des Squares war bereits zerstört, aber wie es aussah, kamen sie dieses Mal noch einigermaßen rechtzeitig, um noch ein paar der Überlebenden zu retten.

Ein paar Standard-Navis führten einen sinnlosen Kampf gegen eine Handvoll Omega-Viren, die bellend und knurrend alles zerstörten und löschten, was sie zwischen ihre riesigen Klauen bekamen. Mit einem weiten Sprung warf sich eine dieser Bestien auf einen Navi, biss ihm in den Kopf und schüttelte ihn kräftig hin und her, bis mit einem lauten, widerlichen Knacken das Genick des Standard-Navis brach und er gelöscht wurde. Ängstlich und um Hilfe schreiend probierten die anderen irgendwie zu entkommen, doch egal was sie auch versuchten, die Viren ließen sie nie in die Nähe des Teleporters kommen, vor dem MegaMan und BattleMan jetzt endlich ihre Waffen feuerbereit machten, um loszulegen.

„Los, beeilt euch, bevor es zu spät ist!!“, drängte Lan.

„Zeigt ihnen, was eure neuen Waffen drauf haben!!“, feuerte Gregory sie hingegen an.

Und schon schwang MegaMan seinen Buster nach vorn und rannte los, um einem anderen Standard-Navi zu Hilfe zu eilen, welcher jetzt von einem Omega-Virus in die Ecke gedrängt worden war. Doch nur nach wenigen Schritten spürte der blaue Navi plötzlich ein festes Ziehen an seinem rechten Fuß, als hätte sich irgendwas darum geklammert, um ihn festzuhalten. Nicht gerade elegant und wild mit den Armen wedelnd, stürzte er nach vorn und schlug mit dem Gesicht auf den Boden. BattleMan blieb abrupt stehen, als er ziemlich verdutzt feststellen musste, dass sein Kamerad zu Boden gegangen war. Stirnrunzelnd wandte er sich nach hinten und erblickte einen weiteren Navi, der an einer langen Kette zerrte, welche sich um MegaMan’s Fußgelenk gewickelt hatte. Auch Dash, der sich ebenfalls in den Kampf stürzen wollte, flog sofort zu seinem Herrchen rüber, als er merkte, dass MegaMan gefallen war. Mit einem düsteren Blick starrte der kleine Virus den Navi an, welcher die Kette hielt.

„Wer zum Teufel bist du denn?“, fragte BattleMan skeptisch und richtete einen seiner Buster auf den großen, kräftig gebauten Net-Navi.

Die Rüstung des Unbekannten war bräunlich, seine Arme und Beine hingegen schwarz. An den Gelenken hatte er dicke, metallene, reifenartige Ringe sitzen und über Brust, sowie die Unterarme und selbst um die Beine dicke Stahlketten gewickelt. Das Gesicht war halb von einem stabilen Mundschutz bedeckt, doch man merkte trotzdem, dass er lächelte. Allerdings wohl nicht freundlich...

„ChainMan!!“, schrie MegaMan auf, als auch er sich wieder gesammelt hatte und die Kette bis zu ihrem Halter mit seinem Blick überflog.

„Ah, du kennst mich also noch?“, lachte ChainMan und zog noch ein wenig an der Stahlkette, wobei er MegaMan über den Boden schleifen ließ. „Freut mich euch wiederzusehen.“

„Die Freude ist ganz meinerseits.“, zischelte Lan ironisch.

„Auch einer von Shadow’s Navis?“, fragte Gregory, auch wenn die Antwort eigentlich eindeutig war.

„Ja, wir haben bereits gegen ihn gekämpft, aber...“, plötzlich hielt Lan inne. Irgendwas stimmte an ChainMan nicht. So wie auch bei PropellerMan und SmokeMan, so wirkte ChainMan’s Äußeres viel dunkler und angsteinflößender als beim letzten Mal. Erst jetzt bemerkte Lan auch, dass eine Art violetter, allerdings nur sehr schwach erkennbarer Nebel um die festgezogene Kette herrschte. Konnte es etwa sein, dass...?

„Ja, wir haben bereits gegeneinander gekämpft!“, bestätigte ChainMan. „Nur leider haben wir unseren Kampf damals nicht zu einem eindeutigen Ende bringen können.“

„Ja, weil du Feigling einfach geflohen bist!!“, entgegnete MegaMan, der verzweifelt versuchte, seinen Fuß aus der Kette zu kriegen.

Dash flog hilflos um ihn herum und versuchte ebenfalls irgendwie die Kette zu öffnen.

„Wie hast du mich gerade genannt?“, fragte ChainMan noch einmal nach, doch ließ den blauen Navi gar nicht erst zu einer Antwort kommen. Mit einem kräftigen Zug, riss er die Kette samt Navi näher zu sich heran, drehte sich einmal im Kreis herum und verpasste MegaMan damit so viel Schwung, dass er vom Boden abhob und durch die Luft gewirbelt wurde. Zielgenau im richtigen Moment ließ der Ketten-Navi los und ließ MegaMan so direkt gegen BattleMan krachen. „Hahahaha! Genauso jämmerlich, wie damals. Schade, dass nicht dieser Spritzwasser werfende Trottel-Navi auch hier ist oder der andere Typ mit dem Schwert...“

„Sei lieber froh, dass ProtoMan und GeyserMan nicht hier sind, sonst wärst du schon längst erledigt!! Aber wir werden dich auch so fertig machen! BattleMan ist nämlich mindestens genauso stark, wie die beiden!“, wandte Lan zornig ein.

„Ach ja, ProtoMan und GeyserMan! Ja, so hießen die beiden... was für Helden.“, sprach ChainMan mit leichtem Spott in der Stimme. „Wurde dieser GeyserMan nicht von VoltMan gelöscht? Und dieser ach so coole ProtoMan soll ja nicht einmal eine Minute gegen den Commander ausgehalten haben. Ich habe gehört PolarMan habe ihn im Handumdrehen gelöscht, stimmt das?“, fragte der Ketten-Navi weiter, bevor er in lautem Gelächter ausbrach. „Und dieser grüne Kerl hier hat ja auch nicht grade gut im Kampf gegen den Commander abgeschnitten, genau wie du selbst.“

„Halt die Klappe!“, brüllte Lan. „Für dich reichen unsere Kräfte allemal! Einen Feigling, wie du es bist, machen wir im Handumdrehen fertig, oder Greg?“

„Ehm... ja, ich denke... ich glaube schon... vielleicht?“, begann Gregory nervös und schnell zu stottern.

„Ha! Na hör sich mal einer an mit was für Überzeugung ihr kämpft! Da kriegt man ja glatt Angst, bei solchem Kampfgeist. Ihr seid wirklich ein hoffnungsloser Fall. Und noch dazu mit einem Virus befreundet sein, tst... Ihr seid schon eine Komikertruppe.“, lachte ChainMan weiter und warf einen kurzen, bösartigen Blick zu Dash, welcher den kleinen Virus direkt in noch mehr Panik versetzte.

MegaMan und BattleMan hatten sich mittlerweile wieder erholt und halfen sich gegenseitig auf die Beine. Während um sie herum noch immer die Navis gegen die Omega-Viren kämpften, stellten sich die beiden ChainMan entgegen. Dash hielt sich lieber etwas zurück und flog dicht hinter MegaMan, um sich hinter dessen Rücken zu verstecken.

„Du willst es also wissen, was?“, fragte BattleMan herausfordernd.

„Wir haben keine Angst! Wenn du meinst, du kannst uns schlagen, dann komm nur her!“, fügte MegaMan hinzu.

„Oho, ihr seid ja wirklich mutig. Aber Mut allein reicht nicht zum Sieg. Außerdem...“, begann ChainMan und zog sich mit der rechten Hand die Kette ab, die um seinen linken Unterarm gewickelt war. „Außerdem bin ich sowieso um vieles stärker, als bei unserem letzten Aufeinandertreffen!“

Mit einem Male begann sich eine dichte, schwarz-violette Nebelwand auszubreiten, die ChainMan komplett einhüllte. Seine Ketten begannen violett zu leuchten, während sein Körper von dunklem Qualm umschlungen war.

„D-Das... E-Ein Dark Chip?!“, stotterte nun MegaMan, als er die unglaubliche Kraft spürte, die nun von seinem Gegenüber ausging.

„Das muss Sektor gemeint haben! Das muss diese unglaublich starke, bösartige Energie sein, die er gespürt hat!“, schreckte Gregory nun auf.

„Oh ja, ein Dark Chip! Ist diese Energie nicht beeindruckend? Damit könnte ich euch in einem einzigen Wimpernschlag auslöschen!! Hahahahahaha!!“

Unsicher wichen MegaMan, BattleMan und Dash ein ganzes Stück weiter zurück.

„Das nutzt dir auch nichts!“, grummelte Lan. „Unsere Navis haben auch ein kleines Power Up erhalten. MegaMan und ich sind viel stärker, als bei unserem letzten Kampf und Gregory und BattleMan sind genauso stark!“

„Ach wirklich?“, fragte ChainMan und senkte die Kette wieder, die er zu einem Peitschenhieb angehoben hatte. „Ihr denkt also, ihr kommt gegen meine neuen Kräfte an? Gegen die Kräfte des Dark Chips?“

„Dark Chips beeindrucken uns nicht! Sie zeigen nur, dass du in Wirklichkeit schwach bist, sonst würdest du nicht auf sie zurückgreifen. Nebula hat bereits bitter dafür büßen müssen, dass sie einst solche Chips benutzt haben.“, sprach MegaMan, der nun wieder mehr Selbstvertrauen erlangte und sich entschlossen seinem Gegner von Angesicht zu Angesicht gegenüberstellte.

„Meinst du wirklich? Hmm...“, begann ChainMan zu grübeln. „Das sind ziemlich große Worte, aber wenn ihr so sehr davon überzeugt seid, dann gebe ich euch eine Chance. Wenn ihr es schaffen solltet Shadow’s Hauptquartier zu erreichen, werden wir erneut gegeneinander kämpfen, ohne Dark Chip. Wenn ihr allerdings gegen die Omega-Viren hier verliert... dann wäre es sowieso nicht die Mühe wert euch hier und jetzt zu löschen. Ich werde auf euch warten. Bis dahin... Viel Spaß!“ Und mit diesen Worten verschwand ChainMan, als seine Daten sich transferierten.

„Dieser elende Feigling!“, grummelte Lan wütend und ballte seine Hand zu einer Faust.

„Wir sollten froh dein, dass er wieder weg ist!“, wandte Gregory jedoch ein. „Ein Problem weniger und so können wir uns besser auf die Viren konzentrieren.“

„Die Viren!!“, schreckte Lan plötzlich auf. Er hatte die Omega-Viren schon wieder vergessen.

Noch immer versuchten ein paar Navis gegen die digitalen Monster anzukommen, allerdings erfolglos. „Los, macht sie fertig! Testen wir gleich mal den verstärkten MegaBuster!“

Ohne sich weiter aufzuhalten, stürzten BattleMan und MegaMan sich auch gleich in den Kampf, bevor noch mehr Navis gelöscht werden konnten. Dash beschloss sich vorerst nicht einzumischen, da er beim Anblick dieser gigantischen Viren mit ihren dunklen, kantigen Gesichtern, die nur vor Bosheit strotzten, Angst bekam und sich nicht wirklich zutraute gegen sie anzutreten.

Ein weiblicher Standard-Navi und ihr Freund, der sie offenbar versuchte zu beschützen, waren von einem Omega-Virus bis ans Ende einer der fünf spitzzulaufenden Zacken der Plattform gedrängt worden. Laut knurrend stampfte der Virus näher, dessen brennender Körper voller Angriffslust loderte. MegaMan beschloss sich diesen Virus als erstes vorzunehmen, bevor er dem Pärchen gefährlich werden konnte. Er aktivierte seinen Buster und lud so viel Energie, wie nur möglich. Sofort wurde der Anstieg seines Powerlevels spürbar deutlich, allein schon, als er merkte, dass er auf einmal viel mehr Energie in seinen ChargeShot stecken konnte, als es bisher der Fall gewesen war. Mit einem gewaltigen Rückstoß, der MegaMan dazu veranlasste seinen Buster nach dem Feuern nach oben zu reißen, schoss er eine unglaublich kraftvolle Energieladung ab, die den Omega-Virus von seinen Füßen riss und kilometerweit über die Plattformbegrenzung hinausschleuderte.

Nicht nur dem blauen Navi stockte der Atem, auch sein Operator war überaus beeindruckt.

Schnell rannte das Navi-Pärchen davon, um sich so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen, aber nicht ohne ihrem Retter noch ein erleichtertes ‚Danke!’ hinterher zu rufen.

„Das war der Oberhammer!“, staunte Lan. „Jetzt kann sich uns niemand mehr in den Weg stellen! Schnell, erledigen wir auch noch die anderen.“

Während Lan und MegaMan bereits sehen konnten, was das neue Power Up anrichten konnte, waren nun BattleMan und Gregory am Zug ihre neuen Kräfte auszutesten. Ein Omega-Virus, der grade einem violetten HealNavi Arme und Beine abgerissen und ihm so einen qualvollen Tod beschert hatte, kam als Versuchskaninchen grade recht. Nachdem der Virus seine Bluttat mit einem zufriedenen Schnaufen beendet hatte, wandte er sich auch gleich BattleMan zu, um diesen als nächstes zu erledigen.

„Okay, BattleMan! Zeig diesem Mistvieh mal, wie es ist leiden zu müssen!“, befahl Gregory, der allmählich eine ziemliche Wut auf diese Viren entwickelte.

„Ganz, wie du wünschst.“, antwortete BattleMan, sammelte Energie in seinen Bustern und richtete sie dem Virus entgegen. „Nimm das! ShatterGun!!“

Genau in dem Moment, als der Omega-Virus seine Pranken auseinander riss und über den grünen Kampf-Net-Navi herfallen wollte, feuerte BattleMan zwei donnernde Plasmaladungen ab. Ein schrilles Heulen war im ganzen Square zu hören, als der Omega-Virus getroffen und in spiralförmiger Flugbahn durch die Luft gewirbelt wurde. Als er mit einem klirrenden Scheppern zu Boden krachte, konnte man sehen, dass die ShatterGun dem Virus den halben Brustkorb und Teile der Vorderbeine weggefetzt hatte. Leicht zuckend blieb er noch liegen, während er ein jaulendes Wimmern von sich gab, als sein Körper sich langsam zu löschen begann.

„Nicht schlecht.“, stellte BattleMan fest, als er beeindruckt seine beiden Buster betrachtete.

„Dem haben wir’s gegeben!“, freute sich Gregory und war schlagartig von neuem Mut und einer ganzen Menge neuem Selbstvertrauen erfüllt.

Doch noch war es nicht vorbei. Während die übriggebliebenen Navis versuchten durch den Teleporter aus dem Square zu entkommen und MegaMan ihnen Feuerschutz gab, waren noch immer drei Omega-Viren da, welche bösartig bellend dazu übergingen noch brutaler zuzuschlagen, um den Tod ihrer Brüder zu rächen. Gemeinsam sprangen sie auf die Mitte der Plattform zu, stießen MegaMan zur Seite und versuchten so viele Navis wie möglich daran zu hindern, den Square zu verlassen. Zum Glück waren die meisten bereits entkommen, aber die letzten beiden Standard-Navis, die es nicht mehr rechtzeitig schafften, rannten den Viren direkt in die Fänge, als sie zu spät realisierten, was geschehen war. Mit einem schwungvollen Hieb, schlug der Omega-Virus, der nun den Teleporter blockierte, einem der Navis den Kopf ab. Wie bei einem Platzregen, begann es plötzlich überall Datenteilchen zu regnen, als die einzelnen Glieder des Navis durch das Areal geworfen wurden, nachdem auch die anderen beiden Omega-Viren sich auf ihn stürzten, wie Hyänen und ihn komplett zerrissen.

MegaMan benötigte etwas, um sich von dem heftigen Tackle zu erholen. Als er wieder auf den Beinen war, sah er nur noch einen Arm des Standard-Navis über den Boden rollen, welcher sich kurz darauf ebenfalls löschte. Zornig wandte sich MegaMan den drei Viren zu, die jetzt auch den anderen Standard-Navi erledigen wollten, der von Angst erfüllt nicht mal mehr in der Lage war zu schreien, geschweige denn sich zu bewegen.

„Los, ihr müsst etwas unternehmen, bevor sie ihn löschen!!“, rief Gregory, der nervös beobachtete, wie die drei Omega-Viren ihr Opfer umkreisten, um jeden Augenblick auf es loszugehen. MegaMan und BattleMan ließen sich dies nicht zweimal sagen und rannten auch schon gemeinsam los. „Versuch sie am Hinterleib zu treffen! ElecSword, Double-Slot-In!”

Kaum waren die Chipdaten runtergeladen, aktivierte BattleMan an seinen beiden Bustern zwei blitzschleudernde Schwertklingen.

„Du auch, MegaMan! ZapRing, Slot-In!!”, lud auch Lan einen Battle Chip runter.

Grade wollten die Omega-Viren auch den letzten Navi erledigen, da sahen sich alle drei verwirrt um, als sie die anderen beiden Navis näherkommen sahen. Doch bevor sie noch zu einem Gegenangriff ansetzen konnten, war es schon zu spät. BattleMan stieß sich feste vom Boden ab und vollzog einen weiten Sprung, direkt über den Kopf des nächststehenden Virus drüber. Kaum war er hinter ihm, in dem wässrigen Körperteil gelandet, schwang er seine ElecSwords herum und stieß sie dem Virus in den spritzenden Unterkörper. Eine hellblitzende Explosion ließ das riesige Biest mehrere Sekunden lang hektisch hin und her zucken, bis sich seine Datenbestandteile voneinander abstießen und auseinander drifteten.

MegaMan feuerte auch so schnell er konnte den ZapRing ab und traf zielgenau den Unterkörper eines Virus. Allerdings war der Elektroring nicht stark genug, um den Virus zu löschen, sondern paralysierte ihn lediglich. Doch BattleMan ließ sich diese Chance nicht entgehen und versetzte dem Monstrum noch einen Schlag mit seinen Schwertern nach. Auch der zweite Omega-Virus wurde somit gelöscht, doch einer blieb noch übrig.

Völlig in Rage geraten, stürmte der letzte Virus nach vorn und kegelte MegaMan und BattleMan regelrecht um. Bevor die beiden Navis dazu kamen, sich wieder aufzurappeln, startete der Virus aber auch schon einen zweiten Angriff. Wütend riss er seinen Kopf nach oben, nahm einen kräftigen Atemzug durch die Nase und sprühte eine flammende Feuerfontaine über den Boden, als er wieder ausatmete. Reflexartig rollte sich MegaMan zur Seite, um dem Angriff zu entgehen. Knapp neben ihm schoss der Feuerstrahl über den Boden und versetzte diesen in Flammen. Auch BattleMan entging dem Angriff nur haarscharf. Doch der Omega-Virus war noch immer nicht fertig. Rasend vor Wut schlug er seine blitzförmigen Krallen in den Boden und entfachte einen Stromschlag, der sich über den Boden in Richtung der zwei mutigen Kämpfer ausbreitete. Machtlos sahen Lan und Gregory, wie ihre Navis mit einer sehr hohen Voltzahl elektrisiert wurden.

„MegaMan, steh wieder auf!“, rief Lan. Sein Navi lag, die Zähne zusammengebissen, qualmend am Boden, genauso wie auch Gregory’s Navi.

Wieder etwas ruhiger geworden, trampelte der Omega-Virus auf MegaMan und BattleMan zu. Den Standard-Navi, der nun auch durch den Teleporter verschwunden war, hatte er bereits wieder vergessen.

„Achtung, er kommt!“, warnte Gregory, doch die beiden Navis waren nicht wirklich in der Lage sich wieder aufzurichten.

MegaMan spürte, wie der Boden unter ihm vibrierte, als der Virus Schritt für Schritt mit seinen wuchtigen Füßen näher trat.

„Wir müssen etwas unternehmen, BattleMan...“, stöhnte der blaue Navi.

BattleMan, dessen ElecSwords schon wieder verschwunden waren, versuchte sich mühevoll aufzusetzen. MegaMan tat es ihm gleich, auch wenn es unglaublich anstrengend war. Wenige Meter vor ihnen, kam der Virus zum Stehen und hob seinen Kopf an.

„Der grillt euch, verschwindet da endlich!!“, rief Lan, als er sah, wie der Virus zu einem weiteren Feuerangriff ansetzte.

Doch dies war leichter gesagt, als getan. MegaMan und BattleMan waren nicht wirklich in der Lag sich zu bewegen, da nahezu jedes ihrer Glieder zu schmerzen schien. Mit Mühe und Not versuchten sie sich grade mal in einer aufrecht sitzenden Position zu halten und ihre Buster anzuheben, doch es war sowieso schon zu spät. Der Omega-Virus schnaufte kräftig und warf seinen Kopf wieder nach vorn, um einen brennend heißen Flammenstrahl zu entfachen, der seine beiden Kontrahenten zu Asche zerstäuben sollte. Doch bevor er dazu kam die Flammen auszusprühen, spürte er einen heftigen Schlag, der ihn beinahe umgeworfen hätte und ihn in seinem Angriff unterbrach. Verdutzt, jedoch positiv überrascht, schauten Gregory und Lan auf ihre Displays, als sie sahen, dass Dash dem Virus eine Rammattacke gegen den Kopf verpasst hatte. Etwas benommen, von dem harten Schlag, trudelte der kleine Virus unbeholfen durch die Luft. Sein Kopf tat ziemlich weh. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Stoß gegen den Omega-Virus so weh tun würde. Doch kaum hatte sich Dash wieder einigermaßen erholt, donnerte ein lautes Bellen in seinen Ohren, als der Omega-Virus sich ebenfalls wieder gesammelt hatte und nachsah, was ihn da am Kopf getroffen hatte. Als er das kleine Fishy bemerkte, holte er schwungvoll mit seinen gigantischen Klauen aus, um es niederzustrecken.

„MegaMan, BattleMan! Das ist eure Chance! Feuert, schnell!!“, brüllte Lan sofort, als er die Chance erkannte, jetzt wo der Omega-Virus abgelenkt war.

Die Zähne zusammenbeißend und alle restlichen Kräfte mobilisierend, hob MegaMan mühevoll seinen Buster an, und richtete ihn auf den Virus. BattleMan tat es ihm gleich. Es war zwar anstrengend, aber noch mal so eine Chance würden sie vermutlich nicht bekommen.

Verzweifelt versuchte Dash dem Schlag des Virus auszuweichen, doch da er immer noch leicht benommen war, war dies gar nicht mal so einfach. Mit etwas Glück gelang es Dash dem ersten Schlag des Omega-Virus zu entgehen. Doch der zweite saß! Die blitzförmigen Krallen striffen das Fishy am Bauch und sofort fiel es mit enormer Wucht zu Boden, wo es hart aufschlug und reglos liegen blieb. Während der Omega-Virus zu einem neuen Schlag ausholte, sammelten MegaMan und BattleMan weiter Energie.

„Okay, jetzt!!“, gab der blaue Navi schließlich das Signal und zündete seinen Buster.

Auch BattleMan gab sofort mehrere Schüsse ab. Bevor der Omega-Virus merkte, wie ihm geschah, wurde er auch schon von den Plasmageschossen erfasst. Ein schrilles Jaulen, begleitet von einem grollenden Explosionsdonnern, erfüllten das Areal. In einem gigantischen Feuerball löste sich der Virus auf und wurde gelöscht. Damit war es endlich vorbei...
 

Erleichtert lehnte sich Lan gegen die Wand, neben dem Laptop-Tisch. Auch Gregory war froh, dass es vorerst vorbei war und ließ sich in dem Stuhl nieder.

„Wow, das war’s...“, stöhnte BattleMan erschöpft, breitete seine Arme aus und ließ sich rückwärts wieder auf den Rücken fallen, um erst einmal zu verschnaufen. „Unsere neuen Waffen sind echt der Hammer.“

„Ja, aber trotzdem haben sie uns nicht geholfen, all diese Navis zu beschützen, die gelöscht wurden...“, sprach Gregory, der mit nachdenklich trauriger Miene den halb zerstörten Square auf seinem PET betrachtete.

„Es ist nicht unsere Schuld.“, legte Lan seinem Freund eine Hand auf die Schulter. „Wir haben getan, was wir konnten.“

„Ja, aber es war trotzdem nicht genug...“

„Ach man, Greg. Jetzt hör mal... Sei doch nicht ständig so pessimistisch und negativ! Wir haben unser Bestes gegeben. Shadow ist an alldem hier Schuld und wenn wir wirklich verhindern wollen, dass noch mehr Unschuldige leiden müssen, dann müssen wir Shadow stoppen. Aber wie sollen wir das jemals schaffen, wenn wir die ganze Zeit nur dabei sind über die Fehler aus der Vergangenheit nachzugrübeln? Was passiert ist, ist passiert, es bringt nichts sich drüber zu ärgern.“

„Meinst du? Ich weiß nicht so recht... Wahrscheinlich hast du recht, aber dennoch...“

„Du bist wirklich ein hoffnungsloser Fall.“, lachte Lan kopfschüttelnd und nun musste auch Gregory plötzlich anfangen zu lächeln.

„Ich weiß, tut mir leid. Du hast ja Recht. Kümmern wir uns lieber darum, dass nicht noch mehr verletzt werden.“

„Genau!“, stimmte Lan entschlossen zu. „So ist’s richtig. Zwei Squares warten noch auf uns und wir sollten uns beeilen, wenn wir nicht zu spät kommen wollen. MegaMan? Kann’s weiter gehen?“

Doch MegaMan gab keine Antwort. Verwirrt schaute Lan auf sein PET und wunderte sich, was los war. Doch dann sah er, weshalb MegaMan nicht antwortete. Kaum war der Omega-Virus gelöscht, hatte sich der blaue Navi sofort zu Dash rübergerobbt, welcher noch immer bewegungslos am Boden lag. Vorsicht nahm MegaMan den kleinen Virus in die Arme.

„Was ist mit ihm? Ist er in Ordnung?“, fragte Lan besorgt.

„Ich weiß nicht...“, antwortete MegaMan und betrachtete den kleinen Virus, welcher sich kein Stück rührte. Er hatte zwei tiefe Kratzer am Bauch, aus denen Datenteilchen hinaussprangen. Der Omega-Virus musste ihn doch voll erwischt haben. Vorsichtig öffnete Dash die Augen und als er sein Herrchen erblickte und sah, dass alles in Ordnung mit ihm war, kniff er sie fröhlich wieder zusammen.

„Dash, vielen Dank“, atmete MegaMan erleichtert auf und drückte den Virus fest an sich, froh darüber, dass scheinbar alles in Ordnung war. „Du hast uns gerettet, vielen, vielen Dank! Keine Sorge, wir bekommen dich fix wieder auf die Beine, mein kleiner Freund.“

Doch plötzlich war MegaMan wie versteinert. Irgendwas stimmte nicht. Als er Dash an sich drückte, war da dieses seltsame Gefühl, als ob...

„Was ist los?“, trat nun auch BattleMan dazu.

Ein leises, zufrieden klingendes Fiepen ertönte, als Dash sich gemütlich in die warmen Arme seines Herrchens kuschelte. Vorsichtig versuchte der kleine Virus seine Augen noch einmal zu öffnen, was ihm allerdings nur halb gelang und schaute direkt in die Augen MegaMan’s, welcher ihn hilflos ansah. Während MegaMan ihn so in den Armen hielt, merkte er schließlich, wie sich die Oberfläche von Dash’s Körper zu bewegen begann. Immer mehr Datenteilchen spritzten aus der Verletzung heraus und allmählich begannen die Daten des Fishy-Virus instabil zu werden und auseinander zu gehen.

„Dash?!“, schrie MegaMan verzweifelt und es trieb ihm Tränen in die Augen, als er realisierte, was hier vor sich ging.

Wortlos stand BattleMan daneben und wusste nicht, was er tun sollte. Auch Gregory und Lan fanden keine Worte und konnte es einfach nicht glauben. Hatte dieser Omega-Virus wirklich...? Das konnte einfach nicht sein!

„Dash, bitte! Halte durch, wir können.. wir werden... Lan! Bitte, kannst du nicht irgendwas unternehmen??“

Doch Lan hatte nicht die geringste Ahnung, was er tun sollte. Ohne zu antworten senkte er den Blick und wandte seine Augen vom PET ab. Was sollte er auch schon machen?

„Das ist nicht wahr!“, schrie MegaMan und drückte den Virus noch fester an seine Brust, was dem kleinen Fishy sichtbar gut tat. Langsam schloss es wieder die Augen und genoss die letzten Sekunden in den Armen seines Herrchens, ehe es in all seine Datenteile zersprang.

Gregory schaute weg, ebenso wie Lan. Auch ihm liefen Tränen die Wange hinunter.

Als MegaMan seine Arme ausbreitete, begannen Dash’s Datenbestandteile auseinander zufliegen und sich überall hin zu verteilen. MegaMan versuchte sie mit seinen Händen zu ergreifen und festzuhalten, doch es war sinnlos. Es dauerte nicht lange und sämtliche Datenteilchen hatten sich aufgelöst. Fassungslos beugte sich der blaue Navi nach vorne und versuchte seine Tränen zu unterdrücken. Die Hände zu Fäusten geballt, schlug er feste auf den Boden. Allein sein Schluchzen erfüllte nun den stillen, leblosen Square...

Dark Power Reborn

Lautes Schluchzen hallte durch den zerstörten Star Square. Inmitten einiger Trümmer lag MegaMan zusammengekauert auf den Knien und konnte seine Tränen einfach nicht mehr zurückhalten. Verzweifelt schlug er immer wieder mit seinen Fäusten auf den Boden und versuchte die Tränen zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht. Wieso musste das passieren? Hätte er doch nie erlaubt, dass Dash mitgehen durfte! Hätte er den kleinen Virus bloß wieder zurückgeschickt, hätte er ihn bloß niemals mitgenommen!! Er hatte doch gewusst, dass es gefährlich werden würde, aber trotzdem... MegaMan konnte es einfach nicht glauben. Noch vor wenigen Sekunden hatte Dash in seinen Armen gelegen und jetzt... jetzt war er weg... für immer weg...

Tapfer wie eh und je hatte der kleine Fishy-Virus sein Herrchen im Kampf gegen die Omega-Viren beschützen wollen und bezahlte es mit seinem Leben. Eine Träne nach der anderen fiel auf den Boden und leicht zittrig versuchte sich der blaue Navi wieder zu fassen.

BattleMan stand hilflos neben seinem Freund und wusste nicht, was er tun sollte. Vorsichtig trat er ein paar Schritte näher und beugte sich runter zu MegaMan, ihm die Hände auf die Schultern legend.

Auch Lan und Gregory waren sprachlos. Während Gregory ebenfalls in Tränen ausgebrochen war, durchdrang Lan nur ein einziges Gefühl: eine ungeheure Wut auf diese Viren und vor allem auf Shadow!! So viele hatten bereits ihr Leben verloren im Kampf gegen Shadow und jetzt durch diese Omega-Viren, waren noch viel mehr Navis gelöscht worden und schließlich hatte es auch noch Dash erwischt... einen unschuldigen kleinen Virus, dessen einzige und größte Freude es war in der Nähe von MegaMan sein zu dürfen und grade das war der Grund, warum er sterben musste...

Sachte half BattleMan seinem blauen Freund beim Aufstehen und griff ihm vorsichtig unter die Arme. Noch immer konnte MegaMan nicht aufhören zu schluchzen und rieb sich die digitalen Tränen aus den Augen.

„Warum?“, fragte er mit tränenerstickter Stimme. „Warum musste das passieren? Wäre ich bloß schneller gewesen... oder hätte ich Dash einfach nicht mitgenommen... Es ist alles meine Schuld!“

Bevor MegaMan wieder auf die Knie fallen konnte, griff BattleMan ihn schnell und fing ihn auf. Er beugte sich wieder nach unten, damit MegaMan sich setzen konnte und setzte sich direkt daneben.

„Es ist nicht deine Schuld. Niemand konnte wissen, dass so etwas passieren würde. Wir haben uns zu sicher gefühlt durch unsere verbesserten Waffen und haben dabei das Wesentliche aus den Augen verloren, das mag vielleicht sein, aber an Dash’s Tod hast du keine Schuld. Der Kleine wollte uns beschützen und hat sich geopfert, um uns zu retten...“, versuchte BattleMan seinen Freund zu trösten.

„Aber wir wussten alle ganz genau, wie gefährlich es werden würde und trotzdem haben wir ihn mitgenommen!!“, brüllte MegaMan. „Es haben sich bereits so viele für uns in der Vergangenheit geopfert... MeteorMan, GeyserMan... alle haben sie ihr Leben gegeben, um mich zu beschützen... warum müssen immer mehr ihr Leben verlieren, nur damit ich weiterexistieren kann? Warum? ... warum musste es ausgerechnet Dash sein...??“

„MegaMan!“, mischte sich Lan nun mit ernsterer Stimme ein. „Du kannst mir glauben, ich bin mindestens genauso traurig wie du, aber wir haben noch immer eine Aufgabe zu erfüllen.“

„Ich will aber nicht mehr...“, seufzte der blaue Navi niedergeschlagen. „Es hat doch sowieso keinen Zweck...“

„Keinen Zweck??“, wiederholte Lan. „MegaMan! Jetzt hör mir zu... sicher haben sich in der Vergangenheit viele dafür geopfert, damit du weiterkämpfen kannst und auch Dash hat es getan, um dich zu beschützen, weil er dich geliebt hat. Weder du, noch ich oder irgendjemand anders hat Schuld an dem Tod unserer Freunde. Sie taten es alle selbst, aus freien Stücken, um uns zu retten... um dich zu retten... Willst du jetzt einfach so aufgeben? Nach alldem, was Shadow uns bisher angetan hat? Es geht nicht nur um unsere Freunde! Was meinst du wohl, wie viele Navis allein heute gelöscht worden sind, durch den Angriff dieser Viren? Und noch immer befinden sich viele in Gefahr und womöglich werden noch mehr gelöscht, in diesem Moment, wo wir grade reden! Wir müssen Shadow endlich aufhalten, damit dieser Wahnsinn endet... damit nicht noch mehr unserer Freunde sich opfern müssen! Soll Dash’s Opfer etwa umsonst gewesen sein? Ich bin sicher er vertraut dir und hofft ebenso wie ich, dass du weitermachst, um Shadow zu stoppen, egal was es kostet. Ich verstehe, wie du dich fühlst, aber wir dürfen jetzt nicht aufgeben! Wir haben es fast geschafft...“

Einige Minuten lang ließ sich MegaMan diese Worte durch den Kopf gehen, während seine Freunde schwiegen, um ihn nicht zu stören. Es hatten wirklich schon viel zu viele ihr Leben lassen müssen. Das durfte so nicht weitergehen! Auch wenn es ihm schwer fiel, hatte MegaMan keine andere Wahl. Er musste weiterkämpfen, im Namen seiner Freunde, die ihn auf Kosten ihres eigenen Lebens beschützt haben!

„Ja, ich weiß ja...“, antwortete er endlich und richtete sich wieder auf.

Schnell stand BattleMan ebenfalls auf und musterte seinen Kameraden besorgt, hoffend dass alles wieder in Ordnung war.

„Es sollen sich nicht noch mehr für mich opfern. Ab jetzt werde ich nichts mehr falsch angehen. Shadow wird für seine Taten büßen, dafür sorge ich höchstpersönlich. Wir werden jeden Omega-Virus erledigen, der uns in die Quere kommt und am Ende knöpfen wir uns endlich Shadow vor. Ich werde Dash rächen, das schwöre ich!“, sprach MegaMan laut aus, die Fäuste entschlossen geballt.

„So ist es richtig.“, antwortete Lan erleichtert. „Dash wird seine Rache bekommen und ich werde auch meinen Beitrag dazu leisten.“

„Ja und ich auch!!“, schloss sich auch Gregory dem Racheschwur an. „Der arme Dash... dieser verdammte Shadow, wer auch immer er ist, er wird das alles noch bereuen!“

„Genau! Er wird sich noch wünschen, niemals mit alldem angefangen zu haben, wenn wir mit ihm fertig sind. Der wird noch sein blaues Wunder erleben!“, fügte auch BattleMan hinzu.

„Danke.“, antwortete MegaMan, der sich jetzt wieder etwas besser fühlte. Mit einem letzten Wisch seines Unterarms, rieb er sich die übrigen Tränen aus den Augen und versuchte sich wieder voll und ganz auf das zu konzentrieren, was noch vor ihm lag. Zwei Squares fehlten immer noch...

„Dann lasst uns direkt weiter. Als nächstes geht’s zum Den Square. Der ist nicht sehr weit entfernt.“, erklärte Lan, als er schon alles bereit machte und die Karte auf seinem PET abrief.

Grade wollten MegaMan und BattleMan zurück durch den Teleporter, als MegaMan plötzlich stehen blieb und für einen kurzen Moment inne hielt. Er richtete seinen Blick gen Boden, wo er noch vor wenigen Minuten gelegen und geheult hatte. Dort wo sich Dash’s Daten in seinen Armen aufgelöst hatten, wirbelte ein kleiner Datenstrang dicht über dem Boden. Verwundert trat MegaMan näher heran und ging in die Knie, um den winzigen Datenwirbel aufzunehmen. Neugierig betrachtete er ihn, als er auf seiner Handfläche herumwirbelte.

„Was ist das?“, fragte Lan, als er merkte, dass sein Navi irgendetwas gefunden hatte.

„Ich weiß es nicht. Ein Datencode... ich kann ihn aber nicht entschlüsseln.“

„Ob er von Dash übrig geblieben ist?“, überlegte Gregory.

„Keine Ahnung... aber ich werde ihn auf jeden Fall mal mitnehmen.“, sprach der blaue Navi, als er sich wieder erhob. „Ich werde dich vermissen, Dash...“, flüsterte MegaMan, als er den Datenstrang in seinen Brustkorb drückte und die Daten so zum Transport absorbierte.

Einige Momente lang blieb Lan’s Navi noch im Areal stehen, während BattleMan bereits neben dem Teleporter auf ihn wartete. Er würde Dash ziemlich vermissen, das stand fest. Aber er würde alles dafür tun und sich bemühen, dass das Opfer des kleinen Virus nicht umsonst gewesen war. Mit seinen Gedanken voll und ganz bei Dash, erinnerte sich MegaMan zurück an den Tag, an dem er Dash gefunden hatte und was die beiden bereits alles gemeinsam erlebt hatten. Er hatte wirklich eine sehr schöne Zeit zusammen mit dem kleinen Fishy verbracht... Während er zu BattleMan herüberschlenderte tat er sich schwer einen erneuten Tränenausbruch zu unterdrücken.

Gemeinsam traten die beiden Navis schließlich durch den Teleporter und verließen wieder den Star Square. Ihren nächsten Zielort wollten sie so schnell wie möglich erreichen...
 

Auf direktem Wege bewegten sich die beiden Freunde zurück dorthin, wo sie hergekommen waren. In Windeseile passierten sie den Link von Star Area 2 nach Star Area 3, liefen dort die kilometerlange Plattform, entlang, bis sie schließlich den Teleporter erreichten, der sie zurück in die Den Area 4 beförderte. Kaum waren sie angekommen, standen sie erneut auf der kleinen, rechteckigen Plattform mit den drei Teleportern, die in völlig unterschiedliche Bereiche des Netzwerkes von Electopia führten. Sie gönnten sich eine kleine Verschnaufpause von wenigen Sekunden und setzten ihren Weg fort.

Lan war tief in Gedanken versunken, als er seinem Navi zusah, wie er sich weiter durch das Netzwerk schlug. Irgendwas war nicht in Ordnung. Bisher waren sie den Omega-Viren nur in den bisherigen Squares begegnet, nicht aber im normalen System. Überall anders im Internet schien Totenstille zu herrschen. Ob die anderen Navis sich bereits ausgeloggt hatten? Aber ob das wirklich so schnell gehen würde, bezweifelte Lan. Außerdem fragte er sich noch immer, woher genau die Omega-Viren nun gekommen waren. Waren sie wirklich einfach so überall im Internet aus heiterem Himmel erschienen? Irgendwoher mussten sie kommen, nur von wo? Eventuell würde dies sogar einen Hinweis liefern können, wo Shadow zu finden ist, wenn Lan herausbekommen würde, von wo die Viren ins Internet eindringen. Dann müssten sie vielleicht nicht mehr so lange warten, bis der Satellit repariert ist!

Gregory stellte sich ähnliche Fragen, doch vor allem schlug im der Tod von Dash aufs Gemüt. Er kannte den Virus zwar noch nicht so lange, wie Lan, aber dennoch empfand er tiefe Trauer für das, was vorgefallen war. Und seitdem er Lan und MegaMan davon hatte reden hören, wie bereits viele andere ihrer Freunde im Kampf gegen Shadow’s Navis ihr digitales Leben lassen mussten, bekam er nun auch immer mehr Angst, dass BattleMan etwas zustoßen könnte. Wenn wirklich auch BattleMan etwas ernsthaftes geschehen würde, wusste er nicht, ob er das ertragen könnte...

Währenddessen gingen MegaMan und BattleMan eine der beiden Rampen hinauf, die sie an den Anfang der großen, runden Hauptplattform brachte, wo damals die Finalrunde der Net-Games stattgefunden hatte. Die Plattform war reichlich demoliert. Einige Platten waren aus dem blau-weißen Schachbrettmuster gebrochen und stellenweise fanden sich Brandspuren, Krater und sogar Wasserpfützen und Eiskristalle auf dem Boden verteilt wieder. MegaMan und BattleMan blieben sofort stehen, um das Areal zu überblicken. Von den Net-Games-Kämpfen war dies jedenfalls nicht übriggeblieben...

„Lan, sieh dir das an.“, sprach MegaMan um die Aufmerksamkeit seines Operators wieder zu gewinnen.

Verwundert schaute Lan sich das Ganze über sein PET an. Dort hatte eindeutig ein heftiger Kampf stattgefunden und wenn man den Brandspuren und dem Eis glauben durfte, musste dies erst vor kurzem passiert sein.

„Ob hier wohl ein Kampf zwischen Omega-Viren und Navis stattgefunden hat?“, fragte Gregory, der leicht beunruhigt bei diesem Anblick wurde.

„Omega-Viren waren hier definitiv am Werk.“, bestätigte BattleMan, als er sich nach unten beugte und zwei Risse im Plattformboden genauer unter die Lupe nahm. Allem Anschein nach schienen sie, zumindest der Form nach zu urteilen, von den blitzförmigen Krallen eines Omega-Virus zu stammen.

„Also haben sie doch auch das normale Netzwerk angegriffen...“, stellte Lan fest.

„Sieht so aus. Das Ganze muss unheimlich schnell geschehen sein. Der Kampf dürfte nicht lange gedauert haben...“, sprach MegaMan, der zwischen einigen Trümmern nach vorn trat.

„Dieser verfluchte Shadow.“, grummelte Lan. „Wie kann er so was nur tun? Was will er damit erreichen? Was nützt es ihm, wenn die gesamte Cyberwelt zerstört ist??“

„Fragen wir ihn.“, sagte MegaMan zu Lan’s und der anderen Überraschung. „Wenn wir ihn gestellt haben, werden wir ihn fragen. Ich will von ihm persönlich erfahren, was es rechtfertigt so viele unschuldige Leben in Gefahr zu bringen.“

„Ja... Aber egal was es auch immer sein mag... er wird erst einmal von seiner eigenen Medizin zu schmecken bekommen. Los, weiter geht’s! Der nächste Square ist nicht mehr weit!“, brüllte Lan mit Elan.

Eifrig nickten die beiden Navis und rannten auch schon wieder los. Sie sprangen durch den Teleporter nach Den Area 3 und fanden sich auch gleich im nächsten Gebiet wieder.

Den Area 3 war ziemlich groß und recht verwinkelt mit zahlreichen Nebenpassagen, Sackgassen und labyrinthähnlichen Gängen.

MegaMan rannte vor, den blauen Hauptpfad entlang und BattleMan folgte ihm auf dem Fuße. Schnell legten sie das Gebiet hinter sich zurück und waren auch schon auf dem Weg durch die Den Area 2. Unterwegs warfen die beiden immer wieder Blicke um sich und betrachteten die Areale genauestens. Auch hier waren Spuren von Kämpfen zu entdecken. Allem Anschein nach musste vor nicht allzu langer Zeit die gesamte Den Area von Omega-Viren überrannt worden sein. Vor allem hier in der Den Area 2 war die Verwüstung verheerend.

Dieses Gebiet galt als Einkaufbereich mit zahlreichen Shops, die auf acht rundlichen Plattformen aufgestellt waren, die sich rundherum um die weite Hauptplattform verteilten.

Die Shops waren vollkommen zerstört und kein Stein schien mehr auf dem anderen zu sein. Lan und Gregory hofften nur, dass sich all die Navis noch rechtzeitig in Sicherheit hatten bringen können...

Endlich hatten sie auch dieses Areal erfolgreich hinter sich gebracht. Nachdem sie einen weiteren Teleportvorgang nach Den Area 1 vollzogen hatten, mussten MegaMan und BattleMan auch nur wenige Schritt nach links gehen und standen schon vor dem Teleporter zum nächsten Square. Beide holten noch einmal tief Luft und machten sich auf das gefasst, was sie erwarten würde.

„Okay, da wären wir... bin gespannt, wer uns dieses Mal in Empfang nehmen wird.“, seufzte Lan, der bereits böses ahnte.

„Hoffentlich sind wir noch nicht zu spät.“, war hingegen Gregory’s einzige Sorge.

„Okay, wollen wir dann?“, fragte BattleMan seinen Kameraden, als er schon ungeduldig seine beiden Buster anhob und es scheinbar kaum mehr erwarten konnte, wieder kämpfen zu können.

„Ja, lass uns nicht noch mehr Zeit verlieren.“, antwortete MegaMan leise und mit gesenktem Blick. Nun nicht mehr sonderlich voller Elan, trat er mit einem einzigen Schritt auf das Warpfeld und wurde transferiert.

BattleMan schaute seinem Freund besorgt nach, ließ sich jedoch nicht weiter davon irritieren und folgte ihm einfach...
 

Der Den Square war nicht besonders groß. Er bestand lediglich aus fünf runden Plattformen, die in Fünfeckform, durch schmale Überwege, miteinander verbunden waren.

Doch zur ihrer Verwunderung, war es vollkommen still, als MegaMan und BattleMan aus dem Transportportal stiegen und sich, eigentlich auf ein wildes Gemetzel gefasst, verwirrt umschauten. Der Square war bereits größtenteils zerstört. Zwei der fünf Plattformen hatten von je einer Seite ihren Halt verloren, weil die Verbindung zwischen den beiden weggebrochen war und nun zeigten sie schräg nach unten in die Tiefen des dunklen Netzwerks.

Ansonsten waren nur Trümmer zu sehen und sonst nicht großartig viel... Oder doch!!

Als MegaMan seinen Blick durch den Square wandern ließ, sah er plötzlich am anderen Ende des Areals doch jemanden stehen! Ein großer, violetter Navi, der zwischen zwei Omega-Viren stand, schien laut über etwas zu lachen.

Sofort setzten sich die beiden Freunde in Bewegung und rannten die Plattformen und Verbindungen entlang, um die Viren und den Navi so schnell wie möglich zu erreichen. Als sie näher kamen, erkannte MegaMan noch einen weiteren Standard-Navi, der am Boden lag und scheinbar versuchte sich auf zurichten, während die beiden Omega-Viren ihn grimmig anknurrten und der violette Navi sich über diesen Anblick köstlich zu amüsieren schien.

„Du bist der L-Letzte! Hahahaha! Auf Wiedersehen!!“, lachte der violette Navi, als MegaMan und BattleMan ihn grade noch rechtzeitig erreichten, um mit anzusehen, wie er seine beiden Buster anhob, an denen antennenförmige Spitzen angebracht waren, die blitzende Funken schleuderten und er sie dem liegenden Navi genau durch den Kopf rammte, um ihn mit einem Schlag zu löschen!

Fassungslos sahen MegaMan und BattleMan die Datenteilchen des Standard-Navis davon wirbeln. Auch Gregory und Lan konnten das nicht glauben.

„Was zum Teufel soll das? Wieso hast du das getan??“, brüllte Gregory sofort wütend los.

Ein leises Lächeln entfuhr dem violetten Navi, während er sich langsam herum drehte und sich MegaMan und BattleMan entgegenstellte. Auch die beiden Omega-Viren zu seinen Seiten wandten sich stampfend um.

„Sch-Schön d-dich wieder zu treffen, M-MegaMan!“

„VoltMan!!“, fuhr es sowohl BattleMan als auch MegaMan gleichzeitig in einem düsteren Ton heraus.

VoltMan war also auch wieder da! Und er schien sich kein Stück verändert zu haben, außer das er nun noch etwas angsteinflößender als damals wirkte.

Helle Blitze zuckten immer wieder zwischen den drei Antennen auf seinem Rücken auf , ebenso wie zwischen seinem Unter- und Oberkörper, welche getrennt voneinander übereinander schwebten, nur durch sehr dünne Kabel zusammengehalten. Durch einen rechteckigen Schlitz in seiner violetten Panzerung, funkelten seine Augen, die seine beiden Gegenüber amüsiert musterten.

„Beeindruckend, w-wie weit i-ihr es bisher gesch-schafft habt! A-Aber, w-wie ihr seht, seid i-ihr zu spät. D-Dieser Square ist nun auch n-nicht m-mehr, als e-ein riesiger Friedhof. Hahahahaha!“

„VoltMan...“, murmelte MegaMan wütend, während er seine Kampfposition einnahm. „Dafür wirst du büßen.“

„Wir werden dich fertig machen, du stotternder Energiegenerator.“, fügte BattleMan hinzu und richtete seine Buster auf den Elec-Navi.

„D-Das will ich sehen! I-Ihr sollt euch j-ja gut ge-gegen die O-Omega-Viren schlagen... Davon würde i-ich mich g-gern selbst überzeugen!“, lachte VoltMan, trat einen Schritt zurück und deutete mit einem seiner Buster auf die beiden Navis, was den beiden Viren signalisierte, auf sie loszugehen. „Mal sehen, w-was ihr gegen zwei O-Omega-Viren ausri-richten wollt!“

„Ha, als wenn so was ein Problem für uns wäre!“, entgegnete Lan, nicht sonderlich beeindruckt. „MegaMan? Mach sie fertig! DoubleJump, MagnetBomb, Double-Slot-In!!“

„Du auch, BattleMan! Knöpf du dir den anderen vor! Plasma, Slot-In!!“, warf auch Gregory direkt im Anschluss einen Battle Chip in sein PET.

„D-Das wird si-sicher amüsant.“, sprach VoltMan, als er noch weiter zurück schritt, um den beiden Navis und den Viren mehr Platz zum Kämpfen zu geben.

„Machen wir kurzen Prozess!“, rief MegaMan, als er auch schon loslegte.

Ein Omega-Virus sprang direkt nach vorn und versuchte den blauen Navi mit seinen riesigen Krallen aufzuschlitzen, doch mit einer schnellen Rolle entkam MegaMan dem Angriff, richtete sich ohne zu zögern wieder auf und brachte seine beiden Battle Chips zum Einsatz. Während der Virus sich nach seinem Gegner umschaute, nahm MegaMan ein kleines Stück Anlauf, vollzog einen doppelten Sprung weit über den Rücken des Virus hinweg und schleuderte noch im Flug die rundliche MagnetBomb in den aus Wasser bestehenden Unterkörper der gewaltigen Bestie. Als MegaMan wieder elegant auf seinen Füßen landete, hörte er auch schon den Omega-Virus vor Schmerzen heulen, als sich die Elektrizität der Energiekugel in ihm ausbreitete. Mit einem lauten Knall flog er schließlich in seine Datenbestandteile auseinander.

Vollkommen überrascht schreckte VoltMan auf, als er das mit ansehen musste.

Lan hingegen lächelte siegreich und schaute zu seinem Partner rüber, dessen Navi mit dem anderen Virus beschäftigt war.

BattleMan machte mehrere kleine Sprünge in alle möglichen Richtungen, um aus dem Gefahrenradius der immer wieder zuschlagenden Pranken des Omega-Virus zu gelangen. Doch das Monster gab nicht auf und schlug sogar noch schneller und fester zu, BattleMan aber war schnell genug den Angriffen auszuweichen, auch wenn es langsam aber sicher ziemlich anstrengend wurde.

„Gut so, weiter! Gleich hast du ihn!“, feuerte Gregory seinen Navi wie gewöhnlich an.

Als der Omega-Virus, wutentbrannt, mit deinen Vorderbeinen gleichzeitig ausholte und sich vor BattleMan auftürmte, als er all sein Gewicht in den hinteren Teil seines Körpers verlagerte, sah der grüne Kampf-Net-Navi seine Chance zum Angriff. Blitzschnell rannte er unter den erhobenen Vorderbeinen hindurch, ging unter dem brennenden Bauch des Virus leicht in die Hocke, visierte mit seinen Bustern den wässrigen Unterkörper an und feuerte mehrere elektrische Energieblitze ab. Der Omega-Virus zuckte bei jedem Treffer verwirrt auf und ehe er merkte, was eigentlich los war, brach er schon zusammen und wurde gelöscht. Unversehrt trat BattleMan aus den herumwirbelnden Datenteilchen der besiegten Bestie heraus und stellte sich gemeinsam mit MegaMan noch einmal VoltMan gegenüber, welcher sie fassungslos anstarrte.

„So, das war’s. Können wir dann endlich richtig loslegen?“, fragte BattleMan mit leichter Überlegenheit in der Stimme und ungemein viel Selbstvertrauen.

„W-Wie habt i-ihr d-das ge-geschafft??“, stotterte VoltMan nun sogar noch mehr als sonst.

„Nicht schlecht, was? Diese Omega-Viren sind mittlerweile kein Problem mehr für uns. Shadow muss sich schon mehr einfallen lassen, um uns aufzuhalten.“, lächelte Lan, als er VoltMan’s entsetzten Blick sah.

„U-Unmöglich!“, konnte es der violette Elec-Navi noch immer nicht fassen.

„Tja, wie du siehst, ist es doch möglich... also, wollen wir dann?“, fragte nun MegaMan.

„I-Ihr wollt tatsächlich ge-gegen m-mich kämpfen?“, begann VoltMan nun wieder leicht zu lachen. „Hehe... I-Ihr wisst ja ga-gar nicht, worauf ihr e-euch da einlasst! I-Ich bin um vieles st-stärker, als beim l-letzten Mal!! U-Und selbst da ha-hattet ihr Pro-Probleme...“

„Taten sagen mehr als Worte, nicht? Also hör endlich auf dumm rumzuquatschen und zeig, was du drauf hast!“, forderte BattleMan den violetten Navi nun direkt heraus.

„Tst... T-Tut mir leid. W-Wir werden noch n-nicht gegeneinander kä-kämpfen.“, sprach VoltMan mit einem nun ziemlich verärgerten Ton. „M-Meister Takashi ha-hat noch wichtiges zu erledigen mit M-Meister Sh-Shadow. E-Es gi-gibt n-noch eine Menge zu zerstören. Ich ha-habe keine Zeit, u-um mich um Gewürm, wie e-euch zu kümmern... M-Meine Aufgabe hier ist erledigt.“

„Dann verschwinde doch, du Feigling.“, antwortete Lan.

Erst wollte Gregory dazwischen reden, weil er nicht wusste, ob es eine so gute Idee war VoltMan einfach davonkommen zu lassen, aber er schwieg lieber.

„Hau ruhig ab! Aber sag Shadow eins, wenn du wieder bei ihm bist... Heute geht seine Terrorherrschaft zu Ende!!“

„Hahahahahaha!!“, begann VoltMan lautstark zu lachen. „I-Ihr seid wirklich ko-komisch. Ich we-werde es ihm ausrichten...“ Und kaum hatte er ausgesprochen, loggte sich der violette Navi auch schon aus.

„War es wirklich richtig ihn entkommen zu lassen?“, fragte Gregory nun doch, als nur noch MegaMan und BattleMan auf dem zerstörten Square übrig waren.

„Ob wir ihn jetzt oder später erledigen macht eh keinen Unterschied. Außerdem haben wir keine großartige Zeit für irgendwelche Kämpfe. Ein Square wartet noch auf uns und wir müssen uns beeilen. Soll VoltMan doch verschwinden... Shadow’s Navis sind allesamt Feiglinge. Er soll ruhig wissen, dass ich es absolut ernst meine. Heute wird er für seine Taten bezahlen!“

So ernst wie jetzt, hatte Gregory Lan noch nie gesehen. Aber er hatte ja Recht und auch Gregory ließ sich gern von dieser Entschlossenheit anstecken. Wenn er fest daran glauben und in Lan vertrauen würde, würde sicher alles gut gehen..

„Also dann... Auf zum letzten Square, oder was meint ihr?“

„Ja, von mir aus kann’s losgehen.“, sprach MegaMan, der noch einmal einen Blick über den zerstörten Square warf. Die Omega-Viren hatten wirklich ganze Arbeit geleistet.

„Die letzte Station, bevor es zu Shadow geht, was?“, fragte BattleMan, während er auch schon zurück zum Teleporter ging.

„Vermutlich.“, bestätigte Lan. „Wenn nicht noch weitere Überraschungen auf uns warten und Dad und Mr. Famous soweit sind, dann geht’s endlich zu Shadow. Die restlichen Internetgebiete müssen dann die übrigen Official-Navis sichern. Begebt euch auf direktem Weg zum ACDC Square. Von jetzt an geht es nur noch grade durch.“

Und so machten sich die beiden Navis wieder auf den Weg. Sie sprangen durch den Teleporter, der sie zurück nach Den Area 2 bringen würde. Lan und Gregory bereiteten sich indes auf alles vor. Ihren Beobachtungen nach, schien die Zerstörung immer mehr zuzunehmen, je näher sie dem ACDC Square kamen. Auch wenn sie sich in den letzten Kämpfen einigermaßen gut geschlagen hatten, war immer noch höchste Vorsicht geboten...
 

Schnell bewegten sich MegaMan und BattleMan weiter durch das Netzwerk von Den Town. Sie liefen durch die Den Area 1 hindurch und waren dann bereits auf direktem Weg zu dem Link, der sie ins ACDC Netzwerk führen würde. Unterwegs mussten die beiden jedoch bitter feststellen, dass auch in den nächsten Arealen die Omega-Viren gewütet und alles zerstört hatten. Die Cyberwelt erinnerte nur noch an eine trostlose Einöde, still und leblos. Kein Navi war zu sehen, keine Viren zu finden, einfach rein gar nichts. War das wirklich das Ende der Net-Society? Hatte Shadow sein Ziel hiermit vielleicht schon erreicht? Wieder schossen Lan die selben Fragen durch den Kopf, die ihn schon seit den letzten Tagen immer wieder Kopfzerbrechen beschert hatten. Was versprach sich Shadow davon, dass komplette Internet zu zerstören? Wily’s Gründe waren damals klar und einleuchtend, wenn aber dennoch nicht rechtfertigend gewesen. Was für Gründe konnte also jemand, wie Shadow haben?
 

Nachdem MegaMan und BattleMan ACDC Area 3 erreicht hatten, konnten sie bereits eine enorm starke Energie spüren. Etwas überrascht von diesem plötzlichen, ein klein wenig beängstigenden Gefühl, hielten sie inne.

„Was ist los, ihr zwei?“, fragte Gregory leicht irritiert.

„Irgendwas stimmt nicht. Ich habe so ein seltsames Gefühl... es fühlt sich so ähnlich an, wie das, welches VoltMan oder auch ChainMan, als er den Dark Chip benutzt hat, versprüht haben.“, versuchte MegaMan es zu beschreiben.

„Du meinst also, du spürst eine böse Energie? Von einem Dark Chip? Dann wird vermutlich wieder einer von Shadow’s Navis in der Nähe sein...“, grummelte Lan.

„Vermutlich, aber es ist nicht nur das.“, wandte BattleMan ein. „Dieses Mal ist die Energie viel stärker und intensiver.“

„Noch intensiver?“, wiederholte Gregory beunruhigt. „Ob wir uns der Quelle der Omega-Viren nähern?“

„Gut möglich.“, begann Lan zu grübeln. „Wenn das der Fall sein sollte, steht uns aber einiges bevor. Ich hoffe ihr seid gut gewappnet, jetzt heißt es wohl alles oder nichts. Der ACDC Square liegt in ACDC Area 1. Beeilt euch.“

Also setzten die zwei Navis ihren Weg fort. Auch in der ACDC Area war nichts als Zerstörung zu betrachten. Ohne sich davon jedoch weiter stören zu lassen, folgten sie dem orangefarbenen Hauptpfad durch ACDC Area 3, durchquerten ebenso schnell das zweite Areal und erreichten dann endlich ACDC Area 1. Sie liefen direkt auf das kleine, rundliche Warpfeld zu, welches sie zum Square transferieren würde. Nachdem beide ihre Buster feuerbereit gemacht hatten, konnte es losgehen...
 

Der ACDC Square bestand aus einer einfachen, großen, quadratisch geformten Plattform, die bläulich schimmerte und auf dessen Oberfläche jede Menge kabelartiger Verbindungen zu sehen waren. Ihre Oberfläche erinnerte an die eines Mikrochips.

Als MegaMan und BattleMan sich vollständig materialisiert hatten, staunten sie nicht schlecht, als sie feststellen mussten, dass der gesamte Square noch vollkommen intakt war. Er schien nicht einmal den geringsten Kratzer abbekommen zu haben, aber außer den beiden fanden sich hier trotzdem keine anderen Navis. Der Square war wie leergefegt.

„Was ist denn jetzt los?“, fragte Lan verwirrt.

„Sind die Viren noch nicht bis hierhin gekommen...?“, überlegte Gregory, der sich das aber nicht wirklich vorstellen konnte, vor allem, wenn er daran dachte, dass der Rest der ACDC Area ziemlich demoliert war.

„Keine Ahnung, was hier los ist.“, hob BattleMan misstrauisch seinen Buster.

„Diese Energie, die wir noch eben gespürt haben ist auch verschwunden.“, stellte MegaMan nun fest, als er langsam über den Square entlang schritt.

„Das gefällt mir nicht...“, murmelte Gregory mit ziemlich besorgtem Blick.

Und kaum hatte er ausgesprochen, bestätigte sich sein ungutes Gefühl. Direkt vor MegaMan und BattleMan begannen sich auf einmal Datenteile zusammenzusetzen, bis sie zwei Navis geformt hatten. Es handelte sich dabei um einen schwarzen HealNavi und einen violetten, welcher vom schwarzen am Kopf gehalten wurde und kraftlos auf den Knien lag.

Sofort traten MegaMan und BattleMan zurück, um ihren Gegenübern ihre Waffen entgegenzustrecken.

„Endlich seid ihr gekommen.“, begann der schwarze HealNavi zu lachen und MegaMan benötigte nicht lange, um die Stimme wiederzuerkennen. Er hatte sie noch allzu gut in Erinnerung...

„D-Darkling??“, begann der blaue Navi ungläubig zu stottern.

„Oh, du erkennst mich also doch wieder?“, fragte Darkling überrascht. „Das hätte ich nicht erwartet... Vielleicht sollte ich mir jetzt etwas darauf einbilden, dass der große MegaMan sich an einen so gewöhnlichen HealNavi, wie mich erinnert?“

„Wie könnten wir dich schon vergessen...“, seufzte Lan frustriert.

„Hehe... Ich muss offen gestehen, dass ich wirklich sehr erfreut darüber bin. So muss ich euch nicht erst wieder an mich erinnern, sondern kann gleich zu meiner Rache kommen.“, lachte der schwarze Navi, als er plötzlich den violetten HealNavi vor MegaMan’s Füße warf, wo dieser kraftlos liegen blieb. „Ihr kommt leider zu spät. Ich habe hier bereits selbst aufgeräumt und sämtliche Navis gelöscht, die hier unterwegs waren, sogar ohne die Hilfe der Omega-Viren. Der Kerl hier ist der letzte Überlebende... vielleicht erinnert ihr euch auch noch an ihn?“

Verwirrt schauten sich MegaMan und Lan den violetten Navi genauer an, der mit letzter Kraft versuchte aufzustehen. Mühevoll hob er seinen Kopf und blickte MegaMan direkt in die Augen.

„E-Es tut mir leid... Mir tut... Mir tut alles l-leid, was ich euch angetan habe... ich habe nur... ich wollte doch nur... mein O-Operator... es ist alles seine Schuld... bitte vergebt mir... bitte verzeiht mir noch einmal... und helft mir... i-ich flehe euch an... helft mir...“, begann der Navi ängstlich zu stammeln und jetzt erkannten MegaMan und Lan auch diesen wieder.

Es war der selbe Navi, der sich schon mehrmals versucht hatte an ihnen zu rächen, nachdem er durch MegaMan in der ersten Runde der Net-Games ausgeschieden war. Nach seiner Niederlage hatte er mehrmals versucht MegaMan und auch an seinen Freunden zu erledigen, da er eine ungemeine Wut auf den blauen Navi angestaut hatte. Doch auch wenn er in der Vergangenheit so schreckliche Dinge versucht hatte, konnte MegaMan nicht anders, als Mitleid mit ihm zu empfinden. Als sich der blaue Navi jedoch zu dem HealNavi runter beugen wollte, um ihm zu helfen, zersprang dieser auch schon in seine Datenbestandteile. Darkling hatte ihm ein violett leuchtendes Schwert durch den Rücken gestoßen.

„Du verdammter Mistkerl!!“, sprang MegaMan wütend auf.

„Oho... Was hast du denn? Sei doch froh, dass ich ihn erledigt habe, so wird er euch in Zukunft garantiert nicht mehr ärgern können.“, begann Darkling zu lachen, als er sein Schwert ein wenig hin und her schwang.

„Niemand hat so etwas verdient... nicht einmal er...“, antwortete MegaMan und in diesem Moment durchströmte ihn ungeheure Wut.

„Na ja, jetzt ist es doch sowieso zu spät, also was soll’s? Wir haben eh noch einiges vor, also kümmert euch nicht weiter drum.“, sagte Darkling, als er nun damit begann um MegaMan und BattleMan herum zu schlendern, während diese ihn mit ihren Blicken verfolgten. „Wie bereits gesagt, habe ich euch erwartet. VoltMan hatte mich von euch in Kenntnis gesetzt und dass ihr auf dem Weg hierher seid. Das waren natürlich wundervolle Nachrichten für mich, denn so kann ich mich endlich für damals revanchieren. Nur wie ich sehe ist euer kleiner Virenfreund nicht mehr dabei, oder? Dem hätte ich auch gern noch eine verpasst, aber wie es aussieht, war das kleine Mistvieh nicht mal kräftig genug es bis hierhin durchzuhalten. Ich habe gehört es wurde von einem unserer Omega-Viren gelöscht? Was für eine Schande...“, schüttelte er seufzend den Kopf. „Aber es ist sowieso ein Unding, dass ein Net-Navi sich mit einem Virus anfreundet.“

MegaMan fiel es schwer sich zurückzuhalten. Voller Zorn biss er seine Zähne zusammen und ballte seine Fäuste.

„Aber na ja...“, fuhr Darkling fort. „Reden wir nicht lange drum herum, sondern kommen wir gleich zur Sache, was?“, lachte er und man sah ihm deutlich an, dass er mit Absicht versuchte MegaMan zornig zu machen. „Ihr werdet euch freuen zu hören, dass ich seit unserer letzten Begegnung stärker geworden bin.“

„Das hat uns bisher jeder erzählt und alle sind feige geflohen. Du bist dazu auch noch nur ein einfacher HealNavi. Wir werden nicht lange brauchen, wenn du wirklich gegen uns kämpfen willst.“, mischte sich nun BattleMan wieder ein.

„Oh! Mutig... Mit wem habe ich überhaupt das Vergnügen? Ich denke, wir kennen uns noch nicht, oder?“

„BattleMan.“, antwortete Gregory’s Navi kurz und knapp.

„BattleMan? ... Ja, den Namen habe ich schon gehört... Du siehst noch schwächlicher aus, als ich es mir vorgestellt habe.“

„Red du nur. Eine große Klappe kann jeder haben.“

„Ich würde an deiner Stelle doch etwas vorsichtiger sein, BattleMan.“, versuchte Gregory nun seinen Navi etwas zurückzuhalten. „Siehst du dieses violette Schwert, was er da hat? Das ist ein Dark Sword!“

„Ja, beeindruckend, nicht?“, fragte Darkling mit purer Begeisterung in der Stimme. „Aber das ist nicht mein einziger Dark Chip. Ich habe von Lord Shadow ein vollkommen neues Sortiment erhalten, viel besser als meine alten Chips... Ihr habt keine Chance.“

„Dark Chips haben dir letztes Mal auch nicht geholfen.“, wandte Lan nun ein. „Einer mehr oder weniger richtet da auch nicht mehr viel aus... schwach bleibt eben schwach. Mich würde allerdings trotzdem eines brennend interessieren, in diesem Zusammenhang.“

„Und was?“, fragte Darkling. „Woher Shadow die Chips hat? Von Nebula nicht, falls du das denkst. Nebula ist Geschichte, wir beziehen unsere Dark Chips aus einer weitaus zuverlässigeren Quelle.“

„Interessant.“, stellte Lan fest. „Na ja, wie dem auch sei... Dark Chips werden dir auch nicht viel helfen, wie schon gesagt. Sie mögen zwar das Powerlevel eines Navis erhöhen, aber was bringt das schon, wenn man dafür seine Seele an die Dunkelheit verliert? Dark Chips sind wie Drogen! Sie sind ein Suchtmittel, ein einfaches Zeichen von Schwäche!“

„Ach, ist das deine Meinung? Na ja, du kannst mir viel erzählen, aber wenn ich eure Navis erst einmal kurz und klein geschlagen habe, wirst du schon noch sehen, was Dark Chips für Vorteile haben. Ich bin mindestens doppelt so stark, wie damals und nicht zuletzt, weil ich nun auch nicht mehr von meinem dämlichen Operator abhängig bin!“

„Wo steckt übrigens dein Operator? Ich dachte die Officials hätten ihn festgenommen... und wurdest du nicht damals gelöscht?“

„Ja, das ist wohl wahr. Mein Operator war ein Versager. Er war es nicht mehr wert, Lord Shadow zu dienen. Wir haben ihn... nennen wir es mal ’gelöscht’! Hahahaha!“, lachte Darkling weiter, als er nun wieder vor MegaMan und BattleMan zum Stehen kam. „Und ebenso wie meine Kameraden bin ich aus der Verdammnis zurückgekehrt, um dem Ende der Net-Society beizuwohnen! Heute geht es mit der Welt, so wie ihr sie kennt, zu Ende. Aber euer Weg endet bereits hier! Ihr seid uns schon viel zu lange ein Dorn im Auge und was die anderen nicht fertig bringen konnten, das wird mir gelingen! Ich werde euch hier und jetzt löschen, damit endlich Schluss mit allem ist. Macht euch bereit die ultimative Furcht zu erfahren. Ich brauche keine Omega-Viren als Hilfe, ich erledige euch persönlich.“

„Das kannst du schön knicken!“, sprach Lan, der schon die Kampfroutine einleitete. „Mir ist egal, woher du deine bescheuerten Dark Chips hast und woher und warum du wiedergekommen bist. Du bist derjenige, der hier und jetzt ewige Ruhe finden wird! MegaMan?“

„Ich bin bereit... Machen wir den Kerl fertig... Für unsere Freunde! Für Dash!!“

„Putz ihn von der Platte, BattleMan! Je schneller desto besser.“, rief nun auch Gregory, der schon die ersten Chips bereit hielt.

„Das wird nicht lange dauern.“

„Dann los... Battle routine, set!”, brüllten Lan und Gregory zugleich.

„Execute!!“, bestätigten ihre Navis.

„Dann kommt nur her...“, streckte Darkling seinen Gegenübern das DarkSword herausfordernd entgegen. Der Kampf konnte beginnen.

Dash's Revenge

Nach vielen harten Kämpfen und einem sehr langen Weg, den die beiden Net-Navis zurücklegen mussten, hatten es MegaMan und BattleMan schließlich bis zum ACDC Square geschafft, dem letzten Square, der vor den Omega-Viren verteidigt werden musste!

Doch statt auf eine Horde Omega-Viren, trafen die beiden zu ihrer Überraschung auf einen einzigen Navi... Darkling! Obwohl der schwarze Heal-Navi während der Net-Games gelöscht worden war, war er nun zurückgekehrt, um sich MegaMan in den Weg zu stellen und sich an ihm zu rächen. Mit einigen neuen Dark Chips ausgestattet war er ziemlich zuversichtlich und forderte Lan’s Navi zum Kampf heraus...
 

Und schon ging es los! Darkling rannte den beiden Navis direkt entgegen, bewaffnet mit einem violett leuchtenden DarkSword, das er im Lauf hin- und herschwingen ließ.

„Vorsicht, Mega! Nimm dich bloß vor dem Schwert in Acht!“, warnte Lan seinen Navi, welcher seinen Buster lud und uneingeschüchtert ebenfalls seinem Gegner entgegenrannte.

Auch BattleMan stürzte sich in den Kampf, doch Darkling schien nicht sonderlich davon beeindruckt zu sein, dass er gegen zwei Feinde gleichzeitig zu kämpfen hatte.

„Pass du auch auf, BattleMan! Er mag nur ein einfacher Heal-Navi sein, aber wir wissen nicht, was die Dark Chips mit ihm anrichten können...“, riet auch Gregory seinem Navi, als er den Kampf ziemlich besorgt über das PET verfolgte.

„Wir sind schon vorsichtig.“, versicherte der grüne Navi seinem Operator, als er plötzlich die Richtung änderte und nun nicht mehr neben MegaMan lief, sondern in einem großen Bogen um die beiden aufeinanderstürzenden Navis herumrannte und sich in einigen Metern Entfernung sicher von ihnen positionierte und seine beiden Buster auflud.

MegaMan hingegen hielt weiter auf Darkling zu, immer noch vollkommen entschlossen.

„Ha, du Trottel kannst es wohl kaum erwarten zu sterben, was?“, lachte Darkling, der nicht wirklich verstand, warum MegaMan noch nicht die Flucht ergriffen hatte, wo er doch direkt auf das DarkSword zurannte, welches Darkling im Lauf nach vorn und so dem blauen Navi entgegengestreckt hatte.

Kurz bevor die beiden Kontrahenten ineinander liefen, holte Darkling schnell mit der violetten Klinge aus, um sie blitzschnell in einem weiten Bogen um sich herumwirbeln zu lassen. Doch MegaMan warf sich im richtigen Moment zu Boden, dass das Schwert ihn verfehlte. Während Darkling noch damit beschäftigt war zu begreifen, dass MegaMan ausgewichen war, stützte der blaue Navi sich mit den Händen am Boden ab, zog die Beine an und streckte sie kraftvoll wieder aus, um sie dem Heal-Navi in den Magen zu rammen, worauf dieser weit nach hinten flog.

„Jetzt bin ich dran!“, rief nun BattleMan, der auf solch eine Gelegenheit gewartet hatte. Noch während Darkling durch die Luft flog, visierte er den schwarzen Navi an und feuerte mit seinen beiden Bustern zwei kraftvolle Energieladungen ab, die ihr Ziel voll erwischten und in einer heftigen Explosion untergehen ließ.

Laut stöhnend krachte Darkling zu Boden. Sein DarkSword zersprang in tausende kleine Datenteilchen.

Langsam richtete sich MegaMan wieder auf und schritt auf seinen, am Boden liegenden, Gegner zu. Auch BattleMan trat nun wieder dichter zu seinem Freund. Gemeinsam beobachteten sie, wie Darkling versuchte sich wieder auf die Beine zu bringen.

„Argh...“, brummte der Heal-Navi. „Nicht schlecht... Ich habe euch wohl unterschätzt...“

„Ich hab ja gesagt, das würde nicht lange dauern. Wollen wir’s zu Ende bringen?“, fragte BattleMan, der Darkling skeptisch musterte.

„Hehe...“, begann der schwarze Navi zu lachen, als er wieder vollkommen in einer aufrechten Position war. „Aber ihr unterschätzt mich auch. Ich weiß jetzt, was ihr drauf habt... jetzt bin ich wieder am Zug!!“, brüllte er, als er seinen rechten Arm ausstreckte, welcher plötzlich violett zu leuchten begann. „Spürt die Kraft der Dunkelheit! DarkDrill!!“

Unsicher traten MegaMan und BattleMan schnell einige Schritte von ihrem Gegner weg. An Darkling’s rechtem Arm materialisierte sich eine gewaltige, metallische Bohrschraube.

„Pass auf!!“, brüllte Gregory, doch bevor BattleMan reagieren konnte, hatte Darkling auch schon zugeschlagen.

Der riesige Bohraufsatz schraubte sich mit einem extrem hohen Drehtempo in wenigen Sekunden durch BattleMan’s Brustkorb, bis die Spitze aus dem Rücken wieder rauskam. Mit weit aufgerissenen Augen blickte der Kampf-Net-Navi runter und betrachtete die Bohrschraube, wie sie sich immer weiter durch ihn durch bohrte und schon überall Datenteilchen herumgeschleudert wurden.

„BattleMan!!!“, schrie Gregory, als ihm erste Tränen in die Augen schossen und er reflexartig das Verbindungskabel seines PETs herauszog, woraufhin BattleMan ausgeloggt wurde, bevor noch etwas schlimmeres passieren konnte.

Laut lachend dematerialisierte Darkling wieder den DarkDrill.

„Hahahahahahaha!!! Na, was ist jetzt?! Glaubst du immer noch der Kampf wäre schnell vorbei? Na gut, in gewisser Weise hattest du ja Recht... für dich war er sehr schnell vorbei! Hahaha!“, konnte sich der schwarze Navi kaum mehr halten vor Lachen. „Ich hab doch gesagt, ich bin viel zu stark für euch!“

Weinend starrte Gregory auf den Screen seines PETs und rief hastig BattleMan’s Statusdaten ab. Zwar war sein Navi nicht gelöscht, aber er hatte enormen Schaden von sich getragen.

„BattleMan...“, schluchzte der braunhaarige Junge und ließ sich fassungslos in den Stuhl niedersacken. „Warum...? BattleMan...“

Mitleidig sah Lan seinem trauernden Freund zu, wie dieser die Beine im Stuhl anwinkelte und seinen Kopf auf die Knie drückte, ehe er in lautem Weinen ausbrach. Auf dem PET-Display sah man BattleMan, der wort- und reglos aussah, als würde er schlafen, während aus einem großen Loch in seinem Bauch jede Menge Datenteilchen flogen. Der Selbstreparaturmodus war zwar angeschaltet, aber bei dieser Verletzung würde es Ewigkeiten dauern, bis er wieder auf den Beinen sein würde...

Wutentbrannt schaute Lan zurück auf sein eigenes PET. Darkling hatte sich noch immer nicht vor Lachen eingekriegt und MegaMan stand ihm ebenso wütend gegenüber, wie Lan es nun war.

„Dafür wirst du bezahlen!!“

„Hahaha! Werde ich das? Nein... Es ist endlich an der Zeit euch endgültig zu erledigen... Heute wird der legendäre MegaMan fallen! Du bist direkt der nächste, Bürschchen!“, sprach Darkling, als er sich wieder zusammenriss und sich in eine Kampfhaltung begab, als er jetzt MegaMan konfrontierte.

„Das werden wir ja sehen.“, knurrte MegaMan und ballte wütend seine Fäuste.

„Gregory?“, fragte Lan, als er sich kurz von seinem PET abwandte.

Unsicher schaute der weinende Junge auf und versuchte weitere Tränen zu unterdrücken.

„Wir regeln das alleine. Begib dich schon mal zum SciLab und sag Dad bescheid, dass ich nachkommen werde, sobald ich das hier erledigt habe.“

„A-Aber...“, begann Gregory zu stottern und erhob sich von dem Stuhl. „Du wirst ihn nie allein besiegen! Was wenn MegaMan auch etwas zustößt? Bitte logg ihn einfach aus, beende diesen Kampf und geh gemeinsam mit mir zum SciLab!“

„Nein, ich kann nicht... Ich und MegaMan müssen diesen Kampf zu Ende bringen. Und abgesehen davon wird mich dieser Navi sicherlich eh nicht so einfach davonkommen lassen. Geh schon mal alleine vor. Im SciLab werden dir die anderen sicherlich auch helfen können, dass BattleMan schnell wieder auf den Beinen ist.“

„Aber ich kann nicht...“, wandte Gregory ein. „Was wenn du-“

„Ich und MegaMan werden nicht verlieren.“, unterbrach Lan seinen Freund, ehe dieser ausreden konnte.

„Ja, aber was wenn doch?“

„Ich verspreche es dir.“, zwinkerte Lan ihm jedoch lächelnd zu. „Ich schwöre, dass ich und MegaMan das schaffen werden und du wirst sehen... es wird nicht lange dauern, dann werden wir auch am SciLab sein.“

Erst wollte Gregory zu einem weiteren Widerspruch ansetzen, sah dann aber ein, dass es eh sinnlos war. Er würde Lan nicht von seinem Entschluss abbringen können, egal was er versuchen würde.

„Also gut...“, willigte er schließlich doch ein. „Aber wehe du hältst dein Versprechen nicht. Ich sag deinem Vater bescheid...“, sagte Gregory, als er sein PET nahm und Lan noch ein letztes Mal direkt in die Augen schaute. „Ich vertraue dir.“

„Du kannst dich auf mich verlassen.“, grinste Lan und steckte damit auch Gregory an, welcher nun wieder etwas fröhlicher aussah.

Mit einem kurzen Nicken verabschiedete sich der besorgte Junge und rannte auch schon aus dem Raum hinaus und ließ Lan so allein an dem Laptop zurück. Nun wieder ernster blickend wandte er sich auch schon wieder seinem PET zu.

„Los, MegaMan. Zeigen wir’s ihm!“

„Ihr wollt also wirklich allein weiter kämpfen? Hehe... Na dann lasst uns loslegen.“, freute sich Darkling und machte sich auch schon für den nächsten Angriff bereit.

„Du wirst noch bereuen, was du BattleMan angetan hast!“, brüllte MegaMan zornig und stürzte sich auch gleich wieder in den Kampf.

Während der blaue Navi auf ihn zugelaufen kam, blieb Darkling vollkommen ruhig und nahm eine Abwehrhaltung ein.

„Dann zeig mir, was du kannst!“

„Okay, MegaMan! Löschen wir ihn und zwar endgültig! Boomer, Slot-In!!”, schob Lan einen Battle Chip in sein PET.

Noch im Lauf schleuderte sein Navi den metallischen Bumerang auch schon nach vorn in Richtung Darkling. Doch der schwarze Heal-Navi beugte seinen Oberkörper athletisch nach hinten, so dass die Metallklinge knapp an ihm vorbeizischte.

„Das war wohl schon mal nix!“, lachte Darkling weiter, als er seinen Oberkörper wieder nach vorn warf und damit gleichzeitig genug Schwung holte, um sich MegaMan entgegenzuwerfen. Die Arme nach vorn gestreckt, versuchte er seine Hände direkt um MegaMan’s Hals zu werfen.

„Das seh ich nicht ganz so.“, entgegnete MegaMan, der blitzschnell einen Schritt zurück trat und ebenso seine Arme nach vorn ausstreckte, um in Darkling’s Hände greifen zu können.

Kaum hatte der blaue Navi seinen Gegner gepackt, hielt er ihn fest und begann sich samt Darkling einmal schwungvoll im Kreis herumzudrehen. Als er genug Geschwindigkeit drauf hatte ließ er Darkling’s Hände wieder los und schleuderte den schwarzen Navi so weg, genau auf die Bumerangklinge zu, welche bereits wieder auf dem Rückweg war.

„Super, MegaMan!!“, grinste Lan und beobachtete gemeinsam mit seinem Navi, wie Darkling hilflos und völlig verwirrt durch die Luft schoss.

„Was zum-“, doch bevor er aussprechen konnte, durchfuhr den schwarzen Navi ein stechender Schmerz und ehe er sich versah, merkte er, wie sein Oberkörper sich vom Unterkörper zu trennen begann, als der Boomer ihn kaum spürbar durchschnitten hatte. Mit einem dumpfen Schlag fielen beide Körperhälften zu Boden. Während die Beine reglos liegen blieben, zappelte der Oberkörper schreiend hin und her.

„W-Wie...?!?“, konnte Darkling es einfach nicht fassen. Überall durch die Luft flogen seine Datenteile.

„Das war’s dann wohl.“, sprach Lan, als er das Szenario zufrieden betrachtete und abwartete, wie sich Darkling vollständig löschte.

Doch zu seiner Verwunderung geschah nichts dergleichen!

„So einfach nicht...“, stöhnte Darkling, als er versuchte sich mit seinen Armen wieder aufzurichten. „Ihr wisst ja nicht... mit was ihr es hier... zu tun... habt...“

Ungläubig traute MegaMan seinen Augen kaum, als sich Darkling’s Oberkörper plötzlich in die Luft erhob und zu schweben begann, während seine Beine sich löschten.

„Wie kann das sein??“, konnte auch Lan das nicht fassen.

Doch bevor ihm jemand eine Antwort geben konnte, klärte sich das Ganze schon von allein auf. In einem kurzen, hellen Lichtblitz erschien mit einem Male ein Dark Chip direkt vor Darkling’s schwebendem Körper. Eine violette Flamme schoss aus dem Chip heraus und ummantelte den schwarzen Heal-Navi, bis dieser vollkommen von einem dunklen Nebel umschlungen war. Als der nebelartige Qualm wieder verschwunden war, sah Darkling wieder genauso aus, wie vor dem letzten Angriff und sogar noch etwas zuversichtlicher als zuvor.

„D-Das kann nicht sein...“, stotterte MegaMan, als sein Gegner wieder in einem Stück und topfit vor ihm stand.

„Oh doch, das kann es!“, antwortete Darkling lachend. „Jetzt seht ihr, welch eine Macht die Dark Chips besitzen! Und nun bin ich dran...“

Bevor Lan etwas unternehmen konnte, sprang Darkling auch schon los und vollbrachte das, woran er beim letzten Mal gescheitert war. Er warf sich um MegaMan’s Hals und riss den blauen Navi zu Boden.

„MegaMan!!“

„Hahahahaha!! Und jetzt nimm das... DarkFist!!“, schrie der schwarze Navi und holte mit dem rechten Arm aus, welcher violett zu leuchten begann, während er auf MegaMan’s Brust saß und den blauen Navi so zu Boden drückte.

„Barrier, Slot-In!”, warf Lan so schnell er nur konnte einen Battle Chip in sein PET, doch auch das nützte nichts.

Darkling’s Faustschlag durchbrach die Barriere, welche klirrend zersplitterte, und schlug MegaMan kraftvoll ins Gesicht. Aber statt MegaMan Zeit zu lassen, sich von dem Schlag zu erholen machte er auch gleich weiter, stand auf, packte seinen geschwächten Gegner am Arm und warf ihn mit einem kräftigen Zug weiter weg. Vor Schmerzen stöhnend knallte MegaMan hart auf den Boden und konnte sich kaum mehr bewegen.

„Wie jämmerlich! Ist das das Ende des großen MegaMan? Da fragt man sich ja glatt, wozu man sich überhaupt die ganze Mühe macht... aber selbst wenn du es jetzt nicht mehr wert bist gelöscht zu werden, werde ich es trotzdem tun... nur aus Spaß an der Freude. Hahahahaha!!“

„Nein, MegaMan! Steh auf!!“, versuchte Lan seinen Navi dazu zu bringen, sich zu bewegen, doch er war zu sehr von dem festen Schlag ins Gesicht erschöpft.

„DarkBomb!!“, materialisierte Darkling eine kleine, runde Kugel, die von dunklem Nebel umgeben war, in seiner Hand und schleuderte sie ohne zu zögern auf MegaMan, welcher sich am Boden krümmte vor Schmerz.

Lan wollte schnell einen Battle Chip in sein PET schmeißen, doch selbst wenn er es rechtzeitig geschafft hätte, hätte er MegaMan damit vermutlich sowieso nicht vor dem Angriff bewahren können. Durch eine heftige Explosion in die Luft geschleudert, knallte der blaue Navi erneut hart auf den Boden, wo er nun liegen blieb und sich kein Stück mehr rührte.

„Hehehe... Dann kommen wir mal langsam zum Finalschlag, was? Hier!“, sprach Darkling, als er seinen rechten Arm hob und diesen in eine dunkelviolette Cannon verwandelte. „DarkCannon!!“

Lan überlegte, was er noch tun konnte. Verteidigungschips wie die Barrier schienen Darkling’s Angriffe nicht abwehren zu können. Die Dark Chips waren bei weitem viel zu mächtig und wenn Lan seinem Navi ein ähnliches Schicksal, wie BattleMan ersparen wollte, musste er jetzt handeln. Für einen Program Advance war MegaMan zu geschwächt, also musste er zunächst einmal geheilt werden und eventuell hätte Lan dann noch etwas anderes, um das Blatt wieder wenden zu können.

„Krepier!!“, schrie Darkling, als er die DarkCannon zündete und ein heulender, unglaublich kraftvoller, violett leuchtender Energiestrahl freigesetzt wurde, dessen Power den gesamten Square zum Erbeben brachte.

Noch grade im richtigen Moment schob Lan den nächsten Battle Chip in sein PET.

„AntiDamage, Slot-In!!”

Bevor MegaMan von dem Energiestrahl getroffen werden konnte, löste sich sein Körper plötzlich auf und verschwand. An seiner Stelle materialisierte sich jedoch eine kleine Puppe, die dem blauen Navi ziemlich ähnlich sah. Doch kaum hatte sie sich materialisiert, wurde sie auch schon von dem Cannon-Angriff erfasst und gleich wieder gelöscht in einer donnernden Explosion.

„Huh? Was zur Hölle war das??“, fragte Darkling, vollkommen verdutzt über das, was grade geschehen war. Verwirrt blickte er sich nach seinem richtigen Gegner um.

MegaMan lag, noch immer ziemlich geschwächt, am anderen Ende der Plattform, wo Darkling ihn noch nicht bemerkt hatte und fragte sich derweil selbst, was eigentlich geschehen war. Mühevoll versuchte er sich aufzurichten.

„Oh man, das ging grade noch mal gut.“, wischte sich Lan den Schweiß von der Stirn.

„Was... ist passiert?“, wollte der blaue Navi direkt wissen, während er sich an seinen schmerzenden Kopf fasste.

„Ich hab dich grade noch mal durch ein Körperdouble austauschen können. Hätte dich der Angriff erwischt, wärst du jetzt vermutlich Geschichte.“

„Oh man...“, seufzte MegaMan und schaute sich ebenfalls nach seinem Gegner um, der ihn aber scheinbar noch nicht entdeckt hatte. „Was tun wir jetzt? Gegen die Dark Chips komme ich wohl doch nicht an...“

„Ich weiß nicht.“, begann Lan zu grübeln. „Wenn das so weitergeht, wirst du das nicht lange durchhalten. Er ist wirklich ziemlich stark... Aber eventuell weiß ich vielleicht etwas, das uns helfen kann.“

„Ehrlich??“, fragte der Navi sofort überrascht.

„Yup. Aber zuerst bringen wir dich mal wieder auf die Beine... Recovery, Slot-In!”

Und kaum war der Chip runtergeladen, ging es MegaMan auch sichtbar viel besser. Neuen Mutes streckte er seine Arme aus, lockerte seine Gelenke und bereitete sich auf die nächste Runde in diesem Kampf vor.

„Was wollen wir dann jetzt tun?“

„Wir werden ihn erledigen. Wir sind es unseren Freunden schuldig. Wir dürfen auf keinen Fall versagen. Die Cark Chips könnten uns zwar einige Probleme bereiten, aber er ist nach wie vor nur ein gewöhnlicher Heal-Navi. Wenn wir es geschickt anstellen, können wir ihn besiegen. Aber zunächst müssen wir dein Powerlevel erhöhen.“

„Eine Soul-Unison?“, fragte MegaMan, der sich allmählich denken konnte, was Lan plante.

„Genau... vielleicht können wir ihn damit zunächst etwas beschäftigen und mit einem Program Advance könnten wir ihm dann den Gnadenstoß verpassen.“

„Das könnte funktionieren.“, überlegte MegaMan, als er sich die Idee genau durch den Kopf gehen ließ. „Also worauf warten wir noch?“

„Da bist du!!“, hallte es plötzlich laut durch den Square und als MegaMan sich erschrocken umwandte, sah er dass Darkling ihn endlich entdeckt hatte.

„Oh oh, jetzt wird’s brenzlig...“, geriet Lan nun etwas in Hektik und versuchte schnell den Soul-Unison Chip in seiner Tasche zu finden.

MegaMan hingegen machte sich bereit und nahm erneut seine Kampfhaltung ein, als Darkling auch schon auf ihn zugestürmt kam.

„Du verdammter Feigling dachtest wohl mich von hinten erwischen zu können, was? Nicht mit mir!! DarkVulcan!!“

Der schwarze Heal-Navi streckte seinen rechten Arm aus, seinem Gegner entgegen und transformierte diesen in eine mehrläufige Schnellfeuerwaffe, als er mit einem Affenzahn auf MegaMan zugerannt kam.

„Lan?“, fragte MegaMan, dem das Ganze nun doch etwas zu lange dauerte. Unsicher beobachtete er Darkling und wie dieser schon dabei war die DarkVulcan zu zünden.

„Ist ja gut!“, antwortete Lan aber fast sofort und warf den richtigen Chip in sein PET. „Dann wollen wir mal diese hier ausprobieren... Aktiviere Soul-Unison! SatelliteSoul!!“

„Das wird euch auch nicht helfen!!“, brüllte Darkling aber unbeeindruckt und feuerte mehrere dunkle Energiegeschosse ab.

Als die Chipdaten fast vollständig transferiert waren, begann MegaMan’s Körper auch schon zu leuchten und sich zu verwandeln. Ein helles, gelbliches Licht umgab ihn und langsam begann sich sein Äußeres zu verändern. Seinen blauen Körper überzog nun ein dunkles Grün und auf seinem Bauch materialisierte sich eine rundliche Satellitenschüssel, welche genauso aussah wie die, die SatelliteMan getragen hatte. Nun durch eine etwas stärkere Panzerung, vor allem länglichen, gelben Schulterplatten geschützt, war MegaMan auch schon bereit sich wieder in den Kampf zu werfen. Auf seinem grünen Helm war eine gelbe, V-förmige Klinge befestigt und an seinem rechten Buster befand sich nun ebenfalls eine kleine Satellitenschüssel, aus der eine schmale Antenne herausguckte.

„Dann wollen wir mal hoffen, dass es funktioniert!“, rief MegaMan und hob sofort seinen SatelliteBuster an, um ihn den blitzschnell näherkommenden Geschossen entgegenzurichten. „Sound Barrier!!“

Nicht nur zu Darkling’s Erstaunen, der jetzt stehen geblieben war und ungläubig seinen Gegner musterte, sondern auch zu Lan’s und vor allem MegaMan’s, wurden sämtliche DarkVulcan-Energieladungen abgeblockt, von einer unsichtbaren Mauer, die MegaMan vor sich geschaffen hatte.

Langsam zog sich ein breites Lächeln über Lan’s Gesicht.

„Es hat geklappt! Die Soul ist wirklich stark genug, um gegen die Dark Chips anzukommen!“, jubelte er, wo er das wirklich nicht erwartet hatte und kaum glauben konnte.

Nun wieder etwas selbstsicherer senkte MegaMan seinen Buster und trat Darkling entgegen.

„Tja, was sagst du jetzt?“

Wütend starrten die bösartigen Augen des schwarzen Navis, auf ihr Gegenüber.

„Grrr...“, knurrte er leise. „Ich sage dazu nur, das es mich schon ein wenig überrascht, aber gewinnen werdet ihr trotzdem nicht! Die Kraft, die mir die Dark Chips verleihen, ist immer noch viel größer, als die deine. Ich werde dich trotzdem erledigen, pass nur auf! DarkLightning!!“, brüllte Darkling als er eine Hand in die Höhe hob und fast im selben Moment ein lautes Grollen zu vernehmen war, als kurz darauf ein heftiger Blitz aus dem digitalen Himmel zischte und vor MegaMan in den Plattformboden einschlug.

Doch mit einem eleganten Rückwärtssalto konnte sich der grüne Navi noch um Haaresbreite aus der Gefahrenzone retten.

„Schneller bist du auch geworden, eh? Aber noch nicht so schnell, wie ich! DarkBlade!“

Kaum hatte sich an Darkling’s Arm eine lange, scharfe Metallklinge, umgeben von violettem Nebel, materialisiert, sprang der schwarze Navi auch schon ohne Vorwarnung nach vorn.

MegaMan konnte gar nicht so schnell schauen, wie sein Kontrahent sich bewegte und ehe er sich versah, zischte das DarkBlade auch nur wenige Millimeter vor seinem Gesicht her, als er sich grade noch mit einem Rückwärtstritt retten konnte.

„Noch mal verfehle ich dich nicht!!“

Mit einigen schnellen Rückwärtssprüngen, musste MegaMan versuchen den immer wiederkommenden Schwerthieben von Darkling auszuweichen, als dieser nun damit begann völlig sinnlos und gewaltsam mit dem DarkBlade nach seinem Kontrahenten zu schlagen.

Doch auch wenn Darkling zwar keinen einzigen Treffer landen konnte, da MegaMan ziemlich geschickt den Angriffen entkam, wurde der grüne Navi dennoch zumindest immer weiter nach hinten gedrängt, da Darkling einfach nicht aufgeben wollte und wie ein Maschinengewehr unter Dauerfeuer weiterschlug.

„Vorsicht, MegaMan! Du näherst dich dem Abgrund!“, warnte Lan seinen Navi, als er über das PET sah, dass nicht mehr viel Freiraum hinter MegaMan war, der gradewegs auf die Arealbegrenzung zugedrängt wurde.

„Hahahahaha!!“, lachte der Heal-Navi, holte weit aus und schlug noch einmal horizontal zu, versuchend seinem Feind den Kopf abzuschlagen.

Doch MegaMan warf sich in Klingenrichtung seitlich zu Boden und entkam auch diesem Hieb. Kaum lag er einigermaßen erschöpft auf dem Boden, holte Darkling auch sofort zu einem senkrechten Schlag aus.

„Nun scheint dir deine Soul ja doch nicht mehr so viel zu helfen, was?“

Nicht grade ziemlich beweglich in der momentanen Position, aufgrund der großen Satellitenschüssel, die er auf den Bauch geschnallt hatte, blieb MegaMan keine Chance mehr, um noch rechtzeitig irgendwie auszuweichen. Hilflos musste er mit ansehen, wie Darkling die Schwertklinge hob und sie ohne zu zögern hinabsausen ließ.

Lan war kurz davor einen Battle Chip in sein PET zu werfen, auch obwohl er wusste, dass eine Barrier vermutlich eh nichts bringen würde. Aber zu seiner Erleichterung unternahm MegaMan selbst etwas. Bevor ihn das DarkBlade treffen konnte, riss er reflexartig seinen SatelliteBuster nach oben und richtete ihn auf den schwarzen Navi.

„Sound Wave!!“

Plötzlich zuckte Darkling schreckhaft zusammen und unterbrach seinen Angriff. Er riss die Augen weit auf und starrte MegaMan verwirrt an, bevor er im nächsten Moment das DarkBlade deaktivierte und auf die Knie fiel. Laut schreiend presste der Heal-Navi die Hände gegen seine Akustiksensoren. Ein hoher, pfeifender Ton drang ihm durch das Gehör und brachte seinen Kopf zum Schmerzen.

Schnell versuchte MegaMan wieder aufzustehen, ohne dabei den Buster von Darkling wegzurichten. Er hielt immer weiter drauf und versuchte die Intensität des Schalls noch etwas zu erhöhen. So wie er im Kampf gegen SatelliteMan, hatte nun Darkling unter den schrillen Schalltönen zu leiden.

„Super, MegaMan!“, freute sich Lan. „Jetzt haben wir ihn... gegen diese Waffe kann er nichts ausrichten! Verpassen wir ihm den finalen Schlag! WideBlade, Slot-In!“

Während MegaMan noch immer den SatelliteBuster auf den schreienden Darkling hielt, welcher sich vor Schmerz am Boden krümmte, materialisierte sich an seinem anderen Arm eine leicht rötliche Schwertklinge.

„Das war’s dann! Das hier ist für BattleMan!“, sprach der grüne Navi, holte mit dem Schwert aus und schlug zu.

„Neeeeiiiiiin!!!!“, begann Darkling zu kreischen und bevor ihn das WideBlade treffen konnte, begann sich eine schwarz-violette Aura um seinen Körper zu bilden, an der die Klinge einfach zerbrach, als wäre sie aus Glas.

Immer noch die Hände an den Kopf gedrückt, richtete sich der schwarze Navi wankend wieder auf und schaute seinem Gegner direkt in die Augen.

Unsicher trat MegaMan zurück, als es nun so aussah, als würden die Schallwellen Darkling nichts mehr anhaben können.

„Was ist jetzt los?“, fragte Lan mit aufgerissenen Augen.

„Ihr... na warte... DarkTwister!!“

Ein gewaltiger, laut heulender Wirbelwind bildete sich mit einem Male um MegaMan herum, der noch immer nicht verstand, was mit seinem WideBlade passiert war. Wie ein Blatt in einer Windbrise, hob MegaMan’s Körper in dem heftigen Wirbel vom Boden ab und wurde weit weggepustet, dicht an den Rand des Squares, wo er hart aufschlug.

Schwer atmend musste sich Darkling erst einmal wieder erholen. In seinem Kopf dröhnte es noch immer, aber er schien sich schnell wieder gesammelt zu haben.

„Das war nicht übel... Du hättest mich beinahe gehabt.“, sprach der schwarze Navi in beeindrucktem Ton, als er nun langsam auf seinen liegenden Gegner zuschritt. „Aber leider hast du meine DarkAura vergessen, die mich vor solch lächerlichen Angriffen schützt. Ich habe es euch ja gesagt... ihr habt keine Chance gegen die Kräfte der Dunkelheit! Hahahaha!“

Wütend biss Lan die Zähne zusammen. Allmählich gingen ihm die Ideen aus. Die letzte Chance war jetzt nur noch ein Program Advance, aber dazu müssten sie Darkling zumindest kurz beschäftigen, damit MegaMan die nötige Energie zum Angriff sammeln konnte.

„Es ist wirklich eine Schande. Du bist gar nicht mal schlecht... warum schließt du dich uns nicht einfach an? Shadow würde dir sicherlich auch ein paar Dark Chips geben und dann würdest du noch stärker werden! Sieh es doch ein. Was ist dir lieber? Dich für diese jämmerliche Welt zu opfern und von solch übermächtigen Typen wie mir verprügelt zu werden? Oder würde es dir nicht lieber gefallen, selbst einer derjenigen zu sein, die diese Welt verändern und über sie herrschen werden?“

„Tst...“, seufzte MegaMan kopfschüttelnd, als er sich wieder auf die Beine brachte. „Ich will niemals und werde niemals einer von euch werden. Ihr seid Verbrecher, die unsere Welt zerstören wollen und unzählige Menschen in Gefahr bringen.“

„Na und? Was ist so schlimm daran ein Verbrecher zu sein? Es hat viele Vorteile... Und was diese Welt und die Menschen betrifft, die in ihr leben... Was kümmern die dich? Sie haben es verdient. Menschen nutzen uns Navis aus und machen sich ein gemütliches Leben mit all ihren technologischen Errungenschaften und im Endeffekt zerstören sie selbst ihre Welt.“, entgegnete Darkling mit skeptischem Blick.

„Das mag vielleicht wahr sein, aber trotzdem hat niemand das Recht jemand anderes in Gefahr zu bringen und ich werde verhindern, dass durch Shadow noch mehr Menschen in Gefahr geraten werden! Außerdem, wenn ihr euch so sehr um die Navis sorgt, warum löscht ihr dann so viele von ihnen? Das ist doch alles einfach nur blanker Unsinn! Shadow ist ein Verrückter, nicht mehr und du bist bloß eine seiner vielen Marionetten. Ich habe es meinen Freunden versprochen. Rina glaubt an uns, Gregory ebenso.“

„Genau!“, stimmte Lan nun seinem Navi zu. „Wir haben ihnen versichert, dass wir Shadow aufhalten werden und genau das werden wir auch tun und niemand wird uns daran hindern, auch du nicht! Dark Chips, tst... Wahre Kraft kommt nicht von irgendwelchen Chips, die die Seele verdunkeln, sondern von Freunden auf die man vertrauen kann und die im Gegenzug ebenfalls vertrauen. Ich werde nicht zulassen, dass ihr die Net-Society vernichtet!“

Einige Momente lang schwieg Darkling. Wortlos schaute er MegaMan an.

„Verstehe. Ihr seid also immer noch fest entschlossen, ja? Nun gut, dann sei es eben so... ich habe mein Angebot sowieso nicht ernst gemeint und hätte dich in jedem Fall gelöscht. Dann sollten wir nun endlich sehen, wer wirklich stärker ist. Schade, dass es zu spät sein wird, wenn ihr erkennt, dass das Böse stets triumphieren wird... weil das Gute einfach zu blöde ist! Hahahahaha!!“

„Dann komm nur her!!“, rief MegaMan seinem Gegenüber herausfordernd zu und Darkling ließ sich dies nicht zweimal sagen.

„DarkPunch!!“, brüllte der schwarze Navi, als er auf MegaMan zurannte und diesen mit einem einzigen Schlag zu Boden boxte.

„MegaMan!!“, schreckte Lan überrascht auf. Darkling war plötzlich wirklich verdammt schnell.

„DarkFist!!“, machte der Heal-Navi auch gleich weiter und schlug noch mal auf seinen am Boden liegenden Gegner ein. „Na, wie gefällt dir das hier?“

Ächzend lag MegaMan am Boden und bekam kaum noch Luft. Darkling hatte ihm gewaltsam in die Seite geschlagen. Doch das war noch immer nicht alles! Feste umgriff der schwarze Navi den Kopf seinen Gegners, hob diesen an und schleuderte ihn in die Mitte der Plattform.

„Wie gut es tut dich leiden zu sehen! Haha! Das war nun endgültig das letzte Mal, dass ihr zwei Nervensägen euch uns den Weg gestellt habt.“

Machtlos musste Lan zusehen, wie sein Navi ohne Rücksicht von Darkling zusammengeschlagen wurde. Dieser verfluchte Kerl war einfach unglaublich stark! Irgendwas musste Lan jetzt wirklich schnell unternehmen, nur was? Was sollte er schon gegen Dark Chips ausrichten, er hatte nicht einmal etwas, das annährend dagegen ankommen könnte.

Auch MegaMan wusste keinen Rat mehr. Während er einen Schlag nach dem anderen verpasst bekam, konnte er allerdings nur an eines denken: seine Freunde! Alle vertrauten darauf, dass er Shadow aufhalten würde, er durfte jetzt nicht verlieren. Aber was konnte er schon ausrichten? Mittlerweile fühlte sich der grüne Navi ziemlich geschwächt und sein Körper schien an jedem Millimeter wehzutun. Ein fester Tritt von Darkling, ließ ihn quer über den Plattformboden rutschen. Er musste sich jetzt zusammenreißen... Was würden die anderen sagen, wenn er jetzt aufgeben oder gar verlieren würde??

„Wirklich lächerlich.“, seufzte Darkling kopfschüttelnd. „Der große MegaMan, besiegt von einem gewöhnlichen Heal-Navi... wird sicher für viel Tumult in den Medien sorgen. Haha!“

Mit letzter Kraft versuchte sich MegaMan noch einmal richtig anzustrengen, um wieder aufzustehen. Darkling beobachtete ihn zunächst interessiert, dann dauerte es ihm aber doch zu lang.

„Man, das ist ja nicht zum Aushalten. Komm, ich erlöse dich von deinem Leiden und mach es auch kurz. Bin doch ein netter Kerl, oder?“ Lachend trat Darkling einige Meter zurück und breitete seine Arme aus. „Hasta la vista! … DarkDash!!”

Bei diesen Worten zuckte MegaMan zusammen. Dash! Was würde Dash jetzt bloß von ihm denken? Er hatte geschworen den Tod seines kleinen Virenfreundes zu rächen und die Welt vor Shadow zu beschützen, doch jetzt... jetzt würde er jeden Augenblick seinem kleinen Freund ins digitale Jenseits folgen. War Dash’s Opfer also doch umsonst gewesen? Würde es ihm der kleine Virus je verzeihen, dass er sein Versprechen nicht halten konnte? Tränen sammelten sich in MegaMan’s Augen und er konnte nicht anders und musste wieder anfangen zu weinen, was für Darkling natürlich ein gefundenes Fressen war.

„Oh... Fängt das arme Baby an zu heulen? Will es nicht gelöscht werden?“, fragte er in stark ironischem Ton. „Das tut mir aber sooo leid... Man, was bist du nur für ein Loser! Sieh deinem Ende wenigstens wie ein Mann entgegen! Hahahaha!!“

„MegaMan...“, murmelte Lan mit besorgtem Blick, als er seinen Navi so sah. Auch er vergaß nun, genau wie sein Navi, dass Darkling immer noch dabei war Energie für den nächsten Angriff zu sammeln.

„Es tut mir leid...“, flüsterte MegaMan, während er sich die Tränen aus den Augen rieb. „Bitte verzeih mir, Dash...“

„Jetzt ist aber mal endlich genug!“, ging Darkling das Ganze allmählich doch auf die Nerven. „Bringen wir’s hinter uns... DarkDash!!! Hyaaaa!!!“ Und mit extrem hoher Geschwindigkeit schoss der Heal-Navi plötzlich nach vorn, direkt auf seinen Gegner zu. „Stirb!!!“

Mit tränenerfülltem Gesicht blickte MegaMan dem schwarzen Navi entgegen, der nun endlich seinen finalen Angriff gestartet hatte. Es war aus. Alles war vergebens...

„Verzeih mir Dash!!!“, schrie der grüne Navi mit letzter Kraft, bevor Darkling ihn erwischen konnte.

Wie versteinert verfolgte Lan das gesamte Szenario über sein PET. Er konnte nichts mehr tun.

Doch auf einmal, urplötzlich blitzte ein extrem helles Licht um MegaMan herum auf. Darkling kniff die Augen zusammen, als er weiter auf seinen Gegner zuraste. Auch Lan wurde über seinen PET-Screen geblendet und nahm seinen freien Arm schützend vors Gesicht.

„Was ist jetzt los??“, fragte Darkling schreiend und wendete dabei den Kopf von seinem Ziel ab. Mit Karacho knallte er gegen das helle Licht an dem er, nicht nur zu seiner Verwunderung, abprallte und zurückgeschleudert wurde. Mit einem dumpfen Schlag landete er unsanft auf dem Boden, von wo aus er das Schauspiel beobachtete, das sich vor ihm darstellte.

Eine gigantische Lichtkugel hatte MegaMan verschlungen und strahlte so hell, dass der komplette Square blendend weiß erstrahlte. Als sich das Leuchten jedoch wieder abschwächte und es langsam wieder dunkler wurde, wurden auch MegaMan’s Konturen wieder sichtbar. Lan rieb sich seine Augen und schaute wie gebannt auf sein PET. MegaMan war vollkommen in Ordnung. Als das helle Licht endlich wieder verschwunden war, stand der Navi, immer noch mit der grünen SatelliteSoul ausgestattet, sicher und unverletzt auf dem Boden. Doch nicht nur MegaMan war zum Vorschein gekommen. Als Darkling seinen Gegner ansehen wollte, fiel ihm sofort ein ziemlich großer Virus ins Auge, der an MegaMan’s Seite schwebte. Es war ein riesiges Fishy, das beinahe größer als der grüne Navi selbst war. Staunend schauten auch Lan und sein Navi den Virus an, der einen kampfeslustigen Blick aufgesetzt hatte und Darkling böse anstarrte. Mit weit geöffnetem Mund musterte MegaMan das Fishy und konnte es einfach nicht glauben.

„Dash?!“

Nun einen fröhlichen Blick aufsetzend, wandte sich der große Fishy-Virus zu dem Navi an seiner Seite um und nickte ihm zu. Es war wirklich Dash! MegaMan konnte es einfach nicht fassen. Wie konnte das nur möglich sein? Was war gerade geschehen?? Doch bevor er Antworten auf diese Fragen erhalten konnte, war noch immer Darkling da, der nicht so leicht aufgeben wollte. Wütend richtete er sich wieder auf.

„Ich hab zwar nicht den blassesten Schimmer, was hier vor sich geht, aber genug ist genug! Wo immer dieser Virus hergekommen sein mag, es spielt keine Rolle. Er konnte dich vielleicht vor dem letzten Angriff beschützen, aber jetzt werdet ihr eben beide sterben!!“

Und wieder holte Darkling zu einem Angriff aus. Er streckte seine Arme von sich und konzentrierte dunkle Energien in seinen geöffneten Handflächen.

Bevor MegaMan etwas sagen konnte, wandte sich ihm auch schon Dash zu. Der Virus nickte kurz mit seinem Kopf und versuchte damit seinem Herrchen ein Zeichen zu geben, als er auch schon kurz darauf etwas tiefer zu Boden sank und vor MegaMan’s Beinen schweben blieb.

„Soll ich auf dich drauf steigen?“, fragte der grüne Navi unsicher.

Wieder nickte Dash, also kletterte MegaMan auf den breiten Rücken seines Virenfreundes. Kaum saß er, mit mehr oder wenig Halt, drauf, erhob sich Dash wieder höher in die Luft.

„Okay, MegaMan!“, erklang nun Lan’s Stimme. „Machen wir ihn endlich fertig! Für Gregory und BattleMan! Für Rina und SatelliteMan! Und für Dash!!“

„Alles klar.“, bestätigte der grüne Navi entschlossen und strich mit seiner Hand sachte über Dash’s Kopf. Der Virus ließ sich die kurze Streicheleinheit gefallen und setzte sich dann auch gleich in Bewegung.

„Nicht so schnell!!“, schrie Darkling, als er seine Hände zusammenschlug und wieder vorsichtig auseinander zog, um so eine schwarz funkelnde Energiekugel zu erzeugen.

Während Dash mit extrem hoher Geschwindigkeit auf den Heal-Navi zudüste und MegaMan sich irgendwie versuchte festzuhalten, schnappte Lan sich schnell drei Spreader Chips aus seiner Tasche und bereitete diese zum Slot-In vor.

„Nehmt das!! DarkSlash!!!“, brüllte Darkling, als er plötzlich nach vorn stürmte und zum Angriff überging.

Doch Dash ließ sich davon nicht einschüchtern und raste weiter auf den schwarzen Navi zu. Bevor Darkling seine Attacke starten konnte, rammte der riesige Fishy-Virus mit enormer Wucht gegen den Heal-Navi und schoss ihn so förmlich durch die Luft.

Von dem heftigen Stoß voll erwischt, schleuderte Darkling nach hinten, wobei sich seine grade gesammelten Energien wieder verflüchtigten.

„Und jetzt!!“, war nun Lan wieder am Zug. „Spreader, Triple-Slot-In!! Program Advance, HyperBurst!!”

Als alle Chipdaten vollständig transferiert waren, zögerte MegaMan auch nicht lang und begann den Angriff auszuführen. Etwas unsicher auf dem Rücken seines Freundes, stand er vorsichtig auf, und streckte seinen Buster nach vorn, dem noch immer fliegenden Darkling entgegen. Ein blaues Leuchten umgab seine Armkanone und mit einem donnernden Grollen entfachte er den Program Advance.

„Dafür werdet ihr eines Tages bezahleeeeeeeeeeeen!!!“, kreischte Darkling, als er noch im Flug von einem unglaublich starken Energiestoß erfasst und innerhalb von Sekunden vollständig zerstäubt wurde. Nicht einmal ein einziges Datenteilchen blieb von ihm übrig...
 

Darkling war endlich besiegt. Noch immer etwas verwirrt, aber dafür unglaublich glücklich begannen sowohl Lan, als auch sein Navi laut vor Freude zu jubeln. Sofort hüpfte der blaue Navi, nachdem sich die SatelliteSoul wieder deaktiviert hatte, von dem Rücken seines Virenfreundes herunter und warf seine Arm um ihn, auch wenn dies nicht mehr ganz so einfach wie damals war, aufgrund der stattlichen Größe, die Dash nun erreicht hatte.

Auch der Fishy-Virus konnte sich vor Freude kaum halten, musste aber aufpassen, sein Herrchen nicht noch umzustoßen und ließ sich daher einfach nur das Gestreichel und Geknuddel gefallen. Wieder liefen Tränen über MegaMan’s Wangen. Doch dieses Mal waren es Freudentränen.

OmegaMan

Nach einem heftigen Kampf gegen Darkling und dessen dunkle Kräfte, welche ihm die Dark Chips verliehen haben, sah es erst so aus, als hätte MegaMan’s letztes Stündlein geschlagen, bis plötzlich, zu aller Überraschung, Dash wieder auftauchte! Im letzten Moment schaffte es der kleine Fishy-Virus sein Herrchen zu beschützen und mit diesem im Anschluss Darkling den Todesstoß zu versetzen. Noch immer hatten weder Lan, noch MegaMan auch nur die geringste Ahnung, wie es möglich sein konnte, dass das nun ausgewachsene Fishy wieder da war. Doch im Grunde war es ihnen auch egal, denn am Wichtigsten war nur, dass Herrchen und Virus wieder miteinander vereint waren...
 

„Ich kann es noch immer nicht fassen...“, schluchzte MegaMan vor Glück, während er seine Arme feste um das große Fishy klammerte, welches sich nur allzu gern an sein Herrchen drückte und sich knuddeln ließ. Auch wenn Dash nicht mehr so klein wie früher war, sondern die Größe eines ausgewachsenen Fishy erreicht hatte, so hatte er sich trotzdem nur äußerlich verändert. Innerlich schien es noch immer der selbe Dash zu sein, dessen gesamter Lebensinhalt darin bestand sich streicheln und umarmen zu lassen.

„Ich glaub’s nicht...“, grinste Lan fassungslos. „Das ist... das ist einfach...“

„Unglaublich!“, führte MegaMan den Satz seines sprachlosen Operators fort.

Das Glück welches den blauen Navi in diesem Moment durchdrang, war unbeschreiblich. Er hatte nie damit gerechnet seinen Virenfreund wiederzusehen. Das Ganze schien sogar fast wie ein Traum, hätten jedoch MegaMan’s Schmerzen ihm nicht bewiesen, dass es doch Realität war. Sein ganzer Körper tat noch immer vom Kampf weh, aber als er Dash so an sich drückte, vergaß er den Schmerz beinahe völlig.

Zufrieden und ebenfalls fröhlich darüber, wieder mit seinem Herrchen zusammen zu sein, schwebte Dash in der Luft und ließ sich weiter umarmen. Am liebsten hätte sich der große Virus gleich auf MegaMan gestürzt und wäre vor Freude ein paar Loopings geflogen, aber aufgrund seiner nun, doch sehr stattlichen Größe, musste er vorsichtig sein, sein Herrchen nicht von den Füßen zu fegen, bei etwas schnelleren Bewegungen.

„Ich bin so froh, dass du wieder da bist, Dash!“, lächelte MegaMan und sah dem Fishy direkt in die Augen. „Du hast mich wieder einmal gerettet. Vielen Dank! Ich danke dir so sehr.“

Die Augen freudestrahlend zusammenkneifend erwiderte Dash den Blick seines Herrchens und versuchte ihm auf diese Art und Weise zu sagen, dass dies nicht der Rede wert sei.

„Wie hast du das bloß geschafft, Dash?“, fragte nun Lan, der immer noch mit halb offenem Mund auf seinem PET-Screen den Virus betrachtete und genauestens musterte.

Doch mit einem etwas stutzigen und leicht verwirrten Blick, machte der Virus schnell klar, dass auch er keine Ahnung hatte, was geschehen war. Einige Momente lang grübelte Lan darüber nach. Dash war gelöscht worden und zwar in einem völlig anderen Square. Wie konnte es also möglich sein, dass der Fishy-Virus nun urplötzlich wieder auftaucht und dann auch noch hier, an einem Ort, den er zu seinem Todeszeitpunkt gar nicht betreten hatte? Doch dann hatte der junge Operator eine Idee!

„Hey, Mega!“

„Ja?“, fragte der blaue Navi etwas überrascht.

„Dieses Programm... du weißt schon, dieser Datenstrang, den du gefunden hast, nachdem Dash gelöscht wurde... Hast du den noch?“

„Ehm...“, stutzte MegaMan und begann vorsichtig seinen Brustkorb abzutasten. „Ich glaube...“, begann er doch hielt plötzlich verwundert inne. „Seltsam... ich finde ihn nicht. Die Daten sind einfach weg! Bedeutet das etwa, dass...?“

„Keine Ahnung.“, erwiderte Lan. „Sieht ganz so aus, was? Dash muss sich aus diesen Restdaten irgendwie neu gebildet haben und zwar in dem Moment, als du geschrieen hast, kurz bevor Darkling dich erwischen konnte. Vielleicht sollten wir Dad mal fragen, ob er eine Ahnung davon hat, was genau hier passiert sein könnte?“

„Ja, wäre keine schlechte Idee.“, stimmte der blaue Navi zu. „Aber zuerst sollten wir uns jetzt endlich um Shadow kümmern! Die Squares sind soweit alle verteidigt und wir haben das getan, was Mr. Famous uns aufgetragen hat. Die restlichen Omega-Viren müssen wohl oder übel von den übrigen Official-Navis zurückgehalten werden.“

„Ja, stimmt. Wir haben unsere Aufgabe erfüllt. Jetzt können wir nur noch hoffen, dass auch Dad und die anderen soweit sind. Ich kann es kaum noch erwarten endlich Shadow gegenüber zu stehen.“, sprach Lan und ballte entschlossen seine Faust.

„Yup. Jetzt geht’s dem Dreckskerl endlich an den Kragen. Wir haben es fast geschafft.“

„Dann mach dich bereit. Sobald ich euch zwei ausgeloggt habe, geht’s ab nach Den Town!“, sagte Lan voller Eifer und griff bereits nach dem Verbindungskabel.

Entschlossen blickte MegaMan seinem großen Virenfreund in die Augen, der ebenso viel Kampfgeist zeigte, wie sein Herrchen. Auch Dash konnte es kaum erwarten Shadow zu erledigen.

„Also gut... Jack-Out!“, doch bevor Lan das Kabel rausziehen konnte, schreckte er zusammen, als sich plötzlich ein weiterer Navi in den Square einloggte und in einem hellen Lichtblitz neben MegaMan und Dash erschien. Es war Sektor!

„Sektor??“, fragte MegaMan, auch ziemlich erschrocken.

„Was habt ihr’s denn so eilig, meine Freunde?“, lächelte der orangefarbene Navi. „Ich habe euch doch gesagt, dass wir uns noch einmal sehen werden, bevor es zu eurem finalen Kampf kommt.“

„Du hättest aber mal ruhig etwas schneller aufkreuzen können.“, seufzte Lan. „Ich hatte schon fast das Kabel rausgezogen.“

„Sorry, aber ich mag’s gern dramatisch.“

Kopfschüttelnd ließ Lan wieder von dem Kabel ab und setzte sich in den Stuhl, vor den Laptop.

„Was gibt’s dieses Mal? Wie sieht’s soweit im restlichen Cyberspace aus?“

„Du meinst bezüglich der Omega-Viren?“, fragte Sektor. Lan nickte. „Nun ja... in Netopia und Yumland sieht es nicht anders aus, als hier. Ein Großteil der Internetwelt wurde bereits zerstört, aber zumindest konnten sich soweit alle Navis ausloggen, die einen Operator besitzen. Diejenigen, die keinen haben, haben sich hingegen zusammengeschlossen, um gegen die Omega-Viren anzugehen. Aber es sieht nicht gut aus... Sie haben keine Chance. Sekündlich werden immer mehr Navis gelöscht und es wird nicht mehr lange dauern, bis die gesamte Cyberwelt unter alleiniger Kontrolle der Omega-Viren steht.“

„Gibt es denn nichts, dass wir dagegen unternehmen können?“, fragte nun MegaMan mit besorgtem Blick.

„Doch, es gibt da etwas.“, antwortete Sektor und gespannt sahen Lan und sein Navi und sogar Dash den umhangtragenden Navi an. „Haltet Shadow auf. Das ist unsere einzige Chance die Omega-Viren zu stoppen. Wenn ihr OmegaMan löscht, werden auch automatisch die Omega-Viren vernichtet. Sie sind seine Brut, er hat sie erschaffen. Durch ihn gelangen sie von allen möglichen Orten ins Internet.“

„OmegaMan? Wer ist das?“, wollte Lan sofort wissen, obwohl er schon Schlimmes ahnte.

„Ihr habt noch nicht von ihm gehört? Dr. Hikari sollte eigentlich schon längst bescheid wissen. Ich denke es wird auch besser sein, wenn er es euch erklärt. Frag deinen Vater, Lan. Er wird euch genaueres dazu sagen können.“

„Dad?“, wunderten sich MegaMan und Lan gleichzeitig.

„Wie dem auch sei. Vor euch liegt eure bisher schwierigste Aufgabe. OmegaMan ist stark... sehr stark, zweifellos. Aber wir haben noch ein weiteres Problem.“

„Doch nicht etwa...?“, begann Lan, wagte es aber nicht auszusprechen, weil er hoffte, er würde sich irren.

„Doch, doch. Der Chaos Lord.“, bestätigte Sektor allerdings. „Wir wissen noch immer nicht, wo genau er sich grade befindet, aber die dunklen Kräfte, die von diesem Schauplatz her gewirkt haben, haben seine Aufmerksamkeit erregt, daran besteht kein Zweifel. Seine Aura ist nun anders, aber ich habe sie während eures Kampfes gespürt. Meister Serenade und ich sind uns nun ziemlich sicher, dass der Chaos Lord sich mit einer bisher uns unbekannten Kraft zusammengetan hat. Er wird einen starken Körper gefunden haben, den er als Wirt verwendet, um seine Entwicklung leichter abschließen zu können.“

„Er hat noch immer nicht seine volle Stärke erreicht??“, schluckte Lan. „Und er hat sich mit irgendwem zusammengetan??“

„So sieht es aus.“, nickte Sektor. „Darum ist nun höchste Vorsicht geboten. Der Chaos Lord sucht nach dunkler Energie, die er sich zu Eigen machen kann. Wenn Shadow noch mehr Dark Chips besitzt und sie zum Einsatz bringen sollte, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Lord sich wieder blicken lassen wird. Außerdem vergesst nicht... Er ist immer noch hinter euch her, da ihr das Programm besitzt, um ihn aufzuhalten.“

„Das ist mal wieder sehr schön.“, grummelte MegaMan verärgert.

„Es tut mir leid. Aber bald wird alles zu Ende sein, das verspreche ich euch. Ihr habt das Zeug dazu die vor euch liegende Aufgabe zu meistern. Ihr müsst nur an euch glauben.“

„Das sagt sich so leicht.“, grinste Lan verzweifelt und konnte sich schon ausmalen, wie MegaMan vom Chaos Lord plattgestampft wird.

„Keine Sorge. Um euch nur mit schlechten Nachrichten zu beglücken, darum allein bin ich natürlich auch nicht gekommen. Ich habe hier noch etwas für euch, wie versprochen. Siehst du den Battle Chip auf dem Tisch vor dir liegen, Lan?“

Verwundert schaute Lan auf den Tisch, auf dem der Laptop stand, doch außer einigen seiner eigenen Battle Chips sah er dort nichts liegen.

„Welchen meinst du?“

„Schau hinter den Laptop.“

Also schob Lan den Laptop beiseite und wie Sektor es sagte, fand sich dort auch ein Battle Chip. Es war ein seltsam geformter, ähnlich einem Soul-Unison Chip, nur mit einigen kleineren Unterschieden.

„Ist das hier ein...?“

„Genau, ein Chip für eine Soul-Unison.“, führte Sektor den Satz fort. „Ich schenke euch hiermit meine Kraft und hoffe, dass sie euch von Nutzen sein wird.“

Lan’s Augen weiteten sich vor Unglauben. Sprachlos sah er den Chip an.

„A-Aber... wie zum Teufel kommt der hierhin?“

Doch Sektor antwortete nicht auf diese Frage, sondern lächelte nur.

„Jedenfalls vielen Dank... Er wird uns sicher helfen...“, bedankte sich Lan, steckte den Chip und auch seine anderen in die Tasche und blickte sich misstrauisch in dem Raum um, in dem er sich befand. Doch außer ein paar Officials, die alle Hände voll zu tun hatten, war dort niemand zu sehen. Aber wer konnte dann den Chip...?

„Dies hier ist auch noch für euch. Gebt es eurem grünen Freund.“, fuhr Sektor weiter fort und überreichte MegaMan ein Programm, das dieser auch gleich absorbierte.

„Für BattleMan? Was ist das?“

„Eine Art Heilprogramm. Es wird ihm schnell wieder auf die Beine helfen.“

„Danke sehr. Gregory wird sich sicher freuen.“, sprach Lan, der sich nun wieder fragte, woher Sektor überhaupt wusste, was mit BattleMan geschehen war.

„So, mehr hab ich dann aber doch nicht. Ab jetzt liegt alles weitere an euch. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass ihr das schaffen werdet. Das Band eurer Freundschaft ist sehr stark und wenn euch eure Freunde wirklich am Herzen liegen, werdet ihr für sie kämpfen und für sie siegen.“, erklärte der orangefarbene Navi und warf dabei einen kurzen Blick zu Dash, welcher verwirrt zurückschaute.

„Also gut... dann nochmals vielen Dank, Sektor. Ohne dich wären wir wohl wirklich aufgeschmissen.“, sprach MegaMan und schüttelte seinem Gegenüber dankbar die Hand.

„Nein, ist schon gut. Eigentlich müsste ich euch danken. Aber ich will euch jetzt auch nicht weiter aufhalten. Die Zeit drängt... Auf ein baldiges Wiedersehen, meine Freunde. Aber dann unter glücklicheren Umständen.“

Und so verschwand Sektor wieder ebenso schnell, wie er aufgetaucht war.

Einige Momente lang schwiegen sowohl Navi, als auch Operator.

„Dieser Sektor...“, begann Lan schließlich und durchbrach somit die Stille. „Wer zum Teufel ist der Kerl? Manchmal glaube ich er beobachtet uns auf Schritt und Tritt. Aber wie du bereits sagtest... ohne ihn wären wir wohl aufgeschmissen.“

„Ja, wir können froh sein, dass er da ist, um uns zu helfen und ich kann es kaum erwarten seine Soul einmal ausprobieren zu können.“, antwortete der blaue Navi aufgeregt.

„Dazu wird es vielleicht sogar bald kommen.“, schluckte Lan. „Ich hoffe nur der Chaos Lord lässt sich Zeit bis OmegaMan besiegt ist. Wenn Shadow noch mehr Dark Chips besitzen sollte und diese Dinger tatsächlich den Lord anziehen, dann... ich kann nur hoffen, dass wir dann nicht hinterher dem Chaos Lord und diesem OmegaMan gleichzeitig ins Auge blicken müssen.“

„Ja und dann wäre da noch diese unbekannte Kraft von der Sektor sprach. Irgendwas geht hier vor und es ist sicherlich nichts Gutes. Aber apropos OmegaMan! Vielleicht sollten wir langsam mal los. Ich bin schon gespannt, was Dad uns dazu sagen kann.“

„Yup, du hast Recht. Bis nach Den Town ist es noch ein Stück.“, sprach Lan und nahm wieder das Verbindungskabel in die Hand, während er sich aufrichtete. „Also... Jack-Out!”

Und mit einem leichten Zug wurde die PET-Verbindung getrennt, woraufhin sich Dash’s und MegaMan’s Daten zurück auf das PET transferierten. Schnell hing sich Lan den blauen Handheld an seine Hose und rannte auch schon hinaus. Die beiden Officials, die mit ihm gemeinsam im Raum gewesen waren, schauten ihm verwirrt hinterher, machten sich dann aber auch gleich wieder an ihre Arbeit.

In Windeseile lief Lan durch die Gänge des Official Centers. Er musste jetzt so schnell wie möglich die Metroline erreichen und auf direktem Weg nach Den Town zum SciLab gelangen...
 

Unterdessen begab sich Smoke zurück in sein Büro. Mit einer lockeren Gangart schlenderte er in den, nicht grade sonderlich groß gebauten Raum und ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder. Neben ihm auf dem Boden lag das kleine Mobiltelefon laut klingelnd und vibrierend, welches er nach dem letzten Telefonat weggeschleudert hatte. Er nahm es auf und spuckte schnell die fast aufgerauchte Zigarette aus dem Mund und zertrat diese mit seinen glänzenden, schwarzen Lederschuhen auf dem grauen Teppichboden. Ein kleiner Brandfleck blieb neben der zerdrückten Zigarette zurück. Vorsichtig zog er mit seiner linken Hand eine Schachtel Zigaretten aus dem Innern seiner dunkelgrauen Jackettjacke, während er gleichzeitig mit der rechten Hand eine lockere Handbewegung vollführte, um so das Handy aufzuklappen und es sich im Anschluss an sein Ohr zu halten.

„Smoke hier.“, antwortete er leicht verbittert.

„Da bist du ja endlich.“, erklang es aus dem Lautsprecher. „Ich habe es vorhin schon einmal versucht. Wo hast du gesteckt?“

„Tut mir leid, Mr. Shadow.”, entschuldigte sich der Kettenraucher schnell mit einem nun etwas demütigeren Ton. „Ich hab das Handy hier oben vergessen. Ich war die ganze Zeit unten, die Vorbereitungen treffen.“

„Na ja, Hauptsache du bist jetzt hier, ich habe nämlich nicht viel Zeit und muss gleich wieder Schluss machen.“

„Kein Problem.“, antwortete Smoke und zog eine neue Zigarette aus der Schachtel, die er grade geöffnet hatte und steckte sich diese auch sogleich in den Mund.

„Wie sieht es soweit aus? Die Omega-Viren scheinen sich zu bewähren, wie ich es mitbekommen habe.“

„Es läuft wunderbar.“, lächelte Smoke, nahm, beim Sprechen aber die Zigarette nicht aus dem Mund. „Wenn das so weitergeht, werden wir am Ende des Tages voll im Zeitplan liegen. Ich würde sogar so weit gehen und mal behaupten, dass uns jetzt schon niemand mehr gefährlich werden kann. Nicht einmal ein Lan Hikari.“

„Das ist beruhigend zu hören.“, atmete Shadow am anderen Ende der Leitung erleichtert auf. „Trotzdem sollten wir noch immer auf der Hut sein. Es wird jetzt nicht mehr lange dauern und sie werden unser Versteck entdecken. Dieser Hikari-Bengel soll schon auf dem Weg zum SciLab sein.“

„Darkling konnte nichts gegen ihn ausrichten?“, fragte Smoke überrascht, während er nun dabei war ein Feuerzeug aus einer anderen Jackentasche hervorzukramen.

„Nein, er hat es vermasselt. Aber das ist ja nicht einmal das Schlimmste. Irgendwie müssen sie einen Weg gefunden haben unsere Viren zu erledigen!“, grummelte Shadow, versuchte allerdings möglichst leise zu sprechen.

„Unmöglich!“, widersprach Smoke sofort und hätte beinahe die Zigarette aus dem Mund verloren. „Tst... nicht zu fassen... dieser Lan entwickelt sich immer mehr zu einem absoluten Alptraum. Soll ich das Level 2 Upgrade verwenden?“

„Ja, ich denke dafür wäre es jetzt langsam an der Zeit. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir es so schnell benötigen würden, aber sicher ist sicher.“

„Sie können sich auf mich verlassen. Und was diesen Darkling betrifft... er war nach wie vor nur ein gewöhnlicher Heal-Navi. Wir hätten ihm diese Aufgabe gar nicht erst anvertrauen sollen. Aber so was wird nicht noch einmal vorkommen. Ich hab die anderen bereits mit Dark Chips ausgestattet und sie haben sich in Ruhe damit vertraut gemacht. Wenn die Officials hier aufkreuzen sollten, werden sie ihr blaues Wunder erleben.“

„Sehr gut. Ich denke du kannst dich dann jetzt in den Kontrollraum zurückziehen. Mach unten alles dicht und die anderen sollen sich auf ihre Posten begeben. Es wird noch gut eine Dreiviertelstunde dauern, bis OmegaMan mit dem endgültigen Schlag loslegen kann. Bis dahin darf jetzt unter keinen Umständen noch irgendwas schief gehen, verstanden?“, erklärte Shadow mit etwas Nachdruck in der Stimme.

„Ich versichere ihnen, dass alles bestens ablaufen wird. Kinoshita ist schon informiert. Match’s Posten wurde ausgetauscht, so wie auch der von Rina. Ich muss noch sehen, was ich mit Joshua anstelle, aber ich glaube er weiß nun, auf wessen Seite er zu stehen hat. Takashi ist grade dabei das Sicherheitssystem am Haupteingang zu installieren. Es ist alles, wie geplant, bis ins kleinste Detail abgestimmt. Ich werde sie dann im Kontrollraum erwarten.“

„Sehr gut, sehr gut.“, antwortete Shadow und konnte sich ein zufriedenes Lachen nicht verkneifen. „Sobald ich hier fertig bin, stoße ich dann zu euch. Bis später dann.“

„Bis später, Sir.“, verabschiedete sich auch Smoke, bevor ein dumpfes Geräusch am anderen Ende der Telefonleitung signalisierte, dass Shadow aufgelegt hatte.

Gemächlich steckte Smoke das Handy in seine Jackentasche und zündete sich endlich seine Zigarette an. Er nahm einen kräftigen Zug, inhalierte den Qualm und ließ sich gemütlich in seinem Bürostuhl zurücklehnen. Ein bisschen Zeit hatte er ja noch...
 

Ohne Rücksicht drängelte sich Lan durch die dichten Menschenmassen in der Metroline Station von Den Town. Mittlerweile hatte er sich schon an so etwas gewöhnt, da es in den vergangenen Wochen und Tagen ja schon des öfteren vorgekommen war, dass er sich in hektischer Eile durch Menschenmengen regelrecht durchboxen musste.

Die Fahrt hatte glücklicherweise nicht sehr lange gedauert, aber dafür herrschte gewaltige Unruhe in der Innenstadt. Es war nicht sonderlich schwer zu erraten, was diese Panik ausgelöst haben musste. Als Lan an einem Elektronikladen vorbeigelaufen kam, in dessen Schaufenstern Fernsehgeräte ausgestellt waren, bekam er, trotz des ziemlichen Lärms und der vielen Leute, die sich vor dem Fenster aufgestellt hatten, um das Fernsehprogramm zu verfolgen, etwas von den Nachrichten mit, die grade ausgestrahlt wurden. Der Bericht handelte über die Virenangriffe im Internet, die scheinbar über die gesamte Welt verteilt waren. Lan schnappte einige Worte über einen neuen, unbekannten Viren-Typ und die Zerstörung der Net-Society auf. Die Leute, die die Nachrichten aufmerksam verfolgten, sahen ziemlich verängstigt aus. Auch alle anderen, denen Lan in der Innenstadt begegnete, schienen ziemlich unruhig und besorgt zu sein. Viele Leute flüchteten in ihre Häuser, Geschäfte waren geschlossen. Alle schienen Angst davor zu haben, was los war. Aber nicht Angst vor den Omega-Viren selbst, sondern eher Angst deswegen, dass sie nicht verstanden, was all das zu bedeuten hatte und wieso dies geschah. Eins war aber so ziemlich jedem klar: Mr. Shadow, dieser Terrorist, wie ihn die Zeitungen tituliert hatten, steckte hinter alldem und wenn man bedachte, was für Katastrophen er in der Vergangenheit verursacht hatte, war zu verstehen, dass sich die Menschen vor einem weiteren Anschlag fürchteten. Doch das war längst noch nicht alles!

Während Lan sich weiter durch den Einkaufsbezirk von Den Town vorarbeitete und dabei nicht selten einige Rempler einstecken musste, von Leuten, die ihm panisch entgegenrannten und zur Seite stießen, bemerkte er auch, dass viele elektronische Geräte unter Fehlfunktionen zu leiden schienen. Die Tore einer Tiefgarage eines großen Parkhauses gingen ständig auf und zu. Laternen flackerten wild, während ihre Lichter ständig an und aus gingen. Alarmanlagen von Kaufhäusern sprangen automatisch an, während die elektrischen Geräte in ihren Schaufenstern ein Eigenleben entwickelten. Geldautomaten in der Nähe des Bankgebäudes begannen ohne Ende Zenny auszuspucken. Alles war regelrecht durcheinander. Ein großes Chaos war ausgebrochen und das aufgrund von technischen Störungen, die von den Omega-Viren hervorgerufen wurden, die allmählich die Kontrolle über Den Towns gesamtes Netzwerk zu übernehmen schienen. Lan konnte noch immer nicht fassen, was um ihn herum geschah. Dagegen wirkte das, was MegaMan im Internet erlebt hatte noch eher harmlos. Shadow’s Plan schien wirklich aufzugehen und wenn das so weitergehen würde, würde es sicher nicht mehr lange dauern bis es wirklich mit der Net-Society zu Ende gehen würde.

Auch das Wetter schien seinen Beitrag zu dieser weltuntergangsähnlichen Atmosphäre zu leisten. Der wunderschöne Sommerhimmel hatte sich inzwischen mit dunklen Wolken bezogen und es sah stark nach kommendem Regenfall aus. Lan legte also noch einen Zahn zu.

Unterwegs kam er auch an dem riesigen Firmengebäude der Firma CyberArmsTech vorbei. Lan bestaunte den riesigen Den Tower im Vorbeilaufen und stellte fest, dass auch er geschlossen war. Durch die vielen Fenster war keine Menschenseele zu sehen und der Haupteingang war mehrfach verriegelt worden. Takamura musste seinen Leuten bescheid gegeben haben, bevor er selbst zum SciLab gegangen war.
 

Nach einem ordentlichen Fußmarsch durch die überfüllte, in Panik geratene Innenstadt, erreichte Lan endlich sein Ziel. Direkt vor ihm lag das SciLab, dass sich seit Smoke’s Anschlag ziemlich gut erholt hatte.

Die drei Gebäude, die durch Glastunnel in T-ähnlicher Form verbunden waren, ragten majestätisch hinter dem farbenfrohen Park hervor, der rund um das Areal angelegt war. Lan lief an Teichen, grünen Grasflächen und vielen Bäumen vorbei, von deren idyllischer Atmosphäre in solch einer Situation leider nicht mehr viel zu spüren war.

Lan folgte dem Pfad, bestehend aus quadratischen Steinplatten, der direkt zum Haupteingang führte, passierte die glasige Schiebetür, die sich von alleine öffnete und fand sich auch schon im Empfangsraum wieder. Ohne zu zögern lief er weiter auf die Rezeption zu, an der ihn eine junge Frau scheinbar schon erwartet hatte. Lan musste kein Wort sagen, sie wusste sofort bescheid und deutete bereits auf den Aufzug.

„Dr. Hikari erwartet dich schon in seinem Labor im ersten Stock.“

Lan nickte kurz, hielt aber nicht an, sondern schlug fix eine andere Richtung ein und machte sich auf den Weg zum Fahrstuhl. Für ein Danke oder zumindest ein freundliches Lächeln hatte er weder Kraft, noch Zeit. Als er vor den geschlossenen Fahrstuhltüren zum Stehen kam, kramte er sofort die ID-Karte aus seiner Tasche hervor, die er damals erhalten hatte, schob sie durch den Schlitz am Controlpanel und mit einem leisen Surren öffneten sich auch schon die Metalltüren. Lan stieg ein, gab als Zielort den ersten Stock an und schon schlossen sich die Aufzugtüren wieder und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.
 

Als Lan oben angekommen war, stieg er aus dem Fahrstuhl aus und fand sich in einem weißen Gang wieder, der in zwei Richtungen, nach links und nach rechts, führte. Schnell versuchte sich der Junge wieder daran zu erinnern, welches noch einmal der richtige Weg war. Er wusste nur noch, dass er beim letzten Besuch den falschen gewählt hatte.

„Du musst erst links und dann bei der ersten Gelegenheit wieder rechts. Schon wieder vergessen?“, lachte MegaMan und versuchte den ersten Satz in der selben Tonlage zu sprechen, wie es der Official damals getan hatte, der Lan den richtigen Weg angegeben hatte.

„Stimmt, ich hätte jetzt beinahe wieder den falschen genommen.“, antwortete Lan, nach wenigen Sekunden des Denkens. „Manchmal bist du ja doch zu was zu gebrauchen.“, grinste er, um seinen Navi zu ärgern.

„Irgendwer muss ja als Ausgleich für den leeren Platz in deinem Kopf fungieren, was?“

Mit skeptischem Blick zog Lan sein PET hervor und schaute seinem Navi direkt ins Gesicht.

MegaMan blickte schmunzelnd zurück und konnte sich nicht mehr lange halten, bis er in Lachen ausbrach. Auch Lan begann nun zu lachen. Für so etwas war zwar jetzt definitiv nicht der richtige Augenblick, aber irgendwie war es ein befreiendes Gefühl. Lan vermisste die Zeiten, in denen er öfters mit seinem Navi oder auch seinen Freunden so sehr lachen konnte. Es war nun wirklich an der Zeit wieder dafür zu sorgen, dass solch lustige und friedvolle Zeiten zurückkehren konnten!

„Ich danke dir, MegaMan.“, sprach Lan, als er sich wieder eingekriegt hatte und sich die Tränen aus den Augenrändern rieb.

„Wir packen das schon, keine Sorge.“, antwortete der blaue Navi, bevor Lan sein PET wieder an seiner Hose befestigte.

Nun hatte er wirklich genug getrödelt. Ab jetzt ging es ohne Unterbrechung die letzten paar Schritte zum Labor seines Vaters, wo sich dann vielleicht endlich alles klären würde.
 

Dr. Hikari’s Laborraum war nicht besonders groß, aber immerhin noch groß genug, dass für eine Handvoll Menschen genügend Platz vorhanden war. Lan hatte den Raum noch genauso in Erinnerung, wie nach seinem letzten Besuch und war darum umso mehr überrascht, als er ihn betrat. Er kannte die Ordnung seines Vaters auch von Zuhause, aber zu seiner Überraschung war dieses Mal alles fein säuberlichst aufgeräumt. Keine Dokumente und Formulare am Boden, keine unordentlich aufgestellten Tische oder Computer. Alles war ordentlich zusammengerückt und aufgeräumt.

Dr. Hikari saß schon an seinem Schreibtisch und tippte hektisch auf der Tastatur seines Computers herum. Jim und Herr Takamura waren ebenfalls anwesend und standen an der Wand, hinter dem Rücken des Doktors, von wo aus sie beobachteten, was er tat. Die beiden bemerkten Lan zunächst nicht, dafür taten es aber die beiden anderen Personen, die sich noch in diesem Raum befanden und gewartet hatten. Nachdem Lan den ersten Schritt durch die mechanische Metalltür gewagt hatte, sprang ihm auch schon Gregory entgegen, dicht gefolgt von Eugene Chaud.

„Lan!“, brüllte Gregory schon fast vor Freude und stürzte Lan auch gleich um den Hals.

Etwas erschrocken über diese, wie immer, stürmische Begrüßung, hätte Lan beinahe den Halt verloren und wäre nach hinten weggekippt, hätte Gregory ihn nicht so sehr festgehalten, dass dies zum Glück nicht geschehen konnte. „Du hast es geschafft! Du hast es wirklich geschafft!! Du hast diesen Darkling erledigt, oder??“

„Ja, das habe ich.“, lachte Lan und versuchte sich aus Gregory’s Griff zu befreien.

Mit weiten Augen sah der aufgeregte Junge Lan staunend an.

„Du bist wirklich unglaublich!“

„Ach was...“, winkte Lan leicht verschämt ab und wandte sich Chaud zu.

„Hi, Lan.“, begrüßte Chaud seinen alten Rivalen mit einem Handschlag. „Ich bin wirklich überrascht von deinen Leistungen. Es freut mich, dass du in Ordnung bist.“

„Warum sollte ich denn nicht in Ordnung sein? Du kennst mich doch! Aber wo wir grade dabei sind... ProtoMan...?“

„ProtoMan ist wieder vollkommen in Ordnung und fühlt sich besser denn je.“, antwortete Chaud mit einem zufriedenen und gleichzeitig erleichterten Lächeln, während er sein PET hervorholte, dass Lan sich selbst überzeugen konnte.

„Das sind wenigstens mal endlich gute Nachrichten.“, sprach Lan, als er auch ProtoMan grüßte, der ihm jedoch nur wortlos vom PET-Screen zunickte. „Ach ja, da fällt mir grade wieder was ein!“, schoss es ihm jedoch gleich durch den Kopf und rasch drehte er sich noch einmal zu Gregory herum. „Greg?“

„BattleMan geht’s nicht so gut...“, antwortete der Junge sofort mit geknickter Miene, ehe Lan aussprechen konnte. „Der Wissenschaftler sagte, es wird vermutlich noch zwei Wochen dauern, bis er wieder okay ist.“

Vorsichtig trat Lan neben seinen Freund und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.

Verwirrt sah Gregotry auf und konnte nicht verstehen, wieso Lan deswegen so sehr lächeln konnte.

„Hier, ich habe etwas für dich. Sektor hat es mir gegeben. Hast du zufällig dein PET dabei?“

Nun noch verwirrter holte Gregory sein PET hervor und schaute Lan stirnrunzelnd ins Gesicht.

„Was denn?“

„Ein Programm. Warte einen Augenblick.“, antwortete Lan und nahm Gregory den grünen Handheld aus der Hand, um ihn an sein eigenes PET mit einem kurzen Verbindungskabel anzuschließen. „Ich lade dir die Daten eben rüber. MegaMan?“

Der blaue Navi nickte und begann sofort das Programm auf Gregory’s PET zu transferieren.

„Was genau ist das denn?“, fragte der aufgeregte Junge noch einmal ungeduldig nach.

„Sektor sagte, dieses Programm würde BattleMan dabei helfen schneller wieder auf die Beine zu kommen. Ich hab keine Ahnung wie es funktionieren soll, aber ich würde vorschlagen du stattest deinem Freund mal einen kurzen Besuch ab und übergibst den Wissenschaftlern, die sich um ihn kümmern, dieses Programm.“

Ungläubig schaute Gregory auf sein PET, nachdem Lan es ihm wieder ausgehändigt hatte.

„Du meinst es wird wirklich funktionieren?“

„Ich weiß es nicht, aber ich denke schon. Wie gesagt, wir haben es von Sektor.“

Freudestrahlend bedankte sich Gregory noch einmal bei Lan, bevor er auch schon blitzschnell hinaustürmte, um sich auf den Weg zu seinem Navi zu machen. Lan sah ihm noch kurz nach, ehe er sich dann endlich den anderen widmete.

„Heya, Lan!“ , begrüßte Jim seinen Freund mit einem Handschlag, als Lan endlich zu dem jungen Official und Herrn Takamura getreten kam. „Wir haben dich schon erwartet. Wärst du in fünf Minuten noch nicht hier gewesen, hätte ich dich anrufen müssen, um dir bescheid zu geben, dass es losgehen kann.“

„Ist der Satellit denn schon fertig?“, fragte Lan überrascht.

„So gut wie. Aber dein Dad wird gleich noch genaueres dazu sagen.“

„Ich bin auch ziemlich darüber überrascht, wie schnell das ging.“, mischte sich nun auch Herr Takamura ein. „Es ist wirklich erstaunlich. Aber noch lange nicht so erstaunlich, wie das, was du heute schon wieder vollbracht hast. Ich hab bereits von deinen Taten gehört. Gregory hat uns alles erzählt, was ihr zwei im Kampf gegen die Omega-Viren erlebt habt. Du erstaunst mich immer wieder auf Neue.“ Bei so viel Lob lief Lan gleich leicht rötlich an, was Takamura zu einem lauten Lachen veranlasste. „Wir bräuchten mehr Jungs, von deinem Kaliber.“, grinste der junge Firmenchef und legte Lan seine Hand auf die Schulter.

„Vielen Dank, Herr Takamura.“, bedankte sich Lan verlegen und richtete sich dann endlich zu seinem Vater, der sich schon auf seinem Stuhl herumgedreht und auf seinen Sohn gewartet hatte.

„Du hast es also tatsächlich geschafft und diesen Darkling erledigt, von dem Gregory erzählt hat? Ich bin wirklich stolz auf dich, mein Junge.“, sprach Dr. Hikari, als er sich aufrichtete und seinen Sohn in die Arme nahm.

„Dad... langsam solltest du doch wissen, dass es nichts gibt, womit ich nicht fertig werde.“, grinste Lan breit, als er sich sachte wieder aus den Armen seines Vaters befreite.

„Das hoffe ich...“, antwortete Dr. Hikari darauf, dieses Mal aber wieder mit einem ziemlich nachdenklichen und besorgten Blick.

„Stimmt es, was Jim gesagt hat? Ist der Satellit schon fertig?“

„Ja, es müsste gleich alles soweit sein.“, antwortete Lan’s Vater, nachdem er kurz aufgeschreckt war, als hätte man ihn aus einem Tagtraum geweckt. „Mr. Famous installiert die Satellitenschüssel gerade mit den anderen auf dem Dach. Die Schäden waren doch nicht so groß, wie wir befürchtet hatten. Er ist zwar nicht vollständig repariert, aber es dürfte reichen. In Anbetracht der Tatsache, dass wir wenig Zeit haben, durften wir uns nicht länger mit den Reparaturen rumschlagen. Sobald Mr. Famous wieder hier ist, kann’s losgehen.“

„Okay.“, antwortete Lan, der allmählich immer aufgeregter wurde und wirklich innigst hoffte, dass nicht noch einmal etwas schief gehen würde.

„Aufgeregt?“, fragte Chaud, als er nun neben Lan trat, während Dr. Hikari sich wieder seinem Computer zuwandte.

„Etwas schon...“, antwortete Lan.

„Keine Sorge, mir geht’s genauso.“, lächelte Chaud, um seinen Freund etwas aufzumuntern.

„Vorhin hatte ich keinen Zweifel daran gehabt, dass wir Shadow schlagen werden, aber jetzt... je näher der Augenblick rückt, desto unsicherer werde ich.“

„Mach dir nichts draus, Lan. Du bist nicht der einzige, dem es so geht. Ich weiß auch nicht, ob wir diesen Kampf gewinnen oder verlieren werden. Aber eines weiß ich definitiv. Wir werden alle unser Bestes geben und gemeinsam wird das schon was.“

Einen Moment lang sahen sich Lan und Chaud nur an, ohne ein Wort zu sagen. Es war wirklich ungewohnt so etwas von Chaud zu hören. Lan hätte es sich niemals träumen lassen, dass er wirklich mal solch einen Augenblick erleben würde, aber er war auch wirklich froh, dass sich die Dinge so entwickelt hatten. Er mochte Chaud als Freund mehr, als wenn er sein Rivale war.

„Danke, Chaud.“

„Chaud hat Recht. Ihr solltet euch keine Sorgen machen.“, mischte sich nun wieder Herr Takamura ein. „Solange ihr etwas habt, an das ihr glauben könnt und das ihr beschützen wollt, werdet ihr unbesiegbar sein. Niemand von uns kann sagen, wie das alles hier ausgehen wird, aber wir alle werden unser Bestes versuchen. Kampflos geben wir nicht auf und auch wenn ich nicht mit euch kämpfen kann, so stehe ich trotzdem hinter euch. Und sollte es dennoch brenzlig werden, stehe ich dir immer noch mit einigen Battle Chips zur Verfügung. Du schaffst das schon, Lan.“, zwinkerte Herr Takamura dem braunhaarigen Jungen zu, was Lan’s Selbstvertrauen noch einmal um einiges steigen ließ.

„Yup, so ist es.“, stimmte auch Jim zu. „Ich hab gesehen, was du drauf hast. Auch wenn ich damals den Kampf gegen dich gewonnen habe, bist du trotzdem eindeutig der bessere Net-Battler von uns beiden. Du hast schon ähnlich schwierige Situationen gemeistert, also mach dir nicht ins Hemd. Wir sind bei dir.“

„Vielen Dank, Leute. Ihr wisst gar nicht, wie sehr ihr mir damit geholfen habt.“, antwortete Lan überaus dankbar und fühlte sich plötzlich kräftig genug, um es mit jedem aufnehmen zu können, erst recht mit einem Shadow.
 

Es vergingen einige Minuten in denen konzentrierte Stille in dem Laborraum herrschte. Chaud lehnte entspannt gegen eine Wand des Raums und hatte die Augen geschlossen. Dachte er über etwas wichtiges nach? Machte er sich wegen irgendwas Gedanken oder bereitete er sich nur innerlich vor? Es war schwierig zu definieren, was genau er tat, aber er war eindeutig ruhiger und gelassener als Lan.

Herr Takamura schaute immer wieder auf die Uhr. Er wirkte ein klein wenig nervös, aber unter dieser Spannung, war das wohl auch zu verstehen.

Jim hingegen stand direkt hinter Dr. Hikari und sah mit ihm gemeinsam die Daten auf dem Computerbildschirm durch. Lan konnte zwar nicht erkennen, worum es sich dabei handelte, aber es hatte sicherlich irgendwas mit dem Satelliten zu tun.

Draußen in den Gängen hörte man hektische Schritte von Officials und SciLab-Wissenschaftlern, die aufgeregt durch die Gänge liefen. Insgesamt herrschte hier auch eine ziemlich unruhige Atmosphäre, was Lan gleich wieder an die Panik in der Innenstadt erinnerte. Er fragte sich, wie es wohl zur Zeit im Internet aussah und ob sich noch immer einige Navis versuchten gegen die Omega-Viren zu wehren. Wie viele wohl inzwischen gelöscht worden waren?

Nach einigen Minuten des Wartens, öffnete sich dann aber auch endlich die Metalltür. Allerdings war es nicht Mr. Famous, der zu aller Enttäuschung noch immer nicht aufgekreuzt war. Stattdessen war es Gregory, der sein PET freudestrahlend in der rechten Hand hielt und aufgeregt hin- und herschwenkte, als er direkt auf Lan zugerannt kam.

„Lan! Lan! Sieh dir das an!“, rief der, wie immer aufgeregte Junge und hielt seinem Freund auch gleich das PET direkt vor die Nase.

Auf dem Display war BattleMan zu sehen, dessen Wunden scheinbar vollständig verheilt waren und der sich, wie es aussah, besser denn je fühlte.

„Es hat also geklappt?“, fragte Lan, der froh darüber war, dass Gregory wieder glücklich war.

„Ja, es geht ihm fabelhaft! Das war echt unglaublich! Du hättest das sehen müssen! Das Programm hatte BattleMan’s beschädigte Datenstrukturen in wenigen Sekunden erneuert und einen vollständigen Heilungsprozess vollzogen, der normal bis zu zwei Wochen dauern würde!! Ich bin dir ja so unglaublich dankbar!“

Bevor Lan auch nur irgendwas darauf sagen konnte, spürte er auch schon Gregory’s Arme, die sich feste um ihn klammerten, dass er es schon beinahe schwer hatte zu atmen.

„Kein Problem, Greg... aber wie gesagt... Du solltest lieber Sektor danken.“

„Werd ich machen.“, lachte Gregory, als er Lan wieder los ließ und seinen Navi auf dem PET-Screen zufrieden betrachtete. „Aber du, Lan? Da fällt mir grade noch was auf.“

„Was denn?“, fragte Lan leicht verdutzt.

„Sag mal... da auf deinem PET. Das ist mir vorhin schon aufgefallen. Neben MegaMan. Ist das nicht...?“, begann Gregory zu fragen, als er sich leicht bückte und Lan’s PET, das an seiner Hose hing, genauestens musterte und mit dem Finger drauf zeigte.

„Ach ja!“, fiel es Lan wieder ein und fix nahm er sein PET zur Hand. „Das hatte ich ja fast wieder vergessen... Du hast schon richtig gesehen.“

Gregory konnte es nicht fassen, als Lan ihm das PET entgegenhielt, auf dessen Bildschirm nicht nur MegaMan, sondern auch ein ziemlich großes Fishy zu sehen waren.

„Dash? Das ist nicht Dash, oder??“

„Doch, das ist er.“, antwortete Lan und ein breites Grinsen tat sich in seinem Gesicht auf.

„Aber... aber...“, begann Gregory zu stottern. „Wie? Und warum ist er so groß? War er nicht vorher kleiner?“

„Ich habe nicht die geringste Ahnung, was geschehen ist. Fest steht nur, dass Dash wieder da ist und MegaMan gerettet hat.“

„Gerettet?“, wiederholte Gregory neugierig.

„Yup, aber ich denke ich erzähle dir die genaue Geschichte ein andermal.“, brach Lan allerdings das Thema schnell ab, als sich erneut die mechanische Metalltür öffnete und dieses Mal Mr. Famous hereintrat.

Umgehend fixierten sich alle Blicke auf den jungen Wissenschaftler, der wie immer seine verspiegelte Sonnebrille nicht absetzte. Er ging schnell zu Dr. Hikari rüber, flüsterte ihm kurz etwas ins Ohr und schon stellten sich die beiden Wissenschaftler den anderen gegenüber. Gespannt sammelten sich Herr Takamura, Jim, Chaud, Gregory und natürlich auch Lan an der Wand, gegenüber von den beiden. Es konnte also endlich losgehen.

„Also gut...“, begann Dr. Hikari. „Es hat lange gedauert und es liegt so einiges hinter uns, aber nun ist es so weit. Ich will nicht lange drum her reden, sondern gleich auf den Punkt kommen. Vor uns liegt eine Aufgabe, die nicht einfach zu meistern sein wird. Nach gründlicher Recherche und einigen logischen Schlussfolgerungen bin ich vor einigen Tagen darauf gekommen, was Shadow genau vor hat. Ich wollte allerdings noch warten, bevor ich es euch allen erzähle, da ich für meine Theorie keinen Beweis finden konnte. Heute hat mir Shadow den Beweis persönlich geliefert. Die Omega-Viren verifizieren meine Annahme. Mit Hilfe der vier elementaren Rüstungen und der Daten, die sich Shadow in den letzten Wochen und Tagen zusammengestohlen hat, kann er eigentlich nur eines planen. Es handelt sich dabei um die ursprünglichen Pläne für ein Projekt, dass eigentlich vom SciLab ausgehen sollte, allerdings niemals durchgeführt wurde, aufgrund der großen Gefahr, die es beherbergt. Wir reden hier von dem sogenannten Omega-Projekt. Vergesst Dr. Wily’s LifeVirus, vergesst Gospel’s Super-Navi-Project... Das Omega-Projekt verbindet das, woran World Three und Gospel gescheitert sind und geht durch Shadow’s persönliche Modifikationen noch um einiges über all dies hinaus. Wir wissen nicht genau, wozu er den Star Rain Battle Chip gestohlen hat, wir haben keine Ahnung, woher er seine Dark Chips bezieht, aber was sein Ziel ist, ist zweifellos die Zerstörung der Net-Society mit Hilfe der eben genannten Faktoren.“

Angespannt lauschten alle den Worten des Doktors. Bisher war alles einigermaßen verständlich gewesen, doch noch immer fragten sie sich, worum genau es nun eigentlich ging.

„Shadow...“, fuhr Dr. Hikari fort. „Shadow hat mit Hilfe der Elementrüstungen einen unbesiegbaren Navi geschaffen. Ein Navi, der keine elementare Schwäche besitzt, aber trotzdem alle Elemente beherrscht. Es handelt sich um einen Navi mit solch enormer Kraft, dass sie kaum kontrollierbar ist. Er ist in der Lage die gesamte Cyberwelt zu zerstören, im Alleingang. Er übertrifft alles, was wir bisher erlebt haben und diese Omega-Viren, die überall auftauchen sind seine Boten. Er hat sie geschaffen und entsendet, um die Zerstörung der Net-Society einzuleiten. Der Name dieses Navis lautet...“

„OmegaMan!“, fiel Lan seinem Vater ins Wort und beendete den Satz.

„Du weißt von ihm?“, fragte Dr. Hikari, der nun wirklich überrascht war, ebenso wie Mr. Famous.

„Ja. Ein Freund hat uns bereits von ihm erzählt. Er sagte, um die Omega-Viren zu beseitigen und die Zerstörung des Internets zu verhindern, müssen wir OmegaMan besiegen.“

„Was denn für ein Freund?“, wollte nun Mr. Famous wissen, der leicht misstrauisch wirkte.

„Ein Navi. Sein Name ist Sektor. Wir kennen ihn schon eine ganze Weile.“

„Sektor? Soso...“, murmelte Mr. Famous leise und verschränkte nachdenklich die Arme.

„Nun ja, wie dem auch sei...“, kam Dr. Hikari aber schnell wieder aufs Wesentliche zurück. „Es ist genauso, wie du sagst. Wenn OmegaMan gelöscht wird, werden auch die Omega-Viren vernichtet, da sie ohne ihn nicht existieren können.“

„Damit steht unser Ziel ja fest. Klingt nicht nach einer besonders schwierigen Aufgabe. Nur OmegaMan besiegen?“, ergriff nun Chaud das Wort.

„Das mag vielleicht einfach klingen, aber glaub mir... das ist es nicht. OmegaMan ist wirklich extrem mächtig und kein gewöhnlicher Navi. Außerdem kann ich euch nur mit Informationen zum ursprünglichen Omega-Projekt dienen. Wir wissen nicht, was genau Shadow verändert hat und ihr könnt sicher sein, dass er, so kurz vor dem Ziel, alles geben wird, um uns daran zu hindern, ihn zu stoppen. Aber noch besteht eine geringe Chance. Der bisherigen Zerstörung nach zu urteilen und dem Fakt, dass OmegaMan selbst noch nicht auf den Plan getreten ist, können wir entnehmen, dass OmegaMan noch nicht vollständig einsatzfähig ist. Wenn wir uns beeilen und ihn finden, bevor er seine volle Kraft erreicht hat, können wir es vielleicht schaffen, ihn zu löschen.“

„Das nenn ich doch mal einen Plan.“, sprach Jim entschlossen.

„OmegaMan ist der ultimative Net-Navi. Ihr solltet ihn nicht unterschätzen.“, versuchte Dr. Hikari, der ziemlich besorgt wirkte, den Elan seiner jungen Gegenüber zu bremsen.

„Jetzt wisst ihr also, worum es geht.“, ergriff nun Mr. Famous das Wort. „Wie man OmegaMan am besten besiegen kann, dazu können wir euch leider keine Tipps geben, aber während ihr erst einmal versucht ihn zu finden, werden wir uns schon eine Strategie überlegen. Aber damit kommen wir erst einmal zum nächsten Punkt...“ Mit ein paar Tastendrücken, rief Mr. Famous das Programm auf, das Lan auch schon beim letzten Lokalisierungsversuch gesehen hatte. „Der Satellit müsste funktionieren und das bedeutet, dass wir endlich das Hauptquartier des Gegners orten können. Sobald wir wissen, wo es liegt, macht ihr euch direkt auf den Weg. Einige Hubschrauber stehen schon im Innenhof bereit, um euch zu transportieren. Aber ich denke, das regeln wir gleich genauer... Dann wollen wir mal.“ Und mit einem weiteren Druck auf die Enter-Taste, startete auch schon das Programm.

Lan konnte es kaum mehr aushalten, endlich den Standort von Shadow’s Basis zu erfahren. Ein leicht unangenehmes Gefühl durchdrang ihn. Die Angst, jeden Augenblick könnte wieder etwas dazwischen kommen. Aber dieses Mal geschah nichts dergleichen. Nachdem der Ladebalken voll war und einige irrelevante Daten über den Bildschirm geflackert waren, öffnete sich eine Karte von Electopia über die ein kreisrunder Cursor wanderte und auf einem bestimmten Punkt zum Stehen kam. Der Ausschnitt der Region, auf die er zeigte wurde automatisch vergrößert und schließlich auch Name und genaue Daten des Ortes eingeblendet.

Lan konnte es einfach nicht glauben, als er den Namen des Ortes las, an dem sich angeblich Shadow’s Basis befinden sollte und nicht nur er reagierte leicht geschockt. Konnte das wirklich sein oder irrte sich das Programm??

„Der Ort ist lokalisiert.“, sprach Mr. Famous mit düsterem Blick. „Das Hauptquartier des Gegners befindet sich hier in Electopia und zwar genau...“, er stockte. Auch Mr. Famous war fassungslos. Konnte das wirklich möglich sein...?

Revisiting Den Tower

Nach einer Menge überraschender Ereignisse und vielen Komplikationen, war nun endlich der Augenblick gekommen, in dem der Standort von Shadow’s Basis endgültig lokalisiert werden sollte. Erst hatte SatelliteMan den Satelliten beschädigt, dann kreuzten die Omega-Viren auf und mittlerweile herrschte in ganz Electopia Massenpanik vor den geschehenen Ereignissen. Die Stunde der Wahrheit rückte immer näher und während die Omega-Viren auch weiterhin große Teile der Cyberwelt überrannten und zerstörten, so war es Lan und seinem Net-Navi zumindest gelungen, einige Squares zu verteidigen, während Mr. Famous und Dr. Hikari die Satellitenschüssel repariert hatten. Doch dass Shadow seinem Ziel deutlich näher kam, war nicht mehr zu leugnen und wenn er noch aufgehalten werden sollte, musste jetzt schnell gehandelt werden! Um die Omega-Viren zu stoppen, musste allerdings zunächst OmegaMan gelöscht werden, der ultimative Net-Navi, den Shadow mit Hilfe der gestohlenen Elementarrüstungen geschaffen hatte. Aber auch nach Dr. Hikari’s ausführlichen Warnungen, verloren Lan und seine Kameraden weder Mut, noch Hoffnung oder Entschlossenheit. Shadow musste gestoppt werden, um jeden Preis! Und schließlich war es soweit... Nachdem Mr. Famous das Programm, zur Lokalisierung des Gegnerhauptquartiers, aktiviert hatte, dauerte es nur wenige Augenblicke, bis der Name und Standort der Basis auf dem PC-Monitor eingeblendet wurden. Nicht nur Lan stand dieser Enthüllung sprachlos gegenüber. Alle Anwesenden konnten kaum glauben, was sie auf dem Bildschirm lasen. Was sie so sehr erschreckte, war allerdings nicht die Tatsache, dass Shadow’s Basis sich in Electopia befinden sollte...
 

„Der Ort ist lokalisiert.“, sprach Mr. Famous, als er auf den Monitor blickte und in Windeseile die Daten überflog. „Das Hauptquartier des Gegners befindet sich hier in Electopia und zwar genau...“ Er wanderte weiter mit seinem Blick und ließ seine Augen erschrocken auf dem genauen Namen des Ortes ruhen. Konnte das wirklich möglich sein?? „Der genaue Standort ist... der Den Tower in Den Town!“, spuckte er es aber schließlich, völlig fassungslos aus.

Schlagartige Stille trat ein und man hörte nur noch das leise Piepen und Summen der Apparaturen und Computer, die in Dr. Hikari’s Laborraum aufgestellt waren. Der Den Tower sollte Shadow’s Hauptquartier sein??

„D-Das ist unmöglich!“, wandte Herr Takamura sofort als erstes ein. „Das Programm muss sich irren! Sie sagten doch selbst, sie haben den Satelliten nicht vollständig repariert. Hier liegt sicher ein Fehler vor, das kann unmöglich sein!“

„Der Den Tower??“, wiederholte Jim noch einmal mit total verwirrtem Blick. „Sie wollen mir doch nicht im Ernst erzählen, dass sich Shadow’s Basis die ganze Zeit hier um die Ecke, nur ein paar Meter Fußmarsch entfernt, befunden haben soll, ohne dass wir etwas davon mitbekommen haben?“

„Ich kann es ebenso wenig glauben wie ihr, aber der Computer zeigt es nun mal an...“, erwiderte Mr. Famous, der den Monitor stirnrunzelnd betrachtete.

Dr. Hikari hatte sich nachdenklich eine Hand ans Kinn gelegt und schien intensiv in Gedanken versunken zu sein. Lan, Chaud und Gregory standen nur wortlos da und wussten nicht, was sie dazu sagen sollten.

„Es muss ein Irrtum sein!“, wiederholte Herr Takamura noch einmal mit Nachdruck. „Starten sie das Programm neu. Sehen sie sich noch einmal den Satelliten an. Tun sie sonst was, aber sie können mir nicht erzählen, dass in meiner Firma, der momentan gefährlichste Verbrecher der Welt sein Hauptquartier besitzen soll!“

„Wie sie wollen.“, zuckte Mr. Famous seufzend mit den Achseln und startete das Programm noch einmal neu. „Das Programm sollte einwandfrei funktionieren.“

Gespannt warteten alle ab, bis der zweite Ladevorgang beendet war und erneut die Lokalisierung vollzogen wurde. Wieder schritt der Cursor über die Karte von Electopia, kam genau auf dem selben Punkt zum Stehen, vergrößerte diesen und zeigte eindeutig den Den Tower als Zielort an.

„Sehen sie? Ich hab’s ihnen gesagt. Wenn es einen Fehler am Satelliten geben würde, würde sicherlich nicht zweimal hintereinander genau der selbe Ort angezeigt werden. Die Chance bei den gegebenen Auswahlmöglichkeiten ist dazu zu gering. Das kann also nur bedeuten, dass entweder Shadow selbst erneut unser Programm manipuliert, was ich mir allerdings nicht vorstellen kann, oder seine Basis befindet sich tatsächlich hier in Den Town.“, erklärte Mr. Famous in einem Ton, der keinen Zweifel offen ließ, dass er nicht selbst fest davon überzeugt war, dass das Programm funktionierte.

„Aber das kann doch nicht sein...“, entgegnete Lan mit verdutzt verzogenem Gesicht.

„Ich weiß nicht so recht.“, mischte sich nun Dr. Hikari ein. „Wenn man genau darüber nachdenkt, würde es sogar irgendwie Sinn ergeben oder zumindest lassen sich logische Beweise für die Annahme finden, dass Shadow sich hier in dieser Stadt aufhält. Den Town ist der perfekte Ort, um mit den gesetzten Zielen, die Shadow hatte, von hier aus zu operieren. Er hatte alle Zielorte in unmittelbarer Nähe, befand sich direkt im Zentrum. Dazu kommt auch noch folgendes: Der Den Tower existiert noch nicht so lange. Er wurde erst vor kurzem fertig gebaut und jetzt wo ich so darüber nachdenke... Shadow’s erste Aktivitäten starteten fast zeitgleich.“

„Also sind sie auch der Meinung, dass der Computer Recht hat?“, fragte Chaud.

„Ich würde sogar meine Hand dafür ins Feuer legen.“, bestätigte Dr. Hikari. „Shadow hat seinen Sitz im Den Tower!“

„Ich fass das nicht...“, sprach Herr Takamura, dem sichtlich die Worte fehlten. Wie aus einem bösen Traum aufgewacht stand er mit hilflosem Blick vor dem Monitor und las sich immer wieder die Angaben durch. „Soll das bedeuten... einer meiner Mitarbeiter ist Shadow und ich habe nichts davon gewusst??“

„Auszuschließen ist dies nicht.“, sprach Mr. Famous. „Allerdings gibt es da noch eine andere Möglichkeit. Wenn wir von den Dingen ausgehen, die wir über Shadow’s Projekt wissen, dann müsste er hochtechnologische Anlagen besitzen, die er zur Herstellung eines ultimativen Navis, wie OmegaMan, benötigen würde. Ich glaube nicht, dass viele ihrer Mitarbeiter mit so etwas ausgestattet sind oder Zugriff zu so etwas besitzen, oder? In einer riesigen Firma herrscht oft viel Betrieb, also kann es ein leichtes gewesen sein, für eine einzige Person, unbemerkt diese Dinge durchzuführen. Allerdings sollte eine Firmenchef doch auf so etwas aufmerksam werden, oder nicht?“

„Worauf wollen sie hinaus?“, sah Herr Takamura Mr. Famous misstrauisch an.

„Nun ja... Sagen wir es mal so: Eine Verbrecherorganisation mit solch hochgesteckten Zielen, wie sie die Neo World Three verfolgt, kann nicht einfach unbemerkt in einer Firma wie CyberArmsTech operieren, es sei denn, einige der höhergestellten Mitarbeiter sind dafür verantwortlich. Die normalen Angestellten würden vermutlich nicht unbedingt etwas davon mitbekommen. Worauf ich also hinaus will... Was wäre, wenn Shadow Kopf der Firma ist?“

Wieder wurde alles still. Alle Blicke konzentrierten sich reflexartig auf Herrn Takamura, der nicht glauben konnte, was er da hörte.

„Das ist nicht ihr Ernst, oder?“, fragte der junge Firmenchef noch einmal empört nach. „Sie wollen sagen, ich sei Shadow? Sie wollen wirklich behaupten, ich bin der Anführer einer Verbrecherorganisation, die hier in Den Town, in einem riesigen Gebäude, welches für den Verkauf von Battle Chips gedacht ist, ihr Hauptquartier hat??“

Mr. Famous nickte, was Herrn Takamura noch fassungsloser dastehen ließ.

„Nein, er ist es nicht.“, wandte aber Dr. Hikari ein, nicht nur zu Takamura’s Erleichterung.

„Wie kommen sie zu der Annahme?“, wollte Mr. Famous direkt wissen, der immer noch seiner Meinung treu blieb.

„Weil es einfach unsinnig ist. Zuerst einmal glaube ich, dass ein Firmenchef nicht in der Lage sein kann, eine Firma und gleichzeitig ein Verbrechersyndikat zu leiten, ohne dass dies auffliegt, es sei denn, sämtliche Angestellte wären in das Vorhaben eingeweiht, was allerdings zu risikoreich wäre. Ein einfacher, unscheinbarer Angestellter, hätte da schon mehr Chancen. Zweitens wäre da die Tatsache mit dem gestohlenen Star Rain Battle Chip. Würden sie wirklich eine von ihnen entwickelte Kreation der Öffentlichkeit preisgeben und sich im Anschluss selbst bestehlen, statt überhaupt nichts davon zu sagen und den Chip im Geheimen einzustecken, ohne dass irgendwer davon erfährt? Shadow benötigte den Star Rain Battle Chip. Es kann also nur sein, dass jemand den Chip stehlen würde, der nicht anders an ihn herankommen oder seine Veröffentlichung verhindern konnte, was wieder auf einen Angestellten schließen lässt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Herr Takamura nicht Shadow ist, was uns aber zu der Frage führt: Wer ist es dann?“

Nun gab Mr. Famous doch auf. Vermutlich hatte Dr. Hikari Recht. Es sprach zu viel dagegen, dass Herr Takamura Shadow sein sollte und das waren nicht nur die eben genannten Fakten.

„Haben sie keine Ahnung, wer von ihren Angestellten zu so etwas in der Lage wäre?“, fragte nun Lan, der sich an Takamura wandte, welcher sich angestrengt in einen Stuhl niederließ.

„Nein, ich weiß es nicht... Es müssen mindestens 500 Leute im Den Tower arbeiten. So gut wie jeder von ihnen könnte es eventuell sein. Ich könnte zwar auf Anhieb einige ausschließen, aber da bleiben noch immer unzählige übrig. Es muss aber jemand sein, der mit in der Chip-Entwicklung zu tun hatte. Es gab nicht sehr viele, die genaueres über den Star Rain Battle Chip wussten.“, grübelte Herr Takamura und versuchte die Zahl der Verdächtigen stark einzugrenzen.

„Ach, vergesst doch das ganze Rumgerätsel!“, ergriff nun Chaud das Wort. „So werden wir nie herausfinden, wer dahinter steckt. Der Den Tower wurde geschlossen. Die Mitarbeiter sind alle längst nach Hause, was natürlich logischerweise nur eins bedeuten kann. Wenn sich jetzt noch jemand in dem Gebäude befinden sollte, dann kann es nur Shadow sein, der die Fertigstellung seines OmegaMan’s überwacht!“

„Chaud hat Recht.“, stimmte Gregory zu. „Wer sonst sollte bei all der Panik da draußen zurück im Den Tower bleiben, wenn er nicht etwas äußerst wichtiges zu erledigen hat?“

„Das ist wohl wahr...“, ließ sich Mr. Famous die Worte durch den Kopf gehen und fand sie äußerst einleuchtend. „Also, worauf wartet ihr noch?!“

„Ja, lasst uns endlich loslegen!“, rief Lan kampfeslustig.

„Also gut... Die Hubschrauber werdet ihr dann wohl nicht brauchen.“, lächelte Dr. Hikari, ehe er aber wieder ziemlich ernst wurde. „Wenn Shadow im Den Tower ist, wird dieser sicherlich gut bewacht sein. Ich werde sofort sämtliche Officials verständigen, die am Turm zu euch stoßen und euch helfen sollen. Wir dürfen Shadow nicht entkommen lassen.“

„Keine Sorge, den Mistkerl schnappen wir uns schon.“, sprach Lan, fest entschlossen.

„Das hoffe ich doch.“, antwortete Mr. Famous. „Ich werde mich dann gleich mit Dr. Hikari darum kümmern, eine Strategie zu entwickeln, wie man OmegaMan eventuell besiegen kann. Wenn wir etwas herausfinden, werden wir es euch umgehend über Mail mitteilen, aber bereitet euch lieber darauf vor, ohne jegliche Hilfe gegen diesen Navi antreten zu müssen. Wir vertrauen euch und legen unser Schicksal in eure Hände. Der Fortbestand der gesamten Net-Society hängt nun ganz allein von euch ab.“

Auch wenn ziemlicher Druck auf Lan, Gregory und Chaud lastete, so ließen sie sich ihre Nervosität nicht mehr anmerken. Alle drei waren Willens, Shadow endlich zu erledigen.

„Ich werde die drei zum Tower begleiten.“, sprach Jim, der es auch kaum mehr erwarten konnte, loszuziehen.

„Und ich werde ebenfalls mitkommen!“, wandte Herr Takamura rasch ein. „Ich will selbst sehen, wer dieser Shadow sein soll. Außerdem kenne ich mich am besten in dem Gebäude aus.“

„Gut, dann steht es also fest.“, sprach Dr. Hikari. „Jeder hat seine Aufgabe, wir sollten nun keine Zeit mehr verlieren. Alle Mann! Ans Werk!“
 

Zur gleichen Zeit waren aber auch die Mitglieder der Neo World Three in der letzten Vorbereitungsphase. Smoke hatte es sich inzwischen im Kontrollraum bequem gemacht, der ziemlich breit war und beinahe einen T-förmigen Grundriss besaß. Jede Menge Kontrollpulte mit unzähligen blinkenden Schaltern und Monitoren waren vor einer großen Bildschirmwand aufgestellt. Auf einigen Monitoren waren die Gänge und Korridore des Den Towers zu sehen, welche von Überwachungskameras gefilmt wurden. Andere zeigten jede Menge Daten und zahlenreiche Texte an.

Smoke hatte die Füße ausgestreckt, übereinanderliegend, auf ein niedriges Schaltpult gelegt und rauchte genüsslich seine Zigarette, während er die einzelnen Bildschirme betrachtete. Er pustete den Qualm durch seine Nase aus und atmete tief ein. Ohne die faulliegende Haltung zu verlassen, bewegte er seine freie Hand über eine kleine Tastatur und drückte mit dem Zeigefinger einen bläulich blinkenden Knopf runter.

„Achtung, hier spricht Smoke!“, begann er zu sprechen, während er den Knopf gedrückt hielt. „Die finale Phase des Omega-Projekts ist hiermit offiziell eingeleitet.“

Überall im Innern des Den Towers war Smoke’s Stimme über Lautsprecher zu hören.

„Hier spricht Kinoshita.“, erklang es nun aus einem kleinen Sprachfilter, direkt neben der Sprechtastatur, die Smoke inzwischen wieder losgelassen hatte. „Hier ist soweit alles in Ordnung. Die Vorbereitungen sind alle getroffen.“

„Gut zu hören.“, nahm Smoke dies erfreut zur Kenntnis.

„Hier Takashi.“, meldete sich nun der nächste. „Das Sicherheitssystem ist installiert und die Codes sind umprogrammiert. VoltMan befindet sich ebenfalls auf seinem Posten.“

Zufrieden lächelte Smoke und wartete auf den Bericht des nächsten Operators.

„Ich bin auch fertig. Die sollen ruhig kommen. BeetleMan kann es kaum erwarten loszulegen.“, war es Joshua, der sich jetzt meldete.

„Sehr gut, Josh. Ich freue mich, dass du so viel Elan an deiner Arbeit zeigst.“

„Ich werde alles dafür tun, um die Net-Society zu zerstören und ich werde garantiert nicht noch einmal meine persönlichen Gefühle dazwischen spielen lassen.“, versicherte der blauhaarige Junge entschlossen über die Funkanlage, was Smoke sichtlich gefiel.

„Das wäre das... Wie sieht es bei euch aus? ChainMan? PolarMan?“, fragte der dunkel gekleidete Mann, dieses Mal aber ohne die Sprechanlage zu bedienen, sondern den Blick auf einen etwas größeren Monitor gerichtet, auf dem auch schon die beiden Navis erschienen.

„Das Netzwerk ist gesichert, die Schlüsselkarten gesperrt, so wie sie befohlen haben.“, meldete sich der Ketten-Navi zuerst zu Wort.

„Wir haben alles, wie befohlen, ausgeführt. Niemand wird unser Vorhaben stören und wenn doch... dann werde ich mich eben persönlich darum kümmern. MegaMan hat mich beim letzten Mal nicht besiegen können, dieses Mal wird das auch nicht anders sein.“, versicherte nun PolarMan, der seiner Sache ziemlich sicher war.

„Exzellent. Dann begebt euch wieder zurück auf eure Posten.“

Die beiden Navis verbeugten sich noch einmal, ehe ihre Daten sich auch schon transferierten und ihre Abbilder vom Monitor verschwanden. Seufzend hob Smoke seine Füße an und setzte sie auf dem Boden ab. Er streckte die Arme aus, gähnte einmal laut und richtete sich auf. Die mittlerweile aufgerauchte Zigarette spuckte er einfach zu Boden und zertrat sie.

„So... Alle sind auf ihren Posten, Match’s und Rina’s Stationen wurden ausgetauscht... Damit bleiben nur noch wir beide, SmokeMan.“, überlegte er kurz und holte dabei sein PET hervor.

„Ich kann es kaum erwarten, MegaMan endlich zu löschen.“, lächelte der rauchende Navi, der dem Kampf gegen seinen Erzfeind schon heftigst entgegenfieberte.

„Nur Geduld. Erst mal muss es MegaMan überhaupt soweit schaffen und ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass er und sein dämlicher Operator nicht einmal annähernd so weit kommen werden. Hehe... Das wird wahrlich ein lustiges Ereignis. Mr. Shadow? Die Bühne gehört ihnen.“, verbeugte sich Smoke und verließ den Raum, als er sich endlich auf den Weg zu seinem eigenen Posten machte und dabei schon die nächste Zigarette ansteckte.

Alles war bis ins kleinste Detail vorbereitet. Wenn Lan und seine Freunde hier auftauchen würden, würde eine ganze Ladung unangenehmer Überraschungen auf sie warten...
 

Inzwischen hatten sich Lan, Gregory, Chaud, Jim und Herr Takamura auf den Weg zum Den Tower gemacht. Glücklicherweise war es kein allzu langer Weg, da der Tower ja nur wenige hundert Meter vom SciLab entfernt war. Aber auch wenn der Fußmarsch recht kurz war, hatte es die kleine Gruppe dennoch schwer, sich durch die panischen Menschenmassen vorzuarbeiten. Noch immer herrschte ungemeine Aufruhr und es schien sogar noch schlimmer geworden zu sein, als noch vor einer knappen Viertelstunde.

Zahlreiche Leute rannten hastig durch die Fußgängerzone, flüchteten sich in ihre Häuser, machten sich auf den Weg zur Metroline oder waren einfach nur hilflos und wussten in ihrer Angst nichts besseres zu tun. Es herrschte ein absolutes Chaos sondergleichen. Mittlerweile hatte es auch angefangen zu regnen. Ziemlich starke Regenschauer prasselten vom dunklen, mit Wolken übersäten Himmel auf die panische Innenstadt herab. Sämtliche elektronische Geräte, an denen Lan und die anderen vorbeikamen, spielten verrückt. Egal ob es nur Straßenlaternen, Alarmanlagen oder die Rollos von Fenstern waren. Lan wollte sich gar nicht vorstellen, wie es im Innern der Gebäude aussehen musste und plötzlich schoss ihm durch den Kopf, was sein würde, wenn die selben Probleme bei ihm Zuhause auftreten würden? Was wäre dann mit seiner Mutter?? Dass im SciLab momentan noch alles in Ordnung war, lag vermutlich an den guten Sicherheitssystemen, allerdings war auch hier fraglich, wie lange es noch dauern würde, bis die Omega-Viren auch diese überrennen würden.

Sie mussten jetzt also wirklich einen Zahn zulegen, wenn sie Shadow und OmegaMan noch irgendwie aufhalten wollten!
 

In geduckter Haltung, Hand oder Manteljacke schützend über den Kopf gelegt, rannten die fünf Freunde weiter durch den Regen, direkt auf das gigantische Firmengebäude von CyberArmsTech zu. Der Den Tower war wirklich ein beeindruckendes Gebilde. Die Spitze des kilometerlangen Turms verschwand irgendwo weit über der Wolkendecke. Wenn man nach oben sah und erkannte, wie der Tower von der düsteren Wolkenwand verschlungen wurde, erzeugte dieser Anblick ein leicht mulmiges Gefühl. Auf der einen Seite eine majestätische Baute, auf der anderen ein furchteinflößender Anblick des Grauens. Der ideale Unterschlupf für einen Mann, der sich selbst ’Shadow’ nannte, dachte Lan.

In den Milliarden von Fenstern spiegelte sich die regnerische Stadt wieder. In jedem einzelnen Regentropfen, der an den vielen nassen Fensterscheiben herunterglitt, wurde das stürmische Unwetter reflektiert. Ein heftiger Windhauch pustete Lan und den anderen um die Ohren, als sie den Haupteingang des Den Towers endlich erreicht hatten. Vor einer riesigen, elektronischen Schiebetür aus Glas, kamen sie zum Stehen.

„Also gut. Lasst uns schnell da rein und diesen Shadow erledigen. Hauptsache wir kommen erst einmal ins Trockene. Ist ja kaum auszuhalten hier.“, sprach Jim mit etwas lauterem Ton, um den vielen Lärm zu übertönen.

„Einen Augenblick.“, ergriff Herr Takamura nun das Wort und trat vor die Glastür. „Ich gebe schnell den Sicherheitscode ein und wir haben freien Zutritt.“

Ungeduldig und gleichzeitig angespannt warteten die anderen, bis Takamura den Zahlencode auf einem kleinen Controlpanel eingetippt hatte. Doch als er fertig war schaute er nur verwundert auf die noch immer verschlossene Tür, wandte sich verdutzt an die anderen und begann im Anschluss noch einmal den Code einzugeben.

„Stimmt irgendwas nicht?“, wollte Gregory wissen, der schon wieder leicht beunruhigt war.

„Der Code funktioniert nicht.“, antwortete Takamura etwas irritiert, als er es noch ein drittes Mal versuchte.

„Geben sie’s auf.“, wandte Chaud jedoch ein. „Shadow hat mit Sicherheit die Codes ändern lassen, um uns auszusperren. Er wäre auch schön blöd, hätte er die alten beibehalten.“

Wütend ballte Takamura seine rechte Hand zu einer Faust und schlug kraftvoll gegen die Glastür, was ein lautes, donnerndes Geräusch erzeugte.

„Verdammt!!“, fluchte der junge Firmenchef wütend. „Wie zum Teufel konnte so etwas nur passieren?? Ich fass das einfach nicht... M-Meine Firma ist ruiniert, wenn das hier alles vorbei ist...“

„Ach was.“, erwiderte Lan allerdings und trat neben Takamura in einem Versuch einmal ihn aufzumuntern. „Keine Sorge. Wenn wir mit dem Typen fertig sind wird auch mit ihrer Firma alles wieder in Ordnung sein.“

Doch bevor Lan noch etwas sagen konnte, fiel Chaud ihm ins Wort.

„Lass gut sein, Lan. Du weißt genau so gut, wie ich, dass es mit dieser Firma vollkommen zu Ende sein wird, sollten wir in der Lage sein Shadow aufzuhalten.“

„Wieso das denn?“, wollte nun Gregory wissen, der das Ganze nicht wirklich verstand.

„Nun ja...“, übernahm Jim die Erklärung. „Abgesehen davon, dass CyberArmsTechs Ansehen überall auf der Welt stark geschädigt sein wird, werden die Officials auf keinen Fall zulassen, dass die Firma ungehindert wieder mit ihrer Arbeit fortfahren kann, sobald alles in Ordnung ist. Sämtliche Einrichtungsgegenstände wie Computer et cetera werden konfisziert werden müssen, Angestellte müssen befragt werden... die Firma wird für eine ganze Weile geschlossen werden und wenn das alles vorüber ist, wird sie so große Verluste gemacht haben, dass sie finanziell am Ende sein wird.“

Momente lang sagte niemand mehr ein Wort. Jim bereute plötzlich all das gesagt zu haben. Herr Takamura stand mit dem Kopf gegen die Glastür gelehnt regungslos da und gab keinen Ton mehr von sich. Von hinten betrachtet war es schwer zu sagen, ob er einfach ins Leere starrte und nachdachte oder sogar in Tränen ausgebrochen war.

„Es tut mir leid...“, nahm Gregory schließlich das Wort und versuchte sich für seine Frage von eben zu entschuldigen. Hätte er nicht gefragt, hätte wohl auch niemand etwas dazu gesagt.

„Es muss dir nicht leid tun.“, entgegnete Herr Takamura jedoch und wandte sich dem Jungen, der wieder ein schlechtes Gewissen bekommen hatte, zu. „Vergessen wir’s einfach. Was aus meiner Firma wird ist egal. Momentan ist es nur wichtig diesen Shadow aufzuhalten. Was später kommt, darüber machen wir uns nachher Gedanken.“

Alle merkten, dass das Lächeln, welches der junge Firmenchef aufgesetzt hatte, nur gespielt war und dies machte die Sache nicht unbedingt besser für Gregory.

„Gibt es noch einen anderen Weg reinzukommen?“, fragte nun Chaud, um wieder auf ihre Aufgabe zurückzukommen.

„Ja, es gibt einen.“, antwortete Takamura, als er sich wieder zur Tür herumdrehte und auf das Controlpanel zeigte. „Direkt unter der Schaltfläche zur Codeingabe befindet sich eine kleine Klappe...“ Er hielt kurz inne und schlug kräftig mit der Faust auf eine kleine rechteckige Metallblende, die durch den festen Druck knackend herausbrach. „Hier! Drei Jack-In-Ports.“

„Also müssen wir uns in das Netzwerk des Towers einloggen und das Sicherheitssystem umgehen?“, fragte Lan, der schon sein PET hervorholte.

„Genau. Seid aber bloß vorsichtig.“, warnte Herr Takamura die drei mutigen Jungen, die alle schon bereit waren ihre Net-Navis einzuloggen. „Unser Sicherheitssystem ist normal schon ziemlich gut ausgebaut. Wer weiß, was Shadow damit angestellt hat?“

„Wir passen schon auf.“, versicherte Lan und schloss sein PET als Erster an. „Dann wollen wir mal... Jack-In, MegaMan! Execute!”

Auch Gregory und Chaud traten dazu und steckten ebenfalls ihre Verbindungskabel in je einen der Jacks. Herr Takamura und Jim traten lieber etwas zurück, um den drei Jungen mehr Platz zu geben.

„Jack-In, BattleMan! Execute!”

„Jack-In, ProtoMan! Transmit!”
 

Nachdem alle drei Navis eingeloggt waren, materialisierten sich auch schon ihre Daten auf einer großen, fünfeckigen Plattform. Das Areal war ziemlich dunkel. Violette Linien, die immer wieder für wenige Momente zu leuchten begannen, zogen sich kreuz und quer über den schwarzen Plattenboden, der die Spiegelbilder der drei Freunde reflektierte. Vier zylinderförmige Säulen in elegant geschwungenen Formen und mit seltsamen Symbolen bemalt waren in quadratischer Anordnung auf der großen Plattform aufgestellt, in dessen Mitte sich MegaMan, BattleMan und ProtoMan verwundert umschauten.

Der Himmel war dunkelgrau bis schwarz und sah ebenso bewölkt aus, wie der Himmel in der Realität. Obwohl MegaMan noch nie zuvor im Den Tower System gewesen war, wusste er sofort, dass hier definitiv etwas nicht stimmte.

Neugierig schaute Herr Takamura den drei Jungs über die Schultern und versuchte auf den Screens ihrer PETs etwas zu erkennen. Er war sichtlich überrascht, als er einen kurzen Blick vom Tower-Areal erhaschte.

„Sah das schon immer so einladend hier aus?“, fragte Chaud ironisch.

„Nein...“, antwortete Takamura, der nun sehr beunruhigt wirkte. „Vom Aufbau her ist es gleich geblieben, aber vom Aussehen... Seid bloß vorsichtig.“

„Was genau ist das Sicherheitssystem, dass es zu überbrücken gilt?“, wollte nun Lan wissen.

„Seht ihr diese vier Säulen?“, fragte der junge Firmenchef und deutete auf eine, die grade auf Gregory’s PET zu sehen war. „Um die Tür zu öffnen, müsst ihr das Rätsel lösen, welches die vier Säulen verbindet. Ich werde euch dabei allerdings wohl nicht helfen können.“

„Was? Wieso denn das?“, fragte Lan.

„Das Rätsel und somit auch das Passwort wird aus Sicherheitsgründen wöchentlich geändert. Ich hatte mir die Lösung notiert, allerdings befindet sich diese zwischen den Unterlagen in meinem Büro. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich wirklich mal versuchen würde in meine eigene Firma einzubrechen... Ist schon seltsam.“, lächelte Takamura über diesen Fakt, wurde aber schnell wieder ernst und schien über etwas nachzudenken.

„Na ja, wir werden das Rätsel schon lösen. Kann ja nicht so schwer sein.“, sprach Gregory, der für den Moment wieder einigermaßen zuversichtlich wirkte.

„Sehr gut, aber dann macht auch hinne. Ich will hier nicht noch länger im Nassen stehen.“, mischte sich Jim ein, der vollkommen durchnässt vom starken Regen war.

„Ja, beeilen wir uns. Ich will auch ins Trockene. Dann sieh dir mal eine der Säulen an, Mega.“

Also setzte sich der blaue Navi in Bewegung und sprintete auf die nächstgelegenste Säule zu. Bevor er sie jedoch erreichen konnte, sprang er plötzlich schreckhaft zurück, als er sich aus Reflex vor einem hellen Lichtblitz retten wollte, der mit einem Male direkt vor ihm in den Boden einschlug. MegaMan hatte nicht einmal genug Zeit, um aufzuatmen, als noch drei weitere Lichtblitze auf der Plattform einschlugen, alle in der Nähe einer der vier Säulen. In höchste Alarmbereitschaft versetzt hielten ProtoMan und BattleMan ihre Waffen bereit und als wenn sie es nicht geahnt hätten, materialisierten sich aus den vier Blitzen, vier große, wuchtig gebaute Omega-Viren, die angriffslustig knurrten und die kleine Navi-Gruppe umzingelt hatten.

„Was ist jetzt los??“, wollte Herr Takamura sofort wissen, der zwar nun wieder mit Jim etwas Abstand hielt, jedoch direkt merkte, dass was nicht in Ordnung war.

„Verflixt! Ansonsten wäre es auch zu einfach gewesen.“, grummelte Lan, als er auch schon einige Battle Chips hervorzog.

„Das sind also diese Omega-Viren?“, fragte Chaud, als er die Angreifer neugierig musterte.

„Genau das sind sie!“, bestätigte Gregory. „Aber irgendwie... kann es sein, dass mit denen hier etwas nicht stimmt?“

Stirnrunzelnd schaute auch Lan noch einmal genauer hin und tatsächlich! Diese Omega-Viren waren anders, als die bisherigen. Statt gelblich loderndes Feuer, waren ihre Körper von orangefarbenen, schon fast roten Flammen umhüllt. Der aus Wasser bestehende Unterkörper wirkte nicht wirklich blau sondern eher türkis bis hellgrün und die blitzförmigen Krallen waren anders geschwungen und schärfer gebogen. Auch der Kopf sah etwas anders aus. Zwar hatten sie noch immer den selben, kantigen Kopf, ähnlich einem Hund oder Wolf, nur war dieser violett und nicht mehr dunkelblau, wie bei den anderen Viren, denen Lan und Gregory bisher begegnet waren. Alles in allem wirkten sie auch noch ein Stückchen größer und um einiges kräftiger... Sie hatten sich verändert und deutlich zum Schlechteren.

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte BattleMan, der seine Buster von einem Virus zum anderen schwang, während er mit dem Rücken zu seinen beiden Kameraden stand.

„Keine Ahnung. Es muss sich hier wohl um eine verstärkte Form der Omega-Viren handeln.“, überlegte ProtoMan, der allerdings auch nichts genaues wusste.

„Du willst sagen, sie haben ein Upgrade erhalten??“, fasste MegaMan dies noch einmal nervös zusammen. „Funktionieren dann überhaupt noch unsere verbesserten Angriffe?“

„Keine Ahnung, aber das werden wir ja gleich sehen. Mach dich bereit, MegaMan!!“, warnte Lan seinen Navi, als es auch schon los ging und der erste Omega-Virus einen weiten Satz machte, um über die drei Navis herzufallen.

Schnell sprangen MegaMan, ProtoMan und BattleMan auseinander, dass der Virus direkt in ihrer Mitte landete. Wütend hob er den Kopf und gab ein lautes Brüllen von sich.

„Dann mal los!!“, rief ProtoMan, als er sein Schwert hob und weit ausholte, um dem gigantischen Biest einen diagonalen Hieb zu verpassen.

„Halt! Warte, ProtoMan!!“, wollte MegaMan seinen roten Freund noch davon abhalten, doch es war schon zu spät.

Der Omega-Virus hob eines seiner mächtigen Vorderbeine und hielt es schützend zwischen seinen Kopf und ProtoMan’s Schwert. Als die rötliche Klinge auf den mit Krallen bestückten Fuß traf, zerbrach sie sofort mit lautem Klirren in viele kleine Splitter, ehe sie sich auflöste. Erschrocken über den Verlust seiner Waffe, achtete ProtoMan nicht mehr auf seinen Gegner und war wie versteinert. Ehe er sich versah, flog er auch schon durch die Luft und knallte mit Wucht auf den dunklen Plattformboden. Mit einem einzigen Fußtritt hatte der Virus ihn weggekickt und ausgeknockt.

„Verflixt!“, fluchte MegaMan und rollte sich schnell zur Seite, als der riesige Fuß des Virus heruntergeschossen kam und versuchte ihn zu zerstampfen.

„Was zum Teufel...?“, konnte Chaud es nicht fassen. Die Energiereserven seines Navis waren stark reduziert worden und das nur durch einen einzigen Schlag.

„Normale Angriffe richten nichts aus, es sei denn du hättest das Power Up von Sektor erhalten, was MegaMan und BattleMan bekommen haben.“, erklärte Lan, während er gleichzeitig versuchte sich auf den Kampf zu konzentrieren.

„Power Up?“

„Ja, es verstärkt die Standardattacken unserer Navis. Der einzige andere Weg einen Omega-Virus zu erledigen ist, wenn du eine seiner elementaren Körperstellen mit dem passenden Gegenelement erwischst. Zum Beispiel so! ZapRing, Slot-In!“

Kaum war der Chip runtergeladen, konzentrierte MegaMan die elektrische Energie in seinem Buster. Er rollte sich unter den wütend stampfenden Beinen des Omega-Virus hindurch, und warf sich blitzschnell zur Seite, als er gleichzeitig den Schuss löste und den wässrigen Hinterteil der Bestie anvisierte. Als der Omega-Virus getroffen wurde, heulte er laut auf. Ein paar Blitze schossen durch seinen Unterkörper und er wurde kurzzeitig paralysiert. Als die Paralyse sich allerdings schnell wieder legte, war er doppelt so wütend, wie zuvor.

„Ah, jetzt verstehe ich!“, sprach Chaud, als ihm ein Licht aufging. Ohne zu zögern machte er sich daran seinen Navi wieder auf die Beine zu bringen und den Gegenschlag vorzubereiten.

BattleMan und MegaMan liefen schnell zu ProtoMan rüber, welcher noch immer verletzt am Boden lag. Mittlerweile hatten sich auch die anderen drei Omega-Vieren formiert und gemeinsam mit ihrem vierten Rudelmitglied, stampften sie knurrend auf die drei Freunde zu.

„Versuchen wir sie so schnell wie möglich zu erledigen, okay?“, sagte Gregory seinem Navi, als er einen Battle Chip aus seiner Tasche nahm und zum Slot-In bereit machte.

„Geht klar.“, antwortete der grüne Kampf-Net-Navi und hielt sich bereit.

Mit einem Male begannen die vier Omega-Viren blitzschnell nach vorn zu stürmen. MegaMan packte ProtoMan schnell am Arm und schleuderte ihn schwungvoll aus der Gefahrenzone, ehe er sich selbst mit einem weiten Satz rettete. Wie eine wild gewordene Stampede hatten die vier Viren versucht die kleine Gruppe niederzutrampeln.

Auch BattleMan hatte sich noch um Haaresbreite retten können. Er hatte einen Rückwärtssalto vollführt und war mit dem Rücken direkt zu einer der vier Säulen gelandet.

„Voltz, Slot-In!!”, rief der Operator des grünen Kampf-Net-Navis endlich, als er den Battle Chip in sein PET schmiss.

Während die Omega-Viren wieder zum Stehen kamen und sich nach ihren Gegnern umsahen, ergriff BattleMan diese Gelegenheit sofort, um einen Angriff zu starten. Er richtete seine Buster auf den Virus, der am nächsten und mit dem Rücken zu ihm gekehrt war. Laut surrend lösten seine Armkanonen einen fächernden Strahl aus Elektrizität aus, der die monströse Bestie direkt am Hinterteil erwischte und in einer donnernden Explosion aus dunklem Rauch

aufgehen ließ.

„Yeah, super!“, freute sich Gregory.

Doch leider war die Freude nur von kurzer Dauer. Als sich der Rauch wieder verzogen hatte, mussten sowohl Navi als auch Operator feststellen, dass der Virus noch längst nicht gelöscht war. Im Gegenteil! Der Omega-Virus wandte sich zornig bellend herum und seine Augen begannen rot vor Wut zu leuchten, als er denjenigen erblickte, der ihm in den Hintern geschossen hatte. Ängstlich zuckte BattleMan zusammen, als das gewaltige Monstrum plötzlich auf ihn zugehechtet kam und im Sprung seine breiten Pranken mit den länglichen Krallen ausstreckte.

„Invisible, Slot-In!!”, kam noch im rechten Augenblick ein weiterer Chip von Gregory.

Aus Angst die Augen geschlossen und im Glauben sein letztes Stündlein hätte geschlagen, versteifte BattleMan’s Körper, als der große Kopf des Virus laut brüllend nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war. Doch zur Erleichterung des grünen Navis und auch etwas zu seiner Verwunderung sprang der Omega-Virus durch ihn hindurch und landete direkt hinter ihm, vollkommen verwirrt. Für den Augenblick, wo BattleMan’s Körper noch durchsichtig war, war er sicher und deshalb versuchte er erst einmal schnell Abstand von dem wütenden Monster zu gewinnen und lief fix zurück zu seinen anderen beiden Freunden.

„Was zum Teufel ist passiert?“, fragte Gregory, der das einfach nicht verstehen konnte. „Hast du nicht richtig getroffen?“

„Doch, habe ich!“, versicherte BattleMan jedoch. „Ich habe ihn genau am wässrigen Körperteil erwischt!“

„Aber wieso lebt er dann noch?“

„Scheint so, als haben diese upgegradeten Versionen sich nicht nur vom Äußerlichen verändert.“, stellte Lan beunruhigt fest.

„Und wie sollen wir sie jetzt besiegen?“, wollte nun Chaud wissen, der endlich soweit war und auch ProtoMan wieder auf die Beine geholfen hatte.

„Wenn wir sie auf die übliche Art nicht besiegen können, müssen wir es eben mit einem Program Advance probieren.“, schlug MegaMan vor.

Die drei Navis rückten dicht aneinander, ihre Waffen den Viren entgegengestreckt.

Laut schnaufend hatten sich diese in einer Reihe aufgestellt und bereiteten scheinbar einen gemeinsamen Angriff vor.

„Bleibt uns wohl nichts anderes übrig.“, seufzte Lan und schnappte sich schnell drei Chips, die er zu einem Program Advance benutzen konnte.

„Wir alle drei gleichzeitig??“, fragte Gregory entsetzt.

„Testen wir es einfach. Wenn es das Areal nicht aushält, ist das Türschloss auch zerstört und wir haben trotzdem erreicht, was wir erreichen wollten.“, sprach Chaud, der sich auch schon drei Chips raussuchte.

„Und unsere Navis??“ Aber Gregory sah schon, dass er keine andere Wahl hatte als mitzuspielen und so zog auch er drei Chips aus seiner Tasche.

Doch bevor einer der drei Navis dazu kommen konnte einen Program Advance durchzuführen, waren erst einmal die Omega-Viren mit einem Angriff an der Reihe. Einer von ihnen hob schnaufend seinen Kopf an und blies einen feurigen Flammenstrahl durch seine Nasenlöcher hinaus. Ein anderer Omega-Virus rammte mit einem heftigen Schlag seine Blitzkrallen in den Boden, um einen Fluss aus Elektrizität zu erzeugen, der seinen drei Gegenübern entgegenschoss. Das dritte Rudelmitglied baute sich auf seinen nassen Hinterbeinen auf, die es zu einer hohen Welle werden ließ, die plätschernd nach vorn schwappte und über den Arealboden spülte. Der letzte Virus ließ grüne, dornige Ranken aus seinen glühenden Augen schießen, die sich wie Schlangen mit einem irren Tempo vor ihm ausbreiteten und MegaMan und seinen beiden Freunden entgegenschlängelten.

„Vorsicht!!“, warnte Lan die drei Navis, die auch schon versuchten dagegen anzugehen.

Ausweichen konnten sie nicht, da die vier Angriffe nebeneinander zu flächendeckend waren. Sie mussten sie also wohl oder übel irgendwie abwehren. Aus diesem Grund packten die drei jungen Operator ihre Program Advance Chips vorerst zur Seite, um ihren Net-Navis den Gegenschlag zu ermöglichen.

„FlameLine, Slot-In!!“, gab Lan seinem Navi einen Chip.

Sofort presste MegaMan seine geöffnete Handfläche flach auf den Boden und erzeugte eine heiß lodernde Flamme, die sich geradeaus nach vorn ausbreitete und die Dornenranken anzündete und verbrennen ließ.

„IceBall, Slot-In!!”, übergab Chaud seinem ProtoMan ebenfalls einen Battle Chip.

Ohne zu zögern schmiss der rote Navi die kleine Eiskugel nach vorn, direkt in die Flutwelle, die auf ihn zugespült kam. Als der IceBall sie jedoch berührte, fror die Welle augenblicklich ein und zerbrach in Milliarden kleiner Eiskristalle, die sich im Anschluss auflösten.

BattleMan bekam gleich zwei Battle Chips gleichzeitig.

„AquaTower, WoodTower, Double-Slot-In!!”

Auch BattleMan aktivierte sofort die beiden Attacken. Mit einem Buster erzeugte er einen sprudelnden Geysir, der die Flammen löschte und mit dem anderen Buster ließ er Holzpfähle aus dem Boden schießen, welche die Elektrizität neutralisierten. Damit waren alle Gegnerangriffe abgewehrt.

Überrascht schauten die vier Omega-Viren ihre Gegenüber an, als ihre spitzen Ohren sich senkrecht stellten und sie verwirrt den Kopf schief legten.

„Okay, jetzt sind wir dran!!“, brüllte Chaud schließlich, als es endlich losgehen konnte. „Sword, Slot-In! WideSword, Slot-In! Und LongSword, Slot-In!! Program Advance, LifeSword!!”

Noch während Chaud die Chips nacheinander in sein PET schob, hob ProtoMan seine Arme, die bläulich zu leuchten begannen. Eine gigantische Schwertklinge materialisierte sich zwischen seinen Händen, welche unglaubliche Kraft ausströmte.

„Los, Mega! Jetzt wir! Cannon, Slot-In! HighCannon, Slot-In! MegaCannon, Slot-In!! Program Advance, ZetaCannon!!”

Auch MegaMan’s Hände begannen bläulich zu glühen, als einer seiner Arme sich in eine wuchtige Cannon verwandelte, die so schwer war, dass er sie mit dem anderen Arm stützen musste. Auch er konnte die unglaubliche Kraft des Program Advance spüren.

„Ich hoffe nur, das geht gut.“, murmelte Takamura zu Jim.

Die beiden standen noch immer im Regen und beobachteten aufmerksam den Kampf ihrer drei jungen Freunde gegen die übermächtigen Viren.

Aber die Omega-Viren selbst waren nun auch nicht grade dumm und als sie merkten, was hier los war, stürzten sie auch schon direkt los. Mit weiten Sprüngen kamen sie ziemlich schnell näher, entschlossen anzugreifen, bevor ihre Gegner angreifen konnten.

Gregory, der letzte im Bunde, startete auch endlich den Program Advance, obwohl ihm noch immer nicht ganz wohl bei der Sache war.

„WideShot, TripleSlot-In!! Program Advance, SuperSpread!”

BattleMan’s Buster begannen zu zittern, als sich langsam enorme Energien in ihnen zu sammeln begannen. Er hatte es schwer sie gerade zu halten und auch die näherkommenden Viren vernünftig anzuvisieren.

Nebeneinander standen die drei Navis in einer Reihe, jeder dabei seinen eigenen Program Advance aufzuladen. Die Omega-Viren kamen weiter auf sie zugeschossen, bösartig bellend, bereit über ihre Opfer herzufallen und sie zu zerfetzen. Doch bevor ihnen dies gelingen sollte, lösten sowohl MegaMan und BattleMan, als auch ProtoMan endlich ihre energieströmenden Attacken ein. Das Areal begann stark zu beben, als die drei enormen Kräfte freigesetzt wurden und den nun nicht mehr sehr angriffslustig aussehenden Viren entgegenbrausten.

ProtoMan holte kräftig aus und ließ seine meterlange LifeSword-Klinge herumwirbeln. MegaMan hingegen verlagerte sein komplettes Gewicht in die Füße und versuchte sich gegen den Druck zu stemmen, als er seine ZetaCannon abfeuerte, deren Wucht ihn beinahe umgerissen hätte. BattleMan schlug seine beiden Buster aneinander und schoss eine breite Wasserwelle, wie ein überdimensionaler Bumerang geformt, auf die Omega-Viren.

Selbst außerhalb der digitalen Welt waren die Kräfte zu spüren, welche im Den Tower Netzwerk wüteten. Das gläserne Eingangstor begann heftigst zu vibrieren und auch Jim und Herr Takamura waren extrem überrascht, als sie plötzlich das Gefühl hatten, dass selbst der Boden unter ihren Füßen, wenn auch nicht wirklich stark, bebte.

Eine tosende, feuerspeiende Explosion unglaublichen Ausmaßes donnerte durch das winzige Areal, als die vier Viren frontal erwischt wurden und mit lauten Schmerzensschreien in all ihre Datenbestandteile zerlegt und vollständig pulverisiert wurden. Selbst nach Ende der Explosion hallte noch für mehrere Minuten ein dröhnendes Rauschen durch das Netzwerk.

Hektisch atmend senkte MegaMan seinen Buster und richtete seinen Blick auf die Stelle, wo noch eben die Omega-Viren gewesen waren. Nur ein qualmender Brandfleck war zurück geblieben, der jedoch kaum erkennbar war, auf dem eh schon schwarzen Boden. Nur die violetten Linien, die vorher das Areal durchzogen hatten waren nicht mehr zu erkennen. Ihr helles Leuchten ging in dem staubigen Qualm und dem pulvrigen Ruß unter.

Auch ProtoMan und BattleMan mussten erst einmal verschnaufen. Solch einen Angriff hatten sie noch nie erlebt.

„Unglaublich.“, staunte Lan.

„Das war wirklich interessant.“, stimmte Chaud zu. „Ich hatte nicht geglaubt, dass das Areal das aushalten würde.“

„Da haben wir noch einmal Glück gehabt.“, seufzte Gregory erleichtert.

„Das bedeutet allerdings, dass noch immer das Sicherheitssystem funktionsfähig ist.“, mischte sich Herr Takamura ein.

„Stimmt. Versuchen wir es am besten so schnell wie möglich zu deaktivieren, damit wir weiter können.“, sprach Lan, als auch er sich wieder gefasst hatte. „Okay, wie wollen wir jetzt verfahren? Diese Säulen haben was mit dem Rätsel zu tun, oder?“

Doch bevor Lan Antwort erhalten konnte, tat sich auch schon etwas. Wenige Meter neben MegaMan, direkt in der Mitte der vier Säulen, erschien auf einmal ein kleines Terminal. Verwundert trat der blaue Navi sofort näher, um es sich genauer anzusehen.

„Was ist das?“, fragte BattleMan, der es sich ebenfalls misstrauisch anschaute.

„Vermutlich hat es mit dem Sicherheitssystem zu tun.“, antwortete ProtoMan.

„Schauen wir einfach mal...“ Mit wenigen Tastendrücken rief MegaMan einen kleinen Bildschirm auf, dessen Inhalt eine kurze Nachricht war.

„Was steht da?“, wollte Lan sofort wissen.

„Ich glaube, das hier muss das Rätsel sein.“, sagte MegaMan, als er den Text in Windeseile überflog. „Moment, ich lese vor, was hier steht...“

Neugierig traten Herr Takamura und Jim wieder näher. Alle lauschten gespannt den Worten des blauen Navis.

„Hier steht folgendes: Preise die vier Königsbrüder, die den Schatten versiegelt haben und zünde die königlichen Kerzenhalter an, vom ältesten bis zum jüngsten. Aber einer der Könige ist ein Lügner. Zünde die Kerzenhalter der Reihe nach an, um die Falle zu deaktivieren. Fang mit dem ältesten an. Aber welcher der Könige spricht nicht die Wahrheit? Finde das zunächst heraus.“

Eine Minute des Schweigens verging. Sollte das etwa das Rätsel sein?

„Was für Kerzenhalter? Und was soll das mit den Königen bedeuten?“, fragte Lan, der nun vollkommen verwirrt war.

„Ich glaube ich weiß es.“, antwortete ProtoMan. „Seht euch diese vier Säulen hier mal genauer an. Achtet auf ihre Spitzen. Wenn man genau hinsieht, wirken sie ein wenig wie riesige Kerzen.“

Die drei Navis und auch ihre Operator betrachteten die vier Säulen, die überall verteilt waren noch einmal genauer. Tatsächlich! Jede von ihnen wirkte wie eine große Kerze oder eine Art Fackel, jedoch waren die Flammen auf ihren Spitzen erloschen.

„Jetzt weiß ich’s wieder!“, schoss es Herrn Takamura plötzlich durch den Kopf und erschrocken starrten ihn alle an. „Diese vier Säulen stehen stellvertretend für die vier Könige aus dem Rätsel. Ihr müsst sie in der richtigen Reihenfolge anzünden, um das Türschloss zu öffnen. Auf den einzelnen Säulen müssten Hinweise stehen, die euch helfen sollten herauszufinden, welche als erstes angezündet werden muss.“

„Und was passiert, wenn wir nicht die richtige Reihenfolge erwischen?“, wollte Gregory wissen, dem schon wieder ziemlich mulmig zumute war.

„Frag lieber nicht.“, antwortete Takamura allerdings kurz und knapp mit sehr ernstem Blick.

„Ach, so ein Rätsel zu lösen kann ja nicht allzu schwer sein.“, wandte Lan aber guten Mutes ein. „Dann schaut euch erst einmal diese Säulen genauer an.“

Und so teilten sich die drei Navis auf und jeder von ihnen lief zu einer Säule, um die Inschrift auf ihr zu lesen. Nacheinander trugen sie diese vor.

„Okay, hier steht...“, begann MegaMan. „Feuerkönig: Ich bin der älteste und weiseste der Brüder.“

„Und hier...“, war BattleMan der nächste. „Erdkönig: Ich bin jünger als der Feuerkönig und ich bin der stärkste von allen.“

„Windkönig: Älter als der Wasserkönig und der schnellste, aber nicht der älteste.“, las ProtoMan von seiner Säule vor.

Schließlich lief MegaMan zur vierten hinüber und las auch deren Text.

„Wasserkönig: Ich bin der jüngste und hübscheste von den Vieren.“

„Toll... und was genau soll uns das jetzt sagen??“, regte sich Lan auf, nachdem er einige Momente über diese Hinweise nachgedacht hatte.

„Na ja, ist es denn so schwierig zu verstehen?“, entgegnete Chaud jedoch gelassen. „Wir müssen mit Hilfe dieser Hinweise sozusagen das Alter der vier Könige bestimmen. Wenn wir es haben beginnen wir mit dem ältesten, zünden seine Fackel an und gehen so weiter fort bis zum Schluss die Flamme des jüngsten angezündet wird.“

„Nur müssen wir erst herausfinden, welcher von den Vieren lügt.“, wandte Gregory aber ein, der sich wieder an den aller ersten Hinweistext erinnerte.

„Na klasse...“, grummelte Lan frustriert.

Rätsel waren nicht so sehr seine Stärke, aber scheinbar führte kein anderer Weg dran vorbei, wenn sie endlich Shadow stellen wollten...
 

Tja, ein ganz schön kniffliges Rätsel, nicht? >< Oder meint ihr, ihr kommt mit Leichtigkeit auf die Lösung? Oo Wenn ja, dann beweist es mir! XD

Und damit wären wir auch gleich wieder beim nächsten Gewinnspiel dieser FF! ^^

Wie könnte die Lösung für dieses Rätsel lauten? In welcher Reihenfolge müssen die Fackeln angezündet werden? Wer ist wirklich der älteste König, wer der Jüngste und wer von ihnen lügt? @_____@

Die Antwort gibt es natürlich im nächsten Kapitel, aber bis dahin ist ja noch etwas Zeit XD Und diese Zeit könnt ihr nutzen, um das Rätsel selbst zu lösen und mir die Lösung per ENS zuzuschicken ^^ Zu gewinnen gibt es natürlich auch etwas, sonst wäre es ja kein "Gewinnspiel" XD"

Wer mir zuerst die richtige Antwort liefern kann, erhält ganze 100 Karotaler! Alle weiteren, korrekten Einsendungen erhalten dann jeweils nur noch 25 bis 50 Taler, je nachdem wie viele teilnehmen und wie es am Ende um meinen Kontostand steht XD""""""""

Also... Lest genau, denkt nach und lasst euch nicht durcheinander bringen, denn eigentlich ist dieses Rätsel mit wenigen, einfachen Logikschritten schnell zu lösen ^_____~ Ich freue mich natürlich über jede Teilnahme und bedanke mich darum schon einmal im Voraus ^^ Wäre wirklich schön, wenn ich möglichst viele Einsendungen erhalte XD

Einsendeschluss?? O_____o" Gute Frage oo" Sagen wir mal knapp 1 1/2 Wochen, nach Freischaltung dieses Kapitels ôo Wer eventuell noch etwas mehr Zeit haben möchte, kann mir eine ENS schicken, aber ich denke eine Woche sollte schon voll und ganz ausreichen können ^^

Aber gut... Dann möchte ich mich hiermit noch einmal bei all denjenigen bedanken, die dieses Kapitel gelesen haben und meine FF generell lesen und natürlich bei allen, die mir Kommentare hierzu hinterlassen! *sich immer sehr drüber freu* ^______________^

Bis zum nächsten Kapitel, würde ich dann mal sagen! XD
 

~ Gospel, der Autor ;)

Infiltrate!

Soo... Bevor es mit dem neuen Kapitel losgeht, eben schnell einige Worte zum Gewinnspiel des letzten Kapitels! O___O

Ich danke natürlich für alle Einsendungen und habe mich über jede Teilnahme gefreut, allerdings ist es doch schon erstaunlich, dass scheinbar niemand auf die Lösung des Rätsels gekommen ist ^^" So schwierig fand ich es nun eigentlich nicht XD" Aber wie dem auch sei... Einen Gewinner gibt es dann dieses Mal leider nicht zu erwähnen .___.

Damit wünsche ich dann aber auch jetzt sehr viel Spaß mit dem folgenden Kapitel, in dem nun anschaulich und hoffentlich einleuchtend, des Rätsels Lösung präsentiert wird ^^
 

- Gospel
 


 

Endlich hatte sich herausgestellt, wo Shadow seine Basis hatte. Dem Programm nach, sollte sich der Schurke direkt im Den Tower befinden, nur einige hundert Meter entfernt vom SciLab! Obwohl dies zunächst niemand glauben konnte, wurde allerdings trotzdem schnell klar, dass sich Shadow nur an diesem Ort befinden konnte. Also machten sich Lan, Chaud, Gregory sowie Jim und Herr Takamura auf den Weg zum Tower, um Shadow’s Machenschaften endlich ein Ende zu setzen.

Während überall in Electopia immer größere Panik ausbrach und die Zeit mit jeder Sekunde knapper wurde, stand die kleine Gruppe jedoch gleich wieder vor einem neuen Problem, als sie den Tower endlich erreicht hatte: dem Sicherheitssystem das den Haupteingang blockierte! Um das Innere des Turms betreten zu können, blieb Lan also nichts anderes übrig, als das verwirrende Rätsel zu lösen, welches als Passwort zum Entriegeln der elektronischen Eingangstür benötigt wurde...
 

Der Himmel war völlig verdunkelt und aus den dichten, grauen Wolken prasselte unaufhörlich starker Regen, der in nur sehr kurzer Zeit, alles vollkommen durchnässt hatte.

Jim hatte mittlerweile aufgegeben sich vor dem Regen zu schützen und ließ das kalte Wasser über sich ergehen. Seine Haare waren klitschnass und es tropfte fast wie von einem Wasserfall, an ihm herunter. Auch seine Kleidung war aufgeweicht und fühlte sich durch das aufgesaugte Regenwasser ziemlich schwer an. Aber auch Herr Takamura war total nass, doch wirkte er, als würde er gar nicht merken, dass es so stark regnete. Er war komplett mit seinen Gedanken nur auf Lan, Gregory und Chaud fixiert und beobachtete die drei aufmerksam. Auch die panischen Leute, die überall in der Stadt in Aufruhr geraten waren, schienen ihn nicht irritieren zu können. Auch er dachte nun konzentriert über die Lösung des Rätsels nach, welches sich der kleinen Gruppe stellte.

Lan ging noch einmal alle Fakten in seinem Kopf durch. Jede der vier Säulen im Netzwerk des Den Towers stand für einen König und jeder dieser Könige gab einen Hinweis, woraus man schließen konnte, wie alt er sein musste. Nach der Reihe sollten die Fackeln auf den Spitzen der Säulen entzündet werden, angefangen mit der Säule des ältesten Königs und endend mit der des jüngsten. Doch einer der vier Hinweise stimmte nicht, weil ein König lügen musste. Nun war nur noch die Frage: Wer?

Auch MegaMan, BattleMan und ProtoMan waren ratlos. Sie betrachteten die vier dunklen Säulen und lasen sich immer wieder die Hinweise auf ihnen durch, doch zu einem Ergebnis kamen sie einfach nicht.

Gregory und Chaud waren ebenso am Grübeln. Sie mussten dieses Rätsel schnell lösen, damit sie endlich in den Tower einmarschieren konnten, bevor es noch zu spät war!

„Man...“, grummelte Lan leise, während er versuchte seinen Grips richtig anzustrengen.

Er konnte solche Rätsel einfach nicht ausstehen, da er nicht grade der Beste im Lösen solcher verwirrenden und komplexen Aufgaben war. Auch der Gedanke, dass Shadow sich in diesem Moment sicherlich darüber lustig machte, dass er an einem doofen Rätsel scheiterte, ließ Lan nur wütend werden, statt als wirklicher Ansporn zu dienen. Er überlegte jetzt schon seit geschlagenen sieben Minuten und kam einfach auf keine Lösung. Woher sollte man denn wissen, wer lügt und wer nicht??

„Das führt doch zu nichts!“, brüllte er schließlich frustriert. „Wenn das so weitergeht, werden wir noch morgen hier stehen. Dieses verdammte Rätsel... Shadow sitzt bestimmt da oben irgendwo im Turm und beobachtet uns über Kamera, während er sich totlacht. Er wird noch mit all dem hier durchkommen, wenn wir nicht schnell was unternehmen... können wir die Tür nicht einfach einbrechen??“

„Beruhig dich erst einmal, Lan.“, versuchte Gregory seinen aufgeregten Freund zu beruhigen.

„Aber ist doch wahr!“, entgegnete Lan genervt.

„Das mag sein, aber wenn du dich aufregst, werden wir auch nicht viel weiter kommen.“

„Genau, hör auf deinen Navi, Lan.“, mischte sich nun auch Herr Takamura ein. „Die Glastüren einzubrechen wird auch nicht viel einfacher werden, da sie aus Panzerglas bestehen. Wir müssen uns schon mit diesem Rätsel gründlich auseinandersetzen, ruhig und sachlich bleiben. Ansonsten werden wir wirklich bis morgen hier stehen.“

„Ich weiß...“, antwortete Lan mit gesenktem Blick und nun wieder etwas ruhiger. „Aber wir stehen jetzt schon minutenlang hier rum und kommen nicht weiter.“

„Dann müssen wir uns eben zusammenreißen und endlich mal unsere Gehirne anstrengen und so lange denken, bis unsere Köpfe qualmen. Es ist nur ein Rätsel. Es wird schon zu lösen sein.“, sprach Jim, um die anderen etwas zu motivieren.

„Ja, lasst uns doch einfach mal Schritt für Schritt logisch drüber nachdenken.“, schlug Chaud vor, der im Gegensatz zu den anderen wohl am gelassensten und ruhigsten wirkte.

„Und wie sollen wir das machen?“, wollte Lan direkt wissen.

„Wir überlegen einfach mal, welcher Hinweis falsch sein, also welcher König lügen könnte. Fangen wir doch mal mit dem Erdkönig und dem Windkönig an. In deren Hinweisen kommen auch die anderen Könige vor und sie machen keine wirklich eindeutigen Aussagen. Eventuell können wir damit mehr anfangen.“

„Wenn du meinst, von mir aus.“, willigte Lan mit Chaud’s Idee ein, obwohl er nicht glaubte, dass dies wirklich funktionieren könnte.

„Der Erdkönig sagt, er sei jünger als der Feuerkönig.“, wiederholte Gregory zunächst den Hinweis. „Nehmen wir mal an, der Erdkönig würde lügen. Das bedeutet also, in Wirklichkeit ist er nicht jünger, sondern älter als der Feuerkönig. Der Feuerkönig aber sagt, er wäre der älteste. Wenn also der Erdkönig wirklich lügt und nur einer der Hinweise falsch ist, bedeutet das, dass der Feuerkönig definitiv die Wahrheit sagen muss! Wenn seine Aussage aber wahr ist, ist er der älteste und so könnte der Erdkönig wiederum nicht älter sein, als der Feuerkönig.“

„Wenn also der Erdkönig lügt, lügt automatisch auch der Feuerkönig?“, fragte Lan unsicher, nachdem er alles noch einmal durch seinen Kopf hatte gehen lassen.

„Genau.“, antwortete Gregory grinsend. „Und da nicht zwei lügen, sondern nur einer, wissen wir nun, dass der Erdkönig schon mal die Wahrheit sagen muss, damit das Rätsel stimmt.“

„Ah, jetzt verstehe ich!“, ging auch Lan nun plötzlich ein Lichtlein auf. „Aber dann verhält sich das mit den anderen beiden Königen doch genauso, oder?“

„Gehen wir es doch mal durch.“, übernahm Chaud nun den nächsten Schritt. „Der Windkönig sagt, er ist älter als der Wasserkönig und der Wasserkönig behauptet, er sei der jüngste. Wenn also der Windkönig lügt, würde dies bedeuten er ist nicht älter, sondern jünger als der Wasserkönig. Dann würde aber auch gleichzeitig die Aussage des Wasserkönigs, er sei der jüngste, nicht mehr stimmen und beide würden lügen. Also heißt das, der Windkönig sagt ebenfalls die Wahrheit.“

Nun begann auch Lan zu lächeln, als er wieder neuen Mut schöpfte. Zwei Könige waren als Lügner schon einmal ausgeschieden und nur noch zwei blieben übrig.

„Okay, dann sind nur noch Feuerkönig und Wasserkönig als Lügner über. Aber wie bekommen wir jetzt bei denen heraus, wer lügt und wer die Wahrheit spricht?“, fragte Jim nachdenklich.

„Wir machen es wie bei den anderen und gucken einfach mal, was passieren würde, wenn jeder von ihnen lügt.“, sagte Takamura, was wohl auch die logischste Handlungsweise war. „Jedenfalls können wir mit dem sagen, was wir bereits herausgefunden haben, dass Erde nach Feuer kommt und Wind vor Wasser.“

„Okay, dann nehmen wir mal an, dass der Feuerkönig lügt.“, schlug Lan vor.

„Wie du willst.“, antwortete Herr Takamura einverstanden. „Feuer lügt also und ist nicht der älteste. Damit kommt er auch nicht an erster Stelle. Wasser würde die Wahrheit sagen und käme zuletzt. Wind sagte außerdem noch in seinem Hinweis, er sei nicht der älteste, stimmt’s? Also kommt der Windkönig ebenfalls nicht zuerst. Er kommt aber vor Wasser, da er ja älter ist. Erde spricht auch die Wahrheit und kommt nach Feuer. Wo kommt dann also Feuer hin? Jedenfalls nicht nach Wasser, da der Wasserkönig ja nicht mehr lügen darf. Also... Wasser kommt nicht zuerst, da er am jüngsten ist. Wind sagt, er sei nicht der älteste. Erde sagt er ist jünger als Feuer, das würde also bedeuten, dass Feuer an erster Stelle kommen würde und somit doch die Wahrheit sagt.“

„Hä? Dann lügt ja überhaupt keiner mehr.“, wandte Lan direkt verwirrt ein.

„Yup, und da einer lügen muss bleibt nur noch der Wasserkönig übrig. Überlegen wir also, was passiert, wenn er lügt.“, freute sich Gregory, dass sie der Lösung des Rätsels nun endlich näher kamen.

„Okay.“, willigte Lan ein und wollte es dieses Mal selbst versuchen. „Feuer sagt also die Wahrheit und kommt zuerst. Erde kommt irgendwann nach Feuer. Wind kommt vor Wasser und Wasser kommt nicht zuletzt, weil der Wasserkönig also lügen muss.“

Aufmerksam beobachteten die anderen Lan, welcher nun hoch konzentriert war und angestrengt nachdachte. Auch MegaMan lauschte gebannt den Worten seines Operators und feuerte diesen sogar gedanklich an. Aber auch BattleMan und selbst ProtoMan waren gespannt, was nach Lan’s Gedankengang herumkommen könnte und hofften, dass er auf die richtige Lösung kommen würde.

Lan hingegen war mit seinen Gedanken vollkommen auf dieses Rätsel fixiert und kümmerte sich sonst um nichts mehr. Er hatte die Arme verschränkt, während er aber immer noch sein PET fest umklammert hielt, die Augen geschlossen und murmelte leise vor sich her.

„Wie wäre folgendes...“, begann Lan schließlich, als er seinen Kopf hob, die anderen ansah und auf eine Lösung gekommen zu sein schien. „Zuerst der Feuerkönig. Er ist der älteste. Dann kommt der Windkönig. Er kommt noch vor dem Wasserkönig, ist aber nicht der älteste. Der Wasserkönig lügt und kommt nicht zuletzt, also kommt er an dritter Stelle. Somit kommt der Erdkönig zum Schluss, weil er ja jünger ist, als der Feuerkönig.“

„Feuer, Wind, Wasser, Erde.“, wiederholte Herr Takamura noch einmal und ging diesen Vorschlag in seinen Gedanken gründlich durch. „Na ja... Wieso nicht?“, lächelte er plötzlich. „Probieren wir’s einfach.“

Um sicher zu gehen, sah Lan auch noch einmal Gregory und Chaud in die Augen, welche ebenfalls zustimmend nickten. Jim schien das Ganze egal zu sein, Hauptsache er würde endlich aus dem Regen kommen.

„Na gut... MegaMan? Ihr habt es gehört.“

„Yup.“, bestätigte der blaue Navi, der schon vor einer der vier Säulen stand.

„Dann zündet sie in dieser Reihenfolge an. Zuerst die Säule des Feuerkönigs! HeatShot, Slot-In!“, schob Lan auch schon einen Feuer Chip in sein PET.

Kaum waren die Chipdaten transferiert, aktivierte der blaue Navi seinen Buster, hob ihn an und richtete ihn genau auf die Spitze der zylinderförmigen Säule des Feuerkönigs mit all ihren rötlichen Symbolen, die wie eine Art Inschrift darauf graviert waren. Nachdem er einen flammenden Feuerball losgeschossen hatte, entzündete dieser auch gleich die Fackel hoch oben auf der Säule, welche nun lodernd zu brennen begann.

„Das wäre Nummer eins.“, sprach MegaMan und wandte seinen Blick zu BattleMan rüber, welcher auf der anderen Seite der Plattform vor der zweiten Säule stand.

„Okay, dann jetzt wir... HeatSide, Slot-In!”, schmiss auch Gregory den erstbesten Feuerchip in sein PET, welchen BattleMan auch ohne zu zögern verwendete, um mit seinen Bustern zwei Feuerbälle abzufeuern, welche die Säule des Windkönigs entzündeten.

„Dann kommt als nächstes der Wasserkönig. FireSword, Slot-In!“, kümmerten sich Chaud und ProtoMan um die dritte Säule.

Nachdem sich das brennende Schwert an der Hand des roten Navis materialisiert hatte, vollführte dieser, nachdem er genügend Anlauf genommen hatte, einen eleganten Salto aus einem Sprung heraus, der ihn über die hohe Säule fliegen ließ. Mit einem schnellen Hieb setzte er die Fackel noch während des Flugs in Brand und landete kurz darauf wieder sicher auf seinen Füßen.

„Sehr gut, nur noch eine und dann haben wir’s.“, atmete Herr Takamura erleichtert auf.

Gregory hingegen war nicht ganz so wohl zumute.

„Und was, wenn es doch nicht die richtige Reihenfolge ist?“, wurde er langsam doch unsicher.

„Es muss die richtige sein. Ich glaube nicht, dass wir einen Denkfehler gemacht haben. Die Lösung auf die wir gekommen sind ist einleuchtend.“, entgegnete Chaud jedoch, der immer noch völlig gelassen war.

„Na hoffen wir’s...“, murmelte Gregory und beobachtete besorgt, wie MegaMan sich bereit machte, um die letzte Säule zu entzünden.

„Dann wollen wir mal! Shadow, wir kommen!“, brüllte Lan voller Elan und rammte mit einem kräftigen Schlag den nächsten Battle Chip ins PET. „Heat-V, Slot-In!“

Wieder richtete MegaMan seinen Buster auf die Spitze der Säule und visierte diese zielgenau an. Er wartete einige Momente, bis er vollkommen sicher war und gab schließlich den finalen Schuss ab. So ging auch die letzte Fackel in hellen Flammen auf und plötzlich begann es in dem ziemlich dunklen Areal heller zu werden.

Verwirrt schauten sich die drei Navis um, als mit einem Male die violetten Linien, die überall über den Boden gezogen waren, noch stärker anfingen zu leuchten.

Ein lautes Klicken, gefolgt von einem leiseren Summen, signalisierte, dass das Schloss der Tür aufgesprungen war. Als Lan den gläsernen Haupteingang betrachtete, schob sich auch schon vor seinen Augen die elektronische Eingangstür auf. Sie hatten es also wirklich geschafft!

„Yeah!“, freute sich Lan und jubelte laut los. „Wir haben es wirklich geschafft! Wir haben dieses dumme Rätsel gelöst! So schwierig war es ja doch nicht.“

„Siehst du?“, fragte Herr Takamura mit einem sanften Lächeln. „Man muss sich nur ab und zu ein bisschen Zeit nehmen, selbst wenn man unter Zeitdruck steht, dann kann man alles schaffen. Doch ich glaube, jetzt haben wir uns wirklich genug Zeit gelassen. Schnappen wir uns endlich diesen Shadow!“

Entschlossen nickten die drei Jungs, ehe sie die Verbindungskabel ihrer PETs wieder von den Anschlüssen am Controlpanel trennten, um so ihre Navis auszuloggen. Schnell packten sie ihre Handhelds beiseite und traten auf die geöffnete Tür des Haupteingangs zu.

Auch Jim setzte sich schnell in Bewegung, da er froh war endlich aus dem noch immer starken Regen zu kommen. Also betrat die kleine Gruppe das Innere des Den Towers und fand sich auch direkt im Empfangssaal wieder.

Als Lan in der Mitte des gut ausgebauten und atmosphärisch dekorierten Basements stand, kamen ihm schlagartig die Erinnerungen an seinen letzten Besuch hier zurück. Er erinnerte sich wieder, wie er mit Mayl hergekommen war und an diesem Ort das erste Mal auf Herrn Takamura gestoßen war. Damals herrschte ein ziemlich reger Betrieb und es war sehr laut gewesen. In Lan’s Kopf spielten sich die Bilder der wichtig aussehenden Geschäftsleute ab, die hier auf und ab, hin und her gegangen waren und wie all das in ziemlicher Hektik geschah. Dagegen war das jedoch, was er nun vor seinen Augen hatte, ein heftiger Kontrast. Es war vollkommen still im Innern des Den Towers. Man hörte nicht den leisesten Ton, abgesehen von den Stimmen der aufgeregten Leute, die gedämpft durch den Haupteingang hereinhallten, sowie das leise Plätschern des Regens, der gegen die Fensterscheiben schlug. Aber auch zu der Aufregung, die in der Innenstadt herrschte, bildete die Stille des riesigen Towers eine willkommene Ablenkung und vor allem Erholung.

Es war ziemlich dunkel und so traten Lan und die anderen nur vorsichtig vorwärts, während sie sich staunend umsahen. Es kam zwar nur wenig Licht durch die Fenster, da es draußen durch den bewölkten Himmel sehr dunkel war und das Licht im Innern abgestellt, aber dennoch konnte man die beeindruckende Einrichtung des Towers sehr gut erkennen, nachdem sich die Augen etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatten.

Das Basement war recht groß. Es besaß einen quadratischen Grundriss, von dem allerdings nur von außen etwas zu erkennen war. Von innen wirkte der Turm sogar um noch einiges größer und breiter.

Zwei große Abteilungen in denen jede Menge Regale und sogar Schaufenster zu sehen waren, fanden sich zu beiden Seiten des Haupteingangs. Alles war vollgestopft mit Battle Chips. Battle Chips im Überfluss! So viele wie hier gelagert waren, hatte Lan zuvor an noch keinem anderen Ort gesehen. Nicht einmal in Higsby’s Chip Shop!

Alle Battle Chips, die hier unten ausgestellt waren, standen gleichzeitig zum Verkauf. Das Basement diente normalerweise nämlich nicht nur als Empfang, sondern auch schon als Verkaufsebene, wie in einem gigantischen Kaufhaus. Es war natürlich alles sehr gut abgesichert mit Panzerglas und Alarmanlagen, sowie jeder Menge Überwachungskameras.

Lan ging an den großen Schaufenstern vorbei, wo zahlreiche Chips ausgestellt waren, die er noch nie gesehen hatte. Mit geöffnetem Mund betrachtete er sie staunend. Einige von denen hier, hatte er bei seinem letzten Besuch nicht gesehen. Aber nicht nur Lan war übermäßig beeindruckt. Auch Jim und Gregory, sogar Chaud, waren hin und weg.

„Wow, so viele Battle Chips.“, sprach Gregory mit einem leichten Hauch von Unglauben in der Stimme, als er vor dem Einkaufsbereich auf und ab sprang.

Takamura beobachtete die Reaktionen seiner vier Freunde aufmerksam und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Allerdings wurde schnell darauf sein Blick wieder ziemlich ernst. Es war jetzt nicht der Augenblick für so etwas.

„Dann lasst uns uns beeilen.“, sprach der junge Firmenchef, als er bereits schnellen Schrittes auf die Rezeption zutrat.

Lan konnte sich nur schwer losreißen von den Schaufenstern, doch dafür war nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt.

Die Rezeption befand sich direkt gegenüber vom Haupteingang. Auf einer rechteckigen Theke standen mehrere Telefone, sowie Laptops und einige Zettel und Schreibutensilien waren sorgfältig geordnet aufeinandergelegt. Herr Takamura ging schnell hinter die Theke und setzte sich dort auf einen höheren Stuhl, als er einen Laptop startete. Die anderen blieben in der Mitte des Empfangssaals stehen und warteten solange, während sie noch weiter die Einrichtung betrachteten.

Zu beiden Seiten der Rezeption war je eine Reihe mit hochmodernen Fahrstühlen. Es war aber auch kein Wunder, dass es hier so viele davon gab. Bei all den Stockwerken und den hunderten von Leuten, die hier arbeiten mussten, waren das vermutlich sogar immer noch zu wenig Aufzüge.

Als Lan sich so weiter umsah, kamen ihm wieder einige Zweifel, ob Shadow sich wirklich hier aufhalten könnte. Sicher mussten die Computer von Mr. Famous Recht haben und das Sicherheitssystem der Türen war wohl ebenfalls Beweis genug, aber trotzdem... Wie konnte sich ein Verbrecher wie Shadow unbemerkt in so einem Gebäude verstecken? Wieso ausgerechnet eine Firma, die Battle Chips herstellte? Auf der anderen Seite würde es vermutlich doch wieder Sinn machen... aber diese Gedanken machten Lan nur noch ungeduldiger und somit versuchte er sie abzustellen. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern können, bis er Shadow endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen würde. Er konnte es nicht mehr erwarten. Er hatte seine Wut auf diesen Mann lange genug zurückgestaut. Es wurde endlich Zeit sie zu entfesseln und diesem Mistkerl das Handwerk zu legen! Vermutlich beobachtete er sie schon über die vielen Überwachungskameras.

„Was tun sie da eigentlich?“, fragte Gregory, als ihm das Warten zu lange dauerte.

„Ich versuche auf die Datenbanken des Towers zuzugreifen.“, antwortete Takamura, ohne seinen Blick vom Laptop zu wenden.

„Über diesen Laptop geht das?“, fragte Chaud erstaunt.

„Mit den richtigen Kennwörtern ja... allerdings scheint es nicht zu funktionieren.“, erklärte der Firmenchef stirnrunzelnd. „Sämtliche Codes wurden geändert. Ich bekomme auf nichts Zugriff. Weder auf die Überwachungskameras, noch auf das allgemeine Netzwerk.“

„Und was genau bedeutet das für uns?“, wollte nun Jim wissen, an dessen Kleidung es noch immer heruntertropfte. Er hatte bereits eine lange Wasserspur vom Eingang bis zu seiner momentanen Position gezogen.

„Dass wir die länger dauernde Methode anwenden müssen .“, antwortete Herr Takamura seufzend, während er den Laptop wieder deaktivierte.

„Die länger dauernde Methode?“, fragte Lan verwirrt.

„Yup. Wir müssen Stockwerk für Stockwerk nach Shadow’s Versteck absuchen.“

„S-Stockwerk für Stockwerk??“, wiederholte Gregory, dass es ihm beinahe den Atem verschlug.

„Sieht wohl so aus. Hätte ich auf das System zugreifen können oder auch nur auf die Überwachungskameras, hätte ich über den Laptop dort herausbekommen können, wo sich zur Zeit, außer uns, jemand im Turm befindet.“, erklärte Takamura, als er um die Theke herum, wieder zu den anderen trat. „So ist es nun möglich, dass sich Shadow in einem der vielen Stockwerke, in irgendeinem bestimmten Büroraum aufhalten kann. Nur leider können wir so nicht sagen, in welchem, da er die Kontrolle über das gesamte System besitzt. Einschließlich der Fahrstühle.“

„Moment... Soll das heißen, die Fahrstühle funktionieren auch nicht??“, wandte Jim sofort ein.

„Ich hab sie versucht über den Laptop zu öffnen, aber es ging nicht. Wenn Shadow die richtigen Codes kennt, was er ohne Frage auch tut, kann er von jedem beliebigen Büroraum, von jedem Computer in diesem Gebäude, nahezu alles kontrollieren. Er kann überall sein!“

„Wie sollen wir ihn denn dann jemals finden??“, stöhnte Lan entsetzt. „Dieses Gebäude muss doch unendlich viele Stockwerke besitzen!“

„Hundert, um genau zu sein.“, merkte Takamura schnell an.

„Und wie viele Büroräume gibt es in einem Stockwerk?“

„Nun ja, das variiert... zwischen dreißig bis fünfzig. Einige Etagen besitzen aber auch komplett andere Räumlichkeiten. Lagerräume zum Beispiel. Wir haben mehrere Stockwerke in denen Putzmaterialien gelagert werden. Einige sind auch für Freizeitgestaltung vorhanden oder dienen als Warteräume für Kunden. Wir haben sogar ganze Stockwerke voller gut ausgestatteter Schlafräume, falls unser Personal einmal eine längere Schicht antreten muss oder der Nachhauseweg sich nicht lohnt und sie über Nacht hier bleiben müssen. Andere Räumlichkeiten dienen auch nur zur Herstellung von Battle Chips, Nachforschung und als Experimentsäle.“, begann Herr Takamura die einzelnen Verwendungsmöglichkeiten aufzuzählen. „Es gibt jede Menge verschiedener Räume, ich weiß selbst nicht wie viele. Ihr müsst wissen, dass alles stets in diesem Gebäude abgewickelt wurde. Wir haben keine anderen Filialen oder Labors oder gar Lagerhäuser, wo die ganze Chipentwicklung stattfinden könnte. Alles geschieht normalerweise hier, an diesem Ort konzentriert.“

„Na klasse...“, seufzte Lan hoffnungslos. „Bis wir Shadow gefunden haben, werden Jahre vergangen sein.“

„Nicht den Kopf hängen lassen.“, mischte sich nun Chaud ein. „Auch wenn es hier viele verschiedenen Räumlichkeiten gibt, kann es nur wenige geben, in denen Shadow sein Projekt vollziehen könnte. Wenn er einen Navi wie OmegaMan hier entwickelt hat, kann dies nur in den Laborräumen geschehen sein oder dort, wo er die technischen Mittel zur Verfügung hat. In einem normalen Büroraum, wird er dies sicherlich nicht hinbekommen haben. Das bedeutet, wir können einige Ebenen dieses Gebäudes ausschließen.“

„Aber trotzdem... wir sind zu wenige, um so viele Stockwerke zu durchsuchen, selbst wenn wir uns aufteilen!“, hielt Gregory jedoch dagegen. „Wir werden immer noch zu lange brauchen und dann ist es zu spät!“

„Verflixt!“, grummelte Lan sauer. „Man... ganz ruhig bleiben...“, sprach er vor sich hin und versuchte sich zu konzentrieren. „Also gut... Es ist klar, dass Shadow sich wohl nicht in einem Raum voller Putzmittel aufhalten wird. Aber es gibt noch genügend andere Orte, wo er sich verstecken könnte. Können wir nicht mit Hilfe unserer Navis die Passwörter umgehen, so wie wir es beim Haupteingang mit dem Sicherheitssystem gemacht haben?“

„Du meinst, wir loggen sie ein und sie versuchen Zugriff auf das Netzwerk zu bekommen, damit wir Shadow doch über den Laptop lokalisieren können?“, fragte Gregory.

„Das würde nichts bringen.“, schüttelte Takamura jedoch den Kopf. „Die Passwörter müssten sie noch immer selbst entschlüsseln und dieses Mal gibt es keine Hinweise, die uns helfen könnten, sie herauszubekommen. Uns bleibt wirklich nichts anderes über, als ein Stockwerk nach dem anderen abzusuchen.“

Wieder verlor Lan seine Hoffnung, dass diese ganze Aktion erfolgreich enden könnte. Am liebsten hätte er vor Wut eines der vielen Schaufenster zerschmettert, aber abgesehen davon, dass er zu so was eh nicht in der Lage war, hätte es die Situation auch nicht bedeutend verbessert. Sie waren zu wenig, um den kompletten Den Tower nach einer einzigen Person abzusuchen, also mussten sie sich schnell etwas einfallen lassen.

Doch genau in diesem Moment richtete sich aller Aufmerksamkeit auf den Haupteingang, als die elektronischen Türen sich summend öffneten und plötzlich mehrere Männer, gekleidet in durchnässten Official-Uniformen, hereingestürmt kamen. Dies mussten die anderen Officials sein, die Dr. Hikari und Mr. Famous hinterherschicken wollten!

Nachdem sie sich kurz etwas erstaunt umgesehen hatten, ebenso wie Lan und seine Truppe zuvor, fasste sich der vorderste der Männer und trat langsam auf Lan zu, als er diesen erkannt hatte. Auch die anderen Officials blieben hinter ihm. Es mussten circa ein Dutzend Mann sein.

„Lan Hikari?“, fragte der Official, dessen langes, nasses Haar ihm platt über der Stirn lag und bis in die Augen reichte, dass er es sich mit der Hand zur Seite streichen musste.

„Ja, der bin ich.“

„Dr. Hikari schickt uns. Alle Officials, die momentan zur Verfügung standen, sind hergekommen, um ihnen bei der Festnahme von Shadow behilflich zu sein.“, sprach der etwas ältere Official mit lauter, kraftvoller Stimme, ähnlich einem Soldaten.

„Sehr gut, das kommt uns doch gerade gelegen. Sind das hier alle?“, fragte Chaud, als er die kleine Truppe von Officials kurz begutachtete, die sich im Empfangssaal angesammelt hatte.

„Ja, wir sind momentan alle. Eventuell folgen noch einige, aber die meisten von uns sind noch im Einsatz.“

„Wegen der Omega-Viren?“, vermutete Gregory besorgt.

„Genau!“, antwortete der Official kurz und knapp.

„Nun ja, egal... wir können jede helfende Hand gebrauchen. Ich schlage vor, wir organisieren uns zunächst.“, überlegte Chaud, als er nachdenklich eine Hand an sein Kinn legte.

„Hast du einen Plan?“, wollte Lan direkt wissen, der sofort neugierig wurde.

„Nicht wirklich, aber zumindest eine Idee.“
 

Während die nun etwas größere Truppe damit begann sich zu beratschlagen, waren aber auch ihre Gegner schon in höchste Alarmbereitschaft versetzt und bereiteten sich ebenso auf die Abwehr dieser Infiltration vor. Lan und die anderen wussten, dass sie vermutlich schon längst beobachtet wurden. Das stand eigentlich ganz außer Frage. Was sie allerdings nicht wussten war, dass sie nicht nur von Shadow, sondern gleich von mehreren Personen unter Beobachtung standen.

Auf vier kleinen Monitoren, die alle dicht beieinander lagen, konnte Kinoshita den Empfangssaal aus vier verschiedenen Perspektiven betrachten, wodurch er alles im perfekten Überblick hatte. Aber auch über sein PET hatte der junge Operator Zugriff auf verschiedene andere Kameras und konnte dank seines Navis eigentlich jeden beliebigen Ort im ganzen Gebäude beobachten. Doch da die Eindringlinge bisher nun mal nicht sehr weit gekommen waren, beschränkte er sich auf das Basement und verfolgte konzentriert die Handlungen der Officials.

Kinoshita saß in einem nicht sonderlich großen, etwas spärlich, aber trotzdem dekorativ eingerichteten Büroraum. Er stützte seinen Ellbogen auf der Stuhllehne ab, um gleichzeitig mit seinem Arm bequem den Kopf zu stützen, während er sich gemütlich in den Drehstuhl hatte rutschen lassen und die vier Monitore nicht aus den Augen ließ. Sein PET hielt er in der anderen Hand und wedelte damit etwas gelangweilt hin und her. Auf den Monitoren war momentan nur zu sehen, wie sich die kleine Gruppe von Eindringlingen unterhielt, aber nicht wirklich etwas unternahm. Als aber plötzlich ein lautes Klicken ertönte, zuckte Kinoshita erschrocken zusammen, ehe er sich reflexartig nach hinten drehte. Im Türrahmen stand ein dunkel gekleideter Mann, zwischen zwei großen, exotischen Pflanzen. Als er hereintrat schmiss er eine aufgerauchte Zigarette in einen der Blumentöpfe und trat im Anschluss näher zu Kinoshita, um über dessen Schultern auf die Monitore zu schauen.

„Und? Wie läuft’s?“, wollte Smoke wissen, der erst einmal seine verdunkelte Brille abnahm, um besser sehen zu können, was sich auf den Bildschirmen abspielte.

„Sie sind noch immer im Basement. Bisher läuft alles wie geplant.“, antwortete Kinoshita, der ein Stück zur Seite rückte, um sich von Smoke zu distanzieren, da er diesen starken Geruch nach Zigarettenqualm nicht ausstehen konnte.

„Sehr gut. Dann haben sie das Rätsel schneller gelöst, als ich erwartet hatte.“, grinste der Kettenraucher zufrieden. „Die Fahrstühle haben sie aber noch nicht wieder in Betrieb gesetzt?“

„Nein, noch nicht. Vermutlich beratschlagen sie sich grade. Irgendwas stimmt mit dem Ton nicht, ich kann jedenfalls nicht mehr genau hören, was sie sagen.“

„Ist sowieso nicht wichtig. Halt dich einfach bereit, bis sie deine Station erreichen. Falls sie das überhaupt tun, aber eigentlich bin ich mir sehr sicher, dass sie es schaffen. Du bist dann der Erste, an dem sie vorbei müssen.“

„Schon klar.“, antwortete Kinoshita etwas verärgert. Er wusste schon, was er zu tun hatte, da Smoke es ihm bereits mehrere Male zuvor eingetrichtert hatte. „PropellerMan ist online und bewacht die Schlüsselkarte. Ich werde ihn dann von hier aus operieren, wie du gesagt hast.“

„Gut.“, antwortete Smoke zufrieden. „Ich geh dann eben noch zu Joshua und Takashi rüber. Beobachte sie weiter und wenn sie die Fahrstühle in Gang gebracht haben, gib mir ’ne Nachricht. Ich zieh mich dann auch auf meinen Posten zurück.“

„Okay, mach ich.“

Leise lachend entfernte sich Smoke auch schon wieder. Er zündete sich noch eine weitere Zigarette an, als er durch die Tür trat und schlug diese kräftig hinter sich zu. Als er endlich den Raum verlassen hatte, atmete Kinoshita erleichtert auf. Ohne zu zögern stand er schnell auf und ging zum Fenster rüber, um es trotz Regen zu öffnen. Dieser Zigarettengestank war einfach unerträglich...
 

Unterdessen hatten sich die Officials geeinigt, wie sie als nächstes vorgehen wollten. Chaud hatte nach kurzem Nachdenken überlegt, wie sie am besten handeln sollten und war nun dabei die Aufgaben an die einzelnen Personen genauestens zu verteilen.

„Okay, wir machen es folgendermaßen.“, begann der ziemlich junge Official und die anderen hörten ihm aufmerksam zu. „Zunächst werden wir versuchen die Fahrstühle in Betrieb zu setzen. Wir werden unsere Navis in die einzelnen Systeme einloggen und gucken, was wir tun können. Wenn wir nicht in die oberen Stockwerke gelangen können, ist diese ganze Aktion sowieso sinnlos.“

Lan nickte zustimmend, sowie auch einige andere und Chaud fuhr schließlich fort.

„Wenn wir Zugang zu den anderen Stockwerken haben, müssen wir uns aufteilen. Es muss in diesem Gebäude um die hundert Stockwerke geben, darum müssen wir uns so aufteilen, dass mehrere von ihnen gleichzeitig abgesucht werden können. In Anbetracht der Tatsache, dass wir viel zu wenige sind, wird jeder von uns im Alleingang eine Etage absuchen. Sobald er was findet, werden alle anderen direkt alarmiert, verstanden?“

Die Officials machten deutlich, dass soweit alles klar war und Chaud konnte weiter machen. Er ging nachdenklich hin und her, während er erklärte. Die Officials, Lan, Gregory, Jim und Herr Takamura hatten sich in einem Kreis, um den Jungen aufgestellt.

„Sehr gut. Wir wissen nicht, wie viel Zeit wir noch haben, darum müssen wir das nun schnell durchziehen. Einer von uns wird hier unten warten und die nachfolgenden von unserem Vorhaben in Kenntnis setzen, falls überhaupt noch weitere Officials eintreffen sollten. Dann kommen wir jetzt also zur Einteilung der Gruppen. Wir sind insgesamt 17 Mann. Wir werden es so aufteilen, dass es vier Gruppen zu je vier Personen gibt. Derjenige, der übrig bleibt, wartet hier unten am Eingang. Lan bildet Gruppe eins.“, sprach Chaud, als sein Blick auf Lan fiel und dort verharrte. „Du nimmst dir drei Officials mit und wirst mit denen bis nach ganz oben, ins oberste Stockwerk des Den Towers fahren. Ihr werdet die vier obersten Stockwerke durchsuchen und euch dann weiter nach unten arbeiten, verstanden?“

„Yup, alles klar!“, antwortete Lan zuversichtlich.

„Gregory!“, wandte sich Chaud nun an den nächsten. „Du schnappst dir ebenfalls drei Officials und wirst mit diesen in der Mitte des Turms anfangen zu suchen. Das gleiche gilt auch für Jim. Gregory’s Gruppe wird von der Mitte aus nach oben suchen, während sich Jim’s Gruppe um die Stockwerke nach unten kümmert. Alles klar?“

Jim und Gregory nickten, dass sie verstanden hatten. Gregory hatte zwar gehofft in Lan’s Gruppe zu landen, aber selbst der Anführer einer der Official-Truppen zu sein, gefiel ihm auch ziemlich gut und machte ihn sogar fast stolz.

„Damit bleiben nur noch ich und Herr Takamura übrig. Ich würde sie allerdings bitten, hier unten zu warten.“, sagte Chaud, als er nun den jungen Firmenchef ansah. „Sie mögen sich zwar am besten in diesem Turm auskennen, aber ich denke, es wäre besser, wenn sie den Nachfolgenden Anweisungen geben, was sie zu tun haben.“

„Selbstverständlich.“, antwortete Takamura, auch wenn er lieber selbst mitgegangen wäre.

„Dann werde ich zusammen mit den übrigen Officals von hier unten anfangen zu suchen. Hat damit jeder eine Aufgabe? Alle wissen, was sie zu tun haben?“

Als eine einstimmige Antwort von sämtlichen Anwesenden kam, lächelte Chaud zufrieden und es konnte auch schon losgehen.

„Dann lasst uns keine weitere Zeit mehr verlieren. Setzen wir die Fahrstühle in Gang und teilen wir uns auf!“

Zu jeder Seite der Rezeption befanden sich genau fünf Fahrstühle. Lan, Gregory, Chaud und Jim waren die ersten, die ihre PETs hervorholten und schnell jeder zu einem der Aufzüge rüber sprinteten. Als Lan jedoch merkte, dass Jim sein PET an einem Terminal anschloss, hielt er kurz inne und schaute seinen Freund verwirrt an.

„Ist GeyserMan...?“

Doch als Antwort gab Jim nur ein breites Lächeln von sich, ehe er sich auch schon vollständig auf seine Aufgabe konzentrierte. Aber dies genügte Lan schon voll und ganz. Er zog das Verbindungskabel hervor und rammte den Anschlussstecker zielgenau in den Jack am Fahrstuhlterminal.

„Bereit, MegaMan?“

Auf dem PET-Screen war der blaue Navi zu sehen, der mehr als bereit aussah und es darum keiner Antwort seinerseits bedurfte.

„Wollen wir Dash auch schicken?“, fragte Lan, als er auch das große Fishy sah, das scheinbar immer noch ausnahmslos in der Nähe seines Herrchens verweilte.

„Klaro. Wenn schon, dann gemeinsam.“, antwortete der blaue Navi, während er dabei seinem Virenfreund über den Kopf streichelte.

„Na dann... MegaMan, Dash! Jack-In, Execute!”

Und schon wurden die Daten der beiden ins Netzwerk transferiert.

Auch Gregory hatte bereits BattleMan eingeloggt, so wie Chaud seinen ProtoMan. Die noch freien Fahrstühle wurden von einigen der Officials besetzt, die ihre Standard-Navis zum Einsatz brachten, um zu sehen, was sie tun konnten. Herr Takamura hingegen zog sich leise zurück und blieb in der Nähe des Haupteingangs stehen, von wo aus er alles beobachtete.

Damit hatte die Infiltration des Den Towers offiziell begonnen!
 

Im Netzwerk angekommen, materialisierten sich die Daten von MegaMan und Dash auf einer großen, unförmigen Plattform, die eine unebene Oberfläche besaß. Der Boden war dunkelgrau bis schwarz und violette Leuchtstreifen zogen sich kreuz und quer über ihn hinweg. Was dem blauen Navi und dem kleinen Virus jedoch nicht direkt erkennbar war, war hingegen für Lan sehr schön zu betrachten, welcher eine vogelperspektivische Ansicht vom Areal auf seinem PET abrief. In abgeschwächtem Weiß war ein großes, ungleichmäßig gezeichnetes W auf den Plattformboden gemalt und direkt darunter eine große drei. Der Schriftzug ’Neo’ war so gut wie gar nicht mehr zu erkennen, aber er musste nur knapp über dem W stehen.

„Halt Ausschau nach Viren, Mega. Wie es aussieht hat Shadow das System gehackt.“, warnte Lan seinen blauen Freund direkt, als er die Perspektive des Areals änderte, um einen noch besseren Überblick zu erhalten.

„Keine Sorge, wir passen schon auf.“, versicherte der blaue Navi und ging langsam vorwärts, als er das Areal unsicher betrachtete. Dash flog direkt neben ihm.

Einige Meter gegenüber von MegaMan war ein großer, rötlicher Knopf am Boden angebracht. Er schien deaktiviert und für die Funktionstüchtigkeit des Fahrstuhls verantwortlich zu sein.

„Okay, dann wollen wir das Ding mal wieder in Gang setzen.“, sprach der blaue Navi, als er nun schnelleren Schrittes auf den großen Knopf zulief, nachdem er ihn fixiert hatte.

Doch nach nur wenigen Schritten bewahrheitete sich Lan’s Befürchtung und schlagartig materialisierten sich mehrere Viren um MegaMan und Dash herum.

„Na, hab ich’s nicht gesagt?“, fragte Lan ehe er ein genervtes Seufzen ausstieß.

„Na ja, es sind nur gewöhnliche Viren, das sollte kein Problem sein.“, antwortete MegaMan, als er sich in seine Kampfposition begab und die Angreifer musterte.

Es waren einige Cacty-Viren, die wie ziemlich große Kakteen mit Augen und bunten Blüten auf ihren Köpfen aussahen. Daneben fanden sich noch ein paar quallenähnliche, jedoch fliegende Jellies und jede Menge Mettaur-Viren mit bläulichen Schutzhelmen ausgestattet und großen Spitzhacken bewaffnet.

„Los, machen wir sie fertig, Dash!“

Und schon stürmten der Fishy-Virus und sein Herrchen los, um sich in den Kampf zu stürzen.

Sofort kamen MegaMan zwei Cacty-Viren entgegen, die, ehe er sich versah, schwungvoll ihre stacheligen Körper nach vorn beugten und dabei ihre Köpfe verloren, die nun wie Stachelkugeln auf MegaMan zugerollt kamen.

„Hier, FireBlade, Slot-In!“

Schnell aktivierte der blaue Navi die brandheiße Klinge an seinem Buster, bevor die Cacty-Köpfe ihn überrollen konnten. Im letzten Moment ließ er das heiße Feuerschwert vor sich herumschlagen und zerteilte die beiden Kaktusbälle, die sofort in lodernden Flammen aufgingen und ehe sie vollständig verbrannten auch schon gelöscht waren.

Dash hingegen nahm sich der Jellies an. Die Quallenviren erzeugten mehrere hohe Wasserwellen, um den Fishy-Virus wegzuspülen, doch Dash konnten den Attacken mit spielender Leichtigkeit ausweichen. Er genoss noch ein wenig die kühlen Wasserspritzer, die ihn ab und an trafen, als die Wellen am Boden zerschlugen, erledigte dann aber auch schnell die Angreifer, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Mit einer unglaublich heftigen DashAttack, rammte der große Virus die Quallen einzeln in die Unendlichkeiten des Den Tower Netzwerks, wo sie irgendwo am Horizont verschwanden und automatisch gelöscht wurden. Somit blieben nur noch die Mettaur übrig, die nun etwas ängstlich aneinandergerückt waren. Doch immer noch entschlossen zu kämpfen, schwangen sie ihre Spitzhacken und ließen blitzende DynamiteWaves über den Boden sausen, denen MegaMan aber mit geschickter Beinarbeit locker entkommen konnte, wohingegen Dash sich gar nicht um diese Angriffe kümmern brauchte, da sie ihn nicht erreichten.

„Lance, Slot-In!!“, schmiss Lan gleich den nächsten Battle Chip ins PET, um diesem Kampf ein schnelles Ende zu bereiten.

Kaum waren die Daten runtergeladen, aktivierte MegaMan den Chip und aus dem Nichts kamen plötzlich mehrere grünliche Bambusstäbe geschossen, welche die Mettaur aufspießten, bevor diese überhaupt merkten, was los war. Nachdem sich der Wirbel aus Datenteilchen verzogen hatte, war kein einziger Virus mehr übrig.

„So, das war’s.“, sprach Lan zufrieden. „Als wenn uns so etwas aufhalten könnte. Shadow hat auch nicht dazu gelernt.“

„Na ja...“, widersprach MegaMan, der allerdings nun ein ziemlich ungutes Gefühl hatte. „Irgendwie war es schon sehr einfach... vielleicht zu einfach?“

„Meinst du Shadow würde uns freiwillig weiterkommen lassen? Ich glaube eher er unterschätzt uns noch immer und ist einfach nicht gut vorbereitet.“

„Oder vielmehr scheinst du dich zu überschätzen...“, seufzte der blaue Navi und machte sich schon wieder auf den Weg zu dem großen digitalen Knopf.

Aber es war noch immer nicht vorbei! Als MegaMan zu dem roten Knopf rüberblicken wollte, erschien direkt vor seiner Nase noch ein weiterer Virus... ein Omega-Virus!

„D-Da hast du’s!!“, schrie MegaMan erschrocken, als er vor Schreck mehrere Schritte nach hinten stolperte.

Der Omega-Virus betrachtete ruhig seine beiden Opfer und schnaufte laut, wobei er dunklen Qualm durch seine Nasenlöcher ausstieß.

Dash schwebte direkt schützend vor sein Herrchen, um sich dem Virus mutig entgegen zu stellen. Doch MegaMan signalisierte ihm davon abzulassen. Beim letzten Mal hatte es schon ein Unglück gegeben, noch mal wollte er so etwas nicht durchmachen müssen...

„Warte Dash. Dieses Mal übernehme ich das.“

Etwas besorgt, aber nicht widersprechen wollend, gab der Fishy-Virus nach und machte seinem Herrchen Platz. Der Omega-Virus stand noch immer regungslos da und knurrte leise vor sich hin.

„Das ist schon wieder eine dieser verbesserten Varianten.“, fiel es Lan direkt auf, als er den Virus betrachtete. „Das Übliche wird also nicht funktionieren.“

„Und was machen wir dann?“, wollte MegaMan wissen, der nun vorsichtig nach hinten trat, als sich der Omega-Virus endlich in Bewegung setzte und stampfend auf ihn zu kam.

„Da mir momentan nichts anderes einfällt, probieren wir es einfach mit einer Soul. Bist du bereit?“, fragte Lan, als er den entsprechenden Chip auch schon hervorholte.

„Von mir aus.“, grinste der blaue Navi und konnte sich auch schon denken, um welche Soul es sich handeln würde.

„Also gut, dann... Aktiviere Soul-Unison! SektorSoul!!“

Kaum steckte der Chip im PET-Slot, begann MegaMan’s Körper sich auch schon zu verwandeln. Nicht nur Dash betrachtete diesen Vorgang staunend, auch der Omega-Virus hielt inne, leicht geblendet von dem hellen Licht, welches sein Gegenüber auf einmal umgab.

Nachdem die Verwandlung abgeschlossen war, glich MegaMan dem mysteriösen Navi, der ihnen schon so oft geholfen hatte, beinahe wie ein Zwilling. Er trug einen langen, braunen Umhang, der aber im Gegensatz zu Sektor’s Mantel, nicht seinen kompletten Körper umhüllte. Die dunkelblaue Farbe von MegaMan’s vorherigem Aussehen, hatte sich in ein kräftiges Orange geändert. Der Helm sah beinahe exakt so aus, wie der von Sektor, nur dass er an lediglich zwei Stellen spitz nach hinten zulief und nicht an vier. In Stirnhöhe befand sich nun aber der selbe, rot glänzende Smaragd.

Es war gleich auf Anhieb ein völlig anderes Gefühl zu spüren, als dass, welches MegaMan sonst fühlte, wenn er eine Soul benutzte. Es war beinahe so, als wäre Sektor zu einem Teil von ihm geworden, statt dass er nur dessen Erscheinungsbild und Fähigkeiten angenommen hatte. Die neue Kraft bewundernd betrachtete der nun orangefarbene Navi seinen neuen Körper.

„Wow, das ist echt der Hammer!“, staunte auch Lan.

Der Omega-Virus ließ sich jedoch nicht sehr lange davon irritieren und als er sich wieder gefasst hatte, sprang er auch schon heulend los, um über MegaMan herzufallen.

Aber Lan’s Navi fasste sich ebenso schnell und machte sich blitzschnell für den Gegenangriff bereit. Er streckte seinen rechten Arm aus und aktivierte eine lange Schwertklinge, die von Blitzen umzogen, laut summte. Mit einem kraftvollen Satz sprang er dem Omega-Virus entgegen.

Dash und Lan beobachteten den Kampf aufmerksam, doch auch wenn sie vollkommen darauf konzentriert waren, geschah alles so schnell, dass sie kaum etwas davon mitbekamen. Innerhalb einiger Hundertstelsekunden war es auch schon wieder vorbei. MegaMan landete sicher auf seinen Beinen und deaktivierte sogleich wieder das ElecBlade, während hinter seinem Rücken der Omega-Virus in mehrere Einzelteile auseinander fiel, die sich nacheinander löschten, bis nichts mehr von ihm übrig war. So war der Kampf schon vorbei, ehe er richtig angefangen hatte...

„Nicht zu fassen...“, stöhnte Lan. „Wie hast du das denn gemacht??“

„Ich hab keine Ahnung...“, antwortete MegaMan, der ebenfalls ziemlich verwundert seine Hände betrachtete. „Es war... es war als hätte irgendwas meine Bewegungen... als hätte irgendjemand meine Hände geführt. Ich wusste selbst nicht wirklich, was genau ich da tat. Es ging alles automatisch.“

„Automatisch?“, wiederholte Lan. „Seltsam... aber wie dem auch sei, es hat funktioniert!“

„Stimmt.“, gab MegaMan seinem Operator Recht. „Aber nicht nur das. Mir ist da noch was aufgefallen.“

„Was denn?“

„Sektor’s Power Up verstärkt ja meine Standardangriffe, also den MegaBuster, nicht?“

„Ja... und?“, fragte Lan neugierig.

„Wenn ich eine Soul benutze ändern sich meine Standardangriffe und ich glaube, diese werden dann ebenfalls durch Sektor’s Power Up verstärkt.“

„Da könntest du Recht haben.“, überlegte Lan. „Das wir darauf nicht eher gekommen sind! Jetzt werden selbst diese verstärkten Omega-Viren uns nicht mehr aufhalten!“

Erleichtert lächelte MegaMan, ehe sich die Soul auch schon wieder deaktivierte, nachdem Lan den Chip aus dem PET gezogen hatte. Sofort kam auch schon Dash auf sein Herrchen zugeflogen, um ihm mit einer Knuddelattacke zum Sieg zu gratulieren, was den blauen Navi beinahe umwarf.

„Na dann... drück endlich den Knopf und dann sind wir hier fertig.“, befahl Lan seinem Navi und schon war dieser wieder auf dem Weg, dieses Mal aber ohne weitere Überraschungen.
 

Smoke hatte es sich derweil in seinem eigenen Büro gemütlich gemacht. Durch die Fenster konnte man den bewölkten, regnerischen Himmel sehen und wenn man sich genau vor die Scheibe stellte, hatte man einen wundervollen Ausblick auf die panische Innenstadt, woran sich der rauchende Fiesling ab und zu immer wieder gern dran erfreute.

Aber nun hatte er andere Probleme. Auf seinem Laptop waren Überwachungsaufnahmen von Laborräumen zu sehen. Sein PET lag direkt neben dem Flachbildschirm, gegen eine schwarze Schatulle gelehnt. Auf dem Screen erkannte man SmokeMan, der irgendwo im Netzwerk des Den Towers unterwegs sein musste.

Grade wollte sich Smoke eine neue Schachtel Zigaretten aus der Schublade unter seinem Schreibtisch nehmen, als es in seiner Jackentasche klingelte. Leicht verärgert über den ungebetenen Anruf, griff er in das Innere seiner Jacke und holte sein Handy hervor. Er schlug es mit einer lockeren Handbewegung auf und drückte es an sein Ohr.

„Ja?“

„Ich bin’s, Shadow.“, antwortete eine leise Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Ah, Mr. Shadow! Na, wie geht es ihnen? Läuft alles bestens, oder?“

„Bisher schon. Sie haben grade die Fahrstühle wieder in Betrieb gesetzt. Es wird nicht mehr lange dauern, schätze ich.“

„Okay. Ich hab den anderen noch mal bescheid gegeben. Wir sind alle soweit. Lan wird den Weg hierher finden?“

„Wenn er es nicht tut, werde ich ihm eben auf die Sprünge helfen. Hauptsache die anderen stören nicht.“, erklärte Shadow, immer noch in sehr leisem Ton.

„Gut, wir warten dann hier auf ihn und um die anderen brauchen sie sich keine Sorgen zu machen. PolarMan wird sich ihrer annehmen.“, versicherte Smoke seinem Boss.

„Sehr schön... aber eins noch! Es hat sich herausgestellt, dass Level 2 keine großartige Bedrohung mehr für unsere Eindringlinge darzustellen scheint. Lan hat einen Omega-Virus in Rekordgeschwindigkeit gelöscht. So etwas habe ich noch nie gesehen... aber wenn wir ihn endlich loswerden wollen, dann wird es jetzt langsam Zeit, das Level 3 Upgrade einzusetzen.“

„Kein Problem. OmegaMan scheint ja bereit zu sein, also wüsste ich nichts, was dagegen spricht.“

„Gut, ich verlasse mich auf dich.“

„Das können sie auch.“

Und schon endete das Telefonat wieder, als Shadow aufgelegt hatte.

„Der Kerl macht sich aber auch über alles und jeden Sorgen... na ja, lange wird er das aber auch nicht mehr tun müssen. Hehe...“, grinste Smoke, als er das Handy wieder in seine Jackentasche stecken wollte, doch bevor es dazu kam, klingelte es erneut.

„Ja??“, nahm er den Anruf dieses Mal ziemlich genervt entgegen.

„Ich wollte nur sagen, dass sie jetzt die Fahrstühle aktiviert haben.“, erklang Kinoshita’s Stimme im Hörer.

„Ja, weiß ich schon... dann halte dich jetzt bereit. Wenn alles glatt geht, kann es nicht mehr lange dauern.“

„Okay, werd ich machen.“, antwortete Kinoshita in einem ebenso unfreundlichen Ton, wie sein Vorgesetzter, bevor er lautstark den Hörer niederschlug.

„Tst... Arschloch...“, grummelte Smoke und ging dieses Mal auf Nummer sicher, als er das Handy gewaltsam gegen die Wand schleuderte, wo es klirrend zerschellte und in seine Einzelteile zerfiel. „Das brauch ich jetzt eh nicht mehr...“

Leicht zitternd kramte er schnell die Zigarettenschachtel aus seiner Schublade, öffnete diese nicht grade sachte und nahm die erstbeste Zigarette, die ihm entgegenkam. Nachdem er sie angezündet und einen kräftigen Zug genommen hatte, ließ er sich seufzend in seinem Stuhl zurückfallen. Befriedigt inhalierte er den Qualm ein und fuhr damit fort sein PET und den Laptop zu betrachten. Wenn Lan darauf erscheinen würde, würde er wissen, dass endlich die Zeit gekommen war...

Secret Entrance

Nachdem Lan und seine Freunde endlich das Rätsel der vier Könige gelöst hatten, erhielten sie schließlich Zugang zum Den Tower. Doch viel weiter kamen sie noch immer nicht. Zwar hatten sie es ins Basement der Gegnerbasis geschafft, doch selbst Herr Takamura schaffte es nicht Kontrolle über die Systeme seiner eigenen Firma zu erlangen! Shadow hatte sämtliche Codes geändert, sowie Fahrstühle und Türen blockiert. Nun blieb der kleinen Gruppe nichts anderes übrig, als Shadow durch bloßes Suchen ausfindig zu machen, was bei einem Gebäude von 100 Stockwerken ein riesiger Zeitaufwand werden würde. Doch da sie keinen Zugriff auf das System bekamen, blieb den fünf Freunden nichts anderes übrig. Zum Glück trafen allerdings kurze Zeit später mehrere Officials zur Unterstützung ein und nachdem Chaud einen Plan ausgearbeitet und alle in mehrere kleine Gruppen eingeteilt hatte, konnte die Infiltration des Den Towers beginnen!

Zunächst mussten die Fahrstühle aktiviert werden und es stellte sich hierbei auch heraus, dass die upgegradeten Omega-Viren dank Sektor’s Soul keine großen Probleme mehr für Lan und MegaMan darstellten. In wenigen Minuten waren die Fahrstühle wieder in Betrieb gebracht und die organisierte Infiltrations-Gruppe konnte loslegen und sich aufteilen, um nach Shadow zu suchen, der in irgendeinem der vielen Stockwerke versteckt sein musste...
 

Während es draußen immer noch heftig regnete und stürmte, stand Herr Takamura vor der gläsernen Tür des Haupteingangs und beobachtete die vielen Regentropfen, wie sie gewaltsam gegen das dicke Glas schlugen. Draußen war immer noch die Hölle los. Immer mehr elektrische Geräte gerieten außer Kontrolle und brachten die Bewohner Den Towns in Gefahr. Je mehr die Omega-Viren vom Internet zerstörten, desto schlimmer wurde die Situation in der realen Welt. Aber nicht nur in Den Town herrschte Panik. Überall auf der ganzen Welt musste es mittlerweile genauso aussehen und wenn dies so weitergehen würde...

OmegaMan musste nun schnellstmöglichst gelöscht werden, bevor noch ein ernsthaftes Unglück geschehen würde, bei dem vielleicht sogar Menschen ums Leben kommen könnten!

Während Chaud, Gregory, Jim und Lan mit jeweils drei Officials im Gepäck, die Fahrstühle im Basement bemannten, welche sie endlich vollständig freigeschaltet hatten, musste der junge Firmenchef zurückbleiben und am Haupteingang warten, um eventuelle Nachankömmlinge über ihren Plan zu informieren.

Lan hatte mit seinen drei Officials die Aufgabe erhalten in den obersten Stockwerken mit der Suche nach Shadow zu beginnen und sich dann allmählich nach unten vorzuarbeiten. Es sollte immer eine Person alleine ein ganzes Stockwerk durchsuchen, damit die Suchaktion etwas schneller laufen konnte. Natürlich wirkte das Ganze ein wenig sinnlos bei all den vielen Versteckmöglichkeiten und hinzu kam ja noch, dass Shadow sie über die Überwachungskameras beobachten konnte. Aber was blieb ihnen schon anderes übrig?

Chaud hatte sich selbst dazu eingeteilt mit den untersten Stockwerken zu beginnen. Jim und Gregory hingegen sollte bis zur Mitte des Turms fahren und von dort aus mit der Suche je nach oben und unten beginnen, dass sich jeweils zwei der vier Gruppen irgendwann treffen würden.

Alles war soweit wohl durchdacht. Zumindest soweit durchdacht, wie es möglich war.

Wortlos und nachdenklich blieb Herr Takamura stehen und schaute den anderen zu.

Lan hatte grade seinen Navi ausgeloggt und sein PET an die Hose gehängt und rief die drei Officials zu sich, die ihm zugeteilt worden waren. Gemeinsam stiegen sie in der Fahrstuhl, den MegaMan geöffnet hatte.

Auch Chaud, Gregory und Jim waren erfolgreich im Öffnen der Fahrstühle gewesen. Die Officials mit ihren Standard-Navis hatten zwar einige Probleme gehabt, aber mit etwas Hilfe von ProtoMan, BattleMan oder GeyserMan, hatten sie es schließlich auch geschafft. Somit hatte die ganze Aktion nicht länger als einige wenige Minuten gedauert. Aber noch wusste keiner, was sonst noch auf sie warten könnte in diesem gewaltigen Gebilde...
 

„Viel Glück und passt auf euch auf!“, rief Chaud den anderen zu, während er gemeinsam mit den drei Officials in einen der Fahrstühle stieg. „Wir wissen nicht, was Shadow unternehmen wird, um uns zu stoppen.“

„Keine Sorge! Wir haben schon ganz andere Basen gestürmt. Das hier wird schon schief gehen.“, entgegnete Lan, der sich daran zurückerinnerte, wie er damals schon mehrmals in die Basen seiner Feinde eindringen musste. Zum Beispiel der Gospel Tower in Kotobuki oder Dr. Wily’s Labor auf einer kleinen Insel mitten im Meer. Das alles war auch nicht grade einfach gewesen, aber sie hatten es geschafft!

„Solange wir gut aufpassen und zusammenhalten, wird uns schon nichts aufhalten können.“, fügte Gregory hinzu, dem zwar mulmig bei der Sache war, aber auf der anderen Seite war er frohen Mutes und konnte noch immer nicht fassen, dass er selbst zum Kommandeur einer kleinen Official-Truppe ernannt worden war. Das schien sein Selbstvertrauen jedenfalls ungemein zu stärken.

„Und vergesst bloß nicht die anderen zu informieren, sobald ihr etwas entdeckt. Ab jetzt zählt jede kleinste Sekunde.“, erinnerte Jim noch einmal die anderen.

Die vier nickten einander entschlossen zu, ehe auch schon der Blickkontakt zwischen ihnen abriss, als sich die Fahrstuhltüren zuschoben und die hochmodernen Aufzüge sich in Bewegung setzten.
 

Kinoshita saß gelassen in seinem Büroraum. Auf den kleinen Monitoren vor sich, konnte er sehen, wie die Fahrstühle nach oben fuhren und nur Herr Takamura am Eingang zurückblieb.

Er hatte das Fenster noch immer geöffnet, nach Smoke’s letztem Besuch. Es regnete durch die geöffnete Scheibe hinein auf den rauen Teppichboden. In der Ferne hörte man leises Donnergrummeln. Die Luft war nicht warm, aber auch nicht richtig kalt. Es war eine unangenehme Luft, typisch für ein Sommergewitter. Doch trotzdem zog Kinoshita diese ungemütliche Luft, dem haftenden Gestank von Smoke’s Zigaretten vor.

Der junge Operator hatte sein PET vor sich auf dem Schreibtisch aufgestellt. PropellerMan, der sich irgendwo im Netzwerk des Den Towers befinden musste, war darauf zu sehen.

„Sie kommen hoch.“, murmelte Kinoshita, als er weiter die Monitore beobachtete.

„Bist du dir sicher, sie schaffen es bis ins Labor?“, erklang PropellerMan’s Stimme.

„Keine Ahnung. Wenn sie es nicht schaffen, müssen wir ihnen eben beim Suchen helfen.“

„Ist das nicht doch etwas riskant?“, bekam der kleine turbinenähnliche Navi plötzlich Bedenken.

„Was soll daran schon riskant sein? OmegaMan ist schon lange einsatzbereit. Die Idioten laufen in ihr Verderben, ohne es zu wissen. Mr. Shadow hat selbst befohlen es so zu machen. Er wird sich schon was dabei gedacht haben. Obwohl ich allerdings auch eher dafür wäre sie jetzt alle auszuschalten. Dieser Lan ist nicht zu unterschätzen. Er könnte uns wirklich gefährlich werden.“

„Warum will Shadow eigentlich so unbedingt, dass dieser Bengel zu ihm findet?“

„Ich weiß es nicht. Er scheint sich sehr für diesen Lan zu interessieren, warum aber... keine Ahnung. Aber was soll es uns auch kümmern? Wir führen nur den Befehl aus und damit hat’s sich. Wir halten die anderen davon ab zu stören, so dass der Chef mit Lan allein sein kann.“, seufzte Kinoshita, als er seinen müden Körper streckte. Die ganze Zeit dort nur tatenlos rumzusitzen war wirklich ermüdend.

„Aber wenn Shadow so unbedingt gegen diesen Lan und MegaMan kämpfen will... Warum sollen wir dann versuchen sie davon abzuhalten das Labor zu betreten?“, fragte der kleine Navi nachdenklich weiter.

„Das soll so eine Art Test werden. Wenn es Lan nicht an uns vorbei schafft, dann hat Mr. Shadow auch kein Anliegen mehr darin mit ihm zu reden, geschweige denn zu kämpfen. Stell nicht so viele Fragen, ich kann doch auch nur raten. Wir bewachen nur die Schlüsselkarte, so wie die anderen die restlichen Karten bewachen.“

„Alles klar, tut mir leid.“, antwortete PropellerMan resigniert. „Glaubst du wirklich unser Traum wird sich erfüllen, wenn das hier alles vorbei ist?“

„Ja, ich denke schon. Mr. Shadow ist ein guter Kerl. Seine Methoden sind mir zwar noch immer etwas suspekt, aber immerhin hat er den Mut das zu tun, wovor sich andere fürchten. Wir sind so kurz vor unserem Ziel. Bald wird es endlich soweit sein. Wenn die Net-Society zerstört ist, werden die Menschen endlich wieder zur Vernunft kommen.“

„Ja, hoffentlich.“, stimmte PropellerMan zu. „Ich werde dich vermissen.“

„Ich dich auch, PropellerMan.“, lächelte Kinoshita seinem Navi zu. „Aber es gibt nun mal keinen anderen Weg. Du warst mir immer ein sehr guter Freund und der einzige, der mich verstanden hat. Du wirst mir wirklich fehlen.“

Einige Minuten lang herrschte Stille zwischen Navi und Operator. Beide senkten den Blick und konnten einander nicht ansehen. Jeder von ihnen wusste was die Erfüllung ihres Wunsches für Konsequenzen von sich tragen würde. Sie hatten nicht nur einmal darüber geredet.

„Ich werde mein Bestes geben! Das verspreche ich dir!“, ergriff PropellerMan schließlich wieder das Wort.

„Ich danke dir.“, lächelte Kinoshita, obwohl ihm nicht wirklich zum Lachen zumute war. „Lass unseren letzten gemeinsamen Kampf unseren besten und schönsten werden. Vergessen wir, was kommen wird, wenn das hier vorbei ist. Konzentrieren wir uns auf unsere Aufgabe und tun, was wir zu tun haben. Für eine bessere Welt!“

„Für eine bessere Welt!“, stimmte PropellerMan zu.

„Also dann... Mach dich schon mal bereit. Ich schätze wir werden bald loslegen müssen.“

PropellerMan nickte und verschwand auch schon vom Screen des PETs, als er sich auf den Weg zu seinem Posten begab. Über die Monitore beobachtete Kinoshita weiterhin die Fahrstühle. Der in dem Lan war hatte bereits einmal gehalten, um einen Official in einem der oberen Geschosse aussteigen zu lassen. Es würde eventuell nicht mehr lange dauern, bis sie gegen Lan kämpfen müssten. Zumindest je nachdem, wie lange er benötigen würde, um zum Labor zu finden. Aber auch wenn sich in Kinoshita wieder einige Zweifel breit machten, war er entschlossener denn je. Er hatte sich bereits entschieden. Bevor er diese Aufgabe angenommen hatte, hatte er schon gewusst, wie es für ihn enden würde, aber er war sich dieser Tatsache noch immer vollkommen bewusst...
 

Die Fahrstuhlfahrt dauerte ziemlich lange. Bei einem solch großen Gebäude war das aber auch kaum verwunderlich. Lan fragte sich, wie hoch sie jetzt mittlerweile wohl schon über der Erdoberfläche waren? Hatten sie die Wolkendecke schon durchbrochen?

Einen Official hatten sie im letzten Stockwerk schon abgesetzt. Nach kurzer Fahrt stoppte der Fahrstuhl auch schon erneut und der nächste Official stieg aus. Zwei Stockwerke ging es noch hoch und Lan würde im obersten Geschoss sein. Damit hätte die komplette Fahrt beinahe zehn Minuten gedauert.

Er fragte sich schon, wie wohl das oberste Stockwerk aussehen würde. Es war das selbe Stockwerk, in dem sich auch Herr Takamura’s Büro befinden musste. Ein ziemlich langer Weg für den jungen Firmenchef, dachte sich Lan. Jeden Tag mehrmals rauf und runter zu fahren war sicherlich kein Vergnügen, auch wenn Lan diese Fahrt gerade mehr oder weniger genoss.

Nachdem er sich dann auch vom letzten Official verabschiedet hatte, war Lan nur noch allein mit seinem Navi und dessen Virenfreund im Aufzug. Jetzt wo die drei wieder nur unter sich waren, wuchs die Anspannung erneut. Ein klein wenig nervös, nahm der Junge sein PET zur Hand, um mit seinem Navi zu reden. MegaMan und Dash auf dem Display des kleinen Handhelds zu sehen, war wenigstens schon mal etwas beruhigend.

„Alles klar mit dir?“, fragte MegaMan direkt und nicht nur er, sondern auch Dash sah Lan mit leicht besorgtem Blick an.

„Yup, ich denke schon. Bin nur etwas... na ja... ich weiß nicht. Ich hab so ein ungutes Gefühl.“, antwortete Lan beunruhigt.

„Weswegen denn? Du machst dir sicherlich nur zu viele Gedanken, jetzt wo es unserem letzten Kampf entgegen geht.“

„Na ja... Ich habe irgendwie nicht allzu große Hoffnung, dass das hier funktionieren wird. Ich mein... Shadow hat Kontrolle über das System des Towers. Er kann uns mit Hilfe der Überwachungskameras überall sehen. Er ist uns hier haushoch überlegen. Überleg doch mal... er sieht alles was wir tun, kann jeden unserer Schritte beobachten.“

„Du bist beunruhigt, weil du dich fragst, warum wir nicht schon längst erledigt worden sind, wenn er uns eigentlich so einfach ausschalten könnte, da er uns immer und überall im Blick hat?“, versuchte MegaMan die Gedanken seines Operators zu sammeln.

„Ja, so in der Art. Irgendwas äußerst merkwürdiges geht hier vor. Dass wir die Fahrstühle ohne größere Probleme in Betrieb setzen konnten, kommt mir auch komisch vor. Es ist fast so, als wolle Shadow, dass wir zu ihm finden.“, grübelte Lan weiter.

„Vielleicht ist da was dran.“, stimmte MegaMan zu, der nun ebenfalls unruhig wurde.

„Außerdem frage ich mich, wie wir ihn finden sollen? Die Büroräume werden sicherlich nicht alle aufgeschlossen sein und wenn sie verriegelt sind... wie sollen wir dann reinkommen, um nach Shadow zu suchen? Ich bin mir sicher, das hier ist eine Falle!“

„Vielleicht sollten wir dann lieber umkehren und die anderen warnen?“, schlug MegaMan vor und diese Idee war auch Lan in den Sinn gekommen. Doch bevor auch nur einer von beiden etwas weiteres sagen konnte, war der Fahrstuhl auch schon im obersten Stockwerk angekommen und die metallischen Türen schoben sich auf.

Vor Lan breitete sich ein großer, kunstvoll aussehender Gang aus. Der Boden bestand aus glänzenden, schwarzen Marmorplatten und die Wände waren aus künstlichem, lackiertem Holz. Einzelne Bretter, aneinandergereiht, mit breiten Fugen als Zwischenräume. Ein angenehmer Duft durchdrang den Gang und breitete sich schnell auch im Fahrstuhl aus. Es roch nach einer Mischung aus Holz und dem Duft der verschiedenen Pflanzen, die vereinzelt vor den Wänden aufgestellt waren.

Lan blieb jedoch noch im Fahrstuhl stehen und wandte sich dem Controlpanel zu. Er tippte auf die Taste für den untersten Stock, doch nichts geschah. Verwundert drückte er noch ein weiteres Mal, aber noch immer schlossen sich die Fahrstuhltüren nicht. Er versuchte es mit einer anderen Taste, doch es nutzte nichts. Der Aufzug reagierte nicht mehr.

„Was zum Teufel soll das??“, fragte Lan leicht frustriert.

„Schließ mal das PET an, vielleicht kann ich etwas unternehmen.“, sprach MegaMan und kaum hatte er dies gesagt, wollte Lan auch schon den Stecker in den passenden Anschluss schieben, als er jedoch urplötzlich einen leichten elektrischen Schlag erfuhr und reflexartig das Verbindungskabel wieder zurückzog. Dunkler Qualm begann aus den Schlitzen zwischen den Tasten am Controlpanel zu rauchen.

„Was ist passiert??“

„Ich weiß nicht.“, antwortete Lan noch immer etwas geschockt. „Ich wollte das PET anschließen und hab plötzlich einen gewischt bekommen. Ich glaub das Ding ist hin.“

„Entweder haben wir enormes Pech, oder jemand will nicht, dass wir wieder nach unten fahren.“, bemerkte MegaMan misstrauisch.

„Sieht so aus. Aber es war eh ein langer Weg... Vielleicht sollten wir uns doch mal hier etwas umschauen, wenn wir schon mal hier sind und nehmen dann einen der anderen Aufzüge wieder nach unten.“, seufzte Lan und steckte sein PET wieder weg.
 

Langsam und vorsichtig trat der Junge aus dem Fahrstuhl heraus. Er schaute sich sorgfältig um. Zu jeder seiner beiden Seiten erstreckte sich ein langer Gang aus Marmorplatten und Holzwänden. Vereinzelt waren mehrere mechanische Türen in den Wänden. Sie sahen schwer und abschreckend aus und schienen aus dickem Stahl zu bestehen. Völlig unpassend zum Rest der hiesigen Einrichtung, die ansonsten sehr elegant und kunstvoll wirkte.

Auf den glänzenden Marmorplatten konnte er sein Spiegelbild erkennen. Einige Momente betrachtete er es, bis er schreckhaft zusammenzuckte, als sich mit einem Male die Fahrstuhltüren quietschend hinter ihm zuschoben. Erschrocken drehte Lan sich um und sprang gegen die Tür. Kraftvoll schlug er ein paar Mal mit den Fäusten dagegen, doch es half nichts. Verwirrt und hilflos musste er mit ansehen, wie die Anzeige neben den Türen zeigte, wie der Fahrstuhl sich wieder auf den Rückweg ins Basement machte.

„Scheiße...“, grummelte er verärgert und wandte sich wieder ab.

Irgendwas stimmte hier wirklich nicht und er hatte keine besondere Lust herauszufinden, was Shadow mit ihm vor hatte. Aber momentan blieb ihm nichts anderes übrig, als sich hier erst einmal umzugucken, da er nun im obersten Stockwerk gefangen war. Er schaute sich noch ein wenig in dem Gang um und entschied sich schließlich für eine Richtung. Er ging den linken Korridor hinunter, in der Hoffnung, dort irgendetwas zu finden.

Jede Tür, an der Lan vorbeiging, versuchte er vorsichtig zu öffnen. Doch scheinbar waren, wie er bereits vermutet hatte, alle Türen abgeschlossen. Keine einzige ließ sich auch nur einen Spalt breit öffnen. Pausenlos schwirrten ihm Gedanken durch den Kopf, was hier bloß vor sich ging. Was hatte Shadow mit ihm vor? Ob er wohl wieder versuchen würde ihn zu töten? So wie es schon im ACDC Forest hätte passieren sollen? Ein schwaches, jedoch unbehagliches Gefühl von Angst breitete sich in Lan aus, je weiter er durch die leeren Korridore schritt. Es wirkte hier nicht wie in den Büroetagen einer großen Firma. Dafür war die Einrichtung zu eigentümlich. Allerdings konnte Lan auch nicht sagen, wie dieser Ort sonst auf ihn wirkte, außer dass er beängstigend war. Auch das Wetter leistete seinen Beitrag zu dieser düsteren Atmosphäre. Durch die Türen konnte Lan gedämpftes Gedonner von draußen her hören. Vermutlich tobte außerhalb des Towers mittlerweile ein richtiger Sturm. Zumindest klang es danach, auch wenn so etwas ziemlich untypisch für das normal sommerliche Wetter war.

Je weiter Lan ging, desto mehr hatte er das Gefühl sich zu verlaufen. Er hatte bereits versucht zurück zum Fahrstuhl zu finden, doch irgendwie gelang ihm das nicht mehr. Alle Gänge sahen so identisch aus und obwohl er erst ein paar Minuten unterwegs war, sah es tatsächlich so aus, als würde er nicht mehr zurückfinden können. Es gab auch nichts woran er sich hätte orientieren können. Alles sah so gleich aus. Die Wände, die Türen, die Marmormuster auf dem Boden... und dann war da noch dieses Gefühl, dass er beobachtete wurde. Es war viel intensiver als noch zuvor im Basement, obwohl er hier oben nicht einmal eine Überwachungskamera ausmachen konnte.

„Ich glaub ich hab mich verlaufen, Mega.“, nahm er endlich sein PET zur Hand. Er tat dies allerdings nicht nur, um seinen Navi nach Rat zu fragen, sondern vielmehr, um dessen Stimme zu hören, damit er sich sicherer fühlen konnte.

„Weißt du nicht mehr, von wo du gekommen bist?“

„Nein, überhaupt nicht. Eigentlich müsste ich hier lang gekommen sein, aber entweder führt dieser Gang nur im Kreis, oder ich bin einfach zu doof.“, seufzte Lan sauer.

„Bleib erst mal ganz ruhig. Wir finden schon wieder zurück. So groß kann diese Stockwerk ja auch wieder nicht sein. Siehst du vielleicht irgendwas, wo du mich einloggen könntest?“

Lan schaute sich kurz um, entdeckte aber nichts.

„Ne, sieht nicht so aus, als sei hier etwas. Außerdem, selbst wenn ich dich einloggen könnte, kriegen wir ja trotzdem keinen Zugriff auf das System, da-“, doch dann hielt Lan inne.

„Was ist los?“, fragte MegaMan sofort.

„Da vorne diese Tür... die war mir vorher noch nicht aufgefallen.“, stutzte Lan und schaute nun geradewegs auf eine große Doppeltür, die aus zweien der normalen Stahltüren bestand, die sonst hier überall zu sehen waren. Sofort beim ersten Blick wurde deutlich, dass sich hinter diesen Türen etwas wichtigeres befinden musste, als hinter all den anderen.

Ohne zu zögern ging Lan auf diese Tür zu. Auf einem kleinen Schild, was direkt daneben an der Holzwand befestigt war, stand die Aufschrift: Büro Präs. v. CyberArmsTech – Seishiro Takamura.

„Herr Takamura’s Büro?“, las Lan erstaunt und wanderte die enormen Türen mit seinem Blick hoch. „Hier hat Herr Takamura sein Büro?“

Grade wollte Lan nach der Türklinke greifen, da ging die Tür mit einem leisen Klacken auch schon von selbst auf.

„Sei bloß vorsichtig, Lan.“, warnte MegaMan seinen Operator.

Wieder packte der Junge sein PET zurück und drückte die Türen vollständig auf. Vor ihm zeichnete sich das Büro des Firmenchefs ab und es war vollkommen anders, als er es sich vorgestellt hatte.

Direkt geradeaus war ein großer Schreibtisch aus Holz. Ein paar Unterlagen fanden sich darauf wieder, sowie einige Stifte und ein Telefon. An der Wand direkt hinter dem Schreibtisch waren einige Bilder von wichtig aussehenden Personen aufgehangen, sowie Dokumente und Urkunden, die in Glasrahmen gepackt wurden.

Der Boden des Büros war aus dem selben Marmor wie die Gänge zuvor. Allerdings lagen zwei größere, malerische Teppiche ordentlich und gezielt platziert auf dem Boden, was dem Gesamtbild noch einen freundlicheren Touch verpasste.

Als Lan seinen Blick einmal herumschweifen ließ, bemerkte er noch zwei große Bücherregale je zu beiden Seiten des Schreibtisches, einen kleinen Glastisch und einige Ledersessel darum in der rechten, unteren Ecke vom Eingang aus, sowie einen großen Spiegel, der in der Nähe des rechten Bücherregals hing. Der Platz, den auf der rechten Seite die Sessel und der Glastisch einnahmen, wurde auf der linken Seite von einem quadratischen Podest ausgefüllt, auf dessen Oberfläche ein flimmerndes Hologramm des Den Towers zu sehen war. So etwas hatte Lan noch nie gesehen!

Staunend und vor allem sprachlos trat der Junge in die Mitte des Büros. Er hatte es sich wirklich vollkommen anders vorgestellt, aber jetzt wo er es so sah... Es passte wirklich gut zu dem Chef einer solch großen und erfolgreichen Firma, auch wenn hier eindeutig Licht fehlte und es trotz der vielen kunstvollen Gegenstände, wie Vasen, die hier noch aufgestellt waren, einen eher unfreundlichen Eindruck machte.

Das einzige Fenster befand sich hinter dem Podest mit dem Hologramm. Man konnte draußen nur den dunklen, bewölkten Himmel sehen und einige Blitze, die in der Ferne am Horizont aufzuckten.

„Da wären wir also.“, stellte Lan fest. „Herr Takamura’s Büro im obersten Stock. Sieht nicht so aus, als würde sich Shadow hier verstecken.“

„Stellt sich aber trotzdem noch die Frage, wieso man uns dann hier oben haben will?“, bemerkte MegaMan nachdenklich.

„Ich weiß auch nicht. Irgendwas muss hier sein. Was bisher geschehen ist, ist sicher kein Zufall gewesen. Die Sache mit dem Fahrstuhl... alle Räume hier oben sind verschlossen, mit Ausnahme des Büros des Firmenchefs? Das stinkt mir hier ganz gewaltig. Wir sollen irgendwas in diesem Raum machen, sonst hätten wir nicht hergefunden. Aber was?“

Grübelnd begann Lan durch das Büro zu spazieren und die einzelnen Gegenstände genauer unter die Lupe zu nehmen. Warum sollte Shadow wollen, dass er in das Büro von Herrn Takamura gelangt? Hätte Shadow Lan aufhalten wollen, hätte er dies schon längst tun können und sicherlich auch getan. Das war mittlerweile sonnenklar. Aber wenn er Lan nicht stoppen wollte und ihm sogar noch bei der Suche half, worauf zielte der Kerl dann ab?

Also begann Lan sich erst einmal genauer in dem Büro umzusehen. Er hielt das PET so in seiner Hand, dass auch MegaMan und Dash vom Display aus alles in der realen Welt überblicken konnten. Gemächlich schlenderte er am Bücherregal vorbei und sah die Buchrücken sorgfältig durch. In Filmen hatte er schon oft gesehen, wie sich geheime Gänge öffneten, wenn man das richtige Buch aus dem Regal bewegte, doch hier schien so etwas nicht zu funktionieren. Also ging er weiter zum Schreibtisch rüber. Hier wurde er allerdings auch nicht fündig. Lan durchwühlte kurz die Schubladen, fand aber nichts weiter als einige Unterlagen und Verträge über Lieferungen, sowie einen Terminkalender, den Herr Takamura sich angelegt hatte und der fast vollständig ausgefüllt war. Als Chef einer solchen Firma musste man ständig auf Achse sein.

Da Lan auch am Schreibtisch nichts finden konnte, ging er zum anderen Bücherregal rüber, welches gegenüber des Podests mit dem Hologramm stand.

Draußen regnete es noch heftiger als zuvor und das Gewitter schien näher zu kommen, da das Donnern mit jedem Blitzschlag lauter wurde und schneller erklang.

„Wonach genau suchst du eigentlich?“, fragte MegaMan.

„Weiß ich auch nicht. Nach irgendwas verdächtigem.“, antwortete der Operator, der jedoch mehr auf das andere Bücherregal konzentriert war.

„Glaubst du nicht doch, dass das etwas sinnlos ist? Vielleicht sollten wir erst einmal den anderen über Mail bescheid geben?“

„Hey, das ist eigentlich keine schlechte Idee.“, fiel Lan nun auf und er begann sich zu ärgern, dass er nicht schon früher daran gedacht hatte. „Kannst du die anderen benachrichtigen?“

„Yup, wird gemacht. Aber was soll ich ihnen sagen? Das wir in Herrn Takamura’s Büro sind und glauben etwas entdeckt zu haben?“

„Hmm...“, grübelte Lan. „Na ja, vielleicht sollten wir ihnen dann doch nicht schreiben. Wenn hier plötzlich doch nichts sein sollte, würde das wohl nur zu viel Zeit kosten. Ich seh mich erst noch etwas um.“

„Okay.“

Nachdem er das zweite Bücherregal auch durchgesehen hatte, wanderte Lan zum Hologramm rüber. Es war leicht grünlich, transparent und flimmerte zwischendurch immer wieder. Es zeichnete ein genaues Bild des Den Towers ab, wie eine Art Modell. Als Lan seinen Zeigefinger versuchte hereinzustecken, begann das Bild sich zu kräuseln und zu verschwimmen, während er eine Art elektrisches Kribbeln auf seiner Fingerspitze spürte. Schnell zog er den Finger zurück und das Hologramm formte sich wieder vernünftig zusammen.

Als nächstes fiel sein Blick zum Fenster, direkt hinter dem Hologramm. Er wollte eh schon die ganze Zeit wissen, wie es wohl von hier oben aussehen würde, also ging er so nah an die Glasscheibe heran, wie nur möglich. Er legte sein PET auf der schmalen Fensterbank ab, so dass MegaMan und Dash zur Decke schauten und presste sein Gesicht dichter an die Scheibe, um besser sehen zu können. Öffnen wollte er das Fenster lieber nicht.

„Hmm...“, seufzte Lan aber schnell enttäuscht. „Man sieht nichts als Wolken. Dass ausgerechnet heute so mieses Wetter sein muss. Ich wette, wenn der Himmel klar wäre, hätte ich einen guten Blick auf die Innenstadt.“

„Schon möglich, aber deswegen sind wir ja nicht hergekommen.“, schüttelte der blaue Navi fassungslos seinen Kopf. „Wir sollten lieber-“, doch plötzlich stoppte er.

„Was ist los? Was sollten wir lieber?“

„Sag mal, Lan...“, begann MegaMan, der nun starr geradeaus nach oben guckte. „Sollten wir nicht im obersten Stockwerk sein?“

„Eigentlich schon. Warum?“, verzog Lan skeptisch das Gesicht.

„Aber was ist denn dann das da oben?“, fragte der Navi und deutete mit dem Finger in Richtung Decke.

Lan hob seinen Kopf an und schaute nach oben. Er sah aber nichts weiter, als die hölzerne Decke des Büroraums über sich.

„Huh? Was meinst du denn??“

„Nicht hier drinnen! Draußen! Außen, schau aus dem Fenster!“

Nun vollkommen verwirrt, lehnte sich Lan wieder nach vorne und stützte sich auf der Fensterbank ab. Er verrenkte seinen Hals und musste sich in eine etwas unbequeme Position bringen, um zu sehen, was MegaMan entdeckt hatte. Viel konnte er zwar nicht erkennen, aber es sah so aus, als würde der Tower nach oben hin noch weitergehen. Nun ziemlich neugierig öffnete Lan doch das Fenster. Sofort peitschten ihm unzählige Regentropfen ins Gesicht und er musste die Augen leicht zusammen kneifen. Er lehnte sich ein Stück aus dem Fenster, aber mit Bedacht und nachdem er sicher gegangen war, guten Halt zu haben. Er schaute nach oben gen Himmel und tatsächlich! Der Den Tower musste noch mehrere Meter weiter nach oben gehen. Lan sah sogar noch ein paar Fenster, als wenn sich über Herrn Takamura’s Büro noch einige weitere Stockwerke befinden würden. Nachdem er sich genug draußen umgeschaut hatte, zog er sich schnell wieder ins Innere des Büros zurück und schlug auf der Stelle das Fenster wieder zu. Er nahm sein PET und starrte seinen Navi fragend an.

„Was hat das zu bedeuten?“

„Na dass es über uns noch eine Etage gibt!“, antwortete MegaMan mit leicht genervtem Ton.

„Aber der Fahrstuhl fuhr doch nur bis in dieses Stockwerk. Höher ging es doch nicht und selbst unten beim Empfang stand auf der Übersicht, dass das Büro des Firmenchefs im obersten Stock ist. Wie soll man denn noch höher kommen können? Etwa durch das Fenster klettern?“

„Ach was, das wäre viel zu gefährlich. Auf jeden Fall scheint über uns noch irgendwas zu sein und ich habe so im Gefühl, dass wir dort Shadow finden werden.“

„Meinst du? Das wäre allerdings seltsam... Glaubst du wirklich Herr Takamura hätte nicht selbst gemerkt, dass über ihm noch mehrere Etagen sind?“, fragte Lan stirnrunzelnd.

„Nun ja, der Fahrstuhl fährt ja nur bis hierhin. Wenn er nie aus dem Fenster geschaut hat und da er eh fast dauerhaft beschäftigt ist, könnte es doch gut möglich sein, dass er wirklich nichts davon weiß und man ihm nur vorgegaukelt hat, hier wäre das oberste Geschoss. Er war ja auch sehr oft unterwegs. Vielleicht sind diese Stockwerke auch für etwas anderes gedacht oder wurden nie benutzt. Jedenfalls muss es hier irgendwo ein Treppenhaus oder einen geheimen Aufzug geben.“

„Also meinst du, Herr Takamura ist sich selbst gar nicht darüber im Klaren, dass sein Büro gar nicht wirklich das oberste Stockwerk ist? Da er viel beschäftigt ist und nie viel Zeit für besondere Besichtigungstouren hatte, hat er also auch nicht gemerkt, dass über ihm noch mehr ist? Und da er oft unterwegs war, hätte eh jeder sein Büro nutzen können, um zwischen diesem und dem geheimen Stockwerk zu wechseln?“

„Jeder, welcher die Möglichkeit besessen hat in dieses Büro zu gelangen und vermutlich auch selbst ein Büro in diesem Stockwerk besitzt.“, bestätigte MegaMan Lan’s Gedankengänge.

„Wäre allerdings ein ziemlich riskantes, wenn aber wohl auch nicht unmögliches Unterfangen.“, rieb sich der junge Operator nachdenklich an seinem Kinn. „Könnte wirklich so sein. Hätte ich dich nicht auf der Fensterbank abgelegt, hättest du es vermutlich auch nicht bemerken können und ich sowieso nicht. Man muss ja schon ziemlich seinen Hals verrenken können oder sich, wie ich eben, aus dem Fenster lehnen, um das sehen zu können. Theoretisch könnte diese Idee also gut der Wahrheit entsprechen. Dann werden wir halt nach diesem Geheimzugang suchen und schauen, wie es praktisch aussieht...“

Und so begann Lan sich das Büro noch ein weiteres Mal genauer anzusehen.
 

„Sehr gut, du hast es fast geschafft, Lan.“, lächelte Mr. Shadow, der Lan bereits eine ganze Weile über einen kleinen Laptop beobachtete. „Es hat zwar einiger Hilfe meinerseits benötigt, aber ich gratuliere dir trotzdem. Dann wollen wir dich aber auch nicht länger suchen lassen...“

Er griff in die Innentasche seines langen, violetten Mantels und nahm ein kleines Funktelefon heraus, das er sich auch gleich ans Ohr drückte. Nach wenigen Sekunden Wartezeit, nahm auch schon jemand ab. Es war Kinoshita.

„Mr. Shadow?“

„Ja, ich bin’s. Siehst du ihn?“

„Ja, er ist im Büro.“, bestätigte Kinoshita.

„Er wird gleich nach oben kommen. Ich möchte, dass du dich bereit hältst. Du weißt genau, was du zu tun hast?“

„Selbstverständlich. Ich werde alles genauso machen, wie sie gesagt haben. Smoke hat mich schon mehr als genug informiert.“

„Sehr gut. Zögere nicht seinen Navi zu löschen. Ich bin wirklich gespannt, wie dies ausgehen wird. Du solltest ihn aber nicht unterschätzen. Er ist sehr viel stärker seit eurem letzten Kampf geworden.“, warnte Shadow Kinoshita noch ein allerletztes Mal.

„Ich weiß. Ich habe ihn beobachtet und denke zu wissen, wie ich vorzugehen habe. Ich werde sie nicht enttäuschen.“

„Genau das wollte ich hören. Bald wird unser Traum in Erfüllung gehen. Für eine bessere Welt!“

„Für eine bessere Welt!“, klang es noch aus dem Telefon, ehe Shadow es auch schon wieder abschaltete und zurück in seine Jackentasche steckte.

Lächelnd wandte er sich wieder dem Laptop zu, wo er Lan sehen konnte, der erneut die Bücherregale betrachtete.

„Dann wollen wir mal. Mal sehen, wie weit du kommen wirst und ob du meiner würdig bist. Dein letzter Test hat begonnen... Lan Hikari.“

Und mit einem kurzen Tastendruck, löste er auch schon den Mechanismus aus.
 

Frustriert ließ Lan seinen Blick ein weiteres Mal über das Bücherregal, gegenüber des Hologramms streifen. Irgendwo musste doch so etwas zu finden sein, wie ein geheimer Schalter. So wie in den Filmen! Bisher hatte er aber nichts verdächtiges entdeckt, doch noch wollte er nicht aufgeben. Es musste so etwas wie einen Schalter hier irgendwo geben, zumindest wusste er sonst nichts, wonach er noch hätte suchen können.

„Lan, ich glaube so wird das nichts.“, wandte MegaMan ein weiteres Mal ein.

„Doch! Hier muss irgendwo was sein, vermutlich hab ich’s nur übersehen.“

„Dann hast du’s jetzt schon zehnmal übersehen. Sollten wir nicht besser mal woanders gucken?“

„Nein, warte noch.“, grummelte Lan, der nicht von seiner Theorie loslassen wollte und ging mit dem Finger die Buchrücken entlang.

„Oh man... Wie um alles in der Welt kommst du überhaupt darauf, dass es irgendwas mit den Büchern zu tun haben könnte?“, seufzte MegaMan verständnislos.

„Meine Güte, ist ja gut...“, zischte Lan bösartig und wandte sich von dem Regal wieder ab. „Dann guck ich eben woanders, aber ich weiß ganz genau, dass-“, doch noch ehe er sich ganz vom Bücherregal weggedreht hatte, zog ein lautes Knartschen seine Aufmerksamkeit auf sich, als sich in der anderen Ecke des Büros plötzlich das zweite Bücherregal in Bewegung setzte und langsam zur Seite schob, um einen geheimen Gang freizulegen.

Fassungslos sah Lan dem Regal zu, bis es endlich zum Stehen kam, beinahe genau hinter dem Schreibtisch.

„Siehst du? Was hab ich dir gesagt??“, fragte er sofort, als er auf den freigelegten Gang deutete und das PET in dessen Richtung hielt, dass MegaMan und Dash es auch gut sehen konnten.

„Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.“, kicherte der blaue Navi kopfschüttelnd und konnte das noch immer nicht glauben. „Allerdings ist dies nicht deiner Leistung zu verdanken.“

„Wieso denn das?“, fragte Lan verdutzt.

„Na, der Gang hat sich erst dann geöffnet, als du dich schon vom Regal abgewendet hattest. Ich schätze eher, jemand anders hat es für uns geöffnet.“

„Ach was. Der Mechanismus benötigte vermutlich nur ein bisschen, um in Gang zu kommen.“

„Und wie willst du ihn aktiviert haben? Du hast die Bücher ja kaum mal berührt.“

„Ach, ist doch egal! Hauptsache wir wissen nun, wo’s weiter geht.“, stöhnte Lan genervt und ging auf den neu geöffneten Weg zu.

Innen befanden sich zwei metallische Fahrstuhltüren, die sich auch gleich öffneten, als Lan davor trat.

„Ein geheimer Fahrstuhl also. Damit werden wir sicher nach oben gelangen.“, freute sich der Junge und sprang auch schon hinein.

„Hoffen wir nur, dass du dem Gegner nicht direkt in die Falle tappst.“, war das einzige, was MegaMan dazu bemerken konnte, als ihn wieder eine ungute Vorahnung ereilte.
 

Unterdessen waren noch einige weitere Officials eingetroffen. Da ihm das Stehen zu ungemütlich war, hatte es sich Herr Takamura an der Rezeption bequem gemacht und erklärte drei jungen Officials, die klitschnass aus dem Regen gekommen waren, was sie zu tun hatten. Kaum hatte er sie instruiert, machten diese sich auch schon auf den Weg und nahmen je einen der Fahrstühle, um nach oben zu gelangen.

Während Herr Takamura einen eher ruhigeren und vor allem entspannenderen Job zu erledigen hatte, lief die Suche nach Shadow in den höheren Stockwerken auf Hochtouren. Noch war zwar keine der Gruppen auf Hinweise gestoßen, doch jeder suchte mit unerbittlicher Hartnäckigkeit. Vor allem Chaud war eifrig bei der Sache und hatte bereits zwei ganze Stockwerke allein überprüft. Jim und Gregory waren zwar bei weitem nicht so schnell, suchten dafür aber aufmerksam und gewissenhaft. Was jedoch keiner von all ihnen wusste war, dass Lan bereits auf der richtigen Spur war. Der geheime Fahrstuhl, den er entdeckt hatte, führte ihn geradewegs in die höhergelegenen, unzugänglich wirkenden Stockwerke.

Allerdings kam er lediglich nur ein Stockwerk höher, obwohl es eigentlich so ausgesehen hatte, als wären da sogar noch einige mehr gewesen.

Als die Fahrstuhltüren sich geöffnet hatten, breitete sich vor Lan ein kurzer Gang aus, der scheinbar in einem etwas größeren Raum mündete. Im Gegensatz zum vorhergegangenen Stockwerk waren die Bodenplatten hier nicht aus Marmor, sondern aus silbern glänzendem Metall, so wie die Wände aus Stahl waren und nicht mehr aus Holz.

„Wo sind wir denn hier gelandet?“, war Lan’s erste Reaktion, als er diese kontrastreiche und ungewohnte Umgebung erblickte.

Vorsichtig ging er vorwärts und trat in die Mitte des großen, rechteckigen Raums. Auf dem Boden erkannte Lan sofort ein großes W unter dem eine kleine drei gemalt war und noch mit dem Schriftzug ’Neo’ versehen. Das Symbol war in weißer Farbe auf die Fliesen graviert.

„Scheint jedenfalls so, als seien wir hier richtig.“, bemerkte MegaMan, der alles aus dem PET heraus sehen konnte.

Besonders dekorativ war der Raum nicht eingerichtet. Im Grunde war dort überhaupt nichts zu sehen. Weder Fenster, noch irgendwelche Blumen zur Zierde oder Sitze. Es war alles vollkommen leer. Nur zwei Türen zu jeder Seite, also insgesamt vier, und ein weiterer Gang, direkt gegenüber von Lan, der zu einem anderen Fahrstuhl zu führen schien, fanden sich dort wieder.

„Vermutlich bringt uns der Aufzug dort hinten noch eine Etage höher. Ich frage mich nur, warum die dafür dann noch einen Extra-Aufzug haben?“

Doch den Grund dafür fand Lan recht schnell heraus. Als er zum gegenüberliegenden Fahrstuhl ging und diesen öffnen wollte, geschah nichts. Auf dem kleinen Controlpanel an der Wand blinkte mehrere Sekunden lang das Wort ’Error’ auf, gefolgt von dem Satz ’Keycard is needed’. Lan sah sich noch kurz um, aber einen Jack oder ähnliches konnte er auch nicht erkennen.

„Verflixt.“, grummelte er.

„Sieht nach Sicherheitsmaßnahmen aus. Wir brauchen also eine Schlüsselkarte, um das Ding zu öffnen?“

„Sieht so aus. Aber wo sollen wir die herbekommen?“

„Vielleicht werden wir ja in einem der anderen Räume fündig. Da waren doch noch einige Türen.“, schlug MegaMan vor.

„Stimmt. Gucken schadet ja nichts. Aber zuerst noch was anderes! Ich denke langsam ist es wirklich an der Zeit den anderen mal bescheid zu sagen. Kannst du eine Mail an sie schreiben und ihnen von unserer Entdeckung berichten?“

„Yup, wird gemacht!“, bestätigte der blaue Navi und machte sich auch schon an die Arbeit, während sein Operator begann mal in den anderen Räumen nachzusehen.

Zumindest wollte Lan das, bis er vor die erste Tür trat, welche ebenfalls verschlossen war und er feststellte, dass zum Öffnen ebenfalls eine Schlüsselkarte benötigt wurde.

„Man, was ist das denn hier für ein Scheiß??“, rüttelte der aufgebrachte Junge noch ein wenig vergeblich an der Tür, ehe er zur nächsten rüber ging, welche zu seinem Ärgernis auch verschlossen war. „Boah, klasse! Hier benötigt alles so dämliche Keycards! Wo sollen wir die denn herbekommen??“

„Na ja, irgendwie werden wir da schon einen Weg finden.“, versuchte MegaMan seinen Operator zu beruhigen. „Aber erst mal sollten wir uns um etwas anderes Gedanken machen. Ich kann nämlich keine Mails verschicken. Der Empfang ist gestört.“

„Wie, der Empfang ist gestört?“, wiederholte Lan fragend.

„Na eben gestört. Wenn ich die Mail abschicken will kommt eine Fehlermeldung, keine Ahnung warum. Hier oben herrschen der Anzeige nach ziemlich hohe Radiowellen. Ich denke daran wird’s wohl liegen.“

„Meine Güte, kann hier denn überhaupt nichts glatt gehen? Dann fahren wir eben wieder nach unten und probieren es von dort.“

Doch auch daraus sollte nichts werden. Als Lan den Fahrstuhl benutzen wollte, mit dem er hochgekommen war, musste er feststellen, dass dieser bereits nach unten gefahren war und sich nicht mehr nach oben riefen ließ. Sie saßen in der Falle!

„Das kann doch nicht wahr sein!“, brüllte Lan wütend. „Jetzt geht das blöde Ding hier auch nicht mehr?! Jetzt sind wir hier gefangen und können keinem mehr bescheid sagen? Was ist bloß los??“

„Hey, hey! Ganz ruhig, nicht durchdrehen.“, probierte MegaMan ein weiteres Mal Lan zu beruhigen. „Dann können wir jetzt auch nichts mehr dran ändern.“

„Ja und was sollen wir jetzt tun?“

„Na das einzig logische, was noch bleibt. Schau dich in den Räumen hier um, ob wir etwas finden.“

„Aber die sind doch alle verschlossen!“, entgegnete Lan genervt.

„Wirklich alle? Hast du überhaupt schon alle kontrolliert?“

Nichts sagend, nur ein lautes Seufzen ausstoßend, marschierte Lan wieder zurück und nahm sich eben die anderen beiden Türen vor, die er noch nicht überprüft hatte. Doch kaum hatte er an die Klinke der nächstgelegensten gepackt, öffnete sich diese auch schon.

„Na? Siehst du?“

Doch auch darauf gab Lan keine Antwort, weil er nun ziemlich angepisst war. Er trat durch die Tür und gelangte so in einen kleinen Büroraum, der von der Einrichtung her vollkommen anders aussah, als der kahle Hauptraum. Es stand ein mittelgroßes Bücherregal an der Wand, der Boden war mit grauem Teppich ausgelegt, die Wände waren aus Holz, es gab ein Fenster durch das man das stürmische Wetter beobachten konnte und in der Mitte war ein Computertisch samt Laptop aufgebaut.

„Irgendwie wird das hier immer seltsamer.“, murmelte Lan und ging näher auf den Computertisch zu.

Neben dem Laptop war eine kleine schwarze Box aufgestellt. Der Deckel war verriegelt, aber transparent, dass man ins Innere schauen konnte. Lan erkannte eine kleine ID-Karte oder ähnliches, die sich darin befinden musste. Vermutlich eine der Schlüsselkarten. Doch die Box war nicht zu öffnen und über festgeschweißte Kabel mit dem Laptop verbunden. Lan benötigte nicht lange, um zu erahnen, was es mit dieser Gesamtapparatur auf sich hatte.

„Sieht aus, als müsste ich dich hier einloggen, damit du das Ding öffnen kannst. Mit der Schlüsselkarte da, sollten wir dann weiter kommen können.“

„Bisher war unser Vorangehen zwar verhältnismäßig einfach, aber die Sicherheitssysteme scheinen immer ausgeklügelter zu werden. Ich schätze wir sind nicht mehr weit von Shadow entfernt.“, bemerkte MegaMan nachdenklich.

„Yup. Und da wir noch immer nicht wissen, was er hier mit uns spielen will, sollten wir nun doppelt vorsichtig sein, zumal wir ja die anderen auch nicht zur Hilfe holen können.“, sprach Lan, als er das Verbindungskabel seines PETs zog und es in den Jack am Laptop steckte. „Mag Dash auch mitkommen?“

Vom Virus kam eine eindeutige, bejahende Antwort in Form von wildem Hin- und Herfliegen um MegaMan herum.

„Na gut, also dann wollen wir doch mal... Jack-In, MegaMan! Dash! Execute!“

Also sendete Lan seinen Navi samt Dash ins System, in der Hoffnung wenigstens dort etwas ausrichten zu können...

For a new World!

Die Suche nach Shadow hatte begonnen! Nachdem Lan, Chaud, Gregory, Jim und Herr Takamura gemeinsam den Den Tower infiltriert hatten, hatten sie sich in dem riesigen Firmengebäude aufgeteilt, um nach Shadow zu suchen, der sich in irgendeiner der 100 Etagen des Towers befinden musste! Unterstützung erhielten sie dabei von einigen wenigen Officials, deren Zahl jedoch nach und nach stieg, als mehr hinzukamen.

Während die anderen noch erfolglos bei ihrer Suche waren, hatte Lan es bis in das Büro des Firmenchefs geschafft, wo er auf einen geheimen Gang gestoßen war, der ihn in eine noch höhere Etage brachte. Aus eigener Kraft hätte er es wohl nie soweit geschafft, darum war schnell klar, dass irgendjemand ihm geholfen haben musste bis in die geheime Basis zu finden. Doch trotzdem war das Voranschreiten nicht grade einfach. Der Fahrstuhl ins nächste Stockwerk war blockiert und konnte nur mit einer Schlüsselkarte aktiviert werden. Also loggte Lan seinen Navi in den Laptop eines nahegelegenen Büroraums ein, in der Hoffnung dort einige Hinweise finden zu können...
 

Der Datentransfer dauerte nicht lange und einen Augenblick später stand MegaMan auch schon auf festem Boden, innerhalb des Netzwerks. Dash schwebte wie immer an seiner Seite und mit großen Augen überblickte der Fishy-Virus das Areal.

MegaMan und Dash standen auf einer großen schwarzen Plattform, die mit glänzenden Bodenplatten ausgelegt war, über die sich ein unregelmäßiges Muster aus violetten Linien zog, was insgesamt den Eindruck von der Oberfläche eines Mikrochips oder ähnlichem erzeugte. Weiter vor ihnen erkannten sie eine schmale Brücke, die zu einer zweiten Plattform führte, allerdings durch eine Firewall aus roten Energiebarrieren gesperrt war, ebenso wie die zweite Plattform selbst, die mit einem gitterartigen Laserkäfig überspannt war. Direkt daneben war ein kleines Terminal aufgestellt, das der blaue Navi aus der Entfernung jedoch nicht genau erkennen konnte, um es exakt beschreiben zu können.

„Okay, so wie ich das sehe, müssen wir wohl die Firewall dort deaktivieren und erst mal auf die andere Seite des Areals, oder?“, fragte Lan, der alles über sein PET betrachtete.

„Yup, sieht so aus. Zumindest gibt es hier nicht viel anderes zu machen.“, antwortete MegaMan, als er seinen Blick durch seine Umgebung ziehen ließ und dabei aber nichts sonderlich interessantes entdecken konnte.

„Dann schau dir die Firewall mal an. Vielleicht hilft uns das Terminal dabei weiter, sie zu deaktivieren.“

Und so tat der blaue Navi, was sein Operator vorgeschlagen hatte und lief schnurstracks auf das Terminal und die Firewall zu. Dash schwebte hinterher und hielt dabei allerdings misstrauisch Ausschau nach irgendwelchen Gegnern.

Als MegaMan die Firewall erreicht hatte schaute er sie nur flüchtig an, ehe er sich auch schon dem Terminal zuwandte. Er brauchte einige Augenblicke, um sich zu erinnern, aber er erkannte das Aussehen eindeutig wieder! Das Terminal sah stark nach den selben aus, die damals im Schulcomputer aufgestellt waren, als Kinoshita Daten aus der Schule stehlen wollte! Gesichert war das Terminal durch ein Schloss in Form des Mittelteils eines Propellers. Drei schmale Schlitze waren an seinen Seiten, in die vermutlich die momentan fehlenden Rotorblätter gehörten.

„Kommt dir das bekannt vor, Lan?“

Lan rückte mit seinem Gesicht näher an das Display heran, um es besser erkennen zu können.

„Sieht aus wie ein Propellerschloss. Dann bedeutet das...?“

„Vermutlich. Bestimmt ist dann auch PropellerMan irgendwo in der Nähe.“

„Dann seid bloß vorsichtig. Unser letzter Kampf gegen ihn ist schon eine Weile her und wir wissen nicht, ob er nicht vielleicht einige Tricks dazu gelernt hat. Er wird auf jeden Fall alles daran setzen, um euch aufzuhalten.“, riet Lan seinem Navi und dem großen Virus.

„Ja... Zumindest wissen wir jetzt definitiv, dass wir hier richtig sind.“

„Stimmt. Shadow dürfte nicht mehr allzu weit entfernt sein. Vielleicht schon im nächsten Stockwerk? Jedenfalls brauchen wir aber dazu erst einmal die Schlüsselkarte, sonst kommen wir aus dieser Etage nie mehr raus. Weißt du noch, wie das mit den Propellern funktioniert hat?“, fragte Lan und versuchte sich selbst daran zu erinnern.

„Wir mussten die einzelnen Bestandteile des Propellers im Netzwerk finden und sie dann am Terminal einsetzen, um Zugriff zu erhalten. Soweit ich mich erinnere, waren die Teile in Datenkristallen aufgehoben, die überall versteckt waren.“

„Ah ja, genau!“, erinnerte sich nun auch Lan wieder dran. „Na dann macht euch mal auf die Socken. Allzu komplex ist das Areal ja nicht. Die Kristalle sollten nicht schwer zu finden sein.“

MegaMan und Dash nickten beide und machten sich auch schon auf die Suche nach besagten Rotorblättern. Durch berühren des Schlosses am Terminal, waren nun auch die Datenkristalle erschienen, an den verschiedensten Orten im Areal verteilt. Es war nicht schwierig sie auszumachen. Das einzige Problem war, wie man an sie herankommen sollte. Ein Kristall schwebte weit entfernt von der Plattform im Nichts des Cyberspace, über unendlich tiefem Abgrund. Ein anderer war von Flammen umgeben und flog einige Meter hoch in der Luft. Der letzte bläulich schimmernde Datenkristall schien am einfachsten zu erreichen. Er lag am Ende der Plattform, nahe dem Abgrund.

So beschlossen MegaMan und Dash diesen als erstes einzusammeln, wenngleich auch schon klar war, dass es irgendeinen Haken daran geben musste. Kaum traten sie in die Nähe des Datenkristalls bestätigte sich auch schon ihre Vermutung und ein ganzer Haufen kampfeslustiger Viren begann sich zu materialisieren.

Es waren CirKills. Ziemlich große, roboterähnliche Viren mit runden Köpfen und zwei Schnellfeuerkanonen an beiden Armen. Sie bewegten sich auf seltsamen Fahrgestellen und konnten sich so ziemlich schnell in jeglicher Art Gelände fortbewegen. Es materialisierten sich insgesamt fünf Stück von ihnen, um MegaMan und Dash den Weg zum Datenkristall zu blockieren.

„Keine Sorge, die sind schnell erledigt. Ich war schon auf so etwas vorbereitet.“, lächelte Lan selbstsicher und machte auch schon Battle Chips zum Slot-In bereit.

„Gut zu wissen, dass du auch am Mitdenken bist.“, grinste MegaMan, während er auch schon dabei war den ersten Angriffen auszuweichen.

Zwei der CirKills fuhren in schnellen Bahnen um den Datenkristall herum und gaben dabei immer wieder einige Schüsse mit ihren Kanonen ab. Die anderen drei Viren starteten einen Frontalangriff auf ihre Feinde. Ein CirKill fuhr mit voller Geschwindigkeit auf den blauen Navi zu, um ihn mit ziemlicher Wucht umzuhauen.

Dash hatte soweit keine Probleme dem Dauerfeuer auszuweichen. Das große Fishy war recht flink und vollzog einige Loopings und schnelle Wenden, um den Energiegeschossen zu entkommen.

MegaMan benötigte etwas, um sich von dem heftigen Schlag zu erholen. Als er die Augen wieder geöffnet hatte und seinen Körper leicht anhob, um wieder aufzustehen, erblickte er auch schon den Virus, der ihn umgeworfen hatte. Der CirKill stand genau vor ihm und richtete dem blauen Navi beide Kanonen entgegen.

„Burner, Slot-In!!“, schmiss Lan auch endlich einen Battle Chip in den PET-Slot.

Sofort schossen um MegaMan herum mehrere mächtige Flammen aus dem Boden und eine von ihnen erfasste vollständig den CirKill, der MegaMan grade den Gnadenstoß versetzen wollte. Noch im Feuerwirbel sprangen die Daten des Virus auseinander und verteilten sich im Netzwerk.

„Danke, Lan!“, bedankte sich MegaMan, ehe er sich mit einem leichten Satz wieder auf die Füße brachte.

Die anderen beiden CirKills fanden das alles jedoch gar nicht so lustig und machten sich sofort daran, ihren gefallenen Kameraden zu rächen. Beide richteten ihre Buster auf MegaMan und feuerten was das Zeug hielt. Mit reflexartigen Bewegungen, schnellen Sprüngen, einigen Rollen und auch mit etwas Glück, konnte MegaMan den Angriffen noch ausweichen, aber ewig würde dies auch nicht gut gehen. Die Geschosse verfehlten ihr Ziel nur um Haaresbreite und mehrmals hätte es den blauen Navi wirklich fast erwischt. Doch Lan war bereits dabei seinem Freund zu Hilfe zu kommen. Er nahm einen weiteren Battle Chip und lud dessen Daten ohne zu zögern herunter.

„ParaBomb, Slot-In!“

Als MegaMan spürte, dass die ballförmige Bombe sich in seinen Händen vollständig zusammengesetzt hatte, schleuderte er sie, immer noch unter Beschuss, aus einer Drehung heraus in Richtung seiner Angreifer. Die beiden CirKills merkten zu spät, was auf sie zukam und gingen beide in einer grünlich schimmernden Explosion auf. Beide waren sofort gelöscht.

„Phew... Gut gemacht, Lan.“, schnaufte MegaMan erst einmal, als er sich eine Pause von den vielen hektischen Bewegungen gönnen konnte.

„Ach was, ich hab doch nichts großartiges geleistet. Dieses Kompliment sollte eher dir gebühren. Netter Wurf.“, entgegnete Lan lachend.

„Ich weiß. War auch gar nicht so einfach.“

„Kann schon sein, aber jetzt sollten wir lieber Dash helfen.“, richtete Lan aber schnell die Aufmerksamkeit seines Navis auf Dash, der noch immer mit den anderen beiden CirKills zu kämpfen hatte, die den Datenkristall umrundeten.

Doch es stellte sich heraus, dass Dash gar nicht der Hilfe seines Herrchens bedurfte. Der Fishy-Virus hatte seine Gegner noch nicht versucht anzugreifen, weil er Spaß an den Ausweichmanövern hatte und nicht weil er wegen des Dauerfeuers kaum dazu kam. Auch wenn die CirKills ziemlich schnell waren, so konnten sie noch lange nicht mit Dash’s Schnelligkeit mithalten. Als der große Virus merkte, dass es langsam Zeit wurde Schluss zu machen, zischte er mit einem Male nach vorn und rammte einen der CirKills mit solcher Wucht, dass dieser direkt gelöscht wurde. Der andere CirKill hatte noch gar nicht mitbekommen, was geschehen war, als auch schon sein rundlicher Kopf explodierte. MegaMan hatte ihm einen gezielten ChargeShot verpasst!

„Gute Arbeit, Dash.“, gratulierte MegaMan seinem Virenfreund, als er auch schon auf ihn zugeschritten kam.

Dash freute sich über dieses Kompliment so sehr, dass er erst einmal mehrere Runden spiralförmig um sein Herrchen herum düsen musste.

„Damit hätten wir schon mal das erste Teil.“, sprach Lan, während er beobachtete, wie sein Navi den Datenkristall dematerialisierte und ein kleines, gelbes Rotorblatt herausgefallen kam.

Bevor MegaMan und Dash sich dem nächsten Teil widmeten, brachten die zwei zuerst das soeben gefundene zum Terminal und setzten es schon mal in das Propellerschloss ein. Kaum war dies getan, waren sie auch schon unterwegs, um das nächste Blatt zu holen.

„Wie sollen wir da bloß rankommen? Meinst du ein Boomer fliegt soweit?“, fragte MegaMan, als er den Datenkristall ins Auge nahm, der mehrere Meter entfernt von der Plattform über dem Abgrund schwebte.

„Ich glaube nicht und selbst wenn ist ja nicht garantiert, dass der Boomer den Kristall oder das Rotorblatt hierher tragen würde. Wenn der Kristall zerstört wird und das Teil in den Abgrund fällt, haben wir ein Problem. Wir müssen uns etwas anderes ausdenken.“, grübelte Lan.

Doch bevor einer von den beiden auf eine Lösung kommen konnte, beschloss Dash die Sache in die Hand zu nehmen und flog auch schon los, direkt auf den Datenkristall zu.

„Hey, Dash! Warte!“, wollte MegaMan den Virus noch aufhalten, aber es war schon zu spät und vor allem war es gar nicht nötig.

Fix flog Dash zu dem Kristall rüber und stupste ihn vorsichtig mit seiner Schnauze ein kleines Stückchen an. Als er merkte, dass nicht geschah, stupste er noch einmal etwas kräftiger und begann so den Kristall durch die Luft in Richtung der großen Plattform zu schieben. Als er über dem Kopf MegaMan’s zum Halten kam, musste der blaue Navi nur noch seinen Arm ausstrecken und konnte den Datenkristall auflösen und dessen Inhalt freilegen.

„Hey, das war keine schlechten Idee.“, bemerkte Lan, der ziemlich erstaunt über Dash’s Leistung war.

Das Fishy freute sich natürlich deutlich sichtbar über das erneute Kompliment und trug auch gleich das Rotorblatt zum Terminal rüber, wo MegaMan es dann in einen der passenden Schlitze schob.

„So, nur noch eines und dann haben wir’s.“, stellte MegaMan fest und schaute sich auch schon nach dem letzten um.

Der letzte Datenkristall stand in Flammen und flog einige Meter hoch über der Plattform. Hier würde selbst Dash nicht mit seiner Stupstechnik sehr weit kommen.

„Okay, ich denke wir könnten es so wie eben machen. Nur sollten wir zuvor irgendwie das Feuer löschen.“, überlegte Lan.

„Und wie sollen wir das anstellen? Mir fällt auf Anhieb kein Chip ein, der soweit reichen könnte und ich weiß nicht, ob ich aus dieser Entfernung treffen kann. Der muss mindestens einige hundert Meter über uns sein.“

„Gute Frage... Ein Geysir wird nicht so hoch reichen. Ein Bubbler hätte sich schon auf halbem Weg aufgelöst und ein AquaSword hilft uns hier sowieso nicht weiter.“, ging Lan einige seiner Battle Chips durch, in der Hoffnung einen guten finden zu können.

Während auch MegaMan konzentriert nachdachte, schien Dash etwas ungeduldig zu werden und begann sein Herrchen nun leicht anzustupsen.

„Was willst du denn, Dash?“, fragte MegaMan, der so nicht nachdenken konnte, wenn der Fishy-Virus ihn die ganze Zeit in seinen Gedankengängen unterbrach.

Doch plötzlich fiel es dem blauen Navi wie Schuppen von den Augen!

„Moment mal, warum machen wir eigentlich alles komplizierter, als es eigentlich ist?“

„Was meinst du?“, fragte Lan verdutzt.

„Dash ist doch mittlerweile groß genug, um mich problemlos tragen zu können. Ich steig einfach auf seinen Rücken, er fliegt mich nah genug an den Kristall heran und dann benutze ich irgendeinen Aqua Chip. Sollte doch funktionieren, oder?“

„Hey... Das ist wohl wahr.“, antwortete Lan, der sich diesen Einfall erst mehrmals durch den Kopf gehen lassen musste. „Na dann, worauf wartet ihr denn noch?“

Und so schwebte Dash vorsichtig in Bodennähe, dass MegaMan problemlos auf seinen Rücken steigen konnte. Als der Navi guten Halt gefasst hatte, erhob sich das Fishy auch schon wieder in die Lüfte und begann vorsichtig und sachte höher zu schweben und brachte sich und sein Herrchen so innerhalb kürzester Zeit in Nähe des brennenden Datenkristalls.

„Okay, Bubbler, Slot-In! Damit sollte es doch funzen.“

Kaum waren die Daten transferiert, zündete MegaMan auch schon seinen Buster. Das blubbernde Blasengeschoss hatte im Nu das Feuer gelöscht und so konnte Dash noch etwas näher an den Kristall heranfliegen, so dass MegaMan ihn dematerialisieren konnte und auch das letzte Rotorblatt erhielt.

„Endlich! Damit haben wir alle. Jetzt nur noch einsetzen und wir können weiter.“, freute sich MegaMan, dass die Suchaktion schon vorbei war.

Schnurstracks zischte Dash wieder zurück auf die Plattform zu und setzte sein Herrchen genau vor dem Terminal ab. MegaMan hüpfte vorsichtig vom Rücken seines Virenfreunds herunter und nahm das letzte Teil für das Propellerschloss, um es einzusetzen.

Nachdem der Propeller zusammengesetzt war, begann er sich langsam zu drehen und wurde dabei immer schneller, bis er sich schließlich aufgelöst und das Terminal freigegeben hatte. Durch zwei kurze Eingabebefehle, hatte der blaue Navi auch schon die Firewall deaktiviert, welche die zweite Plattform abgeschirmt hatte. Nun war der Weg frei!

„Hoffen wir mal, dass uns keine weiteren Überraschungen erwarten und wir dort endlich was finden, dass ich hier an diese Schlüsselkarte komme.“, seufzte Lan, der zwar frohen Mutes war, aber trotzdem leicht genervt von diesen unsinnigen Sicherheitssystemen.

„Yup. Das hier kostet alles auch nur noch mehr Zeit.“, stimmte der Navi seinem Operator zu und sprintete auch schon los, um die Verbindungsbrücke zu überqueren. Dash blieb wie immer dicht dahinter.
 

Als MegaMan die zweite Plattform erreicht hatte, blieb er stehen, um sich zuerst dort umzuschauen. Zu erkennen war soweit überhaupt nichts. Weder Terminal, noch irgendeine Art Mechanismus oder Verbindung zu einem weiteren Areal. Vom Aussehen her war die Plattform identisch mit der vorhergegangenen.

„Seltsam, hier scheint nichts zu sein.“

Doch kaum hatte er ausgesprochen riss MegaMan seinen Blick reflexartig nach oben, als sich auf einmal lauter Energiebarrieren aktivierten, die in wenigen Sekunden die gesamte zweite Plattform überspannt hatten und zu einem gigantischen Käfig werden ließen. Weder der Himmel, noch die Verbindungsbrücke blieben als Fluchtweg übrig. MegaMan und Dash waren gefangen in einem überdimensionalen Käfig aus Laserschranken!

„Verdammt, eine Falle! Ich hab’s doch gewusst!!“, begann Lan zornig zu fluchen.

„Und warum bist du dann hineingetappt?“, erklang plötzlich eine Stimme über die Internetverbindung.

„Was?? Wer ist da? Diese Stimme...“

„Heee-Heee!!“, hallte ein lautes Lachen durch das Areal, als sich kurz darauf ein nur allzu bekannter Navi vor MegaMan und Dash materialisierte.

Er war zwar ziemlich klein, dafür hatten MegaMan und Lan ihn aber umso besser in Erinnerung behalten. Es war PropellerMan!

„Überrascht mich zu sehen? Ich dachte ihr hättet nach dem Spielchen von eben damit gerechnet?“, kicherte der kleine Turbinen-Navi, als er seine Gegenüber amüsiert musterte.

„PropellerMan! Ich hatte mich wirklich schon gefragt, wo du steckst. Ich wusste, dass wir uns wiedersehen würden.“, grummelte MegaMan, der bereits seine Kampfstellung einnahm.

„Freut mich, dass ihr schon hierauf vorbereitet seid. Dann brauchen wir ja auch nicht lange Zeit mit Reden verschwenden, sondern können gleich anfangen, was?“, erklang wieder die Stimme über das Internet und jetzt wusste Lan auch, wem sie gehörte.

„Herr Kinoshita!“

„Ganz recht. So sieht man sich wieder oder eher... hört man sich.“

„Wo stecken sie? Kommen sie gefälligst raus und kämpfen selber wie ein Mann!“, brüllte Lan wütend, doch Kinoshita gab nur ein leises Lachen darauf als Antwort. „Wohin haben sie sich verkrochen?“

„Ich bin nicht hier. Ich befinde mich grade in einem anderen Stockwerk, aber das ist doch sowieso egal. Wir wissen doch beide, dass es uns nur um einen Net-Battle geht. Ich muss sagen, dass ich wirklich von dir beeindruckt bin. Ich hatte schon bei unserem ersten Treffen viel von dir gehalten, aber du übertriffst selbst das noch. Du bist ein wirklich außergewöhnlicher Junge und allmählich kann ich Mr. Shadow’s Interesse an dir verstehen.“

„Shadow... Wo ist er?“, wollte Lan direkt wissen.

„Oh, keine Sorge. Er ist ganz in der Nähe, aber das kann dir vorerst sowieso egal sein. Wenn du nämlich vor hast zu ihm zu kommen, wirst du wohl erst an uns vorbei müssen.“, erklärte Kinoshita. „Wir bewachen die Schlüsselkarte, die vor dir auf dem Tisch liegt. Nur durch sie kannst du weiterkommen. Außerdem wird sich die Energiebarriere, die deinen Navi gefangen hält erst dann deaktivieren, wenn PropellerMan besiegt ist. Wenn du uns also nicht schlagen kannst, hast du bereits verspielt.“

„Ach was! MegaMan und ich haben sie einmal besiegt, wir schaffen das auch locker ein zweites Mal!“, entgegnete Lan desinteressiert.

„So so... Du nimmst den Mund wie immer ziemlich voll, aber gern. Nur solltest du uns nicht auf die leichte Schulter nehmen. Auch PropellerMan ist stärker geworden und einige weitere Trümpfe haben wir auch noch parat. Dieses Mal wird es nicht so einfach für euch werden. Wir sind so kurz vor unserem Ziel, wir werden jetzt nicht klein beigeben. Aber es hat eh keinen Zweck mit euch über so etwas zu reden. Es ist genauso wie Mr. Shadow gesagt hat. Ihr versteht unsere Ziele nicht und wisst gar nicht, was wir für euch tun.“

„Was ihr für uns tut??“, wiederholte Lan verständnislos. „Unzählige Menschen in Gefahr bringen?“

„Da haben wir’s doch!“, wandte Kinoshita sofort empört ein. „Evolution verlangt halt manchmal Opfer und dagegen kann man nichts tun. Es war schon immer mein Traum in einer Welt zu leben, die nicht vollständig von der Net-Society abhängt. Und ich werde alles geben, um diesen Traum endlich zu erfüllen. Ich hab dich echt gern Lan, du bist ein guter Kerl. Aber wenn du dich uns nicht anschließen willst, werden wir dich aus dem Verkehr ziehen.“

„Halt!“, wandte Lan jedoch ein. „Herr Kinoshita, bitte! Es muss auch einen anderen Weg geben, als zu kämpfen. Was ist es, was sie an der Net-Society so sehr hassen? Warum wollt ihr sie zerstören? Ich versteh das nicht!“

„Und genau darum werden wir kämpfen müssen. Mach dich bereit!“

„Aber Moment!“, doch Lan merkte schnell, dass ein Kampf unausweichlich war.

Weswegen Kinoshita auch immer die Net-Society zerstören wollte, er war jedenfalls so fest davon überzeugt, dass er sich nicht umstimmen lassen würde.

„Heee-Heee! Ihr habt es gehört! Lasst uns endlich anfangen. Wenn ihr die Schlüsselkarte haben wollt... dann kommt her!! Heee!!“, grinste PropellerMan, der sich ebenfalls in Angriffsposition begab.

„Also gut...“, seufzte Lan enttäuscht. „MegaMan? Battle routine, set!“

„Execute!“

„Für eine bessere Welt!“, erklang Herr Kinoshita’s Stimme noch einmal laut über die Internetverbindung, als der Kampf auch schon losgehen konnte.
 

„Hee-Hee!! Nun, dann zeig was du drauf hast! PropellerBoomerang!!“, rief der kleine rote Navi, als er auch schon den großen gelben Propeller von seinem Kopf nahm und ihn direkt auf MegaMan und Dash schleuderte.

„Vorsicht!“, schrie MegaMan auf, als er das kreiselnde Rotorblatt auf sich zuschießen sah und sofort sprangen der blaue Navi und der grüne Virus auseinander, dass der Propeller genau zwischen ihnen durchflog.

„Na warte!“, richtete MegaMan auch gleich seinen Buster auf PropellerMan, um einen Gegenangriff zu starten, doch dieser stand nur selbstsicher grinsend da und versuchte nicht einmal eine Abwehrhaltung einzunehmen.

Leicht irritiert zögerte MegaMan kurz, lud dann aber seinen Buster auf, um einen ChargeShot abzugeben.

„Mega, pass auf! Hinter dir!!”, brüllte Lan, aber da war es auch schon zu spät.

Wie ein Bumerang kam der Propeller zurückgeflogen und prallte mit heftiger Wucht gegen MegaMan’s Rücken und hinderte den blauen Navi dadurch am Angriff. Laut stöhnend riss es MegaMan vornüber von den Füßen und er knallte krachend auf den Boden.

„Sowas. Ich hatte nicht geglaubt, dass du wirklich darauf reinfallen würdest.“, kicherte der kleine Turbinen-Navi, als er den großen Propeller in der Luft wieder auffing und ihn zurück auf seinen Kopf setzte.

Grummelnd richtete sich MegaMan wieder auf. Sein Rücken tat noch immer von dem Treffer weh, aber seinen Kampfgeist beeinträchtigte dies nicht.

„Komm, dem zeigen wir’s!“, rief Lan, als er auch schon einen Battle Chip zur Hand nahm und ihn in sein PET schob. „Shotgun, Slot-In!!“

Schnell aktivierte MegaMan seinen Buster, visierte ohne zu zögern an und feuerte, bevor PropellerMan ihn ein weiteres Mal im Angriff unterbrechen konnte.

Aber dies hatte der kleine Navi eh nicht vorgehabt. Er nahm erneut den großen Propeller von seinem Kopf und hielt ihn schützend vor sich, während er damit begann ihn immer schneller werdend zu drehen. Das funkelnde Energiegeschoss der Shotgun prallte an dem drehenden Propeller ab, wie an einem starken Schild.

„Also mit so was braucht ihr uns gar nicht erst kommen.“, erklang wieder Kinoshita’s Stimme. „Ich habe doch gesagt, wir sind besser geworden. Ich finde es ein wenig beleidigend, dass ihr es immer noch mit solch lächerlichen Angriffen versuchen wollt. Wenn ihr nicht sofort anfangt uns als ernsthafte Gegner anzusehen, wird dieser Kampf sehr schnell für euch vorbei sein.“

„Er hat Recht, Lan. Außerdem sollten wir daran denken, dass wir nicht mehr viel Zeit haben. Lass uns gleich die schwereren Geschütze auffahren.“, riet MegaMan seinem Operator, während er beobachtete, wie PropellerMan wieder seinen Propeller zurück auf den Kopf setzte.

„Na gut...“, stimmte Lan zu. „Dann lass uns die Aufwärmphase gleich überspringen.“

„Dann kann’s jetzt endlich richtig losgehen?“, fragte PropellerMan ungeduldig.

„Ja... Komm schon. Dann leg mal los.“, forderte der blaue Navi sein Gegenüber heraus.

„Wie ihr wollt!“, antwortete PropellerMan und schlug seine kurzen Arme auseinander.

Drei kleine, sich schnell drehende Propeller materialisierten sich vor der Brust des Turbinen-Navis und mit einem Fingerzeig ließ er sie auf seinen Kontrahenten zuschießen.

„Katana, Slot-In!!“, lud Lan den nächsten Chip herunter.

Blitzschnell sprang MegaMan ein Stück nach hinten, während sich an seinem Busterarm die lange, scharfe Schwertklinge aktivierte. Als er wieder fest auf dem Boden stand, holte er aus und wehrte die drei Propellergeschosse mit mehreren gezielten Schwerthieben ab und ließ sie in verschiedene Richtungen davon schießen.

„Oh, das war beeindruckend.“, bemerkte Kinoshita amüsiert.

„Das war auch noch längst nicht alles!“, entgegnete Lan.

„Das hoffe ich doch! Heee! Wie wäre es denn hiermit-“, doch bevor PropellerMan zum nächsten Angriff übergehen konnte, wurde er auch schon zu Boden geschleudert.

Dash, der sich vorerst aus dem Kampf gehalten hatte, war in der Zwischenzeit um den kleinen Navi herumgeflogen und hatte eine Dash-Attacke gestartet, um ihn zu Fall zu bringen.

„Verflixt!“, fluchte Kinoshita, der schon gar nicht mehr auf das Fishy geachtet hatte.

„Sehr gut, Dash! Los, Mega! Mach ihn platt!“

Dies ließ sich der blaue Navi nicht zweimal sagen und sprang auch schon los, mit erhobenem Katana, um PropellerMan zu erledigen, solange dieser noch verwirrt am Boden lag.

„PropellerMan! Steh wieder auf!“

Immer noch etwas benommen hob der kleine Navi seinen Kopf an und erkannte MegaMan noch rechtzeitig genug, um sich schnell nach hinten werfen zu können, um so einem weiten Katanahieb zu entgehen. Doch MegaMan setzte sofort nach und schlug erneut zu, doch auch dieses Mal konnte PropellerMan sich noch grade retten, indem er sich schnell zur Seite rollte.

„Hee-He! Jetzt wird’s interessant! PropellerBomb!“

Noch bevor er sich wieder vollständig aufgerichtet hatte, streckte PropellerMan seinem Gegner den Buster entgegen, bevor dieser zu einem weiteren Schwertangriff ansetzen konnte. Eine laut grollende Explosion ließ MegaMan hoch durch die Luft fliegen, als die Propellerbombe ihn direkt auf der Brust traf. Aber PropellerMan bekam noch immer keine Zeit sich auszuruhen. Kaum hatte er sich MegaMan vorerst entledigt, war auch schon Dash da und rammte ihn erneut um. Polternd stürzte der Turbinen-Navi nach vorn und schlug einige Purzelbäume, bevor er in einer ziemlich unbequemen Position zum Liegen kam.

„Alles in Ordnung, MegaMan??“, fragte Lan sofort.

Die Anzeigen auf dem PET waren zwar noch im grünen Bereich, aber trotzdem schien MegaMan einiges abbekommen zu haben. Auch das Katana hatte die Explosion nicht heil überstanden.

„Ge-Geht so...“, hustete der blaue Navi, als er sich vorsichtig wieder auf die Beine brachte. „Damit hatte ich nicht gerechnet.“

„Ja... es scheint wohl wirklich so, als wären Kinoshita und PropellerMan stärker, als beim letzten Mal. Aber sie haben weder Soul Unisons, noch einen Virus, der ihnen im Kampf hilft. Komm schon, das dürfte doch nicht so schwer zu schaffen sein, oder?“

„Ja...“, stöhnte MegaMan, atmete erst einmal tief ein und streckte seine schmerzenden Glieder, als er sich wieder vollständig aufgerichtet hatte.

Aber auch PropellerMan war längst wieder auf den Beinen. Nachdem Dash sich wieder zu seinem Herrchen zurückgezogen hatte, fanden sich die drei Gegner in der Ausgangsstellung wieder.

„Das war ja schon mal ganz nett.“, sprach Kinoshita, dem man eine leichte Zufriedenheit aus der Stimme entnehmen konnte.

„Müssen wir das hier wirklich tun? Herr Kinoshita, ich bitte sie! Sie haben nie den Eindruck auf mich gemacht, als seien sie jemand von dem gleichen Kaliber wie Smoke oder Shadow. Sie oder auch Joshua, Rina... und Mr. Match! Was verleitet sie nur dazu so etwas zu tun??“, versuchte Lan die kurze Pause im Kampf zu nutzen, um noch einmal mit seinem Gegner zu sprechen, um eine andere Lösung zu finden.

„Es geht nicht anders, Lan. Wie ich bereits sagte... es hat eh keinen Sinn mit dir hierüber zu reden, da du es sowieso nicht verstehen würdest. Dazu bist du noch zu jung und viel zu naiv. Du hast noch nicht genügend Erfahrungen gesammelt, um zu verstehen, wieso jemand wie ich etwas tun kann, dass so viele Menschen gefährdet. Aber es ist zum Wohle aller! Auch wenn es nicht danach aussehen mag... Wenn wir das hier durchgezogen haben, wird nie wieder jemand leiden müssen. Zumindest nicht unter der Net-Society...“

„Aber warum leiden? Weshalb sollten die Menschen unter der Net-Society leiden? Ohne die Net-Society ist ein Leben heutzutage doch kaum mehr möglich!“, wandte Lan verständnislos ein.

„Siehst du, Lan? Und genau weil du das jetzt gesagt hast, weiß ich, dass es zwecklos ist es dir zu erklären. Ich habe von Mr. Shadow einen Befehl erhalten und diesen werde ich jetzt auch ausführen. Für eine neue, bessere Welt!“

„Aber das ist doch hirnverbrannt!“

„Nenn es ruhig wie du willst, aber es ist der einzige Weg. Und da ich sehe, dass die normalen Tricks bei euch nicht funktionieren, womit ich sowieso nicht gerechnet hatte, werden wir gleich zum Finale übergehen.“, sagte Kinoshita, als er einen Battle Chip aus seiner Tasche zog und ihn zum Slot-In bereit machte. „PropellerMan? Es ist soweit.“

„Ich werde dich nicht enttäuschen, wie ich’s versprochen habe.“, antwortete PropellerMan, der nun einen sehr ernsten Blick aufgesetzt hatte.

„Was haben die vor?“, fragte MegaMan ungutes ahnend und rückte mit Dash ein Stückchen näher zusammen, während er seine Augen nicht mehr von PropellerMan lassen konnte.

„Dieser Chip garantiert uns den Sieg! Macht euch darauf gefasst das gesamte Potential unserer Kraft zu erfahren! Dark Chip, Slot-In!”, lud Kinoshita auch endlich den Battle Chip runter.

„Ein Dark Chip??“, erschrak Lan. „Aber wenn sie den benutzen... PropellerMan wird...!“

„Ich weiß ganz genau, was es für Auswirkungen hat und genauso weiß es auch PropellerMan. Macht euch nun lieber Gedanken um euch selbst, statt um eure Gegner!“, brüllte Kinoshita nun mit ziemlich wütendem Ton.

Es war sowieso nun nicht mehr rückgängig zu machen. Fassungslos mussten sowohl Lan, als auch Dash und MegaMan mit ansehen, wie PropellerMan von einer dunklen Wolke aus schwarz-violettem Qualm verschlungen wurde.

Das gesamte Areal begann schlagartig zu beben, dass MegaMan Probleme hatte sich vernünftig auf den Beinen zu halten. Aller Aufmerksamkeit war vollkommen auf den kleinen Turbinen-Navi gerichtet, der laut schreiend unter Qualen zu leiden hatte, als der Dark Chip langsam begann von seiner Seele Besitz zu ergreifen.

Kinoshita hatte sich zwar innerlich schon lange hierauf vorbereitet, doch jetzt wo es soweit war, konnte er trotzdem nicht hinsehen. Er versuchte seine Gedanken daran festzuklammern, was sein würde, wenn all dies endlich vorbei wäre. Er versuchte sich mit allen Mitteln abzulenken, da er seinen Navi einfach nicht leiden sehen konnte. Aber um seinen Traum zu verwirklichen führte kein Weg an diesem Akt vorbei.

Langsam begann sich der Qualm dicht über dem Plattformboden im gesamten Areal auszubreiten, wie leichter Nebel. MegaMan konnte die dunkle Energie bis in seine innersten Bestandteile spüren und auch Dash merkte man an, dass er ziemlich viel Angst zu bekommen schien.

Als der Dark Chip schließlich vollständig Kontrolle über PropellerMan genommen hatte, wirkte der kleine Navi in keinster Weise mehr so wie vorher. Sein Körper hatte sich dunkel verfärbt. Er war violett bis schwarz, nicht mehr rot und blau. Sein Gesicht strahlte eine ungemeine Bosheit aus und er begann leise unverständliches Zeug vor sich herzumurmeln.

„W-Was ist hier passiert??“, konnte Lan nicht fassen, was er grade gesehen hatte.

„PropellerMan existiert nicht mehr. Seine Seele wurde vom Dark Chip verschlungen. Genau aus diesem Grund wurden die Teile verboten.“, erklärte MegaMan mit zusammengebissenen Zähnen, wütend über die Tatsache, dass Kinoshita seinem Navi so etwas antun konnte.

„Wieso haben sie das getan??“

„Ich sagte bereits, es gibt keinen anderen Weg. Nun ist es sowieso nicht mehr zu ändern.“, antwortete Kinoshita mit ruhiger, emotionsloser Stimme.

„Wie kann man nur? Dem eigenen Navi!“, rief Lan fassungslos, doch Herr Kinoshita gab keine Antwort mehr.

„Es hat keinen Sinn, Lan. Er meint es ernst. Das einzige was uns jetzt noch bleibt ist ihn zu löschen. Einen anderen Weg PropellerMan vom Dark Chip zu befreien gibt es nicht.“, erklärte MegaMan, der Dash deutete sich zurückzuhalten.

„Ich fass das einfach nicht... Dass sie wirklich so weit gehen können!“, grollte Lan zornig.

„Dann fass es halt nicht! Es ist Zeit die Dinge zu sehen, wie sie sind. Das hier ist die Realität, Jungchen! Man kann nur etwas verändern, wenn man bereit ist die Extreme zu sehen. Wir befinden uns nicht in einem Videospiel in dem man nach dem Game Over einfach neu starten kann. Hier hat man nur eine Chance und es heißt jetzt du oder ich! Lösch PropellerMan oder nimm in Kauf, dass dein Navi gelöscht wird, wenn du noch immer glaubst, dass man auch auf friedlichem Weg zu einer Lösung kommen kann!“, brüllte Kinoshita plötzlich los in ernstem, wütendem Ton.

„Ich hätte nie geglaubt, dass sie zu so etwas fähig sind...“, wollte Lan das Ganze jedoch immer noch nicht wahrhaben.

„Tja, jetzt siehst du, dass ich es doch bin. So kann man sich täuschen, was? Und jetzt... bringen wir’s endlich zu Ende...“, versuchte Kinoshita das Ganze so schnell wie möglich zu beenden, bevor er nicht mehr in der Lage war vernünftig zu sprechen. Was Lan nämlich nicht sehen konnte war, dass er kurz davor war in Tränen auszubrechen.

„Also gut, wie sie wollen. Sie sind genauso ein mieses Dreckschwein, wie dieser Smoke! Und ich hatte sie immer für einen im Grunde guten Kerl gehalten. Aber bitte... MegaMan? Du weißt, was du zu tun hast!“, platzte Lan nun endgültig der Kragen.

Der blaue Navi nickte entschlossen und hielt sich bereit. Auch Dash war bereit für den Kampf, obwohl sich der Fishy-Virus lieber versuchen wollte etwas zurückzuhalten.

„Es tut mir leid, Lan... Bitte verzeih mir...“, murmelte Kinoshita so leise, dass Lan es schon gar nicht mehr hören konnte.

Somit konnte die zweite Runde beginnen!
 

Kaum hatte Lan die ersten Battle Chips zur Hand genommen, sprang PropellerMan auch schon los, um MegaMan zu attackieren. Der kleine Navi hatte vollkommen die Kontrolle über sich verloren, war nicht mehr in der Lage vernünftig zu sprechen und hatte nur noch ein Ziel vor Augen. Er war getrieben von einem unbändigen Drang, alles zu vernichten, was ihm in die Quere kam, um sich irgendwie von den höllischen Schmerzen abzulenken, die jede Sehne seines instabilen Datenkörpers durchfluteten.

Mit einem heftigen Fußtritt brachte PropellerMan Lan’s Navi sofort zu Boden. Dash versuchte dazwischen zu gehen, doch ein einfacher Schlag reichte schon aus, um den Fishy-Virus aus der Luft zu holen und ebenfalls unsanft zu Boden stürzen zu lassen.

Während Lan nun nicht genau wusste, wie er reagieren und welchen Chip er benutzen sollte und ob ein Battle Chip jetzt überhaupt geeignet wäre, nutzte PropellerMan diese Zeit der Unentschlossenheit, um mehrmals kraftvoll auf MegaMan einzuschlagen. Auch wenn Kinoshita’s Navi nur ein Drittel so groß war, wie MegaMan, so hatte der Dark Chip seine Kräfte mindestens soweit erhöht, dass sie die des blauen Navis um ein Vielfaches übersteigen mussten.

Mehrmals hallten abgehackte Schreie auf, als MegaMan mehrere kräftige Schläge und Tritte in die Bauchregion einstecken musste. PropellerMan schien sichtlich Spaß daran zu haben seinen Gegner windelweich zu prügeln.

„MegaMan!“, schrie Lan verzweifelt.

Kichernd schlug PropellerMan immer weiter, immer fester und immer schneller zu. MegaMan hatte keine Chance sich irgendwie zu verteidigen.

Dash konnte das nicht lange mit ansehen und zwang sich unter Schmerzen wieder hoch in die Luft. Der letzte Treffer hatte präzise gesessen, doch das Fishy konnte nicht zulassen, was seinem Herrchen angetan wurde. Sämtliche Kraftreserven mobilisierend startete es einen neuen Angriff und vollzog eine DashAttack genau gegen PropellerMan, um den kleinen randalierenden Navi allerdings nur leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Wütend stoppte PropellerMan seinen Schlägehagel auf Lan’s Navi und wandte sich knurrend herum, um sich demjenigen zu widmen, der es gewagt hatte ihn von hinten anzugreifen.

Sofort zischte Dash auf und davon, als sein ängstlicher Blick und der bösartige PropellerMan’s sich trafen. Doch so einfach wollte der von Hass besessene Navi den Virus nicht entkommen lassen und schleuderte ihm einige kleine, violett leuchtende Propeller hinterher, deren Rotorblätter scharf wie Rasierklingen waren.

Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte Lan sofort aus, um seinen Navi mit Hilfe eines Escape Chips außer Reichweite von PropellerMan zu schaffen. Er sendete noch einen Recovery Chip hinterher und schnell war MegaMan wieder auf den Beinen, auch wenn er immer noch ziemlich angeschlagen aussah.

„Er ist verdammt stark...“, ächzte MegaMan erschöpft. „Nicht einmal Darkling hatte so viel Power...“

„Diese verfluchten Dark Chips.“, grummelte Lan. „Wenn ich Shadow in die Finger bekomme, werde ich ihn dafür umbringen.“

„Wir müssen uns schnell etwas einfallen lassen. Dash wird auch nicht lange durchhalten.“, versuchte MegaMan seinen Operator zur Konzentration auf das Wesentliche zu zwingen, während er mit besorgtem Blick zusehen musste, wie PropellerMan weitere Angriffe gegen Dash startete, denen der Fishy-Virus nur knapp entrinnen konnte.

„Ja, tut mir leid... Aber was sollen wir tun? Letztes Mal haben wir ihn mit einem Program Advance erledigt. Ich glaube etwas anderes hilft uns hier auch nicht weiter, oder?“, überlegte Lan.

„Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass wir ein gewaltiges Problem haben, wenn wir nicht schnell etwas unternehmen.“

„Also gut... Dann probieren wir es mit einem Program Advance. Wenn ich dir bescheid gebe, musst du versuchen PropellerMan’s Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen. Alles klar?“

„Ich werd mich bereit halten, nur beeil dich, Lan!“

Also begann Lan so schnell wie möglich die Battle Chips für den Program Advance zusammenzusuchen, während MegaMan schon seinen Buster bereit machte und weiterhin PropellerMan und Dash beobachtete.

Der große Virus war recht flink und konnte den Angriffen größtenteils entgehen, doch oftmals wurde es ziemlich knapp und als PropellerMan endgültig die Nase voll hatte, vollzog er einen weiten, blitzschnellen Sprung, der ihn direkt vor den Fishy-Virus beförderte. Dash schreckte sofort zusammen und hatte keine Chance mehr auszuweichen, als PropellerMan plötzlich den großen Propeller von seinem Kopf riss und ihn damit niederschlug. Kaum lag der Virus bewusstlos am Boden, setzte der Turbinen-Navi seinen Fuß auf dessen Kopf und machte sich bereit zuzutreten. Auch wenn Lan das Zeichen noch nicht gegeben hatte, konnte MegaMan nun nicht länger warten. Bevor sein Virenfreund dran glauben musste, feuerte er eine Busterladung genau gegen PropellerMan’s Kopf. Nun noch mehr in Rage versetzt brüllte der kleine Navi laut los, wandte sich vom Fishy ab und bewegte sich mit ungeheurer Geschwindigkeit auf MegaMan zu.

„Lan, er kommt!“, schrie MegaMan.

Aber zum Glück war auch Lan endlich fertig. Ohne zu zögern schaltete er die drei benötigten Chips in Reihe, um den Program Advance auszulösen.

„Hier! Cannon, Slot-In! HighCannon, Slot-In! MegaCannon, Slot-In! Program Advance! ZetaCannon!!”

Sofort riss MegaMan seinen Buster hoch, richtete ihn direkt auf PropellerMan, der nur noch wenige Meter entfernt war und bevor er überhaupt genügend Energie gesammelt hatte, entfachte er schon die ZetaCannon. Ein donnernder Energiestrahl gewaltigen Ausmaßes wurde dem Turbinen-Navi entgegengefeuert und von einer ebenso laut hallenden Explosion wurde er verschluckt. Auch MegaMan riss es von den Füßen und er landete schmerzvoll auf seinem Hinterteil.

Lan starrte angespannt auf sein PET und wartete darauf, dass sich der Rauch der Explosion schnell wieder verziehen würde. Hatte es wohl schon gereicht, um PropellerMan zu erledigen? Anscheinend nicht! Als die restlichen Energiepartikel sich verflüchtigt hatten, stand PropellerMan immer noch da. Leicht verwirrt und nicht mehr in seiner kompletten Einheit, schaute er verwirrt umher und schwankte leicht. Die ZetaCannon hatte ihn zwar getroffen, aber nicht komplett gelöscht. Teile seiner Beine waren weggefetzt worden, die Hälfte seines Oberkörpers fehlte, von seinem Kopf lösten sich nach und nach noch mehr Partikel ab und überall schossen Datenfontainen aus seinem stark lädierten Körper. Er taumelte leicht und versuchte sich wieder zu fassen.

„Unglaublich...“, stöhnte MegaMan mit aufgerissenen Augen.

„Schnell, MegaMan! Versetzt ihm den Gnadenstoß, bevor er wieder bei Sinnen ist!“, schrie Lan sofort los, als er merkte, dass jetzt ein geeigneter Zeitpunkt war um zuzuschlagen, bevor es vielleicht zu spät sein könnte, um noch etwas zu unternehmen. „BambooSword, Slot-In!“

Nachdem sich das gelblich schimmernde Schwert an MegaMan’s Arm materialisiert hatte, sprang der blaue Navi direkt auf die Beine und stürmte auf PropellerMan zu. Im Lauf noch holte er mit der Klinge aus. Gerade als PropellerMan endlich wieder all seine Sinne beisammen hatte, sah er auch schon die Schwertklinge auf sich niedersausen. Nach einem einzigen Hieb fiel der kleine Navi in zwei Hälften auseinander, während noch weitere Körperteile von ihm abfielen. Es regnete ein Meer von Datenteilen und mit einem lauten, qualvollen Schrei verabschiedete sich Kinoshita’s Navi, bevor er vollständig gelöscht wurde. Es war vorbei...
 

MegaMan konnte es noch immer nicht glauben. Aber sobald das BambooSword wieder deaktiviert war, rannte er direkt zu Dash rüber, um sich um seinen tapferen Virenfreund zu kümmern. Lan hingegen musste erst einmal von dieser Aufregung verschnaufen.

„Das war’s...“

„Nicht schlecht. Ihr habt uns ein zweites Mal in Folge besiegt, wirklich beachtlich.“, meldete sich Herr Kinoshita nun endlich wieder zu Wort. „Aber glaubt bloß nicht, dass es vorbei ist!“

„Herr Kinoshita...“

„Du magst mich geschlagen haben, Lan, aber das ist erst der Anfang! Die Schlüsselkarte gehört dir, doch noch bist du weit davon entfernt uns aufzuhalten.“

Lan merkte, dass etwas nicht stimmte. Kinoshita’s Stimme klang nicht mehr so wütend und kraftvoll, wie zuvor. Er klang traurig, fast schon so als hätte er Tränen zu unterdrücken.

„Herr Kinoshita. Es tut mir leid, aber sie haben mir keine andere Wahl gelassen. Sie haben sicher ihre Gründe, doch diese rechtfertigen noch lange nicht das Leiden anderer. Solange es Menschen gibt, die diese Welt lieben und friedlich in ihr leben wollen, so wie sie ist... solange werde ich für diese Menschen kämpfen, egal wer sich uns in den Weg stellt!“

„Ich wünschte ich könnte deine Einstellung teilen, Lan...“, seufzte Kinoshita.

„Warum nicht? Es ist noch nicht zu spät!“

„Doch... für mich ist es schon lange zu spät... Ich habe meinen Entschluss gefasst und würde jeder Zeit wieder so handeln. Jetzt liegt es an dir mir zu zeigen, dass ich doch Unrecht habe. Ich wünsche dir viel Glück und pass gut auf dich auf...“

Und bevor Lan noch etwas darauf antworten konnte, war die Verbindung zu Kinoshita schon abgebrochen.

„Was muss ich tun...? Was fehlt mir, dass ich das hier nicht verstehen kann?“, murmelte Lan mit betrübtem Blick. Er hätte so gern erfahren, was Herrn Kinoshita nur zu seinem Handeln bewegen konnte.

„Alles klar mit dir, Lan?“, erklang plötzlich MegaMan’s Stimme aus dem PET und sofort wandte sich Lan wieder seinem Navi zu.

„Ja, es geht schon. Ich frage mich nur immer noch, wie es nur zu alldem hier kommen konnte.“

„Darauf werden wir wohl nur eine Antwort von Shadow erhalten können. Er ist derjenige, der für all das hier verantwortlich ist. Er hat es geschafft Joshua, Herrn Kinoshita und all die anderen dazu zu verleiten bei dieser Sache mitzumachen. Nur er kann uns sagen, worum es hier wirklich geht.“

„Ein Grund mehr ihn so schnell wie möglich zu finden. Ist Dash in Ordnung?“

„Yup, Dash ist okay.“, antwortete der blaue Navi mit dem großen Virus in den Armen. „Er hat ziemlich was abbekommen, aber es geht ihm gut.“

„Der Arme... aber wir können froh sein, dass wir ihn haben. Seinen Mut zu übertreffen ist schwierig. Ich glaube er würde sich immer wieder ohne Frage in Gefahr bringen, nur um dich zu schützen.“

„Genau deshalb muss ich jetzt anfangen ihn zu beschützen.“, sprach MegaMan und betrachtete den Fishy-Virus, der aussah, als würde er seelenruhig schlafen.

„Ich logg euch beide wieder aus, dann könnt ihr euch ausruhen. Durch den Sieg über PropellerMan hat sich das kleine Kästchen hier auf dem Tisch geöffnet. Gucken wir mal, wohin uns diese Schlüsselkarte bringen wird.“ Also nahm Lan das Verbindungskabel seines PETs und zog es wieder aus dem Anschluss, woraufhin Dash und MegaMan zurück auf das PET transferiert wurden.

Den ersten Kampf hatten sie nun erfolgreich überstanden. Doch wie Kinoshita bereits gesagt hatte, war dies erst der Anfang. Es war nun völlig klar, dass Shadow’s Untergebene alles daran setzen würden, um Lan und MegaMan aufzuhalten. Sie würden selbst nicht davor zurückschrecken Dark Chips zu benutzen und die Seele ihrer Navis der Dunkelheit auszuhändigen. Was sie aber nicht ahnten war, dass sie dadurch nur den Zorn eines anderen Wesens der Dunkelheit schürten...

Dark Smoke!

Lan hatte die erste Schlüsselkarte erhalten. Um den Fahrstuhl ins nächste Stockwerk nehmen zu können, benötigte er eine spezielle Schlüsselkarte, die in einem von vier Räumen, welche ebenfalls nur durch solche Karten zu öffnen waren, versteckt sein musste. Durch den Sieg über PropellerMan und Herrn Kinoshita in einem ziemlich überraschungsreichen Rückkampf, war es Lan nun möglich mit Hilfe der neu erhaltenen Schlüsselkarte einen anderen der vier Räume zu betreten. So machte sich der Junge ohne große Umschweife auf zum nächsten Büroraum, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Sein nächster Gegner stand aber ebenfalls schon längst in den Startlöchern...
 

Nachdem Lan Dash und MegaMan wieder ausgeloggt und die Schlüsselkarte aus der nun geöffneten Box genommen hatte, verließ er auch gleich wieder das Büro und kehrte zurück in den großen Hauptraum. Er blieb einige Momente stehen und betrachtete abwechselnd die Schlüsselkarte und die anderen drei Türen von der Mitte des Raums aus. Irgendeine der restlichen Türen musste hiermit geöffnet werden können. Bei genauerem Hinsehen merkte Lan plötzlich, dass auf der Karte ein kleiner Buchstabe aufgedruckt war, in einer der Ecken. Es war ein ’A’. Erst jetzt fiel ihm auf, dass auch die Kartenleser, die neben jeder der Türen angebracht waren, ebenfalls mit Buchstaben von A bis C gekennzeichnet waren. Der Aufzug, den es in Gang zu setzen hieß, besaß den Buchstaben D, der bereits geöffnete Raum hatte weder einen Buchstabencode, noch einen Kartenleser. Allmählich wurde Lan alles klar!

Mit Karte A konnte er vermutlich Raum A öffnen, worin er Schlüsselkarte B finden könnte, mit welcher der nächste Raum zu öffnen galt, bis er schließlich die letzte Karte für den Aufzug erhalten hätte! Kein sonderlich ausgefallenes Sicherheitssystem, aber komplex und vor allem kostete es Zeit. Und da Lan von diesem Faktor eh sehr wenig besaß, rannte er gradewegs zu der nächsten Tür, zog die Schlüsselkarte durch das entsprechende Lesegerät und erhielt somit Zutritt ins nächste Büro.
 

Der Büroraum, in den Lan nun hineintreten konnte, war größtenteils identisch mit dem letzten. Ausgelegt mit einem grauen Teppichboden, ein einzelnes Fenster, durch das immer noch wütendes Regenwetter zu sehen war, einige Bücherregale und ein Bürotisch auf dem ein Laptop aufgestellt war, welches mit einer schwarzen Box verbunden war, in der sich die nächste Schlüsselkarte befand.

„Also gut... Dann nochmal das gleiche Spiel. Bin schon gespannt, was uns dieses Mal erwartet.“, seufzte Lan, steckte die Schlüsselkarte weg, nahm sein PET zur Hand und trat vor den Bürotisch. „Wie steht’s mit Dash?“

„Er ist immer noch etwas angeschlagen. Ich denke es ist keine gute Idee ihn mitzunehmen.“, antwortete MegaMan, der den großen Fishy-Virus mit ernster Miene betrachtete. Dash lag am Boden und schien immer noch zu schlafen. Er war wirklich ziemlich erschöpft.

„Na gut, ich denke wir sollten auch ohne ihn gut auskommen können. Zumindest hoffe ich das.“, sprach Lan, als er auch schon das Verbindungskabel herauszog. Letztes Mal hätten sie es ohne die Hilfe des Virus vermutlich nicht geschafft. „Dann wollen wir mal... Jack-In, MegaMan! Execute!“

Und schon wurden die Daten des blauen Navis ins Netzwerk transferiert.
 

MegaMan materialisierte sich auf einer einzigen, sehr großen, quadratischen Plattform, ohne Verbindung zu anderen Bereichen, wie zuvor bei PropellerMan. Der Boden bestand aus schwarzen, blankpolierten Platten, die alles über ihnen kräftig und scharf reflektierten. Ein unregelmäßiges Muster verfolgend zogen sich lichtblaue Linien über den Boden. Die meisten von ihnen gingen von den Eckpunkten aus, wo sich je ein großes Loch befand, aus dem unaufhörlich Qualm austrat. MegaMan musste direkt mehrmals husten, als er den unangenehmen, kratzigen Qualm einatmete. Seine Augen begannen davon auch beinahe zu tränen. Er trat vorsichtig ein paar Schritte vor und schaute sich um. Soweit war rein gar nichts zu sehen. Weder Gegner, noch ein Terminal oder sonstiges. Nur dunkler, stinkender, alles überziehender Rauch, der sich dicht über dem gesamten Boden der Plattform, von den vier Kanten aus, ausgebreitet hatte.

„Ich hab schon eine böse Vorahnung, was beziehungsweise wer uns dieses Mal erwartet.“, stellte MegaMan fest, das Gesicht verzogen aufgrund des unangenehmen Rauchs.

„Ja, aber zuvor scheint jemand anderes es mit uns aufnehmen zu wollen.“, entgegnete Lan und richtete die Aufmerksamkeit seines Navis auf das andere Ende der Plattform, wo sich plötzlich ein gewaltiger Omega-Virus materialisiert hatte.

„Ein Omega-Virus!?“, ging MegaMan sofort in seine Kampfstellung über.

„Ja, aber kein gewöhnlicher Omega-Virus!“, wandte Lan ein und veranlasste MegaMan dazu das Aussehen seines brüllenden Gegenübers genauer unter die Lupe zu nehmen.

Der Virus, der dem blauen Navi nun gegenüberstand, sah tatsächlich anders aus! Er war um einiges größer, als die letzten. Das Feuer, welches den kompletten Oberkörper umflammte, war strahlend rot, weder gelblich noch orange. Das Wasser des Unterkörpers hatte eine grünliche Färbung und blubberte leise, dass es schon beinahe wie Säure, statt Wasser wirkte. Die blitzförmigen Krallen an den Füßen waren auch um einiges länger und schärfer. Doch der deutlichste Unterschied fand sich in der Farbe des kantigen Hundekopfes wieder. Er war nicht dunkelblau oder violett, wie bei den vorhergegangenen Viren, sondern dunkelgrün und die Augen funkelten in einem tiefen Rot. Vermutlich handelte es sich hierbei erneut um eine upgegradete Version des Omega-Virus!

„Das Vieh sieht mir nicht grade sehr wohlgesonnen aus.“, bemerkte MegaMan ironisch lachend, als er einige Schritte zurück trat, während der Virus selbst langsam und schwerfällig seine gigantischen Vorderläufe hob und sich knurrend auf den blauen Navi zu bewegte.

„Tst... Mach dir keinen Kopf deswegen. Wir haben die anderen auch schon besiegt und so weit wie wir jetzt sind, da lassen wir uns doch nicht von so einem Virus entmutigen!“, sprach Lan, vollkommen von sich selbst überzeugt. „Wir wissen ja nun, dass auch die Standardattacken der Souls durch Sektor’s Power Up verbessert werden und mit der sonst üblichen Methode, sollte dies hier doch ein Kinderspiel werden, was?“

„Na wenn du meinst...“, antwortete MegaMan, nicht ganz so sehr von den Worten seines Operators überzeugt.

„Machen wie ihn einfach fix fertig! Aktiviere Soul-Unison! SektorSoul!!“, schleuderte Lan auch schon ohne weitere Einwände den entsprechenden Chip in sein PET.

Sofort begann MegaMan’s Körper hell zu erleuchten, als er sich verwandelte und sein Erscheinungsbild sich so sehr änderte, dass es beinahe mit Sektor identisch wirkte.

Der Omega-Virus ließ sich aber nicht von diesen Lichtspielen ablenken und schien sich generell nicht für das zu interessieren, was sich da vor ihm abspielte. Laut bellend vollzog er einen kräftigen Satz und sprang genau auf MegaMan zu.

„Los, mach ihn fertig!!“, feuerte Lan seinen Navi an.

Doch bevor die Verwandlung überhaupt vollständig vollzogen war, wurde MegaMan auch schon von den Klauen des Omega-Virus umgehauen und zu Boden gerissen. Lauter dunkler Qualm wurde aufgewirbelt und vernebelte die Sicht, dass Lan seinen Navi schon gar nicht mehr sehen konnte, der sich nun irgendwo in der niedrigen Nebeldecke befinden musste, zu Boden gedrückt von den schweren Füßen des Virus.

„Scheiße!“, fluchte Lan sofort los. „MegaMan? MegaMan!!“

Mit Entsetzen starrte der junge Operator auf das Display seines PETs. Der Omega-Virus holte weit mit seinen Vorderbeinen aus und schlug so feste zu, dass die Plattform zu beben begann. Wieder wurde jede Menge Rauch umhergepustet.

Lan konnte es nicht fassen. Was zum Teufel war jetzt geschehen? War MegaMan etwa...?

Siegessicher begann der Omega-Virus wie ein Wolf zu heulen und reckte seine Schnauze dem Himmel empor. Doch auf einmal hielt er inne und senkte verwirrt seinen Blick. Er legte den Kopf schief und schaute verdutzt auf den Nebelteppich, in dem seine Füße verschwanden. Plötzlich wurde der Virus hoch durch die Luft geschleudert und vollzog im Flug einige ungewollte Rollen, ehe er donnernd zurück auf die Plattform krachte. Aus dem rauchenden Qualm stieg MegaMan heraus, gekleidet in Sektor’s Rüstung und ausgestattet mit einem ElecBlade. Er strich sachte über seinen Brustkorb, wo der Virus vermutlich draufgetreten haben musste und betrachtete im Anschluss seinen braunen Umhang, der von den Blitzkrallen teilweise zerrissen war.

„MegaMan!“, schrie Lan erleichtert auf. „Versetzt mir bloß nicht noch einmal so einen Schrecken!“

„Sorry.“, entschuldigte sich der nun orangefarbene Navi. „Scheint so, als wäre ich für den Augenblick, in dem die Verwandlung noch nicht komplett abgeschlossen war, unverwundbar gewesen.“

„Ein Glück.“, seufzte Lan beruhigt. „Und wie hast du dich dann jetzt unter dem Vieh befreit?“

„Sektor’s AirPressure ist wirklich nett.“, lächelte MegaMan als Antwort.

„AirPressure?“, wiederholte Lan und erinnerte sich auch direkt wieder an den Angriff. Es war eine ziemlich heftige Druckwelle mit deren Hilfe Sektor unter anderem seinen ersten Kampf im finalen Turnier der Net-Games in sekundenschnelle gewonnen hatte.

Doch sofort richtete sich die Aufmerksamkeit von Navi und Operator wieder dem Omega-Virus zu, der wütend grunzend aufstand und sich recht schnell von dem Angriff erholte.

„Na gut, jetzt aber richtig!“, sprach MegaMan, der nun auch etwas mehr Mut gefasst hatte, hielt sein Schwert bereit und wartete bereits auf den Virus, welcher auch ohne zu zögern losgetrabt kam um einen weiteren Angriff zu starten.

Donnerndes Gebell hallte durch das Areal, als der Omega-Virus nach vorn sprang und erneut versuchte MegaMan umzureißen. Dieses Mal war der Navi jedoch vorbereitet. Er schwang sein ElecBlade und hüpfte dem Virus entgegen.

Lan schaute gespannt zu und war sichtlich beeindruckt. MegaMan landete auf der langen Schnauze des Omega-Virus, welcher nun völlig verdutzt aus der Wäsche schaute und gab sich von dort aus einen weiteren Satz, um über den Rücken des riesigen Monsters hinwegzufliegen und genau hinter ihm zu landen. Ein einziger Schlag in den wässrigen Unterkörper reichte aus, um den Virus in einer zischenden Explosion aus Blitzen zu löschen.

Kaum war der Kampf vorbei deaktivierte sich die SektorSoul auch schon wieder und MegaMan gewann seine alte Gestalt zurück.

„Wow, das war echt krass!“, staunte Lan noch immer.

„Ja...“, stimmte MegaMan, selbst etwas ungläubig, zu. „Diese Omega-Viren stellen wirklich absolut kein Problem mehr dar.“

„Hoho, überaus beeindruckend! Genau das, was ich von dir erwartet hatte, Kleiner!“, ertönte eine tiefe Stimme über die Internetverbindung und Lan konnte auf Anhieb zuordnen, welcher Person diese gehörte.

„Smoke!!“, brüllte der junge Operator wütend los.

Begleitet von einem lauten Lachen erschien auch schon SmokeMan einige Meter von MegaMan entfernt, als er von Mr. Smoke eingeloggt wurde.

„Endlich seid ihr hier angekommen. Wir haben schon auf euch gewartet.“, sagte Smoke zufrieden.

MegaMan nahm sofort seine Kampfhaltung gegenüber SmokeMan ein, was der rauchende Navi ihm gleichtat. Mit finsteren Blicken starrten sie einander an, während sie das Reden ihren Operatoren überließen.

„Ich habe dieses Wiedersehen auch sehnlichst erwartet.“, grummelte Lan, der fest davon entschlossen war Smoke nun endlich alles heimzuzahlen.

„Soso... Du scheinst ja ziemlich wütend zu sein. Etwa auf mich? Aber wieso denn das? Ich bin doch eigentlich ein ganz netter Kerl, oder nicht?“, lachte Smoke, der immer noch Freude daran hatte Lan zu ärgern.

„Einbildung ist auch ’ne Bildung. Weswegen sind sie hier? Um mich wie jedes Mal fast tot zu labern?“

„Hey, keep cool, Kleiner. Was ist denn mit dir los? Pisst dir schon in die Hose, bevor es überhaupt angefangen hat, was? Ich rate dir nur deine Wut heute unter Kontrolle zu halten, wenn du nicht willst, dass alles so wie beim letzten Mal endet.“

„Keine Sorge. Ich begehe nicht zweimal den gleichen Fehler und abgesehen davon... wer hat denn die letzte Begegnung zwischen uns gewonnen?“, konterte Lan.

Smoke zögerte etwas und ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Er war spürbar überrascht von Lan’s Verhalten.

„Du möchtest es also wissen, wie? Nun gut... Ich denke du weißt wie das Spielchen läuft?“, begann der unfreundlich klingende Kettenraucher direkt auf den Punkt zu kommen, statt sich noch weiter mit Lan Wortgefechte zu liefern. „Wenn du die Schlüsselkarte haben willst, musst du meinen Navi besiegen. Das ist der einzige Weg. Aber glaub bloß nicht das könnte dir gelingen. Ich will deine Hoffnungen lieber gleich zu Beginn zerstören, damit die Enttäuschung später nicht allzu groß ausfällt. Du glaubst du kennst mich und SmokeMan? Wenn du das meinst, irrst du dich gewaltig. Wir sind nicht wie dieser nichtsnutzige Versager Kinoshita und sein unbrauchbarer Datenmüll, der sich PropellerMan schimpft. Wir haben hart für dieses Wiedersehen trainiert und ich bin fest entschlossen dir kleinem, vorlautem Bengel, endlich die Fresse zu stopfen, ein für alle Mal! Ich bin in der Vergangenheit viel zu sanft mit dir umgegangen. Diesen Fehler wiederhole ich nicht noch einmal. Keine Rücksicht mehr, kein Zurückhalten! Du bekommst jetzt unsere volle Power zu spüren.“

„Im Schwingen großer Reden, sind sie immer noch einsame Spitze, aber wir werden ja sehen, ob hinter diesen Worten auch was steckt.“, entgegnete Lan in einem Ton, der die Spannung zwischen den beiden Kontrahenten nur noch mehr verstärkte.

„Du kleines Arschloch... Wir werden ja sehen, wem es als erstes die Sprache verschlägt. Sag aber hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Endlich ist es soweit.“, freute sich Smoke und leitete auch schon die Kampfroutine ein. „Du kannst dir nicht im geringsten vorstellen, wie sehr ich hierauf gewartet habe. Endlich bekomme ich doch noch die Chance mich zu revanchieren und ich werde sie vollends auskosten, glaub mir.“

„Ja ja... Können wir dann endlich anfangen? Ich hör sowieso schon nicht mehr zu.“

„Du kleiner Rotzlöffel... Ich reiß dir den Arsch auf, dass du blutest. SmokeMan!! Schalt diese elende blaue Pest aus! Mit allen Mitteln die dir zur Verfügung stehen!!“

„Ganz wie sie wünschen.“, nickte SmokeMan, der mehr als bereit zum Kampf war.

„MegaMan? Es ist Zeit dem Mistkerl all das heimzuzahlen, was er uns in der Vergangenheit angetan hat. Für Rina und Joshua! Battle routine, set!”

„Execute!“, bestätigte MegaMan und endlich konnte der Rückkampf zwischen diesen beiden, sich so sehr hassenden Gegnern stattfinden!
 

„Heute wirst du endlich gelöscht werden, MegaMan! Ich bin lange Zeit auf diesen Kampf vorbereitet gewesen. Du hast keine Chance!“, rief SmokeMan seinem Gegner entgegen, als er seinen Busterarm senkrecht nach oben ausstreckte.

„Ihr sagt alle immer das Selbe und trotzdem verliert ihr.“, seufzte MegaMan kopfschüttelnd, hob ebenfalls seinen Buster und gab gleich mehrere Schüsse auf SmokeMan ab.

„Bring mich nicht zum Lachen... SmokeWall!!“

Bevor MegaMan’s Busterladungen ihr Ziel erreichen konnten, strömte auch schon jede Menge Qualm aus SmokeMan’s Buster, der sich in Windeseile ausbreitete und alles vernebelte. Eine riesige, undurchschaubare Wand aus Rauch zog über die Plattform aus und ließ SmokeMan völlig in sich untergehen.

MegaMan konnte nur mit ansehen, wie seine Geschosse durch den Rauch zischten, aber scheinbar auf nichts trafen.

„Oh nein, nicht schon wieder.“, grummelte Lan genervt und erinnerte sich an den letzten Kampf zurück. „Ich dachte ihr hättet was neues gelernt? Jetzt fängt der Kampf doch schon genauso an, wie letztes Mal.“

„Das ist ja auch nur zum Aufwärmen gedacht. Wart’s nur ab und sei nicht so ungeduldig. Oder kannst du’s schon kaum mehr erwarten den Hintern versohlt zu kriegen?“, lachte Smoke über die Internetverbindung.

„Lachen sie nur, solange sie noch können. Gleich werden sie keinen Grund mehr dazu haben. MegaMan?“

„Yup!“, antwortete der blaue Navi, der durch die qualmende Wand nicht sehen konnte, wo sich SmokeMan nun befand, aber er wusste, dass dieser hinterlistige Navi sich irgendwo in dem Rauch verstecken musste.

„Ich denke es ist an der Zeit für etwas Frischluft! WindRacket, Slot-In!“, warf Lan auch gleich einen Battle Chip in sein PET.

Nachdem sich der Fächer an MegaMan’s Arm materialisiert hatte, holte er auch schon weit aus und fächerte einmal horizontal um sich herum, wobei er einen kräftigen Windstoß auslöste, der quer über die Plattform schoss und die von SmokeMan erzeugte Rauchwand davon pustete. Kaum war der Rauch verschwunden, war Smoke’s Navi auch schon sichtbar und stand völlig überrascht am anderen Ende der Plattform, wo er sich verwirrt umschaute, was geschehen war.

„Da bist du also!“, rief MegaMan, als er seinen Gegner entdeckte, zögerte nicht und feuerte gleich erneut einige Busterschüsse auf ihn.

„Du Idiot, was tust du denn?!“, fluchte Smoke zornig über das dumme Verhalten seines Navis, der zielgenau erwischt und von den Füßen gefegt wurde.

„Das ist ja schon eher traurig.“, lachte Lan, als er beobachtete, wie SmokeMan sich wieder aufrichtete und dabei seinen schmerzenden Hintern rieb, auf den er gefallen war.

„Tst... na warte...“, murmelte SmokeMan verärgert und streckte erneut seine Arme aus. „Noch mal passiert das nicht, das verspreche ich! SmokeWall!!“

Wieder breitete sich in Sekundenschnelle eine weite Wand aus Rauch aus, die SmokeMan nutzte, um sich darin zu verstecken. Solange er sich in der qualmenden Wolke aufhalten würde, könnte er sich überall hinbewegen, ohne das MegaMan ihn sehen könnte. Der blaue Navi zeigte sich davon jedoch nicht beeindruckt und holte lediglich ein erneutes Mal mit dem WindRacket aus.

„Vergiss es, Kleiner!!“, hallte es plötzlich aus der Wolke heraus und fast im selben Moment kam ein blitzendes Bustergeschoss angeflogen, welches den Fächer an MegaMan’s Arm in Stücke sprengte, bevor der Navi einen Angriff damit starten konnte. Verwirrt starrte MegaMan auf seine Hand, an der die letzten Datenteilchen des WindRackets sich auflösten. Doch genau in diesem Moment erwischte ihn auch schon ein zweites Geschoss, da SmokeMan seine Chance erkannt hatte und sofort nachsetzte. Nun war es Lan’s Navi, der umgerissen wurde und schmerzvoll auf seinem Hinterteil landete.

„Ouh, das ist wirklich traurig. Hahahahaha!!“, war es nun Smoke, der wieder allen Grund zum Lachen hatte.

„Eins zu eins, nicht schlecht.“, gab Lan zu, ohne sich seinen Frust anmerken zu lassen.

MegaMan brachte sich wieder auf die Beine. Der Fächer war nun zerstört und somit auch die Chance SmokeMan irgendwie sichtbar zu machen.

„Haha! Na, Kleiner? Kannst du mich sehen? Weißt du, wo ich bin?“, drang es schallend aus der Rauchwand heraus.

MegaMan versuchte sich zwar auf SmokeMan’s Stimme zu konzentrieren, um so vielleicht herauszufinden, wo sich der Navi befinden musste, doch auch das half nichts, da ein hallendes Echo dieses Vorgehen stark erschwerte. Da es so nicht zu funktionieren schien, gab der blaue Navi wahllos einzelne Schüsse in verschiedenen Richtungen ab, doch schienen sie alle ins Leere zu treffen.

„Ohne deinen Fächer bist du wohl aufgeschmissen, was? Tja, wo könnte ich nur sein? Vielleicht hier drüben? Oder hier? Oder sogar... Hier!!“, schien SmokeMan großen Gefallen an der Hilflosigkeit seines Gegners zu finden und feuerte einige weitere Male, wobei MegaMan den leuchtenden Energiegeschossen noch knapp ausweichen konnte.

„Verflixt!“, fluchte Lan’s Navi, als er sich bereithielt für einen weiteren Angriff. „Lan? Hast du noch einen WindRacket oder so was? Solange ich ihn nicht sehe, kann ich nicht angreifen und seine Stimme kann ich auch nicht zur Orientierung nutzen, da es hier viel zu sehr hallt.“

„Keine Sorge, ich hab da was parat. Da ich schon damit gerechnet hatte, dass wir eventuell wieder auf Smoke treffen könnten, habe ich diesen Chip hier dabei...“, sprach Lan siegessicher grinsend und nahm besagten Chip zur Hand. „Wind, Slot-In!!”

Kaum war der Chip runtergeladen materialisierte sich vor MegaMan eine fernseherförmige Windbox, die auch direkt anfing einen heulenden Windstoß zu erzeugen, der mit einem Male die gesamte Rauchwand weggepustete und somit SmokeMan wieder erkennbar gemacht hatte.

Ungläubig starrte SmokeMan auf die Windbox, während er sich nach vorn lehnte um gegen den starken Wind anzukämpfen, damit er nicht noch selbst weggepustet werden würde.

„W-Was zum...??“

„Tja, wie gesagt. Wir sind auf alles vorbereitet. Als wenn man mich und MegaMan mit so einem bisschen Qualm aufhalten könnte.“, war Lan zufrieden mit sich selbst und zog den nächsten Battle Chip hervor. „Zeit zu beenden, was nicht mal richtig angefangen hat. MarkCannon, Slot-In!!“

SmokeMan hatte noch immer gegen den heftigen Windstoß anzukämpfen und war somit nicht in der Lage den nächsten Angriff abzuwehren. Seelenruhig visierte MegaMan seinen Gegner an, wartete einen Augenblick, um wirklich sicher zu sein und feuerte schließlich. Laut stöhnend wurde SmokeMan wegkatapultiert und flog bis dicht an die Begrenzung des Areals, wo er geschockt liegen blieb.

Lan konnte leise über die Verbindung hören, wie Smoke wütend knurrte. Er hatte wohl wirklich nicht mit so etwas gerechnet, aber das kam Lan zugute.

„War’s das schon? Hatte ich mich da verhört oder hatten sie nicht irgendwas davon erzählt, dass sie mich und MegaMan heute endlich erledigen wollten? Sieht nicht so aus, als wäre daraus etwas geworden.“

„Halt bloß die Schnauze!“, brüllte Smoke wütend. „Also gut, also gut... Ja, ich hab dich wohl immer noch unterschätzt, ja ich habe wohl einen Fehler begangen und ja, ich habe mich wohl zu früh gefreut... Aber das ändert noch immer nichts daran, dass ich gewinnen werde! Dein Navi mag stark sein und ihr habt einige nette Tricks auf Lager, aber was will euch das schon nützen, wenn ihr den Kräften der Dunkelheit gegenübersteht?? Ich hatte gehofft hierauf verzichten zu müssen und hab wahrhaftig nicht mal im Traum damit gerechnet, dass ich, wenn überhaupt, schon so früh zu solchen Mitteln greifen muss... aber ihr habt es nicht anders gewollt. Mit deinem vorlauten Mundwerk hast du das Todesurteil deines Navis gefällt, mein junger Freund.“, sprach Smoke, der versuchte seine Wut zu unterdrücken und etwas ruhiger zu werden. „Ich hab so lange hierauf gewartet, ich lass mir diese Chance jetzt nicht so einfach nehmen. Du willst uns fertig machen, Lan Hikari? Dann sieh mal zu, was du hiergegen unternehmen willst... Dark Chip, Slot-In!!“

Lan hatte es schon geahnt und jetzt wurde es wirklich wahr. Erst hatte der Kampf recht vielversprechend und überraschend einfach ausgesehen, aber es war klar gewesen, dass es früher oder später hierzu kommen musste. Angespannt schauten Navi und Operator zu, wie SmokeMan sich mit einem einzigen Satz wieder in eine aufrechte Position brachte. In einem kurzen violetten Lichtblitz, schrie der rauchende Navi unter Schmerzen jämmerlich und qualvoll auf. Es vollzog sich das selbe Schauspiel, wie schon zuvor mit PropellerMan. Der Dark Chip ergriff Besitz von SmokeMan’s Seele, löschte all seine Gedankendateien und machte ihn zu einem willenlosen Sklaven der Dunkelheit, der nun nichts anderes mehr im Sinn hatte, als zu vernichten. Schnaufend und stöhnend schlurfte der große Navi in einer zombieähnlichen Haltung vorwärts auf seinen Kontrahenten zu. SmokeMan’s Augen leuchteten hellrot und die Farbe seines Körpers war von grau-blau in schwarz-violett umgeschlagen. Auch der Qualm, der aus seinem Kopf herausdrang verdunkelte sich noch stärker, als er es eh schon war. Umgeben von einer spürbar bösen Aura nahm Smoke’s Navi wieder seine Kampfstellung ein und stellte sich zuckend und schwer atmend MegaMan gegenüber.

„Wie können sie das tun? Sie verraten ihren eigenen Navi, lassen zu, dass seine gesamte Persönlichkeit gelöscht wird und bringen ihn an den Rande des Todes, nur um mich und MegaMan zu besiegen?? Nicht einmal SmokeMan hat so etwas verdient! Kein Navi hat so etwas verdient!“, wurde Lan nun wirklich sauer.

„Ach, halt einfach dein Maul. Was interessiert mich schon SmokeMan? Er würde so oder so gelöscht werden und wenn es eh nicht zu ändern ist, dann will ich wenigstens, dass er deinen Navi mit zu Datenmüll verarbeitet.“, begann Smoke laut zu lachen.

„Ist SmokeMan ihnen wirklich so sehr egal? Ihr eigener Navi? Wissen sie eigentlich, was ein persönlich angepasster Net-Navi bedeutet? Herr Kinoshita hatte es wenigstens mit Bedauern getan und war sich über die Folgen im Klaren! Er und PropellerMan hatten sich gemeinsam darauf vorbereitet, aber sie...“

„Kinoshita ist ja auch ein Waschlappen! Der Hosenscheißer war doch schon fast am Heulen, weil er wusste, dass er und sein Navi nicht mehr lange miteinander vereint sein würden. Mir hat an SmokeMan nie etwas gelegen. Er ist nur ein Navi. Ein einfaches Programm. Wenn ich Lust dazu habe, lösch ich ihn einfach und erstelle ein neues Programm. Tst... Als wenn ich ernsthaft für einen Haufen digitalen Schrott etwas empfinden würde. Hast du das wirklich geglaubt? Das ist doch wirklich lächerlich! Hahahaha! SmokeMan hat jetzt oft genug versagt. Er ist es eh nicht wert zu existieren, also was kümmert es mich, wenn er durch den Einsatz des Dark Chips gelöscht wird? Dann hol ich mir einen neuen Navi und damit hat’s sich. Wichtig ist mir nur eines... dass MegaMan endlich von der Bildfläche verschwindet!“

Lan wollte erst etwas darauf antworten, doch er musste sich wirklich zusammenreißen, um es noch zurückzuhalten. Dieser Smoke machte ihn wahnsinnig. Wie konnte ein Mensch nur so skrupellos und ohne Gefühle sein?? Was er in der Vergangenheit schon angerichtet hatte, war bereits schlimm genug gewesen... die Sache mit Dr. Hikari, dann im ACDC Forest und nun auch noch das hier! Aber dieses Mal ging es eindeutig zu weit. Ohne auch nur den Hauch eines schlechten Gewissens zu zeigen, hatte Smoke zugelassen, dass SmokeMan’s Persönlichkeitsdateien gelöscht wurden. Der Navi war nun nichts mehr als eine leere Hülle ohne Seele. Die Wut die sich über diesen Mann in Lan anstaute war unbeschreiblich. Wie gern hätte er ihm jetzt persönlich gegenübergestanden, um ihm den Hals umzudrehen, aber Smoke versteckte sich vermutlich auch in irgendeinem anderen Stockwerk, von wo aus er SmokeMan operierte. Aber nun war es endgültig gut. SmokeMan war zwar von Anfang an Lan’s und MegaMan’s Gegner gewesen, aber selbst er hatte solch ein Schicksal nicht verdient. Der einzige Weg den rauchenden Navi jetzt noch vom Dark Chip zu befreien, war ihn zu löschen und ihm seine ewige Ruhe zu gönnen.

„MegaMan? Tun wir, was wir tun müssen.“

„Ihr wollt wirklich gegen SmokeMan kämpfen?“, lächelte Mr. Smoke amüsiert. „Ihr wollt es tatsächlich mit den Kräften der Dunkelheit aufnehmen? Alle Achtung, ihr seid dümmer als ich dachte. Aber gut... das wird sicher ein kurzweiliges Gemetzel.“
 

Also konnte der Kampf weitergehen. MegaMan sah sich mehr oder weniger ratlos seinem Gegner gegenüber. SmokeMan stand leicht schwankend vor ihm und statt konstantem Rauch, pufften plötzlich in regelmäßigen Abstände kleine violette Wölkchen aus seinem länglichen Kopf. Um einen Navi zu besiegen, der von einer Dark Soul besessen war, gab es nicht grade viele Alternativen.

„Wie letztes Mal?“, fragte MegaMan mit etwas unsicherem Ton, als er merkte, dass SmokeMan sich endlich in Bewegung setzte und langsam auf ihn zumarschiert kam.

„Program Advance ist gleich bereit. Das hier wird ein kurzer Kampf.“, antwortete Lan und suchte bereits die richtigen Chips heraus.

„Ha!“, wandte Smoke verächtlich lachend ein. „Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass euch ein Program Advance hier noch weiterbringen wird?“

„Werden wir ja jetzt sehen, was er ausrichten kann... Achtung, hier kommen die Chips! Sword, Slot-In! WideSword, Slot-In! LongSword, Slot-In! Program Advance! LifeSword!!”

MegaMan streckte seine Hände in die Luft und in einem hellen Lichtspiel erschien eine große, mächtig aussehende Schwertklinge, die der blaue Navi packte und direkt in einem Zug senkrecht über seinen Kopf hinweg nach vorn schlug, genau auf SmokeMan zu, der allerdings nicht einmal leicht irritiert wirkte.

„DarkSmoke!“, erklang auf einmal eine tiefe, dröhnende, emotionslose Stimme, welche durch das ganze Areal hallte und von überall her zu kommen schien.

Allerdings war Lan und MegaMan sofort klar, dass SmokeMan dies gerufen hatte. Kaum einen Augenblick später verschwand der hinkende Navi in einer schwarz-violetten Wolke aus dichtem Qualm, an der das LifeSword klirrend zerschellte und in tausende kristallartige Splitter zerschmettert wurde, die sich schnell nach und nach löschten, bis nichts mehr von der Waffe übrig war. Verdutzt blieb MegaMan wortlos stehen, genau in der geduckten Schlagposition, die er grade während des Angriffs eingenommen hatte. Als sich vor seinen Augen der Rauch wieder auflöste stand SmokeMan völlig unverletzt da!

„Unmöglich!!“, konnte Lan das nicht fassen. „Das LifeSword ist an einer Rauchwolke zerbrochen?!“

„Das ist kein gewöhnlicher Rauch, Jungchen. Der Dark Chip hat SmokeMan’s Fähigkeiten um ein Vielfaches verstärkt. Er ist jetzt unverwundbar! Hahahahahaha!!“, erklärte Smoke, der sich so sehr über dieses Schauspiel freute, dass er sich erst einmal eine Zigarette anstecken musste.

„Das glaube ich nicht.“, widersprach Lan.

„Na ja, ob du’s glauben willst oder nicht, ist dein Problem. Ich hatte es dir ja gesagt, aber jetzt ist es zu spät noch einen Rückzieher zu machen. SmokeMan wird deinen kleinen Navi zermalmen!!“

Auf einmal breitete SmokeMan schlagartig seine Arme aus, dass MegaMan sogar erschrak und reflexartig zusammenzuckte. Innerhalb weniger Sekunden breitete sich eine dichte Nebelwand aus dem dunklen Qualm, der unaufhaltsam aus SmokeMan’s Kopf strömte, aus, welche die gesamte Plattform überzog, dass man rein gar nichts mehr sehen konnte. Lan dachte erst er hätte sich verguckt, aber auch über das Display seines PETs war nichts mehr zu erkennen. Es war nur noch der violette Rauch zu sehen, der alles vernebelte.

„MegaMan, wo bist du??“, fragte Lan sofort, aber das hätte sein Navi am liebsten selbst erfahren.

Auch MegaMan konnte nichts mehr sehen. Um ihn herum war nichts als dichter Qualm, der seine Augen zum Tränen brachte. Er konnte nicht einmal mehr seine Füße, geschweige denn den Boden sehen, wenn er nach unten schaute und selbst seine Hände erkannte er nur dann, wenn er sie auf Millimeternähe an sein Gesicht heranführte.

„Was geht hier vor?“

„Hahahaha! Dein Ende naht, mehr nicht!“, lachte Smoke und konnte sich schon kaum mehr halten.

Lan verzog grimmig seine Miene. Genau wie beim letzten Mal, nur dass es nun noch viel schlimmer war, aufgrund der Tatsache, dass SmokeMan durch den Dark Chip gestärkt war.

„Pass bloß auf, MegaMan! SmokeMan kann überall sein. Er wird sicher wieder versuchen sich von irgendeiner Seite anzuschleichen, um dich hinterrücks zu erledigen!“, warnte Lan erst einmal seinen Navi und erinnerte sich an die letzte Begegnung.

„Aber was soll ich machen?? Ich kann nicht mal meine Hände sehen, wie soll ich in diesem Rauch gegen SmokeMan kämpfen? Seinen Augen kann der Qualm nichts anhaben, aber ich kann meine kaum mehr offen halten.“, hustete der blaue Navi, dessen Augen mittlerweile ziemlich stark tränten.

„Tja, so ist das nun mal. Ihr habt verloren, seht es ein! Das ist DarkSmoke und was er deinem Navi bisher angetan hat ist nicht einmal alles. Der Rauch ist giftig und wenn man ihm zu lange ausgesetzt ist, beginnen sich die Daten deines Navis automatisch zu löschen. Nett, oder?“, freute sich Smoke, der absolut siegessicher war und sich gleich noch eine zweite Zigarette anzündete.

„Giftig??“, wiederholte Lan entsetzt.

„Ja, ganz recht. Und ich fürchte, wenn du nicht bald etwas unternimmst, wird das noch dein geringstes Problem sein.“

Kaum hatte Smoke dies gesagt, schrie MegaMan auch schon vor Schmerz auf, als ihn irgend etwas erwischt hatte.

„MegaMan! Was ist passiert??“

Lan konnte seinen Navi zwar nicht mehr sehen, aber er konnte ihn immer noch hören. Vor Schmerz leise stöhnend schien er zu Boden gegangen zu sein. SmokeMan hatte ihn vermutlich attackiert!

„Verdammt.“, grummelte Lan. „Dieses feige Versteckspiel... was zum Teufel soll ich nur-“, doch dann hielt er inne. Warum war er nicht gleich darauf gekommen? Er musste doch einfach nur genauso vorgehen, wie beim letzten Mal, als sich MegaMan in solch einer Situation befunden hatte. Als der blaue Navi das erste Mal in einer dichten Rauchschwade gefangen und es ihm unmöglich war zu kämpfen, hatte Lan ihm mit einem Program Advance da raushelfen können! Schnell schnappte sich der Junge die entsprechenden Chips und schob sie durch den Slot. „Typhoon, Slot-In!“, kam auch schon der erste Chip. „Hurricane, Slot-In! Und Repair, Slot-In!”, folgten die beiden anderen. „Program Advance! DesertStorm!!“

Und schon wurde ein gewaltiger Sandsturm entfacht, dessen lautes Heulen dröhnend durch die Lautsprecher am PET ertönte. Beim letzten Mal hatte diese Technik geholfen, um SmokeMan’s Rauchwand zunichte zu machen. Lan konnte nur hoffen, dass es jetzt auch wieder klappen würde.

Für einen Moment erschrak Mr. Smoke und spuckte schon seine Zigarette fassungslos aus dem Mund. Doch als er merkte, dass keine Gefahr bestand, ließ er sich wieder erleichtert in seinem Stuhl zurückfallen. Selbst der DesertStorm konnte nichts ausrichten!

Zwar wütete ein heftiger Sturm im Netzwerk, doch SmokeMan’s Rauch blieb konstant und wurde nicht im geringsten beeinträchtig. Nicht mal kleinere Wölkchen wurden weggepustet. Der DesertStorm schien völlig wirkungslos zu sein, trotz seiner enormen Kraft! Selbst ein Program Advance konnte also nichts gegen den DarkSmoke ausrichten...

„Das ist doch echt nicht mehr wahr!“, wandte Lan entsetzt ein. „Wieso hat der Program Advance... ich mein... das ist doch... Warum??“

„Hahahahahahaha!“, brach Smoke erneut in amüsiertem Gelächter aus. „Ich weiß gar nicht wie oft ich es noch wiederholen soll... ich hab’s doch gesagt! Nichts, aber auch gar nichts kann die Kräfte der Dunkelheit aufhalten! Ihr zwei seid so im Arsch! Hahaha!“

Sprachlos blickte Lan auf sein PET. Was konnte er jetzt noch tun? MegaMan befand sich in einer undurchdringlichen Rauchwand, wo er seinen Gegner weder sehen noch angreifen, geschweige denn kontern konnte. Zwei Program Advance Angriffe waren nun auch schon fehlgeschlagen und zu allem Überfluss konnte SmokeMan sich frei bewegen und ohne Probleme sehen, während MegaMan unter dem kratzenden Qualm litt, der ihn nicht nur zum Weinen brachte, sondern mittlerweile auch einen Hustenanfall ausgelöst hatte. Lan konnte laut und deutlich das würgende Husten seines Navis hören, der nun völlig hilflos war. War das etwa das Ende? Was konnte er denn sonst noch versuchen? Wenn selbst DesertStorm nicht funktionierte, würde jegliche andere Windattacke ebenfalls effektlos sein.

Alles nur wegen dieser verdammten Dark Chips! Und zu allem Überfluss konnte dieser Smoke nicht mehr aufhören zu lachen und warf immer wieder Bemerkungen über Lan’s Inkompetenz ein, wenn ihm grade etwas gutes in den Sinn kam. Doch Lan versuchte sich davon nicht irritieren zu lassen, obwohl sich langsam aber sicher ein gewaltiges Maß an Wut in ihm zusammenstaute.

„Lan...“, erklang auf einmal MegaMan’s Stimme mit einem leichten Würgen im Unterton. Der Navi klang extrem schwach und während er sprach musste er immer wieder husten. „Bitte.... i-ich... kann... kann nicht... Lan... Lan...“

„MegaMan!“, rief der Operator sofort los, als MegaMan nicht mehr weiter redete. „MegaMan, halte durch! Ich hol dich da raus!“

„Mach dem armen Kerl doch keine falschen Hoffnungen.“, mischte sich Smoke seufzend ein. „Du weißt genauso wie ich, dass es vorbei ist. Was willst du denn bitteschön noch tun? SmokeMan wird deinen Navi auseinandernehmen und du hast keine Chance mehr das zu verhindern. Du hattest sie gehabt, aber jetzt hast du verspielt. Du bist selbst schuld. Jeder bekommt das, was er verdient und nun ist der Zeitpunkt gekommen, wo du endlich siehst, was du von deiner unausstehlichen Art hast, du kleiner Schwachkopf! Erst versagst du voll und ganz darin deinem Vater zu helfen und jetzt muss dein eigener Navi als nächstes leiden. Alles nur wegen deiner Unfähigkeit! Du hältst dich sicher für toll, weil du so berühmt bist, aber in Wirklichkeit bist du nur ein Nichts! Ein einfacher Sechstklässler, der sich in die Hose pisst, weil er nicht weiter weiß. Du kannst niemanden beschützen. Nicht einmal dich selbst! Und dann hast du wirklich noch Hoffnung es mit mir und Shadow aufnehmen zu können? So etwas erbärmliches wie dich habe ich noch nie in meinem ganzen Leben gesehen.“

„Halten sie endlich die Schnauze!!“, fuhr es Lan schließlich heraus, als er sich nicht mehr zurückhalten konnte. „Ich habe... ich habe nicht versagt! Ich hab Dad... und MegaMan...“

„Was hast du? Sie im Stich gelassen? Ach, Jungchen! Das Leben hat auch seine harten Seiten. Du hattest bisher eine enorm lange Glücksträne, mehr nicht. Was willst du jetzt tun? Du siehst, es ist ausweglos? Möchtest du anfangen zu weinen? Bitte, nur zu. Du bist halt noch ein Kind, ein gottverdammtes, kleines Kind und mehr nicht!! Hahahaha!“

Lan konnte diesen Kerl nicht mehr ertragen. Er hasste ihn zwar wie die Pest, aber eines gab es, was Lan zugeben musste... wenn es darum ging Leute psychisch fertig zu machen, war Smoke einsame Spitze.

Während Lan keinen Ausweg mehr wusste und Smoke weiterhin auf ihm rumhackte, um ihn so sehr wie möglich fertig zu machen, musste MegaMan jede Menge Schläge und Tritte einstecken, die von allen Seiten aus dem Nichts kamen. SmokeMan ging gemütlich um sein wehrloses Opfer herum und schlug mit unglaublicher Härte und Präzision zu. MegaMan hatte keine Chance. Selbst wenn der giftige Qualm ihn nicht auf die Knie gezwungen hätte, hätte er nie im Leben eine Chance gehabt gegen SmokeMan anzukommen, zumindest nicht unter diesen Umständen.

„Es reicht jetzt!!“, erklang plötzlich eine Stimme über die Internetverbindung und zog nicht nur Lan’s, sondern auch Smoke’s Aufmerksamkeit auf sich.

„Was? Wer ist da?“, wollte der verdutzte Kettenraucher sofort wissen.

„Wie können sie einen Jungen nur so fertig machen? Warum legen sie sich nicht mit gleichaltrigen an, oder haben sie davor etwa Schiss? Das hier ist wirklich das Letzte...“

„Wer zum Teufel ist da? Jetzt nenn endlich deinen Namen!“, verlangte Smoke nun mit bedrohlichem Ton.

Doch statt seinen Namen zu nennen, kam die geheimnisvolle Person persönlich hinzu und als Lan hörte, wie sich hinter ihm die Bürotür öffnete, staunte er nicht schlecht, als auf einmal Jim direkt vor ihm stand, ein freundliches Lächeln auf den Lippen.

„J-Jim?!“, stotterte Lan ungläubig. „Wie um alles in der Welt kommst du denn hier hin??“

„Das erklär ich dir später.“, antwortete Jim, als er auch schon neben Lan trat und ihm aufmunternd eine Hand auf die Schulter legte. „Jetzt kümmern wir uns erst mal um dieses arrogante Arschloch. Ich bin nämlich nicht allein hier.“

Lan wollte schon fragen, wer denn noch mitgekommen sein sollte, aber schon deutete Jim ihm auf das PET zu schauen. Ein tiefes Gefühl der Erleichterung breitete sich schlagartig in Lan aus.

„Ich habe GeyserMan schon vorgeschickt.“

Ein donnerndes Beben erschütterte das gesamte Netzwerk und nun war auch SmokeMan ziemlich verwirrt, den es sogar beinahe umgeworfen hatte, als er einen weiteren Angriff auf den übel zugerichteten MegaMan starten wollte. Ohne dass jemand es gemerkt hatte, hatte sich GeyserMan schon im System eingeloggt. Die dichten Rauchschwaden hatten verhindert, dass er gesehen wurde. Kraftvoll stieß er seine beiden Hochdruckwasserwerfer in den Boden und bereitete seine Spezialität vor... Geysir!

„Als wenn euch das helfen würde! Dann wird SmokeMan eben beide löschen!“, lachte Smoke, nachdem er sich wieder gefasst hatte. Von seiner Selbstsicherheit hatte er noch nichts eingebüßt.

„Lan, einen Schutzchip, schnell!“, befahl Jim, der nun einen ziemlich ernsten Blick aufgesetzt hatte.

Ohne Fragen zu stellen, gehorchte Lan einfach und tat, was ihm gesagt wurde. Er schnappte sich eine 100er Aura und schmiss sie in sein PET. Um MegaMan herum materialisierte sich auch direkt ein bläulich schimmernder Schutzschild.

„Okay, GeyserMan! Zeig’s ihm!“, gab Jim auch schon das Signal und GeyserMan konnte loslegen.

Lautes Donnern und Dröhnen erfüllte das Areal, als plötzlich überall aus der Plattform turmhohe Wasserfontainen geschossen kamen, die breite Schneisen in die Rauchwand rissen. Jede Menge Geysire kamen überall aus dem Boden gespritzt, dass bald das gesamte Areal einem nieselnden Regen ausgesetzt war.

„Pah! Wasser, als wenn das-“, begann Smoke verächtlich, doch stoppte direkt wieder, als einer der Geysire unter SmokeMan ausbrach und den rauchenden Navi hoch in die Luft schoss.

In nur sehr kurzer Zeit hatte sich der DarkSmoke auch schon fast vollständig verzogen. Einige Nebelschwaden blieben übrig, doch man konnte endlich wieder klar etwas erkennen.

GeyserMan sah besser denn je aus und war bereits auf dem Weg zu MegaMan, dessen Aura ihn erfolgreich vor den Wasserangriffen geschützt hatte.

Smoke hingegen biss sich wütend auf die Lippen. SmokeMan hatte es so heftig erwischt, dass er weit über die Arealbegrenzung katapultiert und in die Unendlichkeiten des Cyberspace geschleudert wurde. Allerdings bemühte sich sein Operator keinesfalls ihn noch auszuloggen, bevor es zu spät war. Im Gegenteil! Zornig nahm Smoke sein PET und schmiss es mit solcher Kraft gegen die Wand, dass es in all seine Einzelteile zerschmettert wurde, woraufhin auch gleich die Sprachverbindung zu Lan beendet wurde.
 

„Alles in Ordnung?“, fragte GeyserMan seinen Freund, als er sich vorsichtig zu MegaMan beugte, um ihm beim Aufstehen zu helfen.

MegaMan konnte das alles erst gar nicht glauben. Er hatte GeyserMan schon etwas länger nicht gesehen und war wirklich extrem überrascht. Nachdem er sich wieder gesammelt hatte, streckte er seine Hand aus, welche der Aqua-Navi fest umklammerte.

„Komm, ich helfe dir wieder auf die Beine.“

Doch leider funktionierte diese kleine Hilfsaktion nicht ganz so wie geplant. Als GeyserMan seinen blauen Freund mit einem kräftigen Ruck hochreißen wollte, achtete er nicht auf den Boden, der klitschnass war aufgrund der vielen Geysire, die zuvor alles nassgespritzt hatten. Kaum hatte GeyserMan MegaMan hochgezogen, rutschte er auch schon in einer kleinen Pfütze aus und riss dabei MegaMan gleich wieder mit nach unten. Gemeinsam knallten beide unsanft und laut zu Boden.

„Nicht schon wieder...“, seufzte Jim und schlug sich dabei frustriert die Hand gegen sein Gesicht. „Dieser Navi ist eine einzige Katastrophe...“

Doch auch wenn Jim nicht sehr erfreut darüber war, so konnten MegaMan und GeyserMan und sogar Lan sich ein Lachen nicht verkneifen. Schließlich musste auch Jim lachen, obwohl er noch immer den Kopf über seinen tollpatschigen Navi schütteln musste.

„Vielen Dank, GeyserMan.“, sprach MegaMan, als er sich vorsichtig wieder aufrichtete und im Anschluss dem Aqua-Navi beim Aufstehen half.

„Nichts zu danken. Dafür sind Freunde doch da.“, zwinkerte GeyserMan und klopfte seinem Gegenüber dabei kräftig auf die Schultern, wodurch MegaMan aber sofort in die Knie gehen musste, da er immer noch ziemlich geschwächt war. „Oh, tut mir leid...“

„Kein Problem, ich übersteh’s schon.“, lächelte MegaMan und musterte seinen Retter erst einmal gründlich. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir uns noch mal wiedersehen würden...“

„Ach was! Hattest du wirklich gedacht, dieses Bisschen von damals würde mich endgültig ausschalten? Meine Reparatur hat zwar ziemlich gedauert, da ein Großteil meiner Daten verloren gegangen ist, aber dank Dr. Hikari und Mr. Famous darf auch ich wieder unter den Lebenden weilen.“

„Genau so ist es. Schade nur, dass nicht auch die Daten für deine Tollpatschigkeit verloren gegangen sind.“, seufzte Jim.

„Ich bin wirklich froh, dass GeyserMan gerettet werden konnte. Ich war wirklich ziemlich überrascht, als du unten plötzlich mit deinem PET an einem der Aufzüge rumgewerkelt hattest.“, brachte auch Lan seine Freude zum Ausdruck.

„Ja. Du kannst mir glauben, dass ich auch extrem froh darüber bin ihn wiederzuhaben. Er treibt mich zwar immer noch gelegentlich an den Rande des Wahnsinns, aber ohne GeyserMan ist es auch ziemlich langweilig.“, sprach Jim, während er seinen Navi über das PET betrachtete.

„Vielen Dank noch mal, dass ihr uns geholfen habt. Ohne eure Unterstützung wäre es wohl aus gewesen. Diese verdammten Dark Chips...“, grummelte Lan bei dem Gedanken an diese verfluchten Teile.

„Nicht der Rede wert. GeyserMan hat’s ja schon gesagt. Freunde müssen in jeder Situation zusammenhalten.“

„Das bringt mich aber grad auf was.“, wandte Lan schnell ein. „Ich wollte dich eh noch fragen... wie hast du hierher gefunden??“

„Nun ja, das war eigentlich kein Problem. Ich hatte eigentlich vor dir eine Mitteilung zu schicken, aber ständig kam eine Fehlermeldung, dass dein PET nicht erreichbar ist. Dann haben GeyserMan und ich uns Sorgen gemacht und beschlossen selbst nachzusehen. Den Weg hierher zu finden war dann nicht mehr schwierig. Wir mussten nur durch das Büro, haben den Fahrstuhl genommen, der uns hergebracht hat und voilá! Hier sind wir.“

„Den Fahrstuhl?? Funktioniert er wieder?“

„Nein, scheinbar ist das Ding kaputt. Kaum war ich ausgestiegen, ist er einfach nach unten gefahren und ich konnte ihn nicht mehr zurückrufen.“, erklärte Jim mit verwirrter Miene.

„Ach so... Na ja, wir hatten auch vorgehabt euch bescheid zu geben, aber von hier aus kann man keine Mails schreiben, wegen irgendwelcher Störungen.“, seufzte Lan niedergeschlagen. „Und da wir den Fahrstuhl nicht zurückrufen konnten, waren wir hier gefangen und sind es dann wohl immer noch.“

„Mist. Aber wenigstens sind wir nun zu zweit. Uns wird schon was einfallen. Aber was ist das hier eigentlich für ein Ort? Sollte der Tower nicht schon ein Stockwerk unter uns zu Ende sein?“

„Ja, eigentlich schon, aber wie es aussieht, gibt es hier noch einige weitere Stockwerke von denen niemand weiß. Draußen ist noch ein weiterer Fahrstuhl, der noch höher führt, aber um da reinzukommen, benötigt man die Schlüsselkarten aus diesen Büros hier.“

„Ach so. Und durch den Sieg über diesen Navi von grade, bist du jetzt an eine gekommen?“, fragte Jim neugierig.

„Genau.“, antwortete Lan, als er auch schon die Schlüsselkarte aus der schwarzen Box nahm, die sich nun endlich öffnen ließ. „Das wäre schon die zweite. Mit ihr kann ich einen anderen der beiden noch verschlossenen Büroräume öffnen, um die nächste Karte zu bekommen. Allerdings werden die Teile ziemlich gut bewacht von Shadow’s Navis.“

„Und daran wird sich auch nichts ändern!!“, erklang auf einmal Mr. Smoke’s Stimme über einen Lautsprecher, der irgendwo in dem kleinen Büroraum angebracht sein musste. „Freu dich bloß nicht zu früh, Lan Hikari! Du magst SmokeMan besiegt haben und mich zum zweiten Mal gedemütigt, aber noch ist es nicht vorbei! Das war nicht das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben. Wir werden wieder aufeinander treffen und dann bist du fällig!“

„Wo stecken sie, Smoke? Kommen sie endlich raus aus ihrem Versteck!“, brüllte Lan los.

„Ha! Das könnte dir so passen. Ich bin momentan deine geringste Sorge. Werd bloß nicht übermütig. Noch liegt einiges an Hindernissen vor dir. Wenn du uns aufhalten willst, nur zu! Versuch es doch, aber spätestens an OmegaMan wirst du dir die Zähne ausbeißen. Ich werde mit Genuss dein weiteres Voranschreiten beobachten und auf den Moment warten, in dem du derjenige bist, der endlich alles zurück bekommt. Seit dem Augenblick wo du diese Etage betreten hast, hast du dein unwiderrufliches Ende herbeigeschworen. Es wird nicht mehr lange dauern!!“

Bevor Lan etwas nachsetzen konnte, hörte man auch schon ein leises Klacken, gefolgt von einem Rauschen, was deutete, dass Smoke die Verbindung wieder getrennt hatte.

Mit ernstem Blick schauten Jim und Lan einander an. Es war wahr. Sie waren noch ziemlich am Anfang, aber einschüchtern lassen würden sie sich nicht!

„Lass uns am besten weitergehen.“, sprach Jim und loggte seinen Navi auch schon aus.

Lan tat es ihm gleich und gemeinsam verließen sie den Büroraum, um zurück in den Hauptraum zu gelangen.
 

Währenddessen beobachtete Smoke, der vor Wut das Gesicht verzerrt hatte und gewaltsam auf einer seiner Zigaretten rumkaute, wie die beiden jungen Net-Battler sich daran machten, die nächste Schlüsselkarte zu erlangen.

„Mach nur so weiter, du kleiner Bastard. Du ahnst ja nicht, wem du als nächstes gegenübertreten musst. Und mach dir bloß keine Hoffnungen, dass du hier jemals lebend rauskommst. Niemand wird dieses Szenario überleben, absolut niemand! Dafür werde ich schon sorgen... Wenn auch Shadow scheitern sollte, beginnt das wahre Finale dieser kleinen Darstellung. Hehehehehe... Hahahahaha!!!“

Lautes Lachen hallte durch die Korridore der Büroetage, in der sich Smoke verschanzt hatte. Mit Freude und Spannung sehnte er sich bereits nach dem Ende dieses Tages... dem letzten Tag der Net-Society!

Shut your bloody Face already!

Nach einem unfairen und harten Kampf hatte Lan es geschafft auch die zweite Schlüsselkarte in seine Hände zu bekommen. Nur dank der Hilfe von Jim und GeyserMan, die plötzlich aufgetaucht waren, um Lan und MegaMan zu unterstützen, war es ihm gelungen Mr. Smoke und seinen SmokeMan ein weiteres Mal zu besiegen. Dabei hatte sich allerdings herausgestellt, dass die Dark Chips ein noch größeres Problem darstellten, als bisher vermutet wurde. MegaMan war am Rande seiner Vernichtung gewesen, da die dunklen Kräfte des Dark Chips SmokeMan einen enormen Powerboost gegeben hatten. Somit würden vermutlich auch die nächsten Kämpfe kein Kinderspiel für unsere vier Freunde werden...
 

Nachdem Jim und Lan das Büro wieder verlassen hatten, fanden sie sich im Hauptraum wieder. Noch waren zwei Türen dort verschlossen. Lan schaute auf seine neu gewonnene Schlüsselkarte und erkannte auf ihr den Buchstaben B. Die dazugehörige Tür war schnell auszumachen. Auf dem Kartenleser einer der beiden Türen blinkte ebenfalls ein B auf, also musste es dort weitergehen. Noch zwei Karten also und sie könnten den Fahrstuhl in die nächste Etage nehmen.

„Ich hoffe wir sind diesen Kerl endlich los.“, sprach MegaMan, der sich noch immer nicht so besonders fühlte und dachte dabei an Smoke.

„Schön wär’s, aber er hat ja gesagt, wir würden uns wiedersehen.“, wandte Lan grummelnd ein. „Aber von mir aus soll er nur kommen, dann verpassen wir ihm eben noch mal eine!“

„Ihr scheint diesen Typen von eben also gut zu kennen?“, fragte Jim neugierig.

„Ja, leider... Er hat uns wohl von allen Handlangern Shadow’s die meisten Probleme bereitet und lässt partout nicht locker. Smoke ist sowieso komisch. Er ist völlig anders, als alle anderen Mitglieder der Neo World Three.“

„Wie meinst du das?“, wollte Jim direkt wissen.

„Na ja... im Gegensatz zu allen anderen, habe ich bei ihm das Gefühl, dass er all das wirklich nur aus Spaß an der Freude macht. Er scheint Gefallen daran zu finden Leute zu quälen und Terror zu stiften. Rina, Joshua, Mr. Match, Kinoshita oder auch PolarMan… soweit ich das sehe, haben diese alle einen Grund dafür die Net-Society zu hassen und tun dies aus fester Überzeugung, obwohl sie wissen, was sie mit ihren Taten anrichten. Sie sind im Grunde alle gute Menschen und zweifeln deshalb gelegentlich an dem, was sie tun... Smoke hingegen ist da vollkommen anders.“, erklärte Lan und dachte dabei selbst noch mal über seine Worte nach.

„Jetzt wo du’s sagst...“, mischte sich auch MegaMan ein. „Smoke passt irgendwie überhaupt nicht ins Bild. Mit dem Kerl stimmt was nicht und ich hab da schon wieder so eine böse Vorahnung. Erinnerst du dich noch an das, was Rina gesagt hat? Seitdem Smoke sich der Neo World Three angeschlossen hat, hat sich Shadow verändert und angefangen seine Ziele wirklich gewaltsam durchzusetzen.“

„Ja, ich erinnere mich wieder...“, antwortete Lan und begann sehr nachdenklich zu werden.

„Ich weiß ja nicht, wer all die anderen sind, aber ich kann zumindest die Aussage unterstützen, dass Rina nie freiwillig etwas getan hätte, was wirklich andere Menschen in Gefahr gebracht hätte.“, sprach Jim mit fester Überzeugung.

„Ja... Hier ist irgendwas faul und langsam bekomme ich auch so ein merkwürdiges Gefühl. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast glauben, dass Smoke Shadow irgendwie negativ beeinflusst.“, überlegte Lan weiter.

„Das werden wir wohl nur dann herausfinden können, wenn wir erst einmal bei Shadow waren.“, sprach MegaMan und fixierte damit die Gedanken seiner Freunde wieder auf das Hier und Jetzt.

„Ja, du hast Recht. Wir sollten wirklich weiter.“, stimmte Lan zu, nachdem er sich wieder gesammelt hatte.

„Vielleicht sollten wir erst mal zusehen, dass wir den anderen bescheid geben. Die suchen da unten immer noch, während wir hier ziemlich in der Klemme sitzen.“, merkte nun GeyserMan an.

„Das stimmt, aber leider ist ja der verdammte Fahrstuhl defekt.“, fluchte Lan.

„Hmm... Vielleicht könnte ich ihn wieder in Gang bringen.“, überlegte Jim, als er die geschlossenen Fahrstuhltüren musternd anschaute.

„Meinst du ernst? Wie denn?“, wollte Lan direkt wissen.

„Lass das mal meine Sorge sein. Ich werd gucken, was ich tun kann. Holst du derweil die nächste Karte?“

„Klar!“, antwortete Lan voller Elan.

„Gut. Solltest du Hilfe brauchen, sag einfach bescheid. Ich bin dann halt hier.“

„Werd ich machen. Danke nochmals, Jim.“

„Ach man, nicht der Rede wert.“, lächelte Jim und schlenderte auch schon zu dem defekten Fahrstuhl rüber, um zu versuchen ihn wieder in Gang zu kriegen.

„Okay, und wir schauen uns dann mal das nächste Büro an.“, sprach Lan zu seinem Navi, packte das PET wieder weg und nahm die Schlüsselkarte für den nächsten Raum zur Hand.

In einem Zug führte er sie durch den Kartenleser und schon öffnete sich die nächste Tür.

Der Büroraum dahinter, unterschied sich nicht sonderlich von den anderen. Der Teppichboden hatte einen leichten Blaustich und statt Bücherregalen standen große Schränke mit Glasvitrinen, durch die man kunstvolle Porzellangegenstände sehen konnte, an den Wänden. Durchs Fenster sah man immer noch nur regnerischen, bewölkten Himmel. Ob dieses Unwetter überhaupt noch mal zu Ende gehen würde?

Lan zögerte nicht, nahm wieder sein PET zur Hand, nachdem er die Schlüsselkarte weggesteckt hatte, und schloss dieses am Laptop an, der auch hier auf einem kleinen Tisch aufgestellt und verbunden mit einer schwarzen Box war.

„Dann mal los... Jack-In, MegaMan! Execute!“
 

Als MegaMan vollständig ins Netzwerk transferiert war, musste er auch gleich mit dem Atem stocken. Die Luft war ungewöhnlich warm und drückend. Aber das war auch kein Wunder bei dieser Umgebung. Der blaue Navi fand sich inmitten eines vulkanartigen Areals wieder. Rund um ihn herum war nichts als Lava zu sehen! Ein einziges, weites Meer aus heißem Magma.

„Meine Güte, ist das heiß hier... ich kann kaum atmen...“, stöhnte MegaMan, der bereits jetzt schon schwitzte.

Auch Lan liefen nur vom Zusehen erste Schweißperlen über die Stirn.

„Ich glaube dann sollten wir Dash nicht hinterherschicken, solange er sich noch nicht vollständig auskuriert hat.“, sprach Lan, der das Fishy auf seinem PET-Screen sehen konnte, wie es ihn flehend anstarrte hinter seinem Herrchen hergeschickt zu werden.

„Ne, ich halt’s hier ja selbst kaum aus...“, wischte sich MegaMan mit seinem Unterarm den digitalen Schweiß aus dem Gesicht.

„Na gut, dann bist du wieder allein auf dich gestellt. Kannst du irgendwas sehen?“

„Außer blubbernder Lava?“, lächelte der blaue Navi ironisch. „Nein, da vorn ist tatsächlich etwas. Sieht aus wie eine Brücke, aber ich kann von hier aus nicht sehen, wo sie endet.“

„Dann sieh sie dir mal genauer an.“

Also trabte MegaMan auch schon los. Der Boden war nicht sonderlich gut zum Laufen. Er war uneben und steinig, aber vor allem ziemlich heiß! MegaMan war auf einer kleinen Felsinsel, die Mitten im gewaltigen Lavameer schwimmen musste. Um ihn herum sah er nichts außer heißen Gesteinsbrocken, die qualmend aus dem flüssigen Erdgestein geschossen wurden. Ein unangenehmes Hitzeflimmer erschwerte zudem noch beständig die Sicht. Es war wirklich nicht sehr einladend hier. Die Temperatur musste mindestens 40° oder sogar noch mehr betragen!

Als MegaMan die Brücke erreicht hatte, trat er auch schon ihre schwarzen, gitterartigen Stufen hinauf. Sie war aus lackiertem Metall gefertigt und wurde von schweren Stahlträgern und jeder Menge Stützpfosten gehalten, die in der Lava unterzutauchen schienen. Allem Anschein nach führte diese Brücke über die Lava zu einer anderen Insel. Aber bis dorthin schien es ziemlich weit zu sein. MegaMan konnte am Horizont kaum erkennen, wo die Brücke enden könnte, was aber hauptsächlich auf das Hitzeflimmern zurückzuführen war.

„Sieht aus als bleibt dir nichts anderes übrig, als sie zu überqueren.“, sprach Lan, der sich selbst dachte, dass er nie im Leben einen Fuß auf so eine Brücke setzen würde.

„Oh man, mir bleibt aber auch gar nichts erspart...“, seufzte der blaue Navi keuchend und war schon gewillt sich am Brückengeländer festzuhalten, was er dann aber lieber doch nicht tat. Hätte er es berührt, hätte er sich mit Sicherheit die Finger verbrannt.

Somit blieb MegaMan nichts anderes übrig, als die Brücke so zu überqueren, ohne sich festzuhalten, wobei sie allerdings beunruhigend quietschte und eh schon ziemlich schmal war. Was auch nicht grade sehr viel half, war die Tatsache, dass der Boden ebenfalls aus Gitterplatten bestand, so dass der blaue Navi die Lava genau unter sich schön blubbern sehen konnte.

„Keine Sorge, es passiert schon nichts. Zur Not logg ich dich schnell aus und wir überlegen uns etwas anderes.“, versuchte Lan seinem Navi Mut zu machen, was aber auch nicht allzu motivierend war.

„Na toll...“, murmelte MegaMan frustriert und setzte sich auch schon in Bewegung.

Es war kein sonderlich angenehmer Fußmarsch, wie man sicher schnell erahnen konnte. Der Gitterboden war extrem angeheizt, dass MegaMan’s Fußsohlen innerhalb kürzester Zeit vor Hitze bereits weh taten. Dicht neben der Brücke schossen immer wieder Lavafontainen und Gesteinsbrocken aus der Lava heraus und rieselten teilweise sogar über die Brücke drüber und darüber hinaus machte die enorme Wärme Lan’s Navi eh schon genug zu schaffen.

Doch hätte MegaMan geahnt, dass all das noch eher harmlos war, im Vergleich zu dem, was sich ereignen sollte, als er schon ein ganzes Stück geschafft hatte, hätte er die Brücke wohl gar nicht erst betreten.

Kaum hatte er ein paar Meter hinter sich gelassen, materialisierten sich mehrere Viren direkt vor ihm. Es waren insgesamt drei HeatMettaur. Sie sahen den gewöhnlichen Mettaur-Viren ziemlich ähnlich, wirkten aber doch um einiges anders. Sie hatten grüne Füße, besaßen aber die gleichen Glupschaugen, wie normale Mettaur und statt eines Arbeiterschutzhelms trugen sie metallische Ringe um ihre Köpfe, aus denen lodernde, fackelähnliche Flammen herausbrannten. Angriffslustig versperrten sie ihrem Gegenüber den Weg.

„Nicht auch noch das...“, war MegaMan vor Genervtheit schon fast den Tränen nahe, wären diese vermutlich nicht gleich zu Wasserdampf verpufft, hätte er angefangen zu weinen.

„Keine Sorge, die machen wir fix platt und dann-“, doch Lan hielt inne, als selbst er merkte, dass plötzlich die Brücke zu vibrieren begann.

Verwirrt schaute sich MegaMan um, was das Beben hätte auslösen können, doch auf Anhieb erkannte er nichts. Er ging jedoch ängstlich in die Knie, da es nicht so aussah, als würde die Brücke dieses Gerüttel lange aushalten.

„Hinter dir, Mega!!“, brüllte Lan, als er entdeckte, was für das Beben verantwortlich war.

Sofort schaute der blaue Navi hinter sich und erkannte es ebenfalls. Irgendetwas bewegte sich durch die Lava unter der Brücke hin und her und stieß immer wieder gegen die Stützpfosten. Wie ein riesiger Fisch, der unter einem Steg im Hafen hertauchte. Bei diesem Gedanken sackte MegaMan das Herz auch schon fast in die Hose. Zu seinem Missfallen bewahrheitete sich seine Vermutung und mit einem Male kam das lavatauchende Etwas brüllend aus dem heißen Magma geschossen. Es war ein überdimensionaler MagmaDragoon!!

„Verdammte Scheiße!“, begann MegaMan panisch zu schreien und erinnerte sich daran zurück, wie er das letzte Mal gegen solch eine Bestie hatte kämpfen müssen.

MagmaDragoons waren sehr seltene Viren, die hauptsächlich in extrem heißen Gebieten anzutreffen waren. Meistens fand man sie in den Computern von Vulkananlagen, wie dem Labor auf Fire Island, aber es wurden auch schon öfters welche in Grillcomputern gesichtet.

Es war ein sehr langer, drachenähnlicher Virus, aus dessen Kopf vier schwarze Hörner hervorstanden. Die Augen waren leuchtend gelb und er hatte jede Menge Stacheln, die sich über sein gesamtes, ewig langes Rückgrat zogen. Die Farbe seiner schuppigen Haut war stechend rot, konnte sich aber in ein tiefes Dunkelblau verfärben, wenn er ziemlich wütend wurde. Somit schien der MagmaDragoon momentan sogar noch einigermaßen gute Laune zu haben. Allerdings hielt ihn auch das nicht davon ab, weiterhin die Brücke anzugreifen, die nun immer mehr ins Schwanken geriet.

Den Halt verlierend wankte MegaMan hin und her, als die Metallbrücke immer stärker zum Erzittern gebracht wurde, dass er beinahe umgefallen wäre, hätte er sich nicht noch grade so auf den Beinen halten können. Das Geländer wollte er lieber noch immer nicht anfassen...

„Achte auf die Mettaur!“, erinnerte Lan seinen Navi wieder an die drei Viren, die mittlerweile dabei waren zum Angriff auszuholen.

Während der MagmaDragoon wieder in der Lava untertauchte, wandte sich der blaue Navi schnell herum und erkannte grade noch schnell genug den Flammenstrahl, der auf ihn zugeschossen kam, dass er um Haaresbreite ausweichen konnte. Die HeatMettaur hatten angefangen Feuer zu speien, um ihr Opfer niederzufackeln.

„Mist! Warum??“, fluchte MegaMan verzweifelt, als die Brücke erneut heftigst bebte.

Der MagmaDragoon griff weiter die Stützpfosten an, indem er immer wieder mit seinem gigantischen Kopf dagegen rammte. Allem Anschein nach wollte er die Brücke um jeden Preis zerstören und langsam aber sicher schien er damit auch erfolgreich zu sein.

„Du musst da weg, aber schnell!“, schrie Lan seinem Navi zu.

Dies war aber leichter gesagt, als getan. Die HeatMettaur schossen weiter mit brennenden Flammen und versperrten MegaMan den Weg, der nun immer weiter nach hinten gedrängt wurde. Doch als er seine Chance für einen kurzen Moment erkannte, aktivierte er seinen Buster und feuerte mehrere Schüsse auf seine Angreifer ab, ehe die Brücke erneut erbebte und er wieder aus dem Gleichgewicht geriet. Doch Gott sei Dank hatte er, wenn auch wohl eher nur durch Zufall, die drei HeatMettaur erwischt, deren Datenteilchen sich auch schon in der heißen, flimmernden Luft auflösten.

„Okay, der Weg ist frei und jetzt nichts wie weg da!!“, befahl Lan, als er merkte, dass die Brücke die andauernden Attacken nicht mehr sehr lange überstehen würde.

Grade wollte sich MegaMan auch schon in Bewegung setzen, da kam plötzlich der MagmaDragoon erneut aus der Lava geschossen. Sein langer Hals ragte aus dem brodelnden Magma heraus und sein Kopf triumphierte majestätisch über der langsam einstürzenden Verbindungsbrücke. Einen Moment lang sahen MegaMan und der riesige Virus sich gegenseitig in die Augen, bis der Dragoon mit einem Male hervorschnellte, seine gewaltigen Kiefer auseinander riss und gewaltsam seine Zähne in die Brücke rammte. MegaMan wurde durch die heftige Erschütterung sofort umgerissen und landete auf seinem Hinterteil, welches sich recht schnell erhitzte, dass der blaue Navi vor Schmerz schreiend sofort wieder aufsprang.

„Was zum Teufel tut der da??“, fragte Lan, der das Szenario mit Entsetzen verfolgte.

„Jedenfalls nichts Gutes!“, antwortete MegaMan, nahm die Beine in die Hand und rannte so schnell er nur konnte los.

Der MagmaDragoon hingegen presste seine messerscharfen Zähne noch weiter in das Metall hinein und riss schließlich mit einem kräftigen Ruck ein ganzes Stück der Brücke heraus, was er anschließend direkt in die Lava spukte. Nun begann sich die komplette, kilometerlange Brücke in Bewegung zu versetzen und langsam einzustürzen. Die Stützpfosten waren nicht mehr im Stande die vielen Erschütterungen auszuhalten und brachen einer nach dem anderen weg. Gedämpft plätschernd stürzten die beiden Enden der Brücke, zwischen dem nun zerstörten Teil, hinunter in die Lava, dass jede Menge des flüssigen Erdgesteins qualmend herumspritzte.

Während MegaMan nun verzweifelt versuchte das andere Ende zu erreichen, kippte die Brücke hinter ihm langsam aber sicher in die Lava hinein, während weitere Pfosten abbrachen.

„Mega, beeil dich! Ansonsten wirst du mit der Brücke in die Lava fallen!“

Diese Warnung von Lan wäre allerdings nicht wirklich notwendig gewesen, da MegaMan selbst schon wusste, dass er ziemlich in der Klemme steckte. Zumindest schien der MagmaDragoon vorerst Ruhe zu geben und beobachtete den Brückeneinsturz, um sich über sein erledigtes Werk zu erfreuen.

„Warum loggst du mich nicht einfach aus!? Bitte, Lan!!“, flehte der blaue Navi panisch.

„Und wie sollen wir dann jemals auf die andere Insel kommen? Wenn du es jetzt nicht rüber schaffst, werden wir die nächste Schlüsselkarte nie bekommen! Beeil dich einfach! Sollte es wirklich brenzlig werden, dann logg ich dich schon aus!“

„Wirklich brenzlig?? Wofür hältst du das denn hier?!“, keuchte der Navi empört, ließ dann aber ab und konzentrierte sich nur noch darauf das andere Ende endlich zu erreichen, bevor es zu spät sein würde.

Allerdings sollte ihm auch dies noch erschwert werden. Immer wieder materialisierten sich HeatMettaur vor ihm, um ihm den Weg zu versperren. Einige schoss er sofort in Stücke, kaum dass sie materialisiert waren, über andere vollzog er weite Sprünge, rollte sich beim Landen ab und sprang gleich wieder auf, um weiterzurennen. Sein Körper fühlte sich vollkommen heiß an und die Hitze machte ihn sehr schnell müde und ziemlich schlapp. MegaMan biss die Zähne zusammen und versuchte durchzuhalten, was aber wirklich unglaublich anstrengend war. Mehrmals erwischten ihn auch einige der Flammen, die ihm die HeatMettaur entgegenspuckten, doch er versuchte sich zusammenzureißen und rannte einfach weiter, obwohl der brennende Schmerz langsam aber sicher unerträglich wurde. Lan hingegen versuchte seinem Navi zu helfen, indem er in regelmäßigen Abständen Recovery Chips runterlud. Diese halfen zwar auch nicht sehr viel, waren aber immer noch besser als gar nichts. Ohne sie hätte MegaMan vermutlich schon lange aufgegeben und hätte sich freiwillig in das Lavameer gestürzt.

Doch dann kam endlich das Ende der Brücke in Sicht! Nur noch wenige Meter mussten es sein. Ein letztes Mal nahm MegaMan all seine Kraft zusammen, um zum Endspurt anzulegen. Er schoss die HeatMettaur beiseite und bahnte sich unaufhaltsam seinen Weg. Mit einem weiten Sprung hüpfte er das letzte Stück von der Brücke herunter und landete unsanft auf der felsigen Insel an ihrem Ende. Er knallte klatschend auf den unebenen Boden in einer ziemlich ungesund aussehenden Art und Weise, aber immerhin hatte er es noch rechtzeitig geschafft. Aus den Augenwinkeln heraus konnte er sehen, wie die Brücke vollständig in der Lava versank. Er hatte es wirklich geschafft!

„Wow, das war vielleicht knapp!“, atmete Lan erleichtert auf und warf gleich seinen letzten Recovery Chip hinterher.

Schwer atmend wandte sich MegaMan auf den Rücken und musste erst einmal tief ein- und ausatmen. Der Boden war zwar glühend heiß, aber mittlerweile spürte er die Hitze kaum mehr. Genaugenommen war es sogar so heiß, dass er nicht wirklich unterscheiden konnte, ob der Boden nun wirklich brandheiß oder vielleicht sogar eiskalt war.

Hechelnd brachte sich der blaue Navi nach einer Weile wieder auf die Beine, blieb aber in den Knien, um weiterhin Luft zu holen, was bei der drückenden Wärme nicht sehr einfach war.

„Oh man... oh man... oh man...“, stammelte er fassungslos und immer noch vollkommen außer Puste vor sich her. „So etwas werde ich nie wieder tun... ich glaube ich krepier gleich... das war wirklich... oh man...“

„Aber immerhin hast du’s heil überstanden.“, wandte Lan ein, was aber auch nicht sonderlich aufmunternd war.

„Mein Gott... so sehr habe ich mich noch nie anstrengen müssen!!“

„Ach komm, du hast es geschafft, jetzt mach nicht so ’ne große Sache draus.“, entgegnete Lan leicht genervt über die Memmenhaftigkeit seines Navis.

„Ich würde zu gern mal dich in solch einer Situation sehen.“, antwortete MegaMan beleidigt.
 

Nachdem sich Navi und Operator wieder eingekriegt hatten, überblickte MegaMan erst einmal das neue Gelände. Die Insel war ziemlich groß, zumindest größer als die andere. Sie war weitläufig und ziemlich geräumig. Die Unebenheiten machten das Gehen zwar schwierig, aber zumindest gab es keine größeren Hindernisse. Am anderen Ende der Plattform befand sich ein Terminal, was mit größter Wahrscheinlichkeit zum Deaktivieren des Schlosses an der kleinen, schwarzen Box vorhanden war.

„Sieht so aus, als hätten sie sich diesen kleinen Marathon als Ausgleich dafür ausgedacht, dass BlazeMan hier nicht auf uns warten kann.“, bemerkte MegaMan, als er sich auch schon auf das Terminal zu bewegte.

„Stimmt. Mr. Match und BlazeMan sind ja nicht mehr dabei. Darum haben sie sich vermutlich etwas anderes überlegen müssen, da sich die Zwei uns ja nicht mehr in den Weg stellen können.“, stimmte Lan zu. „Ich frage mich nur, was wohl aus den beiden geworden ist? Gehört haben wir ja nichts mehr von ihnen. Ich hoffe Shadow hat sich nicht für ihren Verrat an ihnen gerächt.“

„Ach was. Den beiden geht es sicher gut.“, antwortete MegaMan zuversichtlich.

„Aber euch beiden wird es dafür nicht mehr lange gut gehen!!“, ertönte aus heiterem Himmel eine Stimme und kaum war sie entklungen, materialisierte sich auch schon ein Navi direkt vor MegaMan, um ihm den Weg zum Terminal zu versperren.

Erschrocken trat der blaue Navi zurück und nahm seine Kampfhaltung ein, die er jedoch gleich wieder verdutzt verließ, als er erkannte, wer sich ihm in den Weg stellte.

„BlazeMan??“

Es war wirklich BlazeMan! Kaum hatten sie von ihm gesprochen, erschien er auch schon persönlich! Allerdings sah er ziemlich verändert aus und sein Äußeres konnte nur eines bedeuten... Hier waren Dark Chips am Werk!

Die Flammen, die BlazeMan’s Unterarme und –beine umhüllten, sowie die lodernde Fackel auf seinem Kopf, brannten dunkelviolett, so wie auch sein eigentlich rot-weißer Körper die Farbe schwarz-violett angenommen hatte. Das ziemlich junge Gesicht war verzerrt zu einer fies grinsenden Fratze mit schwarzen Ringen unter den Augen, was ihm eine unheimliche Gestalt verlieh.

„Was um alles in der Welt tust du hier? Was ist mit dir passiert? Sag nicht du arbeitest wieder für Shadow?!“, brüllte MegaMan sofort fassungslos los.

„Ich hab keinen Plan wovon ihr redet und wer ihr überhaupt seid.“, antwortete der dunkle Flammen-Navi mit tiefer Stimme. „Ich wurde nur hergeschickt, um euch aufzuhalten und genau das werde ich jetzt auch tun!“

„Du weißt nicht wer wir sind??“, wiederholte MegaMan überrascht.

„Sei vorsichtig, Mega! Hier stimmt was nicht. Er wird nicht von einem Menschen operiert sondern kämpft allein, wie ein Solo-Net-Navi.“, stellte Lan beunruhigt fest. „Wenn Mr. Match nicht da ist und er sagt, er weiß nicht wer wir sind, kann das nur bedeuten...“

„Die Dark Chips sind daran schuld und manipulieren ihn!“, beendete der Navi den Satz seines Operators.

„Genau. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mr. Match sich wieder Shadow angeschlossen haben soll. Vermutlich muss sich Shadow BlazeMan mit Gewalt wieder angeeignet haben. Aber hier ist noch etwas faul...“

„Was denn?“, fragte MegaMan verwirrt.

„Dafür dass er von einem Dark Chip besessen ist, hat er sich ungemein gut unter Kontrolle, findest du nicht?“

„Du hast Recht...“, bemerkte es nun auch MegaMan. „Er verhält sich nicht so wie PropellerMan oder SmokeMan... Meinst du der Dark Chip hat seine Persönlichkeit noch nicht vollkommen gelöscht?“

„Ich weiß es nicht, aber möglich wäre es. Jedenfalls würde ich einem Kampf lieber aus dem Weg gehen.“, sprach Lan ratlos.

„Was labert ihr da eigentlich??“, mischte sich BlazeMan wieder ein. „Ist doch alles scheißegal... Lasst uns lieber endlich loslegen! Ich brenne schon darauf dich auseinander zu nehmen! Hahahahaha!!“, begann er laut zu lachen und nahm seine Kampfhaltung ein. „Wollt ihr die Karte, müsst ihr erst mich loswerden. Das Terminal ist dahinten, aber glaubt nicht, ich werde euch so einfach da dran lassen. Hehehe...“

„Einem Kampf aus dem Weg zu gehen, wird wohl nix!“, stellte MegaMan hilflos fest.

„Dann müssen wir uns jetzt etwas anderes einfallen lassen. MegaMan? Battle routine, set!”

„Execute!“
 

Und so konnte der Kampf starten. MegaMan wusste zwar nicht, was genau hier vor sich ging und er wollte BlazeMan nicht wirklich bekämpfen, aber andererseits schien es keinen anderen Weg zu geben und BlazeMan selbst war fest zum Kampf entschlossen, so dass dem blauen Navi eh keine andere Wahl blieb, als dagegenzuhalten.

„Sei vorsichtig, Mega! Solange wir nicht wissen, was genau hier los ist, will ich nicht unbedingt riskieren, dass BlazeMan gelöscht wird.“, warnte Lan seinen Navi noch einmal, während er weiter darüber nachgrübelte, was das hier zu bedeuten hatte.

Allem Anschein nach sah es so aus, als hätte BlazeMan sein Gedächtnis verloren, was aufgrund des Dark Chip Einflusses zu erklären war. Und da er eigentlich eher ein Verbündeter war, wollte Lan nicht riskieren, dass ihm etwas geschehen würde.

„Tst, ganz wie der Chef gesagt hat! Ihr seid wirkliche Luschen! Typen wie euch verspeise ich zum Frühstück!!“, rief BlazeMan, als er auch schon seinen ersten Angriff startete und gradewegs auf MegaMan zugestürmt kam.

Reflexartig riss der blaue Navi sein Arme hoch, schlug sie über Kreuz und hielt sie schützend vor seinen Kopf, so dass BlazeMan’s Uppercut geblockt wurde. Allerdings schlug Lan’s Navi die Arme gleich wieder auseinander und fuchtelte wild mit ihnen herum, als sie Feuer gefangen hatten, da die Flammen von BlazeMan’s Unterarm auf die Arme seines Gegners übergegriffen hatten.

„Hahahaha! Du Noob!“, lachte BlazeMan, der sich köstlich amüsierte, während es MegaMan nach wildem Gefuchtel gelang die Flammen wieder auszubekommen.

„Na warte!“, grummelte MegaMan verärgert und holte auch gleich zu einem Tritt aus, mit dem er seinen Gegner nach hinten drängte.

Kaum hatte der blaue Navi seinen Fuß wieder auf dem steinigen Boden aufgesetzt, stieß er seinen Buster nach vorn und gab mehrere Schüsse ab. Doch BlazeMan warf sich blitzschnell nach hinten, dass die Energiestrahlen über ihn hinwegzischten, holte nach der Landung mit seinen Beinen kräftig Schwung und sprang elegant wieder auf.

„DarkFlame!!“, zögerte der flammende Navi keine Sekunde und setzte die nächste Attacke nach, welche er mit seiner Handfläche losfeuerte.

Eine zischelnde, violette Feuerkugel traf MegaMan direkt auf der Brust und schleuderte den überraschten Navi weit nach hinten, wo er unsanft auf dem felsigen Boden landete.

„Man, einfacher geht’s ja schon gar nicht mehr!“, schüttelte BlazeMan lachend den Kopf, während er langsam auf MegaMan zuschlenderte, der schon wieder dabei war sich aufzusetzen.

„Warum tust du das, BlazeMan? Ich dachte wir wären nun Freunde! Liegt es an dem Dark Chip, oder-“, begann MegaMan, doch BlazeMan fiel ihm ins Wort.

„Freunde?“, wiederholte der Feuer-Navi und betonte dabei jede einzelne Silbe des Wortes. „Ich hab nicht mal ’ne Peilung, wer du eigentlich bist, außer ein Störenfried, den es zu vaporisieren gilt.“

„Erinnerst du dich denn überhaupt nicht mehr an mich??“

„Sollte ich das etwa?“, verzog BlazeMan fragend das Gesicht. „Sag mal... du willst mich verarschen, was? Ich hab meine Befehle und lass mich nicht natzen! Steh endlich auf und kämpf weiter!“

„Es hat keinen Sinn, Mega.“, wandte Lan nun ein. „Er hat uns scheinbar wirklich vergessen! Solange der Dark Chip aktiv ist, werden wir da nicht viel ausrichten können...“

„Und was sollen wir dann machen?“, fragte der blaue Navi verzweifelt, als er sich wieder vollständig aufgerichtet hatte.

„Keine Ahnung. Jedenfalls sollten wir uns nicht weiter davon irritieren lassen. Unsere oberste Priorität ist es Shadow zu stoppen und das ist momentan alles was zählt. Wenn BlazeMan sich uns in den Weg stellt, dann muss er es eben bereuen. Wenn wir uns jetzt zurückhalten, verlieren wir!“

„Soll ich wirklich gegen ihn kämpfen?? Ich kann ihn doch nicht... was wenn ich ihn...??“

„Und was ist, wenn er dich löscht?“

MegaMan merkte, dass auch sein Operator Zweifel an dem hatte, was er grade gesagt hatte, aber trotzdem war es in der momentanen Situation das einzig Richtige. Wenn BlazeMan es darauf anlegte, Dark Chip hin oder her, gab es keinen anderen Weg. Das Wichtigste war nun mal Shadow aufzuhalten und sie durften nicht noch mehr Zeit verlieren!

„Also gut, dann lass uns endlich richtig loslegen.“, stimmte der blaue Navi widerwillig zu.

„Ah, seid ihr also endlich soweit?“, fragte BlazeMan, der bereits ungeduldig wurde.

„Yup, auf geht’s!“, sprach Lan und schnappte sich auch gleich ein paar hilfreiche Battle Chips. Auch wenn BlazeMan’s Flammen violett waren, so besaß er trotzdem immer noch das Feuerelement und war somit empfindlich gegen Wasser. Darum warf Lan auch gleich einen Aqua Chip in sein PET. „AquaBlade, Slot-In!!“

Nachdem sich die wässrige Schwertklinge an MegaMan’s Arm materialisiert hatte, rannte dieser auch schon direkt los, um anzugreifen. Noch im Lauf holte er horizontal aus und ließ die Klinge einmal um sich herumwirbeln, als er mit einem weiten Satz auf BlazeMan zugesprungen kam. Doch bevor das AquaBlade den Körper des brandheißen Navis treffen konnte, war es bereits vollständig zu rauchendem Qualm verdampft, dass MegaMan, mehr oder weniger, ins Leere schlug.

„Verdammt!“, fluchte er, bevor er auch schon eine verpasst bekam.

BlazeMan holte aus und brachte MegaMan mit einem festen Faustschlag zu Boden.

„Ich bin ein viel zu großer Hitzkopf, als dass mir so etwas was anhaben könnte. Und da wir auch nicht den ganzen Tag Zeit haben...“, sprach BlazeMan, während er sein liegendes Opfer betrachtete und langsam seinen rechten Arm hob. „DarkBlaze!!“

„Escape, Slot-In!!“, konnte Lan seinen Navi noch schnell aus der Gefahrenzone schaffen, ehe sich dort ein heftiger, kreiselnder Wirbel aus violettem Feuer bildete, der MegaMan sicher an einem Stück verbrannt hätte.

„Oh, das war knapp...“, bemerkte der Feuer-Navi, als sein Blick auch schon wieder auf MegaMan fiel, der nun einige Meter weiter entfernt stand und sich wieder aufgerafft hatte.

Schnell atmend versuchte sich MegaMan zu konzentrieren. Er schwitzte ziemlich stark und allmählich schlug ihm die enorme Hitze gewaltig auf die Nieren. Es war so unglaublich heiß und dieses Hitzeflimmern, was seine Umgebung vollkommen verzerrte, machte ihn fast wahnsinnig. Lange würde er es wohl nicht mehr an diesem Ort aushalten können...

„Wir müssen uns beeilen, Lan... Ich... Ich schaff das nicht... nicht mehr lang...“, hatte Lan’s Navi ziemlich schwer zu atmen.

„Keine Sorge, wir machen ihn schon platt... Probier es mal hiermit! AquaWhirl, Slot-In!“

Sofort nutzte MegaMan die neuen Chipdaten und erschuf einen kleinen, spritzenden Wasserwirbel, der genau auf BlazeMan zugeflogen kam. Doch auch hiervon zeigte sich der heiße Navi nicht sonderlich beeindruckt. Er blieb stehen und ließ sich ohne Einwände treffen. Der Aqua-Angriff schien bei ihm nicht den geringsten Schaden anzurichten. Sein Körper war so heiß, dass alles Wasser in seiner Nähe augenblicklich verdampfte.

„Mist!“, murmelte Lan zornig.

„Gebt euch keine Mühe, es ist eh alles zwecklos!“

„Ich glaube er hat Recht...“, sprach MegaMan beunruhigt. „Der Dark Chip macht ihn selbst gegen Wasser immun.“

„Na gut, ein AquaWhirl war wohl doch etwas zu schwach... Aber ich weiß etwas, wogegen er definitiv nichts ausrichten können wird! Hiermit sollten wir ihn erledigen... Der enorme Powerschub sollte eigentlich ausreichen. Aktiviere Soul-Unison! GeyserSoul!!“, griff Lan gleich zu den schwereren Geschützen und aktivierte die Soul.

Nachdem sich die Verwandlung vollzogen hatte, wirkte MegaMan völlig verändert und wie ein Ebenbild des richtigen GeyserMan. Er besaß nun zwei Hochleistungswasserwerfer und aus seinem Kopf spritzte durch eine kleine, ventilähnliche Öffnung eine winzige Wasserfontaine. Seine Rüstung hatte sich hellblau verfärbt und so stellte er sich neuen Mutes BlazeMan gegenüber.

„Oho, sexy. Nettes Schauspiel, aber meinst du ernsthaft, das könnte was bringen?“, fragte der Feuer-Navi skeptisch.

„Wollen wir’s testen?“, antwortete MegaMan und hob seine beiden Aqua-Buster.

„Kannst es gern versuchen.“

Also zündete MegaMan auch gleich seine neuen Waffen und entfachte zwei heftige Wasserstrahlen, die mit enormem Druck aus den Bustern geschossen kamen. Als BlazeMan von ihnen erwischt wurde, wurde er förmlich wegkatapultiert und mehrere Meter weit weggeschleudert.

„Yeah! Es hat geklappt!“, freute sich Lan.

Allerdings kam seine Freude etwas zu früh. Besiegt war BlazeMan noch lange nicht. Er brachte sich schnell wieder auf die Beine und wirkte etwas irritiert, aber nicht sonderlich geschwächt.

„Wow, da steckt ja ’ne ziemlich krasse Wucht hinter, alle Achtung!“, gab der flammende Navi zu und wischte sich die letzten Wasserpartikel vom Körper, die durch die Hitze im Areal eh schnell verdampft waren. „Hab den Angriff wohl etwas unterschätzt, allerdings enttäuscht er mich trotzdem.“

„Ach ja? Wie wäre es denn mit noch einer Ladung?“, entgegnete MegaMan und feuerte gleich noch einmal.

Doch dieses Mal war BlazeMan darauf vorbereitet gewesen. Er sprang schnell ein Stück nach hinten, riss seine Arme nach oben und entzündete eine Flammenwand, die vor ihm aus dem Boden schoss.

„DarkBurner!!“

Die beiden Wasserstrahlen mussten die fackelnde Wand nicht einmal berühren, schon verdampften sie bereits. Lan riss fassungslos die Augen weit auf. Erst SmokeMan’s Rauch, nun BlazeMan’s Feuer... hatten die Dark Chips wirklich solch enorme Auswirkung auf die Attacken ihrer Wirte?? Auch MegaMan konnte das nicht glauben und setzte zu einer erneuten Attacke an, doch wollte ihn BlazeMan dazu nicht mehr kommen lassen. Mit einem Male sprang der Feuer-Navi los, streckte seinen rechten Arm im Lauf aus, klammerte seine Hand fest um MegaMan’s Hals und riss den blauen Navi mit ziemlicher Kraft um. Stöhnend vor Schmerz knallte MegaMan auf den harten Boden.

„MegaMan!!“, schrie Lan entsetzt.

„Es ist jetzt wirklich genug! Allmählich gehen mir diese Spielereien auf die Nerven... Zeit zu sterben!!“, sprach BlazeMan mit einer Stimme, die leicht psychopathisch klang und mit Augen, die plötzlich pure Boshaftigkeit und Tötungslust ausstrahlten.

Auch wenn man es ihm vom Verhalten her erst nicht hätte anmerken können, kam nun ganz deutlich durch, dass er von einem Dark Chip besessen war!

MegaMan strampelte mit seinen Beinen und schwang sie wild herum, um sich irgendwie zu befreien oder seinem Gegner die Füße wegzuziehen, doch BlazeMan taten all die Tritte nichts. Er presste seine Hand um den Hals seines Opfers und drückte immer fester zu, dass der blaue Navi bald überhaupt keine Luft mehr bekam und nicht mal mehr in der Lage war um Hilfe zu schreien, da seine Stimme immer weiter erstickt wurde.

„MegaMan!!“, geriet Lan in Panik und versuchte auf die Schnelle einen guten Chip zu finden. Escape hatte er schon benutzt, die Recoveries waren auch schon weg, Aqua-Angriffe nutzten nichts, nicht mal die Soul war in der Lage etwas zu unternehmen und solange MegaMan in dieser hilflosen Position war, war der Gedanke an einen Program Advance eh vergeudete Zeit.

„BlazeMan, bitte hör auf!!“, flehte Lan. „Wieso? Wo ist Mr. Match!? Warum tust du das?? Ich bitte dich, hör auf!!“

Doch der Feuer-Navi reagierte nicht darauf. Nun wirkte er ebenso seelenlos, wie auch schon SmokeMan und PropellerMan, nachdem ihre Seelen von den Dark Chips ergriffen wurden.

„Bitte hör doch auf damit!! Wir sind doch auf der selben Seite! Shadow ist der wahre Übeltäter, nicht wir!“, versuchte es Lan weiter, doch es brachte einfach nichts. Die Kraft des Dark Chips war zu gewaltig, als dass er sie mit einfachen Worten hätte durchbrechen können.

Während MegaMan sich verzweifelt an BlazeMan’s brennenden Unterarm mit seinen Händen festklammerte, um sich irgendwie zu befreien, versuchte er gleichzeitig wie verrückt nach Luft zu schnappen. Lan konnte das nicht mehr mit ansehen, aber es gab auch nichts, was er noch hätte tun können...

Doch plötzlich dröhnte eine laute Explosion durch das Areal, die selbst das Rauschen und Blubbern des umliegenden Lavameers übertönte. Schlagartig wurden MegaMan und BlazeMan auseinandergerissen und in verschiedene Richtungen katapultiert.

„Was zum...?“, erschrak Lan und starrte verdutzt auf sein PET.

„Es hat keinen Sinn, Lan. Du wirst ihn nie dazu bekommen von MegaMan abzulassen und das liegt nicht an den Dark Chips.“, erklang auf einmal eine Stimme über die Internetverbindung, welche Lan aber direkt erkannte.

„Mr. Match??“

„Ganz Recht.“, antwortete Match mit ruhiger Stimme.

„Was ist hier los? Was ist mit BlazeMan geschehen??“

„Was soll mit mir sein?“, ertönte auf einmal BlazeMan’s Stimme und sofort erschrak Lan erneut, aber eher aus dem Grund, dass sich plötzlich zwei BlazeMen im Netzwerk befanden.

Auch MegaMan, der erst mal hechelnd nach Luft rang, verstand noch nicht so ganz, was los war. Er war eingekesselt von zwei BlazeMen.

„Es ist eigentlich ganz einfach. Der BlazeMan, gegen den ihr gekämpft habt, ist nicht der richtige BlazeMan. Er ist eine exakte Kopie, die Shadow mithilfe von BlazeMan’s Back Up Dateien erstellt hat, nur mit dem Unterschied, dass dieser falsche BlazeMan noch durch Dark Chips verstärkt ist.“, erklärte Mr. Match und nun wurde auch Lan endlich alles klar.

„Das heißt, der richtige BlazeMan ist der, der grade den falschen BlazeMan und MegaMan auseinandergebracht hat??“

„Natürlich bin ich der Echte!!“, wandte der eben erschienene BlazeMan sofort empört ein. „Und es ist ja wohl eh die Höhe, dass du mich mit dem da verwechselt hast! Sieh sich doch mal einer diese Missgestalt an! Der sieht mir doch nicht im geringsten ähnlich! Ich bin doch tausendmal hübscher!!“, grummelte er und deutete dabei auf seinen Körper, der sich auch farblich her deutlich zum anderen unterschied und weiß-rot, statt schwarz-violett war. „Sieh sich doch einer mal nur diese Visage an! Das ist ’ne Fresse wie’n Turnschuh. Man möchte am liebsten reintreten und sich wohlfühlen. Und du hast den für mich gehalten??“

„Oh, tut mir leid...“, entschuldigte sich Lan sofort wieder, um BlazeMan zu beruhigen.

„Sollte’s dir auch...“, verschränkte der Feuer-Navi beleidigt die Arme.

„Tut mir leid, dass wir nicht schon früher eingegriffen haben, aber es ging nicht so schnell.“, sprach nun Mr. Match weiter.

„Kein Problem. Hauptsache sie sind überhaupt da! Aber wo kommen sie überhaupt her? Sind sie hier in der Nähe??“, fragte Lan hoffnungsvoll.

„Nein, das nicht. Ich befinde mich zwar momentan in Den Town, bin aber nicht im Tower. Es hat mich viel Zeit gekostet, aber während du Shadow’s Handlanger einen nach dem anderen besiegt hast, habe ich die letzten Tage genutzt, um etwas mehr über den Kerl herauszufinden. Dabei habe ich einen anderen Weg gefunden, seinen Strandort zu lokalisieren. Ich und BlazeMan verfolgten einige von Shadow’s Navis schon eine ganze Weile und haben schließlich einen Weg über das Internet gefunden, der uns offenbart hat, wo Shadow sich versteckt. Als wir dann von dem Plan der Officials und eurem Angriff erfahren haben, haben wir uns direkt auf den Weg gemacht, um zu helfen und nun sind wir hier!“

„Deshalb haben wir die ganze Zeit nichts von ihnen gehört... sie haben also auf eigene Faust versucht Shadow zu stoppen?“, fasste Lan das Ganze kurz zusammen.

„So ist es. Nach all dem, was ich angerichtet habe, empfand ich es als meine Pflicht selbst etwas zu unternehmen. Sozusagen als Wiedergutmachung für meine Verbrechen. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich sehr von dir beeindruckt bin, Lan. Du hast dich ziemlich wacker geschlagen seit unserem letzten Kampf.“

„Vielen Dank.“, antwortete Lan leicht verlegen.

„Ich würde zu gern noch einmal gegen dich kämpfen, nachdem die letzte Runde unentschieden ausgegangen ist, aber dazu wird es wohl nicht kommen.“, richtete Mr. Match die Aufmerksamkeit wieder auf das Netzwerk, wo sich mittlerweile auch der falsche BlazeMan von der Explosion erholt hatte und auf Rache sinnte.

„Na, Mega? Was geht? Komm mal her, ich helf dir auf...“, sprach BlazeMan und beugte sich zu MegaMan hinunter, um dem blauen Navi beim Aufstehen zu helfen. „Du siehst ja echt übel aus...“

„Vielen Dank... BlazeMan.“, keuchte der blaue Navi und versuchte sich allein aufrecht zu halten.

„Ach, kein Ding. Meinen Homies helf ich doch gern. Aber um eins möchte ich dich noch gern bitten.“

„Hm?“, schaute MegaMan seinen Retter fragend an.

„Du musst mich nicht BlazeMan nennen, das klingt so förmlich.“

„Was? Wie soll ich dich denn dann nennen?“, fragte MegaMan verdutzt.

„Na, keine Ahnung... Gib mir ’nen Spitznamen, so wie ich dich ab jetzt auch nur noch Mega nenn. MegaMan ist mir zu lang.“

„Also nenn ich dich ab jetzt nur noch Blaze?“, antwortete MegaMan, allerdings mehr fragend, als eine Aussage damit zu treffen.

„Hmm...“, grübelte BlazeMan. „Nenn mich lieber ’Da Blaze’!“

„Da Blaze?!“, wiederholte MegaMan.

„Yup! I’m da Blaze! Das klingt cool.”, war wenigstens BlazeMan mit seinem neuen, wenn auch mehr selbst ausgesuchten Spitznamen vollkommen zufrieden.

„Okay, wenn du willst...“, willigte MegaMan einfach mal ein, da er allmählich kaum mehr verstand, was hier grade los war.

„Sehr geistreiche Unterhaltung, vor allem wenn man eure momentane Situation in Anbetracht zieht.“, seufzte Mr. Match und deutete so wieder auf den falschen BlazeMan, der schäumend vor Wut kurz davor war durchzudrehen.

„Was geht denn mit dir ab, alten? Schlecht geschissen?“, fragte der Feuer-Navi mit provozierendem Ton seinen Doppelgänger.

„Ich hab keine Ahnung, was nun hier los ist, aber ich werd euch zwei auf qualvollste Weise löschen!!“, brüllte der DarkSoul BlazeMan zornig.

„Was? Du hast sie ja nicht mehr alle! Halt gefälligst die Fresse, wenn du mit mir redest!“, konterte der richtige BlazeMan sofort.

Während die beiden feurigen Navis damit begannen sich in einem recht vulgären Wortgefecht gegenseitig einige Fiesheiten an den Kopf zu werfen, wandte Mr. Match sich derweil wieder an Lan.

„Lan? Am besten überlässt du den uns. Wir machen den da fertig und ihr solltet euch in der Zwischenzeit die Schlüsselkarte schnappen und euch um Shadow kümmern.“

„Kommen sie denn hier allein klar? Ich mein... Dieser Navi benutzt Dark Chips und-“

„Meinst du wirklich das Original könnte es nicht mit seinem Double aufnehmen? BlazeMan und ich schaffen das schon, aber ihr habt nun wichtigeres zu tun. Wir müssen Shadow stoppen, solange es noch möglich ist.“

„Aber...“, setzte Lan erst an, ließ dann aber doch ab. „Also gut.“

„Aktiviert das Terminal, dass du die Karte nehmen kannst. Wir halten solange den Typ hier auf.“, sprach Mr. Match und bereitete schon alles für den Kampf vor.

„Okay!“, antwortete Lan entschlossen. „Mega? Meinst du, du schaffst es noch so bis zum Terminal?“

Der blaue Navi hatte zwar immer noch schwer zu atmen und die unglaubliche Hitze zermürbte ihn, aber trotzdem nickte er, dass er es wenigstens versuchen wollte.

„Das könnt ihr vergessen! Niemand wird dieses Terminal bedienen, solange ich hier noch stehe!“, brüllte auf einmal DarkSoul-BlazeMan los, als er von Lan’s und Mr. Match’s Plan etwas mitbekommen hatte.

„Ach, mach doch endlich ’n Kopp zu, ey!“, wandte aber direkt der richtige BlazeMan wieder ein. „Dann werden wir das eben ändern, aber flottikovski! So schlechte Imitationen wie dich, putz ich mit links von der Platte!“

„Was?! Das glaubst auch nur du!“

Und schon sprangen die beiden Feuer-Navis aufeinander los.

Beide holten schwungvoll mit ihren Armen aus und lieferten sich einen blitzschnellen Schlagabtausch, wobei die Positionen von Angreifer und Verteidiger fast sekündlich zu wechseln schienen. Mit einer irren Geschwindigkeit schlugen die zwei aufeinander ein und zeigten keine Gnade, während sie sich sogar gleichzeitig noch lautstark beschimpften.

Jetzt wo der falsche BlazeMan abgelenkt war, zögerte MegaMan auch keine Sekunde und setzte sich in Bewegung. Ziemlich angeschlagen humpelte er zum Terminal rüber, von dem der richtige BlazeMan seinen Doppelgänger mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln fernhielt.

„Komm schon, gleich hast du’s!“, feuerte Lan seinen Navi an und warf dabei immer wieder einen Blick auf die zwei kämpfenden BlazeMen.

Aus einer eleganten Vorwärtsrolle heraus, stieß BlazeMan seine Beine nach vorn, um sie seinem Double gewaltsam in den Bauch zu rammen. Laut stöhnend krachte der falsche BlazeMan auf den harten Felsboden, wo er vorerst liegen blieb.

„Ey, Mega!!“, rief der flammende Net-Navi MegaMan zu, als dieser auch endlich das Terminal erreicht hatte.

Schnell drückte MegaMan einige Schalter, um die schwarze Box auf dem Computertisch zu öffnen und wandte dann seinen Blick noch ein letztes Mal zu seinem Retter herum, während Lan das PET-Kabel schon festhielt, um jeden Moment die Verbindung zu trennen.

„Baller diesem Shadow gehörig eine vor’n Latz, ’kay? Und tritt ihm von mir auch noch eins in die Eier!“

„Werd ich machen... Da Blaze!“, lächelte der blaue Navi kopfschüttelnd und im nächsten Moment wurde er auch schon ausgeloggt.
 

Nachdem Lan seinen Navi ausgeloggt hatte, nahm er auch gleich die Schlüsselkarte aus der kleinen schwarzen Box, neben dem Laptop. Damit hatte er nun die Karte, um das letzte Büro im Hauptraum öffnen zu können, worin dann auch schließlich die zu finden sein musste, die zur Inbetriebnahme des Fahrstuhls zuständig war.

„Ich hoffe die beiden schaffen das wirklich.“, sprach Lan leicht besorgt, als er sein PET vor sich hielt.

„Die machen das schon, keine Sorge.“, antwortete MegaMan, der immer noch sehr mies aussah, aber um einiges erleichterter wirkte, endlich wieder bei Dash in seinem PET sein zu können.

„Ja, ich hoffe du hast Recht. Ein Glück, dass die beiden da waren. Ohne ihre Hilfe hätte es schlecht ausgesehen.“

„Das kannst du wohl laut sagen! Es war wieder äußerst knapp.“, wollte sich MegaMan erst gar nicht wieder dran erinnern.

„Ja und was mich am meisten daran stört ist das Wörtchen ’wieder’.“, sprach Lan und machte nun einen ziemlich beunruhigten Eindruck. „Bisher haben wir unsere drei Kämpfe nur durch Hilfe schaffen können. Ich schätze das wird auch bei den anderen nicht anders sein, aber ich bezweifle, dass jedes Mal jemand zur Stelle sein wird, um uns zu helfen. Langsam kommen mir wirklich ernsthaft Zweifel, dass wir Shadow und OmegaMan schlagen können.“

„Was soll das denn jetzt?“, fragte MegaMan irritiert. „Du willst doch nicht etwa aufgeben? So kurz vor dem Ziel??“

„Nein, das nicht... ich mache mir halt einfach nur Sorgen.“

„Ich kann dich schon verstehen, Lan. Aber mehr als unser Bestes geben, können wir halt nicht tun und wir sollten dankbar über die Hilfe unserer Freunde sein. Wenn wir uns anstrengen, schaffen wir das schon und außerdem... vielleicht hat Jim ja schon den Fahrstuhl repariert? Dann können die anderen eh nachkommen und wir werden bessere Chancen für die nächsten Kämpfe haben.“

Lan ließ sich die Worte eine Weile durch den Kopf gehen. Vielleicht machte er sich sowieso einfach zu viele Gedanken. Er sollte sich jetzt lieber auf das Wesentliche konzentrieren! Nur leider war dies einfacher gesagt, als getan... Immer noch hatte Lan dieses seltsame Gefühl, dass hier irgendwas nicht zusammenpasste. Es war ein ungutes Gefühl, ein Gefühl von Hilflosigkeit. Es war so ähnlich dem Gefühl, als wenn man weiß, dass man etwas sehr wichtiges vergessen hat, aber einfach nicht drauf kommt, was es sein könnte. Hatte Lan vielleicht irgendwas vergessen? Oder machten ihn die ganze Spannung und der Stress nur einfach fertig? Warum hatte sich Shadow ausgerechnet im Den Tower einquartiert? Woher hatte er die Dark Chips? Wieso war es für Lan so einfach gewesen den Weg in die oberste Etage zu finden und auch jetzt noch schien es so, als würde irgendjemand wollen, dass er weiter kommt. Shadow’s Sicherheitssysteme waren ziemlich ausgeklügelt und trotzdem konnten Lan und MegaMan bisher beinahe problemlos passieren. Und dann war da noch diese Sache mit Smoke... Es war mehr als eindeutig, das hier etwas nicht richtig lief, aber was genau es war, konnte Lan nicht sagen und genau das machte ihn so unruhig! Auch wenn einige dieser Fragen schon teilweise beantwortet waren, so blieb immer noch das Gefühl, als würde mehr dahinter stecken. OmegaMan musste auch schon lange fertig sein. Warum hatte Shadow also noch nicht die komplette Net-Society zerstört? Wenn OmegaMan wirklich so mächtig sein sollte, hätte dies doch überhaupt kein Problem für ihn sein können. Stattdessen wüteten aber immer noch nur die Omega-Viren im Internet. Ging es Shadow wirklich nur darum gegen Lan zu kämpfen und ihn auf dem Weg zu ihm noch einmal zu testen mit all diesen Hindernissen? Ging es Shadow wirklich nur um einen einfachen Kampf oder doch um etwas völlig anderes?

„Ja, vielleicht.“, antwortete Lan schließlich. „Gucken wir einfach mal, wie es bei Jim aussieht.“

Und so verließ der unsichere Junge wieder das Büro. Doch bevor er die Tür hinter sich schloss, warf er noch einen letzten Blick auf den Laptop. Ob BlazeMan seinen Doppelgänger eventuell schon besiegt hatte? Oder ob vielleicht sogar der Doppelgänger...?
 

„Das wäre dann Nummer drei gewesen.“, murmelte Mr. Shadow leise, der Lan bisher die komplette Zeit lang über seinen Laptop beobachtet hatte. Er konnte genau sehen, wie der Junge zurück in den Hauptraum gelangte und zu Jim herüber schlenderte. „Sehr gut. Bisher hast du dich ja wacker geschlagen. Mal sehen, wie du dich im nächsten Kampf anstellen wirst... Ich freu mich schon auf unser Treffen. Beeil dich, junger Hikari. Dein Schatten erwartet dich... Hehehe...“

The Difference between right and wrong

Eine einzige Schlüsselkarte trennte Lan nur noch vom nächsten Stockwerk! Die dritte hatte er endlich erhalten können, allerdings nur durch die Hilfe BlazeMan’s, der im rechten Moment aufgetaucht war, um MegaMan aus den Fängen einer bösartigen Kopie des Feuer-Navis zu befreien. Während BlazeMan und Mr. Match den Doppelgänger aufhalten und bekämpfen wollten, sollte Lan sich so schnell wie möglich auf die Socken machen, um auch die nächste Schlüsselkarte zu erlangen. Allerdings machte sich der junge Net-Battler mittlerweile ziemliche Sorgen. Nicht nur, dass er bisher nur durch die Hilfe seiner Freunde, die stets im letzten Moment aufgetaucht waren, so weit gekommen war, irgendetwas schien hier auch vollkommen nicht zu stimmen. Je näher Lan und MegaMan Shadow kamen, desto stärker wurde das Gefühl, dass es bei dieser ganze Sache eventuell doch um etwas völlig anderes ging, als alle bisher vermuteten...
 

Kaum hatte Lan das Büro verlassen, war sein nächster Halt erst einmal bei Jim, welcher scheinbar noch immer am Fahrstuhl beschäftigt war. Der junge Official kniete neben den Metalltüren und schien an einigen Kabeln herumzuwerkeln, die er über eine kleine, schachtförmige Öffnung aus der Wand gezogen hatte. Als Jim Lan’s Schritte hörte, wandte er sich mit äußerst positiv wirkendem Gesichtsausdruck herum.

„Na? Schon geschafft?“

„Yup, ich hab die Karte.“, antwortete Lan und präsentierte sie seinem Freund, der die Kabel am Boden liegen ließ und sich langsam aufrichtete.

„Sehr gut. Dann fehlt uns also nur noch eine, was?“

„Ja, dann können wir in die nächste Etage. Wie sieht’s denn bei dir hier aus?“, wollte Lan nun aber erst mal Jim’s Statusbericht hören.

Den Mund verziehend, drehte sich Jim wieder herum und betrachtete skeptisch die Fahrstuhltüren.

„Bisher hab ich noch nichts erreicht. Ich hatte gedacht, dass es eventuell an einem Defekt liegt, aber die Kabelverbindungen sind alle in Ordnung. Jemand hat den Fahrstuhl mit Absicht so programmiert, dass man ihn von hier nicht wieder hochrufen kann.“

„Also sind und bleiben wir hier gefangen?“, stellte Lan enttäuscht fest.

„Sieht vorerst noch so aus.“, seufzte Jim. „Ich hab aber noch ’ne andere Idee. Hier zwischen den Kabeln ist ein Jack. Ich werde mal GeyserMan einloggen und gucken, ob er irgendwas ausrichten kann, um das Ding umzuprogrammieren.“

„Hoffentlich.“, murmelte Lan besorgt.

„Du kannst ja derweil die letzte Karte holen. Wenn du die da so einfach bekommen hast, solltest du mit der nächsten auch keine Probleme haben.“, lächelte Jim, ehe er sich auch schon wieder nach unten beugte, um wieder seiner Arbeit nachzugehen.

„Ja... einfach...“, sprach Lan leise, dass Jim es nicht hören konnte.

Einfach war wohl definitiv nicht der richtige Ausdruck dafür. Wieder war es für MegaMan nur sehr knapp geworden. Sollte das jetzt ständig so weitergehen? Würde MegaMan im nächsten Areal wieder im Kampf unterliegen und auf Hilfe angewiesen sein? Was denn, wenn dann niemand zur Rettung kommen würde...?

Aber Lan versuchte sich zu beruhigen. Immerhin war Jim da und er hatte ja bereits gesagt, sollte es Probleme geben, kann Lan ihn ruhig rufen.

„Okay, ich geh dann mal.“, verabschiedete sich der Junge auch schon von Jim und machte sich auf den Weg zum letzten Büro. Er zog die neue Schlüsselkarte durch den Kartenleser und mit einem Klacken öffnete sich das Türschloss.
 

Der nächste Büroraum wirkte etwas größer als die letzten, von der Einrichtung her war er allerdings fast identisch mit seinen Vorgängern. Durch das geöffnete Fenster auf der anderen Seite, gegenüber des Eingangs, kam eine kühle, feuchte Windbrise hereingeweht. Der Regen hatte etwas nachgelassen und auch das Unwetter schien sich allmählich zu beruhigen, doch trotzdem wirkte es noch recht ungemütlich draußen.

Lan steckte die Schlüsselkarte weg und zog sein PET hervor. Er nahm das Verbindungskabel und trat auf den Schreibtisch in der Mitte des Raums zu, wo er gleich die kleine schwarze Box neben dem Laptop bemerkte, wo sich die letzte Karte drin befand.

„Kommt Dash dieses Mal wieder mit?“, fragte der junge Operator, ehe er seinen Navi einloggte.

„Ich denke schon.“, antwortete der blaue Navi, neben dem der große Fishy-Virus fröhlich schwebte. Er schien sich wieder ganz gut erholt zu haben.

„Na gut, dann haltet euch bereit. Schauen wir mal, was uns dieses Mal erwartet.“, seufzte Lan und steckte auch schon das Kabel in den zugehörigen Jack-In-Port. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht wieder so große Probleme ereilen würden, wie zuvor im letzten Netzwerk. „Jack-In, MegaMan! Execute!“
 

Im System angekommen materialisierten sich MegaMan und Dash auf einer rundlichen Plattform, die recht groß war. In ihrem Zentrum befand sich ein kreisförmiges Loch, dass die Plattform schon eher die Form eines Doughnuts besaß. Allerdings schwebte über dem Loch eine kleine, ebenfalls runde Platte auf der eine hohe Säule aufgestellt war. Sie war metallisch und von ihrer Spitze aus zuckten immer wieder Blitze auf, die das recht dunkle Areal ein wenig erhellten. Donnernd krachten die Blitze in große, generatorähnliche Kästen, von denen insgesamt vier Stück überall auf der Doughnut-Plattform aufgestellt waren.

Beeindruckt trat MegaMan etwas näher auf dieses Gebilde zu, während Dash ebenfalls leicht eingeschüchtert neben ihm flog.

Der Boden des Areals bestand aus schwarzen Platten über die sich unregelmäßige, orange-rötliche Linien zogen. In ihnen spiegelten sich ab und an auch die hellen Blitze wieder.

„Wow, was soll das denn sein?“, fragte Lan, der auch ziemlich staunte.

„Keine Ahnung, aber es kommt mir irgendwie vertraut vor.“, antwortete MegaMan, als er die hohe Säule musterte.

„Jetzt wo du’s sagst...“, fiel es Lan auch auf und er begann zu überlegen. „Ich weiß allerdings auch nicht woher wir das kennen könnten. Ist da sonst noch mehr? Vielleicht musst du ja nur irgendwas mit dieser Säule machen, damit die Box hier auf dem Tisch sich öffnet?“

„Dahinten ist ein Teleporter.“, sprach MegaMan und deutete auf die andere Seite der Plattform. Sofort machten sich Lan’s Hoffnungen wieder zunichte. Es würde wohl doch wieder etwas komplexer werden.

„Ja, jetzt seh ich ihn auch.“, sprach Lan, als auch er den Teleporter erkannte. Er war rundlich und leuchtete schwach. Um ihn herum spannte sich eine surrende Firewall, die ein einfaches Betreten dieses Transporters verhinderte. „Vermutlich müssen wir irgendwas mit diesen Generatoren oder so anstellen, damit die Firewall verschwindet. Sieht ganz so aus, als bestehe dieses Netzwerk aus mehreren Abschnitten.“

„Vermutlich.“, stimmte MegaMan zu und ging auch schon zu der Säule in der Mitte der Plattform. Er hüpfte hinauf auf die schwebende Platte und stand direkt vor dem metallischen Blitzeschleuderer. Dash hingegen hielt lieber etwas Abstand dazu. „Hier ist ein Control Panel.“

„Ein Control Panel?“, wiederholte Lan fragend.

„Yup... einen Moment...“ Und schon begann der blaue Navi darauf herumzutippen, als sich auch ein kleiner Monitor vor ihm aktivierte.

„Und?“, fragte Lan ungeduldig, nach einigen Momenten. „Kannst du was gegen die Firewall unternehmen?“

„Einen Augenblick noch...“, murmelte der blaue Navi, als er konzentriert den kleinen Monitor betrachtete und immer weiter auf der Schaltfläche Befehle eintippte. „Ah, warte... ich glaub ich hab da was... Moment noch... Da!“

„Was denn? Kannst du die Firewall deaktivieren??“, fragte Lan, der ebenso neugierig schaute, wie Dash sein Herrchen beobachtete.

„Wir müssen die Passwörter eingeben, um den Sicherheitscode zu umgehen und die Barriere abzuschalten. Hier sind mehrere Wörter vorgegeben, deren Buchstaben durcheinander geworfen sind. Wir müssen sie nur wieder in die richtige Reihenfolge bringen, dass sie vernünftige Wörter ergeben, das ist schon alles.“, erklärte MegaMan schließlich.

„Erinnert mich an das selbe System, welches in den Fallen zum Einsatz kam, die BeetleMan manipuliert hatte.“, stellte Lan beunruhigt fest.

„Yup, es ist sogar exakt das gleiche, um genau zu sein. Der Überbegriff für die gesuchten Wörter lautet Natur. Du weißt, was das heißt?“

„Ich fürchte ja... Dann wird wohl BeetleMan unser nächster Gegner sein...“, bestätigte Lan und bekam ein sehr ungutes Gefühl. Er konnte nur hoffen, dass sie wenn dann nur wieder gegen eine Art Kopie des richtigen BeetleMan’s kämpfen müssten, so wie zuvor bei BlazeMan...

„Na ja, wie dem auch sei.“, versuchte MegaMan jedoch schnell wieder von diesem Thema abzulenken. Er wollte sich lieber noch keine Gedanken darüber machen, was sein würde, müssten sie wirklich gegen BeetleMan und Joshua kämpfen. „Ich les einfach mal die Wörter vor und dann schauen wir weiter...
 

TECSIN _ _ _ _ _ _

NORTHE _ _ _ _ _ _

RABCHN _ _ _ _ _ _

NOUNMITA _ _ _ _ _ _ _ _

ARTEH _ _ _ _ _

NAIRWOB _ _ _ _ _ _ _

FLUTTERBY _ _ _ _ _ _ _ _ _

REVIR _ _ _ _ _

TEGITANOVE _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
 

So, das wären alle.”

„Ne ganz schöne Menge.“, seufzte Lan, der auf Anhieb nicht mal eine Idee zur Lösung eines der Worte hatte. „Aber da scheint wohl kein Weg dran vorbeizuführen. Also gut überlegen und dann wird das schon.“, schloss der Junge seine Augen, um sich zu konzentrieren. Er atmete tief ein und las sich noch ein weiteres Mal die durcheinandergebrachten Wörter durch, die nun auf dem Display seines PETs zu sehen waren. „Der Überbegriff ist Natur. Dann hat es sicher wieder irgendwas mit verschiedenen Tier- beziehungsweise Insektenarten, Pflanzen und halt allem zu tun, was so mit Natur verbunden ist.“

„Yup, also sollte es ja nicht allzu schwierig werden.“, nickte MegaMan, der sich ebenfalls schon Gedanken über die Wörter machte.

Auch Dash war am Nachdenken, obwohl der Fishy-Virus eh nicht in der Lage gewesen wäre, seinem Herrchen die Lösung mitzuteilen, hätte er eine gefunden.

„Man, immer diese dummen Rätsel.“, grummelte Lan. „Ich hoffe nur wir müssen hier nach nicht gegen Joshua kämpfen... Und vor allem hoffe ich, dass es ihm überhaupt gut geht! Seit der Sache im Forest haben wir ihn ja nicht mehr gesehen. Wer weiß, was Shadow oder Smoke mit ihm angestellt haben??“

„Ja...“, stimmte der blaue Navi zu. Dabei war er sich schon ziemlich sicher, dass er nach dem Lösen dieses Rätsels gegen BeetleMan kämpfen müsste, egal ob aus Joshua’s Willen oder vielleicht auch nur deshalb, falls BeetleMan von einem Dark Chip besessen war. Shadow hatte sich da bestimmt irgendwas einfallen lassen...

„Aber gut, nun erst mal das Rätsel.“, sammelte Lan wieder seine Gedanken und zerbrach sich wieder den Kopf über die verwirrenden Passwörter.
 

Unterdessen beobachtete Joshua bereits Lan und MegaMan über eine Überwachungskamera, deren Bild er auf dem Monitor seines Laptops sehen konnte. Der blauhaarige Jugendliche saß an einem breiten Bürotisch und beobachtete alles aufmerksam, während auf seinem PET BeetleMan zu sehen war, der wortlos seinen Operator anstarrte.

Joshua hatte sich, wie auch die anderen, in einem kleinen Büroraum, irgendwo in einer der vielen Etagen des Towers versteckt. Momentan gingen ihm jede Menge Gedanken durch den Kopf. Und je näher sein Auftritt rückte, desto mehr Gedanken wurden es.

„Brz? Alles in Ordnung mit dir, Josh?“, summte BeetleMan plötzlich und ließ seinen Operator aufschrecken, als wäre er gerade aus einem tiefen Schlaf gerissen worden.

„Was? ... Ach so, ja ja... Alles okay, warum?“, fragte Joshua, der sich erst einmal wieder sammeln musste.

„Weil du so betrübt ausschaust... brzz....“

„Na ja, du weißt doch... Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann. Lan ist unser Freund. Ich will nicht gegen ihn kämpfen... Aber auf der anderen Seite kann ich jetzt nicht aufgeben! Die Net-Society ist beinahe Geschichte. Wir werden unsere Ziele endlich erreicht haben. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll... Lan hatte mit allem was er sagte Recht.“, erklärte Joshua und erinnerte sich zurück an sein letztes Gespräch mit Lan. „Aber Shadow und Smoke liegen auch nicht so falsch. Was meinst du, BeetleMan? Was soll ich tun? Ich will zwar die Net-Society zerstören, aber ich will Lan und vor allem Mayl nichts antun...“

„Schwierige Frage... Brzz.“, brummte BeetleMan nachdenklich. „BeetleMan weiß da auch keine Lösung. Du musst für dich selbst entscheiden. Brz! Dein Herz wird dir sagen, was schon richtig ist und egal was es sagt... BeetleMan steht immer hinter dir, egal wie du dich entscheidest. Brzz!“

„Mein Herz...“, wiederholte Joshua nachdenklich. „Mum und Dad... Lan und Mayl... Zu wem soll ich stehen? Wen soll ich verraten?“

„Brzzz... Du musst dich allerdings schnell entscheiden. Sie sind gleich da.“, erinnerte der grüne Käfer-Navi seinen Operator, der sich hilflos an den Kopf fasste.

Er musste sich jetzt schnell entscheiden. Was sollte er machen? Würde er überhaupt eine Chance gegen Lan und MegaMan haben? Zwar hatte Joshua seine Fehler eingesehen, nachdem Lan ihn im Net-Battle besiegt hatte und er wusste, dass das hier nicht richtig war, aber dann hatte auch Smoke ihn wieder daran erinnert, wofür er eigentlich kämpfte und was es für Alternativen gab... Keine!

Unsicher grübelnd richtete der junge Operator seinen Blick zurück auf den Bildschirm, wo er weiterhin MegaMan beobachten konnte. In den nächsten zwei Minuten musste er sich entscheiden!
 

Unterdessen hatten sich Lan und MegaMan um die Passwörter gekümmert. Es war nicht sonderlich einfach gewesen, aber manche hatten sie schon nach kurzem Überlegen entschlüsselt. Die anderen, etwas komplizierteren, erforderten dann doch schon etwas mehr Anstrengung, aber schließlich schafften die beiden es auch diese Passwörter herauszubekommen. MegaMan tippte immer direkt die Lösung ein, sobald sie die Buchstaben eines der durcheinandergebrachten Wörter wieder richtig angeordnet hatten.

„Okay, dann haben wir’s, oder?“, fragte Lan, als MegaMan auch schon das letzte Wort korrekt eintippte.

„Yup, das waren alle. War doch gar nicht so schwer. Langsam haben wir Übung in so was.“, lächelte der blaue Navi.

Kaum waren alle Passwörter als richtig bestätigt worden, da dematerialisierte sich auch schon die Firewall, die den Teleporter blockiert hatte. Somit war das nächste Areal auch schon zugänglich.

„Phew.“, seufzte Lan. „Das war zwar nervig, aber im Vergleich zum letzten Netzwerk, war dieses Spielchen hier mehr als entspannend. Dann geht’s direkt weiter, was?“

„Yup.“, nickte der blaue Navi und hüpfte auch schon von der schwebenden Platte wieder herunter, wo Dash bereits auf ihn gewartet hatte.

Gemeinsam bewegten sich Navi und Virus ohne zu zögern auf den Teleporter zu.

„Noch mal tief einatmen. Ich denke ich weiß schon, was jetzt kommt.“, sprach Lan und machte sich schon innerlich bereit.

„Vermutlich...“, nahm MegaMan noch einen kräftigen Atemzug und streckte seine Arme aus, bevor er auch schon durch den Teleporter verschwand.

Dash flog direkt hinterher und so wurden beide ohne Umwege ins zweite Areal dieses Netzwerks transportiert.
 

Im nächsten Gebiet angekommen, gleich nach dem Verlassen des Warpfeldes, waren MegaMan und Dash von einem weiten, grünen Feld umgeben, das mit hohem, dunklem Gras überwuchert war. Es war selbst so hoch, dass man den flachen Teleporter darin von weitem kaum hätte sehen können.

„Hmm...“, brummte der blaue Navi nachdenklich, als er weiter vor trat und sich seine Umgebung anschaute.

Es war eine einfache, große Plattform, ohne irgendwelche Hindernisse, Fallen oder andere Gegenstände. Sie war nur vollständig mit Gras bedeckt, dem es an einem saftigen Grün mangelte, wie es Lan schnell auffiel. Das Feld sah eher triste und fast schon verdorrt aus und nicht so, wie zum Beispiel der fröhlich leuchtende Rasen in Lan’s Garten.

Auch Dash blickte sich misstrauisch um, da es eindeutig viel zu ruhig war.

„Na komm schon!“, rief MegaMan plötzlich. „Ich weiß, dass du hier bist. Komm raus!“

Gespannt verfolgte Lan alles gründlich über das Display seines PETs. Er versuchte alles gleichzeitig zu überblicken, was jedoch nicht grade einfach war. Doch mit einem Male regte sich etwas und schoss mit einem irren Zahn aus dem hohen Gras hervor und zischte einmal um MegaMan und Dash herum, die einen heftigen Windsog zu spüren bekamen und gleich versuchten das Etwas mit ihren Blicken einzufangen.

„Brzrzrz!!“, landete auch schon BeetleMan in einigen Metern Entfernung vor dem blauen Navi, während er zuckend mit seinen vier Armen herumfuchtelte. Seine dünnen Insektenflügel schlugen so schnell hin und her, dass sie nur flackernd zu erkennen waren.

Als der Käfer-Navi endlich mit den Füßen auf dem Boden aufgesetzt hatte, stoppten seine Flügel und verschwanden unter den beiden dicken, schwarzen Panzerungen auf seinem Rücken. Sein langes Horn, das etwa in Stirnhöhe aus seinem langgezogenen Helm herausragte, schimmerte leicht und wirkte recht bedrohlich, als er es auf MegaMan richtete, während er eine geduckte Haltung einnahm.

„BeetleMan!“, nahm auch MegaMan sofort seine Kampfhaltung ein.

„Brzz... Du erinnerst dich also noch an mich? Sehr schön, denn BeetleMan hat dich auch nicht vergessen! Brzzzz!!“, antwortete der grüne Navi leise kichernd.

„Er ist nicht von einem Dark Chip besessen.“, stellte Lan überrascht fest.

„Du hast Recht...“, bemerkte auch MegeMan es erst jetzt, der für einen kurzen Moment ziemlich verwirrt wirkte, sich aber schnell wieder fasste. „Was soll das werden, BeetleMan? Ihr arbeitet also noch immer für Shadow, du und Joshua??“

„Und wenn dem so wäre, brz?“

„Das kann nicht sein!“, wandte Lan direkt ein. „Ich glaub das nicht... Ihr könnt doch nicht-“

„Und ob wir können!“, unterbrach Joshua Lan, als plötzlich seine Stimme über die Internetverbindung erklang.

„Joshua?!“, konnte Lan es kaum fassen. „Was soll das heißen? Ich dachte... nach unserem letzten Kampf...“

„Es tut mir leid, Lan.“, seufzte Joshua. „Ich habe sehr viel über deine Worte nachgedacht und bin auch zu dem Schluss gekommen, dass du mit allem was du sagtest, Recht hattest. Mir tut auch immer noch wirklich leid, was geschehen ist und was ich dir und vor allem Mayl angetan habe...“

„Aber warum dann? Wieso stellst du dich dann jetzt gegen uns?? Warum kämpfst du nicht mit uns gegen Shadow? Warum hilfst du noch immer diesem Verbrecher??“, begann Lan schon fast wütend zu brüllen.

„Weil auch Shadow Recht hat mit dem was er sagt und tut. Jeder von euch beiden hat von einem gewissen Standpunkt aus Recht. Ich tue das hier wirklich nicht gerne, aber ich darf auch nicht meine Ideale verleugnen und jetzt aufgeben und damit alles wofür ich gekämpft habe sinnlos werden lassen!“

„Alles wofür du gekämpft hast?“, wiederholte Lan fragend. „Das andere Menschen leiden müssen? Das die Net-Society vernichtet wird??“

„Du hast ja keine Ahnung!“, wandte Joshua mit wütendem Ton ein. „Hättest du das durchgemacht, was ich hinter mir habe, würdest du mich verstehen. Aber du bist noch viel zu jung und vor allem viel zu naiv! Du wirst unsere Ziele niemals verstehen!“

„Warum zu jung? Alle sagen immer nur, ich sei zu jung um das zu verstehen, dabei würde ich wirklich gern verstehen, was Leute wie dich zu so etwas treibt. Ich will es zumindest versuchen! Ich habe nicht vor gegen dich zu kämpfen und das werde ich auch nicht tun. Ich weiß, dass du eine schwere Vergangenheit hattest, aber das ist vorüber. Konzentriere dich lieber auf die Gegenwart und lass die Vergangenheit ruhen! Jetzt sind deine Freunde wichtig! Die Freunde, die du schon einmal verraten hast. Willst du Mayl das Ganze noch einmal antun?“

„Eins muss man dir lassen, Lan... Wenn’s drauf ankommt, bist du ein ziemlich guter Redner. Aber davon lasse ich mich nicht beeindrucken. Ich hab lange hierüber nachgedacht und mich nun endlich entschieden. Ich werde weiterhin für meinen Traum kämpfen und damit Shadow unterstützen! Wenn wir das hier durchgezogen haben, wirst du schon sehen, dass wir das Richtige tun! Und was Mayl betrifft... Mit ihr habe ich’s mir eh durch meine letzte Aktion verscherzt. Ich bin mir außerdem sicher, dass sie mich schon verstehen wird, ganz anders als du!“

„Dich verstehen?? Und ich dachte du und Mayl wärt so gut befreundet gewesen, dabei weißt du ja scheinbar gar nichts über sie!“, sprach Lan, der immer zorniger wurde. „Sie würde niemals billigen, was du hier tust! Das ist Wahnsinn!!“

„Dann ist es eben Wahnsinn, aber ich tue es trotzdem! Es geht hier immer noch um meinen Vater! Ich brauche Shadow’s Unterstützung, damit er wieder auf die Beine kommt! Du kannst also reden so viel du willst, du kannst damit bei mir nichts erreichen. Ich habe mich entschieden und wollte nur, dass du weißt, dass ich mir im Klaren darüber bin, was ich hier tue. Es ist das Richtige, Lan. Versteh das doch endlich...“, hoffte Joshua, er würde Lan endlich mit seinen Worten erreichen. Er hielt einen Augenblick inne, bevor er tief einatmete und fortfuhr. „Wir müssen wirklich nicht miteinander kämpfen. Wir wollen doch beide eine bessere Welt, oder? Wir verfolgen in gewisser Weise die gleichen Ziele... Also... Komm mit mir! Schließ dich uns an! Wir wollen doch nichts anderes, als dieser Welt einen Gefallen tun!“

„Wärst du dir wirklich im Klaren darüber, was du hier tust, würdest du endlich einsehen, dass es falsch ist.“, wandte Lan jedoch nur kopfschüttelnd ein. „Kein Problem ist mit Gewalt lösbar. Das weiß sicherlich auch dein Vater... und er würde bestimmt missbilligen was du tust, wenn er all das hier wüsste. Das hier ist sicher nicht das Richtige. Um das zu wissen, bin ich schon alt genug.“, konterte er ausdrucksvoll.

„Also gut... Kinoshita und Smoke hatten Recht. Es ist sinnlos mit dir zu reden. Wenn du dich nicht bekehren lässt, werde ich deinen Navi vernichten! Vielleicht kommst du dann ja endlich zu Verstand!“

„Joshua! Nein!“, entgegnete Lan lautstark und fast schon den Tränen nah. „Ich werde nicht gegen dich kämpfen!“

„Oh doch, das wirst du, denn du hast nun keine andere Wahl mehr. Wenn du deinen Navi wieder ausloggen willst, musst du BeetleMan löschen, ansonsten wird die elektronische Sperre, die ich installiert habe, das Ausloggen verhindern. Kämpf gegen mich!“

„Und ich hatte wirklich geglaubt, du hättest dich geändert...“, senkte Lan enttäuscht seinen Blick.

„Ich sagte es schon einmal: Es gibt nun mal Dinge, die man einfach tun muss, auch wenn man anderen damit schadet. Man kann das Wohl vieler, nur durch den Verlust weniger erreichen. Mach dich endlich bereit! BeetleMan? Nimm ihn aufs Horn!“

„Brzbrzbrz...“, begann der Käfer-Navi zu lachen. „Mit Vergnügen. Ich bin soweit! BeetleMan wird dich vernichten!“

„Wie kann man nur so uneinsichtig sein??“, konnte Lan das einfach nicht glauben. „Aber gut, wenn du es darauf anlegst... MegaMan? Battle routine, set!”

Der blaue Navi aktivierte seinen Buster und nahm wieder seine Kampfstellung ein.

„Execute!“

Gab es wirklich keine andere Lösung mehr, außer einem Kampf? Jedenfalls hoffte Lan, dass da noch ein anderer Weg war, denn er wollte wirklich nicht gegen Joshua kämpfen...
 

MegaMan nahm schnell eine Abwehrhaltung ein, um seinem Gegner zu signalisieren, dass er ihm den ersten Angriff überließ. Ebenso wie Lan, war auch der blaue Navi etwas ratlos, was diese Situation betraf. Wenn Lan es vielleicht schaffen könnte Joshua doch noch irgendwie umzustimmen, dann musste MegaMan nur solange aufpassen, dass er BeetleMan nicht löschen würde. Falls er überhaupt in der Lage dazu war!

Durch das Verhalten seines Herrchens war allerdings auch Dash verunsichert und wusste nicht so recht, ob er jetzt angreifen sollte oder nicht, also ließ der Fishy-Virus es vorerst lieber bleiben.

BeetleMan nahm MegaMan’s Einladung zum ersten Angriff mit Freude entgegen. Er klappte die schwarzen Schutzpanzer auseinander, dass seine schnellschlagenden Flügel wieder zum Vorschein kamen und erhob sich vorsichtig in die Luft. Einen Moment lang blieb er auf der Stelle schweben und sah MegaMan nur durchdringend an. Doch dann setzte sich der Käfer-Navi in Bewegung und zischte mit unglaublicher Geschwindigkeit los.

MegaMan warf sich im rechten Moment zur Seite und spürte noch den kräftigen Windzug, den BeetleMan hinter sich herziehen ließ, als er versucht hatte seinen Gegner mit einer Rammattacke aufzuspießen.

„Vorsicht, Mega! Der ist verflixt schnell!“, warnte Lan seinen Navi, auch wenn dies nun etwas zu spät kam.

„Und nicht nur das! Er ist auch viel stärker, als in unserem letzten Kampf! Ich habe ihn mit Hilfe des Navi-Customizers ein wenig aufgepowert. Heute gewinnen ich und BeetleMan!!“

„Nicht so eilig.“, widersprach Lan seinem Gegner. „Dieser Kampf hier unterscheidet sich nicht viel vom letzten und abgesehen davon ist MegaMan auch viel stärker, dank Sektor’s Power Up!“

„Sektor?“, fragte Joshua etwas verdutzt. „Tst, ist aber auch egal... Lan, das hier ist deine letzte Warnung. Gib auf und wir müssen nicht gegeneinander kämpfen.“

„Nein, Joshua! Das ist deine letzte Warnung! Es gefällt mir zwar nicht, aber ich werde tun, was ich tun muss. Wenn es der einzige Weg ist, deinen Navi zu löschen, um dich wieder zu Verstand zu bringen, dann sei es eben so! Ich hab langsam genug hiervon.“

„Also gut, Lan...“, antwortete Joshua tonlos. „Ich werde jedenfalls nicht klein beigeben und wenn du es auch nicht tust, gibt es wohl keine andere Wahl, außer das hier durchzuziehen.“

„So sei es.“

Nun war eigentlich ziemlich klar, dass es Joshua wirklich ernst meinte. Aber was konnte Lan dann noch tun? Vermutlich würde Joshua erst wieder vernünftig mit sich reden lassen, wenn BeetleMan erledigt wäre, aber sollte er ihn wirklich löschen?

„MegaMan?“, wandte sich Lan seinem Navi zu, der gerade einem weiteren BeetleDash hatte ausweichen müssen.

„Ja?“, keuchte MegaMan, als er sich wieder aufrichtete.

„Mach BeetleMan fertig, aber versuch ihn nicht zu löschen. Wenn wir ihn ausknocken, sollte das vielleicht reichen, zumindest um mit Joshua zu reden. Momentan lässt er jedenfalls nicht auf sich eingehen.“

„Alles klar, ich werd’s versuchen.“, sprach der blaue Navi und hielt wieder Ausschau nach seinem Gegner, der immer noch in hohem Tempo kreuz und quer durch das Areal düste.

„Brzzzz!! Stirb endlich! BeetleDash!!“, rief BeetleMan, als er einen Looping hoch oben in der Luft vollführte und aus diesem heraus, auf direktem Wege, im Sturzflug erneut auf seinen Gegner zuschoss.

MegaMan versuchte sich zu konzentrieren und hielt sich bereit. BeetleMan war wirklich extrem schnell! Aber mit etwas Timing gelang es Lan’s Navi doch im richtigen Augenblick die Arme nach vorn schnellen zu lassen, die Hände um das Horn des Käfer-Navis zu legen und sich festzuhalten, während BeetleMan dicht über dem Boden entlang zischte und sich erneut in die Lüfte erhob.

„Was ist jetzt??“

Damit hatte der grüne Insekten-Navi nicht gerechnet! MegaMan hielt sich immer noch an seinem Horn fest und hatte sich mit etwas Schwung auf den Rücken seines Gegners geworfen, so dass er nun auf diesem durch die Luft ritt.

„Wirf ihn wieder ab!“, befahl Joshua, doch war dies nicht ganz so einfach.

BeetleMan vollführte einige waghalsige Manöver und drehte sich mehrmals oder schüttelte sich, um den blauen Navi von seinem Rücken zu werfen. Doch MegaMan umklammerte weiterhin mit aller Kraft das lange Horn und ließ sich einfach nicht abschütteln.

„Zwing ihn zu Boden!“, befahl nun Lan seinem Navi.

Gegen den heftigen Luftdruck, der ihm entgegenkam, aufgrund der hohen Geschwindigkeit, versuchte sich MegaMan weiter nach vorn zu beugen. Er zog so kräftig er nur konnte und riss BeetleMan’s Kopf nach hinten, so dass der Käfer-Navi nicht mehr nach vorn schauen und sehen konnte, wo er hinflog. BeetleMan versuchte sich aus diesem Griff irgendwie wieder zu befreien. Er probierte das Horn aus MegaMan’s Griff zu lösen, doch der blaue Navi ließ nicht locker. Wild fuchtelnd packten die vier Arme immer wieder nach MegaMan, doch sie bekamen ihn nicht richtig zu fassen.

„Ja, weiter so!“, feuerte Lan seinen Navi weiter an.

Mit einem Male änderte MegaMan jedoch die Richtung des Ziehens und begann nun den Kopf seines Gegners nach vorn zu drücken, so dass dieser nun nach unten und nicht mehr nach oben schaute.

Joshua sah das Ganze mit ziemlicher Aufregung an. BeetleMan wankte hin und her und flog ungewollte, kurvenreiche Bahnen und als MegaMan noch fester drückte, zwang dies den fliegenden Navi schließlich nach unten. Unaufhaltsam rasten die beiden Gegner auf die Plattform zu und bevor BeetleMan laut krachend und sehr unsanft aufschlug, schmiss sich MegaMan noch rechtzeitig von dessen Rücken.

Polternd verschwand Joshua’s Navi im hohen Gras, was seine Aufprallgeschwindigkeit nur minimal abfedern ließ, dass er noch einige Meter über den Boden schrabbte und dann zum Liegen kam.

MegaMan hingegen erlitt eine etwas sanftere Landung. Er brauchte einige Momente, um seine Sinne wieder zu sammeln. Ihm war ein wenig schwummrig, von dem wilden und vor allem turbulenten Flug. Mit leichtem Kopfweh brachte er sich wieder auf die Beine und hielt Ausschau nach seinem Gegner. Auch BeetleMan richtete sich wieder auf, allerdings stark schwankend und kaum in der Lage sich richtig aufrecht zu halten. Der Käfer-Navi hatte seine Hände an seinen Kopf gepresst und schien wohl unter noch übleren Kopfschmerzen zu leiden, als sein Kontrahent.

„Meine Güte, das war nicht schlecht, Mega.“, gab Lan beeindruckt zu.

„D-Danke.“, antwortete MegaMan noch immer etwas durcheinander. „Aber viel gebracht hat’s wohl auch nicht...“, deutete er auf BeetleMan, der sich wütend zu ihm wandte.

Dash kam direkt erst mal zu seinem Herrchen geflogen, um MegaMan ein wenig zu stützen, der auch etwas wackelig auf den Beinen war. Der blaue Navi legte seinen rechten Arm um Dash und versuchte sich sachte an ihm zu stützen.

„Das war interessant, Lan.“, sprach Joshua. „Ein Kampf mit dir ist wirklich etwas besonderes. Sowas erlebt man nicht alle Tage. Aber wie du siehst, war es dennoch weitgehend wirkungslos, auch wenn es recht nett war. Ich denke aber, wir sollten jetzt Schluss machen. BeetleMan!!“

Auf den Ruf seines Operators hin, hob BeetleMan seinen Busterarm und richtete ihn auf MegaMan. Er hatte es allerdings recht schwer, vernünftig zu zielen.

„BeetleCannon!!“, rief der grüne Navi und feuerte mehrere Käferprojektile ab, die aber allesamt ihr Ziel in weitem Bogen verfehlten und rund um MegaMan und Dash herum aufschlugen.

„Was war das denn??“, fragte Joshua verdutzt.

„S-Sorry...“, torkelte BeetleMan noch ein Stück vorwärst und feuerte ein weiteres Mal, wieder meterweit daneben.

Verwirrt sah MegaMan den Geschossen zu, die um ihn herum im Gras untergingen und beim Explodieren gelblich-bernsteinfarbenen Schleim durch die Luft spritzen ließen.

„Vergiss es!“, schüttelte Lan den Kopf. „Es hat keinen Zweck, Joshua. BeetleMan kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Es ist vorbei!“

„Von wegen! Es ist noch lange nicht vorbei. Ich und-“

„Ey, Josh?“, unterbrach BeetleMan seinen Operator plötzlich.

Fragend schaute der blauhaarige Junge seinen Navi an.

„Komm schon... Es ist soweit... brzzz... “

„Bist du dir da wirklich sicher?“, fragte Joshua mit besorgtem Blick noch einmal nach.

„Brz! Ich will dich nicht noch einmal enttäuschen... BeetleMan will gewinnen! Jetzt oder nie... Tu es!“

Beunruhigt lauschte Lan dem Gespräch seiner Gegner. Irgendwie hatte er schon im Gefühl, was jetzt kommen würde.

„Also gut, wie du willst. Mach sie fertig!“, fasste Joshua den Entschluss und nahm den entsprechenden Chip zur Hand. „DarkChip!!“

„Nein! Joshua, hör auf!!“, brüllte Lan sofort dazwischen. „Tu das nicht!! Ist es dir wirklich so wichtig die Net-Society zu zerstören und mich zu besiegen, dass du sogar deinen Navi dafür opfern würdest!?“

„Was heißt hier opfern? BeetleMan weiß schon worauf er sich da einlässt und ebenso tu ich es auch! Hör auf so zu tun, als wüsstest du was das Beste für mich ist!! Du bekommst Angst, nicht wahr? Angst vor dem Dark Chip! Angst zu verlieren! Dir geht es doch gar nicht um mich!!“

„Was!?!“, konnte Lan nicht glauben, was er da hörte. „Joshua, bist du wahnsinnig geworden?? Du scheinst wirklich keine Ahnung davon zu haben, was so ein Dark Chip bewirkt. Er löscht die Persönlichkeit deines Navis und verzehrt seine Seele! Er wird danach nie wieder normal sein, falls er das Ganze überhaupt überlebt!“, probierte Lan mit allen Mitteln Joshua davon zu überzeugen, dass es falsch war, was er vor hatte. „Außerdem geht es mir natürlich um dich! Ich dachte wir wären Freunde! Und selbst wenn du mich nicht als Freund ansiehst, so werde ich trotzdem nicht zulassen, dass du etwas tust, was vor allem dir schadet! Was ist nur aus dir geworden?? Du musst doch nach allem, was dir wiederfahren ist wissen, was falsch und was richtig ist!“

„Was ist schon der Unterschied zwischen richtig und falsch? Es kommt immer auf die Ansicht des Betrachters an. Lan! Um zu verhindern, dass anderen Menschen das selbe Schicksal blüht wie mir, muss die Net-Society vernichtet werden! Ich will doch nur, dass andere nicht genauso leiden müssen wie ich!“, versuchte Joshua sich zu verteidigen.

„Und was ist mit mir und vor allem mit Mayl? Sie leidet noch viel mehr unter dem was du hier tust, als du es dir auch nur entfernt vorstellen kannst. Was glaubst du würde sie sagen, wenn sie jetzt hier wäre?“

„Sie würde mich verstehen, das weiß ich ganz genau. Es tut mir leid, Lan. Aber ich werde dir zeigen dass das hier das einzig Richtige ist! Auch gewaltsam! Dark Chip, Slot-In!!“, schmiss Joshua den Chip endlich in sein PET.

„Joshua! Nein!!“, rief Lan verzweifelt, doch es war bereits zu spät.

In Kürze eines Wimpernschlags wurde BeetleMan von einer dampfenden, dunklen Wolke verschlungen, die sich um ihn herum ausbreitete. Sein Körper begann hektisch zu zucken, ebenso wie seine Flügel, die surrend unter den dicken Panzerungen schlugen. Ein lautes Schreien hallte durch das Areal und als BeetleMan vollständig von der dunklen Kraft ergriffen wurde, färbte sich sein Körper dunkel-violett und seine Augen fingen an tief rot zu erstrahlen.

„B-BeetleMan...“, murmelte Joshua entsetzt, als er mit ansehen musste, wie sein Navi wohl stark unter den Einwirkungen des Dark Chips zu leiden hatte.

„Da hast du’s!“, brüllte Lan wütend. „Jetzt ist es zu spät! Bist du nun zufrieden??“

Ohne zu antworten starrte Joshua auf sein PET und wartete ab, was als nächstes geschehen würde. So hatte er sich das Ganze wirklich nicht vorgestellt...

Völlig außer Kontrolle geraten stürmte der wütende Käfer-Navi auch schon los. Sein Geist wurde nun nur noch ausschließlich von der Boshaftigkeit des Dark Chips getrieben. Mit einem heftigen Schlag brachte er MegaMan und Dash auseinander und haute beide kräftig auf den Boden.

„MegaMan!“

Der blaue Navi stöhnte vor Schmerz. Er hatte sich noch immer nicht ganz von seiner Landung erholt, doch dazu würde er vermutlich auch nicht mehr kommen. Zumindest solange BeetleMan weiter so auf ihn eintreten würde. Der dunkle Navi rammte seinen Fuß mit aller Kraft in MegaMan’s Bauch und schoss den geschwächten Navi wie einen Fußball über die Plattform. Bevor Dash überhaupt merkte, wie ihm geschah, befand er sich auch schon auf dem Weg zu seinem Herrchen, als BeetleMan den Fishy-Virus gleich darauf packte und dem blauen Navi hinterher schleuderte.

„BeetleMan, das reicht!“, befahl Joshua, als es ihm langsam doch zu viel wurde. „Ich denke die beiden haben ihre Lektion gelernt.“

Doch BeetleMan hörte nicht mehr auf seinen Operator, da er sich weder an ihn erinnerte, noch überhaupt einen Willen besaß, den man hätte kontrollieren können. Brummend hob der angriffslustige Navi vom Boden ab und startete einen Luftangriff. Er flog so hoch er nur konnte, zündete seinen Buster und feuerte mehrere Käferprojektile auf MegaMan und Dash, die erledigt am Boden lagen, kaum sichtbar im hohen Gras.

„BeetleMan! Hör auf!!“, versuchte es Joshua noch einmal.

„Es hat keinen Sinn.“, mischte sich Lan wieder ein. „Ich hab’s dir doch gesagt. BeetleMan hat all seine Erinnerungen an dich verloren. Er wird nur noch von Hass getrieben. Hass der ihn am Leben hält, solange er diesen noch ausleben kann.“

„Ach was!“, wollte Joshua das nicht glauben. „BeetleMan, hör jetzt auf! Es reicht!“

„Du kannst es ruhig so oft versuchen, wie du willst. Es wird nichts bringen.“, erklärte Lan, während er gleichzeitig einen Escape Chip in sein PET rammte, um seinem Navi zu helfen.

Bevor die Projektile ihn treffen konnten, wurde MegaMan schnell aus der Gefahrenzone teleportiert und ans andere Ende der Plattform gesetzt, wo er erst einmal verschnaufen konnte.

Für Dash hingegen gab es keine Rettung, da Lan den Virus nicht durch Chips schützen konnte. Das Fishy wurde frontal erwischt und mit einer ekligen, klebrigen Masse zugekleistert, welche es am Boden festklebte. Zwar versuchte sich Dash zu befreien, aber der Kleber war zu stark und er selbst zu schwach.

„Verflixt.“, grummelte Lan und versuchte sich schnell etwas zu überlegen, als er merkte, dass BeetleMan innerhalb Windeseile auch MegaMan wieder entdeckt hatte und einen neuen Angriff auf diesen startete.

Fassungslos sah Joshua diesem Schauspiel zu. Was hatte er bloß getan? BeetleMan war nicht mehr er selbst und Joshua allein war daran schuld!

„Davon hatte Smoke nie was erwähnt...“, biss sich der blauhaarige Operator auf die Lippe und wusste nicht mehr, was er tun sollte.

„MegaMan! Unsere einzige Chance ihn zu besiegen... Soul-Unison!!“

Mit letzter Kraft brachte sich MegaMan wieder auf die Beine und blickte gen Himmel, wo BeetleMan auch schon zu erkennen war, der mit einem Affenzahn angedüst kam.

„Alles klar! Ich bin bereit!“

Schnell griff Lan nach dem richtigen Chip und schmiss ihn in den PET-Slot.

„Aktiviere Soul-Unison! BlazeSoul!!“

Und in einem hellen Lichtspektakel verwandelte sich der blaue Navi in ein Ebenbild BlazeMan’s. Auf seinem Kopf loderte eine helle Flamme, seine Unterarme und –beine wurden ebenfalls von Flammen umschlungen und auch der Rest seines Körpers nahm in etwa die Form von BlazeMan’s Rüstung an.

Joshua sah hilflos zu. Gab es wirklich keinen Weg mehr um BeetleMan zu stoppen, ohne ihn zu verletzen? Was hatte er sich bloß bei all dem gedacht?? War es doch falsch gewesen sich so zu entscheiden? Hätte auch Mayl dies wirklich nicht akzeptiert? War Lan der einzige, der wirklich wusste, was richtig und was falsch war?

„Schnell, Mega! Feuer!!“, befahl Lan, als BeetleMan bereits bedrohlich nahe war.

Schnell hob MegaMan auch schon seine brennenden Arme, richtete sie seinem Gegner entgegen und entfachte zwei wirbelnde Feuerstrahlen, die glühend auf den Käfer-Navi zugeschossen kamen. Doch BeetleMan kümmerte sich nicht weiter darum und brach durch die Flammenstrahlen durch, als wären sie lediglich ein leichter Windhauch.

„Feuer hat keine Wirkung?!“, stellte Lan entsetzt fest und musste zusehen, wie BeetleMan mit seinen vier Armen ausholte, sein Horn wie einen Speer nach vorn streckte und weiter auf MegaMan zuhielt, um diesen aufzuspießen.

MegaMan selbst war ebenfalls geschockt und auch noch so sehr, dass er nun nicht mal mehr annähernd genug Zeit gehabt hätte, um auszuweichen. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete er, wie BeetleMan’s Horn blitzschnell näher kam, auf seine Brust zuraste und dann mit einem lauten, brechenden Geräusch in all seine Einzelteile zersprang, ebenso wie der Rest von BeetleMan’s Körper. Ein wahrer Datensturm brach aus, als der Käfer-Navi nur wenige Zentimeter vor seinem Gegner explodierte und sich in all seine Datenbestandteile auflöste.

Auch Lan verstand nicht sogleich, was gerade geschehen war. Fest stand jedoch, dass BeetleMan gelöscht wurde! Nichts blieb mehr von dem durchgedrehten Navi übrig...

„W-Was zum Teufel i-ist passiert??“, stotterte MegaMan, der immer noch unter Schock stand.

„Ich war das.“, erklang Joshua’s Stimme zu Lan und MegaMan’s Überraschung. „Ich habe BeetleMan gelöscht.“

„Was?? Wie? Und vor allem warum??“, war Lan nun vollkommen verwirrt.

„Ich habe einfach den Befehl über mein PET eingegeben. BeetleMan war nach wie vor mein Navi und immer noch mit meinem PET verbunden.“

„Du hast ihn wirklich gelöscht...?“

„Gab es sonst noch eine andere Möglichkeit MegaMan zu retten?“

Lan schwieg vollkommen sprachlos.

„Es tut mir wirklich leid... Ich hatte gehofft vielleicht doch etwas ändern zu können, wenn ich mich nur anstrenge. Aber das einzige was ich erreicht habe ist meine Freunde zu enttäuschen und ihnen wehzutun... und vermutlich auch meinen Vater...“, begann Joshua sich zu entschuldigen und seine Stimme klang schwächlich und unsicher. „Ich glaube das Ganze hier war wohl von Anfang an eine dumme Idee. Aus Rache wird man nie etwas erreichen können.“

„Es ist schon gut, Josh.“, sprach Lan dazwischen. „Jeder von uns will immer nur das tun, was er für richtig hält. Du hast ganz Recht, wenn du sagst, dass die Frage, was falsch oder richtig ist, vom Standpunkt des Betrachters abhängt. Somit kann man auch nicht sagen, dass es eine eindeutig richtige, oder eine eindeutige falsche Lösung gibt. Ich bin mir sicher, dass auch der Weg den du eingeschlagen hast zu einem Teil richtig ist. Ich weiß schon, wie du dich fühlen musst, was deinen Vater angeht... Aber zum anderen Teil ist dieser Weg eben auch falsch.“

„Aber wie soll ich dann je wissen, was ich tun muss und was nicht, wenn es nie eine eindeutige Antwort gibt?“, wollte Joshua nun wissen.

„Du musst einfach das tun, was du selbst für richtig hältst, aber du darfst dabei auch nicht die Menschen um dich herum vergessen. Solange eine Entscheidung für jemand anders etwas negatives birgt, solange ist sie falsch. Daran mache ich zumindest meine Entscheidungen fest. Es gibt natürlich nicht immer eine Lösung, bei der niemandem etwas wiederfährt. Das ist wohl in vielen Fällen unvermeidlich.“, erklärte Lan, so gut es ging.

Joshua wartete einen Augenblick mit seiner Antwort, um über diese Worte nachzudenken.

„Du bist ziemlich erwachsen für dein Alter.“, lächelte er schließlich, auch wenn Lan dies nicht sehen konnte. „Ich hätte nicht wieder auf Smoke’s Worte reinfallen dürfen. Aber ich denke nach wie vor, dass wir es ohne die Net-Society besser hätten. Aber trotzdem! Ab jetzt werde ich lieber auf die Wünsche meiner Freunde Rücksicht nehmen, statt meine eigenen Ziele zu verfolgen. Ich werde nicht noch einmal etwas tun, was meine Freunde für falsch empfinden. Wir sind doch noch Freunde, oder?“

„Sicher!“, lachte Lan. „Solange du diese Tatsache einsiehst, wird sich auch nichts daran ändern. Aber trotzdem musst du für deine Taten gerade stehen.“

„Keine Sorge, das werde ich.“, antworte Joshua, der sich schlagartig um einiges besser fühlte. „Meinst du BeetleMan wird mir jemals dafür verzeihen, was ich ihm angetan habe?“

„Du wusstest ja nicht wirklich, was du da getan hast. Es ist eher die Schuld der Dark Chips und Shadow, dass er sie überhaupt verwenden lässt. Außerdem denke ich wird BeetleMan dich schon sehr gut verstehen. Er wird dir sicher verzeihen.“

Wieder erinnerte sich Joshua an BeetleMan’s Worte. Er hatte gesagt er würde immer hinter ihm stehen, egal wie Joshua sich entscheiden würde.

„Danke, Lan. Ich glaube dieses Mal habe ich meine Lektion wirklich gelernt. Ab jetzt werde ich alles anders angehen und dieser Smoke kann mich mal. Und was meinen Vater betrifft... Ich werde auch einen anderen Weg finden, ihm zu helfen. Es ist wohl wirklich nicht in seinem Sinne, dass ich einem Kriminellen helfe... Das würde er nie im Leben wollen.“, sprach Joshua entschlossen.

„So gefällst du mir gleich viel besser, oder Mega?“

„Yup.“, antwortete der blaue Navi lächelnd, nachdem auch er sich endlich von allem erholt hatte.

Er war auch schon auf dem Weg zu Dash, um diesen aus der seltsamen, klebrigen Masse zu befreien. Mit einem vollkommen verwirrten Gesichtsausdruck, war das Fishy immer noch zwischen den hohen Grashalmen festgeklebt.

„Du, Joshua?“, fragte Lan.

„Ja? Was ist?“

„Wieso wolltest du nun die Net-Society so unbedingt zerstören? Ist es wegen deiner Eltern?“

„Teilweise. Du erinnerst dich noch an das, was ich damals gesagt habe? Nach unserem letzten Kampf?“

„Ja, so in etwa...“, versuchte sich Lan zu erinnern.

„Versuch dir daraus einen Reim zu machen, mehr kann ich dir nicht sagen. Wenn du wirklich eine Antwort auf diese Frage haben willst, dann rede mit Shadow. Er wird dir alles weitere erklären.“

„Wer ist dieser Shadow eigentlich? Du weißt es doch, oder?“

„Du wirst es eh früh genug erfahren. Mach dir jetzt lieber noch keine Gedanken darüber. Momentan ist anderes wichtig. Mit der nächsten Schlüsselkarte kommst du eine Etage höher, dann bist du fast am Ziel.“, brach Joshua dieses Thema schnell ab.

„Was wirst du jetzt tun?“

„Ich habe hier nichts mehr verloren. Ich werde mich den Officials stellen, so wie Rina es bereits getan hat. Ich hätte wohl doch auf sie hören sollen und nicht auf Smoke, aber nun ist es eh zu spät. Viel Glück auf deinem weiteren Weg, Lan. Shadow ist ein gefährlicher Gegner. Mach bloß nicht den Fehler ihn zu unterschätzen. Aber ich denke... Na ja, ist auch egal. Ich werde auf dich warten.“

Und so brach die Verbindung ab, bevor Lan sich noch verabschieden konnte. Wortlos dachte er einige Momente lang nach.

In der Zwischenzeit hatte es zumindest MegaMan geschafft Dash irgendwie zu befreien. Das große Fishy war immer noch durcheinander, aber sichtbar froh wieder frei zu sein.

„Wollen wir weiter, Lan?“, riss MegaMan seinen Operator schließlich aus seinen Gedanken.

„Ja, wir sollten es zumindest. Ich hoffe nur mit Joshua ist alles in Ordnung.“

„Er kommt schon drüber hinweg.“, probierte der blaue Navi seinen Operator aufzumuntern. „Jetzt haben wir die letzte Karte und können endlich weiter und Jim hat bestimmt auch schon den Fahrstuhl repariert. Du siehst, langsam wendet sich doch alles zum Guten.“

„Wenn ich deinen Optimismus bloß teilen könnte...“

Also loggte Lan MegaMan und Dash wieder aus und nahm sich die Schlüsselkarte aus der schwarzen Box. Langsamen Schrittes verließ er den Büroraum wieder. Allmählich kam das Ende deutlich näher. Bald würde es soweit sein...
 

~ACHTUNG!! GEWINNSPIEL! XD~
 

So... Einmal mehr geht es in dieser FF um ein Gewinnspiel, wie ihr sicherlich schon richtig vermutet habt XD

Es hat natürlich wieder einen guten Grund, weshalb die Lösungen der durcheinander geworfenen Wörter nicht bekannt gegeben wurden ^^

Diese Lösungen möchte ich nämlich von euch erfahren! Wer mir alle richtigen Lösungen per ENS zuschicken kann, erhält 200 Karotaler! Natürlich kann nur der/die gewinnen, welcher/welche mir die Lösungen als erstes schickt u.u

Also strengt euch an und versucht es ruhig mal ^^ Ich freue mich über jede Einsendung und genug Zeit solltet ihr auch haben, da ich erst mal keinen festen Einsendeschluss ansetze Oo Er wird sich aber im Rahmen von ein bis zwei Wochen bewegen, mal schauen XD“

Dies ist damit auch definitiv das letzte Gewinnspiel dieser FF ôô

Also, wie gesagt... Ich freue mich über jede Menge Lösungsvorschläge und bin mal gespannt, was dabei rumkommt XD

Bis zum nächsten Kapitel dann, in dem der Gewinner oder die Gewinnerin hoffentlich bekannt gegeben wird ^_____^V
 

- Gospel

Chains of Doom

Um in die zweite von vermutlich mehreren geheimen Etagen, die nirgends auf den Plänen des Den Towers verzeichnet waren, zu gelangen, mussten Lan und MegaMan einiges an Arbeit leisten. Um den Fahrstuhl zu aktivieren benötigten sie eine spezielle Schlüsselkarte. Diese Karte war jedoch in einem von vier Büroräumen versteckt, welche je ebenfalls per Schlüsselkarte geöffnet werden mussten. So mussten der junge Operator und sein Navi gemeinsam allerlei Hindernisse bewältigen und von einem Büroraum zum nächsten, um die verschiedenen Karten zu sammeln, welche die Türen zu den nächsten Räumen öffneten, solange bis sie es endlich geschafft hatten die alles entscheidende Karte zu finden, welche ihnen endlich Zugang zum Fahrstuhl verschaffen würde!

Bisher hatten sie dafür aber schwer zu kämpfen gehabt. Viele alte Gegner hatten sich ihnen erneut in den Weg gestellt und besiegt werden konnten diese größtenteils nur durch Hilfe von Lan’s Freunden, die immer im letzten Augenblick zur Stelle waren. Die unheimlichen Dark Chips, die Shadow seinen Untergebenen anvertraut hatte, besaßen wahrhaftig enorme Kräfte. Doch wie lange würde diese Glückssträhne noch anhalten? Was wenn beim nächsten Mal niemand mehr zur Stelle wäre, um MegaMan zu retten? Lan versuchte sich hierüber vorerst keine Gedanken zu machen. Momentan konnte er es kaum noch abwarten ins nächste Stockwerk zu gelangen. Ob Shadow vielleicht schon dort auf ihn wartete?

Unterdessen versuchte Jim immer noch, gemeinsam mit seinem GeyserMan, den anderen Aufzug wieder in Gang zu kriegen, der einfach nach unten gefahren war, nachdem sie oben angekommen waren und sich nun nicht mehr zurückrufen ließ. So waren Jim und Lan vorerst noch gefangen in dieser mysteriösen Etage und ziemlich starke Radiowellen verhinderten, dass sie ihren Freunden Bescheid geben konnten.

Nachdem Lan sich die vierte und somit letzte Schlüsselkarte geschnappt hatte, verließ er auch schon das Büro, indem er gegen Joshua und BeetleMan hatte kämpfen müssen. Er war erleichtert und zugleich ziemlich besorgt. Noch immer quälte ihn ein ungutes Gefühl, als würde irgendetwas ganz und gar nicht stimmen. Doch zunächst galt es Jim einen erneuten Besuch abzustatten. Vielleicht hatte der junge Official es ja geschafft den Fahrstuhl wieder zum Laufen zu kriegen...?
 

Während Lan auf Jim zuschritt, der noch immer am Fahrstuhl beschäftigt zu sein schien und davor kniete, um an irgendwelchen Kabeln herumzuhantieren, musste er immer noch an Joshua denken. Joshua hatte seinen eigenen Navi gelöscht, er hatte BeetleMan vernichtet, nur um MegaMan zu retten. Warum musste es überhaupt soweit kommen? Was war es bloß was Shadow und seine Gefolgsleute zu solchen Taten animierte? Was war so schlimm an der Net-Society, dass selbst Leute wie Herr Kinoshita, Mr. Match, Rina oder Joshua, Personen die eigentlich sehr nett waren und einen ziemlich freundlichen Eindruck machten, sich an solch einer Sache beteiligten? Joshua war lange Zeit Mayl’s Freund gewesen und auch Lan hatte ihn ziemlich gern gewonnen, doch dann hatte sich herausstellen müssen, dass auch Joshua für Shadow arbeitete. Und als wenn dies nicht genug gewesen wäre, hatten Lan und MegaMan noch ein zweites Mal gegen ihn kämpfen müssen, wo sie doch gedacht hatten, Joshua hätte aus seinen Fehlern gelernt. Aber nein! Der junge Käferforscher hatte sich ein zweites Mal dazu bereiterklärt Shadow zu helfen, obwohl er genau gewusst hatte, dass er dadurch zwangsläufig noch einmal gegen Lan antreten musste. Wieso hatte Joshua das getan? Lan war sich zwar sicher, dass Joshua von jetzt an nie wieder auf Shadow hören würde, doch trotzdem hatte er sich ein zweites Mal auf die Seite dieses geheimnisvollen Mannes geschlagen und war immer noch davon überzeugt, dass die Menschheit ohne Net-Society besser dran wäre.

Lan konnte das einfach nicht verstehen, egal wie sehr er sich auch anstrengte. Er fand einfach nichts, was einen solch gewaltigen Hass auf die Net-Society auslösen könnte. Vermutlich war dieser Shadow wirklich der einzige, der ihm das genauestens erklären konnte. Lan konnte es wirklich kaum noch erwarten diesem Kerl von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Allerdings nicht nur um ihm all das heimzuzahlen, was er in der Vergangenheit angerichtet hatte, sondern auch um endlich mal zu sehen, wer der Kopf hinter diesen verbrecherischen Aktivitäten war und welche Intentionen er besaß.

Aber was Lan sich nun am meisten wünschte war, dass sich solche Tragödien wie bisher nicht noch ein weiteres Mal ereignen würden. Er hatte im letzten Gespräch deutlich gemerkt, wie sehr das Löschen seines eigenen Navis Joshua ans Herz gegangen war. Man hatte es an seiner Stimme hören können und Lan konnte sich sehr gut vorstellen, wie das Gefühl war den eigenen Navi zu verlieren. Immerhin war ihm das mit MegaMan auch schon einmal passiert. Was er sich aber nicht vorstellen konnte und auch gar nicht erst wollte war, wie es sein musste selbst dafür verantwortlich zu sein, dass der eigene Navi nicht mehr existierte. Es gehörte schon einiges dazu sich dazu zu überwinden. Lan hätte es wohl nicht fertig gebracht MegaMan eigenhändig zu löschen, auch wenn seine Freunde dadurch in Gefahr geraten wären. Wie hatte es nur soweit kommen können? Genau diese Frage schoss dem jungen Net-Battler in diesem Moment immer wieder durch den Kopf und er fand einfach keine Antwort.

Es war so schwierig sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, wenn einem die ganze Zeit solche Fragen durch den Kopf schossen. In der Vergangenheit hatten sich Lan’s und MegaMan’s Freunde immer wieder opfern müssen. So viel Leid hatte es bereits gegeben. Angefangen mit den ersten Taten von World Three bis hin zum heutigen Tag, wo der Gegner ein Unbekannter namens Shadow war. Warum nur versuchten manche Menschen immer wieder anderen zu schaden mit Dingen, die der Menschheit eigentlich helfen sollten? War es vielleicht das, was Shadow und seine Leute dazu gebracht hatte, die Net-Society zu hassen? Weil andere Menschen sie ausnutzten, um nur noch größeres Leid über das Angesicht der Erde zu streuen? Vielleicht war es das ja... aber eine eindeutige Antwort konnte nur Shadow liefern...
 

Nachdem Lan sich wieder einigermaßen konzentriert hatte, blieb er einige Momente neben Jim stehen, um ihn zu beobachten.

Der rothaarige Official stopfte ein Bündel Kabel zurück in einen kleinen Schacht in der Wand, setzte das Gitter wieder darauf, um ihn zu schließen und wandte sich herum, um sich Lan zu widmen. Er sah ziemlich fröhlich aus.

„Du hast die vierte Karte? Ha! Wusst ich’s doch! Du bist echt unschlagbar, Lan.“, gratulierte Jim seinem Freund zunächst einmal.

„Na ja, übertreib mal nicht... Wenn du wüsstest, was...“, hielt Lan jedoch inne.

„Wenn ich was wüsste?“, fragte Jim neugierig, als sein Gegenüber nicht weiter sprach.

„Ehm, schon gut. Vergiss es einfach wieder.“, winkte Lan schnell ab. Er wollte sich jetzt nicht schon wieder daran erinnern, wo er doch grade für einen Moment alles vergessen hatte. „Wie sieht’s denn bei dir hier aus? Funktioniert der Fahrstuhl wieder?“

„Mehr oder weniger. Ich hab eine Lösung gefunden. Das ist aber alles ein wenig kompliziert.“, seufzte Jim, leicht erschöpft von seiner Arbeit.

Lan sah Jim bereits gespannt an und deutete ihm damit, dass er auf seine Erläuterung wartete.

„Es ist also folgendermaßen...“, begann Jim und drehte sich noch ein Stück zum Fahrstuhl herum. „Das Teil lässt sich wirklich nur von unten aktivieren. Von hier oben geht gar nichts. Man kann von unten nach oben fahren und theoretisch auch wieder zurück, allerdings muss man dann dazu direkt im Fahrstuhl bleiben, darf ihn nicht verlassen und muss warten, bis er von allein wieder nach unten fährt. Sobald du ihn verlassen hast und die Türen sich hinter dir schließen ist es zu spät und du sitzt in der Falle.“

„Also bleiben wir hier gefangen, bis uns jemand findet??“

„Nein nein, keine Sorge. Ich hab mir da schon was anderes ausgedacht. Momentan befindet sich GeyserMan im Control Panel für den Fahrstuhl, genau eine Etage unter uns. Wir haben einen Weg über das Netzwerk gefunden, den er benutzen konnte. Von dort unten kann er uns nun jeder Zeit den Fahrstuhl raufschicken, wann immer wir ihn brauchen. Wir müssen nur einsteigen und können wieder nach unten fahren. Da unten gibt es auch gleich eine etwas bessere Verbindung, so dass GeyserMan schon die anderen benachrichtigen konnte. Eigentlich sollten also bald alle wissen, dass wir hier sind und sich auf den Weg machen.“, erklärte Jim und wirkte äußerst zuversichtlich.

„Das sind doch endlich mal wieder richtig gute Neuigkeiten!“, atmete Lan erleichtert auf.

„Yup. Nur leider muss ich halt GeyserMan nun dort unten lassen, weil sonst niemand mehr den Fahrstuhl für uns bedienen kann. Aber wenigstens sind wir nicht mehr gefangen.“

„Klingt alles etwas kompliziert, aber Hauptsache wir können hier wieder weg, wenn’s sein muss.“

„Genau.“, stimmte Jim zu. „Damit wäre dieses Problem schon mal gelöst. Es sollte jetzt noch etwas dauern, bis die anderen hier ankommen. Wie gesagt, die Verbindung da unten ist nur ein wenig besser. Die Übertragung der Nachrichten dauert ziemlich lang und erfolgt nur stückchenweise. Ich habe auch über mein PET nur eine gestörte Verbindung zu GeyserMan.“, sprach Jim weiter und holte dabei sein PET hervor. Der Bildschirm flackerte ein wenig und das Bild war unklar, trotzdem war GeyserMan gut darauf zu erkennen.

„Verflixt.“, grummelte Lan. „Ich frage mich nur, was bloß diese Radiowellen erzeugt, die hier überall den Empfang stören.“

„Keine Ahnung. Vermutlich irgendwelche elektronischen Geräte, aber was soll’s? Immerhin funktioniert es so einigermaßen. Ich denke wir sollten uns dann auch nicht weiter daran aufhalten. GeyserMan hat hier soweit alles im Griff. Wir zwei sollten dann vielleicht schon mal weiter und gucken, was in der nächsten Etage auf uns wartet. Mit der Schlüsselkarte sollte das ja nun kein Problem mehr sein, oder?“

„Ja, hast Recht. Wenn die anderen noch etwas brauchen, kann es ja nicht schaden, schon mal etwas weiter voranzuschreiten.“, nickte Lan und nahm die Schlüsselkarte zur Hand.

Gemeinsam gingen die beiden Operator auf den nächsten Fahrstuhl zu. Den, den sie bisher noch nicht benutzen konnten.

Mit einem schnellen Zug ließ Lan die Schlüsselkarte durch den Kartenleser am Control Panel wandern und mit einem mechanischen Summen öffneten sich auch schon die beiden Türen des Aufzugs.

„Wow, es hat wirklich geklappt.“, stellte Lan etwas überrascht fest. Er hatte eigentlich schon mit einer weiteren Überraschung gerechnet. „Wollen wir dann?“

„Ja, aber geh du erst einmal alleine.“, antwortete Jim und daraufhin schaute ihn der braunhaarige Junge stirnrunzelnd an.

„Wieso das denn?“

„Tu’s einfach.“, zuckte Jim nachdenklich mit den Achseln, als er den Fahrstuhl genauestens musterte. „Ich warte hier unten und komm dann nach.“

„Wie du willst.“, verstand Lan das zwar nicht, aber so ging er eben allein in den Fahrstuhl.

„Hast du eine Ahnung, was das soll?“, fragte er seinen Navi.

„Ich kann’s mir eventuell denken.“, überlegte MegaMan, als der Fahrstuhl sich auch schon in Bewegung setzte und in die nächste Etage fuhr.
 

Oben angekommen trat Lan vorsichtig aus dem Aufzug heraus und schaute sich direkt neugierig um. Dieses Stockwerk war nicht so groß wie das letzte, zumindest schien es so. Einige Meter vorwärts breitete sich ein nicht grade sehr großer Raum aus, in dem zwei Türen zu sehen waren, je eine links, sowie rechts. Eigentlich ähnlich dem Hauptraum in der vorherigen Etage, nur mit der Hälfte der Anzahl der Türen, die dort zu finden gewesen waren.

Der Boden bestand aus Metallfliesen, die blitzblank poliert waren und das helle Licht der Deckenlampen reflektierten. Auf die Fliesen war auch hier das Logo der Neo World Three gezeichnet. Direkt gegenüber von Lan, auf der anderen Seite des Hauptraums war eine große, extrem dicke und stark gepanzerte Schiebetür, die natürlich verschlossen war. Ob sich dahinter wohl Shadow verbarg?

Als Lan einen weiteren Schritt nach vorn tat erklang auch schon ein quietschendes Geräusch hinter ihm, als sich die Fahrstuhltüren schlossen und der Aufzug auch schon wieder auf dem Rückweg nach unten war.

„Oh nein, nicht schon wieder!!“, brüllte Lan genervt und hämmerte kraftvoll gegen die Metalltüren. „Es war soooo klar!“

„Keine Sorge, Lan.“, ertönte auf einmal eine Stimme aus dem PET und es war nicht die von MegaMan.

Verwundert blickte Lan auf das Display und erkannte darauf Jim’s Gesicht.

„Jim?“

„Ich hab mir das schon gedacht, darum bin ich hier unten geblieben.“

„Ach so, jetzt verstehe ich!“, ging auch Lan endlich ein Licht auf.

„Sorry, aber wie es aussieht, musst du allein weiter, bis die Verstärkung eintrifft.“, setzte der Official ein ironisches Lächeln auf. „Ich werde hier unten bleiben und wenn du wieder zurück willst, dann sag nur Bescheid. Ich schick dir dann den Fahrstuhl gleich wieder hoch.“

„Vielen Dank, Jim! Ohne dich wären wir hier echt aufgeschmissen.“, lächelte Lan.

„Ach was, kein Problem. Sieh nur zu, dass du Shadow erledigst, dann sind wir quitt.“

„Keine Sorge, das werde ich!“, versicherte Lan seinem Freund. „Verlass dich auf uns.“

„Gut, so will ich das hören. Dann gebt gut auf euch Acht und wie gesagt... Wenn’s doch Probleme gibt, was ich allerdings bezweifle, dann gebt mir Bescheid.“

„Yup, machen wir.“, antwortete Lan und so endete auch schon die Verbindung und MegaMan und Dash erschienen wieder auf dem Screen des PET. „Man, das ist wirklich zum Kotzen hier. War wirklich klar. Gibt hier oben natürlich auch kein Control Panel für den dummen Fahrstuhl. Welcher Depp denkt sich nur solche Konstruktionen aus??“

„Keine Ahnung. Irgendwer der uns ärgern will. Aber was will man machen?“, antwortete der blaue Navi, ebenfalls leicht frustriert. „Dann nutzen wir halt die Zeit und schauen, ob wir allein was erreichen können, bis Chaud und die anderen hier eintreffen.“

„Yup, ist wohl das Beste.“, stimmte Lan zu und ging auch schon in die Mitte des kleinen Hauptraums.
 

Die beiden Türen zu seinen Seiten kamen Lan sofort auffällig bekannt vor. Sie sahen exakt so aus wie die im unteren Stockwerk und hinter ihnen verbargen sich vermutlich noch zwei weitere Büroräume. Doch bevor sich Lan um diese beiden Türen kümmerte, wollte er sich zunächst die große, metallische Schiebetür genauer anschauen, die vor ihm den Weg versperrte. Er ging vorsichtig darauf zu und tastete sie mit seinen Händen ab. Sie fühlte sich eisig kalt an.

„Die scheint wirklich gut gepanzert zu sein. Dahinter muss etwas sehr wichtiges zu finden sein oder was meinst du, Mega?“

„Sieht ganz danach aus. Siehst du vielleicht eine Art Control Panel oder ähnliches, womit man sie vielleicht öffnen könnte?“

„Ja, hier ist was.“, bemerkte Lan eine kleine Schaltfläche neben der Tür. „Ein Kartenleser, so wie die Teile unten.“

„Und unsere Schlüsselkarte Nummer vier kann sie nicht öffnen, stimmt’s?“

„Yup, so ist es.“, seufzte Lan nachdem er probehalber die Karte durch den Leser gezogen hatte. Doch ein hohes Piepen und eine Fehlermeldung bestätigten MegaMan’s Vermutung.

„Auf dem Display steht etwas von ’Keycard E’. Heißt das, wir müssen noch mehr dieser dummen Dinger finden??“

„Muss wohl so sein.“, antwortete MegaMan in einem ebenso genervten Ton, wie sein Operator.

„Verdammt...“, grummelte Lan verärgert und wandte sich auch schon von der Tür ab, um sich den beiden Büroräumen zu widmen.

Diese beiden Türen waren jedoch auch verschlossen. Wieder wurden Schlüsselkarten benötigt, doch zu Lan’s Erleichterung besaß er zumindest schon mal die, um die erste Tür zu öffnen. Einer der beiden Räume ließ sich nämlich auch mit der D-Karte öffnen. Für den anderen wurde die E-Karte benötigt, so wie auch für die Panzertür.
 

Nachdem Lan den ersten Raum geöffnet hatte, fand er sich auch schon in vertrauter Umgebung wieder. Wie schon vermutet stand er nun im Eingang zu einem recht kleinen Büroraum, der zwar altmodisch, aber dennoch gemütlich eingerichtet war mit einigen Regalen, kunstvollen Wertgegenständen, einem kleinen Fenster und sogar einer tickenden Wanduhr mit klackendem Pendel. In der Mitte des Raums war ein hölzerner Schreibtisch aufgestellt, auf dessen Tischplatte sich ein Laptop und eine schwarze Box befanden, in der die gesuchte Schlüsselkarte gelagert wurde. Also war sofort klar, dass sich das selbe Spiel aus dem letzten Stockwerk auch hier wiederholen würde.

„Na klasse. Hoffentlich erwartet und dieses Mal nicht wieder eine böse Überraschung.“, stöhnte Lan, als er auch schon sein PET nahm und es am Laptop anschloss.

„Ja, ich hab nämlich auch keine Lust mehr auf noch mehr von diesen mörderischen Kämpfen...“, stimmte MegaMan eindeutig zu.

„Na gut, also dann mal los... MegaMan, Dash! Jack-In! Execute!“
 

Als MegaMan und Dash sich auch schon im Netzwerk befanden waren sie nicht sonderlich überrascht von dem, was sie dort erwartete. Sie hatten sich auf einer recht großen, vielleicht ein paar Kilometer langen Plattform materialisiert, die eine Art rechteckige Form besaß. Der Boden war glänzend schwarz und auch hier zogen sich unregelmäßige Linien durch die Plattform, welche ab und an grünlich-türkis leuchteten. Ansonsten war das Areal generell recht dunkel, wie auch seine Vorgänger. Am anderen Ende der Plattform erkannte MegaMan bereits einen Teleporter. Anscheinend bestand auch dieses Netzwerk aus mindestens zwei Gebieten.

„Siehst du irgendwas auffälliges, Mega?“, überblickte auch Lan das Areal und wunderte sich über die gähnende Leere.

„Außer dem Teleporter nichts. Das stinkt gewaltig nach einer Falle.“, antwortete der blaue Navi misstrauisch.

„Oder zumindest nach einer Überraschung. Haltet euch für alles bereit und seid bloß vorsichtig.“

„Geht klar.“, sprach MegaMan und setzte sich auch schon in Bewegung.

Dash flog ein Stück voraus, um die Lage aufmerksam zu sondieren. Das Fishy rechnete bereits mit einem plötzlichen Virenangriff, der jede Sekunde beginnen konnte.

Doch die ersten Meter lang geschah rein gar nichts. Als Navi und Virus die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, waren sie bereits leicht verwundert, allerdings wurde ihr Misstrauen nur gestärkt. So einfach würde es doch sicher nicht werden...?

Und wieder bewahrheiteten sich die Befürchtungen der drei Freunde, als mit einem Male ein heftiger Datensturm vor MegaMan und Dash aus dem Nichts auftrat und sich langsam aber sicher zu einer riesigen, metallischen Wand formte, die den Weg geradeaus komplett versperrte. Es handelte sich dabei aber nicht um irgendeine Wand. Es war eine hohe Mauer bestückt mit mehreren Kanonen aller Art: Raketenwerfer, Laserkanonen, Schnellfeuergeschützte, alles was man sich nur vorstellen konnte!

„Eine Firewall!!“, schreckte MegaMan sofort auf und machte sich auch schon reflexartig davon, als die vielen Geschützte einen wahren Sturm aus Energiegeschossen auslösten, um den blauen Navi und seinen Virenfreund zu zerstäuben!

Erst als sich die beiden wieder fast am Anfang der Plattform befanden, dort wo sie gestartet waren, und somit auch außer Schussweite waren, stellte die Firewall das Feuer wieder ein.

Leicht außer Puste musterte MegaMan das beeindruckende Gebilde, was sich so plötzlich vor ihnen errichtet hatte, um ihnen den Weg zu versperren.

„Mist, also damit habe ich nun ganz und gar nicht gerechnet!“

„Ich auch nicht...“, gab Lan zu, der ein wenig entgeistert wirkte. „Ich hatte mich schon darauf vorbereitet, dass hier gleich jede Menge Viren auftauchen würden, aber das da, überschreitet selbst das, was ich mir alles vorgestellt hatte...“

„Das ist eine Counter-Firewall. So eine, wie wir sie im Observatoriums-Computer gesehen haben. Die Dinger sind wirklich heftig und bei diesem Feuer werde ich nicht nah genug rankommen, um sie gezielt zu erwischen, falls unsere Battle Chips überhaupt in der Lage sind etwas dagegen zu unternehmen.“, erklärte MegaMan mit zusammengebissenen Zähnen.

„Uns bleibt auch wirklich nichts erspart.“, verdrehte Lan die Augen. „Auf Dash’s Rücken rüberfliegen wird wohl auch nicht klappen, oder?“

„Ich denke eher nicht. Bei dem Waffenarsenal, was ich da sehe, hat uns das Teil schon abgeschossen, bevor wir überhaupt die erforderliche Höhe erreicht haben, um drüber zu kommen.“, lächelte MegaMan verzweifelt und sah dabei seinen Virenfreund an, welcher nur ratlos zurückschaute.

„Dann müssen wir uns eben was anderes einfallen lassen. Hilfe bekommen wir dieses Mal wohl nicht und so ’ne Firewall allein zu zerstören sollte schwierig werden. Also müssen wir etwas anderes probieren. Ein Program Advance würde auch nur aus nächster Nähe etwas bringen, sämtliche anderen Battle Chips die wir haben reichen nicht so weit oder sind einfach zu schwach, wenn du sie von deiner momentanen Position aus benutzen würdest. Verflixt! Wir müssen sie einfach irgendwie aus dem Weg räumen, nur wie??“, begann Lan konzentriert nachzudenken. Doch dann schien er eine Idee zu haben! „Oder Moment...“

„Was ist? Hast du einen Weg gefunden, sie zu zerstören?“, wollte MegaMan direkt wissen.

„Yup, ich denke schon, obwohl es ziemlich gefährlich werden könnte, vor allem für Dash.“

„Wieso denn das?“, fragte der blaue Navi beunruhigt und auch Dash setzte nun einen ziemlich besorgten Gesichtsausdruck auf.

„Wir werden es folgendermaßen machen, hört gut zu.“, begann Lan schließlich, nachdem er die erforderlichen Chips zusammengesucht hatte. „MegaMan, du steigst auf Dash’s Rücken. Dash wird dich tragen müssen und gemeinsam werdet ihr genau auf die Firewall zufliegen.“

„Was!? Das ist doch viel zu riskant!“

„Wart’s doch mal ab.“, versuchte Lan seinen Navi zu beruhigen. „Dann werde ich einen Barrier Chip runterladen. Da du auf Dash sitzt, sollte der Energieschild euch beide umfassen können, so dass ihr zwei vorerst unverwundbar seid. Leider hält so eine Barrier nur nie sehr lange, also muss das Ganze so schnell wie möglich geschehen. Während Dash also mit Vollspeed auf die Firewall zuhält, werde ich einen Program Advance einleiten, den du von Dash’s Rücken aus aktivierst, euch damit ein Loch in die Firewall sprengst und somit freien Weg zum Teleporter habt. Alles klar?“

„Ja, aber ich weiß nicht so recht, ob das wirklich klappen wird...“

„Ach, wird schon schief gehen. Außerdem haben wir keine sonderlich gute Alternative und wir stehen noch immer unter Zeitdruck.“

„Ja, du hast ja Recht.“, stimmte MegaMan endlich seufzend zu und auch Dash war einverstanden.

Also bereiteten der Navi und der Virus Lan’s Vorhaben vor. MegaMan kletterte auf Dash’s Rücken und hielt sich gut an ihm fest, um nicht runterzufallen.

„Dann mal los... Sobald die Barrier aktiv ist, müsst ihr durchstarten, verstanden?“

Nachdem Lan das Zeichen bekommen hatte, dass es losgehen konnte, schob er auch schon den Battle Chip in sein PET. Ein bläulicher Energieschild, kugelförmig, breitete sich rund um Dash und sein Herrchen aus.

„Los!!“, gab Lan das Signal und schon zischten Fishy und Navi davon.

So schnell er nur konnte, raste Dash auf die Firewall zu, die auch schon das Feuer wieder aufnahm, als die beiden Objekte in Schussweite kamen. Ein Hagel aus Laserstrahlen, Raketen und winzigen Energiegeschossen, kam dem blauen Navi und seinem Virenfreund entgegengeflogen, wie eine undurchdringliche Wand. Doch die Barrier schien sich zu bewähren und die Geschossen prallten ausnahmslos daran ab oder wurden reflektiert. Allerdings würde sich der Schild auch jeden Moment wieder deaktivieren können, vor allem da Lan vergessen hatte, dass die Kraft der Barrier durch das hämmernde Firewall-Bombardement noch schneller zu schwinden schien, als normal.

Aber nun gab es eh kein Zurück mehr! Schnell nahm Lan die drei Battle Chips für den Program Advance und lud sie auch schon runter.

„WideShot, TripleSlot-In!! Program Advance, SuperSpread!”

Ohne zu zögern hob MegaMan seinen Buster an, der bereits hell leuchtete, als die Kraft des Program Advance ihn durchströmte. Die Firewall kam immer näher und jetzt zählte jede Sekunde! Als die Kraft vollständig aufgeladen war, gab MegaMan einen heftigen Energiestrom frei, bestehend aus einer überbreiten, leicht gebogenen Wasserwelle, die wie eine Art Bumerang durch die Luft schwappte und genau auf die bewaffnete Mauer zuraste.

Mit einem lauten Knall prallte der SuperSpread gegen die Firewall, gefolgt von mehreren kleineren Explosionen, als ein paar der Geschütze in die Luft flogen.

Noch einmal gab Dash alles was er hatte, da die Barrier zunehmend schwächer wurde, aber der Schusshagel nicht aufhörte, obwohl nun eine breite Schneise in die Firewall gerissen war.

MegaMan hielt sich wieder an seinem Virenfreund fest. Bei der hohen Geschwindigkeit wäre er beim Aktivieren des Program Advance eh beinahe runtergeschleudert worden.

„Yeah, ihr schafft es!!“, jubelte Lan und tatsächlich schafften es MegaMan und Dash an der Firewall vorbei, oder besser gesagt durch sie hindurch.

Das große Fishy war mit seinem Herrchen auf dem Rücken durch das freigesprengte Loch in der Mauer durchgeflogen und hielt weiter auf den Teleporter zu. Die Barrier hatte sich mittlerweile auch wieder aufgelöst.

Kaum hatten die zwei den Kamikazeflug einigermaßen heil überstanden, sprang MegaMan auch schon vom Rücken seines Virenfreundes und bevor die Firewall ihre Geschütze neu ausrichten konnte, hüpften die beiden auch schon in das Warpfeld und wurden wegtransferiert!
 

Im nächsten Areal angekommen mussten Navi und Virus zuerst einmal verschnaufen und tief ausatmen. MegaMan pochte immer noch sein digitales Herz wie wild.

„Hui, das war Aufregung pur.“, seufzte der blaue Navi.

Auch Dash war ziemlich fertig und ließ sich vorsichtig zu Boden sinken, wo sich das Fishy hinlegte und am liebsten auch gleich eingeschlafen wäre.

„Ich hoffe nur, das war die einzige Firewall, die uns den Weg versperren wollte.“, war das einzige, was Lan dazu einfiel. „Allmählich wird das Ganze hier wirklich nervenaufreibend. Nach der Sache mit der einstürzenden Brücke und dem MagmaDragoon hatte ich eigentlich schon gedacht, dass es schlimmer nicht mehr kommen könnte.“

„Oh, dann wird es euch wohl ziemlich erfreuen, wenn ich euch nun mitteile, dass das Schlimmste noch immer nicht hinter euch liegt, sondern gleich hier vorn auf euch wartet! Hahaha!“, hallte plötzlich eine Stimme durch das Netzwerk und sofort hob MegaMan seinen Blick und nahm wieder eine aufrechte Haltung ein, nachdem er leicht in die Knie gegangen war vor Erschöpfung.

Mehrere Meter von MegaMan und Dash entfernt stand ChainMan, die schweren Arme in die Hüften gestemmt und schien die zwei bereits erwartet zu haben. Seine eindrucksvollen Stahlketten schimmerten, trotz der Dunkelheit des Areals, sowie auch die Augen des großen, fast muskulös wirkenden Navis, welche vor Kampfeslust nur so strotzten.

„Hier wird einem aber auch nie eine Pause gegönnt...“, stöhnte Lan frustriert.

„Ihr habt es also tatsächlich bis zu meinem Bereich geschafft. Beachtlich!“, trat ChainMan einige Schritte näher und brachte seine Bewunderung zum Ausdruck. Seine vielen Ketten, die er überall um den Körper geschlungen hatte, gaben klirrende und metallisch raschelnde Geräusche von sich, bei jedem Schritt den er tat. „Doch hier endet eure Reise. Ich werde nicht zulassen, dass ihr noch weiter kommt, als ihr es bisher geschafft habt.“

„Ehrlich?“, entgegnete MegaMan. „Tja, dann wirst du aber einige Probleme bekommen, wenn du uns jetzt wirklich stoppen willst.“

„Tu nicht so arrogant.“, lächelte ChainMan unter seinem dicken Mundschutz. „Ich weiß ganz genau, wie ihr euch in euren letzten Kämpfen geschlagen habt. Das waren ja keine sonderlichen Glanzleistungen. Wie es aussieht scheinen der große Lan Hikari und sein berühmter Net-Navi doch nicht so unbesiegbar zu sein, wie man es ständig zu hören kriegt. Ihr wärt schon längst erledigt, wäre euch das Glück nicht immer im letzten Moment holt gewesen. Aber hier endet eure Glückssträhne definitiv, denn an meinen Stahlketten, werdet ihr euch die Zähne ausbeißen!“

„Das wollen wir aber erst noch sehen!“, sprach Lan, der sich von diesen Worten nicht zu sehr beeindrucken ließ.

„Große Klappe wie immer. Ich erinnere nur gern zurück an unseren letzten Kampf, wo ihr auch nicht in der Lage wart mich zu schlagen.“

„Und wo du Feigling geflohen bist, bevor er überhaupt zu Ende war!!“, setzte Lan sofort nach.

„Geflohen? Nun gut, das mag sein, aber du scheinst schon vergessen zu haben, dass ihr gegen Ende zu dritt wart und selbst zu zweit hattet ihr keine sonderlich große Chance gegen mich. Heute seid ihr allein und wie ich das so mitbekommen habe, kann es noch eine Weile dauern, bis eure Freunde hier eintreffen werden, da der Commander höchstpersönlich dafür gesorgt hat, dass sie... nun, sagen wir verhindert sind. Hahahaha!“

„Was soll das bedeuten? Was hat er mit ihnen vor??“, wollte Lan direkt wissen, der schon wieder ungutes ahnte.

„Nichts besonderes. Der Commander hat nur einige weitere Sicherheitssysteme aktiviert. Du brauchst dir um deine Freunde keine Sorgen zu machen, denen wird vermutlich nichts geschehen, da sie ziemlich clever sind. Das Ganze dient eh nur dazu Zeit zu schinden, damit wir unsere Dreisamkeit hier schön in aller Ruhe genießen können.“, erklärte ChainMan.

„Dreisamkeit? Du vergisst, dass Dash auch noch hier ist.“, mischte sich nun MegaMan wieder ein und deutete auf den Virus, welcher sich wieder erhoben hatte.

„Tst, bring mich nicht zum Lachen!“, grinste der Ketten-Navi, als er das Fishy betrachtete. „Das kleine Ding hab ich doch locker davon gepustet.“

„Na das versuch erst mal!“, sprach MegaMan grummelnd und nahm damit Dash die Worte, mehr oder weniger, aus dem Mund.

„Also gut... Lassen wir das elende Geschwafel endlich beiseite. Wir wissen alle, was abgeht. Das Schloss der Box auf dem Schreibtisch ist direkt mit meiner Datenstruktur verlinkt. Wenn ihr es öffnen wollt, dann müsst ihr mich löschen, so sieht’s nun mal aus. Letztes Mal gab’s ein Unentschieden, heute wollen wir den Kampf von damals fortsetzen, was? Seid ihr soweit?“, nahm ChainMan seine Kampfhaltung ein und ballte angriffsbereit seine Fäuste.

„Wir sind immer bereit, um es mit solchen Großmäulern wie dir aufzunehmen!“, konterte Lan und leitete im Anschluss auch schon die Kampfroutine ein. „MegaMan! Battle routine, set!”

Auch MegaMan hielt seinen Buster bereit und Dash schwebte wie immer an seiner Seite, fertig, um sich gleich in den Kampf zu stürzen.

„Execute!!“
 

Das Kampffeld war nicht sonderlich groß, darum war höchste Vorsicht geboten. Der Boden sah ebenso aus, wie im ersten Teil des Netzwerks. Die Form der Plattform war fünfeckig und über ihren Rand hinaus konnte man nichts außer schwarze Finsternis sehen. Wie immer galt es, allerdings dieses Mal besonders, darauf zu achten, nicht vom Kampffeld herunterzufallen, da sonst sehr schnell Sense sein konnte!

Kaum ging es los zog ChainMan die Kette ab, die um seinen linken Unterarm gewickelt war, um sie elegant, wie eine Peitsche um sich herumzuschwingen. Er ließ sie ein paar Mal um sich herumkreisen und schließlich über seinem Kopf verharren, sich schnell drehend, wie der Propeller eines Helikopters.

MegaMan war davon schon einigermaßen eingeschüchtert, doch versuchte er dies so gut es ging nicht zu zeigen. Er streckte seinen Buster aus, lud ihn auf und feuerte einen grollenden ChargeShot auf seinen wuchtigen Gegner.

„Ha, lächerlich!“, lachte ChainMan jedoch und ließ die Kette nun vor seinem Körper wirbeln, so schnell, dass sie wie ein Schutzschild fungierte, woran der ChargeShot zerschellte. „ChainShield!“

Zwar ging MegaMan’s Angriffsversuch in die Hose, was ChainMan äußerst amüsant fand, doch plötzlich merkte der Ketten-Navi, dass der Virus nicht mehr an der Seite seines Herrchens, sondern verschwunden war. Im letzten Augenblick merkte ChainMan jedoch was geschehen war und erblickte Dash auch schon, der von der Seite eine Rammattacke versuchen wollte. Blitzschnell schwang ChainMan seine Stahlkette herum und ließ sie mit voller Wucht gegen das Fishy schlagen, so dass Dash aus der Luft gerissen und zu Boden gepeitscht wurde.

„So nicht, Freundchen!“

Doch grade wo ChainMan erneut ausgeholt hatte, um noch einmal zuzuschlagen, traf ihn auch schon ein heftiges Geschoss am Rücken, so dass der Ketten-Navi einen unfreiwilligen Vorwärtssalto über Dash hinweg machte und klimpernd auf den Boden krachte.

Sofort zischte Dash davon, bevor dieser gemeingefährliche Navi sich wieder aufrichten konnte.

„Alles okay?“, fragte MegaMan sein großes Viren-Haustier und streichelte ihm dabei sachte über den Kopf.

Ein zufriedenes Nicken deutete aber auch schon, dass mit Dash alles in Ordnung war.

„Okay, dafür wird er jetzt erst mal bezahlen!“, sprach Lan nun und holte einen Battle Chip hervor. „Komm, Mega! Solange er noch liegt! Yoyo, Slot-In!!“

Immer noch etwas überrascht brachte sich ChainMan langsam wieder auf die Beine. Vermutlich hatte MegaMan ihm einen weiteren ChargeShot in den Rücken gejagt, aber dafür würde der blaue Zwerg noch büßen! Doch kaum hatte sich der übergroße Navi wieder halbwegs erhoben, sah er auch schon ein gewaltiges, mit Stacheln versehenes Yoyo auf sich zuschießen kommen. Reflexartig rollte sich ChainMan zur Seite, dem Angriff aus der Schusslinie und startete seinerseits eine Gegenattacke. Er holte aus, peitschte mit der Kette in Richtung MegaMan und ließ das stählerne Seil um dessen Hüfte schlagen, wo es sich schnell drum herum gewickelt hatte.

„Ha, war wohl nix!“, grölte der Ketten-Navi, als er auch schon mit Kraft zog und MegaMan zu sich riss.

Völlig überrascht war MegaMan nicht in der Lage dem Zug standzuhalten und wurde somit spielend leicht nach vorn gerissen. Er versuchte zu stoppen, doch da war es auch schon zu spät. Als der blaue Navi nah genug herangekommen war, ließ ChainMan ihm seine gewaltige Faust direkt ins Gesicht krachen, so dass MegaMan schmerzvoll stöhnend zu Boden ging.

Dash konnte das nicht mit ansehen und flitzte ebenfalls wieder los, eine neue Rammattacke vorbereitend. Als ChainMan den Virus bemerkte, konnte er auch schon nichts mehr unternehmen und fand sich einen Augenblick später auch am Boden wieder, direkt neben seinem Gegner.

„Super Dash! Der hat gesessen!“, gratulierte Lan dem Fishy zu dieser gelungenen DashAttack.

Wortlos standen beide Navis wieder auf. Sie standen direkt nebeneinander und schauten sich starrend gegenseitig in die Augen. Dann gingen beide einige Schritte zurück und fanden sich in der Ausgangstellung wieder. Die zweite Runde konnte beginnen!

„Na gut, womöglich habe ich diesen Virus doch etwas unterschätzt.“, gab ChainMan zu. „Aber jetzt weiß ich ja, was er drauf hat, also soll so etwas wie grade nicht noch einmal geschehen.“ Er nahm wieder seine Kette und ließ sie ein paar kunstvolle Kreise ziehen, wie ein Lasso. „Okay, dann geht’s jetzt weiter! ChainWhip!!“

Blitzartig schoss MegaMan die enorme Stahlkette entgegen und er konnte sich nur noch recht knapp aus dem Gefahrradius werfen. Kaum lag er am Boden, hört er aber auch schon, wie ChainMan den zweiten Schlag vorbereitete. Schnell rollte sich der blaue Navi zur Seite, so dass der nächste Peitschenhieb auch ins Leere traf.

„Boomer, Slot-In!!”, kam Lan’s nächster Chip an.

Kaum war die Bumerangklinge in seinen Händen materialisiert, schleuderte MegaMan diese auch schon seinem Gegner entgegen, bevor er überhaupt aufgestanden war.

Klirrend prallten Boomer und Stahlkette aneinander, als ChainMan ein weiteres Mal zuschlagen wollte. In diesem kurzen Moment, wo der Ketten-Navi leicht irritiert war und neu ausholen musste, sprang MegaMan wieder auf, rannte direkt auf seinen Gegner zu und holte weit mit der Faust aus.

„GoldFist, Slot-In!!“

Noch während MegaMan seine Faust nach vorn schnellen ließ, begann sich ein stabiler, ziemlich dicker Goldpanzer um sie herum auszubreiten. Als er ChainMan die GoldFist genau in den Magen gerammt hatte, ging der große Navi direkt in die Knie und stöhnte laut. Sofort machte sich MegaMan bereit um nachzusetzen, doch rechnete er nicht damit, dass ChainMan sich schon so schnell wieder von dem Schlag erholt hatte. Wütend legte der Ketten-Navi seine Hände auf die Schultern seines Kontrahenten, um sich an ihm beim Aufstehen abzustützen, neigte dabei seinen Kopf in den Nacken und verpasste MegaMan schließlich eine donnernde Kopfnuss. Doch statt gleich noch einen Schlag hinterher zu setzen, wandte sich ChainMan erst nach hinten rum. Wieder hatte Dash einen Angriff von hinten geplant, doch dieses Mal war der Ketten-Navi darauf gefasst gewesen. Er schwang seine Stahlkette dem Virus so feste entgegen, dass sie sich im Nu um Dash’s breiten Körper gewickelt hatte.

„Und jetzt wünsch ich dir eine schöne Rundreise! Hahaha!“, begann ChainMan zu lachen und fing an sich auf der Stelle im Kreis zu drehen und Dash dabei herumzuwirbeln, wie eine Kugel beim Hammerwerfen. Als MegaMan sich wieder auf die Beine gebracht hatte, hatte er noch nicht realisiert, was um ihn herum geschehen war. Doch dazu hatte er jetzt auch nicht mehr genügend Zeit. Kaum war er vollständig auf den Beinen, wurde er auch schon wieder umgerissen, als das große Fishy gegen ihn prallte und beide gemeinsam erneut zu Boden geworfen wurden.

„Scheiße...“, murmelte Lan verärgert.

„Hoho, was ein Spaß!“, schien sich ChainMan ziemlich über diesen Kampf zu freuen. „So einen Gegner hatte ich wahrhaftig schon lange nicht mehr. Aber man sollte immer dann Schluss machen, wenn’s am meisten Spaß macht, nicht wahr? Also bringen wir’s zu Ende, das ist sicher auch im Interesse des Commanders.“

„Nicht so voreilig!“, entgegnete MegaMan aber, der sich noch lange nicht geschlagen geben wollte und wieder aufrichtete.

In leicht angeschlagener Haltung konfrontierte der blaue Navi seinen Gegner ein weiteres Mal.

„Du kannst sogar noch stehen?“, fragte ChainMan beeindruckt. „Nicht schlecht. Hier geht wirklich eine Menge Potential verloren, wenn ich dich jetzt lösche. Aber ihr wollt euch uns ja partout nicht anschließen... eigentlich schade drum.“

„Quatsch nicht!“, mischte sich Lan ein. „Mir geht der ganze Scheiß langsam wirklich auf den Geist. Ich und MegaMan werden nie im Leben mit Kriminellen zusammenarbeiten, da kann kommen wer will!“

„Euer Pech, wenn ihr halt so uneinsichtig seid. Wirst ja sehen, was du davon hast. ChainWhip!!“, brüllte ChainMan, als er wieder mit seiner Kettenpeitsche zuschlug.

Doch zu seiner Überraschung versuchte MegaMan nicht einmal auszuweichen. Er blieb nur seelenruhig stehen, einen entschlossenen Blick aufgesetzt und hielt seinen rechten Unterarm schützend vor sein Gesicht, wo die Kette gegen schlug und sich drum herum wickelte.

Sprachlos und mit weit offenen Augen starrte ChainMan seinen Gegner entsetzt an. War das gerade wirklich geschehen?

„Niemand wird uns aufhalten! Wir werden all dem Leid, was ihr den Menschen gebracht habt endlich ein Ende setzen! Ihr seid diejenigen, die sehen werden, was sie von ihren Missetaten haben!!“, sprach MegaMan in wütendem Ton und aktivierte seinen Buster.

Durch die Verwandlung von Arm in Kanone zersprang auch die Kette, die sich um seinen Unterarm gewickelt hatte in viele kleine Teilchen.

„Was soll das? Du glaubst doch nicht im Ernst, ein solch läppischer Angriff könnte mir was anhaben.“, war sich ChainMan aber immer noch ziemlich selbstsicher und nahm wieder eine lockere Haltung ein.

„Läppisch, ja? Meinst du das wirklich!?“, streckte MegaMan seinen Buster nach vorn, nachdem er genügend Energie gesammelt hatte und entfachte einen so gewaltigen ChargeShot, dass selbst die Plattform ein wenig zu zittern begann.

Von einer hallenden Explosion wurde ChainMan ohne Umschweife umgerissen und weggeschleudert. Ächzend prallte er auf den Boden, wo er geschockt liegen blieb.

„Na, was meinst du jetzt??“, fragte MegaMan, als er auf seinen liegenden Gegner langsam zutrat, einen sehr ernsten Blick aufgesetzt.

„W-Wie z-zum... wie hast du... wieso bist du plötzlich so stark??“, konnte ChainMan das kaum fassen, als er sich nicht mal mehr vernünftig aufsetzen konnte. „D-Du bist viel stärker geworden, seit unserem letzten Kampf... Wie?!“

„Das verdanke ich alles meinen Freunden. Niemals wird jemand wie du stark genug sein, um uns aufzuhalten. Lan und ich haben versprochen Shadow zu besiegen und auch wenn unsere Freunde nicht hier sind, stehen sie trotzdem hinter uns. Es ist vorbei, ChainMan.“

„Deine Freunde, huh?“, keuchte der Ketten-Navi. „Deine Freunde sind aber nun mal nicht hier, wie du grade selbst gesagt hast und es wird immer noch was dauern, bis sie hier eintreffen. Bis dahin wird nicht mal mehr Datenstaub von dir übrig sein... von dir und deinem verfluchten, kleinen Virenhelferlein... Und vorbei ist es noch lange nicht, zumindest nicht für mich! Du bist wirklich stark geworden, aber noch lange nicht so stark, dass du es mit mir aufnehmen könntest! Ich bekam vom Commander den Auftrag euch auszuschalten, mit allen Mitteln! Also werde ich eben zum Äußersten greifen, wenn es nicht anders geht!!“

„Nimm dich in Acht, Mega!!“, warnte Lan seinen Navi, als er schon merkte, was nun als nächstes passieren würde.

Sofort trat MegaMan ein paar Schritte zurück und auch Dash entfernte sich weiter von ChainMan. Von einer Wolke aus dunklem Rauch umhüllt begann der Ketten-Navi mit einem Male qualvoll zu schreien. In seiner offenen Handfläche erschien aus dem Nichts ein funkelnder Dark Chip, dessen böse Aura sich schnell in seinem Opfer ausbreitete und dessen gesamte Persönlichkeitsstruktur löschte. Es dauerte nicht lange und ChainMan’s Körper färbte sich dunkel-violett und der wuchtige Navi hatte vergessen wer er war. All seine Erinnerungen waren im Nu ausradiert und ChainMan war nichts mehr weiter, als ein willenloser Sklave des Dark Chips, wie auch schon Lan’s und MegaMan’s vorherige Gegner, die Gebrauch dieser unsäglichen Dinger gemacht hatten!

„Verdammt, hätte ich ihn bloß gerade gelöscht, als ich noch die Möglichkeit dazu gehabt habe...“, hätte sich MegaMan am liebsten selbst in den Hintern getreten.

Auch Lan bereute schnell, dass sie ChainMan nicht einfach gelöscht hatten. Rasend vor Wut stürmte der besessene Navi plötzlich nach vorn und rammte MegaMan mit einem Bodycheck um. Dash versuchte dazwischenzugehen, doch der Fishy-Virus bekam auch prompt einen heftigen Fußtritt verpasst.

Total außer Rand und Band stieß ChainMan laute Schmerzensschreie aus, nahm seine Stahlketten zur Hand und peitschte damit unaufhörlich auf den blauen, am Boden liegenden Navi ein, der sich dagegen nicht wehren konnte. Mit einer Kette in jeder Hand, konnte ChainMan sein Opfer sogar pausenlos schlagen. Immer wenn MegaMan eine der Ketten durchs Gesicht gezogen bekam, holte der rasende Navi bereits mit der anderen zu einem weiteren Schlag aus, immer abwechselnd!

„MegaMan!! Nein!!“, schrie Lan entsetzt und schnappte sich sofort ein paar Battle Chips, um seinem digitalen Freund irgendwie zu helfen.

Auch Dash versuchte es noch einmal, doch kaum war das Fishy wieder in der Luft, ließ ChainMan eine seiner Ketten horizontal um sich herumwirbeln und peitschte den Virus sofort wieder zu seinem Herrchen nach unten.

„Invisible, Slot-In!!“, schmiss Lan schnell einen Chip in sein PET und kaum waren die Daten runtergeladen, wurde MegaMan’s Körper transparent und die Kettenschläge gingen durch ihn hindurch. „Mach das du da weg kommst, solange das Invisible aktiv ist! Recovery, Slot-In!!“

Doch auch das Recovery war nicht genug, dass MegaMan sich von den vielen Hieben wirklich erholen konnte. Trotzdem biss der blaue Navi die Zähne zusammen und versuchte zu entkommen, da sein Körper jeden Augenblick wieder feste Form annehmen würde und er dann erneut verwundbar wäre!

Ächzend erhob er sich und humpelte davon so schnell es ging. ChainMan peitschte weiter ohne Unterlass sinnlos auf den Boden ein, wo sein Gegner grade noch gelegen hatte. Hatte er noch nicht bemerkt, dass MegaMan unsichtbar war und sich von ihm entfernte?

Doch kaum wurde der blaue Navi wieder vollkommen sichtbar, riss ChainMan seinen Kopf herum und durchbohrte seinen Kontrahenten mit einem todesbringenden Blick, während MegaMan weiter versuchte davonzulaufen. Doch weit kam er nicht. Ein ziehender Schmerz breitete sich schnell im Bereich um seine Wade aus, als sich eine der Stahlketten, um sein Bein wickelte. Schnaufend vor Wut riss ChainMan so fest er nur konnte an der Kette und ließ MegaMan dadurch ziemlich unsanft wieder auf die Plattform klatschen.

„Verdammt, ich muss etwas unternehmen...“, murmelte Lan panisch.

MegaMan sträubte sich, konnte aber nichts gegen ChainMan’s Kraft ausrichten. Der Ketten-Navi zog sein Opfer langsam aber sicher immer näher zu sich heran und ließ es dabei schmerzhaft über den Boden schrabben.

Überall an seinem Körper spürte MegaMan den Schmerz. Er versuchte sein Bein aus der Kette zu entwinden, doch es nutzte nichts. Busterschüsse waren auch vergeblich, da er zum einen aus dieser Position heraus nicht grade sehr gut zielen konnte und zum anderen waren die Geschosse bei weitem viel zu schwach, um bedeutenden Schaden anzurichten.

„Vielleicht eine Soul-Unison!“, kam Lan eventuell der rettende Gedanke und ohne zu zögern begann er die Suche nach dem geeigneten Chip in seiner Tasche.

Unterdessen hatte ChainMan MegaMan endlich ganz zu sich herangezerrt, packte den wild herumhampelnden Navi am Hals und riss ihn unsanft in die Höhe.

Dash beobachtete das Schauspiel vom Boden aus. Wie gern hätte der Virus eingegriffen, aber er war selbst zu schwach, um die Augen vernünftig offen zu halten.

Laut lachend hob ChainMan den blauen Navi mit beiden Armen über seinen Kopf und legte sich ihn vorsichtig quer über die Schultern, während er die Unterarme um Oberschenkel und Hals seines Opfers geschlungen hatte. Lan erkannte diesen Anblick direkt wieder. Das war genau die selbe Technik, mit der ChainMan damals vor aller Augen dem Navi das Rückgrat gebrochen hatte, der den Star Rain Battle Chip hatte demonstrieren sollen!!

MegaMan hätte am liebsten so laut geschrieen, wie er nur konnte, so unerträglich war der Schmerz. Doch ChainMan’s Arm drückte ihm die Luft ab, als er mit ihm immer weiter gegen MegaMan’s Hals presste.

„Escape, Slot-In!!“, hatte Lan noch grade einen Chip gefunden, um seinen Navi im letzten Augenblick aus diesem tödlichen Griff befreien zu können, ehe es zu spät war.

Kaum war MegaMan von ChainMan’s Schulter verschwunden, zuckte der zornige Navi auch schon verwirrt zusammen, wo er doch grade zudrücken wollte.

Einige Meter entfernt lag MegaMan auf dem Plattformboden. Er konnte kaum mehr atmen, geschweige denn sich bewegen. Allerdings hatte ChainMan ihn auch schon wieder gesichtet und stampfte bereits auf ihn zu. Lan hatte seinem Navi nur unbedeutend mehr Zeit verschafft. Er musste sich schnell irgendwas anderes ausdenken, wenn er ChainMan noch aufhalten wollte. Program Advance oder Soul-Unison waren in diesem Zustand nicht möglich, also was dann? Ein Recovery Chip würde MegaMan auch nicht mehr wirklich auf die Beine bringen können...

„MeteorCrush!!“, hallte auf einmal eine laute Stimme durch das Areal und ehe ChainMan sich versah, schlugen auch schon lauter Meteoriten um ihn herum in den Boden und erzeugten ein ziemlich starkes Beben, was die Plattform heftigst zum Vibrieren brachte.

„Was ist jetzt?“, war Lan vollkommen verdutzt, als er die vielen kleinen Explosionen, erzeugt durch die Meteoriteneinschläge, bemerkte.

Auch ChainMan war überaus überrascht und kaum hatte er den Blick gehoben, um zu sehen, woher die interstellaren Geschosse kamen, da traf ihn auch schon ein überdimensionaler Meteor und feuerte ihn weit davon in einer donnernden Explosion. Brüllend wurde ChainMan durch die Luft gewirbelt und landete hart auf dem Boden.

Lan konnte es nicht glauben. War das etwa...?

„Wie es aussieht, kommen wir ja grade noch rechtzeitig.“, erklang nun Dr. Shepard’s Stimme, allerdings nicht über die Internetverbindung. Der Wissenschaftler stand genau hinter Lan, sein PET in der Hand und ein freundliches Lächeln auf den Lippen.

„D-Dr. Shepard??“, sah Lan ihn völlig entgeistert an.

„Ich kann mir gut vorstellen, dass du überrascht bist ausgerechnet mich zu sehen, aber es würde zu lange dauern alles zu erklären. Überlass diesen ChainMan uns. Ich und MeteorMan haben noch eine Rechnung mit ihm zu begleichen, für das, was er aus unserem schönen Observatorium gemacht hat.“, erklärte der Doktor und trat direkt vor den Bürotisch, um sein PET am Laptop anzuschließen.

„Ja aber...?“, wollte Lan ansetzen. Ihm schossen auf einmal so viele Fragen durch den Kopf, doch Dr. Shepard winkte ab.

„Später. Jim kann dir alles erklären, jetzt haben wir nicht viel Zeit. Logg MegaMan aus und schnapp dir die Karte. Den Rest überlass uns.“

„Aber ChainMan muss doch erst gelöscht werden, bevor ich an die Karte komme. Wie wollen sie-?“

„Genaugenommen ist ChainMan bereits gelöscht. Nur die Energie des Dark Chips hält ihn noch am Leben, wenn man das überhaupt so nennen kann. Da seine Persönlichkeit gelöscht wurde, durch den Dark Chip-Einsatz, ist es genauso gut, als wäre er komplett gelöscht worden. Sieh doch.“, erklärte Dr. Shepard und öffnete die kleine, schwarze Box, welche wirklich entriegelt war. „Und jetzt mach dass du MegaMan da rausholst.“

Lan nickte, nahm die Karte aus der Box und zog im nächsten Moment direkt das Verbindungskabel heraus, um seinen Navi und Dash auszuloggen.

Auf dem Laptop-Monitor waren nun nur noch ChainMan und MeteorMan zu sehen, welche den Kampf weiter austrugen.

MeteorMan sah noch genauso aus, wie Lan ihn in Erinnerung hatte. Er war zwar recht klein, aber dafür ziemlich breit. Sein Körper war ein kugelförmiger, unebener Meteor mit jeder Menge Krater auf seiner Oberfläche. Der Kopf war auch nicht besonders groß, besaß dafür aber ein breites, fast dauerhaftes Grinsen, welches sich über sein ganzes Gesicht zog.

„Vielen Dank!“

„Kein Problem.“, antwortete Dr. Shepard. „Ich würde dir gern selbst alles erklären, aber ich muss jetzt MeteorMan helfen. Sag Jim Bescheid, dass alles okay ist. Er wird dir dann alles erklären.“

„Okay.“, sprach Lan, der nun noch etwas verwirrter war.

Aber schon verließ der Junge den Büroraum auch wieder, um Dr. Shepard nicht weiter zu stören. Ihm brannten nun wirklich eine Menge Fragen auf der Seele, mit denen er Jim sofort durchlöchern wollte!
 

~GEWINNSPIEL AUSWERTUNG DES LETZTEN KAPITELS~
 

So... Einige mögen sich ja noch daran erinnern, dass im letzten Kapitel wieder ein Gewinnspiel stattgefunden hat, was auch insgesamt das letzte gewesen sein wird und vorerst keine mehr folgen werden (zumindest nicht in dieser FF) @@

Aufgabe ist es gewesen die durcheinander geworfenen Buchstabenrätsel zu lösen, was allerdings dieses Mal wohl doch ein wenig zu schwierig war O___o" Es ist wirklich erstaunlich, dass niemand alle Wörter korrekt herausbekommen hat XD" Damit hatte ich ja nun überhaupt nicht gerechnet ^^" Dabei fand ich es gar nicht so schwierig oo

Aber nun ja, da kann man wohl nichts machen, auch wenn es schade ist, dass es dieses Mal keinen Gewinner gibt u.u Nichtsdestotrotz präsentiere ich aber noch die Lösungen, damit jeder weiß, was eigentlich dabei hätte rumkommen sollen ^^
 

TECSIN --> INSECT

NORTHE --> HORNET

RABCHN --> BRANCH

NOUNMITA --> MOUNTAIN

ARTEH --> EARTH

NAIRWOB --> RAINBOW

FLUTTERBY --> BUTTERFLY

REVIR --> RIVER

TEGITANOVE --> VEGETATION
 

Irgendwie schien es wohl hauptsächlich an HORNET und VEGETATION gelegen zu haben, dass nicht alle Wörter korrekt gelöst werden konnten Oo Aber nun ja...

Ich möchte mich dennoch bei allen bedanken, die an diesem Gewinnspiel teilgenommen haben, da ich mich über jede Einsendung sehr gefreut habe ^^ (auch wenn man alle Wörter hätte richtig erraten müssen, um zu gewinnen XD")
 

Damit verabschiede ich mich dann aber vorerst auch wieder und hoffe dieses Kapitel hat gefallen ^^

Bis zum nächsten Mal!
 

- Gospel

A Father and his Son

Glänzende, weiße Schneeflocken wehten mit geschmeidigen Bewegungen durch die eiskalte Luft und erzeugten ein Gefühl der Ruhe und Entspanntheit. Der Schnee fiel leise und gemächlich vor sich hin. Ein paar kalte Luftströme wirbelten etwas dieser weißen, pulvrigen Substanz vom Boden auf und ließen so kleine Rauchwölkchen dicht über dem Boden kunstvolle Tänze aufführen. Ein wahrlich beruhigender Anblick.

Unter der dünnen Schicht aus Pulverschnee, befand sich eine weitere Schicht aus glattem, spiegelndem Eis, welche sich über den Boden der großen Plattform gelegt hatte.

Von seinem gefrorenen Thron aus, der wie ein gewaltiger Eisblock wirkte, zur Form eines Sessels geschlagen, beobachtete PolarMan still und leise seine herrliche, selbsterschaffene Winterlandschaft. Sein Ellbogen war auf die Lehne seines Eisthrons gestemmt, so dass er den Unterarm als Stütze für seinen Kopf benutzen konnte. Er wirkte hoch konzentriert, aber dennoch hatte sein Anblick etwas einschüchterndes und vor allem furchteinflößendes.

Erst vor wenigen Minuten hatte ChainMan einen Dark Chip eingesetzt und damit seine Seele für immer gelöscht. Auch wenn PolarMan nicht sehen konnte was geschah, wusste er dennoch genau was vor sich ging. Zwar war ChainMan noch nicht komplett gelöscht, aber die Vernichtung seiner Seele, war mit einer Löschung gleichzusetzen. ChainMan’s Körper war nun nichts mehr außer einer leeren Hülle, die lediglich von der Macht des Dark Chips am Leben gehalten wurde. Darum war es Lan auch möglich gewesen die Schlüsselkarte an sich zu nehmen, obwohl ChainMan noch nicht vollständig gelöscht war. Damit war der fünfte Wächter besiegt und dabei hatte PolarMan großes Vertrauen in ChainMan’s Fähigkeiten gehabt. Aber wie es aussah war PolarMan selbst nicht der einzige Navi, der selbstständig seine Kräfte weiterentwickeln konnte, auch ohne die Hilfe eines NaviCustomizers, geschweige denn eines Operators.

Momentan kämpfte ChainMan’s Körper gegen einen weiteren Eindringling. Völlig überraschend waren Dr. Shepard und MeteorMan auf den Plan getreten, um MegaMan zu helfen. Langsam schien sich die ganze Sache zu einem Desaster zu entwickeln. Nicht nur dass Lan’s Freunde sich irgendwie Zugang zu den geheimen Stockwerken verschafft hatten, nun war Lan auch schon im Besitz der fünften Schlüsselkarte, weit vor dem Zeitplan liegend. Shadow schien sich doch etwas verkalkuliert zu haben, doch noch war es ja nicht vorbei.

Seufzend lehnte sich PolarMan in seinem Thron zurück und schloss die Augen.

Chaud und ProtoMan hatten grade die letzten Omega-Viren gelöscht, die PolarMan ausgesandt hatte, um ihre Ankunft zu verzögern. Vermutlich musste er doch zu etwas härteren Maßnahmen greifen, um den Rest dieser erbärmlichen kleinen Bande von den obersten Stockwerken fernzuhalten. Es war bereits schlimm genug, dass es zwei von Lan’s Helfern nach oben geschafft hatten. Wie konnte das eigentlich passieren? Eigentlich war alles perfekt durchdacht gewesen, so dass niemand Lan und Shadow bei ihrem Duell hätte stören können. Doch nun schafften es immer mehr Leute Lan zur Hilfe zu eilen, wodurch auch der kleine Hindernistest, den Shadow sich ausgedacht hatte, voll und ganz seine Funktion verloren hatte. Was war hier nur los? Schon die ganze Zeit lang stellte sich PolarMan diese Frage. Von dem Moment an, wo dieser Jim aufgetaucht war, war irgendetwas faul gewesen. Irgendjemand schien das gesamte Projekt mit Absicht zu manipulieren. Ein Verräter in den eigenen Reihen? Nicht grade sehr wahrscheinlich, obwohl es PolarMan auf der anderen Seite auch kaum gewundert hätte. Wenn schon Mr. Match, Joshua und Rina zum Feind übergelaufen waren, warum nicht noch jemand? Aber wer? Kinoshita war längst geschlagen und bereits von den Officials entdeckt worden. Joshua hatte sich ebenfalls den Officials gestellt und war schon abgeführt worden. ChainMan existierte nicht mehr. Mr. Match war noch immer mit dem Duplikat seines Navis beschäftigt. Rina saß schon lange im Gefängnis. Takashi wäre niemals in der Lage seinen Vater zu verraten. Damit blieb nur noch einer übrig: Mr. Smoke! Was diesen betraf hatte PolarMan keine Ahnung, was mit ihm los war. Schon vor einiger Zeit war die Verbindung zu Smoke verloren gegangen und er hatte sich seitdem nicht mehr gemeldet. Und darüber hinaus war an dem Mann von jeher schon etwas faul gewesen. Könnte er wirklich ein Verräter sein? Mit den Officials arbeitete er allerdings definitiv nicht zusammen...

Eine sehr beunruhigende Frage und PolarMan hatte keine Antwort darauf. Wenn es einen Verräter gab, war es nun eh zu spät diesen noch zu stoppen. Jetzt lag alles am Commander höchstpersönlich. Noch waren Takashi und VoltMan da. Vielleicht würden die beiden den Zeitplan ja wieder in seine richtigen Fugen bringen können? Und wenn nicht gab es da ja noch eine kleine Überraschung und wenn schließlich alle Fäden reißen würde, war der Commander da, um alles wieder in Ordnung zu bringen. PolarMan würde schon dafür sorgen, dass niemand Shadow und Lan stören würde und damit wollte er auch gleich beginnen und erst einmal etwas tun, um die Ankunft von Lan’s Freunden noch ein wenig hinauszuzögern. Vielleicht ein kleiner Defekt im Fahrstuhlsystem? Das sollte doch schon mal ein guter Anfang sein...
 

„So, jetzt aber!“, sprach Chaud, als er seinen Navi ausgeloggt hatte. „Wo kommen plötzlich die ganzen Omega-Viren her, die sämtliche Systeme zu blockieren scheinen??“

„Ich hab nicht die geringste Ahnung, aber es scheint so, als würde so langsam der wahre Ernst beginnen.“, antwortete ProtoMan nachdenklich.

„Vermutlich. Darum sollten wir uns jetzt umso mehr beeilen. Lan steckt bestimmt in Schwierigkeiten.“, murmelte Chaud und drückte auf das Control Panel des Fahrstuhls, um das oberste Geschoss zu erreichen.

Mit einem Brummen setzte sich der Aufzug auch schon in Bewegung. Doch nur nach wenigen Sekunden blieb er plötzlich wieder mit einem enormem Ruckeln und lautem Quietschen stehen und auch alle Lichter innerhalb des Fahrstuhls fielen aus, so dass sich Chaud mit einem Male in tiefer Dunkelheit befand.

„Was zum...?“

„Der Fahrstuhl ist stecken geblieben.“, stellte ProtoMan fest. „Muss wohl ein Defekt sein oder so was.“

„Eher wieder diese dämlichen Viren.“, grummelte Chaud. „Jemand will uns von Lan fernhalten, ganz klar.“

„Aber wieso?“

„Keine Ahnung. Eventuell um ihn einfacher aus dem Weg zu räumen?“, überlegte Chaud. „Was auch immer, es ist jedenfalls nicht gut und wir sollten diesen Fehler hier schnell beheben.“

Und so machte sich Chaud, frustriert stöhnend an die Arbeit den Fahrstuhl irgendwie wieder in Betrieb zu setzen. Glücklicherweise fand er einen funktionstüchtigen Jack am Control Panel, doch dies bedeutete nur wieder, dass er sich vermutlich erneut durch eine Horde von Omega-Viren kämpfen musste. Er konnte nur hoffen, dass mit Lan alles in Ordnung war...
 

Nachdem Lan die Tür zum Büroraum hinter sich geschlossen hatte, griff er sofort nach seinem PET. Er wollte unbedingt wissen, was hier los war und Jim sollte ihm allem Anschein nach ja so einiges dazu sagen können. Mit nur wenigen Tastendrücken, war die Verbindung zu dem jungen Official auch schon hergestellt.

„Jim!“

„Hey, Lan!“, antwortete Jim, scheinbar sichtlich erfreut darüber Lan zu sehen. „Sag nichts, ich weiß schon warum du mit mir reden willst.“

„Wo kommt Dr. Shepard plötzlich her?“, konnte sich Lan die Frage allerdings trotzdem nicht verkneifen.

„Immer mit der Ruhe. Ich sagte doch, du brauchst nichts sagen. Ich hab Dr. Shepard mit dem Fahrstuhl hochgeschickt. Er kam vor einiger Zeit hier an und Herr Takamura hat ihn wohl über alles informiert. Auch darüber, wo wir zu finden sind.“

„Herr Takamura weiß auch Bescheid?“, fragte Lan überrascht.

„Natürlich! Ich hab allen eine Nachricht über unsere momentane Situation zukommen lassen, schon vergessen?“

„Ach ja, stimmt.“, fiel es nun auch Lan wieder ein. Er war merkbar durcheinander.

„Dr. Shepard wollte unbedingt helfen, nachdem er von Dr. Hikari und Mr. Famous erfahren hatte, was hier los ist. Also hatte er sich sofort auf den Weg zum Tower gemacht und als er hier oben ankam, hab ich ihn zu dir hochgeschickt. Wo ist er eigentlich jetzt?“

„Er kämpft grade mit MeteorMan gegen ChainMan und da wären wir auch schon bei der nächsten Frage... War MeteorMan nicht gelöscht worden??“

„Yup, im Observatorium. Wir waren doch beide dabei. Überrascht es dich, dass er wieder da ist, oder was? Nun, ich und Chaud sind wohl nicht die einzigen, die Back Up Dateien von unseren Navis angelegt haben.“

„Also konnte MeteorMan repariert und wieder zurückgebracht werden?“, wiederholte Lan das noch einmal und war hörbar froh über diese Nachricht.

„Yup, so ist es. Eine ganz schöne Überraschung, oder?“

„Das kann man wohl sagen. Mit Dr. Shepard’s Erscheinen hätte ich hier überhaupt nicht gerechnet.“

„Kann ich mir vorstellen.“, stimmte Jim zu. „Aber na ja... Jetzt erst mal zu dir. Wie sieht es bei euch überhaupt aus? Steckt Dr. Shepard in argen Schwierigkeiten?“

„Ich weiß nicht. Er sagte nur, er wolle sich um ChainMan kümmern und ich sollte derweil mit dir reden. Ich denke mal er wird alles im Griff haben, zumindest hoffe ich das. Ansonsten... Hier oben sieht es fast genauso aus, wie bei dir da unten. Hier werden schon wieder Schlüsselkarten benötigt um weiterzukommen. Eine hab ich allerdings schon und sollte damit in den nächsten Bereich gelangen können.“

„Klingt schon mal nicht schlecht. Überstürz nur nichts. Die anderen lassen immer noch auf sich warten, darum vermute ich, dass sie aufgehalten werden. Eine Nachricht hat GeyserMan auch noch nicht bekommen. Langsam wird’s ziemlich gefährlich. Du und Dr. Shepard solltet gut aufeinander Acht geben. Arbeitet am besten zusammen.“, sprach Jim mit leicht besorgtem Ton. „Wenn es Probleme gibt, sag Bescheid. Du weißt ja, ich bin die ganze Zeit hier unten.“

„Alles klar! Nochmals danke, Jim.“, bedankte sich Lan ein weiteres Mal bei seinem Freund, ehe die Verbindung zwischen den zweien auch schon beendet wurde. Wieder erschienen MegaMan und Dash auf dem PET-Screen. „Alles okay mit euch beiden?“

„Na ja, geht so.“, antwortete MegaMan, der immer noch deutliche Spuren von ChainMan’s Kettenpeitsche im Gesicht hatte. „Dash ist echt fertig und mir ging’s auch schon bei weitem besser...“

Lan begutachtete seinen Navi und den Fishy-Virus, deren Verletzungen gut erkennbar waren. Vor allem die Abdrücke der Ketten mit denen sie geschlagen worden waren.

„Man... Tut mir echt leid. Ich bin kein guter Operator. Wieder habt ihr in Schwierigkeiten gesteckt und ich konnte einfach nichts unternehmen...“, sprach Lan und konnte dabei seinem Navi nicht mal in die Augen sehen.

„Ach was, mach dir keine Gedanken darüber. Du hast dein Bestes versucht und allein das zählt. Fang jetzt nicht an so was zu sagen. Du bist ein guter Operator. Der wohl Beste, den man sich vorstellen kann! Und wenn selbst du Probleme hast, wird auch kein anderer das besser erledigen können.“, widersprach der blaue Navi seinem Operator.

„Meinst du das wirklich ernst?“

„Sicher doch! Ich bin froh, dass du mein Operator bist und nicht irgendwer anders und ich mach dir auch keine Vorwürfe, dass du mir und Dash nicht helfen konntest. Niemand ist perfekt und solange ich und Dash noch nicht gelöscht sind, ist doch noch alles im grünen Bereich.“, grinste MegaMan, um Lan wieder aufzumuntern.

Auch Lan musste lächeln.

„Danke dir, Mega.“

„Ach was... Wir sollten jetzt einfach gucken, was wir als nächstes tun. Jim meinte, wir sollen Dr. Shepard helfen.“

„Ja, aber ich weiß nicht, ob wir das wirklich tun sollten. Dr. Shepard sagte ausdrücklich, er macht das allein, damit wir weiter können. Außerdem wirst du in deiner momentanen Verfassung wohl kaum eine große Hilfe für MeteorMan sein.“, erklärte Lan.

„Das ist auch wahr... aber was dann? Wollen wir allein weiter?“

„Erst einmal schalte ich das automatische Reparaturprogramm ein, damit du schnell wieder auf den Beinen bist. Was Dash betrifft, ist es wohl besser, wenn er vorerst wieder in meinem PET bleibt, um sich zu erholen.“, überlegte Lan und tippte dabei auf seinem PET rum. „Na ja, und da wir sonst im Moment nichts anderes tun können, werde ich mich hier mal umsehen. Mit der Karte hier können wir nun die Panzertür und sogar noch den nächsten Büroraum öffnen. Bin eh schon neugierig, was sich dahinter verbirgt. Vielleicht treffen wir ja auch endlich auf diesen verdammten Shadow!“

„Dann sei nur vorsichtig. Wer weiß, was uns jetzt noch alles erwartet? Außerdem, so wie ich das sehe, fehlen noch immer einige von Shadow’s Gefolgsleuten. Wir sind bisher auf alle möglichen Gegner getroffen. Wer noch fehlt sind VoltMan und Takashi und dann noch PolarMan.“, stellte MegaMan besorgt fest.

„Und nicht zu vergessen InvisibleMan!“, ergänzte Lan diese Liste. „Shadow’s Net-Navi. Gegen den mussten wir bisher noch gar nicht kämpfen und ich glaube, das könnte auch noch ein ernsthaftes Problem werden.“

„Wir müssen also immer noch auf der Hut sein.“

„Genau.“, stimmte Lan seinem Navi zu und packte das PET im Anschluss wieder weg.

Nun wollte er sich zuerst einmal diese Panzertür vorknöpfen.
 

Als Lan vor der großen, metallischen Doppeltür stand, zog er auch schon die Schlüsselkarte aus seiner Hosentasche. Er ließ sie durch den Kartenleser wandern und ein elektronisches Pfeifen signalisierte, dass das Schloss geöffnet wurde. Als sich das große Tor geöffnet hatte, erblickte Lan einen schmalen Gang vor sich, der in einen weiteren, etwas größeren Raum führte. Neugierig folgte er diesem Weg, allerdings langsam und vorsichtig, da man ja nie wissen konnte, was als nächstes geschehen würde.

Staunend riss Lan die Augen weit auf. Er fand sich in einem wirklich großen, äußerst beeindruckenden Laborraum wieder.

Jeweils links und rechts an den Wänden standen vier große, ovale Behälter, die von Roboterarmen oder ähnlichem gehalten wurden, so dass sie nicht umfallen konnten. Die Behälter waren leicht durchsichtig und in ihrem Inneren schienen gefärbte Flüssigkeiten zu brodeln. Mehrere Kabel traten aus ihren Deckeln hervor und führten zu Steckdosen im Boden. Vermutlich wurden die Flüssigkeiten in den Behältern unter Strom gesetzt, um sie zu erhitzen. Was auch immer der Grund dafür war, das Blubbern war jedenfalls ziemlich laut und vor allem nervig.

Lan trat noch etwas vor. Er stand nun in der Mitte des Raumes, auf einem langen, roten Teppich, der zu einem niedrigen Bürotisch führte, auf dem ein Laptop aufgestellt war. In die Vorderseite des Tisches waren drei große W ins glänzende Holz geritzt. Allem Anschein nach war dies hier wohl der Laborraum, in dem OmegaMan geschaffen wurde. Jedenfalls war Lan von dieser Annahme ziemlich stark überzeugt. Einige Skizzen und Pläne, die vereinzelt auf dem Boden und auch auf dem Schreibtisch lagen, unterstützten diese Vermutung. Lan hob einen der Zettel auf und sah ihn sich genauer an. Einige Daten über die Elementarrüstungen waren darauf notiert.

„Interessant.“, murmelte der Junge und schaute sich anschließend noch etwas genauer um.

Außer den seltsamen Flüssigkeitsbehältern waren noch ein paar große Rechner aufgestellt, sogenannte Super-Computer. Lan hatte solche schon einmal gesehen. Im SciLab wurden sie oft für virtuelle Testzwecke verwendet. Es hieß, dass Mr. Famous solche Computer auch oft verwendete, um seine eigenen Navis zu programmieren. Shadow hatte sie deshalb vermutlich aus dem selben Grund hier aufgestellt. Weil er sie benötigt hatte, um OmegaMan zu erschaffen.

Mehr war jedoch nicht zu sehen. Der Boden war mit den selben Marmorplatten ausgelegt, wie auch die Chefetage des Den Towers. Die Wände in diesem Raum waren aber trotzdem metallisch und Fenster gab es keine. Dafür Neonlichtröhren, die auch so genug Helligkeit erzeugten.

„Hmm...“, seufzte Lan. „Scheint keiner hier zu sein. Merkwürdig.“

„Niemand da?“, fragte auch MegaMan überrascht. „Aber wenn Shadow hier nicht zu finden ist...“

„Warte mal einen Augenblick.“, sprach Lan dazwischen, als er scheinbar etwas entdeckt hatte.

Schnell lief der Junge um den Schreibtisch herum und sah sich die Wand dort hinter genauer an. Ein Kartenleser, der dort befestigt war ließ keine Zweifel offen.

„Hier in der Wand ist noch ein Fahrstuhl.“

„Bist du dir sicher?“

„Ja, eindeutig.“, antwortete Lan. „Aber unsere E-Karte kann ihn nicht öffnen.“, hatte Lan auch schon die Schlüsselkarte durch den Leser gezogen. „Wir brauchen Keycard F.“

„Die wird vermutlich in dem anderen Büroraum sein, der da noch war.“

„Yup. Dann wissen wir ja, was zu tun ist. Also gibt es noch ein weiteres Stockwerk. Ich frage mich wirklich, wie das möglich ist. Kann es wirklich sein, dass niemandem das Ganze hier aufgefallen ist??“, überlegte Lan.

„Wer weiß? Möglich wäre es theoretisch schon, wenn auch etwas unwahrscheinlich.“

„Na ja, Rätselraten bringt uns auch nicht weiter. Schauen wir uns halt das andere Büro an. Geht’s dir schon besser?“, fragte Lan seinen Navi, als er sich auch schon wieder auf den Weg zurück zu den beiden Büros machte.

„Ein wenig, ja. Die Selbstreparatur funktioniert ganz gut. Ich glaube ich bin schon wieder recht fit.“, antwortete der blaue Navi und betrachtete seinen Körper, während er probehalber ein paar Dehnungsübungen tat.

„Gut. Denn jetzt gleich geht’s sicher wieder rund.“, stellte Lan seufzend fest und stand auch schon vor der zweiten Bürotür.

Er warf noch einen kurzen Blick hinter sich auf den anderen Raum. Wie es Dr. Shepard und MeteorMan wohl ging? Ob sie eine Chance gegen ChainMan hatten? Doch Dr. Shepard hatte selbst gesagt, er würde alles im Griff haben. Also wandte sich Lan wieder der Tür zu, vor der er stand, öffnete sie mit der Schlüsselkarte und trat in den dahinterliegenden Raum ein.
 

Das Büro war nicht sonderlich originell ausgestattet. Ebenfalls glich dieses den anderen in so ziemlich allen Belangen. Ein paar Schränke mit Büchern, Ordnern und Dokumenten, grauer Teppichboden, ein sehr kleines Fenster, was man nicht einmal öffnen konnte und ein Schreibtisch mit Laptop in der Mitte. Wieder war eine kleine, schwarze Box mit dem Laptop verbunden: Der Behälter für die nächste Schlüsselkarte.

Ohne großes Drumherumgerede nahm Lan sein PET, zog das Verbindungskabel heraus und schloss es am Laptop an. Dash konnte dieses Mal zurückbleiben, um sich noch etwas zu erholen, für MegaMan gab es allerdings keine andere Wahl, als sich auf die nächsten Fallen gefasst zu machen.

„Jack-In, MegaMan! Execute!”
 

In der Cyberwelt angekommen war der blaue Navi zunächst etwas überrascht von seiner Umgebung. Sie sah nicht aus wie in den Netzwerken zuvor. Die Plattform auf der MegaMan sich wiederfand war recht groß und sehr weitläufig. Sie bestand aus jeder Menge schwarzer Panels, die durch dünne Stromkabel miteinander verbunden waren und somit immer um einige Zentimeter auseinander lagen. So lagen die einzelnen Platten auch nicht auf einer gemeinsamen Ebene, sondern einige von ihnen lagen minimal höher oder tiefer, so dass der Boden recht uneben war.

Im Hintergrund, um die große Plattform herum, zuckten immer wieder donnernde Blitze auf, die das Areal kurzzeitig erhellten. Ansonsten war es auch hier recht dunkel.

„Kommt mir alles beunruhigend bekannt vor.“, murmelte MegaMan, als er sich in Ruhe umsah.

„Sieht aus als wäre VoltMan dann unser nächster Gegner. Fragt sich nur noch, wie wir zu ihm kommen?“, sah Lan über das PET zu.

„Hmm... Hey!“, entdeckte der Navi plötzlich etwas. „Da vorn ist ein Programm, vielleicht kann uns das ja weiterhelfen!“

Und tatsächlich! Einige Meter entfernt schwebte ein kleines, scheinbar verwirrtes Programm durch das Areal und schaute sich hilflos um, bis es auch MegaMan entdeckte.

„HALLOOOOOOO, DUUUU DAAAA!!“, kam das kleine Programm auch schon angeflitzt und stoppte abrupt vor MegaMan, dass dieser schon beinahe gedacht hatte, es wolle ihn umfegen.

„Hi! Was machst du denn hier?“, wollte der blaue Navi auch schon wissen.

„ICH BIN EIGENTLICH FÜR DIE WARTUNGSARBEITEN ZUSTÄNDIG, ABER SEIT EINIGER ZEIT SCHEINT HIER ÜBERALL ALLES DRUNTER UND DRÜBER ZU GEHEN. NICHT NUR HIER, SONDERN AUCH IM RESTLICHEN SYSTEM DES TOWERS. ICH FRAGE MICH NUR, WAS HIER LOS IST?“

„Na ja, momentan gibt’s etwas Aufruhr. Sag nicht, du hast wirklich nix mitbekommen von alldem?“

„EHM... NOPE, ICH HAB ECHT KEINEN PLAN. ABER IST MIR AUCH VOLLKOMMEN EGAL, SOLANGE ICH MEINE ARBEIT ERLEDIGEN KANN. ABER DAS IST JA DAS GROßE PROBLEM!!“, begann das Programm plötzlich zu jammern und bekam schon nasse Ränder unter seinen Knopfaugen.

„Sind diese Dinger eigentlich alle so?“, murmelte Lan fassungslos und musste auch gleich wieder an seinen Mr. Prog und dessen überaus großen Arbeitseifer denken.

„HEY, WIR SIND KEINE DINGER, KLAR?“, grummelte das Programm leicht beleidigt.

„Ja ja, tut mir leid.“, entschuldigte sich Lan schnell.

„JA JA HEIßT ’LECK MICH AM ARSCH’! LECK DU MICH DOCH!“, wurde das kleine Programm nun ernsthaft böse.

„Man, tut mir doch leid, war wirklich nicht so gemeint.“, wandte Lan sofort ein, um es wieder zu beruhigen.

„NA GUT, ICH BIN MAL GEWILLT DIR HEUTE ZU GLAUBEN.“, antwortete das Programm und wirkte schlagartig wieder fröhlich. „ANYWAY... WAS WOLLTE ICH JETZT EIGENTLICH VON EUCH?“

„Ehm, ich weiß nicht.“, antwortete MegaMan verzweifelt lächelnd, als ihn das Programm fragend anstarrte.

„WOLLTET IHR DANN WAS VON MIR?“

„Pass auf!“, mischte sich nun Lan wieder ein, dem das Ganze langsam ziemlich auf die Nerven ging. „Wir möchten einfach nur wissen, wie wir hier weiterkommen.“

„WIE IHR WEITERKOMMT? WOHER ZUM TEUFEL SOLL ICH DAS DENN WISSEN?? BIN ICH ETWA DAS WARTUNGSPROGRAMM???“

„Ich dachte ja...“, antwortete Lan nun vollkommen verdutzt.

„HMM? ACH SO, JA! STIMMT! DA HAST DU WOHL RECHT. MUSS ICH WOHL VERGESSEN HABEN.“, begann das kleine Programm auf einmal in lautem Geschmunzel auszubrechen. „TUT MIR SORRY, ABER MEIN GEDÄCHTNIS IST AUCH NICHT MEHR DAS SCHLECHTESTE.“

„Du meinst das Beste?“, wollte MegaMan das Programm korrigieren.

„NEIN. WIE KOMMST DU DARAUF, DASS ICH DAS BESTE GEDÄCHTNIS HABEN KÖNNTE?“

„Boah!“, stöhnte Lan genervt. „Könnt ihr diese sinnlose Unterhaltung jetzt endlich einstellen?? Sag uns nur, was wir machen müssen, um hier weiterzukommen! Bitte!“

„ICH WÜRDE MAL SAGEN LICHT ANMACHEN, WÄRE ’NE GUTE IDEE. ICH SEH HIER ÜBERHAUPT NIX MEHR UND KANN SO AUCH NICHT MEINEN ARBEITSPLATZ FINDEN... HEY! GENAU DAS IST ES, WAS ICH JA VON EUCH WOLLTE!! WÄRT IHR SO FREUNDLICH DAS LICHT WIEDER ANZUSCHALTEN, DASS ICH WEITERARBEITEN KANN?“

„Wenn du uns sagst wie das geht, gern.“

„WENN DAS LICHT NICHT FUNZT, KANN DAS NUR BEDEUTEN, DASS DIE STROMVERBINDUNG IRGENDWO UNTERBROCHEN IST. IHR MÜSST NUR DIE KONTAKTE WIEDER MITEINANDER VERBINDEN UND ES SOLLTE SO KLAPPEN.“

„Das ist alles?“, fragte Lan noch einmal nach.

„YUP. DAS IST ALLES.“

„Genau wie damals im Power Plant. Okay, dann machen wir das.“, sprach MegaMan.

„OH, VIELEN DANK!! IHR SEID WIRKLICH MEINE RETTUNG!!“, freute sich das kleine Programm und zischte auch schon wieder davon, hinein in die Dunkelheit.

„Du kannst sagen, was du willst, aber diese Teile sind verdammt komisch.“, seufzte Lan, der jetzt schon wieder ziemlich fertig war.

„Das ist wohl wahr.“, stimmte MegaMan kopfschüttelnd zu und machte sich auch schon auf den Weg.
 

So einfach es vermutlich klang, war es leider nicht. Den defekten Kontakt zu finden war eine Sache; erst mal in seine Nähe zu kommen eine andere. MegaMan musste sich langsam und vorsichtig fortbewegen. Nur wenn am Himmel ein Blitz aufzuckte, hatte er für wenige Augenblicke genügend Licht, um zu sehen, wo er hintrat. Ansonsten war es einfach viel zu dunkel und das Risiko zu groß, einen Fehltritt zu tun. Die Wege waren nämlich ziemlich schmal und auch recht wackelig, da sie ja nur durch dünne Kabel zusammengehalten wurden.

Alles war das aber auch nicht. Manchmal standen einige Panels unter Strom. Dann blieb MegaMan keine andere Wahl als einen riskanten Sprung über sie hinweg zu vollführen, oder einen der zahlreichen Umwege einzuschlagen. Das Areal war nämlich ziemlich groß und schon fast labyrinthartig mit vielen Wegen, die voneinander abzweigten und neue Pfade bildeten.

Doch auch trotz dieser Schwierigkeiten, erreichte der blaue Navi irgendwann eine Plattform auf der eine merkwürdige Kontrollkonsole aufgebaut war. Zwei große Glühbirnen waren auf ihr befestigt. Eine von ihnen leuchtete ziemlich schwach, die andere gar nicht. Dies war vermutlich der Ort, wo die Stromverbindung defekt war!

„Okay, wie war das noch mal? Da müsste doch irgendwo ein Hebel sein, oder?“, versuchte sich Lan an das Spielchen im Kraftwerk zu erinnern.

„Hier sind ein paar Schalter...“, inspizierte MegaMan die Konsole, als wieder ein Blitz aufleuchtete und alles etwas erhellte. „Ah und ein Hebel auch!“

„Gut, dann drück ihn runter. Dadurch sollten sich die Kontakte innerhalb der Glühbirne wieder schließen und der Strom sollte ungehindert weiterfließen können.“

Also tat MegaMan dies auch und kaum hatte der den Hebel betätigt, erhellte sich auch schon das gesamte Areal, als überall wieder Lampen und weitere Glühbirnen zu leuchten begannen.

„Wow. Das war mal ’ne Aufgabe, die mir gefallen hat. Schade, dass es nicht immer so einfach sein kann.“, grinste MegaMan zufrieden.

„Freu dich lieber noch nicht zu früh.“, war Lan allerdings etwas misstrauisch dieser Sache gegenüber.

Und schon musste es wieder passieren! Plötzlich, aus heiterem Himmel, schlug einer der vielen Blitze mit ziemlicher Kraft direkt in die Nebenplattform ein, auf der MegaMan sich befand. Der blaue Navi spürte nur noch wie seine Glieder zu zucken begannen und seine Muskeln von einem zerrenden Schmerz durchströmt wurden, ehe alles um ihn herum gleißend hell wurde, dass er nichts mehr sehen konnte. Der Schmerz schien Minuten lang anzuhalten, doch in Wirklichkeit geschah alles in der Kürze eines Wimpernschlags. Kaum war MegaMan vom Blitz getroffen worden, war es auch schon wieder vorbei. So plötzlich der Schmerz und die enorme Helligkeit gekommen waren, so schnell waren sie auch wieder verschwunden. Als MegaMan sich wieder gesammelt und von der Helligkeit erholt hatte, stand er nicht mehr dort, wo er vor dem Blitzeinschlag gewesen war, sondern fand sich in einer völlig anderen Umgebung wieder.

„MegaMan, alles klar??“, erklang auch schon Lan’s Stimme, der nicht nur besorgt, sondern auch ziemlich überrascht klang.

„Was um alles in der Welt ist passiert??“, wollte MegaMan direkt wissen, während er seine Augen rieb, die sich nicht so schnell von der enormen Helligkeit, an die nun vorherrschende Finsternis anpassen konnten.

„Du wurdest von diesem Blitz getroffen und dann irgendwie... ich weiß auch nicht... sieht aus, als wärst du in einen anderen Teil des Netzwerks teleportiert worden.“

Als der blaue Navi auch endlich sehen konnte, wo er nun stand, war ebenfalls er recht überrascht. Er stand in der Mitte einer quadratischen Plattform, die von einem blitzenden Elektrozaun umgeben war. Der Boden war mit schwarzen Platten ausgelegt, über die sich violette und gelbliche Linien zogen.

„Und wo genau bin ich jetzt hier...?“

„W-Willkommen i-in meinem R-Reich!!“, erklang auf einmal eine stotternde Stimme und kurz darauf schlug ein Blitz nur wenige Meter gegenüber von MegaMan in den Boden ein, aus dem sich VoltMan materialisierte.

„VoltMan, nett dich wiederzusehen.“, grummelte MegaMan.

„D-Die Fr-Freude ist g-ganz auf meiner S-Seite! I-Ich w-warte schon so la-lange hierauf!“

„Sei gegrüßt, Lan Hikari.“, meldete sich nun auch VoltMan’s Operator zu Wort.

„Takashi...“, murmelte Lan wütend.

„Ich muss ganz offen und ehrlich sagen, dass es mich nicht überrascht, dass wir jetzt gegeneinander kämpfen müssen. Ich habe schon fest damit gerechnet. Es war klar, dass diese Stümper nicht in der Lage wären euch aufzuhalten. So muss einmal mehr ich mich wohl darum kümmern.“

„Was redest du da??“, fragte Lan der schon beinahe lachen musste. „Darf ich dich daran erinnern, dass wir VoltMan beim letzten Mal auch fertig gemacht haben?“

„Erstens! VoltMan wurde gelöscht, weil einer eurer Freunde sich zusammen mit ihm in die Luft gejagt hat, richtig? Also war sogar ein Opfer nötig, um meinen Navi zu stoppen. Zweitens und am wichtigsten von beiden Punkten! Ich habe VoltMan damals allein kämpfen lassen. Heute bin ich hier, um ihn zu operieren. Ich denke dem ist nichts mehr hinzuzufügen, oder?“, entgegnete Takashi jedoch gelassen.

„Doch, und zwar dass wir euch auch so besiegen werden, egal ob Operator oder nicht! VoltMan wird verlieren!“, wandte Lan lautstark ein.

„Wie du meinst. Das will ich euch nämlich auch raten. Versucht nicht zu flüchten, das hat nämlich keinen Sinn und haltet mich nicht für so dumm, wie meine Vorgänger. Dieses Areal ist nur für VoltMan zugänglich. Das Gebiet in dem dein MegaMan sich nun befindet, konnte er nur erreichen, weil VoltMan ihn hergeholt hat. Es gibt sonst keinen anderen Weg es zu erreichen und auch keinen, um es wieder zu verlassen.“, lächelte Takashi. „Du weißt was das heißt, oder?“

Doch Lan antwortete nicht. Dazu war er nach dieser Erkenntnis zu sehr geschockt.

„MegaMan wird allein kämpfen müssen und es gibt keinen Weg, dass einer deiner erbärmlichen Freunde dir dieses Mal zur Hilfe eilen kann. Siehst du? Vom Intellekt her bin ich all meinen Vorgängern bei weitem überlegen. Diese gehirnamputierten Volltrottel haben verloren, weil sie nicht weitsichtig genug waren und zuließen, dass deine Freunde dir zur Hilfe eilen konnten. Aber bei mir kannst du dir eine Rettung in letzter Sekunde schon einmal aus dem Kopf schlagen. Und wenn du meinst, du könntest deinen geliebten Navi ausloggen, sollte es knapp werden, muss ich dich leider auch hierbei enttäuschen. Ich habe eine Sicherheitssperre errichtet, die es dir unmöglich macht deinen Navi auszuloggen, solange sie aktiv ist. Was meinst du wohl, wie lange sie aktiv sein wird?“, fragte Takashi lachend, doch ließ Lan keine Zeit zum Antworten und gab die Antwort darauf schon selbst. „Ganz recht, solange VoltMan nicht gelöscht ist, wirst du deinen Navi auch nicht ausloggen können. Außerdem ist die Key-Box mit VoltMan’s Datenstruktur verlinkt. Das heißt also, dass du ihn sowieso löschen musst, wenn du an die nächste Schlüsselkarte willst. Du siehst? Es gibt kein Entrinnen. Dies hier ist ein Kampf auf Leben und Tod und es wird hier nicht der Stärkere gewinnen... sondern der mit der besseren Strategie, denn es ist nicht Kraft die einen guten Kämpfer ausmacht, sondern vielmehr sein Verstand! Und wie du weißt ist meiner dem deinem haushoch überlegen! Muahahahaha!!“

„Das muss ich mir nicht bieten lassen!“, brüllte Lan zornig. „Ich mag vielleicht nicht der Intelligenteste sein, aber von jemandem der so großkotzig ist wie du, lasse ich mich garantiert nicht besiegen!“

„Lan...“, mischte sich nun MegaMan wieder ein. „Halt dich lieber zurück. Es sieht wirklich nicht gut für uns aus. Das hier könnte der schwierigste Kampf werden, den wir bisher bestreiten mussten. Weißt du noch, als du dich gefragt hast, was wäre, wenn uns niemand mehr zur Hilfe kommen würde? Nun... jetzt werden wir’s ja sehen...“

Lan versuchte sich wieder zu beruhigen. MegaMan hatte Recht. Das hier würde sicher kein Kinderspiel werden und auch wenn Lan es nur ungern zugab... Takashi war wirklich ziemlich intelligent. Vermutlich war ein Gegner wie er sogar noch um einiges gefährlicher, als jemand wie ChainMan, der nur auf pure Kraft setzte. Allerdings gab es eines, was Takashi nicht beachtet hatte! Lan war zwar nicht sonderlich schlau, wenn es um schulische Sachen ging, aber im Net-Battle machte ihm so leicht keiner was vor!

„Also... Nimmst du die Herausforderung an?“, fragte Takashi.

„Hab ich eine andere Wahl...?“

„Nein.“, begann der Sohn Shadow’s zu lachen. „Mein Vater wird sehr froh sein, wenn ich dich endlich aus dem Verkehr gezogen habe.“

„Dass du wirklich deinem Vater bei so was helfen kannst... Du sagst doch, du seist so intelligent, oder? Dann müsstest du doch auch genau wissen, dass all das hier falsch ist! Wie könnt ihr nur die Net-Society zerstören wollen??“

„Schweig! Du minderbemittelter Heuchler hast doch keine Ahnung! Als wenn die Net-Society wirklich so toll wäre, wie ihr immer behauptet! Die Net-Society muss vernichtet werden, unter allen Umständen. Nicht noch mehr Leute sollen unter dem gleichen Schicksal leiden, wie ich und mein Vater...“

„Was hat euch denn die Net-Society so schlimmes getan??“, wollte Lan das jetzt endlich wissen.

„Wegen ihr habe ich meine Mutter verloren! Diese verdammte technologisierte Welt ist schuld daran, dass ich ohne eine Mutter aufwachsen musste! Mein Vater leidet sogar noch viel mehr darunter, aber du kannst dir ja eh nicht mal im geringsten vorstellen, wie das sein muss! Ich werde Rache nehmen, an all denen, die die Net-Society verherrlichen und OmegaMan wird dabei helfen!!“

„Du hast durch die Net-Society deine Mutter verloren? Wie soll das denn gehen?“, fragte Lan, der von dieser Antwort mehr als erstaunt war.

„Ich hab schon genug gesagt. Lass uns endlich zu Taten übergehen, denn die sagen ja bekanntlich mehr als tausend Worte. VoltMan! Lass diesen blauen Wicht gut durchschmoren! Ich will dass nichts mehr von ihm übrig bleibt!“

„W-Wie i-ihr wünscht, M-Meister Takashi!“, bestätigte der Elec-Navi und machte sich schon bereit.

„Also gut... MegaMan! Battle routine, set!“

„Execute!”
 

„A-Also los!!”, begann VoltMan auch schon zu zucken, als er den ersten Angriff vorbereitete.

„Schnapp ihn dir, Mega!“, befahl Lan seinem Navi und leitete auch schon den ersten Slot-In ein. „BambooSword, Slot-In!!“

„Ein Pflanzenattribut gegen VoltMan?”, fragte Takashi mit überraschtem Ton. „Eigentlich recht clever. Aber du wirst noch früh genug sehen, dass selbst das keine Wirkung bei meinem VoltMan zeigen wird! Los VoltMan! Lightning!“

Und auf den Befehl seines Operators begann der große, violette Elec-Navi auch schon den Angriff auszuführen. Blitzende Funken begannen aus den Antennen, die auf den Bustern des Navis befestigt waren, wild durch die Luft zu sprühen. Als er sie weiter auseinander zog, bildete sich plötzlich ein bläulicher Blitzstrahl zwischen den beiden Antennen.

„Lass ihn bloß nicht dazu kommen!“, rief Lan.

MegaMan rannte los, das Schwert angewinkelt und bereit zum Zuschlagen. Er stürmte so schnell er nur konnte auf seinen Kontrahenten zu, um diesen zu erledigen, bevor er attackieren konnte.

„Zu spät!!“, grinste Takashi aber, als VoltMan auch schon loslegte.

Am Himmel hatten sich bereits dunkle, graue Wolken zusammengezogen, die allein schon vom Aussehen her recht bedrohlich wirkten. Sie bildeten eine Linie und schwebten hoch oben, genau über der Strecke, die MegaMan entlang rannte, um VoltMan zu erreichen. Als der blaue Navi bemerkte, dass sich der Boden vor ihm mit Schatten überzog, schaute er nach oben, wo er auch schon die ersten Blitze aufleuchten sah.

„Pass auf!!“

Mit einem Male schossen Dutzende hellvioletter Blitze aus den Wolken und schlugen donnernd in die Plattform ein. MegaMan blieb abrupt stehen, als einer der Blitze nur knapp vor ihm auf den Boden knallte. Erschrocken trat er ein paar Schritte zurück, dabei jedoch unbewusst genau in einen weiteren Blitz, der aus den Wolken geschossen kam. Schreiend wurde der blaue Navi durch die Luft katapultiert, aufgrund des enormen Stromstoßes, der ihn von den Füßen gerissen hatte. Sein BambooSword wurde bei diesem Schleudergang in all seine Bestandteile zerlegt und gelöscht.

„MegaMan!“, konnte Lan das nicht glauben und sah mit an, wie sein Navi qualmend auf dem Rücken landete und die Augen vor Schmerz zugekniffen hatte.

„Siehst du? Ich sage doch, du bist VoltMan nicht gewachsen. Einfach drauf losrennen und zuschlagen kann jeder. Ohne eine wirkliche Taktik wirst du mich niemals besiegen können.“, erklärte Takashi, der mehr als zufrieden schien.

„Na warte...“, grummelte Lan erzürnt und schnappte sich einen Recovery Chip, um MegaMan’s Hitpoints wieder aufzustocken. „Alles okay?“

„Geht so...“, brummte der blaue Navi und richtete sich etwas schwankend wieder auf. „Dafür wird er büßen... Ich bin dann wieder soweit. Weiter geht’s!“

„Oh, du zeigst ganz schönen Kampfgeist.“, war Takashi positiv überrascht von MegaMan’s Worten. „Nun gut, das könnte interessant werden.“

„Ab jetzt pass ich besser auf.“, sprach Lan, vollkommen entschlossen diesem Takashi zu zeigen, wo es lang ging. „AirShot! CactusBall! Double-Slot-In!“

Kaum waren die Daten runtergeladen, feuerte MegaMan den AirShot mit seinem Buster ab. Ein ziemlich starker Luftstrom wehte VoltMan entgegen, pustete den Elec-Navi ein Stück nach hinten und paralysierte ihn dazu noch kurzzeitig.

„Und jetzt der hier!“, brüllte MegaMan, als er auf einmal einen stacheligen Kaktusball in seinen Händen hielt, mit ihm ausholte, als sei es eine Bowlingkugel und ihn geradewegs auf den paralysierten VoltMan zurollen ließ.

„Oh, nicht schlecht.“, gab Takashi zu, nahm aber auch schon einen Battle Chip zur Hand. „RockCube, Slot-In!”

Direkt vor VoltMan materialisierte sich ein großer, würfelförmiger Fels. Der CactusBall rollte frontal darauf zu und statt VoltMan zu erwischen, knallte er mehrere Male gegen den RockCube, hartnäckig versuchend durch ihn durchzubrechen, bis sich beide zusammen auflösten.

Lan konnte darauf nur ein leises, wütendes Knurren von sich geben. VoltMan’s Paralyse war nun auch wieder aufgehoben.

„Tja, war zwar ein netter Versuch, aber mehr auch nicht.“, schmunzelte Takashi, der scheinbar sehr viel Spaß an diesem Kampf gefunden hatte.

„Keine Sorge, unsere besten Tricks kommen noch!“, entgegnete Lan und holte den nächsten Chip hervor. „Spreader, Slot-In!!“

Wieder aktivierte MegaMan seinen Buster und feuerte einen großen Energiestrahl ab, der sich aber schon nach kurzem Flug in hunderte von kleinen Plasmablitzen aufteilte, welche alle mit irrer Geschwindigkeit auf VoltMan zugeflogen kamen.

„VoltMan! B1 um 45° nach Westen, B2 um 10° in Richtung Süd-Ost!“, begann Takashi plötzlich seinem Navi seltsame Anweisungen zu geben. „Grundstellung beibehalten, nur F2 um zehn Zentimeter weiter nach Westen.“

Lan und auch MegaMan verstanden kein einziges Wort, aber VoltMan schien zu kapieren, was sein Operator von ihm wollte. Innerhalb eines Augenblicks hatte er sich in eine etwas merkwürdig aussehende Position gebracht. Während er ein Bein leicht angewinkelt hatte, hatte er das andere komplett durchgestreckt und beugte sich ein Stück nach vorn, die beiden Arme vor sich haltend, als wolle er den Angriff mit ihnen abblocken.

„Ja, genau so! Und jetzt... ElecWhip!!“

Elegant begann VoltMan mit seinem Oberkörper auszuholen, während aus der Antenne auf seinem Kopf ein blauer Blitz geschossen kam. Als er seinen Oberkörper mit Schwung wieder nach vorne warf, wurde der Blitz wie eine Peitsche nach vorn geschleudert und schlug den vielen Bustergeschossen entgegen. In einem einzigen Zug hatte der Elec-Navi alle Geschosse mit einem einfachen Peitschenhieb neutralisiert.

„Was zum Teufel war das...??“, klappte Lan die Kinnlade runter.

„Das mein Freund, war eine Demonstration davon, wie ein Navi und sein Operator wirklich zusammenarbeiten sollten, um das bestmögliche Potential aus sich herauszuholen.“, lächelte Takashi überlegen und freute sich über Lan’s entgeisterten Blick, den er über seinen Laptop genießen konnte.

„Weißt du, wie ich so was nenne?“, fragte Lan genervt. „Angeberei. Eine große Klappe kann auch jeder haben.“

„Na warte du!“, war es nun Takashi, der ziemlich aus sich herausfuhr. „VoltMan! Wir sind wieder dran... SparkWave!!“

Sofort richtete VoltMan einen seiner Buster genau auf MegaMan, der sich schon auf die nächste Attacke gefasst machte.

„Weg da Mega!!“, erinnerte sich Lan schlagartig wieder an diesen Angriff aus ihrem letzten Kampf gegen VoltMan.

Doch leider war es auch schon zu spät. Tausende von Funken kamen aus dem Boden unter MegaMan herausgeschossen und versetzten dem blauen Navi einen solch heftigen Stromschlag, dass er schreiend in die Luft geschossen wurde. Mit einem dumpfen Schlag kam er wieder unsanft auf dem Plattformboden auf.

„So, wir sind aber noch nicht fertig. Hehe...“, lachte Takashi. „Als nächstes GroundSpark, Energieleistung auf 64%!!“

Sofort reagierte VoltMan, beugte sich nach vorn und drückte die Antennen seiner Buster auf den Boden. Einige Blitze begannen zwischen seinem Ober- und Unterkörper, welche nur knapp übereinander schwebten und durch dünne Kabel miteinander verbunden waren, aufzuleuchten und erzeugten ein lautes Surren.

„N-Nimm d-das!!“, versetzte der violette Navi auch schon den kompletten Boden unter Starkstrom.

„MegaMan!!“, konnte Lan nur noch schreien, als sein Navi wild zu zucken begann.

Jede Menge Blitze und Funken blinkten um MegaMan herum auf, als der blaue Navi einer hohen Voltzahl ausgesetzt und vollständig elektrisiert wurde.

„Hahahahaha!! Habe ich es nicht gesagt? Ihr zwei seid einfach lachhaft und nicht im geringsten mit uns vergleichbar!“, begann Takashi laut zu lachen. „So wird richtig gekämpft! Ich benötige nicht einmal einen Dark Chip, um mich euch zu entledigen. Ich sage es doch immer! Rohe Kraft ist einem scharfen Verstand um ein Vielfaches unterlegen. Nur wer weiß was er tut und im richtigen Moment richtig handelt, kann der wahre Sieger sein. Mein Vater wird sicherlich stolz auf mich sein.“

„Freu dich nicht zu früh!“, wandte Lan wütend ein. „So leicht geben wir nicht auf! Mein Dad zählt auch auf mich und ich werde ihn garantiert nicht enttäuschen. Ich hab ihm versprochen, dass wir dich und deinen verrückten Vater davon abhalten werden, die Net-Society zu zerstören und all die vielen Menschen auf dieser Welt in Gefahr zu bringen!“

„Nenn meinen Vater nie wieder verrückt!!“, wurde Takashi wieder zornig. „Und wie willst du das überhaupt anstellen, wenn ich fragen darf?“, fragte Shadow’s Sohn skeptisch. „Dein Navi ist doch gleich Toast, wenn du nicht bald was unternimmst. Deine Chancen diesen Kampf noch zu gewinnen liegen bei einer Prozentzahl unter eins!“

„Ach, wirklich? Na dann sieh dir doch mal das hier an! Aktiviere Soul-Unsion, BeetleSoul!!“

Bei diesen Worten schreckte VoltMan auf. Er erinnerte sich nur zu gut an das letzte Mal, wo MegaMan diese Soul benutzt hatte, um ihn fertig zu machen.

„Soul-Unison?“, fragte Takashi verdutzt.

Doch Lan antwortete darauf nicht mehr. Er sah lieber zu, wie sein Navi sich zu verwandeln begann, trotz des starken Stromflusses, dem er immer noch ausgesetzt war. Während der Verwandlung schien MegaMan durch irgendeine Art Energiefeld geschützt zu sein. Sein Körper leuchtete grünlich auf und schnell begann sich sein Aussehen zu verändern. Seine Rüstung färbte sich grün und sah der BeetleMan’s ziemlich ähnlich. Auf seinem Rücken breiteten sich dünne Käferflügel aus, die durch zwei schwarze Panzerungen geschützt waren. Sein Helm hingegen nahm fast exakt die gleiche Form an, wie BeetleMan’s Kopf und auch ein langes Horn begann oben in Stirnhöhe aus ihm herauszusprießen.

Als die Verwandlung vollständig abgeschlossen war, schwebte der nun grüne Navi summend und schnell mit seinen Flügeln schlagend, knapp über dem Boden und warf VoltMan einen finsteren Blick zu, welcher seine Attacke auch schon abgebrochen hatte vor Angst.

„Und was soll das jetzt sein?“, fragte Takashi noch einmal nach und wirkte nicht sonderlich beeindruckt.

„Das mein Freund, ist die BeetleSoul! Und sie bedeutet den unweigerlichen Untergang für deinen Navi. Auf geht’s, MegaMan! BeetleDash!“, befahl Lan, der nun etwas mehr Selbstvertrauen erlangt hatte.

„VoltMan! Lass dich nicht davon einschüchtern!“

„A-A-Aber, d-d-das...“, begann der Elec-Navi noch mehr zu stottern als sonst.

„Tu einfach was ich dir sage und es wird nichts schief gehen.“, versicherte Takashi.

Unterdessen zischte MegaMan los, um seinen Angriff auszuführen. Er brachte seinen Nacken mit seinem Rücken in eine grade Linie, streckte sein Horn nach vorn aus und flog mit einem unglaublichen Tempo genau auf VoltMan zu, um diesen aufzuspießen.

„Los, Lightning!!“, befahl Takashi und VoltMan gehorchte.

Wieder zogen sich Wolken am Himmel zusammen und breiteten sich genau über MegaMan’s Flugbahn aus. Doch auch wenn die Blitze so schnell aus ihnen herausgeschossen kamen, dass man sie schon fast nicht sehen konnte, waren sie noch immer nicht in der Lage es mit MegaMan’s unglaublichem Speed aufnehmen zu können.

„Unmöglich!“, schreckte Takashi entsetzt auf. „VoltMan! Um 20 LE nach Westen, B1 in die Horizontale, B2 auf Angriffsposition! Fertig machen für VoltBeam!“

Doch VoltMan zitterte nur und war nicht in der Lage sich zu rühren. Nicht aufgrund seiner eigenen Elektrizität, sondern deshalb, da er vollkommen verängstigt war und in seiner Panik nicht auf das hörte, was sein Operator ihm sagte.

„VoltMan! Was tust du?!“, brüllte Takashi fassungslos.

Im letzten Moment versuchte sich der Elec-Navi noch unbeholfen aus der Bahn zu werfen, so dass MegaMan ihn nur haarscharf verfehlte. Doch kaum war der Käfer-Navi an seinem Gegner vorbeigerauscht, kam er auch schon in der Luft zum Stehen, wandte sich VoltMan zu und griff erneut an. Wieder wollte der ängstliche Elec-Navi ausweichen, doch dieses Mal gelang es ihm nicht und er wurde kräftig gerammt und weit davon geschleudert, dass er gegen den Elektrozaun prallte, der die Plattform umspannte.

„VoltMan, du Trottel!! Was sollte das denn jetzt??“, klatschte Takashi sich eine Hand fassungslos ins Gesicht.

„Tja, eure Koordination scheint wohl nicht mehr so gut zu funktionieren, jetzt wo VoltMan sich vor Angst fast in die Hose macht.“, war es nun endlich Lan, der allen Grund zum Lachen hatte.

„Ich glaub das nicht! Wie kannst du vor solch einem Wicht nur Angst haben??“, brüllte Takashi verärgert los.

Ohne eine Antwort zu geben brachte sich VoltMan wieder auf die Beine, den Blick auf den Boden gerichtet.

„Was zum Teufel sollte das?!“

„T-Tut mir l-leid, Meister Takashi...“, murmelte der violette Navi leise.

„So, damit wäre der Kampf dann wohl gelaufen, was? Los, Mega! Gib VoltMan den Gnadenstoß, dass wir hier endlich verschwinden können!“

MegaMan nickte und düste auch gleich wieder los.

„Nun mal halblang!“, wandte Takashi aber ein. „Als wären wir schon fertig... Wir haben noch lange nicht richtig losgelegt! Mach dich auf dein Ende gefasst, Lan Hikari!! Dein Licht wird heute erlischen... Dark Chip, Slot-In!”

Jetzt war Lan wieder derjenige, dem das Lachen verging. Nicht grade begeistert musste er zusehen, wie sein Navi weiter auf VoltMan zuhielt, dessen Körper von einer schwarzen Aura verschlungen wurde, als der Dark Chip seine Kontrolle übernahm. Nun stellte sich die große und alles entscheidende Frage: Was war stärker? MegaMan’s BeetleSoul, die ja durch Sektor’s Power Up noch etwas stärker geworden war, oder die dunklen Kräfte von Takashi’s Dark Chip? In den letzten Kämpfen gegen DarkSoul-Navis hatten sich Soul-Unisons ja nicht grade bewährt...

Dark Clone

Nach ChainMan war es ja nur eine Frage der Zeit, wann der nächste Gegner aufkreuzen würde, um Lan und MegaMan das Leben schwer zu machen. Es dauerte auch nicht lange und nachdem Lan festgestellt hatte, dass er eine weitere Schlüsselkarte benötigte, um in eine noch höher gelegene Etage zu gelangen, hatte er seinen Navi auch schon in das System des zweiten Büroraums in diesem Stockwerk eingeloggt. Dort angekommen traf MegaMan, nach der Erfüllung einer kleinen Aufgabe, auch schon auf seinen nächsten Kontrahenten. Es war VoltMan, der dieses Mal aber noch Unterstützung von seinem Operator Takashi, Mr. Shadow’s Sohn, erhielt. Takashi war ein ziemlich intelligenter Junge und in Sachen ausgeklügelter Technik sowie auch Taktik ein schieres Genie. Es zeigte sich recht schnell, dass VoltMan MegaMan überlegen war. Nur mit Hilfe der BeetleSoul konnte Lan das Blatt noch wenden. VoltMan’s enorme Angst vor der Soul stellte ein ziemliches Hindernis für seine Koordination mit Takashi’s Befehlen dar und so war es ein Leichtes für MegaMan die Oberhand zu gewinnen. Da Takashi seinen Vater aber um keinen Preis enttäuschen wollte, griff er also zum letzten Mittel, das ihm noch blieb... ein Dark Chip!
 

MegaMan, ausgestattet mit der mächtigen BeetleSoul, zischte weiter auf VoltMan zu. Seine schnell schlagenden Insektenflügel erzeugten ein lautes, summendes Geräusch, das durch das gesamte Areal hallte. Er neigte seinen Kopf etwas tiefer, um VoltMan das lange Horn entgegenzustrecken und den Elec-Navi damit aufzuspießen.

VoltMan hingegen schien davon schon gar nichts mehr mitzubekommen. Ihn quälte nur noch ein unbändiger Schmerz, als der Dark Chip damit anfing seine Persönlichkeitsdateien zu löschen und ihn somit von innen aufzufressen.

Lan und Takashi schauten beide mit höchster Anspannung zu, wie es nun weitergehen würde. Lan konnte nur hoffen, dass die BeetleSoul stark genug sein würde, um den Kräften des Dark Chips standzuhalten. Takashi hingegen war besorgt, dass sein Navi gleich ziemlich eine verpasst bekommen würde, wenn er sich nicht endlich zusammenreißen und auf MegaMan konzentrieren würde.

Da es für MegaMan eh zu spät war den Angriff noch abzubrechen, setzte der grüne Navi noch etwas an Geschwindigkeit nach. Vielleicht wenn er sich beeilen und VoltMan erwischen würde, bevor der Dark Chip ihn vollständig übernommen hatte, wäre die BeetleSoul noch immer mehr als genug, um den violetten Elec-Navi zu erledigen.

Mit einem lauten Brüllen signalisierte VoltMan aber auch schon, dass er seine Seele komplett an den Dark Chip verloren hatte. Rasend vor Wut schaute er nach oben in die Luft, wo er MegaMan angeschossen kommen sah. Er streckte einen seiner beiden Buster nach vorn und schleuderte dem insektenähnlichen Navi einige ziemlich kraftvolle Blitze entgegen.

„So ist es gut, VoltMan!“, wurde Takashi wieder etwas sicherer.

Aber mit ein paar schnellen Ausweichmanövern gelang es MegaMan den Blitzgeschossen auszuweichen. Er kam dabei auch nicht bedeutend vom Kurs ab, so dass er immer noch mit voller Wucht gegen VoltMan rammen und diesem das lange Horn durch die Brust stoßen konnte. Schreiend wurde der Elec-Navi von der heftigen Wucht gegen den elektrischen Zaun geschlagen, der das gesamte Areal umspannte. MegaMan landete ein paar Meter von ihm entfernt sicher auf dem Boden und beobachtete seinen Gegner, der zuckend an dem Elektrozaun herunterglitt und in einer sitzenden Position auf dem Boden landete. Genau dort, wo VoltMan’s Emblem befestigt war, etwa im Bauch- bis Brustbereich, hatte sich MegaMan’s Horn durch den Elec-Navi gebohrt und man konnte ein großes Loch sehen, aus dem ohne Unterlass Datenteilchen gesprüht kamen.

„War es das...?“, war Lan sich nicht sicher und wollte sich lieber noch nicht zu früh freuen.

„VoltMan...“, murmelte Takashi, der nun einen leicht besorgten Blick aufgesetzt hatte.

Doch zu seiner Erleichterung stand VoltMan wieder auf.

Mit rotleuchtenden Augen und ein bösartiges Knurren von sich gebend, brachte sich der besessene Navi wieder auf die Beine und starrte seinem Gegenüber hasserfüllt in die Augen.

MegaMan wurde bei diesem Anblick etwas mulmig, doch er versuchte konzentriert zu bleiben.

„Sehr gut!“, freute sich Takashi. „Und jetzt mach ihn endlich fertig! B1 sowie B2 um 90° in die Horizontale, Voltladung auf 43% um den größtmöglichen Schaden erzeugen zu können. Energiereserven auf 57%! Gib ihm den Gnadenstoß mit einer SparkWave!“

Doch statt zu reagieren starrte VoltMan nur weiter MegaMan in die Augen. Immer mehr Datenteilchen sprudelten aus seiner Wunde, doch schien ihn dies überhaupt nicht zu interessieren.

„VoltMan, hörst du nicht? SparkWave, sofort!!“

Doch wieder zeigte der Elec-Navi keinerlei Reaktion auf den Befehl seines Operators.

„Vergiss es.“, mischte sich Lan ein. „VoltMan wird nicht mehr auf dich hören. Das liegt am Dark Chip. All seine Erinnerungen an dich oder deine komischen Befehle wurden gelöscht. Sag nicht, das wusstest du nicht? Hast du etwa einen Dark Chip benutzt, ohne dir über seine Auswirkungen im Klaren zu sein??“

„Ich bin mir natürlich über seine Auswirkungen im Klaren!“, entgegnete Takashi beleidigt.

Er hatte es fast wieder vergessen. Erst jetzt wurde ihm wirklich klar, was er getan hatte.

„Ich kann echt nicht mehr glauben, wie bescheuert ihr alle seid!“, brüllte Lan wütend los. „Wo du auch noch von dir behauptest, du seist so viel schlauer als alle anderen von Shadow’s Gehilfen! Wärst du wirklich so intelligent, wie du meinst, hättest du wohl kaum zu einem Dark Chip gegriffen, oder? Und was ich erst recht nicht verstehen kann ist, dass ein Vater so verantwortungslos sein kann, seinem Sohn so etwas gefährliches zu geben, wo dieser doch gar keine Ahnung davon hat, was er damit anrichten kann!“

„Schweig sofort!!“, geriet auch Takashi nun in Rage und wollte sich das nicht bieten lassen.

Sein Vater war nicht verantwortungslos! Ganz im Gegenteil... eigentlich hatte Shadow ihm den Dark Chip nur anvertraut, weil Takashi unbedingt einen haben wollte. Shadow hatte ihn mehrfach davor gewarnt den Chip einzusetzen, wenn VoltMan ihm wichtig war. Aber da er seinem Sohn vertraute, hatte Takashi den Chip doch bekommen, auch wenn er hatte versprechen müssen ihn gar nicht oder wenn nur im absoluten Notfall einzusetzen. Aber dies hier war ein absoluter Notfall! Takashi wollte seinen Vater nicht auch noch enttäuschen. Sie waren so kurz vor dem Ziel und er wollte seinem Vater endlich beweisen, dass er wirklich fähig für solch schwierige und herausfordernde Aufgaben war! Schon bei der ersten Mission auf Reef Island hatte Shadow nur mit Widerwillen zugestimmt Takashi zu schicken. Aber der Junge hatte seinen Vater dann doch überzeugen können, vor allem mit dem Argument, dass niemand anders besser die Rolle von Toriyama’s Sohn hätte spielen können. Takashi hatte seine Mutter nie kennen lernen können und auch sein Vater hatte darunter enorm zu leiden und genau aus diesem Grund wollte er seinem Vater helfen, um jeden Preis! Er wollte zeigen, dass er erwachsen genug war, um auch auf sich selbst Acht geben zu können. Er musste Lan und MegaMan hier und jetzt ausschalten! Und der Dark Chip war die letzte, offene Alternative gewesen...

„Was ist nun?“, fragte Lan, da Takashi nichts weiter sagte.

Aber auch hierauf sprach Takashi nicht, sondern musste sich jetzt Gedanken darüber machen, wie es weitergehen sollte.

MegaMan und VoltMan starrten in der Zwischenzeit immer noch intensiv einander an, ohne einen Muskel zu rühren.

„Na gut, dann werde ich jetzt eben etwas unternehmen.“, grummelte Lan und nahm, ein paar Battle Chips zur Hand. „Mal gucken, was wir machen könnten...“

Doch bevor Lan zum Slot-In kam, stürmte VoltMan plötzlich los, um endlich anzugreifen. Der Elec-Navi hatte total die Kontrolle über sich verloren und stach mit seinen, mit Antennen bestückten Bustern, mehrfach auf MegaMan ein und das auch noch in einem irren Tempo! Doch dank der BeetleSoul hatte auch MegaMan einiges an Geschwindigkeit dazu gewonnen, auch wenn dafür seine Verteidigung darunter leiden musste. Er hielt zwar nicht mehr so viel aus wie vorher, da seine Hitpoints sich verringert hatten, aber dafür war er schnell genug, um so gut wie allen Schlägen auszuweichen.

„Pass bloß auf, Mega!“, sah Lan diesem Kampf mit tiefer Besorgnis zu und hatte Angst, sein Navi könnte jeden Augenblick getroffen werden.

Aber VoltMan’s Unkontrolliertheit erwies sich mehr als Vorteil, da der Elec-Navi durch seine Wut zwar auch Geschwindigkeit und Kraft gewann, aber seine Schläge dafür nicht sehr präzise oder koordiniert waren. VoltMan schlug mehr oder weniger nur wild um sich, wütend schreiend. MegaMan hatte keine sonderlich großartigen Probleme auszuweichen, auch wenn er zurückgedrängt wurde. Er duckte sich unter zwei ausholenden Schlägen hinweg, blockte einen graden Busterstoß mit seinem Unterarm ab, vollführte einen schnellen Rückwärtssalto, um sich einem Tritt zu entziehen und versuchte, nachdem er wieder auf den Füßen gelandet war, etwas Abstand von seinem Gegner zu gewinnen, indem er sich in die Lüfte erhob und davonflog. Aber VoltMan wollte ihn nicht so einfach entkommen lassen und feuerte ein paar Blitzstrahlen hinterher. In der Luft war es für MegaMan aber noch viel einfacher auszuweichen. So flog er ein paar schnelle Wenden und vollführte sichere Kunststückchen, wie Loopings und Rollen, um so spielend den elektrischen Geschossen zu entgehen.

Zwar sah es momentan ziemlich gut aus, obwohl Takashi einen Dark Chip benutzt hatte, aber das wirkliche Problem war ja VoltMan auszuschalten. Ausweichen war eine Sache, aber einen Angriff starten, der am besten auch noch ziemlich vernichtend war, war etwas völlig anderes. Lan dachte scharf nach. Ob ein Program Advance funktionieren könnte? Bei BlazeMan’s Klon zum Beispiel, der ja auch durch einen Dark Chip verstärkt war, oder auch bei SmokeMan’s Dark Smoke, waren gegensätzliche Attribute wie Wasser und Wind ja nicht sehr hilfreich gewesen, also war es auch in diesem Kampf sehr wahrscheinlich, dass VoltMan keinen sonderlich großen Schaden durch Pflanzenattacken erleiden würde. Auf der anderen Seite sollte man ja auch alles einmal getestet haben...

Doch bevor Lan überhaupt zu irgendwas kam, schlug VoltMan plötzlich seine beiden Arme weit auseinander. Mit einem Male kamen lauter Blitze aus dem Elektrozaun geschossen und schlugen genau in die drei Antennen auf VoltMan’s Rücken ein, um seinen Powerlevel um ein Vielfaches zu erhöhen, so dass er den nächsten Angriff ausführen konnte. MegaMan erkannte diese Attacke auf Anhieb wieder, da es genau die war, die ihn damals beinahe erledigt hatte: Electric Circuit!

„VoltMan, hör auf!“, wollte Takashi seinen Navi stoppen, doch es hatte einfach keinen Sinn. „Bitte vergib mir...Vater...“, flüsterte er leise und bereute nun ziemlich stark, was er da getan hatte. Ob Shadow wirklich stolz darauf sein würde...?

„Er absorbiert die Energie des Elektrozauns!“, stellte Lan beunruhigt fest. „Sein Powerlevel scheint dadurch gewaltig anzusteigen! Wir müssen ihn sofort stoppen, bevor er noch das gesamte Areal überlastet und zur Zerstörung bringt!!“

Allerdings war es bereits etwas zu spät dazu, denn genau dies geschah auch schon. Die Plattform begann stark zu beben, als VoltMan sich immer weiter mit Elektrizität auflud und schließlich den Angriff entfachte. Ein wahrer Regen aus donnernden Blitzschlägen prasselte auf das Areal nieder. Einige der Blitze waren selbst so heftig, dass sie den Plattformboden durchschlugen, so dass sich große, qualmende Löcher an den Einschlagstellen wiederfanden. Nun hatte MegaMan doch einige gewaltige Probleme mit dem Ausweichen, da diese heftigen Blitze selbst für ihn etwas zu schnell waren!

VoltMan absorbierte immer mehr Energie aus dem Elektrozaun. Er wandelte sie sofort um und setzte sie in Form neuer Blitzgeschosse frei.

„Verflixt! Er absorbiert alles an Energie, was in seine Nähe kommt. Solange der Zaun dort in der Nähe ist, hat er einen unerschöpflichen Energievorrat!“, schrie MegaMan, der wild hin- und herflog, um irgendwie den vielen Blitzen auszuweichen. „Wenn er so weitermacht, wird hier kein Stein mehr auf dem anderen bleiben...“

Auch in der realen Welt bekam Lan die unglaublichen Energien schon zu spüren. Ein paar Funken kamen aus den Steckdosen an den Wänden gesprüht. Wenn das so weitergehen würde, würde sicherlich auch bald der Laptop nicht mehr mitmachen.

„Der wird allerdings nicht nur das Areal zerstören, sondern auch sich selbst, wenn er noch mehr Energie verschlingt...“, wurde MegaMan nun ziemlich unwohl zumute, als er langsam aber sicher in Panik geriet.

„Ja, wenn-“, doch dann hielt Lan inne. Noch einmal ließ er sich das durch den Kopf gehen, was sein Navi grade gesagt hatte. Wenn er noch mehr Energie verschlingt, zerstört VoltMan sich noch selbst? Genau das war es!! „Ich weiß, wie wir ihn erledigen können!“

„Wie??“, wollte MegaMan sofort wissen.

„Wir pumpen ihn absichtlich mit Energie auf, bis er sie nicht mehr vertragen kann!“

„Bist du wahnsinnig??“, konnte MegaMan nicht glauben, was er da hörte.

„Vertrau mir einfach, es wird schon funktionieren!“, versicherte Lan seinem Navi und bereitete auch schon alles vor.

MegaMan hatte wirklich Bedenken bei dieser Idee. VoltMan mit noch mehr Energie versorgen?? Hinterher würde das den Elec-Navi nur noch stärker machen und dann wäre nicht nur MegaMan Geschichte! Doch der grüne Navi konnte nur auf seinen Operator vertrauen, mehr nicht. Hektisch versuchte er weiter dem dichten Sturmregen von Blitzen auszuweichen. Das war wirklich kein Kinderspiel und mehrfach wäre er beinahe gegrillt worden!

„Das wird nicht funktionieren, Lan.“, mischte sich Takashi ein. „Was meinst du, wieso sein Name VoltMan lautet? Er hält eine ungeheure Menge an Elektrizität aus. Er kann selbst den höchsten Voltzahlen standhalten. Wenn du ihn auflädst, wirst du damit nur dein eigenes Schicksal besiegeln.“

„Ich weiß schon was ich tue.“, entgegnete Lan und fing auch schon an. „Das hier wird VoltMan sicherlich nicht überstehen können! So viel Elektrizität hält selbst er nicht aus! SparkShake, Triple-Slot-In!! Program Advance, ShakeParade!!“

Nun war auch Takashi überrascht und schaute gespannt auf sein PET. Ob das wirklich funktionieren würde?

Weiterhin den Blitzen ausweichend, begannen MegaMan’s Buster hell zu leuchten und er streckte sie aus in dem Versuch auf VoltMan zu zielen, was allerdings nicht allzu einfach war, wo er doch gleichzeitig weiter seinen Lufttanz aufführen musste, um nicht getroffen zu werden.

„Feuer!!“, rief der käferähnlich Navi, als er plötzlich drei satellitenartige, runde Shaker-Viren materialisierte, die auch ohne zu zögern in Richtung VoltMan losdüsten.

„Shaker??“, zog Takashi eine Augenbraue hoch. „Die werden doch von den Blitzen erledigt, ehe sie nur in VoltMan’s Nähe gelangt sind.“

„Da wären wir auch schon bei der besonderen Funktion dieses Program Advance! Die Shaker sind nämlich unzerstörbar und können dazu noch alle möglichen Hindernisse durchwandern, bis sie ihr wahres Ziel erreicht haben!“, erklärte Lan aber mit siegessicheren Grinsen.

„Was?!“, konnte Takashi das nicht glauben.

Doch zu seinem Missgefallen hatte Lan Recht. Statt sie zu pulverisieren, schossen die vielen Blitze durch die Shaker hindurch, ohne ihnen etwas anzuhaben. Es dauerte auch nicht lange, bis die drei Viren VoltMan erreicht hatten und gemeinsam eine heftige, elektrische Explosion auslösten, als sie gleichzeitig begannen Funken zu schleudern.

VoltMan, der davon noch gar nichts mitbekommen hatte, absorbierte sofort die elektrische Energie, die dabei freigesetzt wurde. Und wie Lan es gehofft hatte, war die Energie des Program Advance selbst für VoltMan zu viel. Auf Takashi’s PET war zu sehen, wie die Energieanzeige des Elec-Navi’s immer weiter anstieg, bis sie schließlich die Skala sprengte.

VoltMan’s digitaler Körper hielt das nicht lange aus und zersprang in all seine Einzelteile. Eine Fontaine aus Datenmaterial vermischte sich mit der Wolke aus Elektrizität und nun begann auch das gesamte Areal ziemlich unstabil zu werden und zu zerfallen!

Die Plattform, auf der der Kampf stattgefunden hatte, zerbrach in der Mitte und driftete auseinander, während weitere Blitze noch mehr Löcher in sie hineinschossen und noch stärker zerstörten. Auch MegaMan spürte mittlerweile am eigenen Leib die unglaublichen Energien, die hier freigesetzt waren. Leichte Stromstöße durchfuhren ihn immer wieder und er hatte nun wirklich arge Probleme sich noch irgendwie in der Luft zu halten.

„Das war’s! Schnell, Jack-Out!“, trennte Lan sofort die PET-Verbindung, ehe es zu spät war.

Nun da VoltMan gelöscht war, war auch das Blockiersystem aufgehoben, was MegaMan vom Ausloggen abgehalten hatte. Lan hatte es wirklich geschafft Takashi zu besiegen!
 

Takashi konnte es noch immer nicht fassen. Mit entsetztem Blick las er immer wieder die Anzeige auf seinem PET durch: ’VoltMan Deleted!’. Er hatte also tatsächlich gegen Lan verloren. Wie hatte das passieren können? Obwohl er einen Dark Chip benutzt hatte?? War vielleicht am Ende Takashi der einzige, der wirklich seinen Vater enttäuscht hatte? Wie Shadow wohl auf diese ganze Sache reagieren würde, wenn er es erführ? Mit Tränen in den Augen war es dem Jungen nicht mehr möglich seinen Kopf aufrecht zu halten. VoltMan war gelöscht... Durch den Dark Chip hatte er seine Seele verloren. Er würde nie mehr zurückgeholt werden können! Was hatte Takashi bloß getan...? Shadow hatte ihn mehrfach gewarnt den Dark Chip zu benutzen... Er hatte seinen Vater auf ganzer Linie enttäuscht...
 

„Wow, das wäre beinahe ins Auge gegangen!“, seufzte MegaMan erschöpft, als er wieder in Sicherheit auf Lan’s PET war, wo er auch gleich von Dash begrüßt wurde.

„Schon, aber... Es hat funktioniert, oder nicht? VoltMan ist erledigt! Wir haben es wirklich geschafft... Wir beide haben einen DarkSoul-Navi besiegt, ohne die Hilfe von irgendwem anders! Nur wir beide allein!!“, freute sich Lan richtig über diesen Sieg.

Nun hatte er endlich sein Selbstvertrauen wiedererlangt. Es war also doch nicht unmöglich auch ohne Hilfe zu gewinnen. Von nun an würde er sich wieder mehr auf seine eigenen Fähigkeiten und die seines Navis verlassen!

„Yup, das stimmt.“, konnte MegaMan dem nur beipflichten. „Wir können es also doch schaffen. Also haben wir uns die ganze Zeit umsonst Sorgen gemacht.“

„Vermutlich... Aber ab jetzt wird alles anders! Niemand wird uns stoppen! Shadow ist so gut wie erledigt!!“, ballte der aufgeregte Operator siegreich seine Faust und konnte seinen Übermut nicht mehr zurückhalten.

„Okay... ich glaube jetzt übertreibst du etwas.“, schüttelte der blaue Navi verständnislos den Kopf. „Ein Sieg bedeutet so viel nun auch wieder nicht. Du solltest dich nicht gleich wieder überschätzen, Lan.“

„Ja ja, ich weiß ja. Sorry, aber das musste einfach mal raus.“, antwortete Lan etwas verlegen. „Aber gut, dann wollen wir mal sehen...“

Mit einem leisen Klacken öffnete Lan die schwarze Box, in der die nächste Schlüsselkarte lag. Damit konnte er nun den nächsten Fahrstuhl aktivieren. Es ging also noch eine weitere Etage nach oben!

„Bin gespannt, was uns nun erwartet. Noch eine Etage... jetzt fehlen eigentlich nur noch PolarMan und InvisibleMan. Wir kommen Shadow und OmegaMan immer näher.“

„Stimmt.“, stellte auch Lan dies fest. „Der finale Kampf ist zum Greifen nah. Bald wird endlich alles zu Ende sein. Hoffe ich zumindest...“

Noch lag ja einiges vor ihnen. PolarMan und InvisibleMan würden sicherlich kein Zuckerschlecken werden und dann war da ja schließlich noch OmegaMan. Ob Mr. Famous und Lan’s Dad überhaupt schon etwas herausgefunden hatten, wie man OmegaMan besiegen könnte...?

„Also dann... Sagen wir erst einmal Jim bescheid und schauen uns dann die nächste Etage an, was?“, sprach Lan voller Elan und verließ auch schon wieder das Büro.
 

Während Lan und seine Freunde immer noch damit beschäftigt waren den Den Tower zu infiltrieren und Shadow zu finden, hatte sich die Situation in Den Town nicht bedeutend verbessert, sondern war im Gegenteil sogar nur noch schlimmer geworden! Dies galt aber nicht nur für Den Town. Überall auf der gesamten Welt waren nun ähnliche Vorfälle entstanden und ein wahres Chaos ausgebrochen und langsam aber sicher schien alles außer Kontrolle zu geraten. Sämtliche elektronischen Gegenstände, oder auch nur irgendetwas, das irgendwie eine Verbindung zum Internet hatte, wurde zu einer Gefahr für die Menschen in der realen Welt. Alle Geräte, die von den Omega-Viren übernommen wurden, spielten total verrückt und brachten ihre Besitzer manchmal sogar in Lebensgefahr. Ob es die Metroline war, deren System von Viren überrannt wurde oder Taxis, ja sogar Ampeln und ähnliches! Alles spielte verrückt! So viele Unfälle wie bereits geschehen waren, hatte es zuvor noch nie gegeben. In nur winzigen Zeitabständen passierte ein Unglück nach dem anderen. Selbst in ACDC Town war die Hölle los. Elektronische Geräte griffen die Bewohner des kleinen Städtchens an, die Straßen waren voller demolierter Autos, die aufgrund von Fehlfunktionen Unfälle gebaut hatten, Menschen rannten in panischer Angst durch die Straßen... Es war fast so, als stünde das Ende der Welt kurz bevor. Selbst Mrs. Hikari war davon betroffen. Sie hatte sich im Badezimmer einschließen müsse, da ihr neuer, automatischer Staubsauger außer Kontrolle geraten war, nachdem er von Omega-Viren übernommen wurde. Das laut brummende Gerät hatte versucht sie mit einzusaugen und fuhr nun immer wieder gegen die Badezimmertür, um sie aufzubrechen. Mr. Higsby hatte ähnliche Probleme mit seinen Chipautomaten. Diese versuchten ihn doch tatsächlich abzuschießen, indem sie immer wieder Battle Chips nach ihm spuckten, wenn er in Sichtweite kam. Er und Nanako hatten sich schon hinter der Theke des kleinen Chip Shops verschanzen müssen.

Dies alles war aber noch längst nicht das Schlimmste!

Dr. Hikari’s und Mr. Famous’ Arbeit ging ebenfalls nur bedeutend langsam voran, da Omega-Viren nun nicht nur im Offcial Center, sondern auch im SciLab eingefallen waren und damit begonnen hatten wichtige Daten zu löschen und die vielen Computer durcheinander zu bringen. Überall liefen aufgeschreckte Officials und Wissenschaftler ziellos umher, nicht wissend, was sie tun sollten.

„So wird das nie was!!“, brüllte Mr. Famous wütend, als er versuchte den Drucker irgendwie zum Schweigen zu bringen, der plötzlich nicht mehr aufhören wollte zu drucken und immer weiter Papierblätter ausspuckte. „Wie sollen wir OmegaMan’s Schwachstelle finden, wenn wir nicht mal dazu kommen seine Daten zu analysieren!?“

Auch Dr. Hikari hatte alle Hände voll zu tun. Er saß vor einem langen Schreibtisch, auf dem mehrere Computerbildschirme aufgestellt waren, die immer abwechselnd an und wieder aus gingen. Er rollte auf seinem Stuhl von einem Bildschirm zum nächsten und versuchte irgendwie was dagegen zu unternehmen, oder sie zumindest ganz abzustellen.

„Ich habe keine Ahnung! Aber wenn das hier so weitergeht, werden wir bald eh nichts mehr zum Analysieren haben...“, grummelte Dr. Hikari verärgert. „Am besten hoffen wir nur noch, dass Lan und Chaud das auch ohne unsere Hilfe geregelt bekommen.“

„Dr. Hikari!“, kam auf einmal ein aufgeregter Official in das Labor gestürmt.

„Was ist los?“, wandte sich der Doktor sofort zu diesem herum.

„Die Viren sind in das Hauptsystem eingedrungen und wir haben nicht mehr genügend Officials, geschweige denn Navis, um sie aufzuhalten. Sie werden jede Minute die letzte Firewall durchbrochen haben!“

„Verdammt!“, schlug Mr. Famous wütend auf den Drucker ein und schlug ihn dabei gleich so feste, dass er direkt kaputt ging. Ein gequältes Brummen von sich gebend, spuckte der Drucker mit letzter Kraft noch ein weißes Blatt Papier aus, ehe er völlig seinen Geist aufgab. „Autsch!!“, schrie Mr. Famous und hielt sich dabei seine schmerzende Hand, mit der er eben noch zugeschlagen hatte. Nicht nur der Drucker schien dabei einiges abbekommen zu haben...

„Na wenigstens hält der Drucker nun endlich die Klappe...“, lächelte Dr. Hikari, der diese Szene mehr als komisch fand. Doch dann wurde er sehr schnell wieder ernst.

„Argh...“, stöhnte Mr. Famous, als er seine Hand noch ein wenig schüttelte, damit der Schmerz noch etwas schneller nachließ. „Wenn die Viren das Hauptsystem übernehmen, sitzen wir ziemlich in der Patsche.“

„Ich weiß, aber ich habe keine Ahnung, was wir tun könnten, um sie aufzuhalten.“, sprach Dr. Hikari, der bereits intensiv am Nachdenken war.

„Dann müssen wir uns eben schnell etwas einfallen lassen. Kampflos überlasse ich denen jedenfalls nicht das SciLab!“, war Mr. Famous vollkommen entschlossen die Omega-Viren irgendwie zu stoppen.

Also rannten die beiden Wissenschaftler in Begleitung des Officials los, um sich die Sache persönlich anzusehen. Das einzige was sie nun wirklich tun konnten, war zu beten dass MegaMan und Lan erfolgreich sein würden... und das am besten möglichst bald!
 

Nachdem Lan den Büroraum verlassen hatte, hatte er auch gleich Jim von allem berichtet, was vorgefallen war. Jim hatte zwar arge Bedenken, dass Lan nun alleine das nächste Stockwerk inspizieren wollte, da Dr. Shepard scheinbar immer noch mit ChainMan zu kämpfen hatte, doch da es immer noch keine Nachricht von Chaud und den anderen gab, würde es vermutlich immer noch etwas dauern, bis die Verstärkung eintreffen würde. So lange wollte sich Lan nicht mehr gedulden. Er hatte bereits lange genug warten müssen und wollte nun endlich Shadow gegenübertreten. Nachdem er Jim versprochen hatte vorsichtig zu sein, hatte er sich auch schon zurück in den großen Laborraum begeben, der zuvor von der Panzertür verschlossen gewesen war. Ihm war klar, dass der Fahrstuhl dort vermutlich ebenso funktionierte, wie die anderen beiden, also dass er sie zwar hochfahren würde, aber man ihn von oben dann nicht wieder hochrufen könnte. Trotzdem wollte Lan weiter, auch wenn er dann vorerst wieder allein in einem Stockwerk festsitzen würde!

Entschlossen trat er hinter den niedrigen Schreibtisch und schaute sich noch einmal die Wand an, auf der eindeutig, wenn auch erst auf den zweiten Blick, eine weitere Fahrstuhltür zu sehen war.

„Okay, dann wollen wir mal.“, zog der Junge auch schon die neugewonnene Schlüsselkarte hervor.

„Bist du dir wirklich sicher das zu tun?“, fragte MegaMan noch einmal nach. „Sollen wir nicht doch warten bis Chaud und Gregory da sind? Oder zumindest gucken, wie es Dr. Shepard geht?“

„Dr. Shepard hat die Tür verriegelt und er sagte ausdrücklich, wir sollen weiter, während er ChainMan zurückhält, oder? Und bis Chaud und Gregory hier sind, wird sicher noch Zeit vergehen. Zeit die wir nicht mehr haben. Ich wette mit dir, dass Shadow versucht sie aufzuhalten. Du willst mir doch nicht im Ernst vorschlagen hier zu warten, wo Shadow jetzt nicht mehr weit entfernt sein kann, oder? Du kennst mich genau und weißt, dass ich nicht warten kann.“, erklärte Lan und zog die Karte auch schon durch das Lesegerät an der Wand.

„Ich weiß...“, seufzte MegaMan.

„Na siehst du? Es wird schon schief gehen. Wir gucken uns erst mal nur um, mehr nicht.“

„Okay, wie du willst.“, stimmte der blaue Navi schließlich zu. Ihm war klar, dass er Lan eh nicht mehr umstimmen konnte.

So ging es also ein weiteres Stockwerk höher, in diesem unendlich hohen Turm. Lan hätte jetzt wirklich zu gern gewusst, auf welcher Höhe er sich wohl befinden würde? Aber dies war momentan nebensächlich. Nun ging es hinauf in die Höhle des Löwen, wie man so schön sagte...
 

Oben angekommen verschwand der Fahrstuhl, wie bereits vermutet, gleich wieder nach unten, nachdem Lan ausgestiegen war. Lan probierte es zwar noch einmal, aber er hatte eh schon geahnt, dass er sich nicht wieder rauf rufen lassen würde und so war es auch. Damit steckte der junge Net-Battler also hier oben fest, ohne jegliche Hilfe seiner Freunde. Aber vielleicht würde er sie ja auch gar nicht brauchen?

„Na dann... Auf geht’s!“, sprach Lan mit fester Entschlossenheit und schlenderte durch den langen, ziemlich schmalen Gang, der sich vor ihm erstreckte.

Der Boden war mit glänzenden, rötlichen Marmorplatten ausgelegt. Die Wände waren metallisch, allerdings weiß lackiert. Die Decke war ebenfalls aus Metall, nur war diese nicht angemalt, so wie die Wände. Mehrere Neonlichtröhren waren an ihr angebracht und erhellten den Gang. Lan ging langsam und vorsichtig. Er versuchte sich für alles bereit zu halten. Als er endlich das Ende des Ganges erreicht hatte, kam er in einem großen Raum an, ähnlich dem Hauptraum in der ersten der drei geheimen Etagen. Er war auch von der Größe her ungefähr genauso groß. Nur statt vier Türen fanden sich hier lediglich zwei wieder, genau wie ein Stockwerk tiefer: Verschlossene Büroräume, die nur mit Schlüsselkarten zu öffnen waren. Von weitem erkannte Lan auch die Codes, die benötigt waren, um die Türen zu öffnen. Die von ihm aus linke Tür war mit Keycard F zu öffnen, die rechte mit Keycard G. F besaß er schon, G allerdings noch nicht.

„Nicht schon wieder...“, brachte Lan daraufhin ein gequältes Stöhnen heraus.

Als er sich aber weiter umsah, bemerkte er geradeaus noch einen weiteren, ziemlich langen Gang. Allerdings war dieser blockiert und zwar durch rot-violette Laserschranken, die wie ein Gitter den Gang komplett verbarrikadierten. Lan trat etwas näher, um sich das genauer anzusehen. Als er seinen Zeigefinger nach einer Laserschranke ausstreckte, spürte er förmlich, wie die Luft immer heißer wurde mit jedem Millimeter, den er seinen Finger näher an die Schranke führte. Ganz anfassen wollte er sie da lieber nicht mehr.

„Sieht so aus, als kämen wir hier vorerst nicht weiter.“, stellte er resigniert fest.

Dann bemerkte Lan aber noch einen weiteren Kartenleser, der an der Wand neben dem Gang angebracht war. Dieser verlangte allerdings eine Schlüsselkarte H.

„Wieder das altbewährte Spielchen?“, erklang MegaMan’s Stimme aus dem PET.

„Yup. Um die Laserbarriere zu deaktivieren benötigen wir Karte H. Wir haben aber nur Karte F und können damit grade mal eines der Büros hier öffnen.“

„Dann wird wohl in dem die Karte G sein und im zweiten Büroraum schließlich Karte H, was? Also erwarten uns noch zwei Gegner, ehe wir Shadow und OmegaMan erreichen.“, stellte MegaMan fest.

„PolarMan und InvisibleMan! Dann stehen uns jetzt die beiden härtesten Kämpfe überhaupt bevor.“, biss Lan die Zähne zusammen. „Aber das werden wir auch noch irgendwie hinbekommen.“

„Wollen wir dann?“, fragte der blaue Navi mit künstlicher Motivation in die Stimme gelegt.

„Yup, warten ist mir zuwider.“

Und so öffnete Lan auch den einzigen Raum, wo es ihm möglich war mit seiner bisherigen Kartensammlung weiterzukommen.
 

Der nächste Büroraum war ziemlich groß im Vergleich zu den bisherigen. Es standen eine Menge Bücherregale darin und Schränke voller Akten und Dokumente. Der Marmorboden war komplett mit Teppichen bedeckt, die teilweise ziemlich malerisch und kunstvoll wirkten. Die Wände waren mit einer Holzfassade versehen, so dass man nicht das unfreundlich wirkende Metall dahinter sehen musste. An der Wand gegenüber vom Eingang war ein sehr großes, rechteckiges Fenster. Es war mindestens drei oder vier Meter lang, so dass man einen schönen Panoramablick nach draußen hatte. Lan war überrascht, aber auch froh endlich mal wieder einen Blick nach draußen werfen zu können, wo doch die letzten Büros kaum Fenster gehabt haben. Das Wetter hatte sich endlich wieder etwas beruhigt. Die dunkle Wolkendecke begann sich aufzulösen und einzelne Sonnenstrahlen brachen endlich wieder durch. Der Regen hatte wieder gestoppt. Es sah allerdings immer noch recht unfreundlich draußen aus.

Schnellen Schrittes eilte Lan auf den großen Schreibtisch zu, auf dem auch hier ein Laptop aufgestellt war, welches mit einer kleinen Box versehen war, in der sich die nächste Schlüsselkarte befand. Lan hoffte wirklich inständig, dass er nach diesen beiden nächsten Büros nie wieder solch eine schwarze Box zu sehen bekommen würde. Dieses gesamte Kartensammelspiel ging ihm langsam extrem auf die Nerven.

„Legen wir gleich los! Jack-In, MegaMan! Execute!”, schloss der Junge auch schon sein PET an und schickte seinen Navi wieder in die Cyberwelt des Den Towers.
 

Im Netzwerk angekommen verschaffte sich MegaMan erst einmal einen Rundumblick, von seiner Umgebung. Es war definitiv nicht das, was er erwartet hatte...

Vor ihm erstreckte sich ein ziemlich langer Pfad, der dazu nicht sonderlich breit war und zu allem Überfluss auch noch vollgespickt mit Laserschranken war! Es war genauso wie im System der Satellitenschüssel, wo MegaMan ebenfalls von einem Meer aus Energiebarrieren begrüßt worden war, die ihn am Vorwärtskommen hindern sollten.

Einige der Energiestrahlen bewegten sich, wohingegen andere starr waren. Manche wanderten langsam oder auch schneller von oben nach unten, einige bewegten sich vor- und rückwärts. Ein paar Laserstrahlen überschnitten sich auch und formten so fast unüberwindbare Gitter. Die gesamte Plattform war mit diesen Lasern ausgefüllt, so sehr dass man sogar kaum irgendwo Fuß fassen konnte, ohne gleich in einen reinzutreten.

„Oh nein, nicht schon wieder. Das haben wir doch erst heute morgen schon gesehen.“, grummelte Lan, der gleich wieder frustriert war.

„Tja und würde es Dash jetzt besser gehen, wäre er dieses Mal sogar in der Lage mich einfach zu tragen und über dieses Meer aus Laserschranken drüber zu fliegen.“, lächelte MegaMan als er die Ironie in dieser Situation erkannte. Nun war Dash endlich kräftig genug ihn zu tragen, aber immer noch vom letzten Kampf gegen ChainMan zu sehr geschwächt. „Aber eins kannst du mir glauben, Lan. Noch mal renne ich da garantiert nicht durch.“

„Keine Sorge, dieses Mal überlegen wir uns schon was anderes. Ich hab sogar schon eine prima Idee und da stellt sich mir auch glatt die Frage, wieso wir das heute morgen nicht auch schon probiert hatten.“

„Was meinst du?“, war MegaMan jetzt ungemein neugierig.

„Na ja, die BeetleSoul. Mit deren Flügeln ist es dir doch selbst möglich da drüber hinweg zu fliegen. Da brauchen wir Dash nicht mal für.“, grinste Lan.

MegaMan erstarrte, Augen und Mund weit aufgerissen, als hätte ihn der Schlag getroffen.

„LAAAAAAAAAAAAN!!!!“, begann der blaue Navi auf einmal mit all seiner Kraft zu brüllen, dass seine Stimme dröhnend aus den PET-Lautsprechern gerauscht kam und sogar durch das komplette Areal hallte. Lan musste das PET etwas von sich entfernen, um durch den Schrei nicht gleich taub zu werden. „Du... du... DU!! WARUM ?!! Ich hab mein Leben also völlig umsonst riskiert?? Ich hätte auch gemütlich über den Laserbarrieren fliegen können, statt mitten durch sie hindurch zu laufen, unter der Angst jeden Moment verkohlt zu werden, wenn ich auch nur eine falsche Bewegung tue???“

„Ach komm, jetzt sieh die Sache nicht so eng. Jeder macht mal Fehler.“, seufzte Lan, der den Terror, den sein Navi nun machte, nicht verstehen konnte.

„NICHT SO ENG?!? LAAAN!!“, begann MegaMan weiter zu brüllen. Sein Kopf war vor Wut schon tomatenrot angelaufen. „I-Ich fass das nicht... Du schickst mich da durch diesen Pfad des Todes, völlig umsonst?? Und dann tust du jetzt auch noch so, als wäre das keine große Sache gewesen?! Wir können ja gern mal tauschen! Ich würde zu gern die Panik in deinem Gesicht sehen, wenn du selbst durch ein Netz aus Laserbarrieren laufen müsstest, die dich bei Berührung töten!!“

„Jetzt übertreibst du aber. Man, es war noch früh am Morgen... Da arbeitet mein Gehirn noch nicht so richtig mit.“, entgegnete Lan die Augen verdrehend.

„Dein Gehirn arbeitet sowieso NIE mit!! Ich kann das echt nicht glauben!“, war der blaue Navi einfach nur fassungslos über diese Tatsache.

„Hey.“, warf Lan seinem Navi einen tödlichen Blick zu. „Was heißt hier ’nie’? Was ist denn mit dir? Du hättest da ja auch mal dran denken können.“

„DU bist aber mein OPERATOR!!“, fauchte MegaMan zurück.

„Jetzt wirst du echt kindisch. Es ist doch überhaupt nichts passiert, also was willst du eigentlich?“

„Ouh, Lan...“, ballte MegaMan seine Fäuste und versuchte sich irgendwie zu beruhigen. „Sei froh, dass wir uns grade in einer ziemlich ernsten Situation befinden, ansonsten könntest du jetzt was erleben!“

„Ja, es tut mir doch leid, aber wie du grad schon sagtest, haben wir jetzt andere Probleme. Lass uns das später diskutieren.“, versuchte Lan dieses Thema nun schnell zu beenden.

„Gut, ich werd’s auch nicht vergessen.“, grummelte der blaue Navi und wandte sich wieder dem Feld aus Laserschranken zu.

„Ja, werden wir dann ja sehen.“, grinste Lan wieder, der diese Sache eigentlich ganz lustig empfand. „Also dann... Aktiviere Soul-Unison! BeetleSoul!!“

Und kaum hatte Lan den Chip benutzt, verwandelte sich MegaMan auch gleich wieder. Erneut war er mit Insektenflügeln, einer neuen, grünen Panzerung und einem langgezogenen Helm mit Horn ausgestattet, was ihm ein Aussehen verlieh, das dem BeetleMan’s fast exakt ähnelte. MegaMan verlor auch keine weitere Zeit und flog mit Hilfe seiner neuen Flügel über die vielen Laserschranken hinweg. Nur gelegentlich musste er einigen vereinzelten Strahlen ausweichen, die senkrecht oder diagonal durch die Luft schossen, allerdings war dies kaum der Rede wert. Als er auf der anderen Seite der Energiebarrieren gelandet war, deaktivierte Lan die Soul wieder und MegaMan erhielt sein altes Äußeres zurück.

„So, Problem gelöst. Wenn’s nur immer so einfach gehen würde.“, freute sich Lan, dass sie auch dieses Hindernis problemlos hinter sich gelassen hatten.

„Ja... das wünschte ich auch.“, murmelte MegaMan, immer noch ziemlich sauer auf seinen Operator.

„Okay, wo geht’s weiter?“

„Hier ist ein Warpfeld.“, bemerkte der blaue Navi einen Teleporter nur ein Stückchen weiter vor sich.

„Na dann schau doch mal, wo es hinführt.“

Also trat MegaMan durch diesen digitalen Transporter hindurch und wurde auch gleich in einen anderen Teil des Netzwerks transferiert.
 

Im nächsten Areal angekommen, wurde MegaMan bereits von jemandem erwartet. Kaum war der blaue Navi aus dem Warpfeld heraus getreten, nahm er auch gleich seine Kampfhaltung ein, als er den Navi bemerkte, der ihm am anderen Ende der Plattform gegenüberstand und ihm direkt in die Augen sah. Es war SatelliteMan!

„S-SatelliteMan!?“, konnte auch Lan das nicht wirklich glauben. „Aber wir haben dich doch erst heute morgen gelöscht!!“

Doch der Satelliten-Navi antwortete nicht. Stattdessen trat er näher und als er nur noch wenige Meter von MegaMan entfernt war, erkannte dieser auch, dass etwas mit SatelliteMan nicht stimmte.

„Das ist nicht SatelliteMan!“, stellte der blaue Navi sofort fest. „Vermutlich handelt es sich bei dem hier um so eine Art Kopie, wie bei BlazeMan.“

Auch Lan merkte es jetzt. Dieser SatelliteMan hatte eine andere Farbe. Seine Rüstung war weder grün, noch gelblich, dafür allerdings ziemlich dunkel und zum Großteil violett gefärbt, als wäre er von einem Dark Chip besessen! Sogar die große Satellitenschüssel, die SatelliteMan auf seinem Bauch trug, strotzte spürbar nur so vor dunkler Energie.

„Also ein Klon, der den Platz des echten SatelliteMan eingenommen hat, da wir diesen ja erst kürzlich gelöscht haben. Das erklärt dann auch warum er sich scheinbar so gut unter Kontrolle hat, obwohl er von einem Dark Chip besessen ist.“, sprach Lan, als er endlich zu verstehen begann.

„Na ja, ganz erklärt es diese Tatsache noch nicht. Zwar war es bei der BlazeMan-Kopie ebenso der Fall, aber darum wissen wir ja noch immer nicht, weshalb die beiden nicht vollkommen außer Kontrolle geraten, wie es auch mit ChainMan und den anderen, nach Einsatz des Dark Chips, passiert war.“, wandte MegaMan allerdings ein.

„Na ja, interessiert das auch wirklich? Mir ist das jedenfalls egal.“, sprach Lan, während er auch schon alles für den bevorstehenden Kampf bereit machte.

„Um Schlüsselkarte zu erhalten... Ihr müsst mich besiegen...“, begann der SatelliteMan-Klon auf einmal zu sprechen mit einer tiefen und vor allem angsteinflößenden Stimme.

„Wahrscheinlich ist seine Datenstruktur mit der Behälterbox verlinkt, so wie bei ChainMan und VoltMan. Das bedeutet wir müssen ihn löschen.“

„Kein Problem!“, war Lan siegessicherer denn je. „Wir haben heute morgen erst den richtigen SatelliteMan erledigt, da wird uns so eine billige Kopie kaum das Wasser reichen können.“

„Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher.“, hatte der blaue Navi aber Bedenken.

„Anfangen...“, grollte der dunkle Klon und nahm ebenfalls eine Kampfposition ein.

„Okay, wenn er es so haben will! MegaMan! Battle routine, set!”

„Execute!“

Zwar hatten Lan und MegaMan den echten SatelliteMan besiegt, aber das war noch lange kein Grund dafür gleich anzunehmen, dass dieser Kampf eine Leichtigkeit werden würde. Vielleicht war diese Kopie des echten SatelliteMan sogar noch gefährlicher, gerade deshalb da sie sich ja scheinbar so gut unter Kontrolle hatte, trotz des Dark Chip-Einflusses!

SatelliteMan's Wrath

Nach einem überaus erfolgreichen Sieg über VoltMan und Takashi hatten Lan und MegaMan neuen Mut gefasst. Nicht nur dass sie einen Dark Soul-Navi besiegt hatten, sie hatten es sogar vollkommen allein, ohne fremde Hilfe geschafft! Zum ersten Mal hatten Lan und MegaMan nach längerer Zeit wieder einen Kampf aus eigener Kraft gewonnen, ohne dass einer ihrer Freunde ihnen zur Hilfe eilen musste. Durch dieses Erfolgserlebnis gestärkt, konnte Lan es kaum mehr abwarten dem nächsten Gegner entgegenzutreten. Doch widererwartend waren es weder PolarMan, noch InvisibleMan, die das Leben der beiden Freunde erschweren wollten. Im nächsten Netzwerk erwartete sie ein dunkler Clone-Navi, geschaffen als SatelliteMan’s Ebenbild! Damit hatten weder Lan, noch sein Navi gerechnet, aber eine andere Wahl als gegen diesen Klon anzutreten, hatten sie sowieso nicht. Zwar hatten die zwei auch den letzten Kampf siegreich beendet, aber trotzdem war die nun bevorstehende Konfrontation nicht zu unterschätzen. Lan war zwar äußerst selbstsicher, doch auch wenn es sich nicht um den originalen SatelliteMan handelte, war MegaMan eher der Meinung, dass Vorsicht angebracht wäre. Denn im Gegensatz zu den anderen Navis, schienen diese Kopien nicht wirklich von der dunklen Kraft der Dark Chips negativ beeinflusst zu werden. Schon die BlazeMan-Kopie hatte sich außergewöhnlich gut unter Kontrolle... Vermutlich würde sich aus diesem Grund der folgende Kampf als ziemliches Problem herausstellen...
 

Lan leitete die Kampfroutine ein. Er sah die ganze Situation noch immer nicht als wirkliches Problem an und war darum auch ziemlich gelassen. Dash hingegen, der auf Lan’s PET hatte bleiben müssen, da es dem Fishy noch immer ziemlich mies ging, hatte eine besorgte Miene aufgesetzt und wäre seinem Herrchen am liebsten zur Hilfe geeilt.

Unterdessen konzentrierte MegaMan seine Gedanken und betrachtete stumm sein Gegenüber. SatelliteMan’s Kopie sah dem Original erschreckend ähnlich, wenn man von der dunkleren Farbgebung absah. Auch diese Kopie war schwarz-violett, was ein Indikator dafür war, dass dieser Navi von einem Dark Chip besessen war, auch wenn man von seinem Verhalten her nichts davon merkte. Dark Soul-SatelliteMan war ziemlich ruhig und schien sich auch mental auf den Kampf vorzubereiten. Er erwiderte MegaMan’s Blick mit einem eiskalten Starren.

Das Areal war nicht sonderlich groß oder gut ausgebaut, aber immer noch perfekt, um darin ein kleines Duell abzuhalten. Die Bodenplatten der quadratischen Plattform waren so angeordnet, dass sich dunkelrote Panels wie ein großes X über den sonst bläulichen Boden zogen. Außerdem waren die einzelnen Platten leicht durchsichtig und spiegelten beziehungsweise reflektierten ziemlich stark. Es sah aus, als würde sich eine Flüssigkeit in ihnen befinden, allerdings konnte dies auch nur auf die Distorsion des Glases zurückzuführen sein; für den eigentlichen Kampf aber auch völlig bedeutungslos!

Nachdem MegaMan sich mit seiner Umgebung gut genug vertraut gemacht und Lan das Kampfsetup beendet hatte, konnte es auch endlich losgehen!
 

„Auf geht’s!“, rief Lan und drückte auch schon den ersten Battle Chip in den Slot seines PETs. „MoonBlade, Slot-In!“

In MegaMan’s rechter Hand materialisierten sich drei kleine, messerartige Kunai-Klingen, die er in der geballten Faust zwischen den Fingern stecken hatte und ausgerüstet mit dieser Waffe auch gleich den ersten Angriff startete.

SatelliteManDS hielt sich vorerst noch zurück und beobachtete tonlos, wie sein Gegner einen hohen Sprung vollführte und während des Ausholens mit seinem Arm die Kunai-Klingen losließ, um sie direkt auf den dunklen Navi zuschießen zu lassen.

Doch als Antwort hierauf hob der Dark Soul-Navi nur seinen Arm und erzeugte eine unsichtbare Mauer vor sich, an der die kleinen Messer klirrend abprallten und sofort gelöscht wurden.

Verärgert landete MegaMan wieder auf den Füßen. Obwohl es erst vor wenigen Stunden gewesen war, als er gegen den echten SatelliteMan hatte kämpfen müssen, hatte er bereits dessen Fähigkeiten wieder vergessen. Aber langsam erinnerte sich der blaue Navi wieder. Das eben war wohl die Sound Barrier gewesen...

„Sinnlos...“, grollte der dunkle Navi mit tiefer Stimme. „Dark Satellite!“

Verwirrt schaute MegaMan nach oben, wohin sein Gegner mit den Armen deutete. Direkt über dem falschen SatelliteMan materialisierten sich plötzlich zwei zylinderförmige Satelliten mit rechteckigen Solarzellflügeln.

„Oh nein!“, erschrak Lan sogleich. „Pass auf, Mega!“

Und schon sprang der blaue Navi zur Seite, um sich über den Boden hinwegzurollen, damit er zwei Laserstrahlen entgehen konnte, welche die beiden fliegenden Viren losfeuerten. Doch so einfach auszuweichen sollte es auch nicht werden. Die beiden Satelliten ließen die rötlichen Energiestrahlen über den Boden wandern und zwar genau auf MegaMan zu, der grade dabei war sich wieder aufzurichten. Schmale, rötlich glühende Linien zogen sich qualmend über den Plattformboden, als die Laserstrahlen durch ihn hindurchschnitten und sich gezielt auf ihr Opfer zu bewegten.

„IceBall, Slot-In!!“, transferierte Lan neue Chipdaten zu seinem Navi.

Sofort holte MegaMan aus und schleuderte die blaue Eiskugel auf einen der beiden Satelliten-Viren, welcher darauf auch sofort zu einem festen Eisblock erstarrte, zu Boden fiel und laut scheppernd in tausende von kristallinen Splittern zersprang. Doch der andere Virus schoss weiter auf den blauen Navi und kaum hatte dieser den IceBall geschleudert, musste er sich selbst ein ganzes Stück nach vorn werfen, damit der Strahl ihn nicht zerteilte. Aber schnell hatte sich MegaMan wieder gefasst, brachte sich reflexartig in eine aufrechte Position und feuerte einen geladenen ChargeShot auf den fliegenden Virus, worauf dieser in einer feuerballartigen Explosion gelöscht wurde.

„Phew... Das wäre das.“, seufzte MegaMan erleichtert auf.

Doch kaum wiegte er sich für einen Moment in Sicherheit, spürte er auch schon einen heftigen Schlag, der ihn glatt wieder zu Boden beförderte. Der falsche SatelliteMan hatte sich von hinten herangeschlichen, um seinem Kontrahenten einen festen Schlag zu verpassen.

Noch ohne weiter zu zögern führte der Dark Soul-Navi seine Attacke fort. Er holte weit aus und rammte seinen Fuß in die Seite seines am Boden liegenden Gegners. Schmerzvoll schrie MegaMan auf, als er ein ganzes Stück weit weggetreten wurde.

„MegaMan? Alles okay??“, erkundigte sich Lan sofort nach seinem Navi, als dieser sich stöhnend wieder versuchte aufzurichten.

„Yup, ich bin in Ordnung.“, antwortete MegaMan mit entschlossenem Blick und wandte sich wieder seinem Gegner zu. „Machen wir ihn fertig!“

„Sinnlos...“, sprach SatelliteManDS in emotionslosem Ton und hob seinen Busterarm, an dem ebenfalls eine kleine Satellitenschüssel befestigt war.

„MettaurGuard, Slot-In!!“, schmiss Lan schnell einen Battle Chip in sein PET.

Kaum waren die Daten runtergeladen entfachte SatelliteManDS auch schon einen breiten Laserstrahl, den MegaMan allerdings mit seinem neu erhaltenen Schutzschild abwehren konnte. Doch im Gegensatz zu dem blauen Navi, überstand der Schutzschild diese Attacke nicht schadlos. In einem Feuerwerk aus Datenmaterial löschte sich der MettaurShield auch gleich wieder.

„Jetzt bin ich wieder dran!“, brüllte MegaMan und rannte mit einem Male auf seinen Gegner frontal zu.

Der falsche SatelliteMan versuchte sich zu verteidigen, aber die große Satellitenschüssel auf seinem Bauch war ein Hindernis für schnellere Bewegungen und so schaffte es der blaue Navi spielend seinen Gegner mit einem Bodycheck umzuwerfen.

„Sehr gut, weiter so!“, jubelte Lan. „WideBlade, Slot-In!”

MegaMan holte direkt mit dem breiten Schwert aus, nachdem es sich vollständig an seinem Arm materialisiert hatte und ließ die Klinge in einem Zug auf den Dark Soul-Navi niedersausen. Doch nicht nur zu MegaMan’s Überraschung löschte sich das WideBlade noch bevor es SatelliteMan erwischen konnte und zersprang klirrend in seine Bestandteile.

„Was zum…?”, erschrak MegaMan und fand sich einen Moment später schon auf seinem Hinterteil wieder, nachdem der Klon-Navi ihm die Beine weggezogen hatte.

„HighCannon, Slot-In!“, warf Lan blitzschnell einen weiteren Chip hinterher, als er sah, wie der Dark Soul-Navi zu einem Tritt ausholte.

Bevor der falsche SatelliteMan richtig zutreten konnte, war bereits die HighCannon an MegaMan’s Arm erschienen und der blaue Navi benutzte diese auch sogleich, um sich und seinen Gegner auseinander zu bringen. So dicht an SatelliteMan’s Körper aktiviert, war der Druck der HighCannon so stark, dass auch MegaMan nicht von seinem Effekt verschont blieb. Von einer donnernden Explosion wurden beide Kontrahenten durch die Luft gewirbelt und mehrere Meter weit auseinander geschleudert.

„Recovery, Slot-In!”, reagierte Lan sofort und heilte seinen Navi zunächst einmal, der sich auch rasch erholte und kaum nach seiner unsanften Landung wieder auf den Beinen war. Die Kopie des Satelliten-Navis hingegen benötigte scheinbar keinen Recovery-Chip, um sich zu erholen. Grummelnd stand der dunkle Navi da, als wäre nichts gewesen.

„Er hält ’ne Menge aus.“, stellte Lan fest.

„Yeah, aber das ist nicht das größte Problem.“, merkte MegaMan an. „Mein WideBlade wurde von seiner Sound Barrier abgewehrt. Die könnte uns noch ziemlich zu schaffen machen. Wenn wir dagegen nur etwas unternehmen könnten...“

„Er scheint sie aber nicht immer aktiviert zu haben. Gerade bei der HighCannon hat’s ihn auch ziemlich erwischt.“, bemerkte Lan.

„Vielleicht, weil er nicht mit einem Angriff gerechnet hat?“

Doch bevor Operator und Navi weiter darüber grübeln konnten, ging es auch schon weiter und der Dark Soul-Navi ließ zwei neue Satelliten-Viren am Himmel erscheinen, die ihre Laser auch schon aufluden, um MegaMan damit zu vaporisieren.

„Nicht schon wieder.“, seufzte Lan genervt. „Boomer, Slot-In!”

Schnell schleuderte der blaue Navi die Metallklinge los, um die beiden Viren zu eliminieren, bevor sie ihre Attacke starten konnten. Doch bevor der Boomer seine Opfer erwischen konnte, zersprang er auch schon wieder in seine Datenteilchen, als er an einer unsichtbaren Barriere abprallte.

„Verflixt! Er schützt die Viren mit der Sound Barrier!!“, schreckte Lan auf, aber da war es auch schon zu spät und sein Navi wurde von zwei heftigen Laserstrahlen von den Socken gefegt und gewaltsam zu Boden befördert. „MegaMan!!“

MegaMan versuchte wieder aufzustehen, die Zähne zusammengebissen vor Schmerz. Aber der falsche SatelliteMan zeigte kein Mitleid und griff direkt weiter an.

„Energy Charge!“, brüllte er mit tiefer Stimme und auf einmal fing die große Satellitenschüssel auf seinem Bauch an hell zu leuchten, als er damit begann unglaubliche Mengen an Energie in ihr zu konzentrieren.

„Aura, Slot-In!!“, aktivierte Lan in letzter Sekunde noch eine Barriere, um seinen Navi herum, doch auch diese sollte ihn nicht mehr schützen können.

SatelliteManDS entfachte einen heftigen Energiestrom, der gebündelt aus seiner Satellitenschüssel herausgesprossen kam und nicht nur die Aura sofort neutralisierte, sondern auch noch MegaMan davon fegte, als sei er lediglich ein Blatt Papier, das von einem Orkan erfasst wurde. Knapp vor dem Plattformrand, schlug der blaue Navi krachend auf dem Boden auf, wo er liegen blieb, ohne sich zu regen.

„Verdammt!“, fluchte Lan. „MegaMan? Bitte sag was! Alles okay mit dir?“

„Sieht’s etwa… so aus... als... wäre alles... okay mit... mir...??“, stöhnte Lan’s Navi mit letzter Kraft. Seine Hitpoints hatten sich fast vollständig aufgelöst.

„Einen Augenblick! Recovery, Slot-In!!”

Zwar wurden MegaMan’s Energiereserven dadurch schnell wieder aufgefrischt, allerdings nur knapp bis zur Hälfte. Der blaue Navi war immer noch ziemlich angeschlagen und hatte arge Probleme sich wieder hoch zu bekommen.

„Was jetzt?”, fragte er hilflos seinen Operator, als er SatelliteManDS und die beiden fliegenden Viren auch schon näherkommen sah.

„Ich weiß nicht... Vielleicht sollten wir langsam mal eine Soul verwenden. Die Frage ist nur welche?“, begann Lan zu überlegen.

„Da diese Sound Barrier ziemlich stark zu sein scheint, benötigen wir etwas mit enorm viel Power. BattleSoul?“, schlug MegaMan vor.

„Testen wir’s! Aktiviere Soul-Unison! BattleSoul!!”, legte Lan auch gleich los.

MegaMan’s Körper wurde von einem hellen Licht umschlossen und innerhalb eines Wimpernschlags hatte er sich auch schon vollständig verändert. Sein Körper war nun mit einer wuchtigen Panzerung überdeckt und seine beiden neuen Buster wurden von einer spürbar unglaublichen Energie durchströmt. Der blaue Navi sah nun fast genauso aus, wie Gregory’s BattleMan!

„Okay, probieren wir’s auch gleich mal! ShatterGun!!“, zündete MegaMan seine beiden Armkanonen und feuerte zwei hallende Plasmaladungen auf seine Gegner.

„Das sollte funktionieren.“, lächelte Lan. „Letztes Mal war das auch genug, um die Sound Barrier zu überwinden.“

Doch dieses Mal sollte es nicht so sein. Zwar war SatelliteMan’s Kopie leicht erschrocken über diesen plötzlichen Angriff, doch um die Sound Barrier zu penetrieren war es noch lange nicht genug! Die beiden Geschosse zersprangen vor den Satelliten-Viren und blieben schlichtweg wirkungslos.

„Jetzt sitzen wir in der Scheiße.“, zuckte MegaMan zusammen.

Lan biss sich vor Wut auf die Unterlippe. Er hatte wieder komplett vergessen, dass dieser Dark Soul-Navi ja durch einen Dark Chip gestärkt war und seine Attacken somit auch um einiges kraftvoller sein mussten, als die des echten SatelliteMan! Allem Anschein nach hatte sich Lan wohl wirklich etwas zu früh gefreut...

Wieder begannen die beiden schwebenden Viren neue Energien zu sammeln, für einen weiteren Laserangriff, während SatelliteManDS wortlos unter ihnen stand und ihnen deutete, wohin sie schießen sollten.

„Was jetzt??“, geriet Lan’s Navi leicht in Panik.

„Einen Moment, lass mich kurz nachdenken!“, entgegnete Lan ebenso aufgeregt und wusste selbst nicht, was jetzt passieren sollte. Schwitzend überflog er seine Battle Chip Sammlung und hielt Ausschau nach irgendetwas, was ihm und MegaMan vielleicht die Köpfe aus der Schlinge ziehen konnte. Doch da entdeckte er auch schon etwas! Der Battle Chip, den Mayl ihm vor nicht allzu langer Zeit geschenkt hatte und wo er bis heute noch immer nicht wusste, was sie ihm damals damit sagen wollte... RollArrow! Einen Versuch war es jedenfalls wert! „Okay, hier! RollArrow, Slot-In!”, transferierte Lan auch schon dessen Daten. „Bitte Mayl… ich zähl auf dich.“, murmelte er leise und beobachtete gespannt seinen PET-Screen, wo MegaMan’s Buster sich bereits verwandelten.

Beide Armkanonen transformierten sich in mechanische Bögen, in die jeweils ein schmaler Pfeil mit herzförmiger Spitze eingespannt war. Eigentlich sahen die beiden Bögen eher wie Armbrüste aus, doch der Effekt wäre nach wie vor der gleiche. Also zielte MegaMan, da er sonst keine andere Wahl hatte, auf die beiden Satelliten-Viren, die scheinbar bereit zum Feuern waren und schoss die Pfeile ab, ehe seine Gegner zum Angriff kommen konnten.

Emotionslos verfolgte der falsche SatelliteMan die beiden Pfeile mit seinem Blick und sah zu, wie diese durch die Sound Barrier durchbrachen und sich mit ihren herzförmigen Spitzen in die mechanischen Augen der Satelliten bohrten, welche auch sofort gelöscht wurden!

„Es hat geklappt!!“, konnte Lan es nicht fassen.

Auch MegaMan war recht erstaunt, da er nicht geglaubt hatte, dass die RollArrows wirklich in der Lage wären die Sound Barrier zu durchbrechen. Aber immerhin war es ausnahmsweise mal eine positive Überraschung!

Auch der Klon-Navi war leicht irritiert, aber mehr auch nicht. Langsam schritt er auf MegaMan zu, bis die beiden nur noch wenige Meter auseinander standen. Mit düsterem Blick starrte er seinem Gegenüber tief in die Augen.

„Zu Ende... bringen...“, stöhnte der Dark Soul-Navi, als er seinen SatelliteBuster hob und diesen genau auf MegaMan richtete. „Dark Sound!“

„MegaMan!! Pass auf, du darfst nicht-“

Doch MegaMan war nicht mehr in der Lage zu Ende zu hören, wovor Lan ihn warnen wollte, denn plötzlich überdeckte alles ein lauter, ziemlich hoher, pfeifender Ton. Es war eine Art schrilles Quietschen, was so laut war, dass MegaMan’s Akustiksensoren sofort zu schmerzen begannen und der grüne Navi auf die Knie fiel, die Hände an seine Ohren gepresst.

„Mist!“, grummelte Lan wütend.

Beim letzten Mal hätte dieser Angriff MegaMan fast das digitale Leben gekostet. Die Sound Wave des originalen SatelliteMan war schon ein echtes Problem gewesen, aber da diese Kopie hier auch noch von Dark Chips gestärkt wurde... Lan wollte sich nicht ausmalen, wie es für seinen Navi jetzt sein und wie dieses schreckliche Pfeifen in dessen Ohren schallen musste, welches Lan schon gedämpft über sein PET zu hören bekam.

Schreiend ging MegaMan vollständig zu Boden und begann sich hin- und herzuwälzen. Egal was er tat, er konnte seine Konzentration aber nicht von diesem ohrenbetäubenden Lärm richten. Dazu tat es viel zu sehr weh! Auch die BattleSoul hatte sich mittlerweile aufgelöst, da der nun wieder blaue Navi, die Konzentration einfach nicht mehr halten konnte.

Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen beugte sich der falsche SatelliteMan nach unten und führte die Antenne seines SatelliteBusters näher an die Akustiksensoren seines wimmernden Opfers.

Letztes Mal hatte MegaMan sich noch so sehr zusammenreißen können, dass er, trotz des Schmerzes, SatelliteMan niederstrecken konnte, doch dieses Mal würde ihm dies sicher nicht gelingen. Seine Finger verkrampften sich bereits, als er sie immer fester um die rundlichen Sensoren an seinem Helm presste, doch gedämpft wurde der Schall dadurch nicht im geringsten. Stattdessen hatte MegaMan das Gefühl, ihm könnte jeden Augenblick der Kopf platzen, obwohl er nicht sagen konnte, dass er darüber nicht etwas froh gewesen wäre...

„Keine Sorge, ich hol dich da raus, Mega.“, murmelte Lan, als er angestrengt darüber nachdachte, was er tun konnte. Er musste einen Chip verwenden, der auch treffen würde, ohne dass MegaMan ihn dazu einsetzen musste. Aber gab es überhaupt solch einen Chip? Und selbst wenn... War dieser überhaupt in Lan’s Besitz? Doch dann kam dem jungen Operator schlagartig eine andere Idee! Vielleicht würde die SatelliteSoul ja etwas bringen? Eventuell würde sie MegaMan ja sogar Immunität gegen SatelliteMan’s Schallwerfer geben? Er musste es einfach versuchen! „Aktiviere Soul-Unison! SatelliteSoul!!“

Und erneut wurde MegaMan von einem hellen Lichtkegel verschluckt. Der Dark Soul-Navi schreckte etwas zurück, brach seinen Angriff allerdings nicht ab, als er zusah, wie MegaMan’s Äußeres sich verwandelte. Kaum einen Augenblick später sah der blaue Navi ebenso aus, wie SatelliteMan, mit einer großen Satellitenschüssel auf den Bauch geschnallt.

„Und, klappt es??“, fragte Lan ungeduldig.

Allem Anschein nach ging diese Taktik wirklich auf! Abrupt hörte MegaMan auf zu schreien und öffnete seine Augen wieder. Verwundert sah er sich um. Alles wirkte leicht unklar, doch dann erkannte er die Umrisse seines Gegners, dessen Erscheinungsbild langsam deutlicher wurde. Die Kopie war immer noch nach unten gebeugt und hielt die, an dem Buster befestigte Satellitenschüssel, MegaMan direkt ins Gesicht.

„Tja, scheint nicht so, als würden mir deine Schallwellen noch etwas anhaben können.“, lächelte Lan’s Navi, ganz zur Erleichterung seines Operators.

Reflexartig winkelte MegaMan seine Beine an und mit etwas Schwung brachte er sich schnell wieder in eine vollkommen aufrechte Position, wobei er den falschen SatelliteMan gleich umstieß.

„Klasse, Lan! Du denkst ja doch mit!“, freute sich Lan’s Navi und musste seinem Operator erst mal seinen Dank aussprechen. „Vielen Dank! Ich höre überhaupt nichts mehr von diesen Schallwellen. Es ist, als wenn sie einfach aufgehört haben, nur dass ich ihre Schwingungen immer noch in meinem Körper spüren kann!“

„Kein Problem!“, entgegnete Lan, dem sichtlich ein Stein vom Herzen fiel. „Damit wäre Problem Nummer zwei auch schon gelöst. Jetzt müssen wir uns nur noch dieser Kopie selbst entledigen und dann haben wir’s geschafft!“

„Yeah!“, war MegaMan nun auch vollkommen entschlossen und machte sich zur nächsten Runde bereit, während sein Gegner gerade dabei war wieder aufzustehen.

„Noch nicht vorbei! Kämpfe!!“, brüllte der Dark Soul-Navi, der nun langsam aber sicher ziemlich in Rage geriet und einem außer Kontrolle geratenen Dark Soul-Navi immer ähnlicher wurde. Er hob seine beiden Arme und kaum eine Sekunde später erschienen zwei neue Satelliten-Viren über seinen Schultern. „Löschen!!“

„Oh nein, nicht schon wieder!“, knurrte Lan.

„Keine Sorge. Der RollArrow ist zwar verschossen, aber ich denke, das schaffen wir auch so.“, sprach MegaMan jedoch.

„Meinst du?“, fragte Lan unsicher.

„Haben wir eine Alternative?“, grinste MegaMan ironisch und hielt sich für alles bereit.

„Na toll...“, seufzte Lan und überlegte einmal mehr, wie er seinem Navi aus dieser Situation heraushelfen konnte.

„Laser Beam!!”, hallte aber auch schon SatelliteManDS’ Stimme durch das Areal, als er seinen beiden schwebenden Helfern den Feuerbefehl gab.

Doch den Laserstrahlen entkam MegaMan mit ein paar geschickten Bewegungen, obwohl es, dank der großen Satellitenschüssel auf seinem Bauch, gar nicht so einfach war sich vernünftig zu bewegen. Lan dachte unterdessen weiter nach. Was sollte jetzt geschehen? Deaktivieren konnte er die SatelliteSoul jedenfalls nicht, da so sein Navi wieder dem Schallgeräusch hilflos ausgeliefert wäre. Aber solange die SatelliteSoul aktiviert war, war das Angreifen auch etwas problematisch. Somit befanden sich die zwei nun in einer Zwickmühle!

„Lan! Vielleicht sollten wir-“, wollte MegaMan plötzlich einen Vorschlag machen, doch ehe er ausreden konnte, wurde er auch schon von einem Laserstrahl erwischt, der ihn förmlich umriss. Er war also wirklich zu unbeweglich, um optimal ausweichen zu können...

„Mega!“, erschrak Lan, als er merkte, dass die Soul durch den heftigen Treffer instabil wurde und langsam begann auseinander zu gehen.

Der dunkle Navi hingegen war aber sichtlich erfreut hierüber. Laut lachend ging er auf seinen Gegner zu und als sich die SatelliteSoul vollständig aufgelöst hatte, richtete er seinen Buster erneut auf MegaMan, um diesen neuen, noch lauteren Schallwellen auszuliefern.

„LAAAAAN!!“, schrie der blaue Navi, als es in seinem Innenohr wieder unerträglich zu schmerzen begann.

Sprachlos starrte Lan auf sein PET. Was sollte er denn jetzt noch machen??

Immer noch lachend hob der Dark Soul-Navi seinen anderen Arm, um die beiden Satelliten-Viren herbeizurufen. Während er selbst MegaMan mit den Schallwellen außer Gefecht setzte, deutete er seinen zwei fliegenden Helfern dem blauen Navi den Gnadenstoß zu verpassen.

„Nein!!“, rief Lan fassungslos.

„DoubleBlade!!“

Doch plötzlich geschah etwas vollkommen unerwartetes! Nun war es SatelliteManDS, welcher vollkommen fassungslos aus der Wäsche schaute. Das Gesicht verzerrt, starrte er auf seinen Busterarm, von dem die kleine Satellitenschüssel mit der er die Schallwellen ausgesandt hatte, mit einem Male abgetrennt war! Lauter Datenteilchen sprudelten aus seinem Arm heraus und als er sich zornig umblickte, bemerkte er einen neuen Navi, der sich wohl gerade erst ins System eingeloggt haben musste.

Er besaß ein ziemlich dicke, grünliche Panzerung, war zwar nicht allzu groß, wirkte dafür aber ziemlich stark. Elegant schwang er die beiden Schwertklingen auseinander, die an seinen Busterarmen befestigt waren und überkreuzte sie vor seiner Brust.

„B-BattleMan?!”, erkannte Lan den Navi auf Anhieb wieder.

„Und ich bin auch hier, Lan!“, erklang nun auch Gregory’s Stimme, der sich auf einmal im selben Raum wie Lan befand.

„Gregory? Dann heißt das…?”, begann Lan und seine Augen leuchteten dabei auf.

„Yup, die Kavallerie ist eingetroffen!“, grinste der braunhaarige Junge und schloss gleich sein PET am Laptop an, so dass er seinen Navi wieder mit neuen Chipdaten versorgen konnte. „Machen wir ihn gemeinsam fertig, was?“

„Yeah!“, stimmte Lan zu, überaus froh seinen Freund nun hier zu haben. So wie Gregory ihn schon des öfteren aus Freude heraus umarmt hatte, hätte nun Lan gern seine Freude so zum Ausdruck gebracht. Doch dazu war später auch noch Zeit!

„Hier, nimm den!“, holte Gregory einen Battle Chip aus seiner Hosentasche, den er Lan in die Hand drückte.

Verwundert schaute Lan den Chip kurz an und schmiss ihn dann auch direkt in sein PET. Es war ein Special Recovery! Und so wie der Name des Chips es auch schon vermuten ließ, füllte er MegaMan’s Hitpoints bis über die Hälfte wieder auf.

Nun da der Schall vorüber und er selbst gestärkt war, stand MegaMan gleich wieder auf und hatte sich auch recht schnell wieder erholt. Als er seinen Freund mit den beiden erhobenen Schwertern erblickte, breitete sich auch auf MegaMan’s Gesicht ein breites Grinsen aus.

„Zerlegen wir den Kerl in seine Einzelteile.“, sprach BattleMan und holte mit seinen Schwertklingen zum Angriff aus.

„Yup, bringen wir’s nun wirklich zu Ende!“, stimmte der blaue Navi zu und aktivierte seinen Buster.

SatelliteMan’s Klon schien der einzige zu sein, dessen Blick immer düsterer und hasserfüllter wurde. Wütend gab er mit seinem anderen Arm Befehle an die Viren, sich um die zwei Navis zu kümmern, während er selbst sich zunächst etwas zurückzog.

„Dann machen wir erst mal diese Nervensägen fertig! Los, Mega!“

Und auf den Befehl seines Operators hin, richtete MegaMan seinen Buster auf den nächstgelegenen Virus und gab einen aufgeladenen ChargeShot ab. Doch dieser prallte an der Sound Barrier sofort wieder ab, die SatelliteManDS um seine kleinen Helfer geschaffen hatte.

„Oh nein, das hatte ich schon wieder vergessen...“, grummelte der blaue Navi wütend.

„Keine Sorge, überlasst das uns!“, mischte sich nun Gregory ein und tippte einige Befehle auf seinem PET ein.

BattleMan deaktivierte die beiden Schwerter an seinen Armen, um seine beiden kraftvollen Buster wieder zum Einsatz bringen zu können.

„Das klappt nicht! Mega und ich haben’s schon versucht!“, wandte Lan allerdings direkt ein.

„Das mag sein, aber du vergisst, dass BattleMan’s Buster immer noch etwas stärker sind als die von MegaMan, wenn er unsere BattleSoul verwendet und hinzu kommt noch die Tatsache, dass BattleMan’s Standardattacken durch Sektor’s Power Up einen enormen Kraftschub erhalten.“, zwinkerte Gregory lächelnd und deutete seinem Navi weiter fortzufahren.

„ShatterGun!!“, brüllte BattleMan, als er auch schon zwei gewaltige Energiegeschosse von sich gab, welche die beiden Viren in einem Schlag vollkommen ausgelöscht hatten!

„Unglaublich...“, staunte Lan.

„Siehst du? Hab’s doch gesagt.“, zuckte Gregory mit den Achseln. „Dann bleibt jetzt nur noch SatelliteMan selbst!“

Etwas entmutigt von der plötzlichen Überzahl seiner Gegner, trat der dunkle Navi ein paar Schritte zurück, als MegaMan und BattleMan näher auf ihn zugetreten kamen. Doch aufgeben wollte er trotzdem nicht!

„Energy Charge!“, grollte er, als er neue Energie in der Satellitenschüssel auf seinem Bauch sammelte, um noch einen Laserangriff zu starten.

„Dieses Mal nicht!“, wandte Lan aber ein. „Jetzt sind wir wieder dran! CurseShield, Triple-Slot-In!!”, rammte der Operator gleich drei Battle Chips auf einmal in sein PET. „Das hier wird hoffentlich ausreichen... Program Advance! Endless Curse!!”

Helles, violettes Leuchten umgab MegaMan’s Arme, als er sie SatelliteMan entgegenstreckte.

Leicht beunruhigt sahen Gregory und BattleMan zu wie der dunkle Navi seine Attacke ausführte, während bei MegaMan hingegen gar nichts geschah. Ein breites Energiebündel wurde aus der großen Satellitenschüssel gefeuert, genau auf den blauen Navi zu!

„Trottel!“, lachte Lan siegessicher. „Durch deinen Angriff erst aktivierst du unseren Program Advance!“

Bevor SatelliteMan’s Strahl MegaMan erwischen konnte, materialisierte sich plötzlich ein großer, dicker, rechteckiger Schutzschild vor Lan’s Navi, bemalt mit einer hässlichen, bösartigen Fratze. Der komplette Energy Charge wurde vom CurseShield absorbiert und kaum hatte dieser die vollständige Energie verschluckt, breitete er zwei winzige, klauenartige Arme aus und schoss blitzschnell auf den falschen SatelliteMan zu, der keine Zeit mehr hatte auszuweichen. Das CurseShield klammerte sich an ihn und begann mit seinem großen Maul, den Dark Soul-Navi einfach aufzufressen. Zuerst zerbiss er ihm die große Satellitenschüssel auf dem Bauch und fraß sich anschließend in den Bauch selbst hinein. Überall schossen Datenteilchen durch die Gegend und SatelliteMan’s Klon begann qualvoll zu schreien, als er langsam und schmerzvoll aufgefressen wurde. Das CurseShield ließ keinen Krümel mehr von ihm übrig und löschte sich nach vollendeter Arbeit selbst...
 

„Das war’s!“, freute sich Lan und brach gleich in lautem Jubel aus.

Auch Gregory zeigte seine Freude und beide schlugen siegreich ihre Fäuste aneinander.

„Vielen Dank, Greg!“, musste sich Lan erst einmal richtig bei seinem Freund bedanken.

„Ach, kein Problem... du hast mir auch schon oft genug aus der Patsche geholfen...“, wurde Gregory leicht verlegen und fasste sich verschämt an den Hinterkopf.

„Das wäre dann Schlüsselkarte G.“, ließ Lan aber auch keine Zeit verstreichen und nahm die nächste Karte, aus der nun geöffneten schwarzen Box. „Damit müssen wir jetzt noch Karte H holen und dann werden wir endlich Shadow gegenüberstehen. Davon bin ich dieses Mal wirklich fest überzeugt!“, steckte der aufgeregte Junge die Karte auch gleich in seine Hosentasche. „Na ja, aber wie dem auch sei... Du hast es bis nach hier oben geschafft? Bedeutet das, die anderen sind jetzt auch alle hier?“, wollte Lan nun aber von Gregory wissen.

„Na ja, fast. Nachdem ich Jim’s Mail bekommen hatte, haben ich und BattleMan sofort beschlossen herzukommen. Es gab ein paar Probleme... sorry deswegen, ansonsten wären wir wohl früher da gewesen... Aber jedenfalls bin ich nun hier!“, begann Gregory zu erklären. „Die anderen Officials, die mit mir gekommen waren, sind mit denen, die Jim bei sich hatte, momentan damit beschäftigt einige von Shadow’s Leuten gefangen zu nehmen und abzuführen.“

„Wirklich?“, fragte Lan erstaunt.

„Yup. Zwei haben sich freiwillig gestellt. So ein blauhaariger Kerl und noch ein anderer. Kinoshita war sein Name. Nachdem wir ihn entdeckt hatten, ließ er sich widerstandslos abführen. Takashi zu schnappen war hingegen etwas schwieriger, aber er wurde auch schon weggeschafft.“

„Aber Smoke habt ihr nicht geschnappt, oder??“, fiel Lan direkt auf, wer da noch fehlte.

„Smoke? Ehm... Also außer den dreien, die ich eben genannt habe, war kein anderer dabei.“, antwortete Gregory leicht verdutzt.

„Ach so... Na gut.“, murmelte Lan enttäuscht. Also trieb dieser Mistkerl immer noch irgendwo im Tower sein Unwesen...

„Jedenfalls...“, fuhr Gregory schließlich fort. „Jim ist gerade dabei Dr. Shepard zu helfen. Die beiden scheinen einige Schwierigkeiten mit diesem ChainMan zu haben, aber Jim versicherte mir, sie würden klarkommen. Die Fahrstühle werden jetzt von den anderen Officials gesteuert, die mit uns den Turm gestürmt haben. Der Rest fehlt noch... also eigentlich Chaud und seine komplette Gruppe.“

„Chaud und seine Leute fehlen? Weißt du denn, was da los ist?“

„Leider nein.“, seufzte Gregory mit besorgtem Blick. „Wir haben keinen Kontakt mehr zu ihnen gehabt. Irgendwie fehlt von ihnen jede Spur. Aber ich schätze mal PolarMan macht ihnen Schwierigkeiten. Er hatte auch mich und BattleMan mit einigen Fallen davon abgehalten, früher hier einzutreffen.“

„PolarMan...“, murmelte Lan nachdenklich. „Ich denke, wenn dem wirklich so ist, sollten wir etwas dagegen unternehmen.“

„Und was?“, fragte Gregory überrascht.

„Na was wohl? Wir machen PolarMan fertig, so dass er die anderen nicht mehr aufhalten kann mit irgendwelchen Fallen!“

„B-Bist du dir da wirklich sicher?! D-Du weißt doch, was letztes Mal geschehen ist... Wir haben nicht die Macht einen Navi wie PolarMan zu besiegen!!“, wandte Lan’s ängstlicher Freund direkt ein und hiebartig wurde ihm wieder ziemlich unwohl zumute.

„Schon, aber seit unserem letzten Kampf sind wir um einiges stärker geworden.“, war Lan jedoch zuversichtlich.

„Seit unserem letzten Kampf?! Du weißt, dass der erst gestern war!“, war Gregory vollkommen geschockt über Lan’s Wagemut.

„Ja klar! Aber gestern hatten wir noch nicht Sektor’s Power Up und ich und Mega waren da auch noch nicht im Besitz der SektorSoul. Mit deren ElecBlade haben wir einen elementaren Vorteil und da sie die Standardattacke der Soul ist, erhält sie durch das Power Up einen ordentlichen Kraftboost. Du wirst sehen... wird schon schief gehen.“

„Und gerade das befürchte ich... du bist heute übermutiger denn je, hab ich das Gefühl.“, lächelte Gregory verzweifelt, aber ihm war eh klar, dass es keine Möglichkeit gab, Lan noch umstimmen zu können. „Also gut...“

„Yup! Das passt schon. Mach dir doch nicht ständig solche Sorgen. Haben wir auch sonst eine andere Wahl? Um gegen Shadow kämpfen zu können, müssen wir erst einmal seinen Commander aus dem Weg räumen. Denn wenn wir schon an PolarMan scheitern werden, hat dieses gesamte Unterfangen überhaupt keinen Sinn mehr. Und da wir momentan eh nicht mehr viel zu verlieren haben und es nun alles oder nichts heißt, können wir also ruhig wagen, von dem wir nicht wirklich überzeugt sind es zu schaffen.“

„Du bist wie immer sehr aufbauend, Lan.“, lachte nun der blaue Navi aus dem PET heraus.

„Ihr seid doch auch meiner Meinung, oder?“

„Da du dich entschieden hast, haben wir eh keine andere Wahl mehr.“, stimmte MegaMan schon zu.

„Ich hab auch noch ein Hühnchen mit diesem Eiswürfel zu rupfen.“, war auch BattleMan dafür.

„Okay, okay... Ihr habt mich ja schon überzeugt.“, atmete Gregory tief aus, auch wenn man ihm seine Überzeugung nicht wirklich anhören konnte.

„Okay, dann... MegaMan! Jack-Out!“, loggte Lan seinen Navi auch schon aus.

„Du auch, BattleMan. Jack-Out!“, tat Gregory es ihm gleich.

So schnappten sich die beiden Jungs ihre PETs und bewaffnet mit der nächsten Schlüsselkarte, verließen sie diesen Büroraum, um sich dem nächsten Raum zu widmen. Dem Raum, in dessen Netzwerk PolarMan schon auf sie wartete...
 

Ein eiskalter Windhauch blies dem Commander von Shadow’s Net-Navi-Armee ins Gesicht, als er seinen eisigen Körper grade rückte und eine majestätische Haltung auf seinem Thron einnahm. Überall um ihn herum war es vollkommen zugeschneit und noch immer fielen jede Menge, perlweißer Schneeflocken vom Himmel, die eine dünne Schicht aus pulvriger Substanz über den zugefrorenen Plattformboden ausbreiteten.

„SatelliteMan wurde also gelöscht...“, murmelte der Eis-Navi.

Vor nur wenigen Sekunden hatte er gespürt, wie der Lebensfunke des Klon-Navis im Kampf gegen MegaMan erloschen war. Aber nicht nur gegen MegaMan... wie es aussah, hatte sich erneut ein weiterer Gefährte an Lan’s Seite geworfen und nun waren sie zu zweit. Gregory Toriyama und Lan Hikari... Exakt das selbe Duo, welches schon gestern versucht hatte PolarMan in einem Kampf zu bezwingen. Ob sie wirklich glaubten, sie könnten dieses Mal das Blatt herumreißen und dem bevorstehenden Kampf ein anderes Ende geben, als dem gestrigen?

Seufzend streckte PolarMan seine müden Glieder aus. Alle hatten versagt... Darkling, PropellerMan, SmokeMan, BeetleMan, ChainMan, VoltMan und selbst die beiden Kopien von SatelliteMan und BlazeMan, welche Shadow mit modernster Technik und einer Kombination aus Dark Chips und speziellen Selbsterhaltungsprogrammen geschaffen hatte, so dass sie nicht außer Kontrolle gerieten, wie die anderen Navis, nachdem sie einmal einen Dark Chip eingesetzt hatten. So blieb also nur noch der Commander höchstpersönlich.

PolarMan konnte aber nicht behaupten, dass er sich nicht auf die bevorstehende Begegnung freuen würde. Zwar hatten Lan und Gregory beim letzten Mal verloren... aber solche Gegner wie BattleMan und MegaMan hatte er zuvor noch nie gehabt. Beinahe wäre Lan es ja auch gelungen den eiskalten Navi zu löschen, mithilfe dieses Giga Chips ’HolyDream’. Vielleicht würde dies ja doch eine ganz interessante Begegnung werden, zumal PolarMan nicht vor hatte einen Dark Chip zu verwenden, so wie seine Vorgänger. Für ihn ging es hier um viel mehr, als nur den unbedingten Sieg im Kampf! Vor allem spielte seine Ehre und sein Stolz als Kämpfer hierbei eine große Rolle.

„Also gut!“, brüllte der Eis-Navi mit lauter Stimme durch das Areal. „Ich warte auf euch! Kommt nur her!!“
 

Kurz bevor Lan die Schlüsselkarte durch den Kartenleser ziehen konnte, schreckte er plötzlich auf. Hatte er sich das nur eingebildet oder hatte er gerade tatsächlich PolarMan’s Stimme gehört?

„Was ist los?“, wollte Gregory direkt wissen, der allem Anschein nach wohl nichts dergleichen gehört hatte.

Verwundert sah Lan zu seinem Freund rüber, welcher fragend zurück schaute.

„Ehm, nichts... Schon gut.“, wandte Lan sich wieder zur Tür herum. Er war sich sicher gewesen PolarMan’s Stimme gehört zu haben. Oder war er vielleicht wirklich schon so sehr aufgeregt, dass er sich das doch nur eingebildet hatte? „Dann wollen wir mal.“, sprach er aber endlich, nachdem er mithilfe der Schlüsselkarte den Büroraum geöffnet hatte.

Gemeinsam traten die beiden Jungs in den ziemlich großen Raum ein. Er war sehr kunstvoll und malerisch eingerichtet. Der Raum erinnerte eher an das Arbeitszimmer irgendeines reichen, eingebildeten Schnösels. Zumindest schoss dies Lan als erstes durch den Kopf.

Ein langer roter Teppich führte von der Tür aus bis zu einem Schreibtisch, der auf einer etwas höheren Ebene lag, so dass man zwei flache Stufen zu ihm hinauftreten musste. Der Boden war nicht aus Marmor, wie bisher, sondern aus glänzendem Parkett. Den Teppich entlang standen ein paar große, ovalförmige Vasen mit seltsamen Malereien darauf, sowie ein paar ziemlich exotische Pflanzen mit bunten Blüten, welche Lan noch nie zuvor gesehen hatte. Ein Duft von Pflanzen und Holz vermischte sich in dem großen Raum. Er war zwar nicht unangenehm, aber ein klein wenig gewöhnungsbedürftig. An der Fensterseite hatte man auch hier einen wundervollen Panoramablick nach draußen, wo sich das Unwetter nun fast ganz aufgelöst hatte und der Himmel wieder klarer wurde. Endlich kam wieder sein sommerliches, strahlendes Blau zur Geltung und erzeugte auch gleich eine viel freundlichere Atmosphäre.

Nebeneinander traten die beiden jungen Operatoren den langen Teppich entlang und stiegen die schmalen Stufen hinauf zum Schreibtisch, auf dem ein einsatzbereiter Laptop aufgestellt war, sowie die letzte schwarze Box, in dessen Inneren auch schon die endlich letzte Schlüsselkarte zu sehen war. Lan war sich absolut sicher, dass dies hier das letzte Netzwerk sein musste, welches sie zu überwinden hatten, bevor sich endlich Mr. Shadow zeigen würde. Ein letztes Mal sollte es also ums Ganze gehen, bis Lan endlich herausfinden würde, wer derjenige war, der für all das Chaos in den letzten Wochen verantwortlich war!

„Okay! Bist du bereit, Greg?“

„Yup, von mir aus kann’s losgehen!“, bestätigte der noch immer etwas unsichere Junge und holte sein PET wieder hervor.

„Jetzt bin ich wirklich gespannt... Bei dir auch alles bereit, Mega?“, fragte Lan auch noch einmal nach dem Befinden seines Navis.

„Klaro! Und nicht nur bei mir! Dash geht’s mittlerweile auch wieder prima und er möchte am liebsten gleich wieder mitkommen, hab ich das Gefühl.“, lächelte MegaMan, als er sich vor einer erneuten Knuddelattacke seines Virenfreundes in Acht nehmen musste. Dash schien ziemlich aus dem Häuschen zu sein.

„Dann wollen wir ihn auch nicht enttäuschen. Jede Hilfe ist uns recht.“, musste auch Lan nun lachen und zog das Verbindungskabel seines PETs hervor.

„Dann lasst uns dem Kerl jetzt fix in den Hintern treten, damit wir diese Sache hier endlich zu Ende bringen können!“, meldete sich nun auch BattleMan zu Wort, der scheinbar auch extrem ungeduldig war.

„Okay... Jack-In, MegaMan! Execute!!”, loggte Lan seinen Navi auch schon ein.

Wie immer tat Gregory es seinem Vorbild gleich und schickte BattleMan auch direkt hinterher.

„Du auch, BattleMan! Jack-In, Execute!!“

Und während PolarMan seine beiden Gegner bereits erwartete, entwickelte sich eine unangenehme Spannung in Lan und Gregory, da sie keineswegs wussten, wie dieser Rückkampf ausgehen würde. Während Lan immer noch der Meinung war, sie hätten dieses Mal bessere Chancen, hatte Gregory eher das Gefühl noch viel unvorbereiteter auf diesen Kampf zu sein, als noch einen Tag zuvor. Nur noch PolarMan trennte die beiden jungen Operatoren von Shadow. Waren sie dieser letzten Hürde ebenfalls gewachsen?

Determination

Nach einem recht harten Kampf gegen die Kopie SatelliteMan’s, hatten Lan und MegaMan es geschafft den Dark Soul-Navi mit einem mächtigen Program Advance außer Gefecht zu setzen und ihn zu löschen. Nicht zuletzt gelang es ihnen durch die Hilfe von Gregory und BattleMan, welche nun endlich die obersten Stockwerke erreicht hatten. Somit waren alle Freunde wieder vereint! Zumindest fast... Während Jim mit seinem GeyserMan half gegen ChainMan vorzugehen, da Dr. Shepard und MeteorMan ihn noch immer nicht besiegt hatten, fehlte immer noch jede Spur von Chaud und seiner Official-Truppe. Die Officials die Lan und Gregory begleitet hatten, waren damit beschäftigt Leute von Shadow abzuführen, die sich ergeben hatten oder die Fahrstühle zu steuern, worum sich vorher GeyserMan und Jim gekümmert hatten, doch von den anderen war weder was zu sehen, noch zu hören. Gregory vermutete allerdings, dass Chaud und seine Leute in Fallen geraten waren, die PolarMan überall im Tower gestellt hatte, um zu verhindern, dass all die anderen Lan erreichen würden, um ihm zu helfen. So beschloss Lan ohne zu zögern etwas dagegen zu unternehmen, indem sie PolarMan höchstpersönlich konfrontierten! Der Commander von Mr. Shadow’s Navi-Armee war der einzige Gegner, der noch übrig geblieben war. Er bildete die letzte Hürde, welche den Weg zu Shadow persönlich blockierte. Sobald PolarMan besiegt sein würde, wäre endlich der Weg frei und der finale Kampf könnte beginnen!

Lan war sichtlich entschlossen. Je näher es dem Finale ging, umso sicherer wurde er. Und auch wenn er und Gregory einen Tag zuvor schon nicht die geringste Chance gegen PolarMan gehabt haben, wollte er es dennoch um jeden Preis versuchen. Es gab nichts mehr zu verlieren, sondern nur noch zu gewinnen. Also überredete Lan seinen etwas ängstlichen Gefährten in den letzten Büroraum einzutreten und dort ihre Navis einzuloggen, in das allerletzte Computersystem, in dem PolarMan schon auf sie wartete...

PolarMan freute sich ebenfalls sehnsüchtig auf die Revanche seiner Gegner.

Wer würde diesen Kampf gewinnen? Hatten MegaMan und BattleMan doch eine geringe Chance, oder würden sie wieder so sehr in den Boden gestampft werden, wie im vorhergegangenen Kampf? Es wurde Zeit dies endlich herauszufinden...
 

Nachdem der Datentransfer vorüber war, standen MegaMan und BattleMan in der Mitte einer einfachen, großen Plattform. Dash erschien kurze Zeit nach ihnen. Da es dem Fishy-Virus wieder besser ging, hatte Lan beschlossen ihn auch mitgehen zu lassen.

Der Boden war restlos gefroren und eiskalt. MegaMan liefen sogleich erste Schauer über den Rücken und er bekam eine richtige Gänsehaut bei der enormen Kälte. Sein Atem dampfte in der kalten Luft und seine Füße bewegten sich unsicher auf dem glatten Eisboden. Überall um ihn herum war alles zugefroren und mit Schnee bedeckt!

Die gesamte quadratische Plattform war vollständig von einer dicken Eisschicht überzogen, über welche sich noch eine Schicht Schnee gelegt hatte. Lan fröstelte es nur vom Hinsehen.

Da waren sie also... Im letzten Areal. Widererwartend gab es dieses Mal scheinbar keine besondere Aufgabe zu lösen. Nur ein paar Meter entfernt ragte PolarMan’s Thron aus der eisigen Landschaft hervor und der Commander sah die beiden Navis still und gelassen an, während er wieder eine etwas gemütlichere Position einnahm.

Schlagartig die Kälte vergessend, trat MegaMan direkt vor, durch den herumwirbelnden Schnee, der unaufhörlich vom Himmel fiel. Er stellte sich PolarMan gegenüber und starrte dem Eis-Navi in seine kalten, furchteinflößenden Augen. Dash und BattleMan folgten dem blauen Navi, blieben aber etwas versetzt hinter ihm stehen.

„So, da seid ihr also endlich.“, erklang PolarMan’s kraftvolle Stimme und er beugte sich ein Stückchen nach vorn, um seinem Gegenüber besser in die Augen schauen zu können. „Ihr habt alle Wächter besiegt. Meine Glückwünsche! Das ist schon eine beachtliche Leistung.“

„Vielen Dank.“, antwortete MegaMan in ernstem Ton und klang ein wenig verkrampft, ganz im Gegensatz zu PolarMan.

„Ich seh schon, ihr seid nicht in der Stimmung für solche Komplimente. Dabei war es doch nur gut gemeint.“, seufzte der Commander und richtete sich müde auf. „Zu schade, aber dann nicht...“

„PolarMan!“, ergriff nun Lan das Wort. „Wir müssen gegeneinander kämpfen, oder?“

Verwundert sah der Eis-Navi den jungen Operator über den PET-Screen an, während er seine Gelenke lockerte, um seinen müden Körper zu wecken.

„Selbstverständlich. Was hattest du dir denn vorgestellt? Ich bin der letzte, der noch übrig ist und unseren Meister verteidigen kann. Es führt kein Weg an einer kämpferischen Auseinandersetzung vorbei. Ich dachte eigentlich, dem wäret ihr euch bewusst?“

„Nein, schon gut. Ich wollte nur sicher gehen.“, antwortete Lan resigniert. „Dann sag mir aber bitte vorher noch folgendes... Warum genau tust du das hier eigentlich?“

„Das habe ich euch doch schon lange und ausführlich erklärt. Ich räche mich an den Menschen für das, was sie mir angetan haben. Shadow geht es hauptsächlich darum die Menschheit zu retten, doch ehrlich gesagt interessieren mich die Menschen in eurer Welt nicht viel. Welches Ziel ich verfolge ist die Freiheit aller Net-Navis, dass nie wieder ein Navi das gleiche durchmachen muss, was man mir angetan hat. Ich will die Navis beschützen und sie vor den Menschen bewahren, die sie nur ausnutzen und nicht einmal dankbar dafür sind.“

„Du möchtest die Navis also vor uns Menschen beschützen? Ist dir eigentlich klar, was ihr heute angerichtet habt? Sowohl du, als auch Shadow... Unzählige Navis wurden bereits gelöscht durch den Angriff der Omega-Viren. Die Cyberwelt wird zerstört und wenn alles so weiter geht, wird die Net-Society bald nicht mehr existieren!“, begann Lan zu erklären. „Und du sagst also du willst die Navis beschützen, wo du selbst es bist, der ihnen Leid zufügt??“

PolarMan begann amüsiert zu lachen, als Lan ausgesprochen hatte. Nun war es der junge Operator, der den Commander verwundert ansah.

„Jetzt verstehe ich, worauf du hinaus willst. Du bist schon ziemlich gerissen, das muss man dir lassen.“, lachte PolarMan. „Ich weiß sehr wohl, dass bereits viele Navis gelöscht wurden und vermutlich noch viel mehr das Zeitliche segnen müssen, wenn OmegaMan erst einmal erwacht ist.“

„Aber warum tust du das hier dann?? Tut Shadow nicht genau das, wogegen du kämpfen möchtest? Was bringt es den Navis frei zu sein, wenn die Net-Society vernichtet ist und sie nichts mehr besitzen, wo sie leben können??“

„Da hast du einen äußerst interessanten Punkt aufgegriffen. Ich bin wirklich beeindruckt von dir, junger Lan.“, sprach PolarMan und wurde wieder ernster.

Gregory, BattleMan, Dash und MegaMan horchten gespannt dieser Unterhaltung. Auch sie begannen nun zu verstehen, was Lan’s Taktik war, aber ob diese wirklich aufgehen würde...?

„Es ist wahr, dass mein Handeln widersprüchlich scheint, in Bezug auf das, was ich dir gerade erzählt habe. Sicher möchte ich die Navis beschützen und sie retten vor euch wahnsinnigen Menschen, aber gleichzeitig helfe ich die Internetwelt und ihre Bewohner zu vernichten. Warum tue ich so etwas?“, stellte der Commander die Frage nun an Lan.

„Weil du der Überzeugung bist, dass der einzige Weg von den Menschen frei zu sein, das Ende eurer Existenz ist.“, antwortete Lan in bitterem Ton.

„Genau so ist es.“, nickte PolarMan. „So schlage ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, wie man so schön sagt. Es war von jeher mein Wunsch zu sterben. Seit dem Beginn meiner Existenz habe ich weder Freude, noch Wärme oder ähnliche Emotionen, die ihr Menschen mit positiven Dingen in Verbindung bringt, erfahren. Mein Leben war so künstlich, wie ich selbst. Ich war von Anfang an nur aus einem Grund geschaffen worden und zwar um zu leiden. Ich sollte als Versuchskaninchen herhalten, wofür die Menschen anderes und auch sich selbst zu schade fanden. Es hat lange gedauert, aber als ich all das endlich hinter mir gelassen hatte, brannte sich ein Gedanke immer tiefer in meiner Seele fest. Außer dem Verlangen Vergeltung zu üben, wollte ich meinem Dasein ein Ende bereiten.“, sprach PolarMan.

„Ich kann deinen Hass auf die Menschen in gewisser Weise verstehen, auch wenn ich nicht wirklich mitbekommen habe, was damals vorgefallen ist.“, antwortete Lan darauf. „Aber das von damals ist Vergangenheit und keinerlei Rechtfertigung für deine Taten. Nicht alle Menschen sind so, wie die, die dir das damals angetan haben. Was würde dein Tod oder der Tod vieler Menschen schon ändern?“

„Ich weiß, dass du das nur gut meinst und ich verstehe schon deinen Standpunkt...“, gab PolarMan zu. „Aber du hast trotzdem nicht den blassesten Schimmer, was hier wirklich vor sich geht. Weißt du wie es ist in Unsterblichkeit zu leben? Für immer und ewig und ständig nur Leid und Qualen zu erfahren? Ich habe mich Shadow angeschlossen, weil ich so meine Chance bekommen habe mich an den Menschen rächen zu können und gleichzeitig meine eigene, völlig nutzlose Existenz zu beenden und darüber hinaus alle Navis zu befreien!“

„Das ist doch Schwachsinn!“, wandte Lan sofort ein. „Keine Existenz ist nutzlos oder gar sinnlos! Jedes Leben hat einen Sinn und darum darf man auch keines davon auslöschen, egal ob virtuell oder real!“

„Mittlerweile hat mein Leben ja auch eine Bedeutung. Erst durch meinen Beitrag an Shadow’s Plan gebe ich mir selbst einen Grund zu leben. Und solange mein Ziel nicht erreicht ist, werde ich auch nicht sterben!“, entgegnete der Eis-Navi in immer noch sehr ruhigem Ton. „Ihr Menschen nutzt uns Navis nur aus. Genau dies ist der Punkt der meine Ansichten mit denen Shadow’s verknüpft. Auf den ersten Blick mag es so scheinen, als verfolgen wir unterschiedliche Ziele, doch im Grunde ist es genau das gleiche. Wenn ich helfe die Net-Society zu zerstören, werden sowohl Shadow’s, als auch meine Ziele erfüllt. Wenn es keine Navis mehr gibt, können die Menschen sie auch nicht mehr ausnutzen. Sie müssen nicht mehr leiden und werden niemals Qualen durchstehen müssen, die meinen ähneln. Die Freiheit für uns Navis ist eben nur zu erreichen, wenn wir unserer Existenz ein Ende setzen! Wenn es die Net-Society schließlich nicht mehr gibt, werde auch ich endlich sterben, aber mit dem Gefühl das Richtige getan zu haben.“

„Ich versteh das alles wirklich nicht...“, schüttelte Lan den Kopf. „Das ist doch alles widersprüchlich!“

„Für dich mag es das sein, für mich jedoch nicht. Lan... Du kannst nicht jeden dazu bringen deine Meinung zu teilen, egal wie du es anstellst. Du kannst solange auf mich einreden, wie du willst. Es wird an meiner Einstellung nichts ändern. Ich bewundere deinen Gerechtigkeitssinn, aber meiner persönlichen Ansicht nach ist Gerechtigkeit nur dann erreicht, wenn ich meine Ziele durchsetzen kann und daran wirst du nichts ändern können.“, versuchte der eiskalte Navi es dem Jungen klar zu machen.

„Gibt es wirklich keine andere Lösung? Eine die für alle nur Gutes bringt?“

„In diesem Fall nicht.“, antwortete der Commander kurz und knapp.

„Dann werden wir also kämpfen...“, seufzte Lan enttäuscht. Er hatte wirklich gehofft doch noch irgendwas bei PolarMan erreichen zu können.

„Da führt nun mal kein Weg dran vorbei.“, sagte PolarMan, als er auch schon nach vorn trat und seinen Gegenübern deutete sich bereit zu machen.

„Du hast es immerhin versucht, Lan.“, legte Gregory seine Hand auf Lan’s Schulter, um ihn aufzumuntern. „Ich weiß, das ist dir jetzt vermutlich keine große Hilfe, aber... Mein Vater sagte einmal zu mir: Es gibt keine allgemeine Gerechtigkeit. Was die einen als gerecht empfinden, ist für die anderen ungerecht. Es gibt viele verschiedene Menschen, mit vielen verschiedenen Meinungen. Sie werden durch persönliche Erfahrungen geprägt und genauso, wie du selbst deine eigene Meinung nicht gern ändern möchtest, so wirst du auch nicht die anderer ändern können.“

„Das hat dein Vater gesagt?“, fragte Lan erstaunt.

„Yup, das hat er mir einmal gesagt. Der Punkt ist jedenfalls... PolarMan hat sich festgelegt. Er hat in seiner Vergangenheit anderes durchgemacht, als du oder ich. Und was immer es war hat ihn geprägt und zu unserem Gegner gemacht. Du wirst daran nichts ändern können.“

„Ich weiß...“, seufzte Lan. „Danke dir, Greg. Ich will nun mal nicht, dass es so ist, aber du, dein Vater und auch PolarMan habt wohl alle Recht.“

„Siehst du?“, versuchte Gregory zu lächeln, was ihm aber nicht sonderlich gelang, da er nicht wirklich in der Stimmung dazu war. „Bringen wir’s einfach hinter uns.“

„Okay!“, antwortete Lan, nun wieder etwas überzeugter. „Aber eine Frage noch... Weswegen hatte dein Vater dir dies damals erklärt? In welchem Zusammenhang? Sorry, wenn ich zu neugierig bin, aber...“

„Nein, nein. Schon gut. Kein Problem, aber ich möchte nicht wirklich gern drüber reden. Ist sowieso eine etwas längere Geschichte. Sorry.“

„Verstehe.“, lächelte Lan seinem Freund zu und schloss damit dieses Thema ab, ganz zu Gregory’s Erleichterung. „Also, dann wollen wir mal.“

„Ihr seid dann endlich soweit? Gut!“, konnte es PolarMan schon kaum mehr erwarten. „Ich platze schon vor Ungeduld auf diese Konfrontation.“

„Legen wir los, Mega! Battle routine, set!“

„Execute!“, bestätigte der blaue Navi und nahm seine Kampfhaltung ein.

„BattleMan! Es wird Zeit uns für das letzte Mal zu revanchieren! Battle routine, set!“, startete auch Gregory die Kampfroutine und nahm die ersten Battle Chips zur Hand.

„Execute!“, signalisierte auch der grüne Kampf-Net-Navi seinem Operator, dass er soweit war.

Damit konnte der Kampf nun endlich beginnen!!
 

Sofort rannten MegaMan und BattleMan auf ihren Gegner zu, um den ersten Angriff zu starten. Auch Dash zischte eifrig los, um seinen Freunden im Kampf beizustehen. PolarMan hingegen wartete seelenruhig ab und überließ seinen Kontrahenten den Erstschlag.

BattleMan legte einen Zahn zu und setzte sich von seinen beiden Kampfgefährten ab. Er holte genügend Schwung, um einen Salto über den Commander hinweg zu vollführen und landete sicher hinter ihm. Sofort holte der grüne Navi mit seinen Bustern aus und schlug sie dem eisigen Navi direkt in den Rücken, dass dieser ein paar Schritte nach vorn stolperte, wo MegaMan auch schon wartete. Der blaue Navi schnappte sich sofort PolarMan’s rechten Arm und umklammerte diesen mit beiden Händen. Den Schwung ausnutzend, den BattleMan PolarMan schon gegeben hatte, drehte sich der blaue Navi in einem Halbkreis herum und ließ den Eis-Navi dabei mitgehen und diesen auf dem glatten Boden nach vorn rutschten, genau in Richtung des Fishy-Virus. Als dritter im Bunde war es nun Dash, der den letzten Schlag ansetzte und mit voller Wucht gegen den auf ihn zu stolpernden PolarMan knallte und den eisigen Navi mit einer heftigen Dash Attack auf den Rücken beförderte. PolarMan landete mit lautem Klirren auf dem Eisboden und schlitterte mehrere Meter über ihn hinweg, bis er zur Ruhe kam und liegen blieb.

Siegreich schlugen MegaMan und BattleMan ihre Buster aneinander und streichelten dem großen Fishy über den Kopf, welches sich ebenfalls ziemlich freute. Der erste Angriff war schon mal prima gelungen! Allerdings war bereits von Anfang an klar gewesen, dass dies PolarMan nicht viel kratzen würde...

Ohne wirklich was abbekommen zu haben, war der Commander auch nur einen kurzen Augenblick später wieder auf den Beinen.

„Nicht schlecht.“, lächelte er. „Sowas hab ich auch noch nicht oft gesehen. Was euch an Kraft mangelt, macht ihr durch ein paar nette Tricks wieder wett. Aber wenn ihr mich ernsthaft schlagen wollt, solltet ihr euch etwas besseres einfallen lassen.“

„Keine Sorge, das tun wir schon!“, entgegnete Lan und nahm den ersten Battle Chip zur Hand. „VariableSword, Slot-In!!“

MegaMan aktivierte sogleich das neue Schwert und nutzte es, um einen nächsten Angriff zu starten. Er rannte mit erhobener Klinge auf PolarMan zu und schlug einmal diagonal aus, um den Eis-Navi zu zerteilen. Aber mit einem sehr hohen Sprung über die Klinge des VariableSwords hinweg, brachte sich der Commander mit Leichtigkeit in Sicherheit. Doch dann, noch bevor er wieder gelandet war, erblickte PolarMan BattleMan, der ebenfalls mit einem VariableSword ausgestattet war und ihm entgegengesprungen kam. Schnell versuchte sich der Eis-Navi noch in der Luft aus der Schlagbahn des Schwerts zu winden, doch BattleMan war schneller. Als PolarMan erneut krachend auf dem Boden landete, besaß er nur noch einen Arm. Der abgetrennte Arm löschte sich noch im Fall.

Breit grinsend trat BattleMan neben seinen blauen Kameraden, nachdem auch dieser wieder gelandet war. Gemeinsam beobachteten die beiden, wie PolarMan sich wieder aufrichtete.

„Hehehe...“, konnte der eisige Navi sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ihr seid echt gut geworden. Und das innerhalb nur eines Tages.“

„Scheint so.“, war auch Gregory recht beeindruckt.

„Ich hab’s dir doch gesagt, Greg.“, mischte sich auch Lan ein. „Wir haben eine Chance.“

„Also das wollen wir ja erst noch sehen.“, wandte PolarMan jedoch ein.

Der fallende Schnee begann sich plötzlich um PolarMan’s Wunde zu konzentrieren und tanzend um sie herumzuwirbeln. In nur wenigen Sekunden hatte sich aus den Schneeflocken ein neuer Arm gebildet und PolarMan hatte ihn vollständig regeneriert.

„Verdammt...“, grummelte Gregory, der nun wieder ziemlich entmutigt war.

„Okay, dann darf ich jetzt aber mal, oder habt ihr irgendwelche Einwände?“, wollte jetzt aber auch der Commander endlich mal loslegen.

Noch bevor jemand antworten konnte, begann PolarMan auch schon seine Attacke. Er streckte seine Arme aus und richtete die geöffneten Handflächen auf seine beiden Gegner. Ein blaues Leuchten breitete sich um die Arme des kalten Navis aus und mit einem Male spürten BattleMan und MegaMan eine stechende Kälte in ihren Beinen.

„Freeze!!“, brüllte PolarMan und schlagartig bildeten sich dicke Eisblöcke um die Füße der beiden Navis, so dass diese am Boden festgefroren waren.

„Argh, verflixter Mist...“, murmelte BattleMan frustriert, als er sich auch schon versuchte zu befreien.

Auch MegaMan probierte seine gefrorenen Füße irgendwie aus dem starren Eis zu bekommen, doch es war zwecklos. Hilflos saßen die beiden Navis fest! Lachend trat PolarMan ihnen näher.

„Wie beim letzten Mal.“, sprach er und es klang ein wenig, als sei er enttäuscht gewesen. „Ihr habt einfach nicht das Zeug dazu, es mit mir aufzunehmen. Ich hätte euch vielleicht doch schon gestern erledigen sollen, dann könnten wir uns das Ganze jetzt hier sparen und ihr müsstet nicht unnötig noch mehr leiden. Aber gut, wa-“, doch plötzlich hielt der Eis-Navi inne. Wo war eigentlich der Virus abgeblieben??

Doch da war es auch schon lange zu spät. Jetzt wo PolarMan merkte, dass Dash verschwunden war, war keine Zeit mehr den großen Fishy-Virus zu stoppen. Mit einem Affenzahn verpasste Dash dem Commander eine weitere Dash Attack. Das Fishy donnerte genau in PolarMan’s Rücken und schleuderte den eisigen Navi weit in die Luft.

„Super, Dash!“, jubelte Lan und nutzte gleich die nun gewonnene Zeit, um etwas gegen das Eis an den Füßen seines Navis zu tun. „Aktiviere Soul-Unison! BlazeSoul!!“

Und schon begann MegaMan sich zu verwandeln! Mit der feurigen BlazeSoul ausgestattet, machte er sich auch direkt daran das Eis mit seinen powergeladenen Flammenwerfern zum Schmelzen zu bringen. Die Flammen, die um seine Unterarme brannten, schlugen aus und ließen das Eis in Windeseile zu einer nassen Pfütze zusammenschrumpfen. Nachdem sich der nun rot-weiße Navi befreit hatte, schmolz er auch noch das Eis um BattleMan’s Füße und damit waren beide Navis wieder mobil!

„Gute Arbeit, Dash.“, bedankte sich MegaMan erst einmal bei seinem Virenfreund und streichelte ihm sanft über den Kopf, obwohl er vorsichtig sein musste, das Fishy nicht noch mit den heißen Flammen zu verbrühen. Doch Dash freute sich jedenfalls über die willkommene Streicheleinheit.

„Da war ich wohl etwas zu voreilig...“, sprach PolarMan, als er sich auch schon wieder auf die Beine brachte. Er schien immer noch mehr als topfit zu sein. „Aber ab jetzt werde ich auch auf den Virus mehr Acht geben. Machen wir also weiter!“

„Ganz wie du willst!“, rief MegaMan, als er seine beiden brennenden Arme nach vorn warf und dabei zwei flammende Wirbel entfachte, die wie Räder über den eisigen Boden rollten, ihn zum Schmelzen brachten und genau auf den Commander zurasten, während sie eine feuchte, dampfende Spur hinter sich herzogen.

„Was soll das denn werden?“, fragte PolarMan, der diesen Angriff hörbar nicht ernst nahm. „Mit deinem Feuer kannst du mir nichts anhaben.“

Mit einer einzigen, lockeren Handbewegung, ließ PolarMan den Feuerwirbeln zwei heulende Eiswirbel entgegenschießen. Als sich die beiden Attacken trafen, neutralisierten sie sich gegenseitig mit einem lauten Knall.

„Na ja, einen Versuch war’s wert...“, grummelte MegaMan verärgert.

„Was sollen wir jetzt tun, Lan?“, fragte Gregory, der unsicher den Kampf über sein PET verfolgte. „Zwar schlagen sich unsere Navis momentan nicht schlecht, aber wirklich anhaben können sie ihm auch nichts... Wenn das so weiter geht, sitzen wir nächste Woche noch hier.“

„Ich weiß...“, entgegnete Lan, der schon stark am Nachdenken war. Aber ihm fiel auch nichts ein. Sie benötigten etwas, das PolarMan in einem Schlag löschen würde. Solange es schneite, konnte sich der Eis-Navi aus dem digitalen Schnee immer wieder neu regenerieren, selbst wenn nur noch ein einziger Partikel von ihm übrig sein würde. Das Problem an der Sache war ja auch noch, dass PolarMan selbst es schneien ließ und dies sicherlich auch nicht einstellen würde...

„Jetzt zeig ich dir mal, wie so ein Angriff aussehen sollte!“, brüllte der Eis-Navi auf einmal und riss Lan wieder aus seinen intensiven Gedanken. „Du Schwachkopf bist jetzt im elementaren Nachteil, falls dir das noch nicht aufgefallen sein sollte.“, grinste er und richtete eine seiner Handflächen genau auf MegaMan. „IceRain!!“

Lauter kleine, spitze Eiskristalle kamen auf einmal aus PolarMan’s Handfläche geschossen, wie aus einem Maschinengewehr. Reflexartig warf sich MegaMan auf seinen Rücken, so dass die eisigen Geschosse nur knapp über ihn hinwegzischten. Kaum war der Angriff vorüber, winkelte der Feuer-Navi seine Beine an und sprang mit Schwung wieder auf. Er holte mit seinem rechten Arm aus, beugte sich blitzschnell nach vorn und presste seine Hand auf den eisigen Plattformboden.

„Mal gucken, was du dann hierzu sagst! Von wegen elementarer Nachteil... Hyaa!!“, schrie Lan’s Navi, als er einen gewaltigen Feuerangriff auslöste mit dem er die gesamte Plattform zum Beben brachte.

Von MegaMan’s Hand aus brachen minimale Spalte auf, die sich rasant immer weiter ausbreiteten und größer wurden. Bald ähnelte ein Großteil der Plattform einem zerbrochenen Spiegel! Heißer Dampf schoss aus den Spalten heraus und Flammen sowie Feuerfontänen begannen überall aus dem Boden zu schießen. Ein nebelartiger Schleier breitete sich auf dem Kampffeld aus, als der Schnee und das Eis anfingen zu verdunsten.

BattleMan und Dash sahen dem Schauspiel eher unsicher zu und bekamen Angst noch selbst etwas abzubekommen. Also blieben die beiden dicht bei ihrem feurigen Kameraden.

PolarMan hingegen zeigte sich noch immer unbeeindruckt und verschränkte die Arme, während er desinteressiert dieser Attacke zuschaute.

„Er bringt das komplette Eis zum Schmelzen!“, staunte Gregory nicht schlecht. „Vielleicht ist es das!! Vielleicht können wir so verhindern, dass PolarMan sich regeneriert!!“

Auch Lan war überaus erstaunt von der Leistung seines Navis. Er hatte gewusst, dass auch die BlazeSoul durch Sektor’s Power Up stärker geworden war, aber dass MegaMan gleich zu so etwas in der Lage sein würde...

Nach nicht einmal wenigen Minuten war der komplette Schnee und sämtliches Eis von der großen Plattform verschwunden und ihre schwarzen Bodenplatten kamen wieder zum Vorschein, die nun fast vollständig benässt waren. Auch PolarMan’s Thron war dahingeschmolzen, nachdem direkt darunter ein Feuergeysir ausgebrochen war.

„Das war wirklich nett.“, gab PolarMan nun doch beeindruckt zu. „Du bist wahrhaftig stärker geworden.“

„Und das war noch längst nicht alles.“, lächelte MegaMan, als er sich wieder aufrichtete und seinem Gegner in die Augen sah.

„Das will ich doch auch hoffen. Denn mit dieser netten Aktion eben, kannst du auch nicht viel anfangen.“, sagte PolarMan und schnipste kurz darauf mit den Fingern.

Schlagartig war der komplette Plattformboden erneut eingefroren und mit einer noch glatteren Eisschicht überzogen, als schon zuvor. Auch der Schnee hatte nicht gestoppt und fiel unaufhaltsam weiter. MegaMan’s Angriff war also im Grunde umsonst gewesen...

„Okay... Was nun?“, war es wieder PolarMan, der unter seinem Mundschutz zu lächeln begann.

Wütend ballte Lan seine Fäuste. Wie war das möglich? Gab es denn überhaupt nichts, das PolarMan stoppen konnte??

„Es reicht!!“, mischte sich BattleMan wieder ein. „Ich werd dir schon zeigen, was wir drauf haben!“

Und schon begann der grüne Navi mit seinem Angriff. Er rannte über die spiegelglatte Eisfläche, musste dabei aber gut Acht geben, dass er nicht ausrutschte, lud im Lauf seine beiden Buster und stürmte so auf den eiskalten Navi zu, der wieder einmal nichts weiter tat, als abzuwarten. Nur wenige Meter vor PolarMan rutschte BattleMan plötzlich aus und krachte auf den Boden. MegaMan erschrak zwar zuerst, griff dann aber doch nicht ein, als er merkte, dass BattleMan sich absichtlich hatte fallen lassen. Mit recht hoher Geschwindigkeit schlitterte der Kampf-Net-Navi nämlich nun über den Boden. PolarMan war nicht mehr schnell genug, um reagieren zu können und ehe er sich versah, rutschte BattleMan auch schon zwischen seinen Beinen durch und entlud dabei seine beiden Buster. Eine heftige Explosion schleuderte den Commander hoch in die Luft. Darauf war er wirklich nicht gefasst gewesen!

Gregory’s Navi hatte zwar auch noch ein klein wenig von dem Druck seiner Attacke abbekommen, doch im Großen und Ganzen ging es ihm blendend. Er hatte zwar einige Probleme wieder zu stoppen, doch als auch dies geschafft war, war er fix wieder auf den Beinen. Entschlossen schaute er zu MegaMan rüber, als er sich noch kurz vergewissert hatte, dass alles geklappt hatte.

„Jetzt seid ihr dran!!“

Lan zuckte überrascht zusammen, da er darauf nun gar nicht gefasst gewesen war. Aber er wusste auch schon direkt, was zu tun war! Während PolarMan noch hoch durch die Luft flog, galt es erst einmal die BlazeSoul zu deaktivieren und durch eine andere zu ersetzen.

„Okay! MegaMan, wir übernehmen ab hier! Aktiviere Soul-Unison! SektorSoul!!“

Nachdem die Verwandlung abgeschlossen und MegaMan mit der orangefarbenen SektorSoul ausgestattet war, aktivierte er direkt das ElecBlade an seinem rechten Arm, welches die Standardattacke dieser Soul darstellte. Da sie deshalb durch das Power Up noch stärker geworden war und auch noch hinzukam, dass PolarMan anfällig für Elektrizität war, sollte dies dem Eis-Navi einen ordentlichen Schlag verpassen können!

Schnell deutete MegaMan seinem Virenfreund, dass er auf dessen Rücken steigen wollte. Dash verstand sofort und schwebte niedrig genug, dass MegaMan auf seinen Rücken hüpfen konnte. Ohne zu zögern flog das Fishy sein Herrchen auch schon hoch in die Luft und nahm genauen Kurs auf PolarMan, der sich nun wieder im Fall befand.

„Und wir helfen auch! Voltz, Slot-In!!“, schmiss Gregory einen Battle Chip in sein PET, da er nicht tatenlos zusehen wollte.

Als die Daten transferiert waren, lud BattleMan die elektrische Energie in seine Buster und visierte den fallenden PolarMan an.

„Okay, Dash! Auf mein Zeichen!“, sprach MegaMan, dessen brauner Umhang wild im entgegenwehenden, kalten Wind um sich schlug.

Wieder wusste das Fishy, was zu tun war. Es flog ein Stückchen tiefer und beschleunigte noch ein wenig mehr. Lan sah unterdessen gespannt zu und auch Gregory war ziemlich nervös.

„Drei... zwei... eins...“, zählte MegaMan vorsichtig. „Jetzt!!“

Und direkt beim Signalwort, blieb Dash abrupt in der Luft stehen. MegaMan, der sich nicht festgehalten hatte, flog hingegen weiter. Er nutzte den gewonnenen Schwung, um noch mehr an Geschwindigkeit zu gewinnen und schlug die ElecBlade-Klinge weit aus. Wie ein Pfeil zischte er auf PolarMan zu, der mittlerweile auch mitbekommen hatte, was um ihn herum geschah, allerdings nicht danach aussah, als wollte er etwas dagegen unternehmen.

Mit einem blitzenden, hell aufleuchtenden Schlag, stieß MegaMan sein elektrisches Schwert nach vorn, rammte es durch PolarMan’s kristallenen Oberkörper und ließ die Klinge einmal durch ihn hindurchschneiden. Als der umhangtragende Navi außer Schussbahn war, war BattleMan endlich an der Reihe. Während PolarMan’s Unterkörper sich langsam von seinem Oberkörper trennte, feuerte der kleine, grüne Navi seine Voltz-Geschosse ab. Zwei surrende Elektrokugeln, die ihr Ziel ebenfalls frontal erwischten. PolarMan ging am Himmel in einer grollenden Explosion auf und raste als Feuerball weiter auf den Boden, wo er mit donnerndem Hallen aufschlug und eine ziemlich starke Erschütterung verursachte.

Nachdem MegaMan wieder gelandet war, bewegte er sich geradewegs auf seine Kampfgefährten zu, die sich etwas entfernt von PolarMan’s Absturzstelle sammelten und das feurige Spektakel beäugten. Gemeinsam betrachteten die drei den brennenden Eiskrater, den der Commander in die Plattform geschlagen hatte. Von PolarMan selbst war nichts zu sehen.

Gregory war einfach nur sprachlos. Mit großen Augen blickte er auf seinen PET-Screen, wie hypnotisiert. Auch Lan hatte mit solch einem Ergebnis nicht gerechnet. Nie hätte er geglaubt, dass MegaMan und BattleMan zu so etwas in der Lage sein würden...

„Wo ist er?“, fragte BattleMan, der den Krater misstrauisch musterte und keine Spur von PolarMan fand.

„Glaubst du, er lebt noch?“, fragte Gregory verdutzt.

„Na ja...“, begann der grüne Navi und sah sich das Kampffeld an. „Es schneit noch immer... Und solange es schneit, muss PolarMan auch noch am Leben sein.“

Jetzt merkte auch Gregory es erst. Darauf waren sie schon beim letzten Mal hereingefallen. Also war der Eis-Navi noch immer nicht besiegt...

Kaum hatte BattleMan seinen Blick wieder dem Krater zugewandt, zeigte sich der Commander auch schon. Ziemlich angeschlagen, kam er aus den Trümmern hervorgekrochen.

Die Hälfte seines Gesichts war weggefetzt worden und seine Beine musste er im Krater zurückgelassen haben, denn sie waren nicht mehr da. Stattdessen sprudelten Datenteilchen im Überfluss aus ihm heraus. Sein linker Arm war völlig unbrauchbar; überströmt mit Datenteilchen, die aus jeder einzelnen Pore zu sprießen schienen. Sein kristallener Oberkörper war stellenweise zerbrochen und mit Rissen durchzogen. Man konnte genau die sauberen, glatten Schnittflächen erkennen, wo MegaMan’s ElecBlade durchgekommen war. Mit nur dem einen intakten Arm, zog sich der Eis-Navi aus der Absturzstelle heraus.

„Scheiße...“, murmelte Gregory entsetzt und konnte gar nicht wirklich hinsehen.

Sprachlos beobachteten sowohl Navis, als auch Operatoren, wie sich ein Wirbel aus Schnee um PolarMan herum bildete, der ihn schließlich fast komplett umzog, dass man nichts mehr von ihm sehen konnte. Der Schnee setzte sich an die Wunden, kristallisierte sich und bildete so neue Körperteile aus. Auch die Beine entstanden komplett neu aus diesem Eiswirbel. Als der Regenerationsvorgang vorüber war, stand der Commander wieder auf, klopfte sich den restlichen Schnee vom Körper, der nicht fest geworden war und sah aus, als wäre nie etwas gewesen. Mit selbstsicherem Blick stellte er sich seinen Gegnern gegenüber.

„Dieser Bastard...“, fluchte Lan, der nun ernsthaft sauer wurde. „Das tut er mit Absicht! Er lässt sich absichtlich treffen. Er spielt nur mit uns. Er hätte uns schon längst erledigen können!!“

„Ah! Ist es euch also doch aufgefallen?“, lachte PolarMan. „Nichts gegen euch oder eure Fähigkeiten, aber ich wollte es euch eigentlich nicht allzu schwierig machen. Das war doch wirklich ganz amüsant, oder?“

„Warum tust du das?! Willst du uns verarschen??“, brüllte Lan zornig.

„Tut mir leid. Ich wollte mich nur von euren Fähigkeiten überzeugen.“, antwortete der eisige Navi nun wieder in ernsterem Ton. „Es war bisher ein wirklich interessanter Kampf und ich muss zugeben, dass ihr beide echt erstaunlich seid. So große Fortschritte innerhalb nur eines Tages... Das ist verblüffend. Ich kenne keinen anderen Navi, der solch ein enorm schnelles Lernprogramm besitzt. Einige brauchen Ewigkeiten um stärker zu werden, andere schaffen es gar nicht, aber ihr... ihr seid anders. Es ist schade, dass wir auf unterschiedlichen Seiten kämpfen.“

„Das kann sich doch ändern, oder? Warum kannst du dich nicht auf unsere Seite schlagen? Auch wir wollen doch nur das Beste für die Net-Navis! Wenn wir gemeinsam kämpfen, können wir sicher einen anderen Weg finden, der sowohl die Menschen und die Net-Society, als auch die Internetwelt mit ihren Bewohnern retten kann!“, probierte Lan es noch einmal.

„Hmpf... Ich sagte doch bereits vorhin schon, dass das keinen Zweck bei mir hat.“, seufzte PolarMan. „Du wirst mich nicht mehr umstimmen können. Und auch wenn ich zugeben muss, dass ihr wirklich anders seid, als die Menschen, die ich von meiner Geburt an kennen gelernt habe... So muss ich das hier jetzt trotzdem zu Ende bringen! Ihr hättet euch hier einfach nicht einmischen sollen, aber nun ist es zu spät.“, erklärte PolarMan und nahm wieder seine Kampfstellung ein.

Wütend begann Lan auf diese Reaktion zu knurren. Wieso wollte PolarMan das nicht?

„Und jetzt...?“, fragte Gregory unsicher und schaute zwischen Lan und seinem PET nervös hin und her. „Wir können ihn nicht schlagen... du hast es grade selbst gesagt...“

„Ich weiß es nicht...“, antwortete Lan, der immer noch wütend die Zähne zusammengebissen hatte. Auch er war nun mit seinem Latein am Ende.

„Wie ich sehe, habt ihr bereits aufgegeben, oder was darf ich aus dieser Situation heraus deuten?“, fragte PolarMan überrascht. „Nun gut... Ich werde es kurz und schmerzlos machen!“

„Hey!“, kam Gregory schlagartig eine Idee und er wandte sich sofort wieder zu Lan um. „Was, wenn ich Jim und Dr. Shepard Bescheid gebe, dass wir ihre Hilfe benötigen? Sie sollten doch schnell hier sein! Unsere Navis müssten nur noch etwas länger durchhalten und mit GeyserMan’s und MeteorMan’s Hilfe, sollten wir das schaffen können!“

„Nein.“, winkte Lan ab. „Das hätte keinen Sinn. MegaMan, Dash und BattleMan würden sicher nicht so lange durchhalten und außerdem sind Jim und Dr. Shepard noch immer mit ChainMan beschäftigt, sonst wären sie vermutlich eh schon hier. Und du vergisst noch etwas... egal wie viele wir sind, PolarMan ist einfach zu mächtig für uns...“

Überrascht sah Gregory seinen Freund an. Er hatte nun mit allem gerechnet, aber nicht mit solch einer Antwort. War es wirklich so sinnlos? Hatte Lan etwa schon aufgegeben?

„Aber Lan...“, setzte Gregory an, doch fand nicht so schnell die richtigen Worte und schließlich ergriff auch Lan wieder das Wort.

„Außerdem geht es hier noch um etwas mehr. Ich will das allein schaffen.“

„Allein? Bist du verrückt??“, schreckte Gregory entsetzt auf.

„Wenn du Angst hast, dann logg BattleMan lieber aus, denn ich kann ab jetzt für nichts mehr garantieren. Und Dash...“, schaute Lan nun den Virus an. „Du solltest dich vielleicht auch besser zurückziehen.“

„Ich habe keine Angst!“, warf Gregory plötzlich mit kraftvollem Ton ein. Völlig ungewohnt für seine Freunde. „Und ich werde dich Verrückten das auch nicht allein machen lassen! Ich hab es dir schon mal gesagt und sag es gern wieder... Wir sind so weit gekommen, da kann ich nicht einfach aufgeben. Wenn du bis zum Ende kämpfst, tue ich das auch. Ich wollte schon immer so sein wie du und wenn ich jetzt kleinbei gebe, wären all meine Anstrengungen in den letzten Tagen doch vollkommen umsonst gewesen! Du sagtest, wir haben nichts mehr zu verlieren, sondern nur noch zu gewinnen. Unsere Freunde sind in Gefahr... sämtliche Menschen in Den Town zählen auf uns. Wir haben geschworen diesem Terror ein Ende zu bereiten und ich werde kämpfen, bis zum Schluss! Hab ich nicht Recht, BattleMan??“

„Yup, so ist es.“, stimmte der grüne Navi zu. „Ich will auch kämpfen und Gregory beschützen und darum kann ich mich jetzt nicht zurückziehen. Ich bin nun hier und verschwinde erst wieder, wenn ich meine Arbeit getan habe!“

Auch Dash ließ deutlich merken, dass er nicht wieder ins PET zurück wollte. Auch der Fishy-Virus war fest entschlossen seinem Herrchen im Kampf beizustehen.

„Sie haben Recht, Lan.“, mischte sich nun auch MegaMan ein. „Wir sind Freunde... wir sind ein Team. Entweder kämpfen wir gemeinsam oder gar nicht. Glaubst du ernsthaft, wir hätten eine Chance ohne unsere Freunde? Der heutige Tag sollte dich doch eines besseren belehrt haben. Nur durch unsere Freunde haben wir es so weit geschafft und wenn wir ihre Hilfe jetzt zurückweisen, nur um sie zu schützen, werden wir verlieren. Zumindest das kann ich mit absoluter Sicherheit sagen.“

Sprachlos sah Lan erst den beiden Navis und dem Virus und schließlich auch Gregory in die Augen. Er erkannte sofort, dass sie alle es wirklich ernst meinten.

„Du hast dich wirklich verändert, Greg.“, sprach er nach einem kurzen Augenblick der Stille. „Du bist sogar noch mutiger und entschlossener geworden, als ich. Ich sollte zu dir aufsehen und nicht umgekehrt... Es tut mir leid.“

„Ist kein Problem.“, lächelte Gregory glücklich über Lan’s schnellen Sinneswandel.

„Du kannst dich so oft entschuldigen, wie du willst und es so oft versprechen, wie du willst... aber ich glaube daran wird sich wohl nie was ändern.“, begann MegaMan zu schmunzeln.

„Was meinst du?“, wollte sein Operator direkt wissen.

„Hattest du nicht erst Mayl und den anderen versprochen, nie wieder etwas im Alleingang zu unternehmen?“

Jetzt erinnerte sich Lan wieder! Es war noch heute morgen gewesen, als seine Freunde gekommen waren, um ihm Glück für den bevorstehenden, letzten Kampf zu wünschen. Er hatte es ihnen wirklich versprochen...

„Das kann ich auch nur bestätigen.“, fügte Gregory hinzu, der diese Szene ja auch noch mitbekommen hatte. „Außerdem hatte deine Freundin mich doch noch darum gebeten, auf dich aufzupassen.“, begann er zu kichern.

Auch Lan fing an zu lachen. Darum hatte Mayl wirklich gebeten...

„Ihr habt ja alle Recht. Sorry noch einmal. Dann tun wir’s gemeinsam!“, sprach der junge Operator entschlossen und schaute wieder auf sein PET. „PolarMan? Es kann weitergehen!“

„Ihr gebt also doch noch nicht auf?“, war der Commander ziemlich überrascht. „Na umso besser. Wäre auch schade gewesen, hätte ich euch einfach so erledigen müssen. Dann zeigt mir was ihr drauf habt. Gebt alles und beweist, dass ihr würdig seid, gegen Shadow anzutreten!!“, rief der Eis-Navi seinen Gegnern entgegen und begann unter seinem Mundschutz zufrieden zu lächeln. Er hatte also doch noch erreicht, was er erreichen wollte...

„Darauf kannst du einen lassen! MegaMan? Zeig’s ihm!“

„Du auch, BattleMan!“, befahl auch Gregory seinem Navi den Angriff. „Gemeinsam schaffen wir’s schon!“

Also aktivierten die beiden Navis ihre Buster, nickten einander zu, dass sie bereit waren und stürzten sich ein weiteres Mal ins Gefecht. Auch Dash zischte voller Elan los. Gemeinsam stürmten die drei auf PolarMan zu, welcher ebenso motiviert zur Tat schritt.

Die nächste Runde in diesem eiskalten Kampf konnte beginnen! An Entschlossenheit mangelte es weder Lan, noch Gregory. Aber waren ihre Navis auch wirklich in der Lage es irgendwie mit dem übermächtigen Commander aufzunehmen? Bald würde sich dies herausstellen...

Revelations

Der Kampf gegen PolarMan hatte endlich begonnen. Gemeinsam traten Lan und Gregory nun ein zweites Mal gegen den Commander an. Obwohl sie schon im ersten Kampf deutlich den kürzeren gezogen hatten, ließen sie sich jedoch nicht so schnell entmutigen und wollten es trotzdem versuchen! Denn wenn PolarMan aus dem Weg wäre, würden sie endlich auf Shadow treffen! Es stellte sich aber schnell heraus, dass sich seit dem letzten Kampf nicht viel geändert hatte. Trotz der Hilfe des Fishy-Virus gelang es MegaMan und BattleMan nicht, gegen PolarMan zu bestehen. Sie hatten zwar ein paar nette Tricks auf Lager und gelegentlich sah es so aus, als hätten sie die Oberhand gewonnen, doch im Grunde war von Anfang an PolarMan der überlegenere Kämpfer gewesen. Schnell merkte Lan, dass der eisige Navi auch nur mit ihnen spielte und beinahe hatte er die Hoffnung verloren. Doch Gregory, MegaMan, BattleMan und sogar Dash schafften es den jungen Net-Battler dazu zu motivieren nicht aufzugeben. Lan bezweifelte noch immer, dass sie eine wirkliche Chance hatten, aber aufgeben wollte er nun definitiv nicht! Sich ein letztes Mal aufraffend, warfen sich die beiden Navis und der große Virus wieder ins Gefecht, ganz zur Freude PolarMan’s...
 

Immer noch mit der SektorSoul ausgestattet aktivierte MegaMan wieder sein ElecBlade, als er gemeinsam mit BattleMan und Dash auf PolarMan zustürmte. Er war fest entschlossen dem eisigen Navi das Handwerk zu legen, kostete es, was es wollte.

Lan sah konzentriert über sein PET zu und versuchte sich immer noch eine Taktik auszudenken. Wenn er nichts finden würde, womit PolarMan mit einem einzigen Schlag komplett ausgelöscht werden würde, wäre dieses ganze Unterfangen sinnlos. Jetzt galt es wirklich zu beweisen, dass er der große, berühmte Net-Battler war, der Dr. Wily besiegt hatte und zu dem Gregory so sehr aufsah.

Gregory dachte auch krampfhaft nach. Er war zwar ein intelligenter Junge, wenn es um Wissenschaften ging, aber im Net-Battle war er noch immer etwas unerfahren. Sein Chipsortiment war auch bei weitem nicht so groß wie Lan’s, aber trotzdem wollte auch er beweisen, dass er etwas auf dem Kasten hatte.

Mit Schwung schlug MegaMan aus, um PolarMan mit seinem ElecBlade zu erwischen. Der Commander hüpfte jedoch reflexartig ein Stück zurück und wich so der surrenden Klinge aus. BattleMan griff direkt als nächster an. Er richtete seine beiden Buster auf den Eis-Navi und feuerte mehrere schnelle Energiegeschosse ab. Doch auch diesen entkam PolarMan spielend, indem er blitzschnell über den glatten Eisboden huschte und allen Busterladungen gezielt auswich. Aufgrund seines Eisattributs hatte er keine sonderlichen Probleme sich perfekt über den glatten, gefrorenen Boden zu bewegen. MegaMan und BattleMan hingegen mussten oftmals aufpassen, dass sie nicht ausrutschten.

Als nächstes war wieder Dash an der Reihe. Im Tiefflug zischte der Virus dicht über den Boden entlang und genau auf PolarMan’s Beine zu, um den Navi umzuhauen. Doch der Commander vollführte einen schnellen Salto über das Fishy hinweg und landete wieder sicher auf den Beinen.

„Man, das gibt’s doch nicht.“, grummelte MegaMan. „Versuch dem hier auch mal auszuweichen! AirPressure!“, streckte der umhangtragende Navi seinen freien Arm aus und richtete die geöffnete Handfläche auf seinen Gegner.

Überrascht sah PolarMan dem orangefarbenen Navi in die Augen. MegaMan entfachte einen gewaltigen Luftdruck, der einen solch heftigen Stoß in sich barg, dass es den Commander glatt von den Socken fegte. Mehrere Meter weit wurde PolarMan nach hinten geschleudert. Als er auf den Boden krachte, zersplitterte unter ihm der Eisboden.

Leider hatte MegaMan nicht viel Zeit, um sich über diesen erfolgreichen Angriff zu freuen. Im Nu stand PolarMan wieder auf seinen Füßen und setzte zum Gegenangriff an. Er materialisierte eine feste Eiskugel in seiner Hand, die sich aus dem noch immer fallenden Schnee bildete und warf diese genau auf MegaMan zu. Bevor Lan’s Navi selbst ausweichen konnte, hatte BattleMan ihn auch schon zur Seite gestoßen und sich in die Wurflinie der Attacke gerückt.

„Okay, Guardian! Slot-In!!“, schob Gregory einen seiner besten Chips ins PET.

Sofort erschien eine große, steinerne Statue vor BattleMan, mit übergroßem Kopf und langgezogenen, schmalen Ohren. Als die Eiskugel gegen die Guardian-Statue prallte, aktivierte sich auch sofort deren spezielle Fähigkeit. Als Konter auf diesen Angriff, entfachte Gregory’s Statue einen heftigen Blitzschlag, der PolarMan genau erwischte und so kraftvoll traf, dass dieser ein weiteres Mal im hohen Bogen durch die Luft befördert wurde. Trotz allem war er immer noch anfällig für Elektrizität...

„Gut mitgedacht, Greg.“, grinste Lan und musste seinen Partner direkt loben, was Gregory auch gleich ziemlich stolz machte. Doch noch war es nicht vorbei!

Wieder hatte sich der Commander recht schnell erholt und stellte sich seinen Gegnern gegenüber. Seine Verletzungen, die er durch den Blitzschlag erlitten hatte, waren innerhalb eines Augenblicks wieder geheilt, nachdem er sie mit Schnee regeneriert hatte.

„War das schon alles? Ich dachte, ihr wolltet mich fertig machen? So wird das jedenfalls nie etwas... Das sollte euch doch langsam klar sein.“, erklärte PolarMan und wanderte dabei mit seinem Blick von Dash, über BattleMan, hin zu MegaMan.

„Mist.“, murmelte Lan frustriert. „Wir können ihm einfach nichts anhaben. Wir schaffen es zwar seine Attacken zu kontern oder ihn zu erwischen, aber da ihm das nichts macht, werden wir das auf Dauer nicht durchhalten.“

„Hätten wir nur stärkere Chips...“, seufzte Gregory, als er mit besorgtem Blick auf die Energieanzeige seines Navis schielte. „Kannst du es nicht noch mal mit diesem HolyDream versuchen? Der hatte PolarMan letztes Mal doch beinahe gelöscht! Mit etwas Glück schaffen wir es dieses Mal ganz!“

„Das ist keine schlechte Idee.“, stimmte Lan zu. „Viele Möglichkeiten haben wir ja nicht und diese hier bietet sich als letzter Ausweg ganz allein an. Also gut, versuchen wir’s!!“

Also machte sich Lan schnell daran, die beiden benötigten Chips aus seinen Taschen zu suchen. Das war wirklich ihre letzte Hoffnung. Einen stärkeren Chip besaß Lan nicht und selbst, wenn es das letzte Mal nicht geklappt hatte... Es hatte immerhin beinahe funktioniert! Vielleicht würde es dieses Mal sogar richtig klappen, wie auch Gregory hoffte? Einen Versuch war es mehr als wert!

„Ihr baut also eure letzten Hoffnungen auf diesen Battle Chip auf, was? Na wenn ihr meint, dass das klappt.“, grinste PolarMan unter seinem Mundschutz. „Nur solltet ihr euch damit beeilen, bevor es zu spät ist! PolarBeam!!“

Plötzlich begann der Eis-Navi kunstvolle Armbewegungen zu vollführen und so seine nächste Attacke vorzubereiten. MegaMan liefen gleich kalte Schauer über den Rücken. PolarBeam? Das war doch dieser Angriff, der so kalt war, dass alles und jeder bei auch nur geringem Kontakt sofort gelöscht werden würde!

„Passt bloß auf!“, warnte Gregory die beiden Navis und das Fishy und konnte nur hoffen, dass Lan sich beeilen würde.

Doch PolarMan war etwas schneller. Er presste seine Handflächen aneinander, streckte seine Arme aus und feuerte einen breiten, grollenden Energiestrahl ab, der in bunten Farben schimmerte. MegaMan, BattleMan und Dash schmissen sich dicht auf den Boden, um dem Strahl zu entgehen. Nur wenige Millimeter über ihnen zischte er hinweg. MegaMan spürte die eisige Kälte des PolarBeams bis in sein Innerstes. Auch wenn er nicht getroffen wurde, hatte er das Gefühl jeden Moment schock zu gefrieren.

„Da hattet ihr noch mal Glück.“, sprach der Commander, als er merkte, dass er seine Gegner verfehlt hatte. „Aber dieses Mal treffe ich ganz sicher!“ Und schon bereitete er einen weiteren PolarBeam vor.

„Nicht so schnell!“, war aber zunächst Lan am Zug. „Jetzt bist du derjenige, der ordentlich eine verpasst bekommt! Sanctuary, Slot-In!!”

Kaum war der Chip runtergeladen, begann sich auch schon das Kampffeld zu verändern. Eben noch mit einer glänzenden Eis- und Schneeschicht überzogen, waren plötzlich überall nur noch kleine, quadratische, weiße Panels zu sehen auf denen seltsame Muster aufleuchteten.

Überrascht, dass Lan so schnell soweit war, brach PolarMan seinen Angriff wieder ab und schaute sich leicht verdutzt das veränderte Kampffeld an.

„So, das war Schritt eins!“, lächelte der junge Operator und nahm den zweiten Chip zur Hand.

Gregory betete, dass es wirklich funktionieren würde. Dies war ihre letzte Hoffnung!

„Wie wir ja wissen bekommt der HolyDream für jedes HolyPanel auf dem Feld einen besonders hohen Kraftschub. Da Sanctuary die gesamte Plattform mit HolyPanels bedeckt hat und diese Plattform hier sogar größer ist, als die auf der wir gestern gekämpft haben.... Na ja, mal es dir ruhig selbst aus!“, grinste Lan zufrieden und rammte den nächsten Chip in sein PET. „HolyDream, Slot-In!!“

Mit einem Male begannen sämtliche HolyPanels hell zu leuchten. MegaMan, BattleMan und Dash rückten dicht beieinander, um einigermaßen Schutz zu haben. Jeden Augenblick würde aus jedem einzelnen Panel eine kraftvolle Energiekugel herausschweben, welche danach alle gemeinsam auf PolarMan zuschießen und den Eis-Navi vermutlich vernichten würden! Lan ärgerte sich, dass er nicht vorher darauf gekommen war. Dieses Kampffeld war größer, als das letzte. Damit gab es hier auch logischerweise mehr HolyPanels, wodurch der HolyDream sogar noch heftiger werden würde, als beim letzten Mal. Und wenn PolarMan gestern schon nur knapp überlebt hatte, würde er den jetzigen Angriff sicher nicht überstehen können...

„Ich bin beeindruckt!“, hallte die Stimme des Commanders durch das Areal. „Jetzt bin ich wohl ziemlich in die Enge getrieben. Selbst ich werde wohl einen Angriff diesen Ausmaßes nicht überleben...“

„Tja, es tut mir ja wirklich leid, aber du hast uns keine andere Wahl gelassen.“, entgegnete Lan verbittert.

„Tja und mir tut es leid, dass ich euch hiermit nicht so einfach durchkommen lassen kann. Wie ich schon sagte. Solange mein Ziel nicht erfüllt ist, werde ich nicht sterben!“, brüllte PolarMan, vollführte eine lockere Handbewegung und schnipste mit seinen Fingern.

Bevor auch nur aus einem einzigen HolyPanel eine Energiekugel aufsteigen konnte, breitete sich eine neue Eisschicht über das Kampffeld aus, welche im Nu alles eingefroren und das komplette Sanctuary überdeckt hatte. Damit wurde auch gleichzeitig Lan’s HolyDream-Angriff neutralisiert...

Fassungslos riss der junge Operator seine Augen auf und auch Gregory war bald davor einen Herzanfall zu erleiden. Jetzt war alles verloren!!

Auch MegaMan, BattleMan und Dash sahen entsetzt über die Plattform. Die drei hatten all ihre Hoffnungen in diese Attacke gesetzt. Doch PolarMan hatte sie eiskalt vereitelt...

„Ihr habt echt gute Tricks auf Lager, aber hier werde ich nun den Schlussstrich ziehen. Auch wenn ich den Wunsch habe zu sterben, kann ich nicht zulassen, dass ihr mich erledigt. Zumindest nicht bevor die komplette Net-Society zerstört ist!“, nahm PolarMan nun wieder einen sehr ernsten Ton an und schritt langsam auf seine Gegner zu.

„Lan?? Was denn jetzt? HolyDream war unser stärkster Battle Chip...“, geriet MegaMan allmählich in Panik.

„Wir dürfen nicht aufgeben! Wir müssen weiter kämpfen...“, grummelte Lan, zähneknirschend. „Ich weiß auch, dass es ausweglos scheint, aber wir müssen uns halt was anderes einfallen lassen.“

„Das sagst du so einfach.“, schluckte der orangefarbene Navi, als PolarMan stehen blieb und seine beiden Arme zu den Seiten hin ausstreckte.

„Machen wir’s kurz... Gemini!!“, rief der Eis-Navi, als er zwei leuchtende, durchsichtige Silhouetten erschuf, die je zu einer seiner Seiten erschienen.

„Gem... und Ini??“, verzog Gregory verwirrt das Gesicht, als er feststellte, dass diese Silhouetten genau wie die Zwillings-Navis aussahen.

„Haa!!“, warf der Commander seine Arme nach vorn, woraufhin die beiden Phantombilder der gelöschten Zwillinge nach vorn schossen und durch MegaMan und BattleMan hindurchflogen.

Ein schlagartiger Kälteschock durchfuhr MegaMan’s Körper, als Gem’s Silhouette durch ihn hindurch raste. Mit einem Male spürte er seine Beine vor Kälte nicht mehr und klappte wie eine leblose Puppe zusammen. Ebenso fiel BattleMan sofort zu Boden, nachdem Ini’s Phantombild ihn berührt hatte. Es war so, als hätten ihn schlagartig all seine Kräfte verlassen, dass er nicht einmal mehr stark genug war, um sich auf den Beinen zu halten. Nicht mehr in der Lage sich zu bewegen, blieben die beiden Navis hilflos am Boden liegen.

„Lan!! Er wird sie löschen!!“, war Gregory fast den Tränen nahe und konnte kaum hinsehen.

Wütend ballte Lan seine Fäuste. Er musste schnell handeln, aber was sollte er tun??

„So! Das war’s dann wohl!“, stellte sich PolarMan zwischen die beiden wehrlosen Navis, die nichts weiter tun konnten, als ihr Ende abzuwarten.

Dash war vor Schreck wie gelähmt und wusste nicht, was er tun sollte. Der Fishy-Virus wäre eh nicht stark genug gewesen, um PolarMan etwas anhaben zu können...

„Lass sie uns ausloggen!“, wandte Gregory ein. „Loggen wir sie aus, solange es noch geht! Was nützt es, wenn sie gelöscht werden?? Wir können eh nichts mehr tun... Ziehen wir uns zurück und retten sie!“

„Und PolarMan den Sieg überlassen??“, entgegnete Lan. „Wenn wir jetzt aufgeben, hat Shadow gewonnen!“

„Das mag sein, aber was sollen wir noch tun? Besser wir geben auf und unsere Navis leben noch, als wenn wir nicht aufgeben und sie gelöscht werden! Vielleicht bietet sich noch eine andere Chance an, Shadow zu stoppen, aber jetzt können wir nichts weiter tun...“, versuchte Gregory seinem Freund diese Situation klar vor Augen zu führen.

Wütend sah Lan wieder auf sein PET. Er konnte jetzt nicht aufgeben. So eine Chance bekämen sie sicher nicht wieder... Aber andererseits hatte Gregory ja Recht. Wie sollte es jetzt weitergehen?

„Es ist zu schade, dass es so enden muss. Aber ihr seid mir von Anfang an nicht gewachsen gewesen. Ich hatte zwar gehofft euch irgendwie anspornen zu können, aber mehr als das, was ihr gezeigt habt, scheint ihr doch nicht drauf zu haben. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich ein wenig enttäuscht bin.“, seufzte PolarMan, während er das Finale vorbereitete. In den Händen des Eis-Navis formten sich hell leuchtende, blaue Energiekugeln.

Keine andere Möglichkeit mehr sehend, einen Ausweg zu finden, fasste Lan kurzerhand einen Entschluss. Es gefiel ihm zwar überhaupt nicht, aber etwas anderes konnten sie nicht tun und er wollte weder MegaMan’s und Dash’s, noch BattleMan’s digitales Leben aufs Spiel setzen. Was nützte es sie löschen zu lassen? Es blieb einfach keine andere Wahl mehr...

„Okay, loggen wir sie aus.“, stimmte er schließlich widerwillig Gregory’s Idee zu.

„Nein, nicht so schnell, Lan!!“, erklang auf einmal eine Stimme von hinten.

Sofort drehten sich Gregory und Lan zur Tür herum, durch die gleich mehrere Personen gestürmt kamen, alle mit einem PET bewaffnet.

„Wir helfen euch und gemeinsam schaffen wir das schon!“, zwinkerte Mayl den beiden Jungs zu und stellte sich zu ihnen an den großen Schreibtisch.

Etwas überrascht unterbrach PolarMan seinen Angriff, um zu sehen, was in der realen Welt vor sich ging. Nicht nur Mayl, sondern auch Dex und Yai waren gekommen, um Gregory und Lan im Kampf zu helfen.

„F-Freunde?“, stotterte Lan. Er war solche Überraschungen ja nun schon zu genüge gewöhnt. Rettende Engel in letzter Sekunde waren kaum etwas neues mehr, aber ausgerechnet Dex, Mayl und Yai??

„Wir haben’s uns kurzerhand anders überlegt und sind doch gekommen, um zu helfen!“, erklärte Yai, als sie ihr PET ans Laptop anschloss.

„Zuhause geht’s drunter und drüber. Deine Mum wurde vom Staubsauger angegriffen, meine Spielkonsolen haben mir Elektroschocks verpasst und alles ist in totalem Chaos. Denkst du, da können wir einfach zu Hause sitzen und Däumchen drehen?“, sprach Dex, als auch er sein PET anschloss.

„Mum wurde... vom Staubsauger angegriffen?“, stutzte Lan.

„Ja, aber sie ist in Ordnung, keine Sorge.“, beruhigte Mayl ihren Freund. „Wir erklären’s dir gleich, aber erst einmal kümmern wir uns um den hier. Roll, jack-in!!”

Und schon erschienen die Navis der drei Operatoren im Netzwerk. Kaum war GutsMan transferiert, holte dieser auch schon aus und drängte PolarMan mit einem GutsPunch zurück, so dass dieser vorerst von MegaMan’s und BattleMan’s Vernichtung ablassen musste.

Glyde aktivierte schnell ein WideSword, welches Yai ihm zugesendet hatte und Roll beugte sich direkt zu MegaMan hinunter, dessen SektorSoul sich mittlerweile wieder deaktiviert hatte.

„Alles in Ordnung, Mega?“, fragte sie besorgt, als sie den blauen Navi in ihre Arme hob.

„Roll...?“, fragte MegaMan mit überraschter, jedoch kraftloser Stimme.

„Warte einen Augenblick...“, sprach das rosafarbene Navi-Mädchen, packte vorsichtig an MegaMan’s Hinterkopf und führten sein Gesicht näher an ihres heran. Sie drückte ihre Lippen auf die seinen und gab ihm einen Kuss.

MegaMan, obwohl geschwächt, lief schlagartig tomatenrot an. Aber gleichzeitig spürte er auch, wie seine Kraft zurückkehrte und Lan konnte dies nur bestätigen, als er auf seinem PET sah, dass MegaMan’s Hitpoints sich erneuert hatten.

Nachdem der blaue Navi wieder fit war, beendete Roll den Kuss und drückte MegaMan wieder ein Stückchen von sich weg, um ihm in die Augen zu sehen.

„Alles wieder okay?“

„J-ja... i-ich... also... ich glaube... du... d-du...“, begann Lan’s Navi verlegen zu stottern und wusste nicht, was er sagen sollte.

Kichernd stand Roll auf und half ihrem blauen Freund dabei wieder auf die Beine zu kommen. Danach wandte sie sich BattleMan zu, richtete einen ihrer Arme auf den grünen Kampf-Net-Navi und ließ dessen Kraftreserven ebenfalls wieder aufstocken.

„So, und jetzt wo alle wieder kampfbereit sind, können wir ja loslegen.“, sprach Mayl und grinste dem noch immer entgeisterten Lan fröhlich entgegen.

Als auch BattleMan sich wieder aufgerichtet hatte, konfrontierten insgesamt fünf Navis und ein großer, grüner Fishy-Virus den eisigen Commander, der auch ziemlich verdutzt aus der Wäsche schaute.

„Wie um alles in der Welt kommt ihr alle hierher??“, fragte PolarMan fast sprachlos.

„Ich denke, das ist für dich momentan eher von wenigem Interesse.“, antwortete Glyde in seiner steifen Art und Weise und schwang sein WideBlade elegant hin und her.

„Genau!“, fügte GutsMan hinzu. „Wir noch Rechnung zu begleichen haben. Guts!“

„Yup, darüber solltest du dir jetzt deinen Kopf zerbrechen... wie du uns alle wieder loswerden willst.“, zwinkerte Roll dem Eis-Navi zu.

„Wow, ich bin zwar echt überrascht und weiß gar nicht, wie ich euch danken soll... aber dazu werde ich mir gleich noch genügend Gedanken machen.“, sprach Lan, der sich nun mutiger denn je fühlte.

„Wir alle zusammen sind sicher in der Lage ihn zu bezwingen!“, fand auch Gregory sein Selbstvertrauen zurück.

„Machen wir diesen Eisklotz schnell fertig. Ich hab noch wichtigeres zu erledigen.“, war das einzige, was Yai dazu bemerken konnte.

„Ja, prügeln wir ihn windelweich, dass endlich Ruhe im Kabuff ist!“, brüllte Dex.

„Bist du bereit, Lan?“, fragte Mayl und Lan nickte ihr ohne zu zögern zu.

„Einer für alle und alle für einen! Beenden wir endlich diesen Kampf!“

„Ihr nehmt euch da aber ganz schön was vor.“, sprach PolarMan nun wieder. „Es ist mir wirklich ein Rätsel, wie es all die Leute an meinen Fallen vorbeigeschafft haben, aber das macht auch nichts. So sei es eben. Egal ob zu sechst, zu siebent oder gar zu tausend... Ihr werdet mich nie besiegen können!“

„Das wollen wir ja jetzt mal sehen.“, nahm MegaMan wieder seine Kampfhaltung ein und all seine Freunde taten es ihm gleich.
 

„Sehr gut.“, lächelte Mr. Smoke, der von seinem Versteck aus das ganze Schauspiel beobachtete hatte.

Mit Zigarette im Mund und gemütlich in seinem Ledersessel lehnend, hatte er schon den kompletten Kampf gegen PolarMan verfolgt und auch davor war er Lan und MegaMan bei jedem Schritt auf der Spur gewesen, indem er sie ständig mit den Überwachungskameras beobachtet hatte

„Hehe... Die drei waren schneller als ich dachte. Bin mal gespannt, wie’s jetzt weiter geht.“, murmelte er, als er einen tiefen Zug nahm und den Qualm durch seine Nasenlöcher auspustete. „Leider kann ich nicht zulassen, dass du diesen Kampf gewinnst, PolarMan. Solange er noch nicht da ist, darf unserem kleinen Lan noch nichts passieren. Hahahaha!!“
 

Bereit, um den finalen Schlag auszuführen, bereiteten MegaMan, BattleMan, Roll, GutsMan, Glyde und Dash ihre stärksten Attacken vor, um PolarMan endlich und ein für alle Mal zu besiegen! Zwar war der Commander deswegen nicht sonderlich eingeschüchtert, doch trotzdem wich er ein paar Schritte zurück, als er die große Zahl seiner Gegner betrachtete.

„Als wenn eure gebündelten Kräfte mir etwas anhaben könnten. Ob einzeln oder gemeinsam, es macht keinen Unterschied.“, stemmte der Eis-Navi die Hände in seine Hüften.

„Finden wir’s heraus!“, schob Lan auch schon einen Battle Chip in sein PET. „MegaCannon, Slot-In!! Zeig’s ihm, Mega!“

„Du auch, Roll! Beweisen wir ihm, dass nichts stärker ist als die Kraft unserer Freundschaft!“

„Gib du auch dein Bestes, Glyde! Lass dich nicht von einem solch ungehobelten Typen einschüchtern!“, feuerten Roll und Yai ihre Navis an, während sie ebenfalls die Kampfbefehle auf ihren PETs eingaben.

„Hau ihn zu Klump, GutsMan!!“, grölte Dex, lautstark wie immer.

„Jetzt ist unsere Chance gekommen! Auf geht’s, BattleMan!“, schloss Gregory als letzter die Routine ab.

„Los, Freunde! Attacke!!“, gab MegaMan schließlich den Befehl und zündete kurz darauf seine MegaCannon, die einen gewaltigen Energiestrahl entfachte.

„ShatterGun!!“, feuerte BattleMan mit seinen beiden Bustern los.

„RollArrow!“, zückte Roll ihren Bogen und ließ einen ihrer herzförmigen Pfeile in Richtung des Commanders sausen.

„WideSword!!“, holte Glyde hingegen mit seinem Schwert aus und griff PolarMan direkt an, ohne dabei seine würdevolle Haltung zu verlieren.

„GutsPunch!!“, trennte GutsMan eine seiner riesigen Fäuste von seinem Arm und ließ diese auf den Eis-Navi zuschießen.

Und zu guter Letzt, startete Dash noch eine weitere, kraftvolle DashAttack und flitzte dem eisigen Navi direkt entgegen.

PolarMan blieb jedoch reglos stehen und wartete ab. Er war nun neugierig geworden und wollte den vollen Aufprall zu spüren bekommen.

Zuerst knallten Dash und der GutsPunch gegen PolarMan und im Anschluss verpasste Glyde dem Navi einen Uppercut mit seinem Schwert, um PolarMan so hoch in die Luft zu befördern, dass ihn die restlichen Angriffe zielgenau erfassen konnten. Eine donnernde, blitzende Explosion erhellte das Areal und brachte die Kampfplattform zum Beben. Lan, Mayl, Yai, Dex und Gregory mussten die Augen zusammenkneifen, als sie vom hellen Licht leicht geblendet wurden. Auch ihre Navis mussten sich vor dem Explosionsdruck in Acht nehmen. Hallendes Grollen dröhnte durch die Lautsprecher der PETs und selbst der Schreibtisch mit dem Laptop wurde in Erschütterungen versetzt. Als die Explosion endlich vorüber war und sich der Rauch gelegt hatte, war nichts mehr von PolarMan zu sehen. Nicht einmal ein einzelnes Datenteilchen schien von ihm übrig geblieben zu sein...

„H-Haben wir ihn etwa besiegt??“, fragte Gregory, der das nicht wirklich glauben konnte und misstrauisch das Areal begutachtete.

„Ich weiß nicht...“, murmelte Lan eben so gespannt.

Auch ein etwas ungutes Gefühl habend, musterten MegaMan und BattleMan ihre Umgebung. Es hatte aufgehört zu schneien. Nur noch ein paar letzte Schneeflocken fielen auf den eisglatten Boden, doch es kam sonst nichts weiter von oben. Es hatte wirklich aufgehört zu schneien! PolarMan war besiegt!!

„Sieht ganz so aus, als hätten wir es tatsächlich geschafft.“, begann MegaMan erleichtert aufzuatmen.

Bevor Lan etwas darauf sagen konnte, sprang auch schon vor ihm die kleine, schwarze Box auf und die letzte Schlüsselkarte kam zum Vorschein. Vorsichtig nahm der junge Operator die Karte in seine Hände und betrachtete sie. Das war der eindeutige Beweis, dass PolarMan besiegt war!

„Wir haben es geschafft! Wir haben es geschaaaaafft!!!“, begann Gregory plötzlich vor Freude auf und ab zu hüpfen und fiel gleich jedem, der in seiner Nähe stand, um den Hals.

„Vielen Dank! Ohne euch hätten wir das niemals geschafft.“, musste sich auch Lan von ganzem Herzen bei seinen Freunden bedanken. „Ihr seid echt die Besten!“

„Ach was, es ist immer noch hauptsächlich dein eigener Verdienst, dass du so weit gekommen bist.“, lächelte Mayl zufrieden, als sie Lan’s strahlendes Gesicht sah.

Auch MegaMan musste sich bei seinen digitalen Freunden bedanken. Mit einem ähnlichen Gesichtsausdruck, wie dem seines Operators, stellte er sich GutsMan, Roll und Glyde gegenüber.

„Danke, Leute. Ihr habt echt was gut bei mir.“

„Du bist uns auch schon oft genug zur Hilfe geeilt. Sagen wir einfach, wir sind quitt.“, zwinkerte Roll dem blauen Navi zu, stellte sich an seine Seite und hakte sich in seinem Arm ein.

„Roll Recht hat, Guts!“, stimmte GutsMan zu.

„Genau. Wir sind Freunde und einander helfen gehört einfach dazu.“, sprach Glyde, nachdem er sein Schwert deaktiviert hatte.

Dash, der ebenfalls außer sich vor Freude war, ließ sich erst einmal ein paar Streicheleinheiten gefallen und kuschelte sich anschließend in Roll’s freien Arm.

„Damit wäre das letzte Hindernis aus dem Weg geräumt. Endlich geht es zu Shadow!“, begannen Lan’s Augen zu funkeln, denn er konnte es wirklich nicht mehr abwarten.

„Dann beginnt jetzt also der finale Kampf?“, fragte Yai.

„Du hast wirklich alle von Shadow’s Wächtern und Fallen allein überwunden??“, staunte auch Dex nicht schlecht.

„Na ja, so kann man das nun auch nicht sagen. Ohne etwas Hilfe, hätte ich’s auch nicht geschafft.“, wurde Lan ganz verlegen.

„Das ist unser Lan.“, umarmte Mayl den leicht rötlich angelaufenen Jungen.

„Wollen wir dann nicht auch endlich los?“, mischte sich nun Gregory wieder ein. „Ich denke, es wird langsam wirklich Zeit.“

„Yup, du hast Recht.“, nickte Lan und nahm auch schon das PET-Kabel zur Hand. „MegaMan? Jack-Out!!“

Auch die anderen begannen damit ihre Navis auszuloggen und nachdem keiner der Freunde mehr im Netzwerk zurückgeblieben war, gingen sie gemeinsam zurück in den Hauptraum und verließen dieses Büro wieder. Nun ging es endlich zu Shadow...
 

Absolute Stille herrschte in dem eiskalten Areal, in dem bis grade noch ein heftiger Kampf getobt hatte. Nachdem MegaMan und seine Freunde sich ausgeloggt hatten und verschwunden waren, begannen einige winzige Eispartikel sich zu sammeln und wild über den Eisboden zu tanzen. Langsam aber stetig, begannen sie aneinander haften zu bleiben und schnell deutliche Konturen zu bilden. Auch der Schnee begann neu vom virtuellen Himmel herab zu fallen. In einem kleinen weißen Wirbel, regenerierten sich die Gliedmaßen des Commanders. Es dauerte nicht sehr lange, bis PolarMan seinen Körper wieder vollständig hergestellt hatte. Er sah so aus wie zu Beginn des Kampfes und fühlte sich ebenso topfit. Trotzdem blieb er am Boden liegen und streckte Beine und Arme von sich. Ein lautes Seufzen erklang unter seinem Mundschutz und er schloss die Augen.

„Wieder habe ich es nicht geschafft zu sterben...“, murmelte er leise. „Jetzt liegt also alles an dir, Lan. Ich weiß nicht warum, aber ich konnte dich und MegaMan nicht besiegen...“, begann der Eis-Navi zu grübeln und verstand selbst noch nicht so ganz, warum er das getan hatte. „Zeig mir, dass es wirklich eine Lösung gibt durch die sowohl Navis, als auch Menschen friedlich und glücklich leben können.“

Ein letztes Mal tief ausatmend, loggte sich der Eis-Navi schließlich aus und verließ das Areal...
 

Im Hauptraum sammelten sich unterdessen Lan und seine Freunde. Jetzt galt es erst einmal zu besprechen, wie es weitergehen sollte.

„Okay. Ich weiß nicht, was uns als nächstes erwartet, aber fest steht jedenfalls, dass Shadow wohl unser nächster Gegner sein wird.“, sprach Lan, als er sich noch einmal die neue Schlüsselkarte nachdenklich anschaute.

„Gemeinsam wird auch der kein Problem für uns sein.“, war Dex bereits siegessicher.

„Na ja, ich weiß nicht so recht...“, hatte Yai allerdings Bedenken.

„Shadow hat bestimmt noch einiges mehr auf dem Kasten, als PolarMan. Immerhin ist er der Anführer dieser Gruppe.“, durchdrang auch Mayl ein mieses Gefühl in Bezug auf den Kerl.

„Vielleicht sollten wir warten, bis Chaud und die anderen hier sind? Jetzt wo PolarMan besiegt ist, sollten auch die Fallen deaktiviert sein.“, schlug Gregory vor.

„Weiß nicht. Wir sollten uns jetzt wirklich beeilen, denn Shadow wartet sicher auch nicht gern. Vermutlich ist OmegaMan längst einsatzbereit, so lange, wie wir gebraucht haben.“, grummelte Lan. „Aber es würde mich auch ungemein beruhigen, wenn ich wüsste, ob es Chaud gut geht. Und von Herrn Takamura haben wir auch noch nichts neues gehört.“

„Hatte Herr Takamura euch eigentlich gesagt, wie ihr hierher findet?“, wandte sich Gregory an Mayl, Yai und Dex. „Oder habt ihr den Weg alleine gefunden?“

„Herr Takamura ist auch hier?“, fragte Mayl erstaunt. „Also gesehen haben wir ihn jedenfalls nicht... Unten am Empfang war die Wegbeschreibung hierher auf einem der Laptopmonitore zu lesen. Nur dadurch haben wir hergefunden, aber Herr Takamura hat uns nichts gesagt.“

„Ihr seid nicht auf ihn getroffen?“, war Lan nun ziemlich verdutzt. „Er wollte doch am Haupteingang warten...“

„Meinst du ihm ist was passiert?“, sah Gregory nun ziemlich besorgt aus.

„Keine Ahnung... Jedenfalls habe ich nun ein ganz mieses Gefühl.“, antwortete Lan.

Plötzlich begann der komplette Raum in Erschütterung zu geraten! Sofort gingen Lan und seine Freunde zu Boden, da der Turm auf einmal so stark zu beben begann, dass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnten.

„W-Was ist jetzt los??“, stotterte Gregory, der das Rütteln am ganzen Körper spürte.

„E-Ein Erdbeben??“, war auch Dex sich nicht ganz sicher.

Doch so schnell wie das Beben aufgetreten war, so schnell war es auch wieder vorüber.

Verwirrt richtete Lan sich wieder auf und half danach auch Mayl auf die Beine.

„Was geht denn hier vor?“, bekam Yai langsam etwas Angst.

„Lan Hikari!“, erklang auf einmal eine Stimme über die Lautsprechanlage, so dass alle sie hören konnten. Es war Shadow!

„Shadow!! Was sollte das eben? Was geht hier vor?“, wollte Lan sofort wissen und brüllte in wütendem Ton.

„Wenn euch euer Leben lieb ist, solltet ihr jetzt lieber verschwinden. Dieses Beben war vermutlich erst der Anfang. Bald wird der komplette Turm einstürzen!“

Entsetzt rissen die fünf Freunde die Augen auf.

„Sie wollen den Turm zerstören? Sind sie wahnsinnig!?“, konnte Lan das nicht fassen.

„Ich nicht, aber jemand anders. Ich wollte euch nur warnen.“, sprach Shadow mit undefinierbar klingender Stimme. „Wenn du trotzdem gegen mich kämpfen möchtest, Lan... Benutz die Schlüsselkarte und deaktivier die Sicherheitsbarriere. Ich warte auf dich.“

Und so endete die Ansage über die Lautsprecher auch schon wieder.

„Lan, lass das lieber bleiben.“, warf Mayl sofort ein, bevor Lan irgendetwas unüberlegtes tun konnte. „Wenn der Turm wirklich einstürzen sollte, dann...“

„Dann werden eine Menge Menschen sterben. Es sei denn, es handelt sich nur um einen Trick.“, führte Gregory den Satz fort. „Ich werde sofort den anderen bescheid sagen.“

„Gute Idee, tu das.“, war Lan mit Gregory einverstanden. „Wir können nicht riskieren, dass es sich vielleicht doch nicht um einen Trick handelt. Ihr anderen solltet auch gehen. Warnt so viele Leute wie möglich. Alle sollen sich umgehend vom Den Tower entfernen.“

„Und du willst hier zurückbleiben und kämpfen??“, konnte Mayl nicht glauben, was sie da hörte.

Doch bevor Lan etwas sagen konnte, wurde der Turm von einem weiteren Beben erschüttert. Dieses Mal schafften es aber alle, sich einigermaßen auf den Beinen zu halten.

„Bitte geht schnell. Ich verspreche, dass ich nachkommen werde, aber ich muss jetzt unbedingt mit Shadow reden. Das ist wirklich wichtig für mich.“, erklärte Lan.

Mit überaus besorgtem Blick schaute Mayl ihrem Freund in die Augen. Lan hatte wieder diesen entschlossenen Blick aufgesetzt, der eindeutig klar machte, dass er hier bleiben wollte und dass niemand ihn davon abhalten konnte.

„Also gut...“, seufzte Mayl widerwillig. „Aber bitte versprich mir wirklich nichts unüberlegtes zu tun.“

„Keine Sorge, ich pass schon auf.“, lächelte Lan dem Mädchen zu und legte ihr aufmunternd die Hände auf die Schultern.

„Ich werde Chaud suchen und die Officials verständigen, sowie Jim und Dr. Shepard warnen.“, sprach Gregory, als er daraufhin auch schon auf dem Weg zum Fahrstuhl war.

„Und wir warnen so viele Stadtbewohner, wie nur irgendwie möglich.“, sprach Dex für die anderen. „Pass auf dich auf.“

„Viel Glück und sei bloß vorsichtig!“, wünschte auch Yai Lan Glück.

„Ich werde auf dich warten.“, verabschiedete sich Mayl zum Schluss, ehe die drei Gregory zum Fahrstuhl folgten und mit diesem nach unten fuhren. Nur noch Lan, sein Navi und Dash waren also zurückgeblieben.

„Dann wollen wir mal.“, sagte der junge Operator, als er die Schlüsselkarte zur Hand nahm und auf die Barriere aus Energieschranken zutrat, die einen weiteren Gang blockierte. Nachdem er sie durch den Kartenleser gezogen hatte, deaktivierten sich die Laserstrahlen und der Weg war frei!
 

Schnellen Schrittes eilte Lan durch den dunklen, ewig lang wirkenden Gang. Zwischendurch begann immer wieder der Den Tower zu beben, doch Lan schaffte es sich auf den Beinen zu halten und setzte seinen Weg fort, bis er eine weitere Energiebarriere erreicht hatte. Wieder versperrten mehrere, horizontale, rot leuchtende Laserschranken den Weg.

„Verdammt, was jetzt??“, grummelte er wütend und versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. So wie es aussah, lag ein großer Raum voller Computer, Monitore und seltsamen Anzeigen dahinter, doch genaueres war nicht zu sehen. Doch dann erkannte Lan das Abbild eines Navis auf einem etwas kleineren Monitor. Er schien zu schlafen oder zumindest hatte er die Augen geschlossen. Das Bild war jedoch zu klein und zu weit entfernt, um ihn genau zu erkennen. Was Lan aber auf Anhieb sah war, dass er diesem Navi zuvor noch nicht begegnet war! „Ist das OmegaMan?“

„Ganz recht, das ist OmegaMan.“, erklang plötzlich Shadow’s Stimme und Lan schreckte sofort überrascht zusammen.

Ein großer Schatten baute sich vor dem Jungen auf, direkt hinter den Laserschranken. Es dauerte einige Momente, aber durch das schwache Licht der Laser und dadurch, dass Lan’s Augen sich langsam an die Dunkelheit gewöhnten, konnte er den Mann erkennen. Er war recht groß, hatte schwarzes Haar und trug einen langen, violetten Mantel mit ein paar merkwürdigen Mustern darauf. Obwohl der Kragen des Mantels das Gesicht ein wenig verdeckte, erkannte Lan diesen Mann auf Anhieb wieder. Er war ihm schon oft genug begegnet in den letzten Tagen. Sprachlos trat Lan ein paar Schritte zurück. Sein Blick wurde hilflos, entsetzt und verwirrt zugleich. Der Mann, der auf der anderen Seite der Laserbarriere stand war niemand anderes als Herr Takamura!

„W-Was machen sie denn hier? Sagen sie nicht... sagen sie nicht...“, konnte Lan das nicht fassen. „Das kann nicht sein! Sie sind Shadow?? Sie!?“

„Ganz recht, so ist es.“, antwortete Herr Takamura mit sanfter Stimme. „Bist du wirklich so sehr darüber überrascht? Nun ja... Ich hab auch gut versucht meine wahre Identität geheim zu halten. Aber nachdem Mr. Famous mit seinen Verdächtigungen begonnen hatte, hatte ich bereits geglaubt, ich sei aufgeflogen. Du hast es also wirklich nicht gewusst? Nicht einmal etwas in der Richtung geahnt?“

„Nein!!“, wandte Lan direkt ein. Er wusste nicht was er sagen sollte. Herr Takamura sollte Shadow sein? Aber das war doch nicht möglich!

„Was ist? Hat es dir nun so sehr die Sprache verschlagen?“

„Sie können nicht Shadow sein. Ganz und gar nicht. Das ist völlig unmöglich!!“, widersprach Lan und war fest davon überzeugt, dass dies hier nur ein böser Traum sein musste.

„So?“, fragte Herr Takamura überrascht. „Wie kommst du denn darauf?“

„Na ja... sie haben doch... sie haben uns geholfen hier einzudringen! Sie waren bei der Lokalisierung mit uns zusammen! Sie waren doch die ganze Zeit unten im Empfang und haben dort gewartet! Wie sollten sie uns von dort aus beobachtet haben oder wie wollen sie...“, doch Lan konnte nicht weiter reden. Seine Stimme versagte nun gänzlich.

„Ach was... Ich habe euch über die Laptops am Empfang beobachtet und von dort auch OmegaMan’s Fertigstellung überwacht. Alles was ich tun musste war den Officials zu sagen, was Sache war, wenn welche eingetroffen sind und meine Rolle einigermaßen überzeugend zu spielen. Dann habe ich einen anderen geheimen Aufzug genommen, der sich in der Nähe des Haupteingangs befand, um hier einzutreffen, bevor du ankommen konntest.“

„Und wie wollen sie dann die Sache mit dem Star Rain Battle Chip erklären? Warum sollten sie denn ihren eigenen Battle Chip in aller Öffentlichkeit stehlen lassen??“, gegenargumentierte Lan weiter.

„Oh, da muss selbst ich sagen, dass das eine meiner besten Ideen war.“, begann Herr Takamura zu lachen. „Witzig, dass dein Vater genau das gleiche Argument anbrachte, um mich vor Mr. Famous zu verteidigen, wofür ich ihm überaus dankbar bin. Es ist eigentlich ganz einfach. Das war alles nicht wirklich geplant. Doch leider begannen Informationen über meinen neuen Chip durchzusickern, also musste ich etwas unternehmen. Irgendwann war es dann eh zu spät und die Officials erfuhren von meinem Star Rain Battle Chip. Sie wollten ihn sich ansehen und stuften ihn als zu gefährlich ein, woraufhin sie ihn konfiszieren wollten. Dieser Chip war aber ein Einzelstück und eine weitere Produktion wäre ohne das Original nicht möglich gewesen! Also musste ich ihn irgendwie zurückbekommen. Dann hatte ich diesen Einfall mit der Präsentation in Star Town. Ich konnte damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen bekam ich meinen Chip zurück und zum anderen schaffte ich mir ein wunderbares Alibi. Wie du eben sagtest... Warum sollte ich meinen eigenen Battle Chip stehlen lassen?“, grinste Takamura.

Lan wusste immer noch nicht, was er dazu sagen sollte.

„Ich bat die Officials darum eine Präsentation in der Öffentlichkeit zu veranstalten unter dem Vorwand mein teuerstes Stück einmal allen Menschen in Aktion zu zeigen, da es mir ja ach so viel bedeutete. Ich bekam die Erlaubnis und gab ChainMan den Befehl sich den Chip unter den Nagel zu reißen. So bekam ich ihn wieder und konnte ihn behalten.“

„Sie sind wirklich Shadow...“, begann Lan es endlich einzusehen.

„Sag ich doch schon die ganze Zeit. Tja... Ich hatte echt nicht mit solch einer Reaktion gerechnet. Dass du etwas überrascht sein würdest schon, aber so was...“

„Aber sie waren doch immer so nett zu mir! Sie haben mir Battle Chips geschenkt, mich unterstützt und mir wo es nur ging geholfen... Warum??“

„Na um meine Tarnung aufrecht zu erhalten. Es kostete mich auch ein ganzes Stück Arbeit und dieses Theater war stets sehr anstrengend, aber wie du siehst, habe ich meine Rolle wirklich überzeugend gespielt, oder?“

„Ich fass das alles nicht... Von Anfang an... Auch sie haben uns von Anfang an verarscht und hintergangen??“

„Ich würde es zwar nicht gleich so vulgär ausdrücken, aber ja, so ist es.“, antwortete Herr Takamura kurz und knapp.

„Aber warum gleich ein so großes Gebilde wie den Den Tower hier aufstellen? Wie haben sie es geschafft unerkannt zu bleiben? Und das noch, wo sie so dreist waren, ihre Pläne direkt neben den Officials im SciLab auszuhecken??“, wollte Lan wissen.

„Das war doch auch das ideale Versteck, oder nicht? Welcher Verbrecher würde schon auf die Idee kommen, sein Hauptquartier neben dem Feind aufzuschlagen? Und was den Den Tower und meine Firma betrifft... Ist es so schwierig zu erraten, wozu ich eine Firma benötigt habe, die selbstständig Battle Chips produziert?“

„Sie haben die Dark Chips, die ihre Navis benutzt haben, hier fabriziert, stimmt’s?“, war Lan die Antwort sofort klar.

„Genau so ist es. Sämtliche Dark Chips wurden hier hergestellt. Wirklich praktisch, nicht?“

„Dann hatte Nebula hiermit überhaupt nichts zu tun.“, knurrte Lan. „Wie konnte ich nur die ganze Zeit so dumm sein!?“

„Nein. Nebula hat nichts mit meiner Firma am Hut. Ich hab lediglich die ersten Dark Chips von einem Händler namens ShadeMan im Undernet erstanden. Die restlichen habe ich nach deren Vorbild hier herstellen lassen.“

„Aber wenn ihre Firma ihnen so wichtig ist... Wieso wollen sie sie dann zerstören?“, schwirrten immer noch Fragen durch Lan’s Kopf.

„Ich sagte doch bereits, dass ich für die Beben nicht verantwortlich bin.“

„Was?“, stutzte Lan. „Und wer dann?“

„Ich schätze mal, das ist Smoke’s Werk. Allem Anschein nach ist er wohl der Verräter.“

„Smoke??“, wurde Lan immer ungläubiger. „Warum zum Teufel sollte er das tun? Und was soll heißen... Verräter?“

„Was weiß ich.“, zuckte Takamura mit den Schultern. „Er war schon immer etwas komisch. Keine Ahnung, was er für Ziele damit verfolgt, aber es scheint so, als hätte er mein kleines Projekt von Anfang an manipulieren wollen. Ich wollte ihn selbst zur Rede stellen, aber er hat sich irgendwo im Turm versteckt und ist unauffindbar. Aber das ist auch egal... Was interessiert mich jetzt Smoke? Momentan gibt es für mich nur eines, das ich wirklich wissen will. Und zwar, wie stark du und dein Navi wirklich seid!“, zog Herr Takamura auf einmal sein PET hervor. „Logg deinen Navi in das Control Panel dort an der Wand ein. Wir werden jetzt kämpfen.“

„A-Aber... i-ich will nicht gegen sie kämpfen!“, begann Lan gleich wieder zu stottern.

„Wieso nicht? Du glaubst noch immer nicht wirklich, dass ich derjenige bin, der für all den Terror in den vergangenen Tagen verantwortlich ist, oder?“

„Ich kann das einfach nicht!“, entgegnete Lan. „Es muss doch eine andere Lösung geben! Ich bitte sie, Herr Takamura!“, versuchte Lan noch einmal sein Gegenüber dazu zu bringen von einem Kampf abzusehen. „Sie waren doch immer so nett zu mir, sie können einfach nicht-“

„Lan!”, unterbrach Takamura sein Gegenüber lautstark. „Mach mir doch nicht weiß, dass du so naiv bist und mich immer noch für einen guten Kerl hältst. Ich war derjenige, der befohlen hat dich töten zu lassen! Es war von Anfang an so bestimmt, dass wir Gegner sein würden.“

„Was zur Hölle reden sie denn da? Wieso bestimmt?? Sie sind doch vollkommen verrückt! Sie wollten also von Anfang an die Net-Society zerstören? Wissen sie wie viele Menschen sie in Gefahr gebracht haben? Nur für die Vernichtung der Net-Society ohne die ein Leben heutzutage nicht mehr möglich ist!! Ich hatte sie wirklich für einen guten Kerl gehalten und es ist schwierig für mich, das hier zu akzeptieren und zu verstehen... Was ich aber definitiv sagen kann und was ich auch ihren Handlangern schon oft genug gesagt habe ist, dass das hier der falsche Weg ist! Wenn Menschen leiden müssen, ist das immer der falsche Weg! Und dann reden sie auch noch von Bestimmung? Warum sollte es unsere Bestimmung sein gegeneinander zu kämpfen?“

„Hmhm…”, begann Herr Takamura zu lächeln. „Lan Hikari, das Licht und Mr. Shadow, der Schatten... Light and Shadow. Licht und Schatten. Es ist Bestimmung, dass wir gegeneinander kämpfen müssen. Wir sind Gegensätze, sind uns vollkommen verschieden. Nicht nur in Alter und Aussehen, wenn man so etwas banales nennen will... aber vor allem in unserer Weltanschauung. Für die Net-Society und gegen die Net-Society. Doch Gegensätze ziehen einander an, können nur miteinander existieren oder gar nicht. Unterschiedliche Ansichten führen zum Konflikt. Zu Meinungsverschiedenheiten, zu Streitereien und schließlich zum Krieg. Aber wo endet der Krieg? Für die einen in Leid und Verderben, für die Sieger aber in Hoffnung und Freude... und damit wären wir wieder bei Licht und Schatten. Ich habe diesen Decknamen nicht per Zufall gewählt. Er beschreibt meinen Charakter in einer Exaktheit, die du dir nicht vorstellen kannst. Ich will die Vernichtung der Net-Society. Schatten und Dunkelheit stehen für Leiden und Tod. Aber ist dir klar, dass auch der Schatten seine angenehmen Seiten haben kann? Er bietet erfrischende Kühle im Sommer. Er schirmt vor Unannehmlichkeiten ab, garantiert Privatsphäre. Im Schatten ist man geschützt. Alles hat seine guten und schlechten Seiten. Nicht nur Schatten, sondern auch das Licht. Ich kann verstehen, wie du über mich denkst und was du von meinen Ambitionen hältst und dies nehme ich dir auch nicht übel. Ich wünschte nur, du könntest ebenso mich verstehen. Ich will mich nicht rechtfertigen. Ich weiß was ich tue und vor allem was ich den vielen Menschen hiermit antue, aber ich halte es dennoch für richtig. Jeder von uns hat seinen eigenen Standpunkt und keiner wird nachgeben. Damit endet unsere Begegnung unausweichlich in einem Konflikt. Verstehst du jetzt, wieso es so kommen musste? Wir müssen gegeneinander kämpfen, Lan. Es ist Schicksal und nun mal nicht zu ändern. Kompromisse sind in diesem Fall ausgeschlossen, denn für Licht und Schatten gibt es keine gemeinsame Lösung. Das Licht löscht den Schatten aus, darum stehen die beiden in ständigem Gegeneinander. Lass uns kämpfen, Lan! Erfüllen wir unser Schicksal und sehen, ob auch in diesem Fall das Licht stark genug ist, um den Schatten auszulöschen!!“

„Sie sind doch verrückt...“, knurrte Lan.

„Ja, verrückt nach einem Kampf und jetzt lass uns endlich anfangen!!“, begann Herr Takamura auf einmal zu brüllen und schloss sein PET an einem Control Panel an. „Jack-In, InvisibleMan!!“

Wütend nahm auch Lan sein PET und schloss es ebenfalls an einem Control Panel, auf seiner Seite der Barriere an. Dash sollte aber dieses Mal vorsichtshalber zurück bleiben.

„Nun gut, wie sie wollen... Jack-In, MegaMan! Execute!!“

Hide and Seek

Nachdem die zweite Runde im Kampf gegen PolarMan begonnen hatte, wirkte es zunächst einmal mehr so, als hätten MegaMan und BattleMan eine annehmbare Chance zu gewinnen. Doch es dauerte nicht lange, bis all ihre Hoffnungen zerstört waren. Lan hatte es ein zweites Mal mit dem Giga Chip Holy Dream versucht, der beim ersten Kampf gegen den Commander schon beinahe den Sieg für MegaMan und seinen Operator bedeutet hatte. Doch PolarMan machte diesen Angriff kurzerhand zunichte und entzog MegaMan und BattleMan das letzte Bisschen an Energie, wodurch sie dem Eis-Navi vollkommen schutzlos ausgeliefert waren. Dann geschah jedoch etwas unerwartetes! Mayl, Yai und Dex eilten Gregory und Lan zur Hilfe und mit gemeinsamen Kräften gelang es ihnen PolarMan zu besiegen!

So war nun endlich der Zeitpunkt gekommen, wo Lan demjenigen gegenübertreten durfte, der für all die kriminellen Aktivitäten in den letzten Wochen verantwortlich war. Während Gregory, Mayl, Yai und Dex wieder verschwanden, um alle anderen vor einem möglichen Turmeinsturz zu warnen, begab sich Lan mit Hilfe seiner neuen Schlüsselkarte auf den Weg, der ihn direkt ins Kontrollzentrum für OmegaMan’s Entwicklung führte. Dort angekommen hatte Shadow ihn bereits erwartet und zu Lan’s Unglauben hatte sich herausgestellt, dass es sich bei dem Verbrecher um keinen anderen, als Herrn Takamura handelte!

Der finale Kampf stand nun kurz bevor...
 

Lan konnte es noch immer nicht wirklich fassen. Warum hatte es ausgerechnet Herr Takamura sein müssen?? Der Mann, der Lan und MegaMan in der Vergangenheit so viel Gutes getan und ihnen geholfen hatte, wo es nur ging. So stellte sich auch der Firmenchef von CyberArmsTech als Verräter heraus, der Lan von Anfang an ausgenutzt und betrogen hatte.

Dem jungen Net-Battler fehlte es aber immer noch an Entschluss zu einem Kampf. Seitdem er von Shadow gehört hatte, hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als diesem Mistkerl endlich gegenübertreten zu können und ihn für all seine Taten büßen zu lassen. Er hatte versucht Lan zu töten! Er hatte Tausende anderer Menschen in Gefahr gebracht! Und er plante die Zerstörung der Net-Society und hatte gute Menschen wie Joshua oder Rina dazu gebracht ihm zu folgen und ebenfalls zu Verbrechern zu werden. Lan hatte sich geschworen es Shadow gründlich heimzuzahlen. In den letzten Tagen hatte er eine solch enorme Wut auf den unbekannten Bandenchef angestaut, dass er es nicht mehr hatte erwarten können, all seinem Zorn freien Lauf zu lassen. Doch nun sah dies alles vollkommen anders aus...

Obwohl Lan nun Shadow direkt gegenüber stand, hatten sich seine Gefühle verändert. Er war verwirrt, fühlte sich hilflos. Sein Zorn war Unentschlossenheit gewichen. Es wusste einfach nicht, was er nun tun sollte. Sicher trafen all die Dinge, weswegen er Shadow hasste noch immer zu, aber dass Shadow sich nun als Herr Takamura herausgestellt hatte, änderte alles grundlegend!

Lan wusste nicht, ob er nun gegen Herrn Takamura kämpfen sollte und ob dieser wirklich so abgrundtief böse war, wie Lan es sich von Shadow immer vorgestellt hatte. Oder war Herr Takamura im Grunde noch immer ein guter Mensch, so wie auch Mr. Match, Joshua, Rina oder Herr Kinoshita? Zwar hatte Herr Takamura ihm schon eine Antwort darauf gegeben, aber Lan konnte es nicht und vor allem wollte er das einfach nicht glauben!

Da standen sie sich gegenüber. Zwischen ihnen eine rote Barriere aus Laserschranken. Herr Takamura hielt sehnsüchtig sein PET in der Hand, aufgeregt dass der Kampf bald beginnen würde. Auf der anderen Seite war Lan, der keine Ahnung hatte, was jetzt passieren sollte...

„Was ist los, Lan? Lass uns endlich anfangen!“, wollte her Takamura endlich loslegen.

Mit leerem Blick starrte Lan auf den Screen seines PETs. Er hatte MegaMan schon eingeloggt, aber ihm schossen so viele Gedanken durch den Kopf, dass er noch immer nicht gemerkt hatte, dass auch sein Navi schon mehrmals nach ihm gefragt hatte.

„Lan? Ist alles in Ordnung mit dir?“, probierte es MegaMan erneut.

„Hm?“, zuckte Lan kurz zusammen, als sein Navi doch endlich zu ihm durchdrang.

„Lan! Ich weiß wie du dich fühlst, mir geht’s genauso.“, begann der blaue Navi zu sprechen. „Aber fest steht, dass Herr Takamura nun unser Gegner ist. Ich kann es zwar auch nicht glauben, aber es ist nun mal so. Herr Takamura ist derjenige, den wir schon seit einer ganzen Weile jagen und der für all das Leid und den Terror verantwortlich ist, der so vielen Menschen geschadet hat! Vergiss das nicht!“

„Ich weiß ja...“, murmelte Lan unsicher. „Aber trotzdem...“

„Lan!“, mischte sich nun Herr Takamura wieder ein. „Bitte vergiss jetzt was in der Vergangenheit war. Hör auf deinen Navi und sieh mich einfach als deinen Gegner an!“

„Das kann ich aber nicht!“, wandte Lan sofort widerwillig ein.

„Sicher kannst du das.“, widersprach ihm sein Gegenüber mit ruhiger Stimme.

„Nein, es geht nicht... Ich will das nicht wahr haben... Warum haben sie das nur getan? Bitte sagen sie mir, warum??“

Der junge Firmenchef schloss die Augen und atmete einmal tief aus. Er senkte seinen Kopf ein Stück und sah Lan genau in die Augen.

„Wenn du unbedingt willst, werde ich es dir erzählen. Allerdings musst du mich dafür erst in einem Net-Battle besiegen. Wenn du nicht weißt, wie du das fertig bringen sollst, tu einfach folgendes... Vergiss all die Dinge, die ich für dich getan habe. Streich den netten Herrn Takamura aus deinem Gedächtnis und führ dir nur eine Tatsache vor Augen. Ich wollte dich und deine Freunde umbringen. Ich hab das Leiden der Menschen in den letzten Tagen angeordnet und wenn du mich nicht stoppst, werden noch vielmehr Menschen leiden müssen. Und soll ich dir noch was dazu sagen? Es macht mir unglaublichen Spaß all diese Dinge zu tun! Hahahahahaha!!“, begann Herr Takamura laut und kraftvoll zu lachen.

Nun begann bei Lan doch eine Sicherung durchzubrennen. Er hatte wirklich gehofft Herr Takamura sei eigentlich ein guter Kerl, aber durch diesen letzten Satz waren all seine Hoffnungen zerstört. Mit einem Male schossen all der Hass und die Wut wieder in Lan herauf, die er bis grade noch unterdrückt hatte.

„Sie... Sie! Sie Mistkerl!!“, begann der junge Operator zu brüllen und konnte sich nun nicht mehr zurückhalten. „Wie können sie so etwas nur sagen?? Wie kann man Spaß daran haben Menschen leiden zu lassen!? Es reicht! Hier und heute endet ihr Werk... Mr. Shadow!!“

„Sehr schön.“, begann Herr Takamura zufrieden zu lächeln und wandte sich wieder seinem PET zu.

„Lassen wir ihn all unseren Zorn spüren, Mega!“

„Ja, für unsere Freunde!“, bestätigte der blaue Net-Navi und nahm seine Kampfhaltung ein. Innerhalb des Netzwerkes stand ihm bereits Takamura’s Navi gegenüber: InvisibleMan!

Das Kampffeld, auf dem sich die beiden Gegner gegenüberstanden sah aus wie eine einfache, große Quadratfläche, bestehend aus Laserstrahlen, die ein Gitter bildeten. Jedoch waren die Laser selbst und die leer aussehenden Flächen zwischen ihnen fest, so dass man über sie hinweglaufen konnte. Alles andere um sie herum sah aus wie die unendlichen Weiten des Weltalls. Endloses Nichts und in dessen Mitte das Kampffeld.

InvisibleMan war ziemlich groß. Er trug eine violette Brustpanzerung. Seine Arme und Beine waren allerdings schwarz und vertikale Streifen von roter Farbe zogen seitlich über sie hinweg. Über seinen Schultern ragten spitze, metallische Schutzpanzerungen hervor und in seinem Bauch glänzte ein runder, funkelnder Kristall, dessen rotes Leuchten eine schimmernde Silhouette erzeugte. Der Kopf war von einem gut gepanzerten Helm geschützt, auf dem sich eine flossenähnliche Klinge befand. Der Mund des ziemlich jung aussehenden Navis war, im Gegensatz zu seinem letzten Erscheinen, dieses Mal von einem bedrohlich wirkenden Mundschutz überdeckt.

„So sieht man sich wieder, MegaMan.“

„Ja... Wobei man hier jedenfalls nicht von Wiedersehensfreude sprechen kann.“, grummelte der blaue Navi.

„Du freust dich nicht mich wiederzusehen?“, fragte Takamura’s Navi und versuchte dabei etwas enttäuscht zu klingen. „Na ja, jedenfalls habe ich mich schon lange hierauf gefreut!“

„Ja, genauso sehr, wie ich dieser Begegnung entgegengefiebert habe!“, fügte der Operator des violetten Navis hinzu. „Seit du uns das erste Mal in die Quere gekommen bist, wollte ich gegen dich kämpfen und nun ist es endlich soweit.“

„Pass bloß auf, Lan.“, warnte MegaMan seinen Operator. „Wir haben noch nie gegen sie gekämpft. Wir wissen weder welche Tricks InvisibleMan drauf hat, noch welche Schwäche er besitzt oder wie gut Herr Takamura ihn operieren kann. In unseren vorhergegangenen Kämpfen hatten wir wenigstens noch den Vorteil, dass wir wussten in welche Richtung die Kämpfe gehen würden.“

„Ja, ich weiß.“, antwortete Lan, der sich darüber vollkommen im Klaren war. „Das einzige, wovon wir sicherlich ausgehen können ist, dass InvisibleMan genauso oder vielleicht sogar um einiges stärker sein wird, als PolarMan. Aber ich werd schon aufpassen.“

„Sehr gut. Ich verlasse mich auf euch. Haltet euch bloß nicht zurück. Ich will dass dies hier der intensivste Kampf aller Zeiten wird. Ich habe schon so lange keinen Net-Battle mehr ausgetragen... Enttäusche mich nicht, Lan.“, sprach Herr Takamura, während er die Kampfroutine vorbereitete.

„Keine Sorge, ich werde mich nicht im geringsten zurückhalten.“, brummte Lan zornig. „Dash bleibt dieses Mal vorsichtshalber zurück. Ich hoffe du nimmst mir das nicht übel, Kumpel.“, lächelte der junge Operator für einen kurzen Augenblick, als er Dash’s bettelnden Blick sah. Aber der Fishy-Virus war einverstanden damit zurückzubleiben. „Also gut... Battle routine, set!“

„Execute!“

„Nun denn... Dann lasst uns beginnen!“, brüllte Herr Takamura voller Elan und läutete damit den Beginn des Kampfes ein!
 

Da MegaMan keine Ahnung hatte, wie sich sein Gegner im Kampf bewähren würde oder wogegen er anfällig und wogegen immun war, entschied sich der blaue Navi zunächst für einen einfachen Busterangriff. Mehrere schnelle Schüsse, gefolgt von einem ChargeShot, kamen aus MegaMan’s Busterarm geschossen, als er diesen auf InvisibleMan richtete.

Der violette Navi blieb jedoch stehen und ließ die Energieangriffe genau auf sich zufliegen. Kurz bevor sie ihn treffen konnten, wurde sein Körper durchsichtig und sämtliche Busterladungen zischten geradewegs durch ihn hindurch, ohne auch nur annähernd Schaden anzurichten oder ihm in irgendeiner Form gefährlich zu werden.

Lan riss die Augen auf. Klar! Deswegen hieß er wohl auch InvisibleMan...

„Okay, Mega! Probier es hiermit! Katana, Slot-In!“

Und schon materialisierte sich ein messerscharfes Katanaschwert an MegaMan’s rechtem Arm. Sofort hob der blaue Navi die Klinge an und rannte damit auf seinen Kontrahenten zu.

„Los, InvisibleMan! Zeig ihm, weswegen du deinen Namen trägst!“, sprach Herr Takamura.

Wieder blieb InvisibleMan an Ort und Stelle stehen und ließ MegaMan zu sich kommen. Der blaue Navi holte aus und schlug zu. Doch bevor die Klinge des Katana InvisibleMan treffen konnte, wurde dieser wieder durchsichtig, dass der Schwerthieb durch hin hindurch ging. Doch noch wollte MegaMan nicht aufgeben und setzte ohne zu zögern einen weiteren Schlag nach. Aber ein weiteres Mal wurde InvisibleMan’s Körper transparent, kurz vor Klingenberührung.

„Das gibt’s doch nicht.“, knurrte MegaMan, während sein Gegenüber anfangen musste zu lachen.

„Versuch es nur weiter. Schlag schneller zu, vielleicht erwischst du mich ja dann?“

Dies ließ sich MegaMan nicht zweimal sagen und zog das Katana zurück, um genügend Schwung für einen schnellen Stich zu holen. Wieder traf das Schwert ins Leere.

„Hahahahahahaha!“, hallte InvisibleMan’s amüsiertes Lachen durch das Areal.

„Na warte... Nimm das!! Sword Rain!“, brüllte MegaMan los, als er auf einmal eine Serie von blitzschnellen Stichen ausführte, die dem Hagelfeuer eines Maschinengewehrs gleich kamen.

„Sieh es ein, das bringt nichts.“, sagte Herr Takamura, während er gespannt den Kampf verfolgte und zusah, wie MegaMan’s Hiebe, Schläge und Stiche allesamt durch InvisibleMan hindurch fegten und ihm nichts anhaben konnten.

Immer wieder wurde der violette Navi transparent und im Anschluss wieder sichtbar. Egal wie MegaMan es versuchte, InvisibleMan’s Körper wurde immer genau dann durchsichtig, wenn die Schwertklinge nur einen Millimeter von ihm entfernt war und erst wieder sichtbar, wenn der blaue Navi das Schwert aus dem transparenten Körper herausgezogen hatte.

„Tja, was willst du jetzt machen?“, grinste InvisibleMan unter seinem Mundschutz.

„Er ist ja so gut wie unverwundbar...“, stellte Lan schockiert fest.

„Damit triffst du den Nagel auf den Kopf. Nichts und niemand kann InvisibleMan etwas anhaben.“, grinste Herr Takamura zufrieden.

„Das wollen wir erst noch sehen!“, entgegnete MegaMan genervt, während er weiter attackierte. „Wie wäre es hiermit!“

Plötzlich nahm der blaue Navi das Katana, stieß es nach vorn, wieder durch InvisibleMan’s fast unsichtbaren Körper, zog die Klinge aber nicht gleich wieder zurück. Stattdessen ließ er sie dort, wo sie war, ohne sie zu bewegen.

„Na komm schon... Mach dich ruhig wieder sichtbar.“, lächelte der blaue Navi.

Doch so dumm war InvsibleMan natürlich nicht und trat einfach einen Schritt zurück, wobei MegaMan ihm allerdings auf Anhieb folgte und das Katana im durchsichtigen Körper seines Gegners stecken ließ. Auch als InvisibleMan noch einige weitere Rückwärtstritte tat und gelegentlich mal zur Seite auswich, blieb Lan’s Navi ihm auf den Fersen. Er ließ das Katana nicht aus InvisibleMan’s Nähe weichen und wartete nur darauf, dass sich Takamura’s Navi wieder sichtbar machen und aufgespießt werden würde.

„Kleine Nervensäge.“, grummelte InvisibleMan frustriert. „Wenn du’s unbedingt so willst.“

Plötzlich stürmte der durchsichtige Navi nach vorn, durch MegaMan hindurch und wurde hinter dessen Rücken wieder sichtbar. Er drehte sich schnell herum, zog sein Bein dabei an und schlug es MegaMan seitlich gegen den Kopf, dass der blaue Navi direkt von den Füßen gewirbelt und umgeworfen wurde. Mit der harten Landung löschte sich auch das Katana.

„So, das wäre das.“, seufzte InvisibleMan und trat einige Schritte zur Seite, um seinem Gegner genügend Platz zu geben, damit dieser wieder aufstehen konnte.

Immer noch leicht erschrocken starrte MegaMan den violetten Navi an, nachdem er sich wieder auf die Beine gebracht hatte.

„Das ist wirklich unheimlich... Genaugenommen kann ich ihm ja nicht mal ’nen Kratzer zufügen, geschweige denn diesen Kampf gewinnen, wenn das so weiter geht!“

„Ruhig bleiben, Mega.“, versuchte Lan seinen Navi zu beruhigen. „Irgendwas wird ihm schon was anhaben können. Nichts und niemand ist unbesiegbar.“

„Ach nicht? Du scheinst ja wieder einiges an Zuversicht gewonnen zu haben.“, stellte Herr Takamura fest.

Bevor Lan jedoch etwas darauf antworten konnte, begann auf einmal der Tower wieder in starke Erschütterungen zu geraten. Lan knallte gegen die Wand, an der er sich nur mühevoll auf den Beinen halten konnte. Dies war bisher das stärkste Beben gewesen!

„Was um alles in der Welt ist denn das??“, wollte der junge Operator wissen, nachdem sich die Lage auch schon wieder beruhigt hatte.

„Ich weiß es nicht.“, antwortete Herr Takamura, der nun ziemlich nachdenklich aussah. „Allmählich bekomme ich wirkliche Befürchtungen, dass der Tower das nicht mehr lange mitmachen wird. Wenn Smoke tatsächlich dahinter steckt, dann kann der Kerl was erleben.“

„Aber warum sollte er so etwas tun?“, war Lan deswegen völlig verwirrt.

„Wer weiß das schon? Ich lasse mich davon jedenfalls nicht irritieren. Jetzt ist erst mal unser Kampf an der Reihe! InvisibleMan, Angriff!“, richtete Herr Takamura jedoch schnell wieder die Aufmerksamkeit auf die Cyberwelt, wo die beiden Navis ihren Kampf fortführten.

Nun war Takamura’s Navi derjenige, der zum Angriff überging. Er lief auf MegaMan zu und verpasste diesem einen heftigen Bodycheck. Zwar schaffte es Lan’s Navi sich auf den Beinen zu halten, doch InvisibleMan setzte gleich nach und trat kräftig zu. Mit einem schnellen Rückwärtssalto konnte MegaMan aber auch bei dieser Attacke vor größerem Schaden entkommen. Kaum war er wieder gelandet, schlug er nun wieder auf seinen Gegner ein. Ein Hagel aus Faustschlägen prasselte auf den violetten Navi nieder, doch mit geschickten, gelenkigen Bewegungen wich InvisibleMan allen Schlägen aus. Bei denen, die zu schnell kamen, um ihnen noch ausweichen zu können, wurde er blitzschnell wieder transparent, so dass auch diese Faustschläge ihn nicht erwischen konnten.

„Das kann doch nicht... Vulcan, Slot-In!!”, warf Lan einen Battle Chip in sein PET, da ihm momentan auch nichts besseres einfiel.

Sofort zündete MegaMan das mehrläufige Schnellfeuergewehr und ließ einen Regen aus Energiegeschossen auf Herrn Takamura’s Navi zufliegen. InvisibleMan machte seinen Körper allerdings gleich wieder transparent und wartete mit gelangweiltem Blick, bis seinem Gegner die Munition ausgegangen war, ehe er sich wieder sichtbar machte.

„Ist das schon alles, was ihr drauf habt?“, fragte der violette Navi nun mit nicht mehr gestellter Enttäuschung in der Stimme. „Hier, so geht das! Energy Flash!“

Mit einem leisen Surren verwandelte sich einer von InvisibleMan’s Armen in einen zylinderförmigen Buster, welchen er auch gleich auf MegaMan richtete und ein helles Blitzgeschoss abgab. Es war zu spät um noch ausweichen zu können und schlagartig wurde Lan’s Navi umgerissen und landete unsanft auf dem Boden.

„Alles in Ordnung, Mega??“, erkundigte sich Lan gleich nach der Verfassung seines digitalen Partners.

„Ja, alles klar...“, antwortete der blaue Navi und stand wieder auf. „Seine Verteidigung ist zwar perfekt, aber seine Angriffe sind nicht sonderlich stark. Obwohl ich auch nicht unbedingt noch mehr von dem grade abbekommen möchte...“

„Wenn es eine Möglichkeit geben würde ihn daran zu hindern, sich unsichtbar zu machen.“, begann Lan zu grübeln, um eine Lösung für ihr Problem zu finden. So konnten sie diesen Kampf jedenfalls niemals gewinnen...

„Zerbrich dir darüber lieber nicht deinen Kopf, denn es gibt nämlich keine Möglichkeit! InvisibleMan ist wahrhaftig unbesiegbar, ob du es glauben willst, oder nicht.“, erklärte Herr Takamura erfreut. „Hier endet endlich dein Weg, junger Hikari. Dein Licht wird heute ein für alle Mal erlischen. InvisibleMan? Los, lass uns etwas Spaß mit ihnen haben, ehe wir sie dem Erdboden gleich machen.“

„Kein Problem.“, war der violette Navi einverstanden. „Machen wir ein kleines Spiel hieraus! Wie wäre es mit... Ich sehe was, das du nicht siehst? Hehe!“

Und schon breitete InvisibleMan seine beiden Arme aus und während der rote Kristall in seinem Bauch hell zu leuchten begann, wurde der Körper des violetten Navis langsam durchsichtig und irgendwann war er nicht mehr nur transparent sondern gänzlich unsichtbar!

Nicht einmal mehr eine Silhouette war von ihm zu erkennen. Er war spurlos verschwunden und doch merkte MegaMan, dass sein Gegner noch anwesend war.

„Nun? Wo bin ich? Kannst du mich finden?“, hallte InvisibleMan’s Stimme über das komplette Kampffeld und schien von überall zu kommen, so dass MegaMan seinen Gegner nicht mal daran ausmachen konnte, aus welcher Richtung dessen Stimme kam.

„Verflixt.“, fluchte der blaue Navi und sah sich wild nach seinem Kontrahenten um, was jedoch vollkommen sinnlos war.

„Das ist unfair! Wie soll MegaMan gegen einen Gegner bestehen, der weder sichtbar, noch verwundbar ist!? Das ist feige und vor allem Cheaterei!“, begann Lan sich aufzuregen.

„Unfair? Feige? Cheaterei?“, wiederholte Herr Takamura spöttisch lachend. „Es ist nur InvisibleMan’s besondere Fähigkeit. Außerdem sagte ich doch schon von Anfang an, er sei unbesiegbar. Und abgesehen davon... findest du es nicht selbst gemein, mich gleich des Betrugs zu beschuldigen, nur weil du keinen Ausweg mehr siehst? Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dass du endlich einsiehst, dass du dich nie mit mir hättest anlegen sollen!“

Statt zu antworten, begann Lan nur wütend zu knurren. Was sollte er denn jetzt machen? Er hatte sich darauf eingestellt, dass InvisibleMan schwierig zu besiegen und vermutlich auch extrem kraftvoll sein würde, aber nun stellten sich seine Erwartungen als komplettes Gegenteil der Realität heraus. Zwar schienen die Angriffe von Shadow’s Navi nicht übermäßig stark zu sein, aber dafür war er durch seine Unsichtbarkeit schlichtweg unverwundbar!

Verzweifelt wandte sich MegaMan hin und her, in der Hoffnung seinen Gegner doch irgendwie entdecken zu können, doch im visuellen Bereich war jede Spur von InvisibleMan verloren. Herr Takamura’s Navi amüsierte sich köstlich dabei, als er dem verzweifelten MegaMan zusah. Sein Lachen hallte von überall her.

„So ein Dreck.“, grummelte MegaMan. Er versuchte sich deutlich auf InvisibleMan’s Stimme zu konzentrieren oder dessen Schritte, vielleicht auch andere Bewegungen irgendwie herauszuhören, doch es funktionierte einfach nicht.

„Na, suchst du mich? Hier bin ich doch! Hier drüben!“, fing InvisibleMan an richtigen Gefallen an diesem Spielchen zu entwickeln. „Oder warte! Ich bin ja doch hier vorn!“

Mit ernstem Blick beobachtete Lan das Szenario über sein PET. Es musste doch irgendetwas geben, womit InvisibleMan sichtbar gemacht werden könnte. Nur was käme da in Frage? Gedanklich ging der junge Net-Battler all seine Battle Chips durch, versuchte sich an frühere Kämpfe zu erinnern, um irgendwie eine ähnliche Situation zu finden, so dass er vielleicht einen kleinen Anhaltspunkt bekommen konnte, was er nun tun sollte.

MegaMan überlegte ebenso sehr, obwohl er noch viel weniger Möglichkeiten hatte, etwas zu unternehmen, als sein Operator. Mehrmals schoss der blaue Navi mit seinem Buster in die Richtung, aus der er meinte, dass die Stimme seines Gegners gekommen war, doch er traf natürlich kein einziges Mal. Es war einfach zwecklos!

„Komm schon!“, grinste InvisibleMan. „Gib dir mal etwas mehr Mühe!“

Grade wollte MegaMan darauf Antwort geben, da ihm das nun gewaltig auf die Nerven ging, doch ehe er auch nur das erste Wort herausbekam, spürte er einen festen Schlag in seinem Rücken. Stöhnend stolperte er nach vorn, wirbelte allerdings sofort einmal herum und schlug dabei mit seinem Bein weit aus. Doch auch dieser Tritt traf ins Nichts.

„Vergiss es. Selbst wenn du genau wüsstest, wo sich mein Navi befindet, könntest du ihn ja doch nicht erwischen.“, seufzte Herr Takamura.

„Tst... Von wegen! Das glaube ich erst, wenn ich’s selbst gesehen hab!“, entgegnete Lan’s Navi frustriert.

„Aber das Problem ist ja, dass du’s eben nicht gesehen hast, beziehungsweise nicht kannst. Soll ich dir mal was sagen? InvisibleMan steht noch immer genau dort, wo du gerade hingetreten hast.“, erklärte der Operator des violetten Navis, laut lachend.

Und plötzlich wurde InvisibleMan wieder sichtbar, allerdings immer noch transparent, so dass der Fuß seines Gegenübers in seiner Magengegend steckte, ohne ihm etwas anhaben zu können. Überrascht setzte MegaMan den Fuß wieder ab und starrte InvisibleMan mit großen Augen an.

„Ganz genau, hier bin ich!“, sprach der durchsichtige, violette Navi, trat einen Schritt vor und packte MegaMan von oben am Kopf. Mit festem Griff hob er den blauen Navi an, so dass dessen Füße einige Millimeter über dem Boden baumelten.

„MegaMan!“, war Lan fassungslos und konnte das immer noch nicht glauben.

Mit wilden Bewegungen versuchte sich MegaMan aus der Hand seines Gegners zu befreien, doch InvisibleMan’s Griff war viel zu fest und ließ nicht locker.

„Lass mich los!“, brüllte der blaue Navi und begann mit den Füßen auszuholen und durch seinen transparenten Gegner hindurch zu treten. Schlagartig verstummte er jedoch wieder und ließ sich reglos im Griff seines Gegners hängen. Mit offenem Mund und entsetztem Blick schaute MegaMan InvisibleMan in die Augen. „W-Wie ist d-das denn möglich??“

Auch Lan verstand die Welt nicht mehr. Wieso fasste sein Navi durch InvisibleMan hindurch, während Takamura’s Navi selbst MegaMan packen und festhalten konnte, obwohl er doch transparent war??

„Nicht schlecht, was?“, lächelte Herr Takamura, als er Lan’s verdutzten Blick bemerkte.

„Das gibt’s doch echt nicht mehr...“, murmelte Lan ungläubig und musste mit ansehen, wie InvisibleMan seinen Navi im hohen Bogen hoch schleuderte und mit einem anschließenden, gezielten Tritt ein Stück über das Kampffeld katapultierte.

Kaum war MegaMan gelandet, versuchte er sofort wieder aufzustehen. Der Tritt hatte ziemlich gesessen und es tat immer noch weh, aber dafür würde InvisibleMan schon noch büßen! Allerdings war immer noch die Frage wie? Als der blaue Navi sich nach seinem Gegner umsah, fand er diesen nicht mehr wieder. InvisibleMan hatte sich scheinbar wieder vollständig unsichtbar gemacht.

„Sei auf der Hut, Mega!“, warnte Lan seinen Navi. „Er kann jeder Zeit von jeder Seite angreifen. Wenn du nicht aufpasst-“

Doch da war es auch schon zu spät! Mit einem Male vollführte MegaMan einen ungewollten Purzelbaum, als Herr Takamura’s Navi ihn von hinten umgestoßen hatte. Zum Aufstehen kam er dieses Mal aber nicht, denn InvisibleMan machte gleich weiter und trat mehrmals feste zu.

Alles was Lan sehen konnte war, wie sein Navi von einer Stelle zur nächsten rollte und das Gesicht vor Schmerzen verzogen hatte.

„Aufhören! Es reicht!“, begann der verzweifelte Junge zu brüllen.

„Es soll reichen?“, fragte Herr Takamura überrascht. „Es hat doch gerade erst angefangen.“

Mit jedem weiteren Schlag, den MegaMan einstecken musste, wurden seine Hitpoints immer stärker reduziert. Auch wenn InvisibleMan körperlich nicht sehr stark zu sein schien, würde MegaMan dies trotzdem nicht lange durchhalten. Aber der blaue Navi hatte ja auch nicht die geringste Chance sich zu verteidigen, da er seinen Gegner weder sehen, noch berühren oder verletzen konnte! Es war eine wirklich aussichtslose Situation und die Ideen waren Lan schon lange ausgegangen...

„Genau wie bei SmokeMan.“, stellte der junge Operator fest. „Nur können wir unseren Gegner hier nicht mit Hilfe eines Wind Chips wieder sichtbar machen...“, ballte er im Anschluss wütend die Fäuste. Doch plötzlich bekam er eine andere Idee! Vielleicht gab es doch eine Sache, die hier hilfreich werden könnte... Sofort nahm Lan den entsprechenden Chip zur Hand und schob ihn in den Slot seines PETs. „Aktiviere Soul-Unison! SatelliteSoul!!“

Plötzlich begann MegaMan’s Körper hell zu leuchten und es dauerte nur wenige Sekunden, bis er sich verwandelt hatte. Ausgestattet mit einem SatelliteBuster, einer großen Satellitenschüssel auf dem Bauch und einer neuen, grünlich gefärbten Rüstung, blieb er vorerst reglos am Boden liegen, da auch InvisibleMan nun seine Angriffe abgebrochen hatte und seinen veränderten Gegner überrascht bestaunte.

„Soul-Unison?“, fragte Herr Takamura und zog dabei eine Augenbraue hoch. „Was glaubst du, wird dir das bringen? Du solltest doch nun wissen, dass nichts InvisibleMan schaden kann.“

„Nichts sagen sie? Dann haben sie noch nie etwas von der SatelliteSoul gehört oder besser gesagt ihrer Sound Wave!“, entgegnete Lan, nun wieder etwas sicherer und lud noch schnell einen Recovery Chip runter, der MegaMan rasch wieder auf die Beine brachte.

„Sound Wave?“, wiederholte Herr Takamura.

„Yup, genau die hier!!“, sprach nun MegaMan, endlich wieder auf den Beinen und hielt seinen neuen Buster empor. „Sound Wave!!“

Schlagartig breiteten sich laute, hallende Schallwellen im gesamten Areal aus, die alles, selbst die aus Lasern bestehende Plattform, in Schwingungen versetzte. Sogar Herr Takamura verzog das Gesicht, als die pfeifenden Laute aus seinem PET gedröhnt kamen.

Nun konnte Lan wieder beruhigt einen siegessicheren Blick aufsetzen, als er feststellte, dass seine Taktik funktionierte. Durch die Schallwellen verlor InvisibleMan seine Konzentration und wurde wieder vollständig sichtbar. Vom Schall wie gelähmt, verharrte der violette Navi in einer gebückten Pose, die Hände an seine Akustiksensoren gepresst, bei dem Versuch den hohen, ohrenbetäubenden Ton irgendwie zu unterdrücken.

„Es funktioniert, Lan!“, freute auch MegaMan sich und setzte noch einige Schallwellen nach.

In InvisibleMan’s Kopf begann alles zu hämmern und ein durchdringender Schmerz durchfuhr ihn, als könnte jeden Augenblick sein Kopf explodieren. Solch einen unerträglichen Ton hatte er noch nie zuvor gehört!

„Na, was sagen sie jetzt?“, grinste Lan sein Gegenüber mit breitem Lächeln an.

Doch Herr Takamura grummelte nur etwas unverständliches zurück und schaute mit wütendem Blick auf sein PET.

„Na ja, wie sie meinen... Also dann. Mega? Machen wir ihn fertig!“

Dies ließ sich der grüne Navi nicht zweimal sagen und schritt auch schon auf seinen kampfunfähigen Gegner zu, während er aber den SatelliteBuster nicht von ihm richtete und weiterhin Schallwellen aussandte.

„Hau ihn zu Brei! ZeusHammer, Slot-In!!“, schmiss Lan den nächsten Chip in sein PET.

Nach Beendigung des Datentransfers deaktivierte sich MegaMan’s SatelliteBuster und wurde augenblicklich gegen einen riesigen Hammer ausgetauscht, welchen er aber auch gleich hinuntersausen ließ, um InvisibleMan zu erschlagen!

Doch genau in dem Moment, wo der Schall wieder aufhörte und MegaMan’s Buster gegen den Hammer ausgetauscht war, gewann InvisibleMan seine Konzentration schlagartig wieder zurück. Bevor der Hammer ihn berühren konnte, wurde er wieder transparent und MegaMan’s Angriff schlug durch ihn hindurch.

„Scheiße!“, fluchte Lan wütend.

„Ha! War wohl doch nichts!“, gewann dafür aber Herr Takamura wieder sein Lächeln zurück.

Lan hatte nicht damit gerechnet, dass sich InvisibleMan von einem Moment auf den anderen wieder erholen könnte. Um dem Navi wirklich etwas anhaben zu können, hätte MegaMan dauerhaft den Schallwerfer einsetzen und gleichzeitig noch irgendwie anders einen Angriff starten müssen...

„Das war äußerst knapp.“, gab InvisibleMan zu, als er sich langsam vom Schall, der immer noch in seinen Ohren dröhnte, erholte und sich vorsichtig wieder erhob. „Ganz schön clever.“

„Vielen Dank.“, entgegnete MegaMan. „Aber es geht ja noch weiter!“

Und schon richtete der grüne Navi wieder seinen SatelliteBuster auf InvisibleMan.

„Genau, setz ihn wieder den Schallwellen aus! Ich weiß schon, wie wir ihn dann kriegen!“, kam Lan bereits eine weitere Idee.

„Oh nein, dass kannst du vergessen!“, war InvisibleMan jedoch keineswegs damit einverstanden. Reflexartig stürzte der violette Navi nach vorn und schlug MegaMan mit einem gezielten Faustschlag ins Gesicht nieder. „Laser Cannon!“

Bevor Lan etwas dagegen unternehmen konnte, hatte es MegaMan auch schon erwischt! Ein heftiger Laserblitz kam aus dem roten Kristall in InvisibleMan’s Bauch geschossen und traf den grünen Navi mit hämmernder Wucht. Die SatelliteSoul hielt dies nicht lange aus und dematerialisierte sich sofort!

„Jetzt sieht’s doch schon wieder ganz anders aus.“, grinste Herr Takamura’s Navi, packte MegaMan am Hals und hob ihn grob vom Boden hoch. „Das war kein schlechter Trick, aber ich fand es gar nicht schön, dass du dafür mein lustiges Spielchen unterbrochen hast. Ich finde wir sollten da auch gleich mit weitermachen und zwar von genau da an, wo wir vorhin aufgehört haben.“

Gewaltsam schlug InvisibleMan den nun wieder blauen Navi auf den Boden und begann erneut auf ihn einzuschlagen.

„MegaMan, nein!!“

„Als ob das deinem Navi helfen würde.“, seufzte Herr Takamura kopfschüttelnd.

Da hatte es grade für einen Moment so ausgesehen, als hätte Lan das Blatt wenden können und nun war doch wieder die Ausgangssituation erreicht. Er hätte nicht wieder so überheblich sein sollen und besser aufpassen müssen. Doch nun war es zu spät...

Wieder machte sich InvisibleMan vollständig unsichtbar. Langsam ging er um MegaMan herum, änderte ab und zu die Richtung und warf dem hilflosen, blauen Navi allerlei Beleidigungen an den Kopf. Zwischendurch trat er auch immer mal wieder zu, laut lachend und amüsierte sich darüber, wie MegaMan , obwohl er genau wusste, dass es nichts nutzte, trotzdem nach InvisibleMan schlug, in der Hoffnung ihn zu erwischen.

„Jämmerlich.“, stöhnte der violette Navi, ebenso kopfschüttelnd, wie sein Operator.

„Möchtest du lieber aufgeben?“, fragte Herr Takamura plötzlich. „Wenn du aufgibst, werde ich deinen Navi verschonen, einverstanden?“

Erst sah Lan hoffnungsvoll auf, doch dann wandte er sich wieder ab. Sollte er wirklich aufgeben?

„Natürlich müsstest du mir dann allerdings versprechen, dass du mit mir zusammen arbeitest und mir dabei hilfst, die Net-Society zu zerstören.“, fügte der gerissene Firmenchef noch hinzu und da erübrigte sich für Lan sowieso jeder weitere Gedanke ans Aufgeben.

„Niemals! Ich werde nicht dabei helfen unschuldigen Menschen Leid zuzufügen! Eher...“

„Eher lässt du deinen Navi sterben?“, führte Herr Takamura den Satz zu Ende, als Lan inne hielt.

Nun begann der junge Operator doch wieder zu überlegen, ob es sinnvoller wäre aufzugeben. Er beobachtete, wie MegaMan sich vom Boden erhob, ziemlich geschwächt und gleich wieder von einem Energiegeschoss, das irgendwo aus dem Nichts geflogen kam, umgeschleudert wurde. Gegen einen unsichtbaren Gegner hatten sie einfach keine Chance...

„Nein, Lan wird niemals aufgeben!“

Verwundert schauten Lan und Herr Takamura in den dunklen Gang, aus dem Lan gekommen war und mussten feststellen, dass jemand anderes ebenfalls hergefunden hatte. Als sich der Unbekannte der Laserbarriere näherte, konnte man ihn, trotz des schwachen Lichts, ziemlich gut erkennen. Es war Chaud!

„Chaud! Da bist du ja!“, war Lan heilfroh seinen vermissten Freund endlich wiederzusehen.

„Es hat mich einiges an Mühe gekostet, aber als ich erst mal oben angekommen bin, war es ein Kinderspiel herzufinden. Es war fast schon so, als wollte irgendjemand, dass ich herkomme.“, grinste der junge Official und nahm auch schon sein PET zur Hand.

„So so... Eugene Chaud, der jüngste Official aller Zeiten. Welch eine Ehre, dass du dich hier blicken lässt.“, grummelte Herr Takamura, nicht sonderlich erfreut über das plötzliche Auftreten eines weiteren von Lan’s Freunden.

„Guten Tag, Herr Takamura. Oder ist es ihnen lieber, wenn ich sie als Mr. Shadow anrede? Sie sind es also doch von Anfang an gewesen...“

„Was willst du damit sagen? Du hast schon viel eher gewusst, dass ich hinter all dem stecke? Lächerlich!“, begann Herr Takamura zu lachen.

„Ich bitte sie. Ab dem Moment, wo wir herausgefunden haben, dass der Den Tower das Hauptquartier des Feindes ist, war es doch sowieso mehr als offensichtlich.“, entgegnete Chaud gelassen und begann das Verbindungskabel seines PETs hervorzuziehen. „Erst von da an, war ich mir absolut sicher. Ein Gespräch mit Nanako, ihrer Sekretärin, hatte mich schon vorher darauf gebracht.“

„Mit Nanako?“, fragte Herr Takamura verwirrt.

„Ich habe Mr. Higsby während unseres Kampfes in den Net-Games darum gebeten, ein Wörtchen mit ihr zu sprechen. Sie wussten nicht, dass sie noch einen zweiten Job in Higsby’s Chip Shop hat, oder?“

„Nanako arbeitet für diesen Higsby??“, war der junge Firmenchef nun wirklich überrascht.

„Genau so ist es.“, bestätigte Chaud. „Er hatte sie in ihre Firma eingeschleust, um die Konkurrenz auszuspionieren. Nur leider wusste er nicht, dass er damit auch gleichzeitig den Officials eine enorme Hilfe war. Im Gespräch mit Nanako habe ich dann einige interessante Dinge erfahren. Natürlich hat sie nicht die geringste Ahnung, wer sie wirklich sind, aber ihr war aufgefallen, dass sie ungewöhnlich oft verschwunden sind, ohne etwas zu sagen, selbst wenn ihr Terminplan leer war. Das hat mich stutzig gemacht.“

„Sieh an. Mit so etwas hatte ich wirklich nicht gerechnet. Ich gratuliere dir zu deinen detektivischen Fähigkeiten, aber das macht nun auch nichts. Du hättest mich schon stoppen sollen, bevor wir zum Den Tower aufgebrochen sind, wenn du dir eh schon sicher warst, dass ich es war.“

„Ja und ich bereue nun auch es nicht getan zu haben, aber das können wir ja jetzt nachholen.“

„Du möchtest also gerne mitkämpfen? Nur zu. Selbst zu zweit könnt ihr nichts gegen InvisibleMan ausrichten.“

„Man sollte immer alles einmal probiert haben. Jack-In, ProtoMan! Transmit!“

Und schon erschien der rote, langhaarige Navi neben seinem geschwächten Gefährten im Netzwerk der Barriere. ProtoMan schaute sich kurz um, beugte sich dann nach unten, um MegaMan auf die Beine zu helfen.

„Und du willst mich besiegt haben? Tst... Ich glaube wir sollten den Kampf noch mal wiederholen.“, sprach Chaud’s Navi mit typisch ernster Stimme, als MegaMan sich gegen seine Schulter lehnte, da der blaue Navi selbst nicht mehr richtig stehen konnte.

„Nimm die hier, Lan.“, reichte Chaud seinem Partner zu erst einmal zwei Recovery Chips, die Lan auch ohne zu zögern benutzte.

Nachdem MegaMan’s Kraftreserven wieder regeneriert waren, fühlte sich der blaue Navi auch gleich um einiges besser.

„Danke, ProtoMan.“

„Keine Ursache.“, wank der rote Navi ab und hielt wieder Ausschau nach ihrem Gegner.

„Sei bloß vorsichtig. InvisibleMan ist weder sichtbar, noch kann man ihn verletzen, solange er transparent ist.“, wollte MegaMan seinen Partner warnen, doch ehe er richtig ausgesprochen hatte, sprang ProtoMan auch schon nach vorn, holte weit mit seiner rötlich schimmernden Klinge aus und wirbelte einmal mit dieser herum. Auf ein leises Klirren hin, wurde InvisibleMan plötzlich wieder sichtbar.

„Wie zum Teufel...?!“, kam es von MegaMan, Lan, Herrn Takamura und InvisibleMan wie aus einem Mund.

Zwar war der violette Navi immer noch leicht transparent, aber mit zugekniffenem Auge, hielt er sich seinen Bauch, wo ProtoMan ihn erwischt hatte.

„ProtoMan’s Analysefähigkeiten sind um einiges besser, als die von MegaMan.“, begann Chaud zu erklären. „Niemand ist unbesiegbar und auch InvisibleMan hat seine Schwachstelle. Und in seinem Fall ist es der rötliche Kristall in seinem Bauch, welcher nicht nur als Waffe dient, sondern auch als Energiegenerator für seine Fähigkeit unsichtbar zu werden.“

„Das ist ja schön und gut, aber wie konnte ProtoMan denn den Kristall erwischen, wenn InvisibleMan’s Körper durchlässig war??“, wollte Lan jedoch lieber erfahren.

„Das ist auch ganz einfach. Zwar sorgt der Kristall dafür, dass InvisibleMan unsichtbar und transparent wird, sich selbst kann der Kristall aber nicht durchlässig machen, nur durchsichtig. So kann man ihn zwar ebenfalls nicht sehen, aber trotzdem noch treffen und zerstören.“

„Und wie hat ProtoMan nun sehen können, wo InvisibleMan stand, dass er so zielgenau treffen konnte?“, stellten Lan sich aber noch weitere Fragen.

„Durch sein Visier natürlich. Es funktioniert ähnlich wie Thermalgläser. Man kann damit Hitzequellen erkennen, selbst wenn sie für das bloße Auge unsichtbar sind. Und da auch Navis Wärme ausstrahlen, auch wenn sie nur virtuell ist, konnte ProtoMan unseren durchsichtigen Freund spielend ausfindig machen.“

„Brillant!“, mischte sich nun Herr Takamura wieder ein. „Ich hatte immer geglaubt, mein Navi sei wirklich unbesiegbar, aber dann kommen zuerst MegaMan und seine Soul-Unison und jetzt auch noch ProtoMan mit seinem interessanten Analyse-Equipment und zeigen mir, dass es auch anders geht. Sehr schön bis hierhin. Aber noch ist der Kampf ja nicht vorbei.“

Leider mussten Lan und Chaud feststellen, dass Herr Takamura damit nur allzu Recht hatte, denn InvisibleMan hatte sich sehr rasch wieder erholt.

„Du magst mich zwar erwischt haben, aber das nützt euch auch nichts.“, sprach der violette Navi, als er sich kurz darauf wieder vollständig unsichtbar machte. „Du hast meinen Energiekristall zwar getroffen, aber außer dass ein Stückchen rausgesplittert ist, ist er noch vollkommen in Ordnung und funktionsfähig, wie ihr seht! Oder wie ihr es nicht seht... Hehehe!!“

„Das kann uns egal sein. Denn ProtoMan kann dich noch immer sehen.“, wandte Chaud jedoch unbeeindruckt ein.

„Auch noch immer, wenn ich die Körpertemperatur meines Navis mit einem Battle Chip abkühle? Kann ProtoMan’s Thermalvisor ihn dann immer noch erfassen?“, grinste Herr Takamura allerdings und schob einen Battle Chip in sein PET. „IceAura, Slot-In!”

Kaum hatte InvisibleMan die Aura aktiviert, verschwanden auch schon seine Umrisse aus ProtoMan’s Sichtfeld. Jetzt war der violette Navi wirklich vollkommen unsichtbar!

„Na? Was wollt ihr jetzt machen? Vergesst nicht, dass die Aura ihn auch noch zusätzlich schützt. Ich denke damit wäre es dann wohl vorbei! Vulcan, Slot-In!“

Und nachdem auch der zweite Chip runtergeladen war, zögerte InvisibleMan nicht lange, diesen einzusetzen.

„Verdammt.“, biss Lan die Zähne zusammen. Weder er, noch Chaud oder einer ihrer Navis waren in der Lage InvisibleMan zu sehen. Takamura’s Navi konnte nun von überall her angreifen, ohne aufgehalten zu werden!

Doch als die Schüsse der VulcanCannon ertönten, wurde schlagartig InvisibleMan’s Körper wieder vollständig sichtbar! Schnell warfen sich MegaMan und ProtoMan zur Seite, als sie sahen, aus welcher Richtung die Geschosse kamen.

„Was tust du denn da??“, konnte Herr Takamura das nicht glauben.

Auch InvisibleMan sah ziemlich verdutzt aus der Wäsche. Er stellte das Feuer wieder ein und wurde erneut unsichtbar.

„Was ist jetzt los?“, kapierte Lan gar nichts mehr.

Chaud hingegen schien zu ahnen, was los war.

„Mach sie endlich fertig!“, befahl Herr Takamura und sein Navi setzte zu einem nächsten Angriff an.

MegaMan und ProtoMan versuchten sich zu konzentrieren. Sie stellten sich Rücken an Rücken aneinander und hielten Ausschau nach ihrem Gegner. Plötzlich erkannte MegaMan InvisibleMan! Der violette Navi wurde wieder sichtbar, als er von einiger Entfernung aus seinen Buster zündete.

„Runter!“, schrie der blaue Navi und schnell duckten sich er und ProtoMan unter dem Geschoss hinweg. „Da vorn-“ Doch als MegaMan in die Richtung deutete, wo eben noch InvisibleMan gestanden hatte, war dort schon nichts mehr zu sehen.

„InvisibleMan! Was soll das??“, fragte Herr Takamura seinen Navi in wütendem Ton.

„Ich weiß nicht.“, hallte es aus dem Areal zurück. „Immer wenn ich eine Waffe benutzte, werde ich wieder sichtbar...“

„Mein Schlag hat also doch gesessen.“, lächelte ProtoMan darauf zufrieden.

„Verflixt. Er muss deinen Kristall beschädigt haben, dass er nun unter einer Fehlfunktion leidet.“, grummelte der verärgerte Firmenchef. „Aber egal! Euch besiegen wir auch so!“

„Das bezweifle ich.“, entgegnete Chaud selbstsicher und nahm einen Battle Chip zur Hand.

„Was meinst du, Chaud?“, fragte Lan verwirrt. „Wir können zwar seinen Angriffen ausweichen, wenn wir ihn rechtzeitig entdecken, aber da er sich immer noch bewegen kann, ohne dass wir ihn dabei sehen können, hat er noch immer die Oberhand.“

„Nicht mehr lange.“, antwortete Chaud darauf gelassen und wartete ab.

„Na wartet! Jetzt reicht’s... Nehmt das!!“, schien InvisibleMan’s Stimme aus allen Richtungen zu hallen, als er scheinbar einen weiteren Angriff vorbereitete.

Schnell konzentrierten sich MegaMan und ProtoMan darauf, ihren Gegner zu finden, da er jeden Augenblick wieder sichtbar werden würde, sollte er einen Angriff starten. Und dem war auch so! Während InvisibleMan einen mächtigen Energiestrahl auf seine beiden Gegner feuerte, wurde er für die Dauer des Angriffs wieder erkennbar!

„Da vorn! ZapRing, Slot-In!!”, schob Chaud schnell den Battle Chip in sein PET, den er bereit gehalten hatte.

ProtoMan rollte sich elegant zur Seite, um InvisibleMan’s Energiestrahl geschickt zu entkommen, so wie auch MegaMan sich noch rechtzeitig aus der Schussbahn werfen konnte. Doch noch ehe der rote Navi wieder versuchte auf die Beine zu kommen, aktivierte er den ZapRing und schoss ihn in Richtung von Takamura’s Navi.

„Nicht schlecht, aber das bringt auch nichts. Habt ihr schon wieder die IceAura ver-“, doch plötzlich hielt Herr Takamura inne. Die IceAura zählte mit unter das Attribut Aqua und war somit anfällig für Elektrizität!

Ehe InvisibleMan wieder transparent wurde, hatte der Elektroring ihn auch schon erwischt. Selbst die IceAura konnte dagegen nichts mehr ausrichten und wurde sofort deaktiviert. Zwar reichte der ZapRing bei weitem nicht aus, um einen solchen Gegner zu besiegen, aber zumindest war InvisibleMan nun für einige Augenblicke paralysiert. Die ideale Chance, es zu Ende zu bringen!!

„Du bist dran, Lan!“, wandte sich Chaud an seinen Partner, welcher auch nicht lange zögerte und zur Tat schritt.

„Okay! HeroSword, Slot-In! Mach ihn fertig, Mega!!“

Kaum war das breite Schwert an MegaMan’s Arm erschienen, rannte der blaue Navi auf InvisibleMan zu. Er holte weit aus, sprang nach vorn und mit mächtig viel Schwung ließ er die Klinge des HeroSwords durch InvisibleMan’s paralysierten Körper sausen. Herr Takamura’s Navi wurde sauber entzwei geteilt und löschte sich in einem feuerwerkartigen Wirbel aus Datenteilchen. Shadow war geschlagen...
 

„Das war’s dann wohl.“, sprach Chaud, als er seinen ProtoMan auch schon wieder ausloggte.

Auch Lan trennte die PET-Verbindung und holte MegaMan zurück auf sein PET. Mit der Vernichtung InvisibleMan’s, deaktivierte sich auch die Laserbarriere zwischen den beiden Jungs und dem Verbrecherboss. Jetzt wo auch diese schwache Lichtquelle beseitigt war, wurde alles in tiefe Finsternis getaucht.

„Wirklich unglaublich.“, war das einzige, was Herr Takamura dazu bemerken konnte.

„Unglaublich, aber trotzdem wahr. Das Spiel ist nun endgültig aus. Im Namen der Officials, sind sie verhaftet.“, wollte Chaud gleich zur Tat schreiten, doch mit einem Male erschütterte ein weiteres Beben den Tower. Dieses Mal wieder um einiges stärker, als das letzte!

„Was zum Teufel ist das denn? Was könnte den ganzen Turm zum Beben bringen??“, brüllte Lan, der das wirklich nicht mehr lustig fand und sich mit Mühe und Not versuchte aufrecht zu halten.

„Natürlichen Ursprungs ist das jedenfalls nicht.“, antwortete Chaud, der sich versuchte an der Wand festzuhalten.

„Ich schätze, der Turm wird bald in seine Einzelteile zerfallen, wenn das so weitergeht.“, grummelte Herr Takamura, der auch Probleme hatte, das Gleichgewicht zu halten.

Es dauerte verhältnismäßig lange, bis das Beben wieder vorüber war. Nicht nur, dass sie an Intensität zuzunehmen schienen, sie wurden auch von Mal zu Mal länger.

„Ich wüsste wirklich zu gern, was das auslöst.“, murmelte Lan nachdenklich.

„Ich glaube es kommt aus der Cyberwelt.“, sprach MegaMan, ebenso nachdenklich, wie sein Operator.

„Aus der Cyberwelt?“, runzelte Lan die Stirn.

„Es ist nur so ein Gefühl... aber ich glaube doch. Irgendwas schreckliches wird bald geschehen.“

„Erzähl nicht ständig solche Schauermärchen, Mega.“, versuchte Lan sich zu einem Lächeln zu zwingen.

„Dein blauer Freund könnte aber in der Tat Recht haben.“, mischte sich nun wieder Herr Takamura ein und mit einem Male wurde es gleißend hell, als er das Licht anschaltete.

Lan und Chaud kniffen die Augen zusammen und es dauerte eine Weile, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatten. Doch als sie wieder sehen konnten, erkannten sie den großen Raum, der hinter der nun deaktivierten Laserbarriere lag.

Überall standen und lagen Computer, Schreibtische mit Reagenzgläsern, Schränke mit Dokumenten und Plänen, Monitore mit merkwürdigen Anzeigen, Kabel die sich quer über den Boden zogen, Werkzeuge, PETs und Unmengen an Battle Chips.

„Willkommen in meinem kleinen Privatlabor!“, breitete Herr Takamura seine Arme aus und ließ die beiden Jungs den chaotischen, aber ziemlich beeindruckenden Raum bestaunen. „Es ist an der Zeit, dass wir die finale Phase des Omega-Projekts zu ihrem Ende bringen. Sehet und staunet! Hier kommt OmegaMan!!“

Plötzlich erschien das Bild eines seltsam aussehenden Navis auf dem größten Monitor im Raum, der zentral gelegen war, so dass jeder ihn perfekt sehen konnte.

Nun war es also soweit. Der allerletzte Kampf stand kurz bevor...

Final Battle

Nachdem sich herausgestellt hatte, dass Herr Takamura in Wirklichkeit Mr. Shadow, der Anführer der Neo World Three war, war es endlich soweit und MegaMan musste gegen InvisibleMan antreten. InvisibleMan’s Fähigkeit sich unsichtbar zu machen, stellte sich allerdings als überaus großes Problem dar. MegaMan konnte ihm nicht das geringste anhaben, da InvisibleMan nicht nur unsichtbar, sondern durch seine Transparenz auch unverwundbar war! Erst durch Chaud’s und ProtoMan’s Eingreifen, konnte das Blatt gewendet werden. In einem siegreichen, gemeinsamen Angriff, schafften es die beiden Navis InvisibleMan zu löschen! Damit war auch Mr. Shadow selbst besiegt. Allerdings war es noch lange nicht zu Ende, denn ein letzter Kampf stand noch aus! OmegaMan war nun endlich einsatzbereit...
 

Lan und Chaud befanden sich im Kommandozentrum von Herrn Takamura’s Versteck. Rund um sie herum breitete sich eine hochtechnologische Ausrüstung, bestehend aus dem unterschiedlichsten Equipment aus. Von hier aus hatte Shadow seine Pläne in die Tat umgesetzt und OmegaMan im Geheimen erschaffen!

„Willkommen in meinem kleinen Privatlabor!“, sprach Herr Takamura mit lauter Stimme und präsentierte seinen beiden Gästen die beeindruckende Räumlichkeit.

Staunend sahen sich Chaud und Lan genauestens um. Direkt vor ihnen war eine große Bildschirmwand, bestehend aus einem sehr großen Monitor und mehreren kleinen, die rund um diesen angeordnet waren. Jede Menge Schalter und Blinklampen leuchteten auf den Kontrollkonsolen auf. Verwirrende und komplexe Daten flimmerten über die Bildschirme. Zur linken Seite standen zwei Tische mit mehreren Computern darauf. Kabel zogen sich quer über den Fliesenboden, nur stellenweise verdeckt von auf dem Boden liegenden Papieren oder Dokumenten. Zur rechten Seite befand sich ein großes Fenster, dessen Vorhang sich langsam automatisch aufzog, so dass helles Tageslicht in den Raum drang. Abgesehen davon fielen Lan noch ein paar Reagenzgläser ins Auge. Wofür diese wohl gut waren...?

„Es ist an der Zeit, dass wir die finale Phase des Omega-Projekts zu ihrem Ende bringen.“, sprach Herr Takamura, als er zur Seite schritt, so dass Lan und Chaud klaren Blick auf den großen Bildschirm hatten, auf dem plötzlich das Bild eines Navis erschien. „Sehet und staunet! Hier kommt OmegaMan!!“

Sprachlos betrachteten die beiden Jungs den Navi. Er trug eine violette Brustpanzerung und auf seinem Rücken waren gelbe, blitzförmige Klingen befestigt, die an eine Art Umhang oder Flügel erinnerten. Auf seinen beiden Schultern brannten rötliche Flammen, so wie auch um seine Knie herum. Seine Unterarme waren durchsichtig und schimmerten bläulich. Eine Art Flüssigkeit schien in ihnen enthalten zu sein. Von einer Seite waren seine Arme mit dicken, braunen Holzplatten versehen, die wohl ebenfalls als Schutzpanzerungen fungierten. Auch die Innenseite seiner Beine war durchsichtig und mit blauem Wasser durchflutet. Der Rest seines Körpers war komplett schwarz. Sein Gesicht sah sehr jung aus. Eigentlich wirkte er ganz harmlos. Seine Augen waren geschlossen und ein Teil des Gesichts von dem blitzförmigen V verdeckt, was in Stirnhöhe auf seinem Kopf angebracht war.

„Das ist also OmegaMan...“, staunte Lan nicht schlecht.

Chaud wusste auch nicht wirklich, was er dazu sagen sollte. Herr Takamura hingegen beobachtete zufrieden die Reaktionen seiner beiden Besucher.

„Lan!“, ertönte es plötzlich aus dem PET. „Bitte lass mich auch mal sehen!“

Etwas verwundert holte Lan sein PET hervor und hielt es so hin, dass auch sein Navi einen Blick auf OmegaMan werfen konnte. Sofort zuckte MegaMan erschrocken zusammen!

„D-Das ist er!!“

„Was meinst du?“, fragte Lan verdutzt.

„Das ist der Navi, den ich vorher schon mal gesehen habe!!“

„Du hast ihn vorher schon mal gesehen?“, runzelte Herr Takamura verwundert mit der Stirn.

„Ja. Als wir im Undernet unterwegs waren... auf dieser Firewall, die den Weg ins ShadowNet blockiert hatte. Und dann noch, während dem Kampf gegen die Trombies! In meinem Traum, als ich das Bewusstsein durch die enormen Schallwellen verloren hatte... dort habe ich auch diesen Navi gesehen!“

„Interessant.“, bemerkte Herr Takamura. „Ich frage mich, ob dann dieses Gerücht stimmt...?“

„Welches Gerücht?“, wollte Lan sofort wissen, da er kaum verstand, was hier vor sich ging.

„Es heißt, dass sich der Weg ins ShadowNet nur dann öffnet, wenn man seinen größten Feind besiegt hat. Wenn man tief in die Firewall blickt, soll man angeblich sogar sehen können, wer dieser Feind ist.“, erklärte der Firmenchef.

„Dann soll also OmegaMan MegaMan’s größter Feind sein?“, fragte Lan verwirrt.

„So ist es wohl.“, grinste Herr Takamura.

„Ist doch egal!“, unterbrach Chaud plötzlich mit lauter Stimme. „Was kümmert uns jetzt das ShadowNet? Seishiro Takamura! Hiermit sind sie im Namen der Officials verhaftet. Ich werde dem Ganzen jetzt ein Ende bereiten.“, zog Chaud auch schon ein Pärchen elektronischer Handschellen aus seiner Hosentasche, um diese Herrn Takamura anzulegen.

Doch bevor er dazu kommen konnte, erschütterte ein neues Beben den Den Tower und dieses Mal war es sogar so stark, dass von der Decke der Putz herunter zu rieseln begann!

Lan fiel direkt auf die Knie und ließ dabei seinen blauen Handheld fallen. Auch Chaud verlor das Gleichgewicht und stürzte gegen einen der Computertische. Herr Takamura konnte sich als einziger grade noch an einem Schaltpult festhalten. Alles begann heftigst zu vibrieren. Risse zogen sich durch die Fliesen, aus der Decke bröckelte immer mehr heraus. Staubwolken wurden aufgewirbelt und selbst die Fensterscheibe erzitterte so stark, als könnte sie jeden Augenblick zerspringen.

„W-W-Was p-passiert hier??“, stotterte Lan, während er sich versuchte an einem der Computertische hochzuziehen.

„Hahahaha!!“, begann es auf einmal laut aus den Sprechanlagen des großen Raums zu hallen. Sofort sahen Lan, Chaud und Herr Takamura auf. Dieses Lachen gehörte eindeutig Smoke!

„Smoke!“, brüllte Herr Takamura wütend. „Wo stecken sie und was soll das hier!?“

„Hahaha!!“, hallte es als Antwort zurück. „Tut mir leid, Mr. Shadow! Aber ihr Plan endet hier. Niemand wird diesen Turm lebend verlassen!! Muahahahaha!“

„Was soll das heißen? Was haben sie vor??“, wurde Lan ziemlich unruhig.

„Dann haben sie mich also wirklich verraten? Sie sind der Verräter?? Ich hätte ihnen niemals trauen dürfen...“

„Dafür ist es nun leider etwas zu spät, Herr Takamura! Sie sind so ein Idiot! Natürlich war ich es! Was meinen sie wohl, weshalb Lan überhaupt so weit gekommen ist? Ich war es, der PolarMan’s Fallen deaktiviert und zugelassen hat, dass die Freunde von unserem kleinen Nervenzwerg hierher kommen konnten, um ihm zu helfen!“

„Sie verdammter Mistkerl...“, grummelte Takamura zornig. „Und was versprechen sie sich davon, wenn sie uns alle töten?“

„Was interessiert sie das denn? Ich habe schon meine Gründe. Aber das ist doch jetzt auch egal... Den Turm werden sie eh nicht mehr verlassen, dafür sorge ich schon. Also warum nicht die verbleibende Zeit nutzen, um ihren letzten Kampf auszutragen und ihren heißgeliebten OmegaMan einmal in Aktion zu erleben?“, schlug Smoke lachend vor, ehe die Ansage mit einem lauten Klacken wieder endete, als wenn jemand den Hörer eines Telefons niedergeworfen hätte. Auch das Beben ließ langsam wieder nach, bis sich die Lage vollkommen beruhigt hatte. Wortlos starrten Lan und Herr Takamura einander an.

„Scheiße...“, fluchte Chaud und versuchte sich aufzurichten. Beim Fallen war er gegen die Tischkante gestoßen und litt nun unter einem zerrenden Schmerz in der Brust.

„Alles okay??“, wandte sich Lan sofort seinem Freund zu, als er merkte, dass dieser schmerzvoll das Gesicht verzogen hatte.

„Geht schon...“, stöhnte Chaud angestrengt.

„Wir müssen ihn hier weg schaffen.“, sprach Herr Takamura und trat hinter die beiden Computertische, wo er ein Wandterminal bediente, um einen weiteren, geheimen Fahrstuhl zu öffnen. „Der hier führt direkt zum Empfang. Momentan befinden sich dort noch Officials, die können sich um ihn kümmern. Sagt allen bescheid, dass sie hier verschwinden sollen.“, erklärte der junge Firmenchef, packte Chaud vorsichtig und trug ihn in den Fahrstuhl, wo er ihn sachte absetzte. Lan sah dem nur stumm zu und wusste nicht, was er machen sollte.

„Du solltest hier auch verschwinden, Lan.“

„Was?“, fragte der junge Net-Battler überrascht. „Wollen sie etwa hier bleiben??“

„Du hast Smoke doch selbst gehört. Er wird nicht zulassen, dass ich hier verschwinde.“

„Dann wird er mich auch nicht entkommen lassen.“, entgegnete Lan. „Außerdem muss ich noch etwas wissen.“

„Lan?“, mischte sich Chaud mit geschwächter Stimme ein. „Schnapp dir den verdammten Kerl und komm mit... Wir müssen hier verschwinden.“

Doch statt auf seinen Freund zu hören, trat Lan vor den Fahrstuhl und gab über das Control Panel den Befehl, dass dieser nach unten fahren sollte. Surrend schlossen sich die Türen und ehe Chaud noch etwas sagen konnte, war er auch schon auf dem Weg ins Erdgeschoss. Wieder sahen sich Lan und Takamura nur starr in die Augen, ohne ein Wort zu verlieren.

„Sehr schön!“, erklang Smoke’s Stimme erneut. „Macht euch um euren Freund keine Sorgen. Ich hab ja auch ein gutes Herz. Der wird schon sicher unten ankommen. Euch zwei werde ich allerdings nicht entkommen lassen. Ich brauche euch nämlich noch... Und jetzt trödelt nicht mehr rum, sondern fangt endlich an zu kämpfen! Hahahaha!!“

„Dieses Arschloch...“, seufzte Herr Takamura und trat langsam in die Mitte des Raums.

Lan folgte ihm, hob unterwegs aber noch sein PET auf, das unter einen der Tische gerutscht war, als er es während des Bebens verloren hatte.

„Also sagen sie schon.“, begann Lan nun, als Herr Takamura sich vor das Fenster gestellt hatte und wortlos nach draußen in den blauen Himmel blickte. „Wieso haben sie das getan?“

Wieder atmete der junge Mann in seinem langen, violetten Mantel tief aus.

„Also gut, ich hatte es dir ja versprochen.“, begann Herr Takamura schließlich. „Du möchtest sicher die ganze Geschichte hören, oder?“ Doch er ließ Lan gar nicht erst antworten, sondern fuhr direkt fort. „Es ist ja kein Geheimnis mehr, dass ich die Net-Society abgrundtief hasse. Und aus diesem Hass heraus, wollte ich sie vernichten. Darum habe ich mir Gleichgesinnte gesucht, die meine Vision teilten und schließlich gründete ich gemeinsam mit ihnen die Neo World Three. Weshalb ich gerade diesen Namen für unsere Organisation gewählt habe, ist schnell gesagt. Ich wollte das Werk von Dr. Wily vollenden, einem Wissenschaftler zu dem ich immer aufgesehen hatte. Seine Motive waren zwar schwach und ergaben sich einzig und allein aus blankem Hass heraus, weil er in einem Wettkampf gegen deinen Großvater verloren hatte, aber die Grundidee war dennoch die selbe. Nach dem Vorbild des LifeVirus habe ich auch die Pläne für OmegaMan entwickelt. Ein Virus, der alle Elemente beherrscht hatte sich bereits als ultimative Waffe herausgestellt, also sollte ein Navi doch noch mächtiger sein, nicht? So entstand die Idee für OmegaMan, nachdem ich von den Elementarrüstungen gehört habe. Schnell fand ich auch Leute, die sich mir anschließen wollten und sich bereit erklärten, alles zu tun, um die Net-Society vernichten zu können. Jeder meiner Helfer hatte sein eigenes Motiv die Net-Society zu hassen. Teilweise hast du sie ja schon erfahren. Joshua hasst sie wegen dem Leid, was sie seiner Familie zugefügt hat. Er hat dir sicher von dem Tod seiner Eltern erzählt? Der Grund dafür ist auf die Net-Society zurückzuführen. Mr. Match’s Ruf als Krimineller machte es ihm unmöglich ein neues Leben aufzubauen, egal wie sehr er sich anstrengte. Er wünschte sich, dass das Internet, wie wir es heute kennen, nie erfunden worden wäre, da so auch Dr. Wily niemals so viel Leid hätte anrichten können. Da er also sowieso schon als Bösewicht gebrandmarkt war, war er sofort bereit uns zu helfen. Rina verlor ihren Mann durch die Net-Society. Sie hatte mir allerdings nie alles darüber erzählt. Ich kann nur sagen, dass ihr Hass in unserem Gespräch deutlich herauszuhören war. Weshalb PolarMan mitgemacht hat, hat er dir ja schon selbst ausführlich erklärt. Er hasste die Net-Society, wegen der Menschen, die sie nur dazu geschaffen hatten, um sich das Leben zu erleichtern, während sie so alle Last auf die Schultern der Net-Navis drückten. ChainMan wurde von seinem Operator verstoßen und durch einen anderen Navi ausgetauscht. Er hatte niemanden mehr, an den er sich wenden konnte und wollte sich rächen. Ähnlich wie PolarMan, fand er keinen wirklichen Sinn mehr in seinem Leben, bis ich ihn gefunden und von meiner Idee erzählt habe. Herr Kinoshita hat das Leid vieler Menschen gesehen, welches alles durch die Net-Society hervorgerufen wurde. Er hatte sie von Anfang an nicht leiden können. Dadurch fasste auch er den Entschluss bei meinem Plan mitzumachen. Welche Motive Smoke hegte, sich mir anzuschließen, weiß ich bis heute nicht. Aber wie es aussieht, tat er es nur, um ein anderes Ziel zu verfolgen... Ich hätte vermutlich doch auf Rina hören sollen und dem Kerl niemals vertrauen dürfen.“, senkte Herr Takamura den Kopf und schloss seine Augen. „Aber wie dem auch sei... Damit bleiben dann also nur noch ich und mein Sohn, welche die Net-Society aus ein und dem selben Grund hassen gelernt haben.“

„Aber ich verstehe das immer noch nicht.“, wandte Lan allerdings ein. „Wie kann man die Net-Society nur so sehr hassen? Ich mein... Ich kann die Motive alle sehr gut verstehen. Aber man muss doch auch an die Konsequenzen denken! Die Net-Society ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens und ich kann mir auch nicht vorstellen, wie sie am Tod von Menschen schuld sein kann... Sie bildet sogar die Basis unseres heutigen Lebens! Ohne sie ist ein Leben gar nicht mehr möglich!“

„Genau das ist doch auch der Grund für unser handeln, Lan.“, entgegnete Herr Takamura und Lan verstummte wieder. „Wir Menschen sind zu sehr abhängig von der Net-Society. Wie du schon sagtest, können wir ohne sie nicht mehr leben. Sie hat uns mehr oder weniger unter Kontrolle. Menschen sind schon fast süchtig danach! Ist dir bewusst, was der Ausbau der Net-Society für unsere Erde bedeutet? Aller Rest Natur wird dem Erdboden gleich gemacht. Nur um noch größere Computeranlagen errichten zu können. Da wären wir auch gleich wieder bei Joshua’s Motiv und das ist nur ein einziges Beispiel von vielen.“, versuchte Herr Takamura es seinem jungen Zuhörer zu verdeutlichen. „Makoto... Meine Frau starb bei Takashi’s Geburt.“, fuhr er fort, hielt bei diesem Satz kurz inne und benötigte einen Augenblick, bis er weiter reden konnte. „Takashi hat seine Mutter nie kennen gelernt. Weißt du auch, wieso es dazu kam? Es war die Schuld der Ärzte. Sie haben meine Frau nicht richtig behandelt, sondern sich zu sehr auf ihre Technik verlassen. Die Ärzte damals wollten die Geburt nicht selbst durchführen, sondern stattdessen ein neues Gerät zum Einsatz bringen, welches alles viel schneller und einfacher machen sollte. Das Programm, welches die Versorgungsmaschinen gesteuert hatte, wurde allerdings kurz bevor Takashi zur Welt kam von einem Virus befallen. Irgendwie waren Viren in das System eingedrungen und hatten Fehlfunktionen verursacht. Takashi konnte noch gerettet werden, aber für Makoto war es zu spät... Nur wegen einem verdammten Systemfehler musste meine Frau sterben!“, brüllte Herr Takamura wütend los und war den Tränen nahe. „Und in diesem Moment fasste ich einen Entschluss! Die Menschen sind zu faul geworden. Sie vertrauen nur noch auf ihre Maschinen... Computer, das Internet und Net-Navis. Sie lassen all diese Dinge die Arbeit machen, statt selbst auch nur den kleinsten Finger zu krümmen. Nur weil dieses Programm damals noch nicht völlig ausgereift war, hat mein Sohn nie die Gelegenheit bekommen, seine wundervolle Mutter kennen zu lernen. Es ist alles die Schuld der Net-Society! Die Menschen versuchen sich das Leben zu erleichtern, wo es nur geht! Computergesteuerter Verkehr ist auch ein besonders gutes Beispiel. Wie viele Unfälle sind schon geschehen, weil Autosysteme von einem Virus befallen wurden? Es sind bereits unzählige... Die Menschen sollen endlich wieder lernen selbst etwas zu tun, wenn sie Frieden wollen, wenn sie sich selbst noch retten wollen, statt immer neues zu erfinden, um sich Arbeit zu erleichtern. Genau aus diesem Grund will ich die Net-Society zerstören! Damit sie keine weiteren sinnlosen Opfer mehr fordert. Ich will den Menschen wieder zur Vernunft helfen...“

Darauf wusste Lan nichts mehr zu sagen. Endlich verstand er. Nun wusste er, wieso Mr. Match, Rina, Joshua, Herr Kinoshita, Takashi und auch Herr Takamura die Net-Society so sehr hassten. Diese Tatsachen waren ihm vorher noch nie bewusst geworden. Er hatte noch nie darüber nachgedacht, wie viel Leid es auf der Welt gab, was allein durch das Entstehen der Net-Society hervorgerufen wurde...

„Und, sag schon. Hältst du mich immer noch für wahnsinnig? Oder siehst du es endlich ein? Stelle dir eine Welt ohne Internet und Navis vor. Wie viel Leid hätte erspart geblieben sein können, hätte dein Großvater, Tadashi Hikari, nie diesen großen Schritt getan? Ich gebe zu, dass die Net-Society natürlich auch ihre positiven Seiten hat, aber ganz ehrlich... Jeder der will, kann sie auch ausnutzen, um anderen Menschen Leid zuzufügen. Es ist ein Kinderspiel Computersysteme mit Navis zu manipulieren, wenn man nur ein ganz klein wenig Erfahrung hat. Man denke nur an Dr. Wily, Gospel oder Nebula, dann sieht man, wozu Navis und Internet missbraucht werden können. Bist du nun immer noch der Meinung, dass ich den falschen Weg eingeschlagen habe? Ohne die Net-Society wären wir von all diesen Sorgen befreit!“

Lan wollte etwas darauf sagen, doch ihm fehlten die Worte. Er wusste nicht, wie er es formulieren sollte und genaugenommen wusste er nicht mal, was er überhaupt erst formulieren sollte. Sicher hatte Herr Takamura Recht, aber es war trotzdem nicht das Richtige... oder doch? Solch eine schwierige Frage hatte sich Lan noch nie gestellt...

Langsam drehte sich der junge Firmenchef wieder herum und stellte sich Lan gegenüber um in dessen ratloses Gesicht zu blicken. Er merkte schnell, dass der Junge keine Ahnung hatte, wie er antworten sollte.

„Ich bin dir übrigens auch noch eine Entschuldigung schuldig.“

Verwirrt schaute Lan auf, dem jungen Firmenchef in die Augen.

„Im Grunde habe ich keinen Gefallen daran Menschen leiden zu sehen. Und ich habe das alles auch nur unter großen Bedenken und teils widerwillig getan. Als ich sagte, es würde mir gefallen, war das nicht die Wahrheit. Es tut mir leid, dass ich dich anlügen musste, aber hättest du sonst aus vollem Herzen gegen mich gekämpft?“

„Vermutlich nicht.“, antwortete Lan.

„Siehst du?“, begann Herr Takamura zu lächeln. „Ich will nicht, dass du mich für einen miesen Verbrecher hältst. Dich zu töten, war eigentlich auch nicht in meinem Interesse... Alle waren dagegen und auch ich wollte es erst nicht. Aber irgendwie hatte Smoke es geschafft mich davon zu überzeugen, dass es besser sein würde, wärst du aus dem Weg. Es ging sogar so weit, dass ich zeitweilig enormen Hass auf dich ausgeprägt hatte. Ich hoffe du kannst mir irgendwie verzeihen...“

„Ist schon okay. Natürlich verzeihe ich ihnen und ich wusste auch die ganze Zeit, dass sie doch ein guter Kerl sind. Rina hatte mir bereits erzählt, dass sie nur durch Smoke auf den Trichter kamen, alles mit brutaler Gewalt durchzusetzen. Es ist aber trotzdem so, dass sie allein die Grundidee zu dem gesamten Unterfangen hatten. Und auch ohne Gewalt wäre es falsch gewesen.“

„Findest du das wirklich? Auch nach all dem, was ich dir eben erzählt habe?“

Nun wurde es still zwischen den beiden. Nur noch das leise Brummen der Computer war zu hören, sonst nichts. Lan wusste noch immer nicht, wie genau seine Meinung dazu nun aussehen sollte, denn Herr Takamura hatte mehr als nur Recht mit seinen Worten...

„Es ist nicht das Richtige!“, nahm nun MegaMan das Wort in die Hand. „Ich bin zwar selbst nur ein Net-Navi, aber ich weiß, dass es falsch ist so zu handeln, wie sie es getan haben, Herr Takamura. Sicher haben sie edle Motive und aus einer gewissen Sicht heraus, mag es wohl so richtig scheinen, aber solange Menschen wegen etwas leiden müssen, ist dies sicher nicht der richtige Weg. Ohne Net-Society wären sie vielleicht besser dran, aber auch wirklich nur vielleicht. Es tut mir leid um ihre Frau, aber wenn man es im ganzen betrachtet, so hat auch die Net-Society den Menschen geholfen, abgesehen davon, ihnen Arbeit zu erleichtern.“

„MegaMan hat Recht.“, stimmte Lan seinem digitalen Partner zu. „All die neue Technik wird auch genutzt, um den Menschen wirklich zu helfen, nicht um ihre Faulheit zu steigern. Ohne unsere heutige Technik würde es vielen Menschen schlecht gehen, die in Krankenhäusern zum Beispiel darauf angewiesen sind. Und ohne die Net-Navis, wäre MegaMan auch heute nicht bei mir. Er ist nämlich mehr, als nur mein Navi.“

„Ich weiß.“, sprach Herr Takamura. „Ich habe schon davon gehört. Dr. Hikari hatte einst zwei Söhne, von denen einer an einer schweren Herzkrankheit starb. Es heißt, er habe die DNS seines Sohnes digitalisieren und ihn so zu neuem Leben erwecken können und das in Form eines Net-Navis. MegaMan ist Hub Hikari, nicht wahr?“

„Genau!“, bestätigte Lan.

„Gut... ich muss wie gesagt zugeben, dass die Net-Society wirklich auch ihre deutlichen Vorteile besitzt. Aber es liegt wohl im Auge des Betrachters, ob die Vor- oder die Nachteile überwiegen und für mich sind es eindeutig die Nachteile.“

„Also geben sie noch immer nicht auf?“, fragte Lan mit enttäuschtem Blick.

„Ich bin kurz vor dem Ziel, soll ich da wirklich noch aufgeben?“

„Aber der Turm wird bald einstürzen! Wollen sie sich nicht lieber in Sicherheit bringen??“, konnte Lan das nicht verstehen.

„Was hat mein Leben schon für einen Sinn, wenn mein Traum gescheitert ist? Ich werde zu Ende bringen, was ich begonnen habe.“, antwortete Herr Takamura entschlossen.

„Dann bleibe ich auch hier!!“, wandte Lan aber ebenso entschlossen ein.

„Du willst hier bleiben?“, fragte der Firmenchef überrascht. „Aber du hast doch noch dein ganzes Leben vor dir, im Gegensatz zu mir. Mein Leben hat schon lange ein Ende gefunden. Zumindest tief in meiner Seele...“

„Sowas dürfen sie nicht sagen! Ich habe es schon PolarMan erklärt... Kein Leben ist sinnlos! Denken sie doch nur an Takashi! Soll er nun auch noch ohne einen Vater aufwachsen?“

„Takashi...“, begann Herr Takamura zu murmeln und wirkte plötzlich sehr nachdenklich.

„Kommen sie mit mir!“, streckte Lan seinen Gegenüber die Hand entgegen. „Verschwinden wir hier, solange es noch geht. Gemeinsam schaffen wir es sicher hier raus! Tun sie’s für Takashi!“

„Ich kann nicht...“, schüttelte Herr Takamura jedoch den Kopf. „Auch mein Sohn zählt auf mich. Ich habe ihm versprochen das hier zu beenden, egal was passiert. Und um den Willen meiner Frau... Ich muss die Net-Society zerstören!“

„Ich glaube aber nicht, dass ihre Frau das wollen würde!“, entgegnete Lan fassungslos.

„Woher willst du das schon wissen? Du kannst ja gern versuchen mich aufzuhalten, wenn du meinst, dass du das schaffst. Denn auch, wenn ich dich mittlerweile sehr gern habe, werde ich mir meine Pläne nicht von dir durchkreuzen lassen. Dort vorn ist ein Jack-In-Port. Wenn du OmegaMan besiegen willst, bevor er mit der Zerstörung der Cyberwelt beginnt, solltest du dich beeilen!“, deutete Takamura auf einen Jack unterhalb des großen Monitors, auf dem noch immer OmegaMan zu sehen war, ehe er auch schon vor eine der Kontrollkonsolen trat und ein paar Knöpfe betätigte.

„Sie sind wahnsinnig! Ich kann nicht glauben, dass sie immer noch so handeln wollen!“

„Dann glaub es eben nicht.“, antwortete Takamura, der sich nun mehr auf sein Werk konzentrierte, als auf Lan.

„Man! Also gut...“, grummelte Lan wütend. „Wenn sie dann endlich Ruhe geben und sich hier rausschaffen lassen, werde ich eben diesen OmegaMan erledigen!“, wurde der junge Net-Battler langsam wirklich sauer und zog das Verbindungskabel seines PETs hervor. „Los geht’s, MegaMan! Jack-In! Execute!”
 

Kaum war der Datentransfer vollendet, fand sich MegaMan im Main-Server des Den Towers wieder. Es war ein sehr weites Areal. Eine unendlich groß scheinende Plattform, ausgelegt mit blanken Bodenplatten, die in allen Farben funkelten und wie die Reflektion eines Regenbogens auf der Erde wirkten. Alles war farbenfroh und hell erleuchtet.

Nur wenige Meter von dem blauen Navi entfernt stand OmegaMan, die Augen immer noch geschlossen und bewegungslos, wie eine Puppe.

„Da ist er.“, sprach MegaMan mit einem unguten Gefühl in der Magengegend, als er seinen Gegner erblickte und musterte.

„Yup, da ist er...“, wiederholte Lan. „Da ist endlich OmegaMan. Das ist es also! Unser letzter Kampf. Wenn OmegaMan erledigt ist, haben wir es wirklich geschafft! Bist du bereit, Mega?“

„So bereit, wie nie zuvor!“, fasste der blaue Navi all seinen Mut zusammen und nahm seine Kampfhaltung ein.

„Dann lass uns loslegen! Let’s rock! Last operation, set!“

„Execute!“

„Nehmt euch in Acht, meine Freunde! Hier kommt der ultimative Net-Navi!“, begann Herr Takamura zu lächeln, als er auch schon den letzten Eingabebefehl tat. „Mach sie fertig, OmegaMan! Erfülle meinen Traum und zerstöre die Net-Society!!“

Plötzlich riss der eben noch starre Navi seine Augen auf und breitete seine Arme aus, als wollte er sich nach einem langen Schlaf vor Müdigkeit recken. Emotionslos sah er sein Gegenüber an, als er langsam die Arme wieder senkte.

„Du bist... MegaMan?“, fragte OmegaMan mit kraftvoller Stimme.

„Du kennst mich?“, war Lan’s Navi über diese Frage ziemlich überrascht.

Doch statt darauf zu antworten, sagte OmegaMan kein einziges Wort. Dafür zog sich ein breites Grinsen über sein Gesicht und schlagartig stürmte der Navi los. Seine Füße hoben vom Boden ab und mit einer unglaublichen Geschwindigkeit kam er auf MegaMan zugeschossen.

„Pass auf, duck dich!!“, schrie Lan, doch noch während er versuchte seinen Navi zu warnen, wurde MegaMan weit davon geschleudert, nachdem OmegaMan ihm einen heftigen Stoß verpasst hatte. Stöhnend prallte der blaue Navi zu Boden.

„Sehr schön.“, schien Herr Takamura ziemlich zufrieden zu sein und ließ sich auf einem der Bürostühle nieder, um von dort aus in Ruhe das Duell über den großen Monitor zu verfolgen.

„Alles okay?“, wollte Lan sofort wissen, nachdem sich sein Navi wieder auf die Beine gebracht hatte.

„Ouh... ja, geht schon.“, murmelte MegaMan, während er sich seinen schmerzenden Kopf hielt. Doch schnell riss er sich wieder zusammen, nahm erneut seine Kampfhaltung ein und schaute OmegaMan an, welcher nur einige Meter entfernt in der Luft schwebte.

„Er kann fliegen...“, stellte Lan verbittert fest. Das war in der Tat nicht gut. „Aber davon lassen wir uns nicht beeindrucken! Denn was er kann, können wir schon lange! Aktiviere Soul-Unison! BeetleSoul!“

Und schon verwandelte sich MegaMan und nahm das Aussehen BeetleMan’s an. Ausgestattet mit seinen neuen Flügeln, hob er sofort vom Boden ab und stieg empor in die Lüfte.

OmegaMan schien das sehr zu gefallen und er zischte seinem Gegner ohne zu zögern hinterher.

„Er ist hinter dir! Pass auf!!“, warnte Lan seinen Navi.

Im Flug riskierte MegaMan einen kurzen Blick nach hinten und sah auch schon seinen Gegner, der ihn zielstrebig verfolgte und scheinbar sogar sehr schnell näher kam!

Die beiden Kontrahenten lieferten sich eine wilde Verfolgungsjagd am digitalen Himmel, hoch über dem Plattformboden. MegaMan flog eine seitliche Rolle, tauchte blitzschnell ab und stürzte dem Boden entgegen. OmegaMan ließ sich aber nicht so leicht abhängen und folgte dem geflügelten Navi nach unten. Nur knapp über dem Erdboden zog MegaMan plötzlich wieder hoch und flog in gerader Linie nach oben. Er vollführte einen Looping und brachte sich so elegant hinter seinen Verfolger, der auch nur kurz vor Bodenberührung wieder hoch zischte. Als OmegaMan merkte, dass MegaMan es hinter ihn geschafft hatte, hielt er in der Luft an und drehte sich zu seinem Gegner herum.

„Nimm das hier! BeetleCannon!!“, aktivierte der grüne Navi seinen Buster und begann damit jede Menge käferähnliche Geschosse auf OmegaMan zu feuern. Sie kamen blitzschnell angeschossen, wie ein wildgewordener Insektenschwarm.

Doch OmegaMan entkam geschickt jedem einzelnen Projektil, indem er mit unfassbar schnellen Bewegungen immer wieder seitlich auswich und die Käfergeschosse an sich vorbeizischen ließ, während er sich gleichzeitig auch noch langsam nach vorn arbeitete und MegaMan immer näher kam.

„Pass auf! ShotGun, Slot-In!!“, warf Lan gleich einen Chip in sein PET, damit MegaMan seinen Gegner aufhalten konnte, bevor es zu spät war.

Kaum war der Datentransfer vollendet, transformierte MegaMan seinen Buster und schoss die ShotGun auf OmegaMan. Doch der elementare Navi schlug das Energiegeschoss mit seinem Arm und änderte dadurch dessen Flugbahn, dass es gen Boden rauschte und dort laut krachend aufschlug.

„Wie hat er das gemacht??“, riss Lan entsetzt die Augen auf.

Während sowohl Lan, als auch sein Navi ziemlich geschockt waren von dieser letzten Aktion, nutzte OmegaMan den Augenblick aus, um selbst einen Angriff zu starten. Er zog die Arme an, holte mit dem Kopf Schwung, als wollte er seinem Gegenüber eine Kopfnuss verpassen und entfachte plötzlich einen feurigen Flammenwirbel, der aus dem gelöcherten Metallring an seinem Hals hervorgeschossen kam. MegaMan wurde vollständig von den Flammen verschlungen. Die auf Pflanzenbasis bestehende BeetleSoul hielt diese Attacke keine Sekunde aus und wurde augenblicklich gelöscht. Ohne seine Flügel stürzte MegaMan wie ein Stein zu Boden und prallte mit hallendem Schlag auf die Plattform.

„MegaMan!!“, schrie Lan voller Entsetzen auf.

Doch dem blauen Navi schien es einigermaßen gut zu gehen. Der Aufprall hatte zwar verdammt wehgetan, aber er war in Ordnung und stand schnell wieder auf beiden Füßen. Unterdessen war auch OmegaMan wieder nach unten geschwebt und blieb nur in knapper Entfernung vor seinem Kontrahenten in der Luft stehen.

„Er ist wirklich stark und verdammt schnell...“, grummelte MegaMan mit zusammengebissenen Zähnen.

„Ja...“, knurrte Lan ziemlich frustriert.

„Was hattet ihr denn erwartet?“, fragte Herr Takamura lachend. „Er ist der ultimative Net-Navi. OmegaMan ist unbesiegbar. Er kontrolliert nicht nur alle Elemente, sondern ist selbst auch noch gegen alle immun. Er ist blitzschnell, unglaublich stark und seine Hitpoints liegen im Unendlichen. Mit Standardangriffen, werdet ihr überhaupt nichts erreichen.“

„Dann denken wir uns eben etwas anderes aus...“, entgegnete Lan, der auch schon an einer geeigneten Strategie arbeitete. Und schnell kam ihm eine Idee! „Die hier hat sich bisher immer gut bewährt! Und dieses Mal werden wir nicht den selben Fehler, wie bei InvisibleMan begehen... Aktiviere Soul-Unison! SatelliteSoul!!“, schob Lan den nächsten Soul-Unison Chip in den Slot seines PETs.

Und schon wieder hatte MegaMan sein Äußeres verändert. Mit der großen Satellitenschüssel auf seinem Bauch und dem SatelliteBuster an seinem Arm, warf er sich wieder ins Gefecht gegen OmegaMan. Herr Takamura sah nun hoch interessiert zu, da auch er wissen wollte, wie dies nun ausgehen würde.

„Los, Mega! Betäub ihn und überlass mir den Rest!“, befahl Lan und sein Navi gehorchte aufs Wort.

MegaMan riss seinen SatelliteBuster hoch und richtete ihn auf OmegaMan, als er auch schon jede Menge, unglaublich starker Schallwellen aussandte. OmegaMan blieb jedoch lächelnd in der Luft schweben und wartete den Angriff ab.

„Sound Wave!!“, brüllte der grüne Navi und verstärkte noch etwas die Intensität des Schalls.

Lan machte sich währenddessen bereit, um den nächsten Chip runterzuladen. Dieses Mal wollte er allerdings auf Nummer sicher gehen und wählte einen, der auch so funktionierte, ohne dass MegaMan den SatelliteBuster wegstecken musste. Mit einer BoyBomb wollte er OmegaMan ordentlich eins verpassen. Doch während Lan darauf wartete loslegen zu können, merkte er plötzlich, dass OmegaMan keine Miene verzog sondern weiterlächelnd vor MegaMan schweben blieb. Was war jetzt los...?

„MegaMan! Erhöh die Intensität noch mehr!“

„Ich hab sie schon auf voller Kraft!“, antwortete der Navi mit verzweifelter Stimme und ließ den Buster nicht von seinem Gegner ab, konstant weiter Schallwellen aussendend.

„Ist er etwa gegen den Schall immun!?“, schreckte Lan auf.

Doch leider musste er mit ansehen, wie er mit seiner Vermutung nur allzu Recht hatte. Denn unbeeindruckt vom Schall kam OmegaMan langsam auf MegaMan zu, packte dessen SatelliteBuster mit festem Griff und brach mit einem kräftigen Ruck die Minisatellitenschüssel ab, die daran befestigt war! Erschrocken stürzte MegaMan nach hinten und landete auf seinem Hinterteil.

„D-Die SatelliteSoul i-ist nu-nutzlos??“, begann der grüne Navi panisch zu stottern.

„Eternal Hammer!!“, hob OmegaMan auf einmal seinen Arm und nur knapp über MegaMan erschien aus dem Nichts ein riesiger, kunstvoller Hammer, verziert mit mystischen Symbolen und ein wenig an einen ZeusHammer erinnernd.

„Laaan!!“, schrie MegaMan los, als er den Hammer auf sich niedersausen sah.

„Escape, Slot-In!!”, reagierte Lan allerdings noch schnell genug und teleportierte seinen Navi aus der Gefahrenzone heraus.

Dort wo der Hammer eingeschlagen hatte, zierte nun ein gewaltiges Loch die bunt funkelnde Plattform. Amüsiert drehte sich OmegaMan herum und wandte sich sofort wieder seinem Gegner zu, der nun in einiger Entfernung zu ihm stand.

„Das war... knapp...“, atmete MegaMan schwer aus.

„Sorry... wer konnte das auch ahnen?“, entschuldigte sich Lan. „Aber wieso macht ihm die Sound Wave nichts aus?“

„Ist doch jetzt sowieso egal...“, entgegnete MegaMan, als er besorgt seinen zerstörten Buster betrachtete. „Die Soul ist eh hin...“

Kaum hatte der grüne Navi ausgesprochen, löschte sich die SatelliteSoul vollständig und er gewann sein altes Blau wieder zurück.

„Wollt ihr es nicht doch lieber einfach lassen, Lan? Noch ist es nicht zu spät.“, mischte sich Herr Takamura wieder ein. „Du wirst mich niemals von meinem Entschluss abbringen und OmegaMan kannst du auch nicht besiegen. Ich möchte nur ungern, dass dir oder MegaMan noch etwas passiert. Sieh es doch endlich ein und rette dich lieber, solange der Turm noch steht.“

„Niemals!“, entgegnete Lan wütend. „Ich werde nicht ohne sie gehen und vor allem werde ich nicht zulassen, dass OmegaMan die Net-Society zerstört!“

„Wie du meinst...“, seufzte der Firmenchef und richtete seinen Blick zurück auf den großen Monitor, wo er den Kampf weiter verfolgen konnte.

„Alle guten Dinge sind drei! Dann probieren wir es eben mit Kraft, wenn wir OmegaMan ansonsten nichts anhaben können! Aktiviere Soul-Unison! BattleSoul!!“

Und schon war die nächste Soul unterwegs und rasch hatte MegaMan’s Körper wieder seine Gestalt gewechselt und er war erneut mit einer grünen Rüstung ausgestattet. Dieses Mal mit BattleMan’s! MegaMan ließ auch keine kostbare Zeit verstreichen und attackierte gleich weiter. Er zündete seine beiden neuen, mächtigen Buster und feuerte OmegaMan haufenweise kraftvolle Energieladungen entgegen.

„ShatterGun!!“

Aber auch dies schien nicht viel ausrichten zu können. OmegaMan hob lediglich seinen rechten Arm und erzeugte eine durchsichtige Barriere, die sämtliche Geschosse einfach absorbierte. Ungläubig stellte MegaMan das Feuer wieder ein.

„Das kann doch einfach nicht...“

Doch er kam einmal mehr nicht dazu auszureden, denn plötzlich ließ OmegaMan alle Energieladungen, die eigentlich ihm gegolten hatten und die er absorbiert hatte, wieder zurück auf ihren Urheber schießen. Nun bekam Lan’s Navi seine eigene ShatterGun zu spüren und wurde von dem Feuerhagel glatt davon gepustet. Auch die starke Panzerung der BattleSoul war dagegen nicht gewappnet, da die Geschosse sogar mit doppelter Kraft zurückkamen. Auch diese Soul war schnell gelöscht und der blaue Navi nahm sein altes Selbst wieder an.

„Ich fass das nicht...“, stand Lan nur mit offenem Mund da. „Er löscht eine unserer Souls nach der anderen... Das kann es doch gar nicht geben!“

„Du siehst es aber doch selbst.“, meldete sich Herr Takamura wieder zu Wort. „Selbst eine Soul-Unison kann meinem OmegaMan nichts anhaben!“

Statt jedoch darauf zu antworten, konzentrierte sich der junge Net-Battler lieber auf den Kampf. Wenn Soul-Unisons unnütz waren, musste etwas anderes her.

„Dann testen wir es eben hiermit! HighCannon, Triple-Slot-In!!”, rammte Lan gleich drei Chips hintereinander in sein PET. „Program Advance, GigaCannon!!”

Als alle Chips runtergeladen waren, fingen MegaMan’s Arme auch schon an in hellem, bläulichem Licht zu erstrahlen. Er hob sie an und führte sie über seinem Kopf zusammen. OmegaMan sah interessiert zu, ohne einzugreifen. Als er schließlich genügend Energie gesammelt hatte, richtete MegaMan die ziemlich große und beeindruckend aussehende GigaCannon auf seinen Kontrahenten.

„Hier! Wie wär’s damit? GigaCannon!!“

Und begleitet von einem donnernden Rauschen, entfachte der blaue Navi einen heftigen Energiestrahl von überdimensionalem Ausmaß. Das Leuchten des Program Advance war so stark, dass selbst Lan und Herr Takamura die Augen schließen mussten, um nicht über die Monitore geblendet zu werden.

OmegaMan hatte allerdings keine Probleme mit dem hallenden Energieangriff; weder von ihm geblendet zu werden, noch ihn einfach umzulenken, indem er beide Hände ineinander greifen ließ und kraftvoll auf das Geschoss einschlug. So wie schon bei der ShotGun änderte er einfach die Flugbahn des Strahls und ließ ihn in den unendlichen Weiten des Cyberspace verschwinden, ohne auch nur eine Schramme abzubekommen.

„Verdammte Scheiße!“, konnte Lan es jetzt wirklich nicht mehr glauben. „Das ist doch nicht mehr normal! Erst die Souls und jetzt den Program Advance??“

Lächelnd kam OmegaMan näher auf seinen Gegner zugeschwebt. MegaMan trat unsicher einige Schritte zurück, da er nicht wusste, was er tun sollte.

„LongSword, Slot-In!“, schickte Lan seinem Navi schnell eine provisorische Waffe, damit dieser sich verteidigen konnte. Doch auch das LongSword stellte sich als nutzlos heraus.

Mit ein paar schnellen Hieben und Stichen versuchte der blaue Navi sein Gegenüber zu erstechen, doch mit reflexartigen Bewegungen wich OmegaMan jedem einzelnen Schlag aus, ohne dass die Klinge ihn auch nur annähernd berührte. Bevor MegaMan überhaupt wusste, was los war, hatte der schwarze Element-Navi auch schon das LongSword mit der Hand abgefangen und die bläuliche Klinge fest umgriffen. Er ballte die Hand zu einer Faust und ließ das Schwert in ihr zerbrechen. Die Splitter hatten sich in wenigen Sekunden vollständig aufgelöst und MegaMan war wieder unbewaffnet. Abgesehen von seinem Buster, doch er kam nicht mehr dazu, diesen zum Einsatz zu bringen...

Nun war OmegaMan derjenige, der attackierte. Mit blitzschnellen Faustschlägen begann er seinen Gegner zu beharken und MegaMan konnte nur knapp und meist auch eher ungewollt den vielen Schlägen ausweichen. Hilflos stolperte Lan’s Navi rückwärts, während er von OmegaMan immer weiter zurückgedrängt wurde, der immer fester und schneller zuschlug. Ein wahrer Hagel aus Fäusten schien auf den blauen Navi nieder zu regnen und irgendwann hielt MegaMan dieses Tempo nicht mehr aus. Nachdem ihn der erste Faustschlag erwischt hatte, trafen auch alle darauf folgenden präzise ihr Ziel! OmegaMan ließ nicht locker und prügelte sein Opfer im wahrsten Sinne des Wortes windelweich. MegaMan schwankte erschöpft hin und her, nachdem der Element-Navi endlich stoppte. Alles tat ihm weh, jedes einzelne Glied. Unbeholfen torkelte MegaMan wie betrunken über die Plattform und brach schließlich erschöpft zusammen. OmegaMan blieb genau über seinem liegenden Gegner schweben und betrachtete diesen, ohne dabei sein Lächeln zu verziehen.

„M-Mega...“, zitterte Lan.

„Willst du es dir nicht doch überlegen, Lan? Lass es MegaMan nicht das Leben kosten.“

„Nein...“, grummelte Lan zurück. Takamura konnte es so oft versuchen, wie er wollte, er würde Lan niemals dazu bewegen aufzugeben. Es ging hier um das Schicksal der Menschheit! Sein Vater, seine Freunde... alle vertrauten darauf, dass er diesem Schrecken endlich ein Ende bereiten würde. Draußen, außerhalb des Turms litten immer noch die Bewohner Den Town’s und Menschen überall auf der Welt unter den Angriffen der Omega-Viren. Erst wenn OmegaMan gelöscht wäre, würden auch die Viren wieder verschwinden!
 

Während all dem ließ sich auch Mr. Smoke dieses spannende Duell in keinster Weise entgehen. Der Kettenraucher befand sich mittlerweile zwar schon gar nicht mehr im Den Tower, konnte aber den Kampf immer noch verfolgen. Er hatte es sich ganz in der Nähe in einem anderen Gebäude gemütlich gemacht. In der herrschenden Massenpanik war es ein Kinderspiel gewesen an den Officials unbemerkt vorbeizukommen. Er saß nun an einem Tisch mit gläserner Tischplatte, auf der ein Monitor aufgestellt war, über den er bisher alles mit großem Interesse beobachtet hatte. Er konnte es kaum mehr erwarten bis er endlich aufkreuzen würde! Bald wäre es endlich soweit und all seine Mühen würden belohnt werden. Zufrieden steckte sich Smoke eine neue Zigarette an, nachdem er die andere auf dem Tisch ausgedrückt und zum geöffneten Fenster hinausgeworfen hatte. Wenn Lan und Takamura nur gewusst hätten, dass sie lediglich die Köder spielten... Bei diesem Gedanken konnte sich Smoke ein Lachen nicht verkneifen. Er war schon sehr auf die Reaktionen der beiden gespannt, wenn endlich der richtige Kampf beginnen würde...
 

Mithilfe einiger Recovery Chips hatte Lan es geschafft, seinem Navi wieder auf die Beine zu helfen; doch kennzeichneten MegaMan’s Körper immer noch deutliche Spuren von der Konfrontation und wirklich fit fühlte er sich auch nicht. Aber der Kampf musste weiter gehen!

„WideShot, Slot-In!!“

Schon rannte MegaMan wieder los, aktivierte seinen Buster und schoss eine breite Welle aus digitalem Wasser auf OmegaMan, welche der schwarze Navi aber einfach an seinem Körper zerschellen ließ, ohne dass ihm etwas passierte.

„CannonBall, Slot-In!!”, kam ein weiterer Chip direkt hinterher.

MegaMan schleuderte seinem Gegner die schwere Eisenkugel ohne zu zögern entgegen, doch OmegaMan fing sie einfach auf und ließ sie in seiner Hand in ihre Datenbestandteile zerspringen.

„Wollt ihr mich verarschen?“, begann der elementare Navi plötzlich zu fragen, als er die Sinnlosigkeit in MegaMan’s und Lan’s Angriffsversuchen erkannte. „Wenn ihr nicht mehr auf dem Kasten habt, dann sagt das gleich. Dann zögern wir es auch nicht mehr unnötig hinaus.“

„Arroganter Mistkerl...“, knurrte Lan zornig.

„Arrogant oder nicht, er hat jedenfalls Recht. Wenn wir uns nichts vernünftiges einfallen lassen, können wir gleich aufgeben.“, merkte MegaMan jedoch an.

„Genau!“, stimmte auch OmegaMan zu. „Wenn euch nämlich die Ideen ausgehen, mache ich liebend gern weiter! Evil Flame!!“

Ehe sich MegaMan versah, flammten plötzlich mehrere violette Lichtkegel um ihn herum auf. Er versuchte sich aus diesem Kreis herauszubewegen, doch seine Füße waren wie festgenagelt und ließen sich keinen Millimeter mehr bewegen.

„Lan? Was ist mit mir los!?“

„Keine Ahnung!“, war auch der Operator vollkommen ratlos.

„Hurricane Dash!!“, breitete OmegaMan auch schon seine Arme aus und flog mit einem Affenzahn auf MegaMan zu, pfeilschnell, um ihn mit enormer Wucht zu rammen.

„MegaMan!!“, schrie Lan verzweifelt auf und kramte hektisch in seiner Chipsammlung herum, um irgendwas zu finden, womit er seinen Navi befreien konnte, doch dazu war er lange nicht schnell genug.

„Laaaaaaan!!!“, schrie der blaue Navi, die Augen ängstlich zusammengekniffen.

Doch zu beider Überraschung traf OmegaMan sein Ziel nicht! Kurz bevor er MegaMan erreicht hatte, wurde der schwarze Navi auf einmal heftigst aus der Bahn geworfen und knallte auf den Plattformboden. Rasch war er aber wieder in einer aufrechten Position und sah sich wütend um, nach was auch immer ihn erwischt hatte. Neben MegaMan erkannte er es auch schon! Ein großer, grüner Fishy-Virus schwebte mit kampfesmutigem Blick vor seinem Herrchen und machte deutlich, dass es MegaMan um jeden Preis beschützen würde, sollte OmegaMan noch einmal angreifen.

„Was ist das?“, fragte der Element-Navi überrascht und musterte das Fishy stirnrunzelnd.

„Dash??“, war auch Lan ziemlich überrascht. Scheinbar hatte sich der eigenwillige Virus von allein ins System eingeloggt, um seinem Herrchen zur Hilfe zu eilen.

„Danke dir, Dash...“, musste sich MegaMan erst einmal bei seinem Virenfreund bedanken und umarmte diesen auch gleich, nachdem die violetten Lichter verschwunden waren und er sich wieder bewegen konnte.

„Dash?“, wiederholte OmegaMan den Namen des Virus. „Tst... Ich hab zwar keine Ahnung, was das hier zu bedeuten hat, aber ändern wird es auch nichts. Als wenn ein einfacher Virus eine Bedrohung für mich darstellen könnte.“

„Dash ist nicht nur ein einfacher Virus!“, wandte MegaMan sofort ein. „Er ist mein Freund und gemeinsam werden wir dich schlagen!“

„Da bin ich aber mal gespannt.“, grinste der elementare Navi und deutete seinen Gegenübern, dass ihnen der nächste Angriff gebührte.

„Okay, was tun wir jetzt, Lan?“, fragte MegaMan zuerst einmal, da er vollkommen ratlos war.

„Wir müssen uns etwas wirklich geniales einfallen lassen, sonst sitzen wir gewaltig in der Scheiße. Das steht jedenfalls fest.“, antwortete Lan, während er schon krampfhaft nachdachte. „Vielleicht habe ich auch eine Idee, aber es könnte riskant sein und stellt vielleicht unsere einzige Chance auf einen Sieg dar. Ich hab aber nicht die geringste Ahnung, ob es hier wirklich klappen könnte.“

„Was genau meinst du?“, wurde MegaMan nun ziemlich neugierig.

„Wirst du dann schon sehen. Ich denke, das heben wir uns zum Schluss auf. Zuerst können wir noch was anderes probieren. Noch haben wir drei Souls zur Auswahl. Ich bezweifle zwar, dass die uns wirklich helfen können, aber wenn wir sie geschickt einsetzen, könnten wir zumindest etwas Zeit gewinnen und eventuell OmegaMan’s Kraftreserven etwas reduzieren.“

„Du meinst wirklich, das könnte klappen?“, war MegaMan sich da aber nicht so sicher.

„Wir haben keine große Auswahl, da wir einfache Battle Chips und Standardattacken sowieso knicken können. Testen wir’s einfach. Danach sind wir schlauer...“

„...oder tot.“, fügte der blaue Navi noch mit schluckender Stimme hinzu.

„Fangt ihr dann endlich mal an, oder wollt ihr lieber, dass ich wieder loslege?“, rief OmegaMan seinen Gegner zu, da er nun langsam ziemlich ungeduldig wurde.

„Nein, keine Sorge.“, antwortete Lan. „Wir machen ja schon weiter. Und du wirst dir noch wünschen uns nie diesen nächsten Angriff überlassen zu haben!“

„Oho! Jetzt bin ich aber mal gespannt. Dann zeigt mir mal, was ihr könnt.“, verschränkte der schwarze Navi die Arme und wartete gespannt ab.

Auch Herr Takamura wurde nun ziemlich neugierig und war ganz und gar gefesselt von dieser Begegnung. Staunend verfolgte er den Kampf, auf den er sich vollkommen konzentrierte und alles andere um sich herum vergessen hatte. Selbst die starken Beben, die den Den Tower zwischendurch immer wieder in Erschütterungen versetzten, schienen ihn nicht mehr zu kratzen. Lan hatte zwar Probleme dabei sich aufrecht zu halten, doch auch der junge Net-Battler war hochkonzentriert auf den Kampf.

Alles hing vom Ausgang dieser Konfrontation ab!
 

Nachdem Chaud unten angekommen war, hatte Jim sofort veranlasst, dass der junge Official von einem Krankenwagen abgeholt wurde. Chaud hatte sich zwar dagegen gesträubt, da er meinte er sei in Ordnung, doch einer der Ärzte hatte festgestellt, dass er sich beim Sturz gegen die Tischkante eine Rippe gebrochen haben musste. Trotzdem hatte Chaud Jim vorher noch erzählen können, was im obersten Stockwerk vorgefallen war und dass Lan nun ganz allein Takamura gegenüberstand. Gregory hatte zwar sofort versucht nach oben zurückzukehren, um Lan zur Hilfe zu eilen, doch sämtliche Aufzüge waren blockiert und nicht mal mehr mithilfe von Navis wieder in Betrieb zu bringen. Vermutlich blockierte Smoke das komplette System, um Lan und Takamura im obersten Stock gefangen zu halten. Zumindest, wenn man Chaud’s Aussage Glauben schenken durfte. Da der Turm aber immer mehr in Erschütterungen geriet und ein Teil des Empfangs bereits eingestürzt war, hatten Jim und die anderen sowieso keine andere Wahl mehr, als das Gebiet zu räumen und alle Menschen in näherer Umgebung in Sicherheit zu bringen, bevor ein wirkliches Unglück passieren konnte. Sie konnten jetzt nur noch hoffen, dass Lan selbst noch rechtzeitig einen Weg da raus finden würde, bevor es zu spät wäre...
 

Wieder nahm MegaMan seine Kampfhaltung ein und auch Dash hielt sich bereit, um loslegen zu können. Ihnen gegenüber schwebte immer noch OmegaMan, der den Kampf sichtlich genoss, auch wenn er deutlich die Oberhand hielt. Zumindest noch für den Moment...

Lan war jedenfalls fest entschlossen, das Blatt zu wenden!

„Los, los! Macht schon!“, wurde der schwarze Element-Navi immer ungeduldiger.

„Ja ja, wart’s doch ab...“, entgegnete Lan, als er endlich alles bereit hatte. „Okay, es kann anfangen!“

„Wurde ja auch Zeit!“, lächelte OmegaMan zuversichtlich.

Es konnte also weitergehen. Ob Lan wirklich etwas gefunden hatte, um OmegaMan irgendwie aufhalten zu können? Wenn nein, was würde dann geschehen? Der junge Operator konnte nur noch beten, dass alles glatt gehen würde...

Unexpected Appearance

Endlich hatte sich das große Geheimnis um Mr. Shadow gelüftet. Nachdem Herr Takamura sich als dieser identifiziert hatte, besaßen Lan und MegaMan keine andere Wahl als gegen seinen Navi InvisibleMan anzutreten. Doch mit unerwarteter Hilfe von Chaud und ProtoMan erlangten sie auch in diesem Kampf den Sieg. Allerdings war dies noch lange nicht das Ende, denn die größte kämpferische Auseinandersetzung stand noch bevor!

Die Beben, die den Den Tower erschütterten, wurden immer heftiger und schließlich brach sich Chaud bei einem ungewollten Sturz eine Rippe, woraufhin er mithilfe eines geheimen Fahrstuhls direkt zurück ins Erdgeschoss geschickt wurde, wo die Officials sich um ihn kümmern konnten. Lan begleitete ihn jedoch nicht, so wie es Herr Takamura eigentlich geplant hatte. Er und der junge Firmenchef blieben zurück im obersten Stockwerk. Herr Takamura blieb, da er seinen Plan zu Ende führen und die Net-Society vernichten wollte und Lan, weil dieser Herrn Takamura zur Rede stellen und aus dem Turm schaffen wollte, bevor dieser einstürzen würde. Noch immer war der junge Net-Battler nämlich fest davon überzeugt, dass Takamura trotz allem ein guter Kerl war. Getäuscht hatte er sich darin auch nicht, aber obwohl Herr Takamura lieber einen weiteren Kampf gegen Lan vermeiden wollte, hatte er trotzdem vor sein Werk zu vollenden, wo er so kurz vor dem Ziel stand. Da Lan keine andere Möglichkeit sah, als OmegaMan zu löschen, damit Herr Takamura ein für alle Mal aufgeben und sich in Sicherheit bringen würde, loggte er MegaMan in den Main-Server des Den Towers ein, wo der elementare Navi bereits wartete.

So entbrannte der große, letzte, finale Kampf zwischen OmegaMan und MegaMan!

Es zeigte sich schnell, dass dieser Kampf für Lan und seinen blauen Freund nicht einfach zu gewinnen sein würde und hinzu kam noch, dass sie nur ein begrenztes Zeitlimit hatten, um ihren Gegner zu vernichten! Denn noch immer sorgte Smoke dafür, dass der Den Tower in weitere Erschütterungen geriet, obwohl noch immer nicht klar war wie und warum er das tat. Fest stand nur, dass Smoke kein Interesse daran besaß Lan oder Herrn Takamura lebend aus dem Turm entkommen zu lassen...
 

Der Den Tower hörte nicht mehr auf zu beben! Von außen konnte man richtig sehen, wie das gigantische Gebilde in Erschütterungen und Schwingungen geriet! Fenster zersprangen, es regnete Scherben. Die Außenwände wurden von breiten Rissen durchzogen, die sich immer schneller und stärker ausbreiteten. Teile des Gebäudes zerfielen. Steine rieselten auf die Straßen und Wege hinunter. Die Bewohner von Den Town gerieten immer mehr in Panik!

Nicht zuletzt deswegen, da sich auch die Fehlfunktionen elektronischer Geräte immer mehr häuften und die Omega-Viren langsam damit begannen vom Internet aus alles zu vernichten, dass sogar unsagbare Schäden in der realen Welt erzielt wurden.

Die Officials versuchten die Lage unter Kontrolle zu halten und die Bewohner der Stadt zu evakuieren, was aber leichter gesagt, als getan war. In der herrschenden Massenpanik war der Überblick längst verloren gegangen und alles brach im totalen Chaos aus.

Innerhalb des Den Towers befand sich keine Menschenseele mehr mit Ausnahme von Herrn Takamura und Lan. Sämtliche Officials, sowie Lan’s Freunde hatten das Gebäude bereits verlassen, da es auch von innen einzustürzen begann. Die Aufzüge waren außer Funktion, Treppen waren mit Trümmern zugeschüttet, der Empfang war zum Großteil eingestürzt... Wer jetzt noch im Turm war, hatte keine Chance mehr zu entkommen.

Mayl, Dex und Yai taten ihr Bestes, um den Officials zu helfen. Sie versuchten die aufgescheuchten Menschenmassen unter Kontrolle zu bringen und ihnen den Weg zu weisen, über den sie die Stadt verlassen sollten. Mayl blieb allerdings immer in der Nähe des Haupteingangs zum Tower, da sie innigst hoffte, Lan könnte jeden Augenblick herausgestürzt kommen. Doch allmählich taten sich große Zweifel in ihr auf, ob Lan es jemals lebend da raus schaffen würde. Sie versuchte ihre Besorgnis zu unterdrücken, aber es war sehr anstrengend und schwierig. Am liebsten hätte sie einfach auf der Stelle losgeheult...

Gregory und Jim waren damit beschäftigt einige Leute aus den Trümmern zu bergen, die vom Turm heruntergefallen waren. Chaud hatten sie bereits in einen Krankenwagen geschafft und wegbringen lassen. Nun galt es noch die restlichen Leute in Sicherheit zu bringen. Unzählige Menschen waren bereits verschüttet oder gar erschlagen worden und außer Trümmern zierte sogar manche Blutlache den Vorplatz zum Turm. Es war ein schrecklicher Anblick...

Officials rannten wild hin und her, halfen den Verletzten, schafften sie auf Tragen davon.

Alles war durcheinander und trotz des freudestrahlenden Sommerhimmels, der in seinem prächtigsten Blau erstrahlte, ummantelte eine Atmosphäre aus Angst, Trauer und Verwirrung ganz Den Town. Niemand kümmerte sich noch großartig um die Omega-Viren. Was jetzt zählte war zu überleben!
 

Mr. Smoke war überaus erfreut über diesen Anblick. Er hatte sich in einem Gebäude nahe dem Turm niedergelassen, von wo aus er eigentlich den Kampf zwischen MegaMan und OmegaMan verfolgte. Doch hin und wieder warf er auch einen Blick aus dem Fenster. Das Leiden der Menschen, ihre Angst, ihre Qualen und ihre Verzweiflung, ließen ein breites Grinsen über sein Gesicht ziehen. Tatsächlich hatte sich diese ganze Sache noch besser herausgestellt, als eigentlich geplant. Lan und Takamura waren die einzigen, die sterben sollten, doch nun erwischte es auch noch einen Haufen Unschuldiger. Besser konnte es doch gar nicht mehr laufen.

Zufrieden setzte sich Smoke wieder hin und beobachtete weiter den Kampf. Er zog sich eine Zigarette aus der Jackentasche, zündete sie an und nahm einen kräftigen Zug. Wie sinnlos dieser Kampf doch war... MegaMan und OmegaMan versuchten sich gegenseitig zu löschen. Es war zwar interessant zuzusehen, aber im Endeffekt würden sowieso beide verlieren, sobald er eingetroffen wäre. Smoke hätte damit endlich sein Ziel erreicht und seine Arbeit getan. Er würde sicher eine ansehnliche Belohnung dafür erhalten.
 

Im Main-Server des Towers tobte der Kampf weiter. Auch das Internet wurde langsam von den Erschütterungen in der Realität eingeholt, doch ließen die beiden Navis sich davon nicht irritieren. Lan hingegen sah mit Besorgnis zu, wie einige der Computeranlagen umfielen und der Putz von der Decke herunterrieselte, als könnte jeden Augenblick der gesamte Raum einstürzen. Er verstand einfach nicht, dass Herr Takamura das immer noch durchziehen und die Net-Society vernichten wollte. War es ihm so wichtig, dass er selbst sein Leben dafür aufs Spiel setzen würde??

Herr Takamura ließ sich jedoch nicht umstimmen. Egal wie oft Lan versuchte ihn dazu zu bewegen den Tower zu verlassen, bevor es zu spät sein würde... der junge Firmenchef gab partout nicht nach. Damit blieb die einzige Chance OmegaMan zu vernichten, damit Herr Takamura endlich mit sich reden lassen würde! Darum mussten sich Lan und MegaMan nun ein letztes Mal richtig anstrengen und alles geben, was sie hatten. Mittlerweile hatten sie auch schon Hilfe von Dash erhalten, welcher sich selbständig eingeloggt hatte, um seinem Herrchen zu helfen. Doch sehr viel besser machte das ihre Chancen auch nicht, denn OmegaMan war wirklich unglaublich stark... der ultimative Net-Navi!!
 

„Los, MegaMan! Auf geht’s!“, befahl Lan und gab das Kommando zum Angriff.

MegaMan und Dash wussten, was sie zu tun hatten. Während sie OmegaMan ablenken würden, wollte Lan sich um den nächsten Angriff bemühen. Er nahm gleich vier Battle Chips zur Hand, die er dazu alle benötigte!

„Vorwärts, Dash!“, brüllte MegaMan und deutete nach vorn auf den schwarzen Element-Navi, der amüsiert in der Luft, knapp über dem Boden, schwebte.

„Endlich.“, sprach OmegaMan, der schon ziemlich ungeduldig geworden war.

Das große, grüne Fishy ließ keine kostbare Zeit verstreichen und zischte los. Es startete eine DashAttack, um OmegaMan wegzurammen, doch der elementare Navi wich blitzschnell zur Seite aus, so dass Dash an ihm vorbeirauschte. Aber noch gab das Fishy nicht auf, machte eine plötzliche Kehrtwende und flog erneut mit Affenzahn auf OmegaMan zu. Wieder wich der schwarze Navi elegant und ohne Probleme aus. Das Fishy ließ allerdings nicht locker und machte weiter. Immer wenn es an seinem Ziel vorbeigeschossen war, drehte es reflexartig wieder um und startete einen neuen Anflug, so dass OmegaMan nun gut damit beschäftigt war, hin und her zu schweben, um den Stoßattacken auszuweichen.

„Was soll das denn werden? Was besseres kann das Teil nicht?“, fragte OmegaMan mit Spott in der Stimme und machte sich über Dash lustig. Der Virus war zwar schnell, aber konnte es bei weitem nicht mit OmegaMan’s Geschwindigkeit aufnehmen...

„Halte durch, Dash!“, feuerte MegaMan seinen Virenfreund an, während er auf Lan’s Einsatz wartete. „Gleich ist es soweit!“

„Kann losgehen!“, bestätigte Lan auch schon und schob einen Chip nach dem anderen in sein PET, um den nächsten Schlag zu entfachen. „FireSword, AquaSword, ElecSword, BambooSword, Slot-In!! Program Advance! Elemental Sword!!”

Und schon begann die Kraft des Program Advance zu wirken und MegaMan’s Arm wurde von einer ungeheuren Energie durchflutet, als sich eine elementare Klinge an seinem Buster aktivierte, welche in verschiedenen Farben aufblitzte. Er holte kräftig Schwung und stürmte auch schon auf seinen Gegner zu. Dash brach seinen Dauerangriff wieder ab und flog schnell in Sicherheit, als er merkte, dass sein Herrchen soweit war. Als OmegaMan MegaMan erblickte, begann er nur laut zu lachen und breitete noch seine Arme aus, statt einen Gegenangriff zu starten.

„Schwachköpfe!!“, hallte die Stimme des schwarzen Navis durch das unendlich weite Areal.

Mit einem kräftigen Sprung, hüpfte der blaue Navi seinem Gegner entgegen, der ihn so offenherzig in Empfang nahm. MegaMan ließ das Elemental Sword nach vorn schießen und schlug mit aller Macht auf OmegaMan ein. Doch als die Klinge den Kopf des elementaren Navis berührte, zerschellte sie mit einem lauten Klirren in Milliarden von Einzelteilen und löschte sich. Ehe MegaMan noch auf den Füßen landen konnte, trat OmegaMan kräftig zu und katapultierte seinen überraschten Gegner nach hinten. Mit einer unsanften Landung ging MegaMan zu Boden.

„Meine Güte...“, schüttelte OmegaMan den Kopf. „Wie kann man nur so dumm sein? Habt ihr noch immer nicht geschnallt, dass ich keine elementare Schwäche besitze, da ich selbst die vier Elemente beherrsche?! Ein Elemental Sword reicht da grade noch als Kraftschub für mich, wenn schon zu nichts anderem! Hahaha!“

Lan hätte sich schlagen können. Warum hatte er damit nicht gerechnet? Erst jetzt fiel ihm die Sinnlosigkeit eines solchen Angriffes auf. Jetzt, wo es zu spät war... Er hätte doch darauf achten müssen! Jetzt sah die Situation glatt noch übler aus, als vorher...

„Alles okay, Mega?“, fragte der junge Operator.

„Ja, war nur etwas überraschend...“, stand der blaue Navi auch schon auf. Dash kam bereits an seine Seite geschwebt und betrachtete sein Herrchen besorgt.

„Willst du immer noch nicht aufgeben, Lan?“, mischte sich Herr Takamura wieder ein. „Noch hast du Zeit lebend aus dem Turm zu entkommen...“

„Niemals!“, widersprach Lan auf Anhieb. „Entweder gehen wir beide oder keiner!“

„Wie du meinst...“, seufzte der Firmenchef und richtete seinen Blick wieder auf den großen Monitor, um den Kampf weiter zu verfolgen.

„Na? Was ist? Seid ihr schon fertig?“, grinste OmegaMan, als er sich langsam seinen Gegnern näherte.

Sofort nahm MegaMan wieder seine Kampfhaltung ein.

„Wie wäre es denn hiermit? So sollte ein vernünftiger Angriff aussehen! AquaNeedle!!“

Ruckartig hob der schwarze Navi seinen Arm und zeigte mit der geöffneten Handfläche auf MegaMan. Auf einmal begannen sich Wassertropfen in der Luft zu bilden, die zunächst ruhig schwebten, dann aber wie Pfeile nach vorn schossen. Auch wenn es nur Wasser war, fühlte es sich für MegaMan an, als wenn tausend Nadeln auf ihn einstachen, als er im wahrsten Sinne des Wortes vom Angriff umgefegt wurde. Auch Dash bekam etwas ab und stürzte zu Boden.

„Hehehe...“, lächelte OmegaMan, als er seine beiden Gegenüber betrachtete, die vor ihm voller Schmerz am Boden lagen.

„MegaMan! Dash!“, schreckte Lan auf. „Na warte... Aktiviere Soul-Unison! GeyserSoul!“

Nachdem Lan den entsprechenden Battle Chip in sein PET eingeworfen hatte, unterzog sich MegaMan’s Körper einer erneuten Verwandlung. Wieder nahm er das Aussehen eines anderen Navis an und regenerierte dabei auch gleichzeitig einen geringen Teil seiner Hitpoints. Als die Verwandlung abgeschlossen war, trug er eine hellblaue Rüstung und eine kleine Wasserfontaine spritzte oben aus seinem Helm. Er sah nun aus wie GeyserMan!

„Oh, noch eine Soul-Unison?“, war OmegaMan durchaus erstaunt.

Doch MegaMan antwortete nicht, sondern beugte sich ein Stück nach vorn, so dass die kleine Fontaine auf seinem Kopf in Richtung seines Gegners spritzte. Verwundert sah OmegaMan dem eher lächerlichen Wasserstrählchen zu, wie es ein paar Meter vor ihm auf den Boden tröpfelte. Doch plötzlich, ohne Vorwarnung, wurde die kleine Fontaine immer breiter und stärker und mit einem Male spross ein heftiger Wasserstrahl aus MegaMan’s Kopf, der OmegaMan glatt davon spülte.

„Aqua Stream!!“, brüllte der blaue Navi.

Auch Herr Takamura war mehr als nur überrascht und Lan brach gleich in lautem Jubel aus, über diesen gelungenen Angriff. Doch die Freude währte nicht lange, denn OmegaMan war schnell wieder auf den Beinen, zwar ein wenig nass, aber ohne irgendwelche Schäden erlitten zu haben.

„Ah, danke für die kalte Dusche.“, schüttelte sich der schwarze Navi wieder trocken. „Aber wie schon gesagt... Ich herrsche hier über die Elemente. OmegaFlash!!“

Erst zischten nur ein paar Funken auf, doch dann schoss ein heftiger Blitz aus dem gelb glänzenden, V-förmigen Klingenblitz, der auf OmegaMan’s Stirn befestigt war heraus und traf MegaMan mit vernichtender Wucht. Der blaue Navi wurde durch die Luft geschleudert und so stark elektrisiert, dass sich auch die GeyserSoul in der Kürze eines Wimpernschlags wieder gelöscht hatte. In seinem alten Selbst, prallte Lan’s Navi zu Boden...

„Nicht zu fassen...“, stöhnte Lan und lud gleich einen Recovery Chip runter, um seinem blauen Freund wieder auf die Beine zu helfen.

Mit Dash’s Hilfe hatte sich MegaMan rasch wieder aufgerichtet. Allerdings sah er nun schon ziemlich angeschlagen und entkräftet aus, auch trotz des Recovery...

„So wird das einfach nichts, Lan...“

„Ich weiß.“, grummelte der junge Net-Battler. „Keine Sorge, ich lasse mir etwas besseres einfallen. Zumindest versuch ich’s...“

„Da kannst du lange probieren. Ihr werdet mich eh nicht besiegen und langsam sollten wir hier mal voran machen, denn das kann ja nicht ewig so weitergehen.“, entgegnete OmegaMan und flog auf MegaMan los.

Dash versuchte dazwischen zu gehen, doch er spürte nur noch einen heftigen Schlag, ehe er bewusstlos zu Boden fiel. OmegaMan hatte ihn einfach zur Seite geschlagen.

„Dash!!“, schrie MegaMan auf, der nun wirklich in Rage geriet.

Aber seinem Virenfreund zur Hilfe zu eilen, sollte ihm nicht mehr gelingen, da OmegaMan nun damit begann, seinem Gegner das Leben so richtig schwer zu machen. Der schwarze Navi schnipste einmal mit den Fingern und daraufhin wuchsen stachelige Ranken mit rasanter Geschwindigkeit aus dem Boden, die bald MegaMan’s Beine komplett umwickelt hatten, dass sich der blaue Navi nicht mehr von der Stelle rühren konnte. Als nächstes ließ OmegaMan den Griff eines Schwertes in seiner rechten Hand erscheinen. Er war länglich, breit und hatte eine kunstvolle Form in der Art eines griechischen Omegas. Eine Klinge besaß es zwar nicht, aber indem OmegaMan sich konzentrierte, konnte er ein türkisfarbene Schwertklinge aus dem Griff heraus erscheinen lassen, welche der eines WideSwords ähnelte.

„Jetzt zeig ich dir mal, wie man mit einem elementaren Schwert richtig umgeht... OmegaBlade!!“, holte der Element-Navi aus und schlug zu.

Doch glücklicherweise konnte Lan seinen Navi noch mit einem Invisible Chip retten, so dass MegaMan transparent wurde und der Schlag durch ihn hindurch ging. Sofort rannte der blaue Navi davon und brachte sich in neuen Abstand zu seinem Gegner, ehe das Invisible nachließ und er wieder sichtbar wurde.

„Ihr zögert euer Ende nur heraus.“, grinste OmegaMan und schwang sein Schwert elegant hin und her.

„Das glaube ich nicht!“, entgegnete Lan jedoch und aktivierte den nächsten Battle Chip. „Prism, Slot-In!“

Und schon materialisierte sich ein großer Diamant vor OmegaMan, der spiegelnd funkelte und die bunten Farben des Areals reflektierte.

„Und?“, zog OmegaMan eine Augenbraue hoch.

„Ich bin noch nicht fertig! GrassStage, Slot-In!!“

Kaum war auch dieser Chip aktiviert, wurde der regenbogenfarbige Boden schlagartig von einer saftigen, grünen Wiese überwuchert.

„Dekorierst du oder was?“, begann der elementare Navi heftigst zu lachen.

„Nein, aber wenn ich fertig bin, wirst du dir noch wünschen, ich hätte nur dekoriert... Aktiviere Soul-Unison! BlazeSoul!!“

Wieder verwandelte sich MegaMan und nahm das Aussehen BlazeMan’s an. Gestärkt durch dessen Soul, erfüllte seinen Körper nun die unbändige Kraft des Feuers. Seine Arme, Beine und sein Kopf brannten, von lodernden Flammen erfüllt.

„Wann lernt ihr es endlich?“, ließ OmegaMan den Kopf wieder enttäuscht sinken, nachdem er erst interessiert aufgesehen hatte.

„Selbst wenn dir unsere Angriff bisher nichts ausgemacht haben... der hier wird selbst dich nicht kalt lassen! Nicht nur, dass GrassStage unsere Feuerstärke verdoppelt, wenn die Flammen durch Prism gespalten und verteilt werden, vervierfacht sich die Stärke von Mega’s Attacken sogar!! Und jetzt... Los, MegaMan!!“

„HotBlaze!!“, schrie MegaMan, als er zwei Feuerbälle mit seinen Händen gegen das Prism schleuderte. Die beiden Attacken zersprangen an dem Diamant und wurden in alle Richtungen reflektiert. Plötzlich stand das gesamte Areal in Flammen, als das Feuer auf das trockene Gras übergriff und sich rasend schnell ausbreitete.

OmegaMan ging in dem Wirbel aus Feuer unter. Lan und Herr Takamura sahen staunend zu, welch eine Zerstörungskraft dieser Angriff besaß. Damit hatte selbst Lan nicht gerechnet!

Kurz bevor alles in Flammen aufgegangen war, hatte Lan noch Dash ausgeloggt, um das bewusstlose Fishy vor den Flammen zu bewahren. Es war vermutlich sowieso besser, wenn sich der tapfere, große Virus erst einmal ausruhen würde.

Nachdem sich die Flammen wieder gelegt hatten und die GrassStage vollständig weggebrannt war, so dass auch die bunten Bodenpanels wieder zum Vorschein kamen, war MegaMan nicht wirklich überrascht, dass auch sein Gegner noch putzmunter war. Dass er aber wieder überhaupt keine Schramme abbekommen hatte, hielt er für etwas übertrieben...

„Nettes Schauspiel.“, gab OmegaMan zu. „Ich war nun wirklich im ersten Moment etwas geschockt. Aber wie du siehst, hätte ich mir das auch sparen können... Einmal mehr dürft ihr somit sehen, dass elementare Angriffe mir keineswegs etwas anhaben können. Merkt ihr euch das jetzt endlich mal?“, grummelte der schwarze Navi, holte aus und warf MegaMan eine wässrige Kugel entgegen. „AquaBall!“

Direkt mit Berührung wurde MegaMan nicht nur heftigst umgeworfen, sondern auch seine BlazeSoul löschte sich wieder. Damit hatte OmegaMan nun schon die fünfte Soul kurzerhand neutralisiert...

„Mega...“, murmelte Lan verzweifelt, als er seinen Navi am Boden liegen sah, der sichtlich erschöpft war.

„Also... das ist jetzt eure letzte Chance!“, sagte der Element-Navi, als er wieder mit seinem OmegaBlade herumwirbelte. „Gebt auf und ich lass euch davon kommen. Kämpft weiter und zieht die Konsequenzen.“

Lan brauchte nicht lange zu überlegen, um darauf zu reagieren. Zwar sah es wirklich übel für ihn und MegaMan aus, aber aufgeben durften sie jetzt nicht. Und bisher hatten sie es immer irgendwie aus solch schwierigen Situationen heil heraus geschafft...

„Niemals geben wir auf!“, knurrte Lan und holte die nächsten beiden Chips hervor. „Aktiviere Soul-Unison! SektorSoul!!“

Ein weiteres Mal verwandelte sich MegaMan. Er wurde von einem hellen Lichtstrahl umhüllt und kurz darauf hatte er das Aussehen Sektor’s angenommen! Eine orangefarbene Rüstung in neuer Form, ein langer, brauner Umhang und ein blitzendes ElecBlade...

„Noch eine Soul-Unison?“, stutzte OmegaMan. „Wie viele habt ihr denn noch davon??“

„Das hier ist die Letzte!“, antwortete Lan und machte den zweiten Battle Chip zum Slot-In bereit. „Und sie ist gleichzeitig unsere stärkste! Neo VariableSword, Slot-In!!“

Sofort aktivierte MegaMan die breite Klinge an seinem Arm, die das ElecBlade austauschte. Noch mal wollte Lan keinen Fehler begehen und wieder elementare Attacken verwenden...

„Oho! Na wenn das so ist... En garde!“, streckte OmegaMan sein OmegaBlade aus und forderte damit seinen Gegner zu einem Schwertduell heraus.

Ohne große Worte zu verlieren, schlug MegaMan zu. OmegaMan blockte den vertikalen Hieb jedoch mit seinem eigenen Schwert und holte im Anschluss weit aus, wodurch er seinen Gegner dazu veranlasste, reflexartig nach hinten zu springen. Doch MegaMan nutzte diesen neu gewonnenen Abstand aus und stieß sein Neo VariableSword gewaltsam nach vorn. Auch OmegaMan musste nun durch einen Sprung nach hinten ausweichen, was noch größere Distanz zwischen den beiden Kontrahenten schaffte.

„Gut so!“, begann der schwarze Navi zu grinsen.

„Das war noch nicht alles!“, entgegnete MegaMan und stürmte plötzlich nach vorn.

Auch OmegaMan reagierte sofort und warf sich ebenfalls ausholend seinem Gegner entgegen. Das OmegaBlade und das Neo VariableSword prallten mit enormer Wucht gegeneinander und verkeilten sich. Nun kam es darauf an, wer mehr Körperkraft besaß! Beide Navis drückten so fest sie konnten ihre Schwerter nach vorn, um das des jeweils anderen zur Seite zu schieben. MegaMan biss vor Anstrengung die Zähne zusammen und drückte mit aller Kraft. Aber OmegaMan hielt ebenso entschlossen dagegen. Immer im Wechsel wurde die Klinge des einen ein Stück nach hinten gedrückt und dann wieder die des anderen.

„Weiter so, Mega!“, feuerte Lan seinen Navi an.

Herr Takamura sah wortlos zu und war recht erstaunt über die Kraft MegaMan’s.

Die Füße fest auf dem Boden, stützten sich beide Gegner ab und lehnten sich immer weiter nach vorn, so dass ihre Gesichter sich immer näher kamen, bis nur noch die Schwertklingen ein Näherkommen verhinderten. Doch plötzlich ließ MegaMan nach und sprang blitzschnell nach hinten. OmegaMan, der darauf nicht gefasst gewesen war, stolperte augenblicklich nach vorn. Diesen Moment nutzte der orangefarbene Navi gleich aus und streckte die offene Handfläche der unbewaffneten Hand nach vorn.

„Air Pressure!!“

MegaMan entfachte einen heftigen Luftstrom, dessen Druck so groß war, dass der kurzzeitig ungeschützte OmegaMan gleich umgepustet wurde. Mit schepperndem Knall landete der schwarze Navi auf dem Boden...

„Super! Das war genial, Mega!!“, freute sich Lan, der das kaum glauben konnte.

„Ja... hoffen wir nur, dass es so weitergeht...“, war der orangefarbene Navi allerdings immer noch etwas besorgter in Bezug auf diesen Kampf.

Schnell war OmegaMan wieder aufgestanden. Er warf seinem Gegenüber einen anerkennenden Blick für diese Leistung zu, mehr aber auch nicht. Statt etwas zu sagen ließ er lieber weiter Taten sprechen und sprang nach vorn, weit mit dem OmegaBlade ausholend und einen glatten, vertikalen Schlag ausführend. MegaMan rollte sich jedoch zur Seite, um dem Hieb zu entgehen. Die Klinge schlug nur Millimeter neben ihm in den Boden. Aber ohne zu zögern, hob OmegaMan seine Waffe wieder an und vollführte dieses Mal einen weiten, horizontalen Schlag, unter dem sich sein Gegner hinweg ducken musste, gefolgt von einem diagonalen Hieb, dem MegaMan nicht mehr entkommen konnte und somit abblocken musste.

„Deine Schwertkünste sind beeindruckend.“, lächelte OmegaMan.

„Ich hab in letzter Zeit viel Erfahrung gesammelt.“, antwortete MegaMan, der langsam Spaß an dieser Konfrontation entwickelte. Wie der Legende nach über das Tor zum ShadowNet war OmegaMan, den er dort in der Firewall gesehen hatte, sein bisher größter Feind und er wollte ihn um jeden Preis besiegen!

„Dann wollen wir mal sehen, ob du auch mit meinen Schwertkünsten mithalten kannst!“

Nun begann OmegaMan richtig Ernst zu machen. Er holte aus und schlug mehrmals mit unglaublicher Geschwindigkeit zu. MegaMan versuchte so gut es ging auszuweichen, musste aber gelegentlich auch sein Neo VariableSword zum Einsatz bringen und damit blocken.

„Hier, nimm das!!“, hob der elementare Navi sein Schwert an, welches auf einmal hell zu leuchten begann. „Omega FireBlade!!“

Die Klinge des OmegaBlade’s hatte sich schlagartig geändert! Sie sah nun orange-rötlich aus und war umgeben von einer lodernden Flamme mit dessen Hilfe OmegaMan versuchte den Umhang seinen Gegners anzuzünden. Es gelang auch und während eines weiteren Ausweichversuchs, begann MegaMan’s brauner Umhang Feuer zu fangen!

„MegaMan!“, schreckte Lan auf. „Bubbler, Slot-In!!“

Lan hatte noch schnell genug reagiert. Bevor das Feuer den Umhang komplett erfassen konnte, hatte MegaMan auch schon das blubbernde Aquageschoss verwendet, um sich wieder zu löschen. Allerdings blieb sein Umhang nicht ohne Brandspuren.

„Hehe!“, lachte OmegaMan, der das Ganze wirklich amüsant fand. „Omega ElecBlade!!“

Und wieder verwandelte sich die Klinge seines Schwertes und war nun gelb-weiß und von zuckenden Blitzen umgeben!

MegaMan gab dieses Mal jedoch besser Acht und wich dem nächsten Schlag seines Gegners mit einem eleganten Rückwärtssalto aus. Doch kaum war er gelandet, traf ihn ein heftiger Blitzschlag am Kopf, als OmegaMan mit einem weiteren Hieb ein Bündel elektrischer Geschosse auf seinen Kontrahenten zufliegen ließ.

MegaMan hatte sich allerdings schnell wieder gefasst und setzte zum Gegenschlag an!

„Omega WoodBlade!!“, stieß OmegaMan jedoch plötzlich sein Schwert in den Boden, woraufhin mehrere dünne, aber spitzzulaufende Holzpfähle aus dem Boden geschossen kamen, denen MegaMan nur knapp ausweichen konnte.

Bevor der orangefarbene Navi seine Fassung wieder gewonnen hatte, ging OmegaMan noch einen Schritt weiter und ließ die braun-grüne Klinge seines Schwertes ein viertes Mal ihr Aussehen und ihre Farbe in blau-türkis ändern und erzeugte kurz darauf mit einem einzigen Schlag durch die Luft eine enorme Wasserwelle, von der MegaMan weggespült wurde.

„Omega AquaBlade!!“

Lan konnte nur ungläubig zusehen, wie dieser Angriff der SektorSoul den Rest gab und sich diese einen Augenblick später auch schon löschte. Damit war die letzte Soul-Unison ebenfalls eliminiert...

„Tja, ich denke mal, das war’s dann wohl.“, begann OmegaMan wieder in der Luft zu schweben und näherte sich langsam seinem Gegner, der völlig durchnässt und kraftlos am Boden lag. „Ich hatte euch ja gewarnt und euch sogar angeboten abzuhauen, aber ihr wolltet nicht hören. Darum müsst ihr jetzt sehen, was ihr von eurem dämlichen Verhalten habt!“

„Nein, noch nicht!!“, widersprach Lan aber mit lauter Stimme. „Einen letzten Trumpf habe ich noch und der wird dir sicherlich den Rest geben!!“

„Immer noch so zuversichtlich?“, war OmegaMan ziemlich überrascht.

„Wenn du wüsstest, was als nächstes kommt, würdest du schon verstehen warum.“, grinste Lan und nahm wieder zwei Battle Chips zur Hand. „Das Kampffeld... ist dir schon seine Größe aufgefallen?“

Verwirrt schaute sich OmegaMan einmal um. Das Kampffeld war wirklich enorm groß und erstreckte sich selbst bis zum Horizont, aber was wollte Lan damit aussagen?

„Es ist groß, und?“

„Wie viele Panels mögen das wohl sein?“, lächelte Lan und aktivierte den ersten Chip. „Sanctuary, Slot-In!“

Schlagartig waren alle bunten Bodenplatten durch HolyPanels ersetzt worden, die in weißem Licht erstrahlten. Verwundert sah sich OmegaMan um und betrachtete verdutzt das veränderte Kampffeld. Wirklich alles, bis zum Horizont, war mit HolyPanels überzogen!

„Und als nächstes mein Giga Chip! HolyDream, Slot-In!!“

„HolyDream?”, wiederholte der elementare Navi fragend.

MegaMan jedoch war längst klar, was das alles zu bedeuten hatte und obwohl er ziemlich angeschlagen war, brachte er sich wieder auf die Beine mit einem Lächeln auf den Lippen, wie das seines Operators.

Herr Takamura sagte immer noch kein Wort, sondern schaute angespannt zu. Er wusste zwar schon, was geschehen würde, aber was hätte er jetzt eh noch großartig dagegen tun können?

Sämtliche HolyPanles begannen blendend hell zu erstrahlen, als aus jedem einzelnen eine große, runde Energiekugel geschwebt kam. Bald sah man Tausende dieser Kugeln überall über dem Kampffeld schweben und selbst OmegaMan erkannte ihre enorme Kraft.

„Was ist das?“, fragte der schwarze Navi leicht beunruhigt, doch bevor er eine Antwort bekommen konnte, war es auch schon zu spät.

Alle Energiekugeln schossen plötzlich auf den Element-Navi zu! Jede war von unglaublicher Kraft geladen und als sie alle aufeinander trafen, entfachte dies eine ungeheure Explosion, die alles in noch stärkere Erschütterungen versetzte, selbst den Kontrollraum in der Realität, der sowieso schon unter starken Beben zu leiden hatte. Ein gleißendes Licht erfüllte sowohl Cyberwelt, als auch die Realität. Herr Takamura kniff die Augen zusammen und hielt sich die Arme vor das Gesicht, um nicht von dem hellen Licht geblendet zu werden und so tat es Lan ihm gleich. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Angriff vorüber war. Man hörte immer weitere Explosionen, als noch mehr Energiekugeln auf ihr Ziel trafen. Lan hätte wirklich zu gern gewusst, um wie viele es sich dabei wohl gehandelt hatte? PolarMan wäre davon sicherlich vaporisiert worden...

Als sich die Lage endlich wieder beruhigte und das Licht langsam erlosch, riskierte Lan wieder einen Blick auf sein PET und auch Herr Takamura starrte neugierig auf den großen Monitor. MegaMan war jedenfalls vollkommen in Ordnung. Da Lan den Angriff ausgelöst hatte, blieb sein eigener Navi davon unberührt. Aber nicht nur MegaMan! Auch OmegaMan schien keine kleinste Schramme abbekommen zu haben und schwebte immer noch an der Stelle, wo er vor dem Angriff gewesen war! Verwundert betrachtete er seinen Körper und sah sich ratlos um.

„U-Unmöglich!!“, stotterten sowohl Lan als auch MegaMan zugleich, vollkommen überrascht, geschockt und fassungslos, als sie dies sahen. OmegaMan lebte noch immer!!

„Wie ist das möglich!?“, wollte Lan sofort wissen.

Herr Takamura hingegen seufzte erst einmal erleichtert auf. Er hatte schon schlimme Befürchtungen gehabt, aber wieder einmal zeigte sich, dass seine Kreation wahrhaft unbesiegbar war.

„Heilige Mutter Gottes!“, war OmegaMan einfach nur baff. „Was zum Teufel war das denn für ’ne krasse Scheiße??“

MegaMan fehlten die Worte. Sprachlos trat er rückwärts und entfernte sich von seinem Gegner. OmegaMan hingegen kam langsam auf ihn zu.

„Ich hab zwar nicht die geringste Ahnung, was das gerade war, aber es war beeindruckend. Nur zu schade, dass ihr meine OmegaAura nicht mit einkalkuliert habt, die diesem Angriff mit Leichtigkeit standhalten konnte.“, erklärte der schwarze Navi. „Ich muss echt sagen, ihr habt teilweise überraschende Sachen auf Lager, aber vielleicht seht ihr jetzt wirklich mal ein, dass ich der ultimative Net-Navi bin! Unbesiegbar!“

„Das kann nicht sein! Wie sollen wir diesen Kampf jemals gewinnen??“, stöhnte Lan ungläubig und mit weit aufgerissenen, starren Augen.

„Gar nicht.“, antwortete Herr Takamura. „Was habt ihr denn gedacht? Obwohl ich zugeben muss, dass selbst ich OmegaMan’s Fähigkeiten unterschätzt habe. Ihr hättet aufgeben sollen, als ihr noch die Möglichkeit dazu hattet. Ich hab wirklich nichts gegen dich, Lan. Aber ich werde das alles jetzt endlich zu Ende bringen und darum muss auch dein Navi jetzt aus dem Weg geräumt werden!“

„Nein, warte!!“, wollte Lan OmegaMan davon abhalten, doch der elementare Navi ließ nicht mit sich darüber reden.

„Ich zeige euch jetzt mal einen richtigen Finishing Move!“, streckte OmegaMan seine Arme aus, nachdem er das OmegaBlade hatte verschwinden lassen.

Mit einem Male verdunkelte sich der komplette digitale Himmel und auch die Plattform wurde von dunklen Schatten überzogen. Winzige Sterne begannen vom Himmel zu regnen und auf das Kampffeld niederzuprasseln. MegaMan sah zu, wie die stacheligen Sternchen überall neben ihm klirrend auf den Boden fielen.

„Star Rain!!“, setzte OmegaMan nun seine beste und stärkste Attacke ein. Den legendären Star Rain Battle Chip, ebenfalls entwickelt von Herrn Takamura!

MegaMan sah sich hilflos um und wusste nicht mehr, was er tun sollte. Unter seinen Füßen zogen sich plötzlich leuchtende Linien entlang, die schnell die Form einen Pentagramms gebildet hatten. Nachdem das Symbol vollendet war, fing es an ein helles Licht abzusondern, von dem MegaMan komplett umhüllt wurde. All die kleinen Sterne, die noch immer vom Himmel fielen konzentrierten sich nun auf das Pentagramm und stürzten mit erhöhter Geschwindigkeit auf den blauen Navi herab. Die Sterne, die bereits zu Boden gefallen waren, erhoben sich neu in die Lüfte und schossen wie Pfeile auf MegaMan zu. Laute Schreie erfüllten das Areal, als Lan’s Navi vor Schmerzen aufschrie, als all die vielen Sterne ihn mit gewaltsamer Wucht trafen.

„MEGAMAN!!“, brüllte Lan so laut er nur konnte.

Doch alles war schon zu spät. Lan überlegte zwar kurz noch, ob er was tun sollte, doch es hatte keinen Sinn mehr. Das Pentagramm unter MegaMan öffnete sich und ein Geysir aus Milliarden dieser kleinen Sterne spross direkt unter dem blauen Navi aus dem Boden und katapultierte ihn hoch in die Luft. Bevor er wieder Richtung Boden fallen konnte, rammten ihm noch fünf größere Sterne in die Seiten und lösten kurz darauf noch eine heftige Explosion aus. Leblos, vollkommen ohne Bewegung, stürzte MegaMan nach unten und knallte laut auf das Kampffeld, nachdem der Angriff endlich vorüber war...

Lan konnte sich nicht helfen. Tränen schossen ihm aus den Augen und er begann zu weinen, als er seinen Navi so leblos am Boden liegen sah. MegaMan’s Hitpoints waren bis in den Minusbereich gesunken...

Langsam landete OmegaMan neben seinem besiegten Gegner und sah zu ihm hinunter.

Herr Takamura schloss die Augen, senkte den Kopf und seufzte leise.

Lan klammerte seine Hände so fest um sein PET, dass es weh tat. Er vergaß vollkommen, was um ihn herum passierte. Das Beben, die von der Decke stürzenden Trümmer, die umstürzenden Computeranlagen und Regale... alles war ihm plötzlich egal. Mit tränenerfülltem Blick sah er auf sein PET, dessen Screen bereits von Tränen übergossen war.

„MegaMan... Warum...?“, war das einzige, was er unter großer Mühe heraus brachte.

Vorsichtig beugte sich OmegaMan zu seinem Gegner hinunter und kniete neben ihm. Er streckte eine Hand nach MegaMan aus und legte sie ihm auf die Brust.

„Warum hast du das getan??“, schluchzte Lan.

„Ich hatte euch gewarnt...“, seufzte OmegaMan mit emotionslosem Blick und betrachtete MegaMan’s Gesicht, das keine Regung von sich gab. Der blaue Navi sah aus, als würde er schlafen...

„Wie konnte ich nur so dumm sein?“, lehnte sich Lan plötzlich gegen die Wand und schlug seinen Kopf dagegen. „Ich hätte mich niemals mit ihnen anlegen dürfen... Nur weil ich so verdammt stur bin!!“

Allmählich begannen sich mehrere Buchstaben auf Lan’s PET-Screen einzublenden. Gemeinsam formten sie das Wort ’Deleted’. Wortlos und nur noch leise schluchzend sah der junge Net-Battler mit an, wie sein Navi sich langsam in seine Datenbestandteile auflöste.

Um OmegaMan herum wirbelten jede Menge Datenteilchen auf, als MegaMan’s Körper sich löschte. Wie in Zeitlupe, so schien es, lösten sich zuerst Füße und Hände auf, dann Arme und Beine.

„Es tut mir leid, Mega... es tut mir leid...“, murmelte Lan leise und konnte schon gar nicht mehr hinsehen.

Sachte drückte OmegaMan seine Hand auf das Emblem seines Gegner, welches auf dessen Brust befestigt war, bevor er sich vollständig löschen konnte. Der schwarze Navi konzentrierte sich und fing plötzlich an zu leuchten, ebenso wie die Reste MegaMan’s, deren Löschprozess auf einmal stoppte. Verwirrt sah Lan auf und verzog das Gesicht, als er sah, was da vor sich ging. Der Löschprozess seines Navis kehrte sich wieder um und statt zu verschwinden, fügte er sich neu zusammen.

„Was ist da los?“, war Lan nicht wirklich klar, ob das jetzt real war oder nur ein Traum.

„Ich kehre den Löschvorgang wieder um, indem ich MegaMan einen Teil meiner Energie abgebe.“, antwortete OmegaMan, der hoch konzentriert wirkte.

Lan konnte es nicht fassen und war einmal mehr sprachlos. Als wäre nichts geschehen lag MegaMan plötzlich wieder da und auch seine Kraftanzeige hatte sich regeneriert. Müde öffnete der blaue Navi seine Augen und versuchte sich aufzurichten. Er fühlte sich, als wäre er aus einem langen Schlaf erwacht. Als er aufsah, erblickte er OmegaMan, der immer noch neben ihm kniete und ihm freundlich zulächelte.

„OmegaMan?“

„MegaMan!!“, begann Lan wieder zu lachen und konnte es immer noch nicht richtig glauben.

„Lan?“, wandte sich der blaue Navi durcheinander an seinen Operator. „Was ist passiert?“

„Nicht wichtig...“, schüttelte dieser den Kopf und drückte sein PET an sich, als wäre es MegaMan selbst. „Hauptsache, du bist immer noch bei mir!“

Vorsichtig erhob sich OmegaMan wieder und reichte seinem Gegner die Hand, um auch diesem beim Aufstehen zu helfen.

„Warum hast du das getan, OmegaMan?“, fragte MegaMan, der das einfach nicht verstand, als er sich nun erinnerte, was geschehen war.

„Du bist nach wie vor ein Teil von mir. So einfach kann ich dich nicht löschen.“, seufzte der schwarze Navi.

„Was meinst du damit, ein Teil von dir?“, war MegaMan nun vollkommen verwirrt und auch Lan verstand nur Bahnhof.

„Dein Name steckt immerhin in meinem. Auch das hat seine Bedeutung. Aber das ist nun unwichtig.“, lieferte der elementare Navi eine schnelle Erklärung und brach damit dieses Thema ab. „Ich hoffe das ist euch nun eine Warnung. Ich gebe euch hiermit eine zweite Chance, aber nicht, um gegen mich zu kämpfen, sondern um eure Leben zu retten, so lange es noch geht.“

„Was soll das heißen?“, wandte sich Lan nun zu Herrn Takamura um.

„Lan...“, begann der junge Firmenchef. „Ich sagte doch, ich will euch nichts tun. Aber von meinem Vorhaben lasse ich mich auch nicht abhalten. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich werde die Net-Society vernichten und hier mein Ende finden. Ich habe diesen Turm erbaut und gehe mit ihm wieder unter...“, lächelte Takamura ironisch. „Damit erhalte ich auch meine gerechte Strafe. Aber du Lan... du bist noch so jung und hast ein gutes Herz. Setz nicht dein Leben aufs Spiel. Ihr habt nun gesehen, dass ihr OmegaMan und mich nicht aufhalten könnt. Es hat keinen Sinn mehr. Verschwindet endlich!“

„Aber ich kann sie hier nicht allein zurücklassen! Ich will nicht, dass sie sterben!“, schrie Lan sein Gegenüber an.

„Wir haben doch vorhin schon über Schicksal gesprochen, erinnerst du dich noch? Mein Schicksal ist es hier zu sterben. Wenn die Net-Society vernichtet ist, habe ich meinen Traum erfüllt und kann endlich zu meiner Frau zurückkehren, die ich noch immer so sehr liebe.“

„Nein!“, widersprach Lan. „Sie will sicher nicht, dass sie ihr Leben so einfach wegwerfen und beenden! Was soll aus Takashi werden!? Wollen sie ihren Sohn im Stich lassen??“

„Takashi wird das schon verstehen. Es war von Anfang an so geplant.“

„Das kann ich nicht zulassen... Weder, dass sie sterben, noch dass sie die Net-Society zerstören!“, schüttelte Lan den Kopf.

„Lan...“, setzte Herr Takamura noch einmal an, doch bevor er aussprechen konnte, meldete sich plötzlich MegaMan zu Wort.

„Lan!“

„Was ist los?“, schaute der Junge verdutzt auf sein PET.

„Ich spüre es... Ich spüre den Ursprung des Bebens!“

„Den Ursprung des Bebens? Das, welches den Tower in Erschütterungen versetzt?“, fragte Lan verwundert.

„Ja! Es kommt aus der Cyberwelt! Es hat seinen Ursprung hier im Netzwerk!“

„Das Beben wird aus dem Netzwerk heraus hervorgerufen?“, hob Herr Takamura eine Augenbraue an.

„Ja! Ich kann es eindeutig spüren! Eine dunkle, sehr mächtige Energie! Er ist es, kein Zweifel!“, war sich MegaMan absolut sicher und nahm seine Kampfhaltung ein, während er sich suchend umsah. Auch OmegaMan schaute unsicher hin und her.

„Er? Wen meinst du? Doch nicht etwa...!!“, schreckte Lan auf einmal auf.

„Doch! Der Chaos Lord ist hier!!“

„Unmöglich!“, widersprach Lan.

„Es ist aber wahr!“, ertönte Smoke’s Stimme über die Lautsprecher, als sich der fiese Verbrecher endlich wieder zu Wort meldete. „Wie lange ich hierauf gewartet habe! Endlich besiegelt sich euer Schicksal!“

„Sie wussten davon?“, war Herr Takamura nun extrem überrascht.

„Natürlich! Ich war es doch, der dafür gesorgt hat, dass der Chaos Lord hier auftauchen würde! Hahahahahaha!!“, begann Smoke heftigst zu lachen. „Warum habe ich wohl Lan geholfen, dass er soweit kommt? Er und sein Navi haben nur als Köder fungiert! Jeder, der sich ein bisschen mit der Geschichte auskennt weiß, dass der Chaos Lord den Auserwählten sucht, der ihn vernichten soll! Darum durfte MegaMan kein Härchen gekrümmt werden und ich deaktivierte PolarMan’s Fallen, so dass Lan’s Freunde zur Hilfe kommen konnten. Das I-Tüpfelchen bildeten die Dark Chips! Der Chaos Lord wird von dunkler Energie angelockt und so musste ich natürlich sichergehen, dass all unsere Operator ihre Dark Chips verwenden. So konnte ich erst recht sichergehen, dass der Chaos Lord hier auftauchen würde! Hahahaha!“

„Sie haben die Kämpfe mit Absicht manipuliert??“, knurrte Takamura.

„Glauben sie ernsthaft dieser Bengel und sein Nichtsnutz von einem Navi wären sonst bis hierhin gekommen?“

„Was wollen sie denn damit erreichen, verdammt noch mal!?“, brüllte Lan los. „Und was noch viel wichtiger ist... woher wissen sie von der ganzen Geschichte und dass ich und MegaMan auserwählt wurden, um den Chaos Lord zu vernichten??“

„Darauf kam ich, nachdem ich eure SektorSoul gesehen hatte.“, grinste der Kettenraucher. „Das machte es mir um einiges einfacher den Lord aufzuspüren. Geplant war das hier schon länger.“

„Sie kennen Sektor?“, wollte nun MegaMan wissen.

„Vermutlich. Aber das muss euch nun eh nicht mehr kratzen, denn der Chaos Lord wird euch jetzt endlich ein für alle Mal auslöschen! Hasta la vista, meine Freunde! Hahahahahahaha!!“

Eine Weile hallte noch Smoke’s Lachen durch die Lautsprecher, ehe er die Verbindung wieder getrennt hatte und es still wurde.

„Ich versteh überhaupt nichts mehr...“, stöhnte Lan. „Smoke weiß vom Chaos Lord und hat ihn absichtlich hergelockt, damit er den Turm zerstört? Was soll das für einen Sinn machen??“

„Ich weiß nicht, aber darum sollten wir uns später kümmern!“, wandte MegaMan ein. „Er ist da!!“

Reflexartig schauten MegaMan und OmegaMan nach oben. Mitten in der Luft öffnete sich eine Art Portal, als mit lautem Knall ein Loch in den Himmel gesprengt wurde. Nun war die Aura eindeutig zu spüren! Es war der Chaos Lord... Allerdings... Irgendwas war anders, als beim letzten Mal...

„Das gibt’s doch nicht!“, riss Lan die Augen auf.

„Wer ist das??“, war auch Herr Takamura fassungslos.

„Das kann doch nicht...! Ist das etwa...? Der Chaos Lord hat sich mit ihm zusammengetan??“, stotterte MegaMan, als er sich wieder an die Worte von Sektor erinnerte, dass der Chaos Lord sich vermutlich mit einem anderen starken Wesen zusammen getan haben könnte.

Dort oben, hoch in der Luft, von einem dunklen Umhang umhüllt, schwebte Bass! Mit hasserfülltem Blick starrte der Navi, dem Lan und sein digitaler Partner in der Vergangenheit nur allzu oft begegnet waren, hinunter zu OmegaMan und MegaMan und strotzte nur so vor Wut!

Countdown to Disaster

Der letzte Kampf zwischen MegaMan und OmegaMan hatte begonnen! Lan und sein blauer Freund wollten alles daran setzen, um OmegaMan zu löschen, damit sich Herr Takamura endlich dazu überreden lassen würde, den Den Tower zu verlassen, bevor dieser einstürzen konnte. Doch der junge Firmenchef ließ immer noch nicht locker und zeigte sich äußerst stur. Er hatte sich fest vorgenommen, die Net-Society zu zerstören, selbst wenn Lan ihm dabei im Weg stehen würde.

Es war ein brisanter und intensiver Kampf. Lan und MegaMan gaben ihr Bestes und griffen zu ihren stärksten Attacken, um es ihrem Gegner zu zeigen. Doch selbst Soul-Unisons und Program Advances zeigten sich wirkungslos gegen OmegaMan. Der elementare Navi führte eindeutig die Oberhand in diesem Kampf und ließ seine Gegner recht alt aussehen, egal wie sehr diese sich anstrengten. Auch die SektorSoul erwies sich nicht als besonders hilfreich und so griff Lan zu seinem letzten Ass im Ärmel. Der Giga Chip HolyDream kam ein weiteres Mal zum Einsatz! Aber OmegaMan überstand auch diesen Angriff, woraufhin Lan und MegaMan auch das letzte bisschen Hoffnung endgültig verloren hatten. Mithilfe des Star Rain Battle Chips entfachte OmegaMan schließlich einen verheerenden Angriff, der zur Folge hatte, dass MegaMan gelöscht wurde. Zumindest schien es zunächst so, doch der schwarze Element-Navi kehrte aus eigener Kraft MegaMan’s Löschvorgang wieder um, indem er ihm einen Teil seiner Energie abgab. Lan und sein blauer Freund hatten keine Ahnung, was das sollte, doch es stellte sich heraus, dass Herr Takamura von Anfang an gar nicht vorgehabt hatte MegaMan löschen zu lassen. Jetzt wo Lan und MegaMan gesehen hatten, dass sie gegen OmegaMan machtlos waren, sollten sie sich endlich in Sicherheit bringen, während der Firmenchef selbst im Turm zurückbleiben und nicht nur das Ende der Net-Society abwarten wollte, sondern auch sein eigenes. Doch bevor überhaupt irgendetwas geschehen konnte, meldete sich Mr. Smoke wieder zu Wort, als MegaMan plötzlich den Ursprung der Erschütterungen im Netzwerk des Den Towers ausmachte! Es stellte sich heraus, dass der Chaos Lord hinter den Beben steckte! Smoke hatte ihn in den Den Tower gelockt, damit der Lord den Turm zerstören und Lan und Herrn Takamura umbringen würde! Das war aber nicht der einzige Schock für den jungen Net-Battler und seinen virtuellen Freund. Als der Chaos Lord schließlich vor OmegaMan und MegaMan erschien, sahen sie endlich mit wem sich dieser zusammengetan hatte. Sektor hatte bereits vermutet, dass der Chaos Lord sich mit einem anderen, starken Wesen verbündet hatte, weshalb er unauffindbar gewesen war. Bei diesem Wesen handelte es sich um einen alten Bekannten und keinen geringeren als Bass! So standen Lan und MegaMan einem weiteren, noch viel gefährlicheren Gegner gegenüber...
 

Immer noch waren Lan und sein Navi wie versteinert. Sie konnten es einfach nicht fassen. Hoch oben in der Luft schwebte Bass, der sich ein portalähnliches Loch mitten in der Luft aufgesprengt hatte, durch das er hinausgeglitten kam. Auch OmegaMan sah diesen neuen Gegner misstrauisch und mit einem etwas unwohlen Gefühl im Magen an, während er langsam in Richtung Boden schwebte.

Lan und MegaMan hatten zwar schon länger nichts von Bass gehört, doch in der Vergangenheit waren sie ihm mehr als einmal begegnet. Auch wenn Bass nicht zu einer speziellen Fraktion gehörte und ständig für sich allein kämpfte, war er wohl gerade deswegen ein noch viel gefährlicher Gegner. Dieser Navi, der Menschen mehr verachtete, als alles andere, reiste kreuz und quer durch die Cyberwelt, getrieben von dem Drang immer stärker zu werden. Nicht zuletzt wurde ihm diese Gier nach Macht zum Verhängnis und er wurde im Undernet versiegelt. Doch auch wenn Lan und MegaMan schon öfters gegen ihn gekämpft und ihn sogar besiegt hatten, tauchte dieser Navi ständig wieder auf. Und heute einmal mehr im falschen Moment...

Als Bass auf dem Boden gelandet war, konfrontierte er seine beiden Gegenüber. Es war deutlich zu spüren, dass er nicht mehr der Alte war. Man merkte richtig, wie die Energien des Chaos Lord’s ihn durchdrangen. Die Plattform erzitterte unter seinen Füßen noch stärker als zuvor, so groß war seine Kraft. Aber auch visuell hatte er sich verändert. Sein langer Mantel war gekennzeichnet von Spuren des Kampfes, zerrissen, dreckig und beinahe vollkommen schwarz statt bräunlich. Eine leuchtende Aura umgab seinen Körper und von der Farbgebung her ähnelte er eher einem Dark Soul-Navi und nicht mehr dem alten Bass, den Lan und MegaMan kannten. Hinten aus seinem Rücken sprossen transparente Energiefelder, violett schimmernd, die schon fast an Flügel erinnerten.

„W-Was machst du denn hier!?“, stotterte MegaMan mit ängstlichem Blick und zitterte nahezu am ganzen Leib.

Ohne zu antworten begann Bass seine Gegenüber zu mustern. Sein Blick wanderte von MegaMan zu OmegaMan und wieder zurück. Sein Mund war vom hohen Mantelkragen verdeckt, aber man sah ihm dennoch an, dass er lächelte.

„Endlich! Wie lange habe ich auf diesen Moment gewartet!!“, begann der bösartig blickende Navi mit doppelter Stimme zu sprechen.

MegaMan, OmegaMan, Lan und auch Herr Takamura schreckten auf, als sie Bass reden hörten. Er sprach mit zwei Stimmen gleichzeitig! Seine eigene wurde beinahe von der tiefen Stimme des Chaos Lord’s übertönt, der genau das selbe sprach, wie sein Wirt.

„Chaos Lord!“, brüllte MegaMan plötzlich los, als er versuchte sich wieder zusammenzureißen und Bass die wütend geballte Faust entgegenstreckte.

„Ganz richtig. Doch wäre es uns lieber, wenn ihr uns von nun an als Chaos Bass bezeichnet. Denn das ist unsere wahre, ultimative Form! Das mächtigste Wesen im Cyberspace!“

„Chaos Bass?“, wiederholte Lan, dem immer mulmiger zumute wurde.

„Genau!“, antwortete dieser lächelnd. „Heute ist der Tag gekommen, an dem wir uns an euch rächen werden. Lan und MegaMan... Ihr habt mir oft genug dazwischen gefunkt. Ich will euch endlich vernichten!“, begann auf einmal Bass’ Stimme allein zu sprechen.

Verwirrt sah Lan diesem Szenario zu und verstand nun überhaupt nichts mehr.

„W-Was soll das? Kontrolliert Bass jetzt den Chaos Lord oder der Chaos Lord Bass...?“

„Sowohl als auch.“, antworteten wieder beide Stimmen zugleich.

„Was soll das denn heißen?“, fragte nun MegaMan, der auch vollkommen durcheinander war.

„Ist das so schwierig zu verstehen? Und vor allem... ist das überhaupt wichtig? Ihr wisst beide, weshalb wir hier sind.“, sprach Chaos Bass, ehe sich seine Stimmen wieder aufteilten und jeweils für sich alleine redeten. „Ihr wurdet auserwählt um mich zu zerstören, doch dazu werde ich es nicht kommen lassen. Bei unserer ersten Begegnung war ich noch entkräftet. Doch dann traf ich auf Bass, in der unendlichen Finsternis des Undernets.“, sagte zunächst der Chaos Lord. „Und ich will meine Rache! Ich bin jetzt das ultimative Wesen! Niemand reicht an meine Stärke ran... Absolut niemand!! Ich habe mit dem Chaos Lord einen Pakt geschlossen, um noch mächtiger zu werden! Ich will euch... alle beide!!“, fügte Bass an und warf einen hasserfüllten Blick zu OmegaMan rüber.

„Was soll das jetzt bedeuten?“, mischte sich der elementare Navi ein, wo er ebenfalls angesprochen war. „Ich bin der ultimative Net-Navi!“

„Glaubst du das wirklich? Dann beweis mir das erst. Ich habe deine Energie gespürt und muss zugeben, dass du wirklich stark zu sein scheinst... Doch das würde ich lieber erst in einem Kampf genauer feststellen!“, forderte Bass den Element-Navi offen heraus.

„Ganz wie du willst.“, grinste OmegaMan und nahm diese Herausforderung nur allzu gern an.

„Warte, OmegaMan!“, wandte MegaMan allerdings ein. „Lan und ich wurden von Sektor auserwählt den Chaos Lord zu besiegen. Wir haben das geeignete Programm, um ihn aufzuhalten! Lass uns das übernehmen!“

„Genau! Mit dem ShadowNova-Programm, werden wir den Lord im Handumdrehen erledigen!“, stimmte Lan ebenfalls zu.

„Was zum Teufel soll das alles bedeuten? Bass...? Chaos Lord...? ShadowNova...? Was um alles in der Welt geht hier eigentlich vor??”, stand Herr Takamura auf und war nun mehr als einfach nur verwirrt. Er verstand überhaupt kein Wort mehr von alldem. „Und was hat Smoke mit der ganzen Sache zu tun??“

„Der Chaos Lord ist ein Wesen, das über die Macht verfügt die gesamte Cyberwelt zu vernichten.“, begann Lan zu erklären. „Das ist alles etwas komplizierter und würde nun zu langen Erläuterungen führen, aber es ist unsere Aufgabe ihn zu stoppen. Uns wurde ein spezielles Programm anvertraut mit dem wir den Chaos Lord aufhalten sollen.“

„Okay...“, seufzte Herr Takamura und versuchte sich wieder zu beruhigen. „Das ergibt schon etwas mehr Sinn, aber wer ist dann dieser Bass...?“

„Ein Navi, der uns schon öfters Probleme bereitet hat. Unter anderem hat er auch damals Dr. Wily und World Three geholfen... Er ist ständig auf der Suche nach der ultimativen Kraft und will das stärkste Geschöpf im Internet werden. Genau deshalb hat er sich auch mit dem Chaos Lord zusammengetan. Um noch mächtiger zu werden.“, fuhr Lan weiter fort.

„Also wird die Kombination von den beiden, dieser Chaos Bass, wohl ein äußerst ernstzunehmender Gegner sein, huh?“, stellte der junge Firmenchef beunruhigt fest. „Und Smoke hat ihn hergerufen, damit er nicht nur euch, sondern auch mich und meinen OmegaMan erledigen würde. Ist nur noch die Frage, was der Kerl damit bezwecken will und was seine Motive sind? Aber ich glaube nicht, dass wir jetzt noch mal von ihm hören werden...“

„Diesen Smoke kriegen wir auch noch!“, sprach Lan fest entschlossen. „Ich hab keine Ahnung, was im Kopf dieses Arschlochs vor sich geht, aber der bekommt auch noch sein Fett weg! Aber zunächst ist dieser Chaos Lord dran!“

„Nein!“, widersprach OmegaMan in erstem Ton.

Verwirrt starrten Lan und MegaMan den schwarzen Element-Navi an.

„Ich will das Großmaul allein erledigen. Ich bin hier der ultimative Net-Navi!“

„Was?!“, konnte MegaMan nicht fassen, was er da hörte. „Das ist grad nicht der richtige Augenblick, um an seinen Stolz zu denken! Lass ihn doch einfach reden, wenn er will! Soll er ruhig meinen, er sei der Stärkste... Wir belehren ihn schon eines besseren. Wir müssen den Chaos Lord vernichten und das ist nur mit Sektor’s Programm möglich!“

„Tst... Wenn er wirklich nur mit diesem Programm zu erledigen ist, scheint er doch unglaublich stark zu sein. Ich lasse mir meinen Titel als ultimativer Net-Navi aber nicht von irgend so einem dahergelaufenen wegnehmen! Ich will wissen, was er drauf hat und ob er wirklich nur mit dieser ShadowNova, oder was auch immer, zu erledigen ist. Ich mach das schon.“, entgegnete OmegaMan, der seinem Gegner stur in die Augen starrte und den Blick nicht mehr von ihm nahm. „Ich sagte doch bereits, ich habe euch eine zweite Chance gegeben um zu flüchten. Nutzt diese endlich und verschwindet hier! Das ist mein Kampf!“

„OmegaMan!“, konnte auch Lan das nicht mehr glauben „Herr Takamura, tun sie doch was! Wir müssen den Chaos Lord besiegen! Nur wir sind dazu in der Lage!“

„Überlasst das lieber OmegaMan.“, war Herr Takamura allerdings auf der Seite seines Navis. „Er wird das schon regeln. Ihr solltet jetzt wirklich von hier verschwinden, bevor es zu spät ist.“

„Argh...“, knurrte Lan fassungslos. „Dann tun wir’s halt trotzdem, egal ob sie wollen oder nicht! MegaMan! Machen wir den Chaos Lord ein für alle Mal platt!“

„Du kannst dich auf mich verlassen!“, nahm MegaMan auch schon seine Kampfhaltung ein.

Wortlos schwebte Chaos Bass ein Stück in die Luft und sah wieder abwechselnd seine Gegenüber an. Doch sein Blick verharrte schließlich auf OmegaMan.

„Haltet endlich die Klappe!“, erklangen wieder beide Stimmen gleichzeitig. „Ihr habt eh nicht das Zeug dazu uns gefährlich zu werden, wenn ihr nicht mal gegen den hier ankommt. Und selbst die ShadowNova wird euch nicht mehr helfen, wo wir beide jetzt eins sind. Es wäre reine Zeitverschwendung gegen euch zu kämpfen.“

„Ach, findest du?!“, wurde Lan nun ernsthaft sauer. „Das wollen wir doch erst mal sehen! Battle routine, set!“

„Execute!!“, bestätigte MegaMan und stürzte sich auch schon auf Chaos Bass.

Ein weiterer Kampf nahm seinen Anfang...
 

Außerhalb des Den Towers hatte sich die Situation mittlerweile wieder etwas beruhigt. Die meisten Leute waren evakuiert und die letzten wurden von den Officials weggebracht. Ein paar Verletzte wurden auf elektronischen Liegen davongetragen und in Krankenwagen verfrachtet. Jede einzelne Menschenseele wurde aus der Stadt geschafft. Da der Den Tower in Den Town’s Zentrum stand, würde ein Einsturz alle umliegenden Gebäude in Mitleidenschaft reißen, bis hin zu einem Gefahrenradius von bis zu einigen Kilometern. So stellte sich die überragende Höhe des Turms, der vorher als eine der großartigsten Bauten ganz Electopia’s angesehen wurde, als seine verhängnisvollste Eigenschaft heraus und machte ihn genau darum zu einer extremen Gefahr.

Es regnete immer noch Trümmer, die von den Außenwänden des Turms abbröckelten und in die Tiefe stürzten. Alles war übersät mit Schutt und dort wo die Trümmer eingeschlagen waren, blieb nichts weiter als verheerende Verwüstung oder sogar der Tod. Den Town’s komplette Innenstadt ähnelte bereits einem Schlachtfeld, als wäre die Stadt bombardiert worden! Es war ein schrecklicher Anblick...

Während Dex und Yai sich schon in Sicherheit gebracht hatten und mit einem Offcial-Transporter weggefahren waren, war Mayl die letzte der drei Freunde, die noch vor dem Eingang des Den Tower’s stand und darauf wartete, dass Lan endlich rausgerannt kommen würde. Sie war in Tränen ausgebrochen, doch wollte die Hoffnung noch nicht aufgeben. Lan hatte schon schwierigere Situationen gemeistert. Er würde das hier sicher auch überleben! Zumindest hoffte sie das innigst... Doch wenn sie so die Trümmer betrachtete und vor allem den eingestürzten Empfang, wo man nicht mal mehr freien Blick auf die Fahrstuhltüren hatte, da kamen ihr immer größere Zweifel. Vielleicht war Lan schon längst tot... Aber Mayl durfte die Hoffnung noch nicht aufgeben. Sie musste hier warten! Sehnsüchtig ließ sie die Eingangstüren, deren Panzerglas bereits zersplittert war, keine Sekunde aus den Augen.

„Bitte komm endlich zu mir Lan... Du hast es versprochen.“, schluchzte sie leise.

„Mayl!“, erklang auf einmal eine Stimme von hinten und reflexartig drehte sich das junge Mädchen um. Es waren Jim und Gregory, die auf sie zugerannt kamen.

„Was machst du denn noch hier??“, war Gregory sichtlich geschockt, dass Mayl immer noch hier wartete, wo es doch rund um sie herum Trümmer regnete.

„Ich warte auf Lan. Er ist immer noch nicht rausgekommen.“

„Du solltest jetzt lieber von hier verschwinden, wie die anderen.“, sprach Jim und packte Mayl an der Hand.

„Aber was wird dann aus Lan??“

„Das weiß ich ehrlich gesagt nicht... Aber wenn du hier noch länger rumstehst, wirst du am Ende auch noch...“ Jim zögerte. „Lass uns hier verschwinden!“

Da sich das junge Mädchen nicht so einfach von der Stelle bewegen wollte, musste Jim etwas gewaltsam an ihrer Hand reißen, damit sie ihm folgte. Mayl wollte sich nicht in Sicherheit bringen. Nicht ohne Lan. Sie wollte auf ihn warten!

„Lan kommt schon klar. Er wird sicher zu uns stoßen, ehe der Turm einstürzt.“, versuchte Gregory das weinende Mädchen aufzumuntern, während die drei durch die zerstörte Innenstadt davonrannten.

Doch auch diese Worte halfen nicht wirklich. Lan würde es sicher nicht mehr schaffen...

Mayl’s vollkommen durchnässten Augen ließen den Eingang des Den Tower’s nicht aus dem Blick, während sie von Jim an den Trümmern vorbeigezerrt wurde. Sie wollte weiterhin Widerstand leisten und sich nicht ohne ihren Freund da wegschaffen lassen, doch... Ihr blieb nun nichts weiter als zu beten.
 

Nachdem Lan die Kampfroutine vollständig eingeleitet hatte, konnte der Kampf endlich losgehen. Er und MegaMan würden es schon schaffen diesen Chaos Lord zu besiegen. Sektor vertraute immerhin auf sie und es war ihre Pflicht, das Ganze nun durchzuziehen, auch wenn Lan’s Umgebung immer einsturzgefährdeter wurde und selbst Decke und Boden nun von zentimeterbreiten Rissen durchzogen waren. Zwar hatte der junge Net-Battler noch immer keine Ahnung, wie diese ShadowNova funktionieren sollte, aber Sektor hatte ja gesagt, sie würden es schon herausfinden, wenn es erst soweit sein würde. So konnte er also nur auf Sektor’s Worte vertrauen und einfach sein Bestes geben! Und anfangen wollte er zunächst einmal damit, die richtigen Battle Chips zu wählen, um seinen Navi tatkräftig unterstützen zu können. Jetzt ging’s wirklich ums Ganze!

„HeroSword, Slot-In!!“, fand auch schon der erste Chip seinen Weg in den PET-Slot.

Nachdem sich das breite Schwert an seinem Arm materialisiert hatte, stieß MegaMan sich kräftig am Boden ab und sprang seinem Gegner entgegen.

„Nimm das! HeroSword!!“, holte der blaue Navi im Flug aus und schlug kraftvoll zu.

Chaos Bass musste jedoch nur seinen Arm heben, gegen den die Klinge schlug, daraufhin sofort zersplitterte und sich wieder löschte.

„Wir sagten doch schon... Ihr habt nicht das Zeug dazu uns aufzuhalten!“, sprachen Bass und der Chaos Lord zugleich. „Dark Arm Blade!!“

Mit einem violetten Schwert holte Chaos Bass blitzschnell aus und schlug zu, ehe sein Gegner wieder landen konnte. MegaMan wurde heftigst von dieser Attacke erwischt und vor die Füße OmegaMan’s geschleudert. Wortlos sah der elementare Navi hinunter und mischte sich nicht in diesen Kampf ein. Er verschränkte die Arme und wartete.

„MegaMan!“, schrie Lan auf. „Na warte... MegaCannon, Slot-In!!“

Schnell war Lan’s Navi wieder auf den Beinen. Zwar schmerzte der Hieb von eben noch sehr, doch MegaMan war nicht gewillt so einfach aufzugeben. Er aktivierte die MegaCannon und schoss einen breiten Energiestrahl auf Chaos Bass.

Doch mit einem genervten Seufzer, holte dieser erneut mit seinem Arm aus und neutralisierte das Energiegeschoss indem er kraftvoll dagegen schlug.

„Scheiße!“, riss MegaMan die Augen auf, als sein Gegner kurz darauf auch schon auf ihn zugeflogen kam.

„Pass auf, Mega!!“, warnte Lan seinen Navi, als er ungutes ahnte.

„Darkness Overload!!“, streckte Chaos Bass seinen rechten Arm aus und konzentrierte unglaubliche Mengen an Energie in seiner Hand, welche violett zu leuchten begann. Gewaltsam schlug er auf MegaMan nieder, wobei er eine donnernde Explosion von unglaublichem Sprengradius entfachte. „Graahhh!!“

„Jack-Out!!”, reagierte Lan reflexartig und trennte die PET-Verbindung, als er merkte, dass er dagegen nichts mehr unternehmen konnte. Im rechten Moment hatte er MegaMan noch ausloggen können...

Dort wo der blaue Navi eben noch gestanden und Bass hingeschlagen hatte, war nun nichts weiter als ein gigantischer, schwarzer Krater, stellenweise brennend mit violettem Feuer und stark qualmend, zu sehen... Das hätte MegaMan garantiert nicht überlebt.

„Verdammt...“, stöhnte Lan entsetzt, aber erleichtert zugleich, da es seinem Navi noch gut ging. „Das war knapp...“

„So, damit wäre das geklärt.“, sprach Bass, als er sich nun endlich OmegaMan zuwenden konnte. „Jetzt wo der blaue Nervenzwerg nicht mehr da ist, können wir endlich loslegen. Ich bin gespannt, ob deine Taten auch deinem Mundwerk in nichts nachstehen.“

„Wie du willst. Aber du wirst noch bereuen mich herausgefordert zu haben.“, grinste OmegaMan zuversichtlich.

„Wollen die beiden jetzt wirklich gegeneinander kämpfen, um zu sehen wer der Stärkere ist??“, konnte Lan nicht so recht glauben, was er da hörte. Als wenn es im Moment nichts wichtigeres gegeben hätte...

„Sieht ganz so aus.“, antwortete Herr Takamura. „Sie scheinen beide unglaublich kraftvoll zu sein. Ich frage mich auch, wer wohl stärker von beiden ist?“

„Was sollen wir jetzt machen, Lan??“, mischte sich MegaMan wieder ein.

„Ich weiß nicht... Er ist verdammt stark, aber wir können nicht so einfach aufgeben. Ich logg dich wieder ein, dann werden wir es noch einmal probieren. Nur die ShadowNova kann den Chaos Lord besiegen. Auch OmegaMan wird da nichts ausrichten können.“

„Alles klar!“, antwortete der blaue Navi und machte sich schon innerlich auf den Kampf bereit. „Vielleicht bekommen wir eine gute Chance, wenn Bass und der Chaos Lord durch den Kampf gegen OmegaMan abgelenkt sind.“

„Warte, Lan!“, wollte Herr Takamura das allerdings nicht so einfach zulassen. „Es ist nun wirklich genug. Rette dein Leben und vergiss diesen Chaos Lord einfach!“

„Ich sagte doch schon, dass das nicht geht! Wir müssen ihn besiegen! Nur wir können das!“

Doch ehe einer von beiden noch ein weiteres Wort sagen konnte, stürzten sowohl Lan, als auch Herr Takamura auf die Knie. Ein sehr starkes Beben erschütterte den kompletten Raum! OmegaMan und Chaos Bass hatten angefangen!
 

Ohne Rücksicht auf Verluste gaben beide Navis alles was sie hatten, um sich zu bekämpfen!

Ihr Energien waren sogar so unglaublich kraftvoll, dass sie mit ihren Attacken nicht nur das komplette Netzwerk in Mitleidenschaft rissen. Der Kampf der beiden Navis wirkte sich auch auf die Realität negativ aus, indem er die Erschütterungen verstärkte, durch die der Den Tower sowieso schon stark gefährdet war. Mit jeder einzelnen Energieattacke, mit jedem Schlag, mit jeder Explosion wurde der Den Tower noch stärker erschüttert! Selbst die ersten Monitore begannen zu zerspringen und ein Kurzschluss in den Computeranlagen folgte auf den nächsten. Unsicher sahen sich Lan und Herr Takamura um, wie alles um sie herum zugrunde ging und durch den Kampf der beiden Net-Navis vernichtet wurde... OmegaMan und Chaos Bass kämpften auf Leben und Tod!

„Shooting Buster!!“, feuerte Chaos Bass unzählige, blitzschnelle Energiekugeln auf OmegaMan, der diesen allerdings mit reflexartigen Bewegungen, ohne große Probleme ausweichen konnte und sich zum Gegenangriff bereit machte.

„Element Beam!!“, warf der schwarze Element-Navi seine Arme nach vorn und schleuderte seinem Kontrahenten Energiekugeln in unterschiedlichen Farben entgegen, die je nach Farbe ein anderes Element darstellten.

Doch auch Chaos Bass ließ sich nicht so einfach erwischen. Er breitete seine violetten Flügel aus, die immer größer wurden und sich wie ein Schutzschild um ihn wickelten, so dass OmegaMan’s Angriffe an den Energiefeldern abprallten und zurückgeworfen wurden. Der elementare Navi fing seine zurückkommenden Energiekugeln jedoch einfach wieder auf und absorbierte sie.

„Hell’s Rolling!!“, schrieen der Chaos Lord und Bass zugleich, als Chaos Bass seine Arme von sich streckte und zwei violett leuchtende Ringe erschuf, die beinahe so groß waren wie er selbst und sich mit einer unglaublich hohen Geschwindigkeit zu drehen begannen.

Mit einfachen Handbewegungen wies er die sägeblattartigen Ringe an, auf OmegaMan zuzuschießen.

„Omega Blade!!“, aktivierte OmegaMan jedoch wieder sein elementares Schwert und zerschlug die beiden wirbelnden Ringe mit einem kräftigen Hieb.

Beide Navis blieben nach dieser letzten Attacke einige Momente in der Luft schweben. Ihre Blicke waren erfüllt von gegenseitigem Hass aufeinander. Jeder von ihnen wollte beweisen, dass er der Stärkere war. Wortlos schwebten sie dicht über dem Boden und kamen langsam einander näher. Stur starrten sie einander an und stürzten plötzlich aufeinander los! Ihre Hände griffen ineinander und mit Gewalt versuchte jeder den jeweils anderen wegzudrücken.

Dabei wurde eine solch gewaltige Energie freigesetzt, dass der farbenfrohe Arealboden schlagartig in Stücke gerissen wurde! Überall sprangen Panelsplitter aus dem Boden, Risse zogen sich über die Plattform, stellenweise zerbrach sie komplett und auf einmal bestand das komplette Areal nur noch aus Milliarden von kleinen Einzelteilen, die früher mal ein Ganzes gebildet hatten und nun schwerelos im Netzwerk auseinander drifteten.
 

„Unglaublich!“, staunte Lan, als er das Schauspiel über den großen Monitor verfolgte, der mittlerweile angefangen hatte zu flimmern.

„Sie besitzen eine gewaltige Kraft...“, stellte Herr Takamura geschockt fest. „Wenn die so weitermachen... Das wird weder das Netzwerk, noch dieser Tower aushalten. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas möglich ist... Daher kamen also die ganze Zeit diese ständigen Beben. Allein von der Kraft eines einzigen Net-Navis...“

„Das kommt durch den Chaos Lord.“, fügte Lan hinzu. „Seine böse Energie muss Bass um ein Vielfaches gestärkt haben. Wir müssen ihn unbedingt vernichten!“

Mühevoll versuchte sich der junge Net-Battler an die Computeranlagen heranzubegeben, um seinen Navi einzuloggen, doch dies war leichter gesagt, als getan. Der Boden rüttelte so heftig, dass Lan nicht mehr stehen konnte und auf allen Vieren über die zerbrochenen Fliesen robbte. Von der Decke rieselte nun auch nicht mehr allein der Putz herunter. Sie war bereits teilweise aufgebrochen und einige größere Brocken Zement hatten schon ein paar der Computer und Tische zertrümmert. Lan’s Körper zitterte am ganzen Leib. Er schaffte es nicht einmal das Verbindungskabel seines PETs vernünftig aus seinem kleinen Handheld zu ziehen.

„Hör auf damit, Lan!“, brüllte Herr Takamura, der sich krampfhaft an der Wand festhielt, um nicht erneut umzustürzen. „Das ist viel zu gefährlich!!“

„Ich weiß schon, was ich tue!!“, wandte der sturköpfige Junge jedoch ein, immer noch fest entschlossen den Chaos Lord aufzuhalten, selbst wenn der komplette Raum einstürzen und ihn begraben würde.
 

Ohne sich um ihre zerfallende Umgebung zu kümmern oder auch nur einen einzigen Gedanken daran zu vergeuden, was ihr Kampf in der Realität auslöste, schlugen Chaos Bass und OmegaMan ohne Unterlass aufeinander ein. Beide prügelten sinnlos auf ihr jeweiliges Gegenüber ein. Blitzschnelle Schläge, wie aus einem Maschinengewehr folgten konstant aufeinander. Keiner der beiden Kontrahenten versuchte zu blocken. Sie steckten alles in den Angriff, auch wenn sie dabei nicht nur ihren Gegner erwischten, sondern auch selbst mehrere Dutzend Schläge einstecken mussten. Doch plötzlich gingen beide wieder auseinander und schwebten jeweils ein Stück nach hinten. Chaos Bass aktivierte sein violettes Dark Arm Blade, wohingegen OmegaMan die Klinge seines Omega Blade’s erscheinen ließ. Kaum hatten sie ihre Waffen gezogen, ging es auch schon weiter und sie stürzten ein weiteres Mal aufeinander los, um sich mithilfe ihrer Waffen zu beharken.
 

Unterdessen hatte es Lan geschafft, die Kontrollkonsole zu erreichen, wo er MegaMan einloggen konnte. Er nahm das Verbindungskabel und versuchte es in den Jack zu stecken, was allerdings enorm schwierig war, da alles so stark wackelte, dass er den Anschluss mehrmals verfehlte.

„Jack-In, MegaMan!!“, rief er, als er es endlich schaffte, den Stecker genau in den Jack-In-Port zu drücken. „Exe-“

Doch bevor er den Jack-In-Vorgang vollständig ausführen konnte, spürte er plötzlich, wie Herr Takamura von hinten kam, seine Arme um ihn legte und den jungen Net-Battler mit einem kräftigen Ruck hoch hob. Takamura legte sich Lan auf die Schulter und sprang schnell zur Seite, weg von der Kontrollanlage. Lan sah nur noch wie die Decke, genau über der Stelle, wo er grade noch gehockt hatte, einstürzte und die komplette Anlage verschüttet wurde...

„Es ist vorbei, Lan.“, sagte Herr Takamura, als er den Jungen wieder vorsichtig absetzte und ihm genau in die Augen sah. „Du kannst jetzt nichts mehr tun.“

„Doch!“, kam weiterer Widerspruch zurück. „Es ist meine Pflicht den Chaos Lord zu vernichten! Es ist doch sowieso alles aus... Wir werden diesen Turm hier niemals lebend verlassen.“

Resigniert schaute sich Lan in dem großen Raum um. Er erinnerte nur noch an eine Ruine. Alles um ihn herum war zerstört und vollkommen verwüstet. Die Computer qualmten und brannten. Blitze und Funken zuckten dort auf, wo die elektronischen Kabel, durch den herunterfallenden Schutt aufgerissen waren.
 

Mit heftiger Wucht prallten die Schwerter der beiden Navis gegeneinander und lösten eine donnernde Druckwelle aus. Sofort holte OmegaMan neu aus und schlug einmal diagonal aus, doch Chaos Bass wich geschickt zurück und stieß sein dunkles Schwert ohne zu zögern wieder nach vorn. OmegaMan schrie laut auf, als das Dark Arm Blade seine Hand erwischte und er daraufhin sein eigenes Schwert fallen ließ. Doch sofort hatte sich der elementare Navi wieder gefasst, schwebte rasch nach vorn, legte seinem Gegner die Hände auf die Schultern und verpasste diesem eine heftige Kopfnuss. Chaos Bass stürzte nach unten und knallte durch den zerbröckelten Boden. OmegaMan warf sich direkt hinterher. Unterhalb der auseinandergebrochenen Plattform ging der Kampf weiter!
 

„Nichts ist aus. Zumindest nicht für dich.“, sprach Herr Takamura und beugte sich zu Lan runter. „Du bist noch jung und hast dein ganzes Leben vor dir. Für mich ist es zu spät. Ich werde in diesem Turm untergehen, so wie ich es verdient habe.“

„Nein! Was reden sie da für einen Quatsch?? Wenn es für mich noch nicht zu spät ist, dann erst recht nicht für sie! Ich lasse sie hier nicht allein zurück!! Wir finden schon gemeinsam einen Weg hier raus! Ohne sie gehe auch ich nicht!“

Fassungslos sah Lan den jungen Firmenchef an. Wieso wollte Takamura immer noch sterben?

„Lan...“, seufzte Herr Takamura und schloss die Augen. „Es ist jetzt gut. Ich werde das tun, was ich schon von Anfang an hätte tun sollen.“

„Was meinen sie?“, fragte der braunhaarige Junge verwirrt.

Doch statt eine Antwort zu geben, packte Herr Takamura plötzlich Lan’s Hals und hob den Jungen gewaltsam hoch. Aus Reflex griff dieser verzweifelt an die Arme seines Gegenübers und versuchte sich loszureißen. Er bekam keine Luft mehr!

„Ich bring es jetzt zu Ende.“, sprach Takamura in wütendem Ton und sein Griff um Lan’s Hals wurde immer fester.

„W-Was tun sie...?!“, stöhnte Lan, der kaum mehr atmen konnte.

Doch wieder sagte Takamura kein Wort. Stattdessen trug er Lan zum Fenster rüber, welches bereits durch Risse versehen war, die sich wie Spinnennetze ausgebreitet hatten.

„Begehe nicht den selben Fehler, wie ich. Und bitte... gib Acht auf Takashi. Er ist ein guter Junge und ich will nicht, dass er so endet wie ich.“, waren die letzten Worte des resignierten Firmenchefs, ehe er Lan durch das Fenster drückte. Ein lautes Klirren ertönte mit Zerspringen des Glases, als Lan in hohem Bogen aus dem Turm geschleudert wurde!

Laut schreiend fiel Lan zum Fenster hinaus und sah nur noch, wie Herr Takamura sich immer weiter von ihm entfernte. Die Stockwerke zischten so schnell an ihm vorbei, dass sie beinahe eine einzige Linie bildeten. Der Luftdruck war so unglaublich stark, dass Lan die Augen zusammenkneifen musste. Er fiel. Er fiel in die Tiefe. Warum hatte Herr Takamura das getan??
 

„Tut mir leid, Lan...“, seufzte der junge Firmenchef und schaute noch aus dem Fenster, bis Lan nicht mehr zu sehen und von den Wolken verschlungen war. „Ich hatte keine andere Wahl, aber du wirst es mir danken. Bitte vergiss mich nicht, auch wenn es mir nicht zusteht solch einen Wunsch zu äußern...“

Mit einem lauten Knall brach schließlich der gesamte Raum ein. Die Decke fiel in sich zusammen und begrub alles unter sich mit tosendem Lärm, woraufhin eine undurchschaubare Wolke aus Dreck und Staub aufgewirbelt wurde. Das war das Ende des einst majestätischen Turms und seines Erbauers...
 

OmegaMan und Chaos Bass beschossen sich mit Energiekugeln. Explosionen erfüllten das komplette Areal. Keiner von beiden war gewillt aufzugeben und jeder schien noch immer bei vollen Kräften zu sein! Ein letztes Mal stürmten die zwei Navis aufeinander zu, ehe das gesamte Netzwerk von einer hell leuchtenden Explosion eingenommen wurde und alles in gleißendem Licht unterging. Auf einen ohrenbetäubenden Knall folgend, schaltete sich das System ab und löschte sich samt allem, was sich noch in seinem Innern befand...
 

Alles um Lan herum war vernebelt. Er fiel durch die Wolkendecke und konnte nicht mal mehr den Den Tower erkennen, der nur ein paar Meter irgendwo neben ihm sein musste. An wie vielen Stockwerken er wohl schon vorbeigefallen war...? Und wie lange es wohl noch dauern würde, bis er aufschlagen würde...? Lan hatte aufgegeben zu schreien oder sich gegen den Fall durch wildes Herumhampeln zu wehren. Es war eh sinnlos. Es war vorbei...

Als er endlich die Wolkendecke hinter sich gelassen hatte, konnte er wieder etwas erkennen. In Hunderten von Kilometern Tiefe erkannte er die Innenstadt Den Town’s. Alles wirkte so winzig und war kaum klar zu erkennen. Lan hatte zwar immer von so weit oben einen Blick auf seine Heimat werfen wollen, aber so hatte er sich das Ganze nun auch nicht vorgestellt...

„Lan!“, erklang MegaMan’s Stimme aus dem PET. Sie war allerdings kaum zu hören, da das Rauschen um Lan’s Ohren viel zu laut war.

„Mega?“, fragte der kopfüberfallende Junge verwundert und zog seinen Handheld hervor, der glücklicherweise noch nicht aus seiner Hosentasche geschleudert worden war.

„Hab keine Angst, Lan! Ich bin bei dir!“, sprach der blaue Navi und auch Dash war auf dem PET-Screen zu erkennen, ebenso aufmunternd dreinschauend, wie sein Herrchen.

„Ich habe keine Angst...“, antwortete Lan jedoch und schien ziemlich ruhig zu sein. Man sah ihm tatsächlich kein Bisschen Angst oder Panik an. „Ich hätte auf die anderen hören sollen. Sie hatten doch Recht. Mein Dickschädel kostet mich das Leben.“

„Sag so was nicht!“, widersprach MegaMan ohne lange zu zögern. „Du darfst nicht aufgeben! Du hast schon viele schwierige Situationen gemeistert. Und auch wenn es dieses Mal zu Ende gehen sollte... so ist es doch nicht ganz vorbei.“

„Was redest du da?“, verstand der todgeweihte Junge kein einziges Wort seines Partners.

„Ich werde immer bei dir sein, Lan.“, lächelte dieser zur Antwort, ohne seinen Operator auf die Folter zu spannen.

„Hub...“

Doch bevor Lan noch etwas weiteres anfügen konnte, spürte er einen harten Schlag auf seinem Kopf. Mit polterndem Lärm schlug er auf. Für einen Moment dachte er, es wäre aus, doch irgendwas stimmte nicht. Der Boden auf dem er gelandet war, war ungemein weich, feucht und matschig. Lan fühlte auf einmal, wie er von irgendwas weichem, warmen umgeben war, das seinen Aufschlag gedämpft haben musste. Alles war schwarz um ihn herum. Mühselig versuchte er sich aufzurichten und aus dieser Substanz herauszukommen, in der er gelandet war. Er streckte seine Arme aus und spürte einen kalten Luftzug an seinen Händen. Mit einem Ruck sprang er auf und erblickte wieder helles Tageslicht. Sein Kopf hämmerte. Seine Glieder taten weh, doch er hatte den Sturz überlebt!

Verwirrt schaute sich der überraschte Junge um. Er befand sich immer noch hoch oben in der Luft. Er war vermutlich auf dem Dach eines nahegelegenen Wolkenkratzers gelandet.

„Wo... bin ich hier?“, stutzte er und als sich seine Sinne allmählich wieder schärften und das Bild vor seinen Augen, welches sich noch immer drehte, wieder etwas beruhigte und erkennbar zusammenfügte, erkannte er sich im Innern eines großen Müllcontainers wieder!

„Was zum...?“

Lan war in einem von mehreren großen Müllbehältern gelandet, die auf einem der Dächer der vielen Wolkenkratzer aufgestellt waren. Er konnte es noch immer nicht fassen, doch der unheimliche Gestank, der sich in seine Nase drängte, ließ keinen Zweifel daran offen, dass dies real sein musste! Unter vermoderten Bananenschalen, halbgegessenen Äpfeln und anderen Essensresten, fand der Junge auch sein PET wieder, das den Sturz ebenfalls sicher überstanden hatte.

„Boah, ist das eklig...“, stöhnte der angewiderte Net-Battler, dessen Kleidung vollständig verschmiert und durchnässt war. „Wer lagert Essensreste hier oben in der heißen Sonne??“

„Ist das nicht egal?“, erklang MegaMan’s Stimme.

Nicht ganz so fröhlich schauend, wie sein Partner, sah Lan auf den Screen seines PETs.

„Du siehst gut aus.“, kicherte der blaue Navi und deutete auf Lan’s Kopf.

Sofort strich der zugemüllte Junge durch seine Haare und packte dabei in eine schleimige Pampe, die früher mal so was ähnliches wie Apfelmus gewesen sein musste...

Nun musste auch Lan anfangen zu lachen.

„Ich glaub das nicht.“, schüttelte er den Kopf und sah hoch zum Den Tower. Das Fenster, durch das er gefallen war, war hinter den Wolken verschwunden. „Ob Herr Takamura das beabsichtigt hatte? Oder hatte ich einfach nur Glück...?“

„Ist das denn wichtig? Du lebst und das ist alles, was zählt!“

„Ja, aber...“, doch dann hielt Lan inne. Reflexartig schaute er noch einmal zum Den Tower hinauf. Donnernd stürzte der Turm in sich zusammen. Die einzelnen Stockwerke brachen ineinander ein und lösten eine Kettenreaktion aus, so dass es fast wirkte, als würde das gigantische Gebilde zusammenschrumpfen. Scherben, Steine, Metallbalken, Büroeinrichtung und allerlei Trümmer schossen in alle Richtungen. „Herr Takamura!!“

Lan zögerte nicht lange und sprang rasch auf die Beine. Er hängte sich sein PET an die Hose, kletterte aus dem Müllcontainer heraus und rannte los, so schnell er nur konnte.
 

Von weitem beobachteten Jim, Gregory, Mayl, Dex, Yai, Dr. Shepard und all die Officials, sowie die evakuierten Stadtbewohner, wie der Den Tower zusammenfiel. Es war ein schrecklicher, wenn auch zugleich atemberaubender Anblick. So etwas hatte niemand von all den Versammelten je zuvor gesehen. Halb Den Town wurde von einer staubigen Wolke überdeckt, die sich immer weiter ausbreitete, je mehr der Den Tower zusammenschrumpfte. Wie der Sprengradius einer Explosion. Umliegende Gebäude wurden verschüttet und ebenfalls zerstört. Man hörte das Grollen des Einsturzes bis über den Stadtrand hinaus.

Sprachlos und geschockt sahen die Bewohner Den Town’s zu, wie ihre Stadt verwüstet wurde und ins endgültige Chaos stürzte.

Mayl’s Gesicht war von Tränen erfüllt. Doch obwohl sie so laut schluchzte, wurde ihre Trauer von dem Donnern des gefallenen Turms übertönt. Sie fasste sich krampfhaft an ihre Brust und wollte es einfach nicht wahrhaben. Lan war nicht zurückgekommen. Wahrscheinlich war er...

Sie wollte nicht dran denken, schloss die Augen und drückte sich an Jim’s Körper, welcher jedoch viel zu entsetzt vom Anblick der Zerstörung war, als dass er auf das weinende Mädchen eingehen konnte.

Der Den Tower war nicht mehr. Nichts war mehr von ihm zu sehen, nachdem sich die Lage wieder beruhigt hatte. Einst ragte er majestätisch aus der Mitte der Stadt heraus, so dass man ihn selbst von weiter Entfernung am Horizont erkennen konnte. Nun wirkte Den Town kahl und winzig. Keiner konnte so wirklich glauben, dass all das geschehen war. Es wirkte wie ein böser Traum. Ein schwammiger, nebliger Traum, von dem jedoch jeder wusste, dass er Realität war. Wenigstens war es nun endlich vorbei...
 

Lan rannte weiter. Er war vom Dach des Wolkenkratzers aus über die Feuertreppe ins Innere des Gebäudes gelangt und lief so schnell er nur konnte die Treppen hinunter. Er ließ in Windeseile ein Stockwerk nach dem anderen hinter sich. Es durfte noch nicht zu spät sein! Es durfte einfach noch nicht zu spät sein, um noch etwas zu unternehmen!!

Auch als der Krach vom einstürzenden Turm sich gelegt hatte und Lan wusste, was dies zu bedeuten hatte, rannte er trotzdem noch weiter. Die Wände an denen er vorbeikam waren zerstört. Auch hier strotzte es nur so vor Schäden. Zwar nicht so schlimm, wie im Den Tower selbst, doch es war unfassbar welch eine Zerstörungskraft dieses ganze Ereignis mit sich geführt hatte...

Schließlich erreichte er das Basement und rannte schnurstracks auf den Haupteingang zu, dessen Türen aufgebrochen waren. Als er endlich nach draußen gelangte, schlug er gleich eine große Wende und lief in Richtung des Hauptplatzes weiter, doch musste auch schon abrupt wieder stoppen. Nichts vom Vorplatz zum Den Tower war mehr zu sehen. Er war vollständig von Trümmern übersät!

„Das gibt’s nicht...“, keuchte Lan erschöpft.

Es war bereits zu spät. Der Turm war vollständig in sich zusammengefallen und hatte alles unter sich begraben. Lan musste aufpassen wohin er trat, da der Boden stark uneben war. Tote Stille herrschte über dem zerstörten Gebiet und man hörte lediglich den Wind ab und an um die Häuserecken pfeifen.

„Herr Takamura...“

Vorsichtig kletterte Lan den Trümmerberg hinauf und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Er hielt nach überall hin Ausschau, doch es war vergebens. Er würde Herrn Takamura niemals finden...

„Wieso musste all das passieren?“, liefen ihm erste Tränen die Wangen hinunter.

Fassungslos betrachtete er das Trümmerfeld. Unvorstellbar, dass all das früher mal ein so gewaltiges Gebilde wie den Den Tower ausgemacht hatte...

„Warum, Herr Takamura??“, flüsterte Lan, als er sich kraftlos zusammensacken ließ. „Warum haben sie das getan??“

„Er hat es so gewollt.“, antwortete MegaMan.

„Aber wieso denn? Wieso wollte er sterben??“

„Er hatte es doch selbst erklärt... Er sah es als die Strafe für seine Taten an und wollte seiner verstorbenen Frau ins Jenseits folgen. Er hatte es sich so gewünscht.“, erklärte der blaue Navi.

„Aber ich kann das einfach nicht verstehen... Er war immer so nett zu uns... Wieso musste sich diese ganze Geschichte so entwickeln??“

„Es war nicht nur Herr Takamura so nett zu uns.“, sprach der blaue Navi und klang fast emotionslos und monoton. „Auch Herr Kinoshita oder Joshua... Wir wurden nicht nur einmal verraten und betrogen. Sie alle haben sich uns gegenüber verstellt, um ihre Ziele besser verfolgen zu können. Auch wenn Herr Takamura als Mr. Shadow nicht so schlecht war, wie wir geglaubt haben, so wollte er trotzdem noch seine Ziele durchsetzen. Es war sein eigener Wille, dass er sterben wollte. Darum solltest du auch nicht um ihn trauern. Du darfst zum einen nicht vergessen, was er getan hat und zum anderen musst du akzeptieren, wie er sich entschieden hat. Hätte er nicht sterben wollen, wäre er uns gefolgt.“

„Ich weiß ja...“, gab Lan zu. „Aber trotzdem... Ich hasse die Dinge so, wie sie sich entwickelt haben. Vielleicht hat Herr Takamura Recht und wir wären ohne die Net-Society besser dran. Ohne sie wäre all dies hier auch gar nicht erst geschehen...“

„Und ohne sie, wäre ich heute nicht bei dir.“, wandte MegaMan ein. „Es gibt nun mal keine universelle Lösung für alle. Was den einen glücklich machte, macht den anderen unglücklich. So war es immer und wird es auch immer bleiben. Du musst versuchen die Dinge so positiv zu sehen, wie es nur möglich ist. Herr Takamura wollte sterben! Es war sein Wunsch und darum hat es zumindest für ihn etwas positives...“

„Wenn ich doch nur einen Weg gewusst hätte, all das zu verhindern...“, weinte Lan.

„Selbst wenn es einen gegeben hätte, können wir jetzt auch nichts mehr daran ändern. Gib nicht dir die Schuld, Lan. Wenn dann bist du der Letzte, der an dieser Sache Schuld hat. Du hast dein Bestes getan, um es zu verhindern. Vielmehr ging nun mal nicht. Mach dich nicht selbst fertig. Vergiss nicht, dass es erst durch Smoke so weit gekommen ist. Er hatte dafür gesorgt, dass der Tower einstürzen würde. Wenn jemand schuld ist, dann Smoke, aber nicht du!!“, versuchte MegaMan dies seinem Operator klar zu machen und ihm seine Schuldgefühle auszureden.

Allmählich beruhigte sich Lan wieder. MegaMan hatte ja Recht. Doch trotzdem konnte Lan noch immer nicht anders, als sich zumindest eine Teilschuld zuzuschreiben. Er hätte Herrn Takamura sicher retten und all das Ganze hier verhindern können...

„Wir sollten froh sein, dass endlich alles vorbei ist.“, versuchte MegaMan seinen Operator aufzumuntern. „Wir haben viel erlebt in den letzten Wochen. Es war ein anstrengender Kampf, doch nun ist er endlich zu Ende.“

Wortlos steckte Lan sein PET wieder beiseite und schaute nach oben in den Himmel. Die Sonne strahlte fröhlich zwischen den Wolken hervor und fühlte sich angenehm warm an. Er hatte schon fast vergessen, dass Sommer und eigentlich Ferien waren.

„Lan!!“, hallte auf einmal eine junge Mädchenstimme durch die Ruinen der zerstörten Stadt.

Verwundert richtete sich der dreckige, mitgenommene Junge wieder auf und schaute in die Richtung aus der er die Stimme gehört hatte. Zwischen eingestürzten Gebäuden und rauchenden Trümmern kam Mayl angelaufen, dicht gefolgt von Dex und Yai. Lan hatte gar nicht genug Zeit zu realisieren, dass auch Jim und Gregory, sowie all die Officials ebenfalls auf die Überreste des Den Tower’s zugelaufen kamen, denn kaum hatte Mayl ihn erreicht, warf sie sich stürmisch um seinen Hals und riss den halb erschrockenen Jungen dabei beinahe um.

„Lan! Du lebst ja noch! Du lebst!!“, schrie Mayl aufgelöst in Tränen und konnte sich nicht zurückhalten. Sie umklammerte Lan so fest sie nur konnte und drückte ihren Kopf auf seine Brust.

Lan wusste zunächst nicht so recht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte, legte dann aber vorsichtig seine Arme um Mayl.

„Natürlich lebe ich noch.“, grinste er. „Hast du etwas anderes erwartet?“

Plötzlich stieß sich das weinende Mädchen von ihrem Freund ab und ihr verheulter Blick wich schnell einem wütenden, als sie ihrem Gegenüber eine Ohrfeige verpasste. Überrascht von dem plötzlichen Stimmungswandel, fasste sich Lan an seine schmerzende Wange und starrte Mayl entsetzt und völlig fassungslos an.

„Mayl...“

„Du Idiot!!“, brüllte sie los. „Wie kannst du mir nur so einen Schrecken einjagen?? Wir haben uns alle solche Sorgen um dich gemacht!!“

„Aber echt.“, stimmte Yai zu, die vorsichtig über den unebenen Boden tapste und dabei gut Acht gab, nicht ihr rotes Kleid zu verschmutzen. „Ich persönlich hab ja kein Problem damit, wenn du ständig den Helden spielen musst, aber das hier war nun eindeutig übertrieben.“

„Also ich fand’s cool!“, meldete sich auch Dex zu Wort. „Das war echt krass... Du bist unglaublich, Lan! Wenn du nächstes Mal so was abgefahrenes machst, musst du mich aber mitnehmen!“

„Jungs...“, konnte Yai darüber nur den Kopf schütteln, verdrehte die Augen und warf Dex anschließend einen bösen Blick zu, da es Mayl gar nicht gefiel, dass er sich nun auch noch auf Lan’s Seite schlug, das Ganze guthieß und als Spaß darstellte.

„Es tut mir leid, Mayl.“, senkte Lan seinen Blick. „Ich wollte euch allen wirklich keine Sorgen bereiten. Es ist nur... Es war wegen Herrn Takamura...“

„Herr Takamura?“, wiederholte Dex verdutzt.

„Wo ist der eigentlich?“, wollte Yai sogleich wissen.

„Er ist doch nicht etwa...??“, hielt sich Mayl die Hand vor den Mund und riss die Augen auf.

„Doch... Zumindest glaube ich nicht, dass er noch irgendwie einen Weg da rausgefunden hat.“, antwortete Lan und versuchte sich zusammenzureißen, nicht gleich wieder vor seinen Freunden in Tränen auszubrechen. „Er ist mit großer Sicherheit hier irgendwo unter...“

„Dann ist Herr Takamura wirklich tot??“, brachte Yai es auf den Punkt.

„Warum seid ihr beide denn nicht einfach da abgehauen, als noch Zeit war?“

„Das wollte ich ja, Dex... Aber das stellte sich als schwieriger heraus, als man annehmen könnte. Herr Takamura wollte nicht flüchten. Er wollte zusammen mit dem Turm untergehen... Und auch nur wegen ihm lebe ich jetzt noch.“, erklärte Lan und seinem Blick entnahm man deutlich die tiefe Trauer, die sein Herz erfüllte. „Wäre Herr Takamura nicht gewesen, würde ich jetzt auch hier irgendwo unter den Trümmern liegen.“

Nun wurde es still zwischen den vier Freunden. Keiner sagte mehr ein Wort. Niemand wusste noch etwas dazu zu sagen. Weder Dex noch Yai oder Mayl konnten das glauben. Und vor allem Lan fiel es schwer darüber zu reden.

„Du hast es also geschafft?“, trat endlich Jim dazu, gefolgt von Gregory und Dr. Shepard.

„Nicht zu fassen, dass der Den Tower wirklich... Ich hätte nie gedacht, dass es soweit kommen würde.“, seufzte Dr. Shepard und setzte sich vorsichtig auf einen etwas größeren Zementbrocken, um die übriggebliebenen Ruinen zu betrachten.

„Immerhin ist es nun endlich vorbei.“, fügte Gregory an. „Du bist wirklich einfach erstaunlich, Lan! Niemand sonst hätte das hier wohl überlebt... Du bist wirklich ein richtiger Held!!“

„Ach was.“, widersprach Lan allerdings. „Ich bin weder erstaunlich, noch ein Held... Ich habe es weder geschafft OmegaMan zu besiegen, noch konnte ich den Den Tower oder Herrn Takamura retten. Ich bin zu nichts zu gebrauchen...“

„Hör auf damit, Lan.“, klammerte sich Mayl nun wieder an ihren Freund. „Du hast dein Bestes getan und das ist alles, was zählt. Niemand von uns hätte den Einsturz verhindern können, genauso wenig wie Herrn Takamura’s Tod. Vor allem da du ja selbst sagtest, er wollte es so. Lass den Kopf nicht hängen. Egal was du von dir selbst denkst... Für mich wirst du immer ein Held sein.“, erklärte das aufgelöste Mädchen und gab ihm im Anschluss einen Kuss auf die Wange, die sie zuvor geohrfeigt hatte.

„Danke.“, versuchte Lan zu lächeln, doch er musste geradezu zwingen, um dies zu schaffen.

„Also dann... Lasst uns erst mal von hier verschwinden und zu den anderen gehen. Ich glaube es ist noch etwas zu gefährlich hier und wir sollten so schnell wie möglich mit den Aufräumarbeiten beginnen.“, sprach Jim und half Yai dabei über die großen Trümmerberge zu kommen. „Vielleicht gibt es hier noch Verletzte.“

Und so begab sich die kleine Gruppe auf den Weg zu den anderen Officials, die etwas weiter weg geblieben waren, wo die Zerstörung nicht so groß war und man besser treten konnte.
 

Ungefähr eine halbe Stunde später hatte sich alles wieder etwas beruhigt. Die Bewohner Den Town’s hatten sich mit der Realität, über das Schicksal ihrer Stadt, endlich abgefunden und wieder einigermaßen eingekriegt. Die Officials hingegen begannen mit den ersten Aufräumarbeiten. Sie sicherten das Gelände und bereiteten alles vor, damit die bereits eingetroffenen Baufahrzeuge vorrücken konnten.

Unterdessen waren Lan und seine Freunde zu Dr. Hikari und Mr. Famous gestoßen, die in einem noch einigermaßen intakt gebliebenen Supermarkt eine kleine Kommandozentrale errichtet hatten, von wo aus alles weitere besprochen wurde und ein paar Verletzte versorgt wurden, die nur leichte Wunden besaßen oder momentan nicht ins Krankenhaus gebracht werden konnten.

Mayl, Dex und Yai halfen den Offcials die Verletzten zu versorgen. Dr. Shepard ging dabei ebenso tatkräftig zur Sache. Lan, Jim und Gregory hingegen standen bei Dr. Hikari und Mr. Famous. Lan hatte erst einmal erklären müssen, was genau alles vorgefallen war. Als er seine Geschichte endlich zu Ende vorgetragen hatte, sahen Dr. Hikari und Mr. Famous einander an. Zum Teil besorgt, zum anderen Teil aber enorm erleichtert.

„Dann hatte ich also doch Recht.“, seufzte Mr. Famous. „Takamura war Shadow. Hätten wir bloß früher was davon gewusst... Hätten wir ihn einfach bei uns behalten, dann wäre all das hier sicher verhindert worden.”

„Nun ist es aber zu spät.“, entgegnete Dr. Hikari. „Ich hätte Takamura nicht in Schutz nehmen dürfen. Es ist meine Schuld...“

„Gegenseitige Schuldzuweisungen bringen uns jetzt auch nicht weiter.“, mischte sich Jim ein.

„Genau! Was geschehen ist, ist geschehen. Wir sollten uns jetzt auf das Kommende konzentrieren.“, stimmte Gregory dem jungen Official zu.

„Ihr habt ja Recht...“, seufzte Dr. Hikari. „Wir haben viel Arbeit vor uns.“

„In der Tat. Ich werde gleich einmal das Official Center in Netopia kontaktieren. Die Verbindung müsste nun wieder stehen, wo die Omega-Viren verschwunden sind.“

„Die Omega-Viren sind verschwunden?“, sah Lan Mr. Famous fragend an.

„Ja. Es ist keine Spur mehr von ihnen zu sehen. Vermutlich hat auch OmegaMan den Einsturz des Turms nicht überlebt. Als die Computer zerstört wurden, wurde sicherlich auch das System abgeschaltet und alles, was sich zu diesem Zeitpunkt noch darin befand gelöscht. Also auch OmegaMan. Das ist zumindest die einzig logische Schlussfolgerung, die man aus dem Verschwinden der Viren schließen kann.“

„Oder Chaos Bass hat ihn gelöscht...“, murmelte Lan so leise, dass niemand es hörte.

„Dann ist das Internet also wieder sicher?“, wollte Gregory sich vergewissern.

„Eigentlich schon.“, antwortete Dr. Hikari. „Allerdings hat die Cyberwelt mindestens genau so enorme Schäden, wie Den Town erlitten. Es wird einige Zeit dauern, bis wir wieder alles aufgebaut haben, sowohl in der Realität, als auch virtuell.“

„Darum sollten wir uns jetzt auch etwas ranhalten. Es müssen so viele Arbeiten erledigt werden, dass wir lieber keine kostbare Zeit verstreichen lassen sollten. Ich verabschiede mich damit auch fürs Erste. Wir sehen uns später!“, winkte Mr. Famous noch ein letztes Mal, ehe er sich schnellen Schrittes auf den Weg machte, um seiner Arbeit nachzugehen.

„Ich bin so froh, dass alles endlich vorbei ist.“, atmete Lan erleichtert auf.

„Ich auch. Du hast wirklich großartige Arbeit geleistet, mein Sohn. Ich wünschte nur, ich hätte dir etwas mehr Hilfe leisten können.“, nahm Dr. Hikari Lan in die Arme.

„Schon gut, Dad. Hauptsache alle sind in Ordnung.“

„Das ist wahr.“, lächelte der Doktor und ließ seinen Sohn wieder los, als er sich aufrichtete.

„Aber apropos alle... Du weißt nicht zufällig, wie es Chaud geht, oder?“

„Doch. Chaud wird momentan ärztlich versorgt. Der Bruch ist nicht so ernst, wie es anfangs schien und er wird vermutlich sehr bald wieder auf den Beinen sein.“

„Das ist gut.“, war Lan über diese Nachricht erleichtert.

„Na ja...“, seufzte Dr. Hikari. „Ich glaube, ich werde jetzt erst mal nach deiner Mutter sehen, bevor ich mit der Arbeit fortfahre. Die Arme muss sicherlich auch einiges erlebt haben und ich muss ihr ja noch von den guten Neuigkeiten berichten. Kommst du auch mit?“

„Nein.“, schüttelte Lan den Kopf. „Ich möchte noch hier bleiben und etwas helfen.“

„Wie du magst. Wir sehen uns dann später. Nur... Übernimm dich nicht. Von uns allen musst du wohl am meisten erschöpft sein.“

„Keine Sorge, ich pass auf.“, lächelte Lan und verabschiedete sich von seinem Vater, der ebenfalls davon ging.

„Was machen wir dann jetzt?“, fragte Gregory. „Helfen wir den Verletzten?“

Doch statt zu antworten, trat Lan aus dem Eingang des Supermarkts heraus und ging zurück nach draußen, um das Trümmerfeld zu betrachten.

Etwas verwundert über sein Verhalten, folgten ihm Jim und Gregory sogleich.

„Was ist los, Lan?“, fragte Jim, etwas besorgt um seinen jungen Freund.

Vorsichtig bewegte sich Lan über den verwüsteten Boden und blieb schließlich stehen, als er perfekte Sicht auf die Überreste des Den Tower’s hatte.

„Eines Tages werden die Menschen schon lernen vernünftig mit ihren Erfindungen umzugehen. Davon bin ich fest überzeugt. Eines Tages wird die Net-Society soweit sein, dass sie ihre eigenen Fehler einsieht und ausbessert. Das verspreche ich ihnen, Herr Takamura! Denn ich werde dabei helfen, damit es nie wieder Opfer wie Makoto geben wird...“

„Ich auch.“, fügte Gregory hinzu und stellte sich an die Seite seines Idols.

„Und ich auch.“, schloss sich Jim dem an und legte jeweils einem der Jungs eine seiner Hände auf die Schulter.

Als Lan etwas überrascht seine beiden Freunde ansah, lächelten diese ihm entgegen.

„Was werdet ihr beide jetzt machen?“, wandte er sich ihnen wieder zu, nachdem er sie in diesem kurzen Moment lange genug ignoriert hatte.

„Wenn alles wieder einigermaßen okay ist, werde ich wohl zurück nach Netopia gehen.“, antwortete Gregory schweren Herzens. „Ich muss zurück zu meinem Dad. Er macht sich bereits Sorgen um mich.“

„Verstehe...“, senkte Lan enttäuscht den Kopf. „Und du, Jim?“

„Ich weiß es noch nicht. Das Official Center befindet sich noch im Aufbau. Man hatte mir gesagt, es würde momentan nicht mehr viel hier für mich zu tun geben und in Yumland würden dringend einige Leute benötigt werden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass mein Posten verlegt wird und ich Electopia verlassen muss.“

„Dann werden wir uns wohl alle nicht noch einmal sehen?“, fragte Lan resigniert.

„So würde ich das nicht sagen. Wir werden uns bestimmt noch einmal treffen.“, lächelte Jim, um seinen jungen Freund aufzumuntern.

„Ganz genau! Ich werde dich auch in den Ferien mal wieder besuchen kommen! Es gibt immer noch so vieles, was ich von dir wissen möchte und wozu wir in der letzten Zeit noch nicht gekommen sind! Und vor allem möchte ich noch einmal einen Net-Battle gegen dich austragen, wenn ich und BattleMan besser geworden sind!“

„Auf jeden Fall!“, willigte Lan dieser Herausforderung ein. „Ich freu mich schon drauf.“

Gemeinsam sahen die drei Freunde über die zerstörte Landschaft, die irgendwie auch etwas beruhigendes hatte. Es war seltsam, aber Lan konnte sich das selbst auch nicht so recht erklären. Die Stille nach all der Aufregung war ihm mehr als willkommen, obwohl er sich wünschte, dass möglichst bald alles wieder in Ordnung sein und Den Town seine typische, ruhelose Lautstärke zurückgewinnen würde.

„Hagel, Bomben und Granaten!!“, hallte plötzlich ein laute Stimme durch die Straßen.

Fragend schauten sich Lan, Jim und Gregory um, wer da so laut geschrieen hatte. Aus einem Haufen Trümmer heraus kam schließlich General Stryker, der Leiter des Survival Shops gekrochen. Als er sich endlich befreit hatte, klopfte er sich den Dreck von seinem Tarnanzug und schaute aufgeregt hin und her.

„Wo sind die verdammten Bastarde!?“, brüllte er wütend. „Ich hab’s doch gewusst! Diesen Mistkerlen kann man auch kein Stück über den Weg trauen... Kaum erhöht man die Preise, bombardieren sie die Stadt! Aber das wird noch ein Nachspiel haben, denn Krieg ist meine Spezialität! Die Schlacht hat gerade erst begonnen!! Auf geht’s, CamouflageMan... Bereiten wir den Vergeltungsschlag vor!“

„Jawohl, Sir!!“, ertönte die Stimme des Militär-Navis aus dem PET.

„Da hält man grade sein Mittagsschläfchen und schon wird wieder ein Weltkrieg ausgelöst... Schade, dass ich den besten Teil verpasst habe...“, grummelte der pensionierte General und stapfte wütend davon, während er nach lauernden Feinden Ausschau hielt.

Lan, Jim und Gregory schauten ihm noch eine Weile nach. Ein Lachen konnten sie sich nicht verkneifen.

„Wollen wir dann?“, fragte Gregory schließlich, nachdem er sich wieder eingekriegt hatte.

„Ohne mich. Geht ihr ruhig den Verletzten helfen, aber ich habe noch etwas anderes zu erledigen.“, antwortete Jim.

„Was denn?“, fragte Lan neugierig.

„Ich möchte Rina im Gefängnis besuchen und ihr erzählen, wie das alles hier ausgegangen ist.“, erklärte der junge Official mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

„Rina... Stimmt!“ Lan hatte sie beinahe schon wieder vergessen. „Du scheinst sie sehr zu mögen, oder?“, wollte er nun etwas genauer wissen und begann ebenfalls zu lächeln. „Du bist in sie verliebt, nicht wahr? Wenn ich davon ausgehe, was du uns alles über sie erzählt hast und wie du es getan hast... So voller Schwärmerei... Das ist mir schon früher aufgefallen, aber ich kam bisher nicht dazu, dich drauf anzusprechen.“

„Nein, nein!“, wandte Jim rasch ein, ehe Lan noch weiter reden konnte. Er war bereits jetzt knallrot angelaufen. „Ich liebe sie nicht! Also eigentlich doch, aber nicht so wie du denkst...“

„Hm?“, war Lan nun etwas verwirrt und auch Gregory sah ziemlich verdutzt aus der Wäsche und hatte keine Ahnung, worauf Jim hinaus wollte.

„Rina ist meine Schwester.“

Schlagartig weiteten sich Lan’s Augen und sein Mund sprang vor Überraschung ebenso weit auf. Rina war Jim’s Schwester??

„Warum hast du mir das denn vorher nie gesagt??“

„Na ja... Ich wusste schon von Anfang an, dass sie diejenige war, welche die Wood Armor gestohlen hatte. Mir war sofort klar, dass sie für Shadow arbeiten musste, nachdem sich diese Vorfälle überall in Electopia häuften. Ich hatte aber befürchtet, dass du eventuell nicht wirklich gegen sie angehen könntest, hättest du die Wahrheit gewusst. So wie auch ich nicht in der Lage war, sie zu stellen und mit ihr darüber zu reden...“, erklärte Jim schuldbewusst.

„Jetzt wird mir einiges klar...“, verstand Lan nun wieder einige Zusammenhänge mehr. „Und jetzt wo du’s sagst... Ihr habt auch beide das selbe, feurige Haar.“, begann er zu grinsen, als es ihm endlich auffiel. „Aber wie kommt es dann, dass ihr verschiedene Nachnamen tragt und eure Vornamen so unterschiedlich sind?“

„Wir hatten Eltern von unterschiedlicher Nationalität, das ist alles. Warum sie einen anderen Nachnamen trägt ist auch einfach. Sie heiratete vor knapp zwei Jahren einen jungen Mann. Sie hatte ihn wirklich geliebt und ich hab mich sehr für sie gefreut. So glücklich war sie vorher noch nie gewesen. Er verdiente auch gar nicht so schlecht mit seinem Beruf. Er arbeitete in einer Produktionsfirma für PETs. Als sich jedoch eines Tages ein Virus in das System gehackt hatte, kam es zu Fehlfunktionen in der gesamten Fabrik. Viele Arbeiter starben und auch Rina’s Mann überlebte die Explosion nicht, nachdem die Fertigungsanlagen außer Kontrolle gerieten. Seitdem hasst meine Schwester die Net-Society. Ohne sie hätte ihr Mann niemals sterben müssen. So sieht Rina es jedenfalls...“

Darauf wusste Lan nichts mehr zu sagen. Mittlerweile verstand er ganz gut, weswegen Herr Takamura und seine Anhänger solch einen Hass auf die Net-Society hegten. Sie hatte auch ihre dunklen Seiten... Vielleicht sogar mehr dunkle, als andere.

„Tut mir leid.“, entschuldigte sich der Junge dafür, dass er überhaupt erst danach gefragt hatte, da man Jim direkt ansehen konnte, dass dieser nicht gern davon berichtet hatte.

„Ist schon gut. Erzähl nur nicht Rina, dass ich es dir gesagt habe. Aber gut... Ich werde dann jetzt auch mal gehen. Vermutlich sehen wir uns nicht noch mal wieder. Darum möchte ich mich gerne noch von euch beiden verabschieden.“

„Hey!“, hatte Lan plötzlich eine Idee und erschreckte Jim sogar damit. „Ich finde es ist noch etwas zu früh sich zu verabschieden. Ich würde auch gerne noch einmal mit Rina reden und ihr erzählen, dass ich sie nicht enttäuscht und ihre Bitte erfüllt habe. Oder MegaMan?“

„Ja!“, stimmte der blaue Navi zu. „Wir haben es Rina versprochen und da sollten wir ihr auch gleich davon berichten.“

„Ja, das ist eine prima Idee!“, war auch Gregory total begeistert.

„Na gut, wie ihr wollt.“, lachte Jim, als er bei Lan’s und Gregory’s hoffnungsvollen Blicken eh nicht hätte nein sagen können. „Dann kommt mit mir.“ Und so ging Jim voraus, während Lan und Gregory ihm folgten.

Damit nahm auch dieser Tag bald sein Ende. Ein Tag, den niemand mehr so schnell vergessen würde. Nicht nur Lan hatte eingesehen, welch Schrecklichkeiten die Net-Society in sich barg und er hatte gelernt seine Gegner zu verstehen, wo er zuvor immer die Augen vor deren Motiven geschlossen hatte. Auch wenn Herr Takamura Böses getan hatte, hatte er nur Gutes im Sinn. Lan würde diesen Mann nie im Leben vergessen.
 

Ende Tag 8

Peace again

Zwei Wochen waren vergangen seit dem schrecklichen Ereignis, das nicht nur Electopia sondern die ganze Welt in Atem gehalten hatte. Die Menschen konnten kaum glauben, dass alles endlich wieder vorbei und der Frieden zurückgekehrt war. Nach dem Einsturz des Den Tower’s und der Zerschlagung der Neo World Three, konnten sich die Bewohner aller Welt und besonders Electopia’s wieder auf ihren gewöhnlichen Alltag konzentrieren. Es war immer noch Sommer und die Ferien waren noch nicht vorbei. Darum hatten viele beschlossen die restliche Freizeit noch einmal ausgiebig zu nutzen, um sich von dem Schrecken und den Strapazen der letzten Wochen gründlich zu erholen.

Auch in der Internetwelt herrschte wieder Frieden. Alles deutete daraufhin, dass OmegaMan gelöscht sein musste und so konnten die Officials ruhigen Gewissens behaupten, dass die Bedrohung durch Shadow vollkommen abgewandt war. Jedenfalls war die letzten beiden Wochen seit Turmeinsturz nichts aufregendes mehr geschehen und dies war ebenfalls Grund zur Annahme, dass es endlich vorbei war.

Die Omega-Viren waren verschwunden, Shadow besiegt und seine Anhänger verhaftet. Einige konnten es noch immer kaum glauben. Sowohl dass alles zu Ende war, als auch dass all das Vergangene überhaupt geschehen konnte. Es war immer noch ein unwirkliches Gefühl, wenn man auf Den Town’s Innenstadt schaute und nicht mehr den beeindruckenden Den Tower sehen konnte, der früher majestätisch aus der Mitte der Stadt hervorgeragt hatte. Es wirkte immer noch wie ein böser Traum, doch leider war es bittere Realität.

Die Aufräumarbeiten waren immer noch im vollen Gange, aber zumindest waren die schlimm verschütteten Bereiche der Stadt größtenteils wieder freigeräumt und das Grobe erledigt, so dass viele Menschen wieder in ihre Häuser ziehen und einige der Geschäfte öffnen konnten. Es galt nach wie vor Den Town schnell wieder auf die Beine zu helfen. Doch auch wenn es Den Town am schlimmsten getroffen hatte, waren die Schäden in den anderen Städten und Ländern nicht grade erheblich milder ausgefallen. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die Omega-Viren ganze Arbeit geleistet hatten. Durch Defekte in elektrischen Geräten hatten sie nicht nur Systemzusammenbrüche von Kraftwerken und Wasserwerken hervorgerufen, sondern einigen großen Unternehmen auch jede Menge Geld gekostet. Daten im Wert von Milliarden von Zenny waren bei den Virenangriffen verloren gegangen. Nicht nur in Unternehmen oder einfachen Haushalten, sondern auch in Labors und Official-Stationen wie dem SciLab in Den Town. Das SciLab und das Official Center von Electopia hatten sogar so viel abbekommen, dass man bereits an einen kompletten Neubau der Einrichtungen dachte, da dies wesentlich billiger werden würde, als die Gebäude in ihren momentanen Zuständen zu restaurieren.

Alles in allem war das Chaos also noch immer nicht ganz abgeklungen. Erst jetzt kristallisierten sich die Folgen der Katastrophe klar heraus. Die Schäden waren schlimmer ausgefallen, als erwartet. Doch davon ließen sich weder die Officials, noch die Bewohner Electopia’s einschüchtern! Alle wendeten ihre ganze Kraft auf und arbeiteten zusammen, um sich gegenseitig wieder auf die Beine zu helfen. Die richtige Arbeit hatte noch nicht begonnen, aber nahezu jeder versuchte seinen Beitrag dazu zu leisten und zu helfen, wo und wie es nur möglich war.
 

Langsam aber sicher stellte sich trotzdem bei jedem wieder der gewöhnliche Alltagsablauf ein. Zwar nicht wirklich bei allen, aber zumindest bei den meisten. Einige, die tiefer in diese ganze Sache verstrickt gewesen waren, hatte es allerdings besonders schwer getroffen...
 

Die meisten Mitglieder der Neo World Three waren verhaftet worden. Sie hatten sich entweder freiwillig gestellt oder es musste ein bisschen nachgeholfen werden. Doch im Endeffekt wehrte sich niemand gegen seine Strafe, da alle ihre Fehler einsahen.
 

Herr Kinoshita war einer derjenigen, die sich aus freien Stücken ergeben und gestellt hatten. Auch wenn er immer noch von seinen Idealen überzeugt war, hatte er erkannt was seine Taten angerichtet hatten und dass er für diese gerade stehen musste. Ohne PropellerMan war ihm sowieso alles egal. Er hatte seinen Navi für immer verloren, aber er würde ihn sicher niemals vergessen...

Herr Kinoshita bekam eine fünfjährige Haftstrafe aufgedrückt. Er wehrte sich nicht sonderlich dagegen, sondern war eher ganz zufrieden mit dieser Entscheidung. Er hatte es immerhin verdient und was er tun würde, wenn er endlich wieder auf freiem Fuße wäre, hatte er auch schon gründlich durchdacht. Nach Ende seiner Haft wollte er sein Leben komplett ändern und noch einmal ganz von vorn anfangen, beginnend damit sein Studium als Referendar abzuschließen. Durch einigen guten Zuspruch von Lan und Dr. Hikari hatte man auch Mrs. Mari und den Schuldirektor dazu überreden können Herrn Kinoshita nach Ende seiner Haft wieder in der DenTech Akademie aufzunehmen.
 

Joshua hatte sich ebenfalls freiwillig gestellt und genau wie bei Herrn Kinoshita ging ihm der Verlust seines Navis sehr ans Herz. Jetzt wo es zu spät war, bereute er all die Entschlüsse, welche er in der Vergangenheit gefasst hatte. Vor allem den noch einmal für Shadow zu arbeiten, wo Lan ihm doch schon klar gemacht hatte, was dies für Konsequenzen mit sich führen würde. Doch nun war es zu spät und Joshua hatte auch eine fünfjährige Haftstrafe im Gefängnis vor sich.

Das Unglück welches seine Familie überkommen hatte konnte er zwar noch immer nicht vergessen, aber mit der Zeit begann er zu lernen die Schuld nicht auf die Net-Society zu schieben. Ganz im Gegenteil! Er begann endlich den Verlust seiner Mutter zu verkraften und nahm sich fest vor den Traum seines Vaters weiterzuführen. Wenn er aus dem Gefängnis entlassen würde, würde er sofort damit beginnen ein neues Sommer Camp zu gründen! Eines in dem die Kinder alles über die Natur lernen könnten, was Joshua selbst von seinem Vater gelernt hatte. Der junge Käferforscher freute sich bereits jetzt wahnsinnig auf diesen Tag, den er auch mit seinem Vater zusammen verbringen wollte! Da Joshua kein Geld besaß und nun die finanziellen Beiträge von Herrn Takamura verloren waren, hatte sich das Official Center dazu bereiterklärt die Kosten für die Genesung von Joshua’s Vater zu übernehmen, der noch immer im Krankenhaus lag, sich allerdings endlich wieder erholte. Von den Taten seines Sohnes wusste er bislang noch nichts. Und so sollte es fürs Erste bleiben...
 

Außer Joshua und Herrn Kinoshita hatte auch Rina eine Haftstrafe von fünf Jahren vor sich. Sie hatte ebenfalls das Falsche in ihrem Handeln eingesehen und das sogar schon etwas länger. Darum hatte sie auch kein Problem mit dieser Strafe und ließ sich ohne Protest in Gewahrsam nehmen. Allein würde sie sowieso nicht sein. Nicht nur dass sie ihre Strafe mit Joshua und Herrn Kinoshita gemeinsam absitzen durfte, auf ein paar Besuche ihres Bruders durfte sie sich selbstverständlich auch freuen. Denn auch wenn Jim nun mehr zu tun hatte als vorher und alles nicht mehr ganz so einfach war, fand er immer die nötige Zeit seine Schwester regelmäßig zu besuchen. Mindestens dreimal im Monat.

Für Rina’s Leben nach dem Gefängnis war auch schon alles geplant und bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Genau wie ihre Kollegen hatte sie vor ein neues Leben zu beginnen. Mr. Famous und Dr. Hikari hatten ihr angeboten, dass sie jederzeit ins SciLab zurückkehren könnte und dort immer eine Stelle für sie freigehalten werden würde. Nicht zuletzt hatte sie dies Lan zu verdanken, der ihr diesen Posten mithilfe seiner Überredungskünste sichern konnte. Somit stand der jungen Wissenschaftlerin ein fester und vor allem gut bezahlter Job immer in Aussicht. Doch trotzdem wollte Rina noch keinen eindeutigen Zuspruch geben. Sie würde dieses Angebot erst noch gründlich überdenken müssen. Denn sie hatte noch etwas anderes mit ihrem Leben vor. Sie war noch sehr jung und wollte nicht für immer allein bleiben... Vielleicht wäre sie eines Tages in der Lage den Schmerz zu vergessen, den sie durch den Tod ihres Mannes erlitten hatte. Möglicherweise wäre sie sogar bereit noch einmal zu heiraten. Aber auch dies würde erst gründlich überdacht werden müssen...
 

Was Mr. Match betraf, so wurde dieser nie von den Officials gefasst und es kam auch nie heraus, dass er einer von Shadow’s Anhängern war, da nahezu sämtliche Daten über Takamura’s Organisation beim Turmeinsturz verloren gegangen waren. Bis heute waren Lan und Chaud die einzigen, die davon wussten, dass Mr. Match in diese Sache verwickelt gewesen ist. Zumindest abgesehen von sämtlichen anderen Neo World Three Mitgliedern.

Nach seinem Sieg über BlazeManDS hatten er und sein Navi, der echte BlazeMan, beschlossen auch etwas anderes mit ihrem Leben anzufangen. Zwar war er immer noch als Verbrecher gebrandmarkt, aufgrund seiner Taten in der damaligen World Three unter Dr. Wily, aber ehe er noch einmal auf die schiefe Bahn geraten würde, hatte er beschlossen noch ein weiteres Mal all seine Kraft einzusetzen, um etwas vernünftiges aus seinem Leben zu machen! Herr Kinoshita war es gewesen, der ihm den Lehrerberuf ein klein wenig näher gebracht hatte. Zwar hatte Mr. Match nicht viel mit Herrn Kinoshita zu tun, doch für den Beruf des Lehrers hatte er sich eigentlich schon immer interessiert. Zumindest damals in seiner Kindheit. Lehrer zu werden würde sicherlich ein angenehmer Beruf sein, in dem er viel ausrichten und helfen könnte. Doch bevor es erst einmal soweit sein würde, benötigte er etwas Geld und auch seine schrecklichen Taten in der Vergangenheit wollte er wieder gut machen. Es hatte Dr. Hikari zwar unglaublich viel an Überwindung gekostet, doch schließlich hatte er zugestimmt Mr. Match noch einmal als Official im Center aufzunehmen. Zwar würde dies unter strenger Überwachung geschehen, da auch Mr. Famous dem gegenüber etwas misstrauisch war, doch so hatte auch Mr. Match vorerst ausgesorgt und sogar BlazeMan freute sich schon auf die echt krasse Arbeit als obercooler Official-Navi! Er hatte nämlich gehört, dass Officials bei den weiblichen Net-Navis momentan ziemlich angesagt waren...
 

Über Smoke’s Verbleib war hingegen nicht viel bekannt. Es fehlte jeder Anhaltspunkt und irgendwie hatte es der Kerl geschafft spurlos zu verschwinden. Nach dem Einsturz des Den Tower’s musste er die Massenpanik und Verwirrung ausgenutzt haben, um unbemerkt abzutauchen. Zwar liefen immer noch Suchaktionen im großen Maße, doch mehr als ein paar Überreste seines PETs, die in den Trümmern geborgen werden konnten, hatte man nicht finden können. So war es aber zumindest mit SmokeMan endgültig aus. Was aber den Operator des rauchenden Navis betraf... Bis heute wusste niemand, weshalb genau er in diese komplette Geschichte verwickelt oder was sein eigentliches Ziel gewesen war. Niemand konnte sich einen Reim auf sein Handeln machen und es blieben unzählige Fragen zu dieser Person offen. Was hatte Smoke mit Takamura’s Tod bezwecken wollen? Weshalb hatte er sich der Neo World Three angeschlossen? Woher wusste er vom Chaos Lord oder Sektor, worüber nicht einmal Dr. Hikari wirklich informiert war? Es war ein mysteriöses und vor allem beunruhigendes Rätsel und dass dieser Mann noch immer irgendwo sein Unwesen treiben sollte, versetzte Lan kalte Schauer. Ob er ihn jemals wiedersehen würde...?
 

Aber ebenso wie von Smoke, fehlte auch von PolarMan jede Spur. Doch im Gegensatz zum Kettenraucher suchte auch niemand nach dem ehemaligen Commander von Shadow’s Net-Navi Armee, da Lan immer noch glaubte, er sei gelöscht.

Dem war allerdings nicht so und PolarMan hatte auch kein großes Interesse daran, dass jemals die Wahrheit ans Licht kommen würde. Durch die Zerstörung des Den Tower Netzwerkes, würde man sowieso keine Spuren mehr von ihm finden können, selbst wenn er wirklich gelöscht worden wäre. So konnte er also sicher sein, seine Ruhe zu haben. Und die hatte er auch bitter nötig, denn der Eis-Navi hatte ebenfalls vor alles weitere gründlich zu überdenken. Vorerst zog er sich ins Undernet zurück, wo ihn niemand so schnell finden würde. Dort würde er zunächst bleiben und abwarten. Lan hatte ihm gezeigt, dass Shadow’s Weg doch nicht der Richtige gewesen war und man eventuell wirklich eine Lösung finden könnte die nicht nur den Navis, sondern auch den Menschen zugute kommen würde. Nach solch einer Lösung wollte PolarMan von nun an suchen! Er würde beobachten, ob Lan’s Worte nicht nur leere Worte waren und ob der Junge wirklich etwas erreichen könnte und gleichzeitig würde er selbst versuchen dabei zu helfen. So hatte auch PolarMan’s Leben endlich einen neuen Sinn bekommen. Zwar lag ihm das Wohlergehen der Net-Navis immer noch am nächsten, doch auch die Menschenwelt würde er in Zukunft mit berücksichtigen. Eventuell würde er sogar eines Tages ins SciLab zurückkehren. Aber auch nur vielleicht...
 

Was schließlich aus OmegaMan oder Chaos Bass geworden war, war auch ein weiteres Mysterium. Viele waren immer noch der Ansicht, dass beide Navis während ihres Kampfes gelöscht wurden, als das System des Den Tower’s zusammengebrochen war. Einige glaubten allerdings auch, dass es vielleicht doch möglich sein könnte, dass sie noch existierten, wobei diese Theorie viele weitere offene Fragen aufwarf. Wie sollten sie auch schon der Löschung des Systems entgangen sein? Und die Omega-Viren waren ja auch verschwunden, was ein eindeutiger Indikator dafür war, dass zumindest OmegaMan gelöscht sein musste.

Nur was den Chaos Lord anbelangte, hatte Lan ein leicht mieses Gefühl. Auch MegaMan meinte zwischendurch immer mal wieder die dunklen Energien des Lords spüren zu können. Aber dies konnte auch nur seine Einbildungskraft sein. Fest stand nur, dass sie weder von OmegaMan, noch von Chaos Bass irgendwas in den letzten beiden Wochen gehört hatten und dies war schon mal ein gutes Zeichen.
 

Außer die ehemalige Neo World Three gab es aber noch einige Leute mehr, deren Leben sich vorerst wieder ändern und teilweise in die gewohnten Fugen zurücklaufen sollte.

Einer von ihnen war Jim. Der junge Official nahm frohen Mutes wieder seine Arbeit auf. Sein Posten wurde aber, wie bereits angekündigt, nach Yumland ins örtliche Official Center verlegt. Für Jim gab es in Electopia nicht mehr viel zu machen und in Yumland herrschte schon länger Official-Mangel, also hatte man gleich mehrere Officials rüber geschickt. Aber nicht nur Jim selbst war ziemlich entrüstet darüber, dass er einer von diesen Officials sein musste. Er würde Lan ziemlich vermissen. Doch das Ende ihrer Freundschaft bedeutete dies ja zum Glück noch lange nicht! Ein paar Mal würden sich die beiden sicher noch sehen, zumindest wenn Jim seine Schwester im Gefängnis besuchen käme, was er sich fest vorgenommen hatte. Und wozu gab es das Internet als globales Kommunikationssystem? Er und Lan würden sicherlich noch oft die Chance zu einem Net-Battle bekommen, so viel stand fest!
 

Dr. Shepard kehrte zurück in sein Observatorium nach Star Town. Auch er hatte noch so einiges vor sich. Das Observatorium befand sich noch in eher schlechtem Zustand, nach ChainMan’s Angriff, doch es würde trotzdem nicht lange dauern alles wieder auf die Beine zu stellen. Sogar einige neue Projekte und Ausstellungen waren schon geplant!

Aber trotz allem würde auch Dr. Shepard’s Kontakt zu Lan oder Dr. Hikari nicht so schnell abbrechen, denn er war nun ein offizieller Mitarbeiter des SciLabs, so wie er es sich schon länger gewünscht hatte! Zwar überkreuzte sich damit seine Arbeit im Observatorium, aber Dr. Hikari hatte versichert, dass diese Umstände nicht viel an Dr. Shepard’s Arbeit ändern würden. Der Doktor war kein wirklicher SciLab-Wissenschaftler, sondern eher so etwas wie Ehrenangestellter und somit stand es ihm frei, welche Arbeit er bevorzugt behandeln würde.
 

Der Abschied von Gregory war Lan schließlich am schwersten gefallen. Zwar kannten sich die beiden Jungs noch gar nicht so lange, waren aber in der Zeit, die sie zusammen verbracht hatten, richtig gute Freunde geworden. Aber auch wenn Gregory sein Idol nach wie vor sehr bewunderte und nun eigentlich sogar noch viel mehr als vorher, so konnte er ja nicht ewig in Electopia bleiben. Dr. Toriyama machte sich bereits ziemliche Sorgen um seinen Sohn und wollte diesen auch am liebsten schnell wieder bei sich zu Hause haben. Gregory konnte nicht leugnen, dass er seinen Vater ziemlich vermisste, aber sein Abschied von Lan war trotzdem nicht ganz tränenfrei.

Aber eine Revanche war eh schon abgesprochen! Spätestens in den nächsten Ferien würde Gregory Lan besuchen kommen und dann würden MegaMan und BattleMan noch einmal gegeneinander antreten können! Und bis dahin wollte sich Gregory vornehmen viel zu trainieren, denn er hatte in den letzten Wochen sehr viel über Net-Battles gelernt und sein Wunsch so zu werden wie Lan, war durch all diese Ereignisse nur gestärkt worden!

BattleMan freute es auch, dass er jetzt öfters zum Kämpfen kommen würde, als zuvor.
 

Damit blieben nur noch Herr Takamura und sein Sohn Takashi übrig.

Während der Aufräumarbeiten hatte man Takamura’s Leiche unter den Trümmern des Tower’s gefunden. Zumindest das, was noch von ihm übrig geblieben war... Somit konnte sein Tod offiziell bestätigt werden. Takashi war glücklicherweise zu diesem Zeitpunkt nicht anwesend gewesen. Er wurde zwar über alles informiert, aber dem Wunsch die Leiche seines Vaters zu sehen, kamen die Officials nicht nach. Sie hielten es für besser dem Jungen diesen Anblick zu ersparen. Trotz sturer Proteste Takashi’s gelang es schließlich ihn zu beruhigen. Es stellte sich als überaus schwierig heraus den Jungen in den Griff zu bekommen. Vor allem nachdem er erfahren hatte, dass sein Vater gestorben war. Takashi konnte und wollte das nicht glauben. Gerade deshalb wollte er die Leiche seines Vaters sehen. Doch seine Verlangen wurden einfach ignoriert.

Während Takashi in seiner Trauer innerlich zugrunde ging, als er sich langsam mit diesem Gedanken abfinden musste, wurde hinter seinem Rücken entschieden, was nun aus ihm werden sollte. Er besaß weder Mutter, noch Vater und andere Verwandte ließen sich nicht ausfindig machen. Einsperren konnte man ihn auch nicht ohne weiteres. Zwar sollte auf seine Taten noch eine Strafe folgen, doch angesichts der Tatsache, dass er seinen Vater verloren hatte, schienen die Officials eine sofortige Strafe nicht für angemessen zu halten, zumal Takashi auch noch minderjährig war.

Da es vorerst keine besseren Vorschläge gab, hatte man letztendlich beschlossen Takashi bei einer Pflegefamilie unterzubringen. Er sollte zu einem jungen Mann und einer jungen Frau ziehen, denen es selbst versagt geblieben war Kinder zu bekommen. Die beiden sollten auf ihn aufpassen und sich um ihn kümmern, während weiteres beratschlagt wurde. Dies ging Takashi natürlich gewaltig gegen den Strich und er zeigte sich nicht sonderlich kooperativ, aber letzten Endes willigte er ein. Was blieb ihm schon anderes übrig?

Aber es stellte sich heraus, dass dies ein vielleicht noch größerer Fehler gewesen war, als Takashi in ein Jugendgefängnis zu sperren.

Takashi’s Schmerz und seine Trauer um seinen Vater waren so unerträglich für ihn, dass es ihn innerlich zerfraß. Er konnte weder schlafen, noch aß er etwas oder nahm Flüssigkeit zu sich. Er saß den ganzen Tag lang nur in seinem Zimmer, in Gedanken versunken und ohne Worte. Seine neuen Eltern versuchten alles mögliche, um ihn aufzumuntern, doch nichts schien zu helfen. Takashi schaltete einfach ab und nahm das, was um ihn herum geschah kaum mehr wahr. Er konnte einfach nicht mehr aufhören an den Tod seines Vaters zu denken. Nicht nur, dass er keine Mutter mehr besaß... Man hatte ihm die einzige Bezugsperson genommen, die er noch hatte. Er fühlte sich allein. Vollkommen einsam und allein...

Als eines Nachmittags seine beiden Pflegeeltern einkaufen fuhren und ihn zurückließen, da er partout nicht mitkommen wollte, nutzte Takashi die Gelegenheit in Abwesenheit seiner Ersatzeltern und nahm sich selbst das Leben. Niemand hatte mit so etwas gerechnet und zum Schluss bereuten alle, was sie Takashi zugemutet hatten. Doch nun war es zu spät. Die beiden Pflegeeltern gaben sich die Schuld für seinen Tod. Dabei hätte es niemand verhindern können. Auch Lan traf diese Nachricht wie ein Schlag. Er konnte nur hoffen, dass Takashi dort, wo er jetzt war, wieder glücklich mit seinen Eltern vereint sein konnte, so wie es auch Herr Takamura sich gewünscht hatte...
 

Insgesamt war dies eine tragödienreiche Geschichte. Was Lan in den letzten Wochen erlebt hatte, würde er sicher niemals vergessen. All das Leid, das er gesehen hatte war deprimierend bis aufs Mark. Trotzdem hatte er sich vorgenommen dafür umso mehr für eine friedliche Welt zu kämpfen, damit niemals wieder so etwas passieren müsste! Nicht nur dass all dies viel Leid und Trauer erzeugt hatte... Am Ende kostete diese Katastrophe sogar einigen Menschen das Leben. Es war wirklich schrecklich, was die so fortgeschrittene Technik alles bewirken konnte. Auf der einen Seite hatte sie die Fähigkeit den Menschen zu helfen, auf der anderen aber war sie nur eines der vielen Werkzeuge, welche den Menschen ihre eigene Existenz kosten könnten. Ob mit Net-Society oder ohne, Probleme würde es wohl immer geben. Ob man aber mit der Net-Society nun unbedingt besser dran war, sollte lieber als Frage offen bleiben. Eins stand für Lan jedoch fest: Er hatte gelernt alles aus zwei Perspektiven zu sehen. Alles hat seine guten und auch seine schlechten Seiten und man sollte niemals glauben, dass eine dieser beiden Seiten überwiegen mag. So viel Gutes wie es gibt, so viel Böses gibt es auch, um das Gute auszugleichen. Was Vorteile hat, hat auch seine bestimmte Anzahl an Nachteilen. Zwar liegt es im Auge des Betrachters, ob positiv oder negativ überwiegt, doch sollte sich trotzdem niemand erdreisten für andere mitzubestimmen, was das Beste ist. Egal ob man sagt, man benötigt die Net-Society oder nicht; niemand hat das Recht für alle zu entscheiden, nur jeder kann für sich selbst bestimmen, was der richtige Weg ist. Und auch das sollte das Individuum nur nach genauestem Abwägen tun. Denn man kann tun und lassen, was man will... Egal wie man sich entscheidet, für die einen hat diese Entscheidung positive Folgen, für die anderen negative. Es ist reine Glückssache den richtigen Weg zu finden, falls es so einen überhaupt gibt. Diese Lektion würde Lan für immer in sich tragen. Das hatte er sich geschworen...
 

Mitten in der ACDC Area 1, in der Nähe vom Link, der zu Lan’s Homepage führte, hatten sich MegaMan und seine Freunde versammelt. Etwas abseits gelegen auf einer Plattform die nicht sonderlich groß, allerdings auch nicht zu klein war, stand der blaue Navi gemeinsam mit seinen Freunden Roll, GutsMan, Glide, ProtoMan und natürlich Dash, dem großen, grünen Fishy-Virus. Hier hinten hatten sie ihre Ruhe, um sich über die Ereignisse der vergangenen Tage zu unterhalten. Aber nicht nur die Navis hatten einiges zu bereden, sondern auch deren Operatoren, die über die Internetverbindung miteinander kommunizierten.

„Ja, das war wirklich merkwürdig.“, stimmte Glide zu. „Ich frage mich auch, was das zu bedeuten hatte?“

„Meint ihr diesen Vorfall im Undernet, der erst vorgestern passiert ist?“, fragte Roll neugierig, die sich wie immer an MegaMan’s Schulter lehnte und dessen Arm fest umklammert hatte.

„Genau den.“, antwortete ProtoMan. „Ich und Chaud wissen selbst noch nicht, was genau das sollte, aber scheinbar hielten es die Officials für notwendig. Fest steht jedoch, dass es falscher Alarm gewesen sein muss.“

„Ich wüsste zu gern, was da vorgefallen ist.“, meldete sich auch MegaMan zu Wort. „Es muss ja schon etwas außergewöhnliches gewesen sein, wenn gleich sämtliche Links zum Undernet gesperrt werden.“

„GutsMan das überhaupt nicht lustig fand! Gar nicht Dex’ Bestellungen erledigen konnte... Guts...“, seufzte der muskulöse Navi betrübt.

„Dex bestellt über das Undernet?“, zog Glide überrascht eine Augenbraue hoch.

„Hey! Das Spiel gibt’s sonst nirgendwo mehr zu kaufen und der Kerl hatte ein gutes Angebot gemacht!“, wandte Dex rasch ein, um falsche Eindrücke zu vermeiden.

„Was sollte das denn für ein Spiel sein?“, wollte Lan sofort wissen.

„Ist doch egal...“, brach der dickliche Junge dieses Thema abrupt ab, da er nicht sehr gern darüber reden wollte. Zumindest schien es so...

„Aber wen interessiert auch schon so ein dämliches Spiel?“, mischte sich auch Yai wieder ein. „Das Undernet wurde abgeriegelt und ist jetzt wieder frei zugänglich, oder?“

„Momentan jedenfalls schon, obwohl die Officials es lieber noch im Auge behalten wollen. Ich werde versuchen mich noch mal genauer deswegen zu erkundigen, aber es scheint wirklich nichts weiter zu sein.“, versuchte Chaud erst mal seine Freunde zu beruhigen. „Man hatte angenommen es könnte sich um einen überlebenden Omega-Virus handeln, was sowieso völliger Schwachsinn ist. Was auch immer da im Undernet aufgetaucht ist, es ist jedenfalls wieder verschwunden und hat keine Spuren hinterlassen. Ich würde auch nicht gleich eine Verbindung zu Takamura oder diesem Chaos Lord herstellen wollen. Vermutlich war es, wie ProtoMan schon sagte nur falscher Alarm.“

„Na ja, wie du meinst...“, verzog Lan das Gesicht voller Skepsis. „Ich finde das aber trotzdem ziemlich interessant. Vielleicht sollten wir uns das auch noch mal anschauen, was meinst du, Mega?“

„Lieber nicht, Lan.“, antwortete der blaue Navi, dem bei diesem Gedanken ganz mulmig wurde. „Das Undernet liegt mir nicht so...“

„Na gut, dann eben nicht...“, seufzte sein Operator daraufhin frustriert. „Aber okay... Vergessen wir das jetzt alles erst einmal!“

„Ja, genau.“, stimmte Mayl zu. „Ich will nicht mehr an das Vergangene zurück denken. Lasst uns lieber überlegen, was wir nun mit dem Rest der Ferien am besten anfangen.“

„Das könnt ihr auch ohne mich tun.“, sprach Chaud, der hörbar kein wirkliches Interesse daran hatte etwas gemeinsam mit Lan und seinen Freunden zu unternehmen.

„Jetzt mach doch nicht wieder den Miesepeter.“, grummelte Lan. „Ich dachte wir wären jetzt Freunde? Da können wir auch mal alle zusammen etwas Zeit miteinander verbringen... Also eingeschlossen dich!“

„Also ich hab kein Problem, wenn Herr Obercool da bleibt, wo er ist...“, murmelte Dex, der sich noch immer nicht richtig mit dem Gedanken anfreunden konnte, dass Chaud jetzt mit zu der kleinen Gruppe gehörte.

„Herr Obercool bleibt auch dort, wo er ist...“, zischte Chaud zurück, der Dex’ Kommentar keinesfalls überhört hatte. „... und zwar im Bett! Ihr scheint immer noch gern zu vergessen, dass ich sowieso noch nichts unternehmen kann, solange es mir nicht wieder vollständig besser geht. Ansonsten hätte ich euch auch schon genaueres zu diesem Vorfall im Undernet erklärt, aber ich bin nun mal aufgrund meines Rippenbruchs ans Bett gefesselt!“

„Ist doch gut.“, versuchte Lan seinen aufgebrachten Freund wieder zu beruhigen. „Wir werden dich aber trotzdem mal besuchen kommen.“

„Tut doch, was ihr nicht lassen könnt...“, stöhnte Chaud genervt. „Ich verabschiede mich dann aber auch mal wieder. Mein Vater will gleich kommen und etwas mit mir besprechen. Er hat sich extra freigenommen, um zu sehen, wie es mir geht.“

„Na gut... Dann viel Spaß und gute Besserung!“, verabschiedeten sich Lan und Mayl im Chor.

„Man sieht sich!“, fügte Yai noch an und von Dex kam nur ein undeutliches Gegrummel.

Auch in der Internetwelt verabschiedeten sich die Navis von ProtoMan, der nur wortlos nickte, ehe er von Chaud ausgeloggt wurde.

„Okay... Also was machen wir dann jetzt? Eine komplette Woche haben wir ja noch.“, fragte Yai und begann gleich darauf auch schon zu überlegen.

„Wir könnten mal wieder gemeinsam schwimmen gehen?“, schlug Mayl vor.

„Klingt gut...“, antwortete Lan, doch hielt plötzlich inne. „Hey!!“

Verwundert wurden plötzlich sowohl Navis, als auch Operatoren mucksmäuschenstill. Alle warteten gespannt darauf, was Lan nun zu sagen hatte, nachdem er so laut gebrüllt hatte.

„Wie wäre es, wenn wir unseren Campingausflug noch einmal nachholen? Zwar ohne Joshua, aber wir können doch sicherlich auch so eine Menge Spaß haben, oder?“

„Das ist eine wirklich tolle Idee!!“, war Mayl sofort hellauf begeistert. „Ich habe ja auch immer noch das Programm, dass ich mit Joshua für uns ausgearbeitete hatte!“

„Also mir ist das ganz recht.“, war auch Yai einverstanden.

„Ich mag den Wald zwar nicht so sehr... aber was soll’s? Vielleicht wird’s ja doch ganz lustig.“, willigte selbst Dex ein, wenn auch nicht so begeistert, wie die anderen.

„Dann ist es entschieden! Ich werde mich sofort darum kümmern alles vorzubereiten! Ich sag euch dann noch heute Abend bescheid!“, freute sich Mayl und begann schon leise zu kichern.

„Da bin ich ja mal gespannt.“, grinste Lan, ebenfalls voller Vorfreude.

„Ich mach mich dann auch gleich auf die Socken! Bis später dann!“, verabschiedete sich das rothaarige Mädchen von ihren Freunden und machte das Ausloggen Roll’s bereit.

„Bis später, Mega.“, zwinkerte das rosafarbene Navi-Mädchen ihrem blauen Freund zu, ehe sie sich nur ungern von ihm trennte und auch schon ausgeloggt wurde.

„Ich werde dann auch einige Sachen vorbereiten. Also bis dann.“, verschwand Yai kurz darauf ebenfalls, sowie ihr Navi Glide.

„Und ich geh jetzt noch ’ne Runde zocken. Wir sehen uns heute Abend!“

Und so verließen auch Dex und GutsMan Lan und seinen digitalen Partner. Somit waren nur noch MegaMan und Dash allein im ACDC Netzwerk, abgesehen von einigen Navis, die Spaziergänge tätigten oder Botengänge zu erledigen hatten.

„Kaum zu glauben, dass alles wieder in Ordnung ist.“, lächelte MegaMan, als er damit begann seinen großen Virenfreund zu streicheln.

Dash schmiegte sich, kuschelsüchtig wie eh und je, an sein Herrchen und ließ sich diese Streicheleinheiten richtig gut tun.

„Ja... Es ist beinahe schon so, als wäre nie etwas gewesen, abgesehen von den vielen Veränderungen. Ist schon komisch jetzt auch Chaud immer dabei zu haben, oder zumindest fast immer. Aber ich bin echt froh, dass alles wieder einigermaßen okay ist. Und zum Glück gehen auch die Aufbauarbeiten im Internet schnell voran. Die ACDC Area ist ja wieder beinahe komplett fertiggestellt.“

„Yup. Aber ich denke wir können in Bezug auf manche Dinge froh sein, dass sie sich so entwickelt haben.“, stimmte der Navi seinem Operator zu.

Doch ehe noch ein weiteres Wort gesprochen werden konnte, erschien auf einmal jemand anderes neben MegaMan. In einem hellen Lichtblitz materialisierte sich ein Navi, so dass MegaMan und Dash erst vollkommen erschraken. Doch als sie den überraschenden Besuch erkannten, beruhigten sie sich schnell wieder. Es war Sektor...

„Sektor, was machst du denn hier?“, war MegaMan mehr als nur erstaunt.

„Tut mir leid, wenn ich euch erschreckt habe, aber ich dachte mir ich sollte mich noch einmal von euch verabschieden, bevor sich unsere Wege wieder trennen werden. Außerdem bin ich hier, um euch zu gratulieren.“, sprach der orangefarbene Navi in seinem langen, braunen Umhang.

„Gratulieren? Wofür denn das? Und was meinst du damit, dass sich unsere Wege trennen werden??“, begann Lan gleich wieder mit Fragen zu löchern.

„Na ja... Ihr habt dem Unheil ein Ende gesetzt, welches diese Welt bedroht hat. Die Neo World Three ist vernichtet und OmegaMan und der Chaos Lord sind verschwunden. Ihr habt ganze Arbeit geleistet, wie ich es erwartet hatte.“

„Na ja... Genaugenommen sind wir gar nicht dafür verantwortlich.“, widersprach Lan jedoch. „Wir konnten weder OmegaMan, noch den Chaos Lord besiegen und es ist allein diesem Smoke zu verdanken, dass der Den Tower eingestürzt ist und Herr Takamura dabei sterben musste. Hinzu kommt auch noch, dass uns Smoke scheinbar noch geholfen und unsere Kämpfe im Tower manipuliert hatte. Ohne ihn hätten wir sicher nicht einmal PropellerMan besiegt...“

„Ach was, was redest du denn da?“, war Sektor nun derjenige, der widersprechen musste. „Ich weiß ganz genau, was vorgefallen ist. Jedes kleinste Detail ist mir bekannt. Auch wenn ihr OmegaMan nicht besiegen konntet... Darauf kommt es doch gar nicht an. Es ist etwas anderes. Etwas anderes, das euch geholfen hat so weit zu kommen und der Katastrophe ein Ende zu setzen. Ihr habt enormen Mut bewiesen und alles getan, was in eurer Macht stand. Und auch wenn Smoke nachgeholfen hat, so ist es immer noch euer eigener Verdienst. Denkt doch zum Beispiel nur an Joshua. Wer war es denn, der ihn davon überzeugt hat doch noch die Seiten zu wechseln und wieder zur Vernunft zu kommen? Hatte Smoke das getan? Nein! Ihr habt viel mehr erreicht, als nur den Sieg in ein paar Kämpfen. Aber das ist eigentlich nicht das, weswegen ich hier bin.“

„Du möchtest mal wieder über den Chaos Lord mit uns sprechen, oder?“, fragte MegaMan.

„Genau.“, nickte Sektor und fuhr ohne große Umschweife fort. „Ich weiß nicht genau, wie der Kampf zwischen OmegaMan und dem Chaos Lord ausgegangen ist... Was allerdings sicher ist, ist dass die Aura des Lords mit dem Zusammenbruch des Den Tower’s erloschen ist. Ich habe keine Ahnung, was genau aus ihm geworden ist, aber wie es scheint, hat auch der Lord das Zeitliche segnen müssen.“

„Also sind OmegaMan und Chaos Bass wirklich gelöscht?“

„So scheint es. Zumindest hat doch noch alles ein gutes Ende genommen und darum kann ich mich jetzt auch endlich von euch verabschieden.“, lächelte Sektor, der seinen Mundschutz deaktiviert hatte.

„Werden wir dich jemals wiedersehen?“, fragte MegaMan etwas enttäuscht.

„Vielleicht, vielleicht nicht. Was das Schicksal für uns vorgesehen hat, können wir nicht erahnen. Aber sagen wir zumindest folgendes... Ich fände es schade, wäre dies hier ein endgültiger Abschied.“, zwinkerte der orangefarbene Navi und reichte MegaMan die Hand.

Lächelnd schlug der blaue Navi ein.

„Was wirst du denn jetzt tun?“, wollte Lan wissen.

„Ich muss zu Meister Serenade zurückkehren und in meine Heimat, das ShadowNet. Auf mich warten noch eine Menge Aufgaben, denn der Chaos Lord war nicht das einzige Problem, was diese Welt befallen hat.“

„Ach so... Na dann hoffen wir mal, dass es nicht noch weitere Probleme wie im Ausmaße des Chaos Lords sind.“, lachte Lan mit Ironie in der Stimme. „Eine Frage hätte ich aber noch an dich... Woher wusste Smoke von dir oder dem Chaos Lord?“

Wortlos schaute Sektor den blauen Navi und dessen Operator mehrere Augenblicke an, ehe er zu einer Antwort ansetzte.

„Nun ja... Sagen wir mal so... Wir kennen uns. Zwar eher flüchtig, aber gut genug. Aber ich denke es ist besser, wenn ihr nicht noch mehr darüber erfahrt. Ich möchte nur ungern darüber reden und euch den Rest der Ferien vermiesen.“

„Was meinst du jetzt damit wieder??“

Doch Lan bekam keine weitere Antwort mehr. Mit den letzten Worten „Lebt wohl!“ verschwand Sektor auch schon wieder in einem weiteren, hellen Lichtblitz und ließ MegaMan und Dash erneut allein zurück.

„Was hat er denn jetzt damit gemeint? Warum die Ferien vermiesen?“, war auch MegaMan ziemlich verdutzt.

„Keine Ahnung... Dieser Sektor ist wirklich ein komischer Vogel. Aber ich denke ich werde ihn vermissen, auch wenn sein Auftreten immer nur Ärger bedeutet hat.“, grinste Lan.

„Ich auch.“, stimmte MegaMan ebenfalls zu. „Was machen wir nun?“

„Keine Ahnung. Ihr zwei könnt ja ein bisschen im Internet rumflitzen. Mr. Prog ist immer noch mit dem neuen Desktop beschäftig und die Banner müssen auch erneuert werden. Du weißt ja wie gern er sich bei seiner Arbeit Zeit lässt... Vielleicht ist ja was interessantes im Internet los?“

„Na ja, gucken schadet nicht.“, antwortete MegaMan und deutete seinem Virenfreund ihm zu folgen.

Fröhlich wie immer zischte das große Fishy auch schon los, wirbelte einmal um sein Herrchen herum und flog dann voraus. Dash freute sich sehr endlich wieder Zeit mit MegaMan allein verbringen zu können. Doch die beiden hatten erst ein paar Meter hinter sich gelassen, als Dash abrupt zum Stehen kam und sich sein Blick in weiter Ferne auf einen bestimmten Punkt fixierte. Verwundert blieb MegaMan neben seinem, wie hypnotisierten Fishy stehen und folgte dessen Blick. Etwas weiter entfernt flog ein anderes Fishy durch die ACDC Area. Es war ebenso groß wie Dash. Oder zumindest nur minimal kleiner. Gemeinsam beobachteten Navi und Virus, wie das zweite Fishy näher kam. Seine Farbgebung war etwas heller als die von Dash und auch von der Form und besonders von den Augen her wirkte es anders als MegaMan’s Fishy. Es musste ein weiblicher Virus sein. Neugierig schwebte Dash dem äußerst attraktiven Weibchen entgegen, flog ein paar langsame Kreise um es herum und musterte es bis ins kleinste Detail.

„Sieht aus, als hätte sich da jemand verknallt.“, kicherte Lan, der diese Szene mit großem Interesse verfolgte.

„Ja... Ich würde an deiner Stelle gut aufpassen. Vielleicht kannst du ja noch was von Dash lernen in Sachen Liebe.“, antwortete MegaMan.

„Was soll das denn wieder heißen??“

„Nichts...“, seufzte der blaue Navi und konzentrierte sich anschließend wieder auf Dash.

Nachdem sich die beiden Viren einige Minuten lang nur angestarrt hatten, flog das weibliche Fishy blitzartig los, hielt aber in einigen Metern Entfernung wieder an und schaute zurück, um Dash zu deuten, dass er ihm folgen sollte. Dash setzte sofort an, um hinterher zu flitzen, stoppte dann aber doch und wandte sich zu MegaMan herum. Mit seinen großen, runden Augen sah er sein Herrchen an, den Kopf etwas schief legend.

MegaMan wusste erst nicht, was er sagen sollte, strich dem Virus dann aber sanft über den Kopf und formulierte schweren Herzens seine Antwort.

„Geh schon. Sie wartet sicher nicht ewig.“, lächelte er.

Freudestrahlend knuddelte sich Dash noch ein letztes Mal richtig kräftig an MegaMan, der den Virus auch so fest umarmte, wie es nur ging. Nach diesem Abschied war Dash schnurstracks auf dem Weg zu seiner neuen Freundin, die bereits ungeduldig auf ihn gewartet hatte. MegaMan schaute den beiden noch hinterher, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren.

„Jetzt hat auch Dash uns verlassen...“, murmelte der blaue Navi und konnte ein paar Tränen dabei nicht unterdrücken.

„Wir hätten ihn ja doch nicht für immer behalten können. Und du hast ja gesehen wie gefährlich es geworden ist. Es ist vermutlich besser, wenn er sich hier im Internet vergnügt, als ständig mit uns unterwegs zu sein und dabei in Gefahr zu geraten.“

„Du hast ja Recht... Aber ich werde ihn trotzdem vermissen.“

„Komm, lass das Trübsalblasen! All diese Abschiede in letzter Zeit gehen mir gewaltig auf die Nerven. Higsby soll seinen Shop ausgebaut und ein paar neue Chips bekommen haben. Wollen wir mal vorbeisehen?“

„Warum nicht?“, stimmte MegaMan zu, dem diese Ablenkung mehr als willkommen war.

„Na dann... Jack-Out, MegaMan!”

Und so trennte Lan die PET-Verbindung und loggte seinen Net-Navi aus. Es galt nun einiges nachzuholen, wofür die beiden in den letzten Wochen kaum Zeit gehabt hatten!
 

ENDE
 


 

Anmerkungen und Danksagungen:
 

Diese FF wurde erstmals veröffentlicht am 12.09.2004

Die Idee hierzu bestand schon mindestens ein Jahr vorher und eigentlich war sie erst als Konzept für ein imaginäres MegaMan Battle Network Spiel gedacht. Ich hatte nie geplant eine FF daraus zu machen und erst recht hatte ich nie im Leben damit gerechnet sie wirklich jemals fertig zu stellen. Es war ein ganzes Stück Arbeit, die sich auf fast drei Jahre zog. Ich bin mit dem Endergebnis allerdings relativ zufrieden und sogar sehr stolz darauf dies wirklich bis zum Ende durchgezogen zu haben. Es hat teilweise ziemliche Kraft gekostet, aber ich hatte immer sehr viel Spaß an der Arbeit. Teilweise sogar so viel, dass sich der Aufbau und die Story dieser FF auch während des Schreibens noch um einiges weiterentwickelt haben und ich nun teilweise sehr stark vom Originalkonzept abgewichen bin. Ob das was Gutes oder Schlechtes ist... darüber kann jeder für sich selbst entscheiden ^^

Ich mag die Geschichte so wie sie ist. Sie mag stellenweise ausbaufähig sein, aber da dies hier auch mein erstes richtig großes Projekt war, ist es in meinen Augen doch recht beachtlich geworden. Ich bin zufrieden wie sich die Dinge entwickelt haben und auch die Änderungen, die ich vollzogen habe bereue ich keinesfalls. So wie sie nun geschrieben steht, ist diese Geschichte beendet. Allerdings werde ich mir das Recht vorbehalten sie irgendwann in der Zukunft noch einmal zu überarbeiten und bestimmte Stellen auszubessern. Seitdem diese FF fertiggestellt ist (und das ist schon eine sehr lange Zeit, denn ich bin mit dem Hochladen der Kapitel aus bestimmten Gründen nicht mehr nachgekommen) hat sich meine Wahrnehmung und auch mein Schreibstil geändert und ich würde vieles heute wohl anders formulieren oder darstellen. Doch soweit will ich noch nicht denken, da ich froh bin dies vorerst beendet zu haben. Ich mag die Geschichte, meine Charaktere und ihre Charakterzüge und habe sie, denke ich, auch gut rüberbringen können. (Wer anderer Meinung ist darf ruhig protestieren und kritisieren XD)
 

Allerdings hätte ich das alles nie im Leben allein geschafft. Im folgenden möchte ich noch einmal meinen Dank an bestimmte Personen aussprechen und darüber hinaus noch ein paar Anmerkungen machen, die recht interessant sein dürften.
 

Beginnen wir mit den Anmerkungen.
 

- Chaos Lord: Ursprünglich keine eigene Idee. Ich kam darauf nach dem Spielen der Secret Story in MegaMan Battle Network 5. Dort geht es um einen King Chaos, der, je nachdem wie schnell man die teamspezifischen Net-Navis besiegt, seine Form zwischen Nebula Grey, Bass und MegaManDS wechselt. Aus dieser Vorlage entstand der Chaos Lord, der keine feste Form besitzt und am Ende dieser Geschichte im Körper von Bass auftritt.
 

- CyberArmsTech: Seishiro Takamura’s Firma, die Battle Chips herstellt.

--> In Metal Gear Solid und Metal Gear Solid - The Twin Snakes gibt es einen Waffenhersteller unter der Leitung Kenneth Bakers, der sich ArmsTech nennt. ArmsTech entwickelt vornehmlich Panzer und Kampfflugzeuge, sowie den neuen Metal Gear Rex, einen zweibeinigen Kriegspanzer. Da auch Takamura’s Firma Waffen herstellt, allerdings digitale, lag die Bezeichnung CyberArmsTech einfach nahe, zumal ich großer Metal Gear Solid Fan bin.
 

- Die vier Könige: Das tolle Rätsel der vier Königsbrüder ist leider auch nicht auf meinem Mist gewachsen. Ich habe es aus Boktai 2 Solar Boy Django und fand es sehr interessant, da es auch mich selbst zunächst zur Verzweiflung getrieben hat.
 

- MagmaDragoon: Der Virus, der in den BlazeMan-Kapiteln seinen Auftritt hatte. Ein gewaltiger Feuerdrache, den MegaMan nur mithilfe eines ZeusHammers besiegen konnte.

--> Wer sich den Kampf genau ansieht, wird Parallelen zum Bosskampf gegen Volvagia aus The Legend of Zelda – Ocarina of Time finden XD

--> Magma Dragoon ist eigentlich der Name eines der acht Mavericks aus MegaMan X4
 

- Mr. Match als Lehrer?: Wer sich wundern sollte, wieso Mr. Match Lehrer werden will und meint, das wäre außerordentlicher Schwachsinn, den kann ich schnell beruhigen. Es ist nicht so, dass ich mir das ausgedacht habe. Capcom selbst lässt Mr. Match in MegaMan Battle Network 6 zum Lehrer werden.
 

- Sektor: Ein mysteriöser Navi, dessen wahre Intentionen erst später klar werden (war ursprünglich nicht im Originalkonzept vorgesehen)

--> Ein Cyborgkämpfer aus Mortal Kombat trägt den Namen Sektor. Darum ist Sektor auch mit k geschrieben und nicht mit c, wie es die englische Schreibweise eigentlich vorsieht. Es ist eine Referenz an Mortal Kombat, wo alle ’c’s in ’k’s umgewandelt wurden (Combat à Kombat)
 

- Smoke’s Telefonat: (am Ende dieses Kapitels zu lesen)

Ein typisches Metal Gear Solid Ending, mehr hab ich dazu nicht zu sagen XD
 

- Takamura: Der Anführer der Neo World Three. Hört auf den Codenamen Shadow.

(Achtung, Spoiler in Bezug auf MegaMan Battle Network 4!)

--> Im Original sollte Takamura der Enkel von Dr. Wily sein. Er sollte die Leitung von World Three übernehmen, da sein Onkel zu alt für diese Aufgabe geworden ist. Wily hatte im Original auch noch einen Kurzauftritt am Ende der Geschichte. Diese Idee wurde jedoch verworfen, nachdem ich MegaMan Battle Network 4 durchgespielt hatte. Es stellte sich heraus dass Dr. Regal der Sohn von Dr. Wily ist. Mir kam die Idee blöd vor, dass alle Bösewichte miteinander verwandt sind, also änderte ich dies und so wurde aus Shadow der Takamura, wie wir ihn heute kennen.
 

- Zeitliche Einordnung: Zeitlich gesehen spielt diese FF zwischen den Geschehnissen in MegaMan Battle Network 4 und MegaMan Battle Network 5. Ich habe im Laufe der FF viele Hinweise daraufhin gemacht und oft vergangene Geschehnisse miteinbezogen.
 

- Zitate: Einigen mag es aufgefallen sein, anderen nicht. Ich hab sehr oft Zitate oder Ausschnitte aus allerlei Filmen oder Videospielen in diese FF eingebaut. Am häufigsten kommen wohl Star Wars Zitate vor. Es finden sich aber auch welche von Spaceballs und ein paar anderen mehr oder weniger bekannten Filmen wieder. Der Sword Rain, den MegaMan im Kapitel Hide and Seek im Kampf gegen InvisibleMan einsetzt, ist zum Beispiel ein Attackenname aus Namco’s RPG-Serie Tales of.
 

Dies war soweit alles wirklich interessante. Es gibt sicher noch einiges mehr, das eventuell erwähnenswert wäre, aber ich beschränke mich vorerst auf diese Dinge.
 

Weitere Daten und Fakten:

- insgesamt besteht diese FF aus 78 Kapiteln

- sie umfasst 490377 Wörter

- im Durchschnitt ist ein Kapitel circa 12 Seiten lang (Times New Roman; 12; Standard) und umfasst 5000 bis 6000 Wörter
 

Kapitelübersicht
 

Kapiteleinheiten: (Prolog gilt als Kapitel 1)

Kapitel 01 und 02: Net-Games Part 1

Kapitel 03 und 04: PropellerMan Part

Kapitel 05 und 06: Den Town Besuch

Kapitel 07 und 08: Net-Games Part 2

Kapitel 09 bis 11: SmokeMan Part

Kapitel 12 und 13: Net-Games Part 3

Kapitel 14 bis 19: BlazeMan Part

Kapitel 20 bis 25: BeetleMan Part

Kapitel 26 bis 29: Net-Games Part 4

Kapitel 30 bis 32: ChainMan Part

Kapitel 33 bis 37: Net-Games Part 5

Kapitel 38 bis 41: VoltMan Part

Kapitel 42 bis 51: PolarMan Part

Kapitel 52 bis 55: SatelliteMan Part

Kapitel 56 bis 60: Omega-Virus Part

Kapitel 61 bis 73: Re-Fights

Kapitel 74 bis 78: Finale & Ende
 

Charakterübersicht
 

Folgende Charaktere, so wie sie in dieser FF dargestellt sind, sowie deren Kopierrecht gehören mir, dem Autor:
 

- BlazeMan.EXE

- ChainMan.EXE

- ChangeMan.EXE

- Darkling.EXE

- Dash

- Dr. Phillip Shepard & MeteorMan.EXE

- Gem.EXE

- General Harrison William Stryker & CamouflageMan.EXE

- Gregory Toriyama & BattleMan.EXE

- Hitoshi Kinoshita & PropellerMan.EXE

- Ini.EXE

- Jim Duncan & GeyserMan.EXE

- Joshua Bug & BeetleMan.EXE

- MagmaMan.EXE

- Mr. Smoke & SmokeMan.EXE

- OmegaMan.EXE

- PolarMan.EXE

- Rina Asai & SatelliteMan.EXE

- Seishiro Takamura & InvisibleMan.EXE

- Sektor.EXE

- Takashi Takamura & VoltMan.EXE
 

Folgende Charaktere, so wie sie in dieser FF dargestellt sind, sowie deren Kopierrecht gehören _Natsumi_ :

- Sakura Himawari & Yuki.EXE
 

Alle weiteren Hauptcharaktere, die in dieser FF vorgekommen sind, sowie deren Kopierrecht inklusive MegaMan Battle Network als Ganzes gehören Capcom!

Diese FF ist aus meiner Liebe zu Capcom’s Werk entstanden und als frei erfundene Fanarbeit. Ich versuche weder Geld hiermit zu machen noch Capcom’s Copyright zu verletzen.
 

So... Und da dies nun alles geklärt wäre, kommen wir endlich zum wichtigsten Teil dieses Anhangs: der Danksagung! ^^
 

Erst einmal möchte ich mich schon von vornherein bei allen bedanken, die ich im folgenden vielleicht vergessen sollte ^^“ Aber ich denke eigentlich nicht, dass hier wer zu kurz kommen wird XD
 

Bedanken möchte ich mich bei:
 

- all meinen Lesern! Ich bin dankbar für jede Sekunde, die jemand investiert hat, um diese FF zu lesen, auch wenn der- oder diejenige keinen Kommentar hinterlassen hat, wo ich mich doch über Kritik immer sehr freue ;__;
 

- 007, für die Kommentare, die ich des öfteren mal lesen durfte und worüber ich mich stets gefreut habe
 

- Celestial-Sakura, die oftmals ihren Namen wechselt, was sehr irritierend ist XD“ Vielen Dank für die vielen, lieben Kommis! ^^
 

- gwinty, ebenfalls für Kommis und die nette Diskussion über Chaos XD
 

- susy, die mir auch sehr viele liebe und hilfreiche Kommis hinterlassen hat *___*
 

- meinem Bruder, der mir teilweise geholfen hat die Story aufzubauen
 

- Capcom dafür, dass sie eine solch geniale Videospielserie wie MegaMan Battle Network auf den Markt gebracht haben!! Ohne MegaMan kann ich nicht mehr! XD
 

- Keiji Inafune, dem Erfinder MegaMan’s ^^ *nach oben deut* Ich hab keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen würde, würde es keinen MegaMan geben XDD“
 

- allen MegaMan Fans, die dafür sorgen, dass Capcom weiterhin fleißig MegaMan-Spiele en masse auf den Markt wirft XD
 

- und last but definitely not least... Natsu-chan!!

Meine fleißige Betaleserin und mein Ansporn! XD Ohne dich hätte ich sicherlich schon lange aufgegeben diese FF zu schreiben. Du bist der einzige Grund, warum ich sie überhaupt zu Ende gebracht habe ^^“ Wärst du nicht gewesen, hätte ich das hier schon lange abgebrochen...

So wie auch ohne MegaMan, wäre ein Leben ohne dich wie die Hölle! X____x

Genau aus diesem Grund widme ich dir auch die komplette FF ^^ Du warst mir eine sehr große Hilfe und ich habe mich immer wahnsinnig darüber gefreut, wenn dir ein weiteres Kapitel zugesagt und es dir gefallen hat XD Ich könnte mir auch niemand besseres als Betaleserin vorstellen und ich hoffe inständig, dass du diese Aufgabe auch in Zukunft für all meine kommenden Projekte übernehmen wirst ^___________^

Ich hab dich so wahnsinnig lieb!! <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3
 

So... Und damit endet diese FF nun auch. Weitere Projekte sind bereits geplant, also immer schön die Augen offen halten! MegaMan Battle Network ist nämlich noch lange nicht vorbei!
 

Noch einmal danke fürs Lesen!! *verbeug*
 

- Ryan Lowey aka Gospel (der Autor ^______^V)
 


 

Während bei Lan und seinen Freunden allmählich der gewöhnliche Alltag wieder Einzug fand, begab sich auch Mr. Smoke zurück an seine eigentliche Arbeit. Kaum war er bei sich zu Hause durch die Tür getreten, zog er seine dunkelgraue Anzugjacke aus, schleuderte sie in eine Ecke des Vorzimmers und ging schnellen Schrittes in sein Büro. Er setzte sich ohne Umschweife an seinen Schreibtisch, spuckte die fast aufgerauchte Zigarette aus, nahm den Hörer des Telefons ab und wählte hastig eine Nummer. Das Freizeichen erklang kurz darauf. Es tutete drei- oder viermal bis schließlich jemand abnahm. Smoke wartete einen Augenblick.

„Ja, ich bin’s, Smoke. Tut mir leid, dass ich mich erst so spät melde, aber es gab einige Komplikationen... ... ... Natürlich! Ich freue mich ihnen die gute Nachricht überbringen zu dürfen... ... ... Selbstverständlich. Alles lief genau nach Plan... ... ... Nein, nein, es ist alles in bester Ordnung. Niemand scheint meine wahre Identität herausbekommen zu haben... ... ... Ja, dieser Takamura war wirklich ein Trottel! Er hat die ganze Zeit über nichts mitbekommen... ... ... Hmhm... ... ... Doch es war ein leichtes in seine Gruppe einzutreten. Er hat mir auf Anhieb vertraut und mich sogar zu seinem persönlichen Vertrauten gemacht... ... ... Ja, nicht zu glauben, was? Dieser Idiot hat die ganze Zeit über nicht mitbekommen, dass ich in Wirklichkeit die Fäden in der Hand hielt und ihn von Anfang an manipuliert habe. Er hat nicht den geringsten Moment lang Verdacht geschöpft... ... ... Ja, ich verstehe... ... ... Nein, nein! Wie gesagt, es ist alles in bester Ordnung. Das Projekt war ein voller Erfolg, zumindest aus unserer Sicht... ... ... Yup, ich habe alles zu ihrer Zufriedenstellung erledigt. Ich habe sämtliche Testdaten über OmegaMan sichergestellt und sogar einige Daten über den Chaos Lord... ... ... Da gebe ich ihnen vollkommen Recht, Sir... ... ... Nein, um den brauchen wir uns keine Sorgen mehr machen. Takamura ist liquidiert und der Den Tower zerstört, sämtliche Daten gelöscht. Ich habe auf alles geachtet. Die Officials werden keine Hinweise auf uns finden können... ... ... Nein, leider noch nicht. Aber dieser Junge ist schon wirklich erstaunlich. Ich denke, er kann uns eines Tages noch nützlich werden... ... ... Die anderen? Nun, soweit ich gesehen habe, wurden alle von den Officials festgenommen und werden zur Zeit noch verhört, aber es besteht keine Gefahr, das versichere ich ihnen... ... ... Ja, diese Rina scheint wohl Verdacht geschöpft zu haben, aber ich bin mir hundertprozentig sicher, dass sie nichts herausbekommen hat... ... ... Natürlich! Sie können sich voll und ganz auf mich verlassen. Noch weiß niemand von ihrer Existenz... ... ... Gut, ich werde ihnen die Daten dann vorbeibringen. Ich würde sagen, das war ein äußerst erfolgreicher Testdurchlauf. Das eigentliche Projekt wird garantiert schnell Früchte tragen... ... ... Wie sie wünschen. Ich werde mich dann wieder bei ihnen melden... ... ... Ja. Bald ist endlich der Zeitpunkt gekommen, an dem sich die Dark Legion aus dem Schatten erheben kann. Ich bin ebenfalls ziemlich aufgeregt... ... ... Ha! Ja, das wird wirklich gut. Na dann... Ich werde auf Kagayaku’s Antwort warten. Ich wünschen ihnen noch einen schönen Tag, Mr. President.“

Mit einem lauten Klacken legte er den Hörer wieder auf. Da nun auch dies geklärt war, war es erst einmal an der Zeit für eine Zigarette...
 

Fortsetzung folgt in: MegaMan Battle Network – The Twin Satellites



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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  susy
2007-05-16T19:15:05+00:00 16.05.2007 21:15
Hi! <angestürmt komm>
Sorry. Tut mir echt Leid, dass ich so spät dran bin mit dem Kommi. Ich bin nur derzeit ziemlich im Schulstress und alles mögliche geht daneben. Jetzt hätte ich endlich den Internetchip für den Laptop, und jetzt geht der Laptop kaputt. Das ist soooooo ungerecht. <schnief>
Zum Kappi:
Das war wieder mal einsame Spitze. <schwärm>
Sooo spannend. Es wird mit jedem mal nochspannender.
Kann megaman Voltman besiegen? Oder bekommt er doch unerwartete Hilfe?
was ist mit Lan´s Freunden?
Es gibt soo viele Fragen, die mir im Kopf herumgeistern, aber auf die Antworten muss ich wohl oder übel noch ein Weilchen warten. Oder?
ich hoffe, das nächste Kappi kommt bald.
<knuddel<
susy
PS: Ich werd mich bemühen, das nächste mal schneller zu sein mit dem Kommi. Aber eins bekommen wirst du immer, das versprech ich dir. <knuff>
Von:  susy
2007-03-21T11:22:52+00:00 21.03.2007 12:22
Hi!
Das Kappi war wieder einsame Spitze.
Lan hat wirklich ein rießen Glück. Immer im richtigen Moment kommen ihm seine Freunede zu Hilfe. So ein Glück hät ich auch gern.
Tut mir Leid, dass ich bei dem Gewinnspiel die Lösung nicht eingeschickt habe, aber mir haben genau diese zwei Wörter gefehlt. Sorry.
Aber das Kappi ist klasse. <1+geb>
Ich freu mich schon aufs nächste.
<knuddel>
Susy
Von:  susy
2007-02-17T21:02:32+00:00 17.02.2007 22:02
Hi!
Ich bin wie immer begeistert. Dein Schreibstil ist echt klasse und du kannst echt spannend schreiben.
<sich umschau> Ich versteh einfach nicht, wieso du keine anderen Kommis bekommst. Deine Story ist doch echt der hammer. <1geb+Favo>
Zum Rätsel: 4 hab ich schon. <stolz bin> Ich werde fleißig weitergrübeln und schick dir dann das Ergebniss, falls ich alle herausbekomme. <smile>
Bitte schreib schnell weiter.
<knuddel>
Susy
Von:  susy
2007-02-05T18:27:38+00:00 05.02.2007 19:27
Man, du kannst doch nicht einfach aufhören. Jetzt, wos grade so spannend ist. Aber da kann ich nivhts machen. Ich muss wohl noch warten. <ungeduldig sei>
Jedenfalls super geschrieben. Ich muss immer wieder staunen, wie gut du schreibst. Einfach gwnial.
<knuddel>
Susy
Von:  susy
2007-01-22T17:49:55+00:00 22.01.2007 18:49
Mannometer. War das wieder klasse. Du verstehst es coole und spannende FFs zu schreiben. Ich bin schon ganz neugierig wies weitergeht. Bitte schreib ganz schnell weiter. Ich bin so gespannt, dass ich fast nicht mehr ruhig dasitzen kann.<im Zimmer herumhüpf und überleg, wies weitergehen könnte>
Susy
Von:  susy
2007-01-15T16:12:52+00:00 15.01.2007 17:12
Genial. Ich muss einfach immer wieder staunen, wie gut und spannend du Geschichten schreiben kannst. Ich bin schon so gespannt, wie s weitergeht, dass ich es fast nicht mehr erwarten kann. Ich platze gleich vor Neugier. Wie s wohl weiter gehen wird? Ich hab keine Ahnung. Jedenfalls super geschrieben. Mach weiter so.
Und bitte schreib so bald wie möglich weiter.
Susy
Von:  susy
2007-01-02T14:44:42+00:00 02.01.2007 15:44
Wieder mal total klasse. Ich lies mir die FF schon zum dritten mal durch. Genial kann ich dazu nur sagen.
Susy
Von:  susy
2007-01-02T14:43:03+00:00 02.01.2007 15:43
Man diese Omega-Viren sind einfach der Hammer. Super Idee.
Mach weiter so.
Susy
Von:  susy
2007-01-02T14:41:52+00:00 02.01.2007 15:41
Klasse. Genial. Super.
...
Susy
Von:  susy
2007-01-02T14:38:43+00:00 02.01.2007 15:38
Boah. Das Kappi is genial. Total spannend und auch lustig.
Bitte schreib ganz schnell weiter. Ich kanns schon gar nicht mehr erwarten.
Mach weiter so.
Susy


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